special - Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
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FILM IN HESSEN SPECIAL LEHRJAHRE DES HERZENS Matthias Schweighöfer dreht in Frankfurt die Komödie „What A Man“. . . . . SEITE XII FILM IN HESSEN EINE TRAINER-LEGENDE Danny Huston und Max Riemelt in dem Spielfilm „Playoff“. . . . . . . . . . . . SEITE VI RAP IN DER MONTAGEHALLE Adnan G. Köse ließ für „Homies“ die Hip Hopper tanzen. . . . SEITE IV HESSISCHER F I L M - U N D K I N O P R E I S 2 010 Bester Film Kino-Kulturpreis Drehbuch Shahada Drei Muslime in Berlin. Sie leben in der Mitte der deutschen Gesellschaft und sie sind gläubig. Autor und Regisseur Burhan Qurbani zeigt in dem sensibel inszenierten Drama am Beispiel dreier verschränkter Geschichten, wie diese Migranten ihren Weg suchen und dabei den Zwiespalt zwischen Modernität und Tradition bewältiPreis: 35.000 Euro ■ gen müssen. Sushi in Suhl Mit Witz und Sympathie erzählt Jens-Frederik Otto die Geschichte von Rolf Anschütz aus Suhl im Thüringen der 60er Jahre, der das Sushi in die DDR brachte. Die Jury findet, dass sich hier „Unterhaltsamkeit und Tiefe wunderbar ergänzen“. „Sushi in Suhl“ ist ein Heimatfilm, der den Anschluss an die Globalisierung der Moderne nicht verpasst. Preis: 7.500 Euro ■ Fernsehpreise Darsteller Bester Dokumentarfilm David Wants to Fly David, ein junger Filmemacher auf der Suche nach Inspiration, will es mit der Transzendentalen Meditation probieren. Der Filmemacher wird zum Pilger auf den Spuren der TM-Bewegung zwischen Spiritualität und Investigation. Dabei gelingt David Sieveking das Kunststück, seine detektivische Sinnsuche als leichtfüßige Reise ins filmische Ich zu erzählen. Preis: 20.000 Euro ■ Kurzfilm (für gewerbliche Kinos) Bali-Kinos Kassel Preis: 12.500 Euro Mal Seh’n Kino Frankfurt Preis: 10.000 Euro Orfeo’s Erben Frankfurt Preis: 10.000 Euro Kino Traumstern Lich Preis: 10.000 Euro Filmladen Kassel Kassel Jessica Schwarz Capitol Kino Für ihre Rolle als Romy Schneider in dem Fernsehfilm „Romy“ von Thorsten C. Fischer. ■ Witzenhausen Preis: 7.500 Euro Preis: 7.500 Euro Ried-Casino Nauheim Preis: 5.000 Euro Kammer/Palette/Atelier Matthias Schweighöfer und Milan Peschel Für ihre Rollen in dem Tatort „Weil sie böse sind“, Regie: Florian Schwarz. ■ Sonderpreis der Jury Marburg Preis: 5.000 Euro Programmkino Rex Darmstadt Preis: 5.000 Euro Kino Kelkheim Kelkheim Preis: 2.500 Euro Kino-Kulturpreis (für kommunale Kinos) Mod Mood Mein blaues Cello Zwei Teenager aus Deutschland und Brasilien tauschen sich über die Internetplattform Myspace aus. Täglich und stundenlang mit ihren Fotos, ihrer Musik und ihren Alltagsbeschreibungen. Als beide sich im realen Leben treffen, geht die Kommunikation zunächst nicht so leicht vonstatten, bis sie einen Roller entdecken und mit diesem durch die Stadt fahren. Ivi Roberg reflektiert in ihrem Film über die Vorteile und Tücken moderner Kommunikation. Preis: 10.000 Euro ■ Hochschulabschlussfilm Er ist auf den großen und kleinen Bühnen Frankfurts zuhause, spielt bei Ausstellungseröffnungen und Ju© biläen, bei Hochzeiten und Todesfällen. Mit seinem Cello tanzt Frank Wolff durch Deutschland und manchmal um die halbe Welt. Der Film von Wolfgang Würker folgt dem Musiker und Reisenden in jene Grenzbereiche, in denen Musik aufhört und das Geräusch beginnt. Er zeigt Gegenwart und Vergangenes, erzählt von Leben und Tod. ■ PAOLO-Film filmecho | filmwoche Weiterstadt Preis: 4.500 Euro Filmforum Höchst Frankfurt am Main Preis: 4.500 Euro Caligari Filmbühne Wiesbaden Preis: 4.000 Euro Kino Deutsches Filmmuseum Frankfurt Preis: 4.000 Euro Trauma Kino im G-Werk Marburg Preis: 1.000 Euro Filme im Schloss Algèrie Mon Amour Film von Nadja Wegfahrt und Theresa Maué. Die Jury findet: „Eine berührende Familienund bewegte Lebensgeschichte, die offen und ohne Schönfärberei die Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen in patriarchalischen Strukturen aufzeigt und mutig von den seelischen Verletzungen durch den Krieg erzählt – mit Folgen für die nächste Generation. Ein Blick ins Leben, der nicht über die Form funktioniert, sondern über Preis: 7.500 Euro ■ menschliche Schicksale.“ KoKi Weiterstadt Wiesbaden Sonderpreise Beste Literaturverf ilmung Ex aequo an Das Letzte Schweigen von Baran Bo Odar und Pippa Lee von Rebecca Miller. Preis: 1.000 Euro Naxos, Kino im Theater Frankfurt Preis: 1.000 Euro Ehrenpreis des Ministerpräsidenten Gudrun Landgrebe Flambiert oder nicht: Gudrun Landgrebe gehört zu den prägenden Gesichtern und Schauspielern des deutschen Kino- und TV-Films. Aktuell ist sie in Oskar Roehlers Film „Jud Süß – Film ohne Gewissen“ zu sehen. ■ Konzeption und Organisation der Veranstaltung: Barbarella Entertainment. FILM IN HESSEN SPECIAL Internationale Teams drehen in Hessen: Shootingstar Noomi Rapace in dem Psychothriller „Babycall“, eine norwegisch-deutsche Produktion (Pandora). Rechts: Dreharbeiten in Wiesbaden mit Danny Huston, Mark Waschke und Hanns Zischler für den Film „Playoff“ von Eran Riklis (Egoli Tossell). Fotos: Pandora, Filmcommission Hessen/Ahrens Mit 20 Millionen Euro wird HessenInvestFilm bis 2013 verlängert. Hessen weiter in der Offensive „Hessen ist eine gute Adresse für den Film in Deutschland.“ Mit diesen Worten warb Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva KühneHörmann (CDU), für den Medienstandort ihres Landes auf der Berlinale. Gleichzeitig verkündete sie, worauf die Branche mit Spannung gewartet hatte: die Fortsetzung von HessenInvestFilm. Bis 2013 stehen somit jährlich abermals fünf Millionen Euro aus diesem Topf zur Verfügung, die zur wirtschaftlichen und strukturellen Stärkung der hessischen Filmbranche beitragen sollen. Welchen Auftrieb die wirtschaftliche Filmförderung dem Standort verschafft hat, lässt sich allein anhand der vermehrten Dreharbeiten in Frankfurt, an der Bergstraße, im Rheingau und andernorts in Hessen ablesen. Tatsächlich sind in den vergangenen beiden Jahren so viele Drehgenehmigungen erteilt worden, wie selten zuvor. Nicht nur für TV-Serien oder Fernsehspiele wie etwa den neuen „Tatort“ (mit Ulrich Tukur), sondern auch für große, teils international aufgestellte Kinoproduktionen. Dennoch war im Herbst 2009 noch unklar, ob das hessische Fördermodell, das 2002 erstmals aufgelegt worden ist, fortgesetzt würde. Die Zustimmung des Finanzministers zur Mittelfreigabe stand noch aus, zumal vor dem Hintergrund der schwelenden Finanz- und Wirtschaftskrise. Seitens der Ministerin Kühne-Hörmann allerdings bestand nie ein Zweifel an der Effi- zienz des Programms. Wiederholt hatte sie sich für die Verlängerung ausgesprochen, denn, wie sie auch jetzt noch mal betont, „durch das Förderinstrumen HessenInvest Film sind dem Standort spürbar Impulse gegeben worden. Das lässt sich nicht zuletzt an der großen Zahl von Filmen ablesen, die hier 2009 und 2010 gedreht wurden und die nicht nur dem Standort Hessen einen erheblichen Imagegewinn beschert haben, sondern auch konkret Rückflüsse erwarten lassen.“ Dass es ungeachtet strapazierter Staatskassen gelungen ist, den Fonds nun unverändert – auch in seiner Kapitalausstattung – fortzusetzen, verbucht Kühne-Hörmann als Erfolg und als sichtbares Bekenntnis der Politik zum Standort und der damit verbundenen Filmförderung. Somit wird HessenInvestFilm für weitere vier Jahre verlängert, dotiert mit insgesamt 20 Millionen Euro. Die Mittel werden von der landeseigenen Wirtschaftund Infrastrukturbank (WI-Bank) über den Kapitalmarkt beschafft und bereitgestellt, abgesichert wiederum durch eine entsprechende Bürgschaftserklärung des Landes. Durch die guten Erfahrungen in der Praxis bestätigt, sind die Richtlinien im Grundsatz unverändert geblieben. Danach gelten weiter die bekannten Eckdaten: Vergeben werden bedingt rückzahlbare Darlehen, verzinst mit zwei Prozent auf sieben Jahre, bei einem Hessen-Effekt von mindestens 100 Prozent. Foto: picture alliance/Marius Becker Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst: Eva Kühne-Hörmann. Geblieben ist ebenfalls, was Hessen von anderen Fördermodellen diametral unterscheidet: die Erfolgsbeteiligung des Landes im Falle etwaiger Produzentengewinne. In der Erwartung, die Effizienz von HessenInvestFilm weiter zu optimieren, soll künftig, wie es aus dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) verlautet, das Portfolio der Bewilligungskriterien verdichtet werden. Das heißt, es soll verstärkt auf die Umsetzung der harten Wirtschaftskriterien geachtet werden, was nicht nur die Höhe und Qualität des Hessen-Effektes (Umsätze, Drehtage und ähnliches) betrifft, sondern speziell die Marktfähigkeit eines Projektes. Gemäß Kriterienkatalog, der sich gleichrangig aus den vier Parametern Qualität des Projekts, Imagegewinn, Hessen-Effekt und Marktgängigkeit eines Vorhabens zusammensetzt, gilt offiziell weiter die Koexistenz von Qualität und Marktpotenzial für die Antragsbewilligung, doch an der eigentlichen Stoßrichtung des Programms lässt die Kulturministerin keinen Zweifel: „Es geht uns insbesondere darum, hessischen Unternehmen wie auch den auswärtigen Firmen, die sich in Hessen ansiedeln wollen, eine nachhaltige Perspektive zu bieten, um Beschäftigung und Einkommen in der Film- und Medienbranche zu sichern. Wir haben deshalb Hessen Invest Film jetzt neu justiert, um noch mehr Drehtage in Hessen zu realisieren und damit den Film- und Medienstandort noch gezielter zu stärken.“ Besonders glücklich ist KühneHörmann, dass es gelungen sei, die neu gebildete Prüfungskommission hochkarätig zu besetzen. Neben profilierten Persönlichkeiten aus Hessen wie Regisseur Rolf Silber und der Dokumentarfilmerin SungHyung Cho, dem Produzenten Carl Schmitt (StarCrest Media) und dem Generalmanager der UPI, Paul Steinschulte, gehören dem Gremium auch auswärtige Juroren an wie Michael Schmid-Ospach, früherer Leiter der Filmstiftung NRW, Heike Wiehle-Timm (Relevant-Film Hamburg) und Benjamin Herrmann (Majestic-Verleih Berlin). Mit Befriedigung hat die örtliche Filmwirtschaft auf die Verlängerung von Hessen Invest Film reagiert. „Dieses Zeichen der Kontinuität ist eminent wichtig – auch für die WahrLesen Sie weiter auf nächster Seite 왘 40/2010 filmecho | filmwoche III SPECIAL FILM IN HESSEN Gutes Spielfilmjahr mit neun Produktionen Immer mehr Filme werden komplett in Hessen gedreht. Paralleler Drehbeginn Ende September. Ob die Rhein-Main-Halle in Wiesbaden, eine ehemalige Sporthalle der US-Armee in Hanau oder eine Montagehalle in Frankfurt-Fechenheim. Alle diese Hallen dienten in den vergangenen sechs Monaten Spielfilmproduktionen als Drehorte, in denen zum Teil Studiosets errichtet werden konnten. Mit der Zunahme der Spielfilmproduktionen in Hessen sind nicht nur die Locations gefragt, sondern es mussten auch die infrastrukturellen Voraussetzungen wachsen und sich dem Bedarf anpassen, wie die Leiterin der Film Commission Hessen Kathrin Ahrens bestätigt. Außer den Produktions-Teams und -equipment werden häufig auch die Dienstleistungen der Postproduktion und Visual-Effects-Branche genutzt. Jüngstes Beispiel ist Franziska Buchs Verfilmung „Yoko“ nach dem gleichnamigen Roman von Knister, eine internationale Koproduktion unter Federführung der Münchner Blue Eyes Fiction, die für einige Drehtage nach Hessen kommt. An der von Hessen Invest geförderten Produktion wird das Postproduktionshaus Pixomondo mit seinem hessischen Studio beteiligt sein und digitale Effekte beisteuern. Signifikant auch der Anstieg der internationalen Produktionen in Hessen: Insgesamt 33 Drehtage gastierte das Produktionsteam zu dem Spielfilm „Playoff“ in Frankfurt und Wiesbaden. Die deutsch-israelisch-französische Koproduktion von Egoli Tossell Film ist von Hes- 왘 Fortsetzung von Vorseite nehmung des Standorts außerhalb der Landesgrenzen“, so die Einschätzung von Karl Eberhard Schäfer, Sprecher der Vereinigung der Hessischen Filmwirtschaft. Aus seiner Sicht sei auch mit der Jury gewährleistet, dass alle Gruppen angemessen berücksichtigt seien. Im Kern begrüßt auch die AGDok eine wirtschaftliche Förderung, soweit sie den Dokumentarfilm nicht ausklammert. Der DoIV filmecho | filmwoche 40/2010 sen Invest Film mit der Höchstsumme von einer Million Euro gefördert worden. Viele Szenen sind an Schauplätzen in Wiesbaden sowie in den extra errichteten Sets in der Rhein-Main-Halle entstanden (siehe Bericht auf Vorseite). Schon im März des Jahres drehte ein internationales 30-köpfiges Team ebenfalls unter Studiobedin- gungen einige Wochen in Hessen. Für den Film „The Exchange“ des israelischen Regisseurs Eran Kolirin wurde detailgetreu eine israelische Drei-Zimmer-Wohnung in eine ehemalige Sporthalle der USArmee in Hanau hineingebaut. Das Rap-Musical „Homies“ von Adnan G. Köse (mit Jimi Blue Ochsenknecht), eine Gemeinschafts- produktion von Enigma Film mit Starhaus Film und Odeon Pictures, entstand in einer Villa in Bad Homburg, in der Naxos Halle in Frankfurt und in einer Montagehalle in Frankfurt-Fechenheim. Einen wichtigen Part zur Akquisition und Betreuung der Produktionen leistet die Film Commission Hessen. In diesem Jahr folgen die Produktionen im monatlichen Wechsel oder entstehen gar parallel. Das hat es früher nicht gegeben. Und neu ist, bekräftigt Kathrin Ahrens, dass immer mehr Spielfilme komplett in Hessen gedreht werden und nicht nur für einige Produktionstage ein Gastspiel geben (siehe Interview auf Seite IX). Ganz aktuell haben Ende September an der Bergstraße die Dreharbeiten zu dem Spielfilm „Die Festung“ der Berliner Kordes & Kordes Film begonnen, eine Comingof-Age-Geschichte von Nicole Armbruster (Hessen Invest Film fördert mit 400 000 Euro). Nur einen Tag zuvor war ebenfalls Drehstart für die romantische Komödie „What a Man“, die Schauspieler Matthias Schweighöfer vor dem Hintergrund der Frankfurter Skyline selbst inszeniert. Es produzieren Schweighöfer und Partner Marco Beckmann mit ihrer Frankfurter Pantaleon Films gemeinsam mit Fox International als Koproduzent. Hessen Invest Film beteiligt sich bei dieser Produktion mit 500 000 Euro (siehe Extrabericht). Bernd Jetschin 왎 kumentarbereich hat in Hessen traditionell starke Wurzeln und trägt zur Infrastruktur der hessischen Medienlandschaft nachhaltig bei. So kann Hannes Karnick (AGDok Hessen) nicht nachvollziehen, dass künftig der Hessen-InvestTopf für solche Filmprojekte nicht mehr offenstehen soll, die parallel auch Mittel bei der kulturellen Förderung beantragt und bekommen haben. „Warum“, fragt Karnick , „will man kleinen, ambitionierten Werken von vornherein diese Chance auf Zusatzmittel verbauen, wenn sie doch den Kriterien genügen? Nicht selten sind doch gerade diese kleinen Filme rentabler aufgestellt als irgendwelche Mammutprojekte.“ Kritisch geht die Branche auch mit dem Stillstand in Sachen Reorganisation der hessischen Förderlandschaft um. Der Tenor der Kritik: zu viele parallel agierende Einrichtungen; zu undurchsichtige Kompetenzzuschreibungen; die Förderung erfolge aus einem Guss, wie sich die Medienwirtschaft das wünschen würde. Dass in dieser Hinsicht Handlungsbedarf besteht, erkennt Kühne-Hörmann an und verweist auf laufende Abstimmungsprozesse: „Die Neustrukturierung der hessischen Filmförderlandschaft steht nach wie vor auf der Tagesordnung. Kürzlich habe ich mit Vertretern der Branche erneut darüber gesprochen und sie gebeten, ihre Vorstellungen zu konkretisieren. Darüber werden wir dann in weiteren Gesprächen beDaniel Güthert 왎 raten.“ Regisseur Adnan G. Köse und Jimi Blue Ochsenknecht hier bei den Dreharbeiten zu dem Rap Musical „Homies“. Foto: Film Commission Hessen/Ahrens SPECIAL Fotos: Film Commission Hessen/Ahrens FILM IN HESSEN Frankfurt überzeugt als New-York-Double Zwei Tage im April wurde der Diplomfilm „We Miss You“ für die Filmakademie Ludwigsburg in Frankfurt realisiert. Die große Herausforderung für das 35-Personen-Filmteam und die Regisseurin Hanna Maria Heidrich bestand darin, die Neue Mainzer Landstraße als New York Avenue herzurichten. Szenenbildnerin Jill Schwarzer leistete einen umfangreichen Job: Yellow-Cabs, Flaggen, US-Letter-Mailboxen bis hin zu aufgeklebten Graffitis, Hot-Dog-Ständen, NY-typischen-Verkehrsschil- dern und Mülleimern säumten die Neue Mainzer Landstraße. Gespickt wurde das Set auch mit echtem Subway-Smoke. Rund 30 Komparsen waren zudem beteiligt, um der Straße den „New-York-Flair“ einzuhauchen. Der Dreh an den Osterta- Im neuen Filmmuseum 2011. www.das-neue-filmmuseum.de Gefördert durch: gen verlief bei typischen New-YorkWind sehr gut und Frankfurt überzeugte als Big-Apple-Double. Die Postproduktion wird zeitnah abgeschlossen sein, damit „We Miss You“ noch dieses Jahr auf Festivals einge왎 reicht werden kann. SPECIAL FILM IN HESSEN Regisseur Eran Riklis (mit Max Riemelt, ganz rechts) beim Dreh zu „Playoff“. Ein Coach mit Vergangenheit In Wiesbaden und Frankfurt drehte Eran Riklis seinen neuen Kinofilm „Playoff“ mit Danny Huston in der Hauptrolle. Er steht kettenrauchend am Spielfeldrand und beobachtet voller Leidenschaft seine Mannschaft. So erinnern sich seine Verwandten und die ehemaligen Teammitglieder an den legendären israelischen Basketballtrainer Ralph Klein (1931–2008). Und so spielt ihn auch Danny Huston in „Playoff“ unter der Regie von Eran Riklis („Lemon Tree“, „Die syrische Braut“). Klein war als Trainer für die Israelis in den 70er Jahren etwa so bedeutsam wie Joachim Löw für die Deutschen heute. Er machte die Basketballer von Maccabi Tel Aviv zum Europameister und sich selbst zum Nationalhelden. Doch dann geschah das Unglaubliche: Der gebürtige Berliner, dessen Vater in Auschwitz ermordet wurde, kehrte auf dem Höhepunkt seiner Karriere nach Deutschland zurück. Er wurde Trainer der damals völlig bedeutungslosen westdeutschen Nationalmannschaft und führte diese 1984 zur Olympiade nach Los Angeles. Für die Israelis ein Schock. Mit dieser umstrittenen Trainerrolle beginnt der Film „Playoff“. Sein Protagonist heißt jedoch nicht Ralph Klein, sondern Max Stoller – was den Drehbuchautoren Gidi Maron, David Akermann und Eran Riklis gewisse künstlerische Freiheiten erlaubt. Schließlich soll es nicht nur ein Film über ein Sportereignis sein. Der Basketball ist Hintergrund für eine ganz andere Ge- VI filmecho | filmwoche 40/2010 schichte. Stoller begibt sich in Frankfurt auf die Spurensuche nach seiner Kindheit, nach einem traumatischen Erlebnis mit seinem Vater. Dabei lernt er eine türkische Immigrantin und deren Tochter kennen, die ebenfalls ihren Vater suchen. Für Regisseur Riklis ist es „die Geschichte zweier verlorener Seelen“. Die eine sucht in Produzent Jens Meurer, Danny Huston, Kameramann Deutschland ihre Ver- Rainer Klausmann und Eran Riklis. Fotos: Egoli Tossell gangenheit, die andere ihre Zukunft. Und zugleich geht eine Million Euro die Hessen Invest es um die Gegenwart, um das Ver- Film beisteuert, die damit ihre hältnis zwischen Israel und höchstmögliche Fördersumme verDeutschland und um Probleme der gibt. Für die Hessen ist der Film ein weltweiten Migration. Prestigeobjekt, denn schließlich „Playoff“ ist eine Koproduktion wurde bis auf einen Tag am Bodenvon Egoli Tossell Film, Fidélité see ausnahmslos in Frankfurt und Films (Frankreich) und Topia Com- Wiesbaden gedreht. Außenaufnahmunications (Israel) mit Unterstüt- men gab es unter anderem in Frankzung von Hessen Invest Film, Eu- furt-Sachsenhausen und dem Wiesrimages, Deutscher Filmförder- badener Bergkirchenviertel, wo ein fonds, MFG und FFA sowie dem türkischer Kiez aus den achtziger deutsch-französischen Abkommen Jahren entstand. Die Wiesbadener und dem Rabinovitz Fond (Tel Rhein-Main-Hallen dienten als Aviv). Zur Besetzung gehören ne- Produktionsbasis und als Studio, in ben Danny Huston („Robin dem vor allem die BasketballseHood“), die Französin Amira Ca- quenzen gefilmt wurden. Hier fand sar sowie Hanns Zischler, Max Rie- man noch den für die Achtziger Jahmelt, Mark Waschke und Irm Her- re typischen Parkettboden, den mann. Das Gesamtbudget beträgt heutige Basketball-Arenen nicht 5,3 Millionen Euro, wobei allein mehr besitzen. Und die Produkti- on nutzte auch sonst alle technischen Möglichkeiten, die es vor Ort gibt. Das reicht vom Kopierwerk der ABC Taunusfilm bis hin zur Tonbearbeitung bei Fundamental. Für den Produzenten Jens Meurer ist Eran Riklis der ideale Regisseur. „Er blickt mit israelischen Augen auf Deutschland, so wie auch die Hauptfigur. Und dann die Mischung von einem bekannten Star und einem tollen deutschen Ensemble, ich glaube, dass sich das auch international sehr gut sehen lassen kann.“ Dabei schielt Meurer schon ein bisschen auf eine mögliche Oscar-Nominierung, denn „Playoff“ wird größtenteils in englisch gedreht. „Wir kommen also nicht in die Kategorie ‚Fremdsprachiger Film‘, sondern sind normal dabei. So wie wir es gerade mit unserem deutschen Film ‚Ein russischer Sommer‘ erlebt haben, der zwei Nominierungen erhielt. Und ich denke, dass diese Geschichte auch für ein amerikanisches Publikum sehr interessant ist.“ Begründet wird die englische Sprache durch das Drehbuch. Indem der Coach sich weigert, mit seinem Team deutsch zu sprechen, entsteht zusätzliche dramatische Spannung. Der echte Ralph Klein dagegen sprach deutsch und liebte Deutschland, wie seine Witwe Roth Klein betont: „Er kam mit offenem Herzen nach Deutschland, für ihn zählten nur die Menschen und der Sport, nicht die Politik.“ Und sie ist überzeugt, dass ihm der Film – von dem sie schon erste Muster gesehen hat – sehr gefallen hätte. Danny Huston arbeitet übrigens nicht zum ersten Mal in Deutschland. 1995 übernahm er in Babelsberg die Regie bei dem Film „Die Eisprinzessin“ (mit Katharina Witt). Eran Riklis dagegen dreht zum ersten Mal hier. Er ist beeindruckt von hessischen Gegensätzen, von „der Intensität, die Frankfurt bietet und der Ruhe Wiesbadens. Und wie leicht es ist, Straßen oder Brücken für Dreharbeiten zu sperren. Wir fühlen uns hier sehr wohl.“ Die Kamera führt übrigens – wie schon bei „Lemon Tree“ – der Schweizer Rainer Klausmann. Der Weltvertrieb von „Playoff“ liegt bei der Firma Wild Bunch, die den Film auch in Deutschland verleiht. Die Premiere soll nächstes Jahr auf der Berlinale oder in Cannes stattHarald Zander 왎 finden. FILM IN HESSEN SPECIAL Kordes & Kordes Henners Traum in Heppenheim für Fernsehpreis Am 21. September haben in Heppenheim an der Bergstraße die Dreharbeiten zu dem Familiendrama „Die Festung“ von Kordes & Kordes Film mit Karoline Herfurth, Ursina Lardi und Peter Lohmeyer begonnen. Regisseurin Kirsi Liimatainen inszeniert ein spannendes Familiendrama. Die Coming-of-Age-Geschichte zeigt das Thema der familiären Gewalt aus der Perspektive dreier Schwestern, die zwischen Angst und Familiensolidarität hin und her gerissen sind. Das Buch stammt von Nicole Armbruster, die dafür mit dem Thomas-Strittmatter-Drehbuchpreis ausgezeichnet wurde. Nach mehreren Schauspieler- und Komparsencastings überzeugte vor allem die Heppenheimerin Elisa Essig. Sie spielt nun die Kinderhauptrolle der 13-jährigen Johanna. Weitere Darsteller sind: Monika Lennartz, Rahel Ohm und Christian Wittmann. Das Filmprojekt entsteht in Koproduktion mit dem Kleinen Fernsehspiel des ZDF und wird von Hessen Invest Film mit 400 000 Euro gefördert. Unterstützt wird das Projekt von der Film Commission Hessen, der Kreisverwaltung der Bergstraße und der Indo-Ger왎 man Film Agency. impressum Special Film in Hessen ist ein Supplement der Ausgabe Nr. 40 vom 8. Oktober 2010 Verlagsanschrift Verlag Horst Axtmann GmbH, Marktplatz 13, 65183 Wiesbaden, Tel. (06 11) 3 60 98-0, Fax (06 11) 37 28 78 ISDN: (06 11) 9 10 00 54 E-Mail info@filmecho.de Der Dokumentarfilm „Henners Traum“ von Klaus Stern wurde in der Kategorie „Beste Dokumentation“ für den Deutschen Fernsehpreis nominiert (Verleihung am 9. November). Die Produktion wurde von der Hessischen Filmförderung unterstützt und bereits mit dem Hessischen Filmpreis 2009 und dem Adolf-Grimme-Preis 2010 BJ 왎 ausgezeichnet. Die Kommission für Hessen InvestFilm, die wirtschaftliche Filmförderung für die Film- und Medienwirtschaft in Hessen, hat in ihrer jüngsten Sitzung zwei Projekte zur Finanzierung mit insgesamt 925 000 Euro empfohlen. 500 000 Euro gingen an das Animationsprojekt „7 Zwerge – der 7bte Zwerg“ , frei nach den Brüdern Grimm. Die Buchvorlage liefert Bernd Eilert, die Regie liegt in den Händen von Boris Aljinovic. Der „7bte Zwerg“ wird in 3D hergestellt. In dem Weltkriegs-Drama „Lore“ muss ein 14jähriges Mädchen, nachdem die Mutter verschwindet, mit ihren vier jüngeren Geschwistern auf eine gefahrvolle Reise durch das zerstörte Deutschland begeben. Das Projekt der Berliner Rohfilm wird in Koproduktion mit Australien realisiert, die Regie führt Cate Shortland. Hessen InvestFilm fördert das Projekt mit 425 000 Euro. In Hessen finden 18 BJ 왎 Drehtage statt. Anzeigenleitung Marc Stille Redaktion Bernd Jetschin, b.jetschin@t-online.de Mitarbeit Claudia Prinz, Dieter Brockmeyer, Daniel Güthert, Reinhard Kleber, Roland Keller Layout und Produktion Thomas Merk Anzeigen Anzeigenpreisliste 2010 Druck Druckerei Chmielorz GmbH, Ostring 13, 65205 Wiesbaden Vervielfältigung, Speicherung und Nachdruck gleich welcher Art, auch auszugsweise, bedarf der schriftlichen Genehmigung des Verlages. Für Anzeigenaufträge und Abonnements sind Wiesbaden und Hamburg Gerichtsstand und Erfüllungsort. Der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. angeschlossen ISSN 0015-1149 dankt dem Land Hessen für seine vielseitige Unterstützung! 7 Zwerge mit Hessen Invest Internet www.filmecho.de Chefredakteur Ralf Bögner Das Deutsche Filminstitut – DIF 40 Jahre Tatort: Tukur fahndet Am 29. November gibt Ulrich Tukur als Wiesbadener LKA-Ermittler Felix Murot seinen Einstand beim „Tatort“ im Ersten. Der vom Hessischen Rundfunk produzierte Tatort ist gleichzeitig die Jubiläumsfolge. Am 28. November wird die älteste Krimi-Reihe des deutschen Fernsehens 40 BJ 왎 Jahre alt. goEast Deutsches Filminstitut – DIF e.V. Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt am Main Tel.: 069 - 961 220 220 Filmarchiv des Deutschen Filminstituts – DIF Friedrich-Bergius-Straße 5, 65203 Wiesbaden Tel.: 0611 - 97 000 10 Digital Department im Filmhaus Wiesbaden Murnaustraße 6, 65189 Wiesbaden ZZZGHXWVFKHV¿OPLQVWLWXWGH 40/2010 filmecho | filmwoche VII SPECIAL FILM IN HESSEN Rita Thies, Kulturdezernentin in Wiesbaden; Maria Wismeth, Geschäftsführerin Hessische Filmförderung; Günter Schmitteckert, Abteilungsleiter Kultur und Kunst im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Foto: HFF Hilfreich ist auch Vernetzung und Kommunikation Hessische Filmförderung – die Kulturelle Filmförderung des Landes Hessen und des Hessischen Rundfunks. Nach wie vor behauptet die Hessische Filmförderung ihren Platz in der Reihe der kulturellen Länderfilmförderungen. Mit einem Basisetat von rund 2,1 Millionen Euro steht sie auf soliden Füßen. Dabei versucht sie, die Balance zwischen dem Kulturgut und der Ware Film zu halten, indem sie ihre Aufmerksamkeit einerseits auf die künstlerische Qualität und inhaltliche Relevanz, andererseits auf das erfolgversprechende Verwertungskonzept eines Filmprojektes richtet. Die Förderkette umfasst alle Bereiche: von der Projektentwicklung bis zur Verwertung. „ Wir wollen Filme ermöglichen, die sich phantasievoll vom Mainstream abheben und unterstützen Projekte nicht nur finanziell, sondern auch durch Kommunikation und Vernetzung“, sagt die Geschäftsführerin der Hessischen Filmförderung, Maria Wismeth. Dadurch sind innovative Low-Budget-Spielfilme entstanden. Gleichzeitig hat sich eine aktive, weit über die Landesgrenzen anerkannte Dokumentarfilmszene etabliert, die vielfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Dokumentarfilmer Andrzej Klamt, Hessischer Filmpreisträger 2000, weiß: „Dokumentarfilme sind in Hessen nur mit der Hessischen Filmförderung möglich, denn au- VIII filmecho | filmwoche 40/2010 ßerhalb von Hessen ist es sehr schwierig, Fördergelder zu bekommen. Ohne die Hessische Filmförderung hätte ich keinen einzigen meiner Kinodokumentarfilme drehen können.“ Ein gutes Beispiel, wie Hessische Filmförderung idealerweise funktionieren kann, ist der aus München zurückgekehrte Christoph Strunck, der als Koproduzent des Kinofilms „Cloudcluster“ insgesamt 37 500 Euro Förderung aus Hessen erhielt. Strunck ist Jahrgang 1979, in Bad Nauheim geboren und hat bis zum Ende seiner Schulzeit in Friedberg gelebt. Nach Praktika bei Senator Film, der neue deutsche Filmgesellschaft ndF und Indigo Film studierte er an der Münchner Filmhochschule HFF. Schon während der Studienzeit gründete er mit zwei Kommilitonen die Produktionsfirma Toccata-Film, mit der er insgesamt rund 15 Kurzfilme produzierte. Die Filme tourten auf vielen Festivals und heimsten den einen oder anderen Preis ein. Das verschaffte ihm so viel Renommee, dass er einen Job als Assistant Producer bei einem großen Spielfilmprojekt erhielt. „Der rote Baron“ wurde in Prag auf Englisch gedreht und bescherte ihm ein arbeitsreiches Jahr, währenddessen er sich schweren Herzens von Toccata Film verabschiedete, um weiter für die Produktionsfirma des „Roten Baron“ zu arbeiten. Aber der Wunsch nach einer eigenen Firma und das Gefühl, zu seinen Wurzeln zurückzukehren, zog ihn in zurück in seine alte Heimat, die beschauliche Wetterau. Ruhe war ihm allerdings dort nicht gegönnt, denn dem Angebot seiner alten Partner und Freunde von Toccata Film, deren Film zu koproduzieren, konnte er nicht widerstehen. „Cloudcluster“ von Regisseurin Pia Strietmann ist die Geschichte einer zerrütteten Familie, in der die Mutter ganz überraschend stirbt und in der die restliche Familie in der kurzen Zeit zwischen Tod und Beerdigung die Chance entdeckt, wieder gegenseitig Verantwortung füreinander zu übernehmen – ein Stoff, der ihm sehr gefallen hat. In dieser Richtung möchte er weiter produzieren und obwohl es eine eher irrationale Entscheidung war, möchte er der Region erhalten bleiben: „Aus Vernunftgründen geht man nicht von München nach Frankfurt, wenn man Filme produzieren will. Das war eine reine Bauchentscheidung. Ich war in den letzten zehn Jahren für meine Verhältnisse sehr viel unterwegs, sehr rastlos. Da habe ich den Drang verspürt, zumindest für eine gewisse Zeit, bis sich das Fernweh wieder in mir meldet, mal irgendwo anzukommen. Der Langfilmstoff, den ich mit mir herumtrage, ist auch hier in der Heimat verortet, deshalb brauche ich eine größere Nähe, um mich mit dem Stoff besser auseinander setzen zu können.“ Hessen kann sich über den Rückkehrer freuen. Seit einigen Jahren engagiert sich die HFF auch im Bereich der Stoffentwicklung und Ausbildung. Hier setzt man verstärkt auf Kooperation. Das Drehbuch-Camp ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der MFG-Filmförderung Baden-Württemberg, der Hessischen Filmförderung und der ARD/ZDF-Medienakademie. Das DrehbuchCamp führt seit 1996 zwei Mal jährlich freie Autoren und Produzenten mit Redakteuren, Regisseuren und Produzenten von ARD und ZDF zusammen. Die Kurse finden im Frühjahr in Freiburg und im Herbst in Wiesbaden in einer Campussituation im Medienpark unter den Eichen statt. Sie bilden ein Curriculum, das innerhalb von drei Jahren – neben der bisherigen Tätigkeit – durchlaufen werden kann. Die Hessischen Filmförderung vergibt dafür insgesamt 5 000 Euro im Jahr an Stipendien. Dazu kommen weitere Unterstützer: Degeto Film GmbH, die Stadt Wiesbaden und die Freiburg Wirtschaft, Touristik und Messe GmbH & Co. KG. Seit 2010 gehört auch die Zürcher Filmstiftung zu den Kooperationspartnern. So sind in diesem Jahr zum ersten Mal Stipendien, für Freiburg im Frühjahr und für Wiesbaden im Herbst, vergeben worden. „Da mit einer Aufstockung des Etats in naher Zukunft nicht zu rechnen ist“, sagt Maria Wismeth, „sind wir weiterhin auf der Suche nach Kooperationspartnern. Das DrehbuchCamp ist für freie Filmschaffende und Redakteure aus den verschiedenen Regionen offen und verbreitert mit der Schweiz die Kooperationsmöglichkeiten. Gemeinsam mit der MFG Baden-Württemberg werden in diesem Jahr zum ersten Mal Drehbücher aus Baden-Württemberg und Hessen einer interessierten Produzentenschaft auf den Filmtagen in Hof bei einer Pitching-Veranstaltung vorgestellt. Solche Aktivitäten wertet Wismeth als geldwerte, strukturelle Förderung. Claudia Prinz ■ FILM IN HESSEN Interview mit Kathrin Ahrens, Leiterin der Film Commission Hessen. Zwischen Idyll und Metropole Positive Entwicklungen in der regionalen Filmbranche sieht Kathrin Ahrens, Leiterin der Film Commission Hessen bei der Hessischen Filmförderung. Im Vergleich zu den etablierten Filmstandorten hat Hessen noch Nachholbedarf. Aber mit jeder Filmproduktion im Land wird die lokale Branche gestärkt. Inwieweit haben sich mit der wachsenden Spielfilmproduktion in Hessen auch die infrastrukturellen Bedingungen weiter entwickelt? Wir registrieren schon für den Scouting-Bereich, dass die Anfragen stark zunehmen. Daher haben sich zwei hessische Scouts in das Feld der Spielfilm-Motivsuche neu einarbeiten können. Einer von den beiden hatte viel für die Werbung gearbeitet und kümmert sich nun verstärkt wieder um den Film. Und der andere war bereits komplett nach Berlin gezogen und kommt häufig wieder zurück, um hier für die Produktionsfirmen zu arbeiten. Und auch bei einer weiteren Frankfurter Scouting Firma haben die Film-Aufträge so stark zugenommen, so dass der Lebenspartner ebenfalls mitarbeitet. Mit welchen Erwartungen kommen die Produzenten an den Standort? Und welche Bedingungen knüpfen sie daran? Wir sind zumeist erste Anlaufstelle, wenn Produktionsfirmen sich in Hessen umschauen. Etwa bei der Produktion „Die Festung“ haben wir Vorschläge unterbreitet, in welchem Städtchen der Film spielen könnte. Wir weisen je nach Anfrage und Motivsuche auf die Möglichkeiten hin, hierfür leistet auch unsere Motiv-Datenbank gute Dienste, bevor die Scouts dann die einzelnen Motive suchen. Die Forderungen der Produzenten können zum Teil erfüllt werden. Wir sind in Hessen durchaus in der Lage, komplette Teams zusammenzustellen. Aber diese kreativen Fachkräfte gibt es nicht im Dutzend wie in Berlin oder München und in anderen Filmregionen. Diese hochqualifizierten Kräfte, die wir hier für alle Bereiche haben, sind sehr gefragt und auch sehr gut beschäftigt. Wenn SPECIAL Assistenten. Für den Film „Homies“ hat eine junge Szenenbildassistentin das erste Mal das Szenenbild komplett verantwortet. Wir setzen darauf, dass diese Kräfte in der Region beschäftigt bleiben können, wenn mehr Produktionen hierher kommen. Es fehlt konkret an großen Filmstudios wie in Köln oder Berlin. Gleichwohl hat sich in diesem Jahr gezeigt, dass es unter Umständen eine Möglichkeit ist, in einer gemieteten Halle ein Set zu bauen und einzurichten. Dass hat sehr gut funktioniert. … und darüber hinaus? Wir registrieren eine Reihe positiver Entwicklungen am Standort. So hat sich eine internationale FilmserviceFirma für Garderoben- und Mas- zwei Spielfilmproduktionen paral- Frankfurt. Gedreht wird mittlerweilel entstehen wie „Die Festung“ le überall vom Rheingau bis zur und „What a man“, dann wird es Bergstraße. Ist diese Vielfalt die schnell eng bei dem Angebot an Stärke des Standortes? Fachkräften. Für den Bereich Kino- Die Vielfalt und vor allem auch die ton gibt es einen sehr guten Ton- kontrastreichen Locations sind für mann, der sich entscheiden muss, Hessen typisch. Einerseits ländliche für welche Produktion er arbeitet. Bereiche und dann Frankfurt als eine Gibt es denn eine Weiterentwicklung sehr moderne Kulturmetropole mit an Fachkräften für Kinoproduktionen einem internationalen Look. Es in der Region? hängt immer an den Stoffen. ChrisDurchaus. Dies lässt sich konkret toph Hochhäusler hat im vergangeanhand der italienischen Produkti- nen Jahr seinen Film „Unter Dir die on „La vita tranquilla“ und der Stadt“ in Frankfurt gedreht, weil Produktion „Playoff“ feststellen. Die eine Produktion wurde vergangenen November im Taunus gedreht, die andere in diesem Sommer in Wiesbaden und Frankfurt. Beide Spielfilme wurden vom gleichen Produktionsleiter betreut. Im November hatte er noch viel Personal mitgebracht. Bei den Dreharbeiten zu „Playoff“ waren schon mehr hessische Kräfte am Set wie Location-, Ton- und Makeup-Spezialisten. Gefragt sind ebenso die hiesigen Szenenbildner. Diese Fachkräfte sind Am Set von „Playoff“: Markus Frank (Stadtrat Frankfurt), häufig auch für hochwertiPolia Bauer (Hessen Invest Film), Danny Huston, Jens Meukenmobile sowie Specige TV-Filme wie z. B „Tatrer (Egoli Tossell Film), Kathrin Ahrens (Film Commission) al Effects neben Nordorte“ beschäftigt, deren Pround Beate Collin (Presseamt Frankfurt). Foto: Egoli Tossell rhein-Westfalen nun duktion oft Anfang des Jahres feststehen. Deshalb konnten die diese Bürotürme im Bankenviertel auch in Frankfurt niedergelassen, die beiden Szenenbildner, die schon ein wichtiger Bestandteil der Ge- sogar Fahrzeuge mit Wetdownfür Kinospielfilme gearbeitet haben, schichte sind. Das ist ein Frankfurt- Möglichkeit besitzt – für Filmfahrjetzt nicht für „Die Festung“ oder Film geworden, der die Hochhaus- ten auf nassen Fahrbahnen. Der Ge„What a Man“ zusagen. Wenn Pro- architektur zeigt und die Glasfassa- schäftsführer sieht Frankfurt als eine duzenten viel in Berlin, München den mit der Kamera entlang fährt. Kinostadt mit großem Potenzial. Ein anderes Beispiel ist die ABC oder NRW drehen, sind sie dort eine Auch der neue Film von Matthias größere Auswahl an guten Fach- Schweighöfer „What a Man“ spielt Taunusfilm in Wiesbaden, wo inveskräften gewohnt, die sie auch kurz- in Frankfurt und entsteht komplett tiert wurde. Dort entwickelte man in der Stadt. Für den Kinofilm für die aktuellen Produktionen der fristig engagieren können. Der Produktionsleiter von „Play- „Hanni und Nanni“ produzierte Pandora sowie für den Spielfilm off“ hat sich binnen weniger Mona- das Team drei Tage lang in der Nähe „Playoff“ die Negative. Es ist enorm te wieder für den Dreh in Wiesbaden von Frankfurt im Taunus. Hier wichtig für den Standort, dass man entschieden, weil er die Region nun ländliches Idyll, dort die moderne sofort die Muster sehen kann und kennt. Er wollte wieder nach Wies- Wolkenkratzer-Metropole, nur we- das manchmal sogar in einem Kino baden, weil er dort ohne Probleme nige Kilometer von einander ent- wie dem Wiesbadener Caligari. Besonders erwähnen möchte ich die komplette Crew unterbringen fernt, das ist ein attraktives Umfeld das neue Ensemble des Frankfurter konnte. Aber das Team hat sich in- für Regionen. Schauspielhauses mit einigen Schauteressanterweise auch aus Motiv- Woran mangelt es noch? gründen für die Stadt Wiesbaden Es wäre schön, wenn mit dem hö- spielern, die für Film und Fernsehen entschieden, die einige Gebäude und heren Spielfilmaufkommen im Jahr gearbeitet haben. Das alles trägt Straßenzüge besitzt, die sich als 80er- die qualifizierten Leute am Stand- dazu bei, dass Frankfurt und die Reort gehalten werden oder auch zu- gion jetzt wieder mehr als Kinostadt Jahre-Kulisse bewährt haben. Bei Kinokulisse denkt man in Hes- rückgeholt werden können. Das gilt gesehen wird. sen zu allererst an die Skyline von im Übrigen auch für die talentierten Interview: Bernd Jetschin 왎 40/2010 filmecho | filmwoche IX dalena Kopp, die 13 Jahre mit Carlos liiert war. Vor drei Jahren verfasste die heute 62-Jährige dieses Buch, in dem sie sich Dreharbeiten für die israeRechenschaft ablegt über lisch-deutsche Produktion ihre eigene Schuld an der „The Exchange“. Foto: Pandora Seite des Terroristen. Anders sieht es bei den beiden internationalen Koproduktionen aus, die nicht nur durchfinanziert, sondern auch bereits abgedreht sind und sich gegenwärtig im Schnitt befinden. Mit „Babycall“ beabsichtigt Pandora bei der Berlinale 2011 ins Rennen zu gehen. „Ein ungeheuer spannendes Drehbuch“, versichert Mit zwei internationalen Spielfilmprojekten und einem Dokumentarfilm Karl Baumgartner, „über eine Frau, ist die Frankfurter Pandora-Film auch 2010 wieder aktiv. die paranoid ihren kleinen Sohn überwacht und dabei immer tiefer in eine Phantasiewelt abzudriften Wer in Hessen von internationaler auch „Gigante“ des Argentiniers senerfolg war, hat Pandora das För- scheint.“ Eine verstörenden Figur, Filmproduktion spricht, kommt an Adrián Biniez (Silberner Bär 2009). derdarlehen von HessenInvestFilm für die der norwegische Regisseur einem Namen nicht vorbei: der Durchschnittlich vier bis fünf (250 000 Euro) tatsächlich komplett Pål Sletaune den Shootingstar des Frankfurter Pandora-Film, die seit Produktionen im Jahr entstehen abgelöst. europäischen Kinos gewinnen über 25 Jahren für renommierte unter dem Dach der Pandora. ÜberAktuell arbeitet Baumgartner an konnte: Noomi Rapace, die durchArthouse-Ware steht. Als Verleih wiegend in Köln. Mit der Filmstif- drei Produktionen, die ebenfalls geknallte Hackerin in der „Millenund Produktionsgesellschaft 1982 tung NRW bot Nordrhein-Westfa- durch Finanzspritzen aus Hessen nium“-Trilogie von Stieg Larsson. gegründet, ist das Unternehmen bis len einen unvergleichlichen Stand- getragen sind. Mit jeweils 400 000 Fünf der insgesamt 32 Drehtage heute dem Standort Frankfurt – ne- ortvorteil. Baumgartner erinnert Euro sind die beiden Spielfilme von „Babycall“ (Budget: 2,9 Millioben Köln und Berlin – treu geblie- sich: „Es war zwingend für uns, den „The Exchange“ und „Babycall“ nen Euro) sind in Hessen erfolgt. ben und sorgt mit seinen Projekten Hauptsitz unserer Produktionsfir- aus dem Filmfonds bedacht wor- An zwei Originallocations machte dafür, dass Hessen auf der Landkar- ma 1996 nach Köln zu verlegen. den. Dem Dokumentarfilm „In The das norwegisch-schwedisch-deutte internationalen Filmschaffens Ohne öffentliche Hilfe ist ein cine- Dark Room“ über das Leben des in sche Team Mitte Mai in Frankfurt präsent ist. astisch ambitioniertes Kino in Frankreich inhaftierten Terroristen Station, um im Krankenhaus Geführt wird das Unternehmen, Europa nicht denkbar. Kein euro- Carlos (Regie: Nadav Schirman) Höchst und in einer Schule die letzdas etwa ein Dutzend Mitarbeiter päisches Land ist groß genug, sich wurden 80 000 Euro seitens der kul- ten Einstellungen einzufangen. Als zählt, nach wie vor von den beiden selbst refinanzieren zu können.“ turellen Filmförderung (Hessischer Kinostart ist das Frühjahr 2011 anGründern Reinhard Brundig und Insofern ist es für ihn im Rück- Rundfunk und Land) zugespro- visiert (Verleih NFP). Karl Baumgartner, Brundig lenkt blick nur folgerichtig gewesen, dass chen. Allerdings ist die FinanzieUngleich umfangreicher und aufdie Geschäfte in erster Linie in Hessen 2002 mit der Filmförderung rung von „Dark Room“, wie Baum- wendiger waren die hessischen Köln und Berlin, während der Süd- HessenInvestFilm nachgezogen hat. gartner ergänzt, noch nicht ge- Dreharbeiten für die israelischtiroler Baumgartner, den es An- „Mit dem Filmfonds ist der Medien- schlossen. Es handele sich um ein deutsche Gemeinschaftsproduktifang der 70er Jahre aus Italien an den standort hier im Grunde gerettet on „The Exchange“ von Eran KoMain verschlagen hat, nach wie vor worden. Denn nur so war es für lolirin. Erzählt wird darin von einem das Büro in Frankfurt leitet. jungen israelischen Wissenschaftler kale Produzenten – auch für uns – Den renommierten Produzenten möglich, sich an ausgewählten, in(Rotat Keinan), der eines Tages wie in Frankfurt zum Interview zu tref- ternationalen Vorhaben zu beteiliaus heiterem Himmel neben sich fen, ist nicht einfach. Baumgartner gen und damit Aufträge nach Hessteht und sein ganzes, in sauber geregelten Bahnen verlaufendes Leist ständig unterwegs: Drehbesuche, sen zu holen. Und das Geld ist ja ben in Frage stellt. Um den RegioVertragsverhandlungen, Festival- nicht einfach weg, sondern hat dem naleffekt aus der Hessen-Beteiliteilnahmen, Preisverleihungen. Standort unverkennbare Impulse gung von 400 000 Euro zu erfüllen, Heute Toronto, morgen San Sebas- gegeben.“ hatte sich Pandora entschieden, alle tian, Locarno oder Rotterdam. Nicht zuletzt hat Pandora selbst Innenaufnahmen von Wohnung Kaum ein Film aus der Pandora- von dem Programm profitiert. Ein und Unibüro in Hessen zu realisieFactory, der nicht zu einem der gro- halbes Dutzend Titel sind von Hesren. So wurde mangels geeigneter ßen Festivals eingeladen wäre. Und senInvestFilm bislang bezuschusst Studiokapazität eine ehemalige USregelmäßig sind die Pandora-Beiträ- worden. Filme, die gerade in ihrer Kaserne in Hanau zu einem perfekge unter den Preisträgern, wie etwa künstlerischen Qualität für sich ten Studioset ausgebaut. Die Fertig„Teza“ (2008) des äthiopischen Alt- sprechen. Zugleich ist Pandora etstellung mit Schnitt (Tel Aviv) und meisters Heile Gerima, der auf al- was gelungen, was in der Förder- Produzent Karl Baumgartner Postproduktion (Frankfurt, Berlen bedeutenden afrikanischen Fes- landschaft, nicht allein in Hessen, tivals die Hauptpreise abgeräumt Seltenheitswert hat. Im Fall des sehr kompliziertes und mit 800 000 lin) ist bis Herbst 2011 vorgesehen, hat, oder der vielfach prämierte Dokumentarfilmes „Der letzte Euro vergleichsweise teures Projekt, um dann, wie Baumgartner speku„Tulpan“ von Sergei Dvortsevoy Trapper“ von Nicolas Vanier, der in das auf dem Buch „Die Terrorjah- liert, im Wettbewerb am Lido daDaniel Güthert 왎 (unter anderem Cannes 2008) oder Frankreich ein phänomenaler Kas- re“ beruht. Geschrieben hat es Mag- bei zu sein. Aushängeschild für Hessen X filmecho | filmwoche 40/2010 FILM IN HESSEN Medienschnittstelle Buchmesse Frankfurt StoryDrive nennt sich das neue Forum auf der Frankfurter Buchmesse (6. bis 10. Oktober), das auch die bisherigen Aktivitäten der Veranstaltung rund um Film und Kino einbezieht. Hollywood scheint auf der Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr zum Greifen nah. Zumindest suggerieren dies in diesem Jahr gleich mehrere Veranstaltungen und Initiativen, die aus den Anstrengun- gen der Buchmesse entwachsen sind, die seit 2003 Synergien aus dem Treffen von Literatur- und Filmbranche in Frankfurt, auf der Berlinale und beim Filmfest München (Börsenverein und FFF-Cluster AVM) ziehen. Der Titel „Frankfurt StoryDrive“ deutet schon daraufhin, dass das zweitägige Film & Media Forum (Forum Ebene 0) inzwischen auch die internationale Medien- und Entertainment-Welt anspricht. Dort sollen sich zwei Tage lang Entscheider und Visionäre, wie es heißt, austauschen und gemeinsame Projekte anschieben. Erstmals richtet sich das Forum auch explizit an alle Medienbranchen, Print, Film, Musik, Games, Social Media sowie an Content-Anbieter aus den Bereichen Telekommunikation und Internet, um Kooperationsgeschäfte anzustoßen. Die Buchmesse will damit der „Veränderungen beim Geschich- tenerzählen“ Rechnung tragen. In der Session „How to Sell to Hollywood“ legen Produzenten dar, wie man als Verlag, Gamespublisher oder Produzent mit ihnen ins Geschäft kommt, und geben Tipps, welche Spielregeln und Verhaltensweisen zu beachten sind. Matchmakings, Stoffbörsen und andere Programmpunkte ergänzen den Bereich. Partner sind neben anderen die Allianz Deutscher Produzenten Film & Fernsehen. Parallel zu der BusinessPlattform spricht das Wochenendprogramm „StoryDrive – You too“ mit Filmpreviews, prominent besetzten Talks und interaktiven Sessions auch die Öffentlichkeit an. Verleger und Produzenten sind am 8. und 9. Oktober eingeladen, neue Talente und crossmediale Formen des Erzählens zu entdecken. Die Gewinner des Crowdsourcing-Wettbewerbs werden im Kino 1 des Film & Media Forums vorgestellt. StoryDrive ist Teil der Gesamt-Initiative Frankfurt Sparks (auf deutsch Funken), die auch das Programm Frankfurt Hot Spots umfasst, in dem es um neue Geschäfts- und Kommunikationsmodelle beim Zusammenwachsen der Medien und bei Social Media geht. Ziele sind die Vernetzung über Branchengrenzen hinweg, um die Frankfurter Buchmesse als Content- und Medienmesse weiter auszubauen. Prämiert wird während der Buchmesse auch die beste internationale Literaturverfilmung 2010, die im Rahmen des Hessischen Film- und Kinopreises verliehen wird und mit 10 000 Euro dotiert ist. Im Rennen um den 2003 geschaffenen Preis sind „The Road/ Die Straße“, „Das letzte Schweigen“, „A Single Man/Der Einzelgänger“, „Eat Pray Love“, „The Private Lives of Pippa Lee“ und „Small World“. Weitere Informationen unter der Adresse www.storydrive-frankke 왎 furt.com.. SPECIAL FILM IN HESSEN Mann oder Mäuschen XII filmecho | filmwoche 40/2010 Foto: Fox Mavie Hörbiger und Nora Tschirner besetzt. Der Freund und Egotrainer wird von Filmpartner Friedrich Mücke aus „Friendship“ gespielt. Matthias Schweighöfer dreht nicht zum ersten Mal in Frankfurt. Zuletzt stand er hier 2009 für den „Tatort: Weil sie böse sind“ vor der Kamera. Damals wohnte er in Sachsenhausen und das hat ihm so gut gefallen, dass viele Szenen seines Films dort spielen. Andere Drehen in Frankfurt: Drehorte sind am Main, rund Elyas M’Barek, Sibel Kekilli um den Opernplatz und am und Matthias Schweighöfer. Flughafen. Schweighöfer ist voll des Lobes über die Stadt und den Location Scout von der Matthias Schweighöfer dreht romantische Komödie „What A Man“. Hessen Film Commission, der diese Drehorte ausgesucht hat. „Frankfurt ist, außer über die ‚Tatort‘-Folgen, keine so erzählte Stadt und ich finde es total interessant, die Stadt In Frankfurt läuft ein junger Mann als Koproduzentin auf. Twentieth dass es reicht, einfach normal zu einmal so zu zeigen, wie man sie durch die Straßen, der inzwischen Century Fox of Germany wird den bleiben und sich vielleicht auf Men- vielleicht noch gar nicht kennt. Man auch in dieser hektischen Stadt Film am 8. September 2011 in die schen zurück zu besinnen, die man hat ja von Frankfurt immer nur das schon das eine oder andere Mal er- Kinos bringen. schon länger kennt. Er muss lernen, Bild einer Wirtschaftsmetropole kannt und um ein Autogramm gebe„What A Man“ ist eine romanti- sich zu stellen, anstatt immer nur in mit den verglasten Bankentürmen. ten wird. Er ist einer der begabtes- sche Komödie über einen jungen die nächste Beziehung zu springen Die Stadt besitzt viele schöne Seiten deutschen Schauspieler und hat Lehrer namens Alexander, der von und vorwärts zu rennen. Das klingt ten. Und wenn man hier so ein Märin Film und TV so unterschiedliche seiner Freundin verlassen wird. Es erst einmal dramatisch, aber dabei chen erzählt, wird daraus etwas anRollen wie Friedrich Schiller, den Ba- ist nicht seine erste gescheiterte Be- entstehen auch viele lustige Situa- deres als in Berlin. Ich kannte schon ron von Richthofen, Rainer Langhans ziehung und er fragt sich, was er tionen.“ viele Orte, aber die Film Commisoder Marcel Reich-Ranicki verkörpert wohl falsch macht. Voller VerzweifEin Mann ist für Matthias sion hat uns beim Aussuchen der und sogar in einer Hollywood-Pro- lung nimmt er Nachhilfe im Fach Schweighöfer jemand, bei dem sich Drehorte sehr geholfen“. duktion („Operation Walküre“) an „Wie werde ich ein richtiger Frauen sicher und geborgen fühlen Seinem Debüt als Regisseur sieht der Seite von Tom Cruise mitgewirkt: Mann?“ bei einem Freund, der in können, weil sie wissen, dass er sich Matthias Schweighöfer gelassen entMatthias Schweighöfer. diesen Dingen als Experte gilt. vor sie stellt, wenn eine Gefahr gegen. Er habe die Regie übernomAm 21. September haben die „Er scheitert ziemlich schlimm an droht. Ein Mäuschen dagegen sei men, weil das von ihm mitentwiDreharbeiten zu seinem neuesten seinen ersten Beziehungen, so dass viel bescheidener und viel zurück- ckelte Drehbuch von einem eigenen Film „What A Man“ in Frankfurt er sich nicht mehr einzuordnen haltender und brauche vielleicht Humor geprägt sei. Und er findet begonnen, in dem er nicht nur die weiß: Ist er jetzt eher Mann oder eine Frau, die ihn mit durchs Leben es schwierig, diesen Humor einem Hauptrolle spielt, sondern auch für Mäuschen?“, erklärt Schweighöfer, zieht. Am Ende des Films, wie anderen Regisseur zu überlassen, Drehbuch, Regie und Produktion der zusammen mit Doron Wisotz- könnte es anders sein, ist sein Pro- weil er dann nicht wisse, was daraus mitverantwortlich zeichnet. Pro- ky das Drehbuch geschrieben hat. tagonist Alexander fit für eine neue wird. Bescheiden wie immer duziert wird „Er muss wieder zu sich selbst Liebe. schränkt er ein: „Ich mache das mit Frankfurt zeigen, der Film von kommen und begreifen, dass man Die weibliche Hauptrolle in einem tollen Koregisseur zusamwie man es noch der Firma Pan- sich gar nicht unbedingt immer für „What a Man“ spielt Sibel Kekilli. men. Der heißt Torsten Künstler – nicht kennt taleon, der ne- andere verändern muss, sondern Weitere weibliche Rollen sind mit mit dem habe ich auch schon bei ben ihm Mar‚Keinohrhasen‘ und ‚Zweiohrküco Beckmann und Dan Maag angeken‘ zusammengearbeitet. Er hören und die ihren Sitz außer in kommt von der Regie her und arBerlin auch in Frankfurt hat. Für beitet auch viel mit Til Schweiger Schweighöfer ist dies eine logische zusammen, da habe ich einen FachFolge der hessischen Filmfördemann an der Seite. Alleine würde ich rung: „Hessen hat ein gutes Fördermir das gar nicht zutrauen.“ Die Dreharbeiten von „What A system, das sich sehr engagiert daman“ sollen insgesamt 34 Tage bis rum bemüht, Filme nach Hessen zu Mitte November dauern. Auf Matholen. Auch ich habe deshalb einen thias Schweighöfer wartet dann beFirmensitz hier in Frankfurt“, sagt reits ein neues Projekt: Unter der Reer. gie von Oliver Schmitz wird er die „What A Man“ wurde mit Hauptrolle in der Verfilmung von 500000 Euro von HessenInvestWladimir Kaminers Bestseller „RusFilm gefördert. Die amerikanische Claudia Prinz ■ Fox International Productions tritt Führt auch Regie: Matthias Schweighöfer am Set von „What A Man“. Foto: Trambow/Fox sendisko“ spielen. FILM IN HESSEN Für HessenInvestFilm in den Kino-Ring gestiegen. MURNAU-STIFTUNG Boxlegende Schmeling auf der Leinwand Stärker auf die Schulen zugehen Maske Schauspielunterricht zur Vorbereitung auf die Rolle, um auch jenseits des Boxrings glaubwürdig zu agieren. In weiteren Rollen treten u. a. Heino Ferch (als Trainer Max Machon), die junge Wienerin Anna Wuest (Ehefrau Anny Ondra) und Filmpreisträger Vladimir Weigl als jüdischer Manager Joe Jacobs auf. Ursprünglich sollte der Film, der im Sommer 2009 in Kroatien und in Hessen gedreht wurde, schon im Frühjahr starten. Doch diese ehrgeizige Vorgabe sei, so Produzent Herold, nicht zu halten gewesen. Dazu waren die Dreharbeiten und die digitale Endfertigung zu aufwändig. Bekanntlich haben Sportfilme ihre eigenen Gesetze, und von Anfang an sei das Ziel gewesen, die legendären Fights des Champions hautnah und Henry Maske als Max Schmeling möglichst authentisch einzufangen. Mehr als einmal hatte Boll in InIn Zagreb, in den bekannten Jaterviews betont, dass Henry Mas- dran-Studios, fand der Großteil der ke, der Ex-Weltmeister im Halb- siebenwöchigen Filmaufnahmen schwergewicht, die Idealbesetzung statt. Hier wurden die elektrisierensei; ein Glücksfall von Statur, Bo- den Schauplätze des New Yorker xerklasse und Aussehen her. Zudem Yankee Stadiums, der Waldbühne ist Maske mit 45 Jahren exakt in dem und des Berliner Sportpalasts nachAlter, in dem Schmeling seine letz- gebaut, Tausende von Statisten einten Kämpfe nach dem Krieg bestritt, gesetzt. Und für die Kämpfe beals er noch einmal von Null anfan- stand Uwe Boll auf gestandene Progen musste. Mehrere Monate nahm fis, bis hin zu Weltklasseathleten wie Sollte jemals seine Biographie verfilmt werden, soll Box-Legende Max Schmeling einmal gesagt haben, dann wünsche er sich seinen Freund Henry Maske als sein „Double“. Regisseur Uwe Boll hat sich daran gehalten: In dem Biopic „Max Schmeling“ hat er Maske, den Gentlemankämpfer, für die Titelrolle besetzt. Jetzt ist das von der Uwe-Boll-AG und der Frankfurter Herold Production fertiggestellte Boxer-Porträt, das mit Förderung vom DFFF und von Hessen Invest Film entstanden ist, in den Kinos angelaufen. „Ziel muss es sein, dass filmkulturelle Erbe, das wir als Stiftung verwalten, in der Öffentlichkeit noch sichtbarer zu machen.“ So umreißt Thomas Zeipelt, der neue Vorstand der Murnau-Stiftung die Zukunftsaufgabe seines Hauses. Dazu will er vor allem die Bildungsarbeit verbessern, das heißt stärker als bisher auf Schulen und Bildungsträger zugehen. In einem Teilbereich, bei den sogenannten Vorbehaltsfilmen, findet eine entsprechende Zusammenarbeit mit dem Institut für Kino und Filmkultur (IKF) schon lange statt. Durch das Zusammengehen mit weiteren Partnern im Bildungssektor verspricht sich Zeipelt neue Impulse und einen zusätzlichen Verbreitungsgrad. Vor diesem Hintergrund werden der- dem kubanischen Juniorenweltmeister Yoan Pablo Hernandez (als „Brauner Bomber“ Joe Louis) und Mittelgewichtsweltmeister Arthur Abraham als Richard Vogt, Schmelings letztem Gegner 1948 in der Berliner Waldbühne. Weitere Drehorte waren in Hessen die Bergstraße und das Schloss Sommerberg in Wiesbaden, das als Kulisse für Schmelings ostpreußisches Landgut diente. Obgleich auf die Aufnahmen im Ring so entschiedener Wert gelegt worden ist („Die besten Boxszenen der Filmgeschichte“, O-Ton Uwe Boll), so reicht die Handlung (Buch: Timo Berndt) doch weit über die SPECIAL zeit Kooperationsgespräche geführt, beispielsweise Vision Kino und den Schulkino-Wochen. Zeipelts Zielvorstellung wäre es, dass mehr Filme als bisher aus dem historischen Bestand der MurnauStiftung in die Kinos gelangen. 1966 ist die Friedrich-Wilhelm-MurnauStiftung mit Sitz in Wiesbaden ins Thomas Zeipelt Leben gerufen worden, um das kulturelle Filmgut aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zu bewahren und zu verwalten. So umfasst das Archiv der Stiftung ungefähr 2000 Stummfilme und über 1000 Tonfilme vor allem aus dieser Ära, darunter Stummfilmklassiker wie „Der blaue Engel“ und „Metropolis“. Seit Juni 2010 steht Thomas Zeipelt an der Spitze der MurnauDaniel Güthert ■ Stiftung. unvergesslichen Duelle hinaus. Gezeigt wird vielmehr, wie Herold feststellt, die Geschichte eines Stars im Spannungsfeld zwischen Erfolg und propagandistischer Vereinnahmung durch die Nazis – der Schmeling allerdings widerstand. Weder war er bereit, sich von seiner tschechischen Frau Anny Ondra, noch von seinem jüdischen Manager Joe Jacobs zu trennen. Verliehen wird der mit 5,5 Millionen Euro budgetierte Film über Central Film von der Hochheimer Firma KSM, ein Independant-Label, das sich auf die Vermarktung von Home Entertainment spezialiDaniel Güthert 왎 siert hat. 40/2010 filmecho | filmwoche XIII SPECIAL FILM IN HESSEN Kinostart für „Das Sandmännchen“. Die Geschichte einer „Gute Nacht“-Ikone Am 10. September feierte ein Animationsfilm in Frankfurt seine Hessen-Premiere, der sich anschickt, die großen Hollywood-Produktionen seines Genres herauszufordern. Sein Held ist eine Trickfilmfigur, die fast jeder in Deutschland kennt: das Sandmännchen. Es kommt jeden Abend in verschiedenen Vorabendprogrammen und im KiKa auf die deutschen Bildschirme und erreicht dabei 1,5 Millionen Kinder und Eltern. Weil das Sandmännchen – eine Koproduktion von RBB, MDR und NDR unter Federführung des RBB – eine seit Jahrzehnten eingeführte Marke ist, sei die Herstellungsgeschichte des Kinofilms etwas ungewöhnlicher gewesen, erklärt Jan Bonath von der Produktionsfirma Scopas Medien. „Wir mussten einiges an Überzeugungsarbeit leisten, da die Rechteinhaber RBB und MDR anfangs massive Bedenken hatten. Es wurde befürchtet, dass das Image des Sandmännchens verändert und beeinträchtigt, wenn nicht sogar nachhaltig geschädigt werden könnte. Angenommen, ein stark veränderter Sandmann würde die Kinder begeistern, dann könnte es für den Sender problematisch werden, gerade weil es ein festes Format ist, von dem nicht abgewichen werden kann. Aber wir hatten nicht vor, diese bekannte Figur einem Imagewandel zu unterziehen und haben letztlich mit unseren Ideen überzeugt und das nötige Vertrauen gewonnen“. Als die Sender zufrieden waren, wurden die Rechte auf Senderseite nicht nur notgedrungen freigegeben, sondern das Projekt mit großem Enthusiasmus und finanziellem Engagement unterstützt. Die Gesamtherstellungszeit betrug fast zwei Jahre, allein die Kerndrehzeit dauerte über fünf Monate – und mehr als 350 Mitarbeiter waren an der Fertigstellung beteiligt. Von Seiten der Filmförderer schlug dem Konzept zuerst Skepsis entgegen, denn es wurde bezweifelt, dass die TV-Figur den Sprung ins Kino schaffen könnte. Deshalb bezeichnet es Bonath als sehr hilf- Der Film zum Aus der Glühbirne Zuta Film an Dokumentarfilm „Bulp Fiction“ beteiligt. Spielfilm mit Regisseur Bogdan Dreyer in Planung. Nach dem Kinoerfolg mit dem Dokumentarfilm „Plastic Planet“, der in Deutschland und Österreich von über 200000 Zuschauern im Kino gesehen wurde, interessiert sich der Frankfurter Produzent Daniel Zuta gleich für das nächste gewiss nicht weniger brisante Umwelt-Thema.. „Bulp Fiction“ beschäftigt sich mit der EU-Glühbirnenverordnung und wird wieder als eine Koproduktion der Neuen Sentimental Film in Wien des Werbefilmproduzenten Thomas Bogner mit der Zuta Produktion realisiert. Autor und Regisseur Christoph Mayr schaut auf Konzerne wie Phi- XIV filmecho | filmwoche 40/2010 lips und Osram, die mit der Umstellung auf Energiesparlampen ein Milliardengeschäft an Land gezogen haben, sowie auf die Risiken des Leuchtstofflichtes, das zwar einen geringeren Stromverbrauch garantiert, aber wegen seines Quecksilbergehaltes in der Sondermüll-Deponie entsorgt werden muss. Nach „Plastic Planet“ ist auch „Bulp Fiction“ von Hessen Invest Film unterstützt worden. „Bulp Fiction“ soll nächstes Jahr im Spätsommer auf den Markt kommen, wenn das endgültige Aus der Glühbirne besiegelt ist und im Handel Der Animator des Sandmanns am Set. Foto: Scopas Media AG/Hartz reich, dass HessenInvestFilm neben dem Medienboard Berlin-Brandenburg bereits zu einem frühen Zeitpunkt bereit war, das Projekt anzuschieben. Danach stiegen die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM), die Filmförderung Baden Württemberg (MFG), sowie Hamburg/Schleswig-Holstein (FFHSH) und die FFA ein. Darüber hinaus förderten der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) und das DeutschFranzösische Koproduktionsabkommen (Minitraite). Der Hauptteil der Finanzierung kam aus Deutschland, aber auf Messen gab es bereits im Vorfeld Interesse aus Frankreich, aus Skandinavien und anderen Territorien. Und auch ein Verleih, Falcom Media, wurde schnell gefunden. Außerdem gibt es für die Finanzierung zehn Lizenznehmer, die Merchandising-Produkte wie Bilderbücher, Rätselblöcke und Bettwäsche anbieten. Diese werden eine neue Kindergeneration in die Welt des Sandmännchens begleiten, das selber bisher keine eigene Geschichte hatte. „Der Ansatz für unseren Film,“ sagt Jan Bonath, „war es, zu erzählen, wo der Sandmann herkommt, wie er da lebt und was er da macht. Nicht unbedingt als Dokumentarfilm, sondern als eine schöne, spannende Abenteuergeschichte.“ Und das ist mit Sicherheit gelungen. Claudia Prinz 왎 nur noch Leuchtstofflampen erhältlich sind. Seit mehr als 20 Jahren produziert der Frankfurter Produzent in seinem Büro in Frankfurt Hausen internationale Spiel- und Dokumentarfilme. Für die kommenden Projekte hat sich Zuta Film mit einem holländischen Vertriebshaus zusammen getan, das stark in den Beneluxländern aufgestellt ist. Gemeinsam mit dem Holländer Sim van Veen (CAF Holding) hat er in Frankfurt die Harbour Entertainment GmbH gegründet, deren Geschäfte Daniel Zuta als Mehrheitsgesellschafter führt. Ein konkretes Projekt ist die rumänisch-deutsche Koproduktion „Ipu – Daniel Zuta ce que je dit“ , die der Frankfurter Regisseur Bogdan Dreyer in Rumänien mit Topstars wie Gerard Dépardieu und Harvey Keitel inszenieren soll. 70 Prozent der Finanzierung sind zusammen, so Zuta, der von einem Drehbeginn im nächsten Frühjahr ausgeht. Die Geschichte spielt in einem kleinen Dorf in Transsilvanien am Ende des Zweiten Weltkrieges, in dessen Nähe ein deutscher Soldat erschossen wurde. Nachdem die Besatzer ein Ultimatum stellen, wird vergeblich ein Schuldiger gesucht. Aber da ist ja noch Ipu, der Dorftrottel, dem sie eine glanzvolle Helden-Bestattung versprechen, wenn er sich an ihrer Stelle erschießen lässt. Bernd Jetschin 왎 FILM IN HESSEN Altes Haus in neuem Gewand SPECIAL Nonnenprozession: Laterna-MagicaBild, aufgeführt 1824, aus dem Archiv des Deutschen Filminstituts – DIF. Foto: DIF/Uwe Dettmar Das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt wird umgebaut. Die Konzeption der neuen Dauerausstellung steht. Eine erste Vorschau gibt die Direktorin Claudia Dillmann. Seit November 2009 ist das Deutsche Die neue Konzeption erFilmmuseum in Frankfurt am Main läutert die Direktorin wegen umfangreicher ErneuerungsClaudia Dillmann im Gearbeiten geschlossen. Der Umbau der spräch mit Reinhard Kleaus dem Jahr 1913 stammenden Muber. seumsvilla liegt derzeit „voll im Filmecho: Bringt die neue Ausstellung ein Kosten- und Zeitplan“, wie das DeutWiedersehen mit Obsche Filminstitut als Träger des Mujekten aus der alten Präseums und Bauherr kürzlich mitteil- Visualisierung der neuen Dauerausstellung auf te. Die Gesamtkosten belaufen sich Ebene 2: Filmisches Erzählen. Foto: DIF/Atelier Brückner sentation? Claudia Dillmann: Der auf 13,3 Millionen Euro. Die Bauarbeiten werden dazu ge- Werkstattbereich mit Filmstudio erste Teil der neuen Dauerausstelnutzt, die räumliche Aufteilung zu im vierten Stock können vor allem lung, dem Filmischen Sehen geverbessern und die Dauerausstel- Kinder und Jugendliche mit Schnitt, widmet, enthält zahlreiche Exponalung von Grund auf neu zu konzi- Ton und Licht experimentieren und te aus der „alten“ Dauerausstelpieren. Gestaltet wird die Daueraus- sich so das Medium Film ästhetisch lung, die jedoch neu inszeniert werstellung von dem bekannten Atelier aneignen. den. Einzelne neue Ankäufe – wie Brückner aus Stuttgart. Das „neue Komplett modernisiert wird auch etwas Transparenzbilder oder eine Filmmuseum“ soll im Frühsom- das Kino im Untergeschoss. Die Laterna Magica – ergänzen den Bemer 2011 die Tore öffnen. analogen Bauer-Projektoren wer- stand. Außerdem wird es neue Filmgeschichte zum Anfassen er- den überholt und mit neuen Objek- Funktionsmodelle zu den Prinziwartet die Besucher im neu arran- tiven ausgerüstet. Dazu kommt pien des Filmischen Sehens geben. gierten Erdgeschoss. In der Media- demnächst digitale Projektionstech- Neu ist auch ein Kino, das ein abthek können Besucher künftig Bei- nik, neue Kinosessel werden gera- wechslungsreiches, vielfältiges Prospiele aus den filmischen Sammlun- de getestet. gramm zum frühen Film zeigen gen des Hauses anschauen, die bisHerzstück des erneuerten Muse- wird. Teil 2 der Dauerausstellung, her für das Museumspublikum „un- ums ist und bleibt die Daueraus- gewidmet dem Filmischen Erzähsichtbar“ waren, so etwa frühe Fil- stellung, die sich in zwei Bereiche len, wird auf einer gänzlich neuen Reinhard Kleber 왎 Konzeption basieren, mit Filmausme aus Frankfurt, Experimental- gliedert. oder Werbefilme. Die Werke werden aus einer Datenbank zugeFrontseite des Hauses mit spielt. Fassadennachbildung. Der Umbau beschert dem Foto: DIF/Uwe Dittmar Museum nicht zuletzt mehr nutzbare Fläche. Insgesamt werden 1,5 Stockwerke mehr als bisher der Öffentlichkeit zugänglich sein, das entspricht 650 Quadratmeter. Die Bereiche Dauerausstellung und Museumspädagogik wachsen um 30 Prozent auf 1020 Quadratmeter. Sonderausstellungen werden künftig in der dritten Etage präsentiert, wo dann 420 statt bisher 280 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Eine erhebliche Erweiterung erfahren die filmpädagogischen Angebote. Im stark vergrößerten schnitten auf großen Leinwänden, vielen außergewöhnlichen OriginalExponaten, interaktiven Stationen und einer vertiefenden Ebene, die sich alle, untereinander korrespondierend, den Grundfragen von „Schauspiel“, „Ton“, „Bild“ und „Montage“ widmen. Filmecho: In welchem Umfang werden neu angekaufte Stücke oder Objekte aus den Sammlungen künftig ausgestellt? Dillmann: Zu den neuen Exponaten zählen Highlights aus unseren Sammlungen und Dauerleihgaben, von Original-Entwürfen für „Das Cabinet des Dr. Caligari“ und „Metropolis“ über Murnaus Drehbuch zu „Sunrise“ bis zu einer Installation mit Tonspuren aus „Berlin Alexanderplatz“ von Rainer Werner Fassbinder. Filmecho Lassen sich die beiden neuen Ausstellungsbereiche leicht aktualisieren? Dillmann: Dadurch, dass sich die Dauerausstellung den Grundfragen filmischen Erzählens widmet, bleibt sie anschlussfähig an neue technische Entwicklungen, da sich an den Prinzipien nichts wesentliches ändert. Filmausschnitte, Exponate, aber auch Interviews mit Filmschaffenden lassen sich jederzeit austauschen und aktualisieren. Filmecho: Welche Rolle spielt die Interaktivität im neuen Konzept? Dillmann: Es wird interaktive Stationen zu „Ton“, „Bild“ und „Montage“ geben. Beispielsweise können sich die Besucher in einer Lichtbox durch verschiedene Beleuchtungsmodule selbst inszenieren und sich in einer Green-Screen-Passage in verschiedenen Settings bewegen. Sie können Tonspuren ausprobieren und mit Schnittfassungen im Bereich „Montage“ experimentieren. Interview: Reinhard Kleber 왎 40/2010 filmecho | filmwoche XV SPECIAL KURZ NOTIERT Acht Frankfurt mit Uncle Der Frankfurter PostproduktionsDienstleister Acht Frankfurt expandiert. Ein Joint Venture mit dem schwedischen Spezialisten The Chimney Pot Group wird ab Oktober seine Dienste im Hamburger Hof, unweit des Hackeschen Marktes in Berlin Mitte, anbieten. Uncle, so der Name des Unternehmens in Anlehnung an die klassische US-Serie, wird, zunächst nur mit sechs Mitarbeitern, neben Postproduktions-Service vor allem auch internationale Talente vermitteln. „Wir werden gemeinsam mit anderen Firmen den Hamburger Hof als kreativen Hotspot aufbauen und von daher eng zusammenarbeiten“, so Acht-Mitbegründer Ralf Drechsler. Doch damit nicht genug: sollte das gemeinsame Unternehmen mit den Schweden erfolgreich sein, wäre ein internationaler Ausbau bereits Dieter Brockmeyer ■ angedacht. Das Werk fördert Start-ups Seit April dieses Jahres ist der neu gegründete Frankfurter Bewegtbildspezialist Nutcracker der erste Mieter der Gründerwerkstatt, die der Postproduktions-Dienstleister Pictorion Das Werk initiiert hat. Mit der an allen PictorionStandorten angebotenen Gründerwerkstatt will das Unternehmen junge aufstrebende Unternehmen frühzeitig an sich binden. Die jungen Medienprofis profitieren an den Standorten in Düsseldorf, Köln, Hamburg, Berlin, Frankfurt und München von günstigen Büroeinheiten in Citynähe einschließlich moderner Infrastruktur und Serviceleistungen. Die Initiative biete auch Zugang zu attraktiven Kundengruppen, so eine Mitteilung der Pictorion Gruppe. Die Jungunternehmer könnten an diversen Veranstaltungen wie Roadshows, Schulungen und Branchentreffs teilnehmen. Für eigene Veranstaltungen seien Präsentationsräume mit der entsprechenden Technik für bis zu 30 Personen vorhanden. Dieter Brockmeyer ■ XVI filmecho | filmwoche 40/2010 FILM IN HESSEN Der Oscar ging auch nach Weiterstadt Techniker von DFT Digital Film entwickelten den Spirit 4K-Filmscanner. In Weiterstadt bei Darmstadt wird wohl kaum jemand Oscar-Gewinner vermuten. Doch gleich sechs Mitarbeiter der dort niedergelassenen Firma DFT Digital Film Technology nahmen in diesem Februar die begehrte Trophäe in der Sparte Technik in Los Angeles für die Entwicklung des Filmscanners Spirit 4K in Empfang. Stefan Kramper Dieser „Technik-Oscar“ wird von der Academy of Motion Picture Arts and Science einige Wochen vor dem großen viel bekann- nikunternehmen in einem Darmteren Schauspielerdefilee vergeben. städter Vorort sitzt, lässt sich aus der Mit dieser hochkarätigen Auszeich- langen Geschichte des Unternehnung würdigt die Academy die Ent- mens erklären. Es hat sich 1949 unwicklung eines High-Tech-Pro- ter dem Namen Bosch Fernsehen in dukts. Hochwertige Scanner, die Darmstadt angesiedelt. Dieses UnFilmmaterial bis zu einer Auflösung ternehmen wiederum geht zurück von 4K einlesen können, werden an auf die Gründung der Fernseh AG der Nahtstelle zum digitalen Zeit- in Berlin (1929). Die Pionierleistung alter gebraucht. in dieser Zeit war die erste TV-Live„Wir haben heute zwölf Scanner Übertragung überhaupt von der in unserer Produktpalette, vor fünf Olympiade 1936. Jahren waren es nur drei“, erklärt Zuletzt gehörte das Unternehmen DFT-Geschäftsführer Stefan Kram- zu dem Konzern Thomson Systems per den aktuellen Boom, da inzwi- Germany, der die Filmsparte vor schen die ersten Filme in den Archi- zwei Jahren an den Frankfurter Fiven anfingen zu zerfallen. „Gut nanzinvestor Partner Capital fünfzig Prozent unseres Geschäfts Group verkaufte und das seit dem sind bereits dem steigenden Archi- unter dem Namen DFT firmiert. vierungsbedarf geschuldet“. Dass dieses Unternehmen erstDass dieses innovative Filmtech- mals ohne Rückendeckung eines Full-Service für MAZ und digitale Formate PVT Video in Karben: Von der Bildrestaurierung und Normwandlungen bis zur Web-Programmierung. Von der Videoüberspielung bis zur Filmrestaurierung, von der Formatwandlung bis zur Digitalisierung und dem DVD-Authoring – das Geschäftsfeld der Firma PVT Video in Karben bei Frankfurt am Main ist breit gefächert. Begonnen hat das Unternehmen, das heute zu den führenden Bewegtbild-Dienstleis- tern des Rhein-Main-Gebiets gehört, im Jahr 1983 als PVT (Produktion Video-Tonträger GmbH), doch inzwischen hat es sein Tätigkeitsfeld großflächig erweitert. Broadcastkopierungen, Normwandlungen, HD Cross-, Up- und Downkonvertierungen, Bildrestaurierungen und Digitalisierungen großen Konzerns auskommen muss, sei trotz der hohen Entwicklungskosten in der Filmtechnik, kein Nachteil, betont Kramper: „In einem derartigen Nischenmarkt, kommt es neben der Qualität vor allem auf Schnelligkeit an. Im Konzern muss erst ein Entwicklungsantrag gestellt werden und das Budget steht dann in der Regel erst im nächsten Wirtschaftsjahr zur Verfügung. Da waren wir oft im Nachteil und können jetzt viel schneller reagieren.“ Auch der Unternehmenssitz in Weiterstadt ist für Kramper kein Problem; eher im Gegenteil: „Wir haben unsere Kunden weltweit, da ist die Nähe zum Frankfurter Flughafen ein klarer Vorteil. Als Technikunternehmen profitieren wir zudem von der Nähe zur Technischen Universität Darmstadt und den Fraunhofer-Instituten.“ Obwohl analoge Filmproduktionen weiter schrumpfen werden, sieht er optimistisch in die Zukunft. Neben der zunehmenden Nachfrage in den Bereichen Filmrestaurierung und Archivierung rechnet Kramper nicht mit einem schnellen Ende des Einsatzes von Filmkameras am Set:„Es gibt noch etwa 10000 solcher Kameras am Markt, die in der Regel abgeschrieben sind und billig vermietet werden können. Sie machen noch immer bessere Bilder. Nur wenn sich 3D sehr zügig und flächendeckend durchsetzt, dann kann es sehr schnell gehen, denn in 3D kann nur digital gedreht werden.“ Man merkt ihm an: An einen solchen schnellen Siegeszug glaubt Dieter Brockmeyer 왎 er nicht. zählen ebenso zu den Aufgabengebieten wie Web-Programmierung. Kleinere Kopieraufträge für CD und DVD werden oft noch am gleichen Tag erledigt. „Wenn ein Kunde seinen Film von MAZ gerne auf ein Fileformat überspielt haben möchte, um ihn auf AVID oder anderen OfflineSchnittsystemen zu schneiden, ist das für uns kein Problem, wir erstellen jedes gewünschte Fileformat und spielen es auf Festplatte aus“, sagt Michael Dezelski, der sich mit Armin Sievers und Klaus Reich die Geschäftsleitung teilt. Der umfangreiche Gerätepark ist nicht nur auf topaktuelle Formate bis zu HD-Standards für Fernseh- FILM IN HESSEN anstalten vorbereitet, sondern kann auch Filme in veralteten Standards wie U-Matic oder 1-Zoll-Band kopieren oder bearbeiten. Dazu gehören auch Formate aus dem semiprofessionellen Bereich wie SVHS oder High-8. „Wir haben für alle derartigen Standards funktionstüchtige Geräte hier stehen und sind daher auch auf die ausgefallensten Aufträge eingestellt”, versichert Dezelski. „Archive und die Besitzer alter AVAufnahmen sollten sich jedoch nicht mehr zu viel Zeit lassen, ihre Schätze zu sichern und auf die jüngsten Standards zu transferieren“. Um Problemlösungen auf höchstem Qualitätsniveau zu erreichen, setzt PVT Markengeräte der neuesten Generation ein. Das gilt etwa für die Filmrestaurierung, ein wichtiges Standbein der Firma. Hierfür nutzt PVT das in Echtzeit arbeitende Ar- Ein Gerätepark für alle Formate unterhält die Firma PVT in Karben. changel System von Snell & Wilcox, das „zu einer hervorragenden Bildoptimierung ohne Schärfeverlust und ohne Artefakte führt“. Das System kann zum Beispiel Laufstreifen verdecken, einen unruhigen Bildstand deutlich stabilisieren und positiven und negativen Filmschmutz bis zu 90 Prozent in einem Bearbeitungsschritt beseitigen. Von der kostengünstigen Bildoptimierung bis zur Masterbanderstellung Japan auf dem Campus 10 Jahre Filmfestival Nippon Connection. Das japanische Kino gehört seit langem zu einem der produktivsten und vielfältigsten weltweit. Jedes Jahr stellt das ehrenamtliche Team des Filmfestivals Nippon Connection in Frankfurt die neusten Filmproduktionen dieses außergewöhnlichen Landes vor und präsentiert eine hochkarätige Auswahl mit zahlreichen Deutschland-, Europa- und sogar Weltpremieren. Neben dem Fokus auf den aktuellen Spielfilmen öffnet das Festival stets auch ein Fenster für andere Gattungen der Medienproduktion wie Kurz- und Experimentalfilme, Musikvideos, Werbeclips oder TV-Serien. Die Vorführungen in den Kinos werden stets von Workshops, Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Konzerten begleitet. So gelingt es, die präsentierten Filme in ihrem kulturellen Kontext zu vermitteln. Stets stand dabei der akademische Austausch im Zentrum: 2007 fand im Rahmen des Festivals erstmals in Europa die Kinema Club Konferenz statt, die wichtigste akademische Veranstaltung zu Film und bewegten Bild- Filmgespräch mit Regisseuren und Gästen. medien aus Japan. Wer das Festivalgeschehen von Nippon Connection über mehrere Jahre verfolgt hat, dem bot sich die Gelegenheit, künstlerische Entwicklungen zu verfolgen. Regisseure wie Nobuhiro Yamashita, Toshiaki Toyoda oder Yuki Tanada wurden bereits früh entdeckt und kontinuierlich in ihrem Schaffen begleitet. Mit rund 16 000 Teilnehmern hat des Festival in der diesjährigen Jubiläumsausgabe im Frühjahr sein Potenzial voll ausgeschöpft“, wie Marion Klomfass, die Vorsitzende des Trägervereins Nippon Connection, eine insgesamt positive Bilanz zieht. Das Festival ist im studentischen Umfeld der Johann-Goethe-Universität beheimatet und dort groß SPECIAL mit Einzelbildretusche reicht hier das Angebotsspektrum. Bildete noch vor ein paar Jahren die Konfektionierung von VHS-Videocassetten ein wichtiges Geschäftsfeld für PVT, so liegt heute ein Schwerpunkt auf dem Mastering von DVDs und CDs. Derzeit entfällt nach Angaben von Dezelski je etwa ein Drittel des Auftragsvolumens auf Videotransfer und –Ausspielung, Filmrestaurierung und DVD-Produktion. Viele Kunden nutzen das Angebot von PVT, Masterbänder oder Kopien in Archivräumen einzulagern, die dafür optimal ausgelegt und besonders gesichert sind. „Das lohnt sich vor allem bei wiederkehrenden Aufträgen im Tagesgeschäft, denn es verkürzt die Produktionszeit und spart Kosten, weil der Kunde Masterband oder Festplatte nicht jedes mal per Kurier hin- und herschicken muss.“ Reinhard Kleber 왎 geworden. Obwohl inzwischen viele der rund 50 Mitarbeiter keine Studenten mehr sind, gilt es dennoch als studentisches Projekt und die Arbeit wird ehrenamtlich organisiert. Auch die Festival-Besucher sind längst dem studentischen Umfeld entwachsen. „Wir werden zudem internationaler“, erläutert Klomfass. „Im April konnten wir Fachteilnehmer aus Ländern wie Kanada, den USA und aus Frankreich begrüßen. Gemessen an dem Erfolg von Nippon Connection ist das Budget klein. Rund 130 000 Euro stehen jährlich zur Verfügung. Das Land Hessen unterstützt das Festival mit 30 000 Euro, die Stadt Frankfurt steuert ebenfalls einen Betrag bei. Rund ein Drittel des Etats muss über die Eintrittspreise oder durch die Gastronomie erwirtschaftet werden. Nicht zu vergessen sind die Leistungen und das Engagement der Sponsoren, wie beispielsweise das Bankhaus Metzler, das den Cinema Award finanziert. Im kommenden Jahr wird das Festival wieder im gewohnten Rahmen auf dem alten Campus der Universität stattfinden. Ob eine filmkulturelle Initiative wie das Festival Nippon Connection zukünftig auf dem diskutierten KulturCampus im Stadtteil Bockenheim beheimatet sein wird, bleibt abzuDieter Brockmeyer ■ warten. 40/2010 filmecho | filmwoche XVII SPECIAL FILM IN HESSEN weitert werden soll. „Es ist wichtig, diese enge geopolitische Definition von Mittel- und Osteuropa zumindest in einer Sektion auf Filme hin zu öffnen, die nicht aus dieser Region kommen müssen, aber ein klare Perspektive auf Osteuropa haben“, sagt die neue Leiterin. „Jedes Jahr wird es einen Themenschwerpunkt geben und ich werde mit dem Thema Migration anfangen, mit Filmschaffenden aus Osteuropa, die inzwischen im Westen arbeiten oder westlichen Autorinnen und Autoren, die sich für osteuropäische Themen interessieren. In dieser Sektion möchte ich auch jedes Jahr ein Kurzfilmprogramm mit Arbeiten aus dem Video- und Medienkunstbereich unterbringen.“ Die Sektion „Highlights“, die es schon länger bei goEast gibt, soll stärker auf Publikumserfolge und Box-Office-Hits der jeweiligen Länder fokussiert werden, um damit ein junges Publikum mit Migrationshintergrund zu erreichen, das sich vom AuPlakatmotiv für das torenkino bisher nicht nächste goEast-Festival immer angesprochen im April 2011. fühlte. Der Altersdurchund die Präsentation und Diskussion von Filmge- schnitt des Publikums von goEast schichte. goEast wird künftig einen liegt bereits bisher durchaus niedstärkeren Fokus auf diejenigen Re- rig: „Sehr viel Zuspruch bei jungen gionen Osteuropas im Wettbewerb Leuten findet unser Hochschullegen, die im Vergleich zum film- wettbewerb. Es werden Preise in wirtschaftlich weitgehend erschlos- den drei Sektionen Animations-, senen Mitteleuropa weniger wahr- Dokumentar- und Kurzspielfilm genommen werden. Die einem vergeben und die Vorführungen Meister des osteuropäischen Ki- sind sehr gut besucht. Ich denke, nos gewidmete Hommage soll in dass goEast da ein Potenzial hat, dieZukunft jährlich mit einem Porträt ses junge Publikum noch mehr an eines jungen spannenden Regis- sich zu binden“. Das 11. goEast – Festival des mittel- und osteuropäiseurs abwechseln. Zusätzlich wird es künftig die schen Films, das vom 6. bis 12. April Sektion „Beyond Belonging“ ge- 2011 stattfinden wird, wirft seine Claudia Prinz 왎 ben, mit der goEast geografisch er- Schatten voraus. Im Jubiläumsjahr stellt das goEast-Festival einige neuen Weichen. Blickrichtung gen Osten goEast – das Festival des mittel- und osteuropäischen Films feierte 2010 in Wiesbaden ein erstes großes Jubiläum. Zum zehnten Mal bot es einen Querschnitt aus Filmen unserer östlichen Nachbarn, ergänzt durch ein umfangreiches Rahmenprogramm und die Verleihung zahlreicher Preise. In den zurückliegenden Jahren hat sich goEast einen einzigartigen Platz in der deutschen Festivallandschaft erobert. Für Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts – DIF e. V. und Gründerin des Festivals, ist es eine Veranstaltung, die ihr besonders am Herzen liegt: „Als wir in den späten 90er Jahren mit der Konzeption von goEast begonnen haben, ging das vielfach auf Diskussionen mit Leuten meiner Generation zurück, die so gar keinen BeClaudia Dillmann Die Gründerin des Festivals gehört jener Generation an, die sich erst nach ‘89 mit der Kultur in Osteuropa ernsthaft beschäftigt hat. Gaby Babic Die neue Leiterin will die geopolitische Ausrichtung auch etwas öffnen. Die Filmkuratorin war bereits für diverse Festivals tätig. zug zu Mittel-und Osteuropa hatten. Wir gehörten den Nachkriegsgenerationen an, die eher in Richtung Westen orientiert waren. Erst nach ‘89 haben wir begonnen, uns mit dieser Kultur auseinander zu setzen. Ich finde es ganz wichtig, dass wir uns hier in Westdeutschland den historischen und kulturellen Zusammenhängen mit den Ländern Mittel- und Osteuropas stellen. Ein Festival hat die Aufgabe, diese kulturellen Phänomene, Zeugnisse, in diesem Fall Filme, vorzustellen, zu diskutieren und, wie wir das jetzt auch tun, indem wir den XVIII filmecho | filmwoche 40/2010 Ankauf durch das Fernsehen ermöglichen, die Filme einem noch breiteren Publikum jenseits des Festivals bekannt zu machen.“ Seit dem 1. September gibt es bei goEast eine personelle Veränderung: Die bisherige Leiterin Nadja Rademacher, die seit 2008 maßgeblich zur Entwicklung des Festivals beigetragen und die Jubiläumsausgabe in diesem Jahr gestaltet hatte, verlässt aus privaten Gründen das Festival. Neue Leiterin ist die 34-jährige Filmkuratorin Gaby Babic, die sich bereits seit ihrer Studienzeit für goEast interessiert. Sie hat in Frankfurt und Paris Theater-, Film und Medienwissenschaften sowie Germanistik und Politologie studiert, war für diverse Filmfestivals tätig, darunter für die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen und die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur. Zuletzt betreute Sie am Frankfurter Mousonturm die Experimental- und Dokumentarfilmreihe „reel to real“. Gaby Babic übernimmt auch die künstlerische Leitung des Festivals, da die bisherige künstlerische Leiterin Swetlana Sikora, die das Festival 2001 mit aus der Taufe gehoben hatte, ihr Engagement für goEast in Zukunft auf die Region GUS konzentrieren möchte. Der Wettbewerb mit Spiel und Dokumentarfilmen, die das osteuropäische Autorenkino in seiner Vielfalt repräsentieren, wird nach wie vor den Kern des Festivals bilden. Weitere Schwerpunkte bleiben die Nachwuchsförderung Die diesjährigen Preisträger, gemeinsam mit der goEast-Jury. FILM IN HESSEN SPECIAL Wie ernst die Situation ist, konnte man am Beispiel Witzenhausen, einer kleinen Gemeinde in Nordhessen, ermessen. Als Betroffener war Diskussionsveranstaltung des Hessischen Kinobüros nicht allein Ralf Schumacher, der Inzum Thema Digitalisierung der hessischen Filmtheater. haber der Capitol-Lichtspiele angereist, sondern auch die Bürgermeisterin Angela Fischer, die Nach 3D drängt, an 3D hängt doch al- schwachen Filmtheasich in ihrem beherzten les – ach, wir Armen. So könnte man ter aus eigenen KräfBeitrag für den Erhalt diegegenwärtig die Lage in der Kinobran- ten nicht zu leisten.“ ser Spielstätten aussprach: Angesichts der Briche auf den Punkt bringen. 3D-Filme „Wenn ein solches Haus sind die Zugmaschine des Geschäfts. sanz sah sich das wegbricht, geht eine BastiÜber elf Millionen Besucher allein für Film- und Kinobüro, on kulturellen Lebens in „Avatar“ in Deutschland. Indes, was die Interessengemeinunserer Stadt verloren.“ Vor diesem Hinternoch beeindruckender ist: Der Ko- schaft der unabhängigrund machte das Filmpienschnitt der 3D-Version von „Ava- gen Hessischen Filund Kinobüro noch mal tar" lag um ein Fünffaches höher als memacher und KinoErwin Heberling seine klare Forderung an für die zweidimensionale Fassung. betreiber, veranlasst, Doch die digitale Vorführtechnik ist unlängst zu einer gro- »Investitionen von das Land deutlich, bald70 000 Euro pro möglichst ein Förderproteuer; für kleine Theaterbetriebe im ßen PodiumsdiskussiLeinwand sind gramm zur KinodigitaliGrunde unerschwinglich. So stellt on nach Wiesbaden für kleine, sierung einzurichten, dasich die Frage, ob mit dem System- einzuladen, um vor kapitalschwache mit „einer akut drohenwechsel nun das große Kinosterben allem die Politik für Kinos nicht zu den Marktbereinigung in der Fläche einsetzt. die komplexe Themaleisten« Diese Sorge treibt augenblicklich tik zu sensibilisieren. und Verödung der Kinodie Hessische Kinobranche um, wie Alle im Landtag verkultur in Hessen wirkErwin Heberling vom Hessischen tretenen Fraktionen waren anwe- sam begegnet werden kann.“ Und Film- und Kinobüro darlegt. „Die send wie auch die Sprecher einschlä- dass solche Maßnahmen greifen, Umrüstung auf digitale Technik kos- giger Verbände und das Ministeri- haben andere Bundesländer betet pro Leinwand rund 70 000 Euro. um für Wissenschaft und Kunst reits vorexerziert. In Bayern ist im Herbst 2009 ein Das ist für viele der kleinen, kapital- (HMWK). Alles total digital? Modell aufgelegt worden, dass jährlich eine Million Euro für die Subventionierung bestimmter, so genannter Kriterienkinos bereitstellt. Weitere Bundesländer folgten, unter anderem auch Niedersachsen, wie Kathrin Friemelt von Nordmedia erläuterte. Dort wurden hälftig Mittel aus einem Länderwirtschaftsfonds und dem Strukturprogramm der EU (EFRE) kombiniert, um Umrüstungen in Niedersachsen mit bis zu 18.000 Euro pro Antrag zu bezuschussen. Für das HMWK bestätigte Abteilungsleiter Günter Schmitteckert, dass man alle derzeit praktizierten Modelle prüfe, auch die Option der EFRE-Mittel, die aber nur für strukturschwache Regionen bewilligt würden, was für Hessen nur bedingt zutreffe. Zunächst wolle man mit Rücksicht auf die komplexe Gemengelage die Gespräche auf Länderebene in Abstimmung mit Bund und Filmförderungsanstalt (FFA) abwarten. Dass Handlungsbedarf angesichts des Umbruchs in der Branche bestehe, sei, so Schmitteckert, aber unbestritten. Daniel Güthert 왎 Ein Kino der Enthusiasten Kopien einer Originalversion mit Untertiteln in Umlauf sind, können wir auf die Server-Version zurückgreifen. Die digitale Projektion reicht zwar qualitativ nicht ganz an 35mm heran, aber es ist allemal besser, als vielleicht ein Jahr auf die Kopie zu warten“. Die Auslastung des Filmforums ist gut und entspricht den Erwartungen an ein Kommunales Kino. Vor allem die Festivals sind sehr gut besucht: Kuba im Film, Africa Alive und eine Reihe mit Filmen aus Venezuela. Ansonsten wird schwerpunktmäßig das normale Arthouse-Filmangebot gezeigt, vor allem europäische Filme in OmU-Version und Dokumentarfilme. Sehr erfolgreich war zum Beispiel Fatih Akins letzter Film „Soul Kitchen“. Klaus-Peter Roth bleibt optimistisch: „Es ist in der heutigen Zeit immer eine Herausforderung, neues Publikum zu gewinnen. Unsere Besucher kommen zunehmend auch aus dem Umland. Denn Höchst hat mit dem Filmforum, dem Neuen Theater und seiner romantischen Altstadt schließlich eine ganze MenClaudia Prinz 왎 ge zu bieten.“ Filmforum Höchst mit zahlreichen Festivals und Arthouse-Angeboten. Eine ganze Generation von Filmenthusiasten ist in Deutschland mit Kommunalen Kinos erwachsen geworden und Frankfurt am Main leistete sich gleich zwei davon: Das im Filmmuseum, das gerade renoviert wird, und das Filmforum der VHS Frankfurt im Stadtteil Höchst, das inzwischen auf sein 35-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Anfangs gab es nur einen begrenzten Spielbetrieb im Mehrzwecksaal des Bildungs- und Kulturzentrums BIKUZ, aber 1987 zog man in das ehemalige Kino mit zwei Sälen der Palmbetriebe um. Im unteren richtete sich die Kleinkunstbühne „Neues Theater Höchst“ ein. Den oberen bekam das Filmforum, das damit zum ersten Mal ein echtes Kino besaß, „mit richtigen Kinositzen, die nach hinten wegklappen und einem kompletten Wochen-Programm“, wie sich Klaus-Peter Roth, der seitdem Kinoleiter ist, sich begeistert erinnert. Das Kino wurde von da an professionell geführt und gemeinsam mit Honorarkräften organisiert. Die Gruppe, die bis heute das Kino trägt, leistet diese Arbeit aus Interesse und überwiegend nebenberuflich. Sie besteht aus Personen unterschiedlichen Alters – von Filmstudenten bis Kinoveteranen – und traf von Anfang an alle Programmentscheidungen gemeinsam. Auch die Beteiligung an einem europaweiten Projekt der Digitalisierung wurde 2004 gemeinsam entschieden, als die Verleihfirma Salzgeber & Co. und der holländische Produzent Kees Ryninks 2,5 Millionen Euro die ursprünglich allein für die Förderung des europäischen Dokumentarfilms gedacht gewesen waren, für das Projekt „European DocuZone“ nutzbar machten. Mit diesem Geld wurde ein Netzwerk digitaler Kinos aufgebaut, an dem das Filmforum als eines von acht Kinos in Hessen teilnahm – das einzige in Frankfurt. Die Kinos erhielten dafür den Zugang zu einem Server und einen professionellen Beamer. Ein weiterer Zuschuss kam vom Land Hessen. Nach fünf Jahren war das Projekt ausgelaufen und das Gerät ging für einen geringen Restpreis an das Filmforum über. „Heute sind wir dadurch im Vorteil“, betont Klaus-Peter Roth, „denn wir bekommen Filme nun oft wesentlich früher als vorher. Wenn von einem Film nur zwei oder drei 40/2010 filmecho | filmwoche XIX HESSISCHER FILM- UND KINOPREIS Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und Eva Kühne-Hörmann, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, freuen sich mit den Preisträgern und bedanken sich bei den Partnern: Der Hessische Film- und Kinopreis ist eine Produktion von Köln – Frankfurt – Berlin