ROTWEISSROT Ausgabe I/2009 - Auslandsösterreicher
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ROTWEISSROT Ausgabe I/2009 - Auslandsösterreicher
ROTWEISSROT Auslandsösterreicher Journal 1/2009 € 3,– Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P AÖWB-TERMINE FÜR DAS JAHR 2009 POLITIK AKTUELL DIE NEUE REGIERUNG SCHMANKERLECKE LAMMFLEISCH MIT GEMÜSE Europa & Welt Alles über die Europa-Wahlen www.newbusiness.at DAS IN GAZ MA FÜR EHM ERN UNT ER t ss.a sine bu ww ew w.n C -TE NNssA u cha : VIE tung dustrie Leis DIE nsere Inen für u chmess Dach“ 6 Fa er einem t „un tria s kt l AuMittelpun ona Perssch(en) im IT n IR e P M nS men vatio Top-Fir innotech bei ial pez f High rk S“ blüht au a m ier Herz Ste Das ne „grü ALLES, was Sie für Ihr Business brauchen! RO 3,60 EU , OSTA MT VERL AGSP 60 WIEN P. B. B., NDER : A-10 6 + ABSE R-GA SSE MME R OTTO BAUESSUN GSNU POST ZULA 9M 02Z0 3096 R 2008 TOBE 8, OK NR. 8/0 8 200 DAS MAGAZIN FÜR UNTERNEHMER 1-Jahres-Abo NEW BUSINESS („Normalpreis“ 29 Euro) PLUS das Unternehmerhandbuch 2008 („Normalpreis“ 19,90 Euro) PLUS 1-Jahres-Abo EXPORTER'S („Normalpreis“ 10 Euro) PLUS Dauer-Abonnement EXPORTER'S WEEKLY DAS NEW BUSINESS PAKET um nur 29 Euro! Abonnieren & profitieren Sie! Hotline: 01/235 13 66-100 Fax: 01/235 13 66-999 E-Mail: sylvia.polak@newbusiness.at ❏ Ja, ich bestelle das NEW BUSINESS PAKET für ein Jahr (elf Ausgaben plus 1 UB plus sechs EXPORTER'S) um nur 29 Euro. ❏ Ja, ich bestelle das Vorteilsabo NEW BUSINESS für zwei Jahre (22 Ausgaben plus 1 UB plus zwölf EXPORTER'S) um nur 50 Euro. ❏ Ja, ich will das I-Tüpferl auf mein NEW BUSINESS PAKET und ein NEW BUSINESS Game gewinnen! (Unter Ausschluss des Rechtsweges) NEW BUSINESS, 1060 Wien, Otto-Bauer-Gasse 6/4, www.newbusiness.at Inhalt/Editorial 4–5 4–5 AÖWB 2009 Termine, Aktivitäten, Club Alpbach Medica 7 AÖWB intern Brief: BM Dr. Spindelegger an Präsident Chlestil 8–11 Vorwort Günter Düriegl Chefredakteur Politik Die neue Bundesregierung 8–11 12–13 AÖWB intern Studie des AÖWB über die Wünsche der AÖ 14–15 BMeiA EP-Wahl und Landtagswahlen 2009 16–28 Schwerpunkt-Thema Europa: Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln 30–31 Kultur Neues aus dem Kunsthistorischen Museum 32–35 Aus den Bundesländern Die Länder und ihr Bezug zur EU 16–28 36–39 Österreich aktuell 32–35 Neuigkeiten und Chronik 40–45 Österreicher in aller Welt Veranstaltungsberichte aus dem 10. Bundesland 46–47 austriansabroad Österreichs virtueller Treffpunkt 48 Schmankerlecke Rezept von Johann Lafer: Lammschnitzel 48 49–50 Buchbesprechungen Heute legen wir Ihnen eine um acht Seiten erweiterte Ausgabe unseres Magazins ROTWEISSROT vor. Denn zu Wichtigem, vielleicht gar Gewichtigem des eben erst begonnenen Jahres 2009 nehmen wir Stellung, von manch Entscheidendem, uns alle auch Bewegendem berichten wir. Dass wir Ihnen die neue österreichische Bundesregierung vorstellen, ist wohl selbstverständlich. Unser besonderes Interesse gilt aber dieses Mal Europa. Die Wahlen zum Europäischen Parlament stehen an, am 7. Juni 2009 wählt Österreich seine 17 Abgeordneten. Keine Auslandsösterreicherin, kein Auslandsösterreicher sollte sich der Stimme enthalten, denn „Europa wird gebaut, getragen von großen Hoffnungen“. Bauen Sie mit! Dr. Thomas Buchsbaum und Mag. Robert Stein geben Ihnen das Werkzeug in die Hand. Bauen Sie mit an jenem vielgesichtig Vieldeutigen, das Europa auch ist und das wir als einen ernsthaften Entwurf menschlichen Seins verstehen wollen. Bemerkenswertes zu Europa lesen wir in den Beiträgen des Internetforums, Hans Haiders Streifzug durch das Theater zeigt, dass Österreichs europäischer Beitrag eine unverzichtbare Konstante des Europäischen ist. Daraus erklärt sich auch das traditionelle Engagement des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES am Europäischen Forum Alpbach. Der AÖWB gab aber auch eine Studie über das Österreichbild bei österreichischen Entscheidungsträgern im In – und Ausland in Auftrag. Sie werden ferner eingeladen, an einer Befragung teilzunehmen, die dem AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND eine klare Vorgabe für die Prioritäten bei den politischen Kontakten geben soll. Wir ersuchen Sie: Beteiligen Sie sich daran, Ihre Stimme gibt unseren Anliegen Gewicht und Stärke. Sie wissen und sehen: An Herausforderungen fehlt es im Jahr 2009 nicht, nehmen wir sie gemeinsam an. Neuerscheinungen und ein Hörbuch Günter Düriegl, Chefredakteur 50 ROTWEISSROT Impressum/Offenlegung www.weltbund.at 3 AÖWB intern Gemeinsam für eine gute Sache Gemeinsam für Gesundheits- und Sozialsysteme in den Regionen Europas mit Zukunft. AÖWB intern TERMINE: 2.5.2009: Präsidentenkonferenz in Wien, Palais Auersperg 3.–6.9.09: Weltbundtagung in Innsbruck AKTIVITÄTEN: Neu erschienen ist die englische Übersetzung der Geschichte Österreichs von Frau Marianne Rauscher. Bei Interesse gibt es die Möglichkeit, diese im Generalsekretariat des AÖWB anzufordern. Neu erschienen ist ebenfalls ein Prospekt über den AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache. Die Vereinigungen haben die Möglichkeit, ihre Vereinsadressen in das dafür vorgesehene Feld eindrucken zu lassen. Der AUSLANDSÖSTERREICHERWELTBUND hat im vergangenen Jahr ein Stipendium an das Forum Alpbach bezahlt. Hier können Sie einen Bericht der Präsidentin des Club Alpbach Medica Lucia Ucsnik dazu lesen. D as ist das Motto des Mentoring-Programms des Club Alpbach Medica, dem sich für den Mentoring-Jahrgang 2008/09 auch der Weltbund anschloss und ein Stipendium unterstützte. In ganz Europa und über dessen Grenzen hinaus gewinnen die Gesundheits- und Sozialsysteme verstärkt an Bedeutung, bedingt durch die demografi schen Entwicklungen und die daraus resultierenden Reformen – so auch am Europäischen Forum in Alpbach. Am Europäischen Forum in Alpbach repräsentiert der gemeinnützige Verein seit 2005 den jungen, frischen Geist aus dem Gesundheits- und Sozialsystem aus Öster reich, Europa und darüber hinaus. Prof. Fritz Molden zählt zu den Ehrenmitgliedern des Vereins. Der Club Alpbach 4 © AÖWB (3) Irmgard Helperstorfer Mentees des Mentoring-Jahrgangs 2008/09 moderieren die drei in diesem Jahr stattfindenden ClubDialoge. Die nächste Veranstaltung findet am 20. März 2009 in Graz statt. Medica, Verein zur Förderung und Entfaltung von Talenten, ist der einzige themengebundene Club im Kreise der mittlerweile 30 Clubs und Interessengemeinschaften (IGs) aus aller Welt rund um das Europäische Forum Alpbach. Gemeinsam mit seinen Sponsoren und Kooperationspartnern ermöglichte der Club Alpbach Medica in den vergangenen 4 Jahren bisher 84 Stipendiatinnen und Stipendiaten die Teilnahme am Europäischen Forum sowie an einem einzigartigen einjährigen überregionalen und interprofessionellen Mentoring-Programm. Die StipendiatInnen im Alter von 18 bis 35 Jahren studieren und/oder arbeiten in den verschiedensten Bereichen des Gesundheits- und Sozialsystems: Medizin, Veterinärmedizin, E-Health, Medizinrecht, www.weltbund.at Gesundheitsökonomie, Psychologie, Soziologie, Pharmakologie u. v. m. Sie stammen aus allen europäischen Regionen Österreichs sowie aus Südost- und Zentraleuropa wie z. B. Mazedonien, Serbien, Rumänien, Kroatien, Montenegro, Ungarn, der Slowakei, Polen, Luxemburg, Deutschland, Schweiz u. v. m. Vielseitiges Interesse, Engagement und Weltoffenheit charakterisieren ihre bisherigen Lebensläufe. Daher macht es Sinn, bereits in jungen Jahren Kontakt mit dem Weltbund zu schließen und eine Anknüpfung zu ermöglichen, denn Auslandsaufenthalte – bedingt durch Ausbildung oder Beruf – sind heute Standard. Daher ist es wichtig, schon früh ein Netzwerk zu spannen, das diese Leute mit Österreich verbindet und mit dem Weltbund-Netzwerk ROTWEISSROT AÖWB intern verknüpft, egal wohin das Leben sie führt – nach Shanghai, Nordamerika, Großbritannien, Asien usw. Das Motto des Mentoring-Programms lautet „Fördern und Fordern“. Es inkludiert einerseits die Förderung durch verschiedenste Seminare, Workshops und Dialogmodule, aber auch die Forderung, im Rahmen von Projekten und Arbeitsgruppen sein Talent aktiv für die Weiterentwicklung der Gesundheits- und Sozialsysteme in den Regionen Europas einzubringen. So wurde zum Beispiel ein Health Promoting Event zur European Heart Health Charta durchgeführt, bei dem während der Wirtschafts- und Politikgespräche des Europäischen Forums Alpbach 300 Entscheidungstragende jeden Alters zu ihren persönlichen kardiovaskulären Risikofaktoren befragt und so ihre eigenen Möglichkeiten zur und das Bewusstsein für Gesundheitsförderung aktiviert wurden. Immerhin gäbe es europaweit in dem Themenfeld ein Einsparungspotenzial von 169 Milliarden Euro. Auch in Sachen HIV-/Aidsprävention engagierten sich die Mentees des Clubs in Kooperation mit Aidslife. Sie haben hierzu letztes Jahr ein Clubbing für 300 junge Leute aus ganz Europa auf die Beine gestellt, wo 1.000 Euro an Spendengeldern gesammelt wurden. Abschließend noch ein paar Zitate der StipendiatInnen: „Dass mich die Ereignisse der 17 Tage Europäisches Forum Alpbach persönlich so beeinflussen und prägen würden, hatte ich nicht erwartet. Allein das Zusammenleben mit den anderen Stipendiaten und das Kennenlernen ihrer Expertise haben mich sehr gefordert und gefördert.“ „Es war interessant mit anzusehen, wie junge Leute aus der ganzen Welt ihre unterschiedlichen Weltansichten teilten und trotz manch heftiger Diskussionen (vor allem beim Thema Kosovo) in Frieden miteinander feiern konnten.“ „Bei Empfängen, Aktivitäten und Vorträgen konnte ich viele interessante Persönlichkeiten kennenlernen und Kontakte mit Menschen aus der Ukraine, Serbien, ROTWEISSROT Kroatien, Türkei, Italien, Belgien und Deutschland knüpfen. Mit diesen Kontakten verbinde ich auch das hier Erlebte: grenzüberschreitend, interdisziplinär, multikulturell, weltoffen und engagiert. Diese Zeit hier wird meinen weiteren Lebensweg sicher positiv beeinflussen, und ich bin sicher – ich komme wieder!“ „Die Welt ist ein Dorf“ – für zwei Wochen im Jahr mehr als eine Metapher … Somit wirkt hier auch der Weltbund gemeinsam mit dem Club Alpbach Medica auf eine gute Sache und eine gemeinsame Vision hin: Gesundheits- und Sozialsysteme in Europas Regionen mit Zukunft. Diskutiert werden Fragen wie z. B. „Wo rumort es in den Gesundheits- und Sozialsystemen?“ Was Sie bewegt – eine Einladung Sehr geehrte Auslansdsösterreicherin, geehrter Auslandsösterreicher! Der AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND sieht es als vornehmliche Aufgabe an, die Interessen der österreichischen Auslandsbürger unter anderem gegenüber österreichischen Institutionen wahrzunehmen. Dabei ist die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten von herausragender Bedeutung, da ja dieses Ministerium als Schaltstelle der Kontakte zu den österreichischen Auslandsbürgern dient. Sowohl dem AÖWB als auch dem Ministerium ist es in diesem Zusammenhang wichtig, nicht nur zu erfragen, welche Anregungen und Verbesserungsideen die österreichischen Auslandsbürger gegenüber der österreichischen Politik und Verwaltung haben, sondern auch, was die AuslandsösterreicherInnen sich von den österreichischen Institutionen erwarten, beziehungsweise welche Prioritäten diese im Zusammenhang mit den österreichischen AuslandsbürgerInnen setzen sollten. Aus diesem Grund hat der AÖWB gemeinsam mit dem BMeiA eine Computerbefragung der AuslandsösterreicherInnen vorbereitet, wobei jede/r TeilnehmerIn aus den vorbereiteten zehn Themenkreisen die drei für ihn/sie persönlich wichtigsten auswählen kann. EIN Zusatzthema kann frei angeregt werden. www.weltbund.at Die Themenkreise sind (alphabetisch): Arbeitsvermittlung in Österreich Ausbildungsmöglichkeiten in der Heimat, insbesondere für die Jugend Beteiligung an Wahlen Institutionalisierte Vertretung der AÖs im österreichischen Parlament Erbschaftsfragen Informationen über Österreich Pensionsfragen Rückkehr nach Österreich Sozial- und Versicherungsfragen Staatsbürgerschaftsangelegenheiten Wir wollen bei dieser Befragung möglichst viele AuslandösterreicherInnen erreichen, um damit auch eine repräsentative Basis für das weitere Vorgehen zu haben. Die Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Befragung soll dann im Rahmen der nächsten Präsidentenkonferenz mit dem Ziel diskutiert werden, dem AÖWB eine klare Vorgabe für die Prioritäten bei den politischen Kontakten zu geben, und kann auch dem BMeiA als Orientierungshilfe dienen. Diese Umfrage wird vom 1.3.–20.4.2009 durchgeführt und während dieser Zeit auch direkt unter www.aoe-umfrage.at abrufbar sein. Dr. Georg Schoiswohl, Vizepräsident des AÖWB 5 ROTWEISSROT Auslandsösterreicher Journal 4 x pro Jahr Platzieren Sie Ihr Inserat im Mitgliedermagazin des Auslandsösterreicher-Weltbundes! Die Schwerpunkt-Themen 2009 Europa & Welt RO TW EISS RO T Alles über die Europawahlen Aus Sprache & Musik Spezial: Haydn-Gedenkjahr lan dsö st e rr e ich er Jou 6P Literatur & Film 06 Z0 mer GZ 15. Februar Ausgabe 2 15. Mai Ausgabe 3 14. August Ausgabe 4 16. November Anzeigenkontakt Lorin Polak lorin.polak@newbusiness.at Tel.: +43/1/235 13 66-300 ungs lass P.b. b., Zu Ersc hein ungs or t W ien, Verla gspo stam t A-1 010 W ien, Städteplanung und Landschaftsräume Ausgabe 1 8€ 3, – WE A LTB UN ÖWBTER DTA MIN GU UN NG E BER 200 ÜH GA 8 R RTE N U TE PA RA ND D IES GEW ÄSS E LAC SCH ER HS MA IM NK BA E RL NA NEN ECKE BLA TT num Architektur & Design Erscheinungstermine 2009 l 2/ 20 0 3682 Plus: Alles über die Viennale rna Fre ir Die Na tur aum als frü hso kul mm erli t ur che Büh ne ROTWEISSROT www.weltbund.at 7 AÖWB-Thema Die neue Bundesregierung Der Neuauflage der Großen Koalition wurde ebensowenig zugetraut wie dem Slogan „Neu regieren“ der Parteichefs Werner Faymann (SPÖ) und Josef Pröll (ÖVP). Michael Mössmer © BKA/HBF Andy Wenzel A Bundeskanzler Werner Faymann (r.) und Finanzminister Josef Pröll (l.) bei einer der Pressekonferenzen nach dem Ministerrat im Bundeskanzleramt. m 28. September 2008 war es klar geworden: Sowohl SPÖ als auch ÖVP hatten deutlich an Wählerzustimmung verloren, die Große Koalition unter Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SP) und Wilhelm Molterer (VP) war abgewählt worden. Obwohl sich die Oppositionsparteien FPÖ, BZÖ und Grüne bereit zeigten, Regierungsverantwortung zu übernehmen, war dies schon deshalb nicht zu realisieren, weil für kleine Koalitionsvarianten keine rechnerische Mehrheit möglich war – konnten und wollten doch die drei kleineren Parteien keinesfalls miteinander in eine Regierung. Also blieb schlussendlich „nur“ die neuerliche Zusammenarbeit der beiden großen Parteien, die – wie Umfragen vor und auch nach der Wahl zeigten – die wohl beliebteste Regierungsform unseres Landes zu sein scheint. Das liegt wohl daran, dass wir keine allzu großen Freunde von ein- © SPÖ / Johannes Zinner Bundeskanzler Werner Faymann Bundeskanzler Werner Faymann wurde am 4. Mai 1960 in Wien geboren, ist mit Martina Ludwig-Faymann verheiratet und hat zwei Kinder, Flora und Martina. 8 Faymann ist im 6. Bezirk aufgewachsen, beide Elternteile waren immer in der Privatwirtschaft tätig. Die anfänglichen Lebensverhältnisse haben seinen Zugang zur Wohnpolitik geprägt. Er besuchte Volksschule und Gymnasium in Wien, Letzteres im 15. Bezirk. Die politische Sozialisation von Werner Faymann beginnt in den 70er Jahren im Gymnasium im 15. Wiener Bezirk. Er ist dort in der Schülervertretung aktiv, später auch im Wiener Landesschülerbeirat sowie in der Sozialistischen Jugend (SJ). 1981 wird er Landesvorsitzender der SJ, er übt diese Funktion bis 1987 aus. Prägend war für ihn auch das Engagement bei der Aktion „Schüler gegen das AKW“ gegen das Atomkraftwerk in Zwentendorf. Die Universität besucht Faymann berufsbegleitend wie eine Volkshochschule und hört www.weltbund.at Vorlesungen aus Jus und Kunstgeschichte. Als jüngstes Mitglied zieht er 1985 in den Wiener Landtag ein und wird Konsulent für die Wiener Zentralsparkasse. Die Mietervereinigung holt ihn im Jahr 1988 in die Geschäftsführung, er wird Landesvorsitzender der über 100.000 Mitglieder starken Konsumentenschutzorganisation für Mieter. Von dort wird er vom Wiener Bürgermeister Michael Häupl 1994 als amtsführender Stadtrat für Wohnbau und Stadterneuerung in die Landesregierung berufen. Im Jänner 2007 wird er als Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie Mitglied der Bundesregierung. Seit 8. August 2008 ist Werner Faymann Vorsitzender der SPÖ, seit 2. Dezember 2008 Bundeskanzler. www.austria.gv.at ROTWEISSROT schneidenden Veränderungen sind und eine verlässliche Mehrheit im Hohen Haus ebenso bequem ist wie die Tatsache, dass die mit der Mehrheit der Stimmen ausgestatteten Volksvertreter wohl ihren Wählern keine allzu großen Überraschungen zumuten würden. Österreich neu regieren So traten also Werner Faymann, neuer Bundesparteivorsitzender der SPÖ, und Josef Pröll, neuer Bundesparteiobmann der ÖVP, mit dem Anspruch an, Österreich neu zu regieren. Wohl kaum jemand konnte sich anfangs vorstellen, dass die beiden nach monatelangem Wahlkampf – der auch nach der Wahl nicht zu enden schien – mit ihren Teams zu konstruktiver Arbeit zurückkehren könnten, auch wenn sie als jeweilige Regierungskoordinatoren im Kabinett Gusenbauer gut zusammengearbeitet hatten. Das Klima zwischen SPÖ und ÖVP war fast flächendeckend auf dem Nullpunkt angelangt. Doch ist es Faymann und Pröll gelungen, durch eine groß angelegte Umbildung der Regierungsmannschaft neue Voraussetzungen für eine neue Art des Regierens zu schaffen. Der Öffentlichkeit fällt dies besonders auf, da Bundes- und Vizekanzler sehr oft gemeinsam auftreten. Und trotz bisweilen unter- © http://fotoservice.bundeskanzleramt.at AÖWB-Thema V. l. n. r. stehend: Andreas Schieder, Alois Stöger, Rudolf Hundstorfer, Michael Spindelegger, Niki Berlakovich, Reinhold Mitterlehner, Reinhold Lopatka, Josef Ostermayer V. l. n. r. sitzend: Norbert Darabos, Christine Marek, Doris Bures, Claudia Schmied, Werner Faymann, Josef Pröll, Maria Fekter, Gabriele Heinisch-Hosek, Johannes Hahn schiedlicher Auffassungen werden dem Gegenüber keine Grauslichkeiten über die Parteizentralen ausgerichtet, sondern erst auf eine Rücksprache mit dem jeweils anderen verwiesen. Es herrscht offensichtliche Harmonie zwischen SPÖ und ÖVP, und das obwohl unmittelbar Wahlen zu den Landtagen in Kärnten und Salzburg (am 1. März), Oberösterreich und Vorarlberg (im Herbst) bevorstehen; zwischendurch gibt es im Frühjahr noch eine Arbeiterkammerwahl und die Wahl zum Europäischen Parlament am 7. Juni. Nun kann man sagen, dass die Wirtschaftskrise (wie wohl jede Krise überhaupt) dem © BMLFUW / Bernhard Kern Vizekanzler Josef Pröll Vizekanzler Josef Pröll wurde am 14. September 1968 in Stockerau geboren. Pröll lebt in Wien. Er ist seit 20 Jahren verheiratet und hat einen Sohn und zwei Töchter. ROTWEISSROT Von 1978 bis 1986 besuchte Pröll das Bundesrealgymnasium Hollabrunn. 1993 schloss er das Studium der Agrarökonomie an der Universität für Bodenkultur in Wien ab. Pröll war Referent der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer und Referent im Österreichischen Bauernbund. Er wirkte als Assistent der EU-Abgeordneten Agnes Schierhuber, als Direktor des Wiener Bauernbundes, als Kabinettschef von Bundesminister Wilhelm Molterer und als Direktor des Österreichischen Bauernbundes. Vom 28. Februar 2003 bis 2. Dezember 2008 war er Landwirtschaftsund Umweltminister. Pröll war Leiter einer ÖVP-Perspektivengruppe, die 2007 Vorschläge für eine Neuausrichtung der Partei ausarbeitete. Nach Verlusten bei der Wahl am 1. Oktober 2006 www.weltbund.at versuchte die ÖVP eine gesellschaftspolitisch liberalere Linie zu finden. Dabei kam es zu Konflikten zwischen dem katholisch-konservativen und dem liberalen Flügel der Partei. Im Kabinett Gusenbauer hat Pröll als Koalitionsbeauftragter eng mit Faymann zusammengearbeitet. Einen Tag nach der Nationalratswahl in Österreich 2008 trat Pröll neben Wilhelm Molterer als geschäftsführender Parteiobmann auf. Am 28. November 2008 wurde er auf dem Parteitag der ÖVP in Wels mit 89,6 Prozent der Delegiertenstimmen zum neuen Bundesparteivorsitzenden gewählt. Wenige Tage zuvor hatte er die Koalitionsverhandlungen über eine neuerliche Regierungszusammenarbeit mit der SPÖ zum Abschluss gebracht. www.bmf.gv.at 9 Zusammenhalt von Regierungen meist sehr zuträglich und daher abzuwarten ist, wie die beiden Koalitionäre in „Friedenszeiten“ miteinander umgehen werden. Dies gilt es aber wohl erst dann zu bewerten, wenn es so weit ist. Aktuell jedenfalls zählt, was die neue Regierung an Anstrengungen zeigt, der heimischen Wirtschaft möglichst gute Voraussetzungen für die Krisenbewältigung zu schaffen, und ob sie ihre Entschlossenheit unter Beweis stellen kann. Die Wirkung des ersten Konjunkturpakets wurde jedenfalls von anerkannten Wirtschaftsforschern und der Wirtschaft selbst als positiv bezeichnet – auch wenn es bisher bei der Opposition und einigen Medien keine Zustimmung fand. Dr. Michael Spindelegger ist Österreichs neuer Außenminister Am 24. November 2008 präsentierte der gf. ÖVP-Bundesparteiobmann Josef Pröll sein neues Regierungsteam. Und es gab auch einige Überraschungen – eine davon war, dass der bisherige Zweite Nationalratspräsident Michael Spindelegger auf Außenministerin Ursula Plassnik folgte. Diese hatte sich wegen des von SPÖ und ÖVP geschlossenen Kompromisses zur Frage von EU-Abstimmungen auf ein „ein- faches“ Nationalratsmandat zurückgezogen und erweitert die Frauennetzwerke im Außenministerium. Staatssekretär Hans Winkler hat sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen. Doch zurück zu Außenminister Spindelegger. Der hat in seiner „Antrittsrede“ vor dem Nationalrat Anfang Dezember 2008 zu drei Schwerpunkten Stellung genommen, die für ihn auf der außenpolitischen Prioritätenliste stehen: 1. Mit 1. 1. 2009 hat Österreich am Tisch des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen in New York für zwei Jahre Platz genommen. Damit hätten wir, so Spindelegger, eine große Aufgabe übernommen. Er dankte seiner Amtsvorgängerin Plassnik und Staatssekretär Winkler, die in vielen Kontakten den österreichischen Standpunkt und die Ziele unserer Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat erklärt und vorgestellt haben und damit schlussendlich erfolgreich waren. „Wir gehen somit gut vorbereitet in die Aufgabe, die für die nächsten zwei Jahre vor uns liegt.“ Spindeleggers Zielvorstellung ist, das positive Echo und das in uns gesetzte Vertrauen der internationalen Staatengemeinschaft weiter zu nützen und Wien stärker als Drehscheibe des Friedens zu etablieren. Außenminister Michael Spindelegger Außenminister Michael Spindelegger wurde am 21. Dezember 1959 in Mödling geboren. Er lebt in der Hinterbrühl bei Mödling, ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Wien und schloss sein Studium 1983 ab. Dann folgte ein Jahr Gerichtspraxis, bevor er als Bediensteter des Landes NÖ arbeitete. Nach seiner Tätigkeit als Mitglied des Kabinetts des Verteidigungsministers war er von 1990 bis 1993 Mitarbeiter der Vereinigung Österreichischer Industrieller und von 1993 bis 1994 bei der GiroCredit tätig. Seine politische Karriere begann er 1989 als Europareferent des ÖAAB, zu dessen Bundesobmann-Stv. er 1991 berufen wurde. Von 1992 bis 1993 war Spindelegger Mitglied des Bundesrates und wechselte dann in den Na- 10 tionalrat, dem er vorerst bis 1995 angehörte. Dann war er Mitglied des Europäischen Parlaments (ÖVP-EVP), anschließend kehrte er von 1996 bis 2006 als Abgeordneter und Außenpolitischer Sprecher der ÖVP in den Nationalrat zurück. Seit 1998 ist er Landesobmann des ÖAAB Niederösterreich. Von 2000 bis 2007 war Michael Spindelegger Mitglied, von Jänner 2002 bis Oktober 2006 auch Leiter der österreichischen Delegation der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Währenddessen war er (bis 2006) auch stv. Obmann des Parlamentsklubs der ÖVP. Im Oktober 2006 wurde er zum Zweiten Präsidenten des Nationalrates gewählt, seit 2. Dezember 2008 ist er Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten. www.bmeia.gv.at www.weltbund.at © HOPI-MEDIA / Bernhard J. Holzner AÖWB-Thema Außenminister Michael Spindelegger bei seiner Antrittsrede im Parlament. „Mit einem engagierten Programm können wir auch nach den zwei Jahren für die Welt einen guten Dienst leisten“, ist Spindelegger überzeugt. 2. Ein weiteres Thema, das dem neuen Außenminister am Herzen liegt, ist Europa. Spindelegger möchte „nicht gleich mit einer großen Werbekampagne auffahren“. Der Minister hält es für wichtiger, „den Dialog zu führen, zuzuhören, hinzuhören und zu ergründen, wo in der Tiefe die Gründe für die Skepsis liegen. Erst dann kann man gezielt Maßnahmen setzen“. 3. Spindelegger hob hervor, dass es notwendig sei, „Dinge zu erkennen, die noch in weiterer Ferne liegen, und wo es gilt, künftige Chancen für Österreich zu erschließen“. Österreich sei mit seiner Balkanstrategie erfolgreich. Nun gelte es aber auch weiter hinaus zu blicken und die österreichische Nachbarschaftspolitik weiter zu fassen. „Ich nehme mir daher vor, den Bereich der Schwarzmeerregion zu einem Fokus der österreichischen Außenpolitik zu machen und den Boden für eine verstärkte Zusammenarbeit in dieser Zukunftsregion zu bereiten.“ Spindelegger lud alle Fraktionen ein, „den gemeinsamen Konsens in der Außenpolitik zu erhalten“. ROTWEISSROT AÖWB-Thema Reinhold Mitterlehner (VP) Wirtschaftsminister www.bmwa.gv.at ROTWEISSROT Josef Ostermayer (SP) Staatssekretär für Medienagenden © BMLFUW/Ingrid Sontacchi Claudia Bandion-Ortner Justizministerin (parteifrei) www.bmj.gv.at Johannes Hahn (VP) Wissenschaftsminister www.bmwf.gv.at Nikolaus Berlakovich (VP) Landwirtschafts- und Umweltminister, www.bmlfuw.gv.at © SPÖ / Ludwig Schedl © ÖVP / Andi Bruckner © SPÖ / Johannes Zinner © ÖVP / Markus Hammer Christine Marek (VP) Ministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend Alois Stöger (SP) Gesundheitsminister www.bmgfj.gv.at Maria Fekter (VP) Innenministerin www.bmi.gv.at © ÖVP / Jürg Christandl © ÖVP / Andi Bruckner Michael Spindelegger (VP) Außenminister www.bmeia.gv.at © BMGFJ © ÖVP / Bettina Mayr-Siegl Claudia Schmied (SP) Unterrichtsministerin www.bmukk.gv.at © ÖVP / Bettina Mayr-Siegl Norbert Darabos (SP) Landesverteidigungsminister, Sport, www.bmlv.gv.at Doris Bures (SP) Infrastrukturministerin www.bmvit.gv.at © HBF Rudolf Hundstorfer (SP), Sozial-, Arbeits- und Konsumentenschutzminister, www.bmsk.gv.at © bmukk © BMLV / HBF Gabriele Heinisch-Hosek (SP) Frauenministerin www.bka.gv.at © www.peterrigaud.com © BKA/Jäger © ÖGB / Christina Häusler Die Minister und Staatssekretäre der neuen Bundesregierung Reinhold Lopatka (VP) Staatssekretär im Finanzministerium www.weltbund.at Andreas Schieder (SP) Staatssekretär im Finanzministerium 11 AÖWB intern Auslandsösterreicher – Botschafter eines besseren Österreichs Eine Studie des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES zum Thema: Österreichbild bei österreichischen Entscheidungsträgern im In- und Ausland und in ihrem sozialen Umfeld. Georg Schoiswohl W ie Österreich in der Welt gesehen wird, hängt von vielen Einflüssen ab – von historischen Klischees, Medienberichten, Besuchereindrücken und nicht zuletzt vom Österreichbild der Österreicher selbst. Das Bild eines vergleichsweise besseren Österreichs tragen die Auslandsösterreicher in die Gastländer, insbeson- dere wenn sie dort Fachleute und Entscheidungsträger sind. Sie tragen dazu bei, dass Österreich im Ausland stärker als wissenschaftlich und technisch hoch qualifiziert und international engagiert gesehen wird, als dies in Österreich selbst der Fall ist. Das zeigt eine Befragung und Studie, die der AUSLANDSÖSTERREICHER- Umfrage-Panel Zwei Fragen zu beantworten beschäftigt den AÖWB seit seinem Bestehen (unter anderem): Welche Wünsche haben Auslandösterreicher gegenüber dem österreichischen Staat und seinen Repräsentanten, und wie kann man diese Informationen möglichst glaubwürdig erlangen und transportieren? Das Ziel ist natürlich, die Position der Auslandösterreicher zu erklären und zu verbessern, sofern die politische Konstellation dies zulässt, z. B. qualifizierte Mehrheitsnotwendigkeiten im Parlament wie für die Änderung des Wahlrechts im Jahr 2008, und die Politik davon zu unterrichten. Der Vorstand des AÖWB hat in seiner Herbstsitzung 2007 den Entschluss gefasst, ein sogenanntes Meinungs-Panel für Auslandsösterreicher einzurichten. Es wurde gemeinsam mit einem renommierten Meinungsforscher ein Fragebogen entwickelt und vom Vorstand verabschiedet, in dem einer ausgewählten Anzahl von erfolgreichen Auslands österreichern Fragen zu Kunst/Kultur, Wirtschaftskraft, Ökologie, Demokratie, Bildungswesen, Gesundheitswesen, Armutsbekämpfung, Landesverteidigung in Österreich auf der einen Seite und Sozialkapital auf Mikro-, Meso- und Makroebene auf der anderen Seite, für sich selbst und 12 ihre jeweilige ausländische Umwelt gestellt wurden. Noch während der Laufzeit der Studie hat sich der Vorstand entschlossen, auch im Inland ausgewählten Meinungsbildnern dieselben Fragen zu stellen und die Ergebnisse von Auslandsösterreichern und Inländern gegenüberzustellen, Divergenzen zu identifizieren und zu versuchen, diese zu erklären. Im Sommer 2008 wurden die Fragebögen ausgewertet und wissenschaftlich bearbeitet. Im nachstehenden Artikel lesen Sie eine Zusammenfassung der Ergebnisse. Der AÖWB möchte diese Befragungen fortsetzen und in Zukunft vor allem mehr auf tagespolitische Probleme eingehen, um der Politik die Meinung der qualifizierten Auslandsösterreicher als weitere Entscheidungshilfe anzubieten. Wir danken dem Team um Prof. Gehmacher für den Einsatz und die qualitativ herausragende Arbeit sowie den AÖWB-Vorstandsmitgliedern, die bei der Durchführung dieses Projekts mitgeholfen haben. Georg Schoiswohl www.weltbund.at WELTBUND im Lauf des Jahres 2008 durchgeführt hat. Insgesamt haben an der Untersuchung 157 im Ausland tätige österreichische Entscheidungsträger teilgenommen. Für die vergleichende Befragung der inländischen Entscheidungsträger wurden Führungskräfte in Betrieben ab 500 Mitarbeiter kontaktiert. Das Österreichbild in Österreich selbst, im Umfeld der inländischen Entscheidungsträger und bei diesen selbst entspricht eher dem selbstkritischen Klischee eines weltabgewandten, altmodischen Landes der Kunst und Kultur mit einer nicht sehr hoch bewerteten Demokratie. Die Auslandsösterreicher sehen Österreich besser – vor allem, was Technologie und Wissenschaft angeht, aber auch beim internationalen Engagement. Und für ihr Umfeld gilt das ebenso. Das Österreichbild ist da ganz allgemein besser als im Inland. Zwischen zwei Heimaten Österreicher, die ihre Karriere im Ausland machen, glauben also eher an die Stärke Österreichs als ihre Kollegen in Österreich und wirken damit in den Gastländern als Vertreter eines Österreichs jenseits der Klischees. Die im Ausland tätigen Entscheidungsträger aus Österreich haben auch einen genau so großen persönlichen Bezug zu Österreich wie die Inländer – neuerdings als „Sozialkapital“ gemessen –, nur ihr Herkunftsbundesland ist ihnen etwas weniger wichtig. Die Hälfte der Auslandsösterreicher in Führungspositionen möchte in der Pension im jetzigen Aufenthaltsland bleiben. Jeder Vierte weiß entschieden, dass er nach ROTWEISSROT AÖWB intern Österreich zurückkehren will. Ebenso viele haben noch keine Präferenz. Die Entscheidung für den Verbleib im Gastland fällt eher spät. Die Relation Österreich : Gastland (insgesamt 43 : 49) ist bis zu 20 Jahren Auslandsaufenthalt noch 38 : 13 für Österreich, bei 21 bis 40 Jahren im Ausland schon 26 : 48 und zeigt nach mehr als 40 Jahren fern von Österreich eine klare Präferenz, im Gastland zu bleiben (4 % Österreich, 79 % Gastland). Die Doppelbindung bei den Auslandsösterreichern zeigt sich auch bei der Frage nach den Vorstellungen über die Ausbildung von jungen Österreichern für eine Position im Ausland. Fast alle (89 %) empfehlen den Besuch normaler österreichischer Schulen. Aber mehr Sprachunterricht und Auslandsaufenthalte in den Ferien seien unbedingt notwendig, um sich für eine Tätigkeit im Ausland zu qualifizieren. Internationale Schulen in Österreich und teilweises Auslandsstudium seien eher auch günstig. In der Studie wird unter anderem ausgeführt: Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher sind im Gastland Fremde und Freunde aus Österreich. Über die Fremdheit und die Vorurteile gegenüber den Österreichern sagt die Studie einiges aus. Es wurde in der Befragung ja das Öster- reichbild erhoben – und zwar das eigene, aber auch das wahrgenommene Österreichbild des sozialen Umfelds. Und der Kontaktkreis der Führungskräfte repräsentiert ja bis zu einem gewissen Grad die öffentliche Meinung im Gastland. Das Österreichbild in der Welt erscheint nun in dieser Studie ähnlich kritisch wie das der Österreicher selbst. Einzig in „Kunst und Kultur“ sieht man Österreich als sehr gut an. „Wirtschaftskraft“ und „Umweltbewusstsein“ erscheinen noch als einigermaßen gut. Doch das „demokratische Niveau“ gilt als schwach. Ausgesprochen schlecht beurteilt man Österreich im „internationalen Engagement“, in der „Landesverteidigung“ und in der „Entwicklungshilfe“. Aber auch „Bildung, Wissenschaft und Technologie“ werden eher als mittelmäßig angesehen. Auf die Frage nach dem Österreichbild im jeweiligen lokalen Umfeld wird deutlich, dass Führungskräfte sowohl im Ausland als auch im Inland die Meinungen ihres Kontaktkreises stark widerspiegeln und beeinflussen. Doch die gesellschaftliche Meinung über Österreich im Kontaktkreis der Führungskräfte ist offenbar sowohl im Ausland als auch in Österreich eher noch schlechter als die der Führungskräfte selbst. Führungskräfte sind immer auch Meinungsbildner. In der Studie wurde auch die Frage nach der „Identifikation mit größeren geistigen Gemeinschaften“ gestellt. Da zeigt sich nun – trotz des kritischen Österreichbildes – eine breite Verbundenheit mit Österreich und mit der Europäischen Union. Wiederum gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Auslandsösterreichern und Inländern. Wenn die Auslandsösterreicher etwas an Heimatbindung eingebüßt haben, so betrifft das nur das Bundesland. Doch an Weltanschauung und Politik scheinen die Auslandsösterreicher stärker gebunden zu sein als die inländischen Führungskräfte. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die österreichischen Führungskräfte im Ausland etwas mehr in Wissenschaft und Bildung und weniger in der Wirtschaft tätig sind. Die Rangfolge der Identifikationen ist aber bei den Führungskräften im Ausland und im Inland gleich: Weltanschauung, Politik, Religion. Dem AUSL A NDSÖSTERREICHERWELTBUND stellt sich daher dieselbe Aufgabe wie den Vertretungen der innerösterreichischen Führungskräfte: die starke Identifikation mit der EU und mit Österreich als Vorbild und Signal deutlich zu machen und den Führungskräften sachliche Information über die tatsächlichen Leistungen Österreichs zu bieten und – wenn es gerechtfertigt ist – auch im Gegensatz zur öffentlichen Meinung. Österreichbild bei österreichischen Entscheidungsträgern im In- und Ausland und in ihrem sozialen Umfeld (sehr gut = 100 %) Österreichische Führungskräfte im Inland Kunst/Kultur Differenz im Ausland Umfeld Selbst Umfeld Selbst Umfeld Aus- u. Inland 53 64 77 79 +15 Wirtschaftskraft 39 34 44 40 +6 Ökologie 37 29 41 36 +7 Demokratie 41 30 36 34 +4 Gesundheitswesen 34 24 22 26 +2 Universitäten 17 14 23 25 +11 Bildungswesen 12 10 22 24 +14 Forschung/Technologie 07 05 21 18 +13 +5 Globales Engagement 07 07 16 12 Entwicklungshilfe 07 10 13 07 -3 Armutsbekämpfung 08 07 09 14 +7 Landesverteidigung 04 00 06 01 +1 ROTWEISSROT www.weltbund.at 13 Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten Die EU mitgestalten Gesandter Dr. Thomas Buchsbaum Leiter der AuslandsösterreicherInnenAbteilung im BMeiA. Die Ihnen vorliegende Ausgabe von ROTWEISSROT ist Europa und der Europäischen Union (EU) gewidmet. Auch wenn nicht alle AuslandsösterreicherInnen in Mitgliedsstaaten der EU leben, ist die Europäische Union ein politisches, wirtschaftspolitisches, soziales, kulturelles sowie auch rechtspolitisches und konsularisches Faktum Österreichs und der ÖsterreicherInnen. Damit verbunden sind einheitliche Reisepässe, die Visafreiheit, der grenzkontrollfreie Schengen-Raum, die gemeinsame Währung im Euroraum, konsularischer Schutz in Ländern, wo keine österreichische Vertretung besteht, durch ein anderes EU-Mitgliedsland u. v. a. m. Alle fünf Jahre haben alle EU-BürgerInnen – die Staatsangehörigen der EU-Mitgliedsstaaten – die Möglichkeit, die Abgeordneten des Europäischen Parlaments (EP) frei und direkt zu wählen. Das EP mitbestimmt und mitentscheidet Fragen, die die BürgerInnen direkt betreffen. Heuer wird diese Wahl in Österreich am 7. Juni 2009 stattfinden. Als AuslandsösterreicherIn können Sie daran auch aus dem Ausland per Briefwahl teilnehmen. Seit der Wahlrechtsnovelle 2007 ist dazu kein „Zeuge“ mehr nötig, jedoch weiterhin eine aufrechte Eintragung in die Europa-Wählerevidenz in Österreich. Die Wahlkarte kann für die Dauer der Eintragung in die EuropaWählerevidenz im Voraus zur automatischen Zusendung an Ihre ausländische Wohnadresse bestellt werden. Mehr dazu rechts auf dieser Seite sowie auf www.ep2009.at. Nehmen Sie die Chance und Ihr Recht wahr, die EP-Abgeordneten und deren Politik mitzubestimmen, und beteiligen Sie sich an der EP-Wahl 2009! 14 EP-Wahl 2009: Jetzt beantragen! Erleichtertes Auslandswahlrecht auch bei der Europawahl. D ie Wahl der 17 österreichischen Abgeordneten zum Europäischen Parlament (EP) findet am 7. Juni 2009 statt. Es ist dies die vierte EP-Wahl, an der ÖsterreicherInnen teilnehmen können. Für diese Wahl gilt wie schon bei der Nationalratswahl 2008 das stark vereinfachte AuslandsösterreicherInnen-Wahlrecht: Alle ÖsterreicherInnen ab dem 16. Geburtstag sind wahlberechtigt, für die Stimmabgabe ist kein „Zeuge“ mehr erforderlich, und Wahlkarten können für maximal zehn Jahre im Voraus beantragt werden. Evidenzeintragung Erste Voraussetzung für die Teilnahme an der österreichischen EP-Wahl ist die Eintragung in die „Europa-Wählerevidenz“ Ihrer zuständigen Wählerevidenzgemeinde in Österreich. Dies erfolgt mit dem sogenannten „gelben Formular“: dem „Antrag auf Eintragung in die (Verbleib in der) Wählerevidenz und/oder EuropaWählerevidenz“. Gleich oben auf der ersten Seite ist das Kästchen „Europa-Wählerevidenz“ anzukreuzen sowie bei einem Hauptwohnsitz in einem anderen EU-Staat als Österreich auch das Kästchen unter Punkt 16 („Ich erkläre, dass ich bei Europawahlen die österreichischen Mitglieder des Europäischen Parlaments wählen will.“). Das Formular ist im Internet – www.ep2009.at – und bei allen österreichischen Vertretungsbehörden verfügbar. Lesen Sie bitte genau das Formular und auch die Ausfüllanleitung. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie bis zur EP-Wahl in die Europa-Wählerevidenz – noch – eingetragen sind (jede Eintragung gilt maximal zehn Jahre), wenden Sie sich bitte direkt an Ihre Wählerevidenzgemeinde und klären Sie die Frage. Wenn Sie www.weltbund.at nicht mehr eingetragen sind, lassen Sie sich bald eintragen. Die Frist dafür endet voraussichtlich am 30. April 2009. Weiters ist die Beantragung einer Wahlkarte bei Ihrer Wählerevidenzgemeinde in Österreich nötig: Sie können dies entweder nur für die kommende EP-Wahl unternehmen – das Außenministerium legt dazu ein (nicht verpflichtendes) Formular auf – oder gemeinsam mit der Eintragung in die Europa-Wählerevidenz für die Dauer dieser Eintragung – maximal zehn Jahre – im Voraus. Dann erhalten Sie die Wahlkarte per Post automatisch an Ihre der Wähler evidenzgemeinde zuletzt mitgeteilte ausländische Wohnadresse zugeschickt. Wenn Sie nicht sicher sind, welche Adresse Ihre Wählerevidenzgemeinde von Ihnen gespeichert hat, fragen Sie besser dort nach – sonst könnte die Wahlkarte in die Irre geleitet werden. Das Wahlrecht gestattet nicht, für fehlgeleitete Wahlkarten – bzw. für Wahlkarten überhaupt – Duplikate auszustellen. Wenn Sie Ihren Hauptwohnsitz in einem anderen EU-Staat als Österreich haben, könnten Sie anstatt der österreichischen EP-Abgeordneten die EP-Abgeordneten Ihres Wohnsitzlandes wählen. Dazu bedarf es einer Eintragung bei der lokal zuständigen Stelle Ihres Hauptwohnsitzes entsprechend dem EP-Wahlrecht Ihres Hauptwohnsitzstaates. Achtung: Nicht in allen EU-Staaten wird am 7. Juni gewählt. Erkundigen Sie sich daher rechtzeitig über den lokalen Wahltag und über eventuelle Voraus- und Briefwahlmöglichkeiten. Da Sie nur eine einzige Stimme bei der EP-Wahl abgeben dürfen, ist eine Eintragung zur EP-Wahl in mehr als einem Staat nicht erlaubt. Mehr zur Europawahl 2009 finden Sie unter www.ep2009.at. ROTWEISSROT Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten Landtagswahlen ’09 Auslandswahlrecht Heuer können nur die AuslandsvorarlbergerInnen die Zusammensetzung ihres Landstags mitentscheiden. D en österreichischen Bundesländern wurde mit 1. Juli 2007 von der Bundesverfassung die Möglichkeit eingeräumt, dass AuslandsösterreicherInnen auch an den Wahlen zum Landtag ihres früheren Wohnsitzbundeslandes teilnehmen können. Im Unterschied zu bundesweiten Wahlen, Volksabstimmungen und Volksbefragungen wurde in der Bundesverfassung als Voraussetzung der Stimmabgabe von AuslandsösterreicherInnen bei Landtagswahlen festgelegt, dass der Hauptwohnsitz der AuslandsösterreicherInnen vor weniger als zehn Jahren vor der Landstagswahl ins Ausland verlegt wurde. Von allen österreichischen Bundesländern führten bisher nur Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg das Wahlrecht zum Landtag von AuslandsösterreicherInnen ein, die zuvor ihren Hauptwohnsitz in diesem Bundesland hatten. Im Jahr 2009 finden Landtagswahlen in Kärnten und Salzburg am 1. März, in Vorarlberg am 20. September und in Oberösterreich Ende September statt. Dabei werden nur AuslandsvorarlbergerInnen die Möglichkeit haben, ihre Stimme für die Wahl ihres Landtags abzugeben. Die Briefwahl jedoch wurde für die Wahlen zum Landtag aller Bundesländer eingeführt. Somit können alle zum Landtag Wahlberechtigten ihre Stimme auch aus dem Ausland abgeben, wenn sie ihre Wahlkarte entsprechend den jeweiligen Landesregelungen beantragt und erhalten haben. Dies betrifft heuer zumindest Kärnten und Salzburg (1. 3.), Vorarlberg (20. 9.) sowie Oberösterreich (Ende September). Mehr – sowie alle relevanten Gesetzestexte – finden Sie unter www.wahlinfo.aussenministerium.at – „Wahlberechtigung“ – „Wahlen zum Landtag österreichischer Bundesländer“. Adoption im Ausland Der Verfassungsgerichtshof hebt das Niederlassungserfordernis in Österreich auf. D er österreichische Verfassungsgerichtshof hat festgestellt, dass die Voraussetzung einer rechtmäßigen Niederlassung in Österreich für die Einbürgerung von minderjährigen Adoptivkindern von AuslandsösterreicherInnen eine Gleichheitswidrigkeit gegenüber InlandsösterreicherInnen darstellt und daher verfassungswidrig ist. Er hob die diesbezügliche Bestimmung des Staatsbürgerschaftsgesetzes (StbG 1985) mit Ablauf am 30. 6. 2009 auf. Diese Entscheidung gilt jedoch nur für den ROTWEISSROT Anlassfall, während sonst bis auf Weiteres die alte Rechtslage zur Anwendung kommt. Nur für den Fall, dass der Gesetzgeber bis Sommer 2009 keine neue Regelung erlässt, würde das Staatsbürgerschaftsgesetz ohne die aufgehobene Bestimmung ab 1. 7. 2009 für alle anhängigen Fälle gelten. Mehr dazu – auch Tipps für aktuell vom Thema Betroffene – finden Sie auf www. auslandsoesterreicherInnen.at – „Thema“ und „Aktuelles“. www.weltbund.at Vorsorgevollmacht Eine gute Alternative zur gerichtlichen Sachwalterbestellung All jenen, die für den Fall, dass sie nicht mehr handlungs- und entscheidungsfähig sind, rechtliche Vorsorge für sich selbst in Bezug auf Österreich treffen wollen, steht die österreichische Vorsorgevollmacht offen. Dies ist eine Verfügung, mit der festgelegt wird, wer im Namen der betroffenen Person handeln und Entscheidungen treffen kann, wenn diese dazu nicht mehr in der Lage ist – beispielsweise bei Erkrankung an Altersdemenz. Der Vollmachtgeber bestimmt vor dem Verlust der Geschäftsfähigkeit, der Einsichts- und Urteilsfähigkeit oder der Äußerungsfähigkeit, wer als Bevollmächtigter bzw. Bevollmächtigte für ihn oder sie entscheiden und ihn oder sie vertreten kann. Die betroffene Person kann auch festlegen, für welche Angelegenheiten der oder die Bevollmächtigte zuständig sein soll. Es können auch mehrere Personen bevollmächtigt werden. Für die Rechtswirksamkeit der Vorsorgevollmacht muss die betroffene Person zum Zeitpunkt der Errichtung der Vorsorgevollmacht geschäftsfähig sein. Ein Widerruf ist jederzeit möglich – auch noch nach Eintritt des Vorsorgefalls. Bei der Errichtung der Vorsorgevollmacht sind bestimmte Formvorschriften einzuhalten, die jenen letztwilliger Verfügungen ähneln. Die Vorsorgevollmacht kann daher entweder eigenhändig geschrieben und unterschrieben, fremdhändig geschrieben und eigenhändig und von drei Zeugen unterschrieben oder als Notariatsakt errichtet werden. Zur Errichtung der Vorsorgevollmacht steht – auch online – ein Formular bereit, das diese erheblich erleichtert und eigenhändig sowie von drei Zeugen zu unterschreiben ist. Sowohl die Errichtung als auch der Widerruf der Vorsorgevollmacht können im Österreichischen Zentralen Vertretungsverzeichnis (ÖZVV) von einem/r österreichischen NotarIn registriert werden, um bei Eintritt des Vorsorgefalls schnell und einfach darauf zurückgreifen zu können. Weitere Informationen finden Sie unter www.auslandsoesterreicherInnen.at – „Ratgeber“ – „Vorsorge“. 15 Schwerpunkt-Thema Europa, das Bild hinter der Maske „Europa ist auf der Suche nach sich selbst. Es weiß, dass es sein eigenes Schicksal in den Händen hält.“ Robert Schumann © Privat © xxxxxxxxxx Günter Düriegl Wie die Masken zum Karneval in Venedig gehören, sind die Klischees und Mythen fest mit den Wurzeln der europäischen Länder verbunden. G eheimnisvoll Beunruhigendes ist den Masken des venezianischen Karnevals eigen. Für kurze Zeit verhüllen sie das Sein ihrer Träger, deren Sehnsucht nach anderer Realität sich im Rausch eines Festes erfüllen soll. In einer Realität des Irrealen sind Schein und Sein aufgehoben. Vielfältig wie die Masken Venedigs sind auch die Bilder, die von Europa gezeichnet werden. Es lohnt sich allemal, in diesen Bildern das verbindende Wirkliche zu suchen, denn Europa ist keine heitere Maskerade des unwirklichen Scheins, sondern ernsthafter Entwurf menschlichen Seins. Der österreichische Philosoph Rudolf Burger stellte 2006 treffend fest: „Mythologisch ist die Geschichte Europas die Geschichte einer Entführung, semantisch ist sie die 16 Geschichte einer Vergewaltigung: Kaum ein Begriff wurde mehr missbraucht als der Begriff ,Europa‘. Er ist eine Sehnsuchtsvokabel für die einen, ein Nostalgiewort für die anderen, eine Beschwörungsformel aber für alle. Auch für laizistische Geister hat er die goldene Aura des christlichen Abendlandes. Vom ,gemeinsamen europäischen Haus‘ hat Michail Gorbatschow gesprochen und Jacques Delors vom ,europäischen Dorf‘. Von der Rückkehr nach Europa sprach man in Mitteleuropa, als es Osteuropa wieder gab und nicht mehr den ,Ostblock‘. ,Mitteleuropa‘ selbst ist nur eine Etappe gewesen auf dem Weg in den Westen, wohin heute alles drängt. So ist ,Europa‘ heute in Europa die vorläufig letzte europäische Utopie. Vergessen wird dabei www.weltbund.at allzu leicht, dass ,Europa‘ der Wendebegriff par excellence ist: Was eine Metapher für Zerrissenheit war, wurde zur Parole für Einigung. Denn in seiner Geschichte ist Europa immer wieder eine ,Schlachtbank‘ (Hegel) gewesen, und genau dagegen, gegen seine eigene Geschichte, wurde der Begriff programmatisch mobilisiert. Er wurde zur politischen Pathosformel der Einigung, weil das, was er geografisch bezeichnet, historisch der blutigste aller Kriegsschauplätze war. Nichts verbindet so sehr wie gemeinsame Gräber.“ Der Mythos Vielfältige Bilder von Europa erkennen wir. Vielfältig gezeichnet ist schon die Herkunft der jungen Prinzessin Europa, die der zu ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema Der Name Keineswegs eindeutig ist auch die sprachliche Herkunft des Namens „Europa“. Wir kennen eine griechische und eine semitische Ableitung. Beim Griechischen lässt sich an ein Kompositum aus altgriechisch eurýs, „weit“, und óps, „Sicht“, denken, also Europé, „die (Frau) mit der weiten Sicht“. Das Phönizische, eine semitische Sprache, benannte mit erob, „dunkel“, den Abend, das Akkadische mit erebu, „sinken“, das Hebräische mit ereb, „dunkel“. Die „Nationalismusfalle“ Das vielgesichtig Vieldeutige, ja sogar das Dunkle, scheint auch heute Europa zu bestimmen. Europäisches Leben bewegt sich heute zwischen den Polen Integration und Zerfall. Nach vierzig Jahren bipolarer Spaltung – heller und freier Westen hier, düsterer und unfreier Osten dort – schien für einen kurzen Augenblick die Vision von Charles de Gaulle Realität geworden zu sein: Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs meinte man ein einheitliches Europa vom Atlantik bis zum Ural sich formen zu sehen. Aber die Erfüllung dieser Sehnsucht nach harmonischer Totalität war nur ein schmerzlich kurzer Traum. Schließlich waren ja auch die Verheißungen der „Großen Erzählungen“, der „meta recits“, wie sie JeanFrançois Lyotard genannt hatte, ausgeblieben. Unerfüllte Versprechungen blieben die fortschrittsorientierte Aufklärung, der individuumzentrierte Liberalismus, der der Emanzipation verpflichtete Sozialismus, die „lichte Zukunft“ des Kommunismus, der „amerikanische Traum“, dem sich auch Europa hingegeben hatte. „E pluribus unum“ ist unerreichbar, das europäische Pluriversum gewinnt an Gestalt, ist Realität. ROTWEISSROT Wenn wir die Republik Zypern, das 27. Mitgliedsland der Europäischen Union, trotz der Tatsache, dass die Insel Zypern geografisch zu Asien zählt, hinzurechnen, dann sprechen wir heute von 47 souveränen europäischen Staaten, vor dem Zusammenbruch des Ostblocks waren es 31. Weitere Teilungen oder Abspaltungen sind nicht auszuschließen, niemand kann guten Gewissens ein Ende des „Spaltpilzes“ Nationalismus voraussagen, zu gewichtige mahnende Beispiele dafür sind der Kosovo und Transnistrien. Ethnien Im Europa der letzten drei Jahrhunderte waren wir daran gewöhnt, in Kategorien der Nationalstaaten zu denken. Wir kannten nur die Spanier, aber keine Katalanen, die Franzosen, aber keine Bretonen, die Briten, aber keine Waliser, die Niederländer, aber keine Friesen, die Belgier, aber keine Flamen, die Deutschen, aber keine Sorben, die Italiener, aber keine Friulaner, die Schweizer, aber keine Rätoromanen, die Türken, aber keine Kurden, die Finnen, aber keine Samen, die Russen, aber keine Ukrainer, oder Tataren – und so weiter und so weiter … In den 47 europäischen Ländern leben mindestens 135 verschiedene Minderheiten. In 38 von ihnen – ausgenommen sind kleinere Staaten wie Andorra, Island, Liechtenstein, Luxemburg, Malta und San Marino – lebt mindestens eine Minderheit, oft sind es jedoch durchschnittlich fünf bis sieben. Die größte Zahl an ethnischen Minderheiten hat der europäische Teil Russlands mit 39, gefolgt von Frankreich mit 17, Italien mit 12, Deutschland mit 10, der Ukraine mit 10, Großbritannien mit 9 und Serbien mit 7 ethnischen Minderheiten. Ein und dieselbe ethnische Minderheit lebt bisweilen in mehreren Ländern; so leben Deutsche in Belgien, Dänemark, Frankreich, Polen und Russland. Sprachen In Europa werden über hundert verschiedene Sprachen gesprochen, regionale oder lokale Dialekte nicht mitgezählt. Mehr als 90 Prozent der Europäer sprechen indogermanische Sprachen. Am weitesten verbreitet sind slawische, ger- www.weltbund.at manische und romanische Sprachen. Die uralischen Sprachen stellen die zweitgrößte Sprachfamilie Europas dar. Zu ihnen zählen das im äußersten Nordosten Europas gesprochene Samojedisch und die finnougrischen Sprachen Finnisch, Ungarisch, Estnisch, Samisch und einige Minderheitensprachen im europäischen Russland. Im europäischen Teil der Türkei ist mit Türkisch eine Turksprache Amtssprache, andere Turksprachen wie das Gagausische und das Tatarische kennen wir als Minderheitensprachen in Ost- und Südosteuropa. Am Ostrand des Kontinents wird mit dem Kalmückischen ein Vertreter der mongolischen Sprachfamilie gesprochen. Maltesisch, gesprochen auf der Insel Malta, ist ein Vertreter des semitischen Zweigs der afroasiatischen Sprachen; das in seinem Ursprung völlig ungeklärte und keiner Sprachfamilie zuzuordnende Baskische ist vermutlich eine der ältesten noch gesprochenen europäischen Sprachen. In der Europäischen Union gibt es 23 Amtssprachen, aber es werden etliche Sprachen mehr gesprochen. So gehört Katalanisch mit seinen 7,5 Millionen Sprechern anders als die Sprache der 5 Millionen Dänen nicht zu den Amtssprachen. Als Ersatz für die Anerkennung von Minderheitensprachen in der EU wurde das „European Bureau for Lesser-Used Languages“ mit Sitz in Dublin eingerichtet. Solche Minderheitensprachen – insgesamt sind etwa 40 bekannt – sind unter anderen Baskisch (Frankreich, Spanien), Bretonisch (Frankreich), Friesisch (Deutsch© Wikipedia ihr in Liebe entbrannte Zeus in Gestalt eines schönen weißen Stiers nach Kreta entführt hatte. Ursprünglich ist sie eine Tochter der Titanen Okeanos und Tethys. In der von Apollodoros überlieferten, heute bekanntesten Ausprägung des Mythos erscheint Europa als Tochter des phönizischen Königspaares Agenor und Telephassa. In der Ilias ist sie die Tochter des Phönix, des Sohnes des Agenor und der Perimede. Tizians Raub der Europa 1559–1562. 17 Schwerpunkt-Thema land, Niederlande), Galizisch (Spanisch), Katalanisch (Frankreich, Italien, Spanien), Okzitanisch (Frankreich, Italien), Samisch (Finnland, Norwegen, Russland, Schweden), Sardisch (Sardinien) und Sorbisch (Deutschland). Religionen Auch wenn sich etwa ein Drittel der Europäerinnen und Europäer als nicht praktizierend religiös bezeichnen und fünf Prozent überzeugte Atheisten sind, soll auf Religionen in Europa verwiesen werden. Etwa 75 Prozent der Europäer sind Christen (Katholiken, Evangelische, Orthodoxe), 8 Prozent sind Muslime, weniger als ein Prozent sind Juden, andere Religionen sind ebenfalls mit weniger als ein Prozent vertreten. Als konfessionslos bezeichnen sich etwa 17 Prozent der Europäer; sie sind vor allem in den Städten anzutreffen, die Staaten mit dem höchsten Anteil an konfessionslosen Einwohnern sind Estland, die Tschechische Republik, Russland und die aus der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik hervorgegangenen neuen Bundesländer. Grenzen Auf ein anderes, aber um nichts weniger wesentliches Phänomen europäischen Seins ist zu verweisen. Historisch gewachsene Strukturgrenzen prägen die Geschichte Europas und bestimmen seine Binnengliederung. Erste Abstufungen resultieren aus der Übernahme der Hochkultur, die für Europa ursprünglich aus dem Süden (Hellas, Rom), seit der römischen Eroberung Galliens auch aus dem Westen kam. Das Ergebnis war eine innereuropäische Ungleichzeitigkeit und Ungleichheit der Entwicklung, die ein Kulturgefälle sowohl in Nord-Süd- als auch in West-Ost-Richtung hervorbrachte. Nähe und Ferne zu den Quellen der Zivilisation steuerten den Beitrag der einzelnen Regionen zum Prozess der Zivilisation und ihrer Stellung in Europa. Und tatsächlich lassen sich mindestens vier solcher Strukturgrenzen identifizieren, die Europas kulturelle Vielfalt prägen, indem sie bedeutende Differenzen der historischen Entwicklung markieren: a) lateinisches (römisches) gegen griechi- 18 sches (byzantinisches) Christentum als West-Ost-Differenz, b) Christentum gegen Islam als Nord-Süd-Differenz, c) freies gegen unfreies Bauerntum (Linie Elbe – Saale – Böhmerwald) als zweite WestOst-Differenz, d) Reformation gegen Gegenreformation als zweite Nord-SüdDifferenz. Das Streben nach Befreiung Und trotz dieser Vielfalt, trotz dieser Unterschiede sprechen wir vom Europäischen, das uns alle verbindet, mögen wir nun im äußersten Norden oder im äußersten Süden, im äußersten Osten oder im äußersten Westen des Kontinents leben. Von diesem Verbindenden wurde schon einmal in unserem ROTWEISSROT geschrieben (RWR 1/2007), nur das Wesentliche sei hier wiederholt. Damals haben wir dargelegt, dass europäisch-abendländisches Sein der nie abgeschlossene Prozess des immerwährenden Verlangens nach eigenverantwortlicher absoluter Freiheit des Einzelnen ist. Wir haben gezeigt, dass dieses Streben nach Befreiung sich bis zu den Grenzen menschlicher Erinnerung zurückverfolgen lässt: Moses hat durch das Gesetz die Israeliten von politischer Unterdrückung befreit, für die Ägypten das Urbild abgibt. Jesus hat die Menschen vom blinden Gesetzesgehorsam befreit, Franz von Assisi machte sie frei von der Eigenliebe und sicher durch das Du. Die Moderne ihrerseits, für die die Aufklärung nach der Aufklärung als noch immer wirksamer Prozess steht, will den Menschen befreien von der Bevormundung durch die Theologie und von der Überforderung durch Weltanschauungen jeglicher Art. Diese Geschichte der Befreiung ist eine Geschichte der Lösungsversuche, nicht der Lösungen. Denn wie die eben genannte Aufklärung nach der Aufklärung unser Heute bestimmt, haben sich auch die Thora, der Christusglaube und das heilige Experiment des Franziskus in ihrem Eigenverständnis erhalten. Fausts „ Zum Augenblicke dür ft’ ich sagen ...“ mag auch darin seinen Grund haben, dass Europa nicht zu denken ist ohne den Logos der Hellenen, die politische Vernunft Roms, die Heilserwartung www.weltbund.at der Christen, die jüdische Erinnerungskultur, Moses Maimonides und seinen Einfluss auf Thomas von Aquin und Albertus Magnus, den arabisch-islamischen Einfluss in den Naturwissenschaften, der Mathematik, der Astronomie und Philosophie, den osmanisch-türkischen Einfluss in Ostmitteleuropa, den Gemeinschaftssinn und die Intuition der Ostslawen. Das Bild des programmhaft Programmatischen, des im steten Werden begriffenen Europas hat Jacques le Goff trefflich benannt: „Europa wird gebaut, getragen von großen Hoffnungen. Doch erfüllen werden sie sich nur, wenn sie der Geschichte Rechnung tragen. Ein geschichtsloses Europa wäre ohne Herkunft und ohne Zukunft. Denn das Heute entstammt dem Gestern, und das Morgen entsteht aus dem Vergangenen. Dieses Vergangene soll die Gegenwart jedoch nicht lähmen, sondern sie befähigen, bei allem Bewahren eine andere und im Fortschritt eine neue Gestalt zu gewinnen.“ Diese neue Gestalt sollte sich hinter keiner Maske mehr verbergen. Die Staaten Europas 46 souveräne Staaten haben zumindest einen Teil ihres Territoriums in Europa. Der 27. Mitgliedsstaat der Europäischen Union, die Republik Zypern, zählt geografisch zu Asien. Albanien Andorra Belgien Bosnien und Herzegowina Bulgarien Dänemark Deutschland Estland Finnland Frankreich Griechenland Irland Island Italien Kasachstan Kroatien Lettland Liechtenstein Litauen Luxemburg Malta Mazedonien Moldawien Monaco Montenegro Niederlande Norwegen Österreich Polen Portugal Rumänien Russland San Marino Schweden Schweiz Serbien Slowakei Slowenien Spanien Tschechische Republik Türkei Ukraine Ungarn Vatikanstadt Vereinigtes Königreich Weißrussland Kosovo und Transnistrien können als de facto unabhängige Staaten gesehen werden. ROTWEISSROT DER AKTUELLE TOP-BUCH-TIPP Peter Schnitt / Rainer Himmelfreundpointner: Interkulturelles Marketing in aller Welt hn itt /R Pe te r Sc m el fre ai ne r Hi m un dp oi nt ne r URELLES T L U K R E INT ING MARKET IN E in kleines Land als „Exportgroßmacht“: Schon heute rangiert Österreich beim Warenexport pro Kopf unter den Top Ten ELT ALLER W der Welt. Grundstein dafür ist die punktgenaue Abstimmung des Marketingmix auf regionale Erfordernisse und Gegebenheiten. ischer österreich rterfolge is s der Prax s der Expo ni au n im le he ie sp Das Ge 21 Fallbei hand von an en m Unterneh Dieses Fachbuch stellt erstmals die gängigen Theorien den Erfolgsbeispielen in der Praxis gegenüber und zeigt anhand von 21 ausführlichen Fallstudien aus österreichischen Unternehmen, wie die Theorie erfolgreich im Alltag angewendet wird. O Bestellen Sie „Interkulturelles Marketing in aller Welt“ bei der Service-GmbH der Wirtschaftskammer Österreich, T: 05 90 900 5050 F: 05 90 900 236 E-Mail: mservice@wko.at Preis: € 34,− inkl. MwSt., zzgl. Porto- und Versandspesen Name . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Firma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Adresse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tel./E-Mail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dieser . . . . .Leinenband . . . . . . . .ist . . für . . .alle . . . im . . Tourismus . . . . . . . .aktiv . . . .Wirtschaftstreibenden .......... Ich stimme der elektronischen Speicherung http://webshop.wko.at von großen Nutzen und erklärt die Besonderheiten der verschiedensten Kulturen. Neben unzähligen Tipps und Hinweisen bietet dieses Buch einen Überblick über die sprachlichen Grundbegriffe Umgang mit Gästen und Freunden in den wichtigsten und Verarbeitung der im Daten durch die Service GmbH zu. Weltsprachen, sowie ein Länder und Literaturverzeichnis. Schwerpunkt-Thema Österreich in der EU Ein Beitrag von Botschafter Dr. Hans-Dietmar Schweisgut, Ständiger Vertreter Österreichs bei der Europäischen Union: Die EU ist kein statisches Projekt. Dr. Hans-Dietmar Schweisgut © Wikipedi/ Andreas Thum Ö Skulptur von Andreas Thum vor dem Europäischen Parlamentsgebäude in Straßburg. 20 www.weltbund.at sterreich ist seit nunmehr 14 Jahren Mitglied der Europäischen Union. Die Entwicklung unseres Landes während dieser Zeit hat gezeigt, dass Österreich mit dem Beitritt den richtigen Weg gewählt hat. Die Mitgliedschaft hat zusätzliche Sicherheit für die wirtschaftlichen Akteure gebracht, die Wettbewerbsfähigkeit wurde wesentlich erhöht, und ein klarer wirtschaftlicher Aufholprozess ging vonstatten. Österreich liegt inzwischen beim ProKopf-Einkommen im Vergleich der 27 Mitgliedsstaaten an vierter Stelle. Österreich profi tiert auch überproportional von der EU-Osterweiterung, die die jahrzehntelange Spaltung Europas überwunden hat. Seit dem EU-Beitritt am 1. Jänner 1995 haben sich die ausländischen Direktinvesti tionen in Österreich verdreifacht und gleich zeitig auch die österreichischen Investitionen im Ausland von durchschnittlich 1,4 auf 3,2 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Laut dem Wirtschafts forschungsinstitut WIFO wird davon ausgegangen, dass der EU-Beitritt Österreichs zusammen mit der Osterweiterung ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von einem halben bis einem Prozent pro Jahr bewirkt und die Zahl der in Österreich Beschäftigten um 100.000 bis 150.000 erhöht hat. Trotz dieser positiven Bilanz steht die österreichische Bevölkerung der EU-Mitgliedschaft eher skeptisch gegenüber. Dies könnte unter anderem dadurch erklärt werden, dass Österreich der Gemeinschaft in einer Phase der großen Veränderungen beigetreten ist. Der Zusammenbruch des Sowjet-Imperiums, die Globalisierung und die Öffnung nach Osten – all das hat viele Menschen überfordert. In den neuesten Umfragen wird jedoch deutlich, dass in Krisenzeiten die Zugehörigkeit zur EU und die gemeinsame Währung als Stabilitätsfaktor gesehen werden ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema und das Vertrauen der Österreicher in die EU deutlich steigt. Laut einer im November 2008 durchgeführten Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik glauben ungefähr zwei Drittel der Österreicher, dass man die EU für die Bewältigung der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise braucht. Dass die EU- Mitgliedschaft insgesamt Vorteile bringt, glauben nach der aktuellen Eurobarometerumfrage vom Oktober/November 2008 47 Prozent der Österreicher, um elf Prozent mehr als noch vor einem halben Jahr. kehrspolitik zählen. Wenn es uns gelingt, für all diese Fragen gemeinsame Lösungsansätze zu ent wickeln, wird es automatisch auch zu einer Stärkung des Vertrauens in Europa kommen. Zur Person Der Tiroler Hans Dietmar Schweisgut trat 1977 nach seinem Jusstudium in Österreich und in den USA als Absolvent der Diplomatischen Akademie ins Außenministerium ein. Von 1979 bis 1983 arbeitete er an der österreichischen Vertretung bei der UNO in New York, anschließend als Ministersekretär im Bundeskanzleramt, Verkehrsministerium und später als Leiter der Europasektion im Finanzministerium. Nach acht Jahren als Botschafter in Tokio und Peking leitet er seit April 2007 die Ständige Vertretung Österreichs bei der EU in Brüssel. © Wikipedia/ Felix Koenig Die EU hält nicht inne Die EU ist jedoch kein statisches Projekt. Österreich bringt sich in diesen Prozess aktiv ein und hat in den Jahren seiner EUMitgliedschaft ein klares Profil erarbeitet, das uns in der EU Respekt und Gewicht verleiht. Die französische EU-Ratspräsidentschaft im vergangenen Halbjahr stand im Zeichen der Georgienkrise und der dramatischen Entwicklung der Finanz- und Wirtschaftssituation. Aber auch hinsichtlich der Klimaschutzpolitik und der schwierigen Situation, die durch das Referendum in Irland über den Lissabon-Vertrag ent- standen ist, konnten beim EU-Gipfel im Dezember 2008 wesentliche Weichenstellungen vereinbart und starke Signale dafür gesetzt werden, dass Europa zu einer gemeinsamen Lösung dieser Probleme bereit ist. All diese Themen, die Österreich direkt betreffen, werden wohl auch die Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 2009 bestimmen. Diese sind ein Anlass dazu, sich nicht nur mit den Kandidaten, sondern auch mit Europa auf breiterer Ebene zu beschäftigen. Ein starkes, geeintes und faires Europa ist die gemeinsame Zielsetzung der österreichischen Bundesregierung. Die Inkraftsetzung des Vertrags von Lissabon ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Die EU-Erweiterung durch Kroatien und weitere Nachbarn am Balkan, sobald diese die Voraussetzungen erfüllen, bleibt bei uns Priorität, ebenso wie der weitere Ausbau der Zusammenarbeit mit dem gesamten Donauraum. Ein besonderes Anliegen war Österreich immer die Weiterentwicklung einer nachhaltigen Wirtschafts- und Sozialpolitik auf EU-Ebene, wozu auch Umwelt- und Ver- Das Europäische Parlamentsgebäude in Straßburg an der Flusskreuzung der Ill und des Rhein-Marne-Kanals. ROTWEISSROT www.weltbund.at 21 Schwerpunkt-Thema Europa und die Welt Das Europawahlrecht garantiert eine Wahl zur einzigen, weltweit direkt gewählten supranationalen Institution. Mag. Robert Stein A © Wikipedia m 7. Juni 2009 werden die Österreicherinnen und Österreicher bereits zum vierten Mal zu den Wahlurnen gerufen, um die österreichischen Mitglieder des Europäischen Parlaments zu wählen. Nach einer individuell für Österreich festgelegten „Nachwahl“ am 13. Oktober 1996 war ja Österreich schon in den Jahren 1999 und 2004 mit dabei. Bei diesen drei Wahlen haben auch Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher die Gelegenheit gehabt, die österreichischen Abgeordneten zu wählen. Bei dem am 7. Juni 2009 stattfindenden Urnengang handelt es sich um die siebenten Europawahlen seit Bestehen der EU. Europawahlen finden immer Anfang Juni zwischen einem Donnerstag und einem Plenarsaal des Brüsseler Sitzes des Europäischen Parlaments. Zur Person Mag. Robert Stein studierte nach dem Besuch der evangelischen Volksschule und des humanistischen Bundesgymnasiums Klostergasse in Wien-Währing Rechtswissenschaften. Seit 1985 ist er im Bundesministerium für Inneres tätig: bis 1990 in der Zivildienstverwaltung und seit 1990 in der Abteilung für Wahlangelegenheiten, die er seit 2004 leitet. Darüber hinaus ist er Autor mehrerer einschlägiger Fachbücher und zahlreicher einschlägiger Zeitschriftenartikel. Von 1992 bis 1998 war er wiederholt als Wahlbeobachter bei Beobachtungsmissionen der OSZE in Ungarn, Tschechien und in der Slowakei eingesetzt. Seit 2001 ist der 51jährige Jurist Mitglied der Bezirksvertretung in Wien-Währing. 22 Sonntag statt. Die österreichische Bundesregierung hat bei der Festsetzung des Wahltermins keinen Handlungsspielraum, muss doch der Wahltag in Österreich an einem Sonntag (oder allenfalls an einem Feiertag) stattfinden. Bei der ersten Wahl zum Europäischen Parlament im Jahr 1979 haben neun EU-Mitgliedsstaaten die 410 Mitglieder des Parlaments gewählt. Bei der Wahl 1996 (nach dem Beitritt Österreichs Anfang 1995) waren es schon 15 Staaten; dabei standen Österreich noch 21 Mitglieder zu. Durch die EU-Erweiterung im Jahr 2004 hat sich diese Zahl auf 18 österreichische Mitglieder reduziert, obwohl die Zahl der Mitglieder des Europäischen Parlaments insgesamt auf 785 angehoben wurde. Die Europawahl 2009 findet zwar schon in einem knappen halben Jahr statt, dennoch steht die Zahl der zu wählenden Mitglieder des Europäischen Parlaments noch nicht endgültig fest! Sie hängt von der Frage ab, ob der Vertrag von Lissabon in Kraft treten wird oder nicht. Im letzteren www.weltbund.at Fall hätte das Europäische Parlament 736 Mitglieder, Österreich könnte davon lediglich 17 entsenden. Gilt der Vertrag von Lissabon hingegen doch, so könnte Österreich immerhin 19 von 751 Mitgliedern entsenden. Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher die in EU-Staaten leben, können sich – wie alle EU-Bürgerinnen und -Bürger – entscheiden, ob sie die österreichischen Mitglieder des Europäischen Parlaments oder die Mitglieder jenes Mitgliedsstaates wählen wollen, in dem sie wohnen. Umgekehrt können in Österreich lebende EU-BürgerInnen die gleiche Entscheidung treffen. Damit ein Auslandsösterreicher oder eine Auslandsösterreicherin bei der Europawahl die österreichischen Abgeordneten wählen kann, muss er/sie in die Europa-Wählerevidenz eingetragen sein. Dies erfolgt auf Antrag, wobei die Eintragung für zehn Jahre gilt und zu jedem Zeitpunkt und beliebig oft verlängert werden kann. Viele der Aus- ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema landsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher werden ohnedies schon jetzt eingetragen sein, einige werden bei der Nationalratswahl 2008 sogar ein sogenanntes „Wahlkartenabo“ beantragt haben. Diese bekommen ihre Wahlkarten automatisch zugesendet. Für Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher, auf die dies nicht zutrifft, sei an dieser Stelle zusammengefasst: Das Antragsformular für die Beantragung der Eintragung in die Europa-Wählerevidenz kann über das Bundesministerium für Inneres, über das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten oder über die österreichischen Vertretungsbehörden bezogen werden. Der Antrag muss bei der „Heimatgemeinde“ (oft wird dies die Gemeinde sein, in der der Antragsteller oder die Antragstellerin seinen bzw. ihren letzten Hauptwohnsitz hatte) gestellt werden. Eine Online-Beantragung via E-Mail (mit „heruntergeladenem“ Formular) oder vielerorts auch über help.gv.at ist möglich. Für Auskünfte betreffend die Beantragung ist im BMI eine 24 Stunden erreichbare Hotline eingerichtet (Näheres siehe Kasten). Auf dieser Hotline wird insbesondere die immer wieder gestellte Frage nach dem sogenannten Anknüpfungspunkt (in der Regel ist dies der letzte Hauptwohnsitz des Auslandsösterreichers oder der Auslandsösterreicherin in Österreich) beant wortet. Mit der Stellung des Antrags ist man für zehn Jahre in die Europa-Wählerevidenz und – hat man die entsprechenden Kästchen angekreuzt – auch in die Wählerevidenz (maßgeblich für alle anderen bundesweiten Wahlen) eingetragen. Mit der Beantragung kann man (muss man aber nicht) die regelmäßige automatische Zusendung von Wahlkarten beantragen. Macht man davon keinen Gebrauch, so muss man vor jeder Wahl bei seiner „Heimatgemeinde“ die Ausstellung einer Wahlkarte beantragen. Steht eine Streichung aus der Wählerevidenz wegen Zeitablauf bevor, so ist die Gemeinde seit 2007 verpflichtet, den Auslandsösterreicher oder die Auslandsösterreicherin zu verständigen. ROTWEISSROT Die Gemeinden werden die Wahlkarten knapp drei Wochen vor der Wahl an die Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher versenden. Sofort nach Eintreffen der Wahlkarte kann man mittels Briefwahl (also ohne Zuhilfenahme einer Zeugin oder eines Zeugen!) seine Stimme abgeben (die weiteren Anweisungen dazu finden sich auf der Wahlkarte). Wichtig ist, dass nach Abgabe der Stimme mittels Briefwahl die entsprechenden Rubriken auf der Wahlkarte (eidesstattliche Erklärung) ausgefüllt werden. Die Wahlkarte muss bei der zuständigen Bezirkswahlbehörde (die Adresse ist auf der Wahlkarte aufgedruckt) am achten Tag nach der Wahl einlangen, damit sie in die Ergebnisermittlung einfließen kann. In den meisten Fällen sollte dieser Zeitraum ausreichen, dass von jenen Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern, die an der Wahl teilnehmen wollen, die Wahlkarte auch rechtzeitig bei der Wahlbehörde einlangt. Im Bundesministerium für Inneres ist man bestrebt, das Layout der Wahlkarte durch eine noch im Frühjahr beabsichtigte Gesetzesänderung weiter zu vereinfachen. Sollte der Fahrplan halten, so würde das Unterschreiben in der vorgesehenen Rubrik (ohne Beifügung des Datums der Stimmabgabe) ausreichen, damit die Wahlkarte in die Ergebnisermittlung einfließen kann. Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher sollten, wenn sie an der Wahl teilnehmen wollen, nicht zögern, eine der Hotlines (Bundesministerium für Inneres oder Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten) zu kontaktieren. Bei den Anfragen kann fast immer weitergeholfen und eine Lösung gefunden werden, sodass eine rechtzeitige Stimmabgabe möglich ist. Mit dem Antrag auf Eintragung in die Europa-Wählerevidenz sollte nicht zugewartet werden. Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher sollten diesen jetzt so rasch wie möglich stellen. Betroffene Personen, die sich nicht sicher sind, ob sie schon eingetragen sind, können sich entweder der Hotline bedienen oder sicherheitshalber den Antrag neuerlich stellen, was eine automatische Verlängerung der Eintragung auf zehn Jahre nach sich zieht. Informationen zur Europawahl Was Sie tun sollten, damit Sie bei der Europawahl 2009 die österreichischen Mitglieder des Europäischen Parlaments wählen können: Antrag auf Eintragung in die Europa-Wählerevidenz stellen (wenn Sie noch nicht eingetragen sind) oder sonst zweckmäßigerweise Verlängerung der Eintragung in die EuropaWählerevidenz beantragen und dabei zweckmäßigerweise gleich auch Antrag auf Eintragung oder Verlängerung der Eintragung in die Wählerevidenz stellen, damit Sie auch bei Nationalratswahlen, Volksabstimmungen, Volksbefragungen und vor allem bei der Bundespräsidentenwahl 2010 wählen können, und zweckmäßiger Weise gleich auch ein Wahlkartenabonnement bei der „Eintragungsgemeinde“ beantragen oder sonst rechtzeitig Wahlkarte bei der „Eintragungsgemeinde“ beantragen. www.weltbund.at Gleich nach Erhalt der Wahlkarte mit Briefwahl wählen und die Wahlkarte per Post, allenfalls über eine österreichische Botschaft oder ein österreichisches Konsulat, an die Bezirkswahlbehörde senden. Nähere Informationen finden Sie auch im Internet: www.bmi.gv.at/Wahlen/ www.wahlinfo.aussenministerium.at/ Bei der „Eintragungsgemeinde“ handelt es sich häufig um die Gemeinde, in der Sie Ihren letzten Wohnsitz in Österreich gehabt haben. Für Fragen zur „Eintragungsgemeinde“, aber auch zu allen anderen mit Wahlen im Zusammenhang stehenden Fragen wenden Sie sich bitte an die Hotline des Bundesministeriums für Inneres: +43/1/531 26-2070 (außerhalb der Amtsstunden Tonbanddienst) 23 Schwerpunkt-Thema Europa vor dem Theatervorhang Österreichische Bühnenkunst überwindet die Grenzen von Ländern und Sprachen – am leichtesten die Oper und die Operette, doch auch Grillparzer, Schnitzler und Bernhard. © APA PictureDesk (3) Hans Haider Martin Kušej inszenierte „Geschichten aus dem Wiener Wald“ 1998 in Hamburg. G Stücke lassen sich ohne technischen Aufwand zwischen simplen Dekorationswänden zelebrieren, in Salons oder Speisezimmern. So ist der höchst musikalische Nachdenker über Gott und die Welt, die Kunst und Österreich zum Exportschlager geworden. Im Februar 1989, vor genau zwanzig Jahren, starb Thomas Bernhard in Gmunden und wurde in Wien begraben. Wie groß ist Österreichs Beitrag zum europäischen Theater? Darüber zu streiten, ob Bert Brecht dank seines Nachkriegspasses der österreichischen Literatur zugezählt 24 www.weltbund.at anz Europa: ein Theater. Und Österreich nimmt daran teil, gebend wie auch nehmend. Die Spielpläne kennen keine Grenzen: Wo immer das Theater sich neu zu erfinden scheint, schwappt es rasch in andere Länder, in andere Sprachen über. Kein österreichischer Dichter findet sich heute in Frankreich, Italien oder Polen so oft auf den Theaterzetteln wie Thomas Bernhard. Warum? Es sind die großen Sprechrollen, für die es in jedem Ensemble, auch in kleinen Stadttheatern, Anwärter gibt, die das Publikum liebt. Bernhards werden soll, ist müßig. Einen größeren Bühnenkonzern als die BundestheaterHolding mit Burgtheater, Staatsoper und Volksoper gibt es nirgendwo. Doch soll die Frage nicht ökonomisch beantwortet werden – wenngleich Geld jeden Ort der Welt zur Pilgerstätte von Theaterliebhabern machen kann. Zurzeit wird in den Golfstaaten Kulturbetrieb buchstäblich über Nacht aus dem Wüstensand gestampft. Das europäische Erbe hat hingegen viele Jahrhunderte gebraucht, um der Gegenwart sein Fundament ohne nationale Gren- ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema zen zu bauen. Im Florenz der Medici wurde die italienische Oper geboren von Altertumsforschern, die das antike griechische Theater wiederbeleben wollten. Die mittelalterliche Geschichte vom Herrn Jedermann, den am Ende des Lebens Einsicht und Gnade auf den Weg der Tugend zurückführen, ist in England, Holland wie in Norddeutschland und in den Alpen bekannt. Shakespeare wird von Wandertruppen über den ganzen Kontinent verbreitet. In den Gymnasien der Jesuiten und Benediktiner trainieren die Schüler in halb Europa die lateinische Sprache durch Aufführungen derselben biblischen Stoffe und Heiligenlegenden. „Zauberflöte“ und „Fledermaus“ Der große Lessing klärt die Deutschen auf, dass ihnen Shakespeare näher stehen müsste als die klassischen Franzosen wie Corneille und Racine. Österreich gibt – und Österreich nimmt: Goethe beginnt eine Fortsetzung von Schikaneders Textbuch zur „Zauberflöte“ zu schreiben, Grillparzer schöpft aus Calderóns „Das Leben ist ein Traum“ sein „Der Traum ein Leben“. Ferdinand Raimund gastiert als Schauspieler und Dichter in Hamburg, Johann Nestroy in Berlin, Frankfurt, Prag. Viele NestroyPossen gehen auf französische Vorbilder zurück. Man nimmt, was gut ankommt. Wo Theater nicht aus reichen Hofkassen finanziert wird, hat es die Nase am Wind der Moden und am Puls des Volkes. Altwiener Volkstheaterkunst mit ihrer Vorliebe für Geister und Feen ist in der „Zauberflöte“ für alle Zeiten und alle Welt konserviert. Mozart plus Schikaneder: Das ist Österreichs gewichtigster Beitrag zum europäischen, zum Welttheater. Die im 19. Jahrhundert nachfolgenden Novitäten auf den Musikbühnen bereichern das internationale Lustbarkeitenfach: die Operetten von Franz von Suppé, Johann Strauß – mit dem Jahrhundertereignis „Fledermaus“ –, Karl Millöcker oder Carl Zeller, später Emmerich Kálmán und Franz Léhar und zuletzt Ralph Benatzky und Robert Stolz. Österreich hat sich im europäischen Repertoire mit seinen Opern und Operetten tiefer verankert als mit seinem Schauspiel. Freilich sei nicht vergessen, dass Arnold Schönberg seine Oper „Moses und Aron“ erst in der Emigration in den USA fertigstellen konnte und diese erst 1957 in Zürich uraufgeführt wurde. Der Aufstieg des gebürtigen Schweizers Gottfried von Einem ins Weltrepertoire begann mit der Uraufführung der Oper „Dantons Tod“ 1947 bei den Salzburger Festspielen. Im europäischen Opernbetrieb haben Regisseure wie Otto Schenk und Dirigenten von Herbert von Karajan bis Nikolaus Harnoncourt unverwechselbar österreichische Spuren hinterlassen. Im Musical „Hello Dolly“ (1963) wird der Plot von Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ nacherzählt. „Carousel“ ist die musi ka lische Umsetzung von Molnárs Eröffnung der Scala-Saison in Mailand im Dezember 2005 mit „Idomeneo“, Zuschauer vor einer Videowand in der Galleria Vittorio Emanuele. ROTWEISSROT Hutschenschleuderer-Rührstück „Liliom“. Darf man den Budapester Molnár Ferenc zu den Öster reichern zählen? Eigentlich ja, denn sein Welterfolg begann erst, als Alfred Polgar 1912 „Liliom“ ins Deutsche übertrug. Grillparzer, der verkannte Klassiker Von Franz Grillparzer (1791–1872) behauptete Karl Kraus, er sei „vornehmlich aus dem Bedürfnis Österreichs nach einem Klassiker entstanden“. Doch die Weimarer setzten sich durch. Von Grillparzer wurden im 19. Jahrhundert in Deutschland am liebsten „Die Ahnfrau“ sowie „Sappho“ und „Medea“, seine Partituren für große Heroinen, gespielt. Doch später können Schauspieler und Regisseure Grillparzer aus dem Eck der Schülerpflichtlektüre herausholen. Josef Kainz, der absolute Star deutscher Zunge, der auch in Amerika und Russland auf Tournee ging, holte als König Alfons „Die Jüdin von Toledo“ ins Repertoire zurück. Grillparzer wurde nach 1945 als Nachhilfelehrer zur Rückgewinnung österreichischer Identität eingesetzt – bis zur Wiedereröffnung des Burgtheaters 1955 mit „König Ottokars Glück und Ende“ mit Ewald Balser und Attila Hörbiger. 1990 verblüffte der deutsche Regisseur Thomas Langhoff bei den Salzburger Festspielen mit der „Jüdin von Toledo“. 1991, zu Grillparzers 200. Geburtstag, spielte Franz Morak, der spätere Kunststaatssekretär, mit Bravour den In einem U-Boot-Bunker bei Bremen im Jahr 2000: „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus in der Regie von Johann Kresnik. www.weltbund.at 25 Schwerpunkt-Thema Friedensverträgen von Saint-Germain und Trianon wurden Österreich und Ungarn in die Urheberrechtskonvention gezwungen. Reinhardt und Hofmannsthal Schnitzler kam als Erster nach Anzengruber auf den Bühnen der deutschen Städte an. Der Berliner Theaterreformer Otto Brahm (1856–1912), der in seiner „Freien Bühne“ in Berlin schon Gerhart Hauptmann durchgesetzt hatte, brachte fast alle großen Schnitzler-Stücke heraus, von der „Liebelei“ bis zum „Professor Bernhardi“. Schnitzler wurde zu seinen Lebzeiten in Frankreich und Skandinavien als Exempel modernen psychologischen Theaters aufgeführt – während in Moskau der Avantgardist Mejerhold Schnitzlers Pantomime „Schleier der Pierrette“ wählte. Theodor Herzl war mit seinen lange vor der Zionisten-Programmatik „Der Judenstaat“ geschriebenen Lustspielen im ganzen deutschsprachigen Theater – das es bis 1945 auch in Prag gab – vertreten. Aus dem Schatten Brahms trat in Berlin der Österreicher Max Reinhardt (1873–1943): als Regisseur und Theaterunternehmer, der einen Konzern aufzieht mit seinem „Deutschen Theater“ als Mittelpunkt und Hugo von Hofmannsthal (1974–1929) als Hausautor. Mit Hofmannsthals „Elektra“ beginnt dieses Doppelgestirn zu leuchten. 1911 inszeniert Reinhardt Hofmannsthals „Jedermann“ in einem Berliner Zirkus als Massenspektakel und in Dresden den ers- ten „Rosenkavalier“ mit der Musik von Richard Strauss. Als Librettoschreiber wird Hofmannsthal den Welterfolg von Strauss begleiten. Doch keine der Opern verkörpert Wiener Geist und Kultur der Endzeit der Habsburgermonarchie wie „Der Rosenkavalier“ – von dem man sagt, die Sentenzen der Marschallin reichten aus für die Konversation einer Dame. Die in halb Europa gastierenden Berliner Reinhardt-Bühnen bieten einen exemplarischen europäischen Spielplan, mit Aischylos und Sophokles, Shakespeare, Molière, Goethe, Schiller, Kleist, Büchner, Strindberg, Pirandello, Tolstoi, und darin eingebettet die modernen Österreicher bis zu Kokoschka und Karl Schönherr – der Tiroler hat es nicht nur an die Burg, sondern auch nach Deutschland gebracht. Noch vor dem Ende des Ersten Weltkriegs beginnen Verhandlungen über eine Gründung von Festspielen in Salzburg. Das klein und arm gewordene Österreich übernimmt hier für die europäische Theatergemeinde eine verantwortungsbewusste Gastgeberrolle. Am österreichischen Kulturamalgam aus seinen deutschen, romanischen, slawischen und ungarischen Bühnenstoffen und Mysterien sollte Europa genesen nach dem Zusammenbruch seiner alten Ordnung. Hofmannsthal sagte ihr im „Rosenkavalier“, im „Schwierigen“ und „Unbestechlichen“ schmerzvoll-heiter Adieu. Mit politischen Bühnenutopien überwanden Franz Theo- © APA PictureDesk (4) Böhmenkönig Ottokar an der Burg. Martin Kušej, Regisseur aus Kärnten mit slowenischem Hintergrund, brachte 1999 im Burgtheater „Weh dem der lügt“ heraus und 2005 bei den Salzburger Festspielen den „Ottokar“. Von modernem Bühnenbetrieb kann man erst im späten 19. Jahrhundert sprechen. Den markanten Schritt tat die Theatertechnik mit ihren Gaslichtern in den Stadt- und Hoftheatern und mit ihren elektrischen Apparaten. Der Wiener Ludwig Anzengruber (1839–1889) mit seinen sozialrealistischen Volksstücken („Der Pfarrer von Kirchfeld“, „Der Meineidbauer“, „Das vierte Gebot“), die sogar auf Friedrich Engels Eindruck machten, hatte seine riesigen Erfolge in dieser Wendezeit, in der in ganz Europa bürgerliche Theaterneubauten wie Pilze aus dem Boden schossen – und übrigens in Wien das Deutsche Volkstheater 1889 eröffnet wurde mit Anzengrubers längst vergessenem „Fleck auf der Ehr“. 1886 wurde mit der Berner Übereinkunft das internationale Urheberrecht geregelt und damit im grenzüberschreitenden Stückeaustausch den Autoren Tantiemen gesichert. Österreich-Ungarn trat freilich nicht bei, denn das Übersetzen in die vielen Sprachen der Vielvölkermonarchie sollte nicht behindert werden. Daraus erklärt sich, dass die Wiener Stückeschreiber wie Arthur Schnitzler, Hermann Bahr („Das Konzert“) und Hugo von Hofmannsthal deutsche Verleger wählten. Erst in den Thomas Bernhard, „Heldenplatz“, Deutsche Erstaufführung 1995, Schauspiel Frankfurt. 26 Die Modeschöpfer Domenico Dolce (r.) und Stefano Gabbana (l.) mit der Schauspielerin Monica Belucci bei der Premiere zur „Zauberflöte“. www.weltbund.at ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema dor Csokor („Gesellschaft der Menschenrechte“) und Fritz Hochwälder („Das heilige Experiment“), beide in der Emigration, die Sprachgrenze, doch ihr Schaffen ist heute vergessen. Zürich, Turin, London, Paris Ein aus tragischen politischen Verhältnissen geborenes Österreicher-Theater bekam nach dem „Anschluss“ 1938 im Zürcher Schauspielhaus eine notdürftige Heimat. Mit Leopold Lindtberg als Regisseur und Margarete Fries, Karl Paryla und seinem Bruder Emil Stöhr im Ensemble, in dem seit 1933 auch viele deutsche Verfolgte Zuflucht gefunden hatten. Hans Weigel schrieb Couplets, wenn zu Silvester Nestroy gespielt wurde. Als 1945 das Dritte Reich endlich niedergerungen war, begannen die Emigranten „Die letzten Tage der Menschheit“ zu lesen. In diesem unendlichen Stationendrama zeigte Karl Kraus Ursachen und Wirkung des Moralvakuums, in dem Österreich-Ungarn mit Deutschland im Kriegsbunde untergegangen ist. 1974 wagte sich in Basel Hans Hollmann an das Opus maximum Kraus’, 1990 Luca Ronconi in ehemaligen Fiat-Produktionshallen in Turin, in Paris gab es 1995 und 2000 Leseaufführungen, die Heinz Schwarzinger vorbereitete. Dieser dort lebende österreichische Übersetzer bereitete auch Ödön von Horváth (gestorben im Pariser Exil 1944) und Jura Soyfer (ermordet 1939 in Buchenwald) den Boden und machte in seinen Österreichischen Theaterwochen Stücke von Elias Canetti, Thomas Bernhard, Franz Innerhofer, Elfriede Jelinek, Werner Kofler, Helmut Qualtinger, Felix Mitterer, Arthur Schnitzler, Werner Schwab, Peter Turrini, Wolfgang Bauer, Gerhard Roth, Gabriel Barylli, Franz Harald Kieslinger, Felix Mitterer und Robert Schneider bekannt. Ob Paris, Mailand, Rom, Budapest, Prag oder Warschau: Das Netzwerk des Außenministeriums hilft diskret mit, Dramen aus Österreich übersetzen und aufführen zu lassen. Das Welttheatermekka London ist für österreichisches Schauspiel ein harter Boden. Schnitzlers „Reigen“ und Horváths „Geschichten aus dem Wienerwald“ haben sich jüngst dort bewährt. In Italien sind es vornehmlich Professoren für Germanistik, die nebenbei für die Theater übersetzen. Österreich ist seit dem Buch „Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur“ (1963) des Triestiners Claudio Magris ein nicht nur von Wien-Touristen tief beackertes Feld. Von der Jahrhundertwendeblüte in Malerei, Architektur, Musik und Dichtung – Stichwort: Aufbruch und Untergang – bis in die aktuelle Gegenwart hat das italienische Zeitungsfeuilleton österreichischer Literatur den Weg aufgetan. Für Paris lässt sich die intensive Befassung mit Wien und Österreich zurückverfolgen zur Ausstellung „Die Geburt eines Jahrhunderts“ im Centre Pompidou. Musikdirektor Ralf Weikert (r.) und die Opernsängerin Elizabeth Meyer (2. v. l.) bei der Premiere von „El caballero de la rosa“ von R. Strauss in Sevilla. ROTWEISSROT Doch noch immer sind die großen Regisseure die besten Anwälte für dramatische Literatur. 1984 inszenierte Luc Bondy in Nanterre Schnitzlers „Weites Land“. Klaus Michael Grüber brachte 1988 in Paris eine Dramatisierung des Broch-Romans „Die Magd Zerline“ mit Jeanne Moreau heraus. Peter Handke wohnt bei Paris, zuletzt ist dort „Die Stunde, da wir nichts von einander wussten“ gespielt worden. In Amsterdam setzte der Regisseur Theu Boermans seinen Ehrgeiz darein, in seinem Trust Theater alle Stücke des jung verstorbenen Grazer Theaterdichters Werner Schwab („Die Präsidentinnen“, „Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos“) aufzuführen. Der polnische Spitzenregisseur Krystian Lupa hatte 2001/02 Riesenerfolge in Warschau und Paris mit seiner Dramatisierung von Thomas Bernhards Roman „Die Auslöschung“. In Wien müssen Erwin Piplits und Ulrike Kaufmann seit Jahren um den Weiterbestand ihres „Serapionstheaters“ im Odeon an der Taborstraße kämpfen. Diese Gruppe ist seit 1973 auf Kostümpantomime spezialisiert – auf fantasievolle Geschichten vom Werden und Vergehen, die wortlos zu dramatischer Musik erzählt werden. Mythen aus ganz Europa, von Frankreich bis zur Walachei, präsentieren sich im bunten Maskenkleid armen Theaters. Es ist bis heute Österreichs reizvollster Beitrag auf den großen Theaterfestivals in ganz Europa und wird überall verstanden. Die griechische Mezzosopranistin Agnes Baltsa (l.) in der Rolle der Klytemnestra und die Amerikanerin Nadine Secunde als Elektra. www.weltbund.at 27 Schwerpunkt-Thema Das Europäische Parlament Hier erheben Bürgerinnen und Bürger der EU ihre Stimme, um Europa zu gestalten. Günter Düriegl as Europäische Parlament (Europaparlament) ist die auf fünf Jahre direkt gewählte Volksvertretung der etwa 450 Millionen Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union, die einzige weltweit direkt gewählte supranationale Institution. Derzeit zählt das Europäische Parlament 785 Abgeordnete, wovon Österreich 18 stellt. Die Mitglieder sind nicht in nationale Blöcke, sondern in europaweite Fraktionen eingeteilt, zu denen alle wichtigen politischen Parteien der Mitgliedsstaaten zusammengefasst werden. Es existieren sieben Fraktionen, 31 Abgeordnete sind fraktionslos. Mit Stand vom 4. Dezember 2008 ergibt sich folgende Fraktionszugehörigkeit der Abgeordneten: EVP-ED (Christdemokraten/Konservative) 287 SPE (Sozialdemokraten) 217 ALDE (Liberale) 100 UEN (Nationalkonservative) 43 Grüne/FEA (Grüne) 43 GUE/NGL (Linke) 41 Ind/DEM (Europakritiker) 22 Fraktionslos 31 Sitz des Europäischen Parlaments ist Straßburg. Dort finden zwölf viertägige Plenarsitzungen im Jahr statt. Die Ausschüsse und Fraktionen tagen in Brüssel, wo zudem sechsmal im Jahr kürzere Plenarsitzungen stattfinden. In Luxemburg hat das Generalsekretariat seinen Sitz. Die Befugnisse des Europäischen Parlaments wurden im Lauf der Zeit erweitert und gestärkt. Die wesentlichen Aufgaben des Europäischen Parlaments sind die Gesetzgebung, die Budgetierung und die Kontrolle der Europäischen Kommission. Am Prozess der Gesetzgebung ist das Parlament gemeinsam mit dem Rat der EU je nach Angelegenheit durch Stellungnahme, Zusammenarbeit, Mitentscheidung oder Erteilung seiner Zustimmung beteiligt. Gleichberechtigt können Parla- 28 © EP 2007 D Außenansicht des Gebäudes in Straßburg. ment und Rat in zwei Lesungen Änderungen an einem von der Kommission vorgeschlagenen Gesetzestext einbringen. Bei Uneinigkeit müssen sich Rat und Parlament in dritter Lesung in einem Vermittlungsausschuss einigen. Das Europäische Parlament und der Rat der EU bilden gemeinsam die Haushaltsbehörde der EU. Das Parlament stellt das EU-Budget endgültig fest, überwacht die zweckmäßige Verwendung der Mittel und erteilt der Kommission die Entlastung für die Ausführung des Haushaltsplans. Von seinem Recht, den Haushaltsplan global abzulehnen, hat das Europäische Parlament keinen Gebrauch mehr gemacht, seit die jährlichen Ausgaben Bestandteil der gemeinsam mit dem Europäischen Rat angenommenen mehrjährigen Finanzplanung, der sogenannten finanziellen Vorausschau, sind. Die demokratische Kontrolle durch das Europäische Parlament wurde schrittweise ausgeweitet und umfasst nun alle Tätigkeiten der EU. So prüft das Parlament in den jeweiligen Fachausschüssen vor der Ernennung der designierten Kommissare deren Kompetenz und Integrität; anschließend muss das Plenum des Parlaments der Ernennung der Kommission zustimmen. Allerdings kann es dabei nur die Kommission als Ganzes annehmen oder ablehnen, nicht einzelne Mitglieder. Auch ernennt das Parlament den Kommis- www.weltbund.at sionspräsidenten nicht selbst, es kann lediglich den vom Europäischen Rat vorgeschlagenen Kandidaten bestätigen oder ablehnen. Mit der Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen und der Mehrheit der Abgeordneten kann das Europäische Parlament die Kommission durch ein Misstrauensvotum zum Rücktritt zwingen. Ferner kann das Europäische Parlament durch die Einrichtung von Untersuchungsausschüssen politische Kontrolle über den Rat der Europäischen Union und die Kommission ausüben. Dies betrifft insbesondere auch die Bereiche der EU, wo diese Institutionen exekutive Funktionen innehaben und die legislativen Mitbestimmungsrechte des Parlaments eingeschränkt sind. In zwanzig ständigen Ausschüssen und zwei Unterausschüssen, die für bestimmte Sachbereiche zuständig sind, wird die Arbeit der Plenarsitzungen vorbereitet. Die Vorsitzenden der Ausschüsse bilden die Konferenz der Ausschussvorsitzenden, die der Konferenz der Präsidenten (der Fraktionsvorsitzenden) Vorschläge zur Arbeit der Ausschüsse unterbreitet. Seit 1988 verleiht das Europäische Parlament den Sacharow-Preis an Persönlichkeiten oder Organisationen, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte einsetzen. Der Preis ist nach dem russischen Kernphysiker und Nobelpreisträger Andrei Dmitrijewitsch Sacharow (1921–1989) benannt und mit 50.000 Euro dotiert. Adressen Straßburg: Allée du Printemps B.P. 1024/F F-67070 Straßburg Brüssel: Rue Wiertz 43, B-1047 Brüssel Luxemburg: Plateau du Kirchberg B.P. 1601, L-2929 Luxemburg www.europarl.europa.eu ROTWEISSROT DA S W Ö C H E NT L I C H E S E RV I C E M AG A Z I N D E R AU S S E N W I RT S C H A F T 2 0 0 9 www.exportersweekly.at SERVI CEMA GAZIN widmet sich den wichtigsten News und Entwicklungen im Außenhandel – in Österreich und im Ausland, mit Hinweisen auf Veranstaltungen, DER AUSSE NWIR TSCHA für heuer KMU-Maßnahmen A . Euro in Malta © photodisc KOMMENTAR Termine & Events von Bedeutung. FT • N R . 0 3 / WOCH E 03 / 20 08 uch die Export wirtschaft wird von der Die EURO 2008TM AWO will noch , dem drittgrößten mehr KMU und ereignis der Welt Sport- stärkt ver(nach Fußball-WM auch Einper sonen-Unternehmen Sommerolympiaden und (EPU) z. ), protieren. B. mit Export ttest, Das be- gesprä ginnt bei erweite rten ch und Exportstartpa Erstberatungsfür Nahrungsmitte Exportmöglichkeiten AWOket motivieren. Chef Walter Koren: lproduzenten Käse über Wursts – „Neu hinzu kompezialitäten, Süßigk von men so genannte ‚Expor Fruchtsäfte, Weine, t Angels’ – besoneiten, ders geschulte Mitarb Bier bis zu Spiritu eiter Ebenso ist die osen. der Außenhandelsstellen, die EURO auch eine Neuexporteure Chance für österreichisches vor Ort betreuen, ihnen Design, sich einem bei der Geschä internationalen breiten suche, NR. 03 / Woche 03 / 2008 ftspartnerPublikum zu Geschä ftsabwicklung präsentieren. WKO-Präsident etc. zur Seite stehen.“ Genere Leitl: „Grundsätzlich ll hat die AWO len wir die Aufme wol- botspa ihre Angelette für die Untern rksamkeit der Weltöf lichkeit auf Österre ehmen in 25 Branfent- chengr uppen unterteilt. ich durch die nützen, um unser Insgesa EURO für diese Land als offenen 25 Branchen jährlich mt werden nahmebereiten , auf- katione 1000 PubliWirtschafts- und n von der AWO veröffentlicht sowie tionsstandort zu Investi- heuer präsentieren.“ 880 exportrelevan te Veranstaltung abgehalten – 600 en davon im Auslan d. ■ © BMWA/HBF Jede Menge Infos zum Thema Export! Das illustrierte EXPORTER’S weekly EURO-Exportcha ncen und AWO- © ÖAB DAS WÖCH ENTLI CHE Beste Vorsätze und Zypern! S INHALT Europameist er im Export Handelspartn er Schweiz Profitable neue EU-Länder Globale Kunsts toffindustrie Pollmann startet in China S. 2 S. 3 S. 4 S. 5 S. 6 6 TOP EVENTS Hinweis: Wenn Sie führt Sie der jeweiligediese Topthemen anklicken, Link zu weiterführe nden Information en! 19.–23. 10., FRANKRE ICH, SIAL 2008, Internationaler Lebensmittelsalon, Paris-Villepinte, AUSSTELLUNG AWO-GRUPPEN– NOCH PLÄTZE FREI !!! 15.–17. 01., USA, Chancen am US-Umweltmarkt (Wasser/Abwasser, Abfall/Recycling, AWO-Branchensemina Luftreinhaltung), r – 15. 04. MESSE-TERMINE – WKWien, 16. 17.04. – WKStmk 04. – WKOÖ und SEITE 3 06. 03., GUATEM ALA, Alternati venergie und Südafrika schutz, Austria Boom-Region UmweltShowcase mit BM Claudia Schmied Dr. Stefan Pistauer, HD in Johan- 10.–12. 03., BULGARI Tourismus, AWO-Wirtschaftsmissi EN,nesburg, steht am 5. Februar in der on nach Bansko und Velingrad Wirtschaftskammer Österreich für 11. 03., FRANKRE ICH, AWO-Spr echtag mit Vertrauen anwälten der zur Verfügung. AHSt. ParisEinzelgespräche s(RA Roseline Sauser - Vertrags-, Handelsver Südafrika ist mit Abstand wichtigsgründungen – und treterrecht, FirmenRA Michel Ponsard – Gesellschaftsrecht) ter Handelspartner in Afrika, nicht 09.–11. 4., UKRAINE , Internationale Fachmesse RECYCLIN 2008,Exportland sondern auch nurG als für Abfallwirts chaft, Kiew, AWO-Katalogausstellu alsKiewSprungbrett in die Länder im ng der AHSt. eit einigen Tagen wird auf Malta und Zypern Nächster Kandid Süden des Kontinents. Anmelmit dem Euro at für die Euro-E bezahlt. rung Damit haben A k t u e l l e AW infühmit Kurzvorstellung Ihres O N E W S ! dungen ist die Slowak 15 der 27 EU-Län Klicken Si ei, die ihre e bitte hie der ihre rung nationalen r! WähAnliegens übermitteln Sie bitte an am 1. 1. 2009 Währungen aufgeben will. aufgegeben und auf die Das Land muss johannesburg@wko.at ■ europäische dafür noch einen Gemein- ziellen schaftswähru Die Schweizer offi Doris Leuthard und Bundesminister Martin Bartenstein. ng umgestellt. Bundesrätin Antrag stellen, der von Rund 400.00 der EUKommission 0 Malteser und der Europä und 750.00 Zyprioten haben 0 Zentralbank ischen noch ein wenig (EZB) geprüf t wird. Zeit, In eigene sich an die neuen go International Award 2008 r Sache: In der IMPRESSUM Münzen und EXPORTER’S weekly Bank- Printau EXPORTER‘Snoten zu gewöh wird vom Observer Haben Sie sich schon angemeldet? sgabe 6/07 wurde beobachte nen: Von Februa t. Herausgeb er: AUSSENWIRTSCHAFT aus der steirir an schen soll nur noch Die Zeit läuft und bereits am 24. ÖSTERREIC mit Euro gezahl 1045 Wien, Wiedner Austrian Energy H (AWO) der WKÖ, Hauptstraße 63, t werden. & Environment Aus einem Zypern Tel.: 05 90 900-4419 Medieneigentümer, AG &die Bartenstein unsere Hürden Dienstleistungsunternehmen April wird der • Award zum zweiten Co KG Redaktionsadresse: -Pfund wurde thematisiert mit Sitzfür GmbH, 1060 Wien, in Raaba eine New Business n 1,71, österre aus einer Maltes Magdalenenstraße Verlag niederMal 33, Tel.:vergeben. Konzept, Gestaltung ichische Firma bei den Eidgenossen. ischen 01/235 13 66-0 Wenn Ihr UnternehLira • & Produktion: 2,33 Euro. – wir bedauern! PG The Corporate Group GmbH (CPG) Ihr Paul Christi eine starke Stellung auf Publishing • Chefredakteur: men bereits an Jezek Paul Christian Jezek E-Mail: paul.jezek@ Hinweis: Im (DW 400), newbusiness.at Sinne einer irtschafts- und Arbeitsminister Martin ■ Schweiz • Redaktion Geschäften mit der Kunden dem Weltmarkt einnimmt oder eine (CPG)und • Artdirektio : Beate Krapfenbauer leichteren Lesbar n: Gerald Fröhlich Christoph Polak (CPG) • Anzeigen: werde innerhalb der selbst. Union Bartenstein hat keit die Aufam 11. Auch 1. die Schweibesondere Pionierleistung vorwei(DW n geschle 300), Lorin E-Mail: lorin.polak@newbusines chtsspezifisch e Bezeic hnungen nurBetriebe, Beian österreichische zer Bundesrätin Doris Leuthard zu einem forderung sen kann, z.s.at B. ein Produkt sehr früh in ihrer männl Form Arbeitsgespräch empfangen, um vor allem träge in die paritätische Kommission der ichenauf denangefü Markthrt. gebracht hat, sollten Probleme im Bereich der grenzüberschrei- Schweiz einzuzahlen sowie uneinheitliche Sie sich bewerben. http://portal. tenden Dienstleistungserbringung in der Kriterien bei der Vergleichbarkeit von Löhwko.at/wk/format_detail.wk?AngI Schweiz sowie Fragen der Anwendung des nen bei Lohndumpingprüfungen hätten die D=1&StID=346195&DstID=670 ■ In der Schweiz ist „mehr drin“ EXPORTER‘S weekly erscheint als Magazin im PDF-Format jeweils per Donnerstag abend / Freitag früh und bietet jedem österreichischen Unternehmen wichtige Informationen für den betrieblichen Alltag. NÄHERE INFOS: Lorin Polak per Telefon +43/1/235 13 66-300 oder W Personenfreizügigkeitsabkommens zwischen der EU und der Schweiz intensiv besprochen. „Österreich und die Schweiz haben traditionell gute Beziehungen. Allerdings sind unsere Unternehmen zunehmend mit Hürden bei grenzüberschreitenden Dienstleistungen konfrontiert, die im Sinne einer guten Nachbarschaft und den engen Wirtschaftsbeziehungen rasch abgebaut werden sollen“, sagte Bartenstein. Ein Hemmnis für heimische Firmen ist etwa die von der Schweiz verlangte achttägige Voranmeldung vor Ausübung einer grenzüberschreitenden Dienstleistung. Weiters gibt es Probleme bei Bewilligungen im Falle der Überschreitung einer grenzüberschreitenden Dienstleistungsgesamtzeit von 90 Arbeitstagen pro Kalenderjahr, Behinderungen von europäischen und insbesondere österreichischen Personalbereitstellern bei deren Bedingungen für grenzüberschreitende Dienstleister – allein in Vorarlberg sind schätzungsweise 1000 Unternehmen betroffen - verschlechtert. Die bilaterale Handelsentwicklung Die Schweiz ist der viertwichtigste Handelspartner Österreichs. Unsere Exporte erreichten 2006 4,4 Mrd. Euro, in den ersten zehn Monaten 2007 3,8 Mrd. Euro. Die Importe aus der Schweiz beliefen sich 2006 auf 3,5 Mrd. Euro, von Jänner bis Oktober 2007 auf 3,8 Mrd. Euro. Unsere Exportwaren in die Schweiz umfassen vor allem Arzneiwaren für den Kleinverkauf, Möbel, Bautischler- und Zimmermannsarbeiten und Kunstgegenstände. Importgüter sind vor allem Hormonprodukte, unbearbeitetes Gold, Arzneimittel und Uhren. ■ MOS 2008 in Slowenien Auf etwa 60.000 m2 präsentieren mehr als 1.500 Aussteller vom 10. bis 17. September 2008 ihre Erzeugnisse und Dienstleistungen bei der Internationalen Gewerbemesse MOS in Celje, der größten Messe Sloweniens. Die Außenhandelsstelle Laibach bietet heuer österreichischen Firmen die Möglichkeit einer Teilnahme im Rahmen eines gemeinsamen Gruppenstandes. Nützen Sie die Chance einer geförderten Teilnahme. Anmeldungen bitte bis 20. April 2008. http://wko.at/awo/si ■ per E-Mail: lorin.polak@newbusiness.at DAS SERVICEMAGAZIN FÜR IHREN ERFOLG IM AUSLAND ERFOLG – EXPORTER’S zeigt das Rezept der Erfolgreichen und wie Sie auf den Spuren von Mateschitz & Co. neue Märkte erobern. CHANCEN – EXPORTER’S zeigt, in welchen Ländern Sie die besten Erfolgschancen haben. Mit konkreten Adressen, Branchen und Ansprechpartnern! SERVICE – EXPORTER’S ist Nutzwert pur. In einer eigenen Rubrik bringen wir die besten Tipps & Tricks aus Finanzierung und Exportabwicklung. EXPORTER’S ist Ihr Leitfaden für Erfolg im Export. Sechs Ausgaben pro Jahr. INFOS Tel: +43/1/235 13 66-300, E-Mail: lorin.polak@newbusiness.at AÖWB-Thema Die neue Ära des KHM Mit Jahresbeginn hat Sabine Haag die Leitung des Kunsthistorischen Museums übernommen – Grund genug für einen kurzen Blick auf das Haus und dessen Sammlungen. Michael Mössmer © www.moessmer.at „Es soll die Relevanz unserer Bestände für das 21. Jahrhundert betont werden, es soll Lust geweckt werden, Altes neu zu entdecken“, so Haag in ihrer Antrittspressekonferenz vor dem „Open Day“ des KHM, an dem mehr als 30.000 Interessierte die Häuser stürmten. Das Zitat nach Igor Strawinsky „Lasst uns zu den Alten Meistern zurückkehren, und es wird ein Fortschritt sein“ steht leitbildhaft am Beginn der Ära von Sabine Haag. Architekt Karl Hasenauer musste nicht sparen, konnte kostbarstes Material verwenden und die bedeutendsten Künstler der Zeit heranziehen. D umsverbandes mit neuen Schwerpunktsetzungen und daraus resultierenden konkreten Maßnahmen erfolgen wird. Sabine Haag wird ihre Arbeit unter das Motto „Öffnen & Eröffnen“ stellen. Vorrangige Ziele sind mehr Öffentlichkeit, mehr Wahrnehmung und daraus resultierend auch mehr Besucherinnen und Besucher. Sie sollen das KHM, seine Sammlungen und Museen mit neuen Augen sehen, seine musealen Einrichtungen sollen Orte der Anregung und Bereicherung, der Entspannung, aber vor allem Orte des Staunens und des Geschichtenerzählens sein und von den Gästen auch so erlebt werden. Es sollen Brücken geschlagen werden zwischen der Geschichte und den Betrachtern, die wissen wollen: „Was hat das, was ich hier sehe, mit mir zu tun?“ 30 www.weltbund.at as Kunsthistorische Museum Wien (KHM) nimmt in der internationalen Museumsgemeinschaft einen besonderen Stellenwert ein, der sich unter anderem in der Teilnahme des Hauses in Form von Leihgaben oder konzeptioneller Mitarbeit an fast allen bedeutenden Ausstellungen widerspiegelt – sei es in Europa oder in den USA. Die vom KHM realisierten Sonderausstellungen verweisen ebenfalls auf die Kompetenz und die Bedeutung der Institution im internationalen Vergleich. Nach 18-jähriger Amtszeit des vorhergehenden Generaldirektors hat für das KHM und seine Sammlungen sowie für die ihm angegliederten Museen mit dem Antritt von Sabine Haag als Generaldirektorin am 1. 1. 2009 eine neue Ära begonnen, in der eine grundlegende Neuorientierung des Muse- Das KHM Viele der größten und berühmtesten Sammlungen Europas sind bis heute in den ehemaligen königlichen oder kaiserlichen Schlössern der Hauptstädte untergebracht, im Palais du Louvre, in der Eremitage des Zaren, im Palazzo Pitti der Medici oder im Belvedere – und sie bewahren bis zum heutigen Tage trotz vieler Veränderungen den Eindruck repräsentativer fürstlicher Privatsammlungen. Erst im 19. Jahrhundert begann man für die rasch wachsenden Sammlungen mit dem Bau eigentlicher Museumsgebäude, etwa in London, Amsterdam, München oder Berlin. Solche Pläne gab es seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts auch in Wien, wo der Großteil der kaiserlichen Sammlungen im Schloss Belvedere, dem ehemaligen Sommerpalais des Prinzen Eugen, ausgestellt war; der Rest war in verschiedenen Trakten der Hofburg untergebracht. Nach 1860 wurde im Zuge der Planung der Wiener Ringstraße für die Museumsgebäude der kaiserlichen Sammlungen der Platz vor dem Burgtor vorgesehen. Mit dem neuen Flügel der Burg, der heute ebenfalls Sammlungen beherbergt, und dem Hofstallgebäude sollten die Museen einen weiten Platz einschließen, der als Kaiserforum gedacht war. Die Planung für die beiden großen Museen, von denen das eine die kunsthistorischen Sammlungen, das ande- ROTWEISSROT AÖWB-Thema Die Gemäldegalerie Die Gemäldegalerie gehört zu den bedeutendsten der Welt. Ihr reicher Bestand spiegelt Geschmack und Mäzenatentum der kaiserlichen Sammler wider, die ihn über Jahrhunderte zusammengetragen haben. So besitzt das Museum die weltweit größte und wichtigste Sammlung von Bildern Pieter Bruegels d. Ä., die, wie der DürerBestand, vor allem der Sammelleidenschaft Kaiser Rudolfs II. zu verdanken sind. Der eigentliche Begründer der Gemäldegalerie war jedoch Erzherzog Leopold Wilhelm. Er erwarb im 17. Jahrhundert als Statthalter der Spanischen Niederlande an die 1.400 Gemälde. Zu den Schwerpunkten seiner Sammlung zählen venezianische Meister des 16. Jahrhunderts (Tizian, Tintoretto und Veronese) sowie eine in ihrer Dichte hervorragende Sammlung flämischer Barockmalerei mit Meisterwerken von Rubens und van Dyck. Berühmt sind in der Wiener Gemäldegalerie auch die Werke von Rembrandt, Vermeer, Velázquez und Bellotto. Die Antikensammlung Die aus habsburgischem Besitz hervorgegangene Antikensammlung gehört zu den bedeutendsten ihrer Art und besitzt Objekte höchsten Ranges vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis um 1000 n. Chr. Unter ihnen befinden sich Skulpturen, antike Vasen sowie ROTWEISSROT © www.moessmer.at re die naturhistorischen Sammlungen des Hofes aufnehmen sollte, wurde nach langen Erwägungen der Entwürfe anderer Architekten, die sich 1866 an einem Wettbewerb beteiligt hatten, unter ihnen Ferstel und Hansen, dem Wiener Architekten Karl Hasenauer (1833–1894) übertragen. Seine Entwürfe hat der große deutsche Architekt Gottfried von Semper (1803–1879) mit souveräner Überlegenheit überarbeitet und damit den Bauwerken jenen Eindruck der Feierlichkeit verliehen, dem sich der Betrachter auch heute nicht zu entziehen vermag. Im Herbst des Jahres 1871 wurde mit dem Bau beider Gebäude begonnen, um 1880 waren sie äußerlich bereits vollendet. Die reiche Innenausstattung des KHM, an der bis 1891 gearbeitet wurde, ist Hasenauers eigenes Werk. Zum spektakulären Bestand der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung gehören zahlreiche ausgesprochen qualitätvolle Skulpturen aus allen Perioden des Alten Ägypten. Statuetten aus Bronze und Ton. Dabei sind vor allem zwei Bestände von Weltgeltung hervorzuheben: die einzigartigen Prunkkameen sowie die völkerwanderungszeitlichen und frühmittelalterlichen Schatzfunde. Ägyptisch-Orientalische Sammlung Zum spektakulären Bestand der ÄgyptischOrientalischen Sammlung gehören zahlreiche ausgesprochen qualitätvolle Skulpturen aus allen Perioden des Alten Ägypten. Zusammen mit wertvollen Papyri, Inschriften und Reliefs veranschaulichen Grabbeigaben und Sarkophage aus Holz und aus Stein Religion und Alltag im Alten Ägypten. Dazu kommen archäologische Funde der Prähistorie (etwa aus Nubien). Den Kern der Orientalischen Sammlung bilden Plastiken und Inschriften aus dem antiken Südarabien. Die Schatzkammer Im einzigartigen Reichtum der Insignien und anderen Objekte, die die Weltliche Schatzkammer beherbergt, wird europäi- www.weltbund.at sche Geschichte greifbar. Reichskrone, Insignien und Krönungsgewänder des Heiligen Römischen Reiches, die Österreichische Kaiserkrone, 1602 als Privatkrone für Kaiser Rudolf II. geschaffen, der Paramentenschatz des burgundischen Ordens vom Goldenen Vlies, ein Höhepunkt abendländischer Textilkunst, sowie Erinnerungsstücke von Mitgliedern des Kaiserhauses dokumentieren die Jahrhunderte währende europäische Bedeutung und die dynastischen Verbindungen des Hauses Habsburg. In Schränken aus der Zeit Maria Theresias beherbergt die Geistliche Schatzkammer kostbare Paramente, Reliquiare und liturgische Geräte, die in den Hofkapellen verwendet wurden und die besondere Frömmigkeit des Herrscherhauses dokumentieren. Dem KHM angeschlossen sind das Museum für Völkerkunde, das Österreichische Theatermuseum, die Neue Burg, Wagenburg und Monturdepot, die Schatzkammer und Schloss Ambras bei Innsbruck. www.khm.at 31 Österreich regional Aus den Bundesländern Koordination: Günter Düriegl Burgenland: Neue Wege zu den Zielen der Zukunft © Bgld. Landesmedienservice D LH Hans Niessl (r.) mit der für Regionalpolitik zuständigen EU-Kommissarin Danuta Hübner (2. v. r.) anlässlich Ihres Besuches am 28. 10. 2008 im Burgenland. as Burgenland hat in den letzten Jahrzehnten seiner noch jungen Geschichte eine äußerst positive Entwicklung genommen. Der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union, der damit verbundene Ziel-1-Status sowie die Anerkennung unserer Nachbarn als Mitglieder der EU waren mitentscheidend, dass wir uns zu einem gleich bedeutenden Mitglied im Reigen der österreichischen Bundesländer entwickeln konnten. Innerhalb dieser zeitlichen Spanne wurden wichtige Weichenstellungen vorgenommen. Ebenso wurde der Übergang vom letzten Ziel-1-Jahr zum Phasing-outStatus bestens bewältigt. Aus einem einst geopolitisch benachteiligten Grenzgebiet ist nunmehr ein Land geworden, das sich seine Vielfalt bewahrt hat und dem Neuen gegenüber aufgeschlossen ist. Als zentrales Herzstück Europas wurde diese Vielfalt als Brücke eingesetzt. Offenheit und Toleranz werden auch hinkünftig Chance, zugleich aber auch Auftrag sein, als Bindeglied zwischen den Ländern Europas zu wirken. 2 009 wird kein leichtes Jahr, und es ist dringend notwendig, alle Kräfte zu bündeln“, stellten LH Günther Platter (VP) und LH-Stv. Hannes Gschwentner (SP) nach der Regierungsklausur in Innsbruck fest: „Deshalb liegen unsere Schwerpunkte in den Bereichen Wirtschaft und Arbeit. Wichtig ist uns, dass die Menschen in unserem Land Arbeit haben!“ Als besondere Maßnahme für Tirols ArbeitnehmerInnen gilt die „Bildungskarenz Plus“, d. h., der/die Mitarbeiter/in muss nicht gekündigt werden, und die in dieser Zeit absolvierte geförderte Ausbildung ist mit dem Unternehmen abgesprochen; da- 32 mit bekommt der Betrieb besser ausgebildete MitarbeiterInnen zurück. Neben der bereits bestehenden Investitionsprämie erhalten andererseits UnternehmerInnen zusätzlich eine Arbeitsplatzprämie in der Höhe von 2.000 Euro für jeden neu geschaf fenen Arbeitsplatz. Bei der Wohnbauförderung werden im Bereich Sanierung die Einkommensgrenzen für zwei Jahre aufgehoben. Und wer jetzt sein Haus neu wärmedämmt und von fossiler Energie auf ökologische umbaut, kann auf ein Fördervolumen von 30 bis 40 Prozent zurückgreifen. Weitere Informationen: www.tirol.gv.at www.weltbund.at © Land Tirol / Andreas Fischer Tirol bündelt alle Kräfte LH Günther Platter (VP) und LH-Stv. Hannes Gschwentner (SP) nach der Regierungsklausur. ROTWEISSROT Österreich regional © privat/ Niederösterreich: LH Pröll bei Papst Benedikt XVI. im Vatikan Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (l.) mit Papst Benedikt XVI. P apst Benedikt XVI. hat am Freitag, den 12. Dezember 2008 im Vatikan den niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll empfangen. Pröll übergab an den Heiligen Vater symbolisch jenen 33 Meter hohen Christbaum aus Niederösterreich, der auf dem Petersplatz illuminiert wurde. Der Landeshauptmann überreichte Benedikt XVI. zudem den goldenen „Heiligen Leopold“. Die Statuette ist eine Ehrenauszeichnung des Landes Niederösterreich. Für die musikalische Gestaltung der Audienz, an der auch die niederösterreichischen Äbte Georg Wilfinger (Stift Melk), Christian Haidinger (Altenburg) und Gregor HenckelDonnersmarck (Heiligenkreuz) teilnahmen, sorgten die Altenburger Sängerknaben. Begleitet von den Ziersdorfer Turmbläsern sangen sie Adventlieder für den Papst. Landeshauptmann Pröll bezeichnete es als eine „ehrenvolle Aufgabe, den Christbaum aus Nieder österreich überbringen zu dürfen“. Niederösterreich wolle mit diesem Geschenk an den Heiligen Vater „vor aller Welt dokumentieren, dass die christliche Gesinnung auch in schwierigen Zeiten hochgehalten wird“. Papst Benedikt XVI. erinnerte daran, dass die Fichte aus Gutenstein „die bisher höchste in der Geschichte der Christbäume auf dem Petersplatz“ sei. Das Geschenk Niederösterreichs werde nicht nur die Römer und Pilger erfreuen. Er, der Heilige Vater, werde den Baum beim Blick aus seinem Fenster ebenfalls sehen. Mit der Statuette des Hl. Leopold werde der niederösterreichische Landespatron künftig „auch in meiner Wohnung zu Hause sein“, so der Papst. Oberösterreich setzt sich 2009 in Szene n Oberösterreich ist 2009 etwas los: Land und Landeshauptstadt Linz werden von drei touristischen Großveranstaltungen geprägt. Linz steht als Kulturhauptstadt Europas im internationalen Rampenlicht. Die Oö. Landesausstellung „Mahlzeit“ im Stift Schlierbach wird das Genussland Oberösterreich darstellen, und die Oö. Gartenschau „Botanika“ wird den Thermenort Bad Schallerbach zum Erblühen bringen. „Man sollte 2009 nach Oberösterreich kommen, sonst hätte man etwas versäumt“, sind sich LH Dr. Josef Pühringer und der Linzer Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl einig. Mit diesen drei Topereignissen will Oberösterreich international bekannter werden. Sie sind eine riesige Chance, den oö. Tourismus besser zu postionieren. Landesund Gartenschau erwarten sich jeweils mindestens 200.000 Besucher, die Landeshauptstadt um 20 Prozent mehr Nächtigungen. Gemeinsam wird auch die Vermarktungsplattform „Oberösterreich 2OÖ9“ geschaffen. Die Kulturhauptstadt macht Oberösterreich bekannter. „Mit dem Kulturhaupt- ROTWEISSROT stadtjahr Linz09 haben wir die Chance, Oberösterreich international als Wirtschafts- und Kulturstandort noch bekannter zu machen“, ist sich Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer sicher. Das Land Oberösterreich hat sich natürlich auch selbst herausgeputzt. Viele Bauten werden 2009 termingerecht fertig, darunter der Südflügel des Linzer Schlosses, die Landesbibliothek und der Landhauspark, für manche, etwa das Musiktheater, wird der Spatenstich erfolgen. Linz09 geht über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus. Allein Linz09 ist ein Projekt, das weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus reicht und ganz Oberösterreich erfasst. Das Kulturland Oberösterreich beteiligt sich daher nicht nur finanziell mit insgesamt 20 Millionen Euro an Linz09. Fast alle Kultureinrichtungen des Landes bringen sich auch inhaltlich in das Programm ein. Insgesamt sind es rund 30 Projekte, die von den Kultureinrichtungen des Landes federführend gestaltet werden. © Linz09 I Eröffnung von Linz09 im Brucknerhaus: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer wird von NR-Präsidentin Mag. Barbara Prammer, Linz09-Intendant Martin Heller, LT-Präsidentin Angela Orthner, Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und Bürgermeister Dr. Franz Dobusch assistiert. www.weltbund.at 33 Österreich regional Vorarlberg: EU-Regionalförderung © Wien ien ist jene Hauptstadt in der Europäischen Union, die aufgrund ihrer geografischen Lage und durch den Beitritt der mittel- und osteuropäischen Länder in den Mittelpunkt der EU gerückt ist. Damit kommt Wien im gemeinsamen Europa eine große Bedeutung zu, und das Netzwerk zwischen Wien und anderen europäischen Städten und Regionen ist von zentraler Bedeutung, wenn es um wichtige politische Themen geht. Es ist kein Zufall, dass Wien im internationalen Ranking zum Thema Lebensqualität seit Jahren einen Spitzenplatz einnimmt. Die Erweiterung der EU hat neue Chancen für eine vertiefte Integration und Zusammenarbeit im Vierländereck zwischen Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Österreich geschaffen. Mit der Europaregion Mitte – CENTROPE – entsteht ein gemeinsamer Lebens- und Wirtschaftsraum, der durch intensive Kooperationen zu einer einzigartigen, attraktiven und starken Region zusammenwächst. In CENTROPE leben und arbeiten rund sechseinhalb Millionen Menschen. Ziel ist es, aus diesem Raum eine prosperierende Europaregion zu machen, in der die vorhandenen Stärken in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik sowie die Vielfalt an Sprachen und Kulturen gemeinsam für eine dynamische Entwicklung genutzt und gebündelt werden. Denn klar ist: Gemeinsam sind wir stärker! www.centrope.info/baerdtneu Centrope: In der Europaregion Mitte leben und arbeiten rund 6,6 Millionen Menschen. 34 © Privat W Landtagspräsident Gebhard Halder, ER-Regionalkommissarin Danuta Hübner, LH Herbert Sausgruber. E U - Regionalkommissarin Danuta Hübner sieht Vorarlberg auf dem richtigen Weg in die Zukunft. Die Region habe große Innovationskraft und sei beispielgebend, stellte Hübner anlässlich ihres ersten Besuchs in Vorarlberg fest. Kräftige Impulse setzt die EU durch die Regionalförderprogramme, von denen das Land Vorarlberg nachhaltig profitiere, erklärte Landeshauptmann Herbert Sausgruber. In der Förderperiode 2000 bis 2008 konnten 448 Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von mehr als 212 Millionen Euro genehmigt werden. Im Gegensatz zu seinem Vorläufer, dem Ziel-2-Programm, ermöglicht das neue Programm „Regio- nale Wettbewerbsfähigkeit Vorarlberg“ 2007–2013 (Abwicklungszeitraum bis 2015) EU-Förderungen im ganzen Land. Insgesamt rund 35 Millionen Euro (EUund nationale Mittel) stehen zur Unterstützung von Investitionen in Vorarlberg zur Verfügung. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird mit dem Interreg-IVProgramm „Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein“ forciert. Die Europäische Kommission stellt bis 2013 (Abwicklungszeitraum bis 2015) für grenzübergreifende Projekte in Baden-Württemberg, Bayern und Vorarlberg rund 24 Millionen Euro bereit – um gut sechs Millionen Euro mehr als im Vorgängerprogramm. Kärnten: Ski-WM ohne Grenzen D rei Regionen, drei Orte, eine Idee und ein Ziel.“ Das ist das Motto, das Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler für die Bewerbung um eine Dreiländer-SkiWeltmeisterschaft vorgibt. Austragungsorte dafür sollen Bad Kleinkirchheim in Kärnten sowie das italienische Tarvis und das slowenische Kranjska Gora sein. Initiator Dörfler kann auch bereits auf das große Interesse des internationalen Skiverbandes FIS verweisen. Die Bürgermeister Matthias Krenn, Renato Carlantoni und Jure Žerjav erwarten sich große Chancen für Sport und Tourismus in der Alpe-Adria-Region. Begeisterte WM-Botschafter sind die Skilegenden Franz Klammer, Jure Košir und Christian Mayer. 2010 will man die fertige Bewerbung abgeben, 2017 könnte dann die www.weltbund.at grenzüberschreitende Weltmeisterschaft starten. Diese sportliche Großveranstaltung wird die Regionen stärken und noch näher zusammenrücken lassen, sind sich alle einig. © LPD/fritzpress Wien: Gemeinsam stärker LH Gerhard Dörfler, Jure Košir, die Bürgermeister Jure Žerjav und Renato Carlantoni, Franz Klammer und Bürgermeister Matthias Krenn. ROTWEISSROT Österreich regional Steiermark überträgt Diskussionsserie live im Internet: EU – (k)ein Ungeheuer? N gendworkshop und eine anschließende Podiumsdiskussion. Die Serie steht unter dem markanten Titel „EU – (k)ein Ungeheuer?“, die einzelnen Termine hinterfragen provokante Themen wie „Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein?“ – © www.europa.steiermark.at ach dem großen Interesse für die steirische Web-TV-Serie „Café Europa“ organisiert das Land Steiermark bis zur Wahl des Europäischen Parlaments im Juni einmal monatlich gemeinsam mit dem „Forum politische Bildung“ je einen Ju- Die steirische Web-TV-Serie „Cafe Europa“ startete vor zwei Jahren mit Landeshauptmann Franz Voves (l.) und Bulgariens Botschafter Radi Naidenov als Gast. wenn etwa am 26. Februar 2009 (ab 17.00 Uhr MEZ) über die künftige EU-Erweiterung diskutiert wird. Einmalig ist die LiveÜbertragung im Internet. Zuseher können dabei per Chat an der Diskussion teilnehmen und Fragen stellen. Dies stößt in der Steiermark – vor allem bei Jugendlichen – auf enorme Aufmerksamkeit, zumal bei der Europawahl am 7. Juni erstmals auch 16-Jährige abstimmen können. Details über die Serie: www.europa.steiermark. at/eu-kein-ungeheuer! Die Initiative für diese Web-TV-Sendungen aus dem Medienzentrum Steiermark am Grazer Freiheitsplatz ging übrigens vor zwei Jahren von Landeshauptmann Franz Voves aus. Botschafter und andere hochrangige Gäste können so ihre Arbeitsbereiche bzw. Staaten präsentieren und ihr Wissen einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Weitere Informationen: „europe direct“ Informationsstelle des Landes Steiermark europedirect@steiermark.at www.europa.steiermark.at Tel.: +43/316/877 22 00 Salzburg: Mehr Information über EU an Schulen n den vergangenen Monaten gab es zahlreiche EU-Informationsveranstaltungen an Salzburgs Schulen. „Diese Aufklärungstätigkeit muss noch weiter ausgebaut werden. Es soll eine stärkere, ehrliche, aber auch kritische Auseinandersetzung mit der EU geschehen“, sagte Europareferentin Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller kürzlich bei einem Bürger forum des Europäischen Parlaments in Salzburg. Das Land Salzburg wird z. B. Schüler der HTL Hallein nach Brüssel ins Europäische Parlament schicken, damit diese europäische Entscheidungsprozesse hautnah miterleben können. Salzburg bekennt sich zum Friedensprojekt EU und zu einem sozialen Europa, das die Anliegen der Bürger ernst nimmt. Ein hohes Engagement Österreichs als neutrales Land und aktiver Partner in ROTWEISSROT einem geeinten Europa ist dabei notwendig. Darüber hinaus bedarf es noch mehr Demokratie und einer noch stärke- ren Einbindung der Bürger in Entscheidungsprozesse, um die EU-Skepsis zu bekämpfen. © Franz Neumayr I V. l. n. r.: Europa-Abgeordneter Johannes Voggenhuber, Stadtrat Dr. Martin Panosch, Moderator SN-Chefredakteur Manfred Perterer, Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller und Europa-Abgeordneter Mag. Othmar Karas. www.weltbund.at 35 Österreich aktuell News aus Österreich Michael Mössmer Zwischen Tradition und Innovation: Startschuss zum Österreich-Japan-Jahr 2009 © fotodienst / Anna Rauchenberger S Botschafter Emil Brix und S. E. Akio Tanaka, Japanischer Botschafter in Wien owohl in Österreich als auch in Japan steht 2009 im Zeichen des 140-JahreJubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Das Festjahr gibt uns die einmalige Chance, die enge und traditionell gute Freundschaft zwischen beiden Ländern weiter zu intensivieren“, so Außenminister Michael Spindelegger zum Auftakt des Österreich-Japan-Jahres 2009. Erstmals präsentiert sich Österreich ein ganzes Jahr lang in Japan. Um neue Freunde zu gewinnen, aber auch um für gemeinsame zukünftige Aufgaben eine alte Freundschaft zu stärken, soll das traditionell in der japanischen Öffentlichkeit vorherrschende Bild über Österreich um neue und moderne Facetten bereichert werden. „Österreich und Japan wollen ihre Partnerschaft gerade im Kultur- und Wirtschaftsbereich weiter stärken, wobei besonders dem Bereich der Innovation in Rahmen dieses Jubiläums breiter Raum gegeben werden soll“, so der Außenminister und weiter: „Beide Länder verfügen über einen reichen und wertvollen Schatz an Traditionen, sind aber gleichzeitig auch im Bereich der Hochtechnologie, der Forschung bedeutend. Wir wollen im Lauf des ÖsterreichJapan-Jahres das kreative Potenzial Österreichs als Ausgangspunkt für die Darstellung eines innovativen Österreichbildes in Japan nutzen.“ Eine Reihe von Aktivitäten, über das ganze Jahr 2009 verteilt, wird ein vielfältiges Bild der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zeichnen. Mehr als 100 Projekte werden Österreich als traditionelles wie innovatives Land in Japan präsentieren und positionieren. www.japan-austria2009.org/ Wien soll Zentrum für Holocaust-Forschung werden ie Stadt Wien, die sich immer für ein Simon Wiesenthal Institut in Wien ausgesprochen hat, stellt nun auch die finanzielle Unterstützung dafür bereit. Im Wiener Gemeinderat wurde Mitte Dezember 2008 eine mehrjährige Förderung für den Verein „Wiener Wiesenthal Institut für HolocaustStudien“ beschlossen. Insgesamt werden für den Aufbau eines solchen Instituts bis 2011 1,3 Millionen Euro seitens der Stadt Wien an den Verein fließen. „Das ist ein wichtiger Schritt für die Verwirklichung eines Projekts, das sich auch mit dunklen Kapiteln der österreichischen Vergangenheit, insbesondere mit der Täterseite, beschäftigt. Gleichzeitig wird dadurch dem Lebenswerk von Simon Wiesenthal, der stets der Aufklärung und Gerechtigkeit verpflichtet war, Rechnung getragen“, betonte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath- 36 Pokorny. Nun sei der Bund gefordert, seine Aufgabe als Gesamtkoordinator wahrzunehmen und Details für Betriebsfinanzierung und Adaptierung der Bundesimmobilie zu klären. Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien ist als multifunktionales internationales Forschungszentrum konzipiert. Im Zentrum stehen die Erforschung, Dokumentation und Vermittlung all jener Fragen, die Antisemitismus, Rassismus und den Holocaust betreffen. Die Forschung soll im Rahmen eines Fellowship-Programms und in Form von Forschungsprojekten stattfinden und Wien zu einem führenden Forschungsstandort für Holocaust-Studien machen. Die Dokumentation hat das Ziel, die weltweit einzigartigen Archivbestände von Simon Wiesenthal und der Israelitischen Kultusgemeinde zusammenzufüh- www.weltbund.at ren. Die Vermittlung erfolgt durch Wechselausstellungen und Vermittlungsprogramme für verschiedene Zielgruppen. Ab 2012 soll das Institut im Palais Strozzi in der Josefstädter Straße seinen Vollbetrieb aufnehmen. www.vwi.ac.at/ IKG-Archive / Vienna Holdings D Blick auf einen kleinen Teil des Archivs der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. ROTWEISSROT Österreich aktuell D er Begriff „Wunderkind“ schmeckt dem jungen Bachelor der Informatik gar nicht, die treffendere Bezeichnung ist „Hochbegabter“. Dies sei „ein völlig normales biologisches Phänomen“. Das Phänomen Marian Kogler ist Österreichs jüngster Universitätsabsolvent. Mit 16 Jahren hat er schon einen Bachelor-Abschluss in der Tasche und bereits ein Drittel seines Masterstudiums „Computational Intelligence“ erledigt. Zusätzlich ist er noch als Tutor für die Fakultät für Informatik tätig. Bei einer Fernsehsendung über hochbegabte Kinder entdeckten seine Eltern viele Parallelen zu ihrem Sohn. Ein IQ-Test im Alter von drei Jahren bestätigte die Vermutung. Was darauf folgte, waren die verfrühte Einschulung mit fünf Jahren und das Überspringen der dritten Klasse. Im Alter von 8 war Marian Kogler schon am Gymnasium, wo er ebenfalls die dritte Klasse übersprang. Schon damals nahm er an Schulstunden der oberen Jahrgänge teil. Nachdem sein damaliger Klassenvorstand festgestellt hatte, dass sich der junge Mann öfters langweilte, machte er ihn auf das Programm „SchülerInnen an die Uni“ aufmerksam. Beim Österreichischen Zentrum für Begabtenförderung und -forschung (ÖZBF) war man allerdings der Meinung, eine Teilnahme sei aus rechtlichen Gründen noch nicht möglich. So ergriff Kogler selbst die Initiative und wandte sich an das Rektorat der TU Wien. Dort wurde Professor Gerald Futschek mit der Prüfung des Aspiranten betraut. Die zwei gestellten Aufgaben wurden auf eindrucksvolle Weise erledigt, und so startete der 13-Jährige seine akademische Karriere als außerordentlicher Student an der TU Wien. Neben dem Informatik-Bachelor be- © Technische Universität Wie Österreichs jüngster Uni-Absolvent an der TU Wien Marian Kogler Er startete bereits 13-jährig seine akademische Karriere. legte Kogler auch noch „Mathematik in den Computerwissenschaften“ an der TU Wien und „Sprachwissenschaften“ an der Universität Wien. Die Wahl für das Hauptstudium fiel auf die Informatik. http://tuthetop.tucareer.com Johannes Mario Simmel: * 7. April 1924 bis † 1. Januar 2009 J ohannes Mario Simmel wurde 1924 in Wien geboren und gehörte mit seinen brillant erzählten zeit- und gesellschaftskritischen Romanen, Kurzgeschichten und Kinderbüchern zu den international erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. Wie kein anderer hat Johannes Mario Simmel auf der Basis wahrer Begebenheiten gesellschaftspolitische Missstände aufgezeigt, zur Bewusstseinsänderung und zum kritischen Hinterfragen aufgerufen. Simmel war „Aufklärer und Entertainer in einem, dazu Sozialdemokrat, Moralist, Pazifist“, schrieb Fritz Rumler in „Der Spiegel“ zum Erscheinen seines letzten Romans „Liebe ist die letzte Brücke“. Im Januar 1945 musste Simmel vor den Nationalsozialisten untertauchen; sein Vater – Sozialdemokrat wie der Großvater – bezahlte seine politische Überzeugung mit dem Leben. Simmel arbeitete nach dem Studium und der Ausbildung zum Chemo-Ingenieur zunächst als Dolmetscher der amerikanischen Militärregierung ROTWEISSROT © Knaur / Atheneum „Es muss nicht immer Kaviar sein“ ist einer der bekanntesten Titel Simmels. in Österreich. In dieser Zeit entstanden die ersten Novellen und der Roman „Mich wundert, dass ich so fröhlich bin“. Simmel wurde Kulturredakteur der „Welt am Abend“ und begann Drehbücher für Willi Forst zu schreiben. 1950 übersiedelte Simmel nach Deutschland und lebte fortan in Berlin, Hamburg und München. Er wurde Chefreporter der www.weltbund.at „Quick“ und reiste im Auftrag der Illustrierten durch die ganze Welt. In dieser Zeit schrieb Simmel 36 Drehbücher für zahlreiche namhafte Regisseure und internationale Koproduktionen. 1969 folgte dann der endgültige Durchbruch: Das Buch „Es muss nicht immer Kaviar sein“ fand internationale Anerkennung. Es waren stets gesellschaftspolitische oder ethische Missstände, die Simmel zum Thema seiner Bücher gemacht hat. Neben seinem schriftstellerischen Wirken hat sich Simmel persönlich – und ohne nach außen in Erscheinung zu treten – mit großem Engagement für Menschen in Not und für zahlreiche soziale Institutionen im In- und Ausland eingesetzt. Sein Werk umfasst 30 Romane, Erzählbände und Jugendbücher, die in 40 Ländern erschienen sind. Zwölf Romane wurden verfilmt und für das Fernsehen bearbeitet. Nach Angaben seiner Familie verstarb Johannes Mario Simmel am 1. Jänner 2009 im Alter von 84 Jahren in einer Schweizer Altersresidenz. 37 Österreich aktuell D ass das weltbekannte Wiener Unternehmen Manner neben den „Mannerschnitten“ auch Süßwaren wie z. B. Schokobananen, „Rum Kokos“-Dragees oder „Drageekeksi“ herstellt, ist allgemein bekannt. Doch dass Manner auch ein Spezialist für hochwertige Schokoladeprodukte ist, wissen nur die wenigsten. Manner ist einer der wenigen Süßwarenhersteller, die Kakao noch selbst von der Bohne weg verarbeiten – alle Verarbeitungs schritte wie das Rösten, das Abpressen von Kakaobutter bis zum Conchieren (sorgt für den „zartschmelzenden“ Charakter der Schokolade) werden im Stammwerk im 17. Wiener Gemeindebezirk durchgeführt. Für den Salzburger Chocolatier Johann Georg Hochleitner produziert Manner schon seit fünf Jahren Schokolade aus Schafsmilch in neun Sorten sowie Schokolade aus Bioziegenmilch. Die auch für unter Laktoseintoleranz leidende Personen geeignete Schokolade hat in ganz Europa für großes Aufsehen gesorgt. Im Namen der HMSchokolade GmbH (gegründet von Walter Hochleitner und der Josef Manner & Comp. AG) verarbeitet Manner nun auch Kamelmilchpulver zu hochwertiger Schokolade unter dem Namen „Al Nassma“ für den Verkauf im arabischen Raum. Jetzt wurden in Dubai die ersten Produkte aus Kamelmilchschokolade vorgestellt. Kamelmilch, die im arabischen Raum besonders beliebt ist, enthält besonders viel Vitamin C, ist reich an Mineralstoffen und hat einen niedrigen Fettgehalt. Die nach dem vom Meer kommenden, erfrischenden Wüstenwind benannte Firma „Al Nassma“ vertreibt nicht nur die Schokoladeprodukte, sie sorgt auch für die Kamelmilch, die in pulverisierter Form nach Österreich geliefert wird. Um den Bedarf © Manner Wien Manner erzeugt die erste Kamelmilchschokolade der Welt Die Kamelmilchschokolade „Al Nassma“ kommt von Manner aus Wien. an Milch zu decken, wurden 3.000 Kamele angeschafft. Der Vertrieb läuft vorerst über eigene Shops am Flughafen Dubai, in der Mall of Dubai und über das Factory Outlet direkt bei der Kamelfarm. In der EU darf die Schokolade nicht verkauft werden. www.manner.at railjet verbindet Wien mit Budapest und München N Deutschland und dem Zweistundentaktverkehr mit InterCity-Zügen von Budapest nach Rumänien werden Budapest und Wien die Doppeldrehscheibe von Ostund Mitteleuropa. Der Einsatz des railjet © ÖBB / Harald Eisenberger ach nur zwei Jahren intensiver Fertigungsarbeit verbindet der railjet seit 14. Dezember 2008 drei europäische Metro polen. Zusammen mit den neuen Nacht zügen z wischen Ungar n und Der neue railjet stellt einen ernsthaften Mitbewerber für Flugverbindungen dar. 38 www.weltbund.at erfolgt stufenweise: In der ersten Etappe gibt es vier railjet-Verbindungen. Der erste fahrplanmäßige railjet der ÖBB – der rj41 – fährt täglich um 6.50 Uhr in Wien ab und kommt um 9.49 Uhr in Budapest an. Der rj40 fährt gegengleich täglich um 20.10 Uhr in Budapest ab und kommt um 23.08 Uhr in Wien an. Zwei weitere railjets verkehren jeden Tag zwischen Budapest und München: Der rj66 mit Abfahrt 13.10 Uhr in Budapest, Ankunft 20.34 Uhr in München und der rj63 mit Abfahrt 9.27 Uhr in München, Ankunft 16.53 Uhr in Buda pest. Und ab April 2009 werden zusätzliche Verbindungen und Züge zwischen Wien und München geführt. Der railjet steht für Geschwindigkeit, Komfort, Design und ein völlig neues Servicekonzept auf 743 Kilometern zwischen Budapest und München. Je nach Klasse reicht das Servicekonzept vom Café im Bistrowagen bis zum Am-Platz-Service. Und für den railjet gelten die Standardtarife der ÖBB. www.oebb.at ROTWEISSROT Österreich aktuell W George Pompidou, wird beim neuen Hauptbahnhof für die Firma SEESTE ein Bürogebäude bauen. Renzo Pianos Leitsatz: ,Wir müssen würdevoll mit unserer Vergangenheit umgehen, gleichzeitig müssen wir die Zukunft suchen‘ ist in Wien von besonderer Gültigkeit“, so Schicker. „Architektur vom Feinsten wird in der Wiener Leopoldstadt am geplanten neuen WU-Campus neben der Messe Wien entstehen. Zaha Hadid plant das ,Library & Learning Center‘, Hitoshe Abo, Peter Cook, Carme Pinos und Eduardo Arroyo errichten Institutsgebäude am Campus. Damit werden in diesem sehr dynamischen Stadtteil entlang der U2-Achse weitere spannende architektonische Akzente gesetzt. Im Viertel Zwei entsteht bereits herausragende Architektur u. a. von den Architekten henke&schreieck, Kohlbauer, Spinadel, Peichl, Czech.“ Es ist beabsichtigt, viele dieser hochkarätigen ExpertInnen auch im Jahr 2009 zu Vorträgen und Diskussionen nach Wien zu holen und so den im Architekturjahr 2008 erfolgreich begonnenen Diskurs zu © Zaha Hadid Architects – Zaha Hadid, Deutschland ien hat eine bedeutende architektonische Vergangenheit. Seine histo rischen Gebäude – vom Schloss Schönbrunn bis hin zu den von Otto Wagner errichteten Stadtbahnbauwerken – sind in der ganzen Welt berühmt. Wiens Baustadtrat Rudolf Schicker hierzu: „Wir dürfen aber nicht in der Vergangenheit stecken bleiben – auch moderne Bauten brauchen spannende und qualitativ hochwertige Architektur. Es ist uns gelungen, international renommierte Architekten nach Wien zu holen – nicht nur zu Vorträgen im Architekturjahr 2008. Architekten mit ganz großen Namen bauen in Wien – damit sich die Menschen auch morgen in unserer Stadt wohl fühlen.“ „Am Donaukanal“, so Schicker weiter, „entsteht derzeit ein neues Hotel von Jean Nouvel anstelle der früheren UNIQAZentrale. Dominique Perrault plant in der Donau City die mit 220 und 170 Meter künftig höchsten Hochhäuser Wiens. Baubeginn für die beiden Türme ist 2009. Renzo Piano, berühmt für sein bahnbrechendes Projekt in Paris – das Centre Zaha Hadid plant das „Library & Learning Center“ am künftigen Campus der WU Wien. ROTWEISSROT www.weltbund.at © beyer.co.at Nouvel, Perrault und Piano bauen in Wien Dominique Perrault plant die höchsten Hochhäuser Wiens. Topthemen der Stadtentwicklung fortzusetzen. Der Stadt sind nicht nur große Namen für einzelne herausragende Gebäude wichtig. Hochwertige Architektur, neue innovative Ansätze für möglichst alle Bauwerke der Stadt sind für den Erhalt und den Ausbau der hohen Lebensqualität in Wien unverzichtbar. „Wir bemühen uns deshalb besonders, junge ArchitektInnen zu fördern. Mit dem Ausstellungsprojekt ,Yo.V.A. – Young Viennese Architects‘ ist es gelungen, einen Pool von herausragenden ,Jungen‘ aufzubauen. Diese werden verstärkt zur Mitarbeit an den vielfältigen Planungsaufgaben der Stadt eingeladen“, betont Schicker. Was die jungen ArchitektInnen können, zeigt die Ausstellung „Yo.V.A.2“, die ab Anfang Februar 2009 in Prag gezeigt wird und dann über Zagreb, Laibach und Krakau nach Warschau wandert. 2008 wurde sie u. a. in der Wiener Planungswerkstatt und in Bratislava erfolgreich präsentiert. 39 Österreicher in aller Welt Das 10. Bundesland Koordination: Irmgard Helperstorfer A nlässlich des elften Jahrestages des Austrian-American Day hatte das Austrian-American Council West unter der Schirmherrschaft des österreichischen Generalkonsuls Martin Weiss zu einem Heurigen eingeladen. Im Garten von Lydia und Ronald Valenta in La Canada versammelten sich die Gäste an den wunderschön gedeckten Tischen, die mit Kerzen und Blumen in den österreichischen Farben geschmückt waren. In ihrer Begrüßungsrede sagte die Präsidentin des A AC, Veronika Reinelt, dass dieses Jahr der „Annual Award“ – Spenden der Mitglieder sowie die Nettoeinnahmen des Abends – in Höhe von ungefähr 14.000 US-Dollar jungen Krebspatienten der „City of Hope“ übergeben wird. Sie dankte allen, die bei der Vorbereitung des Abends geholfen hatten, und erzählte von der Tradition der Heurigen in den österreichischen Weingegenden um Wien. Über den Grußadressen von u. a. Gouverneur Arnold Schwarzenegger und des Oberbürgermeisters von Los Angeles, Antonio Villaraigosa, war ein echter Buschen „aus’gsteckt“, und es gab ein schmackhaftes Buffet mit kalten und warmen Speisen. Die Gäste – unter ihnen Österreichs Vizegeneralkonsul Bernhard Faustenhammer und die Schweizer Generalkonsulin Brigitta Schoch-Dettweiler – feierten in allerbester Stimmung. Während der ganzen Zeit unterhielt das Laszlo Cser Duo mit Melodien aus Europa und Amerika. Zu später Stunde hatte die Sopranistin Monika Schober ihren Auftritt und animierte © privat AAC West: Einladung zum Heurigen V. l. n. r.: Schatzmeister Fred Reinelt, Vizekonsul Bernhard Faustenhammer, Präsidentin Veronika Reinelt, Vizepräsidentin Liliane Popov-Alexander, Gastgeber-Ehepaar Valente. dabei das Publikum zum Mitsingen. Ein beschwingter Abend also – ganz wie es sich für einen Heurigen gehört. Österreichischer Frauenkreis Kairo © privat B V. l. n. r.: Mag. Karin Ghaleb, neue Präsidentin seit November 2008, Isabella Awadalla, Präsidentin von 1998 bis Oktober 2008, Margarete Amin, Präsidentin bis 1998. 40 www.weltbund.at ei unserem Treffen am 21. Oktober 2008 feierten wir den 50. Geburtstag unserer allseits beliebten Präsidentin, Frau Isabella Awadalla, und zu unserem großen Bedauern auch ihren Abschied von Ägypten. Durch ihr ausnehmend freundliches und positives Wesen ist sie uns allen ans Herz gewachsen und sozusagen die Seele unseres Kreises geworden. Außerdem war sie ein echtes Organisationstalent. Ihr nachzufolgen wird bestimmt nicht leicht sein. Frau Mag. Karin Ghaleb hat sich bereit erklärt, in Zukunft die Präsidentschaft zu übernehmen. Frau Helga Hagenbüchl (Kontakt zur Botschaft) und Frau Helga AhmedStöckl (Sozialarbeit) werden ihr zur Seite stehen. Frau Marianne Rauscher nimmt weiterhin die Weltbund-Agenda wahr. Beim „Wiener Café“ am alljährlichen großen Weihnachtsbasar wirkten alle Damen mit – eine Teamarbeit, die sich sehen lassen kann. ROTWEISSROT Österreicher in aller Welt Österreichisch-Deutsche Gesellschaft e. V. Berlin-Brandenburg ROTWEISSROT Ein Präsidentengeburtstag Am 23. Oktober 2008 feierte unser Präsident Werner Götz im Kreis seiner Familie, des Vorstandes und besonderer Gäste seinen 60. Geburtstag. Unter den Gästen befanden sich Bundesratspräsident i. R. Prof. Dr. Dres. mult. Herbert Schambeck, der zu diesem Anlass aus Wien angereist war, Gesandter Mag. Martin Krüger als Vertreter des Österreichischen Botschafters Dr. Christian Prosl, Generalkonsul Richard Schwarz mit Gattin, der Bezirksbürgermeister von Tempelhof/ Schöneberg, Ekkehard Band, Frau Martina Führer, der Präsident der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg, Volker Tschapke, nebst Gemahlin und Prof. Dr. Herbert Lochs vom Austria-Club in Berlin. Präsident Götz, der u. a. Glückwünsche von der Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten (Außenministerin) Dr. Ursula Plassnik, Wien, von den Landeshauptleuten (Ministerpräsidenten) Dr. Erwin Pröll (Niederösterreich) und Dr. Josef Pühringer (Oberösterreich), von Weltbundpräsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil, Antwerpen, und dem Präsidenten der Burgenländischen Gemeinschaft, Hofrat Prof. Dr. Walter Dujmovits, Eisenstadt, erhalten hatte, bedankte sich mit herzlichen Worten bei allen Gästen und seinem Vorstand für die erwiesenen Freundschaftsbeweise. Er versprach, sich weiterhin mit besten Kräften als „Primus inter pares“ den Aufgaben der ÖDG zu widmen, der er nach langjähriger Vizepräsidentschaft seit nunmehr 13 Jahren erfolgreich vorsteht. Von 1995 bis 1997 war er gleichzeitig Präsident des Weltbundes der Auslandsösterreicher. © privat Feier zum Nationalfeiertag Im Mittelpunkt der heurigen Feierlichkeiten zum Österreichischen Nationalfeiertag stand die zentrale Festveranstaltung vom 25. 10. 2008 im Hilton Hotel am Berliner Gendarmenmarkt. Im fahnengeschmückten Großen Ballsaal hatten sich die Mitglieder, Freunde und Gäste der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft Berlin-Brandenburg versammelt, um diesen besonderen Tag in der Geschichte Österreichs wie in jedem Jahr gebührend zu feiern. Dabei sorgte das Bundesland Steiermark mit der Instrumentalgruppe „Steirische Blas“ für den musikalischen Rahmen. Präsident Werner Götz begrüßte die Anwesenden mit herzlichen Worten, darunter die zahlreichen Ehrengäste: Als Vertreter der Republik Österreich Generalkonsul Richard Schwarz, Leiter der Konsularabteilung an der Österreichischen Botschaft, und seine Gattin; als Vertreter des Landeshauptmanns der Steiermark den Landtagsabgeordneten o. Univ.-Prof. Dr. Dr. Gerald Schöpfer aus Graz; die Bezirksbürgermeister Ekkehard Band (Tempelhof-Schöneberg), Heinz Buschkowsky (Neukölln) und Norbert Kopp (Steglitz-Zehlendorf); Monika Löscher, Präsidentin des Österreich-Vereins Zürich; Harald Löscher, Präsident des Österreich-Vereins Thun; Anton Eder, Präsident des Vereins der Österreicher in Baden-Württemberg; Volker Tschapke, Präsident der Preußischen Gesellschaft BerlinBrandenburg; Gerhard Kapito, Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft (Nord), und Gérard Lambert, Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft (Süd). Die Festansprachen hielten Professor Schöpfer für das Bundesland Steiermark und Generalkonsul Schwarz in Vertretung des Österreichischen Botschafters Dr. Christian Prosl. Zum Abschluss des offiziellen Teils überreichten der Generalkonsul und Präsident Götz im Auftrag von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer Vizepräsident Dr. Ekkehard Mannigel und Vorstandsmitglied Friedrich Trügler das ihnen verliehene Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Generalkonsul Richard Schwarz und Präsident Werner Götz überreichen Vizepräsident Dr. Ekkehard Mannigel und Vorstandsmitglied Friedrich Trügler das von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer verliehene Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. www.weltbund.at 41 Österreicher in aller Welt eim internationalen Medienseminar deutschsprachiger Auslandsmedien in Köln „Deutschsprachige Medien erfolgreich führen“ kamen Journalisten, Redakteure, Medienmacher und TV-Produzenten zusammen, u. a. aus Namibia, Rumänien, den USA, Belgien, Island, Lettland, Paraguay, Deutschland und Österreich. Der Weltbund und das Auslandsösterreicher Journal ROTWEISSROT wurden durch Vizepräsident Dr. Jürgen Em vertreten. Diese Experten diskutierten an zwei Tagen über spezielle Marketingkonzepte, Gewinnung neuer Leser, Jugendmarketing, Zeitungsgestaltung, neue Inhalte, Kundenbindung, neue Verbreitungswege, Lobbyarbeit, Eigenwerbung, Nachrichtenaustausch, Zeitungsvertrieb, Kooperationschancen, Werbekombinationen und Akquisitionsideen. Dieser von der Internationalen Medienhilfe für deutschsprachige Auslandsmedien organisierte Erfahrungsaus- © privat Österr. Männerchor Zürich Der österreichische Männerchor Zürich in der Kirche in Timenitz. A m 15. November 2008 durften wir mit sieben Chören aus Österreich einen Gesangsabend in Ottmanach/Kärnten mitgestalten. Es war für uns ein besonderes Erlebnis, in der Heimat aufzutreten und unsere Lieder zum Besten zu geben. Am Sonntag, den 16. November 2008 durften wir in der katholischen Kirche in Timenitz, ebenfalls in Kärnten, die „Steirische Mess“ singen, die mit großem Beifall bedankt wurde. 42 Dr. Em, ROTWEISSROT, mit Teilnehmern aus den USA, Deutschland, Lettland, Paraguay, Belgien, Namibia, Island und Rumänien. tausch brachte vielfältige Einsichten und Anregungen, die in die praktische Medienarbeit umgesetzt werden können. Bemerkenswert am Rande, dass z. B. in Para- guay die deutschsprachige „ Aktuelle Rundschau“ immer wieder auch über Öster reich-Themen und Auslandsösterreicher berichtet. Österreicher-Verein Basel E s war ein wunderschöner Tag, als sich 16 Teilnehmer am Morgen in der Schalterhalle SBB Basel trafen. Nach der Begrüßung durch unseren bewährten Leiter Franz Scheuch traten wir frohen Mutes unsere Reise an. Mit dem Zug ging es nach Biel und von dort mit der Seilbahn nach Magglingen. Die Wanderung über die wellige Landschaft hoch über dem Bielersee schenkte uns wunderschöne Ausblicke, und wir kamen sehr zufrieden in Twannberg an. Dort beschlossen acht Teilnehmer, im Hotel Ferienhof Twannberg den Mittag zu verbringen (nach ihren Erzählungen hatten sie es recht lustig). Die restlichen Wanderer stiegen durch die Twannbachschlucht hinunter nach Twann. Der Wanderweg windet sich romantisch, geheimnisvoll und sogar etwas märchenhaft recht steil den Bach entlang hinunter. Unsere Augen fanden immer wieder Besonderheiten der Natur wie kleine Wasserfälle, und wir staunten, wie sich manche Bäume an stark überhängenden Felsen halten können. Das gemütliche Fisch- www.weltbund.at essen im Restaurant Bären in Twann am Bielersee rundete den Tag genüsslich ab und wir kamen glücklich und müde um zirka 19.00 Uhr wieder in Basel an. Es war für alle ein wunderschönes Erlebnis und wir danken Franz Scheuch nochmals herzlich für diese Tour. © privat B © privat Österreichische Gesellschaft Bonn Mitglieder des Österreicher-Vereins Basel bei ihrer Wanderung hoch über dem Bielersee. ROTWEISSROT Österreicher in aller Welt D ie Österreicher in Mainz geben kräftige Lebenszeichen. Monatlich finden immer gut besuchte Zusammenkünfte mit anspruchsvollem Programm statt. Besonders stolz sind wir natürlich, dass unsere Veranstaltungen immer von Landsleuten bestritten werden, dazu zählen u. a. Prof. Dr. H. Wänke (Max Plank Institut – Erbauer des Marsmobils), Prof. Dr. M. Egg (Römisch-Germanisches Zentralmuseum – Ötzi-Spezialist) und Prof. Dr. Menzel (Universität Mainz). Gemeinsam besuchten wir das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) und wohnten der Aufzeichnung einer WISOSendung bei. Weiters besichtigten wir im Mainzer Landesmuseum die große Hundertwasser-Ausstellung. Und es gab einen großen „Herbert-von-Karajan-Abend“ mit Filmvorführung und viel Musik. Stolz sind wir aber auch darauf, mittlerweile Mitglied im AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND zu sein. Der Höhepunkt 2008 war aber der Empfang zum Anlass des Nationalfeiertages. Im Namen des österreichischen Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer zeichnete Gesandter Mag. Martin Krüger, Stellvertreter des Österreichischen Botschafters in Berlin, Frau Anne-Marie Gunsam mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich aus. Anne-Marie Gunsam ist die zentrale Ansprechpartnerin für die rund 500 Österreicher im Mainzer Raum. Ohne ihr Engagement, ihre Ideen und Aktivität würde es die „Österreicher in Mainz“ so nicht geben. Sie trägt viel dazu bei, das positive Bild Österreichs in Mainz sowie die Verbundenheit der Auslandsösterreicher mit dem Heimatland zu erhalten. © privat Die Österreicher in Mainz Anne-Marie Gunsam wird mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet. Dr. Hans-Herbert Gartner – ein Österreicher in Mainz und von 1993 bis 2003 österreichischer Honorarkonsul für RheinlandPfalz – gratulierte im Namen der Österreicher und wünschte: „Mit fortissimo, Frau Gunsam, machen S’ weiter so!“ © privat Fünf Jahre Österreich Forum Trier Der Vorstand des ÖFT mit dem Organisten (ganz links) und unserem Nachwuchs. A m 26. 10. 2008, dem Österreichischen Nationalfeiertag, feierte das Österreich Forum Trier e. V. (ÖFT) sein fünfjähriges Bestehen mit einer kulturell anspruchsvollen Veranstaltung: Der Bregenzer Organist Helmut Binder gab auf der 250 Jahre alten Stummorgel in der Trierer Welschnonnenkirche ein festliches Konzert. Beim anschlie- ROTWEISSROT ßenden Empfang, an dem auch befreundete Österreichvereine aus Luxemburg sowie der Gesandte Mag. Martin Hojni von der Österreichischen Botschaft in Luxemburg teilnahmen, wurden die zahlreich erschienenen Gäste mit österreichischen Weinen und Spezialitäten verwöhnt. In einer reich bebilderten Chronik des jungen Vereins wurden www.weltbund.at die Aktivitäten des ÖFT seit seiner Gründung dokumentiert: Es sind vor allem die klassischen Konzerte, mit denen sich das ÖFT im Kulturleben der Stadt Trier einen Namen gemacht hat. In bisher insgesamt fünf öffentlichen Konzerten konnten österreichische Künstler wie die Wiener Instrumentalsolisten oder die Geigerin Martha KhademMissagh vorgestellt sowie österreichische Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart anlässlich seines 250. Geburtstages geehrt werden. Darüber hinaus wurde 2006 mit einer öffentlichen Lesung des Stücks „Der Herr Karl“ durch den Schauspieler Kurt Sternik vom Landestheater Bregenz des 20. Todestages von Helmut Qualtinger gedacht und 2007 das musikalisch-humorige Kabarettprogramm mit bös-makaberen Texten und lieblichen Walzermelodien „An der schönen schwarzen Donau“ von der Sängerin Martha Pfaffeneder, am Klavier begleitet von Jens-Karsten Stoll, präsentiert. Die vielen vereinsinternen Veranstaltungen und regelmäßigen Stammtische mit Vorträgen von ÖFT-Mitgliedern ließen den Verein auf heute 70 Mitglieder anwachsen. Auch im Internet ist unser ÖFT nun präsent: www.oesterreich-forum.de. 43 Österreicher in aller Welt AAC Midwest: Eine Nacht im alten Wien er zweiundzwanzigste, sich in jedem Jahr wiederholende Ball „Eine Nacht im alten Wien“ fand in diesem Jahr am 8. November 2008 statt. Das Thema des Balls war „Gold und Silber“. Dies war eine Nachahmung des berühmten Gold und Silber Balls, der im Januar 1902 in Wien im Sophiensaal stattgefunden hatte und von der damaligen Wiener Gesellschaftskönigin Prinzessin Pauline Metternich finanziert wurde. Der Konzertmeister an jenem Abend war Franz Lehár, der den Auftrag bekommen hatte, den Titelwalzer des Abends zu komponieren. Am 8. November spielte zu Ehren Franz Lehárs und seiner Musik das aus vierzig Musikanten bestehende Concord Kammerorchester auf. Aus Wien war die Sängerin Maria Jesus Una de Viehboeck eingetroffen, um den Abend mit zwei LehárLiedern zu verschönern. Mehr als 300 Gäste erfreuten sich an dieser musikalischen Einlage. Das Studio „Klassischer Tanz“ stellte eine Ballettgruppe zur Verfügung, die alle mit ihren Tänzen erfreute. Auch lernten die Gäste den aus Milwaukee stammenden Musiker Joe Aaron kennen, © Doug Haberkamp/Chicago/Illinois D V. l. n. r.: Sopranistin Maria Jesus Una de Viehboeck, Robert J. Kalupa, Repräsentant des AAC, Eileen Kalupa, „Chairman“ des „A Night in Old Vienna“-Balls, Robert Zischg, AAC General, und Gattin Birgit. der einen kurzen Bericht über die von ihm 1945 organisierte Aufführung zu Ehren Franz Lehárs in der Lehár’schen Villa in Bad Ischl (Österreich) gab. Joe gehörte der in Europa stationierten Armee General Pattons bis zum Kriegsende an. Dann wur- de er der „Special Service Group“ zugeteilt, die mit einer Band die amerikanischen Truppen betreute. Der neunundachtzigjährige Herr Aaron gab den Gästen Gelegenheit, die Lehár-Epoche und das Thema des Abends zu verbinden. Eine Nachricht aus der Stadt Triest © privat N Das Denkmal Erzherzog Maximilians auf der Piazza Venezia. 44 www.weltbund.at eunzig Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs ehrt die Stadt Triest den Habsburger Erzherzog MAXIMILIAN – Kaiser von Mexiko. Sein Denkmal, errichtet nach seiner Ermordung mit Spenden der hiesigen Bürger, war im Jahr 1922 von den Italienern entfernt worden. Nun steht es wieder am ursprünglichen Platz – auf der „Piazza Venezia“, damals „Piazza Giuseppina“. An der Zeremonie der Enthüllung des Denkmals haben auch „Italia-Austria“ und einige andere AÖWB-Mitglieder neben den Behörden der Stadt teilgenommen. Der Bürgermeister Roberto Dipiazza hat in seiner Rede die Hoffnung geäußert, dass viele österreichische Touristen in Zukunft nicht nur für Schloss Miramar Interesse zeigen werden, das Maximilian zu verdanken ist, sondern dass sie auch diese Stätte besichtigen werden. ROTWEISSROT Österreicher in aller Welt Association Autrichienne à Paris © privat A V. l. n. r.: Vizepräsident Dkfm. Gunther Mauerhofer, Helmut Lidinger und Fauchon-Küchenchef Benoît Chemineau. m 13. November 2008 lud die Association Autrichienne à Paris zu einer Verkostung österreichischer Spitzenweine aus der vor Kurzem von Mitglied Helmut Lidinger geschaffenen Prestigelinie „Vini Cultura Austriae“ in den neu geschaffenen „Weinkeller“ einer der Kultstätten der Pariser Gastronomie, in das berühmte Haus „Fauchon“ auf der Place de la Madeleine. Der Chefkoch des „Fauchon“ hatte ein sechsgängiges Menü mit zum Teil ebenfalls mit österreichischen Weinen zubereiteten Speisen vorbereitet. Zu jedem Gang wurde ein von Herrn Lidinger kommentierter passender österreichischer Weiß- oder Rotwein gereicht. Ein überbuchtes Haus, tolle Stimmung , ein im wahrsten Sinne des Wortes „köstlicher“ Abend. Weihnachten der Österreicher in Frankfurt am Main ür die Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft Frankfurt am Main ist der schon zur Tradition gewordene Jahresausklang immer ein besonderer Höhepunkt des Veranstaltungsreigens über das gesamte Jahr. Diesmal traf man sich im romantischen „Alten Zollhaus“ im Norden Frankfurts, das von Familie Jasmin und Hugo Hell, der als Tiroler selbst Mitglied der ÖGF ist, geführt wird. Die musikalische Gestaltung übernahm ein Quartett des Zithervereins Heusenstamm e. V., das es verstand, weihnachtliche Stimmung zu verbreiten und den gemeinsamen Gesang von Weihnachtsliedern zu begleiten. Passend zum 6. Dezember stattete auch der Nikolaus seinen Besuch ab und beschenkte alle Mitglieder mit einem Glas selbst gemachter Feigenmarmelade, die Familie Vinzenz Hitthaler aus Hofheim großzügig allen Mitgliedern gespendet hatte. Es war für alle 80 Teilnehmer ein sehr harmonischer Abend in vorweihnachtlicher Atmosphäre, der lange in Erinnerung bleiben wird. Schon Ende November machte das Bundesland Oberösterreich der Stadt Frankfurt ein außergewöhnliches Geschenk, nämlich den Weihnachtsbaum ROTWEISSROT © Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main F Der Weihnachtsbaum am Frankfurter Römer, eine Spende der Kulturhauptstadt 2009 Linz. auf dem Frankfurter Römerberg. Damit stellte sich Linz als Europäische Kulturhauptstadt 2009 vor. Zur Eröffnung des stimmungsvollen Weihnachtsmarktes wurde der Baum in Anwesenheit der Frankfur- www.weltbund.at ter Oberbürgermeisterin Frau Petra Roth und des Linzer Bürgermeisters Dr. Franz Dobusch feierlich illuminiert und erstrahlte so die gesamte Adventzeit vor dem Frankfurter Rathaus. 45 austriansabroad Unser Internetforum: www.weltbund.at/austriansabroad Wie seht ihr Europa heute? Seid ihr bereits Europäer? Bildet sich etwas, das einem „American Dream“ im heutigen Europa entspricht? Ist man als Österreicher in Europa immer noch ein „Auswanderer“ oder lebt man einfach woanders? Auswahl: Gerald Ganglbauer ©: Karin Draxl Hallo Gerald, als ich 1995 für ein Jahr in Brisbane Austauschstudentin war, habe ich mich als Erstes als Österreicherin gefühlt, vermisst habe ich (neben meiner Familie und meinem Elternhaus) aber eigentlich Europa und nicht Österreich für sich. Für mich war Australien so anders, als ich Europa damals empfunden habe – junge Geschichte, kein Klassendenken, die sogenannte mateship (was mich eigentlich am Schluss schon genervt hat, ganz ehrlich, jetzt geht’s mir wieder ab, funny that), der Sportfanatismus, aber wenig kulturelles Interesse etc. Jetzt, nach fast zehn Jahren in San Marino / Italien und nach 13 Jahren Österreich in der EU, fühle ich mich noch immer als Österreicherin und nicht als Europäerin: auch wenn es „nur“ 700 Kilometer sind, Ausland ist Ausland, vor allem in kleineren und weltferneren Gemeinschaften, wie es San Marino leider nun mal ist. Meiner Meinung nach kann man Europa mit Amerika nicht vergleichen, die Geschichte ist grundverschieden, und ich glaube ganz ehrlich, es wird nie ein zweites Amerika in Europa geben, da sind die Unterschiede einfach viel zu groß, vor allem in den Mentalitäten und mit den vielen verschiedenen Sprachen. Vielleicht werden Gerald Ganglbauer hat das Forum vor fünf Jahren gegründet. 46 sich meine Töchter als Europäerinnen sehen, wenn sie erwachsen sind. Erziehen tu ich sie in diese Richtung auf jeden Fall; ich versuche Österreich sehr präsent zu halten (wir hören z. B. gerade Ö1 übers Internet, am 6. 12. kommt der Nikolo usw. usf.). Sie lernen neben Deutsch auch Englisch, weil ich hier in Italien festgestellt habe, dass das Kasteldenken und die Ignoranz zum großen Teil von der Einsprachigkeit kommen. Leider wird es in Italien oft auch als schick gesehen, keine Fremdsprache zu können … seufz. Aber man kann eine Gesellschaft nicht ändern, sondern nur seine eigene Welt so gestalten, wie man sie gerne möchte, und hoffentlich so ein Beispiel geben. Liebe Grüße, Alexandra Hallo Gerald und Co., eine gute Frage, als was man sich fühlt. Ich bin mal so ein bisschen in mich gegangen und muss dieses Gefühl ganz klar differenzieren: Wenn ich urlaubsbedingt in Südamerika, Amerika oder Asien bin, dann überkommt mich schon das sogenannte „Europa-Gefühl“. Vermutlich deshalb, weil in der weiten Ferne der Zusammenschluss der europäischen Länder doch sehr ähnlich wirkt im Vergleich zu der fremden Kultur, die man gerade kennenlernt. Wenn ich allerdings in Deutschland vor mich hinlebe, dann überkommt mich das „Europa-Gefühl“ nie. Dann bin ich einfach nur Österreicherin. Denn, so nah am eigenen Land und mittendrin im europäischen Europa, wirkt alles, was nicht Österreich ist, einfach nicht „richtig“ und würde mich deshalb nie veranlassen, mich als Europäerin zu bezeichnen. Wobei man ja schon fairerweise sagen muss, dass man sich ja auch nur in der Ferne als Österreicher bezeichnet. Zu Hause in A ist man www.weltbund.at doch Wiener, Steirer, Niederösterreicher … Und wenn man noch mehr in die Tiefe geht, dann muss man zugeben, dass das wiederum nur für die Aussagen in Österreich gilt. Denn innerhalb des jeweiligen Bundeslandes ist man Weinviertler, Waldviertler, Mostviertler … :-). So, einen weiteren Blick in die Tiefe erspare ich euch jetzt. Ich muss wieder stricken :-))). Lieben Gruß, Bettina Hallo Gerald, ich bin mir sicher, in Europa wird sich so etwas, das dem „American dream“ entspricht, nie entwickeln. Jeder zur EU gehörige Staat hat seine eigene Geschichte, Kultur, Tradition und Sprache, das soll auch alles beibehalten und so weiter überliefert werden. Ich sehe das als eine Vereinigung von Staaten aufgrund der allgemein bekannten Gründe. Gemeinsamkeit ist wichtig, nur so kann Europa stark sein. Ich persönlich fühle mich als Österreicherin bzw. Weststeirerin, nicht als Auswanderer in dem Sinn – blieb ja in Europa, ging nicht nach Übersee. Keine Umstände zwangen mich, meine Heimat zu verlassen, bin freiwillig weggezogen. Lebe einfach am südlichsten Zipfel Europas als Auslandsösterreicherin. Das Gefühl, jetzt aufgrund der EU ‚Europäerin zu sein‘, habe ich nicht. War ich ja immer, wurde am Kontinent Europa in Mitteleuropa geboren und lebe nun in Südeuropa. Bei aller Liebe zur Insel, bei allem Respekt für meine neue Heimat, trotz Doppelstaatsbürgerschaft, ich bin Österreicherin. Muss aber zugeben, wenn ich die griechische Hymne höre, rieselt es mir bereits genauso kalt über den Rücken wie bei der österreichischen. Na ja, 28 Jahre hinterlassen halt doch Spuren. Liebe Grüße aus dem herbstlichen, sonnigen Kreta, Lotte ROTWEISSROT Lieber Gerald, auch ich kann mich zu diesem Thema melden. Ich habe fast fünf Jahre in Deutschland gelebt (in der Nähe von Darmstadt) und lebe jetzt seit fast zehn Jahren in den USA (in der Nähe von Nashville). Das erste Mal war ich mit einem Deutschen verheiratet, bin dann wieder kurz nach Wien und lebe jetzt in zweiter Ehe mit einem Amerikaner, den ich vor zwölf Jahren in Wien kennengelernt habe. Und obwohl ich mich hier wie da immer als Österreicherin gefühlt und bezeichnet habe, so war z. B. der Kulturunterschied doch längst nicht so drastisch, als ich noch in Deutschland war. Auch die Tatsache, dass ich mich jederzeit ins Auto setzen und nach Wien zu Freunden und Familie fahren konnte, machte den Wohnungswechsel und Deutschlandaufenthalt längst nicht so „endgültig“. Die berufliche Entwicklung innerhalb der EU war leicht vorstellbar, und hätten wir nach Brüssel oder Paris umziehen müssen, so wäre es doch noch innerhalb Europas gewesen. Jetzt in USA ist das Gefühl ob der großen Entfernungen ein anderes, es erscheint mir eher wahrscheinlich, in den USA umzuziehen als wieder zurück nach Europa. Aber in den USA umzuziehen ist ja auch so wie in Europa in einen anderen Staat … wenigstens bis zu einem gewissen Grad. Vielleicht bin ich auch älter und dadurch sesshaft geworden, mich würde daher interessieren, ob es dir nicht auch ähnlich geht – du bist ja noch weiter weg vom ehemaligen „Zuhause“ als ich. Könntest du dir vorstellen, wieder mal nach Österreich …? Was mich auch noch interessieren würde, ist, ob die anderen Forumsteilnehmer sich auch manchmal dabei ertappen, dass sie (nach vielen Jahren im Ausland) noch immer sagen, dass sie zu Besuch „nach Hause“ fahren? Und ob sich das ändert, wenn man weiter weg lebt (wie in Australien oder Südamerika oder in den USA)? Katharina Liebe Auslandsösterreicher (ohne Unterscheidung in europäische, amerikanische etc.), das Gefühl, bewusst Österreicher oder Europäer zu sein, entsteht oft erst nach längerem Aufenthalt in einem anderen Land oder Kontinent, und wahrscheinlich ist dieses Gefühl umso stärker ausgeprägt, je weiter man sich von Österreich entfernt. Muss aber nicht so sein. Ich lebe „nur“ 650 ROTWEISSROT Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt – für amerikanische Verhältnisse also nur ein Katzensprung ohne bedeutende Mentalitätsunterschiede – in Europa mitunter eine kulturell sehr abwechslungsreiche Reise. Für mich hängt es von der Entfernung von meinem ursprünglichen Ausgangspunkt ab, wie ich mich fühle, aber als Europäerin auf jeden Fall. Hier in Italien sehe ich mich als Österreicherin, und je mehr ich mich meiner Heimat nähere, als Steirerin, Weststeirerin und schließlich als Deutschlandsbergerin (hallo Lotte ;-). Auch ich ertappe mich dabei, zu Besuch „nach Hause“ zu fahren, während ich von Österreich aus immer „nur“ nach Italien fahre … Aber das habe ich ja schon einmal geschrieben, und ich freue mich, dass zumindest auch Katharina das so empfindet, Schöne Grüße aus einem verregneten Florenz, Irmgard Liebe Katharina, liebe Irmgard, lieber Gerald, liebe Auslandsösterreicher! Ich lese zwar immer alle Berichte mit großem Interesse, habe aber schon lange nicht mehr geschrieben. Jetzt möchte ich mich aber doch zu diesem Thema melden. Ich lebe seit 40 Jahren in Griechenland, und ich muss gestehen, „nach Hause“ fahren heißt für mich, nach Griechenland zurückzufahren. Nach Österreich fahre ich „auf Urlaub“. Und obwohl meine Kinder zum Teil in der Welt verstreut sind, unser Platz, an dem wir alle zusammenkommen, wird immer Griechenland sein. Für mich ist zu Hause nicht dort, wo ich geboren bin, sondern dort, wo ich lebe, wo meine Kinder aufgewachsen sind und jetzt meine Enkelkinder aufwachsen. Wenn ich nicht meinen Bruder noch in Wien hätte (der mit großem Bedauern den Mangel an Patriotismus in mir sieht), ich glaube, mein Kontakt mit dem Land wäre noch minimaler. Ich bin zwar so ziemlich über die meisten Ereignisse in Österreich informiert, das ist ja heute mithilfe des Internet leicht möglich, aber ich fühle mich mehr als Europäerin als sonst irgendwas. Warum ich dann in diesem Forum bin? Es ist ja wohl auch ein europäisches Forum, und es ist immer interessant und oft auch sehr amüsant, die Beiträge zu lesen. Und wie gesagt, ich versuche doch so weit über die Geschehnisse in Österreich informiert zu sein. Ich wünsch euch ein schönes Wochenen- www.weltbund.at ©: Karin Draxl austriansabroad „Auslandseuropäer“ Gerald Ganglbauer: Der Weg ist das Ziel. de, wo immer ihr auch seid, genießt das Schöne, das euch euer Gastland zu bieten hat, und lasst euch nicht von Heimweh quälen, Madeleine Hallo an alle! Die Frage von Gerald kam gerade, als ich mich auf den Weg zu einem kurzen Heimaturlaub machte. Zeit zum Nachdenken auf der Autofahrt und Gelegenheit, genauer in mich hineinzuhorchen während meiner Zeit dort. Ich war „daheim“, dort in Österreich, zu einem Geburtstagsfest eingeladen. Na, wenn man zu einem Geburtstag einfach hinreisen kann, ist man ja soo aus der Welt nicht gerade. 700 Kilometer, acht Stunden Auto. Beim Fest ertappte ich mich dabei, dass ich auf die Frage, wie lange ich denn bleibe, geantwortet habe: Noch bis Dienstag, dann fahr ich wieder heim. Ja, heim, heim in diese Richtung, heim in die andere Richtung. Wo bin ich denn überhaupt daheim? Ich habe mich auch dabei ertappt, festzustellen, dass das wahnsinnig interessant zu sein scheint für die Leute, dass ich „ausgewandert“ bin. Wo kam denn nun dieses Wort plötzlich her? Bin ich denn jemals ausgewandert? Eigentlich nicht. Ich war verliebt und bin meinem Herzen gefolgt, und da waren Grenzen eben nur eine Formalität, Hauptsache, ich konnte bei meinem Schatz sein. Und ich bin wohl aus demselben Grund immer noch da. Also doch mehr Expat als ausgewandert. Letzthin, in einer schlaflosen Nacht, kamen mir Gedanken, was wohl wird, sollte mein Mann sterben (es gibt zwar keinen ersichtlichen Grund, dass er das früher tut als ich, außer dem statistischen). Was tu ich dann, wo glaube ich hinzugehören? Ich habe mir hier meinen beruflichen Mittelpunkt aufgebaut. Aber reicht das? [...] Liebe Grüße, Karin 47 Die Schmankerlecke Johann Lafer ist ein über die Grenzen hinaus berühmter österreichischer Fernsehkoch und lebt mit seiner Familie in Deutschland. Lamm-, Hammel- und Schaffleisch bezeichnet das Fleisch von Schafen. Die unterschiedlichen Bezeichnungen kennzeichnen das Alter: Lammfleisch stammt von Tieren, die jünger sind als ein Jahr, Hammelfleisch von solchen, die jünger sind als zwei, Schaffleisch von mindestens zweijährigen Tieren. W oder weiblichen Tiere ist hingegen kräftig im Geschmack, dunkelrot, fest und deutlich marmoriert. Schaffleisch, das von über zweijährigen Schafen stammt, ist ähnlich der Qualität des Hammelfleisches, zusätzlich noch grobfasrig in der Struktur. Das Fleisch von Böcken – den männlichen nicht kastrierten Tieren – stammt von über Einjährigen und hat einen entsprechend strengen Geschmack. Fleisch. Bei Lämmern unterscheidet man zwischen Milchlämmern und Mastlämmern. Während Mastlämmer dunkelrosa, leicht mit Fett durchwachsenes Fleisch haben, ist das acht Wochen bis sechs Monate alte Fleisch der Milchlämmer besonders hell. Das hat mit der Ernährung zu tun: Milchlämmer bekommen noch kein Grünfutter. Das Hammelfleisch der unter zwei Jahre alten, kastrierten männlichen ussten Sie, dass das Schaf zu den ältesten Haustieren der Welt zählt? Bereits in der frühen Steinzeit lieferte es Fleisch, Milch, Fell und Wolle. Frisches Lammfleisch zählt zu den delikatesten aller angebotenen Fleischsorten. Aufgrund der naturnahen Haltung der Lämmer besitzt das Fleisch ein einzigartiges, zartwürziges Aroma und enthält weniger unliebsame Rückstände als so manches andere © Lafer Esskultur Rezept für 4 Personen © Lafer Lammschnitzel in mediterraner Kräuterpanade mit Bohnengemüse Kräuterpanade: 2 Zweige Blattpetersilie 2 Zweige Thymian 2 Zweige Rosmarin 4 Scheiben Toastbrot © Lafer 200 g breite Stangenbohnen 250 g Keniabohnen 200 g gelbe Bohnen 2 Schalotten 1 Knoblauchzehe 8 Kirschtomaten, halbiert 2 EL Olivenöl 100 ml Gemüsefond 600 g Lammrücken, ohne Haut und Sehnen, Salz, Pfeffer, 50 g Mehl 2 Eier, verquirlt mit 2 EL geschlagenes Obers 80 g Butterschmalz Bohnen putzen und in Stücke schneiden, in kochendem Salzwasser bissfest blanchieren, dann in Eiswasser abschrecken. Schalotten und Knoblauch schälen und fein würfeln. Schalotten in dem heißen Olivenöl andünsten, dann Kirschtomaten und Knoblauch zugeben und ebenfalls andünsten. Mit Fond ablöschen und die Bohnen untermischen. Kräuterpanade: Die Kräuter abbrausen, trocken schütteln, Blätter von den Stielen zupfen und mit dem gewürfelten Toastbrot in einer Küchenmaschine fein zermahlen. Den Lammrücken in 8 ca. 3 cm dicke Stücke schneiden. Diese zwischen 2 geölten Folien dünn plattieren. Die Schnitzel salzen und pfeffern, in Mehl wenden, durch das Ei ziehen und in den Kräuterbröseln panieren. Die Lammschnitzel in dem heißen Butterschmalz von beiden Seiten goldbraun ausbacken, auf Küchenpapier abtropfen lassen und mit dem Bohnengemüse servieren. Dazu passen gebratene Erdäpfel. Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr 48 www.weltbund.at ROTWEISSROT Buchbesprechung Christoph Wulf, Jacques Poulain, Fathi Triki (Hrsg.) Europäische und islamisch geprägte Länder im Dialog Akademie Verlag, 2006, 24,80 Euro ISBN 978-3-05-004290-9 S oll das Ausmaß manifester, struktureller und symbolischer Gewalt in den Beziehungen zwischen der islamischen und der europäischen Welt verringert werden, so müssen neue Perspektiven des wechselseitigen Verstehens und der Kooperation entwickelt werden. Glaube und Religion spielen eine zentrale Rolle für die Entwicklung von Hass und Misstrauen. Beide können dazu führen, den Anderen abzulehnen, können aber auch dazu beitragen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und sich im Spiegel des Anderen zu verstehen. Im Rahmen der Globalisierung gilt es, kulturelle Vielfalt zuzulassen und mit ihrer Hilfe den interkulturellen Dialog zu fördern. Zu diesem Prozess leistet der vorliegende Sammelband einen zentralen Beitrag. Er entstand im Rahmen des euromediterranen Netzwerks „Philosophie und Anthropologie des Mittelmeerraums“ mit Unterstützung der Deutschen UNESCO-Kommission und der Anna Lindh Stiftung. Zu den Autoren gehören Kulturwissenschaftler aus der europäischen und der islamisch geprägten Welt wie z. B. Mona Abousenna (Kairo), Sadik Al-Azm (Princeton), Benmeziane Bencherkoui (Oran), Roland Bernecker (Bonn) oder Christina von Braun (Berlin). bk ROTWEISSROT Bertram Schefold, Thorsten Lenz Europäische Wissensgesellschaft – Leitbild europäischer Forschungsund Innovationspolitik? Akademie Verlag, 2008, 69,80 Euro ISBN 978-3-05-004509-2 D as Wissen ist nicht mehr eine in unbestimmter Weise „produktive Kraft“, sondern ein – so weit möglich – rationaler Berechnung zu unterwerfender Produktionsfaktor, der aber nicht nur die Produktion unterstützt, sondern selbst hergestellt wird, der also Kapital darstellt, das, so weit es im einzelnen Menschen vorhanden und verfügbar ist, Humankapital genannt wird. In den letzten Jahren wird die Neuausrichtung der europäischen Forschungs- und Innovationspolitik vor der Hintergrundannahme einer aufziehenden „Europäischen Wissensgesellschaft“ diskutiert. Im Zentrum des vorliegenden Bandes der Reihe „Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel“ steht die Frage, inwieweit die Praxis der Forschungs- und Innovationspolitik, insbesondere der Europäischen Union, vom Leitbild einer „Europäischen Wissensgesellschaft“ bestimmt wird. Die in diesem Band versammelten Beiträge greifen die mit der Thematik verbundenen Fragen mit einer ökonomischen, soziologischen und politisch-praktischen Perspektive auf und tragen dazu bei, den wissenschaftlichen und politischen Diskurs um Wissen, Bildung und Innovation ein Stück weit von seiner Engführung auf rein technologische Aspekte des sozioökonomischen Wandels zu lösen. bk www.weltbund.at Wolf D. Gruner, Wichard Woyke Europa-Lexikon C.H. Beck Verlag 2. erw. Auflage, 2007 555 Seiten, 19,90 Euro ISBN 978-3-406-49425-3 D ieses umfassende Europa-Lexikon vermittelt einen Überblick über die historisch-politischen Zusammenhänge und Entwicklungen in ganz Europa. In Überblicksartikeln macht es Ursprünge und Hintergründe der europäischen Einigungsidee deutlich. Dabei wird die Frage nach den Grenzen Europas aufgeworfen und Hintergrundwissen zur politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ordnung Europas vermittelt. Regional gegliederte Beiträge im zweiten Teil mit den Länderartikeln bieten reichhaltige Informationen zu den einzelnen europäischen Staaten. In einer dritten Rubrik kommen kurze Artikel zu den wichtigsten europäischen Institutionen und Politikfeldern hinzu. Der Anhang liefert einen Überblick zur EU von Autor Gruner und eine Chronik. Ein unverzichtbares Nachschlagewerk für alle politisch Interessierten, die sich einen fundierten Überblick über Geschichte, Gegenwart und Perspektiven Europas verschaffen möchten. Im Europa-Lexikon von Wolf Gruner und Wichard Woyke ist nicht nur die Geschichte der Europäischen Integration nachzulesen, es wirft auch einen Blick auf die unterschiedlichen Traditionen und Wahrnehmungen in den einzelnen europäischen Völkern. bk 49 Buchbesprechung/Impressum ROTWEISSROT – Auslandsösterreicher Journal Impressum Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND (AÖWB), Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. In Zusammenarbeit mit dem „Österreich Journal“ – http://www.oe-journal.at. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Hofrat Dr. Günter Düriegl, Tel.: +43/1/533 52 24-30, Fax: +43/1/533 52 24-9, E-Mail: rotweissrot@weltbund.at. Produktion und Konzeption: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), A-1080 Wien. Projektleitung: CPG / Mag. Beate Krapfenbauer. Artdirektion: CPG / Gerald Fröhlich. Grafik: CPG / Gabriele Gfrerer. Lektorat: CPG / Susanne Drexler. Anzeigenkontakt: CPG / Sabine Scharinger, Tel.: +43/1/405 46 40-768, E-Mail: s.scharinger@cpg.at. Druck: Druckerei Piacek, A-1010 Wien. Die Informationen in diesem Magazin entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Drucklegung. Druck- und Satzfehler vorbehalten. D ie Welt Entenhausens aus der Sicht des Sozialwissenschafters Roland Girtler: Die Comicliteratur wurde nicht zuletzt mit der Familie Duck salonfähig und fand weltweit nicht nur immer mehr Leser, sondern auch Gelehrte, die sich dieses Themas wissenschaftlich annahmen. Besonders die Sippen um Micky Maus und Donald Duck waren die meistgelesenen Periodika seit mehr als 70 Jahren. Zahlreiche Eigenschaften und Eigenheiten aus dem täglichen Leben wurden in die Bewohner von Entenhausen projiziert und subtil den jeweiligen Charakteren zugeteilt. Biedermänner, Glückspilze, Pechvögel, Schlaumeier, Ganoven, Betuchte und Bauern wie Städter finden sich dort wieder. Mit einem Augenzwinkern erfreuen wir uns an den von Erika Fuchs übersetzten und von Carl Barks gezeichneten Donald-Duck-Geschichten und erkennen unschwer Ähnlichkeiten aus unserer eigenen Umgebung. Mit dem gleichen Augenzwinkern schildert Prof. Roland Girtler auf seine humorige Art die Beziehungen der Bewohner von Entenhausen. Die Grafiken zur CD stammen von Nina Maron, einer Malerin, die sich für Menschen und deren Schicksale interessiert. Uns bekannte Comicfiguren werden zitathaft eingesetzt und bekommen dadurch eine neue Qualität. bk ❍ 50 Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Auslandsösterreicher-Weltbund (AÖWB), A-1010 Wien, Postgasse 6/1/2, Tel.: +43/1/ 533 52 24, Fax: +43/1/533 52 249, E-Mail: rotweissrot@weltbund.at, www.weltbund.at. Präsident: Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL. Grundlegende Richtung und Blattlinie: ROTWEISSROT, das AuslandsösterreicherJournal, informiert seine Leser im In- und Ausland über österreichrelevante Themen zu Politik, Wirtschaft, Kultur, Aktuellem etc. Auflage: 20.000 Stück. Erscheinungsart: ROTWEISSROT erscheint viermal jährlich. Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND Präsident: Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL, Antwerpen/Belgien Vizepräsident Außenressort: Dr. Jürgen EM, Bonn/Deutschland Vizepräsident Innenressort: Dr. Georg SCHOISWOHL, Prag / Tschechische Republik Vorstandsmitglieder: Dr. Margarete BERNAVA-BAMBAS, Rom/Italien ObSenRat Dr. Peter BRAND, Wien Ges. Dr. Thomas BUCHSBAUM, Wien HR Dr. Walter DUJMOVITS, Güssing Dr. Peter ERNST, Paris/Frankreich Gerald GANGLBAUER, Sydney/Australien Botsch. i. R. Dr. Georg HOHENBERG, Wien Dr. Walter KOREN, Wien Karin KRALUPPER, Perth/Westaustralien Helga MARTINELLI, Coldrerio/Schweiz www.weltbund.at Ehrenpräsident Prof. Fritz MOLDEN, Wien Ing. Rudolf NEUHOLD, Frankfurt am Main / Deutschland Roland K. PIRKER, Ottawa/Kanada R. Traudwig SCHIEBER-ACKER, Sudbury, MA/USA Dr. Laszlo SCHMIDT, Pecs/Ungarn Ing. Paul STRITZ, St. Gallen / Schweiz Generalsekretär: Dr. Irmgard HELPERSTORFER, Wien Stv. Generalsekretär: Dipl.-Ing. Alban VIGELIUS, Graz Chefredakteur: Hofrat Dr. Günter DÜRIEGL, Wien Ehrenschutz: Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Dr. Michael SPINDELEGGER und die Landeshauptleute der österreichischen Bundesländer: Mag. Gabi BURGSTALLER, Salzburg Gerhard DÖRFLER, Kärnten Dr. Michael HÄUPL, Wien Hans NIESSL, Burgenland Dr. Erwin PRÖLL, Niederösterreich Dr. Josef PÜHRINGER, Oberösterreich Dr. Herbert SAUSGRUBER, Vorarlberg Günther PLATTER, Tirol Mag. Franz VOVES, Steiermark ROTWEISSROT Auslandsösterreicher Journal 1/2009 € 3,– AÖWB-TERMINE FÜR DAS JAHR 2009 Die Europaflagge ist Symbol der Ländervereinigung. © SXC Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P Roland Girtler Soziologie der Familie Duck AST Astormedia 2008 9,90 Euro Hörbuch POLITIK AKTUELL DIE NEUE REGIERUNG SCHMANKERLECKE LAMMFLEISCH MIT GEMÜSE Europa & Welt Alles über die Europa-Wahlen ROTWEISSROT 6 MAL EXPORTER’S DAS SERVICEMAGAZIN FÜR Jetzt um € 7,50 statt € 10,– IHREN ERFOLG IM AUSLAND Ihr Dreifach-Gewinn ERFOLG – EXPORTER’S zeigt das Rezept der Erfolgreichen und wie Sie auf den Spuren von Mateschitz & Co. neue Märkte erobern. CHANCEN – EXPORTER’S zeigt, in welchen Ländern Sie die besten Erfolgschancen haben. Mit konkreten Adressen, Branchen und Ansprechpartnern! SERVICE – EXPORTER’S ist Nutzwert pur. In einer eigenen Rubrik bringen wir die besten Tipps & Tricks aus Finanzierung und Exportabwicklung. 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