exkursionsbericht-sizilien.
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Fachexkursion nach Sizilien Inhaltsverzeichnis Anreise........................................................................................................................................................2 Stadtbesichtigung Palermo..........................................................................................................................3 Casa Vinicola Calatrasi................................................................................................................................4 Marchesi de Gregorio/Sirignano..................................................................................................................6 Fahrt von Palermo nach Marsala mit Segesta und Erice.............................................................................8 Weingut Fazio..............................................................................................................................................9 Salzfelder von Trapani...............................................................................................................................10 Hotel Acos in Marsala................................................................................................................................11 Die Stadt Marsala......................................................................................................................................11 Donnafugata/Marsala................................................................................................................................12 Istituto Tecnico Agrario Statale Marsala....................................................................................................13 Cantine Florio / Marsala.............................................................................................................................14 Die Fahrt von Marsala nach Agrigento......................................................................................................15 Feudo Arancio Sambuca di Sicilia/Memphi................................................................................................16 Picknick am Mittelmeer bei Eraclea...........................................................................................................18 Agrigento - das Tal der Tempel.................................................................................................................19 Catania......................................................................................................................................................20 Der Besuch der Region Ätna.....................................................................................................................21 Vini Biondi..................................................................................................................................................23 Quiz...........................................................................................................................................................24 Brand Management im Weinbau...............................................................................................................25 Attribute einer Abschlussexkursion............................................................................................................26 Programm..................................................................................................................................................30 Teilnehmer der Exkursion..........................................................................................................................31 Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 1 Anreise bereit, so dass wir nur noch einladen mussten. Jetzt lag noch eine rund einstündige Busfahrt vor uns, bevor wir im Zentrum von Palermo unser Hotel beziehen konnten. Auf dem Weg ins Hotel machten wir noch eine Kleine Stadtrundfahrt, auf der wir bereits einige wichtige Informationen über Land, Leute und Verhaltensweisen Siziliens lernten. Am 19.03.2006 machten wir uns auf, Sizilien zu erkunden. Unsere Reise begann mit der Busfahrt von Neustadt bzw. Landau aus zum Flughafen nach Stuttgart. Pünktlich um 5:30 Uhr fuhren wir in Landau weg. Die Autobahn war zu dieser Zeit noch fast leer, so dass wir ohne Stau bis zum Flughafen durchkamen. Dort wurden wir erstmal alle geweckt. Nun mussten wir unser Gepäck durch den Flughafen zum ,,Check in“ schleppen, auch der Flughafen war noch wie leergefegt, so dass wir ohne großes Gedränge einchecken konnten. Danach nutzten die meisten noch die Gelegenheit, sich kurz vor dem Abflug zu stärken. Um 8:00 Uhr war ,,Boarding time“ und es ging auf zum Terminal. Dort mussten wir noch ca. eine halbe Stunde warten, bevor es endlich in den Flieger ging. Abflug Stuttgart pünktlich, trotz Enteisung des Flugzeugs um 8:50 Uhr. Der Flug verlief ohne jegliche Turbulenzen und wir landeten sicher in Palermo. Während des Fluges schliefen die meisten, einige wenige genossen den herrlich freien Blick auf die Alpen und das Mittelmeer. Bei der Ankunft in Palermo konnte das Wetter noch nicht überzeugen was sich im Laufe der Woche aber noch ändern sollte. Um 10:40 Uhr war ,,Check out“. Der Bus stand auch schon Sizilien ist mit einer Größe von 25.709 km² und einer Bevölkerung von ca. 5,2 Millionen Italiens größte Insel, sie ist auch als Kornkammer Italiens bekannt. Überhaupt ist die Landwirtschaft Siziliens größte Einkommensquelle, was wohl an dem sehr mediterranen Klima und dem Einfluss der verschiedenen Herrscher in der Geschichte Siziliens liegt. Die Griechen brachten die Oliven, Araber Zitrusfrüchte wie Orangen und Zitronen und die Römer den Wein. Weitere Völker, die auf Sizilien herrschten und Einfluss hatten, waren Goten, Byzantiner, Normannen, Bourbonen, Spanier und das Handelsvolk der Phönizier. Auf unserer Fahrt ins Hotel kamen wir am Orto Botanico (Botanischen Garten) vorbei, er wurde 1875 errichtet und ist in seiner Pflanzenvielfalt einer der interessantesten Europas. Alle Pflanzen wachsen dort natürlich im Freien. Palermo ist die größte und wichtigste Stadt Siziliens, sie ist zugleich Hauptstadt von Sizilien und der Provinz Palermo, sie hat 686.000 Einwohner. Die Mehrheit der sizilianischen Bevölkerung gehört der römisch-katholischen Kirche an, es gibt aber auch Siedlungen mit Bevölkerung albanischen Ursprungs. Die größten Probleme Siziliens sind eine hohe Arbeitslosigkeit (25%), mangelnde Verkehrsinfrastruktur, Umweltschäden und Wasserknappheit im Landesinneren, da es dort üblicherweise nur in den Wintermonaten regnet. Im Hotel angekommen beziehen wir unsere Zimmer und machen uns bereit für das ausführliche Stadtbesichtigungsprogramm am Nachmittag. Titus Däuwel Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 2 Stadtbesichtigung Palermo Kreuzgang von Monreale Park in Palermo Mobile Landkarte Grabstätte Friedrich II. Dom von Monreale Enge Straßen – nicht für Pferdefuhrwerke geeignet Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 3 Casa Vinicola Calatrasi liche Tankpresse. An dieser Stelle wurde der hauseigene Oenologe Pino Odde herbeigerufen, um uns weitere fachliche Auskünfte zu geben. Pino setzte den Rundgang mit unserer Gruppe fort und ging insbesondere auf die oenologischen Maßnahmen ein. Bei der Ankunft um ca. 9:30 Uhr erfuhren wir zunächst, dass Herr Reintjes, der als einziger Mitarbeiter mit Deutschkenntnissen für die Führung unserer Gruppe vorgesehen war, kurzfristig nach Deutschland gereist sei. Die Gruppe wartete also im Hof und bewunderte die von weitem sichtbaren siloartigen Maischegärtanks, das Kelterhaus und die Maischekühlanlage, die einige unserer naiven Klassenkameraden fälschlicherweise für eine Maischeerhitzungsanlage hielten. Nach ca. 20 Minuten wurde uns eine niederländische Praktikantin namens Anouk vorgestellt, die den ersten Teil der Führung in englisch durchführte. Casa Vinicola Calatrasi wurde 1980 von Maurizio und Giuseppe Miccichee gegründet und produziert heute zehn Millionen Liter Wein pro Jahr, der in 25 verschiedene Länder exportiert wird. Drei verschiedene Weingüter gehören zu diesem Betrieb: das in Sizilien (San Cipirello), eines auf dem italienischen Festland (Puglia) und ein weiteres in Tunesien. Die Trauben beider italienischen Güter werden in San Cipirello verarbeitet. Interessante Punkte waren dabei: Der Chardonnay wird bereits Ende Juli geerntet und bei nur ca. 7-8 °C gekeltert Es wird 30% Weißwein und 70 % Rotwein produziert (untypisch für das von Weißwein dominierte Sizilien) Die Gärung erfolgt in 60.000 L Tanks mit Kühlung. Zur Weinsteinstabilisierung wird auf -5 °C heruntergekühlt Es wird eine eigene Linie an ökologischen Weinen ausgebaut, diese hat eine getrennte „Zone“ im Ausbau. Alle Umpumpvorgänge werden mit Stickstoff überlagert, um Oxidation zu vermeiden Vor der Abfüllung findet eine 0,45 Mikrometer Membranfiltration statt Für die Abfüllung der Weine gibt es drei separate Anlagen (Tetrapack, Bag- In- Box, Flasche). Die Abfüllanlage ist die größte Siziliens und kann bis zu 28.000 Flaschen pro Stunde oder 7 LKW pro Tag verarbeiten, voll automatisiert ausstatten, in Kartons setzen und auf Paletten stapeln. Die technische Ausstattung dieser Anlage war für unsere Gruppe sehr beeindruckend. Die aus den Weinbergen eintreffenden roten Trauben werden entrappt, auf ca. 25° C gekühlt und in die Maischegärtanks gefüllt. Eine Schiene zwischen den Maischetanks befördert die beweg- Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 4 Da bis zum Mittagessen noch genügend Zeit war, fuhren wir kurzentschlossen noch zu einem kleinen Museum, in dem archäologische Fundstücke aus der antiken Stadt „Jetas“ ausgestellt waren. Bis zu Jahrtausende alte Fundstücke stießen auf gemischtes Interesse in unserer Gruppe. Als nächstes durften wir einen Blick in den Barrique - Keller werfen. Hier lagern 4.200 Barrique Fässer von allen drei Weingütern. In der Verkaufsstube des Hauses gab es eine kleine Weinprobe mit 3 Weinen. Der 1. Wein war eine Cuvée namens Ljetas aus Cataratto/Chardonnay/Viognier. Ein sehr schöner, leichter, fruchtbetonter Wein mit Aprikosenaromen für nur 3,90 €. Wir waren uns sofort einig, dass dies ein fantastisches Preis/Leistungsverhältnis darstellte. Der zweite Wein war ein 2004er Chardonnay aus dem Barrique. Cremige, weiche Noten mit reifer Frucht und einer deutlichen Holznote zeichneten diesen Wein aus, der für 5,80 € angeboten wird. Der dritte und letzte Wein war ein Nero d'Avola (IGT), ein für Sizilien sehr typischer Rotwein mit Beerenaromen und einem dezenten Tanningerüst (5,40 €). Wir entschlossen uns von dem ersten Wein einige Kartons zu kaufen, der uns für die nächsten Tage beglücken sollte. Im direkten Anschluss fuhren wir noch zur Käserei Verdejato und besichtigten die Käseproduktion. Die Pasteurisierungsanlage und die Herstellung des Frischkäses wurde uns geschildert. Auch Ricotta und Butter werden hier aus Ziegen- und Kuhmilch hergestellt. Herr Dr. Binder entschloss sich am Ende der Führung einige Kilogramm des Frischkäses zu kaufen, der uns auch für den Rest unseres Sizilienaufenthalts als angenehme Ergänzung zur Leberwurst begleitete. Danach fuhren wir wieder zurück zu Casa Calatrasi, wo uns ein fantastisches Mittagessen erwartete. Eine breite Auswahl an typisch sizilianischen Antipasti, gefolgt von Pasta, Risotto und einem delikatem Gebäck zum Dessert. Die verschiedenen Menügänge wurden von Weinen des Betriebes begleitet. Gegen 13 Uhr verließen wir mit vollem Magen und interessanten Einblicken den Betrieb Calatrasi. Johann Fitz Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 5 Marchesi de Gregorio/Sirignano Am Montag nachmittag führte uns der Weg ins Weingut Marchesi de Gregorio. Nach einer relativ langen Fahrt durch die idyllischen Weinberge der Region war es nun soweit. Auf einer Anhöhe strotzte das im arabischen Stil errichtete Gebäude nur so vor Kraft. Dort angekommen, wurden wir in einem großen Hof mit einem anmutenden Herrenhaus vom Betriebsleiter und dessen Kellermeister und rechter Hand Camello empfangen. Der Hof ist mit dem Weinlager und einem Kornlager umrahmt, geschützt auf der Frontseite von mächtigen Mauern, welche wohl zur Zeit der Araber als Schutz dienten. Erst seit dem Jahre 2005 wird Wein in Flaschen abgefüllt. 5 verschiedene Rebsorten werden hierfür verwendet und dies mit Erfolg, schon im ersten Jahr wurden 30 000 Flaschen verkauft. Der Rebsortenspiegel setzt sich zusammen aus 30 % Rotwein (Nero d'Avola - autochthone Rebsorte, Cabernet Sauvignon und Merlot) und 70 % Weißwein (Catarratto, Chardonnay), was auch charakteristisch für Sizilien ist. Der Großteil der Rebfläche sind wegen der kürzlichen Umstellung auf mehr internationale Sorten (Cabernet Sauvignon, Chardonnay) noch Junganlagen. Trotzdem liegt der Ertrag ähnlich wie bei uns bei 8000 kg/ha bei 4500 Rebstöcken/ha. Die Erziehungsform der Reben ist der Guyot Schnitt, welcher trotz Bewässerung gut mit der Maschine zu lesen ist. Camello ist seit 2 Jahren im Betrieb und hat Oenologie in Udine studiert. Er führte uns zuerst zu einem schönen Aussichtspunkt, von welchen man einen wunderbaren Blick über ihre 60 ha Weinberge und 15 ha Oliven hatte. Bei sonnigen 20 °C und einem angenehmen Lüftchen begann er uns nun, von den Methoden der Traubenproduktion und -verarbeitung zu berichten. Der Betrieb mit einer 300 Jahren alten Tradition entstand aus deutschen Wurzeln. Als damals Friedrich Barbarossa von Köln nach Sizilien ging, wanderten die Vorfahren der Familie Gregorio mit aus. Gelesen wird alles mit der Maschine. Zudem wird auch alles entrappt, um weniger tanninbetonte Weine zu bekommen. Rote Sorten werden am Tag gelesen, weiße Sorten in der Nacht wegen der starken Hitze, die während der Lese von Ende Juli bis Ende September herrscht. Trotz maschineller Lese benötigt der Betrieb im Frühjahr 10 Arbeitskräfte und über Sommer wegen der aufwändigen Ausdünnungsarbeiten ein paar mehr. Der Tageslohn eines Arbeiters beträgt 55 € für 8 Stunden Arbeit. Nach der weitgehenden Umstellung auf biologische Traubenerzeugung wird seit 4 Jahren nur noch organischer Dünger verwendet. Das Klima ist in dieser Region optimal gegen Oidium und Peronospora. So besteht dort nur ein Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 6 sehr geringer Oidiumdruck. Peronospora gab es letztes Jahr das erste Mal nach 20 Jahren wieder. Deshalb werden dort auch in schlechten Jahren nie mehr als 6 Spritzungen benötigt. Der Zeitpunkt der Lese wird im eigenen Labor ermittelt. Wichtige Parameter sind hierfür der pHWert, Säure und Zucker, welche alle mit dem eigenen FTIR ermittelt werden können. Ist es dann soweit, steht dem Betrieb hochmoderne Kellereitechnik zur Verfügung, welche im Jahr 2000 bei der Modernisierung des Betriebes angeschafft wurde. Der Rotwein bleibt 5-10 Tage bei 26-28 °C Gärtemperatur auf der Maische. Als Verfahrenstechnik wird das Überschwallverfahren verwendet, es wird 4x täglich 20 Minuten überschwallt. Man will angenehm trinkbare Weine produzieren. Die Weißweintrauben werden nach der Runterkühlung auf 10 °C mehrere Stunden stehen gelassen. Nach der Pressung wird dann durch Enzymgabe der Trub vom Most mit Hilfe der natürlichen Sedimentation getrennt. Der Resttrub wird dann gefiltert und dem Most wieder zugefügt. Bei der Gärung mit innen liegenden Kühlplatten wird auf eine Gärtemperatur von 16-18 °C geachtet. Von Vorteil ist hier auch, das der Keller in die Erde gebaut wurde, was eine größere Energieeinsparung ermöglicht. Rotweine wie auch teilweise Chardonnay werden zur Reifung ins Barrique gelegt. Kurz vor der Füllung der Weine wird in isolierten Tanks eine Weinsteinstabilisierung durchgeführt. Hierbei wird der Wein über 5 Tage bei –4 °C gekühlt gelagert. Diese nun füllfertigen Weine werden nun in der eigen, neu angeschaffte Abfüllanlage der Firma Gai mit Stickstoffüberlagerung zum reduktiven Ausbau abgefüllt. Die Rotweine werden hierbei mit max. 2 g/l natürlichem Restzucker, die Weißweine mit max. 5 g/l natürlichem Restzucker abgefüllt. Die übrigen Weinmengen werden in den Großhandel per Tankzug verkauft – überraschenderweise zu ähnlichen Preisen als bei uns (0,65 €/l für Cabernet Sauvignon, 0,55 €/l für Catarratto). Auf uns wartete nun noch eine interessante Weinprobe, bei der wir 2 Weißweine und 2 Rotweine verkostet haben. Begleitet wurde die Probe von leckerem Primosale - Käse, Frischkäse, Salami, schwarzen/grünen Oliven und frischem Weißbrot. Weinprobe: 2004er Chardonnay (5,50 €) Gold-gelb Cremiger Wein (10% Barriqueanteil verleiht Struktur) Störender Alkohol im Abgang 13 %vol 2004 Catarratto (5,50 €) Autochthone Rebsorte Gold-gelb Verhaltene Nase Weniger Frucht, leicht Bitter im Abgang (Mandelnote) typisch für Sorte Probe 3: 2004 Nero D`Avola (6,00 €) Autochthone Rebsorte Rubin-rot Würzig, rauchig, leichte Kirsch- und Vanillearomen Weiche Tannine, harmonischer Wein Merlot (6,00 €) Tiefes-Rot Paprika, Pfefferaromen Vegetativer Geschmack (40% Barriqueanteil) Ein Wein der unbedingt noch Lagerzeit braucht! Dominik Glas Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 7 Fahrt von Palermo nach Marsala mit Segesta und Erice Die Römer errichteten die Stadt erneut. Danach wurde Segesta noch von anderen Eroberern bewohnt, nämlich den Arabern und Normannen. Im Laufe der Kreuzzüge wurde Segesta um 1500 zerstört. Zur Stadt gehört auch ein Theater mit Blick aufs Meer mit einer faszinierenden Akustik und ein unvollendeter Tempel, weil während des Baus die Stadt die Religion wechselte. Tempel in Segesta Nach einem knappen Frühstück starteten wir um 8:00 Uhr Richtung Trappani und machten in Segesta und Erice kulturelle Zwischenstops. Bei der Fahrt aus Palermo heraus am Meer entlang sahen wir viele Villen. Da diese zu nah am Meer stehen sollen sie abgerissen werden. Um 9:15 Uhr kamen wir in Segesta an. Es wurde von den Elymern um 600 v. Chr. gegründet. Nach einem kurzem Marsch bergauf erreichten wir die Ruinen der Stadt. Von hier aus hat man eine hervorragende Aussicht auf die umgebene Landschaft. Außerdem sieht man einen natürlichen Hafen (Meeresbucht), der früher strategisch wichtig war, um ankommende Feinde zu sehen, sowie die auf Stelzen gebaute Autobahn. Blick aus Erice Um 13:45 Uhr erreichten wir Erice, das 751 m über dem Meer liegt. Die ersten Teile sind aus 1000 v. Chr. Erice wurde ebenfalls von der Elymern gegründet und normannisch geprägt. Die Stadt war ein Tempel der Liebe, die von den Tempelhuren praktiziert wurde. 400 v. Chr. führte die Stadt Krieg mit Syrakus. Um zu gewinnen, verbündeten sie sich mit Karthago, die später die Stadt zerstörten. Griechisches Eryx Theater Segesta „Etwas“ verspätet machten wir um 17:00 Uhr ein Picknick – „Mittagessen“ an den Salzfeldern von Trapani (gegenüber der berühmten Insel Mothia) mit Pfälzer Dosenwurst, italienischen Käse viel Obst und Gemüse. Ulrich Griebeler Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 8 Weingut Fazio Die Geschichte des Weingutes Fazio geht über vier Generationen zurück. Kürzlich haben Vincenzo und Girolamo die Strukturen und Produktionstechniken in Übereinstimmung mit den Bedürfnissen des Marktes modernisiert. Nach der Einstellung eines Technikers aus Sizilien versuchen sie, das Beste aus den lokalen Weinreben herauszuholen. Die Weinkellerei hat eine moderne Struktur mit einer modernen Produktionstechnologie (Förderbänder, Entrapper usw.). Es ist im vollkommenen sizilianischen architektonischen Stil aufgebaut und bildet eine schöne Harmonie mit der Umgebungslandschaft, eine Mischung zwischen der unternehmerischen Empfindlichkeit und Tradition. Das Weingut setzt sich aus zwei verschieden Komplexen zusammen. Der Empfangsbereich umfasst die Büros und den Weinverkauf. Der andere Teil des Weingutes enthält die Kellerräume und einen traumhaft schönen Barrique-Keller. Die Lagerhäuser sind temperaturgesteuert, um das Altern der Weine regeln zu können. Der Flaschenweinverkauf liegt bei etwa 1,7 Millionen. Das Weingut ist im Besitz von 100 ha eigener Rebfläche, von etwa 500 ha Rebfläche kauft das Weingut Trauben dazu. Die Weinberge liegen auf Hügeln in einer Höhe zwischen 200 und 500 Metern über dem Meeresspiegel. Die Höhe, der Nordwinde und die Seewinde bieten beste Voraussetzungen für die Reben, die auf Kalkund Lehmböden wachsen. Die gepflanzten Weinreben sind hauptsächlich lokale Rebsorten: Insolia, Grillo, Cataratto sowie Moscato Bianco, vor allen aber Nero d'Avola. In diesem Gebiet gedeihen auch internationale Weinreben wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Shiraz. Eine Besonderheit von Fazio ist MüllerThurgau, welcher im höchsten Weinberg auf 500 Metern einen überraschend guten, frischen Wein erzeugt. Daten zu den Weinbergen: Der Hektarertrag ist im Schnitt bei 7000 l/ha. Erziehung: Spaliererziehung und Kordonschnitt - das Weingut Fazio ist einer der wenigen Betriebe, die diese Erziehung in den Weinbergen durchführen. Gassenbreite 2,30 m, Stockabstand 0,90 m, Reihenlänge 200 m, etwa 5000 Reben/ha. Durch die moderaten Niederschlägen von etwa 600 l/m² benötigt die Weinberge keine Bewässerung. Die Traubenlese erfolgt von Hand, aber auch durch Maschinen. Bei unserem Besuch probierten wir vier Weine. SICILIA I.G.T Catarratto 12 %vol SICILIA I.G.T Müller Thurgau 12,5 %vol SICILIA I.G.T Nero dÀvola 13,5 %vol SICILIA I.G.T Shiraz 13,5 %vol Mein Fazit zu diesem Weingut: Das Weingut Fazio ist ein sehr modernes Weingut mit hervorragenden Weinen. Ich kann jedem, der in Sizilien Urlaub macht, empfehlen, im Weingut vorbei zu schauen. Florian Geisser Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 9 Salzfelder von Trapani Man konnte auch einen langen Steg entlang laufen, der einen noch besseren Blick auf das malerische Ambiente bot, oder in dem seichten Wasser der Salzfelder auf und ab gehen. Gegen 17:15 Uhr kamen wir an den Salzfeldern von Trapani zu einem gemeinsamen Picknick an. Zu den zahlreichen Köstlichkeiten zählten vor allem der gebietstypische Frischkäse (Pirimosale), eine Salami und der bekannte MortadellaSchinken. Dazu gab es sizilianisches Brot, Oliven und frisches Obst. Abgerundet wurde das Picknick mit Weinen aus den bereits besuchten Weingütern sowie dem Spätburgunder von Herrn Schandelmaier und Prof. Fischer. Während des gemütlichen Beisammenseins wurde die Gelegenheit genutzt, kleine Präsente für die Familie oder Freunde zu besorgen. Besonders beliebt waren Packungen mit dem hier gewonnenen Salz. Mit gefüllten Mägen und frohen Gemüt ging die Busfahrt um 18:10 Uhr dann in Richtung Marsala weiter zu unserem nächsten Hotel. Unterwegs erklärte uns Carmelo, dass ein Salzfeld erst nach 16 bis 18 Monaten durch Verdunstung soviel Salz angereichert hat, damit man es problemlos zusammenschieben und abtragen kann. Während dieser Zeit wird mittels Pumpen, die durch die Windmühlen angetrieben werden, immer wieder Meerwasser in die Salzfelder gepumpt, um die Salzschicht zu vergrößern. Um etwa 18:20 Uhr kamen wir in Marsala an. Nach einer kurzen Fahrt durch die Stadt fuhren wir 10 Minuten später vor unserem Hotel Acos vor. Alexander Kästel Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 10 Hotel Acos in Marsala Das Hotel Acos ist ein komfortables, vor kurzem renoviertes Hotel in der Nähe des Zentrums von Marsala. Die Zimmer sind ansprechend und ausgestattet mit jedem Komfort. Das elegant eingerichtete Restaurant gewährleistet eine Küche von hoher Qualität, in der landestypische Gerichte nicht fehlen. Der aufmerksame Empfang direkt von den Eigentümern und die große Zuvorkommenheit des Personals sind eine Garantie für alle Gäste, die nach Marsala zu kommen wünschen, sei es nun aus geschäftlichen, sportlichen oder aus Urlaubsgründen. Insbesondere der stets gut gelaunte Kellner, ein echt sizilianisches Original, wird uns gut in Erinnerung bleiben. Andreas Kaufmann Die Stadt Marsala Marsala wurde unter dem Namen Lilybaion nach der Zerstörung ihres Stützpunkte Motya im Jahr 397 v. Chr. von den Karthagern als Festung gegründet und war im Ersten Punischen Krieg ihr letzter Stützpunkt auf Sizilien. Lilybaion fiel 241 v. Chr. mit Ende des Krieges, wie ganz Sizilien, an die Römische Republik, und hieß seitdem Lilybaeum. Die Festung zerfiel ab dem Ende des Weströmischen Reichs, fiel in die Hände der Sarazenen, die sie unter dem Namen Marsala wieder aufbauten. In der Mitte des 16. Jahrhundert zerfiel die Stadt langsam. Im 18. Jahrhundert begannen Engländer in Marsala mit der Weinproduktion. Bedeutung erlangte Marsala schließlich noch einmal bei der Wiedervereinigung Italiens, dem Risorgimento, als hier am 11. Mai 1860 Giuseppe Garibaldi mit seinen 1000 Freiwilligen landete. Marsala hat 81.135 Einwohner (Stand 31. Juli 2005), die auf einer Fläche von 241 km² leben. Die Stadt liegt an der westlichsten Spitze Siziliens. Die Nachbargemeinden sind Mazara del Vallo, Petrosino, Salemi und Trapani. Marsala ist das Zentrum des Weinbaus in Westsizilien, deswegen verfügt die Gemeinde über eine Weinbauschule und zahlreiche Weinkellereien. Von hier stammt der Marsalawein. Darüber hinaus sind der Fischfang, die fischverarbeitende Industrie sowie Ölmühlen von wirtschaftlicher Bedeutung. Auch der Tourismus hat als Erwerbsquelle Bedeutung erlangt. Sehenswürdigkeiten: Dom San Tommaso di Canterbury wurde in normannischer Zeit errichtet, seitdem aber weitgehenden umgestaltet. Interessant ist auch das Innere des Domes mit zahlreichen Kunstwerken Palazzo della Loggia aus dem 18. Jahrh. Gobelin-Museum mit Wandteppichen aus dem 16. Jahrhundert Archäologisches Museum, mit einem alten punischen Schiff und anderen vorgeschichtlichen Gegenständen Griechisch-römischer Park, Überreste einer römischen Siedlung mit einem Thermalgebäude und Mosaiken (besonders zu beachten ist das Mosaik die Medusa) Normannische Schloss, heute das Gefängnis Marsala http://de.wikipedia.org/wiki/Marsala Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 11 Donnafugata/Marsala Donnafugata ist ein Familienbetrieb in der 4. Generation. Er besteht aus den antiken Kellereien in Marsala aus dem Jahre 1851 und den beiden Weingütern Pantelleria und Contessa Entellina. Der Betrieb hat 32 Festangestellte mit einer produktiven Rebfläche von 302 ha, wovon 160 ha in Familienbesitz sind. Der Name Donnafugata besteht erst seit 1983. Mit dem neuen Namen wurde ein Imagewandel durchgeführt, mit der Zielsetzung, nur noch höchste Qualität im Einklang mit der Natur zu erzeugen. Der Name Donnafugata bedeutet „die geflohene Frau“. Er wurde gewählt in Anlehnung an die Geschichte der Königin Maria Karoline, die aus Neapel vor feindlichen Truppen fliehen musste und in Sizilien Zuflucht fand. Hauses selbst entworfen. Jeder Wein erhält ein eigenes Künstleretikett, das eine Geschichte zu erzählen hat. Eine Besonderheit ist der Natursüßwein Passito, der unter dem Namen Ben Ryé verkauft wird. Ben Ryé ist arabisch und bedeutet „Sohn des Windes“. Die Trauben für den Passito werden in zwei Schritten gelesen. Anfang August wird ein Teil der Sorte Zibibbo gelesen und auf Horten unter einem Planenzelt von der Sonne und dem Wind zu Rosinen getrocknet. Im September wird dann der Rest des Zibibbo geerntet und zu Most gepresst. Wenn der Most gärt, werden die Rosinen in mehreren Schritten zugegeben und mitvergoren. Der Wein bleibt natursüß und ist sehr aromatisch. In der Kellerei in Marsala wird nur der Most verarbeitet, der zuvor in den beiden Weingütern abgepresst und anschließend zur Kellerei gebracht wird. Die weißen Rebsorten werden bei Donnafugata seit 1998 nachts unter Flutlicht gelesen. Dadurch haben die Trauben durch die nächtliche Kühle nur noch eine Temperatur von 16-18 °C gegenüber 35 °C bei Tag. Dies führt zu weniger Aromaverlusten und einer Energieeinsparung von 70%, weil die Trauben vor dem Pressen auf 10°C heruntergekühlt werden. Bei Donnafugata werden die weißen Sorten Zibibbo, Anzonica, Cataratto, Grecanico, Chardonnay und Sauvignon Blanc sowie die Rotweinsorten Nero d’Avola, Perricone, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah angebaut. Sämtliche Rotweine durchlaufen den BSA und werden in Eichenholzbarriques verschiedener Herkunft und Mischungen aus Belegungsalter ausgebaut. Nach der Füllung wird je nach Weintyp und Weinart eine 1-12 Monate lange Flaschenreife durchgeführt. Der Betriebs produziert jährlich 2 Mio. Flaschen, davon ca. 38000 Flaschen Passito. Die Weine werden teils sortenrein, teils als Verschnitt ausgebaut und unter Fantasienamen verkauft. Die Etiketten wurden von der Dame des Donnafugata ist ein sehr feminin geführtes Weingut mit einem besonderen Flair, das mir persönlich sehr gut gefallen hat. Besonders schön war die großzügige Weinprobe des gesamten Sortiments, die von dem Exportmanager des Hauses auf deutsch besprochen wurde und bei mir viele Emotionen geweckt hat. Wir konnten die gesamte Palette der abgefüllten Weine verkosten und gemeinsam besprechen. Das Weingut Donnafugata und seine Weine wird mir noch lange in schöner Erinnerung bleiben. Holger Kuhn Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 12 Istituto Tecnico Agrario Statale Marsala Das „Instituto Tecnico Agrario Statale“ ist eine sogenannte Außenstelle (Weinbauschule) in Marsala und gehört zur zentralen Weinbauschule in Palermo. Diese finanziert sich durch die Region Siziliens und betreibt eine Zusammenarbeit mit dem Institut und der Universität. Die Weinbauschulen hat folgende Aufgaben und Zielsetzungen: Wein- und Weinbau-Experimente (z. B. den Versuch der Traubentrocknung) Verschiedene Laborversuche Teilnahmen an Messen Versuche mit Rebsorten durchführen (ob sie für Sizilien geeignet sind) Auf der Insel Sizilien werden ca. 133.000 ha Rebfläche durch die Winzer bewirtschaftet. Die Schule selbst bewirtschaftet keine eigene Weinberge, sondern arbeiten mit den Weingütern Siziliens zusammen. Dies bringt den Vorteil, dass die Versuche/Experimente auf ganz Sizilien durchgeführt werden können. Die Schule arbeitet mit ca. 100 Mitarbeitern für die Betreuung der sizilianischen Rebfläche. In der Schule sind zudem 4 Arbeiter und zusätzlich noch einige Saisonarbeitskräfte in den Weinbergen tätig. Insgesamt verarbeitet die Schule ca. 10000 kg Trauben. Diese verteilen sich auf 60 verschiedene Rebsorten. Die kleinste Menge, die verarbeitet wird, liegt bei etwa 100 kg. Weinprobe in der Schule: Grillo: eine sehr wüchsige Rebsorte, seit ca. 10 Jahren als Tafelwein neu entdeckt, bevorzugt eher kühlere Gebiete und wird daher an der Küste ausgebaut. Ein Grillo ist sehr schwer frisch zu halten und bedingt eine frühzeitige Abfüllung. Grillo wird auch als Grundwein für den Marsala verwendet. 04er Grillo: definiert als typisch für die Herkunft von Landwein Nero d'Avola 04er Rotwein: Verkaufsschlager wie Dornfelder, 13,5 %vol, 8 g/l Säure, 4,30 € Merlot + Cabernet Sauvignon: extreme aber doch sehr angenehme Paprikanote (Nero d'Avola Experiment) Steffen Leonhard Die Rebsorten Gewürztraminer und Riesling sind hauptsächlich an und um den Ätna zu finden, die Rebsorte Muskato (Muskateller) dagegen ca. 900 m über dem Meer. Der Lesetermin erfordert gutes Augenmaß (so der Winzer), je nach klimatischer Veränderung erfolgt eine frühe oder späte Lese. Bei den Rotweinen bevorzugen sie eher ein langes Ausreifen. In der Regal wird zwischen Anfang August und Anfang Oktober gelesen. Die Maischegärung erfolgt temperaturgesteuert und wird mit Stickstoff überlagert. Nicht nur einige Rotweine werden im Barrique ausgebaut, sondern auch Weißweine wie z. B. Chardonnay. Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 13 Cantine Florio / Marsala Am 22.3., einen Tag später als geplant, besuchten wir das Weingut Florio. Florio ist der größte Marsala-Produzent Siziliens. Das Weingut wurde von Benjamin Lagham im Jahr 1780 gegründet. Mit Hilfe seines Neffens Whitaker erweiterte er es und lieferte die Weine in die ganze Welt. 1833 übernahm der erste Italiener, Vincenso Florio, den Betrieb. Er rationalisierte das Weingut durch und führte sorgfältigere Verfahren für die Weinherstellung ein. Dies führte zu einem großen Aufschwung des Weinguts. 1992 wurde ein betriebseigenes Museum eröffnet. Der Marsala wird in großen Tanks vergoren, bis der gewünschte Restzuckergehalt erreicht ist. Nun werden die Weine auf 17-19 %vol aufgesprittet, um die Gärung zu stoppen. Die aufgespritteten Weine werden in Holzfässern eingelagert. Für den Marsala muss der Wein mindestens 5 Jahre im Holzfass lagern, für die Reserva mindestens 10 Jahre. Der bei der Lagerung im Holzfass verdunstete Wein wird nicht aufgefüllt. Dadurch erhält der Marsala seine typisch oxidative Note. Bei der Touri-Führung, die dennoch sehr umfassend und informativ war, wurde uns die Marsala-Herstellung erklärt. Lediglich die Zuckerstabilisierung, die sich später als Weinsteinstabilisierung sorgte für Verwirrung. herstellte, Nach der Führung konnten wir es kaum erwarten, endlich diesen außergewöhnlichen Typ von Wein an unserem Gaumen zu spüren. Dieses interessante Geschmackserlebnis werden wir nie vergessen. improvisiert von Titus Däubel, Stefan Meyer und Christian Boltz, nachdem Martin Manderschied seine Notitzen in der Waschmaschine verlegt hatte Bei Florio können 5 Mio. Liter Wein eingelagert werden, verteilt auf 600 Fässer verschiedener Größen und 1400 Barriques. Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 14 Die Fahrt von Marsala nach Agrigento Nach einer sehr kurzen Nacht standen wir gezwungenermaßen um halb sieben auf. Dann mussten wir auch schon wieder unseren Koffer packen, weil wir mit dem Bus weiterfuhren. Natürlich konnten wir uns nicht das legendäre italienische Frühstück entgehen lassen. Also hechteten wir noch kurz vor Abfahrt in den Frühstücksraum. Um acht Uhr waren dann endlich alle im Bus (auch Klaus!) und somit konnte es los gehen. Das erste Weingut, das wir an diesem Tag besuchten, war Feudo Aranci in Sambuca di Sicilia bei Menfi. Das Weingut ist erst wenige Jahre alt und eine Tochtergesellschaft der Cantine Mezzocorona aus San Michele/Trentino. Die komplette Ausstattung nur vom Besten, und sehr beeindruckend. Alle Weinberge (200 ha) sind um das Weingut angelegt. Das Gelände ist hängig (ca. 10%), was für die Bewässerung sehr von Vorteil ist. Auf dem Berg wurde ein großer See angelegt, aus dem man den gesamten Hang mit Wasser versorgen kann. Doch eine Sache übertraf das alles: unsere Führerin. Die besaß alles, was man sich von einer rassigen Italienerin vorstellt. Vor lauter Schönheit dieser Frau vergaßen wir sogar den gekauften Weinkarton. Ein Mitarbeiter des Weinguts war so nett, uns den Karton zu bringen und ersparte uns das Zurückfahren. Nun endlich fuhren wir weiter ins Landesinnere nach Agrigento. Die Landschaft dort ist geprägt von Hügeln und vereinzelten Häusern, der größte Teil sind aber die Weinberge. Die Anzahl der Olivenbäume nimmt auch zu, je weiter wir ins Landesinnere fahren. In der Orangenhauptstadt Siziliens Ribera konnten wir frische, saftige, vollreife Orangen zu sehr günstigen Preisen, direkt am Straßenrand kaufen. Nach diesem aufregenden Morgen wurden wir langsam hungrig. Wir beschlossen uns einen schönen Platz am Meer zu suchen. Unser Busfahrer, der von der Insel stammt, wusste einen guten Platz. Wir waren perfekt eingerichtet für ein Picknick. Wir hatten von Deutschland Dosenwurst dabei. Herr Binder und Herr Schandelmaier organisierten noch Brötchen, Oliven, Paprika und was man sonst noch so braucht. Wein hatten wir zu diesem Zeitpunkt auch noch genügend dabei. Als wir endlich am Strand ankamen, packten wir unsere Sachen aus und machten es uns am Strand gemütlich. Einige von uns waren so verrückt und gingen baden – bei vielleicht 15 °C und einem ziemlich starken Wind. Nach diesem umfassendem Essen mit einem Mix aus Pfälzer und italienischer Esskultur packten wir wieder unsere Sachen und fuhren weiter. Stefan Meyer Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 15 Feudo Arancio Sambuca di Sicilia/Memphi nächster Zeit auf biologisch-dynamischen Weinbau umstellen. Der Humushaushalt im Boden wird nur über die Begrünung gesteuert. Der Niederschlag beträgt pro Jahr ca. 350 mm, dieses Jahr waren es allerdings schon ca. 600 mm. Feudo Arancio ist eine Kellerei, die der seit über 100 Jahren bestehenden Mezzocorona Gruppe angehört. Insgesamt werden 250 ha Weinbau bewirtschaftet, verteilt auf 5 verschiedene Weingüter. Bei Feudo Arancio selbst werden 82 ha Weinbau und zusätzlich Oliven und Orangen angebaut. Das Weingut liegt in der Nähe von Agrigento. Feudo Arancio wurde 2002 erbaut und liegt bei 350-80 m über Null. Der älteste Weinberg ist aus dem Jahre 2001. Der Kaufpreis für 1 ha Weinberg beträgt ca. 15000 Euro. Die Weinberge haben eine Gassenbreite von 2,20 m bei 90 cm Stockabstand. Pro ha werden ca. 5000 Stöcke gepflanzt. Die Stöcke sind relativ niedrig, um eine höhere Laubwand zu erzielen. Die Erziehungsart ist Kordon mit relativ langen Zapfen. Da der Wind viele Triebe abbricht, wird länger angeschnitten und dann ausgebrochen. Der Austrieb hat bei unserem Besuch schon begonnen. Der Rebschnitt wird mit einem Vorschneider durchgeführt, der Nachschnitt erfolgt per Hand. Alle Zeilen sind begrünt, um der Erosion vorzubeugen, und werden dann im Frühjahr gemulcht. Die Unterstockbearbeitung erfolgt mit Herbizid. Das Weingut wird seine Bewirtschaftung in Die Weinberge werden alle bewässert. Die Bewässerung erfolgt über einen eigenen See. 2 Pumpen in 180 Metern Tiefe befüllen den See. Da die Böden sehr tonhaltig sind, wurden zusätzlich auch Drainagen gelegt. Dieses Wasser wird ebenfalls in den See gepumpt und zum Wässern genutzt. Im Sommer wird dann zweimal bewässert mit jeweils 6 Liter/Stock. Die Flurbereinigung und der Bau des Weinguts kostete 36 Millionen Euro wurde selbst (ohne Zuschüsse) finanziert. Bei der Flurbereinigung wurden die Weißweinsorten (Grillo, Anzonica), Muskateller, Sauvignon blanc, Chardonnay)auf dem Hang gepflanzt, die roten Rebsorten (Nero d'Avola, Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah) eher tiefer. Die roten Sorten sind im August teilweise schon reif. Früher wurde ausschließlich Tafelwein produziert, was sich jetzt aber geändert hat. Die Lese findet ausschließlich per Vollernter statt. Vom Chardonnay werden durchschnittlich 9000 kg/ha gelesen, von den anderen Sorten ca. 12000 kg/ha. Pro kg Chardonnay werden etwa 65 Cent gezahlt. Es werden nur Trauben zugekauft, kein Most oder Wein. Die Weinberge der Vertragswinzer werden vor Ort auf Reife und Qualität des Leseguts kontrolliert. Die Verträge werden allerdings erst eine Woche vor der Lese geschlossen, um keine schlechte Ware kaufen zu müssen. Die Winzer können daher auch kein Mitglied werden. Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 16 aus amerikanischem und französischem Holz. Die Reifedauer der Weine beträgt bei den Rotweinen 10 Monate. Die einzige weiße Sorte im Barrique ist der Chardonnay, der dort für 5 Monate verbleibt. Die Säulen im Barrique-Keller sind aus Tuffstein. Im Edelstahlkeller, der konstant auf 16 °C gekühlt wird, gibt es ca. 108 Fässer. Die Filtration wird per Crossflow-Filter durchgeführt. Auch auf Weinsteinstabilität wird besonders Wert gelegt. Im Keller sind 25 Arbeiter beschäftigt. Bis zur Blüte spielt Peronospora kaum eine Rolle, das Problem liegt eher bei Oidium. Es sind jährlich 6-7 Spritzungen nötig, hauptsächlich mit Schwefel. Außerdem werden Spritzungen gegen Botrytis durchgeführt. Die Spritzungen erfolgen mit einer Überzeilenspritze. Bei den tierischen Schädlingen macht vor allem der Traubenwickler Probleme. Dieser wird wie bei uns mit Pheromonen bekämpft. Um im Sommer die Stöcke kühlen zu können, wurden auf den Pfählen Nebeldüsen installiert. Bei Temperaturen über 40°C am Blatt werden die Nebelwerfer eingeschaltet und die Temperatur wird so um 7-8°C gesenkt. Das Pflanzen der Stöcke wird mit der Pflanzmaschine durchgeführt, in Maschinengemeinschaft mit anderen Weingütern. Das Weingut ist absolut auf dem technisch neuesten Stand mit Überzeilenlaubschneider, Heftmaschine und allem, was dazu gehört. Pro Jahr sind 30 Saison-AK und 40 Fest-AK beschäftigt. Auch die kellerwirtschaftliche Seite des Weingutes ist auf dem neuesten Stand. Es sind insgesamt 4 Pressen vorhanden, Most- und Traubenkühlung, Überschwalltanks mit Kernaustrag, 1200 Barriques und ein Fahrstuhl, um in den Keller zu gelangen. Die Gärdauer beträgt zwischen 10 und 15 Tagen. Im Barrique-Keller beträgt die Temperatur konstant 14 °C und 85% Luftfeuchte. Dieses wird mir Dryfog gewährleistet, dadurch wir der Schimmelbildung vorgebeugt. Die Fässer sind Die Weine werden alle sortenrein gefüllt. Bei der Abfüllung werden pro Stunde 6500 Flaschen gefüllt und auch gleich verpackt. 2005 wurden 8 Millionen Flaschen gefüllt. Je nachdem wohin der Wein verkauft wird, werden die Flaschen in verschiedene Kartons verpackt. Rote Kartons für den Supermarkt und Export, weiße Kartons fürs Inland und die Restaurants. Für jedes Exportgebiet ist ein Mitarbeiter verantwortlich. Außerdem gibt es für das Inland und das Ausland verschiedene Etiketten. Je nachdem wohin und wo der Wein verkauft wird, gibt es unterschiedliche Preise. Im Supermarkt bekommt man den Wein für 5 Euro, in der Vinothek für 10 Euro. Die Weine die innerhalb Siziliens verkauft werden, werden von Feudo Arancio aus verkauft, der Rest erfolgt über Mezzocorona. Feudo Arancio war eines der modernsten und schönsten Weingüter überhaupt. Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt. Susanne Schreiber Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 17 Picknick am Mittelmeer bei Eraclea ren, da die Shorts schon bis in die Kniekehlen hinunter gerutscht waren, doch das Meer hatte nicht mit der Kampfeskunst der Südpfälzer gerechnet. Durch Anwendung dieser Technik befreiten sie sich und wurden anschließend für ihren Einsatz als Helden gefeiert. In Eraclea (einst wichtiger Hafen der Griechen an der südlichen Küste von Sizilien) zwischen Memphy und Agrigento machten wir mit dem Bus halt. Wir suchten uns dort für unser Picknick ein Plätzchen zwischen Sand, Hecken und deutschen Fahrradfahrern. Mit Latten bauten wir uns einen Tisch für unser von zu Hause importiertes Buffet (Dosenwurst mit Brot), das mit sizilianischem Käse, Oliven und frischen Orangen ergänzt wurde. Nach dem Essen haben ein paar Südpfälzer den Ruf des Meeres vernommen, schauten sich an und konnten nicht widerstehen: Sie mussten unbedingt in das erfrischend kühle Nass. Sie zogen sich schnell um bzw. aus und rannten ins Meer wie in die Arme einer schönen Frau. Als dann alle wieder im Bus waren, ging die Fahrt weiter. Erst einmal fuhren wir über die Landstraßen in Richtung Agrigento. Aus dem Bus konnte man auf der einen Seite die saftig grünen Berge sehen, Außerdem befanden sich außerhalb des Busses auch viele Weinberge und einige verlassene und vergammelte Dörfer. Nach einiger Zeit kamen wir dann in Agrigento an: wir fuhren am älteren Stadtteil vorbei, um zu den Tempeln zu kommen. Im Hintergrund konnte man am Berg eine neue moderne Stadt erkennen. Nach der Besichtigung der Tempel fuhren wir weiter auf eine Autobahn, die uns nach Catania führte. Matthias Schreiner Im Wasser angekommen sprangen sie todesmutig in die Wellen, merkten aber sofort, dass das Meer sie nicht verführen wollte, sondern eher die Shorts der gut aussehenden Südpfälzer zu ergattern versuchte. Doch die 6 Südpfälzer und ein fast-Südpfälzer nahmen den Kampf an und wehrten sich. Der Kampf schien schon fast verlo- Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 18 Agrigento - das Tal der Tempel Den Stadtbezirk von Akragas kann man sich als ein großes Amphitheater vorstellen, das sich über zwei Hügel – jenen von Grigenti und die Rupe Atenea – und das südlich davon gelegene Gebiet (das Tal) erstreckte, abgeschlossen von einem Hügelrücken, auf dem sich die bekannte Tempelmeile hinzieht. Die älteste Bausubstanz Agrigents, die in den untersten Schichten der Siedlung zutage trat, geht mit Sicherheit auf die erste und zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Christus zurück, aber nur wenige Reste von Bauten können dieser Zeit zugeordnet werden. Wie alle griechischen Poleis hatte auch Akragas einen höher gelegenen Bezirk, die Akropolis (heute der Hügel von Girgenti und die Rupe Atenea), der hauptsächlich mit Heiligtümern bebaut war, und einen tiefer gelegenen, dicht bewohnten Bezirk, in dem sich andere sakrale Gebäude und der Verwaltungsbezirk befanden. Im rechten Winkel zu den in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Verkehrsadern zogen sich in OstWest-Richtung die Nebenstraßen hin, wodurch gleich breite, aber unterschiedlich lange Baublöcke das Stadtbild bestimmten. Das Gelände umfasst ein Gebiet von ca. 450 ha. Westlich und östlich der beiden Hügel schlängeln sich heute noch die Flüsse Akragas und Hypas. Sie fließen im Fluss San Leone zusammen, an dessen Mündung sich der Hafen der antiken Stadt befand. Der auf antiken Münzen abgebildete Krebs war das Symbol von Akragas und der Gottheit des Flusses, welche der Stadt den Namen gab. Er ist heute das Logo des Archäologie- und Landschaftsparks „Tal der Tempel“. Die großen Tempel wurden seit dem 6. Jahrhundert vor Christus an gut sichtbaren Stellen errichtet – die Wahl der Standorte gehorchte nicht nur ästhetischer Überlegung, sondern praktischen: Den Gottheiten wurden die Hügel überlassen, zumal das felsige Gelände landwirtschaftlich nicht genutzt werden konnte. Vom antiken Akragas sind die heiligen Bezirke mit den Tempeln, die Nekropolen und das hellenistisch-römische Viertel – Reste von Befestigungsanlagen und Toren und das unterirdische Wasserkanalsystem, das einem griechischen Architekten zugeschrieben wird – erhalten geblieben. Den antiken Schriftstellern zufolge zählte die Stadt Agrigent in ihrer Blütezeit, sprich gegen Ende des 5. Jahrhunderts vor Christus, mehr als 20.000 Einwohner. Um die Hügel zog sich eine Ringmauer, die um das 6. Jahrhundert vor Christus entstanden sein dürfte. Die Befestigungsanlagen folgten dem Gelände und waren zum Großteil aus dem zwischen den beiden Flüssen abgebauten Kalkstein errichtet. Die neun zum Teil durch Türme flankierten Tore in der Stadtmauer waren an den zugänglichsten Stellen und den wichtigsten Verkehrsverbindungen positioniert. Zwischen dem HeraklesTempel und dem Tempel des Olympischen Zeus befand sich die berühmte Porta Aurea (Goldene Pforte), die aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen heute nicht mehr zu erkennen ist. Tempel: Concordia Tempel (best erhaltener und größter Tempel) Tempel der Hera Herakles Tempel Tempel der Dioskuren Tempel der Äskulap Tempel des Olympischen Zeus Statue: Heiligtum der chthonischen Gottheiten Michael Spies Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 19 Catania Catania liegt an der Ostküste Siziliens am Fuße des ca. 30 km entfernten Ätna, des größten und aktivsten Vulkans Europas. Die Stadt hat 305.430 Einwohner, davon sind 144.203 Männer und 161.227 Frauen (Stand am 31. März 2005). Die Nachbargemeinden sind: Aci Castello, Belpasso, Carlentini, Gravina di Catania, Lentini, Mascalucia, Misterbianco, Motta Sant'Anastasia, San Gregorio di Catania, San Pietro Clarenza, Sant'Agata li Battiati und Tremestieri Etneo. Catania wurde im 8. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Siedlern aus Naxos gegründet. Ab 1071 begann man mit dem Bau der Kathedrale und es entstanden weitere Siedlungen um Catania. Die Stadt wurde 1169 und 1693 zu großen Teilen von Erdbeben und von Lavaströmen zerstört, die damals bis zum Meer vordrangen. Nach der Zerstörung 1693 wurde die Stadt in dem heute noch im Stadtbild ersichtlichen barocken Baustil wieder aufgebaut. Im 19. Jahrhundert wurde Catania Provinzhauptstadt der gleichnamigen Provinz. Catania ist die bedeutendste Wirtschaftsregion Siziliens mit verschiedenen Industriezweigen, unter anderem sind bedeutende Unternehmen der Halbleiter-Industrie und aus der IT-Branche in und um Catania angesiedelt. Größter industrieller Arbeitgeber ist der Elektronik-Konzern STMicroelectronics mit rund 4.600 Mitarbeitern. Weitere wichtige Wirtschaftszweige sind die Lebensmittelindustrie, Kunststoffindustrie und der Tourismus. Die Università degli Studi di Catania wurde im Jahr 1434 gegründet und ist damit die älteste Universität auf Sizilien. International bekannt ist auch die Sternwarte Osservatorio Astrofisico di Catania. Die Altstadt steht zusammen mit anderen barocken Städten im Val di Noto auf der UNESCOListe des Weltkulturerbes. Die Stadt ist nach der Zerstörung durch die Lava des Ätna stark vom Barock geprägt und unter den wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind viele Bauwerke und Denkmäler aus dieser Epoche. Sehenswürdigkeiten Elefantenbrunnen, das Symbol Catanias, im Zentrum der Stadt in der Mitte des Piazza Duomo. Der Elefant ist aus Lava, auf ihm steht ein Obelisk aus Granit. Dom, wurde zwischen 1078 und 1093 gebaut. Heute ist wenig von dem ursprünglichen Bau erhalten. So wurde die Fassade im 18. Jahrhundert im Barockstil geschaffen. Im Dom ist das Grab des in Catania geborenen Komponisten Vincenzo Bellini. Sant' Agata, Abtei mit einer Barockkirche. Castello Ursino mit dem Museo Civico, um 1240 gebaut, im 14. Jahrhundert Residenz der aragonischen Könige, heute Sitz des Museo Civico. Hier werden griechische Skulpturen gezeigt. Das Amphitheater war eines der größten der Antike, heute teilweise von barocken Gebäuden überbaut. Auf der Piazza Stesicoro noch sichtbar. Bellini-Museum an der Piazza Franceso, Geburtshaus und Museum des Komponisten Vincenzo Bellini. Benediktinerkloster San Nicola, großer Barockbau, die Kirche hat eine nicht vollendete Fassade. Via Etnea, die Hauptstraße Catanias mit vielen Geschäften und Plätzen. Villa Bellini, ein wunderschön angelegter Park im Herzen der Stadt mit Ätna-Panorama. de.wikipedia.org/wiki/Catania Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 20 Der Besuch der Region Ätna Die Stadt, in der wir unser Hotel beziehen, ist im Gegensatz zu all den anderen Städten, in denen wir waren, auch nachts noch sehr aktiv. Es wimmelt nur so von Kneipen, die laut unserer gut aussehenden, 22jährigen Rezeptionistin bis in die Puppen offen haben. Unser Hotel macht von außen einen abschreckenden, verfallenen Eindruck. Im Gegenzug sind die Zimmer halbe Paläste – riesengroß, teilweise sogar mit Stuckdecken. Die gefühlte Größe entspricht etwa der eines Einfamilienhauses. Nach dem sehr guten Abendessen in einem kleinen Restaurant machen sich alle auf, das pulsierende Nachtleben zu erkunden. Ich fühle mich eigentlich krank und will mich früh schlafen legen. Doch im Hotel ist der Schlüssel verschwunden und bleibt bis zu unserer Abfahrt verschollen. Ersatzschlüssel gibt es nicht, andere Schlüssel passen nicht. Also schleppe ich mich zu den anderen in ein Irish Pub, in dem echt die Post abgeht. Ein Paar afrikanische Trommler heizen richtig ein. Alex sucht eine Toilette auf und sprengt diese mit seinem fetten Hintern. Johann versucht mir was zu erzählen, was aber nur als Einheitslaut bei mir ankommt, ich vermute es geht um die Gogotänzerin auf dem Tresen, die zusätzlich einheizt. Ich lege mich so um drei in das Bett vom Markus, da das riesengroß ist. Markus ist sowieso noch nicht da. Der kommt erst um 5 und lässt mich nicht mehr schlafen. Er schnarcht und furzt im Schlaf. Als Markus auch noch im Schlaf versucht zu kuscheln, stehe ich auf. Es ist 6 Uhr und ich treffe auf Stefan, der ziellos umherläuft und sich über sein versautes Date ärgert. Ich rede noch mal mit dem NachtRezeptionsten, der gerade diese popeligen Croissants aufbäckt, die unser Frühstück werden sollen. Er schlägt vor, doch mal die anderen Zimmerschlüssel auszuprobieren, und siehe da, Nr. 2 passt. So komme ich gegen 7 doch in mein Zimmer. Wo ist eigentlich mein Zimmergenosse? Dem war alles zu doof, ich finde ihn selig schlafend in einem anderen leeren, offenen Zimmer. Bei der Abfahrt liegt unser Zimmerschlüssel ganz unauffällig auf dem Tresen der Rezeption. Gott allein weiß, wo er gewesen ist. auf den Ätna , den höchsten aktiven Vulkan Europas, der sich mit 3369 m protzig über dem Nordosten Siziliens erhebt. Unser Busfahrer schlängelt sich in gewohnt behänder Art und Weise durch den mörderischen italienischen Verkehr. Laut Busfahrer befindet sich der höchstgelegene Parkplatz, den wir mit unserem Bus erreichen können, auf 1800 m. Er hält aber an einem Parkplatz in 750m Höhe und sagt, hier sieht es schon ganz genauso aus wie oben und es lohnt sich nicht weiterzufahren. Na gut. Auf dem Parkplatz befinden sich einige Souvenierstände, die einige Inselbewohner in bekannt mediterraner Gemächlichkeit einräumen. Als sie feststellen, dass der Bus hält und wir aussteigen, werden ihre Bewegungen plötzlich ziemlich hastig. Da wir nun etwas Zeit gewonnen haben, bekommen wir etwas Auslauf. 45 Minuten haben wir Zeit, um die atemberaubende, von Vulkanen gezeichnete Landschaft zu genießen. Nach dieser für mich schrecklichen Nacht in einem schönen Hotel in einer tollen, lebendigen Stadt machen wir uns auf gen Ätna. „Petrus muss ein Pfälzer sein“, wie Herr Binder fachkundig feststellt, denn, als wäre es bestellt gewesen, strahlt uns der imposante Ätna in strahlendem Sonnenschein entgegen, obwohl er noch am Vortag in Dunst und Regenwolken zu verschwinden schien. Das Wetter ist wunderbar und klar und bietet einen atemberaubenden Blick Wie sieht so eine von Vulkanen gezeichnete Landschaft überhaupt aus? Kurz gefasst: Schwarz und trist! Dort wo wir aussteigen, ist angeblich vor ein paar Jahren ein Lavastrom durchgeflossen. Man sieht nur zerklüftetes, schwarzes Gestein, spärlich mit einigen Büschen bewachsen, das recht unwegsam zu sein scheint, Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 21 dazwisch einige Spuren der Zivilisation in Form von Einwegverpackungen und Einbauküchen. Leo und ein paar andere interessiert die Landschaft „n Scheiß“, sie legen sich in die Sonne und schlafen den Rausch aus. Ich mache mich mit Dominik und Herrn Schandelmaier auf Erkundungstour. Wir laufen eine Straße hinab, links und rechts erhebt sich mindestens 5 Meter hoch der erkaltete Lavastrom, der hier einst die Straße verschlungen hatte. Irgendwo im Busch machen wir dann einen Basaltsteinbruch aus, wo ein riesengroßer Bagger mit Presslufthammer anscheinend den ganzen Tag Steine kaputt kloppt. Interessant ist, dass man hier nun den Aufbau des Gesteins erkennen kann: unten der bläulich schimmernde Basalt, oben die erkaltete Schlacke, die der Landschaft ihr garstiges Gesicht gibt. Herr Schandelmaier behauptet, das diese Steine zu Perlite verarbeitet werden! Von Dominik und mir erntet er für diese abstruse Geschichte nur skeptische Blicke, ähnlich wie am Vortag, als er behauptete, die Windräder in den Orangenhainen wären dafür da, die Kaltluft wegzupusten! Verrückt! Perlite aus Felsen? Naja, der Beweis steht noch aus, auch wenn er mit den Windrädern im Nachhinein ausnahmsweise mal zufällig Recht hatte. Zurück am Bus kauft sich jeder noch sein Souvenir aus schwarzem Lavastein, noch ein Gruppenfoto und weiter geht's. (Was ja noch keiner wissen darf: hier kauft Herr Binder heimlich seine kleinen Preise für das Quiz am letzten Abend! Aber Psst! Nicht weitersagen!) Wir fahren eine gute halbe Stunde zu einem Nebenkrater des Ätna, wo wir auf unseren nächsten Winzer treffen. Dieser Nebenkegel des Ätna ist um 225 n Chr. zum letzten mal aktiv gewesen. Der Weinberg den wir besichtigen und begehen dürfen ist am Hang dieses Nebenkegels und sehr steil, er erstreckt sich auf geschätzte 100 Höhenmeter. Ulli fängt ein bisschen an, sich wie zu Hause zu fühlen. Eine Art Einzelpfahlerziehung prägt diesen sehr steilen Hang. Der Boden aus feinem Lava-Verwitterungsprodukten ist fein gekörnt, extrem wasserdurchlässig und tiefschwarz. Wir laufen unserem Führer hinterher, den Hang hoch. Wir ertappen einige Arbeiter dabei, wie sie versuchen, den Hang abzutragen. Erst streuen sie ein wenig Dünger aus und dann vergraben sie den Dünger mit riesengroßen Hacken, mit denen sie problemlos den losen Boden nach unten bewegen können. Unser Führer sagt, das wäre die einzige Methode sicherzustellen, das der Dünger nicht einfach abgewaschen wird. In unseren Augen wahnsinnig anstrengend und langwierig. Der Weinberg ist zwei Hektar groß, wenn die Arbeiter oben angekommen sind, werden sie bezahlt. Bepflanzt wurde der Weinberg vor ca. 80 Jahren mit einem gemischten Satz roter und weißer Trauben, die aber getrennt geerntet werden, dazwischen einige Mandel- und Pfirsichbäume Interessant ist auch die Beobachtung, dass am unteren Ende des Hanges die Pfirsichbäume bereits verblüht sind, während sie oben noch gar nicht zu blühen begonnen haben. Nachdem wir drei viertel des Berges todesmutig über schmale, rutschige Serpentinen erklommen haben, mit dem Gerücht in der Luft, das es oben eine Brotzeit gibt, kehren wir um. Die Weinprobe mit Brotzeit gibt es unten, vor der alten Traubenverarbeitungsstation im Weinberg. Einige unerschütterliche (inklusive mir) wollen es sich dann trotzdem nicht nehmen lassen den Berg ganz zu erklimmen und wir genießen von oben die tolle Aussicht. Wieder unten fahren wir einige hundert Meter mit dem Bus und halten bei der alten Kelterstation. Wir bekommen gezeigt, wie hier traditionell von der Römerzeit bis noch in den 60er Jahren Wein produziert wurde und dürfen dann einige Weine verkosten und eine kleine Brotzeit verzehren (auch hier werden dafür 10 € verlangt). Wie die Geier stürzen sich alle auf das Essen, das erste nennenswert Essen an diesem Tag. Auch hier gibt es wieder Oliven und Olivenöl, auch hier kann man Herrn Binders Behauptung, dass man Oliven mit Kern essen soll, nicht bestätigen. Nach dieser kleinen Stärkung setzen wir unsere Busfahrt fort, durch das gottgesegnete Sizilien, in dem der Frühling sich bereits erahnen lässt, in dem jede Autofahrt ein neuer Nervenkitzel ist. Klaus Weisbrodt Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 22 Vini Biondi Das Weingut Vini Biondi bewirtschaftet 8 ha und ist vollständig am Steilhang gelegen. Über das Jahr verteilt arbeiten zwischen 4-6 Arbeiter in den Weinbergen. Herr Biondi selbst ist eigentlich Architekt und lässt im Nebenerwerb seine Weine von einer Kellerei in der Nähe ausbauen. Seine Weine werden weltweit verkauft, unter anderen nach Frankreich, Schweiz und Kanada. Der Weinberg, am Ätna gelegen, hat die aus Lavaströmen gebildeten humusarmen Böden. Die Temperatur schwankt zwischen 32 °C am Tag und 17 °C nachts. Da Odium natürlich ein großes Problem darstellt, ist der Pflanzenschutz auch hier ein Thema und erfolgt von Hand durch das Verstauben von Schwefel. Das ständige Hacken des Bodens ist zur Kapillarbrechung und zur Unkrautbekämpfung notwendig. Doch der fantastische Ausblick über die Insel und zum Teil auch der Blick nach Italien hinüber tröstet über die schwierige Bewirtschaftung hinweg. (ca. 5 l), mit Schilf abgedeckt und dann mit einem Stein 1-2 mal ausgedrückt. Bis vor 20 Jahren wurde mit diesem römischen System noch aus FolkloreGründen Wein ausgebaut. Neben Rotwein und Weißwein wird auch Olivenöl angeboten. Die Rotweine bestehen aus Cabernet Sauvignon und Nero D'Avola. Die Trauben werden Anfang Oktober gelesen und lange auf der Maische vergoren. Nach dem biologischen Säureabbau werden sie für ein Jahr ins Barrique gelegt. In der Flasche reifen sie dann noch 6 Monate. Die Weißweine bestehen aus Carricante, Minnela, Malvasia, Catarratto und Moscatello. Die Trauben werden Anfang Oktober selektiv in flache Kisten gelesen, damit die Trauben beim Transport nicht zerdrückt werden. Es wird in Edelstahltanks mit Temperaturregelung bei 2023 °C vergoren. Danach reift der Wein 6 Monate im Fass und 6 Monate in der Flasche. Die Sorten stehen im gemischten Satz, werden aber getrennt gelesen. Die Rebstöcke sind zum Teil veredelt, teils wurzelecht. In einer Hütte in der Nähe des Weinberges steht noch eine alte Römerkelter. Der Ausbau funktionierte darin ohne Pumpen nur durch die Schwerkraft. Das Pressen ging zum Teil mit den Füßen, der Rest wurde mit einer Packpresse trocken gepresst. Dazu wurde ein Bottich befüllt Susann Winter Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 23 Quiz Der letzte Abend der Abschlussexkursion begann im Hotel Moderno. Dort genossen wir die verbliebenen pfälzischen und sizilianischen Weine (wobei die Zuordnung zu Pfalz und Sizilien bei einer Blindprobe schwerfiel). Im Anschluss an das Quiz ließen wir die Exkursion in der „Trinkeria“ ausklingen. Christian Boltz Carmelo erhielt zum Dank für die Begleitung bei der Exkursion ein kleines Präsent. Nur was? Sizilianischen Wein kennt er aufgrund seiner Herkunft gut genug. Auch pfälzischen Wein hat er schon genug probiert. Wir entschlossen uns letztendlich, ihm die verbleibende Dosenwurst zu schenken – Leberwurst ist schließlich in München schwer zu bekommen. Außerdem stand natürlich auch das (für BinderFahrten) traditionelle Abschlussquiz statt. Wir stellten uns den Fragen, die Herr Binder zusammengetragen hatte. Für alle Teilnehmer gab es kleine Preise. Noch Fragen? Größe Siziliens: 25.000 km² Einwohner: 5 Mio. Hauptstadt: Palermo, 800.000 Einwohner Städth in Sizilien: Catania, Trapani, Agrigento Eroberer Siziliens: Phänizier, Griechen, Römer, Normannen, Araber Inseln Siziliens: Pantelleria, Mothio, Liperische, Aolische Farben Italiens: rot – grün – weiß Symbol Siziliens: Dame mit 3 Beinen Früchte von Arabern: Orangen Früchte von Griechen: Oliven Rebfläche Italien: 0,7 Mio ha Rebfläche Sizilien: 133.000 ha Autochthone Rebsorten: Nero d'Avola, Moscatese, Cariconte, Grillo, Cattarato, Zibbibo, Anzonica Betriebe Palermo: Calastrasi, Marchesi Gregorio DOCG: Demominazione di origine controllata i garantita Kabir: = der Große, Moscato Alexander Mille e una Notte: 90% Nero d'Avola Farbe Stickel Vini Biondi: aufgrund mehrerer Erben Hauptberuf des Besitzers von Vini Biondi: Architekten Marsala: trocken = secco, süß = dolce Alter der Rezeptionisten von Biscari: 23 Feudo Arancio gehört zu: Mozzacorona Ursprüngliche Stämme von Sizilien: Elymer Käse von San Cipirello: Primo Sale Name des Busfahrers: Nadal Höhe des Ätna: 3340 m (± 10 m) Wind aus Süden: Scirocco, Mistral Fische: Thunfisch, Sardellen, Schwertfisch Betriebe Marsala: Donnafugata, Florio Besitzerin Donnafugata: Lady Gabriela Besitzerin Fazio/Erice: Paola Fazio Berühmtheit + Name von Erice: Eryx, Liebesdienerinnen Marsala – Gründung und Bedeutung: Mars Allah (= Hafen Allahs) IGT: Indicazione Geografica Tipica Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 24 Brand Management im Weinbau - ein Laie kommt zu Wort Trinke einen (Deinen) guten Wein und mache dazu eine Mindmap: Schreibe alles auf, was Dir einfällt, ganz spontan. Schreibe einfach das hin, was Dir einfällt. Schließe die Augen und lass die Ideen sprudeln... Finde eine Geschichte, die zu dem Wein / Deinem Mindmap passt, zum Beispiel: Es war einmal eine junge Frau, die war so schön und fein wie eine Pfirsichblüte. Sie Sie reckte sich der Sonne entgegen, duftete ausgeglichen und strahlte von ganzem Herzen... Male die Geschichte mit wenigen Pinselstrichen (egal, ob Du malen kannst oder nicht) 3. Raggo di sole 4. gemma di ragazze 5. Giardeno Eden Jetzt suchst Du den schönsten Namen aus. Nimm jetzt den Wasserfarbkasten und male Dein Flaschenetikett komplett. Finde nun noch einen passenden Produktnamen. Nimm Dein Mindmap zu Hilfe. Schreibe das auf, was Dir einfällt. 1. Rosenbraut 2. Pfirsichblüten 3. Sonnenstrahl 4. Mädchenknospe 5. Garten Eden Damit gehst Du nun zu Deinem tradutterer (Übersetzer), denn auf italienisch wirkt Dein Produktname gleich noch viel geheimnisvoller: Fertig! 1. Sposa di rose Ich wünsche Euch allen einen super Ausbildungsabschluss, viel Erfolg beim nächsten Schritt und viel Lebensfreude, Zufriedenheit und felicitá! 2. Fiore di pisca Ulrike Proesl Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 25 Attribute einer Abschlussexkursion Attribute sollen hier verstanden werden als die wesentlichen Erkenntnismerkmale eines 6-tägigen und 1300 km langen Erlebnisses einer bis dato unbekannten Insel, einer vielleicht sogar eigenständigen Region Italiens. Jeder der Teilnehmer hat einen Teil der Tagesattribute eigenständig und annähernd gruppenobjektiv beschrieben. Also darf ich nicht durch eine einfache Zusammenfassung das Interesse an den Berichten schmälern, sondern muss meine individuellen Highlights der Exkursion zu dem Gesamtbericht beisteuern. Es ist persönlich Unerwartetes, Kurioses und Erstaunliches. Einzelne Schnappschüsse, aber auch Überblicke: landschaftlich, atmosphärisch, weinbaulich, oenologisch und organoleptisch. Man möge mir verzeihen, wenn es nicht gruppenobjektiv ist, sondern dem ältesten Winzerlehrling der Pfalz entspricht. New Paradise, ein typisches Attribut für Sizilien? Export, Wind, Kälte, Stickstoff, sicher bald Hitze, Technik, Größe und Stolz besonders auf die letzten 15 Jahre. Frühling des Grüns und der Blüten, reife Orangen und Zitronen, noch ohne den Austrieb der Reben, die aber überall präsent sind, selbst dort wo Fels zu dominieren scheint. Sardinen, Sardellen, Thunfisch und Sepia sind vorhanden. Das Meer wird von Winzern und Oenologen nicht wirklich wahrgenommen. Antipasti und Pasta werden der Pfälzer Dosenwurst gleichwertig empfunden; am Besten gleichzeitig. Kultiviertes Genießen nicht nur der Speisen und Getränke, sondern auch der Atmosphäre und Historie ist in der großen Gruppe ein sehr untergeordnetes Attribut. Auch die Duces emp- finden sehr unterschiedlich und unser „Sizilianer“ ist natürlich am einfühlsamsten. Die Antwort auf die Frage mag vielleicht später erkannt werden. Verkehr nicht nur in Palermo 3 Frauen , 27 Männer, Traffico a la Sicilia Eng scheint geil zu sein. Auf den Straßen und in den Zimmern. Das Risiko ist relativ hoch und Kondome helfen nicht bei normalem sizilianischen Verkehr. Der Anflug auf Palermo war mangels Sicht enttäuschend, aber der sonnige Nachmittag entschädigte alle für die vermeintliche Lebensgefahr im Bus auf der Fahrt ins Hotel (wie später in allen größeren Städten) und die Gefahr, eine neue sexuelle Erfahrung im 4-Bett-Zimmer zu genießen. Die Studentinnen wollten kuscheln, sind aber wohl doch nicht ausschließlich lesbisch geworden. Die Insel heißt ja auch Sizilien und nicht Lesbos. Aktbilder in Frühstücksraum und jedes 3. Geschäft in Palermo scheint mit Dessous zu handeln. Hat die Kirche auf Sizilien jeden realen Einfluss verloren oder ist der neue Deutsche „Papa“ daran Schuld? Kälte ist Not Die Hitze fordert und bekommt die Kälte mit der sizilianische Leidenschaft zumindest in allen Cantina zu spüren. Die Nachtlese bei Donnafugata, um die Trauben möglichst kühl in den Keller zu bekommen, hat schon Tradition, obwohl das sehr große Weingut mit riesigen Barriquereservoirs erst seit 20 Jahren Weinbau höchster Qualität auf seine erfolgreichen Fahnen geschrieben hat. „Mille e una Notte“ (Tausendundeine Nacht) ist der Name des Flaggschiffes des mindestens VDP-Weingutes. Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 26 Die Thunfische aus dem Zuchtgebiet bei Marsala sind für die Japaner teure Kostbarkeiten. Die Weine Donnafugatas sollen für die bewussten Trinker eben solche Empfindungen wecken. In Sizilianischen Weingütern spricht man stets gleichzeitig von Hitze und Kälte. Die Hitze kann man nicht verhindern, aber die Kälte teuer durch Kühlaggregate erzeugen oder preiswert durch Nachtlese und Meereswinde wie im MarsalaWeingut von Florio nutzen. Sauerstoff schützt vor Alterung Besonders in Marsala wird der stereotype Marsala durch Zufuhr oder Eindringenlassen von Luftsauerstoff bei mäßigen Temperaturen so gealtert, dass er kaum noch altert. Der Mehrzahl der sizilianischen Weine wird der oxidative Ausbau jedoch mit allen Mitteln verwehrt. Stickstoff schützt vor Sauerstoff Wenn er ihn verdrängen kann. Und diese Technik wird fast genau soviel genutzt, wie die außerordentlich beachtenswerte , in jedem Betrieb auf Nachfrage von Don Bernhardo hervorgehobene Weinsteinstabilisierung, meist durch Anwendung von Kälte. Und dass ist gut so! Wenn die Studiosi an den Rändern der Salzfelder schon Zuckerkristalle zu sehen glauben, werden gewöhnliche Trinker diesen auch als Ablagerungen im Wein vermuten, zumindest in Georgien und seinen Exportländern. Alkohol ist Fluch und Wohltat auf Sizilien Zu viel Alkohol im Wein verdeckt einerseits andere Attribute und verursacht in einigen Exportländern zusätzliche Steuern. Zu wenig Alkohol im Marsala verkürzt dessen Lebenserwartung und reduziert seinen oxidativen Charakter ein wenig. Der Jugend von Sizilien scheinen beide Alko- holgehalte zu hoch. Sie bevorzugen eindeutig die modernen Alkopops und das herkömmliche Cervesia. Doch Sizilien ist klein und der Exportmarkt bei den uns genannten Erlösen überraschend groß. Größe Bauwerke, Geschichte, Weingüter, Zukunft, Denken. In einigen Kathedralen viel Gold und Mosaik, überall beschleicht mich das Gefühl den Weltkulturerben nicht ausweichen zu können. Kurzes Orgelkonzert in der kleineren Kirche, San Joseph. Eine Kathedrale wird wahrscheinlich erst durch Musik lebendig und grandios. Die große Orgel in Monreal sah sehr vielversprechend aus. Warum sind Oenologen nicht auch Organisten? Das Innere des Doms in Palermo passt nicht zu seinem schöneren Äußeren. Aber die grandiosen Aussichten vom Theatro Segesta in die Sizilianische Land- und Meerschaft und bei den griechischen Tempelanlagen in Mazara del Vallo entschädigen über alle Maßen für Sturm und Döner in Erice. An den Salzfeldern bei Trapani genießen einige trotz Sturm die italienischen Köstlichkeiten zum Pinot noir Reserve von Fischer und Schandelmaier und Ansichten der Windmühlenwasserpumpen und mit Dachpfannen abgedeckten Salzhügel. Auch ich habe ein Paket Meersalz eingekauft. Bei den lukullischen Köstlichkeiten in der Osteria Calatrasi vergesse nicht nur ich die nur scheinbar selbstverständlichen oenologischen Ausführungen des hoch kompetenten und selbstbewussten Kellermeisters, Pino Oddo. Alle Kellermeister der Exkursion (natürlich auch unsere Professores) machen den Eindruck überzeugter eigener Profession. Sie ruhen meist in sich selbst. Selbst die holländische Ökonomie-Praktikantin, Anouk, schafft es, uns mit körperlichen Anstrengungen eine kleine Käserei ohne große Attribute, aber mit gutem Käse, nahe zu bringen. Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 27 Unser Klassensprecher, Klaus Weißbrodt, beschreibt in wenigen Minuten die angeblich 4000-jährige Weinbaugeschichte Siziliens. Im Weingut Azienda Agricola Marchesi de Gregorio begrüßt uns der Nachfahre einer Kölner Familie in seinem im Umbruch zur Moderne befindlichen kleinem Weingut von 80 ha. Das nun wieder sehr große und private Weingut Facio in Erice/Trapani besticht durch die wunderbar attributierte Mitbesitzerin, den kompetenten jungen Oenologen Giuseppe Clementi und das professionelle Marketing. Es regnet tatsächlich auf dem Weg zu Donnafugata. Und das Mitte März auf Sizilien. Unerwartet. Die Cantine Feudo Aranci/Menfi bei Sambuca besticht mit völlig neu angelegten, in einer Busrundfahrt uns professionell erschlossenen Weinbergen, einem extrem großzügig angelegtem Weingutsgebäude mit grandioser Aussicht und einer mit allen Attributen versehenen Führerin, Paola, durch Keller und Verkaufsräume. Selbst die Professores haben die gekauften Weine angesichts der Attraktivität der Verkäuferin im Weingut vergessen. Beim anschließenden Wellenbad im 13 Grad kalten Mittelmeer haben 7 junge Männer ihre Attribute wieder auf normale Größe geschrumpft. Praktikum in diesem Weingut absolviert, wenn ihn der stets drohende Ausbruch des Ätna nicht noch nervöser machen würde als die Drogenmafia seiner Heimat. Die modernen Kolumbianer scheuen zunehmend das Risiko! Erziehung Reben, Studenten, Dozenten, Gäste Im Gegensatz zu den Unterrichtsmethoden werden auf die Reben in Sizilien alle uns bekannten Erziehungsformen angewandt. Selbst Erziehung „ganz ohne Alles“ wie bei den Antiautoritären 68ern. Die Xyleme erhalten im Gegensatz zu den Studenten für den Transport von Nährstoffen und Flüssigkeit Tropfbewässerung. Die Tropfbewässerungen werden aus unzähligen Teichen, kleinen und gigantischen Wasserbecken gespeist. In diesem Jahr wird Wasser nicht knapp. Statt der normalen 350 mm Niederschlag sind bis Mitte März schon 700 gefallen. Olivenkerne können nicht nur ohne Notarzt gegessen werden, sondern sollen auch als Attribute wertvollste Ballaststoffe beinhalten. Außer Dottore Binder kennt nicht ein einziger dieser ungebildeten Oliven- und Weinbauern dieses Attribut. Wahrscheinlich eine Georgische Erkenntnis, die sich in der englischsprachigen Fachliteratur noch nicht durchgesetzt hat. Johann erklärt Don Bernhardo die Funktionsweise eines Polarisationsfilters. Dottore Georg geht wie ein hartscheißender Hund zum Amphitheater nach Segesta. Leidet er an den Attributen der Olivenkerne? Aber er steht für die Ordnung und den Ablauf dieser Exkursion gerade und trägt die Moneten bei sich. Bei den Studenten und der Mafia eine schwierige Aufgabe, die perfekt gelöst wurde. Hochachtung! Der Ätna und Biondi Der größte Vulkan in seiner majestätischen, für uns einige Stunden wolkenlosen und Schnee bedeckten Pracht. Die allgegenwärtige Lava zerbröselt in tausenden von Jahren unter zuerst abiotischen und dann auch biotischen Einflüssen zu Weinbergsböden, die im Miniaturweingut Biondi mit 8 ha Steillagen in Pfahlerziehung und manueller Boden- und Stockbearbeitung genutzt werden. Nur die Unterzeilen-Bearbeitung wurde durch Wildschweine stark animalisiert. Kein Wunder, dass Pferdeschweißattribute in seinen Weine fehlen. Unser kolumbianischer Student Carlos de Reyes hätte gern ein mehrmonatiges 10 italienische Worte sollte jeder Italienreisende kennen. Sie könnten im Prämien behafteten Abschlussquiz entscheidend sein. Die Prämie für die 2. Sieger: eine mit goldenem Panzer versehende Lavaschildkröte, die neben der Gefahr des Vulkans auch Ruhe und langes Leben symbolisiert. Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 28 Fotos und Lichtbilder Eigene Dokumentation, eigene Gestaltungselemente in Weingütern. Ansichten, Großfotos gehören in allen großen sizilianischen Weingütern zur Grundausstattung der Verkaufsund Kellerräume. Wenn passend, immer mit der ganzen Familie. Selbst Kleinkinder werden als Traubengötter benutzt. Ist in mir durch die Menschen, die mit sehr großen Weingütern wie selbstverständlich umgehen, und das Land um den Ätna auch ein Vulkan gewachsen? Was wird bald aufbrechen? Früher waren Fotos in der Regel Lichtbilder. Ein schottisches Ehepaar aus vergangenen Zeiten hat mit einer von uns kaum noch beherrschbaren Plattenkamera Lichtbilder von den Salzbecken bei Trapani eingefangen. Welchen Wert haben die 2500 Fotos mit den digitalen Kleinstkameras und Handys der Studenten? Wir werden sehen, ob große Rohre auch große Aufnahmen hervorbringen. Eine Auswahl kann man bei Kai Nippgen gegen einen höheren Kostendeckungsbeitrag anfordern. Eigene Ansichten, die auf Sizilien von jedem einzelnen Exkursionsteilnehmer sicher gewonnen wurden, mögen in den Berichten dieses Heftes stehen oder zumindest einige Monate unveröffentlicht in den Köpfen bleiben. Vielleicht prägen sie aber auch persönliche Entwicklungen und geben Mut zu Größerem. New Paradise ist Sizilien sicher nicht. Paradise ist old Sicily wahrscheinlich auch nicht gewesen. Die Pfalz wird von vielen der Gäste und einigen der einheimischen Winzer vielleicht für das Paradies gehalten. Aber Paradiese sind sehr selten und der Versuchung nur wenige gewachsen. Mein besonderer Dank gilt den Professores Dottore Georg Binder und San Bernhardo Schandelmaier, die diese Exkursion mit großer Akribie in allen Details vorbereitet und mit der dann erforderlichen intuitiven Improvisation zu einer von fast allen Teilnehmern hochgelobten Attraktion der Ausbildung an der DLR Neustadt durchgeführt haben. Was habe ich gesammelt und mitgebracht??? Salz, Wein, Öl, Lava, Archetypen und Stereotypen --- Ansichten in Bildern und Erkenntnissen? Was hat ein guter aber kleiner pfälzischer Winzer von den Weinbaubetrieben auf Sizilien lernen können? Ist sizilianische Oenologie frühe Lese, Kälte, Stickstoff und moderates Tannin? Es wird einem gezeigt, dass man auch in sehr großem Maßstab ordentlich bis gut attributierte Weine produzieren und mit großzügig eingesetzten Mitteln auch attraktive visuelle Attribute für verschieden Kundensegmente schaffen kann. Die Fotos werden davon einen guten Eindruck geben. Als Ingenieur kommt man in Versuchung, sofort an Zeichenbrett oder den Computer zu gehen und ein eigenes hoch qualitätsorientiertes Weingut für 1000 ha Rebfläche zu konstruieren. Mein Dank gilt auch der gesamten Studentengruppe, die hervorragend mit den Attributen der Weine, des Landes und besonders der weiblichen Einwohner konvergiert haben. Unser Fremdenführer Carmelo Lauria hat uns mit Belesenheit dem mir bisher unbekannten sizilianischem Attribut der Sanftmut die Schönheit und Geschichte der Insel nahe zu bringen versucht. Seine uns begleitende Gattin Ulrike Proesl hat als Gast der Gruppe ebenfalls einen Beitrag zu diesem Bericht beigesteuert, der wegen seiner eindrucksvollen Zeichnungen teilweise und tatsächlich als einziger unzensiert eingescannt wurde. Günter Radszuweit Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 29 Programm Fachexkursion der Weinbau Fachschule Oberkurs vom 19.-25.03.2006 nach Sizilien Begleitpersonen: Dr. Georg Binder, Herr B. Schandelmaier Tag Uhrzeit Programmpunkte Sonntag, 19.03.06 5.00 5:20 8.40 11:00 12:00 14:00 Abfahrt an der DLR Neustadt/W – Busfahrt zum Flughafen Stuttgart Zusteigemöglichkeit am Hauptbahnhof Landau Abflug mit Flug Hapag Lloyd HLX 5800 Ankunft in Palermo Hotelbezug – Mittagessen Stadtbesichtigung Palermo – Rundfahrt mit Bus – deutsche Führung Übernachtung Hotel Moderno, via Roma 276 Tel. 091 588683, Fax 091 588683 Montag, 20.03.06 7:30 8:00 9:30 13:00 15:00 Frühstück Abfahrt mit Bus Richtung Sancipirello Besuch der Kellerei Calatrasi/Sancipirello Mittagessen – im Restaurant des Betriebes Calatrasi Azienda Agricola Marchesi de Gregorio, C/da Sirignano, Monreale Übernachtung in Palermo – Hotel Moderno Dienstag, 21.03.06 7:00 7:45 9:00 10.30 13:00 15.00 Frühstück Abfahrt mit Bus Richtung Trappani Besuch der Tempelanlage Segesta Besuch Weingut Fazio in Erice/Trapani Besuch der Salzfelder von Trapani Mittagessen unterwegs (Picknick) Übernachtung in Marsala – Hotel Acos Via Mazara 14 Tel. 0923 999132, Fax 0923 999015, acoshtl@tin.it Mittwoch, 22.03.06 7:30 9:30 10:30 14.00 15.30 Frühstück Besuch der Kellerei Donafugata Instituto Tecnico Agrario in Marsala (Weinbauschule mit Technikum) Mittagessen Besuch des Weingutes Cantine Florio (Marsalawein-Herstellung) Übernachtung in Marsala – Hotel Acos Donnerstag, 23.03.06 7:00 8:00 9:00 12:00 14.30 Frühstück Abfahrt mit Bus Richtung Agrigento Besuch Weinberge und Kellerei Feudo Aranci - Sambuca di Sicilia/Menfi Mittagessen in Agrigento - Stadtbesichtigung Agrigento + Tal der Tempel Abfahrt mit Bus Richtung Catania Übernachtung in Catania Hotel Biscari, Via Anzalone 7, Tel; 095 2500209, Fax 095 2500209 Freitag, 24.03.06 8:00 9:00 11:00 13.00 16:00 Frühstück Rundfahrt um den Ätna Besuch Weingut Vini Biondi, Trecastagni Mittagessen - Picknick unterwegs Besuch von Cefalu Fahrt Richtung Palermo Übernachtung in Palermo Hotel Moderno, via Roma 276 Tel. 091 588683, Fax 091 588683 Samstag, 25.03.06 7.30 8.00 11.35 13.50 16.00 Frühstück Abfahrt zum Flughafen Abflug von Palermo –Flug HLX 5801 Ankunft in Stuttgart Ankunft in Neustadt a. d. Weinstraße Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 30 Teilnehmer der Exkursion – in der Online-Version des Exkursionsberichts nicht enthalten – Bei Bedarf bitte anfragen bei DLR Rheinpfalz Georg Binder Breitenweg 71 67435 Neustadt/W. Tel. 06321 671 290 Mail: georg.binder (at) dlr.rlp.de Zusammenstellung und Gestaltung des Exkursionsbands: Christian Boltz Bahnhofstraße 6 76865 Insheim Tel. (0 63 41) 8 57 59 Mail: cb (at) cboltz.de Homepage: www.cboltz.de Fachexkursion nach Sizilien 2006 – Seite 31