Der Konsument digitaler Videos
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September 2007 / Der Konsument digitaler Videos Die Transformation des europäischen Markts für Videocontent lines for spine placement only, please remove Der Konsument digitaler Videos Die Transformation des europäischen Markts für Videocontent LGI COVER GERMAN.indd 1 30/8/07 12:46:32 Der Konsument digitaler Videos Table of Contents INHALTSVERZEICHNIS I. EINLEITUNG / seite 3 II. ZUSAMMENFASSUNG / seite 7 III. DER EUROPÄISCHE MARKT FÜR VIDEOCONTENT 2006 / seite 13 a. b. Überblick über die Videocontent-Branche Nutzungsverhalten bei Videocontent IV. MARKTSZENARIEN UND WAHRSCHEINLICHE ERGEBNISSE / seite 19 a. b. c. d. e. Zweck der Szenarien Größte Unsicherheiten Vier Szenarien für Europa 2012 Wahrscheinliche Ergebnisse (Europa insgesamt) Unterschiede zwischen nationalen Märkten V. EINFLUSSFAKTOREN FÜR VERÄNDERUNGEN / seite 37 a. b. c. d. e. Verbraucher Technologie Marktakteure Werbekunden Regulierung und Politik VI. KONSEQUENZEN FÜR DIE ZUKUNFT / seite 87 LGI FINAL inside pages GERMAN.in1 1 31/8/07 11:54:35 LGI FINAL inside pages GERMAN.in2 2 31/8/07 11:54:36 Der Konsument digitaler Videos I. EINLEITUNG Hintergrund und Ziele des Berichts Auf dem europäischen Markt für Videocontent werden sich Prognosen zufolge in naher Zukunft grundlegende Veränderungen vollziehen. Einflussfaktoren für diese Veränderungen sind: • umfassende Verfügbarkeit neuer Formate und interaktiver Anwendungen für digitale Inhalte und steigende Verbreitung digitaler Plattformen für die Distribution von Inhalten, • multifunktionale Geräte wie videofähige mobile Handsets, mit denen Nutzer einzigartige und originelle Inhalte selbst produzieren können, • Einstieg neuer Marktakteure auf Infrastruktur- und Internet-Ebene („Over-the-Top“), die für ein vorher nie da gewesenes Maß an Innovation und Wettbewerb sorgen. Diese Entwicklungen werfen eine entscheidende Frage auf: Wer oder was steht im Zentrum künftiger Entwicklungen auf dem europäischen Markt für Videocontent? Dieser Bericht behandelt diese Frage. Hierzu wird zunächst die bisherige Entwicklung des europäischen Konsumenten von Videocontent beleuchtet. Der Bericht untersucht die aktuellen Trends bei der Nutzung von Inhalten, die für eine Prognose der Nachfrage und des Nutzungsverhaltens in den nächsten fünf Jahren relevant sind. Zudem wird untersucht, in welchem Maße diese Trends beim Konsumentenverhalten Geschäftsmodelle für die Erstellung, Aggregation und Distribution von Videocontent in Europa beeinflussen. Der Bericht beschreibt auch einige mögliche Ergebnisse und Szenarien, die sich aus der Interaktion der oben beschriebenen Einflussfaktoren ergeben. Und schließlich beschreibt dieser Bericht auch, wie sich diese Ergebnisse zu bestimmten Zielen der europäischen Politik verhalten. Von Politikern bereits vorgestellte, relevante Ziele sind: • Schaffung eines Binnenmarktes zur Ankurbelung der Produktion und des Vertriebs von europäischen linearen und audiovisuellen On-Demand-Inhalten durch eine Harmonisierung von Inhalten und Werberegeln, • Konzeption neuer politischer Strategien für audiovisuelle Inhalte, damit Eigentümer und Ersteller ihre Inhalte für die digitale Distribution, insbesondere die Online-Distribution aber auch die Distribution über digitale und mobile Fernsehplattformen zur Verfügung stellen, • Aufbau von Vertrauen in den europäischen Markt für digitale Inhalte durch: – Schutz der Rechte am geistigen Eigentum und Bekämpfung der Piraterie – Verbesserung des Verbraucherschutzes und Ermutigung zur legitimen Nutzung von Inhalten Politiker können bei der Beschleunigung des Wachstums und der Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Marktes für Videocontent eine entscheidende Rolle spielen. Gleichzeitig macht jedes wirksame Regulierungssystem das sorgfältige Abwägen aller Einflussfaktoren notwendig. Dieser Bericht versucht, neue Einblicke in eine wahrscheinliche künftige Entwicklung des Marktes zu geben, mit deren Hilfe das richtige Gleichgewicht gefunden werden kann. 3 LGI FINAL inside pages GERMAN.in3 3 31/8/07 11:54:36 Der Konsument digitaler Videos Wichtige Botschaften • Europa befindet sich in einer Übergangsphase hin zu einem Massenmarkt für neue digitale Videoplattformen und die On-Demand-Nutzung von Inhalten. • Im Hinblick auf die Schnelligkeit und Art der Veränderungen in den nächsten fünf Jahren lassen sich verschiedene alternative Szenarien vorstellen. Nichtsdestoweniger gilt bei allen wahrscheinlichen Szenarien: • – Die Weiterentwicklung der Technologie, aber auch Innovation und Wettbewerb werden Konsumenten eine nie da gewesene Macht und Wahlmöglichkeiten verleihen, nach denen sie entscheiden können, was sie wann und wie sehen. – Die On-Demand-Nutzung von Inhalten wird ein entscheidender Wachstumsfaktor sein; der traditionelle „entspannt zurückgelehnte“ (lean back) Konsum von Fernsehinhalten wird jedoch weiterhin die vorrangige Nutzungsmethode sein. Die Mehrheit der Nutzer wird die traditionelle „entspannt zurückgelehnte“, d.h. reaktive, der „nach vorn gebeugten“ (lean forward), d.h. aktiven, Haltung vorziehen. – Dennoch werden traditionelle Marktakteure gezwungen sein, ihr Angebot noch attraktiver zu gestalten. Der Wettbewerb wird mit dem Markteinstieg neuer Akteure, darunter Telekommunikationsfirmen, die IPTV-Leistungen anbieten, und „Over-the-top“-Internetanbietern von Videocontent dramatisch steigen. Angesichts dieser Faktoren ist aus unserer Sicht das wahrscheinlichste 5-Jahres-Szenario eine „Weiterentwicklung“: – Schnelle, aber maßvolle Veränderungen: On-Demand-Inhalte machen bis 2012 bis zu 20% der gesamten Nutzungszeiten aus und werden bis 2017 ständig weiter ansteigen. – TV-basierte On-Demand-Plattformen (beispielsweise Internet Protocol Television oder IPTV) werden häufiger für On-Demand genutzt als öffentliche Internetplattformen. – Das Umsatzwachstum in der Branche liegt weiterhin auf historischem Niveau (4% bis 6% p.a.). 4 LGI FINAL inside pages GERMAN.in4 4 31/8/07 11:54:36 September 2007 • • Viele Faktoren sprechen für diese kurzfristige Schlussfolgerung, vier von ihnen sind jedoch entscheidend. 1. Die reaktive (Lean Back) ist im Gegensatz zur aktiven (Lean Forward) Nutzung für Verbraucher immer noch ein wichtiges Bedürfnis. 2. Die Entwicklung der Infrastruktur wird in den nächsten 5 Jahren wahrscheinlich kein öffentliches internetbasiertes „Lean Back“ Fernsehen der gleichen Qualität hervorbringen wie IPTV bzw. Video-on-Demand über das Fernsehen (TV VOD). 3. Das Sehverhalten der Jugend ändert sich zu Gunsten neuer VOD-Modelle. Deren allgemeiner Einfluss ist aufgrund der demografischen Situation in den nächsten 5 Jahren jedoch beschränkt. 4. Content-Ersteller werden wahrscheinlich experimentieren. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sie die Entwicklung von internetbasierten On-DemandPlattformen auf Kosten TV-basierter Plattformen aktiv fördern werden. Alternative Szenarien sind möglich und wurden in diesem Bericht beleuchtet – „Nächste Generation“ (was wir als nächsten natürlichen Schritt der „Weiterentwicklung“) extrem ausgerichtet auf On-Demand und neue Plattformen. – „Trittbrettfahrer“, indem etablierte Geschäftsmodelle zusammenbrechen, diese aber nicht angemessen durch lebensfähige neue Modelle ersetzt werden, was in einer Verringerung der Renditen und Investitionen entlang der Wertschöpfungskette führt. 5 LGI FINAL inside pages GERMAN.in5 5 31/8/07 11:54:36 LGI FINAL inside pages GERMAN.in6 6 31/8/07 11:54:36 Der Konsument September digitaler Videos 2007 II. ZUSAMMENFASSUNG Der europäische Markt für Videocontent befindet sich in einem rasanten Übergang zum Zeitalter digitaler Videocontent. Es ist ein mitreißendes Drama, das sich auf Fernsehapparaten, iPods, Mobiltelefonen, Computern und anderen Geräten abspielt, mit denen Videocontent heruntergeladen werden können. Der Star bei alldem ist der Verbraucher, der mit dem Aufkommen neuer Technologien, neuer Wettbewerber und einer Explosion an digitalem Videocontent eine nie da gewesene Macht und unzählige Wahlmöglichkeiten bekommt. Europäische Nutzer werden vermehrt in der Lage sein, zu sehen, was sie wollen, wann sie wollen und wo sie wollen. Diese grundlegenden Umwälzungen bedrohen die traditionelle Ordnung in Bezug darauf, wer Videocontent erstellt, verwaltet und verbreitet. Sie werden auch die Aufteilung des über 120 Mrd. Euro umfassenden Umsatzvolumens für europäischen Videocontent, aber auch seine langfristigen Wachstumsaussichten ändern. Das von vielen Beobachtern und Akteuren der Branche gezeichnete Bild ist eines des schnellen, radikalen und vor allem unvermeidlichen Wandels. Unsere Untersuchungen zeigen allerdings viel mehr Unsicherheit, mit vielen verschiedenen Szenarien, die in den nächsten fünf Jahren möglich sind. Wir erwarten, dass das wahrscheinlichste kurzfristige Ergebnis das eines des maßvollen Wandels sein wird (siehe unser Szenario „Weiterentwicklung“), bei dem die Zuschauer neue Technologien stetig, aber nur allmählich annehmen. Dieses Szenario ist wie eine Zwischenstation entlang des gleichen langfristigen Trends wie das radikalere Szenario „Nächste Generation“. Der wichtigste Unterschied ist die zeitliche Gestaltung. Das Szenario „Weiterentwicklung“ geht davon aus, dass der Markt länger als 5 Jahre braucht, um zum Szenario „Nächste Generation“ zu gelangen. Diese Entwicklung (einschließlich der kurzfristigen schrittweisen Weiterentwicklung) kann für beide Seiten, die Verbraucher und die Branche, Gewinn bringend sein. Verbraucher bekommen mehr Wahlmöglichkeiten und nehmen verbesserte Leistungen so schnell an, wie sie es möchten. Damit fördern sie ein kontinuierliches Wachstum im Markt für Videocontent. Traditionelle Akteure werden auch weiterhin „im Geschäft“ bleiben. Ein dramatisch steigender Wettbewerb wird sie jedoch dazu zwingen, innovativer zu werden und ihre Leistungsfähigkeit deutlich zu erhöhen. Für den Erfolg neuer Wettbewerber ist vor allem ihre Fähigkeit entscheidend, Programm- und Nutzungsoptionen zu liefern, die bei Verbrauchern anders ankommen als nur eine weitere „Ich jetzt auch“Lösung. Der Europäische Markt für Videocontent 2006 Die Nachfrage nach traditionellem Videocontent besteht weiterhin. Trotz der Popularität anderer neuer Formen der Unterhaltung (wie Videospiele) sehen Europäer jedes Jahr mehr Fernsehsendungen, Filme und anderen Videocontent. Pro Person waren das in den Jahren zwischen 2001 und 2005 im Durchschnitt 3,4 Stunden, d.h. ein kontinuierlicher Anstieg um 1%. Unser Nutzungsverhalten entwickelt sich relativ langsam weiter, obwohl dank der neuen Technologie die entsprechenden Möglichkeiten zur Verfügung stünden. Wir sind in der Mehrheit Verbraucher, die eine reaktive Nutzung, d.h. ein „entspanntes Zurücklehnen“, bevorzugen. 95% der Familienfernsehsendungen werden zu den vorgegebenen Sendezeiten angeschaut. 7 LGI FINAL inside pages GERMAN.in7 7 31/8/07 11:54:36 Der Konsument digitaler Videos Diese große und florierende Gruppe der Fernsehzuschauer hat ein starkes Marktwachstum gewährleistet. 2005 zahlten Verbraucher 61 Mrd. Euro für Abonnements, Lizenzgebühren und andere Zahlungen an die Branche. Die Werbebranche trug weitere 28 Mrd. Euro bei. 34 Mrd. Euro dieser Summe wurden von anderen Akteuren der Wertschöpfungskette an Produktionsgesellschaften und Inhaber von Rechten weitergegeben. Der Gesamtumsatz der Branche lag somit bei 123 Mrd. Euro. Seit 2001 ist diese Summe zudem um durchschnittlich 6% pro Jahr gewachsen. Einflussfaktoren für Veränderungen Verbraucher Verbraucher experimentieren gern mit neuen Inhalten und neuen Medien. Sie schätzen die „traditionelle“ Videounterhaltung aber ebenso. Das sind beispielsweise Filme, Sport und andere Fernsehsendungen, die zu ihren Sendezeiten geschaut werden. Selbst jüngere Zuschauer schauen immer noch begeistert „traditionelles“ Fernsehen, auch wenn sie neugierig neue Optionen, beispielsweise Websites für Video Sharing wie YouTube ausprobieren. Ihre Gewohnheiten ändern sich. Es kann demografisch gesehen aber unter Umständen 10 bis 15 Jahre dauern, bis dies einen wesentlichen Effekt auf den Massenmarkt hat. Technologie In den nächsten fünf Jahren werden die dramatischsten Veränderungen in der verfügbaren Technik liegen. Technologische Fortschritte – insbesondere die Einführung von Breitband-Internet – wird die Bereitstellung von qualitativ hochwertigem digitalem Videocontent für Haushalte beschleunigen. Digitales terrestrisches Fernsehen wird an Boden gewinnen. Telekommunikationsunternehmen, die Internet Protocol Television (IPTV) einführen, werden mit etablierten Fernsehanstalten und Pay- TV-Anbietern Kopf an Kopf konkurrieren. Gleiches gilt für Content-Aggregatoren im Internet wie Google und Yahoo, die mehr Videocontent zusätzlich zu den bestehenden Internetverbindungen der Kunden anbieten werden. Der künftige Nutzer von digitalem Videocontent wird also größeren Zugriff auf Medien und eine Vielzahl von Wahlmöglichkeiten haben. Szenarien für die künftige Marktentwicklung Um für Marktakteure und Politiker ein Bild der Zukunft zu zeichnen, haben wir vier Szenarien entwickelt: Es handelt sich dabei um Momentaufnahmen eines möglichen Marktes für Videocontent bis 2012. Stabilität: Dies ist das Szenario mit dem am wenigsten „umwälzenden“ Effekt, daher aber auch das am wenigsten „innovative“ und vielleicht für den Verbraucher (und die Branche) am wenigsten positive. Das Kundenverhalten bleibt allgemein stabil. On-Demand-Lösungen, neue Medien, elektronische Formate und die Technik wachsen nur begrenzt. Traditionelle Geschäftsmodelle bestehen weiterhin. Das geringe, einstellige Wachstum wird vor allem von der seitens der Regierungen geforderten Aufrüstung von analogem terrestrischem Fernsehen auf digitales terrestrisches Fernsehen gefördert. 8 LGI FINAL inside pages GERMAN.in8 8 31/8/07 11:54:36 September 2007 Nächste Generation: Bei diesem Szenario wird die technische Infrastruktur schnell aufgerüstet. Zudem ändern Kunden schnell ihre Nutzungspräferenzen. Inhalte werden nahtlos über digitale Medienplattformen – z.B. traditionelles Fernsehen, Pay-TV, IPTV, das öffentliche Internet und drahtlose Geräte – on-demand bereitgestellt. On-Demand erreicht ungefähr die 50%-Marke der gesamten Nutzungszeit, die Anzahl der öffentlichen On-Demand-Plattformen im Internet entspricht denen TV-basierter Plattformen. Die Branche wächst immer schneller. Sie findet Lösungen, mit denen Piraterie auf einem Minimum gehalten werden kann, gleichzeitig jedoch Inhalte in großem Umfang verbreitet werden können. Es wird kontinuierlich in qualitativ hochwertige Inhalte investiert. Neue Geschäftsmodelle gewinnen beträchtliche Marktanteile, insbesondere im On-Demand-Bereich. Traditionelle Akteure haben jedoch auch einen Anteil an diesem Wachstum, was Anreize für weitere Investitionen in neue technische Möglichkeiten bietet. Insgesamt liegen bei diesem Szenario eine Reihe sich gegenseitig verstärkende positive Entwicklungen für Verbraucher und Branchenbeteiligte als Annahme zu Grunde. Trittbrettfahrer: Im Gegensatz zum vorherigen Szenario verlieren bei diesem Szenario beide Seiten, Verbraucher und Branchenakteure. Wie beim Szenario „Nächste Generation“ wird die technische Infrastruktur zunächst schnell aufgerüstet. On-Demand-Lösungen werden von vielen Verbrauchern angenommen. Viele neue internetbasierte Geschäftsmodelle florieren. Beim Szenario „Trittbrettfahrer“ finden die Akteure der Wertschöpfungskette jedoch keine langfristig überlebensfähigen Geschäftsmodelle, die sie nach der Umgehung traditioneller Modelle den verschiedenen Stufen der Erstellung von Inhalten, Aggregation und Infrastruktur entgegensetzen könnten. Es wird indes auch keine langfristig lebensfähige Lösung zur Eindämmung oder Begrenzung von Piraterie gefunden; der Konsum von unerlaubt kopierten Inhalten explodiert. Dies untergräbt langfristige Investitionen in die Produktion qualitativ hochwertiger Inhalte. Nach einer Zeit des Rückgangs der Investitionen kommen neue Geschäftsmodelle und Kapitalquellen auf. Die Infrastruktur und die Inhalte werden jedoch möglicherweise für eine längere Zeit in Mitleidenschaft gezogen, bevor sich die Situation wieder bessert. Weiterentwicklung: Unserer Ansicht nach ist dies das wahrscheinlichste Szenario. Der Markt für Videocontent entwickelt sich weiter hin zur „Nächsten Generation“. Das Nutzungsverhalten der Konsumenten unterliegt schrittweisen Veränderungen. Sie gehen vom analogen zum digitalen Fernsehen über und nehmen nach und nach digitale On-Demand-Angebote der Fernsehanstalten an. Die Wachstumsraten verbleiben auf historischem Niveau ( 4%-6% p.a.), angefacht von einer breiter angelegten Distribution von Inhalten und neuen Nutzungsmöglichkeiten für Videocontent. Die Gewinne verschieben sich von den traditionellen Akteuren hin zu den Wettbewerbern im Bereich neue Medien. Traditionelle Geschäftsmodelle sind aber immer noch rentabel. Videopiraterie ist ein Problem. Aber anders als in der Musikbranche ist sie nicht eine so grundlegende Bedrohung und verhindert nicht, dass Eigentümer von Inhalten Programminhalte online verfügbar machen. Es wird auch weiterhin in die Qualität von Inhalten, Distributionsinfrastruktur und Innovation investiert. Es gibt sechs Gründe, warum wir das Szenario „Weiterentwicklung“ als am wahrscheinlichsten eingestuft haben: 1. Fernsehen ist nicht das Gleiche wie im Internet surfen –ein reaktives im Gegensatz zu einem aktiven Erlebnis – es gibt zudem wenig Beweise dafür, dass die Nutzung des Internets die Fernsehgewohnheiten von heute in Frage stellt. 2. In den nächsten 5 Jahren werden alternative Technologien für den Konsum von Videocontent im Hinblick auf die Realisierbarkeit für Kunden echte Fortschritte 9 LGI FINAL inside pages GERMAN.in9 9 31/8/07 11:54:36 Der Konsument digitaler Videos machen. Es wird jedoch einige Zeit dauern, bis diese aufgeholt und den Status des reaktiven traditionellen Fernseherlebnisses eingenommen haben. Insbesondere Video-on-Demand-Lösungen im Fernsehen (oder IPTV) werden für einen Großteil oder den gesamten Zeitraum verglichen mit internetbasiertem VOD ein höherwertiges Fernseherlebnis bieten. 3. Das Verhalten der Jugend ändert sich. Die Nutzungsgewohnheiten tendieren in Richtung neuer VOD-Modelle. Dieser Einfluss wird jedoch auf den Zeitraum bis zum Jahr 2012 beschränkt sein, da die demografischen Veränderungen Zeit brauchen, bis sie sich in dieser Altersgruppe manifestieren. Zudem zeigt die Erfahrung, dass nur ein Teil des jugendlichen Verhaltens auch in späteren Lebensphasen erhalten bleibt. 4. Kurzfristig ist es unwahrscheinlich, dass Content-Ersteller die Entwicklung von internetbasierten On-Demand-Plattformen auf Kosten TV-basierter Plattformen aktiv fördern. Sie werden jedoch wahrscheinlich mit allen Kanälen experimentieren, um ihre Inhalte an den Kunden zu bringen. 5. Wir glauben zudem auch, dass die Akteure der Branche entlang der Wertschöpfungskette (Content-Ersteller, Aggregatoren und Distributoren) ihre Geschäftsmodelle erfolgreich überdenken werden. Die Regulierungsbehörden werden Vorschriften erlassen, mit denen „extreme“ Ergebnisse vermieden werden sollen. 6. Es wird davon ausgegangen, dass der rechtliche Rahmen dieses Szenarios Markttrends folgt und nicht versucht wird, aggressiv auf ein gewünschtes Ergebnis hinzusteuern. Über 10 Jahre (bis 2017) würde die natürliche Entwicklung des Szenarios „Weiterentwicklung“ zum Szenario „Nächste Generation“ führen. Die wichtigsten Einschränkungen des Szenarios „Nächste Generation“, die früher zum Tragen kommen, sind die Bereitstellung der Infrastruktur und deren Umfang, um es für Produzenten attraktiver zu machen, Inhalte auf alternativen Plattformen verfügbar zu machen. Konsequenzen - Marktakteure Verglichen mit dem Szenario „Nächste Generation“ impliziert das Szenario „Weiterentwicklung“ weniger Wahlmöglichkeiten für den Verbraucher und ein kurzfristig langsameres Marktwachstum. Wir sehen es dennoch als positive „Zwischenstation“. Schrittweise Veränderungen bedeuten jedoch nicht, dass aktuelle Akteure der Branche sich zurücklehnen und passiv bleiben können. Ganz im Gegenteil: Sie müssen sich jetzt selbst positionieren, um künftig wettbewerbsfähig zu bleiben. Zudem legt die steigende Macht des Verbrauchers die Messlatte höher. Damit dieser mächtigere Verbraucher nicht zum Störfaktor wird, werden Qualität und Aggregation der Inhalte und ein überragendes Kundenerlebnis wichtiger als jemals zuvor. Die Erfolgsstrategie des einzelnen Unternehmens in diesem sich weiterentwickelnden Markt wird je nach geografischer Lage, Branchensegment und Position im Markt variieren. Traditionelle Akteure werden ihre eigene Messlatte höher legen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie müssen sich insbesondere an eine Welt mit unbeschränkter Vielfalt an Medieninhalten und verschiedenen Plattformen für die Bereitstellung dieser Inhalte anpassen. Umgekehrt müssen aufstrebende Wettbewerber genau überlegen, was sie zum Massenmarkt 10 LGI FINAL inside pages GERMAN.in10 10 31/8/07 11:54:37 September 2007 beitragen können und wie sie sich damit genau von den etablierten Mitwettbewerbern abgrenzen. Konsequenzen – Regulierungsbehörden und Politiker Politiker, die eine Steigerung des Wohlstands und der Wahlmöglichkeiten der Verbraucher anstreben, gleichzeitig aber auch ein nachhaltiges Wachstum auf dem europäischen Markt für Videocontent fördern wollen, müssen viele Punkte abwägen. Beispiel: 1. Abwägung zwischen der Abschaffung von Beschränkungen bei der gemeinsamen Nutzung und Nutzung von Inhalten zur Förderung der „Demokratisierung“ vs. Risiko für Inhaber von Urheberrechten (und Content-Ersteller) aufgrund von Missbrauch durch illegale gemeinsame Nutzung und Kopieren. 2. Abwägung zwischen der Förderung alternativer Plattformen und Netzwerke für die Verbreitung von Inhalten vs. Aufrechterhaltung von Anreizen für die Akteure, die aktuell einen Großteil der Investitionen in die Technik bereitstellen. 3. Abwägung zwischen dem Einsatz von Regulierung/Deregulierung zur Förderung einer maximalen Anzahl an inhaltlichen Wahlmöglichkeit für den Verbraucher (z.B. Entkoppeln der Distribution von der Aggregation von Inhalten) vs. Ermöglichung, dass Verbraucher und Akteure der Branche den Wert integrierter Angebote erfassen. 4. Abwägung zwischen Förderung öffentlicher Finanzierungsprogramme durch öffentliche Geldmittel vs. Sicherstellung, dass mit öffentlichen Geldern unterstützte Akteure im Bereich Content-Erstellung und Aggregation von Inhalten nicht zu dominant werden. 5. Im weitesten Sinn müssen die Regulierungsbehörden zwischen dem Eingriff in Fragen abwägen, die sich auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle beziehen, und der Möglichkeit der Marktkräfte, diese selbst zu lösen. Einige wichtige Fragen in diesem Bereich lauten: • Wie entwickelt man Video-on-Demand (VOD) Produkte in kritischer Größe und fördert ihren Zugang zur Vermarktung? • Wie stellt man sicher, dass Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Lizensierung von Inhalten vergrößert werden können, indem die Komplexität der Abwicklungssysteme für Urheberrechte verringert wird? • Ob und wie muss die Regulierung angepasst werden, damit sich in der Wertschöpfungskette für Inhalte Veränderungen beim Wettbewerbsgleichgewicht wiederspiegeln? • Wie kann das Vertrauen in Systeme für Digitales Rechtemanagement (Digital Rights Management; DRM) gestärkt werden, damit Verbraucher die Flexibilität haben, die Inhalte, die sie auf verschiedene Art und Weise bekommen, zu nutzen und Eigentümer dieser Inhalte die Sicherheit haben, die sie zum Schutz ihrer Investitionen brauchen? 11 LGI FINAL inside pages GERMAN.in11 11 31/8/07 11:54:37 LGI FINAL inside pages GERMAN.in12 12 31/8/07 11:54:37 Der Konsument September digitaler Videos 2007 III. DER EUROPÄISCHE MARKT FÜR VIDEOCONTENT 2006 a / Überblick über die Videocontent-Branche Definition Bei einer Analyse der Zukunft des Marktes für Videocontent in Europa ist es wichtig, die Arten der Akteure zu definieren, die Veränderungen bewirken. Diese können in drei Gruppen unterteilt werden: Content-Ersteller, Content-Aggregatoren und Distributoren. Figure 1: Video content value chain definition and examples Aggregation Content creation Distribution Narrow Definition • Develop and produce content Broad • Aggregation of content targeted to a specific audience • Aggregations of content targeted to a broad audience • Programming/ selection of content • Programming/ selection of content • Deliver entertainment to consumers via infrastructure, point of sale and retail operations • Often bundled with aggregation Das Aufkommen neuer Kanäle und Technologieplattformen für die Distribution von digitalem Videocontent kann das Machtgleichgewicht und die Gewinnverteilung zwischen den Akteuren der Wertschöpfungskette ändern. Diese neuen Kanäle und Plattformen werden die Art, wie Videocontent verbreitet wird, ändern und es für Zuschauer einfacher machen, auszuwählen, was sie wollen, wann sie es wollen und wo sie es wollen. Aufkommende neue Technologien sind beispielsweise digitales terrestrisches Fernsehen (DTT), die neueste digitale Technologie, die die Übertragung von hochauflösenden, konventionellen oder anderen Fernsehformaten ermöglicht, Internet Protocol TV (IPTV), das auf den Fernsehern der Zuschauer von Telekommunikationsfirmen über ihre Digital Subscriber Lines (DSL) bereitgestellt wird, und „Over-the-Top“ Aggregation von Inhalten im Internet, z.B. bei Google, Yahoo und Internetshops wie Amazon.com. Marktgröße und Rentabilität 2005 zahlten Konsumenten 61 Mrd. Euro direkt oder indirekt an die Branche. Das beinhaltet Abonnements für Pay-TV, Lizenzgebühren und direkte Regierungsgelder, die an nationale Fernsehanstalten fließen. Die Werbung brachte weiter 28 Mrd. Euro, womit sich die Summe der Gelder, die aus externen Quellen in die Branche flossen, auf insgesamt 89 Mrd. Euro erhöhte. Etwa 34 Mrd. Euro davon wurden von anderen Akteuren (Distributoren und Aggregatoren) an Produktionsfirmen und Eigentümer von Rechten weitergegeben. Der Gesamtumsatz der Branche belief sich daher auf 123 Mrd. Euro, dies entspricht ca. 1,2% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der EU 15 Der Markt ist zudem in den vergangenen fünf Jahren um ca. 6% pro Jahr gewachsen. 13 LGI FINAL inside pages GERMAN.in13 13 31/8/07 11:54:37 Der Konsument digitaler Videos Eine detaillierte finanzielle Aufstellung des Marktes zeigt ein lebendiges Bild der Akteure und der Macht, die sie in ihren Händen halten. Content-Aggregatoren generieren dabei mit 39% den größten Teil des Gesamtumsatzes, gefolgt von den Distributoren mit 33% und den Content-Erstellern mit 28%. Figure 2: European video content market is ~€123 billion (revenue) European video market revenues, 2005 Digital video rental/sell through 100% €34B Sports rights Internet video €48B Mobile TV & video Broadband ISP* IPTV €41B Total = €123B Home Video rental Multichannel Box office 80 Film rights Home video retail Public TV 60 Satellite DTH 40 TV rights FTA broadcasting 20 Cable operators 0 Segment share: Creation Aggregation Distribution 28% 39% 33% * Assumes 1% broadband online time spent on video, source–Nielsen/Netratings Source: PricewaterhouseCoopers, Screen Digest, Informa, company filings, analyst reports, MEDIA Salles, Gartner Um dem Leser ein Gefühl für die Rentabilität der Branche zu geben, haben wir den gesamten EBITDA (Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibung) berechnet, den die verschiedenen Akteure erwirtschaften. Der EBITDA ist ein guter Ausgangspunkt, obwohl er die sehr unterschiedliche Kapitalintensität nicht berücksichtigt (d.h. die einer Distributionsfirma gegenüber einem Content-Aggregator beispielsweise). Der gesamte EBITDA für die Branche in Europa belief sich 2005 auf ca. 17 Mrd. Euro. Dies entspricht einer durchschnittlichen branchenweiten EBITDA-Marge von 13%. Von diesem Gesamtbetrag erwirtschafteten Distributionsfirmen 41% (16% EBITDA-Marge), Content-Aggregatoren ca. 30% (10% EBITDA-Marge, einschließlich öffentlich-rechtlicher Rundfunkund Fernsehanstalten, 17% ohne sie) und Content-Ersteller 29% (14% EBITDA-Marge). Die EBITDA-Margen sind in den drei Elementen der Wertschöpfungskette im Grunde ähnlich. Content-Erstellung: 24% des gesamten EBITDA wird von den großen US-Unternehmen, die in Europa tätig sind, erwirtschaftet, 76% entfällt auf europäische Produzenten von Inhalten. Von den europäischen Akteuren entfällt die Mehrheit, d.h. 46% auf die Produktionsarme öffentlich- 14 LGI FINAL inside pages GERMAN.in14 14 31/8/07 11:54:37 September 2007 rechtlicher oder werbefreier Rundfunk- und Fernsehanstalten1, gefolgt von Sportorganisationen (18%), Content-Erstellern von Nischenprodukten (12%) und den Produktionsarmen der Pay-TV-Anbieter (1%). Aggregation von Inhalten: Ca. 78% des EBITDA erwirtschaften traditionelle kommerzielle unverschlüsselte Fernsehanstalten, wobei die überwiegende Mehrheit auf Multikanalangebote entfällt. Öffentlich-rechtliche Sendeanstalten, die mehr als 40% des Umsatzes dieser Gruppe erwirtschaften, sind nicht rentabel. Neue Wettbewerber, die Videocontent im Internet verwalten, haben einen Anteil von weniger als 1%. Von Privatanwendern erstellter Videocontent machen in dieser Gruppe nur einen geringen Teil aus. Der weltweite Umsatz von YouTube belief sich 2006 auf nur 12,7 Millionen USD. Distribution von Inhalten: Der EBITDA unterteilt sich vorrangig in die Videoproduktionen der verschiedenen Pay-TV-Anbieter (48% Kabel, 26% Satellit), Kino (13%) und DVD-Verleih/Verkauf (13%). IPTV hat an der Gesamtsumme nur einen Anteil von 1%. Figure 3: The European video content profit pool is €17 billion European video content market profit pool, 2005 Home video rental (7%) IPTV (14%) 100% €5B €5B Sports rights (16%) Multichannel (13%) 80 €7B Total = €17B Home video retail (7%) Box office (16%) Film rights (12%) Satellite DTH (16%) 60 FTA broadcasting (19%) 40 TV rights (14%) Cable operators (27%) 20 0 Creation Aggregation Distribution Segment margin: 14% 10% 16% Segment share: 29% 30% 41% Note: Aggregation segment margin excluding public broadcasting is 18% Source: PricewaterhouseCoopers, Screen Digest, Informa, company filings, analyst reports, MEDIA Salles, Gartner 1 Analyse der europäischen Gesamtgewinne durch Bain & Company. 15 LGI FINAL inside pages GERMAN.in15 15 31/8/07 11:54:37 Der Konsument digitaler Videos b / Nutzungsverhalten bei Videocontent Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu definieren, wonach Videocontent konsumiert wird: 1. Art des Inhalts 2. Wie werden Inhalte verpackt und vertrieben (Fernsehausstrahlung vs. DVD-Handel) 3. Wo werden sie angesehen 4. Wie werden sie angesehen (auf welchem Gerät) 5. Wann werden sie angesehen Figure 4: “Use cases” describe shift towards on-demand consumption of video content Combined use cases for video viewing Dimensions of consumption behaviour Type of content Movies Drama News Reality/ Factual talk shows Sport Music UGC DVD Boxoffice How distributed Where consumed When consumed How consumed Retail selection Generalist TV channel Cinema selection OTA analogue Catchup TV PPV/VOD platform Niche thematic channel OTA digital DVD/store Cinema PVR platform Satellite Cable Web aggregated Fixed Internet IPTV Mobile Mobile video UGC Internet movie VOD TV movie VOD Ondemand How aggregated Major thematic channel Internet VOD Cinema Home On move At work TV VOD Time shifted Linear Linear plus live pause Recurring linear Ondemand— prerecorded Ondemand— impulse Linear TV (PC) Linear TV Projected TV PC Mobile device user time 16 LGI FINAL inside pages GERMAN.in16 16 31/8/07 11:54:38 September 2007 Mehr als 95% des Videocontent wird heute in Europa über die traditionelle „lineare“ Fernsehwelt konsumiert. Zuschauer sehen sich die Sendungen zu ihren festgelegten Sendezeiten an. Europäische Verbraucher sehen im Durchschnitt mehr als 1.200 Stunden pro Jahr fern. Das sind durchschnittlich ca. 3,4 Stunden pro Person und Tag, was einen gleichmäßigen Anstieg von 1 % im Jahr von 2001 bis 2005 ausmacht. Fernsehzuschauer erhalten eine Vielfalt von Programmen einschließlich Nachrichten, Dramen, Unterhaltung, Sport, Reality-TV, Kindersendungen und Filme, von denen ca. 60% von europäischen Produzenten produziert werden. Die zweitbeliebteste Beschäftigung direkt nach dem Fernsehen ist Filme ansehen; Konsumenten sehen Filme in Kinos an, kaufen DVDs oder leihen sich diese in Geschäften aus und nutzen Pay-per-View-Angebote. Andere aufkommende Möglichkeiten für den Konsum von Videocontent - von Nutzern erstellte Videos oder mobile Videos - gehören zu den am schnellsten wachsenden Nutzungsoptionen; die Anzahl der Nutzer ist jedoch immer noch gering. Die Nutzungstrends werden in Abschnitt V unter „Einflussfaktoren für Veränderungen“ detailliert beschrieben. 17 LGI FINAL inside pages GERMAN.in17 17 31/8/07 11:54:38 LGI FINAL inside pages GERMAN.in18 18 31/8/07 11:54:38 Der Konsument September digitaler Videos 2007 IV. MARKTSZENARIEN UND WAHRSCHEINLICHE ERGEBNISSE a / Zweck der Szenarien Die Zukunft des europäischen Marktes für Videocontent in den nächsten Jahren ist unsicher. Verschiedene Akteure und Beobachter kommen zu unterschiedlichen Annahmen in Bezug auf künftige Veränderungen — wie schnell die Technologie sich weiterentwickeln wird und wie schnell Verbraucher die neuen Nutzungsoptionen annehmen werden. Daher besteht auch wenig Übereinstimmung darüber, wie Verbraucher, Werbefachleute und Politiker auf digitale Videoinnovationen reagieren werden. Die Schlussfolgerungen sind vielfältig. Wir haben einige Branchenszenarien erarbeitet, die Akteuren und Politikern beim „Navigieren“ auf diesem unsicheren Terrain helfen sollen. Der zeitliche Rahmen unserer Szenarien sieht wie folgt aus: die Entwicklung des europäischen Markts für Videocontent bis 2012. Wir haben Szenarien ausgeschlossen, die wir als unmöglich oder angesichts der verfügbaren Fakten als unwahrscheinlich ansehen. Aktuelle Trends im Verbraucherverhalten, digitale Videotechnik, Wettbewerb und andere wichtige Einflussfaktoren machen einige Szenarien wahrscheinlicher als andere. Diese Szenarien analysieren die unterschiedlichen möglichen Ergebnisse in punkto (a) Verbraucherverhalten (welche Inhalte werden, wie, wo und wann konsumiert) und (b) Einfluss auf Geschäftsmodelle (allgemeines Branchenwachstum und Gewinnverteilung unter den Akteuren). Jedes Szenario basiert auf speziellen Annahmen darüber, wie die Einflussfaktoren Verbraucher, Werbung, Wettbewerb, Technologie und Regulierung zusammenspielen werden. Wir erwarten, dass alle europäischen Märkte den gleichen Einflussfaktoren unterliegen werden. Lokale Faktoren werden die Entwicklung in den einzelnen Regionen und Ländern formen. Figure 5: A range of scenarios was developed based on a thorough assessment of industry drivers Drivers/Enablers Outcomes Consumers Change in consumption behaviours Advertisers • Scenarios are defined by outcomes– key changes/uncertainties around: Content consumption Business models Market participants Business model impact Technology • A scenario is a “snapshot” of a market in 2012 • These are supported by an internally consistent set of driver assumptions Focus on most likely permutation and on key changes/uncertainties Regulation Scenarios framework 19 LGI FINAL inside pages GERMAN.in19 19 31/8/07 11:54:38 Der Konsument digitaler Videos b / Große Unsicherheiten Einflussfaktoren für Veränderungen Nach einer Prüfung aller möglichen Einflussfaktoren sehen wir zwei große Unsicherheiten, die die Zukunft des Marktes für Videocontent gefährden könnten - die Verfügbarkeit digitaler Videotechnologie und das Wettbewerbsverhalten bestimmter Marktakteure. Die Verfügbarkeit digitaler Videotechnik unterliegt der mit den folgenden wichtigen Faktoren verbundenen Unsicherheit: 1. Geschwindigkeit bei der zunehmenden Bereitstellung von Breitbandkapazität in den Haushalten, 2. Umfang der Bereitstellung von IPTV-Leistungen, 3. Durchdringung/Verfügbarkeit von „Home-Hubs“, d.h. digitaler Geräte, mit denen Zuschauer digitalen Videocontent leicht zwischen den Geräten verschieben können, insbesondere von einem PC auf ein Fernsehgerät, 4. Aufkommen kompatibler Systeme für das Digitale Rechtemanagement, so genannte DRM-Systeme, mit denen sowohl die Portierbarkeit der Inhalte für den Verbraucher als auch das Vertrauen der Inhaber der Urheberrechte gesichert werden. Unsicher ist das wahrscheinliche Wettbewerbsverhalten der folgenden Marktakteure: • Neue Marktteilnehmer: Die Intensität des Wettbewerbs wird mit dem Markteinstieg von Telekommunikationsfirmen, die IPTV-Leistungen anbieten, und „Over-the-top“Content-Aggregatoren steigen. Die Frage ist, wie „zerstörend“ ihr Effekt sein wird, beispielsweise im Hinblick auf den Erwerb exklusiver Rechte an Inhalten. • Content-Ersteller und -Eigentümer: Es ist unklar, wie schnell sie sich der neuen digitalen Möglichkeiten für Videocontent bedienen werden. Entscheidungen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von Filmen über Video-on-Demand im Fernsehen und im Internet (im Gegensatz zur Veröffentlichung auf DVDs) werden beispielsweise einen großen Einfluss auf die Annahme neuer Leistungen durch den Verbraucher haben. Meanwhile, consumer preferences and advertiser behaviour are less likely to be drivers of change in the next five years: Die Präferenzen der Verbraucher und das Verhalten der Werbebranche werden in den nächsten 5 Jahren wahrscheinlich keine Einflussfaktoren sein: • Verbraucher: Für den Zweck unserer Szenarien gehen bei einem bestimmten Maß an technischen Möglichkeiten nicht von einem großen demografischen Wechsel oder großen Verhaltensänderungen aus. Das Verhalten der Verbraucher variiert zu einem großen Teil aufgrund des Ausmaßes der Möglichkeiten, die jedem Szenario als Annahme zu Grunde gelegt werden. Wir analysieren jedoch den Einfluss des sich verändernden Nutzungsverhaltens junger Zuschauer. 20 LGI FINAL inside pages GERMAN.in20 20 31/8/07 11:54:38 September 2007 • Werbefachleute: Es gibt Anzeichen dafür, dass die Werbung Gelder aus Printmedien abzieht und für Internetwerbung ausgibt. Derzeit spricht wenig dafür, dass das Internet dem Medium Fernsehen Werbeeinnahmen wegnehmen könnte. Wenn die Zuschauer sich mehr Videos im Internet anschauen, wird sich dies jedoch ändern. Für den Zweck unserer Szenarien gehen wir davon aus, dass Werbefachleute den Nutzungstrends folgen und nicht versuchen werden, sie zu beeinflussen. Wir haben Änderungen in Politik und Regulierung nicht von vornherein ausdrücklich in die Szenarien eingearbeitet – obwohl sie die Ergebnisse beträchtlich verändern können. Ergebnisse des Konsumverhaltens Jedes Szenario spiegelt unterschiedliche Möglichkeiten wider, wie die Einflussfaktoren eingreifen und das Ergebnis beeinflussen können. Im Hinblick auf das Konsumverhalten wird das Ergebnis davon definiert werden, wie die Verbraucher auf die zunehmenden Wahlmöglichkeiten reagieren: • Welcher Anteil am gesamten konsumierten Videocontent entfällt auf On–Demand– Lösungen – in unseren Szenarien reicht dies von 10% bis zu mehr als 50%. • Wie viele On-Demand-Inhalte werden über traditionelle Fernsehplattformen, wie beispielsweise VOD im Vergleich zu aus dem Internet heruntergeladenen Videos konsumiert? • Anteil der konsumierten Inhalte, die unerlaubt kopiert und/oder illegal beschafft wurden. Eine sehr wichtige Betrachtung bei allen diesen Faktoren ist das Verhalten junger Zuschauer unter 35 Jahren und ihr Einfluss auf den Massenmarkt. Hierbei ist vor allem entscheidend, welcher Anteil der heute jugendlichen Zuschauer sich im Erwachsenenalter für On-DemandLösungen entscheidet. Ergebnisse des Branchengeschäftsmodells Im Hinblick auf Branchengeschäftsmodelle werden sich die Ergebnisse von dem künftigen Branchengewinn, einer Beschleunigung oder Verlangsamung des Wachstums und der Aufteilung der Gewinne unter den Marktakteuren ableiten. Dies sind einige Faktoren, die den künftigen Branchengewinn beeinflussen werden: • nwieweit wird die Rentabilität der Content-Ersteller von den folgenden Punkten beeinflusst: – Gestiegener Umsatz aus neuen Distributionskanälen für Videocontent und neuen Nutzungsoptionen für diese Inhalte; – Fallende Umsätze, weil Verbraucher sich von kommerziellen Programmen abwenden und sich kostenfreiem, von Nutzern erstelltem Videocontent und/ oder illegal von Verbrauchern beschafften Inhalten zuwenden. 21 LGI FINAL inside pages GERMAN.in21 21 31/8/07 11:54:38 Der Konsument digitaler Videos • Wie viel Gewinn aus der Aggregation von Inhalten wechselt von den traditionellen Fernsehanstalten zu neuen Akteuren, wie beispielsweise Anbietern von Multikanalangeboten und neuen Content-Aggregatoren aus dem Internet. • Inwieweit werden die Gewinne der Distributoren von einem steigenden Wettbewerb durch IPTV (über Preiswettbewerb) beeinträchtigt. • Welchen Einfluss haben folgende Faktoren auf etablierte Pay-TV Anbieter insgesamt: – neue Umsätze aus digitalen Diensten, wie VOD, – möglicher Umsatzrückgang, da Verbraucher mehr Programminhalte direkt von Content-Erstellern und über Websites erhalten. c / Vier Szenarien für Europa 2012 Wir glauben, dass sich in den nächsten fünf Jahren vier Szenarien manifestieren könnten. Figure 6: Scenarios matrix “Winwin” development path • Consumer increasingly enabled to consume what, when, where they want • Industry benefits from increase in viewing/new consumption occasions • New and traditional models coexist Acceleration Next generation Historical growth Video content industry profit growth Potential “loselose” path • Enablement leads to explosion in new, Internetbased models Evolving • Traditional models unable to benefit from new consumption Stable Stability Free ride • Investment in content (commissioning) and infrastructure slows Declining Analogue world Digital but limited behaviour change Ondemand a largely minority behaviour Consumers embrace unlimited choice Value realised by consumer Stabilität: Dies ist das Szenario mit dem am wenigsten „zerstörenden“ Effekt, daher aber auch das für den Verbraucher (und die Branche) am wenigsten positive. Das Kundenverhalten bleibt allgemein stabil, On-Demand-Lösungen, neue Medien und elektronische Formate wachsen nur begrenzt. Die technische Bereitstellung ist schleppend. Traditionelle Geschäftsmodelle bestehen weiterhin. Das geringe, einstellige Wachstum wird vor allem von 22 LGI FINAL inside pages GERMAN.in22 22 31/8/07 11:54:38 September 2007 der seitens der Regierungen geforderten Aufrüstung von analogem terrestrischem Fernsehen auf digitales terrestrisches Fernsehen gefördert. Nächste Generation: Dieses Szenario wäre der größte Gewinn, sowohl für den Verbraucher als auch die Branche. Die technische Infrastruktur wird schnell aufgerüstet. Kunden ändern schnell ihre Nutzungspräferenzen. Inhalte werden nahtlos über digitale Medienplattformen – z.B. traditionelles Fernsehen, Pay-TV, IPTV, das öffentliche Internet und drahtlose Geräte – on-demand bereitgestellt. Die Branche wächst immer schneller. Sie findet Lösungen, mit denen Piraterie auf einem Minimum gehalten werden kann, gleichzeitig jedoch Inhalte in großem Umfang verbreitet werden können. Es wird kontinuierlich in qualitativ hochwertige Inhalte investiert. Neue Geschäftsmodelle gewinnen beträchtliche Marktanteile, insbesondere im On-Demand-Bereich. Traditionelle Akteure haben jedoch auch einen Anteil an diesem Wachstum, was Anreize für weitere Investitionen in neue technische Möglichkeiten bietet. Trittbrettfahrer: Dieses Szenario scheint mit einem Verlust für beide Seiten, d.h. für Verbraucher und Branchenteilnehmer, verbunden zu sein. Wie beim Szenario „Nächste Generation“ wird die technische Infrastruktur zunächst schnell aufgerüstet. On-Demand-Lösungen werden von vielen Verbrauchern angenommen. Viele neue internetbasierte Geschäftsmodelle florieren. In dem Szenario „Trittbrettfahrer“ finden die Marktakteure jedoch nur langsam überlebensfähige Geschäftsmodelle, die sie den verschiedenen Stufen der Erstellung, Aggregation von Inhalten und Infrastruktur entgegensetzen könnten. Etablierte Distributoren werden beispielsweise übergangen, finden oder können keine alternativen Möglichkeiten finden, um ihre Vermögenswerte an den Kunden zu bringen (z.B. durch die Etablierung kommerzieller Modelle mit „Over-the-top“-Akteuren für den Zugang zu mehr Bandbreite oder Servicequalität). Die für den Massenmarkt mit digitalen Inhalten notwendigen Infrastrukturinvestitionen gehen langsam zurück. Es wird indes auch keine langfristig lebensfähige Lösung zur Eindämmung oder Begrenzung von Piraterie gefunden; der Konsum von unerlaubt kopierten Inhalten explodiert. Dies untergräbt langfristige Investitionen in qualitativ hochwertige Produktionen. Nach einer Zeit des Rückgangs der Investitionen kommen neue Geschäftsmodelle und Kapitalquellen auf. Die Infrastruktur und die Inhalte werden jedoch möglicherweise für eine längere Zeit in Mitleidenschaft gezogen, bevor sich die Situation wieder bessert. : Weiterentwicklung Unserer Ansicht nach ist dies das wahrscheinlichste Szenario. Der Markt für Videocontent entwickelt sich weiter hin zur „Nächsten Generation“. Das Nutzungsverhalten der Konsumenten unterliegt schrittweisen Veränderungen. Sie gehen vom analogen zum digitalen Fernsehen über und nehmen nach und nach digitale OnDemand-Angebote der Fernsehanstalten an. Die Wachstumsraten verbleiben auf historischem Niveau ( 4%-6% p.a.), angefacht von einer breiter angelegten Distribution von Inhalten und neuen Nutzungsmöglichkeiten für Videocontent. Die Gewinne verschieben sich von den traditionellen Akteuren hin zu den Wettbewerbern im Bereich neue Medien. Traditionelle Geschäftsmodelle sind aber immer noch rentabel. Videopiraterie ist ein Problem. Aber anders als in der Musikbranche ist sie nicht eine so grundlegende Bedrohung und verhindert nicht, dass Eigentümer von Inhalten Programminhalte online verfügbar machen. Es wird auch weiterhin in die Qualität von Inhalten, Distributionsinfrastruktur und Innovation investiert. Auf den folgenden Seiten betrachten wir die einzelnen Szenarien noch detaillierter. 23 LGI FINAL inside pages GERMAN.in23 23 31/8/07 11:54:39 Der Konsument digitaler Videos Stabilität Figure 7: Video consumption behaviour of average household Stability Evolving Next generation Free ride 100% 100% 100% 100% 80 80 80 80 60 60 60 60 40 40 40 40 20 20 20 20 0 0 0 15−35 35+ Content consumption Linear TV Ondemand 15−35 0 15−35 35+ 35+ 15−35 35+ Consumption preferences Timeshifted TV ondemand (PC) Mobile video Movie VOD (TV) TV ondemand (TV) Movie VOD (PC) Note: Excludes box office and DVD; ondemand includes TV ondemand via PC, movie VOD via PC, mobile TV and UGC Verbraucherverhalten Beim Szenario „Stabilität“ verändert sich das Verbraucherverhalten nicht sehr – Erwachsene sehen 95% ihres Videocontent zu Hause auf den traditionellen Fernsehkanälen. Selbst jüngere Zuschauer, d.h. Zuschauer bis 35 Jahre, konsumieren 90% der gesamten Inhalte über das traditionelle Fernsehen. Sie sehen ungefähr genauso viel Fernsehen und Filme wie heute – mit begrenzter Tendenz im Konsum von On-Demand-Fernsehinhalten und -Filmen über das Internet. Erwachsene nutzen das Internet fast gar nicht für das Fernsehen und Ansehen von Filmen. Bei allen Szenarien könnte sich das Ergebnis „Stabilität“ aus unterschiedlichen Kombinationen von einzelnen Einflussfaktoren (oder fehlenden Veränderungen für dieses Szenario) ergeben. Unserer Ansicht nach wäre der größte einschränkende Faktor, der zu „Stabilität“ führen könnte, eine langsame oder beschränkte Bereitstellung der Infrastruktur – beispielsweise im Fall von DSL, digitalem Zwei-Wege-Kabelfernsehen und Personal Video Recorder (PVR). Dies könnte passieren, wenn der Eigentümer der Infrastruktur das Gefühl hat, er bekäme keine Rendite für seine Investitionen. Eine weniger wahrscheinliche, aber immer noch mögliche Kombination von Umständen wäre eine weitreichende Bereitstellung, aber nur beschränkte Annahme durch den Verbraucher. 24 LGI FINAL inside pages GERMAN.in24 24 31/8/07 11:54:39 September 2007 Geschäftsmodelle Bei diesem Szenario haben die Akteure der Branche unterschiedlich viel Glück. Auf der einen Seite bleibt der Gewinnpool mehr oder weniger unverändert. Etablierte Akteure profitieren von einem stabilen Markt. Auf der anderen Seite wächst die Branche abgesehen von dem regierungsseitig geforderten Wechsel von analogem zu digitalem terrestrischen Fernsehen nur wenig. Traditionelle Produzenten von Inhalten, angeführt von den großen US-amerikanischen Filmstudios, kontrollieren weiterhin die Produktion von Videos und die Rechte an den Inhalten. Traditionelle Wachstumsmaschinen, wie der Verkauf von DVDs, wachsen nicht und es etablieren sich auch keine neuen Vertriebsformate. Etablierte Content-Aggregatoren für Videocontent behalten auch ihre Marktposition, profitieren aber von den „entspannt zurückgelehnten“ Zuschauern, die die On-Demand-Option nicht annehmen. Diese traditionellen Fernsehanstalten halten an ihrem Marktanteil fest, die Menge an verfügbarem Videocontent ändert sich jedoch nicht. Angesichts der geringen Anzahl an Online-Zuschauern können Content-Aggregatoren aus dem Internet mit internetbasierten Videoprogrammen kein Geld verdienen. Der Internetmarkt und der Fernsehmarkt bleiben daher getrennt. Internetangebote konzentrieren sich auf kurze Videoclips und von Nutzern erstellte Videos. Daneben bleiben etablierte Video-Distributeure für die meisten Kunden die einzige Quelle für Fernseh- und Filminhalte. Sie schaffen es nicht, sich Wachstumschancen wie On-Demand und aufkommender digitaler Dienste zu bedienen, indem sie eine verbesserte Qualität erbringen und neuen Akteuren wie Google und Amazon anbieten, ihre Infrastruktur zu nutzen. Weiterentwicklung Figure 8: Video consumption behaviour of average household Stability Evolving Next generation Free ride 100% 100% 100% 100% 80 80 80 80 60 60 60 60 40 40 40 40 20 20 20 20 0 0 0 15−35 35+ Content consumption Linear TV Ondemand 15−35 0 15−35 35+ 15−35 35+ Consumption preferences Timeshifted TV ondemand (PC) Mobile video Movie VOD (TV) Note: Excludes box office and DVD; ondemand includes TV ondemand via PC, movie VOD via PC, mobile TV and UGC LGI FINAL inside pages GERMAN.in25 25 35+ TV ondemand (TV) Movie VOD (PC) 25 31/8/07 11:54:39 Der Konsument digitaler Videos Verbraucherverhalten Beim Szenario „Weiterentwicklung“ bewegt sich der Verbraucher nach und nach in Richtung On-Demand. Dies ergibt sich aufgrund der schnellen, aber nicht explosionsartigen Bereitstellung digitaler Technologien. Digitales Fernsehen ist in ca. 75% der Haushalte verfügbar, Breitbandtechnik in 50% bis 70% (je nach Land in Europa), VOD wird in 100% der Haushalte, die digitales Kabelfernsehen und IPTV haben, angeboten (ca. 35% der Zuschauer), und 20% bis 30% haben Home-Hubs, was den allgemeinen Einfluss auf die Branche verringert. Jüngere Zuschauer konsumieren unter Umständen bis zu 20% ihrer Fernsehsendungen über On-Demand. Im Massenmarkt könnten bis zu 10% der Kunden zu On-Demand wechseln. Time-Shift, also die Möglichkeit, sich Sendungen jederzeit ansehen zu können, nimmt zu – mit der Nutzung von PVRs werden Sendungen nach ihrem eigentlichen Sendetermin angesehen. Jüngere Zuschauer nutzen PVRs, um etwa 10% ihrer Fernsehsendungen später anzusehen, während diese zeitliche Verlagerung nur bei 10% der Erwachsenen zu beobachten ist. Geschäftsmodelle Das Gewinnwachstum verbleibt bei historischem Niveau (4% bis 6% p.a.), angefacht von einer breiter angelegten Verbreitung bestehender Inhalte und neuen Nutzungsmöglichkeiten für Videocontent. Traditionelle Geschäftsmodelle sind immer noch rentabel, die Gewinnverteilung wird jedoch beeinträchtigt: • Content-Ersteller schreiben stabile Gewinne und erzielen auch einige Zuwächse, da Verbraucher mehr Multikanal-Fernsehen schauen. Diese Zuwächse werden möglich durch den direkten Verkauf an die Konsumenten über das Internet und einen größeren Verhandlungsspielraum zwischen den Aggregatoren und den Distributoren. • Content-Aggregatoren verbuchen allgemein stabile Gewinne, es beginnen sich jedoch Veränderungen abzuzeichnen. Traditionelle Fernsehanstalten, aber auch Premiumkanäle des Kabelfernsehens machen mehr Umsatz durch die Nutzung des öffentlichen Internet für den direkten Vertrieb von Programminhalten an den Verbraucher, dies wird jedoch durch den gestiegenen Wettbewerb um Zuschauer und Inhalte ausgeglichen, was die Gewinne wiederum sinken lässt. Das Endergebnis. Sie verlieren nach und nach Zuschauer an neuere Anbieter von Multikanal-Fernsehen, die mit Abonnements arbeiten, und Content-Aggregatoren im öffentlichen Internet wie z.B. Google. • Distributoren von Fernsehinhalten beginnen auch, den Einfluss der Marktveränderungen zu spüren. In vielen europäischen Märkten gewinnt IPTV an Boden, kann sich einen beschränkten, aber beträchtlichen Anteil aller Fernsehzuschauer sichern und steigert dadurch den Wettbewerb unter den Distributoren von Pay-TV. Distributoren von Pay-TV profitieren, da mehr Kunden On-Demand-Lösungen wählen, wodurch sie mehr und mehr Gewinne aus neuen Diensten wie beispielsweise VOD einfahren. 26 LGI FINAL inside pages GERMAN.in26 26 31/8/07 11:54:39 September 2007 Next generation Figure 9: Video consumption behaviour of average household Stability Evolving Next generation Free ride 100% 100% 100% 100% 80 80 80 80 60 60 60 60 40 40 40 40 20 20 20 20 0 0 0 15−35 35+ Content consumption Linear TV Ondemand 15−35 0 15−35 35+ 35+ 15−35 35+ Consumption preferences Timeshifted TV ondemand (PC) Mobile video Movie VOD (TV) TV ondemand (TV) Movie VOD (PC) Note: Excludes box office and DVD; ondemand includes TV ondemand via PC, movie VOD via PC, mobile TV and UGC Verbraucherverhalten Bei diesem Szenario ändert sich das Zuschauerverhalten im Massenmarkt dramatisch. Verbraucher sehen sich eine Vielzahl an digitalem Videocontent über fernsehbasierte Video-on-Demand-Plattformen (TV VOD) an. Sie loggen sich dazu über mobile Geräte und in geringerem Maße über Videospielkonsolen in das öffentliche Internet ein. Sie bevorzugen auch elektronische, On-Demand verfügbare Videoformate für das Fernsehen, Kurzformen und Filme. Junge Zuschauer machen die größte Veränderung durch und sehen weniger als 50% der Inhalte im traditionellen Fernsehen. Ihr Zuschauerverhalten zeichnet ein lebendiges Bild einer neuen Art von Fernsehzuschauer: • ~30% entfällt auf On-Demand-Inhalte aus dem Fernsehen, • ~10% ist zeitverzögert (mit einem PVR), • ~5%-10% entfällt auf das Ansehen von Video-on-Demand über das Internet, • ~5% entfällt auf mobile Geräte (im Gegensatz zum Fernsehapparat oder dem PC). 27 LGI FINAL inside pages GERMAN.in27 27 31/8/07 11:54:39 Der Konsument digitaler Videos Die Zuschauer im Massenmarkt sehen auch mehr Fernsehen über On-Demand. Der Anteil des traditionellen Fernsehens sinkt um ein Drittel. Ältere Zuschauer verlagern das Ansehen ihrer Fernsehsendungen zu 15 % bis 20%, wohingegen weitere 15% bis 20% auf On-Demand-Dienste im Fernsehen entfällt. Der wahrscheinlichste Faktor für eine solch dramatische Veränderung ist eine sehr schnelle Bereitstellung der technischen Infrastruktur, zusammen mit einer schrittweisen Änderung bei der Wettbewerbslage, wenn Telekommunikationsfirmen und „Over-the-top“-Akteure den Markt in großen Zahlen stürmen. Dies müsste auf einem großen Maß an Vertrauen aufgrund einer starken, frühen Annahme von Leistungen durch den Konsumenten oder Regulierung zur Förderung von Infrastrukturinvestionen basieren. Geschäftsmodelle Wenn steigende Wachstumszahlen der Maßstab sind, ist das Szenario „Nächste Generation“ das günstigste für die Branche. Insgesamt würden die Zuschauer dann mehr Fernsehen, Filme und neue Formate für Videocontent ansehen - mit einem entsprechenden Umsatzanstieg für die Branche (von Verbrauchern und der Werbung). Mit mehr Zuschauern, die eine Vielfalt an neuen Medien zum Ansehen von Videocontent nutzen, schreiben auch die Content-Ersteller steigende Gewinne. Traditionelle Geschäftsmodelle geraten in Mitleidenschaft. Die Explosion an Programmwahlmöglichkeiten führt zu einer fragmentierten Zuschauerschaft, die es für etablierte Fernsehanstalten schwieriger macht, ihre Marktanteile zu halten. Content-Aggregatoren im Internet gehören hier zu den Gewinnern. Sie können traditionelle Fernsehanbieter, wie Anbieter von Kabel- und Satellitenfernsehen, umgehen und direkt mit dem Verbraucher Geschäfte machen. Unter den Distributoren kämpft IPTV mit etablierten Pay-TV-Anbietern um Abonnenten. In einigen Zuschauersegmenten verlieren beide zu Gunsten von Content-Aggregatoren im Internet an Boden. Traditionelle Modelle können jedoch einen Teil des Branchenwachstums abschöpfen. Pay-TV Anbieter können bei den On-Demand-Diensten wachsen und einige Verluste an Abonnenten mit neuen Gebühren für die öffentlichen Internetakteure auffangen, die ihre Netzwerkinfrastruktur nutzen. 28 LGI FINAL inside pages GERMAN.in28 28 31/8/07 11:54:39 September 2007 Trittbrettfahrer Figure 10: Video consumption behaviour of average household Stability Evolving Next generation Free ride 100% 100% 100% 100% 80 80 80 80 60 60 60 60 40 40 40 40 20 20 20 20 0 0 0 15−35 35+ Content consumption Linear TV Ondemand 15−35 0 15−35 35+ 35+ 15−35 35+ Consumption preferences Timeshifted TV ondemand (PC) Mobile video Movie VOD (TV) TV ondemand (TV) Movie VOD (PC) Note: Excludes box office and DVD; ondemand includes TV ondemand via PC, movie VOD via PC, mobile TV and UGC Verbraucherverhalten Das Szenario „Trittbrettfahrer“ geht ähnlich wie das Szenario „Nächste Generation“ von einem grundlegenden Wechsel zu On-Demand-Angeboten und internetbasierten Inhalten aus. Der entscheidende Unterschied im Verbraucherverhalten gegenüber dem Szenario „Nächste Generation“ besteht in dem Maß, in dem die illegale gemeinsame Nutzung von Dateien – d.h. Piraterie – wächst, da langfristig lebensfähige Lösungen für das Digitale Rechtemanagement (Digital Rights Management; DRM) nicht gefunden werden und dieses Verhalten im Massenmarkt auf immer mehr Akzeptanz trifft. Das führt zu einem stärkeren Wachstum beim Konsum von internetbasierten Inhalten, da jüngere Zuschauer sich eher für die „kostenlosen“ Inhalte interessieren, die illegal beschafft wurden, als auf TV-basierten Plattformen für Inhalte zu bezahlen. Andere Einflussfaktoren, die eine größere Nutzung von On-Demand-Lösungen im öffentlichen Internet (im Gegensatz zu TV-basierten Plattformen) forcieren könnten, sind: • stärkere Präferenz der Kunden für Videocontent über das öffentliche Internet als in anderen Szenarien angenommen (und derzeit beobachtet). • aktives Favorisieren des Vertriebs über das öffentliche Internet durch Anbieter von Inhalten und/oder aktive und vorausschauende Übertragung von Werbeausgaben an Anbieter im Internet. • Dies könnte mit großen Investitionen durch „Over-the-Top“-Akteure, beispielsweise im Bereich Videosuchtechnologie oder globale exklusive Inhalte verbunden sein. 29 LGI FINAL inside pages GERMAN.in29 29 31/8/07 11:54:39 Der Konsument digitaler Videos • Regulierung und Politik könnten auch eine Rolle spielen - eine rein neutrale Regulierung könnte beispielsweise nicht nur „Trittbrettfahrer“ schaffen, sondern zu der Entwicklung beitragen. • Ein weiterer Einflussfaktor ist gleichermaßen die Tatsache, dass Akteure Vorab-Investitionen in die Entwicklung von Vertriebsnetzwerken tätigen, bevor neue Geschäftsmodelle getestet werden. Geschäftsmodelle Neue Geschäftsmodelle gewinnen einen größeren Marktanteil, während traditionelle Modelle nur marginal rentabel sind. Content-Ersteller verbrennen sich die Finger, da sie das Risiko eingegangen sind, mehr Inhalte online verfügbar zu machen, und nun mit ansehen müssen, wie die Piraterie dramatisch zunimmt. Anders als beim Szenario „Nächste Generation“ wird ein Teil des traditionellen Pay-TV-Geschäfts tatsächlich „entkoppelt“. Die Fähigkeit, Pakete von Fernsehkanälen gegen eine Gebühr anzubieten, wird von Wettbewerbern im öffentlichen Internet in Frage gestellt. Diese haben es erfolgreich geschafft, traditionelle Anbieter von Pay-TV zu umgehen, und direkte Kundenbeziehungen aufgebaut (Disintermediation). Die neuen internetbasierten Wettbewerber kämpfen aufgrund dieser Piraterie gleichermaßen um ihren Umsatz. Um der massiven Zunahme an Internetverkehr aufgrund von über das Internet angesehenem Videocontent Herr zu werden, ist bei Aufrechterhaltung von Qualität und Leistungsfähigkeit das einzige wirkliche Zugpferd der Netzwerkbetreiber ein Anheben der Kapazität. Netzwerkbetreiber selbst sind nicht in der Lage, aus dem Videoverkehr an sich adäquate Gewinne zu erzielen. Sie haben Anreize für weitere Investitionen verringert. Bei diesem Szenario gehen wir im Ergebnis davon aus, dass die Infrastruktureigentümer keine Rendite erzielen werden können. Dies könnte das Ergebnis eines aggressiven Wettbewerbsverhaltens durch eine Gruppe an Akteuren sein. Alternativ könnte es durch Regulierung beeinflusst werden: wenn die Regulierungsbehörden beispielsweise verhindern könnten, dass die Infrastruktureigentümer Anbietern von Videocontent im öffentlichen Internet eine Gebühr für die Nutzung ihres Netzwerks abverlangen und sie zwingen würden, Unbundled Local Loop (ULL) zu Kapitalkosten zu verkaufen. Figure 11: Unbundled local loop share of country broadband connections varies across Europe 40% Unbundled local loop lines as a portion of broadband connections, 2006 31% 30 24% 20% 20 16% Average for Western Europe 15% 10 5% 0 France Norway Netherlands Italy Germany UK Source: Merrill Lynch 2006 30 LGI FINAL inside pages GERMAN.in30 30 31/8/07 11:54:40 September 2007 d / Wahrscheinliche Ergebnisse (Europa insgesamt) Unserer Meinung nach und aufgrund aufkommender und antizipierter Markttrends ist das Szenario „Weiterentwicklung“ bis 2012 am wahrscheinlichsten. Diese Trends und Veränderungen sind jedoch nicht umkehrbar. Langfristig sind sowohl das Szenario „Nächste Generation“ als auch „Internet-Trittbrettfahrer“ möglich. Dies ist jeweils vom Verhalten der Marktteilnehmer und der Weiterentwicklung der Politik in diesem Bereich abhängig. Viele Faktoren sprechen für diese kurzfristige Schlussfolgerung, vier von ihnen sind jedoch entscheidend. Dies bezieht sich insbesondere auf Veränderungen beim Konsumverhalten und den Ergebnissen der entsprechenden Geschäftsmodelle, die mit der Zunahme (oder sonstigem Trend) internetbasierter „Over-the-Top“-Videoangebote zusammenhängen. Dies ist der wichtigste Unterschied zwischen den oben beschriebenen Szenarien. 1. Fernsehen ist nicht das Gleiche wie im Internet surfen — eine „entspannt zurückgelehnte“ reaktive gegenüber einer „nach vorn gelehnten“ aktiven Haltung — es gibt zudem wenig Beweise dafür, dass die Nutzung des Internet die heutigen Fernsehgewohnheiten in Frage stellt. In den vergangenen fünf Jahren ist das Internet in Europa sehr schnell gewachsen. Der tägliche Fernsehkonsum steigt in den meisten Märkten jedoch weiterhin zwischen 1% bis 2% pro Jahr. Verbraucher nutzen das Internet primär zum Browsen/Suchen, E-Mailen, Instant Messaging und Chatten, aber nicht zum Fernsehen. Viele Verbraucher haben mit Videocontent im Internet experimentiert. 36% in Belgien, 46% in den Niederlanden und 66% im Vereinigten Königreich sagen beispielsweise, dass sie ein Mal pro Monat Videos im Internet anschauen. Nur sehr wenige nutzen dieses Medium jedoch regelmäßig, d.h. täglich (nur 5% oder weniger in den meisten Märkten). Daten aus den USA besagen, dass diejenigen, die regelmäßig Videocontent im Internet ansehen, zu einem Großteil andere Inhalte ansehen als solche, die sie im Fernsehen ansehen würden. Abgesehen von Nachrichtenclips sehen sie am häufigsten Film-Previews, von Nutzern erstellte Inhalte und Musikvideos. 2. In den nächsten fünf Jahren werden verschiedene Möglichkeiten für den Konsum von Videocontent im Hinblick auf die Realisierbarkeit für Kunden jedoch echte Fortschritte machen. Es wird jedoch einige Zeit dauern, bis diese aufgeholt und den Status des reaktiven traditionellen Fernseherlebnisses eingenommen haben. Insbesondere TV-basiertes VOD wird im Vergleich zu internetbasiertem VOD über einen Großteil oder den gesamten Zeitraum hinweg ein höherwertiges Fernseherlebnis bieten. Ein entscheidender Faktor bei der Schnelligkeit der Veränderungen — insbesondere für das Ansehen von On-Demand-Fernsehprogrammen über das öffentliche Internet — ist die relative Videoqualität. Die Videoqualität im Internet wird sich dramatisch verbessern. Sie wird aber wohl mit TV-basierten VOD-Plattformane nicht auf gleicher Höhe konkurrieren können. • Verfügbarkeit: TV VOD wird großflächiger verfügbar sein als internetbasierte Videolösungen: In den Niederlanden werden 80% der Haushalte TV VOD, aber nur ca. 20% „Home Hubs“ haben. 31 LGI FINAL inside pages GERMAN.in31 31 31/8/07 11:54:40 Der Konsument digitaler Videos • Qualität: Zumindest kurzfristig gesehen wird TV VOD effektiver arbeiten und besser an qualitativ hochwertige hochauflösende Bilder angepasst sein. Das für den Massenmarkt bestimmte Videostreaming im Internet steht vor einigen erheblichen technischen Problemen. Diese können gelöst werden, erfordern jedoch Investitionen, damit Infrastrukturengpässe aufgelöst werden können — und dabei ist noch nicht klar, wer investieren wird. • Bequemlichkeit: TV VOD wird bequemer sein — man muss sich dann keine Sendungen mehr auf dem PC ansehen oder neue technische Geräte installieren, um Inhalte vom PC auf den Fernseher zu übertragen. • Umfang an Inhalten/kommerziellen Modellen: Traditionelle Fernsehakteure sollten in der Lage sein, mit neuen Akteuren im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Inhalten und innovative Vermarktungsmodelle gleichzuziehen. Die möglichen Ausnahmen sind Personalisierung/gezielte Werbung und Suchfunktionen (in einer Welt von unbegrenztem Speicherplatz werden traditionelle Programmhefte nicht mehr ausreichen). 3. Das Sehverhalten der Jugend ändert sich zu Gunsten neuer Modelle. Deren allgemeiner Einfluss ist bis 2012 Jahren jedoch beschränkt. Die jugendlichen Zuschauer von heute haben ganz andere Nutzungspräferenzen als frühere Generationen. Bei ihnen ist es beispielsweise doppelt so wahrscheinlich wie bei Zuschauern des Massenmarktes, dass sie Internet VOD oder YouTube schon einmal genutzt haben. Teenager sehen aber auch immer mehr fern. In den USA sahen 2006 die 12 bis 17jährigen 3% mehr fern als 2005. Zudem werden sie trotz einiger Präferenzen, beispielsweise für On-Demand, die sie mit ins Erwachsenenalter nehmen, andere Präferenzen mit ihrem Lebensstil ändern. Statt Videocontent illegal und in schlechterer Qualität im Internet anzusehen, greifen sie mit steigendem Alter wahrscheinlich lieber zur Fernbedienung und fangen an, für die höhere Qualität und legal eingespeisten Videocontent zu zahlen. Zuschauer über 35 werden 2012 in den meisten europäischen Märkten jedoch immer noch einen Anteil von mehr als ca. 60% haben, weitere ca. 20% der Bevölkerung werden dann in Haushalten leben, in denen die ältere Generation viele Entscheidungen zu den für Videocontent verfügbaren Diensten trifft. 4. Content-Ersteller werden kurzfristig wahrscheinlich mit allen Kanälen experimentieren, um ihre Inhalte an den Kunden zu bringen. Sie werden jedoch wahrscheinlich nicht die Entwicklung von internetbasierten On-Demand-Plattformen auf Kosten der TV-basierten Plattformen aktiv fördern. Jede Gruppe von Content-Erstellern und -Eigentümern (beispielsweise große US-amerikanische Studios im Gegensatz zu europäischen Sportrechte-Organisationen) hat unterschiedliche Bestrebungen im Hinblick auf die Verbreitung von Inhalten über das Internet. Diese Themen werden im nächsten Abschnitt noch näher beleuchtet. 32 LGI FINAL inside pages GERMAN.in32 32 31/8/07 11:54:40 September 2007 Content-Ersteller experimentieren in der Regel aktiv mit dem Internet als Vertriebskanal, wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend intensiviert. Die geschäftliche Logik für die Forcierung dieses Kanals auf Kosten von TV VOD ist jedoch eingeschränkt. Es gibt vier Hauptgründe, warum eine Verbreitung von Videocontent über das Internet nicht aggressiv forciert werden sollte: • Außerhalb des „geschlossenen Systeme“, die von Pay-TV Anbietern verkauft werden, herrscht eine echte Angst vor Piraterie. Die Distribution über das öffentliche Internet ohne adäquaten Schutz der Urheberrechte stellt ein riskanteres Angebot dar. • Traditionelle Fernsehplattformen stehen für einen großen, etablierten Umsatzstrom für Content-Ersteller, wohingegen dies bei der Verbreitung über das öffentliche Internet immer noch nicht bewiesen ist. Aktiv zu versuchen, das Fernsehen durch das Ansehen dieser Inhalte im Internet zu ersetzen, würde erfordern, sichere durch unsichere Umsatzströme auszutauschen. • Wie oben beschrieben, gehen wir davon aus, dass TV VOD kurz- und mittelfristig ein höherwertiges Fernseherlebnis bieten wird. • Viele Content-Ersteller gehen davon aus, dass die Verbreitung über das öffentliche Internet kostenintensiver und kurzfristig komplexer ist. Sie gehen von zusätzlichen Kosten für die Vermarktung und die Klärung von Rechten, aber auch Kosten für die Durchsetzung gestaffelter Veröffentlichungstermine, Urheberrechte und Exklusivvereinbarungen über Inhalte aus. e / Unterschiede zwischen nationalen Märkten Das allgemeine Bild für Europa zeigt in Richtung des Szenarios „Weiterentwicklung“ als wahrscheinlichstem Szenario für 2012. Es wird zwischen den einzelnen Märkten keine wesentlichen Unterschiede bei den Ergebnissen geben. Diese Unterschiede werden davon diktiert, wie die Einflussfaktoren (Verbraucher, Werbung, Marktteilnehmer, Technologie und Regulierung) sich entwickeln und innerhalb dieser Zeit in den einzelnen Märkten variieren. Um die Unterschiede zwischen den Märkten zu berücksichtigen, aber gleichzeitig das allgemeine Bild für Europa zu zeichnen, haben wir eine detaillierte Bewertung in fünf Ländern durchgeführt. Diese detaillierte Bewertung wurde mit einer intensiven Beurteilung von weiteren 24 Ländern kombiniert. Wir haben dann die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen allen 29 Ländern verglichen. Unserer Analyse zufolge sind 2012 auf den europäischen Märkten folgende vorrangigen Unterschiede zu erwarten: Verbraucher: Im Hinblick auf Videocontent erwarten wir große Unterschiede beim gesamten (relativen) Konsum an Videocontent (insbesondere bei Filmen) und in gewissem Maße Unterschiede bei der Größe des Sprachpools (was einen gewissen Einfluss auf die Verfügbarkeit lokaler Inhalte und sprachspezifischer Inhalte hat). Für einen bestimmtes Grad an Möglichkeiten erwarten wir keine wesentlichen Unterschiede bei den Konsumpräferenzen (Grad an On-Demand-Verhalten). 33 LGI FINAL inside pages GERMAN.in33 33 31/8/07 11:54:40 Der Konsument digitaler Videos Werbefachleute: Hierbei geht es um Größe, Wachstum und Dynamik des Marktes zur Unterstützung des Videocontent. Diese Unterstützung kann entweder auf traditionellem Weg (Fernsehen) oder über neue Plattformen (Internet und Multikanalangebote innerhalb des Fernsehens) erfolgen. Große Unterschiede bieten wahrscheinlich auch die relative Größe und das Wachstum der Werbeanzeigen in jedem Markt, der Fernseh- und Internetanteil in diesem Markt und innerhalb des Fernsehmarkts das relative Wachstum von Multikanalangeboten im Vergleich zu unverschlüsseltem Fernsehen. Marktakteure: Wichtige Unterschiede zwischen Märkten beinhalten die Durchdringung von IPTV als alternativer Form der Pay-TV-Distribution und die relative Größe und der Einfluss großer, vertikal integrierter nationaler Akteure, wie beispielsweise öffentlich-rechtliche Sendeanstalten. Technologie: Wichtige Unterschiede bei der Bereitstellung von Technologie in Europa liegen in der Durchdringung der Breitbandtechnik und der durchschnittlichen Bandbreite, der Durchdringung der Multikanalfernsehplattformen (z.B. digitales Zweiwege-Fernsehen), PVR-Durchdringung und Durchdringung mit mobilem Breitbrand (3G). Figure 12: Broadband to reach 60%+ of households in most Western European countries by 2012, with significant variations Broadband penetration in Western European households 2006 100% 94% 89% 78% 80 76% 69% 64% 60 2012 55% 46% 40 50% 46% 45% 68% 67% 30% 20 0 UK France Germany Netherlands Austria • Increasing ULL activity • Alternative network deployment • High ISDN penetration • Highly competitive • Historical focus on resale rather than ULL • Frequent triple play • Strong competitive pressure between cable and telecom • Rapid uptake of triple play • Low prices Switzerland • New unbundling law in 2007 Belgium • VDSL upgrade by Belgacom • Beginning of triple play offers Source: Merrill Lynch 2006, 2012 based on extrapolation of 2008−2010 data 34 LGI FINAL inside pages GERMAN.in34 34 31/8/07 11:54:40 September 2007 Auf Grundlage einer Bewertung der Entwicklung der oben beschriebenen Einflussfaktoren lässt sich der europäische Markt in sechs Cluster unterteilen: • „UK/Irland“ • “Süden” — einschließlich Frankreich, Spanien, Portugal und Italien • „Verbunden” — einschließlich Niederlande, Schweiz und Belgien • „Norden“ — einschließlich Schweden, Dänemark und Finnland • „Germanisch“ — einschließlich Deutschland und Österreich • „Mittel- und Osteuropa (OEE)“ — einschließlich Ungarn, Bulgarien, Polen, Rumänien und der Tschechischen Republik Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Einflussfaktoren 2012 und der Definitionen der Szenarien, die in diesem Dokument beschrieben wurden, unterscheiden sich die wahrscheinlichsten Szenarien (oder die Anzahl der Szenarien) für jedes Cluster entsprechend: Angesichts der Unterschiede in den europäischen Märkten ergibt sich für Europa insgesamt eine Bandbreite, von „Stabilität“ bis „Nächste Generation“, die meisten Länder ranken sich jedoch um das Szenario „Weiterentwicklung“. 35 LGI FINAL inside pages GERMAN.in35 35 31/8/07 11:54:40 LGI FINAL inside pages GERMAN.in36 36 31/8/07 11:54:41 Der Konsument digitaler Videos V. EINFLUSSFAKTOREN FÜR VERÄNDERUNGEN Es gibt keinen einzelnen Faktor, der die Transformation des europäischen Marktes für Videocontent antreibt. Stattdessen gibt es fünf hauptsächliche Einflussfaktoren, darunter das Verbraucherverhalten, technologische Innovation, das Verhalten der Marktteilnehmer und die Entscheidungen der Werbefachleute, aber auch die Regulierung durch die Regierung und politische Entscheidungen. Unsere Analyse der Einflussfaktoren beginnt mit dem Verbraucher. Es gibt heute zwei relativ unterschiedliche Gruppen von Bedürfnissen, die für die Diskussion wichtig sind: • „Entspannt zurückgelehnt“, d.h. reaktiv — im Grunde das Fernseh- oder Wohnzimmererlebnis von heute. Der Verbraucher ist ein entspannter Zuschauer, oft in Begleitung (von Familie oder Freunden), die Interaktion mit dem Inhalt findet dabei vorrangig über die Auswahl des Fernsehkanals statt. • „Nach vorn gebeugt“, d.h. aktiv —primär der PC oder Spielkonsolen. Der Verbraucher ist ein aktiver Beteiligter, der browst, sucht oder spielt. Er oder sie ist physisch gesehen häufig allein (selbst beim Netzwerken oder Kommunizieren mit Anderen). Die unten beschriebenen Anzeichen zeigen, dass die Mehrheit des konsumierten Videocontent heute und wahrscheinlich auch in Zukunft eher „entspannt zurückgelehnt“ konsumiert wird. Der „nach vorn gebeugte” Videokonsum (am PC) steigt jedoch. Was dabei noch wichtiger ist: Es gibt eine starke, latente Nachfrage nach mehr Wahlmöglichkeiten in der „entspannt zurückgelehnten“ Haltung. Viele Verbraucher wollen sich auf dem Fernsehapparat ihres Wohnzimmers ansehen, was sie wollen, wann sie wollen – und wenn sie die Chance dazu bekommen, tun sie dies auch. Figure 13: Video consumption is currently dominated by linear TV, consumed at home UK time spent consuming video, 2005–2006 100% Leisure Other genres PVR Cinema Cinema News DVD Cable Drama 80 Entertainment 60 Other thematic Cinema Projected Ondemand DVD Analogue Sports Home Factual TV Linear DTT 40 Childrens Top 5 channels 20 DTH Films 0 Type of content How aggregated Note: “Type of content” excludes home video usage Source: Informa, Screen Digest, Ofcom (2005–2006) LGI FINAL inside pages GERMAN.in37 37 How distributed Where consumed How consumed When consumed 37 31/8/07 11:54:41 Der Konsument digitaler Videos Ein kritischer Faktor hierbei wird die Technologie sein. Fortschritte bei Schnelligkeit und Verfügbarkeit von Breitband-Internetverbindungen werden bei der Bereitstellung dieser Dienste zum „entspannten Zurücklehnen“ neuen Wettbewerb schaffen. Telekommunikationsunternehmen beginnen bereits, das Erlebnis Kabel- oder Satelliten-Pay-TV mit IPTV nachzuahmen. „Over-the-Top”-Akteure des öffentlichen Internets bedienen bereits eine „nach vorn gelehnte“ Zuschauerschaft, die bereit ist, Inhalte auf dem PC anzusehen. Bald werden sie auch in der Lage sein, das „entspannt zurückgelehnte“ Fernseherlebnis zu reproduzieren. Dazu müssen jedoch technische Probleme in der Internetinfrastruktur gelöst werden. Zudem muss der Verbraucher „Home Hubs“ annehmen, um Videos von einem PC auf einen Fernsehapparat zu übertragen. Der Erfolg oder Misserfolg dieser neuen Marktteilnehmer hängt davon ab, inwiefern sie neue Verbraucherbedürfnisse bedienen können. Es wird eine Herausforderung werden, das „entspannt zurückgelehnte” Fernseherlebnis von heute zu reproduzieren und mitzuhalten, wenn Pay-TV-Anbieter (Satellit, Kabel, digitales terrestrisches Fernsehen) High-Definition -Dienste bereitstellen. Ein besseres Angebot wird über gut entwickelte On-Demand-Dienste mehr Wahlmöglichkeiten bieten müssen. Neue Marktakteure versuchen, dies durch eine bessere Benutzeroberfläche und mehr Personalisierung zu ergänzen. Traditionelle Aggregatoren und Distributoren für Fernsehinhalte müssen ihre Messlatte höher legen, damit ihre Angebote nicht überholt werden. Content-Ersteller profitieren zwar von einem größeren Wettbewerb unter den Anbietern, arbeiten aber daran, die Probleme zu lösen und ihre Inhalte zu Geld zu machen: Umgang mit Piraterie und Abwägen von sicheren gegenüber unsicheren Umsatzströmen. Von Werbefachleuten getroffene Entscheidungen über die Zuweisung von Ausgaben für verschiedene Medien könnten auch ein Einflussfaktor für Veränderungen sein. Werden sie Ausgaben erneut und proaktiv an die Medien zuteilen, die ein größeres Potenzial für die Zielgruppenausrichtung und Personalisierung haben, deren Wirksamkeit aber nicht nachgewiesen ist? Oder werden sie den Zuschauern reaktiv folgen? Entscheidungen zu Regulierung und Politik können schlussendlich selbst als Einflussfaktor wirken. a / Verbraucher Allgemeiner Medienkonsum steigt Insgesamt steigt der Medienkonsum. Dies spiegelt die allgemein gute wirtschaftliche Lage in der EU wider. Von den gesamten Konsumausgaben steigt der Anteil, der in Europa für Medien ausgegeben wird, kontinuierlich von 2,5 % im Jahr 2001 auf ca. 2,9 % im Jahr 20062. 2 Die Ausgaben für Medienkonsum beinhalten Kinokarten, Home-Video, Gebühren für öffentlich-rechtliches Fernsehen und Radiolizenzen, aufgenommene Musik, Ausgaben für Fernsehabonnements, Ausgaben für den Internetzugang, Videospiele, Zeitschriften, Zeitungen, Verbraucherbücher und Sport gemäß PricewaterhouseCoopers, Konsumausgaben aus Euromonitor. 38 LGI FINAL inside pages GERMAN.in38 38 31/8/07 11:54:41 September 2007 Branchenbeobachter führen dies auf einen gestiegenen finanziellen Wohlstand, die Verfügbarkeit von mehr Medienangeboten und „weichere“ Faktoren zurück, beispielsweise die Einstellung der Verbraucher zum Geld ausgeben. Dieser Trend wird sich erwartungsgemäß fortsetzen. Wir gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in Europa in den nächsten Jahren um mehr als 4% pro Jahr steigt. Die wirtschaftlichen Grundlagen in Europa scheinen zudem solide zu sein. Auch die demografische Situation ist in Europa stabil. In den nächsten fünf Jahren werden keine großen Schwankungen erwartet. Fernsehkonsum steigt Der heute am häufigsten konsumierte Videocontent stammt aus dem Fernsehen. Europäer sehen pro Tag im Durchschnitt 3,4 Stunden fern. Das macht mehr als 20 Stunden pro Woche. Innerhalb Europas unterscheiden sich die Fernsehgewohnheiten jedoch extrem: Fernsehzuschauer in Großbritannien und Frankreich verbringen durchschnittlich 24 Stunden pro Woche vor dem Fernseher, in Österreich und der Schweiz sind dies nur 19 Stunden pro Woche. Europäer sehen allerdings immer noch viel weniger fern als die Menschen in den USA, die im Durchschnitt 30 Stunden pro Woche fernsehen. Der Fernsehkonsum hat sich in Europa zwar stetig erhöht, es gibt in dieser Hinsicht allerdings auch Ausnahmen: In Großbritannien und Frankreich blieb der Fernsehkonsum über einen Zeitraum von 2000 bis 2006 gleich oder sank sogar leicht. Figure 14: Overall TV viewing is holding up Daily TV viewing CAGR (0006) 5 (Hours) 4.6 US 2% UK DE FR NL 0% 2% 1% 2% 4.1 4 3.7 3.6 3.5 3.4 3.2 3 3.3 3.2 3.0 2 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Note: Individuals aged 4+ (UK), 3+ (Ger), 6+ (NL), 4+ (France); UK data is average of Nov.−Nov. monthly viewing; US is Sept.−Sept.; NL tracking methodology and institution changed in 2002 Source: Médimétrie (France); BARB (UK); Nielsen Media Research (US); Kijkonderzoek (NL); AGF/GfK (DE) 39 LGI FINAL inside pages GERMAN.in39 39 31/8/07 11:54:41 Der Konsument digitaler Videos Welche Sendungen sehen Europäer? Mehr als 60%3 stammen aus Europa, die Zahlen schwanken jedoch von Land zu Land. Mehr als 85% aller dänischen Sendungen sind beispielsweise europäische Produktionen, in der tschechischen Republik sind dies 50%. Figure 15: European TV broadcasting led by European productions 100% 86 80 63 European 60 49 Other 40 20 0 Denmark EU Czech Republic Note: Domestic & other includes coproductions; Germany, UK: % of gross revenue; Switzerland, NL: % of admissions Source: MEDIA Salles Von festen Sendezeiten zu On-Demand-Fernsehen Ein Großteil des Fernsehkonsums in Europa findet heute „entspannt zurückgelehnt“ statt; Zuschauer sehen Sendungen zu den von den Fernsehanstalten festgelegten Sendezeiten. Sie lehnen sich zurück und genießen, was ihnen „vorgesetzt“ wird. Ihre Hauptaktivität besteht dabei in der Auswahl der Kanäle — oder der Nutzung von Knöpfen zur Abstimmung oder telefonische Abstimmungen bei interaktiven Shows. Mit der Zeit entwickeln Zuschauer jedoch neue Präferenzen. In Zukunft werden Verbraucher immer aktiver und selektiver handeln. Dies ist ein Ergebnis der technischen Entwicklung, die es ihnen ermöglicht, zu bestimmen, wann und wo sie fernsehen. Time-Shifting, also die Möglichkeit zu entscheiden, wann man die Lieblingssendung sehen möchte, anstatt den vorgegebenen Sendezeiten zu folgen, ist ein Beispiel für On-DemandNutzung. Dies wird durch zwei digitale Innovationen möglich gemacht - den Personal Video Recorder (PVR) und Video-on-Demand (VOD) Angebote. PVRs sind in Europa immer noch eine relative Neuheit. Sie wurden zunächst im Jahr 2001 relativ großflächig von BSkyB in Großbritannien unter dem Namen Sky+ eingeführt. In der Regel stellt ein Pay-TV-Anbieter PVRs als Teil einer digitalen Premium-Set-Top-Box zur Verfügung, obwohl Verbraucher PVRs auch im Elektronikfachhandel einzeln oder im Paket mit einer Set-Top-Box für das digitale terrestrische Fernsehen (DTT) erwerben können. 3 Pressemitteilung der Europäischen Kommission vom 22. August 2006 40 LGI FINAL inside pages GERMAN.in40 40 31/8/07 11:54:41 September 2007 Es gibt heute mehr als 3 Millionen PVRs in Europa. Die Mehrheit, nämlich 2 Millionen, in Großbritannien, was Großbritannien mit einer ca. 10%-igen Marktpenetration4 zur Nummer 1 in Europa macht. Im Rest Europas nutzen derzeit weniger als 1% der Haushalte PVRs. PVRs gibt es in den USA bereits seit einigen Jahren. Die Marktpenetration ist viel höher. 26,2% aller US-amerikanischen Haushalte nutzen heute digitale Videorekorder (DVRs) - wie sie in den USA genannt werden. Die Technologie wurde 1999 eingeführt und mit dem ersten Gerät von Philips/TiVo populär. Dieses war damals im Grunde ein digitaler Ersatz für einen VHS-Rekorder. Mit der Zeit haben die großen Pay-TV-Anbieter auch DVRs gestellt. Die schnelle Annahme von DVRs durch die US-amerikanischen Kunden zeigt, wie sich Nutzungsgewohnheiten ändern, wenn die Technik verfügbar ist, wenn Pay-TV-Anbieter bereit sind, den Dienst zur Verfügung zu stellen, und wenn Subventionen oder andere Preisvereinbarungen diese neue Option für Kunden attraktiver macht. Wenn man vor diesem Hintergrund PVRs damit vergleicht, so folgen diese in ihrer Annahme durch den Kunden einer relativ vorhersehbaren Kurve: Figure 16: In the US, PVR has followed VCR penetration and is expected to reach ~44% of households in 2010 PVR penetration in US households Estimated PVR penetration in US households 2010 100% 50% 50% 42% 44% Boxoffice VCR 80 40 Average 40% DVD Color TV 60 30 20 40 20 10 PVR 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Years after introduction 0 Source: Consumer Electronics Association; Electronic Industries Alliance; JPMorgan; Forrester Research; IDC; Bain Analysis IDC Citigroup Forrester Datamonitor 4 Datamonitor 41 LGI FINAL inside pages GERMAN.in41 41 31/8/07 11:54:41 Der Konsument digitaler Videos Die Frage ist nur, wie viele ihrer Sendungen Verbraucher künftig auf PVRs sehen würden. In Haushalten mit PVR ist ein Wechsel im großen Umfang zu erwarten. In Großbritannien nutzen Zuschauer derzeit bei 12% bis 20%5 ihres Nutzungsvolumens Time-Shift. Die Zahlen sind in den USA noch viel höher. Dort nutzen die ersten Verbraucher digitale Videorekorder, um 30% bis 40% der angeschauten Sendungen später zu konsumieren. Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Häufigkeit der Nutzung eines PVR auch davon beeinflusst wird, was angesehen wird. Dramen und Dokumentarfilme werden von europäischen Zuschauern am häufigsten auf PVR aufgenommen. Damit sie auch keine Episode einer dramatischen Serie verpassen, setzen sie ihre PVRs ein, damit sie diese zu einer späteren Zeit oder an einem anderen Tag ansehen können. Im Fernsehen übertragene Sportveranstaltungen sind die Sendungen, die am seltensten später angeschaut werden. Zuschauer genießen Sport lieber live, anstatt einige Stunden oder Tage später, wenn das Ergebnis sowieso bekannt ist. Nachrichten und das Wetter: Dies sind Inhalte, die schnell veraltet sind und auf Nachrichten- oder Wetterkanälen jederzeit verfügbar sind. Daher werden sie am wenigsten auf PVR aufgezeichnet. Die andere Methode für das Ansehen von Sendungen, wenn Zuschauer dies wollen, ist Video-on-Demand (VOD). Zuschauer wählen die Inhalte, die sie ansehen möchten, aus einem Menü aus, das auf ihren Fernsehbildschirmen angezeigt wird, und sehen es sich sofort an. Weniger als 8% aller europäischen Haushalte haben heute Zugriff auf echtes VOD (im Gegensatz zu einer Version von VOD — „near Video on Demand“ oder nVOD genannt — wo Inhalte in regelmäßigen Abständen erneut gezeigt werden, oft auf Pay-per-View-Basis). Traditionelle Fernsehzuschauer bräuchten für VOD entweder digitales Kabelfernsehen oder die IPTV-Technologie und einen Anbieter, der einen VOD-Dienst im Programm hat. Angesichts der Schnelligkeit der Bereitstellung von digitalem Kabelfernsehen und der relativ neuen Einführung von IPTV, steckt Video-on-Demand für den traditionellen europäischen Fernsehzuschauer noch in seinen Kinderschuhen. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, wie Zuschauer VOD empfangen können - auf ihrem Computer über das öffentliche Internet. Verbraucher benötigen hierzu einen Breitbandanschluss und Zugriff auf einen VOD-Dienst im Internet. Mit Internet VOD können Zuschauer Fernsehprogramme herunterladen. Wenn sie über ein Netzwerk verfügen, kann das Programm dann an den Familienfernseher weitergeleitet werden. Die Nutzung von VOD durch den Verbraucher und die Konsequenzen für das traditionelle Fernsehen werden nachstehend noch genauer erläutert. Wenn man die Nutzungsgewohnheiten in Großbritannien und den USA betrachtet, haben die meisten Haushalte, in denen TV VOD verfügbar ist, diesen Dienst auch bereits ausprobiert. 60% bis 70% haben dies bereits in den ersten sechs Monaten getan. Nach einer Anfangszeit variiert das Zuschauerverhalten je nachdem, ob der VOD-Dienst „kostenfrei“ ist oder ein Abonnement oder eine Gebühr für jeden angesehenen Inhalt gezahlt werden muss. Gebührenpflichtiges VOD bietet in der Regel neu veröffentlichte Filme und besondere Ereignisse wie große Sportveranstaltungen. Kostenloses VOD heißt normalerweise, sich auf 5 „PVRs Revisited”, The Briefing, Starcom, Oktober 2006 42 LGI FINAL inside pages GERMAN.in42 42 31/8/07 11:54:42 September 2007 den „neuesten Stand“ bringen zu können, d.h. Zugriff auf die Lieblingssendungen, die man zu ihren regulären Sendezeiten verpasst hat. Die Erfahrung in den USA zeigt, dass die Mehrheit (d.h. mehr als 60%) der VOD-Nutzung „kostenfrei“ ist und man sich meist dabei nur „auf den neuesten Stand bringt“. Zuschauer nutzen VOD als eine andere Form der zeitlichen Verlagerung von Sendungen, ähnlich der Art, wie sie Personal Video Recorder einsetzen, aber ohne dabei vorausdenken und die aufzunehmenden Sendungen programmieren zu müssen. Die Häufigkeit, mit der ein Haushalt ein „kostenloses“ VOD-Programm ansieht, variiert enorm - von ein Mal pro Monat bis zu 12 Mal in einigen Märkten. Bei kostenpflichtigen VOD-Diensten sinkt die Häufigkeit der Nutzung in der Regel auf ein Mal pro Monat. Verbraucher erhalten auch die Gelegenheit, ihre Lieblingsprogramme dort anzusehen, wo sie wollen. Die Branche nennt dies „Ortsverlagerung” (oder Place-Shifting) - beispielsweise Fernsehprogramme auf einem Mobiltelefon oder über das Internet ansehen zu können, wenn man nicht zu Hause ist. Derzeit ist der Markt für Videos, die auf ein Mobiltelefon oder ein anderes Handheld-Gerät gesendet werden (entweder per Simulcast (d.h. gleichzeitiges Senden und Anschauen) oder Herunterladen) sehr begrenzt - mit weniger als 5% der Handy-Abonnenten, die in Europa regelmäßig mobile Videooptionen nutzen. Ortsverlagerung beinhaltet auch den Wechsel des Ortes, an dem man zu Hause Videos ansieht. Ein über das Internet heruntergeladenes Programm könnte beispielsweise vom PC an den Fernseher gesendet werden. Es wurden in letzter Zeit verschiedene Technologien auf dem Markt eingeführt, durch die Kunden über Heimnetzwerke, wie z.B. den SlingCatcher von Mediabox und Apple TV (siehe unten), den Ort verlegen können, wo sie sich eine Sendung ansehen. Zudem bietet die neueste Generation von Spielkonsolen die Möglichkeit, ohne PC-Verbindung direkt vom Fernsehapparat aus auf Internetinhalte zugreifen zu können. Es ist allerdings noch zu früh, um die Verbrauchernachfrage nach dieser Art von Ortsverlagerung vorhersagen zu können. (Im Abschnitt zu „Home-Hubs“ weiter unten finden Sie weitere Informationen zur Bereitstellung dieser neuen Technologie.) Filmkonsum gleichbleibend Das Ansehen von Filmen befindet sich im Umbruch. Es gibt heute verschiedene Möglichkeiten dazu. Die altmodische Art des Kinobesuchs ist immer noch beliebt. Die Umsätze an den Kinokassen gehen jedoch nach und nach zurück (von 2004 bis 2006 im Durchschnitt um 3%6). Am liebsten sehen sich Verbraucher Filme zu Hause an, die sie aus einer Sammlung gekaufter DVDs auswählen oder beim örtlichen Videoverleih ausleihen. Nach einem sehr rasanten Wachstum zwischen 2001 und 2004 hat sich dies nun abgeschwächt. 6 Screen Digest, Oktober 2006 43 LGI FINAL inside pages GERMAN.in43 43 31/8/07 11:54:42 Der Konsument digitaler Videos Der Umsatz aus On-Demand-Angeboten auf Fernsehplattformen (Pay-per-View oder PPV) und aus Filmen, die per Video-Streaming übertragen oder aus dem Internet heruntergeladen werden, nimmt schnell zu. Auf diese neuen Formate entfallen jedoch dennoch nur etwa 5% der gesamten Ausgaben für Filme. Über den gleichen Zeitraum ist auch der Umsatz aus Filmen bei Pay-TV und unverschlüsselten Fernsehstationen nach einer Zeit des moderaten Rückgangs stark gefallen. Figure 17: Household unit media consumption varies by country Units consumed per household in 2005 20 19.5 15.7 15 14.2 12.5 10.6 10 9.0 7.2 5 0 UK FR DE Note: DVD excludes VHS; DVD rental data for Austria not available; UKUnited Kingdom, FRFrance, DEGermany, NLNetherlands, ATAustria, BEBelgium, CHSwitzerland Source: PricewaterhouseCoopers; Screen Digest NL AT Box office visits BE DVD buys CH DVD rentals Einfluss auf traditionelles Fernsehen und Filme durch Internetkonsum muss sich noch zeigen. Angesichts der Vorbereitungen der Videocontent-Branche auf künftige Veränderungen stellt sich folgende Frage: Wie wird das Internet das Fernseh- und das Film-Konsumverhalten beeinflussen? Die Internetnutzung in Europa wächst mit 10% bis 20% pro Jahr relativ schnell. Das wird durch die in den Haushalten verfügbaren Breitbandverbindungen möglich. Menschen verbringen mehr Zeit im Internet. Viele Branchenbeobachter geben zu bedenken, dass dies den Konsum des traditionellen Fernsehens und von Filmen verringern wird - dies gelte insbesondere für interneterfahrene, junge Anwender. Was können etablierte Medienakteure von der Zukunft erwarten, wenn dies passiert? Wird die Jugend ihr Zuschauerverhalten mit ins Erwachsenenalter nehmen? Oder werden sie sich mit steigendem Alter und größerem Wohlstand einen Großbildfernseher kaufen und wieder herkömmliches Fernsehen nutzen? Es gibt unzählige qualitative Umfragen, die auf einen Rückgang beim Konsum von Fernsehinhalten bei einigen Internetnutzern hinweisen. In den USA gaben 40% der Internetnutzer in einer Umfrage von Piper Jaffray an, weniger fernzusehen. Eine BBC/ICM Umfrage in Großbritannien brachte ähnliche Ergebnisse; 40% der regelmäßigen Nutzer von Online-Videocontent gaben an, weniger fernzusehen. 44 LGI FINAL inside pages GERMAN.in44 44 31/8/07 11:54:42 September 2007 Es existieren jedoch auch harte quantitative Beweise dafür, dass das Internet die Nutzungszeit des Fernsehens verringert. In den Niederlanden zum Beispiel, wo Breitbandtechnik weit verbreitet ist, sehen Menschen pro Jahr ca. 2% mehr fern. Selbst junge Leute, deren Nutzung des Internets gleichzeitig mehr als 50% explodiert ist, sehen mehr fern. Wie bereits beschrieben, ist in den meisten europäischen Märkten ein Anstieg des Fernsehkonsums zu beobachten. In Großbritannien ist er schlimmstenfalls gleichbleibend. Die wachsende Bedeutung des Internets hat einen viel größeren Einfluss auf andere Medien, beispielsweise Printmedien. Eine Erklärung hierfür ist, dass Zuschauer sich immer mehr an den Umgang mit verschiedenen Medien gewöhnen. Dies trifft insbesondere auf junge Verbraucher zu. Ein weiterer Faktor ist, wie das Internet genutzt wird. Untersuchungen dazu, wie Menschen das Internet nutzen, ergaben, dass US-amerikanische Verbraucher die Hälfte der Zeit ins Netz gehen, um zu browsen und nach Nachrichten und Informationen zu suchen. Sie suchen auch nach gesellschaftlichen Erfahrungen - E-Mailen, Instant Messaging, Chat und soziale Netzwerke für den Rest der Zeit - Aktivitäten, die das Fernsehen nicht direkt ersetzen kann.7 Die Zahlen bestätigen die wachsende Bedeutung von Websites wie MySpace und Facebook. Diese Seiten sind zwar extrem beliebt, die damit verbundene Erfahrung unterscheidet sich jedoch von dem entspannten Sitzen vor dem Fernseher oder einem Abend im Kino. Figure 18: In the US, communication and communities represent the bulk of Internet usage Communication and communities represent 45% of internet usage Largest social networks approaching number of page views at major portals 100% Monthly page views Voice CAGR (05−06) Discussion/chat 40M 80 IM 23% Yahoo Communication and communities MySpace 249% 30 60 Email 20 40 Browsing/ search/ other 20 10 MSN −1% Google 67% Facebook 0 0 % of time spent on each activity Aug 05 Aug 06 230% Social networks Major portals Source: Morgan Stanley from comScore Media Metrix data, based on average minutes per visitor by category (2005). Note: Browsing/Other includes general web surfing activity not listed in other categories. Mit der wachsenden Bedeutung des Internets als Unterhaltungsmedium verbleibt dennoch folgende Frage: Wird es ein Ersatz (direkt oder indirekt) für das Fernsehen oder Ansehen von Filmen werden und wie und wann wird das passieren? 7 Internet Trends”, Morgan Stanley, Oktober 2005 (inkl. Daten aus comScore Media Metrix, August 2005) 45 LGI FINAL inside pages GERMAN.in45 45 31/8/07 11:54:42 Der Konsument digitaler Videos Das Aufkommen von Video-on-Demand im Internet Video-on-Demand über das Internet wird schnell zu einem Dienst für die Massen, da mehr Haushalte Breitbandzugänge haben und eine größere Bandbreite die Schnelligkeit und Qualität des Video Streaming und des Herunterladens aus dem Internet verbessert. Fast 60% der westeuropäischen Nutzer sehen mindestens ein Mal pro Monat Videos im Internet an. Diese hohen Durchdringungsraten sind mit denen in den USA vergleichbar, wo jeden Monat mehr als 60% der Internetnutzer Videos online ansehen. In den meisten Ländern geben jedoch weniger als 10% der Nutzer an, dass sie das Internet täglich zum Ansehen von Videos nutzen. Figure 19: ~60% of the European online population watch video images online at least monthly Percent of online population watching video images, 2006 100% Monthly Weekly 80 71 70 Daily 58 60 56 Average all countries 55 51 49 48 43 40 20 0 HU PL ES UK FR NL DE CH SE Note: All countries additionally includes Belgium, Italy, Romania, Slovakia, Denmark Source: InSites survey of 41,000 Internet users across 14 countries in November 2006 Wenn sie dies tun, was sehen sie sich an? In erster Linie kurze Formate, wie Nachrichten, Musikvideoclips, Filmtrailer und von Nutzern erstellte Inhalte. Es gibt wenige harte Daten für Europa. Die Branchenbeteiligten, mit denen wir gesprochen haben, sagen jedoch, dass Nutzer pro Tag weniger als fünf Minuten mit dem Ansehen von Online-Videos verbringen. Nutzerdaten in den USA scheinen dies zu bestätigen. Einer Umfrage von Piper Jaffray zufolge entfallen etwa 70% der im Internet angesehenen Videos auf kürzere Formate, d.h. Nachrichten, von Nutzern erstellte Inhalte, Musik und Film-Previews. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage von Advertising.com fand heraus, dass die wirksamste Online-Werbung 15 Sekunden dauert - das ist halb so lang wie ein typischer Fernsehwerbespot. Längere Videoformate im Internet sind noch nicht so populär. 2006, als führende US-amerikanische Fernsehanstalten (ABC, Fox, CBC, NBC) beschlossen, einen Großteil der Fernsehinhalte online zu stellen - darunter auch solche Erfolgsserien wie Desperate Housewives und CSI - konnten sie jedoch einen großen Nachfragezuwachs verzeichnen. Es wird erwartet, dass 46 LGI FINAL inside pages GERMAN.in46 46 31/8/07 11:54:42 September 2007 europäische Fernsehanstalten Gleiches tun und einige ihrer Inhalte online verfügbar machen, z.B. exklusive Previews und Fernsehdienste „zum Aufholen“ anbieten werden. Channel 4 in Großbritannien und TF1 in Frankreich haben mit dem Streaming und den Videos zum Herunterladen bereits begonnen. Es ist zwar noch zu früh, um Schlussfolgerungen darüber zu ziehen, ob die Zuschauer bei Online-Programmen länger einschalten werden, Marktakteure, die von uns befragt wurden, sagten, dass längere Sendungen nur sporadisch, aber nicht regelmäßig, angesehen würden. In den USA berichtete beispielsweise NBC, dass 78% der Zuschauer, die den Rewind OnDemand Service (Zurückspulen auf Abruf) nutzen, dies nur tun, um sich eine Episode einer Sendung anzusehen, die sie verpasst haben. Eine Chance könnte sich eventuell für Nischenprogramme ergeben, bei denen ein ContentVerwalter, wie beispielsweise FishFever.com, Nischenzuschauer in verschiedenen Märkten erreichen kann. Ein leitender Angestellter für geschäftliche Entwicklung bei einem OnlineDienst sah erhebliche Chancen für Sport und ethnische Programme. Er sagte hierzu wörtlich: „Wenn Nutzer eine Sendung aus ihrem Heimatland sehen können, wird es Zuschauer geben. Das Internet kann die Möglichkeit schaffen, kleine, leidenschaftliche Gruppen weltweit zu erreichen.“ Es sollte aber beachtet werden, dass diese Möglichkeit auch anderen Distributionsformen (wie Satellitenfernsehen) in einem entsprechenden nationalen Markt offen steht. Junge Erwachsene verhalten sich anders, sie werden nur einen Teil dieses Verhaltens mit steigendem Alter beibehalten. Die Konsumgewohnheiten von Online-Medien unterscheiden sich zwischen älteren und jüngeren Nutzern beträchtlich. Jüngere Nutzer können besser mit der Technik umgehen, sie konsumieren andere Programme, und sie nutzen die Medien selbst anders. Bei ihnen ist es doppelt so wahrscheinlich wie bei älteren Zuschauern, dass sie Video-Sharing-Websites wie YouTube schon einmal genutzt haben. Unklar ist noch, ob diese Präferenzen mit steigendem Alter dieser Jugendlichen bestehen bleiben. Wird ihr Einfluss zu breiter angelegten Veränderungen beim Zuschauerverhalten des Massenmarktes führen? Derzeit haben junge Internetnutzer drei wichtige Eigenschaften: Die Nutzer zwischen 15 und 34 sind mehr mit der Technik vertraut. Sie sind mit der Technik aufgewachsen. Sie sind mehr bereit, sich an Innovationen anzupassen, insbesondere weil Anwendungen und Geräte immer benutzerfreundlicher werden. Man kann davon ausgehen, dass dieser Trend mit steigendem Alter zunimmt. Die Nutzer zwischen 15 und 34 konsumieren mehr On-Demand-Angebote und interaktive Medien als ältere Erwachsene Sie spielen mehr Videospiele, nutzen das Internet mehr, sehen weniger fern und verlassen sich weniger auf Printmedien. Bei ihnen ist es doppelt so wahrscheinlich wie bei älteren Zuschauern, dass sie Videocontent auf ihren Computern ansehen. Einige Verbraucherumfragen fand heraus, dass jüngere Menschen glauben, dass sie deshalb weniger fernsehen. 47 LGI FINAL inside pages GERMAN.in47 47 31/8/07 11:54:42 Der Konsument digitaler Videos Könnten sich diese Gewohnheiten im Verlauf der Zeit ändern? Sie werden älter und haben mehr zu tun. Die junge Generation von heute hat daher vielleicht dann weniger Zeit für das E-Mailen über das Internet, Instant Messaging und Videospiele. Der Computer wird auch nicht immer als Fernseher herhalten müssen. Wie es ein Manager eines großen US-amerikanischen Fernsehsenders einmal formulierte: „Jüngere Zuschauer verbringen viel Zeit damit, im Internet Videos anzusehen. Sie wissen, dass das nicht die beste Qualität ist, aber es ist für sie praktisch, weil sie in ihrer eigenen Welt, zum Beispiel in ihrem eigenen Zimmer, fernsehen können. Mit ihrem Einstieg in die Arbeitswelt und ihrem eigenen Fernsehapparat werden sie wieder zum Fernsehen auf einem Fernsehapparat zurückkommen.“ Figure 20: Younger viewers are twice as likely to watch video content on their computer “Have you ever watched or downloaded TV programmes or clips via your PC?” % of UK adults with broadband at home 100% 80 60 40 20 0 18−24 25−44 45−64 29% 24% % of total UK population: 9% Source: Ofcom October 2006 Sie konsumieren Medien auch anders. Junge Erwachsene machen mehr Dinge gleichzeitig als Erwachsene —das macht es schwieriger, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und zu behalten. Sie kommunizieren und verkehren mehr online mit anderen Personen. Werden sie diese Gewohnheiten beibehalten? Es ist wahrscheinlich, dass sie die Verbindung zu den Gemeinschaften aufrechterhalten, die Prioritäten ändern sich aber möglicherweise. Anstatt Dating-Websites zu nutzen, loggen sie sich irgendwann aus dem Internet aus und verbringen mehr Zeit mit Verwandten und Freunden. Es scheint also, dass junge Erwachsene die Mediennutzungsgewohnheiten revolutionieren. Wir glauben, dass diese jüngere Generation letztendlich gemischte Gewohnheiten haben wird. Mit steigendem Alter werden sie weniger Zeit an ihrem PC und mehr Zeit damit verbringen, Videoprogramme in ihren Wohnzimmern zu genießen - sehr wahrscheinlich auf einem qualitativ hochwertigen Großbildfernseher. Von allen Trends, die wir heute beobachten, überlebt am Ende vielleicht nur einer — Videoon-Demand. Mit der neuen, nun auf dem Markt verfügbaren digitalen Technik beobachten 48 LGI FINAL inside pages GERMAN.in48 48 31/8/07 11:54:42 September 2007 wir, dass mehr Menschen On-Demand nutzen - und zwar schneller. Dies wird jedoch nicht notwendigerweise auf PCs oder im öffentlichen Internet passieren. Es wird verschiedene, zueinander in Wettbewerb stehende On-Demand-Angebote geben. Piraterie: Ein großes Problem für die Videocontent-Branche Im Zeitalter von Hochgeschwindigkeits-Internetverbindungen ist die Videopiraterie ein ernstes Problem, das sich immer weiter ausbreitet. Piraterie und andere unbefugte Handlungen nehmen viele Formen an, die von Konsumenten, die urheberrechtlich geschütztes Material ansehen, das illegal auf einer von Benutzern erstellen Content-Seite platziert wurde, bis zum illegalen Brennen einer DVD-Kopie oder dem Kauf einer Raub-DVD reichen. Durch den Ausbau der Internetbandbreite, die die Videoqualität und die Geschwindigkeit verbessert, und durch Technologien, die es problemlos erlauben, Inhalte auszutauschen, ist die Piraterie mittlerweile allgemein verbreitet. Die Benutzer verfügen häufig über PCs, die mit CD- und DVD-Brennern ausgestattet sind, und es ist leicht, über Online-Netzwerke illegal Audio- und Video-Dateien zu handeln. Zahlreiche Studien, die von Verbänden in Auftrag gegeben wurden, welche Inhaber von Rechten an Medieninhalten vertreten, belegen den Umfang der Piraterie. Die Motion Picture Association of America schätzt, dass 2005 ihren Mitgliedern nahezu 2 Mrd. Euro an Umsätzen durch Piraterie verloren gingen. Downloads und Bootlegging machen jeweils 40% aus, wobei 20% der Umsätze durch illegales Kopieren durch Privatleute verloren gehen8. Laut der British Video Association haben 6% aller britischen Erwachsenen bereits einmal einen Film oder eine Fernsehserie illegal heruntergeladen, und sie laden im Durchschnitt 15 Titel pro Jahr herunter.9 In Deutschland fand das Marktforschungsunternehmen GfK Gruppe heraus, dass in der ersten Jahreshälfte 2005 ca. 3% der Deutschen nahezu 12 Mio. Filme heruntergeladen haben. Und ca. 8% der Bevölkerung brannten mehr als 55 Mio. Filme auf DVDs, eine Zahl, die die Zahl der insgesamt verkauften DVDs in Deutschland für das Jahr 2005 übersteigt und die ca. 5 Mio. unter der Zahl der verkauften Kinokarten liegt10. Der Austausch von Dateien ist in Europa flächendeckend und spiegelt die Popularität von Peer-to-Peer-Netzwerken wider. Die Hälfte der Benutzer von BitTorrent, des populären Entertainment-Download-Netzwerks, sind nachgewiesenermaßen Europäer . Da sich die Videopiraterie durch Konsumenten im Internet ausweitet, sollten sich die Zuständigen auf dem Markt für Videocontent die Lehren ihrer Amtskollegen aus der Musikbranche vergegenwärtigen, die sich jahrelang mit der Piraterie abgefunden hatten. Anstatt zu zögern, sollten die Hersteller von Videocontent, Aggregatoren und Distributoren schnellstens handeln und Lösungen entwickeln, um das illegale Kopieren von Film-DVDs und TV-Serien und anderem online erhältlichen Videocontent einzugrenzen. Eine ausführliche Besprechung des Digitalen Rechtemanagements findet sich im Abschnitt „Technologie“. 8 „The Cost of Movie Piracy”, MPA und L.E.K., 2006 9 „Digital copyright theft and the British film industry“ (Raub von digitalen Urheberrechten und die britische Filmindustrie) – BSAC Filmkonferenz Vortrag – 9. März 2006 10 FFA Brennerstudie 2005, GfK Gruppe, Januar, 2006; Daten zur Piraterie basieren auf der ersten Hälfte 2005 11 Parallel and Distributed Systems Group, Delft Universität für Technologie, 2007 49 LGI FINAL inside pages GERMAN.in49 49 31/8/07 11:54:43 Der Konsument digitaler Videos Das mediale Sehverhalten der Konsumenten befindet sich im Umbruch und dies wirft die Frage auf: Wie wird die nähere Zukunft aussehen? Es ist zu früh, um endgültige Rückschlüsse zu ziehen, aber es zeichnen sich einige Trends ab. Erstens werden über das Internet verfügbare Fernsehserien, Filme, Nachrichten und anderer Videocontent beginnen, das traditionelle TV- und Filmpublikum auszudünnen. Bis jetzt hält sich dieses Publikum aber. In den nächsten fünf Jahren wird das Fernsehverhalten nicht weiter mit derselben Geschwindigkeit steigen, wir erwarten aber auch keine große Abnahme. Zweitens wird, obwohl sich das Sehverhalten immer noch weiter verändert, eine Präferenz deutlich – On-Demand-Fernsehen erfreut sich wachsender Popularität. Wie schnell wird sich On-Demand-Fernsehen entwickeln? Wie wir bereits an anderer Stelle ausgeführt haben, hängt die Antwort davon ab, wie schnell technologische Erfindungen und Dienste neue Präferenzen der Konsumenten ermöglichen. b / Technologie Aus technologischer Perspektive tritt Europa in rasantem Tempo in das digitale Fernsehzeitalter ein. Bis 2012 werden alle traditionellen Fernsehübertragungen in Westeuropa digital sein und die Regierungen werden ab 2007 ihre analogen Systeme abschalten. Gleichzeitig erlebt das Kabelfernsehen eine eigene Aktualisierung und es zeichnen sich Anbieter neuer Videodistributionsdienste ab. Die digitale Umstellung gestaltet sich auf den Märkten unterschiedlich. Dies hängt hauptsächlich von den unterschiedlich schnellen Markteinführungen unterschiedlicher digitaler Videotechnologien ab. Die Analysten erwarten, dass 80% aller westeuropäischen Haushalte und 30% aller osteuropäischen Haushalte bis 2012 einen Zugang zu einer Form des digitalen Fernsehens haben werden. Dabei wird die Niederlande mit 93% an der Spitze liegen. Hingegen wird für die Schweiz, Österreich und Belgien nur eine Durchdringung von 65% erwartet. In Osteuropa wird die digitale Verfügbarkeit nicht gleichmäßig sein, wobei 50% der polnischen Haushalte auf digital umschalten werden, aber nur 25% der rumänischen Haushalte. Im digitalen Rennen wird Osteuropa den westeuropäischen Staaten um vier bis sechs Jahre hinterherhinken. In der Zwischenzeit verbessert sich die über das Internet erhältliche Qualität, obwohl sie im Vergleich zum Fernsehen immer noch schlechter ist. Die Frage bleibt, wie schnell alternative internetgestützte Videodienste den Anschluss finden. Werden sie eine Gefahr für das Massenpublikum traditioneller Anbieter sein? Eine wichtige Voraussetzung wird die Konvergenz sein: in diesem Fall die lange erwartete Vereinigung von TV und PC. Damit internetgestützte Dienste mit den traditionellen „entspannt zurückgelehnten“-Angeboten (lean back) des Fernsehens in Wettstreit treten können, müssen die Konsumenten in der Lage sein, Videos nahtlos von ihren PCs auf ihre Fernsehgeräte zu übertragen. Momentan ist dies mit einer Reihe von Hindernissen verbunden. Das wichtigste Hindernis: Das Internet ist selbst nicht in der Lage, ein großes Massenpublikum zu bedienen und die Videoqualität ist schlechter als beim Fernsehen. 50 LGI FINAL inside pages GERMAN.in50 50 31/8/07 11:54:43 September 2007 Eine riesige Zahl an Geräten und neuen Angeboten versucht, diese Probleme zu lösen, aber eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Damit die Konvergenz funktioniert, muss die Videocontent-Branche zusammenarbeiten, um die vielen Einzelteile zusammenzufügen. Und die Konsumenten müssen von den Vorteilen erfahren. Pay-TV-Anbieter sehen sich bereits mit der Herausforderung konfrontiert, den Kunden die Vorzüge moderner digitaler Dienste, beispielsweise High Definition-TV, zu erklären. Es wird vielleicht noch schwieriger sein, ihnen die Vorzüge eines völlig neuen Zugangs zu Videocontent zu vermitteln. Konkurrenz im Bereich digitaler Videos Da immer mehr europäische Haushalte über Breitbandverbindungen verfügen, entstehen neue Videodistributionsdienste, die mit den existierenden Fernseh-, Kabel- und Satellitenanbietern um das Publikum konkurrieren. Die verbesserte Qualität digitaler Videos und die schnelleren Download-Geschwindigkeiten machen das Internet zu einer existenzfähigen Alternative. Es gibt zwei Arten internetgestützter Konkurrenten: • Telekommunikationsunternehmen, die IPTV-Angebote über proprietäre Systeme anbieten • Aggregatoren im öffentlichen Internet, die einen Online-Zugang für Videos anbieten In ganz Europa bringen etablierte Telekommunikationsunternehmen wie z. B. BT oder France Telecom IPTV-Angebote auf den Markt, die nicht über Kabel oder Satellit, sondern über DSL-Verbindungen übertragen werden. Das IPTV-Konzept ist einfach: Wer die Breitbandverbindung zum Internet bereitstellt, stellt auch den Videodienst mit Standard- und Premium-TV bereit. Öffentliche internetgestützte Content-Aggregatoren, wie z. B. Joost und MediaZone, vertreiben ihre Angebote über fremde, bereits bestehende Internetverbindungen („Overthe-top“). Während MediaZone entweder eine Abonnement- oder On-Demand-Gebühr verlangt, bietet Joost seinen Zuschauern das Programm kostenlos an und trägt sich durch Werbung oder direkte Zahlungen. Die Nutzer können Videocontent herunterladen oder Streaming-Video-Programme ansehen. Eine wichtige Voraussetzung für IPTV und „Over-the-top“ — die Markteinführung von Breitband Ein genauer Blick auf Internet-TV-Angebote deckt einen Grund auf, warum sie bisher keine ernsthafte Konkurrenz für das traditionelle Fernsehen sind. Lediglich digitale Videos über eine Internetverbindung anzubieten, reicht nicht aus. Es gibt bei den Breitbandverbindungen erhebliche Qualitätsunterschiede in den Haushalten und damit auch bei der Qualität und der Geschwindigkeit der Video-Downloads und des „Live“-Streaming-TV. Diese Unterschiede wirken sich auf die Konkurrenzfähigkeit von IPTV und öffentlichen Internetangeboten für das Massenpublikum aus. 51 LGI FINAL inside pages GERMAN.in51 51 31/8/07 11:54:43 Der Konsument digitaler Videos So erfordert z. B. High Definition-TV eine Bandbreite von mindestens 16 Mbps, damit die Zuschauer einen Stream speichern und einen anderen ansehen können. Frankreich ist führend bei der DSL-Bandbreite, wobei die Internet Service Provider (IPS) bis zu 20 Mbps anbieten. Die durchschnittliche Übertragungsbandbreite über DSL ist jedoch im überwiegenden Teil von Europa auf 1-8 Mbps begrenzt . In den kommenden fünf Jahren werden sich diese Zahlen erwartungsgemäß verdoppeln und den Start von IPTV-Angeboten in den meisten Ländern zulassen, aber sie werden immer noch nicht für einen Massenmarkt für HD-TV über IPTV ausreichen. Gegenwärtig braucht ein Konsument mit einer 2 Mbps-DSL-Verbindung ca. eine Stunde, um einen kompletten Film herunterzuladen; dies würde mit einer 10 Mbps-DSL-Verbindung nur noch 15 Minuten dauern und mit einem Peer-to-Peer-Service wie BitTorrent sogar nur 5 Minuten. Figure 21: Average broadband bandwidths vary across European markets Average bandwidth offered as of September 2006 20 20 (Mbps) 15 10 10 9 9 5 5 5 5 4 3 3 2 1 a str i nm De Au ar k n Sp ai la nd Sw itz er m an y G er m lg iu Be rla he N et UK nd s ly Ita ga l Po rtu ed en Sw Fr an ce 0 Note: Calculated as simple average of max broadband bandwidth available per ISP; highest bandwidth also varies: e.g., in Netherlands cable now offers 20mbps Source: JPMorgan Studien über den britischen Markt zeigen, wie stark und wie schnell die Nachfrage nach einer größere Bandbreite wächst. Die Anforderungen an die Spitzenbandbreite könnten im Jahr 2012 zwischen 13,5 Mbps und 22,9 Mbps liegen, je nach Größe des Haushalts12. In einer im Juli 2006 vorgestellten Präsentation über ihre Breitbandpläne erklärte BSkyB, sie gingen davon aus, dass sich „die Nachfrage [bei der Bandbreite] alle fünf Jahre verdoppeln“ werde13. 12 Predicting UK future bandwidth requirements”, Broadband Stakeholder Group, Mai 2006 13 Vortrag „Sky Broadband for Sky customers“, BSkyB, 18. Juli 2006 52 LGI FINAL inside pages GERMAN.in52 52 31/8/07 11:54:43 September 2007 Die Verbraucher werden sich einer besseren Videoqualität und Download-Geschwindigkeiten erfreuen können, wenn die Internet Service Provider (ISPs) in Verbesserungen investieren, die von einem schnelleren DSL (VDSL) bis zur Anbindung der Haushalte durch „Fiber to the homes“ (FTTH=Glasfasernetz) reichen. Der Wettbewerb verschärft sich. Als Iliad, eine der führenden Breitband-ISPs in Frankreich einen FTTH-Ausbau begann, folgten andere große Konkurrenten (u.a. Orange, Neuf, Cegetel) rasch diesem Beispiel. Angesichts dieser grundsätzlichen Beschränkungen stellt sich die Frage, warum neue Internetangebote als eine solch starke Kraft angesehen werden. Man erwartet, dass sie nicht nur eine Alternative zum bestehenden „entspannt zurückgelehnten“-Fernsehen darstellen, sondern dass sie die Verfügbarkeit neuer Möglichkeiten für die Verbraucher, wie z. B. andere Zeiten und Orte zu nutzen, beschleunigen. Für IPTV-Anbieter wird VOD ein wichtiger Verkaufsbereich sein, während öffentliche Internetanbieter lediglich Programme On-Demand anbieten werden. Dies wird die etablierten Pay-TV-Anbieter zwingen, eigene On-Demand-Angebote einzurichten. IPTV erreicht die Haushalte In ganz Europa starten etablierte Telekommunikationsunternehmen und neue Konkurrenten IPTV-Dienste, die in der Regel ein umfangreiches Paket an Fernsehkanälen beinhalten und häufig Premium-Kanäle und VOD einschließen. Den Verbrauchern wird IPTV häufig im Dreierpack angeboten — TV, Internet und Telefon für einen Preis. Es überrascht nicht, dass die Bereiche mit dem schnellsten Breitbandausbau auch die meisten IPTV-Kunden aufweisen. Figure 22: The number of IPTV providers has grown rapidly across Europe 2001 UK 2002 Kingston Comm. • KIT (regional) • Launched 1999 2003 2004 2007 2006 Video Networks BT • HomeChoice • Launched 2000 • BT Vision • Dec 2006 FT Iliad FR 2005 • Freebox TV • Nov 2003 HanseNet DE Neuf • MaLigne TV • Dec 2003 • Alice • Mid 2003 • Neuf TV • Nov 2004 DT DT • TOnline Vision • Mar 2004 • THome • Nov 2006 Versatel NL • Versatel • Aug 2005 KPN • Mine • Jan 2007 Telekom Austria AT • aonDigital TV • Dec. 2005 Swisscom CH • Bluewin TV • Nov 2006 Incumbent Altnets 53 LGI FINAL inside pages GERMAN.in53 53 31/8/07 11:54:43 Der Konsument digitaler Videos Dennoch befindet sich der IPTV-Markt noch in den Kinderschuhen: Nur knapp 3,8% aller westeuropäischen Haushalte haben IPTV. Der Großteil der geschätzten 6,3 Mio. IPTV-Abonnenten entfällt auf Frankreich, Spanien und Italien. Nur auf diesen Märkten gibt es überhaupt eine nennenswerte Verbreitung - bis Ende 2007 waren dies 9,7%, 5,3% bzw. 5,2% aller Haushalte. Im Vergleich mit Westeuropa sind die Zahlen für Osteuropa wesentlich niedriger.14 Das zukünftige Wachstum von IPTV hängt nicht nur von einem, sondern von mehreren Faktoren ab: der Entwicklung der IPTV-Technologie, dem lokalen Wettbewerb und der Verbrauchernachfrage nach modernen Funktionen, die von IPTV bereitgestellt werden, sowie dem Preis für die IPTV-Angebote. Selbst die überzeugtesten Vertreter von IPTV müssen anerkennen, dass es sich nicht um eine ausgereifte Technologie handelt. Sie ist insbesondere sehr anfällig für IP-Übertragungsunterbrechungen (Verzögerungen und Jitter) und Fehler, wobei der Bildschirm der Kunden manchmal einfriert. Man erwartet jedoch, dass die Telekommunikationsunternehmen, welche IPTV anbieten, sich auf Aufrüstungen konzentrieren werden, die IPTV zu einem wettbewerbsfähigen Konkurrenten selbst der anspruchsvollsten TV-Kunden machen werden. Die Analysten erwarten, dass IPTV sich bis 2012 zu einem wettbewerbsfähigen TV-Angebot entwickeln und ca. 7% aller europäischen Haushalte bedienen wird . Auch hier werden die westeuropäischen Kunden, die über einen besseren Breitbandanschluss verfügen, führend sein, wohingegen IPTV nur etwa 1% der osteuropäischen Zuschauer zur Verfügung stehen wird. 15 „Over-the-top“-Angebote konkurrieren um die Zuschauer von Videocontent Während die IPTV-Anbieter am Abbau der Hindernisse arbeiten, um neue Kunden anzuziehen, sehen sich jene Anbieter, die über das öffentliche Internet arbeiten, mit eigenen Grenzen beim Abwerben von Zuschauern vom traditionellen Fernsehen konfrontiert. Es gibt drei natürliche Grenzen für „Over-the-Top“-Anbieter, die dasselbe Programm anbieten wie bestehende TV-Anbieter: die Qualität der Verbrauchererfahrung, Probleme mit der (sich immer weiterentwickelnden) Technologie und die Kosten. Verbrauchererfahrung Der wichtigste Grund, dass das Massenpublikum sich nicht dem öffentlichen Internet zuwendet, liegt in der allgemeinen Verbrauchererfahrung. Obwohl manche Verbraucher bereit sind, ihren PC zu nutzen, ist der Großteil mit der bisherigen „entspannt zurückgelehnten“-Erfahrung zufrieden – der Gemütlichkeit und Qualität des beim Ansehen von Videocontent auf ihren Fernsehgeräten. 14 Prognose: IPTV-Abonnenten und Service-Erträge, Westeuropa, 2004 – 2010, Gartner Dataquest, August 2006 15 Analyse durch Bain & Company auf der Grundlage der Prognose von Informa, PWC 2006 54 LGI FINAL inside pages GERMAN.in54 54 31/8/07 11:54:43 September 2007 Home hubs Nur wenige Menschen verfügen über die erforderlichen PC-TV-Netzwerkgeräte, um Internetinhalte auf ihre Fernsehgeräte zu übertragen. Wenn diese Geräte populärer werden, kann der über das öffentliche Internet übermittelte Videocontent zu einem ernsten Konkurrenten werden. „Der wahre Killer wird die Leichtigkeit sein, mit der Videos im ganzen Haus übertragen werden können“, erklärt der Direktor für digitale Medien der BBC. „Heute können immer mehr PCs ans Fernsehgerät angeschlossen werden. 2008 wird die Wireless-Technologie die Haushalte erreichen und das ist der Moment, in dem das Ansehen von Videos über das Internet flächendeckend sein wird. ” Die Industrie verfolgt mit Argusaugen, wie die Verbraucher auf die Ankunft des Home Hub reagieren, einer Lösung, die als Schlüssel für die Konvergenz von PC und TV erachtet wird. Es gibt bereits eine Vielzahl an Knotenpunkten, die das Fernsehgerät mit dem PC im digitalen Haushalt verbinden, die von einer neuen Generation von Spielkonsolen und PC-Medienzentren bis zu digitalen Medienadaptern reichen – speziellen Geräten, die mit WiFi- oder Ethernet-Anschlüssen ausgestattet sind, die dem Nutzer ermöglichen, Multimedia-Inhalte von seinem PC auf seinen Fernsehapparat zu streamen oder zu speichern. Allerdings hatte der Markt nur einen verhaltenen Start. So schätzt Park Associates, dass bis Ende 2007 in den USA lediglich in 7% der Haushalte digitale Medienadapter (sowohl für Musik als auch Video) zu finden sein werden. Führende Hersteller von Verbraucherelektronik und neue Anbieter bieten jetzt Home Hubs zu niedrigeren Preisen an, die zwischen 200 und 400 USD liegen, so z. B. Bravia Internet Video Link von Sony, Digital Entertainer HD von Netgear, Slingcatcher von Sling Media und iTV von Apple. Es gibt jedoch einen Haken. In einigen Fällen können die Nutzer nur von bestimmten Geschäftspartnern Inhalte herunterladen oder ansehen. So bietet z. B. das BRAVIA IVL von Sony nur Inhalte von AOL, Yahoo! und Sony Pictures an. Durch Zugangsbeschränkung versuchen die Anbieter, Piraterie zu verhindern und die Qualität des Angebots sicherzustellen. Aus diesem Grund geht man davon aus, dass der prozentuale Anteil europäischer Haushalte, die „Home Hubs” oder Multimedianetzwerke für das Streaming von Internetvideos auf ihre Fernsehapparate benutzen, weiterhin niedrig bleibt und bis 2012 lediglich geschätzte 9% der Haushalte ausmachen wird16, wobei es allerdings signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen europäischen Ländern geben wird. 16 Bain& Company-Analyse auf Grundlage der IDC-Vorhersage über die Multimedia-Netzwerkverbreitung in Westeuropa 55 LGI FINAL inside pages GERMAN.in55 55 31/8/07 11:54:44 Der Konsument digitaler Videos Figure 23: ~9% of households are expected to have multimedia networks (e.g., home hubs) by 2012 Percent of Western European households with multimedia networks CAGR (06−12) 33% 10% 8.9 9.3 8.3 8 7.2 6 5.5 3.6 4 1.7 2 0.9 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Source: IDC December 2006; Merrill Lynch September 2006; Bain Analysis Portierbarkeit von Inhalten und Digitales Rechtemanagement Die Verbraucher möchten Videos nicht nur vom PC auf ihren Fernsehapparat weiterleiten, sondern auch von ihren Handys, iPods, Digitalkameras, um mit Freunden Dateien und von ihnen erstellte Videos zu tauschen. Dies erfordert einheitliche Standards für die Verschlüsselung und den Schutz von Inhalten. Die meisten Branchenanalysten glauben, dass Verschlüsselungsstandards wie MPEG, Real und DiVX sich weiterentwickeln und die Kompatibilität steigern werden. Der von der Industrie zum Schutz des Inhalts verwendete Begriff heißt Digital Rights Management (DRM = Digitales Rechtemanagement). Ohne diesen Schutz weigern sich Anbieter und Vertreiber digitaler Inhalte, beliebte Fernsehserien, Kinofilme und andere Programme flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Die Komplexität bei der Verwaltung der Schutzmaßnahmen (digitalen Rechte) für Videocontent kann erheblich sein, da sie häufig technische, betriebswirtschaftliche und rechtliche Fragen einschließt. Was geschieht z. B., wenn Verbraucher, die Videocontent auf ihre Festplatte heruntergeladen haben, ein Upgrade ihrer Computer durchführen wollen? Haben Sie das Recht, beliebig viele Kopien zu brennen, oder sollten sie, um das andere Extrem zu wählen, für jede Kopie zahlen? Aufgrund dieser Komplexität scheinen die DRM-Standards heute zunehmend mit bestimmten Geschäftsmodellen verbunden zu werden, die auf nichtkompatiblen proprietären Standards basieren, beispielsweise Windows Media, Apple FairPlay und RealNetworks Helix. Dies bedeutet häufig, dass es den Verbrauchern nur begrenzt möglich ist, Inhalte auf das Gerät zurückzuspielen, über das sie erworben wurden. Viele der in diesem Industriezweig Tätigen sind der Überzeugung, dass die proprietäre Ausrichtung des DRM sich für einige Zeit fortsetzen und zu 56 LGI FINAL inside pages GERMAN.in56 56 31/8/07 11:54:44 September 2007 „Inseln“ mit digitalem Videocontent führen wird, die sich nicht so leicht von einem Gerät auf ein anderes übertragen lassen. Solange es keine Änderung dieser Strategie bei den Inhabern dieser Inhalte gibt und solange die Hardware-Hersteller keine Geräte entwickeln, die mehrere DRM-Standards verwenden, werden die Verbraucher nur begrenzte Optionen im Hinblick auf das Ansehen von Videos haben. Für den Audiomarkt gibt es einige Anzeichen einer solchen Änderung. Das Musikunternehmen EMI hat sich kürzlich bereit erklärt, DRM-freie Musikaufnahmen, Alben und Musikvideos anzubieten, und wird dieses Angebot im April 2007 über iTunes von Apple starten. Das Unternehmen gab an, dass die DRM-freien Einzelaufnahmen zu einem etwas höheren Preis eine bessere Qualität aufweisen als die bestehenden DRM-verschlüsselten Aufnahmen.17 Aber auch wenn die Musikindustrie mehr DRM-freie Inhalte anbietet, ist es nicht klar, ob dies auch für die Videoindustrie in naher Zukunft der Fall sein wird. Tatsächlich ist bereits der Großteil der heute verkauften Musik auf CDs DRM-frei , somit haben die Verbraucher bereits die Gelegenheit, die Lieder auf andere Formate zu speichern (im Jargon der Branche „CD-Ripping“ genannt). Es waren vorwiegend die digitalen Aufnahmen, die einen DRM-Schutz aufwiesen. Der gängige Videocontent auf DVDs wird in der Regel nicht DRM-frei verkauft, so dass eine Änderung dieser Praxis für die Videoindustrie eine weitaus größere Bedeutung hätte. Leichterer Zugriff auf digitale Inhalte Jeder, der sich schon einmal durch Hunderte von Fernsehkanälen gekämpft hat, um nach einer bestimmten Fernsehserie oder einem Film zu suchen, versteht die Bedeutung einer bedienerfreundlichen Benutzeroberfläche. Da die Verbraucher mehr Optionen haben, was sie zu welchem Zeitpunkt ansehen können, wird die Benutzeroberfläche sowohl für das traditionelle digitale Fernsehen als auch das im entstehen befindliche Online-TV sehr wichtig. Der zuständige Direktor für Content-Aggregatoren eines europäischen Kabelanbieters machte folgenden Vorhersage: „Es ist sehr schwierig, die richtige Balance zwischen einer Überfrachtung der Benutzeroberfläche und einem zu dürftigen Angebot zu finden. [Der Anbieter], der die richtige GUI [graphical user interface] anbietet, wird den Infrastrukturkrieg gewinnen.“ Jeder der „Over-the-Top“-Anbieter, PVR-Hersteller und IPTV-Anbieter arbeitet an einer optimalen Benutzeroberfläche. Im IPTV-Bereich behaupten die Betreiber, ihre Produkte lieferten ein „neues Fernseherlebnis“. Sie wenden bei der Suche nach einer branchenbestimmenden Benutzeroberfläche eine von zwei Strategien an: Erstellung einer eigenen Benutzeroberfläche unter Verwendung von Open-Source-Komponenten (z. B. Iliad´sFree in Frankreich) oder flächendeckende Lösungen, die von führenden Softwarelieferanten und Unterhaltungselektronikunternehmen entwickelt werden (so wie dies viele Serviceprovider mit Microsoft getan haben). Es geht natürlich um mehr, als den Zuschauern das schnelle Auffinden von Programminhalten zu erleichtern. Eine gut gestaltete grafische Oberfläche wird einzelne Marken herausstechen lassen. „Studien haben gezeigt, dass eine visuelle markengeschützte Oberfläche tatsächlich die Nutzung steigert. Dies funktionierte bereits hervorragend z. B. mit Home Choice in Großbritannien“, erklärt der Direktor für Geschäftsentwicklung eines deutschen Mehrkanalbetreibers. Eine internetbasierte Parallele aus der Musikwelt wäre die Benutzerschnittstelle für iTunes von Apple. 17 EMI Group-Pressemitteilung, April 2007 LGI FINAL inside pages GERMAN.in57 57 57 31/8/07 11:54:44 Der Konsument digitaler Videos Irgendwann in der Zukunft werden die Benutzeroberflächen für Fernsehen und Internet vereint und dies wird von den traditionellen Pay-TV-Anbietern verlangen, Internetformate und –anwendungen in ihre Benutzeroberflächen zu integrieren. Die verschiedenen Akteure werden sich zusammenschließen müssen, um integrierte Benutzeroberflächen zu schaffen und um die gesamte digitale TV-Branche vorwärts zu bringen, genauso wie sie sich zusammenschließen müssen, um Branchenstandards zu entwickeln, die die Frage der Portierbarkeit von Inhalten lösen. Technologie Dienste, welche das öffentliche Internet nutzen, um Streaming-Videos anzubieten, sehen sich mit vielen derselben technologischen Probleme konfrontiert, die auch beim IPTV auftauchen. Das öffentliche Internet erlebt jedoch aufgrund eines Kapazitätenmangels in der Infrastruktur auch Datenstaus. Die Internetarchitektur wurde nicht entworfen, um von einem Massenpublikum als StandardFernsehapparat benutzt zu werden, sondern um Datendienste anzubieten. Wenn zu viele Zuschauer Streaming-Videos gleichzeitig ansehen, könnte dies die Angebotsqualität erheblich beeinträchtigen, da der Datenverkehr die Kapazität übersteigt. Aus diesem Grund gibt es Einschränkungen beim Live-Streaming von Sportveranstaltungen, weil sie zu große Zuschauermengen anziehen. Außerdem ist es schwierig, Filme und andere lange Inhalte zu streamen, daher greifen die Zuschauer auf Downloads zurück. Gegenwärtig wird das Streamingverfahren vorwiegend für kurze Formate eingesetzt, wie z. B. Nachrichtenausschnitte oder kurze von Benutzern erstellte Videos. Um Unterbrechungen während des Streaming zu umgehen, dienen Content Delivery Networks (CDNs), wie z. B. Limelight Networks oder Akamai, als Mittler. Aber selbst die von Akamai und anderen CDNs im Streamingverfahren übermittelten Videos haben nicht die Qualität von Fernsehübertragungen. Sie können nicht kontrollieren, was mit dem Streaming-Video passiert, sobald es das öffentliche Internet erreicht. Darüber hinaus haben auch sie nur eine begrenzte Kapazität. In einem Interview im Januar 2007 erklärte der Vizepräsident für digitale Medien von Akamai, dass eine Million Online-Zuschauer, von denen jeder ein Videostream von 400 KB pro Sekunde abruft, ca. 33% mehr Bandbreite beanspruchen würde, als Akamais weltweites Netzwerk momentan an einem Spitzentag bediene.18 CDNs können daher nur kleine Zuschauermengen bewältigen. Bis heute erreichte das größte TV-Ereignis, das jemals über das Internet live im Streamingverfahren gezeigt wurde, lediglich 250.000-500.000 Menschen, im Vergleich zu 1-10 Millionen Zuschauern traditioneller Spitzen-Fernsehübertragungen in Westeuropa. So sahen z B. im Jahr 2006 max. 268.000 Zuschauer das Streamingvideo der NCAA Championships von CBS , weniger als 2% der traditionell 17,5 Mio. Fernsehzuschauer des Endspiels der Basketballmeisterschaft.19 „Uns fehlen gegenwärtig die Instrumente, um qualitativ hochwertige Dienste und Leistungen für Videos über öffentliche IP-Netzwerke anzubieten“, erklärt der ehemalige CEO eines Internetausrüsters. „Dieses Problem wird auch morgen noch bestehen, da ISP keine Veranlassung haben, IP-Streams zur Priorität zu erklären, da sie mit ihren eigenen Diensten konkurrieren.“ Es werden zwei Bandbreitenkonservierungtechnologien eingesetzt, um Engpässe des Internets 18 „Broadband Video Girds for Growth”, Multichannel News, 8. Januar 2007 19 The Programming Insider newsletter, MediaWeek, April 2006 58 LGI FINAL inside pages GERMAN.in58 58 31/8/07 11:54:44 September 2007 zu umgehen (sie können diese aber letztendlich nicht beheben): Internet-Protokoll (IP) Multicasting. Diese Technologie der Mehrpunktverbindung reduziert die Übertragungslasten, indem ein einzelner Informations-Stream an Tausende von Benutzer weitergleitet wird. Die flächendeckende Anwendung dieser Technologie ist jedoch kompliziert und wird daher gegenwärtig nur in begrenztem Umfang genutzt. Wir gehen nicht davon aus, dass diese Technologie in den nächsten fünf Jahren auf breiter Ebene eingesetzt wird. Peer-to-Peer (P2P)-Technologie. Der Ruf der P2P hat aufgrund ihrer Verbindung mit dem illegalen Datenaustausch gelitten. Sie wird jedoch immer mehr zur Vertriebstechnologie Nr. 1 für den legitimen Download und das Streaming von Videocontent. In Großbritannien benutzen Channel 4 und die BBC P2P für ihre On-Demand-Angebote für Internetvideos. P2P ist wesentlich kosteneffizienter und flexibler als die traditionellen Client-Server-Distributionsmodelle. Anstatt sich auf zentrale Server oder Router zu verlassen, bedienen sie sich der Leistung, der Speicherkapazität und der Bandbreite der Benutzer. Da die Zahl der Menschen, die Internetseiten mit P2P-Videocontent benutzen, wächst, nimmt damit auch ihre kombinierte Distributionskapazität zu. Trotzdem sind P2P nicht die ideale Lösung bei der Übertragung von Videos an ein Massenpublikum. Auch sie verfügen nur über eine begrenzte Distributionskapazität, besonders für Benutzer, die versuchen Videodateien ins Internet zu laden. Und das Herunterladen kann zu Unterbrechungen auf den Computern der Benutzer führen. Darüber hinaus wirkt sich eine umfangreiche P2P-Nutzung auf den Internetzugang aller Internetbenutzer aus. P2Ps machen bereits über 60% des gesamten ISP-Verkehrs20 aus – dies bedeutet, dass ein signifikanter Anstieg ihrer Nutzung sich nachteilig auf die Eigentümer der Infrastrukturen auswirken kann, die aber nicht direkt von den Diensten profitieren. Daher schränken immer mehr BreitbandServicepakete die Benutzeraktivität ein. Kosten Die Kosten für die Bereitstellung von Streaming-Videos im Internet sind hoch und je größer das Publikum, desto höher die Kosten. Der Grund dafür ist: Streaming-Video ist ein 1:1-Geschäft, das eine bestimmte Serverkapazität für jeden Zuschauer belegt, solange das Video im Streamingverfahren übertragen wird. Branchenexperten erwarten, dass diese Kosten sinken werden, wenn die Provider mehr Erfahrungen sammeln und die Technologie verbessern. Sie sagen voraus, dass die Streaming-Kosten in den kommenden fünf Jahren um 40% sinken werden. Dies würde z. B. bedeuten, dass in Großbritannien bis 2012 der übliche Preis von jetzt 1 – 1,50 Euro (Bandbreitenpreis pro Zuschauer für einen 2-stündigen Film) auf 0,03 Euro fallen würde21. Zu diesem Preis wären die Kosten für einen monatlichen TV-Dienst für einen Durchschnittshaushalt durchaus wettbewerbsfähig mit denen für bestehende Pay-TV-Abonnements. Mobiles TV Die Industrie baut rapide an der Infrastruktur, um ein neues Zeitalter videofähiger Handys und anderer Multimediainnovationen zu unterstützen. Analysten prognostizieren, dass bis 2012 über 75% aller westeuropäischen Handykunden modernere 3G Wireless-Netzwerke nutzen werden, und ein Drittel davon wird über einen ultraschnellen Hochgeschwindigkeitsdatenzugang mit einer Geschwindigkeit von 1,5 Mbps verfügen. 20 CacheLogic 2006 21 Analyse durch Bain & Company auf der Basis von Informationen des British Screen Advisory Council, IDC und Interviews 59 LGI FINAL inside pages GERMAN.in59 59 31/8/07 11:54:44 Der Konsument digitaler Videos Grundsätzlich sollte sich mobiles TV als großer Gewinner erweisen, da es sowohl von Handynetzen als auch von sinkenden Tarifen profitieren wird. Die allgemeine Überzeugung in der Branche ist, dass 3G-Handynetze für Nischeninhalte und Video-On-Demand genutzt werden, während Handy-TV (DVBH) für eine kostengünstige Bereitstellung für die Massenmärkte notwendig ist. Aber wollen die Kunden wirklich auf kleinen Handheld-Geräten fernsehen? In einigen Fällen ist der „Nutzungsfall“ unklar. Tragbare Handheld-Fernsehapparate, die von den Elektronikfirmen hergestellt werden, haben bisher nur einen begrenzten Erfolg verzeichnen können. Die Frage ist, ob zusätzliche TV-Kapazitäten der allgegenwärtigen Handys die Menschen dazu bringen werden, beim täglichen Pendeln und anderen Situationen, in denen sie unterwegs sind, fernzusehen. Ein kürzlich veröffentlichter Telephia Mobile Video-Bericht zeigte, dass es im ersten Quartal 2007 in Europa 8,4 Mio. Abonnenten für mobilen Videocontent gab. Dies entspricht einem Jahreszuwachs von 155%. Laut Orange nutzen 10% ihrer 3G-Netzkunden in Frankreich ca. einmal im Monat Handy-Video und Handy-TV22, wohingegen das Handy-TV von Virgin nur einen sehr begrenzten Erfolg von lediglich 10.000 Benutzern verzeichnen kann23. Seit der Einführung anlässlich der Weltmeisterschaft 2006 hat die italienische 3 Italia, ein Pionier der mobilen digitalen Videoübertragung in Europa, 400.000 Abonnenten für seinen mobilen Videoübertragungsdienst gewinnen können, was lediglich einer Verbreitung von 5,5% seiner Kundschaft entspricht.24 Analysten sagen jedoch trotz dieses langsamen Starts voraus, dass Handy-Video und Handy-TV bis 2012 mehr als 30% der Handybenutzer umfassen wird25. c / Marktakteure Zur Bewertung der zukünftigen Aussichten für den europäischen Videocontent-Markt ist es unerlässlich zu verstehen, wie die Marktakteure heute ihr Geld verdienen und mit welchen strategischen Herausforderungen sie sich konfrontiert sehen. Content-Ersteller – vorsichtiges Experimentieren Der heute in Europa konsumierte Videocontent wird vorwiegend durch eine der drei folgenden Geschäftskategorien hergestellt: europäischen Fernseh- und Filmproduzenten; nichteuropäischen Fernseh- und Filmproduzenten, insbesondere große amerikanische Studios und Sportrechte-Organisationen. 22 „Content an jedem Ort”, France Telecom –– Investorentag, Dezember 2007 23 „Mobile TV Fails to Sell Despite Ad Campaign”, Guardian, 17. Januar 2007 24 Ankündigung des Unternehmens, Analystenbericht März 2007 25 Analyse durch Bain & Company für 2012 auf der Basis der Prognosen von Gartner Ovum für 2010 60 LGI FINAL inside pages GERMAN.in60 60 31/8/07 11:54:45 September 2007 Figure 24: Who are content creators in Europe? US majors & independents Europeanbased content producers European sport organizations • Sport events • Movies • Movies • Drama/TV series • Drama/TV series Value chain position: • Creation • Creation • Creation • Aggregation (multichannel) • Aggregation (broadcasters) • Distribution (exhibition) Structure: • Six “majors” represent 70% of US box office • Includes TV broadcaster inhouse production arms • Sell rights directly or via agents • Four “minimajors” representing a further 17% • Fragmented independent sector • Warner/Time Warner • Studio Canal (movies) • UEFA • 20th Century Fox/News • Pathé Films (movies) • FIFA • Sony/Columbia • Lagardere ( TV in Fr) • Football teams • Universal/NBC • Shed (TV in UK) • Formula 1 • Paramount/Viacom • Endemol (TV in Europe overall) Content type: Key players: • Disney Note: Minimajors include DreamWorks, New Line Cinema, Lionsgate and Dimension/Miramax; US box office market share from Jan1 to Dec 4, 2005 Europäische Produzenten Innerhalb der europäischen Produzentenkategorie gibt es eine Reihe unterschiedlicher Geschäftsmodelle. Die Kategorie schließt unternehmensinterne Produktionszweige der größten inländischen Sender, öffentlich-rechtliche sowie private, wie z. B. die BBC und ITV in GB oder TF1 in Frankreich, und kleinere auf das Inland ausgerichtete unabhängige Produktionshäuser, wie z. B. Shed Productions in GB oder lokale Studios wie Studio Canal in Frankreich ein. Des Weiteren umfasst diese Kategorie auch größere, unabhängige Produktionshäuser mit signifikantem paneuropäischen oder internationalen Vertrieb, wie z. B. Endemol und FremantleMedia (ein Geschäftsbereich von RTL, der zum Medienkonzern Bertelsmann gehört). Die firmeninternen europäischen Produzenten und kleineren unabhängigen Produzenten verdienen traditionell ihr Geld mit dem Verkauf von Fernsehrechten an öffentliche Fernsehanstalten. Aufträge seitens der europäischen Fernsehanstalten machen den Großteil ihrer Einkünfte aus, so sind es z. B. in GB ca. 80% der Einkünfte. Da sich die Kunden immer häufiger für Multikanalfernsehen entscheiden, starten die traditionellen öffentlichen und privaten Fernsehanstalten selbst digitale Kanäle zur Verfügung. Die BBC in GB verfügt heute über acht digitale Kanäle, und in den Niederlanden haben die wichtigsten 3 Fernsehanstalten bereits Pläne für 25 digitale Kanäle. Um diese neuen digitalen Kanäle füllen zu können, verlegen die Fernsehanstalten ihre Investitionen auf neue Arten von Inhalten, die sich speziell an das Publikum für Multikanäle wenden (z. B. BBC Four und UKTV in GB). Es besteht ein dringender Bedarf. Im Zeitraum von 2000-2004 sank die Zuschauerzahl der größten Fernsehanstalten um ca. 8%, wobei es über den Markt verteilt große Unterschiede gab. 61 LGI FINAL inside pages GERMAN.in61 61 31/8/07 11:54:45 Der Konsument digitaler Videos Die Produktionszweige der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten, wie BBC oder ARTE in Frankreich/Deutschland, waren führend bei der Digitalisierung ihrer Inhalte und stellten diese für das Internet, Handys und andere Distributionssysteme zur Verfügung. Öffentlich finanzierte Produzenten können die Vorteile des Internets nutzen, ohne das Risiko einzugehen, Werbekunden zu verlieren. Darüber hinaus haben sie einen starken Anreiz dafür, Inhalte online zur Verfügung zu stellen, da ein Kernauftrag der öffentlichen Fernsehanstalten lautet, so viele Zuschauer wie möglich mit ihrem Programm zu erreichen. Private Produktionshäuser, sowohl firmeninterne als auch unabhängige, drängt es hingegen nicht ins Internet. Die Gründe für diese Tatsache schließen restriktive Verträge über ContentRechte zwischen Produktionsfirmen und öffentlichen Fernsehanstalten ein. Darüber hinaus: • mangelt es den Produzenten an den Fähigkeiten und der Kapazität, Plattformen für Content-Aggregation und Distribution für vielfache Inhalte zu handhaben. • haben die Produzenten bisher noch kein leistungsfähiges Geschäftsmodell für den Verkauf von Content-Rechten in der neuen Welt des Internet-TV etabliert. • sind sich die Produzenten darüber uneins, ob Online-Content die Kosten der Digitalisierung alter Programme lohnt. • wenden die Produzenten ihre Aufmerksamkeit internationalen Möglichkeiten zu, u.a. dem Vertrieb bestehender Bestände in Übersee und der Entwicklung von Programmen, die speziell auf ein internationales Fernsehpublikum abgestimmt sind. Internationale Fernsehproduzenten, wie Endemol oder FreemantleMedia, waren bei der Erschließung neuer Wachstumsmärkte wesentlich aggressiver. Sie haben erfolgreich neue Formate umgesetzt, wie z. B. Reality Shows wie „Idol“, und haben Inhalte, sowohl aktuelle Hits als auch ältere Serien, auf Multiple Content-Plattformen platziert. US-Filmstudios Die großen US-Filmstudios sind weltweit führend bei der Herstellung von Inhalten, wobei ihre solide finanzierten Studios Fernseh- und Filminhalte für den US-amerikanischen Markt produzieren, diese aber auch erfolgreich an die Zuschauer in Europa und auf der ganzen Welt exportieren. 62 LGI FINAL inside pages GERMAN.in62 62 31/8/07 11:54:45 September 2007 Figure 25: Western Europe box office dominated by US productions Box office share by origin 2005 100% Other EU 80 Domestic 60 US 40 20 0 UK France Germany Netherlands Belgium Switzerland Note: Domestic & other includes coproductions; Germany, UK: % of gross revenue; Switzerland, NL: % of admissions Source: MEDIA Salles Home-Videos haben die Gewinne erheblich nach oben getrieben, wobei der Verkauf und der Verleih von Videos in Europa im Jahr 2006 ca. 60% der 12,3 Mrd. Euro an Filmeinkünften der Studios ausmachten. Die Gewinnmarge beträgt 80% des Einzelhandelspreises. Aber durch die sinkenden Verkaufszahlen für DVDs ist dieser lukrative Home-Video-Markt bedroht. Zwischen 2001 und 2004 stieg der Home-Video-Markt noch um mehr als 20% jährlich, aber die Verkäufe stagnierten zwischen 2004 und 2006. In einigen europäischen Ländern nahmen die Verkäufe im Jahr 2006 im zweistelligen Bereich ab. Figure 26: Home video has historically driven film studio growth and margin, but is now flattening Film content creator revenue in Western Europe €15B 11.8 12.3 11.0 10.5 10 11.8 9.4 CAGR (01–04) CAGR (04–06) 8% 1% n/a 26% 2% 74% 26% 0% –5% 3% –6% 7% 3% –3% 21% 0% 5 0 2001 Home video sellthrough 2002 2003 Box office PayTV 2004 FTA TV 2005 Home video rental Note: Attribution of 60% of home video retail revenues, 45% of video rental and 40% of box office revenues to content creators revenues Source: Screen Digest, PricewaterhouseCoopers LGI FINAL inside pages GERMAN.in63 63 2006 PPV Online video 63 31/8/07 11:54:45 Der Konsument digitaler Videos Die Studios suchen nach neuen Wegen, die Verluste zu ersetzen, beispielsweise Video-on-Demand-Vertrieb und Aufnahme älterer Filme in ihre Bestände. Trotz des dringenden Handlungsbedarfs sind die Studios sehr zögerlich im Hinblick auf digitale Medien. Zum einen ist die Verbrauchernachfrage für Online-, mobile und andere neue Medienangebote unbewiesen. Die Studios sind sich außerdem bewusst, dass ein Erfolg auf den digitalen Märkten bestehenden Geschäftsverbindungen schaden könnte. So könnte z. B. ein Studio eine Neuveröffentlichung den Internetkunden direkt zum Herunterladen zur Verfügung stellen. Dies aber gestattet den Verbrauchern, DVD-Einzelhändler und Video-on-Demand-Angebote von Pay-TV-Anbietern zu umgehen. Auch das Bereitstellen älterer Filme wirkt sich auf die Pay-TV-Anbieter aus, da diese Veröffentlichungen ein wichtiger Bestandteil ihrer Premiumfilmangebote sind. Man schätzt, dass die Pay-TV-Anbieter jedes Jahr Milliarden an Euro an Programmkosten und Gebühren an die großen Studios zahlen. Aber die Vorteile dieser Geschäftsbeziehungen gehen noch weiter. Die Studios legen großen Wert auf die Angebote, die vom Anbieter bereitgestellt werden, da diese den Studios erlauben, sich auf die Produktion interessanter Inhalte zu konzentrieren, während sich die Pay-TV-Betreiber um die Kunden kümmern. Wenn die Studios sich ihre digitalen Möglichkeiten anschauen, müssen sie auch noch ein anderes Risiko beachten: das einer unkontrollierten und illegalen Distribution ihrer Inhalte. Die Studios verlieren nicht nur ihre Einkünfte, weil die Zuschauer kostenlos schauen, sondern sie sehen sich auch mit dem Risiko konfrontiert, die Kontrolle über den Zeitpunkt der Freigabe zu verlieren. Um maximale Einkünfte zu generieren, staffeln die Studios die Termine, an denen Filme als DVDs oder als Video-on-Demand freigegeben werden. Mit der digitalen Distribution, einschließlich dem elektronischen Verkauf an Online-Kunden, haben es die Studios immer schwerer, die Freigabetermine zu kontrollieren. Sobald der Inhalt in elektronischer Form verfügbar ist, können die Benutzer Kopien durch illegales File Sharing vertreiben. 2005 hat die weltweite Filmindustrie, einschließlich ausländische und inländische Produzenten, Distributoren, Kinos, Videotheken und Pay-TVAnbieter, schätzungsweise 13 Mrd. Britische Pfund durch Piraterie verloren. In GB waren im Jahr 2005 schätzungsweise 6% der Erwachsenen an Internetpiraterie beteiligt, was der Branche ca. 94 Mio. Britische Pfund kostete. Die Studios greifen auf unterschiedliche Ansätze von „nicht-exklusiven“ und „exklusiven“ Freigabefenstern zurück. Die nicht-exklusive Freigabe ist diejenige, die unmittelbar nach dem Kinostart erfolgt — DVD-Verleih/-Verkauf und Pay-Per-View/Transaction VOD (tVOD). Sie gelten als nicht exklusiv, da der Titel für einen bestimmten Markt zahlreichen Einzelhändlern und Läden verfügbar gemacht wird. Die exklusive Freigabe folgt später und die Filme werden zunächst nur Pay-TV-Anbietern und anschließend den FTA-Fernsehanstalten zur Verfügung gestellt. 64 LGI FINAL inside pages GERMAN.in64 64 31/8/07 11:54:45 September 2007 Figure 27: Key developments—film—likely future windowing system Timeline (months after theatrical) USToday Future? Digital 4.5 1.5 (+6) 6 (+12) 15 (+27) 4 0 (+4) 6 (+10) 15 (+25) EST IP TVoD SVoD (IP & DVB) FVoD (IP & DVB) DVD PPV/TVoD Pay TV Free TV Theatrical Historical Nonexclusive (Many retailers) Exclusive (Many retailers) Es zeichnen sich drei Trends für die nicht-exklusive Freigabe ab. Zunächst sind diese Zeitvorgaben komprimiert, wobei die Zeitspanne nach dem Kinostart immer kürzer wird. In Großbritannien, zum Beispiel, lagen diese Zeitspannen ca. 12 Monate näher am Kinostart 2006 als noch 2001. Zweitens beginnt sich das DVD-Zeitfenster angesichts der Entwicklungen bei der digitalen Distribution am tVOD auszurichten, und ein Zeitrahmen für den elektronischen Abverkauf erscheint neben dem DVD-Zeitplan. In Großbritannien hat sich der zeitliche Abstand zwischen VOD und der Freigabe der DVD-Filme inzwischen auf 60 Tage verkürzt. In den USA zeichnet sich derselbe Trend zur „Sofort“- Freigabe der DVD und Video-on-Demand ab. Auch Wal-Mart in den USA, wo 40% des DVD-Verkaufs getätigt werden, schloss einen Vertrag mit den Studios ab, damit die Freigabe der elektronischen Version gleichzeitig mit der DVD-Freigabe geschieht. Für die Konsumenten bedeutet dies zusätzliche Bequemlichkeit und Auswahl. Im Wesentlichen hat der Verbraucher beim Ausleihen oder Kaufen eines Films die freie Wahl, ob er ihn als DVD/Video oder in einem elektronischen Format erwirbt. Der Preis und die Verfügbarkeit des Film ist unabhängig von seinem Format. Diese Veränderungen werden von einer härteren Rabattkurve für DVDs begleitet, wo die Reduzierung des Preises für einen bestimmten Titel wesentlich schneller stattfindet als in den vergangenen Jahren. Die Studios hoffen, mittels dieser Änderungen die Erträge für ihre Kinowerbung zu maximieren und die Anreize für digitale Piraterie einzudämmen. Die Studios haben neben dem exklusiven Zeitfenster für Pay-TV und FTA auch VOD-Abonnements bzw. freie VOD-Rechte eingerichtet. Größtenteils scheinen die Studios die Struktur der exklusiven Freigabe beibehalten zu wollen. Sehr wahrscheinlich hängt das mit den oben beschriebenen Faktoren zusammen, das heißt dem großen Wert, den die Studios auf die geschäftlichen Beziehungen mit ihren traditionellen Partnern unter Pay-TV-Anbietern und FTA-Fernsehanstalten legen. 65 LGI FINAL inside pages GERMAN.in65 65 31/8/07 11:54:45 Der Konsument digitaler Videos Sportrechte-Organisationen Sportorganisationen (beispielsweise Premier League, UEFA, Champions League, Formel 1, Rugby Football Union) verdienen ihr Geld durch eine Mischung von Content-Rechten (u.a. Videorechten), Eintrittsgeldern, Sponsorengeldern und Werbeartikeln. Diese Rechte decken eine breite Spanne ab – Live-Übertragungen, Near-Live-Berichterstattung, Clips, Highlights und längere Ausschnitte – und schließen Geschäftsvereinbarungen mit einer Reihe von Sendern und Vertriebsagenturen ein, einschließlich traditionelle Fernsehsender, Pay-TV, Internet, On-Demand, DVDs, Handy und Radio. Wie alle anderen Content-Produzenten, sehen sich die Eigentümer von Sportrechten mit einem Paradox konfrontiert: Sie wollen neue Marktchancen nutzen, aber diese Chancen könnten bestehende Umsatzquellen schädigen. Die Faktoren sind u.a.: • Eine steigende Nachfrage nach beliebten Sportprogrammen, die den Preis für die Übertragungsrechte nach oben treibt; • Die Rechteinhaber, die neue Umsätze schaffen wollen, indem sie die Inhalte auf neuen Medien, wie Internet und Handy, bereitstellen; • Der Einsatz von Multikanal-TV und Internet, um ein größeres Publikum für Angebote in Nischensportarten zu erreichen. Da es immer mehr Multimedia-Distributoren auf dem Markt gibt, erleben die wichtigsten Sportveranstaltungen einen Bieterwettbewerb, was den Sportorganisationen erlaubt, bestimmten Übertragungsanbietern Exklusivrechte einzuräumen. Das Ergebnis: Die Eigentümer der Rechte machen höhere Gewinne, während die Gewinne der Distributoren abnehmen. Gleichzeitig entdecken die Eigentümer der Rechte das Internet und mobile Geräte als neue Umsatzquellen. Zwei kürzlich abgeschlossene Verträge verdeutlichen diesen Trend: Orange besitzt die Exklusivrechte für Mobilgeräte für Nachrichten und Highlights der Rugby-Weltmeisterschaft 2007 in Europa und Willow.tv hat für mehrere Staaten die Streaming-Rechte für den ICC World Cup im Kricket gewonnen. Da zahlreiche Distributionswege zur Verfügung stehen, sind die Eigentümer der Rechte auch in der Lage, Nischenprogramme über die Multikanäle des digitalen TVs anzubieten: Die Zuschauer können sich Senioren-Golfturniere, den IRB World Cup oder Watersports World von Extreme Sports anschauen. Obwohl die Sportrechte-Organisationen Höchstpreise für die beliebtesten Veranstaltungen fordern können, müssen sie sich fragen, ob die Vergabe von Exklusivrechten an etablierte Sender es wert ist, dafür die Gelegenheit zu verlieren, diese Rechte auch an andere zu verkaufen, u.a. neue Internet- und mobile Übertragungsstationen, die potenziell über eine noch größere Reichweite verfügen 66 LGI FINAL inside pages GERMAN.in66 66 31/8/07 11:54:45 September 2007 Content-Aggregatoren Content-Aggregatoren gibt es in vielerlei Arten und Größen. Mit der wachsenden Anzahl und den verschiedenen Arten steigt auch der Wettbewerb. Ebenso wie Content-Ersteller stehen auch die TV Content-Aggregatoren unter Druck durch die neuen digitalen Akteure. Traditionelle Aggregatoren von Videocontent schließen etablierte Fernsehanstalten, sowohl öffentlich-rechtliche als auch private, und Anbieter von Multikanal-Programmen ein. Die neue Konkurrenz sind Internet-Content-Aggregatoren wie z. B. Google und Yahoo!, die ebenfalls Videocontent anbieten. Traditionelle Umsatzquellen — Werbung und öffentliche Finanzierung — wachsen mit der steigenden Nachfrage nach Videomedien. Das gleiche gilt für die Gebühren, die von den Pay-TV-Betreibern für Kabel- und Satellitenübertragungen auf der Grundlage der Abonnenten gezahlt werden, die diesen Kanal schauen. Figure 28: Public service broadcasters are reliant on licence fees, while commercial aggregators are diversifying beyond advertising Public service broadcasters are reliant on license fees 100% €1.5B Commercial aggregators are diversifying beyond advertising 100% €3B Many OTT* new entrants use an advertisingfunded model 100% 80 80 80 60 60 60 40 40 40 20 20 20 0 0 ZDF Licensing 0 ITV Advertising Production €9B Google Other Mobile/interactive *Over the top Note: ZDF – German public service broadcaster, 2005; ITV Plc 2006 estimate; Google 2006 Source: Company websites; Credit Suisse December 2006 67 LGI FINAL inside pages GERMAN.in67 67 31/8/07 11:54:46 Der Konsument digitaler Videos Obwohl die Einnahmen der Content-Aggregatoren steigen, hat die steigende Konkurrenz manchen Aggregatoren genutzt, während sie für andere den Umsatz und das Publikum reduziert hat. Das Anwachsen von Multikanal-TV und die Verbreitung der Kanäle auf den meisten europäischen Märkten haben das Publikum fragmentiert. Traditionelle Free-TVSender haben Zuschauer an die Multikanal-Anbieter verloren, und der Zuschauerverlust hat sie Werbeeinnahmen gekostet, die Haupteinnahmequelle der Privatsender sind. Ihre Antwort ist der Start eigener digitaler Kanäle. Selbst für Multikanal-Aggregatoren, wie Themenkanäle, die zu einem großen Teil von Abonnentengebühren abhängig sind, führen die kontinuierliche Fragmentierung der Zuschauer und das Entstehen neuer Medienangebote zu einem neuen Druck auf die Preise, die Kabel- und Satellitenbetreiber bereit sind pro Abonnement zu zahlen. Wir erwarten, dass auf einigen europäischen Märkten diese Übertragungsgebühren pro Abonnement noch stärker fallen werden, sobald der Multikanal-Markt seinen Sättigungsgrad erreicht hat. Der Druck wirkt sich nicht überall gleich stark aus. Die populären Themenkanäle mit bekannten Marken, wie z. B. MTV, gelten als „Must see“-TV. Pay-TV-Anbieter, wie Kabelund Satellitenanbieter, befinden sich in einer schwächeren Verhandlungsposition als diese populären Markenkanäle. Nahezu alle traditionellen Content-Aggregatoren beginnen nun, eigene nline-Programme zu entwickeln, um ihre Zuschauerzahlen zu erhalten oder sogar auszubauen. Sie drängen jetzt auch rasant auf den mobilen Markt und bieten Handybenutzern die Chance, beliebte Fernsehserien gegen Gebühr herunterzuladen. Figure 29: Example of commercial aggregator strategies Channel 4 Offer: • Majority of Channel 4 programming is free to view via online simulcast • Rights restrictions prevents broadcast of some content; e.g., Desperate Housewives Strategy: ITV • ITV1 and ITV play are available via mobile in partnership with 3 in the UK • Most films not included due to rights restrictions • Extensive range of PPV available, including 28 day catchup • £5 per month subscription, or £1.50 per day • Leverage simulcasting to drive traffic, leading to PPV benefits • Assessing potential new revenue streams for FTA content MTV • New online channel branded MTV Overdrive • Free genredriven music video channels • Advertising funded • Skipresistant advertisements • Available in the US, UK, Germany, The Netherlands • Extend reach in target audience to drive advertising revenues • Exploit VOD via partners e.g., ntl:Telewest, BT Source: Company websites 68 LGI FINAL inside pages GERMAN.in68 68 31/8/07 11:54:46 September 2007 Die größte Gefahr für die bestehende Art und Weise der Geschäftsabwicklung droht von Seiten der großen Internet-Content-Aggregatoren. Momentan verdienen sie, wenn überhaupt, nur sehr wenig am Videocontent, den sie zusammenstellen. Allerdings entwickelt sich insbesondere Google durch eine ausgewogene Zusammensetzung modernster Suchtechnologien zu einem gewaltigen Konkurrenten. Anfang 2008 werden die Werbeeinnahmen von Google in Großbritannien höher sein als von ITV1, dem größten Privatsender in Großbritannien. Suchtechnologien versetzen diese großen Internet-Aggregatoren in die Lage, riesige Informationsquellen für den Benutzer zu nutzen und zu organisieren. Leistungsstarke Suchmaschinen stimmen unter sorgfältiger Berücksichtigung der Benutzerinformationen die Ergebnisse ab. Die Gewinner sind nicht nur die Verbraucher. Die reichhaltigen Benutzerdaten bieten Werbefachleuten unschätzbare Einblicke in das Verbraucherverhalten und können für Werbestrategien und Werbeausgaben genutzt werden. Content-Distributoren Videocontent-Distributoren sehen sich einer starken Konkurrenz ausgesetzt. Auf den meisten europäischen Märkten verfügen immer mehr Haushalte über ein Fernsehgerät, aber auch die digitalen Anbieter wetteifern um ihre Kunden. Pay-TV-Distributoren, wie Kabel- und Satellitenfernsehen, sehen sich mit einem neuen digitalen Anbieter mit einem ähnlichen Geschäftsmodell konfrontiert – IPTV. IPTV erreicht nur geschätzte 3,8% aller westeuropäischen Haushalte26. Aber auch wenn ihr Markanteil sehr klein ist, sorgen die IPTV-Anbieter doch jetzt schon für Turbulenzen auf dem TV-Distributionsmarkt. Telekommunikationsunternehmen investieren enorm in den Erwerb von Rechten — manchmal Exklusivrechten — an beliebten Programmen. Sie benutzen IPTV, um ihre Kunden zu halten, und bieten neben telefongestützten Diensten auch einen Breitband-Internetzugang an. Obwohl es noch zu früh ist, um Aussagen darüber zu treffen, ob diese Strategie erfolgreich sein wird, zwingt es doch die etablierten Pay-TV-Anbieter dazu, mehr Geld für Premiumrechte auszugeben, was ihre Rentabilität schmälert. Wie wehren sich die Pay-TV-Anbieter? Sie bieten selbst ähnliche Dienstleistungen an, u.a.: • Sie erweitern ihr Angebot auf Breitband und steigen ins Triple- und Quadruple-PlayGeschäft ein, so z. B. der Kauf von Easynet durch BskyB in Großbritannien. • Verbesserung des traditionellen Pay-TV durch modernere Videoangebote, u.a. HDTV und VOD, und Ausbau der Kanalauswahl durch digitales Kabel- oder Satellitenfernsehen. „Over-the-top“-Internetakteure, die Videocontent anbieten, stellen langfristig eine große Gefahr dar. Momentan verdient das Pay-TV sein Geld damit, den Kunden ein Basispaket an Kanälen anzubieten, wobei sie für Premiumkanäle wie MTV oder SkyMovies mehr bezahlen müssen. Wenn man hochwertiges Fernsehen über das Internet anbieten kann, dann wechseln die Pay-TV-Abonnenten vielleicht, zumindest für einen Teil ihres Angebotpaketes. Werden die Internet-TV-Anbieter ebenfalls mehr für Premium-Content verlangen? Wenn nicht, dann wird sich das zweistufige Modell der Pay-TV-Anbieter in Wohlgefallen auflösen. 26 Prognose: IPTV-Abonnenten und Service-Erträge, Westeuropa, 2004 – 2010, Gartner Dataquest, August 2006 69 LGI FINAL inside pages GERMAN.in69 69 31/8/07 11:54:46 Der Konsument digitaler Videos Der Filmvertrieb ist ein weiterer Geschäftsbereich, der sich im Umbruch befindet. Da Videoverkäufe rückläufig sind, müssen die Einzelhändler sich Wege überlegen, wie sie mit den digitalen Anbietern konkurrieren können, beispielsweise VOD im Hinblick auf TV oder das Internet. Große Einzelhändler wie Tesco in Großbritannien suchen nach Wegen, das Produkt zu stärken, z. B. durch HD-DVDs mit verbesserter Videoqualität. Sie steigen außerdem in das elektronische Vertriebsgeschäft ein. In den USA hat Wal-Mart, die weltweit größte Einzelhandelskette mit 40% aller US-amerikanischen DVD-Verkäufe, einen elektronischen Filmservice eingeführt. Entstehen eines Kräftegleichgewichts Welche Macht besitzen die einzelnen Akteure in einem solchen im Umbruch befindlichen Markt? In der heutigen neu entstehenden digitalen Welt trägt das alte Klischee – Content ist König. Der Grund dafür ist: Die Content-Ersteller haben den größten Einfluss darauf, welche Inhalte die Verbraucher kaufen. Ihre Macht spiegelt sich in ihrer Rentabilität wider: Dies trifft insbesondere auf die am höchsten eingestuften TV-Programme zu, die populärsten Sportveranstaltungen und beliebte DVD-Filmausleihen: alles „Must see“-Inhalte mit den meisten Zuschauern und dem Großteil des Umsatzes. In Haushalten mit Kabelfernsehen ist es nicht ungewöhnlich, dass die beliebtesten 3-4 Kanäle 80% aller Zuschauer auf sich vereinen. Selbst bei einem einzelnen Kanal kann die Zuschauerzahl zwischen den beliebtesten Serien und anderen Programmangeboten einen Faktor von mehr als 100:1 betragen. Durch Ofcom und OFT in Großbritannien durchgeführte Studien legen nahe, dass zwischen 23-55% der Zuschauer Pay-TV-Pakete ausdrücklich wegen des Angebots von Sportveranstaltungen kaufen, wie z. B. Fußballspiele der Premier League. Im Ergebnis hat der Wettstreit um die Rechte den Preis für Pay-TV-Abonnements hochgetrieben. Da die Kunden überdurchschnittlich für hochwertige Inhalte bezahlen und die Rechte zur Übertragung dieser Inhalte an den Höchstbietenden gehen, haben diejenigen, welche diese Inhalte besitzen und entwickeln, auch die Macht. Dieser Einfluss wird noch durch die verstärkte Konkurrenz bei Aggregation und Distribution gesteigert. Um ihre Vermögenswerte zu schützen, kontrollieren die Content-Ersteller den Vertrieb ihrer Inhalte auf unterschiedliche Weise, u.a. durch Urheberrechte, Vertriebskanäle, exklusive Vertriebsabkommen, digitale Rechte und Mindestverpflichtungen. Die digitale Distribution bedroht jede einzelne dieser traditionellen Methoden. Zum einen öffnet die digitale Distribution die Tür für die Piraterie von Videocontent. Zweitens wird die rechtliche Durchsetzung von Urheberrechten, Vertriebskanälen und Exklusivität sehr 27 Ofcom und OFT berichten, dass mehr als 60% der Premier League-Fans, die Kunden von SkySports sind, angaben, dass der Premier League-Fußball der Grund für das Abonnement war. Ofcom und OFT gaben weiter an, dass die Fans ca. ein Viertel der britischen Bevölkerung darstellten. “Premier League Football,” Ofcom und Human Capital, 2005 70 LGI FINAL inside pages GERMAN.in70 70 31/8/07 11:54:46 September 2007 schwierig, sobald der Inhalt einmal im Internet oder auf mobilen digitalen Geräten zur Verfügung steht. Rein praktisch betrachtet kann die Bereitstellung von Inhalten nur für bestimmte Einzelpersonen oder Länder weitaus komplizierter sein. Außerdem ist die Unterscheidung unterschiedlicher Freigabezeitfenster für die Verbraucher verwirrend, die eine DVD-Ausleihe und eine digitale VOD-Ausleihe als gleichwertig betrachten. Drittens wird es kurzfristig den digitalen Distributionssystemen vielleicht an einem ausreichend großen Publikum mangeln, das den Content-Erstellern zumindest eine minimale Bezahlung sichert. Content-Ersteller betrachten die Ankunft der digitalen Welt sowohl als Chance als auch als Gefahr. Sie müssen herausfinden, wie sie ihre Inhalte über neue digitale Dienste anbieten können, ohne traditionellen Umsatzquellen zu schaden. Die Content-Ersteller: • führen neue Preise ein oder erhöhen bestehende Preise, um den Verlust anderer Einnahmequellen auszugleichen – sie stellen den Kunden direkt 1,13 Britische Pfund pro TV-Episode von Lost für den elektronischen Verleih in Rechnung, was den potenziellen Verlust durch verlorene Werbeeinnahmen und Übertragungskosten ausgleicht. • nutzen Inhalte über neue Distributionskanäle – Desperate Housewives auf einem kleinen iPod ist nicht dasselbe wie auf einem Fernsehbildschirm. • stellen weniger populäre und ältere Inhalte für digitale Medienangebote zur Verfügung – über 80% der Filme in den europäischen VOD-Bibliotheken wurden vor 2002 freigegeben. • setzen neue Geschäftsmodelle ein, wie z. B. den Direktvertrieb an die Kunden und Umsatzbeteiligung – Aufteilen der VOD-Umsätze 50:50, wie z. B. die Abmachung von PACT, der britischen Production Trade Association, mit der BBC und C4 in Großbritannien. Während die Content-Ersteller vielleicht den größten Einfluss darauf haben, was die Verbraucher direkt kaufen, haben die Aggregatoren, insbesondere die Privatsender, einen großen Einfluss auf andere wichtige Marktfaktoren, wie z. B. die Werbeeinnahmen. Fernsehanstalten, die auch Inhalte produzieren, haben einen enormen Einfluss darauf, welche inländischen Programme geschaffen und vertrieben werden. Auf den meisten europäischen Märkten finanzieren sie mehr als 80% der inländischen Videocontent-Produktion. Zweitens sind die Privatsender wichtige Vermittler zwischen den Verbrauchern und den Werbekunden. Sie befinden sich in der einzigartigen Position, den Werbewert zu erhöhen. Ihr Massenpublikum übersteigt die Reichweite traditioneller Fernsehsender und Multikanal-Pay-TV-Anbieter und sie haben unschätzbare Einblicke in die Bedürfnisse der Werbekunden und das Sehverhalten der Zuschauer. Drittens erhalten öffentlich finanzierte Fernsehanstalten eine Finanzierung, die nicht kommerziellen Gesichtspunkten unterworfen ist, obwohl auch sie sich öffentlichem und politischem Druck ausgesetzt sehen. 71 LGI FINAL inside pages GERMAN.in71 71 31/8/07 11:54:46 Der Konsument digitaler Videos Content-Aggregatoren haben sich traditionell auf zahlreiche Methoden verlassen, ihre relative Macht auf dem Markt zu erhalten, u.a.: • Nutzung der Reichweite beim nationalen Publikum, sowohl bei FTA-Breitband als auch Multikanal (letzterer aufgrund der „Must see“-Regelung); • Aufbau starker Marken, auf der Grundlage der führenden Position in den einzelnen nationalen TV-Märkten; • Investitionen in wertvolle Geschäftsbeziehungen mit Werbekunden, die über Jahre aufgebaut wurden; • gleichmäßige Verteilung der Finanzierung und Rechte für den überwiegenden Teil der inländischen TV-Content-Produktion. Aber wie bei den Content-Erstellern unterminiert die digitale Distribution die Marktkontrollen, auf die sich die traditionellen Fernsehanstalten bisher verlassen haben. Die potenziell schädlichste Veränderung ist der Verlust an Zuschauern an Multikanal- und digitale Plattformen. Während sie ihre Führungsposition in den meisten Bereichen behaupten können, sehen sich Privatsender einem immer stärker besetzten Markt ausgesetzt. Da sich das Publikum immer weiter fragmentiert, verändern sich auch die Geschäftsbeziehungen mit wichtigen Werbekunden, denn weniger Zuschauer bedeuten, dass die Sender die Preise für Werbung senken müssen und dass die Werbekunden ihre Werbe-Etats auf alte und neue Medien verteilen müssen. Darüber hinaus decken traditionelle Videocontent-Rechte die Online- und anderen neuen Mediendistributionskanäle nicht eindeutig ab. Schließlich wirft langfristig die Ankunft anderer Formate, wie z. B. von Benutzern erstellte Inhalte und Aggregationsmodelle, wie z. B. YouTube, die Frage auf, ob traditionelle Geschäftsmodelle für die Aggregation noch relevant sind. Große Privatsender sowie jene, die auf einer Kombination aus Werbung und staatlichen Fördergeldern aufbauen, verfolgen drei Strategien: • Bindung ihres Publikums durch Schaffung digitaler Kanäle; • Entwicklung direkter Distributionskanäle für neue Medien; • Abschließen von Verträgen über digitale und Online-Rechte für ihre Inhalte, unter Einsatz der bestehenden Geschäftsbeziehungen der Fernsehanstalten mit den Produktionsstätten der Fernsehsender und inländischen unabhängigen Produzenten. Öffentlich-rechtliche Sendeanstalten arbeiten daran, die staatlichen Auflagen zu erfüllen. Dies bedeutet, ihre Verpflichtung zu erfüllen, hochwertige Inhalte für das Inland so vielen Bürgern wie möglich zur Verfügung zu stellen. Um ein breiteres Publikum zu erreichen, investieren sie in großem Maßstab in die digitale Distribution. Dieses ehrgeizige Projekt schließt die Einrichtung digitaler Themenkanäle, die Digitalisierung bestehender umfangreicher Bibliotheken, die Entwicklung von On-Demand, Internet- und mobile Distributionsplattformen und die Entwicklung innovativer moderner Video-Suchmerkmale ein, damit die Zuschauer ihre Inhalte finden können. 72 LGI FINAL inside pages GERMAN.in72 72 31/8/07 11:54:46 September 2007 Trotz der Marktumbrüche wird es den Content-Erstellern und Aggregatoren wahrscheinlich gelingen, ihre Machtposition zu halten, insbesondere angesichts der steigenden Konkurrenz unter den Distributoren. Zweitens sind die traditionellen Content-Ersteller und Aggregatoren, obwohl sie heute den größten Einfluss und die größte Macht haben, aufgrund ihrer einflussreiche Position konservativer , wenn es darum geht, Inhalte ins Internet zu stellen und andere digitale Distributionsmöglichkeiten zu verfolgen. Ein wichtige Frage ist nach wie vor, wie schnell digitale VOD-Anbieter aufschließen werden, und wer die Distributionskanäle entwickeln und kontrollieren wird. Kommerzielles VOD befinden sich noch in den Kinderschuhen. Aber irgendwann wird die Industrie soweit sein. Entweder werden traditionelle Fernsehanstalten den Markt an sich reißen, indem sie den Verbrauchern die Auswahl bieten, die sie wollen, und die erforderliche Technologie entwickeln, oder andere Konkurrenten, insbesondere neue Internetakteure werden die Gelegenheit beim Schopfe packen. d / Werbekunden In der Vergangenheit hat sich die Werbung zusammen mit der Wirtschaft entwickelt und wurde durch das steigende Bruttoinlandsprodukt und die Unternehmensgewinne angetrieben. Aber dieses Muster verändert sich nun, da die Auswahlmöglichkeiten der Werbekunden komplizierter werden. Sie müssen entscheiden, wie viel ihres begrenzten Werbebudgets sie wo einsetzen. Selbst nachdem sie sich für die richtige Verteilung auf das Fernsehen insgesamt entschieden haben, sehen sie sich noch einer Vielzahl anderer potenzieller „Werbeträger“ gegenüber: digitale Themenkanäle, Internetsuche, von Benutzern erstellte ContentSites, Handy-TV, usw. Man geht davon aus, dass die traditionelle Medienwerbung ihr kontinuierliches Wachstum seit 2000 fortsetzen und bis 2012 jährlich um 3-6% zunehmen wird. Diese „Display-Werbung“ schließt alle grafischen Werbeanzeigen ein, inkl. Fernsehwerbung, Bilder und Markenlogos. In Osteuropa wächst die Werbebranche am schnellsten — jährlich um geschätzte 9%. Die Fernsehwerbung folgt einer allgemeinen Regel: Je höher das Bruttoinlandsprodukt und die Unternehmensgewinne, desto mehr Werbekunden. Kurzfristig erwarten die führenden Werbekunden keine großen Veränderungen. Der langfristige Zuwachs des Werbemarkts sieht schon ganz anders aus. Die Werbekunden erwägen, die flächendeckenden Medienaufwendungen durch Marketingkampagnen in Geschäften und Fernsehwerbung in Geschäften zu ersetzen. Großbritannien hat seit 2004 bis zu Schätzungen für das Jahr 2006 aufgrund höherer Energiekosten, schlechter Unternehmensgewinne und einer schnelleren Verschiebung bei den Ausgaben auf Nicht-Medienbereiche eine Abnahme bei den Werbeaufwendungen erlebt28. Großbritannien ist der einzige europäische Markt, bei dem man von einer Abnahme der Fernsehwerbeausgaben ausgeht; wenn die Kosten steigen, sind die Ausgaben für Werbung immer die ersten, die gekürzt werden. 28 „UK Advertising: Cutting through the confusion”, UBS, Oktober 2006 73 LGI FINAL inside pages GERMAN.in73 73 31/8/07 11:54:47 Der Konsument digitaler Videos Im restlichen Europa schwankt der Anteil der Fernsehwerbung an den Gesamtwerbe-Etats zwischen 20-76%, was einem durchschnittlichen Wert von 41% entspricht. Der Zuwachs bei der Multikanalwerbung trägt mit zum rasanten Wachstum der allgemeinen Fernsehwerbung bei, wobei der Werbeanteil bei den Multikanälen in ganz Europa 5-15% schneller zunimmt als beim traditionellen Fernsehen. Drei Gefahren für die Fernsehwerbung Trotz des kontinuierlichen Zuwachses ist die Zukunft des Marktes für die Fernsehwerbung aus drei wichtigen Gründen unsicher. Wenn jüngere Zuschauer weniger fernsehen, dann verlagern die Werbekunden vielleicht ihre Werbung ins Internet. Fernseh- und Radiosender haben diesen Trend antizipiert und begonnen, größere Teile ihrer Inhalte ins Internet zu verlagern und auf neue Online-Angebote auszuweiten. So hat z. B. Skyrock, ein führender Sender auf diesem 15-24 Jahre alten Markt, die größte Blogging-Gemeinde in Europa aufgebaut. Die zweite Gefahr für die Fernsehwerbung besteht in einer neuen Zuschaueroption: die Möglichkeit, Werbung zu überspringen, wenn man sich privat auf Video aufgenommene Sendungen anschaut. Wir glauben, dass diese Gefahr real ist, aber häufig von den Brachenbeobachtern überschätzt wird. Weniger als 15% der europäischen Zuschauer mit Videorekordern verschieben zeitlich ihre Sendungen , was bedeutet, dass die Zeitverschiebung keine echte Bedrohung der Fernsehwerbung ist. Wir schätzen, dass bis 2010 nur ca. 1,4% der gesamten europäischen Fernsehwerbung aufgrund von Videoaufnahmen übersprungen werden wird. Außerdem gibt es Möglichkeiten, das Überspringen der Werbung auszuschalten, so z. B. durch Product Placement, die Kunst, Produkte in den Fernsehsendungen unterzubringen. Die dritte und wichtigste Gefahr ist die Flut an Internetwerbung, die in Europa seit 2000 jährlich um mehr als 30% zunimmt. Internetanzeigen beschneiden den traditionellen Markt für Display-Werbung, insbesondere in den Printmedien. Aber es gibt eine noch signifikantere Auswirkung: Die Internetwerbung trägt sich durch die Internetzuschauer, da die Mehrheit der Anzeigen auf Internetsuchseiten platziert werden. Bis Ende 2006 machte die Internetwerbung 4-14% der gesamten traditionellen Medienwerbung in Westeuropa aus. In Westeuropa – und weltweit – ist Großbritannien führend bei den Ausgaben für Internetwerbung, die sich auf 14% belaufen, wobei die Prognosen für 2012 einen Marktanteil für Display-Werbung von 20-30% vorhersagen. Wie wirkt sich also die Internetwerbung auf die Fernsehanstalten aus? Es gibt keine eindeutigen Beweise, dass Internetwerbung die Werbebudgets der Fernsehanstalten beschneidet. Bisher wurde die Internetwerbung für das Direktmarketing verwendet und ergänzte die Fernsehwerbekampagnen. Der große Verlierer sind die Printmedien, bei denen die Zeitungen wichtige Umsätze bei den Kleinanzeigen verloren haben. Fernsehen gilt immer noch als das überlegene Medium für die Schaffung eines Markenbewusstseins für Produkte und Dienstleistungen, da es ein größeres Publikum erreicht. Tatsächlich gibt es die Auffassung, dass Fernsehmarkenkampagnen einen Crossover-Effekt haben und Online-Verbraucher dazu bringen, auf bestimmte Werbeanzeigen auf Suchseiten zu klicken. Diese Wahrnehmung ist vielleicht nicht mehr zutreffend. In Großbritannien beginnen einige große Werbekunden, das Internet und nicht das Fernsehen als primäres Medium für Markenaufbaukampagnen zu nutzen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt und in ganz Europa ausbreitet, besteht für die etablierten Fernsehanstalten die Gefahr, Werbeeinnahmen zu verlieren. 74 LGI FINAL inside pages GERMAN.in74 74 31/8/07 11:54:47 September 2007 Google, Yahoo und andere Online-Content-Aggregatoren, die auf den Markt kommen, sind die Hauptnutznießer, da immer mehr Werbekunden ihre Ausgaben für Internetsuchseiten erhöhen. In Großbritannien stieg der Umsatz von Google UK 2006 um 30% und man erwartet, dass diese Zahl bis 2008 die Werbeeinnahmen des größten britischen Privatsenders, ITV1, übertreffen wird. Neue Videowerbeformate entstehen und nehmen, verstärkt durch interaktive Merkmale, sowohl im Fernsehen als auch im Internet, rasch zu. Interaktive digitale Fernsehwerbung (IDTV) bezieht sich dabei auf „Red Button“-Werbung. Wenn Kunden auf den roten Knopf der Fernbedienung drücken, finden sie sich auf der Internetseite der Marke wieder. In Großbritannien verbringen die Zuschauer, die die Red Buttons drücken, ca. zwei Minuten auf den Markenseiten. Die Werbeeinnahmen von IDTV wachsen jährlich um ca. 30%. Es ist aber immer noch nur ein kleines Stück der gesamten Fernsehwerbetorte. Bis Ende 2007 prognostiziert man insgesamt Werbeeinnahmen für das interaktive Fernsehen von unter 30 Millionen Britischen Pfund, was weniger als 1% des gesamten Fernsehwerbemarkts in Großbritannien entspricht. Eine führende Werbeagentur formulierte es kürzlich so: „Die Meinung ist geteilt, ob es sich hier um eine technologische Sackgasse handelt, die bereits ihr begrenztes Potenzial ausgeschöpft hat, oder eine Möglichkeit, dessen Wert wir gerade erst auszuschöpfen beginnen.” 29 Ein weiterer Trend ist der zunehmende Einsatz von Videos in der Internetwerbung, die es in zweierlei Arten gibt, die zu gleichen Teilen eingesetzt werden: opulente Medienanzeigen und Anzeigen, die vor oder nach einem Video eingespielt werden und die man als Pre-roll-/Postroll-Werbung bezeichnet.30 Man erwartet, dass diese bis 2011 bis zu 14% der Internetwerbung in den USA ausmachen wird. YouTube und andere bekannte Internetseiten für von Benutzern erstellte Inhalte vermeiden in der Regel immer noch das Streaming von Videoanzeigen, aber amerikanische Netzwerkseiten setzen regelmäßig Video-Anzeigen bei ihren VOD-Angeboten ein und machen Werbung für verpasste Episoden von Fernsehserien. Da die meisten Internetbenutzer nicht bereit sind, Videoprogramme zu bezahlen31, könnte sich die Online-Videowerbung als wichtige Umsatzquelle für Provider erweisen, die ein weiteres Wachstum des Internetwerbemarkts hervorrufen wird.32 Letzten Endes wird die Realität so sein, dass die Werbekunden versuchen werden, ihre Marken und Produkte in den Medien zu vermarkten, die ihnen die besten Renditen einbringen. Das beginnt damit, die größte Reichweite zu haben. Für einige Werbekunden, wie z. B. große Unternehmen von Verbrauchsgütern, bedeutet dies, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Das Fernsehen ist nach wie vor das Medium, das diese Forderung am besten erfüllt. Unternehmen, die versuchen, eine kleine Zielgruppe anzusprechen, werden jedoch feststellen, dass andere Medien wesentlich effektiver für sie sind, besonders das Internet. Das Internet ersetzt momentan nicht das Fernsehen, aber es bietet das Potenzial für eine gezieltere Werbung. Online-Content-Aggregatoren können detaillierte Daten zum Verbrauchersuch- und Verbrauchernutzungsverhalten liefern, die wiederum den Werbekunden ermöglichen, spezielle Märkte gezielter anzusprechen. Die Werbekunden werden auch bereit sein, dafür zu zahlen, insbesondere dann, wenn die Content-Aggregatoren detaillierte Informationen darüber liefern, welche Verbraucher wann und wie diese Anzeigen angesehen haben. 29 TYNY UK, GroupM, November 2006 30 Pre-roll- und Post-roll-Werbung ist mit dem Anschauen eines anderen Online-Videos verknüpft und erscheint, bevor oder nachdem einige Filmsequenzen gezeigt wurden. 31 Online Video Advertising: Leveraging the YouTube Effect, JupiterResearch, 3. Oktober 2006 32 Online Video in Europe: Strategies for Necessary Integration, JupiterResearch, 30. Mai 2006 LGI FINAL inside pages GERMAN.in75 75 75 31/8/07 11:54:47 Der Konsument digitaler Videos Darüber hinaus erwartet man, auch wenn das Internet an sich kaum das Fernsehen als Medium ersetzen wird, dass die Veränderungen, die sich momentan in der Internetwerbung vollziehen, sich auf die zukünftige Fernsehwerbung auswirken werden. Die Innovation in der Online-Werbung, z. B. die verbesserte Bewertung und gezieltere und individualisierte Werbung bei der Google-Suche, werden wahrscheinlich die Denkweise der Werbekunden, Content-Aggregatoren und Content-Distributoren über Videowerbung positiv verändern. Neue Akteure wie Joost, wenn auch noch in der Entwicklung, haben bereits begonnen, diese Techniken in ein internetgestütztes TV-Angebot zu integrieren. Ob nun neue Modelle wie Joost erfolgreich sind oder nicht, so müssen doch die traditionellen Sender und Pay-TV-Anbieter nach Wegen suchen, wie sie die Wirkung ihrer Beurteilungssysteme erhöhen und wie sie Werbung gezielter auf die Verbraucher abstimmen können. e / Regulierung und Politik Vogelperspektive auf den Einfluss der öffentlichen Politik auf die Marktentwicklung Traditionell lauteten die europäischen politischen Zielsetzungen in Bezug auf Videocontent: • die europäische Industrie durch eine Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit auszuweiten; • die europäische Kultur und das europäische Erbe im Videocontent zu erhalten. Diese Vielfalt der Kultur und der Sprachen in Europa hat sich aber auch als Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Videocontent-Branche erwiesen. Viele Beobachter argumentieren, dass sich, aus rein wirtschaftlicher Perspektive betrachtet, die unterschiedlichen Sprachen und kulturellen Bereiche zu natürlichen Grenzen beim Erreichen eines notwendigen Umfangs entwickelt haben (bei der Produktion, der Distribution und der Reichweite), um global gesehen wettbewerbsfähig zu sein. Durch regulierendes Eingreifen hat die EU effektiv die Auswirkung dieser natürlichen Grenzen reduziert, indem sie zusätzliche rechtliche Beschränkungen verhindert hat: • • Die 1989 verabschiedete Richtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“ hat einen EU-Binnenmarkt für Fernsehinhalte geschaffen. Dies geschah durch das Verabschieden von Mindeststandards für die Inhalte und für das Einfügen von Fernsehwerbung, die erforderlich ist, um Inhalte und Kanäle zu finanzieren. Auf der Grundlage des Ursprungsland-Grundsatzes sollten Programme, die in Übereinstimmung mit den Regeln des ursprünglichen Mitgliedstaates erstellt wurden, frei innerhalb Europas verbreitet werden können. Die „i2010“-Initiative der Europäischen Kommission rief nach einer Modernisierung der politischen EU-Instrumente, um die Entwicklung der digitalen Wirtschaft voranzutreiben und, inter alia, die Produktion von europäischen Inhalten voranzutreiben. 76 LGI FINAL inside pages GERMAN.in76 76 31/8/07 11:54:47 September 2007 Die letzte Fassung der Fernsehrichtlinie erweiterte aus diesem Grund ihren Umfang, um alle „audiovisuellen Medien“ einzuschließen. Diese Definition schließt linearen und On-Demand- (TV-ähnlich33) Inhalte ein und auch alle Content-Distributionsplattformen. Die Ausweitung des Umfangs ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung der i2000-Ziele. Die Begründung ist, dass die Produktion europäischer Inhalte durch die Schaffung eines größeren Umfangs und einer größeren Reichweite des europäischen Inhalts durch neue digitale Inhaltsformate wahrscheinlicher wird. Die 2007 veröffentlichte Mitteilung „Content Online“ der Europäischen Kommission zielt darauf ab, eine Grundlage für einen umfassenden politischen Rahmen zu bieten. Die Ziele sind, Eigentümer von Inhalten dazu zu bewegen, ihre Inhalte für die digitale Distribution zur Verfügung zu stellen und neue Geschäftsmodelle anzuregen. Bedeutung (und Herausforderungen) des „digital on-demand“ Eine der größten Herausforderungen besteht in der Förderung von „digital on demand“-Geschäftsmodellen in Europa. Die europäischen Videoverbraucher zeigen einen schrittweisen, aber irreversiblen Trend zur Nutzung von Inhalten in einer nicht-linearen On-Demand-Form. „Bis Ende 2006 wurden in 24 europäischen Staaten mehr als 150 Video-on-Demand (VOD)-Dienste betrieben, die über zahlreiche unterschiedliche Netzwerke angeboten wurden.“ 34 Frankreich, die Niederlande und Großbritannien ragen in Bezug auf die Zahl der Anbieter hervor. Figure 30: Example of commercial aggregator strategies Number of VOD services by country and network type, 2006 25 23 19 20 Terrestrial digital TV 14 15 Satellite 14 13 Cable 11 10 IPTV 8 Internet 8 7 7 6 6 5 5 4 3 3 2 2 2 1 1 Total number of services 20 12 10 8 7 6 5 5 ga l Es to ni a C yp ru s Sl ov ak ia Ic el an d nd rtu Po Po la y la nd er itz a ga r un H 4 Sw nd str i Au n Sp ai k an d ar nl Ire la 7 Fi De nm w ay ly or N en Ita um ed lg i Sw Be m an y UK 8 N et G er e 13 rla an c 19 he Fr nd s 0 4 3 3 2 2 2 1 1 Note: Some services may be available across multiple networks, but are only counted once in the total; some services may be available across multiple countries; excludes free services, video clips and adult services Source: NPA Conseil; European Audiovisual Observatory 33 “„TV-ähnlich“ meint den Ausschluss, inter alia, von von Benutzern erstellten Inhalten und Handlungen, die vorwiegend nicht wirtschaftlich ausgerichtet sind und die nicht mit Fernsehsendern konkurrieren. 34 Direction du development des medias/European Audiovisual Observatory/NPA Conseil, „La Video a La Demande”, Mai 2007 LGI FINAL inside pages GERMAN.in77 77 77 31/8/07 11:54:47 Der Konsument digitaler Videos Der Zugang zu Content-Rechten für Video-on-Demand und die kritische Masse bei der Markteinführung der VOD-Plattformen werden wichtige Vermögenswerte beim Kampf um die digitalen Content-Distributionsnetzwerke sein. Die durch Technologien geschaffenen Möglichkeiten werden eine ausschlaggebende Rolle im Kampf um die europäischen VODKunden spielen. Die europäischen Content-Ersteller sind generell positiv gestimmt, dass VOD zusätzliche Einnahmequellen erschließen wird, z. B. durch die Nutzung „langwirkender“ Inhalte. Diese werden häufig als VOD-Zugang über das Internet bereitgestellt. Wie jedoch bereits an anderer Stelle in diesem Bericht beschrieben, wird VOD über TV-Plattformen in den kommenden fünf Jahren wahrscheinlich die wichtigere Distributionsplattform sein. Trotz des Umsatzpotenzials der neuen Formen der digitalen Distribution zögern die Eigentümer von Inhalten immer noch, ihre Inhalte in signifikantem Umfang für VOD zur Verfügung zu stellen (insbesondere als Internet-VOD), vor allem aus Sorge vor Piraterie. Sie gehen auch vorsichtig vor, um nicht bestehende, bewährte Umsatzquellen wie DVD-Verkauf und „elektronischen Abverkauf“ zu schmälern. Nichtsdestotrotz müssen die Eigentümer von Inhalten über kurz oder lang Entscheidungen über eine Reihe von Aspekten treffen, die für die Entwicklung des Marktes essenziell sind: • Definition neuer digitaler Content-Rechte (insbesondere VOD-Rechte als separate Rechte von anderen Distributionsrechten); • Vergabe von Lizenzen, Ausgewogenheit der verschiedenen Grade der Exklusivität; und • wie und wann die Freigabefenster anzupassen sind. Wie bereits im Abschnitt „Marktakteure“ beschrieben, benutzen die großen ContentErsteller die Freigabefenster dazu, den Vertrieb der Filme und Fernsehprogramme bei verschiedenen Zielgruppen zu staffeln. Der Abstand zwischen der Freigabe von DVDs und VOD wird immer kürzer, da die Produzenten versuchen, den Umsatzverlust durch Piraterie zu begrenzen. Trotzdem variieren die VOD-Freigabefenster in der EU erheblich. „Sofort”-Freigaben (VOD erfolgt gleichzeitig mit der DVD-Freigabe) sind immer noch die Ausnahme, wobei bis Ende 2006 nur einige skandinavische Länder über eine Reihe diesbezüglich ausgehandelter Verträge verfügten . Einige Beobachter argumentieren, dass die Entwicklung des europäischen VOD-Marktes beschleunigt werden könnte, wenn man homogenere VOD-Freigabefenster hätte. Sicherlich würden mehr „Sofort“-Freigaben die Annahme von VOD-Angeboten beschleunigen, aber die Eigentümer von Inhalten müssen den potenziellen Umsatzverlust beim DVD-Verkauf und –Verleih gegen das Risiko der Piraterie abwägen. 35 Direction du development des medias/European Audiovisual Observatory/NPA Conseil, “La Video a La Demande”, Mai 2007 78 LGI FINAL inside pages GERMAN.in78 78 31/8/07 11:54:47 September 2007 Figure 31: Release windows are becoming more condensed, particularly in the UK and France Release windows—months from theatrical release, 2005 UK Netherlands Germany France Belgium Austria 0 6 12 18 Theatre VOD Home video/PPV/VOD PayTV Home video PPV PPV/VOD Free TV 24 30 36 Note: German payTV window can start at 12 months in some instances; UK VOD window can start just 2 months after home video Source: Screen Digest May 2005; NPA Conseil May 2006 Schließlich gibt es das überzeugende Argument, dass eine klare Definition der Urherberrechte für neue digitale Content-Produkte der Schlüssel für eine beschleunigte Einführung innovativer Content-Angebote ist. Sie wird Unsicherheiten und rechtsfreie Räume der Content-Aggregatoren und Distributoren in Bezug auf die Produkte beseitigen, wo bisher die Frage nach dem Urheberrecht nur schwer zu bestimmen war. Dies trifft besonders auf solche Produkte zu, die sich im Grenzbereich zwischen linearen und On-Demand-Anbietern bewegten (wie z. B. internetgestütztes Shift-TV). 79 LGI FINAL inside pages GERMAN.in79 79 31/8/07 11:54:48 Der Konsument digitaler Videos Themen für Politik und Regulierung Es gibt eine Reihe von Themen und Fragen, welche Politiker und Regulierungsbehörden berücksichtigen müssen: 1. Wie kann man VOD-Produkte wirtschaftlich machen und den Zugang zu Distribution und freier Zirkulation unterstützen? 2. Kann man grenzüberschreitende Lizenzierung von Inhalten erweitern, indem die Komplexität der Abwicklungssysteme für Urheberrechte verringert wird? 3. Ob und wie kann sich die sich verschiebende Wettbewerbsausgewogenheit in der Content-Wertschöpfungskette in den Marktstrukturregulierungen widerspiegeln? 4. Wie kann man das Vertrauen erhöhen und die Vertriebsbedingungen sichern? 1. Wie kann man VOD-Produkte wirtschaftlich machen und den Zugang zu Distribution und freier Zirkulation unterstützen? Im Rahmen der 2007 veröffentlichten Richtlinie „Audiovisuelle Mediendienste ohne Grenzen“ wurde ein Bereich für die Content-Regulierung geschaffen, um die Produktion und die Aggregation europäischer Inhalte und Kanäle für den Vertrieb über Plattformen wie Satelliten-, Kabel-, (digitales) traditionelles, IPTV und mobiles TV zu fördern. Standardisierte Content-Regeln sind auf On-Demand-Content anwendbar und grenzüberscheitende On-Demand-Produkte können vom Ursprungsland-Grundsatz profitieren. Im Rahmen dieser Richtlinie können die Medien-Anbieter von der Ausnahmeregelung in Bezug auf die Exklusivrechte von Fernsehanstalten profitieren, die Eigentümer der Content-Rechte von „großem öffentlichem Interesse“ sind, und können „Ausschnitte“ dieser Inhalte in ihre linearen Programme integrieren und diese Programme später als On-DemandAngebot zur Verfügung stellen. Um die geistigen Eigentumsrechte der ursprünglichen Eigentümer zu schützen, beschränkt sich diese Möglichkeit auf das On-Demand-Angebot der identischen Sendeinhalte desselben Medien-Anbieters, daher kann sie nicht dazu benutzt werden, neue On-Demand-Geschäftsmodelle auf der Basis der kurzen Ausschnitte zu schaffen. Gemäß derselben Richtlinie können Produzenten europäischer Inhalte einen regulierten Zugangssupport für ihre Inhalte zu VOD-Katalogen und elektronischen Programmverzeichnissen (EPG) erhalten und von der regulierten Verteilung der VOD-Umsätze der Aggregatoren für die Produktion von europäischen Inhalten oder den Erwerb von Rechten profitieren. Dies basiert auf der Annahme, dass On-Demand-Anbieter das Potenzial aufweisen, teilweise lineare Dienste zu ersetzen, und auf der Annahme, dass neu entstehende VOD-Plattformen signifikant zur Förderung europäischer Arbeiten beitragen können. Wenn dies jedoch zu wesentlich höheren Kosten für die Content-Aggregatoren führt, kann sich dies negativ auf ihre Investitionen in die VOD-Plattformen auswirken. 80 LGI FINAL inside pages GERMAN.in80 80 31/8/07 11:54:48 September 2007 2. Kann man grenzüberschreitende Lizenzierung von Inhalten erweitern, indem die Komplexität der Abwicklungssysteme für Urheberrechte verringert wird? Mit der Ausweitung des europaweiten Content-Angebots ist die Frage nach dem grenzüberschreitenden Erwerb von Inhalten und der Freigabe von Urheberrechten wichtig geworden. Die bestehenden Urheberrechtsregelungen spiegeln die Nachfrage nach und das Angebot an einer immer weiter steigenden Zahl von internationalen Kanälen und Content-Formen (analog, digital, Free-TV, Pay-TV, On-Demand) nicht adäquat wider. Das aktuelle Abwicklungssystem für Urheberrechte, mit einer Unzahl nationaler Urheberrechtsverwertungsgesellschaften, könnte sich als schwierige Hürde beim effizienten Erwerb von Content-Rechten für grenzüberschreitende Netzwerke erweisen. Folglich kann es sich nachteilig auf die Entwicklung der europaweiten Content-Angebote auswirken.36 Dies betrifft auch die neu entstehenden grenzüberschreitenden VOD-Anbieter. Die Beispiele betreffen vorwiegend VOD-Anbieter in den europäischen Staaten mit sich überschneidenden Sprachgebieten, wie z. B. Regionen, in denen Deutsch oder Englisch gesprochen wird. Figure 32: Examples of cross-border VOD services Austria • In2Movies (Germany) Belgium Denmark • DirectMovie (Netherlands) Finland • Live Networks (Sweden) • Live Networks (Sweden) • Premiere Direkt (Germany) • SF Anytime (Sweden) • SF Anytime (Sweden) • Premiere Videothek online (Germany) • CDON.com (Sweden) • film2home (Sweden) Ireland • Sky (UK) Netherlands • 7 Days (Belgium) Norway • Live Networks (Sweden) • 4oD (UK) • SF Anytime (Sweden) • fivedownload (UK) • CDON.com (Sweden) • LOVEFiLM (UK) • film2home (Sweden) Sweden • In2Movies (Germany) • World Cinema Online (UK) Source: NPA Conseil 36 „Economic Impact of Copyright for Cable Operators in Europe”, Solon Management Consulting: 2006 81 LGI FINAL inside pages GERMAN.in81 81 31/8/07 11:54:48 Der Konsument digitaler Videos Effizientere und plattformneutrale Urheberrechtsverwaltungssysteme würden den europäischen Eigentümern von Inhalten den grenzüberschreitenden Vertrieb erleichtern und zu einer größeren Reichweite führen und in Folge langsam steigende Umsatzströme durch neue Lizenzmöglichkeiten eröffnen (siehe Abb. 32). Eine Lösung wäre die Schaffung eines Mantelvertrags über europäische Rechte, anstelle von marktabhängigen Einzelabkommen. Satellitenbetreiber profitieren von dem Ursprungsland-Grundsatz laut SatCab-Richtlinie. Diese gestattet den „One-stop-shop“- Erwerb (alles an einer Stelle) aller relevanten Urheberrechte, ohne dass zusätzliche nationale Lizenzen innerhalb der Empfängerländer gesichert werden müssen. Dies spiegelt die Art und Weise wider, wie bisher traditionelle Satellitenbetreiber die Inhalte von einem zentralen Zentrum aus in ganz Europa übertragen haben. Eine Möglichkeit wäre, dies auf alle Vertriebsplattformen auszuweiten, ungeachtet der Frage, ob diese ihre Inhalte zentral oder mittels Übertragungsstationen in den einzelnen Ländern innerhalb ihres Gebiets vertreiben. Wenn man dies mit einem Paket kombiniert, in dem alle Rechte37 und eine allgemeine Lizenz38 enthalten sind, könnte dies wesentlich die Transparenz und Effizienz bei der Freischaltung von Rechten verbessern. 3. Ob und wie kann sich die sich verschiebende Wettbewerbsausgewogenheit in der Content-Wertschöpfungskette in den Marktstrukturregulierungen widerspiegeln? Mit der neuen Fassung der Richtlinie über einen gemeinsamen Rechtsrahmen für elektronische Kommunikationsnetze und –dienste und durch Anwendung des Wettbewerbsgesetzes spielen die Regulierungsbehörden eine wichtige Rolle bei der Förderung eines angemessenen Wettbewerbs zwischen den (Distributions-) Infrastrukturen und bei der Verhinderung restriktiver Marktstrukturen, die einen Markteintritt verhindern. Die europäische Content-Branche wird wahrscheinlich von weiteren Distributionsplattformen auf dem Markt profitieren. Der Wettbewerb der Infrastrukturen sollte Investitionen in die Befähigung der Verbraucher auf der Grundlage der nächsten Generation an Netzwerken mit höheren Bandbreiten und der Markteinführung innovativer digitaler Plattformen, die VOD-fähig sind, beflügeln. Erweiterter Marktzugang und Wettbewerb Traditionelle Branchenvertreter für Videocontent betreten unbekanntes Terrain und beteiligen sich an Aktivitäten der gesamtem Wertschöpfungskette, indem sie vertikal integrieren, strategische Partnerschaften abschließen oder im Alleingang mit neuen internetgestützten Vertriebstechnologien, wie z. B. legale P2P, experimentieren. Die Distributoren betätigen sich bei der Aggregation und der Produktion, während Aggregatoren auch im Vertrieb tätig werden und Produzenten direkte Geschäftsbeziehungen mit den Endverbrauchern eingehen. 37 Alle Rechte einschließende Pakete werden nur von denjenigen Sendern gekauft, die zuvor Lizenzen für alle Rechte von relevanten Content-Erstellern erworben haben. 38 Verträge über die Nutzung von Urheberrechten würden idealerweise mit einer einzigen Verwertungsgesellschaft ausgehandelt. Momentan gibt es einen Wettstreit unter den nationalen Verwertungsgesellschaften. 82 LGI FINAL inside pages GERMAN.in82 82 31/8/07 11:54:48 September 2007 Figure 33: Increasing scope for market entry and new roles for existing players Content creation Aggregation Narrow Studios and integrated producers going direct; developing and aggregating content on emerging platforms Distribution Broad Broadcasters going direct PayTV operators entering VOD (plus thematic aggregation) Traditional competitors Thematic channels going direct to consumer Emerging competitors UGC, short form content Potential for other narrow aggregators to add video content Internet aggregators entering video, bypassing traditional distribution Telcos, ISPs with IPTV, mobile video In der Zwischenzeit gibt es zahlreiche Neulinge in der Industrie. Telekommunikationsunternehmen stoßen auf den Videocontent-Distributionsmarkt mit ihren IPTV-Angeboten, während neue „Over-the-top“ (OTT)-Akteure (Internetunternehmen ohne Infrastrukturbasis) ebenfalls Teil der Content-Wertschöpfungskette werden. OTT-Akteure nutzen das öffentliche Internet als Vertriebskanal und bieten einen Aggregationsdienst entweder für kommerzielle oder benutzergenerierte Inhalte an. Sie haben die größten Chancen, Marktanteile in den Ländern zu erwerben, in denen die Verbreitung von DTV erheblich der Verbreitung von Hochgeschwindigkeitsbandbreiten hinterher hinkt. Figure 34: Western European markets exhibit different levels of DTV penetration and platform mix Platform penetration of TV households 2006 100% 80 Analog cable/ terrestrial DTH 60 DTT 40 IPTV Digital DTH 20 0 Digital cable Austria Germany UK Switzerland Spain France Netherlands Belgium 20% 31% 78% 13% 31% 40% 41% 8% DTV penetration Source: Informa (2006) LGI FINAL inside pages GERMAN.in83 83 83 31/8/07 11:54:48 Der Konsument digitaler Videos Mehr Macht den Eigentümern von Inhalten Die Distributionskapazität ist aufgrund der Entwicklung neuer IPTV-Plattformen, analog-digitaler Verlagerung auf traditionelle Plattformen wie Kabel und durch die staatlich gelenkte Einstellung landgestützter analoger Systeme in ganz Europa gestiegen. Die digitale Distributionskapazität übersteigt die heute angebotene Anzahl an Kanälen, dies ist ein bemerkenswerter Wandel, wenn man an das knappe Angebot des Analogzeitalters denkt. In Folge sehen sich die Eigentümer von Inhalten gegenüber den Vertriebsplattformen, die alle um ihre Inhalte wetteifern, in einer immer stärkeren Verhandlungsposition. Dies spiegelt sich z. B. in dem dramatischen Preisanstieg für Exklusivrechte für Premiumsportarten wider. Insbesondere im Kabelbereich gibt es eine signifikanten Absenkung der Gebühren, die von den Sendern für die Kabeldistribution ihrer Fernsehkanäle gezahlt werden. Darüber hinaus können sich öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten und lokale öffentliche Sender immer noch auf die „Must carry“-Regelung für die Kabeleinspeisung verlassen. Das Entstehen von IPTV oder selbst die Vorhersage desselben hat bereits eine Auswirkung auf die Beziehungen zwischen Distributoren und Content-Anbietern, da es den Wettbewerb bei den Fernsehübertragungen verstärkt. So schloss z. B. in den Niederlanden der unabhängige Produzent Endemol einen Exklusiv-Content-Vertrag über den Zugang zur VOD-Plattform von KPN ab. Außerdem vereinbarte die VG Media, welche die deutschen Privatsender der RTL-Gruppe und ProSieben/SatEins vertritt, einen unerwartet hohen Preis mit KPN , wofür KPN im Austausch den Status „Vorzugsnation“ erhielt, der verhindert, dass andere Vertragspartner bessere Konditionen erhalten. Der gestiegene Wettbewerb um die Inhalte hat, was nicht überrascht, die Preise für alle Plattformen nach oben getrieben. Dieses Beispiel zeigt, dass besonders jetzt, wo Fernsehanstalten und Content-Ersteller abonnementgestützte Geschäftsmodelle zu nutzen beginnen, sich ein Trend abzeichnet, digitale Distributionsplattformen als Ersatz zu betrachten. In der Zwischenzeit sind viele Telekommunikationsunternehmen, die auf den Videomarkt drängen, bereit, finanziell mitzuhalten, um sich attraktive Inhalte für ihre IPTV-Angebote zu sichern, selbst wenn sich ihre Plattformen noch im Anfangsstadium befinden. 4. Wie kann man das Vertrauen erhöhen und die Vertriebsbedingungen sichern? Die europäische Content-Branche und der europäische Videoverbraucher befinden sich in einer Umbruchphase hin zu einem digitalen Content-Massenmarkt. Die wichtigste Hürde für ein Massenmarktangebot digitaler Inhalte ist die Angst vor Piraterie. Die Förderung sicherer Distributionskanäle (in Form von DRM-Systemem für das öffentliche Internet oder Zusatzsysteme) beinhaltet eine Reihe von inhärenten Risiken in der momentanen Marktentwicklung. Diese DRM-Systeme bieten den höchsten Schutz gegen unbefugte 84 LGI FINAL inside pages GERMAN.in84 84 31/8/07 11:54:48 September 2007 Nutzung bei geschlossenen, nicht untereinander kompatiblen Systemen. Gleichzeitig tendieren diese DRM-Systeme dazu, die Portierbarkeit von Inhalten einzuschränken, was bedeutet, dass die Verbraucher nicht in der Lage sind, heruntergeladene Inhalte auf allen ihren hausinternen und tragbaren Geräten abzuspielen. Um diese Situation zu ändern, greifen manche Eigentümer von Inhalten auf zwischengeschaltete Lösungen zurück, indem sie ausgefeilte DRM-Systeme entwickeln, die eine einzelne Kopie einer geschützten Arbeit für jedes Gerät zu Hause zulassen (PC-Download, tragbare Geräte, DVD). Andere experimentieren mit der Abschaffung des DRM (z. B. EMI in der Musikindustrie). Schließlich wird auch die branchenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Hardware-Produzenten, Eigentümern von Inhalten und Distributoren zur Entwicklung einer vollständigen Kompatibilität aller Systeme fortgesetzt. Gleichzeitig intensiviert sich jedoch der Wettbewerb unter den geschlossenen Plattformen. Die Förderung der Transparenz, um DRM-Nutzern zu ermöglichen, selbst die mit jeder Plattform verbundenen Vorteile zu erkennen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ein solcher Ansatz könnte dazu beitragen, eine Ausgewogenheit zwischen dem Schutz der Rechteinhaber über DRM-Systeme und der Auswahl der Verbraucher in der aktuellen Phase der Marktentwicklung herzustellen. Die andere kritische Dimension der Pirateriefrage bezieht sich offensichtlich auf das Verhalten und die Motive der Verbraucher selbst. Eigentümer von Content-Rechten rufen allgemein die zuständigen Stellen auf, Aufklärungskampagnen mitzufinanzieren. Wie dieser Bericht zeigt, tendieren insbesondere Jugendliche dazu, ihr Konsumverhalten in gewissem Umfang zu ändern, wenn sie das Alter für den Massenmarkt erreichen. Als Erwachsene neigen diese Verbraucher eher dazu, für hochwertige Videos zu bezahlen, die legal erworben werden, als illegal erworbene Inhalte von schlechter Qualität anzuschauen. Dementsprechend können die Marktakteure eine aktivere Rolle spielen. Die europäischen Filmproduzenten argumentieren, dass eine erfolgreiche Markteinführung von VOD-Angeboten dazu beitragen wird, das Ausmaß der digitalen Piraterie im Filmgeschäft einzudämmen. Eine Verkürzung des Freigabefensters für VOD-Angebote könnte ein Weg sein, die Motivation der Verbraucher, Inhalte über illegale P2P-Internetseiten aufzurufen, zu unterbinden, da die Inhalte früher über legale Kanäle verfügbar wären.39 39 European Charter for the Development and the Take-Up of Film Online, Mai 2006 85 LGI FINAL inside pages GERMAN.in85 85 31/8/07 11:54:49 LGI FINAL inside pages GERMAN.in86 86 31/8/07 11:54:49 Der Konsument September digitaler Videos 2007 VI. KONSEQUENZEN FÜR DIE ZUKUNFT Die Erfolgsstrategie des einzelnen Unternehmens in diesem sich weiterentwickelnden Markt wird je nach geografischer Lage, Branchensegment und Position im Markt variieren. Generell müssen sich die traditionellen Akteure jedoch anstrengen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und um sich insbesondere an eine Welt mit einer unbegrenzten Vielfalt an Medieninhalten und zahllosen Content-Plattformen anzupassen. Umgekehrt müssen sich neue Konkurrenten sorgfältig Gedanken darüber machen, was sie zu diesem Massenmarkt beisteuern wollen und wie sie sich von etablierten Konkurrenten unterscheiden. Auf einem sich verändernden Markt für Inhalte müssen sich die drei großen Akteure — Content-Ersteller, Aggregatoren und Distributoren — überlegen, wie sie das Geschäft betreiben wollen und wen sie als Partner wählen. Darüber hinaus muss jeder von ihnen einige allen gemeinsame Probleme in dieser Branche lösen, wie z. B. die Entwicklung allgemein anerkannter Softwarestandards zum Urheberschutz. Die Branchenakteure müssen, um wichtige Probleme wie Piraterie zu lösen, die das zukünftige Wachstum bedrohen, zusammenarbeiten und Lösungen finden, die sowohl den Verbrauchern als auch der Branche nutzen. Content-Ersteller Für die Content-Ersteller besteht die Herausforderung darin, sich auf eine verbesserte Content-Qualität und auf die Bedienung ihres Zielpublikums zu konzentrieren. Sie müssen neue Verkaufsmodelle prüfen, z. B. Direktverkauf an die Verbraucher über das Internet, und die Fähigkeit entwickeln, ihre Inhalte auf allen Medienplattformen anzubieten und gleichzeitig etablierte, risikoarme Umsatzquellen aufrechtzuerhalten. Während die Prioritäten klar sind, müssen die Content-Ersteller auch vorsichtig sein. Es gibt die Möglichkeit für die gestaffelte Freigabe von Inhalten für die unterschiedlichen Medienplattformen, wie z. B. die Bereitstellung von bereits ausgestrahlten Fernsehserien im Internet und für mobile Geräte, aber die Content-Ersteller werden nach Beweisen verlangen, dass auch tatsächlich ein wesentliches Zuschauerinteresse an diesen neuen Formaten besteht. • Traditionell müssen die US-amerikanischen Filmstudios eine komplexe Gleichung ausbalancieren. Sie müssen sinkende DVD-Verkäufe abfangen, aber wenn die Studios beginnen, neue Kanäle und Formate einzusetzen und sich direkt an Kunden wenden, gehen sie einige Risiken ein. Zum einen können sie ihren Geschäftsbeziehungen mit den Pay-TV-Anbietern und den großen Einzelhandelsketten schaden, die DVDs verkaufen oder verleihen. Ein weiteres Risiko ist die weitere digitale Videopiraterie, wenn Videos elektronisch verkauft werden. Die Eigentümer von Inhalten müssen vorsichtig sein, um sicherzustellen, dass bewährte Distributionskanäle nicht im Bemühen, neue Kanäle zu nutzen, unterminiert werden. Langfristig liegt diese Vorsicht im Interesse der Verbraucher, da es die Content-Ersteller dazu motiviert, kontinuierlich in hochwertige Inhalte zu investieren. 87 LGI FINAL inside pages GERMAN.in87 87 31/8/07 11:54:49 Der Konsument digitaler Videos • Die europäischen Content-Ersteller befinden sich in einer etwas anderen Lage, obwohl die Herausforderungen ähnlich sind. Die Frage gestaffelter Freigaben für unterschiedliche Plattformen ist genauso wichtig. Die Content-Ersteller mit einer langen Erfahrung bei der Produktion von Inhalten für etablierte Free-TV-Sender, einschließlich hausinterne und unabhängige Produzenten, verlegen ihre Produktionsinvestitionen bereits auf abonnentenbasierte digitale Kanäle. Sie haben bisher gezögert, Inhalte auf neuen Medienplattformen zu platzieren, beispielsweise Internetseiten, teilweise aufgrund der relativen Komplexität, diese Umstellung durchzuführen, teilweise weil sie befürchten, sie würden einige ihrer traditionellen Kunden verlieren. Andere unabhängige Produzenten haben versucht, ihre Geschäfte durch billige, international ansprechende Formate, wie Reality TV auszubauen und sie gehören zu den aktivsten Produzenten, die eifrig bemüht sind, ihre Inhalte auf verschiedenen Medienplattformen anzubieten. • Sportorganisationen, wie z. B. die europäischen Fußballverbände, mit einem großen Anteil an Premium-Content, profitieren vom intensivierten Wettbewerb unter den Distributoren. Die Folge ist ein sprunghafter Preisanstieg für Sportübertragungsrechte, besonders bei Meisterschaftsspielen mit großen Zuschauermengen. Langfristig haben aber auch die Eigentümer von Sportinhalten einen Gewinnanreiz, indem sie direkt Sportprogramme anbieten und die Inhalte über Internet-TV und andere Plattformen den Zuschauern zur Verfügung stellen. Wenn die Möglichkeiten dieser Plattformen sich nicht realisieren lassen, kann der Eigentümer von Sportinhalten immer noch den Zugang zu Programmen einschränken, um die Preise hoch zu halten. Content-Aggregatoren Content-Aggregatoren müssen lernen, mit dem VOD-Markt zu konkurrieren, auf dem befähigte Verbraucher immer stärker ihre Lieblingsserien zu den Zeiten anschauen können, an denen sie diese sehen wollen, und nicht wenn die Fernsehanstalten diese angesetzt haben. Ein Schlüssel zum Erfolg ist, den Zuschauern das Auffinden ihrer Programme unter Hunderten von Möglichkeiten zu erleichtern. Gleichzeitig müssen sie auch weiterhin ein qualitativ hochwertiges Programm anbieten, um die Kundenbindung zu stärken. • Der Einsatz ist insbesondere für Aggregatoren für Massenmarkt—Inhalte hoch, wie z. B. Fernsehsender (und neue internetgestützte Konkurrenten wie Google und YouTube). Eine leichte Navigation und gute Such-Tools sind ausschlaggebend. Sie müssen außerdem lernen, Kundendaten zu generieren und zu analysieren, um sowohl den Verbrauchern als auch den Werbekunden auf sie abgestimmte Inhalte anbieten zu können. Gut abgestimmte Inhalte sind ein Hauptschlachtfeld, auf dem sich viele Akteure um die neuen On-Demand-Möglichkeiten streiten werden. 88 LGI FINAL inside pages GERMAN.in88 88 31/8/07 11:54:49 September 2007 • In der Zwischenzeit brauchen Aggregatoren von Nischen-Inhalten, wie z. B. Einzelthemen-TV-Kanäle wie MTV, und Nischen-Internetseiten, die Videos anbieten, neue Strategien zur Bindung ihrer Zielgruppen auf verschiedenen Plattformen, z. B. Einsatz von mobilen Geräten mit Internetzugang, um mobilen Kunden den Zugriff auf ihre Inhalte zu erleichtern. Nutzer, die versuchen, sich durch einen erheblichen Angebotsdschungel zu kämpfen, werden in Nischenkanäle und auf Internetseiten abwandern , die einen Ruf für gute Qualität haben. Um sich von der Masse abzuheben, brauchen sie einen Zugang zu beliebten Inhalten (einschließlich von Benutzern erstelltes Material) und sie müssen über verschiedene Plattformkapazitäten verfügen. Distributoren Die Content-Distributoren müssen sich als fähige Betreiber und als innovativ erweisen. Sie müssen weiterhin bestehende Angebote effizient weiterführen und gleichzeitig neue Angebote, insbesondere VOD, einrichten. Andererseits wird es etablierten Distributoren schwergefallen, mit den neuen Distributionsalternativen mitzuhalten. Der Schlüssel ist die Schaffung innovativer Angebote und Produkte mit überzeugendem Inhalt und einer Technologie, welche dem Verbraucher zu einem attraktiven Preis eine bessere Erfahrung bietet. Genau wie die Content-Aggregatoren müssen die Distributoren lernen, dass ein wettbewerbsfähiges VOD-Angebot ein leistungsstarkes Instrument für die Kundenbindung ist. Tatsächlich werden sie dem Markt einen Schritt voraus sein, wenn sie diese Karte richtig ausspielen. Traditionelle Distributoren verfügen über lange Geschäftsbeziehungen mit den ContentErstellern und bestehende Kundenstämme, und sie sind technologisch in der Lage, den Kunden ähnliche oder bessere Angebote zu bieten. Allerdings sind die internetgestützten Content-Aggregatoren, die auf den Distributionsmarkt drängen, besser ausgerüstet, um die lukrativsten neuen Möglichkeiten zu nutzen, Angebote, die für die Zufriedenheit der Kunden und der Werbekunden, die gezielte Werbung wünschen, maßgeschneidert werden. Durch Ausschöpfung ihrer Datenbanken für Einblicke in die Geschmäcker und Verhaltensweisen ihrer Kunden können internetgestützte Content-Aggregatoren wie Google Angebote auf den Markt bringen, welche die Kunden weiter befähigen und die ihnen Spaß machen. Gleichzeitig müssen neue Distributionsakteure, wie z. B. Telekommunikationsunternehmen, die IPTV anbieten, und große internetgestützte Content-Aggregatoren im Hinblick auf die Bezahlung exklusiver Content-Rechte sorgfältig das Geschäft abwägen. Der Preis für Exklusivität zahlt sich nur für diejenigen mit dem größten Publikum aus. 89 LGI FINAL inside pages GERMAN.in89 89 31/8/07 11:54:49 Der Konsument digitaler Videos Regulierungsbehörden und Politiker Die europäischen Regulierungsbehörden und Politiker sind damit beauftragt, einen neu entstehenden Medienmarkt voller Möglichkeiten und Unsicherheiten zu überwachen. Sie müssen sich durch einen Irrgarten von Fragen und widerstreitenden Interessen kämpfen, um die beste Möglichkeit zum Schutz der Verbraucher und aller Akteure zu finden und gleichzeitig das Wachstum der Branche zu fördern. Diese komplexe Aufgabe erfordert Abstand und ein Abwägen weitreichender Auswirkungen neuer politischer Maßnahmen und Regulierungen auf den Videocontent-Markt. Die Initiativen der EU zu Film und Inhalten im Internet lenken die Aufmerksamkeit der Politiker und Regulierungsbehörden auf das Ziel, günstige Bedingungen für die Inhalte zu schaffen, damit diese digital online vertrieben werden können. Die neue Richtlinie über audiovisuelle Medienangebote wird überflüssige Barrieren im Hinblick auf die freie Verbreitung linearer und On-Demand-Inhalte durch eine Standardisierung der Content-Richtlinien eliminieren. Dies setzt jedoch voraus, dass die Eigentümer von Inhalten sich dafür entscheiden, ihre Inhalte überhaupt zur Verfügung zu stellen. Nichttransparente, nationale Abwicklungssysteme für Urheberrechte und das Problem der Internetpiraterie scheinen die größten Hürden zu sein, welche die Eigentümer von Inhalten davon abhalten, das digitale Geschäftsmodell flächendeckend anzunehmen. Der andere Schlüsselfaktor ist, dass sich die Nachfrage des Massenmarktes nach digitalen Inhalten nur langsam entwickelt, trotz des aktuellen Hype. Eigentümer von Inhalten sind daher vorsichtig, um bewährten Umsatzquellen, wie Pay-TV oder DVD-Verkauf, nicht zu schaden. Die Verbraucher zeigen ein recht konservatives Verhalten, wenn es um das Bezahlen von digitalen Content-Angeboten geht, insbesondere im Internet. Nichtsdestotrotz zeichnet sich ein eindeutiger Trend zu einem wachsenden Konsum von On-Demand-Content ab. Dieser beschränkt sich jedoch nicht auf das Internet, wie eingehend in diesem Bericht beschrieben. TV-basierte VOD-Plattformen (Satellit, Kabel, IPTV, DTT, FTTH) werden wahrscheinlich genauso wichtig, wenn nicht wichtiger sein, als das Internet. Politiker, die das Wohlergehen der Verbraucher und die Auswahlmöglichkeiten steigern wollen, und gleichzeitig ein nachhaltiges Wachstum der europäischen Videocontent-Branche wünschen, müssen Verschiedenes abwägen. Beispiel: 1. Abwägung zwischen der Abschaffung von Beschränkungen bei der gemeinsamen Nutzung und Nutzung von Inhalten zur Förderung der „Demokratisierung“ vs. Risiko für Inhaber von Urheberrechten (und Content-Ersteller) aufgrund von Missbrauch durch illegale gemeinsame Nutzung und Kopieren. 90 LGI FINAL inside pages GERMAN.in90 90 31/8/07 11:54:49 September 2007 2. Abwägung zwischen der Förderung alternativer Plattformen und Netzwerke für die Verbreitung von Inhalten vs. Aufrechterhaltung von Anreizen für die Akteure, die aktuell einen Großteil der Investitionen in die Technik bereitstellen. 3. Abwägung zwischen dem Einsatz von Regulierung/Deregulierung zur Förderung einer maximalen Anzahl an inhaltlichen Wahlmöglichkeit für den Verbraucher (z.B. Entkoppeln der Distribution von der Aggregation von Inhalten) vs. Zulassung, dass Verbraucher und Akteure der Branche den Wert integrierter Angebote erfassen. 4. Abwägung zwischen der Förderung hochwertiger lokaler Programme, potenziell für kleine Zuschauergruppen vs. der Sicherstellung, dass die Provider dieser Programme keine subventionierten „Monopolisten“ sind. 5. Im weitesten Sinn müssen die Regulierungsbehörden zwischen dem Eingriff in Fragen abwägen, die sich auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle beziehen, und der Möglichkeit der Marktkräfte, diese selbst zu lösen. Einige wichtige Fragen in diesem Bereich lauten: • Wie kann man VOD-Produkte wirtschaftlich machen und ihren Zugang zur Distribution sicherstellen? • Kann man grenzüberschreitende Lizenzierung von Inhalten erweitern, in dem die Komplexität der Abwicklungssysteme für Urheberrechte verringert wird? • Ob und wie muss die Regulierung angepasst werden, damit sich in der Wertschöpfungskette für Inhalte Veränderungen beim Wettbewerbsgleichge wicht wiederspiegeln? • Wie kann das Vertrauen in Systeme für Digitales Rechtemanagement (Digi tal Rights Management; DRM) gestärkt werden, damit Verbraucher die Flexi bilität haben, die Inhalte, die sie auf verschiedene Art und Weise bekom men, zu nutzen und Eigentümer dieser Inhalte die Sicherheit haben, die sie zum Schutz ihrer Investitionen brauchen? Bain & Company wurde beauftragt, eine Zielanalyse der wichtigsten Trends auf dem europäischen digitalen Medienmarkt durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Studie könnte den wichtigsten Akteuren in dieser entstehenden Branche Einblicke gewähren, die ihnen bei der Planung von Entwicklungen in den kommenden fünf Jahren helfen könnten, und die ihnen helfen, die Rolle der Regulierungsbehörden abzuschätzen und ihre Investitionen dementsprechend zu strukturieren. 91 LGI FINAL inside pages GERMAN.in91 91 31/8/07 11:54:49 LGI FINAL inside pages GERMAN.in92 92 31/8/07 11:54:49 Notizen LGI FINAL inside pages GERMAN.in93 93 31/8/07 11:54:50 LGI FINAL inside pages GERMAN.in94 94 31/8/07 11:54:50 Notizen LGI FINAL inside pages GERMAN.in95 95 31/8/07 11:54:50 LGI FINAL inside pages GERMAN.in96 96 31/8/07 11:54:50 September 2007 / Der Konsument digitaler Videos Die Transformation des europäischen Markts für Videocontent Der Konsument digitaler Videos Die Transformation des europäischen Markts für Videocontent LGI COVER GERMAN.indd 1 30/8/07 12:46:32