projekte - Bayern | Brot für die Welt

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projekte - Bayern | Brot für die Welt
2011 2012
PROJEKTE
Berichte und Reportagen aus der Arbeit von »Brot für die Welt«
MUTIG GEGEN
DEN LANDRAUB
FRAUEN SIND
KEINE WARE
LACHEN IST DIE
BESTE MEDIZIN
Im argentinischen Chaco wehren sich die
Indigenen gegen die Vertreibung durch
Großgrundbesitzer.
» S. 6
Eine Hilfsorganisation in Südvietnam
kämpft gegen Menschenhandel und
Zwangsprostitution.
» S. 30
Die russisch-orthodoxe Gemeinschaft
zum Heiligen Ioasaf hilft TBC-kranken
Kindern in Sankt Petersburg. » S. 46
I N H A LT
VORWORT
2
MELDUNGEN
3
RECHT AUF LAND
FRAUEN
ARGENTINIEN
VIETNAM
6
MUTIG GEGEN DEN LANDRAUB
FRAUEN SIND KEINE WARE
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Eine Organisation der Anglikanischen Kirche kämpft
Menschenhandel ist in Südvietnam ein großes Problem.
gegen die Vertreibung der Indigenen.
Die Frauenunion hilft Betroffenen und klärt auf.
SÜDAFRIKA
KINDER UND JUGENDLICHE
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AUF EIGENEN FÜSSEN
In der Diözese Grahamstown können die Xhosa ihr
C O S TA R I C A
Land endlich wieder selbständig bewirtschaften.
FUSSBALL FÜR DAS LEBEN
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In einem Sportprojekt lernen Teenager aus armen
Familien, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
INDIEN
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D E R A U F S TA N D D E R A U S G E B E U T E T E N
HIV/AIDS
Weil Jharkhand reich an Rohstoffen ist, sollen viele
Ureinwohner weichen. Die wehren sich.
KENIA
A U F K L Ä R U N G O H N E TA B U S
INTERVIEW
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„DEN EIGENEN LEBENSSTIL ÜBERDENKEN“
Die „Brot für die Welt“-Mitarbeiterinnen C. Callenius und
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Mit Offenheit versucht die Koptisch-Orthodoxe Kirche,
den weiteren Vormarsch der Pandemie zu stoppen.
K. Neumeyer fordern ein anderes Konsumverhalten.
GESUNDHEIT
ERNÄHRUNG SICHERN
RUSSLAND
LACHEN IST DIE BESTE MEDIZIN
PERU
DAS COMEBACK DER TOLLEN KNOLLE
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46
In Sankt Petersburg steigt die Zahl TBC-kranker Kinder.
Die Gemeinschaft zum Heiligen Ioasaf hilft ihnen.
Die Bauernorganisation CHIRAPAQ hilft, die einzig artige Kartoffelvielfalt der Anden zu bewahren.
BILDUNG
MENSCHENRECHTE UND FRIEDEN
ISRAEL
DIE FRIEDENSFORSCHER
DR KONGO
N E I N Z U R G E W A LT
In Kinshasa herrschen Gewalt, Bandenkriege und
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Eine Jugendorganisation sorgt für Annäherung
zwischen Juden und Palästinensern.
Anarchie. Die Organisation LIFDED stiftet Frieden.
NACHBERICHTE
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AKTIONEN UND AKTIÖNCHEN
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ÜBER UNS
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IHRE SPENDE KOMMT AN
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KONTAKT/IMPRESSUM
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MATERIALIEN
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Foto: Frank Schultze
Foto: Kirsten Schwanke-Adiang
Foto: Christof Krackhardt
18
42
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DAS COMEBACK DER TOLLEN KNOLLE
A U F K L Ä R U N G O H N E TA B U S
DIE FRIEDENSFORSCHER
Die Kartoffel hilft, die Ernährung
Die Koptisch-Orthodoxe Kirche kämpft
Eine jüdisch-palästinensische Initiative
der Andenbevölkerung zu sichern.
gegen den Vormarsch von HIV/Aids.
bringt Jugendliche zusammen.
R U S S L A N D S. 46
I S R A E L S. 52
V I E T N A M S. 30
C O S TA R I C A S. 36
I N D I E N S. 14
K E N I A S. 42
D R K O N G O S. 24
P E R U S. 18
S Ü D A F R I K A S. 12
A R G E N T I N I E N S. 6
Länder, in denen „Brot für die Welt“
Projekte fördert
Länder, aus denen in diesem Heft
Projekte vorgestellt werden
Foto: Christoph Püschner
V O R W O R T
Cornelia Füllkrug-Weitzel,
Direktorin „Brot für die Welt“
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
„Land zum Leben – Grund zur Hoffnung“,
Gemeinsam mit seinen Partnerorganisa-
und Menschenrechte ein. Dabei engagie-
lautet das Motto der 53. Aktion von
tionen steht „Brot für die Welt“ diesen
ren wir uns ganz bewusst auch in Ländern,
„Brot für die Welt“. Mit diesem Leitspruch
Menschen bei. Drei Beispiele dafür finden
die nicht oder nicht mehr zu den „Ent-
wollen wir darauf aufmerksam machen,
Sie in diesem Heft: Im argentinischen
wicklungsländern“ gezählt werden. Dazu
wie wichtig der Zugang zu Land für die
Chaco helfen wir den Indigenen dabei,
gehören neben den „Schwellenländern“
Armen in den Ländern des Südens ist.
Rechtstitel für ihr seit Generationen be -
wie Indien, Brasilien und Argentinien auch
Denn wer über ausreichend fruchtbares
wohntes Land zu erwerben. So können
die Nachfolgestaaten der ehemaligen
Land verfügt, kann sich und seine Familie
sie dort weiterhin fischen und jagen so -
Sowjetunion. Dass es zum Beispiel in dem
ernähren und braucht keinen Hunger
wie Honig und Früchte sammeln – und
inzwischen so reichen Russland immer
zu fürchten.
müssen nicht gigantischen Sojafeldern
noch Arme und Ausgegrenzte gibt, die
weichen. Im indischen Bundesstaat
unsere Hilfe benötigen, macht die Re -
Teil der Menschen in Entwicklungsländern
Jharkhand unterstützen wir die Urein-
por tage über TBC-kranke Kinder in Sankt
über genügend brauchbares Land. Wäh-
wohner in ihrem Kampf gegen Konzerne,
Petersburg mehr als deutlich.
rend Großgrundbesitzer vielerorts riesige
die auf ihrem traditionellen Land Kohle,
Ländereien ihr Eigen nennen, haben die
Eisenerz, Kalkstein und Uran abbauen
die Welt“ auf die Hilfsbereitschaft seiner
Kleinbauern oft nur winzige Felder, die
und sie dafür mit Brosamen abspeisen
Unterstützerinnen und Unterstützer an -
nicht genügend hergeben, um alle Fami-
wollen. Und in der südafrikanischen Ost-
gewiesen. Deshalb sind wir immer wieder
lienmitglieder satt zu machen. Und die
kap-Provinz stehen wir den Xhosa zur
dankbar für das große Engagement von
Landkonzentration nimmt weiter zu.
Seite, die nach dem Ende der Apartheid
Kirchengemeinden, Schulen, Kindergär-
Schuld daran ist auch der üppige Lebens-
ihr Land zurückerhalten haben und nun
ten, Unternehmen, Aktionsgruppen und
stil der wohlhabenderen Schichten in den
erst wieder lernen müssen, es selbstän-
Einzelpersonen, die unsere Arbeit mit
Industrie- und Schwellenländern. Ihre
dig zu bebauen.
so viel Herzblut unterstützen. In der Ru -
Leider verfügt bislang nur ein kleiner
Nachfrage nach Nahrungs- und Futter-
„Selig sind, die da hungert und dürs-
Als Spendenorganisation ist „Brot für
brik „Aktionen und Aktiönchen“ berich-
mitteln, nach Bodenschätzen und Agrar-
tet nach der Gerechtigkeit“, sagt Jesus in
ten wir wie immer über ihre guten Taten.
treibstoffen sorgt dafür, dass der ein hei -
der Bergpredigt. Den Armen Gerechtig-
Bitte bewahren Sie uns auch in Zukunft
mischen Bevölkerung in den Ländern des
keit zuteilwerden zu lassen – das ist das
die Treue!
Südens immer weniger Flächen für den
zentrale Ziel der Arbeit von „Brot für die
Anbau von Lebensmitteln zur Verfügung
Welt“. Deswegen fördern wir nicht nur
stehen. Gleichzeitig werden immer mehr
Projekte zur Ernährungssicherung, son-
Menschen von ihrem Land vertrieben
dern setzen uns – wie dieses Heft zeigt –
und müssen um ihr Überleben bangen.
auch für Bildung und Gesundheit, Frieden
2
Ihre
Foto: Creative Kirche
Foto: Burkhard Bartel
M E L D U N G E N
Engagierte Gospelsänger
Die Welt zu Gast in Stuttgart
Fußballstars für sauberes Wasser
„Gospel für eine gerechtere Welt“ heißt
Über 400 Delegierte und viele weitere
Großer Erfolg für die Lobby- und Kam -
die bundesweite Aktion, die „Brot für
Christen aus allen Teilen der Welt trafen
pagnenarbeit von „Brot für die Welt“:
die Welt“, der Evangelische Entwicklungs-
sich zur elften Vollversammlung des
Die Vereinten Nationen haben das Recht
dienst und die Creative Kirche beim
Lutherischen Weltbundes in Stuttgart.
auf Wasser und Sanitärversorgung ver-
fünften internationalen Gospelkirchentag
„Brot für die Welt“ nutzte die Veran -
bindlich aner kannt. „Diese Entscheidung
in Karlsruhe starteten. Sie soll der zen-
staltung vor der eigenen Haustür und
ist historisch“, so Pfarrerin Cornelia Füll-
tralen Botschaft des Gospels – der For-
präsentierte seine Arbeit an einem
krug-Weitzel, Direktorin von „Brot für
derung nach mehr Gerechtigkeit – Gehör
gemeinsamen Stand mit der Diakonie
die Welt“. Zuvor hatte die Hilfsorganisa -
verschaffen. „Gospel für eine gerechtere
Katastrophenhilfe und dem Evangeli-
tion gemeinsam mit zahlreichen Mit -
Welt“ wird sich mehrere Jahre lang für
schen Entwicklungsdienst. Am Abend
streitern die Kampagne WASH United ini-
ein Klima-Projekt von „Brot für die Welt“
der Begegnung verteilten Mitarbeitende
tiiert. Darin forderten Fußballstars wie
engagieren. Bereits während des Gospel-
des evangelischen Hilfswerks gemein -
Sebastian Schweinsteiger, dass alle Men-
kirchentags wurden knapp 50.000 Euro
sam mit Freiwilligen hunderte Luftballons.
schen Zugang zu sauberem Trinkwasser
für dieses Projekt gesammelt.
Als Hinweis auf die zentrale Botschaft
und sanitären Anlagen haben sollen.
Foto: Christoph Püschner
dieser Erde sein tägliches Brot haben
soll – ließen die Besucher die Ballons ge meinsam in den Abendhimmel steigen.
Foto: Rainer Kwiotek
Foto: Christoph Püschner
der Vollversammlung – dass jeder Mensch
Hohes Amt für Direktorin
Buntes Programm beim Kirchentag
Mehr als 300 Stunden Programm stellte
Die Direktorin von „Brot für die Welt“,
„Brot für die Welt“ beim zweiten Ökume-
Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, ist
nischen Kirchentag in München auf die
bei der ersten Vollversammlung des welt Laufen für den guten Zweck
weiten kirchlichen Hilfsnetzwerks ACT
ihr Hoffnung habt.“ Neben Vorträgen
Auch bei der 17. Ausgabe des Stuttgarter
Alliance in Tansania zur Moderatorin ge -
und Diskussionsveranstaltungen waren
Zeitung-Laufs war das Orange von „Brot
wählt worden. In den kommenden vier
Beine. Er stand unter dem Motto: „Damit
auch die Stände und Ausstellungen von
für die Welt“ nicht zu übersehen: Zahl -
Jahren will sie sich darum kümmern, den
„Brot für die Welt“ in den Messehallen
reiche haupt- und ehrenamtliche Mitar-
Einfluss der Allianz zu stärken. „Wir wer-
sowie die „Faire Café-Oase“ ein beliebter
beitende versorgten die durstigen Sport-
den nicht nur unsere finanziellen Res-
Treffpunkt der Kirchentagsbesucher. Bei
lerinnen und Sportler am Zieleinlauf mit
sourcen koordinierter und gezielter ein-
einem der Höhepunkte, dem Open-Air-
Wasser. Gleichzeitig nahm ein gutes Dut-
setzen. Wir werden auch verstärkt Lobby -
Konzert mit Christina Stürmer, Cassandra
zend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
arbeit betreiben für Menschen, deren
Steen und anderen Stars, stellte „Brot
selbst am Halbmarathon und am 10-Kilo-
Rechte – zum Beispiel auf Nahrung –
für die Welt“ den mehr als 15.000 Jugend -
meter-Lauf teil. Ziel der Aktion war es,
von ihrer Regierung und der Weltgemein-
lichen auf der Theresienwiese die Arbeit
auf die Arbeit der Hilfsorganisation auf-
schaft systematisch vernachlässigt oder
seiner Projektpartner in Bangladesch vor.
merksam zu machen.
verletzt werden“, so die Theologin.
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RECHT AUF LAND
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Foto: Jörg Böthling
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LAND ZUM LEBEN – GRUND ZUR HOFFNUNG
Fast die Hälfte aller Menschen lebt auf
die Konzentration von Landbesitz zu.
Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfü-
dem Land. Doch ein beträchtlicher Teil
Zurückzuführen ist dies unter anderem
gung stehen.
von ihnen ist nicht in der Lage, genügend
darauf, dass Entwicklungsländer immer
Nahrungsmittel zu produzieren, um sich
öfter riesige Ländereien an große Kon-
sich „Brot für die Welt“ für eine gerech-
und seine Familie zu ernähren. Dies hat
zerne verkaufen oder langfristig verpach -
tere Landnutzung ein: Wir unterstützen
verschiedene Ursachen: Zunächst einmal
ten. Die bauen darauf nicht nur Nahrungs -
Kleinbauern und Landlose bei ihren Be -
ist das Land in vielen Teilen der Welt sehr
mittel für die Menschen in den Industrie-
mühungen um eine faire Verteilung des
ungleich verteilt. Während oft wenige
und Schwellenländern an, sondern auch
Bodens. Wir fordern die Respektierung
Großgrundbesitzer über riesige Ländereien
Futtermittel für deren Fleischproduktion.
der Landrechte der indigenen Bevölke-
verfügen, haben viele Kleinbauernfami -
Zudem werden immer mehr Flächen
rung. Wir machen uns stark für eine
lien nicht einmal einen Hektar zur Ver -
für den Anbau von Energiepflanzen wie
internationale Regulierung des Umgangs
fügung. Häufig liegen ihre Felder zudem
Raps, Zuckerrohr oder Palmen genutzt,
mit Land und natürlichen Ressourcen.
in Gegenden, die für die Landwirtschaft
die für die Herstellung von Agrartreib-
Und wir informieren die Menschen in
schlecht geeignet sind, zum Beispiel in
stoffen benötigt werden. Und der Res-
Deutschland darüber, welche Auswirkun-
Dürreregionen oder in Überschwem-
sourcenhunger der Industrie- und Schwel -
gen unser Konsumverhalten auf die
mungsgebieten. Und vielerorts besitzen
lenländer sorgt dafür, dass auf zuneh-
Landknappheit in Entwicklungsländern
die Menschen für das Land, auf dem sie
mend mehr Land Bodenschätze wie Kohle,
hat. Denn wir sind der Überzeugung:
seit Generationen leben, keine Rechtstitel.
Eisenerz oder Uran abgebaut werden.
Wenn das Land gerechter verteilt ist,
So können sie leicht vertrieben werden.
Dies alles hat zur Folge, dass der einhei-
nachhaltig genutzt wird und in erster
mischen Bevölkerung in den Ländern des
Linie der Ernährung aller dient, kann der
Südens immer weniger Flächen für den
weltweite Hunger überwunden werden.
Foto: Jörg Böthling
Foto: Florian Kopp
weniger Land zur Verfügung steht, nimmt
Foto: Helge Bendl
Während Kleinbauern weltweit immer
Gemeinsam mit seinen Partnern setzt
In der südafrikanischen Ostkap-Provinz
Im indischen Bundesstaat Jharkhand
die Indigenen gegen den Landraub durch
lernen die Xhosa, ihr traditionelles Land
protestieren die Ureinwohner gegen
große Agrarunternehmen.
nachhaltig zu bewirtschaften.
ihre Vertreibung.
Im Norden Argentiniens wehren sich
» 6
» 12
» 14
5
MUTIG GEGEN DEN LANDRAUB
Im argentinischen Chaco machen skrupellose Vertreter des Agrobusiness den indigenen
Völkern ihr Land streitig. Mit Hilfe moderner Geoinformationssysteme und engagierter
Lobbyarbeit verhilft die Organisation ASOCIANA den Indigenen zu ihrem Recht.
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Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie ab 1. 9. 2011 unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/asociana
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In der Provinz Salta wurden bereits
riesige Flächen Wald gerodet.
Sie sind die Leidtragenden:
Viele indigene Familien müssen hungern.
—— Es zieht wie Hechtsuppe. Um dem Fotografen bes-
Ein andermal schwingt Genugtuung mit, darüber, dass
sere Sicht zu verschaffen, hat der Pilot vor dem Start die
sie nun mit Fotos und kartographischen Daten doku-
Tür des Kleinflugzeugs ausgebaut. Nun sind die vier
mentieren kann, wo und wann die Großgrundbesitzer
Insassen der Cessna froh über ihre Jacken. Denn trotz
wieder einmal geltende Gesetze missachten.
der brütenden Hitze, die einige hundert Meter tiefer
8
in den Weiten des argentinischen Chaco herrscht, ist es
Satte Gewinne – für die Reichen
empfindlich kühl hier oben.
Ana Alvarez ist Projektkoordinatorin des „Brot für die
„Da! Da rechts! Halt drauf!“, ruft Ana Alvarez dem
Welt“-Partners ASOCIANA, einer Organisation der angli-
Fotografen von der Rückbank aus zu. Der reagiert so -
kanischen Kirche, die sich für die Rechte der indigenen
fort, zoomt lodernde Flammen und verbrannte Mond-
Völker des Chaco einsetzt. Sie erklärt das Prinzip der Zer-
landschaft heran, drückt ab. Zeitgleich hält Alvarez die
störung: „Es ist einfach: Sie roden mit schweren Maschi-
Koordinaten der Orte fest, an denen illegal brandgero-
nen, holen alle wertvollen Hölzer aus dem Wald und ver-
det wird. Wieder und wieder muss sie das gelbe, handy-
arbeiten minderwertige zu Kohle.“ Alles Übrige scharren
große GPS-Gerät betätigen. Manchmal klingen ihre auf-
Bulldozer zu großen Haufen zusammen, Feuer erledi-
geregten Anweisungen verzweifelt angesichts der zer-
gen den Rest. So wird Platz für Monokulturen wie Soja,
störerischen Brände, die den Urwald des Chaco fressen.
Zuckerrohr oder die ölhaltige Färberdistel geschaffen –
R E C H T
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Erzeugnisse, die in den Industrieländern begehrt sind
und satte Gewinne versprechen. Allein in der Provinz
Salta wurde im Jahr 2010 auf 637.000 Hektar Land Soja
angebaut. Dies entspricht zweieinhalb Mal der Fläche
des Saarlandes. Der Löwenanteil der Produktion geht
nach China, aber auch Europa ist ein guter Abnehmer.
Hier landet Soja als Futtermittel in den Trögen von
Schweinen und Rindern – während im argentinischen
Chaco jene hungern, denen das Land eigentlich gehört:
die indigene Bevölkerung.
Hektar um Hektar fressen sich die Maschinen der Großgrundbesitzer in den Chaco, einen der artenreichsten
Le bensräume der Erde. Er umspannt ein Gebiet etwa fünf
Mal so groß wie Deutschland, das sich über den Norden
von Argentinien, den westlichen Teil von Paraguay und
den Südosten von Bolivien erstreckt. Im Norden Argenti -
José Chaile vor dem Grab seines Vaters.
Die Bulldozer machen nicht einmal vor einem Friedhof halt.
niens sind Wichi, Toba, Guaraní und andere indigene Völker gemäß Konvention 169 der Internationalen Ar beits organisation ILO die rechtmäßigen Besitzer des Waldes.
Doch das kümmert die Herren des Agrobusiness nicht.
Tiere und Pflanzen sind rar geworden
Welche Folgen die Rodung riesiger Flächen für die Ur bevölkerung hat, wird kurz darauf sichtbar: Fast vollständig von ockerfarbenen Feldern umschlossen, tauchen plötzlich zwischen lockerem Baumbewuchs ein paar
versprengte Hütten auf. Der Name der kleinen Siedlung
„La Esperanza“ („Die Hoffnung“) klingt wie Hohn. In dem
wenigen verbliebenen Trockenwald sind jene Tiere und
Pflanzen rar geworden, welche die Urbevölkerung des
Landes jahrtausendelang ernährt haben.
Zusammen mit den kartographierten GPS-Daten will
ASOCIANA die Luftaufnahmen für einen Bericht an das
Umweltministerium der Provinz Salta nutzen. Darin sollen die Verstöße gegen eine einstweilige Verfügung aus
dem Jahr 2008 belegt werden. Sie verbietet jegliche
Rodung in der Region. Eine Kopie wird der Oberste Ge richtshof erhalten, der damals auf die Verfügung drang –
seinerzeit ein großer Erfolg der Arbeit von ASOCIANA.
Tags zuvor im benachbarten Dorf Cuchuy: Das Wort
Apathie beschreibt wohl am ehesten die Stimmung der
Menschen dieser 30-Seelen-Gemeinde. Vor einer der
Hütten, einer Holzkonstruktion mit Plastikplane darüber,
sagt José Chaile niedergeschlagen: „Ich bin heute früh
zum Jagen gegangen, drei Stunden lang. Nichts, rein gar
nichts habe ich gefangen.“
Eine Woche zuvor hat José seinen Vater beerdigt. Der
hagere Mann führt die Mitarbeitenden von ASOCIANA
auf eine riesige, plattgewalzte Brache in der Nähe des
Dorfes. Ein schmuckloser Erdhügel wölbt sich aus der
Brandrodungen schaffen Platz für den Sojaanbau.
trockenen Erde, darauf eine Plastikflasche mit Wasser
als Grabbeigabe. Davor sind Spuren von Kettenrädern
9
Projektträger:
ACOMPAÑAMIENTO
SOCIAL DE LA IGLESIA ANGLICANA
DEL ARGENTINA (ASOCIANA)
Finanzierung „Brot für die Welt“
(drei Jahre):
w 245.268,–
WAS KOSTET WIE VIEL?
Farbdruck einer Satellitenkarte in DIN A2:
w 10,–
Kosten für eine Busfahrt
nach Salta (zu Verhandlungen
mit der Provinzregierung): w 20,–
Druck von 200 Broschüren
w 100,–
zum Thema Landrecht:
Die Kleinbauern
lassen ihr Vieh
in den Wäldern
frei herumlaufen –
zum Ärger der
Indigenen.
zu sehen. Die Bulldozer der Großgrundbesitzer machen
selbst vor einem Friedhof nicht halt. Sie zerstören den
Wald, in dem die Menschen einst Nabelschweine, Spießhirsche, Gürteltiere, Vögel und viele andere Tiere jagten.
Wo sie Früchte, Wurzeln und Honig sammelten. Die verbliebene Waldfläche ernährt die Menschen nicht mehr.
José Chailes Vater ist verhungert und verdurstet.
Kaum staatliche Hilfe
Staatliche Unterstützung bekommt kaum jemand aus
dem Dorf. Denn: Wer keine Papiere hat, den gibt es für
die Behörden nicht. „Eine Geburtsurkunde besitzt hier
Eine Karte verdeutlicht die Abholzung des Waldes.
fast niemand.“ Claudia Lungu arbeitet als Diplom-So zialarbeiterin bei ASOCIANA und ist für die Dörfer in der
Region Tartagal zuständig. Sie hilft den Wichi dabei, ihre
Beim Verlassen des Dorfes lässt Verwesungsgeruch den
Papiere zu bekommen. Nur so haben sie Anspruch auf
Atem stocken. Er stammt von einem Rinderkadaver ne -
die Mindestrente oder die 300 Pesos Kindergeld im
ben einem Tümpel, der eine bräunliche Brühe enthält.
Monat – etwa 60 Euro. Außerdem will Claudia Lungu
Die Einwohner von Cuchuy trinken daraus.
nochmals bei den Behörden vorsprechen, damit die
10
Wichi-Gemeinden endlich mit Trinkwasser beliefert wer-
Zwei Welten stoßen aufeinander
den. Durch die massive Abholzung ist das ökologische
Als wäre der Kampf gegen das Agrobusiness nicht
Gleichgewicht gestört. Quellen versiegen, der Grundwas-
schwer genug, müssen sich die indigenen Völker im Cha-
serspiegel sinkt. Teure Bohrungen können sich die Indi-
co auch noch mit den Nachkommen der europäischen
genen nicht leisten.
Einwanderer auseinandersetzen, die heute als Kleinbau-
R E C H T
ern im Chaco leben. Die „Criollos“ haben insbesondere
le des 643.000 Hektar großen Gebietes sie jeweils benö-
im Landkreis Rivadavia entlang des Pilcomayo-Flusses
tigen. Die Indigenen, die rechtmäßigen Besitzer des Lan-
viele Gehöfte. Hier treffen zwei Welten aufeinander: Die
des, erklärten sich bereit, den Kleinbauern über ein Drit-
indigenen Völker des Chaco leben vom Jagen und Fi schen,
tel des Landes zur Verfügung zu stellen, allerdings unter
vom Früchte- und Honigsammeln im Wald. Die Kleinbau-
der Auflage, dass diese ihre Tiere nicht mehr frei laufen
ern hingegen betreiben extensive Viehzucht. Sie lassen
lassen und ihre Weiden einzäunen. Außerhalb der künf-
ihre Rinder, Ziegen und Schafe frei herumlaufen. Die
tigen Siedlungsinseln der Kleinbauern wollen die indige-
dringen in die Wälder ein und fressen Früchte und Baum -
nen Gemeinden ihren Wald selbst nutzen und erhalten.
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Sozialarbeiterin
Claudia Lungu
hilft den Wichi
dabei, ihre An sprüche geltend
zu machen.
schößlinge – die Lebensgrundlage der Indi genen. Keine
guten Bedingungen für ein friedliches Zusammenleben.
Bereits im Jahr 2001 nahm ASOCIANA daher Kontakt
Friedliche Einigung in Sicht
Das gemeinsame Vorgehen gegenüber der Provinzre -
mit FUNDAPAZ auf, einem weiteren Partner von „Brot
gierung zeitigte Erfolg: Im Oktober 2007 unterzeichnete
für die Welt“. Er berät die Kleinbauernfamilien am Pilco-
der damalige Gouverneur Romero ein Dekret, in dem die
mayo. Man einigte sich darauf, gemeinsam bei der Pro-
Übergabe des beanspruchten Landes an die indigenen
vinzregierung die Vergabe von Landtiteln einzufordern.
Gemeinden und die Kleinbauern angekündigt wird. Zwar
Zunächst sollte jedoch geklärt werden, wer das Land wie
ziert sich sein Nachfolger Urtubey noch, das Dekret auch
nutzt. Dazu lernten die Wichis, Chorote, Toba und Niva-
tatsächlich umzusetzen, doch scheint eine friedliche
clé, mit einem GPS-Gerät die Koordinaten tausender
Lösung des Landkonflikts am Pilcomayo greifbar nah.
Honigsammelstellen, Fisch- und Jagdgründe festzuhal-
Der Kampf der indigenen Gemeinden in der benachbar -
ten. Und die Kleinbauern kartographierten jene Waldge-
ten Region Tartagal geht dagegen weiter. Doch dank der
biete und Wasserstellen, die sie bis dahin für ihr Vieh in
engagierten Arbeit von ASOCIANA besteht Hoffnung, dass
Anspruch genommen hatten.
auch hier irgendwann statt verbrannter Erde wieder das
Ende 2002 waren die Karten fertiggestellt. Nun konn-
satte Grün des Waldes die Weiten des Chaco prägen wird.
ten Indigene und Kleinbauern genau sehen, welche Tei-
I N G V I L D M AT H E - A N G L A S [ T E X T ] F L O R I A N K O P P [ F O T O S ]
11
Harte Arbeit: Mitglieder der Kooperative „Ilingeletu“
(„Unser Versuch“) bearbeiten ihr Land.
AUF EIGENEN FÜSSEN
Seit dem Ende der Apartheid im Jahre 1994 hoffen die Xhosa auf ihr eigenes Stück Land. Doch
weil die Bodenreform der Regierung nur schleppend vorankommt, ergreifen sie nun selbst die
Initiative: Sie bewirtschaften Felder, die ihnen die Anglikanische Kirche zurückgegeben hat.
12
—— Mit Ochs und Pflug haben Sie den Boden umge -
es weder Bodenschätze noch Industrie. Auch deshalb
brochen, ihn mühsam von Hand geharkt, bergeweise
zählt die Region zu den ärmsten Südafrikas. Zu Zeiten
Steine entfernt und Unkraut gejätet, viele Tage lang mit
der Apartheid wurde den Xhosa, die hier seit fast tau-
gebeugtem Rücken. Bunte Maiskörner ruhen nun in der
send Jahren leben, auch noch das Land weggenommen,
braunen Erde, daneben die Samen von Kürbis und Kohl.
weil die Weißen es für ihre Farmen brauchten. Heute
Alles ist bereit, jetzt muss nur noch der Regen kommen.
dürfen sich die Menschen, die in den Dörfern rund um
Aber selbst wenn der ausbleiben sollte, ist die Ernte
die Backsteinkirchen von St. Luke’s und St. John’s leben,
nicht gefährdet und die harte Arbeit nicht umsonst
wieder Landbesitzer nennen. Die Anglikanische Kirche
gewesen. Denn dann werden sie Geld aus der gemein-
hat ihnen die Ländereien, die ihr vor mehr als 150 Jah-
samen Kasse nehmen und Diesel kaufen, um ihr Land
ren von den Xhosa-Chiefs zur Verfügung gestellt wur-
mit Hilfe einer Pumpe zu bewässern. Die Bauern sind auf
den, wieder zurückgegeben. 180 Hektar in der Pfarr -
alles vorbereitet. So oder so: Die Saat wird aufgehen.
gemeinde St. Luke’s, 100 Hektar in der Pfarrgemeinde
Ortstermin in einem abgelegenen Winkel der Diöze-
St. John’s – das entspricht in etwa der Fläche von 400
se Grahamstown. In diesem Teil der Ostkap-Provinz gibt
Fußballfeldern. 70 Familien haben sich in den beiden
R E C H T
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Orten in Kooperativen organisiert, um endlich wieder
Projektträger: ANGLICAN DIOCESE OF
Land selbst nutzen zu können.
GRAHAMSTOWN, DEPARTMENT
OF SOCIAL RESPONSIBILITY (DSR)
Wissen, das weiterhilft
Im Tal plätschert der Nxarhuni-Fluss, der auch in der
Finanzierung „Brot für die Welt“
Trockenzeit noch Wasser führt. Daneben liegen Äcker,
(drei Jahre):
soweit das Auge reicht. Am Hang kleben die runden Hüt-
w 88.819,–
WAS KOSTET WIE VIEL?
ten der Xhosa – und die Kirche der Anglikaner, das älteste Gebäude der Gegend und gleichzeitig Symbol des
Neuanfangs. Nachdenklich schaut Ray Magida auf die
Felder, die sich am Fuße von St. Luke’s ausbreiten. „Wer
Zugang zu Land fordert, um Hunger zu bekämpfen,
Landwirtschaftstraining
pro Person und Tag:
w 10,–
50 Liter Diesel zum Betrieb
einer Wasserpumpe:
w 50,–
Werkzeug für die Feldarbeit
von zehn Bauern:
w 100,–
sollte dafür sorgen, dass am Ende diejenigen Menschen
das Land bekommen, die es zum Überleben wirklich
benötigen“, sagt der Projektkoordinator der Anglika nischen Kirche. „Doch das reicht nicht: Man darf die
Menschen dann nicht alleine lassen, sondern muss sie
schulen, damit sie ihren neuen Besitz optimal nutzen
können.“ Die „Abteilung für soziale Gerechtigkeit“ der
Diözese von Grahamstown bildet die Begünstigten der
Landübergabe deswegen mit finanzieller Unterstützung
von „Brot für die Welt“ weiter. Die Palette der Seminarthemen reicht von Gruppenleitung über Buchhaltung bis
hin zu Landtechnik, Gemüseproduktion und Schaf- oder
Ziegenhaltung.
„Außerdem muss man auch dem Land selbst gerecht
werden, die Äcker also so nachhaltig wie nur möglich
haben sich die Bauern selbst. „Wir fördern die Gemeinde“, sagt Ray Magida. „Aber wir fordern sie auch.“
bewirtschaften“, sagt Ray Magida. Biologische Spritzmit-
„Das Apartheid-Regime hat uns auf verschiedene Art
tel bekämpfen Insekten, der Mist von Ziegen und Hüh-
und Weise unterdrückt“, sinniert Kizukiswa Gxesi, eine
nern wird als natürlicher Dünger ausgebracht. „Wir ver-
der Dorfältesten von St. Luke’s. „Sie haben uns das Land
wenden keine chemischen Pflanzenschutzmittel oder
genommen. Aber vor allem haben sie uns auch jede
Kunstdünger, sondern greifen auf das zurück, was vor
Motivation geraubt.“ Doch nun spürt die 62-Jährige den
Ort hergestellt werden kann“, berichtet der Projekt -
Wind des Wandels. Die alte Frau lächelt, ihr Zorn ist ver-
manager. Früher pflanzten die Xhosa ausschließlich
flogen. „Wir haben wieder Land. Wir wissen, wie wir es
Mais an und laugten so mit der Zeit den Boden aus. Nun
bewirtschaften können. Wir hungern nicht mehr. End-
legen die Bauern von St. Luke’s und St. John’s Wert
lich können wir unsere Familien ernähren – und stehen
auf eine nachhaltige Fruchtfolge. „Mais ist immer noch
auf eigenen Füßen.“
HELGE BENDL [TEXT UND FOTOS]
unser Hauptnahrungsmittel“, sagt Siphiwo Mqanase,
Sekretär der Kooperative von St. Luke’s. „Aber wir bauen nun auch Kartoffeln, Kohl und Kürbisse an – so ist
unser Essen viel abwechslungsreicher geworden.“
Inzwischen bauen
die Kleinbauern
auf ihrem Land
wieder Kohlköpfe an.
„Wir hungern nicht mehr“
Doch nicht nur das hat sich verändert. In St. John’s stehen den Bauern ein Traktor sowie Brunnen, Pumpe und
Schläuche für die künstliche Bewässerung zur Verfügung. Finanziert hat dies der Staat. „Es war ein Kampf
mit unzähligen Formularen. Mehr als einmal haben wir
uns gefragt, warum alles so kompliziert sein muss“,
berichtet Landwirt Tsitsito Neli. Doch nun ist er stolz,
dass sie um das gekämpft haben, was ihnen laut Gesetz
zusteht. Zwar haben die Mitarbeitenden der Anglikanischen Kirche Hilfestellung geleistet, doch durchgesetzt
Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie ab 1. 9. 2011 unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/dsr
13
DER AUFSTAND DER AUSGEBEUTETEN
Der indische Bundesstaat Jharkhand ist reich an Rohstoffen: Hier gibt es Kohle, Eisenerz,
Kalkstein und Uran. Für deren rücksichtslose Ausbeutung werden vor allem Ureinwohner von
ihrem Land vertrieben. Die Organisation BIRSA hilft den Menschen, sich zu wehren.
—— Eigentlich bereiten die Bewohner von Chhota Gun-
bares Land bekommen wir nie wieder.“ Zudem liegen die
tia Fremden einen freundlichen Empfang – mit Blumen-
Ahnen der Bewohner auf den Höfen des Dorfes bestat-
girlanden, Trommeln, Tänzen und selbst vergorenem
tet. „Ein Grab kann man doch nicht einfach verlegen.“
Reiswein. Auch als die Mittelsmänner eines großen Stahl-
Narayan Singh Hembrom verschränkt die Arme. Auch die
konzerns in das 700-Seelen-Dorf kamen, begegnete man
versprochene Schule und das Gesundheitszentrum konn -
ihnen zunächst mit Respekt. Doch schnell schlug die
ten die Bewohner nicht überzeugen. Zu häufig wurden
Stimmung um. „Sie wollten unsere Felder am Fluss kau-
solche Versprechen in der Vergangenheit gebrochen.
fen und unsere Höfe am besten gleich mit.“ Narayan
14
Singh Hembrom sitzt auf dem Dorfplatz im Schatten
Erfolgreicher Protest
eines Mangobaums und streicht sich über den Schnauz-
Der 42-Jährige nahm Kontakt zu BIRSA auf, einer von
bart. Hinter ihm fegt eine Frau mit einem Reisigbesen
„Brot für die Welt“ unterstützten Organisation, die sich
Reiskörner zusammen, die auf dem gestampften Lehm-
seit mehr als 20 Jahren im indischen Bundesstaat Jhark-
boden zum Trocknen ausliegen. Fast alle Einwohner von
hand für die Rechte der Ureinwohner einsetzt. Mitar -
Chhota Guntia leben vom Reisanbau. „Wir wollten nicht
beitende von BIRSA führten Informationsveranstaltun-
verkaufen“, so der Bürgermeister weiter. „So frucht -
gen und Versammlungen durch, schrieben Petitionen,
R E C H T
A U F
L A N D
Ganze Dörfer versinken im Staub. Doch viel schlimmer
ist: Für die Errichtung von Minen und Industrieanlagen
werden die Adivasi mit falschen Versprechungen, Enteignungen oder physischer Gewalt von ihrem Land vertrieben. Ihre Wälder fallen dem Kahlschlag zum Opfer.
Haben sie erst einmal Grund und Boden verloren, finden
sie sich oft in den Slums der Großstädte wieder.
Aufklärung über Rechte
„Die meisten Adivasi in den Dörfern sind Analphabeten,
sie glauben, die Regierung und die Konzerne dürften
alles“, sagt Chandra Bhushan Deogam, der Direktor des
Menschenrechtszentrums von BIRSA in Chaibasa. Rund
um die Stadt wird intensiv Eisenerz und Kalkstein abgebaut. Bis heute verseucht der Staub einer stillgelegten
Asbestmine das Land. Nur fünf Stunden mit dem Auto
entfernt befindet sich das bedeutendste Uranabbaugebiet Indiens. Hinzu kommen große Staudammprojekte,
für die Tausende ihr Land verloren. Mitarbeiter des Zentrums halten den Kontakt zu den Dörfern, tragen Informationen zusammen und klären die Adivasi über ihre
Projektträger: BINDRA INSTITUTE FOR
Rechte auf. Im Menschenrechtszentrum von BIRSA gibt
RESEARCH STUDY & ACTION (BIRSA)
es Sprechstunden, eine Bibliothek sowie eine Dokumen-
Finanzierung „Brot für die Welt“
(drei Jahre):
w 104.606,–
tation zu Landraub, Widerstands bewegungen, Gerichtsverfahren und Menschenrechtsverletzungen. „Wir Adivasi haben in der Verfassung verankerte Rechte auf unser
WAS KOSTET WIE VIEL?
Land“, so der Direktor, der wie alle Mitarbeiter der Orga-
Juristisches Fachbuch für
die Bibliothek von BIRSA: w 20,–
nisation selbst ein Ureinwohner ist. So müssen zum
Monatsverdienst eines
örtlichen Mitarbeiters:
ein Adivasi sein Land veräußern darf. Zwar kann die
Druck von Postern
und Flugblättern:
w 50,–
Beispiel Bürgermeister und Dorfrat zustimmen, bevor
Regierung Land auch enteignen, wenn seine Umnutzung
w 100,–
von öffentlichem Interesse ist. Ausgenommen davon
aber ist solches, auf dem Tote begraben liegen oder sich
Andachtsplätze der Ureinwohner befinden. Doch diese
Gesetze sind nutzlos, wenn niemand sie durchsetzt –
oder es zumindest versucht.
Vertrauen in die Zukunft
sprachen mit lokalen Politikern und organisierten eine
In Chhota Guntia führte der Widerstand zum Erfolg. „Wir
große Demonstration. Mit Erfolg: Der Stahlkonzern ließ
haben uns organisiert und sind aufgestanden, das gibt
von seinem Vorhaben ab, das über 10.000 Menschen in
mir Vertrauen in die Zukunft“, sagt der Bürgermeister.
16 Dörfern die Existenzgrundlage entzogen hätte.
Auch Kuni Kui Hembrom hat mit ihrem Sohn an den
Protestveranstaltungen teilgenommen. Die 65-Jährige
Armut trotz Bodenschätzen
hockt auf den Stufen zu ihrem Lehmhaus und zerklei-
Noch in den 1930er Jahren stellten die Ureinwohner in
nert mit einer Steinwalze Koriander aus ihrem Garten.
Jharkhand 70 Prozent der Bevölkerung. Heute machen
Dort gedeiht neben Gewürzen allerhand Gemüse. Warum
die so genannten Adivasi nicht einmal mehr ein Drittel
sie demonstrieren gegangen ist? Kuni Kui Hembrom
aus. Der rückständige Bundesstaat im Nordosten Indiens
lächelt. Die alte Frau richtet sich auf und blickt mit
ist reich an Rohstoffen. Nicht erst seitdem die indische
klaren Augen über den Hof mit dem knorrigen Tamarin-
Wirtschaft fast zweistellig wächst, werden die Vorkom-
denbaum, unter dem sich die Gräber ihres Mannes und
men an Kohle, Eisenerz, Kalkstein und Uran rücksichts-
ihres zweiten Sohnes befinden. „Wo und wovon sollten
los ausgebeutet. Voll beladene Lastwagen aus dem gan-
wir denn ohne unser Land leben?“
zen Land rumpeln über die kleinen Straßen Jharkhands.
KLAUS SIEG [TEXT] JÖRG BÖTHLING [FOTOS]
Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie ab 1. 9. 2011 unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/birsa
15
„DEN EIGENEN LEBENSSTIL ÜBERDENKEN“
Dass Land in vielen Teilen der Welt knapp wird, sei auch auf die steigende Nachfrage der Konsumenten
und Konsumentinnen in den Industrie- und Schwellenländern zurückzuführen, sagen Carolin Callenius und
Karen Neumeyer. Die beiden „Brot für die Welt“-Mitarbeiterinnen koordinieren die Kampagne „Niemand
is(s)t für sich allein“. Mit ihr setzt sich „Brot für die Welt“ seit fünf Jahren für faire Rahmenbedingungen
zur Sicherung der Welternährung ein.
Das neue Schwerpunktthema von
„Brot für die Welt“ lautet „Land zum
Leben – Grund zur Hoffnung“. Warum
ist Land für die meisten Menschen
in Entwicklungsländern so wichtig?
Carolin Callenius: Ganz einfach: Wer Zu gang zu Land hat, kann Nahrungsmittel
anbauen – für den eigenen Bedarf und
für den lokalen Markt. Und wer Land zur
Verfügung hat, kann Tiere weiden, jagen,
Früchte und Brennholz sammeln. Der
Zugang zu Land sichert Ernährung und
hilft, die eigene Kultur zu bewahren.
Weltweit wird Land knapp. Warum?
C.C.: Aktuell gibt es einen regelrechten
Run auf Land, der von der Ernährungs-
„Niemand is(s)t für sich allein“, meinen Carolin Callenius (l.) und Karen Neumeyer.
und Finanzkrise ausgelöst wurde. Große
Konzerne sichern sich Ackerflächen in
ihr Land auch – in der Hoffnung auf einen
aus Energiepflanzen wie Raps, Soja oder
Entwicklungsländern, um darauf Nah-
guten Job oder einen schnellen Verdienst.
Zuckerrohr gewonnen. Da die heimischen
rungsmittel, Futtermittel und Agrartreib-
Aber in den meisten Fällen erfüllen sich
Flächen zum Anbau dieser Pflanzen nicht
stoffe für den Export anzubauen. Dieser
diese Hoffnungen nicht, und die Men-
ausreichen werden, wächst der Flächen-
Prozess wird oft auch als Landraub oder
schen stehen ohne etwas da.
bedarf in den Entwicklungsländern rasant
„Landgrabbing“ bezeichnet.
an. Dort entstehen überall neue, riesige
Im Zusammenhang mit der Land-
Plantagen. Das geht zu Lasten der Flä-
Was bedeutet „Landgrabbing“?
knappheit ist neuerdings auch häu-
chen, die eigentlich für Nahrungsmittel
C.C.: Für den Anbau der genannten Pro-
fig von Energiepflanzen die Rede.
benötigt werden. Denn natürlich kann
dukte werden große Plantagen angelegt,
Welche Bedeutung haben sie?
man das Land nur einmal bebauen.
häufig auf Flächen, die die Menschen
C.C.: Um die Treibhausgas-Emissionen zu
bisher für den Eigenbedarf nutzten. Nicht
senken und den Klimawandel zu bekämp-
Was können die Verbraucher in
immer werden die Betroffenen vertrie-
fen, setzen immer mehr Länder auf so
Deutschland tun, um diese Entwick-
ben, oft verkaufen oder verpachten sie
genannte Agrartreibstoffe. Sie werden
lungen zu beeinflussen?
16
I N T E R V I E W
C.C.: Unsere Forderung lautet, den eige-
eine radikale Umstellung ihrer Ernährung
Standards erfolgt. Dabei setzen wir auf
nen Lebensstil zu überdenken. Natürlich
natürlich schwer. Aber es ist auch nicht
die Leitlinien zum Umgang mit Land und
wollen wir niemandem vorschreiben, sein
unser Ziel, jeden Menschen zum Vegeta-
natürlichen Ressourcen, die momentan
Auto ab sofort stehen zu lassen. Aber
rier zu machen.
von der Ernährungs- und Landwirt-
verbrauch zu senken – sei es, in dem er
Sondern?
nen erarbeitet werden. Wir sehen gute
sein Auto mit anderen teilt, mit öffent -
C.C.: Wir möchten die Menschen einladen,
Chancen, dass unsere Anliegen dort weit -
lichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fährt,
weniger, anders und bewusster zu essen.
gehend berücksichtigt werden.
kurze Strecken mit dem Fahrrad zurück-
Wer seltener Fleisch isst, kann sich bes-
legt oder einmal nicht mit dem Flugzeug
seres und schmackhafteres Fleisch leis-
Wie verleihen Sie Ihren Forderungen
in den Urlaub fliegt. Und es geht ja nicht
ten. Ein Stück Fleisch aus artgerechter
Nachdruck?
nur um den Sprit: Auch durch eine bes-
und umweltverträglicher Tierhaltung auf
K.N.: Vor einigen Monaten haben wir die
sere Wärmedämmung der eigenen Woh-
der Basis von einheimischem Futter ist
Postkartenaktion „Wer will schon Hunger
nung oder ein verändertes Ernährungs-
von deutlich besserer Qualität. Somit ist
tanken?“ gestartet. Sie läuft noch bis zum
verhalten kann man einen Beitrag zu
der bewusste, seltenere Verzehr von
16. Oktober 2011. Wir bitten die Öffent-
mehr Nachhaltigkeit leisten. Es gibt also
Fleisch auch kein Verzicht, sondern ein
lichkeit und die Kirchengemeinden, sich
eine sehr breite Palette an möglichen
gesteigerter Genuss.
an dieser Aktion zu beteiligen – damit
Ansatzpunkten.
K.N.: Wir wollen ein Bewusstsein dafür
wir der Bundesregierung am Welternäh-
schaffen, dass sich unser Ernährungsver-
rungstag zeigen können, dass viele Men-
Sie erwähnen das Thema Ernährung.
halten auf die Situation der Menschen
schen in Deutschland nicht auf Kosten
Wie kann man durch seine Ernäh-
in Entwicklungsländern auswirken kann.
anderer Auto fahren möchten.
rungsweise den Landraub in Ent-
Momentan wird auf vielen Ebenen über
wicklungsländern bekämpfen?
die Konsequenzen der Massentierhaltung
Was können die Kirchengemeinden
Karen Neumeyer: Momentan haben wir
auf Gesundheit und Klimawandel gespro-
noch tun, um die Kampagne
in Deutschland einen jährlichen Fleisch-
chen. Dass es beim Fleischkonsum aber
„Niemand is(s)t für sich allein“ zu
und Wurstverzehr von über 80 Kilogramm
auch um die Welternährung geht, bleibt
unterstützen?
pro Kopf. Ein Großteil des Kraftfutters,
meistens außen vor.
K.N.: Zunächst einmal können sie natür-
stammt aus Entwicklungsländern. Zum
Nun richten Sie ihre Forderungen
Präsentationen über das Thema Landraub
Beispiel wird in Lateinamerika auf riesi-
ja nicht nur an die Verbraucher in
informieren. „Brot für die Welt“ leistet
gen Flächen Soja angebaut – auf Kosten
Deutschland, sondern auch an die
dabei umfangreiche Hilfestellung: Wir
der Menschen und der Natur. Daher ist
Politik. Was wollen Sie auf dieser
haben verschiedene Informations- und
es wichtig, dass wir den Verzehr von
Ebene erreichen?
Bildungsmaterialien entwickelt, wie zum
Fleisch und Wurst drastisch reduzieren.
K.N.: Wir setzen uns dafür ein, dass die
Beispiel die Ausstellung „Von Teller, Tank
bestehende Nachhaltigkeitsverordnung
und Trog: Wettlauf um Land in Afrika,
Wie viel Fleisch sollte ein Mensch
für Agrartreibstoffe um soziale Kriterien
Asien und Lateinamerika“, die als Plakat-
denn höchstens essen, um wirklich
ergänzt wird. Bislang sieht sie zwar vor,
serie auch gut von Konfirmandengrup-
nachhaltig zu leben?
dass keine Urwälder gerodet und ökolo-
pen eingesetzt werden kann. Weiterhin
C.C.: Würden alle Menschen auf der Erde
gisch wertvolle Flächen in Plantagen für
bieten wir Schulungen für Gemeindemit-
schaftsorganisation der Vereinten Natio-
jeder kann dazu beitragen, den Treibstoff -
lich mit Vorträgen, Ausstellungen und
das für die Tierhaltung benötigt wird,
so viel Fleisch essen wie wir in Deutsch-
Energiepflanzen umgewandelt werden
glieder an, damit sie die nötige Fach-
land, brauchte es ungefähr zweieinhalb
dürfen. Aber sie berücksichtigt weder
kenntnis haben, eigene Veranstaltungen
Planeten. Da weltweit immer mehr Men-
das Recht auf Nahrung noch die Rechte
durchzuführen. Und schließlich gehen
schen Fleisch essen, müssen wir also
der indigenen Völker. Außerdem wollen
wir auch selbst in Gemeinden, halten
deutlich weniger konsumieren. Natürlich
wir, dass die Verordnung auf Futtermit-
dort Vorträge und verknüpfen diese mit
gibt es große individuelle Unterschiede
tel, Nahrungsmittel und andere Agrar-
pädagogischen Angeboten. Wenn die
im Ernährungsverhalten: Manche Leute
pro dukte ausgeweitet wird.
Möglichkeit besteht, laden wir dazu auch
essen ohnehin nur wenig Fleisch, andere
C.C.: Und wir fordern, dass die Landver-
Partner aus den Ländern des Südens ein.
tun dies mehrmals täglich. Denen fällt
gabe nach strengen, internationalen
K O N S TA N T I N F R A N C K E [ I N T E R V I E W ]
Weitere Informationen zur Kampagne „Niemand is(s)t für sich allein“ finden Sie unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung
17
Projektträger:
CHIRAPAQ
Finanzierung „Brot für die Welt“
(zwei Jahre):
w 125.305,–
WAS KOSTET WIE VIEL?
Sichel:
w 10,–
Spitzhacke:
w 20,–
Komplettes Werkzeugset:
w 50,–
Kleinbäuerin Alejandra Juscamaita
mit Sohn Robert bei der Kartoffelernte.
18
E R N Ä H R U N G
S I C H E R N
DAS COMEBACK DER TOLLEN KNOLLE
Schon vor Urzeiten wurden in Peru Kartoffeln angebaut. In dem Andenland gibt es rund 3.800
verschiedene Sorten – die jedoch kaum noch jemand kennt. Die Bauernorganisation CHIRAPAQ
hilft, diese einzigartige Vielfalt zu bewahren und die Ernährung der Bevölkerung zu sichern.
Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie ab 1. 9. 2011 unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/chirapaq
19
—— Lächelnd hält Raúl Inostroza die dunkle, knollige
Einig ist sich das Bauernpaar, dass sich die Umstellung
Kartoffel in die Höhe, die er soeben aus dem Acker
auf die traditionellen Sorten, die schon die Vorfahren
gegraben hat. „Das ist ‚die Schwarze, die die Schwieger-
der Inka kannten, lohnte. Zwar war der Ertrag auf ihrem
tochter zum Weinen bringt‘“, sagt der Agraringenieur
1,5 Hektar kleinen Acker im letzten Jahr gering, doch lag
auf Quechua, der heute noch gebräuchlichen Indiospra-
das daran, dass das Wetter verrücktspielte. Die Nach-
che in Perus Andenhochland. Augenzwinkernd erläutert
barn, die auf Monokulturen und Agrochemie setzten,
der Ausbilder der Bauernorganisation CHIRAPAQ die Her-
traf es noch schlimmer. „Die ernteten zwar etwas mehr,
kunft des eigenartigen Namens: Nur diejenigen jungen
doch jetzt sind sie hochverschuldet. Da bleibt nichts
Frauen, die die stark gefurchte Knolle sauber schälen
mehr übrig”, sagt das Bauernpaar. Es sieht nur eine
konnten, kamen früher als Braut in Frage. So jedenfalls
Alternative, nämlich die Rückbesinnung auf die Kultur
will es die Sage.
der Inka: „Wir müssen zukünftig noch mehr arbeiten,
wie es die Inka taten: zu verschiedenen Zeitpunkten aus-
„Falkenkopf“ und „Ohr des Uhus“
säen, an verschiedenen Orten. Leider macht dies heute
Mehr als 100 traditionelle Kartoffelsorten hat CHIRAPAQ
kaum noch jemand.“
mit Unterstützung von „Brot für die Welt“ in der Regi-
Die Region Vilcashuamán, „die Erde des heiligen Fal-
on um das Andenstädtchen Vilcashuamán wieder hei-
ken“, war einst reich. Davon zeugen heute noch die Rui-
misch gemacht. Ihre ungewöhnlichen Formen und Far-
nen des Sonnentempels und der Ushnupyramide, die zu
ben spiegeln sich in den poetischen Namen wider. Da ist
den ersten Bauwerken des legendären Inka-Herrschers
Pachacútec gehörten. Unter dem selbst ernannten Sohn
der Sonne stieg das Inkareich Ende des 15. Jahrhunderts
zum beherrschenden Imperium Südamerikas auf. Vilca shuamán war eines der Verwaltungszentren. Grundlage
des Reichtums waren die Landwirtschaftsreformen
Pachacútecs. Hunger war unter seiner Regierung selten,
wie Ausgrabungen zeigen.
Bettelarme Region
Anders als zu Zeiten des Inka-Imperiums ist die Region
heute bettelarm. „Es gibt viele unterernährte Kinder. Der
Hunger hat zugenommen“, klagt Hugo Salvatierra, Leiter von CHIRAPAQ in Vilcashuamán. Mehr als ein Drittel
der Familien dort lebt heute in extremer Armut. Sechs
von zehn Kindern sind unterernährt. Grund für die desolate Lage ist laut Salvatierra zum einen die verfehlte
Agrarpolitik Perus. Denn die Regierung fördert lediglich
die auf den Export ausgerichtete, industrialisierte Landwirtschaft. Vergessen geht dabei die Mehrheit der Kleinbauern, die mit Betrieben zwischen einem und drei Hektar mehr schlecht als recht leben.
Die Ruinen der
Ushnupyramide
erinnern an die
Blütezeit des
Inka-Imperiums.
der violett-weiß gefleckte „Falkenkopf“, die weiß-rotgestreifte „Löwenfährte“ oder das verschrumpelte „Ohr
des Uhus“. Stolz präsentiert Inostroza die Sorten, die er
auf seinen Motorradfahrten durch abgelegene Andendörfer zusammengetragen hat.
Auch das Bauernpaar Mario Ochante und Alejandra
Juscamaita, auf deren Acker der 50-Jährige seine Weiterbildung abhält, schätzt die wiedergewonnene Vielfalt.
Die resolute Bäuerin liebt die gelb-rot gestreifte „Kleine Peruanerin“ und den dunkelvioletten „Kuhschwanz“:
„Sie sind schnell gekocht und schmecken gut.“ Ihr Mann
hingegen schwört auf die „Weiße Blume“: „Sie ist resistent gegen viele Schädlinge.“
20
Bauer Mario Ochante mit den Früchten seiner Arbeit.
E R N Ä H R U N G
S I C H E R N
Mehr als 100 traditionelle Kartoffelsorten hat
CHIRAPAQ in der Region wieder heimisch gemacht.
21
Heute ist die Gegend um Vilcashuamán bettelarm.
Unter Inkaherrscher Pachacútec blühte die Region auf.
Zum anderen leidet Vilcashuamán wie keine andere Regi-
die bunte Mischung auf den Feldern, die in Peru sonst
on unter den Folgen von Perus blutigem Guerrillakrieg.
nur selten zu sehen ist. Hier wachsen Hafer, Gerste, Sau-
Von 1982 bis 1993 kämpfte hier der „Leuchtende Pfad“
bohnen, Sauerklee, Kapuzinerkresse und Andenhirse.
mit Waffengewalt gegen die Armut. Die Armee schlug
ebenso brutal zurück. 100.000 Menschen starben oder
Von Bauer zu Bauer
verschwanden spurlos, die meisten von ihnen waren
Weitergegeben wird das Wissen im Erfahrungsaustausch
unschuldige Bauern, die zwischen die Fronten gerieten.
zwischen den Bauern, der Methode, die „Brot für die
Zurück blieben Tausende von Witwen und Waisen, eine
Welt“ auch in anderen Ländern fördert. Inostroza und
verängstigte Bevölkerung sowie eine ruinierte Landwirt-
Salvatierra bilden ausgewählte Bauernfamilien in den
schaft. „Mit dem bewaffneten Konflikt ging viel traditio-
Dörfern weiter, die so genannten „Promotoren“. Diese
nelles Wissen verloren“, bedauert Salvatierra. In dieser
wiederum teilen ihr Wissen mit den Nachbarn. „Mit der
Zeit entstand auch CHIRAPAQ, als Selbsthilfeorganisati-
Methode ‚Von Bauer zu Bauer‘ verbreiten sich die Kennt-
on der bedrohten Bauern.
nisse in den Dörfern. Die Promotoren müssen dabei Vorbild und Anführer sein”, erläutert Inostroza.
Bunte Vielfalt
Heute kommt eine neue Bedrohung hinzu, nämlich der
lung im Dorf Estanciapata. Dort entwickelte der Promo-
Klimawandel. „Wir fürchten, er hat erst begonnen. Die
tor Kariel Vilcapoma einen auf die lokalen Verhältnisse
Auswirkungen auf die Landwirtschaft werden in Zukunft
abgestimmten Biokompost, den er in einem von „Brot
schlimmer werden“, mahnt Salvatierra. Genau darum
für die Welt“ finanzierten Austausch kennenlernte. Sie-
unterstützt CHIRAPAQ die Wiedererlangung der biolo -
ben weitere Bauernfamilien haben sein Verfahren inzwi-
gischen Vielfalt. Dazu gehört nicht nur die Wiederent-
schen übernommen. Und die Gemeindebewohner wähl-
deckung der traditionellen Kartoffelsorten. Die Indio-
ten ihn prompt zum Dorfbürgermeister.
bauernorganisation fördert auch weitere traditionelle
22
Besonders gut funktioniert hat die Wissensvermitt-
Begünstigt wird der Erfahrungsaustausch durch das
Nutzpflanzen, mit sichtbarem Erfolg. In den 16 Dörfern
in den Anden weit verbreitete Prinzip des Ayne, des soli-
um Vilcashuamán, in denen CHIRAPAQ aktiv ist, besticht
darischen und unentgeltlichen Tauschs unter Kleinbau-
E R N Ä H R U N G
S I C H E R N
Dank der Arbeit von CHIRAPAQ haben sich auch die Geschlechterrollen verändert.
ern. Auch dieser Brauch geht auf die Inka zurück. Es war
der ganzen Familie.“ Auffällig viele Bauernfamilien in der
das einzige Imperium in der Geschichte der Menschheit,
Region Vilcashuamán bemühen sich um Gleichberechti-
das ohne Geld auskam und stattdessen auf Tausch und
gung im Alltag. So etwa das Bauernpaar Lucas Tenorio
Solidarität baute.
und Alejandrina León im Dorf Chito. Der kräftige Mann
Nicht in allem folgt CHIRAPAQ jedoch dem Vorbild der
ist nicht nur bei schwerer Feldarbeit zu finden. Neuer-
Inka. Anders als der Sonnensohn Pachacútec setzt die
dings hilft er auch in der Küche, wäscht die Wäsche oder
Indiobauernorganisation auf die Gleichberechtigung
kümmert sich um die beiden Kinder. Tenorio hat daran
von Mann und Frau. Rund die Hälfte der 46 Promotorin-
ebenso Gefallen gefunden wie an der neu praktizierten
nen und Promotoren sind weiblich. Rita Castro, Ausbil-
Familiendemokratie: „Wir reden jetzt immer miteinan-
derin neben Inostroza und Salvatierra, erklärt warum:
der. Unsere Familie ist seither besser organisiert. Wir
„Wir arbeiten mit den Frauen, weil man über sie viel
essen besser. Und wir leben besser.“
erreicht. Wenn man die Frauen weiterbildet, hilft man
M AT T H I A S K N E C H T [ T E X T ] C H R I S T O F K R A C K H A R D T [ F O T O S ]
Stichwort
rungsmittel produziert werden. Ihr Hunger
Ernährungssicherung ist der zentrale Schwer -
Ernährung sichern
hat verschiedene Ursachen: Viele Klein -
punkt der Arbeit von „Brot für die Welt“:
bauern verfügen über zu wenig oder
• Wir helfen Kleinbauern, mit umweltfreund-
unfruchtbares Land. Häufig fehlt es ihnen
lichen und standortgerechten Methoden
Fast eine Milliarde Menschen leiden unter
auch an den nötigen landwirtschaftlichen
Hunger und Unterernährung – das heißt,
Kenntnissen. Aber auch die ungerechten
• Wir unterstützen Organisationen von Klein-
hohe Erträge zu erzielen.
etwa jeder siebte Mensch auf der Welt hat
Strukturen des Welthandels spielen eine
bauern und Landlosen in ihrem Eintreten
nicht genug zu essen. Besonders tragisch
Rolle. Denn sie benachteiligen die Bauern
für Landreformen.
daran ist: 80 Prozent der Hungernden
in den Ländern des Südens gegenüber den
leben auf dem Land, also dort, wo Nah-
Landwirten in den Industrienationen.
• Wir setzen uns gemeinsam mit unseren Partnern für gerechte Handelsbedingungen ein.
23
N E I N Z U R G E W A LT
In weiten Teilen der Neun-Millionen-Einwohner-Metropole Kinshasa
herrschen Gewalt, Bandenkriege und oftmals auch Anarchie. Die Polizei
ist nicht in der Lage, für Ordnung zu sorgen. Mit mehreren Hundert Freiwilligen versucht die Organisation LIFDED, Frieden zu stiften.
24
M E N S C H E N R E C H T E
&
F R I E D E N
Projektträger:
LIGUE DES FEMMES
POUR LE DÉVELOPPEMENT
ET L’ÉDUCATION
À LA DÉMOCRATIE (LIFDED)
Finanzierung „Brot für die Welt“
(drei Jahre):
w 225.825,–
WAS KOSTET WIE VIEL?
Gebühr für das Einreichen einer
Vergewaltigungsklage:
w 10,–
Medizinische Untersuchung eines
Gewaltopfers (inkl. HIV-Test): w 50,–
Produktion einer Radiosendung
zum Thema Gewalt:
w 100,–
Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie ab 1. 9. 2011 unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/lifded
25
Die zehnjährige Françoise berichtet von ihrer Vergewaltigung. Grâce Lula (r.) hört aufmerksam zu.
—— Ihre Mutter sagt gar nichts mehr. Sie starrt mit lee-
das Stück Stoff in der Hand. Als sie danach greift, packt
rem Blick vor sich hin, während der Ventilator leise surrt.
er sie am Arm und zerrt sie ins Haus. Er stopft ihr das
Françoise sitzt mit hochgezogenen Schultern neben ihr
Tuch in den Mund, presst sie auf den Boden, drückt ihr
und vergräbt eine Hand unterm T-Shirt auf dem Bauch.
die Kehle zu. Zerrt sich die Hose runter und vergewal-
Jetzt muss sie es selbst erzählen. Die Frau von der Hilfs-
tigt sie. Als er endlich von ihr ablässt, rennt sie heulend
organisation rückt mit ihrem Stuhl an sie heran, nimmt
aus dem Haus. Ihre Mutter hört dieses fürchterliche Wei-
ihre freie Hand fest zwischen ihre eigenen. „Françoise,
nen, sie sitzt noch mit der Nachbarin zusammen, doch
wie ist es passiert?“
sie erkennt die Stimme ihrer Tochter nicht.
Das zehnjährige Mädchen spricht mit leiser Stimme.
Ein paar Sekunden lang dehnt sich die Stille im Büro
Berichtet, wie die Nachbarn abends mit ihrem Baby zu
der Hilfsorganisation LIFDED. Grâce Lula, die Leiterin, hält
Besuch kommen. Dass der Mann schon bald wieder
noch immer die Hand des Mädchens. Dann wendet sie
geht, während die Frau noch bleibt. Und dass sie ihm
sich an die Mutter: „Seid ihr bereit, bis ans Ende zu
das Baby wenig später bringen soll, weil es eingeschla-
gehen?“, fragt sie. Die Frau, die sich bis dahin kaum
fen ist. Also wickelt sie das Kind in ein Tuch, trägt es zum
bewegt hat, hebt ihren Kopf: „Auf jeden Fall.“
Nachbarn, legt es ihm in den Arm. Doch der Säugling
26
wird wach, weint, Françoise nimmt ihn wieder an sich,
Begleitung bis zum Anwalt
eilt zurück. „Wo hast du mein Tuch?“, will ihre Mutter
Bis ans Ende gehen, das heißt: Untersuchung im Kran-
wissen. Sie hat es beim Nachbarn vergessen. Sie geht
kenhaus, Vernehmung durch die Polizei, Einreichen einer
wieder hinüber, er hat die Fensterläden schon geschlos-
Klage gegen den Täter. In der Demokratischen Republik
sen. Françoise ruft nach ihm, er öffnet die Tür und hat
Kongo ist das alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
M E N S C H E N R E C H T E
&
F R I E D E N
Friedensstifter Boniface Yamba (Bildmitte)
vermittelt in einem Streitfall.
Obwohl das Gesetz seit 2006 Vergewaltigung unter
Strafe stellt und Präsident Joseph Kabila „null Toleranz“
gegenüber den Tätern proklamiert hat, zählt sexuelle
Gewalt nicht nur im kriegsgeplagten Osten des Landes
zum Alltag. Auch in der Hauptstadt Kinshasa ist sie ein
wachsendes Problem. „Es ist, als ob die Männer die Justiz herausfordern wollten“, sagt Grâce Lula.
Urbain Bizadi steckt den Kopf in die Tür, er ist einer
der Mitarbeitenden von LIFDED, spezialisiert auf sexu elle
Gewalt. Am Abend zuvor hatte er die Gerüchte über die
Vergewaltigung von Françoise gehört und war zu ihrer
Familie gefahren. Jetzt will er das Mädchen ins Krankenhaus bringen. Die Erklärung, dass LIFDED die Kosten der
Untersuchung tragen wird, hat er schon getippt. Denn
ohne die würde ein Arzt gar nicht erst tätig. Später wird
er sich an die Polizei wenden und einen Anwalt suchen.
„Frieden schaffen heißt, gerechte Beziehungen herzustellen“, sagt Grâce Lula, nachdem Mutter und Tochter das Büro verlassen haben. Hervorgegangen aus einer
ländlichen Hilfsorganisation für Frauen, setzt sich LIFDED
heute in den drei ärmsten Vierteln von Kongos Hauptstadt Kinshasa für Konfliktbewältigung, Menschen rech-
In den Armenvierteln von Kinshasa fehlt es an allem.
te und Demokratie ein. 12 Männer und Frauen arbeiten
Die große Not führt immer wieder zu Gewalt.
im Büro, hinzu kommen mehrere Hundert eigens ausgebildete Mediatoren, so genannte „Friedensstifter“,
die unter anderem Familienzwiste, Ehekrisen, Nach barschaftskonflikte, Arbeitsstreitigkeiten und Verleumdungsfälle lösen.
Einsatz in der „roten Zone“
Die Friedensstifter arbeiten in Masina, Kimbanseke und
N’Djili – den bevölkerungsreichen östlichen Stadtvierteln
von Kinshasa, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit als „rote
Zone“ gelten. Dort fehlt es an Wasser, Strom und Straßen. Eine Dose Milchpulver kostet zehn Dollar. Die Alternative: Brot und Zuckerwasser. „Hinter vielen Gewalttaten steckt die pure Not“, sagt Grâce Lula. Jugendliche
rauben Händler aus, statt die Schule zu besuchen. Polizisten – seit Monaten nicht bezahlt – schikanieren Bürger und kassieren ab. Eltern setzen ihre Kinder aus.
Edouard A. Gatembo nu-Kaké kann ein Lied davon singen. Er ist Bürgermeister von Kimbanseke, der größten
Gemeinde Kinshasas mit 46 Bezirken und zwei Millionen
27
gemeldeten Einwohnern. 80 Prozent der Bevölkerung
lebt hatten. „Die Leute saßen heulend da“, erzählt Grâce
sind jung. Viele haben keinen Job, manch einer aber eine
Lula. Am Ende der zahlreichen Workshops stand die Dring -
Waffe. Besonders abends, wenn die östlichen Stadtvier-
lichkeitsliste der zu lösenden Probleme fest: 1. Gewalt,
tel in der Dunkelheit versinken, wird es gefährlich.
2. Armut, 3. Aids, 4. Fehlende Menschenrechte, 5. Ge walt
„Wir brauchen Organisationen wie LIFDED“, sagt der
Bürgermeister, der einräumt, dass er und seine Ord-
gegen Frauen. Und der sehnliche Wunsch: „Wir wollen
von der ‚roten‘ zur ‚grünen Zone‘ werden.“
nungskräfte nur punktuell eingreifen können. Er weiß,
Inzwischen arbeiten in Masina, N’Djili und Kimban seke
dass die Friedensstifter in manchen Bezirken bekannter
an die 400 Mediatorinnen und Mediatoren von LIFDED.
sind als der Bezirksvorsteher. Und dass die Bevölkerung
Viele Menschen rufen „ihren“ Friedensstifter an, wenn
ihnen vertraut.
sich Nachbarn streiten, Jugendliche und Polizisten im
Clinch liegen oder Ehemänner zuschlagen. Er oder sie
Sehnsucht nach Frieden
spricht mit allen Beteiligten, verhandelt bei Bedarf auch
Kaum eine Hilfsorganisation wagt sich in diese Stadtge-
mit der Polizei und bringt den Fall zu einer Lösung.
biete vor. Anders LIFDED: Die Organisation begann 2001
damit, systematisch Vertreter von Kirchen, Schulen und
Klare Absprache mit der Polizei
Behörden zu befragen: „Welche Gewalt haben Sie er lebt?
Kimbanseke, die Polizeistation. Leiter Richard Mapele
Was wünschen Sie sich für Ihr Viertel?“ Jugendliche spiel -
diskutiert in seinem kleinen Büro mit einem LIFDED-Mit-
ten in Theaterstücken vor, welche Grausamkeiten sie er -
arbeiter und einem zerstrittenen Paar. Auch vom Fall der
Die Polizei in Kinshasa (links die Wache in Kimbanseke)
kleinen Françoise hat er gehört. LIFDED hat gute Bezie-
ist mit ihren Aufgaben völlig überfordert.
hungen zu seiner Wache, das zahlt sich aus. „Wir haben
Bürgermeister Edouard A. Gatembo nu-Kaké (rechts)
„den Frieden.“ Dass er die Arbeit der Hilfsorganisation ak -
ist dankbar für die Unterstützung von LIFDED.
zeptiert, ist keine Selbstverständlichkeit, denn an fangs
ein gemeinsames Ziel“, sagt der Kommissar feierlich,
witterte die Polizei Konkurrenz. Doch jetzt schätzt der
örtliche Polizeichef die Arbeit der Friedensstifter so,
dass er scherzt: „Wir fragen manchmal bei denen nach,
wie es in dem und dem Bezirk läuft.“ Ihre Arbeitsteilung
ist klar: Straftaten sind Sache der Polizei, Fälle, die gütlich gelöst werden können, Sache der Mediatoren. Nur
28
M E N S C H E N R E C H T E
&
F R I E D E N
Friedensengel: LIFDED setzt sich dafür ein, dass auch die Kinder in Kinshasa wieder sicher sind.
bei einer Straftat schaltet sich LIFDED regelmäßig ein
lag daran, dass er den Wohnbezirk von Françoise schon
und pocht auf die Einhaltung des Gesetzes: bei sexuel-
für die Thematik sensibilisiert hatte. „Wenn ihr das
ler Gewalt. „Viele Polizisten halten das für ein Bagatell-
Schweigen nicht brecht, stärkt ihr die Täter“, hatte er
delikt, das man mit einer symbolischen Entschädigung
ihnen eingeschärft. „Denkt immer daran: Morgen könnt
wiedergutmachen kann“, klagt Mediator Urbain Bizadi.
ihr das Opfer sein.“
Auch im Fall von Françoise hatte die Polizei dem Täter
Der Appell hat gefruchtet. Der Mann, der Urbain Bizadi
schon angeboten, sich mit 50.000 kongolesischen
anrief und verhinderte, dass der Fall unter den Teppich ge -
Francs, etwa 40 Euro, freizukaufen. Dass der Fall dem
kehrt wird, stand dem Täter sehr nah. Es war sein Cousin.
Friedensstifter Urbain Bizadi überhaupt zu Ohren kam,
KIRSTEN WÖRNLE [TEXT]
CHRISTOPH PÜSCHNER [FOTOS]
Die Wahrung der Menschenrechte und die
Stichwort
flikte ist die Missachtung der Menschen-
Menschenrechte
und Frieden
rechte. In vielen Entwicklungsländern sind
Sicherung des Friedens zählen zu den zen-
Justiz, Polizei und Militär keine neutralen
tralen Zielen von „Brot für die Welt“:
Institutionen, sondern werden für den
• Wir stehen Menschen bei, die Opfer von
Mehr als 30 Kriege und bewaffnete Kon -
verletzungen sind an der Tagesordnung.
• Wir fördern den Dialog zwischen den Reli-
flikte werden derzeit auf der Welt geführt.
Günstlingswirtschaft, Korruption und feh-
gionen und die Versöhnung verfeindeter
Hunderttausende Tote sowie Millionen Ver -
lende Rechtssicherheit verhindern, dass
Volksgruppen.
Machterhalt missbraucht. Menschenrechts -
wundete und Flüchtlinge sind die Folge.
Menschen ihr Schicksal in die eigene Hand
Eine der Ursachen für bewaffnete Kon -
nehmen können.
staatlicher Willkür geworden sind.
• Wir helfen dabei, demokratische Strukturen
aufzubauen.
29
Als 19-Jährige wurde Lam Thi Ha mit einem Taiwanesen verheiratet.
Mit Schrecken denkt sie an ihre Ehe zurück.
30
F R A U E N
FRAUEN SIND KEINE WARE
In der Hoffnung, der Armut zu entfliehen, vertrauen viele junge Frauen im Süden Vietnams
ihr Schicksal geldgierigen Menschenhändlern an. Die verhökern sie als Prostituierte oder
gefügige Ehefrauen ins Ausland. Die Frauenunion von Soc Trang hilft Betroffenen und
betreibt Aufklärung.
Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie ab 1. 9. 2011 unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/stwu
31
Thach Thi Sinh mit ihren beiden Kindern und ihrer Schwiegermutter. Die Vergangenheit lässt sie nicht los.
—— Bevor Thach Thi Sinh beginnt, mit heiserer Stimme
te das Zehnfache verdienen“, sagte die Frau zu ihr. Sinh
von ihrer Vergangenheit zu erzählen, schickt sie ihre
überlegte nicht lange. „Ich war damals 27, noch ledig,
Kinder zum Spielen. Der 12-jährige Sohn und die 10-
und meine Eltern waren krank.“ „Das ist meine Chance“,
jährige Tochter sollen nichts wissen von den schreck -
dachte ich. Sinhs Augen füllen sich mit Tränen. Immer
lichen Erlebnissen ihrer Mutter, die nun schon so lange
schneller drängen die Worte jetzt aus ihr heraus: „Am
zurückliegen und sie doch bis auf den heutigen Tag ver-
nächsten Morgen brachen wir auf, zusammen mit sie-
folgen. Und so wartet die kleine, zierliche 42-Jährige, bis
ben anderen Frauen aus meinem Dorf. Nach einiger
die beiden ordentlich gekleideten Sprösslinge folgsam
Zeit überquerten wir die Grenze. Bald darauf erreichten
die bescheidene Wellblechhütte verlassen haben, die die
wir ein großes Haus. Plötzlich war die fremde Frau ver-
Familie ihr Zuhause nennt.
schwunden, und es tauchten drei Männer auf.“ Sinh be -
„Eines Tages, als ich von der Arbeit auf dem Feld
zurückkam, sprach mich eine fremde Frau an“, erzählt
ginnt zu schluchzen. „Da begriff ich, dass wir in einem
Bordell gelandet waren!“
Sinh, während ihre faltigen Hände unaufhörlich ein
32
Taschentuch kneten. „Sie fragte mich, ob ich nicht mehr
Armut und Analphabetismus
Geld verdienen wolle.“ Als Tagelöhnerin kam sie damals
Geschichten wie diese kennt Nguyen Thi Kim Huong zur
auf circa 70.000 Vietnamesische Dong im Monat – knapp
Genüge. Die resolute 45-Jährige ist Leiterin eines von
drei Euro. „In Kambodscha kannst du als Hausangestell-
„Brot für die Welt“ unterstützten Projektes der Frauen-
F R A U E N
union von Soc Trang, einer Provinz ganz im Süden
boden. Monatelang sah ich weder den Mond noch die
von Vietnam. „Frauenhandel ist im ganzen Land ein Pro-
Sonne.“ Dann konnte sie den Wächter überlisten und
blem“, sagt sie. „Aber hier ist es besonders groß – nicht
fliehen. Sie fand Unterschlupf bei einer Khmer-Familie,
nur wegen der nahen Grenze zu Kambodscha, sondern
die ihr auch Geld für die Rückkehr nach Vietnam lieh.
auch aufgrund der hohen Armut und dem geringen Bildungsniveau der Bevölkerung.“
Wieder in ihrem Heimatdorf Vinh Tan angekommen
stand Sinh vor dem Nichts. „Gott sei Dank habe ich der
Frauenunion von meinem Schicksal erzählt“, sagt sie. Die
Zehn Freier pro Tag
Organisation gab ihr einen Kleinkredit in Höhe von um -
Die Provinz Soc Trang liegt im Mekong-Delta, der am
gerechnet rund 75 Euro. Davon kaufte sie sich Samen
dichtesten besiedelten Region Vietnams. Obwohl die
und Holz für einen kleinen Marktstand. Auf einem ge -
Gegend fruchtbar ist, leben viele Menschen am Existenz-
pachteten Stück Land begann sie Zwiebeln zu züchten,
minimum. Besonders gilt dies für die ethnische Minder-
nach und nach kamen andere Gemüsesorten dazu. Heu-
heit der Khmer. Sie wanderten in vergangenen Jahrhun-
te bietet sie auch Tomaten, Gurken, Bohnen, Süßkartof-
derten aus Kambodscha ein, wo sie bis heute die größ-
feln, Weißkohl, Chili, Knoblauch und Ingwer zum Verkauf
te Bevölkerungsgruppe stellen. In Vietnam besitzen die
an. Damit verdient sie deutlich mehr als ihr Mann und ge -
Khmer meist kein Land und müssen sich daher wie Thach
nug, um nicht nur die beiden Kinder ernähren, sondern
Thi Sinh als Tagelöhner in der Landwirtschaft verdingen.
auch noch ein wenig Geld zur Seite legen zu können.
Viele Frauen können weder lesen noch schreiben. Menschenhändler nutzen ihre Naivität gnadenlos aus. „Es sind
Der Traum vom Märchenprinzen
jedoch nicht immer Fremde, die diese Frauen verkau-
Auch Lam Thi Ha, 27, bekam von der Frauenunion ein
fen“, sagt Huong. „Oft sind es auch Verwandte, manch-
Darlehen. Die blasse junge Frau hat es genutzt, um ein
mal sogar die Mütter.“
kleines Straßencafé zu eröffnen. Nun steht sie ganz in
Thach Thi Sinh hatte Glück im Unglück. Im Unter-
schwarz gekleidet hinter dem Tresen – einem ausran-
schied zu den anderen Frauen aus ihrem Dorf, die bis zu
gierten Toilettenschränkchen – kocht Tee und Kaffee und
zehn Freier pro Tag zu bedienen hatten, musste sie nicht
zerstößt Eis für Erfrischungsgetränke.
als Prostituierte arbeiten – zum einen, weil sie ständig
Vor acht Jahren hatte Ha ihren Geburtsort Song Phung
weinte, zum anderen, weil sie nach Ansicht der Bordell-
Richtung Saigon verlassen. Eine Bekannte hatte sie ge -
besitzer zu hässlich war. Stattdessen diente sie als Mäd-
fragt, ob sie nicht einen reichen Ausländer heiraten
chen für alles: Sie wusch Wäsche, kochte, putzte die Toi-
wolle. „Meine Familie ist arm, was sollte ich schon ant-
lette – ohne Gehalt, ohne eigenes Zimmer und ohne
worten?“, sagt die junge Frau. Im Haus eines Heirats -
Mög lichkeit, das Haus zu verlassen. „Meist saß ich neben
vermittlers wartete sie auf Interessenten. Schon bald
dem WC“, erzählt sie. „Nachts schlief ich auf dem Fuß-
tauchte ein 32-jähriger Taiwanese auf. „Er war groß, gut
Viele junge Vietnamesinnen träumen
In zahlreichen Fotostudios kann man Hochzeitskleider
von einer Heirat mit einem reichen Ausländer.
leihen – denn kaum jemand kann sie sich kaufen.
33
angezogen und schien ein höflicher Mensch zu sein.“
Bereits sechs Tage später fand die Hochzeit statt, kurz
Projektträger:
SOC TRANG
WOMEN’S UNION (STWU)
darauf zog Ha zu ihrem Mann nach Taiwan.
„Wie auf dem Sklavenmarkt“
Finanzierung „Brot für die Welt“
(drei Jahre):
w 63.705,–
„In der Millionenstadt Saigon gibt es Hunderte solcher
illegalen Heiratsvermittler“, erläutert Projektkoordina torin Nguyen Thi Kim Huong. „Sie halten immer eine große Zahl von jungen Frauen bereit. Wenn nun ein heiratswilliger Ausländer erscheint, wird eine Show organisiert,
in der sich die jungen Frauen – natürlich hübsch hergerichtet – präsentieren. Der Mann sucht sich dann dieje-
WAS KOSTET WIE VIEL?
Informationsveranstaltung
in einer Schule:
w 10,–
Entwicklung eines
Rollenspiels:
w 40,–
Kleinkredit zum Aufbau
einer eigenen Existenz:
w 75,–
nige aus, die ihm am besten gefällt – ein bisschen wie
auf dem Sklavenmarkt.“ Überflüssig zu erwähnen, dass
die Frau nicht nein sagen darf.
Für die Heiratsvermittler ist dies ein einträgliches
Geschäft. Rund 1.000 US-Dollar, also circa 750 Euro, muss
ein Ausländer für eine vietnamesische Frau zahlen. 10
bis 20 Prozent davon gehen an die Familie der Braut,
die den Betrag in der Regel schon für die Anreise zur
Heute betreibt Lam Thi Ha ein kleines Straßencafé.
Hochzeitsfeier benötigt. Der Rest bleibt beim Vermitt-
Ihre Fotos von Mann und Kindern hat sie aufbewahrt.
mit ihrem vermeintlichen Märchenprinzen kein Glück.
ler beziehungsweise der Vermittlerin – denn in der Bran-
Schon bald nach der Geburt des ersten Kindes entpupp-
che sind auch viele Frauen tätig.
te sich der Bauarbeiter als Alkoholiker, Frauenheld und
Gewalttäter. „Er kam immer später nach Hause. Und
34
Die Scham der Opfer
wenn das Baby weinte, rastete er aus“, erinnert sich Ha.
Natürlich sind es meist keine Traummänner, die sich in
„Dann schlug er mich – und manchmal auch unser Kind.“
Vietnam eine junge, anschmiegsame Partnerin suchen.
Dennoch blieb sie bei ihm. Weil sie nicht wusste, wohin
„Oft sind es diejenigen, die in ihrem eigenen Land kei-
sie sich wenden sollte, und weil er versprach, sich zu
ne Frau gefunden haben“, sagt Huong. „Alte Männer, Be -
bessern. Aber auch nach der Geburt des zweiten Kindes
hinderte, gering Qualifizierte.“ Auch Lam Thi Ha hatte
blieb alles beim Alten. Erst nachdem er sie mit einer lee-
F R A U E N
Bei Ut Thieu (l.)
lernen junge Frauen,
Körbe zu flechten.
So können sie ein
kleines Einkommen
erzielen.
ren Bierflasche schwer am Kopf verletzt hatte, suchte Ha
ein kleiner Teil der betroffenen Frauen in ihr Heimatdorf
Zuflucht in der vietnamesischen Botschaft.
zurückkehrt, ist dies nur die Spitze des Eisbergs.
Nach ihrer Rückkehr litt die junge Frau unter schwe-
Den Opfern wieder ein normales Leben zu ermögli-
ren Depressionen – auch weil sie ihre beiden Kinder in
chen – das ist das eine Ziel der Organisation. Das ande-
Taiwan zurücklassen musste. Inzwischen geht es ihr bes-
re, vielleicht noch wichtigere, lautet, Frauenhandel zu
ser. Die seelische Unterstützung durch die Frauenunion
verhindern. Die Frauenunion finanziert daher unter an -
hat ihr gut getan. „Viele Rückkehrerinnen werden nicht
derem Einkommen schaffende Maßnahmen für Schulab-
nur von den Nachbarn diskriminiert, sie setzen sich auch
brecherinnen. Die lernen zum Beispiel, Körbe zu flech-
selbst herab“, sagt Nguyen Thi Kim Huong. „Sie schämen
ten und falsche Wimpern für die Kosmetikindustrie her-
sich für das, was passiert ist, und suchen die Schuld da -
zustellen. Die Maßnahmen sollen helfen, die wirtschaft-
für bei sich selbst. Dabei sind doch sie die Opfer.“
liche Situation der jungen Frauen zu verbessern – damit
sie weniger anfällig für die falschen Versprechungen der
Aufklärung als wichtigstes Ziel
Menschenhändler sind. Vor allem aber betreibt die Or -
Niemand weiß, wie viele vietnamesische Frauen Jahr für
ganisation Aufklärung: Ihre haupt- und ehrenamtlichen
Jahr ins Ausland verkauft werden – sei es als Prostitu -
Mitarbeiterinnen gehen immer wieder in Schulen und zu
ierte oder als gefügige Gattinnen. Lediglich die Zahl der
Dorfversammlungen, veranstalten Rollenspiele und zei-
Rückkehrerinnen ist bekannt, zumindest in der Pro-
gen Filme. Damit auch der (und die!) Letzte be greift:
vinz Soc Trang. Die Frauenunion hat hier bei einer 2009
Frauen sind keine Ware.
durch geführten Studie 339 Fälle ermittelt. Da aber nur
THORSTEN LICHTBLAU [TEXT]
F R A N K S C H U LT Z E [ F O T O S ]
Stichwort
noch die Ehegatten, Väter und Brüder, die
„Brot für die Welt“ setzt sich auf verschie-
Frauen
über ihren Kopf hinweg entscheiden, wie
dene Arten für die Belange von Frauen ein:
lange sie zur Schule gehen, wen sie in wel-
• Wir fördern Frauen und befähigen sie, ihre
chem Alter heiraten oder wie viele Kinder
Trotz weitgehender rechtlicher Gleichstel-
sie bekommen. Frauen werden in vielerlei
lung haben Frauen bis heute in den meis-
Hinsicht herabgesetzt: Sie verdienen deut-
ten Entwicklungsländern sehr viel weniger
lich weniger als Männer. Sie besitzen nur
Rechte einzufordern.
• Wir unterstützen Männer darin, traditionelle Rollenbilder zu hinterfragen.
• Wir achten in allen unseren Projekten da-
Möglichkeiten zu einem selbstbestimmten
selten Land. Und sie sind häufig Opfer von
rauf, dass Frauen und Männer in gleichem
Leben als Männer. Häufig sind es immer
häuslicher oder sexueller Gewalt.
Maße von unserer Hilfe profitieren.
35
FUSSBALL FÜR DAS LEBEN
In den Elendsvierteln von Costa Ricas Hauptstadt San José haben Kinder und Jugendliche
kaum Zukunftsperspektiven. Alkohol, Drogen und Gewalt prägen den Alltag, Arbeit gibt es
kaum. In einem außergewöhnlichen Sportprojekt lernen Teenager, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
36
K I N D E R
&
J U G E N D L I C H E
Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie ab 1. 9. 2011 unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/fpv
37
—— Wenn die Nacht hereinbricht über San José, hat
man vom Armenviertel Tejarcillos aus einen wunderschönen Blick über die Hauptstadt. Sie liegt dann vor einem
wie ein riesiges Meer aus Lichtern. Der Anblick vermittelt
Ruhe und Frieden. Doch blickt man nicht in die Ferne,
sondern in die unmittelbare Umgebung, ist es vorbei mit
der Ruhe. In düsteren Gassen lungern zwielichtige Ge stal ten herum. Eben deshalb kommt niemand hier herauf,
um die Hauptstadt im Mondschein zu betrachten.
Elende Hütten
In Costa Rica steht der Name Tejarcillos für bittere
Armut, Morde und Drogenhandel. Hier sind viele Arbeitslose gestrandet und Nicaraguaner, die aus dem ärmeren
Nachbarland herübergekommen sind. Eigentlich wollten
die meisten von ihnen nur ein paar Monate bleiben, um
Geld für ihre Familien zu Hause zu verdienen. Doch viele sind schon seit 20 Jahren hier und warten immer noch
Trügerische Ruhe: Nachts ist man in Tejarcillos nicht sicher.
auf ihre Chance. Fast die Hälfte der 5.000 Bewohner ist
jünger als 18 Jahre. In der kleinen Schule wird in vier
Schichten unterrichtet, sonst fänden nicht alle Kinder
Platz. Die meisten kommen nicht zum Lernen, sagt die
stellvertretende Rektorin Dora Solórzano. „Sie kommen,
weil es hier eine warme Mahlzeit gibt.“
Vor drei Jahren hat die Regierung versucht, ein bisschen Ordnung nach Tejarcillos zu bringen: Sie hat Häuschen mit Mauern aus Stein und Dächern aus Faserzement bauen lassen. Doch längst nicht alle Familien
haben ein neues Zuhause bekommen. Lesbia Rodríguez
Martínez zum Beispiel wohnt mit ihren vier halbwüchsigen Jungen noch immer in einer Hütte aus Holzplanken und Wellblech. Um zu ihr zu kommen, muss man
durch ein Labyrinth aus ähnlich ärmlichen Unterkünften
finden. Es gibt nur schmale Pfade, auf denen modernde Bretter liegen. Die braucht man, um nicht in den auf-
Lesbia Rodríguez muss ihre vier Söhne alleine durchbringen.
gehäuften Müll oder in tiefe Schlammlöcher zu treten.
Perspektiven aufzeigen
Im Grunde sind auch die Hütten aus Abfall. Die Bewohner haben sich das Baumaterial auf den Müllhalden der
Hauptstadt zusammengesammelt. Strom gibt es, aber
nur aus waghalsig angezapften Leitungen. Keine Parks,
nicht einmal Bolzplätze. Die Kinder spielen mit ihren verbeulten Bällen in den engen Gassen.
Wie so viele hier stammt auch Lesbia, 32, aus Nicaragua. Als sie nach Tejarcillos kam, war sie zehn. Mit 16
brachte sie German zur Welt, ihren Ältesten. Drei weitere Jungen folgten. Vor einem Jahr ließ der Vater die
Familie sitzen. Lesbia arbeitete damals in einem Laden
für gebrauchte Kleider. Heute ist sie arbeitslos. Trotzdem
wirkt sie fröhlich. Doch wenn man sie fragt, wie sie es
schafft, ihre Kinder durchzubringen, dann bricht sie in
Willkommene Ablenkung: Fußball hilft, die Armut zu vergessen.
38
Tränen aus. „Das weiß ich selbst nicht“, antwortet sie.
K I N D E R
&
J U G E N D L I C H E
„Bei uns lernen die Jugendlichen, Regeln einzuhalten“, sagt Trainerin Elieth Artavia.
Die 27-Jährige setzt sich durch – auch ohne Pfeife.
German war der erste ihrer Söhne, der am Projekt „Fút-
mehrmals pro Woche stattfindenden Trainings organi-
bol por la Vida“ („Fußball für das Leben“) teilnahm. Das
sieren sie Workshops zu Themen wie Freizeitgestaltung,
Projekt wurde 2003 von Mitarbeitenden der Lutheri-
Drogen, Sexualität, HIV/Aids und häusliche Gewalt.
schen Kirche in Costa Rica ins Leben gerufen, um Kinder
Lesbia war vom Interesse ihres Sohnes zunächst
und Jugendliche aus armen Verhältnissen von der Stra-
wenig begeistert. Sie hatte Angst, dass dem Kind etwas
ße zu holen und ihnen Perspektiven für eine bessere
passieren könne, wenn es Haus und Nachbarschaft ver-
Zukunft aufzuzeigen. Inzwischen ist daraus eine profes-
lässt. Heute ist sie froh darüber, dass nicht nur German,
sionell arbeitende Stiftung geworden, die von „Brot für
sondern auch ihre anderen Jungs zu „Fútbol por la Vida“
die Welt“ finanziell unterstützt wird. Für sie arbeiten
gehen. „Da kommen sie nicht vom rechten Weg ab.“ An de -
ausgebildete Fußballtrainer und Sportlehrerinnen, aber
re Jugendliche aus dem Viertel schließen sich in Banden
auch Sozialarbeiter und Psychologinnen. Neben den
zusammen, überfallen Passanten oder handeln mit Dro-
39
gen. German träumt davon, Fremdenführer zu werden –
Platz, bis er sich wieder beruhigt hat. Ein Schiedsrichter
oder eben Profifußballer. Jeden Freitag um zehn geht
ist überflüssig. Tore haben nur symbolischen Wert. Viel
er mit seinen jüngeren Brüdern zum Training. Fußball-
wichtiger ist die gemeinsame Analyse am Ende des
schuhe haben sie wie die meisten ihrer Mitspieler nicht,
Spiels: Was war gut, was war schlecht? Die Mannschaft,
die sind zu teuer. Trikots und Bälle stellt die Stiftung.
die sich am besten an die selbst auferlegten Regeln
gehalten hat, wird schließlich zum Sieger erklärt.
Verantwortung übernehmen
„Wir wollen hier keine kleinen Maradonas züchten“,
„Die Jugendlichen kommen, weil sie Fußball toll finden“,
erläutert Norberto Sánchez, ein weiterer Trainer der Stif-
sagt die Sportlehrerin Elieth Artavia. Die 27-Jährige trai-
tung. „Wir wollen die Jugendlichen erziehen, ihnen Wer-
niert zwei Gruppen in Tejarcillos. „Aber bei uns lernen sie
te vermitteln.“ Und ihnen helfen, ihr Schicksal in die
nicht nur zu kicken, sondern auch Regeln einzuhalten,
eigene Hand zu nehmen. Deswegen unterstützt die Stif-
die anderen zu respektieren und Verantwortung für sich
tung auch eine Gruppe ehemaliger Kicker, die gleich
selbst zu übernehmen.“ Elieth ist keine typische Fußball-
neben dem Büro von „Fútbol por la Vida“ eine kleine
trainerin. Sie erteilt ihre Anweisungen nicht mit der Pfei-
Recyclingstelle eingerichtet hat. Verwertbarer Müll wird
fe. Wenn es nötig ist, unterbricht die kleine Frau das
dort zuerst getrennt und dann verkauft. Zwölf junge
Spiel mit ihrer Stimme, oder sie klatscht in die Hände. In
Leute verdienen so ein bisschen Geld. Ähnliche selbst
den Trainingsstunden wird nicht nach den traditionellen
organisierte Projekte sollen folgen.
Regeln gekickt. Es geht nicht um Kampf und Sieg. Nach
dem Aufwärmen setzen sich die Spielerinnen und Spie-
Immer mehr Mädchen
ler erst einmal zusammen und stellen ihre eigenen
„Inzwischen erreichen wir mit unserem Projekt mehr als
Regeln auf. Sie selbst achten dann auf deren Einhaltung.
400 Kinder und Jugendliche in fünf Armenvierteln“, er -
Verstößt eine Mannschaft gegen eine Regel, be kommt
zählt Eric Chaves, Vorsitzender der Stiftung. Fast die Hälf-
die andere einen Freistoß. Beschimpft ein Spieler einen
te davon sind Mädchen. Dass die Frauennationalmann-
anderen oder greift ihn gar an, muss er so lange vom
schaft Costa Ricas zu den besten Mittelamerikas gehört,
In der Recyclingstelle trennen die
Jugendlichen Müll, um die Wertstoffe
anschließend zu verkaufen.
40
K I N D E R
&
J U G E N D L I C H E
Projektträger: FÚTBOL POR LA VIDA
(FPV)
Finanzierung „Brot für die Welt“
(drei Jahre):
w 218.923,–
WAS KOSTET WIE VIEL?
Netz zum Transport
von Bällen:
w 10,–
Vier neue Fußbälle:
w 50,–
Trikots für
drei Mannschaften:
w 100,–
Wendoly Guevara (r.) mit ihrer Freundin Jessica Rivera.
hat dazu beigetragen, dass Frauen im traditionellen
Vater und Mutter, Geschwistern, Schwagern, Cousinen
Männersport mittlerweile weitgehend akzeptiert werden
und Neffen, insgesamt 17 Personen. Was sie bei „Fútbol
– auch wenn es immer noch Jungen gibt, die nicht glau-
por la Vida“ gelernt hat? „Zum Beispiel, dass Männer
ben wollen, dass Mädchen Fußball spielen können.
Frauen nicht schlagen dürfen und dass auch Frauen das
Wendoly Guevara kommt seit zwei Jahren zu „Fútbol
Recht haben, sich zu vergnügen“, sagt sie.
por la Vida“. Zum Training erscheint die 13-Jährige in
„Viele Jugendliche sehen ihr Leben inzwischen mit
kurzen blauen Hosen, einer schwarzen Bluse und
anderen Augen, setzen sich persönliche Ziele und
schwarzen Schuhen. Klaglos rennt sie immer wieder den
haben einen Plan für die Zukunft“, berichtet Eric Chaves.
Abhang am Rand des Spielfelds hinunter, um den Ball zu
„Die einen haben beschlossen, eine Ausbildung zu
holen, bevor dieser in den kleinen Bach rollt, in dem die
machen, andere wollen wenigstens die Mittelschule ab -
Bewohner von Tejarcillos ihren Müll abladen. Beim Fuß-
schließen. Solche Veränderungen motivieren uns und
ball kann Wendoly für kurze Zeit die bedrückende Enge
machen uns auch ein bisschen stolz.“
ihres Elternhauses hinter sich lassen: Dort lebt sie mit
CECIBEL ROMERO [TEXT] CHRISTOF KRACKHARDT [FOTOS]
Stichwort
nahe 200 Millionen Heranwachsende zwi-
„Brot für die Welt“ setzt sich in vielerlei
Kinder und
Jugendliche
schen fünf und 14 Jahren müssen arbei-
Hinsicht für Kinder und Jugendliche ein:
ten, ein großer Teil von ihnen unter Bedin-
• Wir unterstützen Ernährungs- und Gesund-
gungen, die ihre körperliche und geistige
heitsprogramme, von denen zuallererst die
Unter der Armut in vielen Ländern dieser
lionen Kinder und Jugendliche leben ohne
• Wir fördern Projekte, die ehemaligen Kinder-
Welt leiden Kinder und Jugendliche beson-
Schutz und Perspektive auf der Straße.
arbeitern, Straßenkindern und Kindersol-
ders: Fast zehn Millionen Kinder unter fünf
Tausende Jungen und Mädchen werden als
daten Schutz und Halt bieten.
Entwicklung schädigen. Mehr als 100 Mil-
Jahren sterben jedes Jahr an vermeidba-
Kindersoldaten missbraucht. Zahlen, die
ren Krankheiten und Unterernährung. Bei-
wir nicht einfach hinnehmen können!
Kinder profitieren.
• Wir helfen Kindern und Jugendlichen durch
Bildungs- und Ausbildungsprogramme.
41
AUFKLÄRUNG OHNE TABUS
Immer noch infizieren sich in Afrika fast zwei Millionen Menschen pro Jahr mit HIV. Mit Offenheit und Beharrlichkeit will die
Koptisch-Orthodoxe Kirche den weiteren Vormarsch der Pandemie stoppen. Erste Erfolge sind sichtbar, zum Beispiel in Kenia.
—— Schon frühmorgens gesellt sich Patrick zu seinen
Trinkkumpanen bei Mama Pima. Seitdem der junge Mann
erfahren hat, dass er HIV-positiv ist, hält er sein Leben
nüchtern nicht mehr aus. Und jedes Mal, wenn er be trunken ist, schnappt er sich in Mama Pimas Bierpinte ein
anderes Mädchen. Heute hat er ein Auge auf Pauline
Projektträger: COPTIC ORTHODOX
CHURCH (COPTIC)
geworfen. Doch bevor er sich ihr nähern kann, stellt
sich ihm Victorine in den Weg. „Gönn mir doch meinen
Spaß“, lallt Patrick. Doch die resolute Frau gibt nicht
nach. „Willst du sie etwa anstecken?“, herrscht sie ihn an.
Bedrücktes Schweigen. Gebannt haben rund 20 Men schen die Open-Air-Theateraufführung im Slum Kawangware verfolgt. Doch Victorine Wambura, 29, Aidsberaterin der Koptisch-Orthodoxen Kirche, und ihre Mitarbeitenden haben nicht nur schauspielerisches Talent, sondern auch ein enorm fundiertes Wissen über die Infek-
Finanzierung „Brot für die Welt“
(drei Jahre):
w 224.423,–
WAS KOSTET WIE VIEL?
Fahrtkosten für einen
Berater pro Woche:
w 10,–
T-Shirts für das Team
in Nairobi:
w 50,–
Teilzeit-Gehalt für junge
Beraterinnen und Berater: w 70,–
tionskrankheit. Und so harren die meisten Zuschauer
aus, um sich im Anschluss an die Aufführung über An steckungsrisiken und Möglichkeiten der Vorbeugung zu
informieren.
Kostenlose Aids-Tests
Es ist Samstagmorgen. Viele Menschen sind unterwegs,
um einzukaufen oder Waren feilzubieten. Manche stehen an der Zapfstelle um Wasser an. Wer Gummistiefel
trägt, hat Glück. Am Tag zuvor hat es heftig geregnet,
die Straßen in Kawangware, einem von rund 30 Slums
der kenianischen Hauptstadt Nairobi, sind matschig.
42
Trotzdem herrscht reger Betrieb: Beladene Schubkarren
staatlichen Stelle abseits neben einem kleinen Zelt. „Lasst
werden durch den Schlamm geschoben, Lastwagenfah-
euch testen“, ermahnt Victorine die Zuschauer immer
rer hupen, um sich freie Fahrt zu verschaffen.
wieder und zeigt dabei auf das Zelt im Hintergrund. Dort
Das Berater-Team um Victorine Wambura wird heute
werden kostenlose Aids-Tests durchgeführt. Energisch
von jungen Mitarbeitenden einer staatlichen Einrichtung
schreitet Victorine mit ihren weißen Lackschuhen über
begleitet. Während die Kopten mit ihren Aufführungen
den aufgeweichten Boden und redet über Themen wie
das Publikum anziehen, sitzen die Mitarbeitenden der
sexuelle Gewalt in Verbindung mit HIV, sexuell übertrag-
H I V / A I D S
Aidsberaterin Beatrice Achieng erklärt jungen
Männern den Gebrauch von Kondomen.
bare Krankheiten und Alkoholmissbrauch. Denn wo Ar -
trum“, eine 2004 auf dem Gelände der Bischofsresidenz
mut und Alkoholabhängigkeit groß sind, wächst die Zahl
in Nairobi eröffnete Klinik, bietet HIV-Infizierten und
der HIV-Infektionen – auch in den Slums von Nairobi.
Aidskranken eine ganzheitliche Pflege und Behandlung.
Mehr als 15.000 Menschen wurden hier bereits mit Aids-
Ganzheitlicher Ansatz
medikamenten versorgt. Doch die Kopten engagieren
Seit 1994 ist die Koptisch-Orthodoxe Kirche in Kenia im
sich nicht nur in Kenia. Auch in Tansania, Sambia, der De -
Kampf gegen HIV und Aids aktiv. Das „Hoffnungszen-
mokratischen Republik Kongo und Nigeria sind sie aktiv.
Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie ab 1. 9. 2011 unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/coptic
43
Projektkoordinatorin Victorine Wambura
bei der Open-Air-Veranstaltung im Slum ...
... und im Gefängnis. Die Mitarbeiterin der KoptischOrthodoxen Kirche hat keine Angst vor heiklen Fragen.
„Die Weißen haben Aids zu uns gebracht“, behauptet ein
Mit kleinen Theaterstücken klären
die Kopten über HIV
und Aids auf.
junger Mann dort hartnäckig. Ruhig, aber bestimmt
belehrt ihn Victorine, dass das Virus erstmals in Afrika
nachgewiesen wurde. „Woran erkenne ich, dass ich eine
Geschlechtskrankheit habe?“, möchte ein anderer plötzlich wissen. Die alleinerziehende Mutter weiß auch hier auf eine Antwort. Viele heikle Themen, die im Alltag mit
einem Tabu belegt sind, werden offen angesprochen.
Victorine reagiert stets souverän.
Praktische Hilfe
Unterdessen holt Mitarbeiterin Beatrice Kondome und
einen Holzpenis aus dem Kleinbus und zieht sich in eine
Ecke zurück. Geschützt vor den Blicken der Kinder zeigt
sie, wie Kondome sicher angewandt werden. „Da ha ben
wir viel falsch gemacht“, geben ein paar junge Män ner
anschließend offen zu. Dann kommen drei ältere Frau„Zu viele Menschen in Afrika sterben an Hunger und Aids.
en auf Beatrice zu. Eben haben sie zum ersten Mal von
Dem stellen wir uns entgegen“, erklärt Bischof Paul,
einem Kondom für Frauen gehört. Nun bitten sie die 25-
Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Kenia.
jährige Koptin nochmals zu erklären, wie man dieses
Unermüdlich ist der 62-jährige Arzt und Theologe neben
benutzt. Gespannt verfolgen sie Beatrices Handgriffe.
seinen seelsorgerlichen Diensten weltweit unterwegs,
44
Zwei Stunden sind vergangen. Das Team packt zu -
um Geld für die progressive HIV/Aids-Arbeit der Kopten
sammen. Bis auf Victorine Wambura und ihren Kollegen
einzuwerben. Mit den Spenden von „Brot für die Welt“
Andrew Okoth arbeiten alle Mitarbeitenden nur in Teil-
wird speziell die Beratungsarbeit der jungen Teams fi -
zeit. Sie verdienen nicht viel mehr als ein Taschengeld.
nanziert. Die treten in Schulen, Kliniken, Firmen und
Außerdem werden ihnen die Auslagen für Gespräche mit
Gefängnissen auf – und bei Open-Air-Veranstaltungen
dem Mobiltelefon und die Fahrtkosten erstattet. Aber ums
wie in Kawangware.
Geld geht es ihnen nicht, die jungen Leute handeln aus
H I V / A I D S
tiefer christlicher Überzeugung. Deswegen nehmen sie
„Mit diesem Kind wurden mir erneut die Augen für
nicht nur regelmäßig an den Gottesdiensten und Ge bets -
Gott geöffnet“, blickt Victorine dankbar zurück. Auf die
stunden der Koptisch-Orthodoxen Kirche teil, sondern
Frage, warum sie sich stark macht für Menschen mit HIV
engagieren sich auch weit über das übliche Maß hinaus.
und Aids, antwortet sie nachdenklich: „Meine Schwester
wäre noch am Leben, hätten wir damals mehr über die
Gelebter Glaube
Krankheit gewusst.“ Die junge Frau starb bereits vor sie-
Victorine zum Beispiel pflegt weiterhin Kontakte zu
ben Jahren. Damals mussten die Aids-Medikamente noch
Familien, die sie irgendwann einmal bei einer Beratung
selbst bezahlt werden. Das Geld dafür kratzte Victorines
um zusätzlichen Beistand gebeten haben. So päppelte
Familie monatlich zusammen. Als es der Schwes ter bes-
sie neun Monate lang einen Säugling auf, nachdem sie
ser ging, setzte sie ihre Medikamente ab. Rasch bildete
ihn bei einem Hausbesuch weinend in den Armen der
der Körper Resistenzen. Aids brach wieder aus. Davon
toten Mutter vorgefunden hatte. Die Patientin hatte sie
erholte sie sich nicht mehr und starb. Zwei Jahre später
bei einer Schwangerschaftsberatung in einem Gesund-
führte die Koptisch-Orthodoxe Kirche das Beratungspro-
heitszentrum kennengelernt. Der Frau ging es damals
gramm für die Slums von Nairobi ein. Victorine bewarb
schon sehr schlecht. Sie war an Tuberkulose erkrankt,
sich und bekam die Stelle. Seither nimmt die Aidsakti -
Aids war schon ausgebrochen. Der Ehemann verbot ihr,
vistin regelmäßig an Fortbildungen teil. Irgendwann will
darüber zu sprechen und ließ sich nicht testen. Victorine
sie ihre eigene Organisation gründen – um das Leben von
konnte die werdende Mutter zumindest davon über -
noch mehr Menschen zu retten.
zeugen, die vorgesehene Dosis an Aids-Medikamenten
R E N AT E O F [ T E X T ] K I R S T E N S C H W A N K E - A D I A N G [ F O T O S ]
vor und während der Geburt einzunehmen – damit das
Baby eine Chance hatte, ohne das HI-Virus auf die Welt
zu kommen. Als die Frau kurz nach der Geburt starb,
hatte ihr Mann kein Interesse an seinem neugeborenen Sohn. Schnell war er wieder verheiratet. Die neue
Frau entsorgte die Aids-Medikamente des Babys. „Ich
konnte nicht zusehen, wie Godwin zugrunde geht“, sagt
Victorine. Sie nahm den Säugling mit nach Hause und
achtete akribisch genau auf die exakte Einnahme der
Aids-Medikamente. Sicherheitshalber flößte sie Godwin
statt der üblichen sechs Wochen drei Monate lang die
lebensrettenden Medikamente ein. „Wir haben immer
wie der für Godwin gebetet“, berichtet Andrew. Der
Aids-Test fiel negativ aus und Victorine brachte Godwin
nach langen Verhandlungen zurück zu seiner Familie.
Allerdings nicht ohne die Nachbarschaft eindringlich
gebeten zu haben, sich sofort zu melden, sollte der Jun-
Auf einer Linie: das junge Beraterteam der Kopten
um Victorine Wambura (l.) und Andrew Okoth (r.).
ge vernachlässigt werden.
Stichwort
Folgen der Pandemie leiden Kinder und
„Brot für die Welt“ hat deshalb den Kampf
HIV/Aids
Jugendliche besonders: Millionen von
gegen HIV und Aids zu einem Schwerpunkt
ihnen wachsen als Waisen auf oder müssen
seiner Arbeit gemacht:
anstelle ihrer kranken Eltern das Überleben
• Wir fördern Selbsthilfegruppen zur Pflege
Mehr als 33 Millionen Menschen sind ge -
der Familie sichern. Rund 95 Prozent aller
genwärtig mit dem HI-Virus infiziert. Ob -
Menschen mit HIV und Aids leben in Ent-
• Wir unterstützen die HIV/Aids-Aufklärung.
wohl es seit Jahren lebensrettende Medi-
wicklungsländern. Dort gefährdet die Aus-
• Wir setzen uns dafür ein, dass alle HIV-Infi-
kamente gibt, starben auch 2009 fast zwei
breitung der Epidemie vielerorts jeglichen
zierten Zugang zu lebensrettenden Medika-
Millionen Menschen an Aids. Unter den
wirtschaftlichen Fortschritt.
menten erhalten.
und Betreuung von Aids-Kranken.
45
LACHEN IST DIE BESTE MEDIZIN
In Russland steigt die Zahl von Infektionskrankheiten wie Tuberkulose,
HIV/Aids und Hepatitis deutlich an – auch unter Minderjährigen. Die russischorthodoxe Gemeinschaft zum Heiligen Ioasaf hilft kranken Kindern in Sankt
Petersburg.
46
G E S U N D H E I T
Die 14-jährige Rada (r.) kämpft tapfer gegen ihre Krankheit.
Betreuerin Sascha unterstützt sie dabei.
Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie ab 1. 9. 2011 unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/ioasaf
47
Die leitende Ärztin Olga Noskowa schätzt die
Arbeit der Gemeinschaft des Heiligen Ioasaf sehr.
—— Im Raum herrscht konzentrierte Stille. Fast lautlos
an gesteckt, doch davon will der Teenager nichts wissen.
tauchen Pinsel in Wassergläser, kreisen in Farbdosen und
Radas Mutter hat die eigene Lungenkrankheit verschwie-
gleiten über große Bögen von Papier. Rada hat ihren
gen. Noch immer gilt TBC in Russland ebenso wie HIV
Kopf über den Tisch gebeugt, die langen Haare verhän-
und Aids als Pest des „sozialen Abschaums“: der Drogen-
gen das Gesicht der 14-Jährigen. Eifrig tupft sie Schnee-
abhängigen, Homosexuellen und Prostituierten. Wer sich
flocken in ihre blaue Winterlandschaft. „Ja, so wird es
mit solch einer Diagnose outet, wird abgeschrieben, ge -
schön“, lobt Anna Kulnewa. Die ehrenamtliche Kunst -
ächtet, gemieden. Dabei sind die Infektionskrankheiten
lehrerin geht von einem Mädchen zum anderen und gibt
längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Selbst
Ratschläge. Während die Bilder Gestalt annehmen, wer-
das Kinderkrankenhaus verzeichnet zunehmend HIV-po -
den die Malerinnen immer mutiger. Schließlich lehnt
sitive Patienten. Russland hat ein Riesenproblem: Mit der
Rada sich zurück, verschränkt die Arme und betrachtet
hohen Rate von HIV-Infizierten liegt es im europäischen
zufrieden ihr Werk. Dann fängt sie an zu grinsen, stößt
Vergleich an dritter Stelle. Nur Estland und die Ukraine
Sascha zu ihrer Rechten in die Seite und klekst ihr einen
stehen noch schlechter da. Zudem kommen nach An ga -
Tupfer Farbe auf die Nase.
ben der Weltgesundheitsorganisation auf 100.000 Ein-
Rada sitzt nicht in der Schule oder in irgendeinem
wohner 83 TBC-Kranke – in Deutschland sind es nur sechs.
Kunstseminar. Sie lebt seit 18 Monaten im Kinder-
48
In fektionskrankenhaus Nr. 3 in Sankt Petersburg. Die
Mut machen für die Zukunft
Ärzte stellten bei ihr eine besonders schwere Form der
Radas Mutter hat also geschwiegen, jetzt ist sie tot.
Tuberkulose fest. Vermutlich hat sie sich bei der Mutter
Der Vater starb einige Jahre zuvor, woran, das wissen die
G E S U N D H E I T
Projektträger:
GEMEINSCHAFT
DES HEILIGEN IOASAF
Finanzierung „Brot für die Welt“
(drei Jahre):
w 60.000,–
WAS KOSTET WIE VIEL?
Lebenswichtige Vitamintabletten
pro Kind und Monat:
w 5,–
Computertomographie
der Brustorgane:
Bastel- und Malmaterial
für 240 Kinder pro Monat:
w 50,–
w 100,–
Klinikärzte nicht. Und nun lebt Rada, das Waisenkind, im
Krankenhaus. Ihre Oma besucht sie manchmal, aber je
länger der Aufenthalt dauert, desto seltener werden die
Erzieher Andrej ist bei
den kleinen Patienten
sehr beliebt. Er kümmert
sich liebevoll um sie.
Besuche. „Ich kann Rada gut verstehen“, sagt Sascha, 24.
Sie weiß, was in dem Mädchen vor sich geht. „Die Kinder kommen und gehen, aber Rada bleibt, und sie hat
keine Ahnung, wie lange das noch dauern wird.“ Sascha
will sie nach Kräften unterstützen, ihr Liebe und Zuwendung geben, Mut machen für die Zukunft. „Rada ist so
tapfer“, meint die Ältere. „Sie lächelt immer, selbst wenn
es ihr schlecht geht.“
Sascha heißt mit richtigem Namen Alexandra Tichaja.
Sie studiert Sozialarbeit und ist als Erzieherin in der
Ge meinschaft des Heiligen Ioasaf im Kinder-Infektionskrankenhaus Nr. 3 tätig. Der russisch-orthodoxe Verein kümmert sich seit mehr als einem Jahrzehnt um
die Rehabilitation und Förderung der 240 Patienten der
Spezialklinik. Ludmilla Sokolowa, Projektverantwort Auch die dreijährige Dascha leidet unter Tuberkulose.
liche, und Mitarbeiterin Irina Romadina waren schon da,
49
runter. Galt Sascha als gesund, kam sie zur Kur. Verschlechterte sich ihr Zustand, landete sie wieder im
trostlosen Klinikalltag. „Die Situation damals ist nicht mit
heute zu vergleichen. Die einzige Abwechslung waren
die Besuche in der Kapelle mit Ludmilla und Irina“, erinnert sich Sascha. „Wir haben in der Bibel gelesen, Feste
gefeiert und gesungen.“ Die Musikerin Irina sang mit
Sascha nach einer Operation regelmäßig, um die Lunge
zu stärken. „Wir haben viel geredet. Ich wollte verstehen, warum sie das alles für uns taten“, sagt Sascha.
Wohltätigkeit war damals in Russland völlig unbekannt,
Religion spielte kaum eine Rolle. Heute weiß sie, warum
Irina ihre Freizeit für die kranken Kinder opferte: „Es ist
eine große Freude, etwas geben zu können!“
Musik und Tanz für starke Lungen
Als Sascha endlich entlassen wurde, zog sie bei der Oma
ein und half als Freiwillige im Krankenhaus. Inzwischen
ist sie beim Verein angestellt und bekommt ein kleines
Gehalt. Spenden aus Deutschland haben die Professionalisierung des Vereins ermöglicht. Der Musikraum ist
renoviert, es gibt einen Bewegungsraum, Möbel, SpielDie intensive Betreuung tut den Kindern gut.
Sie haben wieder Freude am Leben.
zeug und ein Klavier. Neben fünf Angestellten kümmern
sich nachmittags mehr als zehn Freiwillige um das Wohl
der Kinder. Sie malen, spielen und tanzen mit ihnen. Und
sie helfen ihnen, den verpassten Schulstoff nachzuholen – damit die Kinder noch Anschluss finden, wenn sie
als Sascha mit 13 Jahren auf die Tuberkulose-Station
nach Wochen, Monaten und manchmal auch Jahren das
kam. „Bis dahin war ich immer ein gesundes Kind“, er -
Krankenhaus verlassen dürfen. Ohne die Mitarbeiter des
zählt sie. „Ich lebte mit meiner Familie in Wolgograd,
Vereins wären die Kinder und Jugendlichen in den Nach-
besuchte jeden Sommer meine Oma in Sankt Peters-
mittags- und Abendstunden sich selbst über lassen. Die
burg. Aber in den Ferien 2000 ging es mir plötzlich so
einzige staatliche Erzieherin für die 80 Kinder der TBC-
schlecht, dass ich hier eingeliefert wurde.“
Station geht um 15 Uhr. Am Wochenende hat sie frei.
„Es ist eine Freude, geben zu können.“
Arbeit“, meint die leitende Ärztin Olga Noskowa. „Auch
„Die Gemeinschaft des Heiligen Ioasaf leistet wich tige
Sascha blieb fünf Jahre. Zunächst glaubte sie an eine
weil sie den Kindern durch ihre finanzielle Unterstützung
schnelle Heilung, doch jeder Rückschlag zog sie weiter
kostenintensive Untersuchungen wie eine Computer -
Stichwort
Kinder unter fünf Jahren. Ursachen für die
Die Gesundheitsfürsorge zählt zu den
Gesundheit
massive Verbreitung von Infektionskrank-
Schwer punkten von „Brot für die Welt“:
heiten sind vor allem der fehlende Zugang
• Wir unterstützen Gesundheitsprogramme,
zu sauberem Wasser, unzureichende Hy gie -
besonders in ländlichen Regionen.
ne, mangelndes Wissen über Ansteckungs-
• Wir helfen dabei, die Bevölkerung über Ur-
an vermeidbaren Krankheiten wie Tuberku-
risiken sowie eine schlechte medizinische
sachen von Krankheiten und Möglichkeiten
lose, Malaria, Typhus oder Cholera. Beson-
Versorgung. Begünstigt wird der Ausbruch
der Vorbeugung aufzuklären.
Immer noch leiden Millionen von Menschen
ders betroffen sind Frauen und Kinder.
von Krankheiten zudem durch Hunger und
So sterben jedes Jahr fast neun Millionen
mangelhafte Ernährung.
50
• Wir sorgen dafür, dass auch die Armen Zugang zu sauberem Wasser erhalten.
G E S U N D H E I T
tomographie oder teure Medikamente ermöglicht.“
Entlassung kennen gelernt. Er war selbst Patient. Jetzt
Ein großes Problem der TBC-Behandlung ist nämlich:
arbeitet er ebenfalls im Verein.
Sie schlägt auf die Organe. Zusatzmedikamente müssen
Neben dem Spielen, Vorlesen und Basteln ist Andrej
eingenommen werden, um Herz, Leber oder Lunge zu
zusammen mit Sascha für den Einkauf zuständig. Kurz
schützen. Diese Kosten sind im russischen Gesundheits-
vor Feierabend verteilt er heimlich wie ein Heinzelmänn-
system jedoch nicht vorgesehen, und so können sich
chen Obst und Getränke in die Körbe der besonders be -
nur die wohlhabenderen Familien die teure Zusatzbe-
nachteiligten Patienten. „Die Kinder sollen nicht wissen,
handlung leisten. Die meisten Kinder stammen aber aus
woher alles kommt“, erklärt die Projektverantwortliche
armen Familien. Ein Drittel sind Waisen wie Rada.
Ludmilla Sokolowa. Niemand soll sich ausgegrenzt fühlen. Alle sollen die gleichen Chancen haben, auch wenn
Gleiche Chancen für alle
die Familie arm ist.
Beim Puppentheater ist Sascha voll in ihrem Element. Sie
Am Abend sitzt Rada auf ihrem Bett und knüpft
spielt den trotteligen Esel und galoppiert mit der selbst-
Freundschaftsbänder. Ihre Handgelenke sind voll davon.
genähten Handpuppe hinter der Leinwand auf und ab.
Andrej versorgt die Mädels mit Stickgarn gegen die
Die Zuschauer jauchzen und kreischen. Rund 30 Jungen
Lange weile auf den Dreierzimmern. Die schäkern gerne
und Mädchen sitzen auf dem Teppich im Bewegungs-
mit dem jungen Mann, kein Wunder, sie sind ja Teenager,
raum, manche nuckeln und tragen Windeln, Rada und
mitten in der Pubertät. „Wenn ich wieder gesund bin,
ihre Freundinnen sind die Ältesten. Alle starren gebannt
werde ich hier auf jeden Fall als Freiwillige arbeiten“,
nach oben. Der Wolf will den Hasen fressen, aber die
sagt Rada. Da ist es wieder: ihr tapferes Lächeln. Radas
anderen Tiere führen ihn in die Irre. Irina, 32, spielt den
Entlassung kann noch Jahre dauern. Sascha und die
Hasen, Ludmilla, 53, den schlauen Igel, und Andrej, 20,
anderen werden sich derweil um sie kümmern.
den bösen Wolf. Andrej hat Sascha 2005 kurz vor ihrer
Die Mitarbeitenden der Gemeinschaft führen
ein Puppentheaterstück für die Kinder auf.
C O N S TA N Z E B A N D O W S K I [ T E X T ] U TA W A G N E R [ F O T O S ]
Gebannt schaut die kleine Katja zu.
Auch sie ist Patientin auf der TBC-Station.
51
DIE FRIEDENSFORSCHER
In Israel leben Juden und Palästinenser mehr gegen- als
mit einander. Die Jugendorganisation Sadaka Reut will dies
ändern: Sie macht ihren Namen „Freundschaft“ zum Programm. Und sorgt für Annäherung.
—— Das Wunder von Bat Yam ereignet sich jeden Mittwoch um Punkt zehn: Yotam Israeli verwandelt Achtklässler in Friedensforscher. „Schalom Leute“, sagt er zu
den neun jüdischen Schülern, die zur freiwilligen Projektstunde in der Ramot-Schule gekommen sind. „Stellt
euch doch erst einmal auf euren Stuhl.“
Yotam, 19, arbeitet als Freiwilliger für die jüdischpa lästinensische Jugendorganisation Sadaka Reut. Sadaka
und Reut – das sind die Worte in Arabisch und Hebräisch
für „Freundschaft“. Die Gruppe bringt Teenager der beiden
größten Konfliktgruppen in Israel an einen Tisch, übt An nä herung, wo Unwissenheit und Sprachlosigkeit herrschen.
„Steigt von Stuhl zu Stuhl“, fordert Yotam die Ju gend lichen auf. „Und haltet euch gegenseitig fest.“ Die Schüler klettern herum, bald füllt Gekicher den Raum. Yotam
nimmt jede Minute einen Sitz weg; am Ende halten sich
vier Schüler prustend auf einem Stuhl. „So“, klatscht
Yotam in die Hände, „und nun erzählt, was euch zum
Begriff ‚Schule‘ einfällt.“ Aus den Schülern sprudelt es
heraus: Yotam schreibt Worte wie „Regeln“, „Lesen“ und
„Noten“ auf ein weißes Plakat. Und dann: „Zäune“. Sofort
entbrennt ein Streit darüber, ob „Zäune“ zu einer Schule
dazugehören oder nicht. „Ich will doch lernen“, sagt
David. „Warum soll man mich dafür einsperren?“ Die
Zäune und die Gitterstäbe vor den Fenstern gäben doch
Sicherheit, entgegnet Tamara, 14. „Wir müssen uns halt
form stecken. So kommt es, dass die Vorurteile und das
schützen, vor den Arabern.“
Misstrauen gegenüber den „Anderen“ groß sind – wie
überall in Israel.
Die „Anderen“ erhalten ein Gesicht
52
Sadaka Reut will dies ändern. Die Organisation, die
In Bat Yam, einer Kleinstadt südlich von Tel Aviv, sind
seit 2009 von „Brot für die Welt“ unterstützt wird, leis-
viele Juden russischer und äthiopischer Herkunft zu
tet pionierhafte Basisarbeit: Zunächst gehen die vier
Hause. Sie haben kaum Kontakt zu den Palästinensern,
Mitarbeitenden sowie ihre Dutzenden ehrenamtlichen
die nur einen Steinwurf entfernt im benachbarten
Helferinnen und Helfer in die Schulen. Sie bringen den
Jaffa leben und wie sie israelische Staatsbürger sind. Die-
Jugendlichen bei, ihre eigene Lage kritisch zu beurtei-
se wiederum kennen meist nur Juden, die in einer Uni-
len – damit sie sensibler für die Sorgen anderer werden.
B I L D U N G
Kommunikation hilft, Vorurteile abzubauen: Rawan Bisharat (r.) mit palästinensischen Schülern in Qalanswa.
„Interessierte Schülerinnen und Schüler laden wir dann
getrennt arbeitenden Gruppen zusammen. Die Kids ler-
in unsere Jugendgruppen ein“, erzählt Hanna Amouri,
nen sich kennen. Die „Anderen“ erhalten ein Gesicht.
Leiterin von Sadaka Reut. In derzeit vier jüdischen und
sechs palästinensischen Gruppen, quer über das Land
Konfliktbewältigung erfordert Koordination
verteilt, erfahren die Teenager mehr über Rassismus,
Solch ein jüdisch-palästinensisches Treffen will gut vor-
über die Ängste der einen und die Nöte der anderen.
bereitet sein. Hinter sechs Schreibtischen sitzen die Mit-
„Alle wissen, dass etwas nicht stimmt. Aber weder in der
arbeitenden von Sadaka Reut an Computern oder tele-
Schule noch anderswo reden die Menschen tatsächlich
fonieren, hier in der Zentrale der Organisation in Jaffa.
über den Konflikt zwischen Juden und Palästinensern.“
„Die Kleinbusse können auch über Kefar Shalem fahren“,
Nach einigen Monaten bringt Sadaka Reut die anfangs
ruft Noa Nissenboim, eine der Koordinatorinnen, in den
Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie ab 1. 9. 2011 unter:
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/sr
53
Unorthodoxe Methoden: Zu Beginn der Projektstunde in Bat Yam klettern die Jugendlichen von Stuhl zu Stuhl.
15 Quadratmeter großen Raum. Für das Treffen über-
der Hausmeister mit den Schlüsseln nicht auftreiben
morgen im Jugendzentrum von Netanja müssen nicht
lässt, klettert sie kurzerhand über das Tor. Im Klassen-
nur Kekse und Limo her, auch die Anfahrt muss orga -
raum beginnt die junge Frau gleich mit einem Spiel:
nisiert werden. „Ich schau nochmal bei der Gruppe in
„Stellt euch vor, ich sei ein 17-jähriges Mädchen und will
Qalanswa vorbei“, sagt ihre Kollegin Rawan Bisharat und
abends ausgehen. Ist das in Ordnung?“ Die Kids teilen
steckt ihre Autoschlüssel in die Handtasche.
sich in Gruppen. Zwei der 14-Jährigen meinen ja, vier
Den eigenen Rassismus erkennen
sie angegriffen wird, kann sie sich nicht verteidigen“,
Nur vier Kilometer ist Qalanswa von der acht Meter
sagt Muhammad. „Außerdem würde man dann schlecht
hohen Betonmauer entfernt, die Israel vom Westjordan-
über sie reden“, meint Laila. „Bei den Juden gehen die
finden nein, und vier zeigen sich unentschlossen. „Wenn
land trennt. Über die Hauptstraße haben die palästinen-
Mädchen abends aus“, sagt Yasmin. „Aber die haben kei-
sischen Einwohner eine Leine mit kaputten Schuhen
ne Ehre.“ Rawan blickt in die Runde. „Sind denn Mädchen
gespannt, sie protestieren damit gegen die Armut in
nicht gleichwertig mit Jungen?“ Und dann erzählt sie,
ihrer 15.000 Seelen zählenden Stadt. Rawan Bisharat,
dass sie einmal nur mit Mädchen ein ganzes Haus ge baut
28, steuert ihren Kleinwagen zu einer Schule. Da sich
hat und dass eine ihrer Freundinnen den schwarzen Gür-
Yotam Israeli notiert die Ideen der Schüler.
54
Pnina (l.) und Soumaya freunden sich an.
B I L D U N G
einem Vortrag über Menschenrechte. Umso interes sierter mustern sie einander, verstohlen durchstreifen
Blicke die Aula des Jugendzentrums. Danach bilden sich
Kleingruppen: Erst setzen sie aus großen Puzzleteilen
Projektträger:
Menschenrechtsartikel zusammen. Dann ruft Samir, ein
SADAKA REUT (SR)
Ehrenamtlicher von Sadaka Reut: „Und nun zu jedem Ar -
Finanzierung „Brot für die Welt“
(drei Jahre):
ti kel einen Sketch. In zehn Minuten.“ Pnina aus Netanja
w 83.002,–
ziert sich. Sie soll mit Soumaya aus Qalanswa eine Szene
spielen. Aus der zehnminütigen Vorbereitungszeit wird
WAS KOSTET WIE VIEL?
eine halbe Stunde; immer wieder stiehlt sich Pnina von
Sommerlager pro
Jugendlichem und Tag:
w 10,–
der Bühne, beäugt Soumaya mit ihrem Kopftuch. „Sie ist
Workshop für acht
bis zehn Jugendliche:
w 50,–
wird sie mitspielen“.
einfach schüchtern“, raunt Samir Soumaya zu, „am Ende
Und das tut sie. Soumaya hatte ihr schließlich die Hand
Wochenendseminar-Teilnahme
von zwei Jugendlichen:
w 100,–
ausgestreckt – und nun lamentieren beide laut auf der
Bühne. „Nicht einmal Möbel haben wir“, klagt Soumaya
und unterdrückt ein Lachen. „Das Menschenrecht auf an gemessenes Wohnen“, errät das Publikum sofort.
Am Ende des Tages stehen die Kids in Kleingruppen
in der Eingangshalle und essen Kekse und Nutellabrot –
streng nach Herkunft getrennt. In einem Moment aber,
beim Gang zur Toilette, fasst Pnina Soumaya am Arm.
„Bist du auf Facebook?“, fragt sie. Soumaya nickt.
J A N R Ü B E L [ T E X T ] F R A N K S C H U LT Z E [ F O T O S ]
tel in Karate hat. Rawans Vorgehen hat ein Ziel: Die Teenager sollen Stellung beziehen, sich andere Meinungen
anhören und ihre eigenen Haltungen kritisch beäugen.
Das sei der erste Schritt, um Rassismus besser zu erkennen, sagt Rawan, „den eigenen und den anderer“. Die
Gruppe in Qalanswa hat sich erst vor zwei Monaten
gegründet, noch liegt eine Menge Arbeit vor der jungen
Frau. „Sehen wir uns morgen?“, fragt sie die Jugendlichen beim Abschied. Die Kids nicken und winken.
„Bist du auf Facebook?“
Am nächsten Tag sind tatsächlich viele von ihnen beim
jüdisch-palästinensischen Jugendtreffen in Netanja da bei. Auch aus Jaffa und Kefar Shalem sind Kleinbusse
eingetroffen. Eher gelangweilt lauschen 50 Jugendliche
Gemeinsam setzen die Jugendlichen Menschenrechtsartikel zusammen.
Stichwort
Schule. Und mehr als ein Drittel der einge-
„Brot für die Welt“ setzt sich dafür ein,
Bildung
schulten Kinder bricht den Schulbesuch
dass möglichst viele Menschen Zugang zu
vorzeitig ab. Die Gründe für die Bildungs-
guter Bildung bekommen:
misere sind vielfältig: So fehlen in vielen
• Wir fördern Bildungs- und Ausbildungspro-
Immer noch können fast 800 Millionen
Ent wicklungsländern
Schulen.
Zudem
Men schen weltweit weder lesen noch
herrscht häufig ein Mangel an gut ausge-
schreiben. Zwei Drittel der Analphabeten
bildeten Lehrern und brauchbaren Unter-
• Wir unterstützen unsere Partnerorganisa-
sind Frauen. Mindestens 77 Millionen Kin-
richtsmaterialien. Und oftmals können
tionen dabei, mit ihren Regierungen Refor-
der im Grundschulalter gehen nicht zur
sich die El tern das Schulgeld nicht leisten.
men des Bildungssystems auszuhandeln.
jekte, vor allem in ländlichen Gebieten und
städtischen Armenvierteln.
55
Foto: Anne Welsing
Foto: Gerd-Matthias Hoeffchen
Foto: Christoph Püschner
KLEINE SCHRITTE – GROSSE WIRKUNG
Vor drei Jahren berichteten wir ausführlich über die folgenden Projekte in den Ländern des Südens.
Seitdem hat sich eine Menge getan.
DR KONGO
SIERRA LEONE
PHILIPPINEN
Urwald in Gefahr
Fatmata geht auf Sendung
Fairer Lohn für harte Arbeit
Dank ihres erfolgreichen Eintretens für
Für ihre großartige Arbeit mit ehemaligen
Dank der Hilfe des „Brot für die Welt“-
den Erhalt des Regenwaldes findet die
Kindersoldaten erhielt die Organisation
Partners Alter Trade haben sich die
„Brot für die Welt“-Partnerorganisation
MADAM im Dezember 2008 den Friedens-
Lebens bedingungen der Zuckerrohr-
CEDEN zunehmend auch international
preis „Sievershäuser Ermutigung“. Mit
Farmer auf der philippinischen Insel
Beachtung. So wurde der Leiter der Or -
dem Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro
Negros deutlich verbessert. Laut einer
ga nisation, Pastor Mathieu Bonketo, im
konnte der Grundstein für neue Gebäude
kürzlich durchgeführten Studie liegt das
Jahr 2010 von der Europäischen Union
in der Provinzstadt Makeni gelegt werden.
Einkommen der unterstützten kleinbäu-
als Experte zu einem mehrtägigen Semi-
Diese wurden im Mai 2010 im Beisein des
erlichen Familien inzwischen um etwa
nar eingeladen, in dem es unter ande-
deutschen Botschafters Thomas Freuden -
60 bis 70 Prozent über dem anderer Klein-
rem um das EU-Aktionsprogramm gegen
hammer und seiner Frau Sieglinde feier-
bauernfamilien in ähnlicher Situation.
illegalen Holzeinschlag und -handel ging.
lich eingeweiht. Inzwischen werden die
Mehr als zwei Drittel aller unterstützten
Darüber hinaus ist CEDEN an einem Pro-
ersten Automechaniker (darunter auch
Familien sind heute in der Lage, Geld
gramm der Vereinten Nationen beteiligt,
zwei junge Frauen) in der neuen Repara-
anzusparen und in den kleinbäuerlichen
dessen Ziel es ist, die Abholzung des
turwerkstatt ausgebildet. Und in dem
Betrieb oder die Ausbildung ihrer Kinder
Regenwaldes zu verhindern oder zumin-
angrenzenden Restaurant lernen ange-
zu investieren. Alter Trade ermutigt die
dest zu verlangsamen. Nachdem die
hende Hotelfachkräfte. Neben der Aus-
Bauern auch, sich zusätzliche Einkom-
Organisation überaus positive Erfahrun-
bildung von Jugendlichen widmet sich
mensquellen zu erschließen, zum Beispiel
gen mit Um weltkursen an Schulen
die Partnerorganisation von „Brot für die
durch den Anbau von Reis, die Schweine-
gesammelt hat, wird sie künftig bereits
Welt“ in der aktuellen Projektphase auch
oder die Fischzucht. Dabei wird darauf
Vorschulkinder auf spielerische Art und
der Weiterbildung von Kleinbäuerinnen
geachtet, dass die Bauern die Umwelt
Weise für Um weltfragen sensibilisieren.
und -bauern. So hilft sie ihnen beispiels-
schonen, indem sie auf nachhaltige, bio-
Mit finanzieller Unterstützung von „Brot
weise beim Anlegen von Gemüsegärten,
logische Methoden setzen. „Vor dem
für die Welt“ sollen sieben Erzieherinnen
Fischteichen und Baumschulen. Deswei-
Start des Projektes hatten wir nicht ein-
eingestellt werden. Geeignete Räumlich-
teren werden die Kleinbauernfamilien in
mal mehr Träume“, sagt ein Zuckerrohr-
keiten für den Unterricht wurden bereits
biologischem Landbau geschult. Ziel ist
Farmer. „Aber unser Leben hat sich so
gefunden, das Inventar stellen die Dorf-
die Intensivierung und Diversifizierung
verändert, wie wir es niemals für möglich
bewohner selbst her.
der landwirtschaftlichen Produktion.
gehalten hätten.“
56
Foto: Thomas Lohnes
Foto: Gabriele Wägerle
Foto: Thomas Lohnes
N A C H B E R I C H T E
INDONESIEN
PERU
ECUADOR
Miteinander statt nebeneinander
Landwirtschaft in dünner Luft
Der Regenbogenmann hat Pläne
Durch ihr vielfältiges Dialogprogramm
Die Ernährung der Andenbevölkerung zu
Mehr als beeindruckend fällt die Bilanz
ist es der protestantischen Glaubensge-
sichern – so lautet das oberste Ziel des
des „Brot für die Welt“-Partners „Verti-
meinschaft Gereja Toraja in den letzten
peruanischen Bauerndachverbands „Con-
ente de Vida“ („Quell des Lebens“) aus. Die
Jahren gelungen, mehr Verständnis und
federación Nacional Agraria“ (CNA). Die
Organisation fördert seit 2006 Kleinbau-
Toleranz zwischen den verschiedenen
„Brot für die Welt“-Partnerorganisation
ernfamilien im ecuadorianischen Santo
Volksgruppen und Religionsgemein-
unterstützt seit 2006 in der 4.000 Meter
Domingo. Sieben der 48 unterstützten
schaften auf der indonesischen Insel
hoch gelegenen Region Junín ein Projekt
Familien gehören dem Volk der Tsáchila
Sulawesi zu schaffen. Inzwischen ist die
zur Förderung der nachhaltigen Land-
an. Fast alle Projektbeteiligten konnten
Bevölkerung immer häufiger in der Lage,
wirtschaft. Mit Erfolg: Inzwischen produ-
ihren Gemüseanbau in den letzten Jahren
aufkeimende Konflikte selbständig zu
zieren die Kleinbäuerinnen und -bauern
diversifizieren und ihre Ernte steigern.
lösen. Da alle Bewohner der Insel un ab -
im Einklang mit der Natur und den andi-
Vier von fünf besitzen nun kleine Gemüse-
hängig von ihrer Kultur und Religion die
nen Traditionen so viele Nahrungsmittel,
oder Kräutergärten mit mindestens acht
gleichen wirtschaftlichen Probleme haben,
dass sie ihre Überschüsse zweimal mo nat -
verschiedenen saisonalen Produkten.
betrachtet Gereja Toraja das ge meinsame
lich auf dem Markt des Distrikts Santa
Fast drei Viertel der Familien stellen orga -
Arbeiten an der Verbesserung der Le -
Maria del Valle verkaufen können. So er -
nischen Dünger her und nutzen natür -
bens umstände als wichtigen Ansatz,
zielen sie zusätzliche Einkünfte für ihre
liche Schädlingsvernichtungsmittel auf
den Frieden zu fördern. Die Organisation
Familien. Die Frauen spielen nicht nur in
ihren Anbauflächen. Mehrere Kilometer
unterstützt die Menschen daher beim
vielen Bereichen der Projektumsetzung
Flusslauf wurden durch Wiederauffors-
biologischen Anbau von Reis, Gemüse,
eine herausragende Rolle, sondern wer-
tung aufgewertet. Und das Selbstbe-
Kaffee und Kakao. Außerdem hilft sie
den mittlerweile auch in ihren Familien
wusstsein der Frauen ist durch ihre Ein-
ih nen, sich besser auf die zunehmenden
und in den Gemeinden stärker anerkannt.
beziehung in Entscheidungsprozesse
erheblich gestiegen. Da verwundert es
Wetterextreme infolge des schleichen-
Leiterin Lucinda Quispealaya studiert seit
den Klimawandels einzustellen. Für den
einigen Semestern Jura und wurde jüngst
nicht, dass alle Bauernfamilien inzwischen
Fall von Naturkatastrophen plant Gereja
in das Regionalparlament von Junín ge -
Überschüsse produzieren und auf dem
Toraja unter anderem die Errichtung von
wählt. So kann sie nun noch wirksamer
besten Wege sind, sich durch die Ver-
Vorratskammern, in denen Lebensmittel,
die Interessen der Kleinbauernfamilien in
marktung ihrer Bioprodukte einen verläss -
aber auch Saatgut gelagert werden.
der Regierung vertreten.
lichen Nebenverdienst zu schaffen.
57
DIE UNERMÜDLICHEN
Foto: Frank Schultze
Jahrelang sind Harald und Karin Rohr kreuz und quer durch Deutschland gereist, um in evangelischen
Kirchengemeinden für den Kauf von fair gehandeltem Kaffee zu werben. Nun haben sie ihr Ziel erreicht:
„2.000 Gemeinden trinken fair.“
Blickfang: Harald Rohr beim Kirchentag in Köln, 2007. Im Hintergrund: Ehefrau Karin.
—— Der Schlag traf ihn aus heiterem
der Pfarrer im Ruhestand wortmächtig
ihm“, sagt sie. „Bei all seinen Projekten
Himmel, mitten im Berliner Zoo. Einen
und streitbar wie eh und je. Schließlich
war ich eher jemand, der hinterher ging.“
Augenblick lang schwankte die Welt und
gibt es noch so viel zu sagen und zu tun.
mit ihr all das wilde Getier um ihn herum.
Die Positionen eines langen gemeinsamen Wirkens sind abgesteckt: Vier
Danach konnte er nur noch hohle Laute
An der Seite der Armen
er wachsene Söhne und drei Enkel bilden
stammeln. „Opa“, sagte der kleine Enkel
Morgen wird er hier in Bremen den Ab -
den familiären Rahmen, auf mehr als
an seiner Hand. „Spanisch klingt aber
schluss der Aktion „2.000 Gemeinden
zwanzig Kampagnen beläuft sich die
anders.“
trinken fair“ feiern, die er nach seiner
Bilanz des ehrenamtlichen Engagements.
Pensionierung für „Brot für die Welt“ auf
Darunter Aktionen, Demos und Boykotte,
den Weg und zum Erfolg gebracht hat.
die nicht immer das Wohlwollen seines
Bremer Hotels und wundert sich, dass er
Nein, beteuert er, nicht er allein. Ohne
Bischofs weckten, wenn es zum Beispiel
nicht für immer verstummt ist. Die Chan-
seine Frau hätte er es nicht geschafft,
darum ging, Kriegsdienstverweigerer
ce, wieder sprechen zu können, habe
sogar mehr als zweitausend Gemeinden
zu unterstützen, Proteste gegen Land-
nur bei eins zu tausend gelegen, sagt er.
für das Projekt des fairen Kaffeehandels
minen, Kinderarbeit und die südafrikani-
Doch er hat sie genutzt. Inzwischen ist
zu gewinnen. „Aber die Idee war von
sche Apartheid anzuzetteln. Oder mit
Sieben Monate danach sitzt Harald
Rohr mit seiner Frau Karin im Foyer eines
58
&
A K T I Ö N C H E N
Foto links: Christoph Püschner, Foto rechts: Michael McKee
A K T I O N E N
Im Gewand der Heiligen Elisabeth:
Karin Rohr beim Kirchentag
in Bremen, 2009.
Auftritt als Klima-Clown:
Harald Rohr beim Kirchentag
in München, 2010.
einem Hungerstreik das Gesetz anzu-
und Alpenrand vom Nutzen des Fairen
Rohr endlich zurücklehnen und den
prangern, das vorsah, Asylanten zu ver-
Handels überzeugt. „Unsere Gemeinde
Le bens abend in ihrer stillen, von alten
treiben, indem man ihnen Grundnah-
trinkt bei ihren Veranstaltungen nur noch
Linden und Walnussbäumen gerahmten
rungsmittel verweigerte.
fair gehandelten Kaffee“, steht auf den
Pfarrei genießen, eingebettet in die
kleinen Tischaufstellern, die Karin Rohr
provinzielle Idylle des Örtchens Niedern-
entworfen hat. Und auf der Rückseite wird
dodeleben bei Magdeburg.
Sand im Getriebe der Welt
„Ich war seit je ein linker Pietist“, gesteht
das Warum erklärt: „Weil wir das Aro ma
er, in der Tat, ein unbequemer Geist, eher
der Gerechtigkeit nicht missen möchten.“
Sand als Öl im Getriebe der Welt, auch
Es war nicht die einzige Hilfestellung,
Doch das hat noch Zeit. Erstmal werden sie durch Thüringen wandern, ihr
Gepäck auf zwei Esel verteilt, das Reittier
innerhalb der Kirche. Es muss zuweilen
die sie geleistet hat. Während er durch
Jesu, das Harald Rohr gern als Wappen-
anstrengend gewesen sein an seiner Sei-
die Lande tourte, hängte sie sich Morgen
tier von „Brot für die Welt“ sehen würde.
te, aber langweilig war es nie. „Du warst
für Morgen ans Telefon und klärte Pasto-
Stationen der Reise werden Gemeinden
im mer scharf und pointiert“, sagt sie.
ren über Sinn und Inhalt der Aktion auf.
am Wegesrand sein, in denen er im
„Aber manchmal waren wir blauäugig,
Und auch auf den evangelischen Kirchen-
Clownskostüm die Torheiten der Klima-
haben zu sehr in schwarz-weiß gedacht.“
tagen warb sie im Kostüm der Heiligen Eli -
politik aufspießen will. Das bunte Out -
sabeth unermüdlich für den fairen Kaffee.
fit hat sie bereits genäht und auch das
Blauäugig oder nicht, den Scharfblick
Tableau gemalt, das seine Bänkellieder
für das Menschenrecht auf Nahrung hat
er sich bewahrt. „Es darf nicht heißen:
Unruhiger Ruhestand
Brust und Keule für uns, der Abfall für
Jetzt, wo sie ihr langjähriges ehrenamtli-
die Dritte Welt!“ Er weiß, wovon er redet,
ches Engagement für „Brot für die Welt“
hat Unrecht und Elend in Indien, Ma -
beenden, könnten sich Harald und Karin
illustriert. Ruhestand?
Nachspielzeit, sagt er und scharrt mit
den Füßen.
ERDMANN WINGERT [TEXT]
Foto: Christoph Püschner
laysia, auf den Philippinen und im Kongo
erlebt, an Ufern gestanden, an denen
Leichen angeschwemmt wurden. Quälende Erfahrungen, „aber hier in Deutschland spielt die Musik, also hierbleiben,
wenn man sich nützlich machen kann.“
Von der Ostsee bis zu den Alpen
Wie im Fall der dreißig Millionen armen
Kaffeebauern in den Ländern des Südens.
Bei ihnen einzukaufen bedeutet, ihr
Überleben zu sichern. Allein bei kirchlichen
Festen rund ums Jahr fließen stattliche
Kaffeeströme und damit respektable Gelder. Jahrelang ist Harald Rohr deswegen
im Dienst von „Brot für die Welt“ kreuz
und quer durch Deutschland gereist und
Hier wird überall fairer Kaffee getrunken: Harald Rohr mit Jugendlichen, 2009.
hat Kirchengemeinden zwischen Ostsee
59
Foto: Montessori-Schule Dachau
Foto: Volksschule Winkelhaid-Penzenhofen
Foto: Kirchengemeinde Bobingen
Fairer Kaffee und Kuchen
Benefizflohmarkt für Aidswaisen
Kreative Jugendliche
Sage und schreibe 75 Kuchen hatten flei-
Nach einem erfolgreichen Afrika-Projekt-
Um Spenden für „Brot für die Welt“ zu
ßige Mitglieder der evangelisch-lutheri-
tag beschlossen Schülerschaft und Lehr-
sammeln, setzten Schülerinnen und
schen Kirchengemeinde Bobingen geba-
kräfte der Volksschule Winkelhaid-Penzen -
Schüler der Montessori-Schule Dachau
cken, um sie auf dem örtlichen Laurenti-
hofen, für bedürftige afrikanische Kinder
gleich drei verschiedene Ideen in die
usmarkt zusammen mit fair gehandeltem
zu sammeln. Sie organisierten einen Be -
Tat um: Zunächst verkauften sie selbst-
Kaffee zu verkaufen. Inmitten des Trubels
nefizflohmarkt, zu dem die Klassen eins
gemachte Marmelade, dann organisier-
erinnerte die Gemeinde daran, dass vielen
bis vier gebrauchte Spiele und Bücher
ten sie am „Tag der offenen Tür“ einen
Menschen auf der Welt das Lebensnotwen -
beisteuerten. Neben den Schülerinnen,
Flohmarkt und schließlich verkauften sie
dige fehlt und dass sie unsere Unterstüt-
Schülern und Lehrkräften nutzten auch
Weihnachtsbäume. Ihre Aktionen waren
zung benötigen. Die ehrenamtlichen Hel-
viele Eltern dieses Angebot. So kamen
so erfolgreich, dass sie insgesamt 3.400
ferinnen und Helfer nahmen 1.200 Euro
1.050 Euro zusammen, mit denen „Brot
Euro sammeln konnten. Die Hälfte davon
ein, die sie „Brot für die Welt“ spendeten.
für die Welt“ Aidswaisen in Afrika einen
spendeten sie an „Brot für die Welt“.
Foto: Brot für die Welt
zeitangeboten ermöglichen kann.
Foto: Eileen Bott
Foto: Beate Ney-Janßen
Schulbesuch und die Teilnahme an Frei-
Sportliche Helfer
Schwimmen für Brunnen in Ruanda
Unter dem Motto „Brot für die Welt –
383 Schwimmerinnen und Schwimmer
sportiv“ organisierten die 15 Gemeinden
Aktiver Landkreis
folgten der Einladung der Äbtissin des
des Kirchenkreises Stolzenau-Loccum
Keine drei Wochen nach dem schweren
Klosters Mariensee, Bärbel Görcke, und
ein Sportfest zu Gunsten eines Projektes
Erdbeben in dem Karibikstaat beteiligte
der Stadtwerke Neustadt, und nahmen
in Tansania. 7.000 Kilometer, die Entfer-
sich ein ganzer Landkreis an der Hilfsak -
am Weltwassertag an einer Benefizaktion
nung zwischen Deutschland und dem
tion „Rhön-Grabfeld hilft Haiti“. Die Kreis-
im Neustädter Hallenbad teil. Für jeden
ostafrikanischen Staat, wollten die Teil -
stadt Bad Neustadt, der Landkreis Rhön-
geschwommenen Meter spendeten die
neh menden zurücklegen: zu Fuß oder
Grabfeld sowie örtliche Banken und Zei-
Stadtwerke einen Cent für ein Projekt von
schwimmend, mit dem Fahrrad oder dem
tungen hatten dazu aufgerufen. Zentrales
„Brot für die Welt“, pro geschwommener
Rollstuhl – oder auch schwer beladen wie
Ereignis war eine Spendengala in Bad
Bahn also einen halben Euro. Insgesamt
tansanische Frauen beim Wasser- und
Neustadt, bei der unter anderem zwei
legten die sportlichen Badegäste eine
Holzholen. Sponsoren hatten sich bereit
Big Bands auftraten. Viele Schulen, Kin-
Distanz von 181.200 Metern zurück. Die
Stadtwerke rundeten den entsprechen-
erklärt, für jeden erreichten Kilometer
dergärten, Firmen und Privatpersonen
einen Euro zu spenden. Dank der sportli-
führten aber auch eigene Aktionen durch.
den Betrag auf und überreichten dem
chen Leistungen aller Teilnehmenden wur-
So kamen am Ende mehr als 118.000
„Brot für die Welt“-Beauftragten der Ev.-
de die 7.000-Kilometer-Marke sogar über -
Euro für das „Bündnis Entwicklung hilft“
luth. Landeskirche Hannovers, Uwe Becker,
troffen, so dass am Ende 7.300 Euro für
zusammen. Mehr als 33.000 Euro davon
einen Scheck über 2.000 Euro. Davon kön -
den Bau von Lehmöfen zusammenkamen.
gingen an „Brot für die Welt“.
nen in Ruanda vier Brunnen ge baut werden.
60
&
A K T I Ö N C H E N
Foto: Heilbronner Stimme
Foto: Manfred Lehmann
Foto: St. Petri Kinder- und Jugendhilfe
A K T I O N E N
Hoffnungslauf für Hungernde
Autowaschen für Haiti
Erfolgreicher Spendenmarathon
Um ein „Brot für die Welt“-Projekt in
Eine ganz besondere Idee, um Geld für
Einen Spendenmarathon für die Opfer
Angola zu unterstützen, machten sich
behinderte Kinder in Haiti zu sammeln,
des Erdbebens in Haiti organisierten
mehr als 350 Konfirmandinnen und
hatten Kinder und Jugendliche der
acht Zwölftklässler des Elly-Heuss-Knapp-
Konfirmanden des Kirchenkreises Fries-
St. Petri Kinder- und Jugendhilfe. Ihr
Gymnasiums Heilbronn. Sie verteilten an
land-Wilhelmshaven auf den Weg von
An gebot: Autoputzen gegen eine Spen-
jede der insgesamt 35 Klassen der Schule
der Zeteler St. Martinskirche ins fünf
de. Einen ganzen Samstag lang putzten
eine Spendendose und zählten täglich,
Kilometer entfernte Bockhorn. Sponso-
und polierten sie und sammelten so
wie viel die jeweilige Klasse gespendet
ren, Eltern und Jugendliche spendeten
320 Euro, die der Organisation CES in
hatte. Den Schülerinnen und Schülern der -
für die Teilnahme an diesem Hoffnungs-
Haiti zugutekommen. CES fördert behin-
jenigen Klasse, die insgesamt am meisten
lauf insgesamt mehr als 6.300 Euro.
derte Kinder und Jugendliche. Bei dem
gab, winkte am Ende eine Einladung zum
Bischof Jan Janssen lobte die Aktion mit
Beben im Januar 2010 wurden die
Pizzaessen. Mit 548 Euro Spendengeld
den Worten: „Ihr lauft für diese Menschen
Gebäude der Organisation vollständig
erreichte die Klasse 6c den ersten Platz.
und gegen den Hunger.“
zerstört, der Unterricht konnte eine
Insgesamt kamen 4.700 Euro zusammen.
Foto: Kirsten Schwanke-Adiang
Foto: Diakonie Sachsen
Foto: Sascha Sauer
Weile nicht fortgeführt werden.
Emsige Brotbäcker
Zirkuskinder halten zusammen
Mit einer Benefizvorstellung vor 120 be -
Fleißige Schüler
Seit 1971 verkaufen Mitglieder der evan-
geisterten Zuschauern unterstützte der
Sogar der Bürgermeister kam in die Evan -
gelischen Kirchengemeinde Schopfloch
Kinderzirkus Miracolix der Hofgarten-
gelische Mittelschule Lunzenau, um ein
jedes Jahr an Erntedank selbstge ba cke nes
Grundschule Welzheim die Spendenakti-
paar der 80 selbstgebackenen Kuchen
Brot zugunsten von „Brot für die Welt“.
on der Diakonie Stetten. Da der Erlös
und Torten zu probieren, die die Schüler -
Waren es im ersten Jahr noch 120 Brote,
der Aktion für den „Brot für die Welt“-
innen und Schüler zugunsten der Erdbe-
kamen bei der 40. Aktion im ver gan ge -
Partner SINANI in Südafrika bestimmt
benopfer in Haiti verkauften. Auch viele
nen Jahr mehr als 1.000 Laibe aus dem
war, passte die Vorführung der jungen
Eltern, Freunde und Nachbarn folgten
Holzofen des Gemeindebackhauses. Dafür
Artisten perfekt. Denn auch SINANI bie-
der Einladung. So konnten die 12 Schü -
waren rund 70 Frauen und einige Männer
tet ein Zirkusprojekt für junge Menschen
lerinnen und Schüler, die eine Woche
drei Tage lang beschäftigt. Ihr Einsatz hat
an. In dem Projekt können traumati-
später in Begleitung zweier Lehrerinnen
sich gelohnt: Der Verkauf brachte 2.173
sierte Kinder und Jugendliche mit Spielen,
und des Direktors in das Diakonische Amt
Euro ein, die einem Projekt in Äthiopien
Kunststücken und Akrobatik ihr Selbst-
in Radebeul kamen, „Brot für die Welt“
zugutekommen. In den 40 Jahren der
vertrauen stärken, ein Gemeinschafts-
fast 900 Euro überreichen. Dort erfuhren
Schopflocher Brotbackaktion wurden ins-
gefühl entwickeln und für eine Weile
sie von Referentin Jutta Berndt, was ihre
gesamt bereits über 30.000 Brote geba-
ihren Alltag vergessen. Die Veranstaltung
Spende in dem vom Erdbeben getroffe-
cken und mehr als 63.000 Euro für „Brot
brachte 845 Euro ein.
nen Land bewirkt.
für die Welt“ gesammelt.
61
Foto: Jörg Böthling
U N S
Foto: Florian Kopp
Ü B E R
DEN ARMEN GERECHTIGKEIT
Seit mehr als 50 Jahren setzt sich „Brot für die Welt“ für Arme und Benachteiligte in den Ländern des
Südens ein. Dabei arbeitet die Aktion der evangelischen Landes- und Freikirchen eng mit einheimischen
Partnerorga ni sationen zusammen. „Hilfe zur Selbsthilfe“ lautet das Motto.
„Brot für die Welt“ ist eine Hilfsaktion der
allen Projekten wird auf das Geschlechter -
In der Regel beträgt die Projektlaufzeit
evangelischen Landes- und Freikirchen
verhältnis geachtet, um Frauen wie Män-
drei Jahre. Die Gelder werden in Raten
in Deutschland. Sie wurde 1959 gegründet
nern die Möglichkeit zu geben, gleich -
ausbezahlt. Die Partnerorganisation
und ist Teil der Ökumenischen Diakonie,
berechtigt an der Gestaltung ihrer Gesell-
ist verpflichtet, einmal im Jahr Bericht
eines Arbeitsbereichs des Diakonischen
schaft mitzuwirken. „Brot für die Welt“
zu erstatten und eine unabhängige Buch -
Werks der EKD mit Sitz in Stuttgart. Die
unterstützt die Projekte seiner Partner
prüfung durchführen zu lassen. Hinzu
Aktion leistet in mehr als 1.000 Projekten
finanziell und begleitet sie mit fachlichem
kommen regelmäßige Besuche der Pro-
in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ost-
Rat. Transparenz, gegenseitiges Vertrauen,
jektverantwortlichen von „Brot für die
europa Hilfe zur Selbsthilfe. Schwerpunkte
aber auch regelmäßige Kontrollen sind
Welt“. So ist die zweckbestimmte Ver -
der Arbeit sind Ernährung, Bildung und
maßgeblich für eine gute Zusammenarbeit.
wendung der Mittel sichergestellt. Nach
Beendigung des Projektes legt die Part-
Gesundheit, Frieden und Menschenrechte
Vom Antrag zum Projekt
nerorganisation einen Schlussbericht vor.
Vor der Bewilligung eines Projektes müs-
Darin analysiert sie die geleistete Arbeit
Hilfe für die Ärmsten
sen die Partnerorganisationen bei „Brot
und beschreibt ihre Wirkung auf die Ziel-
In allen Projekten arbeitet „Brot für die
für die Welt“ einen Antrag stellen, in dem
gruppe. Sollte weitere finanzielle Hilfe
Welt“ eng mit einheimischen Partnerorga -
Ziele und einzelne Arbeitsschritte klar
nötig sein, um das Projekt fortzusetzen
nisationen zusammen. Diese kennen die
definiert und die Kosten genau aufgelis-
oder auszubauen, kann die Organisation
Probleme vor Ort am besten. Viele Part-
tet werden. Der Antrag wird in der Pro-
einen er neuten Antrag stellen. Dieser
durchläuft wiederum alle Prüfschritte.
sowie HIV/Aids.
nerorganisationen haben einen kirchlichen
jektabteilung von „Brot für die Welt“
Hintergrund. Gefördert werden aber auch
eingehend geprüft. Ist er schlüssig, so
Selbsthilfeinitiativen, Menschenrechts-
wird er in den Ausschuss für Ökumeni-
Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit
gruppen und andere nicht staatliche Or ga -
sche Diakonie (AÖD) eingebracht. Dieses
Nicht immer sind Probleme auf lokaler
nisationen, die sich für mehr soziale
Gremium besteht aus Vertretern und
oder regionaler Ebene zu lösen. „Brot für
Gerechtigkeit einsetzen. „Brot für die
Vertreterinnen der Landes- und Freikir-
die Welt“ betreibt daher auch Lobby-
Welt“ hilft allen Menschen – unabhängig
chen. Stimmt der Bewilligungsausschuss
und Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland
von ihrer Volks- oder Religionszugehörig -
zu, so wird mit dem Projektpartner ein
und Europa. So sollen politische Entschei-
keit. In erster Linie profitieren die beson-
Kooperationsvertrag abgeschlossen, in
dungsträger und die Öffentlichkeit für
ders armen Bevölkerungsgruppen. In
dem die Einzelheiten geregelt werden.
die Nöte der Armen sensibilisiert werden.
62
S P E N D E
K O M M T
A N
Foto: Helge Bendl
I H R E
HILFE ZUR SELBSTHILFE MIT GÜTESIEGEL
Für das Vertrauen, das Sie „Brot für die Welt“ mit Ihrer
worten zusammengefasst. Die folgenden Stichworte
Spende entgegenbringen, möchten wir Ihnen ganz
können Sie bei Ihrer Überweisung angeben. Wir garan-
herzlich danken. Ohne Ihre Großzügigkeit könnten wir
tieren Ihnen, dass die Mittel dann nur für diesen Zweck
Pro jekte, wie sie in diesem Magazin vorgestellt werden,
eingesetzt werden.
nicht fördern! Umso wichtiger ist uns, dass die uns
anvertrauten Gelder sachgerecht verwendet werden.
ERNÄHRUNG SICHERN
Daher haben wir auf verschiedenen Ebenen Kontroll-
RECHT AUF LAND
verfahren eingerichtet – von der unabhängigen Buch-
KLIMASCHUTZ
prüfung unserer Projektpartner bis hin zur Begutach-
BILDUNG
tung unserer eigenen Jahresrechnung durch eine
GESUNDHEIT
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Die ordnungsgemä-
MENSCHENRECHTE UND FRIEDEN
ße Verwendung der Mittel bestätigt uns das Deutsche
HIV/AIDS
Zentralinstitut für soziale Fragen jedes Jahr durch die
KINDER UND JUGENDLICHE
Verleihung des DZI-Spendensiegels.
FRAUEN
Spenden ohne Zweckbindung
KLEINKREDITE
Alle hier vorgestellten Projekte haben be reits eine
WASSER
FAIRER HANDEL
Finanzierungszusage bekommen, auf die sich unsere
Partnerorganisa tionen verlassen können. Wir sind
Der Weg Ihrer Spende
in der Lage, solche Zusagen zu geben, weil der größte
Spenden für „Brot für die Welt“ nehmen entgegen:
Teil unserer Spenden ohne Zweck bindung ist. Diese
leisten, wo sie notwendig ist. Und sie tragen dazu bei,
· alle evangelischen Pfarrämter
· die Diakonischen Werke der Landeskirchen
· alle beteiligten Freikirchen
den Verwaltungsaufwand niedrig zu halten.
Außerdem besteht folgendes zentrale Spendenkonto:
Spenden ermöglichen es uns, überall dort Hilfe zu
Für besondere Anliegen spenden
Manche Spenderinnen und Spender möchten mit ihrem
Geld jedoch ein be stimmtes Anliegen unterstützen.
Daher haben wir Projekte, die in ihrer Ausrichtung und
BROT FÜR DIE WELT
POSTBANK KÖLN, BLZ 370 100 50
KONTO-NR. 500 500 500
IBAN: DE93 3701 0050 0500 5005 00
BIC: PBNKDEFF
Zielsetzung ähnlich sind, unter verschiedenen Stich-
Sie können natürlich auch online spenden:
www.brot-fuer-die-welt.de/spenden
63
K O N T A K T
·
I M P R E S S U M
IMMER GUT BERATEN
Benötigen Sie weitere Informationen zu unseren Projekten? Planen Sie eine Spendenaktion? Oder möchten Sie eine Veranstaltung über die Arbeit von „Brot für die Welt“ durchführen? Wir unterstützen Sie gerne. Auch helfen wir Ihnen weiter, wenn Sie Fragen zu Ihrer Spende haben.
Sprechen Sie uns an:
CLAUDIA FLÜGE
JANINE MOZER
CLAUDIA SCHRÖDER
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0711/2159-217
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Regionale Ansprechpersonen finden Sie auf der Innenseite des Umschlages
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Materialien zu den Projekten
DIASERIEN
FOTOSERIEN
Zu allen Projekten in diesem Magazin bie-
Wenn Sie eine Ausstellung in Ihrer Kirche,
POWERPOINT-PRÄSENTATIONEN
Zu jedem Projekt gibt es eine Powerpoint-
ten wir Diaserien mit Begleittext an. Jede
in Gemeinderäumen oder in der Schule
Präsentation, die Sie für Vorträge einset-
Serie besteht aus 20 Dias und beschreibt
machen wollen, können Sie zu den Projek-
zen können. Jede Präsentation besteht
neben der Projektarbeit auch die Situation
ten eine Fotoserie mit dazugehörigen
aus 20 Folien. Die Präsentationen können
im Land. Die Diaserien sind geeignet für
Bildtexten bestellen. Jede Serie umfasst
Sie ab September kostenlos von unseren
Vorträge in Gemeinden, Schulklassen sowie
zehn Fotos im Format 20 x 30 cm.
Internetseiten herunterladen.
in Konfirmanden- und Jugendgruppen.
FILME
FALTBLÄTTER
GEMEINDEBRIEFVORLAGEN
Zu einigen Projekten in diesem Heft bieten
Zu den meisten der in diesem Magazin vor-
Eine Kurzbeschreibung des Projektes und
wir Filme an. Diese können Sie auf unse-
gestellten Projekte bieten wir auch Faltblätter im Format DIN lang an. Diese eig-
ein Foto für Ihren Gemeindebrief oder
ren Internetseiten anschauen oder als
andere Publikationen finden Sie ab Sep-
DVD bei den oben genannten An sprech -
nen sich insbesondere zur Auslage bei Ver-
tember auf unseren Internetseiten.
partner innen bestellen.
anstaltungen und Spendenaktionen.
Redaktion
Thorsten Lichtblau,
Thomas Sandner (V.i.S.d.P.)
Druck
Bechtle, Esslingen
Impressum
Herausgeber
Diakonisches Werk der EKD e. V.
für die Aktion „Brot für die Welt“
Postfach 10 11 42
70010 Stuttgart
Telefon: 0711/2159-568
E-Mail: kontakt@brot-fuer-die-welt.de
Internet: www.brot-fuer-die-welt.de
Titelfoto
Florian Kopp
Lektorat
Agentur Spu.K, Dana Haralambie
Stuttgart, März 2011
2011/22.000
Art.-Nr. 119 101 411
64
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GmbH, Darmstadt, Steven Dohn
Papier
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hergestellt aus 100 % Altpapier,
ausgezeichnet mit dem „Umweltengel“
M A T E R I A L I E N
TELEFON 0711/21 59-777
F A X 071 1 / 7 9 7 7 50 2
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___ Argentinien: „Mutig gegen den Landraub“
119 303 660
KAMPAGNE „NIEMAND IS(S)T FÜR SICH ALLEIN“
___ Indien: „Der Aufstand der Ausgebeuteten“
119 303 740
___ „Wenn das Land knapp wird“, Heft, DIN A4, 24 S.
kostenlos
129 500 290
___ Südafrika: „Auf eigenen Füßen“
119 303 750
___ „Wenn das Land knapp wird“, Faltblatt, DIN lang
kostenlos
129 500 300
___ Peru: „Das Comeback der tollen Knolle“
119 303 730
___ „Wenn das Land knapp wird“, CD-ROM, erhältlich ab 1.9.2011
___ DR Kongo: „Nein zur Gewalt“
119 303 710
___ „Land ist Leben“, Dossier, DIN A4, 24 S.
kostenlos
129 500 650
___ Vietnam: „Frauen sind keine Ware“
119 303 680
___ „Die neue Landnahme“, 2 Plakate, DIN A3, gefalzt auf DIN A4
kostenlos
129 500 710
___ Costa Rica: „Fußball für das Leben“
119 303 720
___ „Wer will schon Hunger tanken?“,
kostenlos
129 500 310
___ Kenia: „Aufklärung ohne Tabus“
119 303 700
___ „Agroenergie in Lateinamerika“,
___ Israel: „Die Friedensforscher“
119 303 690
___ „Kampagnenthemen kurz und bündig“, Mappe, DIN A4
___ Russland: „Lachen ist die beste Medizin“
119 303 670
___ „Nahrung. Eine globale Zukunftsfrage“, Faltblatt, DIN lang
Postkarte, DIN lang
Broschüre, DIN A4, 84 S.
___ „Nahrung. Eine globale Zukunftsfrage“, Heft, DIN A4, 54 S.
Fotoserien Schutzgebühr € 5,00 je Serie
€ 3,00 129 600 670
€ 3,00 122 314 018
€ 3,00 121 311 050
kostenlos
121 111 010
€ 3,00 121 311 010
___ „Kirchengemeinden bitten zu Tisch“, Heft, DIN A4, 12 S.
kostenlos
___ Argentinien: „Mutig gegen den Landraub“
119 303 560
___ „Schmeckt’s?“, Jugendbuch, 160 x 235 mm, 138 S.
€ 12,90 110 105 060
___ Indien: „Der Aufstand der Ausgebeuteten“
119 303 590
___ „Gerecht handeln. Beispiel Ananas“ , Heft, DIN A4, 40 S.
kostenlos
___ Südafrika: „Auf eigenen Füßen“
119 303 580
___ Peru: „Das Comeback der tollen Knolle“
119 303 600
ZUKUNFT FAIR TEILEN
___ DR Kongo: „Nein zur Gewalt“
119 303 620
___ „Wegmarken für einen Kurswechsel“, Broschüre, 40 S.
___ Vietnam: „Frauen sind keine Ware“
119 303 650
___ „Diskutieren – Mitdenken – Einmischen!“,
___ Costa Rica: „Fußball für das Leben“
119 303 610
___ „Der Ecological Footprint“, Buch, 135 x 207 mm, 244 S.
€ 19,90 119 303 160
___ Kenia: „Aufklärung ohne Tabus“
119 303 630
___ „Den Kurs wechseln – neue Wege gehen“,
kostenlos
117 110 050
___ Israel: „Die Friedensforscher“
119 303 640
___ „Mach mal Zukunft!“, Aktionsmappe, DIN A4, 120 S.
kostenlos
117 110 030
___ Russland: „Lachen ist die beste Medizin“
119 303 570
kostenlos
119 102 300
erhältlich ab 1.9.2011
121 111 070
121 111 150
kostenlos
117 110 140
Faltblatt, DIN lang kostenlos
119 101 430
9 Hefte, DIN A4
MATERIALVERZEICHNIS 2011/2012
Faltblätter
___ Überblick,
DIN A4, 84 Seiten
Ab dem 1. September 2011 gibt es zu den Projekten
aus diesem Magazin auch kostenlose Faltblätter.
ELEKTRONISCHE ARBEITSHILFEN
Diese können einzeln und als Satz bestellt werden.
___ Gemeinde-CD-ROM 2011
erhältlich ab 15.10.2011
€ 2,55 119 302 291
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Bei kostenpflichtigen Artikeln berechnen wir zusätzlich eine Versandkosten-Pauschale:
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Werk der EKD e.V. als Rechtsträger der Aktion „Brot für die Welt“,
ansässig in 70184 Stuttgart, Stafflenbergstr. 76. Ihre Bestellung wird
direkt von unserem Zentralen Vertrieb bearbeitet, an den Sie sich
bei Fragen wenden können unter: Diakonisches Werk der EKD e.V.,
Zentraler Ver trieb, Karlsruher Str. 11, 70771 Echterdingen. Tel.:
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Unsere Artikel liefern wir auf Rechnung; der Rechnungsbetrag ist
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MECKLENBURG
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Carsten Heinemann
Spendenkonto: 555 550
Evangelische Darlehnsgenossenschaft Kiel
Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutheri-
Evang. Kreditgenossenschaft eG
(BLZ 210 602 37)
schen Landeskirche Mecklenburgs e. V.
(BLZ 520 604 10)
Vermerk: Brot für die Welt
Körnerstraße 7
BERLIN-BRANDENBURG-
HANNOVER
Telefon: 0385/5006-147
SCHLESISCHE OBERLAUSITZ
Uwe Becker
Telefax: 0385/5006-100
Resi Michel
Diakonisches Werk der Evangelisch-
E-Mail:
Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-
Lutherischen Landeskirche Hannovers e. V.
c.heinemann@diakonie-mecklenburg.de
schlesische Oberlausitz e. V.
„Brot für die Welt”
Internet: www.diakonie-mv.de
Paulsenstraße 55 – 56
Ebhardtstraße 3 A
Spendenkonto: 6 301 150
12163 Berlin
30159 Hannover
Evangelische Kreditgenossenschaft eG
Telefon: 030/82097-203
Telefon: 0511/3604-166
(BLZ 520 604 10)
Telefax: 030/82097-105
Telefax: 0511/3604-119
Vermerk: Mecklenburg hilft!
E-Mail: michel.r@dwbo.de
E-Mail: uwe.becker@diakonie-hannovers.de
19055 Schwerin
Internet: www.diakonie-portal.de
Internet:
MITTELDEUTSCHLAND
Spendenkonto: 48 48 48
www.brot-fuer-die-welt.de/hannovers
Detlef Harland
Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 100 205 00)
Spendenkonto: 620
Diakonisches Werk Evangelischer Kirchen
EKK Kassel (BLZ 520 604 10)
in Mitteldeutschland e. V.
Vermerk: Brot für die Welt
Merseburger Straße 44
BRAUNSCHWEIG
06110 Halle
Jürgen Lausch
Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutheri-
HESSEN UND NASSAU
Telefon: 0345/12299-231
schen Landeskirche in Braunschweig e. V.
Dr. Ute Greifenstein
E-Mail: harland@diakonie-ekm.de
Klostergang 66
Zentrum Ökumene der Evangelischen
Spendenkonto: 800 8000
38104 Braunschweig
Kirche in Hessen und Nassau
Evang. Kreditgenossenschaft
Telefon: 0531/3703-202
Praunheimer Landstraße 206
(BLZ 520 604 10)
Telefax: 0531/3703-199
60488 Frankfurt am Main
Vermerk: Brot für die Welt
E-Mail: j.lausch@diakonie-braunschweig.de
Telefon: 069/976518-35
Spendenkonto: 822 858
Telefax: 069/976518-29
Norddeutsche Landesbank Braunschweig
E-Mail: ute.greifenstein@zoe-ekhn.de
(BLZ 250 500 00)
Internet: www.zentrum-oekumene-ekhn.de
OLDENBURG
Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank
Telefon: 0251/2709-790
Frerk Hinrichs
(BLZ 350 601 90)
Telefax: 0251/2709-904
E-Mail: s.portmann@diakonie-rwl.de
Diakonisches Werk Oldenburg e. V.
Kastanienallee 9 – 11
SACHSEN
Internet: www.diakonie-rwl.de
26121 Oldenburg
Jutta Berndt
Spendenkonto: 35 351
KD-Bank eG Dortmund (BLZ 350 601 90)
Telefon: 0441/21001-14
Diakonisches Werk der Evangelisch-
Telefax: 0441/21001-99
Lutherischen Landeskirche Sachsens e. V.
E-Mail: frerk.hinrichs@diakonie-ol.de
Obere Bergstraße 1
Bernd Schütze
Spendenkonto: 142 133 0001
01445 Radebeul
Amt für Mission, Ökumene und
Oldenburgische Landesbank
Telefon: 0351/8315-129
kirchliche Weltverantwortung
(BLZ 280 200 50)
Telefax: 0351/8315-3129
Olpe 35
E-Mail: oekumene@diakonie-sachsen.de
44135 Dortmund
PFALZ
Internet:
Telefon: 0231/5409-71
Dieter Weber
www.diakonie-sachsen.de/Spenden/Ausland
Telefax: 0231/5409-21
Diakonisches Werk Pfalz
Spendenkonto: 100 100 100
E-Mail: bernd.schuetze@moewe-westfalen.de
Internet: www.moewe-westfalen.de
Karmeliterstraße 20
LKG Sachsen – Bank für Kirche und Diakonie
67346 Speyer
(BLZ 350 601 90)
Telefon: 06341/5566-27
Vermerk: Brot für die Welt
Telefax: 06341/5566-26
WÜRTTEMBERG
Thomas Blickle
E-Mail: dieter.weber@diakonie-pfalz.de
SCHAUMBURG-LIPPE
Diakonisches Werk Württemberg
Spendenkonto: 10 009
Günter Hartung
Heilbronner Straße 180
Kreis- und Stadtsparkasse Speyer
Diakonisches Werk Schaumburg-Lippe e. V.
70191 Stuttgart
(BLZ 547 500 10)
Bahnhofstraße 16
Telefon: 0711/1656-121
31655 Stadthagen
Telefax: 0711/1656-49121
Telefon: 05721/9930-0
E-Mail: blickle.t@diakonie-wuerttemberg.de
POMMERN
Telefax: 05721/9930-66
Spendenkonto: 85 85 87
Holger Kummerow
E-Mail: info@diakonisches-werk-stadthagen.de
Evangelische Kreditgenossenschaft
Diakonisches Werk – Landesverband – in der
Spendenkonto: 470 142 787
Stuttgart (BLZ 520 604 10)
Pommerschen Evangelischen Kirche e. V.
Sparkasse Schaumburg
Vermerk: Brot für die Welt
Grimmer Straße 11 – 14
(BLZ 255 514 80)
17489 Greifswald
Vermerk: Brot für die Welt
Vermerk: Brot für die Welt
Telefon: 03834/8899-11
FÜR DIE FREIKIRCHEN:
Telefax: 03834/8899-33
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Gyborg Beschnidt
E-Mail: kummerow@diakonie-vorpommern.de
Christel Kohnert
Diakonische Arbeitsgemeinschaft
Internet: www.diakonie-vorpommern.de
Telefon: 04331/593-194
evangelischer Kirchen
Telefax: 04331/593-139
Reichensteiner Weg 24
E-Mail: kohnert@diakonie-sh.de
14195 Berlin
REFORMIERTE KIRCHE
Telefon: 030/83001-356
Wolfgang Wagenfeld
Diakonisches Werk der Evangelisch-
Gudrun Nolte-Wacker
Telefax: 030/83001-8356
reformierten Kirche
Telefon: 04331/593-195
E-Mail: daek@diakonie.de
Saarstraße 6
Telefax: 04331/593-139
Internet: www.daek.de
26789 Leer
E-Mail: nolte-wacker@diakonie-sh.de
Telefon: 0491/9198-203
Telefax: 0491/9198-148
Diakonisches Werk Schleswig-Holstein e. V.
E-Mail: diakonischeswerk@reformiert.de
Ökumenische Diakonie
Spendenkonto: 907 006
Kanalufer 48
Sparkasse LeerWittmund (BLZ 285 500 00)
24768 Rendsburg
RHEINLAND
schleswig-holstein
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Ulrich T. Christenn
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Claudia Broszat
Evangelische Darlehnsgenossenschaft eG
Diakonisches Werk im Rheinland e. V.
(BLZ 210 602 37)
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40470 Düsseldorf
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Sabine Portmann
E-Mail: bfdw@diakonie-rwl.de
Diakonisches Werk Westfalen e. V.
Internet: www.diakonie-rwl.de
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48147 Münster