st. helena - dertexter.ch
Transcription
st. helena - dertexter.ch
26 27 ST. HELENA: DIE INSEL DER VERBANNTEN Text: Marius Leutenegger Fotos: Jacques Alliod Notizen aus dem Südatlantik St. Helena ist als Napoleons letztes Exil in die Geschichte eingegangen. Noch immer leben auf der Insel im Südatlantik über 5’000 Menschen – und kommen von dort nicht mehr weg. 28 Ascension 29 30 Es gibt Orte, deren Namen sich tief in unser Bewusstsein eingegraben haben – ohne dass wir jemals da waren oder wissen, wo genau sie liegen. Sie sind Symbole geworden. Hiroshima zum Beispiel. Auch St. Helena ist ein solcher Ort, dessen Name viel mehr bedeutet als nur eine geografische Bezeichnung. St. Helena heisst: Verbannung. Jeder weiss, dass Napoleon auf diese Insel geschafft wurde, nachdem er 1815 die Schlacht von Waterloo – wo ist Waterloo? – verloren hatte und für den Rest seines Lebens aus der Geschichte herausgehalten werden sollte. Zuvor war Napoleon schon einmal verbannt worden; er durfte damals, 1814, sein Exil selber wählen und entschied sich für Elba, eine Insel vor der toskanischen Küste. Kein guter Ort für eine Verbannung: Der Kaiser der Franzosen kam zurück über das wenige Wasser, das ihn vom Festland trennte, und machte noch einmal Krieg. Nach Waterloo legten die Siegermächte selber fest, wo der masslose kleine Korse auf den Tod zu warten hatte. St. Helena, ein britischer Stützpunkt zur Sicherung des Schiffsverkehrs um das Kap der Guten Hoffnung, war eine zweckmässige Wahl. Von dieser 31 Insel, 2’000 Kilometer von Afrika entfernt, ist nicht leicht wegzukommen. Die Isolation der Insel hat sich seit dem Tod Napoleons 1821 nicht verringert. Im Gegenteil. Die Drähte zum Rest der Welt sind heute dünner als vor 200 Jahren. Als 1869 der Suez-Kanal eröffnet wurde und der Schiffsverkehr um das Kap der Guten Hoffnung zusammenbrach, fiel St. Helena in einen Dornröschenschlaf, aus dem es seither nicht mehr erwacht ist. Immer weniger Schiffe legten vor dem Hauptstädtchen Jamestown an, um frisches Wasser aufzunehmen, Soldaten wurden abgezogen, die Bars für die Matrosen machten dicht. Doch die etwa 5’000 Menschen auf dem gerade einmal 10 mal 17 Kilometer grossen Eiland – Nachfahren von Soldaten, ehemaligen Sklaven, Gestrandeten oder frühen Siedlern – blieben. Bis heute. Isolation, das bedeutet: Keine Verbindung nach aussen. St. Helena, das noch immer zu Grossbritannien gehört, erreicht man nur auf dem Seeweg. Einen Flughafen gibt es nicht, obwohl über den Bau einer Piste schon seit zwanzig, dreissig Jahren debat- tiert wird. Die Chancen, dass auf dem hügeligen Terrain bald ein Rollfeld gebaut wird, stehen schlecht. Bislang ging es auch ohne. Man hat sich mit dem bescheiden ausgebauten Schiffsverkehr arrangiert. Ein einziges Schiff, das Royal Mail Ship St. Helena, pendelt zwischen Cape Town in Südafrika und Cardiff in England und läuft die Insel durchschnittlich alle zwei Wochen an. Die Post, jede Rolle Toilettenpapier, Autos, Zement, jeder Stuhl und sämtliche Reisende gelangen nur mit dem RMS St. Helena zur Insel. Immerhin ist es seit einigen Jahren möglich, die Reise nach St. Helena abzukürzen: Zweimal wöchentlich kann man von Brize Norton, einem Militärflughafen in der Nähe von Oxford, auf eine kleine Vulkaninsel fliegen, die genau in der Mitte des Atlantiks und südlich des Äquators liegt: Ascension. Dort macht das RMS St. Helena Halt und nimmt Passagiere auf. Der Flug von Brize Norton nach Ascension dauert etwa acht Stunden. Die Tristar untersteht dem Kommando der Royal Air Force, der britischen Luftwaffe. Frauen sind an Bord die Ausnahme, Bürsten- schnitte die Regel. Die Kotztüten stammen aus dem Nato-Bestand, und es gibt nur eine Klasse: ungefähr die zweieinhalbte. Luxus wäre nicht gerechtfertigt, es ist schliesslich niemand zum Spass hier. Die meisten Passagiere werden von Ascension zu den Falkland Islands weiterfliegen, der zu Grossbritannien gehörende Inselgruppe vor Argentinien. Wir steigen aus. Der Flughafen von Ascension ist ein Kuriosum, denn er verfügt über eines der längsten Rollfelder der Erde. 1982 stand er für einen kurzen Moment im Scheinwerferlicht der Geschichte. Die Argentinier hatten damals die Falkland Islands überfallen, worauf die britische Premierministerin Maggie Thatcher eine exorbitante Streitmacht losschickte, um die Argentinier zurück ins Meer zu werfen. Ascension wurde zur wichtigsten Basis in diesem Krieg, in dem es um wenig Boden und viel Prinzipien ging. Noch immer verströmt Ascension den herben Charme einer Militärbasis. Erst seit 1998 sind private Reisen auf die Insel möglich. Doch es kommen kaum Zivilisten. Es gibt keine touristische Infrastruk- Georgetown, Ascension 32 tur, keine Restaurants, nur zwei oder drei Bars für die Soldaten, die Angestellten der Regierung und der wenigen hier angesiedelten Unternehmen. Die Zollformalitäten im Flughafenhüttchen sind militärisch, man sitzt herum, wartet. Wir lernen die wichtigste Lektion, die einem in den Übersee-Territorien beigebracht wird, gleich zu Beginn: Zeit spielt keine Rolle. Es gibt niemanden, der auf einen wartet, und nichts, was man verpassen könnte. Das Schiff nach St. Helena wird erst in vier Tagen auslaufen. Das bedeutet: Vier Tage auf Ascension, vier Tage im Guesthouse der Hauptstadt Georgetown. Hauptstadt ist gut. Georgetown ist eine 33 um zu arbeiten, und wer seinen Vertrag erfüllt hat, muss gehen. Etwa die Hälfte aller Angestellten stammt aus St. Helena. Die Saints, wie sie sich selber nennen, verdienen mehr, wenn sie auf Ascension oder den Falklands Toiletten reinigen, als wenn sie zu Hause als Lehrer oder Krankenschwester arbeiten. Doch der Entscheid, die Heimat zu verlassen, ist einschneidend. Eine Angestellte erzählt, sie bekomme nur einmal alle drei Jahre Heimaturlaub – immerhin werde jetzt auf Zweijahresrhythmus umgestellt. Spaziergang in Georgetown. Nichts von Südsee-Romantik. Vor Millionen Jahren war Ascension eine dampfende, heisse, bewegte, lebendige Masse, die aus dem Inneren der Erde quoll. Heute ist alles tot, Ascension hier ein dichtes Kunstwerk geschaffen als Erinnerung an etwas, das längst verloren ist. Der Ort, Tausende von Kilometern von allem entfernt, passt zur Zeit, die hier abgebildet wird: eine Zeit, die Millionen von Jahren zurückliegt und vom Menschen noch nicht geprägt werden konnte. Es ist drückend heiss, nur wenige Bäume spenden Schatten, ein steifer Wind fegt dauernd über die kahlen Böden. Im kleinen Shop nebenan gibt es keinen Überfluss, aber ein ausreichendes Angebot an Import-Gütern. Ascension liefert nicht einmal ausreichend Trinkwasser. Es gibt Natur hier, natürlich, doch man weiss, wie der Mensch ist: Die meisten einheimischen Tiere und Pflanzen sind ausgestorben. Mit den Matrosen kamen die Ratten, gegen die Ratten wurden Katzen eingeführt, doch die frassen lieber die Vögel als die Nager. Zurück blieben Stein, Wind, Ruhe. Und natürlich Abfall. zur Ankunft von Napoleon auf St. Helena war Ascension unbewohnt. Dann kamen die englischen Soldaten, um den Korsen aufzuhalten, falls er flüchten sollte. Doch er starb, ohne St. Helena jemals verlassen zu haben. Die englischen Soldaten blieben. Seit dem Zweiten Weltkrieg geniessen auch noch Amerikaner Gastrecht. Neben uns im kleinen Guesthouse wohnt seit einer Woche ein deutscher Journalist. Er möchte die hier stationierten Amerikaner interviewen, weil Ascension eine Rolle beim geplanten 60 Milliarden Dollar teuren Raketen-Schutzschild der USA spielen soll. Doch die Offiziere geben sich zugeknöpft. Das Thema ist heikel. Wir sehen unzählige Antennen überall. Der Journalist begleitet uns in den Exile’s trag verlängern. Er macht inoffiziell den Unterhaltungschef der Insel; wo immer etwas abgeht, Pete ist dabei, mit charmantem Lächeln und offenem Herzen. Was hält ihn hier? «It’s safe», sagt er. Man könne die Schlüssel im Auto stecken lassen, kein Mensch klaue es. Wohin auch mit dem Diebesgut? Wir wenden ein, neben dem Polizeigebäude stehe ein kleines Gefängnis. Pete lacht: «Einmal im Jahr, meist um die Weihnachtszeit, stecken die dort jemanden wegen Trunkenheit rein. Weil Gefangene aber bewacht werden müssen und das viel Arbeit macht, lässt man sie nach 24 Stunden wieder laufen.» Bedeuten Isolation und Monotonie des Alltags Langeweile? Nicht für Pete. «Ich habe genug zu tun. Und ich absolviere einen InternetKurs, alle zwei Tage eine Stunde lang. Ich Im Militärflughafen Brize Norton warb ein Plakat für die Schönheiten von Ascension: «Fragments of a lost world». Ein Fragment sind die riesigen Wasserschildkröten, die von Brasilien herschwimmen – eine monatelange Reise, während der sie keine Nahrung aufnehmen – und am Strand ihre Eier legen. Am Long Beach finden wir Spuren eines Massakers: von Seevögeln massenhaft ausgegrabene und zerhackte Schildkröteneier und aufgeknackte Babyschildkröten. Auf tausend Eier kommt ein überlebendes Jungtier. Das Leben ist hart auf Ascension. Ansammlung weniger Container- und Fertigbauten, die verstreut auf schwarzem Vulkangestein stehen. Die Zersiedlung erinnert an eine verlassene Grossbaustelle am Sonntagmorgen. Auf der Arbeitsinsel gibt es etwa 1’200 Menschen, aber keine Bevölkerung; niemand kann ein Haus erstehen oder mieten. Man findet hier keine Alten, kaum Jugendliche, schon gar keine Sozialfälle. Alle sind da, kalt, erstarrt. Der abgedroschene Begriff «Mondlandschaft» scheint gerechtfertigt – schliesslich testete die NASA einst ihre Mondfahrzeuge auf den Lavalandschaften von Ascension, die sich wie schwarze Gletscher über die Insel erstrecken. Die 44 Vulkane von Ascension, alle erloschen, alle in verschiedenen Farben glitzernd, bilden eine Skyline, die der kleinen Insel etwas Unwirkliches verleiht: Die Natur hat In der kleinen weissen Kirche der heiligen Maria, die am Meer steht. An den Wänden Tafeln zur Erinnerung. Zum Beispiel an Thomas A. Shanks, der 1852 auf der Bananeninsel starb. Draussen kreischen Seevögel, rauscht der Wind, brandet das Meer. Man fühlt sich gestrandet, nicht angekommen. Kolumen mit den Namen ganzer Schiffsbesatzungen hängen an den Wänden. Die Matrosen und Offiziere starben alle jung, und die meisten beerdigte man auf See. Man denkt an Menschen, die von den Seeleuten zurückgelassen wurden, meist im fernen England, und die nicht einmal wussten, dass ihr George oder Charles bei den Haien gelandet war. Die Vulkanlandschaft von Ascension wurde 1501 vom portugiesischen Seefahrer Juan da Nova entdeckt, den der Wind auch als ersten nach St. Helena blies. Bis Club, eine Bar, die fast nie geöffnet hat und immer menschenleer ist. Die Terrasse bietet einen grossartigen Ausblick auf den Sonnenuntergang. Nun kommt ein wenig Stimmung auf. Pete, der Barkeeper, stammt aus Südengland. Er ist zwanzig Jahre lang zur See gefahren. In Ascension, wo er hauptamtlich für die Europäische Raumfahrtagentur ESA tätig ist, gefällt es ihm, und er möchte seinen Ver- mag es so.» Seine Frau wird in einem Monat aus England anreisen. Er müsse vorher noch gut aufräumen, man wisse ja, wie Frauen seien. Überall das gleiche Lied. Delphia, die in der Siedlung Two Boats am Fuss eines Vulkans wohnt, lebt seit zwanzig Jahren auf Ascension. Ihr Mann arbeitet bei der BBC, die hier eine Station betreibt. Beide sind Saints. Hat sich Ascensi- on in den letzten 20 Jahren verändert? «Es regnet viel mehr als früher, aber es hat auch wieder mehr Bäume.» Was tut Delphia abends? «Fernsehen.» Seit wenigen Jahren kann sie zwei Programme empfangen. Am Bildschirm sieht sie Bilder einer anderen Welt. Hat sie keine Lust, Teil dieser anderen Welt zu werden? «Ach, ich war einmal in London», meint sie, «schon verrückt, was man da kaufen kann. Aber mir ging dort alles viel zu schnell.» Zeit ist auf Ascension aus anderem Material als andernorts. Langsamkeit schleicht sich ein, kaum merklich – aber plötzlich ist sie da. Nach zwei Tagen sind zwei Stunden für uns nichts mehr. Wir haben Zeit. Und geniessen das. Der Wind bauscht die Vorhänge, der Ventilator surrt, es ist wie im Film. Wir sitzen herum, schauen den Wolken zu, werden Zuhörer. Beobachten die wilden Schafe und Esel, die vom einzigen Bauern, den es auf der Insel gab, in die beschränkte Freiheit von Ascension entlassen wurden und nun zwischen den Häusern herumlungern. Napoleon sagte auf St. Helena: «Das einzige Ding, von dem wir hier zu viel haben, ist Zeit.» Er langweilte sich zu Tode, weil er sich weigerte, den Rhythmus des europäischen Kaiserlebens mit jenem der Inseln auszutauschen. Wer herkommt, ohne dem Begriff Zeit eine neue Bedeutung zu geben, wird unruhig und melancholisch. Ausflug ins Innere der Insel. Und eine Überraschung: Der Green Mountain, der höchste Vulkan, ist dicht bewachsen mit tropischem Dschungel – Bananenstauden, Bambuswälder. Am Fuss des Berges entdecken wir alte Kasernen, die vor wenigen Jahren verlassen wurden und bereits jetzt am Zerfallen sind. Riesige Antennenanlagen rosten vor blauem Himmel. Wir gehen vorbei an der einst prächtigen Farm. Die Gärten sind zerfallen. Wozu auch etwas anpflanzen? Alles kommt per Flugzeug, niemand fragt nach Ökobilanzen oder Abhängigkeiten. Dann: Ein plötzlicher, tropischer Schauer von unerwarteter Heftigkeit. Wir flüchten in den Two Boats Club, wo wir so herzlich empfangen werden, als seien wir schon seit einer Ewigkeit hier. Die Freundlichkeit der Menschen auf Ascension hat etwas Beschämendes. Weil man ihr erst misstrauisch begegnet und FORTSETZUNG AUF SEITE 36 36 ST. HELENA FORTSETZUNG VON SEITE 33 37 dann die eigene Voreingenommenheit erkennen muss. Die wenigen Leute, denen man begegnet, grüssen spontan, Autofahrer winken einander zu, immer, ausnahmslos. Inselgefühl: Die soziale Kontrolle ist gross. Man muss miteinander auskommen, es gibt keine Möglichkeit, dem anderen auszuweichen. Doch keiner wird vor dem Fernsehgerät sterben und erst Wochen später gefunden werden. Vermutlich gibt es auf Ascension Einsamkeit wie überall. Anonymität nicht. Als wir am zweiten Tag auf dem kleinen Polizeiposten eine Fahrbewilligung lösen, werden wir gebeten, gleich noch die Landegebühren zu entrichten. Die Polizeiangestellte hält die rosa Personalkarten in der Hand, die wir vortags am Flughafen auf der anderen Seite der Insel ausgefüllt haben. Wir fragen uns, wie wir die Gebühren hätten bezahlen sollen, wenn wir nicht selber und in anderer Absicht zur Polizei gegangen wären. Aber die Polizisten wissen wohl, dass ihnen niemand entgeht. Sie brauchen den Fremden nicht nachzurennen, früher oder später begegnen sie ihnen. Es eilt ja nicht. Was macht einsam? Was verleiht mir das Gefühl von Einsamkeit? Ist es das Wissen, dass es hier und daheim Menschen gibt, die ich nicht erreichen kann? Anders gesagt: Machen Menschen einsam? Es ist 19 Uhr 30 und stockdunkel. Keine Möglichkeit, noch unter Leute zu kommen – keine Fluchtwege. Wir sitzen mitten im Südatlantik, so weit weg von allem wie noch nie im Leben. Die Welt bleibt draussen. Die Unmöglichkeit, etwas zu tun, hat aber auch einen befreienden, entlastenden Aspekt: Man trägt keine Verantwortung für das, was nicht geschieht. Wieder ein Ausflug auf die andere Seite der Insel. Wir wähnen uns auf einem fremden Planeten, weil wir noch nie solche Landschaften gesehen haben, solche Farben, solche Böden – der erstarrte Basalt wirkt so lebendig, dass man sich das Grollen der strömenden Lava gut vorstellen kann, die Klippen sind unbeschreiblich. Ascension kann Glück bedeuten, unbedingt. Erst jetzt entdecken wir, wie schön die Insel ist, wie vielfältig die Landschaft auf kleinstem Raum. Doch immer wieder blitzt zwischen Steinen eine leere Cola-Dose auf. Es ist nicht zu fassen. Jamestown, St. Helena Am Ende der Strasse, hoch über den Klip- pen, steht das kleine Gebäude der ESA im ewigen Wind. Wir klopfen. Ian öffnet, bittet uns herein und erklärt, was er und seine zwei Kolleginnen und Kollegen hier tun. Viel ist es nicht: Bei den Starts der Ariane-Raketen verfolgen sie sechs Minuten des Fluges. In den Wochen, Monaten zwischen zwei Starts führen sie Tests durch. Die High-Tech-Anlage im Häuschen beeindruckt. Ian ist seit zwei Jahren hier. Er war bei der Navy, nun hat er das Schiff gegen eine Insel ausgetauscht, die in so vieler Hinsicht nichts anderes ist als ein vor Anker liegendes Schiff aus Stein. Es gefällt ihm auf Ascension, wo jeder jeden kennt, auch das soziale Leben, das er als Herausgeber des wöchentlich erscheinenden Info-Blättchens «The Islander» mitgestalten kann. Sorgen bereitet ihm die Qualität der kleinen Schule. Sie befriste seinen Aufenthalt auf der Insel, denn der achtjährige Sohn solle eine gute Ausbildung erhalten. Nein, er langweile sich nicht, sagt Ian. Man gewöhne sich an dieses Leben. Am nächsten Tag besteigen wir das RMS St. Helena für die zweitägige Seereise nach Jamestown. Ein mittelgrosses Schiff für Cargo (vorne) und Passagiere (hinten). Das Übersetzen von Ascension auf einer rostigen Fähre und der gefährliche Einstieg ins königliche Postschiff sind nichts für die fidelen britischen Rentner, die wir an Bord erwarten. Doch das Publikum ist gemischt; Touristen gibt es kaum, die meisten reisen nach St. Helena, weil sie dort zuhause sind oder im Auftrag der Regierung arbeiten. Der Kapitän des Schiffs heisst Smith. War das nicht der Name des Titanic-Kapitäns? Und trägt unser Smith nicht einen ähnlich pittoresken Bart wie jener unglückselige Kollege? Die gleiche weisse Uniform mit goldenen Knöpfen? Man muss sagen: Gewisse Traditionen sehen einfach gut aus. Bei aller Ähnlichkeit wäre es aber doch recht erstaunlich, sollten wir hier in Äquator-Nähe von einem Eisberg versenkt werden. Wir sehen jedenfalls nur Delfine, die verspielt neben dem Schiff herjagen. Das RMS rauscht um Ascension herum und dann aufs offene Meer hinaus. Die Insel wirkt nun vertraut. Nach zwei Stunden Fahrt kann man sie noch immer als dunklen Dunst am Horizont ausmachen. Der Wellengang gegen die Strömung ist dramatisch, und der Fotograf wird seekrank. Was, wenn ein Saint keine Schiffsreisen erträgt? In der Nacht schaue ich vom oberen Kajütenbett aus dem Fenster. Gischt spritzt im Mondlicht. Manchmal scheint das RMS zu einem Sprung über das Wasser anzusetzen, um dann in ein Wellental zu krachen. Seit fünf Wochen hat kein Schiff mehr vor Jamestown angelegt. Alle, die seither nach St. Helena wollten, befinden sich in den wenigen Kabinen neben und unter uns. Keine 60 Leute. Es gibt wirklich kaum ein Hin- oder Wegkommen von jener Insel; ein Anachronismus in mobiler Zeit. Beim formal-steifen Abendessen meinte Jeannie, die Offizierin, die unserem Tisch zugewiesen wurde, um die Konversation in die rechten Bahnen zu lenken: «St. Helena ist eine sterbende Gesellschaft. Man sagt immer, das dortige Leben ähnle dem in England in den fünfziger Jahren, aber das ist nicht wahr. Auf St. Helena ist etwas entstanden, das einzigartig ist, sich aber nicht mehr entwickelt.» Auch am Tisch: Zwei Wissenschaftler, die sich mit der Erhöhung des Meeresspiegels beschäftigen und eine Station in St. Helena kontrollieren müssen. Jedes Jahr steige das Wasser weltweit um 1,5 Millimeter, sagen sie. Eine Folge der globalen Erwärmung. St. Helena wird so schnell nicht versinken, der höchste Berg, Diana’s Peak, ragt 823 Meter in den Himmel. Gefahr lauert anderswo. Sie ist beispielweise logistischer Art. Fällt das RMS St. Helena aus – und das geschieht immer wieder –, wird die Isolation zur Bedrohung. Im November 1999 lag das Schiff wegen eines Schadens wochenlang in Europa vor Anker. Es gab keine Margarine mehr, kein Kochöl, kein Mehl, und der Gouverneur von St. Helena meinte: «Einen Monat lang halten wir durch. Länger nicht.» Das Schiff kam früh genug. Seit 500 Jahren finden sich immer wieder Wege, die finale Episode in der Geschichte der Insel abzuwenden. St. Helena, die Spitze eines sich 5’000 Meter vom Meeresboden erhebenden Vulkans, wurde 1502 von den Portugiesen entdeckt – am 21. Mai, dem Tag der Heiligen Helena. Die Seefahrer hielten ihre Entdeckung geheim und nutzten sie als Wasserbasis. 1588 stiessen auch die Briten auf das unbewohnte Eiland und betrachteten es fortan als ihren Besitz. Zwar wurde St. Helena 1633 für kurze Zeit von den Holländern 38 besetzt, doch das schien die Engländer nicht sonderlich zu irritieren. 1659 übergaben sie die Insel der Ostindiengesellschaft. Die ersten Siedler waren Farmer und Angestellte der Gesellschaft, dann kamen Sklaven aus Goa, Malaysia und Madagaskar. Und vor allem Soldaten. St. Helena wurde zur wichtigsten britischen Befestigung im Südatlantik. Ironie der Geschichte: Napoleon wusste um die strategische Bedeutung der Insel und wollte diese 1804 annektieren. Zwar änderte er seine Pläne, aber erobert hat er St. Helena schliesslich doch. Gewissermassen. Napoleon war nicht der einzige Verbannte auf St. Helena. 1890 brachte man Zulukönig Dinizulu mit seiner Familie hierher, Jamestown, St. Helena 1900 wurden 6’000 Besiegte des Burenkrieges interniert. Und von 1957 bis 1960 hielten die Briten drei Prinzen aus Bahrain auf der Insel fest. Heute sind die Einwohner von St. Helena selber Verbannte. Denn ihr Mutterland zwingt sie, dort zu bleiben, wo sie sind, wo sie kaum etwas verdienen können, oft nicht einmal Arbeit finden. 1981 hat man ihnen die britischen Pässe abgenommen; wollen sie seither zum Beispiel nach London fahren, benötigen sie – im Gegensatz zu Einwohnern aus EU-Staaten – ein Visum. Zwar sind die Saints laut einem Edikt von König Charles II. im Jahre 1673 Bürger von England, doch 1833 wurde die Insel zur Kolonie erklärt. Das entbehrte jeder Grundlage, denn auf St. Helena hatte nie eine Urbevölkerung gelebt, die man hätte kolonialisieren können; nie wurde St. Helena einem Staat oder Volk weggenommen. Doch die Briten mussten ihr koloniales Weltreich klassifizieren und wollten dabei auf den winzigen Sonderfall St. Helena keine Rücksicht nehmen. Der Kolonial-Status führte dazu, dass St. Helena im gleichenTopf landete wie Hongkong – und dass eine gegen die Hongkong-Chinesen gerichtete Massnahme auch die Saints betraf. London befürchtete, dass vor der Rückgabe der asiatischen Kronkolonie an China im Jahre 1997 eine Masseneinwanderung nach Grossbritannien einsetzen könnte. Man wollte dies mit einer neuen Bürgerrechts-Regelung verhindern. Fortan waren die Einwohner der Kolonien nur noch «British subjects» und nicht mehr «British residents» – und verloren das Recht, sich frei im Staat zu bewegen. Besonders ungerecht muss den Saints erscheinen, dass die Bewohner der Falkland Islands, die von der Gesetzesänderung ebenfalls betroffen waren, bereits 1982 ihre Pässe zurückerhielten; das war eine politische Massnahme, mit der die Briten während des Falkland-Kriegs ihre Verbundenheit mit den Insulanern unterstreichen wollten. Am Hafen von Ascension hatte ein Saint auf einen flatternden Union Jack gezeigt und seinen Mund zu einem missmutigen Lächeln verzogen. «Siehst du, dies hier ist Grossbritannien. Auch in St. Helena wirst du diese Flagge finden. Aber wir gelten nicht als richtige Briten. Das ist lächerlich.» Wir fragten ihn, ob er nach Grossbritannien ginge, wenn er einen Pass besässe. Er schaute uns an, als ob wir ihn beleidigt hätten. «Würdet ihr eure Heimat verlassen? Weshalb? Wenn ich einen Job habe, dann bleibe ich. St. Helena ist mein Zuhause!» Dem realitätsfremden Kolonial-Status von St. Helena folgte eine realitätsfremde, bis heute gültige Resolution der UNO. Die Vereinten Nationen haben sich am Kolonial-Begriff von 1833 festgekrallt und ver- langen nun von Grossbritannien, die Insel in die Unabhängigkeit zu entlassen. Auf der Insel gab es jedoch niemals eine Autonomiebewegung; man verhielt sich stets loyal zur Krone und tat, was London verlangte. 45 Prozent der Saints arbeiten im öffentlichen Dienst. Man knabbert vielleicht ein wenig an der Hand, die einen füttert, aber man beisst sie nicht. Die Saints haben den politischen Diskurs bis heute nicht gelernt, nicht lernen können. Wo strategische Interessen im Spiel sind, kann Demokratie nur schlecht gedeihen, und in einer Kolonie ist die Meinung der Bevölkerung ohnehin nie gefragt. Zwar gibt es auf St. Helena inzwischen eine Art Bürgerparlament, doch was geht und was nicht, bestimmt der von London eingesetzte Gouverneur. Das hat sich seit den Zeiten Napoleons nicht geändert. Eigentlich eine Schande für Grossbritannien, eine der Wiegen der Demokratie. Allmählich wächst Unmut über diese frustrierende Situation. 1996 kam es zu einem Zwischenfall: Einige Saints besetzten das Büro des damaligen Gouverneurs David Smallman und packten den hohen Herrn an der Krawatte. «Niemand hat je den Gouverneur angegriffen», wetterte Smallman, obwohl er, ganz Diplomat, auch so etwas wie väterliches Verständnis für seine Insulaner äusserte. Smallman irrte. 1693 wurde der Gouverneur von Soldaten getötet. Die Meuterer endeten am Galgen. Wer zahlt, befiehlt. Und die Briten zahlen, wenn auch immer weniger und immer weniger gern. Die etwa neun Millionen Pfund, die sie jährlich in die Insel pumpen, sind keine Investition in die Zukunft, sondern eine in die Vergangenheit. Ein Volk hat eine Insel und wird sie nicht mehr los. Weil ein Gefängnis so wenig rentieren kann wie eine Befestigung, legte St. Helena in seiner langen Geschichte ein einziges Mal einen ausgeglichenen Haushalt vor – 1951, als der Handel mit Flachs florierte. Seit dem Zusammenbruch der Flachs-Industrie ist man wieder dort, wo man immer war: in tiefroten Zahlen. Regelmässig schickt London Experten nach St. Helena, die dicke Gutachten über die wirtschaftlichen Perspektiven der Insel verfassen. Zwischen den Zeilen schwingt Resignation. St. Helena hat ökonomisch nichts zu bieten: Keine Strände, keine moderne Infrastruktur, schon gar keine Bo- 40 denschätze. Weshalb sollten sich Industrien, Banken, Hotelketten in dieser Isolation niederlassen? Die Regierung von St. Helena zählt die Gründe gerne auf: Über Steuerregelungen liesse sich reden, die politischen Risiken sind gering, Gewerkschaften gibt es keine. Geringfügige Pluspunkte gegenüber unüberwindlichen Nachteilen. Nicht einmal Landwirtschaft lässt sich richtig betreiben: Das Land ist zu hügelig, das eigentlich milde tropische Wetter unberechenbar. Die ewige Hoffnung bleibt der Tourismus. Im letzten Jahr reisten 5’000 Personen nach St. Helena, davon waren keine 1’000 Touristen im en- 41 echte Sorgen machen müsste, wenn jetzt ein Eisberg auftauchte: Das wäre ein recht deutliches Zeichen dafür, dass wir in die falsche Richtung führen. Und wenn es schrummelt im Bauch des Schiffs – wie eben? Könnte das nicht doch ein Zusammenstoss mit einem klitzekleinen verirrten Eisberg sein? Oder wenigstens mit einem Wal? Die zweite Offizierin, eine 23jährige Saints, kreuzt die Finger und lacht. Bis jetzt sei alles gut gegangen. Puh, Glück gehabt, dann können wir ja in aller Ruhe die Seekrankheit geniessen. Morgen der Ankunft in St. Helena. Mon- Jamestown, St. Helena geren Sinn. Die Auslastung der drei kleinen Hotels beträgt magere 15 Prozent. Wenn das RMS ausgelaufen ist, können sie dichtmachen. Sonntagmorgen. Messe auf dem Schiff. Kapitän Smith leitet die Andacht. Es wird gebetet für die Königin, den Frieden und alle Schiffsreisenden. Ab Band: Orgelmusik aus einer Londoner Kirche. We’re so far, so far from home. Von denen, die wir lieben. Und die uns wiederlieben. (Hoffentlich.) Nach der Messe erklärt die zweite Offizierin auf der Brücke, dass man sich tag? Man verliert das Zeitgefühl auf Reisen leicht; alles, was einem daheim die Woche strukturiert, fällt weg. Auf See wird die zeitliche Orientierung noch schwieriger, es gibt kein Fernsehen, keine Zeitung, die einem Daten in Erinnerung rufen. Am frühen Nachmittag taucht die Insel vor uns als undeutliche Silhouette am Horizont auf. Die Passagiere stürmen an Deck, der Schatten in der Ferne wird auf vielen Fotos und Videofilmen zu Erklärungsbedarf führen: Ja, das da hinten, das ist St. Helena! Je näher wir dem Ziel 1815 – 1821: NAPOLEON AUF ST. HELENA kommen, desto ruhiger werden wir. Stumm starren alle nach vorn, versunken in Gedanken, die wahrscheinlich so wenig neu und originell sind wie die meisten Gedanken überhaupt: Dass es erhebend ist, wie die Natur aus dem Nichts des Ozeans eine eigene Welt wachsen lässt. Oder dass die Schroffheit dieses Eilands erschüttert. Die kahlen Klippen fallen fast senkrecht ab, es gibt nichts Einladendes, keinen Strand, keine sanften Hügel. «Das ist kein sehr angenehmer Ort», soll Napoleon gesagt haben, als er seine neue Welt zum ersten Mal durch das Fernrohr betrachtete. Man kann ihn verstehen. Das 1’000-Seelen-Städtchen Jamestown hat keinen Hafen; nach der unsinnigen Abfertigung durch die Einwanderungsbehörde bringen einen kleine Fähren zum Landungssteg. Dort darf man sich fühlen wie die Queen auf Staatsbesuch: Die Pier ist schwarz von Menschen, die auf Schiff und Passagiere gewartet haben. Fünf lange Wochen war das RMS nicht mehr hier, das heisst: Fünf Wochen lang keine neuen Gesichter, keine Güter, keine frischen Waren. Fünf Wochen lang war St. Helena ein Fötus ohne die Nabelschnur, an der sein Leben hängt. Natürlich wird an der Pier jeder Fremde sofort als solcher erkannt. Die Einheimischen grüssen ihn, doch es besteht jetzt kein Interesse an ihm. Unter den Heimkehrern befinden sich schliesslich viele, die jahrelang getrennt waren von Familien und Freunden. Wir drängen uns durch die Menschenmenge und gehen die Main Street durch Jamestown hoch, vorbei an geweissten Häusern, historischen Kanonen und Blumenbeeten. In mir steigen Gefühle auf, die ich von jeder Ankunft an einem fremden Ort kenne: nervöse Begeisterung für das Neue und die Befürchtung, unter dem Zuviel an Eindrücken die entscheidenden nicht zu gewinnen, etwas zu verpassen. Jamestown ist eine Stadt, wie ich sie noch nie gesehen habe und wie ich sie wohl nie wieder sehen werde. Sie besteht, eingezwängt zwischen bedrohlich steilen Felswänden, eigentlich nur aus einer einzigen Strasse mit einer Häuserreihe auf beiden Seiten. Wären die Gebäude in einem besseren Zustand, man würde sich in Disneyland wähnen, so einheitlich und konsequent im Gestern verankert ist die Architektur. Menschen sitzen herum, viele Menschen, alle mit dunklen Gesichtern. Saints erkennt man an ihrem olivfarbenen Teint Longwood, St. Helena leeres Grab ml. Damit hatte der Kaiser der Franzosen nicht gerechnet: Als sich Napoleon Bonaparte nach der Niederlage bei Waterloo den Briten ergeben hatte, ging er davon aus, sein Leben künftig in einem englischen Landhaus verbringen zu können. Doch Wellington, der Besieger, bewies wenig Gastfreundschaft und entschied sich, den Besiegten auf der isoliertesten Insel der Welt zu internieren: auf St. Helena. Napoleon hatte zuvor die Möglichkeit gehabt, nach Amerika zu flüchten. Niemand weiss, weshalb er sie nicht nutzte und sich Wellington auslieferte. Der Gefangene kam nicht allein in den Südatlantik. Ihn begleiteten Diener, Anhänger, drei Offiziere mit ihren Angehörigen, insgesamt 25 Männer, Frauen und Kinder. Und mit ihm kam ein Heer von Bewachern; 1816 waren insgesamt 2’784 Soldaten auf St. Helena stationiert. Dabei konnte niemand an eine Flucht aus diesem Gefängnis ohne Mauern denken. Napoleon betrat die Insel in der Nacht vom 17. Oktober 1815. Auf dem Schiff, der Northumberland, hatte er noch seinen 46. Geburtstag gefeiert. Weil der vorgesehene Aufenthaltsort, die abgelegene, langgezogene Residenz Longwood im Innern der Insel, noch kräftig renoviert werden musste, lebte der Ex-Kaiser für sieben Wochen bei einer Familie in The Briars. Er nannte dies später seine glücklichste Zeit auf St. Helena. Von Beginn weg war Langeweile das grösste Problem in Longwood. Napoleon und seine Getreuen, die halb Europa erobert und wieder verloren hatten, wussten nichts anzufangen mit der Zeit und sich selbst. Man begann, sich in der Vergangenheit einzunisten, entsann sich besserer Tage, der Gestürzte diktierte seine Memoiren und ging alle geschlagenen Schlachten noch einmal minutiös durch. Und man spielte Kaiserhof, legte Wert auf Etikette, versuchte, den Schein zu wahren. Das funktionierte so lange, wie Napoleon hoffen konnte, wieder nach Europa zurückzukehren. Als sich diese Hoffnung zerschlagen hatte und sich die kleine Gesellschaft mit der Endgültigkeit der Situation abfinden musste, verfiel sie in Trübsinn – und zerfiel. Die Loyalität bröckelte, die Franzosen wollten nach Hause. Napoleon versank in Melancholie. «Ich besass so viele Kronen, doch England verlieh mir die höchste Krone überhaupt», stellte er fest, «jene, die vom Retter der Welt getragen wurde, die Krone des Märtyrers.» Bescheidenheit war noch immer nicht sein Ding. Manchmal sass der Gefangene, der sich wie ein Herrscher aufführte, stundenlang in der Badewanne, oder er verliess sein Zimmer tagelang nicht. Zwischendurch begeisterte er sich für Gartenarbeit, doch als sich zeigte, dass im feuchten Hof von Longwood kein Gemüse wachsen konnte, verlor er jede Lust, überhaupt noch das Haus zu verlassen. Er hatte resigniert und wartete nur noch auf den Tod. Seinem letzten Gegner, dem übermässig diensteifrigen Gouverneur Hudson Lowe, klagte er: «Die Insel ist zu klein für mich. Das Klima ist nicht wie unseres, es ist nicht unsere Sonne, und es gibt auch keine Jahreszeiten wie bei uns. Alles hier atmet eine tödliche Langeweile. Die Situation ist unerfreulich und ungesund. Es gibt kein Wasser. Dieser Teil der Insel ist eine Wüste. Sie hat alle ihre Bewohner verjagt.» Ja, er hatte Recht, Napoleon, aber was erwartete er? Bald gar nichts mehr. Er wurde fett und aufgedunsen, die Beine schwollen an, er litt an Kopf-, Bauch-, Zahn- und Leberschmerzen, verkam. Napoleon starb nach langer Krankheit am 5. Mai 1821 im Salon von Longwood, vermutlich an Magenkrebs, der in seiner Familie gehäuft vorkam. Es gab Gerüchte über eine Vergiftung mit Arsen; möglich, dass einer der Diener, Spione, Freunde nachhalf, den unwürdigen Zustand zu beenden. Napoleon wurde in vier Särgen aus Mahagoni, Blei, Holz und Zinn im Tal der Geranien unterhalb von Longwood begraben. 19 Jahre später holten die Franzosen das, was von ihrem Kaiser geblieben war, mit viel Pomp nach Paris und setzten es im Invalidendom bei. Königin Victoria verkaufte Longwood und die Grabstätte später für 178’565 Francs an Napoleon III. Seither weht die Tricolore über dem letzten Exil des Mannes, der auf einer Insel geboren wurde und auf einer Insel starb. 42 leicht – eine Mischung aus Indern, Afrikanern und Weissen, wie es sie sonst nirgends gibt auf der Welt und deren Einheitlichkeit belegt, wie alt die Inselbevölkerung schon ist. Im kleinen Consulate Hotel, das ebensogut im French Quarter von New Orleans stehen könnte, beziehen wir unser Zimmer. Und dann hinaus, schnell hinaus. Der Mensch ist ein Wanderer und die Neugier sein Treibstoff. Wir sehen die berühmte Jacob’s Ladder, eine 699-stufige Treppe, das Wahrzeichen von Jamestown. Sie führt hinauf auf den Hügel, auf dem einst ein Fort stand. Wir scheuen die Herausforderung des Aufstiegs und bitten Mr. Peters, uns in seinem Taxi zum Fort zu bringen. Der Blick von dort über das Meer ist berauschend. Das tiefblaue Meer wirkt unendlich. Undenkbar, sich dieser Insel unbemerkt anzunähern; St. Helena ist eine einsame Burg in einer Wüste von Wasser. Wer hier geboren wurde und nie wegkam – und das gilt für die meisten Einwohner –, für den ist dieses winzige Stück Land die ganze Welt. Wir fahren weiter. Es regnet. So klein die Insel ist: Ihre Vielseitigkeit macht sie zum Mikrokontinent. Wenn auf der einen Seite tiefe Wolken die Sicht verdecken und einen der Nieselregen frösteln lässt, kann auf der anderen die Sonne hinunterbrennen. Von aussen mag St. Helena ein Fort sein, doch im Inneren gibt es malerische Flecken, die an die Voralpen erinnern. Fette Kühe grasen auf fetten Wiesen, Hühner rennen über die Strasse. Hie und da ein Wäldchen, Gegenden, die unberührt wirken. Wir stehen vor Plantation House, dem Sitz des Gouverneurs. Eine piekfeine Villa mit 52 meist überflüssigen Zimmern in einem formidablen Park, gerade recht für den Repräsentanten Ihrer Majestät. Über den Gouverneur und seine Wirkung sprechen die Saints nicht gerne. Die Frage, ob man mit ihm zufrieden sei, beantwortet ein Schulterzucken. «Besser als der letzte ist er auf jeden Fall», sagt beispielsweise Tracey. Der habe St. Helena nicht ausstehen können und mehr Zeit in England als hier verbracht. «Wir nannten ihn nicht Ihre Exzellenz, sondern Ihre Absenz.» Mr. Peters glaubt, ein Gouverneur könne hier ein gutes Leben führen, wenn er es akzeptiere. Was das heisse? «Wenn du eine Orange 43 kaufen kannst, gut. Wenn nicht, hat es keinen Sinn, dich darüber aufzuregen.» Weil das nächste Schiff ohnehin erst in ein paar Wochen kommen wird. Tracey, unsere Fahrerin am zweiten Tag, ist 28 und hat einen 12-jährigen Sohn. Viele Mütter auf St. Helena sind jung. Die 16jährige Michelle erzählt, sie habe mit zehn zum ersten Mal mit einem Jungen geschlafen – Tracey bestätigt, dies sei nicht unüblich. In sexuellen Dingen verhält man sich auf St. Helena liberal, was für eine so ländlich geprägte Insel erstaunen mag. Die Leichtigkeit, mit der Beziehungen eingegangen werden, spürt man am Abend in den drei oder vier Bars von Jamestown. Was sollen die Jungen auch anderes tun, als sich um ihr Liebesleben zu kümmern? Ihre Perspektiven auf der Insel, wo es nicht einmal ein Kino gibt, sind gleich null. Die meisten von ihnen wollen nur eines: So schnell wie möglich weg. Mindestens nach Ascension oder auf die Falklands, lieber noch nach Europa oder Südafrika aufs Festland. Egal, was sie dort tun werden. Doch der Traum, aus der Isolation herauszukommen, bleibt für die Mehrheit der Jugendlichen Schaum. Nicht nur, weil sie keine rechten Pässe besitzen; die wenigsten könnten sich ein Ticket für das RMS leisten. Die Reise nach England und zurück kostet 1’000 Pfund. Ein Angestellter verdient etwa 40 Pfund in der Woche – das sind gerade einmal 100 Franken. Dabei ist das Leben so teuer wie überall, wo man auf Import angewiesen ist. Wie man da überleben könne, fragen wir Tracey. Ihre Mundwinkel weisen nach unten. Man gebe sein Geld eben erst für das wirklich Notwendige aus, das Essen, den Strom. Und dann müsse man sich etwas einfallen lassen. Viel zu kaufen gibt es ohnehin nicht. Die rührenden Schaufenster an der Main Street sollen nicht zum Konsumrausch anregen, sondern darüber informieren, was gerade angekommen oder noch vorrätig ist. Ein schmucker Toaster. Zahnpasta. Wassermelonen. Zeitungen gelangen nie hierher. Weshalb auch? Bis das RMS die Insel erreicht hat, wären sie veraltet. Die meisten Läden gehören der Regierung; auffallend viel Personal in altertümlich wirkenden Schürzen steht herum. Einen Job zu haben, bedeutet noch lange nicht, auch Arbeit zu haben. Die einen fahren ein bisschen Taxi, die anderen räumen das RMS aus und ein. Man tut viel dafür, dass die Menschen das Gefühl bekommen, beschäftigt zu sein. Doch das Arbeitstempo ist nicht nur gemächlich, sondern einschläfernd. Schön, viel Zeit zu haben. Hässlich, dass man sich für diesen Rhythmus nicht freiwillig entscheiden kann. Wahrscheinlich muss man hier geboren sein, um hier auch langfristig Zufriedenheit finden zu können. Die Hölle, das ist St. Helena – für alle, die sich nicht nur auf ein inneres Fortkommen beschränken, sondern auch äusserlich etwas erreichen wollen. Als ich um ein Uhr früh aus der Bar komme, stehe ich vor dem dunklen und verriegelten Hotel. Ich gehe zum Polizeiposten gleich nebenan; natürlich gibt es auf der Insel auch ausreichend Polizisten, 31 im Moment. Der diensthabende Offizier, der mir Zugang zu meinem Bett verschafft, erzählt, die Arbeitslosigkeit sei ein drängendes Problem. «Kriminalität ist noch immer auf einem sehr tiefen Niveau, aber es wird zu viel getrunken.» Als am frühen Abend die Polizei an der Veranda der Consulate-Bar vorbeifuhr, liessen die Minderjährigen rasch ihre Biere verschwinden. «Bist du erst mal da drin», meinte der 16-jährige Neville und zeigte in Richtung des kleinen Gefängnisses, «dann kommst du hier nicht mehr weg.» Neville sieht seine Zukunft wie viele andere junge Saints in der Armee; man schätzt die RAF, die auf Ascension so viele Arbeitsplätze geschaffen hat. Kampfanzüge gehören bei den Jungen zur Freizeitkleidung. Regelmässig kommen Armeevertreter her und rekrutieren junge Saints – dem Land dienen und allenfalls dafür sterben dürfen sie, in ihm herumreisen nicht. Neville war schon einmal weg. Auf Ascension. Es gefiel ihm gut, «es ist cooler als St. Helena». Besuch in der 1989 eröffneten Prince Andrew School, in der etwa 330 Schüler zwischen 12 und 18 unterrichtet werden. Corinne führt uns herum. Die gebohnerten Böden, die Zeichnungen an den Wänden, die elektrisierende Hektik zwischen zwei Schulstunden – alles wie überall. Die clevere, kleingewachsene Corinne ist felsenfest davon überzeugt, dass sie bald anderswo leben wird. «Natürlich wäre es möglich, hier Arbeit zu finden, aber es ist unmöglich, auf St. Helena Karriere zu machen. Hier kommt man nicht weiter. Alles steht still.» Nein, sagt Corinne mit der 44 selbstverständlichen Überzeugung einer 18-Jährigen, St. Helena habe keine Zukunft. Ihre Kollegin Kirstine nickt. Sie hat eine Stelle auf Ascension gefunden, und man sieht, dass sie das freut. Die meisten Lehrer an der Prince Andrew School stammen aus England und bleiben nur zwei Jahre. Sie verdienen, entschädigt nach britischen Ansätzen, ein Vielfaches mehr als die lokalen Lehrkräfte wie etwa Karen, die Biologie unterrichtet. Die 24Jährige war in der Nähe von London an der Universität und kehrte dann auf ihre Insel zurück. «Mir gefällt es nirgends so gut wie hier. Auf St. Helena leben meine Freunde, hier ist es ruhig, überschaubar. Nein, ich will nicht weg», erzählt sie am Abend in «Danny’s Place» und wendet sich wieder ihren Freundinnen zu, mit denen sie schon seit zwei Stunden herumalbert – unter ihnen auch die 2. Offizierin vom RMS. Im Leben begegnet man einander bekanntlich zweimal, auf St. Helena hingegen ständig. Hinter der Frauengruppe steht ein hünenhafter Schwarzer, Soldat auf Heimaturlaub. Er sagt: «Es ist gut, hier zu sein. Du musst eine Heimat haben. Aber auch die Chance, sie immer wieder verlassen zu können.» Ob das jetzt die Zusammenfassung meines Artikels sei, frage ich ihn. «Ja, klar!» ruft er und zeigt ein breites Grinsen. Daheimsein, aber freiwillig: Das wäre schön. Dass man nicht weg kommt, kann tödlich sein – nicht nur im übertragenen Sinne. Ein trauriges Beispiel dafür ist das Schicksal der sechsjährigen Danni Clifford. Ihre Eltern arbeiteten – wie so viele Eltern – auf den Falkland Islands, als die auf St. Helena zurückgebliebene Danni im vergangenen November plötzlich zusammenbrach. Sie wurde ins kleine Spital der Insel gebracht, wo man sie mehreren Tests unterzog. Die Resultate wurden an Spezialisten in Südafrika gemailt, und diese diagnostizierten akute Leukämie. Eine sofortige Rückenmarktransplantation mit einem Geschwister wäre nötig gewesen, um Dannis Leben zu retten. Doch für eine so schwierige Operation ist man auf St. Helena nicht eingerichtet. Das RMS St. Helena war in weiter Ferne, und man informierte die Eltern, dass das Kind sterben werde. Die Royal Air Force prüfte, ob sich die Eltern mit Tandem-Fallschirmsprüngen nach St. Helena schaffen liessen, damit sie bei Danni 45 sein könnten. Inzwischen wurden Hilferufe an alle Schiffe im Südatlantik gefunkt. Das Containerschiff Nomzi, das sich etwa 500 Kilometer südlich der Insel befand, empfing die Signale. Der Kapitän entschied sich, der kleinen Danni zu helfen, und 18 Stunden später legte die Nomzi vor Jamestown an. Bei extrem schwierigem Wellengang wurde das todkranke Kind aufs Schiff und dann nach Cape Town in ein Spital gebracht. Die Eltern flogen von den Falkland Islands nach Ascension, von dort nach London und dann hinunter nach Cape Town. Doch die Reise hatte Danni zu sehr geschwächt; sie starb zwei Wochen später. Begraben wurde sie in der Heimat, auf dem Friedhof neben der kleinen Kathedrale des Heiligen Paul. In der Nähe der Kathedrale befindet sich das Studio von Radio St. Helena, einem von der Regierung finanzierten Sender. Der für die täglichen Lokalnachrichten zuständige Redaktor Jeremy findet kaum Stoff für seine Sendungen. Mal ist ein Hund entlaufen, mal wird ein Besucher interviewt. «Frustrierend.» Und die Kleinräumigkeit der Insel habe noch andere Nachteile: «Du darfst keine Kontroversen auslösen. Wenn du jemanden gegen dich aufbringst, wird das Arbeiten schwierig – du bist auf alle angewiesen.» Offiziell gibt es keine Zensur, aber als Jeremy einmal einen kritischen Bericht über das Erziehungswesen ausstrahlte, kriegte seine Frau, die als Lehrerin arbeitet, Probleme. Jeremy ist halb Saint, halb Engländer. Er kam 1982 her und will bleiben. «Es gibt hier so vieles, was man anderswo vermissen würde. Das langsame Tempo. Man kann mit allen ins Gespräch kommen. Wenn meine Kinder draussen sind, brauche ich keine Angst zu haben, dass ihnen etwas geschieht.» Eine schöne Insel, gut. Aber wie weiter? «Der Flughafen ist der Schlüssel in die Zukunft. Kein Unternehmen, das sich selber ernst nimmt, wird in St. Helena investieren, solange das Schiff die einzige Transportmöglichkeit bleibt. Einmal Post alle fünf Wochen!» Jeremy ist Realist. Er weiss, dass auf St. Helena niemals Massentourismus einsetzen wird. «Aber es gibt 50’000 Menschen auf der Welt, die einen persönlichen Bezug zur Insel haben – die hier geboren wurden, deren Verwandte hier leben und so weiter. Sie würden herkommen, wenn sie nicht derart viel Zeit und Geld in die Anreise investieren müss- ten.» Das Argument mit den fehlenden Stränden lässt Jeremy nicht gelten. «Ja, St. Helena ist kein Badeparadies. Aber Ascension könnte eines sein. Man müsste ein Insel-Package anbieten – mit dem Flughafen wäre es möglich, auf Ascension zu baden und St. Helena für zwei oder drei Tage zu besuchen.» Doch der Weg zu Veränderungen sei steinig. Die Alten hätten Angst vor den Konsequenzen eines Flughafens. «Aber die Jungen wissen, dass er ihre einzige Chance ist.» town, in der sie ein Café betreibt, im Minutenrhythmus mit ihrem grollenden Lachen. Doch auch sie, die sich hier offensichtlich wohl fühlt, wünscht sich, endlich wegzukommen von der Insel; die meisten ihrer Kinder und Grosskinder sind fort, arbeiten auf Ascension oder haben nach England geheiratet. «Aber weisst du, die 40 Pence, die du mir für den Kaffee schuldest, sind für mich bereits viel Geld. Wie soll ich da 1’000 Pfund für die Reise aufbringen?» Wir fahren nach Longwood – zu jenem Haus, in dem Napoleon länger residierte als in jedem anderen, zu jenem Haus, in dem er an der Isolation verzweifelte, in dem er resignierte und starb. 1858 kauften die Franzosen das Gebäude den Engländern ab, seither weht die Tricolore im gepflegten Garten. Das Haus wurde so hergerichtet, wie es während Napoleons Exil aussah. Man kann kaum begreifen, weshalb der Verbannte derart litt; die Lage ist hübsch, die Residenz gefällig. Gut, die teilweise winzigen und meist dunklen Räume vermögen mit dem Spiegelsaal von Versailles nicht ganz mitzuhalten. Und Tracey erklärt, dass die Bäume um das Anwesen jüngeren Datums seien und die ewige Brise, der Nebel und die Luftfeuchtigkeit das Leben in der Tropenschwüle einst sehr unangenehm gemacht habe. Aber trotzdem: Gleich daran zugrunde gehen? Napoleon war kein Saint. Die meisten Engländer, die auf der Insel einen Vertrag erfüllen – als Lehrer, Ärzte, Beamte –, sind froh, dass ihr Exil zeitlich begrenzt ist. Nach zwei Jahren haben die meisten genug von der permanenten Schläfrigkeit. Doch dem französischen Konsul, der bei Longwood lebt – ein begnadeter Blumenmaler –, scheint es zu gefallen; sein Vater vertrat hier schon während etwa vierzig Jahren die République. Abfahrt, endlich heim. Wir blicken vom Schiff aus auf die Insel im Abendlicht. Schön. Schön schroff. Unzählige Arbeiter bringen unzählige Container. Es gibt keine Hektik. Die Abfahrt verzögert sich um eine Stunde. Die Abschiede, die wir gesehen haben, waren kurz. Die Absenzen werden lange sein. Wer wegkommt, der kehrt nicht so schnell zurück. Selbst wenn er wollte. Mittwochmorgen auf der Veranda des Consulate-Hotels. Qualmende und stinkende Lastwagen tuckern vorbei, prallvoll mit Fracht aus dem RMS. Ein Berg von Margarine, ein Berg von Haushaltspapier. Auf jedem Laster ein halbes Dutzend Männer. Der letzte Kaffee bei Dot, dem Inseloriginal. Die 66-Jährige hat acht Kinder grossgezogen, «und ich kann dir sagen, keines davon ist ein Narr geworden». Sie kennt jedes Gerücht beim Vornamen und erschüttert die kleine Markthalle in James- Eine Reise nach St. Helena? St. Helena verfügt über keinen Flughafen und kann nur mit dem RMS St. Helena erreicht werden. Das Schiff pendelt praktisch ununterbrochen zwischen Cape Town, St. Helena, Ascension, Teneriffa und Cardiff. Zusteigemöglichkeiten bestehen in all diesen Häfen. Der Insel am nächsten liegen Cape Town und Ascension. Der Flughafen von Ascension wird militärisch genutzt, doch befördert die Royal Air Force auch Zivilisten ab Brize Norton bei Oxford. Selbst auf diesem schnellsten Weg benötigt man für einen kurzen Besuch von St. Helena alles in allem drei Wochen. Und günstig ist die Reise nicht – der Minimalpreis beläuft sich auf 4’500 Franken. Der einzige schweizerische Anbieter von Individualreisen nach St. Helena ist Xanadu Travel in Weggis. Urs Steiner, der Inhaber des kleinen Reisebüros, ist ein leidenschaftlicher St.-Helena-Fan, der mit seiner Familie schon einige Monate auf der Insel verbrachte. Kontakt: xanadutravel@bluewin.ch Tel. 041/390’26’82. Nachtrag: Die Schiffsreise zurück verlief ruhig, auch diesmal kreuzte kein Eisberg unseren Weg. Wir schwammen mit dem Strom, was immer vorzuziehen ist, wenn man seine Ruhe will. Der französische Fotograf Jacques Alliod, 57, lebt und arbeitet in München. Noch mehr von St. Helena? Schauen Sie nach unter www.hangar21.ch.