Roundtable Finanzvertriebe
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Roundtable Finanzvertriebe
Beraterservices - Berater/Vermittler 2005 Roundtable Finanzvertriebe Vier Chefs führender Vertriebspools geben im Gespräch mit Cash. einen Marktausblick und schildern ihre Strategien und Visionen. „Die Erfolgsfaktoren: Image, Technik“ Die Teilnehmer des Cash.Roundtable-Gesprächs (von links): Thorsten Hass, ASG AssecuranzService GmbH, Dr. Bernward Maasjost, pma Finanzund Versicherungsmakler GmbH, Dr. Sebastian Grabmaier, Jung, DMS & Cie. AG, und Oliver Pradetto, blau direkt GmbH & Co.KG Finanzstärke, Cash.:Viele Branchenbeobach ter gehen davon aus, dass im Kampf um die Marktanteile die großen Player ihre Vormachtstellung ausbauen werden. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Hass:Die hier Anwesenden haben bereits eine gewisse Größe erreicht. Es wird auf jeden Fall zu weiteren Zusammenschlüssen kommen. Ich glaube, dass die derzeit sechs größten Pools lebensfähig sind. Mit einem Provisionsvolumen von 20 Millionen Euro in 2004 fühle ich mich nach sieben Jahren im Markt sicher. Eine Neugründung halte ich derzeit allerdings für extrem schwierig. Grabmaier:Das haben wir ja gerade erlebt. Für Kapitalwerk kam nach vier Monaten das Aus, weil die Investoren weniger kapitalkräftig als angenommen war. Heutzutage einen neuen Pool zu gründen, heißt ein Multi-Millionen-EuroUnternehmen zu starten. Der Fall Advisortech hat jedoch klar gezeigt: Es finden sich immer finanzkräftige Unternehmen, die gestrandete Marktteilnehmer übernehmen. Der Markt hilft sich selbst – daher befürchte ich auch im aktuellen attrax-Fall keine schwerwiegenden Probleme für die betroffenen Makler und Kunden. Insgesamt beobachten wir auf breiter Ebene einen Konsolidierungsprozess. Maasjost:Drei Faktoren treiben diesen Prozess: Margendruck, Beraterhaftpflicht und das Technologie- und Kostenthema. Die Frage ist, ob spezielle Lösungen oder ein breiter Ansatz einen am schnellsten vorankommen lassen. Wir haben uns für letztere Lösung entschieden und wollen auch durch Übernahmen großer Vertriebsgesellschaften wachsen. Das hat bis dato nur deswegen noch nicht statt gefunden, weil schlichtweg die Qualität vieler Targets äußerst problematisch ist. Das hat uns bestätigt, zunächst abzuwarten und die Finanzen gut zusammenzuhalten. In den kommenden zwei Jahren werden die Themen Finanzstärke, Image und Technik das Tempo des Geschäfts bestimmen. Pradetto:Meine Einschätzung ist, dass am Ende zwei bis drei große Pools für den Versicherungs- und Fondsbereich übrig bleiben. Weiterhin werden vielleicht jeweils zehn Spezialistenpools für Gewerbeversicherungen sowie technische Lösungen überleben und zehn weitere, die eher Vertriebe darstellen mit sehr engen Bindungen an ihre nominell selbstständigen Partner. Wir sollten in dieser Frage differenzieren: Viele, die sich heute als Pool bezeichnen, sind eigentlich eher Finanzvertriebe, was nicht zuletzt ihr personeller Aufwand zeigt. 07.04.2006 Marktüberblick Snapshots DAX PERFORMANCE-INDEX 6.027,60 -3,79 / -0,06% EUR-USD 1,2187 -0,0012 / -0,10% Rohöl - BRENT CRUDE OIL... USD 66,81 -0,10 / -0,15% DAX PERFORM... 6.027,60 07.04.07.04. 13:01 Xetra EUR-USD 1,22 07.04.07.04. 13:16 Derivate DAX PERFORMANCE-INDEX 43 Reverse Convertibles Grabmaier:Die entscheidende Frage ist, was will ein Pool sein? Ein Abwickler, der durch seine Effizienz glänzt, wird sich als Pool in Richtung Plattform entwickeln. Wer sich hingegen in Richtung Vertrieb entwickelt, ist damit nah am Kunden, am Vertriebspartner, und hilft letzterem, seine Beratungsleistung zu erhöhen. Jeder Pool muss sich in diesem Punkt entscheiden. 2410 Discount-Zertifikate 28 Indexzertifikate 3 Basket-Zertifikate 984 Hebelprodukte 20 Bonus-Zertifikate 20 Sprintzertifikate 20 Rolling-Discount-Zerti. 7 Garantiezertifikate 1264 Calls 1063 Puts News zum DAX 07.04.2006 13:16 Cash.:Welche Mindestanforderungen in technologischer Hinsicht müssen breit aufgestellte Player bringen? Hass:Wie bereits gesagt – zunächst einmal das nötige Kapital, sodann gute EDV-Spezialisten und nicht zuletzt eine Portion Gottvertrauen. Ich will alle 100 ASG-Büroleiter persönlich kennen, schließlich hafte letztendlich ich. Wir trennen uns konsequent von solchen Personen, die nicht ihr gesamtes Geschäft über uns einreichen. ASG spürt insofern keinen Margendruck. Bei (FINANZEN.NE...) DAX am Mittag: Kaum Bewegung vor USArbeitsmarktdaten 07.04.2006 12:30 (dpa-AFX) AKTIEN IM FOKUS: Autowerte im Minus Absatzzahlen nur kurz im Fokus 07.04.2006 12:02 (FINANZEN.NE...) Deutsche Post: ver.di fordert 4,5 Prozent mehr Lohn © 1998-2006 OnVista Group - Die OnVista Media GmbH übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben. Seite 1 Beraterservices - Berater/Vermittler 2005 07.04.2006 uns gibt es eine Maximalprovision und eine breite Palette mit 160 Produktpartnern, strukturierter Abrechnung und Marketingsupport. Auf Provisionsdiskussionen lassen wir uns nicht mehr ein, da haben wir aus Erfahrungen gelernt. Fakt ist: Alleine haben viele Vermittler heute keine Chance mehr, sie brauchen eine Plattform. Pradetto:Den Ausdruck Gottvertrauen finde ich in diesem Zusammenhang amüsant und treffend, da viele im Markt allein dies zur Grundlage ihres Geschäftsmodells machen. Fast jeder Pool oder Finanzvertrieb weiß mittlerweile, dass man mit Courtageerhöhungen nicht mehr weiterkommt – einige arbeiten bereits an der Grenze zum Ruin. Entscheidend ist: Die Abwicklungsaufgaben werden vielschichtiger, beim Thema EDV mangelt es im Wesentlichen an Automatisierung. Ich kenne gute Verkäufer, die am Tag zwei Termine machen und den Rest ihrer Zeit im Büro verbringen müssen, um mit der Technik zu kämpfen – eine unglaubliche Geldverschwendung. Maasjost:Wir haben viele Ex-Makler unter unserer Fahne, die teilweise über Jahrzehnte hinweg selbstständig tätig waren und zwischenzeitlich erkannt haben, dass ihre Büroorganisation und ihr Know-how an Grenzen stößt. Sie wollen organisatorisch anders aufgestellt sein, um Erfolg zu haben. Es gibt ein klares betriebswirtschaftliches Kriterium: Die Drei- oder Vier-Mann-Büros haben eine Kostenquote von 35 bis 45 Prozent. Das kann in einem Pool halbiert werden – ohne dass die Makler in ihrem Selbstwertgefühl als rechtlich selbstständige 93er beschnitten werden. Scheitern werden diejenigen, die versuchen, bloß mit einer Kartei bewaffnet alles alleine zu machen. Dazu kommt: 80 Prozent der Berater brauchen eine Heimat, die wir ihnen bieten müssen. Schließlich sind drei von uns hier in der Runde zunächst anders angetreten und kommen jetzt aus der reinen Abwicklungsseite verstärkt auf vertriebliche Unterstützung. Cash.:Kommen für Sie Ex-Strukturvertriebler als Partner in Frage? Cash.:Haben in dieser Hausaufgaben gemacht? Hinsicht alle Pools ihre Pradetto:Nein. Ich behaupte, dass es auf der Versicherungsseite lediglich zwei Player gibt – übrigens keiner von den Anwesenden –, die auf dem neuesten Stand sind. Der Rest hängt technisch Jahre zurück. Hass:Ihre Aussage halte ich für äußerst gewagt – um das, was Sie sagen, beurteilen zu können, müssten Sie bei uns allen einen detaillierten Einblick in die Geschäftszahlen haben. Pradetto:Es genügt mir, wenn ich eine Mitarbeiterzahl jenseits der 50 höre. Heute sollte mit deutlich weniger Mitarbeitern eine größere Schlagzahl möglich sein als noch vor wenigen Jahren. Blau direkt propagiert radikale technische Lösungen. Ich möchte nochmals betonen: Personal ist mit Abstand der teuerste Faktor für den Finanzvertrieb. Er wird den meisten Pools und Vertriebsgesellschaften irgendwann das Genick brechen. Grabmaier:Das möchte ich nicht unkommentiert lassen. Für uns sind Mitarbeiter nicht das Teuerste sondern das Wertvollste, was wir haben. Wenn ein Pool einem Makler seine individuellen Fragen, die aus dem Kundenkontakt entstehen, nicht beantworten kann, dann nutzt auch die beste Abwicklung nichts. Wir wollen jeden einzelnen Partner erfolgreich machen und sein Vertrauen gewinnen. Daher investieren wir in Menschen, aber auch in Technik. Cash.:Woher rekrutieren Sie neue Mitarbeiter? Grabmaier:Es ist einfach, immer auf den Strukturvertrieben herumzuhacken und ihnen vorzuwerfen, sie wären ausschließlich Produktverkäufer. Dabei erfüllen diese Vertriebe eine wichtige volkswirtschaftliche Aufgabe, denn sie bilden zum großen Teil die Berater der Zukunft aus. Schließlich sind viele heutige Makler zunächst über Strukturvertriebe in den Markt gekommen. Unter denen gibt es durchaus welche, die sehr gut ausbilden. Maasjost:Eine pauschale Verteufelung halte auch ich für einen großen Fehler. Es gibt in jedem System hervorragende Berater und völlige Loser. Alle Vertriebsformen sind durch eine Hierarchie prinzipiell pyramidisch aufgebaut. Ohne Hierarchie wäre Organisation nicht möglich. Wichtig ist die Qualität, das hat mit der Persönlichkeit und dem Einsatz der Berater für ihren Job zu tun – nicht mit der Struktur. Cash.:Markterhebungen zeigen, dass ein großer Teil der Strukturvertriebler mangels Umsatz sich in schleichender privater Insolvenz befinden. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen? Grabmaier:Durchaus. Heutzutage scheinen einige Strukturvertriebe nicht mehr Kunden auszubeuten, sondern eher die Berater. Diese stellen Jahre, meist Jahrzehnte ihrer Arbeitsleistung dem Vertrieb zur Verfügung und erhalten keinerlei Anspruch auf Kunden oder Bestände. Am Ende ihrer Arbeitszeit stehen sie oftmals vor dem Nichts, manchmal sind sie darüber hinaus durch Leasing- oder Mietverträge auch noch hoch verschuldet. Es ist nicht zuletzt unsere Aufgabe, also die der Pools, diesen Beratern zu zeigen, dass es auch Alternativen gibt, bei denen sie als Partner behandelt werden, an ihrer eigenen Leistung partizipieren und einen © 1998-2006 OnVista Group - Die OnVista Media GmbH übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben. Seite 1 Beraterservices - Berater/Vermittler 2005 07.04.2006 eigenen Kundenbestand aufbauen können. Maasjost:Es ist erschreckend, wie wenig unternehmerisches Know-how viele, die im Strukturvertrieb waren, mitbringen. Nach einem Jahr in der Unabhängigkeit sind sehr viele oft in erheblichen Schwierigkeiten, weil sie ohne Anlehnung und Unterstützung nicht existieren können. Diejenigen, die aus dem Struktursystem herausgefallen sind, sind ohnehin emotional verbrannt und total kaputt. Cash.:Apropos Unabhängigkeit – Sie haben zum Teil große Produktgeber oder sogar Finanziers im Rücken. Wie kann dabei Objektivität in der Beratung gewährleistet sein? Hass:Ich denke, das lässt sich leicht beantworten. Diejenigen Vertriebe nämlich sind unabhängig, deren Berater draußen ohne Steuerung agieren können. Insofern sind die großen Maklerplattformen und Vertriebsunterstützungssysteme durchaus als autonom anzusehen. Wenn jedoch ein großer Produktgeber mit anderer Strategie beteiligt ist, könnte schnell Druck aufgebaut werden. Große strukturierte Vertriebe sind meines Erachtens längst nicht mehr unabhängig. Auch nicht börsennotierte Unternehmen – denn da geht Optimierung der Marge oftmals vor Optimierung der Beratung. Maasjost:Wir sind unabhängiger als andere, weil wir besonders finanzstark sind. Auch nimmt unser Investor Prudential keinen Einfluss auf die Produktauswahl bei pma und seinen Kooperationspartnern. Die Strategie dieses Weltkonzerns liegt darin, Finanzdienstleistungsvertrieb zu fördern. Grabmaier:Wir verfügen über lange Erfahrung mit großen Produkthäusern und sind froh, dass wir dennoch unabhängig sind. Unsere Schwestergesellschaft VCH ist dabei hilfreich. Als Vertrieb können wir Anforderungen und Produktwünsche stellen, die weitestgehend umgesetzt werden. Wir werden also keine Fondsgesellschaft gründen, die Eigenprodukte vermarktet, sondern lieber intelligent Produkte für den Markt verpacken. Dafür haben wir eine weitere Schwesterfirma, die uns Konzepte für Fondsvermögensverwaltung so strickt, dass wir sie gut im Beratungsgespräch anbringen können. Ich bin froh, dass wir keinen großen Player in der Gruppe haben, dessen Produkte wir verkaufen müssten. So können wir immer nach den Grundsätzen Best-advice und Best-practice beraten. Pradetto:Ich sehe eher Abhängigkeiten im umgekehrten Sinne. Wir haben uns eigenständig von Null aufwärts entwickelt, es gibt bei uns keinen extern Beteiligten. Das kommt uns und unseren Kunden zugute: Wenn wir ein neues Vergleichsprodukt auf den Markt bringen, erhalten wir sofort Anrufe von Versicherern, die fragen, was sie tun müssen, um in den Vergleich zu kommen. Wenn sie nicht drin sind, finden sie am Markt einfach nicht statt. Wir können heute sagen, dass Versicherer unseren Partnern bei den Bedingungen für die Courtagevereinbarung entgegenkommen müssen, sonst finden sie ebenfalls nicht mehr in den Vergleichsrechnern statt. Insofern ist Umsatz ein gutes Mittel, Druck auf Produktanbieter auszuüben. Cash.:Um zu den Produkten zu kommen – welche Trends werden 2005 den Markt beherrschen? Maasjost:Die klassischen kapitalbildenden Tarife werden nach dem Run im letzten Jahr abnehmen, die Lebensversicherung in Form der Rentenversicherung wird als existenziell wichtiges Produkt bestehen bleiben. Ansonsten bleibt abzuwarten, wie weit sich Fondspolicen gegen die Sparpläne behaupten können. Viele Angebote der vordiskontierten Sparpläne bieten noch keinen realen Nutzen für Kunden und werden daher langfristig schwierig zu platzieren sein. Und wir müssen uns auf einen ganz anderen Cash-Flow einstellen. Das große Sterben der Berater- und Vermittlerkollegen kommt erst noch. Nicht wenige, die jetzt ihre Einkommensteuererklärung machen, werden von ihrem Vorauszahlungsbescheid für 2006 plattgemacht. Grabmaier:Wir sehen die vordiskontierten Sparpläne als LV-Ersatz vor allem in drei Bereichen: Baufinanzierung, Ausbildungssowie Kinderversicherung und zur Realisierung dessen, was wir den „Traum vor 60“ nennen. Weiterhin wichtig ist die Fondsvermögensverwaltung für den Kleinsparer. In 2005 werden wir den Einfall von Zertifikaten in den freien Vermittlermarkt erleben. Banken verkaufen schon jetzt viermal mehr Zertifikate als Investmentfonds. Außerdem werden viele Player Haftungsdächer einführen. Unseres wird im März stehen, unsere Makler können dann ihren Kunden Hedgefonds und Zertifikate anbieten. Cash.:Dennoch bleibt aber wohl das Umsatzsteuerproblem für Provisionen noch zu lösen? Grabmaier:Für die uns angeschlossenen selbstständigen Makler, die für uns Vermittlungsleistungen besorgen, sehhen wir die allerbesten Chancen, dass Abschlussprovisionen umsatzsteuerfrei bleiben können. Für Untervermittler in Strukturvertrieben wird die Erhaltung des Umsatzsteuerprivilegs freilich ungleich schwieriger. Bis Juli werden wir jedoch auch hierzu gemeinsam mit den Finanzbehörden und den Verbänden Klarheit schaffen können. Richtig ist, dass bis dato eine Patentlösung für alle nicht existiert. Viele superschlaue Steuerberater, die genau diese behaupten, entpuppen sich als Rattenfänger. Wir müssen letztlich abwarten, wie die © 1998-2006 OnVista Group - Die OnVista Media GmbH übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben. Seite 2 Beraterservices - Berater/Vermittler 2005 07.04.2006 Finanzverwaltungen im Sommer konkret entscheiden. Cash.:Kommen wir zum Schluss zum Thema langfristiger Marktausblick. Von welchen Szenarien gehen Sie aus? Maasjost:Wir können uns über unseren Markt wirklich nicht beschweren. Die Steuerreform bringt etwa eine Milliarde Euro zusätzliche Liquidität bei den Kunden und steigt nach Schätzung des Bundesfinanzministeriums in 2010 auf über sechs Milliarden Euro an. Zudem führt der durch die Rentenreform eingeführte Nachhaltigkeitsfaktor zu einer dramatischen Verschlechterung der Versorgungssituation. Der Markt ist per Gesetz demnach um mindestens 20 Prozent größer geworden. Hass:Das meine ich auch. Die großen Plattformen werden in den nächsten Jahren jeweils um 20 bis 30 Prozent zulegen. Wer Qualitätsberatung bietet, ist auf der Siegerstraße. Pradetto:Das Geschäftspotenzial wächst extrem, keine Frage – aber auch die Transparenz steigt. Dies wird einen gigantischen Druck erzeugen. Zwar wird der Versorgungsbedarf immer größer, der Staat kann aber kein Interesse haben, dass die Sparquote steigt, weil er den Konsum ankurbeln will. Die Courtagen werden runtergehen, ähnlich wie bei den Kfz-Margen, die drastisch auf nur mehr fünf bis sieben Prozent im Schnitt gefallen sind. Diese Vorgänge werden auch bei anderen Produkten zu beobachten sein, wir sehen die Anfänge bereits bei Assekuranz-Standardprodukten bis hin zu Berufsunfähigkeits- und Rentenversicherungen. hohe Qualifikation des einzelnen Beraters wird auch weiter durch angemessene Provisionen kompensiert werden. Zusätzlich zur Qualifikation wird der einzelne Berater zunehmend mehr Unterstützung durch elektronische Beratungsplattformen und einen starken Servicepartner benötigen, auf den er in allen Sparten vertrauen kann. Pradetto:Sie haben Recht, wenn Sie für den Pool sprechen, der das Gesamtangebot anbinden muss. Das gilt aber nicht für den Vermittler. Schauen Sie sich Spitzenverkäufer an. Die Top Ten im Vertrieb sind niemals Universalverkäufer, sondern Spezialisten. Grabmaier:Nein, die Zeiten reinen Produktverkaufs sind Gott sei dank vorbei. Wir haben den Paradigmenwechsel hin zum Konzeptverkauf vollzogen. Kunden erwarten individuelle Beratung. Unsere zehn besten Berater verkaufen ihren Kunden genau das Produkt, das diese zur Ergänzung ihres individuellen Produktportfolios benötigen. Hass:Das ist bei uns genauso. Unsere besten Berater haben pro Kunde im Schnitt sechs bis zehn Verträge. Maasjost:Wir sollten bedenken, dass der Markt hierzulande eine komplett andere Struktur als im restlichen Europa hat. Wir sind durch Ausschließlichkeitsvertriebe unverhältnismäßig stark geprägt. Wenn Sie europaweit vergleichen, können Sie sich entspannen. Denn die Geschäftsmodelle der am Gespräch Beteiligten sind extrem erfolgversprechend. Der Ansatz heißt ganzheitliche, individuelle Beratung. Oliver Lepold Cash.:Können Sie das konkretisieren? Pradetto:Ich erwarte, dass im Assekuranzbereich die Courtagen auf 20 Prozent des heutigen Niveaus, im Personenversicherungsbereich um 50 Prozent innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre zurückgesetzt werden. Der Vertrieb wird daher künftig mit einer besseren Qualität und einer höheren Schlagzahl arbeiten müssen. Hass:Im Vergleich zur internen Kostenstruktur beim fest angestellten Versicherungsaußendienst sind die Drittvertriebe äußerst günstig. Die Vertriebsvorstände wollen und brauchen Geschäft. Ab einer gewissen Größenordnung gibt es garantiert keine Provisionssenkungen. Sicherlich müssen die Assekuranzen sparen, aber nicht beim Maklervertrieb. Grabmaier:Courtagekürzungen sehen wir höchtens bei standardisierten Risikovorsorgeprodukten. Völlig anders sehen wir dies dagegen im Riesenmarkt der Altersvorsorge, einem beratungsintensiven Geschäftsfeld, in dem Berater die für den individuellen Kunden beste Lösung finden und anbieten müssen. Die dafür nötige Die Zukunft des FinanzvertriebsDie Branche befindet sich in einem entscheidenden Strukturwandel. Verschiedene Trends und Entwicklungen sorgen für Aufruhr unter Finanzvertrieben und Maklerpools. Fest steht: Der Finanzvertrieb der Zukunft wird unter neuen Rahmenbedingungen mit neuen Spielregeln erfolgen. - So werden sich viele Marktteilnehmer bereits ab 1. Juli 2005 nach Auslaufen der Übergangsregelung mit der Einführung der Umsatzsteuer auf Provisionen abfinden müssen (siehe Cashl 3/2005). Dies bedeutet nicht unerheblichen Kosten- und Verwaltungsaufwand. - Der Trend zur Marktkonzentration ist in vollem Gange. Fusionen wie im Fall von Jung, DMS & Cie. oder strategische Akquisitionen von kleineren und mittelständischen Unternehmen wie im Falle von AWD sind in der Branche an der Tagesordnung. Ohne einen starken Partner wird es für viele der kleineren und mittleren Player im Markt zunehmend schwerer, sich zu behaupten. © 1998-2006 OnVista Group - Die OnVista Media GmbH übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben. Seite 3 Beraterservices - Berater/Vermittler 2005 07.04.2006 - Der Bereich der Service- und Technik-Unterstützung für Makler ist dabei symptomatisch für den Konzentrationsprozess. Während manche Abwicklungsplattformen wie Advisortech bereits mangels ausreichender Finanzstärke übernommen wurden, schränken andere wie attrax ihren Service ein, und fokussieren sich anstatt auf unabhängige Berater auf institutionelle Player. Vor dem Hintergrund der anstehenden Regulierungsmaßnahmen durch die EU-Richtlinien für Versicherungsvermittlung (VVR) und Wertpapierdienstleistung (ISD) werden europaweit entscheidende Qualitätsmaßstäbe für den Berufsstand der Berater und Vermittler eingeführt. Ohne eine Vermögenschaden-Haftpflichtversicherung geht künftig nichts mehr. Viele freie Berater werden sich daher Haftungsdächern der großen Vertriebsorganisationen und Pools anschließen müssen und drohen, damit mittelfristig in eine schleichende Ausschließlichkeit zu rutschen. - Die spannende Frage ist: Wer wird im Kampf der Systeme letztlich mit welcher Strategie obsiegen? Cash. wird sich diesen Problemen in mehreren Gesprächsrunden mit führenden Marktplayern annehmen. Den Auftakt machen Vertreter von Maklerpools. Im der nächsten Ausgabe 05/2005 veröffentlicht Cash. eine umfassende Service-Übersicht über Maklerpools. Quelle: Ausgabe: 04/2005 © 1998-2006 OnVista Group - Die OnVista Media GmbH übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben. Seite 5