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ICON
Mai 2014
SPIELZEIT
www.omegawatches.de
1969 ÜBERWAND OMEGA DIE SCHWERELOSIGKEIT
AUF DEM WEG ZUM MOND.
HEUTE ÜBERWINDEN WIR STARKE MAGNETFELDER AUF DER ERDE.
DIESE OMEGA SEAMASTER AQUA TERRA IST UNEMPFINDLICH GEGENÜBER MAGNETFELDERN VON ÜBER 15.000
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RENÉ HABERMACHER / 13 PHOTO
Wonnemonat
W
as für eine schöne Liebeserklärung an eine Jahreszeit. Und weil dies die Zeit ist, in der all unsere Sinne aktiviert werden, dachten wir zunächst an eine Sport-Ausgabe. Doch dann kam der Kollege Martin Scholz mit Nicole Kidman. Ein
Exklusiv-Interview. Dieser Modus reizt uns eigentlich nicht, was ist in Zeiten des Internets schon noch exklusiv?
Außerdem machen wir unser Magazin für Sie als Leser, nicht für den Wettbewerb. Aber in diesem Fall kam uns –
abgesehen davon, dass Mrs Kidman eine weitaus natürlichere Frau ist als bisweilen vermutet – war uns der Aspekt
Vorsprung doch ganz recht, siehe Sport... Gleichwohl halten wir es dann doch lieber mit der Regel: Dabei sein ist alles. Und nein, mit
Beliebigkeit hat das nichts zu tun. Wir sind es eh gern, weil Neugier zu unserer Berufsausbildung gehört. Wir huldigen beim Zusammentragen der Geschichten und Bilder nicht dem Leistungssport um jeden Preis, sondern eher dem Sportplatz. Schätzen das Lebensgefühl Sportsgeist. Frei nach dem Titel des Fotos oben: „All that glitters“. Und nun gehen Sie bitte hinaus und reißen Bäume aus!
Auf dem Cover: Nicole Kidman als Fürstin Gracia Patricia
ALEX TREBUS Er ist ein Mann, der ungern viel von sich selbst redet. Dabei hat der am Berliner Lette-Verein studierte Fotograf eine Menge
zu erzählen. Etwa, wie er als 15-Jähriger in einer Rumpelkammer des Hauses seines Großvaters ein altes Fotolabor entdeckte.
Und es wiederbelebte. Wie er während seines Zivildienstes in einem Übergangsheim für Asylbewerber in Luckenwalde die Menschen porträtierte,
die hier lebten. Unter anderem dabei, wie sie im Hof ein Schaf grillten. Damals hatten seine Bilder eher noch Dokumentarcharakter. Mittlerweile hat
sich der 35-Jährige, der seit 14 Jahren in Berlin lebt und arbeitet, auf Porträt- und die sogenannte Peoplefotografie spezialisiert. Neuerdings frönt er
auch seiner zweiten Leidenschaft – dem Reisen. Für uns war er mit seiner Kamera und via Flugzeug, Fähre und auch Gummiboot auf der schottischen Insel Eilean Shona unterwegs, die ihn mit ihren grünen Bergen und Tälern imponierte. Auf Seite 62 geht’s los.
TITEL: SQUARE ONE/UNIVERSUM/DAVID KOSKAS; DIESE SEITE: LENGEMANN; BJÖRN KLUGE
BEATE NOWAK Zum Zeichnen findet die gebürtige Berlinerin („Ich bin der Stadt sehr treu“) immer Zeit. Bereits als Kind malte Beate Nowak leidenschaftlich gern, vorrangig Studien der Natur, und bewarb sich – bevor sie das Abitur überhaupt in der Tasche
hatte – schon an der Berliner UdK. Sie wurde angenommen, studierte sechs Jahre lang Visuelle Kommunikation, machte ein Diplom als Grafik-Designerin, arbeitete dann im Cora Verlag (ja, die Liebesromane), bevor sie 1994 zur „Welt“ kam. Auch ihr blieb die 52-Jährige treu und seither arbeitet
sie in der Infografik. Viel Freiraum für künstlerische Kreativität bleibt dort nicht, darum hat sie ihren Ausflug in die Welt der Accessoires sehr genossen. Für uns interpretierte sie sehr treffend den Schuh-Trend des Sommers: „In ihrer Komplexität waren die flachen Schuhe eine echte Herausforderung, aber es hat Spaß gemacht. Sie sind schon kleine ästhetische Kunstwerke.“ Das kann nur eine Frau sagen. Ab Seite 32
MARTIN SCHOLZ Interviews mit Filmstars wie Nicole Kidman zu bekommen – das ist immer ein Ausnahmezustand. In keiner anderen
Branche wird im Vorfeld ein derartiges Bohei gemacht. Manager, Agenten, PR-Leute – sie alle haben irgendwie mitzureden, bis nach Massen von E-Mails endlich die Bestätigung kommt. Oder eben nicht. Martin Scholz hat diese Mühen schon mehrfach durchlaufen
und Interviews mit Steven Spielberg, Angelina Jolie, Tom Cruise oder Jack Nicholson geführt. Er hat auch mit Nelson Mandela, Kofi Annan, Mick
Jagger, Colin Powell, Philip Roth oder Bill Gates gesprochen. Scholz leitet die große Interviewreihe in der „Welt am Sonntag“. Mit Nicole Kidman
wollte er vor allem über das „Sein“ hinter dem „Schein“ sprechen, über ihr Engagement für die Vereinten Nationen. Dass er früher als Reporter aus
Bosnien oder Burma berichtete, war da hilfreich, als um zwei Uhr morgens nach diversen geplatzten Terminen sein Telefon klingelte. Seite 36
IMPRESSUM ICON
Redaktionsleitung: Inga Griese (verantwortlich) Textchef: Dr. Philip Cassier Redaktion: Caroline Börger, Nicola Erdmann, Silvia Ihring, Sarah Lehnert, Lisa Strunz, Mira Wiesinger. Mitarbeit: Julia Hackober.
Korrespondentin in Paris: Silke Bender. Autoren: Susanne Opalka, Esther Sterath, Andreas Tölke Redaktionsassistenz: Ursula Vogt-Duyver
Artdirektorin: Barbara Krämer Gestaltung: Katja Schroedter, Maria Christina Agerkop Fotoredaktion: Julia Sörgel; Elias Gröb, Sophie Henkelmann
Verlagsgeschäftsführung: Jan Bayer (Vorsitzender), Dr. Stephanie Caspar General Manager: Johannes Boege Gesamtanzeigenleitung: Stephan Madel; Anzeigen ICON: Roseline Nizet (roseline.nizet@axelspringer.de)
Objektleitung: Carola Curio (carola.curio@axelspringer.de) Verlag: Axel Springer SE Repro: Druckvorstufe WELT GRUPPE Berlin Druck: Prinovis Ltd. & Co KG, Nürnberg Herstellung: Olaf Hopf
ICON ist ein Supplement der „Welt am Sonntag“, die nächste Ausgabe erscheint am 15. Juni 2014. Sie erreichen uns unter ICON@wams.de
Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit.
7
ICON
ICON
Pingpong- und Dinner-Tafel für
Tischtennis-Snobs: Noch ist der Tisch aus
Marmor ein Prototyp. Von Caesarstone
MAI 2014
Und natürlich digital:
Auf dem iPad in der
WELT sowie online auf
welt.de/icon
Zum Kartenspielen
bestens geeignet:
Beistelltisch
„À la Carte“ von
Seletti. Gibt’s über
iconist.de
Für Basketball-Verrückte:
Der Designer Emanuele
Magini hat für Campeggi
eine ganze Serie von MöbelSportskanonen entworfen,
wie den Korbstuhl
AUSGEWÄHLT
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IN BEW EGU NG
Warum Frühsommer und Sport so gut
zusammenpassen – die Stilisten, unter
ihnen ein gewisser Herr Ronaldo, erzählen
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CH EERS, ICONA!
Iken wirft schon vor der Fußball-WM den
Grill an, Icona tut alles, um am Spielfeldrand
eine perfekte Motivationshilfe zu sein
Strampeln mit Stil: Hometrainer „Vela“ macht sich,
wenn nicht im Dienst, auch
als Skulptur gut. Von Lunar
Take a break: Tennisnetz
als Gartenbank (Campeggi)
MODE
H ART AM W IND
Kaschmir-König Pier Luigi Loro Piana
erklärt, weshalb man ein Unternehmen
wie ein Segelschiff führen sollte
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AU F TAU CH STATION
Warum die neue Panerai-Unterwasseruhr
weit mehr ist als nur ein Accessoire fürs
sportliche Männerhandgelenk
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FASH IONKICKS
Lässig ist das neue elegant, bequem das
neue glamourös: Immer mehr Modemarken
setzen auf Sportswear
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POLO, GAR NICH T PROLO
Kein Label steht so sehr für Poloshirts wie
Lacoste. Chef-Designer Felipe Oliveira
Baptista sorgt für einen neuen Blick
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DEN SCH U H FLACH H ALTEN
Unsere Modelle für einen absatzlosen
Sommer. Und Cesare Casadei erklärt,
warum nicht nur Stilettos sinnlich sind
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GRACE U ND DIE W Ü STE
Nicole Kidman lässt im Film den Stil Gracia
Patricias wieder aufleben. Aber sie mag’s
auch sandig-heiß
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DAS RU NDE MU SS ...
... bekanntlich ins Eckige, vor allem aber auf
die Nase. Unsere Sammlung entsprechender Sonnenbrillen beweist es
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NICH T NU R FÜ R SPIEL FÜ H RER
„The Leading Man“ heißt Hacketts Kollektion. Pierce Brosnan präsentiert sie – und
erklärt, worauf ein Mann achten sollte
Nicht Tisch-, sondern Sitzfußball: Stuhl
von Emanuele Magini für Campeggi
Schubschub … Irgendwo scheint immer die
Sonne! Outdoor-Stuhl „Trotter“ von Magis
Herrliche Aussichten: Wohnzimmer-Hochsitz für BaywatchFans, Jäger und Über-dasChaos-Erhabene. Von Supergrau
WIM DE LEEUW
22
9
Wipp-Dinner: Wer nicht aufpasst, plumpst!
Holztisch von Marleen Jansen
ICON
MAI 2014
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GU T VERSTECKT
Im Boxen ist Peekaboo eine Verteidigungshaltung. In der Mode eine Taschenart.
Fendi bat zehn Stars, sie zu gestalten
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LU FTIG L EBEN
Schlicht und einfach im Sommer elegant
auftreten? Unser großes Shooting bietet
Ihnen dafür jede Menge Inspirationen
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PARIS – TEXAS
Neulich, nahe der Southfork-Ranch: Eindrücke von Chanels Métiers-d’Art-Show –
diesmal wählte das Unternehmen Dallas
Baby Schimmervoll:
Hosenanzug von Gucci, die
Schuhe sind von Barbara Bui.
Mehr Mode finden Sie ab
Seite 44
AGATA POSPIESZYNSKA
MODE
KOSMETIK
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SCH ÖNSPIELER
Wie Sie auf dem Golfplatz mit Make-up
gut aussehen, verraten unsere Beautyexperten. Dazu vier sportliche Herrendüfte
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LASS KNAL L EN
Der Sonne strahlt vom Himmel und ja, wir
haben wieder Lust auf Farbe. Auch im
Badezimmerregal
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GENIAL LOKAL
Wie Susanne Kaufmann mit Kräutern des
Bregenzer Waldes Leib und Seele schönt
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DU FTE DAME
Elisabeth de Feydeau ist Historikerin und ihr
Sujet die Geschichte des Parfums. Entflammt ist ihr Herz jedoch für Duftkerzen
Spieglein, Spieglein: Die
„Jil Bag“ ist von Jil Sander
Go for Gold! Der SlingbackPump ist von Tory Burch
Ladylike: Umhängetasche aus
der Marni-ResortKollektion
Goldig ist die
Etuitasche mit Kette
von Mulberry
Bühnentauglich:
Plateau-Sandalette
von Gucci
W IR H ABEN WAS GEGEN GIFT
Irgendwie fühlte sich Uschka Pittroff etwas
neben der Kappe. Nach einer Kurzkur im
„Alpina“ in Gstaad ist das nun vorbei
GESCHICHTEN
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ABGESCH OTTET
Kunstkennerin Vanessa Branson lebt in den
Highlands auf ihrer eigenen Insel. Andreas
Tölke wollte gleich dableiben
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GLOBAL DIARY
Unsere Kartenschreiberinnen schickten
diesmal Post aus Mallorca und – klar, vor
der Fußball-WM – Rio de Janeiro
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DER BAU PLAN
Man muss nicht unbedingt wissen, wie der
Golfschuh Cleat II von Porsche Design
entsteht. Aber faszinierend ist es allemal
Goldbarren: Clutch „Belle de
Jour“ von Yves Saint Laurent
Glanzstück: Die Clutch ist von Versace
Feine Fußfessel:
Sandale von
Christian Louboutin
Glänzender Auftritt: WedgeSandalen von Marc Cain
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P R OV E N I E N Z
STILISTEN
YANN ARTHUS-BERTRAND © DER ORIGINALAUSGABE 2014 EDITIONS DU CHÊNE - HACHETTE LIVRE
FLACHE SCHUHE, KURZE HOSEN – UNSERE LIFESTYLEWEISEN ZEIGEN SPORTSGEIST
Vom Berberhengst in Nordafrika bis zum Shetlandpony auf den Britischen Inseln – der französische
Fotograf Yann Arthus-Bertrand hat 86 verschiedene
Pferderassen aus aller Welt porträtiert. Oft zusammen mit ihren Besitzern, die mindestens ebenso viel
Charme besitzen wie die anmutigen Tiere selbst.
Der in 15 Jahren langer Arbeit entstandene Bildband
„Pferde“ war lange Zeit vergriffen, nun ist er im
teNeues-Verlag neu aufgelegt worden.
FLORIAN WAGNER
12
lassen sich die Ohrringe als kurzer
Ta g e s - , z w e i t e i l i g e r C o c k t a i l s c h m u c k
oder wie dargestellt,
in ihrer vollen Länge variieren.
AB MIT DEM ABSATZ
Hoch zu Ross durch’s Land - Fotograf
Florian Wagner erfüllte sich einen
Traum und ritt von der Zugspitze bis
nach Sylt. Seine Reise kann man in
„Abenteuer Deutschland“ (erschienen
bei National Geographic) nachlesen
D u r c h u n s i c h t b a r e We c h s e l m e c h a n i k e n
Als Frau, die High Heels eher skeptisch gegenübersteht, nicht nur weil sie
mich zum Stolpern oder ganz zu Fall bringen, könnte ich nicht glücklicher
über die Tatsache sein, dass die moderne Frau auf Flat Shoes in den Sommer schreiten wird. So sehen es zumindest die großen Designer Riccardo
Tisci, Marc Jacobs, Rei Kawakubo, Haider Ackermann, Maria Grazia Chiuri
und Pierpaolo Piccioli, die ihre Models bei den entsprechenden Shows
ausnahmslos in flachem Schuhwerk über den Laufsteg schickten. Was für
ein Statement! Flat Shoes sind Schuhe ohne nennenswerten Absatz. Eine
modische Variation, die Ende des 16. Jahrhunderts als Herrenschuh in
Erscheinung trat und bald in Form von Sandaletten, Boots und Ballerinas
von der Frauenwelt okkupiert wurde. Der Grund? Na ja – flache Schuhe
eignen sich nicht nur für tanzende Ballerinas, sondern für jeglichen stilvollen Bewegungsdrang und modisches Stehvermögen. Während der Schauen für Frühjahr/Sommer 2014 in New York, London, Paris und Mailand
schien das Dogma der überlangen Beine plötzlich aufgehoben. Den Ton
hatte Lagerfeld mit Sneakers bei der Haute Couture vorgegeben.
Auch wenn die Frage, ob Frau nun mit oder ohne Absatz die bessere Figur (Haltung) macht, nicht ganz beantwortet werden kann,
die Entscheidung der großen Modehäuser für flaches Schuhwerk
hat ihren Effekt erzielt: Hohe Absätze bringen zumindest für die
kommende Sommersaison nichts, jedenfalls nichts als schmerzende
Füße! Insofern können wir uns getrost für das bequemere Modell
entscheiden, es garantiert längeres Durchhaltevermögen und
Odessa Legemah
bessere Standfestigkeit. Nutzen wir die Zeit. Sie wird nicht bleiben.
Stylistin in Berlin
A F R I K A O PA L E
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Ein neuer Opalfund wurde in Afrika entdeckt,
der als WELO oder Afrika Opal Berühmtheit erlangte.
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Hüüüah
dem
Sprung
BLIESWOOD
GOLFT WIEDER!
WARUM?!
UND SONST NOCH
BRAX
Lieblings-Sport? Sex! Dampf-Sauna! KaminholzHolen! Swimmingpool-Planschen. Curling-Gucken!
Sansibar-Strandkorb-Sitzen! Leinen los bei unserem
Motor-Boot! Vespa ankicken! Und Golf-Stock-Schwingen ohne Handicap – seit 45 Jahren (Club Feldafing
bis Calcutta)! In 100 Tagen werde ich jetzt endlich 60
und hab einen neuen Lieblings-Club: Die „Golf
Lounge“ in Hamburg (golflounge.de). Ein Golf-Hochhaus mit Bar & Almhütte! Ein Paradies für
den faulen Golfer, der nur gerne swingt &
schlägt (James Bonds Buch-Tipp: Ben Hogan
„Der Golfschwung“)! Mein Psychiater sagt: „
Dein Körper muss einmal am Tag wie ein
Motor anspringen – über 130 Puls!“ OscarStar McConaughey rät mir: „Du musst täglich 30 Minuten Schwitzen – beim Küssen
oder Grillen!“ Steve-Jobs-US-Kult-Arzt
David Agus (trägt Nike-FuelBand): „Verdopple täglich Deinen Herz-Schlag für 15-30
Minuten! Und ein Baby-Aspirin gegen
Krebs!“ Mein Body-Vorbild Til Schweiger
schwört: „Alles, was Du brauchst, ist TRX!“
Das ist das gelbe Wunder-Trainings-Band,
das Navy-Seal-Einzelkämpfer an ihre Panzer
binden (240 Euro)! So hänge ich jetzt auch
David Blieswood herum – genial!! Und sonst? Jagd-Schein?
Connaisseur aus
Flug-Schein? Leicht-Helikopter? Oder vielHamburg
leicht doch einen neuen Hund? Einen Shiba Inu
Welpen für 1000 Euro?
JACQUES HENRI LARTIGUE © MINISTÈRE DE LA CULTURE-FRANCE
Auf
Jacques Henri Lartigue,
1894 im französischen
Courbevoie geboren,
bekam als kleiner Junge
eine Kamera geschenkt
und fotografierte fortan
seine Familie und Freunde
– meist im „bewegten
Zustand“, also wenn sie
Treppen hinunterhüpften
oder Purzelbäume schlugen. Auch später war Sport
das liebste Motiv des Fotografen. Fast 50 Jahre lang
portraitierte er Leute beim
Tennisspielen, Golfen,
Schwimmen, Fliegen,
Rudern und schuf damit
herrlich komische Zeitdokumente des frühen
20. Jahrhunderts. Hermès
und der Actes Sud Verlag
haben seine Aufnahmen
nun im Bildband „A Sporting Life“ vereint.
GOLF I: Blau auf grün: Die Chinos des 1888 gegründeten Hosenlabels Brax gibt es auch als Golfversion. ——— GOLF II:
Mit den schwarz-goldenen Puttern aus der „Senda“-Serie
von Zai locht sich der Ball wie von selbst ein. Infos über
zai.ch ——— GOLF III: TiCad fertigt seit 25 Jahren edle
Trolleys in Handarbeit an, auf Wunsch auch mit persönlicher Gravur. Weitere Infos auf ticad.de
NOCH ’NE RUNDE
Was soll man Neues über Golf schreiben, das nicht schon tausendmal gesagt oder geschrieben wurde? Ohne die alten Zitate bemühen zu müssen wie: „Golf ist die beste Art, sich einen
Sonntagnachmittagsspaziergang zu verderben.“ Oder den Klassiker: „Haben Sie noch ...,
oder spielen Sie schon Golf?“ Wie dem auch sei, zurück zur Sache. Was schreiben über ein
Spiel, das eigentlich eine unlösbare Aufgabe ist. Denn: Wo liegt das finale Ziel dieses Sports
(mal abgesehen davon, Turniere gewinnen zu wollen)? Als Anfänger hat man erst mal die
Hürde „Platzreife“ zu nehmen. Ist das endlich geschafft, gilt es, sich ein Handicap 36 oder
besser zu erspielen und irgendwann mal eine Runde unter 100 Schlägen zu schaffen. Und
jetzt beginnt das Sisyphus-Dilemma. Ist das nämlich endlich erreicht, träumt man von einer
90er-Runde, dann von einer 80er und vielleicht sogar davon, mal 18 Löcher in Par zu spielen.
Doch kaum erlangt, geht die persönliche Erfolgsgier weiter: „Es muss doch auch mal unter
Par gehen auf 18 Loch!“ Im Snooker gibt es ein „Maximum-Break“. Doch wie viel unter
Par ist das Maximum? Noch ist es keinem gelungen, weniger als 59 Schläge pro Runde
zu brauchen, doch ist das schon das Ende? Sie sehen, es gibt noch viel zu trainieren, zu
spielen, zu jubeln und verzweifeln und trotzdem werden die erträumten Ziele immer
einen Schritt voraus sein. Es sei denn, es gelingt endlich, eine Runde mit 18 Schlägen zu
absolvieren. Physikalisch unmöglich, trotzdem ...
Michael Roll
Rasenkunst oder Kunstrasen? Dem grünen Untergrund widmet sich
nun ein kleines Buch. „Der Rasen“ ist bei DVA erschienen
VERLAG DVA; DPA PA/DÜREN;
Schauspieler aus
München
H A C K ET T.C O M
Nico Rosberg
Formel-1-Fahrer in Monaco
Hock-ney
Was Motorsport mit Kunst zu tun hat? Dank Hervé Poulain eine Menge.
1975 bat der Rennfahrer den Künstler Alexander Calder einen BMW zu
bemalen, trat mit diesem beim Autorennen im französischen Le Mans an
und legte damit den Grundstein für die „Art Cars“-Serie. Seitdem haben 17
Künstler BMWs bemalt, darunter zum Beispiel Hockney mit Dackel (siehe
Foto), Jeff Koons, Roy Lichtenstein und Andy Warhol. Im Hatje Cantz
Verlag ist nun ein Bildband zum Projekt erschienen.
Cristiano Ronaldo, Fußballer bei Real Madrid
AM LIEBSTEN
IMMER BESSER
Wie erholen Sie sich zwischen den Spielen?
Während der Saison mache ich ehrlich gesagt
nichts anderes als Fußball spielen. Wir haben
einen intensiven Trainingsplan. Wenn ich aber
freie Zeit habe, dann verbringe ich sie mit
meiner Familie und meinen Freunden in
Madrid oder Portugal.
Gab es einen Zeitpunkt, der Ihr Leben verändert hat?
1997, als ich Madeira und meine Familie verlassen habe, um im Sporting Clube de Portugal zu spielen, und 2003, als ich zu Manchester United gegangen bin. Beide Male war ich
noch sehr jung, deswegen waren es einschneidende Erlebnisse für mich.
16
Nun sind Sie auch Uhren-Botschafter bei TAG
Heuer. Wie kam es dazu?
Ich wurde gefragt und musste nicht lange
überlegen. Ich kannte die Marke bereits und
mir gefiel, dass sie eine lange Tradition im
Sport hat. Dazu sind die Uhren von bester
Qualität, sehen verdammt gut aus und man
kann sie überall tragen.
Haben Sie ein Lieblingsmodell?
Wenn ich mich entscheiden muss, dann wäre
es wahrscheinlich die Carrera Calibre 1887
Chronograph. Sie ist chic und sportlich.
Sammeln Sie Uhren?
Nein, aber ich habe schon immer gern welche
getragen. Eine Uhr ist für mich wie ein
Schmuckstück mit Funktion. Und wenn mir
ein Produkt gefällt, dann möchte ich auch
alles darüber wissen. Wo es herkommt, wie es
funktioniert, welche Geschichte dahinter
steht. Deswegen habe ich mich schon vor der
Arbeit mit TAG Heuer für Uhren interessiert.
Haben Fußball und Uhren Parallelen?
Ein professioneller Fußballer zu sein verlangt
viel Training. Man muss immer wieder die
gleichen Bewegungen ausführen, präzise und
gut vorbereitet sein. Ich glaube, das gilt auch
für einen Uhrmacher.
Was haben Sie sich persönlich vorgenommen?
Ich möchte noch besser werden.
Lieblingsstück: Die Carrera
Calibre 1887 Monaco Grand
Prix, Limited Edition 2014
Louis Vuitton denkt an alle: Für
BMW entwarfen die Franzosen
extra leichte Reisetaschen für
den i8. Für Sylt-Fans gibt’s ab
Juni die auf 150 Stück
limitierte „Cabas
Kampen“ (nur
über die
Boutique in
Kampen)
jourdhermes.com
Was ist das Geheimnis von Erfolg?
Das gibt es nicht. Man muss sich immer
wieder selbst motivieren und herausfordern,
härter arbeiten als alle anderen und daran
glauben, dass man noch besser werden kann.
Formel-1-Rennen zu fahren, die Kraft des
schnellen Autos zu spüren, bis an meine Grenzen zu gehen und zu gewinnen – dafür schlägt
mein Herz und diese Leidenschaft treibt mich
täglich an. Im Schmuckunternehmen Thomas
Sabo, mit dem ich seit 2010 kooperiere, habe
ich für mich den idealen Partner gefunden:
Die Marke ist dynamisch und hat Ausdauer –
Attribute, die auch im Rennsport für langfristigen Erfolg unverzichtbar sind. Die Produkte
von Thomas Sabo spiegeln meinen Lifestyle
und meine Persönlichkeit wider, ich trage sie
auch gern privat. Denn Schmuck ist genau wie
Sport ein Ausdruck meiner Identität. Während
der Rennen darf ich aus Sicherheitsgründen
zwar nichts tragen, aber ich habe am Rennwochenende immer einen Talisman, einen „Karma Bead“ mit kleinen Perlen, bei mir und trage
ihn, wenn ich kann. Falls dann das Rennen gut
gelaufen ist, trage ich ihn wieder. Das ist eine
Art Ritual und ich hoffe, dass es mir wieder
Glück bringt. Daher ist Schmuck für mich
nicht nur ein dekoratives Element, sondern er
soll auch meine Kraft und Energie, mein Karma, positiv unterstützen. Ich versuche gemäß
dem Motto „man erntet, was man sät“ zu leben – den wahren Kern der Aussage erkenne
ich spätestens beim nächsten Sieg wieder.
GRÉGOIRE ALEXANDRE / LOUIS VUITTON; TAG HEUER
Senhor Ronaldo, was bedeutet Zeit für Sie?
Sie spielt in meinem Leben eine große Rolle.
Beim Fußball muss man wahnsinnig schnell
und präzise sein, und je weiter das Spiel voranschreitet, desto wichtiger wird die Zeit.
Wenn in den letzten Sekunden noch ein Tor
fällt, kann das über Erfolg und Niederlage
entscheiden.
DAVID HOCKNEY/BMW AG
TALISMAN
das neue Eau de Parfum
VIVIANE SASSEN,COURTESY OF THE ARTIST AND STEVENSON,CAPE TOWN AND JOHANNESBURG
ZUM NIEDERKNIEN
Angesichts des Bauches, den ich gemütlich vor mir
hertrage, ist es ziemlich offensichtlich, dass Sport
nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Es
sei denn, „Säbelrasseln“ würde zu einer athletischen
Disziplin ausgerufen – in diesem Falle wären mir und
dem Sansibar-Logo ein Abo auf das oberste Treppchen sicher. Derweil schaue ich lieber anderen beim
Schweißtreiben zu und genehmige mir währenddessen ein Glas Wein. Gefüllt mit einem Hochkaräter,
der wie geschaffen ist für passives Sport-Schauen.
Der 2011er „Hahn Estate Boneshaker“. Ein Zinfandel, der den Körper mit Aroma, dichter Textur und weichem Tannin völlig entspannen lässt
und so fulminant ist, dass sogar ich mich niederknie. Natürlich nur im übertragenen Sinne –
auch bei derartiger Begeisterung sollte die Gemütlichkeit nicht zu kurz kommen.
Herbert Seckler
Spiel. Satz.
Sweatshirt. Das von
Ralph Lauren tritt
beim „Sports of
Summer“ im Juni
im KaDeWe in
Berlin an
Kultwirt vom
Sylter „Sansibar“
Schöne Kooperation: Santoni
und Mercedes-AMG haben
Sportschuhe im Vintagelook
entworfen
UND SONST NOCH
18
WM I: Bei Pretty Ballerinas gibt es jetzt die limitierte Schuhkollektion „Brasilien 2014“. Ob
Deutschland-, Frankreich- oder Italienfan – für jeden
ist ein passendes Paar dabei. Erhältlich über prettyballerinas.com ——— WM II: Dolce & Gabbana ist seit 2006
offizieller Sponsor der italienischen Nationalmannschaft und wird die
Spieler zur WM mit Anzügen, Sportklamotten und Accessoires ausstatten. Che bello! ——— SPORTLICH I: Karl Lagerfeld hat eine ganz in Schwarz
und Weiß gehaltene Athletic-Kollektion entworfen. Gibt’s in den Karl
Lagerfeld Stores und über net-a-porter.com.——— SPORTLICH II: Rahmen,
Bügel, grüne Gläser – bei Ray Ban kann man sich seine Sonnenbrille nun
selbst zusammenstellen. Infos auf remix.ray-ban.com
Umwerfend
Männer in der Fotografie haben
deutlich mehr Ruhm erlangt als
Frauen. Zu Unrecht, findet der
Kunsthistoriker Boris Friedewald.
In seinem Buch „Meisterinnen
des Lichts“ (Prestel Verlag) stellt
er 55 talentierte Fotografinnen
aus zwei Jahrhunderten vor.
Darunter auch Eve Arnold, Cindy
Sherman oder Viviane Sassen,
die dieses Bild für das Modelabel
Carven aufnahm.
TRENDBAROMETER
VON WOLFGANG JOOP
Herr Haka
Was mich wirklich erstaunt hat
bei meiner Tätigkeit als JuryMitglied bei Germany’s Next
Topmodel, ist die Reaktion auf
mein Äußeres: Plötzlich wird
überall betont, wie ich mich
kleide. Man ist das anscheinend
nicht gewohnt in Deutschland,
wo Männer sich entweder anziehen, als würden sie die Wetterkarte ablesen oder so albern
wie Herr Gottschalk. Dabei
habe ich gar kein Konzept.
Vielmehr verbrauche ich Looks.
Warum denken die Leute nur,
sie müssten immer gleich aussehen? Falls ich zum Beispiel bei
einer weiteren Staffel mitmache, werde ich noch mehr Anzüge tragen, noch klassischer.
Ich habe es ja auch gar nicht
nötig, mich als Sexbraten
zu präsentieren.
Frau Dob
Klassischer, um der Oberflächlichkeit zu begegnen? Es scheint ja ein
Missverständnis bei der Sendung
zu geben. Die Mädchen werden
doch eher zu Werbeflächen
getrimmt denn für eine Karriere in
der Mode. Lustig sein, Käseecken
hochwerfen, Haarspray verkaufen.
Das ist ja auch okay, hat aber mit
dem Fashion-Business nicht viel
tun, oder? Wie sagst du immer:
Die Fashion trägt dich nicht weg.
Sondern du trägst sie.
OH, LOOK! UNSERE
ICONA ZEIGT IHRE AKTUELLEN LIEBLINGSTRENDS
ILLUSTRATIONEN: JAMES DIGNAN (JAMESDIGNAN.COM)
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Icona rockt das
Stadion: Rock von
Markus Lupfer
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Vorlaut: Megafon
von Auna über
amazon.de
Show some pride! „Team Spirit“Wedges von Charlotte Olympia
über net-a-porter.com
=
Die Sieben gilt als Glückszahl.
Handyhülle von Karl Lagerfeld
IKEN SOCCER
Auch das Gastland will gewürdigt
werden: Cap von Cayler & Sons
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Zeit für Sieger:
Die Uhr „New Gent
Entusiasmo“ ist von Swatch
Jetzt geht’s rund:
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„L’Eau d’Issey pour
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www.parmigiani.ch
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DORTMUND, FRANKFURT
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MÜNSTER, OSNABRÜCK
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JUWELIER RÜSCHENBECK
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WIEN
JUWELIER RÜSCHENBECK
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SCHULLIN – UHREN IM LOOSHAUS
FÜR WEITERE INFORMATIONEN UND HÄNDLERADRESSEN: PARMIGIANI FLEURIER DISTRIBUTION DEUTSCHLAND GMBH, FON +49 89 210 204 64 0
SPORTSGEIST
Ein Manöver auf der holländischen „Rainbow“
bei der Loro Piana Caribbean SuperyachtRegatta vor den British Virgin Islands
liefern. Nachdem sie 1992 die italienische Reiter-Equipe mit den „Horsey-Jackets“ ausgestattet hatten, erkannten sie den Trend, teilten das
Unternehmen in die Sparten „Textil“ und „Luxusgüter“ und lieferten
ab 1998 nicht länger nur Stoffe an alle großen Marken, sondern brachten auch eigene Kollektionen, Accessoires und Lederwaren in den
Handel. 1993 wurde in New York die erste Boutique eröffnet.
Als die Brüder im Juli 2013 für geschätzte zwei Milliarden Euro ausgerechnet an den LVMH-Konzern verkauften, war die Irritation groß:
Eine Firma, die so auf Nische, Werte, Authentizität und Stil aufgebaut
war, ergab sich dem weltgrößten Luxuskonzern? Wenige Monate später erklärte sich, warum sie sogar selbst bei Bernard Arnault angerufen hatten. Dass der französische Luxusunternehmer nicht lange zögerte, die italienische Antwort auf Hermès zu übernehmen, verwunderte hingegen zu keiner Zeit. Antoine Arnault ist nun Präsident.
Vom 3. bis 7. Juni bittet der Yacht Club Costa Smeralda nun wieder zur
Loro Piana Superyacht-Regatta vor Porto Cervo. Zeit für ein Gespräch
mit dem Skipper Pier Luigi.
CARLO BORLENGHI/CLUB COSTA SMERALDA (4)
Wann haben Sie mit dem Segeln begonnen? Sie sind ja in Mailand geboren, der Ursprung des Unternehmens ist das Sesiatal.
Ja, aber meine Familie, die ursprünglich aus dem Piemont stammt,
verbrachte die Sommerferien an der See in Ligurien. So habe ich
schon als Kind mit dem Segeln begonnen. Mit acht Jahren bekam ich
von meinem Vater das erste Boot. Mit 19 Jahren stieg ich ins Regattageschehen ein, als Professor Tino Zerbi mich einlud, ihn auf seiner Alpha 21 beim Rennen von Sestri nach Elba zu begleiten. Danach war es
um mich geschehen, ich erkannte, dass dies eine wunderbare Art war,
das Meer zu entdecken. Im Jahr darauf meldete ich mich an der Segelschule vom Caprera an. Dort traf ich Mario Pedol, und das war der Anfang einer langen Geschichte. Von ihm kaufte ich mein erstes Schiff,
die „Nauta“, die aussah wie ein Zikkurat, und fortan beriet Mario mich
beim Kauf weiterer Boote. Heute gilt meine ganze Passion meiner 25Meter-Yacht „My Song“.
Klar zur Wende
Der Name Loro Piana steht für höchste Qualität und italienische Grandezza.
Seit vergangenem Juli gehört die Mehrheit des Kaschmir-Imperiums zu LVMH,
und Pier Luigi Loro Piana muss nach dem Tod seines Bruders Sergio allein
Kurs halten. Dabei hilft ihm die Passion für den Segelsport, glaubt Inga Griese
22
Hat der Name eine Botschaft?
Er ist einer Jazz-Melodie entlehnt, die ich liebe, er ist ein Tribut an die
Musik von Keith Jarrett. Diese leichte und entspannende Musik erinnert mich an das Gleiten übers Meer.
Was macht die Faszination auf dem Wasser aus?
Ich habe den Sport von Anfang an geliebt, seit ich die ersten Segel
hochzog. Für mich war es so erfüllend, wie die Balance beim Fahrradfahren zu halten. Von da an wurde alles, was mit Segeln zu tun hat,
zum Abenteuer. Zudem reflektiert Segeln die Philosophie unseres Unternehmens: technische Grundlagenforschung, den Anspruch an 3
D
ie Sonne steht wärmend über dem Hafen von
Porto Cervo. Vor dem Yacht Club Costa Smeralda
werden die Gewinner der Loro Piana Superyacht-Regatta ausgezeichnet. Von den GlamourGestalten, die im nicht weit entfernten „Billionaire“-Club gern mal den Neureichtum heraushängen lassen, ist niemand zu sehen. Dies hier ist eine andere Gesellschaft, die typische Loro-PianaKlientel. Ohne Bling-Bling. Reich, ja, die meisten wohl. Jedenfalls die
Eigner. Sie können auch gut feiern, besonders die Crews. Aber vor allem sind es Sportler. Segler. Die See erdet. In der ersten Klappstuhl-Reihe sitzt Sergio Loro Piana, elegant, eloquent wie immer, aber recht
warm angezogen für Ort und Temperatur – und unerwartet elend. Es
wird nur noch ein halbes Jahr dauern, bis die Nachricht von seinem
Tod alle erschrickt. An diesem schönen Juni-Tag aber scheint die Welt
noch in Ordnung und es geht durchaus mit rechten Dingen zu, dass ein
Familienmitglied des Hauptsponsors auch ein strahlender Sieger ist:
Pier Luigi Loro Piana mit seiner „My Song“.
Kurz darauf verkaufen die Brüder das Unternehmen, das 1924 vom
Großvater in Quarona gegründet worden war und seine Anfänge bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem Handel von Wollstoffen
hatte. Der strenge Sergio und der joviale „Pigi“ hatten 1975 die Leitung
des Hauses übernommen und es zur ultimativen Kaschmir-Marke ausgebaut. Der Anspruch lautet, die feinsten Qualitäten im Wollmarkt zu
Pier Luigi
Loro Piana (am
Ruder) und
Francesco de
Angelis auf dem
Gastschiff „Rainbow“ während
des Caribbean
Superyacht
Regatta Rendezvous im März
23
KADEWE.DE
ALSTERHAUS.DE
OBERPOLLINGER.DE
LA PERFEZIONE DEL GUSTO
Zeitlose Qualität ist eben doch nicht spießig: sportlich-elegante Produkte aus dem Loro-Piana-Kosmos
Virgin Gorda ist der zweite Standort des YC
Costa Smeralda und ebenfalls Austragungsort
der Loro Piana Superyacht-Regatta
„Ich werde den Marken-Lifestyle aufrechterhalten,
und dazu gehört die Passion des Hauses fürs Segeln“
Sind Sie eher Wettbewerbs-Typ oder Cruiser?
Ich genieße es, an Rennen teilzunehmen, aber
genauso gern verwandle ich das Boot in ein
Heim, um mit meiner Familie und Freunden
entspannt zu segeln. „My Song“ ist eine Yacht,
die beides zulässt.
Segeln heißt, die Natur zu genießen, sich aber
auch mit ihr auseinandersetzen zu müssen und
sich ihr zu beugen. Und man weiß nie, wie sie
reagiert, einen Tag stürmt es wild, am nächsten
Tag herrscht Flaute. Ist das vergleichbar mit
Kunden und Märkten?
Absolut! Als Unternehmer muss man ähnliche
Fertigkeiten mitbringen wie als Skipper. Die
Unvorhersehbarkeit des Marktes ist plötzlichen Wetterveränderungen vergleichbar. Man
muss immer entsprechend vorbereitet sein
und sich auf sein Team und sein Wissen verlassen können. Und vor allem: ruhig bleiben
im Sturm.
24
Was haben Sie umgekehrt gelernt aus Ihrem
Geschäft?
Forschung und Hingabe bringen eine gesunde Ernte. Was mich am meisten stimuliert in
meinem Job, ist die andauernde Suche nach
den feinsten und exklusivsten Stoffen und
Materialien. Denn das führt mich immer zurück zur Basis unseres Geschäfts, dem Anspruch von Qualität in jedem Produktionsschritt, vom Rohstoff bis zum Service und in
zeitloser Eleganz. Unsere Mission ist, den Zugang zu den edelsten Garnen und die authentische Qualität zu bewahren. So ist es uns in
den vergangenen 20 Jahren gelungen, den
Lifestyle einer festen Kundenklientel zu bedienen. Wir haben uns immer an ihren Bedürfnissen orientiert und daran entlang fortwährend neue Generationen von Stoffen und
Produkten entwickelt.
Welche Rolle spielt dabei das Segeln?
Zunächst und vor allem war es eine Familienpassion, aber es ist auch ein guter Botschafter
für den Loro-Piana-Lifestyle. Die Passion hat
uns Produkte testen und entwickeln lassen,
die unsere Kunden auch brauchen. Um eine
Nummer eins im Sport zu sein, muss man hart
arbeiten, sich ständig verbessern, sich sehr
verpflichtet fühlen, und diese Haltung haben
wir eben auch, wenn es um Produkte und
Stoffe geht. Die Regatten sind zudem das
Open-Air-Labor, in dem wir neue Materialien
testen. Zum Beispiel „Storm System“, unsere
eigene, eingetragene Marke, die für ein spezielles Verfahren steht, mit dem natürliche
Stoffe wie Kaschmir, Wolle, Leinen, absolut
wasserdicht beschichtet werden können. Für
raue See haben wir auch einen speziellen
Windbreaker, den „Bomber Windmate“, entwickelt. Sie sehen, wir lieben die Teilnahme
an sich ebenso sehr wie den sportlichen Wettbewerb und die Herausforderung, daraus
neue Produkte zu entwickeln.
Sie haben 2013 bei der Superyacht-Regatta in
Porto Cervo eine kleine Taschen- und GepäckKollektion aus recycelten Segelbahnen vorgestellt. War das ein Gimmick oder eine Serie?
Die Produkte aus den alten Segeln waren eine
Sonder-Kollektion für die Eigner und ihre
Gäste bei der „Loro Piana Caribbean Superyacht Regatta 2013“ und dann nur eine kurze
begrenzte Zeit im Handel.
Im vergangenen Juli haben Sie 80 Prozent Ihres Familien-Unternehmens an LVMH verkauft. Welche Position besetzen Sie nun „an
Bord“? Sind Sie noch Skipper, eher Navigator?
Koch womöglich?
Meine Rolle bleibt dieselbe: die Marken-Werte
zu bewahren und zu vermitteln. Ich bin stellvertretender Vorstandsvorsitzender und in
dieser Funktion werde ich die Marken-Identität und den Lifestyle aufrechterhalten, und
dazu gehört ganz offensichtlich die Passion
des Hauses fürs Segeln.
Ihr Bruder Sergio, mit dem Sie sich so lange die
Führung des Unternehmens geteilt hatten,
starb tragischerweise kurz vor Weihnachten.
Wie geht es ohne ihn?
Sergio nicht mehr an meiner Seite zu haben
war eine radikale Veränderung. Er war inspirierend und eine Quelle von Wissen, die ich
nun versuche, mit all meinen Möglichkeiten
am Sprudeln zu halten.
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Ist Segeln Trost?
Als Moment der Entspannung – ganz bestimmt!
Was war Ihre beängstigendste Situation an
Bord?
Das war während eines Regensturms vor Salina, als ein Blitz ins Boot einschlug. Das war
nicht angenehm. Am schönsten hingegen ist
es, wenn ich mit meiner Familie unterwegs
bin und meine Passion für die offene See mit
den wichtigsten Menschen in meinem Leben
kombinieren kann. Und – natürlich, wenn ich
eine Regatta gewinne!
LORO PIANA
3 Perfektion, elegante Details und großen
Respekt vor der Natur. Loro Piana zeichnet
sich durch höchste Materialqualität mit technischer Innovation aus. Das braucht es auch
beim Regattasegeln. Ein Boot zu führen, zusammen mit der Crew, ist beinahe ein metaphorischer Ausdruck für das Führen eines Unternehmens. Die Yacht kann nur gewinnen,
wenn der Kapitän alert ist und gut mit der
Mannschaft umgeht. Jedes Mitglied an Bord
hat eine wichtige Rolle im Zusammenspiel,
das gilt auch für eine Firma. Ich habe immer
angestrebt, aktiv zu sein, wie auch den engen
Kontakt zur Natur gesucht. Beim Segeln kann
ich dies mit meiner Passion vereinen.
EINE INITIATIVE MIT UNTERSTÜTZUNG DES ITALIENISCHEN MINISTERIUMS FÜR
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG UND DER ITALIENISCHEN AGENTUR FÜR AUSSENHANDEL.
UHREN
Gar nicht windig
Seit zehn Jahren unterstützt Panerai
Segelregatten mit Holzbooten. Das Jubiläum feiert
SEA&SEE/GUIDO CANTINI (2); PANERAI (2)
man ausgerechnet mit einer Taucheruhr
E
26
Es wird ein besonderer
Tag, da ist sich Mikael
Créac’h sicher. Wenn
der Kapitän der „Moonbeam“ am 4. Juni die
Segel setzen lässt zur
„Les Voiles d’Antibes“
an der Côte d’Azur, gibt
es gleich zwei Ereignisse zu feiern: Die „Panerai Classic Yachts Challenge“ geht in ihr zehntes Jahr. Und das Boot,
das der Bretone seit sieben Jahren steuert und
auf dem Grace Kelly und Fürst Rainier die
Flitterwochen verbrachten, wird 100 Jahre alt.
Wer könnte besser beurteilen, welche Bedeutung der klassische Segelsport inzwischen
weltweit hat, als der Sohn eines Fischers, des-
sen Nachname einen berühmten Leuchtturm
an der Atlantikküste bezeichnet und der ein
legendäres Schiff steuert, dessen Riss Experten zu den fünf wichtigsten Yacht-Entwürfen
aller Zeiten zählen?
Der heute 45-jährige Créac’h hat nie einen anderen Beruf ausgeübt, seit 24 Jahren segelt
der Mann und kennt jeden Kieselstein östlich
von Gibraltar: „Der Panerai Cup ist heute der,
den alle gewinnen wollen. Es geht nicht um
Geld, die Eigner dieser Schiffe sind eh alle
Millionäre.“ Sechs Rennen umfasst der Zyklus
im Mittelmeer inzwischen, zu dem Holzboote,
die vor 1950 gebaut und bereits damals als
Rennyachten zugelassen wurden, antreten
dürfen. Neben einer Rennserie in der Karibik
und an der englischen Atlantikküste gilt der
„mediterranean circuit“ als der prestigeträchtigste. Und während die Regatta-Schauplätze
sich im vergangenen Jahrzehnt nicht geändert haben, ist das Umfeld heute komplett anders. Créac’h: „Die Rennen werden wieder mit
dem gleichen Ehrgeiz ausgetragen wie vor
100 Jahren, alle greifen von der Startlinie weg
an und gehen enorme Risiken ein.“
Auch bei Panerai riskierte man etwas, als die
Firma 2004 im klassischen Yachtsport aufkreuzte. Ausgerechnet die Italiener, wird so
mancher Segler gedacht haben. Denn das Unternehmen, das aus einem 1860 von Giovanni
Panerai in Florenz eröffneten Uhrengeschäft
hervorging, stattete in den 30er-Jahren vor allem militärische Sondertauchkommandos der
italienischen Marine aus, um,
nun ja, Schiffe zu versenken.
Da die Froschmänner in der
Dunkelheit der Nacht
agierten, trugen sie riesige wasserdichte Uhren
mit radioaktiver Radium-Leuchtmasse. Diese „Radiomir“-Modelle,
die bis in die
50er-Jahre Rolex im Auftrag
der Italiener fertigte, gelten als die
Vorfahren aller Taucheruhren.
Heute erweist es sich als
kluge Strategie der Manufaktur, als Hüter maritimen
Kulturgutes aufzutreten, anstatt
militärische
Zum 10. Geburtstag der
Kommandos auszu„Classic Yacht Challenge“ statten. Uhrensammgibt es eine Taucheruhr:
ler und Eigner klassiDie „Luminor Submersible scher Yachten teilen
1950 3 Days Automatic
die Liebe zu langlebiTitanio – 47 mm PCYC 10 gen Werten. Yachten
Years of Passion“
und Uhren erlebten in
den vergangenen Jahren einen enormen Boom. Créac’h: „Die Eigner scheuen keinen Aufwand, um Rennen zu
gewinnen. Seit ein paar Jahren habe ich sogar
einen eigenen Taktiker an Bord.“
Der Skipper lebt seinen Traum: „Für mich ist
das ganz klar: Diese Art der Boote ist einfach
mit nichts auf der Welt vergleichbar.“ 30 Matrosen sind nötig, denn es gibt keine technischen Helfer oder gar elektrischen Winschen.
„Als Segler moderner Yachten kommt es ihnen vor, als ob unsere Boote in Zeitlupe reagieren. Dafür kommt es noch mehr auf Präzision an.“ Vielleicht ist diese Begeisterung in
Zeiten von GPS und vollautomatischen
Schiffssteueranlagen nur vergleichbar mit der
Liebe für mechanische Uhren.
Die zum Anlass auf 50 Exemplare limitierte
Uhrenserie „Luminor Submersible 1950
PCYC 10 Years of Passion“ dürfte schnell vergriffen sein. Denn schon vor zwei Jahren waren allein 615 Yachten zu der Regattaserie angemeldet. Das bis 300 Meter Tiefe wasserdichte Titanmodell mit drei Tagen Gangreserve
wird 8400 Euro kosten. Verglichen mit der Tagesmiete der „Moonbeam“ fast bescheiden.
Für 4500 Euro pro Tag kann man die große alte Dame chartern (moonbeam4.fr/en). Dafür
können bis zu sechs Personen dann Urlaub
JFK
machen wie einst Grace Kelly.
MICHAELKORS.COM
Die Desig
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Gucci
Emilio Pucci
28
ie Mode hat in ihrer Geschichte einige Revolutionen durchgemacht.
Erst im vergangenen Januar kam
auf leisen Sohlen eine neue hinzu.
Es war auf den Haute-CoutureSchauen in Paris, als die Zuschauer
bei Chanel und Christian Dior ungläubig auf die Füße der Models starrten: Die liefen nämlich in edlen Sneakern entspannt über den Laufsteg. Die
Turnschuhe haben es auf den Mode-Olymp geschafft.
Ein Marathon ließe sich in den von Hand bestickten Chanel-Entwürfen oder den Ballerina-ähnlichen Slip-ons von
Dior nicht bewältigen. Aber darum geht es auch nicht. Die
Sportswear hat die Welt der High Fashion erobert und ist
diesen Sommer eine der wichtigsten Inspirationen für die
Designer. Frida Giannini interpretierte für Gucci den Fitnessstudio-Look Nachtleben-tauglich, mit transparenten
Netztops und lockeren Sweatpants. Miuccia Prada kreierte mit Schmucksteinen besetzte Trekkingsandalen und
kombinierte sie zu Strickstulpen, die auch direkt vom
Fußballplatz stammen könnten. Bei Marc by Marc Jacobs
schimmerten Satin-Ensembles aus Shorts und Blousons,
und Emilio Pucci zeigte Nylon-Parkas, Aerobic-Bodys
und, ja wirklich, Bauchtaschen. Bei all diesen Looks geht
es nicht nur um die sportliche Allure, sondern auch ums
Bequeme und Unkomplizierte. Frauen müssen (und wollen) heute keine High Heels, Cocktail-Kleidchen oder große Roben mehr tragen, um elegant zu sein. Sie wissen,
dass Komfort und gutes Styling sich nicht gegenseitig ausschließen. Es reicht ein Blick auf die Streetstyle-Fotos der
Modewochen, um zu erkennen, mit wie viel Selbstbewusstsein Modefans den Sport-Chic zelebrieren. Sie führen ihre weißen „Stan Smith“-Ledersneaker von Adidas
oder ihre Slip-ons von Céline vor. Sie tragen Beanie-Mützen, Rucksäcke, Sweatshirts, Jogginghosen. Und kreieren
Stile, die lässig sind, aber nie nachlässig.
Bereits vor einigen Saisons erkannten Labels wie Isabel
Marant, Givenchy und Kenzo, dass bequeme, aus der
Sportmode stammende Alltags-Teile das Potenzial zum
Luxusobjekt haben. Ob es nun der Keilabsatzsneaker von
Isabel Marant oder das Bambi-Sweatshirt von Givenchy
war – die Kunden stürzten sich auf die Streetwear vom
Designer. Kurz darauf wurden Turnschuhe von Nike zu
Lieblingen der Modeblogs, sie hatten neue Modelle ganz
einfach in leuchtenden Neonfarben angeboten. Plötzlich
blinkten auf den Straßen auch an den Füßen nicht-sportlicher Menschen Nike-Schuhe in Knallorange und Pink.
Denn auch die Sportmarken setzen bei ihren Produkten
schon lange nicht mehr nur auf Funktion, sondern vor allem auf Design. Und nutzen dafür das kreative Potenzial
der Designer. Bereits 2005 lancierten Stella McCartney
und Adidas die erste gemeinsame Kollektion mit Yoga-,
Jogging-, Fitness- und Wintersportmode. Adidas hat inzwischen auch mit Rick Owens und Raf Simons zusammen gearbeitet und wird im kommenden Winter eine
Capsule Collection mit Mary Katrantzou auf den Markt
bringen. Nike suchte sich Riccardo Tisci von Givenchy aus
und ließ ihn Anfang des Jahres eine Sneaker-Kollektion
entwerfen, die innerhalb kurzer Zeit ausverkauft war. Aktiv sein, beweglich bleiben, sich in seinem Körper wohl
und gesund fühlen – für viele Frauen werden diese Dinge
offenkundig immer wichtiger. Und die Mode liefert die
Silvia Ihring
passenden Outfits dazu.
Tommy Hilfiger
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LACOSTE
KLASSIKER
Neuer Biss für kurze Ärmel
EXKLUSIVER GENUSS
Lacoste war sehr traditionell geworden – nun führt Felipe Oliveira Baptista
das Label mit dem Krokodil auf bisher unbekannte Pfade
macht Spaß, und es macht Lacoste jünger und
humorvoller. Es war die Idee, die Marke aus
einer anderen Sicht zu sehen. Ich wollte gern,
dass die Marke auch aus einer anderen Sicht
gesehen wird. In großen Städten entstehen jeweils komplett eigenständige Kampagnen mit
lokalen Kunstschaffenden. Die jungen Talente
bekommen ihren Raum und werden bekannter und wir arbeiten mit einem Künstler, der
vielleicht dadurch berühmt wird.
S
So vielfarbig die Polos
bei Lacoste, so kreativ
und
abwechslungsreich ist Felipe Oliveira
Baptista. Seit dem Jahr
2010 ist er bei der Marke mit dem Krokodil
Creative Director. Er
arbeitete bei Marken
wie Max Mara, Christophe Lemaire und Cerruti und gründete sein eigenes Label 2003.
Schon am Anfang des Interviews, mit dem
1975 auf den portugiesischen Atlantikinseln
Azoren geborene Designers, ist klar, er ist alles
andere als 08/15.
Herr Baptista, vor zehn Jahren haben Sie mit
Oliveira Baptista ihr eigenes Label gegründet.
Was unterscheidet diese Arbeit von der als
Kreativdirektor bei Lacoste?
Ich hab mit meiner Frau Séverine zusammen
2003 gestartet. An ihrem Körper wurden die
Kleidung entworfen. So konnten wir beide an
dem Look arbeiten – und das macht die Silhouette aus. Oliveira Baptista ist eine Nische
und independent. Lacoste ist komplett anders.
Und doch, das eine kann nicht mehr ohne das
andere existieren. Es gibt einen Dialog. Bei
Lacoste ist klar, dass man nach 80 Jahren
nicht die Basis eines Produktes ändert. Es ist
gut, wie es ist, allerdings trägt Lacoste jetzt
meine Handschrift.
Wie lässt man sich rundum inspirieren?
Es kommen ganz viele Dinge zusammen: Ich
interessiere mich für Design, Kunst, Bücher
und Kino. Aus allem kann man seine Ideen filtern. Vor allem ist es wichtig, unsere Zeit zu
verstehen. Nicht in Trends zu denken, sondern in aufregenden Dingen, für sich Neues
entdecken und andere damit zu überraschen.
30
Was gab den Ausschlag für die erste New YorkShow? Gab es den Auftrag, eine 80-Jahre-Jubiläumskollektion zu machen?
Schön gelb,
so stellt sich
Lacoste den
Sommer 2014
vor
Der erste Gedanke war, dass die Marke mit
Tennis angefangen hat. René Lacoste, mit seinem Spitznamen The Crocodile. Das wollte
ich erhalten, aber mein Gedanke war auch,
wie ich dem Ganzen eine neue Komponente
geben kann – herausfordernd, aber auch
schön. Und dann hielt ich ein Buch von Gerhard Richter in der Hand. Es basiert auf nur
einem Bild von ihm und die Abbildungen sind
extreme Nahaufnahmen. Am Ende sind das
nur noch eine Art Streifen. Mein Gedanke:
wenn das jetzt nur Tennisbälle und Schläger
wären. In der Ferne ein Muster, aus der Nähe
ein Tennisball – das war der Beginn der Show.
Und das war auch der Beginn einer Kollektion
mit mehr Lifestyle?
Lifestyle ist für das Label wichtiger als Mode.
Es ist casual. Es ist tragbar im Alltag und ich
habe versucht, Lacoste trotzdem in Richtung
Mode zu entwickeln, Sportswear ist momentan sehr prominent in der klassischen Mode.
In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben Sie vier Kollektionen entworfen – hat sich
etwas geändert, seitdem der Konzern Devanley Lacoste ganz übernommen hat?
Wir arbeiten mehr mit anderen Firmen zusammen, das ist interessant. Auch die FrauenKollektionen zu entwerfen, ist neu.
Warum gibt es die „Lacoste L!ve"-Kollektion?
Kommt eine Marke heute ohne Zusammenarbeit mit Künstlern nicht mehr aus?
Die Zusammenarbeit mit den Künstlern
Schafft man es damit, international das Level
oben zu halten? In den USA ein Polohemd zu
tragen, ist etwas anderes als in Frankreich.
Das ist Fingerspitzengefühl. Die Akzeptanz
wechselt von Land zu Land. Und im ersten
Jahr bin ich viel gereist, um diesen Unterschied zu verstehen. Das war wichtig. Aber
wir konzentrieren uns auf die Masse, jedenfalls in der Basis und in den Shows. Aber wir
differenzieren bei den Männer- und Frauenkollektionen abhängig von dem jeweiligen
Markt. Und das habe ich geändert.
Sehen Sie Ihre Position als Chefdesigner in einer Reihe wie Raf Simons für Dior oder Stella
McCartney für Adidas oder Nicola Formichetti
für Diesel?
Wir haben den gleichen Titel. Aber trotzdem
haben wir andere Aufgaben. Ich beschränke
mich allein auf die Mode und die Kampagnen.
Die Größe oder der Einfluss als Designer hat
immer etwas damit zu tun, wie groß der Regenschirm ist, den er besitzt. Verstehen Sie
die Metapher?
Sicher. Wo könnten Sie sich noch vorstellen zu
arbeiten – wenn Sie in sich hineinhorchen?
Es gibt viele interessante Dinge. Haute Couture vermisse ich ein wenig bei der Arbeit –
aber ich mache auch privat so viel. Ich fotografiere viel. Das vermisse ich eher, aber das
hat alles nichts mit Mode zu tun.
Wie sieht dann die nächste Show aus?
Sie sehen einen Eindruck an meinem Moodboard, mehr wird nicht verraten. Und dann
gibt es klassische Polos in neuen Farben, allein
50 neue Farben in jeder Saison.
Was ist Ihre Lieblingsklamotte?
Schwierig (lacht). Bei mir oder Lacoste? Ich
mag den Gedanken des Bestsellers. Also das
klassisches Polo.
Welche Farbe? Pink?
Ich trage blau und grau. Ich weiß, das ist langweilig (lacht). Aber das spart morgens auch jeMelanie Müller
de Menge Zeit.
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TREND
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Sandalen aus
Veloursleder und
Ornamenten von
Unützer
Zaubert einen schmalen Fuß:
Nubuk-Sandale von Salvatore Ferragamo
Architekturkunstwerk: Das Modell aus
mitternachtsblauem Veloursleder ist von
Santoni: Achtung: Erst ab Juli erhältlich
Es funkelt am „Choo“:
Das Modell „Nectar“ ist,
klar, von Jimmy Choo
Hauptsache flach
Flotte Sohlen
Bisher schloss sich flach und elegant aus. Doch auf leisen Sohlen über das
Es gibt Orte auf dieser Erde, an denen flache Schuhe ratsamer sind als hohe Hacken.
Parkett zu schweben, statt in High Heels über das Abendkleid zu stolpern, ist
Capri etwa ist so ein Ort. Wir fanden schönste (flache) Begleiter für den Urlaub auf
nun angesagt. Wir hätten da elegante Beispiele für einen Ball(erina)-Abend
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der Mittelmeerinsel und klar, auch für anderswo. Mit Illustrationen von Beate Nowak
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S c h ö n e r S c R o g e r Viv ie r
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ZUSAMMENGESTELLT VON CAROLINE BÖRGER; ILLUSTRATIONEN: BEATE NOWAK
Wie gemalt: Zehensandale
mit Mini-Absatz aus Satin von
Giorgio Armani
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Bast scho: Sandale „Penny“ von Tory Burch
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Für Minimalisten.
Von Jeffrey Campbell
SCHUHE
Aus der eigenen Cesare Casadei-Herrenkollektion, die es seit der vergangenen Wintersaison gibt?
Heute ja. Ich besitze aber auch viele Turnschuhe anderer Marken.
Bleib’ am Boden
Schwindelerregend hohe Absätze? Das war einmal. Der Trend
geht zur Bodenhaftung. Sportlich, heiter, elegant
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Ist der High-heel also Waffe der Frau?
(Er lacht wie ein heranrollendes Donnergrollen. Nur Italiener können das.)
Sagen wir, er ist Werkzeug der Verführung.
Und doch haben Sie in den vergangenen Saisons verstärkt auch „Flats“ für Frauen entworfen. Wie kommt’s?
Es brauchte eben eine Ergänzung. Außerdem
finde ich flache Sandalen auch sehr anziehend.
Und Frauen haben ohnehin nie genug Schuhe.
Frauen haben ein ganz anderes Verhältnis zu
Schuhen als Männer. Erinnern Sie sich an das Gefühl, als Sie das erste Mal einen Absatzschuh anprobiert haben?
Es war reizvoll und verunsichernd zugleich.
Weil man sich zum ersten Mal anders wahrnimmt.
Als meine Schwester und ich Kinder waren, es war
Anfang der 70er-Jahre, also die Zeit der Plateausohlen, probierten wir die Schuhe unserer Eltern an. Für
mich war es ein lustiges Spiel, für meine Schwester aber Teil des
Frauwerdens. Frauen kaufen Schuhe nicht, weil sie welche brauchen. Sie kaufen ein Gefühl.
Sie haben auch mal gesagt, Casadei-Schuhe
würden „Eros“ in ihrer DNA tragen.
(Donnerlachen) Vor allem stecken mein Herz
und meine Seele in meinen Entwürfen. Ich liebe nun mal Schuhe. Und ich liebe Frauen.
Mira Wiesinger
Bei diesem „Fußballschuh“
von Casadei aus dem Jahr
2004 ließ sich der Absatz wie
ein Stollen auswechseln
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Sie selbst mögen es offenbar bequem. Wie sieht’s
mit Frauen aus? Sind die in flachen Schuhen
weniger sexy?
Ich liebe High Heels! Sie allein machen eine
Frau aber noch nicht sexy. Es kommt viel
mehr auf die Attitüde an. Eine Frau kann in
flachen Schuhen genauso sinnlich sein,
wie in hohen. Ein High Heel kann aber
dabei helfen, sich verführerisch zu fühlen, er verändert die Körperhaltung.
Federt ab und schummelt größer:
Plateausandale mit Strassteinen von Prada
Sie sind bis heute geblieben.
Weil Schuhe nicht einfach nur Schuhe sind.
Sie sind eine Synphonie, für die es ein ganzes
Orchester braucht – sind ein Zusammenspiel
aus Entwurf, Materialien und Handarbeit.
Sin
Es dauerte rund 20 Jahre, bis Sie eine Herrenkollektion auf den
Markt brachten. Wieso sind Damenschuhe interessanter?
Ich finde Frauen generell interessanter. Sie können sich rasend
schnell verwandeln. Und zwar nicht nur optisch. Viele Frauen, mit
denen ich tagsüber arbeite, sind abends komplett andere Persönlichkeiten. Im Taxi verändern sie ihr Make-up, wechseln die Schuhe
und schlüpfen gleich in eine andere Haut. Wir Männer müssen erst
nachdenken, nach Haus fahren, uns umziehen. Wir sind viel konservativer. Genau wie leider auch die meiste Herrenbekleidung.
Sie selbst wollten allerdings lieber Immobilienmakler in Florida werden.
Das war ein Hirngespinst. Das Familienunternehmen war Alltag, nicht sehr attraktiv für einen jungen Mann. Mein Vater ermutigte mich
aber, es wenigstens mal zu probieren.
Fla
ch
urs
Cesare Casadei, ein englisches Sprichwort sagt: „A shoemaker’s son
will always go barefoot.“ Was tragen Sie heute an den Füßen?
Sneaker! Wie fast immer.
Mittlerweile haben Sie selbst zwei Kinder. Zeigen die Interesse am Familienunternehmen?
Zum Glück, ja! Meine Tochter arbeitet bereits
in der Firma. Mein Sohn zeigt sich ebenfalls
enthusiastisch, was Schuhe betrifft.
im K
Zum Hineinschlüpfen: Espadrilles von Louis Vuitton
Man sagt, um jemand wirklich verstehen zu
können, muss man in seinen Schuhen gegangen
sein. Schon mal Stöckelschuhe probiert?
Nur die erwähnten Plateauschuhe meines Vaters. Aber auch die hatten hohe Absätze.
hoc
h
E
Im Zick-Zack Schritt: Sandale von Attilio Giusti Leombruni
Es gibt da diese drei Worte, die auf Deutsche eine
schier magische Anziehungskraft haben. Die
gleich einer Zauberformel unsere Portemonnaies
beinahe von selbst öffnen – „Made in Italy.“ Und
am liebsten haben wir es, wenn diese drei Worte
in hochwertiges Leder geprägt worden sind, etwa
in das einer makellosen Schuhsohle. Woher das
kommt? Die Deutschen schätzen nun mal Qualität. Sie mögen die Vorstellung, dass Wissen über Dekaden gesammelt und Erfahrung über Generationen weitergegebenen wird. Sie
schätzen die Liebe fürs Detail, ausgefeiltes Design, die Hingabe, mit
der sich italienische (Kunst-)Handwerker ihrer Arbeit widmen.
All das trifft auch auf das Familienunternehmen Casadei zu. 1958 in
San Mauro Pascoli von Quinto und Flora Casadei gegründet, stellte
die Manufaktur zunächst Sandalen für Touristen her, die an der italienischen Riviera Urlaub machten. Innerhalb weniger Jahre wuchs
das Geschäft zu einer Marke, die ihre Schuhe bis in die USA exportierte, seit den 70er-Jahren gar nach Asien und in den Nahen Osten.
1994 stiegt Cesare, Quintos und Floras Sohn, ins Unternehmen ein
und kümmert sich seither um das Design. Und, wie könnte es anders sein, um den eigenen Nachwuchs.
35
INTERVIEW
„ICH WAR NIE
MAINSTREAM“
Sie ist eine der glamourösesten
Hollywood-Stars. Da ist es naheliegend, dass
Nicole Kidman die Fürstin von Monaco spielt.
Dabei reitet sie eigentlich lieber auf einem
Kamel durch die Wüste, erzählte die
Oscar-Preisträgerin Martin Scholz
morgens um zwei am Telefon
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Es ist nicht leicht, mit Nicole Kidman ins Gespräch zu kommen. Erst sollte das Interview
mit ihr in Los Angeles stattfinden. Dann wurde es kurzfristig wieder abgesagt. Zu dem
Zeitpunkt hatte ihr neuer Film bereits negative Schlagzeilen produziert, noch ehe er in den
ersten Pressevorführungen zu sehen war. Dabei schien sich die Verbindung der Hauptdarstellerin mit diesem Sujet nahezu aufzudrängen. Die australische Oscar-Preisträgerin, einer der größten Stars des Kinos, spielt eine
andere Oscar-Preisträgerin: Grace Kelly, jene
Film-Ikone, die Prinzessin wurde, als sie 1956
den Fürsten Rainier III. von Monaco heiratete. Aus diesem modernen Märchen hat der
französische Regisseur Olivier Dahan für seinen Film „Grace von Monaco“ ein eher konfliktbeladenes Kapitel herausdestilliert. Ausgerechnet 1962, als Frankreichs Staatschef de
Gaulle Druck auf Fürst Rainier ausübte und
Steuerabgaben forderte, wollte Grace Kelly
wieder mit Hitchcock arbeiten. Aber Landesmutter und Leinwandstar – das ging nicht zusammen, wie Nicole Kidman in dem Film eindrucksvoll vorführt. Immer wieder lässt sie in
ihrer Mimik die Zerrissenheit hinter dem makellosen Äußeren erkennen.
Film-Mogul Harvey Weinstein war mit dem
Werk nicht zufrieden, verlegte den für Herbst
2013 vorgesehenen US-Filmstart mehrfach.
Jetzt drohte er über das Branchenblatt „Variety“, den Start in den amerikanischen Kinos
ganz zu blockieren. Er habe sich unter anderem mehr Details aus Kellys Hollywood-Zeit
gewünscht, heißt es. Regisseur Dahan wiederum nannte die Änderungswünsche „katastrophal“. Die Fürstenfamilie von Monaco ging
ebenfalls auf Distanz zu dem Film. In den
deutschen Kinos ist „Grace von Monaco“ ab 15.
Mai in Dahans Fassung zu sehen.
Und Nicole Kidman? Dreht schon wieder ihren nächsten Film. Aber das Interview soll
doch noch nachgeholt werden. Am Telefon.
Von Australien aus, wo sie gerade für einen
Thriller vor der Kamera steht. Erster Vorschlag: 5 Uhr morgens deutscher Zeit. Eine
halbe Stunde vorher kommt per Mail eine Absage: Es klappt nicht, vielleicht am nächsten
Tag, 13 Uhr deutscher Zeit? Allemal angenehmer. Dann wieder eine Absage: So sorry – ob
es statt 13 Uhr auch um zwei Uhr morgens gehe? Muss ja. Aber dann ruft sie tatsächlich an.
SQUAREONE/UNIVERSUM,FOTOGRAF: DAVID KOSKAS
Helloooo, hier ist Nicole Kidman. Sind Sie
noch wach?
Es ist jetzt zwei Uhr am Morgen. Ich will Ihnen
nicht verschweigen, dass ich vor einer Stunde
mal kurz weggedöst bin.
Amazing Grace: Nicole Kidman in der Rolle der
Hollywood-Ikone und Fürstin von Monaco, Grace Kelly
Und jetzt habe ich Sie geweckt? (lacht)
Nein. Ich hab mir zur Sicherheit einen Wecker
gestellt. Es kommt schließlich nicht jeden Tag
vor, dass Nicole Kidman um zwei Uhr morgens anruft.
Tut mir leid. Ich drehe gerade einen neuen
Thriller, „Strangerland“ heißt er und spielt
zum Teil im australischen Outback. Da bin ich
gerade. Man weiß nie, wie lange so ein Dreh
dauert. Und da draußen gibt es keine Funkverbindung. Ich bin dann einfach nicht erreichbar. Außer, wenn ich, wie jetzt, mal eben in die
nächste erreichbare kleine Stadt fahre.
Kaum vorstellbar, dass es noch Regionen gibt,
in denen man nicht erreichbar ist.
Das hat etwas Beruhigendes, finden Sie nicht?
Ich bin gern an solchen Orten.
Ihr aktueller Film „Grace von Monaco“ ist
mehr in der Welt des schönen Scheins angesiedelt. Wie ist das, wenn eine Ikone wie Sie, eine
andere legendäre Schauspiel-Ikone spielt? Ist
es schwieriger als andere Rollen, weil Sie die
Strahlkraft eines anderen Stars annehmen
müssen?
Nein. Alle Rollen sind schwierig. Letzte Nacht
beispielsweise stand ich allein auf einem Berg
in der Wildnis. Ohne Make-up. Ich schrie, ich
weinte, ich riss an meiner Kleidung. Ich kam
mir nackt und verletzlich vor. Das war extrem
schwierig zu spielen (lacht). Sehen Sie, ich
steuere jetzt die nächste Phase meiner Karriere an: Ich bin auf der Suche nach einer möglichst großen Bandbreite von Rollen. Aber
ganz gleich, ob ich nun Larger-than-Life-Charaktere wie Grace von Monaco spiele oder eine Frau aus einer australischen Kleinstadt, die
ihre Kinder sucht – mich interessieren Menschen, die ihr Leben hinterfragen. Die wissen
wollen: Wer sind wir? Wobei eine Independent-Produktion wie „Strangerland“ mit seinem unglaublich niedrigen Budget schon der
größte anzunehmende Kontrast zu einem
Film wie „Grace von Monaco“ ist.
Sie zählen zu den Hollywood-Stars mit den
höchsten Gagen. Stört Sie dieses Gefälle in Sachen Geld nicht?
Nein. Ich mag 180-Grad-Wenden. Das stimuliert mich als Schauspielerin. Letztlich kommt
es immer auf die Themen an. In der Hinsicht
bin ich von meinen Anfängen in der Schauspielschule geprägt, als ich diese große Auswahl an ganz unterschiedlichen Rollen hatte.
Das Spektrum reichte von Noël-Coward-Stücken bis hin zu Eugène Ionesco oder anderen
Dramatikern des Absurden.
Was haben Sie von Ionesco gespielt? Die „kahle Sängerin“?
Ich selbst habe leider noch nie was von ihm
gespielt. Dafür habe ich in einem Harold-Pinter-Stück mitgewirkt, in „Die Heimkehr“.
Schwerer Stoff über eine in sich zusammenbrechende Familie. Die einzige Frau muss sich
in einem verwahrlosten Männerhaushalt
durchsetzen.
Ja. Ich war gerade 18, als ich das spielte. Mit 17
hatte ich in „Süßer Vogel Jugend“ von Tennessee Williams gespielt – und zwar die alternde,
Wodka-süchtige Filmdiva Alexandra, bekannt
als Prinzessin Kosmonopolis. Die Zeit am
Theater war eine sehr gute Schule. In der
Filmbranche habe ich dann immer nach ähnlichen Stoffen gesucht. Ich musste mich allerdings oft fragen: „Wo sind sie denn? Wer entwickelt solche Figuren heute fürs Kino?“ Ich
suche immer weiter – und ich finde zum
Glück immer Gleichgesinnte.
Nach der abgehalfterten Prinzessin von Tennessee Williams spielen Sie jetzt das GlamourPendant dazu – die Oscar-Preisträgerin, die
tatsächlich Prinzessin wurde. Nun geriet
„Grace von Monaco“ schon vor Filmstart in
die Negativschlagzeilen. Streitpunkt eins: ein
erbitterter Disput zwischen Harvey Weinstein
und dem Regisseur Olivier Dahan. Weinstein
wollte ein anderes Ende, hatte deshalb den 3
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werde nie wieder einen Film drehen können.
Stattdessen muss ich am Hofe von Monaco das
Protokoll wahren. Ich muss meinem Ehemann treu ergeben sein. Und er ist es auch,
der mir sagt, was ich machen kann und was
nicht.“ Das war ein Schock für sie. Aber sie hat
ihn geliebt, sehr sogar. Genau deshalb war sie
zeitweise vor Schmerz zerrissen.
SQUAREONE/UNIVERSUM,FOTOGRAF: DAVID KOSKAS (2)
Die Kamera zeigt Ihr Gesicht in solchen Momenten innerer Anspannung oft in extremen
Nahaufnahmen – jede Pore wird ausgeleuchtet. War Ihnen das nicht unangenehm?
Nein. Das ist genau Oliviers Stil. Er wollte
Grace als Mensch zeigen und sie nicht als Souvenir in einem Film ausstellen. Als Schauspielerin interessieren mich genau solche Fragen:
„Was steckt hinter der schönen Fassade?“ Und
Rainier wusste zeitweise nicht, wie er mit ihr
umgehen sollte. Da war diese Frau an seiner
Seite, die das Protokoll am monegassischen
Hof im sechsten Jahr ihrer Ehe eigentlich
kennen sollte. Ebenso wie sie eigentlich perfekt Französisch sprechen können und wissen
sollte, wie sie sich verhalten durfte. Aber sie
war ein amerikanischer Filmstar.
Sehr nah am Original: Mit der entsprechenden Frisur und im Kostüm
könnte man Nicole Kidman tatsächlich mit Grace Kelly verwechseln
3 US-Start mehrfach verschoben, drohte
jetzt, ihn in den USA gar nicht herauszubringen. Was sagen Sie zu diesen Querelen?
Ich habe mir den Film in verschiedenen Zwischenstadien angeschaut, darunter auch jene,
die für die Weltpremiere in Cannes von Thierry Frémaux ausgesucht wurde.
Dem Direktor der französischen Filmfestspiele an der Côte d’Azur.
Ja. Und diese Version ist Olivier Dahans Final
Cut. Olivier ist ein Künstler, er hat die
menschliche Seite einer Ikone gezeigt. Und er
hat gezeigt, wie sich eine moderne Frau in einem für sie schwierigen Umfeld behauptet.
Dieser Anspruch war der Grund, warum ich
diesen Film überhaupt machen wollte.
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Die drei Kinder der Fürstin von Monaco zeigten sich im Vorfeld ebenfalls „not amused“.
Der Film beschreibt die Krise im Jahr 1962, als
Frankreich Monaco mit einer Militärblockade
drohte, weil Fürst Rainier sich weigerte, Steuern an de Gaulle zu zahlen. Die Fürstenfamilie
bemängelte, der Film sei stellenweise reine
Fiktion. Wie gehen Sie damit um?
Ich verstehe den Standpunkt der fürstlichen
Familie – es geht schließlich um ihre Mutter.
Wir bieten in dem Film eine Interpretation
ihrer Mutter an. Ich kann nur hoffen, dass sie
erkennen, wie viel Liebe und Mühe wir alle in
dieses Projekt gesteckt haben. Wir wollen
Grace Kelly ehren. Wir zeigen, dass sowohl
Grace als auch Rainier in einer schwierigen
Phase sehr liebevoll miteinander umgehen.
Sie zeigen aber auch die Spannungen. In einer
Szene weist Rainier seine Frau bei einem Essen vor der gesamten Familie zurecht, maßregelt sie, weil sie mit dem Gedanken spielt, wieder Filme zu drehen, statt Monaco in der Krise
zu unterstützen. Der Schlagabtausch zwischen
Rainier-Darsteller Tim Roth und Ihnen erinnert an den Ehe-Clash zwischen Elizabeth
Taylor und Richard Burton in „Wer hat Angst
vor Virgina Woolf?“.
Guter Vergleich. Aber genau das war das Ziel
Oliviers: Er wollte eine Frau zeigen, die für das
kämpft, was ihr wichtig ist. Er zeigt auch eine
Frau, die bis zu diesem Zeitpunkt, den wir im
Film zeigen, noch nicht erfasst hatte, was es
wirklich bedeutete, mit dem Fürsten von Monaco verheiratet zu sein. Sie war ja noch sehr
jung gewesen, als sie Rainier geheiratet hatte.
Das ist nun nicht so unnormal.
Sie selbst waren Anfang 20, als Sie 1990 Tom
Cruise heirateten.
Viele haben jung geheiratet. Dann steckt man
auf einmal in einer Ehe, die man nicht versteht. Auch Grace Kelly dämmerte es offenbar
erst zu diesem Zeitpunkt: „Oh mein Gott, ich
Und dann plötzlich Prinzessin.
Der Glamour am Hof, das Protokoll, das war
etwas anderes als die roten Teppiche von Hollywood. Das Verhalten am Hof flog ihr nicht
auf natürliche Weise zu – was besonders heikel ist, wenn man als Star glaubt, man besitze
ohnehin diese Aura. Darüber hinaus war
Grace eine sehr moderne Frau, sie versuchte
Karriere, Kinder und Ehe zu vereinen. Sie war
nicht das, was Rainier erwartet hatte. Davon
handelt dieser Film vor allem. Von zwei Eheleuten, die erkennen: „Warte mal, du bist nicht
das, was ich erwartet hatte. Aber jetzt sind wir
nun mal in dieser Situation, und müssen einen Weg finden, der da rausführt.“ Und genau
das haben die beiden gemacht. Sie haben es
geschafft, einander wieder wertzuschätzen.
Und damit endet der Film, dass Grace ihm
sagt: „Okay, ich bin auf deiner Seite, ich kämpfe für das, woran du glaubst.“
Die Übernahme von mehr Verantwortung wäre ohne Selbstaufgabe nicht möglich gewesen?
Ihre Botschaft an Rainier war: „Ich tue alles,
was in meiner Macht steht, dafür, um in dieser
sehr dünnen Luft am Hof von Monaco existieren zu können.“ Denn die Luft dort ist sehr
dünn. Und, ja, für diesen Schritt musste sie
Opfer erbringen, große Opfer.
Sie selbst sind immer wieder mal mit Grace
Kelly verglichen worden.
Ich bin nicht Grace. Ich interpretiere sie. Ich
versuche, ihre Essenz zu erfassen.
Konnten Sie mit Zeitzeugen sprechen, die sie
gekannt hatten?
Ja.
Auch mit Verwandten, Familienmitgliedern?
Nein. Das hätte ich nur ungern gemacht. Jedes
Kind hat nun mal eine andere Perspektive auf
seine Eltern als ein Außenstehender. Ich habe
viel über Grace Kelly gelesen, habe mir alle ihre Filme angesehen, habe ihre Stimme, ihre
Bewegungen, die Art, wie sie spricht, studiert.
Haben Sie eine Erklärung dafür, warum
Grace Kelly, 32 Jahre nach ihrem Unfalltod,
noch heute die Menschen fasziniert?
Sie hatte diese engelsgleiche Grazie. Sie besaß
etwas, das nicht von dieser Welt schien. Diese
Strahlkraft haben nur wenige Menschen. Und
sie war darüber hinaus ein guter Mensch, der
seine Aura für weniger Privilegierte einsetzte.
Sie war offenbar auch sehr meinungsstark. In
einer Szene stutzt sie einen französischen Politiker zurecht: „Kolonialismus ist so was von
letztes Jahrhundert.“ Sie selbst sind seit 2006
UN-Sonderbotschafterin, haben sich die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen zum Ziel
gesetzt. Hatten Sie bei Ihren Treffen mit Politikern je solche Momente, in denen Sie undiplomatisch Ihre Meinung sagten?
Ich versuche immer offen zu sein. (lacht)
Sie machen das jetzt schon ein paar Jahre.
Haben Sie je Politiker oder Diplomaten getroffen, die Ihnen gar nicht zuhörten, Sie nicht
ernst nahmen?
Das kommt nicht oft vor. Wenn ich beispielsweise in Washington zu Meetings gehe, begegnet man mir dort mit Respekt. Die meisten
jedenfalls. Ob das hilft, die Stärkung von Frauenrechten wirklich voranzubringen, ist dann
wieder eine andere Frage.
Welche Konfliktregionen haben Sie bereist?
Ich war im Kosovo, in mehreren osteuropäischen Ländern. Demnächst plane ich, wieder
nach Jordanien zu reisen, um mich dort mit
syrischen Flüchtlingen in Camps zu treffen.
Ich konzentriere mich auf die Lage der Frauen – in Flüchtlingscamps, in Kriegsgebieten,
anderen Krisenregionen. Ich habe viele Frauen getroffen, die unbeschreibliches Leid er-
tens. Was haben Sie während der Dreharbeiten über diese Region gelernt?
Ich muss gestehen, dass ich auch nicht wusste,
wer sie war, bevor Werner Herzog mich auf
die Rolle aufmerksam gemacht hatte. Gertrude Bell hatte einen ähnlichen Einfluss auf die
Region wie Lawrence von Arabien, wenn
nicht sogar größeren. Sie reiste allein durch
die Wüste, oft auf Kamelen. Sie knüpfte Kontakte zu räuberischen Stämmen wie den Drusen, sprach fließend Arabisch, brachte sich
Persisch bei und übersetzte persische Poesie
ins Englische. Sie war enge Vertraute des irakischen Königs Faisal I. und beriet Winston
Churchill. Sie hat sich in einer sehr feindseligen Männerwelt durchgekämpft. Ich war
sprachlos, als ich all das las. Das hat mich sehr
inspiriert. Werner Herzog bewundert diese
Frau. Aber er mag ja Charaktere, die das Unmögliche wagen und dann auch durchsetzen.
Und das hat sie gemacht.
Während ich überlegte, ob ich die Rolle spielen sollte, fand ich kurioserweise heraus, dass
Gertrude Bell auch von meiner Mutter verehrt
wurde. Man muss dazusagen, dass meine Mutter eine sehr überzeugte Feministin ist. Als
ich sie fragte, ob ich die Rolle annehmen sollte, sagte sie nur: „Oh mein Gott! Das musst du
unbedingt machen, Kind. Los, ab mit dir in die
Wüste!“
Klingt, als wäre Ihre Mutter sehr stolz auf Sie?
Mal abwarten. Sie hat den Film noch nicht gesehen. Meine Mutter kann da
sehr „tough“ sein, was ihr Urteil über meine Filme betrifft.
(lacht)
„Mich interessiert: Was steckt
hinter der schönen Fassade?“
Nun ist Werner Herzog ja kein
Filmemacher, der seinen
Schauspielern Wohlfühlzonen
in irgendwelchen Studios einrichtet. Für „Fitzcarraldo“ ließ er einen Flussdampfer über einen Berg im peruanischen
Dschungel ziehen. Es gibt Schauspieler, die ihn
als „Größenwahnsinnigen“ und „Menschenverachter“ gescholten haben. Wie haben Sie
Herzog in der Wüste erlebt?
Es war ein Trip ins „Werner-Land“, so möchte
ich das mal ausdrücken. (lacht) Als ich von
den Dreharbeiten in die USA zurückkehrte,
fühlte ich mich sehr seltsam. Ich war nicht
mehr in Werner-Land, sondern zurück in der
Realität. Daran musste ich mich erst mal wieder gewöhnen. Wir drehten mit einer kleinen
Crew in der Wüste von Marokko. Es war die
unglaublichste Erfahrung überhaupt. Manchmal fegten Sandstürme über uns hinweg, wir
ritten auf Kamelen durch die Sanddünen. Ich
habe das sehr genossen, denn ich habe die
Wüste schon immer geliebt. Es kommt mir oft
vor, als würde mich die Wüste rufen.
NICOLE KIDMAN über ihre Interpretation von
G r a c e K e l l y i m F i l m „G r a c e v o n M o n a c o “
tragen mussten. Vergewaltigungen sind immer noch eine Form der Kriegführung. Dagegen kämpfe ich.
Was bringen diese Treffen mit Opfern?
Zuerst einmal höre ich diesen Frauen zu. Viele haben zwar überlebt, aber ihre Gesichter,
ihre Körper sind von Gewalttaten gezeichnet.
Leider kommen immer wieder neue Leidensgeschichten dieser Art dazu. Nach mehr als
zehn Jahren kämpfen wir immer noch dafür,
dass Vergewaltigungen in Kriegen angemessen bestraft werden. Der britische Außenminister William Hague hat dieses Thema mit
seiner Initiative zur Verhinderung von sexueller Gewalt in Konflikten so lange auf die Agenda gesetzt. Es gibt Anzeichen, dass es mit der
Straflosigkeitskultur für Vergewaltiger in
Kriegen nicht so weitergehen wird wie bisher.
Aber meine Agenda bei den Vereinten Nationen ist weiter gefächert – es geht auch um die
Stärkung von Frauenrechten im Allgemeinen,
um Gleichberechtigung.
Dieser Anspruch hat offenbar auch Auswirkungen auf die Wahl Ihrer Filmrollen. Lawrence von Arabien beispielsweise ist weltbekannt, die von Ihnen porträtierte Orient-Expertin Gertrude Bell aus dem Film mit Werner
Herzog kennt dagegen kaum jemand.
Ich weiß. Und das bricht mir das Herz, weil sie
eine außergewöhnliche, mutige Frau war.
Bell hatte als politische Beraterin und OrientExpertin beim britischen Geheimdienst Anfang des vorigen Jahrhunderts maßgeblichen
Einfluss auf die Neugestaltung des Nahen Os-
Klingt esoterisch.
Das ist es gar nicht. Das hat mit einem Jugenderlebnis zu tun. Ich habe eine starke Verbindung zur Wüste, seit mich meine Mutter mal
als 17-Jährige mit auf Reisen durch die Wüsten
von Jordanien und Syrien genommen hat. Ich
bin seitdem immer wieder in Wüsten zurückgekehrt. Viele Male.
Stimmt es, dass Sie Ihre beiden Töchter mit zu
den Dreharbeiten in die marokkanische Wüste
genommen haben?
Ja. Meine Mutter hatte mir das sogar noch ausdrücklich empfohlen.
Keine Angst vor Skorpionen oder Schlangen?
Nein. Die Zeit in der Wüste hat meinen Kin-
dern gutgetan. So was erweitert den Horizont.
Und es brachte mir meine Jugenderinnerungen zurück, von den Reisen mit meiner Mutter in die Wüste. Kann ich nur empfehlen.
Sie scheinen ein Faible für das Nomadenleben
zu haben, Sie reisen mit Ihren Kindern gelegentlich im Bandbus, wenn Sie Ihren Mann,
den Country-Musiker Keith Urban, auf dessen
Tourneen begleiten.
Ja, ich liebe das Nomadenleben, mein Mann
sowieso. Und unsere Kinder kennen es nicht
anders.
Wenn Sie nicht Filme drehen oder Ihren Mann
auf Tournee begleiten, leben Sie mit Ihrer Familie abwechselnd in Nashville und in Australien. In Los Angeles sollen Sie nur ein Büro haben. Trotzdem sind Sie eine der einflussreichsten Schauspielerinnen Hollywoods. Wie machen Sie das? Ist die Distanz gut für Ihre
Machtposition?
Ich bin nicht wirklich Teil der Hollywood-Szene. In diesem System bin ich eher so eine Art
Abtrünnige. Ich arbeite heute lieber mit Filmemachern, die in der Peripherie Hollywoods
angesiedelt sind. Ich arbeite nur selten im
Mainstream Hollywoods.
Warum nicht?
Weil ich das alles schon gemacht habe. I did it!
Ich finde es erfüllender, mit Filmemachern zu
arbeiten, die die Grenzen erweitern. Das entspricht eher meinem Naturell.
Können Sie uns das noch näher beschreiben?
Ich bin Australierin. Ich bin eher eine Querdenkerin. Ich habe eine andere Sicht auf die
Dinge. Ich war nie Mainstream. Und werde es
wohl nie sein.
Sie haben mal scharf kritisiert, dass in der
Filmbranche immer mehr kreative Entscheidungen von Marktforschern übernommen
würden, die versuchen, in Testvorführungen
den Massengeschmack herauszudeuten. Wie
reagiert Ihre Zunft, wenn Sie so was sagen?
Ich sage einfach, was ich denke. Ich finde: Es
muss immer Leute wie Jim Jarmush geben,
die an der Peripherie dafür kämpfen, dass
weiterhin kreative Filme gemacht werden
können. Seit es das Kino gibt, wird doch darüber diskutiert, was die Zutaten für einen erfolgreichen Film sind. Und keiner weiß es.
Und das ist das Schöne an der Filmwelt: dass
es diese Erfolgsformel nicht gibt.
Nächtliches Telefonat: Um zwei Uhr morgens
klingelte Nicole Kidman unseren Reporter aus dem
Bett. Die Film-Grace greift auch gern zum Hörer
Für Diven: „Ornella“ in
Tobago von mykita.com
Mit Farbverlauf: „Ruby“
von Filippa K.
Leichtgewicht: Modell
„OX1076 / S“ von oxydo.net
Blauer Himmel-Garant: „SoloIst
4“ von Oliver Peoples
Hippi-esk: „5008“ von Carrera.
Gibt’s in sechs Farben
Blau wie das von Yves Klein:
„Sun 01“ von etniabarcelona.com
on allen James-BondDarstellern steht er bis
heute am meisten in
dem Ruf, ein Dressman
zu sein. Nun muss das
nicht gegen Pierce
Brosnan sprechen: Der
Mann sieht einfach verdammt gut aus, ob als
007 oder in anderen Rollen. Eine modische
Revolution verdankt die Serie um den britischen Superhelden dem gebürtigen Iren allerdings: Wo Sean Connery in Sachen Bekleidung auf die Mayfair-Größe Anthony Sinclair
vertraute und Roger Moore sich für dessen
Kollegen Douglas Hayward entschied, war
Brosnan der erste Bond in italienischen Anzügen. Brioni schneiderte ihm Smoking und
Co auf den Leib. 1995, als mit „Goldeneye“ der
erste Brosnan-Bond herauskam, war das fast
unvorstellbar. Inzwischen ist sein Nachfolger
Daniel Craig von Brioni zum Amerikaner
Tom Ford gewechselt. Und Brosnan spricht
erstens nur noch selten über Bond – ein sympathischer Charakterzug, die Arbeit des
Nächsten nicht zu bewerten –, zweitens stellt
er seine Dressman-Qualitäten nun wieder in
den Dienst eines ur-britischen Labels: Für
Hackett interpretiert er den „Leading Man“,
Terry O’Neill fotografierte (ja, das ist der mit
Faye Dunaway am Pool nach der OscarNacht). Beim Interview präsentiert sich der
61-Jährige als Mann mit vollendeten Manieren. Er antwortet freundlich, am Ende bedankt er sich und verabschiedet sich mit einem perfekten deutschen „Auf Wiedersehen“. Abgefahren. So kann’s also auch laufen.
Transparent: Sonnenbrille
von Tory Burch
Was für Männer: „Marvine“
von Smith Optics
Mr Brosnan, Sie geben den „Leading Man“.
Hat der sich verändert, seit Sie vor Jahrzehnten in die Filmbranche eingestiegen sind?
Oberflächlich vielleicht, aber seine Essenz ist
stets die gleiche geblieben. Der „Leading
Man“ hat einen Charakter, dem man vertraut,
dem man glaubt. Er ist der Mann, der einen
sicher durch Abenteuer führt, die man von
sich aus nicht eingegangen wäre.
Runde Sache
Kulleraugen! Eigentlich ja ein Niedlichkeitssignal. Aber wenn es um Brillen geht, haben sogar Menschen
40
Macht dank blauer Gläser gute
Laune: „4252 S“ von Gucci
Schwarz und blau? Passt genau. Von
Calvin Klein über misterspex.de
Kontrastreich: Sonnenbrille
von Ralph Lauren
Der Name ist Programm:
„Round“ von Ray Ban
Bi-Color: „Leonard 2“ von
Illesteva. Über stylebop.com
Ein Klassiker: die „PO 3091
SM“ von Persol
Das Innere ist das Runde:
„532 /S". Von Marc Jacobs
GETTY IMAGES (6); MONTAGE ICON/KÜHNE-KOOTZ;
Die hätte Jackie O. auch
getragen. Von Tom Ford
ZUSAMMENGESTELLT VONCAROLINE BÖRGER UND MIRA WIESINGER
runde Gläser gern, die lieber für cool gehalten werden. Nun ist der Trend wieder da
Was hat Sie dazu bewogen, so einen Mann
speziell für Hackett darzustellen?
Zunächst einmal liebe ich einfach Bekleidung. Und ich wohne traditionell in London
in einem Hotel, in dem das Label einen Store
hat. Ich bin da immer mal wieder reingegangen und habe ein paar Sachen in die Hand genommen. Sie fühlten sich gut gearbeitet an,
elegant fand ich sie auch, und sie hatten immer den Vorteil, dass man sie sich leisten
kann. Es gab also schon vor der Kampagne eine Beziehung. Über Jeremy Hackett persönlich brauchen wir ja eigentlich nicht zu reden. Das ist schon unglaublich, was dieser
Mann für ein Imperium geschaffen hat. Dann
leuchtete mir das Konzept sofort ein – und
Terry O’Neills Arbeit habe ich immer bewundert.
Man sagt, er arbeite beinahe wie ein Filmregisseur. Wie war es mit ihm?
Wie es mit einem Mann ist, der ikonische Fotos von Größen wie Sean Connery gemacht
und dabei nie seinen Sinn für Humor verloren hat. Dass er so viele Schauspieler inszenierte, hat sicher zu seinem besonderen Talent für provokative, unterhaltsame Kompositionen beigetragen. Ich hoffe, das merkt man
– und die Kampagne spricht die Leute an.
Die Winterkollektion war ja sehr von der
Savile Row beeinflusst: Nadelstreifen, sand-
MANN IM
uhrförmige Schnitte, hohe Ärmel und Schultern. Was macht englische Schneiderei Ihrer Meinung nach aus?
Das ist zuerst einmal die einzigartige Tradition, die bis ins Elisabethanische Zeitalter zurückgeht. Wenn man sich die Bilder der Könige ansieht – die Briten stehen am Ende eines kontinuierlichen
Prozesses voller behutsamer Verbesserungen, der auf eine Frage
zurückgeht: Wie formt man die menschliche Silhouette am besten? Und was speziell Savile Row betrifft: Es gibt ganz einfach weltweit keinen Ort wie diese Straße. Nirgendwo findet man eine derartige Konzentration von herausragenden Handwerkern wie dort,
ihr Stil ist einzigartig britisch. Nichts verbindet Kraft, Eleganz und
eine gewisse Lockerheit so wie die Maßanzüge der Schneider aus
dieser Straße.
ANZUG
Welche Rolle spielt Hackett in der britischen Tradition?
Savile Row muss man sich leisten können, Hackett steht einem
breiteren Publikum offen. Auch junge Leute, die einen starken
Auftritt haben wollen, können so Teil dieser Tradition werden. Das
ist der Kern dieses Produkts.
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Herrensch
Sieht aus wie original vom englischen Maßschneider, ist aber Teil einer Kollektion: Pierce
Brosnan zeigt, wie man in Hackett auf einem
Rollfeld bleibende Erinnerungen hinterlässt
Sie haben ja auch mal Brioni getragen, Sie kennen also die beiden
großen Welten der Herrenschneiderei. Was unterscheidet einen italienischen Anzug von einem englischen?
Ich weiß nicht, ob ich die Kompetenz habe, diese Frage zu beantworten. Vielleicht ist der italienische Look noch etwas sinnlicher
und trägt seinen Flair etwas mehr nach außen?
Die Briten sind also noch eher dem Understatement verhaftet?
Nicht so offensichtlich elegant?
Nein, so kann man das wohl auch nicht sagen. Beide Schulen haben
ihre eigene Eleganz. Man kann sie wohl einfach nicht miteinander
vergleichen. Gianni Campagna hat mich für „The Thomas Crown
Affair“ angezogen, das war ein brillanter Look, sehr viel europäisches Flair. Brioni für James Bond war ein einziger Traum für
mich. Diese Leute haben sehr viel für die Männer dieser Welt getan, ähnlich wie eben Hackett.
Der Film, der am meisten mit Maßanzügen zu tun hatte, war für
Sie „Der Schneider von Panama“ an der Seite von Geoffrey Rush.
Haben Sie sich auf die Anprobe-Szenen speziell vorbereitet?
Ich musste mich gar nicht so sehr vorbereiten. Alles, was mit der
Schneiderei zusammenhing, war ja Geoffrey Rushs Sache. Ich habe aber zugesehen, wie er gemeinsam mit einem Schneider in
Panama City seine Hausaufgaben erledigte. Also unter anderem,
wie man einen Anzug mit Schneiderkreide auf den Stoff aufmalt
oder Maße nimmt. Ich musste dann netterweise nur noch neben
ihm stehen. (lacht)
JEREMY HACKETT, GETTY IMAGES, MONTAGE: ICON/UECKER
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ACCESSOIRES
Sind Sie jemand, der gern zum Schneider geht? Oder finden Sie es
bequemer, die Auswahl von der Stange zu haben?
Oh, es gibt nichts, was sich mit einem Maßanzug vergleichen
lässt. Ich hatte das große Glück, nun für einige vermessen worden zu sein. Neben einem Schneider zu stehen, der seine Arbeit genau auf Ihren Körper ausrichtet, das lässt sich kaum in
Worte fassen. Am Ende verschwindet vielleicht sogar die ein
oder andere Ecke, die Sie nicht so mögen. Ich habe alte Stücke,
mit denen ich um die Welt geflogen bin, die ich immer noch
gern anziehe. Man muss sie nur einmal aufbügeln und sie sehen großartig aus.
Gibt es etwas, worauf Sie beim Anzugkauf besonders achten?
Zuerst auf die Farbe und die Textur des Stoffs. Da gibt es schon so
viele Möglichkeiten. Und guter Stoff lässt sich erfühlen. Dinge wie
funktionierende Knopflöcher am Ärmel sind natürlich auch sehr
schön, sie machen den Anzug praktisch.
Glauben Sie an Styling-Geheimnisse?
Ich kann nur raten: Achten Sie darauf, Sie selbst zu sein. Ziehen Sie
nichts an, in dem Sie sich nicht wohlfühlen.
Jeremy Hackett hat einmal gesagt, dass ein Mann nie Krawatte und
Einstecktuch zusammen anziehen solle, das sehe schnell überladen
aus. Sehen Sie das auch so?
Ehrlich gesagt verstehe ich das nicht. Ein so eleganter Mann wie er
kann das doch problemlos zusammen tragen. Ich liebe beides.
Wenn Sie ein eigenes Label hätten, wie sähe das aus?
Casual. Viel Jeans, Sweatshirts, Wildleder-Loafers. Aber keine Sorge – ich bin für ein eigenes Label viel zu oft an Filmsets unterwegs.
Philip Cassier
CHARITY
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Angemalt: Model Cara Delevingne
beim Entwerfen ihrer Peekaboo
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Ob eine Show auf der
Chinesischen
Mauer,
fröhlich bunte Pelzmonster in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten oder kleine Drohnen, die über den Catwalk kreisen – die Philosophie des
italienischen Modehauses Fendi heißt „Nothing is impossible“, und die wird mit viel Humor sehr ernst genommen. Silvia Venturini
Fendi, die seit 1992 Kreativdirektorin der Accessoires ist, musste also nicht lange nachdenken, als sie nach einem Motto für ihr aktuelles
Projekt suchte. Um die neue Boutique in der
Londoner New Bond Street im feinen Mayfair
zu feiern, bat sie zehn britische Stilikonen eine persönliche Version der „Peekaboo“-Tasche
zu entwerfen. Der Arbeitstitel: „Nichts ist unmöglich“. Die Peekaboo wurde erstmals 2008
gezeigt und ist inzwischen ein oft kopierter
Klassiker. Inspiriert ist sie vom „Kuckuck“Spiel, das Kinder so lieben: Hände vor die Augen halten, Hände wieder wegziehen, Kuckuck! Ähnlich funktioniert auch die Tasche.
Öffnet man eine Schnalle, erscheint eine kleine Besonderheit. Ein anderes Leder zum Bei-
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Peekaboo-Tasche zu entwerfen
spiel oder aufgemalte Augen. Für das „Peekaboo Projekt“ sind nun zehn unterschiedliche
Einzelstücke entstanden. Model Cara Delevingne zum Beispiel schrieb in großen bunten Buchstaben „Super Woman“ auf ihre Tasche, die Schauspielerin Gwyneth Paltrow
entwarf ein Modell aus weißem Krokodilleder, die Sängerin Adele klebte Lackwimpern
und -zähne auf bordeauxrotes Leder. Auch die
Schauspielerin Naomie Harris, Model Jerry
Hall und ihre Tochter Georgia May Jagger, die
Architektin Zaha Hadid, die Modeillustratorin
Tanya Ling und die Journalistin Kate Adie entwarfen eine Peekaboo. „Ich wollte mit Frauen
zusammenarbeiten, die Ikonen auf ihrem Gebiet sind“, sagt Silvia Venturini Fendi. Direkt
kaufen kann man die zehn Taschen nicht: Sie
werden bis zum 30. Mai auf fendi.com versteigert. Der Erlös geht an die Wohltätigkeitsorganisation Kids Company, die sich
seit 1996 um traumatisierte Kinder in
London und Bristol kümmert. Wem
die Einzelstücke nicht gefallen, kann
im neuen Store übrigens auch ein eigenes Modell entwerfen. Ganz nach
dem Motto: Nichts ist unmöglich.
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„Eleganz heißt nicht, ins Auge zu fallen, sondern im
Gedächtnis zu bleiben”, philosophierte Giorgio
Armani. In diesem Sinne: Mode in ruhigen Farben,
klaren Schnitten, sportlicher Attitüde
Fotograf: Agata Pospieszynska c/o AFphoto.
Produktion und Styling: Mimi Hocke c/o www.mimihocke.com.
Haare und Make-up: Rachid Tahar.
Mit Produkten von Giorgio Armani c/o Freelancer Artist Agency.
Model: Evelin Mauricius c/o Elite Milano
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ROCK AUS SEIDENORGANZA (ALS
KLEID GETRAGEN) VON CHANEL.
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MODE UNTERWEGS
Boots are made for shopping
In Texas wurde Coco Chanel nach ihrem Comeback 1957 geliebt wie
nie daheim. Karl Lagerfeld bedankt sich nun mit einer Kollektion
chänälll“. Man kann den
berühmten Namen offenbar auch schnauben.
Willkommen in der Heimat von Cowboy und
Prärie. Willkommen in
Dallas. Einmal im Jahr
zelebriert das Modehaus
mit der Kollektion „Métiers d’Art“ jene traditionsreichen Handwerkskünste, derer es zur
Fertigung der Haute Couture bedarf, und diese besondere „Prefall“-Kollektion wird stets
an Orten gezeigt, zu denen Mademoiselle eine
Beziehung hatte. Nun kommt also „Paris-Dallas“ in die Boutiquen. Zur Präsentation hatte
Karl Lagerfeld im vergangenen Dezember zur
großen Show nach Texas gebeten. Zu Ehren
der Stadt, die Coco Chanel mit Standing Ovations aufnahm, als sie sich besonders einsam
fühlte. 1954 war sie nach 14 Jahren Auszeit zurückgekehrt auf die Modebühne, sie hatte sich
vom „korsettartigen“ New Look von Christian
Dior provoziert gefühlt, doch die Franzosen
wiederum reagierten mit Ablehnung auf ihre
legeren Jersey- und Tweed-Entwürfe: Sie sei
„altmodisch“, hörte Chanel die Gäste maulen,
als sie bei der Show wie stets versteckt auf der
verspiegelten Wendeltreppe in ihrem
Atelier in der Rue Cambon saß.
Allein die Amerikaner, allen voran
die Freundin und damalige
„Vogue“-Chefin Bettina Ballard, jubelten und der Siegeszug des berühmten Chanel-Kostüms nahm
seinen Anfang. „An easy les-
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son“ war ein Artikel in der März-Ausgabe der
„Vogue“ 1954 überschrieben. Drei Jahre später
trug Stanley Marcus, Sohn des Gründers des
Luxuskaufhauses Neiman Marcus, der inzwischen 74-jährigen Chanel seinen renommierten Modepreis an. Sie nahm an, unter der Bedingung, dass sie allein geehrt würde.
Ihre Ankunft in Dallas läutete eine 14-tägige
Verkaufspräsentation im Departmentstore
mit dem Titel „Frankreich in Texas“ ein. Mit
Chanel waren nicht nur 125 weitere französische Gäste gekommen, es war das erste Mal
überhaupt, dass ein ausländisches Flugzeug in
Dallas landete! „Women’s Wear Daily“ berichtete groß über die Outfits, die die Modeschöpferin auf der Reise trug, Mademoiselle konnte
in der Begeisterung förmlich baden, die ihr in
Texas entgegenschwappte.
56 Jahre später fragt der Fahrer, ein Mexikaner aus Houston, der mich in einer Limousine
mit Chanel-Aufkleber am Flughafen abholt,
was Chanel mache. Ich erkläre es ihm. Er antwortet: „Ah, meine Mutter hatte so eine Parfum-Flasche im Bad. Sie hütete sie.“ Ähnliches werde ich noch häufiger hören in diesen
zwei Tagen in Dallas. Die Frauen am Abend
der Show allerdings hüten offensichtlich Chanels gesamtes Sortiment. Wie so oft bei solchen Events und wie man es natürlich gerade
im ölreichen Texas erwartet, wird gezeigt, was
eine ordentliche Kreditkarte vermag. Und
man kann auch besichtigen, dass sich ein erfolgreiches Modehaus nicht zu fein dafür ist,
modische Tweed-Modelle auch mal in XX-Large anzufertigen. Männer in bodenlangen
Nerzmänteln plaudern mit Frauen, für deren
Ringe zehn Finger eigentlich zu knapp bemessen sind. Viel Haarspray war im Einsatz,
Botox ging auch gut. Das Klischee dankt. Aber
auch viele schöne junge Frauen sind zu bewundern, der It-Girl-Wettbewerb ist hart in
diesen vermögenden Kreisen, die George W.
Bush einst zum Sieg verhalfen und ihn wohl
wieder wählen würden. Ich weiß auch nicht,
warum mir plötzlich einfällt, dass in keinem
US-Staat so oft die Todesstrafe verhängt wird
wie in Texas. Doch offenkundig wird hier
auch hart gearbeitet und stolz gelebt. Cathy
Horyn, jüngst zurückgetretene Modeexpertin
der „New York Times“, wird später John Steinbeck („Travels with Charley“) zitieren: „Reich,
arm, Panhandle (Anm. d. Red.: die konservativste Region der USA), Golf, Stadt, Land, Texas ist die Obsession, die Studie, der passionierte Besitz aller Texaner.“
Das Publikum, auf das sich die Voyeurin in
mir so gefreut hatte, tritt nun schnell in den
Hintergrund. Zu „Wow“ ist das Setting, das
Chanel in den Art-déco-Messehallen im Fair
Park errichtet hat. Treten Sie ein in die 50erJahre! Willkommen im Autokino. In der riesigen Halle stehen die tollsten Oldtimer, in einem sitzt bestimmt Elvis und in dem Truck
dort vielleicht Little John auf dem Weg zur
Kleinen Farm. Ein Eisverkäufer radelt umher,
gereicht werden Popcorn, „Pretzels“ mit Senf
(pöh), dazu gibt’s „frittierten Bulle“ mit Dip,
wenn ich das richtig verstanden habe, Softdrinks und Milk Duds, die noch jede Plombe
lösen. Nein, Champagner und Weißwein ha-
Chanel zelebrierte seine Kollektion „Métiers d’Art“, die nun in
die Geschäfte kommt, mit einer Show in Texas. Einschließlich
Bullenreiten (mechanisch), Saloon-Party und Autokino. Das
Gesicht zur Kampagne ist die Schauspielerin Kristen Stewart
(mit Zopffrisur), fotografiert von Karl Lagerfeld (der Schatten im Bild oben). Die Models trugen „Haar“-Schleife
ben sie nicht. Das wär nicht stilecht. Die Musik wechselt zwischen Rock ’n’ Roll und französischen Chansons. Dakota Fanning mit
kunstvollen Haarschnecken und einem Seidenkleid aus der Haute-Couture-Kollektion
lässt sich bereitwillig fotografieren. Kristen
Stewart huscht heran, um Karl Lagerfeld zu
begrüßen, der schon mal in der Nähe „seiner“
Limousine steht. Die aparte Miss Stewart, in
beiger Lederhose und mit um die Hüfte geschlungenem Pulli, wird das Gesicht für die
Paris-Dallas-Werbung werden. Sie wirkt
scheu, hat diesen leicht mauligen Zug um den
Mund, aber eine angenehme Art, ohne Plattitüden zu sprechen. Und ja, sie ist stolz darauf,
dass Lagerfeld sie ausgesucht hat für die Kampagne, die sie mit ungewohnter Flechtfrisur
zeigen wird. Die wohl nicht zufällig an die gezopfte Mähne von Pferden erinnert, wenn sie
für Turniere zurechtgemacht werden.
„Diese Kollektion ähnelt mir“, sagt Miss Stewart nach dem Shooting in Lagerfelds Studio
7L in Paris. Schließlich seien die Modelle
„amüsant, wild und unglaublich cool“. Man
darf auch ihren Humor in diesem Satz lesen.
Der Lieblingslook der Schauspielerin ist ein
langes schwarzes, mit Sternen besticktes Tüllkleid. Vom Maestro, die beiden kennen sich
seit 2007, schwärmt sie: „Er gehört zu den
echten Künstlern, die sich entschieden haben,
das zu machen was sie lieben, für die das, was
sie tun, lebenswichtig ist. Er ist einfach wunderbar.“ Umgekehrt lautet das ultimative Lob
des Designers: „Die ist gut, nicht.“
In Dallas ist auch Geraldine Chaplin dabei.
Auch sie kannte vor allem das Parfum und
Karl Lagerfeld vor dem Abend nur aus der
Ferne. „Ich weiß nichts von Mode, ich weiß
nichts von Chanel, aber den Maestro habe ich
immer bewundert. Im Fernsehen“, erzählt sie
mit großen Augen und der Unbefangenheit
einer attraktiven Frau über 70. „Ich fand ihn
immer unterhaltsam, böse und smart. Meine
Schwester Victoria und ich sind Fans, und immer wenn er im Fernsehen auftaucht, rufen
wir uns: ,Guck mal, da ist er!‘“
Und so nahm sie es nur als Witz, als ihre Nichte sie ansprach, ob sie nicht Chanel spielen
wolle in einem Film von Lagerfeld. „Ja, ja, sicherlich“, habe sie amüsiert geantwortet. Und
dann stellte sich heraus: Es war kein Witz. Geraldine Chaplin spielt nicht, sie verkörpert
Coco Chanel in dem 30-Minuten-Streifen
„The Return“, den wir aus gut gepolsterten
Autositzen verfolgen. Der Film spielt in jener
Phase, in der Chanel ihr Comeback plant, es
durchzieht, fast daran zerbricht und schließlich wegen der Amerikaner noch einmal – erfolgreich – kämpft. Er zeigt aber auch die Einsamkeit hinter der strengen verqualmten Fassade der fragilen Modeschöpferin.
Derart stimuliert geht es in die nächste Halle,
für den kurzen Weg durch Eiseskälte wird fürsorglich texanischer Tee (Hauptbestandteil
Whisky) gereicht, und schon findet man sich
in einer Rodeo-Scheunen-Kulisse wieder.
Holzboden mit Strohresten, Holzbänke hinter
Sicherheitswänden und in luftiger Höhe bläst
ein Cowboy mit Stetson unermüdlich Lagerfeuersongs auf der Mundharmonika.
ANNE COMBAZ (8); CHANEL/KALR LAGERFELD (4)
Die Kollektion huldigt, naheliegend, dem
Western-Lifestyle. Lagerfeld hatte die romantisierten guten alten Zeiten im Sinn, „die noch
vor dem Bürgerkrieg“. Damals ging es zwar
mehr ums Überleben als ums Stylen, aber
Dresscodes gab es auch und sie sind dank Hollywood-Western ja durchaus vertraut. Lagerfeld legte den Texas-forever-Look und den
von Chanel übereinander, ohne dass der eine
dem anderen den Auftritt streitig machte. Der
Stetson kommt also in chanelliger Strohhuthöhe daher, aber mit Krempe, die Cowboyboots als schwarze Stiefel mit ziselierter Spitze, der Tweed in Farmersfrau-Silhouette; die
Röcke sind wadenlang, gern aus Jeansstoff,
die Männer (nein, eine eigene Kollektion für
sie will Lagerfeld weiterhin nicht machen)
treten als Sheriffs oder Lonesome Ranger auf.
Die Stoffe und die großen Schals erinnern an
die Indianer-Kultur, viele Models tragen eine
große Feder, lässig in den Zopf gesteckt, der
mit einer „Haar“-Schleife gehalten wird, und
zum Ende des Defilees kommt die Braut mit
einem „Schleier“ aus weißem, bodenlangem
Federschmuck.
Als alle wieder backstage sind, schreitet KL allein durch die riesige Halle, verneigt sich vor
dem Applaus, dreht sich langsam hin zu dem
großen Tor, für einen Moment verharrte alles,
dann schwingt es auf und einer Stampede
gleich stürmrn alle Models heraus. Yippie!
Schließlich geht es weiter in den Saloon.
Showtime, Drinks, Girls, Billard mit Kristen
Stewart. Yeah, that’s Schänälll!
Inga Griese
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STILIST
SPORTSFREUNDE
Weißer Moschus,
Benzoeharz, Karam
ell und Zitrusfrüc
und blumig. Bewo
hte – „Candy Flor
rben wird es von de
ale“ von Prada du
r gern etwas gehe
durch Kinofilme wi
ftet frisch
im
nisvollen schönen
e „Midnight in Pa
Französin Léa Se
ris“ und „Blau ist
ydoux, die
eine warme Farbe“
bekannt wurde.
HIER KOMMEN UNSERE
KOSMETIKEXPERTEN ZU WORT
PUIG/MARC REGAS
Durch die Blume
Noch bleibt etwas Zeit bis zum
Sommer. Was neben einem
passenden Outfit, dem richtigen Vor-Badehosen-KörperFitnessprogramm und der
Urlaubsplanung noch zur Vorbereitung gehört? Natürlich ein
frischer, belebender Duft. Wenn
Mann auf sein klassisches Lieblingsparfüm auch bei wärmeren
Temperaturen nicht verzichten
mag, greift er im Sommer häufig zu den „Sport“-Varianten wie
etwa zu „Allure Homme Sport“
von Chanel. Diese haben meist
eine frischere und spritzigere
Note, tragen den Charakter
ihres Originals dennoch weiter.
Neu und empfehlenswert sind
nun gleich vier Neuheiten. Die
Sport-Kollektion der spanischen
Luxusmarke Loewe wurde von
vier spanischen GentlemanSportarten (Rudern, Bogenschießen, Rollhockey, Cesta
Punta) inspiriert. Na dann ...
Mark Dommaschk
Junior-Chef der
„Königsparfümerie“ in
Dresden
PLATZSCHÖNHEIT
Große (Duft-)Welle:
Der America’s Cup
ist quasi die Champions League der
Segler. Rasant geht
es dabei zu, und
auch Prada segelt
mit seinem „Luna
Rossa“-Team seit
1997 bei der ältesten
Regatta der Welt
mit. Kaum verwunderlich, dass es
auch ein gleichnamiges Parfum gibt.
Wie es duftet?
Bitter-frisch und
belebend.
Trophäe: „So sehen
Sieger aus“ ist nicht
mehr. Der neueste
Schlachtruf begeisterter Sportfans
könnte „So duften
Sieger“ lauten. Denn
Modeschöpfer Paco
Rabanne entwickelte gemeinsam mit
Parfümeurin Véronique Nyberg das
Eau de Toilette
„Invictus“ (der
„Unbesiegbare“)
und dazu einen
Flakon in Pokalform.
Adrenalin-Spritzer:
Wann der Mann ein
Mann ist? Heutzutage gilt keine
Kategorisierung
mehr, er kann
gleichzeitig ein
Chauvi und doch
sensibel sein. Zumindest wenn es
nach den Parfümeuren von Yves Saint
Laurent geht, die für
diesen Sommer mit
„L’Homme Sport“
eine (frischere)
Abwandlung des
Originals von 2006
kreiert haben.
Sportsgeist: Auch
wenn der neueste
Duft der Familie
kein „Sport“ im
Namen trägt, passt
er in diese Reihe.
Denn das limitierte
„Boss Bottled Unlimited“ hat mit
Fußballnationalspieler Mario Gómez
einen äußerst sportlichen Botschafter
und duftet energiespendend nach
Minze, Grapefruit
und Holznoten.
Beim Sporttreiben geht es uns
Frauen nicht nur darum, eine
gute Figur zu machen, auch das
Gesicht sollte noch hübsch und
keinesfalls verschwitzt aussehen.
Nein, es ist nicht unsportlich,
etwas Make-up auf dem Golfoder Tennisplatz zu tragen. Eine
kleine Anleitung: Sonnenschutz
ist ein Muss und in Kombination
mit einer getönten Tagescreme
unschlagbar. Mein Favorit: die
„UV Protective Compact Foundation SPF 30“ von Shiseido (in
vier Farben). Sie mattiert und
zaubert einen ebenmäßigen
Teint. Auf Rouge sollte verzichtet werden, wasserfeste
Mascara eignet sich perfekt und
auf die Lippen tragen Sie am
besten einen sanft schimmernden Lippenstift wie aus der
„Rouge Coco Shine“-Serie von
Chanel auf. Und das Spiel ist so
gut wie gewonnen ...
54
ANNE BRAND
Mechthild
Hölscher
Geschäftsführerin
der „Lena
Parfümerie" in
Gronau
MARKENGESCHICHTE
Die
Vor genau zehn Jahren entwickelte Clarins
mit „Multi Intense“ eine Pflegelinie, die für
Frauen ab 50 Jahren gedacht war. 2014
wurden die Cremes der Serie „Haute Exigence Jour Multi-Intensive“ in drei Varianten neu aufgelegt. Hinzu kam der „Haronga“-Extrakt (aus den Blättern des gleichnamigen Baumes aus Madagaskar) der die
Haut aufpolstern soll.
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Neu!
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SUSANNE KAUFMANN
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Fabulöse Fünfzig
Motto des Konzepts:
So wie man in einem
klaren Bach bis auf den
Grund sieht, sollen
auch die Produkte von
Susanne Kaufmann sein
Sonnenkönigin
Seifenoper
Glückwunsch! Der Klassiker unter den
Sonnenpudern wird in diesem Jahr
Dreißig und Guerlain hat für ihr Geburtstags-„Terracotta“ eigens eine hübsche Puderdose aus dunklem Holz kreiert (limitiert!). Im Innern verbirgt sich
dann der Bronzer- und Rouge-Mix. Tipp:
am besten mit der „3-Form-Methode“
aufgetragen. Bedeutet: „Malen“ Sie auf
jeder Gesichtshälfte mit dem Pinsel eine
„3“, von der Stirn zur Wange und von
dort zum Kinn und dann am Hals entlang nach unten. Voilà.
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Quadratisch gut
Gut, dies ist die Seite für Pflege-, Kosmetik- und Duftneuheiten. Aber warum
nicht mal eine Seife vorstellen, das
Beauty-Produkt, das im Alltag wohl am
häufigsten Verwendung findet? Eben.
Empfehlenswert sind die wohlduftenden
Seifen von „Eau d’Italie“, einer kleinen
Marke aus dem malerischen Portofino
(die Besitzer betreiben auch das FünfSterne-Hotel „La Sirenuse“). Pomegranate & Freesia duftet wie der Name
verrät: nach Granatapfel und Freesien.
Über ausliebezumduft.de
Nicolas Degennes, Art Director für
Make-up und Farben bei Givenchy, hat
2014 das „Jahr des Puders“ ausgerufen
und dem Haus-Klassiker, dem „Prisme
Libre“, gleich eine Verjüngungskur
verpasst. Der lose Puder mit den vier
Farben in einer Dose soll nun mit technologisch atomisierten Pigmenten die
Haut noch ebener wirken lassen. Einfach
Deckel öffnen, Schatulle umdrehen,
dabei die darauf liegende Puderquaste
gut festhalten, auftragen. Fertig.
Bye-bye Winkearm
Schrubbi-dubi-du
Gegen Falten im Gesicht cremen wir
täglich an. Aber nicht nur dort gibt die
Haut im Laufe der Jahre der Schwerkraft
nach, sondern, ja, auch am Körper. Darum hat die französische Apothekenmarke Lierac (1975 von einem Arzt gegründet) nun „Body Lift-Expert“ entwickelt.
Quasi eine Anti-Aging-Körpercreme, die
besonders an den Spannkraft-losen
„Zonen“ (also an den Innenseiten der
Oberarme- und Schenkel, und auch am
Bauch) verwendet werden sollte. Am
besten morgens und abends.
Die Gartenmöbel sind schon gekärchert? Das Auto blitzt? Nur die Haut
geriet ob des ganzen Frühlings-PutzProgramms etwas in Vergessenheit,
obwohl sich auf ihr tausende von abgestorbenen Hautschuppen angesammelt haben. Der Hau(p)tgrund für
müdes, fahles Aussehen. Origins
schafft ab Juni Abhilfe: Das „GinZing
Refreshing Scrub Cleanser“-Reinigungsgel soll mit feinen Perlen
Schmutz und Schüppchen entfernen
und so für einen Strahle-Teint sorgen.
ZUSAMMENGESTELLT VON CAROLINE BÖRGER
56
In einem kleinen Ort im Bregenzer Wald wächst
Susanne Kaufmann nimmt’s sportlich. Seit ein
paar Tagen führt das Londoner Fashion-Online-Portal Net-a-Porter ihre Kosmetik, und
die Chefin gibt zu: „Die Resonanz hat uns
überrascht“. Und so herrscht momentan auch
in einer kleinen, ursprünglichen Manufaktur
in einem abgelegenen Tal am Vorarlberg, nun
ja, Wettbewerbsstimmung. Denn dort im Bregenzerwald wird jede Creme, jedes Öl hergestellt, jedes Fläschchen, jeder Glastiegel befüllt, versiegelt und verpackt – vieles von
Hand. Mit wenigen Produkten für ihr Spa im
eigenen Hotel „Post“ gestartet, wächst „Susanne Kaufmann organic treats“ nun rekordverdächtig: 60 Verkaufsstätten, behutsam in zehn
Jahren nach und nach aufgenommen, orderten bisher die mittlerweile 60 verschiedenen
Produkte. Und nun Net-a-Porter.
Da muss Tokios größtes Kaufhaus, das schon
lange mitspielen will, doch noch ein wenig
auf den Einsatz warten. Die Mischung aus
Tradition und Moderne bei reduziertem
Design steht als Leitmotiv nicht nur über
der Kosmetik. Es beginnt bei der Familie,
die seit Jahrhunderten
im
Bregenzerwald
lebt. Bio muss hier nirgends draufstehen, hier
wird es gelebt: Heute ziehen die Milchbauern in alter Tradition noch mit ihrem
Vieh im Frühjahr auf das Vorsäss
und im Sommer auf die Alpe. Kräutertee
wird nicht gekauft, sondern gesammelt und
Häuser werden aus Bregenzerwälder Holz
vom Zimmermann gebaut.
Genau wie das Hotel „Post“, mittendrin im
Örtchen Bezau, seit 1850. Fünf Generationen
prägten das Haus. Susannes Ur-Großvater betrieb das erste kaiserlich-königliche Postfuhramt von Bezau, ihr Vater Leopold wegweisende Architektur, inklusive des Umbaus der „Alten Post“, dem Gasthof seiner Frau Rosemarie.
alles, was man für effektive Spa-Anwendungen
braucht. Susanne Opalka schaute bei ihrer
Vornamensvetterin Susanne Kaufmann vorbei
Als die vor 20 Jahren viel zu früh verstarb,
übernahm Tochter Susanne – mit 23 Jahren.
Schritt für Schritt veränderte sie das Haus,
ließ mit Bedacht um- und anbauen, erdachte
mit Bruder Oskar Leo Kaufmann auch das
dreistöckige puristische Badehaus und entwickelte dabei ihre Handschrift. Was im Innern
ein gemischtes Doppel ergab, aus Bauernmöbeln aus dem 18. Jahrhundert und
selbst entworfenen Stücken, die
jede Vitra-Ausstellung schmücken würden.
Dass mit dem Familiensilber auch Gastfreundschaft vererbt wurde,
spürt jeder beim ersten
Schritt ins Vier-SterneHotel. Im Dirndl und
auf den roten Sohlen
der High-Heel-Hoheit
Christian Louboutin begrüßt die Chefin, wenn
es sich irgendwie ausgeht, ihre Gäste selbst.
Sie liebt die Modelle des
Franzosen und legt lässig den täglichen Marathon eines Hotelbetriebs darauf hin.
Großmutter Irma verdankt sie das Wissen um
die heimischen Kräuter. Als kleines Mädchen
half sie ihr Heilpflanzen zu sammeln, Arnikaschnaps und Ringelblumensalbe herzustellen.
Logisch also, dass die Kosmetik für ihr Spa aus
alpinen Heilpflanzen bestehen sollte. Wozu
asiatische Algen oder afrikanische Kräuter,
wenn die Zutaten vor der Haustür wachsen?
Wozu exotische
Kräuter, wenn
die Zutaten vor
der Haustür
wachsen?
(Back-)Stage Beauty
Noch nie etwas von der Make-up-Artistin Sunday Riley gehört? Willkommen im
Club. Die Texanerin, die ihre gleichnamige Marke 2009 lancierte, lässt ihre Produkte sprechen, die etwa während der
Schauen von Stella McCartney zum
Pre-Make-up-Programm der Models
gehören. Ihr Motto? Die Haut soll strahlen. Das neueste Mitglied ihrer AntiAging-Produktfamilie ist „Isis“. Das Öl
aus dreierlei Rosen soll Feuchtigkeit
spenden. Über niche-beauty.com
Unsere liebste
Regionalschönheit
Und so wandern seit 2003 Kamille, Salbei, Hagebutte, Efeu, Weideröschen und Schafgarbe
in die Glastöpfchen. Auf synthetische Konservierungsmittel, künstliche Farb- und Duftstoffe, um nur Einiges zu nennen, was bei Puristen auf der roten Liste steht, wird verzichtet.
Ein neues „Detox Öl Peeling“ und eine „Anti
Cellulite Creme“ verstärken jetzt das Team der
Entgiftungskur. Wie immer entstanden aus
den erprobten Behandlungen im Spa. Seit
neuestem wird Programm (wie TCM, Akupunktur, Power Yoga) auch um eine Open-AirBewegung bereichert: nämlich das traditionelle Fliegenfischen.
Eine baldige Reise an die Quelle ist schon deshalb anzuraten, weil im Juni ein Einsteigerkurs und außerdem die weltberühmten Bregenzer Festspiele stattfinden. Man könnte
aber bei einem Berlin-Trip die Aufwärmphase
einläuten. Das erste externe „Susanne Kaufmannn Spa“ ist in „Das Stue“ am Tiergarten
umgezogen. Da schließt sich ein Kreis: Auch
hier erlebt man die Kombination aus Design
und Geschichte, die herzliche Gastfreundschaft in familiärem Ambiente beim Ausblick
auf Flora und Fauna. Manchmal nicht ganz so
einheimisch. Von manchem „Stue“-Zimmerfenster aus sieht man Strauße in ihrem ZooSandpool liegen.
Übrigens: Das Vogellogo ziert Susanne Kaufmanns Linie ihrem Mann Alfred Vogel zuliebe. Den Jazz-Musiker und seine Band buchte
sie vor 14 Jahren für einen Auftritt im Hotel.
Vogel wollte danach nach New York weiter
ziehen. Er sah’s romantisch und blieb.
57
Feuer und Flamme für Versailles
Düfte haben die Macht, uns zu transportieren, sagt Elisabeth de Feydeau. Ihre Duftkerzen
erzählen von Frankreichs königlicher Vergangenheit. Mira Wiesinger ging auf Zeitreise
Montags riecht es immer am besten. Frühmorgens, wenn das Wachs nach traditioneller
Rezeptur gerade frisch auf die Holzböden gebracht worden ist. „Für mich ist es ein luxuriöser, ganz intimer Duft“, sagt Elisabeth de Feydeau, für die das Schloss von Versailles beinahe ein zweites Zuhause geworden ist.
Die Historikerin und Duftexpertin kennt hier
fast jeden Winkel. Denn, und das ist eine besondere Ehre, ihr wurde für Forschungszwecke über Jahre hinweg Zutritt zu den Privatgemächern Marie Antoinettes gewährt. Und
die sind ganz anders als das, was man als normaler Besucher im Schloss zu sehen bekommt. Klein, bescheiden, verwinkelt. Wenig
Prunk, wenig Gold und wenig komfortabel.
Und doch, das weiß de Feydeau,
soll sich die Königin gerade hier
besonders wohlgefühlt haben.
Auch weil man die kleineren Räume wesentlich besser heizen
konnte als die repräsentativen.
Aber vor allem, weil die Königin
das Protokoll des Speisens nicht
schätzte und lieber in einem kleineren Zimmer aß. Ebenfalls soll
sie täglich mehrere Stunden in ihrem Badezimmer verbracht haben.
Der „Chef du Protocole“ öffnet den Raum mit
einem revolvergroßen Schlüssel. „C’est Versailles“, sagt er ernst, lässt den Schlüssel wieder in die Tasche gleiten und uns eintreten, in
ein Badezimmer, das man getrost als ein frühes Spa bezeichnen darf. Neben einer Badewanne steht ein Tisch, an dem frisiert, geschminkt und heiße Schokolade serviert wurde. Außerdem ein Bett. Ganz recht, im 18.
Jahrhundert hielt man das Baden nämlich für
gefährlich. Deshalb hielt man die Königin an,
sich nach ihrem Bad auszuruhen, sodass sich
die Organe wieder „ordneten“. Man glaubte,
Wasser würde durch die Poren der Haut in
den Körper eindringen und dort Schaden anrichten. Deshalb bevorzugte man in Frankreich die Trockenreinigung mit Puder oder,
wie man sie bis heute scherzhaft nennt, die
„französische Dusche“ – die Benutzung eines
alles übertünchenden Parfums. Die Pflegerituale der Königin, wie Marie Antoinette sie
aus ihrer Heimat Österreich kannte, fand man
am Hof merkwürdig, bizarr, ja anrüchig.
Marie Antoinette war die einzige Person am
Hof, der eine Toilette mit Wasserspülung zur
Verfügung stand. Modern wirkt der Sitz aus
glänzendem Mahagoniholz mit Klappen, unter denen Papier zu finden war. Die Exkremente der übrigen Menschen im Schloss wurden einfach aus den Fenstern gekippt.
„Es muss bestialisch gestunken haben in Versailles“, erzählt de Feydeau. Das sei der Grund
gewesen, weshalb man im Schloss niemals die
Fenster öffnete. Man schützte sich so vor
Krankheiten und üblen Gerüchen. Es war
ebenfalls der Grund, weshalb gerade hier die
Kunst der Parfümerie, ein olfaktorisches Design perfektioniert wurde. Und das fing in den
Gärten an, in denen man frisch duftenden Jasmin und Buchs pflanzte. In den Innenräumen
platzierte man Bouquets aus weißen Blumen,
aus den Blütenblättern älterer Sträuße fertigte
man sogenannte Potpourris. Auch mit Duftölen wurde hantiert, eine Art Aromatherapie,
mit Inhaltsstoffen, die sich positiv auf den
menschlichen Körper auswirken sollten. Weihrauch, der in Kirchen und Tempeln zunächst
nur aufgrund seiner antiseptischen Wirkung
eingesetzt wurde (erst später erkannte man
sein hypnotisches Potenzial), benutzte man im
Schloss ebenfalls. Überall an den Wänden findet man hier Vorrichtungen für Duftöle und
Räucherwerk.
„Heute kann man sich an den
alten Rezepturen erfreuen,
ganz ohne die schlechten Gerüche“, sagt die 45-Jährige,
die sich schon früh für Düfte
interessierte. Als Kind verbrachte sie viel Zeit mit ihrer
Großmutter, die gebürtige
Tunesierin war. In ihrer Gegenwart habe es immer ganz
besondere Gerüche gegeben. „Wenn sie kochte, was sie mit exotischen Zutaten wie Orangenwasser oder Jasminblüten tat, dann
schnupperte sie an den Töpfen, anstatt das Essen zu probieren“, erzählt de Feydeau.
Ganz genau erinnert sich die Französin auch
an ihr erstes Parfum. „Als ich 16 war, wollte
meine Mutter mir ein eigenes schenken. Die
Verkäuferin zeigte mir Düfte für Mädchen,
die mich allesamt nicht interessierten.“ Stattdessen fand sie Gefallen an „L’Heure Bleue“,
einem Klassiker von Guerlain. Denn es löste
bei ihr exakt die gleiche Emotion aus, wie Musik es bei ihr tat: Seit sie fünf Jahre alt war,
spielte sie Klavier. „Und wenn mir etwas gefällt, möchte ich alles darüber wissen. Bei Parfum war das aber gar nicht so leicht. Es gibt
nicht viele Schriften über die Entstehung.“
Dennoch fand sie während ihres Geschichtsstudiums an der Sorbonne in Paris ein paar interessante Dokumente über die Parfumkunst.
Und immer wieder begegneten ihr dieselben
Worte: Noten, Kompositionen, Akkorde, Spiel,
Harmonie. „Es waren die gleichen Vokabeln,
die ich aus der Musik kannte, ich konnte damit also auf Anhieb etwas anfangen.“
Ihre Masterarbeit widmete sie der Geschichte
des Parfums, ihre Doktorarbeit der Parfumindustrie Frankreichs von 1830 bis 1945. Nach
ihrem Studium arbeitete de Feaydeau für Chanel als „Head of Cultural Affairs“, dort kam sie
zum ersten Mal mit echten Parfumlaboren in
Berührung. Dabei entdeckte sie, dass bei all
der Theorie eben doch der Duft eines Parfums
das Allerwichtigste sei. Nach der Geburt ihres
Sohnes begann sie Luxusmarken wie Guerlain, Chanel, Dior oder Diptyque zu beraten.
58
Parfumexpertin Elisabeth
de Feydeau ließ sich für ihre
Duftkerzenkollektion „Arty
Fragrance“ von dem Ambiente des
Schlosses Versailles inspirieren
ARTY FRAGRANCE (6); KAI JÜNEMANN (4); GETTY IMAGES
M
Während dieser Arbeit vernachlässigte sie nie
ihre Passion für das Forschen, schrieb weiterhin Bücher über Parfum. Darunter eines über
Jean-Louis Fargeon, den Parfumeur von Marie Antoinette. Dieser hatte im 18. Jahrhundert selbst ein Buch mit 500 Parfum- und Kosmetikrezepten geschrieben. Das Werk, das
heute in Frankreichs Nationalarchiven verwahrt wird, brachte sie auf den Gedanken, ein
Parfum aus dem 18. Jahrhundert zu reproduzieren. Dafür hat sie sich viel im Schloss aufgehalten, sich die Privaträume von Marie Antoinette genau angeschaut, sich vorgestellt,
wie das Leben damals gewesen war.
Während dieser Besuche seien ihr viele Geschichten über Düfte begegnet, habe sie unzählige Eindrücke gesammelt, die sie festhalten wollte. Ihre Arbeit für Diptyque, ein Haus,
das insbesondere für seine Duftkerzen bekannt ist, brachte sie schließlich auf die Idee,
unter dem Namen „Arty Fragrance“ eine eigene Duftkerzenreihe auf den Markt zu bringen.
Kerzen, die das luxuriöse Ambiente des
Château de Versailles einfangen und sich von
anderen Kerzen dadurch unterscheiden sollten, dass sie nicht nach einer einzelnen Nuance wie Yasmin oder Tuberose duften würden,
sondern wie ein richtiges Bouquet.
Mehrwert verleihen ihren Kreationen auch
Geschichten, die hinter jeder einzelnen Kerze
stehen. So erzählt „L’Enfant-Roi“ von KinderKönigen wie Ludwig XIV., der mit vier Jahren
bereits den Thron erbte und anordnete, dass
zu Weihnachten jedes Kind Frankreichs eine
Orange geschenkt bekommen solle. Klar, dass
Zitrus in der Komposition nicht fehlen darf.
„Le Rêve de la Reine“ ist mit Rosen- und Holznoten Marie Antoinette gewidmet, die von ihrem Parfümeur verlangt habe, ihr Refugium
„Petit Trianon“ in eine Flasche zu füllen, sodass sie es stets mitnehmen könne. Die Kerzen
„Mousseline“ und „Chou d’Amour“, die Spitznamen ihrer Kinder, sollen mit Vanille-, Honig- und Mandelduft die Liebe einer Mutter
zu ihren Kindern symbolisieren. „Meine Kollektion ist wie ein olfaktorisches Buch“, so de
Feydeau, „man öffnet es und findet darin Geschichten, fühlt Atmosphären aus dem
Schloss. Es ist eine Art der Zeitreise.“
Und während diese Zeilen geschrieben werden, brennt ihr Favorit „Lux“ in einem silbrig
glänzenden Gefäß. Mit gleichmäßiger Flamme, nicht zu klein, nicht zu groß, ganz ohne
Ruß. Und taucht den Raum in den behaglichen Duft eines herrschaftlichen Heims, in
dem hinter prunkvoller Fassade ein Kaminfeuer knistert. Wenn man die Augen schließt,
könnte man meinen, man sei Teil von alldem.
Dann wähnt man sich an einem Ort, an dem
auf gewachsten Holzböden Schritte sachte
knarren und Tüll leise raschelt. An dem, so beschrieb es einst der französische Poet LouisAntoine Caraccioli, „alles duftet – von der
Wandvertäfelung bis zu den Gedanken“.
WELLNESS
Frühjahrsputz
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„Ich b Allergike
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Detoxen ist derzeit das große Ding. Im „Alpina“ in Gstaad wird eine kurze Kur angeboten,
die besonders effektiv sein soll. Uschka Pittroff hat sie ausprobiert – und fühlt sich nun
viel jünger und stärker. Claudia Bernhardt hat ihren Bericht illustriert
J
etzt bin ich eine von denen. Ein
Kellnerschreck. Eine Speisekarten-Diva, die dem Koch das
Leben schwer macht und bei
deren Restaurant-Bestellung
die Tischnachbarn die Augen
verdrehen. „Ist das Sellerieschaumsüppchen mit Sahne?“
– „Äh, könnten Sie die Kokosmilch und die Cashewnüsse im Curry weglassen?“ Fehlt nur noch: „Rührei, bitte. Aber bitte
ohne Eiweiß und Eigelb“.
Ich war bislang eine der Augenverdreherinnen. Jetzt bin ich auf der anderen Seite.
Ich bin Uschka und ich bin Allergikerin. Plötzlich fühlt man sich einer Randgruppe zugehörig. Willkommen bei den Anonymen Allergikern! Bei den Komischen. Manche leiden still,
werden somnambul von zu viel Antihistaminika. Andere treten die Flucht nach vorne an.
So wie ich. Ich muss. Denn ich reagiere auf 30
Lebensmittel und Zusatzstoffe allergisch. Irgendwie ist es auf einmal passiert.
Nach einer Odyssee von Leiden und Professoren-Spezialisten-Rat („Sie sind kerngesund!
Das muss von der Psyche her kommen“) endlich einer, der herausgefunden hat, was mir
fehlt. Im Institut für Regenerationsmedizin in
Hamburg hilft Harry Finneisen, internationaler Mikrobiologe und Toxikologe von Rang,
Spitzensportlern, Sterneköchen, berühmten
Designern, noch namhafteren Wirtschaftsbossen und Staatenlenkern, ihr forderndes
Leben und typische Managerkrankheiten wie
Diabetes, Depressionen, Bluthochdruck, Migräne, Rücken-, Immun- und Hautprobleme
zu bewältigen. Und er hilft auch mir. Unnötig
zu erwähnen, dass eine derart zielführende,
effiziente Hilfe keine Kasse bezahlt; allein der
Test kostet 1620 Euro.
Blöd gelaufen. Das ist meine erste Erkenntnis.
Für mich als Ernährungsfanatikerin, die ich
immer auf besonders „gesunde“ Kost achtete.
Okay, mein Lieblingsgetränk: Cola zero (Zucker ist ja so schädlich!). Aber als Alternative
überwiegend Rhabarberschorle (Vitamin C!),
man will ja nicht zu viel Chemie, auch wenn
Karl Lagerfeld Vorbild ist. Gesunde Früchte:
Him- und Brombeeren (wegen der AntiAging-Wirkung), Papaya (Enzyme). Kein rotes
Fleisch, dafür Meeresfrüchte (Omega-Fettsäuren und Proteine), Joghurt, Milch und Quark
(für den Darm, das zweite Gehirn), Nüsse für
die Nerven, mal ein Glas Champagner („C’est
bon pour le moral“, sagen die Franzosen), im
Sommer Weißbier (ich bin schließlich Bayerin und Weißbier hat superviele B-Vitamine).
Pustekuchen. Sagt Herr Finneisen. Hochallergisch gegen Papaya, Him- und Brombeeren,
Rhabarber und Aspartam in Cola zero. Ein
Jahr lang keine Kuhmilchprodukte, keinen
Thunfisch, keine Sardellen, keine Eier, keine
Krustentiere, keine Nüsse, kein Brot mit Hafer
oder Hefe, keine Weine inklusive Champagner, kein Bier (Hefe), kein Chili, keine Kokosnuss, keine „gesunden“ Kräuter.
Und: Hände weg von Zitronensäure! Was unsereins Verbraucher als Omis harmloses
Hausmittel in der Marmelade wahrnimmt, ist
ein Gift aus der Retorte (Aspergillus niger),
ein fieser Schimmelpilz, der unsere Darmwand durchlässig macht.
Genau zum Zeitpunkt der niederschmetternden Diagnose bekommt ICON eine Einladung
von Astrid Purzer. Sie ist die Erfinderin von
„Detox Delight“. Einem Entgiftungsprogramm. Einem Lifestyle-Metatrend. Frau Purzer ist ein Alpha-Hochleistungs-Tierchen aus
der IT-Branche, zuletzt bei Microsoft. Um den
Stress zu kompensieren, verlegte sie sich auf
Ayurveda-Kuren. Bis sie die geklärte Butter,
das Ghee, „nicht mehr riechen“ konnte. Es
ging ihr auch zu langsam. Auch ich möchte
schnelle Erfolge. Nicht drei Wochen lang aussehen wie das Leiden Christi und dann wie im
Schock in den Alltag von Bombay nach Bayern zurückfinden müssen.
Sie kündigte also ihren Job, beschäftigte sich
mit Ernährung/Entgiftung und baute in jahrelanger Feinarbeit „Detox Delight“ auf. Statt
auf Rosskur für Körper und Geist setzt Frau
Purzer auf eine sanfte wie effektive basische
Entgiftungskur, die „die Zellen mit Vitaminen
und Vitalstoffen überflutet“ und so dem Organismus hilft, sich selbst bei der Entgiftung zu
helfen. Jüngst ging ihr Konzept eine Kooperation mit dem „Hotel des Jahres 2013“, dem „Alpina“ in Gstaad, ein.
Mich motiviert der Gedanke, dass auch Nicolas Ghesquière, der neue Kreativ-Direktor bei
Louis Vuitton, zeitgleich mit mir die Saft-undSuppen-Kur beginnt. Weil sich sportelnde
Männer beschwert hatten, dass sie Muskelmasse während einer Detox-Kur abbauten,
hat Frau Purzer ein spezielles Männerprogramm entwickelt, das natürliche Pflanzenproteine in Drinks und Suppen hinzufügt, sodass die Jungs, ohne zu schwächeln, ihr Sportprogramm bewältigen können. Meine Motivation: weg von den Giftstoffen meiner Allergie.
TAG 1
Entlastungstag. Das ist vornehm ausgedrückt
für die Darmreinigung. Es ist Sonntag. Kein
Mensch ist in meiner Wohnung. Ich bin hocherleichtert.
TAG 2
Mark Straehl holt mich am Flughafen ab und
serviert sofort den ersten Detox-Drink: frisch
gepressten Apfelsaft mit Limone. Wir fahren
gut zwei Stunden (Serpentinen) nach Gstaad.
Man quartiert mich in einer Suite ein. Upgrade. Ich bin jetzt, nach einem Tag Nahrungsentzug, schon derart sensibel und unterzuckert,
dass ich denke: Habe ich das Upgrade verdient? Bodycheck im Spa: Wiegen, Körperumfang, Lebensweise. Der Fragebogen bewertet
sich nach dem des American College of
Sports. Bio-Impedanz-Analyse (sie bemisst
das Verhältnis von Fett und Wasser im Körper). Das Ergebnis ist ernüchternd.
Meine Muskelmasse ist mit 39,4 Prozent zu
niedrig. Im Ruhezustand verbraucht mein Organismus lediglich 1229 Kalorien, Trainer Ezekiel (heißen Engel nicht so?) meint, dass mein
Taillenumfang wesentlich dünner sein könnte. Ja, antworte ich. Ich hatte immer Größe 36.
Seit 30 Jahren. Seit den Allergien ist mein
Bauch aufgebläht. „Detox ist mehr angesagt
bei Ihnen als ein Sport- und Fitness-Programm“, schließt der Trainer. Deshalb bin ich
ja hier. Oder?
Jetzt kommt der Pink-Detox-Drink, den es jeden Tag nach der morgendlichen Apfel-Limonade gibt. Früh am Morgen mischt man sich
heißes Wasser mit Zitrone, die, auch wenn
man das genau andersherum vermuten würde, basisch wirkt und den Säuren entgegenwirkt, die durch falsche Ernährung und zu
viel Stress ausgelöst werden. Alle zwei Stunden ein Vitamin-Cocktail (500 ml) und dazwischen noch mindestens 0,2 Liter Wasser (mit
Limone oder Gurke aromatisiert).
Die erste Behandlung. Hamam. Ich kenne das
aus Istanbul. Nichts hinterlässt die Haut samtzarter. Ist aber zur Entgiftung gedacht, um die
Haut abzuschilfern, ihr das Atmen zu erleichtern. Wieder Dampfsauna. Mein Kreislauf
schwächelt. Massage mit Aprikosenkernöl.
Nährt, hat Anti-Aging-Potenz, entspannt. Sagt
meine polnische Therapeutin. Ich schlafe 13
Stunden durch.
TAG 3
Jocelyn ist eine Frau, die man schon beim
Kennenlernen als beste Freundin haben
möchte. So herzlich, so pragmatisch, so girly.
Es stellt sich heraus, dass sie eine Mischung
aus Papua-Neuguineerin und Dänin ist. Sie ist
die Spa-Managerin im „Alpina“; das ange-
schlossene „Six Senses Spa“ ist weltweit bekannt für geschulte Therapeuten und holistische Authentizität – also kein Firlefanz. Sie
streicht meine 8-Uhr-morgens-Stunde AquaGymnastik. „Dein Körper hat jetzt jede Menge
Arbeit. Nieren, Leber und Haut entgiften wie
irre, kein Wunder, dass du müde bist. Du
musst gar nichts, wir richten uns nach dir.“
Irgendwie Erkältungssymptome. Schwere
Träume. Um 11.30 Uhr kommt der Orange-Detox-Drink. Dazu ein japanisch anmutendes
Tablett mit erlaubten Snacks: zwei Reiswaffeln, eine Viertel Avocado, je drei Dörrpflaumen, -aprikosen und -feigen. Dazu Schnitzel
aus Rüben, Gurke und Stangensellerie. So
wird es jeden Tag sein. Therapeut Antonis gibt
mir eine Meditations-Yoga-Stunde am Morgen. Ich fühl mich ganz klein. Wir atmen. Er
zeigt mir Übungen aus der traditionellen chinesischen Medizin, um die Meridiane zu energetisieren, wie Nieren abklopfen, um die Entgiftung zu mobilisieren. Um 12 Uhr kommt
der Karotten-Drink. Bin hundemüde. Um 14
Uhr kommt der Pink Juice. Dann muss ich zur
Velashape-Behandlung ins Spa: Die Maschine
agiert mit Vakuum-/Saugnapf-Effekt. An den
weiblichen „Problemzonen“ wird angesetzt.
Das Ding schnürchelt und schlurcht sich entlang der Oberschenkel innen und außen und
ein bisserl am Popo und den Hüften. Infrarot
und Schröpfeffekt sollen den Entgiftungsprozess fördern.
Ich amüsiere mich, weil ich nicht an Maschinen glaube. Die kleinen schmatzenden Staubsauger sind nichts für mich. Dafür bekomme
ich um 16.30 Uhr den Green Juice (Gurke und
Kiwi). Und nach den Anwendungen immer
Ingwer-Tee oder Mandarinen-Wasser. Jetzt
noch ein Detox-Bandage-Wrap – Beine und
Rumpf werden in einen Wickel aus Tonerde
und ätherischen Ölen gewickelt. Hammer!
Zum Abendessen gibt es ein Samtsüppchen
aus Karotte und Süßkartoffel.
Ich schlafe wieder zwölf Stunden.
TAG 4
Zwergentag. Meine Seele hat Schnupfen. Ich
hatte Albträume. Wurde von Mördern verfolgt. Ganz schlimm. Der erste Drink, die Apfel-Limonade, schmeckt bitter. Mittlerweile
machen der Zimmerkellner (aus Marokko),
die Reinigungscrew (aus Portugal und Spanien) und die Damen von der Spa-Bar (Dresden, Portugal, Polen), die mir die Säfte bringen, ein mitleidiges Gesicht: „Die Arme, ist
hier inmitten des Genusses und darf nichts essen!“ Antonis macht mit mir eine Heilmeditation. Er kombiniert Elemente aus dem Shaolin-Qigong, Yoga und traditioneller chinesischer Medizin. Dreh- und Dehnübungen, Atmung, Aufmerksamkeitsübungen. Nichts
Anstrengendes. Ich würde auch zusammenbrechen. Mich fröstelt’s. Ich muss mir noch einen Hoodie überziehen. Nein, ich habe keinen
Hunger. Den hatte ich von Anbeginn der Detox-Kur nicht. Bei der guten, nährenden und
erfüllenden „Detox Delight“-Kur stellt er sich
nicht ein, allenfalls Appetit. Und den kann
man vermeiden, indem man Versuchungen
bin keine Öko-Tussi, keine Eso-Tante. Aber ich
vertraue ihm. Wenn’s hilft – die Massage hat
mich jedenfalls beruhigt.
Köstliche Tomaten-Fenchel-Suppe. Wow, ich
konnte Fenchel nie leiden. Jetzt die 3-SterneOffenbarung. Astrid Purzer ist cool. Vegan,
basisch, ohne Pasteurisierung – superfrisch
und organisch angebaut ist ihr Konzept. Ich
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frage mich, wie sie von Zürich aus die so
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individuelle Logistik bewältigt. Schlafe
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wieder zwölf Stunden. Bin einfach müde.
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Bergidylle: Das „Alpina“ in Gstaad ist eine Anlage
für alle, die nach neuesten wissenschaftlichen
Erkenntnissen entgiften wollen. Und einfach mal
abschalten kann man vorm Kamin auch
aus dem Weg geht, so wie im „Alpina“-Kokon.
Und indem man sich wirklich einen Rückzug
gönnt. Ich kann mir zu diesem Zeitpunkt
nicht vorstellen, wie ich im Alltag das Programm bewältigen könnte – wie die von
Astrid Purzer zitierten Chirurgen und Piloten. Ich bin viel zu müde. Ich bin einfach zu
nichts zu gebrauchen.
Jocelyn sagt: „Dein Körper hat jetzt Schwerstarbeit zu verrichten. Lass los. Es ist kein
Wunder, dass du so müde bist. “
Das Wetter ist prächtig: Höhensonne in den
Bergen. Ich wage einen langen Spaziergang
nach Gstaad ins Dorf – von 1200 auf 1000 Meter, die zauberhafte Chalet-Einöde im Berner
Oberland. Alle Gebäude aus Holzschnitzerei.
Blöderweise ist Mittagszeit (die Sonne steht
hoch, sodass man sich sein Vitamin-D-Pensum einholen soll): Alle Pizzerien und Restaurants haben ihre Gärten geöffnet. Pizzaduft
zwischen Prada-Shop und Moncler-Boutique,
Rösti-Aroma zwischen Louis Vuitton und
Hermès. Ich muss flüchten. Zum ersten Mal
knurrt mein Magen. Ich bin nur froh, dass ich
die Detox-Kur nicht allein zu Hause machen
muss. Das „Gegengift“ muss her.
Und das ist: Crystal-Wellness mit Antonis.
Massage mit Mandelöl. Die Leber entgiftet.
Und er sagt nach einer Kopfmassage: „Dein
Gehirn ist wie eine Horde Affen. Das musst du
in den Griff bekommen.“ 99 Prozent aller Medienleute hätten eine „Energie wie ein Wirbelsturm“ im Kopf – dieser Art von fehlgeleiteter Kommunikation gelte es entgegenzuwirken. Er empfiehlt mir, Ängste damit auszugleichen, dass ich einen Blutstein in meiner
Hosen-/Kostümtasche trage. Ganz ehrlich. Ich
TAG 5
Der Dax startet schwach, lese ich in den Medien (iPad). Ich auch. Oh, schon Abreisetag?
Ich unterziehe mich erneut der Körper-Konsultation. Antonis, der Yoga- und Meditationsguru, übernimmt die Aufgabe – Engel Ezekiel
hat seinen freien Tag. Ich bin beglückt mit Apfel-Limo, orange, pink und green Delight den
ganzen Tag über bis zum Flughafen Bern (17
Uhr). Man wollte mir noch ein köstliches
Süppchen mitgeben, aber das hätte die Flughafenbehörde einkassiert (No liquids). Check:
Ich habe (nur) ein Kilo abgenommen, aber fast
zehn Zentimeter an Taillenumfang, und das
nur innerhalb von vier Tagen (Montagmittag
bis Freitagmittag). Meine körperliche Vitalität
entspricht der einer 15 Jahre Jüngeren. Die
Detox-Kur wirkt. Zum Abschied bekomme
ich im Spa ein Chakra-Balancing (zur Erklärung: Ich weiß auch nicht, was die Therapeutin da gemacht hat, das ist so wie Reiki, sie legt
Hände auf, aber man spürt wenig) – und den
Rat der Therapeutin: „Der Körper schleppt die
Vergangenheit mit sich. Geben Sie ihm Geduld. Es dauert etwas, bevor alles ins Reine bekommt.“
Ich habe Angst, nach Hause zu kommen.
Angst vor den vielen Aufgaben im Job, die ich
bewältigen muss. Im kleinen Propellerflieger
zurück von Bern nach Hamburg treffe ich auf
einen Purser, der besonders freundlich ist:
„Oh, Sie haben eine Detox-Kur in der Schweiz
gemacht? Ich nehme ja auch gerade Braunalgen, um mein Drittes Auge zu entkalken.“
Ja, man ahnt nicht, wie viele Menschen sich
mit Detox und ihrer Gesundheit beschäftigen.
TAG 6 UND WEITERGEHEND
Ich möchte nicht angeben. Ich bin von sechs
bis acht Antihistaminika pro Tag runter auf
ein bis zwei. Und das innerhalb von fünf Tagen. Mir geht es blendend. Ich habe Energie
wie ein junger Hirsch. Was macht mich das
glücklich! Die viel beschworenen Detox-Endorphine kommen an. Und ich werde das Detox-Delight-Programm weiter verfolgen, weil
es insbesondere für den Alltag bestimmt ist –
die Drinks und die Süppchen sind Sterneköstlich. Astrid Purzer hat mir noch einen
coolen Lebensgenuss-Rat gegeben. Da ich keinen Champagner und kein Bier mehr trinken
darf: „Nehmen Sie ab und zu einen qualitätvollen Wodka. Das ist der reinste Alkohol, der
wird vom Körper gut verstoffwechselt. Geben
sie Zitrone hinzu, die ist basisch und neutralisiert die Säure. Unter uns Detox-Gurus ist das
der Geheimtipp.“ Na denn, Nastrovje.
Muskelmasse!
60
„Die Arme, ist
hier inmitten
des Genusses und
darf nichts essen!“
Pink
Juice
Fett?
Velashape
61
Angstzwerg
Wasser, Berge und ein bisschen Grün: Kaum ein
Ort in Europa bietet eine so reichhaltige Landschaft wie die schottischen Highlands. Wenn
dann noch ein Wolkenspiel am Himmel dazukommt, will man eigentlich nie wieder weg
ZU BESUCH
Inselkind
Vanessa Branson ist in Schottland auf ihrer Insel Eilean Shona den Elementen
sehr nah. Andreas Tölke marschierte mit der vitalen Kunstkennerin stundenlang
durch die Einsamkeit. Alex Trebus begleitete sie mit der Kamera
Meine Bucht, meine Landschaft, mein Cockerspaniel: Vanessa Branson auf Eilean Shona Island
Wer das Licht auf dieser Insel
einmal erlebt hat, der wird es auf
gar keinen Fall mehr vergessen. Die
Umgebung lässt Vanessa Branson
erstaunlich häufig lächeln
D
Guess what – wir sind in Großbritannien:
Die Einrichtungen jedenfalls sind am
19. Jahrhundert orientiert, wie die Fotos
rechts und unten belegen
Massive Steinhäuser in hügeliger Landschaft
– man kann es wesentlich schlechter haben
als Vanessa Branson auf ihrer Insel Eilean
Shona. Den einzigartigen Duft der Luft
können wir leider hier nicht transportieren
as Praktische im Schönen
ist komplett überbewertet. Das Schöne ist sich
selbst genug, ist einfach
da. Es muss nur erkannt
werden. Und so wird eine
Reise zur Erkenntnis. Mit
Gedanken, die am Ziel zur
obigen Erkenntnis führen. Kick off Berlin,
Flughafen Schönefeld. Mal ehrlich: Da wird
der Palast der Republik dem Boden gleichgemacht und diese Drecksbutze aus dem DDRErbe steht noch doof auf dem Acker rum?
Nach knapp zwei Stunden Glasgow. Der Flughafen eine Baustelle. Danke, da muss man ja
gar nicht erst aus Berlin los. Drei Stunden
Fahrt sind angekündigt. Vanessa Branson
schreibt: „Es ist eine der schönsten Strecken
in Europa. Nimm Dir Zeit zum Genießen.“
Loch Dingenskirchen rechts, Serpentinen,
noch dazu im Linksverkehr. Dann das Hochland und – Verzeihung fürs Pathos – Ehrfurcht macht sich breit.
Karge Landschaft, Berge mit Schneekuppen,
die Täler freigeben, im Kopf Kate Bushs „Wuthering Heights“. Heathcliff, der Held wird
fantasiertes Alter Ego. Es folgt die Fähre nach
Adfern auf einer Halbinsel, die wird durchfahren, bis Wasser das Ende für Pneus markiert.
Ein Anruf. Nach kurzem Warten löst sich von
der Insel gegenüber ein Schlauchboot mir Außenborder. Drauf und weg, zehn Minuten
braucht der Fährmann für eine Strecke.
Reist man richtig, ist man befreit. Keine
rauschhafte Ekstase wie bei einem Rein-inden-Flieger/Raus-aus-dem-Flieger und dann
ab an den Strand. Der Besucher
von Shona muss Reisezeit investieren, die für einen Indientrip
ausreicht. Doch welche Destination ist exotischer? Auf dem
Weg nach und durch Schottland nimmt man
sich selber mit und schafft spürbaren Abstand. Dann, angekommen auf Shona, will
man eigentlich bleiben.
Doch leider, leider: Am Wochenende hat sich
ihre Familie mit 28 Mitgliedern angekündigt.
Bevor die Frage gestellt werden kann: Ja, er,
Richard, Vanessa Bransons Bruder, komme
auch. Die drei Cottages samt Herrenhaus
sind okkupiert, zwei von Vanessas Kindern
auf dem Weg, der jüngste Sohn allerdings bereise aktuell Indien. Doch in der Summe ist
für den Autor kein Bett mehr frei.
Nutzen wir also die Gunst der Stunde zur
Landvermessung. Phibie, ihr stürmischer
Cocker, jagt vorweg, entfernt sich vom fein
geschnittenen Rasen vor dem Herrenhaus
Richtung unbekannte Wildnis. Vanessa
Branson hat die McQueen-Sneakers gegen
Barbour-Gummistiefel getauscht und schaut
kritisch auf das Schuhwerk ihres Besuchers.
Aus der Landpartie wird eine Über-Landpartie. Nach knapp einer Stunde sind wir vor der
alten Schule, unterwegs wird die Geschichte
des Eilands von der Gastgeberin referiert:
„Mehr als 100 Menschen lebten hier im 19.
Jahrhundert. Sie haben Teiche angelegt,
Forstwirtschaft und Fischfang betrieben. Der
damalige Herr über die Insel war kein Kinderfreund, darum liegt die Schule so abseitig.“ Das Gebäude besteht aus einem maroden Dach und den Außenwänden. Aber Vanessa Branson hat einen Plan: „Hier ein
Wohnzimmer mit Kamin, da das Schlafzimmer, Bad dahinter und oben ein Atelier.“ Sie
steht im Flur der müffelnden Bruchbude
und ist – wenn auch sehr britisch zurückhaltend – enthusiastisch. Vanessa Branson, das scheint in den Genen der Familie zu liegen, ist eine Macherin. Sie
hat die Marrakesch-Biennale gegrün-
det, die einzige Nordafrikas, leitete ihre eigene Galerie in London – und in der marokkanischen Hauptstadt nennt sie ein Hotel ihr
Eigen. Profitiert sie vom Ruhm ihres Bruders? „Die Galerie habe ich 1986 unter dem
Familiennamen meines Ex-Mannes Robert
Devereux gegründet. Zum Schluss, 1991, war
ich eigentlich pleite“, sagt sie. Wir stapfen
weiter. Matsch, viel Grün, optisch eher Irdenn Schottland.
Vanessa reißt im Vorbeigehen parasitäre Farne aus und steigt in ihre Vita ein: „Robert hat
mich überrascht mit Shona. Für mich war eine Insel in Schottland der allerletzte Wunsch
überhaupt. Auf einer Reise schleppte er
mich hierher. Es war eigentlich sein Projekt.“
Robert Devereux, heute Direktor der Frieze
Art Fair in London, war Partner bei Virgin,
dem Multimillionen-Dollar-Unternehmen
(Verlag, Fluggesellschaft, Hotels) von Richard Branson. Und Vanessa war es, die ihn
mit Richard bekannt machte. Wenn sie über
ihren Ex-Mann spricht, ist das freundlich
und sehr diskret.
Vanessa auf den Hügeln – eine Kletterpartie,
die ihr nicht die geringste Mühe macht. Jahrgang 1959, Kleidergröße 36/38 (geschätzt).
Uff. Sie plaudert, ohne zu schnaufen. Wie
kam es zu dem Hotel in Marrakesch, dem „Riad El Fenn“? „Nach der Trennung lernte ich
Howell James kennen. Er hatte sich grade
von seinem Partner getrennt, wir reisten gemeinsam und machten uns einen Jux daraus,
die besuchten Hotels neu zu gestalten. Eines
Nachts wurden wir in das ,El Fenn‘ geführt,
das halb verfallen leer stand, und haben es
gekauft, um unsere Ideen praktisch anzuwenden. Erst am nächsten Tag sahen wir,
dass es kein kleines Fünf-Zimmer-Haus war.“
Sie lacht. 20 Zimmer, drei Pools, ein Hammam Spa, so präsentiert sich „El Fenn“ heute.
Vanessa Branson hat auch auf Shona der Wille zur Veränderung gepackt. Sie nimmt das
Leben sportlich. Und ihre Gäste auch. Nach
vier Stunden und einer kurzen Pause werde
ich wieder auf das Schlauchboot gepackt, zusammen mit ihr, Claire, einer Freundin, und
natürlich Phibie geht es an einen Strand, der
nur vom Wasser aus erreichbar ist. Chips,
nasse Füße (die letzten Meter wurden gewatet), ein Lagerfeuer, fantastischer Rotwein
und ihr neues Projekt: „Im Oktober starten
wir ein ,Artist in Residence‘-Programm. Vier
Wochen sollen Künstler auf der Insel arbeiten können. Was denkst du?“, fragt sie.
Der irritierte Blick meinerseits wird prompt
aufgefangen: „Meine Stärke ist es, die richtigen Leute zu finden und Ideen zu sammeln.
Ich selber bin nicht kreativ.“ Ach Vanessa, das
ist jetzt aber ein ganz kleines Brötchen. Aber
gut: Es wird gesponnen, vertieft, verworfen.
Die Fährfrau drückt auf der Rückfahrt aufs
Tempo, hinter dem Ruder steht lachend Vanessa Branson. Die mit dem Bruder mindestens ein Gen teilt: Gas geben ins Abenteuer.
John und Joe (seine Frau), die das Eiland bewirtschaften und sich um die Shona-Gäste in
den Cottages kümmern, haben uns die Herrenhausküche überlassen. Es ist kuschelig,
die Themen sprudeln wie von selbst, erst um
ein Uhr nachts macht sich Müdigkeit breit.
Das Zimmer mit einem nostalgischen Bad en
Suite ist um sieben Uhr am nächsten Tag in
feinste Morgenröte getunkt. Kaffee mit Joe,
Vanessa ist schwimmen. Ohne mich! Aber es
sind Frauen wie diese, Frauen „of a certain
age“, die etwas zu erzählen haben, die ihr Leben lieben. Und es sind Landschaften und Inseln wie Shona, die einen einfach nicht mehr
loslassen. Dies ist kein Ort zum Abreisen.
Aber einer zum Ankommen.
Mehr Informationen unter eileanshona.com
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Ganz in der Nähe, inmitten großartiger Natur.
Mit Charme, Stil und Spaß für Groß und Klein.
Einfach zum Wohlfühlen. Ganz A-ROSA.
SONNTAG, 18. MAI 2014
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So richtig Urlaub.
Global Diary
Erinnern Sie sich? An die Zeit, als man statt SMS und E-Mail noch
Karten von fremden Orten schrieb? Wir tun es noch immer
10 Jahre A-ROSA
Feiern Sie mit!
MALLORCA
Lautlos öffnen sich die schmiedeeisernen Flügeltore des mallorquinischen Anwesens „Castell Son
Claret“. Der jüngste Umbau des Schlosses auf 132
Hektar zu einem Fünf-Sterne-Hotel im Gartenparadies sichert ein Stück authentisches Mallorca.
Stallungen, Ölmühle wie ein landestypischer Wasserturm sind nun bewohnbar für Luxus-Individualisten. Glas-Transparenz, wo immer möglich, sandfarbener Marmor, wo stilistisch angebracht, Sandsteinmauern
dort, wo sie seit Jahrhunderten stehen – Stille selbst für die
Augen. Während des À-la-carte-Frühstücks auf der OliveraTerrasse mit Brot aus der Hausbäckerei macht Cycling-Coach Guido
Eickelbeck schon mal die Rennräder klar. Sobald individuelle Lenker-, Sattel- und Pedalfragen geklärt sind, führt nach wenigen Testrunden die Tour durch pure Natur des Tramuntana-Gebirges
nach El Toro ans Meer. Als Flachlandgelegenheitsradlerin kommt mir der Seafood-Break in der
„Coast by east Sansibar & Vine“ im Yachthafen Port Adriano mehr als gelegen. Radfahrerbegegnungen bergauf und bergab, Gleichgesinnte und beinharte Profis wie Guido, war er doch seinerzeit Mitglied des Teams „T“. Mindestens drei, eher fünf Stunden für insgesamt 45 Kilometer. Zurück über Santa Ponsa und Paguera „nach Hause“ ins Castell, vom Duft wilder Wiesen empfangen. Zitrus, Lavendel und Rosen, Thymian und Mandelblütenaromen haben wesentlichen Anteil
an der Hotel-Aura, sie finden ihren Weg in die Essenz-Flakons des Bellesa Spas. „Castell Son Claret’s Garten“ ist eine der Anwendungen, welche die beanspruchte Muskulatur der wackeren Cyclisten wieder geschmeidig macht. Chefkoch Fernando Perez Arellano im „Zaranda“ hingegen reaktiviert bei den Gästen die Fähigkeit des Staunens. Sein Michelin-Stern ist einer von nur dreien
auf der ganzen Insel. Mit „All i pebre“ oder dem „Schwarzen Ei“ hält sich der Koch wie bei all seinen Gourmet-Sensationen strikt an die heimischen Ingredienzien. Zudem wird jeder einzelne
Gang des „Zaranda-Menüs“ in von Fernando eigens dafür entworfenem Geschirr aufgetragen.
Uta Petersen scheint auf ihrer weltweiten Suche nach einem Hotel in totaler Stille einen großen
Schritt weitergekommen zu sein
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ILLUSTRATIONEN: TIM DINTER
RIO DE JANEIRO
Entspannt euch, liebe Freundinnen: Die „Girls from Ipanema“ kochen auch nur mit Wasser. Tatsächlich sind
hier zwar überproportional viele Stringtangas zu besichtigen, aber in den meisten Fällen schmeicheln sie weder
den Trägerinnen noch dem Betrachterauge, so wenig,
wie sie es an einem Baggersee in Wanne-Eickel tun würden. Die Männer hingegen sind überproportional attraktiv, was aber daran liegt, dass der Strand in weiten Teilen
der Treffpunkt der Schwulen ist. Also kein Grund, sich als
Girl in Ipanema mit irgendwelchen Komplexen zu belasten.
Anders sieht die Szenerie allerdings im Hotel „Fasano“ aus. Die
Pool-Terrasse auf dem Dach ist der Treffpunkt der jungen Schönen und
Reichen der Stadt, und hier sollte man besser nicht vergleichend in die schicke Spiegelwand neben
dem Infinity-Becken schauen. Lieber den Blick in die Ferne lenken: auf das Strand-Panorama sowie
die berühmte Silhouette der Zwillingsbergkuppen „Dois Hermanos“. Und zum Sonnenuntergang
die hervorragenden Cocktails genießen, die hier kredenzt werden. Einzigartig. Das von Philippe
Starck gestaltete „Leading Hotel of the World“ ist ein State-of-the-Art-Exempel des modernen
Designs. Typisch brasilianische Materialien wie der Îpe-Boden und der gewaltige Piquiá-Baumstumpf, der als Rezeption dient, werden mit griechischem Marmor, argentinischen Backsteinen aus
dem 19. Jahrhundert und chinesischem Onyx kombiniert. Bossa-nova-Chic, so warm und cool wie
die Stimme von Astrud Gilberto, die das „Girl from Ipanema“ so berühmt machte. Das Haus ist eines von den vier Boutique-Hotels des in ganz Lateinamerika bekannten Gastronomie-Impresarios
Rogério Fasano und seines Vaters Fabrizio, eines Einwanderers aus Mailand. Und so ist auch die
Küche im hoteleigenen Restaurant „Al Mare“ italienisch definiert. Das Seafood-Carpaccio ist ein
Gedicht. Unbedingt ein Zimmer mit Glasbalkon zur Meerseite reservieren – dann wird das wandfüllende Fenster zur Kinoleinwand mit 24-Stunden-Ipanema-Liveübertragung.
Seit dem Besuch im „Fasano“ gehört der Ohrwurm „Girl from Ipanema“ zur Playlist von Silke Bender
www.stmoritz.ch
A-ROSA Resort und Hotel GmbH, Am Kaiserkai 69, 20457 Hamburg, www.a-rosa.de
BAUPLAN
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DIE
REVIVALAUSGABE
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DER GOLFSCHUH VON
PORSCHE DESIGN SPORT
In den Ateliers und Manufakturen werden weiterhin
Handwerkskünste gepflegt, und wir schauen zu
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„Wenn man die Funktion einer Sache überdenkt, ergibt sich die Form manchmal wie von allein“, so das Credo von Professor Ferdinand Porsche,
dem Designer des 911. 1972 gründete er, nachdem er die Sportwagenfirma als Chefdesigner verlassen hatte, Porsche Design mit Sitz in Zell am See.
Seit 2006 kooperiert das Designstudio mit Adidas und fertigte noch im selben Jahr zuerst eine sportliche Männerkollektion an. Auch Schuhe gehören mittlerweile dazu. Wie der Golfschuh „Cleat II“. Bei Adidas im bayerischen Scheinfeld sind etwa zehn Mitarbeiter mit der überwiegend manuellen Fertigung des Schuhs betraut. Er entsteht in rund 25 Arbeitsschritten und wir zeigen die wichtigsten neun: 1. Nachdem die einzelnen Bestandteile des Schuhs ausgeschnitten sind, beginnt die Zusammensetzung. Begonnen wird mit dem Einstreichen der Hinterkappe mit Klebstoff. Nachdem
sie zwischen Obermaterial und dem Innenfutter aus weichem Leder eingeklebt wurde, kann im nächsten Schritt 2. das Verpressen der Kappe mit
einer speziellen Formmaschine bei 90 Grad stattfinden. 3. Erst wenn das Schuhoberteil mit Wasserdampf erwärmt wurde, zieht es ein Mitarbeiter
auf den Leisten. 4. Dann folgt das „Zwicken“ des Spitzenbereiches. Das bedeutet, dass der Schuhschaft an den Leisten angepasst und fixiert wird.
Dies funktioniert mit einer Spezialmaschine. Mithilfe von kleinen Zangen wird die am Leisten angebrachte Brandsohle befestigt. 5. An der Ferse
wird das Oberteil mit der Brandsohle (oder auch Innensohle) noch manuell mit einer Zange verbunden. 6. Erst dann kommt Klebstoff auf die
Laufsohle. 7. Diese wird nun auf dem bereits gezwickten Schaft aufgelegt, um so mit dem Oberteil final verbunden zu werden. 8. Dann können die
Stollen von Hand an die Sohle geschraubt werden. 9. Nach einer finalen Qualitätsprüfung verlässt der Schuh die Fabrik.
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