Unternehmensplanung: Volatilität, Behavioral Budgeting und
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Unternehmensplanung: Volatilität, Behavioral Budgeting und
Studie Unternehmensplanung: Volatilität, Behavioral Budgeting und Nachhaltigkeit Aktuelle Herausforderungen We make ICT stategies work Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne schriftliche Genehmigung der Detecon (Schweiz) AG reproduziert oder vervielfältigt werden. Veröffentlicht durch Detecon (Schweiz) AG www.detecon.com/ch/ Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Unternehmensplanung: Volatilität, Behavioral Budgeting und Nachhaltigkeit Aktuelle Herausforderungen Juli 2012 Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis4 1. Executive Summary 5 2. Zur Methodik der Studie 7 2.1Studien-Design 7 7 2.2 Struktur der befragten Unternehmen 3. Die Auswirkung externer und interner Faktoren auf die Ausgestaltung der Planungsmodelle der Unternehmen 3.1 Grundlagen: Methodik des Detecon QuickCheck für Planung & Forecasting 9 3.2 Ermittlung des Turbulenzgrades auf Basis der initialen Selbsteinschätzung der Unternehmen 9 10 3.3 Die wesentlichen Parameter des Planungsmodells13 4. Umgang mit Volatilität in den Plänen – Methoden und Modalitäten zur verbesserten Planung in bewegtem Umfeld 21 5. Behavioral Budgeting – Verhaltensorientiertes Controlling und Umgang mit Rationalitätsdefiziten 28 6. Planung von Nachhaltigkeit – Controlling im Themenfeld Corporate Responsibility, Planungsmethodik und die Integration von Nachhaltigkeitskennzahlen in Zielvereinbarungen 34 6.1 Allgemeine Ausgestaltung des Performance Management für Nachhaltigkeit 35 6.2 Bestimmung von Zielwerten für die Nachhaltigkeitskennzahlen 37 6.3 Integration der Nachhaltigkeitsziele im Incentivierungssystem 39 7. Technologien und Tools – Einsatz von Planungstools, Mobile Planning und Self Customizing für das Controlling 41 8. Zusammenfassung und ausgewählte Handlungsempfehlungen 44 9. Die Autoren 46 10.Das Unternehmen 47 © Detecon (Schweiz) AG 3 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Aufbau der Studie und Inhalte der Kapitel im Überblick 7 Abbildung 2: Befragte Unternehmen nach Branchencluster 8 Abbildung 3: Positionen der in den Interviews befragten Teilnehmer 8 Abbildung 4: Umsatz der befragten Unternehmen bzw. -einheit in CHF 8 Abbildung 5: Anzahl Mitarbeiter der befragten Unternehmen bzw. -einheit 8 Abbildung 6: Detecon QuickCheck für Planung & Forecasting, vereinfacht dargestellt 10 Abbildung 7: Selbsteinschätzung der Studienteilnehmer zur Positionierung des Planungssystems nach Grobanalyse unter Anwendung des QuickCheck Framework, klassifiziert gemäss Turbulenzgrad 10 Abbildung 8: Selbsteinschätzung der Studienteilnehmer zur Positionierung des Planungssystems nach Grobanalyse unter Anwendung des QuickCheck Framework, differenziert nach Branchenzugehörigkeit 11 Abbildung 9: Positionierung der Teilnehmer aus der Branche Finanzdienstleistungen 12 Abbildung 10: Positionierung der Teilnehmer aus der Branche Logistik & Transport 13 Abbildung 11: Dauer der Planungshorizonte 14 Abbildung 12: Ausgestaltung des Forecast 15 Abbildung 13: Erarbeitungszeitraum der Planvarianten 16 Abbildung 14: Relevanz von Treibern, Top 15, Überblick über alle Branchen 16 Abbildung 15: Relevanz von Treibern, Top 15, Branche Finanzdienstleistungen 17 Abbildung 16: Relevanz von Treibern, Top 15, Branche Logistik & Transport 17 Abbildung 17: Detaillierungsgrad der Planung 18 Abbildung 18: Herausforderungen zur Entfeinerung der Planung 19 Abbildung 19: Herausforderungen zur Detaillierung der Planung 19 Abbildung 20: Übersetzung der strategischen Planung in operative Budgets 20 Abbildung 21: Auswirkung der Volatilität, Darstellung nach Branchenzugehörigkeit 22 Abbildung 22: Definition der Wirkung von Volatilität auf externe und interne Faktoren 23 Abbildung 23: Erwartete Veränderung der Volatilität, Branchendurchschnitt 24 Abbildung 24: Zufriedenheit mit bisherigen Planergebnissen in Bezug auf Volatilität 24 Abbildung 25: Planungsmethoden bei gesteigerter Volatilität 25 Abbildung 26: Planungsmethodik Gegenstromverfahren, Anzahl Schleifen 27 Abbildung 27: Reaktionsmöglichkeiten auf unterjährig steigende Volatilität 27 Abbildung 28: Beobachtbarkeit von Verhaltensmustern des Behavioral Budgeting 29 Abbildung 29: Aufgaben des Controlling im Themenbereich Nachhaltigkeit 36 Abbildung 30: Anteil der Unternehmen mit Planwerten für Nachhaltigkeitskennzahlen 37 Abbildung 31: Methoden zur Planung von Nachhaltigkeitskennzahlen 38 Abbildung 32: Herausforderungen für die Planung von Nachhaltigkeitskennzahlen 39 Abbildung 33: Incentivierung der Nachhaltigkeitszielsetzungen 40 Abbildung 34: Genutzte IT-Systeme für Planung, Forecasting und Budgetierung 42 Abbildung 35: Cloud, SaaS und Knowledge Sharing Networks für Planung 42 Abbildung 36: Einsatz mobiler Endgeräte für Reporting und Planung 43 Abbildung 37: Aufwandstreiber und Aufgabenverteilung im Betrieb von Planungsapplikationen 43 4 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < 1. Executive Summary Wir untersuchen in dieser Studie, welche Antworten Unternehmen auf die aktuellen Brennpunkte der Unter nehmensplanung haben. Zu Beginn werden diverse externe und interne Veränderungsfaktoren, die auf das Unternehmen und somit die Ausgestaltung des Planungsmodells wirken, diskutiert und Branchenspezifika dargestellt. Die wesentlichen Parameter des Planungsmodells werden untersucht sowie ein Schwerpunkt auf den Umgang mit Volatilität in Bezug auf verlässliche Planqualität gelegt. Im Folgenden werden die Unternehmen befragt, mit welchen Anpassungen des Planungsmodells sie auf die Veränderungen reagieren. Hier werden drei weitere Schwerpunkte gesetzt: Der Umgang mit Verhaltensmustern des Behavioral Budgeting, das für die Planung noch neue Thema der Nachhaltigkeit (Corporate Responsibility) sowie der aktuelle Stand der IT-Unterstützung für die Planung. Die wesentlichen Ergebnisse sind im Folgenden zusammengefasst: Ausgestaltung der Planungsmodelle: Wie reagieren Unternehmen auf die aktuellen Herausforderungen der jeweiligen Branche? • Rolling Forecast mit weitreichendem Prognosehorizont bietet in turbulenten Zeiten nur geringen Mehrwert. Einige Unternehmen stellten in Folge der erhöhten externen Dynamik in den letzten Jahren von einem rollierenden Forecast mit Horizonten von mehr als 12 Monaten auf year-end Forecast um. • Die meisten Unternehmen benötigen für die Erstellung der strategischen Planung, Mittelfristplanung sowie Budgetierung mit jeweils 3 bis 4 Monaten relativ lange, unabhängig von der Unternehmensgrösse oder Branchenzugehörigkeit. • Treiberbasierte Planung kommt in den meisten Unternehmen zum Einsatz. Branchenübergreifend stellen Varianten von Fremdkapital- bzw. Kapitalmarktkosten aktuell die wichtigsten Treiber dar, noch vor dem Absatzmarkt. • 43% der Unternehmen sind mit dem aktuell gewählten Detaillierungsgrad unzufrieden: 28% streben eine „Entfeinerung“ der Planung an, 15% eine Detaillierung. 34% der Unternehmen planen sehr detailliert und sind damit sehr zufrieden. • Die Übersetzung strategischer Zielsetzungen in die operativen Budgets bewerten 37% der Befragten als ineffizient. Volatilität: In Zeiten von Finanz- und Wirtschaftskrisen, mit welchen Methoden erzielen Unternehmen heute stabile, verlässliche Pläne in bewegtem Umfeld? • Fast 90% der Unternehmen erwarten einen weiteren Anstieg der Volatilität. Für die Branchen S ervices und interessanterweise auch Energie & Ressourcen erwarten die Branchenmitglieder die höchste Zunahme. 17% der Befragten prognostizieren eine für die Wettbewerber stärkere Volatilitätszunahme, weil das eigene Unternehmen auf definierte Volatilitätstreiber besser als die Konkurrenz vorbereitet sei. 70% erwarten eine für die Branche als auch das Unternehmen identische Entwicklung. • Steigender Volatilität wird primär mit einer Anpassung der Planungsgranularität und des Methodeneinsatzes für den nächsten Planungszyklus begegnet. • Immer mehr Kennzahlen werden in volatilen Zeiten Top-Down, nicht mehr Bottom-Up geplant, weil die Pläne somit schneller und flexibler auf Veränderungen angepasst werden können. • 74% der Unternehmen planen Szenarien mit definierten Prämissen, zumeist 2 bis 4 Varianten. Alle befragten Unternehmen mit sehr hohem Turbulenzgrad nutzen diese Form der Szenarienplanung. • Obwohl die Methodik der Prognosemärkte wertvolle Informationen für die Planung liefern kann, kommt diese nur selten zum Einsatz. © Detecon (Schweiz) AG 5 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Behavioral Budgeting: Wie kann verhaltensorientiertes Controlling zur Optimierung des Planungsprozesses beitragen? • Die Vorteile von verhaltensorientiertem Controlling sind nicht vollständig ausgeschöpft und können auch in der Planung zu weiteren Effizienzsteigerungen führen: 90% der Befragten bestätigen dies und stellen Verhaltens muster wie Budget Gaming (86%), Aversion to regret (60%) oder Group Thinking (54%) in ihrer Organisation fest. • Es wurden zahlreiche spezifische Reaktionsmassnahmen mit den Teilnehmern identifiziert. Diese sind in diesem Studienbericht aufgeführt und können als Best Practice Anleitung dienen. • Die meisten Teilnehmer sehen Effizienzsteigerungspotential durch weitergehende Massnahmen, insbesondere zur Sensibilisierung der Planungsbeteiligten für diese Verhaltensmuster. Planung von Nachhaltigkeit: Wie ist die Rolle des Controlling im Themenfeld Corporate Responsibility, die Planungsmethodik und die Integration von Nachhaltigkeitskennzahlen in Zielvereinbarungen ausgestaltet? • Nur 25% der Unternehmen, unabhängig von der Branchenzugehörigkeit, involvieren heute die Controllingbereiche aktiv in verschiedene Aufgaben von der Strategieformulierung bis hin zur Veröffentlichung von Nachhaltigkeitskennzahlen. Zukünftig planen mit über 40% fast doppelt so viele Unternehmen die Einbindung des Controlling, insbesondere in beratender Funktion. • Immer mehr Unternehmen publizieren Nachhaltigkeitsberichte mit zugehörigen Kennzahlen. Planwerte für diese Kennzahlen der Corporate Responsibility werden heute jedoch nur von ca. einem Drittel der befragten Unternehmen ermittelt. Herausforderungen hierfür sind fehlende Akzeptanz von Ist-Werten bei den Verantwortlichen auf Grund unzureichender Datenbasis oder Messmethoden, ferner das Fehlen von Aufsatzwerten wie beispielsweise Planwerte aus dem Vorjahr. • Bonusrelevante Ziele für nachhaltig orientiertes Handeln haben heute nur knapp 20% der Unternehmen definiert, primär für das Top Management. Die Teilnehmer streben jedoch eine deutliche Ausweitung der Verzielung auch für weitere Mitarbeitergruppen an. Über ein Drittel der befragten Unternehmen nutzt heute Massnahmenprogramme, die entweder explizit oder implizit nachhaltigkeitskonformes Handeln von Mitarbeitern h onorieren, beispielsweise Ressourcenschonung auf dem Arbeitsweg oder soziales Engagement. Die Unternehmen planen, insbesondere Massnahmen mit expliziter Incentivierungswirkung auszuweiten. IT-Tools: Können neue Technologien wie Mobile Planning, Cloud Computing, etc. die Qualität der Planung steigern? Ist Planung dank Self Customizing Funktionalität für das Controlling effizienter? • Tabellenkalkulationsprogramme sind aus der Planungstätigkeit der Controller der befragten Unternehmen nicht wegzudiskutieren: 96% der Unternehmen verwenden Tabellenkalkulationsprogramme nach wie vor nicht nur für Nebenrechnungen, sondern auch für sehr wichtige Aufgaben wie die Abbildung von Modellen für die strategische Planung, für die hohe Flexibilität benötigt wird. • Die zunehmende Einführung von Tablets in Unternehmen treibt nicht die Nutzung des Mobile Planning: Zwar haben 40% der Unternehmen bereits Mobile Reporting Lösungen für Tablets eingeführt, den Einsatz von Tablets oder insbesondere Smartphones für die Planung erwägen nur sehr wenige Befragte. • On Demand Planungslösungen aus der Cloud werden nur selten eingesetzt, häufig begründen die U nternehmen dies mit Datensicherheitsbedenken. Verschiedene Arten von Knowledge Sharing Networks nutzen bereits 36% der Unternehmen für die Planung. • IT-Bereiche sind nicht schnell und flexibel genug im Betrieb von Planungsapplikationen nach Meinung vieler Befragter: Ca. 60% planen deshalb auch zukünftig Self Customizing verstärkt für das Controlling zu nutzen, d.h. fast alle wesentlichen Aufgaben zur fachlichen Anpassung von Planungslösungen eigenständig durchzuführen, ohne zusätzliche Unterstützung von IT-Bereichen. Als Business Partner stehen die Controller schliesslich häufig selbst vor der Herausforderung, schnell und flexibel auf geänderte Anforderungen der Geschäftsbereiche reagieren zu müssen. 6 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < 2. Zur Methodik der Studie 2.1Studien-Design Die Studie folgt einem mehrstufigen Aufbau, wie Abbildung 1 zeigt: Den Auftakt bildet der QuickCheck zur Evaluierung der Auswirkung der externen und internen Faktoren auf die Ausgestaltung der wesentlichen Parameter der Planungsmodelle der Unternehmen in Kapitel 3. In Kapitel 4 wird der Umgang mit Volatilität in den Plänen, sowie die Methoden und Modalitäten zur verbesserten Planung in bewegtem Umfeld untersucht. Aspekte des B ehavioral Budgeting sowie der Umgang mit zugehörigen Verhaltensmustern sind in Kapitel 5 dokumentiert. Nachhaltigkeit als neues Thema für das Controlling und die Unternehmensplanung wird in Kapitel 6 untersucht, ebenfalls die Integration von Nachhaltigkeitskennzahlen in Zielvereinbarungen. Kapitel 7 ist aktuellen Innovationen im Bereich der Technologien und Tools für Planung gewidmet, welche zumeist einen wesentlichen Hebel für die Unternehmen bei der Optimierung der Planungsqualität d arstellen können. Ausgewählte Handlungsempfehlungen sind abschliessend in Kapitel 8 dargestellt. Detecon untersucht die für die Unternehmensplanung aktuellen Brennpunkte. Aufbau der Studie und Inhalt der Kapitel Welchen aktuellen Veränderungen unterliegen Unternehmen heute? Externe und interne Veränderungsfaktoren Mit welchen Anpassungen der Unternehmensplanung reagieren Unternehmen hierauf? Planungsmodell des Unternehmens (Detecon Framework) Philosophie QuickCheck und Parameteranalyse Kapitel 3 Organisation Gegenstand & Objekte Prozesse Volatilität Kapitel 4 Behavioral Budgeting Kapitel 5 Nachhaltigkeit Kapitel 6 Methodik IT-Tools IT-Tools Kapitel 7 Steuerungslogik Abbildung 1: Aufbau der Studie und Inhalte der Kapitel im Überblick 2.2 Struktur der befragten Unternehmen Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden im Zeitraum von März bis Juli 2012 47 Unternehmen aus ausgewählten Branchen befragt. Angesprochen wurden 127 Unternehmen, dies entspricht einer Teilnahmequote von 37%. Die Datenerhebung und Befragung erfolgte im Rahmen von Präsenzinterviews von über 60 Unternehmensvertretern mit Hilfe eines strukturierten Fragebogens. Ausgewählt wurden Unternehmen hauptsächlich aus der Schweiz (72%), Österreich (15%) und Deutschland (13%), mit denen Detecon bereits in Projekten kooperierte oder explizit zur Durchführung dieser b ranchenbezogenen Untersuchung Kontakt aufgenommen hatte. Um die Aussagekraft der Untersuchung von branchenspezifischen Mustern in Bezug auf Planung sicherzustellen, wurden je Branche Unternehmen ausgewählt, die voraussichtlich möglichst unterschiedlichen Umfeldfaktoren ausgesetzt sind und somit einen möglichst unterschiedlichen Grad an Komplexität und Dynamik aufweisen. © Detecon (Schweiz) AG 7 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Einordnung der befragten Unternehmen in Branchencluster Telekommunikation Services 6% 9% Pharma & Chemie 9% Baugewerbe Energie & Ressourcen 6% 6% Finanzdienst- 19% 11% Andere Leiter Controlling 68% 17% CFO 9% Industrie Konsumgüterindustrie & Handel Abbildung 2: Befragte Unternehmen nach Branchencluster Umsatz der befragten Unternehmen bzw. Unternehmenseinheit (in Mio CHF) 5’001-10’000 Mio Leiter Planung/ Reporting 6% 4% 30% leistungen Logistik & Transport Positionen der in den Interviews befragten Teilnehmer Abbildung 3: Positionen der in den Interviews befragten Teilnehmer Anzahl Mitarbeiter der befragten Unternehmen bzw. Unternehmenseinheit > 10’000 Mio > 50’000 32% 23% 6% 11% keine Angaben < 1’000 2% 2% keine Angaben 10’001 - 50’000 23% 15% < 1’000 Mio 36% 1’001-5000 Mio Abbildung 4:Umsatz der befragten Unternehmen bzw. -einheit in CHF 36% 13% 1’001 - 5’000 5’001 - 10’000 Abbildung 5:Anzahl Mitarbeiter der befragten Unternehmen bzw. -einheit Die Branchen Finanzdienstleistungen und Logistik & Transport bilden die grössten Stichproben. Des Weiteren wurden Unternehmen aus den Branchen Konsumgüterindustrie & Handel, Pharma & Chemie, Telekommunikation, Industrie, Baugewerbe, Services sowie Energie & Ressourcen befragt. Die prozentuale Aufteilung der Branchenzugehörigkeit ist in Abbildung 2 dargestellt. An der Befragung nahmen CFOs (19% der Unternehmen), Leiter Controlling (68%) und Leiter Planung/Reporting (6%) teil, siehe Abbildung 3. Vertreten in der vorliegenden Studie sind Unternehmen verschiedener Grössenordnungen, gemessen in Umsatz sowie Mitarbeiteranzahl. Aus Abbildung 4 und Abbildung 5 wird deutlich, dass mit der grossen Zahl mittlerer als auch sehr grosser Unternehmen eine vielfältige Stichprobenausprägung gelungen ist, die eine möglichst breite Analyse der Auswirkung der verschiedenen Faktoren auf die jeweiligen Planungsmodelle der Unternehmen ermöglicht. Die Befragung der Schweizer Unternehmen erfolgte in Schweizer Franken, die der österreichischen und deutschen Unternehmen in Euro. Die in Abbildung 4 dargestellten Umsatzergebnisse wurden mit dem gültigen Wechselkurs zu Redaktionsschluss auf Schweizer Franken konsolidiert. 8 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < 3. Die Auswirkung externer und interner Faktoren auf die Ausgestaltung der Planungsmodelle der Unternehmen 3.1 Grundlagen: Methodik des Detecon QuickCheck für Planung & Forecasting Ein Unternehmen unterliegt in seiner Ausgestaltung, seiner Wertschöpfung und letztlich dem wirtschaftlichen Erfolg vielfältigen Einflussfaktoren, die massgeblich auch im Sinne einer optimalen Unternehmensplanung berücksichtigt werden müssen. Ein geeignetes Modell zur Analyse dieser Einflussfaktoren ist die Bestimmung der internen Komplexität sowie der externen Dynamik im Umfeld eines Unternehmens. Die im Begriff der Komplexität zusammengefassten unternehmensinternen Faktoren werden unter anderem bestimmt durch das Produktportfolio, die Organisationsform, interne Liefer- und Leistungsbeziehungen, Entscheidungsträger und die Fertigungsstruktur. Als Dynamik werden unternehmensexterne Faktoren bezeichnet, beispielsweise Wettbewerb, Innovationsniveau, Kundenstruktur und Marktschwankungen. Diese beiden Dimensionen bestimmen den Grad an Turbulenz: Je höher Komplexität und Dynamik, desto höher die Turbulenz. Diese muss als wesentliche dauerhafte Rahmenbedingung unternehmerischen Handelns akzeptiert werden. Es wird daher ersichtlich, dass die genannten Faktoren auf die optimale Ausgestaltung eines Planungsmodells eines Unternehmens unmittelbaren Einfluss ausüben. Detecon hat auf Basis von Projekterfahrungen und unter Einbezug verschiedener theoretischer Modelle1 mit dem QuickCheck für Planung & Forecasting eine Methodik zur Evaluierung des Planungsmodells von Unternehmen entwickelt (siehe Abbildung 6). Der QuickCheck soll eine schnelle und zielgerichtete Betrachtung der Rahmenparameter der Unternehmensplanung in einer ersten Analyse ermöglichen, um Vergleiche mit ähnlichen Unternehmen, beispielsweise derselben Branche, durchführen zu können. In Abbildung 6 sind ausgewählte Eigenschaften für Unternehmen in Abhängigkeit der beiden Dimensionen beschrieben. Aus der Positionierung eines Unternehmens lassen sich Gestaltungsempfehlungen für ein geeignetes Planungsmodell ableiten, um den unterschiedlichen Einflussfaktoren und dem hieraus resultierenden Turbulenzgrad in den Plänen bestmöglich zu begegnen. Ein Beispiel: Im Quadranten mit niedriger Dynamik und niedriger Komplexität sind Unternehmen der Holz industrie zu finden. Diese Unternehmen sehen sich geringen Markt- und Wettbewerbsunsicherheiten ausgesetzt. Zudem weisen sie oft stabile und einfache interne Organisationsstrukturen und Wertschöpfungsprozesse auf. Dies ermöglicht einen langen Planungshorizont und einen kurzen Planungsprozess mit einer geringen Anzahl an KPIs, welche neu geplant und nicht fortgeschrieben werden. Die Planung eines solchen Unternehmens wird meist in flexiblen Tools auf Basis von Tabellenkalkulationsprogrammen erfolgen: Für wenige Planer, mit relativ stabilen Teilplanmodellen und hauptsächlich mit Standardplanungsmethoden ohne statistische Modelle oder ausgeprägte Simulationsfunktionalität. 1) Chakravarthy, B. (1997): A New Strategy Framework for Coping with Turbulence; Weber, J. (1994): Effizienzsteigerung im Controllingbereich, in Scheer, A.-W. (Hrsg.), 15. Saarbrücker Arbeitstagung 1994, Rechnungswesen und EDV, Heidelberg,S.73-93; Horváth, P. (1998): Controlling, 7. Auflage, München © Detecon (Schweiz) AG 9 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen QuickCheck für Planung & Forecasting, mit ausgewählten Eigenschaften Dynamik (extern) Volatiler Markt und Intensiver Wettbewerb Hohes Innovationsniveau Eher enges Produktportfolio Kurze Innovationszyklen Hohe Marktschwankungen Komplexes Produktportfolio Komplexe Fertigungsstruktur Wenig Wettbewerb Stabiles, vorhersehbares Turbulenzgrad Wettbewerb Grosse Marktanteile von wenigen Wettbewerbern Umfeld Komplexe Geschäftsprozesse Einfache Produkte und Lieferbeziehungen Geringe Marktschwankung zwischen Gesellschaften Hohe Anzahl an Produkten Komplexität (intern) Abbildung 6: Detecon QuickCheck für Planung & Forecasting, vereinfacht dargestellt 3.2 Ermittlung des Turbulenzgrades auf Basis der initialen Selbsteinschätzung der Unternehmen Die Unternehmen wurden zu Beginn der Interviews aufgefordert, anhand einer groben Analyse der wichtigsten Parameter eine Einschätzung der Positionierung ihres Unternehmens in Bezug auf die Ausprägung der externen Dynamik und der internen Komplexität zu treffen. Abbildung 7 zeigt die Verteilung der Selbstpositionierung der Teilnehmer gemäss dem jeweiligen Turbulenzgrad, der in einer vereinfachten Form aus der Summe des Dynamiksowie Komplexitätsgrades errechnet werden kann. Die Mehrzahl der Unternehmen wird mit einem Turbulenzgrad „hoch“ (ca. 34%) sowie „mittel“ (ca. 43%) klassifiziert. 13% der Unternehmen sehen sich den Herausforderungen eines sehr hohen Turbulenzgrades ausgesetzt. Welche Positionierung würden Sie für Ihr Unternehmen in Anbetracht der Ausprägung der externen Dynamik und der internen Komplexität wählen? Hoch Dynamik 10 sehr hoch 9 hoch mittel 8 gering 7 6 5 4 3 Niedrig 2 1 Komplexität 0 0 1 Niedrig 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Hoch Abbildung 7: Selbsteinschätzung der Studienteilnehmer zur Positionierung des Planungssystems nach Grobanalyse unter Anwendung des QuickCheck Framework, klassifiziert gemäss Turbulenzgrad 10 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Die Verteilung der Unternehmen gemäss ihrer Branchenzugehörigkeit (siehe Abbildung 8) zeigt die aktuellen Herausforderungen und Spezifika der Anforderungen, mit denen sich die jeweiligen Branchen heute konfrontiert sehen. Bevor diese für die beiden teilnehmerstärksten Branchen beschrieben werden, sollen zuerst die Gemeinsamkeiten dargestellt werden. Branchenübergreifende Erkenntnisse Diejenigen befragten Unternehmen, die eine relativ hohe interne Komplexität identifizieren, zeigen sehr häufig zwei gemeinsame Merkmale: Eine globale Organisation mit hohem Dezentralisierungsgrad sowie komplexe Produktionsprozesse für ein breites Produktportfolio. Unternehmen mit relativ hoher externer Dynamik nennen als Treiber für die hohe Umfeldeinwirkung die aktuell sehr volatilen Finanzmärkte, insbesondere Zinsen, diverse Effekte aus Währungskursentwicklungen sowie Rohstoffpreisschwankungen. Studienteilnehmer aus verschiedenen Branchen erkennen aber auch zunehmend in stark wechselhaftem Wetter einen Treiber der externen Dynamik, da sie einen Zusammenhang des Wetters zum Konsumverhalten der Kunden (in Konsumgüterindustrie & Handel) bzw. von Naturkatastrophen auf die Schadensfälle (bei Versicherungsunternehmen) sehen. Welche Positionierung würden Sie für Ihr Unternehmen in Anbetracht der Ausprägung der externen Dynamik und der internen Komplexität wählen? Hoch Dynamik 10 Baugewerbe Energie & Ressourcen 9 Finanzdienstleistungen 8 Industrie 7 Konsumgüterindustrie & Handel 6 Pharma & Chemie Logistik & Transport Services 5 Telekommunikation 4 3 Niedrig 2 1 Komplexität 0 0 1 Niedrig 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Hoch Abbildung 8: Selbsteinschätzung der Studienteilnehmer zur Positionierung des Planungssystems nach Grobanalyse unter Anwendung des QuickCheck Framework, differenziert nach Branchenzugehörigkeit Branche Finanzdienstleistungen Die grösste Teilnehmergruppe dieser Studie zeigt einige sehr interessante Besonderheiten auf, deren Positionierungen in Abbildung 9 dargestellt sind. Zunächst werden die wichtigsten Parameter der internen Komplexität beschrieben. Die meisten dieser Unternehmen haben eine komplexe globale Organisationsform etabliert auf Grund weltweiter Geschäftstätigkeit, beispielsweise in Form von Matrix- oder Divisionalorganisationen. Ein hoher Grad an verteilter Zuständigkeit, viele geographische Regionen und Legaleinheiten sowie zahlreiche autonome Länder-gesellschaften führen die Unternehmen als wichtigste Treiber für die interne Komplexität an. Die Wertschöpfungsprozesse sind nach Angabe der meisten Finanzdienstleistungsunternehmen relativ einfach ausgestaltet, wobei die Befragten noch weiteres Potential zur Verschlankung nennen durch beispielsweise verbesserte weltweite Integration der Business Segmente. Eine Zunahme der Komplexität sehen beinahe alle Unternehmen jedoch durch die wachsenden regulatorischen Vorgaben (beispielsweise FATCA, Basel III, Solvency II, etc.), die teilweise landesspezifische Unterschiede aufweisen. © Detecon (Schweiz) AG 11 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Unternehmen mit hoher Produktvielfalt benennen einen tendenziell höheren Komplexitätsgrad. Selten genannt als Komplexitätstreiber werden heterogene IT-Systeme, geänderte Accounting Standards oder interne Leistungsbe ziehungen. Als signifikanteste Treiber für externe Dynamik nennen 50% der Finanzdienstleistungsunternehmen neben der erwähnten Zunahme von gesetzlichen und regulatorischen Rahmenvorgaben, welche wiederum die interne Prozesskomplexität treiben, die global sehr unterschiedlichen Absatzmärkte: Während der Wettbewerb in der Schweiz und auch in Österreich relativ moderat ausgeprägt sei auf Grund eher qualitätsorientierter Kunden mit geringer Preissensitivität, sei weltweit insbesondere in den Emerging Markets und in Südeuropa eine deutliche Verschärfung des bereits höheren Wettbewerbsdrucks zu verspüren. Für ca. 30% der Teilnehmer bedeuten die volatilen Finanzmärkte für das Investmentgeschäft, für ca. 60% das volatile Zinsumfeld entscheidende Faktoren für höhere externe Dynamik, da verstärkte Anstrengungen im Umgang mit hieraus resultierenden Risiken zu bewältigen sind. Nur wenige Unternehmen benennen als Einflussgrösse einen hohen Innovationsdruck für Finanzmarktprodukte oder kürzere Veränderungszyklen der Absatzmärkte im Halbjahresrhythmus. Akquisitionstätigkeiten stellen für ca. 10% der Unternehmen einen expliziten Treiber für Umfelddynamik dar. Welche Positionierung würden Sie für Ihr Unternehmen in Anbetracht der Ausprägung der externen Dynamik und der internen Komplexität wählen? Hoch Dynamik 10 Finanzdienstleistungen 9 8 7 6 5 4 3 Niedrig 2 1 Komplexität 0 0 1 Niedrig 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Hoch Abbildung 9: Positionierung der Teilnehmer aus der Branche Finanzdienstleistungen Branche Logistik & Transport Für die zweitgrösste Branche dieser Studie (siehe Abbildung 10) stellt die Integration sowie der Betrieb unterschiedlicher Geschäftsmodelle einen signifikanten Treiber für die interne Komplexität dar, der sich auch in komplexen internen Leistungsbeziehungen niederschlägt. Die Mehrzahl der Unternehmen dieser Branche nutzt ebenfalls auf Grund globaler Geschäftstätigkeit und hieraus resultierender Präsenz in vielen Märkten eine komplexe Organisationsform, die in einer Vielzahl an relativ unabhängigen Unternehmenseinheiten resultiert. Selten genannt wird ein hoher Grad an Outsourcing, der zwar für hohe Flexibilität in der Wertschöpfung und geringere Fixkosten sorgt, jedoch zusätzliche Aufwände insbesondere durch komplexeres Lieferantenmanagement erzeugt. Eine Besonderheit der externen Einflussnahme erkennt die Mehrzahl der Logistik & Transport Unternehmen in der hohen Konjunkturabhängigkeit des Güterverkehrs, weniger des Personenverkehrs. Folglich haben viele dieser Unternehmen diverse Indikatoren hierfür als externe Treiber in deren Planungsmodellen berücksichtigt. Ein weltweit starker Wettbewerb mit derzeit hohen Kapazitäten der Konkurrenten in den Märkten resultiert für viele dieser Unternehmen in hohem Preisdruck. Wenige Unternehmen nennen explizit zunehmend kürzere Zyklen mit höheren 12 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Ausschlägen der Marktnachfrage, die zu stärkerem Versatz von Angebot und Nachfrage der teilweise sehr mobilen Kapazitäten führen. Probleme resultieren in höherem Preisdruck bei Überkapazitäten bzw. in nicht ausschöpfbarem Umsatzpotential bei Minderkapazitäten. 15 % der Unternehmen geben als externe Faktoren die Abhängigkeit von Politik und gesetzlichen Rahmenbedingungen an. Welche Positionierung würden Sie für Ihr Unternehmen in Anbetracht der Ausprägung der externen Dynamik und der internen Komplexität wählen? Hoch Dynamik 10 Logistik & Transport 9 8 7 6 5 4 3 Niedrig 2 1 Komplexität 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Niedrig 9 10 Hoch Abbildung 10: Positionierung der Teilnehmer aus der Branche Logistik & Transport 3.3 Die wesentlichen Parameter des Planungsmodells Die verwendeten Planungsmodelle der befragten Unternehmen unterscheiden sich in den verschiedenen Parametern, die im Folgenden näher betrachtet werden. Besonderheiten in Bezug auf den zuvor ermittelten Turbulenzgrad oder die Branchenzugehörigkeit der Unternehmen werden dargestellt. Zusammenfassung der Erkenntnisse: • Rolling Forecast mit weitreichendem Prognosehorizont bietet in turbulenten Zeiten nur geringen Mehrwert. Einige Unternehmen stellten in Folge der erhöhten externen Dynamik in den letzten Jahren von einem rollierenden Forecast mit Horizonten von mehr als 12 Monaten auf year-end Forecast um. • Unternehmen mit sehr hohem Turbulenzgrad tendieren nicht zu kürzeren Horizonten für die strategische Planung bzw. Mittelfristplanung. • Die meisten Unternehmen benötigen für die Erstellung der strategischen Planung, Mittelfristplanung sowie Budgetierung mit jeweils 3 bis 4 Monaten relativ lange, unabhängig von der Unternehmensgrösse oder Branchenzugehörigkeit. • Treiberbasierte Planung kommt in den meisten Unternehmen zum Einsatz. Branchenübergreifend stellen Varianten von Fremdkapital- bzw. Kapitalmarktkosten aktuell die wichtigsten Treiber dar, noch vor dem Absatzmarkt. • 43% der Unternehmen sind mit dem aktuell gewählten Detaillierungsgrad unzufrieden: 28% streben eine „Entfeinerung“ der Planung an, 15% eine Detaillierung. 34% der Unternehmen planen sehr detailliert und sind damit sehr zufrieden. • Die strategischen Zielsetzungen sind nach Meinung der Befragten meist ausreichend gut in die operativen Budgets übersetzt, den Aufwand hierfür erachten dagegen 37% als reduzierbar. © Detecon (Schweiz) AG 13 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Die Mehrzahl der Unternehmen führt eine strategische Planung mit einem Planungshorizont von 3 Jahren durch (34%, siehe Abbildung 11). Diejenigen Unternehmen mit einer mindestens 4 Jahre fassenden strategischen Planung erstellen zusätzlich eine Mittelfristplanung von meist 3 Jahren (34%) oder 4 bis 5 Jahren (26%). Nicht alle Unternehmen führen sowohl eine strategische Planung als auch eine Mittelfristplanung durch: 19% haben keine Mittelfristplanung etabliert sondern nur die strategische Planung. Hier finden sich sowohl sehr grosse als auch mittlere Unternehmen gemessen an Umsatz als auch Mitarbeiteranzahl. Auffällig sind die sehr langen Horizonte der strategischen Planung von mehr als 10 Jahren in den Branchen Logistik & Transport sowie Telekommunikation, deren Unternehmen sehr langfristige kapitalintensive Investitionsentscheidungen treffen. Unternehmen mit hohem Turbulenzgrad verwenden keine kürzeren Horizonte für die strategische bzw. Mittelfristplanung, trotz der höheren Wahrscheinlichkeit für veraltete Planstände in den letzten Jahren des Planungshorizonts. Das Budget erstellen 98% der Unternehmen für die Dauer des Folgejahres. Wie viele Jahre umfasst Ihr Planungshorizont? Nach Branchen 3 Jahre 4 Jahre Strategische Planung 34% 5 Jahre Mittelfristplanung < 1 Jahr Budget 21% 19% 6% 6% 13% 13% 4% 3 Jahre 4 - 5 Jahre > 5 Jahre nur Strat. Planung keine Angaben 6% 21% 19% keine Angaben < 3 Jahre 34% 6% 6-10 Jahre > 10 Jahre Nach Turbulenzgrad 4% 34% 26% 34% 26% 4% 4% 19% 13% 19% 13% 0% 1 Jahr 2 Jahre 0% 98% 0% 3 Jahre 2% keine Angaben 0% 98% 0% 2% 0% Baugewerbe Industrie Pharma & Chemie gering hoch Energie & Ressourcen Konsumgüterindustrie & Handel Services mittel sehr hoch Finanzdienstleistungen Logistik & Transport Telekommunikation Abbildung 11: Dauer der Planungshorizonte 14 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Wie ist der Forecast im Unternehmen ausgestaltet? Darstellung nach Branchen < 12 Monate 2% 12 Monate Horizont > 12 Monate 87% 2% keine Angaben 9% 2 - 3 mal 21% 4 mal 5 - 11 mal Meldefrequenz pro Jahr 34% 4% 12 mal > 12 mal 19% 4% keine Angaben rollierend 17% 15% year-end Bezug keine Angaben 64% 21% Baugewerbe Industrie Pharma & Chemie Energie & Ressourcen Konsumgüterindustrie & Handel Services Finanzdienstleistungen Logistik & Transport Telekommunikation Abbildung 12: Ausgestaltung des Forecast Einen Forecast Horizont von 12 Monaten haben 87% der Unternehmen gewählt, nur 15% führen einen rollierenden Forecast durch, die Mehrzahl prognostiziert bis Jahresende (64%, siehe Abbildung 12). Für viele Unternehmen bietet der rollierende Bezug keinen Mehrwert: Der grössere Forecast-Horizont liefert in volatilen Zeiten eine höhere Prognoseungenauigkeit bei höherem Aufwand für die Planungsbeteiligten; zudem bietet eine feste Bezugsgrösse beispielsweise in Form des Bilanzjahres eine bessere Vergleichbarkeit. Wenige Teilnehmer ergänzen, in den vergangenen Jahren von rollierenden Forecasts mit Horizonten von mehr als 12 Monaten auf eine Jahresendsicht mit Zwölfmonatsbezug umgestellt zu haben, auch in Folge der erhöhten externen Dynamik. Als Meldefrequenz wählen die meisten Unternehmen 4 mal pro Jahr (34%), mit 19% berichten nur wenige Unternehmen offiziell monatliche Forecasts, wobei die Teilnehmer anmerken, dass in den verschiedenen Unternehmenseinheiten auch dezentrale monatliche Forecasts gepflegt werden können, die in dieser Angabe nicht berücksichtigt sind. Die Mehrzahl der Unternehmen benötigt für die Erstellung der strategischen Planung (32%), der Mittelfristplanung (30%) sowie der Budgetierung (45%) einen Zeitrahmen von 3 bis 4 Monaten. Hier zeigt sich für alle Unternehmensgrössen (gemessen an der Anzahl Mitarbeiter) ein identisches Ergebnis, siehe Abbildung 13. Der Grossteil der teilnehmenden Unternehmen führt eine treiberbasierte Planung durch. Den Unternehmen w urden ausgewählte Treiber vorgestellt, die bezüglich der Höhe der Relevanz für deren treiberbasierte Planung bewertet wurden. Branchenübergreifend wird den Fremdkapital- bzw. Kapitalmarktkosten sowie dem Zinsumfeld die höchste Relevanz beigemessen (73%, siehe Abbildung 14). Verschiedene Faktoren im Bereich Absatzmarkt wie Marktanteil oder Marktwachstum, aber auch Absatzpreise und verschiedene Kostenarten (Personal-, Prozess-, M aterial- und Rohstoffkosten) finden nach Auskunft der Unternehmen hohe Berücksichtigung bei einer treiberbasierten Planung. Forderungsumfänge (Debitoren) stellen dagegen eine eher untergeordnete Relevanz dar. © Detecon (Schweiz) AG 15 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Über wie viele Monate erstreckt sich Ihr Planungsprozess? Darstellung nach Mitarbeiteranzahl 1-2 Monate 23% 3-4 Monate Strategische Planung 32% 5-6 Monate 19% > 6 Monate 11% keine Angaben Mittelfristplanung 15% 1-2 Monate 3-4 Monate > 4 Monate Nur Strat. Planung 21% 30% 19% 17% keine Angaben 13% 1-2 Monate 23% 3-4 Monate Budget 45% 5-6 Monate > 6 Monate 23% 4% 4% keine Angaben < 1’000 5’001 - 10’000 > 50’000 1’001 - 5’000 10’001 - 50’000 keine Angaben zur Mitarbeiteranzahl Abbildung 13: Erarbeitungszeitraum der Planvarianten Was sind die wesentlichen Treiber für Ihre Branche? Top 15, Überblick über alle Branchen 0% 25% 50% 75% 100% Fremdkapitalkosten/Kapitalmarktkosten, Zinsumfeld Absatzmarkt (Marktanteil, Marktwachstum, etc.) Personal - und Prozesskosten Absatzpreise Material-/ Rohstoffkosten Neue Produkte, Neugeschäft Konjunkturentwicklung Politische/gesetzliche Rahmenbedingungen Kapazitätsauslastung Lagerbestände Produktivitätsgrad Produktentwicklung (Forschung & Entwicklung) Akquisition/Kooperation Kundenstruktur Forderungen (Debitoren) Hohe Relevanz Geringe Relevanz Abbildung 14: Relevanz von Treibern, Top 15, Überblick über alle Branchen Die Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche bewerten erwartungsgemäss neben Fremdkapital- bzw. Kapitalmarktkosten auch Treiber wie Zinskurve (Fristentransformation) sowie Eigenhandel mit sehr hoher Relevanz, wie Abbildung 15 zeigt. Security und Kriminalitätsaspekte werden dagegen selten in quantifizierter Form in der Planung berücksichtigt. 16 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Was sind die wesentlichen Treiber für Ihre Branche? Top 15, Branche Finanzdienstleistungen 0% 25% 50% 75% 100% Fremdkapitalkosten/Kapitalmarktkosten, Zinsumfeld Zinskurve (Fristentransformation) Eigenhandel (Finanzmärkte) Neue Produkte, Neugeschäft Schadensentwicklung Absatzpreise Personal - und Prozesskosten Politische/gesetzliche Rahmenbedingungen Retrozession/ Rückversicherung Produktivitätsgrad Produktentwicklung (Forschung & Entwicklung) Kundenstruktur Kapazitätsauslastung Konjunkturentwicklung Security/Kriminalität Hohe Relevanz Geringe Relevanz Abbildung 15: Relevanz von Treibern, Top 15, Branche Finanzdienstleistungen Was sind die wesentlichen Treiber für Ihre Branche? Top 15, Branche Logistik & Transport 0% 25% 50% 75% 100% Personal - und Prozesskosten Konjunkturentwicklung Absatzmarkt (Marktanteil, Marktwachstum, etc.) Kapazitätsauslastung Absatzpreise Lagerbestände Fremdkapitalkosten/Kapitalmarktkosten, Zinsumfeld Material-/ Rohstoffkosten Produktivitätsgrad Politische/gesetzliche Rahmenbedingungen Akquisition/Kooperation Produktentwicklung (Forschung & Entwicklung) Forderungen (Debitoren) Neue Produkte, Neugeschäft Kundenstruktur Hohe Relevanz Geringe Relevanz Abbildung 16: Relevanz von Treibern, Top 15, Branche Logistik & Transport Im Unterschied zur zuvor beschriebenen Branche messen die Unternehmen der Branche Logistik & Transport der Konjunkturentwicklung eine deutlich höhere Treiberwirkung bei und berücksichtigen entsprechend häufig diese Faktoren, siehe Abbildung 16. Personal- und Prozesskosten stellen zudem eine sehr wichtige Grösse dar. Der Planungsaufwand ist häufig auch abhängig von den verwendeten Detaillierungsstufen in den jeweiligen Teilplänen. Ein Beispiel für einen hohen Detaillierungsgrad ist das explizite Ausplanen von Materiallisten, während ein niedriger Detaillierungsgrad die Planung von Umsätzen von Produkten auf aggregierter Basis für Regionen darstellen kann. © Detecon (Schweiz) AG 17 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Die Unternehmen wurden befragt, welche durchschnittliche Detailtiefe sie heute für die verschiedenen Planobjekte nutzen bzw. von den Planern anfordern und welche Detailtiefe zukünftig gewünscht ist (siehe Abbildung 17). 57% der Unternehmen sind zufrieden mit dem heute genutzten Detaillierungsgrad und vergeben somit iden tische Werte für den „Ist Detaillierungsgrad“ und den gewünschten Detaillierungsgrad („Soll Detaillierungsgrad“). Interessanterweise planen 34% sehr detailliert und sind damit sehr zufrieden. 28% streben eine „Entfeinerung“ der Planung an: Diese möchten den aktuellen Detaillierungsgrad der Planung verringern (zu den H erausforderungen, die diese Unternehmen sehen, siehe Abbildung 18). 15% möchten dagegen den aktuellen Detaillierungsgrad erhöhen (deren Herausforderungen werden in Abbildung 19 dargestellt). Wie würden Sie den Detaillierungsgrad Ihrer Planung beschreiben? Hoch 1 Niedrig 2 3 4 5 6 Mittelwert +/- Std.Abw. Baugewerbe 2.7 3.7 ± 1.2 ± 1.5 Energie & Ressourcen 1.5 2.5 ± 0.7 ± 0.7 Finanzdienstleistungen 2.4 2.3 ± 0.8 ± 1.1 Industrie 2.8 3.0 ± 0.5 ± 0.8 Konsumgüterindustrie & Handel 2.4 2.0 ± 0.9 ± 0.7 Logistik & Transport 2.3 2.8 ± 1.2 ± 1.2 Pharma & Chemie 2.8 3.3 ± 1.3 ± 1.3 Services 3.0 3.0 ± 2.0 ± 1.0 Telekommunikation 2.0 2.3 ± 1.2 ± 1.0 Ist Detaillierungsgrad (Branchendurchschnitt) Soll Detaillierungsgrad (Branchendurchschnitt) Abbildung 17: Detaillierungsgrad der Planung Die meisten Branchen streben im Durchschnitt die „Entfeinerung“ der Planung an: Die durchschnittlichen Detaillierungsgrade2 pro Branche zeigen in den meisten Fällen einen höheren Ist Detaillierungsgrad im Vergleich zum Soll Detaillierungsgrad, siehe Abbildung 17. Ausnahmen stellen die Branchen Konsumgüterindustrie & Handel und Finanzdienstleistungen dar, deren Unternehmen im Durchschnitt den Detaillierungsgrad erhöhen möchten. Die Branche mit den aktuell detailliertesten Plänen ist Energie & Ressourcen, die Branche Services plant die geringste Detaillierung. Die grössten Unterschiede zwischen Ist und Soll Detaillierungsgrad finden sich bei Unternehmen des Baugewerbes sowie der Branche Energie & Ressourcen. 2) Zudem ist die Standardabweichung angegeben, je geringer diese ist, desto repräsentativer ist der Mittelwert. 18 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Wenn heute zu detailliert geplant wird: Welche Herausforderungen sehen Sie, den Soll Detaillierungsgrad Ihrer Planung zu realisieren? 43% 29% Planungsbeteiligte zu überzeugen, dass die Qualität der Plandaten ausreichen wird. 21% 0% 7% 0% Stimme voll zu Gesteigerte Wahrscheinlichkeit für Planungsfehler und Fehlprognosen IT-Infrastruktur (Tools) anzupassen Stimme nicht zu 14% 21% 21% 21% 21% 21% 14% 7% 7% 29% 14% 21% Veränderungswillen der Planungs-Community 29% 7% 14% 14% 7% Stimme voll zu 14% Stimme nicht zu Baugewerbe Finanzdienstleistungen Konsumgüterindustrie & Handel Pharma & Chemie Energie & Ressourcen Industrie Logistik & Transport Services Telekommunikation Abbildung 18: Herausforderungen zur Entfeinerung der Planung Wenn heute zu grob geplant wird: Welche Herausforderungen sehen Sie, den Soll Detaillierungsgrad Ihrer Planung zu realisieren? 33% 33% 17% Anstieg des Planungsaufwands 17% 0% Stimme voll zu 0% Stimme nicht zu 50% Kein Mehrwert durch bessere Transparenz anerkannt/erwartet in der Organisation 17% 17% 33% IT-Infrastruktur (Tools) anzupassen 17% 0% 0% 33% 17% 0% 17% 0% 33% 17% Veränderungswillen der Planungs-Community 17% 17% 17% 0% Stimme voll zu Stimme nicht zu Baugewerbe Finanzdienstleistungen Konsumgüterindustrie & Handel Pharma & Chemie Energie & Ressourcen Industrie Logistik & Transport Services Telekommunikation Abbildung 19: Herausforderungen zur Detaillierung der Planung Die Mehrzahl der Unternehmen gibt an, bei der Verringerung des Detail-Levels der Pläne vor der Herausforderung zu stehen, die Planungsbeteiligten zu überzeugen, dass die Qualität der Plandaten ausreichen wird, um die Geschäftsaktivitäten steuern zu können (siehe Abbildung 18). Eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit für schlechtere Prognosequalität wird eher verneint, allerdings zeigt sich hier eine sehr differenzierte Meinung der T eilnehmer. Anpassung von IT-Tools wird zwar als Aufwand, selten aber als grosse Herausforderung bewertet. Den generellen Veränderungswillen der Planungsbeteiligten bemessen die Befragten als tendenziell durchaus relevante Herausforderung auf dem Weg zu einer „Entfeinerung“, d.h. zu aggregierteren Detail-Levels der Planung. © Detecon (Schweiz) AG 19 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Für das umgekehrte Vorhaben, d. h. die Planungstiefe zu erhöhen und detailliertere Planwerte zu erfassen, b ewerten die Unternehmen die Veränderungsresistenz der Planungsbeteiligten dagegen niedriger, dargestellt in Abbildung 19. Die wichtigsten Herausforderungen sehen die betroffenen Teilnehmer in einem fehlenden Verständnis der Organisation für den Mehrwert der tieferen Detaillierung im Sinne einer besseren Prognostizier- und Koordinierbarkeit der Geschäftsaktivitäten sowie in der Adaption bzw. dem Ausbau der IT-Infrastruktur für die Planung. Die meisten Teilnehmer erwarten eine Aufwandssteigerung auf Grund zusätzlicher Planwertdetaillierung: Deshalb sollen Automatisierungspotentiale durch adäquate Tool-Unterstützung (welche im Idealfall durch Self Customizing durch das Controlling selbst gepflegt werden kann, siehe Kapitel 7) sowie eine Neufokussierung der Planungsaufwände als wesentliche Entlastungsgrössen dem Zusatzaufwand entgegen wirken. Wie gut bildet Ihre Planung Ihre aktuelle Unternehmensstrategie ab? Nach Branchen Stimme voll zu Unsere operativen Pläne sind konsequent auf unsere strategischen Zielsetzungen ausgerichtet. 38% 38% 28% 28% 17% 17% 9% 9% 2% Stimme nicht zu keine Angaben 2% 4% 4% 2% Stimme voll zu Es bedarf hohen Aufwandes, die strategischen Ziele in die Kurzfristplanung zu überführen. Nach Turbulenzgrad 2% 11% 11% 13% 37% 37% 13% 13% 13% 17% 17% 32% Stimme nicht zu keine Angaben 32% 13% 13% 2% 2% Baugewerbe Industrie Pharma & Chemie gering hoch Energie & Ressourcen Konsumgüterindustrie & Handel Services mittel sehr hoch Finanzdienstleistungen Logistik & Transport Telekommunikation Abbildung 20: Übersetzung der strategischen Planung in operative Budgets Die konsequente Ausrichtung der operativen Pläne an den strategischen Zielsetzungen bestätigen die meisten Befragten, insbesondere Unternehmen mit sehr hohem Turbulenzgrad (siehe Abbildung 20). 37% der U nternehmen bewerten den Aufwand der Überführung der strategischen Ziele in die kurzfristigen operativen Pläne als zu hoch, unabhängig von Branche oder Turbulenz: Häufig genannte Gründe sind hoher manueller Aufwand und die Komplexität der strategischen Zielsetzungen, die das Herunterbrechen der strategischen Ziele und somit die Identifizierung des Anpassungsbedarfes in den Budgets erschwert. 20 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < 4. Umgang mit Volatilität in den Plänen – Methoden und Modalitäten zur verbesserten Planung in bewegtem Umfeld Viele Unternehmen beklagen sich über ungenaue und zum Ergebniszeitpunkt bereits veraltete P lanungsergebnisse. Die Planung dieser Unternehmen kämpft mit einem seit einigen Jahren zu beobachtenden Trend: Mit der zunehmenden Volatilität primär der externen Faktoren, die als Rahmenbedingungen die Unternehmenspläne beeinflussen. Jede Branche zeigt einen unterschiedlichen Grad an Volatilität der Rahmenbedingungen für die Unternehmensplanung. Die Studienteilnehmer wurden in diesem Kapitel der Studie befragt, wie sie damit im Planungsprozess und mit den resultierenden Planungsergebnissen umgehen, bzw. wie sie das Planungssystem ihres Unternehmens an durch Volatilität entstehende Herausforderungen ausgerichtet haben. Volatilität3 kann im einfachen Sinne als „schnelle Veränderung“ verstanden werden. In Kapitel 3.2 wurden im Zuge der Positionierung im QuickCheck Framework die beiden Dimensionen externe Dynamik und interne Komplexität diskutiert. Die Volatilität kann generell auf beide Dimensionen einwirken, meistens eher erhöhend als mindernd. Hypothese 1: Volatilität wird weiter zunehmen, nur wenige Unternehmen sehen sich besser als die Konkurrenz in Beantwortung der Volatilität positioniert. Ergebnis der Studie: Fast 90% der Unternehmen erwarten einen weiteren Anstieg der Volatilität. Für die Branchen Services und interessanterweise auch Energie & Ressourcen erwarten die Branchenmitglieder die höchste Zunahme. 17% der Befragten prognostizieren eine für die Wettbewerber stärkere Volatilitätszunahme, weil das eigene Unternehmen auf definierte Volatilitätstreiber besser als die Konkurrenz vorbereitet sei. Hypothese 2: Steigender Volatilität wird mit einer Reduktion des Planungshorizonts sowie der Planungsgranularität begegnet. Ergebnis der Studie: Unternehmen passen primär die Planungsgranularität und den Methodeneinsatz für den nächsten Planungszyklus an. Hypothese 3: Volatilität erfordert vom Planer den Einsatz leistungsfähiger flexibler Methoden für die Planung. Ergebnis der Studie: Zunehmend mehr Kennzahlen werden Top-Down, nicht mehr Bottom-Up geplant in volatilen Zeiten, weil die Pläne somit schneller und flexibler auf Veränderungen angepasst werden können. 74% der Unternehmen planen Szenarien mit definierten Prämissen, zumeist 2 bis 4 Varianten. Alle befragten Unternehmen mit sehr hohem Turbulenzgrad nutzen diese Form der Szenarienplanung. Hypothese 4: Die Methodik Prognosemärkte kommt nicht zum Einsatz, obwohl diese Informationen für die Planung liefert, die die Qualität der Prognosen verbessern können. Ergebnis der Studie: 17% der Unternehmen nutzen diese Methodik, einem Drittel der befragten Unternehmen ist die Funktionsweise von Prognosemärkten unbekannt. 3) Von lateinisch volatilis – fliegend, geflügelt, gefiedert, flüchtig, schnell © Detecon (Schweiz) AG 21 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Die Studienteilnehmer wurden befragt, wie sie den Begriff der Volatilität generell definieren und in welcher Form diese für deren Unternehmen auftritt. Im allgemeinen Sinne verstehen die meisten Studienteilnehmer unter V olatilität: • Zunehmend kürzere Zyklen mit stärkerer Schwankung • Grössere Unsicherheit im Generellen, welche die Prognose und Koordination erschwert Bei der Beantwortung der Frage, inwiefern Volatilität für das eigene Unternehmen auftritt, zeigt sich, dass sich Volatilität für die meisten Unternehmen primär verstärkend auf die Faktoren der externen Dynamik auswirkt. Volatilität wirkt aus Sicht der Befragten auch auf Faktoren der internen Komplexität, jedoch nur mittelbar auf Grund erhöhter externer Dynamik. Branchenübergreifend nennen Unternehmen die stärkste Einwirkung von Volatilität auf die Faktoren Absatzmärkte und Kunden sowie Währungseffekte, siehe Abbildung 21. Was heisst für Sie Volatilität, in welcher Form tritt diese für Ihr Unternehmen auf? Absatzmärkte, Kunden 53% Währungseffekte 26% Finanzmärkte Regulatorische Rahmenbedingungen Konjunktur 23% 21% 15% Naturereignisse 15% Rohstoffe 13% Wettbewerb Organisation Innovation 11% 4% 4% Lieferantenstruktur 2% Wertschöpfungsprozesse 2% Baugewerbe Industrie Pharma & Chemie Energie & Ressourcen Konsumgüterindustrie & Handel Services Finanzdienstleistungen Logistik & Transport Telekommunikation Abbildung 21: Auswirkung der Volatilität, Darstellung nach Branchenzugehörigkeit Die von den Unternehmen genannten Effekte durch Volatilität auf die verschiedenen Faktoren sind in Abbildung 22 dargestellt. 22 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Faktoren Volatilität äussert sich durch: Dimension Absatzmärkte, Kunden extern Verstärkung von zyklischen Absatzmarktentwicklungen und schnell änderndem Kundenverhalten (Nachfrage); zunehmend unterschiedliche Entwicklung von Einzelmärkten, die sich in Summe jedoch ausgleichen können Währungseffekte Effekte in Bezug auf Produktion und Absatz extern Finanzmärkte Schwankungen der Finanzmärkte in Bezug auf die Unternehmensfinanzierung extern Politische, gesetzliche oder regulatorische Rahmenbedingungen Häufige Änderung von Vorgaben extern Konjunktur Kürzere Konjunkturzyklen mit stärkeren Schwankungen extern Naturereignisse Zunehmende Anzahl und Schwere von Naturkatastrophen extern Rohstoffe Stark schwankende Rohstoffpreise extern Wettbewerb Veränderungsintensität des Wettbewerbs extern Organisation Permanente Reorganisation in Beantwortung der externen Dynamik intern Innovation Kürzere Innovationszyklen, insbesondere Technologiezyklen extern Lieferantenstruktur Verhalten von Zulieferern, u.a. Entwicklung von Einkaufspreisen extern Wertschöpfungsprozesse Änderungen der internen Wertschöpfungsprozesse intern Abbildung 22: Definition der Wirkung von Volatilität auf externe und interne Faktoren Die Unternehmen reagieren auf die Herausforderungen durch Volatilität mit unterschiedlichen Gegenmassnahmen, die teilweise einen klaren Branchenbezug aufweisen. Diese sind nicht Schwerpunkt dieses Studienberichts; vielmehr wird a nalysiert, w elche Anpassungen der Planungsmodelle durch die betroffenen Unternehmen erforderlich sind, um eine verbesserte Prognosegenauigkeit sowie Koordinationsfähigkeit in volatilem Umfeld zu erhalten. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen erwartet einen weiteren Anstieg der Volatilität, wie Abbildung 23 zeigt. Für die Branche Services erwarten die Branchenmitglieder die höchste Zunahme, interessanterweise auch für die kleine Stichprobe der Branche Energie & Ressourcen, die zwar als tendenziell stabile Branche auch auf Grund ursprünglich monopolistischer Strukturen gilt, sich jedoch u.a. zunehmend von regulatorischen Veränderungseffekten beeinflusst sieht. Über 70% der Befragten erwarten für die Branche wie auch das eigene Unternehmen eine identische Volatilitätsentwicklung. 17% prognostizieren eine für die Branche stärkere Zunahme, weil das eigene Unternehmen auf definierte Volatilitätstreiber besser als die Wettbewerber vorbereitet sei. Den umgekehrten Fall, eine für das Unternehmen stärkere Entwicklung im Vergleich zur Branche, nennen 8%. © Detecon (Schweiz) AG 23 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Welche Veränderung der Volatilität der externen Rahmenbedingungen erwarten Sie für Ihre Branche bzw. Ihr Unternehmen? Starker Anstieg 1 Starker Fall 2 3 4 5 6 Mittelwert +/- Std.Abw. Baugewerbe 2.7 2.7 ± 0.6 ± 0.6 Energie & Ressourcen 2.0 2.5 ± 0.0 ± 0.7 Finanzdienstleistungen 2.6 2.7 ± 0.8 ± 0.9 Industrie 3.0 2.8 ± 0.8 ± 1.0 Konsumgüterindustrie & Handel 3.0 3.0 ± 0.7 ± 1.0 Logistik & Transport 2.8 2.9 ± 0.5 ± 0.6 Pharma & Chemie 2.5 2.8 ± 1.0 ± 1.0 Services 2.0 1.7 ± 1.0 ± 1.2 Telekommunikation 3.0 3.0 ± 1.6 ± 1.8 Volatilitätsgrad für die Branche (Branchendurchschnitt) Volatilitätsgrad für das Unternehmen (Branchendurchschnitt) Abbildung 23: Erwartete Veränderung der Volatilität, Branchendurchschnitt Sind Sie bzw. die Geschäftsleitung zufrieden mit den bisherigen Planergebnissen in Bezug auf Volatilität? Starker Anstieg 1 Starker Fall 2 3 4 5 6 Mittelwert +/- Std.Abw. Baugewerbe 3.0 3.3 ± 1.0 ± 0.6 Energie & Ressourcen 1.5 1.5 ± 0.7 ± 0.7 Finanzdienstleistungen 3.1 3.3 ± 1.4 ± 1.5 Industrie 4.0 4.3 ± 1.8 ± 1.5 Konsumgüterindustrie & Handel 2.4 2.0 ± 1.1 ± 0.8 Logistik & Transport 2.6 2.5 ± 1.2 ± 0.9 Pharma & Chemie 2.3 2.3 ± 0.5 ± 0.5 Services 2.0 2.3 ± 1.0 ± 1.2 Telekommunikation 3.3 3.0 ± 1.0 ± 1.0 Zufriedenheit des Befragten (Branchendurchschnitt) Zufriedenheit der Geschäftsleitung (Branchendurchschnitt) Abbildung 24: Zufriedenheit mit bisherigen Planergebnissen in Bezug auf Volatilität Die Befragten zeigen sich überwiegend zufrieden mit den aktuellen Planergebnissen in Bezug auf Volatilität (siehe Abbildung 24). Als Gründe nennen einige Teilnehmer, dass sie im Laufe der letzten Jahre insbesondere den Methodeneinsatz sukzessive auf die erhöhte Umfelddynamik angepasst haben. Unternehmen mit hoher Volatilität erwähnen zudem, dass deren Geschäftsleitungsmitglieder sich der hohen Veränderungsgeschwindigkeit bewusst sind und diese bei der Bewertung der Plangenauigkeit berücksichtigen. Während die Branche Energie & Ressourcen die höchste Zufriedenheit nennt, zeigen sich Unternehmen der Branche Industrie eher unzufrieden. 24 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Welche Planungsmethoden nutzen Sie, um der gesteigerten Volatilität in Ihrer Planung Rechnung zu tragen? Nach Branchen Nach Turbulenzgrad Genutzt Bottom-Up Planung Nicht genutzt 91% 9% 91% 9% Geplant Unbekannt Genutzt Top-Down Planung Nicht genutzt 96% 96% 4% 4% Geplant Unbekannt Genutzt Gegenstrom-Planung 87% Nicht genutzt 87% 13% 13% Geplant Unbekannt Genutzt Szenarienplanung als Variantenplanung 74% Nicht genutzt Geplant 74% 23% 23% 2% 2% Unbekannt Genutzt Szenarienplanung als Planung in Bandbreiten Geplant Unbekannt 23% 23% Nicht genutzt Geplant Unbekannt 70% 4% 2% 17% 17% Nicht genutzt Geplant 45% 45% 2% 2% 36% Genutzt 36% 34% 34% Nicht genutzt Geplant 70% 4% 2% Unbekannt Visualisierungsmethoden 2% 2% Genutzt Prognosemärkte 53% 53% Genutzt Simulationsplanung (z.B. Monte Carlo) 45% 45% Nicht genutzt 60% 60% 6% 6% Unbekannt Baugewerbe Industrie Pharma & Chemie gering hoch Energie & Ressourcen Konsumgüterindustrie & Handel Services mittel sehr hoch Finanzdienstleistungen Logistik & Transport Telekommunikation Abbildung 25: Planungsmethoden bei gesteigerter Volatilität © Detecon (Schweiz) AG 25 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Wie zuvor erwähnt, konnten die Unternehmen in den letzten beiden Jahren bereits Erfahrungen mit der Anpassung des Methodeneinsatzes in Beantwortung der gesteigerten Volatilität sammeln. Die klassischen Methoden BottomUp Planung (91%, siehe Abbildung 25) sowie Top-Down Planung (96%) nutzt die Mehrzahl der Unternehmen, wobei nach Angaben der Befragten insbesondere die Nutzung der Top-Down Zielvorgaben für ausgewählte Teilpläne und Kennzahlen in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist. Es werden immer weniger Kennzahlen durch Bottom-Up Vorgehensweisen geplant. Die Verwendung der klassischen Gegenstromplanung als Kombination von Top-Down und Bottom-Up Planung bestätigen viele Unternehmen, wobei es sich hier bei 74% um eine sehr aufwandsarme Ausgestaltung handelt, da meist nur wenige Abstimmungsschleifen (1 bis 2) verwendet werden, siehe Abbildung 26. Als Schleife wurde die Abfolge eines Top-Down Prozesses mit anschliessendem Bottom-Up Prozess (oder umgekehrt) definiert. Szenarien unter Verwendung definierter Prämissen planen 74% der Unternehmen in Variantenform für meist spezifische Teilpläne insbesondere bei der strategischen Planung; es werden in der Mehrzahl 2 bis 4 Varianten erstellt (siehe Abbildung 25). Alle befragten Unternehmen mit sehr hohem Turbulenzgrad nutzen diese Form der Szenarienplanung. Szenarien mit Bandbreitenangaben für ausgewählte Kennzahlen erstellen 45% der Unternehmen, zur Aufwandsminimierung werden jedoch meistens nur wenige Kennzahlen in dieser Form geplant. Auf mathematischen Modellen basierende Simulationsplanungen, die wie beispielsweise Sensitivitätsanalysen Zielwerte durch systematische Anpassung von Parametern errechnen, nutzen einige Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche. Komplexere Methoden mit stochastischen Verfahren wie beispielsweise Monte Carlo Simulationen, bei denen Wahrscheinlichkeitsverteilungen durch eine sehr grosse Anzahl an Zufallsexperimenten errechnet w erden, werden zwar häufig in der Branche Finanzdienstleistungen im Risiko- und Portfoliomanagement eingesetzt, finden aber trotz der potentiell sehr hohen Auswirkung auf die Geschäfts- und Finanzplanung nach wie vor nur implizit Berücksichtigung. Prognosemärkte zielen darauf ab, dezentral vorhandene Informationen bei Mitarbeitern aber auch Kunden für die Planung in Unternehmen zu gewinnen und effizient zu aggregieren durch wiederholte Messungen über definierte Zeiträume hinweg, unter Verwendung von Börsenmarktmechanismen oder Wettquoten. Prognosemärkte werden von bereits 17% der befragten Unternehmen eingesetzt, während mehr als einem Drittel der Teilnehmer diese Methodik noch unbekannt ist. Visualisierungstechniken wie Strategy Maps oder Projektportfolio Maps zur Darstellung von Treiberbeziehungen werden für die quantitative Unternehmensplanung von 34% der Befragten explizit eingesetzt, siehe Abbildung 25. Als weitere genutzte Methoden als Reaktion auf die zunehmende Volatilität nennen die Teilnehmer auch das Forecasting, den Einsatz relativer Ziele, die sich abhängig beispielsweise vom Marktwachstum für ausgewählte Teilpläne wie die Absatzplanung ändern, und Trendanalysetechniken wie die Chartanalyse für beispielsweise Rohstoffpreisentwicklungen. 26 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Planungsmethoden Gegenstromverfahren – Wie viele Schleifen nutzen Sie? 3 12% 5% 4 2% 2 59% 5 2% > 5 5% keine Angaben 15% 1 Abbildung 26: Planungsmethodik Gegenstromverfahren, Anzahl Schleifen Wenn unterjährig stark ansteigende Volatilität eine Anpassung des Planungsmodells erforderlich macht, so passen die meisten Unternehmen die Planungsmodelle kaum an, sondern berücksichtigen die geänderten Erwartungen in justierten Forecast-Werten. Eine unmittelbare Neuplanung stossen mit 19 % mehr Befragte an als erwartet, siehe Abbildung 27. Seltener wird der Methodeneinsatz justiert, beispielsweise durch verstärkte Top-Down Anpassungen. Für den nächsten regulären Planungszyklus werden meist Planungsmethoden oder Planungsgranularität (jeweils 26%) angepasst. Wie reagieren Sie auf unterjährig steigende Volatilität? Unmittelbar (auch unterjährig) Neuplanung starten 19% Planungshorizont verändern Nicht relevant 6% 15% Planungsmethoden verändern 15% Planungsgranularität verändern 26% 11% Anzahl Planer verändern IT Einsatz verändern Im nächsten Planungszyklus 26% 6% 13% 2% 19% Baugewerbe Industrie Pharma & Chemie Energie & Ressourcen Konsumgüterindustrie & Handel Services Finanzdienstleistungen Logistik & Transport Telekommunikation Abbildung 27: Reaktionsmöglichkeiten auf unterjährig steigende Volatilität © Detecon (Schweiz) AG 27 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen 5. Behavioral Budgeting – Verhaltensorientiertes Controlling und Umgang mit Rationalitätsdefiziten Planungsbeteiligte werden in ihrem Entscheidungsverhalten von vielfältigen Faktoren beeinflusst. Aufgabe des verhaltensorientierten Controlling ist eine fundierte Auseinandersetzung mit diesen in der Praxis zu beobach tenden Phänomenen und ihren Implikationen. Ziel ist das Aufzeigen möglicher Lösungswege zur Verringerung von Rationalitätsengpässen und zur Effizienzsteigerung innerhalb der Controllingorganisation. Die wachsende Bedeutung verhaltensorientierter Aspekte wird zudem beschleunigt durch die Veränderung des Controllerbilds, weg von reinen „Zahlenjongleuren“ hin zu reflektierenden Mitarbeitern, die das Management im Sinne eines Business Partnering in Entscheidungssituationen aktiv unterstützen. Erfolgreiches Business Partnering bedarf der Kenntnis der Einflussfaktoren, welche Entscheidungssituationen verzerren und negativ beeinflussen können. Im Rahmen dieser Studie wurden diejenigen Verhaltensmuster durch Detecon ausgewählt, die in mehrjähriger P raxiserfahrung insbesondere in Controllingbereichen besonders häufig zu beobachten waren. Die Studienteilnehmer wurden befragt, wie häufig diese ausgewählten Phänomene bei der Durchführung der Planungsprozesse zu beobachten sind und welche Methoden bereits genutzt werden, um hierauf angemessen zu reagieren. Hypothese 1: Die Vorteile von verhaltensorientiertem Controlling sind nicht vollständig ausgeschöpft und können zu weiteren Effizienzsteigerungen führen. Ergebnis der Studie: • Bei der Mehrzahl der Befragten sind die benannten Verhaltensmuster grundsätzlich bekannt. • Die Befragten stellen Verhaltensmuster wie Budget Gaming (86%), Aversion to regret (60%) oder Group Thinking (54%) in ihrer Organisation fest. • Es wurden zahlreiche spezifische Reaktionsmassnahmen mit den Teilnehmern identifiziert. Diese sind in diesem Studienbericht aufgeführt und können als Best Practice Anleitung dienen. Hypothese 2: Die Kenntnis von Rationalitätsdefiziten kann zur Effizienzsteigerung der Controllingorganisation führen, wird jedoch noch nicht ausreichend verfolgt. Ergebnis der Studie: 90% der Unternehmen bestätigen dies und prüfen die Durchführung weiterer Massnahmen in diesem Themenbereich, insbesondere zur Sensibilisierung der Planungsbeteiligten für diese Verhaltensmuster. Zur Gewährleistung eines einheitlichen Begriffsverständnisses unter den Studienteilnehmern wurden die Phänomene zunächst anhand eines Beispiels aus der Unternehmenspraxis kurz vorgestellt. Zu beachten ist hierbei, dass einige der beschriebenen Aspekte in direktem Zusammenhang mit planungsspezifischen Tätigkeiten zu b eobachten sind, andere sich jedoch indirekt auf Aufgaben des Controllers in der Unternehmensplanung auswirken können. In der Diskussion der jeweiligen verhaltenswissenschaftlichen Aspekte wurden durch die Studienteilnehmer unterschiedliche, zum Teil branchenspezifische Lösungsansätze beschrieben, welche die Unternehmen als Reaktion auf die Effekte einsetzen. Nachfolgend ist eine Auswahl der am häufigsten genannten Lösungsansätze aufgeführt. Auf eine tiefergehende Detaillierung in Bezug auf Wirkungsgrad, Erfahrungswerte und Anwendbarkeit wurde dabei bewusst verzichtet, da diese den Rahmen dieser Ergebnisdarstellung überschreiten würde. Die Analyseergebnisse zeigen keine nennenswerte Abhängigkeit der untersuchten Phänomene des Behavioral Budgeting von der Branche, der Grösse oder dem Turbulenzgrad des befragten Unternehmens. Abbildung 28 zeigt die Verteilung der Häufigkeit der Beobachtbarkeit ausgewählter Verhaltensmuster: In Summe sind diese von 51% der Befragten in unterschiedlich abgestufter Häufigkeit in den Unternehmen zu beobachten. 28 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Welche der nachfolgenden Verhaltensmuster des Behavioral Budgeting sind in Ihrer Organisation beobachtbar, in welcher Häufigkeit? 51% Alle Verhaltensmuster 10% 23% Budget Gaming 32% Aversion to regret 15% Group Thinking (Herding) Overconfidence 19% 28% 6% 28% Inside vs. Outside View 11% Illusion of control Hindsight Bias Turniersituationen 19% 15% 21% 9% 17% 26% Häuf ig zu beobachten 26% 26% 32% 13% 45% 17% 28% 6% 42% 28% 13% Framing End-of-the-year-budget waste 18% 19% 17% 15% 13% Selten zu beobachten 11% 4% 9% 40% 9% 43% 21% 17% 7% 9% 51% 51% 6% 49% 11% 49% 11% 47% 13% keine Angaben Abbildung 28: Beobachtbarkeit von Verhaltensmustern des Behavioral Budgeting Budget Gaming Ein Beispiel: Manager versuchen bei der Budgetierung stets gewisse Puffer einzuplanen, obwohl diese aus Unternehmenssicht keinen ökonomischen Mehrwert generieren.4 Hier handelt es nach Ansicht der Teilnehmer um den Klassiker der Verhaltensmuster in Bezug auf Planung und Budgetierung: Budget Gaming ist in gewisser H insicht originäres Problem der Budgetierung, für das diverse Initiativen wie Beyond Budgeting bereits viel diskutierte Lösungsvorschläge identifizierten. Da in der Mehrzahl der befragten Unternehmen die Nutzung von Budgets jedoch weiterhin erforderlich ist, haben sich die Controller im Umgang mit diesem typischen Verhaltensmuster wie im Folgenden beschrieben arrangiert. Gegenmassnahmen der Unternehmen: • Vorgabe des Ambitionsniveaus im Zielsetzungsprozess Top-Down • Potentielle Puffer sind für bestimmte Kostenartengruppen über die Jahre hinweg erkennbar (beispielsweise bei G&A Kosten, Weiterbildungskosten, etc.) • Messung der Plan-/Forecast-Genauigkeit, Honorierung von hoher Übereinstimmung • Entkoppeln des Budgetverbrauchs von individuellen Zielvereinbarungen der Budget-Verantwortlichen • Detaillierte Treiberplanung auf Bereichsebene, detaillierte Analyse von Bedarfsentwicklungen • Fokus auf langfristige Ziele entschärft das primär für kurzfristige Ziele auftretende Problem des Budget Gaming • Identifizierung über Vergleiche mit Vorjahreswerten und Vergleiche von Plan- mit Forecast-Werten 4) Jensen, M. C. (2001): Paying People to Lie: The Truth About the Budgeting Process, in: Harvard Business School Working Paper, No. 01-072, S. 1-43 © Detecon (Schweiz) AG 29 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Aversion to regret Ein Beispiel: Manager versuchen Situationen zu vermeiden, in denen sie getroffene Entscheidungen ggf. bereuen müssen und besitzen daher einen Anreiz, eher auf Standardlösungen anstatt auf innovative Lösungen zurückzugreifen.5 Die Mehrzahl der Teilnehmer erkennt eine klare Abhängigkeit der Ausprägung dieses Verhaltensmusters von der Unternehmenskultur und der damit verbundenen Risikobereitschaft. Mitarbeitern innnovationsorientierter Unternehmen wird häufig eine grössere Fehlertoleranz eingeräumt als Mitarbeitern, die sich in einem eher konservativen und sicherheitsorientiertem Umfeld bewegen. Gegenmassnahmen der Unternehmen: • Angemessener Umgang mit „Mut zum Risiko“, passend zur unternehmensspezifischen Risikokultur: Welcher Grad an Risiko bzw. Fehleinschätzung ist akzeptabel, welcher Grad für welches Geschäftsmodell ist inakzeptabel? • Ausprägung einer klaren Wertekultur und Sicherstellung der Orientierung des Management hieran (Management Development) • Vergrösserung Entscheidungsgremium zur Verteilung der Verantwortung auf eine breitere Basis Group Thinking (Herding) Ein Beispiel: Wenn mehrere Experten aus der Finanzabteilung sich für eine bestimmte Entwicklung in den kommenden Monaten aussprechen, kann es unter Umständen trotz anderer Informationslage sinnvoll sein für den Einzelnen, sich dieser Meinung anzuschliessen, um am Ende nicht alleinig falschgelegen zu haben.6 Die Mehrzahl der Teilnehmer nennt auch hier, ähnlich zu „Aversion to regret“, eine klare Abhängigkeit der Ausprägung dieses Verhaltensmusters von der Unternehmenskultur. Mehrere Befragte geben an, dass dieses Verhaltensmuster jedoch unabhängig von einer ggf. anzutreffenden Konsensorientierung in einem Unternehmen ist, die bewirkt, dass konträre Meinungen letztendlich nach einem Mehrheitsbeschluss doch von allen getragen werden. Gegenmassnahmen der Unternehmen: • Aufbau heterogener Teams, unter Einbezug von Experten aus verschiedenen Disziplinen, Kulturen und externer Faktoren • Möglichst breite Abfragen in der Mitarbeiterschaft und bei Kunden, um die Meinung unterschiedlicher Rollen mit unterschiedlichen Sichten zu berücksichtigen • Bottom-up Planung kann sich für die Sammlung eines breit differenzierten Erwartungsbildes gut eignen, wenn keine zu starke Vereinheitlichung in der Konsolidierung erfolgt • Zeit reservieren im Planungsprozess, um Kontroversität der Annahmen zu diskutieren und zu bewerten • Ausprägung einer klaren Wertekultur des Unternehmens, um individuelle Ansichten nicht nur zuzulassen, sondern diesen eine Diskussionsplattform zu ermöglichen • Job Rotation zur stärkeren Ausprägung einer Mitarbeiterschaft mit disziplinübergreifendem Verständnis 5) Zeelenberg, M., Beattie, J., van der Pligt, J., de Vries, N. (1996): Consequences of regret aversion: Effects of expected feed back on risky decision making. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 65, 148-158. 6) Janis, I. L. (1972): Victims of Groupthink: A Psychological Study of Foreign-Policy Decisions and Fiascoes. Houghton Mifflin, Boston 30 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Overconfidence Ein Beispiel: Planungsbeteiligte überschätzen ihre Fähigkeit, zukünftige Entwicklungen vorhersagen zu können.7 Dies kann sowohl zu optimistischen wie auch pessimistischen Prognosen führen. Gegenmassnahmen der Unternehmen: • Erfahrungswerte sammeln in Bezug auf Tendenzen von Optimismus wie Pessimismus für bestimmte Teilpläne, Abschätzen des Korrekturbedarfs jedoch schwierig • Gemischte Teams aus verschiedenen Unternehmensbereichen bilden für ausgeglichenere Prognosen; Mehr augenprinzip • Identifizierung über Vergleiche mit Vorjahreswerten • Definition und Kommunikation von Planungsprämissen, die in Abhängigkeit der Unternehmenskultur die gewünschte Risikobereitschaft der Planungsbeteiligten justieren sollen • Prüfung von Prognosewerten durch Nachkalkulation unter Verwendung anderer Methoden und Vergleichswerten aus der Branche • Verstärkter Einsatz treiberbasierter Szenarienrechnungen, um die Auswirkung der (zu optimistisch wie pessimistisch) veränderten Annahmen zu verdeutlichen und auf die Eintrittswahrscheinlichkeiten kritisch zu überprüfen • Berücksichtigung kultureller Einflüsse Framing Ein Beispiel: Managemententscheidungen können durch unterschiedliche Formulierungen einer Botschaft – bei gleichem Inhalt – gezielt beeinflusst werden. Bei Befragungen wird wesentlich risikoreicher entschieden, wenn nur von Verlusten die Rede ist. Wird dagegen von Gewinnen gesprochen, entscheiden sich mehr Befragte für eine risikoärmere Lösung.8 Gegenmassnahmen der Unternehmen: • Klares Erwartungsmanagement bzw. Formulierung des Ambitionsniveaus, um den Rahmen proaktiv zu setzen • Sicherstellung einer neutralen Bewertung der Sachlage durch Mehraugenprinzip • Sensibilisierung der Beteiligten End-of-the-year-budget waste Ein Beispiel: Um möglichen Budgetkürzungen im Folgejahr zu entgehen, wird versucht, vorhandenes Restbudget gegen Jahresende hin noch auszugeben.9 Nach Meinung der Befragten kann dieses Verhaltensmuster vielfältige Ursachen in Anbetracht der Erfordernisse von Abschlussprozessen insbesondere gegen Jahresende aufweisen. Gegenmassnahmen der Unternehmen: • Ganzjährige Prüfung der Gleichverteilung der Ausgaben: Monitoring der monatlichen Verteilung von Budgetausgaben, Erkennung und Klärung von Anomalien, wie beispielsweise Spitzen im letzten Quartal • Budget-Ausnutzungsquote unterjährig justieren bzw. festlegen für Einzelfälle • Monitoring der Abgrenzungen (Häufigkeit, Höhe, Zeitpunkte) • Erkennen und Behandeln von vorgezogenen Ausgaben für das Folgejahr, u.a. Vorfakturen • Detaillierter Jahresendsteuerungsprozess inkl. Budget-Monitoring • Zero-based Budgeting: Budgetvergabe ist unabhängig vom Budgetverbrauch des Vorjahres • Entkoppeln des Budgetverbrauchs von individuellen Zielvereinbarungen der Budget-Verantwortlichen 7) 8) 9) Kahneman, D., Tversky, A. (1979): Prospect theory: An analysis of decision under risk, Econometrica, Vol. 47, No. 2, S. 263-291 Tversky, A., Kahneman, D. (1981): The Framing of decisions and the psychology of choice. Science 211 (4481): 453–458 Liebman, J., Mahoney, N (2010): Do Expiring Budgets Lead to Wasteful Year-End Spending? Evidence from Federal Procure- ment; Stanford University Working Paper © Detecon (Schweiz) AG 31 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Inside vs. Outside View Ein Beispiel: Fortschreibungsbudgetierung trotz veränderter externer Faktoren. Das Problem des Zeitversatzes bzw. dem branchenbedingt sehr schnellen Altern von Planprämissen ist jedoch unabhängig von diesem Verhaltens muster zu betrachten. Einige Befragte geben an, dass dieses Verhaltensmuster primär im Bottom-Up Planungs prozess auftreten kann. Die Top-Down Zielsetzung mit der Vorgabe eines adäquaten Ambitionsniveaus ist folglich die wichtigste Reaktionsmassnahme. Gegenmassnahmen der Unternehmen: • Setzen eines adäquaten Ambitionsniveaus, das externe Faktoren berücksichtigt • Einbezug externer Faktoren (Marktdaten, makroökonomische Entwicklungen, etc.) in treiberbasierte Modelle bzw. in die Planungsprämissen • Verwendung von Vergleichswerten aus unternehmensexternem oder -internem Benchmarking mit relevanten Peer Groups • Verantwortlichkeitsübergreifenden Austausch fördern, u.a. in Roundtables/ Foren • Zero based Budgeting Illusion of control Ein Beispiel: Menschen überschätzen den Einfluss ihres eigenen Handelns. Im Lotto werden die Gewinnchancen höher eingeschätzt, wenn die Zahlen selbst ausgewählt werden können, verglichen mit der Auswahl durch eine dritte Person.10 Dieses Verhaltensmuster ist abzugrenzen von Mustern wie das Unterschätzen des Einflusses des eigenen Handelns oder die fehlende Bereitschaft der Annahme von Verantwortung für bestimmte Handlungen. Gegenmassnahmen der Unternehmen: • Sensibilisierung der Beteiligten, welcher Grad an Beeinflussbarkeit gegeben ist • Erkennen von Zusammenhängen in den Planzahlen und damit Erkennen der Beeinflussbarkeit, unter Verwendung von treiberbasierten Plänen • Hinterfragen in Budget Gesprächen Hindsight Bias Ein Beispiel: Beschreibt die Problematik, die Qualität der Planungsannahmen im Nachhinein nicht objektiv bzw. nur unzureichend beurteilen zu können. „Das hätte man doch sehen müssen“ ist ein häufig ausgesprochener Vorwurf.11 Gegenmassnahmen der Unternehmen: • Sicherstellung, dass möglichst alle verfügbaren Informationen in die Planerstellung mit einbezogen werden. Es empfiehlt sich auch hier die Verwendung von unternehmensinternen wie auch unternehmensexternen Daten. • Sicherstellung, dass methodisch und mathematisch korrekte Planberechnungen erstellt werden • Erfolgsbeurteilung am Jahresende basierend auf ursprünglicher Informationslage • Möglichst genaue Dokumentation der ursprünglicher Informationslage, die als Basis für die Pläne diente 10)Thompson, Suzanne C. (1999): Illusions of Control: How We Overestimate Our Personal Influence, Current Directions in Psychological Science (Association for Psychological Science) 8 (6): 187–190 11) Fischhoff, B., Beyth, R. (1975): I knew it would happen: Remembered probabilities of once-future things. Organizational Behavior and Human Performance, 13, 1-16 32 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Turniersituationen („The winner takes it all“) Ein Beispiel: Bei Investitionsentscheidungen werden zu hohe Risiken eingegangen, da am Ende nur das erfolgreichste Projekt belohnt wird, unabhängig vom eingegangenen Risiko.12 Einige Teilnehmer sind sich einig, dass dieses Verhaltensmuster insbesondere in Zeiten knapper werdender Budgetmittel zu beobachten ist, beispielsweise im Anschluss an die Finanzkrise im Jahr 2010. Gegenmassnahmen der Unternehmen: • Etablierung von breit besetzten Portfolio Gremien, die gesamthaft über die Mittelverwendung für Vorhaben aus ähnlichen Bereichen entscheiden, unter Einsatz neutraler Vergleichsmethoden • Standardisierte, strukturierte Verfahren zur Analyse, Dokumentation und finanziellen Bewertung von Investitionsvorhaben, beispielsweise einheitliche Verfahren für die Business Case Berechnung und Projektportfolio Bewertung • Systematische und transparente Verfahren zur Reihung und Priorisierung von Investitionsvorhaben in Abhängigkeit detaillierter Bewertungsmuster in Verbindung mit Meilensteinen im CAPEX Steuerungsprozess • Ausweis von Rendite-Risiko Kennzahlen • Appell an unternehmerisches Denken: „Würden Sie das Vorhaben durchführen, wenn Ihnen das Unternehmen gehörte?“ • Ausreichende Gewichtung gemeinsamer Ziele, zur Betonung des Allgemeinwohls der Unternehmung – in Abgrenzung zu individuellen Zielen, die die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltensmuster „Turniersituationen“ tendenziell verstärken können 12) Handelsblatt (2005): Wenn Manager wider alle Vernunft handeln http://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/strategie/verhaltenspsychologie-controller-koennen-durch- das-richtige-interpretieren-der-fakten-helfen-riskante-und-teure-fallen-zu-umgehen-wenn-manager-wider-alle-vernunft- handeln/2473528.html © Detecon (Schweiz) AG 33 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen 6. Planung von Nachhaltigkeit – Controlling im Themenfeld Corporate Responsibility, Planungsmethodik und die Integration von Nachhaltigkeitskennzahlen in Zielvereinbarungen Nachhaltigkeit und Corporate (Social) Responsibility – Begrifflichkeiten, die in dieser Studie aus Vereinfachungs gründen als synonym erachtet werden – sind wie auch Carbon Accounting, Green Controlling und Financial Sustainability derzeit intensiv diskutierte Themen der Politik und Wirtschaft. Sie stehen auf den Agenden vieler Kongresse und sind Inhalt von Veröffentlichungen sowie Diskussionen in Unternehmen. Immer mehr Unternehmen aller Branchen erkennen die Potentiale in den Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales in ihrer Wertschöpfung, nicht nur bezüglich Reputation, sondern in den letzten beiden Jahren vor allem zur Kosteneinsparung. Zahlreiche Unternehmen geben heute an, Nachhaltigkeitskennzahlen zu ermitteln und zu berichten, oftmals den GRI (Global Reporting Initiative) Standards folgend. Sie legten damit die Basis für Performance Management für Nachhaltigkeitsaspekte. In diesem Kapitel wird untersucht, wie das für die Planung neue Thema Nachhaltigkeit von den Unternehmen behandelt wird. Hypothese 1: Das Controlling übt heute noch keine sehr aktive Rolle im Performance Management für Nachhaltigkeitsaspekte aus, soll aber zukünftig stärker in diese Aufgaben involviert werden. Ergebnis der Studie: • Nur 25% der Unternehmen involvieren heute die Controllingbereiche aktiv in verschiedene Aufgaben von der Strategieformulierung bis hin zur Veröffentlichung von Nachhaltigkeitskennzahlen. Zwischen Reifegrad des Performance Management für Nachhaltigkeit und der Branche, Grösse oder Turbulenzgrad des Unternehmens lässt sich jedoch kein Zusammenhang erkennen. • Zukünftig planen mit über 40% fast doppelt so viele Unternehmen die Einbindung des Controlling, insbesondere in beratender Funktion. Hypothese 2: Immer mehr Unternehmen publizieren Nachhaltigkeitsberichte mit zugehörigen Kennzahlen. Zielwerte für diese Nachhaltigkeitskennzahlen werden heute jedoch nur selten ermittelt. Ergebnis der Studie: • Nur ca. ein Drittel aller befragten Unternehmen ermittelt heute Planwerte. • Die Herausforderung liegt meist in der fehlenden Akzeptanz von Ist-Werten bei den Verantwortlichen auf Grund unzureichender Datenbasis oder Mess- und Berechnungsmethoden, ferner im Fehlen von Aufsatzwerten wie beispielsweise Planwerte aus dem Vorjahr. Hypothese 3: Die Integration von nachhaltig orientiertem Handeln in die Incentivierungs systeme von Mitarbeitern ist bei den befragten Unternehmen noch nicht umfänglich etabliert. Ergebnis der Studie: • Über ein Drittel der befragten Unternehmen nutzt heute Massnahmenprogramme, die entweder explizit oder implizit nachhaltigkeitskonformes Handeln von Mitarbeitern honorieren, beispielsweise Ressourcenschonung auf dem Arbeitsweg oder soziales Engagement. Die Unternehmen planen, insbesondere Massnahmen mit expliziter Incentivierungswirkung auszuweiten. • Knapp 20 % haben heute hierfür ebenfalls bonusrelevante Ziele definiert, primär für das Top Management. Die Teilnehmer streben jedoch eine deutliche Ausweitung der Verzielung auch für weitere Mitarbeitergruppen an. 34 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < 6.1 Allgemeine Ausgestaltung des Performance Management für Nachhaltigkeit Die Teilnehmer wurden befragt, welche Rolle das Controlling heute im Performance Management im Bereich Nachhaltigkeit einnimmt und welche Aufgaben übernommen werden. Analysiert wurde folgende Prozesskette des Performance Management: • Formulierung der Nachhaltigkeitsstrategie • Definition von Nachhaltigkeitskennzahlen • Planung von Nachhaltigkeitskennzahlen • Messung der Nachhaltigkeitskennzahlen • Konsolidierung der Nachhaltigkeitskennzahlen • Überprüfung der Nachhaltigkeitskennzahlen • Veröffentlichung der Nachhaltigkeitskennzahlen Gegliedert wurden die Aufgabenarten in: • Durchführend • Verantwortlich • Beratend (diese inkludiert die Aufgabenart „Informiert“) Aktuell werden diese Aufgaben in der überwiegenden Mehrzahl der befragten Unternehmen von anderen Unternehmensbereichen übernommen: • Abteilung „Corporate Responsibility“ oder äquivalente, spezialisierte Einheiten • Stabsfunktion beim CEO • Unternehmenskommunikation • Marketing • Produktion • Vertrieb In 25% der Fälle übernimmt das Controlling heute eine Aufgabe im Performance Management der Nachhaltigkeit, siehe Abbildung 29. © Detecon (Schweiz) AG 35 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Für welche Aufgaben im Umfeld Nachhaltigkeit ist das Controlling zuständig? Heute Beratend Verantwortlich Durchführend Zukünftig Kombination Kombination Beratend 5% 23% 11% 2% Verantwortlich 7% 47% Durchführend 7% 2% 10% 26% Controlling nicht involviert 29% keine Angaben Controlling nicht involviert 32% keine Angaben Abbildung 29: Aufgaben des Controlling im Themenbereich Nachhaltigkeit Dagegen nennen 47% der Teilnehmer, dass das Controlling nicht involviert ist im Performance Management für Nachhaltigkeit. Sie nennen hierbei folgende Gründe: • Thema Nachhaltigkeit hat noch nicht den Reifegrad im Unternehmen erreicht, der ein Performance Management für Nachhaltigkeit und damit eine Mitarbeit des Controllings erforderlich machen würde. • Keine Kapazität für diese Aufgaben im Controllingbereich vorhanden • Historisch entstandene Zuteilung dieser Aufgaben zu anderen Unternehmensbereichen, nicht zum Controlling Zukünftig soll das Controlling nach Meinung der Befragten im Performance Management der Nachhaltigkeit deutlich stärker eine beratende Funktion wahrnehmen, siehe Abbildung 29. Als Gründe für die neue Aktivitätenverteilung und damit die Rolle des Controlling im Performance Management für Nachhaltigkeit nennen die Befragten: • Ownership für Performance Management Aspekte primär im Controlling konzentrieren • Sicherstellung von Revisionssicherheit und Qualitätssicherung, insbesondere bei weiterführender unternehmensexterner Verwendung von Nachhaltigkeitsaussagen zur Begleitung von Zertifizierungen oder zur Verwendung bei Ratings • Methodenkompetenz des Controlling für Reporting und Planung • Kompetenz in der Datenerfassung, -aufbereitung, -bereinigung, etc. • Controlling hat die Strukturen/Templates und Tools bereits vorrätig, um Messung, Konsolidierung und Überprüfung durchführen zu können • Nachhaltigkeit muss mit Produkt- und Kostenplanung verlinkt werden • Vermeiden, dass andere Unternehmensbereiche gemeldete Werte nur „durchreichen“, aber nicht inhaltlich hinterfragen • Das Controlling sollte insbesondere bei hohen finanziellen Auswirkungen von nachhaltigkeitsrelevanten Aspekten involviert sein. Einige Teilnehmer konnten keine Auskunft zu den Fragestellungen des Kapitels Nachhaltigkeit geben, zudem haben manche Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit noch nicht etabliert – dies zeigt sich in den Anteilen „keine Angaben“ in den Abbildungen dieses Kapitels. 36 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < 6.2 Bestimmung von Zielwerten für die Nachhaltigkeitskennzahlen Immer mehr Unternehmen identifizieren Nachhaltigkeitspotentiale für ihre Wertschöpfungsprozesse und definieren Nachhaltigkeitskennzahlen. Auch wenn ein Unternehmen keine Zielwerte explizit geplant hat, kann es vor der Frage stehen, ob ein Ist-Wert einer Kennzahl ausreichend gut ist. Um dies beurteilen zu können, bedarf es der Ermittlung realistischer Ambitionsniveaus. Hierfür und für die Bestimmung der Zielwerte für diese Kennzahlen bestehen jedoch aktuell zahlreiche Herausforderungen, zu denen die Unternehmen befragt wurden. Es zeigt sich, dass 30% der Unternehmen heute bereits mindestens eine der Nachhaltigkeitskennzahlen planen, siehe Abbildung 30. Diese Unternehmen zeigen jedoch zahlreiche Unterschiede, insbesondere für wie viele der Nachhaltigkeitskennzahlen Planwerte ermittelt werden, wie detailliert ein Planwert heruntergebrochen wird und für welchen Adressatenkreis diese Planwerte publiziert werden. Ermitteln Sie heute Planwerte für Nachhaltigkeitskennzahlen? Ja 30% 51% Nein 19% keine Angaben Abbildung 30: Anteil der Unternehmen mit Planwerten für Nachhaltigkeitskennzahlen Die Unternehmen, die heute Planwerte für Nachhaltigkeitskennzahlen ermitteln, nutzen die in Abbildung 31 angegebenen Methoden; Unternehmen, die heute noch keine Planwerte für Nachhaltigkeitskennzahlen ermitteln, wurden ferner befragt, welche Methoden sie als geeignet erachten. Die Errechnung der Planwerte auf Basis von Vorjahreswerten, treiberbasierte Ableitung sowie externe Benchmarks sind die am häufigsten von den Teilnehmern präferierten Methoden. © Detecon (Schweiz) AG 37 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Welche Methoden zur Planung von Nachhaltigkeitskennzahlen nutzen Sie? Welche Methoden wären Ihrer Meinung nach hierfür zukünftig geeignet? 13% Ableitung aus Vorjahreswerten Treiberbasierte Ableitung 10% 10% Industrie Benchmarks Summierung der bewerteten Potentiale (= bottom-up) 7% Schätzwerte 2% 2% Top-Down Festlegung 2% 2% Genutzt 18% 11% 15% 10% Potentiell geeignet Abbildung 31: Methoden zur Planung von Nachhaltigkeitskennzahlen Abschliessend wurden die Unternehmen befragt, welche Herausforderungen diese für die Planung von Nachhaltigkeitskennzahlen sehen, siehe Abbildung 32: • Ist-Werte sind bei den Verantwortlichen nicht ausreichend akzeptiert auf Grund fehlender oder unzureichender Datenbasis, fehlender passender Messmethoden, etc. und eignen sich somit nicht optimal als Basis zur Ermittlung von Planwerten. • Das Fehlen von Aufsatzwerten, beispielsweise Planwerte aus dem Vorjahr, sodass keine Orientierungsmöglichkeit gegeben ist • Die Herausforderung, einen Planwert realistisch und damit erreichbar, aber trotzdem mit passendem Ambitionsniveau zu bestimmen: Für bestimmte Kennzahlen kann die Quantifizierung von Reduktionspotentialen komplex sein. • Passende Planungsmethoden fehlen oder müssen justiert werden. • Hoher Aufwand für die Planung von Nachhaltigkeitskennzahlen • Hoher Anpassungsbedarf für die IT-Unterstützung, um Nachhaltigkeitskennzahlen zu planen • Die Kenntnis von geeigneten Massnahmen, um die geplanten Optimierungen umzusetzen; Definition und Monitoring von Kennzahlen ohne zugehörige Massnahmen ist nicht wirkungsvoll. 38 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Welche Herausforderungen sehen Sie für die Planung von Nachhaltigkeitskennzahlen? Ist-Werte nicht ausreichend akzeptiert 25% Aufsatzwerte fehlen, keine Orientierungsmöglichkeit 16% Planwerte mit realistischem Ambitionsniveau bestimmen 15% Passende Planungsmethoden fehlen 11% Hoher Aufwand für Planung von Nachhaltigkeitskennzahlen 9% Hoher Anpassungsbedarf für IT-Unterstützung 9% Massnahmen für geplante Optimierungen unbekannt Weitere 4% 11% Abbildung 32: Herausforderungen für die Planung von Nachhaltigkeitskennzahlen 6.3 Integration der Nachhaltigkeitsziele im Incentivierungssystem Inwieweit das Performance Management für Nachhaltigkeit in die Incentivierungssysteme der U nternehmen integriert ist, wird in diesem Abschnitt untersucht. Die Teilnehmer wurden befragt, ob die Mitarbeiter des Unternehmens von explizit definierten Vorteilen bei nachhaltig orientiertem Handeln im Sinne der Nachhaltigkeitszielsetzungen des Unternehmens profitieren würden. Heute honorieren 34% der befragten Unternehmen (siehe Abbildung 33) nachhaltig orientiertes Handeln ihrer Mitarbeiter durch Massnahmenprogramme verschiedener Art: Als Beispiele werden häufig Anreize zur Ressourcenschonung auf dem Arbeitsweg oder im Bereich soziales Engagement angeführt. Mehrere Unternehmen geben jedoch an, zukünftig weitere Massnahmen für eine explizite Incentivierung einführen zu wollen, um die Potentiale für das Unternehmen durch ein nachhaltigkeitskonformes Verhalten der Mitarbeiter stärker nutzen zu können. Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich bei der Berücksichtigung nachhaltigkeitsrelevanter Ziele in den individuellen variablen Lohnbestandteilen: Mit heute 19% der Unternehmen setzen nur wenige diese Incentivierungsmöglichkeit ein, insbesondere für Führungskräfte im höheren Kader. Sie sehen vielfältige Herausforderungen, u.a. dass Nachhaltigkeitsziele häufig mittel- bis langfristig ausgelegt sind und somit schwierig mit kurzfristigen Bonus-Schemata in Einklang zu bringen sind. Zukünftig erwägt jedoch die fast doppelte Anzahl von Unternehmen, Nachhaltigkeitszielsetzungen als Bonusbestandteil auch für eine breitere Mitarbeiterschaft einzusetzen. © Detecon (Schweiz) AG 39 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Wie profitieren die Mitarbeiter Ihres Unternehmens von Vorteilen bei nachhaltig orientiertem Handeln im Sinne der Nachhaltigkeitszielsetzungen Ihres Unternehmens? Heute Zukünftig Nein Nein 28% 34% Massnahmenprogramme Ja 38% Ja 34% 34% 32% keine Angaben keine Angaben Nein Nein 47% Individuelle Ziele 32% Ja 36% Ja 19% 34% 32% keine Angaben keine Angaben Abbildung 33: Incentivierung der Nachhaltigkeitszielsetzungen 40 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < 7. Technologien und Tools – Einsatz von Planungstools, Mobile Planning und Self Customizing für das Controlling Neben Optimierung von Prozessen und Organisationsstrukturen für die Planungs-Community sind nach wie vor IT-Applikationen für Planung, Forecast und Budgetierung wichtige Hebel zur Verbesserung der Planungsqualität bei möglichst geringem Aufwand. Die häufig genutzten Excel-Lösungen bieten zwar ein hohes Mass an Flexibilität, verfügen jedoch über keine integrierte Planungsarchitektur und erfordern einen hohen Koordinations- und Pflegeaufwand für die Konsolidierung der Teilpläne der Unternehmensbereiche. In diesem Abschnitt wird untersucht, ob der technologische Fortschritt im Bereich Mobile Planning, Cloud Computing oder Knowledge Sharing Networks wie beispielsweise Prognosemärkte, kombiniert mit Pflegemöglichkeiten der Applikationen durch das Controlling selbst, eine effizientere Unternehmensplanung ermöglicht. Hypothese 1: Unternehmen verwenden weiterhin häufig Tabellenkalkulationsprogramme für Planungsaufgaben. Ergebnis der Studie: 96% der Unternehmen verwenden Tabellenkalkulationsprogramme nach wie vor nicht nur für Nebenrechnungen, sondern für auch wichtige Aufgaben wie die Abbildung von Modellen für die strategische Planung, für die hohe Flexibilität erforderlich ist. Hypothese 2: Mobile Planning wird sich primär für das Top Management durchsetzen. Die meisten Unternehmen haben im Vorfeld Mobile Reporting eingeführt und ergänzen bei positiven Erfahrungen hiermit die Planungsfunktionalitäten. Ergebnis der Studie: Bereits 40% nutzen optimierte Reporting Lösungen für Tablets. Die Einführung von Planungsapplikationen für Tablets erwägen nur wenige Unternehmen. Reporting und Planung für Smartphones erwägen nur sehr wenige Befragte. Hypothese 3: On Demand Planungslösungen aus der Cloud sowie Knowledge Sharing Networks für Unternehmensplanung sind noch nicht weit verbreitet. Ergebnis der Studie: Cloud Applikationen werden heute selten eingesetzt, ein häufig genannter Hindernisgrund sind Datensicherheitsbedenken. Verschiedene Arten von Knowledge Sharing Networks nutzen 36% der Unternehmen. Hypothese 4: Das Controlling ist verstärkt auf hohe Flexibilität bezüglich kurzfristiger Änderungen in den Stamm- und Bewegungsdaten, Planungslogiken und Funktionalität angewiesen – so beispielsweise auch im Fall von Szenarienanalysen. Die fachliche Pflege von Applikationen im Bereich Planung, Forecast und Budgetierung wird deshalb zunehmend von zentralen, spezialisierten IT-Einheiten in die fachseitenahen, dezentralen Anwendergruppen im Controlling transferiert. Ergebnis der Studie: Ca. 60% der befragten Unternehmen planen auch zukünftig Self Customizing für das Controlling verstärkt zu nutzen, d.h. fast alle wesentlichen Aufgaben zur fachlichen Anpassung von Planungslösungen hauptsächlich von Controllingabteilungen durchführen zu lassen, ohne zusätzliche Unterstützung von IT-Bereichen. Häufig genannter Grund ist die schnelle und flexible Reaktionsmöglichkeit auf die Anforderungen der Geschäftsbereiche. Immer mehr Tools ermöglichen Controllern mit zunehmend besserer IT-Erfahrung die relativ autonome Pflege durch die fachliche Parametrisierbarkeit der Anwendungen. Tabellenkalkulationsprogramme sind aus der Planungstätigkeit der Controller der befragten Unternehmen nicht wegzudiskutieren: 96% der Unternehmen geben an, diese für die strategische Planung, Teilplanberechnungen, Simulationsberechnungen oder Nebenrechnungen einzusetzen, siehe Abbildung 34. Umfangreiche Business Intelligence bzw. Data Warehouse Tools mit Planungsfunktionalität nutzen primär die grösseren Unternehmen dieser Studie. 28% der Unternehmen nutzen mindestens eine spezifische Planungsapplikation. © Detecon (Schweiz) AG 41 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Welche IT-Systeme kommen für Planung (inkl. Forecasting und Budgetierung) zum Einsatz? Darstellung nach Unternehmensgrösse (Umsatz) Excel 96% SAP Applikationen 66% Cognos Applikationen 30% Hyperion Applikationen 28% Spezifische Planungsapplikationen 28% < 1’000 Mio Eigenentwicklungen 11% 1’001-5000 Mio 5’001-10’000 Mio > 10’000 Mio keine Angaben zum Umsatz Abbildung 34: Genutzte IT-Systeme für Planung, Forecasting und Budgetierung Nur sehr wenige Unternehmen nutzen aktuell oder erwägen zukünftig Planungslösungen aus der Cloud bzw. als Software as a Service im engeren Sinne einzusetzen; häufig genannter Hindernisgrund sind Datensicherheitsbedenken. Knowledge Sharing Networks wie Intranet Sites zur Kommunikation mit den Planungsbeteiligten, Kollaborationsplattformen zur Planerfassung und -konsolidierung oder Prognosemärkte setzen 36% der Unter nehmen ein (siehe Abbildung 35). Kommen in Ihrem Unternehmen für die Planung IT-Lösungen wie Cloud, SaaS oder Knowledge Sharing Networks zum Einsatz? 4% 91% Cloud 4% 4% Software as a service 94% 2% 36% Knowledge Sharing Networks 62% 2% Ja Nein Geplant Abbildung 35: Cloud, SaaS und Knowledge Sharing Networks für Planung Mobile Endgeräte nutzen die Unternehmen aktuell häufiger für das Reporting als für Planungszwecke, wie Abbildung 36 zeigt: Für Tablets explizit optimierte Reporting-Applikationen nutzen 40% insbesondere für das Top und Middle Management. Reportinglösungen für Smartphones verwenden 28% der Unternehmen. Planungsaufgaben werden sehr selten auf mobilen Endgeräten wie Smartphone oder Tablet durchgeführt, häufig g enannte Gründe sind die einerseits geringe Nachfrage seitens der Planungsbeteiligten und andererseits die geringe 42 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < bersichtlichkeit, die für die Planwerterstellung als erforderlich angesehen wird. 11% der Unternehmen planen Ü Planungslösungen für Tablets zu evaluieren und einzuführen. Als grösste Aufwandstreiber im fachlichen Betrieb und Wartung von IT-Tools für die Planung bewerten die Teil nehmer Anpassungen des zugrunde liegenden Datenmodells sowie der Planungsfunktionen und Berechnungslogiken, siehe Abbildung 37. Die meisten der diskutierten Aufgaben führen bei ca. 60% der Unternehmen die Controller durch, ohne zusätzliche Unterstützung durch die IT-Abteilung. Häufig genannter Grund ist die schnelle und flexible Reaktionsmöglichkeit auf die Anforderungen der Geschäftsbereiche, aber auch die zunehmend bessere Fähigkeit der Controllingabteilungen, diese Aufgaben mit IT-affinen oder IT-erfahrenen Controllern selbst durchzuführen. Die zunehmende Verlagerung der fachlichen Wartungsaufgaben wie Vorbereitung von Applikationen für die Planungszyklen durch Bereitstellung von aktuellen Aufsatzdaten, Planprämissen oder Treiberlogiken wird hierdurch sehr deutlich. Nutzen Sie heute mobile Endgeräte für Reporting und Planung? 28% Smartphone 4% Reporting 57% 11% 40% Tablet 9% 2% 49% 4% Smartphone 85% 4% 6% Planung 6% Tablet 2% Ja 81% 11% Nein Geplant keine Angaben Abbildung 36: Einsatz mobiler Endgeräte für Reporting und Planung Was sind die grössten Aufwandstreiber im Betrieb von Planungsapplikationen? Welche Aufgaben sollten zukünftig IT-affine Controller bzw. Ihre IT-Organisation übernehmen? Durchgeführt von Anpassungen Datenmodell/ Dimensionen/Datengrundlage 32% Anpassungen Planungsfunktionen/ Berechnungslogiken Konsolidierung unterschiedlicher Teilpläne/Planversionen 15% 17% 26% 34% 51% 23% 2% 15% 34% 17% 11% 15% 13% 64% 9% 2% 11% 19% Bereitstellung von Szenarioanalysen Aufbereitung von Management Dashboards/Standardberichten Pflege Berechtigungsmodell Bedienung Datenschnittstellen, z.B. Import von Ist-Werten Hoher Auf wand Niedriger Auf wand 13% 21% 32% 74% 32% 23% 23% 21% 6% 19% 17% 4% 4% 26% 70% 4% 30% 26% 6% 9% 21% 2% 15% 19% 70% 32% 6% 15% 53% 15% 11% 4% 36% 17% 45% 2% 30% 55% 32% keine Angaben 19% 13% 4% 13% Controlling IT IT & Controlling keine Angaben Abbildung 37: Aufwandstreiber und Aufgabenverteilung im Betrieb von Planungsapplikationen © Detecon (Schweiz) AG 43 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen 8. Zusammenfassung und ausgewählte Handlungsempfehlungen Die Unternehmensplanung steht nach Meinung der Befragten aktuell und auch weiterhin grossen Herausforderungen gegenüber: Wie diese Studie zeigt, erwartet die Mehrheit der Unternehmen einen weiteren Anstieg der Volatilität. Nur wenige sehen sich selbst diesbezüglich besser positioniert als die Konkurrenz (siehe Kapitel 4). Dies wird weiterhin eine hohe Schlagzahl an Änderungen für die Geschäfts- und Finanzplanung eines Unternehmens bedeuten. Elementare Voraussetzung für Reaktionsmöglichkeiten ist, dass ein Unternehmen die signifikanten E inflüsse durch externe und interne Faktoren kennt und die Auswirkungen abschätzen kann. Ein Framework wie der in Kapitel 3 vorgestellte QuickCheck eignet sich für diese Positionsbestimmung, die in w eiteren Analyseverfahren verfeinert wird und somit die Ableitung von Gestaltungsempfehlungen für das passende Planungsmodell ermöglicht. Insbesondere diejenigen Unternehmen werden in volatilen Zeiten erfolgreich sein, die ein Planungsmodell (siehe Abbildung 1) etabliert haben, das möglichst flexibel auf diese Veränderungen (siehe Kapitel 3) justiert werden und eine möglichst hohe Prognosegenauigkeit mit akzeptablem Aufwand liefern kann. Den Einbezug externer Treiber in die Planung geben zwar die meisten Unternehmen als umgesetzt an – der Grad dieser Dynamisierung ist offensichtlich jedoch sehr unterschiedlich und die Möglichkeiten meist noch nicht umfänglich ausgereizt. Dies zeigt sich vor allem daran, dass sogenannte relative Ziele, die sich abhängig beispielsweise vom Marktwachstum für ausgewählte Teilpläne wie die Absatzplanung ändern, sehr selten auch nach der Fixierung des Budgets gelten: Die dynamisch geplanten Elemente werden dann doch in der Budgetierung fixiert. Dies gilt auch für die Szenarienplanung, die meist nur für die strategische Planung genutzt wird und deren Mehrwert bei der Übersetzung in die operativen Budgets häufig verloren geht. Viele Unternehmen nutzen Forecasting für unterjährige Anpassungen – eine durchgängige Budgetmittelsteuerung bleibt von diesen Änderungen aber meist unberührt. Auch wenn der rollierende Forecast nicht mehr erste Wahl für viele Unternehmen ist – für ausgewählte Teile der Geschäftsplanung, nicht der Finanzplanung, kann der rollierende Bezug Mehrwert bieten, wenn der Aufwand für die Beteiligten überschaubar bleibt. Die „Entfeinerung“ der Planung (siehe Kapitel 3) steht aktuell nur für ca. ein Viertel der Befragten aus allen Branchen auf der Agenda – eine regelmässige Neufokussierung und gezielte Neuallokation des Planungsaufwands ist jedoch stets ratsam: Es empfiehlt sich eine detaillierte Planung für Fokusthemen, neue Produkte oder High Risk-Bereiche – zusätzlicher Aufwand, der durch geringeren Aufwand der Fortschreibungsbudgetierung für beispielsweise Verwaltungskosten und stabile Planobjekte kompensiert wird. Dass verhaltensorientiertes Controlling auch bei Planungsaufgaben eine Rolle spielt, ist gut untersuchte Theorie – dass der aktive Umgang mit den verschiedenen Phänomenen in der Planungspraxis jedoch h andfeste Effizienzpotentiale heben kann, ist zahlreichen Beteiligten an dieser Studie klar erkenntlich geworden (siehe Kapitel 5). Fast einhellige Meinung war, dass Sensibilisierung für die Verhaltensmuster des Behavioral Budgeting bei allen Planungsbeteiligten ein wichtiger erster Schritt sei. „Das ist der Unternehmenskultur geschuldet“ darf nicht mehr die Ausflucht sein. Schon die gemeinsame Diskussion bringt erstaunlichen Mehrwert. Da die Ursachen für gewisse Verhaltensweisen in vielen Fällen jedoch „viel tiefer“ im Selbstverständnis der Organisation liegen können, zeigen sich schnell weiterführende Verbesserungsmöglichkeiten, die nicht nur in der Verhaltensorientierung liegen, sondern beispielsweise methodischer Natur sind. Nachhaltigkeit bzw. Corporate (Social) Responsibility sind aktuell intensiv diskutierte Themen, e benso wie die R olle des Controlling hierbei. Wie diese Studie zeigt, ist die Zeit für ein stärkeres Engagement des Controlling im Themengebiet Nachhaltigkeit noch nicht „reif“: Das Controlling ist aktuell nur selten involviert (siehe Kapitel 6). Planwerte werden nur für wenige Nachhaltigkeitskennzahlen ermittelt, die selten E ingang in die Incentivierungssysteme von Mitarbeitern finden. Wichtige Voraussetzung ist jedoch die strukturierte Identifizierung der unternehmensindividuellen ökonomischen Potentiale, welche die beiden weiteren Dimensionen der Corporate Responsibility, die ökologischen und sozialen Aspekte, für ein Unternehmen bieten. Spätestens wenn ein Unternehmen einen guten Reifegrad in der Ausgestaltung des Nachhaltigkeitsmodells erreicht – dies ist unserer Erfahrung nach insbesondere bei denjenigen Unternehmen der Fall, deren CEO bzw. Top Management sich persönlich diesem Thema angenommen haben – bietet sich die Etablierung eines Performance Management für Nachhaltigkeit an; erprobte Best Practice Modelle liegen hierfür b ereits vor. Wir erwarten, dass das Controlling verstärkt involviert wird, auch weil Nachhaltigkeitskennzahlen im internen 44 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < Berichtswesen eine tragende Rolle einnehmen werden. Die Vorbereitung des Controlling auf diese Aufgaben sollte nicht zu lange aufgeschoben werden. Abschliessend untersuchten wir in dieser Studie, welche IT-Unterstützung eine optimale Unternehmensplanung benötigt. Wenige Unternehmen verwenden spezialisierte IT-Werkzeuge für die Planung, siehe Kapitel 7. Dies zeigt, dass der mittlerweile gut ausgereifte Funktionsumfang von Planungssoftware, der für spezielle Anwendungsfälle wie Szenarienplanung, treiberbasierte Planung oder Dynamisierung der Budgets unerlässlich ist, noch nicht umfänglich eingesetzt wird. Die IT-Landschaft für den Finanzbereich zeigt sich zunehmend harmonisiert und kann Speziallösungen gut integrieren. Eine strukturierte Tool-Evaluierung mit dem Fokus auf die unternehmensspezifischen Anwendungsfälle und Anforderungen kann hier entscheidend für den erfolgreichen Einsatz einer Planungssoftware sein. Einführung und Betrieb von Applikationen im Bereich Planung, Forecast und Budgetierung wird aus Sicht von Finanz- und Controllingorganisationen von jenen IT-Organisationen erfolgreich erbracht, die eine hohe Service-Orientierung für interne Kunden wie eben das Controlling pflegen. Das zeigt sich insbesondere bei Planungsapplikationen, da hier das Controlling auf hohe Flexibilität bezüglich kurzfristiger Änderungen in den Stamm- und Bewegungsdaten, Logiken und Funktionalität angewiesen ist, um selbst als Business Partner flexibel für die Geschäftsbereiche im Planungsprozess agieren zu können. Langsamer, unflexibler IT-Support begünstigt den Trend des Self Customizing. Das sollte bei der Tool-Auswahl berücksichtigt werden. Die Optimierung der Unternehmensplanung werden wir weiterhin mit grossem Interesse aus praktischem und beratendem, aber auch theoretischem Blickwinkel verfolgen. Wir danken allen Teilnehmern für die bereichernden persönlichen Gespräche im Rahmen dieser Studie. © Detecon (Schweiz) AG 45 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen 9. Die Autoren Markus Steiner leitet bei Detecon (Schweiz) AG das Team Planning & Forecasting, das Unternehmen bei der Optimierung der Unternehmensplanung berät. Nach Stationen in der Industrie und im Consulting ist er seit mehreren Jahren bei Detecon im Bereich Financial Management tätig. Er hat zahlreiche Projekte zur Optimierung von Performance Management, Planungs- und Reportingstrukturen in Unternehmen verschiedener Branchen durchgeführt. Markus Steiner ist erreichbar unter: +41 (79) 6589024. Diese Studie wurde veröffentlicht im Bereich Controlling und Management Reporting, geleitet durch Philipp Baumeister, Partner bei Detecon (Schweiz) AG. Er verfügt über langjährige Projekterfahrungen in Versicherungs-, IT- und Telekommunikationsunternehmen. Philipp Baumeister ist erreichbar unter: +41 (79) 2492508 oder Philipp.Baumeister@detecon.com. Diese Studie entstand mit Unterstützung von: Henrik Lies, Carsten Müller, Lukas Oertle, Helen PourNazari, Zuzana Skarpiskova, Julian Vaupel, Dr. Alexander Weger 46 © Detecon (Schweiz) AG Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Studie < 10. Das Unternehmen Detecon Consulting: Finanz-, Compliance- und ICT-Management im Fokus – Unsere Positionierung Wir sind eine der führenden integrierten Financial-Management- und ICT-Beratungen in der Schweiz und haben weltweit mehr als 6000 Projekte erfolgreich umgesetzt. Internationalität und Offenheit spiegelt sich nicht nur in der Zahl und Herkunft unserer Kunden aus über 165 Ländern, sondern auch in unseren Mitarbeitern, die sich aus über 30 Nationen rekrutieren. Unsere langjährige Beratungserfahrung ermöglicht es uns, aus strategischer, konzeptioneller, organisatorischer und technologischer Sicht ganzheitlich zu beraten. Wir richten uns primär an den individuellen Bedürfnissen von CFOs und CIOs aus. Unsere Beratungskompetenz auf einen Blick: • Financial Management / CFO Services • ICT Management / CIO Services • Unternehmensübergreifende Fachthemen (CRM, Post Merger Integration, Sustainability) Unser Beratungsansatz Unsere engagierten Berater begleiten unsere Kunden nahtlos von der Strategieentwicklung über die Konzepterstellung bis hin zur Umsetzung der unternehmensspezifischen Lösung im täglichen Einsatz. Mit unserem integrierten Ansatz verbinden wir Fach- und IT-Bereiche und beraten die Unternehmen ganzheitlich bei fachlichen Fachstellungen, Aufbauorganisation, Prozesse & IT und begleiten alle Mitarbeiter aktiv bei der erfolgreichen Umsetzung. Unsere Fach- und IT-Experten verfolgen in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden einen partnerschaftlichen Ansatz: Ganz gleich ob es sich um Top-Management oder Mitarbeiter im operativen Einsatz handelt. Wir lassen uns am Erfolg unserer Kunden messen. Das ist unser Commitment. © Detecon (Schweiz) AG 47 > Studie Unternehmensplanung: Aktuelle Herausforderungen Branchen und Kunden Unsere Beratungsleistungen richten sich an den Bedürfnissen unserer Kunden aus. Wir unterstützen Entscheidungsträger sowie Projektverantwortliche aus dem Finanz- und IT-Bereich mit konkreten Konzepten und Problemlösungen. Die Bandbreite unserer Kundschaft reicht dabei von kleineren und mittleren Unternehmen (KMUs) bis hin zu internationalen Konzernen. Diese unterstützen wir in der nachhaltigen Erreichung ihrer jeweiligenVorstellungen und Ziele. Dabei können wir auf eine erfolgreiche Projekthistorie in folgenden Bereichen zurückblicken: • Versicherungen • Öffentlicher Sektor/Verwaltung • Telekommunikation • Banken • Automobil • Tourismus & Transport • High Tech Detecon Consulting Löwenstrasse 1 8001 Zürich Telefon: +41 43 888 6500 E-Mail: info-switzerland@detecon.com Internet: www.detecon.ch 48 © Detecon (Schweiz) AG Detecon (Schweiz) AG © 2012 info-switzerland@detecon.com www.detecon.com/ch/