Komplementärmedizinische Beratung in der Onkologie
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Komplementärmedizinische Beratung in der Onkologie
izinische d e rm tä n e m Komple Onkologie r e d in g n tu Bera ppe ru der Arbeitsg Ein Leitfaden G PRIO der DK 2 │ Stand: September 2014 Inhalt Leitfaden 5 Komplementäre Medizin in der Onkologie Allgemeines Evidenzbasierte Empfehlungen der AG Prävention und integrative Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft zur Beratung zu KAM 5 5 Inhalte der Beratung 8 Allgemeine Inhalte Bedeutung von Bewegung und gesunder Ernährung Evidenz und Empfehlungen zu bestimmten Methoden der komplementären oder alternativen Medizin (siehe Faktenblätter) 8 8 5 8 Supportive Therapie 10 Akupunktur 18 Aloe vera 23 Betacarotin und Vitamin A 25 Curcumin 30 EGCG (Grüner Tee) 33 Elektrohyperthermie 35 Energiefeldmedizin 36 Folsäure 39 Ginkgo 41 Ginseng 43 Glutamin 45 Glutathion 49 Granatapfel 52 Homöopathie 54 Stand: September 2014 │ 3 Krebsdiät 1: Krebskur total nach Breuß 56 Krebsdiät 2: Öl-Eiweiß-Kost nach Budwig 57 Krebsdiät 3: Kohlenhydratarme Diät und ketogene Kost 58 Krebsdiät 4: Makrobiotik 61 Lycopin 63 Medizinische Pilze 65 Mind-Body-Therapien 69 Mistel 71 Noni 75 Omega-3-Fettsäuren 77 Qigong 80 Resveratrol 82 Selen 84 Silymarin 90 Tai Chi 92 Traditionelle Chinesische Medizin 94 Vitamin C 97 Vitamin D 101 Vitamin E 106 Yoga 109 Zink 111 Weitere Angebote der TK 114 Impressum 114 4 │ Stand: September 2014 Leitfaden Komplementäre Medizin in der Onkologie Das Ziel der komplementären Medizin in der Onkologie ist es, in erster Linie dem Patienten Therapiemöglichkeiten an die Hand zu geben, über die er selber eigenständig entscheiden kann und deren Durchführung in seiner Hand liegen. Komplementäre Methoden dienen somit in erster Linie der Förderung der Patientenautonomie. Die unmittelbare Indikation für die Anwendung komplementärer Methoden ist es, die Wirkungen einer konventionellen onkologischen Behandlung nebenwirkungsärmer zu gestalten, ohne die Wirksamkeit zu gefährden, ggf. diese sogar zu verbessern. Aufgrund von möglichen unerwünschten Wirkungen der komplementären Methoden selbst als auch aufgrund von Wechselwirkungen von komplementären Methoden mit konventioneller Medizin ist es wichtig, dass komplementäre Methoden nicht unkritisch eingesetzt werden. Entsprechend ist eine Aufklärung und Beratung zu diesem Themengebiet notwendig. Allgemeines Eine Beratung zur komplementären und alternativen Medizin (KAM) sollte in das onkologische Gesamtkonzept für den jeweiligen Patienten eingebunden sein. Die Beratung sollte bevorzugt durch Fachärzte mit einem onkologischen Schwerpunkt und einer langjährigen Beratungspraxis zur KAM sowie nachweislicher wissenschaftlicher Publikationen/Tätigkeit in der Evidenzbasierten Medizin durchgeführt werden. Organisatorisch muss sichergestellt sein, dass dem Berater rechtzeitig vor der Beratung alle Unterlagen zum Krankheitsverlauf und zur bisherigen sowie aktuellen onkologischen Behandlung und ggf. auch zu Begleiterkrankungen/-therapien vorliegen. Der vorliegende Leitfaden richtet sich vor allem an Ärzte und Angehörige anderer Berufsgruppen, die ihren Patienten eine evidenzbasierte Beratung zur KAM anbieten wollen. Evidenzbasierte Empfehlungen der AG Prävention und integrative Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft für die KAM-Beratung 1. Setting der Beratung: Im Sinne der Zugänglichkeit für Patienten sollen Beratungsangebote entweder an die Regelversorgung angegliedert oder aber niedrigschwellig erreichbar sein. 2. Qualifikation der Beratenden: Beratungen erfordern nicht nur spezifisches Fachwissen über KAM-Verfahren, sondern auch onkologische Expertise und Kompetenzen in Gesprächsführung und Stand: September 2014 │ 5 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Beratung, die durch entsprechende Weiterbildungen zu erwerben und zu erhalten sind. Vorbereitung der Beratung: Die Vielfalt von KAM-Methoden mit den jeweiligen Variationen sowie die individuelle Krankheits- und Therapiesituation erfordert eine Vorbereitung. Diese kann schriftlich im Vorfeld eines Gesprächs durch z.B. Anamnesebögen geschehen. In Abhängigkeit von der Zielgruppe und ihren Bedürfnissen kann es alternativ auch sinnvoll sein, zwei Termine in kurzer Folge anzubieten und den ersten vorrangig zur Erfassung der aktuellen Situation und Anliegen zu nutzen. Begleitpersonen sollten von Anfang an in den Prozess der Beratung einbezogen werden. Ggf. sollten sie an andere psychoonkologische Beratungsangebote weiter verwiesen werden. Ablauf der Beratung: Das Verständnis des Patienten zu seiner Krankheitssituation und der Therapie sollte erfragt werden – hierzu eignet es sich z.B., den Patienten in eigenen Worten die Vorgeschichte und aktuelle Situation berichten zu lassen (aktives Zuhören, Erkennen von emotionalen Bezügen). Damit kann auch das laienätiologische Verständnis erfasst werden. Einstellungen zur KAM und Erwartungen an KAM sollten ebenso wie die bisherigen Erfahrungen mit KAM und der aktuelle Gebrauch erfragt werden. Wissens- und Verständnislücken des Patienten zur Krankheitssituation sollten vor Beginn der eigentlichen komplementärmedizinischen Beratung geschlossen werden. Dabei sollten persönliche Einstellungen des Patienten respektiert werden. Respektvolle Kommunikation bedeutet allerdings auch, divergierende Vorstellungen zwischen dem Krankheitskonzept des Patienten und der Beraterin/des Beraters zu benennen, wenn z.B. Patienten sich selbst die Schuld für eine Krebsentwicklung aufgrund einer „Krebspersönlichkeit“ zuschreiben. Die Frage, ob weitere Fragen durch den ersten Teil des Gesprächs hinzugekommen sind, sollte geklärt werden und anschließend die Beantwortung der Fragen des Patienten auf der Basis vorliegender Evidenzen erfolgen. Wenn beim Patienten bestimmte Wünsche (z.B. Verbesserung der Prognose, Linderung von Nebenwirkungen der konventionellen Therapie, aktiver Beitrag) oder laienätiologische Krankheits- und Therapiekonzepte existieren, sollten diese wenn möglich berücksichtigt werden. Die Beratung erfolgt individuell an den Bedürfnissen, Fähigkeiten und Ressourcen des Patienten orientiert. Die Beratung sollte ein breites Spektrum an KAM-Verfahren als Beratungshintergrund, aber auch anderer supportiver Maßnahmen, gesundheitsfördernder Verfahren oder Therapieangebote, z.B. 6 │ Stand: September 2014 10. 11. 12. 13. Physiotherapie, Ernährungsmedizin, körperliche Aktivität berücksichtigen. Eine Beratung zur KAM sollte immer im Rahmen eines integrativen Ansatzes erfolgen, also unter Berücksichtigung der konventionellen Therapiemöglichkeiten einschließlich einer palliativmedizinischen Begleitung und der Themengebiete Ernährung und körperliche Aktivität. In jeder Beratung sollte geprüft werden, ob und inwieweit ein Bedarf an psychologischer Unterstützung bzw. psychoonkologischer/psychotherapeutischer Begleitung bei dem Patienten besteht. Ggf. sollte der Patient auf eine Beratungsmöglichkeit hingewiesen werden. Die wesentlichen Inhalte der Beratung sollten in schriftlicher, laienverständlicher Form zusammengefasst und dem Patienten zugesandt werden. Eine Information der betreuenden Ärzte ist sinnvoll und sollte deshalb mit dem Patient besprochen werden. Möglichst sollte ein Follow-up der Patienten erfolgen. In der palliativen Situation zusätzlich zu beachten: 14. Die Auseinandersetzung und der Umgang mit Tod und Sterben wie auch mit Medizin sind nicht nur persönlich unterschiedlich, sondern auch kulturell geprägt. Ärzte berücksichtigen und respektieren die kulturelle Vielfalt ihrer Patienten. 15. Die Auseinandersetzung mit und der Einsatz von KAM dürfen notwendige Gespräche zwischen Arzt, Patient und Angehörigen zur Prognose und palliativen Behandlungszielen nicht verzögern, ersetzen oder die Verfolgung eines kurativen Ziels suggerieren. 16. Informiertheit und Aufrichtigkeit des Arztes in Bezug auf die Möglichkeiten und Grenzen medizinischer Verfahren sind auch am Lebensende ein wesentlicher Faktor einer tragfähigen Arzt-PatientBeziehung. Dies ist insbesondere bei KAM-Verfahren, für die oftmals wenig externe Evidenz vorliegt, in der Beratung sorgfältig zu beachten. Stand: September 2014 │ 7 Inhalte der Beratung Allgemeine Inhalte › Was ist komplementäre und alternative Medizin? › Unterschied zwischen komplementärer und alternativer Medizin › Bedeutung der klinischen Studien › Bedeutung der Übereinstimmung mit Konzepten der Schulmedizin › Nutzen und Risiken komplementärer und alternativer Medizin › Nutzen: › Supportive Wirkung › Seelische Wirkung › Autonomie › Risiken: › Nebenwirkungen › Interaktionen Bedeutung von Bewegung und gesunder Ernährung › Bewegung: › Während der Therapie › In der Erholungsphase › Zur Tertiärprävention und Primärprävention von Zweitmalignomen › Ernährung: › Während der Therapie › In der Erholungsphase › Zur Tertiärprävention und Primärprävention von Zweitmalignomen Evidenz und Empfehlungen zu bestimmten Methoden der komplementären oder alternativen Medizin (siehe Faktenblätter) › Die Faktenblätter haben grundsätzlich folgende Gliederung: › Methode › Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung › Wirksamkeit als supportive Therapie › Interaktionen › Unerwünschte Wirkungen › Kontraindikationen › Literatur 8 │ Stand: September 2014 Abweichend dazu ist das Faktenblatt "Supportive Therapie" gegliedert. Es handelt sich um eine Auflistung von Symptomen, ergänzt durch komplementärmedizinische Methoden. Stand: September 2014 │ 9 Supportive Therapie Fatigue Ginseng (siehe dort) Die Arbeitsgruppe von Barton hat bisher drei randomisierte kontrollierte Studien zum Einsatz von Ginseng bei Fatigue durchgeführt. Zwei Arbeiten sind vollständig publiziert. Bei Dosierungen von 1000-2000 mg/Tag wurden Verbesserungen im Brief-Fatigue-Inventory (BFI) gesehen, die jedoch nur in einer der beiden Studien signifikant waren (Barton 2007, 2010). Die dritte Arbeit wurde bisher nur als Abstract veröffentlicht. Gewichtsverlust, Kachexie Omega-3-Fettsäuren (siehe dort) 2007 erschienen zwei systematische Reviews zur Frage des Einflusses von Omega-3-Fettsäuren auf den Gewichtsverlust. Bei gastrointestinalen Tumoren wurde eine positive Wirkung beschrieben. Die empfohlene Dosis liegt bei 1,5 g/Tag (Colomer 2007). Dagegen kommt das Cochrane-Review zu der Schlussfolgerung, dass es keine ausreichenden Daten für eine positive Empfehlung gibt (Dewey 2007). Auch ein systematisches Review zur Therapie der Kachexie in der palliativen Situation fand keine ausreichende Evidenz (Ries 2011). In einer randomisierten kontrollierten Studie führte die Gabe von Omega-3Fettsäuren (2,2 g EPA/Tag) bei Patienten mit Bronchialkarzinom zu einem Erhalt der Muskelmasse und des Körpergewichts (Murphy 2011). Hormonentzugserscheinungen Körperlich aktive Patienten haben weniger Beschwerden durch Hormonentzugserscheinungen als weniger aktive oder inaktive. Angelica Zwei Reviews aus dem Jahre 2002 und 2005 kommen zu dem Ergebnis, dass für Angelica bezüglich einer Verminderung von Hitzewallungen keine positiven Studien vorliegen (Kronenberg 2002, Haimov-Kochmann 2005). 10 │ Stand: September 2014 Cimicifuga Die Frage, ob Traubensilberkerzenextrakt menopausale gesunden Frauen verbessert, ist umstritten. Prospektive Studien bei Patientinnen mit Mammakarzinom liegen nicht klinischen Untersuchungen deuten darauf hin, dass es zu von hormonabhängigen Zellen kommt (Walji 2007). Beschwerden bei placebokontrollierte vor. Die bisherigen keiner Proliferation In einer doppelblind placebokontrollierten Studie erhielten Patientinnen nach Mammakarzinom Cimicifuga oder Placebo. Die Anzahl der Hitzewallungen wurde nicht signifikant beeinflusst, allerdings geben die Autoren eine signifikante Verbesserung des Schwitzens an. Eine Kontrolle der FSH und LH-Werte ergab keinen Einfluss durch Cimicifuga. Die Studie ist limitiert durch eine hohe Dropout-Rate (19 Prozent), eine Therapiezeit von lediglich zwei Monaten und die niedrige Dosis von Cimicifuga (40 mg/Tag) (Jacobson 2001). Hypnose Bei 60 Frauen mit Mammakarzinom und Hitzewallungen wurde randomisiert eine Hypnosetherapie über fünf wöchentliche Sitzungen oder keine Behandlung durchgeführt. Die Patientinnen hatten vor der Intervention über mindestens einen Monat 14 und mehr Hitzewallungen wöchentlich angegeben. Primärer Endpunkt war ein bivariates Konstrukt aus Anzahl der Hitzewallungen und deren Intensität. Sekundärer Endpunkt war der Einfluss der Hitzewallungen auf die täglichen Aktivitäten. 51 Frauen beendeten die Studie. Der Score der Hitzewallungen nahm um 68 Prozent ab (p<0,001). Die Patientinnen berichteten außerdem über deutlich weniger Angstdepressionen und Einfluss auf die täglichen Aktivitäten sowie einen verbesserten Schlaf (p<0,005) (Elkins 2008). Lignane In einer randomisierten placebokontrollierten doppelblinden Studie führte ein Leinsamenriegel mit einem hohen Lignangehalt nicht zu einer Verbesserung der Hitzewallungen (Pruthi 2012). Salbei In einer Pilotstudie erhielten Patienten mit Prostatakarzinom unter Androgenentzug Salvia officinalis 150 mg Extrakt drei Mal täglich. Als Endpunkt wurde ein Score aus Anzahl und Schwere der Hitzewallungen und Lebensqualität gewählt. Der mittlere Score nahm signifikant ab, ein Einfluss auf Lebensqualität war nicht nachweisbar. Es wurden keine Nebenwirkungen beschrieben. Stand: September 2014 │ 11 Sojaprodukte Die Daten zur Wirksamkeit von Sojaprodukten sind widersprüchlich. Bis auf eine Arbeit (Albertazzi 1998) konnten keine signifikanten Effekte bei gesunden menopausalen Frauen gezeigt werden (Upmalis 2000, Burke 2003, Faure 2002, van Patten 2002). Drei randomisierte kontrollierte Studien zeigten einen positiven Effekt auf die Knochenmineraldichte (Atkinson 2004, Chen 2004, Chiechi 2002). Untersuchungen zu Sojaextrakten bei Patientinnen mit Mammakarzinom und Hormonentzugserscheinungen liegen nicht vor. Vitamin D und muskuloskelettale Beschwerden unter Aromataseinhibitoren (siehe dort) In einer randomisierten doppelblind placebokontrollierten Studie erhielten Patientinnen mit muskuloskelettalen Beschwerden unter Aromataseinhibitoren in Anpassung an den 25(OH)Vitamin D-Spiegel hochdosiertes Vitamin D3 oder Placebo. Es kam zu einer signifikanten Verbesserung der Beschwerden. Die Knochendichte am Femurhals nahm in der Placebogruppe ab, nicht in der Verumgruppe (Rastelli 2011). Mukositis Aloe (siehe dort) Das Cochrane-Review zur Prävention der oralen Mukositis unter antitumoraler Therapie sieht für Aloe-Extrakt eine positive Evidenz (Worthington 2011). Homöopathie Eine randomisierte placebokontrollierte doppelblinde Studie bei Kindern zeigt, dass mit einer Mundspülung mit Traumeel S (Arnica D2, Calendula D2, Millefolium D3, Kamille D3, Symphytum D6, Belladonna D2, Aconitum D2, Bellis perennis D2, Hypericum D2, Echinacea angustifolia D2, Echinacea proporea D2, Hamamelis D1, Mercurius Sol. D6 und Hepar sulforis D6) es zu einer signifikanten Reduktion der Mukositis kommt (Oberbaum 2001). Honig Mehrere Studien wurden zur Wirkung von Honig bei oraler Mukositis durchgeführt. In einer randomisierten kontrollierten Studie erhielten Patienten mit ALL und oraler Mukositis Grad 2-3 Honig oder eine Mischung aus Honig, 12 │ Stand: September 2014 Olivenöl, Propolisextrakt und Bienenwachs. Die Erholungszeit war mit Honig signifikant kürzer als in der Kontrollgruppe (Abdulrhman 2012). Weitere vier randomisierte kontrollierte Studien zeigen eine Verbesserung der oralen Mukositis während Radiatio oder Radiochemotherapie durch Honig (Motallebnejad 2008, Rashad 2008, Khanal 2010, Maiti 2012), dagegen konnte eine weitere Arbeitsgruppe keinen positiven Effekt feststellen (Hawley P 2013). Vitamin E In einer doppelblind placebokontrollierten Studie wurden Mundspülungen mit öliger Lösung mit Vitamin E während einer Radiatio untersucht. Es kam zu einer signifikanten Verminderung der Mukositis und der Schmerzen. Auf das Überleben zeigte sich in dieser kleinen Studie kein Einfluss (Ferreira 2004). Polyneuropathie die Wirkungen von In einem systematischen Review wurden Nahrungsergänzungsmitteln auf durch Chemotherapie induzierte periphere Polyneuropathien untersucht. Untersuchte Substanzen waren Vitamin E, LCarnitin, Glutathion, Vitamin B6, Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Calcium, Alphaliponsäure und N-Acetylcystein. Eingeschlossen wurden randomisierte klinische Studien. Für keine der Substanzen konnte eine ausreichende Evidenz gezeigt werden (Schloss 2013). Übelkeit und Erbrechen Akupunktur Ein Cochrane-Review fasst die Ergebnisse von elf Studien so zusammen, dass es zu einer Reduktion von akutem Erbrechen, nicht jedoch zu einer Verminderung von akuter oder verzögerter Übelkeit im Vergleich kommt. Akupressur vermindert akute Übelkeit, nicht akutes oder verzögertes Erbrechen. Elektrostimulation zeigt keine Effekte (Ezzo 2006). Danach wurden eine Reihe weiterer kontrollierter Studien publiziert: › Kein Einfluss auf akute Übelkeit und akutes Erbrechen, Verminderung von verzögerter Übelkeit und Erbrechen (Dibble 2007) › Verminderung von Übelkeit durch Injektion von Vitamin B6 am Punkt PC6, nicht jedoch durch Akupunktur oder Vitamin B6-Injektion allein (You 2009) › Kein Effekt auf die Übelkeit bei abdomineller Bestrahlung (Enblom 2012) › Kein Unterschied zwischen Verum- und Shamakupunktur bei Kindern (Yeh 2012) Stand: September 2014 │ 13 Ingwer Drei randomisierte Studien zeigten ebenfalls signifikant positive Effekte von Ingwer in Kombination mit 5-HT3-Antagonisten (Pillai 2001, Ryan 2012, Panahi 2012). Währenddessen hat eine weitere randomisierte doppelblind placebokontrollierte Studie keine Verbesserung bei einer Kombination von Ingwer, 5-HT3-RezeptorAntagonist und Aprepitant gezeigt (Zick 2009). Xerostomie Akupunktur (siehe dort) In einem systematischen Review wurden drei Arbeiten zusammengefasst, davon zwei mit einem moderaten Risiko für einen Bias, eine mit einem hohen Risiko. Alle drei Artikel berichteten über eine signifikante Reduktion der Xerostomie (O’Sullivan 2010). In einer randomisierten Studie berichtete die Verumgruppe seltener über einen trockenen Mund, bei den Speichelflussmessungen ergab sich kein Unterschied (Simcock 2013). Literatur Abdulrhman M et al. Honey and a mixture of honey, beeswax, and olive oilpropolis extract in treatment of chemotherapy-induced oral mucositis: a randomized controlled pilot study. Pediatr.Hematol.Oncol. 29.3 (2012): 285-92. Albertazzi P et al., The effect of dietary soy supplementation on hot flushes, Obstetrics & Gynecology 1998, 91: 6-11. Atkinson C et al., The effects of phytoestrogen isoflavones on bone density in women, Am J Clin Nutr 2004, 79;: 236-333. Barton DL et al. 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Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch. Stand: September 2014 │ 17 Akupunktur Akupunktur wird bei Tumorpatienten für unterschiedliche supportive Indikationen eingesetzt. Für die Bewertung werden im Folgenden vorwiegend systematische Reviews und nach deren Erscheinen publizierte randomisierte kontrollierte Studien verwendet. Methode/Substanz Bei der Akupunktur werden Nadeln an bestimmten auf Meridianen liegenden Punkten gestochen. Die heute bekannten Meridiane stimmen wahrscheinlich nicht mit alten Traditionen überein, sondern sind in der Neuzeit festgelegt worden. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine Daten. Wirksamkeit als supportive Therapie Übersichtsarbeiten Zwei systematische Reviews aus den Jahren 2009 und 2013 fassen in einem Fall 26 Studien mit Patientinnen mit Mammakarzinom, im anderen Fall 41 randomisierte klinische Studien bei Tumorpatienten zusammen. Beide fanden außer bei Übelkeit und Erbrechen keinen Vorteil für die Akupunktur (Chao 2009; Garcia 2013). Muskel- und Gelenkbeschwerden unter antihormoneller Therapie In einer Studie zur Elektroakupunktur konnte kein Vorteil für die Verumgegenüber der Shamakupunktur gezeigt werden (Oh 2013); gleiches gilt für eine Studie mit echter Akupunktur (Bao 2013). Fatigue Ein systematisches Review beschreibt, dass vier RCTs einen Vorteil für Akupunktur im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigen; drei RCTs keinen. Auch in den positiven Studien ist unklar, ob es sich um Akupunktureffekte handelt oder um unspezifische Effekte (Posadzki 2013). Auch eine 2013 publizierte randomisierte, mit Shamakupunktur kontrollierte Studie hatte keinen Vorteil ergeben (Deng 2013). 18 │ Stand: September 2014 Schmerzen Zur Therapie von Tumorschmerzen wurden drei systematische Reviews, darunter ein Cochrane-Review publiziert, die aufgrund der schlechten Studienqualität keine ausreichenden Daten für den Nachweis einer schmerzreduzierenden Wirkung der Akupunktur bei Tumorpatienten fanden (Lee 2005, Paley 2011, Choi 2012). Übelkeit und Erbrechen Ein Cochrane-Review fasst die Ergebnisse von elf Studien so zusammen, dass es zu einer Reduktion von akutem Erbrechen, nicht jedoch zu einer Verminderung von akuter oder verzögerter Übelkeit im Vergleich kommt. Akupressur vermindert akute Übelkeit, nicht akutes Erbrechen oder verzögertes Erbrechen. Elektrostimulation zeigt keine Effekte (Ezzo 2006). Danach wurden eine Reihe weiterer kontrollierter Studien publiziert: › Kein Einfluss auf akute Übelkeit und akutes Erbrechen, bei verzögerter Übelkeit und Erbrechen Reduktion (Dibble 2007) › Verminderung von Übelkeit durch Injektion von Vitamin B6 am Punkt PC6, nicht jedoch durch Akupunktur oder Vitamin B6-Injektion allein (You 2009) › Kein Effekt auf die Übelkeit bei abdomineller Bestrahlung (Enblom 2012) › Kein Unterschied zwischen Verum- und Shamakupunktur bei Kindern (Yeh 2012) Xerostomie In einem systematischen Review wurden drei Arbeiten zusammengefasst, davon zwei mit einem moderaten Risiko für einen Bias, eine mit einem hohen Risiko. Alle drei Artikel berichteten über eine signifikante Reduktion der Xerostomie (O’Sullivan 2010). In einer randomisierten Studie berichtete die Verumgruppe weniger über trockenen Mund, bei den Speichelflussmessungen ergab sich kein Unterschied (Simcock 2013). Hormonentzugserscheinungen Weder ein systematisches Review aus dem Jahr 2008 noch die CochraneAnalyse konnten einen signifikanten Benefit für die Akupunktur finden (Lee 2009, Rada 2010). Danach wurden eine Reihe weiterer Studien publiziert (aufgeführt nur die Studien mit Kontrollgruppe): Stand: September 2014 │ 19 › Kein Vorteil der Verum- gegenüber einer Scheinakupunktur; lediglich in einer Subanalyse bezüglich nächtlicher Hitzewallungen signifikanter Unterschied zu Gunsten der Akupunkturgruppe (Liljegren 2010) › Beim Vergleich von Akupunktur oder Venlafaxin kein Unterschied, nach Beendigung der Therapie in der Venlafaxin-Gruppe Zunahme der Hitzewallungen, in der Akupunkturgruppe bleibend niedrige Beschwerden; keine Nebenwirkungen unter Akupunktur, aber unter Venlafaxin (Walker 2010) Luftnot In einer randomisierten placebokontrollierten Pilotstudie wurde kein Effekt gesehen (Vickers 2005). Interaktionen Keine bekannt. Unerwünschte Wirkungen Keine bekannt. Kontraindikationen Keine bekannt. Literatur Bao T et al. A dual-center randomized controlled double blind trial assessing the effect of acupuncture in reducing musculoskeletal symptoms in breast cancer patients taking aromatase inhibitors. Breast Cancer Res.Treat. 138.1 (2013): 167-74. Chao, L. F., et al. The efficacy of acupoint stimulation for the management of therapy-related adverse events in patients with breast cancer: a systematic review. Breast Cancer Res.Treat. 118.2 (2009): 255-67. Choi TY et al. Acupuncture for the treatment of cancer pain: a systematic review of randomised clinical trials. Support.Care Cancer 20.6 (2012): 1147-58. Deng G et al. Acupuncture for the treatment of post-chemotherapy chronic fatigue: a randomized, blinded, sham-controlled trial. Support.Care Cancer 21.6 (2013): 1735-41. Dibble SL et al. Acupressure for chemotherapy-induced nausea and vomiting: a randomized clinical trial. Oncol.Nurs.Forum 34.4 (2007): 813-20. Enblom A et al. Acupuncture compared with placebo acupuncture in radiotherapy-induced nausea: a randomized controlled study. Ann.Oncol. 23.5 (2012): 1353-61. 20 │ Stand: September 2014 Ezzo JM et al. Acupuncture-point stimulation for chemotherapy-induced nausea or vomiting. Cochrane.Database.Syst.Rev.2 (2006): CD002285. Garcia MK et al. Systematic review of acupuncture in cancer care: a synthesis of the evidence. J.Clin.Oncol. 31.7 (2013): 952-60. Lee HK et al. Acupuncture for the relief of cancer-related pain: a systematic review. Eur.J.Pain 9.4 (2005): 437-44. Lee MS et al. Acupuncture for treating hot flashes in breast cancer patients: a systematic review. Breast Cancer Res.Treat. 115.3 (2009): 497-503. Lee MS et al. Acupuncture for treating hot flushes in men with prostate cancer: a systematic review. Support.Care Cancer 17.7 (2009): 763-70. Liljegren A et al. Reducing vasomotor symptoms with acupuncture in breast cancer patients treated with adjuvant tamoxifen: a randomized controlled trial. 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Stand: September 2014 │ 21 Hinweis Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt. Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt, ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch. 22 │ Stand: September 2014 Aloe vera Methode/Substanz Aloe vera-Extrakt wird aus dem inneren Blattanteil der Aloe-Pflanze gewonnen. Es enthält Mono- und Polysaccharide, Tannine, Sterole, organische Säuren, Enzyme, Saponine, Emodin, Vitamine und Mineralien. Aloe-Emodin ist ein Anthraquinonderivat. Aloe vera-Extrakte werden traditionell im Bereich der Wundheilung eingesetzt. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung In einer kontrollierten Studie erhielten Patienten mit metastasierenden soliden Tumoren eine Chemotherapie mit oder ohne Aloe vera-Extrakt. Die Aloe veraDosis lag oral bei 10 mg dreimal täglich. Eingeschlossen wurden Patienten mit Lungen-karzinom, kolorektalem Karzinom oder Magen- bzw. Pankreaskarzinom. Nach Angaben der Autoren kam es zu einer signifikant höheren Rate an Tumorregressionen sowie einem höheren 3-Jahres-Überleben (Lissoni 2009). Wirksamkeit als supportive Therapie Orale Mukositis Das Cochrane-Review zur Prävention der oralen Mukositis unter antitumoraler Therapie sieht für Aloe vera-Extrakt eine positive Evidenz (Worthington 2011). Eine Metaanalyse von fünf randomisiert-kontrollierten Studien ergab keinen Hinweis auf eine positive Wirkung von Aloe vera-Extrakt auf die Hauttoxizität bei topischer Anwendung während einer Bestrahlung (Richardson 2005). Interaktionen Saft aus Aloe vera inhibiert CYP3A4 und CYP2D6. Unerwünschte Wirkungen Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen sowie eine Flush-Symptomatik. Aufgrund des Emodin-Gehaltes kann es zu Durchfällen kommen. Ein Einzelfall beschreibt eine Patientin mit einer Hypokaliämie (Baretta 2009). Stand: September 2014 │ 23 Unter der Einnahme von Aloe vera wurden Schilddrüsenfehlfunktionen, eine Hepatitis sowie eine vermehrte perioperative Blutungsneigung beschrieben (Lee 2004, Pigatto 2005, Rabe 2005). Mehrere Tierversuche deuten auf eine karzinogene Wirkung hin (National Toxicology Program 2010, Pandiri 2011, Boudreau 2013). Ebenfalls im Tierexperiment konnte gezeigt werden, dass Acemannan aus Aloe vera zu entzündlichen Veränderungen in Lunge, Leber und Milz führen kann (Fogleman 1992). Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Baretta Z et al. Aloe-induced hypokalemia in a patient with breast cancer during chemotherapy. Ann.Oncol. 20.8 (2009): 1445-46. Boudreau MD et al. Clear evidence of carcinogenic activity by a whole-leaf extract of Aloe barbadensis miller (aloe vera) in F344/N rats. Toxicol.Sci. 131.1 (2013): 26-39. Fogleman RW et al. Toxicologic evaluation of injectable acemannan in the mouse, rat and dog. Vet.Hum.Toxicol. 34.3 (1992): 201-05. Lee A et al. Possible interaction between sevoflurane and Aloe vera, Pharmacother, 2004 Oct, 38 (10), 1651-4. Lissoni P et al. A randomized study of chemotherapy versus biochemotherapy with chemotherapy plus Aloe arborescens in patients with metastatic cancer. In Vivo 23.1 (2009): 171-75. Photocarcinogenesis study of aloe vera [CAS NO. 481-72-1(Aloe-emodin)] in SKH-1 mice (simulated solar light and topical application study). Natl.Toxicol.Program. Tech.Rep.Ser.553 (2010): 7-97, 99. Pandiri AR et al. Aloe vera non-decolorized whole leaf extract-induced large intestinal tumors in F344 rats share similar molecular pathways with human sporadic colorectal tumors. Toxicol.Pathol. 39.7 (2011): 106574. Pigatto PD et al. Aloe linked to thyroid dysfunction. Arch.Med.Res. 36.5 (2005): 608. Rabe C et al. Acute hepatitis induced by an Aloe vera preparation: a case report. World J.Gastroenterol. 11.2 (2005): 303-04. Richardson J et al. Aloe vera for preventing radiation-induced skin reactions: a systematic literature review. Clin.Oncol.(R.Coll.Radiol.) 17.6 (2005): 478-84. 24 │ Stand: September 2014 Worthington HV et al. Interventions for preventing oral mucositis for patients with cancer receiving treatment. Cochrane.Database.Syst.Rev.4 (2011): CD000978. Hinweis Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt. Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt, ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch. Stand: September 2014 │ 25 Betacarotin und Vitamin A Methode/Substanz Betacarotin und Vitamin A gehören zu den sog. Antioxidantien. Es liegen umfassende Untersuchungen zur Prävention mit Betacarotin als Nahrungsinhaltsstoff und Supplement vor. Wenige Untersuchungen konzentrieren sich auf den Einsatz bei Tumorpatienten. Unterschieden werden muss zwischen der Nahrungsaufnahme und der Supplementierung. Insbesondere beim Vitamin A muss außerdem noch der Einsatz von hochdosiertem Vitamin A unterschieden werden. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Kopf-Hals-Tumoren Bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren führt die Gabe von Vitamin A (300.000 Einheiten täglich für ein Jahr, gefolgt von 150.000 Einheiten im zweiten Jahr) und ACC (600 mg täglich für zwei Jahre) oder die Kombination beider Substanzen im Vergleich zu einer Placebogabe nicht zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens oder Eventfree Survivals (van Zandwijk 2000). Auch die Gabe von 75 mg Beta-Carotin über drei Monate mit anschließender einmonatiger Pause und Wiederholung dieser Zyklen über insgesamt drei Jahre verbessert das Überleben nicht (Toma 2003). Die Kombination von Betacarotin und α-Tocopherol führt bei Patienten mit KopfHals-Tumoren nach kurativer Behandlung zu einer erhöhten Rate von sekundären Tumoren und einer erhöhten Rezidivrate (Bairati 2005, Meyer 2007). Bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren führt die Gabe von Vitamin A (300.000 Einheiten täglich für ein Jahr, gefolgt von 150.000 Einheiten im zweiten Jahr) und ACC (600 mg täglich für zwei Jahre) oder die Kombination beider Substanzen im Vergleich zu Placebo zu einer grenzwertigen Verminderung der Rezidiv- und Zweittumorrate. Ein Einfluss auf das Überleben konnte nicht nachgewiesen werden (Pastorino 1993). Lungentumoren Die hochdosierte Vitamin A-Gabe nach kurativer Operation eines nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms im Stadium I (300.000 IU über 12 Monate) führt in einer placebokontrollierten randomisierten Studie zu einer signifikanten Verminderung der Rezidiv- und Zweittumorrate (Pastorino 1993). 26 │ Stand: September 2014 In einer randomisierten Studie führte die Kombination von Vitamin C (6100 mg/Tag), dl-Alpha-Tocopherol (1050 mg/Tag) und Beta-Carotin (60 mg/Tag) nicht zu einer Verbesserung der Prognose durch die Chemotherapie im Vergleich zu einer alleinigen Chemotherapiegabe (Pathak 2005). Zervixkarzinom Eine randomisierte placebokontrollierte Studie bei Patientinnen mit High grade zervikaler intraepithelialer Neoplasie zeigt keine Verbesserung durch BetaCarotin (30 mg täglich) (Keefe 2001). Bei inoperablem Zervixkarzinom führt die Kombination von hoch dosiertem Vitamin A (1,5 Mio. Einheiten täglich, Gesamtdosis 30 Mio. Einheiten) im Vergleich zu einer alleinigen Bestrahlung zu weniger Rezidiven, allerdings wurde keine Signifikanz erreicht (Kucera 1980). CML In einer randomisierten placebokontrollierten Studie führte die Gabe von Vitamin A zu Busulfan zu keiner Verbesserung der Sterblichkeit (Meyskens 1995). Prostatakarzinom In einer randomisierten placebokontrollierten Studie führt die Hinzugabe von Betacarotin (50 mg jeden zweiten Tag) zu einer Strahlentherapie zu keiner Verlängerung des Überlebens oder der Zeit bis zur Knochenmetastasierung (Margalit 2011). Wirksamkeit als supportive Therapie Chronische Proktitis nach Radiatio In einer randomisiert doppelblind placebokontrollierten Studie führte Retinolpalmitat (10.000 IU/Tag über 90 Tage) zu einer nicht signifikanten Verbesserung der Symptome (Ehrenpreis 2005). Orale Mukositis Das Cochrane-Review von 2007 fand keine positive Evidenz für Betacarotin (Worthington 2007). Interaktionen Betacarotin und Vitamin A sind Antioxidantien. Es wird diskutiert, ob sie die Wirkung von Chemo- und Strahlentherapie abschwächen können. Stand: September 2014 │ 27 Die Kombination von hochdosiertem Vitamin A (200.000 Einheiten pro Woche über 1 Jahr) führt in einer randomisierten placebokontrollierten Studie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren nach Radiatio zu einer höheren Rezidivrate (Jyothirmayi 1996). Unerwünschte Wirkungen Vitamin A kann überdosiert werden. Bei Gaben von 25.000 IU/kg Körpergewicht sind akute Überdosierungen mit Übelkeit, Erbrechen, Schläfrigkeit möglich. Aus einer chronischen Überdosierung können Anorexie, Reizbarkeit, Hautveränderungen mit Rhagaden der Mundwinkel und Haarausfall, Fieber, schmerzhafte Veränderungen an den Knochen (periostale Schwellungen), zerebrale Krampfanfälle resultieren. Schwere Leberschäden bis zur Zirrhose wurden beschrieben. Es kann zu einem intrakraniellen Druckanstieg kommen. Bei der gemeinsamen Gabe mit hepatotoxischen Medikamenten steigt das Risiko. Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Bairati I et al, A randomized trail of antioxidant vitamins to prevent second primary cancers in head and neck cancer patients, J Natl Cancer Inst 2005, 97: 481-8. Ehrenpreis ED et al., Disease of the Colon and Rectum, 2005;48(1):1-8. Jyothirmayi R et al., Efficacy of vitamin A in the prevention of loco-regional recurrence and second primaries in head and neck cancer, Eur J Cancer B Oral Oncol, 1996 Nov, 32 B(6):373-6. Keefe KA et al., A randomized, double blind, Phase III trial using oral betacarotene supplementation for women with high-grade cervical intraepithelial neoplasia, Cancer epidemiol Biomarkers Prev., 2001 Oct, 10(10): 1029-35. Kucera H et al, Adjuvanticity of vitamin A in advanced irradiated cervical cancer, Wien Klin Wochenschr Suppl 1980, 118: 1-20. Margalit, D. N., et al. Beta-carotene Antioxidant Use During Radiation Therapy and Prostate Cancer Outcome in the Physicians' Health Study. 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Nach drei Monaten erfolgte ein Crossover. Daran schloss sich eine open-label extension study an. Die Patienten erhielten in dieser Phase 8 g Curcumin. 25 Patienten beendeten die verblindete Studie und 18 die Extension. Es kam zu einer Verminderung der freien Leichtketten, der Differenz zwischen klonaler und nichtklonaler Leichtketten sowie der freien Leichtketten. uDPYD als Marker der Knochenresorption nahm im Curcuminarm ab und im Placeboarm zu (Golombick 2012). Wirksamkeit als supportive Therapie Radiodermatitis In einer randomisiert doppelblind placebokontrollierten Studie erhielten Patientinnen mit Mammakarzinom während der Bestrahlung 2 g Curcumin dreimal täglich oder Placebo. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf Hautrötung, Schmerzen oder Symptome (Ryan 2013). Interaktionen In zahlreichen In-vitro- und In-vivo-Experimenten wurden synergistische Wirkungen mit Chemo- und Strahlentherapie beschrieben. Einige In-vitro-Studien sprechen jedoch auch für antagonistische Wirkungen. Unerwünschte Wirkungen In Phase 1-Studien wurde gezeigt, dass Curcumin bis zu einer Dosis von 12 g/Tag sicher angewendet werden kann (Anand 2007). 30 │ Stand: September 2014 Zu den Nebenwirkungen von Curcumin gehören abdominelles Völlegefühl, Übelkeit und Diarrhö (Sharma 2001, Hsu 2007, Epelbaum 2008). Durch eine Stimulation der Kontraktion der Gallenblase kann es zu Beschwerden bei vorliegenden Gallensteinen kommen (Rasyid 1999). Curcumin hat eine die Thrombozytenfunktion hemmende Wirkung und kann die Blutungsneigung unter Koagulantien verstärken (Shah 1999). Curcumin hat in vitro östrogenartige Wirkungen (Bachmeier 2010). Aus einem Tierversuch gibt es Hinweise auf eine karzinogene Wirkung (DanceBarnes 2009). Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Anand, P., et al. "Bioavailability of curcumin: problems and promises." Mol.Pharm. 4.6 (2007): 807-18. Bachmeier, B. E., et al. 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Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Tertiärprävention nach Kolonpolyp oder Kolonkarzinom In einer prospektiven Kohortenstudie führte die Flavonoidmischung aus Apigenin und EGCG (je 20 mg täglich) zu einer signifikanten Verminderung von Rezidiven (Hoensch 2008). Tertiärprävention nach Mammakarzinom Eine Metaanalyse aus Beobachtungsstudien zeigt eine signifikante Verminderung des Rezidivrisikos nach Mammakarzinom (Seely 2005). Tertiärprävention nach Ovarialkarzinom Ein systematisches Review beschreibt für das Ovarialkarzinom eine verbesserte Prognose aus Beobachtungsstudien (Trudel 2012). Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen zeigen vielfach synergetische Wirkungen mit verschiedenen Chemotherapeutika. Auf der anderen Seite ist EGCG ein starkes Antioxidans. Eine Wirkungsabschwächung von Chemo- und Strahlentherapie wurde in vitro gezeigt (Thomas 2011). EGCG inhibiert in vitro die Wirkung von Sunitinib und Bortezomib (Thomas 2011, Golden 2009). Unerwünschte Wirkungen Nebenwirkungen von EGCG sind Übelkeit, Erbrechen, Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Diarrhö, Bauchschmerzen und Verwirrung (Jatoi 2003). Stand: September 2014 │ 33 Eine Phase-1-Studie ergab eine maximal tolerierte Dosis von 4,2 g/m² einmal oder 1,0 g/m² dreimal täglich (entspricht 7-8 Tassen à 120 ml). Die Nebenwirkungen entsprachen den Nebenwirkungen von Koffein (Pisters 2001). Eine Metaanalyse aus Kohortenstudien zeigt zunächst anhand der Rohdaten eine signifikante Zunahme des Magenkarzinomrisikos, welche nach Adjustierung der Daten nicht mehr nachvollziehbar war (Myung 2008). In vitro aktiviert EGCG HIF-1 (Hypoxia inducible factor 1) und führt zu einem Anstieg von VEGF (Zhou 2004). In vitro bindet EGCG an den Östrogenrezeptor α und ß von hormonsensiblen humanen Mammakarzinomzellen. In vivo führt die gemeinsame Gabe von Östradiol und EGCG zu einer Stärkung der Östradiolantwort (Goodin 2002). Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Golden, E. B., et al. "Green tea polyphenols block the anticancer effects of bortezomib and other boronic acid-based proteasome inhibitors." Blood 113.23 (2009): 5927-37. Goodin, M. G., et al. "Estrogen receptor-mediated actions of polyphenolic catechins in vivo and in vitro." Toxicol.Sci. 69.2 (2002): 354-61. Hoensch H et al., Prospective cohort comparison of flavonoid treatment in patients with resected colorectal cancer to prevent recurrence, World J Gastroenterol, 2008 Apr 14;14(14):2187-93. Jatoi A et al., A Phase II trial of green tea in the treatment of patients with androgen independent metastatic, Cancer, Vol 97, Issue 6, Pages 1442-1446, 2003. Myung SK et al., Green tea consumption and risk of stomach cancer: A metaanalysis of epidemiologic studies, Int J Cancer, 2008 Oct 30. Pisters, K. M., et al. 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Ob die aus verschiedenen Untersuchungen zur Hyperthermie erforderliche Erwärmung des Tumorgewebes auf 41,5°C und mehr erreicht wird, ist nicht bekannt. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten Studien. Interaktionen Nicht bekannt. Unerwünschte Wirkungen Nicht publiziert. Kontraindikationen Nicht bekannt. Stand: September 2014 │ 35 Energiefeldmedizin Methode/Substanz Zur Energiemedizin gehören verschiedene Verfahren wie Reiki, Therapeutic Touch und Healing Touch. Bei diesen Verfahren soll es zu einer Übertragung von (heilender) Energie vom Therapeuten auf den Patienten kommen. Hierbei findet meist keine oder allenfalls eine leichte Berührung statt. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Eine entscheidende Frage bei der Durchführung von kontrollierten Studien zur Energiefeldmedizin besteht darin, die Kontrollintervention zu definieren. In vielen Studien erfolgte entweder keine Intervention oder eine reine Ruhegruppe. In einem systematischen Review wurden 68 klinische Studien mit unterschiedlichen Energietherapien (Reiki, Therapeutic Touch und Healing Touch) zusammengefasst (Jain 2010). Zehn Studien wurden bei Tumorpatienten durchgeführt. Zwei wurden wegen methodischer Mängel nicht ausgewertet. Die verbleibenden acht Studien waren heterogen. Vier Studien untersuchten die krebsassoziierte Schmerzsymptomatik. Die Autoren schlussfolgern, dass für die Verbesserung der akuten Schmerzsymptomatik eine Level-2-Evidenz vorliegt. Fünf Studien untersuchten die Wirkung auf Fatigue. Auch hier sind die Ergebnisse widersprüchlich. Die übrigen Studien adressierten unterschiedliche Fragestellungen. Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass es deutliche Hinweise für eine Schmerzreduktion im Allgemeinen gibt, nur moderate Evidenz jedoch für eine Schmerzreduktion bei hospitalisierten oder Tumorpatienten. Es gibt moderate Evidenz für eine Verminderung der Angst bei hospitalisierten Patienten. Die Daten zur Wirkung der Biofeldtherapie bei Fatigue und Lebensqualität von Tumorpatienten sind widersprüchlich. Zum Thema Schmerz wurden acht Studien detailliert ausgewertet, hiervon erreichten sechs (drei hochqualifizierte RCTs, zwei RCTs mit niedriger Qualität und eine mit niedriger Qualität und Prä-PostVergleich) eine signifikante Reduktion der Schmerzen. Vier dieser Studien waren placebokontrolliert, um Effekte jenseits unspezifischer Effekte zu erfassen. Jedoch zeigten zwei RCTs mit hoher Qualität keinen Effekt. Studien mit einer intensiveren Bewertung des Schmerzes zeigen inkonsistente Ergebnisse im Vergleich zu den oben genannten mit einer VAS-Bewertung. Drei Studien mit 36 │ Stand: September 2014 hoher Qualität ergaben positive Werte im Vergleich zu Placebo, zwei ergaben keine signifikanten Unterschiede. Acht Studien untersuchten andere psychische Variablen wie Depression, Angst und Stimmung (Messinstrumente: POMS, HADS, STAI und BDI), die Ergebnisse sind widersprüchlich. Für Angst und Depression ergaben zwei hochwertige RCTs und zwei RCTs mit niedriger Qualität positive Wirkungen, vier hochwertige RCTs ergaben keine Änderung. Drei Studien untersuchten die Lebensqualität bei Schmerzpatienten. Diese waren von hoher Qualität. Zwei Studien ergaben positive Effekte im Vergleich zu Placebo, eine Studie grenzwertige Verbesserung. 54 Männern mit Prostatakarzinom unter einer Radiatio wurden randomisiert in eine Kontrollgruppe, eine Gruppe mit Entspannung und eine Gruppe mit Reiki. Es ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied in Bezug auf Angst (STAI), Depression (CES-D) und Lebensqualität (FACT-G) während der Behandlung und in der Nachbeobachtung. In Bezug auf das emotionale Wohlbefinden zeigte sich in FACT-G in der Entspannungsgruppe im Vergleich zur Reiki- und Kontrollgruppe eine signifikante Verbesserung (Beard 2011). In einer Studie mit 60 Patientinnen mit Zervixkarzinom unter Radiochemotherapie wurde Healing Touch mit Entspannungstechniken verglichen. Die Patientinnen erhielten vier individuelle Sitzungen pro Woche. Bei den Patientinnen in der Healing Touch-Gruppe kam es zu einer ausgeprägteren Verbesserung von depressiven Verstimmungen. Bzgl. Lebensqualität, Nebenwirkungen der Therapie und Therapiedurchführung gab es keine Unterschiede (Lutgendorf 2010). Interaktionen Nicht zu erwarten. Unerwünschte Wirkungen Nicht bekannt. Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Beard, C., et al. "Effects of complementary therapies on clinical outcomes in patients being treated with radiation therapy for prostate cancer." Cancer 117.1 (2011): 96-102. Stand: September 2014 │ 37 Jain, S. and P. J. Mills. "Biofield therapies: helpful or full of hype? A best evidence synthesis." Int.J.Behav.Med. 17.1 (2010): 1-16. Lutgendorf SK, Mullen-Houser E, Russell D, Degeest K, Jacobson G, Hart L, Bender D, Anderson B, Buekers TE, Goodheart MJ, Antoni MH, Sood AK, Lubaroff DM. Preservation of immune function in cervical cancer patients during chemoradiation using a novel integrative approach. Brain Behav Immun. 2010 Nov;24(8):1231-40. 38 │ Stand: September 2014 Folsäure Methode/Substanz Folsäure findet sich hauptsächlich in folgenden Nahrungsmitteln: Getreideprodukten, Leber, Brokkoli, Kartoffeln, Spinat, Erbsen und Hefe. Folsäure spielt eine wichtige Rolle in der DNA-Synthese. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen In einem Fallbericht wurde ein Patient mit Prostatakarzinom beschrieben, der unter einer Docetaxel-Chemotherapie ein Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B12 (500 µg) und Folaten (800 µg/Tag) eingenommen hat. Trotz der Chemotherapie kam es zu einem Anstieg des PSA-Spiegels. Nach Absetzen des Nahrungsergänzungsmittels kehrte der PSA-Wert auf den Normbereich zurück (Tisman 2011). Unerwünschte Wirkungen Eine Reihe von epidemiologischen Untersuchungen zeigt für Folsäure sowohl präventive als auch die Inzidenz von unterschiedlichen Tumoren fördernde Wirkungen. In einem Review kommt Kim zu der Schlussfolgerung, dass bei etablierten Kolonkarzinomen ein Folsäuremangel inhibitorisch wirkt und Folsäuresupplementierung das Tumorwachstum verstärkt (Kim 2009). Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Kim, J., et al. "Folate intake and the risk of colorectal cancer in a Korean population." Eur.J.Clin.Nutr. 63.9 (2009): 1057-64. Stand: September 2014 │ 39 Tisman, G. and A. Garcia. "Control of prostate cancer associated with withdrawal of a supplement containing folic acid, L-methyltetrahydrofolate and vitamin B12: a case report." J.Med.Case.Rep. 5 (2011): 413. 40 │ Stand: September 2014 Ginkgo Methode/Substanz Pflanzenextrakte aus Ginkgo werden als sogenannte Adaptogene in der Naturheilkunde eingesetzt. In dieser Indikation sollen körpereigene Kräfte in besonders belastenden Situationen unterstützt werden. Speziell wird GinkgoExtrakt empfohlen zur Behandlung von zerebralen Durchblutungsstörungen und leichten Hirnleistungsstörungen. In der traditionellen Medizin findet Ginkgo einen breiteren Einsatz. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Kognitive Dysfunktion In einer randomisierten placebokontrollierten doppelblinden Phase-3-Studie führte die Hinzugabe von Ginkgo-Extrakt während Chemotherapie nicht zu einer Verbesserung der kognitiven Funktion (Barton 2012). Interaktionen Terpenoide und Flavonoide aus Ginkgoextrakt induzieren die Expression von CYP2B6, CYP3A4, UGT1A1, MDR1 und MRP2 über Aktivierung von PXR. Unerwünschte Wirkungen Als Nebenwirkungen wurden beschrieben: gastrointestinale Beschwerden, Diarrhö, Übelkeit, allergische Reaktionen, Pruritus, Kopfschmerzen, intrazerebrale Hämorrhagien, epileptische Anfälle, Stevens-Johnson-Syndrom (Ernst 2006, Mahadevan 2008). Darüber hinaus wurde eine Dermatitis beschrieben (Newall 1996). In einer randomisierten placebokontrollierten Studie mit Ginkgo-Extrakt wurde in einer sekundären Analyse eine erhöhte Rate an Mamma- und kolorektalen Karzinomen und ein reduziertes Risiko für Prostatakarzinome beschrieben (Biggs 2010). Stand: September 2014 │ 41 Kontraindikationen Unverträglichkeit der Substanz, Zustand nach Stevens-Johnson-Syndrom, Zustand nach intrazerebralen Hämorrhagien, Epilepsie. Literatur Barton, D. L., et al. "The use of Ginkgo biloba for the prevention of chemotherapy-related cognitive dysfunction in women receiving adjuvant treatment for breast cancer, N00C9." Support.Care Cancer 21.4 (2013): 1185-92. Biggs, M. L., et al. "Ginkgo biloba and risk of cancer: secondary analysis of the Ginkgo Evaluation of Memory (GEM) Study." Pharmacoepidemiol.Drug Saf 19.7 (2010): 694-98. Ernst E et al., The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine, Elsevier, 2006. Mahadevan S et al., Multifaceted therapeutic benefits of Ginkgo biloba L.: chemistry, efficacy, safety, and uses, J Food Sci, 2008 Jan;73(1):R14-9. Newall C et al., A Guide for Health Care Professionals, London: Pharmaceutical Press, 1996. 42 │ Stand: September 2014 Ginseng Methode/Substanz Ginseng ist eine Pflanze, die hauptsächlich in China, Korea, Japan und Russland vorkommt. Der amerikanische Ginseng weist ähnliche Eigenschaften auf. Die getrockneten Wurzeln werden in der traditionellen asiatischen Medizin zur Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen eingesetzt. Die Pflanze Whitania somnifera wird als indischer Ginseng bezeichnet. Nicht verwechselt werden darf Panax-Ginseng mit Eleutherococcus, auch Sibirischer Ginseng genannt. Ginseng wird in zwei verschiedenen Formen angeboten. Der weiße Ginseng entsteht durch Schälen, der rote Ginseng durch Hitzebehandlung im Wasserdampf. Beide werden anschließend getrocknet. Zu den Inhaltsstoffen gehören die Ginsenoside (z. B. Ra1, Ra2, Rb1, Rd, Re, Rh1, Rh2, Rh3, F1, F2, F3) sowie Panaxoside (Protopanaxadiol und Protopanaxatriol). Außerdem sind flüchtige Öle, Antioxidantien, Polysaccharide, Fettsäuren, Vitamine und Polyacetylene enthalten. Da bekannt wurde, dass eine Reihe von chinesischen Studien, die als randomisiert publiziert wurden, nicht randomisiert nach wissenschaftlichem Standard waren, werden für die Auswertung sämtliche Publikationen aus China und Reviews, die diese einschließen, nicht berücksichtigt. Gleichermaßen werden Publikationen nicht bewertet, die als Kontrollgruppe einen 0-Arm eingeschlossen haben. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Fatigue Die Arbeitsgruppe von Barton hat bisher drei randomisierte kontrollierte Studien zum Einsatz von Ginseng bei Fatigue durchgeführt. Zwei Arbeiten sind vollständig publiziert. Bei Dosierungen von 1000-2000 mg/Tag wurden Verbesserungen im Brief Fatigue Inventory (BFI) gesehen, die jedoch nur in einer der beiden Studien signifikant waren (Barton 2007, 2010). Die dritte Arbeit wurde bisher nur als Poster gezeigt. Stand: September 2014 │ 43 Interaktionen In-vitro-Daten sprechen eher für eine Wirkungsverstärkung von Chemotherapeutika durch Ginseng. Ginseng kann die Blutungszeit beeinflussen, so dass Wechselwirkungen mit Aspirin oder Cumarinen möglich sind. Unerwünschte Wirkungen In höheren Dosierungen können Nebenwirkungen auftreten, wie erhöhte Herzfrequenz, Übelkeit, Diarrhoe, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Unruhe. Neben Hautausschlag wurde auch ein Stevens-Johnson-Syndrom aufgeführt. Eine anaphylaktische Reaktion ist möglich (Ernst 2006). In einem systematischen Review wurden Nebenwirkungen und Interaktionen zusammengefasst. Über schwerere Nebenwirkungen sind nur Fallberichte veröffentlicht worden, bei denen die Kausalität schwer zurückzuverfolgen ist. Vor allem Kombinationsprodukte, die noch andere Pflanzen enthalten, haben schwere Nebenwirkungen mit tödlichem Ausgang hervorgerufen. Die Autoren schlussfolgern, dass Monopräparate selten mit Nebenwirkungen oder Interaktionen verbunden sind. Die dokumentierten Nebenwirkungen sind in der Regel vorübergehend und leicht (Coon 2002). In vitro und in vivo hat Ginseng östrogenartige Wirkungen. Kontraindikationen Ginseng sollte bei östrogenabhängigen Tumoren nicht eingesetzt werden. Literatur Barton DL et al. A pilot, muti-dose-placebo-controlled evaluation of American ginseng (panax quinquefolius) to improve cancer related fatigue, Poster 9001, ASCO 2007. Barton DL et al. Pilot study of Panax quinquefolius (American ginseng) to improve cancer-related fatigue: a randomized, double-blind, dosefinding evaluation: NCCTG trial N03CA. Support.Care Cancer 18.2 (2010): 179-87. Coon JT et al. Panax ginseng: a systematic review of adverse effects and drug interactions. Drug Saf 25.5 (2002): 323-44. Ernst E et al. The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine, Elsevier, 2006. 44 │ Stand: September 2014 Glutamin Methode/Substanz Glutamin ist eine essentielle Aminosäure. Aus Glutamin wird Glutathion synthetisiert, welches im Stoffwechsel ein Antioxidans darstellt. Glutamin wird aus dem Darm zu 50 bis 80 Prozent resorbiert. Nach Aufnahme von 0,1 g pro kg Körpergewicht steigt der Plasmaspiegel um 50 Prozent an. Die de novo-Synthese von Glutamin kann in fast allen Geweben über das Enzym Glutamin-Synthetase erfolgen. Glutamin stimuliert die Proteinsynthese und inhibiert die Proteolyse. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Mukositis In einem systematischen Review und einer Metaanalyse wurde die Wirkung von Glutamin auf die Mukositis bei Stammzelltransplantation untersucht. Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass vielleicht die Rate der Nebenwirkungen reduziert wird, allerdings konnte keine statistische Signifikanz gezeigt werden; bzgl. der subjektiven Symptome ist kein Unterschied feststellbar. Die Anzahl der Tage mit einer Opiattherapie konnte reduziert werden und ebenso das Risiko für eine GVHD. Intravenöses Glutamin könnte klinische Infektionen vermindern. Zur Erhöhung des Risikos für ein Rezidiv siehe oben. Es gab keinen Effekt bis Tag 100 (Crowther 2009). In einem Cochrane-Review zur Prävention der oralen Mukositis unter antitumoraler Therapie wurde eine positive Evidenz für intravenöses Glutamin beschrieben (Worthington 2011). Geschmacksstörungen In einer randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie hatte Glutamin keinen Einfluss auf Geschmacksstörungen, wenn Stomatitiden und Zinkmangel parallel behandelt wurden (Strasser 2008). Stand: September 2014 │ 45 Übelkeit In einer randomisierten Crossover-Studie bei Patienten mit gastrointestinalen Tumoren führte die Glutamingabe (20 g über 5 Tage) zu einer Verminderung von Übelkeit, Erbrechen und Diarrhö (Li 2009). Kachexie Zur Verminderung der Kachexie wurden zwei doppelblinde placebokontrollierte Studien durchgeführt (May 2002, Berk 2008). In beiden Studien wurden jedoch Mischungen mit Glutamin eingesetzt, sodass eine Analyse der Wirksamkeit von Glutamin nicht möglich ist. Polyneuropathie In einer randomisierten kontrollieren Studie erhielten Patienten während oxaliplatinhaltiger Chemotherapie Glutamin (15 g, zweimal täglich für sieben Tage). Es traten signifikant geringere Polyneuropathien auf (Wang 2007). Infektionen In einer prospektiv doppelblind placebokontrollierten Studie erhielten 20 Patienten Glutamin zu verschiedenen Chemotherapien. Es konnte kein Unterschied in der Dauer der Neutropenie, den Fieberschüben, dem Antibiotikaverbrauch und anderen Toxizitäten erreicht werden (Van Zaanen 1994). In einem Cochrane-Review konnte gezeigt werden, dass die Hinzugabe von Glutamin zu einer parenteralen Ernährung nicht zu einer Verkürzung des Krankenhausaufenthaltes führt, dass es jedoch seltener zu positiven Blutkulturen kommt (Murray 2009). Muskel- und Gelenkbeschwerden Bei einer placebokontrollierten Crossover-Studie hatte Glutamin keine Wirkung auf Myalgien und Arthralgien nach Paclitaxel (Jacobson 2003). Diarrhö unter abdominellen Radiatio In einer randomisierten doppelblinden placebokontrollierten Studie führte die Gabe von 30 g Glutamin/Tag während einer Radiochemotherapie bei Rektumkarzinom nicht zur Verminderung der Diarrhöen (Rotovnik 2011). Dagegen zeigte eine weitere Studie mit 15 g Glutamin/Tag eine signifikante Verbesserung der Diarrhö (Kucuktulu 2013). 46 │ Stand: September 2014 In einer doppelblinden randomisierten placebokontrollierten Studie erhielten Patienten Glutamin in einer Dosis von 30 g/Tag. Es kam in der Glutamingruppe zu einer höheren Inzidenz von Enteritiden (Vidal-Casariego 2013). Interaktionen Nicht bekannt. Unerwünschte Wirkungen In einem systematischen Review mit Metaanalyse zur Prävention der Mukositis kommen die Autoren zu der Schlussfolgerung, dass Glutamin möglicherweise das Rezidivrisiko erhöht (Crowther 2009). Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Berk L et al. A randomized, double-blind, placebo-controlled trial of a betahydroxyl beta-methyl butyrate, glutamine, and arginine mixture for the treatment of cancer cachaxia (RTOG 0122), Support Care Cancer, 2008 Feb 22. Crowther M. Hot topics in parenteral nutrition. A review of the use of glutamine supplementation in the nutritional support of patients undergoing bonemarrow transplantation and traditional cancer therapy. Proc.Nutr.Soc. 68.3 (2009): 269-73. Crowther MA et al. Systematic review and meta-analyses of studies of glutamine supplementation in haematopoietic stem cell transplantation. Bone Marrow Transplant. 44.7 (2009): 413-25. Jacobson SD et al. Glutamine does not prevent paclitaxel-associated myalgias and arthralgias. J.Support.Oncol. 1.4 (2003): 274-78. Kucuktulu E et al. The protective effects of glutamine on radiation-induced diarrhea. Support.Care Cancer 21.4 (2013): 1071-75. Li Y et al. Clinical trial: prophylactic intravenous alanyl-glutamine reduces the severity of gastrointestinal toxicity induced by chemotherapy--a randomized crossover study." Aliment.Pharmacol.Ther. 30.5 (2009): 452-58. May PE et al. Reversal of cancer-related wasting using oral supplementation with a combination of beta-hydroxy-beta-methylbutyrate, arginine, and glutamine. Am.J.Surg. 183.4 (2002): 471-79. Murray SM et al. Nutrition support for bone marrow transplant patients. Cochrane.Database.Syst.Rev.1 (2009): CD002920. Stand: September 2014 │ 47 Strasser F et al. Prevention of docetaxel- or paclitaxel-associated taste alterations in cancer patients with oral glutamine: a randomized, placebo-controlled, double-blind study, Oncologist, 2008 Mar;13(3):33746. Rotovnik Kozjek N, Kompan L, Soeters P, Oblak I, Mlakar Mastnak D, Možina B, Zadnik V, Anderluh F, Velenik V. Oral glutamine supplementation during preoperative radiochemotherapy in patients with rectal cancer: a randomised double blinded, placebo controlled pilot study. Clin.Nutr. 30.5 (2011): 567-70. Van Zaanen HC et al. Parenteral glutamine dipeptide supplementation does not ameliorate chemotherapy-induced toxicity, Cancer 1994 Nov 15, 74(10): 2879-84. Vidal-Casariego A et al. Efficacy of Glutamine in the Prevention of Acute Radiation Enteritis: A Randomized Controlled Trial. JPEN J Parenter Enteral Nutr. 2013 Mar 7. [Epub ahead of print]. Wang WS et al. Oral glutamine is effective for preventing oxaliplatin-induced neuropathy in colorectal cancer patients, Oncologist, 2007 Mar, 12(3), 312-9. Worthington HV et al. Interventions for preventing oral mucositis for patients with cancer receiving treatment. Cochrane.Database.Syst.Rev.4 (2011): CD000978. 48 │ Stand: September 2014 Glutathion Methode/Substanz Thiole bilden stabile kovalente Bindungen mit elektrophilen Molekülen wie z.B. den Platinkomplexen, Cisplatin und Carboplatin. Die Bildung des Thiol-Platinkomplexes inaktiviert das Chemotherapeutikum. Die Inaktivierung erfolgt in der Zirkulation vor der Aufnahme des Medikamentes in die Tumorzelle. Das Enzym Glutathion-S-Transferase spielt eine zentrale Rolle in der Entgiftung von Medikamenten und Toxinen. Verschiedene Isoenzyme der Glutathion-STransferase korrelieren mit dem Risiko der Entwicklung eines Karzinoms. In verschiedenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass in Tumorzellen die Glutathion-S-Transferase erhöht ist. Ebenfalls typisch für Tumorzellen ist die selenabhängige Glutathionperoxidase. Die Glutathiontransferase überexprimiert. ist insbesondere in multi-resistenten Zellen Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie In einer placebokontrollierten randomisierten Studie entwickelte eine Gruppe von Patienten unter FOLFOX unter Infusion mit reduziertem Glutathion (1500 mg/m²) weniger Nebenwirkungen. Die Autoren beschreiben eine niedrigere AUC und ein geringeres steady-state-Volumen für Oxaliplatin (Milla 2009). Ob dies eine Auswirkung auf die Wirksamkeit der Chemotherapie hat, wurde nicht untersucht. Die Wirkung von Glutathion auf die Neurotoxizität von Platinpräparaten wurde in zwei randomisierten doppelblind placebokontrollierten Studien untersucht. Sowohl für Cisplatin als auch für Oxaliplatin ergab sich eine verminderte Toxizität ohne Hinweis auf eine verminderte Wirksamkeit der Chemotherapie (Cascinu 1995, 2002). 151 Patientinnen mit Ovarialkarzinom erhielten in einer doppelblind placebokontrollierten randomisierten Studie während einer Cisplatinhaltigen Chemotherapie Glutathion. Im primären Endpunkt ging es um die Durchführbarkeit von sechs Zyklen der Therapie. Dies war für 58 versus 39 Prozent möglich (p=0,04). Die Nierenwerte waren in der Verumgruppe besser. Außerdem kam es zu weniger Depression, Erbrechen, peripherer Neurotoxizität, Haarverlust, Kurzatmigkeit und Konzentrationsstörungen. Bzgl. des klinischen Stand: September 2014 │ 49 Ansprechens ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Langzeitdaten wurden nicht veröffentlicht (Smyth 1997). Polyneuropathie In einem systematischen Review wurden die Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln auf durch Chemotherapie induzierte periphere Polyneuropathien untersucht. Untersuchte Substanzen waren Vitamin E, L-Carnitin, Glutathion, Vitamin B6, Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Calcium, Alphaliponsäure und N-Acetylcystein. Eingeschlossen wurden randomisierte klinische Studien. Für keine der Substanzen konnte eine ausreichende Evidenz gezeigt werden (Schloss 2013). Interaktionen In einer ganzen Reihe weiterer In-vitro-Experimente wurde gezeigt, dass Tumorzellen mit einem höheren Gehalt an Glutathion resistenter gegen die Chemotherapie sind bzw. umgekehrt eine Glutathiondepletion zu einer erhöhten Sensibilität führt. Unerwünschte Wirkungen Nicht bekannt. Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Cascinu S et al. Neuroprotective effect of reduced glutathione on cisplatin-based chemotherapy in advanced gastric cancer, Journal of Clinical Oncology, Vol 13, No1, 1995, 26-32. Cascinu S et al. Neuroprotective effect of reduced glutathione on oxaliplatinbased chemotherapy in advanced colorectal cancer, J Clin Oncol 2002 Aug 15, 20(16); 3478-83. Milla, P., et al., Administration of reduced glutathione in FOLFOX4 adjuvant treatment for colorectal cancer: effect on oxaliplatin pharmacokinetics, Pt-DNA adduct formation, and neurotoxicity. Anticancer Drugs 20.5 (2009): 396-402. Schloss JM, Colosimo M, Airey C, Masci PP, Linnane AW, Vitetta L. Nutraceuticals and chemotherapy induced peripheral neuropathy (CIPN): A systematic review. Clin Nutr. 2013 Dec;32(6):888-93. Smyth JF, Bowman A, Perren T, Wilkinson P, Prescott RJ, Quinn KJ, Tedeschi M. Glutathione reduces the toxicity and improves quality of life of 50 │ Stand: September 2014 women diagnosed with ovarian cancer treated with cisplatin: results of a double-blind, randomised trial. Ann Oncol. 1997 Jun;8(6):569-73. Stand: September 2014 │ 51 Granatapfel Methode/Substanz Granatapfel enthält EGCG, Delphinidin, Kaempferol, Punicinsäure und Ellagitannine, welche Ellagsäure freisetzen. Außerdem sind die Phytoöstrogene Genistein und Coumestrol und das Geschlechtshormon Östron enthalten. Das Öl des Granatapfels enthält über 70 Prozent Linolensäure. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung In einer randomisierten Phase-2-Studie erhielten Männer nach initial kurativer Therapie eines Prostatakarzinoms bei ansteigendem PSA-Wert ohne Nachweis von Metastasen Granatapfelextrakt. Die mediane PSA-Verdopplungszeit nahm signifikant zu. Es wurden zwei Dosierungen getestet, zwischen denen sich kein Unterschied ergab (1g oder 3g/Tag) (Paller 2013). In der Studie fehlt eine Kontrollgruppe ohne Granatapfelextrakt. In einer ersten Phase-2-Studie hatte in gleicher klinischer Situation die Gabe von Granatapfelextrakt ebenfalls zu einer signifikanten Verlängerung der PSAVerdopplungszeit geführt (Pantuck 2006). Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen Theoretisch ist aufgrund der Inhibition von Cytochrom-P450-Enzymen das Risiko für eine Rhabdomyolyse während einer Statintherapie erhöht. Unerwünschte Wirkungen Bei höheren Dosierungen abdominelle Beschwerden. Kontraindikationen Aufgrund des Phytoöstrogengehaltes ist der Einsatz von Granatapfelextrakten bei Patientinnen mit hormonsensitiven Tumoren nicht unbedenklich. 52 │ Stand: September 2014 Literatur Paller, C. J., et al. "A randomized phase II study of pomegranate extract for men with rising PSA following initial therapy for localized prostate cancer." Prostate Cancer Prostatic.Dis. 16.1 (2013): 50-55. Pantuck, A. J., et al. "Phase II study of pomegranate juice for men with rising prostate-specific antigen following surgery or radiation for prostate cancer." Clin.Cancer Res. 12.13 (2006): 4018-26. Stand: September 2014 │ 53 Homöopathie Methode/Substanz › Die Homöopathie basiert auf zwei Gesetzen: › ein Mittel, das im Rahmen einer homöopathischen Arzneimittelprüfung ein bestimmtes Symptom bei einem Gesunden hervorruft, heilt dieses Symptom, wenn es bei einem Kranken auftritt (“Similia similibus curentur”); › ein Mittel wird durch schrittweise (meist 1:9 = Dezimalpotenz bzw. 1:99 = Centesimalpotenz) Verdünnung und Verschüttelung potenziert, d.h. stärker wirksam, auch wenn dabei die Avogadro-Zahl überschritten wird, sodass nach naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten kein Molekül der Ausgangssubstanz im homöopathischen Arzneimittel mehr enthalten sein kann. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine Daten. Wirksamkeit als supportive Therapie Ein Review zu randomisierten und nicht randomisierten kontrollierten Studien und ein Cochrane-Review kommen zu der Schlussfolgerung, dass es keine ausreichende Evidenz der Wirksamkeit der Homöopathie bei Tumorpatienten gibt (Milazzo 2006, Kassab 2009). Das Cochrane-Review verweist auf die positiven Daten zu Traumeel bei Mukositis (s.u.). Mukositis Eine randomisierte placebokontrollierte doppelblinde Studie bei Kindern zeigt, dass es mit einer Mundspülung mit Traumeel S (Arnica D2, Calendula D2, Millefolium D3, Kamille D3, Symphytum D6, Belladonna D2, Aconitum D2, Bellis perennis D2, Hypericum D2, Echinacea angustifolia D2, Echinacea proporea D2, Hamamelis D1, Mercurius Sol. D6 und Hepar sulfuris D6) zu einer signifikanten Reduktion der Mukositis kommt (Oberbaum 2001). Hormonentzugserscheinungen Eine klinische Studie fand keinen Effekt (Thompson 2005). Übelkeit und Erbrechen Eine klinische Studie fand keinen Effekt (Perol 2012). 54 │ Stand: September 2014 Interaktionen Nicht bekannt, bei höheren Potenzen nicht zu erwarten. Unerwünschte Wirkungen Nicht bekannt, bei höheren Potenzen nicht zu erwarten. Kontraindikationen Nicht bekannt, bei höheren Potenzen nicht zu erwarten. Literatur Kassab S et al. Homeopathic medicines for adverse effects of cancer treatments. Cochrane.Database.Syst.Rev.2 (2009): CD004845. Milazzo SN et al. Efficacy of homeopathic therapy in cancer treatment. Eur.J.Cancer 42.3 (2006): 282-89. Oberbaum M et al. A randomized, controlled clinical trial of the homeopathic medication TRAUMEEL S in the treatment of chemotherapy-induced stomatitis in children undergoing stem cell transplantation. Cancer 92.3 (2001): 684-90. Perol D et al. Can treatment with Cocculine improve the control of chemotherapy-induced emesis in early breast cancer patients? A randomized, multi-centered, double-blind, placebo-controlled Phase III trial. BMC.Cancer 12 (2012): 603. Thompson EA et al. A pilot, randomized, double-blinded, placebo-controlled trial of individualized homeopathy for symptoms of estrogen withdrawal in breast-cancer survivors. J.Altern.Complement Med. 11.1 (2005): 13-20. Stand: September 2014 │ 55 Krebsdiät 1: Krebskur total nach Breuß Methode/Substanz Die von Breuß propagierte Kur besteht aus dem Trinken nur von (vergorenem) Gemüsesaft und Tee über 42 Tage. Durch Eiweißentzug und Zufuhr von Flüssigkeiten und Mineralien kommt es nach Ansicht von Breuß zu einer Giftausscheidung, die den Krebs absterben lässt. Auf eine schulmedizinische Therapie soll während der Kur verzichtet werden. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen Keine kontrollierten klinischen Studien. Unerwünschte Wirkungen Gewichtsabnahme und Mangelernährung. Kontraindikationen Keine Aussage. Literatur Breuß R. Krebs. Leukämie und andere scheinbar unheilbare Krankheiten mit natürlichen Mittel heilbar. Merk, Wangen/Allgäu 1978, ISBN 3-00018407-4, Seite 60. 56 │ Stand: September 2014 Krebsdiät 2: Öl-Eiweiß-Kost nach Budwig Methode/Substanz Nach Ansicht von Frau Dr. Budwig entsteht Krebs durch ein Übermaß an gesättigten und einem Mangel an ungesättigten Fettsäuren, woraus konsekutiv ein Sauerstoffmangel resultiert. Ziel der Diät ist es, die Tumorzellen vom anaeroben wieder in den aeroben Stoffwechsel zu überführen. Hierzu werden schwefelhaltige Proteine zusammen mit ungesättigten Fettsäuren insbesondere aus Leinöl eingesetzt. Die Ernährung wird zur Heilung von Krebs propagiert. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen Keine zu erwarten. Unerwünschte Wirkungen Vegetarische Diät mit potentiellem Mangel an Vitamin B12 und Eisen. Kontraindikationen Keine. Literatur Budwig J.: Krebs. Das Problem und die Lösung. Die Dokumentation, 6. Aufl. Kernen 1999. Stand: September 2014 │ 57 Krebsdiät 3: Kohlenhydratarme Diät und ketogene Kost Methode/Substanz Warburg beschrieb, dass Tumorzellen Energie im Gegensatz zu normalen Zellen überwiegend anaerob gewinnen und deshalb einen hohen Kohlenhydratverbrauch haben. Im Gegensatz zu der Ansicht von Warburg, dass der veränderte Stoffwechsel kausal für die Entstehung von Tumorzellen verantwortlich sei, besagen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, dass keine Kausalität besteht. Der erhöhte Kohlenhydratverbrauch ist ein Resultat der Karzinogenese. Basierend auf der Warburg-Hypothese wurden verschiedene Formen einer kohlenhydratarmen Kost entwickelt. Raffinierte Kohlenhydrate und Obstsorten mit hohem Kohlenhydratanteil sind verboten. Das Ausmaß, in dem Nahrungsmittel aus komplexen Kohlenhydraten erlaubt sind, ist bei den verschiedenen Formen der kohlenhydratarmen Kost unterschiedlich. Bei den Fetten werden Omega-3-Fettsäuren bevorzugt. Diäten mit moderater Kohlenhydratrestriktion werden als kohlenhydratarm, solche mit starker als ketogen bezeichnet. Bei der ketogenen Diät entstehen im Blut Ketonkörper, die angeblich das Wachstum von Tumorzellen hemmen sollen. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Zur Frage des Einflusses dieser Diät auf das Tumorwachstum gibt es nur Fallberichte und Fallserien und keine kontrollierten Studien. Keine der Studien berichtet ausreichend Daten, um einen Rückschluss auf eine antitumorale Wirksamkeit der ketogenen Kost zu ziehen. Es gibt eine retrospektive Untersuchung mit fünf Kindern mit tuberöser Sklerose, aus der die Autoren keinen Hinweis auf eine positive Beeinflussung des Tumorwachstums ermitteln konnten (Chu-Shore 2010). Zwei Fallberichte beschreiben zwei Kinder mit Hirntumoren, bei denen eine Abnahme der Glucoseaufnahme im PET-CT festgestellt wurde (Nebeling 1995). Fünf Patienten mit fortgeschrittener Tumorkachexie erhielten eine ketogene Kost, es erfolgte keine Aussage zum Einfluss auf die Kachexie oder den Tumorverlauf (Fearon 1988). In einer Pilotstudie erhielten 16 Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung eine ketogene Kost, zwei Patienten sind verstorben, drei Patienten brachen die Therapie ab, drei Patienten entwickelten einen Progress. Es kam bei den 58 │ Stand: September 2014 Patienten unter der Diät zu einem Gewichtsverlust (Kämmerer 2009, Schmidt 2010). Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen Nicht zu erwarten. Unerwünschte Wirkungen Unter einer ketogenen Diät kann sich ohne Substitution ein Mangel an Mikronährstoffen entwickeln. Patienten klagen über Übelkeit und Appetitmangel. Es kommt zu Gewichtsverlust, Hypoglykämie, metabolischer Azidose und einer Hyperlipidämie. Beschrieben werden Sedierung und durch fehlendes Durstgefühl eine Dehydratation (Kämmerer 2010). In-vitro-Daten zeigen, dass Tumorzellen Ketonkörper verstoffwechseln können (Bonucelli 2010). Kohlenhydratrestriktion fördert das Überleben von Tumorstammzellen (Martinez-Outschoorn 2011). Im Tierexperiment wird nur bei Gewichtsverlust und nur vorübergehend eine Abnahme des Tumorwachstums erreicht. Nach dieser ersten Phase entwickeln die Tumoren sich mit höherer Wachstumsrate weiter (Zhou 2007, Friedland 2008, Otto 2008). Kontraindikationen In ihrer Stellungnahme vom September 2014 rät die Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie (PriO) in der Deutschen Krebsgesellschaft von der kohlenhydratarmen und ketogenen Diät ab. Literatur Bonuccelli G, Tsirigos A, Whitaker-Menezes D, Pavlides S, Pestell RG, Chiavarina B, Frank PG, Flomenberg N, Howell A, Martinez-Outschoorn UE, Sotgia F,Lisanti MP. Ketones and lactate „fuel“ tumor growth and metastasis , Cell Cycle 2010, 9:17, 3506-3514. Chu-Shore CJ, Thiele EA.: Tumor growth in patients with tuberous sclerosis complex on the ketogenic diet. Brain Dev. 2010 Apr;32(4):318-22. Fearon KC, Borland W, Preston T, Tisdale MJ, Shenkin A, Calman KC.. Cancer cachexia: influence of systemic ketosis on substrate levels and nitrogen metabolism. Am J Clin Nutr. 1988 Jan;47(1):42-8. Stand: September 2014 │ 59 Freedland SJ et al.: Carbohydrate restriction, prostate cancer growth, and the insulin.like growth factor axis, Prostate 2008 Jan 1;68(1):11-9. Kämmerer U et al: Erste Erfahrungen mit einer stark kohlenhydratreduzierten Diät bei Krebspatienten; Poster 5.5 9. Dreiländertagung der DGEM, der AKE und der GESKES 2010. Martinez-Outschoorn UE, Prisco M, Ertel A et al: Ketones and lactate increase cancer cell „stemness“, driving recurrence, metastasis and poor clinical outcome in breast cancer, Cell Cycle 2011, 10:8, 1271-1286. Nebeling LC, Miraldi F, Shurin SB, Lerner E.: Effects of a ketogenic diet on tumor metabolism and nutritional status in pediatric oncology patients: two case reports. J Am Coll Nutr. 1995 Apr;14(2):202-8. Otto C, Kaemmerer U, Illert B et al.: Growth of human gastric cancer cells in nude mice is delayed by a ketogenic diet supplemented with omega-3 fatty acids and medium-chain triglycerides; BMC Cancer 2008, 8:122. Schmidt M, Pfetzer N, Schwab M, Strauss I, Kämmerer U.: Effects of a ketogenic diet on the quality of life in 16 patients with advanced cancer: A pilot trial. Nutr Metab (Lond). 2011 Jul 27;8(1):54. Zhou W, Mukherjee P, Kiebish MA, Markis WT, Mantis JG, Seyfried TN.: The calorically restricted ketogenic diet, an effective alternative therapy for malignant brain cancer; Nutrition & Metabolism 2007, 4:5. Hinweis Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt. Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt, ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch. 60 │ Stand: September 2014 Krebsdiät 4: Makrobiotik Methode/Substanz Umfassendes Lebenskonzept, das Gesundheit, Frieden und Glück für die gesamte Gesellschaft bringen soll. Aktuelle makrobiotische Diäten bestehen aus 50 bis 60 Prozent Getreide, 15 bis 25 Prozent Gemüse, 5 bis 10 Prozent Bohnen und Algen, kleinen Mengen Fisch und Hühnereiern (Kushi 1984, 1999). Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Eine retrospektive Befragung von Patienten mit Pankreaskarzinom ergab ein Gesamtüberleben von 13 Monaten. Die Vergleichsdaten des SEER-Registers betrugen drei Monate. Allerdings ist von einem Publikationsbias auszugehen, da die Teilnehmer mindestens drei Monate überlebt haben mussten, in denen sie die Diät eingehalten hatten (Carter 1993). Ein HTA-Report des US-Kongress führt sechs Fallberichte auf, die keine eindeutige Beziehung zwischen Diät und Tumorverlauf darstellen (US Congress 1990). Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen Nicht zu erwarten. Unerwünschte Wirkungen Eine makrobiotische Ernährung ist in der Regel hypokalorisch und kann zu Gewichtsverlust und Hypoproteinämie führen. Durch Mikronährstoffmangel (C, D, Zink, Kalzium, Eisen, Vitamin B12) kann es zu Anämie und anderen Störungen kommen. Der Gehalt an essentiellen Aminosäuren ist gering, sodass es zu einem Eiweißmangel bis hin zu Organfehlfunktionen kommen kann (Bowman 1984, Sherlock 1967, AMA Council of Foods and Nutrition 1971, Lindner 1988, Bowman 1984). Stand: September 2014 │ 61 Kontraindikationen Mangelernährung und Mikronährstoffmangel sind relative Kontraindikationen. Literatur AMA Council of Foods and Nutrition: Zen macrobiotic diets. JAMA 1971; 218:397. Bowman BB, Kushner RF, Dawson SC, Levin B.: Macrobiotic diets for cancer treatment and prevention. J Clin Oncol. 1984 Jun; 2(6):702-11. Carter LP. Et al.: Hypothesis: Dietary management may improve survival from nutritionally linked cancers based on analysis of representative cases. 1993, J Am. Coll. Nutr. 12: 209-226. Kushi M.: Das Buch der Makrobiotik 5. Aufl, Bruno Martin, Rehlingen 1984 ISBN 3-921786-17-7. Kushi M.: Die makrobiotische Hausapotheke. Nahrungsmittel in medizinischer Anwendung. Ost-West-Bund. Völklingen 1999, ISBN 3-924724-32-6. Lindner L. The new improved macrobiotic diet. American Health 1988; 7:71-78. Sherlock P. et al.: Scurvy produced by a Zen macrobiotic diet. JAMA 1967; 199 (11): 130-134. US Congress. Office of Technology Assessment: Unconventional Cancer Treatments. OTA-H-405. Washington. DC. US Government Printing Office. September 1990. 62 │ Stand: September 2014 Lycopin Methode/Substanz Lycopin gehört mit Lutein und Zeaxanthin zu den nicht-Provitamin A Carotinoiden. Es kommt besonders viel in Tomatenprodukten vor. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung In einem systematischen Review konnten acht interventionelle Studien, hiervon aber fünf ohne Kontrollgruppe, eine mit einer nicht gematchten Kontrollgruppe und zwei randomisierte kontrollierte Studien zusammengefasst werden. In sechs Studien zeigte sich eine inverse Assoziation zwischen der Lycopinaufnahme und dem PSA-Spiegel. In einer RCT war die Progression gemessen mit Knochenszintigraphie niedriger in der Interventionsgruppe. Lycopin führte zu einer Abnahme der tumorassoziierten Symptome (Schmerz, Symptome der ableitenden Harnwege). Es wurde keine höhere Toxizität verzeichnet (Haseen 2009). Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen Nicht bekannt. Unerwünschte Wirkungen Die Gabe von 2 x 15 mg Lycopin täglich führt zu Diarrhö, Übelkeit, Meteorismus und Gewichtsabnahme (Jatoi 2007). In einer Kohortenstudie war das Risiko für Rektumkarzinome bei erhöhter Lycopinaufnahme bei Männern erhöht (Park 2009). Auch eine Fallkontrollstudie zeigt ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von kolorektalen Karzinomen (Chaiter 2009). In einer Substudie der Women’s Health Initiative ist die erhöhte Aufnahme von Lycopin assoziiert mit einem erhöhten Mammakarzinomrisiko (Kabat 2009). Im Tierexperiment fördert Lycopin die Hepatokarzinogenese bei NASH (Wang 2010). Stand: September 2014 │ 63 Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Jatoi A et al., A tomato-based, lycopene-containing intervention for androgenindependent prostate cancer, results of a Phase II study from the North Central Cancer Treatment Group, Urology, 2007 Feb, 69 (2), 289-94. Chaiter, Y., et al. Smoking attenuates the negative association between carotenoids consumption and colorectal cancer risk. Cancer Causes Control 20.8 (2009): 1327-38. Haseen, F., et al. Is there a benefit from lycopene supplementation in men with prostate cancer? A systematic review. Prostate Cancer Prostatic.Dis. 12.4 (2009): 325-32. Kabat, G. C., et al. Longitudinal study of serum carotenoid, retinol, and tocopherol concentrations in relation to breast cancer risk among postmenopausal women. Am.J.Clin.Nutr. 90.1 (2009): 162-69. Wang, Y., et al. Dietary lycopene and tomato extract supplementations inhibit nonalcoholic steatohepatitis-promoted hepatocarcinogenesis in rats. Int.J.Cancer 126.8 (2010): 1788-96. 64 │ Stand: September 2014 Medizinische Pilze (Agaricus blazei und brasilliensis, Coriolus, Hericius erinaceus, Maitake, Schizophyllum, Shiitake). Methode/Substanz In der traditionellen Heilkunde werden in unterschiedlichen asiatischen Ländern jeweils nativ vorkommende Pilzarten eingesetzt. Wirkstoffe der aus diesen Pilzen gewonnenen Extrakte sind Betaglucane. Es gibt sowohl Präparate für die orale als auch für die intravenöse Applikation. Sie wirken immunmodulatorisch und zum Teil direkt antitumoral und zytotoxisch. Da bekannt wurde, dass eine Reihe von chinesischen Studien, die als randomisiert publiziert wurden, nicht randomisiert nach wissenschaftlichem Standard waren, werden für die Auswertung sämtliche Publikationen aus China und Reviews, die diese einschließen, nicht berücksichtigt. Gleichermaßen werden Publikationen nicht bewertet, die als Kontrollgruppe einen Null-Arm eingeschlossen haben. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Schizophyllum In den 80er- und 90er-Jahren wurden in Japan mehrere Studien mit Sizoferan, einem Präparat aus Schizophyllum, durchgeführt. Patienten mit Magenkarzinom und Ovarialkarzinom erhielten jeweils eine Chemotherapie und entweder das Pilzextrakt oder nichts. In allen diesen Studien wurde eine signifikante Verlängerung der Lebenszeit bzw. Erhöhung der Überlebensrate beschrieben (Nakao 1983, Fujimoto 1984, Furue 1985, Fujimoto 1989, Inoue 1993). Bei Patientinnen mit Zervixkarzinom führte die Kombination mit Sizoferan ebenfalls zu einem signifikant besseren Ergebnis einer Radiatio als die alleinige Radiatio (Miyazaki 1995). Shiitake Aus Shiitake wird u. a. das Extrakt Lentinan gewonnen, welches intravenös wie intramuskulär gegeben wird. Shiitake wurde in kontrollierten Studien beim Magenkarzinom und Prostatakarzinom untersucht. Hierbei erhielten Patienten in Japan die damalige Standardtherapie sowie zusätzlich in der Verumgruppe Lentinan. Die 1-Jahres- Stand: September 2014 │ 65 Überlebensrate bzw. die Überlebenszeit wurden signifikant verlängert (Taguchi 1987, Ochiai 1992, Nakano 1993, Tari 1994, Nakano 1999). Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen Agaricus hemmt Cytochrom-P-450 3A4 (IC(50):1324 µ g/ml) (Engdal 2009); Lentinan (aus Shiitake) hemmt CYP1A-Enzyme (Okamoto 2004). Unerwünschte Wirkungen Zu den Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Diarrhö, Zytopenie. Eine Einnahme von Shiitake-Pulver über einen längeren Zeitraum kann zu Dermatitis, Photosensibilität, Eosinophilie und Übelkeit, Diarrhö, Meteorismus, Kopfschmerzen, Fatigue, Wadenkrämpfen führen (Hanada 1998, Levy 1998, Spierings 2007). Einzelfallberichte beschreiben eine Sensitivitätspneumonitis (Suzuki 2001, Kai 2008, Ampere 2012). Im Tierversuch der Colitis ulcerosa werden durch zusätzliche Gabe von Lentinan die hochgradigen Dysplasien verstärkt. Die Anämien nehmen durch mehr Blutungen zu (Mitamura 2000). Kontraindikationen Bekannte Überempfindlichkeit. Literatur Ampere A et al. Hypersensitivity pneumonitis induced by Shiitake mushroom spores. Med.Mycol. 50.6 (2012): 654-57. Engdal S et al. In vitro inhibition of CYP3A4 by herbal remedies frequently used by cancer patients. Phytother.Res. 23.7 (2009): 906-12. Fujimoto S. Clinical efficacies of schizophyllan (SPG) on advanced gastric cancer. Nihon Geka Gakkai Zasshi 90.9 (1989): 1447-50. Fujimoto S et al. Clinical evaluation of schizophyllan adjuvant immunochemotherapy for patients with resectable gastric cancer--a randomized controlled trial. Jpn.J.Surg. 14.4 (1984): 286-92. Furue H et al. Clinical evaluation of schizophyllan (SPG) in advanced gastric cancer, Gan to Kagaku Ryoho, 1985 Jun, 12(6): 1272-7. 66 │ Stand: September 2014 Hanada K et al. Flagellate mushroom (Shiitake) Dermatitis and photosensitivity, Dermatology 1998, 197: 255-7. Inoue M et al. Improvement of long-term prognosis in patients with ovarian cancers gy adjuvant sizofiran immunotherapy, Biotherapy, 1993, 6(1);13-8. Kai N et al. 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Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch. 68 │ Stand: September 2014 Mind-Body-Therapien (siehe auch Tai Chi, Qigong und Yoga) Methode/Substanz Unter Mind-Body-Therapien werden verschiedene Methoden, insbesondere aus dem Bereich der Meditation, aber auch klassische Entspannungsverfahren etc. subsumiert. Im Folgenden wird nur auf Arbeiten zu der Thematik Meditation und Mind-Body Stress Reduction eingegangen. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten Studien Wirksamkeit als supportive Therapie Insgesamt wurden in den letzten Jahren vier systematische Reviews bzw. Metaanalysen publiziert, die die Auswirkung auf verschiedene Symptome zusammenfassen. Einige Reviews haben nicht nur Tumorpatienten eingeschlossen. Es werden Verbesserungen bei Schmerz, Depression, Angst, Fatigue, Schlafstörungen, Stress, sexuellen Problemen, körperlicher Aktivität und der Immunfunktion beschrieben. Insgesamt sind die Interventionen sehr heterogen, so dass kaum Vergleichbarkeit besteht (Grossmann 2004, Smith 2005, Kwekkeboom 2010, Shennan 2011). Interaktionen Nicht zu erwarten. Unerwünschte Wirkungen Nicht bekannt. Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Grossman P et al., Mindfulness-based stress reduction and health benefits. A meta-analysis, J Psychosom Res, 2004;57(1):35-43. Smith JE et al., Mindfulness-based stress reduction as supportive therapy in cancer care: systematic review, J Adv Nurs, 2005;52(3):315-27. Stand: September 2014 │ 69 Kwekkeboom, K. L., et al. "Mind-body treatments for the pain-fatigue-sleep disturbance symptom cluster in persons with cancer." J.Pain Symptom.Manage. 39.1 (2010): 126-38. Shennan, C., S. Payne, and D. Fenlon. "What is the evidence for the use of mindfulness-based interventions in cancer care? A review." Psychooncology. 20.7 (2011): 681-97. 70 │ Stand: September 2014 Mistel Methode/Substanz Mistel enthält Lektine (Lektin I, II und III; hochmolekulare Polypeptide), Terpenoide (Betaamyrin, Resinsäuren, Beta-Sitosterol, Ticmasterol A), Viscotoxine A2, A3 und B (niedermolekulare Polypeptide), Ölsäure, Palmatinsäure, Anissäure, Kaffeesäure, Acetylcholin, Cholin, Histamin, Thyramin, Quercetin sowie Zucker wie Manitol, Inositol, Fructose, Glucose, Stärke, Tannin, Syringin. In Deutschland werden von verschiedenen Herstellern unterschiedlich gewonnene Mistelextrakte angeboten, wobei zwischen standardisierten, auf einen bestimmten Lektingehalt eingestellten Präparationen und anthroposophisch bzw. homöopathisch dosierten Präparaten zu unterscheiden ist. Es gibt laktofermentierte Extrakte, wässrige Kaltauszüge, wässrige Flüssigextrakte, wärmerhythmische Produktionsverfahren und Press-Säfte. Direkte Vergleiche liegen nicht vor. Eine grundsätzliche Problematik von Studien zur Misteltherapie liegt in der mangelnden Bereitschaft der Patienten, sich randomisieren zu lassen. Hinzu kommt, dass die Gabe eines Mistelpräparates für viele Patienten an der Lokalreaktion erkennbar ist, so dass eine doppelblinde Durchführung nicht möglich ist. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Vier systematische Reviews untersuchen den Einfluss einer Misteltherapie auf die Prognose und das Überleben von Tumorpatienten (Ernst 2003, Horneber 2008, Melzer 2009, Ostermann 2009). Alle vier weisen auf die schlechte Studienqualität hin. Im Cochrane-Review wurde darauf hingewiesen, dass von den 13 Studien, die das Überleben beurteilen, sechs Hinweise auf positive Effekte geben, davon jedoch keine methodologisch von höherer Qualität ist. Die zwei Studien mit guter Qualität zu Melanom und Kopf-Hals-Tumoren haben keinen positiven Effekt gezeigt. In einer Phase I Studie erhielten 44 Patienten mit soliden Tumoren Gemcitabin mit ansteigenden Dosierungen von Mistelextrakt in der ersten Phase. Nach Erreichen der maximal tolerablen Misteldosis wurde Gemcitabin weiter gesteigert. Die MTD für Gemcitabin lag bei 1.380 mg/m², die für Mistel bei 250 Stand: September 2014 │ 71 mg. Toxizitäten Grad 3 und mehr traten in Form von Hämatotoxizitäten, einem Fall von Nierenversagen und einem Fall von G3-Zellolitis, die der Mistel zugeordnet wurde auf (Mansky 2013). In einer prospektiven monozentrischen randomisierten open-label Studie erhielten Patienten mit Pankreaskarzinom in Serbien entweder eine Misteltherapie oder Best Supportive Care. Das mediane Gesamtüberleben lag bei 4,8 versus 2,7 Monate und war damit signifikant erhöht. Darüber hinaus nahm das Körpergewicht in der Mistelgruppe signifikant zu (Tröger 2013). Sämtliche Dimensionen der Lebensqualität außer Atemnot, Durchfälle und Obstipation waren ebenfalls deutlich verbessert. Kritikpunkte an der Studie sind, dass auch Patienten mit fehlender histologischer Bestätigung der Diagnose eingeschlossen wurden, ebenso wie Patienten, die eine Chemotherapie ablehnten. Die Therapie in der Kontrollgruppe wurde nicht genau definiert. Allerdings wird berichtet, dass die supportive Therapie jeweils bei den Besuchen im Zentrum angepasst wurde. Da die Patienten selber wählen konnten, ob sie die Mistelinjektionen zu Hause alleine durchführten oder in das Zentrum kamen, ist unklar, wie viele Patienten häufigere Besuche im Zentrum hatten und damit eine besser angepasste supportive Therapie erhielten. Eine Körpergewichtszunahme wurde bisher in keiner Mistelstudie berichtet. Eine retrospektive Analyse von 39 Patienten wurde von Schad und Kollegen berichtet. Hier hatten 39 Patienten mit inoperablem Pankreaskarzinom Mistel intratumoral injiziert bekommen. Als hauptsächliche Nebenwirkung werden Temperaturanstieg und Fieber (11 bzw. 14 %) berichtet. Das mediane Überleben lag bei 11 Monaten. Das mediane Überleben im Stadium III bei 11,8 Monaten und das mediane Überleben im Stadium IV bei 8,3 Monaten (Schad 2013). Wirksamkeit als supportive Therapie Dieselben vier systematischen Reviews beschäftigen sich auch mit der Frage der Verbesserung der Lebensqualität. Hier besteht die gleiche Problematik, dass die methodologische Qualität stark eingeschränkt ist. Die Evidenz für eine Verbesserung der Lebensqualität ist somit schwach. Ein weiteres systematisches Review fasst 26 randomisierte kontrollierte Studien zusammen, von denen 22 einen positiven Effekt beschreiben. Die Autoren nennen positive Effekte für Coping, Fatigue, Schlaf, Erschöpfung, Energie, Übelkeit, Erbrechen, Appetit, Depression, Angst, Arbeitsfähigkeit, emotionales und funktionales Wohlbefinden. Weniger eindeutig seien die Effekte zu Schmerz, Diarrhö und Nebenwirkungen der konventionellen Therapie (Kienle 2010). In einer randomisierten kontrollierten Studie erhielten Patienten mit Magenkarzinom unter Chemotherapie mit einem 5-FU-Prodrug dreimal wöchentlich über 24 Wochen Misteltherapie. Der Global Health Status nahm 72 │ Stand: September 2014 signifikant zu, die einzige positiv beeinflusste Nebenwirkung der Chemotherapie war die Diarrhö (Kim 2012). In einer randomisierten Studie erhielten Patienten mit nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom während Carboplatin-haltiger Chemotherapie Mistel. Es ergab sich kein signifikanter Einfluss auf das Überleben. Nicht-hämatologische Toxizitäten waren signifikant vermindert. Die Lebensqualität wurde nicht beeinflusst (Bar-Sela 2013). Interaktionen Nicht bekannt. Unerwünschte Wirkungen Mehrere Laborexperimente weisen auf eine Wachstumsförderung von Tumorzellen durch Mistelextrakt hin. Diese Ergebnisse sind jedoch umstritten. Aktuell berichtet eine asiatische Arbeitsgruppe von einer Verstärkung der Proliferation von Trophoblastenzellen unter Mistellektin-Einfluss (Lyu 2013). Kontraindikationen Leukämien und Transplantationen. Lymphome; Melanom; Allergien; Zustand nach Literatur Bar-Sela G et al. Mistletoe as complementary treatment in patients with advanced non-small-cell lung cancer treated with carboplatin-based combinations: a randomised phase II study. Eur.J.Cancer 49.5 (2013): 1058-64. Ernst E et al. Mistletoe for cancer ? Int J Cancer 2003, Nov 1, 107 (2):262-7. Horneber MA et al., Mistletoe therapy in oncology, Cochrane Database Syst Rev, 2008 Apr 16;(2):CD003297. Kienle GS et al. Influence of Viscum album L (European mistletoe) extracts on quality of life in cancer patients: a systematic review of controlled clinical studies." Integr.Cancer Ther. 9.2 (2010): 142-57. Kim KC et al. 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Schad F, Atxner J, Buchwald D, Happe A, Popp S, Kröz M, Matthes H. Intratumorla mistleto (Viscum album L) therapiy in patients with unresectable pancreas carcinoma, a retrostpective analysis; Integrat Cancer Ther 2013, doi 10.1177/153473413513637 Tröger W, Reif M, Galun D, Schumann A, Stankovic N, Milicevic M. Viscum album [L.] extract therapy in patients with locally advanced or metastatic pancreatic cancer: A randomised clinical trial on overall survival; Eur J Cancer 2013;49:3788-3797 Hinweis Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt. Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt, ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch. 74 │ Stand: September 2014 Noni Methode/Substanz Die Noni-Frucht aus dem südasiatischen Raum enthält Polysaccharide, Glycoside wie Rutin, Terpene und Alkaloide. In Polynesien wird Noni bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen Nonisaft hemmt CYP3A4 (Engdal 2009). Unerwünschte Wirkungen Noni kann durch die enthaltenen Anthraquinone hepatotoxisch wirken (Millonig 2005, Stadlbauer 2005). Mögliche Nebenwirkungen sind Obstipation und Hyperkaliämie bei Niereninsuffizenz (Hirazumi 1994). Bei einem Patienten mit Glioblastom kam es zu einem deutlichen Anstieg der Leberwerte (Stadlbauer 2008). Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Hirazumi A et al., Anticancer activity of Morina citrifoli (noni) on intraperitoneally implanted Lewis lung carcinoma in syngeneic mice, Proc West Pharmacol Soc, 1994, 37:145-6. Millonig, G., S. Stadlmann, and W. Vogel. "Herbal hepatotoxicity: acute hepatitis caused by a Noni preparation (Morinda citrifolia)." Eur.J.Gastroenterol.Hepatol. 17.4 (2005): 445-47. Stadlbauer V et al., Hepatotoxicity of NONI juice: Report of two cases, World J Gastroenterol. 2005, 11 (30), 4758-60. Stand: September 2014 │ 75 Stadlbauer V et al., Herbal Does Not At All Mean Innocuous: The Sixth Case of Hepatotoxicity Associated With Morinda Citrofolia (Noni), letter to the editor, American Journal of Gastroenterology, 2008, 2406-07. 76 │ Stand: September 2014 Omega-3-Fettsäuren Methode/Substanz Mögliche Mechanismen über die Omega-3-Fettsäuren, die Karzinogenese beeinflussen können, stellen Veränderungen des Arachidonsäuremetabolismus, antiinflammatorische Effekte, Beeinflussung der Transkription und Genexpression sowie von Signaltransduktionswegen dar. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Körpergewicht 2007 erschienen zwei systematische Reviews zur Frage des Einflusses von Omega-3-Fettsäuren auf den Gewichtsverlust. Bei gastrointestinalen Tumoren wurde eine positive Wirkung beschrieben. Die empfohlene Dosis liegt bei 1,5 g/Tag (Colomer 2007). Dagegen kommt das Cochrane-Review zu der Schlussfolgerung, dass es keine ausreichenden Daten für eine positive Empfehlung gibt (Dewey 2007). Auch ein systematisches Review zur Therapie der Kachexie in der palliativen Situation fand keine ausreichende Evidenz (Ries 2011). In einer randomisierten kontrollierten Studie führte die Gabe von Omega-3Fettsäuren (2,2 g EPA/Tag) bei Patienten mit Bronchialkarzinom zu einem Erhalt der Muskelmasse und des Körpergewichts (Murphy 2011). Infektionen nach Operation In einer randomisierten Studie erhielten Patienten perioperativ bei subtotaler Ösophagektomie und totaler Gastrektomie eine enterale Omega-3-Fettsäurenreiche oder Standardernährung über je sieben Tage. Es ergab sich kein Effekt auf immunologische oder klinische Parameter (Sultan 2012). Bei Patienten mit Operation eines Kopf-Hals-Tumors verbesserte die orale Gabe von Omega-3-Fettsäuren und Arginin nach der Entlassung die Zahl der Lymphozyten und den Albumingehalt. Bei einer höheren Dosierung kam es zu einer Gewichtszunahme (de Luis 2013). Stand: September 2014 │ 77 Eine Metaanalyse der randomisiert kontrollierten Studien kommt zu der Schlussfolgerung, dass perioperative Immunonutrition aus Glutamin, Arginin, Omega-3-Fettsäuren und Ribonukleinsäuren effektiv und sicher ist, die postoperative Infektionsrate senkt und die stationäre Aufenthaltsdauer vermindert (Zheng 2007). Polyneuropathie In einem systematischen Review wurden die Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln auf durch Chemotherapie induzierte periphere Polyneuropathien untersucht. Für Omega-3-Fettsäuren wurde kein Wirksamkeitsnachweis gefunden (Schloss 2013). Interaktionen Sind nicht bekannt. Unerwünschte Wirkungen Bei höheren Dosierungen klagen Patienten über Oberbauchbeschwerden. Kontraindikationen Sind nicht bekannt. Literatur Colomer R et al. N-3 fatty acids, cancer and cachexia, Br J Nutr, 2007 May, 97 (5), 823-31. de Luis DA, Izaola O, Cuellar L, Terroba MC, de la Fuente B, Cabezas G.A randomized clinical trial with two doses of a omega 3 fatty acids oral and arginine enhanced formula in clinical and biochemical parameters of head and neck cancer ambulatory patients. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2013 Apr;17(8):1090-4. Dewey A et al. Eicosapentaenoic acid for the treatment of cancer cachexia, Cochrane Database Syst Rev, 2007 Jan 24. Murphy, R. A., et al. "Influence of eicosapentaenoic acid supplementation on lean body mass in cancer cachexia." Br.J.Cancer 105.10 (2011): 146973. Ries, A., et al. A systematic review on the role of fish oil for the treatment of cachexia in advanced cancer: An EPCRC cachexia guidelines project. Palliat.Med. (2011). Schloss JM, Colosimo M, Airey C, Masci PP, Linnane AW, Vitetta L. Nutraceuticals and chemotherapy induced peripheral neuropathy (CIPN): A systematic review. Clin Nutr. 2013 Dec;32(6):888-93. 78 │ Stand: September 2014 Sultan, J., et al. Randomized clinical trial of omega-3 fatty acid-supplemented enteral nutrition versus standard enteral nutrition in patients undergoing oesophagogastric cancer surgery. Br.J.Surg. 99.3 (2012): 346-55. Zheng, Y., et al. Application of perioperative immunonutrition for gastrointestinal surgery: a meta-analysis of randomized controlled trials. Asia Pac.J.Clin.Nutr. 16 Suppl 1 (2007): 253-57. Stand: September 2014 │ 79 Qigong Methode/Substanz Qigong ist eine Kombination aus Bewegung und konzentrativer Meditation. Es soll gemäß der Lehre der TCM den Energiefluss Qi ins Gleichgewicht bringen bzw. Blockaden lösen. In den 70er-Jahren wurde von der Patientin Guo Lin, die bei einem fortgeschrittenen Karzinom eine Heilung erlebte und diese auf Qigong zurückführte, das Guo Lin Qigong entwickelt. Es wird behauptet, dass unter ihren Anhängern zahlreiche komplette Remissionen auftraten. Da bekannt wurde, dass eine Reihe von chinesischen Studien, die als randomisiert publiziert wurden, nicht randomisiert nach wissenschaftlichem Standard waren, werden für die Auswertung sämtliche Publikationen aus China und Reviews, die diese einschließen, nicht berücksichtigt. Gleichermaßen werden Publikationen nicht bewertet, die als Kontrollgruppe einen 0-Arm eingeschlossen haben. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie 2007 und 2012 wurden zwei systematische Reviews der kontrollierten klinischen Studien mit Qigong zusammengefasst. Beide Reviews kommen zu dem Schluss, dass die Studienqualität stark schwankt. Lee et al. (2007) fanden keine Evidenz für die Wirksamkeit von Qigong, während Oh et al. (2012a,b) Hinweise auf positive Wirkungen beschreiben. Interaktionen Nicht zu erwarten. Unerwünschte Wirkungen Nicht bekannt. Kontraindikationen Nicht bekannt. 80 │ Stand: September 2014 Literatur Lee MS et al., Qigong for cancer treatment: a systematic review of controlled clinical trials, Acta Oncol, 2007;46(6):717-22. Oh B et al. A critical review of the effects of medical Qigong on quality of life, immune function, and survival in cancer patients. Integr.Cancer Ther. 11.2 (2012a): 101-10. Oh B et al. Effect of medical Qigong on cognitive function, quality of life, and a biomarker of inflammation in cancer patients: a randomized controlled trial. Support.Care Cancer 20.6 (2012b): 1235-42. Stand: September 2014 │ 81 Resveratrol Methode/Substanz Resveratrol ist chemisch ein Stilben. Es kommt in unterschiedlichen Pflanzen vor, vor allen Dingen in Weintrauben, Beeren und Erdnüssen. Resveratrol wirkt als Antioxidans und hat antiinflammatorische Eigenschaften. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen Bei gesunden Probanden konnte gezeigt werden, dass es zu einer Inhibition von CYP 1A1, 1A2, 1B1 und 3A4 sowie von CYP2D6 (Beedanagari 2009, Chow 2010) kommt. In den meisten In-vitro-Experimenten führt Resveratrol zu einer Verstärkung der Wirkung von Chemotherapeutika auf Tumorzellen. In einigen Experimenten hemmt Resveratrol die Wirkung von Chemotherapeutika (Pearce 2008, Ung 2009, Bobrowska-Korczak 2012, Chan 2008, Mao 2010). Unerwünschte Wirkungen Resveratrol scheint einen dosisabhängigen Effekt zu haben. In niedrigen Dosierungen kommt es in vitro als auch in vivo zu proangiogenen und das Tumorwachstum fördernden sowie die Apoptose hemmenden Wirkungen, erst in höheren Dosierungen zu einer Induktion der Apoptose und Hemmung der mitotischen Aktivität (Szende 2000, Ahmad 2003, Baron-Menguy 2007, Wang TT 2008, Wang 2010, Fukui 2010). Einige experimentelle Daten sprechen dafür, dass Resveratrol das Wachstum von Mammakarzinomzellen verstärken kann (Pearce 2008, Ung 2009). Kontraindikationen Nicht bekannt. 82 │ Stand: September 2014 Literatur Ahmad KA et al., Pro-oxidant activity of Low Doses of resveratrol inhibits hydrogen peroxide-induxed apoptosis, Ann. N.Y. Acad. Sci 1010: 365373 (2003). Baron-Menguy C et al., effects of red wine polyphenols on postischemic nevascularization model in rats, FASEB J 2007 Nov, 21 (13), 3511-21. Chan JY et al., Resveratrol displays converse dose-related effects on 5fluorouracil-evoked colon cancer cell apoptosis: the roles of caspase-6 and p53, Cancer Biol Ther, 2008 May 16;7(8). Fukui, M., N. Yamabe, and B. T. Zhu. "Resveratrol attenuates the anticancer efficacy of paclitaxel in human breast cancer cells in vitro and in vivo." Eur.J.Cancer 46.10 (2010): 1882-91. Mao, Q. Q., et al. "Resveratrol confers resistance against taxol via induction of cell cycle arrest in human cancer cell lines." Mol.Nutr.Food Res. 54.11 (2010): 1574-84. Pearce VP et al., Immortalization of epithelial progenitor cells mediated by resveratrol, Oncogene, 2008 Apr 10;27(17):2365-74. Szende, B., E. Tyihak, and Z. Kiraly-Veghely. "Dose-dependent effect of resveratrol on proliferation and apoptosis in endothelial and tumor cell cultures." Exp.Mol.Med. 32.2 (2000): 88-92. Ung, D. and S. Nagar. "Trans-resveratrol-mediated inhibition of beta-oestradiol conjugation in MCF-7 cells stably expressing human sulfotransferases SULT1A1 or SULT1E1, and human liver microsomes." Xenobiotica 39.1 (2009): 72-79. Wang, T. T., et al. "Differential effects of resveratrol on androgen-responsive LNCaP human prostate cancer cells in vitro and in vivo." Carcinogenesis 29.10 (2008): 2001-10. Wang, T. T., et al. "Differential effects of resveratrol and its naturally occurring methylether analogs on cell cycle and apoptosis in human androgenresponsive LNCaP cancer cells." Mol.Nutr.Food Res. 54.3 (2010): 33544. Stand: September 2014 │ 83 Selen Methode/Substanz Selen kommt in der Natur in verschiedenen organischen und anorganischen Verbindungen vor. Anorganisch liegt Selen als Selenit, Selenat, organisch als Selenomethionin oder Selenocystein oder Methylselenocystein vor. In der normalen Ernährung kommt Selen hauptsächlich als Selenomethionin vor. Es wird zu 90 Prozent absorbiert. Auch für Selenocystein liegt vermutlich eine hohe Absorptionsrate vor. Selenat wird fast komplett absorbiert, aber über den Urin wieder ausgeschieden. Die aus onkologischer Sicht zu beschreibenden Hauptwirkungen von Selen sind einerseits das bekannte antioxidative Potential durch gesteigerte Biosynthese der Glutathionperoxidasen und Thioredoxin-Reduktasen (Papp 2007, Schomburg 2007). Andererseits zeigen jüngere Daten eine selenbedingte selektive Aktivierung von Wild-Typ p53 in gesunden Zellen mit konsekutivem Anstieg der DNA-Reparatur (Fischer 2007, Gudkov 2002). Zusätzlich ist Selen in der Lage, die Produktion und Freisetzung inflammatorischer Zytokine über eine Beeinflussung des Transkriptionsfaktor NFkB zu minimieren (Beck 2001, Vunta 2007). Die optimale Wirkung der Selenoproteine erreicht man bei Selenspiegeln im Serum zwischen 100 und 130 µg/l. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung In einer doppelblinden placebokontrollierten Studie mit Cross-over-Design erhielten Männer mit Prostatakarzinom und ansteigendem PSA-Wert Selen. Bei denjenigen mit einem Abfall des Testosteronwertes kam es auch zu einer Abnahme des PSA-Wertes (Kranse 2005). Epidemiologische Daten erbrachten Hinweise für eine erhöhte Karzinominzidenz und Mortalität bei über das Physiologische erhöhten Selenspiegeln (>130 µ g/l) (Bleys 2008). In einer randomisierten doppelblind placebokontrollierten Studie führte die Gabe von 800 µg Selen bei Männern mit hohem Selenausgangsspiegel zu einem schnelleren PSA-Anstieg als eine Placebogabe (Stratton 2010). In einem systematischen Review wurden randomisierte doppelblind placebokontrollierte Studien mit Nahrungsergänzungsmitteln bei Patienten mit Prostatakarzinom untersucht. Acht RCTs wurden eingeschlossen. Die untersuchten Supplemente beinhalteten Isoflavone, Selen, Vitamin D, Kombinationen aus Antioxidantien mit Carotinoiden, Lycopin, Spurenelementen, Phytoöstrogenen und Vitaminen sowie Coenzym Q10 und ACC. Fünf RCTs 84 │ Stand: September 2014 zeigten keinen signifikanten Effekt im Vergleich zu Placebo, zwei berichten eine signifikante Verminderung des PSA-Spiegels durch eine Kombination von Antioxidantien, Isoflavonen, Lycopin, Spurenelementen und pflanzlichen Östrogenen sowie Vitaminen. Eine RCT zeigt keinen Unterschied in den PSASpiegeln (Posadzki 2013). In einer randomisiert placebokontrollierten Studie erhielten Patienten mit komplett reseziertem nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom im Stadium I 6 bis 36 Monate postoperativ Hefeselen 200 µg/Tag versus Placebo für 48 Monate. Bei erster geplanter Interimsanalyse im Oktober 2009 waren 46 % der geplanten Endpunkte erreicht und es zeigte sich ein Trend zu Gunsten der Placebo-Gruppe und eine niedrige Wahrscheinlichkeit für ein positives Studienergebnis, so dass die Studie abgebrochen wurde. 1.561 Patienten waren randomisiert worden. Bei einem Update im Juni 2011 zeigte sich kein signifikanter Unterschied im 5Jahres Desease-Free-Survival oder in der Rate der Zweittumoren (Karp 2013). Auch zu dieser Studie liegen keine Daten bzgl. der Selen-Spiegel bei Studienbeginn vor. Wirksamkeit als supportive Therapie Das Cochrane-Review zur Verminderung von Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie sah im Jahr 2006 keine ausreichende Evidenz. Eine randomisierte Studie berichtete jedoch über verminderte Lymphödeme und eine verringerte Rate an Erysipelen (Dennert 2006). In einer randomisierten, chinesischen Cross-over-Studie wurde die alleinige Cisplatin-Chemotherapie gegen eine mit Selen kombinierte CisplatinChemotherapie getestet. Dabei erhielten die Patienten (20 versus 21) der einen Gruppe über den Zeitraum „4 Tage vor bis 4 Tage nach Chemotherapie“ jeweils täglich 4000 µg Selen. Der Therapiewechsel erfolgte vor dem 2. Cisplatin-Zyklus (Cisplatin wurde an den Tagen 1 und 21 mit 60-80 mg/m2 KOF appliziert). Die Selengabe ging jeweils mit einem Anstieg der Selenkonzentration im Serum sowie mit signifikant reduzierter Hämato- und Nephrotoxizität einher (Hu 1997). Eine niederländische placebo-kontrollierte Doppelblindstudie bestätigt diesen protektiven Selen-Effekt gegenüber Cisplatin, wobei hier zusätzlich noch die Vitamine C und E zum Einsatz kamen. Die Verumgruppe zeigte eine signifikant erniedrigte Nephro- und Ototoxizität ohne Beeinträchtigung der Outcome-Daten (Weijl 2004). Bei NHL-Patienten wurden drei randomisierte Studien (n=30-50) mit Selensupplementation publiziert. Die Selengruppe zeigte jeweils bessere Therapieverträglichkeit (kardiale Ejektionsfraktion), besseres Ansprechen biologischer (BCL-2 Genexpression, Apoptose von Lymphozyten) und klinischer Stand: September 2014 │ 85 (Milzgröße, Lymphadenopathie und Knochenmarkinfiltration) Parameter sowie ein längeres Überleben (Asfour 2006, 2007, 2009). In einer Studie beim Ovarialkarzinom (n=31), in der die Patientinnen während Chemotherapie über 3 Monate 200 µg Selen täglich erhielten, war ein signifikanter Anstieg des Serum-Selens mit weniger Haarausfall, Blähungen, Bauchschmerz und Müdigkeit sowie höheren Leukozytenzahlen verbunden (Sieja 2004). Eine randomisierte, radioonkologische Studie bei 81 Patientinnen mit Korpusund Zervix uteri-Karzinomen und einem prätherapeutischem Selenmangel (Selen im Vollblut < 85 µg/l) konnte dies ebenfalls bestätigen. In der Gruppe, welche täglich 500 µg Selen als Natriumselenit erhalten hatte, stieg der mittlere Selenspiegel signifikant an. Mit diesem angestiegenen mittleren Selenspiegel im Vollblut von 93,2 µg/l trat die Diarrhoe CTC Grad 1-3 (12/39 Patientinnen) im Vergleich zur Kontrollgruppe mit 67,0 µg/l (25/42 Patientinnen) signifikant weniger häufig auf (p=0,01). Nach einem Follow up von 51 Monaten war das 5Jahres Gesamtüberleben in der Selengruppe 91,9% versus 83,1% in der Kontrollgruppe (p=0,34). Ein von Skeptikern zuvor gefürchteter „Schutz der Tumorzelle durch Selen“ konnte somit nicht bestätigt werden (Mücke 2010). Eine vergleichbare Studie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren unter Strahlentherapie zeigte ebenfalls Vorteile für die Selengruppe auf: Begleitet von einem signifikanten Anstieg des Selenspiegels hatte die Patienten der Verumgruppe (n=22) unter signifikant weniger Dysphagie in der letzten Bestrahlungswoche zu leiden als jene der Kontrollgruppe (n=17) (p=0,04) (Büntzel 2010). Insbesondere die Studien, bei denen regelmäßig Selen im Serum oder Vollblut bestimmt worden sind, zeigten, dass bei höheren Selenspiegeln eine bessere Therapieverträglichkeit ohne Verschlechterung des primären Therapieansprechen festzustellen war. Ernährungsstatus In einer kleinen randomisierten Fallkontrollstudie erhielten Patienten mit gastrointestinalen Karzinomen Selen (200 µ g/die) und Zink (21 mg/die). Während die Kontrollgruppe an Gewicht und fettfreier Körpermasse verlor, konnten die Werte in der Verumgruppe gehalten werden (Federico 2001). Interaktionen Natriumselenit wird bei simultaner Verabreichung von Vitamin C zum wirkungslosen atomaren Selen reduziert. 86 │ Stand: September 2014 Unerwünschte Wirkungen Eine chronische Überdosierung von Selen (> 1000 µg/Tag) führt zu Muskelschwäche, Erschöpfung, peripherer Neuropathie, Dermatitis, Nagel- und Haarveränderungen bzw. Verlust, Mundgeruch und Körpergeruch, vermehrter Erregbarkeit, Wachstumsverzögerung und Leberschädigung. Die akute Toxizität nach Aufnahme von Selen in Gramm-Dosierungen kann schwere gastrointestinale Veränderungen, neurologische Schäden und ein ARDS sowie Myokardinfarkte und Nierenversagen hervorrufen. Deshalb sollten bei der medizinischen Verabreichung von Selen anorganische Präparate benutzt werden (Selenit, Selenat), da hierbei keine Überdosierungen möglich sind. Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Asfour IA et al., Effect of high-dose sodium selenite therapy on polymorphonuclear leukocyte apoptosis in non-Hodgkin’s lymphoma patients. Biol Trace Elem Res, 2006; 110:19-32. Asfour IA et al., The impact of high-dose sodium selenite therapy on Bcl-2 expression in adult non-Hodgkin’s lymphoma patients: correlation with response and survival. Biol Trace Elem Res, 2007; 120: 1-10. Asfour IA et al., High-dose sodium selenite can induce apoptosis of lymphoma cells in adult patients with non-Hodgkin’s lymphoma. Biol Trace Elem Res, 2009; 127: 200-10. Beck MA et al., Selenium deficiency increases the pathology of an influenza virus infection. FASEB J, 2001; 15: 1481-83. Bleys J et al., Serum selenium levels and all cause, cancer, and cardiovascular mortality among US adults. Arch Intern Med, 2008; 168: 404-10. Büntzel J et al., Limited effects of selenium substitution in the prevention of radiation-associated toxicities. Results of a randomized study in head neck cancer patients. Anticancer Res, 2010; 30: 1829-32. 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Double-Blind, Placebo-Controlled, Phase III Randomized, Chemoprevention Trial of Selenium Supplementation in Patients With Resected Stage I Non-Small-Cell LungCancer: ECOG 5597. J Clin Oncol. 2013 Nov 20;31(33):4179-87 Kranse R et al., Dietary intervention in prostate cancer patients, Int J Cancer, 2005 Feb 20, 113 (5): 835-40 Mücke R et al., Multicenter, phase III trial comparing selenium supplementation with observation in gynecologic radiation oncology. Int J Radiation Oncology Biol Phys, 2010; 70: 828-35. Papp LV et al., From selenium to selenoproteins: synthesis, identity, and their role in human health. Antioxid Redox Signal, 2007; 9: 775-06. Posadzki P et al: Dietary supplements and prostate cancer: a systematic review of double-blind,placebo-controlled randomised clinical trials. Maturitas. 2013 Jun;75(2):125-30. doi: 10.1016/j.maturitas.2013.03.006. Epub 2013 Apr 6. Schomburg L et al., Selenium: benefits and risks. MMW Fortschr Med, 2007; 149: 34-36. 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Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt, ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch. Stand: September 2014 │ 89 Silymarin Methode/Substanz Silymarin ist das Rohprodukt der Mariendistel, ein Komplex aus mindestens sieben Flavonolignanen und einem Flavonoid. Silibinin ist eine halbgereinigte Fraktion, welche aus einer 1:1 Mischung aus zwei Diasteroisomeren, Silybin A und Silybin B besteht. Silymarin ist ein starkes Antioxidans, hat antiinflammatorische und immunmodulatorische Effekte. Die Silberdistel (Silybum marianum) wird in der Naturheilkunde als leberschützendes pflanzliches Präparat eingesetzt. Der leberprotektive Effekt resultiert wahrscheinlich einerseits aus der Zunahme der ribosomalen Proteinsynthese über Polymerase A, wodurch die regenerativen Fähigkeiten der Leber erhöht werden und neue Hepatozyten gebildet werden können. Es kommt zu einer beschleunigten Leberregeneration durch eine Stimulation der DNASynthese und der zellulären Enzymproduktion. Andererseits zeigen In-vitroUntersuchungen, dass Silibinin die Zellmembranen stabilisiert und dadurch den Eintritt von Toxinen hemmt und gleichzeitig bereits intrazellulär befindliche Toxine vermehrt ausschleust. Der enterohepatische Zyklus für Toxine wird inhibiert. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. In einer randomisierten doppelblind placebokontrollierten Crossoverstudie erhielten Patienten mit Prostatakarzinom und ansteigendem PSA-Spiegel ein Kombinationspräparat aus Sojaisoflavonen, Lycopin, Silymarin und Antioxidantien. Es kam zu einer signifikanten Abnahme des PSA-Anstieges (Schroder 2005). Es ist nicht möglich, aufgrund der Studiendaten auf die Wirksamkeit der einzelnen Bestandteile des Kombinationspräparates zurückzuschließen. Wirksamkeit als supportive Therapie Keine kontrollierten klinischen Studien. Interaktionen Pharmakologisch sind Wechselwirkungen von Silymarin durch eine Beeinflussung der Funktion von CYP3A4 und UGT1A1 möglich. In vitro hemmt Silymarin Pgp. 90 │ Stand: September 2014 Unerwünschte Wirkungen Nach Angaben der Kommission E gibt es innerhalb der empfohlenen Dosierungen keine Nebenwirkungen (Blumenthal 1998). Auch langfristige Anwendung (41 Monate) führt zu keinen negativen Wirkungen (Rainone 2002). Extrakt aus Mariendistel hat leicht abführende Eigenschaften und kann zur Diarrhö führen. Es kann zu einer Stimulation der Uteruskontraktionen und der Menstruation kommen (Saller 2001). In einem Review aus 13 klinischen Studien wurden als Nebenwirkungen Juckreiz, Übelkeit, epigastrische Beschwerden und Kopfschmerzen angegeben; die Rate lag bei 3,5 Prozent und in den gleichen Studien bei 4,4 Prozent für Placebo (Rambaldi 2005). Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Blumenthal M et al. The Complete German Commission E Monographs: Therapeutic Guide to Herbal Medicines, Austin, Tex: American Botanical Council; 1998. Rainone F Milk thistle. Am.Fam.Physician 72.7 (2005): 1285-88. Rambaldi A et al Milk thistle for alcoholic and/or hepatitis B or C liver diseases--a systematic cochrane hepato-biliary group review with meta-analyses of randomized clinical trials. Am.J.Gastroenterol. 100.11 (2005): 2583-91. Saller RR et al. The use of silymarin in the treatment of liver diseases. Drugs 61.14 (2001): 2035-63. Schroder FH et al. Randomized, double-blind, placebo-controlled crossover study in men with prostate cancer and rising PSA: effectiveness of a dietary supplement. Eur.Urol. 48.6 (2005): 922-30. Stand: September 2014 │ 91 Tai Chi Methode/Substanz Tai Chi ist eine Kombination aus Bewegung und konzentrativer Meditation. Es soll gemäß der Lehre der TCM den Energiefluss Qi ins Gleichgewicht bringen bzw. Blockaden lösen. Da bekannt wurde, dass eine Reihe von chinesischen Studien, die als randomisiert publiziert wurden, nicht randomisiert nach wissenschaftlichem Standard waren, werden für die Auswertung sämtliche Publikationen aus China und Reviews, die diese einschließen, nicht berücksichtigt. Gleichermaßen werden Publikationen nicht bewertet, die als Kontrollgruppe einen 0-Arm eingeschlossen haben. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine kontrollierten klinischen Studien. Wirksamkeit als supportive Therapie In einem Review zur Wirkung von Tai Chi wurden drei randomisierte und eine nicht-randomisierte kontrollierte Studie zusammengefasst. Alle bezogen sich auf Patientinnen mit Mammakarzinom. Aufgrund methodologischer Einschränkungen ist eine Aussage zur Wirksamkeit von Tai Chi nicht möglich (Lee 2007). 2010 wurde ein Update durchgeführt. Auch hier ergaben sich keine Beweise für signifikante Effekte (Lee 2010). Interaktionen Nicht zu erwarten. Unerwünschte Wirkungen Nicht bekannt. Kontraindikationen Nicht bekannt. 92 │ Stand: September 2014 Literatur Lee, M. S., M. H. Pittler, and E. Ernst. "Is Tai Chi an effective adjunct in cancer care? A systematic review of controlled clinical trials." Support.Care Cancer 15.6 (2007): 597-601. Lee, M. S., T. Y. Choi, and E. Ernst. "Tai chi for breast cancer patients: a systematic review." Breast Cancer Res.Treat. 120.2 (2010): 309-16. Stand: September 2014 │ 93 Traditionelle Chinesische Medizin (Siehe auch: Mind-Body-Therapien und Medizinische Pilze) Methode/Substanz Aus Sicht der TCM ist Krebs eine lokale Manifestation einer konstitutionellen Erkrankung. Krebs entsteht durch Schwächung der Abwehrkräfte des Körpers, während die den Krebs fördernden Faktoren zunehmen. Zusammenfassend werden in der modernen TCM sechs Exzesse als ätiologische Faktoren zusammengefasst. Hierzu gehören als wichtigster Faktor äußerer Wind, äußere Kälte, Sommerhitze, Trockenheit, Feuer. Weitere Faktoren für die Karzinogenese sind: falsche Ernährung (unregelmäßig, zu viel oder zu wenig, falsche Zusammensetzung), die Stagnation von Schleimflüssigkeiten, die Qi-Stagnation und der Blutstau. In der Diagnostik und Therapieplanung geht es darum, die individuelle Grundlage der Erkrankung beim einzelnen Patienten festzustellen. Die Individualisierung der Therapie führt dazu, dass aus europäischer Sicht gleiche Krankheiten mit unterschiedlichen Therapieansätzen, je nach der diagnostizierten Ätiologie und den klinischen Symptomen, behandelt werden. Behandlung berücksichtigt auch Eigenschaften der Person, aber auch von Zeit und Ort. Im Vergleich zur westlichen Medizin, die bei multimorbiden Patienten eine Reihe von unabhängigen Diagnosen stellt und versucht zu behandeln, ergibt sich in der TCM ein Gesamtbild, aus dem sich dann auch die Gesamttherapie ableitet. Das Ziel der Behandlung ist die Stärkung der körpereigenen Kräfte, Abschwächung von Nebenwirkungen und Toxizität. Langfristiges Ziel ist weniger die Heilung von der Krankheit als eine Stabilisierung. Auch in der modernen TCM stellen Emotionen wichtige Faktoren bei der Karzinomentstehung dar. Hierzu gehören: Sorgen, Angst, übermäßiges Denken und Grübeln, Depression, Wut. Empfehlungen für den Patienten bestehen in einer ausgeglichenen Lebensweise. Hierzu gehören Entspannung, Vermeiden von Angst, Ärger, Grübeln, Leben in Frieden, ein geregelter Tagesablauf, Qigong, eine gesunde Ernährung. Zur Therapie wurden auch eine Reihe von Rezepturen aus Heilpflanzen entwickelt. 94 │ Stand: September 2014 Aus Sicht der TCM werden bei Tumorerkrankungen Pflanzenmischungen eingesetzt, die entgiften und die Stagnation verbessern. Häufig in der TCM angewendete Heilpflanzen mit (in vitro) antitumoraler Wirkung sind Ginseng, Glycyrrhiza, Astragalus, Angelica sinensis, Atractylodis, Macrocephala und Ginkgo biloba. Eine weitere Strategie besteht in der Verbesserung der Kommunikation zwischen Körper und Geist. Zu den hier verwendeten sog. Fu Zheng-Heilpflanzen gehören Ginseng, Ganoderma, Astragalus, Angelica, Cordizeps. Da bekannt wurde, dass die aus China stammenden Studien nicht den Kriterien randomisierter Studien genügen, obwohl sie als solche publiziert wurden, werden sämtliche aus China stammenden Publikationen und Reviews, die sie einschließen, nicht berücksichtigt. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Keine Daten. Wirksamkeit als supportive Therapie Doppelblind placebokontrollierte randomisierte Studie mit Patientinnen mit Ovarialkarzinom während Standard-Chemotherapie. Im Global Health Status (GHS) Score keine Unterschiede, negative Ergebnisse bzw. keine Verbesserung im Vergleich zu Placebo für emotionale Funktion, kognitive Funktion, Übelkeit und Erbrechen, weniger Neutropenien nach drei Zyklen, keine Unterschiede bei der übrigen Toxizität der Chemotherapie (Chan 2011). Randomisierte placebokontrollierte Studie mit Patientinnen mit Mammakarzinom oder gynäkologischen Tumoren. Keine signifikanten Unterschiede im Female Sexual Function Inventory (FSFI), signifikante Verbesserung im FACT-G (stärkste Veränderungen in physischer und funktioneller Skala), signifikant mehr Hitzewallungen im Verumarm (Greven 2011). Interaktionen Hierzu liegen praktisch keine Daten vor – bei den Heilpflanzen muss deshalb mit unerwarteten Effekten gerechnet werden. Unerwünschte Wirkungen Hierzu liegen praktisch keine Daten vor – bei den Heilpflanzen muss deshalb mit unerwarteten Effekten gerechnet werden. Stand: September 2014 │ 95 Kontraindikationen Hierzu liegen praktisch keine Daten vor - trotz der traditionellen Anwendung von Phytoöstrogenen bei Mammakarzinompatientinnen sollten Heilkräuter mit bewiesener oder potentieller phytoöstrogener Wirkung (Bsp.: Angelica sinensis) nicht bei Patientinnen mit hormonabhängigen Tumoren eingesetzt werden. Literatur Chan KK et al. The use of Chinese herbal medicine to improve quality of life in women undergoing chemotherapy for ovarian cancer: a double-blind placebo-controlled randomized trial with immunological monitoring. Ann Oncol 2011; 22.10: 2241-49. Greven K et al.: Does L-Arginine/Korean ginseng/gingko biloba/damiana-based supplement improve the sexual function and quality of life of female cancer survivors: a randomied trrial; #9016, ASCO 2011. 96 │ Stand: September 2014 Vitamin C Methode/Substanz Vitamin C ist ein wasserlösliches Vitamin. Physiologisch wirkt es mit bei der Bildung von Kollagen, Katecholaminen, Carnitin, Bildung von Peptiden. Vitamin C hat antioxidative Eigenschaften. Die Bioverfügbarkeit von Vitamin C in verschiedenen Zubereitungen oder Nährstoffen differiert nicht. Die biologische Halbwertszeit variiert zwischen zehn und 30 Tagen. Die Ausscheidung über die Nieren nimmt mit höherer Zufuhr zu. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Verschiedene Tumorerkrankungen Eine randomisierte placebokontrollierte Doppelblindstudie zeigte durch die Gabe von 10 g Vitamin C täglich keine Verbesserung im Vergleich zu Placebo (Creagan 1979). Kolorektale Karzinome Eine randomisierte doppelblind kontrollierte Studie zeigt durch die Gabe von Vitamin C 10 g täglich keinen Vorteil gegenüber Placebo (Moertel 1985). In einer randomisierten Studie bei Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom unter einer Chemotherapie führte die gleichzeitige Gabe von Vitamin C (6100 mg/Tag), dl-Alpha-Tocopherol (1050 mg/Tag) und Beta-Carotin (60 mg/Tag) zu keinem Einfluss auf Remissionsraten und Überleben (Pathak 2005). Mammakarzinom Eine Kohortenstudie aus Schweden zeigt, dass eine Einnahme von Vitamin CSupplementen nach Erkrankung an einem Mammakarzinom die Mortalität nicht beeinflusst (Harris 2013). Eine gepoolte Analyse von vier Kohortenstudien zeigt für Vitamin C eine verminderte Mortalität (Poole 2013). Wirksamkeit als supportive Therapie In einer randomisierten Studie bei Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom unter einer Chemotherapie führte die gleichzeitige Gabe von Stand: September 2014 │ 97 Vitamin C (6100 mg/Tag), dl-Alpha-Tocopherol (1050 mg/Tag) und Beta-Carotin (60 mg/Tag) zu keiner Verminderung der Toxizität (Pathak 2005). Interaktionen Vitamin C ist ein Antioxidans und könnte die Wirkung von Chemo- und vermindern. Die In-vitround In-vivo-Daten sind Strahlentherapie widersprüchlich. Möglicherweise liegt ein dosisabhängiger Effekt vor. Abschwächungen der Wirkung von verschiedenen Zytostatika wurden unter anderem von Heaney 2008 in vitro gezeigt (Heaney 2008). Bei Patientinnen, die eine Radiatio wegen Zervixkarzinom erhielten, war bei denjenigen, die eine Kombination aus Vitamin C, Vitamin E, Vitamin A und Selen erhielten, die Apoptoserate vermindert (Ismail 2010). Vitamin C vermindert die Wirkung von Bortezomib (Llobet 2008, Perrone 2009). Unerwünschte Wirkungen Die empfohlene tägliche Aufnahme liegt bei 75 bis 125 mg pro Tag, die obere tolerable orale Dosis bei 2000 mg pro Tag. Potenzielle Nebenwirkungen sind Übelkeit, abdominelle Krämpfe und Diarrhö, Hypoglykämie und hypotone Blutdruckwerte. Insbesondere bei Niereninsuffizienz ist die Einnahme von Vitamin C-Supplementen kritisch zu bewerten. Hohe Dosen von Vitamin C können zu einem Kupfermangel führen. Die verbesserte Aufnahme von Eisen unter gleichzeitiger Gabe von Vitamin C kann für Patienten mit einer Hämochromatose kritisch werden. Bei Patienten mit G6PD-Mangel wurde unter intravenöser Gabe von Vitamin C eine Hämolyse beschrieben. Intravenöse Dosierungen von 150-200 g über 24 Stunden scheinen keine wesentlichen negativen Wirkungen zu haben (Riordan 1990, 1995, 2000, Casciari 2001, Klenner 1971, Cathcart 1985). Bei Patienten mit terminalen Karzinomerkrankungen kam es unter intravenösen Infusionen mit 150-710 mg/kg und Tag zu Übelkeit, Ödemen, trockenen Schleimhäuten und Häuten sowie einem einzelnen Fall einer Hypokaliämie (Riordan 2005). Kontraindikationen Für die intravenöse Gabe: Patienten mit G6PD-Mangel. 98 │ Stand: September 2014 Literatur Casciari JJ et al., Cytotoxicity of ascorbate, lipoic acid and other antioxidants in hollow fiber in vitro tumours, Br J Cancer, 2001;84:1544-1550. Cathcart RF, Vitamin C: the non-toxic, non-rate-limited antioxidant free radical scavenger, Med Hypotheses, 1985;18:61-77. Creagan ET, Failure of high dose vitamin C (ascorbic acid) the to benefit patients with advanced cancer, A controlled trial, Natl J Med 1979, 301: 687-90. Harris HR, Bergkvist L, Wolk A. 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Pathak K et al., Chemotherapy alone vs. chemotherapy plus high dose multiple antioxidants in patients with advanced non small cell lung cancer. J Am Coll Ntr. 2005 Feb;24(1):16-21. Perrone, G., et al. "Ascorbic acid inhibits antitumor activity of bortezomib in vivo." Leukemia 23.9 (2009): 1679-86. Poole EM, Shu X, Caan BJ, Flatt SW, Holmes MD, Lu W, Kwan ML, Nechuta SJ, Pierce JP, Chen WY.Postdiagnosis supplement use and breast cancer prognosis in the After Breast Cancer Pooling Project. Breast Cancer Res Treat. 2013 Jun;139(2):529-37. doi: 10.1007/s10549-013-2548-4. Epub 2013 May 10. Riordan HD et al., Case study: high-dose intravenous vitamin C in the treatment of a patient with adenocarcinoma of the kidney, J Orthomolec Med, 1990;5:5-7. Riordan NH et al., Intravenous ascorbate as a tumor cytotoxic chemotherapeutic agent, Med Hypotheses, 1995;44:207-213. Riordan HD et al., Clinical and experimental experiences of the head of the pancreas, J Orthomolec Med, 2000;15:201-213. Riordan HD et al., A pilot clinical study of continuous intravenous ascorbate in terminal cancer patients, R P Health Sci J 2005 Dec, 24(4): 269-76. Stand: September 2014 │ 99 Hinweis Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt. Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt, ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch. 100 │ Stand: September 2014 Vitamin D Methode/Substanz Calcitriol hat verschiedene antiinflammatorische Wirkungen. Es hemmt die Synthese von Prostaglandinen und die Expression der Cox-2, führt zur Heraufregulation der Hydroxyprostaglandindehydrogenase sowie zur Herabregulation des Prostaglandinrezeptors und von proinflammatorischen Zytokinen. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Epidemiologische Studien zur Inzidenz von Tumorerkrankungen zeigen, dass möglicherweise nicht allein die Vitamin-D-Zufuhr oder die erreichten 25(OH)DSpiegel alleine das Ergebnis bestimmen, sondern dass Polymorphismen des Vitamin-D-Rezeptors einen entscheidenden Einfluss haben. Ob dies auch für den Einfluss von Vitamin D bei bereits erkrankten Patienten gilt, wurde bisher nur in ersten Studien untersucht. In einem systematischen Review zum Einfluss des Vitamin-D-Spiegels auf das Überleben von Tumorpatienten wurde eine positive Wirkung insbesondere für kolorektale Karzinome belegt (Pilz 2013). Mammakarzinom Während eine Fallkontrollstudie keine Korrelation zwischen der Rezidivrate und dem 25(OH)D-Spiegel beim Mammakarzinom zeigt (Jacobs 2011), zeigen drei Kohortenstudien, davon eine aus Deutschland, dass höhere Konzentrationen mit einer niedrigeren Mortalität assoziiert sind (Goodwin 2009, Vrieling 2011, Villasenor 2013). Eine gepoolte Analyse von vier Kohortenstudien belegt ebenfalls die verminderte Rezidivrate, allerdings nur bei östrogenrezeptorpositiven, nicht bei östrogenrezeptornegativen Patientinnen (Poole 2013). Prostatakarzinom In einem systematischen Review wurden randomisierte doppelblind plazebokontrollierte Studien mit Nahrungsergänzungsmitteln bei Patienten mit Prostatakarzinom untersucht. Acht RCTs wurden eingeschlossen. Die untersuchten Supplemente beinhalteten Isoflavone, Selen, Vitamin D, Kombinationen aus Antioxidantien mit Carotinoiden, Lycopin, Spurenelementen, Phytoöstrogenen und Vitaminen sowie Coenzym Q10 und ACC. Fünf RCTs zeigten keinen signifikanten Effekt im Vergleich zu Placebo, zwei berichten eine Stand: September 2014 │ 101 signifikante Verminderung des PSA-Spiegels durch eine Kombination von Antioxidantien, Isoflavonen, Lycopin, Spurenelementen und pflanzlichen Östrogenen sowie Vitaminen. Eine RCT zeigt keinen Unterschied in den PSASpiegeln (Posadzki 2013). In einer doppelblind randomisierten Studie erhielten Patienten vor radikaler Prostatektomie Vitamin D3 in unterschiedlichen Dosierungen (400, 10.000 oder 40.000 IU/d). Es zeigte sich kein Einfluss auf Ki67. In den höheren Vitamin-DDosierungen waren die PSA-Spiegel niedriger (Wagner 2013). Bei Patienten mit Prostatakarzinom unter active surveillance zeigte sich kein Einfluss des Vitamin-D-Spiegels auf die PSA-Verdopplungszeit (Gilbert 2012). Zwei doppelblind placobokontrollierte randomisierte Studien zeigen, dass hochdosiertes Calcitriol das Ansprechen von Patienten auf Docetaxel signifikant verbessert (Beer 2005b, Beer 2007). Eine gleichartige Studie konnte jedoch keine Überlegenheit von Calciferol gegenüber Placebo belegen (Attia 2008). In einer weiteren randomisierten Studie wurde Docetaxel mit hochdosiertem Calcitriol gegen Docetaxel mit Prednison getestet. Die Studie wurde wegen einer höheren Mortalität im experimentellen Arm abgebrochen (Scher 2011). Die beiden Docetaxel-Regime unterschieden sich jedoch, da im Calcitriol-Arm wöchentliches Docetaxel und im Prednison-Arm dreiwöchentliches Docetaxel eingesetzt wurde. Eine randomisierte kontrollierte Studie verglich Dexamethason alleine mit Dexamethason und Calcitriol. Hier ergab sich kein Vorteil (Trump 2006). Zwei Fallkontrollstudien zeigen eine Erhöhung des Risikos für ein Prostatakarzinom bei höheren Vitamin-D-Spiegeln (Albanes 2011), (Meyer 2013). Bronchialkarzinom Der 25(OH)Vitamin-D-Spiegel korreliert mit dem Gesamtüberleben und dem rezidiv- freien Überleben (Zhou 2007). Kolorektales Karzinom Höhere 25(OH)D-Spiegel korrelieren mit einer niedrigeren tumorspezifischen Mortalität und Gesamtmortalität (Fedirko 2012). 102 │ Stand: September 2014 Wirksamkeit als supportive Therapie Muskuloskelettale Beschwerden unter Aromataseinhibitoren In einer randomisierten doppelblind placebokontrollierten Studie erhielten Patientinnen mit muskuloskelettalen Beschwerden unter Aromataseinhibitoren in Anpassung an den 25(OH)Vitamin D-Spiegel hochdosiertes Vitamin D3 oder Placebo. Es kam zu einer signifikanten Verbesserung der Beschwerden. Die Knochendichte am Femurhals nahm in der Placebogruppe ab, nicht in der Verumgruppe (Rastelli 2011). Interaktionen Calcitriol und verschiedene Chemotherapeutika wirken synergistisch. Unerwünschte Wirkungen Wurden bisher bei Tumorpatienten nicht beschrieben. Kontraindikationen Sind nicht bekannt. Literatur Albanes D et al. Serum 25-hydroxy vitamin D and prostate cancer risk in a large nested case-control study. Cancer Epidemiol.Biomarkers Prev. 20.9 (2011): 1850-60. Attia S et al. Randomized, double-blind phase II evaluation of docetaxel with or without doxercalciferol in patients with metastatic, androgenindependent prostate cancer, Clin Cancer Res, 2008 Arp 15;14(8):243743. Beer TM et al. Ascent: the androgen-independent prostate cancer study of calcitriol enhancing taxotere, BJU Int. 2005b Sep, 96(4):508-13. Beer TM et al. Double-blinded randomized study of high-dose calcitriol plus docetaxel compared with placebo plus docetaxel in androgenindependent prostate cancer, ra report from the ascent, Investigators, J Clin oncol 2007 Feb 20, 25 (6), 669-74. Fedirko V et al. Prediagnostic 25-Hydroxyvitamin D, VDR and CASR Polymorphisms, and Survival in Patients with Colorectal Cancer in Western European Populations. Cancer Epidemiol.Biomarkers Prev. (2012). Gilbert R et al. Predictors of 25-hydroxyvitamin D and its association with risk factors for prostate cancer: evidence from the prostate testing for cancer and treatment study. Cancer Causes Control 23.4 (2012): 575-88. Stand: September 2014 │ 103 Goodwin PJ et al. Prognostic effects of 25-hydroxyvitamin D levels in early breast cancer. J.Clin.Oncol. 27.23 (2009): 3757-63. Jacobs ET et al. Vitamin D and breast cancer recurrence in the Women's Healthy Eating and Living (WHEL) Study. Am.J.Clin.Nutr. 93.1 (2011): 108-17. Meyer HE et al. Vitamin D, season, and risk of prostate cancer: a nested casecontrol study within Norwegian health studies. Am.J.Clin.Nutr. 97.1 (2013): 147-54. Pilz S et al. Vitamin d and cancer mortality: systematic review of prospective epidemiological studies. Anticancer Agents Med Chem. 2013 Jan 1;13(1):107-17. Poole EM et al. Postdiagnosis supplement use and breast cancer prognosis in the After Breast Cancer Pooling Project. Breast Cancer Res Treat. 2013 Jun;139(2):529-37. doi: 10.1007/s10549-013-2548-4. Epub 2013 May 10. Posadzki P et al. Dietary supplements and prostate cancer: a systematic review of double-blind,placebo-controlled randomised clinical trials. Maturitas. 2013 Jun;75(2):125-30. doi: 10.1016/j.maturitas.2013.03.006. Epub 2013 Apr 6. Rastelli AL, Taylor ME, Gao F, Armamento-Villareal R, Jamalabadi-Majidi S, Napoli N, Ellis MJ.Vitamin D and aromatase inhibitor-induced musculoskeletal symptoms (AIMSS): a phase II, double-blind, placebocontrolled, randomized trial. Breast Cancer Res Treat. 2011 Aug;129(1):107-16. doi: 10.1007/s10549-011-1644-6. Epub 2011 Jun 21. Scher HI, Jia X, Chi K, de Wit R, Berry WR, Albers P, Henick B, Waterhouse D, Ruether DJ, Rosen PJ, Meluch AA, Nordquist LT, Venner PM, Heidenreich A, Chu L, Heller G. Randomized, open-label phase III trial of docetaxel plus high-dose calcitriol versus docetaxel plus prednisone for patients with castration-resistant prostate cancer. 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Circulating 25-hydroxyvitamin D levels predict survival in earlystage non small-cell lung cancer patients, J Clin Oncol 2007 Feb 10, 25 (5), 479-85. Hinweis Die Faktenblätter sind nach Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erstellt. Angaben beziehen sich auf klinische Daten, in ausgewählten Fällen werden präklinische Daten zur Evaluation von Risiken verwendet. Um die Informationen kurz zu präsentieren, wurde auf eine abgestufte Evidenz zurückgegriffen. Im Falle, dass systematische Reviews vorliegen, sind deren Ergebnisse dargestellt, ggf. ergänzt um Ergebnisse aktueller klinischer Studien. Bei den klinischen Studien wurden bis auf wenige Ausnahmen nur kontrollierte Studien berücksichtigt. Die Recherche erfolgte systematisch in Medline ohne Begrenzung des Publikationsjahres mit einer Einschränkung auf Publikationen in Deutsch und Englisch. Stand: September 2014 │ 105 Vitamin E Methode/Substanz Vitamin E ist in Pflanzenölen, Weizenkeimen, Eiern, grünen Gemüsen und Getreide enthalten. Vitamin E wirkt als Antioxidans. Die aktive Form ist ein DIsomer. Vitamin E kommt in unterschiedlichen Formen vor. Als Maßeinheiten dienen internationale Einheiten (IU) sowie mg. 1 IU natürliches Vitamin E entspricht 0,67 mg D-α-Tocopherol. 1 IU synthetisches Vitamin E entspricht 0,45 mg D-α-Tocopherol. Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Tumorerkrankung Harnblasenkarzinom In einer randomisierten kontrollierten Studie führte die Gabe von 400 IU Vitamin E täglich zu einer signifikanten Reduktion der Rezidivrate oberflächlicher Harnblasenkarzinome. Dies galt bei Rauchern wie bei Nichtrauchern (Mazdak 2012). Wirksamkeit als supportive Therapie Orale Mukositis Ein Review aus dem Jahr 2007 kommt zu dem Schluss, dass Vitamin E möglicherweise die Intensität einer Mukositis unter einer antitumoralen Therapie vermindert (Alterio 2007). In einer doppelblind placebokontrollierten Studie wurden Mundspülungen mit öliger Lösung mit Vitamin E während einer Radiatio untersucht. Es kam zu einer signifikanten Verminderung der Mukositis und der Schmerzen. Auf das Überleben zeigte sich in dieser kleinen Studie kein Einfluss (Ferreira 2004). Xerostomie Bei Patienten mit Radiojodtherapie wegen Schilddrüsenkarzinom zeigte eine randomisierte Studie einen signifikant protektiven Effekt (Fallahi 2013). Polyneuropathie In einem systematischen Review wurden die Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln auf durch Chemotherapie induzierte periphere Polyneuropathien untersucht. Untersuchte Substanzen waren Vitamin E, L-Carnitin, Glutathion, Vitamin B6, Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Calcium, Alphaliponsäure und N-Acetylcystein. Eingeschlossen wurden randomisierte klinische 106 │ Stand: September 2014 Studien. Für keine der Substanzen konnte eine ausreichende Evidenz gezeigt werden (Schloss 2013). In einer placebokontrollierten randomisierten Studie hatten Patienten mit oxaliplatinhaltiger Chemotherapie in der Vitamin-E-Gruppe eine höhere Rate an Neuropathien Grad I und II als in der Placebogruppe. Der Unterschied war jedoch nicht signifikant. Jedoch traten in der Vitamin E-Gruppe signifikant mehr Diarrhöen auf (Alfonseca 2013). Hitzewallungen Ein Review und ein Cochrane-Review konnten keine positive Evidenz für die Wirksamkeit von Vitamin E finden (Bordeleau 2007, Rada 2010). Hautfibrose nach Radiatio In einer randomisierten Studie konnte gezeigt werden, dass bei Patientinnen mit Mammakarzinom nach Radiatio die Fibrosierungsrate von Pentoxifyllin und Vitamin E vermindert ist. Allerdings ergab sich in der langfristigen Untersuchung in der Verum- wie in der Kontrollgruppe nur eine sehr geringe Inzidenz (Jacobson 2008). Interaktionen Vitamin E ist ein Antioxidans und könnte die Wirkung von Chemo- und Strahlentherapie vermindern. Die Datenlage ist unklar. Vitamin E-Gaben scheinen die Wirkung von Chemotherapie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren ebenso wie bei Zervixkarzinomen zu vermindern (Bairati 2006, Meyer 2007, Ismail 2010). Unerwünschte Wirkungen Bei Männern mit erhöhtem PSA-Wert führt eine Supplementierung mit Vitamin E zu einer erhöhten Inzidenz von Prostatakarzinomen (Meyer 2005). Epidemiologische Daten sprechen insbesondere bei gastrointestialen Tumoren für eine erhöhte Inzidenz und auch Mortalität an Karzinomen (Bjelakovic 2008). Dies gilt auch für Mammakarzinome (Kabat 2009). Kontraindikationen Nicht bekannt. Stand: September 2014 │ 107 Literatur Afonseca SO et al. Vitamin E for prevention of oxaliplatin-induced peripheral neuropathy: a pilot randomized clinical trial. Sao Paulo Med J. 2013 Mar;131(1):35-8. Alterio D et al. Cancer treatment-induced oral mucositis, Anticancer Res. 2007 Mar-Apr, 27 (2), 1105-25. Bairati I et al. 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Wirksamkeit als supportive Therapie Zu Yoga wurden in 2005 insgesamt neun systematische Reviews, teilweise mit Metaanalysen, publiziert. Alle weisen auf die methodologischen Schwächen der eingeschlossenen Studien hin und damit auf die fragliche Aussagekraft der Schlussfolgerungen. Entsprechend kommen Smith et al. sowohl 2005 als auch 2009 zu keinem endgültigen Statement (Smith 2005, Smith 2009, Sharma 2013). Zu Verbesserungen scheint es durch Yoga bei folgenden Beschwerden zu kommen: Schlafqualität, Stimmung, Stressempfinden, Lebensqualität, insbesondere emotionales Wohlbefinden, Distress, Angst und Depression (Bower 2005, Buffart 2012, Harder 2012). Dagegen konnten für eine Verbesserung der Fatigue keine ausreichenden Daten gefunden werden (Sood 2007). Ein systematisches Review mit Metaanalyse der Studien zu Yoga bei Mammakarzinompatientinnen konnte zwölf Studien mit 742 Teilnehmern einschließen. Sieben verglichen Yoga mit keiner Behandlung, drei Yoga mit einer supportiven Therapie, eine Yoga mit Gesundheitserziehung und eine Studie untersuchte eine Kombination aus Physiotherapie und Yoga zu Physiotherapie allein. Positive Effekte konnten gezeigt werden für die kurzzeitige Wirkung auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität, funktionales, soziales und spirituelles Wohlbefinden. Diese Effekte zeigten sich jedoch nur in Studien mit unklarem oder hohem Risiko für einen Selektionsbias. Es ergaben sich kurzfristige Effekte auf psychologische Parameter (Angst, Depression, wahrgenommenen Stress und psychologischen Distress). Eine Subgruppenanalyse zeigt positive Ergebnisse nur für Yoga während einer Stand: September 2014 │ 109 aktiven antitumoralen Therapie, nicht nach Abschluss der Therapie (Cramer 2012). Interaktionen Nicht zu erwarten. Unerwünschte Wirkungen Nicht bekannt. Kontraindikationen Nicht bekannt. Literatur Bower JE et al., Yoga for cancer patients and survivors, Cancer Control, 2005; 12(3):165-71. Buffart LM et al. Physical and psychosocial benefits of yoga in cancer patients and survivors, a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. BMC.Cancer 12 (2012): 559. Cramer H et al. Can yoga improve fatigue in breast cancer patients? A systematic review. Acta Oncol. 51.4 (2012): 559-60. Harder HL et al. Randomised controlled trials of yoga interventions for women with breast cancer: a systematic literature review. Support.Care Cancer 20.12 (2012): 3055-64. Sharma M et al. Yoga as an Alternative and Complementary Treatment for Cancer: A Systematic Review. J Altern Complement Med. 2013 Mar 12. [Epub ahead of print]. Smith JE et al. Mindfulness-Based Stress Reduction as supportive therapy in cancer care: systematic review. J.Adv.Nurs. 52.3 (2005): 315-27. Smith KB et al. An evidence-based review of yoga as a complementary intervention for patients with cancer. 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Kopf-Hals-Tumoren In einer randomisierten doppelblinden placebokontrollierten Studie konnte keine Verbesserung des Gesamtüberlebens oder Disease Free Survival gezeigt werden. Das Lokalrezidiv-freie Überleben wurde verbessert (Lin 2008). In einem systematischen Review wurden randomisierte doppelblind placebokontrollierte Studien mit Nahrungsergänzungsmitteln bei Patienten mit Prostatakarzinom untersucht. Acht RCTs wurden eingeschlossen. Die untersuchten Supplemente beinhalteten Isoflavone, Selen, Vitamin D, Kombinationen aus Antioxidanzien mit Carotinoiden, Lycopin, Spurenelementen, Phytoöstrogenen und Vitaminen sowie Coenzym Q10 und ACC. Fünf RCTs zeigten keinen signifikanten Effekt im Vergleich zu Placebo, zwei berichten eine signifikante Verminderung des PSA-Spiegels durch eine Kombination von Antioxidanzien, Isoflavonen, Lycopin, Spurenelementen und pflanzlichen Östrogenen sowie Vitaminen. Eine RCT zeigt keinen Unterschied in den PSASpiegeln (Posadzki 2013). Wirksamkeit als supportive Therapie Mukositis In einem systematischen Review wurde die Wirkung von natürlichen Substanzen zur Prävention der oralen Mukositis zusammengestellt. Die Autoren kommen zu Stand: September 2014 │ 111 einer positiven Einschätzung für Zink während Radiochemotherapie (Level III Evidenz) (Yarom 2013). Strahlentherapie oder Im Cochrane-Review von 2007 wurde nur eine Studie gefunden, so dass eine Beurteilung nicht erfolgte (Worthington 2007). Eine placebokontrollierte randomisierte Studie ergab keinen Vorteil von Zink (150 mg/Tag) in Bezug auf die Besiedelung der Mundschleimhaut mit Bakterien oder Candida (Ertekin 2003). Geschmacksstörungen In einer randomisierten placebokontrollierten Studie verbesserte Zink (zweimal täglich 220 mg entsprechend 50 mg elementarem Zink) Geschmacksstörungen nicht (Lyckholm 2012). Interaktionen Sind nicht bekannt. Unerwünschte Wirkungen Geschmacksstörungen und gastrointestinale Beschwerden. Zink hat eine Bedeutung für das Wachstum von Tumorzellen. Eine Depletion von Tumorzellen führt zu einer Wachstumshemmung (Donadelli 2007). Aus diesem Grund ist es derzeit nicht klar, ob die Gabe von Zink bei Patienten ohne nachgewiesenen Mangel sicher ist. Kontraindikationen Sind nicht bekannt. Literatur Donadelli M et al. Zinc depletion efficiently inhibits pancreatic cancer cell growth by increasing the ratio of antiproliferative/proliferative genes, J Cell Biochem, 2007 J Nov 2. Ertekin, M. V., et al. Effect of oral zinc supplementation on agents of oropharyngeal infection in patients receiving radiotherapy for head and neck cancer. J.Int.Med.Res. 31.4 (2003): 253-66. Lin LC et al. Effects of zinc supplementation on clinical outcomes in patients receiving radiotherapy for head and neck cancers: a double-blinded randomized study, Int J Radiat Oncol Biol Phys, 2008 Feb 1;70(2):36873. 112 │ Stand: September 2014 Lin, YS et al. Effects of zinc supplementation on the survival of patients who received concomitant chemotherapy and radiotherapy for advanced nasopharyngeal carcinoma: follow-up of a double-blind randomized study with subgroup analysis. Laryngoscope 119.7 (2009): 1348-52. Lyckholm, L., et al. A randomized, placebo controlled trial of oral zinc for chemotherapy-related taste and smell disorders. J.Pain Palliat.Care Pharmacother. 26.2 (2012): 111-14. Posadzki P et al Dietary supplements and prostate cancer: a systematic review of double-blind,placebo-controlled randomised clinical trials. Maturitas. 2013 Jun;75(2):125-30. doi: 10.1016/j.maturitas.2013.03.006. Epub 2013 Apr 6. Worthington HV et al. Interventions for preventing oral mucositis for patients with cancer receiving treatment, Cochrane Database Syste Rev, 2007 Oct 17, 4. Yarom N et al. Systematic review of natural agents for the management of oral mucositis in cancer patients. Support Care Cancer. 2013 Jun 14. [Epub ahead of print]. Stand: September 2014 │ 113 Weitere Angebote der TK Online-Version des Leitfadens Der vorliegende Leitfaden ist auch als Online-Version erhältlich. Hier werden künftig auch Updates veröffentlicht. Die Online-Version finden Sie im TKLeistungserbringerportal unter www.tk.de, Webcode 624550. Komplementärmedizin für Krebspatienten Für ihre Versicherten hat die TK zusammen mit der Deutschen Krebsgesellschaft ein Informations- und Beratungsprogramm zum Thema "Komplementärmedizin für Krebspatienten" entwickelt. Dieses besteht unter anderem aus Vorträgen, Videos und einer Broschüre. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf www.tk.de, Webcode 617608. Impressum Dieser Leitfaden wurde von der Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie (PRIO) der Deutschen Krebsgesellschaft verfasst. PRIO hat sich u. a. die Förderung der Wissenschaft und Forschung sowie der Aus- und Weiterbildung von Ärzten auf dem Gebiet der Prävention, der Ernährung, des Sports und der komplementären Therapien in der Onkologie zum Ziel gesetzt. Weitere Informationen unter www.prio-dkg.de. Broschüre „Leitfaden zur komplementärmedizinischen Beratung in der Onkologie“ – Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Hauptverwaltung: 22291 Hamburg. Internet: www.tk.de. Text und inhaltlich verantwortlich: Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft. Redaktion: Dr. Andrea Hoppe. Gestaltung: fischerAppelt. Produktion: Nicole Klüver. Fotos: Getty Images. Litho: Hirte GmbH & Co KG, Hamburg. Druck: TK Hausdruckerei. © Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung. 1. Auflage 2014. 114 │ Stand: September 2014 TK-Arztberatung Wir unterstützen Sie und Ihr Praxis personal mit einem ganz besonderen Service – der TK-Arztberatung. Hier nehmen sich speziell ausgebildete Mitarbeiter Zeit für Ihre Anliegen. Kurze Wege und mehr Transparenz – egal, ob es um Fragen zur TK-Versi cherung eines Patienten geht oder ob Sie etwas zu einer bestimmten Therapie wissen möchten, die Sie für einen unserer Kunden vorsehen. Wir sind für Sie da – ganz im Sinne einer bestmöglichen Versorgung Ihrer Patienten und unserer Versicherten. 30.9/003 02/2015 Die TK-Arztberatung erreichen Sie montags bis freitags zwischen 8 und 22 Uhr unter Tel. 0800 - 285 85 87 22 (gebührenfrei innerhalb Deutschlands).