TEXmag 2012
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TEXmag 2012
STANDARDS Eine Reise mit den Textilien Foto: LUKAS BLASBERG N eues Jahr, neue Redaktion und ein neues Heft. Als gemeinsames Pilotprojekt der ZiTex -Textil und Mode NRW und der AMD Akademie Mode & Design Düsseldorf gestartet, erscheint endlich die zweite Ausgabe der TEXmag. Wochenlang haben wir uns auf eine Reise zu den technischen Textilien, Prüflaboren und Sicherheitstextilien begeben und haben uns stets gefragt: Sind Mode und technische Textilien vereinbar? Mit einem journalistischen Auge haben wir hinter die Kulissen geblickt, erforschten den Alltag eines Textilunternehmens und entdeckten Kuriositäten und Neuheiten. Auf unserer Tour haben wir Menschen kennengelernt, erfüllten uns Kindheitsträume, wie einen Tag mal Polizist oder Feuerwehrmann zu sein und haben herausgefunden: Mode und technische Textilien gehören definitiv zusammen! Begleiten Sie uns auf unserer Reise in die Welt der Textilien! Grußwort W ir haben es im letzten Jahr erhofft und nun ist es auch eingetreten. TEXmag war mit Erstausgabe außerordentlich erfolgreich, so dass wir aus dem Pilotprojekt nun schon eine „Kleinserie“ entwickeln konnten. Auch die vorliegende zweite Ausgabe des Magazins schafft die außergewöhnliche Verbindung von textilen Innovationen, Mode und Lifestyle und soll bei Ihnen als Leserin und Leser Interesse „auf mehr “ Textiles wecken. Denn diese Branche ist spannender, kreativer und innovativer als viele glauben. Unser Dank gilt auch in diesem Jahr dem Team der AMD in Düsseldorf, die mit viel Einsatz, Kreativität und Fachwissen die zweite TEXmag ermöglicht haben. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen und neue Erkenntnisse bei der Lektüre von TEXmag Vol. 2! Ihre ZiTex - Textil & Mode NRW 1 10 12 HIGHTECH FASHION 6 Der Siegeszug der technischen Textilien Deutschlands Spitzenposition in Europa 23 Nicht von dieser Welt Einblick in die Techniktrends der Modedesigner 9 Sonderbar Fünf Kuriositäten aus dem Reich der technischen Textilien 26 Fotostrecke: MIT sicherheit gefahr 10 Und täglich grüSSt das Murmeltier Reportage über den Alltag in einem Prüfungslabor 32 Ein Mann, ein Catwalk Eine humoristische Reise in die Welt der Sicherheitstextilien 12 Das Superhelden-Quartett Weshalb im Comic die Zukunft der Textilien steckt 39 FLECK LASS NACH Eine Serie über die berühmtesten Verunreinigungen der Welt VISION StandarDs 15 4 Stoffe, von denen wir träumen Es gibt Dinge, die müssen noch erfunden werden 1 Editorial 16 Das Lied der Webmaschine Ein Tag in der Textilfabrik Aunde 20 NAchwuchs muss gefördert werden Der Wettbewerb Next zeichnet den Textilnachwuchs aus 3 Staff Mitarbeiter dieser Ausgabe 35 Messekalender Die wichtigsten Messen des Jahres im Überblick 36Nachgefragt bei... Interview mit Michael Jänecke von Techtextil Foto: ZiTex 40 Impressum 27 cover: Kleid Ther esa reiter Brille Stahlcorsage st ylist ow n Model nic no p p en (M odelw erk ) Foto: Daan Roosegaarde Studio Foto: Verseidag 6 STANDARDs von links nach rechts: Elena Schlosser, Nadine Kilian, Jacqueline Breuer, Lukas Blasberg, Ga-Young Park, Julia-Elisabeth Rodenkirchen, Rebekka Weinrich Auf ein Neues Nachdem unsere Kollegen im Vorjahr eindrucksvoll das Format TEXmag entwickelt und lanciert haben, ist es nun wieder an der Zeit, die Textilbranche von Vorurteilen zu befreien und über aktuelle Trends zu informieren. L angweilig, unkreativ, unökologisch - nichts davon trifft auf diese Branche zu. Es gibt wohl kaum ein Material, welches sich so abwechslungsreich und doch so unbe- merkt in unseren Alltag integriert hat. Textilien sind heutzutage dort, wo man sie nicht erwartet. Wir zeigen Ihnen die neuesten Innovationen und die Big Player, die klugen Köpfe, vielversprechenden Nachwuchs und das so spannend, humorvoll, unterhaltsam und stilsicher, wie Sie es von unseren Vorgängern gewohnt sind. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihre Redaktion! 3 VERSEIDAG – DER NAmE FüR TEcHNIScHE TExTIlIEN VERSEIDAG-INDUTEX GmbH Industriestrasse 56, 47803 Krefeld Phone +49 2151 876-0 e-mail info@verseidag.de www.verseidag.de Aufbauend auf der Basis jahrzehntelanger Erfahrung Industrielösungen. Die vier Verseidag Geschäftsbereiche bündelt Verseidag an ihren Fertigungsstandorten ein- seemee®, duraskin®, ballistic protection und special zigartiges Know-how über Hochleistungswerkstoffe solutions decken nahezu jeden Einsatzbereich be- und Anwendungsmärkte mit modernster state-of-the- schichteter Roh- und Trägermaterialien ab. In jedem art Produktionstechnologie. So wird jedes Verseidag Geschäftsbereich profitieren unsere Kunden von Produkt ein Qualitäts- und Innovationsversprechen an höchster technischer Kompetenz und effizienten unsere Kunden. Verseidag Produkte finden sich in Produktionsstrukturen. Dabei sind alle Prozesse einer Vielzahl hochanspruchsvoller Anwendungsmärkte, so flexibel, dass verschiedenste Werkstoffe und Pro- wie z. B. textiler Architektur, Großzelte, großformatiger duktionsverfahren auf individuelle Kundenwünsche Digitaldruck, Biogas, schusssichere Westen und weitere zugeschnitten werden können. Foto: LUKAS BLASBERG Smartphones, L aptops, Tablets. Wir leben im Zeitalter des Hightechs. Alles muss schnell und effizient sein. Was heute modern ist, wird morgen ein "war". Auch die Textilindustrie zieht bei diesem Trend mit. Fußballarenen mit frei formbaren Fassaden, leuchtende Stoffe oder Kuriositäten wie Ziegen, die spinnen. Der Siegeszug der technischen Textilien Ein Bericht über den Marktführer Deutschland Text: Elena Schlosser. Fotos: Verseidag Indutex GmbH, TAG Composites & Carpets GmbH, Polymade ITT GmbH S ie sind unersetzbar im Krankenhaus und bei der Feuerwehr. Sie erleichtern jedes Auto, jedes Flugzeug. Sie überspannen die größten Gebäude, schützen unsere Polizei und tarnen unsere Bundeswehr. Die Rede ist nicht von Metall, Stahl oder Eisen. Es sind technische Textilien, die aus vielen Branchen nicht mehr wegzudenken sind. Schon lange steht die Textilindustrie für mehr als nur Kleidung und Mode. Sie ist ein innovatives Forschungsgebiet. Ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Und: Sie kommt aus Deutschland. Meist kleine und mittelständische Unternehmen sind für die Position als Marktführer verantwortlich. Technische Textilien machen inzwischen mehr als 50 Prozent der textilen Gesamtproduktion in Deutschland aus. Wegen ihres umfangreichen Könnens werden solche modifizierten Textilien in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt: Medizin, Architektur, Automobil, Geo- und Schutztextilien. So bunt wie die Einsatzgebiete sind auch die Herstellungsarten und Besonderheiten der technischen Textilien. In den meisten Fällen werden Hochleistungsgarne wie Glas und festes Polyester verwendet. Hinzu kommt Aramid, eine organische Kunstfaser, die sich sowohl durch eine hohe Festigkeit und Schwingungsdämpfung auszeichnet, als auch durch ihre Hitze- und Feuerbeständigkeit. Eine Hightech-Faser, die viel verspricht. Deutsche Unternehmen wie die Verseidag Indutex GmbH oder 6 die TAG Composites & Carpets GmbH nutzen diese leistungsstarken Fasern schon. Hightech-Textilien made in Germany V erseidag etwa entwickelte mit seinem hauseigenen „duraskin“-System witterungsbeständige Bekleidungen aus Polyester- und Glasgarnen für neu entwickelte Gebäude. Diese Membranen machen es zum Beispiel möglich den Einfall von Sonnenlicht zu reduzieren, aber dennoch eine Zufuhr von Frischluft beizubehalten. Besonders bekannt wurde „duraskin“ durch die Ausstattung von Fußballstadien weltweit wie zur WM 2010 in Kapstadt und zur EM 2012 in Polen und der Ukraine. Sämtliche Stadien wurden mit einer textilen Außenfassade oder Dachkonstruktion des deutschen Traditionsunternehmens ausgerüstet. TAG Composites & Carpets arbeitet ebenfalls mit solchen Hightech-Membranen. Im Vordergrund steht dabei das sogenannte Low-e-Gewebe. Ein Glasgewebe mit reflektierendem Aluminium. Verwendet im Gebäude des auffälligen Flughafens von Bangkok. Eine Membran im Dach besteht aus diesem Gewebe, das die tropischen Außentemperaturen isoliert und die Akustik eindämpft. Beauftragt wurde TAG dabei von der Firma Polymade ITT GmbH. Während TAG für die Produktion der Beschichtung zuständig war, stammt von Polymade die tech- HIGHTECH 1 2 3 4 5 6 1 Zur WM 2010 wurde von den gmp-Architekten in einer Zusammenarbeit mit der Verseidag Indutex GmbH das Stadion in Kapstadt entwor fen 2 Flughafen in Bangkok mit einer Beschichtung aus Deutschland - das Low-e -Gewebe 3 Das Stadion in Breslau wurde von dem Büro der jsk-Architekten entwor fen und ist ebenfalls mit einer Membran von Verseidag ausgestattet 4 Das Krefelder Unternehmen TAG Composites & Carpets hat sich ebenfalls auf Hightech-Membran spezialiser t 5 Kiew by Night - ein Stadion der gmp-Architekten 6 Die Beschichtung des Flughafens in Bangkok isolier t die tropischen Außentemperaturen 7 bei Polymade, und sein Team haben die passenden Werkstoffe bereitgestellt und die komplette Produktion überwacht. Eine Zusammenarbeit, die sich sehen lässt. Deutsche Erfolgsgeschichten. Doch jede Erfindung hat auch einen historischen Anfang... Die Hochburg der Textilindustrie W ie in vielen anderen Fällen beginnt auch die Geschichte der technischen Textilien mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.Flucht, Hunger, Armut. Aus der Not wurde eine Tugend. Städte wie Breslau und Berlin waren die wichtigsten Standorte der Bekleidungsindustrie im deutschen Reich. Die 7 vertriebenen Unternehmer aus dem Osten brachten ihr Wissen und Können in den Westen. Das Ruhrgebiet wurde so zur Hochburg der Textil- und Bekleidungsindustrie in Deutschland. In den 60er Jahren verlagerte sich die Produktion jedoch wieder in Richtung Osten. Nach Fernost. Dahin wo die Produktion schlichtweg günstiger war. Deutschland musste reagieren, Familienbetriebe gerettet werden. Der Staat setzte auf Bildung und Forschung. Die technischen Textilien konnten sich etablieren. Mehr Innovationen, neue Herstellungsverfahren, verbesserte Fasern. Die Bundesregierung hat das Potenzial der technischen Textilien längst erkannt. Die vielfältigen Eigenschaften wie Belastbarkeit, Flexibilität, Atmungsaktivität und Multifunktionalität können durch Veredelung intensiviert oder miteinander kombiniert werden. Flugzeuge und Autos werden dadurch immer leichter. Der CO2 Ausstoß wird reduziert. Geotextilien schützen vor Temperaturschwankungen, Austrocknung und Sonneneinstrahlung. Das Wachstum von Pflanzen wird gefördert. Neue Feinstaub- oder Abwasserfilter sollen den Klimaschutz vorantreiben. Der Staat profitiert aber nicht nur von dem ethischen Aspekt der technischen Textilien. Auch wirtschaftlich stellt die Textil- und Bekleidungsindustrie einen entscheidenden Faktor in Deutschland dar. Sie ist nach dem Ernährungsgewerbe die zweitgrößte Konsumgüterbranche und erbrachte im Jahr 2010 einen Gesamtumsatz von 27 Mrd. Euro. In diesem Jahr waren etwa 120.000 Beschäftigte in 1.200 Betrieben der Textil- und Bekleidungsindustrie tätig. Die Zahl von Unternehmen und Angestellten geht allerdings seit Jahren zurück. In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2011 lag die Exportquote deutscher Textilien bei 43,3 Prozent. Die technischen Textilien haben dabei einen Anteil von über 18 Prozent. Sie gelten als der Wachstumssektor, der sich besonders durch seine Unabhängigkeit von modischen Stimmungen auszeichnet. Nach einer Studie der Deutschen Bank aus dem Jahr 2011 soll in den kommenden Jahren die Nachfrage nach technischen Textilien jährlich um 5 Prozent steigen. Ob Ärzte und Polizisten, Architekten und Ingenieure, Soldaten oder Normalverbraucher. Niemand kann heute mehr auf die technischen Textilien verzichten. Qualität made in Germany. 8 Ein ökonomischer Er folg A uch heute noch sind sie ein wichtiger Punkt auf der Agenda der Bundesregierung. Mehr denn je. Ein stärkeres Umweltbewusstsein, Mobilität, Ressourcenknappheit. Die Hightech-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung soll auf diese gesellschaftlichen Entwicklungen eingehen und auf Veränderungen reagieren. Dieses Projekt dient dem Ausbau der führenden Position im europäischen Markt. Dabei werden sowohl die gewerblichen Unternehmen als auch Hochschulen, Fachhochschulen und andere Forschungseinrichtungen durch Zuschüsse unterstützt. Sie sollen im Dialog zusammenarbeiten. 8 7 Die Beschichtung des Flughafens in Bangkok entstand in einer Zusammenarbeit der TAG Composites & Carpets GmbH und Polymade ITT GmbH 8 Das Stadion in Südafrika wurde eigens für die WM 2010 entwor fen und gebaut HIGHTECH Ein kleiner Ausflug in die Kuriositäten der technischen Textilien Text: Julia Rodenkirchen. Foto: Lukas Blasberg. Illustration: Ga-Young Park Wenn Ziegen spinnen Leuchtende Effekte Eine verrückte Geschichte spinnt sich um die Spinnenseide. Sie ist zug- und reißfest und bleibt trotzdem elastisch – ein Traum von einem Werkstoff. Allerdings lassen sich große Mengen an Spinnen nicht züchten. Daher kam die kanadische Firma Nexia Biotechnologies auf die Idee, Ziegen das Spinnenseiden-Gen einzusetzen. Diese transgenen Ziegen produzieren in ihrer Milch wiederum das Spinnenseidenprotein, aus dem dann der gewünschte Faden hergestellt werden kann. Nun besteht bisher das Problem, dass die “Ziegenseide” qualitativ sehr zu wünschen übrig lässt. Ein anderer Weg verspricht Erfolg: Dafür wurden die Originalgene der Spinnenseide per Virus in Schmetterlingszellen eingeschleust, die daraufhin „echte“ Spinnenseiden erzeugten. Eine zweite Methode sollte sicherstellen, dass der Faden auch im industriellen Maßstab erzeugt werden kann. Ein Morphofalter schillert leuchtend blau, obwohl seine Flügel keine Farbpigmente aufweisen. Unsichtbares wird sichtbar. Des Rätsels Lösung ist eine Nanostruktur, die das einfallende, weiße Licht beugt und in die Regenbogenfarben aufteilt. Inzwischen entwickelt man Textilien, die diese Effekte nutzen und farbig leuchten, ohne Farbstoffe zu enthalten. Das Material besteht aus einer Mischung von Lichtleitfasern und unterschiedlichen Gewebefasern. Die Lichtleitfaser werden speziell bearbeitet, damit sie leuchten. Das Licht kommt aus Leuchtdioden, die durch hochmoderne Akkus mit Strom versorgt werden und mit Handynetzteilen aufladbar sind. Die leuchtende Bekleidung soll sogar in der Waschmaschine gewaschen werden können. Volumenverändernde Fasern Das Advanced Airbag Safety System für Motorradfahrer (AASHR) enthält ein aktives Airbagsystem. Es verwendet die erprobte Technologie der Hochgeschwindigkeits-Entfaltung. Das patentierte „Sensing Triggering Memor y“ (STM) System erkennt den Sturz, errechnet die Fallgeschwindigkeit und startet das Aufblasen der Airbags von der Hüfte bis zur Halswirbelsäule und im Brustkorbbereich. Ein Speicher dient zur Erfassung der Unfalldaten. Der Sturz wird in 0,01 Sekunden erkannt. Das Aufblasen dauert weitere 0,025 bis 0,030 Sekunden. Der Sturz „dauert“ ca. 0,8 Sekunden, so dass der Schutz rechtzeitig zur Verfügung steht. Bei voller Bewegungsfreiheit und geringem Gewicht kann sich der Fahrer wie gewohnt verhalten. Kommt es zu einem Sturz, schützt das Airbagsystem, Nacken, Wirbelsäule und Oberkörper vor Verletzungen. Forscher haben eine Faser entdeckt, welche Körperbewegungen bemerkt und entsprechend darauf reagieren kann. In die Kleidungsstücke werden piezoelektronische Streifen eingesetzt, welche die Körperbewegungen in elektrische Energie umsetzen. Je nach Situation verkürzen bzw. verlängern sich die einzelnen Fasern und passen sich so den Bedürfnissen des Trägers an. Auch im BH werden mögliche Einsatzbereiche gesehen. Registriert der BH schnelle Bewegungen, verkürzen sich durch die Spezialfasern die Träger und die Cups versteifen sich. So tritt automatisch eine Stabilisierung ein, der BH passt sich so jeder Bewegung an und sitzt somit einfach besser. Allerdings ist auch hier wieder nicht absehbar, ob und wann diese Entwicklungen auf den Markt kommen Airbag-Kleidung 9 Und täglich grüßt das Murmeltier Eine Reportage über das WKS Textil- und Umweltlabor in Wilsum Text: Julia Rodenkirchen. Foto: WKS H ier hat alles seinen Platz. Hier hat alles seinen Ort. Aufgestellt in Reih und Glied. Kleine Gläser, halb kleine Gläser, mittelgroße Gläser, große Gläser, halbgroße Röhren, mittelgroße Röhren, große Röhren. Als „ Außenstehender “ traut man sich kaum, einen Fuß vor den anderen zu setzen, um nichts umzustoßen, umzureißen oder zu zerdeppern. Man hat Angst, die Ordnung in diesem L abor durcheinander zu bringen. Wilsum, ein kleines Dorf mit gerade mal 1.652 Einwohnern in Niedersachsen an der holländischen Grenze, zum wichtigsten Standbein gehört hier noch die L andwirtschaft. Hier ist auch der Standort des WKS. Das WKS ist ein Prüflabor für Textilien. Physikalischtechnische und chemisch-technische Prüfungen im staatlich akkreditierten Prüflabor werden hier durchgeführt. Schon die Einfahrt ist perfekt gepflastert, die Buchsbäume, die den Weg markieren, sind akkurat geschnitten und stehen auf den Millimeter genau weit voneinander entfernt. Das WKS ist ein großer weißer Betonklotz, alles wirkt sehr clean und übersichtlich. Am Eingang der großen L agerhalle stehen Schilder. Rauchen verboten, Handys ausschalten, Schutzhelm tragen, Betreten der Fläche verboten, Zutritt für Unbefugte verboten, Berühren verboten, nichts abstellen oder lagern, Essen und Trinken verboten. Es gibt eigentlich nichts, was man hier darf. Sichten, Fehler kennzeichnen, messen D ie Werksführung beginnt. In der großen L agerhalle liegen Stoffrollen gestapelt, auf Regalen die gleich breit und gleich hoch sind, die gleich unterteilt sind; bis unter die Decke rote Stoffrollen über rote Stoffrollen, gelbe Stoffrollen über gelbe Stoffrollen, blaue Stoffrollen über blaue Stoffrollen. Alles markiert, gekennzeichnet und auf seinem Platz. Wir gehen weiter zur Warenschau. Sichten, Fehler kennzeichnen, messen, abmustern, nach Farbgruppen sortieren. Jede Stunde derselbe Stoff, jede Stunde dasselbe Muster, jede Stunde dieselben Handgriffe. Der nächste Schritt ist das „Reparieren“, hier werden Flecken und Verschmutzungen entfernt sowie Kett- und Schussfadenbrüche aus- 10 Individuelle Waschveredlung im Textil- und Umweltlabor gebessert. Der Stoff wird gespannt und der zuständige Mitarbeiter korrigiert die meist nur 1Milimeter kleinen Fehler mit einem scharfen Messer. In der nächsten Station kommt der Stoff zum Schneiden. Er wird in Bahnen oder Streifen geschnitten. Jeden Tag an derselben Station, jeden Tag geschnitten, in Bahnen oder Streifen. Doch vor dem Einpacken wird ein kleines Stückchen Stoff abgeschnitten und ins Prüfungslabor gebracht. Hier werden verschiedene Tests durchgeführt, um die Qualität des Stoffes zu ermitteln. Scheuer fest, reißfest, lichtecht D as Prüflabor. Ein dunkelgrauer Raum, keine Fenster. Die Stille hier wird nur durch das Summen der Testapparaturen unterbrochen. Die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit geregelt, jeden Tag herrschen hier 20 Grad Celsius. Als erstes wird die Scheuerfestigkeit getestet. Ein Mitarbeiter spannt ein Stück Stoff auf eine Platte und legt diese in die Maschine. Er betätigt einen Schalter und über die eine Platte schiebt sich eine zweite, die anfängt zu rotieren. In kreisförmigen Bewegun- HIGHTECH 1 2 1 Prüflabor WKS - hier ist alles aufgestellt in Reih und Glied 2 Umweltschonende Wäscherei der WKS gen scheuert die Platte auf dem anderen Stoff. Immer im gleichen Radius, immer mit der gleichen Geschwindigkeit, und immer mit demselben Druck. Jeder Stoff muss diese Prozedur über sich ergehen lassen. 10 Minuten, 13 Minuten, 16 Minuten, 20 Minuten, nichts passiert. Von den rotierenden Platten wird einem schwindelig. Stille, nichts tut sich. Nichts geschieht. Das ist in 95% der Fälle so. Alles wird dokumentiert. Der Stoff wird aus der Halterung entfernt und weggeworfen. S ammeln, sortieren, auswerten A ls nächstes wird die Reißfestigkeit getestet. Eine neue Stoffprobe wird zwischen zwei Klammern gespannt und in der Maschine befestigt. Die zwei Klammern bewegen sich nun voneinander entfernt und reißen am Stoff. 0,5kg Druck, nichts passiert. 1kg Druck, nichts passiert. 1,5kg Druck, nichts passiert. 2kg Druck, nichts passiert. 2,5kg Druck, nichts passiert. Das ist in 95% der Fälle so. Alles wird dokumentiert. Der Stoff wird aus der Halterung entfernt und weggeworfen. Der Lichttest. Eine neue Stoffprobe wird auf eine Platte gespannt und in der Maschine befestigt. Die Maschine fängt an sich zu drehen, schneller und immer schneller. Am oberen Teil der Maschine ist eine L ampe befestigt. Die L ampe ist sehr grell und das lange Hineingucken tut in den Augen weh. Die L ampe soll das Licht der Sonne nachahmen. Als letzter Schritt wird die Waschechtheit getestet. Eine Stoffprobe wird in die Waschmaschine gelegt und muss nun einen Waschgang überleben. Wieder verglichen mit einer Farbkarte, die den Färbegrad der Probe feststellt. Alles wird dokumentiert. Der Stoff wird weggeworfen. Die Ergebnisse werden gesammelt, ausgewertet und gespeichert. Kontrollieren, Sortieren, Etikettieren. Das Verpacken ist der letzte Schritt, hier werden moderne Verpackungsstationen eingesetzt. Kleine Stoffrollen in kleine Verpackungen, mittelgroße Stoffrollen in mittelgroße Verpackungen, große Stoffrollen in große Verpackungen. Hier hat alles seinen Platz. Hier hat alles seinen Ort. Aufgestellt in Reih und Glied. Fertig zum Versand. Die Lieferpapiere werden ausgefüllt. Die Ware wird verladen. Hier beginnt ihre Reise. 11 Das Superhelden- Quartett Im Comic steckt die Zukunft Woran in vielen Forschungslaboren der Welt noch emsig getüftelt und experimentier t wird, ist für viele Comicleser ein alter Hut: Kleidung mit besonderen technischen Fer tigkeiten. Der Anzug von Batman, das Superman-Kostüm oder der enge Anzug von Spiderman. Bei der Kleidung der Superhelden unserer Kindheit wurden viele technologische Textilien von heute vor weg genommen. Schusssicher und feuer fest ist längst nicht mehr nur das Alleinstellungsmerkmal der Kostüme unserer Superhelden. Vier spannende Beispiele die zeigen, weshalb die Kleidung unserer Superhelden auch heute noch der absolute Trend ist. Text: Nadine Kilian. Foto: Lukas Blasberg. Illustration: Ga-Young Park Kräfte: Übermenschliche Stärke, Geschwindigkeit und Agilität, Fähigkeit an glatten Oberflächen zu "kleben" Besonderes Merkmal: besonderer Gefahrensinn, Erfindung des Netzsprüher Herkunft: New York, geboren als Peter Parker, wurde bei einem Besuch in einem Forschungslabor von einer radioaktiven Spinne gebissen Kleidung: hautenger rot-blauer Ganzkörper-Suit und Kopfkostüm mit Spinnenmuster Aussehen: kreativ SPIDERMAN 12 Alltagstauglich: Leistung: Komfort: Heute: klebender Klettverschluss (Einsatz z.B. bei Ourdoorjacken von Roadsign) HIGHTECH Kräfte: übermenschliche Körperkraft, Ausdauer, Regeneration und körperliche Resistenz, feuerfest Besonderes Merkmal: rote Hautfarbe Herkunft: geschaffen vom russischen Mystiker Rasputin Kleidung: schwarze Hose, beiger Trenchcoat Aussehen: casual Alltagstauglich: Leistung: Komfort: Heute: Anzug aus hochtemperaturbeständigem SESTONIT-Gewebe HELLBOY z.B. von Klevers Kräfte: keine Superkräfte. Überlegenheit basiert auf Intelligenz, Willenskraft, hartem Training und seinen technischen Hilfsmitteln Besonderes Merkmal: Batmobil Herkunft: Gotham City, geboren als Bruce Wayne (Millionär) Kleidung: gepanzertes Kostüm, Batgürtel und Umhang Aussehen: beängstigend Alltagstauglich: Leistung: Komfort: Heute: tragbare Kohlefaser-Flügel bei der Bundeswehr (Kohlefaser wird z.B. von SGL Kümpers GmbH & Co. KG hergestellt) BATMAN Kräfte: enorm schnell, übermenschlich stark, kann fliegen, Supergehör, Hitze, Röntgen, Scan, Infrarot, Teleskopblick Besonderes Merkmal: ein Ring aus Kr ypton kann ihn vernichten Herkunft: Planet Kr ypton, geboren als K al-El, später auf der Erde als Clark Kent Kleidung: hautenges blaues Ganzkörperkostüm, rote Überhosen, rote Stiefel und ein langes Cape Aussehen: supercool SUPERMAN Alltagstauglich: Leistung: Komfort: Heute: schusssichere Weste, z.B. von Verseidag Ballistic Protection 13 Foto: LUKAS BLASBERG "Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte der menschlichen Visionen", sagte einmal der deutsche Schriftsteller Hans K asper. Die Erfolge der Textilindustrie im Nordrhein-Westfalen basieren auf den Erfolgen der einzelnen Textilunternehmen. Sie wurden erbaut auf Zukunftsvisionen der Unternehmer. VISION Vier Stoffe, von denen wir träumen Viele Wünsche wurden uns schon er füllt. Eine Modeschau mit Kleidern aus Schokolade. Eine kuschelige Jacke, die auf Kommando wärmt. Sogar ein Umhang, der uns unsichtbar werden lässt. Und dennoch: Es gibt immer noch Stoffe, von denen wir träumen... 1 Text: Elena Schlosser. Foto: Tina Candrian Public Relation Kleidung, die uns dünn macht Tragen Sie Schwarz, das kaschiert! W ählen Sie einen fließenden Stoff, der verdeckt optimal die Problemzonen! Verzichten Sie auf Querstreifen, das trägt auf! Genug von den Ratschlägen der Verkäuferin nebenan? Den Wunsch nach einem Stoff, der wirklich dünn macht? Keinen Speck einquetscht, keine wabbeligen Falten verdeckt, sondern wirklich schlank macht! Sodass das überschüssige Fett durch besondere physikalische Prozesse in der Kleidung einfach verschwindet. Das wäre schön... Kleidung, die uns jung hält Anti-Falten-Cremes und Schönheits-OPs. Der Wunsch nach jugendlichem Aussehen ist unersättlich. Täglich kommt eine neue, innovative Rezeptur auf den Markt. Ein weiteres Wundermittel. Können Textilien nicht so was auch? Wie wäre es mit einem engen Anzug, der nur während der Nacht getragen wird. Er konserviert die Haut so, dass der Alterungsprozess komplett gestoppt wird. Morgens wacht der Träger/die Trägerin herrlich frisch und auf jung auf. Darin möchte man glatt drei bis vier Tage durchschlafen... Ein Teppich, der uns fliegen lässt Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht, der Orient, Aladdin. Bekannt aus Märchen oder Filmen als romantischer Chauffeur oder lebensrettender Begleiter. Nur müsste der fliegende Perserteppich in unseren Breitengraden wohl etwas modifiziert werden. Was ist mit Schnee, Regen und Hagel? Den eisigen Temperaturen? Entweder wird er die moderne Version eines Cabrios oder ein eleganter 5-Türer!? 3 2 Kleidung zum Beamen 4 In zwei Sekunden von Köln nach Dresden. In fünf Sekunden von Berlin nach New York. In sieben Sekunden von München nach Sydney. Beamen ist eine Fähigkeit, die der Menschheit noch fehlt. Mit Kleidung wäre es so simple. Rein in die Jacke und ab um die Welt. Doch immer nur in der Gegenwart zu bleiben, wäre auf Dauer auch langweilig. Wünschenswert: Die Zeitreisefunktion. 15 Das Lied der Webmaschine Ein Tag bei dem Mönchengladbacher Textilunternehmen Aunde Text: Ga-Young Park. Fotos: ZiTex 1 1 1899 wurde das Familienunternehmen Aunde gegründet 2 Eine Webmaschine hat eine Lebensdauer von 20 Jahren 3 Rolf Königs ist Geschäftsführer des Textilunternehmens 4 Neue Formen für einen Aunde Autositz 05 4500 km Fäden verarbeitet eine Webmaschine pro Tag S umm. Klack. Summ. Klack, klack. Summ. Klack. Abwechselnd ertönen die Geräusche hinter der Tür. Ein tiefes Summen und ein hohes Klack. Noch sehr leise. Doch dann öffnet sich die Tür und das Konzert beginnt. Die Instrumente: Webmaschinen, Spulen und Fäden. Die Musikanten: Mitarbeiter der Aunde Produktionsstätte. Seit 104 Jahren wird in den Produktionshallen in der Waldnieler Straße in Mönchengladbach gespult, gerollt und geprüft. Mit zwölf Webstühlen begann die Geschichte von Aunde im Jahre 1899. Gegründet von Achter und Ebels konzentrierte man sich auf die „mechanische Weberei in Herrenstoffen nebst dazu gehörenden Vorarbeiten, wie Zwirnerei und Spulerei“. Schon 1927 galt Aunde als größtes Textilunternehmen der Tuchindustrie in Mönchengladbach. Neben den Tuchen wurde auch Au- 16 3 topolsterstoffe produziert, bis man in den 50ern, dem Jahrzehnt der Automobile, die Zusammenarbeit mit Automobilherstellern, weiter ausbaute. Heute produziert Aunde, führend auf dem deutschen Markt, Autobezüge unter anderem für VW, BMW und Audi. 4500 km Fäden pro Tag I n der Mitte des Raumes steht eine monströse Webmaschine. Sie spult viele einzelne Fäden, so dünn wie ein Haar, auf die riesige Spuletrommel. „Wir nennen sie Webkettbäume“, sagt Chief Financial Officer Renate Grewe. Und sie korrigiert: „Es heißt nicht spulen, sondern bäumen.“ Sie zeigt auf einen Faden, den die Webmaschine ausspuckt und will es genauer erklären, doch der Mann an der großen Maschine schiebt sie zur Seite. Er holt eine Schere heraus und schneidet den VISION 2 4 Faden durch. Dann ein paar Knöpfe gedrückt und es geht weiter mit dem Spulen. Pardon: mit dem Bäumen. Seine Bewegung ist routiniert. Er weiß, was der nächste Schritt ist, welche Knöpfe wann gedrückt werden müssen. Für uns ein unübersichtlicher Salat an Knöpfen. Für ihn haben alle Knöpfe, Tasten und Schritte einen Sinn und einen Zweck. Eine Webmaschine kostet 1 Million Euro. Sie hat eine Lebensdauer von 20 Jahren. Pro Tag verarbeitet sie 4500 km Fäden. Prüfen nach dem Aunde Standard H inter einer dicken Glasfassade ist der Bürotrakt untergebracht. Zu viert oder sechst sitzen die Mitarbeiter der Textilfabrik Aunde und tippen, schreiben 5 und messen. Kein Summen und Klackern ist hier zu hören, stattdessen ertönt leise Musik aus dem Radio. Plötzlich stört ein mechanisches Piepen die monotone Ruhe. Eine Frau im weißen Kittel erhebt sich vom Platz und folgt dem Ton. Das ist das Prüflabor der Aunde. „Das ungeliebte Kind jedes Unternehmens“, sagt Prüflaborantin Elberts. In diesen vier W änden herrschen Zahlen, Tabellen, Kurven und Parameter. Hier wird getestet, geprüft und korrigiert. Alles nach Norm und nach Standard. Vorher verlässt kein Stoff das Werk. Brenntest, Reißprobe, Lichtechtheit, Fleckentest, Verschleißtest. Hier im L abor rückt man dem Stoff zu Leibe. Warum aber das ungeliebte Kind? „Die Entwicklungsabteilung kommt mit innovativen Ideen und Design an Stoffen und wir sagen immer "Stop". Das alles muss ja auch nach unserem Standard getestet werden“, erklärt sie. 17 "Ohne unsere Mitarbeiter wäre Aunde nie so weit gekommen." Rolf Königs Seit 1980 arbeitet Frau Elberts in der Abteilung. Sie hat miterlebt, wie sich Standards verändern, Normen manchmal runtergeschraubt werden. Aber oft genug auch wie immer schwierigere Tests den Stoffen für die Automobilindustrie das Leben schwer machen. „Spätestens wenn Angelhaken an Stoffen getestet werden, kehre ich der Qualitätsprüfung den Rücken“, lacht sie. Ein kleiner Scherz, aber tatsächlich sind die Anforderungen der deutschen Automobilindustrie sehr hoch und werden immer schwieriger und spezieller. Früher zum Beispiel durfte ein Auto noch riechen. Nicht selten hörte ein Autoverkäufer den Satz: „Das Auto riecht aber neu.“ Heute aber muss alles neutral sein, fast schon klinisch. „ Ansonsten denkt der Endverbraucher, dass etwas Giftiges aus den Stoffen ausdünstet“, versucht Elberts zu erklären und zieht die Brauen hoch. Beim Geruchstest wird also genau dokumentiert. Dabei kann ein Stoff modrig, seifig, lippenbrennend bis hin zu halskratzend riechen. Ihr erstes Auto war ein VW Käfer. „Den hat man schon von weitem gerochen. Aber ich habe ihn geliebt“, erzählt sie und riecht an dem Stoff und notiert sich den Geruch und die Nummer. 18 Die Aunde-Standards: Eine Tour entspricht einer Drehung eines Schmiergelpapiers auf dem Autobezug. 35.000 Touren muss die Mitte des Bezuges eines Autositzes überleben ohne zu fusseln oder zu pillen. Ein Aunde-Stoff darf brennen, aber nur in einer Geschwindigkeit von 100mm pro Minute. Der Aunde-Stoff muss neutral riechen. Zwischen Metall und Fäden E in Raum weiter setzt sich das laute Konzert fort. Diesmal aber ein K anon. Versetzt spielen die Webmaschinen das Lied vom Summen und Klacken. Sie stehen dicht aneinander, kaum Platz um durchzulaufen. Immer wieder huscht ein Mitarbeiter in L atzhose und Ohropax in den Ohren vorbei und drückt Tasten und Knöpfe und verschwindet dann wieder zwischen Metall und Fäden. „Hier stellen wir nun die Stoffrollen her. Das ist unser Grundstoff für die Herstellung von Autobezügen“, sagt Renate Grewe. Wie ein Häcksler fahren die scharfen Metallschienen vor und zurück. Heraus kommt ein glatter, fester Stoff. VISION Aunde -Mirarbeiter beim sor tieren, spulen und weben 86 Werke hat Aunde mit ihren Tochterunternehmen Isringhausen und Esteban, verteilt auf 25 Länder. Weltweit arbeiten rund 12.000 Mitarbeiter für das Familienunternehmen. Die Gruppe gehört zu den größten Automobilzulieferenten weltweit. Summ. Klack. Summ. Klack, klack es klimatisiert war. Ansonsten würden die Stoffe unter den Wetter- und Temperaturbedingungen leiden. „Die Ohropax können Sie nun entfernen“, sagt sie. Die Ohren sind noch leicht betäubt von dem Druck. Die Tür hinter uns schließt sich und es ist nichts zu hören, doch in den Ohren hallt es immer noch nach: Summ. Klack. Summ. Klack, klack. Summ. Klack. E s ist 13:00 Uhr. Mittagspause für viele Mitarbeiter. Einige setzen sich in den Aufenthaltsraum. Ein weiteres Zimmer hinter einer dicken Glaswand. Hier ist es still und sie können ihre Ohropax entfernen. Sie packen Brotdosen und Tüten aus. Es raschelt und knirscht. Keiner redet. Alle genießen die Ruhe. Aber lange weilt sie nicht, denn die EM muss noch besprochen werden. Viertelfinale, Turniermannschaft, Tor von Gomez und Trainer Löw – Themen der nächsten 15 Minuten. Und dann muss es weitergehen. Ohropax rein und Tür auf. „Nun sind wir fertig mit der Werksbesichtigung“, erklärt Renate Grewe und zeigt auf ein Tor, das nach draußen führt. Draußen scheint die Sonne und es ist schwül. In den Hallen war das nicht zu merken, da Informationen über den Spezialist für Autositze unter: w w w.aunde.com 19 "Der Nachwuchs muss gefördert werden" Zum zweiten mal wird der Textilnachwuchspreis Nex t verliehen Text: Rebekka Weinrich. Foto: ZiTex 01 Gewinnerinnen und Platzier te des Next2011 D ie Initiative ZiTex – Textil und Mode NRW, 1996 von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und Partnern aus der Wirtschaft gegründet, hat es sich auf die Fahnen geschrieben, den Nachwuchs der Textil– und Bekleidungsbranche beispielhaft zu fördern. Qualifizierter Nachwuchs sichert die Zukunft der Branche. Das hat auch ZiTex erkannt und den Wettbewerb Next ins Leben gerufen, der bereits zum zweiten Mal ausgeschrieben wird. Durch ihn werden außerordentliche junge Talente ausgezeichnet, die eine technisch-gewerbliche Ausbildung in der Textilbranche mit Bravour abgeschlossen haben. Vielversprechender Nachwuchs I nnovations- und Nachwuchspreise gibt es viele, doch kaum einer beachtet dabei die herausragenden Leistungen der Absolventen von technisch-gewerblichen Ausbildungen in der Textil- und Bekleidungsbranche. ZiTex steuert mit der Auszeichnung Next 2012 dagegen. Für Next 2012 können sich alle Absolventen bewerben, die im Zeitraum von August 2011 bis Juli 2012 ihre Ausbildung in der Textil- und Bekleidungsindustrie in NRW abgeschlossen haben und nicht älter als 25 Jahre sind. Die Ausbildungsberufe, aus denen die Bewerber kommen, sind breit gefächert: Von 20 02 Podiumsdiskussion mit den Initiatoren des Preises Hightech-Berufen bis hin zu künstlerischem Arbeiten ist alles dabei. Modenäherinnen, Konfektionäre, Anlagenführer, Produktionsmechaniker, Produktveredlerinnen und Textillaborantinnen kämpfen um die begehrte Auszeichnung. Ziel des Preises ist es unter anderem, die Vielseitigkeit der Ausbildungsberufe in der Textilbranche herauszustellen und das große Entwicklungspotenzial der Nachwuchskräfte zu dokumentieren. Besonders wichtig für Bewerber und Interessierte ist es, Berufsperspektiven und K arrieremöglichkeiten nach der Ausbildung aufgezeigt zu bekommen. Denn auch danach ist es noch lange nicht vorbei mit der Förderung. Viele Chancen zur Weiterbildung stehen den Absolventen zur Verfügung. Darüber hinaus versucht ZiTex mit Next2012 das Image der Textilbranche aufzufrischen. Auch in Zukunft soll die Branche attraktiv für qualifizierten Nachwuchs sein – die Auszeichnung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Bewerber und Preisträger bringen frischen Wind in die Welt der Textilbranche. Junge Talente haben einen anderen Blick auf Handlungsabläufe und den Beruf an sich. Sie gehen mit Optimismus und Ungezwungenheit an die Sache heran. Dabei ist Betriebsblindheit ein VISION 03 Das Publikum war tet auf die Verkündung der Gewinner 04 1.Platz: Katharina Karger, 2. Platz: Nathalie Roth, 3. Platz: Liane Berg Fremdwort für sie. Diese jugendliche Kreativität, tut sowohl der Branche als auch den Auszubildenden gut. Die Textil- und Bekleidungsbranche profitiert vom neuen, positiven Bewusstsein für technisch-gewerbliche Ausbildungen, welches der preisgekrönte Nachwuchs geschaffen hat. Es wird mehr positive Aufmerksamkeit auf diese, früher als „trocken“ geltenden, Berufsfelder gelenkt. Der Nachwuchs profitiert von der großen, medialen Anerkennung für seine Leistung im Berufsleben. sondern auch von K atharinas Engagement als JugendAusbildungsvertreterin während der Ausbildung. Zur Zeit absolviert sie ein Trainee-Programm zur Modellmacherin bei Bugatti. Ihren Preis, eine Reise in die Türkei, hat sie im Frühjahr 2012 angetreten. Bereits 2011 wurden aus über 300 Auszubildenden die Gewinner ausgewählt.Als Köder wurden Urlaubs-, und Städtereisen sowie Konzertkarten ausgeworfen. Die Zukunftstalente bissen an und präsentierten der unabhängigen Jur y, bestehend aus Industrie, Wissenschaft und Medien, ihre Leistungen im August 2011. Da die erste Gewinnerin des Next 2011 aus dem Hause Bugatti stammt, werden die Finalisten 2012 im Showroom von Bugatti am 25. September in Düsseldorf ausgezeichnet. K atharina K arger wird selbstverständlich anwesend sein und den neuen Gewinnern gratulieren. Diesmal locken wieder tolle Preise: Der erste Preis ist eine Marokkoreise, die Zweitplatzierte gewinnt eine Städtereise im Wert von 1.500 Euro und die Drittplatzierte erhält Eintrittskarten in den Borussia-Park. Na wenn das mal kein Anreiz ist... Die Gewinner überzeugen mit Per fektion D en ersten Preis, gewann 2011 K atharina K arger (22). Sie überzeugte die Jur y mit ihrem Gesellenstück, einem Blazermantel für Herren aus feinstem Tuch, verziert mit aufwändigen Details. Diesen hatte sie im Rahmen ihrer Ausbildung zur Modenäherin bei Bugatti in Herford gefertigt. Die Jur y war nicht nur von der perfekten Verarbeitung des Mantels begeistert, Für weitere Informationen besuchen Sie die Website: w w w.zitex.de 21 Foto: LUKAS BLASBERG Technische Textilien und Mode? Sicherheit und Gefahr? Schon seit einigen Jahren haben Modedesigner die technischen Textilien für sich entdeckt. LED Schuhe, Kleider, die transparent werden oder Haute-Tech-Couture. Ein kleiner Einblick in die technischen Modewelt, die ihren Reiz durch die Gefahr ausübt. Schutztextilien mal anders. FASHION Nicht von dieser Welt Hightech Mode ver wischt die Grenze von Mensch zu Maschine Roboter, Hexe, Avatar, Vampir, Magier, Alien, Dämon. Übermenschliche Wesen und Vorbilder für viele. Der Wunsch nach übernatürlichen Kräften, dem sechsten Sinn oder Unsterblichkeit wird immer größer. Das Nachahmen der Helden und ihrer Fähigkeiten hat die Modewelt erreicht. Funktionalität, sonst verpönt, wird in neuen Kollektionen der Designer immer wichtiger. Kleider mit Lasern, Schuhe mit eingearbeiteten Leuchten oder Kleider umhüllt von Rauch. Die dabei entste henden Effekte erinnern an die Szene eines Science -Fiction-Films. Die folgenden sieben technischen Modeinnovationen bringen den Mensch der Maschine sicher ein Stück näher. Texte: Jacqueline Breuer 1 Foto: www.francescacastagnacci.it Die Optik steht im Vordergrund Modern, avantgardistisch, ungewöhnlich. Merkmale der italienischen Modedesignerin Francesca Castagnacci und ihrer Designs. Die zukunftsorientierte Designerin versucht, die klassische italienische Mode zu revolutionieren. Ihre Entwürfe von Hüten und Schuhen mit speziellen optischen Fasern, die ins Gewebe eingearbeitet wurden und Lichteffekte kreieren, greifen den Trend der Photonik auf. Castagnacci entwarf eine komplette Kollektion auf Grundlage des Optik-Trends. Die dabei entstehenden Effekte werden durch das von den Fasern widergespiegelte Licht geschaffen und durch die in den Stoffen integrierten LEDs. Die Schwierigkeit bei der Herstellung liegt darin, dass die optischen Fasern ihre Form beim Einarbeiten halten und gleichzeitig Licht in den Stoff leiten. Neben Modehäusern, wie dem von Francesca Castagnacci, arbeiten auch elektronische Unternehmen und medizinische Gesellschaften mit photonischen Stoffen und versuchen, diese zu optimieren. Hierbei hat vor allem die Textilindustrie geholfen und durch den Gebrauch der Lichtmaterialien wichtige Erkenntnisse hervorgebracht. Das neue Merkmal der italienischen Designerin und ihrer Mode: Avantgarde mit optischem Trick. Foto: www.francescacastagnacci.it 23 Wochenende, Kurztrip, Reisetasche packen. Viel zu viel muss mit. Der Wunsch: Ein Shirt für jeden Tag. Praktisch muss es sein. Manel Torres, Modedesigner und gebürtiger Spanier, packt in seine Tasche nur ein paar Hosen und eine Sprühdose. In der kleinen Dose steckt viel drin: Zehn Jahre Arbeit, tausende von Fasern, Bindemittel und Lösungsmittel. Der Designer entwickelte in Zusammenarbeit mit einem Chemiker Mode zum Sprühen. Innerhalb von zehn Minuten wird das Material auf die Haut gesprüht und die dünnen Fäden schließen sich zu einem T-Shirt zusammen. Sogar auf Nachhaltigkeit hat Manel Torres geachtet. Das Shirt kann ausgezogen und gewaschen werden, ist also kein Einwegprodukt. Neben Baumwolle und Wolle verarbeiteten Designer und Chemiker auch schon Nerzfasern. In wenigen Monaten dürfen die Spanier die praktische Mode aus der Dose selbst testen. Das Spray wird in einzelnen Heimwerkund Bastelläden erhältlich sein und macht langes Aussortieren beim Packen der Reisetasche überflüssig. S i nn l i ch k e i t. i nt im ität. ent hü llung Laserverbi ndung 3 Der Modedesigner Hussein Chalayan ist bekannt für seine innovativen Modekreationen. Höchste Schneiderkunst und Perfektion treffen hierbei immer wieder auf neue Technologien. In seiner „Readings“-Kollektion arbeitete er zum ersten Mal mit L asern. Hilfe bekam er hierbei vom britischen Designer und Ingenieur Moritz Waldemeyer, der durch seine Lichtinstallationen im Bereich Mode bekannt wurde. Zu seinen Projekten gehören beispielsweise LED -Schuhe für den Tanzfilm „Step up 3D“ oder eine Video-Jacke für Sänger WILL.I.AM. Die Kleider der „Readings“-Kollektion sind mit hoher Sorgfalt gestaltet und es wurden gewagte Konturen geschaffen. Hierbei wurden hunderte L aser in jedes Kleidungsstück eingearbeitet. Diese erhielten eine servobetriebene Messingschiene, die dem L aser ermöglicht, sich zu bewegen. Die L asershow wird durch unzählige Swarovski-Kristalle unterstützt und lenken das Licht des L asers ab oder nehmen dieses auf. Das faszinierende Spiel schafft damit eine Beziehung zwischen Publikum und Ikone und bringt eine so technische Mode dem Betrachter näher. Hightech-Mode in neuer Dimension. 4 Der eine Moment. Die eine Begegnung. Das eine Gefühl. Aufregung, Herzklopfen, Zittern. Die Begegnung mit einem Menschen kann etwas Besonderes sein. Das zeigt auch das Designprojekt von Daan Roosegaarde. Der Künstler beschäftigt sich in seinem Projekt „Intimacy 2.0“ mit der Beziehung zwischen Intimität und Technologie. Die HightechKleidung des Designers reagiert auf den Herzschlag des Trägers und wird dabei mehr oder weniger transparent. Entwickelt aus blickdichter intelligenter Folie spielt sie mit dem Zusammentreffen zweier Menschen und lässt soziale Interaktionen die Stufe der Transparenz bestimmen. Offenheit in dem Moment der Intimität. Vertrautheit. Daan Roosegaarde kreiert ein sinnliches Spiel der Enthüllung und zeigt erneut, dass Mode und Technologie ein perfektes Paar sind. 24 Foto: Daan Roosegaarde Studio 2 Foto: www.fabricanltd.com Fotograf: Ian Cole M o de au s der D o se FASHION 5 Tiefschwarze Nacht, nur einzelne Straßenlaternen leuchten auf. Es scheint vor kurzem geregnet zu haben. Eine Frau betritt die Szene. Mystisch, dramatisch, nicht von dieser Welt. Anmutig schreitet sie den Weg entlang. Eingehüllt in dunklem Tweed, schwarze Lederhandschuhe und einem Schleier aus Spitze über den Augen. Es scheint als sei sie aus einem anderen Jahrzehnt. Nostalgie, Glamour, Eleganz. Die Couture Show Herbst/Winter 2011 von Chanel präsentiert sich klassisch und extravagant wie vom Traditionshaus erwartet. Eine nach der anderen schreitet ihren Weg über den L aufsteg. Einzelne glitzernde Stoffe lassen aber verraten, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Das Schwelgen in vergangenen Zeiten wird plötzlich unterbrochen. Scheinwerfer leuchten auf. Doch sie kommen nicht von der Decke. Unzählige, kleine, blaue Lichter erscheinen auf dem Boden des L aufstegs, eingearbeitet in den Plateau-Absatz der Schuhe. Die „Flashlight“-Schuhe erregten mit ihrem futuristischen Effekt deutlich Aufmerksamkeit und wurden bereits vom Technik-Künstler Moritz Waldemeyer aufgegriffen und abgewandelt. Er designte eine mit LEDs versehene, vegane Variante des Science-Fiction Schuhs für Sängerin Leona Lewis. Klassik trifft Futurismus. In R auc h auflö sen 6 Rauchschwaden. Ein durchdringender Blick. Eine Frau ist zu erkennen. Geheimnisvoll, magisch, sinnlich. Tausende von Fragen. Technologie, die Mode in Nebel hüllt. Anouk Wipprecht ist Designerin aus Holland und nutzt ihr Technikinteresse für ihre Mode. Das von ihr entworfene „Smoke Dress“ wird von einem Schlauchsystem umhüllt, welches die Trägerin in mystischen Nebel hüllt. Sensoren im Nacken reagieren auf das Umfeld und sind mit einem 550 Gramm schweren, tragbarem Akku gesteuert. Das märchenhafte Trugbild kreierte die junge Designerin in Zusammenarbeit mit Aduen Darriba. Student des Interaktionsdesigns. Das „Smoke Dress“ als Haute-Tech-Couture, die Trägerin und Umfeld auf eine Reise und Vergangenheit und Zukunft mitnimmt. j eans M I T L E UCH TKR A FT Foto: Anouk Wipprecht Foto: CHAnel Chanel M I T ALLÜ RE 7 23 Uhr. Unzählige Menschen warten in einer Schlange. Ziel ist der neue angesagte Club der Stadt. Nur wenige überzeugen den kritischen Türsteher von ihrem Outfit. Mit Jeans und T-Shirt wird der Einlass verwehrt. Doch ein zweiter Blick auf die einfach wirkende Hose lohnt sich. In der Dunkelheit der Diskothek beginnt die Jeans zu leuchten. Das kanadische Unternehmen „Naked and Famous Denim“ entwickelte den Klassiker weiter und bearbeitet die Jeans mit einem speziell entwickeltem Harz, welches im Dunkeln grün schimmert. Bei normalen Lichtverhältnissen lädt sich das Material auf und erinnert an die leuchtenden Sticker, die früher in keinem Kinderzimmer fehlen durften. Bereits beim Hersteller in Japan wird das spezielle Harz aufgetragen und entwickelt sein einzigartiges Muster durch die Abnutzung beim Tragen. Den Überraschungseffekt im Club gibt es nur einmal, der Leuchteffekt hingegen hält sogar noch nach mehrmaligem Waschen an. Der amerikanische Markt hat diesen Trend bereits aufgegriffen und verkauft die kanadische Jeans unter anderem bei „Barneys New York“. 25 IT M IT HE ER CH SI sc h S TNER ew r - ef ll ä jä h h - ERICr l r ic li h c H KÄ ! h . R g a FA H GE P N r r a od eb d e ki n eu k k K tio a il n w ia , ei n St W n ,J y ir r a l ic c in Se d h q g , u , ie's ju e H l a n be li in ir a e w ss el B & ir e M is re a e hr ? a u k b e ee t r Up r W h,G , li ir r a- Fo c d o y t h 's d o o : s en u : Le c k ng ir b h c Pa en l h r i mm en k , i st u El er n e d n i mm ? lua f k sc er ra a h s l b o l eg t l a ss b m sb e r en a er , s n g D ve r r ap en ie a ru w n in g k en el : m Ma a t n t n h ö d er , M m o o d d el el : w ni er c k no pp en Lederärmel [ep_anoi] Kette, Klettergeschirr, Sonnenbrille, Strümpfe, Schuhe, Armband, Samtbody, Bikerhandschuhe Stylist's own 27 drapiertes Kleid aus Material der F/S Kollektion 2013 (drapiert von matthew schröder und verena winkelmann) ALBERTO Ketten, ringe und fleischerkettenhemd Stylist's own Ballistische weste Ballistische Verseidag weste Verseidag Strumpfhose Ballistic Protection Strumpfhose FALKE FALKE gliederarmband gliederarmband Stella & Dot Stella Schuhe, & Dot halterlose strümpfe, Schuhe, höschen,strumpfhose, halterlose strümpfe, mütze, höschen,strumpfhose, perlenkette, nietenarmband, mütze, perlenkette, oberarmreif, nietenarmband, killernieten oberarmreif, armband,ringe killernieten armband,ringe Stylist's own Stylist's own Jacke ROADSIGN Hose im Knitterlook LIEBESKIND Brille, Ketten Stylist's own SAKKO STONES Strumpfhose Falke Feuerwehrhelm ketten, buttons & Pins ledershorts Stylist's Own Mode kann einem ganz schön den Kopf verdrehen. Doch wenn Mann nicht nur gut Aussehen, sondern ein echter Held sein möchte,wird es turbulent. FASHION Ein Mann ein Catwalk Die tollkühne Suche eines Fashion-Victims nach dem Textil, aus dem echte Männer und wahre Helden sind. In einem humorvollem Selbstversuch begibt sich unser Autor in einen Strudel aus Mode, Polizei und Feuerwehr. Text und Foto: LUKAS BLASBERG M arc Jacobs treibt mich in den Wahnsinn. Seitdem er den Rock für den Mann endgültig salonfähig gemacht hat, ist die letzte Bastion in der Herrenmode gefallen. Denn er tat dies auf eine absolute maskuline und coole Weise ohne dabei wie ein kleines Schulmädchen auszusehen. Jetzt können also auch Männer Röcke tragen und mancher fragt sich, wie es so weit hat kommen können. Denn als wir noch kleine Jungen waren, wollten wir unsere Testikel auf gar keinen Fall an den modischen Nagel hängen. Feuerwehrmänner oder Polizisten wollten wir werden. Heute tragen Männer Fummel. Und wie stilvoll kann ein Mann mit schusssicherer Weste und Hitzeschutzanzug sein? Starten wir mit einem vergnüglichen Selbstversuch. Schlips gegen Schlauch K leider machen Leute, Uniformen formen Männer sagt man jedenfalls. Am Tag, an dem ich Schlips gegen Schlauch tausche, habe ich erst gemerkt, was für ein Waschlappen ich eigentlich bin. Schon beim Betreten der Feuerwehr wird mir bewusst: Ich habe noch nie ein Leben gerettet. Vielleicht das von ein paar Nerzen, weil ich ich keinen Pelz trage. Aber diese Jungs hier sind ganze Kerle. Gott sei Dank, auch wenn ich den Damen jetzt eine Illusion nehme, sieht nicht jeder aus wie in den allseits bekannten K alendern. Hinter einer Reihe hochgewachsener Männer wartet am Garderobenständer mein neues Heldenkostüm auf mich: Ein Hitzeschutz-Einteiler mit verbundener Kopfhaube in genau meiner Farbe:Silber. Dazu ein schicker Helm mit goldbedampften Visier. Obendrauf noch ein paar Ofenhandschuhe und Moonboots. Perfekt. Mir fällt ein, bei Dolce & Gabbana gab es vor ein paar Saisons etwas ganz ähnliches. Leider war mein Kreditinstitut damals nicht so überzeugt wie ich von diesem Outfit. Mein neuer Flammenstrampler liegt mit einem stolzen Preis von 2500 Euro€gleich auf mit einem Armani-Maßanzug. Schon beim Anziehen hat das Ganze wenig mit den Helden meiner Kindheit gemein. Denn ich brauche eine ganze Entourage an Helfern. Nur in Unterhose, umgeben von Männern wie Schränken, braucht es drei Leute, um mich in die knapp 40 Quadratmeter silberglänzende Hightechgewebe mit asymmetrischem Reißverschluss einzubauen. Sitzt wie eine zweite Haut - naja fast. Mit einem dezenten Buckel durch eine 20 Kilogramm Sauerstoffflasche und dem zehn Kilogramm schweren Anzug ist man agil wie eine gusseiserne Gazelle. Egal. Ich habe den Schreibttischtäter hinter mir gelassen und starte als Vollzeit Terminator durch. Ich bin smart, wagemutig und unbesiegbar. Alles was ich im alltäglichen Leben gerne wäre, aber wahrscheinlich nie werde - in diesem Anzug bin ich fabelhaft. Doch wohin nur mit meiner Brieftasche? Der Anzug, übrigens in der Novizengröße, riecht nach geräucherter Forelle. Ich komme mir vor wie ein gigantischer Silberfisch. Auch das ist egal. Ich bin einfach heiß in diesem Ding und zwar wortwörtlich. Der Anzug hält einer Hitze von 1500 Grad problemlos stand. Diese herrscht übrigens innen. Scheinbar schützt die Astronautenrobe lediglich die Außenwelt vor dem Schmelzen. Eigentlich hatte ich geplant damit ganz dynamisch diese Feuerwehrstange herunter zu rutschen, doch leider kann ich kaum laufen, geschweige denn Türen eintreten und Brände löschen. Auch ohne schweißtreibende Rettungsmanöver habe ich circa sechs Liter in meine Garderobe aus Alufolie transpiriert, quasi eine Forelle Müllerin - womit wir wieder bei den Fischen wären. Nach zwei Stunden marinieren im eigenen Saft bin ich gar und flutsche aus dem Anzug wie ein L achs. Eine sonderlich heldenhafte Figur habe ich als Feuerlöscher nicht abgegeben. Die Ausrüstung viel zu schwer 33 für einen Mann Typ Bleistift. Ins Büro kann ich so nicht jeden Tag gehen. Ein echter Held braucht diese ganze Technik gar nicht, besonders diesen Frisur unfreundlichen Helm nicht. Prada gegen Pistole N euer Tag, neues Glück. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich als Kind immer viel lieber Polizist als Feuerwehrmann werden. Das Verbrechen, der Nervenkitzel und allem voran die Knarren. Leider sind auch Polizisten nicht aus Stahl, also muss ich erneut Heldenkluft anlegen: Eine kugelsichere Weste. In einem mit Zahlenschloss gesichertem Stahlschrank befindet sich mein Textil gewordenes Helden-Ich. Schwarz und aus kugelabweisendem Samt. 3,2,1...meins! Sie schmückt einen Mann besser als jedes Tom-FordHemd. Das Anlegen diesmal überhaupt kein Problem. Zwei Kilogramm ist ein Gewicht, das sogar ich stemmen kann. Und als hätte ich es geahnt oder nicht jede Folge Akte X der letzten 20 Jahre gesehen, habe ich rein zufällig den Rest meines Outfits darauf abgestimmt. Böse Zungen würden nun behaupten, ich sähe mehr aus wie Scully als Mulder. Falsch. Ich bin Angela L ansbur y in „Mord ist ihr Hobby“. Auch wenn man das im Kugelhagel getestete Gilet direkt auf der Haut trägt, lässt es einen etwas rundlich aussehen. Angeblich ist sie beinahe unsichtbar. Wenn man mit dem grauen Star zu kämpfen hat, sicherlich. Als ich gerade mein Sakko überwerfen will, um meinen Look zu komplettieren, entdecke ich noch eine ganz andere Weste im Kleiderschrank unseres Freund und Helfers. „Die Weste des Infanteristen der Zukunft“, ist ihr Name. Das klingt nicht nur nach mir, nein, sie ist für mich entworfen worden. Eine zusätzliche Keramikplatte macht sie nicht nur sicher vor schnöden Pistolenschüssen, sondern schützt auch vor ganzen Gewehrsalven. Das ist meine Weste - fürs Büro, für den Strand, für den K ampf. Man gönnt sich ja sonst nix. Ein Riesenfehler wie sich herausstellt. In der Hoffnung, ich würde mit ein bisschen Meissener Porzellan meine Montur etwas aufpeppen, werde ich umgehend eines Besseren belehrt. Anstatt eines kleinen Teeservice lasse ich mir ein zehn Kilogramm Villeroy & Boch-Klosett an die Brust schnallen. Diese Variante betont meine vom Mikado trainierten Beine noch etwas mehr. Ich bin ein Eis am Stil. Tödlich und bereit, die Welt vor Tyrannei und Frevel zu retten. Ab jetzt wird kein Papier mehr von A nach B gewälzt. 34 Ich möchte die ganze Zeit „FBI, lassen Sie die Waffe fallen“, rufen. Doch um meine neue Rüstung nicht direkt wieder abgenommen zu kriegen, verkneife ich es mir. Nach einer viel zu langen Einweisung über meine Weste, die ein „Kompromiss zwischen Gewicht und Schutz“, in meinem Fall zwischen Gefahr und Sexiness, ist. Ich würde dem Sheriff gerne sagen,dass ich den Sinn und Zweck dieses Kleidungsstück bereits verinnerlicht habe, warte aber geduldig ab. Meine tragbare Lebensversicherung ist angeblich maschinenwaschbar dieses Model hat diese Erfahrung definitiv noch nicht gemacht. Dann endlich darf ich sie ausprobieren. Wie James Bond suche ich noch vergebens einen Barkeeper, dem ich im Rausgehen noch meinen Getränkewunsch mitteilen kann. Mit jedem Schritt werde ich mehr und mehr zu Conan der Barbar - nur ohne Anabolika. Übrigens muss ich mich am Montag dringend im Fitness-Club anmelden. Mit stolzgeschwellter Brust trete ich ans Tageslicht getreu dem Motto: Ein Mann, ein Catwalk! Missing in Action U nd genau in dem Moment, als ich mich endlich wie ein echter Held fühle, passiert das, was in den Filmen nie passiert. Ich stolpere und falle in den Pausenhof hinter dem Polizeipräsidium. Ein unangenehmer Nebeneffekt, wenn man seine Beine nicht sieht. Der Held ist im Gefecht gefallen. Zur Belustigung einiger Herren in Uniform, die sicherlich eine Schwangerschaftserweiterung für diese Weste bräuchten. Da liege ich, wie ein Schulmädchen - ohne Rock aber in Rüstung. Der Kerl, der mir aufhilft, versetzt mir mit dem Satz: „Machen Sie hier ein Praktikum?“, den Todesstoß. Ich bin einfach kein Held. Und zurück in Jeans tröstet mich eine eiserne Regel der Mode: In der nächsten Saison sind wir durch damit. Dennoch, ab und zu sollte jeder Mann ein Held sein - nur für einen Tag. ÜBRIGENS Wer schon bei 50 Grad Celsius das Handtuch wirft, sollte vielleicht auch im Alltag über einen Hitzschutzanzug (ibena.de) nachdenken. Auch eine ballistische Schutzweste (verseidag. de) kann daheim ganz nützlichsein - wenn mal die Mikrowelle explodiert. STANDARDS Text: Nadine Kilian. Fotos: Messe Frankfur t Exhibition GmbH Messe Frankfurt am Main Halle 3.0 Techtextil Frankfurt „E-world - energy & water “ Techtextil Messetermine Die wichtigsten Termine im Überblick TECHTEXTIL Frankfurt Innovation pur. Die „Techtextil-Internationale Fachmesse für Technische Textilien und Vliesstoffe“, präsentiert in einem Zweijahres-Rythmus sämtliche Innovationen aus der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich technischer Textilien. Bei der renomierten Messe stehen technische Textilien, Vliesstoffe, Verarbeitungstechniken und –technologien im Vordergrund. Die nächste Techtextil findet parallel zur Texoprocess vom 10. bis 13. Juni 2013 in Frankfurt statt. w w w.techtextil.com Was: Energiewirtschaft Wo: Essen Wann: 05. - 07.2.2013 „Smart engergy“ - Neue Energietechnologien und eine bessere Energieeffizienz. Anwendungstechnologien zu den Schwerpunkten: intelligente Zähler, Speichertechnologien, Smart Grids und vernetzte Haustechnik. w w w.e-world-2013.com Heimtextil Was: Objekttextilien Wo: Frankfurt am Main Wann: 09-12.01.2013 Der Wegbereiter für Lösungen in Kunststoff! Die FAKUMA bietet ein umfangreiches und hochkarätiges Angebot rund um die Themen Ressourcenschonung, Leichtbau und Energieeffizienz. w w w.heimtextil.de "K - International Trade Fair No. 1 for Plastic and Rubber Worldwide" Was: Kautschukindustrie Wo: Düsseldor f Wann: 16. - 23.10.2013 Innovationen der K autschukwelt. Die Fachmesse "K" ermöglicht einen kompletten Überblick über den Weltmarkt, Produktneuheiten und spannende Technologien. w w w.k-online.de UrbanTec Was: Bautechnik Wo: Köln Wann: 24. - 26.10.2012 Getreu dem Motto „Smart technologies for better cities“ präsentiert die UrbanTec Lösungen, die das Leben in Großstädten nachhaltig verbessern sowie Praxisbeispiele für Stadtentwicklungen. w w w.urbantec.de 35 "Technische Textilien sind kein Trend" Die Frankfurter Techtextil ist weltweit eine der wichtigsten Messen der Branche. Texmag sprach mit Michael Jänecke, Brand Manager Technical Textiles der Messe Frankfurt Exhibition GmbH über Innovationen und Perspektiven in der Textilindustrie. Text: Ga-Young Park Fotos: Messe Frankfur t Exhibition GmbH Wann hat der Hype um die technischen Textilien angefangen? „So richtig los ging es in den 1980er-Jahren, auch wenn es technische Textilien schon sehr viel länger gibt. Je nach Definition gehen die Anfänge in die Zeit zurück, als Textilien beispielsweise als Zeltplanen eingesetzt wurden. Gleiches gilt auch für Abdeckungen von Gruben oder Lebensmitteln zum Schutz vor Wetter oder Tieren.“ Was sind die positiven Seiten an technischen Textilien? „Ein ganz wichtiger Aspekt ist die Vielseitigkeit. Je nach verwendeten Fasern und Garnen, Verarbeitungsmethode ( Weben, Wirken, Herstellung von Vliesstoffen, Flechten, usw.), Bindungsart, Weiterverarbeitung (z.B. Beschichten) erfüllen die technischen Textilien die unterschiedlichsten Spezifikationen in nahezu allen Industriebereichen.Theoretisch können technische Textilien - auch in Verbindung mit Beton, Metall, Holz, Glas, Kunststoff usw. - in allen Anwendungsbereichen eingesetzt werden. Sie können maßgeschneidert auf die verschiedensten Bedürfnisse eingestellt werden, ersetzen traditionelle Materialien oder verbessern deren Eigenschaften als Materialmix.“ Welche Innovationen gab es in den letzten Jahren? „Da gibt es sicher sehr viele, auch wenn nicht immer alle sofort an die Öffentlichkeit gelangen. Die Techtextil vergibt beispielsweise alle zwei Jahre einen Innovationspreis für neue, herausragende Entwicklungen. Oft dauert es dann allerdings noch ein paar Jahre, bis diese Materialien oder Technologien Marktreife erlangt haben und als Produkt oder Teil eines Produktes auf dem Markt erscheinen. 2011 gehörten zu den auf der Techtextil mit dem Innovationspreis ausgezeichneten Produkten beispielsweise ein explosionsresistenter textiler Gepäckcontainer zum Einsatz im Frachtraum 36 von Flugzeugen, ein dreidimensionaler textiler Werkstoff zur Wassergewinnung aus Nebelaerosolen oder eine Sensor-basierte Schutzausrüstung für die Waldarbeit mit gefährlichen Maschinen und Werkzeugen.“ Welche architektonischen Beispiele fallen ihnen ein zum Thema technische Textilien? „Da gibt es viele, vor allem aus dem Bereich Veranstaltungsbauten. Ich denke beispielsweise an den deutschen Pavillon sowie die Eingangsüberdachung auf der Weltausstellung in Sevilla oder an die Stiftsruine in Bad Hersfeld, aber auch an Überdachungen von Stadien oder Einkaufszentren, etwa in München, Atlanta, Salisbur y oder Luxemburg. Im Bereich Industriebauten ist sicher die Fertigungshalle von Airbus in Toulouse ein bekanntes Beispiel. Einen Eindruck davon, was mit technischen Textilien noch so alles architektonisch möglich ist, bietet auch der Studentenwettbewerb „Textile Strukturen für neues Bauen“, der im Rahmen der Techtextil veranstaltet wird. Kommen Architekten und Designer zu der Messe? „ Ja, selbstverständlich. Das ist eine wesentliche Zielgruppe der Techtextil, die vor allem mit dem Anwendungsbereich Buildtech angesprochen wird. Aussteller, die Produkte oder Konzepte für Buildtech anbieten, sind durch ein entsprechendes Piktogramm am Messestand gekennzeichnet und können natürlich auch vorab online über unsere Ausstellersuche identifiziert werden.“ Wie lange, glauben sie, hält sich der Trend? „Technische Textilien sind kein Trend, sondern ein fester und vor allem wachsender Bereich innerhalb der Textilindustrie weltweit. Immer mehr Unternehmen, die derzeit Bekleidungstextilien und/oder Heim- und Haustextilien herstellen, wechseln oder wollen in den Markt der technischen Textilien wechseln. Dabei STANDARDS Deutschlands Spitzenstellung im Bereich der technischen Textilien ist außerhalb der Branche relativ unbekannt. Wieso liest man in den Medien so wenig davon? Leitmesse der Branche: Techtextil „Ich denke, das ist eine Frage der Perspektive. Jemand, der Berührungspunkte zur Textilbranche hat, würde diesen Eindruck vermutlich nicht teilen. Technische Textilien sind DAS Thema, wenn es um innovative Materialien und ihre Einsatzmöglichkeiten geht, in allen relevanten Medien, auf Veranstaltungen und Branchentreffs. Für die breite Öffentlichkeit – also Endverbraucher - sind technische Textilien jedoch vermutlich noch ein relativ unbekanntes Feld. Das liegt aber in der Natur der Sache. Denn in diesem Umfeld interessieren vor allem die Funktionen und Vorteile der fertigen Produkte. Dass technische Textilien dazu wesentlich beitragen, ist da zweitranging. Oder wie groß ist Ihre Aufmerksamkeit, wenn Sie auf einen Beitrag über technische Textilien in Kläranlagen oder im Straßenbau stoßen …?“ Unternimmt die Politik genug, um diese Branche zu unterstützen? Sicherheitsanzüge von Schoeller; Foto Jean Luc Valentin gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Als weiteres Standbein (Diversifikation) zur angestammten Produktion oder Konzentration allein auf die Produktion von technischen Textilien.“ „Die Politik unterstützt die Branche bereits zum Beispiel durch die Förderung von Forschungsprojekten, durch geförderte Gemeinschaftsstände auf z.B. allen Techtextil-Messen im Ausland bis hin zu Sonderveranstaltungen unter dem Namen „High-Tex from Germany“. Insgesamt blickt die Branche im Umfeld eines weltweit wachsenden Bedürfnisses nach Mobilität, Energieeffizienz und Umweltschutz, bei denen technische Textilien eine tragende Rolle spielen, sehr zuversichtlich in die Zukunft. Trotz allem braucht die Branche auch in Zukunft die Unterstützung der Politik. Welche Maßnahmen und Aktivitäten dabei die wichtigsten sind, dazu steht die Branche über ihre verschiedenen Verbände mit der Politik in einem kontinuierlichen Dialog.“ Wieso ist Deutschland ein so wichtiger Exporteur für technische Textilien? „Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: Die deutsche Textilindustrie hat schon sehr früh in die Entwicklung technischer Textilien und die entsprechenden Technologien investiert. Die Unternehmen ruhen sich darauf aber nicht aus, sondern entwickeln - oft direkt zusammen mit ihren Kunden - neue Produkte oder vorhandene Produkte weiter. Dabei ist sehr oft auch die deutsche Textilforschung mit ihren 16 Instituten, 1.200 Beschäftigten und einer hohen internationalen Ausrichtung beteiligt. Hinzu kommen die Vorteile des Wirtschaftsstandortes Deutschland: Neben einer sehr guten Industriestruktur mit einem breiten Mittelstand und qualifizierten Arbeitskräften fördern Verbände und Politik diese Entwicklung.“ Die Veranstaltung gilt als die weltweit wichtigste internationale Fachmesse für technische Textilien und Vliesstoffe und findet im Zweijahres-Turnus in Frankfurt statt. Termin: 11.-13. 6. 2013 w w w.techtextil.com H ei m t e x t i l ien – m a d e in G er m a n y - m a d e Wilh. Wülfing GmbH & Co.KG Weseler Landstr. 26 – D-46325 Borken by W ü l fin G Tel. + 49 (0) 28 61 / 80 04-0 / Fax: + 49 (0) 28 61 / 80 04-172 e-mail: info@wilh-wuelfing.de / internet: www.wilh-wuelfing.de Heimbach Textile High-Tech Produkte ... auch für die Lebensmittelindustrie. www.heimbach.com HIGH TECH Vom Fleck weg berühmt! Wenn die Textilie einen Erzfeind hat, dann ist es der Fleck! Einige sind mehr als nur ein Ärgernis, manche schaffen es sogar in die Geschichtsbücher. Hier sind die vier populärsten Verunreinigungen der Welt und was man gegen sie in der Hand hat. Text und Illustration: LUKAS BLASBERG Lew i ns k y - F l e c k Von unbefleckter Empfängnis kann hier wohl nicht die Rede sein. Das so genannte „blew dress" kostete USPräsident Clinton 1998 fast seine K arriere. Die sexuelle Beziehung zwischen Bill Clinton und der damaligen Praktikantin des weißen Hauses Monica Lewinsky sorgten für einen weltweiten Eklat. Glücklicherweise hatte die pfiffige Monica in vier Jahren noch Zeit für einen Waschtag und konnte ein blaues Kleid, mit dem sie die Ergebnisse des präsidialen Oralsex aufgefangen hatte, den Behörden übergeben. Wie wird man ihn los? In die Reinigung kann man so ein gutes Stück natürlich nicht geben. Man behält es als Andenken an schöne Stunden. Jes u s - F l e c k Flecken, die wie Jesus aussehen, gibt es ja seit der Erfindung des Internets wie Sand am Meer - genauer gesagt wie Bits im WWW. Aber dieser ist ein Klassiker. Das Turiner Grabtuch wird von vielen Gläubigen als der Stoff verehrt, in dem Jesus begraben wurde. Das 4,36 mal 1,10 Meter große Tuch zeigt das Abbild eines 1,75 Meter großen, verletzten, bärtigen Mannes. Ob der mysteriöse L appen wirklich den Leichnam von Jesus bedeckt hat oder ob es sich um eine Fälschung der Illuminaten oder gar der Freimaurer handelt? Egal! Wissenschaftler und Galileo Mister y bleiben dem Rätsel auf der Spur. Wie wird man ihn los? Bereits 1532 steckten französische Mönche das berühmte Laken in Brand. Ein paar Nonnen retteten das versengte Stück und nähten die Sudelei auf Leinwand um zu einem Flickenteppich, der 2025 das nächste Mal in Turin ausgestellt wird. Wir empfehlen bis dahin Persil Megapearls. K u nst - F l e c k Nicht jeder Fleck ruiniert ein Stück Stoff. Wobei sich in unserem nächsten Fall die Geister scheiden. Jackson Pollock war der erste amerikanische Künstler, der es schon vor seinem Tod 1956 zur Berühmtheit schaffte. Pollock wurde bekannt mit der von ihm begründeten Stilrichtung - dem Action Painting. Seine im Drip-Painting-Verfahren angefertigten Bilder, bei denen er die auf dem Boden liegende Leinwand mit Farbe bekleckste und befleckte, brachten ihm den Spitznamen „ Jack the Dripper “ ein. Wie wird man ihn los? Pollock soll Materie in Energie verwandelt haben. Pollocks Werk mit dem Namen „No. 5“ war eine Zeit lang das teuerste Gemälde der Welt. Sein Besitzer wurde es für circa 140 Millionen Dollar los. Wohlgemerkt für ein Dröppelbild. Da stellt man sich die Frage ist: Ist das Kunst oder kann das weg? K u h - F l ad . . . eh Fleck Zugegeben, hier handelt es sich nicht um eine traditionelle Unsauberkeit auf Stoff, allerdings quasi auf Leder und damit definitiv ein Fleck für unsere Sammlung. Die Idee der lila Milkakuh ist nicht etwa das Ergebnis eines LSD -Trips, sondern ein Einfall der Werbeagentur Young & Rubicam. 1972 fasste man den Entschluss, ein tierisches Modell in den Firmenfarben mit einer Schablone umzulackieren. Ein Star war geboren - Fleckvieh Adelheid war das erste Testimonial des Schokoladenfabrikanten. Allerdings währte ihr Ruhm nicht lange. Schnell wurde sie durch ihre jüngere und attraktivere Kollegin Schwalbe ersetzt. Diese wurde 1991 durch eine empörte Öffentlichkeit vor der Schlachtung bewahrt. Wie wird man ihn los? Nur zwei Jahre nach ihrer Rettung wurde Schwalbe, diesmal ohne einen Aufschrei, wegen eines Arthroseleidens zum Schlachter geführt. Seitdem ist es aus mit den Flecken. Heute wird für die Werbespots eine digital eingefärbte Kuh in Hintergründe aus aller Welt montiert. 39 IMPRESSUM Verantwortlich für Redaktion und Layout Studierende der AMD Akademie Mode & Design Düsseldorf Modejournalismus/Medienkommunikation Chef vom Dienst Ga-Young Park Jacqueline Breuer Creative Director Lukas Blasberg Redaktion Elena Schlosser Nadine Kilian Julia Elisabeth Rodenkirchen Rebekka Weinrich Betreuende Dozenten, Chefredaktion Ina Köhler (Projektleitung/Leitung Modejournalismus/Medienkommunikation) René Linke Thorsten Lönnecker Peter Miranski Judith Uhlemann Fotografien soweit nicht anders gekennzeichnet Lukas Blasberg gerryweber.com Illustrationen Ga-Young Park Lukas Blasberg 40 Herausgeber ZiTex - Textil & Mode NRW Am Falder 4 40589 Düsseldorf info@zitex.de www.zitex.de AMD Akademie Mode & Design Düsseldorf Karl-Friedrich-Klees Str. 10 Platz der Ideen, 40476 Düsseldorf www.amdnet.de, www.amdmag.de Koordination und Anzeigen ZiTex - Textil & Mode NRW Margit Jandali Detlef Braun Druckerei Linsen Druckcenter, Kleve Die Redaktion übernimmt keine Haftung für eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. 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