100 Klassiker der Filmgeschichte
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100 Klassiker der Filmgeschichte
100 Klassiker der Filmgeschichte Eine Veranstaltungsreihe von Fred van der Kooij Mitschriften Wintersemester 2007/2008 Sommersemester 2008 Stand: 10. Juli 2008 filmgeschichte.wikispaces.com Übersicht 1. Jahr Wintersemester 2007/2008 # Nr. Film Regie Jahr Links Datum Ort David Wark Griffith 1915 IMDb , Wikipedia 22.11.2007 Filmgalerie 1 003 The Birth of a Nation David Wark Griffith 1916 IMDb , Wikipedia 23.11.2007 Caligari 2 004 Intolerance Giovanni Pastrone 1914 IMDb , Wikipedia 29.11.2007 Filmgalerie 3 002 Cabiria Robert Wiene 1920 IMDb , Wikipedia 30.11.2007 Caligari 4 005 Das Cabinet des Dr. Caligari Friedrich Wilhelm Murnau 1924 IMDb , Wikipedia 06.12.2007 Filmgalerie 5 010 Der letzte Mann Friedrich Wilhelm Murnau 1926 IMDb , Wikipedia 07.12.2007 Caligari 6 014 Faust 1927 IMDb , Wikipedia 20.12.2007 Filmgalerie 7 - Berlin: Die Sinfonie der Großstadt Walter Ruttmann Joe May 1929 IMDb , Wikipedia 21.12.2007 Caligari 8 - Asphalt Georg Wilhelm Pabst 1929 IMDb , Wikipedia 17.01.2008 Filmgalerie 9 019 Die Büchse der Pandora Georg Wilhelm Pabst 1931 IMDb , Wikipedia 18.01.2008 Filmgalerie 10 - Kameradschaft Fritz Lang 1931 IMDb , Wikipedia 24.01.2008 Filmgalerie 11 027 M Sergei Eisenstein 1925 IMDb , Wikipedia 25.01.2008 Filmgalerie 12 011 Bronenosets Potyomkin Olexandr Dowschenko 1930 IMDb , Wikipedia 31.01.2008 Filmgalerie 13 023 Zemlya Wsewolod Pudowkin 1928 IMDb 01.02.2008 Caligari 14 021 Potomok Chingis-Khana —— —— ———————————————— —————————————— ——— —————————— —————— —————— Sommersemester 2008 # 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Nr. 018 017 020 008 029 031 025 037 036 Film La Passion de Jeanne d‘Arc Napoléon The Crowd The Navigator Der alte "Junge Deutsche Film" Greed Trouble in Paradise The Scarlet Empress Sous les toits de Paris Le jour se lève Olympia (2. Teil) Regie Jahr Links Datum Ort Carl Theodor Dreyer 1928 IMDb , Wikipedia 03.04.2008 Filmgalerie Abel Gance 1927 IMDb , Wikipedia 04.04.2008 Filmgalerie King Vidor 1928 IMDb , Wikipedia 17.04.2008 Filmgalerie Buster Keaton, Donald Crisp 1924 IMDb , Wikipedia 18.04.2008 Caligari Fassbinder, Herzog, Wenders 24.04.2008 Filmgalerie Erich von Stroheim 1924 IMDb , Wikipedia 25.04.2008 Caligari Ernst Lubitsch 1932 IMDb , Wikipedia 08.05.2008 Filmgalerie Josef von Sternberg 1934 IMDb , Wikipedia 09.05.2008 Caligari René Clair 1930 IMDb , Wikipedia 15.05.2007 Filmgalerie Marcel Carné 1939 IMDb , Wikipedia 16.05.2007 Caligari Leni Riefenstahl 1938 IMDb , Wikipedia 05.06.2008 Filmgalerie Merian C. Cooper, 06.06.2008 Caligari 12 030 King Kong 1933 IMDb , Wikipedia Ernest B. Schoedsack Jean Renoir 1936 IMDb , Wikipedia 19.06.2008 Filmgalerie 13 034 Le Crime de Monsieur Lange Howard Hawks 1932 IMDb , Wikipedia 20.06.2008 Caligari 14 028 Scarface John Ford 1939 IMDb , Wikipedia 03.07.2008 Filmgalerie 15 038 Stagecoach Akira Kurosawa 1961 IMDb , Wikipedia 04.07.2008 Caligari 16 - Yojimbo —— —— ———————————————— —————————————— ——— —————————— —————— —————— Klausur Samstag, 12. Juli 2008 14:00 - 17:00 Uhr PH Ludwigsburg, Aula Wegweiser 2. Jahr WS 2007/2008 und SS 2008 Amerikanisches Kino In den 1920er Jahren war Hollywood stark beeinflusst von deutschem Film Hollywood hat damals viele deutschsprachige Filmemacher geholt, z.B. Sternberg, Lubitsch, Stroheim, Murnau Spielfilme: 1915: 1916: 1924: 1924: 1928: 1932: 1932: 1933: 1934: 1939: The Birth of a Nation, David Wark Griffith Intolerance, David Wark Griffith The Navigator, Buster Keaton, Donald Crisp Greed, Erich von Stroheim The Crowd, King Vidor Trouble in Paradise, Ernst Lubitsch Scarface, Howard Hawks King Kong, Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack The Scarlet Empress, Josef von Sternberg Stagecoach, John Ford Italienisches Kino Spielfilme: 1914: Cabiria, Giovanni Pastrone Deutsches Kino Spielfilme: 1920: 1924: 1926: 1929: 1929: 1931: 1931: Das Cabinet des Dr. Caligari, Robert Wiene Der letzte Mann, Friedrich Wilhelm Murnau Faust, Friedrich Wilhelm Murnau Asphalt, Joe May Die Büchse der Pandora, Georg Wilhelm Pabst Kameradschaft, Georg Wilhelm Pabst M, Fritz Lang Dokumentarfilme: 1927: Berlin: Die Sinfonie der Großstadt, Walter Ruttmann 1938: Olympia (2. Teil), Leni Riefenstahl Sowjetisches Kino Immer Spagat zwischen künstlerischen Anspruch und Pflichterfüllung im Sinne des Sowjetregimes Immer politische Repressionen und staatliche Intervention Sowjetunion als Agrarland, Traktor als zentrales Element/als Lösung aller Probleme Spielfilme: 1925: Bronenosets Potyomkin, Sergei Eisenstein 1928: Potomok Chingis-Khana, Wsewolod Pudowkin 1930: Zemlya, Olexandr Dowschenko Französisches Kino England war nie ein großes/bedeutendes Filmland: wenig Innovation, aber hohe technische Qualität Frankreich durchgängig hohe Qualität, interessante Werke, großer Einfluss In französischer Filmgeschichte Tradition der Reflektion über das Filmemachen Sehr früh auch Making ofs, damals noch zu Dokumentationszwecken, heute eher Marketing Spielfilme: 1928: 1927: 1930: 1936: 1939: La Passion de Jeanne d‘Arc, Carl Theodor Dreyer Napoléon, Abel Gance Sous les toits de Paris, René Clair Le Crime de Monsieur Lange, Jean Renoir Le jour se lève, Marcel Carné Japanisches Kino Spielfilme: 1961: Yojimbo, Akira Kurosawa Allgemeines Grundfrage: Was ist das Filmische am Film? Entwicklung der Montage insbesondere in der Sowjetunion Entwicklung der Kameraarbeit insbesondere in Deutschland Internationale Vermarktung Bei Stummfilm einfach Austausch der Zwischentitel, bei Tonfilm schwieriger Bei internationalen Produktionen wurden für jedes Land die jeweiligen Schauspieler in Szene gesetzt; so entstanden teilweise ganz andere Filme Zunächst spielte der deutsche Schauspieler die Szene, im Anschluss dann der französische die gleiche Szene nocheinmal Parallel zum Schauspielerwechsel wurden auch oft Experimente mit der Kamera betrieben, teilweise anderer Schnitt, Licht, Effekte Vor allem bei Murnaus Filmen für den deutschen Markt ist eine größere Experimentierfreudigkeit mit der Kamera zu erkennen, z.B. Unschärfespiele Beim Dreh wurden verschiedene Kameras eingesetzt, zum Teil drei verschiedene (für dt., franz. u. amerik. Version), wobei versucht wurde, die beste Version für den jeweils heimischen Markt zu verwenden Versionen weichen teilweise erheblich voneinander ab Einführung des Tonfilms Dramatischer Einschnitt in der Filmgeschichte Vom Filmischen her wie ein Rückschritt: Fokus auf Ton als neue, einzige Attraktion für Zuschauer; die Errungenschaften des Stummfilms in Bezug auf die Qualität der Bildgestaltung gehen teilweise verloren Viele der großen Regisseure sind außerordentlich bemüht gewesen, die Errungenschaften des Stummfilms in den Tonfilm herüberzuretten Schwierig für vorherige Stummfilmschauspieler: Akzente Neue Fragen für den Tonfilm: Dialoge: wieviel? welche Inhalte? Musik Soundeffekte Technische Schwierigkeiten beim frühen Tonfilm: Große Mikrofone, nicht im Bild zu verstecken Nicht gerichtete Mikrofone, man hörte die ganze Umgebung Laute Kameras wurden zur Geräuschdämmung in große Kästen eingebaut Einschränkung der Beweglichkeit/Schwenkbarkeit Synchronität von Bild und Ton enorm schwierig Am Anfang keine Tonmischung möglich, daher z.B. Musiker direkt am Set The Birth of a Nation (Die Geburt einer Nation) David Wark Griffith , 1915 (IMDb ) 2008_01_the_birth_of_a_nation.pdf Der Regisseur War US-amerikanischer Regisseur, Schauspieler und Filmproduzent War der einflussreichste und erfolgreichste amerikanische Stummfilm-Regisseur Drehte mehr als 450 (Kurz-)Filme, von denen mehr als 400 noch erhalten sind War als Schauspieler nicht sehr erfolgreich Gilt vielen als Begründer des Erzählkinos und als Schöpfer der "filmischen Grammatik" Hat die Wirkungen/Möglichkeiten neuer filmischer Techniken (z.B. Großaufnahme) dramaturgisch eingesetzt War einer der ersten, der Regie im heutigen Sinne verstanden und umgesetzt hat Film als Medium war damals verachtet, als niedrig, nicht ernstzunehmen angesehen Verstand Film als ernstzunehmende Kunst, die abendfüllende Unterhaltung bieten kann Setzte eine Mischung aus Studioaufnahmen und Drehs an realen Schauplätzen ein Setzte auf die Erzählung in Bildern Ist berühmt für den Einsatz der Parallelmontage, inhaltlich meist mit Rettung in letzter Sekunde Zeigte Frauen immer als Kindfrauen Bedeutung für Hollywood: Griffith war eine außerordentlich entscheidende Figur für Hollywood Hollywood war damals ein kleines Dorf Griffith wollte außen drehen Wahl fiel auf Hollywood, da es dort sehr wenig regnete Erzeugt Wachstum in der Region, trieb Entwicklung der Filmindustrie maßgeblich voran Aufkommen des Star-Systems Griffith hat sich dagegen gewehrt, wollte selbst der Star sein Griffith hat seine Schauspieler nie im Vorspann genannt Hintergrund Einer der ersten abendfüllenden Langspielfilme Erzählprinzipien heute noch verbreitet, z.B. Spannungsbögen; im Kern von Griffith etabliert Basierte auf den rassistischen Romanen The Leopard´s Spots (1902) und The Clansman (1905) und dem Theaterstück The Clansman von Thomas Dixon War der bis dahin teuerste Film der Filmgeschichte und ist der finanziell erfolgreichste Film der Stummfilmgeschichte: kostete rund 110.000 Dollar und spielte zwischen 50 und 100 Millionen Dollar ein Besteht aus zwei Teilen: 1. Zeit vor und während des Amerikanischen Bürgerkriegs 2. Zeit der Reconstruction in den besiegten Südstaaten (der erste Krieg, der relativ konsequent mit Fotos dokumentiert ist) Einsatz von Feldtelefonen für die Koordination der Massenszenen Kennzeichnete den Beginn des Star-Phänomens bei Schauspielern: alle Schauspieler waren zu diesem Zeitpunkt Laien und wurden durch Griffith in den 20er Jahren zu großen Stars Mae Marsh war beim Dreh etwa 19 Jahre alt und spielte eine 14-jährige Stark rassistischer Film (Bürgerkriegsfilme meist aus der Sicht der Südstaaten) Sklaven werden als Menschen zweiter Klasse dargestellt Alle wichtigeren Rollen farbiger Figuren wurden von geschwärzten weißen Schauspielern gespielt Propagandistische Wirkung des Mediums Film Griffith empfand die Proteste gegen rassistische Züge des Films als gute Werbung für den Film Griffiths Reaktion auf Vorwürfe des Rassismus: antirassistischer Film Broken Blossoms (1919), der eine pro-chinesische Haltung einnimmt Handlung Siehe Wikipedia-Artikel zum Film Stil Fast dokumentarische Darstellung des Bürgerkriegs Teilweise Nachstellen der im Amerikanischen Bürgerkrieg entstandenen Kriegsfotos (Standbilder von Mathew Brady , enorme Belichtungszeit) Kreativer Umgang mit Bildformaten, Einsatz von Cache Erstmals auch Rückenansicht von Schauspielern Starker Einfluss vom Melodram, in der Tradition des 19. Jahrhunderts Große Sorgfalt bei der Gestaltung der Kostüme, Authentizität Lachen in einer Angstsituation: fast schockierend und sehr ungewöhnlich für damalige Zeit Sterbe-Szene: der Reflektor wird fallengelassen, sodass nur noch die Spitze (Lichtkante von der Sonne) bleibt Lichtgestaltung: Viele Außendrehs mit malerischer Bildkomposition und Lichtsetzung: genaue Lichtplanung notwendig Raffinierter Umgang mit natürlichem Licht Viele Szenen mit Sonne kurz vor Untergang: Schauspieler wie glühend Damals noch keine Lampen für Außendrehs, aber Arbeit mit Reflektoren: Leintücher, sehr weiches Licht Alle Innenszenen sind auch Außensdrehs: Sets ohne Decke Sonne entgegen Kamera, tiefer Sonnenstand, Glühen, Überstrahlungseffekte, Spitzenlicht Zangenlicht bei Nahaufnahmen Schauspiel: Für heutige Verhältnisse/Gewohnheit sehr eigenartig, heikel Sehr theatralisch, keine Angst vor großen Emotionen Choreographisch, balettartig Keine Pantomime: nicht nur Gesten, sondern auch (unhörbar) Gesprochenens Einsatz von Zwischentiteln: Nur wenige Zwischentitel Erzählung eher über Bilder Oft Zwischentitel als Ankündigung, was als nächstes geschieht Das Was ist geklärt, das Wie wird gezeigt Zielt auf andere Art von Aufmerksamkeit der Zuschauer ab Wichtigste Filmtechniken: Eigens geschriebene Filmmusik für Orchester, mit speziell ausgesuchten Themen für die wichtigsten Charaktere Nachtaufnahmen mit Hilfe von Magnesiumfackeln Verwendung von echten Landschaften für den Bildhintergrund Kühner Einsatz von Kamerafahrten und Kameraperspektiven Verwendung der Irisblende, um durch Vergrößerung oder Verkleinerung eines Bildausschnitts bestimmte Details hervorzuheben Parallelmontage Einfärbung bestimmter Sequenzen Verwendung leinwandfüllender Nahaufnahmen Inszenierung von Schlachtszenen mit Hunderten von Statisten Inszenierung eines dramatischen Filmhöhepunkts Links Kritik von Wolfang Melchior bei kino.lounge Weiterentwicklung im amerikanischen Film # Entwicklung der filmischen Gestaltungsmittel ~ Hauptfilm - Die Frühgeschichte des Kinos - www.kino-geschichte.de Kurzporträt bei Einhundert Jahre Kino (Sapo Media) Filmgeschichte Hollywoods - David Wark Griffith Intolerance: Love's Struggle Throughout the Ages (Intoleranz) David Wark Griffith , 1916 (IMDb ) 2008_02_intolerance.pdf Der Regisseur siehe The Birth of a Nation (1915) Hintergrund Griffith konzipierte den Film um das bereits gestartete Projekt The Mother and the Law, nachdem er sich wegen The Birth of a Nation (1915) dem Vorwurf des Rassismus ausgesetzt sah; The Mother and the Law als Ausgangspunkt Griffiths Absicht war es, die bei The Birth of a Nation kritisierte Geisteshaltung als eine Form der Intoleranz und diese als Grundeinstellung des Menschen und historisch immer wiederkehrende Triebfeder menschlichen Handelns darzustellen Griffith hatte Cabiria (1914) gesehen und war von der italienischen Filmkunst dermaßen beeindruckt dass er ein noch größeres Projekt in den USA realisieren wollte Kunstwerk von außerordentlichem Ausmaß Riesiger Austattungsfilm, enormer Erzählrahmen Alles ohne Drehbuch Vier analog verlaufende Geschichten im Film zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Stilen: 1. 2. 3. 4. 5. Die zeitgenössische (damals moderne) Geschichte The Mother and the Law, amerikanischer Stil Die Passionsgeschichte, tableauhaft Die Bartholomäusnacht, französischer Stil Der Fall Babylons, italienischer Stil (Dazwischen kurze Einspielungen einer schaukelnden Wiege einer "ewigen Mutter" [Lillian Gish ]) Enorme Produktionskosten: etwa 2 Millionen Dollar, 1916 eine unvorstellbar hohe Summe War großer Flop an den Kinokassen Griffith produzierte den Film selbst und verschuldete sich Die zeitgenössische Geschichte wurde später zu einem eigenen Film umgeschnitten: The Mother and the Law Erich von Stroheim (Greed [1924]) war einer der Regieassistenten Griffiths (1919) Handlung Der Film besteht aus vier ineinander verwobenen Handlungssträngen, die jeweils die menschliche Intoleranz und ihre Folgen von der Antike bis zur Gegenwart zum Thema haben. Die einzelnen Zeiten sind symbolisch durch die Gestalt einer "ewigen Mutter", die beständig eine Wiege schaukelt, verknüpft. Antike Episode Die antike Episode hat den Fall Babylons im Jahre 539 v. Chr. zum Thema. Der neue Herrscher Belsazar , Sohn des Nabonid , verehrt die Göttin Ischtar . Die Priester des bisher verehrten Gottes Bel intrigieren gegen den König und unterstützen die Eroberung Babylons durch den Perserkönig Cyrus . Biblische Episode Die biblische Episode spielt um das Jahr 30 n. Chr. in Judäa . Sie stellt die Intoleranz der Pharisäer als verantwortlich für die Kreuzigung des Jesus von Nazaret dar. Renaissance-Episode Der religiöse Konflikt im Frankreich der Renaissancezeit zwischen katholischen Herrschern (Karl IX. und insbesondere seiner Mutter Katharina von Medici ) und den protestantischen Hugenotten ist das Thema der dritten Intoleranz-Episode. Er gipfelt 1572 in der Bartholomäusnacht . Neuzeitliche Episode Die zeitgenössische Episode spielt im Jahre 1914 im Westen der USA. Die Konflikte ergeben sich aus dem Zusammenspiel von durch von rücksichtslosen Kapitalisten verursachter Armut, die zur Kriminalität verleitet und moralischem Puritanismus , der in Gestalt so genannter Wohlfahrtsorganisationen den Lebensstil des Durchschnittsamerikaners definieren will. Epilog Das Ende des Films zeigt Kriegshandlungen, die keiner der Episoden zugehören. Sie stellen den andauernden Ersten Weltkrieg dar. Ein Zwischentitel drückt die Hoffnung auf eine Versöhnung im Frieden aus. (Quelle: Wikipedia ) Stil Überdimensionale Bauten, mehrere Tausend Statisten Wechselnde Bildformate: horizontaler und vertikaler Cache Keine der Figuren hat einen echten Namen, Griffith wollte die Figuren als Symbol für beliebige Menschen darstellen Einsatz von Parallel- und Kontrastmontage Die Art des Filmschnitts hatte großen Einfluss auf nachfolgende Filme, insbesondere in Europa und der Sowjetunion Cabiria Giovanni Pastrone , 1914 (IMDb ) 2008_03_cabiria.pdf Der Regisseur Geboren 1883, gestorben 1959 War ein italienischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Schriftsteller, und Schauspieler Auch bekannt unter seinem Künstlernamen Piero Fosco Begann 1905 als einfacher Buchhalter im Filmkonzern "Rossi & C." in Turin Wurde 1907 Verwaltungsdirektor der Firma, welche 1908 in die Italia Film umgewandelt wurde Wendete auf dem Höhepunkt seiner Berühmtheit 1919 dem Kino den Rücken zu und begann sich Studien und Medizinexperimenten zu widmen War sehr innovativ: hat Filmperforation und Projektoren verbessert und den Kameraschwenkkopf erfunden, hat Kamerafahrten deutlich weiterentwickelt War einer der ersten der filmische Dekors auf räumliche Tiefe angelegt hat: Erzeugung eines räumlichen Gefühls, Nutzung des Raumes für erweiterte inszenatorische Möglichkeiten Hintergrund Erfolgreichster italienischer Monumentalfilm Einer der ersten abendfüllenden Spielfilme Basiert lose auf Cartagine in fiamme (Karthago in Flammen, 1908) von Emilio Salgari und Gustave Flauberts exotischem Roman Salammbô (1862) Der italienische Schriftsteller Gabriele D'Annunzio arbeitete am Drehbuch mit und schrieb die Zwischentitel War film- und kameratechnisch revolutionär zur damaligen Zeit und sehr einflussreich für nachfolgende Filme War ein Haupteinfluss auf The Birth of a Nation (1915) und Intolerance (1916) von D.W. Griffith Molochsequenz mit Opferung der Kinder von Fritz Lang in Metropolis (1927) zitiert Muskulöser Hafenarbeiter Bartolomeo Pagano als Maciste , vorher vollkommen unbekannt, wurde durch den Film zu einem großen Star in Italien; von 1915 bis 1927 entstanden 25 weitere Maciste-Filme mit Pagano in dieser Rolle Handlung Eine Beschreibung der Handlung der 123-minütigen Fassung die auf DVD erhältlich ist findet sich in der Wikipedia . Stil Hohe Schauwerte zur Kompensation des fehlenden Tons: Massenszenen, aufwändige Bauten, pompöse Ausstattung, technische Spektakel Dreidimensionaler Setbau, alles gebaut, nichts durch gemalte Leinwände nachgestellt Fast ausschließlich Totalen, nur sehr wenige Großaufnahmen Erstmals Einsatz eines schwenkbaren Kamerakopfs und eines Kamerawagens, auch um durch Travellings die enormen Sets richtig zur Geltung kommen zu lassen Einsatz von Pantomime, wenn Pastrone keinen Zwischentitel setzen wollte Zwei technische Neuerungen: 1. Einsatz von Travellings 2. Einsatz von Kunstlicht Fahrten: Sehr viele langsame, fließende Fahrten, aber nicht pausenlos Tableaus von mehreren Leuten, Zufahrt auf bestimmte einzelne Leute: Person aus dem Hintergrund rückt plötzlich in den Mittelpunkt, Detail wird in größerer Einstellung gezeigt Kaschierung von Zufahrten durch Parallelisierung/Kombination des technischen Prinzips der Fahrt mit der dramaturgischen Erzählung Staffelung: Erzeugung von Tiefe durch Platzierung von Elementen im Vordergrund Staffelung der Bildebenen: Hintergrund, Mittelgrund, Vordergrund 1, Vordergrund 2 Jeweils unterschiedliches Licht Enorme Tiefenwirkung Von Malerei inspiriert Auch der Hintergrund ist gefüllt, man kann seinen Blick durchs ganze Bild schweifen lassen Um das Auge des Zuschauers zu lenken verhalten sich die momentan unwichtigen Darsteller fast statisch Auf Kamera zu: Leute die auf die Kamera zulaufen Vom Licht (draußen) ins Dunkle (drinnen) War eine Neuerung in der Filmgeschichte Evgenii Bauer (1865-1917): War russischer Filmregisseur Gehörte neben Jakow Protasanow zu den bedeutendsten und einflussreichsten Filmemachern des vorrevolutionären Russland Schuf in seiner nur vierjährigen Filmkarriere von 1913 bis 1917 über 70 Filme, von denen 26 erhalten sind Setzte intensiv filmische Mittel wie Rückblende, bewegte Kamera, Nahaufnahme, lichtdramaturgische Effekte und SplitScreen-Technik ein Untheatralischer Umgang mit Raum: filmische Raum-/Tiefenwirkung Trick: Doppelbelichtung, einkopierte Leute Einsatz von Modellen Blitze mit Kunstlicht Magnesiumfeuer für Feuertöpfe Licht: Komplexe Vielfalt von Lichtarten: Einsatz von Kunstlicht, aber auch natürlichem Licht Künstlerische Lichtführung für Bildstaffelung und Dramaturgie (z.B. Licht von unten oder hinten) Experimente im Bereich des Kunstlichts Tiefer Sonnenstand, Wirkung der Silhouette (z.B. Abendsilhouette in Wüste) Feuer als reale, primäre Lichtquelle Rembrandt -Licht: Silhouette im Vordergrund 1 Licht was zentral einen Teil der Szene beleuchtet Große Teile des Bildes im Dunkel Suggestive Lichtwahrnehmung Spiel mit Raumgefühl Links Kurzporträt bei Einhundert Jahre Kino (Sapo Media) DVD-Review bei Silent Era Das Cabinet des Dr. Caligari Robert Wiene , 1920 (IMDb ) 2008_04_das_cabinet_des_dr._caligari.pdf Der Regisseur Geboren 1873 in Breslau, gestorben 1938 in Paris Studierte Jura Begann seine Filmkarriere als Drehbuchautor Hintergrund Expressionistischer Stummfilm Gilt als einer der Meilensteine der Filmgeschichte Wendung am Ende der Geschichte war von Drehbuchautor Carl Mayer nicht vorgesehen Ursprünglich sollte Fritz Lang Regie führen Wurde 1933 in Deutschland verboten und 1937 zum Bestandteil der Ausstellung "entartete Kunst " gemacht War in Bezug auf seinen Stil sehr einflussreich Handlung Der Film erzählt die Geschichte des Dr. Caligari, der auf dem Jahrmarkt ein somnambules Medium namens Cesare ausstellt und hellsehen lässt. Zwei Freunde besuchen gemeinsam die Vorstellung und einer von ihnen wird in der darauffolgenden Nacht ermordet, nachdem ihm Cesare zuvor den Tod prophezeite. Caligari stellt sich als Wahnsinniger heraus, der Cesare als Mordinstrument benutzt. Am Ende schlägt der Film jedoch einen Haken: Die ganze Handlung ist nur eine Wahnvorstellung eines Insassen einer Irrenanstalt, Caligari der Direktor dieser Anstalt – nun allerdings wissend, wie er den tatsächlich Wahnsinnigen heilen kann. (Quelle: Wikipedia ) Stil Außergewöhnlicher, neuartiger Stil, später als Caligarismus bezeichnet Stark beeinflusst von bildender Kunst, Expressionismus , Avantgarde Kombination gemalter und gebauter, grotesk verzerrter Kulissen mit kontrastreicher Beleuchtung und gemaltem Licht und Schatten Expressionistisches Licht, war in den USA verboten bzw. nur in Horrorfilmen erlaubt Wird oft als Musterbeispiel des expressionistischen Films bezeichnet Surrealistische Geschichte Neue Kaschierungen, ungewöhnliche Formate (blitzförmiger Kasch) Ausstattung: In Bezug auf die Ausstattung wie ein riesiger Rückschritt im Vergleich zu Cabiria (1914) Teilweise deutliche 2D-Sets, wie Theater, gemalte Kulissen Möglicherweise durch Ersten Weltkrieg ist Das Cabinet des Dr. Caligari in Unkenntnis von Cabiria entstanden Aber auch 3D-Sets, erschaffen von Architekt Hans Poelzig , der in Der Golem, wie er in die Welt kam (1920) 3D-Sets im deutschen Film einführte: Sets wie innere Organe Malerei und Maske: Masken/Gesichter wie Gemälde Z.B. Stränen ins Haar, "Schatten" unter die Augen gemalt Spiel und Dekor: Exaltiertheit im Spiel, choreographisch, passt zum Bühnenbild Zwischentitel: Direkt ins Bild eingebaute, malerische Zwischentitel und Einblendungen Rahmenhandlung: Dramaturgische Klammer: Einleitung und Abschluss mit realistisch fotografierten Szenen Wird Fritz Lang zugeschrieben Rahmenhandlung möglicherweise zur Abschwächung des Vergleichs: Caligari als Anspielung auf Hitler Caligari, der Leiter der Irrenanstalt, ist gar nicht der Wahnsinnige, als der er dargestellt wird, sondern ist außerordentlich liebenswürdiger, humanistischer Mensch Aber Geschichte war von Anfang an so konzipiert, Vergleich zu Hitler war von den Machern nicht beabsichtigt, ist Legende Der letzte Mann Friedrich Wilhelm Murnau , 1924 (IMDb ) 2008_05_der_letzte_mann.pdf Der Regisseur 1888 in Bielefeld als Friedrich Wilhelm Plumpe geboren, gestorben durch einen Autounfall 1931 in Santa Barbara, Kalifornien Gilt als einer der bedeutendsten deutschen Filmregisseure der Stummfilmära Kam aus relativ gutem Hause Hat Philologie und Kunstgeschichte studiert War homosexuell und ging sehr offen mit seiner Sexualität um Änderte seinen Namen in Murnau nach dem Ort Murnau am Staffelsee War am Set sehr umgänglich, angenehm mit ihm zu arbeiten Licht und Raum waren für Murnau die wesentlichsten Eigenschaften eines Filmbilds Setzte sehr gerne Glas, Reflektionen, und sich bewegendes Licht ein, wenn dies logisch/natürlich aus der Geschichte/der Umgebung hervorging War einer der ersten deutschen Filmemacher, der nach Hollywood gegangen ist (nach Ernst Lubitsch ), war aber bei weitem nicht so erfolgreich wie Lubitsch War von Hollywood angewidert, nachdem sein Film Sunrise (1927) kommerziell floppte wurde er als großer Regisseur fallen gelassen Letzter Film: Tabu (1931), Murnau starb kurz nach Beginn der Arbeiten an der Filmmusik durch einen Autounfall Hat Beginn des Tonfilms nicht mehr miterlebt/mitgemacht Murnaus Homosexualität: Aufgrund des Zeitkontexts musste Murnau heterosexuelle Beziehungen in den Vordergrund seiner Filme stellen Murnau konnte sich in weibliche Figuren schlecht einfühlen, was die Charaktere nicht glaubhaft machte Der letzte Mann: am Ende wird eine Art Homosexuellenehe ohne Sexualität gezeigt: der Portier ist reich geworden und führt ein ausschweifendes Leben mit seinem guten Freund Tabu (1931): Frauenkörper werden hier nicht sehr ausgeschöpft (trotz halbnackter Südseeschönheiten), stattdessen Fokus auf männliche Körper (Südseeknaben aalen sich halbnackt in einer Lagune) Hintergrund Gilt als Meisterwerk des deutschen Stummfilms Stellt in der Entwicklung der Filmtechnik und -kunst einen Meilenstein dar In einer Zeit entstanden, wo der Deutsche Film von hohem internationalen Interesse war Erhielt internationale Anerkennung und war kommerziell erfolgreich Interpretation: Parabel über die Wechselhaftigkeit des Lebens nach dem Muster des mittelalterlichen Glücksrads: "Heute bist Du der Erste, geachtet von Allen, ein Minister, ein General, vielleicht sogar ein Fürst - Weißt Du, was Du morgen bist?!", heißt es im Vorspann Der Schluss führt mit umgekehrten Vorzeichen die eingangs gestellte Frage fort: Wer heute der Letzte ist, kann morgen wieder der Erste sein. Unentwegt dreht das Schicksal sein Rad (Quelle: Wikipedia ) Drehbuchautor Carl Mayer : War einer der wichtigsten Drehbuchautoren seiner Epoche - trotz Schreibblockade in den 1930er Jahren Poetische Sprache statt filmische Fachbegriffe Stimmung/Bilder erzeugen, Atmosphäre, Licht Der Drehbuchautor als echter Gesprächspartner des Regisseurs Das Drehbuch nicht als selbstständiges Werk, sondern als Werkzeug, dem Film dienend Kameramann Karl Freund : In der Zeit des Stummfilms einer der bedeutendsten deutschen Kameramänner Stilprägender Kameramann des deutschen Kammerfilms Arbeitete mit allen Größen des deutschen Stummfilms War zentrale Figur, sehr wichtig für die Entwicklung des deutschen Films War sehr experimentierfreudig und innovativ Führte in den 1920er Jahren die Entfesselte Kamera ein (siehe unten) Die Entfesselte Kamera : Darunter versteht man zunächst eine stativfreie Kamera Vorher Kamerabewegungen auf vertikale und horizontale Schwenks einer statischen Kamera oder auf Kamerafahrten aus Autos oder Zügen beschränkt Nun Kamera durch Operateur selbst oder durch technische Apparaturen wie Kräne oder Schaukeln bewegt Ziel: subjektives Erleben von Figuren (z.B. Trunkenheit oder Traumsequenzen) für den Zuschauer erlebbar/nachvollziehbar machen, Zuschauer in Perspektive von Figuren versetzen Reißschwenks möglich und maximale Bewegungsfreiheit Wie ein früher Vorläufer der Steadicam Murnau gilt durch Anwendung dieser Technik als Vorreiter in Deutschland Wechsel zwischen Objektive und Subjektive ist innerhalb der gleichen Einstellung fließend, nicht wie heutzutage üblich deutlich getrennt in mehrere Einstellungen; so entsteht ein abwechselnder objektivierender und subjektivierender Blick in derselben Kameraeinstellung Nosferatu (1922): Einer der berühmtesten frühen Horrorfilme Reale Schauplätze, nicht im Studio gedreht Drehorte waren die Tschechoslowakei und Lübeck Kutschfahrten unterdreht zur Erzeugung von Zeitraffer, auch Einsatz von Negativ Handlung Ein alternder Hotelportier verrichtet seinen Dienst an der Tür des "Hotel Atlantic". In seiner prächtigen Uniform, mit stattlichem Schnurrbart und jovialem Lächeln, begrüßt er dort die Gäste. Als er eines Tages beim Abladen eines schweren Koffers einen Schwächeanfall erleidet, wird er vom Hoteldirektor mit Verweis auf sein hohes Alter in die Herrentoilette versetzt. Ein Jüngerer nimmt seinen Platz ein. Der Portier verkraftet diese Demütigung nicht. Des Nachts entwendet er seine alte Uniform und führt nun ein Doppelleben: Tagsüber verrichtet er traurig seinen Dienst in der Hoteltoilette. Nach Feierabend zieht er sich heimlich die Uniform an, um seiner Familie und seinen Nachbarn vorzuspielen, es sei alles wie früher. Doch der Schwindel fliegt bald auf und Familie und Nachbarn wenden sich von ihm ab. Die Welt des Portiers bricht endgültig zusammen. Die Geschichte erhält aber eine positive Wendung, als ein Hotelgast auf der Herrentoilette sterbend dem einstigen Portier sein gesamtes Vermögen vermacht. Der einst Gedemütigte kann nun als souveräner, gut gelaunter und großzügiger Gast im "Atlantic" einkehren. (Quelle: Wikipedia ) Stil Assimilation wesentlicher Elemente aus dem Expressionismus wie Traumsequenzen mit Überblendungen und Spezialeffekten Gläser vor Kameraoptik, Wasser auf Glas, um Eindruck von Traumsequenzen zu erzeugen Einsatz der Entfesselten Kamera: "Bauchkamera" (Handkamera vor Bauch geschnallt) mit verzerrenden Objektiven: Kameramann simuliert Torkeln des betrunkenen Portiers Kamera auf Fahrrad geschnallt und durch Hotelhalle gefahren Kamera in einer Seilbahn aufgehängt Enormer technischer Aufwand für Kranfahrt Kamera und Schauspieler auf drehbarem Podest erzeugt Eindruck einer im Raum schwebenden Figur Zwischentitel: Die Handlung von Der letzte Mann wurde extra für das Medium Film entwickelt, so dass keine Zwischentitel notwendig waren Der Film kommt daher praktisch ohne Zwischentitel aus, der Filmfluss wird nicht unterbrochen Ausnahme: Der Brief als Zwischentitel Ebenso keine gesprochenen Dialoge, alles wird mit Bildern erzählt Das stürzende Haus: Durch Kameraarbeit schwankendes Haus, das dem Portier entgegenzukippen droht Großer Einfluss/großes Gewicht auf Objekte Objekte wie Subjekte, Objekte mit Eigenleben Fahrt durch die Glastür: Deutsche Fassung: lange Einstellung, viel Zeit Internationale Fassung: Schnitte, Ellipsen (z.B. Suche nach Brille) Ausstattung: Storyboardbilder eher suggestiv, dadurch mehr Freiheit am Set, die Stimmung wurde nur angedeutet Bauten und Tricks: Hotel nur bis zum dritten Stock gebaut Im Gegenschuss Straßenzug im Hintergrund: "gezeichnete Tiefe", verzerrte Kulisse, forcierte Perspektive durch perspektivische Fassade, Gebäude teilweise zweidimensional; Regen oder Staub zur Verschleierung; Einsatz von Autos unterschiedlicher Größe zur Erzeugung von Tiefe; Modellmenschen im Hintergrund Verschiedene Schichten von Autos zur Erzeugung von Tiefe: vorne fuhren große Autos, in der Mitte kleine, hinten Kinderautos und ganz hinten 2-D Autos via Handzug in Bewegung gesetzt Enorme Planung notwendig: Arbeit mit Zeichnungen, aber nicht exakt, sondern suggestiv, inspirierend, stimmungsvoll Finanzieller Aufwand als Verkaufsargument im Marketing (vgl. Erich von Stroheim , Ernst Lubitsch , Fritz Lang ) Das Licht: Häufige Arbeit mit Lichteffekten, Erzeugung von Lichtflecken Arbeit mit Kasch (ovales Loch), Erzeugung geometrischer Spannung Häufiger Einsatz von Lichtwechsel, oft ganz langsam, zeitlich verzögert Übergang von Abendstimmung, Nachtstimmung, Morgenstimmung Filmerzählung steht still, Lichtwechsel als Hauptelement/Zentrum der Szene Faust Friedrich Wilhelm Murnau , 1926 (IMDb ) 2008_06_faust.pdf Der Regisseur siehe Der letzte Mann (1924) Hintergrund Verwebt Motive aus dem Volksbuch Historia von Doktor Johann Fausten – dem weitbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler (1587) mit Elementen aus den Dramatisierungen dieses Stoffes durch Christopher Marlowe und J. W. Goethe Letzter Film Murnaus in Deutschland vor seinem Wechsel in die USA Murnau auf dem Höhepunkt seiner Karriere in Deutschland Emil Jannings wie in Der letzte Mann (1924) erneut als Hauptdarsteller Storyboards : Enorm wichtig für Planung und Kostenkalkulation Kann helfen ein Drehbuch für Projektteilnehmer und Geldgeber zu veranschaulichen Kann viele Informationen enthalten zu Kadrierung, Licht, Bauten, Perspektive Möglichkeit der Konstruktion unmöglicher Perspektiven Gefahr, beim Dreh das Storyboard nur "nachzuäffen", und nicht spontan auf Gegebenheiten zu reagieren Murnaus Philosophie: Storyboard soll nicht Bilder des Films vorwegnehmen, sondern eine Stimmung transportieren; lässt viele Freiheiten für die tatsächliche Umsetzung Sunrise (1927): Einer der schönsten Filme Murnaus Gegenwartsgeschichte (vgl. Der letzte Mann [1924]) Gedreht im Studio und in der freien Natur Außerordentlicher Aufwand: Nachbau einer deutschen Kleinstadt und von Teilen einer Berlin-artigen Großstadt inklusive Straßenbahn; großer Baum umgepflanzt, verdorrt, Blätter aus Papier angeklebt Der Gang ins Moor: eine der ersten Plansequenzen mit einer bewegten Kamera, Kamera scheint zu schweben, Kamera an Deckengleisen befestigt, alles im Studio gedreht Verzerrte Perspektive wird gebaut, die in der Realität nicht möglich sind, Einstellung ein Konstrukt War kein großer kommerzieller Erfolg, Murnau verlor seinen hohen Status in Hollywood Drehbuch von Carl Mayer 4 Devils (1928), Storyboards: Suggestive Storyboardbilder, die die Grundidee des Films festhalten Sehr impressionistisch Film gilt als verschollen Saboteur (Alfred Hitchcock, 1942), Storyboards: Hitchcock war großer Bewunderer Murnaus Hitchcock hat als Zeichner für Zwischentitel angefangen Hitchcock hat Idee der Storyboards von Murnau aufgegriffen und in den 1940er Jahren in Hollywood zum Standard gemacht Hitchcock aber sehr Storyboard-affin, Storyboards sehr detailliert; die Setmöglichkeiten wurden dadurch nicht voll ausgeschöpft Handlung Erzengel Michael und Mephisto schließen einen Pakt, nach dem Mephisto die Erde gehören würde, wenn es ihm gelingt, die Seele des Gelehrten Faust zu erringen. Als in der Stadt die Pest ausbricht, findet Faust kein Mittel gegen die Seuche. In seiner Verzweiflung ruft er die bösen Geister an. Mephisto erscheint und bietet ihm seine Hilfe an. Faust lässt sich auf einen Vertrag - zunächst für einen Probetag - ein, indem er als Gegenleistung Mephisto seine Seele verspricht. Es gelingt Faust, einige Pestkranke zu heilen. Mephisto macht ihm das Ideal der Jugend schmackhaft und Faust wieder jung. Sie ziehen an den Hof von Parma, wo Faust die Herzogin von ihrem Hochzeitsfest weg verführt. In diesem Moment ist der Probetag abgelaufen und Mephisto nötigt Faust die ewige Geltung ihres Pakts ab. Faust ist vom Rausch des jugendlichen Lebens nicht zufriedenzustellen, es zieht ihn zurück in seine Heimat. Dort begegnet er an der Kirche Gretchen und verliebt sich in sie. Mit Mephistos Tricks gewährt sie Faust schließlich Zugang und eine Romanze beginnt. Zur selben Zeit vergnügt sich Mephisto mit Marthe Schwerdtlein. Er lockt auch Gretchens Bruder Valentin nach Hause als Faust gerade dort zugange ist. Im Kampf mit Faust tötet Mephisto Valentin heimtückisch. Gretchen wird als Dirne an den Pranger gestellt und ist eine Ausgestoßene. In Winter bringt sie ein Kind von Faust zur Welt, das erfrieren muss, da niemand ihr Einlass gewährt. Sie wird als Kindsmörderin zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Faust verurteilt die Jugend im Angesicht Gretchens Tragödie, woraufhin Mephisto ihm sein altes Aussehen zurückgibt. Erst auf dem brennenden Scheiterhaufen erkennt Gretchen ihren Faust in dem alten Mann. Sie sterben beide und fahren auf in den Himmel. Mephisto hat seine Wette mit dem Erzengel verloren, da er das „mächtige Wort“ nicht kennt: Liebe! (Quelle: Wikipedia ) Stil Geprägt vom dominanten Spiel Emil Jannings', den Bauten von Robert Herlth und Walter Röhrig sowie der Beleuchtung Balance zwischen Expressionismus und Romantik Hat expressionistische Züge (vgl. Das Cabinet des Dr. Caligari [1920], Der Golem [1920]) Ausgeklügelte Kamera- und Tricktechnik Außerordentliche visuelle Kraft Weist Elemente des Fantasyfilms auf Kamera wird zum Mitspieler (z.B. bei den Artisten) Einsatz von Doppelbelichtungen zum Zusammenführen mehrerer Szenen Das Mystische der Figur Faust wird durch Lichteffekte eingefangen Liebesgeschichte von Faust und Gretchen bleibt oberflächlich, ähnlich wie die Beziehung in Sunrise (1927) (vgl. Murnaus Homosexualität) Caligari-Welt: Bauten teilweise wie bei Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) merkwürdig verzerrt, aber dreidimensional Licht und Raum: Kühne Lichteffekte setzen Forschung in Szene, Licht erzeugt Laborstimmung Licht und Raum waren für Murnau die wesentlichsten Eigenschaften eines Filmbilds Die Teufelsbeschwörung: Bildgewaltig, voller Spezialeffekte Berlin: Die Sinfonie der Großstadt Walter Ruttmann , 1927 (IMDb ) 2008_07_berlin__die_sinfonie_der_grossstadt.pdf Der Regisseur Geboren 1887 in Frankfurt am Main, gestorben 1941 in Berlin Neben Hans Richter der bedeutendste Vertreter des deutschen abstrakten Experimentalfilms Studierte ab 1907 Kunst und Architektur Begann seine Filmkarriere mit experimentellen Kurzfilmen (Lichtspiel Opus I-IV) War der Regisseur des ersten abendfüllenden deutschen Tonfilms: Deutscher Rundfunk (1928) Passte sich ab 1933 den Konventionen der nationalsozialistisch geprägten Ufa an Schuf zuletzt kurze Dokumentarfilme und nationalsozialistische Kriegspropaganda Hintergrund Experimenteller Dokumentarfilm mit mehr oder weniger versteckten Spielfilmanteilen Filmhistorisch bedeutendstes Werk Ruttmanns Dokumentiert einen Tagesablauf der Metropole Berlin in rhythmisch geschnittener Dynamik, die den Einfluss Sergei Eisensteins und Dsiga Wertows erkennen lässt Berlin erlebte in den 1920er Jahren einen industriellen Aufschwung, Aufbruchstimmung, Einflüsse der sich entwickelnden Technik Der Film gibt auch heute noch einen Einblick in die Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu dieser Zeit 2002 kam als Reminiszenz und als Fortsetzung Thomas Schadts Film Berlin: Sinfonie einer Großstadt in die Kinos Handlung Der Film beginnt mit einer Bahnfahrt: Eine Dampflokomotive fährt durch Wiesen, Lauben- und Wohngebiete in die Stadt hinein, und grenzt so das Umland von der Großstadt ab. Nach einem Schwenk über die Dächer Berlins zeigt der Film die Straßen der Stadt, immer wieder unterbrochen von der Ansicht der Turmuhr des Berliner Rathauses. Langsam füllen sich die morgendlich leeren Straßen mit Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Immer schneller wird der Rhythmus der Stadt und des Films, und schneller auch die Blenden von den Straßen zu Fabriken und in die Büros. Mit dem 12-Uhr-Glockenschlag fällt die Geschwindigkeit in sich zusammen und beginnt sich aber am Nachmittag erneut zu beschleunigen. Erst zum Abend hin kehren Entspannung und langsam Ruhe ein: Ruttman zeigt auch Freizeitaktivitäten am Wasser und im Park und abends in den Vergnügungsetablissements der Stadt, bevor eine weitere Zugfahrt den Abschluss bildet. (Quelle: Wikipedia ) Stil Darstellung der Stadt als Protagonist, als lebender Organismus Selbstmordszene fällt deutlich aus dokumentarischem Rahmen heraus Grundmodell des 19. Jahrhunderts: die Großstadt als etwas Negatives, Leute vom Lande, die in der Großstadt unter die Räder kommen, vgl. Romane von Charles Dickens , Romane der Viktorianischen Zeit Analogie zu einer Sinfonie wird durch musikalische Untermalung und Filmschnitt unterstrichen Filmbild taktgenau zur Musik geschnitten Viele kurze Schnitte, um die Lebendigkeit und Hektik der Stadt zu versinnbildlichen Asphalt Joe May , 1929 (IMDb ) 2008_08_asphalt.pdf Der Regisseur War österreichischer Filmregisseur und Produzent Geboren 1880 in Wien als Julius Otto Mandl, gestorben 1954 in Hollywood Gehört zu den Pionieren des deutschen Films Hat seinen Künstlernamen vom Namen seiner Frau übernommen Gründete 1914 seine eigene Produktionsfirma: May-Film Begann seine Filmkarriere mit der Herstellung von Detektivserien Brachte ab 1917 Fritz Lang und Thea von Harbou ins Filmgeschäft, die für seinen Monumentalfilmzweiteiler Das indische Grabmal (1921) das Drehbuch schrieben Emigrierte bei Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 nach London Ging später nach Hollywood, wo er nur sehr schwer Fuß fassen konnte Starb am Ende verarmt, aber nicht einsam Hintergrund Einer der letzten in Deutschland gedrehten Stummfilme Eigentlich nur ein kleines Melodram mit belangloser Geschichte: Polizist verliebt sich in Kleinkriminelle Rear Window (Alfred Hitchcock , 1954): Kamerafahrt aus Asphalt beeinflusste Hitchcock Charakterisierung einer Figur mit Schwenk über Requisite, Ausstattung, Interieur Handlung Asphalt is set in Berlin. A well-dressed woman (Betty Amann) steals a precious stone from a jewellery shop. She tries to seduce the policeman (Gustav Fröhlich) who catches her, and he gradually succumbs to her charms. (Quelle: IMDb ) Stil Enormer Aufwand: Straßenzüge in Studio nachgebaut, Häuser bis zum zweiten Stock, asphaltierte Straßenkreuzung Insbesondere Anfangssequenz sehr aufwändig Straßenasphalt als zentrales visuelles Motiv Sehr schöne Kameraarbeit und Schnitt Introduktion: Dokumentarfilmartige Einführung in die Herstellung von Straßenasphalt Ein Schwenk erzählt: Charakterisierung einer Figur mit Schwenk über Requisite, Ausstattung, Interieur vgl. La grande illusion (1937) von Jean Renoir und Hitchcocks Rear Window Subjektivierung und Identifizierung: Subjektiven aus Sicht des Polizisten und der Gaunerin Blickachsen über Schnitt hinweg: Achsensprungverbot eingesetzt mit Leuten, die gar nicht im gleichen Raum sind (1954) Die Büchse der Pandora Georg Wilhelm Pabst , 1929 (IMDb ) 2008_09_die_buechse_der_pandora.pdf Der Regisseur Geboren 1885 in Raudnitz, Böhmen, gestorben 1967 in Wien Seine Arbeit fällt in den Höhepunkt der Stummfilmzeit, Mitte/Ende der 1920er Jahre, war damals gut im Geschäft, hat viele Filme gemacht Erster großer Erfolg mit Die freudlose Gasse (1925) War einer der Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit im Film in Deutschland: hohes Maß an Nüchternheit gegenüber dem Sujet , stilistisch Beobachtungsblick: Licht nicht mehr extrem kontrastreich, schlichte Einstellungen Pabsts Filme sind eigentlich vorurteilsfrei: Urteil über Personen nur aufgrund ihrer Handlungen, nicht basierend darauf wer sie sind/aus welcher sozialen Schicht sie kommen Hat Übergang zum Tonfilm mitgemacht War Kosmopolit, international angesehen, sprachbegabt Hatte eine enorme Professionalität und Souveränität Hatte nie diktatorische Züge sondern war damals schon ein "moderner" Regisseur, konnte (auch psychologisch) sehr gut mit seinen Schauspielern umgehen, war zurückhaltend statt herschsüchtig Hat häufig mit den gleichen Schauspielern gearbeitet, Ensemble-artig, feste Gruppe von Leuten War ein Techniker mit enormem Wissen War sehr experimentierfreudig, hat Entwicklungen der Filmgeschichte aufgegriffen und vorangetrieben Späteres Werk: sprang ein paar mal ein, wenn bei einem Projekt der Regisseur "versagte" Hat in Die weiße Hölle vom Piz Palü (1929) die Regie für die Spielszenen übernommen Bewegungsschnitte: Pabst war einer der Hauptentwickler des unsichbaren Bewegungsschnitts (später typischer Hollywoodschnitt) Bewegung über Schnitt hinweg, Anschlussbewegung kaschiert Schnitt Auch Bewegungsschnitt über Szenenwechsel hinweg, zusätzlich zu Schnitt innerhalb einer Szene und Schnitt in Subjektive Verschattungen: Lange Zeit Dogma in der Lichtsetzung: viel Licht auf Gesicht Pabst experimentierte mit Verschattungen Damals war ein Schatten auf dem Gesicht vor allem bei Frauen etwas Ungehöriges Unschärfen: Pabst setzte sehr gerne Unschärfe in Großaufnahmen ein Effekt: anderer Eindruck von Personen, Personen lösen sich im Raum auf Ganz kleiner Bereich von Schärfentiefe Malerische Effekt, hat etwas Impressionistisches, Flächiges, Flammendes, Glühendes Zensur: Pabst hatte sehr stark mit der Zensur zu kämpfen Selbstzensur der Produktionsfirma 1. Politische Zensur: Pabst hat politisch linke Themen und Sozialkritik in "normale" kommerzielle Produktionen eingebracht 2. Moralische Zensur: umstrittene Themen: Umgang der Geschlechter miteinander, Liebe mit Sexualität verbunden, Prostitution "Der rote Pabst", "politische Pornos" Pabst agiert in seiner Darstellung aber nicht als Bürgerschreck, sondern geht verantwortungsbewusst mit moralischen Fragen um Filme durch harte Zensur manchmal stark abgewandelt Mittlerweile Versuche Originale zu rekonstruieren Hintergrund Beruht lose auf einem Drama von Frank Wedekind Pabst holte die Hauptdarstellerin Louise Brooks nach Deutschland, nachdem er sie in A Girl in Every Port gesehen hatte, quasi eine Pabst-Entdeckung für Europa (1928) Die Hauptfigur Lulu: Eine Femme fatal , Männerprojektion, eine Frau, an der die Männer zerbrechen Pabst lässt aber das Teuflische weg, und zeigt Lulu als kindlich naiv Lesbische Beziehung zwischen Lulu und Gräfin Geschwitz (die Gräfin als außerordentlich aufopfernde, tragische Figur) Die Liebe der Jeanne Ney (1927): Anfang: wenig Zwischentitel, Arbeit mit Spiegel Der Spiegel: enorme Vielfalt, Variationen durch Arbeit mit Schärfe, Schärfeverlagerung, Unschärfe Fahrten: Fahrten mit Kamera, Auto, Gegenschuss, Subjektive Der Mord: expressionistischer Stil, wie eine Art Pantomime, sowjetische Art der Montage, fragmentierende Großaufnahmen, weit aufgerissene Augen Die Dreigroschenoper (1931): Interessante Auflösung der Lieder: immer mit fahrender Kamera, z.B. Kranfahrt, Minimum an Einstellungen Westfront 1918 (1930): Erster Tonfilm Pabsts Sehr einfache Tontechnik: sehr große Mikrofone, keine Richtmikrofone, keine große Reichweite, nur eine Tonspur, Lichtton direkt auf Film, keine Tonmischung, kein Playback Pabst arbeitet aber trotzdem sehr komplex mit Ton, interessanter Umgang mit Ton Schützengraben: dynamischer Unterschied zwischen Flüstern im Schützengraben und lauten Explosionen Die Heimkehr: das Erkennen der Gründe ist wichtiger als das Urteilen über das Verhalten Die Herrin von Atlantis (1932): Spielt in einer französischen Kolonie in Afrika, ist kein anti-kolonialistischer Film Interessanterweise liegt Atlantis im Film in der Sahara Hauptfigur ist Offizier der Fremdenlegion Spiel mit Realität und Traum: desorientierende Schnitte, traumhafte Atmosphäre, Traum und Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden Sparsame Arbeit mit Ton/Dialogen Internationalität eines Films: 1. bei Stummfilmen einfach: Zwischentitel austauschen 2. bei Tonfilm schwieriger: entweder nachsynchronisieren oder in gleicher Kulisse mit verschiedensprachigen Teams oder komplett neu drehen; Alternativ mehrere Sprachen gleichzeitig als dramaturgisches Element im Film (vgl. Kameradschaft [1931]): Kommunikationsschwierigkeiten, Realismus Europäische Kopien (Szene für Szene) amerikanischer Filme und umgekehrt Zum Teil Nonsense-Sprache, um Probleme der Internationalität zu umgehen (vgl. Charlie Chaplin ) Teilweise phonetisches Lernen anderer Sprachen: Englisch, Spanisch, Deutsch, ... (vgl. Buster Keaton ) Die Herrin von Atlantis wurde zweisprachig gedreht, französische Fassung: L'Atlantide Handlung Lulu ist ein junges, sehr gut aussehendes Showgirl, in das sich fast alle Männer (und auch Frauen) verlieben und an ihr zu Grunde gehen. Dr. Schön ist ein wohlhabender, einflussreicher Zeitungsbesitzer, der auch den Reizen von Lulu erliegt, die er aber aus gesellschaftlichen Gründen nicht heiraten kann. Stattdessen will er eine andere Frau heiraten. Durch einen von Lulu inszenierten Skandal kommt es aber nicht zu dieser Heirat und Dr. Schön ehelicht Lulu. Schon in der Hochzeitsnacht kommt es zu einem Handgemenge, in deren Verlauf Dr. Schön erschossen wird. Lulu kommt vor Gericht und wird des Totschlages für schuldig gesprochen, kann aber aus dem Gerichtssaal fliehen und setzt eine Liebesaffäre mit dem Sohn von Dr. Schön fort. Beide flüchten sie vor der Polizei, werden aber immer wieder erpresst und landen schließlich in London, wo Lulu am Schluss des Filmes Opfer eines Frauenmörders wird. (Quelle: Wikipedia ) Stil Low-key-Lichtsetzung: hartes Licht, dunkle Schatten (Ursprung im deutschen Expressionismus) Kombination von Low-key-Licht mit schmalem Schärfebereich, geringe Schärfentiefe, erzeugt weiche fließende Konturen Spannung durch viele Rückenansichten und starke Unschärfen Kühle geometrische Dekors mit großen Fenstern Lulus Tanz: Kontraste: 1. Tanz des Chorus Girls (Chorus Line) gegenüber zerlumpten Vater 2. Mundharmonika als Musikinstrument statt Orchester Lulus Erotik: Wutanfall hinter der Bühne in spärlicher Bekleidung Kontrastiert mit zugeknöpftem Dr. Schön Einzige Szene, in der Lulu etwas Diabolisches hat: der Sieg über ihre Nebenbuhlerin Jack the Ripper: Pabst hatte den Darsteller so ausgesucht, dass Brooks ihn auch privat attraktiv fand; so musste sie ihre Zuneigung ihm gegenüber nicht spielen Lulus Tod: Sentimentalität in der Darstellung (Licht erlöscht, wie Lebenslicht, Mistelzweig als Heiligenzeichen) als Gegenpol zur Brutalität der Handlung Lulu kurz vor dem Mord mit geschlossenen Augen, wie eine Einverständniserklärung zu ihrem eigenen Tod Kameradschaft Georg Wilhelm Pabst , 1931 (IMDb ) Der Regisseur siehe Die Büchse der Pandora (1929) Hintergrund Eines der bedeutendsten Werke des frühen deutschen Tonfilms Politischer Bergarbeiterfilm Deutsch-französische Koproduktion Lief in Frankreich unter dem Titel La Tragédie de la mine in den Kinos Basiert auf einer wahren Begebenheit, die sich bei einem Unglück 1906 im Bergwerk von Courrières ereignete Ein Aufruf zur internationalen Solidarität und zur deutsch-französischen Aussöhnung Kein einzelner Held, sondern das Kollektiv zentral (vgl. politische Haltung von Pabst: links/sozialistisch, "der rote Pabst") War kommerziell nicht erfolgreich, spielte nur etwa ein Drittel seiner Produktionskosten wieder ein Handlung Im Bergbaugebiet an der deutsch-französischen Grenze ist das zwischenmenschliche Klima über zehn Jahren nach dem Ersten Weltkrieg noch immer vergiftet. Die Kinder der deutschen und französischen Zollbeamten spielen zwar gemeinsam Murmel, doch bei der Entscheidung, wer beim Spiel gewonnen hat, kommt es wie bei den Erwachsenen zum Streit. Kasper geht mit seinen Freunden am Wochenende über die Grenze, um sich in einer französischen Kneipe zu amüsieren, doch nicht nur die unterschiedliche Sprache führt zu Missverständnissen, die Feindschaft ist ständig spürbar. Am nächsten Tag kommt es in der französischen Zeche Thibault zu einem schweren Grubenunglück. Mehr als 600 Bergleute werden verschüttet. Auf der deutschen Seite kehren die Bergleute gerade von der Frühschicht zurück aus der Grube, als sie von dem Unglück erfahren. Wittkopp kann die deutschen Kumpels davon überzeugen, dass sie solidarisch mit den französischen Kumpels sein müssen. Er stellt einen Rettungstrupp zusammen und erhält die Erlaubnis von der Direktion nach Frankreich zu fahren, um dort zu helfen. Unter dem Kommando des Obersteigers fahren sie mit ihren LKWs über die Grenze und lassen sich auch von den Zollbeamten, die zu spät informiert wurden, nicht aufhalten. Kasper beginnt zur gleichen Zeit mit seinen Freunden die Spätschicht und fährt unter Tage. Sein Freund Wilderer war tagszuvor noch von dem französischen Mädchen Françoise beim Tanz abgewiesen worden und ist nicht gut auf die Franzosen zu sprechen. Als Kasper jedoch seinen Arbeitsplatz unter Tage verlässt und in den Stollen den Weg Richtung französische Grenze sucht, folgt ihm auch Wilderer. Sie reißen das Grenzgitter nieder und können den Großvater Jacques retten, der seinen Enkel zuvor aufgefunden hat. Sie halten sich in einem Stall für die Grubenpferde auf, als dieser Stollen zusammenbricht. Nun ist auch Kasper mit seinen Freunden verschüttet. Die Rettungsarbeiten wurden inzwischen beendet. Da niemand von Kasper weiß, werden sie nur durch einen Zufall per Grubentelefon entdeckt und auch gerettet. Die Rettungsaktionen enden mit einem Verbrüderungsfest der französischen und deutschen Kumpels. Sie verstehen zwar immer noch nicht die Sprache des anderen, doch sind sie sich ihrer Gemeinsamkeit als Bergleute bewusst und versprechen sich auch für die Zukunft zusammenzuhalten und sich nicht wieder von den Politikern in einen neuen Krieg zwischen Deutschland und Frankreich hetzen zu lassen. Die Zollbeamten reparieren dagegen das eingerissene Grenzgitter unter Tage. (Quelle: Wikipedia ) Stil In dokumentarischem Stil gehalten Gleichermaßen virtuose wie realistische Aufnahmen der Arbeitsbedingungen unter Tage Kombination von Expressionismus und Realismus Bilingual gedreht: Sprachbarriere, Kommunikationsschwierigkeiten, Missverständnisse als Thema; Realismus Unterirdische Grenze zwischen Deutschland und Frankreich wird im Film bei den Rettungsmaßnahmen durchbrochen, am Ende aber wiederhergestellt: Kameradschaft unter Bergarbeitern/Völkerverständigung im Kleinen, aber kein großer Durchbruch In Kritiken wird meist die Bild- und Lichtgestaltung sowie das Szenenbild im Hinblick auf den Realismus lobend hervorgehoben Links Drehbuch zum Kaufen und Hintergrundinformationen bei FILMtext M – Eine Stadt sucht einen Mörder Fritz Lang , 1931 (IMDb ) 2008_11_m.pdf Der Regisseur War Sohn eines Architekten, hat Architektur und Malerei studiert, hatte eigenes Haus im Bauhausstil Durchbruch mit Dr. Mabuse, der Spieler (1922) Sein Schaffen war voller Stilwechsel, angepasst an Zeitgeist, trotzdem Kontinuität in bestimmten Details/Einstellungen War beeinflusst durch zeitgenössische Filme und Filmemacher Seine Filme erzählen zumeist utopische und fantastische Geschichten, die in einer expressiv düsteren Atmosphäre inszeniert werden Hat den filmischen Raum immer sehr gut genutzt/erfasst, Geometrisierung Sein Bildaufbau war inspiriert von Caspar David Friedrich Hatte am Set diktatorische Züge Hat angeblich von Goebbels die Leitung des Deutschen Films angeboten bekommen War mit Thea von Harbou verheiratet, die bis 1933 für viele seiner Filme die Drehbücher schrieb; Harbou wurde später Mitglied der NSDAP, unterstützte nationalsozialistisches Gedankengut (mittelalterlich, rückständig, Blut-und-BodenIdeologie ), was sich teilweise auf die Drehbücher auswirkte Floh 1933 vor den Nationalsozialisten nach Frankreich, und später in die USA Ist in Amerika aktiver Antifaschist geworden War in Hollywood dem Studiosystem untergeordnet, abhängig, was Auswirkungen auf seinen Stil hatte Langs Aufwand: Lang stand für ein Kino der Attraktionen, Spektakel, Ausstattungsorgien; hat aber auch weniger aufwändige Filme gemacht Aufwand war wichtig, um international bestehen zu können Produktionsfirma UFA hat Aufwand damals gebilligt, um internationalen Markt erobern zu können Aufwand als Verkaufsargument Hintergrund Zählt zu den bedeutendsten Werken des deutschen Films Treffendes Abbild der vom erstarkenden Nationalsozialismus in Frage gestellten Weimarer Republik Erster Tonfilm Langs Spielt in der Gegenwart Handelt von einem triebhaften Kindermörder (Peter Lorre), der von krimineller Unterwelt und Polizei gleichsam, wenn auch aus unterschiedlichsten Gründen, gejagt wird; quasi zwei Untersuchungsteams Reale Fälle von Serienmördern dienten als Vorlage Metropolis (1927): Einer der bekanntesten Science-Fiction-Filme der Filmgeschichte Einer der visuell einflussreichsten Stummfilme Behandelt Probleme der Gegenwart: enorme Arbeitslosigkeit, Konflikt zwischen Kapitalisten und Arbeitern Merkwürdige Mischung aus Zukunft und Gothik Das Testament des Dr. Mabuse (1933): Ohne weiteres als kritische Anspielung auf die Nationalsozialisten zu verstehen Parolen und Glaubenssätze des heraufziehenden Dritten Reichs wurden den Verbrechern in den Mund gelegt Dr. Mabuse als Spiegelbild Adolf Hitlers Wurde von den Nationalsozialisten verboten Fury (1936): Singende schwarze Frau symbolisiert Gefühle der Hauptfigur Handlung Ein unbekannter Kindermörder versetzt die Bewohner Berlins in Schrecken und Hysterie, so dass Polizei und Unterwelt seine Verfolgung aufnehmen. Er hat bereits mehrere Kinder umgebracht, auf Fahndungsplakaten ist eine Belohnung ausgesetzt. Eine Mutter in einer Arbeiterwohnsiedlung wartet ungeduldig auf die Rückkehr ihrer Tochter aus der Schule, die sich aber von einem nicht gezeigten Unbekannten mittels Süßigkeiten verschleppen lässt. Als man die Leiche findet, intensiviert die Polizei ihre Anstrengungen, ohne eine vielversprechende Spur zu finden. Die polizeilichen Aktionen vermindern die Nervosität der Bevölkerung nicht, zumal sie wirkungslos bleiben. Die Bürger steigern sich in gegenseitige Verdächtigungen und anonyme Anzeigen, was die Anspannung und Übermüdung der Polizeibeamten weiter verschlimmert. Die ständigen Razzien und Kontrollen behindern aber die kriminellen Banden bei ihrem „Geschäft“. Daher beschließen sie unter Führung des Schränkers, selbst nach dem Mörder zu suchen, und spannen dafür auch das Netz der Bettler ein. Der Mörder wird von einem blinden Ballonverkäufer erkannt, auf dessen Hinweis hin von einem "Kollegen" mit einem „M“ auf dem Mantel markiert und flüchtet in ein Bürogebäude, das die Kriminellen umstellen. Unter Einsatz von Einbruchswerkzeug durchsuchen sie das Haus und bringen den gefangenen Kindermörder in eine stillgelegte Fabrik. Dort ist die gesamte Halb- und Unterwelt versammelt und macht ihm einen makabren Prozess. Dabei drückt er verzweifelt seine Selbstentfremdung und innere Spaltung aus: „Immer muss ich durch Straßen gehen, und immer spür ich, es ist einer hinter mir her. Das bin ich selber! (…) Manchmal ist mir, als ob ich selbst hinter mir herliefe! Ich will davon, vor mir selber davonlaufen, aber ich kann nicht! Kann mir nicht entkommen! (…) Wenn ich's tue, dann weiß ich von nichts mehr… Dann stehe ich vor einem Plakat und lese, was ich getan habe, und lese. Das habe ich getan?“ Kriminalkommissar Lohmann erreicht den Ort in letzter Minute und verhindert, dass das Tribunal den Mörder lyncht. Allerdings wird er dann von einem Gericht für schuldig befunden und zum Tode verurteilt, die Vollstreckung selbst wird aber nicht gezeigt. In der im Jahre 2002 überarbeiteten Fassung ist das Urteil nicht zu sehen. Der Film endet mit einer Einstellung der Mutter vom Anfang des Films, die sagt, dies bringe ihr ihre Tochter auch nicht zurück und man müsse einfach besser auf die Kinder aufpassen. (Quelle: Wikipedia ) Stil Fast dokumentarisch, präzise beobachtend Dokumentation der Forschungsarbeit der Polizei wird sehr stark ausgebreitet Peer Gynt : Extrem dramaturgische Funktion (vgl. Mundharmonika in Once Upon the Time in the West Musikalisches Leitmotiv des Mörders [1968]) Tonfilm: Lang schöpft die Möglichkeiten des Tonfilms voll aus Ton traditionell meist zur Verstärkung von Emotionen und Spannung eingesetzt In M keine Filmmusik, sondern immer Musik die aus der Szene selbst kommt, Musik als natürlicher Teil der Szene Ton/Dialog über Schnitt hinweg: Ortswechsel im Ton vor dem Bild "Subjektiver Ton": die falsch klingende Drehorgel wird durch einen schönen Klang übertönt, als der Bettler sich die Ohren zuhält; er hört die schöne Musik im Kopf Eine Person liest einen Bericht, wir sehen das Geschehene, der Sprecher kommentiert ab hier nur noch das Bild Peter Lorre : War bereits ein bekannter Theaterdarsteller, aber noch nicht beim Film etabliert Spiel in M stark vom expressionistischem Kino beeinflusst Ironie: eigentlich abstoßender Kindsmörder, aber trotzdem Empathie gegenüber der Figur Symbolik: Symbolik zum Auslagern/Darstellen der inneren Gedanken und Gefühle Z.B. Schaufenster als Fenster in die Seele des Mörders Im Schaufenster spiegeln sich Messer oder drehende Kreise, dahinter steht ein Mädchen, von diesen Messern eingerahmt Polizei = Ganoven: Grenzen zwischen Polizei und Ganoven sind fließend Ironie: Ganovenarbeit und Polizeiarbeit wie spiegelbildlich Format: Frühes Tonfilmformat, fast quadratisch Horizontale und Vertikale gleichermaßen betont Bronenosets Potyomkin (Panzerkreuzer Potemkin) Sergei Eisenstein , 1925 (IMDb ) 2008_12_bronenosets_potyomkin.pdf Der Regisseur Gilt, obwohl in schwierigen Zeiten tätig, theoretisch wie handwerklich (insbesondere durch seine innovative Montagetechnik) als einer der größten Regisseure und Visionäre der Filmgeschichte War außerordentlich breit gebildet, vielleicht sogar Universalgenie, hat z.B. mehr als sechs Sprachen fließend gesprochen Doppelbegabung: war nicht nur ein großer Filmemacher, sondern auch ein bedeutender Filmtheoretiker Synthese von Theorie und Praxis wie bei keinem anderen Hat auf wissenschaftlich höchstem Niveau über Film nachgedacht und geschrieben Hat auch internationale Entwicklungen der Filmgeschichte verfolgt, z.B. insbesondere auch die japanische Filmkultur Hat auch deswegen sehr viel geschrieben weil er aus ideologischen Zwängen immer wieder am Filmemachen gehindert wurde Hat theoretischer Konzepte auf eigene Filme angewandt Hat am Anfang keine einzelnen Helden gezeigt, sondern Kollektive; schauspielerische Leistungen treten in den Hintergrund Zentrale Fragen für Eisenstein: Was ist das Filmische? Worin unterscheidet sich der Film von den anderen Künsten? Welche Wege gibt es, um Energien freizusetzen, die andere Kunstformen nicht erreichen können? Eisensteins Antwort: "Film ist Montage": für ihn war die Montage das wichtigste beim Film Hintergrund Wird oft als einer der einflussreichsten Filme aller Zeiten bezeichnet Lehnt sich sehr frei an die tatsächlichen Ereignisse des russischen Revolutionsjahres 1905 an: der Meuterei der Besatzung des russischen Kriegsschiffs Knjas Potjomkin Tawritscheski gegen deren zaristische Offiziere Fand beim russischen Publikum großen Anklang Einteilung in fünf Akte (siehe Handlung) Eisenstein testete im Film seine Theorien der Filmmontage Sowjetische Montage: Fragmentierung durch sehr schnelle Schnitte, die dem Zuschauer fast den Atem rauben, bis hin zu Einzelbildern (vgl. Eisensteins Oktober [1927]) Fragmente des Lebens, die für die Leinwand wieder neu zusammengesetzt werden Montage muss nicht unsichtbar sein, sondern kann "körperlich gespürt" werden Kollision beim Schnitt erwünscht, wie ein elektrischer Schock für den Zuschauer Verdoppellungen durch technische Unvollkommenheit (schlechte Schnitttechnik) werden bei Eisenstein absichtlich als Stilmittel eingesetzt Intellektuelle Montage: Film wie ein wissenschaftliches Experiment: Leinwandgeschehen soll so unmittelbar wie möglich im Gehirn der Zuschauer eine Wirkung entfalten Bilder sollen im Zuschauer voraussehbare Assoziationen auslösen: 1. Filmemacher sendet bestimmte Signale aus, ist sozusagen Stichwortgeber 2. Bilder sollen im Zuschauer einen Film anstoßen, den Film im Kopf des Zuschauers entstehen lassen Sätze/Gedanken sichtbar machen/vervollständigen durch das Bilden von Sätzen mit Bildern Statt Manipulation der Emotionen der Zuschauer Manipulation des Intellekts der Zuschauer Funktioniert so nicht wirklich, aber ist schöner Gedanke Problem: Manipulation der Zuschauer wird zum Politikum (vgl. Gesellschaftsmodell der damaligen Sowjetunion) Montage-Beispiele: Montage des Schocks (in Streik [1925]): Gemetzel der Soldaten an den fliehenden, streikenden Menschen wird parallel gezeigt zu Szenen aus Schlachthaus Parallelmontage: künstliche Bearbeitung durch eine Mähmaschine und natürliche Bearbeitung durch ein Tier (Heuschrecke) Gleichsetzung: Milchseparator und Wasserfälle Konfliktprinzip: neuer Traktor gegenüber altem Ochsengespann Begattung einer Kuh wird montagetechnisch abgefeiert: riesiger Stier im Vordergrund, kleine Kuh im Hintergrund, Subjektive aus Sicht des Stiers, Blick auf Kuh Maschinengewehrfeuer in Oktober (1927): Einzelbilder zusammengeschnitten, um akustisches Signal zu symbolisieren Lenins Einstellung zum Film: Auch einfachste Leute sind durch das Medium Film erreichbar 1. Keine kulturelle Vorbildung nötig 2. Man muss nicht lesen und schreiben können 3. Bewegte Bilder an sich sind schon Faszination genug Film als das ideale Propagandawerkzeug Handlung 1. Akt: "Männer und Maden": Aufgrund des faulen Fleisches, welches die Matrosen zu essen bekommen sollen, kommt es zu Unmut unter den Matrosen der Potemkin. Die Matrosen rühren die Suppe nicht an. 2. Akt: "Drama am Hafen": Der Kapitän beschließt, ein Exempel zu statuieren und einige Matrosen erschießen zu lassen. Nachdem sich die Wache mit den Matrosen solidarisiert, kommt es zum Aufstand und die Matrosen übernehmen die Potemkin. Einer der Anführer, Vakulencuk, wird dabei getötet. 3. Akt: "Ein toter Mann fordert Gerechtigkeit": Die Menschen von Odessa trauern um den in einem Zelt aufgebahrten Vakulencuk und solidarisieren sich mit den Matrosen. 4. Akt: "Die Hafentreppe von Odessa": Die zaristischen Kosaken beginnen auf die der Potemkin zuwinkende und auf der Treppe versammelte Menschenmenge zu schießen. Es bricht Panik aus und die Menschen beginnen zu fliehen. 5. Akt: "Die Begegnung mit der Flotte": Die Matrosen beraten, ob sie landen, um der Bevölkerung von Odessa zu helfen, doch da bereits ein Admiralsgeschwader gegen sie unterwegs ist, beschließen sie diesem entgegenzuziehen. Beim Aufeinandertreffen der Potemkin und des Admiralsgeschwaders kommt es zur Verbrüderung zwischen den Matrosen der Potemkin und denen des Admiralsgeschwaders und die Potemkin kann in offene Gewässer fahren. (Quelle: Wikipedia ) Stil Absichtlich im Stil kommunistischer Propaganda gehalten Hoher Stellenwert von Bildsprache und Bildschnitt, Erzählung weniger wichtig Vom Stil her eher eine Chronik oder Wochenschau als ein erzählender Spielfilm Sowjetische Montage (siehe oben) Stereotypisierung der Personen: Matrosen, Leutnant etc., aber keine Individualisierung der Charaktere Der erwachende Löwe: Durch schnelle Schnitte geraten statische Objekte in Bewegung Steinerne Löwen werden zum Leben erweckt: drei Löwen in unterschiedlichen Posen, kurz hintereinandergeschnitten Symbolik: die Stadt wird angegriffen und auch eigentlich leblose Objekte werden aufgeschreckt Die Odessatreppe: Massaker als Aufforderung zur Revolution Szene ist etwa 7 Minuten lang Echte Treppe in Odessa ist nicht so lang dass man 7 Minuten brauchen würde um sie herunterzugehen/herunterzulaufen Wichtigste Elemente: Treppe als einzelner Ort, geometrisch, abstrakter Raum, instabiler Ort, Dynamik der Diagonalen Zwei Gruppen von Menschen treffen aufeinander: 1. Volk: Masse, Gruppen, Einzelschicksale (z.B. Mutter mit Kind, Vater mit Kind), Beobachter 2. Militär: Musketiere, Kosakken Gruppe der Beobachter steht stellvertretend für uns als Zuschauer: alte Frau mit Brille, Mann im Spiegel Individualisierung gegenüber Anonymisierung: aus der Anonymität der Masse ragen einzelne Gruppen oder Personen heraus; ganz besondere Hervorhebung von Mutter und Kind Chaos gegen Ordnung: chaotische Menschenmenge/großes Durcheinander des Volkes gegenüber mechanisierten Wellen von Soldaten Emotionalisierende Objekte: sterbender Schwan auf Gürtelschnalle, rollender Kinderwagen, Beobachter im Spiegel Aufbau der Szene in Sequenzen: 1. Schuss, Treffen der ersten Person, gleiche Einstellung, Zeitsprünge; durch die direkten Blenden wird der Eindruck gewonnen, dass die Frau mehrmals und auf unterschiedliche Weise getroffen wurde 2. Erste Fluchteinstellung, wobei die Blende durch den bildfüllenden Schirm verursacht wird; ebenso wechseln die Bildelemente von Linien zum Kreis 3. Ein Beispiel für die Komposition der Laufrichtungen 4. Komposition der zu sehenden Gruppen 5. Kindessequenz: ständiger Wechsel zwischen Einzelschicksal und Massenflucht 6. "Bitt-Sequenz": von der Totalen zur Großaufnahme, wie Wellen sich bewegende Personen, alte Frau wie Leuchtturm im Sturm 7. Erschießung: Spiel mit Licht und Schatten sowie Linien; ebenso wird Stillstand zur Bewegung 8. Kinderwagen: Einführung durch Reiter; parallel dazu: alter Mann will seine Ehefrau hochheben Zweites Auftauchen einer Mutter mit Kind analog zum ersten, aber sehr viel individualisierter zugeschnitten Richtungswechsel: Kamerafahrten Richtungskonstanz bis Halt, dann Drehung Gegenbewegung Arbeit mit Zeit: Zeitmanipulation: Zeitlupen, Wiederholungen, Details, Überlagerungen, gleichzeitig Zeitraffer und Zeitdehnungen Zeitraffer durch schnelle Schnitte Zeitdehnung durch verlangsamte Bewegung der Darsteller, z.B. beim Tod der Frau im zweiten Teil Esstische: Schwingende Esstische an Bord des Panzerkreuzers Der Teller: Zerschmeißen eines Tellers in 7 Einstellungen Dabei verschiedene Bewegungen des Schauspielers Die Aufbahrung: Elegische Montage Architektur der Massen: Masse/Kollektiv als Hauptperson Enormer Aufwand, war möglich weil Staatsauftrag Zemlya (Erde) Olexandr Dowschenko , 1930 (IMDb ) 2008_13_zemlya.pdf Der Regisseur Geboren 1894 in Sosnyzja, Ukraine, gestorben 1956 in Moskau Gilt neben Sergei Eisenstein und Wsewolod Pudowkin als einer der wichtigsten Regisseure des frühen sowjetischen Films War das siebte von 14 Kindern seiner ungebildeten Eltern (konnten weder lesen noch schreiben); war aufgrund der hohen Kindersterblichkeit mit elf Jahren dann das älteste Wolle erst Maler werden, war dann Karikaturist, machte auch Collagetechniken im Stile George Grosz Ging 1926 nach Odessa; im selben Jahr erste Regiearbeit Hat wenige Filme gedreht, zu Beginn kurze Slapstickfilme Sein bekanntestes Werk ist die "Ukraine-Trilogie" von Revolutionsfilmen , zu der auch Erde gehört (siehe Hintergrund) Wurde von Eisenstein gefördert Dowschenkos Themen: Filme spielen aufgrund seiner Herkunft meist in der Ukraine Aufbruchstimmung in eine neue Zeit: politisches Bekenntnis und Verankerung in ukrainischer Volks-/Bauernkultur Politische Propagandafilme, gekoppelt mit altem Volksglauben/Aberglauben Bezug auf Märchen, Legenden der Landesbevölkerung Seine Filme wirken deshalb sowohl rätselhaft als auch poetisch, merkwürdige Art von politischer Poetik Dowschenkos Poesie: Statt Antworten werden Situationen gezeigt Man kann sich in Ruhe einlassen Sequenzen stehen für sich und müssen vom Zuschauer entschlüsselt werden Dowschenkos Assoziationsmontage: Besondere Art der Montage Weniger wissenschaftlich als bei Eisenstein Sehr geheimnisvolle Assoziationsabsicht Enorme Poesie, große Schönheit Sich treiben lassen vom Klang der Bilder Dowschenkos Auslassungen: Typisch für Dowschenko: ganz wichtige Momente werden ausgelassen Lücken in der Erzählung, die der Zuschauer aktiv füllen muss Beispiel: Erschießung im Krieg in Arsenal (1928) (siehe unten) Hintergrund Einer der bekanntesten Stummfilme der UdSSR Teil 3 von Dowschenkos "Ukraine-Trilogie": 1. Teil: Der verzauberte Wald (1928), 2. Teil: Arsenal (1928) Entstand im historischen Kontext des ersten Fünf-Jahres-Plans Musste um vier Szenen gekürzt werden, die von den sowjetischen Zensurbehörden als zu freizügig angesehen wurden Leider ist keine gute Kopie des Films erhalten geblieben Arsenal (1928): Antikriegsfilm gegen die Absurdität des Krieges, sollte eigentlich ein kriegsverherrlichender Film werden; endet mit einer Niederlage Poetischer als Eisensteins intellektuelle Montage, da hier größere Freiheit über den Krieg nachzudenken als in einer klar strukturierten Bilderfolge; polycodierte Bilder, mehrschichtig Mehrschichtigkeit durch Nebeneinandersetzen/Aufeinanderprallen unterschiedlicher Dinge in der Montage Lachgas: Vorgeführter Einsatz von Lachgas: Soldaten lachen sich tot Lachen im Krieg: 1. Lachhafte Situation 2. Wahnsinniges Lachen über die Verrücktheit des Krieges Erschießung im Krieg: Duell: Arbeiter gegen Bürger Sehr stilisierte Szene: Silhouette, Scherenschnitt-artig Der dramatische Moment wird übersprungen, die Erschießung ins Off gelegt Rückkehr aus dem Krieg: Die Männer kehren aus dem Krieg zurück, ihre Frauen haben Kinder gekriegt, doch die Frage "Wer?" bleibt unbeantwortet Drei Tableaus, die sich ähneln: drei Frauen verschiedener Nationen haben Kinder: Frauen werden als leidende Figuren dargestellt, die russische Frau als Madonna mit Kind Somit ergreift der Film Partei für die Frauen, jedoch keine vorgeformte Antwort Eigene Erläuterung dazu: Dowschenko gibt den Frauen ein Forum, in dem er die heimkehrenden Männer zuhause das vorfinden lässt, was sie in einem anderen Land angerichtet haben: Kinder als Produkte von Kriegsvergewaltigung Tagebuch des Zaren: Spannungsverhältnis in der Szene baut sich durch Parallelmontage auf Frau bricht auf Feld zusammen – Zar schreibt ins Tagebuch, er habe eine Krähe erschossen – Frau liegt gekrümmt auf dem Feld Metaphorische Beziehung zwischen verhungernder Frau und Krähe Blicke beziehen sich auf nachfolgende Bilder: Zar blickt geschockt, als in der anderen Einstellung die Frau stirbt Sprechende Pferde: Sehr langsamer Montagefluss, Platz zum Nachdenken: Männer mit Amputationen, abgemagerte Menschen und Tiere Parallelmontage: hungernde Kinder und Pferd werden verprügelt Pferd kann sprechen und sagt: "Du schlägst den Falschen" Ebenso antwortende Pferde beim Transport einer prominenten Leiche Ausbruch der Revolution: Ein alter Mann schaut sich verängstigt um, Kamera kommt via Jump Cuts immer näher ans Gesicht Montage wird durch Jump Cuts bewusst gemacht Revolution bricht metaphorisch über Nebenschauplätzen aus Sehr verschlüsselt dargestellt, Herausforderung für Zuschauer Der Schrecken findet in einer gutbürgerlichen Wohnung statt Zweikampf: Das Erschießen findet abermals im Off statt Klassische Parallelmontage: Kampf: Soldaten, etc. ziehen in die Städte = Kampfszene; hier kleine Situationen hineinprojeziert; der Kampf als Sonderfall Die Parallelmontage schürt die Erwartungen, doch beide Szenen stehen unabhängig voneinander Figuren werden wie Skulpturen benutzt/inszeniert Menschen als Statuen: Wie surrealistisches Gemälde inszeniert, kryptisch erzählt Zeigt die Bürger zwischen den Fronten: die Wartenden werden letztlich erschossen Sehr verschlüsselte Botschaft Der Brief: Frau liest Brief ans Publikum vor Hier stellt sich unterschwellig die Suggestivfrage: Darf man das? Handlung Erde erzählt von der Umgestaltung der sowjetischen Ukraine, vom Gegensatz zwischen der alten Welt der Großgrundgrundbesitzer, der Kulaken , und der neuen kommunistischen Jugend. Die Handlung findet in einem kleinen ukrainischen Dorf statt, in dem man ungeduldig auf einen Traktor wartet, der der dortigen Kolchose vom Stadtbezirkskomitee versprochen wurde. Als der Traktor endlich da ist, kommt es zum Konflikt: Als der junge Traktorist Wassili wagt, die Grenzsteine umzupflügen, die bis dahin die Felder der Großgrundbesitzer markierten, wird er von einem Kulaken erschossen. (Quelle: Wikipedia ) Stil Traktor als zentrales Element, als Lösung aller Probleme (im sowjetischen Film sehr verbreitet) Sehr starker Fokus auf ukrainischer Bauernart und Folklore Langsames, breites Erzähltempo Oft Echos/Spiegel von Ereignissen im Film, gleich einem Refrain (unterstreicht die Poesie Dowschenkos) Graphische Einstellungen: tiefer Horizont, oft Silhouetten Neu im sowjetischen Kino: Kontrastmontage Herrschende/leidendes Volk Der Mord: Sehr kryptisch erzählt: Mann tanzt durch den Staub der Straßen und wird auf Feldweg erschossen Metapher ukrainischer Mythen: Toter vor einem Sonnenblumenbeet Basils Begräbnis: Die Bilderflut ist nur zum Teil entschlüsselbar Die Montage arbeitet mit Assoziationen, folkloristischer Symbolik; doch die Bilder haben ihre eigene Kraft und müssen nicht unbedingt verstanden werden Vieles bleibt unklar, lässt sich aber irgendwo aufklären im Konstrukt des Beziehungsgeflechts 1. Basil: Erschossene Person am Sonnenblumenfeld 2. Trauerzug, der singt 3. 4. 5. 6. Figur, die rennt und den Kopf in die Erde steckt; er ist der Mörder Pfarrer, der in der Kirche gegen die politische Bewegung betet Eine nackte Frau, die nach Basil ruft (sexueller Notstand) Eine schwangere Frau, die Leben und Tod symbolisiert, Zyklus der Natur Der Tod des Großvaters: Der Tod wird als etwas Natürliches gezeigt, das mit Humor zu nehmen ist Kurz vor dem Tod will der Großvater noch einen Apfel essen Mit dem Großvater stirbt die Natur, die Äpfel verdorren, aber auch Aufblühen Wie eine Art Einverständnis mit dem Sterben Eine fröhliche, leichte, optimistische Sterbeszene Sterben als Neubeginn, zukunftsgerichtet, Aufbau einer neuen Gesellschaft Situationen aus dem Leben werden genommen und ein anderer, ungewohnter Blick draufgeworfen Paare: Paare schauen sich den Mond an, Mann greift Frau an die Brust; alles Regungen der Natur Arbeitsmontage: Lyrische, abstrakte Bilder Arbeitsvorgänge: er macht sich lustig über Maschinen Potomok Chingis-Khana (Sturm über Asien) Wsewolod Pudowkin , 1928 (IMDb ) 2008_14_potomok_chingis-khana.pdf Der Regisseur Geboren 1893 in Pensa, Russland, gestorben 1953 in Riga Sowjetischer Regisseur, Drehbuchautor Montagetheoretiker und Schauspieler Hat in Moskau Chemie studiert Hat Handbücher für die Praxis geschrieben, wie "Kochbücher", und auch kleinere Fachartikel zu Filmtechnik, Schauspiel, Montage; wichtigstes Werk: Über die Filmtechnik, 1929 Hat auch über den Tonfilm reflektiert; radikale Antwort auf Tonfilm: Tonschnitt wie Bildschnitt, harte Schnitte Hat ganz anderes Verhältnis zu Schauspielern als Sergei Eisenstein : war selbst Schauspieler, ist selbst immer wieder in Filmen aufgetreten; spielte z.B. in Eisensteins Ivan Grozny (1944) den Nikola Hintergrund Teil 3 von Pudowkins "Revolutions-Trilogie": 1. Teil: Mutter (1926), 2. Teil: Das Ende von St. Petersburg (1927) Thema sind indirekt die Oktoberrevolution und der Russische Bürgerkrieg Pudowkins Revolutionsfilme sind nicht wie bei Eisenstein auf das Kollektiv fokussiert, sondern eher episch, voll Pathos und auf Einzelschicksale konzentriert Das Ende von St. Petersburg (1927): Hochinteressante Variante der Parallelmontage als Modell Nicht auf Spannung abzielend, auch keine Metapher, sondern politische Aussage Szenenbeispiel "Börse und Krieg": Parallelmontage von Börsengewinnern und sterbenden Soldaten verdeutlicht Zusammenhang zwischen Börse und Krieg Bildmetaphern: durch Kartierung des Bildes z.B. Köpfe abgeschnitten, so dass nur Körper zu sehen sind; das "Kochen der Arbeiter vor Wut" mit Nebel und Maschinen Stadtimpressionen: inspiriert von der russischen Fotographie wählte Pudowkin ungewöhnliche Bildausschnitte Der Deserteur (1933): Erster Tonfilm Pudowkins Außerordentlich modern klingender Tonschnitt Stille und Ton: wenn niemand spricht herrscht Stille Ton/Bild-Experiment: zum Teil Einzelbildschnitte/dokumentarisch/rhythmisch Der Polizist als Dirigent: er lenkt die Autos im Rhythmus der Musik, unterbrochen durch harte Schnitte; Ironie Eine Vision: Unschärfen; hell/dunkel; eine Frau singt ein Kampflied und durch die Auflösung wird klar, dass es sich um die Nachbarin handelt Handlung In 1918 a young and simple Mongol herdsman and trapper is cheated out of a valuable fox fur by a European capitalist fur trader. Ostracized from the trading post, he escapes to the hills after brawling with the trader who cheated him. In 1920 he becomes a Soviet partisan, and helps the partisans fight for the Soviets against the occupying British army. However he is captured by the British when they try to requisition cattle from the herdsmen at the same time as the commandant meets with a reincarnated Grand Lama. After the trapper is shot, the army discovers an amulet that suggests he is a direct descendant of Genghis Khan. They find him still alive, so the army restores his health and plans to use him as the head of a puppet regime. The trapper is thus thrust into prominence as he is placed in charge of the puppet government. By the end, however, the "puppet" turns against his masters in an outburst of fury. (Quelle: Wikipedia ) Stil Sowjetunion von der "kapitalistischen Großmacht" Großbritannien bedroht, die aus der Mongolei heraus operiert Hauptfigur entwickelt im Laufe der Handlung revolutionäres Bewusstsein Dokumentarische Anteile: Buddhistische Zeremonie wird im Detail gezeigt Handlung steht still Fast wie ein ethnografischer Dokumentarfilm Landschaft und Handlung: Einsatz von Elementen des Westerngenres Finale: Metapher: die Revolution wurde mit einem Sturm gleichgesetzt La Passion de Jeanne d'Arc (Johanna von Orléans) Carl Theodor Dreyer , 1928 (IMDb ) 2008_15_la_passion_de_jeanne_d'arc.pdf Der Regisseur 1889 in Kopenhagen geboren Gilt als einer der wichtigsten Visionäre des Kinos und der bedeutendsten europäischen Regisseure seiner Zeit Begann seine Filmkarriere als Drehbuchautor War vorher Theaterkritiker Hat in seiner Karriere für mehrere europäische Länder gearbeitet: Dänemark, Deutschland, Schweden, Frankreich, Norwegen Hat sehr früh mit dem Filmemachen angefangen Hat gerne ungewöhnliche Kamerabewegungen eingesetzt Hat für damalige Zeit ungewöhnlich realistische Filme gemacht Dreyers Realismus: Alles musste echt sein Reale Locations und Ausstattung (so war es z.B. möglich, Decken im Bild zu zeigen, was in einem Studio, wo Decken in der Regel nicht gebaut wurden, nicht möglich war; im Hollywood der 1920er wurde fast nur im Studio gedreht; nordeuropäische Regisseure drehten vermehrt draußen und in realen Räumen) Echtes, glaubwürdiges Licht Enorme Abweichung von damaligen Gewohnheiten Realitätsnähe als großer Unterschied zum Theater Einer der ersten Regisseure in Europa der Film so genutzt hat Du skal ære din hustru (dt.: Herr des Hauses, 1925): Ideologisch ganz erstaunlich, sehr moderne Haltung Radikal feministisch: aus Perspektive der Frau, die von ihrem Ehemann unterdrückt wird Nicht theatralisch, nicht groß gestikulierend, sondern Szenen des Alltags, Naturalismus, Echtheit Hintergrund Mit einem internationalen Team in Frankreich produziert Gilt als einer der bedeutendsten französischen Filme der 1920er Jahre Stark französisches Thema Basiert auf den Originalprozessakten des Inquisitionsprozesses gegen Jeanne d’Arc Gab Aufschrei in der Presse: ein evangelischer Däne dreht einen Film über eine französische katholische Nationalheldin War Auftragsarbeit wegen des bevorstehenden 500. Todestags der Jeanne d'Arc War außerordentlich teuer, aber wenig vom Aufwand auf der Leinwand zu sehen Streng chronologischer Dreh: alle Leute von Anfang bis Ende da; auch ein Grund für die enormen Kosten Endloser Dreh, sehr viele Szenen gedreht, Entscheidung über Auswahl der Szenen erst am Schneidetisch Erstes Meisterwerk Dreyers Premiere in Kopenhagen War gigantischer Flop an den Kinokassen Filmkopie, die für Norwegen und Schweden vorgesehen war, wurde nie gezeigt, ist heute komplett erhalten Danach für Dreyer große Schwierigkeiten der Finanzierung weiterer Projekte (hat bis 1968 nur noch vier Filme gemacht) Szenen des Films tauchen in Jean-Luc Godards Vivre sa vie (1962) auf: die Hauptfigur Nana sieht den Film in einem Kino und identifiziert sich mit Jeanne d'Arc Hauptdarstellerin Renée Jeanne Falconetti: War damals in Paris eine gefeierte Theaterschauspielerin, lebte sehr mondän Hat selbst Theaterstücke produziert Hat viel Geld verdient, konnte aber damit nicht umgehen ("Sie hatte Löcher in den Händen", Zitat Fred v. d. Kooij) Spielte auch männliche Hauptrollen Dreyer sah sie zuerst in einer Männerrolle, vielleicht Inspiration zur Besetzung als Jeanne d'Arc Erste Filmhauptrolle in La Passion de Jeanne d'Arc Hat große Hoffnungen in den Film gesetzt Hat nach dem Flop des Films keine weiteren Filme gemacht Wurde von Dreyer beim Dreh ziemlich drangsaliert (siehe Haarschnitt) Aber Dreyer hat sie auch auf Händen getragen und versucht, eine perfekte Atmosphäre für ihr Spiel zu schaffen Der Haarschnitt: Dreyer bestand auf einer echten Kahlrasur, was alle Beteiligten schockiert hat Das Team hat ihn dafür verachtet Antonin Artaud: War damals eine Art Außenseiter Spielt einen Mönch Wollte eigentlich ein erfolgreicher Schauspieler werden, hat aber nur wenige Filme gemacht Wurde erst in den 1950er/60er Jahren vor allem als Dichter in Frankreich bekannt Restaurierung des Films in den 1950er Jahren: Titel auf Texttafeln in gothische Glasfenster gesetzt oder direkt auf Bilder kopiert Hinzufügen von sakraler Musik und Gesängen, was einer Vergewaltigung des Werkes gleichkommt (Fred v. d. Kooij): Dreyer wollte keine musikalische Begleitung ("Dieser Film muss stumm vorgeführt werden.") La Merveilleuse vie de Jeanne d'Arc (1929): Gleichzeitig in Frankreich als konkurrierender Film entstanden Enormer Ausstattungsfilm Schön inszenierte Schlachten und melodramatisch gefärbte persönliche Szenen Kam erst nach Dreyers Film heraus und steht bis heute in dessen Schatten Handlung Der Film zeigt mit Prozess, Gefangenschaft, Folter, und Exekution die letzten Tage im Leben von Jeanne d'Arc . Stil Freier Umgang mit Kamera: Achsensprünge, gewagte Kadrierungen, extremer Einsatz von Nahaufnahmen und Untersicht zur Verstärkung des Eindrucks der Verwirrung der Hauptfigur Schlichte Ästhetik Fokus auf Emotionen Keine Schminke für die Schauspieler, Gesichter wie nackt (damals außerordentlich ungewöhnlich und gewagt: Makeup normalerweise eingesetzt, um durch stark geschminkte Lippen und Augen die Zeichnung im Gesicht im hellen Licht nicht zu verlieren) Film als Zusehen von Denkvorgängen, anstelle von Aktionen und Reaktionen Nähe zum Passionsspiel Teilweise fast abstrakte Bilder Echte Bauten, z.B. real aus Stein gebauter Kerker Ursprünglich wurden für Totalen große Kulissen (z.B. ein kleines Dorf) gebaut und auch nach Schuss-Gegenschuss gedreht, aber im Schnitt wurde dies alles verworfen: Dreyer hat fast nur noch Nahaufnahmen gelassen und und auf allgemeine Orientierung verzichtet Der Film müsste aufgrund seiner Nähe zu den Prozessakten eigentlich sehr textlastig sein, aber Texttafeln wurden sehr zurückhaltend eingesetzt Beeinflussung durch Malerei des Mittelalters: Heiligenbilder, Himmelsblick Jeanne d'Arc als schlagfertige, intelligente, aber tragische Figur im Tribunal (Schachspiel-Charakter) Kameraarbeit: Fast ausschließlich Nahaufnahmen, Großaufnahmen Keine echten Subjektiven Ein paar ganz originelle, spektakuläre Kamerabewegungen Kameragestell extra gebaut für auf dem Kopf stehende Welt, die ins Lot gebracht wird Schwenkbewegung einer im Boden eingelassenen Kamera auf darüber laufende Leute Blicke: Achsenregel galt damals noch nicht, wurde erst später in Hollywood entwickelt Emotionen in der Montage wichtiger als Blickrichtungen, Richtungen eher unwichtig Extreme Großaufnahmen Tiefe Platzierung im Bild: Merkwürdige Kadrierung: sehr tiefe Platzierung von Personen im Bild, oben sehr viel Luft Es gab damals keinen Kamerakontrollmonitor Extravagante Bildkomposition: Ganz interessante Art von Komponierung: Arbeit mit Leere, keine fließende Montage, langsames Tempo, heftige Kontraste Teilweise bei aufeinanderfolgenden Bildern sehr verschiedene Bildkomposition Schräge Bildkomposition, die den Eindruck vermitteln, die Welt sei aus den Fugen geraten Raumbildung: Kein etablierendes Raumprinzip: Praktisch keine Establishing Shots: Leute tauchen plötzlich auf Irrationale Art von Raumgefühl, Räume wie irreal Kein richtiger Eindruck, wie ein Raum aufgebaut ist Raumgefühl schwierig zu erhalten: Wo stehen Leute im Raum/zueinander? Leute laufen wie in einer Art "Nicht-Raum" Emotionalisierter Raum Szenische Auflösungen: Jeanne nie stilisiert, immer naturalistisch gezeigt Mönche immer auf besondere, charakterisierende Art dargestellt Größe von aufeinanderfolgenden Nahaufnahmen nicht angeglichen Augenlinie springt von Schnitt zu Schnitt Wechsel zwischen Totale und Halbtotale Naheinstellungen nur aus dramaturgischen, nicht aus klärenden Gründen Verbrennung: Rauch und Überstrahlungseffekt des Feuers sorgen für eine Art Vergeistigung: Jeannes Seele löst sich aus dem Körper Schlusssequenz: Revolte gegen Besatzungsmacht Großaufnahmen, abstrakte Bilder, heftige Bewegungen, Unschärfe Napoléon Abel Gance , 1927 (IMDb ) 2008_16_napoleon.pdf Der Regisseur 1889 in Paris geboren, 1981 ebenda verstorben War sein eigener Produzent, hat quasi aus dem Nichts 1911 eine eigene Produktionsfirma gegründet Hat immer fast rücksichtslos experimentiert War großer Bewunderer von D.W. Griffith , wird manchmal als D.W. Griffith Europas bezeichnet War auch als Schauspieler aktiv, hatte relativ großen Cameo in Napoléon als Antoine de Saint-Just Hat bis zuletzt mit Kameratechnik experimentiert Hat Filmhistoriker kritisiert, die Napoléon seiner Meinung nach nicht den Stellenwert einräumten, der ihm gebühre Hintergrund Bekanntester Film von Abel Gance Vereint alle Techniken der ausgehenden Stummfilmzeit Napoléon konnte wohl nur in der französischen Produktionssitutation der damaligen Zeit entstehen: teilweise chaotische Zustände, anarchistische Strukturen, abenteuerliche Finanzierungen, Nähe zu Kriminalität, Produzenten die Gelder in Spielcasinos auf den Kopf hauten (vgl. Deutschland: feste Infrastruktur, Filmemachen nach Unternehmerprinzipien) Abel Gance wollte eigentlich 6 Filme über Napoléon machen, hat für den Film ständig mehr Geld gebraucht Das Produktionsbudget ist explodiert und wurde schon für den ersten Film knapp, aber man sieht auch, wo das Geld geblieben ist: hoher Aufwand, große Schauwerte Ursprüngliche Fassung des Films ist 5,5 Stunden lang Thema hat hohe nationale Bedeutung Viele Techniken eigens für den Film erfunden Napoléon war an der Kinokasse ein totaler Flop, quasi das Ende von Abel Gance' Karriere Abel Gance hat nie mehr an die Qualität von Napoléon heranreichen können Restaurierung der ursprünglichen Fassung durch Kevin Brownlow Premieren der restaurierten Fassung 1979 in London, 1980 in Paris, 1981 in New York, teilweise unter Anwesenheit Gance', waren sehr großer Erfolg: späte Genugtuung für Gance Kameratechnik in Napoléon: Abel Gance' Prinzip: die Zuschauer maximal in die Bilder, in die Geschichte einbeziehen (ohne Ton!), in den Film hineinsaugen; Zuschauer soll Teil des Geschehens werden; dabei dem Zuschauer ein wenig den Überblick nehmen: Involvierung statt Distanz Alle eingesetzten Techniken/Erfindungen die Kamera betreffend folgen in Napoléon diesem Prinzip Durch Experimentieren sehr viel Material benötigt, sehr viel Ausschuss Handlung Der Film erzählt die Geschichte vom Aufstieg Napoléon Bonapartes , von seiner Jugend bis zum Italienfeldzug behandelt dabei auch die Französische Revolution (1789 bis 1799). 1796/97, und Stil Die Schneeballschlacht: Kameratechnik: kleine Kamera mit wenig Film, die geworfen werden konnte; Kamera wie eine frühe Steadicam am Körper befestigt; Guillotine-artige Konstruktion auf rollbarem Gestell; Kamera auf Schlitten; motorgetriebene Kamera*; motorgetriebenes Stativ* Mehrfachbelichtungen: bis zu 24 Überlagerungen durch Zurückspulen Genaue Kontrolle im Schnitt: wilde, unkontrollierte Kamerabewegungen/Bilder werden rhythmisch zusammengeschnitten mit Nahaufnahmen Accelerando : Schnitt wird immer schneller, bis man von den einzelnen Bildern nichts mehr sieht Verfolgungsjagd auf Korsika: Kameratechnik: Kamera auf Pferd, pneumatisch (durch Druckluft) betriebene Kamera*, Kameraauto mit zwei Kameras auf unterschiedlichen Höhen, Kamera an Drahtseilen über dem Feld *) Ferngesteuerte Kamera, wie ein Vorläufer von Motion Control L'Argent (Marcel L'Herbier, 1928): Prinzip der Entfesselten Kamera : kein stehendes Stativ, sondern Kamera an Kabel aufgehängt, auf schwebendem Podest, auf Fahrrad Gance nutzt das Prinzip häufig in Napoléon Die Kutschfahrt: Inhalt: Napoléon gibt aus einer fahrenden Kutsche vorbeireitenden Kurieren Nachrichten aus Alles real gedreht, kein Studio Der Sturm: Parallelmontage: Napoléon in Boot mit französischer Flagge als Segel bei stürmischer See / Aufruhr in der Nationalversammlung durch Ende der Französischen Revolution Stürmisches Wetter als Metapher für politischen Sturm in der Nationalversammlung Schwingende, schaukelnde Kamera im Parlament, dabei Drehbewegung Boot in Bassin mit zwei großen Wassertanks/-rampen Wellen und Kamerabewegung schaukeln sich hoch Splitscreen: Mehrfachbelichtung: verschiedene Szenen einer Kissenschlacht in Napoléons Jugend Realisierung durch schwarzen Kasten mit mehreren Fächern, die herausgenommen werden konnten Triptychon / Polyvision : Panoramaeffekt durch drei parallele Kameras, übereinander auf einer Achse leicht verdreht angeordnet und synchronisiert Enorm breites Bild mit Seitenverhältnis 4:1 (3 * 1,33:1) Projektion im Kino auf drei Leinwände Bildinhalte teilweise synchron (z.B. Pferde, die über gesamte Breite des Bildes reiten), teilweise asynchron (Bildinhalte links und rechts getrennt von Hauptbild, teilweise gleicher Inhalt gespiegelt) Kombination mit fast abstrakten, schnellen Schnitten Am Ende Einfärbung der drei Bilder in den französischen Nationalfarben Glas-Shot und Marseillaise : Glasplatte im Vordergrund mit Matte Painting Die Liebesnacht: Schleier vor der Kamera erzeugt Nebeleffekt Die nächtliche Schlacht: Vorbild zur Regenschlacht in Kurosawas Die Sieben Samurai (Kurosawa war stark von europäischen Stummfilmen beeinflusst) Napoléon als unberührbare Führergestalt inmitten des Schlachtfeldes nach der Schlacht Wochenlanger Dreh, enormer Aufwand The Crowd (Ein Mensch der Masse) King Vidor , 1928 (IMDb ) 2008_17_the_crowd.pdf Der Regisseur Geboren 1894 in Galveston, Texas, gestorben 1982 in Paso Robles, Kalifornien Begann seine Filmkarriere als freier Kameramann und Filmvorführer Hat mit The Big Parade (1925) einen der ersten Antikriegsfilme gemacht, sehr großer Erfolg Kam eigentlich von der Komödie: das Tragische mit dem Komischen verbinden Hintergrund Produziert von MGM Entstanden in der Zeit der Great Depression , große Arbeitslosigkeit Damals Hollywood auf Unterhaltung/Ablenkung fokussiert War großer Kritikererfolg Männliche Hauptrolle durch Schauspieler besetzt der eigentlich Statist war, bewusst wegen seiner Anonymität gecastet Hallelujah! (1929): Erster Tonfilm Vidors Ausschließlich mit Afroamerikanern besetzt: "an all-black cast" (damals sonst Afroamerikaner nur in Nebenrollen zu sehen, z.B. als Musiker im Hintergrund oder Hausangestellte) Eine Art Musical, vielleicht eines der ersten Filmmusicals, Stil fast wie ein Musikvideo Sehr viele raffinierte technische Experimente Viele reale Schauplätze, wenige Studiosets Wurde sehr negativ aufgenommen King Vidor hat danach Filme selbst produziert, z.B. Our Daily Bread (1934), einer der ersten Independent-Filme Handlung Der Film handelt von einem New Yorker Büroangestellten der eine Frau kennenlernt und heiratet, und ihren gemeinsamen Problemen der Bewältigung des Alltags in der Großstadt der 1920er Jahre. Stil Elemente des Melodrams, damals sehr verbreitet, aber: Sentimentalität stark zurückgenommen Mechanismen des Melodrams werden gemischt mit dokumentarischer Qualität Geschichte wird ernst genommen, aber als eine Geschichte unter Tausenden dargestellt, als etwas Alltägliches Mensch der Masse: Antiheld als einer aus der Menge Das Verschwinden in der Masse wird immer wieder filmisch dargestellt Ebenso das Fahren von draußen nach drinnen ohne deutlichen Schnitt (über Blende) Hitchcock war davon außerordentlich fasziniert, vgl. Beginn von Psycho (1960) Zitat des Fahrens von außen nach innen in The Apartment (1950) von Billy Wilder : Übergang verschleiert durch durchgängigen Off-Kommentar Werbe-Heirat: Werbebotschaft im Zug als Auslöser/Anlass/Inspiration der Frage zu heiraten Niagarafälle: Flitterwochen der Hauptfiguren Metapher: herabstürzende Wassermassen und erotische Doppeldeutigkeit: außer Atem, erregt vor Freude, Liebe wie ein Wasserfall Alltag: Kleine Ärgernisse des Alltags (z.B. eine kaputte Toilettenspülung) belasten die Beziehung des Ehepaares Schöne Arbeit mit Ton: Lärm von draußen unterbricht Gesang (Lärm spielt in The Crowd öfters eine Rolle) Toilette mit Spülung wurde vom Produzenten für zukünftige Filme von MGM verboten Verbot erst spät gebrochen in Hitchcocks Psycho (1960) Vater und Kind: Expressionistische Treppe, forcierte Perspektive Optisches Erzählen, was passiert Erst spät durch Texttafel erklärt, dass der Vater gestorben ist Später im Krankenhaus nach Geburt des Kindes: merkwürdige Perspektive, umgekehrt zur Treppenszene und damit Gegenbild zum Tod des Vaters Tod des Kindes: Elemente einer Tragikomödie: Pendeln zwischen Komödie und Tragödie Völlig überraschend in einer eigentlich fröhlichen Szene Absurde Bitte um Ruhe für das schlafende Kind Der Schaukelstuhl: Hin- und Herschaukeln als Bild der Verzweiflung, vgl. Hospitalismus Schaukelstuhl zunächst als etwas Fröhliches, Wohlgefühl Dann später Schwenk: Deprimiertheit, Machtlosigkeit, Verzweiflung Marys Verzweiflung: Beim Überbringen einer schlechten Nachricht wird der Moment der tiefsten Verzweiflung meist nicht gezeigt/vom Schauspieler ausgespielt; Schauspieler meist in Rückansicht gezeigt Im Stummfilm werden solche Momente sehr viel öfters ausgespielt und gezeigt, so auch in The Crowd Sehr langes Verweilen in/auf starken, vielfältigen Emotionen ohne Schnitt und ohne Zwischentitel Heute teilweise als übertrieben theatralisch angesehen Ohne Wörter / Sichtbare Gedanken: Wenige Zwischentitel in The Crowd Filmemacher haben gelernt, Geschichten ohne Zwischentitel zu erzählen Erzählung indirekt aus den Blicken im Kontext der Situationen Sichtbarmachen von Gedanken zusätzlich zu Emotionen, die ja schon vom Theater her bekannt waren The Navigator (Der Navigator) Buster Keaton , Donald Crisp , 1924 (IMDb ) 2008_18_the_general.pdf Der Regisseur Zählte neben Charlie Chaplin und Harold Lloyd zu den erfolgreichsten Komikern der Stummfilmzeit Hatte die Angewohnheit ohne Drehbuch zu arbeiten: ihm war der Anfang und das Ende eines Films wichtig, ansonsten wurde während des Drehs improvisiert War immer außerordentlich interessiert an Filmtechnik, insbesondere Kameratechnik Bei Keaton auch Reflektion des Mediums, z.B. Referenzen an andere Filme, die einem breiten Publikum bewusst gemacht werden (Beispiele: Person tritt aus filmischem Raum in Leinwand; Filmszene als Vorbild für das Leben) Filmische Reflektion und Experimente immer im Dienst der Geschichte Hat immer auch surreale Szenen in seine Filme eingebaut, z.B. Massen von Polizisten oder uneben verlegte Gleise War selbst sehr akrobatisch, hat teilweise lebensgefährliche Stunts selbst gemacht, aber auch mit anderen Zirkusartisten gearbeitet Durch Stunts: Körperlichkeit wird reflektiert, Übertreibung der eigenen Körperlichkeit Wies immer präzises Timing auf Hat für The Cameraman (1928) einen der ersten Kräne ausgeliehen Keatons Aufwand: Hat immer sehr teuer produziert Meist spontan aufwändige Einfälle Eigentlich problematisch, aber seine Filme waren meist enorm erfolgreich, tolle Einspielergebnisse, großer Cash Flow Keatons Filme: Wie auf dem Reißbrett entworfen, aber sehr intuitiv: Geometrie, Kadrierung, Bewegungen (horizontal, vertikal, diagonal) Art wie er den filmischen Raum entwickelt: sehr geometrisch, fast abstrakte Qualität, fast wie eine mathematische Übung, enorme Strenge im Bild Oft ähnlicher Plot: begehrte Frau, die auf eine bestimmte Art für den Hauptdarsteller unerreichbar ist Keatons Grundplot: Am Anfang immer: Nicht-Wissen, Ahnungslosigkeit, Naivität, Überforderung, Erfahrungslosigkeit, Verlorensein, "2 linke Hände" Durch Leidenschaft, Motivation, Umstände, Zwänge, Erfordernisse: Lernprozess, Erfahrungsgewinn, Nachahmung, Bewältigung Am Ende übersteigert: Virtuose des Alltags, Experte, Meister, Übererfüllen der Anforderungen Fast philosophisch, existentialistisch Erfahrungspfad, Entwicklungsprozess Keatons Hauptfiguren: 1. Aus der sozialen Unterschicht 2. Großbürgerlicher Nachwuchs, behütet, beschützt, ahnungslos Hintergrund Großer Aufwand: stillgelegten Luxusdampfer gekauft und seetüchtig gemacht, Unterwasseraufnahmen War an der Kinokasse überwältigender Erfolg Durchbruch für Keaton und Anschluss zu den beliebtesten Komikern seiner Zeit, Chaplin und Lloyd The Frozen North (1922): Parodie auf zeitgenössische Filme, darunter auch Nanook of the North (1922) One Week (1920): Gilt als Keatons erster eigener Film Handlung: Ein frisch verheiratetes Ehepaar will sich aus Einzelteilen in Kisten ein Haus selbst zusammenbauen. Dumm nur dass Keatons Rivale die Nummern auf den Kisten vor Baubeginn vertauscht. Großer Aufwand: mehrere Versionen des Hauses (z.B. fahrbar, drehbar), Sturmeffekte Objekt (Haus) als Gegenspieler Form des Hauses spielt auf Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) an Badeszene spielt direkt auf anrüchiges Buch selbigen Titels an Der komplette Film kann im Internet Archive angesehen und auch heruntergeladen werden The General (1927): Großer Aufwand: Lokomotive gekauft und fahrbar gemacht; Problem: war Schmalspur, so dass extra Gleise gelegt werden mussten War ziemlicher Flop, genauso wie Film danach Danach schloss Keaton einen Vertrag bei MGM; führte zu Keatons Abstieg, weil kein freies Arbeiten mehr möglich Handlung Rollo Treadway (Buster Keaton), ein verwöhnter, weltfremder Millionärssohn, beschließt eines Morgens, die Nachbarin Betsy O'Brien (Kathryn McGuire), Tochter eines reichen Reeders, zu heiraten. Noch am gleichen Tag macht er ihr unvermittelt einen Heiratsantrag, den sie allerdings irritiert ablehnt. Die bereits geplante Ozeanreise in die Flitterwochen will der tief Enttäuschte dennoch antreten. Doch wie sich später zeigt, quartiert er sich auf dem falschen Schiff ein: Die Navigator wurde vom Reeder O'Brien kürzlich an einen kleinen Staat verkauft – nun trachten feindliche Spione nach deren Vernichtung, bevor die Mannschaft an Bord gehen kann. Am Hafen wird Betsys Vater überfallen, und während Betsy auf der Navigator verzweifelt nach ihm sucht, machen die Spione die Leinen des Schiffes los... (mehr zur Handlung in der Wikipedia ) Greed (Gier) Erich von Stroheim , 1924 (IMDb ) 2008_20_greed.pdf Der Regisseur Geboren 1885 in Wien, gestorben 1957 bei Paris War Schauspieler, Regisseur und Autor War sehr impulsiver Mensch, autoritär, diktatorisch, schreckte vor nichts zurück War Jude, kam aus recht strenggläubiger Familie, konvertierte später zum Katholizismus Wollte in Armee, durfte aber nur in spezieller Juden-Brigade dienen (Antisemitismus in Österreich), aus der er unehrenhaft entlassen wurde, was vielleicht ein Grund dafür war, dass er 1909 (mit finanzieller Unterstützung eines Onkels) nach Amerika gegangen ist Hat in den USA als Tellerwäscher begonnen Wurde später Statist und Stuntman und machte sich außerordentlich nützlich am Set Hat auch angefangen, Drehbücher zu schreiben; neigte darin zu melodramatischen Stereotypen, z.B. "der Verführer" Sprang in The Birth of a Nation (1915) als Stuntman vom Dach eines Hauses und zog sich dabei einen Rippenbruch zu, was ihm die Aufmerksamkeit von D.W. Griffith verschaffte War sehr auf sein Image versessen: behauptete von sich, adlig zu sein und als Offizier in der k.u.k. Armee gedient zu haben Wurde daraufhin militärischer Berater für Filme, übernahm die Koordination militärischer Szenen Während des Ersten Weltkriegs Besetzung als Schauspieler, meist als arroganter und skrupelloser Bösewicht in antideutschen Propagandafilmen Für ihn wurde mit dem Slogan "The Man You Love to Hate" geworben Später dann Regisseur Hat eigentlich nie mit Stars zusammengearbeitet, wenn er nicht musste; wollte lieber relativ unbekannte Leute besetzen Geriet immer wieder in Konflikte mit der Filmindustrie Verlangte in seinen Filmen einen zur damaligen Zeit außergewöhnlich hohen Grad an Realismus Seine Filme waren auch inhaltlich umstritten Sein Image wurde ihm später zum Verhängnis als die Filmproduktion studioorientierter/industrieller wurde: Planbarkeit, Vorhersehbarkeit, Angestelltenmentalität gegenüber Stroheims Unberechenbarkeit und Budget-Überschreitungen Stroheim wurde dann ausgeschaltet, was wegen seines negativen Rufs relativ leicht war Begann danach eine zweite, recht erfolgreiche Karriere als Schauspieler in Europa, insbesondere in Frankreich Hatte auf den europäischen Film großen Einfluss Die Anfänge bis Blind Husbands (1919): Regiedebüt Stroheims Stroheim hat das eigene Drehbuch durch Ausdauer und Überzeugungskraft an Produzenten verkauft, und selbst Regie und Hauptrolle übernommen Stroheim spielt einen österreichischen Verführer War sehr großer Erfolg in den USA, Begeisterung Danach sofort Auftrag zu Foolish Wives (1921) Foolish Wives (1921): Dritter Film Stroheims als Regisseur Gleiche Erzählstruktur wie in Blind Husbands (1919) Stroheim spielt einen russischen Prinzen Tradition von Leuten, die sowohl Hauptrolle und Regie übernehmen, insbesondere im Genre der Komödie, weniger bei Dramen, wo der Regisseur stärker gefordert ist Stroheim war einer der ersten, die in ernsten Dramen beide Positionen einnehmen (sonst eigentlich selten, vgl. Orson Welles ) Reale Drehorte, extrem lange Drehzeit Großer Aufwand: künstlicher Regen, Blitz-Lichteffekte Große Budget-Überschreitung; Universal machte daraufhin auch mit den Produktionskosten Werbung, indem auf riesigen Tafeln "$troheim" geschrieben wurde und darauf täglich die Kosten aktualisiert wurden Die monströse, lasterhafte Handlung übertraf an Frivolität fast alles, was bis dahin im Kino zu sehen gewesen war Machte Stroheim endgültig zum Enfant terrible in Hollywood Seit dieser Produktion galt Stroheim als unkontrollierbarer Verschwender Probleme mit Hollywood: Kampf der Geschlechter für Stroheim ganz zentral Freizügigkeit als Ausdruck von Wahrhaftigkeit Probleme mit Zensur: Stroheim als amoralischer, obszöner Mensch Großer Aufwand bei solchen Szenen, die dann aufgrund der Zensur herausgeschnitten wurden Problem der Rechtfertigung gegenüber den produzierenden Studios Rausschmiss bei Merry-Go-Round (1923), fertiggestellt von Rupert Julian Aber auch große Solidarität seiner Mitarbeiter/Stammbesetzung The Wedding March (1926-1928) in Farbe/mit Synchronton: Stroheim wollte immer das Neuste vom Neusten an Filmtechnik einsetzen Versuche mit Farbe und Synchronton in einer Sequenz Einsatz einer Technicolor -Kamera, galt 1926 als extravagant Heikle, anfällige Technik Queen Kelly (1928): Probleme mit Stars: für Stroheim war der Regisseur die wichtigste Person am Set, nicht der/die Hauptdarsteller Gloria Swanson wollte mit Stroheim arbeiten, weil sie wollte, dass dieser das beste aus ihr herausholt War selbst finanziert Swanson wollte wegen drastischer Szenen Änderungen des Drehbuchs Stroheim hat noch nie Kompromisse eingehen können Abbruch der Dreharbeiten, bedeutete quasi das Ende von Stroheims Regiekarriere in Hollywood Queen Kelly (1928) und Sunset Boulevard (Billy Wilder , 1950): Ausschnitt aus Queen Kelly spielt in Sunset Boulevard eine große Rolle: Stroheim und Swanson als Schauspieler Nähe der Rollen zu echten Karrieretragödien: Swanson als ehemaliger Stummfilmstar, den niemand mehr kennt; Stroheim als ihr Chauffeur, der ihr gefälschte Fanpost schreibt Walking Down Broadway (1933): Stroheims letzte Chance als Regisseur in Hollywood Fehlende Kompromissbereitschaft sorgt für Rausschmiss Heftigkeit des Kampfs der Geschlechter trägt deutlich Stroheims Handschrift: offene, ehrliche Darstellung sexueller Beziehungen, konnte damals so nicht gezeigt werden Hintergrund Stroheims wohl berühmtester Film Basierte auf dem Roman McTeague von Frank Norris Thema: die Art wie Geld das Leben von Leuten vernichtet, wie die Faszination für Geld alle Arten persönlicher Beziehungen zerstört Stroheim war besessen von der Idee, die Romanvorlage originalgetreu Seite für Seite umzusetzen Wurde entgegen der vorherrschenden Tendenz nicht im Studio sondern an Originalschauplätzen in San Francisco und im Death Valley gedreht War an den Kinokassen ein totaler Flop Zerstörung und Rekonstruktion von Greed: Der Film hatte eine totale Überlänge von über 8 Stunden (42 Filmrollen) Originalversion kam bei Testvorführung unter Fachleuten sehr gut an Man konnte den Film in dieser Länge natürlich nicht im Kino zeigen Stroheim wollte den Film in zwei Teilen herausbringen Massive Kürzungen von MGM auf 10 Filmrollen sorgten für Verstümmelung Originalversion wurde zerstört, nur noch Standfotos vorhanden, aus denen 1999 eine Rekonstruktion geschaffen wurde Etwa 4 Stunden lange rekonstruierte Fassung mit den Fotos, in denen man teilweise herumfährt Handlung McTeague ist ein eher schlichter Mensch, der im Bergwerk arbeitet. Eines Tages folgt er einem falschen Zahnarzt auf die Wanderschaft und lernt mehr schlecht als recht dessen Handwerk. Einige Jahre später betreibt er in San Francisco eine eigene Praxis. Eines Tages lernt er Trina, die Verlobte seines Freundes Marcus kennen, als dieser sie zu ihm in die Behandlung bringt. Als Trina betäubt auf dem Behandlungsstuhl liegt, wird McTeague von einem ihm zuvor unbekannten, heftigen Verlangen nach der Frau ergriffen. Nur mit Mühe kann er sich beherrschen, sich an ihr zu vergreifen. Bei einem Ausflug gesteht McTeauge seinem Freund, dass er in seine Verlobte verliebt ist. Großspurig "überlässt" Marcus sie ihm. Obwohl Trina von dem grobschlächtigen McTeague nicht besonders angetan ist, beginnen sie sich regelmäßig zu treffen und auch Trinas Familie ist mit der Beziehung einverstanden. Es wird Verlobung gefeiert. Am selben Abend wird bekannt, dass Trina mit einem Los 5000 US-Dollar gewonnen hat. Marcus wird von heftigem Neid ergriffen und findet, dass er Anspruch auf einen Teil des Geldes hätte. Noch kann er aber seinen Neid auf McTeauge verbergen. McTeague und Trina heiraten und führen vorerst ein einigermaßen harmonisches Leben. Eines Tages kommt es in der Kneipe zum offenen Streit, als Marcus betrunken ein Messer nach McTeague wirft. Marcus zeigt McTeague bei den Behörden an, weil dieser ohne Zahnarztstudium praktiziert. McTeague darf seinen "Beruf" nicht mehr ausüben. Das Paar könnte dank Trinas 5000 Dollar, damals eine stolze Summe, trotzdem ein sorgenfreies Leben führen. Trina, schon immer äußerst knauserig, weigert sich aber, auch nur einen Cent des Geldes auszugeben. Stattdessen schickt sie McTeague auch bei Sturmwetter auf Arbeitssuche - ohne ihm Geld für die Straßenbahn zu geben. Trinas Geiz nimmt pathologische Züge an. Stundenlang putzt sie ihre Geldstücke, wenn McTeague außer Haus ist. Das Paar sinkt immer tiefer ins Elend. Der sonst gutmütige McTeague fängt an zu trinken. Unter Alkohol misshandelt er seine Frau brutal und beißt ihr in die Finger, um Geld von ihr zu erpressen. Völlig verwahrlost verlässt McTeague schließlich seine Frau. Um nicht ihr Erspartes antasten zu müssen, arbeitet Trina als Putzfrau in einem Kindergarten. An einem Weihnachtsabend erscheint plötzlich McTeague bei ihr und fordert die 5000 Dollar. Als Trina sich weigert, ermordet er sie und nimmt das Geld an sich. Er wird nun steckbrieflich gesucht und gerät auf seiner Flucht ins Death Valley. Marcus schließt sich einem Suchtrupp an und schließlich findet er McTeague, beinahe am Ende, im Todestal. Im Kampf um das Geld erschlägt McTeague Marcus, ist jedoch durch Handschellen, die dieser ihm zuvor angelegt hatte, an ihn gekettet. In der tödlichen Sonne wartet er auf seinen sicheren Tod. (Quelle: Wikipedia ) Stil Innen und Außen: Innen und Außen gleichzeitig zu sehen Draußen so klar wie drinnen Schwierig zu realisieren Dramaturgisch eingesetzt Korrespondenz von Innen und Außen Das Karussell: Kein Phantasielicht, sondern Lichtverhältnisse durch reales Licht, was lediglich verstärkt wurde Symbolik: Katze und Vögel: Symbolik spielt große Rolle Einfachheit in der Symbolik Immer glaubwürdig eingebettet Kontraste: Erstes Rendezvous: Kein schönes Plätzchen mit blühenden Bäumen, sondern triste Gegend, tote Ratte Die Hochzeit: Trauermarsch draußen als Kontrast zur Hochzeit drinnen Der Mord: fröhliche Festbeleuchtung zu Weihnachten und Mord, Weihnachtsbaum im Hintergrund, Polizisten in Parallelmontage direkt vorm Haus Trouble in Paradise (Ärger im Paradies) Ernst Lubitsch , 1932 (IMDb ) 2008_21_trouble_in_paradise.pdf Der Regisseur Geboren 1892 in Berlin, gestorben 1947 in Los Angeles Deutsch-US-amerikanischer Filmregisseur und Schauspieler War Schüler von Max Reinhardt , dem damaligen Intendanten des Deutschen Theaters Kommt von relativ schwankhaftem Theater Begann seine Filmkarriere in Deutschland, wo er sehr erfolgreich war, und ging dann wegen der extrem guten technischen Möglichkeiten nach Hollywood Drehte zunächst vor allem Slapstick -Filme, dann aber auch in anderen Genres, vornehmlich historische Kostümfilme und Komödien Seine Historienfilme Anna Boleyn (1920) und Das Weib des Pharao (1922) waren internationale Erfolge, letzterer dann auch die Eintrittskarte nach Hollywood; Lubitsch hatte damals aber auch noch weitere Filme in Hollywood im Verleih Seine Filme waren bis auf Ninotschka (1939) nie Kassenschlager; die Masse fand die Filme fremd, unanständig, unangenehm und die Ironie störend; Lubitsch konnte sich trotzdem in Hollywood halten Dachte immer sehr geldsparend, schrieb seine Drehbücher großteils selbst und produzierte sie schon früh selbst Hatte einen extrem guten Überblick über die Kosten und Abläufe; seine Filme gingen nie über Budget Um Geld zu bekommen produzierte er auch Filme anderer, war aber darin nicht so erfolgreich Seine Filme bekamen oft gute Kritiken, die produzierenden Studios konnten ihren Ruf aufpolieren Setzte durch, dass der Name des Regisseurs groß präsentiert wurde ("The Name above the Title") Hat Filme gegen Konventionen gemacht (siehe unten: Probleme für Lubitsch durch den Hays Code) Lubitsch' Genres: 1. Historienfilme, enorme Ausstattungsepen mit Massenszenen 2. Klamaukige Komödien, erotischer Touch, spielten meist in Europa (Europa als dekadent) Lubitsch' Stil: War ein ausgesprochener Stilist: erzählte in seinen Komödien immer leichtfüßige, meist belanglose Geschichten, wobei ihm die Art der Erzählung wichtiger war als der Inhalt; wichtig war ihm nur, wie man es erzählt, nicht was Kam zur Stummfilmzeit mit extrem wenigen Zwischentiteln aus Arbeitete viel mit visuellem Witz Setzte gern aufwändige Kamera-/Kranfahrten ein Die Kamera im Dienste der Schauspieler: lange Szenen geben Schauspielern mehr Interpretationsfreiheit Setzte in Hollywood immer sehr viele Stars ein Häufig Humor über das Verhalten von Europäern in Amerika (z.B. Versuch, einen Pyjama ohne Hose zu kaufen, da diese sowieso nicht verwendet wird) Verwendete anfangs keine Establishing Shots , erst später Anpassung an Hollywood und Einsatz In Hollywood festgelegte Regeln, wie man z.B. einen Ortswechsel vollziehen musste; erzeugt "anonymen Stil" Räume entstehen nur über die Montage, nicht als Architektur; dies wurde auch für Witze verwendet Lubitsch spielte den Schauspielern immer die Szenen vor und wollte, dass sie es auch so spielten; dadurch gab es im Spiel seiner Schauspieler immer eine gewisse Ähnlichkeit Der "Lubitsch Touch": Markenzeichen seiner mitunter frivolen Gesellschaftskomödien Besteht darin, nicht alle Details der Handlung zu zeigen, sondern es dem Zuschauer zu überlassen, die Handlung zu vervollständigen Spiel mit Andeutungen Meist mit Objekten verbunden Oft mit Türen: das was dahinter passiert Im damals noch sehr sittenstrengen Amerika mit seinen scharfen Zensurbestimmungen vermag Lubitsch auf diese Art durchaus gewagte Situationen und Doppeldeutigkeiten in die Handlung zu integrieren, ohne dabei ins Schlüpfrige oder Vulgäre abzurutschen Eine Geisteshaltung/Einstellungsfrage Die amerikanischen Kritiker bezeichnen diese Mischung gerne als naughty, but nice Hintergrund Basiert sehr lose auf Episoden aus dem Leben des bekannten Betrügers Georges Manolescue Lubitsch war seit Mitte der 1920er zu einem der bekanntesten Regisseure in Hollywood geworden Aufgrund der teilweise gewagten und zweideutigen Dialoge konnte der Film nach der Einführung des Hays Code (/Production Code) nicht mehr kommerziell aufgeführt werden Probleme für Lubitsch durch den Hays Code : War eine Zusammenstellung von Richtlinien zur Herstellung von US-amerikanischen Spielfilmen im Hinblick auf die moralisch akzeptable Darstellung besonders von Kriminalität und sexuellen Inhalten Ziel: keine Zweideutigkeiten, keine Bibelgeschichten mehr, fast keine Sexualität (nicht länger als 10 Sekunden küssen, keine unverheirateten Paare in einem Zimmer schlafen, kein Bett im Hintergrund etc.) Für Lubitsch desaströs/Krise, da dies genau sein Stil war Filme zu machen Kodex wurde eingeführt angesichts drohender Zensurgesetze von Seiten der Regierung War niemals gesetzlich verankert; Filmen, die gegen ihn verstießen, drohte jedoch ein von der "Catholic League of Decency" organisierter Kinoboykott Ab 1930 zunächst auf freiwilliger Basis Wurde ab 1934 für Filmproduktionsunternehmen zur Pflicht Lubitsch machte danach drei Jahre Pause, ab dann sehr an den Hollywoodstil angepasste Filme, die mehr das Zwischenmenschliche mit feiner Ironie zeigen (Lubitsch verlegte den Witz mehr auf die Dialoge, weniger auf die Bilder) Lubitsch' filmische Qualität blieb auf der Strecke; er machte zwar keine schlechten Filme, aber keine solchen filmischen "Leckerbissen" wie zuvor Der Hays Code wurde erst 1967 abgeschafft Die Bergkatze (1921): Fokus auf Stil Jede Einstellung hat eine andere Vignette: Kreis, Stern, Breitwand, etc. To Be or Not to Be (1942): Melancholische Komödie über das Dritte Reich Lubitsch war Jude wurde aber für diesen Film trotzdem sehr kritisiert Genre-Mix: politischer Propaganda-Film mit Stellungnahme gegen das Nazi-Regime, erotische Liebeskomödie mit Dreiecksgeschichte, und Verwechslungskomödie Keine wirklichen Helden, jeder der Protagonisten hat dunkle Seiten oder benimmt sich unmöglich Film spielt mit dem Entsetzen Witze fast ausschließlich in den Dialogen Handlung Gaston und Lily sind zwei Diebe und Betrüger, die sich zufällig in Venedig kennen lernen, als sie sich gegenseitig auszurauben versuchen. Sie verlieben sich ineinander und beschließen, fortan zusammenzuarbeiten. In Paris haben sie es auf Mariette Colet abgesehen, der Erbin von Cole and Company, einer berühmten Parfümerie. Eines Abends in der Oper stiehlt Gaston die juwelenbesetzte Handtasche von Mariette. Diese setzt eine Belohnung für den ehrlichen Finder in Höhe von 20.000 Francs aus. Gaston erscheint bei Mariette unter dem Namen Monsieur LaValle. Der charmante Finder kritisiert Mariette dafür, intime Korrespondenz offen in der Handtasche zu tragen. If I were your father, which fortunately I am not and you made any attempts to handle your own business affairs, I would give you a good spanking. In a business way of course. Mariette fragt sehr interessiert What would you do if you were my secretary? Monsieur LaValle, alias Gaston, erwidert trocken The same thing. Die Antwort von Mariette ist kurz: You’re hired! Beide beginnen eine Affäre und Mariette entwickelt eine echte Zuneigung für den charmanten Sekretär. In der Zwischenzeit erhält sie, angestachtelt von der Konkurrenz, Heiratsanträge von zwei, im wahrsten Sinne, alten Verehrern. Sie weist zunächst Francois Filiba ab: You see Francois, marriage is a beautiful mistake which two people make together. But with you Francois, I think ist would be a mistake. Mit der gleichen Offenheit lehnt sie den Antrag des Bürgermeisters ab. Don’t be downhearted, Major. You’re not the only one I don’t love. Nach einiger Zeit findet Mariette die wahre Identität von Gaston heraus. Sie weiß um seine Liaison mit Lily und verzichtet großherzig auf eine Anzeige. Zum Abschied fragt sie Gaston, alias Monsieur Le Valle Do you know what you’re missing? Gaston lächelt, öffnet den Verschluss des berühmten Perlenkolliers von Mariette und lässt es in seine Tasche gleiten. Mariette erwidert freundlich That’s what you’re missing...your gift for her.....With compliments from Colet and Company. Der Film endet mit Gaston und Lily, die mehr oder weniger glücklich in die Zukunft blicken. (Quelle: Wikipedia ) Stil Hauptpersonen sind beides Verbrecher und werden am Ende nicht bestraft: es gibt keine Moral, wie sonst zu dieser Zeit immer üblich Charaktere werden die ganze Zeit während der Ausübung ihres Berufes gezeigt Film zeigt, dass es egal ist was man macht: wichtig ist wieviel Erfolg man hat – egal wie unmoralisch dieser erreicht wird Problem der Mehrsprachigkeit der frühen Tonfilme wird persifliert: Dolmetscher direkt im Bild Gekonnter, humorvoller Umgang mit Türen sehr typisch für Lubitsch: Spiel mit der Erwartung der Zuschauer; die Liebesbeziehung funktioniert nur über das Wechselspiel, wer aus welcher Tür herauskommt The Scarlet Empress (Die scharlachrote Kaiserin / Die große Zarin) Josef von Sternberg , 1934 (IMDb ) 2008_22_the_scarlet_empress.pdf Der Regisseur Geboren 1894 in Wien als Jonas Sternberg, gestorben 1969 in Hollywood Pendelte aufgrund der Geschäftstätigkeit seines Vaters ab 1901 zwischen Wien und den USA Zog 1909 endgültig in die USA und verwendete ab da den Künsternamen Josef von Sternberg Erregte mit seiner ersten Regiearbeit The Salvation Hunters (1925) die Aufmerksamkeit der Kritiker, die den innovativen Einsatz von Licht und Schatten in der Dramaturgie einer Szene lobten Sehr bekanntes Werk: Der blaue Engel (1930) Hintergrund Das produzierende Studio Paramount wollte seinen Star Marlene Dietrich in einem großen Historiendrama in Szene setzen, so wie es die konkurrierende MGM zuvor mit Greta Garbo in Queen Christina (1933) über die gleichnamige Königin von Schweden getan hatte Behandelt die Geschichte der russischen Zarin Katharina die Große Dreharbeiten waren durch endlose Änderungen am Drehbuch gekennzeichnet Sehr hohe Produktionskosten (Sternberg bestand z.B. auf echtem Hermelin für Katharinas Kostüme) War enormer Flop an den Kinokassen Bedeutete einen Einschnitt in der Karriere Sternbergs Sternberg wechselte danach zu Columbia Pictures Handlung Sophia Frederica (Marlene Dietrich), is the daughter of a minor German prince and an ambitious mother. She is brought to Russia by Count Alexei (John Lodge) to marry the half-wit Grand Duke Peter (Sam Jaffe). As if her marriage is not torment enough, she must endure the excesses of her husband's aunt, Empress Elizabeth (Louise Dresser). Elizabeth renames her Catherine and awards her the Order of St. Catherine. Catherine finds solace with Count Alexei, but he begins wooing the much-older Elizabeth. Catherine finds lovers among the Russian army. When the old Empress dies, Catherine ascends to the Russian throne, knowing full well that her addled husband would kill her at the slightest provocation. Soon her power outstrips Peter's, and the opportunistic Alexei now comes back into her life. The finale finds Catherine emerging triumphant over all her enemies and the new Empress is shown astride a horse, to whom she displays far more affection than any of her human compatriots. (Quelle: Wikipedia ) Stil Möglicherweise eine Erfindung von Sternberg: Trickblende, die sich beim Überblenden verzerrt (Bild wird so verzerrt, als würde man eine Seite in einem Buch umschlagen) Versteckte Gleichstellungen (Zwillingsgestalten, Doppelgänger) zwischen Katharina/Sophie und Peter Bilder, die mehr Bedeutung haben, als auf den ersten Blick erkennbar; damit auch durch die Zensur gekommen; z.B. Tod der Katharina durch Pferd Im Film werden viele Andeutungen gemacht Szene, in der Katharina durch die Reihen der Armee stolziert, ist die Interpretation einer Operette von Jacques Offenbach (Die Großherzogin von Gerolstein ) Sous les toits de Paris (Unter den Dächern von Paris) René Clair , 1930 (IMDb ) 2008_23_sous_les_toits_de_paris.pdf Der Regisseur Französischer Regisseur und Schriftsteller Kommt aus der Stummfilmzeit Nähe zu Surrealismus und Dadaismus, jenseits von allem was damals populär war Nur wenige herausragende Filme, auf denen sein Ruhm basiert Spielte gerne mit Ton Setzte sehr gerne bewegliche Kamera ein Hat für breites Publikum gearbeitet, unterhaltsam, aber auch experimentell Verlangte teilweise waghalsiges Verhalten von seinen Schauspielern, z.B. Ringen am Geländer des Eiffelturms Wurde später eher ein Künstler für Künstler Wurde gern zitiert von anderen Regisseuren, z.B. in Der Mieter (1976) von Roman Polanski körperlose Kamera als Hommage an Quatorze Juillet (1933, siehe auch unten), die gleiche fließende Art der Kamerabewegung als Plansequenz Hintergrund Erster Tonfilm Clairs Avantgardistischer Film mit Einflüssen des amerikanischen Slapsticks Quatorze Juillet (1933): Unkonventioneller Einsatz von Filmmusik: fröhliche Musik unterbricht Einbruch (üblicherweise in einer solchen Szene dramatische Musik) Das Off kann dramaturgisch mitspielen: Frau geht hin und her, Kamera schwenkt mit Frau mit, dann aber erst verzögert wieder zurück Le Million (1931): Ein Filmmusical Rugby in der Oper: Opernaufführung (Großbourgeoisie) wird mit dem Einfachen (Rugby-Spiel um die Jacke, in der sich der Lottoschein befindet) in Verbindung gesetzt: Herren im Frack, Tonspur von echtem Rugby-Spiel Stummfilmpersiflage: Spiel mit Elementen des Stummfilms: Szene wird von Klavierspiel begleitet, das auch tatsächlich in der Szene zu sehen ist Chansoneinlagen: Clair experimentierte gern mit Liedern, Vorform von Musikvideos, live gesungen, Chanson wird immer wieder von Nebenhandlungen unterbrochen Anfang: ähnlich zur Anfangsfahrt in Sous les toits de Paris, quasi nur noch verbessert: lange Fahrt über Modell von Paris, fließender Übergang zu Set (vgl. Kamerafahrten in Faust [1926] von Friedrich Wilhelm Murnau und The Crowd [1928] von King Vidor ) Merchandising zu Sous les toits de Paris: Ohrwurm: Lied, das extra für den Film komponiert wurde, wurde im Film so penetrant wiederholt, dass die Zuschauer es haben wollten Verkauf von Schallplatten und Noten zum Lied Clair möglicherweise Erfinder von Film-Merchandising Handlung In René Clair's irrepressibly romantic portrait of the crowded tenements of Paris, a street singer and a gangster vie for the love of a beautiful young woman. This witty exploration of love and human foibles, told primarily through song, captures the flamboyant atmosphere of the city with sophisticated visuals and groundbreaking use of the new technology of movie sound. An international sensation upon its release, Under the Roofs of Paris is an exhilarating celebration of filmmaking and one of France's most beloved cinematic exports. (Quelle: The Criterion Collection ) Stil Extrem aufwendige Ausstattung, viele gebaute Kulissen (Häuser, etc.) Verwendung komplizierter Kranfahrten Unglaublicher Reichtum an Beziehungen zwischen Bild und Ton Bewusster Einsatz von Stille als Stilelement Relativ entspannter Umgang mit Sexualität Doppelter Dialog: Missverständnis/Missdeutung Parallelmontage zweier Dialoge, die sich beide auf das gleiche Geschehnis beziehen Nur beide Dialogteile vervollständigen die Geschichte Der Kampf: Kamera filmt von draußen in ein Restaurant, Ton ist zunächst stumm, erst wenn die Tür aufgeht sind Dialoge zu hören Diskrepanz zwischen Bild und Ton: 1. Zuggeräusch übertönt Kampfhandlungen, aber Ton bleibt innerhalb der Szene, man sieht den Kampf, aber man hört ihn nicht 2. Lampe wird zerschossen, erst da hört man den Kampf wieder, aber man sieht ihn nicht mehr Das Grammophon: Scheinbar filmische Begleitmusik, dann Witz mit hängender Nadel des Grammophons Mechanischer Zustand der Musik wird reflektiert Anfangsfahrt: Fahrt von außen über die Dächer zu einem Innenhof Eines der ersten Beispiele der Verwendung einer langen Plansequenz als Introduktion Die Vertikale: Vertikale Kranfahrt Gekonntes Vermitteln der räumlichen Höhe der Kamera Schwierige Kameraeinstellung, aufwändige technische Umsetzung Verführung: Spiel mit Füßen, nur Schritte gezeigt, Erzählung mit Beinsprache, ganz in der Tradition des Stummfilms Optisch sehr fein ausgearbeitet Surrealer Witz: Verfremdungen von Alltagsgegenständen Fast wie eine Idee von Salvador Dalí Ursprüngliche Anfangsszene: Anfang zunächst wie ein Stummfilm, dann (für das Publikum plötzlich) erst spät einsetzender Dialog Wurde rausgeschnitten um die Anfangsfahrt stärker hervorzuheben Poetischer Realismus in der Filmarchitektur: Realistische, doch bis ins poetisch-märchenhaft getriebene Filmarchitektur Vorsichtige Übertreibung der Realität, fast wie etwas Märchenhaftes Auf den ersten Blick sehr realistisch, aber tatsächlich "pariser" als Paris Stilisierung, traumhafter Glanz Es kippt aber nie ganz aus der Realität raus Ausstattung: Lazare Meerson Le jour se lève (Der Tag bricht an) Marcel Carné , 1939 (IMDb ) 2008_24_le_jour_se_leve.pdf Der Regisseur War herausragender Vertreter des poetischen Realismus , bei ihm immer sehr pessimistisch War Regieassistent von Jacques Feyder War neben Jean Renoir einer der wichtigsten französischen Filmemacher der 1930er Jahre Typisch für seine Filme war eine symbolische Aufladung des Lichts und der Dekoration Verwendete in seinen Filmen immer eine sehr starke Exposition Ließ für seine Filme enorme Sets bauen, teilweise ganze Stadtviertel im Studio Hintergrund War auf den Filmfestspielen von Venedig 1939 als bester Film nominiert Sehr pessimistische Grundhaltung, vielleicht aufgrund des aufkommenden Zweiten Weltkriegs Als der Film 1939 herauskam war er politisch stark umstritten, wurde bei Ausbruch des Krieges sogar als demoralisierend verboten Kam in Deutschland erst 1955 in die Kinos Poetischer Realismus: Entstand im französischen Kino geprägt durch die wirtschaftliche Krise Anfang der 1930er Jahre Drang nach Realitätsnähe und Sozialkritik Themen: "Bevorzugung der düsteren Seiten des Lebens, Sympathie für die Benachteiligten, Aufmerksamkeit gegenüber sozialen Problemen, speziell dem Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft, Situierung der Personen in einem spezifischen Milieu" (Zitat Ulrich Gregor , Enno Patalas : Geschichte des Films [1973]) Bereitete den später in Italien entstandenen Neorealismus maßgeblich vor Hauptdarsteller Jean Gabin : Großer Star des französischen Kinos Spielte für Carné auch in Quai des brumes (1938), siehe unten Starqualität bringt immer gewisse Regeln mit sich: der Selbstmord einer von einem Star gespielten Figur aus vollkommener Verzweiflung war undenkbar im Hollywoodschen Kino Moralische Restriktionen bei Gabin nicht zwingend, sondern erfrischend anders, modern, europäisch Gabin hatte es sich immer vertraglich zusichern lassen, im Film in einer Szene auszurasten Quai des brumes (1938): Nähe zu Hollywoodschem Film noir Bis ins Detail ausgetüftelte Lichtführung Nebel: Simulation von Nebel teilweise durch Verlauffilter für Schärfe; keine Perspektive, kein Horizont, alles voller Nebel, trist, pessimistisch, aussichtslos Lichtpunkte: exzentrischer, unkonventioneller Umgang mit Lichtpunkten, wie zufällig statt filmisch konzipiert: Verlorenheit der Figuren wird symbolisiert, in dem die Lichtpunkte, die oft fast wie Spots anmuten, neben den Figuren liegen: so wird die Aufmerksamkeit von den Personen weggezogen (das Auge wandert immer zum hellsten Punkt); oft sind die Figuren sogar nur Silhouetten Doppelempfindung des Lichts: einerseits sehr realistisch, aber auch wieder sehr künstlich, weil zu absichtlich gesetzt Gesichter: Lichtsituation macht sich selbstständig und erzählt die Geschichte mit; oft wechselt in jeder Einstellung (Schuss/Gegenschuss) das Licht: mal ist die eine Figur eine Silhouette und die andere gut ausgeleuchtet, im Gegenschuss dann umgekehrt Les enfants du paradis (1943-1945): Ein Film über das Theater, Theaterstile, Theatergeschichte Poetische Dialoge, die wie Alltagssprache wirken Masse und Individuum: alle Helden, die aus der Masse auftauchen, können auch genauso schnell wieder in der Masse verschwinden Theatergeschichte: ein Thema des Films: der Hauptdarsteller will aus den Konventionen ausbrechen und ein Drama nicht so spielen wie es bisher üblich war Zynismus: Schmerz/Tragik des Helden (die Unerreichbarkeit seiner Geliebten) steht in starkem Kontrast zur Masse der Feiernden Handlung Der mit einer Pistole bewaffnete Arbeiter François hat sich in seinem Zimmer im obersten Stock eines düster allein stehenden Mietshochhauses in der Pariser Vorstadt verbarrikadiert. Die Polizei belagert das Haus. Der Arbeiter hat nicht wieder gut zu Machendes getan: Er hat den Mann erschossen, der ihm die Verlobte Françoise ausspannte, eine Blumenverkäuferin. Dieser Mann, Valentin, der sich mit Hundevorführungen in Lokalen durchschlägt, ist witzig und elegant, das hat Françoise verführt. Clara, die ebenfalls einmal Valentins Geliebte war, hat François über den Treubruch seiner Verlobten aufgeklärt und wird ihrerseits zu François’ Geliebter... Aber er kann Françoise nicht vergessen und hat Valentin erschossen, als dieser versuchte, ihn zu demütigen. Das alles wird in Rückblenden erzählt, aus denen der Film immer wieder in die ausweglose Situation von François in seiner Dachkammer in dem düsteren Mietshochhaus in der Pariser Vorstadt zurückkehrt. Als die Polizei das Haus stürmen will, begeht François Selbstmord. (Quelle: Wikipedia ) Stil Interessanter Umgang mit Dialogen und Bauten/Filmarchitektur In Rückblenden erzählt; im Gegensatz zu Le Crime de Monsieur Lange (1936) kehrt man aber immer wieder in die Gegenwart zurück Filmarchitektur: Ausstatter Alexandre Trauner war Schüler/Assistent von Lazare Meerson , unter anderem bei Sous les toits de Paris (1930) vgl. Das Cabinet des Dr. Caligari (1920): theatralische Filmarchitektur vgl. Cabiria (1914): große Sorgfalt bei Rekonstruktion der Realität vgl. The Birth of a Nation (1915): Ford-Theater in dem Abraham Lincoln erschossen wurde nach Originalplänen nachgebaut Dialoge: Nähe zu Realität, Alltag, Echtheit Sehr umgangssprachlich, "vernuschelt", gewisse "aurale Unschärfe" Tatsächlich aber filmisch konzipierte Dialoge Autor: Jacques Prévert : Meister des Seiltanz zwischen alltäglichem Gerede und metaphenreicher, gehobener Sprache; war guter Freund von Ausstatter Alexandre Trauner; schrieb ebenfalls die Dialoge bei Le Crime de Monsieur Lange (1936) von Jean Renoir Vertikale: Konvention: Kamera führt am Anfang des Films in den Ort ein, wo der Hauptteil der Handlung stattfindet (vgl. Sous les toits de Paris [1930]) Ort: Kreuzung/Platz in einem Arbeiterviertel, heterogene Baustile, Authentizität, aber Naturalismus nur Schein Riesiger Wohnturm inmitten sehr viel kleinerer Häuser, nackt und einsam Inhaltliche Aussage entsprechend dem Kern der Geschichte Belagerung: Hauptfigur hat sich selbst in Zimmer in Wohnturm eingeschlossen Beschuss durch Polizei von anderem Haus Fabrik & Blumen: Hauptfigur erscheint in seiner Arbeitskleidung wie Marsmensch/Astronaut Blumen verwelken schon während des (Kennenlern-)Dialogs der Hauptfiguren aufgrund der Verschmutzung in der Fabrik Als Metapher Aussage über Umweltverschmutzung Politische Aussage über Arbeitssituation eines Großteils der Bevölkerung in Frankreich Individuum & Masse: Hauptfigur oben im Fenster des Wohnturms, Menschen auf Platz Hauptfigur wie ein politischer Redner, Tribun, Streikführer, der zu der Masse spricht Dann Umkehrung: Masse spricht zu Hauptfigur, rhetorische Gewalt geht über zum "Volk", Durchhalteparolen, Motivation Dann kommt die Polizei, wie bei einer politischen Veranstaltung, um die Masse aufzulösen Wie eine politische Demonstration ohne politische Inhalte, nur individuelles Schicksal der Hauptfigur, aber alltagspolitische Inhalte schwingen mit Sonnenaufgänge: Mietshaus wie ein Aussichtsturm, von dem aus man in die Zukunft schauen kann Sonnenaufgang als Symbol für die Zukunft/Hoffnung/Optimismus wird zynisch unterwandert, umgekehrt: Held bringt sich bei den ersten Sonnenstrahlen aufgrund seiner ausweglosen Situation um Sonne wirft Licht ins Zimmer, erleuchteter Rauch von Tränengasgranate, wie sakrale Himmelfahrt Links Le jour se lève bei marcel-carne.com Olympia, 2. Teil: Fest der Schönheit Leni Riefenstahl , 1938 (IMDb ) 2008_25_olympia.pdf Die Regisseurin Aufgrund ihrer Nähe zum Nationalsozialismus eine der umstrittensten Figuren der Filmgeschichte Hat keine direkt anti-jüdischen Filme gemacht, aber sehr wohl Filme, die sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, die nationalsozialistische Ideologie zu glorifizierten Hatte beste Beziehungen zu Adolf Hitler und Joseph Goebbels Konnte über große Budgets verfügen, enormer Produktionsaufwand, lange Produktionszeiten Hatte vollständige Kontrolle über riesige Filmteams War für damalige Zeit überaus emanzipiert War außerordentlich begabte Filmemacherin Hat als Schauspielerin begonnen, war aber nicht so gut War sehr athletisch, hat Stunts selbst ausgeführt Hintergrund Zweiter Teil eines Dokumentarfilms über die Olympischen Sommerspiele 1936 Erster Teil : Fest der Völker War Auftragsarbeit für das IOC und das "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda " Uraufführung am 20. April 1938, Hitlers 49. Geburtstag im Berliner Ufa-Palast Die weiße Hölle vom Piz Palü (1929): Regie: Arnold Fanck (Außendrehs) und Georg Wilhelm Pabst Leni Riefenstahl als Schauspielerin, gute Leistung Riefenstahl spielte in 6 Filmen von Fanck eine Rolle Riefenstahl lernte bei den Dreharbeiten sehr viel von Pabst Das blaue Licht (Spielszenen) (1932): Regiedebüt Riefenstahls Riefenstahl übernahm außerdem Drehbuch, Produktion, Schnitt und Hauptrolle Mystisch-romantischer Bergfilm Starker Einfluss von Bildern Caspar David Friedrichs Einfluss von Fanck und Papst Erzählung in Bildern, Kraft der Bilder Weckte die Aufmerksamkeit von Hitler und Goebbels, woraufhin Riefenstahl, die aus eigener Initiative mit Hitler Kontakt aufgenommen hatte, den Auftrag bekam, Filme im Sinne der Führung der NSDAP zu drehen Originalfassung fast quadratisch wegen frühem Tonfilmformat (Lichttonspur verkleinerte Bild) Starke Komposition in Vertikale Darstellung von Naturgewalten Handlung Nach einer Einleitung, die das Olympische Dorf und die Freizeitgestaltung verschiedener Mannschaften zeigt, werden die anderen Sportarten (meist mit ihren Siegern) vorgestellt. Neben dem im ersten Teil des Films ausgelassenen Zehnkampf sieht man Turnen, Segeln, Fechten, Moderner Fünfkampf, Polo, Radsport (Straßenrennen), Boxen, Feldhockey, Fußball, Reiten (Military), Rudern, Schwimmen und Turmspringen. Der Film endet mit einem Lichterdom über dem Olympiastadion. (Quelle: Wikipedia ) Stil Kameratechnik: Wechsel zwischen reportagehaftem Panorama, Schwenk, Untersicht, Zeitlupen, Subjektiven, Parallelfahrten Einführung vieler technischer Neuerungen, z.B. Unterwasserkamera für Aufnahmen des Turmspringens Einsatz von Handkameras Montagebeispiele: Symbolische Überhöhung durch optische Überblendungen Emotionalisierende Musik Spannung zwischen sportlichem Wettkampf und Publikumsanfeuerung Scheinbar authentischer Kommentar durch Sprecher und gezeigte Publikumsreaktionen Beim Marathonlauf: Beine in Zeitlupe symbolisieren nachlassende Kraft, Straßenbilder im Zeitraffer und Kommentar stehen für anfeuernden Willen Beim Fechten: Silhouetten auf dem Boden Kult der Körper und Lenis "Männerharem": Weiblicher Blick auf Männerkörper vs. nationalsozialistischer Körperkult Springer-Sequenz: Turmspringen der Männer wird zu einer Folge schwereloser Flüge in den Himmel King Kong (King Kong und die weiße Frau) Merian C. Cooper , Ernest B. Schoedsack , 1933 (IMDb ) 2008_26_king_kong.pdf Die Regisseure Kämpften beide im ersten Weltkrieg, lernten sich danach 1920 in der Ukraine kennen Haben vor King Kong zusammen Dokumentarfilme mit Spielfilmsequenzen gemacht: 1. Grass: A Nation's Battle for Life (1925): speziell arrangiert für Kamera 2. Chang: A Drama of the Wilderness (1927): Fokus auf Exotik, Fremde; Effekt: Bild vergrößert sich bei Elefantenszene um Dramatik zu steigern Merian C. Cooper: War ein US-amerikanischer Pilot, Abenteurer, Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent War eng mit John Ford befreundet: er und Ford waren keine einfachen Menschen, haben sich prima verstanden Cooper hat viele Filme von Ford produziert, z.B. The Quiet Man (1952), Rio Grande (1950) und The Searchers alle mit John Wayne in der Hauptrolle Ernest B. Schoedsack: War ein US-amerikanischer Kameramann, Regisseur und Filmproduzent Hintergrund Die Figur Carl Denham fungiert als Alter Ego/Doppelgänger von Regisseur Cooper Produziert von RKO Pictures War sehr großer Publikumserfolg Remakes: 1976 (Regie: John Guillermin ), 2005 (Regie: Peter Jackson ) Vorgänger: The Lost World (1925), Regie: Harry O. Hoyt , Spezialeffekte: Willis O'Brien Creation (1931), Regie und Effekte: Willis O'Brien Creation (1931): Wurde nie fertiggestellt Wirkt heute wie ein Technologietest für King Kong Storyboards: Extrem wichtig für Planung der Spezialeffekte Waren bei King Kong sehr detailliert Grausamkeiten & Zensur: Hays Code : Selbstzensur in Hollywood Erotik und Grausamkeiten wurden herausgeschnitten (1956), Fay Wray : Spielte bereits in The Four Feathers (1929) für Cooper und Schoedsack eine Hauptrolle Cooper überzeugte Wray die Rolle der Ann Darrow in King Kong anzunehmen angeblich mit den berühmt gewordenen Worten: "You will have the tallest, darkest leading man in Hollywood." Wray dachte dabei wohl eher an Cary Grant als an einen übergroßen Affen "Beauty killed the Beast": Eine der bekanntesten Taglines der Filmgeschichte Wurde auch im Remake von Peter Jackson aufgegriffen Handlung Regisseur Carl Denham reist mit seiner Filmcrew auf dem Frachtschiff Venture zur entlegenen Insel Skull Island, um dort sein neuestes Werk zu drehen. Die Insel ist auf keiner Karte verzeichnet und nur wenigen Menschen durch vage Überlieferungen ein Begriff. Die Ureinwohner der Insel leben vom Rest der Insel durch eine hohe Mauer getrennt. Bei der Landung gerät die Besatzung in eine Zeremonie der Inselbewohner vor dem Tor der Mauer, die dem lokalen Inselgott Kong gerade eine junge Frau opfern wollen. Als die Kameramänner die Szene filmen wollen, werden sie entdeckt und umstellt. Die Flucht gelingt zwar, doch die platinblonde Hauptdarstellerin Ann Darrow wird in der folgenden Nacht von den Eingeborenen vom Schiff entführt und zur neuen Braut Kongs erkoren. Zur Ehevollstreckung wird sie im Dschungel festgebunden und muss feststellen, dass ihr zukünftiger Gatte Kong ein gigantischer Gorilla ist. Für Kong ist es Liebe auf den ersten Blick, und er sorgt sich aufopfernd um das Wohlergehen seiner Gemahlin. Unter anderem verteidigt er sie gegen diverse Dinosaurier, die auf Skull Island noch nicht ausgestorben sind. Ein Rettungstrupp, bestehend aus einigen Besatzungsmitgliedern, ist auf eine solche Begegnung mit urzeitlichen Riesenechsen nicht vorbereitet. Der Trupp wird beim Marsch durch den Dschungel fast komplett aufgerieben, bis auf einen Mann. Ann wird dann schließlich von John Driscoll, dem Ersten Offizier der Venture und einzig Überlebenden des Trupps, gerettet. Kong verfolgt sie, er durchbricht das Tor der Mauer und veranstaltet unter den Eingeborenen ein Massaker. Es gelingt Carl Denham aber, Kong mit einer Gasbombe zu betäuben und nach New York zu verfrachten. Als „King Kong“ soll er in einem Broadway-Theater dem zahlenden Publikum präsentiert werden. Bei der Premiere wird er allerdings vom Blitzlichtgewitter der Fotografen so wild, dass er seine Fesseln sprengt und daraufhin auf der Suche nach Ann durch New York zieht. Auf seinem Weg löst er eine Massenhysterie aus und wirft mit Autos und U-Bahnen um sich. Er findet seine Gemahlin in ihrem Apartment im Empire State Building vor, nimmt sie in seine schützende Hand und klettert mit ihr bis auf die Spitze des damals höchsten Gebäudes der Welt. Dort setzt er Ann ab und muss sich mehrerer Doppeldecker des United States Army Air Corps erwehren. Schließlich wird er von deren Maschinengewehrgarben tödlich verwundet und stürzt in die Tiefe. (Quelle: Wikipedia ) Stil Spezialeffekte: Stop-Motion zur Animation der Dinosaurier und Kong Verschiedene Verfahren zur Kombination von Miniaturen/Modellen und realen Szenen: 1. 2. 3. 4. Travelling Matte : sich bewegende Masken, mit denen mehrere Einstellungen übereinandergelegt werden Rückprojektion : Schauspieler vor Leinwand, auf die Modellaufnahmen projiziert werden Miniaturprojektion : kleine Rückprojektion von Realszenen in Modelle Matte Paintings : gemalte Hintergründe, die mit realen Szenen und Miniaturaufnahmen/Modellen kombiniert werden Teilweise dazu noch atmosphärische Effekte: Rauch, Nebel Rückpro: Rückprojektion zeigt Kamerafahrt entlang Miniatur-Dinosaurier Schauspieler laufen scheinbar am Dinosaurier vorbei Sehr gut gemacht Format: King Kong wahrscheinlich in frühem Tonfilmformat gedreht und später auf Academy-Format gekascht Schrei und Nebel: Filmteam und Dreh der Schreiprobe als Reflektion über das Filmemachen Wie eine zynische Anweisung ans Publikum zu schreien wie Fay Wray um sich vom Schrecken der Bilder zu lösen Sehr viel Information läuft über den Ton: treibende Musik beim Treiben durch den Nebel, Trommeln als Ankündigung einer Bedrohung, Steigerung der Spannung Schrei wird Sirene: Schrei der fallenden Frau wird überblendet mit Sirene der heraneilenden Polizei Sounddesign: King Kong war einer der ersten Filme mit eigenem Sounddesign Sounddesign als spezielle Aufgabe beim Film war erst mit Apocalypse Now (1979) entstanden Tonhöhe der Soundeffekte immer etwas höher oder niedriger als Musikspur: Kombination von Soundeffekten und Musik wie einheitliche, abgestimmte Partitur Vielleicht der erste Tonfilm, in dem auch Dialogszenen mit Musik unterlegt wurden Leitmotivik: Verschiedene musikalische Themen für Kong und Ann mit Variationen Mickeymousing: Optische Bewegungen/Ereignisse werden vertont, entweder durch Soundeffekte oder Musik Filmmusikkomponist Max Steiner hat Mickeymousing in King Kong häufig eingesetzt Le Crime de Monsieur Lange (Das Verbrechen des Herrn Lange) Jean Renoir , 1936 (IMDb ) 2008_27_le_crime_de_monsieur_lange.pdf Der Regisseur Gilt vielen als bedeutendster Regisseur Frankreichs Für Renoir Filmen als ein Anlass Freunde zu treffen Hat keinen Unterschied gemacht zwischen Profi- und Amateurschauspielern Renoirs Arbeitsweise: Entwicklung von Tag zu Tag, tägliche Einfälle, Improvisation, sich von dem Moment leiten lassen, keine Storyboards Weitgehender Wegfall mit Einführung des Tonfilms: Planbarkeit, Methodik, Storyboards Renoir hat weiter auf Spontaneität bestanden Bestand auf echtem Ton und realen Sets (wenn möglich), dadurch hohe Authentizität Hat gern Dialoge am Set vom Drehbuchautor entwickeln lassen: in Le Crime de Monsieur Lange leichte Poesie von Jacques Prévert Experimentierte ständig mit Filmtechnik und Mitteln des filmischen Erzählens, experimentelle Momente War in Bild und Ton nicht an technischer Perfektion interessiert Hat sehr viele unterschiedliche Arten von Filmen gemacht War sehr stark von Erich von Stroheim (Greed [1924]) beeinflusst, siehe unten bei La grande illusion (1937) Drehte sehr gerne sehr lange Einstellungen, Kamera immer in Bewegung/im Fluss, Kamera als eigener Protagonist Hat sehr viel mit kleinen Budgets gearbeitet, aber auch mit Stars Wird von vielen als Vorreiter des italienischen Neorealismus angesehen, vor allem durch Toni (1935), siehe unten La Bête humaine (1938), Parallelmontage der Mordszene mit Chanson-Sänger: Lied speziell für den Film geschrieben, Text von Renoir Fast zynischer Kontrast zwischen Mordszene und süßlichem Tenor-Sänger Großer Kontrast zwischen Mord und Chanson auch in der Bildgestaltung (Low Key vs. High Key) Mord als Affekthandlung Komplexe, präzise Kamerafahrt, die mit dem Voyeurismus der Zuschauer spielt: Zuschauer glaubt/erwartet den Mord zu sehen, die Kamera bleibt aber auf dem Ehebett im Schlafzimmer stehen Text des Liedes wird fast zu einem Kommentar zum Bild (2. Strophe) Ist zunächst auf Frau gerichtet, später bei 3. Strophe auf Mann Erzeugt Empathie/Mitleid für das Geschehen Untermalen des Öffnens der Tür mit langem hohen Ton des Sängers Nach dem Gesang (/dem Mord) nicht Beifall, was ein weiterer Höhepunkt des Zynismus wäre, sondern hochdramatische Musik, die nur beim ersten Hinhören an Beifall erinnert Toni (1935): Nur mit Laiendarstellern besetzt Personelle Verbindung zum Neorealismus über Regieassistent Luchino Visconti (Ossessione [1943]) Szene "Die Leiche": Ironie: Mord wie nebenbei, nebensächlich, lapidar dargestellt, gegen die Gesetze des Genres Szene "Der Wespenstich": durch einen Wespenangriff entsteht beim Traubenpflücken eine Liebesszene, die keine ist; schöne Auflösung: nicht Schuss/Gegenschuss, sondern Schwenk La grande illusion (1937): Erich von Stroheim als Darsteller, war große Ehre für Renoir Am Anfang des Films Stroheim als draufgängerischer Flieger, später Gefängnisdirektor mit Halskorsett Halskorsett war Idee von von Strohheim: Erzählen in Bildern: Flieger hatte Unfall, deshalb jetzt Gefängnisdirektor Figur von Stroheims wird über den Raum und die Gegenstände/Requisite eingeführt (vgl. Hitchcocks Rear Window [1954]) Erzeugung von Tiefe durch Plansequenz Hintergrund Ganzer Film als Rückblende erzählt Gleichzeitig sozialer Kommentar, Liebesromanze und Kriminalfilm Empathie/Sympathie der Zuschauer liegt bei Mörder Spiel mit Amoralität, auch in Bezug auf Sexualität, z.B. mehrere Liebhaber oder Machtmissbrauch von Batala Im Vergleich zu Scarface (1932): Renoir musste mit deutlich weniger Budget auskommen Alltäglicher, näher am Leben Starke politische Färbung, Thematik Kollektiveigentum/Kooperative: Renoir und Prévert waren links orientiert Handlung Amédée Lange und Valentine sind auf der Flucht. An der belgischen Grenze finden sie in einem kleinen Hotel ein Zimmer. Die Gäste des Restaurants schöpfen Verdacht, vermuten, daß Amédée ein von der Polizei gesuchter Mörder ist. Valentine erzählt ihnen seine Geschichte. Imbued with the spirit of the left-wing political movement, Popular Front, which would have a major political victory that year, the film chronicles the story of M. Lange, a mild-mannered clerk at a publishing company who dreams of writing Western stories. He gets his chance when Batala, the salacious head of the company, fakes his own death and the abandoned workers decide to form a cooperative. They have great success with Lange's stories about the cowboy, Arizona Jim — whose stories parallel the real-life experiences of the cooperative. At the same time, Lange and his his neighbor, Valentine, fall in love. When Batala returns from the "dead," intending to reclaim the publishing company, Lange shoots and kills him (the "crime" of the title). Lange and Valentine flee, stopping at an inn on the border where she tells his story to a group of men — appealing to them to not turn Lange in. In the end, the men allow them to cross the border. (Quelle: Wikipedia ) Stil Fahrten: Lange Einstellungen, Kamerafahrten, viel Bewegung Typisch für Renoir Liebesmoral: In Frankreich sehr viel freier als in jedem anderen Filmland der damaligen Zeit Der Zugunfall: Kamerafahrt über Innenhof, Radio berichtet über Zugunglück, Blick in Zimmer, Schnitt in Zimmer Innen und außen verschmelzen Ein Arbeitstitel für den Film war Im Innenhof Innenhof wie ein Raum Wiederkehr des Toten: Kamera bleibt sehr lange in Rückenansicht Kein Schuss/Gegenschuss Der Mord / Kreisen im Innenhof: Jeweils 270° Schwenks Das Ende: Die Männer im Hotel als Volkstribunal Der Mörder M. Lange erscheint sympathisch, seine Tat nachvollziehbar, der Ermordete Batala erscheint unsympathisch Tribunal entscheidet sich, den Mörder gehen zu lassen, stellvertretend für das Publikum Sohn des Eigentümers: "Goldenes Herz, vertrocknetes Hirn, volles Portemonnaie" - Zitat Fred v. d. K. Hilft bei der Flucht Szene eigentlich sehr lapidar: "Oh, du hast jemanden ermordet, ja dann flüchtest du am besten mal." Scarface Howard Hawks , 1932 (IMDb ) 2008_28_scarface.pdf Der Regisseur 1896 in Goshen, Indiana geboren, 1977 in Palm Springs, Kalifornien gestorben Gilt als grandioser Geschichtenerzähler, der die US-Filmgeschichte maßgeblich prägte Arbeitete während seiner langen Karriere in nahezu allen Genres Schrieb oft an Drehbüchern seiner Filme mit Erfand den Archetypus der Hawkschen Frau Erhielt 1975 einen Ehrenoscar (Lifetime Achievement Award) Hintergrund Basiert in freier Bearbeitung auf der Lebensgeschichte von Al Capone Propaganda-Anteile im Film: Ansprache auf Texttafeln am Anfang des Films, die Regierung müsse mehr gegen das organisierte Kriminalität tun Drehbuch von Ben Hecht , der vor seiner Karriere als Drehbuchautor als Journalist in Chicago tätig war Produziert von Howard Hughes Remake 1983 durch Brian De Palma mit Al Pacino in der Hauptrolle Scarface im Vergleich zu Le Crime de Monsieur Lange (1935): Andere Art der Fokussierung, andere Art von Stil Hoher technischer Aufwand, hohe technische Qualität des Teams Deutlich höherer Production Value Protagonist ist rücksichtslos, geht über Leichen Doppelmoral des Protagonisten: Umgang mit Schwester im Vergleich zu Umgang mit Menschenleben Fast kindliche Freude am Verbrechen, lausbübisch, fast kumpelhafte Beziehung des Zuschauers zum Protagonisten Handlung Der Gangster Tony "Scarface" Camonte arbeitet im Chicago der 1920er Jahre als Bodyguard und Auftragsmörder für den Mafiaboss Louis Costillo, dessen Organisation um die Vorherrschaft bei der Verteilung von Alkohol und Drogen während der Prohibition kämpft. Als Tony seinen Boss für den Konkurrenten Johnny Lovo verrät und erschießt, löst er damit einen blutigen Bandenkrieg aus. Zusammen mit seinem Partner Guino Rinaldo plant Scarface währenddessen aber die Übernahme von Lovos Organisation. Durch den Mord an seinem früheren Boss hat er sich dort bereits Respekt verschafft. Zudem verliebt er sich in Lovos Geliebte, die verwöhnte Poppy. Zuhause muss Scarface die Verachtung seiner Mutter ertragen, die das Geld, das er nach Hause bringt, ablehnt, da es „schlechtes Geld“ sei. Seine Schwester Cesca, mit der er ein beinahe leidenschaftliches Verhältnis hat, vergöttert ihn hingegen und hofft auf ein besseres Leben durch seinen kommenden Reichtum als Gangsterboss. Um sich in Lovos Bande weitere Anerkennung zu verschaffen, erledigt Scarface die Drecksarbeit für ihn – er erpresst Wirte, damit sie von Lovo Alkohol beziehen, und tötet Lovos Gegner. Dabei dringt er auf eigene Faust immer wieder in das Territorium von Lovos größtem Gegner, dem Gangsterboss O'Hara, ein. Dies verärgert Lovo, da dieser keinen Krieg mit O'Haras Organisation riskieren will. Scarface ignoriert dies aber und lässt O'Hara von seinem Partner Guino töten. Damit zieht er Lovo in einen Krieg mit dem Rest von O'Haras Organisation, die unter der Führung von Scarface letztlich vernichtet wird. Um den damit steigenden Einfluss von Scarface in seiner Organisation zu beenden, lässt Lovo daraufhin ein Attentat auf ihn verüben. Als dieses scheitert, stellt Scarface seinen Boss und tötet ihn. Währenddessen verliebt sich Guino in Cesca und trifft sich heimlich mit ihr. Als Scarface durch Zufall von diesem Verhältnis erfährt, erschiesst er Guino. Von Schuldgefühlen geplagt wird Scarface nun von der Polizei gejagt. Mit seiner Schwester flüchtet er in ein Wohnhaus, das nun von der Polizei belagert und beschossen wird. Als seine Schwester tödlich getroffen wird, verlässt er nicht das Haus und kämpft, bis er daraufhin von der Polizei erschossen wird. Als alternatives Ende wird er nur verhaftet und später erhängt. (Quelle: Wikipedia ) Stil Symbolik im Film: 1. Von Scarface gepfiffene Todesmelodie 2. Kreuze (siehe Aus-x-en) 3. Münzspiel von Guino Ständige Variation der Zeichen Gewalt: Gewaltorgie gegen Menschen und Gegenstände (Autos, Gebäude) Für damalige Zeit unglaubliche Brutalität Tod beim Bowling: Spannungsaufbau durch aufmarschierende Gangster, die alle Ausgänge versperren Boss spielt scheinbar ungerührt weiter, wird beim Werfen erschossen Überblendung von Boss beim letzten Wurf zu rollender Kugel, einzelner Pin bleibt lange stehen, kippt dann aber doch Aus-X-en: Mehr oder weniger versteckte Kreuze im Bildhintergrund als Symbol für gestorbene Figuren, wie abgehakt Z.B. Kreuze durch Licht und Schatten, Kreuze als Element in Requisite Komik & Gewalt: Restaurant wird aus fahrenden Autos beschossen, Sekretär versucht dabei zu telefonieren Genremix aus Slapstick und brutaler Gewalt, ohne dass sich beide (zer-)stören Plansequenz des Anfangs: Hawks als ein früher Regisseur der das amerikanische Prinzip der Plansequenz als Introduktion verwendet Sehr lange Sequenz mit Kamerafahrten Räumliche Verhältnisse, die perspektivisch eigentlich gar nicht funktionieren können Möglicherweise Veränderungen des Sets während der Kamerafahrten Ein Ende für den Zensor: Später nachgedrehtes alternatives Ende: Scarface wird von der Polizei abgeführt, Richter spricht Urteil, Scarface wird gehängt Subjektiven, als ob der Zuschauer für seine Empathie/Sympathie gegenüber Scarface bestraft wird Hauptdarsteller Paul Muni ist nicht zu sehen, vermutlich weil er nicht mehr für die Produktion zur Verfügung stand The American Bad Guys: Thema meist Karriere von Verbrechern, die sich an die Spitze einer Organisation setzen Oft Sympathieträger, die einen eigentlich abstoßen müssten, besitzen Anziehungskraft, die nicht da sein dürfte Oft skrupellose Gangster, die im Angesicht ihrer Hinrichtung die Nerven verlieren und weich werden/zusammenbrechen Lichtgestaltung: Ganz besonders gut gelungen, sehr ungewöhnlich für Hawks Kameramann Lee Garmes , der zuvor für Shanghai Express Vom Licht her unruhiges Bild, sehr fleckiges Licht Sehr Low Key, überstrahlendes Weiß, tiefes Schwarz Gesichter im Schatten, nur beleuchtet von Lichtkanten Shanghai Express (1932) den Oscar für die beste Kamera gewonnen hatte (1932): Regie: Josef von Sternberg Oscar für beste Kamera: Lee Garmes Licht fast dominanter als Figuren Brilliante Form von Lichtsetzung, sieht man oft bei Filmen von Sternbergs His Girl Friday (1940): Tempo, fließende Kamerabewegungen, Fahrten Merkwürdige Mischung aus Komödie und Drama Screwball-Comedy : sehr schnelle Aktionen, Wortwitz, sehr schnelles Sprechen, Durcheinanderreden Red River (1948): "ein Beispiel warum Hawks eigentlich kein guter Regisseur ist" - Zitat Fred v. d. K. Second Unit drehte Vieherde (Stampede ) als Rückpro für Stars, schlecht umgesetzt Stagecoach (Ringo) John Ford , 1939 (IMDb ) 2008_29_stagecoach.pdf Der Regisseur Geboren 1894, gestorben 1973 Spezialist für Western, hat sich hauptsächlich im Western-Genre betätigt, aber auch in anderen Genres gearbeitet Enorm lange Karriere (Regie ab 1917) Viele Regisseure (z.B. Orson Welles ) sahen/sehen ihn als einen der größten Regisseure der Filmgeschichte (Welles hat sich Stagecoach in den RKO-Studios dutzendfach vorführen lassen, um über das Filmemachen zu lernen) Präzise Planung von Einstellungen, Motto für den Schnitt: "Schneide die Klappe weg, dann hast du den Film." War in Interviews äußerst sarkastisch (Beispiel: Ford brachte Jean-Luc Godard in Verlegenheit, damals ein junger Journalist für "Les Cahiers du Cinema", mit seiner Antwort auf die Frage Godards "What Brought you to Hollywood?": "A train") Eigener Lieblingsfilm (laut Interview): The Sun Shines Bright (1953) Gewann mehr Regie-Oscars (nämlich vier) als jeder andere Regisseur Trug seit 1956 eine Augenklappe, nachdem er nach einer Operation am Auge einseitig erblindete, weil er zu ungeduldig war und die Verbände zu früh entfernte Four Sons (1928): Berühmte Szene mit Baby, oft kopiert: Kind wird auf der Flucht in Prärie vergessen, galoppierende Reiter traben heran, Kind wird in letzter Sekunde gerettet The Iron Horse (1924): Thematisiert den Bau der ersten US-amerikanischen transkontinentalen Eisenbahnverbindung Großer Aufwand: Eisenbahnstrecke (inkl. Eisenbahn) nachgebaut Hintergrund Basiert auf der Erzählung Stage to Lordsburg (dt. Postkutsche nach Lordsburg) von Ernest Haycox Machte John Wayne zum Star und das Monument Valley (siehe auch unten) als klassische Western-Kulisse bekannt (die Landschaft als Star) War für sieben Oscars nominiert, gewann zwei (siehe IMDb ) Western-Genre klassischerweise sehr rassistisch/einseitig gegenüber Indianern: Indianer immer als Bösewichte; Filme mit Standpunkt der Indianer erst sehr spät aufgekommen, z.B. Little Big Man (1970) Kameramann Bert Glennon : Hat in harter Schule gelernt: war Kameramann von Josef von Sternberg z.B. bei The Scarlet Empress (1934) War 1940 für zwei Kamera-Oscars nominiert: "Best Cinematography, Black-and-White" für Stagecoach, "Best Cinematography, Color" für Drums Along the Mohawk (1939, Regie: ebenfalls John Ford) Blonde Venus (1932): Licht als sinnliche, fast erotische Qualität The Red House (1947): extremes low-key Licht, Lichtpunkte, fleckiges Licht (eine C-Horrorfilm) Young Mr. Lincoln (1939): z.B. sehr hohes, steiles Licht; Figuren im Schatten, Lichtpunkt auf Schuh Drums Along the Mohawk (1939): erster Farbfilm Glennons; Ziel: Möglichkeiten des Schwarzweißfilms übertragen auf den Farbfilm; z.B. flackerndes, waberndes Licht durch Regen und Feuer Handlung Der Film erzählt die Geschichte einer von neun Personen unternommenen Postkutschenfahrt von Tonto (Arizona) nach Lordsburg (New Mexico). Siehe Artikel in der Wikipedia . Stil Erster Eindruck der Figuren stellt sich als falsch heraus: Figuren sind nicht so, wie sie scheinen, z.B. ist die vermeintlich verruchte Prostituierte Dallas eine sehr anständige Frau, und der vermeintliche Gentleman Hatfield ein schmieriger Kartenspieler und Revolverheld, der vermutlich auch mal anderen Leuten in den Rücken schießt Elemente eines Kammerspiels: in der Enge der Kutsche lernt man die einzelnen Figuren kennen Der Gang der Prostituierten: Die Prostituierte Dallas wird vom Sherrif und einer Gruppe "anständiger" Frauen ("morality society club") aus der Kleinstadt Tonto vertrieben Spießrutenlauf Später im Film in Lordsburg die Gegenbewegung: Ringo und Dallas gehen gemeinsam durch die Stadt Der Pfeil: Die Gefahr durch einen Indianerangriff scheint vorüber, Doc Boone spricht gerade einen Toast aus Dann unerwartet Pfeil, der Mr. Peacock trifft und die folgende Indianerattacke einleitet Enge in Kutsche Rückprojektion Bildkomposition: Sorgfältige Arbeit mit Academy-Format Ford hat dem sehr guten Kameramann Bert Glennon die Bildkomposition und Lichtsetzung überlassen Starke Betonung der Vertikalen, z.B. durch Verengung der Bildkomposition durch Tür, Durchblick mit Gegenlicht Starke Betonung der Horizontalen, erzeugt Gefühl von sehr breitem Bild Opposition von Vertikale und Horizontale: gleichwertig eingesetzt, Gegensatz verstärkt die jeweilige Wirkung Sehr steiles Licht Teilweise Decken im Bild zu sehen Weitwinkel: Leute im Vordergrund deutlich größer als Leute im Hintergrund, forcierte Tiefenwirkung Oft sehr tiefe Platzierung der Landschaft, starkes Gewicht auf Wolken Teilweise gleichzeitig sehr hohe und sehr tiefe Platzierung von Figuren: maximal mögliche Distanz der Figuren im Bild Starauftritt: Etwas wacklige Kamerafahrt/Zoom auf John Waynes Gesicht Dabei zwischendurch leichte Unschärfe, sicherlich unbeabsichtigt Ford hat Wayne durch mehrere Filme zum Star aufgebaut, Wayne war eigentlich ein nur mittelmäßiger Schauspieler Ford hatte im Gegensatz zu z.B. D.W. Griffith kein Problem mit Schauspielern als Stars eines Films Monument Valley : Fremder, eigenartiger Look Karge Gegend, nur wenige Tafelberge in der Ebene, wie eine Marslandschaft Wird auch als John Ford-Country bezeichnet Ford drehte insgesamt neun Filme im Monument Valley Ein Felsvorsprung, der mehrmals als Kamerastandort verwendet wurde, ist nach ihm benannt (John Ford's Point ) Ford drehte gerne im Monument Valley, da er durch die Entfernung zu Hollywood von den Produzenten unabhängiger war, da diese den Besuch am Set und eine Übernachtung im Zelt ungern in Kauf genommen haben Die Flussüberquerung: Beispiel für ständigen Wechsel zwischen Betonung der Vertikalen und der Horizontalen Indianerangriff/Verfolgungsjagd: Rekord an Achsensprüngen Der Versuch den verschiedenen Sonnenstand an einem langen Drehtag (Schattenwurf) durch ständige Wechsel der Kameraperspektive auszugleichen sorgte für andauernde Achsensprünge Teilweise sehr verwirrend: wo kommen welche Indianer her, wo reiten sie hin, wohin fährt die Kutsche? Yojimbo (Yojimbo – Der Leibwächter) Akira Kurosawa , 1961 (IMDb ) Der Regisseur siehe Rashomon (1950) Hintergrund War richtungsweisend und sehr einflussreich Sehr nah am Western-Modell, wie in einer klassischen "Frontier Town" spielend Trug mit zur Entstehung des Italo-Westerns bei Mehrere Remakes: Für eine Handvoll Dollar (1964) von Sergio Leone , Last Man Standing (1996) von Walter Hill Titelheld ist ein Rōnin : herrenloser, unehrenhaft entlassener Samurai , Außenseiter, wie ein Bettler mit großer Vergangenheit Kurosawa angeblich vom US-amerikanischen Roman Rote Ernte von Dashiell Hammett inspiriert, was er selbst jedoch in Interviews stets bestritt Handlung Ein Rōnin kommt in ein Dorf, in dem zwei rivalisierende Banden um die Herrschaft kämpfen. Nachdem er sich mit der Situation vertraut gemacht hat, entwickelt er einen Plan wie das Dorf von den kämpfenden Banditen befreit werden könnte. Er beginnt, die eine Bande gegen die andere auszuspielen, mit dem Ziel, dass sie sich gegenseitig auslöschen. In die Quere kommt ihm dabei der misstrauische Unosuke, Bruder eines der Bandenchefs und mit der überlegenen Kampfkraft eines Revolvers ausgestattet. Mit seiner Hilfe trägt seine Seite den Sieg davon, und der Rōnin muss selbst in den Kampf eingreifen. In einem letzten Gefecht mit dem Katana besiegt er Unosuke und dessen Bande und befreit das Dorf, das durch die vielen Kämpfe inzwischen fast menschenleer geworden ist. Stil Ein Fest der Bilder, Kameramann: Kazuo Miyagawa (wie vorher in Rashomon [1950]) Der Held hat in den ersten 15 Minuten des Films kaum Text und beschränkt sich auf einen Beobachterstatus Als der Rōnin nach seinem Namen gefragt wird, blickt er in die Landschaft und sagt, dass er "Sanjuro Kuwabatake" hieße, was soviel bedeutet wie "dreissig-Jahre-altes-Maulbeerenfeld"; Yojimbo als Ursprung des Konzepts des namenlosen Westernhelden (Man with No Name ) Die guten Seiten des Rōnin (Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft, Gerechtigkeitsempfinden) werden immer wieder mit den negativen (Zynismus, Gewaltbereitschaft) kontrastiert Breitleinwand: Kombination von Großaufnahmen und angeschnittenen Halbtotalen Unglaublich starke bildkompositorische, grafische Qualität des Bildes Betonung der Horizontalen Kasch-im-Kasch: Tür- und Fensteröffnungen als Durchblicke Gedrängte Leute in Türen und Fenstern Fenster: Typische japanische Gebäude des 18. Jahrhunderts: zweistöckig, unten Laden, oben Wohnbereich; vor dem Haus meist überdachte Galerie Fenster mit Lattenstruktur, Verschläge werden aufgeschoben, Durchblicke entstehen Positionen von Personen: Außerordentlich genaue Kadrierung Problematisch: Film eigentlich immer in Bewegung Frage/Aufgabe: Wie kann man trotzdem Bildkomposition machen? Antwort/Lösung: möglichst natürlich aussehende Bewegungen hin zu Positionen für schöne Bildkomposition Verschmelzen von Stilisierung und Lebendigkeit Feuerturm und Kampf: Breitlandformat überbetont meist die Horizontale Hier Betonung der Vertikalen durch Feuerturm Der Titelheld wie ein Schiedsrichter beim Tennis Hohe Stilisierung, spannende Geschichte, groteske Komik (Riese mit Hammer) Kran und Gehängter: Interessante Kadrierung Zwei Banditen im Vordergrund, Füße eines vermeintlich Toten links im Bild angeschnitten, der totgeglaubte Held taucht im Hintergrund auf Dann Kranfahrt, Banditen laufen nach links weg, Kamera zeigt aufgehängten Kneipenwirt, der noch am Leben ist Rückenansichten, Anfang und Ende: Anfang: Schwert zeigt, dass die Figur ein Samurai ist oder war, Kratzen zeigt dass er ein gefallener Samurai ist Charakterisierungsgeste: Figur schaut fast wie ein Raubvogel umher, ziellos, richtungslos, herrenlos Am Ende erneut Rückenansicht: Held verlässt das Dorf, einem ungewissen Ziel entgegen James Cagneys Geste: Für Yojimbo aus Angels with Dirty Faces (1938) übernommen Geste als Markenzeichen, ganz bewusst eingesetzt Ursprünglich abgeschaut von einem Zuhälter Der zölibatäre Held: Kurosawa hat wenige Frauenrollen in seine Filme eingebaut Der Held verzichtet grimmig auf erotische Abenteuer Ganz im Gegensatz zu Yojimbo-Darsteller Toshiro Mifune , der ein großer Frauenheld war Typisierungen: 1. 2. 3. 4. Hund der Hand im Maul trägt Kampf, bei dem ein Arm abgeschlagen wird Langsam verrückt werdender Zeitangeber Hämmern des Sargbauers High Noon (1952): Schurke wird in Rückenansicht introduziert Held am Ende verlässt in Rückenansicht die Stadt War möglicherweise Inspiration für Rückenansichten am Anfang und Ende von Yojimbo Der Bösewicht: Pistole aus Kimono gezogen Merkwürdig, ungewohnt Vgl. Western: aus Hüftgurt gezogen Die Dashiell Hammett -Vorlage: Rote Ernte Ziemlich genaue Umsetzung der Vorlage Z.B. Yojimbo, der sich nach Gefangennahme zur Flucht in einer Kiste versteckt Messer und Blatt: Held wirft Messer auf vom Wind verwehtes Blatt Rückwärts abgespielt: Messer wird weggezogen, Blatt weggeblasen Der Hammer: Wirkt in vielen Szenen sehr grotesk, eigenartig, komisch War damals gängiges Arbeitsgerät Einer gegen alle: Glaubwürdigkeit durch balettartigen Spaß Schaulaufen zum Showdown: Zeitlupe, genau choreographiert Zeitdehnung Balettartig, traumhaft Langsamer (Spannungs-)Aufbau Abgeschlossen mit im Vergleich sehr schnellem Finale Credits filmgeschichte.wikispaces.com Initiiert von Wolfram Kampffmeyer Revival 2007 von Stefan Habel Mit Beiträgen von: (in alphabetischer Reihenfolge) Maik Bialk Andreas Dahn Thilo Ewers Letty Felgendreher Flora Grolitsch Katharina K. Daniela D. 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