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ICON Mai 2014 SPIELZEIT www.omegawatches.de 1969 ÜBERWAND OMEGA DIE SCHWERELOSIGKEIT AUF DEM WEG ZUM MOND. HEUTE ÜBERWINDEN WIR STARKE MAGNETFELDER AUF DER ERDE. DIESE OMEGA SEAMASTER AQUA TERRA IST UNEMPFINDLICH GEGENÜBER MAGNETFELDERN VON ÜBER 15.000 OMEGA Boutiquen#FSMJOt'SBOLGVSUBN.BJOt)BNCVSHt.àODIFO ©T&CO. 2014 ATLAS ® BERLIN DÜSSELDORF FRANKFURT AM MAIN HAMBURG MÜNCHEN STUTTGART TIFFANY.COM RENÉ HABERMACHER / 13 PHOTO Wonnemonat W as für eine schöne Liebeserklärung an eine Jahreszeit. Und weil dies die Zeit ist, in der all unsere Sinne aktiviert werden, dachten wir zunächst an eine Sport-Ausgabe. Doch dann kam der Kollege Martin Scholz mit Nicole Kidman. Ein Exklusiv-Interview. Dieser Modus reizt uns eigentlich nicht, was ist in Zeiten des Internets schon noch exklusiv? Außerdem machen wir unser Magazin für Sie als Leser, nicht für den Wettbewerb. Aber in diesem Fall kam uns – abgesehen davon, dass Mrs Kidman eine weitaus natürlichere Frau ist als bisweilen vermutet – war uns der Aspekt Vorsprung doch ganz recht, siehe Sport... Gleichwohl halten wir es dann doch lieber mit der Regel: Dabei sein ist alles. Und nein, mit Beliebigkeit hat das nichts zu tun. Wir sind es eh gern, weil Neugier zu unserer Berufsausbildung gehört. Wir huldigen beim Zusammentragen der Geschichten und Bilder nicht dem Leistungssport um jeden Preis, sondern eher dem Sportplatz. Schätzen das Lebensgefühl Sportsgeist. Frei nach dem Titel des Fotos oben: „All that glitters“. Und nun gehen Sie bitte hinaus und reißen Bäume aus! Auf dem Cover: Nicole Kidman als Fürstin Gracia Patricia ALEX TREBUS Er ist ein Mann, der ungern viel von sich selbst redet. Dabei hat der am Berliner Lette-Verein studierte Fotograf eine Menge zu erzählen. Etwa, wie er als 15-Jähriger in einer Rumpelkammer des Hauses seines Großvaters ein altes Fotolabor entdeckte. Und es wiederbelebte. Wie er während seines Zivildienstes in einem Übergangsheim für Asylbewerber in Luckenwalde die Menschen porträtierte, die hier lebten. Unter anderem dabei, wie sie im Hof ein Schaf grillten. Damals hatten seine Bilder eher noch Dokumentarcharakter. Mittlerweile hat sich der 35-Jährige, der seit 14 Jahren in Berlin lebt und arbeitet, auf Porträt- und die sogenannte Peoplefotografie spezialisiert. Neuerdings frönt er auch seiner zweiten Leidenschaft – dem Reisen. Für uns war er mit seiner Kamera und via Flugzeug, Fähre und auch Gummiboot auf der schottischen Insel Eilean Shona unterwegs, die ihn mit ihren grünen Bergen und Tälern imponierte. Auf Seite 62 geht’s los. TITEL: SQUARE ONE/UNIVERSUM/DAVID KOSKAS; DIESE SEITE: LENGEMANN; BJÖRN KLUGE BEATE NOWAK Zum Zeichnen findet die gebürtige Berlinerin („Ich bin der Stadt sehr treu“) immer Zeit. Bereits als Kind malte Beate Nowak leidenschaftlich gern, vorrangig Studien der Natur, und bewarb sich – bevor sie das Abitur überhaupt in der Tasche hatte – schon an der Berliner UdK. Sie wurde angenommen, studierte sechs Jahre lang Visuelle Kommunikation, machte ein Diplom als Grafik-Designerin, arbeitete dann im Cora Verlag (ja, die Liebesromane), bevor sie 1994 zur „Welt“ kam. Auch ihr blieb die 52-Jährige treu und seither arbeitet sie in der Infografik. Viel Freiraum für künstlerische Kreativität bleibt dort nicht, darum hat sie ihren Ausflug in die Welt der Accessoires sehr genossen. Für uns interpretierte sie sehr treffend den Schuh-Trend des Sommers: „In ihrer Komplexität waren die flachen Schuhe eine echte Herausforderung, aber es hat Spaß gemacht. Sie sind schon kleine ästhetische Kunstwerke.“ Das kann nur eine Frau sagen. Ab Seite 32 MARTIN SCHOLZ Interviews mit Filmstars wie Nicole Kidman zu bekommen – das ist immer ein Ausnahmezustand. In keiner anderen Branche wird im Vorfeld ein derartiges Bohei gemacht. Manager, Agenten, PR-Leute – sie alle haben irgendwie mitzureden, bis nach Massen von E-Mails endlich die Bestätigung kommt. Oder eben nicht. Martin Scholz hat diese Mühen schon mehrfach durchlaufen und Interviews mit Steven Spielberg, Angelina Jolie, Tom Cruise oder Jack Nicholson geführt. Er hat auch mit Nelson Mandela, Kofi Annan, Mick Jagger, Colin Powell, Philip Roth oder Bill Gates gesprochen. Scholz leitet die große Interviewreihe in der „Welt am Sonntag“. Mit Nicole Kidman wollte er vor allem über das „Sein“ hinter dem „Schein“ sprechen, über ihr Engagement für die Vereinten Nationen. Dass er früher als Reporter aus Bosnien oder Burma berichtete, war da hilfreich, als um zwei Uhr morgens nach diversen geplatzten Terminen sein Telefon klingelte. Seite 36 IMPRESSUM ICON Redaktionsleitung: Inga Griese (verantwortlich) Textchef: Dr. Philip Cassier Redaktion: Caroline Börger, Nicola Erdmann, Silvia Ihring, Sarah Lehnert, Lisa Strunz, Mira Wiesinger. Mitarbeit: Julia Hackober. Korrespondentin in Paris: Silke Bender. Autoren: Susanne Opalka, Esther Sterath, Andreas Tölke Redaktionsassistenz: Ursula Vogt-Duyver Artdirektorin: Barbara Krämer Gestaltung: Katja Schroedter, Maria Christina Agerkop Fotoredaktion: Julia Sörgel; Elias Gröb, Sophie Henkelmann Verlagsgeschäftsführung: Jan Bayer (Vorsitzender), Dr. Stephanie Caspar General Manager: Johannes Boege Gesamtanzeigenleitung: Stephan Madel; Anzeigen ICON: Roseline Nizet (roseline.nizet@axelspringer.de) Objektleitung: Carola Curio (carola.curio@axelspringer.de) Verlag: Axel Springer SE Repro: Druckvorstufe WELT GRUPPE Berlin Druck: Prinovis Ltd. & Co KG, Nürnberg Herstellung: Olaf Hopf ICON ist ein Supplement der „Welt am Sonntag“, die nächste Ausgabe erscheint am 15. Juni 2014. Sie erreichen uns unter ICON@wams.de Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit. 7 ICON ICON Pingpong- und Dinner-Tafel für Tischtennis-Snobs: Noch ist der Tisch aus Marmor ein Prototyp. Von Caesarstone MAI 2014 Und natürlich digital: Auf dem iPad in der WELT sowie online auf welt.de/icon Zum Kartenspielen bestens geeignet: Beistelltisch „À la Carte“ von Seletti. Gibt’s über iconist.de Für Basketball-Verrückte: Der Designer Emanuele Magini hat für Campeggi eine ganze Serie von MöbelSportskanonen entworfen, wie den Korbstuhl AUSGEWÄHLT 12 IN BEW EGU NG Warum Frühsommer und Sport so gut zusammenpassen – die Stilisten, unter ihnen ein gewisser Herr Ronaldo, erzählen 20 CH EERS, ICONA! Iken wirft schon vor der Fußball-WM den Grill an, Icona tut alles, um am Spielfeldrand eine perfekte Motivationshilfe zu sein Strampeln mit Stil: Hometrainer „Vela“ macht sich, wenn nicht im Dienst, auch als Skulptur gut. Von Lunar Take a break: Tennisnetz als Gartenbank (Campeggi) MODE H ART AM W IND Kaschmir-König Pier Luigi Loro Piana erklärt, weshalb man ein Unternehmen wie ein Segelschiff führen sollte 26 AU F TAU CH STATION Warum die neue Panerai-Unterwasseruhr weit mehr ist als nur ein Accessoire fürs sportliche Männerhandgelenk 28 FASH IONKICKS Lässig ist das neue elegant, bequem das neue glamourös: Immer mehr Modemarken setzen auf Sportswear 30 POLO, GAR NICH T PROLO Kein Label steht so sehr für Poloshirts wie Lacoste. Chef-Designer Felipe Oliveira Baptista sorgt für einen neuen Blick 32 DEN SCH U H FLACH H ALTEN Unsere Modelle für einen absatzlosen Sommer. Und Cesare Casadei erklärt, warum nicht nur Stilettos sinnlich sind 36 GRACE U ND DIE W Ü STE Nicole Kidman lässt im Film den Stil Gracia Patricias wieder aufleben. Aber sie mag’s auch sandig-heiß 40 DAS RU NDE MU SS ... ... bekanntlich ins Eckige, vor allem aber auf die Nase. Unsere Sammlung entsprechender Sonnenbrillen beweist es 41 NICH T NU R FÜ R SPIEL FÜ H RER „The Leading Man“ heißt Hacketts Kollektion. Pierce Brosnan präsentiert sie – und erklärt, worauf ein Mann achten sollte Nicht Tisch-, sondern Sitzfußball: Stuhl von Emanuele Magini für Campeggi Schubschub … Irgendwo scheint immer die Sonne! Outdoor-Stuhl „Trotter“ von Magis Herrliche Aussichten: Wohnzimmer-Hochsitz für BaywatchFans, Jäger und Über-dasChaos-Erhabene. Von Supergrau WIM DE LEEUW 22 9 Wipp-Dinner: Wer nicht aufpasst, plumpst! Holztisch von Marleen Jansen ICON MAI 2014 43 GU T VERSTECKT Im Boxen ist Peekaboo eine Verteidigungshaltung. In der Mode eine Taschenart. Fendi bat zehn Stars, sie zu gestalten 44 LU FTIG L EBEN Schlicht und einfach im Sommer elegant auftreten? Unser großes Shooting bietet Ihnen dafür jede Menge Inspirationen 50 PARIS – TEXAS Neulich, nahe der Southfork-Ranch: Eindrücke von Chanels Métiers-d’Art-Show – diesmal wählte das Unternehmen Dallas Baby Schimmervoll: Hosenanzug von Gucci, die Schuhe sind von Barbara Bui. Mehr Mode finden Sie ab Seite 44 AGATA POSPIESZYNSKA MODE KOSMETIK 54 SCH ÖNSPIELER Wie Sie auf dem Golfplatz mit Make-up gut aussehen, verraten unsere Beautyexperten. Dazu vier sportliche Herrendüfte 56 LASS KNAL L EN Der Sonne strahlt vom Himmel und ja, wir haben wieder Lust auf Farbe. Auch im Badezimmerregal 57 GENIAL LOKAL Wie Susanne Kaufmann mit Kräutern des Bregenzer Waldes Leib und Seele schönt 58 60 DU FTE DAME Elisabeth de Feydeau ist Historikerin und ihr Sujet die Geschichte des Parfums. Entflammt ist ihr Herz jedoch für Duftkerzen Spieglein, Spieglein: Die „Jil Bag“ ist von Jil Sander Go for Gold! Der SlingbackPump ist von Tory Burch Ladylike: Umhängetasche aus der Marni-ResortKollektion Goldig ist die Etuitasche mit Kette von Mulberry Bühnentauglich: Plateau-Sandalette von Gucci W IR H ABEN WAS GEGEN GIFT Irgendwie fühlte sich Uschka Pittroff etwas neben der Kappe. Nach einer Kurzkur im „Alpina“ in Gstaad ist das nun vorbei GESCHICHTEN 62 ABGESCH OTTET Kunstkennerin Vanessa Branson lebt in den Highlands auf ihrer eigenen Insel. Andreas Tölke wollte gleich dableiben 64 GLOBAL DIARY Unsere Kartenschreiberinnen schickten diesmal Post aus Mallorca und – klar, vor der Fußball-WM – Rio de Janeiro 66 DER BAU PLAN Man muss nicht unbedingt wissen, wie der Golfschuh Cleat II von Porsche Design entsteht. Aber faszinierend ist es allemal Goldbarren: Clutch „Belle de Jour“ von Yves Saint Laurent Glanzstück: Die Clutch ist von Versace Feine Fußfessel: Sandale von Christian Louboutin Glänzender Auftritt: WedgeSandalen von Marc Cain 11 P R OV E N I E N Z STILISTEN YANN ARTHUS-BERTRAND © DER ORIGINALAUSGABE 2014 EDITIONS DU CHÊNE - HACHETTE LIVRE FLACHE SCHUHE, KURZE HOSEN – UNSERE LIFESTYLEWEISEN ZEIGEN SPORTSGEIST Vom Berberhengst in Nordafrika bis zum Shetlandpony auf den Britischen Inseln – der französische Fotograf Yann Arthus-Bertrand hat 86 verschiedene Pferderassen aus aller Welt porträtiert. Oft zusammen mit ihren Besitzern, die mindestens ebenso viel Charme besitzen wie die anmutigen Tiere selbst. Der in 15 Jahren langer Arbeit entstandene Bildband „Pferde“ war lange Zeit vergriffen, nun ist er im teNeues-Verlag neu aufgelegt worden. FLORIAN WAGNER 12 lassen sich die Ohrringe als kurzer Ta g e s - , z w e i t e i l i g e r C o c k t a i l s c h m u c k oder wie dargestellt, in ihrer vollen Länge variieren. AB MIT DEM ABSATZ Hoch zu Ross durch’s Land - Fotograf Florian Wagner erfüllte sich einen Traum und ritt von der Zugspitze bis nach Sylt. Seine Reise kann man in „Abenteuer Deutschland“ (erschienen bei National Geographic) nachlesen D u r c h u n s i c h t b a r e We c h s e l m e c h a n i k e n Als Frau, die High Heels eher skeptisch gegenübersteht, nicht nur weil sie mich zum Stolpern oder ganz zu Fall bringen, könnte ich nicht glücklicher über die Tatsache sein, dass die moderne Frau auf Flat Shoes in den Sommer schreiten wird. So sehen es zumindest die großen Designer Riccardo Tisci, Marc Jacobs, Rei Kawakubo, Haider Ackermann, Maria Grazia Chiuri und Pierpaolo Piccioli, die ihre Models bei den entsprechenden Shows ausnahmslos in flachem Schuhwerk über den Laufsteg schickten. Was für ein Statement! Flat Shoes sind Schuhe ohne nennenswerten Absatz. Eine modische Variation, die Ende des 16. Jahrhunderts als Herrenschuh in Erscheinung trat und bald in Form von Sandaletten, Boots und Ballerinas von der Frauenwelt okkupiert wurde. Der Grund? Na ja – flache Schuhe eignen sich nicht nur für tanzende Ballerinas, sondern für jeglichen stilvollen Bewegungsdrang und modisches Stehvermögen. Während der Schauen für Frühjahr/Sommer 2014 in New York, London, Paris und Mailand schien das Dogma der überlangen Beine plötzlich aufgehoben. Den Ton hatte Lagerfeld mit Sneakers bei der Haute Couture vorgegeben. Auch wenn die Frage, ob Frau nun mit oder ohne Absatz die bessere Figur (Haltung) macht, nicht ganz beantwortet werden kann, die Entscheidung der großen Modehäuser für flaches Schuhwerk hat ihren Effekt erzielt: Hohe Absätze bringen zumindest für die kommende Sommersaison nichts, jedenfalls nichts als schmerzende Füße! Insofern können wir uns getrost für das bequemere Modell entscheiden, es garantiert längeres Durchhaltevermögen und Odessa Legemah bessere Standfestigkeit. Nutzen wir die Zeit. Sie wird nicht bleiben. Stylistin in Berlin A F R I K A O PA L E M AG I C A L- M YST I C A L- E T E R N A L Ein neuer Opalfund wurde in Afrika entdeckt, der als WELO oder Afrika Opal Berühmtheit erlangte. E r l e b e n S i e d i e n e u e Ko l l e kt i o n . MÜNCHEN +49 89 29 162 152 WWW.JIRGENS.COM S t e p h a n i e G r ä f i n B r u g e s v o n P f u e l m i t To c h t e r A m e l i e B a g u s a t a u f S c h l o s s Tü s s l i n g . D r e s s e d i n B A S L E R F a s h i o n . Hüüüah dem Sprung BLIESWOOD GOLFT WIEDER! WARUM?! UND SONST NOCH BRAX Lieblings-Sport? Sex! Dampf-Sauna! KaminholzHolen! Swimmingpool-Planschen. Curling-Gucken! Sansibar-Strandkorb-Sitzen! Leinen los bei unserem Motor-Boot! Vespa ankicken! Und Golf-Stock-Schwingen ohne Handicap – seit 45 Jahren (Club Feldafing bis Calcutta)! In 100 Tagen werde ich jetzt endlich 60 und hab einen neuen Lieblings-Club: Die „Golf Lounge“ in Hamburg (golflounge.de). Ein Golf-Hochhaus mit Bar & Almhütte! Ein Paradies für den faulen Golfer, der nur gerne swingt & schlägt (James Bonds Buch-Tipp: Ben Hogan „Der Golfschwung“)! Mein Psychiater sagt: „ Dein Körper muss einmal am Tag wie ein Motor anspringen – über 130 Puls!“ OscarStar McConaughey rät mir: „Du musst täglich 30 Minuten Schwitzen – beim Küssen oder Grillen!“ Steve-Jobs-US-Kult-Arzt David Agus (trägt Nike-FuelBand): „Verdopple täglich Deinen Herz-Schlag für 15-30 Minuten! Und ein Baby-Aspirin gegen Krebs!“ Mein Body-Vorbild Til Schweiger schwört: „Alles, was Du brauchst, ist TRX!“ Das ist das gelbe Wunder-Trainings-Band, das Navy-Seal-Einzelkämpfer an ihre Panzer binden (240 Euro)! So hänge ich jetzt auch David Blieswood herum – genial!! Und sonst? Jagd-Schein? Connaisseur aus Flug-Schein? Leicht-Helikopter? Oder vielHamburg leicht doch einen neuen Hund? Einen Shiba Inu Welpen für 1000 Euro? JACQUES HENRI LARTIGUE © MINISTÈRE DE LA CULTURE-FRANCE Auf Jacques Henri Lartigue, 1894 im französischen Courbevoie geboren, bekam als kleiner Junge eine Kamera geschenkt und fotografierte fortan seine Familie und Freunde – meist im „bewegten Zustand“, also wenn sie Treppen hinunterhüpften oder Purzelbäume schlugen. Auch später war Sport das liebste Motiv des Fotografen. Fast 50 Jahre lang portraitierte er Leute beim Tennisspielen, Golfen, Schwimmen, Fliegen, Rudern und schuf damit herrlich komische Zeitdokumente des frühen 20. Jahrhunderts. Hermès und der Actes Sud Verlag haben seine Aufnahmen nun im Bildband „A Sporting Life“ vereint. GOLF I: Blau auf grün: Die Chinos des 1888 gegründeten Hosenlabels Brax gibt es auch als Golfversion. ——— GOLF II: Mit den schwarz-goldenen Puttern aus der „Senda“-Serie von Zai locht sich der Ball wie von selbst ein. Infos über zai.ch ——— GOLF III: TiCad fertigt seit 25 Jahren edle Trolleys in Handarbeit an, auf Wunsch auch mit persönlicher Gravur. Weitere Infos auf ticad.de NOCH ’NE RUNDE Was soll man Neues über Golf schreiben, das nicht schon tausendmal gesagt oder geschrieben wurde? Ohne die alten Zitate bemühen zu müssen wie: „Golf ist die beste Art, sich einen Sonntagnachmittagsspaziergang zu verderben.“ Oder den Klassiker: „Haben Sie noch ..., oder spielen Sie schon Golf?“ Wie dem auch sei, zurück zur Sache. Was schreiben über ein Spiel, das eigentlich eine unlösbare Aufgabe ist. Denn: Wo liegt das finale Ziel dieses Sports (mal abgesehen davon, Turniere gewinnen zu wollen)? Als Anfänger hat man erst mal die Hürde „Platzreife“ zu nehmen. Ist das endlich geschafft, gilt es, sich ein Handicap 36 oder besser zu erspielen und irgendwann mal eine Runde unter 100 Schlägen zu schaffen. Und jetzt beginnt das Sisyphus-Dilemma. Ist das nämlich endlich erreicht, träumt man von einer 90er-Runde, dann von einer 80er und vielleicht sogar davon, mal 18 Löcher in Par zu spielen. Doch kaum erlangt, geht die persönliche Erfolgsgier weiter: „Es muss doch auch mal unter Par gehen auf 18 Loch!“ Im Snooker gibt es ein „Maximum-Break“. Doch wie viel unter Par ist das Maximum? Noch ist es keinem gelungen, weniger als 59 Schläge pro Runde zu brauchen, doch ist das schon das Ende? Sie sehen, es gibt noch viel zu trainieren, zu spielen, zu jubeln und verzweifeln und trotzdem werden die erträumten Ziele immer einen Schritt voraus sein. Es sei denn, es gelingt endlich, eine Runde mit 18 Schlägen zu absolvieren. Physikalisch unmöglich, trotzdem ... Michael Roll Rasenkunst oder Kunstrasen? Dem grünen Untergrund widmet sich nun ein kleines Buch. „Der Rasen“ ist bei DVA erschienen VERLAG DVA; DPA PA/DÜREN; Schauspieler aus München H A C K ET T.C O M Nico Rosberg Formel-1-Fahrer in Monaco Hock-ney Was Motorsport mit Kunst zu tun hat? Dank Hervé Poulain eine Menge. 1975 bat der Rennfahrer den Künstler Alexander Calder einen BMW zu bemalen, trat mit diesem beim Autorennen im französischen Le Mans an und legte damit den Grundstein für die „Art Cars“-Serie. Seitdem haben 17 Künstler BMWs bemalt, darunter zum Beispiel Hockney mit Dackel (siehe Foto), Jeff Koons, Roy Lichtenstein und Andy Warhol. Im Hatje Cantz Verlag ist nun ein Bildband zum Projekt erschienen. Cristiano Ronaldo, Fußballer bei Real Madrid AM LIEBSTEN IMMER BESSER Wie erholen Sie sich zwischen den Spielen? Während der Saison mache ich ehrlich gesagt nichts anderes als Fußball spielen. Wir haben einen intensiven Trainingsplan. Wenn ich aber freie Zeit habe, dann verbringe ich sie mit meiner Familie und meinen Freunden in Madrid oder Portugal. Gab es einen Zeitpunkt, der Ihr Leben verändert hat? 1997, als ich Madeira und meine Familie verlassen habe, um im Sporting Clube de Portugal zu spielen, und 2003, als ich zu Manchester United gegangen bin. Beide Male war ich noch sehr jung, deswegen waren es einschneidende Erlebnisse für mich. 16 Nun sind Sie auch Uhren-Botschafter bei TAG Heuer. Wie kam es dazu? Ich wurde gefragt und musste nicht lange überlegen. Ich kannte die Marke bereits und mir gefiel, dass sie eine lange Tradition im Sport hat. Dazu sind die Uhren von bester Qualität, sehen verdammt gut aus und man kann sie überall tragen. Haben Sie ein Lieblingsmodell? Wenn ich mich entscheiden muss, dann wäre es wahrscheinlich die Carrera Calibre 1887 Chronograph. Sie ist chic und sportlich. Sammeln Sie Uhren? Nein, aber ich habe schon immer gern welche getragen. Eine Uhr ist für mich wie ein Schmuckstück mit Funktion. Und wenn mir ein Produkt gefällt, dann möchte ich auch alles darüber wissen. Wo es herkommt, wie es funktioniert, welche Geschichte dahinter steht. Deswegen habe ich mich schon vor der Arbeit mit TAG Heuer für Uhren interessiert. Haben Fußball und Uhren Parallelen? Ein professioneller Fußballer zu sein verlangt viel Training. Man muss immer wieder die gleichen Bewegungen ausführen, präzise und gut vorbereitet sein. Ich glaube, das gilt auch für einen Uhrmacher. Was haben Sie sich persönlich vorgenommen? Ich möchte noch besser werden. Lieblingsstück: Die Carrera Calibre 1887 Monaco Grand Prix, Limited Edition 2014 Louis Vuitton denkt an alle: Für BMW entwarfen die Franzosen extra leichte Reisetaschen für den i8. Für Sylt-Fans gibt’s ab Juni die auf 150 Stück limitierte „Cabas Kampen“ (nur über die Boutique in Kampen) jourdhermes.com Was ist das Geheimnis von Erfolg? Das gibt es nicht. Man muss sich immer wieder selbst motivieren und herausfordern, härter arbeiten als alle anderen und daran glauben, dass man noch besser werden kann. Formel-1-Rennen zu fahren, die Kraft des schnellen Autos zu spüren, bis an meine Grenzen zu gehen und zu gewinnen – dafür schlägt mein Herz und diese Leidenschaft treibt mich täglich an. Im Schmuckunternehmen Thomas Sabo, mit dem ich seit 2010 kooperiere, habe ich für mich den idealen Partner gefunden: Die Marke ist dynamisch und hat Ausdauer – Attribute, die auch im Rennsport für langfristigen Erfolg unverzichtbar sind. Die Produkte von Thomas Sabo spiegeln meinen Lifestyle und meine Persönlichkeit wider, ich trage sie auch gern privat. Denn Schmuck ist genau wie Sport ein Ausdruck meiner Identität. Während der Rennen darf ich aus Sicherheitsgründen zwar nichts tragen, aber ich habe am Rennwochenende immer einen Talisman, einen „Karma Bead“ mit kleinen Perlen, bei mir und trage ihn, wenn ich kann. Falls dann das Rennen gut gelaufen ist, trage ich ihn wieder. Das ist eine Art Ritual und ich hoffe, dass es mir wieder Glück bringt. Daher ist Schmuck für mich nicht nur ein dekoratives Element, sondern er soll auch meine Kraft und Energie, mein Karma, positiv unterstützen. Ich versuche gemäß dem Motto „man erntet, was man sät“ zu leben – den wahren Kern der Aussage erkenne ich spätestens beim nächsten Sieg wieder. GRÉGOIRE ALEXANDRE / LOUIS VUITTON; TAG HEUER Senhor Ronaldo, was bedeutet Zeit für Sie? Sie spielt in meinem Leben eine große Rolle. Beim Fußball muss man wahnsinnig schnell und präzise sein, und je weiter das Spiel voranschreitet, desto wichtiger wird die Zeit. Wenn in den letzten Sekunden noch ein Tor fällt, kann das über Erfolg und Niederlage entscheiden. DAVID HOCKNEY/BMW AG TALISMAN das neue Eau de Parfum VIVIANE SASSEN,COURTESY OF THE ARTIST AND STEVENSON,CAPE TOWN AND JOHANNESBURG ZUM NIEDERKNIEN Angesichts des Bauches, den ich gemütlich vor mir hertrage, ist es ziemlich offensichtlich, dass Sport nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Es sei denn, „Säbelrasseln“ würde zu einer athletischen Disziplin ausgerufen – in diesem Falle wären mir und dem Sansibar-Logo ein Abo auf das oberste Treppchen sicher. Derweil schaue ich lieber anderen beim Schweißtreiben zu und genehmige mir währenddessen ein Glas Wein. Gefüllt mit einem Hochkaräter, der wie geschaffen ist für passives Sport-Schauen. Der 2011er „Hahn Estate Boneshaker“. Ein Zinfandel, der den Körper mit Aroma, dichter Textur und weichem Tannin völlig entspannen lässt und so fulminant ist, dass sogar ich mich niederknie. Natürlich nur im übertragenen Sinne – auch bei derartiger Begeisterung sollte die Gemütlichkeit nicht zu kurz kommen. Herbert Seckler Spiel. Satz. Sweatshirt. Das von Ralph Lauren tritt beim „Sports of Summer“ im Juni im KaDeWe in Berlin an Kultwirt vom Sylter „Sansibar“ Schöne Kooperation: Santoni und Mercedes-AMG haben Sportschuhe im Vintagelook entworfen UND SONST NOCH 18 WM I: Bei Pretty Ballerinas gibt es jetzt die limitierte Schuhkollektion „Brasilien 2014“. Ob Deutschland-, Frankreich- oder Italienfan – für jeden ist ein passendes Paar dabei. Erhältlich über prettyballerinas.com ——— WM II: Dolce & Gabbana ist seit 2006 offizieller Sponsor der italienischen Nationalmannschaft und wird die Spieler zur WM mit Anzügen, Sportklamotten und Accessoires ausstatten. Che bello! ——— SPORTLICH I: Karl Lagerfeld hat eine ganz in Schwarz und Weiß gehaltene Athletic-Kollektion entworfen. Gibt’s in den Karl Lagerfeld Stores und über net-a-porter.com.——— SPORTLICH II: Rahmen, Bügel, grüne Gläser – bei Ray Ban kann man sich seine Sonnenbrille nun selbst zusammenstellen. Infos auf remix.ray-ban.com Umwerfend Männer in der Fotografie haben deutlich mehr Ruhm erlangt als Frauen. Zu Unrecht, findet der Kunsthistoriker Boris Friedewald. In seinem Buch „Meisterinnen des Lichts“ (Prestel Verlag) stellt er 55 talentierte Fotografinnen aus zwei Jahrhunderten vor. Darunter auch Eve Arnold, Cindy Sherman oder Viviane Sassen, die dieses Bild für das Modelabel Carven aufnahm. TRENDBAROMETER VON WOLFGANG JOOP Herr Haka Was mich wirklich erstaunt hat bei meiner Tätigkeit als JuryMitglied bei Germany’s Next Topmodel, ist die Reaktion auf mein Äußeres: Plötzlich wird überall betont, wie ich mich kleide. Man ist das anscheinend nicht gewohnt in Deutschland, wo Männer sich entweder anziehen, als würden sie die Wetterkarte ablesen oder so albern wie Herr Gottschalk. Dabei habe ich gar kein Konzept. Vielmehr verbrauche ich Looks. Warum denken die Leute nur, sie müssten immer gleich aussehen? Falls ich zum Beispiel bei einer weiteren Staffel mitmache, werde ich noch mehr Anzüge tragen, noch klassischer. Ich habe es ja auch gar nicht nötig, mich als Sexbraten zu präsentieren. Frau Dob Klassischer, um der Oberflächlichkeit zu begegnen? Es scheint ja ein Missverständnis bei der Sendung zu geben. Die Mädchen werden doch eher zu Werbeflächen getrimmt denn für eine Karriere in der Mode. Lustig sein, Käseecken hochwerfen, Haarspray verkaufen. Das ist ja auch okay, hat aber mit dem Fashion-Business nicht viel tun, oder? Wie sagst du immer: Die Fashion trägt dich nicht weg. Sondern du trägst sie. OH, LOOK! UNSERE ICONA ZEIGT IHRE AKTUELLEN LIEBLINGSTRENDS ILLUSTRATIONEN: JAMES DIGNAN (JAMESDIGNAN.COM) OFFICIAL WATCHMAKER ICONA CHEER ER D A E L CONFEDERAÇAO BRASILEIRA DE FUTEBOL + + rama p ! „C o lo u e m r Chee hanel “ von C F la p b a g + Pom Poms für die Ohren: Ohrringe von Sévigné. Tel. 089-296072 A wie anfeuern! Sweatshirt von Markus Lupfer + Candy Girl: „Volupt Sheer Candy“-Gloss von Yves Saint Laurent Bye Bye Cellulite: „L.A. Skinny“Creme über niche-beauty.com Icona rockt das Stadion: Rock von Markus Lupfer + + Vorlaut: Megafon von Auna über amazon.de Show some pride! „Team Spirit“Wedges von Charlotte Olympia über net-a-porter.com = Die Sieben gilt als Glückszahl. Handyhülle von Karl Lagerfeld IKEN SOCCER Auch das Gastland will gewürdigt werden: Cap von Cayler & Sons + + + Zeit für Sieger: Die Uhr „New Gent Entusiasmo“ ist von Swatch Jetzt geht’s rund: Sweatshirt von Adidas Originals + 13.748 € „L’Eau d’Issey pour Homme Sport“ von Issey Miyake Radio-Übertragung mit patriotischen Kopfhörern von Coloud TONDA HEMISPHERES + Edelstahl Automatikwerk Minutengenaue zweite Zeitzone Hermès Alligatorlederband + Made in Switzerland www.parmigiani.ch + + Wörtlich ein Fuß-ball: Sneaker „Honja Hi“ von Y-3 Sportsfreund: Sweatpants von Acne Studios über mrporter.com Feuer und Flamme bitte nur für’s Spiel: Feuerlöscher über safe-t.eu Es geht heiß her mit Ikens Grill „Master Touch BGS“ von Weber BAD OEYNHAUSEN = 1.090 € DÜSSELDORF HAMBURG JUWELIER PLACH | BOCHUM JUWELIER HESTERMANN & SOHN; FRANZEN KÖNIGSALLEE JUWELIER HANSEN | MÜNCHEN STUTTGART INNSBRUCK JULIUS HAMPL LE STUDIO PARMIGIANI CHRONOMETRIE VON HOFEN | KITZBÜHEL | JUWELIER HEIDI BOXBÜCHER | DORTMUND, FRANKFURT | MÜNSTER, OSNABRÜCK KAMPEN/SYLT JUWELIER RÜSCHENBECK | WIEN JUWELIER RÜSCHENBECK JUWELIER OEDING-ERDEL JUWELIER SPLIEDT SCHULLIN – UHREN IM LOOSHAUS FÜR WEITERE INFORMATIONEN UND HÄNDLERADRESSEN: PARMIGIANI FLEURIER DISTRIBUTION DEUTSCHLAND GMBH, FON +49 89 210 204 64 0 SPORTSGEIST Ein Manöver auf der holländischen „Rainbow“ bei der Loro Piana Caribbean SuperyachtRegatta vor den British Virgin Islands liefern. Nachdem sie 1992 die italienische Reiter-Equipe mit den „Horsey-Jackets“ ausgestattet hatten, erkannten sie den Trend, teilten das Unternehmen in die Sparten „Textil“ und „Luxusgüter“ und lieferten ab 1998 nicht länger nur Stoffe an alle großen Marken, sondern brachten auch eigene Kollektionen, Accessoires und Lederwaren in den Handel. 1993 wurde in New York die erste Boutique eröffnet. Als die Brüder im Juli 2013 für geschätzte zwei Milliarden Euro ausgerechnet an den LVMH-Konzern verkauften, war die Irritation groß: Eine Firma, die so auf Nische, Werte, Authentizität und Stil aufgebaut war, ergab sich dem weltgrößten Luxuskonzern? Wenige Monate später erklärte sich, warum sie sogar selbst bei Bernard Arnault angerufen hatten. Dass der französische Luxusunternehmer nicht lange zögerte, die italienische Antwort auf Hermès zu übernehmen, verwunderte hingegen zu keiner Zeit. Antoine Arnault ist nun Präsident. Vom 3. bis 7. Juni bittet der Yacht Club Costa Smeralda nun wieder zur Loro Piana Superyacht-Regatta vor Porto Cervo. Zeit für ein Gespräch mit dem Skipper Pier Luigi. CARLO BORLENGHI/CLUB COSTA SMERALDA (4) Wann haben Sie mit dem Segeln begonnen? Sie sind ja in Mailand geboren, der Ursprung des Unternehmens ist das Sesiatal. Ja, aber meine Familie, die ursprünglich aus dem Piemont stammt, verbrachte die Sommerferien an der See in Ligurien. So habe ich schon als Kind mit dem Segeln begonnen. Mit acht Jahren bekam ich von meinem Vater das erste Boot. Mit 19 Jahren stieg ich ins Regattageschehen ein, als Professor Tino Zerbi mich einlud, ihn auf seiner Alpha 21 beim Rennen von Sestri nach Elba zu begleiten. Danach war es um mich geschehen, ich erkannte, dass dies eine wunderbare Art war, das Meer zu entdecken. Im Jahr darauf meldete ich mich an der Segelschule vom Caprera an. Dort traf ich Mario Pedol, und das war der Anfang einer langen Geschichte. Von ihm kaufte ich mein erstes Schiff, die „Nauta“, die aussah wie ein Zikkurat, und fortan beriet Mario mich beim Kauf weiterer Boote. Heute gilt meine ganze Passion meiner 25Meter-Yacht „My Song“. Klar zur Wende Der Name Loro Piana steht für höchste Qualität und italienische Grandezza. Seit vergangenem Juli gehört die Mehrheit des Kaschmir-Imperiums zu LVMH, und Pier Luigi Loro Piana muss nach dem Tod seines Bruders Sergio allein Kurs halten. Dabei hilft ihm die Passion für den Segelsport, glaubt Inga Griese 22 Hat der Name eine Botschaft? Er ist einer Jazz-Melodie entlehnt, die ich liebe, er ist ein Tribut an die Musik von Keith Jarrett. Diese leichte und entspannende Musik erinnert mich an das Gleiten übers Meer. Was macht die Faszination auf dem Wasser aus? Ich habe den Sport von Anfang an geliebt, seit ich die ersten Segel hochzog. Für mich war es so erfüllend, wie die Balance beim Fahrradfahren zu halten. Von da an wurde alles, was mit Segeln zu tun hat, zum Abenteuer. Zudem reflektiert Segeln die Philosophie unseres Unternehmens: technische Grundlagenforschung, den Anspruch an 3 D ie Sonne steht wärmend über dem Hafen von Porto Cervo. Vor dem Yacht Club Costa Smeralda werden die Gewinner der Loro Piana Superyacht-Regatta ausgezeichnet. Von den GlamourGestalten, die im nicht weit entfernten „Billionaire“-Club gern mal den Neureichtum heraushängen lassen, ist niemand zu sehen. Dies hier ist eine andere Gesellschaft, die typische Loro-PianaKlientel. Ohne Bling-Bling. Reich, ja, die meisten wohl. Jedenfalls die Eigner. Sie können auch gut feiern, besonders die Crews. Aber vor allem sind es Sportler. Segler. Die See erdet. In der ersten Klappstuhl-Reihe sitzt Sergio Loro Piana, elegant, eloquent wie immer, aber recht warm angezogen für Ort und Temperatur – und unerwartet elend. Es wird nur noch ein halbes Jahr dauern, bis die Nachricht von seinem Tod alle erschrickt. An diesem schönen Juni-Tag aber scheint die Welt noch in Ordnung und es geht durchaus mit rechten Dingen zu, dass ein Familienmitglied des Hauptsponsors auch ein strahlender Sieger ist: Pier Luigi Loro Piana mit seiner „My Song“. Kurz darauf verkaufen die Brüder das Unternehmen, das 1924 vom Großvater in Quarona gegründet worden war und seine Anfänge bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem Handel von Wollstoffen hatte. Der strenge Sergio und der joviale „Pigi“ hatten 1975 die Leitung des Hauses übernommen und es zur ultimativen Kaschmir-Marke ausgebaut. Der Anspruch lautet, die feinsten Qualitäten im Wollmarkt zu Pier Luigi Loro Piana (am Ruder) und Francesco de Angelis auf dem Gastschiff „Rainbow“ während des Caribbean Superyacht Regatta Rendezvous im März 23 KADEWE.DE ALSTERHAUS.DE OBERPOLLINGER.DE LA PERFEZIONE DEL GUSTO Zeitlose Qualität ist eben doch nicht spießig: sportlich-elegante Produkte aus dem Loro-Piana-Kosmos Virgin Gorda ist der zweite Standort des YC Costa Smeralda und ebenfalls Austragungsort der Loro Piana Superyacht-Regatta „Ich werde den Marken-Lifestyle aufrechterhalten, und dazu gehört die Passion des Hauses fürs Segeln“ Sind Sie eher Wettbewerbs-Typ oder Cruiser? Ich genieße es, an Rennen teilzunehmen, aber genauso gern verwandle ich das Boot in ein Heim, um mit meiner Familie und Freunden entspannt zu segeln. „My Song“ ist eine Yacht, die beides zulässt. Segeln heißt, die Natur zu genießen, sich aber auch mit ihr auseinandersetzen zu müssen und sich ihr zu beugen. Und man weiß nie, wie sie reagiert, einen Tag stürmt es wild, am nächsten Tag herrscht Flaute. Ist das vergleichbar mit Kunden und Märkten? Absolut! Als Unternehmer muss man ähnliche Fertigkeiten mitbringen wie als Skipper. Die Unvorhersehbarkeit des Marktes ist plötzlichen Wetterveränderungen vergleichbar. Man muss immer entsprechend vorbereitet sein und sich auf sein Team und sein Wissen verlassen können. Und vor allem: ruhig bleiben im Sturm. 24 Was haben Sie umgekehrt gelernt aus Ihrem Geschäft? Forschung und Hingabe bringen eine gesunde Ernte. Was mich am meisten stimuliert in meinem Job, ist die andauernde Suche nach den feinsten und exklusivsten Stoffen und Materialien. Denn das führt mich immer zurück zur Basis unseres Geschäfts, dem Anspruch von Qualität in jedem Produktionsschritt, vom Rohstoff bis zum Service und in zeitloser Eleganz. Unsere Mission ist, den Zugang zu den edelsten Garnen und die authentische Qualität zu bewahren. So ist es uns in den vergangenen 20 Jahren gelungen, den Lifestyle einer festen Kundenklientel zu bedienen. Wir haben uns immer an ihren Bedürfnissen orientiert und daran entlang fortwährend neue Generationen von Stoffen und Produkten entwickelt. Welche Rolle spielt dabei das Segeln? Zunächst und vor allem war es eine Familienpassion, aber es ist auch ein guter Botschafter für den Loro-Piana-Lifestyle. Die Passion hat uns Produkte testen und entwickeln lassen, die unsere Kunden auch brauchen. Um eine Nummer eins im Sport zu sein, muss man hart arbeiten, sich ständig verbessern, sich sehr verpflichtet fühlen, und diese Haltung haben wir eben auch, wenn es um Produkte und Stoffe geht. Die Regatten sind zudem das Open-Air-Labor, in dem wir neue Materialien testen. Zum Beispiel „Storm System“, unsere eigene, eingetragene Marke, die für ein spezielles Verfahren steht, mit dem natürliche Stoffe wie Kaschmir, Wolle, Leinen, absolut wasserdicht beschichtet werden können. Für raue See haben wir auch einen speziellen Windbreaker, den „Bomber Windmate“, entwickelt. Sie sehen, wir lieben die Teilnahme an sich ebenso sehr wie den sportlichen Wettbewerb und die Herausforderung, daraus neue Produkte zu entwickeln. Sie haben 2013 bei der Superyacht-Regatta in Porto Cervo eine kleine Taschen- und GepäckKollektion aus recycelten Segelbahnen vorgestellt. War das ein Gimmick oder eine Serie? Die Produkte aus den alten Segeln waren eine Sonder-Kollektion für die Eigner und ihre Gäste bei der „Loro Piana Caribbean Superyacht Regatta 2013“ und dann nur eine kurze begrenzte Zeit im Handel. Im vergangenen Juli haben Sie 80 Prozent Ihres Familien-Unternehmens an LVMH verkauft. Welche Position besetzen Sie nun „an Bord“? Sind Sie noch Skipper, eher Navigator? Koch womöglich? Meine Rolle bleibt dieselbe: die Marken-Werte zu bewahren und zu vermitteln. Ich bin stellvertretender Vorstandsvorsitzender und in dieser Funktion werde ich die Marken-Identität und den Lifestyle aufrechterhalten, und dazu gehört ganz offensichtlich die Passion des Hauses fürs Segeln. Ihr Bruder Sergio, mit dem Sie sich so lange die Führung des Unternehmens geteilt hatten, starb tragischerweise kurz vor Weihnachten. Wie geht es ohne ihn? Sergio nicht mehr an meiner Seite zu haben war eine radikale Veränderung. Er war inspirierend und eine Quelle von Wissen, die ich nun versuche, mit all meinen Möglichkeiten am Sprudeln zu halten. Entdecken Sie die neuesten Marken und aufregendsten Trends aus Italien – jetzt in den drei Premiumhäusern KaDeWe, Alsterhaus und Oberpollinger und online unter www.shop.kadewe.de Ist Segeln Trost? Als Moment der Entspannung – ganz bestimmt! Was war Ihre beängstigendste Situation an Bord? Das war während eines Regensturms vor Salina, als ein Blitz ins Boot einschlug. Das war nicht angenehm. Am schönsten hingegen ist es, wenn ich mit meiner Familie unterwegs bin und meine Passion für die offene See mit den wichtigsten Menschen in meinem Leben kombinieren kann. Und – natürlich, wenn ich eine Regatta gewinne! LORO PIANA 3 Perfektion, elegante Details und großen Respekt vor der Natur. Loro Piana zeichnet sich durch höchste Materialqualität mit technischer Innovation aus. Das braucht es auch beim Regattasegeln. Ein Boot zu führen, zusammen mit der Crew, ist beinahe ein metaphorischer Ausdruck für das Führen eines Unternehmens. Die Yacht kann nur gewinnen, wenn der Kapitän alert ist und gut mit der Mannschaft umgeht. Jedes Mitglied an Bord hat eine wichtige Rolle im Zusammenspiel, das gilt auch für eine Firma. Ich habe immer angestrebt, aktiv zu sein, wie auch den engen Kontakt zur Natur gesucht. Beim Segeln kann ich dies mit meiner Passion vereinen. EINE INITIATIVE MIT UNTERSTÜTZUNG DES ITALIENISCHEN MINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG UND DER ITALIENISCHEN AGENTUR FÜR AUSSENHANDEL. UHREN Gar nicht windig Seit zehn Jahren unterstützt Panerai Segelregatten mit Holzbooten. Das Jubiläum feiert SEA&SEE/GUIDO CANTINI (2); PANERAI (2) man ausgerechnet mit einer Taucheruhr E 26 Es wird ein besonderer Tag, da ist sich Mikael Créac’h sicher. Wenn der Kapitän der „Moonbeam“ am 4. Juni die Segel setzen lässt zur „Les Voiles d’Antibes“ an der Côte d’Azur, gibt es gleich zwei Ereignisse zu feiern: Die „Panerai Classic Yachts Challenge“ geht in ihr zehntes Jahr. Und das Boot, das der Bretone seit sieben Jahren steuert und auf dem Grace Kelly und Fürst Rainier die Flitterwochen verbrachten, wird 100 Jahre alt. Wer könnte besser beurteilen, welche Bedeutung der klassische Segelsport inzwischen weltweit hat, als der Sohn eines Fischers, des- sen Nachname einen berühmten Leuchtturm an der Atlantikküste bezeichnet und der ein legendäres Schiff steuert, dessen Riss Experten zu den fünf wichtigsten Yacht-Entwürfen aller Zeiten zählen? Der heute 45-jährige Créac’h hat nie einen anderen Beruf ausgeübt, seit 24 Jahren segelt der Mann und kennt jeden Kieselstein östlich von Gibraltar: „Der Panerai Cup ist heute der, den alle gewinnen wollen. Es geht nicht um Geld, die Eigner dieser Schiffe sind eh alle Millionäre.“ Sechs Rennen umfasst der Zyklus im Mittelmeer inzwischen, zu dem Holzboote, die vor 1950 gebaut und bereits damals als Rennyachten zugelassen wurden, antreten dürfen. Neben einer Rennserie in der Karibik und an der englischen Atlantikküste gilt der „mediterranean circuit“ als der prestigeträchtigste. Und während die Regatta-Schauplätze sich im vergangenen Jahrzehnt nicht geändert haben, ist das Umfeld heute komplett anders. Créac’h: „Die Rennen werden wieder mit dem gleichen Ehrgeiz ausgetragen wie vor 100 Jahren, alle greifen von der Startlinie weg an und gehen enorme Risiken ein.“ Auch bei Panerai riskierte man etwas, als die Firma 2004 im klassischen Yachtsport aufkreuzte. Ausgerechnet die Italiener, wird so mancher Segler gedacht haben. Denn das Unternehmen, das aus einem 1860 von Giovanni Panerai in Florenz eröffneten Uhrengeschäft hervorging, stattete in den 30er-Jahren vor allem militärische Sondertauchkommandos der italienischen Marine aus, um, nun ja, Schiffe zu versenken. Da die Froschmänner in der Dunkelheit der Nacht agierten, trugen sie riesige wasserdichte Uhren mit radioaktiver Radium-Leuchtmasse. Diese „Radiomir“-Modelle, die bis in die 50er-Jahre Rolex im Auftrag der Italiener fertigte, gelten als die Vorfahren aller Taucheruhren. Heute erweist es sich als kluge Strategie der Manufaktur, als Hüter maritimen Kulturgutes aufzutreten, anstatt militärische Zum 10. Geburtstag der Kommandos auszu„Classic Yacht Challenge“ statten. Uhrensammgibt es eine Taucheruhr: ler und Eigner klassiDie „Luminor Submersible scher Yachten teilen 1950 3 Days Automatic die Liebe zu langlebiTitanio – 47 mm PCYC 10 gen Werten. Yachten Years of Passion“ und Uhren erlebten in den vergangenen Jahren einen enormen Boom. Créac’h: „Die Eigner scheuen keinen Aufwand, um Rennen zu gewinnen. Seit ein paar Jahren habe ich sogar einen eigenen Taktiker an Bord.“ Der Skipper lebt seinen Traum: „Für mich ist das ganz klar: Diese Art der Boote ist einfach mit nichts auf der Welt vergleichbar.“ 30 Matrosen sind nötig, denn es gibt keine technischen Helfer oder gar elektrischen Winschen. „Als Segler moderner Yachten kommt es ihnen vor, als ob unsere Boote in Zeitlupe reagieren. Dafür kommt es noch mehr auf Präzision an.“ Vielleicht ist diese Begeisterung in Zeiten von GPS und vollautomatischen Schiffssteueranlagen nur vergleichbar mit der Liebe für mechanische Uhren. Die zum Anlass auf 50 Exemplare limitierte Uhrenserie „Luminor Submersible 1950 PCYC 10 Years of Passion“ dürfte schnell vergriffen sein. Denn schon vor zwei Jahren waren allein 615 Yachten zu der Regattaserie angemeldet. Das bis 300 Meter Tiefe wasserdichte Titanmodell mit drei Tagen Gangreserve wird 8400 Euro kosten. Verglichen mit der Tagesmiete der „Moonbeam“ fast bescheiden. Für 4500 Euro pro Tag kann man die große alte Dame chartern (moonbeam4.fr/en). Dafür können bis zu sechs Personen dann Urlaub JFK machen wie einst Grace Kelly. MICHAELKORS.COM Die Desig o i sh Gucci Emilio Pucci 28 ie Mode hat in ihrer Geschichte einige Revolutionen durchgemacht. Erst im vergangenen Januar kam auf leisen Sohlen eine neue hinzu. Es war auf den Haute-CoutureSchauen in Paris, als die Zuschauer bei Chanel und Christian Dior ungläubig auf die Füße der Models starrten: Die liefen nämlich in edlen Sneakern entspannt über den Laufsteg. Die Turnschuhe haben es auf den Mode-Olymp geschafft. Ein Marathon ließe sich in den von Hand bestickten Chanel-Entwürfen oder den Ballerina-ähnlichen Slip-ons von Dior nicht bewältigen. Aber darum geht es auch nicht. Die Sportswear hat die Welt der High Fashion erobert und ist diesen Sommer eine der wichtigsten Inspirationen für die Designer. Frida Giannini interpretierte für Gucci den Fitnessstudio-Look Nachtleben-tauglich, mit transparenten Netztops und lockeren Sweatpants. Miuccia Prada kreierte mit Schmucksteinen besetzte Trekkingsandalen und kombinierte sie zu Strickstulpen, die auch direkt vom Fußballplatz stammen könnten. Bei Marc by Marc Jacobs schimmerten Satin-Ensembles aus Shorts und Blousons, und Emilio Pucci zeigte Nylon-Parkas, Aerobic-Bodys und, ja wirklich, Bauchtaschen. Bei all diesen Looks geht es nicht nur um die sportliche Allure, sondern auch ums Bequeme und Unkomplizierte. Frauen müssen (und wollen) heute keine High Heels, Cocktail-Kleidchen oder große Roben mehr tragen, um elegant zu sein. Sie wissen, dass Komfort und gutes Styling sich nicht gegenseitig ausschließen. Es reicht ein Blick auf die Streetstyle-Fotos der Modewochen, um zu erkennen, mit wie viel Selbstbewusstsein Modefans den Sport-Chic zelebrieren. Sie führen ihre weißen „Stan Smith“-Ledersneaker von Adidas oder ihre Slip-ons von Céline vor. Sie tragen Beanie-Mützen, Rucksäcke, Sweatshirts, Jogginghosen. Und kreieren Stile, die lässig sind, aber nie nachlässig. Bereits vor einigen Saisons erkannten Labels wie Isabel Marant, Givenchy und Kenzo, dass bequeme, aus der Sportmode stammende Alltags-Teile das Potenzial zum Luxusobjekt haben. Ob es nun der Keilabsatzsneaker von Isabel Marant oder das Bambi-Sweatshirt von Givenchy war – die Kunden stürzten sich auf die Streetwear vom Designer. Kurz darauf wurden Turnschuhe von Nike zu Lieblingen der Modeblogs, sie hatten neue Modelle ganz einfach in leuchtenden Neonfarben angeboten. Plötzlich blinkten auf den Straßen auch an den Füßen nicht-sportlicher Menschen Nike-Schuhe in Knallorange und Pink. Denn auch die Sportmarken setzen bei ihren Produkten schon lange nicht mehr nur auf Funktion, sondern vor allem auf Design. Und nutzen dafür das kreative Potenzial der Designer. Bereits 2005 lancierten Stella McCartney und Adidas die erste gemeinsame Kollektion mit Yoga-, Jogging-, Fitness- und Wintersportmode. Adidas hat inzwischen auch mit Rick Owens und Raf Simons zusammen gearbeitet und wird im kommenden Winter eine Capsule Collection mit Mary Katrantzou auf den Markt bringen. Nike suchte sich Riccardo Tisci von Givenchy aus und ließ ihn Anfang des Jahres eine Sneaker-Kollektion entwerfen, die innerhalb kurzer Zeit ausverkauft war. Aktiv sein, beweglich bleiben, sich in seinem Körper wohl und gesund fühlen – für viele Frauen werden diese Dinge offenkundig immer wichtiger. Und die Mode liefert die Silvia Ihring passenden Outfits dazu. Tommy Hilfiger D Marc by Marc Jacobs Fa ner lieben den Chic tswear. U nd haben fit für den sich Sommer gemacht von Spor Céline n o n e h t Chanel D NTAGE: ICON GETTY IMAGES (7), MO T N RE LIEBEN | VERTRAUEN e v o m UHREN SCHMUCK JUWELEN Berlin Düsseldorf Frankfurt Hamburg München Nürnberg | Basel Bern Davos Genève Interlaken Lausanne Locarno Lugano Luzern St. Gallen St. Moritz Zermatt Zürich | Wien | Paris | bucherer.com LACOSTE KLASSIKER Neuer Biss für kurze Ärmel EXKLUSIVER GENUSS Lacoste war sehr traditionell geworden – nun führt Felipe Oliveira Baptista das Label mit dem Krokodil auf bisher unbekannte Pfade macht Spaß, und es macht Lacoste jünger und humorvoller. Es war die Idee, die Marke aus einer anderen Sicht zu sehen. Ich wollte gern, dass die Marke auch aus einer anderen Sicht gesehen wird. In großen Städten entstehen jeweils komplett eigenständige Kampagnen mit lokalen Kunstschaffenden. Die jungen Talente bekommen ihren Raum und werden bekannter und wir arbeiten mit einem Künstler, der vielleicht dadurch berühmt wird. S So vielfarbig die Polos bei Lacoste, so kreativ und abwechslungsreich ist Felipe Oliveira Baptista. Seit dem Jahr 2010 ist er bei der Marke mit dem Krokodil Creative Director. Er arbeitete bei Marken wie Max Mara, Christophe Lemaire und Cerruti und gründete sein eigenes Label 2003. Schon am Anfang des Interviews, mit dem 1975 auf den portugiesischen Atlantikinseln Azoren geborene Designers, ist klar, er ist alles andere als 08/15. Herr Baptista, vor zehn Jahren haben Sie mit Oliveira Baptista ihr eigenes Label gegründet. Was unterscheidet diese Arbeit von der als Kreativdirektor bei Lacoste? Ich hab mit meiner Frau Séverine zusammen 2003 gestartet. An ihrem Körper wurden die Kleidung entworfen. So konnten wir beide an dem Look arbeiten – und das macht die Silhouette aus. Oliveira Baptista ist eine Nische und independent. Lacoste ist komplett anders. Und doch, das eine kann nicht mehr ohne das andere existieren. Es gibt einen Dialog. Bei Lacoste ist klar, dass man nach 80 Jahren nicht die Basis eines Produktes ändert. Es ist gut, wie es ist, allerdings trägt Lacoste jetzt meine Handschrift. Wie lässt man sich rundum inspirieren? Es kommen ganz viele Dinge zusammen: Ich interessiere mich für Design, Kunst, Bücher und Kino. Aus allem kann man seine Ideen filtern. Vor allem ist es wichtig, unsere Zeit zu verstehen. Nicht in Trends zu denken, sondern in aufregenden Dingen, für sich Neues entdecken und andere damit zu überraschen. 30 Was gab den Ausschlag für die erste New YorkShow? Gab es den Auftrag, eine 80-Jahre-Jubiläumskollektion zu machen? Schön gelb, so stellt sich Lacoste den Sommer 2014 vor Der erste Gedanke war, dass die Marke mit Tennis angefangen hat. René Lacoste, mit seinem Spitznamen The Crocodile. Das wollte ich erhalten, aber mein Gedanke war auch, wie ich dem Ganzen eine neue Komponente geben kann – herausfordernd, aber auch schön. Und dann hielt ich ein Buch von Gerhard Richter in der Hand. Es basiert auf nur einem Bild von ihm und die Abbildungen sind extreme Nahaufnahmen. Am Ende sind das nur noch eine Art Streifen. Mein Gedanke: wenn das jetzt nur Tennisbälle und Schläger wären. In der Ferne ein Muster, aus der Nähe ein Tennisball – das war der Beginn der Show. Und das war auch der Beginn einer Kollektion mit mehr Lifestyle? Lifestyle ist für das Label wichtiger als Mode. Es ist casual. Es ist tragbar im Alltag und ich habe versucht, Lacoste trotzdem in Richtung Mode zu entwickeln, Sportswear ist momentan sehr prominent in der klassischen Mode. In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben Sie vier Kollektionen entworfen – hat sich etwas geändert, seitdem der Konzern Devanley Lacoste ganz übernommen hat? Wir arbeiten mehr mit anderen Firmen zusammen, das ist interessant. Auch die FrauenKollektionen zu entwerfen, ist neu. Warum gibt es die „Lacoste L!ve"-Kollektion? Kommt eine Marke heute ohne Zusammenarbeit mit Künstlern nicht mehr aus? Die Zusammenarbeit mit den Künstlern Schafft man es damit, international das Level oben zu halten? In den USA ein Polohemd zu tragen, ist etwas anderes als in Frankreich. Das ist Fingerspitzengefühl. Die Akzeptanz wechselt von Land zu Land. Und im ersten Jahr bin ich viel gereist, um diesen Unterschied zu verstehen. Das war wichtig. Aber wir konzentrieren uns auf die Masse, jedenfalls in der Basis und in den Shows. Aber wir differenzieren bei den Männer- und Frauenkollektionen abhängig von dem jeweiligen Markt. Und das habe ich geändert. Sehen Sie Ihre Position als Chefdesigner in einer Reihe wie Raf Simons für Dior oder Stella McCartney für Adidas oder Nicola Formichetti für Diesel? Wir haben den gleichen Titel. Aber trotzdem haben wir andere Aufgaben. Ich beschränke mich allein auf die Mode und die Kampagnen. Die Größe oder der Einfluss als Designer hat immer etwas damit zu tun, wie groß der Regenschirm ist, den er besitzt. Verstehen Sie die Metapher? Sicher. Wo könnten Sie sich noch vorstellen zu arbeiten – wenn Sie in sich hineinhorchen? Es gibt viele interessante Dinge. Haute Couture vermisse ich ein wenig bei der Arbeit – aber ich mache auch privat so viel. Ich fotografiere viel. Das vermisse ich eher, aber das hat alles nichts mit Mode zu tun. Wie sieht dann die nächste Show aus? Sie sehen einen Eindruck an meinem Moodboard, mehr wird nicht verraten. Und dann gibt es klassische Polos in neuen Farben, allein 50 neue Farben in jeder Saison. Was ist Ihre Lieblingsklamotte? Schwierig (lacht). Bei mir oder Lacoste? Ich mag den Gedanken des Bestsellers. Also das klassisches Polo. Welche Farbe? Pink? Ich trage blau und grau. Ich weiß, das ist langweilig (lacht). Aber das spart morgens auch jeMelanie Müller de Menge Zeit. Die neue Lattissima Pro vereint leistungsstarke Technologie mit der Einfachheit eines Touchscreens. Genießen Sie jetzt mit nur einer Berührung auch zu Hause exzellente Kaffee-Kreationen mit frischer Milch. www.nespresso.com/lattissima-pro TREND Glamour pur: Sandalen aus Veloursleder und Ornamenten von Unützer Zaubert einen schmalen Fuß: Nubuk-Sandale von Salvatore Ferragamo Architekturkunstwerk: Das Modell aus mitternachtsblauem Veloursleder ist von Santoni: Achtung: Erst ab Juli erhältlich Es funkelt am „Choo“: Das Modell „Nectar“ ist, klar, von Jimmy Choo Hauptsache flach Flotte Sohlen Bisher schloss sich flach und elegant aus. Doch auf leisen Sohlen über das Es gibt Orte auf dieser Erde, an denen flache Schuhe ratsamer sind als hohe Hacken. Parkett zu schweben, statt in High Heels über das Abendkleid zu stolpern, ist Capri etwa ist so ein Ort. Wir fanden schönste (flache) Begleiter für den Urlaub auf nun angesagt. Wir hätten da elegante Beispiele für einen Ball(erina)-Abend san ehen Col der Mittelmeerinsel und klar, auch für anderswo. Mit Illustrationen von Beate Nowak h im m e r: S c h ö n e r S c R o g e r Viv ie r von S li n g b a c k Kroko dale Z hler: meic n Dior h c s Fu ß t i n . Vo a aus S 32 ZUSAMMENGESTELLT VON CAROLINE BÖRGER; ILLUSTRATIONEN: BEATE NOWAK Wie gemalt: Zehensandale mit Mini-Absatz aus Satin von Giorgio Armani or( abs atz )blo Spitz b „Ros übisch: B eau B a ox“ v llerina on L ongc ham ckin g: S ale „Lib erty “ vo nG ucc i Fü r Car alle, di ré v e erzi im So chte m n m mer n ic öge n. V ht auf on Her ein mès Canv as: V on M ichae l Ko r s p Bast scho: Sandale „Penny“ von Tory Burch and trifft Lopez : Pura t it r t f .c o m ) l- A u Fu n k e r o p o s - s t o r e ap (über Eine Mod wahre R ell „ Sca ömersa rlet“ n von dale: Va l e ntin o Au Äußerst „nietlich“. Von Navyboot ck s La und Le :S der and a on le v ’s To d Für Minimalisten. Von Jeffrey Campbell SCHUHE Aus der eigenen Cesare Casadei-Herrenkollektion, die es seit der vergangenen Wintersaison gibt? Heute ja. Ich besitze aber auch viele Turnschuhe anderer Marken. Bleib’ am Boden Schwindelerregend hohe Absätze? Das war einmal. Der Trend geht zur Bodenhaftung. Sportlich, heiter, elegant au rina e l l a om) t: B eich eresa.c l a Ultr r myth e (üb S tr e if e n -S chühchen : L o a fe r „A la s s io “ von Scho Shoes 34 Re gen-b genbo unt: So Tri c o lo re : mmer tte v s t ie f e le L o a fe r v o n Fra te on Ch anel ll i R o s e tt Tw i n S l i p k l e Tw (üb per vo inkle: L er s n t y l e L’A u t e d e r - G bop re C .com hos litzere ) i s Ra f on fia v Bo ne a Ve tteg ta Fü r a u geso sreichen rgt: S d Lu f Emp orio chnürsch t ist Arm u h von ani Ist der High-heel also Waffe der Frau? (Er lacht wie ein heranrollendes Donnergrollen. Nur Italiener können das.) Sagen wir, er ist Werkzeug der Verführung. Und doch haben Sie in den vergangenen Saisons verstärkt auch „Flats“ für Frauen entworfen. Wie kommt’s? Es brauchte eben eine Ergänzung. Außerdem finde ich flache Sandalen auch sehr anziehend. Und Frauen haben ohnehin nie genug Schuhe. Frauen haben ein ganz anderes Verhältnis zu Schuhen als Männer. Erinnern Sie sich an das Gefühl, als Sie das erste Mal einen Absatzschuh anprobiert haben? Es war reizvoll und verunsichernd zugleich. Weil man sich zum ersten Mal anders wahrnimmt. Als meine Schwester und ich Kinder waren, es war Anfang der 70er-Jahre, also die Zeit der Plateausohlen, probierten wir die Schuhe unserer Eltern an. Für mich war es ein lustiges Spiel, für meine Schwester aber Teil des Frauwerdens. Frauen kaufen Schuhe nicht, weil sie welche brauchen. Sie kaufen ein Gefühl. Sie haben auch mal gesagt, Casadei-Schuhe würden „Eros“ in ihrer DNA tragen. (Donnerlachen) Vor allem stecken mein Herz und meine Seele in meinen Entwürfen. Ich liebe nun mal Schuhe. Und ich liebe Frauen. Mira Wiesinger Bei diesem „Fußballschuh“ von Casadei aus dem Jahr 2004 ließ sich der Absatz wie ein Stollen auswechseln lle tue er ak en b en ir ü rach w eig sp s, z dem uhe us t i ch nm m ,S sei dei, klar , ch sa fla Ca und ht sare en nic e rd ch on C uwe fla e v , Fra ss f it Da wür ke t En nlich Sie selbst mögen es offenbar bequem. Wie sieht’s mit Frauen aus? Sind die in flachen Schuhen weniger sexy? Ich liebe High Heels! Sie allein machen eine Frau aber noch nicht sexy. Es kommt viel mehr auf die Attitüde an. Eine Frau kann in flachen Schuhen genauso sinnlich sein, wie in hohen. Ein High Heel kann aber dabei helfen, sich verführerisch zu fühlen, er verändert die Körperhaltung. Federt ab und schummelt größer: Plateausandale mit Strassteinen von Prada Sie sind bis heute geblieben. Weil Schuhe nicht einfach nur Schuhe sind. Sie sind eine Synphonie, für die es ein ganzes Orchester braucht – sind ein Zusammenspiel aus Entwurf, Materialien und Handarbeit. Sin Es dauerte rund 20 Jahre, bis Sie eine Herrenkollektion auf den Markt brachten. Wieso sind Damenschuhe interessanter? Ich finde Frauen generell interessanter. Sie können sich rasend schnell verwandeln. Und zwar nicht nur optisch. Viele Frauen, mit denen ich tagsüber arbeite, sind abends komplett andere Persönlichkeiten. Im Taxi verändern sie ihr Make-up, wechseln die Schuhe und schlüpfen gleich in eine andere Haut. Wir Männer müssen erst nachdenken, nach Haus fahren, uns umziehen. Wir sind viel konservativer. Genau wie leider auch die meiste Herrenbekleidung. Sie selbst wollten allerdings lieber Immobilienmakler in Florida werden. Das war ein Hirngespinst. Das Familienunternehmen war Alltag, nicht sehr attraktiv für einen jungen Mann. Mein Vater ermutigte mich aber, es wenigstens mal zu probieren. Fla ch urs Cesare Casadei, ein englisches Sprichwort sagt: „A shoemaker’s son will always go barefoot.“ Was tragen Sie heute an den Füßen? Sneaker! Wie fast immer. Mittlerweile haben Sie selbst zwei Kinder. Zeigen die Interesse am Familienunternehmen? Zum Glück, ja! Meine Tochter arbeitet bereits in der Firma. Mein Sohn zeigt sich ebenfalls enthusiastisch, was Schuhe betrifft. im K Zum Hineinschlüpfen: Espadrilles von Louis Vuitton Man sagt, um jemand wirklich verstehen zu können, muss man in seinen Schuhen gegangen sein. Schon mal Stöckelschuhe probiert? Nur die erwähnten Plateauschuhe meines Vaters. Aber auch die hatten hohe Absätze. hoc h E Im Zick-Zack Schritt: Sandale von Attilio Giusti Leombruni Es gibt da diese drei Worte, die auf Deutsche eine schier magische Anziehungskraft haben. Die gleich einer Zauberformel unsere Portemonnaies beinahe von selbst öffnen – „Made in Italy.“ Und am liebsten haben wir es, wenn diese drei Worte in hochwertiges Leder geprägt worden sind, etwa in das einer makellosen Schuhsohle. Woher das kommt? Die Deutschen schätzen nun mal Qualität. Sie mögen die Vorstellung, dass Wissen über Dekaden gesammelt und Erfahrung über Generationen weitergegebenen wird. Sie schätzen die Liebe fürs Detail, ausgefeiltes Design, die Hingabe, mit der sich italienische (Kunst-)Handwerker ihrer Arbeit widmen. All das trifft auch auf das Familienunternehmen Casadei zu. 1958 in San Mauro Pascoli von Quinto und Flora Casadei gegründet, stellte die Manufaktur zunächst Sandalen für Touristen her, die an der italienischen Riviera Urlaub machten. Innerhalb weniger Jahre wuchs das Geschäft zu einer Marke, die ihre Schuhe bis in die USA exportierte, seit den 70er-Jahren gar nach Asien und in den Nahen Osten. 1994 stiegt Cesare, Quintos und Floras Sohn, ins Unternehmen ein und kümmert sich seither um das Design. Und, wie könnte es anders sein, um den eigenen Nachwuchs. 35 INTERVIEW „ICH WAR NIE MAINSTREAM“ Sie ist eine der glamourösesten Hollywood-Stars. Da ist es naheliegend, dass Nicole Kidman die Fürstin von Monaco spielt. Dabei reitet sie eigentlich lieber auf einem Kamel durch die Wüste, erzählte die Oscar-Preisträgerin Martin Scholz morgens um zwei am Telefon E Es ist nicht leicht, mit Nicole Kidman ins Gespräch zu kommen. Erst sollte das Interview mit ihr in Los Angeles stattfinden. Dann wurde es kurzfristig wieder abgesagt. Zu dem Zeitpunkt hatte ihr neuer Film bereits negative Schlagzeilen produziert, noch ehe er in den ersten Pressevorführungen zu sehen war. Dabei schien sich die Verbindung der Hauptdarstellerin mit diesem Sujet nahezu aufzudrängen. Die australische Oscar-Preisträgerin, einer der größten Stars des Kinos, spielt eine andere Oscar-Preisträgerin: Grace Kelly, jene Film-Ikone, die Prinzessin wurde, als sie 1956 den Fürsten Rainier III. von Monaco heiratete. Aus diesem modernen Märchen hat der französische Regisseur Olivier Dahan für seinen Film „Grace von Monaco“ ein eher konfliktbeladenes Kapitel herausdestilliert. Ausgerechnet 1962, als Frankreichs Staatschef de Gaulle Druck auf Fürst Rainier ausübte und Steuerabgaben forderte, wollte Grace Kelly wieder mit Hitchcock arbeiten. Aber Landesmutter und Leinwandstar – das ging nicht zusammen, wie Nicole Kidman in dem Film eindrucksvoll vorführt. Immer wieder lässt sie in ihrer Mimik die Zerrissenheit hinter dem makellosen Äußeren erkennen. Film-Mogul Harvey Weinstein war mit dem Werk nicht zufrieden, verlegte den für Herbst 2013 vorgesehenen US-Filmstart mehrfach. Jetzt drohte er über das Branchenblatt „Variety“, den Start in den amerikanischen Kinos ganz zu blockieren. Er habe sich unter anderem mehr Details aus Kellys Hollywood-Zeit gewünscht, heißt es. Regisseur Dahan wiederum nannte die Änderungswünsche „katastrophal“. Die Fürstenfamilie von Monaco ging ebenfalls auf Distanz zu dem Film. In den deutschen Kinos ist „Grace von Monaco“ ab 15. Mai in Dahans Fassung zu sehen. Und Nicole Kidman? Dreht schon wieder ihren nächsten Film. Aber das Interview soll doch noch nachgeholt werden. Am Telefon. Von Australien aus, wo sie gerade für einen Thriller vor der Kamera steht. Erster Vorschlag: 5 Uhr morgens deutscher Zeit. Eine halbe Stunde vorher kommt per Mail eine Absage: Es klappt nicht, vielleicht am nächsten Tag, 13 Uhr deutscher Zeit? Allemal angenehmer. Dann wieder eine Absage: So sorry – ob es statt 13 Uhr auch um zwei Uhr morgens gehe? Muss ja. Aber dann ruft sie tatsächlich an. SQUAREONE/UNIVERSUM,FOTOGRAF: DAVID KOSKAS Helloooo, hier ist Nicole Kidman. Sind Sie noch wach? Es ist jetzt zwei Uhr am Morgen. Ich will Ihnen nicht verschweigen, dass ich vor einer Stunde mal kurz weggedöst bin. Amazing Grace: Nicole Kidman in der Rolle der Hollywood-Ikone und Fürstin von Monaco, Grace Kelly Und jetzt habe ich Sie geweckt? (lacht) Nein. Ich hab mir zur Sicherheit einen Wecker gestellt. Es kommt schließlich nicht jeden Tag vor, dass Nicole Kidman um zwei Uhr morgens anruft. Tut mir leid. Ich drehe gerade einen neuen Thriller, „Strangerland“ heißt er und spielt zum Teil im australischen Outback. Da bin ich gerade. Man weiß nie, wie lange so ein Dreh dauert. Und da draußen gibt es keine Funkverbindung. Ich bin dann einfach nicht erreichbar. Außer, wenn ich, wie jetzt, mal eben in die nächste erreichbare kleine Stadt fahre. Kaum vorstellbar, dass es noch Regionen gibt, in denen man nicht erreichbar ist. Das hat etwas Beruhigendes, finden Sie nicht? Ich bin gern an solchen Orten. Ihr aktueller Film „Grace von Monaco“ ist mehr in der Welt des schönen Scheins angesiedelt. Wie ist das, wenn eine Ikone wie Sie, eine andere legendäre Schauspiel-Ikone spielt? Ist es schwieriger als andere Rollen, weil Sie die Strahlkraft eines anderen Stars annehmen müssen? Nein. Alle Rollen sind schwierig. Letzte Nacht beispielsweise stand ich allein auf einem Berg in der Wildnis. Ohne Make-up. Ich schrie, ich weinte, ich riss an meiner Kleidung. Ich kam mir nackt und verletzlich vor. Das war extrem schwierig zu spielen (lacht). Sehen Sie, ich steuere jetzt die nächste Phase meiner Karriere an: Ich bin auf der Suche nach einer möglichst großen Bandbreite von Rollen. Aber ganz gleich, ob ich nun Larger-than-Life-Charaktere wie Grace von Monaco spiele oder eine Frau aus einer australischen Kleinstadt, die ihre Kinder sucht – mich interessieren Menschen, die ihr Leben hinterfragen. Die wissen wollen: Wer sind wir? Wobei eine Independent-Produktion wie „Strangerland“ mit seinem unglaublich niedrigen Budget schon der größte anzunehmende Kontrast zu einem Film wie „Grace von Monaco“ ist. Sie zählen zu den Hollywood-Stars mit den höchsten Gagen. Stört Sie dieses Gefälle in Sachen Geld nicht? Nein. Ich mag 180-Grad-Wenden. Das stimuliert mich als Schauspielerin. Letztlich kommt es immer auf die Themen an. In der Hinsicht bin ich von meinen Anfängen in der Schauspielschule geprägt, als ich diese große Auswahl an ganz unterschiedlichen Rollen hatte. Das Spektrum reichte von Noël-Coward-Stücken bis hin zu Eugène Ionesco oder anderen Dramatikern des Absurden. Was haben Sie von Ionesco gespielt? Die „kahle Sängerin“? Ich selbst habe leider noch nie was von ihm gespielt. Dafür habe ich in einem Harold-Pinter-Stück mitgewirkt, in „Die Heimkehr“. Schwerer Stoff über eine in sich zusammenbrechende Familie. Die einzige Frau muss sich in einem verwahrlosten Männerhaushalt durchsetzen. Ja. Ich war gerade 18, als ich das spielte. Mit 17 hatte ich in „Süßer Vogel Jugend“ von Tennessee Williams gespielt – und zwar die alternde, Wodka-süchtige Filmdiva Alexandra, bekannt als Prinzessin Kosmonopolis. Die Zeit am Theater war eine sehr gute Schule. In der Filmbranche habe ich dann immer nach ähnlichen Stoffen gesucht. Ich musste mich allerdings oft fragen: „Wo sind sie denn? Wer entwickelt solche Figuren heute fürs Kino?“ Ich suche immer weiter – und ich finde zum Glück immer Gleichgesinnte. Nach der abgehalfterten Prinzessin von Tennessee Williams spielen Sie jetzt das GlamourPendant dazu – die Oscar-Preisträgerin, die tatsächlich Prinzessin wurde. Nun geriet „Grace von Monaco“ schon vor Filmstart in die Negativschlagzeilen. Streitpunkt eins: ein erbitterter Disput zwischen Harvey Weinstein und dem Regisseur Olivier Dahan. Weinstein wollte ein anderes Ende, hatte deshalb den 3 37 werde nie wieder einen Film drehen können. Stattdessen muss ich am Hofe von Monaco das Protokoll wahren. Ich muss meinem Ehemann treu ergeben sein. Und er ist es auch, der mir sagt, was ich machen kann und was nicht.“ Das war ein Schock für sie. Aber sie hat ihn geliebt, sehr sogar. Genau deshalb war sie zeitweise vor Schmerz zerrissen. SQUAREONE/UNIVERSUM,FOTOGRAF: DAVID KOSKAS (2) Die Kamera zeigt Ihr Gesicht in solchen Momenten innerer Anspannung oft in extremen Nahaufnahmen – jede Pore wird ausgeleuchtet. War Ihnen das nicht unangenehm? Nein. Das ist genau Oliviers Stil. Er wollte Grace als Mensch zeigen und sie nicht als Souvenir in einem Film ausstellen. Als Schauspielerin interessieren mich genau solche Fragen: „Was steckt hinter der schönen Fassade?“ Und Rainier wusste zeitweise nicht, wie er mit ihr umgehen sollte. Da war diese Frau an seiner Seite, die das Protokoll am monegassischen Hof im sechsten Jahr ihrer Ehe eigentlich kennen sollte. Ebenso wie sie eigentlich perfekt Französisch sprechen können und wissen sollte, wie sie sich verhalten durfte. Aber sie war ein amerikanischer Filmstar. Sehr nah am Original: Mit der entsprechenden Frisur und im Kostüm könnte man Nicole Kidman tatsächlich mit Grace Kelly verwechseln 3 US-Start mehrfach verschoben, drohte jetzt, ihn in den USA gar nicht herauszubringen. Was sagen Sie zu diesen Querelen? Ich habe mir den Film in verschiedenen Zwischenstadien angeschaut, darunter auch jene, die für die Weltpremiere in Cannes von Thierry Frémaux ausgesucht wurde. Dem Direktor der französischen Filmfestspiele an der Côte d’Azur. Ja. Und diese Version ist Olivier Dahans Final Cut. Olivier ist ein Künstler, er hat die menschliche Seite einer Ikone gezeigt. Und er hat gezeigt, wie sich eine moderne Frau in einem für sie schwierigen Umfeld behauptet. Dieser Anspruch war der Grund, warum ich diesen Film überhaupt machen wollte. 38 Die drei Kinder der Fürstin von Monaco zeigten sich im Vorfeld ebenfalls „not amused“. Der Film beschreibt die Krise im Jahr 1962, als Frankreich Monaco mit einer Militärblockade drohte, weil Fürst Rainier sich weigerte, Steuern an de Gaulle zu zahlen. Die Fürstenfamilie bemängelte, der Film sei stellenweise reine Fiktion. Wie gehen Sie damit um? Ich verstehe den Standpunkt der fürstlichen Familie – es geht schließlich um ihre Mutter. Wir bieten in dem Film eine Interpretation ihrer Mutter an. Ich kann nur hoffen, dass sie erkennen, wie viel Liebe und Mühe wir alle in dieses Projekt gesteckt haben. Wir wollen Grace Kelly ehren. Wir zeigen, dass sowohl Grace als auch Rainier in einer schwierigen Phase sehr liebevoll miteinander umgehen. Sie zeigen aber auch die Spannungen. In einer Szene weist Rainier seine Frau bei einem Essen vor der gesamten Familie zurecht, maßregelt sie, weil sie mit dem Gedanken spielt, wieder Filme zu drehen, statt Monaco in der Krise zu unterstützen. Der Schlagabtausch zwischen Rainier-Darsteller Tim Roth und Ihnen erinnert an den Ehe-Clash zwischen Elizabeth Taylor und Richard Burton in „Wer hat Angst vor Virgina Woolf?“. Guter Vergleich. Aber genau das war das Ziel Oliviers: Er wollte eine Frau zeigen, die für das kämpft, was ihr wichtig ist. Er zeigt auch eine Frau, die bis zu diesem Zeitpunkt, den wir im Film zeigen, noch nicht erfasst hatte, was es wirklich bedeutete, mit dem Fürsten von Monaco verheiratet zu sein. Sie war ja noch sehr jung gewesen, als sie Rainier geheiratet hatte. Das ist nun nicht so unnormal. Sie selbst waren Anfang 20, als Sie 1990 Tom Cruise heirateten. Viele haben jung geheiratet. Dann steckt man auf einmal in einer Ehe, die man nicht versteht. Auch Grace Kelly dämmerte es offenbar erst zu diesem Zeitpunkt: „Oh mein Gott, ich Und dann plötzlich Prinzessin. Der Glamour am Hof, das Protokoll, das war etwas anderes als die roten Teppiche von Hollywood. Das Verhalten am Hof flog ihr nicht auf natürliche Weise zu – was besonders heikel ist, wenn man als Star glaubt, man besitze ohnehin diese Aura. Darüber hinaus war Grace eine sehr moderne Frau, sie versuchte Karriere, Kinder und Ehe zu vereinen. Sie war nicht das, was Rainier erwartet hatte. Davon handelt dieser Film vor allem. Von zwei Eheleuten, die erkennen: „Warte mal, du bist nicht das, was ich erwartet hatte. Aber jetzt sind wir nun mal in dieser Situation, und müssen einen Weg finden, der da rausführt.“ Und genau das haben die beiden gemacht. Sie haben es geschafft, einander wieder wertzuschätzen. Und damit endet der Film, dass Grace ihm sagt: „Okay, ich bin auf deiner Seite, ich kämpfe für das, woran du glaubst.“ Die Übernahme von mehr Verantwortung wäre ohne Selbstaufgabe nicht möglich gewesen? Ihre Botschaft an Rainier war: „Ich tue alles, was in meiner Macht steht, dafür, um in dieser sehr dünnen Luft am Hof von Monaco existieren zu können.“ Denn die Luft dort ist sehr dünn. Und, ja, für diesen Schritt musste sie Opfer erbringen, große Opfer. Sie selbst sind immer wieder mal mit Grace Kelly verglichen worden. Ich bin nicht Grace. Ich interpretiere sie. Ich versuche, ihre Essenz zu erfassen. Konnten Sie mit Zeitzeugen sprechen, die sie gekannt hatten? Ja. Auch mit Verwandten, Familienmitgliedern? Nein. Das hätte ich nur ungern gemacht. Jedes Kind hat nun mal eine andere Perspektive auf seine Eltern als ein Außenstehender. Ich habe viel über Grace Kelly gelesen, habe mir alle ihre Filme angesehen, habe ihre Stimme, ihre Bewegungen, die Art, wie sie spricht, studiert. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum Grace Kelly, 32 Jahre nach ihrem Unfalltod, noch heute die Menschen fasziniert? Sie hatte diese engelsgleiche Grazie. Sie besaß etwas, das nicht von dieser Welt schien. Diese Strahlkraft haben nur wenige Menschen. Und sie war darüber hinaus ein guter Mensch, der seine Aura für weniger Privilegierte einsetzte. Sie war offenbar auch sehr meinungsstark. In einer Szene stutzt sie einen französischen Politiker zurecht: „Kolonialismus ist so was von letztes Jahrhundert.“ Sie selbst sind seit 2006 UN-Sonderbotschafterin, haben sich die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen zum Ziel gesetzt. Hatten Sie bei Ihren Treffen mit Politikern je solche Momente, in denen Sie undiplomatisch Ihre Meinung sagten? Ich versuche immer offen zu sein. (lacht) Sie machen das jetzt schon ein paar Jahre. Haben Sie je Politiker oder Diplomaten getroffen, die Ihnen gar nicht zuhörten, Sie nicht ernst nahmen? Das kommt nicht oft vor. Wenn ich beispielsweise in Washington zu Meetings gehe, begegnet man mir dort mit Respekt. Die meisten jedenfalls. Ob das hilft, die Stärkung von Frauenrechten wirklich voranzubringen, ist dann wieder eine andere Frage. Welche Konfliktregionen haben Sie bereist? Ich war im Kosovo, in mehreren osteuropäischen Ländern. Demnächst plane ich, wieder nach Jordanien zu reisen, um mich dort mit syrischen Flüchtlingen in Camps zu treffen. Ich konzentriere mich auf die Lage der Frauen – in Flüchtlingscamps, in Kriegsgebieten, anderen Krisenregionen. Ich habe viele Frauen getroffen, die unbeschreibliches Leid er- tens. Was haben Sie während der Dreharbeiten über diese Region gelernt? Ich muss gestehen, dass ich auch nicht wusste, wer sie war, bevor Werner Herzog mich auf die Rolle aufmerksam gemacht hatte. Gertrude Bell hatte einen ähnlichen Einfluss auf die Region wie Lawrence von Arabien, wenn nicht sogar größeren. Sie reiste allein durch die Wüste, oft auf Kamelen. Sie knüpfte Kontakte zu räuberischen Stämmen wie den Drusen, sprach fließend Arabisch, brachte sich Persisch bei und übersetzte persische Poesie ins Englische. Sie war enge Vertraute des irakischen Königs Faisal I. und beriet Winston Churchill. Sie hat sich in einer sehr feindseligen Männerwelt durchgekämpft. Ich war sprachlos, als ich all das las. Das hat mich sehr inspiriert. Werner Herzog bewundert diese Frau. Aber er mag ja Charaktere, die das Unmögliche wagen und dann auch durchsetzen. Und das hat sie gemacht. Während ich überlegte, ob ich die Rolle spielen sollte, fand ich kurioserweise heraus, dass Gertrude Bell auch von meiner Mutter verehrt wurde. Man muss dazusagen, dass meine Mutter eine sehr überzeugte Feministin ist. Als ich sie fragte, ob ich die Rolle annehmen sollte, sagte sie nur: „Oh mein Gott! Das musst du unbedingt machen, Kind. Los, ab mit dir in die Wüste!“ Klingt, als wäre Ihre Mutter sehr stolz auf Sie? Mal abwarten. Sie hat den Film noch nicht gesehen. Meine Mutter kann da sehr „tough“ sein, was ihr Urteil über meine Filme betrifft. (lacht) „Mich interessiert: Was steckt hinter der schönen Fassade?“ Nun ist Werner Herzog ja kein Filmemacher, der seinen Schauspielern Wohlfühlzonen in irgendwelchen Studios einrichtet. Für „Fitzcarraldo“ ließ er einen Flussdampfer über einen Berg im peruanischen Dschungel ziehen. Es gibt Schauspieler, die ihn als „Größenwahnsinnigen“ und „Menschenverachter“ gescholten haben. Wie haben Sie Herzog in der Wüste erlebt? Es war ein Trip ins „Werner-Land“, so möchte ich das mal ausdrücken. (lacht) Als ich von den Dreharbeiten in die USA zurückkehrte, fühlte ich mich sehr seltsam. Ich war nicht mehr in Werner-Land, sondern zurück in der Realität. Daran musste ich mich erst mal wieder gewöhnen. Wir drehten mit einer kleinen Crew in der Wüste von Marokko. Es war die unglaublichste Erfahrung überhaupt. Manchmal fegten Sandstürme über uns hinweg, wir ritten auf Kamelen durch die Sanddünen. Ich habe das sehr genossen, denn ich habe die Wüste schon immer geliebt. Es kommt mir oft vor, als würde mich die Wüste rufen. NICOLE KIDMAN über ihre Interpretation von G r a c e K e l l y i m F i l m „G r a c e v o n M o n a c o “ tragen mussten. Vergewaltigungen sind immer noch eine Form der Kriegführung. Dagegen kämpfe ich. Was bringen diese Treffen mit Opfern? Zuerst einmal höre ich diesen Frauen zu. Viele haben zwar überlebt, aber ihre Gesichter, ihre Körper sind von Gewalttaten gezeichnet. Leider kommen immer wieder neue Leidensgeschichten dieser Art dazu. Nach mehr als zehn Jahren kämpfen wir immer noch dafür, dass Vergewaltigungen in Kriegen angemessen bestraft werden. Der britische Außenminister William Hague hat dieses Thema mit seiner Initiative zur Verhinderung von sexueller Gewalt in Konflikten so lange auf die Agenda gesetzt. Es gibt Anzeichen, dass es mit der Straflosigkeitskultur für Vergewaltiger in Kriegen nicht so weitergehen wird wie bisher. Aber meine Agenda bei den Vereinten Nationen ist weiter gefächert – es geht auch um die Stärkung von Frauenrechten im Allgemeinen, um Gleichberechtigung. Dieser Anspruch hat offenbar auch Auswirkungen auf die Wahl Ihrer Filmrollen. Lawrence von Arabien beispielsweise ist weltbekannt, die von Ihnen porträtierte Orient-Expertin Gertrude Bell aus dem Film mit Werner Herzog kennt dagegen kaum jemand. Ich weiß. Und das bricht mir das Herz, weil sie eine außergewöhnliche, mutige Frau war. Bell hatte als politische Beraterin und OrientExpertin beim britischen Geheimdienst Anfang des vorigen Jahrhunderts maßgeblichen Einfluss auf die Neugestaltung des Nahen Os- Klingt esoterisch. Das ist es gar nicht. Das hat mit einem Jugenderlebnis zu tun. Ich habe eine starke Verbindung zur Wüste, seit mich meine Mutter mal als 17-Jährige mit auf Reisen durch die Wüsten von Jordanien und Syrien genommen hat. Ich bin seitdem immer wieder in Wüsten zurückgekehrt. Viele Male. Stimmt es, dass Sie Ihre beiden Töchter mit zu den Dreharbeiten in die marokkanische Wüste genommen haben? Ja. Meine Mutter hatte mir das sogar noch ausdrücklich empfohlen. Keine Angst vor Skorpionen oder Schlangen? Nein. Die Zeit in der Wüste hat meinen Kin- dern gutgetan. So was erweitert den Horizont. Und es brachte mir meine Jugenderinnerungen zurück, von den Reisen mit meiner Mutter in die Wüste. Kann ich nur empfehlen. Sie scheinen ein Faible für das Nomadenleben zu haben, Sie reisen mit Ihren Kindern gelegentlich im Bandbus, wenn Sie Ihren Mann, den Country-Musiker Keith Urban, auf dessen Tourneen begleiten. Ja, ich liebe das Nomadenleben, mein Mann sowieso. Und unsere Kinder kennen es nicht anders. Wenn Sie nicht Filme drehen oder Ihren Mann auf Tournee begleiten, leben Sie mit Ihrer Familie abwechselnd in Nashville und in Australien. In Los Angeles sollen Sie nur ein Büro haben. Trotzdem sind Sie eine der einflussreichsten Schauspielerinnen Hollywoods. Wie machen Sie das? Ist die Distanz gut für Ihre Machtposition? Ich bin nicht wirklich Teil der Hollywood-Szene. In diesem System bin ich eher so eine Art Abtrünnige. Ich arbeite heute lieber mit Filmemachern, die in der Peripherie Hollywoods angesiedelt sind. Ich arbeite nur selten im Mainstream Hollywoods. Warum nicht? Weil ich das alles schon gemacht habe. I did it! Ich finde es erfüllender, mit Filmemachern zu arbeiten, die die Grenzen erweitern. Das entspricht eher meinem Naturell. Können Sie uns das noch näher beschreiben? Ich bin Australierin. Ich bin eher eine Querdenkerin. Ich habe eine andere Sicht auf die Dinge. Ich war nie Mainstream. Und werde es wohl nie sein. Sie haben mal scharf kritisiert, dass in der Filmbranche immer mehr kreative Entscheidungen von Marktforschern übernommen würden, die versuchen, in Testvorführungen den Massengeschmack herauszudeuten. Wie reagiert Ihre Zunft, wenn Sie so was sagen? Ich sage einfach, was ich denke. Ich finde: Es muss immer Leute wie Jim Jarmush geben, die an der Peripherie dafür kämpfen, dass weiterhin kreative Filme gemacht werden können. Seit es das Kino gibt, wird doch darüber diskutiert, was die Zutaten für einen erfolgreichen Film sind. Und keiner weiß es. Und das ist das Schöne an der Filmwelt: dass es diese Erfolgsformel nicht gibt. Nächtliches Telefonat: Um zwei Uhr morgens klingelte Nicole Kidman unseren Reporter aus dem Bett. Die Film-Grace greift auch gern zum Hörer Für Diven: „Ornella“ in Tobago von mykita.com Mit Farbverlauf: „Ruby“ von Filippa K. Leichtgewicht: Modell „OX1076 / S“ von oxydo.net Blauer Himmel-Garant: „SoloIst 4“ von Oliver Peoples Hippi-esk: „5008“ von Carrera. Gibt’s in sechs Farben Blau wie das von Yves Klein: „Sun 01“ von etniabarcelona.com on allen James-BondDarstellern steht er bis heute am meisten in dem Ruf, ein Dressman zu sein. Nun muss das nicht gegen Pierce Brosnan sprechen: Der Mann sieht einfach verdammt gut aus, ob als 007 oder in anderen Rollen. Eine modische Revolution verdankt die Serie um den britischen Superhelden dem gebürtigen Iren allerdings: Wo Sean Connery in Sachen Bekleidung auf die Mayfair-Größe Anthony Sinclair vertraute und Roger Moore sich für dessen Kollegen Douglas Hayward entschied, war Brosnan der erste Bond in italienischen Anzügen. Brioni schneiderte ihm Smoking und Co auf den Leib. 1995, als mit „Goldeneye“ der erste Brosnan-Bond herauskam, war das fast unvorstellbar. Inzwischen ist sein Nachfolger Daniel Craig von Brioni zum Amerikaner Tom Ford gewechselt. Und Brosnan spricht erstens nur noch selten über Bond – ein sympathischer Charakterzug, die Arbeit des Nächsten nicht zu bewerten –, zweitens stellt er seine Dressman-Qualitäten nun wieder in den Dienst eines ur-britischen Labels: Für Hackett interpretiert er den „Leading Man“, Terry O’Neill fotografierte (ja, das ist der mit Faye Dunaway am Pool nach der OscarNacht). Beim Interview präsentiert sich der 61-Jährige als Mann mit vollendeten Manieren. Er antwortet freundlich, am Ende bedankt er sich und verabschiedet sich mit einem perfekten deutschen „Auf Wiedersehen“. Abgefahren. So kann’s also auch laufen. Transparent: Sonnenbrille von Tory Burch Was für Männer: „Marvine“ von Smith Optics Mr Brosnan, Sie geben den „Leading Man“. Hat der sich verändert, seit Sie vor Jahrzehnten in die Filmbranche eingestiegen sind? Oberflächlich vielleicht, aber seine Essenz ist stets die gleiche geblieben. Der „Leading Man“ hat einen Charakter, dem man vertraut, dem man glaubt. Er ist der Mann, der einen sicher durch Abenteuer führt, die man von sich aus nicht eingegangen wäre. Runde Sache Kulleraugen! Eigentlich ja ein Niedlichkeitssignal. Aber wenn es um Brillen geht, haben sogar Menschen 40 Macht dank blauer Gläser gute Laune: „4252 S“ von Gucci Schwarz und blau? Passt genau. Von Calvin Klein über misterspex.de Kontrastreich: Sonnenbrille von Ralph Lauren Der Name ist Programm: „Round“ von Ray Ban Bi-Color: „Leonard 2“ von Illesteva. Über stylebop.com Ein Klassiker: die „PO 3091 SM“ von Persol Das Innere ist das Runde: „532 /S". Von Marc Jacobs GETTY IMAGES (6); MONTAGE ICON/KÜHNE-KOOTZ; Die hätte Jackie O. auch getragen. Von Tom Ford ZUSAMMENGESTELLT VONCAROLINE BÖRGER UND MIRA WIESINGER runde Gläser gern, die lieber für cool gehalten werden. Nun ist der Trend wieder da Was hat Sie dazu bewogen, so einen Mann speziell für Hackett darzustellen? Zunächst einmal liebe ich einfach Bekleidung. Und ich wohne traditionell in London in einem Hotel, in dem das Label einen Store hat. Ich bin da immer mal wieder reingegangen und habe ein paar Sachen in die Hand genommen. Sie fühlten sich gut gearbeitet an, elegant fand ich sie auch, und sie hatten immer den Vorteil, dass man sie sich leisten kann. Es gab also schon vor der Kampagne eine Beziehung. Über Jeremy Hackett persönlich brauchen wir ja eigentlich nicht zu reden. Das ist schon unglaublich, was dieser Mann für ein Imperium geschaffen hat. Dann leuchtete mir das Konzept sofort ein – und Terry O’Neills Arbeit habe ich immer bewundert. Man sagt, er arbeite beinahe wie ein Filmregisseur. Wie war es mit ihm? Wie es mit einem Mann ist, der ikonische Fotos von Größen wie Sean Connery gemacht und dabei nie seinen Sinn für Humor verloren hat. Dass er so viele Schauspieler inszenierte, hat sicher zu seinem besonderen Talent für provokative, unterhaltsame Kompositionen beigetragen. Ich hoffe, das merkt man – und die Kampagne spricht die Leute an. Die Winterkollektion war ja sehr von der Savile Row beeinflusst: Nadelstreifen, sand- MANN IM uhrförmige Schnitte, hohe Ärmel und Schultern. Was macht englische Schneiderei Ihrer Meinung nach aus? Das ist zuerst einmal die einzigartige Tradition, die bis ins Elisabethanische Zeitalter zurückgeht. Wenn man sich die Bilder der Könige ansieht – die Briten stehen am Ende eines kontinuierlichen Prozesses voller behutsamer Verbesserungen, der auf eine Frage zurückgeht: Wie formt man die menschliche Silhouette am besten? Und was speziell Savile Row betrifft: Es gibt ganz einfach weltweit keinen Ort wie diese Straße. Nirgendwo findet man eine derartige Konzentration von herausragenden Handwerkern wie dort, ihr Stil ist einzigartig britisch. Nichts verbindet Kraft, Eleganz und eine gewisse Lockerheit so wie die Maßanzüge der Schneider aus dieser Straße. ANZUG Welche Rolle spielt Hackett in der britischen Tradition? Savile Row muss man sich leisten können, Hackett steht einem breiteren Publikum offen. Auch junge Leute, die einen starken Auftritt haben wollen, können so Teil dieser Tradition werden. Das ist der Kern dieses Produkts. , t s n u K e Di schneidig en h e g u z n a r vo snan Pierce Bro g u tr d n o B en Als James r Hackett d ü f r e t ib g n ber Brioni. Nu Gespräch ü in E . “ n a ei „Leading M und die zw n te tä li a u q Führungs r itionen de d a r T n e ß gro neiderei Herrensch Sieht aus wie original vom englischen Maßschneider, ist aber Teil einer Kollektion: Pierce Brosnan zeigt, wie man in Hackett auf einem Rollfeld bleibende Erinnerungen hinterlässt Sie haben ja auch mal Brioni getragen, Sie kennen also die beiden großen Welten der Herrenschneiderei. Was unterscheidet einen italienischen Anzug von einem englischen? Ich weiß nicht, ob ich die Kompetenz habe, diese Frage zu beantworten. Vielleicht ist der italienische Look noch etwas sinnlicher und trägt seinen Flair etwas mehr nach außen? Die Briten sind also noch eher dem Understatement verhaftet? Nicht so offensichtlich elegant? Nein, so kann man das wohl auch nicht sagen. Beide Schulen haben ihre eigene Eleganz. Man kann sie wohl einfach nicht miteinander vergleichen. Gianni Campagna hat mich für „The Thomas Crown Affair“ angezogen, das war ein brillanter Look, sehr viel europäisches Flair. Brioni für James Bond war ein einziger Traum für mich. Diese Leute haben sehr viel für die Männer dieser Welt getan, ähnlich wie eben Hackett. Der Film, der am meisten mit Maßanzügen zu tun hatte, war für Sie „Der Schneider von Panama“ an der Seite von Geoffrey Rush. Haben Sie sich auf die Anprobe-Szenen speziell vorbereitet? Ich musste mich gar nicht so sehr vorbereiten. Alles, was mit der Schneiderei zusammenhing, war ja Geoffrey Rushs Sache. Ich habe aber zugesehen, wie er gemeinsam mit einem Schneider in Panama City seine Hausaufgaben erledigte. Also unter anderem, wie man einen Anzug mit Schneiderkreide auf den Stoff aufmalt oder Maße nimmt. Ich musste dann netterweise nur noch neben ihm stehen. (lacht) JEREMY HACKETT, GETTY IMAGES, MONTAGE: ICON/UECKER V ACCESSOIRES Sind Sie jemand, der gern zum Schneider geht? Oder finden Sie es bequemer, die Auswahl von der Stange zu haben? Oh, es gibt nichts, was sich mit einem Maßanzug vergleichen lässt. Ich hatte das große Glück, nun für einige vermessen worden zu sein. Neben einem Schneider zu stehen, der seine Arbeit genau auf Ihren Körper ausrichtet, das lässt sich kaum in Worte fassen. Am Ende verschwindet vielleicht sogar die ein oder andere Ecke, die Sie nicht so mögen. Ich habe alte Stücke, mit denen ich um die Welt geflogen bin, die ich immer noch gern anziehe. Man muss sie nur einmal aufbügeln und sie sehen großartig aus. Gibt es etwas, worauf Sie beim Anzugkauf besonders achten? Zuerst auf die Farbe und die Textur des Stoffs. Da gibt es schon so viele Möglichkeiten. Und guter Stoff lässt sich erfühlen. Dinge wie funktionierende Knopflöcher am Ärmel sind natürlich auch sehr schön, sie machen den Anzug praktisch. Glauben Sie an Styling-Geheimnisse? Ich kann nur raten: Achten Sie darauf, Sie selbst zu sein. Ziehen Sie nichts an, in dem Sie sich nicht wohlfühlen. Jeremy Hackett hat einmal gesagt, dass ein Mann nie Krawatte und Einstecktuch zusammen anziehen solle, das sehe schnell überladen aus. Sehen Sie das auch so? Ehrlich gesagt verstehe ich das nicht. Ein so eleganter Mann wie er kann das doch problemlos zusammen tragen. Ich liebe beides. Wenn Sie ein eigenes Label hätten, wie sähe das aus? Casual. Viel Jeans, Sweatshirts, Wildleder-Loafers. Aber keine Sorge – ich bin für ein eigenes Label viel zu oft an Filmsets unterwegs. Philip Cassier CHARITY FENDI Angemalt: Model Cara Delevingne beim Entwerfen ihrer Peekaboo y b e mad o o b a k e e ne P g n i v e ra Del Kuckuck! Zur Eröffnung der Ca Adele Hadid Zaha ie Harris Naom Hall Jerry eth Paltrow Gwyngia sMay Geor er..... Jagg by Ad ele neuen Boutique in London bat AMERICAN BEAUTY. DIE ANGESAGTESTEN STYLES UND FASHION-TRENDS AUS KALIFORNIEN. IN DER NEUEN ELLE. JETZT IM HANDEL. www.elle.de ge Ja g aM ay b y Je DER WAHRE STIL. b y Za ha Ha d i d ie H arr Na om P ow by Gw th is gi by e yn tr al or O Ob eine Show auf der Chinesischen Mauer, fröhlich bunte Pelzmonster in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten oder kleine Drohnen, die über den Catwalk kreisen – die Philosophie des italienischen Modehauses Fendi heißt „Nothing is impossible“, und die wird mit viel Humor sehr ernst genommen. Silvia Venturini Fendi, die seit 1992 Kreativdirektorin der Accessoires ist, musste also nicht lange nachdenken, als sie nach einem Motto für ihr aktuelles Projekt suchte. Um die neue Boutique in der Londoner New Bond Street im feinen Mayfair zu feiern, bat sie zehn britische Stilikonen eine persönliche Version der „Peekaboo“-Tasche zu entwerfen. Der Arbeitstitel: „Nichts ist unmöglich“. Die Peekaboo wurde erstmals 2008 gezeigt und ist inzwischen ein oft kopierter Klassiker. Inspiriert ist sie vom „Kuckuck“Spiel, das Kinder so lieben: Hände vor die Augen halten, Hände wieder wegziehen, Kuckuck! Ähnlich funktioniert auch die Tasche. Öffnet man eine Schnalle, erscheint eine kleine Besonderheit. Ein anderes Leder zum Bei- Ge Peekaboo-Tasche zu entwerfen spiel oder aufgemalte Augen. Für das „Peekaboo Projekt“ sind nun zehn unterschiedliche Einzelstücke entstanden. Model Cara Delevingne zum Beispiel schrieb in großen bunten Buchstaben „Super Woman“ auf ihre Tasche, die Schauspielerin Gwyneth Paltrow entwarf ein Modell aus weißem Krokodilleder, die Sängerin Adele klebte Lackwimpern und -zähne auf bordeauxrotes Leder. Auch die Schauspielerin Naomie Harris, Model Jerry Hall und ihre Tochter Georgia May Jagger, die Architektin Zaha Hadid, die Modeillustratorin Tanya Ling und die Journalistin Kate Adie entwarfen eine Peekaboo. „Ich wollte mit Frauen zusammenarbeiten, die Ikonen auf ihrem Gebiet sind“, sagt Silvia Venturini Fendi. Direkt kaufen kann man die zehn Taschen nicht: Sie werden bis zum 30. Mai auf fendi.com versteigert. Der Erlös geht an die Wohltätigkeitsorganisation Kids Company, die sich seit 1996 um traumatisierte Kinder in London und Bristol kümmert. Wem die Einzelstücke nicht gefallen, kann im neuen Store übrigens auch ein eigenes Modell entwerfen. Ganz nach dem Motto: Nichts ist unmöglich. LS by persönliche Version der r Fendi zehn Stilikonen, ihre 43 rry H all T CH LI H SC EI D N U CH FA N „Eleganz heißt nicht, ins Auge zu fallen, sondern im Gedächtnis zu bleiben”, philosophierte Giorgio Armani. In diesem Sinne: Mode in ruhigen Farben, klaren Schnitten, sportlicher Attitüde Fotograf: Agata Pospieszynska c/o AFphoto. Produktion und Styling: Mimi Hocke c/o www.mimihocke.com. Haare und Make-up: Rachid Tahar. Mit Produkten von Giorgio Armani c/o Freelancer Artist Agency. Model: Evelin Mauricius c/o Elite Milano L ICHAE OCK: M I. R . O R T BU VO N E BARA J AC K E E: B A R E UND H K U C H A C J S LERO O KO R S. B INS : A E SEIT S CO P LINKE ON LE V E S O HÜFTH 45 V V 46 ROCK AUS SEIDENORGANZA (ALS KLEID GETRAGEN) VON CHANEL. RECHTE SEITE: WADENLANGES KLEID VON JIL SANDER 47 r ON R E N V É. FIGU R R N E E F T . N CO TICK A S R E ARNI F G M AUF GIAN LEINEN: : T I L E M T R SE ER US N B LU R I . G Ü E H O S E A O R S. S I L B K S E I D E A I N CO N T EN L L E R A A E H M A N D R E L I E R T E P VO N M I C M O U S T A R A R E H G D C TS : L E S E: R O R EC H E N D E H O Z GLÄN pu 49 MODE UNTERWEGS Boots are made for shopping In Texas wurde Coco Chanel nach ihrem Comeback 1957 geliebt wie nie daheim. Karl Lagerfeld bedankt sich nun mit einer Kollektion chänälll“. Man kann den berühmten Namen offenbar auch schnauben. Willkommen in der Heimat von Cowboy und Prärie. Willkommen in Dallas. Einmal im Jahr zelebriert das Modehaus mit der Kollektion „Métiers d’Art“ jene traditionsreichen Handwerkskünste, derer es zur Fertigung der Haute Couture bedarf, und diese besondere „Prefall“-Kollektion wird stets an Orten gezeigt, zu denen Mademoiselle eine Beziehung hatte. Nun kommt also „Paris-Dallas“ in die Boutiquen. Zur Präsentation hatte Karl Lagerfeld im vergangenen Dezember zur großen Show nach Texas gebeten. Zu Ehren der Stadt, die Coco Chanel mit Standing Ovations aufnahm, als sie sich besonders einsam fühlte. 1954 war sie nach 14 Jahren Auszeit zurückgekehrt auf die Modebühne, sie hatte sich vom „korsettartigen“ New Look von Christian Dior provoziert gefühlt, doch die Franzosen wiederum reagierten mit Ablehnung auf ihre legeren Jersey- und Tweed-Entwürfe: Sie sei „altmodisch“, hörte Chanel die Gäste maulen, als sie bei der Show wie stets versteckt auf der verspiegelten Wendeltreppe in ihrem Atelier in der Rue Cambon saß. Allein die Amerikaner, allen voran die Freundin und damalige „Vogue“-Chefin Bettina Ballard, jubelten und der Siegeszug des berühmten Chanel-Kostüms nahm seinen Anfang. „An easy les- S son“ war ein Artikel in der März-Ausgabe der „Vogue“ 1954 überschrieben. Drei Jahre später trug Stanley Marcus, Sohn des Gründers des Luxuskaufhauses Neiman Marcus, der inzwischen 74-jährigen Chanel seinen renommierten Modepreis an. Sie nahm an, unter der Bedingung, dass sie allein geehrt würde. Ihre Ankunft in Dallas läutete eine 14-tägige Verkaufspräsentation im Departmentstore mit dem Titel „Frankreich in Texas“ ein. Mit Chanel waren nicht nur 125 weitere französische Gäste gekommen, es war das erste Mal überhaupt, dass ein ausländisches Flugzeug in Dallas landete! „Women’s Wear Daily“ berichtete groß über die Outfits, die die Modeschöpferin auf der Reise trug, Mademoiselle konnte in der Begeisterung förmlich baden, die ihr in Texas entgegenschwappte. 56 Jahre später fragt der Fahrer, ein Mexikaner aus Houston, der mich in einer Limousine mit Chanel-Aufkleber am Flughafen abholt, was Chanel mache. Ich erkläre es ihm. Er antwortet: „Ah, meine Mutter hatte so eine Parfum-Flasche im Bad. Sie hütete sie.“ Ähnliches werde ich noch häufiger hören in diesen zwei Tagen in Dallas. Die Frauen am Abend der Show allerdings hüten offensichtlich Chanels gesamtes Sortiment. Wie so oft bei solchen Events und wie man es natürlich gerade im ölreichen Texas erwartet, wird gezeigt, was eine ordentliche Kreditkarte vermag. Und man kann auch besichtigen, dass sich ein erfolgreiches Modehaus nicht zu fein dafür ist, modische Tweed-Modelle auch mal in XX-Large anzufertigen. Männer in bodenlangen Nerzmänteln plaudern mit Frauen, für deren Ringe zehn Finger eigentlich zu knapp bemessen sind. Viel Haarspray war im Einsatz, Botox ging auch gut. Das Klischee dankt. Aber auch viele schöne junge Frauen sind zu bewundern, der It-Girl-Wettbewerb ist hart in diesen vermögenden Kreisen, die George W. Bush einst zum Sieg verhalfen und ihn wohl wieder wählen würden. Ich weiß auch nicht, warum mir plötzlich einfällt, dass in keinem US-Staat so oft die Todesstrafe verhängt wird wie in Texas. Doch offenkundig wird hier auch hart gearbeitet und stolz gelebt. Cathy Horyn, jüngst zurückgetretene Modeexpertin der „New York Times“, wird später John Steinbeck („Travels with Charley“) zitieren: „Reich, arm, Panhandle (Anm. d. Red.: die konservativste Region der USA), Golf, Stadt, Land, Texas ist die Obsession, die Studie, der passionierte Besitz aller Texaner.“ Das Publikum, auf das sich die Voyeurin in mir so gefreut hatte, tritt nun schnell in den Hintergrund. Zu „Wow“ ist das Setting, das Chanel in den Art-déco-Messehallen im Fair Park errichtet hat. Treten Sie ein in die 50erJahre! Willkommen im Autokino. In der riesigen Halle stehen die tollsten Oldtimer, in einem sitzt bestimmt Elvis und in dem Truck dort vielleicht Little John auf dem Weg zur Kleinen Farm. Ein Eisverkäufer radelt umher, gereicht werden Popcorn, „Pretzels“ mit Senf (pöh), dazu gibt’s „frittierten Bulle“ mit Dip, wenn ich das richtig verstanden habe, Softdrinks und Milk Duds, die noch jede Plombe lösen. Nein, Champagner und Weißwein ha- Chanel zelebrierte seine Kollektion „Métiers d’Art“, die nun in die Geschäfte kommt, mit einer Show in Texas. Einschließlich Bullenreiten (mechanisch), Saloon-Party und Autokino. Das Gesicht zur Kampagne ist die Schauspielerin Kristen Stewart (mit Zopffrisur), fotografiert von Karl Lagerfeld (der Schatten im Bild oben). Die Models trugen „Haar“-Schleife ben sie nicht. Das wär nicht stilecht. Die Musik wechselt zwischen Rock ’n’ Roll und französischen Chansons. Dakota Fanning mit kunstvollen Haarschnecken und einem Seidenkleid aus der Haute-Couture-Kollektion lässt sich bereitwillig fotografieren. Kristen Stewart huscht heran, um Karl Lagerfeld zu begrüßen, der schon mal in der Nähe „seiner“ Limousine steht. Die aparte Miss Stewart, in beiger Lederhose und mit um die Hüfte geschlungenem Pulli, wird das Gesicht für die Paris-Dallas-Werbung werden. Sie wirkt scheu, hat diesen leicht mauligen Zug um den Mund, aber eine angenehme Art, ohne Plattitüden zu sprechen. Und ja, sie ist stolz darauf, dass Lagerfeld sie ausgesucht hat für die Kampagne, die sie mit ungewohnter Flechtfrisur zeigen wird. Die wohl nicht zufällig an die gezopfte Mähne von Pferden erinnert, wenn sie für Turniere zurechtgemacht werden. „Diese Kollektion ähnelt mir“, sagt Miss Stewart nach dem Shooting in Lagerfelds Studio 7L in Paris. Schließlich seien die Modelle „amüsant, wild und unglaublich cool“. Man darf auch ihren Humor in diesem Satz lesen. Der Lieblingslook der Schauspielerin ist ein langes schwarzes, mit Sternen besticktes Tüllkleid. Vom Maestro, die beiden kennen sich seit 2007, schwärmt sie: „Er gehört zu den echten Künstlern, die sich entschieden haben, das zu machen was sie lieben, für die das, was sie tun, lebenswichtig ist. Er ist einfach wunderbar.“ Umgekehrt lautet das ultimative Lob des Designers: „Die ist gut, nicht.“ In Dallas ist auch Geraldine Chaplin dabei. Auch sie kannte vor allem das Parfum und Karl Lagerfeld vor dem Abend nur aus der Ferne. „Ich weiß nichts von Mode, ich weiß nichts von Chanel, aber den Maestro habe ich immer bewundert. Im Fernsehen“, erzählt sie mit großen Augen und der Unbefangenheit einer attraktiven Frau über 70. „Ich fand ihn immer unterhaltsam, böse und smart. Meine Schwester Victoria und ich sind Fans, und immer wenn er im Fernsehen auftaucht, rufen wir uns: ,Guck mal, da ist er!‘“ Und so nahm sie es nur als Witz, als ihre Nichte sie ansprach, ob sie nicht Chanel spielen wolle in einem Film von Lagerfeld. „Ja, ja, sicherlich“, habe sie amüsiert geantwortet. Und dann stellte sich heraus: Es war kein Witz. Geraldine Chaplin spielt nicht, sie verkörpert Coco Chanel in dem 30-Minuten-Streifen „The Return“, den wir aus gut gepolsterten Autositzen verfolgen. Der Film spielt in jener Phase, in der Chanel ihr Comeback plant, es durchzieht, fast daran zerbricht und schließlich wegen der Amerikaner noch einmal – erfolgreich – kämpft. Er zeigt aber auch die Einsamkeit hinter der strengen verqualmten Fassade der fragilen Modeschöpferin. Derart stimuliert geht es in die nächste Halle, für den kurzen Weg durch Eiseskälte wird fürsorglich texanischer Tee (Hauptbestandteil Whisky) gereicht, und schon findet man sich in einer Rodeo-Scheunen-Kulisse wieder. Holzboden mit Strohresten, Holzbänke hinter Sicherheitswänden und in luftiger Höhe bläst ein Cowboy mit Stetson unermüdlich Lagerfeuersongs auf der Mundharmonika. ANNE COMBAZ (8); CHANEL/KALR LAGERFELD (4) Die Kollektion huldigt, naheliegend, dem Western-Lifestyle. Lagerfeld hatte die romantisierten guten alten Zeiten im Sinn, „die noch vor dem Bürgerkrieg“. Damals ging es zwar mehr ums Überleben als ums Stylen, aber Dresscodes gab es auch und sie sind dank Hollywood-Western ja durchaus vertraut. Lagerfeld legte den Texas-forever-Look und den von Chanel übereinander, ohne dass der eine dem anderen den Auftritt streitig machte. Der Stetson kommt also in chanelliger Strohhuthöhe daher, aber mit Krempe, die Cowboyboots als schwarze Stiefel mit ziselierter Spitze, der Tweed in Farmersfrau-Silhouette; die Röcke sind wadenlang, gern aus Jeansstoff, die Männer (nein, eine eigene Kollektion für sie will Lagerfeld weiterhin nicht machen) treten als Sheriffs oder Lonesome Ranger auf. Die Stoffe und die großen Schals erinnern an die Indianer-Kultur, viele Models tragen eine große Feder, lässig in den Zopf gesteckt, der mit einer „Haar“-Schleife gehalten wird, und zum Ende des Defilees kommt die Braut mit einem „Schleier“ aus weißem, bodenlangem Federschmuck. Als alle wieder backstage sind, schreitet KL allein durch die riesige Halle, verneigt sich vor dem Applaus, dreht sich langsam hin zu dem großen Tor, für einen Moment verharrte alles, dann schwingt es auf und einer Stampede gleich stürmrn alle Models heraus. Yippie! Schließlich geht es weiter in den Saloon. Showtime, Drinks, Girls, Billard mit Kristen Stewart. Yeah, that’s Schänälll! Inga Griese 51 STILIST SPORTSFREUNDE Weißer Moschus, Benzoeharz, Karam ell und Zitrusfrüc und blumig. Bewo hte – „Candy Flor rben wird es von de ale“ von Prada du r gern etwas gehe durch Kinofilme wi ftet frisch im nisvollen schönen e „Midnight in Pa Französin Léa Se ris“ und „Blau ist ydoux, die eine warme Farbe“ bekannt wurde. HIER KOMMEN UNSERE KOSMETIKEXPERTEN ZU WORT PUIG/MARC REGAS Durch die Blume Noch bleibt etwas Zeit bis zum Sommer. Was neben einem passenden Outfit, dem richtigen Vor-Badehosen-KörperFitnessprogramm und der Urlaubsplanung noch zur Vorbereitung gehört? Natürlich ein frischer, belebender Duft. Wenn Mann auf sein klassisches Lieblingsparfüm auch bei wärmeren Temperaturen nicht verzichten mag, greift er im Sommer häufig zu den „Sport“-Varianten wie etwa zu „Allure Homme Sport“ von Chanel. Diese haben meist eine frischere und spritzigere Note, tragen den Charakter ihres Originals dennoch weiter. Neu und empfehlenswert sind nun gleich vier Neuheiten. Die Sport-Kollektion der spanischen Luxusmarke Loewe wurde von vier spanischen GentlemanSportarten (Rudern, Bogenschießen, Rollhockey, Cesta Punta) inspiriert. Na dann ... Mark Dommaschk Junior-Chef der „Königsparfümerie“ in Dresden PLATZSCHÖNHEIT Große (Duft-)Welle: Der America’s Cup ist quasi die Champions League der Segler. Rasant geht es dabei zu, und auch Prada segelt mit seinem „Luna Rossa“-Team seit 1997 bei der ältesten Regatta der Welt mit. Kaum verwunderlich, dass es auch ein gleichnamiges Parfum gibt. Wie es duftet? Bitter-frisch und belebend. Trophäe: „So sehen Sieger aus“ ist nicht mehr. Der neueste Schlachtruf begeisterter Sportfans könnte „So duften Sieger“ lauten. Denn Modeschöpfer Paco Rabanne entwickelte gemeinsam mit Parfümeurin Véronique Nyberg das Eau de Toilette „Invictus“ (der „Unbesiegbare“) und dazu einen Flakon in Pokalform. Adrenalin-Spritzer: Wann der Mann ein Mann ist? Heutzutage gilt keine Kategorisierung mehr, er kann gleichzeitig ein Chauvi und doch sensibel sein. Zumindest wenn es nach den Parfümeuren von Yves Saint Laurent geht, die für diesen Sommer mit „L’Homme Sport“ eine (frischere) Abwandlung des Originals von 2006 kreiert haben. Sportsgeist: Auch wenn der neueste Duft der Familie kein „Sport“ im Namen trägt, passt er in diese Reihe. Denn das limitierte „Boss Bottled Unlimited“ hat mit Fußballnationalspieler Mario Gómez einen äußerst sportlichen Botschafter und duftet energiespendend nach Minze, Grapefruit und Holznoten. Beim Sporttreiben geht es uns Frauen nicht nur darum, eine gute Figur zu machen, auch das Gesicht sollte noch hübsch und keinesfalls verschwitzt aussehen. Nein, es ist nicht unsportlich, etwas Make-up auf dem Golfoder Tennisplatz zu tragen. Eine kleine Anleitung: Sonnenschutz ist ein Muss und in Kombination mit einer getönten Tagescreme unschlagbar. Mein Favorit: die „UV Protective Compact Foundation SPF 30“ von Shiseido (in vier Farben). Sie mattiert und zaubert einen ebenmäßigen Teint. Auf Rouge sollte verzichtet werden, wasserfeste Mascara eignet sich perfekt und auf die Lippen tragen Sie am besten einen sanft schimmernden Lippenstift wie aus der „Rouge Coco Shine“-Serie von Chanel auf. Und das Spiel ist so gut wie gewonnen ... 54 ANNE BRAND Mechthild Hölscher Geschäftsführerin der „Lena Parfümerie" in Gronau MARKENGESCHICHTE Die Vor genau zehn Jahren entwickelte Clarins mit „Multi Intense“ eine Pflegelinie, die für Frauen ab 50 Jahren gedacht war. 2014 wurden die Cremes der Serie „Haute Exigence Jour Multi-Intensive“ in drei Varianten neu aufgelegt. Hinzu kam der „Haronga“-Extrakt (aus den Blättern des gleichnamigen Baumes aus Madagaskar) der die Haut aufpolstern soll. SS t Neu! l ing e SUSANNE KAUFMANN PSS Fabulöse Fünfzig Motto des Konzepts: So wie man in einem klaren Bach bis auf den Grund sieht, sollen auch die Produkte von Susanne Kaufmann sein Sonnenkönigin Seifenoper Glückwunsch! Der Klassiker unter den Sonnenpudern wird in diesem Jahr Dreißig und Guerlain hat für ihr Geburtstags-„Terracotta“ eigens eine hübsche Puderdose aus dunklem Holz kreiert (limitiert!). Im Innern verbirgt sich dann der Bronzer- und Rouge-Mix. Tipp: am besten mit der „3-Form-Methode“ aufgetragen. Bedeutet: „Malen“ Sie auf jeder Gesichtshälfte mit dem Pinsel eine „3“, von der Stirn zur Wange und von dort zum Kinn und dann am Hals entlang nach unten. Voilà. S Quadratisch gut Gut, dies ist die Seite für Pflege-, Kosmetik- und Duftneuheiten. Aber warum nicht mal eine Seife vorstellen, das Beauty-Produkt, das im Alltag wohl am häufigsten Verwendung findet? Eben. Empfehlenswert sind die wohlduftenden Seifen von „Eau d’Italie“, einer kleinen Marke aus dem malerischen Portofino (die Besitzer betreiben auch das FünfSterne-Hotel „La Sirenuse“). Pomegranate & Freesia duftet wie der Name verrät: nach Granatapfel und Freesien. Über ausliebezumduft.de Nicolas Degennes, Art Director für Make-up und Farben bei Givenchy, hat 2014 das „Jahr des Puders“ ausgerufen und dem Haus-Klassiker, dem „Prisme Libre“, gleich eine Verjüngungskur verpasst. Der lose Puder mit den vier Farben in einer Dose soll nun mit technologisch atomisierten Pigmenten die Haut noch ebener wirken lassen. Einfach Deckel öffnen, Schatulle umdrehen, dabei die darauf liegende Puderquaste gut festhalten, auftragen. Fertig. Bye-bye Winkearm Schrubbi-dubi-du Gegen Falten im Gesicht cremen wir täglich an. Aber nicht nur dort gibt die Haut im Laufe der Jahre der Schwerkraft nach, sondern, ja, auch am Körper. Darum hat die französische Apothekenmarke Lierac (1975 von einem Arzt gegründet) nun „Body Lift-Expert“ entwickelt. Quasi eine Anti-Aging-Körpercreme, die besonders an den Spannkraft-losen „Zonen“ (also an den Innenseiten der Oberarme- und Schenkel, und auch am Bauch) verwendet werden sollte. Am besten morgens und abends. Die Gartenmöbel sind schon gekärchert? Das Auto blitzt? Nur die Haut geriet ob des ganzen Frühlings-PutzProgramms etwas in Vergessenheit, obwohl sich auf ihr tausende von abgestorbenen Hautschuppen angesammelt haben. Der Hau(p)tgrund für müdes, fahles Aussehen. Origins schafft ab Juni Abhilfe: Das „GinZing Refreshing Scrub Cleanser“-Reinigungsgel soll mit feinen Perlen Schmutz und Schüppchen entfernen und so für einen Strahle-Teint sorgen. ZUSAMMENGESTELLT VON CAROLINE BÖRGER 56 In einem kleinen Ort im Bregenzer Wald wächst Susanne Kaufmann nimmt’s sportlich. Seit ein paar Tagen führt das Londoner Fashion-Online-Portal Net-a-Porter ihre Kosmetik, und die Chefin gibt zu: „Die Resonanz hat uns überrascht“. Und so herrscht momentan auch in einer kleinen, ursprünglichen Manufaktur in einem abgelegenen Tal am Vorarlberg, nun ja, Wettbewerbsstimmung. Denn dort im Bregenzerwald wird jede Creme, jedes Öl hergestellt, jedes Fläschchen, jeder Glastiegel befüllt, versiegelt und verpackt – vieles von Hand. Mit wenigen Produkten für ihr Spa im eigenen Hotel „Post“ gestartet, wächst „Susanne Kaufmann organic treats“ nun rekordverdächtig: 60 Verkaufsstätten, behutsam in zehn Jahren nach und nach aufgenommen, orderten bisher die mittlerweile 60 verschiedenen Produkte. Und nun Net-a-Porter. Da muss Tokios größtes Kaufhaus, das schon lange mitspielen will, doch noch ein wenig auf den Einsatz warten. Die Mischung aus Tradition und Moderne bei reduziertem Design steht als Leitmotiv nicht nur über der Kosmetik. Es beginnt bei der Familie, die seit Jahrhunderten im Bregenzerwald lebt. Bio muss hier nirgends draufstehen, hier wird es gelebt: Heute ziehen die Milchbauern in alter Tradition noch mit ihrem Vieh im Frühjahr auf das Vorsäss und im Sommer auf die Alpe. Kräutertee wird nicht gekauft, sondern gesammelt und Häuser werden aus Bregenzerwälder Holz vom Zimmermann gebaut. Genau wie das Hotel „Post“, mittendrin im Örtchen Bezau, seit 1850. Fünf Generationen prägten das Haus. Susannes Ur-Großvater betrieb das erste kaiserlich-königliche Postfuhramt von Bezau, ihr Vater Leopold wegweisende Architektur, inklusive des Umbaus der „Alten Post“, dem Gasthof seiner Frau Rosemarie. alles, was man für effektive Spa-Anwendungen braucht. Susanne Opalka schaute bei ihrer Vornamensvetterin Susanne Kaufmann vorbei Als die vor 20 Jahren viel zu früh verstarb, übernahm Tochter Susanne – mit 23 Jahren. Schritt für Schritt veränderte sie das Haus, ließ mit Bedacht um- und anbauen, erdachte mit Bruder Oskar Leo Kaufmann auch das dreistöckige puristische Badehaus und entwickelte dabei ihre Handschrift. Was im Innern ein gemischtes Doppel ergab, aus Bauernmöbeln aus dem 18. Jahrhundert und selbst entworfenen Stücken, die jede Vitra-Ausstellung schmücken würden. Dass mit dem Familiensilber auch Gastfreundschaft vererbt wurde, spürt jeder beim ersten Schritt ins Vier-SterneHotel. Im Dirndl und auf den roten Sohlen der High-Heel-Hoheit Christian Louboutin begrüßt die Chefin, wenn es sich irgendwie ausgeht, ihre Gäste selbst. Sie liebt die Modelle des Franzosen und legt lässig den täglichen Marathon eines Hotelbetriebs darauf hin. Großmutter Irma verdankt sie das Wissen um die heimischen Kräuter. Als kleines Mädchen half sie ihr Heilpflanzen zu sammeln, Arnikaschnaps und Ringelblumensalbe herzustellen. Logisch also, dass die Kosmetik für ihr Spa aus alpinen Heilpflanzen bestehen sollte. Wozu asiatische Algen oder afrikanische Kräuter, wenn die Zutaten vor der Haustür wachsen? Wozu exotische Kräuter, wenn die Zutaten vor der Haustür wachsen? (Back-)Stage Beauty Noch nie etwas von der Make-up-Artistin Sunday Riley gehört? Willkommen im Club. Die Texanerin, die ihre gleichnamige Marke 2009 lancierte, lässt ihre Produkte sprechen, die etwa während der Schauen von Stella McCartney zum Pre-Make-up-Programm der Models gehören. Ihr Motto? Die Haut soll strahlen. Das neueste Mitglied ihrer AntiAging-Produktfamilie ist „Isis“. Das Öl aus dreierlei Rosen soll Feuchtigkeit spenden. Über niche-beauty.com Unsere liebste Regionalschönheit Und so wandern seit 2003 Kamille, Salbei, Hagebutte, Efeu, Weideröschen und Schafgarbe in die Glastöpfchen. Auf synthetische Konservierungsmittel, künstliche Farb- und Duftstoffe, um nur Einiges zu nennen, was bei Puristen auf der roten Liste steht, wird verzichtet. Ein neues „Detox Öl Peeling“ und eine „Anti Cellulite Creme“ verstärken jetzt das Team der Entgiftungskur. Wie immer entstanden aus den erprobten Behandlungen im Spa. Seit neuestem wird Programm (wie TCM, Akupunktur, Power Yoga) auch um eine Open-AirBewegung bereichert: nämlich das traditionelle Fliegenfischen. Eine baldige Reise an die Quelle ist schon deshalb anzuraten, weil im Juni ein Einsteigerkurs und außerdem die weltberühmten Bregenzer Festspiele stattfinden. Man könnte aber bei einem Berlin-Trip die Aufwärmphase einläuten. Das erste externe „Susanne Kaufmannn Spa“ ist in „Das Stue“ am Tiergarten umgezogen. Da schließt sich ein Kreis: Auch hier erlebt man die Kombination aus Design und Geschichte, die herzliche Gastfreundschaft in familiärem Ambiente beim Ausblick auf Flora und Fauna. Manchmal nicht ganz so einheimisch. Von manchem „Stue“-Zimmerfenster aus sieht man Strauße in ihrem ZooSandpool liegen. Übrigens: Das Vogellogo ziert Susanne Kaufmanns Linie ihrem Mann Alfred Vogel zuliebe. Den Jazz-Musiker und seine Band buchte sie vor 14 Jahren für einen Auftritt im Hotel. Vogel wollte danach nach New York weiter ziehen. Er sah’s romantisch und blieb. 57 Feuer und Flamme für Versailles Düfte haben die Macht, uns zu transportieren, sagt Elisabeth de Feydeau. Ihre Duftkerzen erzählen von Frankreichs königlicher Vergangenheit. Mira Wiesinger ging auf Zeitreise Montags riecht es immer am besten. Frühmorgens, wenn das Wachs nach traditioneller Rezeptur gerade frisch auf die Holzböden gebracht worden ist. „Für mich ist es ein luxuriöser, ganz intimer Duft“, sagt Elisabeth de Feydeau, für die das Schloss von Versailles beinahe ein zweites Zuhause geworden ist. Die Historikerin und Duftexpertin kennt hier fast jeden Winkel. Denn, und das ist eine besondere Ehre, ihr wurde für Forschungszwecke über Jahre hinweg Zutritt zu den Privatgemächern Marie Antoinettes gewährt. Und die sind ganz anders als das, was man als normaler Besucher im Schloss zu sehen bekommt. Klein, bescheiden, verwinkelt. Wenig Prunk, wenig Gold und wenig komfortabel. Und doch, das weiß de Feydeau, soll sich die Königin gerade hier besonders wohlgefühlt haben. Auch weil man die kleineren Räume wesentlich besser heizen konnte als die repräsentativen. Aber vor allem, weil die Königin das Protokoll des Speisens nicht schätzte und lieber in einem kleineren Zimmer aß. Ebenfalls soll sie täglich mehrere Stunden in ihrem Badezimmer verbracht haben. Der „Chef du Protocole“ öffnet den Raum mit einem revolvergroßen Schlüssel. „C’est Versailles“, sagt er ernst, lässt den Schlüssel wieder in die Tasche gleiten und uns eintreten, in ein Badezimmer, das man getrost als ein frühes Spa bezeichnen darf. Neben einer Badewanne steht ein Tisch, an dem frisiert, geschminkt und heiße Schokolade serviert wurde. Außerdem ein Bett. Ganz recht, im 18. Jahrhundert hielt man das Baden nämlich für gefährlich. Deshalb hielt man die Königin an, sich nach ihrem Bad auszuruhen, sodass sich die Organe wieder „ordneten“. Man glaubte, Wasser würde durch die Poren der Haut in den Körper eindringen und dort Schaden anrichten. Deshalb bevorzugte man in Frankreich die Trockenreinigung mit Puder oder, wie man sie bis heute scherzhaft nennt, die „französische Dusche“ – die Benutzung eines alles übertünchenden Parfums. Die Pflegerituale der Königin, wie Marie Antoinette sie aus ihrer Heimat Österreich kannte, fand man am Hof merkwürdig, bizarr, ja anrüchig. Marie Antoinette war die einzige Person am Hof, der eine Toilette mit Wasserspülung zur Verfügung stand. Modern wirkt der Sitz aus glänzendem Mahagoniholz mit Klappen, unter denen Papier zu finden war. Die Exkremente der übrigen Menschen im Schloss wurden einfach aus den Fenstern gekippt. „Es muss bestialisch gestunken haben in Versailles“, erzählt de Feydeau. Das sei der Grund gewesen, weshalb man im Schloss niemals die Fenster öffnete. Man schützte sich so vor Krankheiten und üblen Gerüchen. Es war ebenfalls der Grund, weshalb gerade hier die Kunst der Parfümerie, ein olfaktorisches Design perfektioniert wurde. Und das fing in den Gärten an, in denen man frisch duftenden Jasmin und Buchs pflanzte. In den Innenräumen platzierte man Bouquets aus weißen Blumen, aus den Blütenblättern älterer Sträuße fertigte man sogenannte Potpourris. Auch mit Duftölen wurde hantiert, eine Art Aromatherapie, mit Inhaltsstoffen, die sich positiv auf den menschlichen Körper auswirken sollten. Weihrauch, der in Kirchen und Tempeln zunächst nur aufgrund seiner antiseptischen Wirkung eingesetzt wurde (erst später erkannte man sein hypnotisches Potenzial), benutzte man im Schloss ebenfalls. Überall an den Wänden findet man hier Vorrichtungen für Duftöle und Räucherwerk. „Heute kann man sich an den alten Rezepturen erfreuen, ganz ohne die schlechten Gerüche“, sagt die 45-Jährige, die sich schon früh für Düfte interessierte. Als Kind verbrachte sie viel Zeit mit ihrer Großmutter, die gebürtige Tunesierin war. In ihrer Gegenwart habe es immer ganz besondere Gerüche gegeben. „Wenn sie kochte, was sie mit exotischen Zutaten wie Orangenwasser oder Jasminblüten tat, dann schnupperte sie an den Töpfen, anstatt das Essen zu probieren“, erzählt de Feydeau. Ganz genau erinnert sich die Französin auch an ihr erstes Parfum. „Als ich 16 war, wollte meine Mutter mir ein eigenes schenken. Die Verkäuferin zeigte mir Düfte für Mädchen, die mich allesamt nicht interessierten.“ Stattdessen fand sie Gefallen an „L’Heure Bleue“, einem Klassiker von Guerlain. Denn es löste bei ihr exakt die gleiche Emotion aus, wie Musik es bei ihr tat: Seit sie fünf Jahre alt war, spielte sie Klavier. „Und wenn mir etwas gefällt, möchte ich alles darüber wissen. Bei Parfum war das aber gar nicht so leicht. Es gibt nicht viele Schriften über die Entstehung.“ Dennoch fand sie während ihres Geschichtsstudiums an der Sorbonne in Paris ein paar interessante Dokumente über die Parfumkunst. Und immer wieder begegneten ihr dieselben Worte: Noten, Kompositionen, Akkorde, Spiel, Harmonie. „Es waren die gleichen Vokabeln, die ich aus der Musik kannte, ich konnte damit also auf Anhieb etwas anfangen.“ Ihre Masterarbeit widmete sie der Geschichte des Parfums, ihre Doktorarbeit der Parfumindustrie Frankreichs von 1830 bis 1945. Nach ihrem Studium arbeitete de Feaydeau für Chanel als „Head of Cultural Affairs“, dort kam sie zum ersten Mal mit echten Parfumlaboren in Berührung. Dabei entdeckte sie, dass bei all der Theorie eben doch der Duft eines Parfums das Allerwichtigste sei. Nach der Geburt ihres Sohnes begann sie Luxusmarken wie Guerlain, Chanel, Dior oder Diptyque zu beraten. 58 Parfumexpertin Elisabeth de Feydeau ließ sich für ihre Duftkerzenkollektion „Arty Fragrance“ von dem Ambiente des Schlosses Versailles inspirieren ARTY FRAGRANCE (6); KAI JÜNEMANN (4); GETTY IMAGES M Während dieser Arbeit vernachlässigte sie nie ihre Passion für das Forschen, schrieb weiterhin Bücher über Parfum. Darunter eines über Jean-Louis Fargeon, den Parfumeur von Marie Antoinette. Dieser hatte im 18. Jahrhundert selbst ein Buch mit 500 Parfum- und Kosmetikrezepten geschrieben. Das Werk, das heute in Frankreichs Nationalarchiven verwahrt wird, brachte sie auf den Gedanken, ein Parfum aus dem 18. Jahrhundert zu reproduzieren. Dafür hat sie sich viel im Schloss aufgehalten, sich die Privaträume von Marie Antoinette genau angeschaut, sich vorgestellt, wie das Leben damals gewesen war. Während dieser Besuche seien ihr viele Geschichten über Düfte begegnet, habe sie unzählige Eindrücke gesammelt, die sie festhalten wollte. Ihre Arbeit für Diptyque, ein Haus, das insbesondere für seine Duftkerzen bekannt ist, brachte sie schließlich auf die Idee, unter dem Namen „Arty Fragrance“ eine eigene Duftkerzenreihe auf den Markt zu bringen. Kerzen, die das luxuriöse Ambiente des Château de Versailles einfangen und sich von anderen Kerzen dadurch unterscheiden sollten, dass sie nicht nach einer einzelnen Nuance wie Yasmin oder Tuberose duften würden, sondern wie ein richtiges Bouquet. Mehrwert verleihen ihren Kreationen auch Geschichten, die hinter jeder einzelnen Kerze stehen. So erzählt „L’Enfant-Roi“ von KinderKönigen wie Ludwig XIV., der mit vier Jahren bereits den Thron erbte und anordnete, dass zu Weihnachten jedes Kind Frankreichs eine Orange geschenkt bekommen solle. Klar, dass Zitrus in der Komposition nicht fehlen darf. „Le Rêve de la Reine“ ist mit Rosen- und Holznoten Marie Antoinette gewidmet, die von ihrem Parfümeur verlangt habe, ihr Refugium „Petit Trianon“ in eine Flasche zu füllen, sodass sie es stets mitnehmen könne. Die Kerzen „Mousseline“ und „Chou d’Amour“, die Spitznamen ihrer Kinder, sollen mit Vanille-, Honig- und Mandelduft die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern symbolisieren. „Meine Kollektion ist wie ein olfaktorisches Buch“, so de Feydeau, „man öffnet es und findet darin Geschichten, fühlt Atmosphären aus dem Schloss. Es ist eine Art der Zeitreise.“ Und während diese Zeilen geschrieben werden, brennt ihr Favorit „Lux“ in einem silbrig glänzenden Gefäß. Mit gleichmäßiger Flamme, nicht zu klein, nicht zu groß, ganz ohne Ruß. Und taucht den Raum in den behaglichen Duft eines herrschaftlichen Heims, in dem hinter prunkvoller Fassade ein Kaminfeuer knistert. Wenn man die Augen schließt, könnte man meinen, man sei Teil von alldem. Dann wähnt man sich an einem Ort, an dem auf gewachsten Holzböden Schritte sachte knarren und Tüll leise raschelt. An dem, so beschrieb es einst der französische Poet LouisAntoine Caraccioli, „alles duftet – von der Wandvertäfelung bis zu den Gedanken“. WELLNESS Frühjahrsputz und hka, “ c s U in rin „Ich b Allergike in ich b Detoxen ist derzeit das große Ding. Im „Alpina“ in Gstaad wird eine kurze Kur angeboten, die besonders effektiv sein soll. Uschka Pittroff hat sie ausprobiert – und fühlt sich nun viel jünger und stärker. Claudia Bernhardt hat ihren Bericht illustriert J etzt bin ich eine von denen. Ein Kellnerschreck. Eine Speisekarten-Diva, die dem Koch das Leben schwer macht und bei deren Restaurant-Bestellung die Tischnachbarn die Augen verdrehen. „Ist das Sellerieschaumsüppchen mit Sahne?“ – „Äh, könnten Sie die Kokosmilch und die Cashewnüsse im Curry weglassen?“ Fehlt nur noch: „Rührei, bitte. Aber bitte ohne Eiweiß und Eigelb“. Ich war bislang eine der Augenverdreherinnen. Jetzt bin ich auf der anderen Seite. Ich bin Uschka und ich bin Allergikerin. Plötzlich fühlt man sich einer Randgruppe zugehörig. Willkommen bei den Anonymen Allergikern! Bei den Komischen. Manche leiden still, werden somnambul von zu viel Antihistaminika. Andere treten die Flucht nach vorne an. So wie ich. Ich muss. Denn ich reagiere auf 30 Lebensmittel und Zusatzstoffe allergisch. Irgendwie ist es auf einmal passiert. Nach einer Odyssee von Leiden und Professoren-Spezialisten-Rat („Sie sind kerngesund! Das muss von der Psyche her kommen“) endlich einer, der herausgefunden hat, was mir fehlt. Im Institut für Regenerationsmedizin in Hamburg hilft Harry Finneisen, internationaler Mikrobiologe und Toxikologe von Rang, Spitzensportlern, Sterneköchen, berühmten Designern, noch namhafteren Wirtschaftsbossen und Staatenlenkern, ihr forderndes Leben und typische Managerkrankheiten wie Diabetes, Depressionen, Bluthochdruck, Migräne, Rücken-, Immun- und Hautprobleme zu bewältigen. Und er hilft auch mir. Unnötig zu erwähnen, dass eine derart zielführende, effiziente Hilfe keine Kasse bezahlt; allein der Test kostet 1620 Euro. Blöd gelaufen. Das ist meine erste Erkenntnis. Für mich als Ernährungsfanatikerin, die ich immer auf besonders „gesunde“ Kost achtete. Okay, mein Lieblingsgetränk: Cola zero (Zucker ist ja so schädlich!). Aber als Alternative überwiegend Rhabarberschorle (Vitamin C!), man will ja nicht zu viel Chemie, auch wenn Karl Lagerfeld Vorbild ist. Gesunde Früchte: Him- und Brombeeren (wegen der AntiAging-Wirkung), Papaya (Enzyme). Kein rotes Fleisch, dafür Meeresfrüchte (Omega-Fettsäuren und Proteine), Joghurt, Milch und Quark (für den Darm, das zweite Gehirn), Nüsse für die Nerven, mal ein Glas Champagner („C’est bon pour le moral“, sagen die Franzosen), im Sommer Weißbier (ich bin schließlich Bayerin und Weißbier hat superviele B-Vitamine). Pustekuchen. Sagt Herr Finneisen. Hochallergisch gegen Papaya, Him- und Brombeeren, Rhabarber und Aspartam in Cola zero. Ein Jahr lang keine Kuhmilchprodukte, keinen Thunfisch, keine Sardellen, keine Eier, keine Krustentiere, keine Nüsse, kein Brot mit Hafer oder Hefe, keine Weine inklusive Champagner, kein Bier (Hefe), kein Chili, keine Kokosnuss, keine „gesunden“ Kräuter. Und: Hände weg von Zitronensäure! Was unsereins Verbraucher als Omis harmloses Hausmittel in der Marmelade wahrnimmt, ist ein Gift aus der Retorte (Aspergillus niger), ein fieser Schimmelpilz, der unsere Darmwand durchlässig macht. Genau zum Zeitpunkt der niederschmetternden Diagnose bekommt ICON eine Einladung von Astrid Purzer. Sie ist die Erfinderin von „Detox Delight“. Einem Entgiftungsprogramm. Einem Lifestyle-Metatrend. Frau Purzer ist ein Alpha-Hochleistungs-Tierchen aus der IT-Branche, zuletzt bei Microsoft. Um den Stress zu kompensieren, verlegte sie sich auf Ayurveda-Kuren. Bis sie die geklärte Butter, das Ghee, „nicht mehr riechen“ konnte. Es ging ihr auch zu langsam. Auch ich möchte schnelle Erfolge. Nicht drei Wochen lang aussehen wie das Leiden Christi und dann wie im Schock in den Alltag von Bombay nach Bayern zurückfinden müssen. Sie kündigte also ihren Job, beschäftigte sich mit Ernährung/Entgiftung und baute in jahrelanger Feinarbeit „Detox Delight“ auf. Statt auf Rosskur für Körper und Geist setzt Frau Purzer auf eine sanfte wie effektive basische Entgiftungskur, die „die Zellen mit Vitaminen und Vitalstoffen überflutet“ und so dem Organismus hilft, sich selbst bei der Entgiftung zu helfen. Jüngst ging ihr Konzept eine Kooperation mit dem „Hotel des Jahres 2013“, dem „Alpina“ in Gstaad, ein. Mich motiviert der Gedanke, dass auch Nicolas Ghesquière, der neue Kreativ-Direktor bei Louis Vuitton, zeitgleich mit mir die Saft-undSuppen-Kur beginnt. Weil sich sportelnde Männer beschwert hatten, dass sie Muskelmasse während einer Detox-Kur abbauten, hat Frau Purzer ein spezielles Männerprogramm entwickelt, das natürliche Pflanzenproteine in Drinks und Suppen hinzufügt, sodass die Jungs, ohne zu schwächeln, ihr Sportprogramm bewältigen können. Meine Motivation: weg von den Giftstoffen meiner Allergie. TAG 1 Entlastungstag. Das ist vornehm ausgedrückt für die Darmreinigung. Es ist Sonntag. Kein Mensch ist in meiner Wohnung. Ich bin hocherleichtert. TAG 2 Mark Straehl holt mich am Flughafen ab und serviert sofort den ersten Detox-Drink: frisch gepressten Apfelsaft mit Limone. Wir fahren gut zwei Stunden (Serpentinen) nach Gstaad. Man quartiert mich in einer Suite ein. Upgrade. Ich bin jetzt, nach einem Tag Nahrungsentzug, schon derart sensibel und unterzuckert, dass ich denke: Habe ich das Upgrade verdient? Bodycheck im Spa: Wiegen, Körperumfang, Lebensweise. Der Fragebogen bewertet sich nach dem des American College of Sports. Bio-Impedanz-Analyse (sie bemisst das Verhältnis von Fett und Wasser im Körper). Das Ergebnis ist ernüchternd. Meine Muskelmasse ist mit 39,4 Prozent zu niedrig. Im Ruhezustand verbraucht mein Organismus lediglich 1229 Kalorien, Trainer Ezekiel (heißen Engel nicht so?) meint, dass mein Taillenumfang wesentlich dünner sein könnte. Ja, antworte ich. Ich hatte immer Größe 36. Seit 30 Jahren. Seit den Allergien ist mein Bauch aufgebläht. „Detox ist mehr angesagt bei Ihnen als ein Sport- und Fitness-Programm“, schließt der Trainer. Deshalb bin ich ja hier. Oder? Jetzt kommt der Pink-Detox-Drink, den es jeden Tag nach der morgendlichen Apfel-Limonade gibt. Früh am Morgen mischt man sich heißes Wasser mit Zitrone, die, auch wenn man das genau andersherum vermuten würde, basisch wirkt und den Säuren entgegenwirkt, die durch falsche Ernährung und zu viel Stress ausgelöst werden. Alle zwei Stunden ein Vitamin-Cocktail (500 ml) und dazwischen noch mindestens 0,2 Liter Wasser (mit Limone oder Gurke aromatisiert). Die erste Behandlung. Hamam. Ich kenne das aus Istanbul. Nichts hinterlässt die Haut samtzarter. Ist aber zur Entgiftung gedacht, um die Haut abzuschilfern, ihr das Atmen zu erleichtern. Wieder Dampfsauna. Mein Kreislauf schwächelt. Massage mit Aprikosenkernöl. Nährt, hat Anti-Aging-Potenz, entspannt. Sagt meine polnische Therapeutin. Ich schlafe 13 Stunden durch. TAG 3 Jocelyn ist eine Frau, die man schon beim Kennenlernen als beste Freundin haben möchte. So herzlich, so pragmatisch, so girly. Es stellt sich heraus, dass sie eine Mischung aus Papua-Neuguineerin und Dänin ist. Sie ist die Spa-Managerin im „Alpina“; das ange- schlossene „Six Senses Spa“ ist weltweit bekannt für geschulte Therapeuten und holistische Authentizität – also kein Firlefanz. Sie streicht meine 8-Uhr-morgens-Stunde AquaGymnastik. „Dein Körper hat jetzt jede Menge Arbeit. Nieren, Leber und Haut entgiften wie irre, kein Wunder, dass du müde bist. Du musst gar nichts, wir richten uns nach dir.“ Irgendwie Erkältungssymptome. Schwere Träume. Um 11.30 Uhr kommt der Orange-Detox-Drink. Dazu ein japanisch anmutendes Tablett mit erlaubten Snacks: zwei Reiswaffeln, eine Viertel Avocado, je drei Dörrpflaumen, -aprikosen und -feigen. Dazu Schnitzel aus Rüben, Gurke und Stangensellerie. So wird es jeden Tag sein. Therapeut Antonis gibt mir eine Meditations-Yoga-Stunde am Morgen. Ich fühl mich ganz klein. Wir atmen. Er zeigt mir Übungen aus der traditionellen chinesischen Medizin, um die Meridiane zu energetisieren, wie Nieren abklopfen, um die Entgiftung zu mobilisieren. Um 12 Uhr kommt der Karotten-Drink. Bin hundemüde. Um 14 Uhr kommt der Pink Juice. Dann muss ich zur Velashape-Behandlung ins Spa: Die Maschine agiert mit Vakuum-/Saugnapf-Effekt. An den weiblichen „Problemzonen“ wird angesetzt. Das Ding schnürchelt und schlurcht sich entlang der Oberschenkel innen und außen und ein bisserl am Popo und den Hüften. Infrarot und Schröpfeffekt sollen den Entgiftungsprozess fördern. Ich amüsiere mich, weil ich nicht an Maschinen glaube. Die kleinen schmatzenden Staubsauger sind nichts für mich. Dafür bekomme ich um 16.30 Uhr den Green Juice (Gurke und Kiwi). Und nach den Anwendungen immer Ingwer-Tee oder Mandarinen-Wasser. Jetzt noch ein Detox-Bandage-Wrap – Beine und Rumpf werden in einen Wickel aus Tonerde und ätherischen Ölen gewickelt. Hammer! Zum Abendessen gibt es ein Samtsüppchen aus Karotte und Süßkartoffel. Ich schlafe wieder zwölf Stunden. TAG 4 Zwergentag. Meine Seele hat Schnupfen. Ich hatte Albträume. Wurde von Mördern verfolgt. Ganz schlimm. Der erste Drink, die Apfel-Limonade, schmeckt bitter. Mittlerweile machen der Zimmerkellner (aus Marokko), die Reinigungscrew (aus Portugal und Spanien) und die Damen von der Spa-Bar (Dresden, Portugal, Polen), die mir die Säfte bringen, ein mitleidiges Gesicht: „Die Arme, ist hier inmitten des Genusses und darf nichts essen!“ Antonis macht mit mir eine Heilmeditation. Er kombiniert Elemente aus dem Shaolin-Qigong, Yoga und traditioneller chinesischer Medizin. Dreh- und Dehnübungen, Atmung, Aufmerksamkeitsübungen. Nichts Anstrengendes. Ich würde auch zusammenbrechen. Mich fröstelt’s. Ich muss mir noch einen Hoodie überziehen. Nein, ich habe keinen Hunger. Den hatte ich von Anbeginn der Detox-Kur nicht. Bei der guten, nährenden und erfüllenden „Detox Delight“-Kur stellt er sich nicht ein, allenfalls Appetit. Und den kann man vermeiden, indem man Versuchungen bin keine Öko-Tussi, keine Eso-Tante. Aber ich vertraue ihm. Wenn’s hilft – die Massage hat mich jedenfalls beruhigt. Köstliche Tomaten-Fenchel-Suppe. Wow, ich konnte Fenchel nie leiden. Jetzt die 3-SterneOffenbarung. Astrid Purzer ist cool. Vegan, basisch, ohne Pasteurisierung – superfrisch und organisch angebaut ist ihr Konzept. Ich nd ka u end h frage mich, wie sie von Zürich aus die so c s in U end individuelle Logistik bewältigt. Schlafe Ich b eht es bl wieder zwölf Stunden. Bin einfach müde. mir g Bergidylle: Das „Alpina“ in Gstaad ist eine Anlage für alle, die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entgiften wollen. Und einfach mal abschalten kann man vorm Kamin auch aus dem Weg geht, so wie im „Alpina“-Kokon. Und indem man sich wirklich einen Rückzug gönnt. Ich kann mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen, wie ich im Alltag das Programm bewältigen könnte – wie die von Astrid Purzer zitierten Chirurgen und Piloten. Ich bin viel zu müde. Ich bin einfach zu nichts zu gebrauchen. Jocelyn sagt: „Dein Körper hat jetzt Schwerstarbeit zu verrichten. Lass los. Es ist kein Wunder, dass du so müde bist. “ Das Wetter ist prächtig: Höhensonne in den Bergen. Ich wage einen langen Spaziergang nach Gstaad ins Dorf – von 1200 auf 1000 Meter, die zauberhafte Chalet-Einöde im Berner Oberland. Alle Gebäude aus Holzschnitzerei. Blöderweise ist Mittagszeit (die Sonne steht hoch, sodass man sich sein Vitamin-D-Pensum einholen soll): Alle Pizzerien und Restaurants haben ihre Gärten geöffnet. Pizzaduft zwischen Prada-Shop und Moncler-Boutique, Rösti-Aroma zwischen Louis Vuitton und Hermès. Ich muss flüchten. Zum ersten Mal knurrt mein Magen. Ich bin nur froh, dass ich die Detox-Kur nicht allein zu Hause machen muss. Das „Gegengift“ muss her. Und das ist: Crystal-Wellness mit Antonis. Massage mit Mandelöl. Die Leber entgiftet. Und er sagt nach einer Kopfmassage: „Dein Gehirn ist wie eine Horde Affen. Das musst du in den Griff bekommen.“ 99 Prozent aller Medienleute hätten eine „Energie wie ein Wirbelsturm“ im Kopf – dieser Art von fehlgeleiteter Kommunikation gelte es entgegenzuwirken. Er empfiehlt mir, Ängste damit auszugleichen, dass ich einen Blutstein in meiner Hosen-/Kostümtasche trage. Ganz ehrlich. Ich TAG 5 Der Dax startet schwach, lese ich in den Medien (iPad). Ich auch. Oh, schon Abreisetag? Ich unterziehe mich erneut der Körper-Konsultation. Antonis, der Yoga- und Meditationsguru, übernimmt die Aufgabe – Engel Ezekiel hat seinen freien Tag. Ich bin beglückt mit Apfel-Limo, orange, pink und green Delight den ganzen Tag über bis zum Flughafen Bern (17 Uhr). Man wollte mir noch ein köstliches Süppchen mitgeben, aber das hätte die Flughafenbehörde einkassiert (No liquids). Check: Ich habe (nur) ein Kilo abgenommen, aber fast zehn Zentimeter an Taillenumfang, und das nur innerhalb von vier Tagen (Montagmittag bis Freitagmittag). Meine körperliche Vitalität entspricht der einer 15 Jahre Jüngeren. Die Detox-Kur wirkt. Zum Abschied bekomme ich im Spa ein Chakra-Balancing (zur Erklärung: Ich weiß auch nicht, was die Therapeutin da gemacht hat, das ist so wie Reiki, sie legt Hände auf, aber man spürt wenig) – und den Rat der Therapeutin: „Der Körper schleppt die Vergangenheit mit sich. Geben Sie ihm Geduld. Es dauert etwas, bevor alles ins Reine bekommt.“ Ich habe Angst, nach Hause zu kommen. Angst vor den vielen Aufgaben im Job, die ich bewältigen muss. Im kleinen Propellerflieger zurück von Bern nach Hamburg treffe ich auf einen Purser, der besonders freundlich ist: „Oh, Sie haben eine Detox-Kur in der Schweiz gemacht? Ich nehme ja auch gerade Braunalgen, um mein Drittes Auge zu entkalken.“ Ja, man ahnt nicht, wie viele Menschen sich mit Detox und ihrer Gesundheit beschäftigen. TAG 6 UND WEITERGEHEND Ich möchte nicht angeben. Ich bin von sechs bis acht Antihistaminika pro Tag runter auf ein bis zwei. Und das innerhalb von fünf Tagen. Mir geht es blendend. Ich habe Energie wie ein junger Hirsch. Was macht mich das glücklich! Die viel beschworenen Detox-Endorphine kommen an. Und ich werde das Detox-Delight-Programm weiter verfolgen, weil es insbesondere für den Alltag bestimmt ist – die Drinks und die Süppchen sind Sterneköstlich. Astrid Purzer hat mir noch einen coolen Lebensgenuss-Rat gegeben. Da ich keinen Champagner und kein Bier mehr trinken darf: „Nehmen Sie ab und zu einen qualitätvollen Wodka. Das ist der reinste Alkohol, der wird vom Körper gut verstoffwechselt. Geben sie Zitrone hinzu, die ist basisch und neutralisiert die Säure. Unter uns Detox-Gurus ist das der Geheimtipp.“ Na denn, Nastrovje. Muskelmasse! 60 „Die Arme, ist hier inmitten des Genusses und darf nichts essen!“ Pink Juice Fett? Velashape 61 Angstzwerg Wasser, Berge und ein bisschen Grün: Kaum ein Ort in Europa bietet eine so reichhaltige Landschaft wie die schottischen Highlands. Wenn dann noch ein Wolkenspiel am Himmel dazukommt, will man eigentlich nie wieder weg ZU BESUCH Inselkind Vanessa Branson ist in Schottland auf ihrer Insel Eilean Shona den Elementen sehr nah. Andreas Tölke marschierte mit der vitalen Kunstkennerin stundenlang durch die Einsamkeit. Alex Trebus begleitete sie mit der Kamera Meine Bucht, meine Landschaft, mein Cockerspaniel: Vanessa Branson auf Eilean Shona Island Wer das Licht auf dieser Insel einmal erlebt hat, der wird es auf gar keinen Fall mehr vergessen. Die Umgebung lässt Vanessa Branson erstaunlich häufig lächeln D Guess what – wir sind in Großbritannien: Die Einrichtungen jedenfalls sind am 19. Jahrhundert orientiert, wie die Fotos rechts und unten belegen Massive Steinhäuser in hügeliger Landschaft – man kann es wesentlich schlechter haben als Vanessa Branson auf ihrer Insel Eilean Shona. Den einzigartigen Duft der Luft können wir leider hier nicht transportieren as Praktische im Schönen ist komplett überbewertet. Das Schöne ist sich selbst genug, ist einfach da. Es muss nur erkannt werden. Und so wird eine Reise zur Erkenntnis. Mit Gedanken, die am Ziel zur obigen Erkenntnis führen. Kick off Berlin, Flughafen Schönefeld. Mal ehrlich: Da wird der Palast der Republik dem Boden gleichgemacht und diese Drecksbutze aus dem DDRErbe steht noch doof auf dem Acker rum? Nach knapp zwei Stunden Glasgow. Der Flughafen eine Baustelle. Danke, da muss man ja gar nicht erst aus Berlin los. Drei Stunden Fahrt sind angekündigt. Vanessa Branson schreibt: „Es ist eine der schönsten Strecken in Europa. Nimm Dir Zeit zum Genießen.“ Loch Dingenskirchen rechts, Serpentinen, noch dazu im Linksverkehr. Dann das Hochland und – Verzeihung fürs Pathos – Ehrfurcht macht sich breit. Karge Landschaft, Berge mit Schneekuppen, die Täler freigeben, im Kopf Kate Bushs „Wuthering Heights“. Heathcliff, der Held wird fantasiertes Alter Ego. Es folgt die Fähre nach Adfern auf einer Halbinsel, die wird durchfahren, bis Wasser das Ende für Pneus markiert. Ein Anruf. Nach kurzem Warten löst sich von der Insel gegenüber ein Schlauchboot mir Außenborder. Drauf und weg, zehn Minuten braucht der Fährmann für eine Strecke. Reist man richtig, ist man befreit. Keine rauschhafte Ekstase wie bei einem Rein-inden-Flieger/Raus-aus-dem-Flieger und dann ab an den Strand. Der Besucher von Shona muss Reisezeit investieren, die für einen Indientrip ausreicht. Doch welche Destination ist exotischer? Auf dem Weg nach und durch Schottland nimmt man sich selber mit und schafft spürbaren Abstand. Dann, angekommen auf Shona, will man eigentlich bleiben. Doch leider, leider: Am Wochenende hat sich ihre Familie mit 28 Mitgliedern angekündigt. Bevor die Frage gestellt werden kann: Ja, er, Richard, Vanessa Bransons Bruder, komme auch. Die drei Cottages samt Herrenhaus sind okkupiert, zwei von Vanessas Kindern auf dem Weg, der jüngste Sohn allerdings bereise aktuell Indien. Doch in der Summe ist für den Autor kein Bett mehr frei. Nutzen wir also die Gunst der Stunde zur Landvermessung. Phibie, ihr stürmischer Cocker, jagt vorweg, entfernt sich vom fein geschnittenen Rasen vor dem Herrenhaus Richtung unbekannte Wildnis. Vanessa Branson hat die McQueen-Sneakers gegen Barbour-Gummistiefel getauscht und schaut kritisch auf das Schuhwerk ihres Besuchers. Aus der Landpartie wird eine Über-Landpartie. Nach knapp einer Stunde sind wir vor der alten Schule, unterwegs wird die Geschichte des Eilands von der Gastgeberin referiert: „Mehr als 100 Menschen lebten hier im 19. Jahrhundert. Sie haben Teiche angelegt, Forstwirtschaft und Fischfang betrieben. Der damalige Herr über die Insel war kein Kinderfreund, darum liegt die Schule so abseitig.“ Das Gebäude besteht aus einem maroden Dach und den Außenwänden. Aber Vanessa Branson hat einen Plan: „Hier ein Wohnzimmer mit Kamin, da das Schlafzimmer, Bad dahinter und oben ein Atelier.“ Sie steht im Flur der müffelnden Bruchbude und ist – wenn auch sehr britisch zurückhaltend – enthusiastisch. Vanessa Branson, das scheint in den Genen der Familie zu liegen, ist eine Macherin. Sie hat die Marrakesch-Biennale gegrün- det, die einzige Nordafrikas, leitete ihre eigene Galerie in London – und in der marokkanischen Hauptstadt nennt sie ein Hotel ihr Eigen. Profitiert sie vom Ruhm ihres Bruders? „Die Galerie habe ich 1986 unter dem Familiennamen meines Ex-Mannes Robert Devereux gegründet. Zum Schluss, 1991, war ich eigentlich pleite“, sagt sie. Wir stapfen weiter. Matsch, viel Grün, optisch eher Irdenn Schottland. Vanessa reißt im Vorbeigehen parasitäre Farne aus und steigt in ihre Vita ein: „Robert hat mich überrascht mit Shona. Für mich war eine Insel in Schottland der allerletzte Wunsch überhaupt. Auf einer Reise schleppte er mich hierher. Es war eigentlich sein Projekt.“ Robert Devereux, heute Direktor der Frieze Art Fair in London, war Partner bei Virgin, dem Multimillionen-Dollar-Unternehmen (Verlag, Fluggesellschaft, Hotels) von Richard Branson. Und Vanessa war es, die ihn mit Richard bekannt machte. Wenn sie über ihren Ex-Mann spricht, ist das freundlich und sehr diskret. Vanessa auf den Hügeln – eine Kletterpartie, die ihr nicht die geringste Mühe macht. Jahrgang 1959, Kleidergröße 36/38 (geschätzt). Uff. Sie plaudert, ohne zu schnaufen. Wie kam es zu dem Hotel in Marrakesch, dem „Riad El Fenn“? „Nach der Trennung lernte ich Howell James kennen. Er hatte sich grade von seinem Partner getrennt, wir reisten gemeinsam und machten uns einen Jux daraus, die besuchten Hotels neu zu gestalten. Eines Nachts wurden wir in das ,El Fenn‘ geführt, das halb verfallen leer stand, und haben es gekauft, um unsere Ideen praktisch anzuwenden. Erst am nächsten Tag sahen wir, dass es kein kleines Fünf-Zimmer-Haus war.“ Sie lacht. 20 Zimmer, drei Pools, ein Hammam Spa, so präsentiert sich „El Fenn“ heute. Vanessa Branson hat auch auf Shona der Wille zur Veränderung gepackt. Sie nimmt das Leben sportlich. Und ihre Gäste auch. Nach vier Stunden und einer kurzen Pause werde ich wieder auf das Schlauchboot gepackt, zusammen mit ihr, Claire, einer Freundin, und natürlich Phibie geht es an einen Strand, der nur vom Wasser aus erreichbar ist. Chips, nasse Füße (die letzten Meter wurden gewatet), ein Lagerfeuer, fantastischer Rotwein und ihr neues Projekt: „Im Oktober starten wir ein ,Artist in Residence‘-Programm. Vier Wochen sollen Künstler auf der Insel arbeiten können. Was denkst du?“, fragt sie. Der irritierte Blick meinerseits wird prompt aufgefangen: „Meine Stärke ist es, die richtigen Leute zu finden und Ideen zu sammeln. Ich selber bin nicht kreativ.“ Ach Vanessa, das ist jetzt aber ein ganz kleines Brötchen. Aber gut: Es wird gesponnen, vertieft, verworfen. Die Fährfrau drückt auf der Rückfahrt aufs Tempo, hinter dem Ruder steht lachend Vanessa Branson. Die mit dem Bruder mindestens ein Gen teilt: Gas geben ins Abenteuer. John und Joe (seine Frau), die das Eiland bewirtschaften und sich um die Shona-Gäste in den Cottages kümmern, haben uns die Herrenhausküche überlassen. Es ist kuschelig, die Themen sprudeln wie von selbst, erst um ein Uhr nachts macht sich Müdigkeit breit. Das Zimmer mit einem nostalgischen Bad en Suite ist um sieben Uhr am nächsten Tag in feinste Morgenröte getunkt. Kaffee mit Joe, Vanessa ist schwimmen. Ohne mich! Aber es sind Frauen wie diese, Frauen „of a certain age“, die etwas zu erzählen haben, die ihr Leben lieben. Und es sind Landschaften und Inseln wie Shona, die einen einfach nicht mehr loslassen. Dies ist kein Ort zum Abreisen. Aber einer zum Ankommen. Mehr Informationen unter eileanshona.com 63 Ganz in der Nähe, inmitten großartiger Natur. Mit Charme, Stil und Spaß für Groß und Klein. Einfach zum Wohlfühlen. Ganz A-ROSA. SONNTAG, 18. MAI 2014 Anzeige So richtig Urlaub. Global Diary Erinnern Sie sich? An die Zeit, als man statt SMS und E-Mail noch Karten von fremden Orten schrieb? Wir tun es noch immer 10 Jahre A-ROSA Feiern Sie mit! MALLORCA Lautlos öffnen sich die schmiedeeisernen Flügeltore des mallorquinischen Anwesens „Castell Son Claret“. Der jüngste Umbau des Schlosses auf 132 Hektar zu einem Fünf-Sterne-Hotel im Gartenparadies sichert ein Stück authentisches Mallorca. Stallungen, Ölmühle wie ein landestypischer Wasserturm sind nun bewohnbar für Luxus-Individualisten. Glas-Transparenz, wo immer möglich, sandfarbener Marmor, wo stilistisch angebracht, Sandsteinmauern dort, wo sie seit Jahrhunderten stehen – Stille selbst für die Augen. Während des À-la-carte-Frühstücks auf der OliveraTerrasse mit Brot aus der Hausbäckerei macht Cycling-Coach Guido Eickelbeck schon mal die Rennräder klar. Sobald individuelle Lenker-, Sattel- und Pedalfragen geklärt sind, führt nach wenigen Testrunden die Tour durch pure Natur des Tramuntana-Gebirges nach El Toro ans Meer. Als Flachlandgelegenheitsradlerin kommt mir der Seafood-Break in der „Coast by east Sansibar & Vine“ im Yachthafen Port Adriano mehr als gelegen. Radfahrerbegegnungen bergauf und bergab, Gleichgesinnte und beinharte Profis wie Guido, war er doch seinerzeit Mitglied des Teams „T“. Mindestens drei, eher fünf Stunden für insgesamt 45 Kilometer. Zurück über Santa Ponsa und Paguera „nach Hause“ ins Castell, vom Duft wilder Wiesen empfangen. Zitrus, Lavendel und Rosen, Thymian und Mandelblütenaromen haben wesentlichen Anteil an der Hotel-Aura, sie finden ihren Weg in die Essenz-Flakons des Bellesa Spas. „Castell Son Claret’s Garten“ ist eine der Anwendungen, welche die beanspruchte Muskulatur der wackeren Cyclisten wieder geschmeidig macht. Chefkoch Fernando Perez Arellano im „Zaranda“ hingegen reaktiviert bei den Gästen die Fähigkeit des Staunens. Sein Michelin-Stern ist einer von nur dreien auf der ganzen Insel. Mit „All i pebre“ oder dem „Schwarzen Ei“ hält sich der Koch wie bei all seinen Gourmet-Sensationen strikt an die heimischen Ingredienzien. Zudem wird jeder einzelne Gang des „Zaranda-Menüs“ in von Fernando eigens dafür entworfenem Geschirr aufgetragen. Uta Petersen scheint auf ihrer weltweiten Suche nach einem Hotel in totaler Stille einen großen Schritt weitergekommen zu sein 2 Nächte so richtig Urlaub. A-ROSA zum Kennenlernen • 2 Nächte im DZ inkl. Halbpension • 1 Teilkörpermassage (30 Min.) • Freie Nutzung des SPA-ROSA Zum Beispiel A-ROSA Travemünde A-ROSA Sylt ab ab 279 € 329 € Pro Person im DZ inkl. Halbpension Ganzjährig buchbar (außer feiertags), Anreise täglich möglich, ggf. saisonale Zuschläge, limitiertes Kontingent. Buchung auf www.a-rosa.de, im Reisebüro oder unter 040-69 63 52 33-8 ILLUSTRATIONEN: TIM DINTER RIO DE JANEIRO Entspannt euch, liebe Freundinnen: Die „Girls from Ipanema“ kochen auch nur mit Wasser. Tatsächlich sind hier zwar überproportional viele Stringtangas zu besichtigen, aber in den meisten Fällen schmeicheln sie weder den Trägerinnen noch dem Betrachterauge, so wenig, wie sie es an einem Baggersee in Wanne-Eickel tun würden. Die Männer hingegen sind überproportional attraktiv, was aber daran liegt, dass der Strand in weiten Teilen der Treffpunkt der Schwulen ist. Also kein Grund, sich als Girl in Ipanema mit irgendwelchen Komplexen zu belasten. Anders sieht die Szenerie allerdings im Hotel „Fasano“ aus. Die Pool-Terrasse auf dem Dach ist der Treffpunkt der jungen Schönen und Reichen der Stadt, und hier sollte man besser nicht vergleichend in die schicke Spiegelwand neben dem Infinity-Becken schauen. Lieber den Blick in die Ferne lenken: auf das Strand-Panorama sowie die berühmte Silhouette der Zwillingsbergkuppen „Dois Hermanos“. Und zum Sonnenuntergang die hervorragenden Cocktails genießen, die hier kredenzt werden. Einzigartig. Das von Philippe Starck gestaltete „Leading Hotel of the World“ ist ein State-of-the-Art-Exempel des modernen Designs. Typisch brasilianische Materialien wie der Îpe-Boden und der gewaltige Piquiá-Baumstumpf, der als Rezeption dient, werden mit griechischem Marmor, argentinischen Backsteinen aus dem 19. Jahrhundert und chinesischem Onyx kombiniert. Bossa-nova-Chic, so warm und cool wie die Stimme von Astrud Gilberto, die das „Girl from Ipanema“ so berühmt machte. Das Haus ist eines von den vier Boutique-Hotels des in ganz Lateinamerika bekannten Gastronomie-Impresarios Rogério Fasano und seines Vaters Fabrizio, eines Einwanderers aus Mailand. Und so ist auch die Küche im hoteleigenen Restaurant „Al Mare“ italienisch definiert. Das Seafood-Carpaccio ist ein Gedicht. Unbedingt ein Zimmer mit Glasbalkon zur Meerseite reservieren – dann wird das wandfüllende Fenster zur Kinoleinwand mit 24-Stunden-Ipanema-Liveübertragung. Seit dem Besuch im „Fasano“ gehört der Ohrwurm „Girl from Ipanema“ zur Playlist von Silke Bender www.stmoritz.ch A-ROSA Resort und Hotel GmbH, Am Kaiserkai 69, 20457 Hamburg, www.a-rosa.de BAUPLAN 1 2 DIE REVIVALAUSGABE 3 4 5 6 7 8 9 DER GOLFSCHUH VON PORSCHE DESIGN SPORT In den Ateliers und Manufakturen werden weiterhin Handwerkskünste gepflegt, und wir schauen zu 66 „Wenn man die Funktion einer Sache überdenkt, ergibt sich die Form manchmal wie von allein“, so das Credo von Professor Ferdinand Porsche, dem Designer des 911. 1972 gründete er, nachdem er die Sportwagenfirma als Chefdesigner verlassen hatte, Porsche Design mit Sitz in Zell am See. Seit 2006 kooperiert das Designstudio mit Adidas und fertigte noch im selben Jahr zuerst eine sportliche Männerkollektion an. Auch Schuhe gehören mittlerweile dazu. Wie der Golfschuh „Cleat II“. Bei Adidas im bayerischen Scheinfeld sind etwa zehn Mitarbeiter mit der überwiegend manuellen Fertigung des Schuhs betraut. Er entsteht in rund 25 Arbeitsschritten und wir zeigen die wichtigsten neun: 1. Nachdem die einzelnen Bestandteile des Schuhs ausgeschnitten sind, beginnt die Zusammensetzung. Begonnen wird mit dem Einstreichen der Hinterkappe mit Klebstoff. Nachdem sie zwischen Obermaterial und dem Innenfutter aus weichem Leder eingeklebt wurde, kann im nächsten Schritt 2. das Verpressen der Kappe mit einer speziellen Formmaschine bei 90 Grad stattfinden. 3. Erst wenn das Schuhoberteil mit Wasserdampf erwärmt wurde, zieht es ein Mitarbeiter auf den Leisten. 4. Dann folgt das „Zwicken“ des Spitzenbereiches. Das bedeutet, dass der Schuhschaft an den Leisten angepasst und fixiert wird. Dies funktioniert mit einer Spezialmaschine. Mithilfe von kleinen Zangen wird die am Leisten angebrachte Brandsohle befestigt. 5. An der Ferse wird das Oberteil mit der Brandsohle (oder auch Innensohle) noch manuell mit einer Zange verbunden. 6. Erst dann kommt Klebstoff auf die Laufsohle. 7. Diese wird nun auf dem bereits gezwickten Schaft aufgelegt, um so mit dem Oberteil final verbunden zu werden. 8. Dann können die Stollen von Hand an die Sohle geschraubt werden. 9. Nach einer finalen Qualitätsprüfung verlässt der Schuh die Fabrik. PORSCHE DESIGN SPORT Jetzt am Kiosk & als App