ROTWEISSROT Ausgabe II/2015 - Auslandsösterreicher
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ROTWEISSROT Ausgabe II/2015 - Auslandsösterreicher
ROTWEISSROT Auslandsösterreicher Journal 2/2015 € 3,– Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P (Vorteilstarif), Retouren an: AÖWB, Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. KÄRNTEN DIE GASTGEBER DER WELTBUND-TAGUNG AÖWB INTERN DIE PRÄSIDENTENKONFERENZ SCHMANKERLECKE LAMMKOTELETTS Wort & Klang Literatur, Musik und Kunst auf ganz großen und sehr kleinen Bühnen E x p o r t . t r a sm € 7,50 € 7.50 Jahrbuch ND G IONS A CHAMP • 2014/15 IA HIDDEN R T US FROM A LEADE LOBAL RS >>Ranki ng: Die 250 wic >>Indu stri htig >>Osteu e 4.0: Chancen sten Exporteur ro e und Ris >>Pionie pa: Wie Öster reich pr iken rgeist: ofitiert Wer den >>China O : Palfing ers Asien sten öffnete >>KTM :U -C >>Sieger nd jetzt die Wel onnection therrsch lächeln: aft >>Weltk Die AUA lasse: D im Steigfl ie voes >>Raiffe ug talpine is baut au >>Innova en: CEE bleibt s gewinnb tion: Die ringend AT&S-S trategie porters rtant Ex ost Impo ts st e 250 M Austria benefi up the Ea ing: Th opened : How at >>Rank pe th ro n Eu mpany n >>Easter spirit: The co nnectio r co ee ia on ce As >>Pi er’s inan EXPORT _Jahrbuc h_2014_0 a: Palfing for global dom nding 01_000_c over_gfLL.ind >>Chin w pa d : And no estalpine is ex ble >>KTM class: vo remains profita E >>World n: CE rategy se st ei &S iff e AT >>Ra tion: Th >>Innova ation with In cooper 01.10.2014 In Koop eratio n mit 1 15.06.2014 15:51:55 d 1 over_gfLL.ind 01_000_c 2014_E_0 Jahrbuch_ SMART_ 21:47:06 2014/15 Das Factbook zur österreichischen Wirtschaft für internationale Investoren erscheint Mitte Juni 2015. KONTAKTDATEN: MARKUS WAGNER (CPG) TEL.: +43/1/405 46 40-768 MOBIL: +43/664/14 15 878 E-MAIL: M.WAGNER@CPG.AT Inhalt/Editorial Vorwort Günter Düriegl Chefredakteur Teilnehmer der Präsidentenkonferenz vor einem Porträt des jugendlichen Franz Joseph. 04 06 08 09 10 11 12 14 17 18 © Cover: Willfried Gredler-Oxenbauer/picturedesk.com, Roland Pirker 34 40 43 44 48 49 50 AÖWB intern Präsidentenkonferenz 2015 Weltbund-Tagung Das Programm Auslandsösterreicher im Nationalrat Rede von Präsident Chlestil im Parlament AÖWB intern Hohe Auszeichnung für Vizepräsident Götz Klagenfurt Die Hauptstadt im Süden Kärnten Die Gastgeber der Weltbund-Tagung BM für Europa, Integration und Äußeres Das Europäische Jahr für Entwicklung 2015 Ein Staat findet sich Das erste Jahrzehnt der Zweiten Republik AÖWB aktuell Zwei Chöre der Spitzenklasse Schwerpunkt-Thema Wort & Klang Aus den Bundesländern Worüber man in Österreichs Regionen spricht Österreich-News Neues aus Wissenschaft und Kunst Nachruf auf Dipl.-Ing. Alban Vigelius Österreicher in aller Welt Aktivitätsberichte aus dem 10. Bundesland Schmankerlecke Lammkoteletts mit grünem Frühlingsgemüse Buchtipps Interessante Neuerscheinungen Impressum Immer wenn die Frühlingsausgabe des ROTWEISSROT erscheint, liegt die jedes Jahr stattfindende Präsidentenkonferenz keine zwei Wochen zurück und sind die Vorbereitungen für die Anfang September geplante Weltbund-Tagung 2015 in Klagenfurt nahezu abgeschlossen. Das detaillierte Programm dieser Tagung liegt vor. Den Bericht über die Präsidentenkonferenz zu lesen, empfiehlt sich: Was Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil darstellte, sollte man zur Kenntnis nehmen und durchaus beherzigen, was Gesandter Mag. Wolfgang Strohmayer ausführte, ist bemerkenswert. Bemerkenswert ist auch das Angebot des AUSLANDSÖSTERREICHERWELTBUNDES, gemeinsam mit der Stadt Klagenfurt erstmalig die Gelegenheit wahrzunehmen, sich im Rahmen der Weltbund-Tagung innerhalb eines Tages einen neuen Reisepass ausstellen zu lassen. Machen Sie Gebrauch davon, es steht dafür. Lohnenswert ist auch nachzulesen, was Präsident Chlestil bei der „Enquete-Kommission zur Stärkung der Demokratie in Österreich“ im Parlament ausführte. Der AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND hat Ansehen. Auch die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Vizepräsident Werner Götz bestätigt diese Wertschätzung. Über all dies Erfreuliche zu berichten geht leicht von der Hand. Schwer aber wird es, vom Tod eines Freundes, eines vornehmen Mannes, zu schreiben: Am 5. April 2015 starb Dipl.-Ing. Alban Vigelius, wir gedenken seiner. Auch dem Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges tragen wir Rechnung: Österreichs Weg von der Unabhängigkeitserklärung am 27. April 1945 bis zum Beitritt Österreichs zu den Vereinten Nationen am 14. Dezember 1955 wird nachgezeichnet. Wie eine Schatzsuche liest sich dieses Mal das Schwerpunkt-Thema „Wort und Klang“. Von Theaterautoren der Gegenwart, von kleinen, sehr alten und vielen skurrilen Theatern, von Literaturfestivals, von Glocken und Orgeln, von Musikfestivals schreiben unsere Autorinnen und unser Autor. Sie heben Schätze österreichischer Wort- und Klangkultur, die staunen machen und verzaubern. Wir wollen Sie anregen, das eine oder andere hier dargestellte Phänomen selbst zu erleben und dem Zauber zu erliegen. Auch in den Österreich News findet sich Staunenswertes: Der Wassertransport in unseren Körperzellen ist entschlüsselt, die TU Wien hat mit dem Spin-off-Unternehmen Lithoz einen 3-D-Drucker mit bisher unerreichter Genauigkeit hergestellt. Auch anderes erstaunt. AÖWB-Termin 2015 » 3. bis 6. September: Weltbund-Tagung in Klagenfurt am Wörthersee ROTWEISSROT Günter Düriegl, Chefredakteur www.weltbund.at 3 AÖWB intern Präsidentenkonferenz 2015 Am 2. Mai 2015 fand das diesjährige Präsidententreffen des AÖWB statt. Günter Düriegl Die Teilnehmer folgen dem Vortrag mit Interesse. W ie jedes Jahr hatte der AUSLANDS ÖSTERREICHER-WELTBUN D (AÖWB) zur Teilnahme an der jährlich stattfindenden internationalen Präsidentenkonferenz nach Wien eingeladen. Auch diesmal war das am Schottenring gelegene „Hotel de France“ der Tagungsort. Präsidentinnen und Präsidenten aus Europa, aus Asien und aus den beiden Amerikas waren gekommen. Aus Albanien, Belgien, Chile, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Hongkong, Italien, Kanada, Russland, aus der Schweiz, aus Ungarn und aus den USA waren sie angereist. Auch an diesem 2. Mai bot der AÖWB den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein her ausforderndes Programm. Eine Arbeits tagung im Dienste der Auslandsöster reicherinnen und Auslandsösterreicher stand bevor, zu der Dkfm. Ing. Gustav Chlestil, der Präsident des AÖWB, die Präsidentinnen und Präsidenten herzlich willkommen hieß. Besonders begrüßte er Gesandten Mag. Wolfgang Strohmayer, den Leiter der AuslandsösterreicherInnen-Abteilung im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (Außen- 4 ministerium) und Dr. Simon Ortner von der Geschäftsstelle Auslandsniederösterreicher beim Amt der Niederösterreichischen Landesregierung. Nachdem des am vergangenen Ostersonntag verstorbnen Dipl.-Ing. Alban Vigelius (siehe S. 43: „Alban Vigelius ist tot“) in würdiger Form gedacht worden war, begann die Tagung. Fokus auf Service Gesandter Mag. Wolfgang Strohmayer legte nach einer knappen, aber aussagekräftigen Skizzierung seiner persönlichen Laufbahn den Bericht des Außenministeriums vor. Eingangs überbrachte er die Grüße von Bundesminister Sebastian Kurz, in dessen Arbeit die Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher eine wichtige Position einnehmen. So zählt es zu seinen vorrangigen Zielen, den Servicecharakter des Ministeriums besonders im Konsularbereich sichtbar zu machen. Erkennbar wird dies auch am Projekt „Handy-Signatur für Österreicherinnen und Österreicher im Ausland“. Das Bundesministerium für Europa, Integra www.weltbund.at tion und Äußeres bietet seit April 2014 im Rahmen eines Pilotprojekts die Aktivierung der Handy-Signatur in den Vertretungsbehörden in London und Madrid an. Im Verlauf des Jahres 2015 wird das Projekt auf die österreichischen Vertretungsbehörden in Berlin, München, Bern, Mailand, Stockholm und Brüssel ausgedehnt. Personen, die eine Handy-Signatur aktivieren lassen möchten, müssen österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sein und den österreichischen Reisepass oder den österreichischen Personalausweis vorlegen. Mit der Registrierung wird das Mobiltelefon zum virtuellen Ausweis, mit dem Bürgerinnen und Bürger sich im Internet eindeutig identifizieren können. Damit stehen ihnen zahlreiche elektronische Dienste von österreichischen Behörden, öffentlich-rechtlichen Körperschaften und privaten Anbietern zur Verfügung. Behördenwege (die Ausstellung von Urkunden, Steuererklärung, Pensionsantrag etc.) können bequem erledigt werden. Die Signaturfunk t ion ermöglicht jedenfalls EU-weit, Dokumente rechtsgültig elektro- ROTWEISSROT © Roland Pirker AÖWB intern nisch zu unterschreiben, ist sie doch rechtlich in die „Verordnung für elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt“ eingebettet. Die Verordnung (Nr. 910/2014) gilt ab 17. September 2014 und muss ab 1. Juli 2016 schrittweise umgesetzt werden. Über die Homepage des Außenministe riums www.bmeia.gv.at ist eine umfassende Information über die Handy-Signatur abrufbar. Bei der Weltbund-Tagung in Klagenfurt wird ein Service-Desk für die Erlangung der Handy-Signatur eingerichtet sein und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Auslandsösterreicher treffens die Registrierung ermöglichen (Handy und Personalausweis oder Pass mitbringen). Nun ergriff Präsident Gustav Chlestil das Wort. Abweichend vom sonst Üblichen nahm er eine Ehrung vor, die sonst nur bei Weltbund-Tagungen stattfindet. Da aber der zu Ehrende am Auslandsösterreichertreffen 2014 in Baden nicht hatte teilnehmen können, überreichte Präsident Chlestil Ing. Werner Schmid, Österreichische Gesellschaft Kurpfalz, das Goldene Ehrenzeichen. Seinen Bericht leitete Gustav Chestil mit dem Appell an die Präsidentinnen und Präsidenten ein, die Mitglieder ihrer Vereinigungen mit Nachdruck auf die Wichtigkeit der Eintragung in die Wähler evidenz und der Teilnahme an Wahlen in Österreich hinzuweisen. Er rief die Aktion des AÖWB „100.000 bis Ende 2015“ in Erinnerung und betonte einmal mehr, dass mit entsprechend hohen Zahlen an Eingetragenen und Wählerstimmen die Forderungen und Anliegen der Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher Politikern gegenüber entscheidend mehr Gewicht hätten. Vor diesem Hintergrund sprach Präsident Gustav Chlestil auch bei der „EnqueteKommission zur Stärkung der Demokratie in Österreich“ am 11. März 2015 im Parlament (siehe Seite 8). Auch das schriftliche Ersuchen des Präsidenten an die Vorsitzenden der im Parlament vertretenen politischen Parteien, in einem persönlichen Gespräch den Standpunkt des AÖWB zu den Forderungen und Anliegen der Auslandsösterreicherinnen und Auslands ROTWEISSROT V. l.: Mag. Ing. Wilhelm Brauner, Mag. Dr. Claudia Wenzel, Gesandter Mag. Wolfgang Strohmayer. Dr. Michael Umfahrer und Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil. Heiterer Ausklang beim Heurigen. österreicher darzulegen, hat diesen Hintergrund. Ein erstes diesbezügliches Gespräch führte das Präsidium – Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil, Vizepräsident Dr. Jürgen Em, Vizepräsident Werner Götz – mit Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, der Bundessprecherin der Grünen, am 30. April 2015. Da die angepasste Satzung des AÖWB ab 5. September 2014 die Möglichkeit der Einzelmitgliedschaft vorsieht, müssen nun Strategien und Angebote erarbeitet werden, Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher als Mitglieder zu gewinnen, die bisher nicht Teil einer Vereinigung sind. In Zusammenarbeit mit der öster reichischen Werbeagentur Demner, Mer licek & Bergmann wollen wir solche Strategien und Angebote entwickeln. Die Akzeptanz unserer Plattform www. austrians.org ist erfreulich. Die Budgetla- ge des AÖWB ist ausgewogen und soll es auch weiterhin bleiben, obgleich die öffentlichen Fördermittel seit dem Jahr 2003 in absoluter Höhe gleich geblieben sind. Ein Höhepunkt der Präsidentenkonferenz war der Vortrag des Präsidenten der Österreichischen Notariatsakademie, Dr. Michael Umfahrer. Er sprach über „Grenzüberschreitendes Erbrecht in Europa – was ändert sich ab 17. August 2015?“. In der Ausgabe 3/2015 unseres Auslands österreicher-Journals ROTWEISSROT wird dieser Vortrag veröffentlicht. Bei einem gemütlichen Abendessen mit Begleitpersonen beim Heurigen „10er Marie“ in Ottakring und einer anschließenden Straßenbahnsonderfahrt um die nächtliche Ringstraße mit Erklärungen eines Reiseführers zum Thema „150 Jahre Wiener Ringstraße“ klang die Präsidentenkonferenz 2015 aus. ❍ www.weltbund.at 5 AÖWB intern Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer Weltbund-Tagung 2015 Heuer finden die Konferenz und die Generalversammlung des Auslandsösterreichertreffens vom 3. bis 6. September in Klagenfurt am Wörthersee statt. Donnerstag, 3. September 2015 09.00–18.00 Uhr Registrierung: im großen Saal im Europahaus, Reitschulgasse 4, 9020 Klagenfurt Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbedingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Veranstaltung des Rahmenprogramms für Donnerstag, 3. September 2015, ankreuzen. 14.00–18.00 Uhr Stadtrundgänge mit Wappensaal und Fuchskapelle auf Einladung der Tourist-Information, Treffpunkt: Klagenfurt Tourismus, Neuer Platz 1, 9020 Klagenfurt. Maximale Teilnehmeranzahl pro Stadtführung: 50 Personen 14.00–17.00 Uhr Besichtigung Stadtweingarten auf Einladung der Stadt Klagenfurt, Treffpunkt: Neuer Platz bei Tourismus Info, 9020 Klagenfurt. Maximale Teilnehmeranzahl pro Besichtigung: 30 Personen 14.00–18.00 UhrBetriebsbesichtigung im Lakeside Park auf Einladung des Lakeside Science & Technology Parks, Treffpunkt: 14.00 Uhr, Reitschulgasse 4, auf der gegenüber liegenden Seite. Maximale Teilnehmeranzahl: 20 Personen 15.00 Uhr Museum Moderner Kunst Kärnten Besichtigung inklusive Führung durch das Museum auf Einladung des Landes Kärnten, Treffpunkt: Museum Moderner Kunst Kärnten, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt Minimundus: Tel.: +43/463/211 94-0, www.minimundus.at Ist selbst und auf eigene Kosten zu organisieren. Wörthersee Schifffahrt. Tel.: +43/463/211 55, www.wörtherseeschifffahrt.at Ist selbst und auf eigene Kosten zu organisieren. 19.30–22.00 Uhr Einladung der Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee, Frau Dr. Maria-Luise Mathiaschitz Ort: VIP-Bereich des Wörtherseestadions, Südring 207, 9020 Klagenfurt 09.00–17.00 Uhr Registrierung: im großen Saal im Europahaus, Reitschulgasse 4, 9020 Klagenfurt Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbedingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Veranstaltung des Rahmenprogramms für Freitag, 4. September 2015, ankreuzen. 09.00–12.00 Uhr Stadtrundgänge mit Wappensaal und Fuchskapelle auf Einladung der Tourist-Information, Treffpunkt: Klagenfurt Tourismus, Neuer Platz 1, 9020 Klagenfurt. Maximale Teilnehmeranzahl pro Stadtführung: 50 Personen 09.00–12.00 UhrBetriebsbesichtigung im Lakeside Park auf Einladung des Lakeside Science & Technology Parks, Treffpunkt: 9.00 Uhr, Reitschulgasse 4, auf der gegenüberliegenden Seite. Maximale Teilnehmeranzahl: 20 Personen 09.00 UhrMuseum Moderner Kunst Kärnten Besichtigung inklusive Führung durch das Museum auf Einladung des Landes Kärnten, Treffpunkt: Museum Moderner Kunst Kärnten, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt Minimundus siehe Donnerstag Wörtherseeschifffahrt siehe Donnerstag 14.00–18.00 Uhr Generalversammlung 1. Teil Ort: Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, St. Ruprechter Straße 12, 9020 Klagenfurt 19.30–22.30 Uhr Empfang des Landeshauptmanns von Kärnten, Herr Dr. Peter Kaiser Ort: Burgruine Taggenbrunn Samstag, 5. September 2015 10.00–12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des Auslandsösterreichers des Jahres 2015 Ort: Konzerthaus, Mießtaler Straße 8, 9020 Klagenfurt 12.15 UhrFestessen auf Einladung des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA), Herr Sebastian Kurz Ort: Foyer im EG des Messe Centrums, St. Ruprechter Straße 12, 9020 Klagenfurt 14.30–17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Ort: Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, St. Ruprechter Straße 12, 9020 Klagenfurt 20.30 Uhr Ball des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES Ort: Konzerthaus, Mießtaler Straße 8, 9020 Klagenfurt Evangelischer Gottesdienst Ort: Johanneskirche am Lendkanal, Martin-Luther-Platz 1, 9020 Klagenfurt Katholischer Gottesdienst Ort: Dom zu Klagenfurt, Domplatz 1, 9020 Klagenfurt Abschlussmittagessen Ort: Restaurant Dermuth, Kohldorfer Straße 52, 9020 Klagenfurt Treffpunkt: 11.30 Uhr am Domplatz Essen € 20,– auf eigene Rechnung; Getränke auf Rechnung des AÖWB. Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich! Änderungen vorbehalten 6 Erster Teil: 1.Begrüßung und Eröffnung der Generalversammlung 2.Aktuelle Themen des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres 3.Aktuelle Themen der Burgenländischen Gemeinschaft 4.Genehmigung des Protokolls der Generalversammlung 2014 in Baden bei Wien 5.Aktuelle Themen des Weltbundes, Finanzbericht 2014 und Information über die Arbeit des Vorstandes Kaffeepause 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Vortrag über ein aktuelles Thema Bericht der Generalsekretärin Bericht der Rechnungsprüfer Entlastung des Vorstandes Ehrungen Verlesung und Behandlung von Anträgen Anregungen der Delegierten für den Weltbund Samstag, 5. September 2015, Beginn 14.30 Uhr Zweiter Teil: 1.Begrüßung und Eröffnung der Generalversammlung 2. Vortrag des Auslandsösterreichers des Jahres www.weltbund.at 3. Anregungen der Delegierten für den Weltbund 4. Allfälliges Änderungen vorbehalten AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND POSTGASSE 6, 1010 WIEN, ÖSTERREICH Tel.: +43/1/533 52 86 Fax: +43/1/533 52 86-4 E-Mail: office.wien@weltbund.at ROTWEISSROT © StadtPresse Klagenfurt 12.00 Uhr Konferenzort: Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, St. Ruprechter Straße 12, 9020 Klagenfurt Kaffeepause Sonntag, 6. September 2015 10.00 Uhr Einladung zur Generalversammlung des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES Freitag, 4. September 2015, Beginn 14.00 Uhr Freitag, 4. September 2015 09.30 Uhr Schloss Maria Loretto. BENÖTIGEN SIE EINEN NEUEN ÖSTERREICHISCHEN REISEPASS ODER MÖCHTEN SIE ZEITGERECHT EINEN NEUEN BEANTRAGEN? SOLLTE DER REISEPASS ERST SPÄTER ABLAUFEN, KANN TROTZDEM JEDERZEIT AUCH EIN NEUER PASSANTRAG GESTELLT WERDEN. Der AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND bietet gemeinsam mit der Stadt Klagenfurt erstmalig die Gelegenheit an, sich im Rahmen der Weltbund-Tagung in Klagenfurt rasch und unbürokratisch innerhalb eines Tages einen neuen Reisepass ausstellen zu lassen. Aufgrund der Tatsache, dass bei neuen Pässen die heute notwendige Abnahme der biometrischen Daten für manche aufgrund der teilweise erheblichen Entfernung zur Botschaft oder der zur Passausstellung berechtigten Verwaltungsstelle eine besondere Schwierigkeit bedeutet, stellen wir für Sie erstmals diesen Service zur Verfügung. WAS MÜSSEN SIE TUN? Schicken Sie mit Ihrer Anmeldung zur Weltbund-Tagung auch Ihre bereits vorweg notwendigen Unterlagen für die Ausstellung eines neuen Reisepasses: • Vorname • Nachname • Geburtsdatum • Meldebestätigung oder Nachweis des Wohnsitzes Diese Unterlagen müssen SPÄTESTENS BIS 3. AUGUST 2015 im Generalsekretariat des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES eingelangt sein. Dies ist notwendig, da der Magistrat Klagenfurt auf Grund des Gesetzes bei den jeweiligen Vertretungsbehörden vorab eine Auskunft über den jeweiligen Passantragsteller einholen muss. Da dies einige Zeit in Anspruch nehmen kann, ist es notwendig, die oben genannten Unterlagen den Passämtern rechtzeitig zukommen zu lassen. Generalsekretariat Postgasse 6, 1010 Wien, Österreich Telefon: +43 - 1 - 533 52 86 Telefax: +43 - 1 - 533 52 86 - 4 FÜR DIE PASSAUSSTELLUNG VOR ORT IST FOLGENDES NOTWENDIG: Passantragstellung beim Passamt der Stadt Klagenfurt, Kumpfgasse 20, 9010 Klagenfurt in der Zeit von 9.00 - 12.00 Uhr. Für all jene Personen, die sich bereits in den Tagen vor dem 3. 9. 2015 in Klagenfurt befinden, gilt beim Passamt der Stadt die Öffnungszeit 9.00 – 12.00 Uhr. Am Donnerstag, dem 3. 9. 2015 ist ausnahmsweise durchgehend von 9.00 - 18.00 Uhr geöffnet. Spätestens an diesem Tag um 18.00 Uhr muss der Passantrag beim Passamt abgegeben sein. WELCHE DOKUMENTE SIND FÜR DEN PASSANTRAG NOTWENDIG: • Alter Reisepass • Geburtsurkunde im Original • Staatsbürgerschaftsnachweis im Original • 1 Passbild, nicht älter als ein halbes Jahr und nach den österreichischen Passbildkriterien. Diese können Sie bei Interesse unter folgendem Link abrufen: http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_ Service/reisepass/files/Passbild_Kriterien.pdf Lassen Sie das Passbild am besten direkt in Klagenfurt anfertigen (Fotogeschäfte befinden sich in der Nähe, beispielsweise am Alten Platz). Kinder müssen bei der Passantragstellung anwesend sein. KOSTEN: EURO 220,– Gebühr für den Ein-TagesExpresspass gemäß österreichischer Tarifordnung. Den neuen Reisepass erhalten Sie am Samstag, dem 5. 9. 2015 in der Zeit von 8.30 – 9.30 Uhr vor Beginn des Festaktes im Konzerthaus. Sollte ein Visaantrag in Ihrem alten Pass für diese Reise eingeklebt sein, wird der alte Pass so entwertet, dass das Visum für die Rückreise noch gültig ist. E-Mail: office.wien@weltbund.at Internet: www.weltbund.at www.austrians.org AÖWB intern Enquete-Kommission zur Stärkung der Demokratie in Österreich Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil. Der Plenarsaal des Nationalrats. Sehr geehrte Damen und Herren! Die große Zahl der im Ausland lebenden Staatsbürgerinnen und Staatsbürger stellt ein außerordentliches Kapital an Wissen, Können, Erfahrung, Geschick, Einsatzfreude und Standhaftigkeit dar, dass es nur recht und billig ist, das Bewusstsein darüber in unserer Heimat und in diesem Hohen Haus zu stärken. Vor allem aber ist das damit Hand in Hand gehende politische Potenzial zu betonen. Etwa 500.000 auf der ganzen Welt lebende Passösterreicher bilden das „10. Bundesland“, ein Bundesland, das mit der Ein wohnerzahl Kärntens oder Salzburgs vergleichbar ist. Das sind nahezu 300.000 Wahlberechtigte, die Bundesländer Burgenland und Vorarlberg haben weniger. Dass von diesen 300.000 Österreicherinnen und Österreichern derzeit leider weniger als 50.000 in der Wählerevidenz eingetragen sind, haben sich die in der Vergangenheit in Österreich dafür Verantwortlichen aufgrund damals prohibitiver Durchführungsbestimmungen selbst zuzuschreiben. Eines unserer wichtigsten Ziele ist es nun, die Eintragungen in die Wählerevidenz spürbar zu erhöhen. Der 1952 gegründete AUSLANDSÖSTER REICHER-WELTBUND (AÖWB), die einzige Vertretung der weltweit lebenden österreichischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, hat von Anfang an dafür gekämpft, die Teilnahme der Auslandsösterreicher am demokratischen politischen Geschehen in der Heimat sicherzustellen. Es war ein langer und steiniger Weg von dem 1989 vor dem Verfassungsgerichtshof erstrittenen Urteil für das Wahlrecht der Auslandsbürger bis zur heute endlich erreichten Briefwahl. Der AÖWB ist an der Teilhabe der von ihm vertretenen Auslandsösterreicher an allen demokratischen Prozessen, also auch an Elementen der „direkten Demokratie“, außerordentlich stark interessiert. Wir sind darüber erfreut, dass das sogenannte „Demokratiepaket“ aus der 24. Gesetzgebungsperiode in das Übereinkommen der Bundesregierung „Erfolgreich. Österreich.“ für die laufende Gesetzgebungsperiode übernommen wurde. Eine rasche Verabschiedung des seinerzeitigen Entwurfs 2177/A würde beispielsweise bedeuten, dass Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher endlich berechtigt wären, auch Volksbegehren zu unterstützen. In dem in Rede stehenden Entwurf wird auch die Schaffung eines zentralen Wäh lerregisters genannt, das, nachdem es viel mehr Möglichkeiten böte, so rasch wie möglich realisiert werden sollte. Für viele außerhalb Europas lebende Österreicher ist das in den einzelnen Wahl- 8 www.weltbund.at gesetzen verankerte Fristengefüge viel zu kurz bemessen: Wahlkarten erreichen die Wähler zu spät, abgegebene Stimmen langen nicht zeitgerecht in Österreich ein. Es wäre also hoch an der Zeit, die Möglichkeit der Stimmabgabe mittels E-Voting in der Bundesverfassung zu verankern. Unser Hauptziel jedoch ist die Vision einer Vertretung der im Ausland lebenden Ö sterreicherinnen und Österreicher in diesem „Hohen Haus“. Weltweit gibt es bereits elf Staaten, die die Wahl von eigenen Abgeordneten für Auslandsbürger vorsehen, in Europa sind es vier Länder, Frankreich, Italien, Kroatien und Portugal. In anderen Staaten wird diese Frage konkret diskutiert. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich eine solche parlamentarische Vertretung auch in Österreich verankern ließe, wenn sich eine breite Mehrheit der Abgeordneten dafür einsetzt. Eine echte parlamentarische Vertretung wird auch für österreichische Bürgerinnen und Bürger im Ausland durch die Globalisierung und die zunehmende Mobilität ein immer akuter werdendes Bedürfnis und ist damit eine mehr als legitime Forderung. Meine Damen und Herren: Schließen Sie sich unserer Vision an, denn: Eine Vision ist die Zukunft im Kopf! ❍ ROTWEISSROT © Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Mike Ranz Präsident Gustav Chlestil sprach am 11. März 2015 im Parlament. AÖWB intern Angekommen in Deutschland, aber die Heimat im Herzen! Hohe deutsche Auszeichnung für Werner Götz, den Vizepräsidenten des AÖWB. Angèle Ksinski © Privat (2) A m 20. März 2015 erhielt der Vizepräsident des AÖWB Werner Götz in seiner Funktion als Präsident der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft e.V. Berlin Brandenburg in einer Feierstunde in der Bibliothek des geschichtsträchtigen Berliner Schöneberger Rathauses aus der Hand der Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler das von Bundespräsident Joachim Gauck verliehene Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Zahlreiche Gäste, Vorstand und Mitglieder des Vereins, Freunde und Wegbegleiter waren zu dieser Ehrung erschienen. Auch der österreichische Botschafter Dr. Nikolaus Marschik, der Gesandte Dr. Klaus Famira, der Generalkonsul Gerhard Lutz, der Landtagspräsident der Steiermark Franz Majcen, der Vizepräsident des AÖWB Dr. Jürgen Em, der ehemalige Berliner Parlamentspräsident Reinhard Führer, der Ehrenpräsident der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. Dipl.-Ing. Volker Tschapke sowie die ehemaligen Bezirksbürgermeister Dieter Hapel und Ekkehard Band hatten sich ebenfalls eingefunden. Frau Angelika Schöttler, die Bezirksbürgermeisterin, würdigte die Arbeit des Geehrten: Werner Götz hat sich durch 42-jährige ehrenamtliche Tätigkeit als unermüdlicher Brückenbauer zwischen Österreich und Deutschland verdient gemacht. Diese große Leistung verdient Anerkennung. Hier, an dieser Stelle, im Schöneberger Rathaus ist die enge Verbundenheit mit der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft e.V. Berlin Brandenburg durch die gemeinsamen Veranstaltungen besonders zu spüren: seien es nun die Konzerte zum Nationalfeiertag auf den Stufen des Rathauses und im Goldenen Saal oder in der Vorweihnachtszeit das Chorsingen im Foyer. ROTWEISSROT Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler und Präsident Werner Götz. Elfriede Lenk trägt österreichische Weisen auf der Zither vor. Über vier Jahrzehnte galt sein Engagement der Darstellung seines Heimatlandes in Deutschland. Werner Götz wurde so zum hoch geachteten Ansprechpartner für Menschen, die an Österreich interessiert sind. Angelika Schöttler umriss seinen Lebensweg seit seiner Ankunft in Berlin 1970 und seine Tätigkeit bis heute. Mit unglaublichem persönlichem Einsatz vertritt er die politische und kulturelle Sache Österreichs, pflegt Kontakte und bildet Netzwerke. Damit hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, am Haus Europa mitzubauen und Menschen zusammenzuführen. Nach all diesen so herzlichen Gratulationen dankte Werner Götz den Anwesenden, der mit sichtlich bewegter Freude die Auszeichnung entgegengenommen hatte. Er wandte sich insbesondere an den Vorstand der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft e.V. Berlin Brandenburg und stellte fest, dass er ohne dessen Unterstützung und ohne die Mitarbeit der Mitglieder der Gesellschaft seine Arbeit nur schwer hätte erfüllen können. Es berührte, als er feststellte: „Diese hohe Auszeichnung, die ich heute erhalten habe, möchte ich mit allen teilen. Allen, die mich in den vielen Jahrzehnten gefördert und begleitet haben, gilt mein Dank; insbesondere aber meinen Töchtern, die den Vater leider oft vermissen mussten.“ Sehr bewegt umriss er in kurzen Worten seinen Werdegang, die politische Situa tion Österreichs, seine Aufgabe, die beiden Länder Deutschland und Österreich zu verbinden, Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen, soziale und kulturelle Verbindungen zur Heimat zu halten, für die Mitglieder der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft da zu sein. Kurz und überzeugend benannte Werner Götz sein Leben und Wirken: „Angekommen in Deutschland, aber die Heimat im Herzen!“ ❍ Hohe Auszeichnung In Anerkennung der um die Bundesrepublik Deutschland erworbenen besonderen Verdienste hat Werner Götz die hohe Auszeichnung erhalten. Der österreichische Botschafter beglückwünschte den Geehrten und betonte mit Respekt, wie sehr dessen Arbeit für die Beziehungen zwischen den Menschen unserer Heimat und jenen des Gastlandes von großer Wichtigkeit ist. Mit seinen Glückwünschen überbrachte er auch die Gratulation des Teams der österreichischen Botschaft. Diesen sehr persönlich gehaltenen Wünschen schlossen sich Franz Majcen und Dr. Em mit herzlichen Worten an. www.weltbund.at 9 AÖWB intern Klagenfurt – Renaissance-Juwel und Hauptstadt im Süden Die Weltbundtagung der Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher findet dieses Jahr in der südlichsten Landeshauptstadt Österreichs, in Klagenfurt, statt. ie Stadt am Ostufer des berühmten Wörthersees hat einen besonderen Charme: Die prachtvolle Altstadt wird oft und gern als „Renaissance Juwel“ bezeichnet. Italienische Baumeister haben die 800 Jahre alte Stadt mit ihren stilvoll restaurierten Palais, Innenhöfen und Plätzen geprägt. Ergänzt wird der historische Stadtkern durch moderne Gebäude weltbekannter Architekten. Die Landeshauptstadt Klagenfurt ist das historische, wirtschaftliche und kulturelle Herz des Bundeslandes Kärnten und hat sich als Universitätsstadt, Schulstadt, Sportstadt, Kulturstadt, Wirtschaftsstandort und Verwaltungssitz als wichtiges Zentrum im AlpenAdria-Raum positioniert. In Klagenfurt wohnen rund 96.000 Menschen, dazu kommen täglich tausende Pendler, die hier arbeiten, studieren oder eine Schule besuchen. Klagenfurt genießt aber auch einen hervorragenden Ruf als Stadt mit hoher Lebensqualität und großem Freizeitwert. Umgeben von Bergen, Wäldern, Wiesen, 10 Parks und Seen ist in Klagenfurt beinahe jede Sportart möglich, natürlich findet man mit modernen Sportstätten, einem gut ausgebauten Radwegenetz etc. auch eine optimale Infrastruktur vor. Kulturelle Vielfalt Als Geburtsstadt von Persönlichkeiten wie Robert Musil, Ingeborg Bachmann oder Gustav Mahler hat Klagenfurt auch einen hohen kulturellen Stellenwert. Das Angebot reicht von Folklore und Volks kultur über zeitgenössischen Tanz und Theater bis hin zur internationalen Moderne, die in der Stadtgalerie präsentiert wird. Im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt ist auch der renommierte Ingeborg-Bachmann-Literatur-Preis, der alljährlich in Klagenfurt vergeben wird. Klagenfurt war auch Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2008 – das eigens für die Europameisterschaft errichtete Wörthersee-Stadion mit seiner besonderen Architektur zählt zu den modernsten „Sehenswürdigkeiten“ der Stadt. www.weltbund.at Ebenso werden internationale Sportveranstaltungen wie der Ironman Austria oder das Beachvolleyball-Grand-SlamTurniere hier ausgetragen. Als Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Klagenfurt heiße ich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Weltbundtagung 2015 herzlich willkommen und freue mich auf anregende Begegnungen! ❍ Dr. Maria-Luise Mathiaschitz, Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Klagenfurt. ROTWEISSROT © Stadtpresse Fritz D AÖWB intern Kärnten – Comeback statt Heimweh Wenn sich vom 3. bis 6. September die AuslandsösterreicherInnen zu ihrer Weltbundtagung in Klagenfurt treffen, wirkt das für Kärnten gleichermaßen erfreulich wie bedauerlich. D © Gernot Gleiss enn es ist ein Kommen und Gehen. Österreichs südlichstes Bundesland aber braucht mehr als alle anderen vor allem ein Bleiben. Denn ausgerechnet am Schnittpunkt von Europas germanischen, romanischen und slawischen Wurzeln ist der geistige und menschliche Export schon so stark, dass die Weggeher zum Aderlass für die Dableiber werden. Keine andere Region Österreichs hat mehr Künstler ziehen lassen. Kein anderes Land verfügt über eine höhere Quote an Exil-Erfolgreichen. Aber auch keine andere Herkunft sorgt für mehr Heimweh. Von den traditionellen Landsmannschaften bis zum zeitgeistigen Kultursprung reicht die Skala der offenen bis heimlichen Sehnsucht nach den ureigenen Wurzeln. Work-Life-Balance am Schnittpunkt Europas Deshalb ist es für Kärnten so wichtig, für das Meeting im September nicht nur Gastgeber zu sein und als Heimat zu punkten, sondern als Zuhause zu locken. Gerade Auslandsösterreicher, diese globalen Mul tiplikatoren, können die Botschafter des neuen Kärnten sein. Ein Kärnten, das vom südöstlichen Rand des freien Europa ins Herz der Union rückt. Ein Kärnten, das als Mittler zwischen West und Ost, von Nord nach Süd fungiert. Ein Kärnten, das seine infrastrukturelle Benachteiligung u. a. mit der zweiten Röhre des Karawankentunnels sowie dem Bau der Koralmbahn von allen Seiten auflöst. Ein Kärnten, das schon jetzt die höchste jugendliche Bildungsbeteiligung aller Bundesländer aufweist – mit der besten MaturantInnen- und StudienanfängerInnenquote Österreichs. Wären alle Kärntner in Kärnten, hätte Kärnten kein Problem. Doch die hohe Zahl an Exilkärntnern – im In- wie im Ausland – fehlt Kärnten. Deshalb wirbt die Region offensiv um Rückkehrer. Darum macht das Land transparent, was und wen es ROTWEISSROT Kärntner Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser. braucht: kluge Köpfe, die heimkommen, Globetrotter, die Lebensqualität suchen, Innovative und Entrepreneurs, Unternehmer und Freischaffende, ausufernd Kreative und bodenständig Zupackende. Altund Neukärntner, denen das eine gemeinsam und das andere gewiss ist: Wer die Work-Life-Balance sucht, der findet sie hier oder nirgendwo. Gute Gründe für ein neues altes Zuhause Das Land schafft die Voraussetzungen dafür, dass niemand mehr es verlassen muss, weil hierzulande nicht geht, was andernorts läuft. Die hausgemachte Landflucht ist noch eine Folge mangelnder analoger Mobilität. Die Breitbandinitiative macht dies durch den digitalen Highway wett. Die landläufige Urbanität hat den überschaubaren Charme des Klein- bis Mittelstädtischen. Wem das nicht reicht, dem sind hier italienisches Flair von Vene- www.weltbund.at dig bis Triest und slawische Metropolen von Ljubljana bis Zagreb noch näher als der Katzensprung nach Wien, dessen k. u. k. Vergangenheit bis heute Kärntens südliche Nachbarn fast noch mehr prägt als das Grenzland selbst. Wenn sich vom 3. bis 6. September die AuslandsösterreicherInnen zu ihrer Weltbundtagung in Klagenfurt treffen, wirkt das für Kärnten gleichermaßen erfreulich wie bedauerlich. Erfreulich, weil sie zurückkommen. Bedauerlich, weil sie wieder weggehen. Das Gastgeberland wird deshalb alles tun, damit seine Gäste sich verwundert fragen, wie sie diese Heimat je verlassen konnten. Ein Kärnten, das sich bei den Themen Lebensqualität, Bildung und Gesundheit an die Spitze der österreichischen Bundesländer setzen will. Ein Kärnten, das allen Auslandsösterreichern signalisiert: Für ein neues altes Zuhause ist es nie zu spät. Ein Kärnten, das sein Landesmotto beharrlich pflegt: Lust am Leben. ❍ 11 BG Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres CS Das Europäische Jahr für Entwicklung 2015 DE (European Year for Development, EYD 2015) S eit 1983 ruft die Europäische Union (EU) „Europäische Jahre“ mit dem Ziel aus, die europäische Öffentlichkeit über bestimmte Politikfelder der EU zu informieren. Im Jahr 2015 soll unter dem Motto „Unsere Welt, unsere Würde, un sere Zukunft“ auf den Themenkomplex Entwicklungszusammenarbeit aufmerksam gemacht werden. EL FR 2015 Europäisches Jahr für Entwicklung europa.eu/eyd2015/de/austria IT LT MT PL RO SL 1 ekämpfung von extremer Armut und Hunger; Primärschulbildung für alle; Gleichstellung der Geschlechter / Stärkung der Rolle der Frauen; Senkung der Kindersterblichkeit; Verbesserung der B Gesundheitsversorgung der Mütter; Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten; Ökologische Nachhaltigkeit; Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung. 12 www.weltbund.at SV ROTWEISSROT © (BMEIA) Ein weltweit entscheidendes Jahr Im Jahr 2015 endet die 15-jährige Zeitspanne, die sich die internationale Gemeinschaft für die Verwirklichung der acht Millenniums-Entwicklungsziele 1 (MDG), gesetzt hat. Dabei wurde die internatio nale Staatengemeinschaft zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Armutsbekämpfung verpflichtet. Ab 2015 sollen diese Ziele nun durch die Sustainable Development Goals (SDG, nachhaltige Entwicklungsziele) ergänzt werden. Aber welche dieser Ziele wurden tatsächlich erreicht? Und wie können die bestehenden globalen Herausforderungen gelöst werden? Ein guter Zeitpunkt, um zu reflektieren und zu evaluieren, was in den letzten 15 Jahren erreicht oder auch nicht erreicht wurde und wie es ab 2015 weitergehen soll. In vielen Bereichen wurden tatsächlich beachtliche Fortschritte erzielt: 700 Millionen Menschen wurden aus extremer Armut gehoben. Mehr als 2,3 Milliarden Menschen haben Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten. Innerhalb eines Jahrzehnts konnten mehr als drei Millionen Menschen davor bewahrt werden, an Malaria zu sterben. Weitere 22 Millionen Leben wurden im Kampf gegen Tuberkulose gerettet. Praktisch genauso viele Mädchen wie Buben erhalten eine Grundschulbildung. 2015 Europäisches Jahr für Entwicklung Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres Entwicklungszusammenarbeit geht uns alle an Doch zur Erreichung der Zielvorgaben muss noch viel mehr getan werden. Hier setzt das EYD 2015 an: Es soll dazu dienen, die europäische Bevölkerung über Entwicklungszusammenarbeit (EZA) der EU und ihrer Mitgliedsstaaten zu informieren und das Engagement der Menschen in Europa für dieses wichtige Thema zu fördern. Klimaschutz, sorgsamer Umgang mit der Natur und mit Ressourcen, Friede und Sicherheit oder der Umgang mit Flüchtlingen sind globale Herausforde rungen, die uns alle betreffen. Nur durch gemeinsame Verantwortung und Zusammenarbeit lässt sich unsere Zukunft nachhaltig gestalten. EZA kommt nicht nur den Empfängerländern, sondern langfristig auch den EU-Bürgerinnen und Bürgern zugute. Auch dafür soll das Europäische Jahr für Entwicklung ein Bewusstsein schaffen. Wie eine Ende des vorigen Jahres durchgeführte Eurobarometer-Umfrage zeigt, halten es 87 Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher für wichtig, Menschen in Entwicklungsländern zu helfen. Viele wissen jedoch nicht, wohin nationale Hilfsmittel fließen und welche Maßnahmen eigentlich durchgeführt werden. Information und Transparenz schaffen Vertrauen, und Vertrauen schafft Engagement. Das Jahr bietet eine einzigartige Chance, Entwicklungspolitik als globale gesamtgesellschaftliche Aufgabe für die Politik, die Zivilgesellschaft, die Wirtschaft und nicht zuletzt für die Bürger verständlich und sichtbar zu machen. Das EYD 2015 in Österreich Der offizielle Startschuss für das EYD fiel am 9. Jänner 2015 in Riga, der Hauptstadt des aktuellen EU-Vorsitzlandes Lettland. In Österreich wurde das EYD am 26. Jänner in Wien im Katastrophenhilfezentrum des Österreichischen Roten Kreuzes von Außenminister Sebastian Kurz gemeinsam mit dem EU-Kommissar für Interna tionale Zusammenarbeit und Entwicklung, Neven Mimica, eröffnet. Die Veranstaltung wurde vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) und der Austrian Development Agency ROTWEISSROT (ADA) organisiert und richtete sich gezielt an Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 17 Jahren. In verschiedenen Erlebnisstationen wurden von EZA-Akteuren – u. a. ADA, Österreichisches Rotes Kreuz, Caritas, WWF, Rote Nasen International, SOS-Kinderdorf, Licht für die Welt und Brot für die Welt – Themen, Maßnahmen und Hintergründe rund um humanitäre Hilfe und langfristige EZA auf lebendige und interaktive Weise für junge Menschen greifbar dargestellt. Neben der Jugend ist es auch wichtig, Menschen zu erreichen, die sich bisher nicht mit Entwicklungspolitik beschäftigt haben. Aus diesem Grund bieten Bundesministerien, Parlament, Sozialpartner, Bundesländer, Städte und Gemeinden, Wirtschaft und Wissenschaft sowie die verschiedenen Organisationen der Zivilgesellschaft das ganze Jahr über ein breit gefächertes Programm an Veranstaltungen und Bildungsangeboten (Informa tionskampagnen, Konferenzen, Umfragen, Filmfestivals, Diskussions- und Informationsveranstaltungen etc.). Ins gesamt wird es im Lauf des Jahres 2015 österreichweit zirka 200 solcher EYD-Veranstaltungen geben. Dem BMEIA kommt dabei die Rolle des nationalen Koordinators zu. Informationen zum EYD 2015 sowie weiterführende Informationen zum Themenbereich Entwicklungszusammenarbeit finden sich auf der Website der Österrei chischen Entwicklungszusammenarbeit www.entwicklung.at. Die Europäische Union hat ebenfalls eine Website zum Europäischen Jahr für Entwicklung eingerichtet; die österreichische Unterseite lautet www.europa.eu/eyd2015/de/austria. Und natürlich gibt es offizielle EYD-Zugänge für Facebook (https://www.facebook.com/EuropeanYearForDevelopment2015) und Twitter (@EYD2015), wo man sehr genau verfolgen kann, was zum Thema Entwicklungszusammenarbeit geschieht. ❍ Aktuelles aus Österreich Gesandter Mag. Wolfgang Strohmayer, Leiter der AuslandsösterreicherInnenAbteilung im BMEIA. Pilotprojekt Handy-Signatur Die Handy-Signatur ist als rechtsgültige elektronische Unterschrift im Internet der eigenhändigen Unterschrift EU-weit grundsätzlich gleichgestellt. Das Mobiltelefon wird zum virtuellen Ausweis. Dies ermöglicht eine zeit- und ortsunabhängige Abwicklung elektronischer Amtswege und die sichere Identifikation für den Zugang zu persönlichen Daten. Gleichzeitig sind Ihre Dokumente vor unbemerkten Änderungen geschützt. Dieser Service ist kostenlos. Seit Frühjahr 2014 an den Botschaften in London und Madrid verfügbar, wird das Angebot zur Registrierung der Handy-Signatur bis Jahresende 2015 auf folgende Dienststellen ausgeweitet: Berlin, Bern, Brüssel, Mailand, München, Stockholm. Sollte an Ihrer nächstgelegenen Vertretungsbehörde keine Registrierungsstelle eingerichtet sein, melden Sie bitte dieser Ihr Interesse. Das Außenministerium wird sich bei entsprechender Nachfrage bemühen, diesem Bedarf möglichst zeitnah entsprechen zu können. Über weitere Details informiert die Homepage des Außenministeriums unter http:// www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/lebenim-ausland/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/handy-signatur/. www.weltbund.at 13 Österreich II Ein Staat findet sich Österreichs Weg vom 27. April 1945 bis zum 14. Dezember 1955. Günter Düriegl A us dem Erlebnis der nationalsozialistischen Herrschaft, der „Gottesfinsternis“, wie Martin Buber sie nannte, entstand bei vielen die Sehnsucht nach und das Bewusstsein für ein anderes, für ein neues Österreich, für ein Österreich, das dort anschließen sollte, wo seine Existenz 1938 so brutal beendet worden war. Man wollte dabei aber auch aus der leidvollen Vergangenheit gelernt haben. 1945, in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs, wurde Österreich von der Roten Armee und in weiterer Folge von amerikanischen, britischen und französischen Truppen befreit, wozu sich ja die Alliierten in der „Moskauer Deklaration“ vom 1. November 1943 verpflichtet hatten. Dabei erlitt die Bevölkerung nicht nur das Kampfgeschehen der Front, sondern auch die Schrecken von Raub, Vergewaltigung und Mord. Doch war Österreich nicht nur befreit, sondern auch besetzt und in vier Besatzungszonen geteilt worden. Österreich erklärt seine Unabhängigkeit Noch Anfang April 1945 wurde Karl Renner, der erste Staatskanzler der „Ersten Republik“, von Josef Stalin mit der Bildung einer provisorischen Staatsregierung betraut. Zusammengesetzt aus den drei anerkannten Parteien, der Österreichischen Volkspartei, der Sozialisten und der Kommunisten, nahm sie am 23. April ihre Arbeit auf, und bereits am 27. April 1945 – zu einem Zeitpunkt, da auf österreichischem Staatsgebiet noch gegen die Deutsche Wehrmacht gekämpft wurde – erfolgte die Ausrufung der Unabhängigkeit Österreichs. Auf gesicherter Grundlage geschah das nicht: Den westlichen Alliierten ging es zu schnell, und es entsprach auch ihren Vorstellungen von einem österreichischen Wiederbeginn nicht. Und dennoch war es der richtige Schritt, obgleich es bis zum September 1945 dauerte, ehe der „Fall Österreich“ auf einigermaßen g esicherter Basis anerkannt war. Am 11. September 1945 trat die Alliierte Kom- 14 mission in Wien zu ihrer ersten Sitzung zusammen und ebnete so den Weg für jenen innerösterreichischen Interessenausgleich, auf dessen Grundlage sich schließlich auch die wieder eingerichteten Bundesländer bereit fanden, sich in einen gemeinsamen Staat einzufügen. Die Westmächte anerkannten die Provisorische Staatsregierung Renner erst im November, aber bereits am 25. November 1945 fanden die ersten freien Wahlen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs statt, die Kommunistische Partei Österreichs erhielt im Nationalrat nur vier Mandate und war von da an, trotz sowjetischer Besatzungsmacht, marginalisiert. Aus Trümmern zum Neubeginn Aber angesichts des Zustands, in dem sich Österreich befand, bildeten die drei im Parlament vertretenen Parteien eine Konzentrationsregierung. Diese endete 1947 mit dem Ausscheiden des einzigen kommunistischen Ministers Karl Altmann und wurde in der Folge bis 1966 von der „Großen Koalition“ abgelöst. Und Österreichs Zustand war 1945 erbärmlich: Die Produktion der Landwirtschaft war auf die Hälfte des Vorkriegsstandes abgesunken, im Juni 1945 betrug die Lebensmittelzuteilung in Wien 891 Kalorien. Auch die Industrie war schwer getroffen, es fehlten Gebäude, Maschinen, Rohstoffe und Energie. Das österreichische Nationalprodukt lag bei einem Drittel des Krisenjahres 1937. Allein in Wien zählte man 150.000 Arbeitslose, wie viele es im ganzen Land waren, wusste niemand, denn es bestanden zunächst kaum Kontakte zwischen den vier Besatzungszonen. Ruhr, Flecktyphus und Tuberkulose wüteten in den Städten, auf dem Land wanderten die Heere der „Displaced Persons“ – befreite Häftlinge aus den Lagern, befreite Zwangsarbeiter, Fremdarbeiter, Vertriebene und entlassene Kriegsgefangene. Hinzu kamen die alliierten Soldaten. Mehr als zwei Millio- www.weltbund.at nen Menschen hielten sich zusätzlich zur Bevölkerung auf österreichischem Staatsgebiet auf. Am 22. Dezember 1945 bekannte Leopold Figl, der österreichische Bundeskanzler: „Wir sind Bettler geworden und müssen von Grund auf neu beginnen.“ Und man begann! In geradezu beispielhafter Weise nützten die in vielem extrem divergierenden politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Kräfte das kommende Jahrzehnt zum Aufbau des „neuen“ Österreich. Die Entnazifizierung fand statt, Währungsreformen wurden durchgeführt, diplomatische Beziehungen wieder aufgenommen und schließlich, sobald man durfte, auch Staatsvertragsverhandlungen geführt. Österreich konnte am amerikanischen ERP teilnehmen und dessen Mittel für einen raschen Wiederaufbau einsetzen, aber auch die von den Kommunisten instrumentalisierte, alles andere als ungefährliche Streikbewegung von 1950 (25. September bis 6. Oktober) im Konsens lösen. Die „Sozialpartnerschaft“ wurde zum bewunderten Instrument des friedlichen Interessenausgleichs zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Versäumt wurde, die von den Nationalsozialisten Vertriebenen zur Rückkehr in ihre alte Heimat einzuladen, versäumt wurde die gerechte Restitution geraubten Besitzes welcher Art auch immer. Diese auch heute noch nicht zur Gänze abgetragene Schuld wird noch dadurch verdunkelt, dass diese Versäumnisse vielfach bewusst begangen wurden. Trotz eindeutiger Gesetzes- und Verbotslage wurde das eine oder andere Mal auch versäumt, ehemaligen hochrangigen Funktionsträgern der NSDAP den Beitritt zu politischen Organisationen zu verwehren. Der Weg zur vollen Souveränität Diese Versäumnisse sind das Erbe eines Jahrzehnts, dessen alles dominierende politische Herausforderung der Abzug der Besatzungstruppen und der Abschluss ROTWEISSROT Österreich II © Kern / First Look / picturedesk.com Am 15. Mai 1955 unterzeichneten die Außenminister der vier Alliiertenmächte Wjatscheslaw Molotow, Harold Macmillan, John Foster Dulles und Antoine Pinay jenen Vertrag, der die Zweite Republik und die Unabhängigkeit Österreichs besiegelte. Nach stundenlangen Verhandlungen erschienen die Außenminister auf dem Balkon des Schlosses Belvedere, um der wartenden Menschenmenge die Unabhängigkeit Österreichs mitzuteilen. des österreichischen Staatsvertrags waren. Zwar begannen die ersten Verhandlungen bereits 1947, doch erst nach mehr als 200 Verhandlungsrunden mit vielen Unterbrechungen war es so weit. Diese unerwartet lange Periode eines ganzen Jahrzehnts erklärt sich aus der immer ernster werdenden Konfrontation zwischen der Sowjetunion und dem Westen. Nachdem auch die beiden Nachbarländer Ungarn und Tschechoslowakei 1947 beziehungsweise 1948 kommunistisch geworden waren, erfüllte Österreich die alles andere als willkommene Rolle eines Frontstaates im Kalten Krieg zwischen den Machtblöcken. Der Westen, insbesondere die USA, waren zudem in Sorge, ob Österreich nach Abzug der Besatzung stabil genug wäre, eine mögliche kommunistische Machtübernahme ab zuwehren. Dem begegnete Österreich mit einer Remilitarisierung durch den Aufbau der B-Gendarmerie im westlichen Bundesgebiet. Den Sorgen des Westens entsprach das sowjetische Trauma eines „Anschlusses“ an Deutschland, zumal aus dieser Sicht die österreichische mit der deutschen Frage zunächst untrennbar verknüpft erschien. Der Tod Josef Stalins ROTWEISSROT am 5. März 1953 leitete die Wende ein, die Sowjetunion war an einer Entspannung interessiert. Die Entscheidung fiel schließlich im April 1955, als Moskau mit Wien direkte Verhandlungen aufnahm, um die noch strittigen Punkte eines Staatsvertrags zu klären. Einerseits waren die Sowjets nun bereit, die österreichische von der deutschen Frage zu trennen, andererseits signalisierten sie Zustimmung zu einer öster- „Es ist immer sehr schwer, sich gegen eine Generation zu vertei digen, die nicht mit uns gelebt hat.“ (Marcus Porcius Cato) reichischen „Neutralität nach dem Muster der Schweiz“. Damit waren auch die USA einverstanden. Am 15. Mai 1955 um 11.30 Uhr wurde der österreichische Staatsvertrag im Marmorsaal des Oberen Belvedere unterzeichnet. In einer Präambel, 38 Artikeln und zwei Anhängen regelt der Staatsvertrag die Wiederherstellung Österreichs als freier und unabhängiger Staat. Zu den wichtigs- www.weltbund.at ten Punkten des Vertragswerks zählen die territorialen Bestimmungen des Staatsgebiets in den Grenzen von 1937, der Abzug der alliierten Soldaten, das Verbot des A nschlusses an Deutschland, die Anerkennung der Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheiten sowie die Anerkennung der Menschenrechte. Der österreichische Staatsvertrag, ein nach wie vor gültiges Vertragswerk, erfüllt eine zweifache Funktion: Einerseits schließt er Österreichs Schicksalsjahre zwischen März 1938 und Mai 1955 ab: Er beendet die Verstrickung mit dem Nationalsozialismus, die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg und die Besatzungszeit. Andererseits ist der Staatsvertrag ein Auftrag für die Zukunft, der nicht nur den Menschen damals erteilt wurde, sondern auch allen, die folgten, also derzeit auch uns. Erst nach dem Abzug der Besatzungstruppen, also in uneingeschränkter Souveränität, beschloss der Nationalrat am 26. Oktober 1955 „aus freien Stücken“ das Bundesverfassungsgesetz über die „immerwährende Neutralität“ Österreichs. Am 14. Dezember 1955 trat Österreich den Vereinten Nationen bei. ❍ 15 . Dahr eduim bist . e Wo imme ! t ls il w u d r e m im n n a W Weltweite! Freund icherinnen und re er st Ö r fü k er zw et N s da e Si en ch Besu e globale Si n fe üp kn d un t el W r le al in r he Österreic ns.org ia tr us .a w w w ! Verbindungen AÖWB aktuell Alaska, Argentinien und Austria Ein kulturelles „Triple-A“. Kultur verbindet. Bringt Menschen zusammen. Zwei Chöre der „A“-Klasse bieten demnächst in Wien ein einmaliges Erlebnis. Georg Amschl „Alles Tango“ in der Residenz Mirabell in Salzburg D © Wildbild, SRgB er „Anchorage Concert Chorus“ und „Cantemus Wien“ geben am 8. Juni 2015 im Theater in der Senioren Residenz Am Kurpark Wien-Oberlaa ein gemeinsames Chorkonzert. 1947 wurde der 160-köpfige Anchorage Concert Chorus von Lorene Harrison gegründet und ist fester Bestandteil der Künstlerszene in Anchorage. Das Repertoire reicht von klassischer Chorliteratur bis zu zeitgenössischen populären Stücken. Der Anchorage Concert Chorus hat zahlreiche internationale Preise erhalten. Tourneen führten den Chor bereits nach Russland, Australien, Neuseeland, England, Kanada, Brasilien und Argentinien. Cantemus Wien wurde 1998 von Erich Klug gegründet. Zum Standardprogramm zählen Gospels, Spirituals und Arrangements aus der gehobenen U-Musik. Theater Am Kurpark Seit etwa 20 Jahren besteht das einzige Theater im zehnten Wiener Gemeinde bezirk. Mitten in der Senioren Residenz Am Kurpark in Wien Oberlaa findet sich dieser einzigartige Theatersaal, der 210 Besuchern einen barrierefreien Kultur genuss bietet. Auf der 100 Quadratmeter großen Bühne waren schon Publikumslieblinge wie Gusti Wolf, Elfriede Ott oder ROTWEISSROT Barrierefrei: das Theater Am Kurpark in Wien-Oberlaa. Otto Schenk zu Gast. Aber auch lokale Musikschaffende und junge KünstlerInnen nützen gern die Gelegenheit, hier ihr Können unter Beweis zu stellen. Dieser Tage präsentierte das Schauspielerehepaar Christa und Agilo Dangl – besser bekannt als „Karawane Salzburg“ – im Theater Am Kurpark ihr neuestes Stück „Britta und Ernst, eine Wirtshausgeschichte“. In sechs Szenen skizzieren sie das Leben der Kellnerin Britta und des Obers Ernst, die einander in den kurzen Arbeitspausen über Freud und Leid erzählen. Heiteres und Tragisches gaben sich hier die Hand. Tango im Wintergarten „Alles Tango“ hieß es hingegen in Salzburg. Mit Maestro Carlos „El Tordo“ konnte ein Meister des argentinischen Tangos gefunden werden. „El Tordo“ ist sein Künstlername und bedeutet „Doktor“. Seit 2012 ist Carlos Enrique Maturano Präsident der nationalen Tangoakademie in Österreich mit Sitz in Salzburg und Direktor der „European Tango School“, die als einzige Schule den „Tango Argentino“ unterrichten darf. Der in Salzburg lebende Argentinier führte mit seiner Tanzpartnerin die Besucher durch die Geschichte und Entwicklung des Tangos mit all den www.weltbund.at unterschiedlichen Stilrichtungen und Ausdrucksformen. Exklusive Abendveranstaltungen wie diese – für eine beschränkte Teilnehmerzahl – finden immer wieder im Wintergarten der Residenz Mirabell in Salzburg statt. „Die Bürgschaft“ oder „Der Erlkönig“ – Balladen, wie man sie aus der Schulzeit kennt – vorgetragen mit musikalischen Brücken, bis hin zu hochdramatischen Balladen von Karl Friedrich von Ebert und Humorvollem von Heinz Erhardt. Weit reicht das exquisite Spektrum der Veranstaltungen in Salzburg. Vernissagen im Foyer Die schwungvollen Pinselstriche im Foyer der Residenz Veldidenapark in Innsbruck sind mittlerweile zu einem Fixpunkt in der Innsbrucker Kunstlandschaft geworden. Bis Mitte Juni sind hier die farbenfrohen und ausdrucksstarken Bilder der Künstlerin Margit Verant zu sehen. Exklusives Kulturprogramm Das umfangreiche aktuelle Kulturprogramm der Senioren Residenzen finden Sie auf www.seniorenresidenzen.co.at, oder folgen Sie uns einfach auf Facebook unter SeniorenResidenzen.gmbH. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. ❍ 17 Schwerpunkt-Thema Woran dichten Sie, verehrte Frau Jelinek? Klaus Missbach, Chefdramaturg Burgtheater, Hilde Haider, Uni Wien, und Andreas Beck, Schauspielhaus Wien, sprechen über Österreichs Theaterautoren der Gegenwart. Veronika Krenn S ie flüchten übers Meer. Wer überlebt, erlebt weitere Hürden – bürokratischer Natur. Schmerzhaft sind auch diese. Auf der Bühne des Wiener Burgtheaters waten sieben Frauen und neun Männer durch kniehohes Wasser. Mit bunte Plastiksäcken auf ihren Köpfen verkörpern sie Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“. Sie werden zum Sprachrohr für Menschlichkeit. „Am Theater sucht man geradezu nach zeitgenössischen Texten, die wirklich den Fokus auf unsere Gesellschaft und unser Leben finden“, sagt Burgtheater-Chefdramaturg Klaus Missbach im Gespräch einige Tage nach der Premiere: „Das Stück gehört nicht nur nach Wien, aber nach Wien gehört es besonders.“ Moderne Dramatik „Jelineks Texte sind multifunktional, keinem Genre zugeordnet, und sie überantwortet sie der Regie nach dem Motto: ,Macht damit was ihr wollt‘“, beschreibt die Theaterwissenschaftlerin Hilde Haider die Arbeiten der Nobelpreisträgerin: „Sie stellt mit ihren jüngeren Texten den Autorenbegriff in Frage.“ In „Die Schutzbefohlenen“ erinnert nichts mehr an einen dramatischen Text im herkömmlichen Sinn, keine Figurenrede und keine Dialoge. Wie sehr sich Theatertexte und der Autorenbegriff heute verändert haben, könne man auch am Beispiel des 1989 verstorbenen Dramatikers Thomas Bernhard ermessen. „Er hätte sich“, so Hilde Haider, „vermutlich nicht damit einverstanden erklärt, wenn sein in einer Döblinger Villa angesiedeltes Stück ,Ritter, Dene, Voss‘ auf einer nach einem Atombombenabwurf zerstörten Insel inszeniert worden wäre.“ „Die Themen sind heute etwas globaler geworden“, meint Klaus Missbach, „Jelineks Text geht zwar von einem konkreten 18 Ereignis in Wien aus (Anm.: der „Votivkirchenbesetzung“ durch Asylwerber 2012), aber er verhandelt ein europäisches Thema und wird in Europa gezeigt.“ Der junge Oberösterreicher Ewald Palmetshofer greift in seinem im Akademietheater uraufgeführten Stück „die unverheiratete“ ein historisches Ereignis aus der österreichischen Nachkriegszeit auf. Die Arbeit, in der „die Frage von Schuld und wie man mit Schuld umgeht, verhandelt wird“, so Missbach, ist nun als eine von zehn bemerkenswerten Aufführungen zum 52. Berliner Theatertreffen geladen. Im Juni soll die Inszenierung in Bratislava gezeigt werden, auch eine englische Übersetzung ist gerade in Arbeit. Palmetshofer hat „einen völlig durchkomponierten Text geschrieben“, sagt Missbach, „und fordert das ein, was ihm zusteht, dass er einmal – zumindest zur Uraufführung – so gespielt wird, wie er geschrieben ist. Da er auch sehr viel vom Theater versteht, gehört es sich schon, wenn man Striche oder Veränderungen vornehmen möchte, das direkt mit ihm zu besprechen.“ Hilde Haider beobachtete in den letzten Jahren, dass viele Nachwuchsautoren und -autorinnen nicht über eine Uraufführung ihres Theatertextes hinauskommen. Palmetshofer sei einer der wenigen, die sich nachhaltiger etablieren konnten: „Schreibwerkstätten zielen oft nur darauf ab, noch nicht uraufgeführte Texte zur Aufführung bringen zu können. Wiederaufführungen von Stücken junger Autoren sind weniger attraktiv. Trotz Förderprogrammen konnten sich nur einige wenige jüngere österreichische Theaterautoren nachhaltig durchsetzen. Gespielt werden nach wie vor hauptsächlich die langjährig etablierten Autoren wie Handke, Jelinek und Bernhard.“ www.weltbund.at „Als Dramaturg interessiert man sich immer für moderne Dramatik“, beschreibt Missbach seine Arbeit am Burgtheater, „Man möchte Autoren finden, die ein Thema öffentlich verhandeln, das uns wirklich etwas angeht. Einer der österreichischen Jungautoren, die bei uns vorkommen, ist Ferdinand Schmalz.“ Seine Theatertexte haben gesellschaftskritischen Humor, „zwischen Totlachen und Totschlagen seien die Grenzen fließend“, beschreibt das Burgtheater seine Arbeiten. Auf der kleinsten Burgtheaterbühne, im Vestibül, wird „am beispiel der butter“ gespielt. Der 1985 in Graz geborene Autor wurde vom Magazin „Theater heute“ dafür zum „Nachwuchsautor des Jahres 2014“ gekürt. In der kommenden Spielzeit wird sein Stück „Dosenfleisch“ im größeren Kasino am Schwarzenbergplatz uraufgeführt. Bei den Autorentheatertagen in Berlin wird es schon im Juni vorab zu sehen sein – als Burgtheater-Produktion. Talenteschmiede Theater Eine wichtige Talenteschmiede für junge Autoren waren die Werkstatttage, die unter Burgtheaterdirektor Klaus Bachler 2003 initiiert wurden. Dazu holte Bachler Andreas Beck, einen Experten für zeitgenössische Dramatik und Autorenarbeit. Als dieser 2007 die Leitung des Schauspielhauses Wien übernahm, hat er es als Autorentheater erfolgreich neu positioniert. Sein erster Hausautor wurde Ewald Palmetshofer, den er kurz zuvor noch bei den letzten von ihm betreuten Werkstatttagen entdeckt hatte. Unter Karin Bergmanns Direktion werden die Werkstatt tage in diesem Sinne nun nicht mehr weitergeführt, sagt Chefdramaturg Missbach. Dafür soll es eine viel engere Zusammenarbeit mit dem österreichischen „Retzho- ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema © Burgtheater/Reinhard Werner Szene aus der österreichischen Erstaufführung „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek am 28. März 2015 im Burgtheater. fer Dramapreis“ geben. Auch mit den Autorentheatertagen in Berlin soll weiter kooperiert werden. Schauspielhaus-Leiter Andreas Beck erzählt von seinen Anfängen an dem Haus, in dem er Österreichs Autorennachwuchs entscheidend fördern konnte: „Für mich war ein logischer erster Schritt, sich erst einmal weniger auf die Welt als darauf zu konzentrieren, was lokal künstlerisch auffällig ist. Ich habe viele Maßnahmen gesetzt, die nicht gerade kontinuierlich florierende Autorenszene zu fördern.“ Das Projekt sollte „kein Treppenwitz der lokalen Szene bleiben“, meint Beck. Acht Jahre sind es nun geworden, in denen junge österreichische Autoren und Autorinnen wie etwa Ewald Palmetshofer, Ferdinand Schmalz, Thomas Arzt, Gerhild Steinbuch und Philipp Weiss einen Ort fanden, an dem sie arbeiten konnten. „Es gibt ja re lativ viele Erfolgsgeschichten, die hier begonnen und sich dann auch anderswo ROTWEISSROT fortgesetzt haben, etwa Palmetshofer und Arzt“, so Beck. Inspiriert, mit zeitgenössischen Autoren näher in Kontakt zu treten, wurde Beck durch Burgtheaterdirektor Claus Peymann, als er Anfang der 1990er-Jahre als Assistent am Burgtheater tätig war: „Peymann hat damals kurze, stichwortartige Telegramme an Autorinnen verschickt, beispielsweise an Elfriede Jelinek: ,Woran dichten Sie, verehrte Frau Jelinek?‘“ Peter Turrini sei damals zwar häufig am Theater „herumgelungert“, aber zu anderen Autoren blieb der Kontakt meist marginal, erzählt Beck: „Peter Handkes Manuskript ,Die Stunde da wir nichts voneinander wussten‘ (Anm.: uraufgeführt 1992 bei den Wiener Festwochen) wurde in den Briefschlitz geworfen, der Autor erschien auch nicht zur Leseprobe. Bei der Premiere konnte man vielleicht ein Nicken – oder ein Kopfschütteln – des Autors in seiner Loge beobachten.“ Für Beck sollte ein reger Aus- www.weltbund.at tausch mit den zeitgenössischen Autoren eine wesentliche Basis seiner Arbeit werden. Er erzählt: „So um das Jahr 2000 konnte man feststellen, dass es Autoren gab, die einfach anders schrieben, und dass es Kollegen gab, die das nicht mehr lesen wollten. Ich dachte, eigentlich muss man sich gemeinsam mit den Autoren an einen Tisch setzen und darüber reden. Dabei stellten wir fest, dass eine Aus probierzeit auf der Bühne nötig wäre.“ Die Ergebnisse wurden danach vor Publikum aufgeführt, aber das sollte nicht der Mit telpunkt sein. Vielmehr sollte es um das Überprüfen von Textsituationen und um Fragen an den Text gehen. Am Schauspielhaus hat Beck auf unterschiedlichsten Ebenen gearbeitet: Es gab Schreibklassen, ein Programm, bei dem Autoren ein Jahr lang in ihrem Schreib prozess begleitet wurden, und Dramatisierungsaufträge. „Thomas Arzt beispielsweise hat alle Fördermaßnahmen unseres Hauses durchlaufen und war auch Hausautor“, so Beck. Das Ergebnis: Der 1983 geborene Oberösterreicher begann 2007 mit „Grillenparz“ das stück/für/stück Autorenprogramm am Schauspielhaus. Heute ist er mit fünf Stücken beim Rowohlt Thea terverlag vertreten. Aufgeführt wurden diese bisher in Wien, Linz, Heidelberg und Mannheim. Auch das Burgtheater habe bereits ein Auge auf ihn geworfen, verriet Chefdramaturg Missbach. Gefragt nach etwaigen besonderen Merkmalen von Theatertexten zeitgenössischer österreichischer Autoren meint Beck: „In Österreich ist – fast wie in Frankreich – Sprache an sich schon ein Thema für das Theater. Österreichischen Autoren scheint es regelrecht inkarniert, sich aus der Herkunft wegschreiben und woanders hinschreiben zu wollen. Es geht ihnen mehr um den Ausdruck als Stilmittel als um das Erzählen einer Geschichte.“ Für Klaus Missbach ist möglicherweise deshalb der Anteil österreichischer Autoren an der deutschsprachigen Dramatik überproportional hoch, „weil es in Österreich immer wieder – aus der Geschichte heraus – eine kleine Distanz zur deutschen Sprache oder eine sehr bewahrte Eigenheit gibt, und die kommt dem Theater und überhaupt der Literatur sehr zugute.“ ❍ 19 Schwerpunkt-Thema Theater einmal anders Österreichs Theaterlandschaft ist viel mehr als die großen Bühnen. Es gibt sehr kleine, sehr alte und viele skurrile Theater, die anzuschauen sich lohnt. Hanna Ronzheimer ,34 Millionen Menschen besuchten im Jahr 2012/13 die österreichischen Bundestheater. Damit nehmen Österreichs Vorzeigebühnen wie Staatsoper und Volksoper, Burg- und Akademietheater etwa ein Viertel aller Theaterbesuche einer Spielsaison in Österreich ein. Es gibt aber auch noch eine ganz andere Seite der österreichischen Theaterlandschaft. In Österreich steht nicht nur das pompöse Burgtheater, sondern beispielsweise auch das kleinste Theater der Welt – 2011 wurde das im „Guinness Buch der Rekorde“ offiziell festgehalten. Es handelt sich dabei um das Kremlhoftheater in Villach, das sich im Hof des Begegnungszentrums „Im Kreml“, das alte Arbeiterheim von Margarete Schütte-Lihotzky, be- 20 findet und 2009 vom „Verein zur Anregung des dramatischen Appetits“ (VADA) und der Künstlergruppe „kärnöl“ eröffnet wurde. Bei Theatervorstellungen haben in dem kleinen Holzpavillon acht Menschen Platz, bei Opernaufführungen nur sechs. Stadttheater Grein (im Bild oben) Ein besonders sehenswertes Exemplar eines Theaters ist im kleinen oberösterreichischen Städtchen Grein zu besichtigen – ein beliebtes Besichtigungsziel bei Donaukreuzfahrttouristen oder Nutzern des Donauradwegs. In diesem Mittelalterstädtchen gründeten theaterbegeisterte Bürger bereits im Jahr 1791 in einem ehemaligen Getreidespeicher des Greiner Rathauses ein Theater, das seitdem regel- www.weltbund.at mäßig bespielt wird und nach eigenen A ngaben das älteste Bürgertheater im europäischen Raum ist. Der historische Hintergrund Als Kaiser Joseph II. 1776 die Schauspielund Spektakelfreiheit proklamiert, wird das Theater beim einfachen Volk beliebt. Was vorher nur dem Hof vorbehalten war, dürfen nun auch die Bürger: eigene Theater gründen. Ein Teil der Eintrittsgelder, so der Plan J osephs, der 1783 das Armeninstitut geschaffen hatte und nach neuen Geldquellen suchte, ging an die Bedürftigen. „Auf vielen Plakaten aus der frühen Zeit heißt es noch „Zu Behufe der Armen“ oder „gewidmet der örtlichen Suppenanstalt“, erzählt die Theaterführerin Christine ROTWEISSROT © Stadttheater Grein 1 Schwerpunkt-Thema © Guenter Jagoutz Foto.Video Mandlmayr-Beitel und erkennt darin einen Vorläufer der heutigen Lustbarkeitssteuer. „Die Schauspiel- und Spektakelfreiheit war zur damaligen Zeit so bedeutend wie später die Einführung des Kinos“, so Mandlmayr-Beitel. „Überall schossen Thea t er und Laiengruppen wie die Schwammerln aus dem Boden.“ Das gesamte Greiner Theater ist im Originalzustand erhalten: Eine alte Toilette gibt es, nur durch einen Vorhang vom Vorstellungsraum getrennt, außerdem sogenannte „Sperrsitze“, die sich hochklappen und abschließen ließen. Den Schlüssel konnte man mieten. „Das war die frühe Form eines Theaterabonnements“, erklärt die Theaterführerin Mandlmayr-Beitel. Das Greiner Gefängnis war früher nur durch eine Mauer vom Theater getrennt – durch ein Guckfenster konnten die Gefangenen den Theatervorstellungen beiwohnen. Die übrigen Theaterbesucher sollen die Gefangenen übrigens mit Essen, Trinken und Tabak versorgt haben. Nicht etwa, weil sie so sozial waren – nein, damit sie die Vorstellung in Ruhe genießen konnten. Spielsaison ist am Greiner Theater von März bis November, die Greiner Sommerspiele im Juli und August zeigen in diesem Jahr „Wie zerronnen, so gewonnen“ – eine Komödie von Stefanie Stroebele. Schlosstheater Porcia Gerade bei Sommerspielen ist die Atmosphäre des Ortes ebenso wichtig wie das Theater selbst. Ein Schloss als Bühne ist da gerade richtig. Das dachte sich auch der Schriftsteller Thomas Bernhard, der gemeinsam mit der Grafikdesignerin und Bühnenbildnerin Annemarie Siller und Herbert Wochinz, dem Avantgarde-Regisseur und Gründer des Theaters am Fleischmarkt, im Jahr 1960 den Arkadenhof des Renaissanceschlosses Porcia in Spittal an der Drau in Kärnten als Rahmen für das Ensemble:Porcia aussuchte. Der Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert im italienischen Stil wurde im Auftrag des spanischen Grafen von Salamanca-Ortenburg (1489–1539), einem Vertrauten von Kaiser Ferdinand I. gebaut. Der Innenhof mit dreistöckigen Arkaden gleicht einem italienischen Palazzo. Das ROTWEISSROT Das Schlosstheater Porcia punktet mit selten gespielten Komödien auch international. Ambiente von Porcia habe er von Beginn an mit der Komödie assoziiert, erzählte 2010 Herbert Wochinz über die Gründungszeit anlässlich des 50. Jubiläums von Porcia. Gemeinsam mit H.C. Artmann, der teils längst in Vergessenheit geratene europäische Komödien übersetzte, fand Wochinz einen europaweit beachteten Inszenierungsstil. Seit vorigem Jahr haben zwei Frauen hier die Führung übernommen: Präsidentin Andrea Samonigg-Mahrer löste den Industriellen Hans Peter Haselsteiner ab und befördert das Theater gemeinsam mit der neuen Intendantin Angelica Ladurner unter dem neuen Namen Ensemble:Porcia in eine neue Zeit, in der das Europäische wieder im Vordergrund stehen soll – jedes www.weltbund.at Jahr möchte das Theater „im Humor einer bestimmten europäischen Sprache baden“. Die Spielzeit 2015 beginnt mit französischer Komödie, bekannt für feine Ironie, beißenden Spott, augenzwinkernder Poesie! Am 15. Juli eröffnet Porcia mit dem Stück „Cyrano de Bergerac“ von Edmond Rostand. Reichenau So schick ein Schloss als Bühne auch ist: Gerade das Ruinenhafte war es, das die Anziehung für Bernhard, Wochinz und Siller im damals noch unrenovierten Renaissancehof ausgemacht hat. Spuren der Vergangenheit muss man im Theatergebäude der Festspiele Reichenau schon sehr genau suchen. Dabei hat 21 Reichenau: Das Theater wurde 1988 mit höchst erfolgreichen Festspielen wiederbelebt. das heute sehr schicke Sommertheater mit zwei bespielbaren Sälen, insgesamt fast 700 Sitzplätzen und seit Kurzem frisch renovierten Balkonlogen eine Industrie geschichte hinter sich. 1922 erwarb die Gemeinde das bereits stark verfallene Industriegebäude und gestaltete es als Theater und Konzerthaus um, das 1926 mit „Die Fledermaus“ von Johann Strauß eröffnete. Schon bald allerdings kam das Kino in den Ort. Niemand wollte mehr ins Theater, man sattelte auf Tonfilm um. Nach Jahrzehnten des Kurhausdaseins mit Lesesaal, Hausmeisterwohnung und Bergbaumuseum schließlich gründete das Wiener Ehepaar Peter und Renate Loidolt 1988 die heute höchst erfolgreichen Festspiele Reichenau. 40.000 Besucher zählt die fünfwöchige Spielperiode im Durchschnitt, gespielt werden traditionelle österreichische Stücke wie „Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr, mit dem Reichenau 2015 eröffnet, oder „Der Alpenkönig“ von Ferdinand Raimund und „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler. Bekannt sind die Festspiele Reichenau auch für die zahlreichen Stars aus Film und Wiener Theater, die hier auf der Bühne stehen. Genau das schreibt sich Reichenau auch auf seine Fahnen: legere Eleganz; Gesellschaftstreffpunkt für Theaterliebhaber und Prominenz. Im Kabelwerk Ein ganz anderes Publikum hat das 2014 eröffnete „Werk X“ im ehemaligen Meidlin- Rabenhof: die Bühne in einem Wiener Gemeindebau aus der Zwischenkriegszeit. 22 www.weltbund.at ger Kabelwerk. Einst gründete hier der Fabrikant Otto Bondy 1882 eine Fabrik zur Erzeugung von isolierten Drähten und Kabeln aller Art. Seine Firma, die Kabelund Drahtwerke AG (KDAG), war bis zur Schließung 1997 einer der bedeutendsten Betriebe Meidlings und wichtigster Arbeitgeber des Bezirks. Seit einiger Zeit schon wird hier ein komplett neuer Stadtteil errichtet. Mitsamt einem eigenen Theater: dem Werk X im Kulturzentrum „Palais Kabelwerk“. Zwei Säle fassen rund 600 Zuschauer, gespielt werden vor allem Eigenproduktionen und Stücke von jüngeren Autoren wie etwa dem Schweizer Milo Rau, der bereits 2013 in der Dependance, des schon länger bestehenden Werk X in der Garage am Petersplatz mit einer Bühnenfassung von „Breiviks Erklärung“ für Furore sorgte. Zur Eröffnung des neuen Standortes in Meidling spielte im Oktober 2014 der deutsche Autor und Dramaturg Marius von Mayenburg das Lebenskrisenstück „Eldorado“. Ein großer Erfolg war auch die „Proletenpassion 2015“, ein Geschichtslie derzyklus des Wiener Literaten Heinz R. U nger und der österreichischen Band „Schmetterlinge“ aus dem Jahr 1976, der während der Besetzung der heutigen A rena in Wien uraufgeführt wurde. Die musikalische Begleitung kommt in der gegenwärtigen Bühnenfassung von der österreichischen Musikerin Gustav. Auch das Rabenhoftheater im Wiener Bezirk Landstraße hat eine Arbeitergeschichte. 1925-1928 erbaut, wurde es in den damals errichteten Gemeindebau integriert – ursprünglich als Arbeiter-Festsaal. Zwischen 1934 und 1971 war es ein Kino, dann stand es einige Jahre leer, bis man 1990 die Bühne als zweiten Standort für das Theater in der Josefstadt auserkor – eine Beziehung, die bis ins Jahr 2000 hielt. Thomas Gratzer, Leiter seit 2008, verfolgt eine junge, kritisch-kabarettistische Linie. Vor allem aber hat er die Geschichte des Theaters wieder hervorgeholt: handgefertigte Kacheln, die lange Zeit hinter Holzverkleidungen versteckt waren, ließ er freilegen. Heute machen sie das Theater mit 290 Sitzplätzen zu einem der schönsten original erhaltenen Räume aus der Zwischenkriegszeit. ROTWEISSROT © Festspiele Reichenau, Rabenhoftheater Schwerpunkt-Thema Schwerpunkt-Thema © Theater im Bunker, Markus Gradwohl Theater im Bunker Von der Goldenen 20ern ist es leider nicht sehr weit bis zu den Bunkern des Zweiten Weltkriegs. Hier, in einem Luftschutzstollen in Mödling aus dem Jahr 1941,befindet sich das Theater im Bunker. Wo früher bis zu 9.000 Menschen während der Bombenangriffe Schutz fanden, in einem Stollensystem aus zwei Hauptröhren und einigen Nebenstollen, fand der aus Salzburg stammende Regisseur Bruno Max einen geeigneten Ort für sein Sommertheater „Im Bunker“. Ab 15. August geht es wieder los mit dem Stück „Inferno. Nachrichten aus der Hölle.“. Bereits zum 17. Mal werden die rund einen Kilometer langen Tunnel des ehemaligen Luftschutzstollens für das wohl ungewöhnlichste Stationentheater Österreichs genutzt. Das Publikum durchwandert in kleinen Gruppen die mehr als 20 Szenen und Schauplätze. Wohnzimmerbühne Ein ganz anderes Konzept des Theatermachens verfolgen die Macher mit dem in Wien beheimateten „Theater im Wohn zimmer“. Hier geht nicht das Publikum ins Theater, sondern die Schauspieler kommen zum Publikum. Das 12-köpfige Ensemble aus professionellen Schauspielern benötigt weder einen Raum noch ein Bühnenbild – es kommt zu seinem Auftraggeber und spielt entweder eines der beiden Stücke aus dem Repertoire oder ein maßgeschneidertes Programm für Hochzeit, Geburtstag oder Firmenfeier. Seit zehn Jahren gibt es das Theater im Wohnzimmer bereits. „Wir wollten damit zeigen, dass man Theater überall spielen kann – ohne Bühnenbild, Requisiten und Bühnenlicht“, so der Schauspieler Markus Tavakoli vom Ensemble. Zum Jubiläum in diesem Frühjahr hat man ein neues Stück mit ins Repertoire aufgenommen: Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“ ist ab April mit im Angebot. Gespielt wird im gesamten deutschsprachigen Raum. „Der skurrilste Ort, an dem wir aufgetreten sind, war wahrscheinlich ein Rohbau einer Villa in Hamburg. Die wurde gerade für ein Vorstandsmitglied eines großen interna tionalen Konzerns gebaut. Dort spielten wir im Winter zwischen der Mischmaschi- ROTWEISSROT Theater im Bunker: Das Publikum durchwandert Szenen und Schauplätze. ne und dem Heizstrahler“, erzählt T avakoli. Das Konzept der freien Bühne ist natürlich nicht neu. Ein Theater, das sich der Idee des Herumziehens von Beginn an verschrieben hat und damit höchst erfolgreich wurde, ist das Theater im Bahnhof aus Graz. Einige der bekanntesten österreichischen Schauspieler der jüngeren Gene ration, etwa Michael Ostrowski oder Pia Hierzegger, haben an diesen (wechselnden) Bühnen ihre Karriere begonnen. 1996 eröffnete das freie Ensemble seine Zentrale in einer ehemaligen Grazer Tapezierwerkstatt am Grazer Lendplatz, mittlerweile erfolgte ein Umzug in die Elisa bethinergasse. Zentral für das Theater im Bahnhof ist die Auseinandersetzung mit der österreichischen Identität zwischen Tradition und Pop, wobei Konventionen gern gebrochen werden. Meist werden selbst entwickelte Stücke mit und ohne literarische Vorlage gespielt, inszeniert wird selten im eigenen Haus, sondern gern und immer wieder an höchst unüblichen Orten wie im Wirtshaus oder am Grazer Jakominiplatz, einem Verkehrsknotenpunkt. Auch die Oper und das Forum Stadtpark werden gern genutzt. Das Theater am Bahnhof reflektiert auch die Show des Theaters an und für sich: „Es herrscht ein Streben nach Peinlichkeit in Würde. Es geht um die Lächerlichkeit des Menschen und die Lächerlichkeit des spielenden Schauspielers. Und keine Angst vor scheinbarer Dilettanterie“, so lautet eine Selbstbeschreibung. ❍ Wohnzimmerbühne: Das Theater im Wohnzimmer kommt zum Publikum nach Hause. www.weltbund.at 23 Schwerpunkt-Thema Geschichten mit Geschichte Literaturfestivals gibt es in Österreich mittlerweile zu jeder Jahreszeit und in jedem Bundesland. An erster Stelle stehen immer noch die Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. Hanna Ronzheimer eit 1977 verleiht die Stadt Klagenfurt am Ende eines mehrtägigen Vorlesewettbewerbs und nach ausführlicher Diskussion der Jury im Frühsommer den mit 25.000 Euro dotierten Bachmann-Preis, benannt nach der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, die 1926 in dieser Stadt geboren wurde. Zurück gehen die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ auf die Initia tive zweier Journalisten: Der Kärntner Buchautor und Journalist Humbert Fink und der einstige Landesintendant des ORF Kärnten, Ernst Willner, planten in Klagenfurt einen Literaturwettbewerb nach dem Vorbild der Diskussionen der „Gruppe 47“ ins Leben zu rufen. 2013 drohte dem Bachmann-Preis allerdings bereits das finanzielle Aus, und als im vergangenen Jahr der in Wien lebende deutsche Autor, Musiker und Cartoonist Tex Rubinowitz den Bachmann-Preis gewann, runzelten einige klassische Literaturkritiker die Stirn – droht die ehrwürdige Veranstaltung zu einem Sprachrohr für belanglose Literatur zu verkommen? Aber auch der Autor selbst wunderte sich, dass seine lässig vorgetragene Popliteratur zur Krönung des Literaturwettbewerbs gemacht wurde. Damit habe er nie im Leben gerechnet, so Tex Rubinowitz. Wohin sich der Bachmann-Preis 2015 entwickeln wird, werden wir am 5. Juli erleben: Dann nämlich wird er das nächste Mal verliehen. Junge Wortspiele Jünger, bunter und lustiger geht es zu bei den „Wortspielen“, einem dreitägigen Literaturfestival, das jährlich in München und Die Gewinner des Bachmann-Preises 2014 (v. l.): Michael Fehr, Gertraud Klemm, Tex Rubinowitz, Santhuran Varatharajah, Katharina Gericke. 24 www.weltbund.at Wien ausgetragen wird. Hier können junge Autoren ihre Neuerscheinungen an drei Abenden zu je 20 Minuten vortragen. In Wien ist der Jazzclub Porgy & Bess die Bühne für die jungen Autoren, zugleich aber auch Ort für den lockeren Austausch zwischen Teilnehmern und Publikum, Lektoren und Journalisten. Vom Publikum gewählte Sieger in Wien wurden im vergangenen März der gebürtige Schweizer Giuliano Musio mit seinem ersten Roman „Scheinwerfen“, in dem eine Familie Geschäfte mit verschütteten Erinnerungen betreibt, und der 1994 in Wien geborene Musiker und Autor Elias Hirschl mit seinem Buch „Der einzige Dorfbewohner mit Telefonanschluss“. Sucht sich der Städter Hirschl das Dorf als Schauplatz seiner Geschichte aus, so entdecken andere urbane literaturbegeisterte Menschen einsame Dörfer als ideale Orte für die Abhaltung eines ganzen Literaturfestivals. Höchst erfolgreich geschieht das etwa in Heidenreichstein im Waldviertel, wo „Literatur im Nebel“ in diesem Jahr bereits das zehnjährige Jubiläum feiert. 2006 vom Wiener Schriftsteller Robert Schindel sowie dem ehemaligen Minister für Unterricht und Kunst, Rudolf Scholten, und dem damaligen Bürgermeister von Heidenreichstein, Johann Pichler, gegründet, war Salman Rushdie der erste Ehrengast, um den sich das dreitägige Festival in Form von Gesprächen, Lesungen und Vorträgen drehte. Wer in diesem Herbst zu Gast sein wird, bleibt vorerst noch ein Geheimnis. Urlaubslektüre Im salzburgischen Rauris, wo man bereits seit den 1970er-Jahren literarische Begegnungswochen für moderne Literatur aus dem deutschsprachigen Raum abhält, hieß das Thema der Literaturtage 2015 ROTWEISSROT © Puch Johannes S Schwerpunkt-Thema © LCM Richard Schuster, Christoph Welkovits Ö1-Kulturredakteur Wolfgang Popp und Chris Lohner bei der BUCH Wien im November 2014 auf der ORF-Bühne im Dialog. „O-Töne“-Lesung von Daniel Glattauer: Das Festival im Wiener MuseumsQuartier zog im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Besucher an. „Mehr.Sprachen“. Zu Gast im vergangenen März waren dementsprechend Autoren, die in zwei oder mehreren Sprachen leben und schreiben: der ungarische Schriftsteller György Dálos etwa, ebenso die in Berlin lebende Autorin, Dichterin und Übersetzerin Esther Kinsky oder die türkisch-deutsche Autorin Seher Çakır aus Wien. Den Rauriser Literaturpreis erhielt in diesem Jahr die Hamburgerin Karen Köhler für ihren Erzählband „Wir haben Raketen geangelt“. diesem Sommer wird der Wiener Schriftsteller Peter Rosei zu Gast sein. Während es beim Krimiliteraturfestival „Mörderischer Attersee“ ab 11. Juni einen Monat lang um Mord und Totschlag geht, lässt sich im Stift Göttweig in Niederösterreich die Literatur bei einem guten Glas Wein und in musikalischer Begleitung erst so richtig genießen. Denn: Der Wein, die Literatur, die Musik gelten als Grundlage des Kulturverständnisses der Veranstalter von „Literatur und Wein“. Literarische Sommerfrische Literaturfestivals sind zum festen Bestandteil vieler Erholungsgebiete geworden: In Gmunden etwa gehört der Literaturschwerpunkt seit Jahren zum Festwochenprogramm während der Sommerfrischezeit. Unter dem Titel „Ein Fest für ...“ ist jedes Jahr ein anderer Schriftsteller für mehrere Tage zu Gast in Gmunden und stellt sich seinem Publikum in persönlicher Atmosphäre. Die Idee stammt vom Wiener Schriftsteller und Philosophen Franz Schuh und der Intendantin Jutta Skokan. Peter Handke war schon hier, Friederike May röcker, Ernst Jandl und einige andere. In Das Haller Sprachsalz In Tirol geht die Liebe zur Literatur eher durch den Magen: Unter dem Motto „Kulinarisches und Literarisches“ organisiert das Festival „Sprachsalz“ in Hall in Tirol einen Festabend mit mehreren Autoren bei einem gemeinsamen Menü im Park hotel. Aber das ist nur ein kleines Detail dieser schönen drei Tage, die abgesehen vom Festabend gratis stattfinden. Es gibt Lesungen, Schreibwerkstätten und einen „Überraschungsgast“. Im letzten Jahr war das der amerikanische Schriftsteller Alan Kaufmann. Für einen ehemaligen Gast endete der Besuch bei Sprachsalz übrigens ROTWEISSROT www.weltbund.at höchst unangenehm: Martin Walser verlor auf der Rückreise im Zug sein Tagebuch. Trotz hohen Finderlohns ist von einer Rückgabe bisher nichts bekannt. Zum Schluss noch ein Abstecher in die Hauptstadt: „O-Töne“ heißt das Literaturfestival im Wiener MuseumsQuartier, bei dem über die Sommermonate jeden Donnerstag Lesungen von wechselnden Autoren in den Höfen des MuseumsQuartiers stattfinden. Über 10.000 Menschen fanden sich im letzten Jahr an warmen Sommerabenden ein, um den Autoren zu lauschen. Nicht weit entfernt, im Lesezelt der Wiener Städtischen vor dem Burgtheater, geht es ebenfalls um österreichische Gegenwartsliteratur. Manchmal allerdings auch in einer vom Radiosender Ö1 gemieteten Straßenbahn: Einen Abend lang fährt sie den Wiener Ring entlang und präsentiert dabei Live-Lyrik in Form von poetischen Performances und wohlgeformten Versen. Literarischer Höhepunkt ist die Interna tionale Buchmesse BUCH WIEN vom 12. bis 15. November. Erwartet werden rund 38.000 Besucher und 300 Aussteller aus den verschiedensten Ländern. Zeit für das literarische Vorweihnachtsgeschäft! ❍ 25 Schwerpunkt-Thema Vom Läuten, Klingeln und Musizieren Der Ursprung der Glocken liegt im 2. Jahrtausend v. Chr. in Asien und Afrika, von wo sie vor etwa 1.000 Jahren über Irland ihre Verbreitung auch in Österreich fanden. Michael Mössmer A Geläute im Alltag Durch den eindeutig zuordenbaren Klang im Alltag findet sich die Glocke auch etwa in älteren Straßenbahnen, wo sie durch energische Fußtritte auf den Mechanismus mehrfach hintereinander ausgelöst wird. Etwas zarter ist da schon das Läuten der Kuhglocken, die dem Hirten möglichst rasch den Weg zu einem verirrten Tier weisen sollen. Neben dem Einsatz von Glocken unterschiedlichster Größen und 26 Eine Grassmayr-Glocke für das griechisch-orthodoxe Kloster am Berg Tabor in Israel. Klangfarben in der Musik gibt es auch Ungewöhnliches zu berichten: Auf dem Ortsfriedhof Wien-Währing hing um 1828 in der Wohnung des Totengräbers ein „Rettungswecker“, der mittels einer Schnur mit dem Handgelenk eines in der Leichenkammer Aufgebahrten verbunden war. Scheintote konnten sich dadurch bemerkbar machen … Die älteste Glocke Österreichs datiert aus dem 11. Jahrhundert Wir wollen uns nun aber der klassischen Kirchenglocke zuwenden, von denen unser Land viele faszinierende Exemplare zu bieten hat. Die älteste davon tat bis vor einigen Jahren ihren Dienst in der Kirche von Maria Schmerzen am Freuden- www.weltbund.at berg (Kärnten) und datiert aus dem 11. Jahrhundert. Nun ist sie im Diözesanmuseum Schatzkammer Gurk zu besichtigen. Die größte ist die Pummerin, sie wiegt 21.383 Kilogramm und läutet seit 1957 im Nordturm des Wiener Stephansdoms zu bestimmten Anlässen, etwa zu Silvester oder am Ostersonntag. Die alte aus dem Jahr 1711 stammende Pummerin war bei einem Brand 1945 in die Tiefe gestürzt und dabei zerstört worden. Wie vor hunderten von Jahren Faszinierend ist es, dass in der Kunst des Glockengießens sämtliche technische Segnungen der Jahrhunderte keine Spuren hinterlassen haben – wenn man von Hilfsmitteln rund um den Vorgang selbst ROTWEISSROT © Grassmayr Glockengießerei GmbH, beigestellt (3) uch wenn sie in vielen Bereichen unseres Lebens Einzug gehalten haben, sind sie doch engstens verbunden mit dem Ruf zu Gottesdiensten der Kirche und als Zeitgeber im Alltag – was aber zunehmend an Bedeutung verliert, ja zuletzt sogar gerichtlich bekämpft wurde, wie jüngst in Linz geschehen: Ein Anrainer hatte sich durch das regelmäßige Schlagen der Domglocken während der Nachtstunden massiv gestört gefühlt und gedroht, vor Gericht zu ziehen. Ein außer gerichtlicher Vergleich beendete schließlich die Auseinandersetzung, die Turmuhr muss nun zwischen 23 und fünf Uhr schweigen. Nachahmer sind bis dato nicht bekannt geworden. Früher hatten sie aber auch die Aufgabe, die rund um ein Kloster oder eine Burg angesiedelte Bevölkerung vor Angreifern zu warnen, damit sie hinter sicheren Mauern Schutz suchen konnte. Über Jahrhunderte hindurch riefen sie Freiwillige auf, um zum Beispiel gemeinsam Feuer zu bekämpfen. Ebenso war und ist das sogenannte „Wetterläuten“ in ländlichen Gebieten Brauch, das einerseits die Bauern vor Gewittern warnen soll, andererseits glaubte man früher, durch das Läuten der geweihten Glocken Unwetter abhalten zu können. Nicht zu vergessen die Glocken in Rathäusern und Schulen, wobei Letz tere heute elektrischen oder digitalen Geräuschen Platz gemacht haben. Schwerpunkt-Thema absieht. Das Prozedere jedenfalls hat sich nicht verändert, wie etwa die Glocken gießerei Grassmayr in Innsbruck beweist, die – 1599 gegründet – als ältestes Familienunternehmen Österreichs ins haus eigene Museum einlädt und dort Inter essierte in so manches Geheimnis einweiht. Grassmayr gilt übrigens als eine der besten Glockengießereien weltweit, und ihre Glocken läuten in 100 Ländern. Ebenfalls in Tirol gießt die Familie Foidl seit Generationen Glocken, vor allem für heimische Auftraggeber und solche aus Deutschland und Italien. Das Glockenspiel Das sogenannte Carillon bildet den Abschluss dieses kurzen Ausflugs in die Welt der Glocken, über die es noch so viel zu erzählen gäbe. Es handelt sich dabei um ein Glockenspiel, das meist in Kirchen und Rathäusern zu finden ist und mit dem über unterschiedliche mechanische Einrichtungen beliebige Melodien gespielt werden können. Zu den bekanntesten zählt hier das Glockenspiel im Turm der Neuen Residenz in Salzburg vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Tonreihe der 35 aus Antwerpen stammenden Glocken umfasst drei Oktaven mit allen Halbtönen. Während hier die Stifte einer Metallwalze die Glocken ansteuern, werden das Glockenspiel im Nordturm des Doms zu Innsbruck – das erste vieroktavige in Österreich – und jenes im Stift Heiligenkreuz – das zweitgrößte mit 43 Glocken und ebenfalls drei Oktaven – über eine sogenannte Stockklaviatur gespielt. Diese erlaubt konzertantes und nuancenreiches Spiel und ist für konzertante Aufführungen hervor ragend geeignet. ❍ ROTWEISSROT Glockenspiel Gurk. Glockenspiel Salzburg. Glockenspiel Innsbruck. www.weltbund.at 27 Schwerpunkt-Thema Die Königin der Instrumente Die größte Renaissanceorgel Österreichs wurde in der Hofkirche Innsbruck im 16. Jahrhundert errichtet und ist hervorragend erhalten: die Ebert-Orgel. D Renaissance-Tragorgel aus Hohenems. 28 er Weg auf der Suche nach der Herkunft der Orgel führt weit zurück, nämlich in die ägyptische Hafenstadt Alexandria, wo der Techniker, Erfinder und Mathematiker Ktesibios seinen staunenden Zeitgenossen um 246 v. Chr. eine „Wasserorgel“ präsentierte, in der Metallröhren Töne erzeugten. Die gezielte Luftzufuhr ermöglichte schon damals das Spielen einfacher Melodien. Später haben die Römer dieses Instrument zur Untermalung ihrer berühmt-berüchtigten Spiele eingesetzt. Rund 500 Jahre nach der Erfindung der Orgel im weiteren Sinne belegt der Fund von Bestandteilen im Raum des heutigen Budapest deren frühen Einsatz in der Unterhaltungsmusik. www.weltbund.at Anfangs hatte Orgelmusik noch nicht die heute so selbstverständliche Relation zur Kirchenmusik, verbanden doch die von den Römern so verfolgten Christen deren Klänge mit den vielfach tödlichen Erfahrungen mit den eben erwähnten Spielen der Römer. Verbreitung ab dem 11. Jahrhundert Während man im Byzantinischen Reich um die Mitte des 8. Jahrhunderts bereits von kaiserlichen Zeremonien mit Orgelmusik berichtete, wird die Orgel erst 100 Jahre später in der Kirchenmusik eingesetzt. Sozusagen hierarchisch, denn die ersten Instrumente werden an Bischofssitzen installiert, um das 11. Jahrhundert ROTWEISSROT © Tiroler Landesmuseen / Alexander Haiden, vorarlberg museum / Schenkung anonym um 1859 / VLM Inv.-Nr. T1 Über die Orgel – ein Meisterwerk, das seit Jahrhunderten mit der selben aufwändigen Technik funktioniert und deren Klang wohl kaum jemanden unberührt lässt. Michael Mössmer Schwerpunkt-Thema © Festung Kufstein / Top-City-Kufstein GmbH, kathbild.at / Franz Josef Rupprecht folgen dann die Klosterkirchen. Hier die technische Entwicklung nachzuzeichnen würde den Rahmen dieses Beitrags bei Weitem sprengen, weshalb wir jetzt einen Sprung in die Neuzeit wagen, der uns zur ältesten Orgel Österreichs führt: Es ist die Ebert-Orgel in der Innsbrucker Hofkirche. Sie thront über dem weltberühmten Grabmal für Kaiser Maximilian I. und wurde 1561 geweiht und in Betrieb genommen. Apropos Betrieb: Sie zählt zu den ältesten spielbaren und wertvollsten Orgeln der Welt! Nur 170 Kilometer westlich, im Vorarlberger Hohenems, pflegten die dortigen Grafen die Hausmusik, wofür – ebenfalls im 16. Jahrhundert – in Südtirol eine pedal lose „Tragorgel“ in Auftrag gegeben wurde. Sie besteht aus dem Windkasten mit Klaviatur und dem eigentlichen Gehäuse darüber, die Klaviatur beginnt mit E und hat 41 Tasten. Das „Portativ“, wie dieses Instrument auch genannt wird, ist heute im Vorarlberger Landesmuseum beheimatet. Von der ältesten Orgel Österreichs in Innsbruck führt uns der Inn zur nächsten Sensation, zur „Heldenorgel“ nach Kufstein. Sie ist mit 4.948 Pfeifen die größte Freiorgel der Welt und bei den „Helden orgelkonzerten“ weit über die Stadt hinaus zu hören. Vier Meisterwerke in Wien und Kärnten Die Wöckherl-Orgel in der Franziskanerkirche in Wien stammt aus dem Jahr 1642 und ist damit die älteste in der Bundeshauptstadt. Einem im 18. Jahrhundert vor der Orgel errichteten Hochaltar ist es wohl zu danken, dass sie im liturgischen Dienst von der damals „neuen“ Orgel ersetzt und kaum bespielt wurde – so ist sie im Großen und Ganzen in ihrer Ursprünglichkeit erhalten geblieben. Nicht weit entfernt in der Michaelerkirche finden wir ein Meisterwerk der barocken Orgelbaukunst: die „Sieber-Orgel“ aus dem Jahr 1714. 30 der insgesamt 32 erhaltenen alten Register stammen wahrscheinlich aus der Werkstatt des berühmten Orgelbauers Johann David Sieber. Während des Ersten Weltkriegs wurden alle Prospektpfeifen requiriert und für die Herstellung von Waffen eingeschmolzen. Es sollte bis 1986 dauern, ROTWEISSROT Seit 1931 ertönt die Heldenorgel aus dem Bürgerturm der Festung Kufstein. bis die Orgel wieder in ihren wunderschönen, ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde. Aus dem Jahr 1735 stammt die Hauptorgel im Dom Maria Saal in Kärnten, die aus der Werkstatt des Klagenfurter Orgel baumeisters Martin Jäger stammt und – neben dem prächtigen barocken Prospekt – eine Besonderheit aufweist: Sie stellt wegen des vom Orgelgehäuse getrennten und auf die Brüstung der Orgelempore gebauten Spieltischs ein einzigartiges Kunstwerk dar. Schließlich kehren wir wieder zurück nach Wien, um uns dem Stephansdom zuzuwenden. Eigentlich hätten wir damit beginnen sollen, denn bereits 1334 taucht erst- mals eine Orgel in der Domchronik auf. In den folgenden Jahrhunderten entstanden einige Orgeln, wobei die berühmteste davon wohl die vom Bozener Meister Burchhard Tischlinger auf dem Füchselbaldachin neben der großen Sakristei erbaute „Große Orgel“ ist. 1945 wurde der Stephansdom katastrophal in Mitleidenschaft gezogen, und die berühmte „Riesenorgel“ des Württemberger Meisters Friedrich Waicker wurde durch den Brand völlig zerstört. Doch nur drei Jahre später begann der Wiener Johann Marzellinus Kauffmann mit dem Bau einer elektronischen Chororgel sowie 1956 mit einer großen Orgel auf der Westempore mit 125 Registern – die somit die größte Orgel des Landes ist. ❍ Die aus dem Jahr 1642 stammende Wöckherl-Orgel in der Franziskanerkirche ist die älteste in Wien. www.weltbund.at 29 Schwerpunkt-Thema Zusammengestellt von Michael Mössmer Musik – landauf, landab Dies ist ein kleiner und bei Weitem nicht repräsentativer Überblick über Musikfestivals, die in den kommenden Monaten auf dem Kalender angekreuzt werden sollten. Im Zentrum der Haydn-Tage: das Schloss Rohrau. Schubertiade Schwarzenberg 20. bis 28. Juni und 22. bis 30. August Dem deutschen Bariton Hermann Prey und Gerd Nachbauer, dem Erfinder der „Mozartgemeinde Vorarlberg“, haben Schubert-Freundinnen und -Freunde die „Schubertiade“ zu verdanken. Der Grundgedanke war, Schuberts Werke chronologisch nach deren Kompositionsdatum aufzuführen. Als sich die beiden wegen unterschiedlicher Auffassungen trennten, rief Prey seine eigene „Schubertiade“ im Wiener Musikverein ins Leben. Die Konzertreihen der Schubertiade in Vorarlberg fanden vorerst an verschiedenen Orten statt, bis man sie ab 2001 auf den Schwarzenberger Angelika-Kauffmann-Saal und den kleineren Dorfsaal konzentrierte. Zum wohl bedeutendsten Schubertfestival der Welt wurden für heuer wieder her ausragende Künstlerinnen und Künstler angekündigt – Piotr Beczala, Robert Holl, András Schiff, Elisabeth Leonskaja, Luca Pisaroni, Arcadi Volodos, Elisabeth Kulman, Till Fellner, Ian Bostridge, Belcea Quartett, Minetti Quartett, Hagen Quartett u. a. Meisterkurse von Peter Schreier vervollständigen das Programm in Schwarzenberg. Seit 2005 gibt es auch wieder Konzerte im Rahmen der „Schubertiade Hohenems“ am Entstehungsort, die über das ganze Jahr hin im Markus-Sittikus-Saal stattfinden. www.schubertiade.at Der Dorfplatz der Gemeinde Schwarzenberg. Drei Millionen Menschen besuchen jährlich das Donauinselfest in Wien. 30 32. Wiener Donauinselfest 26. bis 28. Juni Das Wiener Donauinselfest ist das größte regelmäßig stattfindende FreiluftMusikfestival der Welt bei freiem Eintritt und lockte bereits im Gründungsjahr 1984 zehntausende Besucherinnen und Besucher auf die künstlich www.weltbund.at ROTWEISSROT © Rainer Mirau / picturedesk.com, Vorarlberg Tourismus / Franz Oberhauser, Donauinselfest / Andreas Jakwerth Haydn-Tage Schloss Rohrau 26. bis 28. Juni Im niederösterreichischen Rohrau steht das Geburtshaus der Brüder Joseph und Johann Michael Haydn. Ihre Musik hat die beiden Komponisten unsterblich gemacht. Die „12. Haydn-Tage Schloss Rohrau“ bieten ein abwechslungsreiches Programm und umfassen themenbezogene Kon zerte, Einblicke in das Haydn-Geburtshaus, Führungen durch das Schloss Rohrau und seine berühmte Gemäldesammlung, einen Spaziergang durch den romantischen Schlosspark sowie mehrere kulinarische Freuden. Alljährlich gibt es im Haydn-Haus im Hof oder im Saal Kammerkonzerte, die natürlich in erster Linie dem Werk der Brüder Haydn verpflichtet sind. Jedes Jahr findet eine Haydn-Serenade der Abteilung Kunst und Kultur des Amtes der NÖ Landesregierung statt, in der Lieder und Kammermusik dargeboten werden. Im Zuge der jährlichen „Haydn-Tage“ erklingt das historische Hammerklavier als besonderer Höhepunkt. Das heurige Eröffnungskonzert bietet Werke von Johann Sebastian Bach und der Brüder Joseph und Johann Michael Haydn mit Barbara Maria Willi (Cembalo), Robert Pinkl (Traversflöte) und dem Concilium musicum Wien. www.schloss-rohrau.at Schwerpunkt-Thema geschaffene Insel in der Donau. Auf einer Länge von 4,5 Kilometern begeis tern an einem einzigen Wochenende zahlreiche Stars auf elf großen Bühnen ihre Fans. Unter ihnen finden sich heuer beispielsweise der österreichische Rapper Nazar und der deutsche Musiker Thees Uhlmann, Rockröhre Anastacia und die heimischen Evergreens Opus, die DanceStars AronChupa und Rene Rodrigezz, die schottische Popband Middle of the Road und das Kärntner Nockalm Quintett, die Folk-Pop-Band DAWA, die Wiener Soulband 5/8erl in Ehr’n und die Kabarettistin Andrea Händler. Das Donauinselfest ist aber auch Chance für den heimischen Nachwuchs, denn junge Bands und Acts haben wieder die Möglichkeit, im Vorfeld von Anastacia und Co. auf der Bühne zu stehen – dank des spark7 Rock The Island Contest 2015 presented by W24. Rund drei Millionen Besucher zählte der Veranstalter, die Stadt Wien, im vergangenen Jahr. 2015.donauinselfest.at © Michael Mössmer, Jazz Fest Wien Archive, Ferdinand Neumüller 36. Österreichisches Blasmusikfest in Wien 4. bis 6. Juni Der Kulturstadtrat und spätere Bürgermeister der Stadt Wien, Helmut Zilk, rief das jährliche Treffen 1980 ins Leben, das die Verbindung der Bun desländer mit der Bundeshauptstadt Wien zum Ausdruck bringen soll. Die vielen Musikerinnen und Musiker „tragen zum Ruf und Ruhm unserer Donaumetropole als internationales Zentrum der Musik bei und sind bei zahlreichen Auftritten im In- und Ausland als BotschafterInnen ihrer Heimtatstadt unterwegs“, sagte Wiens Dritte Landtagspräsidentin Marianne Klicka bei einem Empfang von Musikkapellen im Rathaus. Es nehmen Jahr für Jahr je zwei bis drei Blasmusikkapellen aus den neun Bundesländern und aus Südtirol teil, es werden aber auch immer wieder Gastmusikkapellen aus dem Ausland nach Wien eingeladen. Als Auftakt finden bereits am 4. und 5. Juni Konzerte im Arkadenhof des Rathauses statt. Am 6. Juni folgen dann Platzkonzerte in allen 23 Bezirken. Als Höhepunkt führt der Festzug alle Musikkapellen über die Ringstraße zum Rathausplatz. Mit dem gemeinsamen Abschlusskonzert der 1.200 Musikerinnen und Musiker findet das Blasmusikfest ein würdiges Ende. www.blasmusik.at Jazz Fest Wien 1. bis 11. Juli Das 1991 von Heinz Krassnitzer und Fritz Thom gegründete und von Letzterem seither geleitete Jazz Fest Wien hat sich zu einem Fixpunkt der internationalen Festivalszene und zu einem der drei wichtigsten Festivals weltweit entwickelt. Nicht nur die Liste der teilnehmenden Musikerinnen und Musiker liest sich wie das Who’s who der Jazz-Szene – auch die Veranstaltungsorte lassen sich sehen: die Staatsoper, das MuseumsQuartier, das Rathaus und die von Friedensreich Hundertwasser künstlerisch gestaltete Fernwärmeanlage am Donaukanal. Nun steht 2015 das 25-jährige Jubi läum ins Haus, und es werden sich wieder jede Menge großartiger Künstlerinnen und Künstler die Ehre geben, etwa der deutsche Ausnahmesänger Roger Cicero, die große Hoffnung der australischen Jazz-Szene Sarah McKenzie, der begnadete Pianist Chilly Gonzales, eines der größten Jazztalente des Landes, die Pianistin Viola Hammer mit ihrem Trio, die cha raktervolle Sängerin Melody Gardot oder Thomas Quasthoff, Angelika Kirchschlager, Allan Harris und Louie Austen mit dem Orchester der Vereinigten Bühnen Wien u. v. a. www.viennajazz.org ROTWEISSROT 1.200 Musikerinnen und Musiker sind beim Blasmusikfest in Wien. Eines der größten Jazztalente des Landes: die Pianistin Viola Hammer. Einer der beeindruckenden Veranstaltungsorte ist die Stiftskirche in Ossiach. Carinthischer Sommer 9. Juli bis 26. August Das aus dem 11. Jahrhundert stammende und in der Barockzeit prächtig ausgestaltete Stift Ossiach bildet eine hervorragende Kulisse für den 1969 gegründeten Carinthischen Sommer. Drei Jahre später wurde das bedeutende Musikfestival auf die Stadt Villach ausgeweitet. Unzählige Größen der Musikwelt wie Gottfried von Einem, Ernst Krenek, Claudio Abbado, Leonard Bernstein, Sir John Eliot Gardiner, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Riccardo Muti u. v. a. begeisterten mit den bedeutendsten internationalen Ensembles und Orchestern. Das Festival Carinthischer Sommer 2015 umfasst 40 Veranstaltungen. Dem eigentlichen Festivalbeginn geht eine spektakuläre Jazzgala mit Chick Corea am 9. Juni im Congress Center Villach voraus. Zum Eröffnungs konzert (9. 7.) spielen die Bamberger Symphoniker unter Adám Fischer Gustav Mahlers eng mit Kärnten verbundene siebente Symphonie. Weitere Orchesterkonzerte stehen ebenso auf dem reichhaltigen Programm wie Alte Musik, Projekte in Verbindung von Wort und Musik, die MusikTheaterTage sowie niveauvolle Volksmusik. www.carinthischersommer.at www.weltbund.at 31 Schwerpunkt-Thema Tiroler Festspiele Erl 9. Juli bis 2. August Im 17. Jahrhundert legten die Bewohner des kleinen Tiroler Dorfs Erl einen Eid ab, sie würden alle sechs Jahre eine Passion Christi aufführen, würden sie nur von Kriegen verschont bleiben – und dieses Versprechen haben sie auch über 400 Jahre eingehalten. Man hat also Routine darin, Gastgeber für regelmäßige Aufführungen zu sein. Ein in 1960er-Jahren neu gebautes Passionsspielhaus sollte künftig auch anderen kulturellen Veranstaltungen offen stehen – bis 1996 der Salzburger Dirigent mit Weltrang, Gustav Kuhn, einen Neubeginn der Tiroler Festspiele Erl wagte. Er präsentiert seither herausragende Projekte, etwa 2005 Wagners „Ring in 24 Sunden“ – und das Publikum dankt es ihm mit alljährlich ausgebuchten Aufführungen im Sommer und an 12 Tagen im Winter im neu errichteten und im Dezember 2012 eröffneten Festspielhaus. Dieses wurde zum größten Teil durch die Haselsteiner Familien-Stiftung finanziert. Auch in diesem Sommer werden Wagner-Freunde verwöhnt: mit „Tristan und Isolde“, den „Meistersingern von Nürnberg“, „Siegfried“, „Walküre“, „Rheingold“, „Götterdämmerung“– aber auch mit Kammermusik und Liederabenden. www.tiroler-festspiele.at Das neu errichtete und Ende 2012 eröffnete Festspielhaus Erl. Opernfestspiele St. Margarethen 8. Juli bis 15. August Marcel Prawy, der „Opernführer der Nation“, hatte den Anstoß für die Opernfestspiele in St. Margarethen mit der Aufforderung gegeben, „werktreue“ Aufführungen zu bieten. 1996 wurde dann mit Giuseppe Verdis „Nabucco“ die erste Oper auf der riesigen Freilichtnaturbühne aufgeführt. Nach einer Insolvenz des Veranstalters im vergangenen Jahr übernahm die Esterhazy-Gesellschaft Arenaria die Geschäfte und führte die Vorstellungen lückenlos weiter. Am 8. Juli steht nun die Premiere von Giacomo Puccinis Opernkrimi „Tosca“ auf dem Programm. Regisseur Robert Dornhelm setzt damit seine Reihe der Inszenierungen im Steinbruch fort. Mit „La Bohème“ und „Aida“ konnte er 2013 und 2014 bereits mehr als 200.000 Besucher begeistern. Der Steinbruch in St. Margarethen bietet mit seinen schroffen Felsen und malerischen Einblicken eine atemberaubende Kulisse für eine der größten italienischen Opern. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein beeindruckendes Natur- und Kulturerlebnis unter freiem Himmel mit allen Annehmlichkeiten eines modernen „Opernhauses“. www.arenaria.at Atemberaubende Kulisse: der Steinbruch in St. Margarethen. Das Kongress & TheaterHaus in der Kaiserstadt Bad Ischl. Alessandro De Marchi, künstlerischer Leiter der Innsbrucker Festwochen. 32 Lehár Festival Bad Ischl 11. Juli bis 30. August Seit 1961 locken die Operetten Festspiele nach Bad Ischl – in jene Kurstadt, in der Vertreter der Goldenen und Silbernen Operette ihr Sommer domizil hatten. Allen voran Franz Lehár, der hier nicht nur seine großen Welterfolge komponierte, sondern auch Ehrenbürger der Stadt war. Nach fast 40 Jahren erhielt das Festival nach aufwendiger Renovierung des Kurhauses einen zeitgemäßen Theaterraum, der im nunmehrigen Kongress & TheaterHaus mit Lehárs „Paganini“ eröffnet wurde. 2015 wird das Festival mit der musikalischen Komödie „My Fair Lady“ von Frederick Loewe eröffnet, die ewig junge Geschichte vom Blumenmädchen Eliza Doolittle und Prof. Henry Higgins … www.weltbund.at ROTWEISSROT © Peter Kitzbichler, 2014 arenaria GmbH, Wolfgang Weinhäupl / imageBROKER / picturedesk.com, Innsbrucker Festwochen der Alten Musik GmbH / Sandra Hastenteufel Zusammengestellt von Michael Mössmer Schwerpunkt-Thema Am 18. Juli folgt mit der „Ungarischen Hochzeit“ von Nico Dostal die zweite Premiere der Saison. „Heimat, deine Lieder, grüßen froh mich wieder“, singt das Bauernmädchen Janka, als es aus dem Kloster zu seinen Eltern nach Popláka zurückkehrt … Am 16. August lädt Bad Ischl zur Lehár-Gala, einem bunten Melodien strauß aus den berühmtesten und beliebtesten Arien und Duetten mit dem Franz Lehár-Orchester unter Daniel Beyer. www.leharfestival.at © Werner Kmetitsch, LIVA / C. A. Roebl Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 14. Juli bis 28. August In der Alpenmetropole Innsbruck hat die Pflege der Alten Musik besondere Tradition – so liegen die Anfänge der Festwochen der Alten Musik im 1963 erstmals aufgeführten „Ambraser Schlosskonzert“. Seither locken Re naissance- und Barockmusik in höchster Qualität jährlich tausende Be sucher nach Innsbruck. Zwei Opern stehen 2015 im Zentrum der von Alessandro De Marchi seit 2010 künstlerisch geleiteten Festwochen: „Il Germanico“ von Porpora und „Armide“ von Lully. Nicola Porpora war Georg Friedrich Händels größter Konkurrent in London als Opernkom ponist und Impresario, außerdem der berühmteste Gesangslehrer des 18. Jahrhunderts. Seine Arien spiegeln zu hundert Prozent die technischen und gestalterischen Mittel des Barockoperngesangs wider. „Il Germanico“ erlebt in Innsbruck die erste Wiederaufführung nach fast drei Jahrhunderten. Als BAROCKOPER:JUNG wird erstmals in Innsbruck mit „Armide“ vom Franzosen Jean-Baptiste Lully die letzte große Operntragödie aufgeführt. Als Gegengewicht dazu gibt es zum Ausklang der Festwochen die schönsten Liebesarien aus Opern von Jean-Philippe Rameau. www.altemusik.at Grafenegg Festival 14. August bis 6. September Eingebettet in eine natürliche Senke inmitten des Schlossparks in Grafenegg bietet die Open-Air-Bühne 1.730 Sitz- und 150 Rasenplätze. Neben diesem 2007 erbauten „Wolkenturm“ machte es der Zuspruch von mitt lerweile rund 110.000 Besucherinnen und Besuchern notwendig, ein Jahr darauf einen Konzertsaal zu errichten, in dem auch während der kühleren/ kalten Jahreszeit Aufführungen möglich sind. Die künstlerische Leitung obliegt seit der Gründung 2007 dem weltberühmten Pianisten Rudolf Buchbinder, dem es Jahr für Jahr immer wieder gelingt, hochkarätige Dirigenten, Orchester, Sängerinnen und Sänger ins niederösterreichische Grafenegg zu bringen. Im Zentrum des von 14. August bis 6. September stattfindenden Festivals stehen Orchesterkonzerte, u. a. mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle, dem Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons, dem Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta und den Wiener Philharmonikern unter Semyon Bychkov, um nur ein paar Beispiele zu nennen. www.grafenegg.com/ voestalpine Klangwolke Linz Samstag 5. September Die Linzer Klangwolke basiert auf einer Initiative des ORF Oberösterreich. Seit 1979 findet sie alljährlich im Donaupark vor dem Brucknerhaus statt. Bereits zum vierten Mal in Folge tritt voestalpine als Hauptsponsor dieses einzigartigen Kulturereignisses der Landeshauptstadt Linz auf. Heuer kön- ROTWEISSROT Der Wolkenturm im Schlosspark von Grafenegg. Ein Blick auf die Donau während der voestalpine Klangwolke 2014. nen zigtausende Menschen Adalbert Stifters Erzählung „Hochwald“ als stadtergreifendes Naturtheater erleben. Die Handlung spielt im 30-jährigen Krieg, jenem Umbruch in Europa, der die Religion, die Geografie der Herrschaft, die Musik, die Kunst ebenso zerstörte wie neu entstehen ließ. Das im klingenden Spiel marschierende Heer (jenes der Bauern wie jenes der Fürsten) lebt heute noch in der Tradition der Blasmusik fort. „Hochwald“ bringt Marschmusik und die hoch entwickelte Polyphonie der Spätrenaissance in den Kontext zeitgenössischer Elektronik. Und zwar als Musikdramatik im Sinne von erzählender, emotionalisierender Filmmusik – die über Lautsprecher mit einer Gesamtleistung von 250.000 Watt über ganz Linz erklingen wird. www.klangwolke.at www.weltbund.at 33 Österreich regional – Aus den Bundesländern Oberösterreich Wien Die Welt ist zu Gast in Wien In der Stadt der Musik findet heuer von 17. bis 23. Mai der 60. Eurovision Song Contest statt. Das weltweit größte TV-Unterhaltungsevent geht im größten Veranstaltungszentrum Österreichs – der Wiener Stadthalle – über die Bühne und verbindet Millionen Fans rund um den Globus. Markus Poschner ab 2017 Linzer Opern- und Orchesterchef Der derzeitige Generalmusikdirektor der Freien Hansestadt Bremen und Chefdirigent der Bremer Philharmoniker, Markus Poschner, wird ab der Spielzeit 2017/2018 Opernchef des Landestheaters und Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz. Er wurde aus insgesamt 120 Bewerbern ausgewählt. Die Jury hat schneller als erwartet entschieden und einstimmig für ihn gestimmt. „Die Latte ist hoch gelegt – bitte springen!“, forderte ihn Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer abschließend auf. „Denn Dennis Russell Davies hat die Latte hoch gelegt.“ Poschner wurde am 1. Februar 1971 in München geboren. Nach seinem Studium und der Assistenz für Sir Roger Norrington und Sir Colin Davis war er von 2000 bis 2006 Chefdirigent des Georgischen Kammerorchesters Ingolstadt, danach Erster Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin. Seit 2007 bekleidet er seine aktuellen Funktionen in Bremen. Mit Beginn der Saison 2015/2016 wird Poschner auch die Position des Chefdirigenten des Orchestra d ella Svizzera Italiana in Lugano übernehmen. Vor zwei Jahren sprang er kurzfristig für die beiden Eröffnungs konzerte der OÖ Stiftskonzerte ein und hatte dort erstmals Kontakt mit dem Bruckner Orchester. „Es hat damals schon gefunkt: Ein hoch motiviertes, leicht entflammbares und hervorragend disponiertes Orchester.“ Auf Linz freut er sich schon: „Eine kunstbesessene und kunstentschiedene Stadt.“ ❍ 34 www.land-oberoesterreich.gv.at www.songcontest.wien.at V. l. n. r.: Florian Meindl (The Makemakes), Dominic Muhrer (The Make makes), Marjetka Vovk (Maraaya), Markus Christ (The Makemakes), Raay Vovk (Maraaya). www.weltbund.at ROTWEISSROT © LandOÖ/Dedl, Land Tirol/Sidon Landeshauptmann Pühringer mit dem neuen Opern- und Orchesterchef Markus Poschner. Werbung für die Gastgeberstadt Wien nutzt sein internationales Städtenetzwerk, um gute Stimmung für den Eurovision Song Contest zu machen. Unter dem Motto „Song Contest Stadt Wien: Lebensqualität #12 Points“ lud die Stadt Wien – gemeinsam mit dem Veranstalter ORF – zum traditionellen Wien-Abend im Internationalen Büro der Stadt Wien in Laibach. Weitere musikalische Zusammentreffen der österreichischen Gruppe The Makemakes mit den ESC-Startern aus Ungarn, Russland, Polen, Serbien, Rumänien und Tschechien sind geplant. Der Slogan des weltweit größten Unterhaltungsevents „Building Bridges“ spiegelte sich beim Wien-Abend in Laibach sowohl in den Gesprächen wider als auch beim Catering, das Speisen aus verschiedenen Teilnehmerländern bot. Für musikalische Höhepunkte sorgten das Duo Maraaya, die SiegerInnen des slowenischen ESC-Vorentscheids, sowie die österreichische Gruppe The Makemakes, die ebenfalls die Vorentscheidung gewonnen haben. ❍ Österreich regional – Aus den Bundesländern Kärnten Salzburg Salzburg im Zeichen der Literatur Bayerns Ministerin Ulrike Scharf und Kärntens Landesrat Rolf Holub wollen im Umweltbereich noch stärker zusammenarbeiten. © Büro LR Holub/Gert Eggenberger Nachhaltige Kooperationen mit Bayern und Slowenien In Pörtschach findet am 23. September 2016 die große europäische Umweltschutzkonferenz ENCORE mit 118 teilnehmenden Regionen statt. Kärnten wird den Vorsitz innehaben und diesen von Bayern übernommen. Wie Kärntens Umweltlandesrat Rolf Holub und die bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Ulrike Scharf, betonten, wollen beide Länder insgesamt ihre Zusammenarbeit bei Umweltschutz und Klimawandel weiter ausbauen. Dabei wollen sie vor allem die Jugend ansprechen und einbinden. Über ENCORE können sich europäi sche Regionen seit mehr als 20 Jahren zu Themen der Umwelt und Nachhaltigkeit vernetzen. Ein weiteres konkretes Beispiel für grenzüberschreitende, EU-geförderte Kooperation ist der Geopark Karawanken-Karavanke. Er liegt zwischen der Petzen und Koschuta, ist durch geologische Vielfalt gekennzeichnet und wird von mehr als 50.000 Menschen in 14 Gemeinden bewohnt. Landeshauptmann Peter Kaiser strich kürzlich als EU-Referent gemeinsam mit Bürgermeistern und Geopark-Verantwortlichen aus Kärnten und Slowenien die vielfältigen Chancen durch das Projekt hervor. „Der Park schwebt nicht frei, sondern ist Teil einer Gesamtstrategie. Hier können wir unsere Zusammenarbeit forcieren und das Bewusstsein für ein gemein sames Gebiet stärken“, betonte er. Tourismus, Wirtschaft, Beschäftigung, Infrastruktur, Kultur, Bildung, Soziales und Zivilschutz sollen davon beflügelt werden. ❍ ROTWEISSROT www.ktn.gv.at Die Förderung der Literatur hat in Salzburg einen hohen Stellenwert. So vergibt das Land jährlich den Rauriser Literaturpreis und in unregelmäßigen Abständen den Georg-Trakl- Preis. Der vom Land Salzburg seit 1972 für die beste Prosa-Erstveröffentlichung in deutscher Sprache vergebene Rauriser Literaturpreis zählt mittlerweile zu den renommiertesten Preisen für ProsaErstveröffentlichungen im deutschsprachigen Raum. Er ist mit 8.000 Euro dotiert und wird auf Vorschlag einer Jury gemeinsam mit einem mit 4.000 Euro dotierten Förderpreis während der Rauriser Literaturtage vergeben. Der Rauriser Literaturpreis steht am Beginn zahlreicher literarischer Karrieren. Preisträger sind unter anderen Thomas Bernhard, Peter Handke oder Uwe Johnson. Seit 1952 wird in Salzburg auch eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Lyrik im deutschsprachigen Raum vergeben: der mit 8.000 Euro dotierte Georg-Trakl-Preis sowie der mit 3.000 Euro dotierte Förderungspreis. Georg Trakl war ein österreichischer Dichter des Expressionismus mit starken Einflüssen des Symbolismus. Einige seiner literarischen Werke wurden auch vertont. Er wurde 1887 im SchaffnerHaus am Waagplatz in Salzburg geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugendzeit in Salzburg. Heute ist in Salzburg eine Fußgängerbrücke nach ihm benannt. Das Trakl-Haus am Waagplatz in Salzburg befindet sich im Besitz des Landes und beherbergt mehrere kulturelle Einrichtungen. ❍ www.rauriser-literaturtage.at Verleihung des Rauriser Literaturpreises 2015: Kulturreferent Landesrat Heinrich Schellhorn, Literaturtage-Intendantin Ines Schütz, Preisträgerin Karen Köhler, Intendant Manfred Mittermayer (v. l. n. r.) www.weltbund.at 35 Österreich regional – Aus den Bundesländern Niederösterreich Burgenland Bundespräsident Dr. Heinz Fischer auf Burgenland-Besuch „Preis für Europäische Regionale Integration“ verliehen Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll konnte vor Kurzem den bulga rischen Staatspräsidenten Mag. Rosen Plevneliev in St. Pölten begrüßen. Im Zentrum des Arbeitsgesprächs standen die Themen Donauraumstrategie, Verkehr und Bildung. Im Anschluss daran kam es zur Verleihung des „ERI Prix“, des „Preises für Europäische Regionale Integration“, an den bulgarischen Präsidenten. Das persönliche Zusammentreffen sei bereits das siebente, sprach LH Pröll von „sehr guten persönlichen Kontakten“. Nach der Wahl Plevnelievs zum Staatspräsidenten war er der erste ausländische Politiker, der den neu gewählten Präsidenten besuchte. Auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Niederösterreich und Bulgarien seien „sehr eng und sehr gut“, so Pröll: „Es gibt rund 50 Beteiligungen oder Direktinvestitionen von niederösterreichischen Firmen in Bulgarien, über 450 niederösterreichische Unternehmen haben mit Bulgarien Handelsbeziehungen.“ In Bezug auf die Donauraumstrategie stellte der Landeshauptmann fest: „In dieser Region wird sich ein guter Teil des europäi schen Weges entscheiden.“ Die Auszeichnung mit dem ERI Prix sei für ihn „ein besonderer Moment in meiner Arbeit als bulgarischer Präsident“ und „eine g roße Ehre“, bedankte sich Plevneliev. Er sei ein „begeisterter E uropäer“, gemeinsam habe man viel geleistet. Besonders hob der Staats präsident das Europa-Forum Wachau hervor. Dort werde „mit Ideen für Europa und Debatten für Europa“ dazu beigetragen, „dass wir unser Europa gestalten“. Der ERI Prix wird für Verdienste um die Bewahrung der Vielfalt und der Gleichrangigkeit der Regionen auf dem Weg zu einem geeinten Europa vom Land Niederösterreich und der Donau-Universität Krems verliehen. Erstmals wurde er im Jahr 2005 an Vaclav Klaus vergeben, weitere Preisträger sind Mikulas Dzurinda (2007), Edmund Stoiber (2009) und Jean-Claude Juncker (2012). ❍ 36 www.noe.gv.at International erfolgreiche Unternehmen im Blickfeld Die Firma Mareto Kunststoffverarbeitung GmbH, ein international höchst erfolgreiches Unternehmen, ist eine der herausragendsten Visitenkarten des Wirtschaftsstandortes Burgenland und zudem einer der größten Lehrlingsausbildner. Der weltweit renommierte Hersteller von Kunststoffprodukten für die kosmetische und pharmazeutische Industrie erzeugt Lippen-, Lippenpflegestifte sowie Kunststofftuben auf modernsten Produktions- und Druckanlagen. Aber auch die Firma Schärf ist beispielgebend für die positive wirtschaftliche Entwicklung und eines der internationalen Aushängeschilder des Burgenlandes. Das Unternehmen blickt auf eine jahrzehntelange Geschichte im Kaffee- und Gastronomiesektor zurück, entwickelt laufend seine Geschäftsfelder weiter und genießt dadurch in der Espressomaschinentechnologie Pionierstatus. ❍ www.burgenland.at Bundespräsident Dr. Fischer und LH Niessl mit Seniorchef Reinhold und Juniorchef Marco Schärf. www.weltbund.at ROTWEISSROT © NLK/Pfeiffer, Bgld. Landesmedienservice Verleihung des ERI Prix an den bulgarischen Staatspräsidenten Mag. Rosen Plevneliev durch Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und den Rektor der Donau-Universität Krems, Mag. Friedrich Faulhammer. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer wurde am 6. März 2015 im Rahmen seines Burgenland-Besuchs von Landeshauptmann Hans Niessl in der Polizeiinspektion in Parndorf in Empfang genommen, wo das Staatsoberhaupt Beförderungsdekrete an Sicherheitsbeamte überreichte. Daran anschließend trafen der Bundespräsident und der Landeshauptmann mit der Unter nehmensleitung sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Firma Mareto in Parndorf und der Schärf Coffee World in Neusiedl am See zusammen. Österreich regional – Aus den Bundesländern Vorarlberg Tirol Tirols Kunstschätze erhalten eine neue Heimat Landeshauptmann Markus Wallner, Professor Frederic Fredersdorf und Zukunftsbüro-Leiter Manfred Hellrigl präsentierten eine neue Studie zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital“. © VLK / Gerhard Wirth, Land Tirol Freiwilliges Engagement in Vor arlberg weiter auf hohem Niveau Freiwilliges und ehrenamtliches Engagement der Vorarlberge rinnen und Vorarlberger sind weiterhin auf einem hohen Niveau. Allerdings gibt es eine Verschiebung von der Tätigkeit in Vereinen in Richtung nicht organisiertes, privates Engagement. Insgesamt gaben 48,3 Prozent der Befragten an, regelmäßig freiwillig engagiert zu sein – etwa 32 Prozent in organisierter Form, also z. B. in einem Verein, 25 Prozent im privaten Rahmen. Gut neun Prozent der Befragten sind sowohl privat als auch organisiert tätig. „Bürgerschaftliches Engagement ist ein wesentlicher Faktor für die hohe Lebensqualität in unserem Land. Ob im Sozialbereich, im Hilfs- und Rettungswesen, in Sport und Kultur – vieles wäre ohne Ehrenamtliche bzw. Freiwillige nicht möglich“, sagte Landeshauptmann Wallner. Der Anteil institutionellen Engagements ist gegenüber der letzten Erhebung vor fünf Jahren von 44 auf 32 Prozent gesunken, jener des privaten Engagements dafür von 21 auf 25 Prozent gestiegen. Das heißt, die Engagierten binden sich nicht mehr so gern fix an einen Verein, bevorzugen stattdessen immer öfter informelles Engagement, und auch das Mehrfachengagement (also gleich zeitig in mehreren Feldern aktiv zu sein) geht zurück, erläuterte Studienautor Fredersdorf. Für Zukunftsbüro-Leiter Hellrigl ist klar, dass sich Vereine und Organisationen künftig intensiver bemühen müssen, um neue Mitglieder bzw. Nachwuchs für freiwilliges Engagement zu rekrutieren. ❍ ROTWEISSROT www.vorarlberg.at/zukunft Auf weit mehr als eine Milliarde Euro wird der Wert jener Kunst gegenstände geschätzt, die von den Tiroler Landesmuseen, einer Gesellschaft des Landes Tirol, verwaltet werden. Nur ein Bruchteil des mehrere Millionen Objekte umfassenden Sammlungsbe standes ist öffentlich zugänglich. Ein Großteil lagert derzeit an acht verschiedenen Orten in elf Einzeldepots. In Hall entsteht nun ein zentrales Depot samt Forschungs- und Arbeitsräumen. „Mit dem Sammlungs- und Forschungszentrum hat der Kunstschatz Tirols in Zukunft eine neue Heimat mit optimalen konser vatorischen und sicherheitstechnischen Bedingungen. Mit diesem Bau leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung unseres kulturellen Erbes“, freuen sich LH Günther Platter und Kul turlandesrätin Beate Palfrader. Nach dem Tirol Panorama am Bergisel und dem Festspielhaus in Erl, das mit Landesunter stützung errichtet wurde, ist das Sammlungs- und Forschungs zentrum ein weiterer Baustein zur Verbesserung der kulturellen Infrastruktur in Tirol. LRin Patrizia Zoller-Frischauf: „Rund 24 Millionen Euro wird das neue Sammlungs- und Forschungszentrum, das auf einem landeseigenen Grundstück in der Haller Kaiser-Max-Straße entstehen wird, kosten.“ Bezugsfertig wird der Neubau im Jahr 2018 sein. ❍ www.tiroler-landesmuseen.at Mit dem Neubau in Hall in Tirol werden die bisher auf elf verschiedene Depots verstreuten Sammlungen der Tiroler Landesmuseen an einem Ort zusammengeführt, wo eine sichere und sachgerechte Lagerung möglich ist. „Gleichzeitig entstehen moderne Arbeitsbedingungen für die Restaurierung und die anderen Werkstätten“, freut sich Kulturlandesrätin Beate Palfrader. www.weltbund.at 37 Österreich regional – Aus den Bundesländern Steiermark AÖWB Aktuell „Europa – ein Plädoyer für die Gemeinschaft“ 38 Plakatsujet zur Ausstellung im Jüdischen Museum Wien. „RINGSTRASSE. Ein jüdischer Boulevard“ Von 25. März bis 4. Oktober 2015 Die Schleifung der Wiener Stadtmauern rund um die Wiener Innenstadt ließ einen Prachtboulevard entstehen, der zur ersten Adresse des Adels und des Großbürgertums wurde. Wien sollte zu einer Metropole und der Ring ein sichtbares Symbol des Kaiserreichs werden – auch wenn dieses bereits dem Niedergang geweiht war. Unter den Bauherren der prächtigen Palais entlang der Ringstraße waren zahlreiche jüdische Unternehmer und Bankiers – Todesco, Schey, Königswarter, Goldschmidt, Ephrussi, Lieben oder Auspitz –, die zum wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerzeitjahre beitrugen. Die von ihnen errichteten prächtigen Palais tragen noch heute die Namen jener Familien, die aber nicht mehr an Österreich gebunden sind. Weder wurden sie nach dem Zweiten Weltkrieg eingeladen, zurückzukehren, noch erhielten sie jene Werte zurück, die sie unter Zwang hatten zurücklassen müssen. Auch das heutige Jüdische Museum ist mit der Ringstraße in mehrfacher Weise verbunden: Das erste Jüdische Museum befand sich in unmittelbarer Nähe des Rings und unter dessen Gründern, Stiftern und Spendern waren viele Ringstraßen-Familien. 1938 wurde das Museum geschlossen, die Sammlungen beschlagnahmt und für eine antisemitische Ausstellung im Naturhistorischen Museum missbraucht. In den 1970er-Jahren richtete der Geschäftsmann und Judaika-Sammler Max Berger ein kleines Privatmuseum ein, dessen Sammlung das Herzstück des Jüdischen Museums Wien bildete, das 1988 auf Initiative von Bürgermeister Helmut Zilk gegründet wurde. Es ist bis heute zentraler Bestandteil der Ausstellung im Palais Eskeles. ❍ www.auslandssteirer.at www.weltbund.at www.jmw.at ROTWEISSROT © D‘Ora-Brenda, Theatermuseum Wien Am Europatag (9. Mai) – dem Tag der historischen Schumann-Erklärung, die als Grundstein der heutigen Europäischen Union gilt – werden Frieden und Freiheit in Europa gefeiert. Tausende Menschen nehmen an einer Vielzahl von Veranstaltungen teil, die das Thema Europa für die Öffentlichkeit erfahr- und erlebbar machen sollen. Die wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Heraus forderungen unserer Zeit sowie eine zunehmend kritische Haltung zur Europäischen Union haben die Grundidee des „Projekts Europa“ etwas in Vergessenheit geraten lassen. Schließlich wurde das gemeinsame Europa einst als ein den Kontinent umfassendes Friedensprojekt ins Leben gerufen, die wirtschaftliche Verschränkung und verstärkte Zusammenarbeit sollten zur Basis des friedlichen Miteinanders der europäischen Nationen werden. In diesem Sinn wird der Europatag 2015 – im Auftrag des Landes Steiermark in Kooperation mit dem ORF-Landesstudio Steiermark – unter dem Titel „EUROPA – EIN PLÄDOYER FÜR DIE GEMEINSCHAFT“ von der Kulturvermittlung Steiermark durchgeführt. Als Eröffnungsredner konnte mit Professor Paul Lendvai ein authentischer Europäer und gleichwohl anerkannter Europakenner gewonnen werden. Erstmals nehmen an dieser Veranstaltung auch Auslandssteirerinnen und Auslandssteirer teil, deren Einbindung dem Land Steiermark gerade im Jubiläumsjahr, in dem sich der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union zum 20. Mal jährt, ein besonderes Anliegen ist. Damit soll nicht nur das Engagement unserer Landsleute im Ausland, sondern ganz grundsätzlich die internationale Vernetzung von High Potentials in einer globalisierten Welt sichtbar werden. So werden in zwei Gesprächsrunden unsere Auslandssteirerinnen und Auslandssteirer – die sich erfreulicherweise auch gern für Vorträge an Fachhochschulen und Universitäten zur Verfügung stellen – gebeten, über den Europabezug ihres neuen Heimatlandes zu berichten. Wir dürfen uns also interessante Eindrücke aus dem gelebten Alltag unserer im Ausland sesshaft gewordenen Steirerinnen und Steirer erwarten. Für das Büro für Auslandssteirer ist es eine besondere Freude, dass unseren Landsleuten im Rahmen des Europatages eine ansprechende Plattform geboten wird, die sie, wie bereits bei vielen Veranstaltungen zuvor, aktiv wahrnehmen wollen. Schließlich kann der Blick von außen, auch außerhalb Europas, ebenso neue wie interessante Perspektiven eröffnen.❍ Erscheinungstermine 2015 Ausgabe 1: 16. Februar Wind und Wetter ROTWEISSROT Auslandsösterreicher AÖWB INTERN DIE PRÄSIDENTENKONFERENZ SCHMANKERLECKE LAMMKOTELETTS Wort & Klang Literatur, Musik und Kunst auf ganz großen und sehr kleinen Bühnen RWR_022015_cc_gfL_zF.indd 1 29.04.2015 20:07:17 ROTWEISSROT Ausgabe 2: 15. Mai Wort und Klang Auslandsösterreicher Journal 1/2015 € 3,– KUNST & KULTUR DIE TERMINE DES JAHRES AÖWB INTERN AUSSENMINISTER KURZ IM INTERVIEW SCHMANKERLECKE KÖSTLICHE RÜBEN Ausgabe 3: 17. August Straße und Bahn Ausgabe 4: 16. November Stille und Einkehr Journal 2/2015 € 3,– KÄRNTEN DIE GASTGEBER DER WELTBUND-TAGUNG Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P (Vorteilstarif), Retouren an: AÖWB, Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. Platzieren Sie Ihr Inserat im Mitgliedermagazin des AUSLANDSÖSTERREICHERWELTBUNDES! Wind & Wetter Klimatische Besonderheiten in Österreich RWR_012015_cc_gfLL.indd 1 31.01.2015 17:33:00 ROTWEISSROT Auslandsösterreicher Journal 4/2014 € 3,– AÖWB AKTUELL AUSLANDSÖSTERREICHER DES JAHRES Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P AÖWB INTERN DIE WELTBUNDTAGUNG IN BADEN SCHMANKERLECKE LEBKUCHEN-CREME Traditionen & Trends Wie Brauchtum noch heute gelebt wird und was sich in Zukunft verändert ROTWEISSROT Auslandsösterreicher Journal 3/2014 € 3,– KOOPERATION: ÖSTERREICH UND DIE UNESCO Anzeigenkontakt Markus Wagner E m.wagner@cpg.at M +43 664 14 15 878 Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P KONFLIKTMANAGEMENT: LÖSUNGSSTRATEGIEN KULINARIK: LAFERS MARILLEN-TARTE Stadt & Land Wie sich Städte und Dörfer für die Zukunft rüsten Österreich News Zusammengestellt von Michael Mössmer „Panta rhei – alles fließt“, wusste schon der alte griechische Philosoph Heraklit. Ganz besonders gilt das für Wasser, auch in unserem Körper. Fraglich war bisher allerdings, wie dieser Wassertransport in und aus einer Körperzelle eigentlich bewerkstelligt wird. Eine neue Studie des Instituts für Biophysik der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz hat die Arbeitsweise der wasserleitenden Proteine entschlüsselt. Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachmagazin „Science Advances“ der Fachwelt vorgestellt. „Es war bereits bekannt, dass diese wasserleitenden Proteine, sogenannte Aquaporine, eine Schlüsselrolle spielen“, erklärt Prof. Peter Pohl vom Institut für Biophysik, Abteilung Molekulare Biophysik und Membranphysik. Wie genau das vor sich ging, war aber unbekannt. Die Aquaporine, die quasi als Wasserkanäle auf zellulärer Ebene dienen, sind unvorstellbar eng, der Durchmesser oft nicht viel größer als ein einzelnes Wassermolekül. „Es war rätselhaft, wie sich die Wassermoleküle quasi aufreihen und durchbewegen, ohne steckenzubleiben.“ Diese winzigen Dimensionen stellten die ForscherInnen vor erhebliche Probleme. Methodische Herausforderung Die Linzer ForscherInnen haben entdeckt, dass der Wasserfluss von der Art der Aminosäuren abhängt, die die Innenwände der Wasserkanäle auskleiden. Einige dieser Aminosäuren binden Wassermoleküle. Sind besonders viele dieser Aminosäuren vorhanden, bindet sich auch mehr Wasser, wodurch der Durchfluss sinkt. „Wir verstehen jetzt besser, wie derart kleine Kanäle funktionieren. Das könnte helfen, pathologische Zustände zuzuordnen. Außerdem dürfte die Erkenntnis wichtig sein für die synthetische Biologie – z. B. beim Design künstlicher Wasserkanäle für Wasserfilter“, freut sich Prof. Pohl. www.jku.at 40 3-D-Drucker mit bisher unerreichter Genauigkeit … Hochleistungskeramik kann durch einen neuen 3-D-Drucker von TU Wien und Lithoz nun mit bisher unerreichter Genauigkeit hergestellt werden. E inzelstücke und Kleinserien zu produzieren ist oft sehr teuer – besonders wenn es sich um geometrisch komplizierte Formen handelt. Genau für solche Anwendungen ist der 3-D-Druck die Methode der Wahl. Mittlerweile sind 3-D-Drucker beinahe schon etwas Alltägliches geworden, doch meist lassen sich mit ihnen bloß Teile aus Kunststoff oder Metall herstellen. Die TU Wien allerdings hat mit dem aus ihr hervorgegangenen Spin-off-Unternehmen Lithoz ein Verfahren für den 3-DDruck von Hochleistungskeramik ent wickelt, das den hohen Präzisionsan sprüchen der Keramikindustrie gerecht wird: „CeraFab 7500“. Mit Licht ausgehärtet „Rapid Prototyping“ oder „Additive Manufacturing Technologies“ nennt man die Verfahren, mit denen dreidimensionale Objekte auf Knopfdruck produziert werden können. Anstatt das gewünschte Objekt aus einem festen Material herauszuarbeiten, wird eine Flüssigkeit an den gewünschten Stellen mit Licht ausgehärtet. Schicht für Schicht können so auch komplizierte Formen hergestellt werden, die man durch Fräs- oder Schleiftechniken gar nicht fertigen könnte. Bei anderen 3-D-Druckern besteht oft das Problem, dass das Material porös bleibt – dadurch verschlechtern sich die Material- eigenschaften. „Mit CeraFab 7500 lassen sich eine hohe Dichte, extreme Festigkeit und äußerste Genauigkeit erreichen“, sagt Dr. Johannes Patzer, der CTO der Lithoz GmbH. „Auch die Oberflächenqualität ist hervorragend, eine Nachbearbeitung ist nicht zwingend nötig.“ Für den Anwender ist der Herstellungsprozess ähnlich einfach wie das Drucken von Text auf Papier. Direkt aus den CAD-Daten am Computer kann das gewünschte Objekt erstellt werden. Winzige Details zuverlässig ausdrucken Die einzelnen Materialschichten, die der Drucker zu einem 3-D-Objekt zusam menfügt, sind mit 25 bis 100 Mikrometern extrem fein. So lassen sich auch winzige Details zuverlässig ausdrucken. „3-DDruck bringt für die Keramikindustrie große Vorteile“, sagt Dr. Johannes Homa, CEO von Lithoz. „Man benötigt weder Gussformen noch teure Spezialwerk zeuge. Will man die Geometrie des Objekts ändern, macht man das ganz einfach per Mausklick am Computer und druckt es dann ein weiteres Mal aus.“ Durch die materialsparende Fertigung im 3-D-Drucker lassen sich außerdem Ressourcen sparen. Auch auf Energieeffizienz wurde bei der Entwicklung des Druckers speziell geachtet. ❍ www.lithoz.com © TU Wien, Lithoz JKU: Wassertransport in Zellen entschlüsselt Auch komplexeste Geometrien in Spritzguss qualität sind mit dem neuen 3-D-Drucker möglich. www.weltbund.at ROTWEISSROT Österreich News Südströmung brachte eiszeitlichen Niederschlag Die Niederschläge, die zur Vereisung der Alpen im letzten glazialen Maximum geführt haben, strömten von Süden über die Alpen. Alte Disziplin mit neuen Mitteln Im norditalienischen Tal Valcamonica haben Menschen prähistorischer Kulturen Bilder, sogenannte Pitoti, in den Fels gemeißelt. Die meist jahrtausendealten Darstellungen von Menschen, Gegenständen und abstrakten Mustern sind jedoch nur schwer zugänglich – und verletzlich. Das EU-Projekt 3D-Pitoti erfasst den Stand der mehr als 50.000 Gravuren und macht diese mit moderner Medientechnik für ein breites Publikum zugänglich. Das Forschungsteam bespricht den Einfluss der niedrigen Temperaturen auf die Bildung von Höhlensinter während des Hochglazials (Sieben Hengste, Schweiz). © R. Shone, Alberto Marretta / Parco Archeologico Comunale di Seradina Bedolina M arc Luetscher, Paläoklimatologe an der Universität Innsbruck und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, konnte diese Südverschiebung erstmals durch die Analyse von Tropf steinen aus den Schweizer Westalpen belegen und präsentierte seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Nature Communications“. Traditionell arbeiten Paläoklimatologen mit verschiedenen Archiven wie beispielsweise Baumringen, Seesedimenten oder Eiskernen, um das Klima vergangener Zeiten zu rekonstruieren. „Für den Zeitraum der letzten Eiszeit, die vor rund 25.000 Jahren stattgefunden hat, wurden die meisten Archive allerdings durch die Erosion der Gletscher zerstört“, erläutert Marc Luetscher. Aus diesem Grund greifen Geologen aus der Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Christoph Spötl am Institut für Geologie der Uni Innsbruck, der auch Marc Luetscher angehört, auf Tropfsteine ROTWEISSROT in Höhlen zurück, um das Klima zu rekonstruieren. „Tropfsteine, die sich in Höhlen über lange Zeit bilden und dort vor Erosion gut geschützt sind, enthalten klimatische Signale, die man mithilfe geochemischer Untersuchungen entschlüsseln kann“, erläutert Marc Luetscher, der Tropfsteine aus einer Höhle im westschweizerischen Sieben-Hengste-Massiv gewählt hat. Aus dem Verhältnis zwischen dem leichteren und dem schweren Isotop des Sauerstoffs lassen sich zum Beispiel Rückschlüsse auf die klimatischen Bedingungen, etwa Temperaturschwankungen, ziehen. Für die Altersbestimmung werden in Zusammenarbeit mit einem Labor in Minnesota die Verhältnisse der Uran- und Thorium isotope analysiert. „Diese Messungen ermöglichen es uns, beispielsweise eine 25.000 Jahre alte Probe auf etwa 100 Jahre genau zu datieren“, erklärt Luetscher die Methode. ❍ Dritte Dimension der Felsgravuren Im Rahmen des Projekts wird erstmals die Dreidimensionalität der Petroglyphen untersucht und aufgezeichnet. In diesem Projekt arbeitet die FH St. Pölten unter der Leitung der Universität Nottingham und mit Beteiligung der Universität Cambridge an der Entwicklung intelligenter Datenverarbeitungstechnologien, um inhärente Strukturen in den 3-D-Daten der aufgezeichneten Petroglyphen zu erkennen und nutzbar zu machen. Aus der detaillierten Information zu den Spuren im Fels wollen die ForscherInnen nach Auswertung der Ergebnisse Rückschlüsse auf die Produktion der Bilder schließen – über die Struktur der Schläge könnten sich bestimmte Stile klassifizieren und eventuell sogar einzelne Künst lerInnen identifizieren lassen. Im Zuge des Projekts wurde eine Datenbank einwickelt, auf deren Basis noch nicht erfasste Pitoti automatisch eingeordnet werden können. Die ForscherInnen der FH St. Pölten arbeiten auch an einer Methode zum automatischen Klassifizieren der Pitoti. Die Bilder werden dazu in ein Schema aus Strichen und Knotenpunkten umgewandelt. Computer erkennen dann anhand des Schemas neue Bilder und können sie einordnen. www.fhstp.ac.at www.uibk.ac.at www.weltbund.at 41 Österreich News Zusammengestellt von Michael Mössmer Für Allergiker können unterschiedliche Pollenbelastungen äußerst unangenehm sein, und speziell zu Beginn des Frühjahrs kämpfen viele mit Allergieschüben. Um Allergiegeplagten einen erholsamen Aufenthalt in der Natur zu ermöglichen, konzipieren drei Bachelorstudierende an der FH Kärnten am Studiengang Geoinformation und Umwelttechnologien ein sogenanntes Pollenwarnsystem in Echtzeit. Unerwünschte Niesattacken und verschwollene Augen im Zuge einer hohen Pollenbelastung müssen nicht mehr sein. Tamara Preduschnig machte sich ihr Studium zunutze, um als Allergikerin den unterschiedlichsten Pollenbelastungen im Freien selbst zu entkommen. Die Chance dazu bot sich im Rahmen der Lehrver anstaltung „Fernerkundung“, die sich mit dem Umgang von Satellitendaten beschäftigte. Diese Daten geben unter anderem Aufschluss über die Beschaffenheit der Vegetation und verknüpfen diese etwa auch mit Daten über Windrichtungen. Damit können in Zukunft genaue Vorhersagen über eine ortsbezogene Pollenbelastung und ihre weitere Ausbreitung getroffen werden. Als Projektteamleiterin hat Preduschnig gemeinsam mit ihren Studienkolleginnen Stephanie Mak und Viktoria Ringhofer auf Basis von Satellitendaten und unter Verwendung von hochauflösenden Luftbildern der KAGIS, die eine Visualisierung von Pollenaktivitäten inklusive einer genauen Positionsbestimmung ermöglichen, ein Simulationsmodellkonzept entwickelt. www.fh-karnten.at Das Projektteam (v. l.): Viktoria Ringhofer, Tamara Preduschnig und Stephanie Mak 42 Vollständiges Skelett eines Kamels ausgegraben Im Zuge einer Rettungsgrabung im niederösterreichischen Tulln an der Donau fanden ArchäologInnen ein komplettes Kamelskelett. Das Kamelskelett wurde im niederöster reichischen Tulln an der Donau ausgegraben. 2 006 starteten die Bauarbeiten für ein Einkaufszentrum im niederösterreichischen Tulln. Dabei wurden archäologisch wertvolle Objekte entdeckt und im Rahmen einer Rettungsgrabung geborgen. Unter den Objekten befand sich auch das komplette Skelett eines großen Säugetiers – es stammt aus der Zeit der zweiten Türkenkriege im 17. Jahrhundert, das Tier dürfte in der Stadt Tulln verstorben sein. Genetische Analysen ergaben, dass es sich um einen männlichen Hybriden handelte, dessen Mutter ein Dromedar und dessen Vater ein Trampeltier war. Der Fund gilt als einmalig in Mitteleuropa. Vorerst für Pferd oder Rind gehalten „Das erst teilweise freigelegte Skelett wurde ursprünglich für ein Pferd oder ein großes Rind gehalten“, erinnert sich der Archäozoologe Alfred Galik vom Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie der Vetmeduni Vienna. „Ein Blick auf die Halswirbelsäule, den Unterkiefer und die Mittelhand- und Mittelfußknochen brachte sofort Klarheit. Es handelte sich um ein Kamel.“ Kamelknochen sind in Europa bereits ab der Römerzeit nachweisbar. So sind beispielsweise aus Mauerbach bei Wien, aus Serbien und Belgien solche Teilfunde be- www.weltbund.at kannt. Ein komplettes Kamelskelett ist für Mitteleuropa bislang einzigartig. Exotisches Tier verstarb in Tulln Neben Pferden waren Kamele wichtige Reit- und Transporttiere im Osmanischen Heer. Im Bedarfsfall diente das Fleisch der Wüstenschiffe auch als Nahrung für die Armee. Das in Tulln gefundene Skelett war jedoch vollständig. „Das Tier wurde also nicht geschlachtet und in seine Einzelteile zerlegt. Es stammte möglicherweise aus einem Tauschhandel“, so der Erstautor Galik. Fund stammt aus dem 17. Jahrhundert Bei den Ausgrabungen wurden neben Tierknochen und Keramikgeschirr noch weitere Stücke gefunden. Ein sogenannter „Rechenpfenning“ aus der Zeit König Ludwig XIV. grenzt den Fund auf die Jahre 1643 bis 1715 ein. Ein mit Theriakum, einem mittelalterlichen Allheilmittel, gefülltes Fläschchen aus der „Apotheke zur Goldenen Krone“ in Wien wurde ebenso am Ausgrabungsort gefunden. Die Apotheke gab es in Wien in den Jahren 1628 bis 1665. Somit konnte der Fund zeitlich gut eingeordnet werden. ❍ www.fhstp.ac.at ROTWEISSROT © FH Kärnten, Alfred Galik / Vetmeduni Vienna Projekt Smartphone-App für Allergiker Österreich News Alban Vigelius ist tot Am 5. April 2015, am Ostersonntag, starb ein unbeugsamer Österreicher. Günter Düriegl E © AÖB-Archiv in vornehmer Herr ist verstorben. Dipl.-Ing. Alban Vigelius zählte zu jenen Persönlichkeiten, die mit den Wünschen und Vorstellungen, aber auch den Sorgen und Nöten von Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern vertraut sind. Am 10. Oktober 1924 in Villach geboren, hatte er das vergangene Jahrhundert zu drei Vierteln und das gegenwärtige zu zweieinhalb Jahrzehnten erlebt, erlitten, aber auch erduldet. Die bis dahin noch nie da gewesenen Verwerfungen der Welt waren ihm vertraut. Wie wenige andere wusste er daher um die Sehnsüchte, die Hoffnungen und die Wünsche, die jene umgetrieben haben, die Österreich verlassen haben und immer noch verlassen, in ihrem inneren Wesen aber unbeugsame Österreicherinnen und Österreicher geblieben sind und bleiben. Bildungsweg mit Unterbrechung Die schulische und fachliche Ausbildung von Alban Vigelius war für seine Generation typisch: Nach bestandener Matura am Lichtenfelsgymnasium in Graz 1942 wurde er zum Kriegsdienst auf U-Booten (Ingenieuroffizier Leutnant) der deutschen Kriegsmarine eingezogen. Dort hatte ihn die Faszination für Schiffe gepackt und nie wieder losgelassen. Heimgekehrt nach Österreich, nahm er an der Technischen Hochschule Graz das Studium der Starkstromtechnik auf, arbeitete dort von 1951 bis 1953 als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für M echanische Technologie und Werkzeugmaschinen und graduierte 1955 zum Diplomingenieur. Bereits im folgenden Jahr ging Alban Vigelius aus beruflichen Gründen (Schiffsbautechnik) nach Hamburg und blieb hier bis 1987. Seine Arbeit führte ihn in höchste berufliche Positionen, die Geschäftsreisen in die ganze Welt unabdingbar machten: Frankreich, die Niederlande, Dänemark, Norwegen, Schweden, Italien, Spanien, Großbritannien, die UdSSR, Kanada, die USA, Me- ROTWEISSROT xiko, Guatemala, Brasilien, Japan, China, der Irak, der Libanon, Ghana, die Elfenbeinküste, Togo, Benin, Nigeria und der Sudan waren die Destinationen. Österreich als Herzensangelegenheit Aber bei all diesem sich in der Welt umgetan zu haben blieb er durch und durch Österreicher. Daher wurde er 1964 Mitglied im „Verein der Österreicher in Hamburg“, dem ältesten noch bestehenden Auslandsösterreicher-Verein, dessen Präsidentschaft er schließlich von 1969 bis 1987 innehatte. Alban Vigelius war von 1979 bis 1997 Vorstandsmitglied des „Weltbundes der Österreicher Ausland“ und ab 1998 Vorstandsmitglied in der „Burgenländischen Gemeinschaft“. 1997 übernahm er die Funktion des Stellvertretenden Generalsekretärs des AÖWB. Bereits 1993 war er Leiter des in Graz angesiedelten Dokumentationszentrums des AÖWB geworden. Ein Dokumenta tionszentrum führen heißt Zeugnisse sammeln und Zeugnis ablegen für jenes Vorhaben oder für jene Institution, in deren Dienst das Zentrum steht. Mit diesem www.weltbund.at Auftrag für den AÖWB zu arbeiten war für Alban Vigelius erfüllende Tätigkeit, Berufung mehr als Beruf. So war es auch nur folgerichtig, dass er ab 2006 mit der jährlichen Präsentation der Ausstellung „Das 10. Bundesland – Die Auslands österreicher in aller Welt“ betraut wurde und er diese Aufgabe mit der ihm eigenen stillen, aber leidenschaftlichen Bravour löste. Tiefe Verbundenheit Am 31. Dezember 2012 hat Dipl.-Ing. A lban Vigelius seine Tätigkeiten für den AUSL ANDSÖSTERREICHER-WELTBUND beendet. Es ist ihm nicht leicht gefallen, seine Funktionen als Stellvertretender Generalsekretär und als Leiter des Dokumentationszentrums des AÖWB zurückzulegen, seine tiefe Verbundenheit mit dem Weltbund aber erlosch ihm nicht. Alban Vigelius blieb den Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern bis zuletzt mit ganzem Herzen verbunden. Am 5. April 2015 ist ein bewundernswert unbeugsamer Österreicher, ein vornehmer Herr, verstorben. ❍ 43 Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland Zusammengestellt von Irmgard Helperstorfer Österreichisch-Kosovarische Gesellschaft (OeKG) Erfolgsgeschichte Bärenpark Pristina – 4 Pfoten Am 26. September 2014, genau ein Jahr nach der ursprünglichen Eröffnung, wurde der 4 Pfoten Bärenpark Pristina in die nächste Phase übergeleitet. Das Areal wurde auf 5 Hektar ausgedehnt, sodass sich die 13 Bären dort in einer perfekten, fast natürlichen Bärenumgebung befinden. Die 13 Bären sowie zwei Jung bären können sich frei bewegen, hinter Büschen verstecken und, wenn sie wollen, sogar ihren Winterschlaf halten. Im Sommer, wenn es heiß ist, haben sie mehrere Pools zur Abkühlung zur Verfügung, und man freut sich mit ihnen, wenn man sie so baden sieht, wie Winnie the Pooh. „Das alles ist nur möglich geworden, weil mehrere Schlüsselpersonen (Umweltministerium, Gemeinde Pristina, 4 Pfoten Österreich und International), unter ihnen auch maßgeblich meine Gattin Roswitha, Präsidentin der Österreichisch Kosovarischen Gesellschaft, eng zusammengear- Eröffnung des Bärenparks in Pristina. beitet haben, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die Restaurant-Bären wurden gerettet und können heute ein bärenwürdiges Dasein leben“, sagte Dr. Johann Brieger, der österreichische Botschafter im Kosovo. Es ist schön, dass der Kosovo auch einmal eine Erfolgsgeschichte zu be- richten hat – nicht umsonst wurde genau diese Geschichte vor einem Jahr in über 140 Medien weltweit gebracht. Somit ist dieser B ärenpark nicht nur für Mitglieder der Österreichisch-Kosovarischen Gesellschaft, sondern auch für viele andere zu einem beliebten Ausflugsort geworden. ❍ Austrian Society of Montreal 44 Die Eröffnung des Wiener Balls von Montreal. Tanzwalzern, im festlichen Menü des Abends, dessen Gänge alle einen Namen aus Österreichs Kulturerbe trugen, und kulminierte im Tanz der 16 blutjungen Debütantinnen mit ihren Kavalieren als Höhepunkt und Glanzlicht des Balls. Danach wurde das Parkett mit dem Ruf „Alles Walzer“ freigegeben fürs Tanzvergnügen aller. Beim Tanzen und Schlemmen behielt man immer im Hinterkopf, dass www.weltbund.at der eigentliche Anlass des Balls eine Spendenaktion zugunsten wohltätiger Zwecke ist und dass der gesamte Erlös internationalen, nationalen und lokalen Hilfsorga nisationen für Kinder und Jugendliche zugute kommt, hauptsächlich den „SOS Kinderdörfern“. Der nächste Wiener Ball findet am 21. November 2015 statt – wie immer organisiert von ehrenamtlichen Helfern. ❍ ROTWEISSROT © OeKG, Privat WIENER BALL VON MONTREAL 2014 – „200 Jahre Wiener Walzer“ Hat man im Montrealer November Lust, ein elegantes Fest zu feiern, geht man seit über 50 Jahren zum Wiener Ball ins Mariott Chateau Champlain. Zentrales Thema beim Ball 2014 war: 200 Jahre Wiener Walzer, Inbegriff von Eleganz und Anmut auf dem Tanzparkett. Walzermusik und österreichischer Charme begeisterten die Gäste, u. a. die Rektorin und Vizekanzlerin der McGill University, Dr. S. Fortier, als Ehrengast, der österreichisch Botschafter in Kanada, A. Riedel, der österreichische Generalkonsul M. Bissell sowie der Präsident der Österreichischen Gesellschaft zu Montreal, P. Hill. Das Thema setzte sich fort in der Unter haltungseinlage mit Melodien aus der „Fledermaus“, in den neben anderen Gesellschaftstänzen vom Orchester gespielten Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland Österreichische Vereinigung in Belgien WIENER BALL in Brüssel, 7. Feb. 2015 Der Wiener Ball war nicht nur gesellschaftlicher Höhepunkt der Österreichischen Vereinigung in Belgien, sondern auch ein Ball, wie man ihn in dieser klassischen Tradition außerhalb Wiens nur selten auf der Welt erleben und genießen kann. Die Begrüßung der mehr als 850 Gäste erfolgte durch Christian Macek, Präsident der Österreichischen Vereinigung in Belgien, und Dipl.-Ing. Rudolf Schicker, Abgeordneter zum Wiener Landtag, als Vertreter der Stadt Wien. Unter den Ehrengästen befanden sich unter anderem Johannes Hahn, Mitglied der Europäischen Kommission, sehr viele Botschafter, Politiker und hochrangige Vertreter der Wirtschaft sowie die gesamte diplomatische und militärische Führung Österreichs mit Sitz in Brüssel: Botschafter Walter Grahammer, Ständiger Vertreter Österreichs bei der EU, Gesandte Bernadette Klösch, Geschäftsträgerin der österreichischen Botschaft im Königreich Belgien, Botschafter Alexander Marschik, Ständiger Vertreter Österreichs im Politischen und Sicherheitspolitischen Komitee, sowie Generalleutnant Günter Höfler, österreichischer Militärrepräsentant bei EU und NATO. Die Stunden zerrannen wie das Wachs der weißen und roten Kerzen in den V. l.: Mag. Christian Macek, Präs. der ÖV in Belgien, Dr. Susanne Brandsteidl, Wr. Stadtschulratspräs., DI Rudolf Schicker, LT-Abg. und offizieller Vertreter der Stadt Wien. silbernen Tischleuchtern. Mit dem klassischen „Brüderlein fein“, gespielt auf der Sologeige, endete der Ball. Zum Glück gab es die Gewissheit, dass auch 2016 ein Wiener Ball in Brüssel stattfinden wird. ❍ American-Austrian Cultural Society, Washington, DC Wiener Kaffeehausjause mit Musik Die American-Austrian Cultural Society (AACS) veranstaltete am 16. Februar 2015 nachmittags eine ausverkaufte Kaffeehausjause mit Musik in der österreichischen Botschaft in Washington, DC. Wie schon im Vorjahr wurde dieses beliebte jährliche „Kaffeehaus“ hervorragend vorbereitet von Ulli Wiesner (Managing Director und vorherige Präsidentin der AACS). Botschafter Dr. Manz gab wieder humorvolle Einsichten in die Wiener Kaffeehaus tradition, und Dr. Stan Engelbretson spielte abermals am Klavier und begleitete dies- mal Colleen Daly, eine talentierte, uns bis dahin noch unbekannte junge Sopranistin. Wilhelm Jonach bereitete u. a. schmackhafte belegte Brötchen, Torten und seinen beliebten Apfelstrudel „mit Schlag“ vor, passend zum Wein und, natürlich, zum Wiener Kaffee. Dem offiziellen (Musik-)Programm folgte ein geselliges Beisammensein. Zum Abschluss sangen die Anwesenden „Wien, Wien, nur du allein“, angeleitet von Colleen Daly und AACS-Präsident (und ehemaliger Wiener Sängerknabe) Herbert Traxler – siehe Foto. ❍ Der AACS-Präsident Herbert Traxler (r.) beim Singen des Abschlussliedes gemeinsam mit Colleen Daly. © Privat (2), K. Röck Österreichisch-Deutsche Gesellschaft e. V. Berlin-Brandenburg WIENER BALL in Berlin Am 14. Februar – Valentinstag – war es so weit. Die Damen brillierten in wunderschönen Ballkleidern neben den Herren im Frack oder Smoking. Fröhlich gestimmt betraten sie im Lichterglanz den mit Frühlingsblumen geschmückten Saal. Der Präsident der ÖDG, Werner Götz, begrüßte aufs Herzlichste die Gäste. Er dankte allen, die zum Zustandekommen dieses Balls beigetragen haben. Wir feiern den „Wiener Ball der Stadt Wien“ seit 1949 mit Unterbrechungen, und zum zwanzigsten Mal ist das Berliner Salon Orchester unter der bewährten Leitung von Christoph Sanft dabei. Kurz danach trat Landtagspräsident Franz Majcen vom stei- ROTWEISSROT rischen Landtag ans Podium und dankte für die Einladung. Beide Redner wünschten den Gästen eine traumhaft schöne Ballnacht. Mit der Fächerpolonaise eröffneten die Damen und Herren der Tanzschule Askania den Ball. Als es nun hieß, „Alles Walzer“, wurde die Tanzfläche gestürmt, und es schwebten alle in Walzerseligkeit. Dr. Ekkehard Mannigel eröffnete, nachdem die Paare ausgiebig das Tanzbein geschwungen hatten, das köstliche kalt-warme Buffet. Der Höhepunkt dieses exzellenten Balls war der Auftritt der Mezzosopranistin Christina Sidak aus Wien, die die zauberhaften Operettenstücke mit großer Stimme und Charme zu Gehör brachte und am Flü- www.weltbund.at Mezzosopranistin Christina Sidak (l.) und Hafez Babashahi (Klavier). gel von Hafez Babashahi begleitet wurde. „Früh um fünf – kleine Maus“, um es mit einem Berliner Gassenhauer zu sagen, gingen die letzten Gäste beschwingt und glücklich nach Hause. Mit dem Gedanken: Im nächsten Jahr – Samstag, 13. Februar 2016 – sind wir wieder dabei! ❍ 45 Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland Zusammengestellt von Irmgard Helperstorfer Österreicherverein Basel Ball des Österreichervereins Basel am 31. Januar 2015 Ein Ball ist in der Schweiz immer etwas Besonderes! Das wurde dieses Jahr auch den über hundert festlich gekleideten Ballgästen bewusst, die sich im prächtigen Festsaal der Safranzunft in Basel eingefunden hatten. Der Honorargeneralkonsul der Republik Österreich, Herr Dr. Ralph Th. Honegger, sowie der Vorstand des Österreicher Vereins Basel hatten zu dem festlichen Ereignis geladen. Die Stadt Wien hat als Damenspende ein hübsches Armband zur Verfügung gestellt, das von den Damen auch sofort getragen wurde! Die Saaleröffnung war erst um 17.30 Uhr vorgesehen, doch kamen zahlreiche Gäste bereits vor der Zeit und genossen die elegante Atmosphäre. Ab 18 Uhr erfreute das Salonorchester „Da Capo“ die Anwesenden mit Wiener Walzer, Marsch, langsamem Walzer etc., und zu den flotten Melodien wurde bereits eifrig getanzt. Die Safran-Brigade präsentierte ein erlesenes Buffet mit schmackhaften Vorspeisen, denen mit Appetit zugesprochen wurde! Viel Tanzzeit konnte genutzt werden, bevor der Hauptgang an den Tischen serviert wurde. Danach spielte das Tanzorchester „Moody Tunes“ auf, das mit Cha-Cha-Cha, Rumba, Samba, Tango etc. die Stimmung der Tänzer anheizte. Erfreulicherweise waren auch junge Leute zum Ball gekommen, die Links der Basler Honorargeneralkonsul Dr. Ralph T. Honegger mit Gattin, rechts Ballgäste. sich ebenso amüsierten und vergnügt das Tanzbein schwangen. Durch die festliche und entspannte Atmosphäre war der heuri ge Ball wieder eine besonders schöne Gelegenheit, einander kennen zu lernen und neue Bekanntschaften zu schließen. ❍ Österr. Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe e.V. Österreicher im Staatsarchiv in Detmold Das erste Treffen der Österreichischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe 2015 fand im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen in Detmold statt, das das 400-jährige Bestandsjubiläum feiert. Der Hausherr selbst, Herr Dr. Herrmann Niebur, begrüßte die Gäste und leitete persönlich eine sehr informative und beeindruckende Führung durch das Haus. Die Teilnehmer bekamen kilometerlange Aktenbestände mit wertvollen Urkunden und Schriftstücken zu sehen. Besonders sehenswert und interessant für den Besucherkreis war ein Originaldokument aus der Zeit des Wiener Kongresses von 1819, wonach der damals österreichische Fürst Metternich (Außenminister seit 1809) sich für das selbstständige Fürstentum Lippe einsetzte. Das Dokument wurde persönlich von Kaiser Franz Joseph und der Fürstin Pauline unterschrieben. Die Besucher bekamen auch zahlreiche heimische Dokumente zu sehen, die zum Teil über hundert Jahre alt waren. Nach zweistündiger Führung zeigten sich die Besucher von allen Informationen sehr beeindruckt. ❍ Die Teilnehmer beim Studieren der wertvollen Urkunden. Österreicher-Verein Zürich 46 wurde vor dem Aufgang zum Ballsaal ein Willkommens-Aperitif gereicht. Die rund 300 äußerst tanzfreudigen Gäste tanzten nach der Musik des „Trio Südwind“ und verloren dabei wieder jene Kalorien, die sie vorher durch die Köstlichkeiten am Buffet erworben hatten. Frau Steffi Proll begeisterte die Gäste mit Liedern aus bekannten Musicals sowie mit der gekonnten Interpretation des Gewinnersongs am Eurovision Song Contest 2014 „Rise Like A Phoenix“ von Conchita Wurst. Alle anwesenden Damen erhielten eine charmante Damenspende, ein in Blau/Silber gehaltenes Armband, zur Verfügung gestellt vom Büro „Wiener Bälle im Ausland“ in Wien. Der www.weltbund.at Steffi Proll. Ball, eine Tradition die es zu erhalten gilt, ist nicht nur bei den österreichischen Gästen beliebt. ❍ ROTWEISSROT © Privat (3) Österreichischer Ball in Zürich Der beliebte „Österreichische Ball“ in Zürich ist eine bewährte Mischung aus Tradition, Eleganz und kulinarischen Genüssen und war heuer besonders gut besucht. Sechs junge Tanzpaare der Tanzschule Kaiser in Zürich eröffneten den Ball mit der Fledermausquadrille von Johann Strauß (Sohn). Die Präsidentin des ÖsterreicherVereins Zürich, Frau Monika Löscher, begrüßte am 24. Jänner 2015 die zahlreichen Gäste im Hotel Mövenpick in Zürich-Regensdorf zum Österreichischen Ball. Or ganisiert wurde der festliche Anlass vom Vorstand des Österreicher-Vereins Zürich unter Leitung der Präsidentin. Als Auftakt Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland Klub der Österreicherinnen und Österreicher in Bulgarien Schwungvoller Auftritt des neuen Botschafters in Bulgarien Der Österreicherklub KOEB konnte bei der Jahreshauptversammlung einen aufmerksamkeitsstarken Auftritt des neuen Botschafters Mag. Roland Hauser und seiner Frau in der österreichischen Botschaft verfolgen. Roland Hauser erklärte: „Wir haben mit KOEB eine tolle Vereinigung der Österreicher für Bulgarien geschaffen.“ Er gratulierte dem Vorstand des KOEB rund um den Präsidenten Manfred Vallaster. Herr Hauser ging auf seine vorherigen Vertretungen im Ausland ein und berichtete über die ersten Erfahrungen in Bulgarien. Da derzeit die politische Lage sehr labil und gerade Österreich ein wichtiger Partner für Bulgarien ist, erwartet ihn doch eine große Aufgabe. Vallaster betonte in seiner Rede die gute Zusammenarbeit mit der Botschaft und wünscht der Familie Hauser viel Erfolg in Bulgarien, gerade mit den öffentlichen Gremien ist die Arbeit oft nicht einfach. KOEB sorgt seit Jahren für ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm für die Österreicher in Bulgarien. Nicht nur mehr als 140 Stammtische wurden im letzten Jahr abgehalten, sondern auch diverse Sportveranstaltungen, Kulturgeschichte in Bulgarien, Reisen und Exkursionen im Landesinneren. KOEB wurde eine feste Größe im täglichen Leben der Manfred Vallaster (l.) und Botschafter Roland Hauser (r.). Österreicher in Bulgarien. Beim Buffet konnten dann so manche Geschichten zum Besten gegeben werden. Vallaster bedankte sich im Namen des Vorstandes für die Einladung in die Botschaft und das gegenseitige Kennenlernen. ❍ Austrian-American Council West Das Austrian-American Council West fördert wiederentdeckte Kunst in Skirballs „Café Vienne“ Während der Winterausstellung im Skirball Cultural Center „Light & Noir: Exiles and Émigrés in Hollywood, 1933–1950“ hörten die rund 30 Sponsoren des Austrian-American Council West, viele davon zum ersten Mal, von Schriftstellerin Gina Kaus (1893– 1985). Wie vielen Frauen zu jener Zeit hatte das Wiener Kaffeehaus auch Kaus einen öffentlichen Raum geboten, wo sie denken, diskutieren und schaffen konnte. Leider geriet die zu ihrer Zeit bewundernswert erfolgreiche Gina Kaus in Vergessenheit. Weil Gina Kaus mit Intellektuellen in solchen Caféhäusern verkehrt hatte, widmete Rosenberger ihr einen öffentlichen Raum im Skirball Cultural Center, das „Café Vienne“, wo man erneut von Kaus’ Leben und Leistung lernen konnte. Hier kosteten die Sponsoren vom Austrian-American Council West Apfelstrudel, Sachertorte und Kaffee, während ihnen das Werk von Gina Kaus durch Videos und Fotos bekannt gemacht wurde. Rosenbergers „Café Vienne“ passte genau zur Ausstellung „Light & Noir“. Darüber hinaus passte auch „Café Vienne“ genau zum Herzen der Mission vom Austrian-American Council West. Kein Wunder, dass der dementsprechend V. l.: Lilliana Popov-Alexander, Vice President, Veronika Reinelt, President, Dr. Doris Berger, Dozent. engagierte AACW-Vorstand gemeinsam mit dem Bundeskanzleramt Österreich und dem Österreichischen Generalkonsulat die Sponsoren für Rosenbergers Idee für ein „Café Vienne“ waren, um Gina Kaus als Vertreterin vieler vergessenen Künstlerinnen ans Licht zu bringen. ❍ © Privat (3) Austria Italia Club Milano WIEN BALL in MAILAND feiert auch „150 Jahre Wiener Ringstraße“ Unser WIEN BALL wurde dieses Jahr im Zeichen dieses Jubiläums und der Städtefreundschaft Wien-Mailand gefeiert! Diese traditionsreiche, seit über 30 Jahren stattfindende, vom Austria Italia Club Mailand organisierte Ballveranstaltung stand auch heuer unter dem besonderen Ehrenschutz des Bundesministers für Integration und Äußeres, Sebastian Kurz. Mit großer Freude konnte Ball- und Club-Präsidentin Frau Ingrid de Marinis auch zahlreiche Ehrengäste aus Diplomatie, Politik und Wirtschaft ROTWEISSROT begrüßen. Eine rauschende Ballnacht in der besten Wiener Balltradition im historischen Palazzo Spinola mit dem traditionellen Einmarsch der diesjährigen Debütantinnen und Jungherren, begleitet von der Eingangspolonaise von Carl Michael Ziehrer, der anschließenden Fledermausquadrille und den „Wiener Bonbons“ von Johann Strauß, war der gesellschaftliche Höhepunkt. Beim Intermezzo wurde der Ballsaal dann in eine nostalgische Wiener Atmosphäre versetzt: Die heimliche Nationalhymne Österreichs, der berühmte „Donauwalzer“ von Johann Strauß, von einem www.weltbund.at Der Vorstand des Austria Italia Clubs Mailand im Foyer des Palazzo Spinola. rofessionellen Tanzpaar wunderschön p „gewalzt“, erhöhte bei allen Ballgästen die gute Stimmung. Beim Verabschieden lange nach Mitternacht waren sich alle Ballgäste einig, eine unvergessliche „Wiener Ballnacht im Dreivierteltakt in Jubiläumsstimmung“ verbracht zu haben. ❍ 47 Die Schmankerlecke Der Spezialist Johann Lafer ist ein über die Grenzen hinaus berühmter österrei chischer Fernsehkoch und lebt mit seiner amilie in Deutschland. F Die Zutaten Buchtipp Essen ist ein Erlebnis für die Sinne – und die Rezepte von Johann Lafer ein ganz besonderes dazu. Mit diesem Buch geht der Sternekoch noch einen Schritt weiter: Neben Schmecken, Riechen, Sehen und Fühlen bietet dieses Buch auch etwas zum Hören. „Lafers vier Jahreszeiten – der Frühling“ ist das zweite von vier Kochbüchern, in denen Johann Lafer saisonale Rezepte mit der passenden Musik aus den Bereichen Jazz, Pop und Klassik verbindet. 30 köstliche Rezepte machen das Kochen am eigenen Herd zur perfekt passenden Musik zu einem wahren Hochgenuss. 48 Lammkoteletts mit grünem Frühlingsgemüse W enn die Tage länger und endlich auch wärmer werden, darf Lamm auf keiner Tafel fehlen. Am besten passt dazu Gemüse, das jetzt erntefrisch in üppiger Vielfalt zur Verfügung steht. Zubereitung Gemüse putzen, wenn nötig schälen und in mundgerechte Stücke schneiden. Dann in kochendem Salzwasser zirka 5–6 Minuten bissfest garen, anschließend abschütten und kalt abschrecken. Ofen auf 150 C° vorheizen. Lammkarree mit Salz, Pfeffer würzen und in heißem Olivenöl zusammen mit den Kräutern und dem Knoblauch anbraten. Fleisch aus der Pfanne nehmen und auf ein Backblech legen. Kräuter und Knoblauch auf dem Fleisch verteilen und für etwa 20 Minuten in den Ofen schieben. Ingwer in die Pfanne geben, kurz darin anschwitzen, dann www.weltbund.at mit Marsala ablöschen und mit dem Lammfond aufgießen. Flüssigkeit etwa um die Hälfte einkochen lassen. Jus mit Salz, Cayennepfeffer kräftig abschmecken und mit etwas Stärke leicht binden. Pfanne vom Herd ziehen, Butter nach und nach unterschwenken. Jus warm halten. Gemüse in zerlassener Butter schwenken, nochmals abschmecken. Lammkaree aus dem Ofen holen, etwas ruhen lassen, danach mit einem Messer einzelne Koteletts schneiden und mit Jus und Gemüse auf Teller verteilen. Dazu passen gebackene Kartoffeln. ❍ Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr Johann Lafer ROTWEISSROT © Lafer / Guido Karp, Michael Wissing Zubereitung für 4 Personen 3–4 breite Bohnen Je 2 Stangen Frühlingslauch, grüner Spargel und Staudensellerie Je 100 g Zuckerschoten, Saubohnen, Erbsen und Kenia-Bohnen 1 Lammkarree, ca. 800 g Salz, Pfeffer 2 El Olivenöl Je 2 Thymian- und Rosmarinzweige 2 Knoblauchzehen 25 g Ingwer 100 ml Marsala, italienischer Dessertwein 300 ml Lammfond Cayennepfeffer 1 TL Speisestärke, mit etwas kaltem Wasser angerührt 50 g kalte Butter Buchbesprechung Stephen Harding Die letzte Schlacht. Als Wehrmacht und GIs gegen die SS kämpften Paul Zsolnay Verlag, 2015 ISBN 978-3-522-05718-0 © Paul Zsolnay Verlag, Styria premium (2) A nfang Mai 1945: Hitler war bereits tot, Nazi-Deutschland stand vor der Kapitulation. Captain Jack Lee hatte mit seinen Panzern als Speerspitze der 12. US-Panzerdivision eben Kufstein eingenommen und erhielt den Befehl zu einer mehr als heiklen Mission: Er sollte 14 prominente französische Häftlinge befreien, die auf Schloss Itter, am Eingang des Brixentals, in den Kitzbühler Alpen von der SS als Ehrenhäftlinge gefangen gehalten wurden. Édouard Daladier, der ehemalige französische Premierminister, war der Erste, der von Dachau nach Tirol verlegt worden war. Auch Paul Reynaud, sein Nachfolger, und die Schwester von Charles de Gaulle waren unter den Gefangenen, deren Lage immer gefährlicher wurde, je näher die endgültige Niederlage des Deutschen Reichs rückte. Ihr Leben stand auf dem Spiel, die Wachmannschaft war geflohen, das Unterinntal voller fanatischer SS-Männer. Um nicht in den letzten Kriegsstunden noch ums Leben zu kommen, hatten die Häftlinge Kontakt zu den vorrückenden Amerikanern und zum österreichischen Widerstand in Wörgl aufgenommen und um Schutz ersucht. 14 Wehrmachtssoldaten und ein Major, die sich dem Widerstand angeschlossen hatten, besetzten das Schloss und übernahmen den Schutz. Zeitgerecht, unmittelbar vor dem Eintreffen einer SSEinheit, die den Befehl hatte, die Gefangenen zu liquidieren, hatte auch Captain Jack Lee mit zehn Mann und einem Panzer das Schloss erreicht. Was nun folgte, sollte, wie Stephen Harding schreibt „die letzte – und vielleicht seltsamste – Bodenkampfhandlung des Zweiten Weltkriegs“ in Österreich sein. Unter dem Kommando eines Offiziers der US Army kämpften GIs und Soldaten der Wehrmacht erfolgreich gegen die SS und befreiten so die französischen Gefangenen. gd ❍ ROTWEISSROT Thomas J. Nagy König, Kaiser, Kardinal. Auf den Spuren von Kardinal Franz König Styria premium, 2015 ISBN 978-3-222-13489-0 W ie wurde aus einem Bauernbub einer der einflussreichsten Kardinäle der Welt und ein Mitgestalter des Zweiten Vatikanischen Konzils? Warum ist Kardinal König auch elf Jahre nach seinem Tod und 110 Jahre nach seiner Geburt derart präsent? Wie konnte er sich als Kirchendiplomat und Seelsorger bewähren? Und was zeichnet seine große Menschenkenntnis aus? Thomas J. Nagy folgt den Spuren Kardinal Franz Königs. 50 Zeitzeugen und Wegbegleiter erinnern sich nicht nur, sondern sprechen auch erstmals offen über die Hintergründe und brisante Themen: Ständestaat, Politik und Kirche, Weltkirche, Fristenregelung, Gewerkschaft, Suspendierung, päpstliche Stärken und Schwächen, Intrigen. Neben vielen anderen waren Gesprächspartner des Autors Persönlichkeiten wie Hannes Androsch, Erhard Busek, Paul Chaim Eisenberg, Heinz Fischer, Michael Heltau, Helmut Krätzl, Hans Küng, Helmut Schmidt, Christoph Schönborn, Karel Schwarzenberg, Josef Taus, Franz Vranitzky oder Paul M. Zulehner. Die vollständige Liste der Gesprächspartner mit genauer Angabe, wann die Gespräche geführt wurden, findet sich im Anhang. Aus diesen Gesprächen entstand ein Zeitdokument, das Zusammenhänge aufzeigt und Auswirkungen nennt, die bis in die Gegenwart reichen. Kardinal König war seiner Zeit weit voraus und traf auf Ängste und Widerstände. Seine Haltung und sein Mut erinnern heute an Papst Franziskus. Als leise Kritik sei angemerkt, dass, sollte das Buch eine zweite Auflage erhalten, die es zweifellos verdiente, ein präziseres Lektorat angebracht wäre. Immerhin geht es um Franz König, über den Heinz Fischer sagt: „Kardinal Franz König (...) ist ein Teil des Denkens des 20. Jahrhunderts. Sein Leben hat auch noch das 21. Jahrhundert erreicht und weiterwirkende Impulse gesetzt.“ gd❍ www.weltbund.at Hans-Joachim Löwer Die Stunde der Kurden. Wie sie den Nahen Osten verändern Styria premium, 2015 ISBN 978-3-222-13493-7 N achrichten aus dem Nahen Osten werden üblicherweise beherrscht von Krieg und Grausamkeiten. Doch im Schatten dieser Hiobsbotschaften reift im Norden des Irak ein Modell für ein Staats wesen heran, das ganz anders ist als die instabilen und repressiven Systeme der Nachbarländer. Seit mehr als 20 Jahren gibt es die „Autonome Region Kurdistan“. Sie entstand aus einer Flugverbotszone, die 1991 auf Druck der USA eingerichtet wurde, um die Kurden vor Angriffen der Streitkräfte des Diktators Saddam Hussein zu schützen. Nach ein paar Jahren turbulenter interner Auseinandersetzungen begann in dieser Region eine erstaunliche, für viele fast u nerklärliche Entwicklung. Das „Wilde Kurdistan“, wie es Karl May einst beschrieb, wird zu einem modernen, an westlichen Prinzipien orientierten Staat. Wie ein Leuchtturm steht die „Autonome Region Kurdistan“ in einem Meer von Gewalt. Das kleine Gebiet erlebt einen Wirtschaftsboom, ist eine Insel der Toleranz und praktiziert Demokratie wie kein anderes Land im Orient. Aber gerade deswegen hat es als Nachbarn mehr Feinde als Freunde. Was ist das Geheimnis dieses sensationellen Prozesses? Aus welchen Quellen schöpft dieses Volk? „Wir sind einfach anders“, meinte ein Kurde. „Anders als die Araber – aber auch anders als ihr im Westen.“ Hans-Joachim Löwer stand mit kurdischen Kämpfern an der Front gegen die Islamisten, sprach mit Überlebenden der blutigen Verfolgung und streifte über die umstrittenen Ölfelder, auf denen die ganze Hoffnung der Kurden ruht. Was er gefunden hat, müsste eigentlich Stoff für ganz neue Schlagzeilen aus dem Orient liefern – denn es sind endlich einmal Nachrichten, die Hoffnung machen. gd❍ 49 Buchtipp/Impressum m April vor 70 Jahren schlug die Geburtsstunde der Zweiten Republik, des heutigen Österreich (siehe S. 14). Leopold Figl, der erste Bundeskanzler, zählte zu den Gründervätern. Eine neue, detailgenaue Biografie zeichnet jetzt den Lebensweg dieses großen Österreichers nach. Die Autorin Birgit Mosser-Schuöcker bekam dafür Zugang zum privaten Archiv der Familie Figl, vor allem die erstmals ver öffentlichten Gästebücher aus der Villen etage in Wien/Döbling erlauben einen sehr persönlichen Einblick ins Leben des überzeugten Österreichers. Anhand von Aufzeichnungen von Leopold Figl selbst sowie von Einträgen prominenter Politiker wie Julius Raab, Adolf Schärf oder Karl Renner wird der Weg zum Staatsvertrag aus einer ungewöhnlichen Perspektive nachgezeichnet. Die prägendsten Momen te im Leben von Leopold Figl – die oft auch Schicksalstage für Österreich waren – werden aus seiner Sicht und auf sehr persönliche Weise geschildert. Oft aber reichen Worte nicht aus, um das Erlebte zu schildern. „ Zu Hause ist es doch am schönsten“, schreibt Figl etwa lapidar in das Gästebuch seiner Wohnung, als er am 8. Mai 1943 nach Prügelstrafen, Dunkelhaft und anderen Folterungen aus dem KZ heimkehrt. Wie aber hätte er andere Worte für das Entsetzliche finden sollen, das ihm widerfahren war? Der Grundkonsens der Zweiten Republik, der Glaube an Österreich, wurde von Menschen wie ihm getragen, die Extremsituationen erlebt hatten. Trotzdem vermeidet MosserSchuöcker eine Glorifizierung: „Figl war kein Säulenheiliger, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ein Mensch mit vielen Stärken und manchen Schwächen“, stellt die Autorin schon im Vorwort klar. Ein gut geschriebenes und akribisch recherchiertes Stück Zeitgeschichte. sts ❍ 50 Impressum Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND (AÖWB), Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. In Zusammenarbeit mit dem „Österreich Journal“ – http://www.oe-journal.at. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Hofrat Dr. Günter Düriegl, Tel.: +43/1/533 52 24-30, Fax: +43/1/533 52 24-9, E-Mail: rotweissrot@weltbund.at. Produktion und Konzeption: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), A-1080 Wien. Projektleitung: CPG / Silvia Wagner, s.wagner@cpg.at. Artdirektion: CPG / Gerald Fröhlich. Grafik: CPG. Lektorat: CPG / Susanne Drexler. A nzeigenkontakt: Markus Wagner, Tel.: +43/1/405 46 40-768, E-Mail: m.wagner@cpg.at. Druck: Druckerei Piacek Ges.m.b.H., A-1100 Wien. Die Informationen in diesem Magazin entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Drucklegung. Druck- und Satzfehler vorbehalten. ROTWEISSROT wird auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt, das aus nachhaltig bewirtschafteter Forstwirtschaft stammt. Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Auslandsösterreicher-Weltbund (AÖWB) A-1010 Wien, Postgasse 6/1/2 Tel.: +43/1/533 52 24 Fax: +43/1/533 52 24-9 E-Mail: rotweissrot@weltbund.at www.weltbund.at. Präsident: Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL. Grundlegende Richtung und Blattlinie: ROTWEISSROT, das Auslandsöster reicher-Journal, informiert seine Leser im In- und Ausland über österreichrelevante Themen zu Politik, Wirtschaft, Kultur, Aktuellem etc. Auflage: 20.000 Stück. Erscheinungsart: ROTWEISSROT erscheint viermal jährlich. Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND Präsident: Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL, Ainring/Deutschland Vizepräsident Außenressort: Dr. Jürgen EM, Bonn/Deutschland Vizepräsident Innenressort: Werner GÖTZ, Berlin/Deutschland Vorstandsmitglieder: Juliana BELCSAK, New York/USA Dr. Margarete BERNAVA-BAMBAS, Rom/Italien Jürgen BISCHOF, London/Großbritannien ObSenRat Dr. Peter BRAND, Wien HR Dr. Walter DUJMOVITS, Güssing Dr. Peter ERNST, Paris/Frankreich Mag. Karl HARTLEB, Wien Heidemarie HIRSCHBÄCK, Sydney/Australien www.weltbund.at Helga MARTINELLI, Coldrerio/Schweiz Ing. Rudolf NEUHOLD, Frankfurt am Main / Deutschland Thomas PAYER, Hannover/Deutschland Roland K. PIRKER, Ottawa/Kanada Dr. Laszlo SCHMIDT, Pecs/Ungarn Ges. Mag. Wolfgang STROHMAYER, Wien Generalsekretärin: Dr. Irmgard HELPERSTORFER, Wien Chefredakteur: Hofrat Dr. Günter DÜRIEGL, Wien Ehrenschutz: Der Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres Sebastian KURZ und die Landeshauptleute der österreichischen Bundesländer: Dr. Wilfried HASLAUER, Salzburg Dr. Michael HÄUPL, Wien Dr. Peter KAISER, Kärnten Hans NIESSL, Burgenland Günther PLATTER, Tirol Dr. Erwin PRÖLL, Niederösterreich Dr. Josef PÜHRINGER, Oberösterreich Mag. Franz VOVES, Steiermark Mag. Markus WALLNER, Vorarlberg ROTWEISSROT Auslandsösterreicher Journal 2/2015 € 3,– KÄRNTEN DIE GASTGEBER DER WELTBUND-TAGUNG RWR_022015_cc_gfL_zF.indd 1 AÖWB INTERN DIE PRÄSIDENTENKONFERENZ SCHMANKERLECKE LAMMKOTELETTS Wort & Klang Literatur, Musik und Kunst auf ganz großen und sehr kleinen Bühnen 29.04.2015 20:07:17 ROTWEISSROT © Cover: Willfried Gredler-Oxenbauer/picturedesk.com, AMALTHEA I ROTWEISSROT – Auslandsösterreicher-Journal Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P (Vorteilstarif), Retouren an: AÖWB, Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. Birgit MosserSchuöcker Leopold Figl. Der Glaube an Österreich März 2015 ISBN 978-3-85002-917-9 schulterwurf Humanitäre Soforthilfe. Unabhängig. Unparteiisch. Unbürokratisch. Wir prüfen die Blutgruppe. Nicht die Gesinnung. Wir helfen, wo Menschen in Not sind. Völlig unparteiisch, ungeachtet der religiösen oder politischen Einstellung. Denn für uns zählt nur eines: Leben zu retten. PSK IBAN AT62 6000 0000 9304 0950, SMS mit Spendenbetrag an 0664 660 1000, www.aerzte-ohne-grenzen.at cpg Magazine, Kataloge, Geschäftsberichte, CSR-Reports, Unternehmenspublikationen References Abbott Diagnostica | AMS NÖ | ARGE Hauptbahnhof Wien | assets | Auslandsösterreicher-Weltbund | Austrian Airlines | AWO der Wirtschaftskammer Österreich | Bio-Hotel Stanglwirt | Biotherm | Capital Bank | Cash Flow (Ungarn) | DELTABLOC | Designbau | Europa-Abgeordnete Karin Resetarits | Export Jahrbuch | Gilat | Golfclub Leopoldsdorf | Green Business Guide | IKEA | Inode | M&A PrivatBank | Nestlé | Novomatic | Österreichisches Siedlungswerk | Österreich Werbung | Österreichischer Wirtschaftbund | Peugeot | Post & Telekom Immobilien | Raiffeisenlandesbank Oberösterreich | REHAU | RZB Group | S&T | Schwabe, Ley & Greiner | Seat | skandia | specialmediacom | Springer BusinessMedia Austria | TV & mehr | zBp | ZEPRA … Albertgasse 35, A-1080 Wien | Tel.: +43 1 405 46 40-768 | Fax: +43 1 405 46 40-868 | m.wagner@cpg.at | www.cpg.at pg the corporate publishing group gmbh