Ausgabe 11-2014

Transcription

Ausgabe 11-2014
Einwanderer auf Dauer
19. Jahrgang
Nr. 11/2014
EVP: 1 Euro
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
Nicht nur in den Siedlungsgebieten trifft man den Procyon lotor, den Waschbär an. Fast alle der geschätzten 1,5
Millionen mitteleuropäischen Waschbären stammen von
nur zwei Paaren ab, die 1934 am Edersee in die Freiheit
entlassen wurden. Sie loszuwerden ist schwierig, die
meisten Methoden sind verboten. Gegen Hunde bleiben
die Bären meist Sieger, lebend fangen und an anderer
Stelle wieder aussetzen, ist gesetzlich verboten. Für tödliche Fallen braucht man eine Fangerlaubnis. Vertreiben
mittels Lärm (lautes Radio), Beleuchten seines Verstecks
mit hellem oder flackerndem Licht oder durch unangenehme Gerüche (Mottenkugeln) hilft meist nur auf kurze
Dauer. Schon ist der nächste da.
Foto: Dittmann
Über’m Abgrund
Inhalt
Künstler-Serie in jot w.d.:
Viele Leser werden sich an
Sänger und Musiker ihrer
Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet,
was aus ihnen geworden
ist. Heute: Arnulf Wenning.
Seite 3
BVV ins Kino:
Liegt das Zentrum des Bezirks am Helene-WeigelPlatz? Es gibt Vorschläge,
im ehemaligen Kino Sojus
einen Multifunktionssaal
zu bauen, in dem auch die
BVV tagen soll. jot w.d.
suchte Informationen.
Seite 4
Neue Poliklinik:
Das neue Gesundheitszentrum am ukb bietet
nach zweijähriger Bauzeit
Platz für 40 Ärzte aus sechs
Fachrichtungen. jot w.d.
bemerkte auch, dass das
Konzept Poliklinik zu neuem Leben erwacht.
Seite 5
Zu teurer Müll:
Müssen Eigenheimbesitzer
bei der Müllabfuhr mehr
bezahlen als Mieter im
Geschosswohnungsbau?
Dieser Frage ging die Abgeordnete Marion Platta
nach, jot w.d. folgte ihr und
kam zu gar nicht erstaunlichen Erkenntnissen.
Seite 11
In den zwei Jahren seines Bestehens konnte der Kletterpark „Bergwerk“ in der Hellen Mitte bereits mehr als 100 000
Besucher zählen. Nun hat Kletterchef Sören Sydow eine zusätzlich Attraktion in das Atrium einbauen lassen – einen Klettersteig. Der soll ein Gefühl von Hochgebirgssport vermitteln, denn anders als im Bergwerk geht es hier tatsächlich aufwärts.
Drei Runden, jede immer einen Schwierigkeitsgrad höher als die vorhergehende, können Fans absolvieren. Ein Höhepunkt
dabei ist sicher die 25 Meter lange Seilrutsche quer durch das Atrium hoch über en Köpfen der Besucher des Eiscafés. Damit
denen nichts in die Tassen fällt, müssen Kletterer (Mindestalter 12 Jahre) am Beginn alle Jacken- und Hosentaschen leeren.
Wer die neue Anlage zusätzlich zum Bergwerk bucht, zahlt 6 Euro mehr, ein Solobesuch schlägt mit 22 Euro für eine Stunde
(Da kann man die drei Runden schaffen, sagt Sydow.) zu Buche. Auf jeden Fall erfolgt zuerst eine umfassende Einweisung
durch Trainer wie Steven Febrant, der hier die „asiatische Hängebrücke“ in Runde drei bezwingt.
Foto: Nachtmann
Liebe Leser,
vor längerer Zeit, in Ausgabe 5/2009,
habe ich an dieser Stelle schon einmal
etwas zum „Unrechtsstaat“ geschrieben. Das hat damals kaum jemanden
interessiert. Jetzt aber, da Politiker und
Pfaffen sich dieses Begriffs in öffentlicher Auseinandersetzung (mit sich
selbst und mit der jüngeren Geschichte) bedienen, sind die Gazetten und
TV-Sendungen so voll davon, dass man
es schon nicht mehr hören mag.
Was ist dran am wechselseitigen Geschrei? Nichts. Denn bei unaufgeregter
Betrachtungsweise kann man nur zu
dem Schluss kommen, dass diese Bezeichnung von einigen Damen und
Herren in der Tat als „Kampfbegriff“
genutzt wird, dass sich an der Sache
selbst aber deshalb nichts ändert. Wer
die DDR als Diktatur bezeichnet, und
das war sie ja sogar in ihrem Selbst-
Rechtsstaat und
Kommunismus
verständnis, kommt nicht umhin, anzuerkennen, dass Diktatur per se Unrecht,
staatliche Diktatur also den Unrechtsstaat charakterisiert. Das heißt ja noch
lange nicht, dass alles nur Unrecht war,
dass es ausschließlich Unrecht gegeben
habe. Auch im Rechtsstaat geht ja nicht
alles mit rechten Dingen zu. Und da
meine ich nicht nur die allumfassende
Überwachung und Ausspionierung mit
Methoden, von denen „Ete“ nicht einmal zu träumen wagte. Immer wieder
gibt es Berichte, wie etwa Hausbesitzer
vorgehen, um Mieter (zum Zwecke der
Gewinnmaximierung) aus ihrer Wohnung
zu vertreiben. Die Methoden könnten
weitgehend einem Lehrbuch des Ministeriums entstammen, zusammengefasst
heißen sie Zersetzung.
„Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd“, schrieb Publius
Terentius Afer (Terenz), einer der berühmtesten römischen Komödiendichter, in seinem Stück „Der Selbstquäler“.
Die Vorstellung, der Mensch sei per se
„gut“, war ja schon immer irrig. Auch
deshalb braucht es einen Rechtsstaat.
Für mich war damals übrigens das
Schlimmste, dass wir als Kinder und
Jugendliche ohne Unterlass zum „Hass“
erzogen wurden. Bedrückenderes kann
es gar nicht geben. Allein dies reicht aus,
ein „Unrechtsstaat“ zu sein. Mit dem
Rechtsstaat aber verhält es sich wie mit
dem Kommunismus, von dem Bert
Brecht meinte, er sei „das Einfache, das
schwer zu machen ist“.
Ehe Sie nun aber fürchten, der Rechtsstaat münde unweigerlich im Kommunismus, wünsche ich Ihnen erst einmal viel Spaß mit dieser 219. Ausgabe
von jot w.d.
Ihr Ralf Nachtmann
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jot w.d. 11/2014
Bilder und Nachrichten des Monats
Eine Zeitung ist kein Buch und jot w.d. kein 80-seitiges
teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb ist es am Ende eines jeden Monats wieder so,
dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert
ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente
haben wir im Bild festgehalten und wollen unseren
Aktuell
Simply the Best
Lesern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich
dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch
die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie
erst machen das Leben vollkommen.
Red.
degewo: Jahn folgt auf Bielka
Berlin – Die degewo hat mit
Kristina Jahn ein neues Vorstandsmitglied. Die gebürtige
Essenerin leitet gemeinsam mit
Christoph Beck die Geschäfte der
kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Frank Bielka geht nach
elf Jahren an der Spitze des Unternehmens in den Ruhestand.
Zentrale Aufgaben für die kommenden Jahre sieht die neue Chefin im Neubau, der sozialen Quartiersentwicklung und im Projekt
Zukunftshaus, bei dem ein Bestandsgebäude zu einem Nullenergiehaus umgebaut wird. Die
Diplom-Ingenieurin und Be-
triebswirtin war zuletzt als Geschäftsführerin bei Deutsche Annington Business Management
GmbH für den Geschäftsbereich
Christoph Beck, Kristina Jahn.
Westfalen verantwortlich. Kristina Jahn ist verheiratet und hat
vier Kinder. Bei der degewo ist
sie vor allem für den operativen
Bereich verantwortlich.
Und während die degewo an der
Spitze nun schon eine Neue hat,
sucht sie an der Basis Nachwuchs. Unter dem Motto: „Du
bist perfekt, so wie du bist“, sollen Frauen und Männer angesprochen werden, „die auch Ecken
und Kanten haben“. Die Kampagne läuft bis zum 14. Dezember
2014. Bewerbungen für einen
Ausbildungsplatz sind bis Jahresende möglich.
„Wunderwelt der Insekten“
Marzahn – In einer Ausstellung
„Wunderwelt der Insekten“ präsentiert die Mark-Twain-Bibliothek zum zweiten Mal nach einer
Blumenserie Fotos von Annelie
Krämer. Die Makrofotografie von
Blüten sowie Insekten ist spezielles Gebiet der 1950 in Thüringen geborenen Tochter eines
Gärtnerehepaares.
Teures Ticket S
Marzahn-Hellersdorf – Einem
Antrag der Piraten, sich beim Senat dafür einzusetzen, das Sozialticket der VBB günstiger werden
zu lassen und damit an den ALGII-Regelsatz für die Nutzung von
öffentlichen Verkehrsmitteln anzupassen, wurde in der BVV mit
den Stimmen von SPD, CDU und
Bündnis90/Grüne abgelehnt.
Aboschein
Ja, ich möchte
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
jeden Monat erhalten und abonniere die
Zeitung zum Jahrespreis von
12 Euro incl. Zustellung,
(außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro)
Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein
weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12.
Ausgabe schriftlich gegenüber dem jot w.d.-Herausgeber kündige. Zur
Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag
überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung.
Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen
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jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 56 20 173
email-Bestellung unter: bestell@jotwede-online.de
Sorgten mit ausgeklügelten Auftritten für feine Unterhaltung: Sven
Simon, Katrin Lau (re.), Beatrice Sowa.
Foto: Dittmann
Friedrichshagen – Sie nennen zug durch die deutsche und intersich „Petit Palais“ und gehören zu nationale Schlager-, Pop- und
der bekannten „Pallas Show Rockwelt reichte von den Hits der
Band“. In Dreier-Besetzung (Sven 1950-er Jahre über Disko-Hits der
Simon, Katrin Lau und Beatrice 60-er und 70-er Jahre bis zu
Sowa) entfachen sie mit eigenen ABBA, Tina Turner, NENA oder
Show-Programmen wie „Simply Udo Jürgens. Eine musikalische
the Best“ oder „Souvenirs, Souve- Länderreise führte von Frankreich
nirs“ ein wahres musikalisches nach Spanien und Griechenland.
Feuerwerk.
Toll die jeweils passende KostüZu erleben war das kürzlich im mierung, sozusagen im fliegenden
Saal vom Restaurant „Bräustübl“ Wechsel. Spaß und gute Laune bis
am Müggelseedamm. Der Streif- zum letzten Ton.
I. Dittmann
jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf,
Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür
kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung
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Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt.
Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 4. Dezember 2014
Redaktionsschluss: 25. November 2014, Anzeigenschluss: 27. November 2014
IMPRESSUM
jot. w. d.
Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf
Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V.
Anerkannt gemeinnützige Körperschaft
Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: redaktion@jotwede-online.de
Redaktion: Ingeborg Dittmann, Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion)
Ständige Autoren: L. Schuchert, H. Sandow, D. Neidigk
Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173
Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de
Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten
Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 21. November, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen
Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos.
Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein.
Vereins- und Spendenkonto: IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00
Leute
jot w.d. 11/2014
Der Unerbittliche
Rainer Eppelmann gedachte des Mauerfalls
Mit einer Feierstunde anlässlich
des 25. Jahrestages der Grenzöffnung begann die BVV ihre
jüngste Sitzung am 23. Oktober.
Als Festredner hatte Vorsteherin
Kathrin Bernikas Rainer Eppelmann eingeladen – Pfarrer in der
DDR (weil er nicht wie gewünscht Architektur studieren
durfte), Dissident, später Minister, unter Modrow „ohne Geschäftsbereich“, unter de Maiziere für Abrüstung. „Ich nehme
Lenin zum Zeugen“, sagte der 71Jährige. „Wenn die da oben nicht
mehr können und die da unten
nicht mehr wollen, dann ist Revolution.“ Heute würden junge
Menschen fragen: Warum war
damals eigentlich Revolution?
Wie lebten die Menschen damals,
und was wollten sie eigentlich?
„Ich habe die DDR vom ersten bis
zum letzten Tag erlebt“, erzählt
er. „Ich kann den Vergleich zu
heute ziehen.“ Eppelmann berichtet vom 17. Juni 1953, vom Mauerbau, und davon, dass „wir jeden Abend auswanderten“, nämlich via Westfernsehen. So sahen
die allermeisten DDR-Bürger auf
dieser Art von „Reise“ eine Alternative zu ihrem eigenen Leben
und fragten: Sind die denn so viel
klüger und besser? Natürlich
nicht. Also gab es nur eine Antwort: Das liegt am System. „Vom
In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und
80er Jahren – Schlagzeilen machten.
Wie geht es den Publikumslieblingen von einst
heute? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen
unsere Serie in dieser Ausgabe mit dem Magdeburger Sänger Arnulf Wenning fort.
Vom steppenden „Paradiesvogel“ zum soliden Swing-Interpreten
Rainer Eppelmann sprach vor der
BVV.
Foto: Nachtmann
Kriegsende bis zum Schluss verließen fast vier Millionen Menschen das Paradies der Arbeiter
und Bauern“, zählt der Pfarrer
auf, „waren die alle betrunken?“
Über Wahlfälschungen („alle sind
einer Meinung, was für ein
schreckliches Menschenbild!“)
und Raketenjahre („hielt Erich
Honecker die SS 20 für Friedenstauben?“) kam er zur „friedlichen
Revolution, die auf beiden Seiten
erst am 9. Oktober in Leipzig begann“. Nun möchte er gern 93
Jahre alt werden, „um wenigstens
ein Jahr länger in der Demokratie zu leben, als ich in der Diktatur leben musste“. Eppelmann
erhielt auch viel Applaus von der
Linksfraktion.
R. Nachtmann
Horst Pomierski feiert 80. Geburtstag
Horst Pomierski mit der „Gründungskapsel“ des neuen Turms
der Krankenhauskirche im Wuhlgarten, die er am 10. Dezember
2011 zur Turmspitze brachte.
Foto: Nachtmann
Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 120
Arnulf Wenning
Ein verdienter Ehrenamtler
Am 8. November wird unser
Nachbar, seit vielen Jahren treuer Leser von jot w.d., 80 Jahre alt.
Zu diesem Jubiläum gratulieren
3
wir von ganzem Herzen, vor allem wünschen wir, dass es mit der
Gesundheit wieder aufwärts geht!
Kennen gelernt hatten wir uns,
wie das bei Katzenfreunden so
ist, über einen schwarzen Kater
namens Blacky. Horst und seine
Frau Ute haben seit Jahrzehnten
ein Wochenendgrundstück in
Mahlsdorf Süd, gleich gegenüber
unserer Redaktion. Das Findelkind hatten sie aufgepäppelt und
über Jahre gehegt und gepflegt.
Ihr ein und alles war der Schwarze. Am Ende hat Horst dem kleinen kranken Patienten noch einen
schönen Lebensabend in der
Lichtenberger Neubau-Wohnung
bereitet. Überhaupt hat er’s mit
Tieren. Viele Jahre lang leitete er
im Ehrenamt den Streichelzoo
des Psychosozialen Zentrums im
Wuhlgarten.
Nun, da er Blacky und all die anderen Streicheltiere nicht mehr
hat, kümmert er sich rührend um
die Mahlsdorfer Nachbarkater –
kein Gartenbesuch ohne Leckerlis in der Tasche. Seit vielen Jahren hilft er, natürlich ehrenamtlich, bei den vielen kulturellen
Events der IG Kirche in der
Krankenhauskirche am Brebacher Weg. Im Dezember 2004
verlieh ihm der Bezirk MarzahnHellersdorf den Ehrenamtspreis.
Am 9. November gestaltet der
Wuhlgarten e.V. für Horst eine
kleine Feier in der Krankenhauskirche, 11 Uhr, nach dem Gottesdienst.
Alles erdenklich Gute, lieber
Horst, Inge & Ralf
Auch wenn er seit Jahren ganz
andere Musik macht und meist
im „soliden Anzug“ auftritt – der
Name Arnulf Wenning wird wohl
auf immer mit dem steppenden
Pop-Sänger im schrillen Outfit
verbunden bleiben. Vor allem
aber mit seinem Superhit „Eisdame“, den ihm der Komponist
und Musiker Arnold Fritzsch
1986 gewissermaßen auf den
Leib schrieb. Mit diesem DiskoSong gewann er den zweiten
Preis beim internationalen Interpretenwettbewerb im ungarischen Siofok, belegte den 1. Platz
beim Nachwuchsfestival „Goldener Rathausmann“ in Dresden
und wurde Publikumsliebling. In
Unterhaltungssendungen des
DDR-Fernsehens wie Sprungbrett, Stop! Rock oder bong lief
der Titel des wie Fred Astaire
steppenden Magdeburgers rauf
und runter. Dabei gab es einen
Song, der noch erfolgreicher war
– zumindest in mehreren osteuropäischen Ländern. Mit „Rot so
rot“ (ebenfalls Fritzsch) erhielt
Wenning 1987 sogar eine „Goldene Schallplatte“.
Dabei wandelte der Sänger in
dieser Zeit erst seit zwei Jahren
auf Solopfaden, denn bis 1985
gehörte der 1957 in Stendal geborene Musiker verschiedenen
Rockbands an. Seine musikalische Karriere begann der gelernte
Elektriker mit 17 im Studiochor
Magdeburg. Autodidaktisch hatte er sich das Spielen auf der
Querflöte beigebracht, was er
während seines Studiums an der
„Hochschule für Musik Franz
List“ in Weimar zwischen 1979
und 83 (Gesang und Querflöte)
vertiefen konnte. Zuvor schon
hatte Wenning mit Freunden die
Magdeburger Gruppe „Gatalula“
gegründet (1977-80), zelebrierte
eine Art „Weltmusik“ mit Texten
von Hesse und van Veen. Zu Beginn des zweiten Studienjahres
wurde er Sänger der damals
schon sehr bekannten „Blödelgruppe“ Reggae Play (bis 1984).
Die Mischung aus Reggae, Pop,
Rock und Comedy fand zahlreiche Anhänger (noch heute legendär: die „Fahrradtour“).
Doch Mitte der 1980-er wollte
sich der Magdeburger neu orientieren und startete eine Solokarriere als Sänger. So richtig
aufwärts ging es aber erst nach
einer Begegnung mit dem Komponisten Arnold Fritzsch (Gruppe „Kreis“), der ihm Songs wie
„Eisdame“, „Rot so rot“, „Mäd-
chen“ und „Frau oder Mann“
schrieb und AMIGA 1987 seine
erste Langspielplatte „Arnulf
Wenning“ produzierte (2007 erschien eine Neuauflage als CD
mit drei Bonustiteln). TV-Auftritte und Tourneen durch die
CSSR, Ungarn, Polen, Bulgarien, die UdSSR, Syrien, Jordanien bis in die Mongolei folgten.
Wie die meisten Ostmusiker fiel
Wenning in Zeiten der politischen Wende in ein tiefes Loch.
Er gründete die Schlager-BeatKapelle „Arni & die Schlagersterne“, spielte Hits der 1960er und 70-er Jahre bei Volksfesten und in Hotels. 1993 machte sich der Sänger seinen lang
gehegten „Traum vom Fliegen“
wahr und absolvierte eine Ausbildung als Heißluftballonpilot.
Mit eigener Firma arbeitete er
bis 1986 u. a. für den MDR und
war als Fotograf unterwegs.
Die nächste Etappe (1996-99)
war sein Projekt „German
Dance House feat. Arnulf Wenning“. Umgeben von schönen
Tänzerinnen trat er mit Hits der
1960-er bis 80-er mit DanceSound Deutschland weit auf,
zeitweise auch wieder mit Reggae Play und einer Filmshow.
Weitere Projekte wie „Die große Freiheit“ und „Die Liederpiraten“ laufen erfolgreich. Als
Capitano Arnulfo nebst Besatzung sang er Lieder über Seemannsabenteuer und interpretierte Hits der alten UFA-Stars
wie Hans Albert.
Auf seine „Jugendliebe“ kam
Arnulf Wenning vor etwa zehn
Jahren zurück – den Swing. Mit
seinen Swing-Interpretationen
geht er seit 2003 mehreren Projekten nach. Er gründete „Die
Romantiker“ als Live-Band, die
„Arnulf-Wenning-Band“, tritt
mit „The Swingin’Ladies“ auf
und arbeitet seit 2005 mit der
„Leipzig Big Band“ unter Leitung von Frank Nowicky zusammen. 2014 produzierte er wieder einen eigenen Song – „Ein
Spiel“ (Musik Gabor Presser,
Text Jana Sohnekind).
Ingeborg Dittmann
Abb.: Arnulf am Beginn seiner
Solo-Karriere, 2009 mit Reggae
Play in Berlin, mit seinen Tänzerinnen und seine neueste Scheibe.
Fotos: nl-Archiv, Nachtmann, PR
In dieser Serie erschienen bisher:
Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Hans
die Geige, Michael Hansen, Monika Hauff/Klaus-Dieter
Henkler, Monika Herz, Jörg Hindemith, Ruth Hohmann,
Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter
Janik, Uwe Jensen, Erhard Juza, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert
Klein, Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Henry
Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger, Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann,
Gisela May, Achim Mentzel, Sandra Mo & Jan Gregor,
Gerti Möller, Gruppe MTS, Gaby Munk & Ingo Krähmer,
Gerd Natschinski, Thomas Natschinski, Roland
Neudert, Omega, Peter Paulick, Ines Paulke, Jenny
Petra, Eva Maria Pieckert, Die Prinzen, Die Puhdys,
James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack,
Brigitte Rabald-Koll, Reform, Gaby Rückert, SANDOW,
Christian Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera
Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze,
Hartmut Schulze-Gerlach, Sonja Siewert & Herbert
Klein, Silly, Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß,
Dina Straat, Theo-Schumann-Combo, Tina, Regina
Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Pascal von
Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler.
Brigitte Ahrens, Rosemarie Ambé, Julia Axen, Franz
Bartzsch, Arndt Bause, Olaf Berger, BERLUC, HansJürgen Beyer, Hansi Biebl, Holger Biege, Dieter Birr,
Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Tamara Danz, Kurt Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Walter Eichenberg, Hartmut
Eichler, electra, Engerling, IC Falkenberg, Ina-Maria
Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja Catrin
Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Peter Gotthardt,
4
jot w.d. 11/2014
Großsiedlung
Viel los im
„Kompass“
Gemeinsame Stunde in der Rotunde
Hellersdorf – Am 15. November veranstaltet das Kommunalpolitische Forum Berlin im
Kompass – „Haus im Stadtteil“, Kummerower Ring 42,
eine Podiumsdiskussion mit
Manuela Schmidt (MdA) und
weiteren Gästen zum Thema
Bürgerhaushalt. Beginn 10
Uhr, Eintritt frei. Das Kindertheater Rasselbande präsentiert
am 7. November, 10 Uhr, unter dem Titel „Der Herbstwind
und die Zottelmaus“ Liedergeschichten zum Mitsingen,
Mittanzen und Mitspielen für
Kinder ab 3 Jahren. Am 16.
November, 14 Uhr, lädt DJ
Milan zum Seniorentanz ein.
Agathe Leselust erzählt am 18.
November, 17 Uhr, Märchen
für Große und Kleine und stellt
anschließend ein Minibuch von
Wolfgang Palko mit englischen
Märchen vor. Info www.klub74.de, Tel. 56 49 74 01.
I.D.
Mietertreff „WuhleAnger“ mausert sich zum Freizeittempel
Offene
Bücherschränke
Marzahn-Hellersdorf – Die
BVV beschloss, das Bezirksamt möge „in geeigneten Einrichtungen“ so genannte offene Bücherschränke (Schränke
im öffentlichen Raum, in denen
Bürger gebührenfrei Bücher
ablegen und entnehmen können) einrichten.
RN
Marzahn – Gestaunt wurde schon
lange an der Schleusinger Straße,
gegenüber dem evangelischen Gemeindezentrum. Die Berlin-Brandenburgische Wohnungsbaugenossenschaft (BBWBG) hatte sich
mutig – übermütig, wie manche
übereifrig kritisierten – entschlossen, zu den angestammten Anlagen an der Cecilienstraße, dem
Mehrower Bogen und den Märkischen Karrees ein Mehrgenerationen-Ensemble zu bauen,
in dem sich Kinder und Senioren
fürsorglicher Betreuung erfreuen
können, und das in direkter Nachbarschaft mit ganz normalen Mieterinnen und Mietern. Die Presse
hat im Sommer ausführlich darüber berichtet. Als nebenbei noch
die Kunde die Runde machte, dass
unterdessen auch im brandenburgischen Oranienburg eine Wohnanlage das Logo der BBWBG
schmückt, blieben viele Münder
offen bzw. ihnen entschlüpften
furchtsame Laute. Das zur Vorgeschichte.
Die Gegenwart lautet: Genossenschaftlich wohnen heißt in einer
starken Gemeinschaft zu leben.
Dieser Philosophie wurde nun ein
festes und attraktives Fundament
geschaffen. Zwischen die beiden
Wohnhäuser mit dem Pflege- und
dem Kinderbetreuungsabteil setzten die Bauherren ein architektonisches Ausrufungszeichen, eine
Rotunde, die aber keineswegs
eine „Renommierschüssel“ sein
will. Vielmehr beabsichtigte der
Vorstand hier, über mieten, wohnen, reparieren hinaus einen Ort
einzurichten, der die Mieter nicht
auseinander, sondern zusammen-
führt. Einen Hort der Geselligkeit, dessen Name „WuhleAnger“
die Richtung vorgibt. In Österreich hätten sie vielleicht „WuhleStadl“ gesagt und dasselbe angeboten: Spiele, Handarbeiten,
Beratungen und Gruppentreffs
und immer wieder
geselliges Beisammensein.
Am 20. Oktober
öffnete Prokuristin
Jutta Zwick mit der
ersten Buchlesung
im „WuhleAnger“
überdies ein breites
Fenster für die Kultur. Gewissermaßen ein „Eigengewächs“ aus den Märkischen
Karrees hat sie gewonnen, den
literarischen Start im Mietertreff
zu vollziehen: Rolf A. Goette,
Autor von unterdessen acht Ro-
manen, die er alle als Rentner
geschrieben hat. Auch deshalb
besitzt er einen besonderen Nimbus in Marzahn, der aber noch gestärkt wird durch den Umstand,
dass er sich mit seiner Frau nach
43 Jahren Berufstätigkeit und
Leben im Remstal, einem an Naturschönheiten
reichen Naherholungsgebiet der
baden-württembergischen Landeshauptstadt
Stuttgart, entschlossen hatte,
„den Lebensmittelpunkt nach
Marzahn NordWest“ zu verlegen.
Kaum zu glauben. Ein Alt-Bundesbürger! Aber gebürtiger Berliner. Und der las nun. Allerdings
nicht unbedingt Vergnügliches.
Hort der Geselligkeit: Im modernen Anbau, wo Mieter zusammenfinden sollen, las „Kultautor“ Rolf A. Goette.
Fotos: Preußing
Doch Spannendes allemal. Allerdings hatte Autor Goette gleich zu
Beginn seiner Lesung darauf aufmerksam gemacht. Seine Romane, die sich mit der organisierten
Kriminalität und ihrem politischen
Umfeld auseinandersetzten, seien
mitunter noch brutaler als die Realität. Dass sich die Veranstalter der
Wohnungsbaugenossenschaft zum
Auftakt Auszüge aus dem MafiaRoman „Palermo, Remstal und
zurück“ wünschten, entbehrte dennoch nicht einer Note ironischer
Heiterkeit, was immer das bedeuten soll.
Wie aufmerksam die Gäste im
WuhleAnger dem Vortrag folgten,
offenbarten dann die regen Gespräche in der „Nachspielzeit“.
Sie rankten sich vor allem um die
unterschiedlichen Lebenswege
und die Mühen eines Autors mit
den besserwissenden Lesern am
Rocksaum. So berichtete Rolf A.
Goette, dass sich tatsächlich eine
hartnäckige Leseratte in eine von
ihm beschriebene Parkplatzbank
auf einem dieser „Höhensattel“
der „Höhenwege“ verbissen hat.
Holz oder Eisen als Bankmaterial
sei hier die Frage. Beton liegt indes näher, vor allem, wenn man
ihn im Kopf trägt. Doch unabhängig davon, die Hoffnungen der
Gastgeber für den literarischen
Start in der Rotunde sind aufgegangen. Einander unbekannte
Leute kamen sich und dem
„WuhleAnger“ näher. Und wenn
mal die Bücher zugeklappt bleiben, erzielen Stricknadeln oder
Schachfiguren dieselbe Wirkung:
„Hallo Nachbarn, tolle Stunde in
der Rotunde!“ Torsten Preußing
Zurück zu den Wurzeln
Linksfraktion möchte mit der BVV raus aus dem FFM
Ein schönes Beispiel steht bereits seit mehr als zwei Jahren
an der Mahlsdorfer Straße in
Köpenick. Foto: Nachtmann
Vier Ausschüsse für
einen Lampenschein
Hellersdorf – Was Arbeit
schafft: Gleich vier Ausschüsse
der BVV werden sich mit einem
kleinen Antrag von Kristian
Ronneburg befassen. Der nämlich fordert, das Bezirksamt
möge sich „an die zuständigen
Stellen“ wenden, um „den öffentlichen Weg durch den Park
Hellwichstorp angemessen zu
beleuchten“. Bevor das BA tätig werden kann, müssen nun
die Mitglieder des Gleichstellungsausschusses, des Verkehrsausschusses und des Umweltausschusses diesen Antrag beraten und ihr Votum dem federführenden Hauptausschuss zuleiten. Der wiederum wird der
BVV eine Beschlussempfehlung geben, deren Inhhalt sein
könnte: „Ja, das Bezirksamt soll
sich in dieser Sache an die zuständigen Stellen wenden.“ RN
Marzahn – So könnte eine Dezennien alte Legende sich tatsächlich noch zu später Wahrheit wandeln. Das Märchen, im Marzahner Zentrum sei dunnemals das
Kino Sojus nur deshalb errichtet
worden, weil „Erich Honecker in
seinem Wahlkreis einen großen
Versammlungsraum haben will“
und Wolf Eisentraut hätte den
Bau „heimlich“ in einen Kinosaal
umgewidmet, geistert ja so ungebrochen durch Köpfe und Gazetten, wie der Lug von „Stalins Badewanne“.
Nun aber regt die Linksfraktion
an, die Immobilie dem jetzigen
Eigentümer abzukaufen, um darin einen „BVV-Saal“ zu installieren. Denn der Vorstoß vom Juni
in dieser Sache – ein Prüfauftrag
an das Bezirksamt, ob ein solcher
Saal nicht während der Sanierung
des Alten Rathauses dort eingebaut werden könne – wurde zwar
einstimmig von der BVV beschlossen, faktisch umsetzbar ist
er mitnichten. Denn wenn es sich
um einen „Multifunktionssaal, in
dem auch die BVV tagen kann“,
handeln soll, gibt das Rathausgebäude dies weder bauarchitektonisch noch unter den derzeiti-
gen Denkmalschutzbedingungen
her. „Die Frage ist doch: Wo ist
das politische Zentrum des Bezirks?“ Da sieht der Chef der
Linksfraktion, Björn Tielebein,
den Kern der Überlegungen. Und
kann sogar auf Unterstützung aus
anderen Parteien hoffen. Johannes Martin, sein Funktions-Pendant von der CDU, jedenfalls
lässt keinen Zweifel daran, man
habe „mit dem Rathaus ein denkmalgeschütztes Gebäude, das erhalten werden“ müsse. Dem werde schließlich einhellig zugestimmt. „Alle anderen Fragen
müssen auch ernsthaft diskutiert
werden“, sendet Martin recht unzweideutige Signale nach links
aus. Da mag erst einmal die Wiederbelebung des Ratskellers, „ob
nun gastronomisch oder künstlerisch“ (Tielebein), wie es die Linken bereits im Mai angeregt und
dem die Verordneten nun geschlossen zugestimmt haben, ins
Zentrum rücken.
Dass im ehemaligen Kino nichts
geschieht, ärgert aber Politiker
wie Anwohner gleichermaßen.
Der Besitzer kann seine Einzelhandelspläne offensichtlich nicht
realisieren, er könnte womöglich
gar froh sein, das Gebäude wie-
Beschmiert, aber noch intakt – Das Sojus im Jahr 1999. Foto: Archiv
der loszuwerden. „Die Umrüstung der Immobilie zu einem multifunktionalen Veranstaltungsund Tagungsgebäude würde nicht
nur den Zweck eines eigenen
BVV-Saales erfüllen, sondern
auch einen weiteren Anziehungspunkt für den Helene-WeigelPlatz an sich bedeuten“, schreibt
Tielebein noch in der Begründung
seines Antrages. All dies solle im
Rahmen des „Konzepts Rathaus
2017“ geschehen.
Mit diesem Vorschlag verbunden
wäre ein Auszug aus dem Freizeitforum als bisherigem Sitzungsort der BVV. Das ist in gewisser Weise auch ein Tritt ans
Schienbein von Bürgermeister
Stefan Komoß, der bei seinem
Durchsetzen der Frauensporthalle
dort das Haus in sein Fachvermögen (von Kultur nach Schule
und Sport) transferiert hat. Auf
die „Einnahmen“, die durch die
BVV-Sitzungen generiert werden, müsste er dann verzichten.
Kein schwerer, aber immer noch
ein Schlag ins Kontor. Muss sich
doch auch der Finanzstadtrat Stefan Komoß der „Kosten-Leistungsrechnung“ unterwerfen.
Ralf Nachtmann
Kleinsiedlung
jot w.d. 11/2014
5
Poliklinik ist wieder „in“
Kaffee mit Kultur
im „Hubertus“
Gesundheitszentrum mit vielen Fachärzten am UKB eröffnet
Mahlsdorf – Am 10. Dezember lädt die Ortsgruppe 403 der
Volkssolidarität zum Weihnachtskaffeetrinken mit kulturellem Programm ins Restaurant „Hubertus“, Hultschiner
Damm 1, ein. Beginn 14.30
Uhr, Eintritt 5,50 Euro.
I.D.
Biesdorf – Wer den Blumberger
Damm von der B 1 kommend in
Richtung Unfallkrankenhaus
(UKB) fährt, dem ist seit einigen
Wochen ganz sicher ein neuer,
hochmoderner Gebäudekomplex
ins Auge gestochen. Zwei Jahre
wurde gebaut, am 10. Oktober
wurde das fünfstöckige Gesundheitshaus offiziell übergeben –
unter Teilnahme einiger Bauleute, Politiker, des medizinischen Personals und zahlreicher
interessierter Bürger. „Der Bau
ist fristgerecht und im vorgesehenen Kostenrahmen entstanden,
wo gibt es das in Berlin noch!“ –
freute sich Gesundheits- und
Sozialsenator Mario Czaja, der
die Verwirklichung dieses neuen
Gesundheitszentrums maßgeblich
unterstützt hatte.
„Das neue Zentrum stärkt den
Gesundheitsstandort MarzahnHellersdorf“, sagte Czaja, der als
gewählter Vertreter von Mahlsdorf/Kaulsdorf im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt und darüber
hinaus als Senator für Gesundheit
zuständig ist. Zwar sei die Zahl
der Ärzte in keinem Bundesland
so hoch wie in Berlin, dennoch
gäbe es große Ungerechtigkeiten
hinsichtlich der Verteilung auf die
Bezirke. Während die Innenstadt
gut bis sehr gut mit Ärzten versorgt ist, mangelt es in den Außenbezirken vor allem an Fachärzten. Als wir die Räume in der
1. Etage besichtigen, wird uns versichert: Hier wird es keine langen
Wartezeiten mehr geben. Warten
wir’s ab. Bereits am ersten Tag kamen rund 400 Patienten.
Zum Gesundheitszentrum gehören
eine Poliklinik mit Ärzten aus acht
Fachrichtungen, Niedergelassene
Ärzte aus sechs Fachrichtungen (2.
und 3. Etage), ein Klinikanbau für
das UKB (HNO, Klinik für Neurochirurgie, Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie), Therapiezentrum, eine Hebammenpraxis,
ein ambulanter Pflegedienst, verschiedene medizinische und andere Dienstleister (Apotheke, Bistro,
Blumenladen). 248 Parkplätze
wurden im neuen Parkhaus geschaffen. Der Neubau mit einer
Fläche von 10 000 Quadratmetern
und einem Investitionsvolumen
von ca. 50 Millionen Euro bietet
Platz für 40 Arztpraxen. Noch sind
nicht alle belegt.
Geplant sind künftig auf dem
Campus ein Rehabilitationszentrum und eine Klinik für AkutGeriatrie. Eine wichtige Sache für
den Bezirk, der mit einem Altersdurchschnitt von 44 „auf dem
Zehn Männer schneiden; das neue Gesundheitszentrum mit Poliklinik am Blumberger Damm, Ecke Warener Straße, lockte bereits am
Eröffnungstag (10. Oktober) viele Interessierte.
Fotos: Dittmann
Sicherheit am
Hultschiner Damm
Mahlsdorf – Am 27. November
lädt der Bürgerverein MahlsdorfSüd zu einem Kiezspaziergang
zum Thema „Sicherheit für Fußgänger im unteren Bereich des
Hultschiner Damms“ ein. Fachliche Begleitung erfolgt durch
den Leiter des Straßen- und
Grünflächenamtes, Werner
Schmidt. Eingeladen sind auch
Verantwortliche aus dem Bezirk
und der Verkehrslenkung. Treffpunkt 10 Uhr am Stadtteiltreff,
Hultschiner Damm 98. Zu diesem Thema sind seit Jahren bereits etliche Bürgervorschläge
eingereicht worden, die u.a. Fußgängerüberwege oder Ampelanlagen betreffen.
I.D.
Vortrag zum
Umbau vom Schloss
Weg ist, der älteste Bezirk von
Berlin zu werden“, sagt Bürgermeister Stefan Komoß. Die
Gesundheitswirtschaft sei mit
mehr als 2000 Beschäftigten inzwischen der größte Arbeitgeber
im Bezirk, weiß Wirtschaftsdezernent Christian Gräff, und
habe damit sogar die Anzahl der
Mitarbeiter in der Bezirksverwaltung überholt.
Ingeborg Dittmann
„Das können meine Mädels besser“
Neue Ausstellung mit Kopien berühmter Vorbilder im Galeriecafe
Biesdorf – Bereits zum zweiten
Mal (nach 2007) gibt es eine Ausstellung mit „Fälschungen“ im
Galeriecafe Bachmann. Mit dem
Ausspruch von Christel Bachmann, der die Titelzeile bildet,
kommentierte sie einmal eine
Ausstellung „mit fürchterlichen
Fälschungen“. Zu sehen sind vor
allem Bilder von „Kollegen“ der
Malschülerinnen von Frau Bachmann aus dem 20. Jahrhundert.
Die 13 Mitglieder des Maltreffs
CB Wolke (Dorothee Gromes,
Heidi Nendel, Sigrid Markner,
Regine Kreißl, Inge Pakalski,
Katrin Müller. Elke Lässig, Elke
Greiser, Antje Schmidt- Hampe,
Birgit Ruhmland, Antje Al-Sayad,
Sabine Bindseil, Uwe Wagner)
nahmen sich etwa Werke des Expressionisten Ernst Ludwig
Kirchner oder des Surrealisten
Salvatore Dali vor, um große
Kunst „handhabbar für den Hausgebrauch“ auf Leinwand zu ko-
pieren. Zur Vernissage erzählten
die Malschülerinnen, welchen
Künstler sie warum verehren und
daher unbedingt ein Bild von ihm
kopieren wollten. So zitierte Ant-
je Al-Sayad ihr großes Vorbild
Otto Dix, von dem sie gleich drei
Bilder (darunter „Mieze abends
im Cafe zu sehen“) nachmalte,
mit den Worten: „Entweder ich
Birgit Ruhmland kopierte „Der Tanz“ von Henri Matisse.
Foto: Schuchert
werde berühmt oder berüchtigt.“
Nun will sie vermutlich nicht so
berüchtigt wie Dix werden, aber
Spaß hat ihr die Sache allemal
gemacht.
Von einigen Arbeiten können die
nebenberuflich Kunstschaffenden
sich nicht trennen nach so hart
erkämpfter Leistung. Manche
kann man durchaus erwerben.
„Wohnbereiche und Büros erhalten durch sie eine atmosphärische
und ideelle Bereicherung allein
durch die Präsenz bekannter Sujets in lebendig nachgestalteter
bildnerischer Technik“, begründet Christel Bachmann ihre Kaufempfehlung.
Zu sehen ist die „Fälscherwerkstatt Nr. II“ bis Ende Dezember im „Galeriecafé CP“, Siegmarstraße 66 (direkt am Südeingang der „Gärten der Welt“), Tel.
562 31 57, geöffnet Mi bis Fr 1320, Sbd und So 10-20 Uhr.
L. Schuchert
Biesdorf – Um das künftige
Aussehen und die Raumstruktur des Schlosses Biesdorf geht
es in einem Vortrag am 10. November, 18.30 Uhr, im Stadtteilzentrum, Alt Biesdorf 15.
Der verantwortliche Architekt,
Jan D. Schmidt, vom Architektenbüro Pinardi wird anhand
von Bauplänen erläutern, wie
das von Heino Schmieden 1868
errichtete Schloss nach Abschluss der Bauarbeiten in etwa
zwei Jahren aussehen wird. Was
bleibt und was wird anders
sein? Wie wird die Fassade aussehen, welche Räume mit welcher Nutzung sind vorgesehen,
ist der Zugang behindertengerecht? Wenige Wochen vor dem
noch in diesem Jahr stattfindenden Richtfest wird Schmidt
auch von manchen Schwierigkeiten und Überraschungen berichten, mit denen die Bauleute
konfrontiert wurden. Anmeldung über die Volkshochschule,
Tel. 90 293 25 90, www.vhsmarzahn-hellersdorf.de.
I.D.
Bänke und Tische
werden repariert
Biesdorf – Die Bänke am Baggersee werden abgebaut und im
Winter repariert und neu gestrichen. Das verkündete die Verwaltung. Darüber hinaus werden auch defekte Tischplatten
ersetzt und die „Lümmelmöbel“ punktuell repariert. RN
Namensinfo
Mahlsdorf – Die Straßenschild
„Schrobsdorffstraße“ erhält eine
Hinweistafel, dass damit an die
sich für’s Allgemeinwohl engagierte Renate Schrobsdorff
(1844-1908) erinnert wird. RN
6
jot w.d. 11/2014
Links & rechts der Wuhle
Allein Gewinne zählen
Infrastruktur des Bezirks weist auch 25 Jahre nach dem Mauerfall erhebliche Mängel auf
Jeder kennt das Stereotyp, das die
Verantwortlichen in den Ämtern und
Wohnungsgesellschaften professionell lächelnd verbreiten: In unserem
Stadtbezirk lässt es sich gut leben,
hier kann man im Berlinvergleich
kostengünstig im Grünen wohnen,
zugleich mit kurzen Wegen in die
City. Tatsächlich ist eine rasante infrastrukturelle Entwicklung sowohl
in den Großsiedlungen als auch in
den großen Eigenheimsiedlungen
seit 1989/90 eine Tatsache, die keiner bestreiten wird.
Rasanz und Qualität der Entwicklung sind jedoch zwei unterschiedliche Dinge. Legen wir einmal den
Maßstab an, was der hier Wohnende erwartet, wo sein Bedarf gedeckt
wird und wo er durch die bisherige
Entwicklung nach dem Mauerfall
komplett ignoriert oder zu wenig
beachtet wurde. Zunächst einmal
waren Marzahn und Hellersdorf
vom Alter seiner Bewohner her
extrem junge Wohngebiete, die
zwar Kitas und Schulen, aber viel
zu wenig andere Versorgungs- und
Freizeitmöglichkeiten anboten.
Vereinfacht gesagt: Schlafen, Kindererziehung, das Bier am Abend
und Lebensmittel waren vor Ort zu
haben, alles andere nicht oder nur
an anderen Orten in Berlin. Wenigstens wurden (mit einiger Zeitverzögerung im Vergleich zum
Einwohnerwachstum) die Anbindungen an das Berliner Schnellbahnnetz fertig gestellt.
Der geplante Krankenhausturm am
Standort des Griesinger-Krankenhauses blieb (aus heutiger Sicht
zum Glück) eine Bauruine. Ein einziges neues Kaufhaus in Marzahn
gab es. Heute glänzt dort das
Eastgate. Lediglich ein Baumarkt
(die BHG) war in Kaulsdorf auf-
findbar, wo die Siedler plötzlich in
der Schlange an der Kasse auf hunderte Käufer aus den neuen Plattenbauten trafen, ebenso erging es den
beschaulichen Bäckereien und Eiscafés, dem Wernerbad und anderen
traditionellen Angeboten in den
Stadtrandsiedlungen.
Damit war vorprogrammiert, dass
Anfang der neunziger Jahre zunächst Einkaufsmöglichkeiten aller
Art, Artpraxen, Tankstellen und
Baumärkte wie die Pilze aus dem
Boden schossen. In Hellersdorf
wurde die Helle Mitte komplett neu
gebaut, andere Stadtteilzentren
folgten. Die Begrünung und Gestaltung der häufig noch brachliegenden Innenhöfe wurde beschleunigt
einschließlich qualitativ hochwertiger Spielangebote für die Kleinen.
Der Gesundheitsstandort wurde
mit dem Unfallkrankenhaus und
dem Neubau des Hellersdorfer
Vivantes Klinikums ausgebaut.
waren lange Zeit ein Aushängeschild des Bezirkes, aber auch hier
macht sich Wildwuchs durch anhaltenden Geldmangel bemerkbar. Die
Verpachtung großer Grünflächen
im Wuhletal an privatwirtschaftlich
organisierte Unternehmen im Zuge
der IGA 2017 ging ohne großen
Aufschrei durch.
UNTERFINANZIERUNG UND
SPRUDELNDER REICHTUM
Ihr Auto können die Marzahner und
Hellersdorfer an jeder Ecke auftanken – aber wo ihre Seele? Die Familien und besonders Alleinerziehende oder Alleinstehende werden
zwar nicht allein gelassen mit Problemen durch berufliche Überlastung, Krankheit, Alter und Pflegebedürftigkeit – aber wer kein
Geld dafür aufbringen kann, be-
kommt im sozialen Netz vor Ort
eine eher stiefmütterliche Grundversorgung. Und das ist leider Standard in vielen Teilen der Bundesrepublik. Die professionell damit
Betrauten und viele Ehrenamtliche
bemühen sich häufig über ihre
Kräfte hinaus, aber die unterfinanzierte soziale Infrastruktur in
Berlin ist als bleibende Grunderkrankung das eigentliche Übel.
Übrigens kann man das auch in anderen Bereichen sehen, in die zu
wenig Steuergelder aus öffentlicher
Hand hinfließen: Die schnelle Verdichtung der Bebauung in den
Eigenheimsiedlungen im letzten
Vierteljahrhundert hatte kaum eine
Anpassung der Verkehrsinfrastruktur zur Folge. Staus auf allen Magistralen und im Ortskern Mahlsdorf
zu den Spitzenzeiten lassen auch die
wenigen Busverbindungen unattrak-
EINE DURCHWACHSENE
BILANZ
Flächendeckend ist der Nachholbedarf bei all jenem gedeckt, womit
sich Geld verdienen lässt. Damit ist
zugleich auch das größte Problem
benannt: Spielhöllen entstanden
überall, gefördert durch die Berliner Verwaltung in Erwartung weiterer Steuereinnahmen – aber
Spielplätze blieben häufig auf dem
Niveau der neunziger Jahre stehen
und vergammeln. Viel zu wenige
Angebote für die größeren Heranwachsenden gibt es. Der Senat
träumt von Olympischen Spielen in
Berlin und bekommt kaum eine
zeitgemäße Infrastruktur für den
Amateursport hin.
Gepflegte öffentliche Grünanlagen
Seit 1. Oktober gibt es das neue Ärztehaus am UKB mit Chirurgie, Orthopädie, Dermatologie, Gynäkologie, Internisten und Physiotherapeuten,
ebenso Café und Blumenladen, an der Warener Straße vor dem Eingang
zur Rettungsstelle des UKB. Direkt davor am Blumberger Damm halten
die Buslinien X69 (Müggelheim-Marzahn) und 154 (U-Bhf. Elsterwerdaer
Platz-Buchholz), dahinter ein neues Parkhaus.
Foto: Clauder
tiv werden. Trotz jahrelanger Diskussion wurden weder moderne
Schienen- noch Straßenverbindungen in Richtung Treptow und
Köpenick geschaffen.
Die Bäderlandschaft des Bezirkes
besteht aus den zwar modernisierten, in der Kapazität aber unveränderten Schwimmhallen wie vor 25
Jahren, Freibademöglichkeiten im
Bezirk oder regelmäßige Busverbindungen im Sommer zu den Seen
in der Umgebung? Fehlanzeige!
Und noch gar nicht betrachtet haben wir die kreativen Kulturangebote im Bezirk. Auch hier wird der
Enthusiasmus der Akteure häufig
arg gebeutelt. Die Weltmetropole
Berlin vergoldet gern ihre strahlende City, der dunkle Rand dümpelt
vor sich hin. So haben einige Künstler aus unterschiedlichen Gründen
aufgegeben oder, wie das Weite
Theater, den Bezirk verlassen. Andere kämpften und kämpfen mit
kaum zu finanzierenden Brandschutzauflagen wie die Nutzer des
TaP oder mit falsch eingebauten
Brandschutztüren wie die Kiste.
Ein intelligentes bezirkliches
Infrastrukturkonzept müsste darüber
hinaus den steigenden Bedarf gerade jüngerer Generationen nach
bezahlbaren und gesunden Lebensmitteln aus der Region, das Umwerben bisher durchreisender polnischer Touristen und die künftig hier
in weitaus größerer Zahl ankommenden Flüchtlinge berücksichtigen. Standorte im Dornröschenschlaf wie das vergessene Gut
Hellersdorf warten noch auf kreative Lösungen. Die private Hand wird
immer nur das regeln, was hinsichtlich der Gewinne Spaß bringt. Soviel sollten wir aus den letzten Jahren gelernt haben. Ulrich Clauder
Von Florena bis Action
Rückblick auf das Kosmetikkombinat beim „Linken Unternehmerfrühstück“
Marzahn – Diese Veranstaltungsreihe wurde einst ins Leben
gerufen, um den der Linkspartei
nahestehenden Alt- und Jungunternehmern ein Forum zu geben,
auf dem sie sich austauschen können. So verwundert es nicht, dass
dort auch ehemalige Generaldirektoren aus der DDR anzutreffen sind, die vormals wichtige
Wirtschaftslenker waren. Am 24.
Oktober begrüßten Petra Pau und
Dagmar Pohle im Kulturgut Marzahn Christa Bertag, ehemalige
Generaldirektorin des VEB
Kosmetikkombinates Berlin. Sie
hat u.a. das Buch „Jetzt reden
wir“ mitinitiiert, in dem Aussagen der Wirtschaftselite der DDR
nachzulesen sind.
Christa Bertag erzählte den interessierten Zuhörern, dass zum
Kosmetikkombinat acht Betriebe
gehörten, darunter der Stammbetrieb Berlin sowie Florena
Waldheim und Elbechemie Dresden. Dieses Kombinat hatte eine
riesige Verantwortung. Wurden in
ihm doch 95 Prozent aller Kosmetikprodukte der DDR für die
Bevölkerung des Landes hergestellt. Erwähnt sei nur die Jugendserie „Action“. Regelmäßig kamen – meist zu Jahres- oder SEDParteitagen – neue Erzeugnisse
hinzu. Auch die Arbeitsbedingungen der vornehmlich weiblichen
Mitarbeiter wurden ständig verbessert. Die Werke hatten einen
Jahresumsatz von drei Milliarden
Mark. Davon wurden Waren im
Wert von 700 Millionen Mark in
das sozialistische Ausland exportiert. Im Rahmen von Joint
Ventures wurde u.a. auch NiveaCreme (bis auf ein Öl und einen
Duftstoff wie Florena) für das
„Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet“ produziert. Damals sollte dies ein großes Geheimnis
bleiben, dennoch war es weitgehend bekannt, zumindest in der
DDR-Bevölkerung.
Die Generaldirektoren hatten damals trotz Vorgaben vom Staat
gewisse Spielräume, versichert
Christa Bertag. Sie seien allein
verantwortlich für die Betriebe
gewesen. „Sie hatten zwar kei-
nen Markt, wurden aber am Exportvolumen und an der Befriedigung des Bedarfs der Bevölkerung gemessen.“
1990 wurde das Kombinat aufgelöst, die Einzelbetriebe in die
freie Wirtschaft entlassen. Mit
der Öffnung der Grenze und der
Einführung der D-Mark brach der
Absatz weg. So erfolgte nach dem
Ende der DDR die Privatisierung
der Betriebe oder ihre Abwicklung. 1992 kaufte ein Amerikaner den Stammbetrieb Berlin. Er
plünderte aber nur die Firmenkonten und verschwand dann
spurlos. 1992 hat dann Dr. Giesen
aus Köln
das Werk
gekauft.
„Es steht
zwar noch
BerlinKosmetik
dran, es
existieren
aber nur
noch ein
Christa Bertag (li.) fand beim jüngsten Unternehmerfrüh- paar Marstück ein interessiertes Publikum.
Fotos: Schuchert ken, an-
sonsten nichts mehr“, so die ehemalige Generaldirektorin. Das
Schlimmste für sie sei nach der
Wende gewesen, Arbeitskräfte
entlassen zu müssen.
Vom modernen Kapitalismus hält
sie wenig: „Welche Freiheit haben wir heute? Besteht heute
nicht mehr denn je die Abhängigkeit von großen Unternehmen?
Wachstum um jeden Preis, ist das
die Lösung? Der Markt ist gesättigt! Wir brauchen Markt! Wie
kommt man zu Märkten? Annexion des Hinterlandes? Übernahme von anderen Märkten?“
Abschließend meinte die ehemalige Generaldirektorin: „All das
Getöse heute um Umwelt oder
Erneuerbare Energien; in der
DDR wurde sehr sorgsam mit
Ressourcen umgegangen, z.B.
Verpackungen. Heute ist das nicht
mehr so. In der DDR hatte man
einen Versorgungsauftrag, keinen
zur Gewinnmaximierung.“
So stand das aber nicht im Handbuch „Politische Ökonomie des
Sozialismus“.
Lutz Schuchert
Blick zum Nachbarn
jot w.d. 11/2014
7
Geschichtsvergessen
Ortsbeirat Dahlwitz-Hoppegarten will neues Kriegerdenkmal errichten
Hoppegarten – Die Gemeinde
soll 20 000 Euro für den Bau eines Mahnmals mit Gedenkstätte
bereitstellen. Das beantragte der
Ortsbeirat Dahlwitz-Hoppegarten
auf Vorschlag von Annett Schlotte
aus der Linksfraktion. Bei der Beratung am 2. Oktober stimmte allein Bernd Zimmermann (SPD)
dagegen. Zur Begründung wird
angeführt, dass die Jahre 2014 /
2015 „Gedenkjahre für die Opfer
des 1. und 2. Weltkrieges“ seien.
„Die Gedenkstätte soll auf dem
Gelände an der Wiesenstraße, gegenüber dem Friedhof Dahlwitz
entstehen. In Einbeziehung der
vorhandenen Treppe und einer
kleinen Rotbuche. Eine vergleichbare Stätte ist in DahlwitzHoppegarten nicht vorhanden“,
heißt es weiterhin. Als unverfänglich wurde die Formulierung, das
Geld solle „für den Bau eines
Mahnmals für die Opfer des 1. und
2. Weltkrieges“ in den Haushaltsplan eingestellt werden, gewählt.
Die Initiatoren begeben sich auf
gefährlich glattes Eis. Denn sie
stellen sich geradewegs in die Tradition der Kriegervereine, die insbesondere in den Jahren nach dem
Ersten Weltkrieg entsprechende
Kriegerdenkmale errichteten. Gut
22 000 solcher Vereine mit fast
drei Millionen Mitgliedern gab es
Diese beiden Kriegerdenkmale gibt es in der Gemeinde bereits: Ein „klassisches“ in Münchehofe, einen schlichten mehrdeutigen Stein in Hönow,
der in jüngerer Vergangenheit entstand.
Fotos: Nachtmann, Brauer
in Deutschland. Zusammenge- marer Republik hinarbeiteten. Der
schlossen im Kyffhäuserbund stan- Kyffhäuserbund veranstaltete ab
den in ihren Reihen und in füh- 1925 auch mehrere „Gesamtdeutrender Absicht allerdings größere sche Kriegertage“, ehe er sich
Verbände wie der „Stahlhelm“, 1938 den Namen „NS-Reichsder „Bund der Frontsoldaten“ und kriegerbund Kyffhäuserbund“ gab.
der „Alldeutsche Verband“, alles Tatsächlich wurden in den Jahren
Gruppierungen, die gemeinsam nach 1919 in nahezu jeder deutmit Deutsch-Nationalen und schen Ortschaft KriegerdenkmaNSDAP 1931 die „Harzburger le errichtet – von einer kleinen
Front“ gründeten und so gerade- Namenstafel bis hin zu monströwegs auf die Beseitigung der Wei- sen Gebilden mit Figuren, die
„Opferbereitschaft“ und „Heldentod“ verherrlichen. Einig waren
sich die Erbauer (bis auf ganz
wenige Ausnahmen), dass man
„im Felde unbesiegt“ geblieben
und die Front ein Opfer des
„Dolchstoßes“ der Revolution geworden sei. Übrigens: Viele der
Kriegerdenkmale stehen nur deshalb auf Kirchengrund, weil städtische Behörden und Gemeinderäte deren Errichtung auf öffentlichem Grund nicht erlaubten.
Man sollte also fragen: Tut das
Not? Jetzt? Solange es kein Denkmal für die Opfer des Faschismus,
keinen „Stolperstein“ für die Deportierten und Ermordeten der
Shoa gibt, ist die Errichtung einer Krieger-Gedenkstätte eher
nicht angezeigt.
Ortsvorsteher Stefan Radach berichtet, er habe in der Sitzung des
Ortsbeirates auch leise Zweifel an
der Idee vorgetragen. Bürgermeister Karsten Knobbe will den Antrag in der Gemeindevertretung
behandeln und abstimmen lassen.
Die jedenfalls zeigte sich an einer
tiefgehenden Auseinandersetzung
mit der Geschichte nicht interessiert. Statt dessen ließ sie den Autor dieses Artikels als Redakteur
des Ortsblattes „Pro Hoppegarten“
ablösen.
Ralf Nachtmann
(Siehe auch Seite 13)
Galerie Grünstraße zeigt Installationen von Anne Ochmann
gereichte die Laudatio zu einer
außergewöhnlichen Performance.
Karla Bilang machte mit der Vita
der Künstlerin vertraut: Anne
Ochmann, Jahrgang 1962, hat
nach einer Ausbildung zur Baufacharbeiterin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studiert.
Dort schloss sie mit einem Diplom in Bildhauerei und Keramik
ab. In Berlin ist sie seit 1988 als
freischaffende Künstlerin tätig.
Werke von ihr – Spielskulpturen,
Kleinplastiken, Brunnen, Installationen und Objekte – sind in
zahlreichen Städten in Deutschland und Österreich zu finden.
Ihre Arbeiten wurden bislang mit
einem Landschaftsarchitekturpreis, einem SPIELRAUM-Preis
und einem Umweltpreis geehrt.
Nun gibt sie am südöstlichen
Rand
der
Hauptstadt
Einblick in ihr
Schaffen.
Schnell augenfällig wird
die besondere
Beziehung der
Künstlerin zur
Architektur.
Für die Köpenicker Schau
hat sie überwiegend kleinere Werke
ausgewählt. Dazu zählen insbesondere fragil wirkende Skulpturen, ein Markenzeichen der
Künstlerin. Sie entfalten mit
minimalistischen Mitteln einen
besonderen Reiz und beflügeln
die Fantasie.
In der kleinen aber feinen Galerie warten nun vor allem weiß
getünchte Holzskulpturen – zumeist aus selbst gesammelten
Zweigen und dünnen Ästen von
Anne Ochmann verarbeitet – auf
die Besucher. Auf dünne Hölzer
hat sie kleine Häuser gestellt, die
an Pfahlbauten erinnern. Türen
und Fenster sind weit geöffnet.
Sie gewähren Ein- und Durchblikke. Im Innern der Häuschen erkennt der Betrachter Bilder der
Umgebung, nicht wie erwartet
Wohnambiente. Wald, Wasser,
Wiesen, Stadtszenen zieren die
Innenwände. „Das Äußere tritt in
das Innere und dominiert das Innere“, erläuterte die Laudatorin
Frankfurt (Oder) – Der Streit
um Schloss Kossenblatt (siehe
jot w.d. 8/2014) könnte bereits
in Kürze beigelegt sein. Nach
ernsthaften Vergleichsgesprächen war für den 30. Oktober
ein Termin vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) anberaumt. Die Gemeinde Tauche
hatte das Schloss an die Schloss
Kossenblatt GmbH verkauft,
die den Kauf rückgängig machen will. Die Käufer argumentieren, sie könnten das Gebäude nicht sinnvoll nutzen, weil es
keinen öffentlichen Weg zum
Schloss gebe. Die Gemeinde
streitet das ab. „Wir versuchen,
eine einvernehmliche Lösung zu
finden“, sagte Ansgar Roeder,
Anwalt der Gemeinde. Es zeichne sich ab, dass ein Dritter das
Schloss kaufe.
Die Antoni
im Krimi-Theater
Friedrichshain – Am 30. November heißt es im Berliner
Kriminaltheater wieder „Blaulicht – Prominente im Verhör“.
„Ermittler“ Lutz Hoff befragt
diesmal die wunderbare Schauspielerin Carmen-Maja Antoni.
Beginn 20 Uhr, Palisadenstraße
48, Karten Tel. 47 99 74 88. I.D.
18. Puppentheaterfest im FEZ
Gedanken Hüllen
Köpenick – Wer mit schweren
Gedanken zur Vernissage kam,
dem riet Galeristin Brigitte Denecke, diese einfach in Skulpturen
der Künstlerin Anne Ochmann zu
versenken. Der Blick fällt dabei
auf sieben 1,40 Meter große
gefäßartige Gebilde, aus Ton gebrannt, die geheimnisvoll anmuten und den Titel „Große Knospen“ tragen. Die Skulpturen
schaffen eine fast meditative Atmosphäre in der Köpenicker Galerie Grünstraße, die die Hektik
des Alltags vergessen lässt.
Kulturwissenschaftlerin Karla
Bilang empfing Künstlerin und
Publikum zur Vernissage in AltKöpenick und führte in das Thema „GEDANKEN HÜLLEN“
ein. In Zwiesprache mit dem
Saxofonisten Hinrich Beermann
Einigung im Streit
um Schloss
Kossenblatt
Richtig gute Laune: Die Künstlerin Anne Ochmann (li.) zur Eröffnung der Ausstellung im Gespräch mit Galeristin Brigitte
Denecke (Mi.) und Laudatorin
Karla Bilang.
Fotos: Neidigk
und vertiefte: „Der Betrachter
mag sich fragen, wie steht es mit
unserem Inneren? Droht nicht
auch oft das Äußere unser Inneres zu dominieren?“ Ochmanns
zentrales Thema sind Räume und
die Frage, wie sich soziale Zusammenhänge darin spiegeln:
„Das Haus ist die Form, die mit
der menschlichen Zivilisation am
ehesten verknüpft ist.“ Mit ihren
Skulpturen erzählt sie gleichsam
im Kammerton kleine Geschichten, die es sich anzusehen lohnt.
Bis 20. November in der „Galerie Grünstraße“, Grünstraße 22
(Eingang Böttcherstraße), Di-Fr
13-19, Sbd 10-14 Uhr.
Dagmar Neidigk
Köpenick – Das Freizeit- und
Erholungszentrum lädt am 22.
(13-19 Uhr) und 23. November, (10-18 Uhr) im Rahmen
des 18. Puppentheaterfestes
(18.-30.11.) zu einem großen
„Familienwochenende“ mit 14
Stunden Nonstop-Programm
auf 24 Bühnen, vielen Kreativangeboten und Mitspielbühnen
und dem Schirmherren Christian Bahrmann, bekannt aus
KiKaninchen und dem Puppentheater Prenzlkasper. Karten 6
bis 9 Euro, Programm und Info
www.fez-berlin.de.
RN
Platz nach Stefan
Heym benannt
Lichtenberg – Mit der feierlichen Benennung des Platzes an
der Frankfurter Allee /Ecke
Möllendorffstraße in „StefanHeym-Platz“ am 4. November
würdigt der Bezirk Lichtenberg
auf Beschluss der BVV den bedeutenden Schriftsteller, Antifaschisten und Kritiker der
DDR. Stefan Heym (19132001) gehört zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern
des 20. Jahrhunderts. Mit der
Benennung der vorgeschlagenen Freifläche nach dem unter
den Nazis als Jude verfolgten
und in die Emigration gezwungenen Autor (u.a. „5 Tage im
Juni“) erinnert Lichtenberg an
einen Menschen, der sich sein
Leben lang literarisch und publizistisch gegen Machtmissbrauch eingesetzt hat.
tgb
8
jot w.d. 11/2014
Kultur & Freizeit
Tipps und Termine
Mit fast 95 noch zum Schwof
39. öffentlicher
Foto-Stammtisch
Zum 13. Mal ging im Freizeitforum die „Lange Nacht der Senioren“ über die Bühne
Marzahn – Die Gesellschaft für Fotografie lädt am 18. November zu ihrem
39. Foto-Stammtisch ins Freizeitforum,
Marzahner Promenade 55, ein. Diesmal
geht es um die Ausstellung von Yochanan
Kishon Nahariya, mit Gespräch und Diskussion im Foyer im Obergeschoss, Beginn 19 Uhr (Fotoberatung ab 18 Uhr),
Eintritt frei.
I.D.
Swing am Nachmittag
Hellersdorf – Am 7. November und am
5. Dezember lädt das Kulturforum,
Carola-Neher-Straße 1, zum „Swing am
Nachmittag“ zum Zuhören und Tanzen
mit Lukas Natschinski am Flügel ein. 14
bis 17 Uhr, Eintritt 7 Euro, Kaffeegedeck
2 Euro, Karten Tel. 56 111 53.
I.D.
Michels: 100 Tage im
Europäischen Parlament
Marzahn – Veranstaltungen
mit dem Beinamen „Lange
Nacht“ boomen ja gerade – von
der Langen Nacht der Museen
bis neuerdings zur Langen
Nacht der Autohäuser. Mit der
Idee einer „Langen Nacht“ für
Senioren vor nunmehr 13 Jahren war Initiator und Moderator Siggi Trzoß gewissermaßen
Vorreiter dieser inzwischen beinahe inflationären Nächte.
Nicht der für Senioren, die dürfte einmalig sein.
Das scheint sich auch bei den
Damen und Herren in der zweiten Lebenshälfte in Berlin und
Brandenburg mittlerweile herumgesprochen haben, denn die
Veranstaltung in der großen
Mehrzweckhalle des FFM war
in den vergangenen Jahren stets
ausverkauft. Und so waren am
Sonntag, dem 26. Oktober, die
langen Tischreihen in der
showmäßig ausgeleuchteten
Halle, die von Januar 2015 an
eine reine Frauensporthalle sein
soll, schon lange vor dem Eröffnungstanz der Donegals-Irish
Dance-Formation bis zum letzten Platz besetzt. Erstmals war
auch Bürgermeister Stefan Komoß anwesend. Gut, dass er
sich mit eigenen Augen einmal
überzeugt hat, welch großen
Anklang diese Veranstaltung
bei den älteren Bürgern seines
Bezirkes findet. Sein Wort, dass
dieser beliebte Abend auch
künftig (trotz Frauensporthalle)
mindestens bei gleichem Eintritt stattfinden könne, haben
Hunderte Ohren vernommen.
Als Andrea & Wilfried Peetz die
erste Tanzrunde einläuteten,
war die Tanzfläche innerhalb
von Sekunden proppevoll. So
was gibt’s in keiner Jugenddisko! Und die Tanzfreude hielt
den ganzen Abend über an. Verschnaufpausen schienen die
Gäste – die Mehrzahl zwischen
60 und 90 – gar nicht nötig zu
haben. Dennoch verfolgten sie
gespannt die vielen Showeinlagen, angefangen von den flotten Tänzerinnen über die Sängerin Sandra Mo aus Dresden,
den „Gentleman des deutschen
Schlagers“ aus Thüringen, Kay
Dörfel und den Pianisten Thomas Krüger aus Marzahn bis zu
Entertainerin Dagmar Frederic
und dem Operettenduo Alenka
Genzel & Frank Matthias. Für
jeden Künstler hatte Showmaster Siggi Trzoß nicht nur nette
Worte parat, sondern informierte die Gäste in wenigen Sätzen
auch über deren Werdegang.
Große Spannung herrschte stets
bei der Ziehung der TombolaPreise 13 bis 1, die sich aus den
Nummern auf den Eintrittskarten ergaben – Einkaufs-Gutscheine, Eintrittskarten für Veranstaltungen, Gutscheine für
Fitness-Kurse, Jahreskarten für
die Gärten der Welt und als 1.
Preis ein Reisegutschein. Preis
Nummero 12 hatte übrigens die
anscheinend älteste Besucherin
im Saal gezogen – Ursula aus
Friedrichshain, die in dieser
Nacht in ihren 91. Geburtstag
reinfeierte. Da war er wohl nicht
schnell genug beim Handheben,
der Willi Becker aus Lichtenberg. Der rüstige Herr war dann
auch mit 94 („Im Januar werde
ich 95!“) der definitiv Älteste in
der Runde. Was ihm nicht nur
Anerkennung, sondern auch ein
Fläschchen Sekt bescherte.
Ingeborg Dittmann
Friedrichshain – Noch immer verhandeln die Europäische Kommission und
die USA über ein Freihandelsabkommen. Noch immer stehen auch in Europa die Zeichen eher auf Wettbewerb und
Wachstum, statt auf Bildung und gutes
Leben für alle. Noch immer fehlen Antworten, wie Flüchtlinge in jedem Ort
kompetent unterstützt werden oder wie
die Datensammelwut staatlicher Behörden und Unternehmen beendet werden
kann. Unter dem Motto „100 Tage im
Europäischen Parlament“ lädt die Berliner EP-Abgeordnete der Linken, Martina Michels, am 14. November, 18 Uhr,
zu einem Abend mit Austausch, Bildern
und Musik ins Café Sibylle, Karl-MarxAllee 72, ein. Umrahmt vom „Singenden Tresen“ will sie aus dem Regionalund Kulturausschuss berichten, von der
neuen Kommission, dem neuen Parlament und der neuen linken Fraktion im
Europa-Parlament.
MTS – Boygroup
beim „Stammtisch“
Marzahn – Wie in jedem Jahr kommt
die Gruppe MTS in die Studiobühne des
FFM zum Live-Konzert. Diesmal mit ihrem neuen Programm „Stammtisch“. Mit
Thomas Schmitt, Mike Schafmeier und
Frank Sültemeyer ist Kurzweil, Spaß
und hintergründige Unterhaltung garantiert. Am 15. November, 20 Uhr, Studiobühne des FFM, Eintritt 17/15 Euro,
Karten Tel. 542 70 91.
I.D.
Sport als Thema
des Regionaltages
Marzahn – Der diesjährige „Tag der
Regional- und Heimatgeschichte“ findet
am 15. November von 10 bis 16 Uhr im
Sportmuseum, Eisenacher Straße 121,
statt. Im Mittelpunkt steht die Sportgeschichte von Marzahn-Hellersdorf. Vorgesehen sind sechs Fachvorträge zu Themen wie Sportvereine zu verschiedenen
Zeiten, Sport nach 1990 oder Sport und
Gesellschaft. Die Moderation übernimmt
Prof. Eisentraut. An diesem Tag können
auch die Ausstellungsräume des Sportmuseums besichtigt werden. Mittags wird
ein Imbiss angeboten. Der Eintritt ist frei.
Zu erwerben sind auch Broschüren mit
den Beiträgen der bisherigen Tage der
Regional- und Heimatgeschichte.
I.D.
Siggi Trzoß erhielt von Bürgermeister Stefan Komoß das Versprechen, es werde auch weitere „Lange Nächte“ geben. Sandra Mo und
der Thüringer Kay Dörfel waren Teil des Unterhaltungsprogramms und „Glücksfee“ der Tombola.
Fotos: Dittmann
Georgien im Salon
Hellersdorf – Unter dem Motto „Georgien – Die Farbe des
Granatapfels“ findet am 14.
November, 19.30 Uhr, im Kulturforum Hellersdorf, CarolaNeher-Straße 1, die nächste
Veranstaltung der literarischmusikalischen Salon-Reihe des
Kulturring statt. Im Mittelpunkt
des „hellen salons“, durch den
Alina Martirosjan-Pätzold
führt, steht Georgien mit seiner
sprichwörtlichen kaukasischen
Gastfreundschaft und seiner
Jahrtausende alten Kultur.
Die Schauspielerin Barbara
Misselwitz liest aus Werken der
georgischen Literatur. Die Sängerin Lara Gumennaja singt
Salon-Lieder und Romanzen
aus Georgien, am Klavier wird
sie begleitet von der Pianistin
Irina Lakia. Beide Künstlerin-
nen sind Schwestern und haben ihre musikalische Ausbildung am Konservatorium von
Tiflis, erhalten. Seit einigen
Jahren leben und arbeiten sie
in Berlin.
Kulinarische Spezialitäten aus
georgischer Küche stimmen
auf den Abend ein. Eintritt 18
Euro (einschließlich Speisen),
Karten Tel. 553 22 76.
I.D.
Lora Gumennaja (l.) und Irina
Lakia.
Foto: privat
Gojko bei Barbara
Marzahn – Am 22. November
ist der „Chef-Indianer“ der
DEFA Gojko Mitic zu Gast in
der Reihe „Wenn die Neugier
nicht wär“ mit Barbara Kellerbauer. Seine Filmkarriere begann er als Häuptling
Tokeiihto in „Die Söhne der
großen Bärin“, dem ersten
DEFA-Indianerfilm von 1966
nach der gleichnamigen Buchreihe von Liselotte WelskopfHenrich. Bei den jährlichen
Sommerfilmtagen in den
Freilichtkinos oder Zeltlagern
der DDR waren die DEFAIndianerfilme immer die Höhepunkte der Saison. Die Indianerhäuptlinge wurden fast ausnahmslos von Gojko Mitic verkörpert, was ihm die Beinamen „Chef-Indianer der
DEFA“ und „Winnetou des
Ostens“ einbrachte. Die ersten
Kontakte zum Film knüpfte der
Sportstudent als Komparse in
Filmen, die in seiner Heimat
Jugoslawien gedreht wurden.
Hier fungierte er zum Teil auch
als Stuntman.1992 übernahm er
für 15 Spielzeiten die Rolle des
Winnetou bei den Karl-MaySpielen in Bad Segeberg. Er
spielt Theater, führt Regie und
ist Schirmherr und Namensgeber der Spielgemeinschaft
„Gojko Mitic“ Bischofswerda
e.V., einem Theaterverein, der
Deutschlands kleinste KarlMay-Spiele mit den jüngsten
Darstellern in Bischofswerda
veranstaltet. Beginn 19 Uhr,
Studiobühne des FFM, Eintritt:
13/10 Euro, Karten Tel. 542 70
91, ticket@freizeitforum-marzahn.de.
Kultur & Freizeit
jot w.d. 11/2014
9
Falco meets Mercury
Tipps und Termine
Was haben uns zwei Ausnahme-Stars an der Schwelle zum Jenseits zu sagen?
Annekathrin Bürger liest
Berlin – Es sind die unvergessenen, mitreißenden Songs, die
uns noch alle im Ohr sind, aber
auch die nah am Original liegende Interpretation von Axel
Herrig (als Falco) und Sascha
Lien (als Freddie Mercury), die
das Publikum am 14. und 15.
Oktober bei der Berliner Premiere der Rock Show am Ende
zu Ovationen und einer 20minütigen Zugabe hinrissen.
Nicht aber eine grandiose Story, eine ausgefeilte Dramaturgie, eine Geschichte mit Handlung. Aber: „Falco meets Mercury“ ist ja kein Theaterstück,
nicht mal ein Musical, sondern
eine „Musical Show“. Dennoch
gehört zu einer „Inszenierung“
wohl mehr als die Aneinanderreihung von Songs. Schließlich
gibt es Produzenten (die
Neunkircher Kulturgesellschaft)
und einen Regisseur, noch dazu
keinen unbekannten – Elmar
Ottenthal (u.a. Intendant am
Aachener Theater und am Berliner „Theater des Westens“),
der Dutzende Musiktheaterproduktionen mit Weltstars wie
Bernstein, Pavarotti oder
Carreras inszenierte. Bereits im
Jahr 2000 brachte er „Falco
meets Amadeus“ auf die Bühne
vom „Theater des Westens“.
Nun also eine völlig neue Produktion unter gleichem Titel.
Die „Story“: Falco und Freddie,
die nach einem Leben voller
Exzesse viel zu früh starben,
treffen sich im Eingangsbereich
des Jenseits. Hier erwartet sie
die Rock Goddess, die Herrscherin der Zwischenwelt, dargestellt von der gesanglich wie
spielerisch hervorragenden
Aino Laos, die schon als Königin in „SnowWhite“ überzeugte und die mich diesmal in ihrer schrillen Aufmachung irgendwie an Lady Gaga erinnerte. Wie gesagt – ihre gesangliche Qualität topp! Aber was ist
Mahlsdorf – Am 9. November, 15 Uhr,
ist die Schauspielerin Annekathrin Bürger zu Gast im Treff „Am Hultschi“,
Hultschiner Damm 140. Sie liest aus ihren Büchern „Liebe Ostsee“ und „Der
Rest, der bleibt“. Anschließend ist ein
Plauderstündchen bei Kaffee und Kuchen geplant. Karten Tel. 54 77 92 24
(10 Euro). Eine Veranstaltung des Bürgervereins Mahlsdorf-Süd.
I.D.
Starschauspieler bei der
Lesung zum Advent
ihre „Rolle“? Im Text zum
Stück heißt es, sie stelle den
beiden Rockstars Fragen wie
„Was war ich? Was bin ich und
was will ich sein? Die ewige
philosophische Frage nach dem
Sinn des Lebens also. Spannend, wenn es an der „Schwelle zum Jenseits“ von den im
wirklichen Leben durchaus intelligenten und auf der Musical-Bühne wieder auferstande-
Nach der gelungenen Berlin-Premiere zeigten sich Solisten, Tänzer und Musiker froh gelaunt.
Fotos: Nachtmann
Die zwei Seiten des Erich Scheffler
Marzahn – In der Reihe „Marzahn-Hellersdorfer Gespräche zur
Geschichte im Bezirksmuseum,
Dorfstraße, geht es am 12. November um den „Judenspediteur“
– ein Marzahner Unternehmer in
der NS-Zeit. Zum Thema spricht
der Historiker Bjoern Weigel.
Ein Mann, zwei Geschichten. Die
erste: Ab Mitte 1942 stieg der
Marzahner Spediteur Erich
nen Rockstars dafür Angebote
gegeben hätte, die über das hinausgehen, was sie in ihren
Songs der Welt bereits verkündet haben. So aber bleibt es bei
„Muss ich denn sterben, um zu
leben?“ (Falco) und „Who
wants to live forever, when love
must die?” (Freddie Mercury)
als Quintessenz. Irgendwie
eine vergebene Chance. Was
der Stimmung im Saal aller-
Scheffler (Foto: Gedenkstätte
Deutscher Widerstand) dank seines gut gehenden Fuhrunternehmens zu einem wohlhabenden
Mann auf. Sein Geschäft: Die Deportation von Berliner Jüdinnen
und Juden. Möbelwagen seines
Unternehmens holten sie aus ihren Wohnungen ab, brachten sie
in die Sammellager oder direkt
zum Deportationsbahnhof. Den
Transport ihres Eigentums übernahm Scheffler ebenfalls, alles im
Auftrag der Gestapo, zwangsweise bezahlt von der Jüdischen Gemeinde.
Die zweite Geschichte: Scheffler
half verfolgten Juden, versteckte
sie u.a. in seinem Marzahner
Haus, bot ihnen Verpflegung und
Schutz, rettete Thora-Rollen und
Menschenleben. Völlig selbstlos,
ohne Auftrag, ohne Bezahlung.
Wer war dieser Mann, dessen
Biografie selbst für NS-Verhältnisse äußerst ambivalent ist?
Beginn 18 Uhr, Eintritt frei. I.D.
dings keinen Abbruch tat. Das
Publikum im ausverkauften
Admiralspalast applaudierte
begeistert. Klar, wer ließe sich
bei solchen Hits wie „I Want To
Break Free“, „I Want It All“,
„The Show Must Go On“,
„Rock Me Amadeus“, „Vienna
Calling“, „Der Kommissar“
und natürlich bei „We Are The
Champions“ nicht mitreißen?
Das rhythmische Füße Stampfen bei letzterem Song ließ
denn auch den alten Admiralspalast mächtig beben.
Ach ja, fast hätte ich‘s vergessen. Ein Riesenlob für die wirklich ausgezeichnete „Bohemian
Band“. Und noch ein kleiner
Tipp: Sollten Sie die Vorstellungen vor der sich anschließenden großen Deutschlandund Österreich-Tournee (zwischen 5. und 7. Januar 2015 im
Admiralspalast) besuchen,
bringen Sie eine Sonnenbrille
mit. Die zuweilen in den Saal
gerichteten Spots blendeten im
Oktober unangenehm. Aber
vielleicht ist das ja im Januar
schon ganz anders.
Ingeborg Dittmann
Lukas begrüßt Susanne Filep
Hellersdorf – Am 12. November, 19.30 Uhr, heißt es im
Kulturforum, Carola-NeherStraße 1, bereits zum dritten
Mal „Lukas Natschinski und
seine Gäste“. Diesmal hat der
junge Pianist und Gitarrist die
Violinistin Susanne Filep
(Foto: Schwarzlose) eingeladen, eine international erfahrene und sehr vielseitige Künstlerin (Jahrgang 1972), die sich
in der klassischen Musik ebenso zuhause fühlt wie im Jazz,
Rock und Pop. Sie musiziert
heute sowohl in bekannten Orchestern wie den Berliner
Symphonikern als auch in international bekannten Bands
wie dem „Phil Bates and the
Music of Electric Light Orchestra“. Sie tourt um die Welt,
spielt für den Film, verfolgt
musikalische Theaterprojekte –
ihre Aktivitäten füllen eine
schier endlose Liste. Wie in
vorangegangenen Auflagen
wird Lukas Natschinski auch
Susanne Filep so manche Anekdote aus ihrem bewegten
Musikerleben zwischen Klassik und Rock entlocken. Im
Mittelpunkt des Abends aber
steht das gemeinsame Musizieren, mit viel Intensität und Leidenschaft und mit Blues im
Blut. Karten Tel. 56 111 53 (12/
10 Euro).
I.D.
Marzahn – Am 30. November, dem 1.
Advent, laden Prominente aus Film,
Funk und Fernsehen zur traditionellen
Lesung im Freizeitforum ein. Dabei sind
Renate Geißler, Uta Schorn, Carola
Opitz, Walfriede Schmitt, Ursula Werner, Jürgen Zartmann, Ernst-Georg
Schwill, Otmar Richter, Hartmut
Schreier, Klaus-Jürgen Steinmann,
Heinz Dieter Kallbach, Klaus Gehrke,
Jaecki Schwarz, Wolfgang Winkler und
Wolfgang Koch.
Beginn 16 Uhr im Arndt-Bause-Saal
(eine Stunde vor Beginn gibt’s im Foyer Kaffee und Kuchen). Eintritt 20
Euro, Karten Tel. 542 70 91.
I.D.
Malbuch eines Fotografen
Mahlsdorf – Vom 10. November bis zum
31. Dezember ist im Kunsthaus Flora,
Florastraße 113,
die Ausstellung
„Malbuch eines
Fotografen“ von
Peter Leske zu sehen. Zur Vernissage am 7. November, 19 Uhr,
lädt der Betreiber
des Hauses, die
Agrarbörse, alle
Interessenten ein.
Öffnungszeiten des Hauses: Mo-Do 8 bis
18 Uhr, Fr 8 bis 16 Uhr.
I.D.
Konzerte und Gedenken
in der Kirche
Biesdorf – Am Volkstrauertag (16. November) findet in der Krankenhauskirche am Brebacher Weg 15 ein Orgelkonzert mit Stefan Kircheis an der Orgel und mit einer Lesung von Constanze Lindemann zum Gedenken an die
Opfer der Krankenmorde in der einstigen Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten
statt. Beginn 17 Uhr.
Am 5. Dezember lädt der Marzahner
Kammerchor zum Adventskonzert ein,
Beginn 19 Uhr. Eintritt frei, um Spenden am Ausgang wird gebeten.
I.D.
Marc Chagall – Bilder
für die Bibel
Hellersdorf – Drucke und Originallithographien aus Marc Chagalls zweitem Zyklus „Bilder für die Bibel“ von
1960 werden vom 4. November bis zum
29. Dezember im Kulturforum, CarolaNeher-Straße 1, ausgestellt. Die Kunstwerke stammen aus der Privatsammlung
von Pfarrer i.R. Hans-Dieter Winkler.
Die Ausstellung kann bei freiem Eintritt zu den Öffnungszeiten des Hauses,
Mo-Fr von 9 bis 16 Uhr sowie zu den
Veranstaltungen besichtigt werden. I.D.
10
jot w.d. 11/2014
Französisch
für Anfänger
in Stadtteilzentren
Jugend-Bildung-Sport
Freie Auswahl
Konzertprogramm der Kiste bietet wieder Live-Acts für jeden Geschmack
Hellersdorf – Das Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost, Albert-Kuntz-Straße 58, bietet ab
November jeden Montag, 16
bis 17.30 Uhr, einen Französischkurs für Anfänger an. Er
ist für Interessierte jeder Altersklasse geeignet, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Die monatliche Kursgebühr beträgt 5 Euro. Anmeldung Tel.
99 49 86 91 (Herr Granzow).
Der gleiche Kurs findet mittwochs, 16 bis 17.30 Uhr, im
Stadtteilzentrum Kaulsdorf,
Brodauer Straße 27-29, statt.
Ansprechpartner ist Frau Stelbrink, Tel. 56 58 87 62.
I.D.
Freie Kurse
bei derArt
Hellersdorf – Die Jugendkunstschule derArt, Kummerower Ring 44, hat noch freie
Plätze in einigen Kursen zu bieten. Für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen gibt es
verschiedene Mal- und Zeichenkurse, vom Anfänger bis
zum Fortgeschrittenen. Donnerstags, 15.30 Uhr, sind im
Zeichenkurs „Junge Zeichen“
noch einige freie Plätze zu besetzen. Auch der Kurs für junge und jung gebliebene Erwachsene freut sich über Zuwachs, immer Mittwoch, 17.45
Uhr, und Donnerstag, 18 Uhr.
Die Kurse Gitarre, E-Gitarre,
E-Bass, Geige, E-Geige sowie
Schlagzeugunterricht nehmen
ebenfalls noch Interessenten
an. Vor allem der neue Kurs
Phantasieräume, montags von
15.30 bis 17 Uhr, für Kinder ab
6 Jahren, kann noch Verstärkung vertragen. Der Nähkurs
„Nähen und Design“ (dienstags, 15 bis 17 Uhr) sucht auch
noch Mitstreiter.
I.D.
Fest der kleinen
Musikanten
Marzahn – Am 22. November,
15 Uhr, singen, tanzen und musizieren die jüngsten Musikschüler der Hans-Werner-Henze-Musikschule im Arndt-Bause-Saal des FFM, Eintritt frei.
Beratung für
Kreative in der
Alten Börse
Marzahn – Städtische Umbrüche wie die „Gentrifizierung“
zwingen die Berliner Kreativbranche, neue Wirkungskreise,
Atelierräume und Tätigkeitsfelder zu erschließen. Dem Bedürfnis nach kompetenter Beratung und praxisnaher Unterstützung bei Themen wie
Selbstvermarktung und -management versucht das „Creative
Service Center“, eine Einrichtung der WeTeK Berlin, ab 27.
November in der ZEIT.GUT.Kulturetage in der Alten Börse
Marzahn, Beilsteiner Straße
nachzukommen.
RN
Einen ganz starken Auftritt legte Will Wilde (2.v.l.) in der Kiste hin, jetzt folgt seine Schwester. Foto: Nachtmann
Hellersdorf – What ever you
want, was du auch immer willst,
einer der großen Klassiker vob
Status Quo, beschreibt nicht nur
das Kistenprogramm, er ist in diesem Monat sogar live zu hören.
Wenn am 15. November die Gruppe Smiledriver Hits der Engländer en masse präsentiert, darf der
genannte Song natürlich nicht fehlen. An diesem Abend wird auch
die neue Ausstellung „Vibrationen“ mit Fotografien von Ralph
Weber eröffnet. Er trifft seine Protagonisten (Musiker wie er selbst
auch seit 40 Jahren) jenseits der
roten Teppiche, VIP-Logen und
Bändchen-Träger.
Musikalisch tiefgründiger geht es
bereits einen Abend vorher zu,
wenn Mike Kilian sein (vom Publikum lange gewünschtes) akustisches Album vorstellt. Als Duo
erzäht er 12 kleine Geschichten
von Pechvögeln, gebrochenen Herzen, Hoffnungen und Wünschen
bis hin zu Kindern, die in die Welt
hinaus ziehen, um ihren Weg zu
finden. Musikalisch soll die Platte von italienischen und irischen
Klängen inspiriert sein; könnte
spannend werden.
Nicht nur die Älteren, nicht nur
die Bluesfans freuen sich auf einen neuerlichen Besuch von
Maggie Mackenthun. Mit ihrer
Band Kozmic Blue erinnert die
schottisch-deutsche Sängerin am
21. November an die große, unerreichte Künstlerin Janis Joplin.
Tags darauf heißt es erneut Bühne frei für die Combo Remember
Twilight, deren musikalischer
Bogen sich von Mittelaltermetal
über Folk Punk bis zu Kammer-
musikcore spannt; was auch immer sich hinter diesen Kategorien verbergen mag.
Den Musikmonat November beschließen zwei ganz besondere
Gäste. Am 28. November ist
Jamie Clarke’s Perfect zu Gast und
zeigt, dass sich der Namensgeber
der Band nicht nur von seiner früheren irischen Gruppe The Pogues
beeinflussen lässt. Am 29. November steht mit Dani Wilde eine
britische Singer-Songwriterin und
Gitarristin auf der Bühne, die geprägt ist von Blues, Soul, Jazz,
Country und Gospel und dies mit
poppigeren Songs mischt. Ihr Ziel
ist es, eines Tages den Blues einem breiten Mainstream-Publikum zugänglich zu machen.
In den letzten Jahren erreichte sie
mit „Bring Your Loving Home“,
„Abandoned Child“ und „Bitch“
immerhin drei Nummer 1 Hits in
der offiziellen iTunes BluesListe. Und – Zufall oder Absicht?
– sie folgt mit dem Gastspiel ihrem Bruder nach, der am 11. Oktober einen ganz starken Auftritt
an gleicher Stelle hatte.
Beginn der Konzerte in der Kiste, Heidenauer Straße 10, jeweils 21 Uhr, Karten 7 bis 12
Euro, Info Tel. 99 87 481,
www.kiste.net.
R. Nachtmann
Eine Schwedische Maulbeere für Julien
Beim Pflanzfest im Garten der Begegnung wurde auch ein Grüner Lernort eröffnet
Marzahn – Nach der mittlerweile 15. Baumpflanzung wird es
langsam eng im „Hochzeitspark“
an der Ludwig-Renn-Straße 33B,
der zum Garten der Begegnung
gehört. Dort entstanden im Rahmen des Förderprogramms „Bildung im Quartier“ außerdem ein
„Grünes Klassenzimmer“ und ein
„Ökolabor“, die zur diesjährigen
Herbstpflanzung übergeben wurden. Damit wurde ein weiterer
Schritt in Richtung Qualifizierung des Gartens als „Grüner
Lernort“ im Quartier an der Mehrower Allee getan.
Wie entsteht Apfelsaft, woraus
macht man Ketchup oder Pommes, was lebt in unserem Boden
und wovon ernährt sich die Pflanze? Diese und viele andere Fragen wollen die Betreiber von
Agrarbörse und Quartiersmanagement im Garten der Begegnung
Nicole und Romano Blut pflanzten mit Söhnchen Julien am 1. November im Hochzeitspark eine Schwedische Maulbeere. Foto: Schuchert
kindgerecht, praxisnah und erlebnisorientiert beantworten. Interessant für Groß und Klein sind
dann nicht nur Käfer, die genauer unter die Lupe genommen werden, sondern auch verschiedene
Gemüsepflanzen, deren Bestandteile unter einem Mikroskop ganz
anders aussehen. Vergleichbare
„grüne Lernorte“ gibt es bereits
an mehreren Stellen im Bezirk,
darunter in Marzahn Nord oder in
Mahlsdorf.
Im Hochzeitspark stehen nach der
jüngsten Pflanzung von 12 Gehölzen mittlerweile 209 Bäume. Um
die lieb gewonnene Tradition fortsetzen zu können, sucht das
Quartiersmanagement jetzt neue
Flächen. „Spätestens im November 2015 soll es mit den Pflanzaktionen weitergehen“, verspricht
Kathrin Melendez. Interessenten
gibt es genug.
R. Nachtmann
Gymnasium
ausgezeichnet
Quali-Siegel für
Schule am Pappelhof
Neuer Jugendchor
sucht Sänger
Plaste und ihre
beiden Seiten
Hellersdorf – Als eine von zehn
Schulen erhielt das MelanchthonGymnasium unlängst das erstmals
verliehene Qualitätssiegel für exzellente berufliche Orientierung.
Damit wurden Schulen ausgezeichnet, die mit einem ganzheitlichen
und nachhaltigen Konzept zur Berufs- und Studienorientierung überzeugen konnten. MelanchthonSchüler erhalten etwa bereits in der
9. Klasse einen Berufswahlpass, in
dem besuchte Veranstaltungen festgehalten werden.
RN
Marzahn – Die Schule am Pappelhof hat eines der bundesweit 36
eTwinning-Qualitätssiegel bekommen. Als einzige Förderschule Berlins erhielt sie diese Auszeichnung.
Das Siegel gibt es für beispielhafte Projektarbeit mit digitalen Medien. eTwinning ermöglicht Schulen in ganz Europa, Schulpartnerschaften über das Internet aufzubauen und digital gestützte Projekte
durchzuführen. Europaweit sind
mittlerweile rund 125 000 Schulen
bei eTwinning angemeldet.
RN
Mahlsdorf – Der neu gegründete
Jugendchor der Kirchengemeinde
Mahlsdorf sucht Jugendliche im
Alter von 12-16 Jahren, die Lust
haben, zu singen und mehr aus ihrer Stimme zu machen. Gesungen
wird Weltliches und Geistliches –
Folklore, Musik aus Skandinavien, Pop. Die Probenarbeit wird
von professioneller Stimmbildung
begleitet. Der Chor probt freitags
ab 17.30 Uhr in der Hönower Straße 17. Kontakt: jugendchor@kirche-mahlsdorf.de
RN
Berlin – Nur wenige Jahrzehnte
nachdem es in unseren Alltag Einzug gehalten hat, scheint ein Leben
ohne Plastik unvorstellbar. Der
neue fluter, das Jugendmagazin der
Bundeszentrale für politische Bildung, zeichnet die Stoff- und Kulturgeschichte des Plastiks nach, von
explodierenden Zelluloid-Billardkugeln über die militärischen Ursprünge der Vinyl-Platte bis hin zu
Andy Warhol, der in den 60er Jahren stolz verkündete „I want to be
plastic“. www.fluter.de/abo
RN
Umwelt & Verkehr
jot w.d. 11/2014
11
Kaputte Treppen und Geländer
Am Theodorpark
sollen Bäume bleiben
Sorgen um die Zukunft der Ahrensfelder Berge – Bezirk fehlen Mittel zur Sanierung
Mahlsdorf – Im Neubaugebiet
„Theodorpark“ soll ein Grünzug erhalten bleiben. Das beschloss die BVV auf Antrag der
Bündnisgrünen einstimmig.
Deren Verordneter Nickel von
Neumann forderte, „ökologische Nischen“ zu erhalten. Der
Bebauungsplan für das Gebiet
sehe „ein umfangreiches Neubaugebiet, wo man kaum etwas
wiedererkennen wird“, vor.
Durch die starke Verdichtung
nähme die Wohnqualität im Bezirk weiter ab. Und schließlich
werde der Grünzug nördlich
der B1 am Rohrpfuhlgraben ja
auch geplant, „das muss südlich fortgesetzt“ werden. RN
Marzahn – Die Ahrensfelder Berge sind ein wichtiger Bestandteil
des Landschaftsraumes und des
Naherholungsgebietes Wuhletal.
Durch die bevorstehende Absperrung des Kienbergareals wegen
der Bauarbeiten zur IGA 2017
werden sie einem noch höheren
Nutzungsdruck unterworfen sein.
Aufgrund jahrelang vernachlässigter Pflege ist der Zustand von
Wegen, Treppen und Geländern
schon jetzt sanierungsbedürftig.
Umweltstadtrat Christian Gräff
fiel auf Nachfrage des Marzahner
Abgeordneten Wolfgang Brauer
allerdings nichts anderes ein, als
die Sperrung des Areals in Erwägung zu ziehen.
Dieser Zustand ist nicht hinnehmbar. Stadtrat Gräff muss dafür sorgen, dass als Ersatz für die jahrelange Sperrung der Flächen um
den Kienberg und den Wuhleteich, zumindest die Ahrensfelder
Berge weiterhin für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen –
Erhaltung und Zugänglichkeit des
Biotops Weidengrund eingeschlossen. Hierfür sind gegebenenfalls auch die Grün Berlin und
die IGA Berlin 2017 GmbH in die
Verantwortung zu nehmen.
Obwohl größtenteils Bauschutt-Hügel sind die Ahrensfelder Berge wichtig für
die Naherholung. Im Zuge der IGA wird ein steigender Nutzungsdruck erwartet,
dem die Erhebungen im jetzigen Zustand nicht gewachsen sind.
Foto: Archiv
Angesichts des zunehmenden
Nutzungsdrucks aufgrund der
Sperrung des Kienbergs wegen
der Baumaßnahmen für die IGA
2017 gilt es zu ergründen, welches Konzept bezüglich Pflege
und Erhaltung des Areals verfolgt
wird.
Frank Beiersdorff
Anm.: Auf der BVV sagte Stadtrat
Gräff dazu u.a., es gäbe „gegenwärtig noch kein Konzept, was künftig
gemacht“ werde. Verkehrssicherungsmängel und Vandalismusschäden würden beseitigt, letztere
zunächst erst einmalig. Er hoffe,
2015 etwas mehr machen zu können. „Seien wir froh, dass uns um
den Kienberg herum die IGA ereilt
hat“, setzte Gräff hinzu. „Was da
geschieht, könnten wir aus eigener
Kraft, mit eigenen Mitteln niemals
machen.“
Red.
Zu groß, zu oft, zu teuer
Für Müllentsorgung müssen Siedler fast ein Drittel mehr bezahlen
Berlin – Schröpft die Berliner
Stadtreinigung die Bürger bei der
Müllentsorgung zu stark? Dieser
Frage ging unlängst die Lichtenberger Links-Abgeordnete Marion
Platta mit einem umfangreichen
Fragenkatalog unter dem Titel
„Restmüllbehälter in Berlin zu groß
und zu oft entleert - kein Ansporn
für Abfalltrennung“ an die Senatsumweltverwaltung nach. Insbesondere bemängelt sie die Zwangsmindestgröße der Restmülltonnen
von 60 Litern und den zweiwöchentlichen Entleerungsrhythmus, der gerade kleinere Familien
in den Siedlungsgebieten benachteiligt. Denn diese gehen traditionell „sparsamer“ mit Müll um, als
Mieter im Geschosswohnungsbau.
Selbst Umweltstaatssekretär Christian Gaebler muss in seinen Antworten einräumen, dass Letztere
bereits im Jahr 2008 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) rund 236
Kilo Restmüll (pro Einwohner und
Jahr) zur Abfuhr geben, hingegen
liegt die Menge bei Siedlern um ein
Viertel (180 Kilogramm) darunter.
Die Auffassung, das Tarifsystem
der BSR schaffe „Anreize zur
Getrenntsammlung“ hat Gaebler,
zumindest was die Siedlungsgebiete betrifft, ziemlich exklusiv. Dass
der Staatssekretär dies aus der gestiegenen Menge der (etwas billigeren) Biogut-Tonnen (braune) und
der konstanten Nutzung der Recyc-
linghöfe zuschreibt, ist durchaus
legitim, dass er aber eine von Marion Platta bemerkte „Nachfrage
von Hauseigentümern nach bedarfsgerechter Restmüllabholung
insbesondere durch Verringerung
des Behältervolumens und/oder der
Verlängerung des Entleerungsrhythmus“ negiert, kann nur als
schlechter Scherz betrachtet werden. Denn bei solchen Anfragen
verweist die BSR stets auf ihr von
der Senatsverwaltung genehmigtes
Gebühren- und Rhythmussystem,
das keine Ausnahmen für einzelne
Hausbesitzer zulasse (Anschlussund Benutzungszwang).
Die Lichtenberger Abgeordnete
moniert, BSR und Gaeblers Ver-
Sammelsystems reduzieren und
damit zu einer höheren Gebührenbelastung aller Berliner Bürgerinnen und Bürger führen.“ Heißt: Wer
Müll vermeidet, spart nicht etwa,
er zahlt für die anderen fleißig mit.
Dabei steht in den Tarifbestimmungen unter Punkt 2.2.2. (1): „Die
BSR können bei Bedarf weitere
Behälterarten und Behältergrößen
verwenden.“ (Siehe Amtsblatt Nr.
54 vom 28. Dezember 2012).
Nun, vielleicht nimmt sich der
VDGN des Themas (wieder) einmal an. Denn bei Zwangsnutzung
dürfen die Betroffenen zumindest
ein Höchstmaß an „Gebührengerechtigkeit“ erwarten.
Ralf Nachtmann
Marzahn-Hellersdorf – Von
Köpenick nach Ahrensfelde
durch das Wuhletal, den längsten
zusammenhängenden Grünzug
Berlins, zurück über die Kaulsdorfer Seen nach Mahlsdorf – so
lautet das Motto der EintagesRadtour (35 Kilometer) am 16.
November mit den erfahrenen
Leitern Wolfgang und Sabine
König aus der Stadtteilgruppe
Wuhletal des ADFC. Start 10
Uhr am S-Bahnhof Köpenick
(Elcknerplatz), die Tour ist auch
für Freizeitradler und Familien
geeignet. Beitrag 6/3 Euro, Info
Tel. 0160-92 54 09 62.
RN
Vortrag zum
Grünspecht
Malchow – Zu einem kostenfreien Vortrag mit Dr. Klaus Witt von
der Berliner Ornithologischen
Arbeitsgemeinschaft über den
Vogel des Jahres, den Grünspecht, lädt die Naturschutzstation Malchow, Dorfstraße 35,
am 30. November, 14 Uhr ein.
Witt erklärt u.a., warum der Vogel „lachender Hans“ genannt
wird. Info Tel. 92 79 98 30.
Ausstellungen
zur Natur
Der Landkreis Heilbronn bietet seinen Grundstücksbesitzern fünf verschiedene Größen der Restmülltonne an, in Berlin gibt es nur drei (60, 120, 240 Liter). Der dortige Landrat Detlef Piepenburg versichert
auf der Internetseite seines Kreises, beim Müllaufkommen hätten sich 20 Liter pro Person als Richtwert
bewährt. In Berlin setzt man die Hälfte mehr, nämlich 30 Liter, an. Warum wohl?
Foto: LK Heilbronn
Ein Tornadoforscher berichtet
Marzahn – Wer weiß eigentlich,
dass die Tornadoforschung ihren
Ursprung in Deutschland nahm
und nicht etwa in Amerika oder
Japan? Über „Orkane, Tornados,
Gewitter – Unwettergeschehen in
Berlin und Brandenburg“ spricht
am 19. November, 19 Uhr, der
meteorologische Forensiker Thilo Kühne. Wer schon immer etwas mehr über die Entstehung
und Wirkung von Wetterkapriolen
waltung sträubten sich gegen die in
anderen Kommunen durchaus verbreiteten 40-Liter-Mülltonnen (als
Mindestgröße), die bei kleinen
Haushalten sogar nur im Vier-Wochen-Rhythmus abgeholt werden
(können). „Nachfragen nach kleineren Behältern bestehen seitens
der Berlinerinnen und Berliner laut
BSR so gut wie nicht“, lässt Gaebler wissen. Das hätte der Staatssekretär allerdings erwarten können,
schließlich muss die BSR auch in
ihrer Rechtsform als „Anstalt öffentlichen Rechts“ Geld verdienen.
Und wie schreibt Gaebler noch zur
Frage kleinerer Tonnen? „Weitere
Ausdifferenzierungen für Einzelfälle würden die Effektivität des
Radtour entlang
des Wuhletals
wissen wollte, sollte diese Veranstaltung im Berliner TschechowTheater, Märkische Allee 410,
nicht verpassen. Einlader Wolfgang Brauer verspricht, niemanden „im Trockenen“ sitzen zu lassen. Getränke und ein kleiner
Imbiss stünden bereit, Eintritt
frei. Info bei Sabine Behrens,
buero@wolfgang-brauer.de, Tel.
97 89 19 50 sowie im TschechowTheater, Tel. 93 66 10 78.
RN
Sprechstunden zur IGA
Marzahn – Ab November lädt die
IGA Berlin 2017 GmbH an jedem
ersten Donnerstag im Monat von
16 bis 18 Uhr zu einer Bürgersprechstunde in der IGA-Markthalle, Blumberger Damm 130
(Eingang über Zinndorfer Straße)
ein. Fragen werden, anders als bei
den größeren Veranstaltungen
wie „IGA im Dialog“ (25. November, 19 Uhr, FFM), im persönlichen Gespräch beantwortet.
„Mit der Sprechstunde möchten
wir die Kontaktaufnahme mit uns
noch weiter erleichtern und fördern. Anwohnerinnen und Anwohner können vorbei schauen
und im kleinen Kreis Fragen an
uns herantragen, die sie beschäftigen“, sagt IGA-Chef Christoph
Schmidt. Dem Auftakt am 6. November folgen die Termine 4.
Dezember sowie (feiertagsbedingt) 8. Januar 2015.
RN
Marzahn-Hellersdorf – Noch
bis 14. November können im
Frauentreff Hellma, Marzahner
Promenade 41, „Naturfotos von
der Wuhle“ von Anja Paetsch
betrachtet werden. Bis 30. November zeigt das Naturschutzzentrum Schleipfuhl, Hermsdorfer Straße 11 A, eine Ausstellung über den Zaunkönig.
Seilbahnpläne
liegen offen aus
Marzahn-Hellersdorf – Bis 3.
Dezember werden diePläne zum
Zwecke der Planfeststellung
„Seilbahn Gärten der Welt“ im
Alten Rathaus Marzahn (Trausaal im Erdgeschoss), HeleneWeigel-Platz 8, öffentlich ausgelegt. Donnerstags stehen Mitarbeiter für Erläuterungen bereit.
Bis 17. Dezember können Einwendungen gemacht werden. RN
12
jot w.d. 11/2014
Literatur
Hinter der Weltstadt – „Die „Bölsche“
Buchpremiere mit Rolf Schneider, der auch eine Liebeserklärung an seine Straße schrieb
„Kudamm des Ostens“ wurde sie
einst genannt - die Bölschestraße.
Sie führt schnurgerade vom SBahnhof Friedrichshagen bis fast
zum Großen Müggelsee. Auf Geheiß Friedrich des Großen wurde
sie 1753 für eine Spinnereikolonie angelegt und mit Maulbeerbäumen bepflanzt. Ihrer einmaligen Lage, ihrem literarischen Erbe, ihrer architektonischen Vielfalt und ihrem interessanten Mix
aus Läden, Restaurants und Galerien verdankt die Bölschestraße
ihren Ruf, eine der schönsten
Straßen Berlins zu sein.
Der Schriftsteller Rolf Schneider,
der die Bölschestraße seit rund
fünfzig Jahren kennt, ist ihrer Geschichte nachgegangen – von der
Seidenproduktion über den Ausschank in der alten Brauerei bis
zum legendären Kino Union. Er
erzählt von den Menschen, die
hier lebten und die „Bölsche“
prägten. Die Buchpremiere fand,
wie sollte es anders sein, in Friedrichshagen statt, in der Galerie
des Antiquariats Brandel. Wie zu
erwarten ließen sich Friedrichshagener, die ja als ausgewiesene
Lokalpatrioten bekannt sind, und
zahlreiche Gäste nicht zweimal
bitten. Im dicht gefüllten Raum
herrschte aufmerksame Erwartung. Man war gespannt – auf den
prominenten Schriftsteller selbst
wie auch auf sein neuestes Werk:
„Die Bölschestraße“.
In seiner Reihe „Berliner Orte“
hat der be.bra verlag vor kurzem
dieses Buch von Rolf Schneider
veröffentlicht. Die Edition führt an
Orte, zu denen die jeweiligen Autoren, darunter Knut Elstermann,
Volker Wieprecht und die Brauseboys, eine besondere Bindung haben. Rolf Schneider wohnt in
Schöneiche und besucht nach eigenem Bekunden seit 50 Jahren
wöchentlich die Bölschestraße.
Mit Sympathie beschreibt Schneider die „Bölsche“ als „eine angenehme, eine wohlabgemessene, einfach eine schöne
Straße“. Auf den folgenden
140 Seiten spannt er dann
den Bogen zu einer persönlich erzählten Kulturgeschichte der Magistrale sowie des Friedrichshagener
Dichterkreises.
Dieser spielt denn auch die
zentrale Rolle in Schneiders Buch – der um Wilhelm Bölsche und Bruno
Wille gescharte berühmte
Dichterkreis. Episode reiht
sich an Episode über die illustre Vereinigung von Intellektuellen, Schriftstellern, Künstlern, Bohemiens
und Anarchisten, die um
1890 in Friedrichshagen
ansässig waren und bedeutende Spuren in der Kulturgeschichte hinterließen. Zu den
Protagonisten, deren Lebens-
linien der Leser folgt, zählen
neben Bölsche und Wille Peter
Hille, Erich Mühsam, die Brüder
Hart, Else Lasker-Schüler, Gerhart Hauptmann, ebenso Johannes Bobrowski.
Der Literat Rolf Schneider bekennt sich ausdrücklich zu diesem Blick in die Vergangenheit,
„weil das Literarische über Friedrichshagen hängt wie eine unsichtbare Wolke. Wir leben in einem Zeitalter der hemmungslosen Gegenwärtigkeit, der vielfa-
Rolf Schneider bei der Lesung.
Foto: Neidigk
Wunderlichs wundersame Reise
Immer noch lebendige Erinnerung an die Oberschulzeit: „Was wollte der Dichter uns damit sagen?“, fragte die gestrenge Deutschlehrerin nach
der gemeinsamen Lektüre von Goethes Osterspaziergang. Nun, nach dem Willen der DDR-Bildungsoberen hätten wir erkennen sollen, dass es sich
bei dem genannten Werk um die Vorahnung des
Dichterfürsten auf den kommenden Sozialismus handele.
Radioeins-Moderatorin Marion
Brasch, die 2012 mit „Ab jetzt ist
Ruhe“ ein viel beachtetes Debüt
feierte, hat ihren zweiten Roman
veröffentlicht. Ihr Held Wunderlich, der eigentlich Bildhauer werden wollte, diesen Plan aber wegen ständiger Sehnenscheidenentzündungen aufgeben musste,
ist von seiner Freundin Marie verlassen worden. Um sich von diesem Schlag zu erholen, beschließt
Wunderlich, nach Norden an die
See zu fahren. Auf dem Weg dorthin wird Wunderlich von einer
Schaffnerin an einem Bahnhof, an
dem schon lange keine Züge
mehr halten, ans Freie gesetzt,
weil sein Ausweis nicht mehr gültig ist. Wunderlich setzt seine Reise dennoch fort, verletzt sich bei einem Unfall mit
einer Draisine, lernt Leute wie Finke, der ihn in
seiner ehemaligen Kneipe aufnimmt, und das Mädchen Toni, die in einem Bauwagen lebt, kennen.
Sie zeigt ihm das Blauharz, das aus Apfelbäumen
austritt und Wunderheilungen ermöglicht. Er ist
Gast beim Schönen Ringo, der eine Dorfkneipe
führt, und er wird vom Fetten Mario und seiner
jugendlichen Dorf-Gang verprügelt und beraubt,
hat in einem Hotel einen One-Night-Stand mit einer Frau, deren Namen er nicht einmal kennt.
Wunderlich erreicht schließlich die See. Nach einem ausgiebigen Bad in ihr – ob Ost- oder Nordsee – ist nicht zu erkunden, tritt er die Rückreise
an. Aber alle, die er treffen will, sind wie vom Erdboden verschwunden. An Finkes Wohn-Kneipe
hängt das Schild „Zu verkaufen“, Tonis Wohnwagen ist inzwischen unbewohnt, den Schönen Ringo
kennt angeblich niemand,
und das Blauharz, das er
in einer Schachtel mit sich
führt, lässt sich nicht mehr
verflüssigen, sondern verbrennt bei Erhitzung wie
gewöhnliches Kiefernharz.
Schließlich hält der Zug an
dem Bahnhof, der offiziell
längst keiner mehr ist, um
Wunderlich aufzunehmen
und zurück in seine Stadt
zu bringen.
Einen Kunstgriff erlaubt
sich Marion Brasch, indem
sie Wunderlich mit einem
Telefon ausstattet, aus dem
er des Öfteren Hinweise
und Einschätzungen zur
Lage von einem Wesen
namens Anonym erhält.
Ähnliches könnte auch der
Leser gebrauchen, doch für ihn bleibt die gesamte Geschichte ohne jegliche gesellschaftliche oder
wenigstens geografische Zuordnung, eben reine
Fantasie. „Was will uns die Autorin mit ihrem Wunderlich sagen“, fragt mich meine Frau. Und wie
damals mit Goethen – keine Ahnung. „Setzen –
Fünf!“ Nee, reicht ja heute nicht mehr. Sechs also.
Hans Sandow
Marion Brasch: Wunderlich fährt nach Norden,
S. Fischer, 19,99 Euro.
chen Zerstreuungen, des kurzen
Atems und des anstandslosen
Vergessens. Etwas in mir rebelliert dagegen. Ich möchte, dass
Vergangenheit bewahrt und erinnert wird.“ Der interessierte Leser dankt es dem Autor. Gern
blickt man mit ihm schmunzelnd
in eine Zeit zurück, da Bölsche
die Welt als „einen zähen Sauerteig“ schilderte. In eine Zeit, in
der konservative Blätter die
Friedrichshagener Avantgarde zu
„Habenichtsen und Hungerleidern“ erklärten. Man sitzt mit
den Lebenskünstlern fröhlich
zechend am „Verbrechertisch“ und folgt einem Tete à
Tete mit Bölsches „Mittagsgöttin“. Toleranz und Freizügigkeit im Denken und Handeln schrieben die Friedrichshagener Naturalisten groß.
Gut so, sie einmal mehr dem
Vergessen zu entreißen!
Nach diesem vergnüglichen
und nachdenklichen geschichtlichen Exkurs wendet
sich der Autor peu à peu markanten Gebäuden der „Bölsche“ zu und taucht in deren
Geschichte ein. Auch dem
Ortsunkundigen wird klar:
Die „Bölsche“, wie die Friedrichshagener ihre Straße liebevoll nennen, war immer
etwas Besonderes. Sie hat
sich ihren ganz besonderen
Charme bewahrt. So beantwortet
der Autor
die Frage,
was sich
verändert
habe, kurz
vor dem
Schlusspunkt lakonisch:
„Genau
genommen wenig. Genau
genommen gar nichts“.
Und doch bleibt noch vieles zu
erzählen. Vornan über die modernen Biografien der typischen
quicklebendigen BölschestraßeBewohner, die mit Zivilcourage
und bemerkenswertem Engagement ihren streitbaren Urvätern
kaum nachstehen. Nämlich, indem sie erfolgreich um den Erhalt ihres Traditions-Kinos „Union“ kämpften, ihr Rathaus kaufen und dem Gemeinwohl zuführen, ihr Strandbad unter ihre Fittiche nehmen, einen „Friedrichshagener Schirm“ spannen und
alle partizipieren lassen. Last but
not least sich all-montäglich zur
Demo gegen drohenden Fluglärm
treffen. Genügend Stoff also für
die Fortsetzung der Erfolgs-Geschichte der „Bölsche“.
Dagmar Neidigk
Rolf Schneider: Die Bölschestraße, be.bra verlag, 9,95 Euro.
Strittmatters Tagebücher
Soviel gleich vorweg: Wer sich erhofft, aus dem
zweiten Band der Tagebücher etwas über Erwin
Strittmatters Rolle im Krieg zu erfahren, sollte das
Buch ungelesen zur Seite stellen, denn auch diesmal wird er nichts dazu erfahren. Almut Giesecke
hat sich der Mühsal unterzogen, mehr als 20 000
Tagebuchseiten auf reichliche 500 Buchseiten zu
reduzieren. Bei der Auswahl entsteht freilich mitunter der Eindruck, Strittmatter habe die Tagebücher nicht als Mittel der Selbstverständigung geführt, sondern unter der Maßgabe verfasst, sie
eines Tages seinem großen Publikum vorzulegen.
Eine große Rolle in den Tagebüchern spielen die
Kräfte zehrenden Ehekrisen, das emotionale Chaos, in das ihn die Entfremdung von seiner Frau
Eva stürzt, seine Eifersucht auf die Beziehung der
Söhne zu ihrer Mutter und nicht zuletzt die Schwierigkeiten des Alterns.
Mehr als einmal spricht er von seiner Sehnsucht, das Jahr 2000 noch
zu erleben – doch die Aufzeichnungen enden im Januar 1994, fünf
Tage vor seinem Tod.
Trotz seines Rückzugs aus dem öffentlichen Leben bleibt Strittmatter
der kritische Beobachter und Zeitgenosse. Er ist stolz darauf, weder
Mitglied des SED-Zentralkomitees,
noch der Volkskammer geworden zu
sein und auch die ihm angetragenen Präsidentschaften des Schriftstellerverbandes und der Akademie
der Künste abgelehnt zu haben.
Öfter als einmal stellt er sich die Frage, ob er nicht aus der Partei austreten solle –
was er am 10. Januar 1990 dann wirklich tut –
und ärgert sich über das, was in der DDR Wahlen
genannt wird. Und dennoch: Als er wieder einmal
nach Berlin zu einer Auszeichnungsveranstaltung
gerufen wird, bei der alle bisherigen Orden getra-
gen werden sollten, besteht sein Widerstand darin, dass er nur den Karl-Marx-Orden (und den dazu
noch ziemlich versteckt) anlegt. Viel Raum nimmt
Strittmatters Kampf mit der DDR-Kulturbürokratie
ein. So gab es ein langes Hickhack um die Druckgenehmigung für den dritten Band des „Wundertäter“, bevor ZK-Sekretär Kurt Hager endlich Grünes Licht für die Veröffentlichung erteilte. Trotz
alledem stand für Strittmatter im Gegensatz zu
anderen Autoren ein Verlassen des Landes nie zur
Diskussion. Dass Strittmatter über viele Jahre mit
dem Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Lew
Kopelew, der einige seiner Werke ins Russische
übersetzt hatte, befreundet war und es auch blieb,
nachdem Kopelew und seine Frau aus der damaligen Sowjetunion ausgebürgert worden waren und
nun in Köln wohnten, zeugt schon
von einigem Mut.
Den freilich erforderte eine weitere Freundschaft nicht. Erst aus
diesem Buch habe ich erfahren,
dass der Sänger Peter Schreier
und seine Frau zu den Freunden
der Strittmatters gehörten.
Emotionslos und gelassen registrierte Strittmatter die Auflösung
der sozialistischen Welt. Die Umbruchprozesse von 1989/90 sind
für ihn die Konsequenz der verfehlten DDR-Politik. Seine Notizen
dokumentieren eindrucksvoll die
Hektik und die sich überstürzenden Ereignisse jener Jahre. „Die
Genossenschaft (der er selbst viele
Jahre angehörte/H.S.) soll aufgelöst werden“, vermerkt er knapp im Tagebuch.
Hans Sandow
Erwin Strittmatter: Der Zustand meiner Welt –
Aus den Tagebüchern 1974-1994, Aufbau,
24,95 Euro.
Feuilleton
jot w.d. 11/2014
13
Trauerorte oder Propagandastätten?
Zur Tradition deutschen Krieger-Gedenkens – Teil 3 (Schluss)
Im Rahmen unserer Berichterstattung zum Thema „100 Jahre Erster
Weltkrieg“ schrieben wir in Ausgabe 8/2014 auch über die Problematik des kompletten Wiederaufbaus
des Denkmals in Biesdorf. Wolfgang Brauer, Vorsitzender des Heimatvereins, findet die dort dokumentierten Arbeiten der Biesdorfer
Gymnasiasten zum Biesdorfer
Kriegerdenkmal „geradezu vorbildlich“ und nahm dies zum
Anlass, umfassend über die „Kriegerdenkmale“ nachzudenken.
Auch in Mahlsdorf verweigerte die
Stadt aus gutem Grund den „Kriegern“ einen öffentlichen Platz.
„Unbesiegt und unvergessen“ steht
auf der Rückseite des vom
Steglitzer Bildhauer August Rhades
gestalteten Males. Kein Wunder,
wenn diese Denkmäler zu den diversen Heldengedenktagen selbst
in unseren Dörfern zum Aufmarschort martialischer Feierlichkeiten wurden. Sie erfüllten damit
nur ihren von Anfang an gedachten
Zweck. „Die Kriegsleute (gemeint
sind die Kriegervereine) wollen immer eine versteckte Art von SiegesPrunk- und Protzdenkmal...“
schrieb Ernst Barlach über seine
frustrierenden Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Stralsunder
Kriegerdenkmal. Käthe Kollwitz
sammelte ähnliche Erfahrungen.
Die unrühmliche Rolle der hiesigen Kriegervereine schildert Christa Hübner in einem lesenswerten
Aufsatz im Heft 8 der „Beiträge zur
Regionalgeschichte“ unseres Heimatvereins.
Dieselben Rituale spielten sich
auch um das Biesdorfer Kriegerdenkmal ab. Das wurde am 18. Juni
1922 eingeweiht. Als Ort individu-
eller Trauer – wie es heute gelegentlich beschworen wird – war es
von Anfang an weder gedacht, noch
ist es dazu geeignet. Der Aufstellungsort hatte dieselbe Vorgeschichte wie in Kaulsdorf, Mahlsdorf und Friedrichsfelde: Der
Kriegerverein wollte einen öffentlichen Platz, die Stadt verweigerte
den. Also benutzte man die seinerzeitige Mehrheit im Gemeindekirchenrat und baute das Ding auf dem
ehemaligen Gottesacker auf. Der
gern in Kauf genommene Nebeneffekt: Stehen sie auf Kirchhöfen,
lagert sich bis zum heutigen Tag
immer eine gewisse Weihe des
friedlichen Ortes auf den Obelisken dieser unfriedlichen Denkmale ab. Das macht den Umgang mit
ihnen schwerer.
Interessanterweise ist es hauptsächlich ein Phänomen in den ostdeutschen Bundesländern (einschließlich Berlins), die Öffentlichkeit mit
„Rekonstruktionen“ des vorgeblichen Originalzustandes beglücken
zu wollen. Es handelt sich in fast
allen Fällen um den Versuch, verlorengegangene Symbolik wiederherzustellen.
Nun ging die nicht durch böswillige kommunistische Unterschleife
verloren, es war die Direktive Nr.
30 des Alliierten Kontrollrates vom
13. Mai 1946. Diese galt für alle
vier Besatzungszonen, wurde in
allen vier Zonen mehr oder (häufig
weniger, auch in der sowjetischen)
konsequent umgesetzt. In Berlin
blieben so von etwa 200 Kriegerdenkmälern gut 60 erhalten – relativ gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt. Der Kontrollrat verbot „die Planung, ..., Errichtung, ...
oder sonstige Zurschaustellung von
Gedenksteinen, Denkmälern, Pla-
„Heldengedenken“ neuerer Art: Restauriertes Denkmal in Eiche. Solche Wiedererrichtungen finden auch Unterstützer.
Foto: Brauer
katen, Statuen, Bauwerken, Straßen- und Landstraßenschildern,
Wahrzeichen, Gedenktafeln oder
Abzeichen, die darauf abzielen, die
deutsche militärische Tradition zu
bewahren und lebendig zu erhalten, den Militarismus wachzurufen
... oder ihrem Wesen nach in der
Verherrlichung von kriegerischen
Ereignissen bestehen.“ Diese sollten bis zum 1. Januar 1947 beseitigt werden. Als Ausnahme wurden
Gedenksteine an verstorbene Angehörige regulärer militärischer
Einheiten (außer SS und WaffenSS) zugelassen – wenn deren „anstößige Merkmale“ beseitigt wurden. Gemeint waren Hakenkreuze,
Stahlhelme, Reichsadler, Handgranaten schwingende Krieger etc.
Man sollte es bei den seinerzeit
hergestellten Zuständen belassen.
Auch Denkmäler haben eine Geschichte, die wäre zu erzählen.
Lars-Holger Thümmler hat 2003
eine Vielzahl der in den ostdeutschen Bundesländern vorgenom-
menen „Rekonstruktionen“ untersucht: „Insbesondere bei den
Kriegerdenkmälern ... wird es
durch die Ergänzung häufig nicht
geschafft, die dumpfe Verklärung
der Aussage zu überwinden, sondern im Gegenteil, vage umrissener ‘Opferbrei’ erzeugt. Dem Verständnis historischer Vorgänge
nutzt das nichts.“ Auch für Thümmlers Befund finden sich in unserer
Nachbarschaft Belege: Vor der
Dorfkirche in Hönow liegt „ein
Friedensdenkmal für alle Opfer von
Krieg und Willkür“, auf dem durch
die nichtssagenden Jahreszahlen
1918, 1945 und 1989 alles, aber
auch alles zusammengewürfelt und
die beabsichtigte humanitäre Aussage in ihr Gegenteil verdreht wird.
Am Ortseingang des Dorfes Eiche
begrüßt die Reisenden ein bedrohlich wirkendes Kriegergedenkensemble, das sowohl ästhetisch als
auch von der Sprache der Symbole
her sicherlich unbeabsichtigt eher
in die 1920-er Jahre gehört.
Wolfgang Benz, Gründer des Berliner Institutes für Antisemitismusforschung an der TU, sagt zu den
Wirkungen der in den Kriegerdenkmalssetzungen verwirklichten Ideologie: „Die konservativen Feinde
der Weimarer Republik, die Verächter von Parlamentarismus, Parteien und Demokratie, leisteten mit
der Glorifizierung des Kriegserlebnisses, der Beschwörung des Geistes von 1914, der Überzeugung
vom deutschen Sendungsbewusstsein, deutscher Art und Herrenmenschentum, mit übersteigertem Nationalismus gründliche Vorarbeit
für das Dritte Reich.“
Das wäre zu beachten, wenn man
einen verantwortungsbewussten
Umgang mit den auf uns gekommenen Artefakten einer Zeit, die
den Krieg wollte und ihn bewusst
vorbereitete, pflegen möchte. Ich
finde die in jotw.d. 8/2014 dokumentierten Arbeiten der Biesdorfer Gymnasiasten zum Biesdorfer
Kriegerdenkmal geradezu vorbildlich. Vor zwei Jahren machte
mich Gerke Pachali (Pfarrer i.R.)
auf das Göhlsdorfer Kriegerdenkmal (Landkreis Potsdam-Mittelmark) aufmerksam: Das wird seit
1951 von einer Friedenstaube
gekrönt. Die geht übrigens auf die
biblische Erzählung der Arche
Noah zurück. Ich finde es schön,
dass die Schülerinnen des NagelGymnasiums zu ähnlichen Lösungen fanden.
Ansonsten fehlen noch immer auf
schmerzliche Weise Gedenktafeln, wie sie Kurt Tucholsky 1925
verlangte: „Hier lebte ein Mann,
der sich geweigert hat, auf seine
Mitmenschen zu schießen. Ehre
seinem Andenken!“
(Siehe auch Seite 7)
„Nachlese“ in der
Rathausgalerie
Schlager aus 50 Jahren
im „Kofferradio“
Gespräch mit Axel Frohn fand reges Interesse
Würdigung für Bärbel Wachholz zum 30. Todestag
Hoppegarten – Die Arbeiten von
17 Künstlern, die sich für den
„Brandenburger Kunstpreis“ beworben hatten, sind vom 11. November an in der Rathaus-Galerie, Lindenallee14,
zu sehen. Die Gruppe „mach art“ lädt
alle Interessenten zur
Vernissage am 11.
11., 17 Uhr, ein.
Bis zum 6. November
(17 Uhr Finissage)
war die Ausstellung
„Mich wundert, dass
ich fröhlich bin“ von
Axel Frohn (Foto: Dittmann) zu
sehen (siehe jot w.d. 9/2014).
Während eines gut besuchten Galerie-Gespräches am 23. Oktober
im Haus der Generationen freute
sich der in Schöneiche lebende
Karikaturist und Journalist sehr
über das große Besucherinteresse
für seine Ausstellung. Viele Fragen galten an diesem Abend seiner künstlerischen Entwicklung,
da Frohn von Hause aus Journalist ist und bis vor kurzem als
Wirtschaftsredakteur arbeitete.
Kurios die Geschichten, die er
über Reisen ins „NSW“ zum Besten gab, denn er hatte sich zu
DDR-Zeiten an internationalen
Wettbewerben beteiligt
und einige Preise gewonnen. Diese dann
auch persönlich entgegen zu nehmen, erwies
sich unter damaligen
Bedingungen als gar
nicht so einfach. Immerhin gelang es ihm,
sich ein kleines Valutakonto anzulegen, nachdem er die ihm angebotenen „Forum-Schecks“ abgelehnt hatte.
Interessant war es auch, frühere
Arbeiten von Axel Frohn anzuschauen. Der Veranstalter hatte
einige Kataloge der KarigrafieAusstellungen vom Alex aus den
80-er Jahren mitgebracht. Am
29./30. November ist Frohn auch
auf dem Weihnachtsmarkt an der
Kulturgießerei in Schöneiche mit
einigen Arbeiten vertreten.
I. Dittmann
Berlin – Jeweils sonnabends zwischen 14 und 15 Uhr werden im
„Kofferradio“ Erinnerungen an
Schlager und deren Interpreten aus
den vergangenen 50 Jahren wach.
Zu empfangen ist die Sendung über
das Berliner Kabelnetz 92,6, Antenne 88,4 und 90,7 bzw. per
Internet www.alex-berlin.de.
Am 8. November stellen in der
Sendung „Vom Hörer für den Hörer“ Andreas aus dem schwedischen Karlstad, Olaf aus Bernburg
und Jan aus Berlin Schlager von
DDR-Interpreten vor, die diese auf
Platten im Westen veröffentlichten.
Dazu gehören u.a. „Wann kommst
du zu mir“ (B. Wachholz), „Einmal
ist keinmal“ (Britt Kersten),
„Schließ die Tür nicht zu“ (Andreas Holm), „Tanz mit mir“ (Frank
Schöbel) und „Königin der Nacht“
(Neumi). Am 15. November heißt
das Motto „Nur im Duett – klingts
richtig nett“. Moderator Siggi Trzoß
erinnert u.a. an Songs von Siewert/
Klein, der Geschwister Hass, Marita und Rainer, Karla Schreiter/
Hartmut Eichler, Frederic/Wieland,
Ruth und Volkmar, Hahnemann/
Gelbke. Am 22. November stellt
der Journalist und Betreiber der
Bärbel-Wachholz-Ausstellung Angermünde, Michael-Peter Jachmann, sein gerade produziertes Album „Das Bärbel-Wachholz-Schlagerfest“ vor. Es erscheint anlässlich
des 30. Todestag der Künstlerin
(13. November 1984).
Zur Geburtstags- und Erinnerungssendung lädt Siggi Trzoß am 29.
November ein. Die Titelauswahl
erfolgte durch Kofferradio-Hörer.
Dabei sind u.a. Titel von Susi Schuster, Christl Bach, Jörg Martin
(Foto: Dittmann), Ingrid Winkler,
Tino Eisbrenner, Andy Borg,
Adamo, Chris Doerk, Gitta Lind
sowie der Komponisten Arndt
Bause und Martin Hoffmann.
Musikwünsche, Kritik und Anregungen zur Sendung an Kofferradio, Alex-Berlin, Voltastraße 6,
13355 Berlin, Fax 99 150 23, email
kofferradio@siggitrzoss.de.
I.Dittmann
14
Boulevard mit Gojko,
Musik mit Michaelis
Friedrichshagen – Am 14. November ist der Schauspieler
Gojko Mitic (Foto: Nachtmann)
zu Gast bei Lutz Hoff in der Reihe „Friedrichshagener Boulevard“ im Bräustübl, Müggelseedamm 164. Der „Chefindianer
der DEFA“ erinnert sich an
Höhepunkte
seiner Karriere, eröffnet den
Gästen einen
Blick hinter die
Filmkulissen
und weiß viele
spannende Geschichten zu erzählen. Beginn 19.45 Uhr (Einlass ab 18 Uhr), Eintritt 16 Euro.
Am 30. November gibt es an
gleicher Stelle unter dem Titel
„Weihnachten trotz Familie“ eine
heiter-besinnliche Lesung mit
Musik mit der Schriftstellerin
Gisela Steineckert und dem Musiker Dirk Michaelis. Beginn 18
Uhr (Einlass ab 16.30 Uhr), Eintritt 21 Euro. Übrigens: Jeden
Mittwoch lädt das Haus ab 19
Uhr zu Live-Musik, Comedy und
Kabarett, kombiniert mit guter
Küche (große Auswahl an Gerichten für 7,90 Euro), ein. Eintritt
frei. Jeden ersten Montag im
Monat, 20 Uhr, findet im Bräustübl ein „Musikantentreff“ statt.
Zuhörer und Mitspieler bei der
Jam Session sind herzlich willkommen. Eintritt frei.
I.D.
jot w.d. 11/2014
Empfehlungen
Tag der offenen Ateliers
Vier Künstlerinnen laden zum
Bilder gucken bei Kaffee und Kuchen ein
Marzahn – Zum vierten Mal öffnen vier Landschaften, die den Betrachter durch LieKünstlerinnen aus Marzahn-Hellersdorf be zum Detail und ein geheimnisvolles
ihre Ateliers für Jedermann – am 22.No- Leuchten in den Bann ziehen. Antje Püpke
vember von 14 bis 18 Uhr laden sie in liebt das Leben mit all ihren Facetten. Ihre
ihre Ateliers an der
Freude am scharfsinSchwarzburger Staße
nigen Beobachten
10 ( im Gründerinnenspiegelt sich in ihren
zentrum „Hafen“) ein.
Bildern wider.
Schon in den verganAndrea Sroke liebt
genen Jahren erfreute
die Farben und empsich diese Aktion unfindet den Umgang
ter den Anwohnern,
mit ihnen als einen
aber auch bei Kunst
großen sinnlichen Geinteressierten Bürgern
nuss. In ihren Mischanderer Stadtteile grotechniken und Aquaßer Beliebtheit. Der
rellen lebt sie diese
„Hafen“ hat sich durch
Passion voll aus und
die langjährigen Aktizeigt Farbkompovitäten der ansässigen
sitionen, StadtlandKünstlerinnen zu eischaften und Stillnem etablierten und
leben. Ingeborg Teetz
wichtigen Standort im
setzt in diesem Jahr
bezirklichen Kunstihren Schwerpunkt
betrieb entwickelt. Die
auf Reiseaquarelle
Künstlerinnen zeichund Aktdarstellungen
nen sich in ihrem bildin ganz unterschiedlinerischen Schaffen sochen Techniken.
wohl durch IndividuaDie Künstlerinnen
lität als auch durch
freuen sich an dieeine besondere technisem Nachmittag auf
sche und thematische
viele Besucher und
Vielseitigkeit aus.
Gespräche bei KafEstrella Betancor ist
fee und Kuchen, Wer
eine leidenschaftliche
ein WeihnachtsgeAquarellmalerin. Ihre
schenk sucht, wird
Stärke sind realistisicher fündig.
sche, stimmungsvolle Bilder von Andrea Sroke und Antje Püpke.
I. Dittmann
Carlshorster Salon
entführt nach Portugal
Service-Center Hellersdorf:
Adele-Sandrock-Straße 10,
12627 Berlin
Tel. (030) 6829 – 7117
Döbelner Str. 22
Karlshorst – Unter dem Motto
„Saudade, die Sehnsucht“ findet
am 28. November, 19.30 Uhr im
Kulturhaus Karlshorst, Treskowallee 112, der nächste „Carlshorster Salon“ statt. Im Mittelpunkt des interkulturellen Abends
mit Musik, bildender Kunst und
Kulinarischem, durch den Alina
Martirosjan-Pätzold führt, steht
Portugal und seine Fado-Kultur.
Zu Gast ist das „Trio Fado“
(Foto: Simon). Das Berliner Trio
entführt das Publikum in die Altstadt Lissabons, die durch die
Melancholie des portugiesischen
Fados erlebbar wird.
António de Brito, Gitarrist und
Sänger des Fado-Trios, erzählt
die Geschichte des Fado – einer
leicht mit dem argentinischen
Tango verwandten, traurig-melancholischen bis heiteren Musik,
die anfangs des 19. Jahrhunderts
erstmals im zwielichtigen Milieu
Lissabons zu hören war. Benjamin Walbrodt spielt auf dem Cello. Daniel Pircher auf der portugiesischen Gitarre. Kulinarische
Spezialitäten aus Portugal stimmen auf den Abend ein. Eintritt
18 Euro (einschließlich Speisen),
Karten Tel. 553 22 76.
I.D.
Alte Hellersdorfer Str. 10
Jenaer Str. 2
3 Zimmer, 67 m², 5. OG.
Küche mit Fenster,
modernisiertes Bad, neue
Bodenbeläge und Zargentüren,
3 Zimmer, 73 m², 4. OG,
Balkon, Küche mit Fenster,
modernisiertes Bad,
Zargentüren,
3 Zimmer, 82 m², 4. OG,
Balkon,
Küche mit Fenster,
modernisiertes Bad,
Energieverbrauchswert V 85,6 KWh (m²a)
Bj. 1989, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B
Energieverbrauchswert V 84,6 KWh (m²a)
Bj. 1986, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B
Energieverbrauchswert V 62,4 KWh (m²a)
Bj. 1988, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B
Miete: 369 / 528 Euro
Miete: 424 / 600 Euro
Miete: 439 / 630 Euro
direkt – Briefe & Antworten
jot w.d. 11/2014
Bescherung bei der
Ahrensfelder Feuerwehr
Am Vorabend des Reformationsfeiertages in Brandenburg feierte die
Freiwillige Feuerwehr des Ortsteils
Ahrensfelde der gleichnamigen Randberliner Gemeinde schon so etwas
wie Weihnachten. Im Fackelspalier
der Kameradinnen und Kameraden
wurde ein neues Tanklöschfahrzeug
in der Feuerwache an der Dorfstraße
zünftig willkommen geheißen und
eingerollt. Mit den Feuerwehrleuten
freute sich Bürgermeister Wilfried
Gehrke besonders darüber, dass die
Gemeinde zu ihrem Wort stehen
konnte, das sie 2004 bei der Einweihung des neuen Feuerwehr-Depots
gegeben hatte: „Die neue Wache ist
jetzt fertig, künftig muss die Technik
modernisiert werden.“
Das taufrische Tanklöschfahrzeug
TLF 4000 ist das zweite moderne
Löschfahrzeug, das für die Ortsfeuerwehr neben kleinen Mannschaftstransportfahrzeugen angeschafft wurde. 432 000 Euro investierte Ahrensfelde dafür. „Eine der größten Investitionen“, sagte Gehrke, aber wie
wichtig sie ist, zeige sich schon daran, dass das neue TLF in der Lage
sei, dank der ausgeklügelten Technik
mit weniger Wasser mehr zu löschen.
Das TLF 4000 hat ein Fassungsvermögen von mindestens 4000 Liter Wasser und 500 Liter Schaum. Die Zusatzausrüstung nicht gerechnet. Die Kameradinnen und Kameraden feierten
die neue Errungenschaft folglich mit
Feuereifer und eingedenk des von
Ortswehrführer Rainer Rogge ausgesprochenen Versprechens, sich des
Vertrauens der Gemeinde würdig zu
erweisen und mit der neuen Errungenschaft Qualität und Effektivität der
Wehr weiter zu erhöhen. T. Preußing
Entspannen mit Druidenfaust
Eine Übung der traditionellen europäischen Medizin
Nicht nur in Asien, auch in Europa gab
und gibt es eine traditionell beseelte
Medizin, die die individuelle Konstitution eines Menschen mit ihren Heilmethoden stärkte. Noch bis ins 19.
Jahrhundert betrachtete die Medizin
das Wechselspiel von Mensch und
Umwelt als Basis ihres Verständnisses über die Heilprozesse im Menschen. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstehende Freikörperkultur
(FKK) war eine medizinisch begründete Antwort auf die Epidemien des
frühen Industriezeitalters. Noch vor
Jahren hatte ein Arzt ausreichend
Raum, intuitiv seinen eigenen Erfahrungen nachzugehen. Heute wird er
mit Studien bombardiert, welches neue
Medikament auf die gerade neu entdeckte Krankheit passt.
Das dadurch entstehende Defizit
suchten viele Menschen auszugleichen, indem sie sich der Medizin
Chinas, der ayurvedischen Medizin
Indiens oder Tibets zuwendeten. Eine
Jogawelle nach der anderen verbreitet sich und hilft Menschen, selbst
Verantwortung für ihre Gesundheit zu
übernehmen.
Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass man tägliche Bewegungsübungen und Meditation auch
im alten Europa kannte, zum Beispiel
das sogenannte Wyda-Joga. Es ist mit
der Christianisierung verloren gegangen, da nicht in das Weltbild passte,
dass das Gute nicht nur vom Himmel,
sondern auch aus den Energiekräften
der Erde kommen könnte. Wyda Joga
wurde in der Natur praktiziert und die
gezielte Wahrnehmung und Konzentration auf Naturkräfte wie Bäume,
Wasserläufe, Steine wurden verstärkend benutzt. Wyda Joga ist einfach
und beim ersten hinschauen unspektakulär, doch die Wirkung ist enorm.
Es ist das ganze Gegenteil des sich
immer mehr aus den USA verbreite-
ten Joga-Stils des Puschens und Auspowerns. Es geht bei all diesen Übungen um „mich, mein inneres Lot“ und
ist ein individueller Weg, mich vital
und glücklich zu fühlen.
Die Kernübung ist die „Druidenfaust“. Ich breite die Arme aus, dann
beim Einatmen die Finger spreizen
und strecken. Im langsamen Ausatmen bilde ich Fäuste – der Daumen
bleibt draußen – und führe sie vor
dem Körper zusammen. Dabei liegen
die unteren Fingerknöchel und die
Daumen aufeinander.
Einige Male wiederholen, bis die
Übung mühelos gelingt. Der Kreislauf
eines harmonischen Energieflusses
beginnt und beruhigt die Gedanken
und Emotionen, die Konzentration
und Wahrnehmung der Natur vitalisiert den ganzen Körper.
Christine Eschenbach,
Heilpraktikerin in Mahlsdorf
Bei der Übung ist auch die richtige
Endstellung der Hände wichtig, Christine zeigt sie hier.
15
Benefiz-Metal-Festival „Metalheads vs. Hunger“
Friedrichshain – Bereits zum vierten Mal laden die Berliner „Metalheads“ zu einer Benefizveranstaltung zugunsten Berliner Obdachloser und Bedürftiger. Wie schon in den vergangenen Jahren findet dieses Rockfestival der härteren Gangart am 21. und 22. November, jeweils
ab 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr) im Berliner
Rockclub „K17“, Pettenkoferstraße 17a, statt.
Auf der Bühne stehen sowohl namhafte Bands
als auch Newcomer (insgesamt 12), hinzu kommen Kabarettisten, Feuerkünstler und der szene-bekannte Moderator „Knicki Knacki“. Vor
Ort wird es erneut einen Infostand der Berliner
Stadtmission und vom Berliner Kältebus geben.
Am Einlass werden Sachspenden entgegen genommen, welche direkt an die Stadtmission gehen. Der finanzielle Erlös kommt ebenfalls direkt den beiden Organisationen zu; die
Künstler und Helfer verzichten auf Entlohnung.
2013 kam so eine Summe von 2700 Euro zusammen, die in Schlafsäcke, Thermoskannen,
Unterwäsche, Socken, Handschuhe, Kaffee, Tee
und vieles mehr umgewandelt wurde.Tickets (1
Tag 6 Euro, beide Tage 10 Euro) gibt es nur an
der Abendkasse. Zutritt ist erst ab 18 Jahren
gestattet, Minderjährigen ist das nur in Begleitung ihrer Eltern (mit Ausweis) und im Rahmen
des Jugendschutzgesetzes gestattet.
Steinlandpiraten spielen Gundermann-Songs
Hoppegarten – Patti Heidrich hat ihre Jugend bei
Konzerten von Gerhard Gundermann verbracht.
Karsten Schützler entdeckte Gundermann, als er
schon etwas länger erwachsen war. Beide spielen
in der Berliner Band „Unbekannt verzogen“ – nun
haben sie sich zum akustischen Duo Steinlandpiraten zusammen gefunden, um sich den Liedern
des 1998 verstorbenen Gerhard „Gundi“
Gundermann zu widmen. Die tragen sie am 14.
November, 20 Uhr, im Haus der Generationen,
Lindenallee 12, in Dahlwitz-Hopegarten vor. Die
Songs von Gundermann spiegeln die Zerrissenheit einer Ostgeneration wider, die sich scheinbar
nie richtig selbst gefunden hat. Heimatliebe, gepaart mit dem Bewusstsein, dass der Mensch seine Lebensgrundlage Natur selbst zerstört. Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit und gleichzeitig immer auf-dem-Sprung-sein, weil es Angst
vor Bindung oder einfach etwas Besseres noch
geben könnte. Heidrich und Schützler haben in
den Gundermann-Konzertmitschnitten aus einem
Jahrzehnt gekramt, viel Nichtveröffentlichtes an
das Tageslicht gebaggert. Karten 9/12 Euro, Info
und Bestellung Tel. (03342) 422 44 72.
André Kemnitz-Voigt
jot w.d. 11/2014
Tradition im Gegensatz
zu politischer Korrektheit?
Wir raten: Wie lange darf diese Straße in der historischen Altstadt Wismars noch so heißen? A) Bis Alice Schwarzer den Namen bemerkt? B) Bis Angela Merkel durch eine Kanzlerin von den Grünen ersetzt wird? C) Bis alle Werke der Weltliteratur von der „kulturellhistorischen Scharia-Polizei“ umgeschrieben worden sind?
Foto: Nachtmann
Leere Versprechen
Letzte Seite
Nachhaltige
Wühlarbeit
Es gibt ja eine Jahreszeiten-unabhängig
lebende IT-Generation, die in ihrer virtuellen Welt die Schrecken und die Schönheit der Außenwelt kaum noch kennt.
Für diese Leser ist nachfolgender Beitrag
ungeeignet oder schwer verständlich. Die
anderen wissen es: Im Frühling juchzt das
Herz vor lauter SCHON: Schau, schon die
erste Blüte! Können wir schon frühstükken auf dem Balkon? Ob ich schon baden
gehen kann?
Die Herbstzeit dagegen ist eine quengelnde NOCH-Zeit. Noch kein Frost, aber bald
müssen wir im Garten die Pumpe abdrehen. Noch ganz warm in der Sonne, aber
bald geht es nicht mehr ohne Pullover.
Noch ist der IGEL auf Apfeljagd – Auweia!
Noch ist der stachlige Winterschläfer nicht
im riesigen Blätterhaufen des Gartenkompostplatzes verschwunden, aber sehr,
sehr bald wird er dort drin sein – und aus
wäre es mit dem alljährlichen Umsetzen
des großen Komposthaufens. „Gerade
noch ist Zeit dafür“, drängt eine innere
Stimme. Das hat mir gerade noch gefehlt,
aber es muss sein. Schließlich wollen wir
mit dem Garten und seinen Bäumen leben, aber ohne die ganze kostspielige und
umweltfeindliche Arie aus Laubsaugern,
Laubsäcken und langen Fahrten zu Blätterzentralsammelstellen.
Also den vorjährigen Kompost auf die
Schubkarre gewühlt. Schweißtreibend.
Die Archäologie des letzten Jahres tritt in
voller Schönheit entgegen. Neben der
Gartenerde aus verrotteten Blättern und
Gartenabfällen zwar keine Strudel aus
Plaste- und Plastiktüten wie im Ozean,
aber dennoch solide
Kunststoffreste. Die
Top Drei des Herbstes 2014? Ein
Metallwolle-Topfreiniger,
einige
Netzumhüllungen
von Meisenknödeln
und nicht zuletzt Kunststoffschildchen
zahlreicher Neuanpflanzungen aus diversen Gartenmärkten.
Es folgen die Top Drei 2014 der Naturprodukte, die leider sehr beharrlich allen
Mikroben widerstehen und wohl noch
nach Jahren unbeschädigt aus der Komposterde hervorlugen: Kienäppel aus
Brandenburg, Rindenstücke von aus Amerika importierten Akazien, Tropenzimmerpflanzenteile unbekannter Herkunft.
Die vorjährige Komposterde ist verteilt,
und nun erhält der diesjährige Gartenabfall ihren Platz. Alles immerhin noch
rechtzeitig, bevor der Igel kommt. Endlich ist die Plackerei geschafft. Beim
Kaffeetrinken danach fragt der Enkel: Und
wo soll nun der Igel hin, wenn Du sein
großes Blätterhaus vergraben hast?
NOCH eine Arbeit! Gemeinsam mit dem
Enkel wird ein kleiner Blätterhaufen in
bester Lage an einer geschützten Ecke
zusammengeharkt, und zwar speziell und
nur für den Igel-Langschläfer, der all den
Öko-Stress verursacht hat. Dort darf er zu
allem Überdruss auch noch mietfrei wohnen.
Euer Gartenfreund Schwejk
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Wendiges jot w.d.-Preisrätsel
N M
U T
Ä D
A K
1
2
3
4
O L
R N
E N
E L
S E
5
6
7
8
Der Wohnungsbau brummt im Bezirk. Die
Zahl der erteilten Baugenehmigungen für
Wohnungsbauvorhaben ist nach Auskunft
von Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff
2013 im Vergleich zum vorangegangenen
Jahr von 406 auf 477 angestiegen, eine
Steigerung von 17,5 Prozent. „In diesem
Jahr ist ein erneuter Anstieg zu verzeichnen, denn allein in der ersten Jahreshälfte 2014 hat der Bezirk bereits 344
Baugenehmigungen für Wohnungsbauvorhaben erteilt“, berichtet Gräff voller Stolz. Die
Anzahl der damit genehmigten Wohneinheiten steigerte
sich demnach von 508 im
Jahr 2012 auf 613 in 2013.
Und allein in der ersten Jahreshälfte 2014 wurden weitere 609 Wohneinheiten genehmigt.
Für weitere 1400 Wohnungen gibt es Vorbescheidsanträge. Aus diesen Zahlen, insbesondere der stark angestiegen Anzahl an
Bauvoranfragen, folgert der Wirtschaftsstadtrat, „dass in 2015/2016 viele Bauvorhaben folgen werden“.
5
9
10
W A
Es sind „Wendebegriffe“ mit zehn
Buchstaben folgender Bedeutung zu
bilden: 1. umschloss Westberlin, 2.
verlief weitgehend friedlich, 3.
Freizeitbauten, die Aufschwung bringen sollten (Mz., ß=ss), 4. Motorenart in Trabbis und Wartburgs, 5. wurde von Ferdinand Porsche erfunden,
6. Mittel im Tarifkampf, 7. fiel mit
Hammer und Zirkel, 8. ihn streifte der
„Mantel der Gechichte“, 9. mussten
in kurzer Zeit noch millionenfach ausgestellt werden (Mz.), 10. so wurde
das Bauwerk aus Nr. 1 propagandistisch genannt.
Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben – neu sortiert – eine millionenfache „Wende-Errungenschaft“.
Schicken Sie Ihre Lösung bis 28. November (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr.
45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. zwei Eintrittskarten für
eine Kulturveranstaltung im Bezirk.
Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 10/2014: 1. Aggression, 2. Abruestung, 3.
Freie Heide, 4. FlaGranate, 5. Weiße Taube, 6. Kalaschnikow, 7. Verwundete, 8.
Kampfpilot, 9. Waffenruhe, 10. Luftgewehr. Das Lösungswort lautete: Heldengrab.
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!
Wir hegen nun die Hoffnung, dass
sich der von uns sicher nur als
„Ausnahme von der schönen Regel“ erkannte Zustand an der Dorfstraße
in Kaulsdorf schnellstens ändert. Dort wurden bereits 2012 Wohnungsbauten angekündigt, die Jahreszahl dann auf 2013
„korrigiert“. Doch auch 2014 tat sich (bisher) nichts. Hier kann vielleicht die Kollegin, die in Gräffs Abteilung die neue
„Wohnungsbauleitstelle“ betreut, helfen.
Cora Browne
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
DDR for ever
Ah, die Franzosen! Waren
immer ein Freund der
DDR, wie wir uns gern erinnern. Wohl auch, um
westdeutscher Großmannssucht Paroli zu bieten. Feiern bis heute das
ZK auf Nummernschildern.
Und Hubertus Knabe weint
in seinem Hohenschönhausener „Gefängnis“.