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~ 05 | 12 2,00 in-draussen.de | www.strassenmagaz fer äu rk Ve n de r fü ro nd | 0,80 Eu nster und das Münsterla Straßenmagazin für Mü o - Tricks ss a k In • ? n te ie rb e v D • NP Betontod im Interview Editorial Liebe Leserinnen und Leser, im Umfeld der ~-Redaktion schlummern unerwartete künstlerische Talente: Paul ist Aktionskünstler, Robby jongliert, Eddy schreibt, Flo rappt, Henning zeichnet, Kurt stellt Kratzbilder her, Peter malt. Selbst als Schauspieler durften sich einige schon versuchen, Detlef und Günther mimten zwei Schupos in einem Film, der auf der letzten Skulptur-Projekte-Ausstellung in den Räumen des ehemaligen Metropolis-Kinos gezeigt wurde, Ernie gab schon einmal den linken Demonstranten im Münster-Tatort mit Text: „Nazis raus!“. Und erst kürzlich wurde Straßenpunker Toby mitsamt Hündin Katharina für die Hauptrolle in einem besonderen Kurzfilmprojekt gecastet. Löchte wandten sie sich an die draußen-Redaktion und hatten gleich Toby am Telefon, das Engagement war schnell verabredet. Drei Drehtage unter eisigem Winterhimmel unter der Torminbrücke und in der Innenstadt waren weniger für den „~“-erprobten Toby ein Problem als für das Drehteam. Toby dagegen hatte mit den Tücken des Schauspielerdaseins zu kämpfen, musste doch jede noch so kleine Requisite wie die Hundedecke am Rucksack jeden Tag aufs Neue genauso aussehen wie am Tag zuvor. Einen Jurypreis gab es für den münsteraner Beitrag zwar nicht, aber im Publikumsvoting landete unser Toby immerhin auf Platz 21 von insgesamt 1559 eingereichten Filmen. Zu sehen ist der fertige Kurzfilm auf www.99fire-films.de/voting.html unter dem Titel „Just a smile“, Pointe inklusive. Der 99-Fire-Films-Award stellt die Teilnehmer vor eine besondere kreative Herausforderung. Die Filmemacher müssen ihren 99-sekündigen Film innerhalb von 99 Stunden von der Idee bis zum fertigen Schnitt umsetzen, nach der Bekanntgabe der www.stadtwerke-muenster.de Vorgaben durch den Veranstalter beginnt das Rennen mit der Zeit. In diesem Jahr mussten die filmischen Kurzbeiträge das STROM Stichwort „Lächeln“ und die Zahl „500“ aufgreifen. Münster:natürlich Ein Filmteam aus Münster suchte für seine Idee einen Wohnungslosen als Darsteller. Auf Vermittlung von Fotograf Andreas Carsten Scheiper Redakteur der ~ Anzeige Öko? Logisch! www.stadtwerke-muenster.de Natürlich Ökostrom! Ihr Beitrag für Münsters Zukunft. Münster:natürlich Das Öko-Strompaket mit Heimvorteil 2 Anzeige Werden Sie ~ Pate! Unser Patenspendenkonto: Kto 34205427 BLZ 40050150 Sparkasse Münsterland Ost Ihre Unterstützung ist Hilfe, die direkt ankommt. Jeder Euro wird sinnvoll und verantwortungsvoll genutzt, um Obdachlosen und schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen neue Chancen zur Verbesserung ihrer Lebenssituation zu bieten. Helfen Sie mit, es gibt vielfältige Möglichkeiten: Kaufen und Weiterempfehlen der ~ ist die direkte Hilfe zur Selbsthilfe für die VerkäuferInnen (kleines Zubrot, Akzeptanz, Eröffnung neuer Perspektiven) und steigert die Auflage der Zeitung. Preis: 2,00 Euro. Seitensponsoring ist eine besondere Form, die Druckkosten einer Seite in der ~ direkt zu finanzieren. Preis: ab 50,- Euro. (Kto 33878, BLZ 40050150) Werbung in ~ unterstützt die laufenden Betriebskosten und zeigt außerdem Ihr gesellschaftliches Engagement und Ihre soziale Verantwortung. Preis ab 58,- Euro (incl. MwSt.) (Kto 33878, BLZ 40050150) Spenden sind wichtig für den Erhalt des Projektes Summe: beliebig (Kto 33878, BLZ 40050150) Patenschaften ermöglichen uns die Finanzierung von Vollund Teilzeitstellen. Summe: langfristig und beliebig 3 4 Impressum Herausgeber „~“ e. V. Berliner Platz 8 48143 Münster Redaktionsteam Juliane Büker Michael Heß Sabrina Kipp Sigi Nasner Carsten Scheiper (V.i.S.d.P.) Horst Gärtner Tel.: 0251 / 4909118 redaktion@strassenmagazin-draussen.de Streetwork Sabrina Kipp s.kipp@strassenmagazin-draussen.de Internetseite www.strassenmagazin-draussen.de Administrator: Cyrus Tahbasian Mitarbeiter | Texte Elvira Ajvazi, Bianka Boyke, Tom Dietzel, Christian Eilermann, Michael Heß, Sascha Benedikt Idziaszek, Markus Kipp, Sabrina Kipp, Gerd Normann, Annette Poethke, Carsten Scheiper, Manuel Schumann, Kerstin Klimenta (hoppsala.de) Inhalt 2 Editorial Just a smile :) 6 Wir singen keine Popsongs Was macht Betontod zu Antirockstars? 9 Nur eine Partei weniger? Das NPD-Verbot ist wünschenswert, aber keine Lösung 10 „Inkassoforderungen sind oft überzogen“ Rechtsanwalt Rene Boyke im Interview 12 Missionar auf Zeit Ein Jahr im Nordosten Argentiniens 14 Zu Wasser, zu Land und sogar in der Luft Ein Besuch bei der Wasserschutzpolizei in Münster 16 Eine Spielart des Ewiggestrigen Rechtsausleger wollen den Hindenburgplatz behalten Mitarbeiter | Fotos Tom Dietzel, Christian Eilermann, Björn Gaus, Michael Heß, Moritz Hoffmann, Sascha Benedikt Idziaszek, Sigi Nasner, Gerd Normann, oktoberpromotion.com, uliburchardt. com, Verein für politische Flüchtlinge 19 Vorsicht, ansteckend! Titelfoto Betontod 20 „Jetzt sind die Händler am Zug“ Layout und Titelgestaltung Juliane Büker j.bueker@strassenmagazin-draussen.de Gestaltungskonzept Lisa Schwarz/Christian Büning Druck Gutverlag Druck & Medien Auflage 8.000 Unterstützt durch Siverdes-Stiftung Bankverbindung Sparkasse Münsterland Ost Konto-Nr. 33 878 BLZ 400 501 50 Paten-Spenden-Konto Sparkasse Münsterland Ost Konto-Nr. 34205427 BLZ 400 501 50 Wir danken allen Spendern! Artikel, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bitte beachten Sie unsere Anzeigenkunden. Grassiert die Hindenburgitis wieder? Uli Burchardt Über Qualität und Nachhaltigkeit 22 Preußenrückblick Wiesbaden | Jena | Regensburg | Osnabrück | Erfurt | Burghausen | Saarbrücken 24 Columne: ~ auf Cuba Lara hat Läuse 25 Neues aus dem Arbeitsrecht Arbeitszeugnis und Geheimcode 26 Lesen Gudrun Pausewang: „Au revoir, bis nach dem Krieg“ 27 Rezepte Der Mai ist gekommen... 28 Roma kämpfen für ein dauerhaftes Bleiberecht. „Jeder Mensch hat es verdient, mit Würde und Anerkennung zu leben.“ 29 Schlussakkord Tanzverbot? # 5 Bericht und Text: Tom Dietzel | Fotos: Tom Dietzel, Björn Gaus Wir singen keine Popsongs Was macht Betontod zu Antirockstars? Da passt man mal in Wacken nicht auf und schon findet man eine Punkband gut. Wie konnte das nur passieren. Auf Anraten eines Freundes begab ich mich dort also in ein dunkles Zelt, um mir als bekennenden Metaller den Punk anzutun. Bis dahin war es nicht weiter verwunderlich für mich, das ich von dieser Band noch nichts gehört hatte, obwohl die schon seit über 20 Jahren im Geschäft sind. Ihre Live Performance Anzeige C M Y CM MY CY CMY K 6 hat mich jedoch völlig überrollt und nicht nur ich war völlig begeistert von den Jungs, sondern auch das Wacken Publikum zeigte den fünf Musikern aus Nordrhein-Westfalen, dass Sie bestimmt nicht am falschen Ort waren. Prompt wurden wir von Ihnen zu Ihrer CD Release Party in Essen eingeladen, wo ihr neues Album „Antirockstars“ vorgestellt wurde. zusammen, wart Ihr damals die typischen Punks? Eule: Also, wenn du mir erklärst, wie ein typischer Punk so ist? Wir waren aber nicht so „No Future“- mäßig drauf. Ado: Wir sahen auch nicht so aus, wie man sich einen Punk vorstellt. Wir hatten keinen Irokesenschnitt oder so. Wir waren Punks im Sinne von, dass wir immer MS_Anz_draußen_42,7x126_sw_RZ.pdPage 1 31.08.2009 14:29:31 Uhr Vor über 20 Jahren gründete Gitarist das gemacht haben, wo wir Bock drauf Frank Vohwinkel Betontod in einem hatten. kleinen Örtchen namens Rheinberg und seitdem erspielen sich die Punkrocker Eule: Ha, bis auf unseren Sänger (Oliver eine immer größer werdende Fange- Meister), der hat das mit dem Sex, Drugs meinde. Spaß haben und feiern steht and Rock´n´Roll so richtig ausgelebt. ganz oben auf der Prioritätenliste von (lacht) Betontod, wenn es auf die Bühne geht. Und das merkt man Ihnen auch an. Texte ~: Und heute gibt es kein Sex, mit Augenzwinkern, sowie auch kritische Drugs and Rock´n´Roll mehr? Themen werden in harte Gitarrenriffs verpackt, die Ihren Ursprung im Metal Ado: Haha mehr denn je! Aber im Ernst, nicht verleugnen können. Was die Jungs bei mir ist nur der Rock´n´Roll übrig gebestimmt zu einer Ausnahme im Musik- blieben. buisness macht, ist wohl die Tatsache, dass Sie immer zwischen ihren Fans zu Eule: Bei mir nur der Alkohol finden sind und nicht nach einem Auftritt schnell im Tourbus verschwinden. Ein ~: Hat sich eure Einstellung zu Beweis für ihre Nähe zu den eigenen damals sehr verändert? und den potentiellen Anhängern zeigte sich auch bei diesen Interview, das wir Eule: Klar, man entwickelt sich ja auch in mitten von Fans vor ihrem Auftritt im als Mensch immer weiter. Ich glaube Cafe Nord in Essen im ansässigen Biergar- zwar nicht, dass ich anders denke, aber ten führten. Frank „Eule“ Vohwinkel und die Sicht auf manche Dinge ist schon eine Adam „Ado“ Dera standen uns dort Rede andere. und Antwort. ~: Hat euch die steigende Popula~: Eule, du bist ein Fans von Stra- rität denn irgendwie verändert? ßenzeitungen. Musstest du selber schon Ado: Nö, verändert eigentlich nicht. Wir mal auf der Straße leben? freuen uns, dass wir vor immer mehr Eule: Ne, das nicht. Aber ich kann mir Menschen spielen dürfen und so vielen gut vorstellen, wie schnell es manchmal unsere Musik gefällt. gehen kann, dass man dort landet, deswegen sollte man nie verdrängen, dass es ~: Da war Wacken ja genau richtig, um neues Publikum zu gewinnen. Hattet schnell einen selber treffen könnte. Ihr Angst dort aufzutreten? ~: Ihr seid schon über 20 Jahre Ado: Also Angst nicht, aber ich fand es wahnsinnig spannend. Eigenregie gemacht, war das so geplant oder ist es aus der Not geboren? Eule: Man beschäftigt sich natürlich vorher damit, dass man zum größten Metalfestival Deutschlands fährt, obwohl mir der Metal überhaupt nicht fremd ist weil ich den selber regelmäßig viel höre. Aber du weißt halt trotzdem nicht, wie man ankommt und aufgenommen wird. Aber es war alles echt klasse und hat viel Eule: Also den Vertrieb machen wir nicht, aber ansonsten ist alles alleine entstanden. Geplant war es eigentlich anders, aber dann hatte der Vertrieb, mit dem wir das machen wollte Probleme, und wir haben jemanden kennen gelernt, der uns erklärt hat, wie wir das auch alleine machen können. Da haben wir das halt ~: Wie bezeichnet ihr euch eigentlich nach so langer Zeit? Seid Ihr Freunde, Familie, Kollegen oder Kumpels? Eule: Wir waren mal Freunde! (lacht) Ado: Genau, jetzt sind wir Familie. Freunde kann man sich ja aussuchen (beide legen sich ab). Aber eigentlich ist es ganz einfach. Wir sind natürlich Freunde, weil wir es sonst bestimmt nicht 21 Jahre zusammen ausgehalten hätten. Wir hängen ja auch nicht jeden Tag aufeinander ab, deswegen funktioniert das immer noch. Wir sind ja jetzt auch Familienväter. Früher haben wir uns mit einer Palette Hansa unter der Brücke getroffen und heute treffen wir uns mit den Kids bei Eule im Garten zum Grillen. Eule: Das ist nicht mein Garten. ~: Könnt ihr von der Musik schon leben oder habt ihr noch andere Jobs? Eule: Wir könnten zurzeit vielleicht davon leben aber wir sehen da keinen Sinn drin. Warum sollten wir aus einer gesicherten Stellung raus gehen. Das würde doch alles viel schwieriger machen. Dann müssten wir Erfolg haben, um unsere Familie am Leben zu halten. Dieser Druck wäre, glaube ich, nicht so gut. Ado: Vielleicht würde es gehen, aber 1. haben wir Familie und damit auch Verantwortung und 2. haben wir ja jetzt auch unser Label, mit dem wir junge Band fördern und produzieren wollen. Da investieren wir lieber das jetzige Geld. Spaß gemacht. ~: Eure Metaleinflüße lassen sich auch kaum verleugnen. Ado: Stimmt, unser alter Schlagzeuger und ich kommen ja ursprünglich aus dem Death-Metal. Das haben wir natürlich auch mit in die Musik gebracht, wie z. B. die Double-Bass-Geschichten und den Speed. ~: Jetzt ist eure neue CD „Antirockstars“ raus. Ihr habt alles in gemacht, da wir ja eh ohne Plattenfirma waren. ~: War die Produktion eine schwere Geburt? Gab es größere Probleme? Eule: Naja, Schwierigkeiten entstanden halt immer aus Bandgeschichten heraus. Dann war der eine mal nicht zufrieden und dann der andere. Aber wirklich schwierig war es nicht. Da war unsere vorherige CD wirklich problematischer. Dabei haben wir dann auch unseren damaligen Schlagzeuger verloren. Aber diesmal war es das ganz normale Chaos. ~: Was macht ihr den beruflich und lässt sich das alles gut miteinander vereinbaren? Ado: Nee, geht überhaupt nicht (lacht). Ich bin Grafikdesigner und das passt prima mit der Band zusammen. Warum sollte ich also den Job kündigen. Eule: Ich arbeite im IT-Bereich. Archivierung von Dokumenten. Klingt spannend, oder? ~: Ja, total (hust). Noch mal auf eurer Label und die Unterstützung für junge Bands wie z.B. Rockwasser zurückzukommen... Diese Seite wird von Siegfried Kurz gesponsort. 7 Eule: Ja genau, wir wollen den Jungs einfach helfen mit den Erfahrungen, die wir bisher so machen mussten. Wir sind an Rockwasser rangetreten, nachdem wir überlegt hatten, ob wir das Label nur für uns nutzen oder ob wir auch anderen damit helfen können. Wir wollten aber keine bekannten Bands, die vielleicht schon zu verwöhnt sind und Ansprüche haben, die wir nicht erfüllen könnten. Also sollten es junge Bands sein, denen wir mit unseren Erfahrungen bestimmt einen großen Schritt weiterhelfen können. Ado: Wenn du eine junge Band bist, dann wünscht du dir doch so was wie einen großen Bruder der dich mal an die Hand nimmt und dir zeigt, wo es lang geht. Jetzt haben wir die finanziellen Möglichkeiten sowas zu tun. ~: Ihr habt das aber schon so angelegt, dass ihr damit eventuell auch mal Geld verdient? Ado: Klar doch, wir wollen dann natürlich weitermachen mit dem Projekt und deswegen wäre es auch schön, wenn etwas für die Refinanzierung wieder reinkäme. Eule: Es ist auch sowas wie ein sozialistischer Gedanke. Wir wollen die Einnahmen dann aber auch wieder in neue Bands investieren. Wir geben fast die gesamten Einnahmen dafür aus und nutzen davon selber nichts. Ado: Bis auf eine Physiotherapeutin. (lacht) 8 ~: Was ist den für euch laut dem Titel eurer neuen CD ein Antirockstar? Ado: Also, wir haben uns gar nicht so sehr Gedanken darüber gemacht, was ein Rockstar wohl ist, sondern viel mehr, was uns auszeichnet. Und wir waren uns alle einig, dass unsere Fannähe uns auszeichnet. Wir schotten uns nie von unserem Publikum ab, sondern sitzen vor und nach dem Gig mit einem Bierchen bei den Fans und feiern. Rockstar sind die Glittertypen, denen alles wichtiger ist als das eigene Publikum. Wir sind da genau das Gegenteil. ~: Glaubt ihr nicht, dass euch die wachsende Popularität auch mal dazu zwingen könnte euch abzuschotten? Ado: Ha, da haben wir gestern noch drüber geredet! Eule: Ich habe gerade ein kleines Projekt mit dem Namen Frank V. laufen, aber meine meiste Zeit verbringe ich natürlich weiterhin mit Betontod. Ado: Ich auch nicht, und wenn ein Nebenprojekt, dann höchstens etwas was außerhalb der Musik liegt. Apropos Maik, den haben wir gecastet, weil wir festgestellt haben, dass man wenigstens einen gut aussehenden Musiker in der Band haben muss! ~: Es gibt gelegentlich mal den Vergleich mit den Toten Hosen. Nervt das oder ehrt es euch? Eule: Früher habe ich immer gelesen: “Das klingt wie die oder das klingt wie die“. Ich glaube mittlerweile klingen wir sehr eigenständig und junge Bands müssen sich jetzt anhören, dass Sie wie Betontod klingen. Aber schlimm finde ich den Vergleich nicht. Eule: Warum sollten wir das tun? ~: Seid ihr 2012 wieder in Wacken? ~: Wenn vielleicht doch mal die Fans bei euch im Garten stehen und mitgrillen wollen? Ado. Wir würden uns freuen! Eule: Jau, Prost! Ado: Wenn du wie wir eh ein Typ bist, den man immer vor oder nach dem Konzert ansprechen kann, warum sollte man sich dann die Mühe machen mich im Garten zu belästigen, nur um uns mal hautnah zu erleben. ~: Das stimmt natürlich. Jetzt noch mal etwas anderes, habt ihr auch noch andere Projekte wie euer Schlagzeuger Maik? Derzeit arbeiten die Jungs in Senden im Studio von Toten Hosen Produzent Vincent Sorg an einer neuen CD, die am 31.08.2012 zu erwarten ist. Man darf gespannt sein. Genauso gespannt, wie wir es bereits sind, wenn Betontod am 20.05.2012 uns mit einem Konzert in der Sputnikhalle erfreuen wird. Auf 20 weitere Jahre.... # Bericht | Text: Michel Heß | Illustration: Moritz Hoffmann Nur eine Partei weniger? Das NPD-Verbot ist wünschenswert, aber keine Lösung Über das Verbot der NPD zu sinnen, gehört derzeit nicht nur im linken Spektrum zum guten Ton. Zu hervorgehoben ist deren parlamentarische Rolle vor dem Hintergrund rechtsxtremer Gewalt. Ob ein förmliches Verbot aber auch die zu Grunde liegenden Erfolgsfaktoren aus der Welt schafft, darf bezweifelt werden. Über den Sinn des Verbotsverfahrens dachte ~-Redakteur Michael Heß nach. Die Bundesrepublik sah bisher zwei Parteiverbote. Am 23. Oktober 1952 verbot das Bundesverfassungsgericht die Sozialistische Reichspartei SRP, bis heute die einzige Partei, die sich in direkter Nachfolge der NSDAP sah. Vier Jahre später traf es am 17. August 1956 die antifaschistische KPD, dem Grundverständnis der frühen Bundesrepublik entsprechend. Kam das Verbot der SRP fast aus heiterem Himmel, ähnelte die Situation vor dem KPD-Verbot der heutigen zur NPD: das ausufernde Abwägen von Für und Wider füllte den öffentlichen Raum. Als dritte Partei steht nun die 1968 gegründete Nationaldemokratische Partei Deutschlands NPD zur Disposition. Den ersten Verbotsantrag startete die Regierung Schröder im Januar 2001: Die Verfassungswidrigkeit der NPD war festzustellen. Die Sache endete wie das Hornberger Schießen; im März 2003 stellte das Bundesverfassungsgericht das Verfahren aus formalen Gründen ein. Zu dürftig erschien drei der sieben Richter das vorgelegte Beweismaterial. Bloßer Verbalextremismus begründet weder Verfassungsfeindlichkeit noch Verbot. Nötig ist aktives, unzweifelhaft nachweisbares Tun! Die nötige Zweidrittelmehrheit im für Parteiverbote zuständigen zweiten Senat des Gerichtes war verfehlt. Vollends zur bösen Posse wurde das Verfahren kurz darauf durch den Nachweis, dass V–Leute des Verfassungsschutzes NPD-Landesverbände mit führten. Mag die NPD bundespolitisch ohne Bedeutung sein, ist das regional und außerparlamentarisch deutlich anders. Sie ist in mehreren Landtagen und in etlichen Kommunalparlamenten vertreten und die Verbotsdebatte ist so etwas wie Extrawerbung. Bei Facebook kann sie aktuell auf 17.000 “Freunde” zählen, die Dunkelziffer dürfte um ein Mehrfaches höher sein. Sie stützt sich auf funktionierende und im rechten Spektrum gut vernetzte Untergliederungen. Da zählen die internen Querelen wenig: Gibt man sich eher kämpferisch oder eher bürgerlich moderat? Auch die Nickeleien mit den “Freien Kameradschaften” ändern nichts daran, dass die NPD faktisch die Führungsrolle im rechtsextremen Spektrum inne hat. Das zuletzt gewonnene Image als Kümmerer vor Ort tut ein Übriges, wahrnehmbar Einfluss auf die Jugendkultur in den östlichen Bundesländern (besonders in Nordsachsen und Meck-Pomm) zu nehmen. In bestimmten Fragen kann sie auf eine schweigende Mehrheit der Bevölkerung zählen. Deswegen sind die allermeisten Jugendlichen und Erwachsenen keine Nazis. Aber ihr Wertesystem ist deutlich anders als das im Westen. Konservativer und weitgehend immun gegen Sprechblasen und Worthülsen problemferner Berufspolitiker. Man wählt nicht gleich NPD oder DVU, aber man geht auch nicht zur Wahl. Noch. Der Stellenwert der NPD ist vor allem als Ausfluss der sozialökonomischen Misere im Osten zu begreifen. Solange die thüringische Politik die dort bundesweit niedrigsten Löhne wie warme Semmeln als “Standortvorteil” anpreist (nur ein Beispiel unter vielen), laufen Parteiverbote auf Dauer nicht nur ins Leere, sondern begründen sogar Solidarisierungseffekte. Andererseits bieten selbst durch Wahlen und Verfassungen legitimierte Parlamente keinen Schutz vor undemokratischen Entwicklungen. Die NSDAP errichtete ihr Regime 1933/34 formal legal; in Ungarn betreibt die rechtsradikale FIDESZ auf Basis einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament einen rasanten Demokratieabbau, offenen Antisemitismus inklusive. EU und Bundesregierung scheint es nicht zu stören. Solche Aspekte schrecken viele Sachkundige vor einem Verbotsverfahren mit zweifelhaftem Ausgang ab. Wer möchte schon einen Spruch wie “Staatlich geprüft und für legal befunden” riskieren, der so und ähnlich von Rechtsaußen für den Erfolgsfall eines gescheiterten Verbotsverfahrens schon angekündigt ist? Zwar entzöge ein Verbot der NPD der Rechten zunächst die parlamentarische Bühne samt Finanzierungsmöglichkeiten. An der gesellschaftlichen Akzeptanz ihrer Ideologie ändert es nichts. Derzeit noch in Thüringen, künftig vielleicht auch in Westfalen. Auch die nächste Parteigründung wäre wohl nur eine Zeitfrage. Im thüringischen Jena als Heimat des Mördertrios treten Jungnazis schon wieder in aller Öffentlichkeit auf. Es sei die nächste Generation, sagen die Heimischen dort. # 9 Bericht | Text: Bianka Boyke „Inkassoforderungen sind oft überzogen“ Rechtsanwalt René Boyke im Interview Inkasso. Begriff aus der Betriebswirtschaftslehre, differenzierter: dem Bereich Finanzierung. Bezeichnet den Einzug von Forderungen. So oder ähnlich müsste der Eintrag im Duden lauten. Klingt alles sehr sachlich und das ist es auch. Doch hinter Inkassoeintreibungen stecken oft richtige Schicksale, Menschen, die ihre hohen Rechnungen nicht mehr zahlen können und das Gefühl haben, in ihren Schulden zu versinken. Sie legen eine Rechnung nach der anderen weg, öffnen die Briefe nicht mehr. Warum es schlecht ist, den Kopf in den Sand zu stecken, und vor allem, warum man die Rechnungen nach Erhalt noch immer mindern kann, erklärt uns Rechtsanwalt René Boyke aus Dortmund. ~: Herr Boyke, wenn ich eine Rechnung zu lange liegen lasse, bekomme ich dann immer irgendwann Post von einem Inkassounternehmen? RA Boyke: Nicht zwingend, aber in der Regel schon. Eher selten macht ein Gläubiger „kurze Fünfe“ und beantragt sofort einen Mahnbescheid. ~: Was muss ich tun, wenn ich eine Zahlungsaufforderung von einem Inkassounternehmen erhalte? RA Boyke: Sie sollten erstmal prüfen, ob die Hauptforderung, die da geltend gemacht wird, überhaupt besteht. Meistens wird in solchen Zahlungsaufforderungen der Auftraggeber (Gläubiger) genannt, sowie eine Rechnungsnummer oder ein Zeitraum, indem eine Leistung erbracht wurde. ~: Angenommen ich stelle fest, dass die Hauptforderung berechtigt ist. Soll ich dann zahlen? RA Boyke: Nein, noch nicht. Wenn Sie kein Geld verschenken wollen, dann sollten Sie prüfen, ob die zusätzlichen Kosten, 10 die das Inkassounternehmen verlangt, überhaupt verlangt werden dürfen. ~: In welchen Fällen dürfen denn Inkassokosten geltend gemacht werden? RA Boyke: Grundsätzlich nur dann, wenn Sie sich im Verzug befinden oder, was allerdings seltener ist, wenn eine wirksame Vereinbarung mit dem Gläubiger bezüglich der Zahlung von Inkassokosten besteht. ~: Verzug bedeutet einfach, dass ich mit der Zahlung „spät dran bin“? RA Boyke: Keineswegs. Verzug ist ein Rechtsbegriff und hat eine wesentlich engere Bedeutung. Verzug ist von mehreren Voraussetzungen abhängig. Erstens: Die Zahlung muss fällig sein, also vom Gläubiger verlangt werden dürfen. Dies ist beispielsweise nicht der Fall, wenn der Gläubiger vorleistungspflichtig ist oder vereinbart worden ist, dass die Leistung Zug-um-Zug, also gleichzeitig, erbracht wird. Zweitens: Sie müssen ernsthaft zur Leistung aufgefordert worden sein. ~: Es muss also immer erst mindestens eine Mahnung verschickt werden? RA Boyke: Grundsätzlich schon. Es gibt jedoch Ausnahmen. Wenn Sie Verbraucher sind, dann kommen Sie automatisch nach 30 Tagen in Verzug, wenn dies bereits auf der Rechnung vermerkt ist. Sehr oft steht dies allerdings nicht auf den Rechnungen. Heben Sie daher Ihre Rechnungen auf! Als Unternehmer kommen Sie dagegen leichter in Verzug, nämlich entweder 30 Tage nach Zugang der Rechnung, oder, wenn der Zugang der Rechnung nicht bewiesen werden kann, 30 Tage nach Erhalt der Leistung. Darüber hinaus kommen Sie auch immer dann in Verzug, wenn Sie jede Zahlung ernsthaft und endgültig verweigern, für die Leistung ein bestimmter Zeitpunkt vereinbart wurde oder sich ein solcher Zeitpunkt zweifelsfrei errechnen lässt. ~: Bleiben wir bei dem Normalfall: Verzug erst nach Eingang einer Mahnung. Können dann bereits mit dieser ersten Mahnung Mahnkosten geltend gemacht werden? RA Boyke: Ja, Mahnkosten schon. Aber keine Inkassokosten. RA Boyke: Die Vergütung ist in §13 des Rechtsanwaltvergütungsgesetzes geregelt. In der Anlage 2 zu diesem Gesetz gibt es eine entsprechende Tabelle. die Höhe von Rechtsanwaltsgebühren angesetzt werden. ~: Und wenn das Inkassounternehmen mehr verlangt? RA Boyke: Dann wird die Sache möglicherweise zu einem Rechtsanwalt weitergegeben, der dann nochmals Rechtsanwaltsgebühren draufschlägt. Diese zusätzlichen Gebühren sind aber oftmals nicht mehr gerechtfertigt. ~: Wo ist denn der Unterschied? RA Boyke: Mahnkosten sind viel geringer. Es dürfen hier nur die Kosten verlangt werden, die für die Erstellung und den Versand der Mahnung angefallen sind. Die Gerichte sind hier unterschiedlich großzügig. Das Amtsgericht Münster hält beispielsweise 5 Euro für eine Mahnung für angemessen. Dagegen sind Inkassokosten in der Regel so hoch wie entsprechende Rechtsanwaltsvergütungen. RA Boyke: Wenn die Hauptforderung berechtigt ist, dann würde ich diese und die gerechtfertigten Inkassokosten zahlen und das Inkassounternehmen darüber informieren, dass die Zahlung auf die Hauptforderung, die Zinsen und die Inkassoforderung - in dieser Reihenfolge - geleistet wird. Dann würde ich das Inkassounternehmen auffordern, mir eine plausible Erklärung für die zusätzlichen Kosten zu geben. ~: Und die Rechtsanwaltsgebühren sind wie hoch? ~: Kann ich selber überprüfen, wie hoch die Inkassokosten sein dürfen? RA Boyke: Da muss ich etwas ausholen. Die Rechtsanwaltsgebühren werden in mehreren Schritten bestimmt, die ich vereinfacht darstelle: Ausgangspunkt ist die Höhe der Hauptforderung, da diese den sogenannten Streitwert festlegt. Als nächstes wird geschätzt, wie kompliziert oder umfangreich die Angelegenheit war. Abschließend wirft man einen Blick in die Vergütungstabelle für Rechtsanwälte und schaut, welcher Gebührensatz dem festgestellten Streitwert zugeordnet ist. Beispiel: Bei 300 Euro wären dies 25 Euro. Der Wert wird dann mit einem Faktor zwischen 1,0 und 2,5 multipliziert ¨C je nachdem, ob die Angelegenheit kompliziert oder umfangreich war. In den meisten Fällen wird hier ein Faktor zwischen 1,0 und 1,5 angesetzt. Zu diesem Ergebnis addiert man dann 20% (jedoch maximal 20 Euro) als Auslagenpauschale, und schlägt auf die Summe nochmals 19% Mehrwertsteuer drauf. Bei Forderungen bis maximal 300,00 Euro kommt man so auf Inkassokosten in Höhe von 53,55 Euro. RA Boyke: Zugegeben, das ist nicht ganz einfach. Schauen Sie sich das Schreiben genau an: Zunächst sollten die Kosten plausibel dargelegt sein. Werden beispielsweise Auskunftskosten geltend gemacht, obwohl gar nicht ersichtlich ist, dass eine Auskunft nötig war? Werden neben Inkassokosten zusätzlich auch noch Rechtsanwaltsgebühren verlangt? Nach einer solch groben Prüfung untersuchen Sie dann die konkrete Höhe der Inkassokosten. Grundsätzlich dürfen hier nur die Kosten verlangt werden, die durch das Inkasso hervorgerufen worden sind. Das sind beispielsweise die Kosten, die zwischen dem Gläubiger und dem Inkassounternehmen vereinbart wurden. Allerdings ist es die Regel, dass pauschal ~: Das klingt ganz schön kompliziert. Wo finde ich diese Vergütungstabelle, wenn ich es ganz genau wissen will? ~!: Und wenn ich gar nicht bezahle? ~: Warum nicht? RA Boyke: Es gibt schlichtweg keinen Grund dafür, dass nach einem Inkassounternehmen auch noch ein Rechtsanwalt eingeschaltet wird. Man braucht seit dem 01.07.2008 auch keinen Rechtsanwalt mehr, um Mahnbescheide zu beantragen. Es gibt also keinen Grund, warum Schuldner die Kosten eines Rechtsanwalt hier tragen sollten. ~: Was kann ich tun, wenn das Inkassounternehmen dennoch auf die überhöhten Inkassogebühren besteht? RA Boyke: Sie können klagen und gerichtlich feststellen lassen, dass die überhöhte Forderung nicht besteht. Wenn das Inkassounternehmen verliert, dann muss es alle Kosten dieses Rechtsstreits tragen. Damit haben Sie übrigens auch ein gutes Argument in der Hand, um die Gesamtforderung nach unten zu verhandeln. ~: Vielen Dank für das Gespräch. RA Boyke: Immer gerne. # Anzeige ãWas mich interessiert sind nicht bewegliche Kšrper, sondern bewegliche Gehirne. Was mich interessiert ist die Wiederherstellung der menschlichen WŸrde in jeder einzelnen Form.Ò Dr. Moshe Feldenkrais Feldenkrais-Praxis Vera LŠmmerzahl Ludgeristra§e 114 Tel.: 0251-796707 11 Bericht | Text und Fotos: Christian Eilermann Missionar auf Zeit Ein Jahr im Nordosten Argentiniens Wenigstens einmal im Leben über den eigenen Tellerrand schauen, sein gewohntes Umfeld verlassen und eine andere und fremde Kultur kennenlernen. Genau diese Gedanken waren es, die Christian Eilermann dazu bewegt haben, nach seinem bestandenen Abitur 2010 für insgesamt ein Jahr als sogenannter MaZ (Missionar auf Zeit) nach Argentinien zu gehen, sein Leben in Deutschland ein Stück weit hinter mich zu lassen und mit den Menschen in Argentinien zu teilen. Missionar auf Zeit ist ein Angebot verschiedener missionarischer Gemeinschaften an junge Christen und Christinnen ab 18 Jahren zusammen mit einer religiös geprägten Lebensgemeinschaft missionarische Erfahrung bei einem zeitlich befristeten Einsatz in einer anderen Kultur zu machen. Durch den engen Kontakt zu Menschen am Rande der Gesellschaft soll MaZ sensibel machen für die krassen Unterschiede in der Lebenshaltung und die große Not vieler Menschen und soll anleiten, Strategien zu entwickeln, wie man hier wie dort ungerechte Strukturen ändern kann. Letztendlich soll MaZ auch 12 für mehr Gerechtigkeit zwischen den Ländern und verschiedenen Bevölkerungsschichten führen. Dabei ist MaZ jedoch keine reiner Entwicklungsdienst, bei dem es darauf ankommt, von der Gesellschaft ausgestoßenen Mensch „nur“ Geld zu schicken oder ihnen von außen einen bestimmten Lebensstil aufzuzwingen. Vielmehr geht es den Missionarinnen und Missionaren auf Zeit um ein solidarisches Miteinander. Dies wird auch im Motto „mitleben, mitbeten und mitarbeiten“ deutlich, bei dem im Vordergrund das Miteinander steht. Also flog ich im August 2010 zusammen mit Moritz, einem weiteren MaZ, nach Misiones, einer Provinz im Nordosten Argentiniens an der Grenze zu Paraguay und Brasilien. Dort sollten wir für ein Jahr in dem Altenheim „hogar Don Vicente“ in einem kleinen Städtchen namens Gobernador Roca leben. In dem Altenheim, welches von einer Ordensschwester der Steyler Missionsschwestern verwaltet wird, leben 25 alte Menschen, von denen viele unter Krankheiten oder Behinderungen leiden. Unter anderem wohnt dort auch ein zwanzigjähriger Junge, der zwei Jahre vorher alleine auf der Straße gefunden worden ist und das Down-Syndrom hat. Oder auch das Ehepaar Bebe und Suzi, wobei er Alzheimer hat und niemanden, weder seine Frau noch seinen Sohn erkennt, und sie ihren Mann auch nur hin und wieder. Insgesamt ist die Ausstattung um einiges schlechter als in Deutschland, beispielsweise schlafen die Bewohner zu viert oder fünft in einem Zimmer. Allerdings war das Altenheim nicht mein Hauptaufgabenbereich. Meine Aufgabe war die Arbeit in zwei Grundschulen für die Kinder eines Ureinwohnervolkes. Dabei habe ich oft Sr. Ana unterstützt, eine Ordensschwester, die sich als Direktorin von sechs Grundschulen mit großem Engagement für die Belange der Ureinwohner einsetzt. Mit der Zeit musste ich lernen, in welch wirtschaftlich schlechten Verhältnissen diese wohnen und wie stark die negativen Vorurteile ihnen gegenüber sind. Das liegt zum größten Teil daran, dass sie bis vor wenigen Jahrzehnten noch als Nomaden oder als fest angesiedelte Bauern von den Pflanzen und Tieren des Urwalds gelebt haben, dies aber leider nicht mehr möglich ist, seitdem die Weißen diesen abgeholzt haben. Zwar erholen sich die Pflanzen langsam wieder, aber die Tiere werden wohl nie wieder zurückkehren. Deshalb müssen sich die Eingeborenen innerhalb kürzester Zeit der Kultur der Weißen anpassen, um ihr Überleben zu sichern. So müssen die Kinder also die „klassische“ Bildung erlangen, die Väter für einen erbärmlichen Mindestlohn auf den Feldern irgendwelcher Großgrundbesitzer arbeiten und sich mit plötzlich mit viel zu vielen bürokratischen Hindernissen herumschlagen. Dabei werden die eigenen Bräuche und Traditionen natürlich zwangsläufig von den westlichen Einflüssen zerstört oder zumindest überlagert. Dass sie sukzessive von dem Land, auf dem sie seit Jahrhunderten leben, vertrieben werden, nur weil sie keine Dokumente besitzen, weil dieses bürokratische System eben nicht Teil ihrer Kultur ist, ist nur einer von vielen Aspekten der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung. Diese Benachteiligung merkt man auch an den Schulen, und dass obwohl sie vom Bischof und dem Orden der Steyler Missionsschwestern finanziell und personell unterstützt werden. So gab es in der Schule, in der ich zuerst arbeiten durfte, acht Klassen, aber nur drei Klassenräume und drei Lehrerinnen. Dass der Unterricht unter diesen Bedingungen etwas anders abläuft als hier in Deutschland, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Neben den Kindern wurden auch die Erwachsenen unterrichtet, so konnten die Mütter beispielsweise einmal wöchentlich etwas über Hygiene, gesunde Ernährung und andere Themen lernen, während die Männer immer samstags von einem Ordensbruder im Bereich Technik und Elektronik geschult wurden. Im Frühjahr 2011 schließlich haben wir eine neue Schule gegründet, da es in dem Dorf, in dem die neue Schule nun steht, etwa 25 Kinder im Grundschulalter gibt, von denen viele wegen des langen Schulwegs aber nicht zur Schule gehen konnten. Deshalb haben wir einen leerstehenden Holzschuppen mitten in dem Dorf zu einem provisorischen Klassenraum umgebaut. In den ersten Wochen fehlten uns neben dem Dach auch noch Strom und fließend Wasser. Dies alles konnte mit Hilfe der Eltern der Schülerinnen und Schüler aber nach einiger Zeit geregelt werden. Die Tische und Stühle, die wir uns aus einer anderen Schule geliehen hatten, standen einfach auf dem nackten Erdboden. Anfangs hat mir Veronika, eine weitere Freiwillige aus Österreich, geholfen, aber nach einigen Wochen musste sie wieder abreisen, so dass ich dann alleine in der Schule war. Das lag auch daran, dass die Regierung finanzielle Unterstützung verweigerte und Sr. Ana somit keine feste Lehrkraft einstellen konnte. Um die verschiedenen Altersklassen unter einen Hut zu bringen und mehr oder weniger jeden individuell fördern zu können, musste ich natürlich häufig improvisieren und den Unterricht etwas spielerischer aufbauen. Aber gerade dies hat zu einem sehr ehrlichen Umgang und engen Kontakt zwischen den Kindern und mir geführt und für die ein oder andere Träne bei meinem Abschied aus der Schule. Neben der Arbeit in den Schulen und dem Altenheim habe ich mich noch in der örtlichen Kirchengemeinde engagieren dürfen, so unter anderem im Chor und einer Gebetsgruppe. Dabei habe ich erfahren dürfen, dass der Glaube in Argentinien viel offener gelebt und nicht so sehr versteckt wird wie hier in Deutschland. Für mich persönlich eine tolle und mutmachende Erfahrung. Nun blicke ich mit größter Dankbarkeit zurück auf ein aufregendes und erlebnisreiches, bestimmt aber auch lehrreiches Jahr mit vielen schönen und weniger schönen, lustigen und traurigen, einfach und schwer zu verarbeitenden Erfahrungen, in dem die sonnigen Zeiten aber definitiv überwiegt haben. Ich habe mich bewusst auf das Abenteuer MaZ eingelassen und mich damit dafür entschieden, meinen bescheidenen Anteil für eine gerechtere Welt und ein solidarisches Miteinander einzubringen und habe diese Entscheidung in keinem Augenblick dieses Jahres bereut. Aber noch mehr, als dass ich irgendwem „Gutes“ tun konnte, haben mir viele, viele Leute „Gutes“ getan, in dem sie mir ihre Gastfreundschaft entgegengebracht und mir erlaubt haben, an einem kleinen Teil ihres Lebens teilzuhaben und von ihnen zu lernen. Sei es in den Schulen, im Altenheim oder in der Gemeinde, immer wieder wurde mir mal mehr mal weniger eine unglaubliche Freundlichkeit und Herzlichkeit entgegengebracht und immer wieder gab es Menschen, die auf mich zugegangen sind und mit denen ein Miteinander trotz aller Unterschiede möglich war. Natürlich bin ich kein Argentinier und habe mich auch nicht selten als Ausländer gefühlt. Aber darum ging es auch gar nicht. Sondern es ging darum, zu erleben, dass Menschen verschiedener Kulturkreise, verschiedener sozialer Schichten und auch verschiedenen Alters zusammen leben können, wenn ein „Geben und Nehmen“, ein „Miteinander“ und eben kein „Von oben herab“ oder ein „Ich bin sowieso besser als ihr“ als Grundlage dienen. Bei meiner Rückkehr nach Deutschland sind mir ziemlich stark der finanzielle Reichtum in Deutschland und der Überfluss, in dem große Teile der Bevölkerung hier leben, bewusst geworden. Im krassen Gegensatz zur finanziellen Armut viel zu vieler Menschen, sei es in Argentinien oder Deutschland oder anderswo auf der Welt. Jetzt heißt es für mich, zu versuchen, meine Erfahrungen hier in Deutschland einzubringen und zu zeigen, dass „Missionar auf Zeit“ eben nicht „Missionar auf begrenzte Zeit“, sondern „Missionar auf Lebenszeit“ bedeutet. Denn wie eine Ordensschwester aus Berlin uns während der Vorbereitung einmal sagte: „Wissen bedeutet Verantwortung!“ Und so bedeutet das Wissen um das Leid, um die sozialen Missstände und Ungerechtigkeiten in der Welt gleichzeitig Verantwortung, etwas ändern zu wollen. # 13 Bericht | Text und Foto: Sascha Benedikt Idziaszek Zu Wasser, zu Land und sogar in der Luft Ein Besuch bei der Wasserschutzpolizei in Münster Krimi-Serien mit maritimen Flair sind bei vielen Fernsehzuschauern äußerst beliebt: SoKo-Wismar, Notruf Hafenkante und nicht zu vergessen die Albatros II der Küstenwache, die jeden Mittwoch-Abend durch die wogenden Wellen der Ostsee pflügt. Lockere Abendunterhaltung, bei der aber jedem klar sein dürfte, dass dies mit dem realen Polizeidienst nichts zu tun hat. In Münster gibt es eine Polizeistation, die auch ziemlich nah am Wasser gebaut ist, befindet sie sich doch in unmittelbarer Nähe des Kanals. „~“- Autor Sascha Idziaszek hat die 18 Mann starke Truppe der Wasserschutzpolizei Münster am Wilhelmshavenufer besucht und sich etwas über die tatsächlichen Aufgaben dieser Einheit erzählen lassen. Die Uniform von Dienststellenleiter Christian Seidel lässt schnell erkennen, der Mann hat irgendwas mit Schiffen oder Schifffahrt zu tun: Dunkelblaue Hose, weißes Hemd, dunkelblaue Krawatte. Auf den blauen Schulterklappen goldene Streifen, die den Rang anzeigen. Drei breite Streifen dazwischen ein etwas schmalerer also ein Polizeihauptkommissar. „Die Uniform unterscheidet sich doch ein wenig von der Landespolizei“, erklärt der Chef der Wasserschutzpolizei in Münster. „ Die Rangbezeichnung ist aber doch die gleiche, auch wenn wir Streifen auf den Schulterklappen haben und unsere Kollegen Sterne“, sagt Seidel. Mit einem Gerücht räumt der Haupkommisssar aber sofort auf: „Wir sind keine Sondereinheit, wie manche denken. Wir gehören als Organisationseinheit zur Landespolizei.“ Tatsächlich hat diese Einheit, die durchaus auch auf dem Lande anzutreffen ist, Aufgaben, die sich auf die deutschen Wasserstraßen und je nach Bundesland auch auf die See konzentrieren. Dazu gehören die Kontrolle darüber, ob die See-und Binnenschifffahrtvorschriften eingehalten 14 werden, die Gefahrenabwehr im Bereich der Schifffahrt, Umweltschutz -und je nach Bundesland- grenzpolizeiliche Maßnahmen. Wobei sich die Zuständigkeit nicht nur auf die reinen Wasserstraßen bezieht, sondern auch auf Zuflüsse, das angrenzende Ufer, Schleusen-und Hafenanlagen. Die Ausbildung an der Polizeischule oder Hochschule ist identisch mit der Ausbildung der Polizei an Land. Man kann, wenn eine Stelle frei wird, zur Wasserschutzpolizei wechseln, sich aber nicht direkt dorthin bewerben. Seidel erklärt , dass manche Polizei-Anwärter sich falsche Vorstellungen machen: „Es gibt immer mal wieder Kandidaten, die wollen unbedingt von Anfang an zu uns. Wer aber schon im Bewerbungsgespräch deutlich macht, dass er eigentlich nur zum Wasserschutz will und nicht zur „normalen“ Polizei, hat schlechte Karten einen Ausbildungsplatz zu bekommen.“ Alle durchlaufen das gleiche Ausbildungsprogramm und sollte dann im Laufe der Zeit eine Stelle beim Wasserschutz frei werden, besteht die Möglichkeit sich regulär zu bewerben. Es ist also selbstverständlich, dass die Kollegen vom Wasser auch an Land ihren Dienst tun. „Die Nachtstreife erledigen wir oft mit dem PKW, der sich durch nichts von den anderen Polizeifahrzeugen unterscheidet“, berichtet Seidel, der nicht nur in Münster, sondern auch schon bei der Wasserschutzpolizei in Emmerich am Rhein seinen Dienst getan hat. Die Hauptaufgabe der 18 Wasserschützer ist aber nach wie vor die Kontrolle des Dortmund-Ems- Kanal auf rund 60 Kilometern von Senden über Münster bis Riesenbeck. Keine leichte Aufgabe, denn es gilt auf bis zu 70 Schiffe täglich ein wachsames Auge zu haben. Dafür stehen dem Team in Münster zwei Boote zur Verfügung. „Die Kontrolle der Binnenschiffe ist unser täglich Brot“, erläutert der Dienststellenchef und erklärt weiter eine der Hauptaufgabe: „Es ist in etwa vergleichbar mit einer LKW- Kontrolle auf der Autobahn. Wir überprüfen, ob die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden, die Ausrüstung, die Besatzung und die Kennzeichnung der Schiffe. Die Binnenschiffer sind in Deutschland, die am besten kontrollierten Verkehrsteilnehmer“, da ist sich der PHK sicher. Spannend und extrem arbeitsintensiv ist für die Wasserschutzpolizei der Sommer, besonders die extrem heißen. In dieser Zeit sind nicht nur die Binnenschiffer unterwegs, sondern auch zahlreiche Hobby-Kapitäne mit ihren Sportbooten und nicht zu vergessen die zahlreichen Badefreunde. Da kann es auch schon mal zu Problemen kommen, weiß Christian Seidel zu berichten: „Im Sommer vor zwei Jahren mussten wir regelmäßig Eskorte für die Frachtschiffe fahren, weil der Kanal so voll mit Badegästen war. Überhaupt hat der Hauptkommissar aus Münster gemischte Gefühle -wie er sagt-, wenn er über das Baden im DortmundEms-Kanal spricht: „Eigentlich ist die Dienstanweisung eindeutig, bietet aber einen Ermessensspielraum: Das Baden ist nicht erlaubt, wird aber toleriert.“ So ganz zufrieden ist Wasserschutz-Chef aus Münster scheinbar nicht mit der Lösung. „Ich kann es aber verstehen. Ich war schließlich auch mal jung und kann mich erinnern, dass ich mich auch schon mal im Kanal abgekühlt habe. Außerdem ist unser Streckenabschnitt zu groß und wir können und wollen nicht alles kontrollieren. Das heißt aber nicht, dass wir kein wachsames Auge drauf haben.“ Richtig sauer wird Hauptkommissar Seidel, wenn die Toleranz ausgenutzt wird: „Wir haben nichts dagegen, wenn die Leute friedlich im Wasser planschen. Wenn aber die vorbeifahrenden Schiffe geentert werden und Kajüten von Besatzungsmitgliedern durchwühlt werden oder Binnenschiffer sogar bedroht werden und sich auf ihrem eigenen Schiff verbarrikadieren müssen, hört der Spaß auf“, sagt Seidel sichtlich verärgert und weiter, „an Land sieht es aber oft nicht besser aus. Wir haben schon öfter erlebt, dass sich Jugendliche auf die Brücken stellen, auf ein vorbeifahrendes Schiff warten und dann herunterpinkeln. So etwas ist für mich schlicht weg asozial.“ So ein Verhalten kann eine Anzeige nach sich ziehen und auch ziemlich teuer werden. Mit 150 Euro Bußgeld kommt man da noch relativ glimpflich davon. Dasgleiche gilt übrigens auch für die sogenannten Brückenspringer, die einen Kanalübergang schon mal als Sprungturm missbrauchen. „Ich würde in kein Gewässer springen, das ich nicht kenne. Wenn ein Springer in einem Fahrrad landet, das jemand im Kanal entsorgt hat -und das kommt nicht selten vor- ist das Geschrei groß. Mit Mut hat das alles gar nichts zu tun“, kommentiert Seidel kopfschüttelnd. Trotzdem sind die Männer von der Wasserschutzpolizei recht zufrieden über das Verhalten der Badegäste am Kanal „Die meisten sind einsichtig und reagieren auch sofort bei entsprechend freundlicher Ansprache“, da sind sich die Kollegen einig. Bei aller Einsicht bemerken die Beamten zu Wasser auch immer wieder, dass der Respekt abnimmt „Dass vor einem ausgespuckt wird, oder dass es trotz freundlicher Ermahnung, kein Lagerfeuer anzuzünden, dann doch geschieht und wir erst lang und breit mit den Personen diskutieren müssen, ist keine Seltenheit“, erklärt PHK Seidel. Besonders aufwühlend ist es für den Hauptkommissar immer, wenn Menschen am Kanal zu Schaden kommen. Leider gibt es immer wieder Personen, die nicht nur durch Unfälle verletzt oder getötet werden, sondern die versuchen, sich das Leben zu nehmen. Auch die Suche nach Vermissten im und am DortmundEms-Kanal ist immer eine besonderer Herausforderung für das Team der Wasserschutzpolizei. Den schlimmsten Unfall seiner Laufbahn in Münster hat Christian Seidel 2006 erlebt. „In der Nähe des Benno-Hauses sind zwei junge Ruderinnen unter ein Binnenschiff geraten und sind in die Schraube gekommen. Ein Bild, das sich nicht mehr so einfach aus dem Gedächtnis löschen lässt“, schildert Seidel das Erlebte sichtlich betroffen. Es gibt aber auch immer wieder kurioses und lustiges im Berufsalltag. Gerade wenn die Saison beginnt und viele nach der Winterpause ihr Sportboot zu Wasser lassen. Bei manchem Hobby-Skipper liegen Theorie und Praxis im Umgang mit ihrem Wassergefährt ziemlich weit auseinander, erklären die Beamten. Dies ist besonders gut in den Schleusen zu beobachten. Da wird aus einem kleinen Sportboot schon mal schnell ein Kreisel, weil es zu wenig Abstand gehalten hat und in den Strudel der Schleuse oder des Vordermannes geraten ist. „Tja: Beim Schleusen scheidet sich die Spreu vom Weizen“, können sich die Kollegen um PHK Seidel ihren Kommentar nicht verkneifen. Aber auch manche Profis sind nicht besser: Vor einiger Zeit hat ein leeres Tankschiff mit einem Auto an Deck Schleuse und Brücke passieren wollen. „Wir haben dem Binnenschiffer noch gesagt: Das passt nicht. Er meinte nur: Das passt. Das Spielchen ging einige Zeit hin und her, der Mann war nicht zu überzeugen. Und was glauben sie: Es passte natürlich nicht“, erzählte Seidel mit ein wenig Schadenfreude. Das Auto landete im Kanal und für den Mann wurde es gleich dreifach teuer: Missachtung einer polizeilichen Anweisung, Bergung des PKW und Gewässerverunreinigung. Wer nicht hören will, muss fühlen. Von zunehmender Bedeutung ist auch die Zusammenarbeit der Wasserschutzpolizei mit den Umweltbehörden. Die illegale Entsorgung ganz unterschiedlicher Stoffe in die Binnengewässer macht den Männern nach wie vor große Sorgen. Aus diesem Grund begeben sich Hauptkommissar Seidel und seine Mitarbeiter auch schon mal in die Luft. „Von oben sind die Verunreinigungen manchmal besser zu erkennen als vom Boot aus“, erläutert der Polizist vom Dortmund-Ems-Kanal. Seit zwei Jahren arbeiten die Wasserschützer mit der Hubschrauberstaffel Westfalen mit Sitz in Dortmund zusammen, die nach Bedarf angefordert werden kann. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Hubschrauberstaffel der Polizei sogar Teil der Wasserschutzpolizei. „Sie sehen, eigentlich haben wir alles am Kanal gut im Griff: Zu Wasser, zu Land und manchmal eben auch in der Luft“, so Haupkommissar Christian Seidel zufrieden. # 15 Bericht | Text und Foto: Michael Heß Eine Spielart des Ewiggestrigen Rechtsausleger wollen den Hindenburgplatz behalten Mit dem Beitrag “Falsche Helden” im Februarheft 2007 stieß die ~ eine ungeahnte Entwicklung an. Fünf Jahre später stehen acht Straßennamen zur Disposition und droht ein Bürgerentscheid mit enormer Negativwirkung für die Stadt des Friedens und der Toleranz. Unzeitgemäße Widerstände gegen historische Fakten leuchtet ~-Lokalredakteur Michael Heß als besondere Spielart des Ewiggestrigen aus. Feldmarschall und Russenfresser, seit Mitte 1916 faktischer Militärdiktator und Miterfinder der Dolchstoßlegende nach 1918, ab 1925 widerwilliger Weimarer Präsident und in dieser Funktion ab Januar 1933 bis zu seinem Tod im August 1934 Hitlers Steigbügelhalter. In der Folge blieb es in Münster bei Kaiser-WilhelmRing, Hindenburgplatz und anderen. Trotz mehrfacher Anläufe zur Änderung, der letzte erst 1998. Anders als viele deutsche Städte setzte Münster in der Nachkriegszeit Besatzungsvorgaben zu Straßennamen nur teilweise um. Als belastet galt nach der britischen „Militärdirektive 30” von 1947, wer sich zu tief mit Kaiser und Nazis einließ. Interessantes dazu berichtete der Historiker Prof. Dr. Alfons Kenkmann 2008 in der Veranstaltungsreihe „Roter Salon”: Die Akte sei auffallend dünn und breche noch vor dem Ratsbeschluss ohne ersichtlichen Grund ab. Prominentester Fall ist der des Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg. Kaiserlicher Im März 2007 bringt der ~-Beitrag „Falsche Helden” die Sache unerwartet wieder ins Rollen. Im Januar 2008 hievt die SPD per Ratsantrag die Umbennnung des Hindenburgplatzes auf die parlamentarische Ebene. Der Schneeball wird zur Lawine. 2009 beruft die Stadt eine Kommission zur Bewertung belasteter Namen aus der Nazizeit. Ihr gehören neben OB Markus Lewe und Vertretern der fünf Ratsfraktionen mit den Professoren Dr. Ulrich Thamer (Münster) und Dr. Alfons Kenkmann (Leipzig/Münster) zwei der profiliertesten Kenner der neuesten deutschen Geschichte an. Politischer Wille findet endlich zu historischer Sachkunde. Wie es Stadtarchivar Dr. Hannes Lambacher formuliert, sei es keine Laune der Stadtverwaltung, „da Bürger und Institutionen seit Jahrzehnten immer wieder Straßennamen anprangern, von denen einige auch wirklich angreifbar sind.” Neben Hindenburg stehen sieben weitere Namen zur Disposition, darunter die Schriftstellerin Agnes Miegel, der Heimatforscher Karl Wagenfeld und der Mediziner Wilhelm Jötten. Heute gelten sie als zu nazinah; der Sportfunktionär Carl Diem trat nach heftigem Streit bereits 2010 von Münsters Bühne ab. Anzeige Im Zentrum des Geschehens steht aber der kaiserliche Feldmarschall, d.h. der ehemals nach ihm benannte Platz vor dem Schloss. Obgleich einige hundert Jahre alt, trug der in seiner Geschichte nur drei Namen. Als im 18. Jahrhundert 16 Johann Conrad Schlaun aus einer vormals bischöflichen Zwingburg (erbaut als Folge des Täuferdebakels) das barocke Schloss zauberte, benötigte der Platz zwischen Schloss und Stadtbebauung einen Namen. Wenig originell kam der Neuplatz heraus, den Münsters Rat am 5. Oktober 1927 hurrapatriotisch nach dem kaiserlichen Generalissimus benannte, der gerade in der Stadt weilte. Bis auf die präsidiale Visite hatte der greise Feldmarschall seinen Lebtag lang mit Münster nichts zu schaffen. Nach 85 Jahren beschließen die Nachfolger am 21. März 2012 keine Rückbenennung, sondern die Umbenennung in Schlossplatz. Was auch nicht sehr originell ist, aber zum guten Kompromiss taugt und weltanschauliche Neutralität atmet. Denn die ideellen Frontstellungen verlaufen im Vorfeld des Schilderwechsels politisch überraschend inkorrekt. Bis in die Reihen der Grünen wird öffentlich Unverständnis über die Umbenennungen artikuliert; noch im November 2011 ist ein unabgestimmter Vorschlag der grün eingefärbten Münsteraner DGB-Spitze bestens geeignet, den unter SPD-Ägide mühsam erreichten Stand zu torpedieren. Auf einmal sollte nämlich noch der kaiserliche Admiral Reinhard Scheer verdammt werden, obwohl Personen des Ersten Weltkrieges bis dahin nicht zur Disposition standen. Und warum störten sich die gewerkschaftlichen Hobbyhistoriker mit grünem Parteibuch dann nicht an der Danziger Freiheit? Die, gleich um die Ecke gelegen, echter Nazijargon ist? Der seltsame Vorstoß erwies sich als Versuch einiger Funktionäre, im Gewerkschaftsmäntelchen Öl in Münsters rot-grünen Konflikt zu gießen. Auf der anderen Seite ficht eine bunte Allianz seit langem unermüdlich für die Umbenennung: viele historisch gebildete Bürger, assistiert von etablierten Wissenschaftlern und Medien wie der Münsterschen Zeitung und der ~, die SPD natürlich und die LINKE sowieso, auch die grüne Ratsfraktion stimmt am 21. März geschlossen gegen Hindenburg, die Kleinen im Rat, ÖDP, Piraten und UWG ebenso, mehrheitlich die FDP, etliche CDU-Politiker und schließlich OB Markus Lewe (Chapeau!), was nicht jeder in seiner Partei goutiert. Die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Mitte bringt es fertig, sich der Debatte und Abstimmung überhaupt zu verweigern, der CDUKreisvorstand stellt sich gegen CDU-OB Lewe. Alles ist lokalhistorisch so einmalig wie nur irgendwas. Die Junge Union geht noch einen Schritt weiter, doch dazu später mehr. Obgleich historische Wertungen nicht in Stein gemeißelt sind. Auch sie unterliegen Wandlungen im Zeitgeist wie Sitten und Gebräuche. Anders formuliert: Heute sind nachweisliche Unterstützer des Naziregimes als Namensgeber für öffentliche Räume unwürdig. Denn jede Straßenbenamung ist zuerst eine Ehrung des Namensgebers. Eine Wahrheit, die Rechtsausleger und Rückwärtsgewande in der erbitterten Debatte permanent ignorieren. Stadtarchivar Hannes Lambacher ist sich bereits zu Beginn des Streitens sicher, „dass die Menschen verstehen, warum die Umbenennungen erfolgen müssen.” Es gibt Stimmen, die auf die bereits erwähnte britische Militärdirektive 30 verweisen sowie auf den Paragrafen 139 des Grundgesetzes („Befreiungsgesetz”), demzufolge „zur Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus” erlassene Rechtsakte der Besatzungsmächte unmittelbar geltendes Recht seien, da von den Bestimmungen des Grundgesetzes nicht berührt. Insofern werde durch den Rat 2012 nur vollzogen, was bereits 1947 hätte passieren müssen. Klarer können Fakten nicht sein. Oder die schlichte Tatsache, dass die Hindenburgstraße sowie die ehemalige Hindenburgschule im Kreuzviertel im Wissen um Hindenburgs Rolle seit Jahrzehnten verschwunden sind. Warum es dann auch weiterhin einen Hindenburgplatz geben soll, erschließt sich nicht. Leicht machen es sich die Befürworter der Umbenennung nicht. Die historische Kommission tagte, prüfte und wertete, die Ausstellung „Ehre, wem Ehre gebührt?” war im Rathaus zu sehen, eine repräsentative Umfrage ermittelte das Stimmungsbild bei fünftausend Münsteranern, in den Stadtbezirken gab es Informationsveranstaltungen der Stadtverwaltung für die Bürger. Unterm Strich war es für viele Münsteraner sogar zuviel Aufwand. Dem Weihbischof Ostermann wird der Ausruf während der zigsten Veranstaltung zum Thema im Rathaus zugeschrieben, man solle die Sache nun doch endlich zu Ende führen, statt immer wieder neu zu diskutieren. Damit traf er ein weit verbreitetes pragmatisches Stimmungsbild: Kein ausgemachter Freund der Umbenennung zu sein, aber das Anliegen letztlich nachzuempfinden. Eine zeitgemäße Entscheidung, sollte man meinen. Doch es gibt ganz andere Stimmen. Schon Monate vor dem 21. März regt sich auf den Leserbriefseiten der Lokalpresse massiver Unwille. Seitenweise Zuschriften pro und contra und das zu einem Thema - das hat es seit der Musikhalle nicht mehr gegeben. Mit bezeichnenden Argumenten wie: Gebe es nichts Wichtigeres zu tun (doch ja, gibt es), Hindenburg gehöre zur deutschen Geschichte (was kein Mensch je bezweifelte), er habe Hitler gar nicht gemocht und als Krönung: Was hätte er denn anders tun können, als Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler zu machen? Dem ist zu antworten: eine ganze Menge, denn der Weimarer Reichspräsident verfügte im Gegensatz zum Bundespräsidenten über reale Macht. Nach dem 30. Januar trug Hindenburg alles, aber auch alles mit: den als „Notverordnung zum Schutze von Volk und Reich” getarnten exekutiven Putsch, die Annullierung der Reichtagsmandate der KPD, die Verhaftung von SPD-Parlamentariern, die Ersetzung der Länderministerpräsidenten durch Reichsstatthalter außerhalb der noch geltenden Verfassung (die sog. „Gleichschaltung von Ländern und Reich”), den ersten Judenboykott im April 1933, die erzwungene Auflösung selbst der rechtskonservativen Parteien DVP und DNVP, letztere bis dahin sogar Koalitionspartner in der ersten NS-Regierung, die Etablierung der ersten KZ und der Gestapo, den sog. „RöhmPutsch” samt personeller Flurbereinigungen durch Kugelhagel schließlich... Vielen Briefschreibern sind diese Fakten augenscheinlich egal. Geschichtsklitterung trifft historische Viertelbildung trifft Deutungsverlust. Nach dem Streit um die Paul Wulf-Skulptur am Iduna-Hochhaus sieht sich das (rechts)konservative Milieu der Domstadt von einem weiteren Verlust historischer Deutungsmacht bedroht. Das ist das treibende Motiv, die glasklaren Fakten zu ignorieren und rechthaberisch durch bloße Meinungen zu ersetzen. Westfälische Bräsigkeit und Bildungslücken leisten Schützenhilfe. Es geht allerdings noch schlimmer. Alles Argumentieren und alle historischen Fakten prallen an einem illustren Grüppchen Münsteraner ab, die als „Bürger gegen die Umbenennung des Hindenburgplatzes“ Diese Seite wird von Jörg Adler gesponsort. 17 einen Bürgerentscheid gegen die Umbenennung anstreben. Aus dem frisch gewonnenen Schlossplatz soll wieder der Hindenburgplatz werden. Siebzig Jahre nach Kriegsende wäre es ein einmaliges Negativum deutscher Nachkriegsgeschichte. die illustre Schar ficht es nicht an. Vorneweg der Rechtsanwalt Stefan Leschniok, der schon vor Jahren einen Linksruck der CDU ausgemacht haben will und sich, nicht gerade freiwillig, als Leser der weit nach rechts ausholenden Zeitung „Junge Freiheit” outet. Und der ehemalige CDU-Ratsherr Franz-Josef Sandhage, in Sachen Hoppegarten vor wenigen Jahren durch ausländerfeindliche Statements aufgefallen. Und der Verwaltungsjurist Herbert Kober, zuletzt noch heftige wiewohl gehaltlose Kritik an Münsters neuem Ordnungsdezernenten Wolfgang Heuer (SPD) übend. Kober weiß auch von „vielen positiven Äußerungen über den Kanzler Hitler“. Mit dabei sind auch der ULTIMO- und Na Dann-Mitarbeiter Carsten Krystofiak sowie Stefan Roth, CDU-Ratsherr und Boss der lokalen Jungen Union. Die unterstützt das ahistorische Ansinnen und setzt damit ein wohl einmalig unzeitgeistiges Zeichen. Normalerweise gelten die Jugendorgas der Parteien als deren Linksausleger. Anders bei Münsters jungen Christdemokraten. Rechtskonservatismus statt katholischer Soziallehre - es ist ein trüber Sumpf mit 18 einem ins Bräunliche gehenden Stich. In einer Karl-Marx-Straße würden sie wohl nicht leben wollen, obwohl es der Trierer im Gegensatz zur Pickelhaube bis auf Platz 4 des ZDF-Rankings der größten Deutschen schaffte. Lehrbuchreif fallen keine 20 Stunden nach dem Ratsbeschluss und zweieinhalb Wochen nach der Rumphorster Nazidemo beim ersten Pressegespräch der Initiative am 22. März Sätze wie die: Hindenburg sei nebst Bismarck der größte Deutsche. Oder solche von den armen deutschen Frauen in Ostpreußen, die allein der tüchtige Feldmarschall Hindenburg vor lust- und mordgeilen Russen rettete (doch nebenbei: Hatte er nicht wenigstens einen Gefreiten bei sich?). Sie lassen den Tannenbergmythos aufleben und der Beifall von rechts außen ist ihnen gewiss. Auch sei der gescheiterte Künstler aus Braunau anfänglich ein honoriger Herr gewesen, getragen von der Zuneigung des deutschen Volkes. Sicher, auch manch psychopathischer Massenmörder galt seiner Umwelt anfänglich als honorig und liebenswert. Es sind ahistorische und militante Äußerungen, getätigt im Jahre 2012 mitten in der Stadt des Friedens und der Toleranz. Auf die Frage anwesender Journalisten, was man zu tun gedenke, wenn auch die NPD beim Bürgerentscheid mitmische, antwortet Leschniok, keine Handhabe gegen solche Hilfe zu haben. Soll wohl heißen, sie störe nicht wirklich. Leschniok kapituliert de facto vor den Nazis, aber das trübe Treiben deshalb zu beenden, kommt ihm nicht in den Sinn. Nichts gilt diesen Protodemokraten. Keine historische Fakten und seien sie noch so eindeutig. Nicht die Gültigkeit des Besatzungsrechtes in diesem Punkt und sei sie noch so deutlich im Grundgesetz fest geschrieben. Nicht die Meinung der Fachwelt und sei sie noch so kompetent vorgetragen. Nicht die Distanz fast aller Medien und bürgerschaftlichen Strukturen der Domstadt. Abgesehen von der Jungen Union und einigen CDU-Untergliederungen. Selbst die Westfälischen Nachrichten verweigern sich vordergründig der rückwärts gewandten Initiative. Ehemalige Protagonisten pro Hindenburg wie der CDU-Ratsherr Walter von Göwels legen Distanz zur Initiative hin, indem sie unzweideutig ankünden, das deutliche Ratsvotum zu akzeptieren. Fast keiner riskiert braune Fleckenränder auf der eigenen Weste. Zweifel sind angebracht, ob die rechtslastige Initiative wirklich so isoliert ist. Fortgesetzt veröffentlichen die WN Leserbriefe pro Hindenburg. Erkennbar setzen Anwalt Leschniok und Mittäter auf Emotionen, Uneinsichtigkeit und das in Münsters liberaler Bürgergesellschaft gerne gepflegte Laissez-Faire. Am 4. April beginnt die Sammlung der für ein Bürgerbegehren erforderlichen 9.499 Unterschriften. Leschniok: „Wir hoffen auf einen Schneeballeffekt“. Es wäre besser, das untergründige rechte Potenzial in der Stadt nicht zu unterschätzen. „Münster, sei wachsam”, kommentiert MZ-Chefredakteur Stefan Bergmann das trübe Treiben im März mehr als deutlich. Das Gute setzt sich nicht im Selbstlauf durch und sei es historisch noch so begründet. Aktive Aufklärung gegen das ewiggestrige Treiben einiger Protodemokraten heißt das Gebot der Stunde. Es ist zugleich die Art von politischer Hygiene, von der man bis zum März 2012 annehmen durfte, sie habe sich überlebt. Leider nein; auch dieser Schoß ist fruchtbar noch. # www.muenster.de Bericht | Text: Carsten Scheiper Anzeige Vorsicht, ansteckend! Grassiert die Hindenburgitis wieder? Eine der ersten Dokumentationen dieser ominösen Krankheit stammt aus der Feder eines Soldaten der X. Armee, der während des Ersten Weltkriegs folgende Zeilen in einer Feldzeitung veröffentlichte: Marke Hindenburg Jedermann staunt in dem Weltenkriege, über die herrlichen Hindenburg-Siege, Immer zur richtigen Zeit schlagbereit, Jedermann staunt ob der Vielseitigkeit, Jedermann, der ins Zeitungblatt stiert, was unser Herrführer außerdem ‚führt‘! Hindenburg-Honig – Hindenburg-Schmiere, Hindenburg-Kognak – Hindenburg-Biere, Hindenburg-Schnitzel – Hindenburg-Speis´, Hindenburg-Kaffe – Hindenburg-Eis, Hindeburg-Keks – Hindenburg-Torte, Hindenburg-Tabak – Hindenburg-Sorte, Hindenburg-Messer – Hindenburg-Früchte, Hindenburg-Streichhölzer – Hindenburg-Lichte, Hindenburg-Wichse – Hindenburg-Fett, Hindenburg-Stiefel – Hindenburg-Bett, Hindenburg-Schlipse – Hindenburg-Tücher, Hindenburg-Bleistifte – Hindenburg-Bücher, Hindenburg-Tropfen – Hindenburg-Pillen, Hindenburg-Gläser – Hindenburg-Brillen, Hindenburg-Uhren – Hindenburg-Ringe, Und Tausend andere Hindenburg-Dinge ! Alles ‚führt‘ Hindenburg, wohin ich kiecke, Marschall, wo haste die große Fabrike? # Franco Franco wurde als Jungtier mit seiner Mutter und seinen 4 Geschwistern in einem Karton ausgesetzt. Das neun Monate alte Angora-Mix-Kaninchen mit den schönen blauen Augen bedarf häufiger Fellpflege, da er schnell verfilzt, wenn er nicht regelmäßig gebürstet wird. Franco kennt die Prozedur aber schon und hat sich damit inzwischen arrangiert. Inzwischen konnten alle seine Geschwister und das Muttertier vermittelt werden. Nur Franco sucht noch ein schönes Zuhause. Er ist ein sehr freundliches Kaninchen, das nach erster Zurückhaltung schnell auftaut und sich auch gut mit Artgenossen versteht und unterordnet. Er frisst Leckerlis mittlerweile aus der Hand. Für Franco suchen wir ein schönes Zuhause in Innen- oder Balkonhaltung. Haben sie eine Freundin für Franco und möchten ihm ein neues Zuhause geben? Dann melden Sie sich gerne bei uns. Tierfreunde Münster e. V., Kötterstr. 198, 48157 Münster Telefon: 0251/ 32 50 58 www.tierfreunde-ms.de 19 Bericht | Text: Manuel Schumann | Foto: uliburchardt.de „Jetzt sind die Händler am Zug“ Uli Burchardt über Qualität und Nachhaltigkeit Der Managementberater Uli Burchardt kritisiert in seinem neuen Buch Ausgegeizt! die „Billigrepublik Deutschland“- und appelliert an uns alle, sich häufiger für Qualität zu entscheiden. „Es geht um eine langfristige Nutzung der Ressourcen“, sagt der gelernte Landwirt und Förster im Gespräch mit Manuel Schumann. ~: Herr Burchardt, der Begriff „Nachhaltigkeit“ gilt als das neue Zauberwort der Politik – er ist weder anschaulich noch genau. Weshalb verwenden auch Sie ihn in Ihrem Buch? Uli Burchardt: Der Begriff besitzt noch immer eine enorme Kraft! Es ist allerdings tatsächlich ein Problem, dass er derart inflationär verwendet wird. Ich wurde schon oft darauf angesprochen, „Mensch, fällt Ihnen kein besserer Begriff ein?“ Aber: Wenn McDonalds mit dem Claim „Ich liebe es“ werben, hat das ja auch nicht zur Folge, dass ich diesen Satz aus meinem Wortschatz streiche. Nachhaltigkeit ist ein ehrwürdiger Fachbegriff. Ich gebe aber zu, dass ich Unternehmen heutzutage rate, den Begriff sparsam zu verwenden - und stattdessen die Fakten in den Vordergrund zu stellen. Kurz: Nachhaltig denken, sich entsprechend weiterentwickeln, dabei weniger über Nachhaltigkeit sprechen, sondern vielmehr über die Fakten. ~: Wie definieren Sie „Nachhaltigkeit“? Uli Burchardt: Die meisten Menschen verbinden das Wort mit „Bio“, sie denken sofort an Ökologie. Das ist jedoch nicht richtig. Nachhaltigkeit besitzt drei Ausprägungen: eine sozial-ethische, eine ökonomische und eine ökologische. Das Konzept der Nachhaltigkeit verlangt, dass man in allen drei Aspekten so wirtschaftet, dass man dauerhaft so weitermachen kann. Es geht um eine langfristige Nutzung der Ressourcen. Discounter stehen für das Gegenteil. Discount ist eine Wertvernichtungsstrategie. ~: Sie schreiben in Ihrem Buch, die Preisspirale bei den Discountern drehe sich weiter nach unten – ist das Ende nicht inzwischen erreicht? Möbel und Trödel ~: Erklären Sie die drei Ausprägungen bitte genauer. Uli Burchardt: Das hängt von der jeweiligen Warengruppe ab. Mittlerweile bieten die Discounter ja auch viele NonFood-Angebote an, zum Beispiel Schuhe oder Jacken. In diesem Bereich werden die Preise im Schnitt weiter sinken. Im Lebensmittelbereich dagegen sind wir weitgehend am Limit angekommen. Ich nenne jedoch in meinem Buch auch das Mineralwasser-Beispiel - 19 Cent für die 1,5l-Flasche. Die meisten Experten haben bis vor kurzem gesagt, da könne man nicht weiter runter, das sei ausgeschlossen - dann sank der Preis plötzlich doch. Insgesamt wird mit sehr harten Bandagen gekämpft, jede Discount-Kette will der Konkurrenz mit aller Macht die Kunden abjagen. Insofern ist das letzte Wort vielleicht auch bei den Lebensmitteln noch nicht gesprochen, wer weiß. Im Großen und Ganzen dürften die Preise für diese Warengruppe jedoch stabil bleiben. Mo. - Fr.: 9.30 - 19.00 Uhr, Sa.: 9.30 - 16.00 Uhr Uli Burchardt: Menschen, die an der Produktion einen Produktes beteiligt sind, sollten unter guten ~: Sie sagen, Aldi könnte womöglich schon bald seinen Zenit überschritten haben. Grund sei, dass das Angebot in den vergangenen Jahren breiter geworden ist. Passt es da vielleicht ins Bild, www.chance-muenster.de Anzeige 2. Hand-Möbel · Porzellan · Bücher Glas-Accessoires · Trödel · u.v.m. Möbel-Trödel Friedrich-Ebert-Str. 7/15, Tel.: 62088 -10 20 Bedingungen arbeiten und zudem entsprechend bezahlt werden - nur dann werden sie das auch in Zukunft tun. Zum Punkt Ökologie: Ich muss die Ressourcen so nutzen, dass ich sie dauerhaft nutzen kann; ich muss beispielsweise weg vom Öl. Zur ökonomischen Ausprägung: Werden bei der Herstellung eines Produktes Partner, zum Beispiel Lieferanten, ausgebeutet, dann ist auch das nicht nachhaltig. Denn auch das wird nicht auf Dauer funktionieren. Qualität zeichnet sich idealerweise dadurch aus, dass in allen drei Bereichen Nachhaltigkeit groß geschrieben wird. dass einige Ketten Schritt für Schritt eine neue Marschroute ausgegeben: Es heißt, der Kunde solle künftig vom Kumpel wieder zum König befördert werde – als ersten Schritt wolle man die Läden optisch verändern. Uli Burchardt: Ich kenne diese Zielvorhaben nicht. Es wäre aber ein klares Zeichen dafür, dass die Herrschaften gemerkt ha- am Zug. Eigentlich wäre es dringend nötig, dass ein großer Händler endlich sagt: „Liebe Konsumenten, wir erklären Euch jetzt mal etwas. Wir sorgen dafür, dass Ihr dazulernt – und das unterscheidet uns von den Discountern.“ Eine Erklärung, in der die Qualitätsstandards des Unternehmens glasklar aufgelistet werden, das wäre beispielsweise hilfreich. Ich glaube an die Märkte und ihre Kräfte. Klare Entscheidungen hin zu mehr Qualität plus die entsprechende Kommunikation würden vermutlich am meisten bewegen. Machen wir uns nichts vor: Der erhobene Zeigefinger des Ernährungsministeriums wäre wirkungslos. Daher mein Appell: Wir brauchen eine überzeugende Alternative, einen richtig tollen Supermarkt! Ein Markt, in dem ich erleben kann, dass ich nicht arm werde, wenn ich ein paar Cent mehr für Lebensmittel ausgebe. Und wie gut sich das anfühlt, wieviel Spaß das macht. Eine bewusste Entscheidung für Qualität. Ich gestehe jetzt, dass ich lediglich eine einzige Jeans besitze, bei der ich tatsächlich weiß, wo und wie sie hergestellt wurde. Das ist wahrscheinlich mein schwächster Punkt. # Weitere Infos: Uli Burchardt Ausgegeizt! Wertvoll ist besser – Das Manufactum-Prinzip Campus Verlag 288 Seiten, 24,99 Euro ~: Fällt Ihnen spontan eine Firma ein, die erfolgreich auf Qualität setzt, Qualität nach Ihrer Definition? ben, dass sich etwas bewegen muss. Dass sie mit ihren Immer-Billiger-Konzepten nun möglicherweise an eine Grenze gestoßen sind. ~: Plakativ gesagt: Das Drumherum wird verändert, die Tiefpreise bleiben. Uli Burchardt: Ja. Es wäre sozusagen der Versuch, die ersten Nebelkerzen zu werfen, um so zu tun, als entwickelte man sich in Richtung Hochwertigkeit. Eine nette Täuschung. ~: Sehen Sie auf politischer Ebene Handlungsbedarf? Uli Burchardt: Ein Stück weit vielleicht, ja. Aus meiner Sicht als Marketing-Mann sind allerdings hauptsächlich die Händler Uli Burchardt: Es gibt zum Glück viele solcher Firmen. Ein gutes Beispiel: LungeLaufschuhe. Beinahe jeder hat vorher gesagt: Du kannst nicht in Deutschland einen Laufschuh produzieren, das geht nicht mehr, das bezahlt keiner. Wir sehen aber: Es funktioniert. Im Lebensmittelbereich gibt es viele großartige Konzepte, tolle Firmen, ich denke da zum Beispiel an kleine Brauereien. Für die kommenden Monate habe ich mir vorgenommen, weiter nach solchen Unternehmen zu suchen. ~: Herr Burchardt, gibt es in Ihrem Leben einen Bereich, in dem Sie nicht auf Qualität achten? Uli Burchardt: (lacht) Ich muss überlegen, Moment. Anzeige ETTESHEIM www.nettesheim.de Wir haben alles, was sauber macht! und das größte Sortiment ökologisch zertifizierter Reinigungsprodukte im Münsterland. Der Fachmarkt mit individueller Beratung für Haushalt und Profi Mo.-Fr. 8:00-16:45 Uhr Gustav-Stresemann-Weg 48 Münster · Tel. 0251 / 686 13-0 21 Bericht | Text: Markus Kipp Preußenrückblick SC Preußen Münster 06 – Wehen Wiesbaden 1:1 (1:1) Gegen einen direkten Mitabstiegskandidaten konnten die Preußen das Abstiegsgespenst nicht aus dem Preußenstadion vertreiben. Nach 1:0 Führung per Elfmeter gelang den Wehenern, zu einem für die Preußen psychologisch ungünstigem Zeitpunkt in der 45 min. der Ausgleich. In Hälfte Zwei verflachte das Spiel immer mehr und mit einem leistungsgerechten Unentschieden endete die Partie. Positiv zu vermelden ist, dass die Kommunikation zwischen Mannschaft und Fans wieder Blüten trägt. Nach dem Spiel diskutierte die Mannschaft noch lange mit den Fans. Nachholspiel SC Preußen Münster 06 – Carl Zeiss Jena 1:0 (1:0) Wenn der SCP in den nächsten Spielen so auftritt wie gegen Jena wird der Klassenerhalt wohl gesichert sein. Die Preußen zeigten mit einer Energieleistung, wie man sie zu Saisonbeginn zu sehen bekam, ein komplett neues Gesicht. Der Negativtrend der letzten Wochen wurde gebrochen und alle Fußballtugenden aus der Mottenkiste gekramt. Björn Kluft war an diesem Erfolg nicht unbeteiligt, er markierte in der 21 min. den Siegtreffer. Nun können die Münsteraner mit 4 Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz und einem Spiel weniger, hoffnungsvoll in die nächsten Spiele gehen. Leider gingen Schwung und Euphorie aus der Partie gegen Jena auf dem Weg nach Regensburg verloren. Nachholspiel: SC Preußen Münster 06 – VfL Osnabrück 1:0 (1:0) Das Derby wurde vom DFB als Hochsicherheitsspiel eingestuft. Dementsprechend setzte man auf massive Polizeipräsenz, was einen Osnabrücker dazu veranlasste, beim Anblick der geballten Staatsmacht, sich seines Sprengsatzes am Osnabrücker Bahnhof zu entledigen, wo er dann auch gefunden wurde. Es war ein ähnlicher illegaler Sprengkörper wie der, der beim Hinspiel 33 Personen verletzte. Bis auf einige kleine Scharmützel blieb es rund um das Match ruhig. Der SCP begann schwungvoll und wurde in der 28 min. mit einem Tor durch Königs belohnt. Aus Erfahrung mussten Münsters Fans damit rechnen, dass die Preußen nach der Führung stark nachlassen. Diesmal sollte es anders sein. Vielleicht wurden die Adlerträger auch von den 15.050 Zuschauern (ausverkauft) beflügelt. Besonders Björn Kluft lieferte eine unglaubliche Laufleistung ab. Die Geschlossenheit der Mannschaft bescherte den Preußen die gelungene Revanche für das Hinspiel, das mit 0:1 verloren ging. Präsident Angelis äußerte sich zufrieden nach dem Spiel: „Das war ein wichtiger Sieg für den Klassenerhalt“. SC Preußen Münster 06 – Rot Weiß Erfurt 3:2 Jahn Regensburg – SC Preußen 06 2:1 (0:0) Wie so oft in dieser Saison gingen die Preußen in Führung, um dann stark nachzulassen und sich Mitte der zweiten Halbzeit den Ausgleich zu fangen. In der 85 min. wurde die Niederlage besiegelt. 22 Alle Fußballgötter müssten sich gegen die Preußen verschwören, sollte der Klassenerhalt noch verspielt werden. Mit sieben Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz liegen die Münsteraner im Mittelfeld der Liga. Wacker Burghausen SC Preußen Münster 06 1:0 Münsters Elf verpasste es in Burghausen, sich der Abstiegssorgen endgültig zu entledigen. Bei strömendem Regen und schwer bespielbarem Platz gelang es den Preußen nicht die wichtigen Punkte mitzunehmen. Dennoch konnten die 150 mitgereisten Münsteraner besonders in der ersten Halbzeit ein ordentliches Spiel ihrer Mannschaft sehen. Trotz besserer Torchancen und viel Kampfgeist hieß der Sieger am Ende Burghausen. Wie sagte seinerzeit schon Jürgen Wegmann: „Da hat man schon kein Glück und dann kommt noch Pech dazu.“ SC Preußen Münster 06 – 1.FC Saarbrücken 1:0 (0:0) Siegert erlöste die Preußen und vertrieb endgültig das Abstiegsgespenst aus Münster. In der 53 min. war es soweit ,dass die Verantwortlichen für die nächste Saison in der dritten Liga planen konnten. Rechnerisch ist der Abstieg zwar noch möglich, aber höchst unwahrscheinlich, denn noch nie ist ein Team mit 47 Punkten aus der dritten Liga abgestiegen. 23 Bericht | Text und Foto: Gerd Normann Columne: „~“ auf Cuba Lara hat Läuse „Lara hat Läuse!“ „Aha“, denke ich, „endlich einmal eine E-Mail der Elternvertreterin, die kein dröges Sitzungsprotokoll beinhaltet.“ Sitzungsprotokolle einer Elternversammlung wandern bei mir sofort in den Papierkorb. Sitzungsprotokolle sind öde. Läuse nicht. Läuse sind spannend. Läuse sehen unter dem Mikroskop aus wie verwelkte Ahornblätter. Sitzungsprotokolle sehen, auch wenn man sie ganz lange liegen lässt, nicht aus wie verwelkte Ahornblätter. Läuse fühlen sich am wohlsten bei einer Temperatur von 28-29º C. Das wäre für Elternversammlungen tödlich. Eltern, die bei 28-29º C über Schulpolitik diskutieren, fühlen sich nach kurzer Zeit eingesperrt, bekommen Platzangst und werden aggressiv – genau wie ihre Kinder. Mit aggressiven Kindern kann man reden, mit aggressiven Eltern nicht. Aggressive Eltern drohen damit, sich irgendwann einmal die Schulleitung vorzuknöpfen. Schlimmer als aggressive Eltern sind engagierte Eltern. Engagierte Eltern blockieren den kompletten Schulbetrieb. Sie wollen überall mitreden, selbst beim Schulessen. Das Schulessen ist, wie die Schulpolitik auch, in der Regel unter aller Sau. Lara hat zum Beispiel Läuse im Essen, weil ihre Haare immer da reinhängen – das ist nicht sehr schmackhaft – behaupten ihre Eltern. Sie plädieren für die Errichtung eines rustikalen Holzofens, auf dem makrobiotische Suppen und vegetarische Lauchfrikadellen naturnah von ihren Kindern höchstselbst zubereitet werden. Nie, und unter keinen Umständen würden in einem solchen Gerd Normann ist Buchautor, Kabarettist und gebürtiger Sauerländer. Mit seinen beiden Programmen „Männermorphose“ und „Willi und Lisbeth zerreden ihr Frühstücksei“ ist er bundesweit auf Kleinkunstbühnen unterwegs. 24 „~ auf cuba“ ist die die Columne der offenen Kabarettbühne „Cubarett“ in der ~ Die Columne ist der Ort für die Künstler des Cubarett ihr gesprochenes Wort auch lesenden Augen zu Gehör zu bringen. Das nächste Cubarett findet am 7.5.2012 um 20 Uhr im Cuba Nova statt. Mit dabei: Deno Puzic, Regine Birkner, Christian Reder, Lars Riske sowie Murat & Nina! Umfeld Läuse anzutreffen sein. Lara sei bereits zum fünften Mal Opfer einer zu laxen Läusekontrolle in der Schulküche. Zum fünften Mal in diesem Jahr könnte ich hinzufügen. Ich weiß es genau, denn ich sammele die Läusemails. Niemandem außer mir scheint es aufzufallen, dass Lara immer Läuse hat. „Lara hat keine Läuse!“ – das wäre mal eine E-Mail. Die würde Verwirrung stiften unter den engagierten Eltern, da das hieße, dass ihre Blockadediskussionen zu einem unerwarteten Erfolg geführt hätten. Aber Lara hat nun mal Läuse und da sie nicht gut in Mathe, Deutsch und Englisch ist, rutscht sie immer ganz nah an ihre Tischnachbarn heran, um sich zu verbessern. Diese Gelegenheit nutzen die Läuse und besiedeln Laras Mitschüler. So herrscht ein reger Austausch über den Schreibheften. Wissen gegen Läuse. Oder muss es heißen: Wissen mit Läusen? Durchaus möglich. Denn ein Wissenschaftlerteam hat herausgefunden, dass der Mensch vor ca. 5,5 Millionen Jahren von der Kopflaus befallen wurde. Das war etwa zu der Zeit, als sich die Entwicklungslinien von Mensch und Affe trennten. Da muss doch die Frage wohl lauten: Haben die Läuse möglicherweise sogar das Wissen mitgebracht? Haben die Läuse erst den Affen zum Menschen gemacht? Wenn man von der Läusemenge auf den Intelligenzquotienten schließen könnte, müsste Lara auf eine Hochbegabtenschule. Vielleicht war aber auch alles ganz anders. Vielleicht ist die Laus vom Menschen befallen worden. Dann ist der Mensch für die Kopfläuse nur so eine Art Fußpilz. „Laus o Laus, ich hab schon wieder so einen Hominidenbefall zwischen den Zehen!“ Und wir denken, wir hätten Kopfläuse. Vielleicht wäre es mal interessant, die Intelligenzquotienten von Menschen mit und ohne Kopfläusen miteinander zu vergleichen. Wobei mein Sohn auch ohne Kopfläuse ein umfangreiches Wissen besitzt. Da mir das dann doch recht schleierhaft vorkam, habe ich daraufhin die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt. Kurz darauf habe ich eine E-Mail geschrieben: „Paul hat Motten!“ # Bericht | Text: RA Annette Poethke § Neues aus dem Arbeitsrecht Arbeitszeugnis und Geheimcode Der Arbeitgeber Gustav hatte seinem Arbeitnehmer August ein Zeugnis ausgestellt, indem sich wörtlich folgende Passage befand: „Wir haben Herrn K. als sehr interessierten und hochmotivierten Mitarbeiter kennen gelernt, der stets eine sehr hohe Einsatzbereitschaft zeigte.“ August ist der Auffassung, dass aus dieser Formulierung zu schließen sei, dass er gerade nicht interessiert und hochmotiviert mitgearbeitet habe. Er begehrt daher von Gustav die Berichtigung dieses Teils des Zeugnisses. Das Bundesarbeitsgericht entscheidet, dass August ein solcher Zeugnisberichtigungsanspruch nicht zustehe. Die beanstandete Formulierung entspreche den gesetzlichen Anforderungen eines Zeugnisses gemäß § 109 GewO. Diese Formulierung verstoße insbesondere nicht gegen die Gebote der Zeugniswahrheit und Zeugnisklarheit. Die Formulierung selbst sei Sache des Arbeitgebers. Das Zeugnis sei allgemein verständlich und enthalte keine falschen Aussagen. Auch bei der Verwendung der Wörter „kennen gelernt“ handele es sich nicht um eine verschleiernde Zeugnissprache im Sinne eines Geheimcodes. Maßgeblich sei eine objektive Betrachtungsweise orientiert am Empfängerhorizont des Zeugnislesers. Bei objektiver Betrachtung lasse sich nicht annehmen, dass die Verwendung der Worte „kennen gelernt“ stets das nicht Vorhandensein der angeführten Eigenschaften und damit eine negative Beurteilung beinhalte. Auch wenn in der Vergangenheit in der Rechtsprechung vereinzelt eine solche Meinung vertreten worden sei, habe sich eine solche nicht durchgesetzt. Auch wenn in sogenannten „Übersetzungslisten“ im Internet ähnliche Formulierungen als unzulässig angeprangert werden, sei im konkreten Fall die streitige Formulierung nicht als verschlüsselte Botschaft zu verstehen. Insbesondere der Gesamtzusammenhang führt letztlich zum Ergebnis, dass das Zeugnis mit dieser Formulierung in Ordnung ist. vgl. BAG, Urteil vom 15.11.2011- 9 ‚AZR 386/10 = BecksRS 2012, 67197 # Man müsse insbesondere den Gesamtzusammenhang beachten; das Zeugnis attestiere August durchweg ein gute Leistung. Sally Sally ist die ideale Katze für einen Menschen, der gerne ein Tier halten möchte und sich bislang wegen seines Berufes gescheut hat. Sally nimmt es einem nicht krumm, wenn ihr Mensch tagsüber arbeiten geht. Sie schläft dann viel und aalt sich in der Sonne, Möbel und Tapeten haben nichts vor ihr zu befürchten. Vielmehr begrüßt sie ihren Dosenöffner mit vielen kratzigen „Miaus“, wenn er zur Türe herein kommt. Gemeinsame TV-Abende gehören ebenso zu Sallys Hobbys wie kleinere Spieleinheiten. Denn auch wenn Sally (12) nicht mehr die Jüngste ist, so weiß sie noch genau, wie sich ein Ball jagen lässt oder man eine „Mause-Angel“ erlegt. Sie würde sich über ein ruhiges Zuhause freuen, in dem sie ganz alleine mit ihrem Menschen sein darf und verwöhnt wird. Kontakt: Tel. 0251/8469757 oder www.katzenhilfe-muenster.de 25 Buchtipp | Text: Kerstin Klimenta / hoppsala.de Lesen Gudrun Pausewang: „Au revoir, bis nach dem Krieg“ Im nationalsozialistischen Deutschland waren Beziehungen oder gar intime Kontakte zwischen deutschen Frauen und ausländischen Kriegsgefangenen verboten. Doch da ein Großteil der deutschen Männer im Krieg waren, bleiben Liebschaften mit Kriegsgefangenen nicht aus. Die erfolgreiche Jugendbuchautorin Gudrun Pausewang schildert in „Au revoir, bis nach dem Krieg“ die Geschichte einer verbotenene Liebe zweier junger Menschen im Zweiten Weltkrieg - ein bislang selten thematisierter Aspekt des Krieges ... In „Au revoir, bis nach dem Krieg“ verliebt sich die junge Hanni in den sensiblen Philippe. Für beide ist es die erste große Liebe. Einfühlsam beschreibt Pausewang die ersten zaghaften Annäherungsversuche, die vorsichtig und im Verborgenen stattfinden. Immer auf der Hut, nicht entdeckt zu werden, entwickelt sich eine zarte Liebe. Inmitten des furchtbaren Krieges geht der Himmel für einen kurzen Moment ein Stück auf und etwas Glück erstrahlt. Doch dann kommt der Tag der Trennung ... Das Buch gibt aber auch einen spannenden Einblick in das Leben einer Familie während der Zeit des Krieges. Viele Frauen waren in dieser schweren Zeit ganz auf sich allein gestellt. # Erscheinungsjahr: 2012 Verlag: Gerstenberg Verlag Thema: Erwachsen werden, Pubertät Alter: 12-18 Jahre ISBN/ASIN: 3836954443 Preis: 14.95 Euro 26 Rezepte | Text: Sabrina Kipp Rezepte - Der Mai ist gekommen… Im Mai, wenn die Sonne höher steht und die Natur sich von sich von ihrer schönsten Seite zeigt, steigt der Appetit auf eine leichte Sommerküche. Statt der klassischen Rezepte mit Spargel und Erdbeeren haben wir in diesem Jahr leckere Gerichte mit jungem Spinat, Fisch und Waldmeister. Viel Spaß beim Nachkochen! Genießen Sie die Köstlichkeiten mit einem leichtem Weißwein. Mai-Salat Maischolle Wiener Art mit Kartoffelsalat Erdbeer-Waldmeistertorte Zutaten Zutaten Zutaten • • • • • • Für • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 1 Handvoll Blattspinat 1 Pfirsich 2 Lauchzwiebeln 3 Scheiben Schinken 1 Peperoni, mittelscharf etwas Parmesan das Dressing 2 Teile Olivenöl 1 Teil Balsamico, weiß 1 Zehe Knoblauch 1 Saft von einer Zitrone 1 TL scharfer Senf Salz und weißer Pfeffer aus der Mühle Zucker Zubereitung Den Spinat gründlich waschen und abtrocknen, auf dem Teller anrichten. Pfirsich schälen, entkernen und in kleine Stücke schneiden, dazugeben. Die Lauchzwiebeln gründlich waschen, fein hacken. Die Schinkenscheiben von Hand halbieren, dazugeben, darüber den Parmesan hobeln. Die Peperoni entkernen und in feine Ringe schneiden. Für die Vinaigrette Olivenöl, Balsamicoessig, Knoblauchzehe, etwas Saft einer Zitrone, scharfen Senf, Salz, weißen Pfeffer aus der Mühle und, eine Prise Zucker mit dem Zauberstab mixen und über den angerichteten Salat verteilen. # 8 Fischfilet(s), Mai-Schollenfilets (à ca. 110g) Zitronensaft • Kräutersalz • Pfeffer • 2 Eier • 50 g Mehl • 100 g Paniermehl Salat • 800 g Kartoffeln • 2 Rote Zwiebeln • 100 g Gewürzgurken • 100 g Gurke(n), (Senfgurken) • 100 ml Brühe • 2 TL Senf • 3 EL Essig, (Weißweinessig) • 2 EL Rapsöl • Pfeffer, frisch gemahlener • Salz • 1 Bund Schnittlauch Zubereitung Kartoffeln gründlich waschen und als Pellkartoffeln garen. Zwiebeln abziehen und mit den Gurken in Würfel schneiden. Brühe aufkochen, mit Senf, Essig und Öl verrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Kartoffeln pellen, ebenfalls in Würfel (etwas größere!) schneiden und mit der heißen Brühe übergießen. Gurken und Zwiebeln untermischen. Mai-Schollenfilets waschen, trocken tupfen, mit Zitronensaft beträufeln und mit Salz und Pfeffer würzen. Eier verquirlen. Mai-Schollenfilets erst in Mehl, dann in verquirltem Ei und anschließend in Paniermehl wenden und in erhitztem Öl von beiden Seiten 6 - 8 Minuten bei mittlerer Hitze goldbraun braten. # Für den Boden: 200 g Butterkekse 125 g weiche Butter Für die Füllung: 12 Blatt weiße Gelatine 300 g Erdbeeren 300 g Crème fraîche 300 g Vollmilch Joghurt 75 g Zucker 150 ml Waldmeister-Sirup 1 Päckchen Vanillezucker 250 g Sahne einige Stängel Minze Zubereitung Eine Form (32 x 22 x 5 cm) mit Backpapier auslegen. Die Butterkekse grob zerkleinern und mit Butter gut mischen. In der Form gleichmäßig verteilen und dabei fest andrücken. Im Kühlschrank kühl stellen. Für die Füllung inzwischen Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Erdbeere waschen, putzen und klein schneiden. Crème fraîche, Joghurt, Zucker, Sirup und Vanillezucker glatt rühren. Gelatine ausdrücken, bei milder Hitze auflösen und unter die Crème-fraîche-Mischung rühren. Sahne steif schlagen. Sobald die Creme-Mischung zu gelieren beginnt, Sahne und Erdbeere unterheben. Auf den Kuchenboden füllen und glatt streichen. Im Kühlschrank ca. 4 Stunden fest werden lassen. Zum Servieren den Kuchen in Stücke schneiden und mit Minze verzieren. # 27 Bericht | Text: GGUA / Elvira Ajvazi | Foto: Verein für politische Flüchtlinge Roma kämpfen für ein Bleiberecht „Denn jeder Mensch hat es verdient, mit Würde und Anerkennung zu leben.“ Roma werden verfolgt und diskriminiert – überall. Während sie aus ihren Herkunftsländern vor Übergriffen und sozialer Ausgrenzung fliehen, müssen sie in Deutschland dauerhaft mit einem unsicheren Aufenthaltsstatus leben oder werden wieder abgeschoben. Tausende Roma, vor allem aus Kosovo und Serbien, sind in Deutschland von einer Abschiebung bedroht. Etwa alle drei Wochen finden bereits Sammelabschiebungen statt. Wenn aus Münster bisher noch keine Roma auf den Fluglisten standen, so bleibt die Situation doch auch hier äußerst unsicher. Im folgenden ein Redebeitrag von Elvira Ajvazi auf der Kundgebung für ein Bleiberecht der Roma am 28.03.2012 in Münster. „Ich bin 25 Jahre alt. Und seit 25 Jahren will mich Deutschland nicht. Jedes Jahr kämpfe ich, um in meiner Heimat bleiben zu können. Jedes Jahr muss ich zur Behörde mit der Angst, meine Heimat verlassen zu müssen. Jedes Jahr wird mir gesagt, dass ich noch ein Jahr bleiben darf. Da frage ich mich, wie lange muss ich auf gepackten Koffern sitzen? Wie lange noch wollen sich die Städte, die Bürger, die Regierung die Augen zuhalten und so tun, als wären wir kein Teil ihrer Gesellschaft. Ich frage mich warum. Warum bin ich nicht willkommen in einem Zuwanderungsland? Meine Eltern sind zugewandert, aber ich bin hier, seit ich denken kann. Meine Kinder gehen hier zur Schule, ich arbeite hier, feiere Weihnachten, Ostern wie alle anderen auch. Ich habe einen 400€ Job, mein Mann einen Vollzeit-Job und ich habe drei Kinder. Ich kriege weder ergänzendes Hartz 4 noch Sozialhilfe. Und trotzdem wird mir in der Ausländerbehörde gesagt, dass ich zu wenig verdiene und dadurch meine Aufenthaltserlaubnis nicht verlängert wird. Eine deutsche Frau erhält Elternzeit, bis das Kind 3 Jahre alt ist. Meine Tochter ist erst 2 Jahre alt und 28 ich habe kein Recht auf Elternzeit. Ich muss für meine Aufenthaltserlaubnis einen Vollzeit-Job machen, um die Voraussetzung zu erfüllen, mehr zu verdienen als Hartz 4. Meine Damen und Herren, das ist direkte Diskriminierung, denn meine Kinder haben kein Recht auf ihre Mutter in den ersten drei Jahren wie die deutschen Kinder. Ich kann aber nicht die gleiche Unterstützung in Anspruch nehmen, da sonst mein Aufenthalt gefährdet wird. Deutschland ist nicht anders als Serbien, Kosovo und Mazedonien, denn die diskriminieren Roma ebenfalls. Die Menschen, die verjagt wurden aus ihren Häusern, die Menschen, die geflohen sind vor einer Gesellschaft, die Roma nicht akzeptiert, also diskriminiert. Diese Menschen werden beschuldigt, Wirtschaftsflüchtlinge zu sein. Wenn sie die schreckliche Abschiebung mitten in der Nacht, die Deutschland ausführt, hinter sich haben und dann in ihr Heimatland ankommen, werden ihnen Pässe weggenommen und ihnen wird die Sozialhilfe untersagt. Sie werden von Deutschland dorthin zurückgezwungen, wo sie regelrecht den Wölfen zum Fraß vorgeworfen werden. Das dürfen wir nicht zulassen. Damals als die Nazis am Drücker waren, haben die Menschen die Vorhänge auch zugezogen und so getan, als würden sie es nicht sehen. Daher rufe ich euch auf, gebt eurem Herzen einen Ruck und öffnet eure Augen und seht, was die Regierung mit uns hier macht. Ich vertraue den Münsteraner Bürgern, denn ihr seid nicht so wie die Bürger in Serbien, Kosovo oder Mazedonien. Ich spreche aus Erfahrung, ich war vor drei Wochen in Serbien. Ich wurde im Bus angepöbelt ohne Grund, allein schon meine dunklen Haare und meine Sprache haben dazu geführt, dass mich böse Blicke getroffen haben. Keiner im Bus wollte neben mir sitzen. Das ist mir hier in Münster Gott sei Dank sehr selten passiert. In Serbien wird einem gezeigt, dass man nicht willkommen ist. Aber hier ist es nicht anders, denn die deutsche Politik zeigt uns auch jeden Tag, dass wir nicht willkommen sind, indem sie uns abschiebt und Gesetze schafft, die unsere Familien trennen. Wir wollen dazugehören. Also gebt uns eine Chance, ein Leben in einer Gesellschaft zu leben ohne Angst und mit Würde. Denn jeder Mensch, egal welcher Nationalität oder Hautfarbe, hat es verdient, mit Würde und Anerkennung zu leben. Und das fordern wir!“ # In Münster engagieren sich zwei Bündnisse für ein dauerhaftes Bleiberecht der Roma: ‚Münsteraner_innen für ein Bleiberecht‘ (trifft sich jeden 2. und 4.Mittwoch um 18Uhr in der KSHG (Kleines Forum, EG links), Frauenstraße 3-6, bleiberechtMuenster@ yahoo.de) und ‚Aktion 302‘ (speziell zu Roma aus Kosovo; trifft sich jeden 3.Freitag um 17 Uhr in den Räumen der GGUA, Südstraße 46, kontakt@ aktion302.de, www.aktion302.de). Bericht | Text: Horst Gärtner Schlussakkord Christen in aller Welt begehen den Karfreitag in aller Stille; es gibt Karfreitags-Prozessionen und in den Kirchen wird an diesem Tag wieder bewusst gemacht, dass Gott seinen Sohn für uns Menschen geopfert hat und dass Jesus Christus den Weg freiwillig gegangen ist bis zum Tod am Kreuz. 40 % der Menschen in der Bundesrepublik, so sagt die Statistik, gehören den christlichen Kirchen an. Es gibt also gute Gründe dafür, diesem Tag – auch vom Gesetzgeber – einen besonderen Schutz einzuräumen und dafür zu sorgen, dass der gebotene Rahmen in unserer Gesellschaft auch eingehalten wird. An hohen christlichen oder staatlichen Feiertagen gilt in Deutschland ein Tanzverbot; auch am Karfreitag. Zweifellos hat jede Zeit ihre eigenen gesellschaftlichen Entwicklungen, vor allem bei der Jugend. Sie hat in weiten Teilen ein anderes Verhältnis zur Kirche und damit auch zur Liturgie. Sie empfindet die Regelung für den Karfreitag als nicht mehr zeitgemäß. Das ist natürlich ein Sichtwort für die Piratenpartei. Sie geht gleich aufs Ganze. Veröffentlicht auf der Facebookseite „Zum Teufel mit dem Tanzverbot“ einen Aufruf zum Flashmob auf der Kölner Domplatte und sie geht noch einen Schritt weiter; hessische Mitglieder der Piratenpartei fordern beim Bundesverfassungsgericht eine Aufhebung des Feiertags-Tanzverbots; sie sind damit unterlegen. Den Einstieg in diese Diskussion war die Forderung der Piraten und auch anderer, nach Toleranz gegenüber Andersmeinenden. Dazu ist zu sagen, wenn es einige wenige Tage (von den 365 Tagen im Jahr) gibt, die vom Gesetzgeber geschützt sind und bei denen vor allem der Schutz christlicher Grundwerte an besonderen Gedenktagen zum Ausdruck kommt, dann stellt sich die Frage, ob es nicht auch ein Toleranzgebot gegenüber diesem großen Bevölkerungsanteil (40 %) ist, darauf Rücksicht zu nehmen. Ich würde diesen Affront gegen den Karfreitag nur dann begreifen können, wenn mir klargemacht würde, dass an den anderen 360 Tagen im Jahr nicht genügend Raum für Tanzen, für Feiern, für Belustigungen gegeben wäre. Bedrohung durch Iran und /oder Israel Ursache und Wirkung derart verkennt, das kann ich nicht mehr einordnen. Genau so wenig wie seine Charakterisierung von Irans Präsidenten Ahmadinerschad als „Maulhelden“ einen Präsidenten, der immerhin im Oktober 2010 noch gesagt hat „Der Boden ist vorbereitet, damit das zionistische Regime bald zur Hölle fährt ….“ Und der im August 2011 verkündete, „das zionistische Regime basiert auf vielen Enttäuschungen und Lügen, eine von ihnen war der Holocaust.“ Eine solche Behauptung kann uns Deutschen nicht gleichgültig sein. Zweifellos war das nach der Veröffentlichung des Gedichtes von Israel verhängte „Einreiseverbot“ eine Überreaktion, aber statt jetzt den Ball flach zu halten, vielleicht sogar eine Brücke zu bauen, gießt Grass noch Öl ins Feuer und vergleicht den israelischen Innenminister (immerhin Minister eines Kabinetts, das über das Parlament demokratisch zustande gekommen ist) mit dem ehemaligen Stasichef Mielke in der DDR. Man fragt sich, warum er das tut. Bei etwas Nachdenken müsste man drauf gekommen sein, dass das nicht mehr zu kitten ist; oder ging´s nur um die nächste Schlagzeile? Wen wundert es, dass Günter Grass gleich von der NPD vereinnahmt wird, die ihn auf ihrer Internetseite in den höchsten Tönen lobt. Ich wünsche uns allen, dass wir bald wieder über die Intention meines Schlusssatzes aus der April-Ausgabe berichten können: „Wenn viele Menschen Gutes tun, können wir die Welt verändern“! und darüber, dass nach Eduard Mörike der Frühling wirklich sein blaues Band wieder flattern lässt. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit. Ihr Horst Gärtner 1. Vorsitzender des Vereins ~ e.V. Toleranz, so meine ich, ist keine Einbahnstraße und es gilt auch hier das Gebot der Interessenabwägung. Es war ruhig um ihn geworden, den „Blechtrommler“ und Friedensnobelpreisträger Günter Grass. Nun veröffentlicht er ein Gedicht und plötzlich ist er wieder in aller Munde; war das so gewollt? Hatte er das nötig? Oder wollte er wirklich, wie er schreibt, wichtige Dinge, die andere nicht auszusprechen wagen, an die Öffentlichkeit bringen? Aber dass er, den ich für einen klugen Schriftsteller halte, bei der Wertung der 29 Anzeigen Berliner Bär § Rechtsanwältin Annette Poethke Fachanwältin für Familienrecht Tätigkeitsschwerpunkte: Eherecht Miet - und Pachtrecht Verkehrsrecht Öffnungszeiten: 6:00 Uhr - open End Neu! ab 6:00 Uhr Frühstück bis 15 Uhr: Korn+Pils nur 2.-€ Coffee to go: 1,70 € Es freuen sich auf Euch: Anne und Michael Ruhl 30 Interessenschwerpunkte: Arbeitsrecht Erbrecht Hüfferstraße 8 | 48149 Münster Tel.: 0251-511023 und 511024 | Fax: 0251-57606 Anzeigen Kompost und Blumenerde aus eigener Produktion. Bei allen Recyclinghöfen – oder große Mengen direkt ins Haus geliefert. Tel. 1613011. www.awm.muenster.de Rösnerstraße 10 48155 Münster Telefon 6052-53 Gemeinsam für das große Ziel Die neue ~ erscheint am 1. Juni 2012 Redaktionsschluss ist der 10. Mai 2012 31 Das Gartenbuch ISBN 978-3-7843-5186-5 · € 19,95 für die ganze Familie O Beton mischen O In Form gießen O Fertig! n e e u u a e r f n d n a s L a D r Uplenger de Whiskytorte Spaghettitorte FrischkäseStachelbeer-Torte Fruchtige Quark-Sahne-Torte err Ostfriesischer Apfelbiskuit Kiwitorte ISBN 978-3-7843-5182-7 · € 9,95 e f n e Tor t k r e uer w Erhältlich in jeder Buchhandlung oder d direkt irekt unter Tel Tel.:: 0 25 01/80 13 00 LV·Buch im Landwirtschaftsverlag · 48084 Münster www.buchweltshop.de