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Ein nicht ganz leichter 15. Jahrgang Osterbrauch Inhalt Angeblich soll es ja nur am Tag des Frühlingsanfangs klappen, dass man Eier „hinstellen“ kann. Diese beiden haben es geschafft. Ob das zu Ostern auch geht? Foto: Dittmann Nr. 4/2010 EVP: 1 Euro Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Vom Eise befreit Künstler-Serie in jot w.d.: Viele Leser werden sich an Sänger und Musiker ihrer Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet, was aus ihnen geworden ist. Heute: Maja Catrin Fritsche. Kröten wandern: Seite 3 Jetzt hat wieder die Krötenwanderung begonnen. In jot w.d. ruft der NABU insbesondere Autofahrer und Siedler zu Umsicht auf. Die geschützten Tiere werden zu oft überfahren. Seite 2 An Verfolgte erinnern: Zum zweiten Mal riefen Schüler des Otto-NagelGymnasiums den Künstler Gunter Demnig aus Köln, damit er in Biesdorf einen seiner „Stolpersteine“ verlegt. jot w.d. hilft auch, die Erinnerung an Verfolgte wach zu halten. Für Eislauffans Seite 5 Interessierte am Eiskunstlaufsport in der DDR können bei der Redaktion das Buch von Ex-Weltmeisterin Christine Errath und jot w.d.- Gründerin Ingeborg Dittmann, das viele interessante Details und Geschichten versammelt, zum regulären Preis von 14,90 Euro erwerben. Informationen dazu auch in Ausgabe 3/2010 und unter www.diepirouettenkoenigin.de ist mittlerweile auch der Springpfuhl in Marzahn. Nachdem die erstickten Fische beseitigt wurden, können die Arbeiten im sechsten und letzten Bauabschnitt rund um das Gewässer beginnen. Siehe Seite 4. Foto: Schuchert Liebe Leser, vorangeschickt sei folgender Gemeinplatz: Wo Menschen arbeiten, werden Fehler gemacht; nur wer nicht tut, macht keine Fehler. Wobei letzterer Halbsatz durchaus streitbar ist. Werden aber diese nunmal zwangsläufigen Fehler gemacht, so muss dafür auch die Verantwortung übernommen werden. Falls Sie nun zur jener knappen Hälfte der Erwachsenen Wahlberechtigten gehören, die an Kommunalwahlen teilnehmen, dann sollten Sie gelegentlich die Möglichkeit nutzen, sich „Ihre“ Volksvertreter, etwa in der Bezirksverordneten-Versammlung, einmal bei deren Tätigkeit anzuschauen. Da gibt es eine ganze Menge Erkenntnisse zu sammeln. Auf der jüngsten Sitzung der BVV am 25. März etwa wollten die Bündnisgrünen, dass dem Umweltstadtrat Norbert Lüdtke eine Missbilligung ausgesprochen werde. Insbesondere die durch einen unschönen Ein- Verantwortung satz von Lüdtkes Leuten getöteten Fledermäuse brachten die grüne FraktionsChefin Bernadette Kern so in Rage, dass sie sogar von einem „System Lüdtke“ sprechen zu müssen meinte. Dass der angegriffene Stadtrat, obwohl im Bewusstsein einer sicheren Ablehnungs-Mehrheit für den Missbilligungsantrag, sich weitschweifig verteidigen zu müssen glaubte, wundert nicht sonderlich. Was jedoch für nur schwer unterdrückte Empörung sorgte, war die Art, in der Linken-Fraktionsvorsitzender KlausJürgen Dahler seinem Genossen beisprang. Er sagte doch tatsächlich: „Herrn Lüdtke in Verantwortung zu nehmen, ist mir unverständlich. Er hat die Bäume schließlich nicht gefällt.“ Verstehe ich recht? Den (damaligen) Verteidigungsminister Franz Josef Jung in die Verantwortung für die Toten in Kundus zu nehmen, wäre dann auch „unverständlich“, er hat ja die Bomben nicht geschmissen. Das (damalige) SED-Politbüro in die Verantwortung für Toten an der früheren Grenze zu nehmen, ist „unverständlich“, die führenden Genossen haben schließlich nicht geschossen. Es ist nun aber mal so, dass Amtsträger für in ihrem Verantwortungsbereich begangene Fehler (mit Ausnahme von Sabotage vielleicht) gerade zu stehen haben. Dahler muss wohl seinen Fehler selbst bemerkt haben. Etwas später fügte er an: „Die Frage, ob und wie Amtsleiter und Stadträte verantwortlich sind, ist berechtigt.“ Warum er sich und allen anderen die Antwortschuldig blieb, weiß ich nicht. Vielleicht kennt Bernadette Kern des Rätsels Lösung. Wenn ich sie erfahre, werde ich sie Ihnen nicht vorenthalten. Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Spaß mit dieser 164. Ausgabe von jot w.d. Ihr Ralf Nachtmann 2 jot w.d. 4/2010 Unsere Agenda 2010 für diesen Monat An dieser Stelle wollen wir in diesem Jahr die bereits abgelaufene „Agenda 2010“ des früheren Bundeskanzlers und heutigen Lobbyisten Gerhard Schröder für den Wuhlebezirk noch einmal fortführen. Dabei ist uns bewusst, dass aus der Menge der anstehenden Aufgaben nur eine kleine Auswahl hier veröffentlicht werden kann. Wir sind auch für monatliche Vorschläge aus der Leserschaft offen. Die Red. * In Marzahn sollte das Bezirksamt gegen die ehrenrührige Bezeichnung „Helene-Weigel-Center“ für einen schnöden Einkaufstempel durch die TLG vorgehen. * In Biesdorf sollte das Bezirksamt erklären, warum nun sogar gesunde Bäume wie am TaP ohne Not gefällt werden. * In Mahlsdorf sollte das Bezirksamt erklären, wie es sich eine künftige Verkehrslösung vorstellt, die auch einen Ausbau der Straßenbahntrasse beinhaltet. * Im gesamten Bezirk sollte das Bezirksamt von unabhängiger Seite prüfen lassen, ob und ggf. inwieweit Träger der „Sozialindustrie“, ähnlich wie andere jüngst in die Berliner Schlagzeilen geratene, mit öffentlichem Geld Schindluder trieben. Ja, ich möchte Bufo Bufo nicht übersehen NABU bittet Autofahrer und Siedler um besondere Vorsicht Marzahn-Hellersdorf – Die heimischen Lurche sind wieder auf Hochzeitsreise. Mit den milderen Temperaturen hat die jährliche Laichwanderung zu den Fortpflanzungsgewässern begonnen. Einem uralten Instinkt folgend, suchen sie in der Regel ihr eigenes Geburtsgewässer auf. Da die geschützten Tiere hierbei häufig viel befahrene Straßen queren müssen, werden alljährlich Schutzaktionen durchgeführt. Der NABU betreut vier der 11 Berliner Amphibienschutzzäune. Und der Schutz ist dringend notwendig: Neun Arten der dreizehn in der Hauptstadt vorkommenden Amphibienarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Berlins. Amphibienschutzzäune hindern die Tiere, die gefährlichen Straßen zu überqueren. Beim Versuch, den Zaun zu umgehen, fallen sie in die in den Boden eingelassenen Eimer. In den nächsten Wochen müssen diese nun kontinuierlich kontrolliert und die Tiere sicher über die Straße gebracht werden. Helfer sind willkommen. Der NABU bittet besonders die Autofahrer um erhöhte Vorsicht, speziell an Straßen in der Nähe von Gewässern. Kröten, Frösche und Molche wandern vorzugsweise in den Abendstunden. Erdkröten sind manchmal zu Hunderten auf Hochzeitsreise unterwegs. Auch Gartenbesitzer sollten auf nicht abgedeckte Gruben oder steilwandige Gräben und Lichtschächte achten. Immer wieder geraten Amphibien hinein, finden keinen Ausstieg und können innerhalb weniger Tage buchstäblich Marzahn – Die Gesundheitswirtschaft ist nach dem Öffentlichen Dienst im Bezirk der zweitgrößte Arbeitgeber und hat sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt.Vor 20 Jahren waren Marzahn und Hellersdorf die jüngsten Bezirke Berlins. Der Geburtenknick verringerte die Anzahl der Kinder dramatisch. Nun rechnet der Wirtschaftskreis damit, dass Marzahn-Hellersdorf in zehn bis 15 Jahren der im Durchschnitt „älteste“ Berliner Bezirk sein wird. Aktuell leben im Bezirk 90 000 Menschen im Alter von 50 Jahren und älter. Das hat sowohl für das Gesundheitssystem als auch für die Wohnungswirtschaft einschneidende Auswirkungen. Wie gehen wir damit um und wie stellen wir uns diesen Herausforderungen? Welche Rolle kann die Telemedizin in diesem Zusammenhang spielen? Wie lösen die Wohnungsunternehmen die künftige zentrale Aufgabe, die Mieter mit alters- Aboschein Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf (außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro) Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12. Ausgabe schriftlich gegenüber dem jot w.d.-Herausgeber kündige. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung. Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt). an folgende Adresse: Name:................................................................................... Straße:.................................................................................. PLZ, Ort:............................................................................... Telefon:................................................................................. Datum:.................. vertrocknen. Ist eine vollständige Abdeckung solcher „Amphibienfallen“ nicht sinnvoll oder möglich, reicht es, Äste als Kletterhilfe hineinzustellen. Im Wuhlebezirk kümmern sich Mitarbeiter der Wildtierstation um die Amphibienpopulation am Körnerteich in Mahlsdorf. Hier ist nach einem Anstieg in den Jahren 2002 bis 2006 seit drei Jahren ein dramatischer Einbruch der Population zu verzeichnen; Info Tel. 54 71 28 92. Der Zaun zwischen Krepp- und Schleipfuhl wird von den Naturschutzstationen Malchow und Schleipfuhl aufgebaut, die Bezirksgruppe sucht weitere Helfer; Info Tel. 998 91 84 sowie allgemein in der NABU-Geschäftsstelle unter Tel. 98 60 83 70. R. Nachtmann Stadtpark wird nach Kurt Julius Goldstein benannt Kurt Julius Goldstein, über viele Jahre Bewohner unseres Bezirkes, als Jude und Kommunist aktiv und während der Nazi-Zeit verfolgt, zu Zwangsarbeit verurteilt und in Konzentrationslagern inhaftiert, war Träger des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und Ehrenpräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees. Den Schwur von Buchenwald schwor er selbst mit. Zu seinen Ehren und in Erinnerung an den Schwur von Buchenwald vor 65 Jahren wird die Nord-Ost-Hälfte des Stadtteilparks Hellersdorf am 11. April, 11 Uhr, im Rahmen einer festlichen Namensgebung als eigenständiger Park eingeweiht. Ich lade alle Bewohner dazu herzlich ein. Petra Wermke, BVV-Vorsteherin Gesundheitskonferenz: Telemedizin und Alltagshilfen jeden Monat erhalten und abonniere die Zeitung zum Jahrespreis von 12 Euro incl. Zustellung, Bitte liefern Sie Aktuell Unterschrift:..................................... Ausschneiden und per Post an: jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 566 72 58 email-Bestellung unter: bestell@jotwede-online.de gerechtem Wohnraum zu versorgen? Experten werden diesen Fragen auf einer Gesundheitskonferenz mit dem Thema „Sicherheit beim altersgerechten Wohnen und Telemedizin“ am 13. April im Unfallkrankenhaus Berlin nachgehen. Prof. Ullrich Meier spricht über „Demographische Entwicklung und Konsequenzen für das Gesundheitssystem“, Wolfgang Loos berichtet über Stand und Perspektiven der Telemedizin in Deutschland. Außer- dem stehen die grenzüberschreitende Kooperation in der Teleradiologie in Berlin-Brandenburg (Prof. Sven Mutze, Dr. Christian Madeja) sowie die Vorstellung des Projektes „SOPHIA – Soziale Personenbetreuung, Hilfen im Alltag“ (Rudolf Kujath) auf dem Programm. Die Gesundheitskonferenz steht allen Interessierten offen, Beginn 18 Uhr im Hörsaal des historischen Kesselhauses des ukb, Eintritt frei. Infos Tel. 54 70 36 50. RN jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ... So erreichen Sie die Redaktion: Post: jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin Tel.: 56 58 70 99, email: redaktion@jotwede-online.de Im Internet unter www.jotwede-online.de Anzeigenberatung: 0179-6987186 Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Spendenkonto: 496622200, BLZ 10070024, Deutsche Bank Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt. Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 6. Mai 2010 Redaktionsschluss: 27. April 2010, Anzeigenschluss: 29. April 2010 IMPRESSUM jot. w. d. Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V. Anerkannt gemeinnützige Körperschaft Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: redaktion@jotwede-online.de Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion) Ständige Autoren: S. Birkner, B. Staacke, L. Schuchert Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 23. April, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos. Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein. Vereins- und Spendenkonto: Deutsche Bank, BLZ 10070024, Kontonummer 49 66 222 00 Leute jot w.d. 1/2009 Ob im Frauen- oder Rechenzentrum Frauen stehen ihren „Mann“ Nicht, dass es nicht das ganze Jahr über so sein sollte, doch im vergangenen Monat standen die Frauen gleich zwei Mal im, nun ja, Mittelpunkt: Zunächst gab es den 8. März, den Frauentag; am 26. März war der noch weniger bekannte „Equal-PayDay“, der Tag für gleiche Bezahlung. Denn Frauen bekommen bei gleicher Arbeit und Qualifikation durchschnittlich trotzdem 23 Prozent weniger überwiesen. Einige der hiesigen Frauen hat jot w.d. an „ganz normalen“ Tagen getroffen. Da ist zum einen Walburga Bönisch, Chefin des Frauenzentrums „Matilde“. Im Herbst 1989 verschafften sich engagierte Frauen im Bezirk mit Erfolg Gehör. In der Folge zogen die „Matilden“ Anfang März des darauf folgenden Jahres ins Frauenzentrum, dem ersten im Osten Berlins. Das war vor 20 Jahren. „Viele Frauen, darunter alleinstehende Mütter, waren mit der Wende arbeitslos geworden,“ erinnert sich Walburga. In dieser schwierigen Situation voller Ungewissheit fing „Matilde“ sie auf und gab ihnen Halt. Umschulungen wurden initiiert und die Kinder betreut, damit sich die Frauen beruflich neu orientierten konnten. Die frühere Sportlehrerin und Schwimmtrainerin sattelte selbst noch mal um. Seit Jahren kümmert sie sich nunmehr um die Geschicke der Hilfesuchenden, darunter zahlreiche Frauen aus Osteuropa. Die kostenlosen Beratungen zu Fragen des Familienrechts, sozialen oder psychologischen Belangen werden rege nachgefragt. Walburga Bönisch ist froh, dass seit Anfang des Jahres auch eine Stelle mit einer Beraterin für alleinerziehende Migrantinnen besetzt werden konnte. Zudem stehen Deutsch- und Computerkurse, Sport, Stepptanz und Gymnastik auf dem Programm. Walburga Bönisch, Chefin von „Matilde“ und Carola Kirschner, Vorsitzende des Vereins. Angelika Rademann und Karola Gruchot (re.) begannen vor gut 40 Jahren bei der Bahn. Fotos: Staacke Die „Matilden“ haben schon einige Höhen und Tiefen erlebt. 2002 standen sie vor dem Aus. Irgendwie ging es dennoch weiter. „Wir lassen uns nicht klein kriegen“, bekräftigt Walburga Bönisch. Und da ist sie so, wie die „Namensgeberin“ des Frauenzentrums. Es ist „Die wilde Matilde“ aus dem gleichnamigen SillySong, in dem Tamara Danz schon vor 1989 von Mut und Beharrlichkeit sang. Früher gab’s einen Betriebskindergarten Ein paar Tage später treffen wir gar nicht weit weg Angelika Rademann und Karola Gruchot. Großer Bahnhof auf dem Gelände der Bahn in Mahlsdorf. Soviel Trubel erlebt die eher verschlafene Einfamlienhaussiedlung dor t sonst nicht. Anlass war das Richtfest für das neue Technikgebäude. Allerdings mussten sich Gäste, Bauleute und eben auch die beiden Bahnmitarbeiterinnen eine ganze Weile gedulden, bis die Festredner eintrafen. „Sie sind mit der Bahn gekommen“, hörte man jemand sagen, als die Herren schließlich eintrafen und erntete damit schallendes Gelächter. Fast ein halbes Leben haben Angelika Rademann und Karola Gruchot hier verbracht. 1968, als noch auf grüner Wiese die ersten Fundamente gegossen wurden, als noch Schafe nebenan grasten, haben sie als EDV-Lehrlinge miterlebt, wie Gebäude für Gebäude hochgezogen wurde. Heute gehören die beiden Informatikerinnen quasi zum Inventar. Wenn der neue Zweigeschosser im Herbst in Betrieb geht, werden 3000 Server vom Miniformat bis zur Schrankgröße dort eine wichtige Arbeit verrichten. Hier entsteht das neue Rechenzentrum der Bahn. Von ihm hängt der reibungslose Ablauf des Bahnverkehrs in ganz Deutschland ab. Von dort wird ein großer Teil der Prozesse von der Logistik über Bürokommunikation der Bahn bis hin zum Fahrkartenverkauf gesteuert. Dass die Bahn-Bosse die Journalisten dringend baten, die Adresse, nicht einmal die Straße zu nennen, verwunderte wohl auch Angelika Rademann und Karola Gruchot ein wenig, stehen die Daten doch in jedem zweiten Telefonbuch und sind im Internet zu finden. „Der Neubau war notwendig. Das alte Gebäude stieß an seine Kapazitätsgrenzen“, erläuterte Ingo Schwarzer, Betriebsleiter der Systel, eine Tochter der Deutschen Bahn. Etwa 20 Millionen Euro lässt sich der Konzern das Projekt kosten. Der vor Jahren geschlossene Betriebskindergarten jedoch wird nicht wieder eröffnet. Selbst die zuständige Bezirksverwaltung sah „keinen Bedarf“ dafür. Barbara Staacke 3 Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 68 In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren – Schlagzeilen machten. Wie geht es den Publikumslieblingen von einst heute? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen unsere Serie in dieser Ausgabe mit der Sängerin Maja Catrin Fritsche fort. Maja Catrin Fritsche 30 Jahre auf der Bühne „Da muss eine(r) schon besessen sein. Wer sonst würde zum Beispiel in Leipzig wohnen, in Weimar studieren und nach Berlin fahren - um mit seinem Komponisten zu arbeiten oder in den Aufnahmestudios von AMIGA, Rundfunk und Fernsehen zu produzieren – und so zwischendurch noch längs und quer durchs Land ziehen, um mit einer Band am Abend fünf Stunden zum Tanz zu singen.“ – Mit diesen Zeilen begann ein Artikel, der vor 28 Jahren im Jugendmagazin „neues leben“ veröffentlicht wurde. Damals war die „Besessene“ gerade mal 22 Lenze. Am 10. April feiert Maja Catrin ihren 50. Geburtstag. Und „besessen“ von ihrem Beruf ist die gebürtige Leipzigerin, die längst eine Berlinerin wurde, noch immer. Denn diesen hat die Tochter eines Musikers (nach einer Ausbildung als Sekretärin) von der Pike auf gelernt. Durch ihren Vater kam sie schon früh mit der Musik in Berührung, sang mit 12 im Rundfunkkinderchor Leipzig und ging seit ihrem 13. Lebensjahr fleißig zum Musikunterricht. Schon während ihres Gesangsstudiums an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar (1978-82) erregte sie Aufsehen beim Nachwuchsfestival „Goldener Rathausmann“ in Dresden, belegte 1981 beim internationalen Festival „Intertalent“ in Gottwaldow den 3. Platz. Beim Liederfestival „Mensch und Meer“ 1982 in Rostock bekam sie den 1. Preis und den Preis des Publikums. In dieser Zeit war sie schon Bandsängerin, z.B. bei den „Robbys“. Ihr Repertoire reichte vom Schlager über internationale Disko-Hits bis zu Soul und Rock. Nach dem Studium ging sie mit Frank Schöbel auf Tournee, zwischen 1983 und 85 mit Uwe Jensen, dann mit eigenem Programm – „Pop-Show live“ sowie „Hinz & Kunz(t)“ – schließlich mit der Pallas-Band. Einen ihrer ersten Songs – „Aufbruch ins Erwachsenenland“ – war wörtlich zu nehmen. Bereits nach dem Staatsexamen (Note Eins im Hauptfach) hatte sie, 22-jährig, den Sprung in die Selbständigkeit gewagt. Was zu DDR-Zeiten für eine ausgebildete Interpretin noch mit einer existentiellen Sicherheit verbunden war (über die Konzert- und Gastspieldirektionen wurden Tourneen und Veranstaltungen organisiert, man wurde zu internationalen Festivals „delegiert“, Funk und Amiga produzierten die Titel etc.), stellte sich nach der Wende ganz anders dar. Nun musste man viel Geld mitbringen, wenn man eine eigene CD veröffentlichen wollte. Maja Catrin nahm ihre Geschicke in die eigenen Hände. Ein Management kann sie sich nicht leisten, und so verbringt sie oft stundenlang am Telefon, um ihre Auftritte selbst zu organisieren. Dann fährt sie mit ihrem kleinen Auto nach Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen oder SachsenAnhalt, tritt bei Stadt- oder Betriebsfesten auf, gestaltet Weihnachts- oder Silvesterprogramme, singt ihre eigenen Lieder, aber auch internationale Hits der 50-er bis 80-er Jahre. Sich selbst zu vermarkten, wie es so schön heißt, das musste auch sie erst einmal lernen. Inzwischen gelingt das der Sängerin von „Doch da sprach das Mädchen“, „Freundliches Wort“ oder „Ich bin stark nur mit dir“ schon recht gut. „Ich kann davon leben, wenn auch sehr bescheiden“, sagt Maja Catrin, die nach einer zerbrochenen Beziehung nun wieder seit vielen Jahren allein lebt; in einer kleinen Altbauwohnung in Lichtenberg. Ihr privates und berufliches Leben organisiert sie mit viel Disziplin, Akribie und Fleiß. Inzwischen hat sie sich sogar schon an eigene Kompositionen gewagt und schreibt auch Texte – etwa „Mein Leben fängt heut wieder an“, „Liebe total“ oder „Die Liebe kam auf Ibiza“. Diese und andere Schlager sind auch auf einigen CD´s zu hören („Gib mir ein Zeichen“, „Gefühle“). 2010 ist für die 1,59 Meter-Power-Frau ein ganz besonderes Jahr – sie feiert nicht nur ihren 50. Geburtstag, sondern auch ihr 30-jähriges Bühnen-Jubiläum. Ingeborg Dittmann In dieser Serie erschienen bisher: Abb.: Maja Catrin Fritsche 1982 als frisch gebackene „Sängerin mit Diplom“, Auftritt 2005 beim jot w.d.-Pressefest, im März 2010 in Kaulsdorf. Fotos: Archiv/Dittmann Julia Axen, Franz Bartzsch, Hans-Jürgen Beyer, Johannes Biebl, Holger Biege, Helga Brauer, Uschi Brüning, Gerd Christian, City, Dieter Dornig, Hartmut Eichler, electra, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Veronika Fischer, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Michael Hansen, Monika Hauff/ Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Lift, Angelika Mann, Ger ti Möller, Thomas Natschinski, Omega, Jenny Petra, Puhdys, James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Gaby Rückert, Christian Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze, Sonja Siewert & Herbert Klein, Reiner Süß, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland, Alfons Wonneberg, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler 4 jot w.d. 4/2010 Klassischer Rock in der Kiste Hellersdorf – Rock, der in den 70er Jahren von Deep Purple, Led Zeppelin, Uriah Heep und in den 80-90er Jahren von Bands wie Whitesnake, Foreigner, Toto, Van Halen, geprägt wurde, ist Markenzeichen von Joy Venture. Die fünf professionellen Musiker haben bereits bei erfolgreichen Musikprojekten und Gruppen wie Berluc, Phonolog, Western Union, u.a. mitgewirkt und traten im Programm von Künstlern wie Foreigner, Uriah Heep, Status Quo, den Puhdys, City oder Karat auf. Am 16. April, 20.30 Uhr, spielt die Band in der Kiste, Heidenauer Straße 10. Eintritt 5 Euro, Info www.kiste.net, Tel. 99 87 481. Mit dem Bürgerhaus auf Tour Marzahn – Vielfältig sind auch in diesem Monat die mobilen Angebote des Bürgerhauses Südspitze, Marchwitzastraße 24-26. Am 9. April, 11 bis 18 Uhr, steht der Besuch des Reichstags (mit Führung und Mittagessen) auf dem Plan. Kosten: 36 Euro. Am 12. April, 13 bis 18 Uhr, geht es zur Königlichen Porzellan-Manufaktur. Für Fahrt, Führung und Kaffeetrinken sind 23,50 Euro zu zahlen. Das Gerhard-HauptmannMuseum ist am 16. April das Ziel der Exkursion (10 bis 17 Uhr). Eintritt, Führung, Fahrt und Mittagessen kosten 26,50 Euro. Am 19. April wird ein Besuch des Fußballmuseums organisiert (12 bis 17 Uhr). Für Eintritt, Führung, Fahrt und Mittagessen sind 23,50 Euro zu zahlen. Hoch hinaus geht es am 24. April, 14 bis 18 Uhr. Die gemeinsame Fahrt zum Funkturm kostet 13,50 Euro (inkl. Fahrtkosten, Eintritt und Kaffeetrinken). Am 26. April geht es wieder zum Polenmarkt (9 bis 17 Uhr), Fahrtkosten 17,50 Euro. Einkaufsmöglichkeiten gibt’s auch bei der Fahrt zur Carlsburg am 30. April (11 bis 19 Uhr), mit Mittagessen im historischen Restaurant. Preis: 29,50 Euro. Anmeldungen für alle Fahrten erforderlich, Tel. 54 221 55. I.D. „Berlins grünster Hinterhof“ IG Bau-Mitglieder besuchten Stadtteil NordWest Marzahn – Am 13. März, während Menschen in Massen, ihrem Fernweh neue Nahrung gebend, zur ITB strömten, trafen sich ungeachtet nasskalten Wetters und unregelmäßigen S-Bahnverkehrs acht IG BAU-Kollegen in Marzahn-NordWest. Zweckmäßig bekleidet streiften sie unter Führung des Stadtrats für Ökologische Stadtentwicklung, Norbert Lüdtke, durch Marzahns jüngsten Stadtteil. Bereits an den Anfängen Großberlins bewiesen unsere Ururgroßväter enorme Weitsicht in ihren Stadtplanungen. Deren Kontinuität wurde zu keiner Zeit unterbrochen, lediglich die Ausführung nachhaltig von den beiden Weltkriegen gestört. Wahre Geschichte aus DDR-Tagen sind die Planübererfüllungen des Wohnungsbauprogramms. 20 Jahre danach ist an modernisierten Plattenbauten und größeren Lücken der jüngst abgeschlossene Stadtumbau „Ost“ nicht zu übersehen. Mehr als hundert Kunstwerke im öffentlichen Raum überstanden die „Bilder- stürmerei“ der Wende- und Nachwendezeit. Vor der geretteten Bronzestatue der Frauenrechtlerin und Initiatorin des Internationalen Frauentages, Clara Zetkin, verneigten wir uns im Geiste. 100 Jahre alt geworden wäre am 11. März auch Robert Havemann. Heute ist Marzahn-Nord einer der Neue Wege Letzter Bauabschnitt im Springpfuhlpark Marzahn – Auf einer Informationsveranstaltung im Alten Rathaus am Helene-Weigel-Platz wurde über den Fortgang der Verschönerungsarbeiten im Park Bericht erstattet. Umweltstadtrat Norbert Lüdtke und Frau Franke vom Grünflächensamt (die bereits seit 2005 die fünf bisherigen Bauabschnitte betreute) stellten den interessierten Anwohnern die Details des nunmehr sechsten und letzten Baubschnitts vor. Bedauernd musste sie konstatieren, dass für die Arbeiten weniger Geld als gewünscht zur Verfügung steht. Deshalb könnten in diesem Jahr nur neue Wege im Norden des Parks angelegt werden. Stadtrat Lüdtke wies darauf hin, dass es auch für die bisherigen Arbeiten keine Zuschüsse von außerhalb gegeben habe. Insofern sieht er sozialen Brennpunkte unseres Stadtbezirks, was man dem sauberen und ordentlichen Quartier auf den ersten Blick nicht ansieht. Für diesen löblichen Zustand sorgen u.a. vom Bezirksamt eingesetzte 1-Euro-Jobber. Das wiederum erregte die Kritik der für einen gesetzlichen Mindestlohn Stadtrat Lüdtke mit den IG BAU-Kollegen Baake und Szabadi. F.: Lehmann die Umgestaltung des Springpfuhlparks als einen Erfolg. Lüdtke stellte auch klar, dass das Fischsterben im Springpfuhl auf die lange Kälteperiode zurückzuführen sei. Vereisung und mangelnder Lichteinfall durch Schnee auf der Eisfläche hätten den Sauerstoffgehalt des Wassers so weit reduziert, dass für die Fische keine Überlebenschance bestand. Der Teich wurde mittlerweile abgefischt, die toten Fische beseitigt. Der Stadtrat hofft, dass sich der Fischbestand im Sommer wieder erholt. dazu soll auch die erfolgte Auslichtung des Baumbestandes rund um das Gewäser beitragen. Zu viel Schatten und faulendes Laub im Pfuhl hätten seinen Zustand in der Vergangenheit verschlechtert. Lutz Schuchert Herr Luhn oder Lady Lu Marzahn – Rainer Luhn ist Sänger, Travestiekünstler, Autor und Regisseur; ein Künstler mit hoher Wandlungsfähigkeit und Professionalität. Er studierte klassischen Gesang und Schauspiel, stand im Berliner Metropoltheater u.a. in den Operetten „Frau Luna“ und „Die Fledermaus“ auf der Bühne, gastierte an der Leipziger Oper und am Theater am Kurfürstendamm. Am 24. April entführt er das Publikum in der Studiobühne des FFM als „Lady Lu“ in UFAZeiten mit Marika Rökk, Marlene Dietrich und Zarah Leander. Beginn 20 Uhr, Eintritt 13/11 Euro, Info Tel. 542 70 91. Großsiedlung stehenden Gewerkschafter. Andererseits zeigten die Kollegen ein gewisses Maß Verständnis für diese „Zwickmühle“ aus gesetzlichen Pflichten und Unterfinanzierung der Bezirke im „klammen“ Stadtstaat Berlin. Über Umweltverschmutzer ärgerten wir uns an der nach Stilllegung des Klärwerks Falkenberg renaturierten Neuen Wuhle und am Borkheider Teich, dem Rest eines eiszeitlichen Solles. Menschen hinterlassen hier Spuren seit der Steinzeit. Nicht so alt sind die Wohnungsbau-Genossenschaften, viele erst nach der Wende gegründet, andere schon vor 1920. Manches interessante Detail ließ aufhorchen. Einig alle, dass Wohnen ein Grundrecht ist und für Jedermann bezahlbar bleiben muss. Der alternative Genossenschaftsgedanke baut – genau wie der Gewerkschaftsgedanke – auf die Verantwortung eines jeden Mitgliedes und die aktive Solidarität. Bernd-R. Lehmann, Ortsvorsitzender der IG BAU Hochspannung „High Voltage“ spielt bei „Live on stage“ Marzahn – Rock ’n FFM heißt es am 9. April im FFM. Gleich drei Berliner Rockbands sind ab 20 Uhr in der Mehrzweckhalle in der wieder aufgelegten Veranstaltungsreihe „Live on Stage“ zu erleben: „High Voltage“ (Foto: Nachtmann), „Niob“ und „Volvertone“. Die drei Bands sind inzwischen weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. „High Voltage“ zählt zu den bekanntesten AC/DC-Cover-Bands. Ihr Können stellten die Jungs gerade erst beim „Tribut To Bon Scott“-Konzert anlässlich des 30. Todestages des AC/DC-Sängers im Berliner Postbahnhof unter Beweis. „Rock’n’Roll lebt von Spontaneität“, sind die vier jungen Musiker von „Niob“ überzeugt. Druckvolle Power und Spielfreude stellen sie deshalb am liebsten mit Live-Acts unter Beweis. Ob nun Neo-, Retro- oder New-Rock – in eine Schublade wollen sie sich nicht stecken lassen. „Wir ma- chen uns nicht viel Gedanken über Genres oder Trends, wir saugen gute Musik in uns auf und verarbeiten sie zu unserem Sound“, erklären sie ganz unprätentiös. Auch bei „Volvertone“ gerät das Trommelfell gewaltig in Schwingung. Die Jungs versprechen „verstärkte Elektrizität – ursprünglich, energisch und intensiv auf den Punkt gebracht“. Eine Gratwanderung zwischen Sixties Garagenrock, Grunge und Gitarrenmusik der Gegenwart. „Well Done So Far“ heißt ihre erste Scheibe. „Ein erstes beachtliches Lebenszeichen von Volvertone in CD-Form“ (Soundmag). Berlin weit unschlagbar sind bei „Rock’n FFM“ auch die Preise: Eintritt: 3, bei Vorbestellung 2 Euro, Getränke (Cola, Saft, Bier, Cocktails etc.) zwischen 1 und 2 Euro. Beginn 20 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr, Mehrzweckhalle des FFM, Karten Tel. 542 70 91 bzw. ab 18 Uhr Abendkasse. indi Marzahn – Am 28. April, 10 Uhr, liest der Satiriker U. S. Levin beim „Literarischen Frühstück“ in der „Mark-Twain-Bibliothek“ aus sei- nem Buch „Der Arzt Ihres Grauens“. Thema sind Zusatzbeiträge, Ärztemangel, die missratene Gesundheitsreform. Info Tel. 54 70 41 44. „Medizynische“ Lesung Tauwetter und Fällungen sorgen für genügend Licht. Foto: Schuchert Kleinsiedlung jot w.d. 4/2010 5 Wer kennt schon Jenny Cohn? Schüler des Otto-Nagel-Gymnasiums organisierten Stolperstein-Verlegung Gunter Demnig setzt den Stolperstein für Jenny Cohn in den Fußweg an der Otto-Nagel-Straße. Die Initiatoren: Isabelle Möhrle, Tizian Rosenstock, Christin Liese, Lehrerin Frau Welz (v.l.n.r.). Fotos: Schuchert Biesdorf – Wer kennt schon Jenny Cohn? Kaum jemand, denn 1941 wurde die damals 50-jährige Frau aus ihrer Wohnung an der (heutigen) Otto-Nagel-Straße 19 geholt, nach Kowno in Polen deportiert und ermordet. Jenny Cohn dem Vergessen zu entreißen, hatten sich einige Schüler des nahen Otto-Nagel-Gymnasiums zur Auf- gabe gemacht. Gut ein Jahr haben sie sich mit dem Thema beschäftigt, haben verschiedene Forschungen angestellt und den Künstler Gunter Demnig gebeten, vor dem Haus einen seiner Stolpersteine zu verlegen. Demnig kam diesem Wunsch am 26. März gern nach, ist es doch bereits das zweite Mal, dass „Nagel-Schüler“ ihn rufen Kein Durchfahrtsverbot Kaulsdorf – Im Dorfkern wird es weder ein Durchfahrtsverbot noch eine Einbahnstraßenregelung geben. Das entschied der BVV-Ausschuss für Siedlungsgebiete und Tatsächlich ist es nicht ganz ungefährlich für die Jüngsten: Der Abstand vom Tor zur Straße ist minimal. Foto: Dittmann/Archiv Verkehr und folgte damit auch der Argumentation von Verkehrsstadtrat Christian Gräff. Dieser hatte betont, dass rund um die Jesus-Kirche voller Absicht kein Quasi-Kreisverkehr eingerichtet wurde. „Dies hätte zu weitaus mehr Verkehr geführt als bisher“, versicherte er den Verordneten. Im Übrigen werde mit solchen Anträgen „ein Thema aufgemacht, das bisher keines war“, zeigte sich der Stadtrat verärgert. Die Bezirksverordneten sollten sich nicht von Partikular-Interessen von „zwei oder drei Familien“ leiten lassen. Trotzdem kann Einreicherin Christiane Uhlich einen Teilerfolg verbuchen. Das Bezirksamt erklärte sich bereit, mögliche verkehrsberuhigende Maßnahmen am Kindergarten zu prüfen. Sollte deren Notwendigkeit tatsächlich bestehen, werde man die Verkehrslenkung Berlin um eine entsprechende Anordnung bitten. RN Anlieger müssen nicht für Reparatur von Straßen zahlen Der harte Winter hat überall Straßen sehr geschädigt. Jetzt beginnen die Reparaturen. Der VDGN weist darauf hin: Es ist nicht statthaft, die Eigentümer von Anliegergrundstücken dafür zur Kasse zu bitten. Anliegerbeiträge dürfen nur erhoben werden, wenn eine Straße, ausgebaut, verbessert oder grundhaft erneuert wird. Grundstückseigentümer sollten in jedem Falle aufpassen. Denn oftmals ist die Instandhaltung von Straßen über einen längeren Zeitraum unterlassen worden, woraus dann zusammen mit neuen Winterschäden die Notwen- digkeit einer grundhaften Sanierung entsteht. Das kann zu einem Streitfall vor Gericht werden. Deshalb ist es ratsam, dass Anlieger eventuelle Schäden an der Straße vor ihrem Grundstück dokumentieren. Das kann mit Fotos, Videoaufnahmen und Protokollen geschehen. Weitergehende Informationen enthält das VDGN-Ratgeberheft „Straßenbau, Siedlungsentwicklung, Bürgerbeteiligung“. Es kostet 5 Euro plus 1 Euro Versandgebühr und ist zu bestellen bei: VDGN, Irmastraße 16, 12683 Berlin, Tel. 514 888-0, email: info@vdgn.de. und so auch seine europaweite Erinnerungsarbeit unterstützen. Darüber hinaus hat die Schule eine Gruppe der Bewegung „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“, die seit vielen Jahren aktiv gegen Mobbing, Ausgrenzung und Diskriminierungen kämpft. „Aufklärung bezüglich nationalsozialistischer Verbrechen wie die Vertreibung jüdischer Bürger“ ist laut stellvertretendem Schulsprecher Rosenstock ein wichtiger Bestandteil der Aktivitäten. „Man stolpert mit dem Kopf und dem Herz“, gab Gunter Demnig den etwa 50 meist jugendlichen Teilnehmern der Stolperstein-Verlegung mit auf den Weg. LS/RN Richtfest für Rechenzentrum Mahlsdorf – Die Deutsche Bahn feierte am 1. März in Anwesenheit von Bürgermeisterin Dagmar Pohle Richtfest für den Neubau des Rechenzentrums an der Florastraße. Der Neubau war notwendig, weil das alte Gebäude an seine Kapazitätsgrenzen stieß. Im Rechenzentrum werden ein Großteil aller Verfahren und Anwendungen der Deutschen Bahn betrieben – vom Fahrkartenverkauf über die Logistik bis hin zur Bürokommunikation der Bahn. Das Rechenzentrum kann auf eine 40jährige Tradition verweisen. Hier arbeiten 250 Mitarbeiter. Dagmar Pohle freut besonders, dass die Bahn somit nicht nur der größte Arbeitgeber in Mahlsdorf ist, sondern auch ausbildet. Außerdem würdigte sie das soziale Engagement der Mitarbeiter im benachbarten Wohnpark am Rohrpfuhl. Betriebsangehörige lesen den Senioren vor, gehen mit ihnen spazieren oder haben Zeit für einen kleinen Plausch. Der Bau des Rechenzentrums begann im September 2009; das Gebäude soll in diesem Herbst fertig gestellt werden. RS Biesdorf – Schloss Biesdorf lädt am Ostersonntag unter dem Motto „Hört der Harfen holden Klang“ zum Schlosskonzert mit dem Duo „Saitenzauber“ ein. Das Duo präsentiert mit der Besetzung für zwei Konzertharfen eine Entdekkungsreise in die weitgehend unbekannte Originalliteratur. 4. April, Beginn 11 Uhr, Eintritt 7/erm. 5 Euro. Am 15. April wird 18 Uhr im Kaminzimmer die Ausstellung „Alltag – Schönes“ mit Malerei von Ursula Dräxlmeier eröffnet. Am 18. April findet zwischen 14 und 18 Uhr der nächste „Familiennachmittag im Schloss“ statt. Jörg Lucke erzählt Geschichten vom Schloss und führt durch den Park (14 Uhr), im Kreativstudio kann gebastelt werden. Im Galeriesaal gibt es ab 16 Uhr Puppentheater für Kinder ab drei („Rapunzel“). Das Terrassencafé ist ab 14 Uhr geöffnet. Eintritt: 3/ erm. 2 Euro. I.D. Tanz im TaP Biesdorf – Am 10. April kann im Theater am Park, Frankenholzer Weg 4, das Tanzbein zur Musik von „The Voices“ geschwungen werden. Eine musikalische Reise mit Tanz und Show bieten Hartmut & Heidi am 17. April an. Am 24. April spielt die „Little Party Band“ unter dem Motto „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“. Beginn jeweils 14.30 Uhr, Eintritt 6 Euro. Erinnerung an Fotograf Hans Knospe Biesdorf – Im Mittelpunkt des Dokumentar- und Kurzfilmforums am 26. April in Schloss Biesdorf steht „der Fotograf von Sellin“. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war er 97 Jahre alt. Er erinnert sich an „sein Sellin“ von der Jahrhundertwende bis ins Heute. Moderation: Carmen Bärwaldt, Beginn: 18.30 Uhr, Eintritt: 3 Euro. „MordsNacht“ im Parkhotel Kirche: Chor der fröhlichen Rentner und Neues Sinfonieorchester Kaulsdorf – Die Krankenhauskirche am Brebacher Weg 15 lädt am 11. April, 10 Uhr, zu einem Festlichen Gottesdienst mit Generalsuperintendent i.R. Martin Michael Passauer ein. Dabei ist auch der Hellersdorfer Bläserkreis. Um 11 Uhr wird eine Ausstellung der Malgruppe der Kontakt- und Beratungsstelle „Das Floß“ eröffnet. Am 14. April, 13 Uhr, unternimmt Detelf Strauß eine naturkundliche Führung durch den ausgedehnten Krankenhauspark mit Streichelzoo. Ab 15 Uhr ist in der Konzert und Theater im Schloss Kirche ein Konzert mit dem „Chor der fröhlichen Rentner“ zu erleben. Frühlingskonzerte des Neuen Sinfonieorchesters Berlin finden am 16., 17. und 18. April statt (17 Uhr, am 17. auch 20 Uhr). Der Eintritt beträgt 15 Euro. Karten Tel. 517 00 155 oder 54 39 66 41. Die Bläsergruppe der Kaulsdorfer Kantorei gibt am 24. April, 17 Uhr, ein Konzert in der Kirche. Am 25. April, 14 Uhr, gibt es einen Vortrag der Akademie „alt-Klug“ zum Thema „Altersarmut – politisch vorprogrammiert“. I.D. Kaulsdorf – Einer Einladung des Earl of Cornwall folgend treffen die größten Detektive der Welt bei einem Dinner aufeinander. Ein sonderbarer Abend mit makaberem Kalkül steht Miss Marple, Sherlock Holmes und Inspektor Clouseau bevor. Wer ist der Herausforderung, die sich den Detektiven stellt, gewachsen? Die Veranstaltung unter besonderem Sepia-Lichteffekt lässt in die Vergangenheit eintauchen und versetzt am 24. April in die Zeit der klassischen Krimis zurück. Karten 62 Euro (inkl. 4-Gang-Menü in den Spielpausen), Tischreservierung (bis spätestens 23. April) erforderlich. Info und Bestellung Tel. 56 59 50, email info@parkhotel-berlin.de. 6 jot w.d. 4/2010 Links & rechts In allerlei Spielarten Die „kultour“ 2010 unter dem diesjährigen Motto „so fremd – so nah“ bot lokale und internationale Künstler auf Marzahn-Hellersdorf – Beim fünften Mal kann man durchaus schon von einem Jubiläum sprechen. Das lange Kulturwochenende des Bezirks wartete dementsprechend mit neuen Rekorden auf: Die Zahl der Veranstaltungsorte stieg erneut auf nunmehr 37, die Macher erwarten auch eine neue Rekord-Besucherzahl. Dabei sah es im ersten Moment gar nicht danach aus, begann der Sonnabend doch mit Regen. Bis zum Start am Nachmittag hatten sich die dunklen Wolken jedoch verzogen, sodass die „kürzeste Nacht des Jahres“ (Umstellung auf die Sommerzeit) so ziemlich allen Kultur-Geschmäckern etwas Passendes bot; darunter beliebte und erfolgreiche „Klassiker“ wie der Raku-Brand im Kunsthaus Flora in Mahlsdorf, die lange Rocknacht mit lokalen Bands in der Kiste in Hellersdorf oder die Vorführungen der Tanzschule Wolf im Bies- dorfer TaP. Neu ins Programm gekommen waren das ORWO-Haus und das Tonstudio „derArt“ in Marzahn, wo man es mit einer Probeaufnahme versuchen konnte. Das Schöne an dieser großen Kultur-Veranstaltung ist auch, dass neben hochprofessionellen Künstlern auch Amateure ihre Fähigkeiten, seien sie zuweilen auch etwas begrenzter, zeigen dürfen. Das gehört zu einem lebendigen Kulturstandort einfach dazu. Und weil niemand alle Veranstaltungen besuchen kann, können auch wir nur einige Impressionen bieten. R.Nachtmann Abb. (v.o.n.u.) Links: Dagmar Gelbke und Gerd Kießling begeisterten im überfüllten Schloss Biesdorf mit dem Kabarett-Programm „Klasse verarscht“, das den „ganz normalen deutschen Wahnsinn“ auf’s Korn nimmt; in der Kiste spielten u.a. „fun 4 six“ und „Die Halben“ in der Rock-Night of Local Heroes; Wolfgang Stübner zeigt in der Pyramide diese lustigen Holzfiguren, die „Treppenmusikanten“ gaben im Haus Babylon ein multikulturelles Konzert mit Publikum auf der Treppe des Hauses. Mitte: Die neue Ausstellung im Galerie-Café zeigt u.a. diesen lustigen „Turm III“ von Ingrid Engelmann, im Schloss Biesdorf präsentiert sich Wilfried Schreibers „Gipfelstürmer mit Seifenblasen“, im Kunsthaus Flora holt Magdalena Freudl die fertig gebrannten Raku-Teile aus dem Ofen im Garten. Rechts: Im Kulturforum gastierte Katjusha Kozubek mit der Gruppe „Krakowiak“ mit polnischen Liedern, Lutz Beckmann mit einem Teil seiner Installation, die im Rahmen der Ausstellung „Horizont“ in der Pyramide gezeigt wird, wo am Abend das „Ekles-Duo“ experimentelle Musik spielte, bei „Matilde“ zeigten die „DonegalsLadies“ ihr Können im irischen Tanz. Fotos: Dittmann (2), Schuchert (3), Nachtmann (9). der Wuhle jot w.d. 4/2010 7 Nach Ascot über Hoppegarten Europas schnellstes Sprintpferd wird auf der ruhmreichen Galopprennnbahn trainiert Hoppegarten – Auch wenn er selbst es so nicht sagt und eher bescheiden auftritt – einmal beim Royal Ascot, dem prestigeträchtigsten Pferderennen der Welt, unter den Augen der britischen Königin starten zu dürfen, wäre die Erfüllung seines vielleicht größten Traumes. Doch Zoltán Mikóczy sagt es nicht. Denn erst einmal muss der Besitzer des schnellsten Rennpferdes der Welt seinen Schützling im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine bringen. Seinen nunmehr fünfjährigen „Overdose“, der bisher alle seine Rennen überlegen und mit mehreren Längen Vorsprung gewann, traf im vergangenen Jahr eine tückische seltene Hufkrankheit, die sogar ein Karriereende nicht ausschloss. Doch ärztliche und pflegerische Kunst ließen den Hengst, der in Ungarn zum „Sportler des Jahres“ gewählt wurde, genesen. Im Januar kam er mit seinem Trainer Sándor Ribárszki nach Hoppegarten. „Hier finden wir die besten Trainingsbedingungen vor“, schwärmt dieser vom neuen Domizil des Wunderpferdes. Eine spezielle Kunststoffbahn, wie es sie nur hier gibt, macht hufschonendes Training möglich. Denn nach gut einem Jahr Pause muss „Overdose“ erst wieder zu alter Leistungsstärke zurück finden. Wie bei allen Hochleistungssportlern dauert das seine Zeit. In dieser Saison wird er Zoltán Mikóczy keine Prämien einbringen. Doch zur Eröffnung der Rennsaison in Hoppegarten am Osterwochenende wird er seinen Bewunderern zumindest vorgeführt. Mit einem solch spektakulären Auftakt möchte Rennbahnbesitzer Gerhard Schöningh den Start in eine Saison geben, von der er sich Berlin – Die Urania bietet auch in diesem Monat wieder interessante Vorträge. jot w.d. verlost 3 mal 2 Freikarten zu den Veranstaltungen. Bei Interesse bitte rechtzeitig melden: per Post an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder email: redaktion@jotwede-online.de. „Ich verdiene zu wenig Geld“, „Der Chef weiß meine Arbeit nicht zu schätzen“, „Alle Kollegen sind geisteskrank“. Glückwunsch, Sie haben Ihren Traumjob gefunden! Die Psychologen Dr. Kitz und Dr.Tusch belegen: Alle Jobs sind im Prinzip gleich, die Frustursache liegt in uns selbst. Sie entlarven die häufigsten Gründe für Jobfrust und stellen eine verblüffend wirksame Methode vor, in der sie beweisen, warum es egal ist, für wen Sie arbeiten. 9. April, 19.30 Uhr. Europas schnellstes Rennpferd Overdose wird in Hoppegarten wieder aufgebaut. – ähnlich wie 2009 – einen kräftigen Zuwachs an Zuschauern und natürlich auch Wettumsätzen verspricht. „Im vergangenen Jahr hatten wir ein Besucherplus von 15 Prozent eingeplant, erzählt er, „tatsächlich konnten wir 32 Prozent Steigerung verzeichnen.“ Auch von den Verbänden wird die seriöse Arbeit in Hoppegarten honoriert. Der „Diana-Trial“ zu Pfingsten wurde im vergangenen Jahr in die höchste Rangstufe gehoben. „Das war für uns der Durchbruch“, freut sich Schöningh. Zu Recht ist er auf seine Rennbahn stolz; ist sie doch die einzige in ganz Deutschland, die über eine 1400 Meter lange gerade Bahn verfügt. Das wissen Reiter und Pferdebesitzer zu schätzen, selbst wenn an anderen Orten höhere Preisgelder ausge- schüttet werden. „Wir steigern die Prämien in diesem Jahr um zehn Prozent“, verspricht Eigner Schöningh, der trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage im Umfeld ein „konkurrenzlos günstiges Angebot“ für seine Besucher bieten will. Darunter versteht er Familientickets für 12 Euro genauso wie „zivile“ Preise für Essen und Getränke. Auch Peter Brauer vom Direktorium für Vollblutzucht und Rennen setzt große Erwartungen auf Hoppegarten. „2010 wird vielleicht die schwierigste, aber auch die zukunftsweisendste Saison seit 20 Jahren werden“, ist Brauer überzeugt. Schließlich wanderten immer mehr Pferdewetten, von denen Rennbahnen und Ställe lebten, ins Internet ab. Legal, versteht sich. Das wiederum kommt den ungari- Foto: Frank Sorge schen Pferdefans zu Gute. Sie können auch aus der Ferne auf ihren Liebling setzen. „Für ein kleines Land wie Ungarn ist es sehr erfreulich, wenn eine Persönlichkeit wie Overdose den Ruf des Landes in der Welt verbessert“, meint daher auch der ungarische Botschafter Sándor Peisch. Wie wichtig das ist, lässt sich auch daran erkennen, dass Ungarn in den Schlagzeilen derzeit hauptsächlich mit Aufmärschen seiner faschistischen Partei vorkommt. Dass das ungarische Pécs in diesem Jahr „Kulturhauptstadt Europas“ ist, geht derweil unter. Schade eigentlich. Aber vielleicht kann ja der Wundersprinter „Overdose“ ein wenig helfen, den ramponierten Ruf zu verbessern. Ralf Nachtmann Die älteste Hitparade der Welt Die „Schlagerrevue“ mit Siegfried Jordan läuft beim Sender Alex Berlin Berlin – Die Schlagerrevue existiert seit nunmehr 56 Jahren und ist damit laut Guinnessbuch der Rekorde die dienstälteste Hitparade der Welt. Siegfried Jordan hat die Leitung der Sendereihe im Jahre 1963 übernommen, sein damaliger Moderator war Heinz Quermann. Die Schlagerrevue gibt es immer noch. Beim Sender Alex Berlin laufen alle zwei Wochen im Wechsel „Die Schlagerrevue“ und die „Stunde der Melodie“, moderiert von Siegfried Jordan und Galina Baida. Anliegen der Sendungen ist die Popularisierung neuer Titel von bekannten, aber auch neuen Interpreten. Die Hörer können, wie früher auch, die Platzierung derselben in der Spitzenparade beeinflussen. Während dies früher durch Postkarten geschah, beteiligen sich heute die Hörer vorwiegend per Mail, zumal die Sendungen auch per Internet ausgestrahlt werden und weltweit zu empfangen sind. So hat sich ein großer Hörerkreis Frustjobkiller und „Weltmaschine“ gebildet, der bis nach Österreich, in die Schweiz, Luxemburg, Norwegen und andere Länder reicht. Neben der Vorstellung neuer Titel kommen in der „Klingenden Monatsschau“ auch Schlager aus vergangenen Zeiten zu Gehör, solche, die heute auf anderen Sendern kaum oder überhaupt nicht laufen. Die „Schlagerrevue“ widmet sich auch weniger bekannten Künstlern. So sind in der näch- sten Sendung u.a. Sven Simon, Norman Ascot und die Gruppe Polkaholix vertreten, aber auch bekannte Interpreten wie Regina Thoss, Jürgen Walter oder Giso Weißbach. Die nächsten Sendungen laufen am Montag, dem 26. April und am 10. Mai. Die „Stunde der Melodie“ deckt den musikalischen Bereich ab, den andere Sender kaum noch bedienen. So erklingen hier vor allem Siegfried Jordan moderiert die Schlagerrevue mit Galina Baida. Film- und Musicalmelodien, internationale Orchestertitel, Big-BandSound, Swing, Evergreens, aber auch echte Volkslieder. Die nächste „Stunde der Melodie“ am 12. April bringt Melodien zum Frühling und ein Wiederhören mit Lolita, Rudi Schuricke, Helga Hahnemann, Rudolf Schock, den Comedian Harmonists u.v.a. Die Sendungen laufen im Wechsel alle zwei Wochen montags von 16 bis 17 Uhr, sie werden 14 Tage später wiederholt. Unter www.schlagerrevue.info werden Sendetermine und Programmlisten im Voraus veröffentlicht, unter www.siegfriedjordan.de gibt es u.a. ein Gästebuch für Grüße und Wünsche sowie einen Link info@siegfriedjordan.de, um sich direkt an die Redaktion wenden zu können. Zu empfangen sind die Programme über den Sender Alex auf UKW Berlin 97,2 MHz, im Kabel Deutschland auf 92,6 MHz, im Kabel TeleColumbus auf 96,85 MHz und weltweit im Internet unter www.alex-berlin.de I. Dittmann Am 10. April, 10 Uhr laden Dr. Kitz und Dr.Tusch zum Frustjobkiller-Workshop: Anknüpfend an den Vortrag „Die Frustjobkillershow“ zeigt das Seminar Lösungen und Ansätze zur Konfliktlösung am Arbeitsplatz. Der Workshop basiert auf dem Prinzip der „Gewinner-GewinnerBeziehung“: Konflikte lassen sich nur lösen, wenn beiderseitiges Verstehen erreicht wird. Am 15. April, 17.30 Uhr, spricht Wirtschaftssenator Harald Wolf zu „Wirtschafts- und Finanzkrise: Wie kann ökonomisch und politisch umgesteuert werden?“ Es gilt zu fragen, wie die wirtschafts- und finanzpolitische Stabilität im Euro-Raum kurzfristig garantiert werden kann und welche ökonomischen und politischen Strategien angezeigt sind, eine stabile und gerechte Entwicklung in der Welt anzustoßen Am 19. April, 19.30 Uhr, spricht Rudolf G. Scharmann, Leiter des Schlosses Charlottenburg und Kurator der gleichnamigen Ausstellung, über „Luise. Leben und Mythos der Königin“. Wer war die Person hinter dem Mythos wirklich? Gemälde, Skulpturen, darunter Meisterwerke von Schinkel, Schadow und Rauch, laden zu einer Annäherung an das Leben und Nachleben von Königin Luise ein. Am 26. April, 19.30 Uhr, spricht Prof. Dr. Rolf-Dieter Heuer, Generaldirektor des europäischen Zentrums für Teilchenphysik CERN, Genf, über „Die Weltmaschine LHC am CERN. Einblicke in das dunkle Universum“. Diese hochkomplexe Anlage ist nach anfänglicher Panne und Reparatur inzwischen auf gutem Weg, ihre geplante Leistung zu erreichen. Mit dem LHC können die Zustände der Materie im Universum und dessen Entwicklung erforscht werden. Die oft benutzte Bezeichnung „Weltmaschine“ zeigt, dass die Experimente an die fundamentalen Fragen der Entstehung der Welt heranführen. Alle Veranstaltungen in der Urania, An der Urania 17. 8 jot w.d. 4/2010 Tipps und Termine Literaturstammtisch Hellersdorf – Der Autor Roger Reinsch liest am 12. April, 19 Uhr, im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, aus seinem Buch „Sekunden, die alles ändern“. Moderation: Karl Forster, Eintritt frei. Die alten Schachteln und Gäste Hellersdorf – Am 17. April begrüßt das Seniorenkabarett „Die alten Schachteln“ im Kulturforum zwei weitere AmateurGruppen – „Die Weisetreter“ aus Lichtenberg und „Die Kreuz- und Querberger“. Beginn 16 Uhr (ab 15 Uhr Kaffeezeit), Eintritt 6 Euro. Kartenreservierungen: 561 11 53. Rosamunde alias Marie Marzahn – „Na, wie geht’s Rosamunde?“ – so sprechen sie oft die Leute auf der Straße in ihrem Kiez an. Marie Gruber, alias Rosamunde Weigand, ist seit 2000 die Kriminaltechnikerin aus dem „Polizeiruf 110“. Die 54-jährige Schauspielerin stört das nicht. Aufgewachsen in Halle/Saale spielte die gelernte Schauspielerin u.a. am Theater Anklam, am Staatsschauspiel Dresden, der Berliner Volksbühne, am Theater Brandenburg und am Theater am Kurfürstendamm. An der Seite von Wolfgang Stumph in „Go Trabi go“ wurde sie einem breiten Publikum bekannt. Am 10. April ist Marie Gruber in der Reihe „Wenn die Neugier nicht wär“ bei Barbara Kellerbauer in der Studiobühne des FFM zu erleben. Beginn 20 Uhr, Eintritt 12/9 Euro. Kirschblütenfest in den Gärten Marzahn – „Beotkkot Chukje“, „Shang Mei“ oder „Hanami“ – drei Worte für ein Fest, das in Asien groß gefeiert wird. Am 18. April zwischen 12 und 17 Uhr nun auch in Marzahn – in den „Gärten der Welt“ im Erholungspark an der Eisenacher Straße. Ganztägiger Sondereintritt 5, ermäßigt 2,50 Euro. Jahreskartenbesitzer haben freien Eintritt. In die „Geheimnisse des Zen-Gartens“ können sich Besucher der Gärten am 25. April einweihen lassen. Dazu gibt’s eine japanische Teekunstvorführung im Japanischen Garten mit Verkostung. Beginn: 11, 13.30 und 16 Uhr. Zum Parkeintritt kommt eine Teilnahmegebühr. ID, Foto: Koppatsch Gespräch zu Ludwig Renn Marzahn – Beim Gespräch zur Geschichte steht am 14. April der Schriftsteller Ludwig Renn im Mittelpunkt. Er war einer der prominentesten und zugleich unbekanntesten Schriftsteller der DDR. Am 22. April 1889 in Dresden als Arnold Vieth von Golßenau geboren, starb Ludwig Renn am 21. Juli 1979 in Berlin. Seit 1957 lebte er in Kaulsdorf. Wolfgang Brauer berichtet, wie aus dem Sächsischen Gardeoffizier ein leidenschaftlicher Kriegsgegner wurde, den Goebbels persönlich versuchte auf die Seite der Nazis zu ziehen. Beginn des Vortrags im Bezirksmuseum 19 Uhr. Kultur & Freizeit „Dürfen wir jetzt nach Hause?“ Talk zu 40 Jahren Puhdys im Schnelldurchlauf Marzahn – Vorrangig Schauspieler, aber auch Sänger, Kabarettisten oder Schriftsteller waren bisher zu Gast beim Talk „Wenn die Neugier nicht wär“. Am 13. März ging es im Freizeitforum im Gespräch mit Moderatorin Barbara Kellerbauer wohl erstmals um eine Band, die jeder kennt. Anlass zur Einladung bot das 40-jährige Bestehen der „Puhdys“, das im vergangenen Jahr mit großer Tournee, neuer CD und DVD, TVSendungen und sogar mit der Eröffnung eines „Puhdys-Museums“ auf Schloss Storkow ausgiebig gefeiert worden war. Vertreten war die „Kultband aus dem Osten“ durch zwei der fünf Bandmitglieder – Peter Meyer, den Mann an den Tasten sowie Dieter Hertrampf, den Gitarristen – beide besser bekannt als „Eingehängt“ und „Quaster“. Erklärt wurden die Spitznamen der beiden Musiker an diesem Abend nicht, was auch nicht nötig war. Outeten sich die meisten der Besucher im großen Saal des FFM doch als ausgewachsene PuhdysFans, und die kennen die Geschichte längst. Wie auch so manche andere, die dann noch einmal in Erinnerung gerufen wurde. Etwa das erste Konzert der Puhdys am 19. November 1969 im „Tivoli“ im sächsischen Freiberg. Da gab es Berührungspunkte. Stammt die Moderatorin doch aus Freiberg und hatte genau an diesem Veranstaltungsort auch ihre ersten Bühnenauftritte. Aus Dankbarkeit oder Nostalgie spielen die Puhdys seit damals an jedem 19. November im „Tivoli“. „Zu unserem 25. Jubiläum haben wir in der Bergbaustadt eine 15-jährige Eiche gepflanzt und ein Arschleder geschenkt bekommen“, erinnert sich Quaster. Es sollte nicht der einzige Baum bleiben, den die Peter Meyer und Dieter Hertrampf vertraten die Puhdys am 13. März beim „Talk im Saal“. Foto: Dittmann Rocker in die Erde brachten. Getreu ihres Hits „Alt wie ein Baum möchte ich werden“ griffen im vergangenen Jahr auch die Stadtväter von Storkow diese Idee auf. Dann erzählen die beiden in ihrer lockeren Art, wie sie einst zur Musik und schließlich zur Band kamen. Peter zum Beispiel. Der war eigentlich Lehrer. „Ich hatte einen Freund, der war Musiker. Meistens hat er so gegen halb zwei gefrühstückt. Das wollte ich auch.“ Seine erste eigene Wohnung in Berlin, Hinterhof-Seitenflügel, Außenklo, hat er indirekt seinem Bandkollegen Harry Jeske zu verdanken. „Mit drei Kilo Champignons aus Harrys Kellerzucht konnte ich die Frau vom Wohnungsamt überzeugen.“ Seine nächste – eine Ein- Zimmer-Plattenbau-Wohnung in Lichtenberg – verdankte er einer Namensgleichheit. Statt der eine Meyer zog der andere Meyer ein. Manchmal ist alles so einfach. Quaster erinnert sich, wie sie anfangs mit der Straßenbahn zur Mugge fuhren, die Boxen im „Handgepäck“. Lang ist’s her und heute geht’s mit riesigen Trucks zu den Veranstaltungsorten – und zwar in den „neuen“ wie in den „alten“ Bundesländern. Hatten die Puhdys doch das Glück, als eine der ersten Bands aus dem Osten lange vor der Wende (seit 1976) im Westen zu gastieren, Platten zu produzieren und im TV aufzutreten. Das kommt ihnen, im Gegensatz zu den meisten anderen Kollegen der damaligen Ostrockszene, heute zugute. Eigentlich hatten die fünf Rokker ja 1988 mit einer Good-ByeTour ihren Abschied gegeben. Nach einer Verschnaufpause gings dann doch weiter, getreu ihrem Motto „Wir rocken bis zur Rockerrente“. 3000 Fans kamen zu ihrem „ersten“ Konzert 1992 in Dresden. Eine Zeitung titelte damals: Die Mumien sind wieder auferstanden! Nach knapp 20 Jahren sitzen zwei davon noch immer quicklebendig in Marzahn. Nach einigen Filmeinblendungen per Video und DVD guckt die Moderatorin auf die Uhr. Die Zeit ist fortgeschritten bei 40 Jahren im Schnelldurchlauf. „So meine Lieben, jetzt ham’ wir’s, denke ich“, sagt Barbara Kellerbauer. Und Quaster fragt: „Dürfen wir jetzt nach Hause?“ I. Dittmann Neue Ausstellungen im Bezirk Gesichter Äthiopiens Naturschönheiten in Pastell und Öl Holz – Figur, Objekt, Installation Südliches Flair in Aquarell und Öl Marzahn – Noch bis 29. April zeigt die Mark-Twain-Bibliothek im FFM Fotografien von Ingrid Duffe. Die Bilder zeigen Land, Leute und Kultur Äthiopiens. Das Land voller Pracht, Üppigkeit und Schönheit ist ökonomisch relativ arm, doch gesegnet mit einer reichhaltigen Kultur, mit großartigen Menschen und grandiosen Landschaften. Äthiopien ist ein multiethnisches und multikulturelles Land. Hellersdorf – Vom 14. April an werden im Kulturforum Hellersdorf Bilder von Hannelore Jäger präsentiert. Motive ihrer Werke sind Landschaften und Blumen. Die 60-Jährige begann im Sommer 2007 als Autodidaktin; im März 2009 wurde der Berliner Maler Harry Böckmann auf sie aufmerksam und unterrichtet sie seitdem in den Te c h n i ken der Pastellsowie Mischmalerei. Vernissage am 16. April, 19 Uhr. Marzahn – Vom 26. April bis 19. Mai zeigt die Künstlergruppe KLIN in der gleichnamigen Galerie an der Ahrensfelder Chaussee Werke von Anette Kirchner und Jürgen Sackschewski. Beide Künstler vereint die Liebe zur Arbeit mit dem Holz. Beide sind auch in der Waldorfpädagogik engagiert. Neben Figuren werden als Besonderheit zwei Installationen mit verschiedenen Klanghölzern gezeigt. Hellersdorf – Noch bis 24. April kann im ArtKunstRaum an der Quedlinburger Straße 10 die Ausstellung „Südliches Flair – Aquarelle und Ölbilder“ von Hans-Joachim Hoffmann, besichtigt werden. Der heute 63-Jährige studierte Musik und Kunst und war mehrfach in den Mittelmeerländern und am Schwarzen Meer unterwegs. Er lebt und arbeitet in Marzahn-Hellersdorf. Kultur & Freizeit jot w.d. 4/2010 Talkshow mit Gymnastikeinlage Hellersdorf statt Hollywood und ein grauer Wolf bei „3 nach drei“ Hellersdorf – Sie standen auch schon mal gemeinsam auf der Bühne – die beiden Gäste, die sich Moderator Siggi Trzoß am 17. März in seine Talkshow „3 nach drei“ eingeladen hatte. Dagmar Gelbke und Giso Weißbach erinnern sich an ein gemeinsames Engagement am Halberstädter Theater; für eine Rockoper nach Heyms „König David Bericht“. Diesmal sitzen beide auf der roten Couch im Kulturforum. Doch die temperamentvolle Sängerin, Kabarettistin und Schauspielerin hält es nicht lange im Plüsch. Sie springt auf und absolviert erst Mal eine Gymnastikstunde mit dem Publikum. Auf und nieder, links und rechts herum…. Am Schluss zeigt die beinahe 60Jährige ein Spagat. Das mag ihr im Publikum dann doch keiner nachmachen. Aufgewachsen in einer musikalischen Familie in Leipzig (der Papa leitete eine Big Band), stand Daggie schon als Neunjährige auf der Bühne und sang mit Papas Orchester in Koserow „Papa, du bist so reizend“. Schon damals war für sie klar: Ich werde Sängerin. Auf Vaters Rat hin absolvierte sie die ganze Palette – singen (Berufsausweis als Sängerin), tanzen, Ballettunterricht, Klavier, Gitarre. Später kam noch das Steppen dazu. Das imponierte der Entertainerin Helga Hahnemann, die einen Auftritt von Daggie im damaligen Karl-Marx-Stadt sah. Und so begann 1976 eine enge Zusammenarbeit zwischen ihr und der Henne. Einige ihrer gemeinsamen Sketche flimmern im Saal noch einmal per Video über die Leinwand. Urkomisch zum Beispiel die beiden als Verkäuferinnen. Edith Piaf: Liebe und Chansons Martzahn – Am 10. April, 19 Uhr, gastieren Regina Nitzsche und André Nicke vom Stadttheater Cöpenick mit einem Chansonabend im Berliner Tschechow-Theater, Märkische Allee 410. Regina Nitzsche bringt dem Publikum auf bezaubernde Weise mit Liedern der Piaf – voller Lebendigkeit und Esprit vorgetragen und von André Nicke am Klavier begleitet – das bewegte Leben der großen französischen Sängerin des vorigen Jahrhunderts nahe. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme singt sie, mal kraftvoll und mal melancholisch, von der Liebe, von glücklichen und tragischen Momenten in den Beziehungen der Menschen und verzaubert dabei die Zuhörerinnen und Zuhörer wie einst der „Spatz von Paris“. Eintritt: 7/5 Euro, Karten Tel. 93 66 10 78. 9 Tipps und Termine Feuer-Skulpturen mit Musik Strausberg – Zum 5. Feuer-SkulpturenWettbewerb“ lädt der Alte Gutshof an der Prötzeler Chaussee 7 in Strausberg am 30. April zwischen 15 und 20 Uhr ein. Dazu gibt es mittelalterliche Musik der „Musikgesellen Tageloehner“ sowie Gaumenfreuden aus dem Bio-Restaurant „Pferdestall“. Info: www.bundtstift.de. Neue CD von Uwe Jensen „Unschlagbar“ Mit Dagmar Gelbke und Giso Weißbach gab es nicht nur so Manches zu lachen und zu singen; auch sportlich wurden Moderator Siggi Trzoß und Publikum eingespannt. Fotos: Dittmann Dass Dagmar Gelbke nach der Wende auch in einigen ZDF-Filmen mitspielte (z.B. in „Alarmcode 112“ oder „Streit um drei“) ist für viele im Saal neu. Ihr eingespieltes „Bewerbungsvideo“ („so was braucht man heutzutage“) zeigt die Vielseitigkeit der Künstlerin („Ich geh nach Hollywood“). Nach ihrer Zeit im „Varietè mobil“ kam sie 1993 zum Kabarett „Cartoon“, später (bis heute) zu den „Oderhähnen“ in Frankfurt/Oder. Wer mehr über die Künstlerin erfahren will, sollte ihre monatlichen Kolumnen in der jot w.d. lesen – da ist man stets auf dem neusten Stand über das Auf und Ab im Hause Gelbke am Rande von Berlin. Auch Kollege Giso zog es vor kurzem ins Grüne. Sein Zuhause heißt nun Werneuchen. Seit rund 40 Jahren ist der Charmeur auf der Bühne und im Fernsehen präsent – als Schauspieler, immer mehr nun auch als Sänger von Schlagern und Chansons. Bekannt wurde er 1972 durch die TV-Mehrteiler „Das Licht der schwarzen Kerze“ und „Das unsichtbare Visier“, später auch durch den Indianerfilm „Der Scout“. Als Sänger war der im erzgebirgischen Schlösschen geborene Schauspieler vor allem in den letzten Jahren zu erleben. Als Kind hatte er im Kirchenchor gesungen, später das Chansonstudio Weimar besucht. Eine Kostprobe seiner Qualitäten gibt er bei „3 nach drei“ natürlich live mit „Ich möcht der Knopf an deiner Bluse sein“, „Frauen sind keine Engel“, „Die Liebe ist wie eine Zigarette“ oder „Der alte Wolf wird langsam grau“. Die Erklärung folgt auf dem Fuße: „Ich habe demnächst meine 50-JahreAbi-Feier, bin also im metallnen Zeitalter angelangt: goldene Zähne, Blei in den Knochen und Silber im Haar.“ Wenn Giso Weißbach nicht gerade auf der Bühne steht (im Mai etwa in Lüneburg am Theater), dann sitzt er am Computer und bringt sein Leben auf Papier. Nun ist er also auch unter die Buchautoren gegangen. Ingeborg Dittmann Charmanter Verführer und knisternder Tango Operettenstar und Tänzerin bei „3 nach drei“ Hellersdorf – Am 21. April, 15 Uhr, begrüßt Moderator Siggi Trzoß im Kulturforum, CarolaNeher-Straße 1, ein Paar, das mit beliebten Operetten- und Musicalmelodien sowie Showtanz verzaubern wird. Musicalstar Rainer Luhn zählte lange Jahre zu den ersten Kräften des Berliner Metropol-Theaters, eine nächste Station war die Leipziger Oper. Parallel wirkte er in Rundfunk- und TV-Sendungen mit. Seine Darstellung des Conférenciers in „Cabaret“ fand internationale Beachtung. Luhn ist vielseitig, er verblüfft mit einer perfekten Darstellung der Marlene Dietrich ebenso wie als Countertenor, er schlüpft in die Rolle des charmanten Verführers und ist im nächsten Augenblick ein Entertainer, der auch mit kurzweiligen Anekdoten sein Publikum bestens un- terhält. Britta Schröer ist Tänzerin beim Showballett Berlin. Ihre Ausbildung zur diplomierten Bühnentänzerin führte sie geradewegs zur Girlreihe in den Friedrichstadtpalast, bis in die erste Reihe. Sie war dort 10 Jahre und in vielen Unterhaltungssendungen als Gast beim MDR Deutschen Fernsehballett engagiert. Im Kulturforum wird eigens Parkett gelegt für einen klassisch dargebotenen langsamen Walzer und einen erotisch knisternden Tango, wofür sie ihren Tanzpartner Thomas Bensch mitbringt. Der Eintritt beträgt 8 Euro (Kaffeegedeck 2 Euro), Kartenreservierung: 561 11 53 C. Röger, Fotos: Kulturring Berlin – Ab Mitte April ist sie im Handel, die neue CD „Unschlagbar“ von Uwe Jensen. Wir konnten schon mal vorab reinhören in die brandaktuelle Scheibe, die 14 neue Popsongs präsentiert. Schlager im besten Sinne des Wortes, die sich fast alle um die Liebe drehen („Du bist das Schönste, was es gibt“, „Lady“, „Himmlische Träume“). Mein Favorit: „Komm, lass uns leben“, auch wegen des sehr schönen Textes von Valerie May. Der letzte Titel der Schei- be „Meine Lieder sind mein Leben“ (Text Uli Schwinge) ist ein Bekenntnis des Köpenickers zu seiner Leidenschaft, der Musik, und zu seinen treuen Fans. Seit dem 20. März ist der 61-jährige Sänger wieder auf Tour. Rund 100 Veranstaltungen bestreitet er im Jahr. Darunter auch das alljährliche Tierparkfest im September. In diesem Jahr ist es dem 55-jährigen Bestehen des Tierparks gewidmet. I. Dittmann Kunstmarkt im Grünen Wilkendorf – Zum 8. Mal findet im Skulpturenpark Wilkendorf am 1. Mai der „Kunstmarkt im Grünen“ statt. 60 Künstler aus Berlin und Brandenburg sowie Bildhauer aus sieben Ländern zeigen und verkaufen ihre Werke. 15.30 Uhr wird das Pleinairs ausgewertet. Für Spiel und Spaß für die ganze Familie ist gesorgt, es gibt Live-Musik von „Piepentied“ sowie Klezmer. Zu erreichen per S-Bahn bis Strausberg-Nord (von dort ca. 15 Minuten Fußweg). I.D. Kunst, Literatur und Musik Hellersdorf – „Horizont“ heißt eine neue Ausstellung der Künstlerinitiative Marzahn-Hellersdorf, die vom 27. März bis zum 7. Mai im Ausstellungszentrum „Pyramide“ an der Riesaer Straße 94 zu sehen ist. Beteiligt daran sind 45 Bildende Künstler, Maler, Musiker und Literaten. Im Rahmen der Ausstellung lädt das Zentrum am 25. April, 17 Uhr, zu einem Künstlergespräch mit Live-Musik ein. Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18 Uhr. 10 IHK: Partnerschaft zwischen Schulen und Wirtschaft Berlin – Der neue Berufsbildungsbericht der Bundesregierung zeichnet ein schlechtes Bild von den Schulabgängern. Auch die IHK Berlin sieht die gravierenden Schwächen bei den Ausbildungsplatzsuchenden als Problem für die Berliner Wirtschaft und fordert deshalb ein Umdenken. „Die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger von heute ist ein großes Problem,“ bestätigt Christoph v. Knobelsdorff, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK Berlin. Falsch wären aber Forderungen in Richtung Wirtschaft, nicht ausbildungsreife Schulabgänger im Anschluss an die Schule ausbildungsreif zu machen. Die Herstellung von Ausbildungsreife sei und bliebe Aufgabe der allgemeinbildenden Schulen. Die Wirtschaft sei aber aus eigenem Interesse gut beraten, sich in viel stärkerem Maße als bisher mit Angeboten zur Berufsorientierung als Partner der Schulen einzubringen und so ihren Beitrag zur Verbesserung der Ausbildungsreife zu leisten. Vorlesewettbewerb für Sechstklässler Marzahn-Hellersdorf – Lesebegeisterte Schüler der 6. Klassen sind auch in diesem Jahr wieder beim größten bundesweiten Lesewettbewerb am Start. Im Bezirk qualifizierten sich bei zwei regionalen Entscheiden zehn von 23 Teilnehmern für den Bezirksentscheid. Dieser startet am 21. April, 8.30 Uhr, in der „Ehm-Welk- Bibliothek“, Alte Hellersdorfer Straße 125. Die bekannte Kinderund Jugendbuchautorin Martina Dierks wird in der Jury mitentscheiden und im Anschluss aus ihrem neuesten Buch lesen. Die Siegerin oder der Sieger vertritt den Bezirk beim Landesentscheid in der Berliner Stadtbibliothek am 19. Mai. Alle teilnehmenden Kinder gewinnen Urkunden und Buchpreise, die Siegerin bzw. der Sieger zusätzlich einen Buchscheck. HELLA: Getanzte Modenschau Hellersdorf – „Wir greifen nach den Sternen“ – eine getanzte Modenschau ist das Projekt des HELLA-Klubs für Mädchen und junge Frauen, Tangermünder Straße 2A, zum 20. Geburtstag des Hauses, der im Oktober gefeiert wird. Immer mittwochs ab 15 Uhr sind Mädchen ab acht Jahren, die Spaß am Verkleiden und Tanzen haben, herzlich willkommen. Gemeinsam mit Iris entwerfen sie eigene Kostüme. Die phantasievoll aus gesammelten Alltagsmaterialien hergestellten „Sternenkostüme“ können dann in einer Modenschau tänzerisch vorgeführt werden. Info Tel. 99 18 143 und im Klub. jot w.d. 4/2010 Jugend-Bildung-Sport „Brot und Spiele“ Sportmuseum lud zur Diskussion über Olympia und Berliner Eissport ein Marzahn – „Während der Olympischen Winterspiele in Vancouver stand ich selbst nachts auf, um vor allem die Übertragungen im Eiskunstlaufen zu sehen. Es war, gemessen an vorherigen Wettkämpfen, eine Leistungsexplosion – nur eben nicht von den Teilnehmern aus Deutschland.“ So gab Inge Wischnewski, die Berliner Eiskunstlauf-Meistertrainerin, am 4. März während der Diskussion im Sportmuseum an der Eisenacher Straße ihre Eindrücke wider. Und sie erinnerte daran, dass die junge DDR in den 50-er Jahren ein Niemandsland in Sachen Kunstlauf war und es schaffte, durch zielstrebige Talenteförderung zur Eiskunstlaufnation aufzusteigen. Ähnliches wussten auch die Podiumsgäste Joachim Ziesche, Alt-Eishockey-Nationalspieler (197 Länderspiele), und Joachim Franke, ehemaliger Eisschnelllauftrainer (u.a. Claudia Pechstein) zu berichten. Franke, der gerade ein Buch über seine Trainerzeit veröffentlicht hat, wuchs einst in Marzahn auf und ging hier zur Schule. Auch Joachim Ziesche bedauerte den Niedergang seiner Sportart: „Wenn Deutschland nicht die Eishockey-Weltmeisterschaften im Mai in Köln ausrichten würde, wäre unsere Mannschaft nicht einmal in die A-Gruppe gekommen.“ Heutzutage koche jeder Club sein Süppchen für sich, es gäbe keinen Zusammenhalt mehr, auch nicht in der Nationalmannschaft. Leistungssport werde immer mehr zum „Unterhaltungssport“ und zur Kapitalmaximierung genutzt, frei nach dem Motto „Brot und Spiele“. Das IOC baue sich „einen Palast“ als Sitz, es gehe um viel Geld bei Übertragungsrechten (bei Peking und Turin allein um 4 Milliarden (!) Dollar), den Profit der Sportartikelkonzerne usw. Und die Sportarten, die wenig fürs Geschäft taugten, fielen hinten runter. Ähnliche Wortbeiträge kamen auch aus den Reihen der zahlreich versammelten Gäste des Abends. Die Runde, der auch Helmut Horatschke, Prof. Röder und Joachim Grünwald angehörten, wurde von Horst Schubert, dem Alterspräsident der BVV MarzahnHellersdorf, früher Direktor des Sportverlages, moderiert. Ingeborg Dittmann Das Sportmuseum im „Haus des Sports“ an der Eisenacher Str. 121, wurde im Juni 2009 eröffnet, ist Montag bis Freitag zwischen 9 und 18 Uhr geöffnet. Eishockey-Legende Joachim Ziesche, Schnelllauf-Trainer Joachim Franke, Horst Schubert, Inge Wischnewski und Helmut Horatschke (v.l.) während der Diskussion. Foto: Dittmann Straßenfußballer ermitteln Meister Mitmachen kann jeder – Bürgermeisterin stiftet Fairplay - Pokal Marzahn – Am 21. April beginnt 16 Uhr in der Sporthalle der Rudolf-Virchow-Oberschule, Glambecker Ring 90 die Vorrunde der Deutschen Streetsoccer Meisterschaften. Die Fairplay Soccer Tour 2010, die unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler steht, kann auf eine zehnjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Von April bis Juni wird sie erstmals in mehreren Bundesländern ausgespielt. In Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin werden dabei Vorrunden- und Qualifikationsfinale ausgetragen, in denen die Finalisten der ersten deutschen Meisterschaft im Streetsoccer ermittelt werden. Gespielt wird in sechs Kategorien: bis 14 Jahre, 15 bis 17 Jahre sowie 18 Jahre und älter – jeweils männlich und weiblich. Im Modus „3 gegen 3“ treffen die Teams in Soccerarenen (10 mal 15 Meter) aufeinander. Doch nicht nur der sportliche Wettkampf steht im Mittelpunkt. Ein einzigartiges Fairplay Bewertungssystem ermöglicht es auch Mannschaften durch faires und respektvolles Verhalten, völlig unabhängig vom sportlichen Ergeb- Wer Ohren hat, der höre Kinder-Musik-Akademie beginnt neue Saison Marzahn-Hellersdorf – Im vergangenen Jahr startete die Musikbibliothek mit großem Erfolg die erste Kinder-Musik-Akademie. Mehr als tausend Kinder besuchten von Mai bis Dezember 31 kostenlose Veranstaltungen. Die Kinder erfuhren die Musik als etwas Freudiges, Schönes, Leichtes, das die Menschen einander näher bringt. Sie kamen auf spielerischsinnliche Art mit Klängen, Instrumenten und Geräuschen in Berüh- rung. Hören, zuhören, sich öffnen, singen und den Körper als eigenes Instrument zu erleben – das war für sie eine prägende positive Erfahrung. Viele Kinder sind zum ersten Mal mit klassischer Musik in Berührung gekommen und haben ein Konzerthaus bestaunen können. Besonders beliebte Veranstaltungen, wie „Guck mal ins Klavier“ – Führung durch die Werkstatt des Klavierservices Michael Masur oder „Percussion Für viele Kinder war die Musikakademie im vergangenen Jahr die erste Berührung mit klassischer Musik überhaupt. Foto: -rs total“ mit Till Höltge sind auch dieses Jahr wieder dabei. Die Musikakademie startet am 14. April, 10 Uhr, in der Musikbibliothek im FFM mit „Tom Sawyers Abenteuer“ – einer lebendigen Lesung mit Live-Musik - mit Claudia de Boer (Sprecherin) und Johannes Gahl (Klavier). Am 12. Mai heißt es dann wieder „Percussion total“, am 26. Juni gibt die Stiftung „Live music now“ ein Konzert für kleine Leute mit Liedern von Gerhard Schöne und Reinhard Lakomy zum Zuhören und Mitmachen. „Ich freue mich, dass es uns mit vereinten Kräften gelungen ist, die Musikakademie fortzusetzen“, betont Jugendstadträtin Manuela Schmidt. Ihr für Kultur zuständiger Kollege Stephan Richter ist überzeugt, mit diesem Projekt wesentlich dazu beizutragen, „dass Kinder schon früh musikalische Erfahrungen sammeln können“. Er versprach auch, die Kooperation mit der Musikschule zu vertiefen. nis, die nächste Runde zu erreichen. Bürgermeisterin Dagmar Pohle überreicht den von ihr gestifteten Fairplay-Pokal gegen 18 Uhr an die fairste Mannschaft. Das Bundesfinale findet am 26. und 27. Juni im thüringischen Pößneck statt. Anmeldeformulare, Turnierstädte, Anstoßzeiten und weitere Informationen unter www.soccer-tour.de. Olympia im Wandel der Zeit mit Oertel und Weißflog Biesdorf – Die Seniorenakademie „Klug im Alter“ lädt am 15. April, 19 Uhr, zu einer interessanten Veranstaltung ins TaP, Frankenholzer Weg 4, ein. Unter der Moderation von Heinz Florian Oertel berichten die ehemaligenWeltklasse-Skispringer Helmut Recknagel und Jens Weißflog über ihre Erlebnisse bei Olympischen Spielen. Eintritt: 4 Euro, Karten Tel. 514 37 14. Küchenlust statt Küchenfrust Hellersdorf – Für Mädchen ab 7 Jahre bietet der HELLA–Klub für Mädchen und junge Frauen, Tangermünder Straße 2A, eine neue Reihe unter dem Motto: „Küchenlust statt Küchenfrust“. Jeden Donnerstag ab 16 Uhr werden Rezepte ausprobiert. Die Teilnehmerinnen können die Techniken beim Kochen kennen lernen und hinterher die Kochergebnisse in gemütlicher Runde verputzen. Umwelt & Verkehr jot w.d. 4/2010 11 Pedaleure im Aufwind Radverkehr im Bezirk soll bis 2025 verdoppelt werden – Nächste Kieztour am 25. April Marzahn-Hellersdorf – Ein Kampfziel nennt es Klaus-Dieter Mackrodt, der Sprecher der örtlichen Gruppe des ADFC; Verkehrsstadtrat Christian Gräff spricht von einem sehr ambitionierten Ziel. Auf der ersten Radverkehrskonferenz im Bezirk wurde eine Verdoppelung des Radverkehrs im Bezirk bis zum Jahr 2025 beschlossen. Was hier nach einem Paukenschlag klingt, erweist sich bei näherem Hinsehen nicht gerade als Revolution. Denn die genannte Verdoppelung bezieht sich auf das berlinweit niedrigste Radfahr-Niveau von derzeit sechs Prozent. Mario Franke vom ADFC will solcherart Kritik jedoch nicht gelten lassen. „Wir werden die Welt hier in Marzahn-Hellersdorf nicht so schnell umkrempeln“, weiß er. Schließlich existiert die ADFCGruppe „Wuhletal“ gerade mal ein Jahr. Und dafür hat sie bereits eine ganze Menge auf die Beine gestellt. Die Konferenz war der bisherige Höhepunkt. Denn anders als Mancher im Vorfeld vielleicht vermutete, wurde, das berichten die Teilnehmer übereinstimmend, kein „politisches Blabla“ gehalten, sondern eine ganze Reihe von Problemen klar und deutlich angesprochen. Bei den Radfahrern erhielt besonders Michael Müller vom Tiefbauamt hohes Lob. Bedauerlich fand Klaus-Dieter Mackrodt insbesondere, dass in der knapp bemessenen Zeit eini- Arbeitsgruppe berät Zukunft des Wernerbades Mahlsdorf – Bürgermeisterin Dagmar Pohle hat eine Arbeitsgruppe einberufen, die sich mit der Zukunft des Wernerbades befassen soll. Das sagte sie auf eine Bürgeranfrage von Lutz Reineke auf der März-BVV. In diese AG soll auch der Verein „Freunde des Wernerbades“, über den jot w.d. bereits berichtete, einbezogen werden. Ansprechpartner für alle Aktivitäten sind aber die Bäderbetriebe, denen auch das Grundstück gehört. Derzeit würden Recherchen zum derzeitigen Ist-Zustand des Bades und dazu geführt, was bei WiederInbetriebnahme an neuen EURichtlinien zu beachten sei. Ende des 2. Quartals soll eine Bedarfsanalyse für das Wernerbad vorliegen, versprach die Bürgermeisterin. Anhand dieser wird beraten, wie die Zukunft aussieht. „Das Bezirksamt hält es für unerlässlich, die Bürger, die um das Bad wohnen, in den Ideenfindungsprozess einzubeziehen“, antwortete Dagmar Pohle auf eine entsprechende Frage. „Viele Anwohner waren bis vor einigen Jahren an das mehr als 100 Jahre bestehende Freibad gewöhnt. Inzwischen gibt es aber auch andere, neue Anwohner.“ Der Bezirk habe ein hohes Interesse an rechtzeitiger Einbeziehung der Bürger. RN Am 25. April bietet die Stadtteilgruppe Wuhletal des ADFC wieder eine kostenlose „Kieztour für Neuberliner und Entdecker“ von ca. 25 Kilometern Länge an; Start ist 14 Uhr am Alten Rathaus am Helene-Weigel-Platz. Die Tour führt quer durch den Bezirk vorbei an Sehenswertem und Wissenswertem. Ausdauernde können bereits 10 Uhr am Bürgerbüro Marzahner Promenade 11 zum Altlandsberger Sattelfest starten und sich 14 Uhr der „regulären Strekke“ anschließen. Die Kieztour im vergangenen August führte auch am Schloss Biesdorf vorbei. Foto: König ge Vertreter, etwa die Polizei, überhaupt nicht zu Wort kamen. Trotz differenzierter Einschätzung, etwa im „Missverhältnis von Prozentsatz und Zeitschiene“, wie es Gesine Franke nannte, waren sich alle Seiten einig, dass die Konferenz ein wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit und Verkehrsgerechtigkeit war. Und damit auch Politik und Verwaltung, die zumeist ja doch mit dem Auto unterwegs sind, einen persönlichen Eindruck von den schlimmsten Mängeln in der Infrastruktur des Fahrradverkehrs bekommen, will man gemeinsam am 28. Juni eine Radtour unternehmen. Stadtrat Gräff hat dringend darum gebeten, den Termin so zu wählen, dass er selbst mitradeln kann. In der ADFCGruppe ist man sich einig, dass die Verantwortlichen auf alle Fäl- le zur Marzahner und zur Bersarinbrücke geführt werden. Diese sind die größten „Knackpunkte“ im Radwegesystem. „Wir wollen aber nicht nur Mängel aufzeigen, sondern auch auf ein paar positive Beispiele hinweisen“, verspricht Klaus-Dieter Mackrodt. Ein bisschen Lob tut sicher auch den so oft gescholtenen Mitarbeitern der Verwaltung recht gut. R. Nachtmann Umdenken bei der TVO? Verkehrskonferenz der Linken betrachtet auch Südostverbindung Berlin – Nachdem sowohl die Linke Marzahn-Hellersdorf als auch die Linke Treptow-Köpenick eine Berliner „Linke Verkehrskonferenz“ vor dem Landesparteitag im April zur Diskussion der offenen Fragen der Anbindung des neuen Flughafens BBI an das Berliner Verkehrsnetz insbesondere im Osten gefordert hatten, fand diese Mitte März statt. Vor allem die Köpenicker um den Ex-Stadtrat Ernst Welters machten sich stark für die Verlängerung der A 100 zur Elsenbrücke, Frankfurter Allee und Storkower Straße, um das Adlergestell zu entlasten und eine Verlängerung der Osttangente durch die Wuhlheide zu vermeiden. Demgegenüber sprachen sich die anderen Anwesenden, unter ihnen auch Jutta Mattuschek als verkehrspolitische Sprecherin der Linken im Abgeordnetenhaus mehr oder weniger deutlich gegen die Verlängerung der A 100 nach Norden aus und verwiesen auf das ebenfalls ablehnende Votum des SPD-Landesparteitages in dieser Frage. Dafür, so die vorherrschende Meinung bei der Konferenz, sollte die Schienenanbindung von der Ostbahn/Lichtenberg in Richtung Süden/BBI deutlich verbessert werden. Auch Stadtstraßen wie der Lückenschluss der Osttangente oder die er- Die östliche Variante der TVO. neut in die Diskussion gebrachte Südostverbindung könnten als Alternative zur teuren Autobahnverlängerung in Richtung Elsenbrücke/ Lichtenberg Unterstützung finden, was sofort vom anwesenden Vertreter des Siedlerverbandes VDGN begrüßt wurde, zur Überraschung auch vom Vertreter des Bundes für Natur- und Umweltschutz (BUND) im Saal. Die in den neunziger Jahren bereits ins Gespräch gebrachte Südostverbindung (SVO) verlängert wie die Osttangente die Märkische Allee nach Süden, biegt jedoch mit der U-Bahnlinie 5 zur Straße am Tierpark ab, um dann Höhe Blockdammweg die nach Karlshorst führende Bahnlinie zu queren. Zwischen Oberschöneweide und Baumschulenweg soll die SVO über eine neue Spreebrücke die A113 am Anschluss Späthstraße erreichen. Gesine Lötzsch als Lichtenberger Bundestagsabgeordnete warb dafür, künftig Bundesmittel auch umzuwidmen, um den Schienenverkehr oder den Lärmschutz an bestehenden Verkehrs-Trassen zu verbessern, anstatt einseitig den Neubau von Autobahnen zu fördern. Bleibt zu hoffen, dass sich für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik irgendwann mal politische Mehrheiten finden. U. Clauder Kein Nachspiel wegen getöteter Fledermäuse Biesdorf – Forderungen nach Konsequenzen für Umweltstadtrat Norbert Lüdtke hat die BVV mit großer Mehrheit abgelehnt. Wie berichtet, waren bei Fällarbeiten an der Lappiner Straße am 15. Februar streng geschützte 25 Große Abendsegler getötet worden. Interventionen von Bürgern, die das Fällkommando auf die Bruthöhle aufmerksam machten, wurden damals abgetan. Lüdtke bedauerte den Vorfall und versprach, die Mitarbeiter besser schulen zu lassen. Auch werde künftig ein Zwang zur Untersuchung von Höhlen in Bäumen gelten. Eine Verantwortung für den Vorfall, zu dem mittlerweile das Landeskriminalamt ermittelt, lehnte der Stadtrat ab. Kritik erfuhr das Vorgehen vom Vorsitzenden des Umweltausschusses, Frank Beiersdorff. „Wir müssen uns die Frage stellen: Wie geht man mit Bürgern um“, schimpfte er. Und statt immer gleich zur Säge zu greifen, muss man „auch mal zeitweise einfach etwas absperren, ehe Bäume gefällt werden“. Auch Bernadette Kern, Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen, ließ ihrer Empörung freien Lauf. „Sie haben in der Agenda-Gruppe Umwelt bereits vor längerer Zeit definitiv zugesichert, dass Bäume vor Fällungen stets genau auf Tier-Besatz kontrolliert werden“, warf sie Lüdtke vor. Der erfuhr die erwartete Unterstützung von Klaus-Jürgen Dahler, dem Chef der Linksfraktion. „Herrn Lüdtke in Verantwortung zu nehmen, ist mir unverständlich“, monierte er. „Er hat die Bäume schließlich nicht gefällt.“ Bernadette Kerns Antrag auf eine Missbilligung des Stadtrates folgten trotzdem zehn von 44 Verordneten. Die Grünen waren nur zu zweit anwesend. R. Nachtmann Frühlingswanderung in der Weiherkette Hellersdorf – Das Freilandlabor Marzahn veranstaltet am 22. April seine diesjährige Frühjahrswanderung in der Hönower Weiherkette. Start ist 14 Uhr am U-Bahnhof Hönow, Teilnehmerbeitrag 2 Euro für Erwachsene. Start des Umbaus am S-Bahnhof Biesdorf – Der behindertengerechte Umbau des S-Bahnhofs wird noch in diesem Monat beginnen. Das versicherte Bürgermeisterin Dagmar Pohle. Sowohl Verwaltung als auch Bürger hatten eine Verbesserung des Zugangs seit Jahren, zuletzt im Rahmen des Bürgerhaushaltes, gefordert. Laut Bürgermeisterin waren die Verhandlungen mit der Bahn AG „nicht immer leicht“, nunmehr aber von Erfolg gekrönt. 12 jot w.d. 4/2010 Wer singt mit? Marzahn-Hellersdorf – Zum 13. Mal ruft das Bezirksamt Chöre und Gesangsgruppen in und um Berlin auf, sich mit einem eigenen Programm beim traditionellen Marzahn-Hellersdorfer Sängerfest am 16. Mai von 13 Uhr bis 19 Uhr auf der Parkbühne Biesdorf vorzustellen. Auf die teilnehmenden Chöre warten wieder drei attraktive von „derArt“ gesponserte Preise. Die Sieger werden in einer Publikumswahl gekürt. Interessierte Chöre und Gesangsgruppen melden sich bitte bis 23. April beim Sozialamt, Riesaer Str. 94, 12627 Berlin (Frau Döbrich, Tel. 90 293 44 33, email: christine.doebrich@ba-mh.verwalt-berlin.de Singen macht Laune Marzahn – „Klinge, kleines Frühlingslied“ – unter diesem Motto steht am 14. April, 15 Uhr, das Singen in geselliger Runde im Kursana-Seniorenzentrum Landsberger Tor, Blumberger Damm 158. Moderation Carola Röger, am Klavier Ulrich Wilke. Eintritt: 2 Euro. Vorträge zu Wasser und Elektrofeldern Biesdorf – Am 22. April, 19 Uhr, spricht Heilpraktiker Jürgen J. Kunze im Schloss Biesdorf zum Thema „Wasser – unser Lebensmittel Nr.1“. Am 27. April, 18 Uhr, referiert Peter Lindt über Elektromagnetische Felder - Fluch oder Segen? Am 29. April geht es ab 18 Uhr beim Stammtisch B1 um Umweltberatung und Prävention. Sozialbau entsteht am Balzerplatz Biesdorf – Mitte September ist Baubeginn, zum Jahresende soll der Rohbau der neuen Freizeiteinrichtung am Balzerplatz stehen. Das Haus soll generationsübergreifend fungieren; ob Kinder, Familien oder Senioren – alle Anwohner sollen das Haus, dessen Fertigstellung für das 3. Quartal 2011 geplant ist, nutzen. Für Senioren Hellersdorf/Mahlsdorf – Am 20. April, 14 Uhr, bietet das Nachbarschaftszentrum Klub 74 unter dem Motto „Der Frühling hat sich eingestellt“ Lieder zum Zuhören und Mitsingen mit Renate Schulz. Eintritt 2,50 Euro. Am 21. April, 14.30 Uhr, lädt das Stadtteilzentrum „Pestalozzi-Treff“ zum Lese-Café „Text trifft Ton“ mit Wolfgang Ohmer (Gitarre) und einem Literaten. Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 1,60 Euro; Am 28. April, 14.30 Uhr, lässt Lothar Wolf im Kulturforum Hellersdorf mit „Sehn’se, das ist Berlin“ eine Stunde Lachen über Berlin, die Berliner und über sich selbst. Eintritt 4 Euro, Kaffeegedeck 2 Euro. Anmeldung für alle Termine Tel. 90 293 44 33. RN Wirtschaft & Soziales Vierter Bär vergeben Küche des Seniorenzentrums Polimar erhielt Auszeichnung Marzahn – Ekellisten und Smilies in Pankow, die schmutzige und saubere Küchen in Gastronomie und Versorgung bewerten, setzt der Wuhlebezirk bekanntlich seine „Berliner Bären“ entgegen. Mittlerweile hat Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff, der auch für Ordnung und Sauberkeit zuständig ist, diese Auszeichnung vier Mal verliehen. Neuer stolzer Besitzer der entsprechenden Urkunde ist Michael Selig, 26-jähriger Küchenchef vom Likur-Service, der den gastronomischen Bereich des Seniorenzentrums Polimar, LudwigRenn-Straße 68, bewirtschaftet. Der jüngste Koch des Unternehmens bekommt viel Lob. An die hundert Portionen reicht der Küchenchef mit seinem siebenköpfigen Team, zu dem auch ein Auszubildender gehört, jeden Tag über die Theke. Bei den zwei Menüs, die zur Auswahl stehen, werden weitgehend die Wünsche der Heimbewohner berücksichtigt. Auch Gäste aus der Nachbarschaft sind willkommem und nutzen gern das preiswerte Angebot. „Seit September 2008 esse ich hier, es schmeckt jeden Tag wunderbar“, erzählt Stammkundin Ursula Fierek. Michael Selig und Heimleiterin Edda Schlingelhof. Foto: Stegemann „Es ist erfreulich, dass das positive subjektive Gefühl der Bewohner des Zentrums durch die objektive Feststellung meines Amtes bestätigt wird“, zeigte sich Gräff bei der Übergabe der Auszeichnung in seinem Handeln bestätigt. „Die Beurkundung der Einhaltung von lebensmittelhygienischen Qualitätsmerkmalen erfreut sich durch die hiesige Gastronomie immer höherer Beliebtheit und wachsender Nachfrage.“ Gräff hofft, dass Beispiele wie die Auszeichnung Michael Seligs weiter Schule machen. Die Urkunde „Berliner Bär“ wird an gastronomische Einrichtungen vergeben, die bei planmäßigen amtlichen Lebensmittelkontrollen die Einhaltung der einschlägigen lebensmittelrechtlichen Vorschriften nachgewiesen haben. Mit dieser Urkunde soll das positive Ergebnis der Kontrolle für die Kunden sichtbar gemacht und somit ein Beitrag zur Transparenz im Verbraucherschutz geleistet werden. Das Seniorenzentrum Polimar besteht aus einem Pflegebereich mit 95 Plätzen und einem Bereich für betreutes Wohnen mit 21 Wohnungen. Ein Bereich ist speziell auf die Bedürfnisse demenzkranker Personen ausgerichtet. R. Nachtmann Tom Sawyer in Afrika Als Zivi in Namibia – Ein Bericht aus dem ehemaligen Deutsch-Südwest Tom Sawyer in Afrika. Ja, das klingt gut. Abgesehen davon beschreibt es ganz angemessen, wie ich mich im Moment fühle. Wie ein kleiner Junge, für den die ganze Welt ein einziges Abenteuer ist. Afrika, genauer gesagt Windhoek in Namibia, ist der augenblickliche Ort meiner Erlebnisse. Ich bin natürlich nicht Tom Sawyer, sondern Benjamin Seegert, 21 Jahre alt und absolviere hier meinen Zivildienst. Meine Arbeit besteht in der Betreuung und schulischen Unterstützung von Kindern zwischen 8-20 Jahren in einem Schülerheim. Von den 25 Kindern gehören die meisten von ihnen den Nama an und sind somit auch schwarz. Die Nama sind eine der großen Volksgruppen in Namibia. Das heißt, dass die meisten Kinder sich untereinander auch in Nama unterhalten. Jedoch werden auch Sprachen wie Afrikaans, Englisch und Deutsch gesprochen. Zwar hatte ich in Deutschland meine Ausbildung zum Erzieher begonnen, doch ist diese Arbeit hier ziemlich neu für mich. Um ehrlich zu sein, ist vieles ziemlich unüblich, unvergleichlich für mich und völlig anders als erwartet. Das Klima mit seiner großen Hitze macht Aktivitäten im Freien unmöglich,gewöhnungsbedürftig sind auch die randalierenden Affen im Garten, die die Mülltonnen plündern. Aber am meisten verwundern mich die generellen Umstände. Windhoek, die Hauptstadt Namibias, zeigt ein eher westliches Erscheinungsbild und die von mir erwartete Armut und Hilfsbedürftigkeit der Kinder an meinem Ar- beitsplatz war nicht vorhanden. Mit westlich meine ich, dass der Einfluss Deutschlands, aber auch anderer Staaten in den Gebäuden, der Kleidung und einfach dem Angebot in den Geschäften wiederzuerkennen ist. Das Kinderheim ist materiell gut ausgestattet, die Kinder haben damit einen überdurchschnittlich guten Lebensstandart, im Vergleich zu Namibia im Gene- rellen. Entgegen meinen Erwartungen stellte sich bei mir sehr schnell das eigenartige Gefühl ein, nicht gebraucht, sondern lediglich akzeptiert zu werden. Doch nach und nach schärfte sich mein Blick und ich lernte zu differenzieren. In den letzten 5 Monaten erfuhr ich mehr über das Land, die Menschen und besonders über die individuellen Besonderheiten meiner Kinder. Ich verstand, dass sie keinen Samariter benötigen. Trotzdem verdeutlichte mir die Beschäftigung mit den Biographien der Kinder die Last, die sie doch zu tragen hatten. Eine Last, die nicht direkt sichtbar, sondern nur spürbar war. Vergewaltigung, Misshandlung und Alkoholmissbrauch bei den Eltern sind nicht unübliche Bestandteile dieser Biographien. Zur Folge hatte diese Last jedoch nicht, dass diese Kinder dankbar für jede Art von Zuwendung und Interesse an ihnen waren, sondern sich im Gegenteil als abgebrüht und willensstark den Betreuern und untereinander zeigten. Gerade diese unnahbare und autoritätsverweigernde Art machte die Arbeit sehr schwer. Doch ich nutzte die Zeit, machte meine Erfahrungen und lernte dazu. Heute gelingt es mir besser, mit ihnen umzugehen. Und so wurde aus der anfänglichen Enttäuschung die Arbeit selbst doch wieder eine Art Abenteuer, jedoch auf eine völlig unerwartete Weise. Da wäre ich wieder beim Abenteuer. Bleibt wohl nur noch eine letzte Sache zu klären. Warum schreibe ich das überhaupt und warum denke ich, dass es jemanden interessieren könnte? Das ist kurz gesagt: Ich möchte von dem Gefühl, das ich hier habe, wenn ich Nachrichten aus der Heimat bekomme und z.B. jot.w.d. lese, gerne versuchen weitergeben, indem ich Informationen, gepaart mit meinen Erfahrungen, aus dem Ausland schicke. Benjamin Seegert, Abb.: Der Autor mit Heimleiterin Feuilleton jot w.d. 4/2010 13 „Danke Franz!“ Im „Kosmos“ verabschiedeten sich Musiker von Franz Bartzsch Endlich wieder „Danzmusik“: Alles Rot, alles genial Kann doch nicht sein, dachte ich bei mir, und bekam die CD einfach nicht mehr ‘raus aus dem Player und aus den Ohren, das Radiogedudel hat seitdem keine Chance: Schon die ersten Takte des ersten Liedes „Alles rot“ atmen den Geist von Tamara Danz, auch wenn es religiös und übergeschnappt klingt. Aber Superlative sind gerade gut genug für diesen Geniestreich. Die Texte von Karma unterlaufen jede Kritik, deutschsprachige Rockmusik sei entweder vor Kitsch oder vor Gewalt triefend. Sie ist im Falle von Silly einfach anspruchsvoll und lyrisch zugleich. Dank einer überragenden Interpretin Anna Loos im Einklang mit Silly eine Wiederauferstehung von Tamara Danz in all ihren Facetten. Es wäre nicht zu glauben, würde man es nicht immer wieder hören: Wie haben die das nur hinbekommen? In dieser Musik fühle ich mich zuhause. U. Clauder Ein Ausschnitt aus „NOCH“ Text: Werner Karma Dirk Zöllner, Dina Straat IC Falkenberg, Angelika Mann Tino Eisbrenner, Veronika Fischer Werther Lohse, Ute Freudenberg Friedrichshain – Der am 5. Januar mit gerade 62 Jahren so plötzlich verstorbene Komponist Franz Bartzsch war an diesem 7. März im „Kosmos“ mitten unter uns. Nicht nur dass der symphatische Musiker lächelnd von drei großen Leinwänden auf das Publikum schaute. Er war es vor allem mit seiner Musik. Fast zwei Dutzend Sänger, Musiker und Freunde interpretier- ten seine Kompositionen – darunter Veronika Fischer, Angelika Mann, Dina Straat, Christiane Ufholz, Stefan Trepte, Werther Lohse, Tino Eisbrenner, Dirk Zöllner, IC, Wolfgang Lippert, André Herzberg, Jürgen Ehle, Günther Fischer und Ute Freudenberg. Rund 800 Besucher erlebten einen berührenden Abend, an dem die Vielseitigkeit, vor allem aber die Genialität der Musik von Franz noch einmal deutlich wurde. Viele seiner Popsongs sind längst zum Klassiker geworden – vom „Klavier im Fluss“ und „Wenn ich eine Schneeflocke wär“ über den „Blues von der letzten Gelegenheit“, dem „Champagnerlied“ und dem „Blues für ein Mädchen“ bis zu “Bin ein einfacher Mann“, „Tears of Ice“, „Ich glaub, es geht schon wieder los“ und dem wunderbaren „Wind trägt alle Worte fort“. Herausragend bei all dem Ute Freudenberg, deren Album „Puppenspieler“ von 2006 fast ausschließlich die musikalische Handschrift von Franz trägt. Und so trieb es einem trotz aller positiven Gefühle dann doch noch die Tränen in die Augen. Danke, Franz, für deine wunderbare Musik. I. Dittmann, Fotos: Nachtmann Noch betäub ich mich mit Fressen Saufen / renn wie’n Hamster ‘rum, um mir schönen Schrott zu kaufen / Noch leck ich dem Boss lieber das Maul, denn wer den Job verliert, dessen Party ist gelaufen / Noch mach ich das Schaf. Ich bin brav. Noch bin ich Rädchen im Apparat / Noch schläft meine Wut. Sie schläft gut. Noch. Aber sie träumt schon vom Attentat. Durchwachsene Frühlingsgefühle Suzuki und Martin verlassen Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke, dafür brachte ein vertrackter Weisheitszahn Mutter und Tochter näher Das erste Quartal 2010 wird vom Frühling verabschiedet, mit ihm der Winter. Wenn es jetzt noch mal schneit, dann ist es eine Laune des Aprils. Alles ganz pünktlich, so wie es in alten Zeiten war: Zu Ostern – wir sagten zu, nicht an – holte Mutti meine weißen Kniestrümpfe aus dem Schrank. Und wie damals kommen mir die Zeilen „Winter ade, scheiden tut weh“ in den Sinn, die ich beim Milchholen, die Kanne übermütig schwenkend, in den Karfreitagmorgen trällerte. Soweit so gut. Doch das „aber dein Scheiden macht, dass mir das Herze lacht“, klappt auch in diesem Jahr nicht ganz. Die Frühjahrsdepression sitzt wohl schon lauernd in den aufkeimen wollenden Knospen. Denn mein treuer Suzuki verabschiedet sich ebenfalls leise von mir. Baujahr 2002, 240 000 km. Reparaturen sind in diesem Alter nicht empfohlen, eins zieht das andere nach sich, eine Milchkanne ohne Boden. Wie bei einem alten Menschen, sagte Oma immer. Konnte sich mein Vehikel nicht verabschieden, als es noch die Abwrackprämie gab? Mein zweiter Untermieter Martin verlässt uns auch. Ein halbes Jahr war er Praktikant beim Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt, ein strebsamer Physikstudent, ein Kunstturner obendrein. Einer, mit dem ich zwar keine Pferde gestohlen, aber die dicken Wände meines Hauses durchbohrt habe, um das Internet-Netzwerk bis in den Keller zu legen. Ihm zu Ehren gab’s pünktlich zum Frühlingsanfang bei 8 Grad Außentemperatur ein abendliches Terrassenfest mit Grill und vorgezogenem Osterfeuer, das sein Nachfolger, ein sehr stiller, sehr bescheidener, sehr höflicher junger Mann aus Polen, schweigend hütete. Nachwuchsschauspieler Rene, der nun schon das zweite Jahr bei mir wohnt, war auch zugegen, nebenbei wild und wichtig telefonierend, immer laut und in fränkischem Dialekt schimpfend – auf Berlin, auf die Deutsche Bahn, auf den armen Herrn von und zu Guttenberg, der ihn zum Wehrdienst verpflichten will, auf das Chaos an seiner Schauspielschule ... Ich hab ihn in seiner jugendlichen Schrulligkeit inzwischen lieb gewonnen wie einen adoptierten Sohn. Apropos – Tochter Paula und Kater Toni leben auch noch! Meinem armen Kind wurde ein Weisheitszahn herausoperiert, und wir haben uns beide mal wieder gefragt, was dieses Gesundheitssystem aus den Ärzten gemacht hat. Zunächst wurde das Ungetüm, das sowieso raus musste, noch wurzelbehandelt. Ergebnis: Entzündung. Folgerichtig schlugen drei Spritzen von unserem Haus-, Hof- und Kabarettzahnarzt in Frankfurt nicht an, so dass er sie zum Chirurgen schicken musste. Der hat natürlich gesägt, Knochen aufgebohrt und genäht. Ergebnis: Dicke Backe. Entzündung. Antibiotika. Krankschreibung. Paulas Auftritt auf der Leipziger Buchmesse abgesagt. Ich weiß nicht, meine Weisheitszähne waren alle querverwurzelt und mussten aufgesägt werden. Trotzdem heilte alles komplikationslos auf natürliche Weise. Aber immerhin lagen Mutter und Kind dann einige Abende gemeinsam vorm Fernseher. Wir haben uns Filme aus der Videothek „reingezogen“, in Englisch natürlich, damit wir uns nicht ganz so tatenlos vorkamen. Ja, alles im Leben ist gut für etwas (Zitat Oma). Und vielleicht ist Paula mit dem Zahn auch die unglückliche Liebe gezogen worden, die sie den ganzen Winter mit sich herumgeschleppt hat. Womit wir bei den Frühlingsgefühlen wären. Für alle, die sich danach sehnen, ist pünktlich und aus Anlass schon erwähnter Buch- messe, Elfriede Vavriks „Nacktbadestrand“ – die Gegenoffensive zu Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ sozusagen – erschienen. Die 81jährige Elfriede schildert darin u.a. ihren ersten Orgasmus, den sie mit 79 hatte, nachdem sie sich auf Anraten ihres Arztes über Kontaktanzeigen mit 40-Jährigen traf. Abgesehen davon, dass ich glaube, dass sie dieses Thema bei Claire Goll in „Ich verzeihe keinem“ abgeschrieben hat, einem Buch, das ihr als Buchhändlerin und auch in ihrem Alter noch bekannt sein müsste, frage ich mich wirklich, warum sich diese Gesellschaft immer mehr sexualisieren muss. Ablenkungsmanöver von den wahren Problemen? Wer weiß. Ich jedenfalls werde nicht bereit sein, die Intimteile meiner verflossenen Liebhaber detailgetreu zu beschreiben, nur um wieder ein neues Buch in einem Verlag unterbringen zu können. Da schreibe ich lieber hier in jot w.d. weiter und bleibe Eure keusche Frühlingsfee Daggie, denn: Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein! 14 jot w.d. 4/2010 Empfehlungen In die Döberitzer Heide Per Bahn und Bus rund um Berlin – Teil 3 Vom Bahnhof Priort (RB 21) geht es zunächst ins alte Gutsdorf abseits der Bahn und dann zurück entlang der „Chaussee“ zur neuen Ortsmitte. Das Gemeindehaus befindet sich im früheren Konsum. Schräg gegenüber liegt der historische Gasthof zum Weinberg. Wir folgen dem Weg, der zum Grabdenkmal Monteton führt. Jean Louis Frederic Digeon von Monteton war als Sohn einer wohlhabenden Hugenottenfamilie hier 1752 geboren worden. 1783 übernahm er das Gut. Damals standen noch vier Morgen Land auf dem Südhang unter Reben. Nach Querung des Weinberges biegen wir beim Bäcker an der Chaussee rechts in den Elsbusch ein. Am Ende der Straße geht es zwischen zwei Zäunen hindurch in die Döberitzer Heide. Hier war fast 300 Jahre militärisches Übungsgebiet, auf die „Spuren“ treffen wir immer wieder am Rande. Die Natur erobert sich Terrain zurück. Schon Ende März/Anfang April begegnen uns Steinschmätzer, etwas später Braunkehlchen und höchst seltene Wiedehopfe. An Wegegabelungen geht es nach rechts und bald nach links. Die Flächen zum Ferbitzer Bruch werden durch Galloway-Rinder gepflegt. Die Heinz-Sielmann-Stiftung erwarb einen Großteil des Gebietes, das heute unter europäischem Schutz steht. Warum aber musste man rund um den Wildniskernbereich 20 bis 50 Meter breite Schneisen schlagen? Doch das Problem Wegebau in Naturschutzflächen gibt es ja nicht nur hier. Eine Ausstellung zur Döberitzer Heide und ein Café finden wir im Naturschutzzentrum, einst Panzerschießstand. Von hier kann man den Spuren der militärischen Nutzung der Heide, die bis auf die Zeit des „Soldatenkönigs“ zurück geht, bis Dallgow-Döberitz folgen. Bei Anmeldung bietet das Naturschutzzentrum (Tel. 033234/7080) verschiedene Führungen an. Wir gehen jedoch zur nächsten Gabelung zurück und widmen uns dem Schaugehege der Sielmannstiftung. Rothirsche, Wisente, Przewalskipferde können von einer Brücke beobachtet werden, ein großer Rundweg bietet zugleich viel Information zur Natur. Anschließend geht es vorbei am Olympischen Dorf von 1936 zum Bahnhof Elstal, wo man die Heimfahrt antreten kann. Frank Beiersdorff Der Autor veranstaltet Wanderungen und Ausflugsfahrten in Kleinbussen. Rückfragen Tel. 993 85 21. Kofferradio mit Raritäten Berlin – Am 8. April gibt es im „Kofferradio“ beim Sender Alex Berlin die erste Wunschsendung des Jahres. Neben der „Klingenden Monatsschau“ vom April 1959 sind u.a. Schlager von und mit Fanny Daal, Lutz Jahoda, Jens Heller, den Fortunas und dem singenden Ehepaar Klein/Siewert (Foto: Archiv) zu hören. Am 15. April unterstützen die Stammhörer Heide-Marie und Manfred Fligge Moderator Siggi Trzoß als Co-Moderatoren im Studio an der Voltastraße. Im Mittelpunkt stehen erfolgreiche Duett-Titel u.a. von Karla Schreiter/Hartmut Eichler, Aurora Lacasa/Thomas Lück, Lück/Holm und Chris & Frank. Raritäten vom April und Mai 1960 sind am 22. April zu hören. Außerdem Schlager von Ingrid Nuding, Günter Geißler, Gerhard Wendland, Jenny Petra, Erhard Juza und anderen. Am 29. April begrüßt Siggi Trzoß als Studiogast Sigurd Hilkenbach, ehemaliges Mitglied der Gesangsgruppe „Die Ping Pongs“. Zu empfangen ist das „Kofferradio“ über Antenne 97,2, über Kabel Berlin (92,6 oder 96,85) sowie über das Internet: www.alexberlin.de, jeweils donnerstags zwischen 16 und 17 Uhr. Titelwünsche und Kritiken per Fax: 030-9915023 oder email: moderator@siggitrzoss.de. I.D. direkt – Briefe & Antworten Lebenswerk zertrümmert Zu: „Marzahner Kräuter“, jot w.d. 3/2010 Schön, dass Sie der Schulgartenarbeit Platz in Ihrer Zeitung gegeben haben. Über deren Unverzichtbarkeit braucht man keine Worte zu verlieren. Wer selbst gräbt und pflanzt, wird auch seiner Früchte Arbeit ernten wollen. Auch ich habe so manches Bund frischer Kräuter von der AG Junge Gärtner Marzahn gekauft. Schöner noch wäre, wenn endlich der Bezirk das bundesweit und international anerkannte Wirken von Gerda Schneider nicht nur zur Kenntnis nähme, sondern tatkräftig unterstützte. Immerhin will die Berlin-Brandenburgische Lenné-Gartenakademie im Juli 2010 in Marzahn tagen. Eines der Themen wird der von der Akademie verantwortete Schulgartenwettbewerb Berlin 2009/2010 sein. Eine tolle Sache, sollte man meinen, zumal dank Frau Schneider zwei Marzahner Schulen daran teilnehmen. Den Bezirk lässt das kalt. In dieses Bild passt auch, wie die Schule und der Schulgarten der Döblin-Schule verschwanden. Die Schule ist längst abgerissen, das Gelände je nach Wetter und Jahreszeit mal Tümpel, mal Steppe, die Kinder „vertrieben“, die einstige Schulgartenwerkstatt geräumt, das Inven- tar verscherbelt. Der Schulgarten ist immerhin noch Garten, hat einen neuen, multipotenten Träger und seitdem Mittel erhalten, wie sie in dreißig Jahren zuvor nicht geflossen sind. Wer das hinterfragt, wird mit Hausverbot bedroht, als Querulant, Nestbeschmutzer oder gar Lügnerin, wie Frau Schneider geschehen, abgetan. Momentan gewähren die BrunoBettelheim-Grundschule, die NilsHolgersson-Schule und der Agrarbörse e.V. den Resten der AG Junge Gärtner Marzahn Domizil und bescheidene Unterstützung. Wenn mal ein Quartiersmanagement der AG ein paar Hundert Euro bewilligt, darf sie sich glücklich schätzen. Ein Mehrfaches hat Frau Schneider inzwischen privat zugeschossen. Wie lange noch währt dieser antisoziale Zustand, bei dem immer dieselben Träger Jahr um Jahr Hunderttausende abfassen und oft genug nur das Berichtswesen Blüten treibt, während andere ohnmächtig der Zertrümmerung ihres Lebenswerkes zuschauen müssen, weil kein Politiker im Bezirk für nützliche Schulgartenarbeit auch nur einen Finger rührt. Hans-Jürgen Moder Raoul-Wallenberg-Straße Noch eine Marzahn-Hymne: Ich mag die Platte! Wie hat’s mir damals gut getan; da sprach mein BGLer: „Du kriegst ’ne Wohnung in Marzahn mit Vollkomfort und Keller.“ Da hab ich einen drauf gemacht und schnallte spät erst in der Nacht, was für ein großes Glück ich hatte: Ich mag die Platte! Zwar ham wir weder KdW, noch ’ne Elite-Schule; doch dafür einen Bagger-See und unser Flüsschen Wuhle. Die Häuser sind nicht elegant, und arg beschmiert ist manche Wand. Hier sagt man „Ehemann“, nicht „Gatte“. Ich mag die Platte! Von Hellersdorf und von Marzahn kommt man ratz-batz nach Mitte mit S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn und Fahrrad auch – na bitte! Und raus ins Grüne geht’s hier leicht, weil Wald und Flur man schnell erreicht. Die Landluft lockt, die satte, glatte ... Ich mag die Platte! Wir haben manchmal wenig Geld und leben gern mit Hunden. Die Gärten aus der ganzen Welt kann man bei uns erkunden. Auch Arbeitslose gibt es hier, die leben mühsam von „Hartz IV“, doch niemals in der Hängematte. Ich mag die Platte! Wir sind der Osten von Berlin, wie damals – so auch heute. Minister zieht’s hier selten hin, hier leben kleine Leute ... ... und mancher, der gut russisch spricht. Wer neureich ist, der wohnt hier nicht, packt lieber westwärts sich in Watte! Ich mag die Platte! Wolfgang Reuter jot w.d. 4/2010 15 Amts-Belletristik abgelehnt Zu: „Beobachtung des Trends“, jot w.d. 3/2010 Was ist/was kann die Lokale Agenda 21? Ist man im Bezirk in gewisser Weise bei der Umsetzung gescheitert oder auf halbem Wege stehen geblieben? Vielleicht weil es Leute in Verwaltung und Politik gibt, die mit Nachhaltigkeit nichts anfangen können, vielleicht weil Geldmittel fehlen, Gesetzlichkeiten, vielleicht auch Kreativität? Das alles hätte man auch berichten können, statt sich in schlechter Prosa zu ergehen. Doch lassen die Bezirksverordneten die bezirksamtliche Belletristik nicht einfach so durchgehen. Während zwei Ausschüsse eine ausführliche Berichterstattung verlangen, ohne dass die dann unbe- dingt konkreter werden muss, bringt der Umweltausschuss zwei Anträge in die April-BVV ein. Zum einen möchten wir, dass das Bezirksamt aus dem Agenda 21-Prozess ein bezirkliches Nachhaltigkeitsprogramm mit verbindlichen Zielen und Aufgaben für die gesamte Verwaltung erarbeitet und Entscheidungen künftig auch auf Nachhaltigkeitswirkung geprüft werden. Zum anderen regen wir an, dass der Agenda-Prozess in Berlin künftig wieder durch den Senat koordiniert wird. Das Thema Agenda 21 sollte in jeder Verwaltung, im Bezirk aber auch in Berlin generell zur „Chefsache“ werden. Frank Beiersdorff Mutige Betrachtung Zu: „Blick in die Finsternis“, jot.w.d. 3/2010 Vielen Dank für Ulrich Clauders mutige Betrachtung zu Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“, die endlich einmal ein kritisches Gegengewicht zu dem uneingeschränkten Lob der „großen Blätter“ (und sonstiger Medien) bringt. Dieses Buch als exemplarisch für das Leben der DDR zu empfehlen, ist in der Tat fahrlässig. Zum Glück eignet es sich aufgrund seines Umfanges und seiner Schwerfälligkeit nicht als Schulllektüre. Nach so viel offizieller Wertschätzung und hoher Auszeichnung wäre das ansonsten ein naheliegender Gedanke. Franziska Hartwig Pro TVO und Variante 1 Der Landesparteitag der FDP-Berlin ist mit überwältigender Mehrheit den Empfehlungen der FDP-Marzahn-Hellersdorf gefolgt und hat sich für den Bau der Tangentialverbindung Ost (TVO) sowie der Umsetzung der Variante 1 der Ortsumfahrung Ahrensfelde ausgesprochen. Beide Bauprojekte sind damit fester Bestandteil des Wahlprogramms der FDP. Die TVO wird die Straßen von Marzahn-Hellersdorf nicht nur entlasten, sondern auch die Anbindung an den neuen Großflughafen BerlinBrandenburg-International (BBI) deutlich verbessern. Die TVO wird so auch die Wettbewerbsfähigkeit unseres Bezirks steigern, was nach vorsichtigen Schätzungen 1500 neue Arbeitsplätze entstehen lassen wird. Bei der Ortsumfahrung Ahrensfelde hat die FDP der vom Senat bevorzugten sogenannten „Trog-Variante“ eine Absage erteilt und strebt zusammen mit den Anliegern die Umsetzung der Variante 1 an, die die Verkehrsprobleme in diesem Teil unseres Bezirks lösen und die Gemeinden weiter zusammenwachsen lassen und nicht trennen wird. Sebastian Czaja, MdA, FDP-Kreisvorsitzender Verbraucherschutz beginnt im Kiez Wenig beachtet war am 15. März Weltverbrauchertag. Er geht zurück auf eine Erklärung von J.F. Kennedy zu grundlegenden Verbraucherrechten und wird seit 1983 begangen. Für Jugendliche und Senioren, für Migranten und Menschen mit geringem Einkommen sind Verbraucherinformationen heute wichtiger denn je. Sie müssen frei verfügbar und dort zugänglich sein, wo die Menschen leben und unterwegs sind. Deshalb setzt sich die rot-rote Koalition für mehr kiezbezogene Verbraucherinformationen ein. Ich begrüße dabei die bisher in Berlin einzigartige Initiative in Marzahn-Hellersdorf. Dort haben sich fünf Träger zu einem Verbraucher-Info-Netz zusammengeschlossen und bieten in ihren Einrichtungen und in enger Zusammenarbeit mit Verbraucherzentrale, Stiftung Warentest sowie dem Berliner Datenschutzbeauftragten u.a. Informationsveranstaltungen und Unterstützung zu verbraucherrelevanten Fragen an. Bärbel Holzheuer-Rothensteiner, MdA, verbraucherschutzpolitische Sprecherin Henke jetzt bei CDU Seit 22. März ist Dr. Sergej Henke Mitglied der CDU Wuhletal und der CDU-Fraktion in der BVV. Dr. Henke hatte zuvor die FDP und deren Fraktion nach inhaltlichen und persönlichen Auseinandersetzungen verlassen. Er wird die Integrationspolitik der CDU und die Belange der Russlanddeutschen betreuen, u.a. im Ausschuss für Integration und Migration. Dirk Altenburg, Fraktionsvors. jot w.d. 4/2010 Wieder mal ein kleines Kettensägenmassaker Wer wird Revolutionär? Nein, Jauchs Günther kann das nicht moderieren. Wohl aber eine jot w.d. auf der letzten Seite. Denn aktuell ist die Frage wohl doch, oder? Da kracht es im Gebälk des Weltfinanzsystems, da faulen ganze Länder unter einem Sumpf von Korruption und Misswirtschaft. Ehemalige Stützen der öffentlichen Moral, von Tugend und Anstand zerbröckeln: Ärzte sagen Tschüß zum Eid des Hippokrates, die Kirchen sind von Sexskandalen geplagt, ganz zu schweigen von den Auserwählten in den Regierungen: Wie der Herre aus dem Business, so’s Gescherre in den Ämtern. Und trotzdem fehlen der längst notwendigen Revolution die Leute. Deshalb an dieser Stelle ein kleiner Selbsttest, der Hoffnung machen soll oder aber Reserven für die weitere Persönlichkeitsentwicklung sichtbar werden lässt. Wie Sie gleich sehen, ist nicht nur der große revolutionäre Held gefragt, also mutig ran an einige wenige Ja-Nein-Fragen, die Ihnen Jauch nicht stellen wird: Zunächst zu Ihrem subversiven Potential: Sie ballen bei günstigen Gelegenheiten nicht nur die Faust in der Tasche, sondern sagen vorsichtig aber bestimmt Ihre Meinung? Sie nahmen seit der Wende gelegentlich an Demos teil oder haben zumindest darüber nachgedacht? Sie boykottieren wenigstens ab und zu einen Laden, der wie L. seine Mitarbeiter aushorcht oder Produkte wie M-Milch, deren Hersteller Geld an Rechtsextreme spenden? Sie zeigen Ihre Distanz zum amerikanisch geprägten Kulturimperialismus, indem Sie (für Frauen) nicht immer Lady-Shaver einsetzen oder (für Männer) waffenstrotzende Kraftprotze zum Kotzen finden? Sie lesen nicht nur jot w.d., sondern konsumie- ren auch andere, vom Mainstream abweichende, Medien? Nun zu Ihrer geistigen Orientierung: Sie bewundern Nelson Mandela und Salvador Allende oder finden gelegentlich auch Rechtsanwalt Ströbele ok und kommen zugleich ohne Götzenbild von irgendwem über Ihrem Bett aus? Sie freuen sich bei Ihrem Engagement in hierarchisch strukturierten Vereinen (wie Gewerkschaften, Parteien, Gartenverbänden), wenn deren Basis mal die jeweilige Obrigkeit ins Schwitzen bringt? Sie finden informelle Netzwerke wie Attac oder Wikipedia sympathisch, weil es dort kein Oben und Unten gibt? Zugleich sind Sie traurig, weil das internationale Finanzkapital trotz aller Querelen effektiver organisiert ist als seine Gegenkräfte? Sie lehnen Kriegsspiele in fernen Ländern, Geheimdienste und Fremdenhass ab? Nun zur Auswertung des Selbsttests: Keinmal Ja? Sie sind der Exot unter unseren Lesern. 1 bis 4 mal ja? Wenn die Revolution kommt, werden Sie es auf den fahrenden Zug schaffen! 5 bis 7 mal ja? Achtung, der Verfassungsschutz könnte sich für Sie interessieren. 7 bis 9 mal Ja? Die Revolution, sollte sie kommen, wird ohne Sie nicht stattfinden. Alle zehn Fragen positiv beantwortet? Sie könnten als einer der Helden, die jede Revolution braucht und verbraucht, irgendwann mal Bewunderer und Nachahmer finden. Das glaubt zumindest Euer Schwejk ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Fotos: Berndt So weit sind wird nun schon: Weil irgendwann künftig Parkplätze benötigt werden, wurde die eine große Tanne vor dem Theater am Park ein Opfer der Kettensäge. Wenigstens die Angst, dass das Grünflächenamt die Fällung der beiden anderen Tannen, darunter die knapp zehn Meter hohe Blautanne mit mindestens fünf Meter Durchmesser an der Basis, ebenfalls auf dem Plan hätte, konnte Umweltstadtrat Norbert Lüdtke auf der BVV zerstreuen. Weitere Fällungen seien nicht geplant. Dass einige Baumfreunde trotzdem von Zweifeln geplagt sind, kann angesichts mehr als 1000 gefällter Bäume in einem Jahr nicht verwundern. Warum am TaP eine 11 (!) Meter breite „Durchwegung“ gebraucht wird, versteht Letzte Seite dort keiner; auch nicht, dass solche Jahrzehnte alten Bäume nicht in die Planung des Weges einbezogen werden können. Die bisherige Parkfläche befindet sich laut Lüdtke in der „Vorbereitung zur Vermarktung“ durch den Liegenschaftsfonds Berlin. Über die Größe der Fläche, die vor dem TaP durch den Abriss des alten Verwaltungsgebäudes entstand, war nach Redaktionsschluss keine Auskunft zu erhalten; auch nicht darüber, wieviele Tausende Autos täglich dort parken werden müssen. In dieser Zeitung (Ausgabe 4/2007) versicherte der Stadtrat, „extensive Lustfällungen durch das Amt gab es bisher nicht und wird es auch in Zukunft nicht geben“. Aha, das hatten wir ganz vergessen. Cora Browne Banausen in Marzahn Österliches jot w.d.-Preisrätsel K R 1 2 3 4 F L E U V A 5 6 7 8 9 10 R Z I T H F M E H B R T Es sind Begriffe folgender Bedeutung zu bilden: 1. sie wandern jetzt in ihre Laichtümpel (ö=oe), 2. sie beginnt mit dem Zurückstellen der Uhr, 3. erster Osterfeiertag, 4. jüdische Feierlichkeit zur Osterzeit, 5. dieses Werkzeug braucht man jetzt im Garten, 6. geschah zu „3.“ in Jerusalem mit einem Prediger, 7. Bezeichnung eines Mannes, der die Geschichte des Predigers aus „6.“ aufschrieb, 8. mit „Knödeln“ im Winter gefüttert, singen sie jetzt (Mz.) 9. Sammelbegriff für Frühlingsblumen, 10. das wird jetzt angelegt. Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben – neu sortiert – eine „österliche“ Entdeckung. Schicken Sie Ihre Lösung bis 30. April (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. eine DVD mit dem Rennpferd Overdose. Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 3/2010: 1. Windsurfen, 2. Schnorchel, 3. Wassermann, 4. Sandstrand, 5. Missisippi, 6. Peenemünde, 7. Wattenmeer, 8. Hovercraft, 9. Duschhaube, 10. Kugelfisch. Das Lösungswort lautete: Schwimmbad. Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch! ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ 5 Oh je, wenn jetzt schon schnöde Einkaufstempel den Namen von hochverehrten Künstlern bekommen, dann ist der Weg wohl nicht mehr weit zur „Brecht-Spielhalle“ oder zum „Shakespeare-Puff“. Wird die Kulturnation in Marzahn beerdigt? Foto: Schuchert Alle schon abgeschleppt? Anwohner und Besucher des Teterower Ringes ärgern sich bereits seit vielen Monaten über die ungenutzte, weil abgeschlossene Parkfläche. Mehrfach bereits war sie vermüllt und schmutzig. Wenn dort offensichtlich niemand Parkplätze für Geld erwerben möchte, warum gibt man die Fläche nicht der Natur zurück? Foto: Dittmann