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Ein Mann des Friedens Nr. 4/2005 10. Jahrgang EVP: 1 Euro Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Tanz in den Frühling Von ihm wird die W elt Welt noch sprechen, wenn wir längst vergessen sind. Inhalt Künstler .d.: Künstler--Serie in jot w w.d.: Viele Leser werden sich an Sänger und Musiker ihrer Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet, was aus ihnen geworden ist. Heute: Kammersänger Reiner Süß. Seite 3 Die Rechten und der 8. Mai: Die Debatte um die Gedenkfeiern zum 60. Jahrestag der Befreiung reißt nicht ab. jot w.d. denkt über Rechtsextreme nach und wirft einige Argumente in die Diskussion. Seite 4/5 Millionen für die Platte: Mit „Europa-Geld“ findet die Sanierung weiterer Wohnblöcke in der Großsiedlung ihre Fortsetzung. jot w.d. war bei der spektakulären symbolischen Geldübergabe dabei. Seite 6 Randale im PPark: ark: Berichte über regelrechte Schlachten zwischen Jugendlichen und der Polizei im Schlosspark Biesdorf schreckten auf. jot w.d. klärt auf, was wirklich los war. Seite 7 Zum Tag der offenen Tür am 17. April zeigen junge Tänzer und Tänzerinnen der Kurse „Coole Moves & Jazz Dance“ Kostproben ihres Könnens. Die Vorführungen finden 10, 11.30, 15.30 und 17 Uhr im Kulturforum an der Carola-Neher-Straße 1 statt. Wer Lust bekommt, selbst mitzumachen, kann sich für Kurse und Workshops für Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene anmelden. Mehr Infos dazu gibt es von den Tanzlehrern Elisabeth & Augustin Molnar (Telefon: 56 66 533). Foto: Molnar Liebe Leser, in den vergangenen Wochen ist allenthalben viel vom „Sterben in Würde“ gesprochen worden. Fand Frau Schiavo in Amerika einen würdigen Tod? Fanden ihn Harald Juhnke, Andreas von Arnim, Karol Woytila? Wohl doch, jede(r) auf seine Art. Über all diese Diskussionen – drehten sie sich nun ums Sterben, um Patientenverfügungen, um den wie auch immer ermittelbaren „eigenen Willen“ – ist eines in den Hintergrund getreten: Vor einem „Sterben in Würde“ kommt erst einmal ein „Leben in Würde“. Wieviel Würde des Lebens dem Einzelnen „zusteht“, entscheiden zumindest nicht schlecht besoldete Regierungsvertreter. In Deutschland heißt es: „Würde nach Kassenlage“, oder wie sonst ist der Streit zwischen Finanzsenator Thilo Sarrazin und Sozi- „We’re not worthy!“ (Wir sind unwürdig! Aus dem Film „Waynes World) alsenatorin Heidi Knake-Werner zu verstehen? Für einen erwerbslosen Menschen – egal ob allein erziehende Mutter, zeitweise pflegender Angehöriger oder schon Älterer – gehört sein gewohntes Lebensumfeld mit Wohnung, Schule/Kita, Freunden usw., geht es nach SPD-Auffassung, nicht zur Würde. Für einen schwerstkranken Menschen, ist er erst mal an all die teuren Apparate angeschlossen, gehört ein friedliches Ende, geht es nach Mediziner-Auffassung, nicht zur Würde. Den einen ist die Würde zu teuer, den anderen kann sie gar nicht teuer genug sein. Dabei heißt es im deutschen Grundgesetz, das für Alle und Jeden bindend ist: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Von Kassenlage steht in diesem Zusammenhang nichts im Grundgesetz. Man hat auch noch nichts gehört von „würdevoller Abschiebung“, von „würdevollen Polizeiknüppeln“ (wie sie jüngst in Biesdorf flogen), von „würdevollen Job-Centern“ und „würdevollen Aktionären“ der Deutschen Bank. „Ein Mensch, wie stolz das klingt“, dichtete Maxim Gorki. Er schrieb auch viel über Unterdrückte. Von „Würdelosen“ ist in seinen Werken nicht zu lesen. Und nicht zu vergessen: Vom würdelosen, von „unwürdigen Leben“ ist es nur ein ganz kleiner Schritt zum „unwerten Leben“. War da nicht noch was? Ralf Nachtmann 2 jot w .d. 4/2005 w.d. Aktuell Kain, wo ist dein Bruder Abel? Parteipolitischer Machtkampf entzweit Czaja-Brüder – Parteinachwuchs fordert Eingreifen des Landeschefs Mahlsdorf – Sie sind beide noch so jung, und doch arbeitet sich an, mit und zwischen ihnen ein Generationskonflikt innerhalb der CDU Wuhletal ab: Sebastian Czaja (21), Bezirksverordneter, (bis vor kurzem) bildungspolitischer Sprecher seiner Partei im Bezirk und sein Bruder Mario (29), Wahlkreisvertreter für Mahlsdorf/Kaulsdorf im Abgeordnetenhaus und Kreisvorsitzender seiner Partei, liegen in einem schier unlösbaren Clinch. Offen ausgebrochen ist das Zerwürfnis, dessen Anfang und Hintergründe schwer auszumachen sind, auf dem jüngsten Kreisparteitag, auf dem Mario mit SED-haften 95 Prozent der Stimmen als Chef bestätigt wurde. Kurzfristig hatte sich sein jüngerer Bruder (trotz Abratens einiger seiner Freunde) zu einer Kandidatur um einen Stellvertreterposten entschlossen. Wohl mögen ihn besonders die (ganz) jungen Parteimitglieder aus der Nach- wuchsorganisation gedrängt haben, gleichwohl war der zählbare Zuspruch trotz einer feurigen Rede gering. Die Jungen in der Union kritisieren an ihrer Führung besonders, dass sie die Wählerschaft in der Das Band zwischen den Brüdern ist zerrissen. Foto: Dittmann Großsiedlung „praktisch aufgegeben“ habe. Auch mit einem angeblich „herrischen“ Führungsstil haben sie ihre Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass Se- bastian als Hoffnungsträger für eine sozialere CDU gilt, man seinen Bruder hingegen der „AckermannFraktion“ (Chef der Deutschen Bank, der trotz Rekordgewinnen Massenentlassungen durchsetzt) zurechnet. Das Zerwürfnis in der Wuhletal-Union ist nicht neu. Bereits im vergangenen Jahr gab es Diskrepanzen (insbesondere zwischen Marzahnern und Hellersdorfern), die zum Rückzug bzw. Organisationswechsel einiger aktiver Mitglieder führten. Nun also bekam der Machtkampf seine pikante Note nicht etwa dadurch, dass es sich um Brüder handelt. Vielmehr müssen die Waffen, mit denen dieser Kampf geführt wird, aufschrecken. Da wurde dem „kleinen Czaja“ eine (vorübergehende) Beziehung zur Miss Ostdeutschland, Micaela Schäfer, zum Vorwurf gemacht, weil diese hatte freizügige Fotos von sich veröffent- Aboschein Ja, ich möchte Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf jeden Monat erhalten und abonniere die Zeitung zum Jahrespreis von 12 Euro incl. Zustellung Zustellung,, (außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro) Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12. Ausgabe schriftlich gegenüber dem jot w.d.-Herausgeber kündige. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung. lichen lassen. Da wird nach der „verheerenden“ Niederlage bei der Abstimmung auf dem Parteitag noch kräftig nachgetreten, indem man beispielsweise den Kreisvorsitzenden der hiesigen Schüler-Union, Benjamin Herrmann, unter fadenscheinigen Gründen aus der Jungen Union, der Nachwuchsorganisation der CDU, hinauszuwerfen sucht. Gelingt dies, muss er seinen Posten bei den Schülern räumen. Genau diese Organisation soll damit vermutlich „auf Linie“ gebracht werden. Denn sie hatte mehrheitlich Sebastian Czaja unterstützt. Herrmann fährt schweres Geschütz ge- gen den Kreischef der CDU auf. „Indem Mario Czaja diesen Rauswurf durch die Junge Union zuließ, hat er einmal mehr gezeigt, dass für ihn die jungen Parteimitglieder nur Wahlkampfsklaven sind und Kritik nicht aus der Platte kommen darf“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Jungen, die sich selbst mit dem Attribut „Generation Next“ versehen, wollen diese Art von „Kaderpolitik“ nicht mittragen und fordern vom CDU-Landesvorsitzenden Zeller, einzuschreiten. Von Sebastian Czaja hingegen wird gemunkelt, dass er aus Frust die CDU schon bald verlassen könnte. R. Nachtmann Nicht mit uns, sagen dieUnterstützer von Sebastian (4.v.l.).Ihre drängenden Fragen präsentierten sie zum Parteitag auf T-Shirts. Foto: lina Gelbke & Gotthard in der Candela Lounge Heller sdorf – Spannende Unterhaltung ist anHellersdorf gesagt, wenn Maria Moese am Freitag, dem 15. April, punkt 20 Uhr ihre Talk-Runde in der Candela Lounge eröffnet. Denn ihre beiden Gäste sind mit allen Wassern der Unterhaltungskunst gewaschen: Entertainerin Dagmar Gelbke und der Komponist Peter Gotthard. Daggie ist nicht nur des Singens, Schauspielerns, Steppens oder Moderie- rens mächtig, sondern schrieb auch zwei Kochbücher mit Promi-Rezepten. Gotthard, der Komponist und Filmpianist, schrieb den Puhdys einst zwei ihrer besten Songs – „Geh zu ihr“ und „Wenn ein Mensch lebt“. shen Ende der Heller dlic Candela Loung Hellersdlichen nördlic Loungee, am nör omenade (ehem. City Meile), Einlass 19 er Pr dorf Promenade dorfer ginn 20 Uhr Uhr Uhr,, Eintritt (mit Buf Beginn Uhr,, Be Euroo. id Bufffet) 10 Eur So erreichen Sie die Redaktion: Post: jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin Tel.: 56 58 70 99 / 56 78 341, Fax.: 566 72 58 email: berlin.eastside@t-online.de / jotwede@t-online.de Anzeigen: 0179-6987186 Spendenkonto: 4966222, BLZ 10070024, Deutsche Bank Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt. Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt). Bitte liefern Sie an folgende Adresse: Name:................................................................................... Straße:.................................................................................. PLZ, Ort:............................................................................... Telefon:................................................................................. Datum:.................. Unterschrift:..................................... Ausschneiden und per P ost an: Post ax: 566 72 58 jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per F Fax: email-Bestellung unter: jotwede@preusser-berlin.de IMPRESSUM jot. w. d. Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf ör per sc haft Her ausg Anerkannt emeinnützig ützigee KKör örper persc schaft Herausg ausgeeber ber:: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V. Aner kannt ggemeinn emeinn ützig Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 567 83 41, 56 58 70 99, Fax: 566 72 58, 56 58 71 25, E-Mail: berlin.eastside@t-online.de, jotwede@t-online.de Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Gestaltung und Produktion) Ständig en: T. Preußing, S. Birkner, B. Staacke Ständigee Autor utoren: Anz eig enleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-V erw altung: Bernd Preußer eigenleitung: Abo-Verw erwaltung: Anzeig Dr uc k: G + J Zeitungsdruck GmbH, www.berliner-zeitungsdruck.de Druc uck: Er sc hein ungs weise Ersc schein heinungs ungsw eise:: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten Näc hst hluss: 19. April 2005, Anz eig ensc hluss: 21. April 2005 Nächst hstee Ausg usgaabe: Donnerstag, 28. April 2005; Redaktionssc edaktionsschluss: Anzeig eigensc enschluss: Näc hste öf he RRedaktionssitzung: edaktionssitzung: voraussichtlich Dienstag, 12. April 2005, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen Nächste öfffentlic entliche Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos. Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein. Ver eins- und Spendenk onto: Deutsche Bank, BLZ 10070024, Kontonummer 49 66 222 ereinsSpendenkonto: jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ... Leute jot w .d. 4/2005 w.d. Im Bombenhagel auf den Ettersberg Lina Haberland kann auf 100 Jahre bewegtes Leben zurück blicken Plötzlich sind sie wieder da – die Erinnerungen. Lina Haberland, die am 6. April ihren 100. Geburtstag feierte, kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Ihre Kindheit als Jüngste von sechs Geschwistern verbrachte sie im thüringischen Elgersburg bei Ilmenau. „Mein Vater stellte Fieberthermometer in Heimarbeit her. Wir Kinder mußten immer die Röllchen über der Spiritusflamme drehen, damit diese weich blieben. Vater hat diese dann weiter verarbeitet“, erzählt die Jubilarin, die noch täglich ihre Runde durch den Park dreht. „Medikamente brauche ich nicht“, lächelt sie. Wer so ein hohes Alter erreicht hat wie sie, kann viel erzählen. Zwei Kriege hat sie erlebt, die sie prägten. „Mutter zeigte sich immer kämpferisch und hat sich nie unterbuttern lassen“, sagt ihr Sohn Karl (76). In der Nazi-Zeit, als ihr Mann Ernst, der sich im antifaschistischen Widerstand engagierte und endlich nach Jahren in die Arme schließen konnten“, erinnert sie sich. „Ernst organisierte im Lager den Widerstand. Unter seiner Pelerine trug er stets einen abgesägten Karabiner, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Man nannte ihn deshalb auch den Pelerinenmann“. Am 11. April 1945, als amerikanische Truppen in Weimar einmarschieren, hatten die Häftlinge bereits das Lager in Selbstverwaltung übernommen. Unter den 21 000 Überlebenden befand sich auch der Schriftsteller Bruno Apitz, der später in seinem Roman „Nackt unter Wölfen“ über diese Ereignisse berichtet. „Ernst und Bruno waren Zeit ihres Lebens dicke Freunde“, sagt Lina Haberland. 51 000 KZ-Häftlinge erlebten die Befreiung nicht. Die meisten verhungerten. Auch Ernst war knapp dem Tode entronnen. In seinem Ende der Siebziger Jahre in mehreren Auflagen erschienenen Buch „Der Pelerinen- 3 Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 10 In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorstellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er und 70er Jahren – Schlagzeilen machten. Wie geht es den Publikumslieblingen von einst heute? jot w.d. sprach mit Julia Axen, Mary Halfkath, Jenny Petra, Hartmut Eichler, Vera Schneidenbach, Günter Gollasch, der Blues-Legende Jürgen Kerth, der Stern Combo Meißen und anderen. Wir setzen unsere Serie heute mit dem in Mahlsdorf lebenden Sänger Reiner Süß fort. Schreiben Sie uns, über welche Künstler Sie mehr erfahren wollen. Wir werden uns bemühen, Ihren Wissensdurst zu löschen. Kammersänger Reiner Süß Er steht mit 75 noch immer auf der Bühne Wenn Reiner Süß auf seinem Drahtesel durch seinen Kiez radelt, hält er öfter mal auf einen Schwatz an. Man kennt ihn hier nicht nur von der Bühne oder aus dem Fernsehen, sondern als Nachbar. Seit 1961 wohnt der aus Chemnitz stammende Künstler mit seiner Familie an der Pilgramer Straße in Mahlsdorf Süd. Ein Engagement an der Deutschen Staatsoper Unter den Linden veranlasste damals den bekennenden Leipziger zu diesem Schritt. Noch heute schwärmt er von Sachsens Metropole und gibt bei unserem Treff in seiner Stammkonditorei am Hultschiner Damm zu: „Berlin ist nicht unbedingt meine Stadt.“ Allerdings liebe er die Ruhe und das Grün in seinem Mahlsdorfer Kiez. Dort feierte Reiner Süß vor kurzem auch gleich zwei Jubiläen. Nicht spektakulär in großem Kreis und mit viel Tamtam, sondern ganz in Ruhe und „ganz in Familie“: seinen 75. Geburtstag und nach 50 Ehejahren mit seiner Renate ihre „Goldene Hochzeit“. Sohn Dario, der gleich um die Ecke wohnt und Tochter Patricia und natürlich die Enkelinnen kamen gratulieren. So wie Sohn und Tochter (Sänger und Flötistin) wandeln auch die Mädchen auf musikalischen Pfaden, spielen Violine und Cello. Zur Ruhe setzen will sich der langjährige Gastgeber der Fernsehshow „Da liegt Musike drin“, dessen musikalische Karriere einst bei den Thomanern ihren Anfang nahm, aber noch lange nicht. Zumindest bis zum nächsten Jahr, in dem der Frank-Sinatra-Verehrer sein 50. Bühnenjubiläum begeht, sind Auftritte auf verschiedenen Bühnen in Vorbereitung – im Theater Karlshorst, beim Klassik-Open-Air auf dem Gendarmenmarkt oder in Magdeburg. Dennoch bleibt die Zeit, im kleinen grünen Paradies an der Pilgramer zu entspannen. Wobei der Kammersänger betont: „Der wunderbare Garten ist allein das Werk meiner Frau Renate.“ Mit der wagt er denn auch täglich ein Spielchen nach dem Mittagessen. „Scrabblen gehört zu unserer Leidenschaft“, gesteht der Bassbuffo, der Anfang der 90er sogar einen Ausflug in die große Politik wagte und als Abgeordneter im Berliner Parlament saß. Ingeborg Dittmann Wenn das Wetter nicht zu schlecht ist, fährt Reiner Süß gern mir dem Rad zum Einkaufen oder ins Café. Links ein Bild von der Hochzeit mit Renate vor 50 Jahren. F.: Nachtmann, privat Ein Leben für den Sport Kathrin Mews ist Trainerin und Vizepräsidentin der Berliner Karateka Lina Haberland erlebte stürmische Zeiten. Foto: Staacke wegen Vorbereitung zum Hochver- mann“ berichtet er über diese dunkrat zu Zuchthaus und KZ-Verwah- le Epoche der Nazischreckensherrrung verurteilt wurde, lebte sie nicht schaft. In den 50er Jahren siedelte ungefährlich. Beförderte sie doch die Familie, die einige Jahre in Esgeheime Nachrichten zwischen Ge- sen lebte, in die DDR um. Später fängnis und den Kampfgefährten im zog Lina mit ihrem Mann, der in Untergrund. Um sich und ihren Potsdam Direktor des ArmeeSohn durchzubringen, ging sie put- museums war, nach Mahlsdorf. zen. Eine andere Arbeit bekam sie Dort lebte sie viele Jahre und kümwegen ihres in Haft sitzenden Man- merte sich um ältere Menschen, regelte deren behördliche Angelegennes nicht. Es war nahezu unmöglich, KZ-In- heiten. „Wenn irgendwo Hilfe gesassen zu besuchen. Doch Lina braucht wurde, wusste man, wo man Haberland fand dennoch einen Weg. hingeht“, schmunzelt die Seniorin, Sie ließ sich auch nicht vom die ihren Lebensabend im PflegeBombenhagel abhalten, um über wohnzentrum Kaulsdorf Nord verden Ettersberg ins KZ Buchenwald bringt. Ihren Ehrentag verlebte sie zu gelangen. „Es war ein unbe- im Kreise der Kinder, Enkel und Barbara Staacke schreibliches Gefühl, als wir uns Urenkel. Bereits als junges Mädchen hat sich Karin Mews für den Karatesport begeistert. Daran hat sich seit mehr als 17 Jahren nichts geändert. Die heute 34Jährige wurde jüngst erneut zur Vizepräsidentin des Berliner Karateverbandes gewählt. Mittlerweile ist sie mehrfache Meisterin (3. Dan), Siegerin des Dokan-Master-Turnieres 2003, Silbermedaillengewinnerin des Ostseepokals 2004 und Dritte bei den Berliner Meisterschaften. Vor zehn Jahren hat Kathrin Mews die Abteilung Karate des Atletic Club Berlin (ACB) übernommen und kräftig in Schwung gebracht. Heute trainieren unter ihrer Regie mehr als 90 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Und so ganz nebenbei koordiniert die diplomierte Finanzwirtin als Vizepräsidentin des Berliner Karateverbandes den gesamten Berliner Leistungssport. So erfolgreiche Karateka wie Nicole Springer (22, 2. Dan), KataSiegerin bei den Senioren im ersten Ranglistenturnier oder Marcel Schreiber (20, 1. Dan) sind in ihre Schule gegangen. Die Nach- hut ist schon in Sicht. Bei den Schülern regnete es Medaillen. Nancy Schwarz (13) holte Gold in Kata. Anny Müller und BjörnMartin Möwius (14) gewannen Silber. „Damit haben die Drei gute Chancen bei den Berliner Meisterschaften im April“, zeigt sich Mews optimistisch. Bei ihr trainieren derzeit fast 50 Kinder bis 14 Jahre und etwa 20 Oldies ab 30. So ist die Kaulsdorferin täglich in der Sporthalle an der Carola-Neher-/Ecke Maxie-Wander-Straße anzutreffen. Außerdem ist sie als Landeskampfrichterin und Mitglied der Wettkampfkommission ständig auf Achse. Erst unlängst begleitete sie Berliner Karatekas zu den Weltmeisterschaften in Mexico. Bemerkenswert ist, wie die Powerfrau all das neben ihrer Arbeit unter einen Hut bringt. „Man muß schon viel Herz daran hängen“, unterstreicht sie. Ansonsten wäre wohl auch kaum dieses Pensum zu bewältigen. Eigene Kinder hat sie nicht. „50 habe ich schließlich. Das reicht“, lacht sie. Barbara Staacke Karatemeisterin, Vizepräsidentin des Berliner Karateverbandes, Trainerin, Kampfrichterin – das alles in Personalunion ist Kathrin Mews. Foto: ACB 4 jot w .d. 4/2005 w.d. Veranstaltungen zum Tag der Befreiung in Marzahn-Hellersdorf 19.-27. April: Jugendbegegnung mit Jugendlichen aus den Partnerstädten Tychy, Minsk und Halton; u.a. Gespräche mit Zeitzeugen und Politikern, Besuch des Treptower Ehrenmals und der Gedenkstätte deutscher Widerstand, Kranzniederlegungen, Fotoprojekt 21. April, 10 Uhr: Gedenkveranstaltung an der Giebelwand des Hauses Landsberger Allee 563, anschließend Benennung der Brücke über die Wuhle in „Nikolai Bersarin Brücke“ mit Enthüllung einer Tafel 21. April bis 16. Juni: Aufführung verschiedener Filme im Rahmen des Filmprojektes „Befreiung oder Untergang“ in der „Kiste“ 22. April, 16-18 Uhr: Erzählsalon und Bücherfest im KulturGut 29. April, Kiste: Film „Ich war 19“, anschließend Gespräch mit Wladimir Gall, erster Stadtkomandant von Spandau und Markus Wolf 8. Mai, Galerie M, 15 Uhr: TV-Oper „Bewährung über den Wolken“ mit anschließendem Gespräch 11. Mai, Bezirksmuseum, 19 Uhr: Marzahn-Hellersdorfer Gespräch zur Geschichte von Nikolai Bersarin 24. Mai, PDS-Geschäftsstelle: Ausstellung „Kunst gegen Krieg und das Vergessen“; Mark-Twain-Bibliothek, 19.45 Uhr: „Das Jahr 1945“, Vortrag und Gespräch mit Prof. Kurt Pätzold 8. Juni, Bezirksmuseum, 19 Uhr: Marzahn-Hellersdorfer Gespräch zum Kriegsende im Berliner Osten 9. Juni, Alexanderplatz: Infostand der Seniorenvertretung zur Benennung der BersarinBrücke Nachdenken gegen Rechtsextreme Basiskonferenz der Linkssozialisten mit Verfassern einer Studie zum Bezirk Trotz widriger Witterung war Anfang März der große Konferenzraum im Oberstufenzentrum in der Hellen Mitte voll belegt, als die PDS Marzahn-Hellersdorf Strategien gegen Rechtsextreme im Bezirk diskutierte. Die Podiumsredner waren die Bundestagsabgeordnete Petra Pau, Bezirksbürgermeister Uwe Klett, Karin Sischka als Mitverfasserin einer Studie über Rechtsextremismus in Marzahn-Hellersdorf und Jugendstadträtin Manuela Schmidt. Übereinstimmung herrschte in der Ansicht, dass nicht nur hier vor Ort, sondern in der gesamten Bundesrepublik der Rechtsextremismus kein isoliertes Randgruppenphänomen bei Heranwachsenden, sondern ein Problem ist, dessen Ursachen in der Mitte der Gesellschaft zu suchen sind. Karin Sischka berichtete, dass entsprechend wissenschaftlicher Untersuchungen zwischen 10 und 27 Prozent der Bevölkerung für diese Ideologie anfällig seien - in allen sozialen Schichten und alle Generationen erfassend. Der gemeinsame Nenner für diese Anschauungen seien feindliche Einstellungen gegen Minderheiten, die als ungleichwertig wahrgenommen und behandelt werden. Migranten, Schwulen und Lesben, alternativen Jugendlichen, ausländischen Deutschen wird die Anerkennung als Teil dieser Gesellschaft versagt, ihr Recht auf Teilhabe an ihr bestritten. Sie werden im Vorfeld der Anwendung körperlicher Gewalt bedroht und diskriminiert. Deshalb sind polizeiliche Statistiken nur ein kleiner Ausschnitt aus Es war ein erster Beitrag, den die Peter-Weiss-Bibliothek Hellersdorf zum Gedenken an die Befreiung vom Hitlerfaschismus vor 60 Jahren leistete: Zwei bewegende Veranstaltungen im März. Zunächst berichtete Dr. Jochen Reinert, ein Schwedenkenner, über einen von Friedrich Strindberg geschriebenen und vor 60 Jahren in Stockholm erschienenen Roman mit dem Titel „Under jorden i Ber- Nach den Kriegen, Russisch Brot Lesung und Gespräch mit den Schriftstellern Dagmar Leupold und Michael Wildenhain Zweimal misslingt der Abschied vom Vater. So muss Dagmar Leupold ihn in ihrem Roman „Nach den Kriegen“ schreibend erfinden. Der Text über Rudolf Leupold geht dicht, anschaulich, zugleich fragend und deutend, den Spuren eines Lebens nach, das sich, hinter einem Wall familiärer Legenden verborgen, erst nachträglich fassen lässt. Dabei wird die Dynamik dieses Lebens erkenntlich, der geradezu verzweifelte Geltungsdrang, der sich mal im Nationalismus, mal in der Mathematik den ersehnten Erfolg sucht, zuletzt aber in dem (unerfüllten) Wunsch gipfelt, zu schreiben. Ein Junge auf der Suche nach dem Geheimnis seiner Mutter: Ein fremder Mann hat sie geküsst; die- Aktuelle Debatte se Szene hat sich dem sechsjährigen Berliner tief eingebrannt. Jahre später, zu Mauerzeiten, gibt es ein Treffen mit jenem Mann, der wie ein Abgesandter aus der Vergangenheit erscheint. Die Ereignisse, die Michael Wildenhain in „Russisch Brot“ in leiser Intensität erzählt, haben fast ein halbes Jahrhundert deutsche Geschichte als Zeithintergrund. Sie führen uns durch die Jahre der getrennten und zerrissenen Familien, durch das Labyrinth der Ängste auf beiden deutschen Seiten. Zwei Autoren erzählen ihre NachKriegs-Geschichte am Mittwoch, 13. April, 20 Uhr in der Literaturwerkstatt Berlin in der Kulturbrauerei, Knaackstaße 97. Eintritt 5/3 Euro. Jutta Büchter diesen Alltagserfahrungen, die derart Ausgegrenzte auch hier im Bezirk machen. Wenig Zutrauen zu tätiger Demokratie? Karin Sischka stellte die Frage, ob die Gegenwehr durch viele Einzelaktivitäten vor Ort bereits ausreiche, um von einer Zivilgesellschaft im Bezirk sprechen zu können. Das sei dann der Fall, wenn Menschen aus innerem Antrieb die demokratischen Institutionen und Werte aktiv verteidigten und diese Aufgabe nicht an staatliche Organe, Schulen etc. delegierten. Dabei stimmte sie Uwe Klett zu, der als erste Ursache für die Verbreitung von Rechtsextremismus in Marzahn-Hellersdorf den „au- ßerordentlich großen Abstand großer Bevölkerungsgruppen zu den Institutionen der Demokratie“ nannte, manifestiert unter anderem in der niedrigsten Wahlbeteiligung aller Berliner Bezirke bei gleichzeitig hohen Wahlergebnissen für Rechtsextreme. „Das Ansehen und das Vertrauen in die Demokratie ist oft sehr niedrig“, so Klett. Das korrespondiere mit einem verbreiteten „kollektiven Distanzgefühl“ in eine als westdeutsch geprägt empfundene Gesellschaft. Sozialabbau grenzt aus Weitere Ursachen machten Uwe Klett und Manuela Schmidt in den fehlenden praktischen Erfahrun- Menschenschicksale in Berlin lin“. Da der Roman noch nicht in deutscher Sprache veröffentlicht worden ist, übersetzte Reinert den Titel mit „Im Untergrund in Berlin“ und las einen kleinen Ausschnitt auf Schwedisch. Was dann über die Geschichte der im Roman beschriebenen Personen und über die Geschichte des Buchs ausgesagt wurde, mutet wie ein Thriller an, ob- wohl es sich tatsächlich um ein literarisches Werk mit dokumentarischem Charakter handelt. Die im Roman gewürdigten Hauptpersonen haben wirklich gelebt, was über sie berichtet wird, findet sich in ihren fünfzig Jahre später erschienenen Erinnerungsbüchern wieder. Der schwedische Journalist Friedrich Strindberg beschreibt das ille- gen beim Umgang mit dem Fremden (niedrigster Ausländeranteil aller Berliner Bezirke mit 3 Prozent, jedoch bei Integrationsproblemen von Spätaussiedlern) und den in den letzten Jahren rapide anwachsenden sozialen Problemen der Großsiedlungen aus. Klar ist: Wenn hier 3000 junge Menschen, oft ohne Perspektive arbeitslos sind und zum Teil auch keine Erwartungen mehr an die PDS im Bezirk haben, dass sich daran was ändere, dann geht man leichter scheinbar einfachen Lösungen und Losungen von sozialer Gerechtigkeit nur für Deutsche auf den Leim. Die lebendige Diskussion zeigte die Meinungsvielfalt in der hiesigen PDS nicht nur bei Strategien gegen den Rechtsextremismus, sondern auch zu Grundfragen linker Politik. Erfreulich, dass gerade junge Mitglieder sich zu Wort meldeten und vor Rufen nach einem starken Staat und Demokratieabbau unter dem Vorwand einer effektiveren Bekämpfung von Rechtsextremen warnten. Bei der Zurückdrängung der Rechten hülfen vor allem Zivilcourage und kiezbezogene Projekte, die Ausgegrenzten und Desorientierten eine andere als die rechtsextreme Perspektive bieten. Einig war man sich zum Schluss, dass die Aussprache über Wege gegen rechtsextreme Ideologie und Gewalt im Bezirk fortgesetzt werden muss. Einig auch in der Zustimmung zu den bereits erfolgten Absprachen aller in der BVV vertretenen Parteien gegen rechtsextreme Aufmärsche. U.Clauder gale Leben jüdischer Bürger im Berlin der Jahre 1942/1943. Er selbst hat einem jüdischen Paar geholfen, die drohende Deportation ins Konzentrationslager abzuwenden und 1943 in die Schweiz zu gelangen. Dem schwedischen Berlin-Korrespondenten war die Existenz deutscher Vernichtungslager für Juden nicht verborgen geblieben. Er kannte die Zielorte der Güterzüge. Fortsetzung Seite 11 Jugend-BVV organisiert „Interkulti Marzahn-Hellersdorf“ Am 11. Juni findet im Bürgerpark Marzahn das Interkulti MarzahnHellersdorf statt. Auf diesem interkulturellen Festival können sich kulturelle und multinationale Vereine und Organisationen an Informationsständen oder mit einem kulinarischen Angebot zu präsentieren. Das Festival soll Gelegenheit geben, mit unseren Mitmenschen in Marzahn-Hellersdorf die kulturelle Vielfalt zu erleben. Ziel ist es, das friedliche Zusammenleben zu fördern und Vorurteile gegenüber anderen Kulturen abzubauen. Auf einer Bühne wird es ein buntes kulturelles Programm aus Musik, Information und Unterhaltung geben. Am Nachmittag diskutie- Die Mitglieder der Jugend-BVV sind eine lustige Truppe. Foto: Wermke ren Vertreter der Jugend-BVV mit zert gegen Rechtsextremismus. dem Schirmherrn der Veranstal- Das „Interkulti“ wird von einer tung, Hans-Christian Ströbele. Projektgruppe der Jugend-BVV Dabei werden die besten Einsen- vorbereitet. Wer sich beteiligen dungen des Kunstwettbewerbes möchte, findet mehr Infos unter zum Thema „Mein Marzahn- www.interkulti-mh.de, dort könHellersdorf“ ausgezeichnet. Den nen auch Programmvorschläge Stefan Ziller Abschluss bildet 20 Uhr ein Kon- gemacht werden. 8. Mai und Rechtsextremismus 5 Ehrlos Zur Diskussion Die vergangenen Wochen und Monate bescherten uns eine ganze Reihe schwieriger Debatten – um die Zerstörung Dresdens, um das Gedenken am 8. Mai mit oder ohne deutsche Opfer, um die Demo-Wünsche der NPD. Was daran aufstößt, ist die Frage nach der „political correctness“, danach, was in diesem Land öffentlich gesagt werden „darf“ und was nicht. Ja, es gab Verbrechen alliierter Soldaten gegen die deutsche Zivilbevölkerung. Ja, der Bombenangriff auf Dresden hatte „in seiner Grausamkeit ... keinen Zweck“, wie es Kenneth Gulbrath, damals britischer Luftaufklärer, heute sagt. Ja, es gibt ein Recht der Deutschen, ihrer Kriegsopfer zu gedenken. Auch, wenn darunter nicht wenige waren, die all die zwölf Jahre lang „Heil“ gerufen haben. Aber: Auch wenn Opfer gleich Opfer war und ist und bleibt – die politische Anstößigkeit liegt im Ausklammern von Ursache und Wirkung. So wie sich zurecht die Linken gegen eine wie auch immer geartete Gleichsetzung von Faschismus und Stalinismus wehren, wehren sie (und mit ihnen alle Demokraten) sich gegen eine Gleichsetzung der Kriegsopfer. In den 70-er und 80-er Jahren habe ich oft mit Veteranen aus der Sowjetunion gesprochen. Keiner von ihnen hat bestritten, dass es Grausamkeiten gegen die deutsche Bevölkerung gegeben hat. Doch es war ein Thema, über das sie nicht gern sprachen. Denn es legte einen Makel, einen menschlichen Makel auf ihren „ruhmreichen Sieg“. Je mehr Zeit vergeht, je mehr Zeitzeugen wegsterben, desto leichter wird es für die Sieger sein, ihre eigenen Irrtümer und Verfehlungen zu thematisieren. Heute mag man noch bedauern, dass eine im Jahre 1995 angeregte Ausstellung zum Thema „Verbrechen der Alliierten“ in Großbritannien am „politisch korrekten Widerstand“ scheiterte. In zwanzig oder dreißig Jahren werden wir diese Ausstellung sehen. Solange aber bei uns noch immer gilt: „Was damals Recht war, kann heute kein Unrecht sein“ (siehe Straßennamen)– solange wird es Sieger und BeR. Nachtmann siegte geben. jot w .d. 4/2005 w.d. Klarstellung Das Ehrenmal für die bei Blumberg gefallenen Sowjetsoldaten gammelt unbeschadet der 2+4-Vereinbarung (Deutschland erhält und pflegt die Erinnerungsstätten an die Gefallenen der Roten Armee) und des bevorstehenden 60. Jahrestages der Befreiung vor sich hin. Freilich: Nach dem Ausbau der Autobahn A 10 ist es durch einen überhohen Schallschutzzaun vor den Blicken der Öffentlichkeit geschützt. Foto: Clauder Als ich im März die in der Kolumne auf Seite 1 erschienene Meinungsäußerung von Ralf Nachtmann las, war noch keine Stunde vergangen, dass ich mich selbst auf einer Konferenz gegen Rechtsextremismus geäußert hatte. Und zwar in dem Sinne: Gerade auf die Heranwachsenden können politische Debatten mit dem Resultat „Hat doch ohnehin alles keinen Zweck in diesem bescheuerten Staat“ verheerende Auswirkungen haben. Alle haben wir schon mal so rumgelaber t, aber: Nicht nur soziale Ausgrenzung oder das Gefühl, nicht gebraucht zu werden, lassen die betroffenen Menschen häufig zur Beute für politische Extremisten werden, sondern auch das Gefühl der Ohnmacht. Und was, wenn nicht das, wird mit den genannten Diskussionen vermittelt? Wenn Menschen, die sich selbst als Ausgegrenzte fühlen, dann von Kadern der NPD oder deren Kameradschaften für ihre deutschnationalen Aktionen missbraucht werden, ist guter Rat teuer. Schutz vor sozialer und sonstiger Ausgrenzung bietet allerdings kein allmächtiger Übervater Staat, sondern eine Zivilgesellschaft, in der alle Menschen hinreichend Eingriffsmöglichkeiten haben. Offenbar bieten Parteien und Unternehmensführungen derzeitig diese Möglichkeiten viel zu wenig an, nur wenige Bürger haben noch in beide Vertrauen. Gerade deshalb gilt es, alle Möglichkeiten der Teilhabe am kommunalen Leben zu erschließen, um der Ausgrenzung von Bürgern entgegenzuwirken. jot w.d. hat sich in diesem Sinne die Förderung öffentlicher Debatten in den Namen des Trägervereins geschrieben. Nicht aber die Erschießung vermeintlicher und wirklicher politischer Versager. Der regelmäßig auf Skandale bedachte Dramatiker Rolf Hochhut, der jeden entlassenen Banker, der Ackermann erschießt, öffentlich verteidigen will, verdient in dieser Sache weder Unterstützung noch Sympathie der jot w.d.Redaktion. Das soll hiermit öffentlich klar gestellt werden. Ulrich Clauder Rechtsextremismus durch demokratisches Handeln bekämpfen Dahler: Kommunalanalyse zeigt, Neoliberalismus begünstigt Diskriminierung – Runden Tisch wieder beleben Seit September 2004 liegt eine vom ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur gGmbH herausgegebene Kommunalanalyse über Rechtsextremismus und Demokratie gefährdende Phänomene in Marzahn-Hellersdorf vor. Der Inhalt der Studie wird nun endlich von den im Bezirk arbeitenden Akteuren, wie dem Bezirksamt, der BVV und den politischen Parteien diskutiert. Dabei wird die Analyse oftmals als lokales Phänomen und der gesellschaftspolitische Hintergrund der Gesellschaft in der BRD nur als Rahmen betrachtet. Es ist jedoch das kapitalistische System mit seinen neoliberalen Spielarten der Politik der Ausgrenzung von Flüchtlingen, ausländischen Mitbürgern und sozial Schwachen, die bestimmte Tendenzen in der Mitte der Gesellschaft hoffähig machen. Wenn sich die lokalen Akteure nicht zugleich gegen diese Tendenz der staatlich verordneten Ausgrenzung stellen und ein politisches Klima befördern, das für universelle Menschenrechte eintritt, so werden ernsthafte Bemühungen in Einzelprojekte, Willenskundgebungen und Aktionen enden. Flüchtlingsbewegung steht allein Diese werden die besprochenen Phänomene nicht einmal im Ansatz verändern. Alltägliche Diskriminierungen und Ausgrenzungen prägen auch Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft. Wenn es der Innensenator des Landes Berlin als völlig normal ansieht, dass die Polizei zum Zwecke der Abschiebung von Kindern und Jugendlichen Schulen aufsucht und der Widerspruch von Seiten der Politik im Lande Berlin nicht öffentlich wird, dann liegt hier eine der Ursachen für gesellschaftspolitische Entwicklungen in der Mitte der Gesellschaft. Die Flüchtlingsbewegungen stehen auch im Land Berlin oft allein auf weiter Flur. Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Minderheitenfeindlichkeit können auf solche gesellschaftlichen Erscheinungsformen aufbauen und durch Populismus ihr Klientel erreichen. Wenn die Kommunalanalyse davon ausgeht, dass die Mehrheitsbevölkerung im Bezirk Marzahn-Hellersdorf die Probleme des Rechtsextremismus verleugnet oder verharmlost, so ist dieses weder in der Analyse noch subjektiv nach vollziehbar. Wenn die Demokratie für breite Teile der Bürger, auch wegen der Ausgrenzungspolitik der Ostdeutschen, im Verständnis oft als von Oben verordnet wahrgenommen wird, so ist das nicht gleichbedeutend, dass hier mehrheitlich autoritäre Strukturen vorherrschten. Die Erfahrungen des Marzahner Quartiersmanagements, der Stadtteilzentren in den einzelnen Sozialräumen, von Freien Trägern der Jugend- und Sozialarbeit und die Einwohnerversammlungen zeigen, dass ein gro- ßer Teil der Bürger bereit ist, sich in gesellschaftliche Strukturen einzubringen. Kommunikation mit Bürgern aufnehmen Dazu gibt es zahlreiche Akteure im Bezirk, die gegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit vorgehen. Die politischen demokratischen Parteien, das Bezirksamt und die BVV stehen nach meiner festen Überzeugung in der Verantwortung, die Übernahme von sozialer Verantwortung zu fördern, die Stärkung der Demokratie von unten fortzusetzen und den demokratischen Dialog zwischen Mandatsträgern und der Bevölkerung aufzunehmen. Dazu ist das bisherige Agieren der politischen Parteien, der Fraktionen und der Bezirksverwaltungen kritisch zu hinterfragen. Es geht im Wesentlichen darum, neue und effiziente Kom- munikationsstrukturen aufzubauen und diese auch außerhalb von Wahlkämpfen zu pflegen. Hier hat aus meiner Sicht die PDS-Fraktion eine besondere politische Verantwortung. Sie steht auf Grund der erreichten Wahlergebnisse bei der Erarbeitung lokaler Strategien gegen Rechtsextremismus in der Pflicht, den Dialog mit den anderen politischen Akteuren im Bezirk zu organisieren. Dabei muss es der BVV und den anderen lokalen Akteuren darum gehen, nachhaltige Strukturen zu schaffen. Als erste und wichtige Struktur unterstütze ich die Wiederbelebung eines Rundes Tisches. Hier sollten gemeinsame Aktionen gegen Rechts, der Dialog mit den Bürgern und die Einbeziehung von Minderheiten bzw. Opfern rechtsextremer, rassistischer und minderheitenfeindlicher Gewalt realisiert werden. Klaus-Jürgen Dahler Fraktionsvorsitzender der PDS Marzahn-Hellersdorf 6 Der Vater des Rabbinersohns Lesung & Diskussion zu Biographien von Norbert Podewin Marzahn NordWest – Was lange währt, wird gut, sagt das Sprichwort. Gemessen an der Wartedauer auf Dr. Norbert Podewin muss es am 18. April wirklich sehr gut werden. Im „Kieztreff W“ wird ab 18 Uhr der namhafte Historiker und Biograph nicht unumstrittener Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung – wie etwa Walter Ulbricht oder Friedrich Ebert (Vater und Sohn) – u.a. sein Buch „Der Rabbinersohn im Politbüro“ vorstellen. Im Mittelpunkt der Handlung wie der Diskussion steht Albert Norden, der – was weiland kaum einer wusste – der Sohn eines Rabbiners war, der im KZ Theresienstadt sterben musste. Während die Einen Norden „Chefpropagandist der SED“ nannten, erlebten ihn Andere als unnachgiebigen Verfolger von Nazi- und Kriegsverbrechern. Auch Norbert Podewin, jahrelanger enger Mitarbeiter, verfolgte in seinem Auftrag manche kaum zu glaubende Spur. Gemeinsam mit Johnny Norden, der bei dem Gesprächsforum die Familie repräsentiert, wird er sicher spannende Details zu erzählen haben. Äußerer Anlass für diesen Treff im beliebten Nordwestmarzahner Diskussionsklub an der Fußgängerbrücke des S-Bahnhofs Ahrensfelde (Ausgang Geraer Ring) ist Albert Nordens übergangener 100. Geburtstag im letzten Dezember. Selbst „Neues Deutschland“ hatte ihn „vergessen“. Allein die von „jot w.d.“ angeschobene Diskussion um die Rückbenennung von Straßen in Mahlsdorf, deren einstige Namenspatrone ebenfalls jüdischer Herkunft und nach dem Ende der Naziherrschaft „vergessen“ worden waren, ließ an den jüdischen Kommunisten bzw. kommunistischen Juden denken. War er nicht auch nach gut sieben Jahren von einem Straßenschild entfernt worden, auf das er zu Ehren seines 80. Geburtstages gelangt war? Jetzt (seit Januar 1994) erfreut sich wieder Cecilie dieser Ehre, die Ehefrau des ältesten Sohnes unseres letzten Kaisers, Kronprinz Wilhelm von Preußen. Was für ein Bild – Kaisersohngattin verdrängt Rabbinersohn, der Jude den Kommunisten oder umgekehrt. Ein Stoff, von dem die Talkshows träumen ... Torsten Preußing Bitte vormerken: Montag, 18. April, 18 Uhr; Dr. Norbert Podewin – „Der Rabbinersohn im Politbüro“, Diskussion im „Kieztreff W“ am S-Bahnhof Ahrensfelde (Ausgang Geraer Ring). jot w .d. 4/2005 w.d. Großsiedlung In die „Platte“ wird weiter investiert Europäische Union unterstützt Hellersdorfer Großsiedlung Hellersdorf – Das Projekt „WohnTheke – Wohnen und Arbeiten in Hellersdorf“ wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert. 184 950 Euro flossen aus der EU-Kasse für Maßnahmen, die dem Standortmarketing der Großsiedlung dienen sollen. „Nanu, was ist denn hier los?“ Neugierig bleiben am Vormittag des 30. März einige Passanten am „Baukasten“ gegenüber dem UBahn-Eingang Hellersdorf stehen und trauen ihren Augen nicht. Mehrere schwarze Limousinen fahren vor. In Schwarz gekleidete Sicherheitsbeamte springen heraus, zwei tragen silberne Geldkoffer zum Sitz der WohnTheke. Dort werden sie sehnsüchtig erwartet. Von Wirtschaftsstadträtin Dagmar Pohle sowie Vertretern der in der WohnTheke vereinigten Immobilienunternehmen – der Stadt und Land/WoGeHe, der GSG Gewerbesiedlungs-Gesellschaft, der Wohnpark GmbH, der Genossenschaft Hellersdorfer Kiez und der Grundstücksgemeinschaft Zerbster Straße 48-78. Die Sicherheitsleute, die irgendwie den „Blues Brothern“ ähneln, öffnen die Koffer. Dagmar Pohle und WoGeHe-Chef Rudolf Kujath vergewissern sich, ob diese tatsächlich den „warmen Regen aus Brüssel“ beinhalten: 184 950 Euro! Die Inszenierung klappt perfekt. Obwohl ein übereifriger „Securityman“ die jot w.d.-Reporter ins Abseits drängen will, gelingt uns ein Blick auf die „heiße Fracht“. Die wird dann schnell wieder ver- Gut gefüllte Geldkoffer lösen bei Wirtschaftsstadträtin Dagmar Pohle und Rudi Kujath Freude aus. F.: Nachtmann staut und wir erfahren, wofür das bandnetze in der Wohnsiedlung und künftige Bewohner noch atGeld verwendet werden soll. „Es sollen gezielt für die Schaffung traktiver wird, investieren die fünf soll in den kommenden zwei Jah- von Arbeitsplätzen eingesetzt wer- Wohnungsunternehmen allein in ren wirtschaftsdienlich eingesetzt den. Einige der Maßnahmen die- diesem Jahr 33 Millionen Euro in werden“, erklärt die Stadträtin. nen zur besseren Vernetzung wirt- ihre Bestände – zirka 25 000 WohStandortmarketing heißt das Zau- schaftlicher Initiativen. Zum Pro- nungen: Küchen und Bäder werberwort. Geplant sind u.a. Fach- jekt gehören auch kulturelle und den modernisiert, Aufzüge und tagungen zum Gesundheits- sportliche Initiativen wie ein Ju- Balkone nachgerüstet, Wohnungsmanagement und Veranstaltungen gendboxturnier, der Kinosommer grundrisse nach Bedürfnissen der zum Thema „Leben und Wohnen auf dem Cecilienplatz und eine Mieter verändert. Auch Existenzin der Großsiedlung“, eine Meta- Maskottchenparade. Studenten gründer sollen mehr Möglichkeidatenbank „Virtueller Dienstleis- der Fachhochschule für Technik ten für preiswerten Gewerberaum tungs- und Gewerbepark“. Die und Wirtschaft begleiten das Pro- bekommen. So versprach die GSG, kleinteiligere Räume ab 24 Leute von Helliwood bereiten eine jekt als Evaluatoren. virtuelle Lernplattform über Ka- Damit der grüne Stadtteil im Ber- Quadratmeter anzubieten. Ingeborg Dittmann belempfang vor und die Breit- liner Nordosten für angestammte Hellersdorfer Promenade: Wie weiter? Der Einladung zur Quartierskonferenz folgten zahlreiche Anwohner Hellersdorf – Knapp 5000 Bewohner leben rund um die Hellersdorfer Promenade, die ehemalige Citymeile zwischen Stendaler und Tangermünder Straße. Schulen, Kitas, Volkshochschule und ca. 70 Geschäfte und kleine Firmen gehören zum Quartier, dessen Entwicklung sich seit 2001 die Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung S.T.E.R.N. im Auftrag von Senat und Bezirk angenommen hat. Sie initiierte im März eine Diskussion im nahen Jugendklub eastend, bei der Zwischenbilanz gezogen werden sollte. 35 Maßnahmen enthielt der 2001 verabschiedete Aktionsplan. Zu den bislang realisierten Projekten gehören die Einrichtung eines Stadtteilbüros und eines Bewohnerarbeitskreises, das Anlegen eines Streetballplatzes, neuer Wege und einer Zufahrt an der Stendaler Straße, neue Spielplätze, die Namensgebung sowie Eine kleine Ausstellung über das Quartier (Luftbild links unten) zeigte die einzelnen Maßnahmen. Fotos: Nachtmann die Modernisierung des Hella keine Nachnutzung in Sicht ist. In Mädchenklubs. Seit dem vergan- der Kritik einiger Bürger stand genen Jahr leuchtet auch das „Fir- auch die kleine Sportanlage an der mament der Dinge“ an der Prome- Stendaler Straße. Anwohner fühnade – die Hellersdorfer Him- len sich bis in die Nacht hinein melsscheibe. In die Gewerberäu- durch Lärm belästigt. Außerdem me zogen Vereine und kleine Un- sei die Sicherheit nicht gewährleistet, weil die Bälle öfter über die ternehmen ein. Auf Kritik der Anwohner stieß die Gitter in Richtung Straße fliegen. Tatsache, dass der Eigentümer Probleme sehen einige Eltern in Hausinvest noch immer zu wenig der Schließung der BücherwurmWohnungen an der Meile moder- grundschule. Auf ungesicherten nisierte, v.a. die Fassaden keinen Schulwegen müssten etliche Kinerfreulichen Anblick bieten. Die der dann bis zur Schule an der Vermietergesellschaft bedauerte Eilenburger Straße laufen, modies ebenfalls, doch man sei mo- nierten sie und forderten Vertrementan nicht handlungsfähig, weil ter des Amtes auf, den Eindie Banken den beantragten Kre- schulungsbereich zu ändern, dadit bisher abgelehnt hätten. Auch mit mehr Kinder zur näher geleleer gezogene Kitas und Schulen genen Pusteblumengrundschule werden zum Problem, da bisher wechseln könnten. I. Dittmann Pocket-Park und Spielplätze Marzahn-Hellersdorf – Auf dem Gelände der ehemaligen 5. Kita an der Bansiner Straße wird eine öffentliche Grünanlage entstehen. Die S.T.E.R.N. GmbH plant hier einen so genannten „Pocket-Park“ mit blühenden Gehölzen und Bäumen, großzügigen Rasenflächen sowie Sitzbereichen und Spielmöglichkeiten. Die Baumaßnahmen beginnen im Juni; die Anlage wird nach Fertigstellung durch das „Grüne Haus“ gepflegt. Im Rahmen des Programms Soziale Stadt werden in diesem Jahr der Wasserspielplatz an der Borkheider Straße und die „Burgruine“ im Seelgraben instand gesetzt und verschönert. Der Wasserspielplatz wird nach außen geöffnet und mit dem angrenzenden öffentlichen Spielplatz verbunden. Es kommen vier Edelstahlsäulen als Sprühelemente zum Einsatz. Die Burgruine im Seelgrabenpark wird wieder zu einem behindertengerechten Spielplatz ausgebaut. Diesmal werden keine Fallschutzplatten verwendet, sondern der Fallschutz wird als ganze Fläche gegossen. Die Arbeiten dauern bis Oktober. RN Kleinsiedlung jot w .d. 4/2005 w.d. Von Hartz bis BVG-Konzept Frauen werden fit mit Jazz-Tanz-Gymnastik Mahlsdorf – Im April beginnen wieder neue Jazz-GymnastikDance-Kurse der Volkshochschule für Frauen. Sie finden dienstags (19.30 bis 21 Uhr) und freitags (18.30 bis 20 Uhr) in der Turnhalle der Grundschule Mahlsdorf-Nord, Am Feldrain 47, statt. Der Unkostenbeitrag für 10 Abende á 90 Minuten beläuft sich auf 49,50 bzw. 27,50 Euro (ermäßigt). Kostenlose Probestunden. Näheres unter Telefon 56 66 533. Der Einstieg ist jederzeit möglich. Baumschnitte an der Ridbacher Straße Mahlsdorf – An der Ridbacher Straße müssen Baumkronen teilweise erheblich beschnitten werden. Bei einigen Exemplaren muss die Krone bis zur Hälfte reduziert werden, um der fortschreitenden Vergreisung der Bäume entgegenzuwirken. Unter Umständen werden sogar Fällungen erfolgen. Die Beschneidung werde die Verjüngung der Bäume anregen, sagt das Umweltamt. Die Maßnahme sollte am 4. April beginnen. Notwendige Absperrungen können zeitweise zu Verkehrsbehinderungen führen. Das „Haus am Niederfeld“ lädt alle Bürger zur Diskussion ein Kaulsdorf – Auch wenn die unter „Hartz IV“ bekannt gewordene Reform des Arbeitsmarktes erst wenige Wochen in praxi läuft ... „Hundert Tage Hartz IV“ ist Anlass für eine erste Bilanz. Dazu lädt das Haus am 13. April, 19 Uhr, ein. Seit dem 1. Januar 2005 ist das Kernstück der Arbeitsmarktreform der rot-grünen Bundesregierung in Kraft. Im Vorfeld gab es insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern zahlreiche Proteste, die aber bald wieder abebbten. Am 10. April ist „Hartz IV“ genau 100 Tage in Kraft. Der Arbeitslosenverband (ALV) nimmt dieses Datum zum Anlass, um auf einer Podiumsdiskussion erste Bilanz zu ziehen: Was hat „Hartz IV“ bisher gebracht, was muss unbedingt geändert werden und wie soll es künftig weitergehen? Viele ALG II-Empfänger müssen in diesen Wochen bereits neue Anträge für ihre soziale Grundsicherung stellen. Teilnehmer des Forums: Marion Drögsler, Berliner ALV-Vorsitzende; Christine Bergmann vom Ombudsrat der Bundesregierung (angefragt); Arbeitsagentur Marzahn Hellersdorf; Jobcenter Marzahn Hellersdorf und Christi- SPD Marzahn-Hellersdorf stützt Straßenausbaugesetz Allerdings soll bei Maßnahmen das Bezirksparlament zustimmen Marzahn-Hellersdorf – Wie im Berliner Abgeordnetenhaus, so unterstützt die SPD-Fraktion auch in der BVV die Pläne für ein Straßenausbaubeitragsgesetz. Allerdings setzten die Sozialdemokraten gemeinsam mit der PDS ihren Antrag durch, dass „über konkrete Ausbaumaßnahmen vor Beginn das Bezirksparlament der Ausbaumaßnahme ausdrücklich zustimmen“ soll. Damit liege nach Ansicht des SPD-Kreisvorsitzenden Sven Kohlmeier die Kontrolle über Ausbaumaßnahmen beim Parlament. Von „Änderungen beim Straßenausbaubeitragsgesetz“, wie sie Kohlmeier mit diesem Beschluss sieht, kann jedoch (noch) nicht gesprochen werden. Die umstrittene Vorschrift befindet sich noch im Gesetzgebungsverfahren. Der nunmehrige BVV-Beschluss, so die Hoffnung von SPD und PDS, werde „eine bürgerfreundliche Änderung beim vorliegenden Gesetzentwurf“ erreichen. Auch, wenn in diesem bereits „eine hohe Beteiligung durch Information und Stellungnahme der Bürger festgeschrieben“ sei. Wie die Landes-Koalitionäre halten die Sozialdemokraten in Marzahn-Hellersdorf das kommende Gesetz für „das fortschrittlichste aller Bundesländer“, dem dennoch weitere Verbesserungen angediehen werden sollen. Ganz anders sieht dies die Fraktion der CDU, die das Gesetz gänz- 7 lich verhindern möchte, mit einem Antrag, diesbezüglich auf die Mitglieder des Abgeordnetenhauses einzuwirken, in der BVV jedoch scheiterte. „Ich wünschte mir, die CDU würde von ihrer populistischen Pauschalablehnung des Gesetzes abkommen und konstruktive Verbesserungsvorschläge für das Gesetz einbringen“, kritisiert Kohlmeier diese Haltung. Gern erinnert er in diesem Zusammenhang daran, dass ein erster entsprechender Gesetzentwurf vom damaligen CDU-Senator Kleemann erarbeitet wurde. Doch auch die SPD konnte sich nicht dazu durchringen, die geplanten neuen Belastungen für die Anwohner ins Verhältnis beispielsweise zu den bundesweit höchsten Grundsteuern (660 Prozent, Bundesdurchschnitt unter 400 Prozent) zu setzen. Wer in diesem Zusammenhang von „Gerechtigkeit“ redet, darf sich nicht über einen möglichen Vorwurf der „Demagogie“ wundern. Zwar wollen die Koalitionäre eine möglichst weit gehende Mitbestimmung über den Umfang von Ausbaumaßnahmen festlegen, auf die Frage jedoch, ob eine Straße überhaupt ausgebaut wird, haben nach den Gesetzesplänen die Bürger keinen Einfluss. Den jetzigen BVV-Beschluss einen Erfolg zu nennen, ist dann doch etwas übertrieben. R. Nachtmann (siehe auch Leserbrief S. 15). Darüber sprechen Vertreter des Bezirksamtes, der AG Verkehr und der BVG. Das singende Ehepaar Sonja Siewert und Herbert Klein auf einer Autogrammkarte aus den 60er Jahren. Repro: Archiv an Garms von der Kampagne gegen Hartz IV. Die Metrolinien der BVG ... ... stehen am 20. April, 19 Uhr, auf dem Prüfstand. Seit Einführung des neuen Metroliniennetzes haben sich bei der BVG Tausende von Fahrgästen beschwert, auch im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Hier gab es besonders viel Kritik an der mangelnden Optimierung der Anschlüsse von Bus und Straßenbahn. Im Bezirksamt wurde deswegen eine gesonderte Arbeitsgruppe gebildet. Baustadtrat Svend Simdorn fordert von der BVG unbedingt Nachbesserungen bei den Hauptverkehrslinien. Erste Gespräche mit der BVG hat es gegeben. Der kürzlich verstorbene BVG-Chef Andreas von Arnim war per Bus im Bezirk unterwegs. Was ist dabei herausgekommen? „Im Schlageralbum geblättert“ Streiflichter aus dem Leben eines Schlagerehepaars erleben die Besucher am 27. April, 14.30 Uhr. Sonja Siewert und Herbert Klein begegneten sich 1948 das erste Mal: Er spielte in einer Bigband, sie sang temperamentvolle Schlager und spielte bravourös Alt – Saxophon. Aus dem Liebespaar wurde schnell auch ein musikalisches Duett. Sie waren in Funk und Fernsehen zu Gast, gründeten u.a. „Die Flamingos“ und nahmen bei AMIGA viele Schallplatten auf (siehe auch unser jot w.d.Bericht in der Reihe Musiklegenden in Ausgabe 12/2004). Vergangenes Jahr hat Herbert Klein seine Erinnerungen in einem Buch veröffentlicht, aus dem er lesen wird. Natürlich kommt die Musik an diesem Nachmittag auch nicht zu kurz. Als Überraschung hält der Schlagerveteran eine kleine Tombola bereit. Eintritt: 3,00 Euro, inkl. Tombola-Los; Kaffee/ Kuchen Gedeck: 3,50 Euro. Alle Veranstaltungen finden im Restaurant „Wiedemann’s“ im Haus, Parterre, statt. I.D. Ärger über Vandalismus im Schlosspark Jugend-BVV holte alle Beteiligten an einen Tisch Biesdorf – Seit Anfang des Jahres gilt eine neue Parkordnung im Schlosspark Biesdorf, deren Kernstück die Schließung des Parkes zwischen 23 und 6 Uhr beinhaltet.. Dies ist eine Reaktion des Bezirksamtes auf den zunehmenden Vandalismus in diesem grünen Kleinod nahe der Straße Alt Biesdorf. Tagsüber spazieren Erholungssuchende durch den 14 Hektar großen Park, erfreuen sich an den ersten Frühlingsblühern, dem imposanten alten Baumbestand, genießen die Ruhe nur wenige Meter von der lärmenden Bundesstraße entfernt. Doch immer wieder ärgern sie sich über beschmierte Bänke, Glasscherben auf den Wegen und Graffitischmierereien. Denn seit mehr als fünf Jahren ist der Park in den Abend- und Nachtstunden Treffpunkt zahlreicher Jugendcliquen, die dort bei nächtlichen Partys auch mal kleine Lagerfeuer entzünden, das denkmalgeschützte Schloss mit Graffiti verunzieren, Parkbänke und Sitzreihen der Freilichtbühne beschädigen und Müllberge hinterlassen. Jährlich eine halbe Million Euro muss der Bezirk für die Pflege und notwendige Reparaturen der Anlage berappen. Die Kosten steigen von Jahr zu Jahr – Geld, das anderswo dringend gebraucht wird. „Hier treffen sich vor allem in den späten Abendstunden Jugendliche aus ganz Berlin. Gerade in den Sommermonaten sind es bis zu einige Hundert“, sagt Zoltan Lanyi vom Grünflächenamt. An und für sich wäre dagegen nichts einzuwenden – wenn es da nicht diese Folgen gäbe. Seit Einführung der Parkordnung es- kalierte die Lage. Die Sperrstunde wurde von vielen Jugendlichen nicht akzeptiert. Der Wachschutz kann in solchen Fällen die Polizei zur Hilfe rufen, was in den vergangenen Wochen auch mehrfach geschah. Dass dann gleich – wie an einem Mittwoch im März – die Staatsmacht mit Gummiknüppel und Schutzausrüstung anrückt und auch einige Festnahmen vornimmt, stößt bei vielen Jugendlichen auf Unverständnis. „Da werden alle Jugendlichen über einen Kamm geschert, obwohl sich die meisten von uns friedlich verhalten“, erklärten einige Jugendliche, die Ende März der Einladung der Jugend-BVV zum Gespräch folgten. Es sei schwer, Einfluss auf die Randalierer zu nehmen, weil man sich untereinander nicht kenne. Und: Muss es wirklich so sein, dass die Polizei gerufen werde, wenn sich einige Jugendliche noch nach 23 Uhr im Park aufhalten, selbst wenn es keine „Vorkommnisse“ gäbe? Da gab es unterschiedliche Auffassungen. Während die einen auf die strikte Einhaltung der Parkordnung pochten, meinten andere, dass man dies durchaus auch mit Toleranz regeln könne. Doch eine Lösung muss her. Wie die aussehen könnte, regte PDS-Bezirksverordneter Norbert Lüdtke, an. „Wie wäre es mit einer Sicherheitspartnerschaft?“ Gelänge es, mit Hilfe eines großen Teils der Jugendlichen den Vandalismus sichtbar einzudämmen, könnten wir das dann alle gemeinsam mit einem großen Sommernachtsball feiern, regte er an. Am 11. April (nach Erscheinen dieser Ausgabe) will die Jugend-BVV mit anderen Jugendgruppen darüber beraten. I. Dittmann jot w.d. meint: Ein öffentlicher Park wie der am Schloss Biesdorf dient der Erholung Aller. Dass zahlreiche Jugendgruppen den Park als Treffpunkt für sich entdeckt haben – dagegen ist auf den ersten Blick überhaupt nichts zu sagen. Im Gegenteil. Voraussetzung ist allerdings, dass sich alle an die Regeln halten. Mit Vandalismus und nächtlichen Ausschreitungen (zugegeben nur eines kleinen Teils der Besucher), verbaut man sich selbst die Möglichkeit, sich in einer angenehmen Atmosphäre im Freundeskreis zu treffen. Dies auch dem Letzten klarzumachen, ist wohl Aufgabe der jungen Leute selbst. Appelle der Erwachsenen nutzen da wenig. Der Central-Park in New York oder der HaydePark in London – ebenfalls Treffpunkt Tausender junger Leute – wird am Abend generell zugesperrt. In vielen Großstädten wurden öffentliche Parks in den vergangenen Jahren privatisiert, weil die Kommune die Gelder für die Beseitigung von Vandalismusschäden und Pflege nicht mehr berappen kann. Sogar Eintritt wird dort verlangt. Soll es auch bei uns erst soweit kommen? Es wird Zeit, dass die jungen Leute sich selbst darüber bewusst werden, was sie sich da verscherzen. I. Dittmann 8 jot w .d. 4/2005 w.d. Kultur und F reizeit Freizeit Tipps und Termine Die „Zöllner“ sind wieder da Schlagergeschichte(n) im „Kofferradio live“ Musiker Dirk Zöllner geht mit großer Besetzung erneut auf Tour „Monster“ bei MoMu in der Kulturbrauerei Prenzlauer Berg – Den fulminanten April-Auftakt zum MontagsMusikantenklub (MoMu) gaben am 2. April Veronika Fischer und Ulla Meinecke. Am 9. April, 21 Uhr, gibt es einen „Damenbesuch“ mit Lüül. So heißt das aktuelle Programm des Künstlers und seines Salonorchesters. Eintritt 12 Euro. Am 25. April, 21 Uhr, ist der ehemalige Renft-Frontmann Thomas „Monster“ Schoppe (Foto) mit seiner neuen Band zu erleben. Mit seiner neuen CD „Kampf um Liebe“ meldet sich der Sänger und Komponist solcher Rockklassiker wie „Nach der Schlacht“, „Gänselieschen“ oder „Als ich wie ein Vogel wär“ mit neuen Songs auf der Bühne zurück. Eintritt 10 Euro. Im Mai geht es weiter mit einem Konzert der „Steve Skaith Band“ (9. Mai, 21 Uhr). Sammlern von Amiga-Lizenzplatten dürfte die Band noch unter dem Namen „Latin Quarter“ in guter Erinnerung sein. I.D. Foto: Nachtmann Ganoven in der Mulackritze Mahlsdorf – Von schweren Jungs und leichten Mädchen wissen Gerhard Pagel (Foto) und Wolfgang Panwitz vieles zu berichten. Am 10. April, 19.30 Uhr, laden sie zum musikalischen Ganovenabend in die Mulackritze im Gutshaus Mahlsdorf, ein. 1001 Nettigkeiten des Liebesalltages besingen Jeanette Urzendowsky und Bernd Ludwig in Chansons und frechen Texten aus den 20er Jahren mit musikalischer Begleitung. 16. April, 20 Uhr. Zu einer musikalischen Plauderei aus dem Badezimmer lädt Marlies Cordes am Sonntag, 23. April, 20 Uhr, ein. Dabei geht es um Werke von Lizst, Loewe, Gershwin und Strauß. Alle Veranstaltungen im Guthaus, Hultschiner Damm 333, Eintritt: jeweils 10 Euro (sonntags mit vorheriger Führung durchs Museum). I. D./Foto: Staacke Geplant sind bisher sechs Konzerte – in Berlin, Magdeburg, Halle, Zwickau, Dresden und Erfurt. Eine kurze Tour, wenn man den dazu notwenigen Aufwand bedenkt. „Ja, wir haben sehr viel geprobt, die Zöllner haben ja einen guten Ruf zu verteidigen“, sagt Dirk. „Die sechs Konzerte sehe ich als einen neuen Aufbruch. Wir haben nicht vor, eine Oldieshow zu zelebrieren und uns für ein paar lausige Euro zu demontieren. Wir wollen eine neue gemeinsame Zukunft einläuten.“ Viele der früheren „Zöllner“ sind wieder dabei. Einige Positionen sind jedoch neu besetzt. „Es ging darum, eine möglichst schlagkräftige Truppe aufzuziehen“, meint Dirk. Ein wenig Nostalgie möchte er schon zeigen, „aber mit Blick in die Zukunft“. Die wichtigsten Zöllner-Urgestalten sind dabei. Der Mitbegründer André Gensicke, die gute Seele Felix Lauschus und die Zöllner-Horns mit Fratsch, Skip und Herrn Meier. Neu dabei sind der Bassist Helge Marx, Matze Mantzke am Schlagzeug und Uwe Lehmann an der Gitarre. Die Trennung der „Zöllner“ 1997 lief nicht gerade reibungslos ab. „Doch sie hat den Blick auf die Vorzüge des Anderen wieder geschärft“, weiß Dirk heute. „Für alle Beteiligten waren die Zöllner die erlebnisreichste, lustigste Zeit. Es ging nie um Hits, es ging immer um Musik, um künst- Foto: Nachtmann Marzahn – Am 10. April steht das FFM an der Marzahner Promenade ganz im Zeichen des ostdeutschen Schlagers. Nach dem großen Erfolg vom vergangenen Jahr präsentiert der Autor und Moderator Siggi Trzoß zum zweiten Mal live auf der Bühne bekannte Schlagerstars von damals und heute. Dabei sind Julia Axen, Karla Schreiter und Hartmut Eichler, Ingo Graf, Jenny Petra, Maja Catrin Fritsche, Christian Schafrik, Gipsy, Regina Thoss, Gerd Christian, Jürgen Walter, Günter Gollasch, Ekki Göpelt, Micha Niekammer und viele andere. Neben viel Musik und Gesprächen zwischen 10 und 18 Uhr wird es auch Autogrammstunden, Bücherverkauf und eine Plattentauschbörse geben. Eintritt 9 Euro. I.D. In diesem Monat holen „Die Zöllner“ zu einem neuen Schlag aus. Die Band um den charismatischen Musiker Dirk Zöllner, die bis Mitte der 90er Jahre für volle Säle sorgte, hat sich neu zusammengefunden und geht auf Tour. Der Start erfolgte am 8. April in der Berliner Columbiahalle. lerische Verwirklichung.“ Nun wollen sie „das Mutterschiff noch mal flott machen“, weil sie denken, dass die Zeit reif ist. Trotzdem oder gerade deshalb wird sich ein „Zöllner-Bigband“Konzert 2005 von einem aus dem Jahr 1996 unterscheiden. Die Band will neue Titel antesten, einige Neuarrangements von Dirks Solotiteln einbauen und „natürlich die abgehangenen Zöllnerschinken auf neue Art“ servieren. „Es wird sehr rasant, das kann ich schon jetzt versprechen“, lockt Dirk alte und neue Fans. Sylvia Der ganz spezielle jot w.d. Konzerttipp: Christiane Ufholz, Holger Biege und ELO Friedrichshain – Die Spalten der „großen“ Hauptstadtzeitungen sind voll mit Veranstaltungstipps. Da fällt die Auswahl, auch mit Blick auf den Geldbeutel, oftmals gar nicht so leicht. jot w.d. wurde wieder einmal im Programm des kleinen Kunstund Kulturhauses „Knorre“, Revaler Straße 33, fündig. Hier einige musikalische „Bonbons“. Beim traditionellen „Stormy Monday“ am 18. April ist die Sängerin Christiane Ufholz (Foto rechts) zu Gast. Viele wer- den die zierliche Sängerin noch von der Modern Soul Band her kennen. Zuvor war sie schon beim Dresden Sextett (1972) und Lift. Sie wird begleitet von Thomas „Piano“ Schulze, Dirk Höseler und Joachim Dette. Beginn 21 Uhr, Eintritt frei! „Wenn der Abend kommt“ ... ist Holger Biege (Foto links) nicht mehr weit. Für ihn reservierte die „Knorre“ gleich zwei Abende. Der Pianist und Sänger präsentiert am 23. und 24. April, jeweils 20.30 Uhr, Songs seiner neuen CD „Freistil“. Eintritt: 15 Euro (Vorbestellung empfohlen, Telefon: 66 76 39 40, 29 36 57 03). Diese Band muss den Vergleich mit den Originalen nicht scheuen. „Sternstunde der Musik“, „Jeder Song ein Welthit“, mit solchen emphorischen Schlagzeilen feierten die Medien den Sänger Phil Bates und seine Band, die Welthits des Electric Light Orchestra wie „Roll Over Beetho- ven“ oder „Telephon Line“ fast originalgetreu auf die Bühne bringen. Wer Classic-Rock der Extraklasse und einen überragenden Sänger (und würdigen Nachfolger von Jeff Lynne) live erleben will, sollte sich den Abend des 3. Mai freihalten: 20.30 Uhr, Knorre. I. Dittmann Ein Schicksal im Kalten Krieg Hellersdorf – Vor genau drei Jahren, in Ausgabe 4/2002, berichtete jot w.d., dass der Historiker und Schriftsteller Dr. Norbert Podewin ein Buch über ein Stück fast vergessener Berliner Nachkriegsgeschichte plane. Nun ist das Buch tatsächlich fertig, und der Autor folgte einer Einladung der Peter-WeissBibliothek zur Lesung. „Otto Ostrowski – der gelöschte Oberbürgermeister“ erschien in der Edition Luisenstadt. Podewin hat umfassend und gründlich recherchiert, seine Erfahrungen aus der Erforschung und Charakterisierung der Biografie von Persönlichkeiten genutzt und nicht versäumt, die Umstände allseitig zu prüfen, die auf Otto Ostrowski einwirkten. Darum hat er dem Buch auch den Untertitel „Ein Schicksal im Berlin des Kalten Krieges“ gegeben. Den Lesern wird die Situation lebendig, die unmittelbar nach dem Ende des grauenvollen Krieges in der zum Leben erwachenden Metropole Deutschlands herrschte. Die Not der Menschen zu lindern, war dringend geboten. Diesem humanistischen Anliegen dienten volle Aufmerksamkeit und rastloser Einsatz des im Oktober 1946 gewählten sozialdemokratischen Oberbürgermeisters Otto Ostrowski. Im Interesse der frierenden und hungernden Berliner arbeitete er auch mit der SED zusammen und nahm Hilfe an, die der sowjetische Stadtkommandant General Kotikow angebot. Das war wohl für einige Politiker zuviel Annäherung an die Kommunisten. Inzwischen hatte der Kalte Krieg begonnen, und Oberbürgermeister Ostrowski wurde eines der ersten prominenten Opfer. Bereits im April 1947 wurde der gestandene Kommunalpolitiker von der Berliner SPD-Führung zum Rücktritt gezwungen. Der Nachfolger stand schon bereit: Es war Ernst Reuter. In einem interessanten Gespräch nach der Buchvorstellung standen Anerkennung der korrekten und mutigen Haltung Ostrowskis sowie die Suche nach Hintergründen der Politik der Parteien und des Alliierten Kontrollrats im damaligen Berlin im Mittelpunkt. Ein Teilnehmer an der Buchvorstellung belegte aus eigenem Erleben die fortschrittliche Haltung Ostrowskis: Dieser hatte bei seiner Jugendweihe in Weißensee eine aufrüttelnde Festrede gehalten. Otto Ostrowski hat bis zu seinem Tod um seine Rehabilitierung gekämpft. Vergebens. Ob sich die heutigen Berliner Politiker dieses Wegbereiters von Demokratie und menschlicher Politik erinnern werden? Noch fehlt sein Bild in der Galerie der Berliner Bürgermeister im Roten Rathaus. Siegfried Birkner Kultur & F reizeit Freizeit jot w .d. 4/2005 w.d. 9 Auto und Kunst Tipps und Termine Eine Ausstellung der besonderen Art im Koch-Autohaus Zum letzten Mal sinnlich „Foto&Fashion“ Und dienstags zum Kabarett ... Mahlsdorf – Noch immer stößt „Der flotte Dreier“ auf große Publikumsresonanz. Das freut die drei Vollblut-Kabarettisten Alexander Schäfer, Dirk Bublies und Jörg Büttner, die am 12. April im Gasthaus St. Hubertus wieder einmal die Stärken und Schwächen ihrer Mitmenschen und von so manchem Promi aufs Korn nehmen. Die Kabarettisten der „Kneifzange“ beschäftigen sich hingegen am 19. April und am 3. Mai mit der „Quoten-Frage“. Von der Arbeitslosen- über die Fernsehbis zur Abgabenquote reichen ihre Recherchen über die „Verarschung“ der Bürger. Einen Angriff auf die Lachmuskeln verspricht am 26. April die „Schröder AG“. Freunde von Travestie und Comedy kommen bei dem schrill-schrägen Kabarettprogramm voll auf ihre Kosten. Alle Veranstaltungen beginnen 20 Uhr, Eintritt jeweils 12 Euro. Gasthaus St. Hubertus, Hultschiner Damm 1-5, Mahlsdorf-Süd, zu erreichen mit der tram 62 ab Bahnhof Mahlsdorf. I.D. Hellersdorf – Zur Finissage der Ausstellung Nr. 3 im ArtKunstRaum in der Hellen Passage laden die Fotografin Manuela Schneider und die Modedesignerin Mo Alschweig am 9. April, 14 Uhr, ein. Um 15 Uhr gibt’s eine Modenschau mit Modellen von Frau Alschweig. Eastgate-Chef stellt sich im Alten Rathaus vor Marzahn – Gast der Talk-Show mit Prof. Eisentraut wird am 20. April Ralph Teuber, Centermanager des künftigen Einkaufscenters „Eastgate“ an der Marzahner Promenade, sein. Beginn 19 Uhr, Eintritt frei. Ausstellung und Aktionstage gegen Drogen Marzahn-Hellersdorf – Anlässlich seines 15-jährigen Bestehens veranstaltet der Verein „pad – Eltern und Jugendliche gegen Drogenmissbrauch“ in diesem Monat zahlreiche Aktionstage in seinen Einrichtungen sowie eine Ausstellung in der „Pyramide“ an der Riesaer Straße 94. Dabei ist nicht nur zuschauen, sondern auch mitdiskutieren und mitmachen erwünscht. Die Veranstaltungsangebote reichen von Theater über Demokratie- und Toleranztraining bis zum Malen, Bewerbungstraining und dem Anrichten eines Internationalen Buffets. Weitere Infos telefonisch unter 93 55 40 40/42. Spanische Impressionen Sein Lieblingsbild aus der Kollektion hat Unternehmenschef Thomas Koch gleich in sein eigenes Büro genommen. Zur Ausstellungseröffnung, die Georgi Gogow (re.) organisiert hat, kamen auch seine Bandkollegen von der Gruppe City (li. oben) und amüsierten sich prächtig. Fotos: Nachtmann Kino-Eule, Lachparade, Volksmusik Im FFM geben sich Künstler die Klinke in die Hand Marzahn – Am 9. April, 20 Uhr, ist die 19-fache Buchautorin Renate Holland-Moritz zu Gast bei Barbara Kellerbauers Talk-Show „Wenn die Neugier nicht wär“. Die langjährige Eulenspiegel-Autorin, die in diesen Tagen ihren 70. Geburtstag feierte, wurde auch durch ihre treffsicheren Film-Rezensionen als „Kino-Eule“ bekannt. Eintritt 11/9 Euro, Studiobühne. Zum Musikalischen Salon laden Hans-Joachim Scheitzbach und Jörg Lorenz am 16. April, 15 Uhr, in den Großen Saal ein (Eintritt 12/9 Euro). Tags darauf präsentieren die Moskauer Bajan-Virtuosen Wladimir Bonakow und Iwan Sokolow klassische, barocke und romantische Weisen und europäische Volksmusik. Eintritt 9 Euro, Studiobühne. Ein ausgiebiges Training für die Lachmuskeln verspricht die Comedy-Lachparade mit Ekki Göpelt, Michael Niekammer (Foto) und Gästen am 23. April, 20 Uhr (siehe auch jot w.d. 3/ 05). Eintritt 13/11 Euro. Am Sonntag, 25. April, 15 Uhr, präsentiert Siggi Trzoß das Fina- Biesdorf – Unter dem Motto „Spanische Impressionen“ stellt die Künstlerin Waltraud Prietsch seit dem 3. April im Schloss Biesdorf Bilder in Öl und Acryl aus. Die Ausstellung kann wochentags noch bis zum 1. Juni besucht werden (Mo bis Do von 9-19, Fr von 9-16 Uhr). Janz in Familie Foto: Dittmann Marzahn – So viele Besucher an einem Abend wie am 4. März hatte das Autohaus der KochGruppe an der Marzahner Chaussee 219 wohl noch nie. Fast 300 Besucher trafen sich im neuen Autosalon – nein, nicht wegen der dort ausgestellten Limousinen, sondern „der Kunst wegen“. Die hing, großformatig, an den Wänden des Ausstellungsraumes, der Gänge und in den Büros. Insgesamt 70 Bilder nationaler und internationaler Künstler wie Mikos Meininger, Klaus Zylla und Katharina Häfner aus Deutschland, Giacomo Sampieri und Massimos Spinelli aus Italien oder Murshida Arzu Alpana aus Bangladesh. Plötzlich sei die Kälte der weißen Wände weg, meinte der Chef des Hauses Thomas Koch mit Blick auf die großflächigen, farbenfrohen Kunstwerke und freute sich über das große Interesse der vielen Besucher an der Vernissage. Auto und Kunst – wie geht das zusammen? Da gäbe es Übereinstimmungen, sind die beiden Initiatoren der Kunstaktion Thomas Koch und Georgi Gogow, Musiker von City und Chef von „L’art visit“, überzeugt. In beiden Welten, der technischen wie der künstlerischen, sei Kreativität gefragt. Ohne diese gäbe es keine Innovation, keine Weiterentwicklung und letztendlich auch keine Kommunikation. Letztere gab es an diesem Abend reichlich, bei Livemusik, einem guten Tropfen und leckeren Häppchen vom Buffet. Die Kunst führte Geschäftsleute, Politiker, Musiker, Maler und Anwohner zusammen. Noch bis zum 3. Juni hat Jedermann Gelegenheit, sich auf der 1000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche umzusehen, „sein“ Kunstwerk oder „sein“ Auto zu entdecken und festzustellen: Auto und Kunst – das passt prima zusammen. Geöffnet ist montags bis freitags von 9 bis 22 Uhr, sonnabends von 9 bis 14 Uhr, sonntags von 11 bis 16 Uhr. Ingeborg Dittmann le der Talenteshow „Total mobil“. Mitwirkende der Vorausscheide aus Thüringen, MeckPomm, Berlin und Brandenburg wetteifern um den „Grand Prix Goldener Herbst“. Eintritt 10 Euro. „Schlaf schneller, Genosse (...aber schnarch nicht so)“ – darum bitten Ursula Karusseit und Günter Junghans am 29. April bei Jazz, Lyrik, Prosa. Die beiden bieten Kostproben bester russischer Satire von Sostschenko bis Majakowski. Musikalisch begleitet werden die exzellenten Schauspieler vom ukrainisch-russischen Trio „Scho?“ Beginn 20 Uhr, Eintritt 13/11 Euro. Am 1. Mai lädt Michael Niekammer zum Gespräch mit Isabell Varell ein. Themen u.a.: ihre Ehe mit Drafi Deutscher und ihre neue Karriere als Comedian. 19.30 Uhr Studiobühne. Karten für alle Veranstaltungen gibt’s unter der Hotline 542 70 91 oder an der Abendkasse. id Marzahn – Ein Besuch im Tschechow Theater an der Märkischen Allee 410 lohnt immer – auch in diesem Monat laden die Schauspieler wieder zu zahlreichen Aufführungen und Gesprächen ein: 11.4., 18 Uhr Lesung „Die Skorpionfrau“, 13.4., 15 Uhr „Aschenputtel“, 15.4., 18.30 Uhr Philosophisches Café, 22.4., 19 Uhr Kabarett „Janz in Familie“, 23.4., 18 Uhr Theater „Der Bär“, 27.4., 10 Uhr Kindertheater „Frieda und der Wassermann“. „forte & piano“ Marzahn – „Night Train“ – so heißt die wohl kleinste Big Band Berlins. Am 13. April, 20 Uhr, stellt sie ihre CD „forte & piano“ in der Musikbibliothek an der Marzahner Promenade 55 vor. In der benachbarten „Mark Twain“ liest am 20. April 10 Uhr Dietrich W. Nagel aus seinem Buch „Atomingenieur in Ostdeutschland. 10 jot w .d. 4/2005 w.d. Links & rechts Gebete und Unterricht Eine Million Kilo Gemüse Christliche Gemeinde vereinigt Aussiedler Heimatgeschichte und Geschichten zum Erinnern Shana Mesler vom „Licht der Erweckung“. Foto: Schuchert Sie ist eine der wenigen christli- sie jeden Tag (auch nachts) die chen Gemeinden in Berlins gro- Hände an das Gebäude legten und ßen Neubaugebieten, die fast aus- zu Gott beteten, dass der Kauf schließlich von russisch spra- klappt. Am 2. April vor einem Jahr chigen Mitbürgern besucht wer- war es dann soweit. Die 28 russiden. Angefangen hat alles im De- schen Gemeinden von „Licht der zember 2001. Da bestand die Ge- Erweckung“ in der Ukraine halfen, meinde aus gerade mal sieben das Geld zusammen zu bringen. Mitgliedern, hatte kein eigenes Seither nutzen die tief gläubigen Gotteshaus. „Wir kamen bei ei- Menschen einen großen Raum für nem evangelischen Pfarrer in der Veranstaltungen und GottesdienGemeinde Landsberger Allee 225 ste, in einem anderen haben sie ein unter“, erinnert sich Shana Mes- Kinderspielzimmer eingerichtet, ler. Sie ist eine der Aktivisten der ein weiterer dient als Billardraum. „Internationalen Christlichen Ge- In der kommenden Zeit möchten meinde“, die sich den Titel „Licht sie auch Sauna, Fitnessstudio und ein kleines TV-Studio, wo Sendunder Erweckung“ gegeben hat. Mittlerweile sprechen die etwa 100 gen für den Offenen Kanal produGemeindemitglieder ihre Gebete in ziert werden sollen, einrichten. einem eigenen Haus. Im Internet Auch ein Laden, ein Restaurant stieß Shana Mesler auf die Nach- und ein Missionarswohnheim richt, dass eine Gruppe von sieben schweben Shana Mesler vor. Firmen ihr Domizil – eine ehema- Neben den typischen gotteslige Clubgaststätte nahe der Kreu- dienstlichen Veranstaltungen gibt zung Allee der Kosmonauten/ es zwei Mal pro Woche in der KirRhinstraße – verkaufen wollte. Als che auch Deutsch- und Russischdie Gemeindemitglieder die erste Unterricht. Die Gemeinde-MitPreisvorstellung hörten, erschra- glieder glauben zutiefst, dass sich ken sie. 450 000 Euro sollte das mit Gottes Hilfe nicht nur indiviGebäude kosten. Dann mussten sie duelle Probleme wie Drogensucht „nur“ 80 000 Euro bezahlen. Bis oder Arbeitslosigkeit, sondern heute sind sich Shana Mesler und auch Differenzen zwischen Staaihre Gemeindemitglieder sicher, ten und Nationen lösen lassen. Lutz Schuchert dass dies nur deshalb klappte, weil Marzahn-Hellersdorf – Dass die ausgehungerten Berliner im Nachkriegsdeutschland anno ‘45 endlich auf „Spinat“ und anderes Gemüse hoffen können, versprach die „Tägliche Rundschau“ im September 1945 ihren Lesern. Das Gemüse käme aus „dem Osten Berlins, einem kleinen Ortsteil im Verwaltungsbezirk Lichtenberg mit 3700 Einwohnern und ausgesprochen dörflichem Charakter, aus Marzahn“. Dafür sollte der „König von Marzahn“ sorgen – Erwin Gensler, Großbauer und Bürgermeister des Ortsteils. „Heimatgeschichte und Persönlichkeit“ – so heißt ein Büchlein über bemerkenswerte Bewohner unserer fünf Dörfer, in dem wir auch die Geschichte um Gensler und die vielen gescheiterten Versuche der Oberen lasen, eine LPG zum Blühen zu bringen. Herausgegeben wurde die Publikation vom Heimatverein in der Reihe Ungewöhnliche Gutsgeschichten Marzahn – Das Gut Kaulsdorf hat eine interessante Geschichte, die in der Öffentlichkeit gar nicht so bekannt ist. Zwar weiß man, dass die Spirituosenfirma Schilkin dort nun schon in dritter Generation ihren Sitz hat und dass Franz Carl Achard einst dort wirkte und erstmals Rüben zur Zuckergewinnung verwendete. Weshalb verkaufte er das Gut aber bereits nach kurzer Zeit? Weshalb gab es häufig Konflikte zwischen Gutsherren und Dorfbewohnern? All diesen Fragen will die Historikerin Christa Hübner am 13. April, 19 Uhr, bei den „Gesprächen zur Heimatgeschichte“ auf den Grund gehen. Und zwar im Heimatmuseum, AltMarzahn 51 (im Dorf Marzahn). Im gleichen Haus läuft vom 22. April bis zum 26. Juni eine Ausstellung über Nikolaj Bersarin. Eröffnet wird am 21. I.D. April, 17 Uhr. „Beiträge zur Regionalgeschichte“ (siehe auch jot w.d. 1/2005). Man glaubt ja gar nicht, wie viele interessante Leute auf dem Territorium unseres heutigen Bezirkes einst lebten und wirkten (bezie- Spannende Lektüre von hier. hungsweise heute noch hier arbeiten) und weit über die Grenzen dieses, der Stadt und sogar darüber hinaus bekannt und berühmt wurden – von Franz Carl Achard über Dr. Arno Philippsthal, den „Zuckerbaron“ von Bültzingslöwen, die Familien Schrobsdorff und Landré bis zu Charlotte von Mahlsdorf, die Komponisten Kurt Schwaen und Arndt Bause oder Sandmännchenvater Gerhard Behrendt. Wer nach der Lektüre des 118seitigen Bändchens neugierig geworden ist und mehr wissen will, der findet viele Anregungen über weitere Literatur im Anhang. Der größte Teil davon dürfte in den Bibliotheken unseres Bezirkes zur Ausleihe bereit stehen. Dort ist auch das hier vorgestellte Buch erhältlich – wie auch in den Buchhandlungen, im Heimatmuseum und über den Heimatverein (Preis 6 Euro). I. Dittmann Mehr als stumme Schwimmer Aquarianer laden zur Zierfischbörse Haben Sie auch Fische? „Nein, aber ich weiß von unserem Hausmeister, dass er begeisterter Aquarianer ist“, so hörte ich neulich von einem Hellersdorfer. Und natürlich ist er nicht der einzige Liebhaber dieses schönen Hobbys. In etwa jedem achten Haushalt steht mindestens ein Aquarium. Das war auch einer der Gründe, weshalb die WoGeHe den Hellersdorfer Aquarienverein unterstützte, als dieser ein neues Quartier für seine Vereinsarbeit suchte. Schnell und unbürokratisch Bestimmungen, die man als Aquarianer beachten sollte. Ein weiterer Höhepunkt ist die monatliche Zierfischbörse, die jeweils am letzten Sonntag von 10 bis 12 Uhr stattfindet. Oft herrscht dichtes Gedränge, denn 200 bis 300 Besucher sind keine Seltenheit. Hier kann man preiswert Zierfische und Wasserpflanzen aus eigener Aufzucht erwerben und hat die Möglichkeit, mit erfahrenen Aquarianern ins Gespräch zu kommen. Jeder Besucher der Zierfischbörse nimmt au- Altlandsberger Sattel-Fest Doch das Radeln ins Brandenburgische ist zuweilen nicht ungefährlich Marzahn-Hellersdorf/Altlandsberg – Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 775-jährigen Bestehen organisiert die Stadt am 24. April ein Sattel-Fest. Dahinter verbirgt sich zunächst eine Sternfahrt auf Drahteseln, die an mehreren SBahnhöfen startet und über verschiedene Routen führt. Dabei sind Touren für unterschiedliche „Leistungsklassen“ der Radfahrer ins Programm genommen worden. Die „Feldmärker-Tour“ über 25 Kilometer beispielsweise startet 10 Uhr am S-Bahnhof Ahrensfelde. Bei der „Seen-Tour“ sind zehn Kilometer mehr zu bewältigen, Start ebenfalls 10 Uhr am S-Bahnhof Erkner. Für Trainierte gibt es eine „Mountain Bike-Tour“ über 20 Kilometer. Start 11 Uhr am Fahrradhof in Altlandsberg, Berliner Allee 4. Auf der Fredersdorfer Radrennbahn beginnen ab 10 Uhr Jugendradrennen, anschließend kann sich jeder Interessierte selbst auf dem Oval versuchen (Helmpflicht). Die Anreise per Rad lohnt sich auch deshalb, weil die gesamte Altstadt an diesem Sonntag für den Autoverkehr gesperrt ist. Allerdings hat die Reise auf dem Rad in unser östliches Umland auch ihre Tücken. Die direkten Wege entlang der Hauptausfallstraßen werden für Radfahrer immer gefährlicher; gerade jetzt, wo bei schönem Frühlingswetter der Autoverkehr am Wochenende stark zunimmt. Fahrradwege sind nämlich nur an wenigen Stellen vorhanden. So kann die Fahrt entlang der Landsberger Chaussee über Seeberg und Altlandsberg bis nach Strausberg für Radtouren mit Kindern nicht empfohlen werden. Natürlich gibt es einige sichere „Schleichwege“, meist sind sie aber nur Eingeweihten bekannt. Besonders gefährlich leben Radler, die sich entlang der B 1/5 gen Osten aufmachen. Bis Dahlwitz kann man noch auf einem Fahrradstreifen in die Pedale treten, danach ist die Reise per Rad nur noch etwas für „Todesmutige“. Besonders an den Autobahnübergängen ist es sehr gefährlich. Hier muss der Radler zum Fußgänger werden. Deshalb sollten sich Interessenten des Sattel-Festes besser doch den Sternfahrt-Touren anschließen. Weitere Auskünfte gibt es unter Tel. 03341-33 53 722 (Herr Griebitz zu den Touren) und 033 43815 617 (Frau Stähr) bzw. 033438-15 685 (Herr Heidemann) zum weiteren Programm. R. Nachtmann/Lutz Reineke Am Anfang muss es ja nicht gleich ein so großes Aquarium sein, wie es Berlins Fischarzt Dr. Jan Wolter in seiner Praxis hat. Foto: Nachtmann wurde für zwei Jahre ein leerste- tomatisch an einer Tombola teil hender Laden in der City-Meile und kann aquaristische Preise geund vor kurzem ein schöner gro- winnen. Natürlich pflegen die ßer Keller in der Quedlinburger Aquarianer auch die Geselligkeit. So gibt es Bowling- und SkatabStraße gefunden. Seit dieser Zeit ist auch durch die ende, Sommerfeste und WeihAktivitäten der Aquarianer wieder nachtsfeiern und einmal im Jahr mehr Leben in die City-Meile ein- eine Wochenendfahrt, die oft mit gezogen. Einmal monatlich kom- dem Besuch von Aquarienanlagen men die Mitglieder des Vereins oder Wasserpflanzengärtnereien „Aquarium Hellersdorf“ zusam- verbunden ist. Wenn Sie jetzt auf men, hören interessante Vorträge den Geschmack gekommen sind, und tauschen ihre Erfahrungen aus. dann besuchen Sie uns doch zur Dabei geht es in erster Linie natür- 112. Hellersdorfer Zierfischbörse. Klaus Moerner lich um die zweckmäßige Einrichtung von Aquarien, um die Haltung Zierfischbörse am Sonntag, 24. und Zucht von Zierfischen und April, 10-12 Uhr, QuedlinburWasserpflanzen, aber auch um Ver- ger Straße 13/Ecke Hellersdorsicherungsfragen und gesetzliche fer Promenade der W uhle Wuhle jot w .d. 4/2005 w.d. Keine platten Geschichten Selbst erlebt und erzählt – nun sind Marzahner Stories in einem Buch zu lesen Marzahn – Ein kleines Büchlein. Außen sieht es ein bisschen nach Marzahn aus, mit Dorfkirche und stilisierten „Platten“ auf grüner Wiese ringsherum. Und drinnen natürlich auch Marzahn. Aber „keine platten Geschichten“, wie es der Titel verspricht. Der Band versammelt, was Marzahner vergangenes Jahr im August beim Erzählfest zum Besten gaben. Für den Einen werden beim Lesen Erinnerungen wach: An schlammige Wege, provisorische Kaufhallen, aber auch an „endlich warmes Wasser aus der Wand“. Und wer die Neubesiedelung selbst nicht erlebt hat, kann sich mal ein Bild davon machen, wie es die Bewohner selbst erlebten. Karin Rohnstock hat mit ihren Kollegen die Stories aufgeschrieben und als Buch herausgebracht. „Als ich meinen Kolleginnen in Freiburg und Wien von dem Projekt berichtete, erntete ich erst einmal die üblichen Ressentiments“, erzählt sie. „Von Platte, tristem Einheitsgrau und so.“ Als sie den Band dann in S ü d deutschland und Österreich vorstellte, erntete sie Beifall. Dort sollen die Geschichten aus Marzahn sogar in den Buchhandel kommen. Mittlerweile wurde im KulturGut schon wieder erzählt. „Wie ich meine Nachbarn kennen lernte“, hieß das Thema am 2. April. Am 8. Mai geht es natürlich um den 60. Jahrestag der Befreiung. Es gibt ja immer weniger Zeitzeugen, die das Kriegsende selbst erlebten. Und in Zukunft soll immer am ersten Sonnabend im Monat Gelegenheit für Jedermann (der sich traut) sein, seine Geschichten zu erzählen. Dabei ist dies wörtlich gemeint. Der freie Vortrag ist erwünscht. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Geschichte zwei oder zwanzig Minuten dauert. Auch ein neues Erzählfest ist für den 28. Mai avisiert. Noch braucht es ein paar Sponsoren. Wer sich nicht sicher ist, ob seine Geschichte die „passende“ ist, kann in dem Buch nachlesen, was die Anderen zu erzählen hatten. Es ist im KulturGut, in einigen Buchhandlungen und beim Verlag Karin Rohnstock (Tel. 42 85 22 55) für 9,90 Euro erhältlich. Ein Exemplar verlost jot w.d. unter allen Lesern, die uns verraten, worum es in ihrer Geschichte – wenn sie sie erzählen sollten – geht. Postkarte oder email mit dem „Thema“ genügt. Einsendeschluss 29. April (Datum des Poststempels). R. Nachtmann Fit im Alter mit Gesang Marzahner Seniorenchor singt mehr als 20 Jahre Seit mehr als zwanzig Jahren gibt es in Marzahn eine Sangesrunde, die von den Medien bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde. Dabei können die rund 25 Sängerinnen und Sänger des „Marzahner Seniorenchores“ auf eindrucksvolle Leistungen und auf eine Unmenge von Auftritten zurück blicken. Im Jahr 1984 fanden sich fünf Sangesfreudige mit ihrem Chorleiter zusammen. Ein Jahr später übernahm Frau Monika Krämer die Leitung des Chores, der sich im Bezirk und in der Umgebung bald wachsender Beliebtheit erfreute. So stieg auch die Zahl der sangesfreudigen Seniorinnen, denn leider fehlen derzeit die männlichen Stimmen im Chor. Monika Krämer ist stolz darauf, dass es ihr gelang, den Chor über die Umbrüche des Jahres 1990 hinweg zu retten. Seit Mitte der neunziger Jahre ist der Chor unter dem Namen „Marzahner Seniorenchor“ bekannt, die Mitglieder entrichten einen kleinen Beitrag für den nun einmal nicht zu vermeidenden Aufwand. Frau Krämer und ihren Sängerinnen kommt es vor allem auf den Spaß und die Geselligkeit an, für viele ältere Menschen ein unverzichtbares Stück Lebensqualität. „Gemeinsam statt einsam und Spaß am geselligen Singen, wer rastet, der rostet“, ist deshalb das Motto des Chores. Das Repertoire wird sehr sorgfältig und jahreszeitlich- sowie anlassbedingt vorbereitet. Die Seniorinnen tragen ihre Lieder a-capella vor, lediglich die Proben werden mit einem kleinen Keyboard begleitet. Zu den Proben trifft man sich immer donnerstags 14 Uhr zum Kaffeetrinken, ab 15 Uhr wird in der Evangelischen Versöhnungskirche in der Maratstraße geprobt. Interessenten melden sich bitte bei Frau Krämer unter Tel. 5 45 21 32. Diese würde sich sehr darüber freuen, wenn sich der eine oder andere sangesfreudige ältere Herr zum Mitmachen entscheiden könnte. André Gaedecke 11 Alles über die Gärten der Welt im Internet Fortsetzung von Seite 4 Seiner humanistischen Gesinnung folgend, hat er in Berlin Menschen veranlasst, jüdische Mitbürger zu schützen und ihnen das illegale Leben mit Lebensmittelkarten, Geld und Papieren zu ermöglichen. In der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem wird ihrer gedacht. Nach der Lesung wurden interessante Details erörtert. Dazu zählte auch die Frage nach den sogenannten „weißen Bussen“, die nach Geheimverhandlungen zwischen schwedischen Diplomaten und Heinrich Himmler kurz vor Kriegsende eingesetzt wurden, um KZ-Häftlinge nordischer Länder legal nach Hause zu entlassen. Auch wurde die Frage aufgeworfen, ob der Namensgeber der Alternativen Bibliothek, Peter Weiss, den Roman des Friedrich Strindberg gekannt habe. Eine erschöpfende Antwort ist erst nach genaueren Studien zu erwarten, nach der die Mitarbeiter der Bibliothek, der WeissForscher Prof. Dr. Schutte und zur Lesung anwesende Mitglieder der Deutsch-Schwedischen Gesellschaft gemeinsam suchen werden. Auf der anderen Seite der Front Jetzt im Frühjahr lohnt ein Besuch im Marzahner Erholungspark mit seinen „Gärten der Welt“ ganz besonders. Foto: Dittmann Marzahn – Die Internetseiten der Grün Berlin GmbH mit dem Britzer Garten, den „Gärten der Welt“ im Erholungspark Marzahn sowie dem Natur-Park Schöneberger Südgelände und den vielen anderen Projekten wurden komplett überarbeitet. Im Vordergrund stand dabei neben einem zeitgemäßen Design insbesondere das Informationsbedürfnis der Nutzer. Diese werden auf der neuen Site und durch neue Newsletter noch schneller und aktueller über Veranstaltungen und Events in den Parks und Gärten informiert. Die neue Site wurde entsprechend den Richtlinien des World Wide Web Consortium barrierefrei erstellt und steht damit allen Nutzern, auch solchen mit Sehbehinderungen, vollständig zur Verfügung. Die Grün Berlin Park und Garten GmbH ist damit eine der ersten öffentlichen Berliner Institutionen, die Ihr Informationsangebot auch behinderten Menschen zugänglich macht. Die neue Site wird in Zukunft durch ergänzende Serviceleistungen und Informationsangebote weiter ausgebaut. Eine englische Version ist in Vorbereitung. Schauen Sie doch einmal rein: www.gruen-berlin.de, www.britzer-garten.de, www.gaerten-derwelt.de, www.suedgelaende.de. M.G. / B.R. Wieder Führungen im Japanischen Garten Nach der Winterpause und einigen Reparaturarbeiten kann der Japanische Garten im Erholungspark an der Eisenacher Straße nun wieder besichtigt werden. Am 4. April begannen auch wieder die Führungen im „Garten des zusammenfließenden Wassers“ (mittwochs, donnerstags und freitags halbstündlich zwischen 10.30 und 12.30 Uhr). Der Japanische Garten ist für Besucher an Wochentagen ab 13 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen ab 9 Uhr geöffnet. Eintritt in den Erholungspark (mit Chinesischen, Balinesischem und Japanischem Garten): 2, erm. 1 Euro. Übrigens kann man sich noch den gesamten April über eine Ausstellung in der Bibliothek „Ehm Welk“ an der Alten Hellersdorfer Straße 125 mit Fotos vom Japangarten ansehen. I.D. Invasoren im Kochtopf Dirigent Karl-Heinz Mantel (re.) probt fleißig mit den Sängerinnen und wünscht sich noch ein paar Sänger dazu. Fotos: Gaedecke Menschenschicksale in Berlin Hellersdorf – Über den Weg der Kartoffel nach Europa und ihre Rolle bei der gesunden Ernährung kann man am 12. April, 14 Uhr, so einiges im Naturschutzzentrum Schleipfuhl erfahren. Anschließend gibt’s bei Kaffee und Kuchen leckere Kartoffelrezepte gratis. Unkostenbeitrag 1 Euro. Am Sonntag, 10. April, 14.30 Uhr, gibt’s an gleicher Stelle einen Diavortrag über Amphibien in Hellersdorf. Am 25. April, 14 Uhr, werden Pflanzen erläutert, die bei unseren kleinen Wehwehchen Wunder bewirken können – „Phytotherapie – die sanfte Theraphie der Natur“. Die zweite Veranstaltung machte mit einem neuen Buch und seinem Autor, Prof. Stefan Doernberg, bekannt. Er gehörte (als Dolmetscher in einer Propaganda-Abteilung der Roten Armee) zu den wenigen Deutschen, die in den Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition gekämpft hatten. Als Freiwilliger musste er erst das Chaos des Rückzugs der Roten Armee erleiden, bis er über Seelow nach Berlin kam. Der 2. Mai 1945 wurde für ihn der wichtigste Tag, er war aktiv an den Verhandlungen über die Kapitulation der Berliner Garnison der Wehrmacht beteiligt. Was die Besucher der Veranstaltung besonders beeindruckte, war der Humanismus Doernbergs, der aus dem Buch und aus der Diskussion mit dem Autor herausklang. Immer wieder bedauerte er die hohen Menschenverluste auf beiden Seiten der Fronten. Sie hätten durchaus vermieden werden können, wenn Hitler und seine Generale auf die zahlreichen Angebote der sowjetischen Seite eingegangen wären. Als Beispiele nannte der Autor den Vorschlag des Nationalkomitees „Freies Deutschland“, den Krieg mit dem Rückzug der Wehrmacht auf die deutsche Reichsgrenze zu beenden, sowie die Lautsprecheraufrufe zwei Stunden vor der Operation bei Seelow und im untergehenden Berlin. Es war ein lehrreicher und berührender Abend, eine Begegnung mit einem beispielhaften Menschen. Ihm wurde sehr herzlich für sein Buch „Fronteinsatz“ und dessen Vorstellung gedankt. Aber wir vergaßen, ihm für sein persönliches Mitwirken am Sieg über die faschistische Wehrmacht und für den opferreichen Einsatz für den Frieden zu danken. Das soll hiermit nachgeholt werden. Früher riefen und sangen wir: „Dank Euch, Ihr Sowjetsoldaten!“ Sagen wir heute schlicht: „Danke, Professor Doernberg!“ Siegfried Birkner 12 jot w .d. 4/2005 w.d. Aktuell Vielfalt der Klänge: Orwo-Haus Rockforum im Freizeitforum Marzahn Gleich nebenan: Europas größtes kostenfreies Freiluft-Rockfestival Drei Bands zeigten ihr Können Am 5./6.August zur „Haltestelle Woodstock“ nach Kostrzyn Marzahn – Dass sich die Bands aus dem Orwo-Haus und ihr Dachverein hier im Bezirk wohl fühlen und bleiben wollen, untermauerten sie im März mit der ersten Veranstaltung des „Rockforum Berlin“, bei dem gleich drei Gruppen aus dem Haus an der Landsberger Allee ihr Können zeigten. Und auch die musikalische Bandbreite, die in dem Haus zu finden ist. „The Orworms“ spielten klassischen Rhythm & Blues mit feinem Bläsersatz und Markus Hempel als Sänger, dem man vom ersten Song an sein Können abnahm. Kein Wunder – schließlich war er als Sänger u.a. schon beim Musical „Cats“ engagiert. Dass aber die Band erst drei Monate zusammen spielt, hätte wohl keiner der Zuhörer nach ihrem 40-MinutenAuftritt gedacht. Die Gruppe „Fugalo“ (spielte schon mit Lindenberg) wiederum zeigte, dass sich heutige Rockmusik nicht mehr so einfach in Schubladen packen lässt. Vielleicht firmieren sie ihren Sound Die „Orworms“ überzeugten nicht nur die jungen Musikfans mit ihren Klängen. Jugendstadträtin Manuela Schmidt (li., mit rokkiger Lederjacke erschienen) gingen deren Rhythmen jedenfalls mächtig in Blut und Beine. Oben die Sänger von „Noob“, Johannes Kosler (re.) und „Fugalo“, Mac (li.) Fotos: Nachtmann auch deshalb als „popcore“ – mit hier einigen klassischen Riffs, dort einer fast weich anmutenden Melodie. Die Band „Noob“ wiederum nennt ihren Sound ganz klassisch Rock, und so klingt er auch: geradlinig, manchmal hart. Haupt-Act zum Schluss waren mit „Monokel“ die klassischen Rock-Blueser aus „alten Zeiten“, jedoch mit veränderter Besetzung und einigen neuen Songs. Schade nur, dass am Karfreitag doch nicht so viele Leute (junge wie ältere) den Weg ins FFM fanden, wie die Veranstalter sich erhofft hatten. Denn für 10 Euro Eintritt vier Bands „auf die Ohren“ zu bekommen, war ein fairer Preis. Aber wie das in einer großen Stadt so ist: Auch das „Rockforum“ muss sich erst mal einen (guten) Namen machen und etablieren. Vielleicht sieht’s bei der zweiten Ausgabe schon besser aus. RN ROCK´Ton 2005 20 Bands beim Vorausscheid für Musik-Award Marzahn-Hellersdorf – Die Jugendeinrichtungen „Klinke, „Mehrweg“, „Eastend“, „Anna L“ und „Springpfuhlhaus“ veranstalten bereits zum sechsten Mal in Folge den Bandwettbewerb ROCK´Ton. An fünf Abenden werden sich junge Bands einem breiten Publikum vorstellen und sich untereinander austauschen. Zu den Vor- ausscheiden spielen folgende Bands jeweils ab 20 Uhr: 8. April, „Anna L.“: Stand der Dinge, Pass Over Silence, Virus, Persimmon, Maria Revolution. 15. April, „Klinke“: The Pampelmuse, Area5one, Gloria, Wellington (Ex-Chambermaid), Defac2Pool. 16. April, „Springpfuhlhaus“: Dukes, dropped, QUIREX, Decla- matory, m.o.n.k. 22. April, „Eastend“: Black Tequila, COSMA, Skavache, First Aid, undisputed. 23. April, „Mehrweg“: SkinDiary, Einfach so, NIOB, grinlocust, sofakingstupid. Adressen, Infos, Zwischenergebnisse und News im Internet unter: www.rockton.de. Robert Jünger Stellt Euch mal vor, es ist warm und die Nächte sind sommerlich lau. Man liegt auf der grünen Wiese und hört Rockmusik auf einem Megaspektakel, das im letzten Jahr 400 000 Leute anzog. Und das eine Zugstunde vom Ostrand Berlins im polnischen Kostrzyn gleich an der Oder (stündliche Bahn-Verbindungen von Lichtenberg oder Strausberg). Organisiert wird das ganze durch ein überaus erfolgreiches Spendennetzwerk für Kinderkrankenhäuser „Großes Orchester zur Weihnachtshilfe“ in Polen. Als Dank an die zahllosen Geldgeber gibt es ohne Eintrittsgelder Rock vom Feinsten. Und das alles unter dem Woodstock-gerechten Motto „Liebe, Freundschaft und Musik“. Aber aufgepasst: Drogen sind im Unterschied zum Mariuhana-geschwängerten Original total out! Ebenso harte Alkoholika und Glasflaschen. Bier gibt es vor Ort im Pappbecher. Nicht nur die angesagtesten polnischen Gruppen werden vertreten sein, sondern auch deutsche Bands. „Die Toten Hosen“ haben schon zugesagt, vielleicht ist ja auch die eine oder andere Ostrockband zum Sprung über die Grenze bereit. Der Rockverband Brandenburg, der Break Tribe Music e.V. Frankfurt und der Jugendverein Frizz aus Seelow waren schon 2004 dabei. Näheres zur „Haltestelle Woodstock“ unter www.haltestellewoodstock.de. U.Clauder Ziemlich nahe am Original, nicht? Schwul-lesbischer Jugendtreff Marzahn-Hellersdorf – Ab April erweitert der OstEnde e.V. sein Angebot um einen regelmäßigen Treff für junge Schwule und Lesben und deren Freunde und Freundinnen. Interessierte Jugendliche können eine Vielzahl von Freizeitangeboten wie Diskussionen, Führungen durch prominente Gebäude, gemeinsames Ausgehen und viele andere Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung wahrnehmen. „Dieser Jugendtreff soll den Jugendlichen im Bezirk zeigen, dass sie nicht bis nach Schöneberg fahren müssen, um andere schwule oder lesbische Jugendliche zu treffen“, sagt Vereinsvorsitzender Matthias Voigt. Einer der Treffpunkte ist der schwul-lesbische Jugendtreff des OstEnde e.V. im Kieztreff „Muchte“. Dort sind unter anderem der Besuch einer Fotoausstellung und des Schwulen Museums, Grillen am Kletterfelsen, eine historische Stadtführung (Auf den Spuren der Großväter und -mütter) und baden in den Kaulsdorfer Seen geplant. Erstmalig findet der Jugendtreff am 9. April, 16 Uhr, statt; zukünftige Treffen jeden 2. Sonnabend im Monat ab 16 Uhr. Mehr unter Tel. 54 700 572 und im Internet unter www.ostende.org Umwelt & V erkehr Verkehr jot w .d. 4/2005 w.d. So kann es nicht bleiben Verkehrskonzept schädigt Ruf der BVG / Änderungen angemahnt Marzahn NordWest – Einen spürbaren Imageverlust für die BVG konstatiert der Bewohnerbeirat Marzahn NordWest nach zwei Monaten praktischer Erfahrungen mit dem Verkehrskonzept 2005plus in seinem Stadtteil. Als Hauptkritikpunkte nennt das ehrenamtliche Gremien die Verschlechterung der Beförderungsbedingungen in den Stadtrandlagen (bei gleichzeitig beibehaltenen hohen Fahrpreisen), die fast durchgängige Aushebelung des Kurzstreckentarifs im Straßenbahn- und Busverkehr sowie die bedeutende Verlängerung der Fahrt- und Wartezeiten auf allen Marzahn Nord und West betreffenden Linien außer der M 8. In Briefen an die Senatorin für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr, Ingeborg Junge-Reyer, und an den Vorstand der BVG, Andreas Graf von Arnim, listet der Beirat in acht Punkten Erfahrungen, Einsprüche und Einwände auf, die ihm mündlich oder schriftlich aus der Einwohnerschaft übermittelt wurden bzw. eigenen Beobachtungen entsprangen. Die Senatorin und der BVG-Vorstand werden aufgefordert, die daraus abgeleiteten Änderungsvorschläge für Marzahn NordWest (etwa für die Verlängerung der Buslinie 197 bis nach Hohenschönhausen oder die nutzerfreundliche Unterstützung von Umsteigevorgängen durch entsprechende Anschlussbeziehungen) möglichst bald zu realisieren. T. Preußing, Beiratssprecher Der kurz vor Drucklegung dieser Ausgabe verstorbene BVG-Chef antwortete dem Bewohnerbeirat am 18. März (Schreiben liegt jot w.d. vor) und versprach, dass u.a. mit Eröffnung des „eastgate“ die Straßenbahn 16 an Sonnabenden verstärkt wird. Eine mögliche Umsetzung einzelner Bus-Haltestellen werden BVG-Planer vor Ort mit dem Beirat besprechen. Wer hat den Parkplatz geklaut? 13 Wenn die Kröten (echte wie unechte) fehlen Seitdem sich die demokratischen Sozialisten in die sumpfigen Niederungen der Realpolitik begeben haben, sind sie zwar weniger sichtbar als auf den Höhen der revolutionären Vorgebirge, aber wenigstens etwas mehr systemkompatibel. Selbst der vom Realsozialismus der Vorgängerpartei SED einst furchtbar umzingelte Zehlendorfer schaut auf die PDS jetzt mit sanftem Blick wie auf ein vom Bock kuriertes Kind: „Na, warum denn nicht gleich? Geht doch, wenn man nur will …!“ Auch die bezirkliche Umweltpolitik von Marzahn-Hellersdorf ist unter bewährter Führung der Partei auf diesem Wege weit fortgeschritten. Allerdings wird das Tempo der Angleichung an die realkapitalistischen Gegebenheiten gebremst durch eine unselige Zusammenarbeit mit ewig Gestrigen – den so genannten Naturschützern aus Überzeugung. Vom Schlage eines Heino Mosel etwa, der allerdings (wohl aus sicher vorgeschobenen Altersgründen) diese Zusammenarbeit nur noch sehr partiell pflegt. Angesichts dieser politischen Umwelt haben Teile des Naturschutzklüngels jüngst die Waffen gestreckt: In einer Diskussion mit Experten aus bezirklichen Regierungskreisen (etwa für Planung der Grünpflege) stimmten sie so genannten Kompromissen zu. Es ging um die Übergabe von Abrissgrundstücken mit Anbin- dung an Naturräume an potentielle Häusle- oder Sportplatzbauer. Geködert hat man die arglosen Kreaturen mit der Aussicht auf vorläufige Übergabe einiger Bruchstücke an Mutter Natur, während der Großteil der Flächen an den Liegenschaftsfonds zur Verwertung überstellt wird. Zumal dem Bezirk die Kröten fehlen für eine exakte Grünpflege. Und Brachflächen, wo sich die richtigen Kröten, Schmetterlinge, Beifuß und Kletten unkontrolliert ausbreiten können, seien in ihrer ganzen Schmuddeligkeit ja ohnehin nicht systemkompatibel und fänden kaum Akzeptanz. Diese in ihren Konsequenzen weit gehende Feststellung zu entlarven, vermochten die Naturschützer nicht, so sehr waren sie von der Aussicht auf Teilhabe an schönen Kompromissen beseelt. Oder waren sie einfach überfordert, gar überrumpelt durch die Verwaltungen? Die Ämter bekommen offenbar keinen politischen Druck. Dabei sind das Berliner und das bezirkliche Parlament doch eigentlich von roten und grünen Alternativpolitikern dominiert. Oder gehören die schon zum politischen Mainstream? Den Tieren und Pflanzen wird nichts anderes übrig bleiben, als sich auf kleinen Restflächen zu erholen, die zum Glück beim Kompromiss vorerst für sie abfielen. Eine unheimlich beruhigende Aussicht. U. Clauder Die neue Mauer steht bald in Ahrensfelde Der Frühling zeigt sich mit strahlendem Sonnenschein – das richtige Wetter für einen Spaziergang an der Wuhle. Viele Erholung Suchende kommen von weit her und nutzten im vergangenen Jahr den großen Parkplatz vis-à-vis vom Kletterfelsen. Jetzt sind beide Zufahrten mit einbetonierten Findlingen verrammelt, ein Schild weist darauf hin, dass die riesige Fläche jetzt Privatbesitz ist. Durch die okkupierten mindestens 100 Stellplätze werden Besucher nun gezwungen, sich Parkplätze vor den nahegelegenen Wohnhäusern zu suchen. Bisher waren die ausreichenden Parkplätze in unserem Bezirk ein großer Vorteil gegenüber anderen Stadtteilen. Welchen Nutzen hat nun unser Kiez davon, Parkraum künstlich zu verknappen? H.-J. Hennig Foto: Hennig Irreparable Schäden abwenden Bewohnerbeirat appelliert an Wowereit und Platzeck Marzahn Nor dW est – Als verhängnisNordW dWest voll bewertet der Bewohnerbeirat Marzahn NordWest die forcierten Bestrebungen der Potsdamer und Berliner Behörden, der Gemeinde Ahrensfelde (ungeachtet zahlreicher Einwände und Proteste) eine Ortsumgehungsstraße aufzuzwingen, die den (zusammen)gewachsenen Lebensraum Marzahn NordWest/Ahrensfelde wie eine Axt zu spalten droht. Das ehrenamtliche Gremium solidarisiert sich in einer fundierten Stellungnahme mit den Forderungen der hiesigen Bürgerinitiativen, von diesen Plänen, zu denen u.a. auch die Errichtung eines Schallschutzwalls von 6,50 m Höhe auf Berliner Seite gehört, endlich Abstand zu nehmen. Es verlangt, umgehend das in Form der B 158 n (nach Variante 2 ROV) drohende Millionengrab mit sozialräumlicher Sprengkraft abzuwenden und den Weg für neue Untersuchun- gen frei zu geben. An Berlins Regierenden Bürgermeister, Klaus Wowereit, und Brandenburgs Ministerpräsidenten, Matthias Platzeck, appelliert der Beirat in getrennten Schreiben, die befürchteten irreparablen Schäden am nordöstlichen Berliner Stadtrand abwenden zu helfen. Zum Beispiel sei gerade auch der heute sichtbare, jedoch mühsam erkämpfte Erfolg des Stadtumbaus Ost mit den Ahrensfelder Terrassen in Marzahn Nord, die noch kräftiger Hege und Pflege bedürfen, durch die umstrittene Or tsumgehung ernsthaft gefährdet. Der gewählte Ortsbeirat von Ahrensfelde hatte bereits Anfang März den Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe aufgefordert, die in die Irre führenden Planungen für die B 158 n zu stoppen, weil diese Variante die Infrastruktur des Ortes zerstöre. Daran anknüpfend stellt der Bewohnerbeirat Marzahn NordWest fest: Die von den zuständigen Regierungsbehörden bevorzugte Ortsumgehungsvariante zerstört nicht nur die Ahrensfelder Infrastruktur, sondern sie „rodet“ die Ahrensfelder Terrassen gleich mit. Unter Verweis auf den Besuch von Klaus Wowereit im Quartier, der dieses Projekt mit großer persönlicher Anteilnahme begleitete, heißt es: „Ihren Worten haben wir die Botschaft entnommen, gerade wenn es eng wird, können wir auf Ihre Hilfe und Unterstützung bauen.“ Nach Meinung des Beirats ist es nun wieder einmal soweit. Hintergrund: Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatte bereits ein Brief an den Regierenden Bürgermeister die politische Entscheidung angeregt und beflügelt, zusätzlich zu den 409 Mietwohnungen der Ahrensfelder Terrassen noch 38 Eigentumswohnungen an der Rosenbecker Straße in das Stadtumbauprogramm aufzunehmen. T. Preußing, Beiratssprecher Eine Mauer aus Beton, Höhe 6,50 Meter. Können Sie sich vorstellen, etwa 20 Meter davon entfernt zu wohnen, freiwillig für 7 oder 8 Euro je Quadratmeter und Monat? Eine solche Mauer soll zwischen Marzahn-Nord und Ahrensfelde entlang der Klandorfer Straße entstehen. Errichtet wird sie, wenn es nach Vorstellungen der brandenburgischen Straßenverkehrsbehörde zur Ortsumfahrung Ahrensfelde geht. Aber selbst derartige Bauwerke können nicht vollständig vor Verlärmung schützen. Hinzu kommt, dass auch weiterhin mindestens 12 000 Fahrzeuge täglich durch Ahrensfelde selbst fahren dürften, da eine Anbindung aus Hohenschönhausen an die Umfahrung nicht vorgesehen ist. Aber auch die immer wieder ins Feld geführte sogenannte Variante 1 über Wuhletalstraße, Kemberger Straße und den Eichepark ist mit Problemen behaftet. Die erhebliche Belastung für Anwohner dort und die Zerstörung von Naturraum und Erholungsmöglichkeiten war allerdings bisher noch nicht Gegenstand größerer Bürgerproteste, sieht man vom inzwischen mit AhrensfeldeBlumberg fusionierten Eiche ab. Das Raumordnungsverfahren einschließlich der damit verbun- denen Trassenbestimmung jedenfalls wurde trotz des Engagements der Bürgerinitiativen aus dem Dorf Ahrensfelde und des Bewohnerbeirates Marzahn NordWest abgeschlossen und wird nach übereinstimmenden, wenn auch unterschiedlich motivierten Auffassungen der Berliner und der verfahrensführenden Brandenburger Seite nicht wieder aufgenommen. Wer die Ortsumfahrung für Ahrensfelde wirklich will, muss sich jetzt wohl auf den Widerstand gegen die vorgestellte Billigvariante konzentrieren. Eine Minimalforderung wäre dabei eine sogenannte gedeckelte Troglösung (also eine Art Tunnel) im Bereich der Wohnbebauung, um somit die Auswirkungen des zusätzlich entstehenden Verkehrslärms zu begrenzen. Nur massiver politischer Druck von allen Seiten könnte zur Mobilisierung erforderlicher zusätzlicher Mittel bei Land und Bund für eine solche Lösung führen. Oder wir leben halt mit der jetzigen Situation: Der immer noch zunehmende Kfz-Verkehr führt nun mal zu Staus und zu dessen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Und nicht immer kann man auch die Probleme dem Nachbarn vor die Tür schieben. Frank Beiersdorff 14 jot w .d. 4/2005 w.d. Soziales Rat zur Hausapotheke Wohnpark am Rohrpfuhl Gesundheitstage mit vielen Tipps Neue Pflegeeinrichtung stellt „Miteinander im Alter“ ins Zentrum Hellersdorf – Unter dem Motto des diesjährigen internationalen Weltgesundheitstages „Mutter und Kind – Gesundheit von Anfang an!“ stehten am 26. und 27. April die 10. Gesundheitstage des Bezirkes. Thema ist dabei ebenfalls der „Tag der gesunden Ernährung“ am 25. April mit seinem Motto „Tischlein deck dich die gesunde Ernährung in der Familie“. Von 9 bis 20 Uhr stellen sich im SpreeCenter regionale Einrichtungen und Projekte mit ihren Angeboten vor. Highlights sind u.a. der Zahnputzbrunnen und der Kariestunnel, viele Kreativ- und Bastelangebote zum Mitmachen für Groß und Klein, Verkostungen, ein „Gesundheitskino“ und ein „Gesundheitsparcours“ . Die Besucher können sich außerdem zu vielen Themen beraten lassen. Die Barmer Ersatzkasse informiert über Hausarzt und Hausapotheke, am Stand von Bärenmenü geht es um Kinder- und Schülerspeisung, das Vivantes Klinikum gibt Tipps zu Betreuungsangeboten rund um Schwangerschaft und Geburt sowie zum Thema Ernährung-Bewegung-Diabetes. Hinweise zur Kindergesundheit finden Besucher beim Gesundheitsamt, Torsten König, Präventionsbeauftragter vom Polizeiabschnitt 68, berät zur Gewaltprävention. Höhepunkt der Veranstaltung wird ein Gesundheitsparcours mit Preisverleihung sein. Ziel ist, die Teilnehmer zum Nachdenken über ihr eigenes Gesundheitsverhalten anzuregen sowie ihnen Tipps, Hinweise und Anregungen für das eigene Handeln zu geben. Der Weltgesundheitstag 2005 wird in Deutschland zum 50. Mal begangen. Er soll das öffentliche Bewusstsein auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Müttern und Kindern lenken. Millionen Mütter und Kinder sterben jedes Jahr bei der Geburt oder während der frühen Kindheit. RN Mahlsdorf – An der Florastraße errichtet die Pflegewohnzentrum Kaulsdorf-Nord gGmbH eine neue stationäre Pflegeeinrichtung für pflegebedürftige ältere Menschen – den Wohnpark am Rohrpfuhl. Nach Fertigstellung werden 80 pflegebedürftige Menschen in acht Hausgemeinschaften betreut. In jeder Hausgemeinschaft sollen, ähnlich wie in einer großen Familie, 10 Bewohner miteinander leben. In den Mittelpunkt des Betreuungskonzeptes stellen die Betreiber die Gemeinschaft, das Miteinander. So werden Menschen trotz Pflegebedürftigkeit und Alter nicht allein sein und einen sinnvollen, selbst bestimmten Alltag verleben, der sich nicht auf die Defizite, sondern auf eigene vorhandenen Fähigkeiten und Möglichkeiten konzentriert. Es gibt derzeit nur wenige Pflegeeinrichtungen in Deutschland, die nach dem Hausgemeinschaftsprinzip pflegen und betreuen. In Mahlsdorf entsteht die zweite Berliner Einrichtung einer noch jungen, zukunftsweisenden Betreu- So soll die neue Pflegeeinrichtung, deren Bau in Mahlsdorf in Kürze beginnt, einmal aussehen. Die Bewohner werden in Hausgemeinschaften miteinander leben. Computerbild: Pflegewohnzentrum ungsform für ältere pflegebedürftige Menschen. Offizieller Baubeginn war Mitte März. Zunächst wird das Grundstück beräumt und für das Bauvorhaben vorbereitet. Im Mai soll der Grundstein gelegt werden. Für April 2006 sind Abschluss und Inbetriebnahme des ersten Bauab- schnitts mit 40 Plätzen avisiert. Im Frühsommer 2007 soll das gesamte Bauvorhaben, bei dem ca. 55 Arbeitsplätze entstehen, beendet sein. Herbert Großmann Info: Pflegewohnzentrum Kaulsdorf-Nord gGmbH, Bansiner Str. 21, Tel.: 560 490, Internet: www.pflegewohnzentrum.de Wie sieht die (Lohn)Arbeit der Zukunft aus? Grundsicherung für alle vorgeschlagen – Diskussion beim Grünen Brunch Biesdorf – Am 13. März fand der erste Brunch der BündnisGrünen Marzahn-Hellersdorf statt. Gut 30 Interessierte fanden sich im Kaminzimmer des Schlosses Biesdorf ein. Marion Drögsler, Vorsitzende des Berliner Arbeitslosenverbandes, erklärte gleich zu Beginn: Die Arbeitslosigkeit sei ein Problem der ganzen Gesellschaft. Die Reformen der letzten Jahre führten bei vielen Arbeitslosen immer öfter zu dem Gefühl, die Gesellschaft brauche sie nicht. Ein Vorschlag, diesen Problemen entgegenzutreten, sei eine Grundsicherung in Form eines Existenzgeldes. „Dieses sollte bei 850 Euro plus Warmmiete liegen“, meinte Frau Drögsler. Sybill Klotz, Fraktionsvorsitzende der BündnisGrünen im Abgeordnetenhaus, glaubt, dass das Leben aus mehr als nur Erwerbsarbeit besteht: „Wir brauchen ein gesellschaftliches Umdenken“, fordert sie. Teilzeit werde von den Meisten näm- lich nicht freiwillig gearbeitet. „In einer Zeit mit über fünf Millionen Erwerbslosen muss über eine Umverteilung der Arbeit nachgedacht werden“, schlussfolgert Frau Klotz. Auch sei eine Einbeziehung von Beamtenbesoldung und Kapitaleinkünften in die Sozialen Sicherungssysteme notwendig, um diese für die Zukunft zu erhalten. Die Bürgerversicherung nannte sie als positives Beispiel. Nun müsse die Gesellschaft den Menschen die Angst vor dem sozialen Abstieg nehmen und der Entstehung einer großen sozialen Unterschicht entgegen wirken. Dazu könne eine Grundsicherung, wie sie Marion Drögsler ansprach, dienen. Frau Klotz will sie jedoch nicht so hoch, wie ihre Vorrednerin bemessen sehen. Die Höhe könnte ihrer Meinung nach bei etwa 938 Euro liegen; allerdings inklusive Miete . „Dies sind circa 60 Prozent vom Durchschnittsverdienst in Deutsch- land“, rechnete sie vor. Nicht allein diese Gedankenmodelle sorgten für eine kontroverse Diskussion. „Solange die Lüge der Vollbeschäftigung in unseren Köpfen steckt, ist ein Ausweg aus dieser Lage unmöglich“, resümierte ein Teilnehmer. Nach zwei Stunden versprachen beiden Referentinnen: „Der nächste Brunch kommt bestimmt“. Stefan Ziller, B90/Die Grünen Marzahn-Hellersdorf Offene Tür bei „Evergreen“ Hellersdorf – Am Mittwoch, 20. April lädt die gerontopsychiatrisch-geriatrische Tagespflegestätte „Evergreen“ im Pflegewohnzentrum Wuhlepark, Bansiner Straße 2, von 13-19 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Neben der Beratung rund um die Tagespflege werden auch Beschäftigungsmöglichkeiten vorgestellt und praktische Tipps zum Umgang mit demenzkranken Menschen gegeben. Nähere Infos unter Tel.: 56 04 91 13. JobCenter-Beirat Im März gründete sich der Beirat des JobCenters. Dem Gremium gehören an: Martin Krüger und Manfred Schmidt als Vertreter der Arbeitgeber, Gerd Buddin und Jürgen Böhm für die Gewerkschaften, Prof. Jürgen Nowack, ASFH, Prof. Bernd Reissert, FHTW, Bernhard Müller, Caritasverband, Petra Beck, Frauennetz, Detlef Haase, Behindertenbeirat und Dagobert Morische, Migrationsbeirat. direkt – Briefe & Antworten FDP diskutierte: Sind die Berliner Finanzen noch zu retten? Der FDP-Bezirksverband Marzahn-Hellersdorf hatte unter dem Titel „Leere öffentliche Kassen. Welche Perspektive haben Berlin und die Stadtfinanzen?“ am 23. März zur Diskussion eingeladen. Die Haushaltsexperten der FDP-Abgeordnetenhausfraktion, Sibylle Meister und Christoph Meyer, führten in das Thema ein. „Im Hinblick auf die Klage Berlins vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe braucht es weitere konsequente Ausgabenreduzierungen“, sagte Sibylle Meister. Denn bei der Entscheidung, ob Bund und andere Bundesländer Berlin finanzielle Unterstützung gewähren müssen, würden auch die Konsolidierungsanstrengungen der Hauptstadt berücksichtigt. Daher seien nach Auffassung der FDP überall dort Ausgaben zu reduzieren, wo im Vergleich mehr Geld ausgegeben werde und dies „nicht zu mehr Steuereinnahmen durch Wirtschaftswachstum“ führe. Die starre Haushaltssystematik müsse durchbrochen werden, weil dadurch zum Beispiel eine Prüfung der Ausgaben durch Rechnungshof und Parlament erst weit nach dem Ablauf einer Haushaltsperiode möglich sei. „Fehlentwicklungen können somit kaum korrigiert werden“, ergänzte Christoph Meyer. Deshalb wolle sich die FDP weiterhin für einen noch konsequenteren Konsolidierungskurs einsetzen, der „den Klageerfolg in Karlsruhe unterstützt und nicht gefährdet“. Erik Schmidt jot w .d. 4/2005 w.d. 15 Zweifel am CDU-Engagement Sozialdemokraten, die sich für Arbeitnehmer einsetzen Zu: „Interessierter Wähler R. S. im Irrtum“ (jot w.d. 3/2005, S. 15) Sehr geehrte Damen und Herren, in Ihrer Ausgabe 3/2005 veröffentlichten Sie einen Brief des Bezirksverordneten Herrn Ehling (CDU), der sich über den Irrtum Ihres Lesers R.S. beklagte, dass die CDU im Sonderausschuss FFM gefehlt hätte. Ich kann bestätigen, dass Herr Ehling bei der Sitzung zugegen war ... Dies nur nebenbei. Der eigentliche Grund meines Briefes sind die Schlussfolgerungen, die von der Redaktion der jot w.d. gezogen werden. Ich habe erhebliche Zweifel am Engagement der CDU für das Freizeitforum. Nur zwei Fakten: 1. Mitte vergangenen Jahres gab es einen gemeinsamen Antrag von FDP und CDU im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses, die Genehmigung der 8 Millionen Euro für die Sanierung des FFM zu versagen. 2. Als im Dezember 2004 in der BVV die Debatte zum Ergänzungshaushalt geführt wurde, forderte der Fraktionsvorsitzende der CDU, Paul Hofmann, trotz der erfolgten schmerzhaften Einschnitte bei Kultur, Jugend u.a. weitere Einsparungen. So stellte er die Frage, ... wieso sich der Bezirk noch einen „Kulturpalast“, also das Freizeitforum, leisten könne. Mit freundlichen Grüßen Viktor Durnick Damit man im Alter fit bleibt AfA mit neuem Vorstand und neuer Energie Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD hat seit dem 4. März einen neuen Vorstand. Auf der Wahlversammlung im Kieztreff der Gewerkschaft „Verdi“ setzte sich Markus Odrozek (Foto) mit 16 Stimmen klar gegen seinen Mitbewerber Andreas Rinner durch, der drei Stimmen erhielt. Ihm zur Seite stehen Katja Taraba und Dieter Szabadi, die ebenfalls satte Mehrheiten erhielten. Als Beisitzer setzten sich Wolfgang Daske, der einstimmig gewählt wurde und Peter Eggert mit 14 von 20 abgegebenen Stimmen durch. Markus Odrozek und sein Team haben sich eine Menge vorgenommen. „Ich möchte, dass die Belange von Arbeitnehmern in der SPD wieder eine stärkere Rolle spielen. Vor allem sozial Schwächere sollen in der Partei wieder eine Heimat finden“, umreißt der neue AfA-Chef seine Vorhaben. Dabei steht vor allem eine enge Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften im Vordergrund, kein Wunder, die haben schließlich das know-how, wenn es um Arbeitnehmer und ihre Probleme geht. Markus Odrozek ärgert es vor allem, dass die Beschäftigten in den so genannten Ein-Euro-Jobs keinerlei Urlaubsgeld bekommen, obwohl sie Urlaub nehmen müssen. Am 7. April treffen sich die AfAVorständler mit dem Kreisvorstand der Marzahn-Hellersdorfer „Verdi“. Dabei wollen sie vor allem das Verhältnis zwischen MAE und herkömmlichen Jobs und die Möglichkeit eines Mindestlohns diskutieren. Am 12. Mai geht es um die Armut, von der Familien und vor allem Kinder durch die Hartz IVReformen betroffen sind. Der neue AfA-Chef bringt für seinen neuen Job auch den richtigen „Stallgeruch“ mit. Aufgewachsen in einer Bergarbeiterfamilie mit sozialdemokratischer Gesinnung im nordrhein-westfälischen Gladbeck, arbeitete Odrozek schon früh bei den Jusos mit. Nach Berlin kam er durch die Liebe. Inzwischen hat er auch die Stadt schätzen gelernt. „Die Geschichte und Kultur dieser Stadt ist einfach beeindruckend“, fässt er seine bisherigen Erfahrungen mit der Metropole zusammen. A. Gaedecke Danke für die Künstlerserie Fast den gesamten März über hatten Hausmeister Günter Gernetzki und sein Team alle Hände voll zu tun, um den Sportraum im Nachbarschaftshaus Kastanienallee 53-55 auf Vordermann zu bringen. Seit 1. April gibt es für sportbegeisterte Senioren eine Rückenschule, Qui Gong, Yoga oder die beliebte Seniorengymnastik. Foto: A. Gaedecke Straßenausbau steigert Wert nicht Zu: „Angstmache fehl am Platze“, jot w. d. 3/2005 Liebe jot w.d.-Redaktion, in dem Gespräch mit der Bezirksverordneten Erika Maier zum geplanten Straßenausbaubeitragsgesetz des Landes Berlin kann ich einigen Aussagen überhaupt nicht zustimmen. Wie soll man den anderen Ländern erklären, dass „Berliner Eigentümer von Grund und Boden“ nicht belastet werden sollen, heißt es da sinngemäß. Vergessen wird dabei allerdings, dass die Berliner Eigentümer an Grund und Boden sehr wohl belastet wurden und inzwischen den bundesweit höchsten Hebesatz an Grundsteuern zu zahlen haben. 660 Prozent! Desgleichen haben die Berliner laut Straßenerschließungsbeitragsgesetz bis zu 90 Prozent der meist enorm hohen Kosten aus der privaten Tasche zu zahlen – für Straßen, Grün, Parktaschen, Beleuchtung und dergleichen. Und die sind schließlich für die Allgemeinheit da, nicht etwa für die „Privatnutzung“ der Anlieger. Deshalb finde ich auch folgende von Frau Maier zitierte Aussage des PDSPolitikers Michael Nelken völlig deplaciert: „Es sei sozial ungerecht, wenn die Allgemeinheit besondere Vorteile, die nur bestimmte Personen haben, zu 100 Prozent finanzieren soll.“ Von einem Straßenausbau hat doch vor allem die Öffentlichkeit Vorteile, nämlich alle Verkehrsteilnehmer, die diese Straßen benutzen. Und für diese öffentlichen Straßen sollen nun die Anlieger zur Kasse gebeten werden. Es ist also umgekehrt: Eigentlich zahlen die Grundbesitzer (v.a .im Ostteil der Stadt sind das übrigens nicht die „Reichen“) aus ihrer Tasche für die Allgemeinheit. In unseren Siedlungen fallen seit Jahren die Bodenpreise. Dass der Wert eines Grundstückes in Mahlsdorf oder Kaulsdorf astronomisch in die Höhe schnellt durch eine ausgebaute Straße, ist also nicht zu erwarten. Man muss nur einmal mit offenen Augen durch die Siedlung gehen. Überall stehen die Schilder: Grundstück zu verkaufen, selbst solche, die über Generationen in Familienbesitz gehalten werden konnten (selbst in schlechten Zeiten). Auch eine Folge solcher Gesetze! Die Ängste der Grundstücksbesitzer sind berechtigt. Brigitte Schulze, Mahlsdorf Sehr geehrte Damen und Herren, wir möchten heute ein großes Dankeschön loswerden. Ihre Bürgerzeitung gefällt uns ganz ausgezeichnet. Besonders gern lesen wir die Künstlerserie auf Seite 3. Über den Bericht zu Britt Kersten in der Ausgabe 3 haben wir uns sehr gefreut. Anbei noch einige Vorschläge von uns für die Vorstellung weiterer Künstler wie Christian Schafrik, Andreas Holm, Günter Geißler, Ruth Brandin sowie ehemalige Ansagerinnen des DDR-Fernsehens. Viel Erfolg und alles Gute, Familie Elfert, 10315 Berlin Vielen Dank für die Blumen. Ihre Wunschliste ist sehr lang, wir werden uns bemühen, zumindest einige Vorschläge in die Tat umzusetzen. Die Redaktion jot w .d. 4/2005 w.d. Lob der menschlichen Klugheit (kein Aprilscherz) Pechvogel Vollmar: Vor zwei Jahren wurde bereits sein Vorgarten gerodet. Fotos: privat Der Treppenwitz will es, dass der einstige Marzahn Nord – Strauchdiebe haben entLokführer sich nun die Schuld für den Fastlang der Parkplätze vor der Wohnanlage Kahlschlag gibt. Im vergangenen Herbst Märkische Allee der Berlin-Brandenburgihatte er dem Bezirksamt sozusagen Dampf schen Wohnungsbaugenossenschaft gemacht, die Parkplatzhecken nach jahre(BBWBG) Büsche und andere Gehölze verlanger Missachtung endlich zu säubern und schwinden lassen. Mittels Axt und Kettenaufzufrischen. Mit dem Unrat sei die Unsäge wurden die über Jahre geart gewachsen, sich für gewisse Geschäfte wachsenen Einfriedungen abgein die Büsche zu schlagen, hatte er geholzt und die Baumreihen ausschrieben. Und die Reaktion folggedünnt. Folge: Die gesamte te prompt: Am 16. Dezemnatürlich gewachsene Staubber 2004 rückte als Erste und Lärmschutzwand ist die Müllkolonne der weg. Die Parkplatzränder BSR an. Dann kamen gleichen dem Nagelbett indie Gärtner. Von Holzdischer Fakire. 30 bis 50 fällern war da noch Zentimeter ragen die verbliebenen kahnicht die Rede. len Strünke aus der Erde. Und von Vögeln Eine Spezies erfreut sich jetzt allerdings spricht auch niemand mehr. Bislang hatten wieder eines unbegrenzten Lebensraums. Amsel, Drossel, Fink und Meise hier paraDas sind die Rasenlatscher vom Stamme diesische Nist- und Futterplätze gefunden. der Trampeltiere. Auf Höhe der BVG-HalSie mussten sich neue Räume erschließen. testelle S-Bahnhof Ahrensfelde sind die Nur BBWBG-Vertreter Wolfgang Vollmar Spuren ihrer wiedererwachten Lebensgei(65) steht noch immer hoffend vor seinem ster im jungen Grün unschwer auszumaStammbaum. Zwei Brutkästen für Meisen chen. Sie kommen im Rudel und von allen hatte er – die gärtnerische menschliche Seiten. Kein Busch, kein Strauchwerk stört Klugheit nicht ahnend – neu angebracht. nun ihre Kreise. Wo Schatten ist, da gibt’s Denn auch bei Vögeln kann man nicht alauch Lichter. Lichter Rasen. T. Preußing les dem Zufall überlassen. 5 Letzte Seite Wenn einer eine Reise tut… Karfreitag schien die Sonne, die Schneemänner waren bei plus 18 Grad allesamt im Gully und Schwejk wollte raus aus Berlin. Mit dem Rad in die Uckermark. War aber ein wenig weit, also nach Hohenschöngrünkohl zum Regionalexpress Richtung Norden. Ausgeschilderter Fahrradweg aus Marzahn-Hellersdorf dorthin zum Bahnhof? Fehlanzeige. Mein Geheimtipp: Durch den Tunnel am S-Bahnhof Poelchaustraße unter den Marzahner Brücken durch zur Boxhagener, dann die Bitterfelder bis zum Bahnhof. Ich also im schönen Chorin raus aus dem vollen Zug. Mutter Natur begrüßt mich mit Vogelgezwitscher schon auf dem Bahnsteig. Dann quer durch die Prärie Richtung Uckermärkische Seen. Was denken Sie, wie oft ich mich trotz gelegentlicher Blikke auf die Karte auf den Waldwegen verfahren habe! Die ganzen ABM-Projekte zur touristischen Erschließung von Schorfheide und Uckermark haben offensichtlich zu keinerlei Beschilderungen an Wanderund Radwegen in der herrlichen Gegend geführt. Zwar ist der Wald dort voller schöner Bäume, auch Damwild und Osterhasen waren aus der Nähe zu sehen, aber trotz Feiertags kaum eine Menschenseele, die man nach dem Weg fragen konnte. Zum Glück schien die Sonne auch zur ungefähren Orientierung. Was mir noch sauer aufstieß? Mindestens zehn Walddörfer, zum Teil mit Touristen- büro, aber ohne jegliche Möglichkeit, den Radfahrerdurst zu löschen. Nach 60 (!) Kilometern dann die rettende Dorfkneipe. Mann, hat das Bier gezischt! Abends ging’s per Zug wieder nach Hause. Das Bier wollte raus, aber die Klos im Regionalexpress waren verschlossen. Die erstaunlich freundliche Schaffnerin meinte, vier oder fünf Wagen weiter würde die einzige betriebsfähige Toilette sein. War halt doch ein Fehler, dass die letzte Kneipe in der Uckermark nicht geschlossen hatte! Als ich in Hohenschönhausen ankam, war es schon zappenduster. Ich nahm meine Geheimtipp-Route für die Radfahrt wieder mit nach Hause. Pustekuchen mit Geheimtipp – in der Nacht ist es dort streckenweise so duster, dass man denkt, die Berliner Ämter sparen sich jetzt auch schon die Beleuchtung auf manchen Rad- und Fußwegen. Na, aber lassen Sie sich bitte nicht durch meinen Erlebnisbericht abschrecken von einer Wanderung oder Radtour im schönen Umland von Berlin. Was wäre eine Reise wert ohne solche kleinen Abenteuer! Dies jedenfalls meint zum Beginn der Freiluftsaison Euer Schwejk ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ jot w.d.-Preisrätsel Es sind von oben nach unten Worte folgender Bedeutung zu bilden: fünfter Konsonant, Abk.: Nordosten, ein Monat, Landstreitkräfte, Auseinandersetzung mit Waffengewalt, offizieller Kämpfer eines Staates, begann in Deutschland am 8. Mai vor 60 Jahren, wurde im Bombenkrieg besonders gegen Wohnhäuser eingesetzt, mit dieser Waffe begann ein neues Zeitalter, Volksherrschaft, traditionelle Friedensveranstaltung im Frühling, letzter Akt der deutschen Wehrmacht in Karlshorst, sie beseitigten nicht nur in Berlin Kriegsfolgen. Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben – richtig geordnet – einen wichtigen stets aktuellen Gedenktag. Manche Mühlen mahlen langsam ... Schicken Sie Ihre Lösung bis 23. April (Datum des Poststempels) oder per email an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel. Es werden wieder 5 Sachpreise verlost. Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 3/2005: 1. Weidmann, 2. Zylinder, 3. Kalender, 4. Internet, 5. Diskette, 6. Schulbus, 7. Schraube, 8. Bordeaux, 9. Lunikoff, 10. Eastgate. Das Lösungswort lautete: Wirtschaft. Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch! ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Neulich was Neues im Bundestag: Pau (PDS) und Bosbach (CSU) im Gleichklang Diese Mühlsteine auf der kürzlich fertig gestellten Aussichtsplattform am Barnimhang sollen an die einstige Mahlsdorfer Windmühle erinnern, die bis 1936 dort, nahe des Hultschiner Dammes, ihre Flügel drehte. Dies vermuten wir zumindest, denn: Eine Informationstafel, auf der dies für Besucher erläutert wird, fehlt (noch?). Eine große Tageszeitung der Hauptstadt will eine solche indes schon vor Wochen entdeckt haben. Aber wo? Auch konnte jot w .d. nur vier anstatt der fünf angekündigten Mühlsteine ausmachen. Wurde einer gar geklaut? Foto: Nachtmann Wolfgang Bosbach, Fraktionsvize der CDU/CSU im Bundestag, forderte, die Umzugspläne des Bundesnachrichtendienstes von Pullach nach Berlin aufzugeben. Marzahn-Hellersdorfs Bundestagsmitglied Petra Pau, Mitglied im für Sicherheit zuständigen Innenausschuss, sprang ihm bei. „Die Momente, in denen ich Kollegen Bosbach zustimme, sind bekanntlich rar. Aber wo er Recht hat, hat er Recht“, meint Petra Pau. 1,5 Milliarden Euro für ein fragwürdiges Umzugsprojekt auszugeben, hieße Geld verschleudern. Es könne stattdessen, wie Bosbach vorschlägt, für den digitalen Polizeifunk eingesetzt oder im Sozialen oder in der Bildung angelegt werden. All das würde mehr Sicherheit schaffen, als die BND-Pläne von Bundesinnenminister Schily.