Institut Vorschulstufe und Primarstufe (FS11)
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Institut Vorschulstufe und Primarstufe (FS11)
Reflexionsbericht über das Mobilitätssemester an der Facultad de Educación der Universidad de Antioquia in Medellín/Kolumbien im Frühjahrssemester 2011 Jessica und Simon PHBern / Institut Vorschulstufe und Primarstufe - IVP Bern, im September 2011 1 Einleitung Hätte uns vor drei Jahren jemand gesagt, dass wir das 6. Semester unserer Ausbildung in Medellin, Kolumbien verbringen würden, so hätten wir diese Person höchstwahrscheinlich etwas belächelt und ihr in einem ironischen Untertan geantwortet: „Ja auf jeden Fall, ist ja ein Katzensprung nach Medellin und die Bachelorarbeitchelor-Arbeit, die nehmen wir dann gerade im Handgepäck mit…“. Heute nun, drei Jahre später, sitzen wir hier in der Schweiz am Computer und schreiben über unser Mobilitätssemester in Medellin. Obwohl wir durchaus Studierende der PH Bern kennen, welche ein Mobilitätssemester gemacht haben und uns auch das Mobilitätsprogramm ERASMUS bekannt ist – wir also mit dem Konzept der Mobilitätssemester vertraut sind - haben wir uns in den ersten Semestern der Ausbildung nur wenig mit der Idee, ein Mobilitätssemester zu machen, beschäftigt. Dies unter anderem aus administrativen, organisatorischen und finanziellen Gründen. Noch ferner erschien uns dabei die Vorstellung eines Auslandaufenthalts im 6. Semester, da in diesem bekanntlich die Bachelorarbeit geschrieben werden muss und in unseren Köpfen ‚Bachelorarbeit-schreiben‘ direkt an den Standort Bern gebunden war. So kam es, dass wir uns zu Beginn des 4. Semesters kaum mit dem Gedanken, ein Mobilitätssemester zu machen, beschäftigten. Dies änderte sich dank der Veranstaltung „Umgang mit Differenz“ unter der Leitung von Prof. Dr. Angela Stienen aber schlagartig. Im Rahmen Ihrer Vorlesung wies Sie wiederholt auf die Möglichkeit hin, ein Mobilitätssemester in Medellin, Kolumbien machen zu können. Prof. Dr. Angela Stienen hat einst an der Universidad de Antioquia in Medellin gelehrt und realisierte ebendort verschiedene Forschungsprojekte. Im Laufe des Semesters entwickelte sich bei uns ein sehr grosses Interesse an der Vorlesung und an der Idee eines Mobilitätssemester in Medellin. Zum Einen, weil wir persönliche Erfahrungen mit Differenz bzw. dem Umgang mit ebendieser gemacht haben (Reisen, Migrationshintergrund usw.) und zum Anderen, weil uns die Resultate der Untersuchungen von Prof. Dr. Angela Stienen in Medellin, sehr beeindruckten und interessierten. In den zahlreichen Gesprächen mit Prof. Dr. Angela Stienen verwandelte sich der Traum bzw. der Gedanke ein Semester lang im Ausland zu studieren schliesslich in einen konkreten Plan. Dabei war für uns gerade die Möglichkeit, den Aufenthalt mit dem Verfassen unserer Bachelorarbeit in Verbindung setzen zu können, entscheidend. Denn dadurch ergab sich die einmalige Möglichkeit den Blickwinkel unserer Bachelorarbeit zu öffnen, den Aufenthalt in Medellin zu fokussieren und Informationen bzw. Erfahrungen aus dem Austausch direkt in die Bachelorarbeit integrieren zu können. So kam es schliesslich, dass wir uns für ein Auslandsemester an der Facultad der Educación der Universidad de Antioquia in Medellin, Kolumbien entschieden. Nachfolgend werden wir zuerst die Universidad de Antioquia und ganz allgemein das Studieren in Kolumbien kontextualisieren, anschliessend erläutern wir die Administration und Organisation des Austausches, dann folgt eine Beschreibung unserer Begleitung bzw. Betreuung durch die Universidad de Antioquia und schliesslich beschreiben wir den Einfluss des Austausches auf unsere zukünftige Tätigkeit als Lehrperson bzw. auf unsere persönliche Entwicklung. 2 1 Kontextualisierung 1.1 Das Recht auf öffentliche Bildung In diesem ersten Teil des Berichts geht es darum, die spezifische Situation der Universidad de Antioquia im Kontext der kolumbischen Bildungspolitik zu charakterisieren und verständlich zu machen. Dazu beschreiben wir sowohl ein persönliches und subjektives Erlebnis an der Universität, als auch den eher theoretischen und objektivierten Diskurs zum Bildungswesen in Kolumbien. Wir glauben, dass der Schlüssel zum Verständnis des Kontextes der Universidad de Antioquia gerade in der Kombination dieser beiden Elemente steckt. Und schliesslich soll diese Kontextualisierung als eine Art von Folie dienen, welche während der Lektüre der nachfolgenden Kapitel stets als Hintergrund mitgedacht werden muss. Als Informationsgrundlage dieses ersten Teils unseres Berichts dienen bzw. dienten sowohl Vorlesungen, Seminare und Foren an der Universität, als auch persönliche Beobachtungen und Diskussionen mit Kommilitoninnen bzw. Kommilitonen und Lehrenden in Medellín. Es ist ein gewöhnlicher Nachmittag an einem Tag in einer gewöhnlichen Woche an einer Universität, die sich in einer Stadt eines gewöhnlichen Landes befindet, die Sonne scheint, Münder sprechen und trinken Kaffee. Die zu den Mündern gehörenden Körper sitzen auf Bänken, vor ihnen steht der Kaffee in zu den Bänken passenden Plastik-Bechern. Wie an jedem anderen gewöhnlichen Tag auch steht und wartet die ESMAD - Escuadrón Móvil Anti Disturbios – was so viel wie Mobile Anti-Aufstand-Einheit der nationalen Polizei bedeutet – vor dem Haupteingang. Die Männer blicken gelangweilt oder grimmig, sind schwarz uniformiert, vollgepanzert und bewaffnet mit Gummischrott und Tränengas, sie lehnen an ihren riesigen, furchteinflössenden Panzerwagen. Auf wen oder was wartet dieser, so gar nicht in das Bild der farbigen und fröhlichen Universität passende Pulk nur? Was hat eine Spezialeinheit der Nationalen Polizei vor dem Haupteingang einer öffentlichen Universität verloren? Plötzlich taucht eine Gruppe Körper ohne Münder, aber mit Tuch ums Gesicht auf. Sie schreien Parolen, fordern die Autonomie der Universität und den Erhalt der öffentlichen Bildung und bewegen sich auf den Haupteingang zu. Etwas fliegt durch die Luft…. Es kracht. Es kracht. Es kracht. Es explodiert. Es explodiert. Es explodiert. Zwei Kaffees weniger sind in den zu den Bänken passenden Plastik-Bechern. Die restlichen Kaffees befinden sich dort, wo sie sein sollten. Zwei Münder schweigen vor Schreck. Die ESMAD rührt sich. Geht auf Angriffsstellung. Stellt die Nackenhaare in die Höhe. Wie war das schon wieder mit dem schlafenden Bär – wer weckt hier wen und warum? Es kracht. Es explodiert. Zwei Körper bleiben wie versteinert sitzen. Viele andere Körper stehen auf. Die riesigen Panzerwagen der ESMAD bewegen sich. Es knallt. Es explodiert. Es brennt in den Augen. Tränengas. Es knallt. Es explodiert. Es sticht in den Augen. Mehr Tränengas. Die vermummten Parolenschreier verschwinden. Die Studierenden setzen sich wieder hin und beginnen wieder zu sprechen, als ob nichts geschehen wäre. Zwei Körper sind immer noch erstarrt. Zwei Münder bleiben geschlossen. Die ESMAD macht Gebärden, präsentiert ihre Waffen, demonstriert Macht und geniesst den vermeintlichen Triumph. Sie bleibt aber vor dem Eingang zum Universitätscampus stehen. Die Sonne scheint. Es ist ein gewöhnlicher Nachmittag, an einem gewöhnlichen Dienstag, im März 2011, an der Universidad de Antioquia, in Medellin, Kolumbien. Im Verlaufe unseres Mobilitätssemesters erlebten wir wiederholt solche Szenen. Meistens begannen sie damit, dass eine Gruppe maskierter Studierender, „Encapuchados“ genannt, selbst gebastelte „Bömbchen“ gegen die ESMAD warfen. Oftmals werden bzw. wurden diese „papabombas“ – das bedeutet so viel wie Kartoffel-Bombe – von verschiedenen Parolen begleitet. Beispielsweise den Forderungen nach mehr Autonomie der Universität, nach dem 3 Recht auf öffentliche Bildung oder von Kampfansagen an den korrupten Staats- und PolitikFilz. Fragte man Studierende, welche nicht diesen eher extremen Gruppierungen der „Encapuchados“ angehören, nach dem Sinn und Zweck dieser Aktionen, so erhält man oft die Antwort: Resistencia – Widerstand. Oftmals entwickelte sich diese Form des Widerstandes folgendermassen: Nachdem einige „Papabombas“ explodiert sind, antwortet die ESMAD in der Regel mit Tränengas-Bomben, welche sie von ausserhalb auf das Universitätsgelände in Richtung der „Encapuchados“ innerhalb der Universität wirft. Manchmal löst sich daraufhin der Tumult auf, die maskierten Studierenden verschwinden. Was bleibt, sind zahlreiche „normale“ Studierende, die sich auf dem zentralen Platz der Universität befanden, als die ESMAD ihre Tränengas-Bomben in die Universität warf, und nun mit Hustenanfällen und tränenden Augen zu kämpfen hatten. Manchmal aber verbündeten sich die Studierenden aber auch mit den „Encapuchados“. Es entstanden regelrechte Aufmärsche und Ansammlungen. Oftmals begleitet von neuen „Papabombas“. Rein gesetzlich darf die ESMAD das Universitätsgelände nur auf Befehl betreten. Von wem, wann und warum dieser Befehl jedoch kommt, ist nicht immer ganz klar. Zudem stellt sich die Frage, wie stark sich die ESMAD überhaupt an solche Befehle hält. Auf jeden Fall antwortete die ESMAD auf die Studierendenansammlungen wiederholt mit einer Evakuierung der Universität. Bei diesen Evakuierungen stürmt die ESMAD mit grösster Brutalität das Universitäts-Gelände, schlägt alles kurz und klein, was ihr im Wege steht und geht zum Teil willkürlich auf Studierende und Dozierende los. Solche Ereignisse waren für uns jedes Mal sehr erschütternd und erschreckend. Umso wichtiger erschien uns ein konstruktiver Umgang mit diesen. Denn weder ein blindes Verurteilen der Provokationen der „Encapuchados“, noch ein totaler Hass gegen das gewaltvolle Vorgehen der ESMAD erschien uns als eine angemessene Antwort. Also begannen wir Fragen zu stellen und mit den Leuten zu diskutieren, um das Geschehene kritisch einordnen zu können. Wichtige Antworten auf unsere Fragen folgen im nachfolgenden, eher theoretischen Teil der Kontextualisierung. Der folgende Abschnitt beginnt mit einer allgemeinen Beschreibung des kolumbianischen Bildungssystems und wird anschliessend durch eine Darstellung der spezifischen Situation der Universidad de Antioquia in Medellin konkretisiert und abgeschlossen. 1.2 Eine Typologie von Bildungssystemen und das kolumbianische Bildungssystem Bildung wird in jedem Land anders organisiert bzw. unterschiedlich institutionalisiert. Um Bildungssysteme trotz dieser Unterschiede vergleichen zu können, wurde von Allmendinger (1989) und später von Müller & Shavit (1998) eine mögliche Typologisierung von Bildungssystemen anhand folgender Aspekte entwickelt: Standardisierung, Stratifizierung, berufliche Spezifität und Grösse des tertiären Sektors des jeweiligen Bildungssystems. Nachfolgend wird versucht, das kolumbianische Bildungssystem anhand dieser Aspekte zu typologisieren. Jedoch erhebt die Typologisierung keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, da sie sich auf die oben erwähnten Informationsgrundlagen stützt. Ein wichtiger Aspekt von Bildungssystemen ist ihr jeweiliger Grad an Standardisierung. Folglich lassen sich standardisierte von nicht- bzw. wenig-standardisierten Bildungssystemen unterscheiden. Ein hoch standardisiertes Bildungssystem zeichnet sich dadurch aus, dass es landesweit einheitlich geregelt und bezüglich Standards harmonisiert ist. Dass also alle Schülerinnen und Schüler auf der Stufe X, dieselben Curricula durchlaufen und auf demselben Niveau sind. „Standardization is the degree to which the quality of education meets the same standards nationwide“ (Allmendinger 1989, S. 233). 4 Kolumbien als zentralistisch organisiertes Land, das jedoch seit den 1990er-Jahren zunehmend eine Regionalisierung durchläuft, das Land verfügt über einen Verfassungsartikel, welcher besagt, dass es jedem Departement (das wären in der Schweiz die Kantone) frei gestellt ist, wie das Bildungssystems organisiert wird. Jedoch wird von diesem Verfassungsartikel kaum Gebrauch gemacht. Im Umfeld eines in Wirklichkeit stark zentralisierten Bildungssystems könnte also davon ausgegangen werden, dass Bildung in Kolumbien stark standardisiert ist. Dies ist jedoch nicht der Fall. Beispielsweise in Medellin bestehen signifikante Unterschiede zwischen den jeweiligen Grundschulen. Dies wird unter anderem dadurch ersichtlich, dass Schülerinnen und Schüler aus bestimmten Schulen über einen leichteren Zugang an die Universidad de Antioquia verfügen, weil sie schlicht und einfach besser auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet werden. Unter dem Begriff der Stratifizierung ist die Aufteilung in verschiedene Laufbahnen während der Schul- und Ausbildungszeit von Kindern bzw. jungen Erwachsenen gemeint. „Stratifizierung bezieht sich auf das Ausmass und die Art der Schullaufbahndifferenzierung (tracking)“ (Müller & Shavit 1998, S. 506). Dabei steht dieses 'tracking' immer auch im Zusammenhang mit Selektionen. Diese ist grösstenteils fremdbestimmt, jedoch ist auch eine Selbst-Selektion, bei Erfüllung der Selektionskriterien, von jungen Erwachsenen möglich (in der Schweiz z.B. die Wahlmöglichkeit zwischen Berufslehre oder weiterführender Schule). In einem wenig stratifizierten Bildungssystem schliesst demzufolge ein ganzer Jahrgang die gesamte Schulbildung zusammen ab, hingegen in einem stark stratifizierten System teilt sich der Jahrgang während der Schulbildung in verschiedene ‚tracks‘ bzw. Laufbahnen auf. Dabei können sich die einzelnen ‚tracks‘ durchaus auch bezüglich der Schuljahre unterscheiden. „Stratification is the proportion of a cohort that attains the maximum number of school years provided by the educational system, coupled with the degree of differentiation within given educational levels (tracking)“ (Allmendinger 1989, S. 233). Das kolumbianische Bildungssystem ist wenig stratifiziert. Eine Selektion, wie wir sie im schweizerischen Bildungssystem beispielsweise für den Übertritt in die Sekundarstufe I kennen, existiert in dieser Art und Weise nicht. Grundsätzlich schliessen alle Schülerinnen und Schüler die 11 Jahre dauernde Grundschule gemeinsam ab mit dem Bachillerato (Matura). Im Anschluss folgt die Selektion bzw. das tracking durch die jeweiligen Aufnahmeprüfungen an die Universitäten. Da die tertiäre Bildung jedoch teilweise privatisiert wurde, entscheiden nicht nur Leistungsfaktoren über das erfolgreiche Bestehen einer Aufnahmeprüfung an die Universität, sondern auch ökonomische Faktoren bestimmen wesentlich, welche Studierende an welchen Universitäten aufgenommen werden. Da die privaten Universitäten oftmals hohe Semestergebühren erheben, ist es für zahlreiche Studierende, sogar wenn sie durchaus über die nötigen Leistungsfaktoren verfügen, rein finanziell unmöglich, sich das Studium an einer privaten Universität zu leisten – überspitzt formuliert: Studieren an einer renommierten Privatuniversität ist ein Luxusgut. Ein weiterer wichtiger Aspekt von Bildungssystemen ist der Anteil an berufsspezifischer Bildung. Berufsspezifische Bildung ist als Gegensatz zur allgemeinen Bildung zu verstehen. „Die meisten Bildungssysteme vermitteln eine Mischung von allgemeinen und spezifischen Kenntnissen, aber sie unterscheiden sich in der relativen Dominanz einzelner Elemente und in der Art der Mischung nach unterschiedlichen Ausbildungsgängen“ (Müller & Shavit 1998, S. 505). Das Bildungssystem Kolumbiens ist zu einem stärkeren Masse auf allgemeine Bildung ausgelegt, als beispielsweise das schweizerische. So sind etwa die Berufsschulen stärker auf Allgemeinbildung ausgerichtet, als die vergleichbaren Berufslehren in der Schweiz, welche sehr stark berufsspezifisch ausgerichtet sind. Das System der Berufslehre, in welchem bereits 5 während der Ausbildung in Betrieben gearbeitet wird, existiert in dieser Art und Weise in Kolumbien nicht. Die Ausbildung erfolgt in der Schule und endet mit einer Art Berufsmaturität. Der letzte Aspekt zur Typologisierung von Bildungssystemen, ist die Anzahl an Personen, welche sich in einer tertiären (Aus-)Bildung befinden, die Grösse des tertiären Sektors also. Das kolumbianische Bildungssystem ist stark auf tertiäre Bildung ausgerichtet. Viele Ausbildungen sind akademisch organisiert. Dies deckt sich beispielsweise mit der stärkeren Fokussierung auf eine allgemeine Bildung und der geringen Stratifizierung des Bildungssystems. Aus diesem Grunde ist die Zahl der Studierenden an den Universitäten sehr hoch. 1.3 Die Universidad de Antioquia in Medellín Medellin mit seinen umliegenden Gemeinden, die zusammen die urbane Region Medellín und Aburrá-Tal ausmachen, zählt beinahe vier Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Gemäss einem Studierendenportal existieren in der gesamten urbanen Region sechs öffentliche und 35 private Universitäten. Die Universidad de Antioquia ist neben der Universidad Nacional die wichtigste und grösste der öffentlichen Universitäten in Medellin. Am Campus studieren 36'000 Leute. Im Kontext einer grösstenteils privatisierten tertiären Ausbildungslandschaft, besitzt die Universidad de Antioquia eine sehr spezielle und wichtige Rolle. Obwohl sich die privaten Universitäten natürlich immer wieder im Vergeben von Stipendien rühmen, ist es in Wirklichkeit für viele junge Leute aus den ärmeren und ärmsten Teilen der Stadt nicht möglich, an eine private Uni zu gehen. Daher bietet die Universidad de Antioquia, zusammen mit den anderen öffentlichen Universitäten, für viele junge Menschen die einzige Möglichkeit, eine universitäre Ausbildung zu absolvieren. Wie bereits erwähnt, ist die Ausbildung in Kolumbien stark tertiär und akademisch ausgerichtet. Umso wichtiger ist es, dass Menschen aus allen sozioökonomischen Schichten Zugang zu einer Universität bzw. zu einer tertiären Ausbildung haben. Aus diesem Grunde werden die Semesterbeiträge an der Universidad de Antioquia dem jeweiligen strato social, eine Art sozio-ökonomische Kategorisierung der Bürgerinnen und Bürger in Medellin, angepasst. Der Mindestbeitrag pro Semester beträgt 1'000 Pesos zum Vergleich: eine Busfahrt kostet 1'500 Pesos. Es handelt sich also um einen symbolischen Beitrag. Die Aufnahme an die Universidad de Antioquia wird über eine Prüfung geregelt, welche den Ruf geniesst, sehr schwierig zu sein – auf alle Fälle aber, ist sie enorm selektionierend, jedes Jahr bewerben sich über 40'000 Leute für die Universidad de Antioquia. Tatsächlich aufgenommen werden pro Semester 2'000 Studierende. Aufgrund dieser Zahlen erstaunt es kaum, dass es für die meisten Studierenden ein Privileg und eine Ehre ist, die Möglichkeit zu haben, an der Universidad de Antioquia studieren zu können. Beeindruckend sind die Motivation und das Engagement der Studierenden. Das Interesse an den jeweiligen Kursen, die Teilnahme und die Wortmeldungen sind extrem hoch und lebendig. Und immer schwingt ein gewisser politischer Unterton mit. Versammlungen, öffentliche Sitzungen und Diskussions-Foren gehören zum Alltag auf dem Campus der Universidad de Antioquia. Dieser Umstand erklärt sich durch die Zusammensetzung der Studierenden. Die Universidad de Antioquia ist, bildlich beschrieben, ein Spiegel der Gesellschaft (und deren Konflikten bzw. Brennpunkten), da die Studierenden aus allen verschiedenen sozioökonomischen Schichten kommen. Diese enorm heterogene Zusammensetzung bringt zahlreiche, unterschiedliche Perspektiven und Sichtweisen mit, welche innerhalb des Mikrokosmos Universidad de Antioquia ausgelebt, diskutiert und manifestiert werden. Die 6 Universidad de Antioquia ist also gewissermassen ein Raum einer wahren Demokratie. Zu dieser Bastion der freien Meinungsäusserung gehören nebst Tierschützerinnen und Tierschützern, Menschenrechts-Aktivisten, Umweltschützerinnen und Umweltschützern, auch Vertreter bzw. Vertreterinnen radikaler politischer Gruppierungen oder eben auch die sogenannten „Encapuchados“. Genau diese Möglichkeit bzw. dieser Raum der freien Meinungsäusserung, der unterschiedlichsten Ideen und Weltansichten, des kritischen Denkens und Hinterfragens ist ein absolut grundlegender Wesenszug der öffentlichen Universitäten in Kolumbien. Die Mitglieder der Universidad de Antioquia – Studierende, Dozierende und auch die Verwaltungsangestellten – scheinen stolz auf den kritischen Charakter ihrer Universität zu sein, sie sind stolz darauf, dass ihre Universität nicht irgendwelche Partikularinteressen privater Unternehmen vertritt, sondern eine Universität von allen und für alle ist. Aus diesem Grunde setzen sich Studierende und Dozierende so stark für den Erhalt der Autonomie ihrer Universität ein. Die Universidad de Antioquia, hat den Ruf, qualitativ eine der besten Universitäten Südamerikas zu sein. Insbesondere die Facultad de Educación, an der wir unser Mobilitätssemester verbrachten, besitzt ein Renommee, welches über Kolumbien hinausgeht. Ein wichtiger Grund für dieses hohe Ansehen der Universidad de Antioquia ist die Forschungstradition. Seit je her geniesst die vielfältige, qualitativ hochstehende Forschung mit ihren unterschiedlichen Linien eine sehr wichtige Rolle an der Universidad de Antioquia. Vergleicht man beispielsweise das Niveau zwischen den Kursen an der Universidad de Antioquia und der Universität EAFIT (eine der teuersten und renommiertesten Privatuniversitäten Medellins), so ist das Niveau an der Universidad de Antioquia eher als höher und besser einzuschätzen. Hier zeigt sich auch wieder, wie enorm selektionierend die Aufnahmeprüfung an die Universidad de Antioquia ist. Zu Beginn des Jahres 2011 wurde vom Präsidenten Kolumbiens Juan Manuel Santos eine Reform der Gesetze, welche die Organisation der Bildung auf universitärer Stufe regeln, der Öffentlichkeit zur Diskussion vorgelegt. Während dem Frühlingssemester 2011 – unserem Mobilitätssemesters also – wurde diese Reform in der Universidad de Antioquia sowohl von Studierenden als auch von Dozierenden heftig diskutiert und kritisiert. Was mit ein Grund für die eingangs beschriebenen Unruhen war. Nach verschiedenen Debatten in öffentlichen Foren, gab der Rektor der Universidad de Antioquia zusammen mit den Dekanen aller Fakultäten eine öffentliche Stellungnahme ab. Dabei wurden verschiedene, für die öffentliche Universität negativen Konsequenzen der Reform hervorgehoben und betont. Grundsätzlich würde sich durch die vorgeschlagene Reform das Verständnis von Bildung ändern. Bildung würde neu zu einer Dienstleistung des Staates werden. Dementsprechend würde der Artikel 26 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der besagt, dass der Zugang zu Bildung ein Recht für alle ist, in höchstem Masse missachtet und gefährdet. Denn Dienstleistungen werden nur von „Kundinnen und Kunden“ in Empfang genommen, welche diese auch finanzieren können und dadurch wird der Zugang zu Bildung automatisch an finanzielle Bedingungen seitens der Familien bzw. jungen Erwachsenen geknüpft, was wiederum zu einer strukturellen Diskriminierung von Leuten aus tiefen sozio-ökonomischen Schichten führt. Ein Zustand, welcher an den privaten Universitäten bereits Tatsache ist. Zudem würden die öffentlichen Universitäten zunehmend an Autonomie verlieren. Des Weiteren würde die Unterstützung des Staates für die öffentlichen Universitäten stark eingeschränkt und die Finanzierung vermehrt durch den freien Markt übernommen werden (vgl. Consejo Académico de la Universidad de Antioquia 2011). 7 Es wird sofort klar, dass sich diese Diskussion im, weiter oben bereits angedeuteten, Konfliktfeld Privat – Öffentlich befindet. So lässt es sich auch erklären bzw. wird verständlich, weshalb sich die Studierenden und Dozierenden der Universidad de Antioquia so vehement gegen diese Reform wehren. Denn in dieser Reform geht es um die Zukunft der öffentlichen, autonomen Universitäten und den Zugang zu universitärer Bildung für alle – auch für Leute aus weniger privilegierten sozio-ökonomischen Verhältnissen. Praktisch alle Mitglieder der Universidad de Antioquia sind sich in höchstem Masse bewusst, was das Recht auf Bildung bedeutet – ein Zustand, welcher in der Schweiz sehnlichst vermisst wird. Viele Studierende wissen, dass sie ohne öffentliche Universität, ohne ihre Universidad de Antioquia niemals die Möglichkeit gehabt hätten, ein Studium zu absolvieren. Auch zahlreiche Dozierende verdanken ihre heutige gesellschaftliche Stellung und ihren Wohlstand in hohem Mass den öffentlichen Universitäten. Aufgrund dieser Tatsachen identifizieren und solidarisieren sich viele Studierende und Dozierende mit der Universidad de Antioquia bzw. mit den Bewegungen, welche sich für ihre Zukunft und für das Recht auf Bildung einsetzen. Die Präsenz des Staates in Form der ESMAD wird an der Universidad de Antioquia geradezu als Bedrohung wahrgenommen. Dies erklärt, wieso Angriffe der „Encapuchados“ auf die ESMAD, von einem Grossteil der Studierenden zwar nicht gutgeheissen, jedoch geduldet werden. Denn im Widerstand gegen die ESMAD steckt, nicht immer, aber meistens, mehr als ein blosses Provozieren der Staatsgewalt. Der Widerstand gegen die ESMAD symbolisiert den Kampf der Universidad de Antioquia für das Recht auf freien Zugang zu Bildung der zukünftigen Generationen kolumbianischer Bürgerinnen und Bürger. 2 Mobilitätssemester an der Universidad de Antioquia 2. 1. Administrative Organisation des Austausches Die offizielle Anmeldung für das Austauschsemester erfolgte über das International Office der PH Bern, welches mit dem Büro für internationale Beziehungen - Oficina de Relaciones Internacionales der Universidad de Antioquia in Kontakt stand. Unsere Ansprechsperson des International Office der PH Bern ist bzw. war Christine Tauch. Beim Büro für internationale Beziehungen - Oficina de Relaciones Internacionales der Universidad de Antioquia stehen bzw. standen wir vor allem mit Silvia Medina und Amanda Nieto Franco in Kontakt. Über diese offizielle Verbindung zwischen dem International Office der PH Bern und dem Büro für Internationale Beziehungen - Oficina de Relaciones Internacionales der Universidad de Antioquia fand der Austausch von Informationen und Dokumenten (Lebensläufe, Zeugnisse), sowie eine Vorauswahl der Kurse statt – von den Verantwortlichen der Universidad de Antioquia wurde uns eine Liste mit passenden Kursen zugestellt, welche sie extra für uns, anhand unserer Lebensläufe und Infos, zusammengestellt hatten. Zudem erhielten wir über diese Verbindung auch ein Angebot mit Unterkünften – nach Rückfrage bei Prof. Dr. Angela Stienen, Dozentin an der PHBern, die einmal an der U de A gelehrt hat und deshalb eine Vermittlungsfunktion zwischen der PHBern und der U de A einnahm – wählten wir jedoch keine der vorgeschlagenen Unterkünfte aus. Dieser Entscheid erwies sich als absolut richtig, denn die vorgeschlagenen Wohnungen sind sehr weit entfernt von der Universität und liegen zudem in einem sehr reichen Viertel, was bedeutet, dass die einzelnen Häuser beinahe hermetisch voneinander abgeriegelt sind und zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern des Viertels grosse Anonymität herrscht. Dies wäre für uns ein grosser Nachteil gewesen, da es so sehr schwierig gewesen wäre, Kontakte zu finden. 8 Zu unserem Glück ergab sich die Möglichkeit, in einem Viertel, das nicht allzu weit von der Universität entfernt liegt, bei einer Professorin ein Zimmer zu mieten. Nebst der Beschreibung der offiziellen Verbindung zwischen dem International Office der PH Bern und dem Büro für Internationale Beziehungen - Oficina de Relaciones Internacionales der Universidad de Antioquia muss darauf hingewiesen werden, dass wir als erste Austauschstudierende der PHBern an der U de A von der Vermittlungsfunktion und dem sozialen Kapital (Bourdieu) von Prof. Dr. Angela Stienen in Medellín stark profitieren konnten. Ihrer Vermittlungstätigkeit verdanken wir, dass der Austausch rasch und unbürokratisch zustande kam und mögliche Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden konnten. Ebenso ermöglichte ihre Unterstützung, dass wir uns fokussiert persönlich vorbereiten konnten. Es ist zu hoffen, dass sich die Studierendenmobilität zwischen der PH Bern und der Universidad de Antioquia in Zukunft so institutionalisieren lässt, dass die Schritte, die in unserem Fall noch einer Vermittlung bedurften, zu einer institutionellen Selbstverständlichkeit werden. In diesem Zusammenhang sehen wir auch unsere Rolle als ehemalige Austauschstudierende. Auf unsere Reflektionen zu diesem Punkt werden wir weiter unten eingehen. In Kolumbien vor Ort, also während des Semesters wurde(n) der Austausch bzw. Fragen und Probleme grundsätzlich von zwei Anlaufstellen organisiert. Zum einen vom Büro für internationale Beziehungen - Oficina de Relaciones Internacionales der Universidad de Antioquia und zum Anderen vom Sekretariat der Facultad de Educación mit den zuständigen Verantwortlichen. Das Büro für internationale Beziehungen ist dabei speziell für die spezifischen Probleme von Austauschstudierenden zuständig. Beispielsweise also für die Beschaffung des Universitätsausweises. Dieser Ausweis, TIP genannt, ist enorm wichtig. Denn nur mit diesem ist es möglich die Universität zu betreten, zudem wird auch die Ausleihe von Büchern der Universitäts-Bibliothek mit dem TIP abgewickelt. Des Weiteren wird bzw. werden vom Büro für internationale Beziehungen die Unterkunft, die Einbindung bzw. Aufnahme ins Parcero-Programm (wird im Kapitel Betreuung und Begleitung der Studierenden ausgeführt und erklärt), der soziale und kulturelle Anschluss, die VisaAngelegenheiten sowie die Erteilung von Autorisationen für den Besuch von Exkursionen organisiert. Auf der anderen Seite steht das Sekretariat der Fakultät mit den verschiedenen Verantwortlichen der Studienprogramme. Von dieser Seite wurde die definitive Kurseinschreibung, Fragen und Anliegen zu Seminaren, Prüfungen etc. geregelt. Unter den Verantwortlichen der Studienprogramme war für uns Beatriz Henao (Dozentin und Koordinatorin des Studienprogrammes Ciencias Sociales – Sozialwissenschaften) besonders wichtig. Sie war während dem Semester die ständige Anlaufstelle für alle Sorgen rund um den Studierendenalltag. Beatriz Henao ist in einem gewissen Masse die Verbindung zwischen den Studierenden, den Dozierenden und den Verantwortlichen der Fakultät. Gewissermassen die Brücke zwischen den beiden Instanzen, dem Büro für internationale Beziehungen - Oficina de Relaciones Internacionales und dem Sekretariat der Fakultät mit den verschiedenen Verantwortlichen der Studienprogramme, war bzw. ist Carlos Andres Rios-Uribe. Er ist sowohl Dozent in der Fakultät, arbeitet aber auch mit dem Büro für internationale Beziehungen zusammen. Beispielsweise gingen wir nach unserer Ankunft zuerst einmal ins Büro für internationale Beziehungen, dort wurden einige Formalitäten erledigt und anschliessend begleitete uns Carlos Andres Rios-Uribe zum Sekretariat der Fakultät, wo er mit uns die offizielle Einschreibung der Kurse vornahm und uns einige Informationen zu den Kursen gab. 9 Nebst diesen gut funktionierenden Strukturen gibt es einige kleine, konkrete Dinge, welche optimiert werden können: • Die von der Universidad de Antioquia vorgelegten Vorschläge von Wohnmöglichkeiten sollten überarbeitet werden. Denn wie bereits erwähnt, befinden sich diese Wohnungen sehr weit von der Universität entfernt und befinden sich zudem in einem sehr abgeriegelten und anonymen, sehr reichen Quartier. • Die Buchausleihe mit dem TIP (Studierendenausweis) sollte unbedingt funktionieren, was bei uns nicht der Fall war. • Wichtig wäre, wenn das TIP für Austauschstudierende, genauso wie die TIP‘s der lokalen Studierenden, für die Metro benutzt werden könnten. Die lokalen Studierenden können sich einen bestimmten Geldbetrag auf das TIP laden. So kann das TIP als Ticket für die Metro verwendet und lange, zeitraubende Wartezeiten vor den Ticket-Verkaufsstellen vermieden werden. Zudem erhalten Studierende eine Ermässigung auf die Metro-Fahrten. • Der Abholdienst vom Flughafen, welcher von der Universität organisiert ist, muss zuverlässig funktionieren. Bei unserer Ankunft gab es ein Missverständnis mit dem Abholdienst, so dass wir schliesslich von der Bekannten von Prof. Dr. Angela Stienen abgeholt wurden. Die beschriebenen Strukturen für die Organisation von Auslandsemestern an der Universidad de Antioquia erscheinen sehr sinnvoll und zweckmässig, zudem haben sie sich in der Praxis bewährt. In diesem Bereich könnte die PHBern sehr viel vom Know-How der Universidad de Antioquia profitieren. 2.2 Betreuung und Begleitung der Studierenden Die Begleitung und Betreuung durch die Universidad de Antioquia lässt sich wiederum anhand der im vorherigen Kapitel geschilderten Strukturen erklären und aufzeigen. Seitens des Büros für internationale Beziehungen - Oficina de Relaciones Internacionales bestehen verschiedene Angebote zur Begleitung der Mobilitätsstudierenden. So wurden alle Mobilitätsstudierenden zu einem Informationsanlass eingeladen, bei welchem sowohl der Rektor, Vizerektor, als auch der Verantwortliche der internationalen Beziehungen anwesend waren. Dies ist umso erwähnenswerter, als dass dieses Treffen gerade während heftiger Unruhen an der Universität stattfand und sich der Rektor trotzdem über eine Stunde Zeit nahm um zu den Mobilitätsstudierenden zu sprechen und ihnen die Geschichte der Universidad de Antioquia näher zu bringen. Auch schickte das Büro für internationale Beziehungen jeden Monat aufs Neue ein Kulturprogramm mit zahlreichen Veranstaltungen und Anlässen an alle Mobilitätsstudierenden. Für den sozialen Anschluss der Mobilitätsstudierenden besteht das sogenannte Parcero-Programm (Parcero bedeutet so viel wie ‚Kumpel‘). Dieses Programm wurde vom Büro für internationale Beziehungen - Oficina de Relaciones Internacionales ins Leben gerufen, wird heute aber von Studierenden der Universität geleitet. Grundsätzlich geht es darum, dass lokale Studierenden, welche sich teilweise selbst in der Vorbereitung für einen Austausch nach Europa, Mexiko oder in andere Länder befinden, die Rolle eines Tutors bzw. eines „Göttis / Gotte“ für die Austauschstudierenden übernehmen. So wurde uns auch ein Parcero zugeteilt, dieser begleitete uns dann zum Beispiel auf das Amt für VisaAngelegenheiten und leistete uns sehr wertvolle Starthilfe. Zudem werden jeden Monat Treffen oder Aktivitäten innerhalb des Parcero-Programmes organisiert, von Tanzabenden, über Kinobesuche, bis hin zum Delta-Segeln ist alles dabei. 10 Für administrative Fragen stand uns das Büro für internationale Beziehungen - Oficina de Relaciones Internacionales zudem jeder Zeit sehr freundlich und hilfsbereit zur Verfügung. Zudem war es dem ganzen Team und vor allem auch dem Leiter des Büros für internationale Beziehungen stets ein Anliegen, Rückmeldungen zur Betreuung und Begleitung zu erhalten, sowie über unseren Aufenthalt bzw. über unsere Sorgen und Freuden informiert zu sein. Es war wirklich sehr ergreifend zu sehen, wie unser Wohlbefinden dem ganzen Team des Büros für internationale Beziehungen am Herzen lag. Wie im vorherigen Kapitel bereits beschrieben, wurden wir auch vom Sekretariat der Facultad de Educación mit den verschiedenen Verantwortlichen der Studienprogramme begleitet und unterstützt. So wurden wir am ersten Tag sowohl vom Dekan Carlos Arturo Sandoval Casilimas, als auch von der Vize-Dekanin Luz Stella Correa Botero der Facultad de Educación persönlich empfangen. Die wichtigste Person, also so zu sagen das Zentrum unseres akademischen Universums, war die Koordinatorin des Programmes, Beatriz Henao. Es war und ist enorm beeindruckend, wie liebevoll sie sich um uns gekümmert hat und stets für uns da war. Sie half uns, wenn wir etwas nicht wussten, informierte die Professoren über unsere Ankunft, gab uns wertvolle Ratschläge und informierte uns, wenn Unruhen an der Universität befürchtet wurden. Auch unterstützte Sie uns für die Recherchen zur Bachelorarbeit, indem Sie uns mit Forschenden der jeweiligen Gebiete in Kontakt brachte. Sie war unsere stete Anlaufstelle, was wir wirklich sehr zu schätzen wussten bzw. wissen. Bezüglich der Unruhen an der Universität wurde von Beatriz Henao und den weiteren Verantwortlichen ein ganzes Massnahmenprogramm extra für uns zusammengestellt. So wurden wir beispielsweise zu Beginn informiert, welche Ausgänge wir benützen müssen bzw. können, falls es zu Unruhen kommen könnte. Zudem teilte Beatriz Henao uns jedes Mal mit, wenn es beispielsweise konfliktgeladene Jahrestage gab – gewissermassen als Vorwarnung. Jedoch war es den Verantwortlichen auch ein Anliegen, dass wir auch diese Realität, also den Kampf um das Recht auf öffentliche Bildung, kennen lernen. Deshalb nahmen sie sich auch stets Zeit, ja war es ihnen ein Anliegen, mit uns zu diskutieren und uns die Hintergründe bzw. Kontexte der jeweiligen Konflikte zu erklären. Dank dieser Informationen und Begleitungen fühlten wir uns stets sicher und gut aufgehoben an der Universidad de Antioquia. Daneben spielten auch die Dozierenden eine sehr wichtige Rolle für unsere Integration in das Studierendenleben. Von der ersten Lektion an wurden wir als „normale“ Studierende behandelt. Dies war für uns sehr wichtig, wollten wir uns doch in die Kurse reingeben und keine Sonderprivilegien geniessen. So hatten wir genau dieselben Leistungsnachweise und Übungen wie die restlichen Studierenden auch. Gerade für die Integration und Akzeptanz unter den anderen Studierenden ist dieser Umstand sicher sehr wichtig. Jedoch waren wir nie alleine oder auf uns selbst gestellt. Die Dozierenden suchten stets das Gespräch mit uns, versicherten sich, dass wir den Anschluss haben bzw. finden und boten uns stets Hilfen bzw. Unterstützungen (Besprechungen, Literaturverweise etc.) an. Sehr eindrücklich ist bzw. war der Umstand, wie flexibel das Sekretariat der Fakultät mit den verschiedenen Verantwortlichen stets auf Anliegen oder Unstimmigkeiten reagierte. Im Gespräch liessen sich alle Probleme oder Ungereimtheiten leicht und konstruktiv lösen. Wie erwähnt war es uns stets ein Anliegen, nicht bloss Austauschstudierende sondern Studierende der Universidad de Antioquia zu sein. Aus diesem Grunde suchten wir stets den Kontakt zu den Kommilitonen und Kommilitoninnen der jeweiligen Kurse. Dies führte dazu, dass wir mit der Zeit die Angebote, beispielsweise des Parcero-Programmes, 11 kaum mehr nutzten, da wir praktisch immer mit Freunden der Universität unterwegs waren – mit unserem Parcero standen wir jedoch oft in Kontakt, es entwickelte sich ein richtig freundschaftliches Verhältnis. Wir denken, dass diese institutionell geschaffenen, sozialen Räume bzw. Gruppen, wie das Parcero-Programm eines ist, durchaus auch Gefahren der sozialen Schliessung und Abgrenzung mit sich bringen. Es besteht die Gefahr, dass in diesen geschlossenen Zirkeln die Mobilitätsstudierenden mit ihren jeweiligen Tutoren unter sich bleiben und dadurch nicht wirklich ein Teil des sozialen Konstrukts Universität bzw. Gesellschaft von Medellin werden. Trotzdem bietet dieses Programm eine gute Starthilfe und gute Ergänzungen für die Mobilitätsstudierenden an der Universidad de Antioquia. Nebst der Unterstützung durch die Universidad de Antioquia war für uns die Begleitung durch Prof. Dr. Gloria Patricia Lopera Mesa, bei der wir wohnten, absolut zentral. Prof. Dr. Gloria Patricia Lopera Mesa ist Dozentin für Recht an der Universität EAFIT. Die Idee war ursprünglich, nur für die erste Zeit bei ihr zu wohnen. Jedoch entwickelte sich schnell eine sehr freundschaftliche Beziehung, so dass wir schlussendlich für die ganze Zeit bei Ihr eingemietet blieben. Es war ein absoluter Glücksfall, bei Prof. Dr. Gloria Patricia Lopera Mesa wohnen zu können. Am besten verstehen lässt sich die Unterstützung durch sie dadurch, dass die verschiedenen Ebenen oder Facetten ihrer Begleitung aufgezeigt werden. Aus einer persönlichen Perspektive betrachtet, ist es schlicht und einfach rührend, mit welcher Gastfreundschaft Gloria Patricia Lopera Mesa uns aufgenommen hat. Vom ersten Tag an, war sie stets für uns da – als der Abholdienst vom Flughafen nicht funktionierte, war sie es, welche uns vom Flughafen abholte. Sie begleitete uns am ersten Tag an die Universität, aufs Büro für internationale Beziehungen und auf das Amt für Visa-Angelegenheiten. Ein weiterer wichtiger Aspekt, eine weitere wichtige Ebene, war das soziale Kapital (Bourdieu) von Prof. Dr. Gloria Patricia Lopera Mesa, von welchem wir enorm profitieren konnten. Es war für uns extrem wertvoll, dass sie selbst Absolventin der Universidad de Antioquia ist und dadurch sehr viele Professorinnen und Professoren an der Universität kennt. Viele Ihrer Freunden und Bekannten nahmen sich unser an. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, Veranstaltungen und Aktivitäten zu besuchen, welche uns sonst niemals offen gestanden hätten. Wir konnten also stark von ihrem sozialen Netz profitieren, was uns die Integration und das Einleben in Medellin und an der Universität stark erleichterte. Aber auch für Ausflüge und Reisen unterstützte sie uns stets und brachte uns in Kontakt mit Leuten an den Zielorten, bei welchen wir dann beispielsweise übernachten konnten. Zudem lernten wir ihren Vater und Bruder kennen und gingen jeden Samstag gemeinsam essen. Auch auf kultureller Ebene war die Begleitung durch Gloria Patricia Lopera Mesa absolut wertvoll. Sie zeigte uns feine Restaurants, lud uns zu Konzerten ein, gab uns Tipps für gute Bücher, Filme oder Vorträge oder begleitete uns zu politischen Veranstaltungen. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Begleitung durch Gloria Patricia Lopera Mesa ist fachlicher Art. Hatten wir Probleme oder Fragen mit den Inhalten der Vorlesungen konnten wir stets bei ihr nachfragen und sie nahm sich jeweils viel Zeit uns die Sachverhalte zu erklären. Oder sie unterstützte uns beim Abwickeln der verschiedenen administrativen Angelegenheiten. Es wird ersichtlich, dass Gloria Patricia Lopera Mesa während des Aufenthaltes in Medellin für uns enorm wichtig und oftmals die erste Ansprechperson war. Für eine zukünftige Studierendenmobilität zwischen Medellin und Bern kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass alle Mobilitätsstudierenden auf die Unterstützung von Personen wie Prof. Dr. Gloria Patricia Lopera Mesa zählen können. Deshalb ist es von grosser Wichtigkeit, dass die Aufgaben und Funktionen, welche diese in unserem Fall 12 übernommen hat, von der Universidad de Antioquia übernommen und institutionalisiert werden. Dabei erscheinen uns nachfolgende Ideen sinnvoll: • Das Wohnungsangebot der Universidad de Antioquia muss angepasst werden. Ein optimaler Standort dafür wären beispielsweise die grossen Blöcke vis-a-vis des Haupteinganges der Universität. Einerseits befinden sich diese Wohnungen extrem nahe zur Universität, Transportkosten könnten gespart werden und andererseits wohnen in diesen Blöcken bereits sehr viele Studierende, damit wäre es auch wesentlich einfacher Bekanntschaften zu lokalen Studierenden zu schliessen. Zudem sind diese Wohnungen für Mobilitätsstudierende auch finanziell attraktiv. • Eine weitere Möglichkeit zur Institutionalisierung der Betreuung zukünftiger Mobilitätsstudierender wäre eine noch stärkere Integration des ParceroProgrammes. Dabei hätten die zukünftigen Mobilitätsstudierenden im besten Fall bereits vor der Ankunft Kontakt zu ihren jeweiligen Parceros. Falls dies organisatorisch schwierig umzusetzen ist, so wäre es auf jeden Fall sehr wichtig, dass der Kontakt zum Parcero vom ersten Tag an vorhanden ist. Denn die ersten Tage sind ja bekanntlich, wenigstens administrativ und organisatorisch betrachtet, die schwierigsten und intensivsten. Einfach umsetzen liesse sich diese Idee dadurch, dass der jeweilige Parcero zusammen mit dem bzw. der Abholverantwortlichen der Universidad de Antioquia die ankommenden Mobilitätsstudierenden bereits am Flughafen abholt. • Des Weiteren erscheint es uns zentral, dass die Mobilitätsstudierenden über die Wichtigkeit der Beziehungen zum Büro für internationale Beziehungen, zu den jeweiligen Studienverantwortlichen innerhalb der Universität, wie beispielsweise Beatriz Henao und nicht zuletzt auch zu den Dozierenden und Studierenden Bescheid wissen. Dies mit dem Wissen, dass viele Probleme und organisatorische Angelegenheiten an der Universidad de Antioquia persönlich, also im direkten Gespräch mit den verschiedenen Verantwortlichen geregelt werden und dementsprechend ein gut gepflegtes und funktionierendes Beziehungsnetz absolut wichtig ist. 2.3 Vorbereitung auf das Austauschsemester Wie eingangs erläutert, entstand die Idee, ein Auslandsemester in Medellin zu absolvieren im Verlauf des 4. Semesters. Folglich begann unsere Vorbereitung auf den Austausch auch bereits in ebendiesem Semester und war zu Beginn stark mit der Lehrveranstaltung von Frau Prof. Dr. Angela Stienen „Umgang mit Differenz“ verbunden. Dieses Modul des Fachbereichs Sozial- und Erziehungswissenschaften-ESS am IVP gab uns verschiedene wichtige Werkzeuge in die Hand, welche uns im Verlauf des Semesters in Medellin sehr nützlich und hilfreich waren. So half uns beispielsweise das Konzept der Stereotypen von Stuart Hall (vgl. Hall 2004) zu verstehen, weshalb wir wiederholt und immer wieder auf reiche und im Luxus lebende Europäer reduziert wurden. Oder auch die Ausführungen von Pierre Bourdieu (vgl. Bourdieu 2001) über die konservative Schule schärfte unsere Wahrnehmung für die sozialen Chancenungerechtigkeiten, welche beispielsweise beim Zugang zu den privaten Universitäten in Medellin herrschen. Aber auch Begriffe bzw. Konzepte wie Macht, soziale Schliessung unterstützten uns immer wieder in der Analyse und Reflexion von alltäglichen Erlebnissen. So beobachteten wir immer wieder soziale Schliessungen anhand des ökonomischen Status bzw. anhand der Dimension reich - arm. Teilweise fühlten wir uns aus Gruppen ausgegrenzt, weil die Mitglieder der Gruppe sich alle als arm identifizierten. Diese 13 Identifikation mit der Armut und die gleichzeitige Ausgrenzung der ‚reichen Europäer‘ (Stereotyp) verlieh der Gruppe bzw. deren Mitgliedern Macht und Identität. Nebst dieser wichtigen Vorbereitung des Mobilitätssemesters durch die Lehrveranstaltung „Umgang mit Differenz“, ergab sich zusätzlich die Möglichkeit im Rahmen des VC-EDU Moduls „Von der Schule in den Beruf“ eine Analyse und Kontextualisierung des schweizerischen Bildungssystems in Form eines Leistungsnachweises zu erarbeiten. Dabei wurden Typologisierungen von Bildungssystemen vermittelt, welche später eine grosse Hilfe für ein differenzierteres Verständnis des kolumbianischen Bildungssystems waren. Zudem erlagen wir dank dem gewonnen Wissen aus diesem Leistungsnachweis auch nicht der Verlockung, die Bildungssysteme Kolumbiens bzw. der Schweiz direkt miteinander zu vergleichen und zu werten. Ein solcher direkter Vergleich macht wenig Sinn, weil die jeweiligen gesellschaftlichen bzw. wirtschaftlichen Kontexte und Anforderung der beiden Länder unterschiedlich sind und es DAS weltweit richtige und gute Bildungssystem schlicht und einfach nicht gibt bzw. nicht geben kann. Ein Teil der Vorbereitung des Mobilitätssemesters bestand also aus Lehrveranstaltungen an der PHBern, ein anderer wesentlicher Teil der Vorbereitung bestand aus der persönlichen Aneignung von Wissen über den kulturellen, sozialen, politischen und schulischen Kontext von Medellin bzw. Kolumbien. Dabei unterstützte uns Prof. Dr. Angela Stienen, indem sie uns in Gesprächen auf verschiedene Materialien (Bücher, Texte, Filme, Web-Seiten) aufmerksam machte. In diesen Vorbereitungssitzungen hatten wir die Möglichkeit, vom breiten Wissen und den Erfahrung von Prof. Stienen zu profitieren, sie konnte viele Fragen und Befürchtungen beantworten bzw. klären. Da, wie erwähnt, ein Fokus des Mobilitätssemesters auf dem Verfassen unserer Bachelorarbeit lag, bestand ein wesentlicher Teil unserer Vorbereitung zudem auf dem Planen und Organisieren der Bachelorarbeit. Dabei erwiesen sich die Sitzungen der BachelorProjektgruppen, welche von den Dozierenden Angela Stienen und Beat Reck gemeinsam geleitet wurden, und an denen die, von den beiden Dozierenden betreuten Studierenden teilnahmen, als grosse Unterstützung. In den jeweiligen Sitzungen erstellten wir Studierenden einen Zeitplan für das Erstellen unserer Bachelorarbeit, setzten uns Etappenziele und werteten bereits vorhandene Forschungsresultate und Literatur aus. Stets wurde dabei die Moodle-Plattform bzw. der eigens von Herrn Reck für die BachelorProjektgruppen eingerichtete Moodle-Kurs in die Sitzungen mit einbezogen. Die Betreuung unserer Bachelorarbeiten beruhte also von Beginn an stark auf web-Elementen, dadurch war sie nicht an einen fixen Standort bzw. an eine fixe Zeit gebunden. Während der ganzen Zeit vor und während dem Mobilitätssemester wickelte sich ein Grossteil der Kommunikation innerhalb der Bachelor-Projektgruppen sowie zwischen uns, den Studierenden und den Betreuungspersonen über die Moodle-Plattform ab. Das Kennenlernen und Anwendenlernen der Moodle-Plattform stellte also einen weiteren wichtigen Teil unserer Vorbereitung auf das Mobilitätssemester dar. Denn nur so war es möglich, dass wir während unserer Abwesenheit stets in Kontakt mit unseren jeweiligen Betreuungspersonen – Angela Stienen und Beat Reck – standen und diese gleichzeitig stets über unsere Fort- und Rückschritte informiert waren. Während unserem Aufenthalt zeigte sich, dass diese Vorbereitung sehr wichtig und sinnvoll war. Zum Einen waren gewisse Probleme oder Konflikte viel schneller verständlich und zum Anderen zeigten sich die Menschen jeweils sehr erfreut darüber, dass wir uns bereits mit ihren Realitäten auseinandergesetzt hatten und über Fachwissen verfügten. Durch diesen Umstand war es uns leichter und schneller möglich, mit den Leuten etwas tiefgründiger zu diskutieren. Was wiederum enorm wichtig ist bzw. war, um das Land 14 Kolumbien mit seinen Realitäten und Konflikten verstehen zu können und um akzeptiert zu werden. Jedoch war es keineswegs so, dass wir mit einer fertigen Interpretation bzw. Vorstellung über das Leben in Medellin, nach Kolumbien gereist sind. Sehr viele Dinge waren für uns neu, was uns immer wieder wie kleine Kinder fühlen liess, welche daran sind ihre Welt zu entdecken. Genau dieses Nicht-Wissen bzw. Nicht-Verstehen war es, was bei uns eine riesen Neugierde, und Offenheit, kurz ein Verstehen-Wollen, auslöste und eine Haltung des ständigen Fragens zur Folge hatte. Diese Haltung ihrerseits, wurde von den Menschen sehr geschätzt, da es ihnen oftmals eine Freude war, uns ihr Land bzw. ihre spezifischen Lebenssituationen zu erklären. Trotz unserer Vorbereitung wäre es gelogen, wenn wir hier schreiben würden, dass uns der erste Monat in Medellin leicht gefallen ist. Zu Beginn war der Aufenthalt hart und ziemlich steinig. Obwohl stets sehr gut und liebevoll für uns gesorgt wurde, mussten wir uns doch erst an die vollkommenen neuen Zustände akklimatisieren. Erschwerend kam unser sprachliches Handicap dazu. Simon verstand zu Beginn praktisch nichts und konnte sich kaum ausdrücken. Jessica verstand schon etwas mehr und konnte sich dank ihren Italienischkenntnissen auch bereits etwas unterhalten. Es ist sicherlich nicht unmöglich ein Mobilitätssemester zu machen, ohne über ausreichende Sprachkenntnisse zu verfügen. Wir sind ja sozusagen der lebendige Beweis dafür, dass es machbar ist. Jedoch denken wir, besonders wenn man ein Auslandsemester mit der Bachelorarbeit in Verbindung setzen möchte, es sinnvoll ist ein gewisses sprachliches Niveau bereits mit zu bringen. Wir mussten bis zum Schluss viel Zeit ins Sprachelernen investieren. Texte lesen erforderte grosse Anstrengungen und das Kommunizieren am Anfang viel Mut. Die ersten zwei Monate war es zudem frustrierend sich nicht genau ausdrücken zu können und immer alles umschreiben zu müssen. Diese Umstände machen es faktisch unmöglich beispielsweise ein Interview für die Bachelorarbeit zu machen. Doch schliesslich konnten wir sprachlich unheimlich viel profitieren und können uns mittlerweile gut verständigen. Jedoch denken wir, muss man sich gut überlegen, welche Ziele ein solcher Aufenthalt hat bzw. wie man sich organisiert. Wir denken bzw. haben die Erfahrung gemacht, dass es nicht möglich ist, alles gleichzeitig tun zu wollen, also verschiedene Module zu besuchen, die Sprache zu lernen und eine Bachelorarbeit zu schreiben. So mussten wir einen Abstrich in unseren ehrgeizigen Zielen machen: Wir beschlossen, die Bachelorarbeit erst nach unserer Rückkehr fertig zu stellen. Wenngleich wir dies ursprünglich nicht vorgesehen hatten, war es uns das Auslandsemester wert, das Studium ein Semester später abzuschliessen als ursprünglich geplant. Jedoch möchten wir erwähnen, dass wir trotz unseres sprachlichen Handicaps alle Kurse abschliessen, soziale Kontakte knüpfen, spanische Filme ansehen, verstehen und Bücher lesen, Leistungsnachweise schreiben und Vorträge halten konnten und uns zudem mit dem Thema unserer Bachelorarbeiten auseinandersetzten.. Natürlich wäre dies ohne die Unterstützung und Flexibilität unzähliger Personen nicht möglich gewesen. Wir denken ein Mobilitätssemester in Medellin verlangt aufgrund des eingangs geschilderten Kontextes eine spezielle Vorbereitung (und Nachbereitung). Gerade also weil die Unversidad de Antioquia eine öffentliche Universität ist, die öffentliche Bildung im gegenwärtigen Globalisierungskontext hart umkämpft ist und die kolumbianische Gesellschaft von einer zugespitzten Konfliktdynamik gekennzeichnet ist. Zur Vorbereitung haben wir ausgehend von unseren eigenen Erfahrungen, den Diskussionen mit Studierenden 15 und Dozierenden der Universidad de Antioquia sowie der Schlussevaluation unseres Aufenthaltes an Ort folgende Vorschläge: • In der Vorbereitung auf einen Aufenthalt in Medellin sollte ein Fundament an Wissen und Informationen zum Gastland erarbeitet werden, welches eine gewisse Orientation im Alltag bzw. in den täglichen Gesprächen ermöglicht. Diese Orientation beinhaltet idealerweise, dass Gesprächsbeiträge und Meinungen von Diskussionspartnerinnen und –partnern gesellschaftlich verortet und dadurch relativiert werden können. • Dieses Fundament an Wissen und Informationen muss von den Mobilitätsstudierenden stets kritisch reflektiert und hinterfragt werden. Uns erscheint es zudem sehr wichtig, dass sich die jeweiligen Mobilitätsstudierenden zudem bewusst sind, dass dieses Fundament an Wissen nur ein Anfang, eine Basis und daher unvollständig ist. Denn die Annahme, dass dieses Fundament bereits eine abgeschlossene Interpretation sei, wäre für das differenzierte Verstehen der verschiedenen Realitäten in Medellin fatal. Es sollte also während dem Aufenthalt zusätzliches theoretisches Wissen aus Büchern, Websites, Filmen, Vorlesungen und Gesprächen gewonnen und angeeignet werden. • Nebst oder gemeinsam mit der Aneignung von Sachwissen gilt es eine Haltung von Offenheit und Neugierde, eine Haltung des Entdeckens also, zu entwickeln. Denn nur so können subjektive, persönliche und vielschichtige Erfahrungen gemacht werden. Die beiden Aspekte sollten also als sich gegenseitig ergänzend verstanden werden. Denn weder ein Wissen, basierend auf blossen Fakten und Lektüre, noch ein Wissen gestützt einzig und allein auf subjektive Erfahrungen, trägt zu einem tatsächlichen Verständnis von Realität, von Leben im Gastland bei. In diesem Sinne erscheint eine gute Vorbereitung, ein gutes Fundament gerade auch im Bezug auf das Verhindern einer Reproduktion und Verbreitung von Stereotypen als grundlegend. • In der Universidad de Antioquia müssen an Mobilität interessierte Studierende für ein Auslandsemester jeweils ein regelrechtes Bewerbungsverfahren durchlaufen. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass es für kolumbianische Studierende äusserst schwierig ist, ein Visum für einen Aufenthalt in einem anderen Land zu bekommen. Wir denken, dass auch die PH Bern ein solches Verfahren einführen sollte. Nicht nur für Aufenthalte in Medellin, sondern generell für alle Auslandsemester. Dies um auch hier eine höhere Wertschätzung einer solchen Möglichkeit zu erreichen und vor Augen zu führen, dass das Auslandsemester ein wichtiger Bestandteil unserer Ausbildung zu LP sein kann. • Die Beweggründe für ein Auslandsemester sollten klar dargelegt sein und einen akademischen Hintergrund haben: Wir haben erfahren, dass die Arbeit an unseren Bachelorarbeiten Anlass für zahlreiche Gespräche und interessante Kontakte zu Professoren und Studierenden war. Die jeweiligen Recherchen an unseren Bachelorarbeiten haben viele Fragen aufgeworfen und uns einen Fokus für die Annäherung an den neuen Kontext gegeben. Bezüglich der Kombination von Bachelorarbeit und Auslandsemester gilt es folgende Fragen zu klären. Sollte das Austauschsemester eher für die Vorbereitung auf die Bachelorarbeit genutzt werden und daher im 5. Semester absolviert werden? Wie kann es gelingen, den Auslandaufenthalt im 6. Semester von Seiten der Gastuniversität als auch der Studierenden, die das Mobilitätssemester absolvieren, so zu strukturieren, dass die Bachelorarbeit tatsächlich während des Aufenthalts geschrieben werden kann? 16 2.4 Lernerfolge und Gewinne für die zukünftige Tätigkeit als Lehrperson Gleich in der ersten Stunde von unserem ersten Modul an der Facultad de Educación an der Universidad de Antioquia stellte die Professorin die Frage, wozu Schule gut ist und welche Rolle die Lehrperson einnimmt. Fragen, die wir auch schon aus der Schweiz kennen. Was wir daran spannend finden, ist dass sich die Schulsysteme grundlegend unterscheiden, jedoch das Ziel und die Rolle von Schule immer wieder neu definiert werden muss, egal in welchem Kontext man sich befindet. Die Einbettung von Schule in der Gesellschaft scheint nicht immer einfach zu sein, vor allem dann nicht, wenn sich die Gesellschaft so schnell verändert wie in Kolumbien. Diese Veränderungen wirken auf die Schule ein und die Schule wiederum löst neue Veränderungen aus. So dass nicht klar wird, wer reagiert und wer agiert. Wobei davon auszugehen ist, dass sowohl die Gesellschaft wie auch die Schule beide Rollen einnehmen. Wir sind der Ansicht, dass in der Schweiz der Lehrberuf mehr in die Rolle des Reagierens gezwängt wird und nicht als Auslöser von Veränderungen verstanden wird. An der Facultad de Educación der Unversidad de Antioquia haben wir hingegen erfahren, dass unter Studierenden und Dozierenden ein grosser Glaube an Veränderungen durch Bildung besteht. Dies wurde uns ganz deutlich vor Augen geführt, als wir in verschiedenen Räumen – an der Universität, in Schulen, auf der Strasse – den Kampf für das Recht auf Bildung erlebt haben. Während unserer Zeit in Kolumbien wurde ein neues Gesetz verfasst, welches zum Ziel hat, die öffentliche Bildung abzuschaffen und die Bildungsinstitutionen zu privatisieren und die Qualität der Bildung von privaten Investoren abhängig zu machen statt von der öffentlichen Hand. Dass der Zugang zur Bildung damit nicht mehr für alle gewährleistet werden kann, müssen wir nicht mehr erwähnen. Wir begleiteten unsere Kommilitonen und Kommilitoninnen an verschiedene Veranstaltungen wie Protestmärsche, Podiumsdiskussionen usw. Ihre Betroffenheit über die Privatisierungsdrohungen auch für ihre Universität kennt keine Grenzen. Trotzdem haben wir auch erfahren, dass die Leute genug haben von den Protesten. Nicht wegen Desinteresse sondern weil eine grosse Resignation und Frustration unter den Studierenden am entstehen ist. Oftmals wurden die Lehrveranstaltungen wegen der Proteste unterbrochen, dies geschieht manchmal auch für längere Zeit, was zur Folge hat, dass sich das Studium für unsere Kommilitoninnen und Kommilitonen verlängert. Der Tag der Diplomfeier – der einen unheimlich grossen Wert für alle Studierenden hat und wie Weihnachten, Geburtstag, Ostern gefeiert wird – wurde dieses Jahr von Protesten gestört, so dass die Feier nicht, wie übliche im Theater der Universität, Teatro Camillo Torres, durchgeführt werden konnte. Viele Studierenden beklagten sich darüber, dass nicht einmal der Tag ihres Abschlusses frei von Protesten ist. Unser Mobilitätssemester hat die Selbstverständlichkeit, mit der wir die Möglichkeit auf Bildung betrachten, sehr in Frage gestellt. Obwohl der Lehrberuf immer wieder mit Autonomie in Verbindung gebracht und das Klassenzimmer als Insel im wilden Meer der Gesellschaft oder als Gärtchen im Dschungel der Realität hochstilisiert wird – wie etwa Rousseau mit seiner Gartenpädagogik aufzeigt – wurde uns dank unseres Mobilitätssemesters an der Universidad de Antioquia bewusst, dass diese Umschreibungen nur sehr begrenzt den Tatsachen entsprechen. Uns wurde klar, wie stark der Lehrberuf und sein Selbstverständnis mit einem bestimmten gesellschaftlichen Kontext zusammenhängt bzw. von diesem konstruiert wird, dieser Kontext wirkt auf das Berufsverständnis und auf den Unterricht zurück, so dass die Schulstube schliesslich keineswegs als ein universaler Schon- und Schutzraum verstanden werden kann. Die Schule und das Berufsverständnis von Lehrpersonen definieren sich zu einem guten Stück über die Ausbildung der Lehrpersonen. Wird in der Schweiz höchst kontrovers 17 über die sogenannte Akademisierung der Lehrpersonenausbildung debattiert, so stellt sich in Medellin diese Frage kaum. Vergleicht man die Ansichten der Schweizer Studierenden mit jenen der kolumbianischen Kommilitoninnen und Kommilitonen, so werden grosse Unterschiede ersichtlich. Für die kolumbianischen Studierenden ist klar, dass der Lehrberuf resp. die Lehrpersonenausbildung auf gleicher Höhe steht wie die Ausbildung eines Arztes, eines Architekten oder eines Musikers. Demgegenüber steht die Meinung zahlreicher Schweizer Studierenden, welche die Ausbildung zur Lehrperson doch eher als Lehre organisieren würden. Diese grossen Unterschiede zeigten uns, dass es den Lehrberuf an sich nicht gibt, sondern dass er grösstenteils durch die jeweilige Gesellschaft definiert und normiert wird. Genauso definiert diese auch die jeweiligen materiellen und strukturellen Bedingungen unter denen die Lehrpersonen ihren Beruf ausüben. So macht es, ohne über richtig oder falsch bzw. gut oder schlecht werten zu wollen, einen Unterschied aus, ob eine Lehrperson 40 oder 15 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Ein weiterer Aspekt, welcher den Einfluss der Gesellschaft auf das Selbstverständnis der Lehrpersonen bzw. der Schule verdeutlicht, manifestiert sich in der Beziehung Lehrperson-Lernende. Ob die Lehrerin bzw. der Lehrer sich nun als General, Projektleiter bzw. –leiterin, Freund bzw. Freundin oder als eine Art von Onkel bzw. Tante sieht, wird stark gesellschaftlich definiert. Erst durch das Mobilitätssemester in Kolumbien wurde uns dieser Aspekt so richtig bewusst. Wichtige Konsequenz für uns aus diesen Feststellungen ist, das Wertungen über richtig oder falsch bzw. gut oder schlecht zwischen denen dort und uns in der Schweiz wenig Sinn machen. Denn der gute Lehrer, die gute Lehrerin oder die richtige Schule gibt es nicht. Vielmehr ist Schule ein Konstrukt von zahlreichen und unterschiedlichen Einflüssen. Handlungen können kaum normiert werden. Jedoch werden Handlungen und Haltungen idealisiert, hochstilisiert und als erstrebenswert festgeschrieben. Obwohl der ungleiche Zugang zur Bildung auch in der Schweiz breit diskutiert wird, gibt es praktisch kein Umdenken in Bezug auf die Annahme, dass der Zugang zu Bildung für alle selbstverständlich ist. Der Wert und die Wichtigkeit von Bildung werden gar nicht wirklich wahrgenommen. Dies ist im kolumbianischen Kontext völlig anders. Die meisten Kommilitoninnen und Kommilitonen in Medellin definierten Schule bzw. Bildung immer aus der Perspektive der Gesellschaft. Führt man sich den kolumbianischen Kontext mit dem Kampf um das Recht auf öffentliche Bildung vor Augen, so wird schnell verständlich, warum dieses Bewusstsein über solche gesellschaftlichen Zusammenhänge derart gross ist, ja sein muss. Für uns als zukünftige Lehrpersonen ist es sehr wichtig, einen Teil dieses Bewusstseins mitzunehmen, ja geradezu zu konservieren, da es auch in unserem Kontext bald notwendig sein könnte, dass über das Recht auf öffentliche Bildung für alle diskutiert und vielleicht gar gekämpft wirdWie in letzter Zeit zu spüren ist, sind wir mitten in grossen Veränderungen. Angefangen bei einer Wirtschaftskrise die viele Fragen aufgeworfen hat. Man denke an die Unruhen in Griechenland, Spanien und England. Spätestens mit Pisa wurden neue Fragen, neue Ansprüche an Bildung aufgeworfen. Wenn die Bildung „gut“ ist, so wird oftmals (unserer Ansicht nach fälschlicherweise) auf eine gute, wachsende Wirtschaft zurückgeschlossen, die wieder zu mehr Wohlstand führen soll. Der letzte Punkt stützt sich auf das Selbstverständnis des Schulzimmers als Insel, isoliert vom Rest der Welt. Am Beispiel der Universidad de Antioquia –verstanden als einziges grosses Klassenzimmer – wird es offensichtlich, dass ein Schulzimmer nur wenig mit einer Insel zu tun hat. Obwohl die Universidad de Antioquia räumlich vom Rest der Stadt abgegrenzt wird – der Campus ist umzäunt und man muss sich ausweisen, wenn man das Gelände betreten will – spiegeln sich in ihr alle Konflikte und Probleme der kolumbianischen Gesellschaft wieder. Seit Kurzem werden in die Unversidad de Antioquia nur Personen 18 reingelassen, die in der Universidad arbeiten oder studieren. Wenn eine Person nicht zu diesen zwei Gruppen gehört, so muss ein Gesuch erstellt werden, was oftmals nicht problemlos funktioniert. Der Zugang wird mittels eines Studierendenausweises geregelt, der immer elektronisch eingelesen werden muss. Sollte es vorkommen, dass man den Ausweis vergisst, kann man auch gleich den Zugang in die Universität vergessen, erinnert sei, dass wir von einer öffentlichen Universität reden… Die Universität ist als Mikrokosmos der Gesellschaft zu verstehen. Was in der Gesellschaft geschieht, welche Mechanismen und Prozesse in ihr stattfinden, findet man auch wieder in der Universität. Und ein ebensolcher Mikrokosmos stellen auch unsere Schulzimmer dar. Das Grosse im Kleinen. Deshalb ist es für uns als zukünftige Lehrpersonen äusserst wichtig, die gesellschaftlichen Konflikte verstehen zu versuchen, denn nur so lassen sich schliesslich auch die Dynamiken innerhalb eines Klassenzimmers besser verstehen oder wenigstens erahnen. 2.5 Einfluss des Mobilitätssemesters auf unsere persönliche Entwicklung In einer geistigen Rückschau über das vergangene Mobilitätssemester erscheinen uns Tausende unterschiedliche Bilder, Erfahrungen und Erlebnisse, welche uns sehr beeindruckt und beeinflusst haben. Im ersten Moment erscheint es unmöglich, einen gemeinsamen Nenner für all diese Eindrücke zu finden. Trotzdem haben viele der eindrücklichsten Erlebnisse einiges gemeinsam. So waren bzw. sind sie meist unerwartet, neu und werfen eine vorhandene Vorstellung total über den Haufen. Dies war beispielsweise der Fall, als wir zum ersten Mal all die Regeln in der perfekt funktionierenden Metro in Medellín sahen, der erste Transport in der Metrocable 1, oder aber auch, als wir zum ersten Mal in den Bus COONATRA stiegen genauso wie der ersten Tag auf dem riesigen Campus der Universidad de Antioquia, die ersten Studentenproteste, der erste Besuch eines der riesigen ShoppingCenters usw. Wir möchten hier noch kurz unsere erste CONNATRA-Erfahrung weitergeben, weil sie doch sehr speziell und aufregend war. Als erstes, es gibt offizielle Bushaltstellen, so wie wir sie aus der Schweiz kennen, aber dann gibt es noch unzählige Haltstellen, die als weniger offiziell genannt werden könnten. Der Bus hält nur auf Verlangen. Dies gilt für die bereits Reisenden sowie für die Reisenden, die einsteigen möchten. Ein leichter Wink, den man mit der Zeit ohne weiteres kann, reicht aus, damit der Busfahrer anhält. Das Einsteigen wie das Bezahlen muss schnell gehen, denn der Busfahrer verliert keine Sekunde, um wieder auf das Gaspedal zu drücken. Der Busfahrer ist sozusagen der König der Strassen, da wird nicht auf Ampeln, nicht auf Taxis oder Fussgänger Rücksicht genommen. Hauptsache die Passagiere kommen schnell ans Ziel. Leider ist der CONNATRA nicht der richtige Bus, um schnell ans Ziel zu kommen, denn die Route vom CONNATRA führt durch ganz Medellin. Er wird auch oft als Touristenbus beschimpft, denn nach nur wenigen Fahrten mit dem CONNATRA kennt man die ganze Stadt. Es sind alle diese kleinen Erlebnisse, welche am Schluss einen Eindruck hinterlassen – ein Eindruck, der möglichst real oder vielleicht besser ausgedrückt, bestehend aus verschiedenen Realitäten und deshalb mehrschichtig ist bzw. sein sollte. Und auch dieser Eindruck ist nicht einfach ein Stempel, der uns aufgedrückt wurde. Vielmehr ist er eine Art von Komposition, welche durch das Besprechen, Diskutieren, Kontrastieren, Reflektieren, Kritisieren, Vergleichen und Benennen all dieser kleinen Eindrücken und Erlebnisse entstanden ist. Nun kommen wir wieder auf den vorhin beschriebenen gemeinsamen 1 Die erste Jungfernfahrt der Metro fand am 30.November 1995 statt. Die Metro verbindet die Stadt in den Talregionen, während die Metrocable die hochgelegenen Stadtteile verbindet. 19 Nenner zurück: Was sich wie ein Roter Faden durch unser Mobilitätssemester hindurch zog war das Unerwartete, das Neue, das ständige Verwerfen einer vorhandenen Vorstellung. In den Zeitungen liest man viel über Armut und soziale Ungleichheiten. Es wird viel darüber diskutiert und gesprochen. In der Schweiz erleben wir tagtäglich soziale Ungleichheiten. Wir dachten, dass wir, weil wir uns im Vorfeld unseres Mobilitätssemesters informiert hatten, mit diesen Problemen würden umgehen können. Doch wir möchten ehrlich sein, der erste Monat in Medellín war hart. Kolumbien hat alles was sich ein Land wünschen kann. Eine gute geografische Lage, unheimlich viele Naturresourcen (Erdöl, Wasser), alle Klimastufen, sodass eine breite und vielfältige Landwirtschaft betrieben werden kann und trotzdem geht es der Mehrheit der Menschen in Kolumbien immer noch wirtschaftlich schlecht, obwohl in den letzten Jahren eine starke Verbesserung festgestellt werden konnte. In vielen Lehrveranstaltungen haben wir über die sozialen Ungleichheiten und deren Ursprung reflektiert. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie das Land selber. Was uns aber am meisten erstaunte (ein Grund für dieses Erstaunen ist bestimmt eine ungeahnte Naivität) war die Rolle, die die westlichen Länder einnahmen. Wenn man über Kolumbien etwas hört, geht es meistens um Drogenhandel, Korruption, Guerilla und Paramilitär. Diese Probleme werden dem Land zugeschrieben, der Rest der Welt nimmt dabei die Heldenrolle ein und versucht dem Land zu „helfen“. Zu „helfen“ in Anführungs- und Schlusszeichen, weil diese Heldenrolle nicht helfen ist, sondern ein Bereichern, ein Geschäft ist. Natürlich gibt es in Kolumbien viele Probleme, viele ungelöste soziale Konflikte und eine labile Politik. Was wir eigentlich aber zum Ausdruck bringen möchten ist, dass unsere Weltansicht durch den Aufenthalt an der U de A viel globaler geworden ist. Im Modul Heterogenität an der PHBern haben wir verschiedene Konzepte kennengelernt. Diese Konzepte haben wir anhand von Texten und Realitäten aus der Schweiz erfahren. Dank diesen Konzepten gelang es uns Phänomene in Kolumbien genauer zu definieren und analytischer zu betrachten. Wir denken dabei vor allem an die Konzepte „Stereotypisierung“, „soziale Schliessung“ und „Differenz“ wie sie Stuart Hall (2004) definiert. Immer wieder wird Kolumbien mit Drogenmafia und Korruption in Verbindung gebracht. Unter diesem schlechten Ruf leidet die ganze kolumbianische Gesellschaft, wie wir erfahren haben. Das Selbstbild von der kolumbianischen Gesellschaft ist von den negativen Bildern stark geprägt und dies zeigt sich oft in verschiedenen Situationen. Wir wurden oft gefragt, wieso wir gerade Medellin als Stadt gewählt hatten. Oder ob sich unsere Eltern nicht grosse Sorgen um uns machen würden. Wir hatten jedoch auch sehr oft mit den Vorurteilen und Stereotypen gegenüber den Europäern zu kämpfen. Dieses „gegenüber Europäer“ sagt auch schon ziemlich viel aus, denn oft wurden wir als Europäer wahrgenommen und nicht als Schweizer oder Italienerin. Die Staatszugehörigkeit, so schien es uns oft, war zweitrangig gegenüber dem „Europäer-Sein“. Es gab „harmlose“ Stereotypen mit denen wir zu kämpfen hatten, dazu gehört die Vorstellung von Hygiene. Sauberkeit in Bezug auf die äussere Erscheinung. In Medellin ist die äussere Erscheinung sehr wichtig. Einige Beispiele sind; Frauen sowie auch Männer pflegen die Nägel regelmässig. Dabei scheuen weder Frauen noch Männer eine professionelle Maniresp. Pediküre. Frauen gehen einmal die Woche zum Coiffeure, geduscht wird jeden Tag mind. einmal. In der Schweiz, so finden wir, definiert der Beruf viel eher die äussere Erscheinung, z.B. Studierende der PH kleiden sich anders als Wirtschaftsstudierende. An der Universidad de Antioquia, so fanden wir, ist diese Abgrenzung viel schwächer. Die Körperhygiene ist für alle sehr wichtig und dieser wird viel Zeit gewidmet. Während einer Reise duschte Simon an einem Morgen nicht, dies gab viel Aufruhr und natürlich auch viel Gelächter und war somit für unsere Kameraden eine Bestätigung, dass Europäer nicht so 20 hygienisch sind. Damit umzugehen war einfach, weil man leicht daraus Witze machen konnte. Es gab aber auch Stereotypen, die für uns sehr unangenehm waren und der Umgang mit ihnen war nicht einfach. Ein solches Beispiel war die Vorstellung, dass, wer aus Europa kommt, reich und wohlhabend sein muss. Wir können die Entstehung dieser Stereotypen verstehen und nachvollziehen. Der schlichte Vergleich, dass wir einfacher ein Auslandsemester machen können als unsere kolumbianischen Kommilitoninnen und Komilitonen, zeigt auf, dass ihre Stereotypen immer wieder ganz einfach bestätigt werden konnten. Dieser Umstand machte uns sehr zu schaffen. Wir versuchten oft die Lebensumstände in der Schweiz unseren Freunden zu erklären und ersichtlich zu machen. Wir erklärten ihnen, dass wir nebst dem Studium beide auch arbeiten mussten. Trotz allen Erklärungen war für viele klar, dass wir aus dem sichersten, wohlhabendsten Land der Welt kommen. Aus diesem Grund dachten viele, dass wer aus der Schweiz kommt, wohlhabend sein muss. Es war fast unmöglich diese Stereotypen zu verändern. Stereotypen können als eine Form von sozialer Schliessung gesehen werden. Wir haben uns überlegt, ob das Differenzmerkmal arm/reich zu einer sozialen Schliessung uns gegenüber geführt hat. Dieses Denkmuster gab unseren Kameraden bei Themen wie Geld eine gewisse Macht. Diese Macht muss nicht unbedingt wertend betrachtet werden. Es war einfach einfacher zu sagen, dass wir uns alles kaufen konnten, weil wir reich sind und sie nicht. Diese Erfahrung war sehr eindrücklich, denn die Stereotypen uns gegenüber kamen von allen Kreisen, also nicht nur von flüchtigen Bekannten sondern auch von unseren engeren Freundinnen und Freunden in Medellin Die wenigsten konnten sich vorstellen, dass wir dafür kämpfen mussten, unser Mobilitätssemester finanzieren zu können. Verübeln können wir es niemandem, denn es ist für viele unvorstellbar, wie man ein halbes Jahr lang ohne zu arbeiten überleben und dann noch dazu reisen, ausgehen usw. kann. Mit der Zeit lernten wir, wie wir auf bestimmte Fragen – z.B wie viel verdient eine Lehrperson? – antworten mussten. Jedoch war es uns bis zum Schluss unangenehm mit Freundinnen und Freunden etwas einkaufen zu gehen oder über Geld zu sprechen. Die meisten unserer Freundinnen und Freunde oder flüchtigen Bekannten waren Studierende aus der Universidad de Antioquia. Die meisten von ihnen arbeiten und mir ihrer Arbeit müssen sie oft die ganze Familie unterstützen. Natürlich gab es auch einzelne die nicht arbeiteten, aber oft aus dem Grund, weil es nicht einfach ist, einen Nebenjob zu finden. Die finanziellen Mittel unserer Freundinnen und Freunde waren eher knapp und erlaubten nicht, unverantwortlich damit umzugehen. Während wir diesen Bericht schreiben, stellen wir fest, dass wir nach unserem Mobilitätssemester die Unterschiede zwischen einem Land wie Kolumbien und einem Land wie die Schweiz nicht mehr so sehen, wie wir sie uns davor vorgestellt hatten. Grundsätzlich gibt es in Kolumbien praktisch nichts, was es in der Schweiz nicht gibt und umgekehrt. Oder wie anlässlich der Evaluation unseres Mobilitätsaufenthalts, die in Medellín stattfand, gesagt wurde: „In unserer globalisierten Welt verschwinden die Grenzen und Unterschiede zwischen so genannten Drittweltländern und den so genannten Industrieländern zunehmend, dafür aber werden die Unterschiede und Differenzen innerhalb der Länder immer grösser“. Ungleichheit und Differenz ist nicht mehr eine Frage des Entwicklungsstatus eines Landes, sondern eine Frage der Schichtzugehörigkeit. Auf der ganzen Welt lassen sich Prozesse der Polarisierung der Gesellschaft feststellen – quasi als globales Phänomen, nebst Klimaerwärmung, Facebook und Fussball. Diese Polarisierung ist in Kolumbien offensichtlicher als in der Schweiz. Jedoch hatten wir den Eindruck, dass diese Polarisierung in Kolumbien durchaus wahrgenommen wird – der Kampf um das Recht auf Bildung kann als ein Beispiel dafür gesehen werden. Und in der Schweiz? Einige mögen sagen: Bei uns in der 21 Schweiz ist es bestimmt noch nicht so schlimm, wie immer werden wir bestimmt einen Mittelweg finden… Weit gefehlt, wie Studien des Soziologen Ueli Mäder von der Universität Basel belegen, weist die Schweiz nach Singapur und Namibia die ungleichste Reichtumsverteilung der Welt auf und steht im Vergleich zu Kolumbien sogar schlechter da (vgl. Mäder 2010). Klar gibt es Unterschiede zwischen der Armut in Kolumbien und der Armut in der Schweiz, ganz offensichtlich hat eine arme Person in der Schweiz bessere Lebensbedingungen als in Kolumbien, weil es im Gegensatz zu Kolumbien noch sozialstaatliche Auffangnetze gibt. Trotzdem entwickelte sich in uns mehr und mehr die Vermutung, dass in der Schweiz in weiten Teilen die wahren gesellschaftlichen Konflikte – nicht die Stimmfang-Themen – kaum wahrgenommen bzw. diskutiert werden. Wiederum ein Beispiel aus dem Bildungsbereich: An der Universidad de Antioquia werden die Semestergebühren dem jeweiligen sozio-ökonomischen Status der Studierenden angepasst – ein sozial viel gerechteres System als das Unsrige. Aber niemand kritisiert in der Schweiz unser Studiengebühren-System. Im Gegenteil, als die Ankündigung publik wurde, dass die Studiengebühren um 20% erhöht wurden, protestierte oder kritisierte dies niemand. Im Vergleich dazu organisierte die Studierendenorganisation der Universidad de Antioquia beim letzten Versuch, die Semesterbeiträge um 5% zu erhöhen, einen zweiwöchigen Generalstreik. Es geht hier wiederum nicht darum zu sagen, dass eine Verhalten ist richtig bzw. das andere Verhalten ist falsch. Jedoch erscheint es uns wichtig, dass man die eigenen Verhältnisse und Strukturen bewusster wahrnimmt, relativiert und kritisch hinterfragt. Wir glauben, genau aus diesem Grund wäre es wichtig, dass Studierende aus Medellin ein Semester an der PHBern verbringen, der Austausch also ein gegenseitiger würde, nur so könnten Stereotypen gegenüber einem Land wie die Schweiz bearbeitet werden. Nicht damit die Schweiz besser dargestellt werden kann, sondern damit Studierende aus Medellín, die nicht der Elite angehören, genau wie wir die Möglichkeit haben, aus der Kontrasterfahrung heraus ihr Land und die Globalisierung besser zu verstehen. 3.Fazit Unser Mobilitätssemester in Medellín wurde am Schluss an Ort evaluiert. An der Evaluation nahmen der Dekan der Facultad de Educación, die Vizedekanin, Koordinatoren der verschiedenen Fachbereiche der Fakultät, die Verantwortlichen des Büros für Internationale Beziehungen, Professorinnen und Professoren und Studierenden sowie, von der PHBern Prof. Dr. Angela Stienen teil. Die Evaluation wurde auf Video und Tonträger aufgezeichnet. Die Evaluation war sehr produktiv, es wurde ausgehend von konkreten Beispielen diskutiert und für uns war besonders erfreulich, dass wir offen Kritik äussern konnten an den Sachen, die aus unserer Sicht verbesserungswürdig sind und dass diese Kritik aufgenommen und als Lehren festgehalten wurden. Ganz klar ist dabei herausgekommen, dass der Austausch zwischen der PHBern und der Facultad de Educación der Universidad de Antioquia gegenseitig sein muss, d.h. auch kolumbianische Studierende die Möglichkeit haben müssen, ein Mobilitätssemester an der PHBern zu verbringen. Nicht nur um persönlich den Horizont zu erweitern, was durchaus wichtig ist, sondern auch um den oben erwähnten Stereotypen entgegen zu wirken und um in fachlicher Hinsicht voneinander profitieren zu können. Zusätzlich finden wir, schulden wir es der Universidad de Antioquia auch Studierenden an der PHBern aufzunehmen. Wir haben so viel in der Universidad de Antioquia gelernt und, wie an den Evaluationssitzungen gesagt 22 wurde, die Leute dort auch von uns. Dieses Wissen können wir hier in der Schweiz anwenden, erweitern und vertiefen. Wieso sollte die PHBern diese Wissensquelle nicht auch für die Ausbildung nutzen? Die PHBern könnte auch kolumbianische Studierende aufnehmen. So wie die PHBern funktioniert, sehen wir es allerdings als schwierig an, dass sie Mobilitätsstudierenden einen ähnlichen Austausch und eine ähnliche Betreuung anbieten kann, wie wir ihn erlebt haben. Wir wussten in der Universidad de Antioquia immer, wo unsere Anlaufstelle war. Wir waren bestens umsorgt, wir fragen uns, ob die PHBern so etwas auch anbieten kann? Die Flexibilität, die wir an der Universidad de Antioquia erlebt haben, war riesengross und hat uns gerade am Anfang sehr geholfen. Wir denken, dass man sich an der PHBern diesbezüglich einige Gedanken machen müsste. Ausserdem denken wir, dass Studierende aus Kolumbien nicht zu viele Vorlesungen haben sollten sondern mehr in Seminaren untergebracht werden sollten. Nicht weil die Vorlesungen inhaltlich zu einer Überforderung führen könnten, sondern weil es in Seminarveranstaltungen einfacher ist, persönliche Kontakte mit Studierenden und Dozierenden zu knüpfen. Wir sehen in einem reziproken Austausch mit der Universidad de Antioquia die Möglichkeit den Grundgedanken eines Mobilitätssemesters grundlegend zu verändern. Wir sehen eine Veränderung darin, dass der Schwerpunkt eines solchen Semesters nicht der Erwerb neuer Sprachenkenntnisse und die persönliche Horizonterweiterung sein sollte, sondern der Austausch von fachlichem Wissen, von Haltungen und menschlichen Erfahrungen. Uns schwebt eine Globalisierung von Wissen, Fähigkeiten und Kenntnissen durch ein Mobilitätssemester vor. Zur Vorbereitung scheint uns zentral, dass die Studierenden von den doch unterschiedlichen Bildungssystemen Bescheid wissen, so dass die Lehrerinnen- und Lehrerbildung kontextualisiert und aus dem jeweiligen Kontext heraus verstanden werden kann. Etwas über die Geschichte und Politik des jeweiligen Landes zu wissen, ist sicherlich genauso von Vorteil wie eine grundsätzlich positive, offene und neugierige Haltung. Wir fänden es sehr wichtig, dass die zukünftigen Austauschstudierenden an beiden Hochschulen (in Medellín und in Bern) die Möglichkeit erhielten, ein Praktikum zu absolvieren. Gerade im Lehrberuf ist es wichtig, viele praktische und vor allem verschiedene Erfahrungen sammeln zu können. Dass der kolumbianische Schulalltag nicht der gleiche wie der schweizerische Schulalltag ist, liegt auf der Hand. Es wäre eine unheimliche Horizonterweiterung gewesen, wenn wir in Medellín ein richtiges Praktikum hätten machen können um zu erfahren, welche Methoden angewendet und welche Inhalte vermittelt werden und wie die Klassenzusammensetzung jeweils aussieht. Wir hatten die Möglichkeit, einmal privat einen Schulbesuch zu machen, der sehr beeindruckend war und Lust auf mehr gemacht hat. Die Möglichkeit einer solchen Lehrerfahrung sollte man in unseren Augen nicht ungenützt lassen. Ob Praktika machbar sind, sollte unbedingt von vornherein klar sein. So können die jeweiligen Studierenden sich etwas vorbereiten und vielleicht Lehrmittel (müssen ja nicht Bücher sein) mitbringen. Zum Beispiel Lieder, Spiele, didaktische Konzepte usw. Die müssten dann bestimmt angepasst werden, aber so wäre der Austausch auch im Klassenzimmer gewährleistet. Die Praxislehrpersonen spielen dabei eine grosse Rolle, diese müssten mit grosser Sorgfalt ausgewählt werden. Wahrscheinlich wäre eine Kombination aus Halbtages- und Blockpraktikum am sinnvollsten. Wir haben eine unglaubliche Erfahrung gemacht und dafür sind wir extrem dankbar. Für uns besteht kein Zweifel, dass, wenn Studierende aus der Universidad de Antioquia an die PHBern kämen oder sich Studierende der PHBern für ein Semester an der Universidad de Antioquia vorbereiten, wir gerne in diesen Prozess eingebunden werden würden. Es wäre uns eine Ehre. Wir können uns verschiedene Rollen in diesem Prozess vorstellen. 23 Angefangen damit, Ansprechpersonen für Studierende der PHBern zu sein, Informationsveranstaltungen zu gestalten. Wir bieten gerne auch Hilfe an, wenn Studierenden von Medellin hier herkommen, sei es bei der Wohnungssuche, als Kontaktpersonen, bei der Auswahl der Module usw. Falls wir bis dahin eine eigene Klasse unterrichten, sind wir auch bereit, einen Praktikumsplatz anzubieten oder schlichtweg als Begleiter für Praktika zu dienen. Wir würden sehr gerne in die Betreuung von Mobilitätsstudierenden einbezogen werden. An dieser Stelle möchten wir nochmals all den unzähligen Personen, die an diesem Prozess beteiligt waren, herzlichen Dank für die Begleitung, Unterstützung, Wärme und Liebe ausdrücken. Wir sind uns bewusst, dass dieses Mobilitätssemester ohne die vielen Personen um uns, nicht diesen Erfolg gehabt hätte. Danke! 4 Literatur Allmendinger, Jutta (1989): „Educational Systems and Labor Market Outcomes“. 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