Global Risk Dialogue - Frühjahr 2013

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Global Risk Dialogue - Frühjahr 2013
Global Risk
Dialogue
Allianz Global Corporate & Specialty
Frühjahr 2013
SPECIAL TOPIC
Infrastruktur
Die Welt verändern
Die Entwicklung der Infrastruktur ermöglicht sozialen Fortschritt und Wirtschaftswachstum. In Schwellenländern wie Industrienationen werden große Infrastrukturprojekte in den Bereichen Energie, Verkehr, Wasserversorgung oder Telekommunikation geplant und umgesetzt. Die Versicherungswirtschaft unterstützt dabei als
Risikoberater und Risikoträger.
10
14
22
Risikoprüfung in einem
Fahrzeuglager von Volkswagen
Brasilien baut seine
Infrastruktur massiv aus
Wie sich die Rolle des
Risikomanagements verändert
Keine Kratzer
www.agcs.allianz.com
Am Wendepunkt
Wider alle Eventualitäten
IMPRESSUM
Inhalt
RISK FUTURES
EDITORIAL
HERAUSGEBER
Allianz Global Corporate &
Specialty AG, Fritz-SchäfferStr. 9, 81737 München
© Allianz Global Corporate
& Specialty. Alle Rechte
vorbehalten. Die Beiträge
dieser Ausgabe dürfen
nicht vervielfältigt werden
und sind urheberrechtlich
geschützt. Redaktionsschluss dieser Ausgabe war
der 30. Januar 2013.
10
Sicher geparkt
AGCS-Risikoingenieure inspizieren das
Fahrzeuglager im Volkswagen Werk Zwickau
22
Für Eventualitäten vorbereiten
Ein Thema, zwei Perspektiven: Paul Carter und
John Marren diskutieren über Risikomanagement
VERANTWORTLICHER
HERAUSGEBER
Hugo Kidston, Global Head
of Communications,
Allianz Global Corporate &
Specialty,
Fritz-Schäffer-Str. 9,
D-81737 München,
hugo.kidston@allianz.com
14
VERLAG
Medienfabrik Gütersloh GmbH,
Neumarkter Straße 22,
81673 München
REDAKTION
Heidi Polke-Markmann
Infrastrukturprojekte boomen, doch
der Bedarf bleibt riesig. In Schwellenländern haben eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu Straßen, 1,2
Milliarden kein sauberes Trinkwasser,
2,3 Milliarden keine zuverlässige Energieversorgung, vier Milliarden keinen
Zugang zu moderner Kommunikation.
Ehrgeizige Ziele: Brasilien investiert Milliarden Euro in den Bau von Kraftwerken, Straßen, Schienen und Flughäfen.
ART DIRECTOR
Nadine Schröder
Stephanie Ritter
DRUCK
Medienfabrik Gütersloh GmbH,
Gütersloh
SPECIAL TOPIC
IN BRIEF
Infrastruktur
FOTONACHWEIS
AGCS, Arena da Amazônia,
Areva, Bombardier, Crossrail, Agencia Estado, corbis,
fotolia, Shutterstock, Publicity/Andrade Gutierrez.
14
Am Wendepunkt
Brasilien treibt den Ausbau seiner
Infrastruktur voran
26
Tief bohren
Crossrail setzt neue Maßstäbe beim
Risikomanagement im Tunnelbau
ERSCHEINUNGSWEISE
Allianz Global Risk Dialogue
erscheint zweimal pro Jahr.
Ohne MwSt. und Versandkosten liegt der Preis pro
Heft bei 20 Euro.
04
07
Neues
4 Fragen an ...
Michael Bruch, AGCS Head of R&D
Risk Consulting, über die Risiken der
Nanotechnologie
26
Bohren unter London: Crossrail leitet Europas größtes Tiefbauprojekt. Auf 118 Kilometern entstehen neue Verbindungen, die die Fahrzeiten für Millionen von Passagieren verkürzen werden.
Der Infrastrukturausbau ist Motor – und
Grundlage – für die wirtschaftliche Entwicklung. Ohne Straßen, Bahnen oder
Häfen lassen sich die Bodenschätze
nicht erschließen, Waren nicht transportieren. Auch in westlichen Industrienationen wird in Infrastruktur investiert,
wenn auch unter anderen Vorzeichen –
hier geht es um die Modernisierung und
Vernetzung von Kommunikations-, Mobilitäts- und Energiesystemen.
KONTAKT FÜR ABONNEMENT
agcs.dialogue@allianz.com
REGIONAL EYE
ISSN 2191-7558
IN CONCLUSION
HI NWE I S
Redaktionelle Beiträge geben nicht
unbedingt die Meinung des Herausgebers oder Verlegers wieder. Der Herausgeber behält sich das Recht vor,
Artikel in überarbeiteter und gekürzter
Form zu veröffentlichen. Die Informationen dieser Publikation bieten nur
einen allgemeinen Themenüberblick
und ersetzen keine individuelle Beratung. Trotz größter Sorgfalt bei der Zusammenstellung übernehmen weder
Verleger noch Herausgeber die Verantwortung für Fehler oder Auslassungen sowie für irgendwelche Schäden,
Verluste oder Kosten, die durch die
Verwendung von hierin enthaltenen
Informationen entstehen. Der Verleger
übernimmt keine Verpflichtung, diese
Informationen zu aktualisieren.
02
10
Keine Kratzer: Für die Risikoprüfung von Fahrzeuglagern hat AGCS ein neues Modell entwickelt.
08
Neu am Start
Porträt von Christopher Lohmann
als neuer CEO Germany & CE
30
Die Zukunft der Nachhaltigkeit
Gerhard Schmitt erklärt, was westliche Städte von
den tropischen Megacitys lernen können
09
Unter Spannung
Allianz Zentrum für Technik
zur Zukunft der Energieversorgung
31
Risiko im Bild
Risk Consulting in luftiger Höhe
31
Kalender
Überall auf der Welt ist die Versicherungswirtschaft bei der Realisierung der
gigantischen Vorhaben als Risikoberater
und -träger für Lieferanten, Baugesellschaften oder Investoren gefragt.
Axel Theis
CEO
Allianz Global Corporate & Specialty AG
03
IN BRIEF
Weltrisiken auf einen Blick
Neues von AGCS und Allianz
www.agcs.allianz.com
Im gleichen Takt
Gefährdete
Lieferketten
Schneise der
Verwüstung
durch Sandy.
Zweitteuerster Sturm
Sandy war der tödlichste Wirbelsturm, der in den letzten 40 Jahren im Nordosten der
USA gewütet hat, und der zweitteuerste in der Geschichte des Landes, so das National Hurricane Center (NHC) der USA.
Sandy kostete laut NHC 72 Amerikanern von Maryland bis New Hampshire das Leben. Seit Hurrikan Agnes, durch den 1972 insgesamt 122 Menschen zu Tode kamen,
forderte kein Wirbelsturm im Nordosten der USA so viele Opfer. Mehr als 650.000 Eigenheime wurden beschädigt, und über acht Millionen Haushalte waren von der
Stromversorgung abgeschnitten.
NHC schätzt die Schäden durch Sandy auf 50 Milliarden US-Dollar. Damit war Sandy
der teuerste Sturm in den USA nach Hurrikan Katrina, der 2005 einen Schaden von
108 Milliarden US-Dollar verursachte. Die Allianz rechnet durch Sandy mit einer
Schadensbelastung von schätzungsweise 590 Millionen US-Dollar.
Auf Kollisionskurs
Die anhaltende Wirtschaftsschwäche hindere die Staaten daran,
Umweltherausforderungen aktiv
anzugehen, so die Studie „Global
Risks 2013“ des World Economic
Forum. Als größte globale Risiken
identifiziert der auf einer Befragung von mehr als 1.000 Experten
und Wirtschaftsgrößen basierende Bericht das zunehmende Wohlstandsgefälle, gefolgt von einer
langfristig untragbaren Staatsverschuldung. Als drittgrößtes Risiko
04
wurden die steigenden Treibhausgasemissionen identifiziert. John
Drzik, Chief Executive Officer der
Oliver Wyman Gruppe, sagte:
„Zwei Stürme – ein ökologischer
und ein ökonomischer Sturm –
sind auf Kollisionskurs. Wenn wir
nicht die nötigen Ressourcen bereitstellen, um die zunehmenden
Risiken aus extremen Wetterereignissen weltweit zu mindern,
gefährden wir den Wohlstand
künftiger Generationen.“
Weltweit tätige Unternehmen fürchten zunehmend Lieferkettenunterbrechungen und deren kostspielige
Folgen wie Margenverluste und Lieferschwierigkeiten, so das Ergebnis
einer Umfrage von Deloitte unter
600 Führungskräften.
Alarmierende 45 Prozent der Befragten bezeichneten die in ihren Unternehmen umgesetzten Systeme zur
Steuerung der Lieferkettenrisiken als
nur begrenzt oder gar nicht wirkungsvoll. Die zwei größten Herausforderungen seien eine „unzureichende funktionsübergreifende Zusammenarbeit“ (32 Prozent) und die
„Kosten für die Umsetzung von Risikomanagementstrategien” (26 Prozent). Zudem würden organisatorische Faktoren eine effektive
Steuerung der Lieferkettenrisiken
erschweren: So gaben 75 Prozent der
Befragten an, ihr Supply-Chain-RiskManagement sei in „Silo-Strukturen“
organisiert, was Transparenz und Kooperation entlang der Lieferkette beeinträchtigen könne.
Steigende Treibhausgase verursachen Klimaveränderungen.
Mehrfach
ausgezeichnet
Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS)
hat mehrere Auszeichnungen von den Fachmagazinen Global Finance, European CEO
und Intelligent Insurer
erhalten, unter anderem als bester globaler
Haftpflichtversicherer
und bester Directors &
Officers-Versicherer in
Europa. Zudem wurde
AGCS CEO Axel Theis
auf der Rückversicherungskonferenz in Baden-Baden von Intelligent Insurer zum europäischen „Insurance
Leader of the Year“ ernannt.
In Sport, Kultur und Jugendarbeit wird die Allianz seit Langem als verlässlicher Partner und Versicherer geschätzt. Jetzt erschließt sich die Allianz auch die Welt der Musik – durch eine weltweite Partnerschaft mit dem in China geborenen Pianisten Lang
Lang, der sich künftig als globaler Markenbotschafter für die Allianz engagieren wird.
Ihrerseits unterstützt die Allianz ein von der Lang Lang International Music Foundation ins Leben gerufene Jugendprogramm.
Der Pianist Lang Lang ist ein internationaler Superstar. Seine Tourneen führen ihn rund
um den Globus, er gibt mehr als 120 Konzerte im Jahr. „Wir sind stolz darauf, mit Lang Lang
eine Partnerschaft einzugehen. Als globales Unternehmen glauben wir an die international verbindende Kraft der Musik“, sagt Oliver Bäte, Vorstandsmitglied der Allianz SE.
Neue Gesichter
in den Regionen
Neue globale Partnerschaft: Lang Lang und Oliver Bäte.
Starke Zahlen für die Allianz,
Meilenstein für AGCS
Die Allianz Gruppe hat im Geschäftsjahr 2012
in allen Segmenten starke Ergebnisse erzielt
und ihren Gewinn verdoppelt. Der Umsatz ist
auf 106,4 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 103,6 Milliarden
Euro. Der operative Gewinn hat sich 2012 um
20,8 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro gegenüber
7,9 Milliarden Euro im Vorjahr erhöht. „Dieses
Ergebnis zeigt, wie gut unser Geschäftsmodell
die Turbulenzen der Finanzkrise ausgleichen
kann“, sagte Michael Diekmann, Vorstandsvorsitzender der Allianz SE.
Für AGCS markierte das Jahr 2012 einen
wichtigen Meilenstein, da die Prämieneinnahmen mit 5,3 Milliarden Euro erstmals
seit Gründung des Industrieversicherers die
Fünf-Milliarden-Grenze überschritten haben. Das Neugeschäft erreichte fast eine Milliarde Euro. Naturkatastrophen wie der
Sturm Sandy sowie eine Vielzahl mittelgroßer bis großer Schäden hinterließen jedoch
ihre Spuren in einer Schaden-Kosten-Quote
von 96 Prozent. Dennoch konnte AGCS einen
operativen Gewinn von 420 Millionen Euro
erwirtschaften.
Ein neues Gesicht, eine neue Region: Die neue „Mediterranean“Region von Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) umfasst
die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Italien und Spanien sowie auch die nordafrikanischen Staaten. Neuer Leiter der Region ist Patrick Thiels, der vor
Kurzem zu AGCS wechselte. Auch
das AGCS-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz
steht unter neuer Führung. Als
neuer CEO Germany & Central
Europe verantwortet Christopher
Lohmann die Aktivitäten in der Region mit 500 Mitarbeitern in sechs
Niederlassungen.
Patrick Thiels leitet die neue
„Mediterranean«-Region”.
05
4 Fragen an ...
IN BRIEF
Unternehmen fürchten Stillstand
Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) führte eine weltweite Umfrage zu
den wichtigsten Unternehmensrisiken 2013 durch.
kein Grund für Entwarnung: In
den letzten 30 Jahren haben
sich die Schäden aus Naturkatastrophen um das 15-fache gesteigert. Und sie werden
weiter zunehmen, weil die
Versicherungsdichte gerade
in Asien steigt und gefährdete
Küstenregionen immer stärker besiedelt werden.
Unternehmen aus aller Welt eint eine Sorge: Ihr Betrieb steht
aufgrund höherer Gewalt still. Betriebs- und Lieferkettenunterbrechungen, Naturkatastrophen sowie Brände und Explosionen sind die bedrohlichsten Risiken für Unternehmen
im Jahr 2013, so der „Allianz Risk Barometer 2013“.
Die Befragung wurde Ende 2012 von AGCS durchgeführt; 529
Experten aus dem Industrie- und Firmenversicherungsgeschäft der gesamten Allianz Gruppe gaben ihre Einschätzung
ab, welche Risiken für Unternehmen aus bestimmten Regionen und Branchen im Jahr 2013 dringlich sind.
Betriebs- und Lieferkettenunterbrechungen sind aus Sicht der
Allianz Experten das größte Geschäftsrisiko (46 Prozent der
Antworten). Viele Unternehmen halten ihre globalen Lieferketten aus Kostengründen schlank und verzichten auf Ersatzlieferanten. Wie die Flutkatastrophe in Thailand zeigte, können Ausfälle von Schlüssellieferanten in einer Region ganze
Branchen in Mitleidenschaft ziehen.
06
Überraschend aktuell zeigt
sich ein „uraltes“ Risiko: Feuer
und Explosionen rangieren
auf dem dritten Platz der
wichtigsten Unternehmensrisiken weltweit. Brände sind
zwar selten, können aber – gerade im produzierenden Gewerbe – hohe Sach- und Betriebsunterbrechungsschäden verursachen. Unternehmen sollten daher beim Brandschutz keine Kompromisse aus Kostengründen eingehen.
Digitale Abhängigkeit
Einige Risiken werden aus Sicht der Allianz Experten noch von
den meisten Unternehmen unterschätzt. So können etwa ITAusfälle – gleich ob selbst verschuldet oder durch Internetkriminalität – hohe finanzielle Folgekosten in der zunehmend
digitalen Wirtschaft verursachen. Doch nur sechs Prozent der
Allianz Experten meinen, dass ihren Kunden dieses Risiko bereits ausreichend bewusst ist.
Schäden aus Naturkatastrophen steigen
Auch die Gefährdung durch Stromausfälle ist erst bei wenigen
Unternehmen auf dem Risikoradar. Aufgrund der alternden Infrastruktur und unzureichender Investitionen wird die Zuverlässigkeit der Stromversorgung in Industrieländern abnehmen.
Durch die hohe Abhängigkeit von Informations- und Kommunikationstechnologien und den in vielen Unternehmen fehlenden Vorkehrungen wären die Folgen eines Stromausfalls heute
viel gravierender als noch vor zehn oder 15 Jahren.
Betriebsunterbrechungen sind oft die Folge von Naturkatastrophen, dem zweitgrößten Unternehmensrisiko (44 Prozent
der Antworten). Auch wenn das Jahr 2012 – abgesehen von
Sturm Sandy – vergleichsweise katastrophenarm war, besteht
WWW.AGCS.ALLIANZ.COM/ABOUT-US/NEWS/RISK-BAROMETER-2013
Michael Bruch
Head of R&D Risk Consulting bei Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS)
Sie sind winzig, aber ihr wirtschaftliches Potenzial ist riesig:
Nanopartikel finden sich heute in vielen industriellen Produkten – von Sonnencremes bis zum Auto. Doch mögliche
Langzeitfolgen der Nanotechnologie sind noch kaum erforscht. Wie Versicherer die Risiken beim Einsatz der neuen
Technologie bewerten, erklärt Michael Bruch.
Was sind Nanoteilchen und wo werden sie eingesetzt?
Michael Bruch: Nanopartikel sind Teilchen, die nur
winzige Bruchteile eines Millimeters groß sind. Sie
kommen in der Natur vor, heute werden sie jedoch
synthetisch hergestellt. Durch die Miniaturisierung gewinnen sie teilweise völlig neue physikalische, chemische oder biologische Eigenschaften als vergleichbare
„größere“ Stoffe. Nanoteilchen sind in der modernen
Konsumwelt allgegenwärtig: Sie finden sich in Sonnencreme und Sportkleidung, in Lebensmitteln und
Verpackungen. Sie werden in der Krebstherapie eingesetzt, machen Autolacke kratzfester oder Baustoffe
langlebiger. Nanobatterien sollen der Elektromobilität
zum Durchbruch verhelfen. Es gäbe noch unzählige
weitere Beispiele.
Das Potenzial scheint ja enorm …
Bruch: Richtig, aber es gibt auch Risiken. Mögliche
Spätfolgen können wir heute noch nicht absehen. Die
Risiken der Nanotechnologie über den gesamten Produktlebenszyklus – von der Herstellung über den Gebrauch bis zur Entsorgung – sind bislang nur teilweise
bekannt. Können Arbeiter, die Konsumartikel mit Nanoteilchen produzieren, chronische Krankheiten entwickeln? Oder die Verbraucher, die die Produkte später
nutzen, Gesundheitsschäden davontragen? Besteht
die Gefahr von Umweltschäden, wenn sich Nanosilber
in Gewässern anreichert? Wir wissen zwar, dass bestimmte Nanoröhren Asbestfasern ähneln oder Nanopartikel tief ins Lungengewebe eindringen können.
Doch welche Gesundheits- und Umweltrisiken damit
verbunden sind, ist noch kaum erforscht.
Wie sehen Versicherer die neue Technologie?
Bruch: Über Haftpflicht- oder Rückrufversicherungen
versichern wir längst unzählige Produkte, in denen
Nanotechnologie einsetzt wird. Da es noch keine
Nanoschadensfälle gibt, auf die sich unsere Aktuare
stützen könnten, bewerten wir diese neuartigen Risiken auf Basis von Schadensszenarien. Als Versicherer
legen wir Wert darauf, dass Unternehmen, die Nanotechnologie einsetzen, konsequent das Risikovorsorgeprinzip einhalten, etwa beim Arbeitsschutz. Wichtig ist auch, dass Nutzen und Risiken von Nanotechnologie über den gesamten Produktlebenszyklus
unvoreingenommen bewertet und offen diskutiert
werden. Auch dazu können wir einen Beitrag leisten.
Wie gehen Sie selbst als Verbraucher mit Nanoprodukten um?
Bruch: Es geht nicht darum, Schreckensszenarien zu
verbreiten oder einzelne Produkte zu brandmarken.
Letztlich sollte jedoch jeder Verbraucher selbst entscheiden können, ob er Produkte kaufen möchte, die
Nanotechnologie enthalten. Daher finde ich es richtig,
dass in Europa ab diesem Jahr entsprechende Kosmetikartikel und ab 2014 auch Lebensmittel mit dem Zusatz „Nano“ gekennzeichnet werden müssen. Auch
international geht die Regulierung in diese Richtung.
Diesen Schritt hin zu mehr Transparenz und Verbraucherschutz bewerten auch wir als Versicherer positiv.
MICHAEL BRUCH
Michael Bruch ist Umweltingenieur, Ökonom
und Leiter der Abteilung Forschung & Entwicklung im Bereich
Risk Consulting der
AGCS. Er ist verantwortlich für die Identifizierung, Überwachung
und Bewertung neuer
Technologien und Risiken, in Bereichen wie
Nanotechnologie,
Stromversorgung oder
Cyberkriminalität. Seine
Arbeit ist Ausgangspunkt, um Schadenspräventionsmaßnahmen und neue Versicherungslösungen zu
entwickeln. Bruch ist
seit 2001 für die Allianz
tätig. Zunächst war er
Consultant und Referatsleiter im Allianz
Zentrum für Technik im
Bereich Risikomanagementberatung, ehe er
2008 seine jetzige Aufgabe im Risk Consulting
der AGCS übernahm.
07
REGIONAL
EYE
Neu am Start
Unter Spannung
Zum 1. Januar 2013 hat es bei Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) im
deutschsprachigen Raum einen Führungswechsel gegeben. Dr. Christopher
Lohmann ist der neue Länderchef für die AGCS in Deutschland, der Schweiz und
Österreich. In der Allianz Gruppe hat sich der 44-Jährige bereits einen Namen
gemacht. Bei AGCS steigt er nun ins Industriegeschäft ein.
Wie sieht die Zukunft von Europas Energieversorgung aus? Wie lassen sich Versorgungssicherheit und technologischer Fortschritt verwirklichen? Dazu diskutieren
Hersteller, Betreiber und Versicherer bei den AGCS Expertentagen im November
2013 in München.
DR. GUNDULA HERMES
VERENA HAUER
Seine Karriere bei der Allianz begann Christopher Lohmann vor 14 Jahren. Der Diplom-Kaufmann und promovierte Wirtschaftswissenschaftler war seither mit
leitenden Positionen in verschiedenen Gesellschaften
des Konzerns betraut, unter anderem übernahm er Verantwortung in den Bereichen Vertrieb, Operations,
Schadensregulierung und Controlling/Aktuariat in verschiedenen Allianz Gesellschaften. Außerdem arbeitete er drei Jahre lang direkt für Konzernchef Michael
Diekmann. Bevor er zu AGCS wechselte, war Christopher Lohmann Chef der Vertriebsdirektion München
der Allianz Deutschland AG.
Der Energiemarkt in Europa steht unter Spannung: Die
Europäische Kommission stellte Ende 2011 den „Energiefahrplan 2050“ zum Umbau der Energieversorgung
in Europa vor. Im Mittelpunkt steht dabei der Ausbau erneuerbarer Energien und die Steigerung der Energieeffizienz, um bis 2050 die Treibhausgasemissionen um
bis zu 95 Prozent zu reduzieren. Ähnlich ambitioniert
ist die deutsche Energiewende mit dem Ausstieg aus
der Kernenergie.
„Der Energiemarkt wird sich in den nächsten Jahren
dramatisch verändern. Die Energieversorger müssen
auf ökologische, wirtschaftliche und technische Neuerungen reagieren“, erklärt Dr. Johannes Stoiber, Co-Leiter des Allianz Zentrums für Technik.
Frischer Blick
„Im Augenblick bin ich dabei, mich mit den speziellen
Herausforderungen des Geschäfts vertraut zu machen. Die Industrieversicherung ist ein anspruchsvolles Business, deswegen freue ich mich auf die neue
Aufgabe. Von ‚außen’ zu kommen sehe ich dabei als
Chance. Es ermöglicht einen frischen Blick auf die Dinge, und neue Perspektiven sind hilfreich für jede
Weiterentwicklung.“
Diskussion und Erfahrungsaustausch
08
Themen in Vorträgen oder Diskussionsrunden der diesjährigen Veranstaltung sind neben Innovationen im Bereich erneuerbare Energien auch die Zukunft der Energieversorgung und Netzstabilität – Stichwort Stromausfälle – sowie die Energiespeicherung. Anmeldungen zu
den AGCS Expertentagen 2013 sind ab sofort per E-Mail
an agcs.expertdays@allianz.com möglich.
In 2011 beschäftigten sich die AGCS Expertentage mit
den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Wirtschaftswelt. Vertreter von Unternehmen wie Google, Siemens und der Deutschen Telekom diskutierten dabei
Aspekte wie Cybersecurity und Cloud Computing.
Zu Chancen und Risiken der neuen Energieversorgung
in Europa diskutieren Hersteller, Betreiber, Serviceunternehmen sowie Versicherer bei den AGCS Expertentagen am 4. und 5. November 2013 in München.
Ziel der Expertentage ist es, den Gedanken- und Erfahrungsaustausch zwischen Versicherungsnehmern,
Herstellern, Experten der Wissenschaft und Fachleuten
der Allianz zu fördern und Raum für persönliche Kon-
Auch privat mag es Christopher Lohmann ‚bewegt’ –
der dreifache Familienvater ist gern mit Ski oder Rad
unterwegs und zudem passionierter (Marathon)Läufer.
DR. CHRISTOPHER LOHMANN
CEO AGCS Germany & Central Europe
christopher.lohmann@allianz.com
takte und Fachgespräche zu bieten. Die Veranstaltung,
die im Zweijahresrhythmus stattfindet, wird in diesem
Jahr zum ersten Mal in englischer Sprache abgehalten.
DR. JOHANNES STOIBER
Co-Leiter Allianz Zentrum für Technik
johannes.stoiber@allianz.com
WWW.AGCS.ALLIANZ.COM/EXPERTDAYS2013
Hat das Versicherungsgeschäft von der Pike auf gelernt: Dr. Christopher Lohmann ist
neuer Länderchef der AGCS für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
09
RISK
FUTURES
Ein Meer in Anthrazittönen, hier und da ein bunter Farbtupfer. Funkelnde Neuwagen des Volkswagen Konzerns
(VW) soweit das Auge reicht. Sie stehen in Reih und
Glied, alle exakt aufgereiht, wie an einem Lineal ausgerichtet. Vor Kurzem haben sie die letzte Station der Fertigung verlassen – und sind in die Welt der kleinen und
großen Gefahren auf dem werkseigenen Lagerparkplatz
eingefahren. Lose Kieselsteine, achtlos aufgeschlagene
Türen oder Hagelgewitter können ihnen dort mitunter
mehr als nur einen Kratzer verpassen.
Alles im Lack
Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) versichert zahlreiche Lagerplätze von
Autoherstellern und hat zur Bewertung der Risiken ein neues Modell entwickelt. Bei
der Lagerbesichtigung im Volkswagen Werk Zwickau kommt es zum Einsatz.
HEIDI POLKE-MARKMANN
10
Nicht umsonst sichern Autohersteller den Weg aus der
Fabrik über das Zwischenlager hin zum Händler oder
Endkunden über Transportversicherungen ab, gleich
ob die Reise per Lkw, Zug oder Autofrachter erfolgt. Im
Schadensfall ersetzt der Versicherer den Fahrzeugwert
beziehungsweise anfallende Instandsetzungskosten,
um die Fahrzeuge wieder in den Ausgangszustand zu
versetzen. VW versichert seine Transportrisiken unter
Führung der Allianz Global Corporate & Specialty
(AGCS) im Bereich Marine Cargo.
Florian Karsch, Teamleiter Transportversicherungen
und Risk Management bei der Volkswagen Versicherungsvermittlung (VWV), betreut im Jahr mehrere Tausend Schadensfälle – vom Steinschlag bis zum gekenterten Autofrachter. Insgesamt sind die Transportschäden rückläufig. „Wir räumen dem Risikomanagement
auf unseren Lagerplätzen einen hohen Stellenwert
ein“, sagt Karsch. Mit Torben Stadtaus beschäftigt die
VWV einen eigenen Risikoingenieur, der intern und extern als technischer Ansprechpartner fungiert.
Detailliert geregelt
Stadtaus koordiniert vielfältige Maßnahmen zum Risikomanagement. Mehr als 80 Seiten umfasst allein die
interne Richtlinie des Konzerns, in der Lagerung,
Handling und Transport von Fahrzeugen detailliert geregelt werden – angefangen von nicht offen zu tragenden Gürtelschnallen bis zu den zentimetergenau festgelegten Parkabständen. „Neue Präventionsmaßnahmen testen wir an einem Standort und rollen sie dann
systematisch über alle Werke aus“, erklärt Karsch.
Wie die umfassenden Regelungen in der Praxis umgesetzt werden, das zeigen regelmäßige Besichtigungen
von Lagerplätzen, die VW gemeinsam mit AGCS
durchführt. „Erst vor Ort lassen sich die Besonderheiten des jeweiligen Standorts genau verstehen“, erklärt
Piotr Szymczak, Marine Risk Consultant bei AGCS.
Auch Schadensfälle erfordern mitunter besondere
Vorsorgemaßnahmen.
Weltweit nutzt der VW Konzern weit über 200 Lagerplätze; auf den größten können bis zu 30.000 Fahrzeuge stehen. Diesmal ist Szymczak zusammen mit
11
„Zur Überwachung der Anlage und ihrer
Umgebung sollten elektronische Systeme
eingesetzt werden.“
Piotr Szymczak,
AGCS Marine Risk Consultant
Susanne Weber, Senior Underwriter Marine bei AGCS,
nach Ostdeutschland gekommen, in das Volkswagen
Werk im sächsischen Zwickau. Dort fertigen 6.850 Beschäftigte täglich rund 1.200 Golf-Modelle und Passat-Limousinen. Auf dem Werksgelände finden sich rund 3.000
Stellplätze für die Lagerung von fabrikneuen Fahrzeugen.
Zunächst verschafft sich Szymczak einen Überblick auf
dem Papier: Mit René Stenzel, der in Zwickau für den Fahrzeugversand verantwortlich ist, und dem Brandschutzkoordinator Daniel Schlefcke geht er einen Fragenkatalog
durch: Wie ist der Untergrund beschaffen? Wie steht es
um den Brandschutz? Dieses „Lagerscoring-Modell“ hat
AGCS mit VW und anderen Autoherstellern entwickelt,
um Lagerplätze mit vergleichbaren Kriterien beurteilen
zu können (siehe Infokasten). Nachdem die 45 Fragen beantwortet sind, heißt es an dem sonnigen, aber kühlen
Novembertag: raus auf den Parkplatz.
Kaum Naturgefahren
Inwiefern die Lagerplätze in Zwickau durch Naturgefahren bedroht sind, haben Szymczak und Stadtaus bereits
im Vorfeld analysiert. Durch Unwetter und Naturgewalten scheint der Standort nicht besonders gefährdet zu
sein. Vor Ort prüfen sie nochmals eine mögliche Überschwemmungsgefahr. Doch die Zwickauer Mulde kann
das höher gelegene Werksgelände nicht überfluten.
HAGELSCHÄDEN
VERHINDERN
Um Fahrzeugläger zu
schützen, werden
häufig Hagelnetze eingesetzt. Zudem stellen
einige Hersteller ihre
Neuwagen in Parkgaragen oder Unterständen in Leichtbauweise
unter. Dagegen haben
sich Hagelmatten nur
bedingt bewährt, da
sie kaum Schutz bei
starkem oder seitlich
einschlagendem
Hagel bieten.
12
Mit dem generellen Zustand der Parkflächen im erst 1990
erbauten Werk der Volkswagen Sachsen GmbH ist
Szymczak sehr zufrieden. Alle Flächen sind asphaltiert.
Auch wenn sich der AGCS-Risikoingenieur tief über den
Boden bückt, entdeckt er keine losgelösten Partikel oder
andere Verschmutzungen. Die Parkflächen sind klar markiert und gut zugänglich, die Abstände der Fahrzeuge zueinander sind großzügig bemessen.
Der Brandschutz ist selbst nach Industriemaßstäben
sehr hoch: Das Rauchverbot ist konsequent durchgesetzt,
es gibt ausreichend Feuerlöscher und Wasserhydranten.
Und die eigene Werksfeuerwehr kann im Alarmfall mit
zehn umfänglich ausgerüsteten Fahrzeugen und trainierter Mannschaft binnen Minuten anrücken.
Bleibt nur, wie in allen gemäßigten Breitengraden, das
leidige Thema Hagel als die häufigste Ursache für Schä-
den an im Freien gelagerten Neuwagen. „Nach der einschlägigen Kartografie liegt das Hagelrisiko für die Region im mittleren Bereich, doch aufgrund unserer Schadenserfahrungen siedeln wir dieses Risiko prinzipiell etwas höher an“, erklärt Szymczak. Stadtaus stimmt zu:
„Grundsätzlich erwarten wir im Rahmen der Klimaveränderung eine Erhöhung der Hagelgefahr in Nordeuropa
und bauen daher Schutzmaßnahmen aus.“ Insgesamt
wird das Hagelrisiko für den Lagerplatz jedoch nicht als
Großrisiko eingeschätzt, da viele der eingelagerten Fahrzeuge in einem gerade errichteten Parkhaus oder geschützt unter dem Dach in einer Verladehalle stehen.
Die Umgebung im Blick
Auch Sicherheitsvorkehrungen werden bei der Besichtigung des Lagerplatzes untersucht. Für Zwickau empfiehlt Szymczak keine weiteren Maßnahmen. Er weiß
aber von Besuchen anderer Lagerorte, dass es in diesem
Punkt häufig Verbesserungsbedarf gibt. „Organisierte
Banden werden immer dreister. Daher sollten grund-
SPEKTAKULÄRE
AUTOSCHÄDEN
Untergang der „Tricolor“: Im Dezember 2002 sank
der Autotransporter Tricolor vor Frankreich. An Bord
waren 2.871 Neuwagen von Premiumherstellern.
Hagelschaden Emden: Im Juni 2008 beschädigten Hagelkörner 30.000 Neuwagen im Hafen Emden. Der Schaden belief sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag.
Sturm Sandy: Weite Teile der Küste vor New York und
New Jersey wurden im November 2012 geflutet – und
auch 16.000 Neuwagen, von denen viele im Hafen von
Newark gelagert waren. Für sie bleibt nur noch die Verschrottung.
Untergang der „Baltic Ace“: Im Dezember 2012 sind
der Autofrachter „Baltic Ace“ und das Containerschiff
„Corvus J“ vor Rotterdam zusammengeprallt. Die Kollision kostete elf Menschen das Leben und versenkte
1.400 asiatische Neuwagen auf dem Meeresgrund.
DAS LAGER-SCORING-MODELL
IM ÜBERBLICK
Das Bewertungstool für Autolagerplätze haben AGCS-Experten
für Transportversicherung aus den Bereichen Risk Management und Underwriting in Zusammenarbeit mit Herstellern
entwickelt. Ziel ist es, Autolagerplätze mit einheitlichen Standards zu bewerten und zu vergleichen. Allerdings lassen sich
auch unternehmensspezifische Aspekte berücksichtigen.
Höchste Standards: Piotr Szymczak, AGCS Marine Risk Consultant (links), und Daniel
Schlefcke, Brandschutzkoordinator im Volkswagen Werk Zwickau, prüfen die Feuerlöscher im kürzlich erbauten Parkhaus.
sätzlich intelligente elektronische Systeme zur Peripherie- und Geländesicherung eingesetzt werden, wie zum
Beispiel Videokameras, Bewegungsmelder oder Sensoren in den Zäunen“, empfiehlt Szymczak. Ebenso wenig
dürfe der „Durchbruchschutz“ vernachlässigt werden:
„Ein Zusammenspiel von mechanischen und elektronischen Maßnahmen zur Peripheriesicherung plus Wachdienst – diese Mischung verspricht beim Sicherheitsmanagement am meisten Erfolg.“
PIOTR SZYMCZAK
AGCS Marine Risk Consultant
piotr.szymczak@allianz.com
SUSANNE WEBER
AGCS Senior Underwriter Marine
susanne.weber@allianz.com
FLORIAN KARSCH
Team Director Transport Insurance and Risk Management,
Volkswagen Versicherungsvermittlung
florian.karsch@vwfs.com
TORBEN STADTAUS
Marine Loss Control Engineer,
Volkswagen Versicherungsvermittlung
torben.stadtaus@vwfs.com
Kernstück des Modells ist ein Fragebogen, der vor Ort beantwortet wird. In den einzelnen Kategorien werden Punkte vergeben – maximal 150 Punkte. Der Durchschnitt liegt bisher bei
knapp 100 Punkten. In folgenden Kategorien wird geprüft:
• Technische Daten: Handelt es sich um ein Werk- oder Hafenlager? Wie hoch ist die Lagerkapazität? Welche Fahrzeugmarken werden gelagert?
• Elementargefahren: Wie gefährdet ist das Lager durch Hagel, Überschwemmung, Sturm, Tornado oder Erdbeben?
• Lage: Gibt es unmittelbare Gefahren in der Nachbarschaft
oder auf dem Fabrikgelände (z. B. durch Emissionen)? Besteht
eine Bedrohung durch Schädlinge oder Nagetiere?
• Beschaffenheit der Stellflächen: Ist der Lageruntergrund
asphaltiert, gepflastert oder loser Schotter? Wie sind die Stellplätze angeordnet und markiert?
• Umgang mit den Fahrzeugen: Welche Parkabstände
schreibt der Hersteller vor? Werden Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten?
• Brandschutz: Gibt es eine Werksfeuerwehr, ausreichende
Feuerlöscher oder Wasserhydranten? Wird ein Rauchverbot
wirksam durchgesetzt?
• Zufahrtskontrolle: Wird das unerwünschte Eindringen Dritter durch Sicherheitsvorkehrungen wirksam verhindert?
• Management: Gibt es Schulungen zum Fahrzeughandling?
Wie hoch ist die Mitarbeiterfluktuation?
Die Ergebnisse der Lagerbewertung erhält der Kunde nicht nur
als elektronischen Bericht, sondern auch als Fotobuch. Bei der
Umsetzung der Verbesserungsvorschläge unterstützen die
AGCS Marine Risk Consultants auf Wunsch.
WWW.AGCS.ALLIANZ.COM/RISK-CONSULTING/MARINE
13
SPECIAL
TOPIC
Vor der
Wende
Modernster Transport:
Die Magnetbahn, die
gerade von Bombardier in São Paulo
gebaut wird, soll mehr
als 48.000 Passagiere
pro Stunde von den
beiden Endstationen
„Vila Prudente“ und
„Cidade Tiradentes“ in
die Innenstadt transportieren.
14
Eine unzureichende Infrastruktur droht zur Wachstumsbremse Brasiliens zu werden. Vor
den sportlichen Großereignissen investiert das Land Billionen in den Bau von Kraftwerken,
Straßen, Flughäfen und Bahnen. Als Versicherer trägt Allianz Global Corporate & Specialty
(AGCS) zu einer neuen Risikokultur bei den Megabauprojekten bei.
ALEXANDER BUSCH
15
„Wir begleiten Bauproj ekte mit technischem
Wissen und Versicheru ngsschutz. Das ist ein
wichtiger Teil unseres G eschäfts.“
Angelo Colombo,
Landeschef von AGCS Brasilien
Brasilien baut seine Verkehrswege massiv aus. Präsidentin Dilma Roussef hat Ausschreibungen für den Bau von 50.000 Kilometer Straßen und 12.000 Kilometer
Schienen angekündigt. Bereits im Betrieb in São Paulo sind der Autobahnring
Rodoanel Màrio Covas (Foto oben) und die Metro, die laufend erweitert wird.
Ohne Energie keine florierende Wirtschaft – und damit
auch kein Wachstum. Der zuletzt phänomenale Aufstieg
Brasiliens wird durch ein Risiko bedroht, das im
schlimmsten Fall die Wachstumspläne schwächen könnte. Zum Jahresanfang 2013 drohte dieses Szenario Wirklichkeit zu werden. Als Folge einer monatelangen Dürre
bestand in einigen Regionen Brasiliens aufgrund von Produktions- und Versorgungsengpässen ein hohes Risiko
von Stromausfällen. Verschärfend kamen schrumpfende
Vorräte bei Treibstoff und Gas hinzu. Glücklicherweise
blieb der Ernstfall diesmal aus, aber die potenzielle Gefährdung zeigte auf, dass die Infrastruktur in Brasilien
aufgrund des starken Wirtschaftswachstums an ihre
Grenzen gerät.
Der Grund sind die seit Jahren zu geringen Investitionen
in die Energieproduktion. Das führt bei Dürre zu einem
Engpass bei der Stromgewinnung, da die meisten Staudämme der Wasserkraftwerke fast leer sind. Diese produzieren etwa 80 Prozent des Stroms in Brasilien. Die für Notfälle und Spitzenbedarfszeiten bereitstehenden 37 öl- und
gasbetriebenen Kraftwerke laufen alle schon seit Monaten
auf Hochbetrieb.
Knapper Treibstoff
Um Engpässe in der Energieversorgung zu beseitigen, entstehen landesweit Kraftwerke und Raffinerien. Die Abreu-e-Lima-Raffinerie in Pernambuco ist derzeit im
Bau und soll Ende 2014 in Betrieb gehen (Foto oben). Zu den größten Wasserkraftwerken der Welt zählt der vor 30 Jahren gebaute Itaipú-Damm. 2007 wurde er mit
zwei neuen Turbinen erweitert (Foto unten).
Die Betreiber klagen, dass sie gar nicht genug Treibstoff bekommen können, so leergefegt sei der Markt. Von den insgesamt 73 Gigawattstunden (GWh) produzieren die Thermokraftwerke nun mit 12 GWh ein Sechstel des Stroms.
Doch dafür müssen die privaten und öffentlichen Konzerne das Brennmaterial teuer importieren – was die angespannte Lage bei der Treibstoffversorgung noch zusätzlich verschärft. Doch selbst wenn sie importieren, stehen
sie vor dem nächsten Problem: Denn Brasilien verfügt
noch nicht über die notwendige Infrastruktur, um bald ein
Fünftel seines Sprits zu importieren und im Land zu verteilen: Die Häfen, die Tanklager sowie das Vertriebsnetz
sind nicht auf solche Mengen eingestellt.
Die angespannte Lage bei der Energieversorgung und die
Kettenreaktion mit anderen Infrastrukturmängeln zeigen: Brasiliens derzeitige Infrastruktur reicht nicht aus.
Das liegt an den ausbleibenden Investitionen der Vergangenheit: Seit der Ölkrise in den siebziger Jahren und der
Jahrtausendwende stagnierten die Investitionen in die Infrastruktur weitgehend. Auf ihrem Tiefpunkt im Jahr 2003
16
betrugen sie gerade einmal 0,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Doch gleichzeitig hat das Wachstum Brasiliens
angezogen: Auf rund vier Prozent im jährlichen Durchschnitt ist es zwischen 2003 und 2010 gestiegen. Und mit
jeder Wachstumssteigerung werden fehlende oder löchrige Straßen, überlastete Häfen und mangelnde Energie
zur Wachstumsbremse in der sechstgrößten Volkswirtschaft weltweit. Letztes Jahr wuchs Brasilien kaum noch,
nachdem die Wirtschaftsleistung auch 2011 nur um
knapp drei Prozent gestiegen war.
Auch die Landwirtschaft leidet
Wie sich der Zustand der Infrastruktur auf die Wirtschaft
auswirkt, das spürte die brasilianische Agrarindustrie
schmerzlich – eine der wettbewerbsfähigsten Branchen
des Landes: Die Farmer fuhren in der letzten Erntesaison
Rekorderträge an Mais und Soja ein. Die Preise sind wegen
der Dürre in den USA massiv gestiegen. Aber dennoch stapelten sich im Westen Brasiliens Mais- und Sojaberge auf
den Feldern, die nicht abtransportiert werden konnten.
Die Farmer bekamen wegen der völlig überlasteten Landstraßen und Häfen ihr Korn nicht verschifft.
Für die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 werden
viele Stadien modernisiert oder neu errichtet. Das Foto oben zeigt den Bau der
spektakulären Arena da Amazônia in Manaus. Um einen reibungslosen Transport
für Millionen von Besucher zu gewährleisten, baut Brasilien auch die Flughafeninfrastruktur aus. Jede Stadt mit mehr als 100.000 Bewohnern soll einen Regionalflughafen erhalten, auch um die großen Drehkreuze wie den internationalen Flughafen in Rio de Janeiro zu entlasten (Foto unten).
Vor jedem der drei großen südbrasilianischen Häfen warten inzwischen mehrere Dutzend Frachter aufs Löschen
mit Wartezeiten von bis zu zwei Wochen. Lkw-Schlangen
von bis zu 30 Kilometern vor den Häfen sind Alltag. Der Bürgermeister von Rio de Janeiro hat vor Kurzem in der Justiz
erreicht, dass die vor der Copacabana und Ipanema wartenden Tanker und Containerschiffe nicht mehr die Sicht
der Traumstrände verschandeln dürfen. Eine zweite Fahrrinne wird jetzt im Eiltempo zum Hafen am Zuckerhut
ausgebaggert, um die Löschzeiten zu verkürzen.
Die brasilianischen Regierungen haben erkannt, dass die
Infrastruktur zum Nadelöhr für das Wirtschaftswachstum
des Landes werden würde. 2007 stellte der damalige Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ein Programm zur Beschleunigung des Wachstums (Programa de Aceleração do Crescimento, kurz PAC) vor: Das Gesamtvolumen der vor allem
für Infrastrukturprojekte vorgesehenen PAC-Mittel betrug
bis 2010 380 Milliarden Euro. 2010 wurde das PAC bis 2014
verlängert und noch einmal kräftig aufgestockt.
Die Umsetzung des PAC wurde von politischer Seite stark
unterstützt, um anfängliche bürokratische oder recht-
17
liche Hemmnisse aus dem Weg zu räumen. Zwar bleiben
Herausforderungen bestehen, aber es gab bedeutsame
Fortschritte in der Planung und Ausführung der Bauvorhaben. Zugleich konnten die Umweltlizenzierung und
die private Finanzierung von langfristigen Projekten
verbessert werden.
wären Fragen nach Bodenproben oder technischen Baudaten noch als ungewöhnlich registriert worden.“ Mittlerweile teilten die meisten brasilianischen Baugesellschaften jedoch bereitwillig Informationen mit Maklern
und Versicherern.
Faktor Mensch auf der Baustelle
Schnelle Reaktion der Regierung
Auch Vor-Ort-Besichtungen durch Allianz Risikoingenieure sind fest etabliert. AGCS-Bauingenieur Jonas Rastelli
scheut keine Reisestrapazen und kommt gerade von der
Baustelle eines Kraftwerks im Nordosten Brasiliens zurück. Diese war nur über eine vierstündige Schotterpistenfahrt vom nächstgelegenen Regionalflughafen in São Luís
(Maranhão) zu erreichen.
Die Privatwirtschaft soll künftig noch stärker am Infrastrukturausbau beteiligt werden. Daher hat Brasiliens
Präsidentin Dilma Rousseff ein Konzessionsprogramm
für Unternehmen aufgelegt. Schließlich stehen die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele
2016 vor der Tür. Da will Brasilien auf jeden Fall vermeiden, dass Besucher in überfüllten Flughäfen und im Dauerstau auf den Straßen stecken bleiben oder es zu Spielunterbrechungen wegen Blackouts kommt.
Rastelli hat Bodenverdichtung, Betonguss oder die Standards der Qualitätskontrollen für Materialeingang und
Baufortschritt geprüft. Aber ihn interessieren auch Ausbildung und Arbeitsbedingungen der Bauarbeiter. „Jede Baustelle lebt vom Personal“, betont Rastelli, „und das gilt auf
den hier üblichen Großprojekten umso mehr.“ Auf den
Baustellen, die oft in entlegenen Landesteilen fernab städtischer Zivilisation liegen, sind mitunter bis zu 15.000
Handwerker und Monteure eingesetzt. Daher ist es ein
wichtiger Teil eines jeden Risikomanagementprogramms,
Spannungen in der Belegschaft zu vermeiden. Denn nur so
lassen sich eine maximale Produktivität und ein effektiver
Betrieb von Baustelle und Geräten sicherstellen.
EXOTISCHE
SPORTSTÄTTEN
Im ersten Schritt verkündete Rousseff Ende
letzten Jahres die Ausschreibungen für Straßenlizenzen über 50.000 Kilometer sowie
12.000 Kilometer Schienentrassen. Zudem sollen dieses Jahr Konzessionen für fünf Flughäfen und fünf Häfen vergeben werden. Auch die
Modernisierung von über hundert kleinen Provinzflughäfen könnte auf die Tagesordnung
kommen. Öl- und Gasfelder sollen nach einer
fünfjährigen Pause wieder ausgeschrieben
werden. Möglicherweise soll 2013 auch das Modell für den Bau der Schnellbahn zwischen Rio
de Janeiro und São Paulo vorgestellt werden.
Dabei plant die Regierung nun, den Bau der
Strecke zu stückeln und an zehn verschiedene
Konsortien zu versteigern, um die Konstruktion der Trasse
zu beschleunigen.
Für die weltweiten
Sportereignisse in den
Jahren 2014 und 2016
investiert Brasilien
mehr als 12 Milliarden
Euro. Zwölf Stadien
werden gebaut oder
modernisiert. Sicherlich eine besonders
exotische Sportstätte
ist die Arena da Amazônia für über 42.000
Besucher. Sie wird in
Manaus mitten im
tropischen Regelwald
gebaut.
Besonderes Augenmerk richtet Rastelli auch auf die unterste Erdschicht und die Gründungsmaßnahmen. Zwar
ist Brasilien kaum von Naturgefahren bedroht – es gibt keine Vulkanausbrüche, Taifune oder Erdbeben. Doch können tropische Starkregen Bauprojekte empfindlich stören
und verzögern. Außerdem können plötzliche Wassermassen die stark saugenden Sandböden in Brasilien ausdehnen oder Erdrutsche auslösen – mit jeweils fatalen Folgen
für die Fundamente.
Starker Wettbewerb
Die geplanten Infrastrukturprojekte bieten Versicherern
gute Aussichten. So auch für Allianz Global Corporate &
Specialty (AGCS), die im Dezember 2012 die Zulassung
für einen lokalen Rückversicherer namens Allianz Global
Corporate & Specialty Resseguros Brasil S.A. (AGCS Brasilien) erhalten hat (siehe Infokasten). „Technische Versicherungen sind ein wichtiger Teil unseres Geschäfts. Unsere Kombination aus technisch fundiertem Underwriting und Risk Management ist gefragt“, bestätigt Angelo
Colombo, der den neuen Rückversicherer AGCS Brasilien
leitet.
Neue Kultur des Risikomanagements
AGCS Brasilien begleitet über umfassende Bauleistungsversicherungen die Errichtung von Werften, Kraftwerken,
Straßen oder Bahnlinien. Versicherungsnehmer sind führende brasilianische Bau- und Energiekonzerne, aber auch
ausländische Techniklieferanten von Turbinen oder Transportsystemen. Sind die Industrieanlagen einmal in Betrieb
genommen, bietet das Engineering-Team von AGCS Brasilien Sach- und Maschinenbruchversicherungen an, beispielsweise als Konsortialführer für das produktionsstärkste Wasserkraftwerk der Welt.
18
Wer bei den Großprojekten zum Zuge kommen möchte,
müsse bei Ausschreibungen trotz begrenzter Informationen schnell agieren, berichtet Andreas Hölscher, der bei
AGCS Brazil das Underwriting für die Sparte Engineering
verantwortlich ist. Lokale Versicherer, aber auch der Londoner Rückversicherungsmarkt konkurrieren um die attraktivsten Vorhaben. Gleichwohl registriert Hölscher,
dass sich bei Bauprojekten in Brasilien zunehmend eine
neue Kultur des Risikomanagements und des technisch
basierten Underwriting durchsetze. „Vor wenigen Jahren
Das Risikomanagement
bei Bauprojekten hat sich
weiterentwickelt, Vor-OrtInspektionen der Versicherer sind mittlerweile keine
Ausnahme mehr. AGCS
Risikoingenieur Jonas
Rastelli besuchte kürzlich
die Baustelle eines Kohlekraftwerks. Wegen der
speziellen Bodenbedingungen in Brasilien achtet
er stets besonders auf die
unterste Erdschicht und
die Fundamente.
ANGELO COLOMBO
CEO AGCS Brasilien
angelo.colombo@allianz.com
DRAULT ERNANNY
Head of Market Management, AGCS Brasilien
drault.ernanny@allianz.com
ANDREAS HOELSCHER
Head of Engineering, AGCS Brasilien
andreas.hoelscher@allianz.com
JONAS RASTELLI
Risk Consulting Engineering, AGCS Brasilien
jonas.rastelli@allianz.com
AGCS EXPANDIERT
IN BRASILIEN
Mit der Inbetriebnahme seiner neuen Rückversicherungsgesellschaft in Brasilien
im Januar 2013 hat Allianz
Global Corporate & Specialty
(AGCS) seine weltweite Präsenz erneut ausgebaut. Die
Allianz Global Corporate &
Specialty Resseguros Brasil
S.A. (AGCS Brasilien) mit Angelo Colombo, CEO
Hauptsitz in Rio de Janeiro AGCS Brasilien
und einem weiteren Büro in
São Paulo ist der 13. lokale Rückversicherer, der das
Geschäft im brasilianischen Markt aufnimmt. Die
neue Gesellschaft AGCS Brazil wurde von Standard &
Poor‘s als ‚strategisch wichtig‘ für die AGCS Gruppe
bezeichnet und mit einem globalen Rating von ‚A‘
und einem lokalen Rating von ‚AAA‘ bewertet.
Landeschef ist Angelo Colombo. Er betreut die regionalen AGCS-Aktivitäten bereits seit 2009, zwei
Jahre nachdem der Gesetzgeber den Markt für
ausländische Rückversicherer öffnete. Zunächst
betrieb AGCS das lokale Geschäft als nur „admitted reinsurer“, während das Unternehmen seine
Südamerika-Strategie im Rahmen seiner Wachstumspläne für die Schwellenländer entwickelte.
„Die Zulassung als lokaler Rückversicherer im Dezember letzten Jahres war ein wichtiger Schritt
für uns, der uns die Tür für einen deutlichen Geschäftsausbau in diesem Markt öffnet“, sagt Colombo. „Als lokaler Rückversicherer können wir
unseren Kunden jetzt noch besser unterstützen
und unser Geschäft weiter ausdehnen.“
Brasilien stellt für AGCS schon heute rund die Hälfte
des Marktpotenzials in Südamerika dar und soll in
den kommenden Jahren zur Drehscheibe für das
weitere Wachstum in der Region ausgebaut werden.
Bis 2015 will AGCS in Südamerika Prämieneinnahmen von mehr als 350 Millionen Euro erzielen. Als
Head of Market Management treibt Drault Ernanny
in Brasilien ein wichtiges Ziel der AGCS-Aktivitäten in
den Wachstumsmärkten maßgeblich voran: die
Stärkung des Kundenservice. „Der brasilianische
Rückversicherungsmarkt ist sehr dynamisch“, sagt
er. „Im Zuge unserer Bemühungen um eine Ausweitung und kontinuierliche Verbesserung unseres Geschäftsmodells in Brasilien war es unerlässlich, dass
wir lokale Experten vor Ort haben, um unsere Kunden, Broker und Versicherungsträger noch besser
bedienen zu können.“
WWW.AGCS.ALLIANZ.COM/GLOBAL-OFFICES
19
SPECIAL
TOPIC
Wasser
3.12
Große Ausgaben
1.08
0.43
in trillion US$
Der Aufholbedarf bei Energie- und Wasserversorgung, Verkehr und
Kommunikation erfordert weltweit hohe Investitionen in Infrastruktur.
SCHWERPUNKTE: Verkehr, Energie, Telekommunikation und digitale Dienste
VORZEIGEPROJEKTE: Fehmarnbelt,
europäische Netzinfrastruktur, Entwicklung der Øresund-Region
NORDAMERIKA
STATUS QUO UND STRATEGIE: Die
Infrastruktur in den USA ist völlig veraltet, der Ausblick gedämpft. Das
2009 aufgelegte Konjunkturprogramm zur Minderung der Folgen der
Finanzkrise enthielt zwar Investitionspläne für startbereite Projekte, diese
wurden jedoch nie umgesetzt. Der
US-Haushalt für 2013 sah eine Erhöhung der Infrastrukturinvestitionen
um 80 Prozent vor. Allerdings machen
die Parteipolitik im US-Kongress und
die Tatsache, dass der US-Senat seit
2009 keinen Haushalt mehr verabschiedet hat, eine Realisierung dieser
Pläne eher unwahrscheinlich.
0.43
in Billionen US$
Luft- und Seefracht
CHINA
STATUS QUO UND STRATEGIE: China
hat seine Infrastruktur in den letzten
20 Jahren massiv erweitert. Das Land
zählte über Jahre zu den größten Infrastrukturinvestoren und baute in
schnellem Tempo – oft wurden Straßen zu Städten gelegt, ehe letztere
überhaupt selbst entstanden waren.
INVESTITIONEN: 1 Billion US-Dollar
laut 12. Fünfjahresplan aus 2011
SCHWERPUNKTE: Straßen, Schienenverkehr, Energieversorgung
4.23
2.11
0.51
AFRIKA
STATUS QUO UND STRATEGIE: In den
letzten Jahren sind die Infrastrukturinvestitionen moderat ausgefallen. Um die
Defizite zu beheben und die Weichen für
künftiges Wachstum zu stellen, haben
die afrikanischen Staaten nun jedoch
ihre Investitionen in Infrastruktur massiv
ausgeweitet. Zudem gibt es mit dem
„Programm für Infrastrukturentwicklung
in Afrika” (PIDA) einen strategischen
Rahmen für die Entwicklung der regionalen und kontinentalen Infrastruktur unter
afrikanischen Eigentümerstrukturen und
mit Einsatz afrikanischer Ressourcen.
VORZEIGEPROJEKTE: Alameda Corridor, Eastside Access, Neubau des
World Trade Center
0.94
Straße und Bahn
9.04
SCHWERPUNKTE: Verkehrsinfrastruktur und Schaffung einer nationalen
Infrastrukturbank
1.53
Energie
VORZEIGEPROJEKTE: Tianjin Eco City,
U-Bahn-Systeme in Guangzhou,
Shenyang und Harbin
INVESTITIONEN: 476 Milliarden US-Dollar
3.26
EUROPA
STATUS QUO UND STRATEGIE: Die
europäischen Staaten müssen sich auf
die Instandhaltung ihrer bestehenden
Infrastruktur konzentrieren. Darüber
hinaus fördert die EU eine Reihe von
Infrastrukturprojekten zur Stärkung der
Integration, des Wachstums und der
grenzüberschreitenden Vernetzung.
INVESTITIONEN: 50 Milliarden Euro von
2014 bis 2020 (EU-Kommission)
MARILEE WILLIAMS
SCHWERPUNKTE: Energie, Straßen,
Bahnen, Flughäfen, Kommunikationstechnologie
VORZEIGEPROJEKTE: Transolímpica,
Cidade Inteligente Búzios (erste Smart
City in Lateinamerika), südamerikanischer Glasfaserring
in Billionen US$
MITTLERER OSTEN
STATUS QUO UND STRATEGIE: In
Sachen breitflächige Infrastrukturstandards bleibt der Mittlere Osten hinter
anderen Regionen zurück, zudem gibt
es dort auch die geringste finanzielle
Beteiligung des privaten Sektors. Nicht
zuletzt die Unruhen des Arabischen
Frühlings haben die Staaten des GCC
jedoch mobilisiert. 968 Milliarden USDollar sollen in eine Vielzahl ehrgeiziger
Infrastrukturmaßnahmen fließen, die
Energie und Verkehr ebenso einschließen wie Gesundheitsversorgung und
Bildung.
INVESTITIONEN: rund 360 Milliarden
US-Dollar von 2012 bis 2040
LATEIN- / SÜDAMERIKA
STATUS QUO UND STRATEGIE: Große
Infrastrukturdefizite dämpfen das
nachhaltige Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der Region. Eine
transkontinentale Infrastruktur gibt
es nicht. Die meisten neuen Infrastrukturprojekte konzentrieren sich
auf Mexiko, Peru, Chile und vor allem
Brasilien, dem Gastgeberland der
Fußballweltmeisterschaft 2014 und
der Olympischen Spiele 2016.
SCHWERPUNKTE: Verkehr, Energie, ITK,
grenzüberschreitende Wassernetze
VORZEIGEPROJEKTE: BRICS-Kabelplan,
O3b-Netze, Waste-to-Energy-Projekt in
Durban
0.54
0.23
INVESTITIONEN: 450 Milliarden USDollar (2011 bis 2015)
20
Geplante Infrastrukturausgaben in Bill. US-Dollar (2005 bis 2030)
4.82
0.31
0.02
4.97
in Billionen US$
1.46
1.01
0.08
in Billionen US$
INVESTITIONEN: 97 Milliarden US-Dollar
für Verkehr in GCC-Staaten (2011 bis
2020); 80 Milliarden US-Dollar in SaudiArabien
SCHWERPUNKTE: Verkehr, Energieversorgung, Einrichtungen für soziale Infrastruktur
VORZEIGEPROJEKTE: Schienennetz zwischen allen GCC-Staaten, Abu Dhabi
Vision 2030, Qatar World Cup 2022,
Schienennetz in Saudi-Arabien
AUSTRALIEN
STATUS QUO UND STRATEGIE: Die
australische Regierung bemüht sich
seit 2008 gezielt um eine Modernisierung der bestehenden Infrastruktur, die
größtenteils aus der Nachkriegszeit
datiert, und legt die nationalen Prioritäten für künftige Investitionen fest.
INVESTITIONEN: 39 Milliarden US-Dollar einschließlich 23 Milliarden USDollar für die ländliche und regionale
Verkehrsinfrastruktur
0.31
0.23
0.18
0.14
in Billionen US$
SCHWERPUNKTE: Flughäfen, Schienenverkehr, Straßen und Autobahnen,
Häfen, öffentlicher Nahverkehr
VORZEIGEPROJEKTE: Hafen von
Hastings, 1. Phase der U-Bahn in
Melbourne, Northern Connector
Schnellstraße
Anmerkung: Die Datenlage zu Infrastruktur ist schwierig, es sind nur beschränkt konsistente Informationen zu Volumina, Vermögenswerten und öffentlichen Investitionen
verfügbar. Die Infografik greift auf Zahlen und Fakten aus verschiedenen Quellen
zurück und integriert diese. Prognosen und Vorhersagen sind ohne Gewähr und unterliegen Veränderungen aufgrund markt- und volkswirtschaftlicher Entwicklungen.
Quellen: Morgan Stanley, Booz Allen Hamilton, Global Infrastructure Partners, World
Energy Outlook, Organisation for Economic Co-Operation and Development (OECD),
Boeing, Drewry Shipping Consultants, U.S. Department of Transportation, U.S. Treasury Department, European Commission, PIDA, Nuqudy, The World Bank Group.
21
RISK
FUTURES
„Wir müssen uns
noch besser auf Eventualitäten vorbereiten“
„Vor allem Naturkatastrophen bereiten mir Sorgen.
Sie können potenziell riesige Schäden verursachen.“
Paul Carter, Global Head of Risk
Consulting bei AGCS
Beide sind Ingenieure, beide haben mit Unternehmensrisiken zu tun – doch ihre Blickwinkel sind unterschiedlich. John Marren verantwortet das Risiko- und Versicherungsmanagement des biopharmazeutischen Unternehmens CSL Limited. Paul Carter ist seit
Januar 2013 Global Head of Allianz Risk Consulting (ARC) bei Allianz Global Corporate &
Specialty (AGCS). Wir haben mit ihnen über Veränderungen im Risikomanagement gesprochen und sie gefragt, welche Risiken sie nachts wach halten.
PAUL CARTER:
EIN PASSIONIERTER RISIKOINGENIEUR
HEIDI POLKE-MARKMANN
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?
John J. Marren: Ich bespreche mich laufend mit Kollegen und internen Kunden zu Risikomanagement- oder
Versicherungsfragen. In Projekten erarbeiten wir gerade einen neuen Notfallplan und verbessern das Business-Continuity-Management der Konzernzentrale.
Außerdem überprüfe ich die Schadensprävention für
neue Anlagen in Texas und Deutschland und bereite
Strategiemeetings und Risikoprüfungen vor – wie jetzt
für den Besuch in unserer Zentrale in Melbourne in
Australien. Im Jahresturnus überprüfen wir unser Versicherungsportfolio. Die größte Herausforderung besteht für mich darin, in einem rasch wachsenden Unternehmen immer auf dem Laufenden zu bleiben und
mehrere Projekte gleichzeitig zu steuern.
Paul Carter: In meiner neuen Aufgabe bin ich dafür
verantwortlich, dass das ARC die strategischen Prioritäten von AGCS in konkrete Leistungen für interne und
externe Kunden übersetzt. Ich bin eng in die Entschei-
22
dungsfindung bei allen wesentlichen Projekten eingebunden, zum Beispiel führen wir gerade neue Analyseinstrumente ein oder verbessern unsere Kundenschnittstelle. Da ich für mehr als 250 Risikoingenieure
verantwortlich bin, gehören auch viele Personalthemen zu meinen Aufgaben. Weil ich viel reise, sind meine Bürotage weitgehend für Meetings und Telefonkonferenzen reserviert. Dennoch versuche ich, eine Kultur
der offenen Tür zu fördern – und gehe selbst so oft wie
möglich mit gutem Beispiel voran.
Erinnern Sie sich an ein Ereignis, das Ihre Karriere
entscheidend geprägt hat?
Marren: Für mich sind das in erster Linie Schadensfälle. Aus jedem einzelnen Schaden kann man etwas lernen – über die Ursachen und darüber, wie man das Unternehmen wieder auf Kurs bringt. Daher denke ich
weniger an ein bestimmtes Ereignis als an die Summe
meiner Erfahrungen. Ich habe einiges erlebt, vom Feuer in einem Werk bis hin zu Haftungsansprüchen, und
habe jedes Mal etwas dazugelernt, sodass ich beim
nächsten Mal noch besser reagieren konnte.
Carter: Als Ingenieur habe ich bei Unternehmensbesuchen das Beste gesehen – und manchmal leider auch
das Schlechteste. Ich werde nie vergessen, als ich erfuhr, dass eine der am besten gesicherten Anlagen, die
ich je begutachtet hatte, einen schweren Brandschaden erlitten hatte. In diesem Werk waren vorsätzlich
gleich mehrere Brandherde gelegt worden, sodass das
installierte Sprinklersystem schlichtweg überfordert
war. Der Schaden war immens, obwohl der Kunde alle
erforderlichen Vorkehrungen und sogar darüber hinausgehende Maßnahmen getroffen hatte.
Marren: Das ist richtig. Schäden können immer passieren, auch wenn man glaubt, man hätte alles unternommen und an alles gedacht. Deshalb haben wir
Versicherungen.
Zum 1. Januar 2013 hat Paul Carter die Position des Global Head
of Risk Consulting bei AGCS von Gerhard Courage übernommen.
Carter ist seit fast 20 Jahren in der Allianz Gruppe tätig. 1994 begann er als Risikoanalyst bei der damaligen Allianz Cornhill International, wo er zunächst für ein breites Industriekundenportfolio
in Großbritannien und Europa zuständig war. 1999 wurde er Leiter des britischen Teams für Property Risk Engineering und verantwortete Risikoprüfungen im Sachschadenbereich in Großbritannien.
2002 wurde er zum Leiter des britischen Risk-Consulting-Teams
befördert und übernahm die Verantwortung für alle Abteilungen
innerhalb dieser Funktion. 2007 wechselte Carter in die Zentrale
von AGCS nach München und übernahm dort die Position des
Global Technical Manager. In dieser Rolle war er für die technische Ausrichtung des neu gegründeten Global Risk Engineering
zuständig. Später wurde er zum Global Head of Property Risk
Consulting ernannt.
Paul Carter hat ein Diplom in Geschichte und Architektur und einen Postgraduate-Abschluss in Brandschutztechnik. Anschließend forschte er zur Anwendung chemischer Feuerlöschmittel,
insbesondere zu Halogenkohlenwasserstoffen und thermischer
Zersetzung. Paul Carter ist – als einer von nur wenigen Versicherungsingenieuren – Mitglied der britischen Institution of
Fire Engineers (IFE).
23
„Handeln Sie so, als
hätten Sie keine Versicherung im Rücken.
Das zwingt dazu,
Risiken kritisch zu
hinterfragen.“
John J. Marren, Director of Global Risk and Insurance
Management bei dem Biopharmaunternehmen CSL Limited
JOHN J. MARREN:
RISIKOMANAGER DES JAHRES 2012
Welches Risiko hält Sie nachts wach?
Marren: Für mich ist es wieder kein einzelnes Risiko.
Alles, was uns daran hindern könnte, unseren Betrieb
aufrechtzuerhalten, treibt mich um. Wir bemühen
uns, auf alle denkbaren Szenarien vorbereitet zu sein.
Als Biopharmaunternehmen müssen wir immer bedenken, dass ein Vorfall in einem unserer Werke nicht
nur Auswirkungen auf unseren Geschäftserfolg hat,
sondern auch gesundheitliche Folgen für mehrere
Tausend Patienten haben könnte.
Carter: Meine größte Sorge sind Naturkatastrophen.
Denn diese können potenziell riesige Schäden verursachen. Es geht nicht um einen möglicherweise großen,
aber dennoch irgendwo begrenzten Schaden an einer
Produktionsstätte. Es geht vielmehr um ganze Regionen und Branchen, die in unserer stark globalisierten
und vernetzten Wirtschaft durch ein einziges Ereignis
in Mitleidenschaft gezogen werden können.
24
John Marren ist Director of Global Risk and Insurance
Management bei dem Biopharmaunternehmen CSL Limited mit Sitz in Melbourne, Australien, und den Tochtergesellschaften CSL Behring und bioCSL. CSL ist ein
führender globaler Anbieter von aus Plasma gewonnenen Proteintherapeutika und Impfstoffen und beschäftigt über 9.000 Mitarbeiter in 19 Ländern.
Marrens Aufgabenbereich umfasst die Koordination
und Überwachung des gesamten Risikomanagements.
Darüber hinaus ist er für alle Sach- und Haftpflichtversicherungen des Unternehmens zuständig.
Vor seinem Eintritt bei CSL war Marren Leiter des Risikomanagements für Henkel America und Global Risk
Manager bei Firmenich International. Er begann seine
Karriere als Property Loss Control Consultant bei Factory
Mutual und arbeitete für Johnsons & Higgins (später
March) in den Bereichen Engineering und Broking.
John Marren hat einen Abschluss in chemischer Verfahrenstechnik von der Lehigh University. Er ist als Professional Engineer für Brandschutztechnik zugelassen und
ist als Chartered Property Casualty Underwriter zertifiziert. Im Jahr 2012 wurde er vom US-Fachmagazin Business Insurance zum Risikomanager des Jahres gekürt.
Was war das größte Risiko, das Sie jemals eingegangen sind?
Marren: In Australien auf der linken Straßenseite zu
fahren!
Carter: Mit über 80 Stundenkilometern auf einem voll
gefederten Mountainbike einen Berg hinunterzurasen.
Erst als ich einen schweren Unfall hatte, wurde mir bewusst, wie riskant das eigentlich war.
Auf welche neuen Risiken sollten Unternehmen besser vorbereitet sein?
Carter: Da mein Computer zu Hause kürzlich gehackt
wurde, denke ich, dass Cyberkriminalität nicht länger
unterschätzt werden sollte. Betriebsunterbrechungen,
die nicht durch physische Schäden ausgelöst werden,
sondern etwa durch Stromausfälle, sind bereits heute
ein Thema und werden weiter an Bedeutung gewinnen.
Marren: Auf alles, was wesentliche Auswirkungen auf
die Lieferkette haben kann. Ob in der Beschaffung, der
Logistik oder der Produktion: Immer ist der Verlust eines wichtigen Glieds der Lieferkette, für das es nur begrenzt Alternativen gibt, ein kritischer Faktor. Außerdem stimme ich Herrn Carter zu, dass unsere Abhängigkeit von den IT-Systemen so hoch ist wie nie zuvor.
Daher wird es immer wichtiger, kritische Systeme belastbar zu gestalten und gegen Angriffe zu schützen.
Was ist der beste Rat zum Thema Risikomanagement, den Sie erhalten haben?
Marren: Ganz zu Beginn meiner Karriere im Risikomanagement wurde mir beigebracht: Handeln Sie so,
als ob Sie keine Versicherung als Rückendeckung hätten! Das zwingt zu einer kritischen Betrachtung der bestehenden Risiken, egal in welcher Branche.
Carter: Ein früherer Vorgesetzter sagte mir einmal:
„Wenn immer erst alle möglichen Einwände überwunden werden müssen, wird nie etwas versucht.“
Es ist besser, die eigene Risikovorsorge Schritt für
Schritt zu verbessern, als nach der perfekten Lösung
zu streben und womöglich am Ende überhaupt
nichts zu erreichen.
Wie hat sich die Rolle der Risikomanager in den Unternehmen und diejenige der Risikoingenieure in
den Versicherungen verändert?
Marren: Das Aufgabenspektrum ist breiter geworden.
Wir sind längst nicht mehr nur Versicherungsmanager.
Heute kommt es auf ganzheitliche Konzepte für Risikomanagement an. Man muss sein Geschäft gut kennen,
um Risiken sinnvoll bewerten und tragen zu können –
oder sie eben zu transferieren. Nicht immer werden die
beschlossenen Maßnahmen exakt unseren Empfehlungen folgen, aber unsere Aufgabe ist es, das Management
zu unterstützen, informierte Entscheidungen zu treffen
und unliebsame Überraschungen zu vermeiden.
Carter: Die wichtigsten Geschäftsrisiken sehen heute
anders aus als noch vor zehn Jahren. Daher müssen wir
unsere Risikoberatung an die neuen Trends anpassen.
So konzentrierten sich die Risikoingenieure der Sachversicherer früher überwiegend auf den physischen
Schutz der Vermögenswerte. Heute spielt die Bewertung und Vermeidung von potenziellen Betriebs- oder
Lieferkettenunterbrechungen bei der Sachrisikoberatung eine wichtige Rolle. Unsere Analyse von Naturkatastrophenrisiken ist ebenfalls detaillierter geworden.
RISIKOREICHE
LEKTÜRE
John Marrens Lieblingsbuch ist „Single
Point of Failure“ von
Gary Lynch, das
„hervorragende Einblicke in das Management von Lieferkettenrisiken“ gibt. Paul
Carter empfiehlt „The
Science of Fear“ von
Dan Gardner. „Dieses
Buch deckt eine breite
Palette von Risiken ab
– von Terrorismus
über Finanzkrisen bis
zum Klimawandel
und Hackerangriffen.“
Welche Fähigkeiten muss ein guter Risikomanager
oder -ingenieur haben?
Carter: Risikoingenieure brauchen natürlich das nötige technische Fachwissen und belastbare Industrieerfahrung. Dass es immer um Menschen geht, sollte aber
auch nicht vergessen werden. Wir müssen unseren
Kunden komplexe Zusammenhänge im persönlichen
Gespräch erläutern. Daher brauchen Risikoingenieure
auch gute kommunikative Fähigkeiten. Sie müssen dieselbe technische Sprache wie ihr Gegenüber sprechen
und eine Beziehung aufbauen können.
Marren: Ein guter Risikomanager muss mit Menschen
aus allen Ebenen eines Unternehmens zusammenarbeiten können – vom CEO über das Management bis hin
zu den Arbeitern. Er muss bereit sein, sich tief in die Betriebsabläufe einzuarbeiten, nur dann kann er effektiv
unterstützen. Management- und Finanzwissen sind
ebenfalls unerlässlich. Generell verändert sich das Aufgabenprofil von Risikomanagern fortlaufend. In immer
schlankeren Organisationen wird die Vorbereitung auf
alle denkbaren Szenarien immer wichtiger.
JOHN J. MARREN
Director of Global Risk and Insurance Management bei CSL Limited
John.Marren@cslbehring.com
PAUL CARTER
Global Head of Risk Consulting bei AGCS
Paul.Carter@allianz.com
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SPECIAL
TOPIC
Tief
bohren
Unter der Londoner City wird am größten Tiefbauprojekt Europas gearbeitet: Crossrail modernisiert
das Bahnnetz für das 21. Jahrhundert.
NEIL HODGE
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Schwergewichtige Helfer: Riesige Tunnelbohrmaschinen werden eingesetzt, um die neuen CrossrailTunnel unter London zu bauen. Jede von ihnen wiegt 1.000 Tonnen und ist bis zu 140 Meter lang.
Mit einem geschätzten Investitionsvolumen von 14,8
Milliarden Pfund, 37 Haltestellen und 118 Kilometer
Streckenlänge ist Crossrail Europas derzeit größtes
Tiefbauvorhaben. Das riesige Infrastrukturprojekt
wird den Londoner Flughafen Heathrow und Maidenhead im Westen direkt mit Canary Wharf, Abbey Wood
und Shenfield im Osten der Hauptstadt verbinden.
Die Strecke erweitert die Fahrgastkapazität der britischen Hauptstadt um rund zehn Prozent und soll die
wichtigen Geschäftsbezirke der Metropole für weitere
1,5 Millionen Pendler in 45 Minuten erreichbar
machen.
Bis 2018 soll das Projekt verwirklicht sein – neun Jahre
nach Baubeginn im Mai 2009. Das Herzstück bilden
fünf doppelröhrige Tunnel mit einer Länge von 21 Kilometern direkt unter der Londoner Innenstadt. Dazu
werden neue unterirdische Crossrail-Stationen in Paddington, Bond Street, Tottenham Court Road, Farringdon, Liverpool Street, Whitechapel, Canary Wharf und
Custom House gebaut. In einer Tiefe von bis zu 40 Me-
TONNENWEISE ERDE
Die Tunnelbohrmaschinen arbeiten rund um die
Uhr und bohren sich pro
Woche 100 Meter durch
den Londoner Untergrund. Am Ende werden
sie sechs Millionen Tonnen Erde ausgehoben
haben, die für ein neues
Naturreservat auf Wallasea Island in Essex verwendet werden.
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CROSSRAIL –
DATEN UND FAKTEN
• Crossrail ist das größte europäische Tiefbauprojekt mit einem Investitionsvolumen
von 14,86 Milliarden Pfund. Die Strecke hat
eine Länge von 118 Kilometern und wird 37
Stationen quer durch London verbinden.
Crossrail plant mehrere neue Stationen in London.
„Crossrail muss viele bauliche und logistische
Herausforderungen berücksichtigen.“
Clive Trencher,
Senior Risk Consultant, AGCS UK
tern bahnen sich die Tunnel ihren Weg zwischen bereits bestehenden U-Bahn-Linien, Abwasserkanälen,
Versorgungsleitungen und Gebäudefundamenten.
Das Konzept unterirdischer Tunnelröhren mit großem Durchmesser unter der Londoner Innenstadt
wurde erstmals in den 1940er-Jahren diskutiert. Der
Name „Crossrail“ tauchte erstmals 1974 im London
Rail Study Report der Umweltbehörde und des Greater
London Council auf, einer Studie zum künftigen Verkehrsbedarf und der strategischen Infrastrukturplanung für London und den Südwesten Englands. Zwar
entsprechen die ursprünglichen Vorschläge nicht den
heutigen Plänen, doch die Erkenntnis, dass London
ein effizienteres Schienenverkehrsnetz benötigt, gab
es schon vor rund 70 Jahren.
SICHER RADFAHREN
Um sie besser auf
Radfahrer aufmerksam zu machen, hat
Crossrail bis dato
über 4.000 Lastwagenfahrer trainiert.
Zudem gibt es eine
zusätzliche Sicherheitsausstattung auf
allen Baustellenfahrzeugen.
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Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) ist Mitglied des Versicherungskonsortiums, das für Sachschäden infolge der Bauarbeiten und an den eingesetzten Maschinen – einschließlich der acht Tunnelbohrmaschinen – aufkommt. Auch an der Haftpflichtversicherung ist AGCS beteiligt.
Zu den Risiken für die Projektversicherer zählen etwa
Brände in den Tunnelbohrmaschinen (TBMs) und Stationen. „Die TBMs werden von großen Elektromotoren
angetrieben, die knapp 1.000 Tonnen wiegen und bis
zu 148 Meter lang sind. Ihre Stromversorgung muss
sich auf dem Weg durch die Tunnelröhren mit ihnen
vorwärtsbewegen, mit einer Zielgeschwindigkeit von
100 Metern pro Woche“, erklärt Paul Smith, Engineering Underwriting Manager bei AGCS.
Logistik an vorderster Stelle
Unterschiedliche Böden
Das Projekt ist mit enormen Herausforderungen verbunden – allen voran logistischen Problemen. Als eine
der weltweit belebtesten Metropolen hat London mit
einem extrem hohem Verkehrsaufkommen zu kämpfen. Daher optimierte das Crossrail-Managementteam die Bauplanung so, dass möglichst wenige Straßen, Zug- und U-Bahn-Verbindungen beeinträchtigt
werden.
Clive Trencher, Senior Risk Consultant für Hoch- und
Tiefbau bei AGCS, nennt weitere Risiken: „Die erwarteten Bodenbedingungen können sich von einer Baustelle zur nächsten ändern. So müssen sich die Ingenieure im Westen Londons in der Nähe der Paddington
Station durch den Londoner Ton bohren und benötigen dafür spezielles Gerät. Im Osten dagegen werden
Schlammbohrmaschinen benötigt.“ Der Einsatz unterschiedlicher Maschinen sei mit besonderen baulichen und logistischen Herausforderungen verbunden. So wirke sich jede Bohrtechnik anders auf die
überirdischen Gebäude oder den Abtransport von
Ausbruchsmaterial aus. „Die jeweiligen Sonderfakto-
Die Londoner City ist auch für ihre historischen Gebäude bekannt. Doch von den über 350 denkmalgeschützten Gebäuden entlang der Eisenbahnstrecke
muss nur eines abgerissen werden.
ren müssen akribisch in die Planung einbezogen werden“, ergänzt Trencher.
In den vergangenen zehn Jahren haben sich Risikoerfassung und -management enorm verbessert, entsprechend ist das Gefährdungspotenzial gesunken.
Exemplarisch sind hier verbesserte Gesundheits- und
Sicherheitsrichtlinien, Fortschritte in Tunnel- und
Bauverfahren sowie die gemeinsame Entwicklung des
Joint Code of Practice for Risk Management of Tunnel
Works zu nennen. Auf dieses Regelwerk einigten sich
Londoner Versicherer und Vertreter der Tunnelbauindustrie im Jahr 2003, nachdem eine Reihe von Tunnelbauunfällen die Versicherer zwischen 1994 und 2003
über 600 Millionen US-Dollar gekostet hatte.
Neue Sicherheitsvorschriften
Das Regelwerk legt fest, dass es für jedes Projekt ein
formalisiertes Risikomanagementverfahren zur Ermittlung, Bewertung und Verteilung von Risiken geben
muss und dass in jeder einzelnen Phase Risikobewertungen vorgenommen, katalogisiert und aktualisiert
werden müssen.
Um Kernkompetenzen, bewährte Arbeitsabläufe, Risikomanagement sowie Industriestandards festzuhalten und weiterzugeben, hat Crossrail die Tunnelling
and Underground Construction Academy (TUCA) ins
Leben gerufen. Das Institut bildet Facharbeiter für die
speziellen Anforderungen von Tunnelbau, Tiefbau und
Infrastrukturprojekten aus.
Als europaweit einzige Ausbildungsstätte für Tunnelbau in Weichböden (es gibt ein Ausbildungszentrum
für Tunnelbau in Hartgestein in der Schweiz) trägt
TUCA zur Entwicklung neuer Qualifikationen sowie
Gesundheits- und Sicherheitsstandards in der Branche bei. Während der Projektlaufzeit werden an der
• Die Strecke erweitert die Fahrgastkapazität
der britischen Hauptstadt um rund zehn Prozent und soll die wichtigen Geschäftsbezirke
der Metropole für weitere 1,5 Millionen
Pendler innerhalb von 45 Minuten erreichbar
machen.
• Crossrail bietet neue Bahnverbindungen
und reduziert die Reisezeit. Zu Stoßzeiten sollen bis zu 24 Züge pro Stunde zwischen Paddington und Whitechapel fahren.
• Jeder Crossrail-Zug ist bis zu 200 Meter lang
und hat eine Fahrgastkapazität von bis zu
1.500 Passagieren. Bis zu 200 Millionen Fahrgästen sollen die Strecke jährlich nutzen.
• Seit Beginn der Bauarbeiten 2009 wurden
über 20 Millionen Arbeitsstunden geleistet.
Über 7.000 Menschen sind derzeit auf über
40 Baustellen in London tätig.
Akademie allein im Tiefbau-Bereich mindestens 3.500
Fachkräfte ausgebildet.
Ohne Zweifel wird das Londoner Crossrail-Projekt
während seiner neunjährigen Laufzeit das Management vor viele Herausforderungen stellen. Angesichts
der Weiterentwicklungen im Risikomanagement für
Tunnel- und Bauprojekte geben diese dem Management jedoch auch die Chance, aus den Erfahrungen zu
lernen und die bestehenden Verfahren für künftige
große Infrastrukturprojekte zu verfeinern.
PAUL SMITH
Engineering Underwriting Manager, AGCS UK
paul.smith@allianz.com
CLIVE TRENCHER
Senior Risk Consultant Engineering, AGCS UK
clive.trencher@allianz.com
WWW.AGCS.ALLIANZ.COM/SECTORS
29
IN
CONCLUSION
Zukunftsstädte in den Tropen
Etablierte Metropolen und neue Megacitys können in Sachen Stadtentwicklung voneinander lernen,
sagt Gerhard Schmitt, Direktor des Singapore-ETH Centre for Global Environmental Sustainability.
PROF. DR. GERHARD
SCHMITT
Professor Dr. Gerhard
Schmitt ist Professor für
Informationsarchitektur
an der Eidgenössischen
Technischen Hochschule
Zürich (ETH) und Direktor des Singapore-ETH
Centre for Global Environmental Sustainability.
An dieser Kooperationseinrichtung forschen
mittlerweile 150 Wissenschaftler aus aller
Welt, wie eine nachhaltige Stadtentwicklung in
den Megastädten der
Zukunft gelingen kann.
Von 1998 bis 2008
wirkte Schmitt als Vizepräsident für Planung
und Logistik in der Universitätsleitung der ETH.
Er gestalte maßgeblich
die Entwicklung der
Science City mit, eines
neuen Hochschulcampus der ETH, der als Modell der Universität des
21. Jahrhunderts gilt.
Metropole oder Moloch? Megacitys wie Tokio, Los Angeles
oder São Paulo strahlen eine eigentümliche, aber unbestreitbare Faszination aus. Inzwischen gibt es Dutzende
Städte mit mehr als zehn Millionen Einwohnerinnen und
Einwohnern. Sie entstehen zunehmend in einem breiten
geografischen Gürtel nördlich und südlich des Äquators.
Im Erscheinungsbild folgt das Wachstum in großen Zügen
den Entwicklungen in Europa und Nordamerika in der Zeit
der industriellen Revolution.
Besonders in Europa ist es uns oft nicht bewusst, wie
schnell die neuen Metropolen in den Tropen wachsen. Die
Erkenntnisse aus diesem Entwicklungsprozess werden
auch für Europa und Nordamerika von großem Nutzen
sein. Während in den gemäßigten Klimazonen hauptsäch-
Was können wir von den neuen Megacitys lernen? Nachhaltigkeit wird dort anders gesehen als in Europa, wo damit
in erster Linie Energieverbrauch und CO2-Ausstoß in Verbindung gebracht werden, da die meisten materiellen Herausforderungen der Urbanisierung bereits gemeistert
wurden. Gleichzeitig können europäische Städte von den
asiatischen und tropischen Städten lernen, dass es möglich ist, auf engem Raum friedlich zusammenzuleben.
„In den tropischen Megacitys wird Nachhaltigkeit
anders verstanden als in Europa.“
lich die Wohnfläche pro Person wächst, nimmt in den
aufstrebenden Städten der Tropen die Bevölkerung insgesamt rapide zu: in Afrika durch eine Kombination von hoher Geburtenrate und Binnenmigration, in Asien und
Südamerika hauptsächlich durch die Zuwanderung aus
ländlichen Regionen.
Aufschlussreicher als der Blick auf die reinen Bevölkerungszahlen ist es, nach den Bedürfnissen der jeweiligen
Bewohner zu fragen. Denn eine Großstadt in Äthiopien
wird sich sehr von einer Zukunftsstadt in Südchina unterscheiden, eine neue Stadtentwicklung in Myanmar oder
Vietnam – das inzwischen eine höhere Einwohnerzahl als
Deutschland hat – wird anders aussehen als eine solche im
Norden Brasiliens.
Um die unterschiedlichen Entwicklungslinien zu verstehen und durchdachte Vorschläge für eine nachhaltige
Stadtentwicklung in verschiedenen Regionen der Welt machen zu können, hat die ETH Zürich zusammen mit der National Research Foundation von Singapur Ende 2010 das
Singapore-ETH Center mit dem Future Cities Laboratory
gegründet. Dieses Zentrum ist gleichzeitig Forschungsinstitut, Thinktank und Stadtlabor. Mittlerweile 150 Forscherinnen und Forscher untersuchen den Metabolismus der
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Stadt, indem unter verschiedenen Fragestellungen wichtige „Stocks and Flows“ in urbanen Systemen gesamthaft
analysiert und modelliert werden. Beispiele sind Stocks
and Flows von Material, Wasser, Energie, Kapital, räumlicher Dichte, Landschaft und Information, jeweils mit dem
Menschen im Zentrum.
So wohnen in Singapur (wenngleich im Sinne der Definition keine echte Megacity) mehr als 7.000 Menschen unterschiedlichster Herkunft pro Quadratkilometer zusammen – und das mit hoher Lebensqualität. Gleichwohl hat
der Stadtstaat einen kleineren ökologischen Fußabdruck
als viele westliche Großstädte – und dies obwohl der
zweitgrößte Hafen der Welt und Raffinerien enorme
Emissionen verursachen. Wie dies gelingt? Aufgrund des
tropischen Klimas wird keine Heizung benötigt. Die
Wohnfläche pro Bewohner ist niedriger, was den Einsatz
von weniger Baumaterial und weniger Energie für Kühlung bedeutet. Die hohe Wohndichte führt auch zu kürzeren Wegen und Fahrten; ohnehin wird die Zahl der privat
zugelassenen Autos durch hohe Steuern begrenzt.
Doch Singapur ist sicher eine Ausnahme in Asien, da es
seit Jahren eine konsequente Umweltpolitik bei gleichzeitiger Wirtschaftsförderung verfolgt und auch nicht
mit ausufernden Vorstädten oder zersiedelten Landschaften zu kämpfen hat. Gleichwohl weist Singapur
den Weg, wie die neuen tropischen Metropolen nachhaltig werden können, ohne wie viele Städte in gemäßigten Klimazonen zunächst den Umweg über
große Umweltbelastung zu nehmen und dies dann
später revidieren zu müssen.
Risk Consulting in luftiger Höhe
Maximilian Mock, Risk Consultant der Allianz Global Corporate & Specialty
(AGCS), baumelt am Seil, über ihm ein Helikopter, unter ihm die Gondel des
Windrades auf offener See in 90 Meter Höhe. Langsam wird er herabgelassen
und kommt in dem roten Schutzkäfig sicher zum Stehen. So könnte er demnächst die Technik eines Offshore-Windparks in der Nordsee aus nächster Nähe
beurteilen. Die erforderlichen Trainings hat er bereits alle absolviert – vom Helikopter-Hoist-Kurs bis zum Überlebenstraining. Sie gehören zum Pflichtprogramm für jene Ingenieure und Techniker, die für Bau, Wartung oder Reparaturarbeiten an Offshore-Windparks zuständig sind. „Dass wir uns als Versicherer
diese Kompetenzen selbst aneignen, ist ungewöhnlich, aber unabdingbar, wenn
man erfolgreich und profitabel agieren will“, sagt Robert Maurer, der bei AGCS
weltweit für die Versicherung von Offshore-Windparks verantwortlich ist. Ehe
AGCS Herstellern oder Betreibern von Windparks Versicherungsschutz bietet,
bewertet ein Team von mittlerweile sechs spezialisierten Ingenieuren die eingesetzte Technik. „Wir möchten die Risiken nicht nur vom Schreibtisch aus beurteilen, sondern uns selbst auf der Gondel oder der Transformatorplattform ein Bild
machen“, erklärt Mock. „Die Praxis sieht immer anders aus als die Theorie.“
Foto: Areva/Jan Oelker
2013 Kalender
Datum/Ort
Veranstaltung
Information
10. –12. Ju ni
Brighton, Großbritannien
Airmic Conference 2013
Association of Insurance and Risk Managers
www.airmic.com
17. –23. Ju ni
Paris Le Bourget, Frankreich
PARIS Air Show
www.paris-air-show.com
3. –5. Sept em ber
München, Deutschland
DVS Versicherungssymposium 2013
www.dvs-schutzverband.de
29. Sept em b er – 2. Ok t o ber
Maastricht, The Netherlands
Ferma Risk Management Forum 2013
www.ferma.eu
5. – 9. Ok t ob e r
Colorado Springs, USA
Insurance and Leadership Forum
The Council of Insurance Agents & Brokers
www.ciab.com
24 . – 26. Okt obe r
São Paolo, Brasilien
Brazil Risk Management Forum 2013
Associação Brasileira de Gerência de Riscos
www.abgr.com.br
4 . –7. N ovem ber
Singapur
Singapore International Reinsurance Conference
www.sirc.com.sg
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