HÜFTZENTRIERUNG
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HÜFTZENTRIERUNG
ISW SS07 Spezielle Haltungsprophylaxe Vortragender: Reinhard Huber HÜFTZENTRIERUNG Abb.1: rechtes und linkes Hüftgelenk Christina Leipold (csaf2261@uibk.ac.at); Matr. Nr. 0318910 & Michaela Niederseer (csae5166@uibk.ac.at); Matr. Nr. 0217783 Inhaltsverzeichnis 1. Hüftgelenk 1.1 Bewegungen im Hüftgelenk Seite 3 3 2. Anatomische Bestandteile des Hüftgelenks 2.1 Bänder des Hüftgelenks 5 5 3. Hüftbewegende Muskulatur 6 3.1 Flexoren 6 3.2 Extensoren 8 3.3 Abduktoren 11 3.4 Adduktoren 12 3.5 Rotatoren 13 3.7 Umkehrung von Muskelfunktionen 14 4. Hüftzentrierung 14 5. Übungen zur Hüftzentrierung 15 6. Literaturangaben 20 2 1. Hüftgelenk Das Hüftgelenk als proximales Gelenk der unteren Extremität liegt an der Wurzel des Beines. Da es drei Achsen und drei Freiheitsgrade besitzt, ist eine Bewegung in alle Richtungen des Raumes möglich: - die transversale Achse liegt in der Frontalebene, um sie erfolgen Flexion und Extension - um die sagittale Achse (Tiefenachse) werden Ab- und Adduktion ausgeführt - um die vertikale Achse (Longitudinalachse) erfolgen Außen- und Innenrotation Das Hüftgelenk – articulatio coxae – stellt eine Sonderform des Kugelgelenks dar (Nussgelenk): der Kopf wird von der Pfanne weitgehend umschlossen. Dadurch ist es ein sehr sicheres bzw. das von allen Gelenken des Körpers am wenigsten luxationsanfälligste Gelenk. Es gestattet Bewegungen mit relativ kleiner Amplitude, die bis zu einem gewissen Grad durch die Lendenwirbelsäule ausgeglichen wird. Die Bänder und Muskeln der Hüfte sind für den Gelenkflächenkontakt zwischen Femurkopf und Hüftpfanne sehr wichtig: ventral sind die Muskeln weniger zahlreich, die Bänder dafür aber sehr kräftig, dorsal sorgen eher die Muskeln für Stabilität. Als Mittler zwischen Rumpf und der unteren Extremität muss das Hüftgelenk eine größtmögliche Bewegungsfreiheit mit maximaler Belastbarkeit verbinden. 1.1 Bewegungen im Hüftgelenk Flexion bedeutet die Annäherung der Oberschenkel-Vorderseite an den Rumpf. Das Ausmaß der Flexion hängt von mehreren Faktoren ab: prinzipiell ist die aktive (ohne Einwirkungen von außen) Beugung im Hüftgelenk kleiner als die passive (mit Hilfe von Widerständen), ebenso beeinflusst die Kniestellung das Beugemaß entscheidend. Bei gestrecktem Knie kann nur bis 90° gebeugt werden, b ei gebeugtem Knie erreicht die Flexion 120° oder mehr (v.a. bei passiver Beugung), quasi bis der Oberschenkel den Thorax berührt. Werden beide Beine gleichzeitig in gebeugter Kniestellung zum Thorax bewegt (=Flexion in beiden Hüftgelenken), so wird durch Aufheben der Lendenlordose das Becken mit nach hinten gekippt. 3 Die Extension im Hüftgelenk ist in wesentlich geringerem Ausmaß möglich als die Beugung. Sie wird durch das sich spannende ligamentum iliofemorale begrenzt. Bei gestrecktem Kniegelenk (aktiv) ist die Streckung größer (20°) als bei gebeugtem Knie (10°), da die ischiocruralen Muskeln ihre Wirkung a ls Hüftgelenksstrecker verlieren, wenn sie gleichzeitig als Kniegelenksbeuger beansprucht werden. Die passive Hüftstreckung kann hingegen bis zu 30° betragen. Insges amt kann die Streckung des Hüftgelenk stark vergrößert werden, wenn das Becken nach vorne gekippt und die Lendenwirbelsäule dabei hyperlordosiert wird (z.B. bei TänzerInnen…). Die Abduktion im Hüftgelenk erfolgt – auch wenn theoretisch nur eine HüftgelenksSeite abduziert wird – immer beidseitig, da die Abduktionsbewegung in einem Hüftgelenk automatisch von einer gleich großen Abduktion im kontralateralen Gelenk begleitet wird. Die max. Abduktion beträgt zwischen beiden Beinen 90°, wobei sie theoretisch durch das Anschlagen des Femurkopfes an den Pfannenrand limitiert wird (davor bremsen aber schon die Adduktoren und best. Ligamenta). Durch Training kann die aktive Abduktionsfähigkeit auf 130°, die passiv e bis auf 180° verbessert werden (Becken kippt dabei vor und Lendenwirbelsäule hyperlordosiert). Als Adduktion ist nur eine relative Adduktion möglich, indem das Bein aus der Abduktionsstellung herangeführt wird. Weiterhin kann eine Adduktion sowohl bei gestreckter als auch bei gebeugter Hüftposition durchgeführt werden. Die maximale Adduktion beträgt – in Kombination mit anderen Bewegungen – 30°. Eine typische Adduktionsbewegung aus dem Alltag ist das Übereinanderschlagen der Beine in sitzender Position. Längsrotationen im Hüftgelenk werden um die mechanische Longitudinalsachse des (im Kniegelenk gestreckten) Beines ausgeführt. Dabei wird bei der Innenrotation die Fußspitze nach innen, bei der Außenrotation die Fußspitze nach außen gedreht. Zirkumduktion im Hüftgelenk ist aufgrund der drei Freiheitsgrade des Gelenks möglich: dabei beschreibt die Beinachse den sog. Zirkumduktionskegel, der sehr unregelmäßig geformt ist, da die max. Bewegungsausschläge in die verschiedenen Richtungen ungleich groß sind. 4 2. Anatomische Bestandteile des Hüftgelenks Das Hüftgelenk setzt sich aus dem Kopf des Femurknochens (0berschenkelknochen) und der Hüftpfanne des os coxae (Hüftbein/Becken) zusammen. Es ist umgeben von der sehr straffen Gelenkkapsel, welche durch die Bänder des Hüftgelenks verstärkt wird. Die Gelenklippe ist als faserknorpeliger Ring am Hüftpfannenrand fixiert und vergrößert die Fläche der Hüftpfanne dadurch beträchtlich. 2.1 Bänder des Hüftgelenkes Das extrakapsuläre Lig. iliofemorale entspringt von der Spina iliaca anterior inferior des Beckens, verbreitert sich nach distal fächerförmig und setzt am Trochanter major des Oberschenkelknochens und an der Linea intertrochanterica des Femur an. Es gilt als das stärkste Band des menschlichen Körpers, da es eine Zugfestigkeit von etwa 350 kg besitzt. Aufgaben: • Hemmt die Überstreckung im Hüftgelenk und damit das Hintenüberkippen des Beckens. • Der zum Trochanter ziehende Teil hemmt die Adduktion und Außenrollung des Beines oder beim Standbein das zu starke Absinken des Beckens zur anderen Seite. Das extrakapsuläre Lig. pubofemorale entspringt vom oberen Schambeinast, strahlt nach lateral und vorn in die Kapsel aus und erreicht das untere Ende der Linea intertrochanterica. Zwischen ihm und dem Lig. iliofemorale bleibt eine schwache Kapselstelle, auf der gewöhnlich die Bursa iliopectinea, ein Schleimbeutel für den M. iliopsoas, liegt. Aufgabe: • Hemmt die Abduktion des Beines. Das extrakapsuläre Lig. ischiofemorale liegt dorsal, entspringt vom Sitzbein des Beckens, läuft in einer Schraubentour nahezu horizontal nach vorne gegen das Lig. iliofemorale und setzt am oberen Ende der Linea intertrochanterica des Femur an. 5 Aufgabe: • Hemmt die Einwärtsrollung und Streckung. Die Zona orbicularis umkreist mit ihren Ringfaserzügen den Schenkelhals und liegt direkt der Synovialschicht auf. Aufgabe: • In Streckstellung des Hüftgelenkes presst sie den Schenkelkopf in die Pfanne Das fünfte Band, Lig. capitis femoris, verläuft intrakapsulär und verbindet den Femurkopf mit der Hüftpfanne Abb.2: Ligamentum iliofemorale 3. Hüftbewegende Muskulatur Die Muskulatur der Hüfte hat für die Stabilität des Hüftgelenks eine entscheidende Bedeutung, da sie den Femurkopf in der Hüftpfanne stabilisieren kann. 3.1 Flexoren des Hüftgelenks Zu den inneren / tiefliegenden Hüftmuskeln zählen der M. psoas major, der M. psoas minor und der M. iliacus. 6 Der M. psoas major ist ein in den Bauchraum an die Lendenwirbelsäule vorgeschobener Beinmuskel. Er bildet mit dem M. quadratus lumborum die muskulöse Begrenzung der hinteren Bauchwand. Ursprung: M. iliacus: Fossa iliaca M. psoas major: an der Wirbelsäule M. psoas minor: Th12, L1 Ansatz: M. iliopsoas: Trochante M. psoas minor: Fascia iliaca und Eminentia iliopectinea Wirkungen des M. iliopsoas - starke Beuger, Außenrotation, Adduktion des Oberschenkels - hilft In Rückenlage durch Beugung im Hüftgelenk beim Aufrichten des Rumpfes - M. psoas major beugt LWS vorwärts und Abb.3:: Flexoren des Hüftgelenks Die Funktion als Rotator im Hüftgelenk ist abhängig von der Stellung dieses Gelenks, vom Torsionswinkel und vom Schenkelhalswinkel. Sie ist somit von Mensch zu Mensch verschieden. M. sartorius U: Spina iliaca anterior superior A: Mediale Fläche der Tibia Wirkung: - Beugt im Hüft- und Kniegelenk - Rollt bei Beugung im Kniegelenk Unterschenkel nach innen, Oberschenkel nach außen M. quadriceps femoris U: M. rectus femoris – Spina iliaca anterior inferior, Acetabulum (oberer Rand) A: Quadricepssehne (mit M. vastus medialis, lateralis und intermedius) Wirkung: - M. quadriceps = Strecker im Kniegelenk Aufrechtes Stehen und Gehen - M. rectus femoris = Beuger im Hüftgelenk 7 3.2 Extensoren des Hüftgelenks Die äußeren Hüftmuskeln bedecken in mehreren Schichten das Becken und das Hüftgelenk von hinten sowie von der Seite. Sie sind fächerförmig um das Hüftgelenk angeordnet, indem sie von den großen Flächen der Außen- und Innenseite des Beckens entspringen und einem relativ kleinen Ansatzfeld am proximalen Femurende zustreben. Diese fächerförmige Anordnung gibt den Hüftmuskeln vielseitige Wirkungsmöglichkeit. Der M. glutaeus maximus bildet im wesentlichen das Relief des Gesäßes. U: Fascia thoracolumbalis an der Außenfläche des Darmbeines A: Tuberositas glutaea & Tractus iliotibialis fasciae latae Wirkung: - Antagonist des M. iliopsoas - Streckung (Berg- und Treppensteigen, Aufstehen aus dem Sitzen) und Außenrotation - verhindert beim aufrechten Gang das Überkippen nach vorn (deshalb beim Menschen wesentlich stärker als beim Vierfüßer!) M. tensor fasciae latae U: Spina iliaca anterior superior A: Tractus iliotibialis der Tibia Wirkung: - beugt im Hüftgelenk (hebt Oberschenkel nach vorn, neigt Becken nach vorn) - rotiert Oberschenkel nach innen - hilft bei der Schlussrotation des Kniegelenkes und sichert das gestreckte Knie Abb.4: Glutealmuskulatur M. glutaeus medius U: Zwischen Darmbeinkamm und Linea gluteae anterior A: Außenfläche des Trochanter major Wirkung: - vordere Fasern beugen im Hüftgelenk, rotieren nach innen - hintere Fasern strecken und rotieren nach außen 8 - alle Fasern zusammen abduzieren den Oberschenkel; neigen (bei fix. Oberschenkel) das Becken seitlich und fixieren es auf dem Oberschenkel. M. glutaeus minimus U: zw. Linea glutaea anterior und inferior A: Vorderrand des Trochanter major Wirkung: Wie M. glutaeus medius M. piriformis U: Kreuzbeinvorderfläche, 2.-4. Sakralwirbel A: Spitze des Trochanter major Wirkung: - Außenrollung des Oberschenkels bei Streckstellung oder leichter Beugestellung im Hüftgelenk - Innenroller bei stark gebeugtem Oberschenkel M. obturatorius internus U: Membrana obturatoria A: Fossa trochanterica Wirkung: Außenrollung und Adduktion des Oberschenkels Abb.5: Pelvitrochantere Muskulatur M. obturatorius externus U: Membrana obturatoria A: Fossa trochanterica Wirkung: Außenrollung und Adduktion des Oberschenkels M. gemellus superior, M. gemellus inf. U: Spina bzw. Tuber ischiadicum A: Fossa trochanterica Wirkung: Rollen den Oberschenkel (in jeder Stellung) nach außen 9 M. quadratus femoris U: Tuber ischiadicum A: Crista intertrochanterica Wirkung: Rollt Oberschenkel nach außen Ischiocrurale Muskelgruppe M. biceps femoris U: Tuber ischiadicum A: Caput fibulae, Unterschenkelfaszie M. semitendinosus U: Tuber ischiadicum A: Caput fibulae M. semimembranosus U: Tuber ischiadicum A: Condylus medialis tibiae Wirkung der ischiocruralen Muskeln: - Strecken im Hüft- und Beugen im Kniegelenk (ziehen Oberschenkel zurück, heben Becken) Abb.6: Ischiocrurale Muskulatur - Adduktion des Beines - Bei gebeugtem Knie: M. biceps femoris rollt nach außen, M. semitendinosus und M. semimembranosus rollen nach innen 10 3.3 Abduktoren des Hüftgelenks M. glutaeus medius U. und A. siehe Kapitel 3.2 M. glutaeus minimus U. und A. siehe Kapitel 3.2 M. piriformis U. und A. siehe Kapitel 3.2 M. glutaeus maximus U. und A. siehe Kapitel 3.2 M. tensor fasciae latae U. und A. siehe Kapitel 3.2 Abb. 7: Abduktoren des Hüftgelenks Wirkung der Abduktoren - elementarer Abduktor = M. glutaeus medius - M. tensor fasciae latae ist weniger kräftig, hat aber längeren Hebelarm - reine Abduktionsbewegung durch simultane Kontraktion von M. glutaeus maximus und M. tensor fasciae latae - frontal gelegene Abduktoren bewirken Abduktions-FlexionsInnenrotationsbewegung - rückw. gelegene Abduktoren bewirken Abduktions-ExtensionsAußenrotationsbewegung 11 3.4 • Adduktoren des Hüftgelenks Oberflächliche Schicht: M. pectineus U: Os pubis A: Linea pectinea des Femur M. adductor longus U: Zw. Tuberculum pubicum und Symphyse A: mittleres Drittel der Linea aspera M. gracilis U: Medial von Tuberculum pubicum und Symphyse A: Pes ansernius superficialis der Tibia • Mittlere Schicht: M. adductor brevis U: neben Symphyse, unterer Schambeinast A: proximales Drittel d. Labium mediale lineae asperae • Abb.8: Adduktoren I Tiefe Schicht: M. adductor magnus und M. adductor minimus (= oberster Anteil des M. adductor magnus) U: Tuber ischiadicum, Ramus ossis ischii A: Labium mediale lineae asperae, Epicondylus medialis femoris Wirkung der Adduktoren: - Anziehen des Beines - Neigen beim Standbein das Becken zur gegenüberliegenden Seite Antagonisten der äußeren Hüftmuskeln - Balancieren Becken auf dem feststehenden Oberschenkel - Beugen im Hüftgelenk, rollen Oberschenkel nach außen Abb.9: Adduktoren II - M. adductor magnus = Strecker im Hüftgelenk, M. adductor magnus rollt nach innen - M. gracilis als einziger zweigelenkiger Muskel Beugen und Innenrotieren im KniegelenkI 12 3.5 • Rotatoren des Hüftgelenks Außenrotatoren M. piriformis U. und A. siehe Kapitel 3.2 M. obturatorius internus U. und A. siehe Kapitel 3.2 Mm. gemelli U. und A. siehe Kapitel 3.2 M. obturatorius externus U. und A. siehe Kapitel 3.2 M. quadratus femoris U. und A. siehe Kapitel 3.2 M. pectineus U. und A. siehe Kapitel 3.4 Ischiocrurale Mukulatur U. und A. siehe Kapitel 3.2 Mm. glutaei maximus, medius, minimus U. und A. siehe Kapitel 3.2 Abb.10: Innen-/Außenrotation • Innenrotatoren M. tensor fasciae latae U. und A. siehe Kapitel 3.2 Mm. glutaei minimus und medius U. und A. siehe Kapitel 3.2 • Wirkung der Rotatoren - je nach Rotationsrichtung sind verschieden Muskeln mit jeweils verschiedenen Anteilen beteiligt - Rotation = Bein wird um die Longitudinalachse (mechanische Längsachse ) gedreht - weniger einwärts- als auswärtsdrehende Muskeln 13 3.7 Umkehrung von Muskelfunktionen Bei verschiedenen Gelenkstellungen haben die auf ein Gelenk mit drei Freiheitsgraden einwirkenden Muskeln nicht immer die gleiche Funktion. Ihre Nebenwirkungen können modifiziert oder auch umgekehrt werden. Die Umkehrung der Muskelfunktion ist durch die Verlaufsänderung der Muskelfasern bedingt. Der Wirkungsgrad der Muskeln hängt entscheidend von der Stellung des Hüftgelenks ab. Je nach Beugewinkel kann ein flexierender Muskel dann zum Strecker werden (z.B. m. adductor longus wirkt bei +50° als Beuger, ab +7 0° Flexion wird er zum Strecker). 4. Hüftzentrierung Die Muskeln haben für die Stabilität des Hüftgelenks eine wichtige Bedeutung. Vor allem diejenigen, die einen transversalen Verlauf – also parallel zum Hals des Femurkopfes – haben, pressen den Kopf in die Hüftpfanne und können somit für Stabilität sorgen. Dies sind vor allem die pelvitrochanteren Muskeln (vgl. Abb. 5), wie der M. piriformis und der M. obturatorius externus. Ebenso stabilisieren die Glutealmuskeln, insbesondere die Mm. glutaei minimus und medius, die wegen ihrer großen einsetzbaren Muskelkraft von entscheidender Bedeutung sind. Für einen vollen Kontakt der Gelenksflächen sind die Hüftgelenksbänder zuständig. Dabei ist ihre Wirkung vor und hinter dem Gelenk ausgeglichen: vorne sind die Muskeln weniger zahlreich, dafür die Bänder sehr stabil (vgl. Abb.2), hinten sind die Muskeln dominant, aber die Bänder weniger stark. Die gelenkssichernde Funktion der Bänder kommt nur in der Neutral- und Streckstellung zur Wirkung, nämlich dann, wenn sie gespannt sind. Befindet sich das Hüftgelenk in Beugestellung, sind die Bänder relaxiert und der Femurkopf wird weniger effektiv in die Pfanne gepresst. Die Stabilisierung des Beckens in der Transversalen erfolgt durch die gleichzeitige und bilaterale Aktion der Abduktoren und Adduktoren. Sind diese antagonistischen Kräfte im Gleichgewicht, ist das Becken in einer symmetrischen Stellung stabilisiert. Durch die volle Funktionsfähigkeit der kleinen und mittleren Glutealmuskulatur sowie des M. tensor fasciae latae ist dem Becken die Voraussetzung für eine normale Gehbewegung gegeben. Ansonsten kommt es zu einer Seitverlagerung bzw. Kippung des Beckens. 14 Die longitudinal verlaufenden Muskeln der Adduktorengruppe haben die Tendenz, den Hüftkopf aus der Pfanne noch oben zu luxieren – v.a. dann, wenn – wie bei der angeborenen Hüftluxation – der Pfannendachbereich des Beckens etwas dysplastisch ist. Die Tendenz zur Luxation nimmt mit zunehmender Abduktion im Hüftgelenk ab, kann dadurch jedoch nicht vollständig aufgehoben werden. 5. Übungen zur Hüftzentrierung 1. „Schere“ Materialien: 1 Gymnastikmatte Ausführung: Seitlage, Kopf am Oberarm ablegen, bodennahes Bein anwinkeln (Stabilität); Hüftstreckung, Streckung des oberen Beines, Zehen anziehen und Ferse deckenwärts drehen; Bein langsam (kleine Bewegungsamplitude) abduzieren Variation: mit Theraband! Ziel: Kräftigung der Abduktoren Variationen: 15 2. „Kon-Ex- Übung“ Ausführung: Seitlage, Kopf in Hand aufstützen, Hüftstreckung untenliegendes Bein, oberes Bein angewinkelt, Zehen anziehen, Ferse deckenwärts drehen; bei fixiertem Oberschenkel Drehung des Unterschenkels bodenwärts. Zehenspitzen berühren leicht Boden, dann wieder abduzieren. Ziel: Konzentr. Kräftigung der Außenrotatoren, exzentr. Kräftigung der Innenrotatoren 3. „Beckenhoch- Übung“ Ausführung: Seitlicher Unterarmstütz, Hüftstreckung, Beinstreckung, Becken hoch heben, sodass Beine, Becken, Oberkörper und Kopf eine Linie bilden, stat. halten. Ziel: Ganzkörperstabilisation Variationen: Armhaltung als Stützhilfe, an die Hüfte gelegt oder zur Decke gestreckt 4. „Fuß hoch!“ Ausführung: Im Sitzen, Beine Angewinkelt, Hände stützen neben dem Gesäß (oder sind vor der Brust verschränkt), Bauch vorspannen, rechten Fuß vom Boden abheben, kleine Einwärtskreiselbewegungen aus dem Hüftgelenk. Ziel: Kräftigung der Adduktoren und Innenrotatoren 16 5. „Spielbeinübungen“ Materialien: 1 Gymnastikmatte, 1 Step oder Langbank Ausführung: Halbkniestand, Hüftstreckung durch Beckenkippung rückwärts, Schambein „zum Bauch herziehen“ Ziel: Dehnung des M. iliopsoas Variationen: - Becken im Halbkniestand vor und zurück schieben - Mit überstreckter Hüfte einen „stehenden Achter“ beschreiben (Ziel: Koordination) - In Hüfte so stabilisieren, dass das vordere Fuß vom Boden abgehoben werden kann (Ziel: Stabilisatorentraining) - Vorderes Bein am Step abstellen 6. „Bridging“: Materialien: Gymnastikmatte, 1 Pezziball Ausführung: Rückenlage, Arme seitlich neben Oberkörper, Unterschenkel und Fersen am Pezziball abstellen; Becken heben (OK – Osch eine Linie) – re Fuß bleibt am Ball, li Bein nach oben ausstrecken und nach links kippen. Achtung: Becken stabil halten, soll nicht kippen und auch nicht absinken! Ziel: Kräftigung der Adduktoren und Abduktoren; rotatorische Kräftigung des stabilisierenden Beines 17 7. „Luftmarschieren“ Materialien: Zusammengerollte Gymnastikmatte, ev. andere „instabile“ Unterlagen Ausführung: Beckenbreiter Stand, Becken nach hinten gekippt („Sitzbeinknorren“ gegen den Boden drücken, Lendenwirbelsäule „lang machen“) Belasten des rechten Beines, versuchen, linkes Bein „frei zu bekommen“ – Oberschenkel anziehen. Variation: „instabile Unterlagen“ Ziel: Training der Hüftstabilisatoren 8. „Step ups“ Materialien: 1 Gymnastikmatte, 1 Step (2. Stufe) Ausführung: Mit dynamischen Armbewegungen auf den Step hinaufsteigen, oben Knie anziehen, wieder hinuntersteigen; ca. 5 Wh je Seite, dann Seitenwechsel; Variation: Arme nicht dynamisch mitnehmen - Kleinhanteln halten Ziel: Kräftigung Gesäßmuskulatur, Hüftstabilisatoren 18 9. „Lunges“ Materialien: Gymnastikstab oder Langhantel Ausführung: Kniebeugen in Schrittstellung Ziel: - Kräftigung M. quadriceps femoris - Denhung M. psoas, M. rectus femoris, Adduktoren - Schrittstellung = koordinativ anspruchsvoll - Langhantel bewirkt axialen Reiz zur Aufrichtung der Wirbelsäule 10. „Dehnen“ Überprüfung der Adduktorendehnfähigkeit: Übung zur Dehnung der Abduktoren: 19 6. Literaturangaben / Bildquellen KAPANDJI, I.A. (1992). Funktionelle Anatomie der Gelenke. Band 2: Untere Extremität. 2., unveränderte Auflage. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag PLATZER, W. (1999). Taschenatlas der Anatomie. 1 Bewegungsapparat, 7. vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart-New York: Georg Thieme Verlag WALDEYER, A. / MAYET, A. (1993). Anatomie des Menschen 1. 16, neubearb. Aufl. Berlin-New York: Walter de Gruyter Verlag http://www.orthopaedie-aachen.de/klinikum/de/html/hufterkrankungen.html Zugriff am 3.5. 2007 http://beta.flexikon.doccheck.com/H%C3%BCftmuskulatur Zugriff am 3.5. 2007 http://www.medicalpicture.de/ Zugriff am 3.5. 2007 http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BCftgelenk Zugriff am 4.5. 2007 20