Kreta Gesund leben Zürich
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Kreta Gesund leben Zürich
Naturfreund Magazin für Freizeit und Umwelt Frühling 1 | 2013 www.naturfreunde.ch CHF 8.50 Wo übernachten wir? Antworten lohnt sich! Häuser-Umfrage in der Heftmitte Natur-Oasen in Stadt und Agglomeration Bienen in Zürich Besuch beim Imker Geheimnisvolle minoische Kultur Zürich Gesund leben Kreta Ein Teil von Architektur Natur erleben | Editorial Bestes vom Schweizer Bauernhof. Liebe Leserin, lieber Leser A ls unser leitender Redaktor, Herbert Gruber, mir vorgeschlagen hatte, dieses Editorial für unseren ersten „Naturfreund“ im völlig neuen Kleid zu schreiben, habe ich selbstverständlich sofort zugesagt. Auf diese Weise kann ich ihm und unseren beiden Gestaltern, Christian Schmid und Elias Branch, an dieser populären Stelle für ihre tolle Arbeit danken. Es macht Spass, mit Profis zusammenzuarbeiten! Für die vorliegende Ausgabe des „neuen Naturfreunds“ waren wir in Zürich unterwegs und haben einige spannende, zum Teil unglaubliche Geschichten zusammengetragen. Wer denkt, Zürich beschränke sich auf die Bahnhofstrasse, die Banken und das Niederdorf wird hier eingeladen, die natürliche Seite dieser faszinierenden Wirtschaftsmetropole kennenzulernen. So gibt es in Zürich über 5‘000 Parzellen Schrebergärten, und es gibt die Guerilla- und Urban Gärtner. Sind’s Kämpfer im städtischen Untergrund? Eines haben sie alle gemeinsam: sie behaupten sich in unserer Millionenstadt. Karotten auf einem Plätz Matte, der 4000 Franken je Quadratmeter kostet?! Ist denn das überhaupt sinnvoll? Eine unglaublich interessante Geschichte! Sie findet sich ab Seite 6. Apropos Bienen und Zürich – nun bei dieser Story dachte ich zuerst nicht unbedingt an Honigproduktion, aber tatsächlich, auch das gibt’s in Zürich (siehe Seite 14). Und sie, die Honigbienen, scheinen ihre Arbeit gut zu machen: wie sonst kann man sich die rund 1 Million Bäume innerhalb Zürichs Stadtgrenzen erklären (Seite 12)? Zürich, du bist einmalig! Der „ Naturfreund“ erscheint übrigens nun saisonal und dies mit einer Auflage von 30‘000 Exemplaren; jede Nummer wird von mindestens 100‘000 Personen gelesen. Das ist doch was! Herzlichst, Rolf Kaeser Geschäftsleiter Naturfreunde Schweiz Tun Sie sich und der Natur etwas Gutes. Mit den Produkten von TerraSuisse geniessen Sie den natürlichen Geschmack aus nachhaltiger Landwirtschaft und unterstützen gleichzeitig über 12 000 Schweizer Bauernhöfe und all ihre Bewohner. www.migros.ch/terrasuisse 2 Naturfreund 1 | 2013 1 | 2013 Naturfreund 3 Naturfreund 1 | 2013 Inhalt 14 Natur erleben Naturpark Beverin, Graubünden 6 Zürcher Vielfalt: Vom Familiengarten bis zum Urban Gardening 11 Stadtrat Gerold Lauber: Zürich hat viele Seiten 12 Zürich: Über eine Million Bäume auf Stadtboden 23 Zürichs Hausberg: wo jetzt der Bärlauch gedeiht 37 Hier Stadt, dort werdender Urwald: Naturlandschaft Sihlwald Gesund Leben Lingua Natura Sprachferien im Naturpark Verbinden Sie Ferien mit Bildung, Schweizer Pärke Näher als man denkt Nationalpärke, Regionale Naturpärke und Naturerlebnispärke gehören zu den ursprünglichsten Natur- und Kulturlandschaften der Schweiz. Sie sind weitgehend intakte, vielfältige, dynamische und natürliche oder vom Menschen naturnah gestaltete Lebensräume. Die Bevölkerung der Parkgemeinden ist stolz auf ihr ausserordentliches natürliches und kulturelles Erbe. Sie verpflichtet sich, dieses zu erhalten und respektvoll zu nutzen. Die Bevölkerung erwartet von den Naturpärken eine Stärkung der Identität und des Zusammenhalts und eine Förderung der regionalen Wirtschaft. Kultur und dem Erleben einzigartiger Natur! 42 Bienen in Zürich – Besuch beim Imker Ex-Stadtpräsident Elmar Ledergerber: Mein grünes Zürich… Ex-Marathon-Meister Bruno Lafranchi: die Schweiz braucht mehr Breitensport unterwegs Während fünf Tagen werden täglich 26 Zürich: Mensch und Natur in Harmonie im Wehrenbachtobel 27 Zürich: Badi für Männer, Badi für Frauen, Badis für alle 29 Zürich: Weinbau vor den Toren der Stadt 30 Zürich: Wo James Joyce und Elias Canetti ruhen 42 Kreta: Einblicke auf die erste Hochkultur Europas drei bis vier praxisbezogene Sprachlektionen mit vielseitigen Aktivitäten und Ausflügen kombiniert. Sie lernen die Bewohner des Parks und ihre Geschichte kennen, machen kulinarische Entdeckungen und geniessen die wunderschöne Naturlandschaft. Die Spracherlebnisreisen finden im April, Juni, Juli, September und Oktober in den Naturpärken Binntal Pärke bieten den Besucherinnen und Besuchern echte Naturerlebnisse, faszinierende Geschichten, Kontakte zu einer lebendigen Bevölkerung und den Genuss regionaler Spezialitäten. 6 14 21 39 (Wallisertitsch), Pfyn-Finges (Französisch), Chasseral (Französisch) Veglia-Devero (Italienisch), Val Grande (Italienisch), Beverin (Rätoromanisch/Sutsilvan) und Val Müstair (Rätoromanisch/Vallader) statt. www.lingua-natura.com www.paerke.ch Titelbild Aus- und Weiterbildung Ihnen Sorge zu tragen ist ein Gebot der Stunde: Stadtpärke sind für die Menschen in der Stadt bedeutende Oasen der Erholung. Im Bild der Platzspitz (beim Zürcher Hauptbahnhof ); im Hintergrund das Schweizerische Landesmuseum, das noch bis Mittel Juli die Ausstellung „Animali“ zeigt, eine Schau über Tiere und Fabelwesen von der Antike bis zur Neuzeit. 57 Leiten ist mehr als zuvorderst gehen 59 Touren leiten – und wie sieht es aus mit dem Versicherungsschutz? Foto: Michael Buholzer NATURFREUNDE AKTIV 51 Impuls: Wort des NFS-Präsidenten 53 Naturfreundehäuser: wo der Häuserfonds helfen kann 55 Leserbriefe 1 | 2013 Naturfreund 5 Natur erleben | gärten in zürich Architektur | Natur erleben Zürcher Vielfalt: vom Familiengarten bis zum Urban Gardening Neu, alternativ und traditionell Und in dieser Stadt, in Zürich, wo Grundstücke unter 4000 Franken pro Quadratmeter nicht zu haben sind, gibt es Schrebergärten! Insgesamt über 5000 Parzellen, eigentliche Oasen der Biodiversität. Rose-Marie Nietlisbach ist Pächterin einer 200 m2-Parzelle, und sie ist Präsidentin des über 700-köpfigen, multi-kulturellen Familiengarten-Vereins Zürich-Wipkingen. Text: B Fotos: Grün stadt Zürich ezüglich Gärten gibt’s in Zürich allerhand: altmodisches und neumodisches. Zum neumodischen zählen jene Gärten, die gestern dort, heute hier, und morgen erneut woanders sind. Es sind Zügelgärten. Eigentlich ein Unding. Aber gleichwohl nicht unmöglich. In einer Stadt wie Zürich, wo Wandel mitunter rasend schnell vor sich geht, stehen Mobilität und Flexibilität hoch im Kurs. Und also gibt es in Downtown Switzerland eben auch Gärten, Einer der zahlreichen Familiengärten: Zürich-Wipkingen, in unmittelbarer Nähe des Prime Towers. 6 Naturfreund Herbert Gruber die, als Reaktion auf den Bauboom, in rascher Abfolge verschoben werden. Nun, Erzähler sollen die Sache nicht auf die Spitze treiben! Also sei beigefügt: viele dieser Zügelgärten sind eigentlich nichts anderes als auf SBB-Palette gestellte Blumenkistchen (mit den Massen 120 x 80 cm). Sehen ähnlich aus wie niedere, mit Holzbrettern eingeschalte Triebbeete. Und so ein Beet, respektive zehn, zwanzig solcher Beete haben ja noch schnell Urban Gardening in der boomenden City: Frau Gerolds Garten im Kreis 5, an absoluter Top-Lage. mal irgendwo Platz. So eines könnte man sich notfalls auch aufs Flachdach des Hauses hieven lassen. In Zürich aber gibt’s für Gartenfreunde meist mehrere Alternativen! Von Urban- bis Guerilla-Gardening Typische Standorte solcher mobilen Gartenbeete sind Baubrachen. Das heute wohl bekannteste Beispiel einer solchen Zwischennutzung findet sich an absoluter Top-Lage: im boomenden „Züri-West“, an der Geroldstrasse (Kreis 5), gleich hinter dem Freitag-Laden (mit dem Turm aus aufgestapelten FrachtContainern) und damit in unmittelbarer Nähe des Prime Towers, des neuen Wahrzeichens der Stadt: „Frau Gerolds Garten“ nennt sich das Projekt (befristet bis 2017). Es ist ein kunterbuntes Gemisch von Gemüse- und Blumengärten, von Mode-, Design- und Kunstateliers, von Bars und Restaurants. Unweit davon, an der Förrlibuckstrasse, findet sich auf dem Areal des ehemaligen Fussballstadions Hardturm gleich ein weiteres entsprechendes Beispiel einer Zwischennutzung durch Gartenfreunde. Ähnliches gibt’s zudem an der Kronenstrasse in Zürich Unterstrass. Und eindrücklich auch der Brauergarten: An der Brauerstrasse, mitten im Langstrassen-Quartier, verwandelten 1 | 2013 Anwohner einen heruntergekommenen Innenhof in eine grüne Oase der Begegnung – man sagt, die Gärten an der Brauerstrasse seien die kreativsten Pflanzbeete der Stadt. Jeweils samstags nachmittags ist der Brauergarten übrigens für Besucher geöffnet. Mit anderen Worten: in der Stadt hat Gärtnern eine neue Dimension erreicht. Entsprechend kommt das Ganze auch sprachlich neu daher; ergo spricht man von Urban-Gardening, CityGardening, Urban-Farming. Darin steckt das Sofortige und Unbedingte, das Flexible und Schnelle. Man sieht die Chance und nutzt sie. Dass einem dazu die Erfahrung des AltGedienten womöglich fehlt, ist kein Grund zum Zaudern. Man probiert’s, und probiert’s allenfalls nochmals – und wenn’s keinen Spass mehr macht, lässt man’s bleiben. Und als Zugabe zum „Gardening“: den Begriff Guerilla-Gardening kennt man selbstverständlich auch in Zürich. In ihrer Auswirkung ist diese (ebenfalls oft nachts ausgeübte) Tätigkeit jedoch so ziemlich das Gegenteil von Fassadenschmiererei oder sonstigem Vandalismus. Statt um Beschädigung fremden Eigentums geht’s beim Guerilla-Gardening ums (wilde) Pflanzen oder Säen von Blumen. Zum Beispiel in eine ins (Asphalt-)Trottoir eingelassene 1 | 2013 Naturfreund 7 Natur erleben | gärten in zürich Baumscheibe. Man achte beim nächsten Spaziergang auf solche Scheiben: mit einem Durchmesser von oft weniger als zwei Metern ist so eine Baumscheibe das einzige Stückchen an nicht verdichteter Erdoberfläche, das einem Stadtbaum zugestanden wird. Und häufig sind diese Scheiben verdreckt mit Hundekot, Zigarettenkippen, Fastfood-Verpackungen, Aludosen … Ein Elend ist das; und auf jene, die die Verunreinigungen zulassen und verursachen, wirft es ein beschämendes Bild. Aber es gibt – welch‘ ein Gegensatz – einzelne Zeitgenossen, die eine oder mehrere solcher Baumscheiben als ihr Gärtchen inmitten der Stadt entdeckt haben: und just dort ihre Blumensamen ausstreuen und darauf achten, dass das „Bett“ des Stadtbaumes nicht vollends zur Öde verkommt. Zeit, Raum und Zuneigung Wie gesagt, in Sachen Gärtnern gibt es in Zürich auch das Althergebrachte. Und es ist gleichzeitig etwas Wertvolles, etwas Besonderes. In den Büros der städtischen Verwaltung kursiert dazu die Episode, wonach ein vom Flughafen Kloten her per Zug ins Stadtzentrum fahrender Besucher aus dem fernen Indien gesagt haben soll, dass in Zürich selbst die Slums ordentlich aussähen. Was jener Reisende durchs Zugsfenster jedoch Neuzeitliche städtische Garten-Kultur: nach wie vor ein soziales Ereignis. 8 Naturfreund 1 | 2013 gärten in zürich gesehen hatte, das waren keine Slums – es waren die Zürcher Schrebergärten! Familiengärten mitten in der Stadt: Gartenareale mit Holzhäuschen drauf und vor jedem zweiten ein Fahnenmast und eine farbige Flagge im Wind; gepflegte Gemüse- und Blumengärten – das Werk der Hobby-Gärtner, das Werk unzähliger fleissiger Hände! Rose-Marie Nietlisbach zitiert damit eine Aussage des (1998 verstorbenen) Zürcher Landschaftsarchitekten Dieter Kienast: „Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er erfordert das, was in unserer Gesellschaft am Kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum“. Man muss sich das vor Augen halten: eine Stadt mit diesen verrückten Bodenpreisen ermöglicht es ihren Bewohnern, innerhalb der Stadtgrenzen auf öffentlichem Grund und Boden einen Gemüse- oder Blumengarten zu bepflanzen! Es gibt in Zürich (und der Stadt gehörend) rund 185 Hektaren an Gartenflächen. Etwa 145 ha davon verpachtet die öffentliche Hand an die 13 Familiengarten-Vereine der Stadt (der Verein Zürich-Wipkingen mit seinen 712 Mitgliedern ist einer davon). Und diese 145 ha wiederum sind aufgeteilt in 70 Areale, respektive in rund 5000 Parzellen (meistens 200 m2 das Stück). Das heisst, es gibt in Zürich gut 5000 registrierte und eine Jahresmiete bezahlende GartenPächter – und selbstverständlich haben diese 5000 Hobby-Gärtner auch Freunde und/oder Familieangehörige, und ergo sind es dadurch viele, viele Tausend Menschen, die in der Stadt Zürich unmittelbar und hautnah mit einem Garten verbunden sind! Vorurteile, Grenzen und Sozialkompetenz Warum will ein Stadtmensch einen Garten? Was ist das Schöne daran? Dafür gibt’s 1000 Erklärungen. Eine Mutter sagt, sie könne ihren Kindern dank dem Garten zeigen, von wo Tomaten und Peperoni wirklich herkommen. Ein Garten in der Stadt – auf dass Kinder eine Chance erhalten, der Natur beim Gedeihen und Vergehen zuzusehen; auf dass wir unsere Nahrungsmittel nicht als Kunstprodukte sondern als organisch gewachsene Lebens-Mittel wahrnehmen können. Rose-Marie Nietlisbach, seit 2007 Präsidentin des Familiengartenvereins Zürich-Wipkingen (sie bearbeitet einen dieser Gärten seit 1973), spricht noch von was Anderem. Es sind drei Begriffe, die sie aufführt. Gartenarbeit, so sagt sie, erfordere Zeit, Raum und Zuneigung – also allesamt „Qualitäten“, die rar zu werden drohen… Die Hobby-Gärtnerin und seit kurzem pensionierte Berufsinspektorin Nochmals zurück zum Althergebrachten; und wie wir dies tun, sind wir mitten in den Vorurteilen. Schrebergärten seien, so eine dieser Weisheiten, Schrebergärten seien was für Kleinkarierte. Und jene, die dort gärtnern, seien Giftspritzer und Düngerzwerge. Nun, je näher man hinschaut, umso rascher lösen sich derlei Buchstabenansammlungen in Luft auf. Wer begleitet von Rose-Marie Nietlisbach über eines dieser Zürcher Gartenareale schlendert, trifft auf engstem Raum auf eine unglaubliche Vielfalt – und zwar in jeder Beziehung. Das mag bei den 1000 Pflanzenarten anfangen, vom Safran und von regional-typischen ungarischen Peperoni bis hin zu den Weintrauben (die gar gekeltert worden sind); das mag die Art und Weise des Gärtnerns betreffen (vom „normalen“ biologischen bis hin zum streng biodynamischen); aber das geht auch weiter bis zu den einzelnen Pächtern selbst. Da sind alte und junge dabei (der älteste und nach wie vor regelmässig im Areal antretende Freizeitgärtner im Verein Zürich-Wipkingen ist ein 95-jähriger); und vor allem, das sind Leute aus den verschiedensten Berufsfeldern: da ist der Chauffeur, der Architekt, der ETH-Mann, der Maler, der Hausabwart, der Schreiner, der Lehrer, der Polizist, der Baggerführer, der Sozialarbeiter, der KV-Angestellte, der IV-Rentner, der Heilpädagoge. Und dann die Herkunft all dieser Leute! Rose-Marie Nietlisbach zählt die Herkunftsländer auf, es sind deren 17: Portugal, Spanien, Italien, Griechenland, Österreich, England, Schottland, Polen, Monaco, Ungarn, Türkei, Sri Lanka, Pakistan, Bolivien… Und gar aus den USA stammt jemand, der hier gärtnert; und ja, gewiss, nicht wenige stammten aus den Ländern Ex-Jugoslawiens und im Moment stark zunehmend sei die Zahl der Deutschen. | Natur erleben Aufmerksame Präsidentin des Gartenvereins Wipkingen: Rose-Marie Nietlisbach. Foto: Urs Baumgartner Und, so fragt man, gibt’s bei diesem Völkergemisch keine Probleme? Rose-Marie Nietlisbach spürt, wohin die Frage zielt. Und angesichts der Geschichten, die sie als Präsidentin und/ oder Arealchefin im Familiengarten über die Jahre schon erfahren hat, wäre es für sie ein Leichtes, in den Chor der Mulitkulti-Skeptiker einzustimmen. Weil, es gibt sie: jene, die sich über Vereinbarungen und Abmachungen hinwegsetzen. Oder jene Fremdsprachigen, die ihre Männlichkeit offenbar dadurch bestätigen, dass sie der Familiengarten-Präsidentin ins Gesicht hinein sagen: „Von einer Frau lass ich mir nichts sagen!“. Doch von derlei lässt sich Wa r u m S c h r e b e r g ä r t en ? In Zürich redet man nicht von Schrebergärten, sondern von Kleingärten. Zurzeit verpachtet „Grün Stadt Zürich“ 70 Gartenareale an 13 Familiengarten-Ortsvereine. Juchhof (über 800 Parzellen), Wipkingen (siehe Haupttext) und Wiedikon (mit je über 700 Parzellen) gehören zu den drei grössten dieser städtischen Gartenvereine. Diese Vereine wiederum verpachten die Parzellen (à zirka 200 m2) an ihre zahlenden Vereinsmitglieder. Im Weiteren tritt Grün Stadt Zürich selbst als Direktvermieterin von rund 400 FreizeitParzellen auf. Und apropos Schrebergärten: der Begriff geht zurück auf den Leipziger Lehrer und Arzt Gottlob Schreber. Jener Schreber, 1808 geboren, hatte sich mit den Auswirkungen der industriellen Revolution auseinandergesetzt und war zum Schluss gekommen, dass den Kindern der städtischen Fabrikarbeiter unbedingt Spielplätze zur Verfügung gestellt werden müssten. Auf diesen Plätzen entstanden, Jahre später, die ersten „Kinderbeete“ und später die ersten „Familienbeeten“ – die fortan Schrebergärten genannt wurden. 1 | 2013 Naturfreund 9 Natur erleben | Architektur Ein geständnis Natur erleben – und das mitten in der Stadt Zürich hat viele Seiten Oft unterschätzt, und längst nicht selbstverständlich: Natur-Oasen am Strassenrand. Rose-Marie Nietlisbach nicht beirren. Zumindest nicht grundlegend. Das seien Einzelfälle. Gewiss, sie regt sich auf darüber. Und sie empört sich, wo sie Missbrauch entdeckt. Wo jemand sich durch Lügen Vorteile zu erschwindeln versucht. Das gibt’s auch hier in diesen Gärten. Aber Rose-Marie Nietlisbach behält die Relationen. 95% so sagt sie, oder gar 98% der Pächter verhielten sich anständig. Und gewiss sei es nicht jedem auf Anhieb klar, dass man hierzulande und heutzutage seine gebrauchten Plastiksäckchen nicht mehr so ohne Weiteres im Garten verbrennen dürfe. Und es sei auch nicht jede/r von Anfang an ein überzeugter Biogärtner. Aber daran lasse sich, so sagt es die Präsidentin, daran lasse sich arbeiten. Und wie man diese Frau weiter begleitet und ihr zuhört, wird klar, dass eines der besten Werkzeuge einer Familiengarten-Präsidentin das Gespräch ist. Und darin ist Rose-Marie Nietlisbach, die frühere Berufsinspektorin, eine Meisterin. Dies kommt vielen zugute: zumal es in diesen Gärten auch darum geht, dass dieses Wirtschaften und Zusammensein auch morgen noch möglich ist – und von der Politik mitgetragen wird. Also spricht Rose-Marie Nietlisbach auch die heissen Eisen direkt an. Und vermeidet dabei den Angriff auf die Person. Sie zielt auf die Sache, auf die Frage, auf die Lösung. 10 Naturfreund 1 | 2013 Und also ist alles bestens an der Gartenfront? Nein, das ist es nicht. Was die Zürcher Familiengarten-Vereine betrifft, so sehen sie sich damit konfrontiert, dass die Nachfrage nach Gärten zwar höher ist als das Angebot, dass die Hobby-Gärtner aber andererseits immer weniger oft bereit sind, dazu die entsprechende organisatorische Hintergrundsarbeit zu leisten (sprich: in einem Vorstand Verantwortung zu übernehmen). Und da ist – andererseits – jene von „Grün Stadt Zürich“ (die zuständige Abteilung der Stadtverwaltung) formulierte Vision, wonach die Garten-Areale künftig vermehrt auch für Aussenstehende (für Nicht-Pächter, für Passanten, für Spaziergänger) geöffnet werden sollten. Was sich auf Papier durchaus sympathisch ausnimmt, dürfte in der Praxis jedoch da und dort zu Irritation führen. Weil: das Aufrechterhalten einer gesellschaftlichen Ordnung verträgt nicht jedes Mass an Anonymität. Oder anders gesagt: in diesen Schrebergärten mit ihrer multikulturellen Ausprägung passiert bezüglich Integration bereits heute Enormes – grenzenlos aber ist dieses Potential nicht. Heute wage ich an dieser Stelle ein Geständnis. Nämlich: als ich mich vor 30 Jahren in Zürich niederliess, ‚bis auf weiteres’, war ich skeptisch. Grossstadt, viel Verkehr, Lärm und Gestank, und überhaupt alles so gänzlich anders als alles, was ich bisher in meinem Leben so erlebte. Uns Kindern gehörte früher ein ganzes Dorf, mit all den Ställen, Scheunen, Ruinen und ver- steckten Winkeln. Ein ganzer Talboden wollte immer wieder erkundet sein und in der Vertikalen erstreckte sich unser Einsatzgebiet von der Dorfkirche auf 1445 m.ü.M. bis zum Gipfelkreuz auf dem Täschhorn auf 4491 m. In der Kirche waren wir sehr früh schon und sehr regelmässig, auf dem Täschhorn erst als junge Erwachsene und nicht regelmässig. Ich dachte, auf vieles nun verzichten zu müssen. Auf den Geruch von trocknendem Heu oder frisch geschlagenem Lärchenholz, von faulendem Kartoffelkraut nach der Ernte auf dem Acker, auf den stahlblauen Himmel im Herbst mit den schwarzen Schatten früh am Nachmittag schon, den weissüberpuderten Gipfeln und den flammend gelbroten Lärchenwäldern. Und auf die Kühe, die Mitte September von der Alp getrieben wurden und nun den Talboden belebten. Ich habe diese Bilder gespeichert und sie tauchen immer wieder auf, meist unbestellt. Nun sind viele neu hinzugekommen. Bilder aus drei Jahrzehnten in und um Zürich, abgelegt in demselben Speicher. Meine Skepsis vor 30 Jahren war ohne Berechtigung. Zürich hat mir auch in diesem Bereich enorm viel geboten über die Jahre. Wir sind mit unseren Kindern Stunden und Tage durch den Wald über Schwamendingen gezogen, mit dem Schlitten im Winter, ab und zu auch nachts, auf dem Bauch sind wir durch junges Fichtendickicht gerobbt, haben bei Tageserwachen Vögel beobachtet und zwischendurch im Wald geschlafen – und bei alldem gab es immer viel zu entdecken und zu lernen. Seit vielen Jahren jogge ich in der Freizeit, an der Sihl entlang und auf Pfaden am Uetliberg. Kaum ein Weg oder Steig ist mir unbekannt an unserem Hausberg. Auch der Adlisberg bis hin zum Pfannenstiel ist mir oft Ausflugsziel, zu Fuss oder auf dem Fahrrad. Ich habe mich auch schon im Boot auf den Zürisee gewagt, am frühen Morgen, vor Sonnenaufgang. Der See ganz ruhig und Nebelfetzen über dem Wasser, eine einmalige und unvergessliche Stimmung. Wir wohnen nah am Wald. Das lässt uns Füchse beobachten, vor dem Haus am Brunnen und mitten in der Nacht. Die Alte schafft irgendetwas Fressbares herbei, die Jungen warten, tummeln und balgen herum. Zwischendurch streift auch ein Dachs durch die Gegend. Die Krallen seiner starken Vorderbeine kratzen auf dem Asphalt, in der Nacht deutlich zu hören. Eine Zeit lang war auch ein Rehbock regelmässig ungebetener Gast in meinem Garten. Er hatte es ausschliesslich auf die Krautstiele abgesehen, alles andere interessierte ihn nicht. Er trug in jenem Sommer nur noch ein Horn und fiel durch seltsames Verhalten auf, spazierte am Nachmittag die Bocklerstrasse hinauf und wurde dann schliesslich vom Wildhüter am nahen Waldrand geschossen. Eine Amsel klopfte eine Zeit lang regelmässig an unser Fenster und verlangte Einlass, ein Rotschwanz hat sich abends durchs offene Fenster in der Dusche seinen Nachtplatz gesucht. Im Frühling und Sommer bin ich oft im Garten, freue mich am frischen Grün und Wachsen von Gemüse und Blumen, ärgere mich über die Schnecken und bin betrübt, wenn im Sommer der Hagel alles vernichtet. Die nächste Woche hole ich Kuhmist beim Bauern – bald einmal wird’s wieder wärmer und grün. Zürich ist eine lebenswerte Stadt. Sie hat sehr viel zu bieten, für alle etwas. Zu den Bildern meiner Jugend sind viele schöne neue hinzugekommen – und der Speicher hat, hoffe ich, noch viel freie Kapazität. | Natur erleben Gerold Lauber, Stadtrat Vorsteher Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich. 1 | 2013 Naturfreund 11 Natur erleben | Architektur Stadt-Bäume Zürich: über 1‘000‘000 Bäume auf Stadtboden Geduldige Begleiter B äume gehören zu den ältesten Bewohnern der Stadt Zürich. Unweit des Hauptbahnhofs, am Platzspitz, beim Zusammenfluss von Limmat und Sihl, stehen Platanen, die um 1780 als Teil einer barocken Gartenanlage gepflanzt wurden. Zu den ersten städtischen Baumpflanzungen in Europa gehörten die im Jahr 1474 auf dem (Linden-)Hof in Zürich gepflanzten 52 Linden. Damit gilt der Lindenhof als älteste Grünanlage der Stadt Zürich. Ab 1950 wurden jene Bäume indes sukzessive ersetzt. Daher sind die ältesten, der heute im Lindenhof gedeihenden Linden, etwa 60 Jahre alt. Eine der ältesten Linden auf Zürcher Stadtgebiet überhaupt ist die Dorflinde in Oerlikon: sie lebt dort seit 290 Jahren. Linden könnten, bei idealen Bedingungen, bis zu 1000 Jahre alt werden. In Zürich wachsen rund 22‘000 Strassenbäume. Hinzu kommen 50‘000 Bäume in Parks, auf Friedhöfen und in anderen öffentlichen Anlagen. Quartierprägende solitär stehende Bäume finden sich zudem oft auf Privatgrund. Wird der Baumbestand der Stadtwälder auf den umgebenden Hügeln – Uetliberg, Adlisberg und Hönggerberg – miteingerechnet, kann insgesamt von über 1‘000‘000 Bäume innerhalb der Stadtgrenzen ausgegangen werden. Nachdem der Baumbestand in Zürich im letzten Jahrhundert kontinuierlich abgenommen hatte, war es die im 1971 eingereichte Initiative „1000 Bäume für Zürich“, die ein Umdenken Fotos: 12 Naturfreund 1 | 2013 Michael Buholzer | Natur erleben bewirkt hatte. Aufgrund des 1991 vom Stadtrat beschlossenen Alleekonzepts „zur Mehrung des Baumbestandes“ wurden in den nachfolgenden zehn Jahren 20 km neue Baumreihen gepflanzt. Eine in Zürich häufig begangene Allee ist jene an der Bahnhofstrasse. Diese Baumreihe wird im Frühling auch von den Stadtbienen rege „benutzt“ (siehe Seite 14), etwa von jenen, die auf dem Dach des Hotel Marriott (an der Limmat) ihr „Zuhause“ haben. An sonnigen Frühlingstagen ist die Blütenpracht entlang dieser im 19. Jahrhundert angelegten Allee geradezu berauschend. Heuer aber steht die Sanierung der Strasse an: 72 der 177 an der Bahnhofsstrasse wachsenden Linden werden gefällt – und später ersetzt. Zwar bildet die ökologische Aufwertung den hauptsächlichen Antrieb für Baumpflanzungen auf Stadtboden, indes ist die symbolische Bedeutung des Baums nicht unerheblich. Die Gestalt des Baumes mit seinen Wurzeln in der Erde, dem aufsteigenden Stamm und der zum Himmel strebenden Krone ist ein Sinnbild für die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Stadtbäume sind oft schwierigen Verhältnissen ausgesetzt. In Zürich werden pro Jahr – aus Sicherheitsgründen – rund 300 Bäume gefällt, respektive ersetzt. Noch einmal so viele kommen jährlich als neu gepflanzte Jungbäume hinzu. Dafür wendet die (Grün-Stadt-)Zürich lh./hg. jährlich rund 1‘000‘000 Franken auf. Der Frühling kann kommen: Arbeiten an den Stadtbäumen, unseren geduldigsten Begleitern. Vor der Urania-Sternwarte Zürich, im Lindenhof-Quartier. 1 | 2013 Naturfreund 13 Natur erleben | Architektur Mehr als honig | Gesund leben Bienen in Zürich – Besuch beim Imker Ist’ ein Honigschlecken? In Zürich leben auch Honigbienen, sogar einige Millionen. Ergo gibt es auch Stadthonig. Einer, der ein besonders waches Auge auf diese Bienen hat, ist der Imker Jean-Daniel Süsstrunk. Er erinnert daran, dass wir alle in der Verantwortung stehen. Text: Der Imker vom Kreis 6 in Zürich: Jean-Daniel Süsstrunk. Foto: Herbert Gruber Herbert Gruber B ienen in Zürich? Ja, das gibt’s. Und bei diesen Bienen handelt es sind nicht um solche, die sich verirrt haben. Es sind nicht solche, die ob Lärm, Elektrosmog und Kunstlicht die Orientierung verloren haben. Bienen in Zürich: es sind solche, die in der Stadt leben, von Geburt bis zum Tod. In ihrem eigenen Staat, respektive in ihrem eigenen Volk. Sogar unweit des Hauptbahnhofs. Zum Beispiel an der Langstrasse. Also mitten drin. Oder, ebenfalls in HB-Nähe, auf dem Dach des Hotels Marriott an der Limmat. Und acht Bienenvölker sind auch oben an der Blümlisalpstrasse (im Kreis 6) zu Hause. Es ist ein schönes Zuhause (unweit davon verkehrt die Standseilbahn Rigiblick). Das Heim dieser Tiere steht im Baum bestandenen Garten eines rund 100-jährigen, dreigeschossigen Hauses. Er könnte hier, so Jean-Daniel Süsstrunk, er könnte, von den Kästen her, gar elf Bienenvölker halten. Aber weniger ist für ihn mehr. Er 14 Naturfreund 1 | 2013 Fotos: Franz-Xaver Dillier mag seine Bienen. Er könnte sie einengen, sie kurz halten, sie fusionieren. Aber das mache er nicht – oder nur, wenn es sein müsse. „Ich habe Freude an den Bienen, und ich lasse ihnen ihren Zyklus“. Und wie man diesem Stadtimker einen Nachmittag lang zuhört und zuschaut, drängt es einem, ihn als „Bienenvater“ zu bezeichnen. Ob er das mag? Vielleicht. Es ist das Fürsorgliche, das Verantwortungsbewusste, das aus dem Wort „Bienenvater“ spricht. Statt stets zusätzlichen Besitz anzuhäufen, begnügt man sich mit weniger; und hat so genügend Zeit und Kraft, sich diesem Weniger zu widmen. Auch dieses Weniger ist genug. Bienenvater? Das Sentimentale ist nicht die Sprache von Jean-Daniel Süsstrunk. Er sieht sich weder als Herr noch als König der Bienen. Dafür ist er, dessen Vater und Grossvater schon mit Bienen gelebt haben, ein zu guter Beobachter. „Bienen sind wild“, sagt er. Aber – und dem Einschub möge stattgegeben werden – gehört nicht auch dies zum Väterlichen: dem Anvertrauten Möglichkeiten zur Entfaltung zu bieten? Und ergo dem Bienenvolk den eigenen Willen zu lassen? eingeweihten Lehrbienenstand, in dem JeanDaniel Süsstrunk und weitere Vertreter des Vereins Schulkinder in das Universum Bienenstaat einführen, wird’s des öftern ziemlich eng. Steigendes Interesse Wunderliches in der Stadt Bienen in der Stadt: beginnt man etwas genauer hinzuschauen, entdeckt man die Welt dahinter Schicht um Schicht. Man sieht Bienenhäuschen, Bienenkästen, Farben, Formen und vor allem: man sieht Bäume, Blumen, Gräser, Sträucher – Pflanzen. Man sieht die Nahrungsquellen der Bienen. Und jetzt, im Frühling, wird man auch die Honigbienen sehen. Es sind Millionen. Allein in den acht Kästen von JeanDaniel Süsstrunk an der Blüemlisalpstrasse dürften es in Bälde 400‘000 bis zu einer halben Million sein. Anfangs Frühling noch ein paar Zehntausend weniger, in der Hochsaison aber von Tag zu Tag mehr – zumal eine Bienenkönigin (je nach Witterung und je nach Fütterung durch die Bienen) den ganzen Sommer über pro Tag bis zu 2000 Eier zu legen vermag (was in etwa ihrem eigenen Körpergewicht entspricht). Hinzu kommen die Bienen all der anderen Imker auf Stadtboden: es sind rund 50! Diese 50 Imkerinnen und Imker betreuen immerhin je nochmals zwischen drei und zehn Völker. Und während so ein Volk über die Wintermonate auf etwa 15‘000 Lebewesen zusammenschrumpft, wächst es in der Sommersaison auf zwischen 40-50‘000 Individuen an. Das ergäbe, über den Daumen gepeilt, rund 15 Millionen Bienen für die Stadt Zürich…! Und wie leben diese Bienen in Zürich? Nun, für einen Imker ist die Frage zu wenig konkret. Weil die Verhältnisse von Stadtkreis zu Stadtkreis unterschiedlich sind. Am besonnten Zürichberg sieht’s anders aus als am gegenüberliegenden Uetliberg. Und unten an Limmat und Sihl ist’s anders als oben auf einer den Winden ausgesetzten Kreten. Wobei, Jean-Daniel Süsstrunk mahnt: man stellt einen Bienenstand nie zuoberst auf einem Hügel auf. Weil in so einem Fall eine Biene (sie wiegt etwa 100 Milligramm) zur Futtersuche erst „leer“ runter fliegen aber mit bis zu 50 Milligramm Pollen „beladen“ hoch fliegen müsste! Das wäre ökonomischer Unsinn. Immerhin sind es tausende Male, die eine Arbeiterbiene aus- und heimfliegt. Und das tun abertausende von Bienen. Für die 80 Kilogramm Honig, die Imker Süsstrunk pro Jahr von seinen Bienen erhält, haben diese zuvor an die 150 kg Nektar eingeflogen. Oder, noch so eine Zahl: pro Tag fliegt eine einzelne Imkern in der Schweiz: damit Geld verdienen steht kaum im Vordergrund. Zunehmend sind übrigens auch die Zahlen, die der Verein Zürcher Bienenfreunde (gegründet 1881) verzeichnet: seit gut acht Jahren sind die Grundkurse, die der 170-köpfige Verein für angehende Imker anbietet, stets ausgebucht. Und auch rund um den vor drei Jahren 1 | 2013 Naturfreund 15 Natur erleben | Architektur Architektur Biene bis zu 3000 Blüten an. Was, für ein Kilo Bienenhonig, in etwa der Flugleistung von sechs Mal rund um die Erde entspricht. Und ein Bienenvolk auf einem Friedhof? Auch dies gibt’s in Zürich. Auf dem FlunternFriedhof (siehe Seite 30) hält einer der Stadtimker drei Völker. Jean-Daniel Süsstrunk kommentiert’s lächelnd: „Dort oben auf Fluntern, das schenkt ein!“. Was er damit ausspricht: das Nahrungsangebot ist gut, ein Friedhof ist ein Blumenfeld, ein reich gedeckter Tisch, auf dem Friedhof blühen, von Frühling bis Herbst, unzählige Blumen, Sträucher, Bäume – für Bienen ein Festschmaus. Und acht Bienenvölker inmitten eines Wohnquartiers? Der Imker von der Blümlisalpstrasse unterstreicht seine Worte mit einer nach oben ziehenden Armbewegung. Seine Bienen, so hat er beobachtet, die schwirren kaum je bloss zwei Meter ab Boden. Haben sie im Quartier eine Nahrungsquelle ausfindig gemacht, einen blühender Kastanienbaum etwa oder eine Linde, so steigen sie stattdessen wie in einer Luftsäule als Schwarm senkrecht nach oben, und sausen dann, zu Tausenden, auf Dachkantenhöhe der Futterquelle zu. Mitten in Zürich: Japanische Zierkirschen an der Zentralstrasse beim Idaplatz. Und der Imker bestätigt: auch die Prunus umineko besitzt eine einfache, bienentaugliche Blüte, und wird daher von den Bienen angeflogen. Foto: Grün Stadt Zürich 16 Naturfreund 1 | 2013 Futterquelle: auch das ist – in der Sprache des Imkers – ein unzutreffendes Wort. Überhaupt: wenn Imker von ihren Bienen sprechen wird klar, dass sie von einer anderen Welt sprechen. Bienen gibt’s in diesem Universum seit über 60 Millionen Jahren; Bienen haben Eiszeiten überlebt! Verglichen mit den Bienen sind wir Menschen absolute Neuankömmlinge. Und Bienen „sehen“ (mit ihren zwei Facetten- und den drei Punktaugen) diese Welt nicht gleich wie wir Menschen. Rot beispielsweise sieht die Biene als schwarz. Dafür sieht sie ultraviolett – eine Farbe, die bei Blüten oft vorkommt. Und vor allem, Bienen nehmen bis zu 150 Bilder pro Sekunde wahr. Eine Glühbirne etwa, die mit 50 Hertz funktioniert, erscheint ihnen wie eine Discolampe, die 50 Mal pro Sekunde aufleuchtet und erlischt. Diese Schnelligkeit des Auges erklärt auch, warum Bienen nie ineinander sausen. | Natur erleben Zurück zur Futterquelle: Imker reden diesbezüglich von der Tracht, und das Angebot an Pflanzen insgesamt gilt als Trachttafel. Bienenvater Süsstrunk zählt ein paar der für seine Bienen wichtigsten Pflanzenarten auf (wie sie im Jahreszeitablauf blühen): Frühhasel, Schneeheide, Krokus, Schneeglöcklein, Huflattich, Bärlauch, Salweide, Taubnessel, Stachelbeere, Ahorn, Kirsche, Zwetschge, Löwenzahn, Apfel…, und gegen den Herbst hin, ungefähr ab August, kommen Aster, Goldrute, Heidekraut. Und wie weit weg vom Stock fliegen die Zürcher Honigbienen? Imker Süsstrunk geht von drei bis vier Kilometern aus. Und erinnert daran, dass Bienen dabei nicht einfach wild drauflos schwirren. Bienen lassen sich von Kundschaftern leiten. Und diese teilen es den Zurückgebliebenen im Stock offenbar Detail genau mit, wo und in welcher Entfernung sich diese oder jene Tracht finden lässt. Einer, der dieses Phänomen der „Bienensprache“ so präzise wie poetisch beschrieben hat, ist der belgische Dramatiker Maurice Maeterlinck. In seinem 1901 erschienenen Buch „Das Leben der Bienen“ (siehe Seite 47) finden sich Sätze wie diese hier: „Dass die Bienen sich nicht nur über ihre gewöhnlichen Arbeiten verständigen, sondern dass auch Aussergewöhnliches Platz und Namen in ihrer Sprache hat, das geht daraus hervor, dass jede gute oder böse, gewohnte oder übernatürliche Nachricht sich durch den Bienenstock verbreitet, wie zum Beispiel Verlust und Wiederkehr der Königin, Eindringen eines Feindes, einer fremden Königin, Nahen eines Räuberschwarms, Entdeckung eines Schatzes und so fort. Das Benehmen und die Töne der Bienen sind bei jedem dieser Ereignisse so verschieden, so charakteristisch, dass der erfahrene Bienenwirt unschwer errät, was in dem kribbelnden Dunkel des Bienenstocks vorgeht.“ Nun, man hört diesem Imker von Zürich zu, blättert in den von ihm zurecht gelegten Büchern (etwa im Klassiker „Der Schweizerische Bienenvater“ von Fritz Leuenberger, 1 | 2013 Naturfreund Naturfreund 17 Gesund leben | Mehr als honig jetzt neu erschienen als „Das Schweizerische Bienenbuch“), und also beginnt auch der Laie zu erahnen, wie wunderlich die Welt ist, respektive wie wunderlich sie für jene ist, die hinzuschauen vermögen. Und wie rätselhaft diese Welt doch nach wie vor ist! So etwa ist es noch immer ein Rätsel, nach welchen „Regeln“ sich das Bienenvolk beim Schwärmen aufteilt. Denn, so die ungeklärte Frage: wie kommt es, dass die eine der 30‘000 oder 40‘000 Bienen mit der alten Königin den Stock und damit das traute Heim verlässt, die andere der 40‘000 aber zurückbleibt? Man weiss es nicht. So wenig man die Antwort darauf kennt, wie die Drohnen (die männlichen Bienen haben diesen Flug vorher nie in ihrem Leben mitgemacht haben) die jeweiligen Drohnensammelplätze finden, die von der kopulationswilligen Königin gezielt angeflogen werden. Und gleichzeitig erhofft sich der Mensch so viel von den Bienen. Etwa in der Medizin: Imker Süsstrunk erinnert daran, wie sich bei unterschiedlichen und zeitlich gestaffelten Rahmenbedingungen aus einem von der Bienenkönigin gelegten, befruchteten Ei sowohl eine Arbeiterbiene, eine Drohne wie auch eine Königin entwickeln kann. Mit anderen Worten: füttern die Bienen Kö n i g i n , A r b e i t e r i n , D r o h n Bienen gibt es seit über 60 Millionen Jahren. Während Wildbienen (man spricht von weltweit 30‘000 Arten) in der Mehrzahl solitär leben, bilden die Honigbienen Staaten mit klarer Arbeitsteilung (nicht jede Biene arbeitet im „Aussendienst“). Arbeitsbienen, Drohnen und Königin bilden zusammen ein Ganzes. Während eine Königin bis zu 5 Jahre alt werden könnte (Imker ersetzen sie heute aber meist vorher), werden die nach dem Hochzeitsflug noch lebenden Drohnen (die Kopulation endet für die Drohne stets tödlich) im Verlauf des Sommers durch die Bienen getötet. Arbeiterbienen innerhalb eines Volkes sind „verschwistert“, sie stammen alle von der gleichen Königin ab. In der kalten Jahreszeit legt die durch die Arbeiterbienen stets umsorgte und gefütterte Königin keine Eier, indes halten die Arbeiterbienen das Innerste des Klüngels auch im Winter stets bei einer Temperatur von 25, 26 Grad. Die Imker und Imkerinnen des Vereins Zürcher Bienenfreunde, die im Krauchtal GL eine Bienenzuchtstation unterhalten, arbeiten heute fast ausschliesslich mit der sogenannten Landrasse, der Apis mellifera. 18 Naturfreund 1 | 2013 Mehr als honig ein Ei in den ersten beiden Lebenstagen (und zwar ziemlich auf die Minute genau während der ersten 48 Stunden) mit ihrem besonderen Gelée royal, so erwächst daraus eine Königin. Was vereinfacht gesagt doch in etwa so viel bedeutet wie: je nach verabreichtem Futter (d.h. je nach äusseren Umständen) während eines definierten Zeitabschnitts (48 Stunden) werden x-welche der rund 10‘000 Bienen-Gene „umprogrammiert“ – und die Zellen entwickeln sich in eine andere Richtung. Er sei daher zuversichtlich, so der Imker, dass dieses Wissen den Umgang mit menschlichen Krebsleiden in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren verändern werde. | Gesund leben Bienenfleiss: pro Tag besucht die Biene bis zu 3000 Blüten. Tödliches auf dem Feld Seit dem Film „More than Honey“ wissen es ein paar Zeitgenossen mehr: auf dem Land geht’s den Bienen mitunter mieser als in den Städten. Um die Bienen, so haben es die Kinobesucher erfahren, um die Honigbienen, respektive um die Honigproduktion hat sich eine bisweilen zynische Industrie entwickelt. Bienen und Hochleistungsdenken, das ist Normalität. Bienen und Rinderwahnsinn, das ist nicht mehr weit voneinander entfernt. Bienen werden zu ihren „Einsatzfeldern“ gefahren, in Trucks, 600, 700 km pro Nacht. Und sie werden per Flugzeug rund um den Globus spediert. Jean-Daniel Süsstrunk erzählt von einem Beispiel, das in Markus Imhoofs „More than Honey“ nicht erwähnt wird. Es geht um Imker in Kanada. Die ziehen mit ihren Bienenvölkern im Frühling nordwärts und kommen im Herbst wieder runter in den Süden. Aber anstatt die Bienen dann ausreichend mit Zucker aufzufüttern, damit diese über den Winter kommen (nachdem man ihnen ja den Honig abgenommen hat), spart man sich diese Kosten (Jean-Daniel Süsskind rechnet bei seinen Zürcher Bienen mit 15 kg Zucker pro Volk), und dezimiert stattdessen das Volk – von etwa drei bis vier Kilo Bienen pro Stock auf 250 Gramm. Im Frühling dann importiert der kanadische Imker Tausende von Bienen aus Neuseeland und „fusioniert“ diese mit dem Restbestand, den er kostensparend überwintert hat – und so ist er also innert kürzester Zeit, rechtzeitig zur Blütezeit, mit einem Bienen-Vollbestand wieder auf Achse. Derlei Vorgehen gibt‘s in der Schweiz nicht. Dafür sorgen einerseits die Imker selbst (in den allermeisten Fällen betreiben sie die Imkerei als Hobby), andererseits sind die Umweltvorschriften in der Schweiz hoch. Dies hält auch der Honey-Film-Regisseur Markus Imhoof in Interviews fest. Gleichwohl, auch hierzulande steht’s nicht zum Besten (in der Schweiz gingen im 2011etwa 70% der Bienenvölker zugrunde). Jean-Daniel Süsstrunk erwähnt den Anbau von Sonnenblumen. Früher habe der Imker ein in der Nähe gelegenes Sonnenblumenfeld als Glücksfall bezeichnet. Heute aber habe einer, vor dessen Bienenhaus sich ein Sonnenblumenfeld ausbreite, im Nu keine Flugbienen mehr. Warum? Weil der Anbau von Sonnenblumen heute auf den Ölsaat-Ertrag ausgerichtet ist, und also die Sonnenblume praktisch keinen Nektar und nur ganz wenig Pollen produziere. Die Biene aber, die darauf aus ist, dass sie Nektar für die Aufzucht der Jungmannschaft in den Stock zurückbringen muss, die sucht und sucht über diesem Sonnenblumenfeld – und findet nichts. Und sie hört nicht auf mit Suchen, bis sie über dem Blumenmeer irgendwann vor Erschöpfung abstürzt und stirbt. Ähnlich verheerend die Situation in den Maisfeldern: im konventionellen Anbau wird die Maispflanze mit einem Insektizid gegen den Maiszünsler behandelt. Und indem die Biene die „Ausdünstung“ des Mais (das sogenannte Guttationswasser) aufnimmt, vergiftet sie damit sich und ihre Maden. BI E N E N U N D M E DI Z I N Honig in der Heilkunde, das ist seit der Antike bekannt und durch Hippokrates (460 bis 360 v.Chr) und später auch Paracelsus (geboren 1493) belegt. Mit dem Aufkommen der Antibiotika indes geriet die Wundbehandlung mit Honig ins Abseits. Heute aber, da Antibiotika-resistente Bakterien zunehmend ein Problem darstellen, orten Mediziner eine Renaissance der Honigtherarpie. Mit seiner antibakteriellen, entzündungshemmenden Wirkung wird Honig insbesondere zur Wundreinigung und Wundheilung eingesetzt aber auch bei allerlei Hautkrankheiten, Hauttransplantationen, Geschwüren sowie bei Zahnfleischentzündungen. 1 | 2013 Naturfreund 19 gesund leben | Mehr als honig stadt geniessen | gesund leben Oder das Beispiel mit dem Feuerbrand in den Kernobstbäumen: Landwirte haben das Bakterium mittels Antibiotika zu eliminieren versucht – und damit die Bienen vergiftet. Oder die Sache mit den Neonicotinoiden: solche werden nicht nur im Getreideanbau eingesetzt, diese Mittel gelangen viel mehr auch in privaten Gärten und auf Balkonen (etwa gegen Blattläuse und Spinnmilben) zum Einsatz – für Bienen mit verheerenden Folgen. Nicht nichts tun Nun, wie der Regisseur von „More than Honey“, so gelangen mittlerweile unzählige zu einem ähnlichen Fazit: das weltweite Bienensterben ist nicht rätselhaft. Dieses Sterben, so hält es Kurt Imhoof am Ende seines Films fest, ist „eine Folge von einem Zuviel an Zivilisation“. Es ist nicht allein die Varroamilbe. Und es sind weder der limitiere Genpool, noch die Faul- noch die Sauerbrut allein, die für dieses Massensterben verantwortlich sind. Es ist ein Zuviel von allem. Die Bilder, die Imhoof dazu liefert, sind apokalyptisch. Man denke an die Szenen aus China, wo ganze Landstriche ohne Bienen sind. Die Wa s B i enen m ö gen Wer Imker unterstützen und Bienen etwas Gutes tun will, achte darauf, was er/sie im Garten oder auf dem Balkon anpflanzt. So etwa werden Geranien, die hierzulande vielerorts typischen Fenstersimsblumen, von den Honigbienen verschmäht. Kaum von Nutzen für hiesige Bienen sind zudem Amaryllisgewächse, Forsythien, Flieder, Farne, Kakteen oder etwa auch die Fleissige Liesel. Umgekehrt als Balkon- und BienenTrachtpflanzen gelten etwa Basilikum, Majoran, Thymian und Zitronenmelisse. In den Gärten gut geeignet sind Erd-, und Johannisbeeren, Schwarzdorn, Weissdorn, Salweide, Tierlibaum, Haselnuss, Robinie und selbstverständlich Linden, Edelkastanien und Kernobstbäume. Buch-Tipp: „Bienenweide – Trachtpflanzen erkennen und bewerten“ von Günter Pritsch. Entsprechende Listen finden sich im Internet unter dem Stichwort Trachtpflanzen. 20 Naturfreund 1 | 2013 Zürich – urbane Stadt mit viel Natur Mein grünes Zürich… Text: Elmar Ledergerber* Foto: Mara Truog Sechs Mal um die Erde: für ein Kilogramm Honig. Bienen, die Insekten, sie sind weg, vergiftet! Und also stehen Menschen auf Leitern, klettern auf Bäume und bestäuben mit Pinseln ausgerüstet die Blüten. Sie gehen von Baum zu Baum – und bestäuben die Blüten mit Pinseln. Die Szene ist nicht gestellt, sie ist real – auch wenn sie surreal erscheint. Jene Menschen auf den Bäumen – das Bild aus China könnte uns daran erinnern, dass jeder dritte Bissen, den wir Menschen heute essen, bestäubungsabhängig ist und dass etwa 80% davon durch Bienen geleistet wird. Von daher sollte uns die Dimension dieser Bienengeschichte klar werden: es geht hier um weit mehr als Honey. Auf die Journalistenfrage, was denn der Einzelne in dieser Situation tun könne, hat der More-than-Honey-Filmemacher geantwortet: „Im ganz Kleinen würde ich mir zum Beispiel besser überlegen, welchen Honig ich kaufe“. Und, welchen Honig soll man denn kaufen? „Schweizer Honig, insbesondere auch Stadthonig“, sagt Imhoof. „Es hat zwar weniger Pflanzen in der Stadt, aber die Artenvielfalt in der Stadt ist grösser als in ländlichen Gebieten.“ Und er fügt bei: „ Ich habe sogar das aggressive Anti-Flohmittel bei meinem Hund abgesetzt, weil es dasselbe Nervengift ist, das die Bienen tötet“. D ie Natur verbunden mit der hohen Lebensqualität in Stadt und Region Zürich ist eine unserer wichtigsten Qualitäten und Standortvorteile. Nicht zuletzt darum stellt sich auch der Verein Zürich Tourismus dieses Jahr unter anderem als so genannte „Natural City“, frei übersetzt mit „natürliche Stadt“, der Weltöffentlichkeit vor. Als Vorstandspräsident dieser Nichtregierungs-Organisation und als ehemaliger Stadtpräsident von Zürich liegt mir dieses Thema sehr am Herzen und ich kann diese wunderbaren Vorteile Zürichs seit meiner Pensionierung vermehrt geniessen. Natürlich mit „Fuchur“, meinem liebenswürdigen Trüffelhund. Das allergrösste an Zürich finde ich, dass man praktisch von jedem Punkt in der Stadt aus in 15, 20 Minuten zu Fuss im Grünen ist. Die beiden bewaldeten Hügelzüge, die Zürich längs See und Limmat einrahmen, prägen nicht nur das Bild dieser Stadt, sie sind unsere grüne Lunge. Man findet da etwa 200 km bestens gepflegte Wanderwege mit Feuerstellen, Brunnen, Bänklis. Und wenn man noch die Fusswege und Trampelpfade dazu zählt, die nur Eingeweihte und Freaks kennen, kommt man wohl auf das Doppelte. Da ich am Fusse des Uetlibergs wohne, führt mich meine morgendliche Wanderrunde mit meinem Hund „Fuchur“ in Richtung des Zürcher Hausberges. Er erschnüffelt dort seine unendlichen Geruchswelten, ich geniesse die reiche und immer wieder überraschende Flora, im Herbst die gesuchten und manchmal unerwarteten Pilzfunde. An bestimmten Orten können wir da sogar Burgundertrüffel finden. Das ist dann Zürich Natur pur. Etwas vom Schönsten ist der lange Wanderweg von der Waldegg auf der Krete der Uetlibergkette, hoch über dem Zürichsee bis nach Sihlbrugg. Aber natürlich gibt es noch viel urbanere Orte, die wir oft besuchen. Auch dort findet man Natur, aber es ist eine domestizierte, von Menschhand gepflegte. Dazu gehört für mich in erster Linie der Lindenhof inmitten der Altstadt, den nicht erst die Römer besiedelten, sondern wo man auch Siedlungsreste von Kelten gefunden hat. Hier geniesse ich die Aussicht auf die Altstadt, das Rathaus und Grossmünster. Ein bezauberndes kleines Naturspektakel mitten in der Grosstadt. Während meiner Amtszeit blieb mir jeweils nur wenig Zeit, solche Momente gebührend zu geniessen. Der Lindenhof ist bis heute jedoch mehr als nur Aussichtspunkt. Er erzählt Geschichte. So diente dieser Platz, wo früher ein römisches Kastell thronte, den Zürchern bis in die frühe Neuzeit zu Versammlungen. 1798 wurde auf dem Lindenhof auf die helvetische Verfassung geschworen. Heute trifft man hier fast zu jeder Tageszeit Touristen aus dem In- und Ausland. Erinnerungen werden geknipst und Informationen zur Limmatstadt von unseren Reiseleitern in allen Sprachen zum Besten gegeben. Ich selber mag Schach. Nicht selten beobachte ich die teils *Elmar Ledergerber, gebürtiger Engelberger, wirkte zwischen 2002 und 2009 als Stadtpräsident von Zürich. Zuvor engagierte er sich während acht Jahren im Zürcher Kantonsrat und von 1987 bis 1998 im Nationalrat. Seit 2009 steht er dem Verein Zürich Tourismus als Präsident vor. Elmar Ledergerber wohnt seit bald 30 Jahren in Zürich. 1 | 2013 Naturfreund 21 Natur erleben | stadt geniessen uetliberg | Natur erleben Pflanzen auch im neuen Botanischen Garten, heute am Fusse des Zürichbergs gelegen. Insbesondere an kälteren Tagen gönne ich mir nicht selten einen Ausflug in die warmen Treibhäuser dieser grünen Oase. Höhepunkt sind für mich die Heilpflanzen in der Anlage. Dieser mittelalterliche Kräutergarten zu Ehren des Zürcher Naturforschers und Stadtarztes Conrad Gessner mit über 50 altbekannten Heilpflanzen vermittelt Besuchern das Wissen der Naturheilkunde des 16. Jahrhunderts. Grün und Grau cleveren Züge der Hobbyspieler. Die Figuren ziehen sie besonnen über die weiss-schwarzen Steinplatten – das Pferd von G1 auf F3. Vom Pferd zur Katz Das Bollwerk „zur Katz“ am Schanzengraben diente früher, wie andere derartige künstlich erbaute Hügel auch, der Verteidigung Zürichs. Hier stand bis zirka Mitte 1970 der Botanische Garten der Universität. Suche ich heute ganz persönliche stille Momente, finde ich diese inmitten unzähliger Blüten und prachtvoller Zugegeben: Ein bisschen Wehmut an die gute alte Sechseläutenwiese kann ich nicht leugnen. Zu viele Erinnerungen haften an diesem einst grünen Rund. Wo ich früher in meinem Amt als Stadtpräsident bei Zünften, Fernseh- und Radiostationen zu Gast war, geniesse ich heute an freien Nachmittagen von Zeit zu Zeit ein paar wärmende Sonnenstrahlen. Abschalten und eine Latte macchiato geniessen. Schon bald wird man sich hier auf dem mit rund 16‘000 Quadratmeter grössten innerstädtischen Platz der Schweiz fühlen wie im Süden. Die Zürichsee-Promenade nur wenige Schritte entfernt, das Opernhaus direkt vor einem und das Bellevue als eines der lebendigsten städtischen Zentren der Stadt Zürich im Rücken. Was will man mehr, als sich hier in Zürich niederzulassen! Es beweist immer wieder aufs Neue, dass Grün neben Grau durchaus Platz finden kann. Und genau diese Kombination von Natur und Urbanität macht Zürich zu dem, was ich an dieser Stadt so enorm schätze. Ein Zuhause für Naturfreunde, inmitten rauer, unzerstörter Natur (Landschaft des Jahres 2011) Hotel und Berghaus-Restaurant Val Sinestra – familiäre Atmosphäre – bezahlbare Preise – Bergwanderungen vom Haus aus – in der Nähe des Nationalparks – Postautoverbindung ab Scuol-Tarasp 22 Naturfreund 1 | 2013 Hotel Val Sinestra (1500 M.ü.M.), 7554 Sent, Unterengadin 081 866 31 05 val-sinestra@bluewin.ch www.sinestra.ch Zürichs Hausberg – wo Jetzt im frühling der Bärlauch gedeiht Uetliberg hell! Was den Bernern der Gurten, das ist den Zürchern der Uetli. Der Uetliberg gilt als „schönster kleiner Ausflug“ von der Stadt aus; seit 1875 bereits ist er mit einer Eisenbahn erschlossen. Zu den Besonderheiten am Uetli zählt u.a. der dortige Bestand an Eiben; er ist einer der grössten in ganz Europa. Text und Fotos: W as wäre Zürich ohne Uetli? Bloss 20 Minuten mit dem Uetlibergbähnli (S10) vom Hauptbahnhof Zürich, weitere 10 Minuten zu Fuss, dann noch 200 Stufen auf den Turm und schon stehen wir auf 900 m ü. M. Bei strahlendem Wetter – im Winter und Sommer – fühlt man sich auf dem Kulm wie in einem mondänen Bergkurort: es wimmelt von Touristen. Ganz speziell, wenn Stadt und See unter einer dicken Nebeldecke stecken, nur die höchsten Spitzen des Albis aus dem Nebelmeer ragen und sich vom Turm ein grandioses Panorama vom Säntis über die Churfirsten und die Glarner Alpen bis ins Berner Oberland, vom Jura bis in den Schwarzwald zeigt. Aber der Uetli (es gelten beide Schreibweisen: Üetli und Uetli) bietet mehr. Er ist ein Naturparadies, das direkt vor der Stadt liegt, und er ist auch zu Fuss über zahlreiche Wege – breite Ursula Heiniger* und schmale, aber immer ziemlich steile – zu erreichen. Bereits kurz hinter der letzten Tramhaltestelle (Albisguetli Nr. 13 oder Triemli Nr. 14) sind wir im Wald und die Stadt ist vergessen. Die steilen Flanken sind von stillen Pfaden – manche nicht ganz ungefährlich – durchzogen. Sie führen durch tiefe Tobel oder über schmale Kreten. Im Winter, wenn’s in der Stadt grau und pflotschig ist, ist der Uetligipfel oft tiefverschneit oder prächtige RaureifNadeln verwandeln den Wald in ein Märliland. Früh im Frühling breitet sich ein sattgrüner Bärlauchteppich aus, der sich bald darauf in ein weisses Sternenmeer verwandelt; später im Frühling blühen Meierisli, Türkenbund und Knabenkräuter. Allmählich schliesst sich das grüne Buchenlaubdach. Es wird dunkler und dunkler, bis in der Herbstsonne das gelbe Ahornlaub strahlt und das Buchenlaub unter unseren Schritten raschelt. *Ursula Heiniger ist Mitglied der Naturfreunde-Sektion Spitalpersonal Zürich; sie hat als Biologin über viele Jahre für die WSL (Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft) gearbeitet. 1 | 2013 Naturfreund 23 Natur erleben | uetliberg uetliberg und Ringelnattern, zahlreiche Käfer besiedeln das tote Holz, und Vögel zwitschern in den Bäumen. So kreisen Mäusebussarde über dem Wald, der Schwarz- und der Buntspecht und der Eichelhäher sind zu hören, sechs Meisenarten, die Misteldrossel und der Zilpzalp sind hier zu Hause und in der Fallätsche sind Berglaubsänger und Kolkrabe zu entdecken. Sogar Gämsen verirren sich ab und zu in dieses Gebiet. Das Naturfreundehaus auf Zürcher Stadtboden: das Teehüsli Hohenstein der Sektion Altstetten. Foto: Christian Possa Von Bogenschützen und Rehen geliebt, tödlich für Pferde Ganz speziell berühmt, und dies weit über die Landesgrenzen hinaus, ist der Uetliberg für seinen Bestand an Eiben. In der Schweiz sind nur etwa 0.2% der Bäume Eiben. Am Uetliberg und Albis aber wachsen gleich etwa 80‘000 Eiben! Damit gilt der Zürcher Eibenbestand als einer der grössten in Europa. Indes, auch dieser Bestand ist gefährdet. Die Verjüngung fehlt fast vollständig. Dies ist v.a. dem Verbiss durch Rehe zu zuschreiben. Über 550 Pflanzenarten Seit 1959 bereits gilt der Uetli als Pflanzenschutzgebiet. Einzelne, speziell interessante Objekte wurden 2009 unter Schutz gestellt: so die Fallätsche, der weite Erosionskessel über Leimbach, wo sich viele Pionier- und Alpenpflanzen finden; die Rossweidliegg, die weithin sichtbare Kahlschlagfläche unterhalb des Fernsehturms oder die Hueb, ein Feuchtgebiet unweit der Station Uitikon-Waldegg. Dank des starken Reliefs des Uetlibergs gibt es diverse Kleinstandorte, an welchen ganz verschiedene Pflanzengesellschaften wachsen. Die Pflanzenwelt ist sehr artenreich: über 550 Arten hat Elias Landolt, emeritierter Zürcher Botanik-Professor, in seinem 2001 erschienenen Werk „Flora der Stadt Zürich“ für den Uetliberg registriert. Märzenglöckchen, Seidelbast, Frauenschuh, Sumpfwurz, Nestwurz, Knabenkräuter, Schwalbenwurzenzian, die sehr seltene Schwarzwurzel und das Grünlichblütige Wintergrün, aber auch Gebirgspflanzen wie die 24 Naturfreund 1 | 2013 Bergflockenblume, das Alpenfettblatt und auf wenigen feuchten, rutschigen Standorten der safrangelbe Steinbrech. Der Uetliberg ist zudem reich an Tieren: Wald- und Zauneidechsen, Blindschleichen N at u r f r e u n d e - Tee h ü s l i a m Ue t l i b e r g Mitten im Wald steht es, wie ein Hexenhäuschen, nur zu Fuss erreichbar, und jeden Sonntag treffen sich dort Spazierende zum Tee – oder zum Most oder Kaffee: es geht ums Teehüsli Hohenstein am Uetliberg. Seit über 80 Jahren gibt’s diese Institution, möglich machen es Mitglieder der Naturfreunde-Sektion Altstetten (siehe Seite 61). Zum Angebot des Teehüsli gehören einerseits der gut eingerichtete Kinderspielplatz und andererseits die diversen Grillstellen. Gemütlich zu Fuss in 20 Minuten erreichbar ist das Teehüsli ab SZU-Bahnstation Ringlikon (S10) oder ab Endstation Uetliberg, von dort bergab, Richtung Triemli. Nähere Infos: www.nf-altstetten.ch, Andy Grossert, Tel. 043/466‘08‘88, a.grossert@nf-altstetten.ch. NF. Die wintergrüne Eibe (der man mitunter auch auf Friedhöfen begegnet) ist ein Nadelbaum – aber sie ist einer, der keine Zapfen produziert, sondern Früchte mit einem rotleuchtenden Samenmantel. Ausser diesem Samenmantel sind alle Teile der Eibe sehr giftig. 200 - 300 Gramm Nadeln genügen, um ein Pferd zu töten. Die Giftigkeit für Pferde ist einer der Gründe, dass die Eibe selten geworden ist. So sind im nahen Sihlwald kaum Eiben zu finden, obwohl sie dort gut gedeihen könnten. Da dort aber Pferde bei der Waldarbeit eingesetzt worden waren (Pferde erkennen die Giftigkeit der Eibe nicht und knabbern gerne daran), wurden die Eiben auch im Sihlwald fast vollständig ausgemerzt. Die Eibe ist eine Schattenbaumart. Sie wird höchstens 19 m hoch und wächst am Uetliberg im Schatten der Buchen auf. Für die Blüte braucht sie aber Licht. Sie blüht deshalb bereits im März, bevor die Buchen ihre Blätter austreiben. Ihr hartes, biegsames Holz wurde bereits in der Bronzezeit für Werkzeugstiele | Natur erleben verwendet; so etwa trug auch der Gletschermann Oetzi einen Bogen aus Eibenholz. Im 16. Jahrhundert wurden riesige Mengen Eibenholz nach England geliefert – auch vom Albis. Das Eibenholz wurde dort zu Kampfbogen verarbeitet (man sagt, Robin Hood habe einen Bogen aus Eibenholz benutzt…!). Durch diesen Raubbau ging der Bestand an Eiben in England und in vielen deutschen Gebieten stark zurück. Infolge der Liberalisierung der Jagdgesetze nach der französischen Revolution wurden die Wildtiere in der Schweiz bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nahezu gänzlich ausgerottet. So konnte sich die Verbiss-empfindliche Eibe am Albis regenerieren. Da heute der Uetliberg ein Wildschonrevier ist, ist die Dichte der Rehe dort inzwischen wieder hoch. Diese lieben die Eibenschösslinge und -triebe und verbeissen die Eiben stark. Sie verjüngt sich deshalb kaum mehr. Die Forstdienste bemühen sich nun, die Eibe am Uetliberg zu begünstigen. Mit gezielten Holzschlägen bringen sie Licht in die Bestände, und sie schützen die Jungpflanzen gegen Wildverbiss. A m 2 0 . A p r i l ge m e i n s a m au f s Ue t l i Am Samstag, 20. April bietet sich die Gelegenheit, unter Leitung einer mit dem Uetliberg bestens vertrauten, in Zürcher beheimateten Biologin auf den Uetli zu steigen. Bewusst werden Wandernde dabei die Unterschiede in der Flora der Nord- und Südseite des Zürcher Hausbergs wahrnehmen: hier die dunklere Seite mit den Eiben und Buchen (und dem Bärlauch!), dort die hellere, mit Föhren bestandene Südseite. Treffpunkt: 9 Uhr beim Albisgütli (Endstation Tram Nr. 13); Rückkehr: Im Laufe des Nachmittags zum Triemli (Endstation Tram 14); Leitung: Ursula Heiniger, Biologin, NF-Mitglied der Sektion Spitalpersonal Zürich; Route: Denzlerweg zum Uto Staffel, Coiffeurweg auf der S/W-Seite, Abstecher zum Ofengüpfi, Uto Kulm, Teehüsli Hohenstein (es gehört der NF-Sektion Altstetten, siehe Seite 61); Anforderungen: T2/T3, teils schmale, steile Wege, 500 Hm Auf- und Abstieg; Wanderzeit: ca. 4 Stunden; Verpflegung: aus dem Rucksack, Kaffee-Halt im Uto Staffel und im Teehüsli Hohenstein; Kosten: keine; Besonderes: Die Wanderung wird bei jeder Witterung durchgeführt; Teilnehmerzahl auf 20 Personen beschränkt; Anmeldung: bis 17. April an Ursula Heiniger, Tel. 044 451 21 24 oder e-mail: ursula.heiniger@swissonline.ch. NF. 1 | 2013 Naturfreund 25 UNterwegs | wandertipp wandertipp Von Glühwürmchen und alten Mühlen Mensch und Natur in Harmonie Das Wehrenbachtobel, eine der schönsten Tobellandschaften im Kanton Zürich, ist Naturschutzgebiet, Kulturlandschaft und Erholungsraum zugleich. Seit Jahrhunderten prägen sowohl die Natur wie der Mensch den Wehrenbach und seine Umgebung – und heute sorgt der Mensch dafür, dass die Natur erhalten bleibt. Text: Erika Schumacher W d u r c h s We h r en b ac h to b e l rich Zü A d l i s b e r g 4 St 5 a dt 1 Burgwis Witikon 3 nsee Greife Trichtenhusen We r e n b a c h 2 Start / Ziel: Burgwies (450 m). Anfahrt mit Tram 11 ab Zürich Hauptbahnhof. Route: (1) Burgwies (450 m) – (2) Trichtenhausen (564 m) – (3) Witikon (602 m) – (4) Abzweigung Elefantenbach (593 m) – (5) Rastplatz Elefantenbach (522 m) – Burgwies (450 m). Dauer: 2 Std. Länge: 7 km. Höhenmeter (hm): Ca. 150 hm bergauf, ca. 150 hm bergab. Weg: Durchgehend ausgeschilderter Wanderweg, vorwiegend im Wald, kurze Strecke im Siedlungsgebiet. Anforderungen: Leicht. Einkehrmöglichkeiten: Restaurant Trichterhausermühle in Trichtenhausen. Picknick: Feuerstelle und Sitzgelegenheiten beim riesigen steinernen Elefanten, den der Verschönerungsverein Zürich 1898 mitten im Elefantenbach errichtete. Besonderes: Informationstafeln am Weg über die Geschichte der Natur- und Kulturlandschaft Wehrenbach: Natur & Kultur, Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Wasserbau, Siedlungen. 26 Naturfreund 1 | 2013 o sich zwischen Zollikerberg und Zürich-Burgwies der Wehrenbach in Jahrtausenden tief durch Wald, Gestein und Erdreich gegraben hat, leben zahlreiche Tiere und Pflanzen, die anderswo kaum mehr vorkommen. Flora und Fauna, aber auch erdgeschichtliche und landschaftliche Werte machen das Wehrenbachtobel zu einem bedeutenden Naturund Landschaftsschutzgebiet. Kein Wunder also, dass man sich auf den ersten Blick in einer unberührten Wildnis wähnt. Dem ist allerdings nicht so – über Jahrhunderte haben am Wehrenbach auch Menschen ihre Spuren hinterlassen. Hier entdeckt man alte Kanäle, Verbauungen, Wasserräder, und so gilt das Wehrenbachtobel heute offiziell als Natur- wie auch Kulturlandschaft. Der Wehrenbach – oder Werenbach – entspringt am Wassberg in der Nähe der Forch. Am Ende seines Tobels ändert er bei der Burgwies seinen Namen und eilt nun als Wildbach dem Zürichsee entgegen. In seinem Unterlauf hat er im Laufe der Zeit ein beachtliches Werk geschaffen: Aus dem Geschiebe, das sich von seinen Seitenhängen gelöst hatte, entstand das Seefeld, so dass der Wildbach heute „erst“ beim Zürichhorn in den See mündet. Lange Zeit war der Wehrenbach der zweitwichtigste Wasserkraftlieferant der Stadt Zürich, nach der Limmat. Sein Name lässt darauf schliessen, dass er schon sehr früh mit Wehrbauten gezähmt worden war. Die meist ein bis zwei Meter hohen Wehren drosseln die ungebändigte Kraft des Baches, damit er nicht ganze Uferteile mit sich zu reissen vermag. Allerdings entstanden nicht alle Wehre von Menschenhand, einige hat die Natur selbst geschaffen. Bereits im Mittelalter hatten sich die Menschen die Kraft des Wehrenbachs zunutze gemacht. Die älteste noch bestehende Wassernutzungsanlage, die Mühle Hirslanden oder „Niedere Mühle“, stammt aus dem 14. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz. Dass von 1358 bis 1535 auf der Höhe Rehalp die so genannte „Obere Mühle“ betrieben wurde, ist urkundlich belegt, jedoch nicht mehr sichtbar. Im Burgwies, wo sich der Elefantenbach mit dem Wehrenbach vereinigt, war ab 1639 eine „Reibe mit Stampfe“ in Betrieb, die später von der „Farbholzmühle“ abgelöst wurde. Im Jahr 1853 entstand die „Neumühle“ im Burgwies und ab 1852 diente weiter oben am Elefantenbach die 1968 abgebrochene «Schlyfi» einer Schleiferei. Das Wehrenbachtobel und seine Hangriede sind Lebensraum für dutzende von Tier- und Pflanzenarten, von denen viele gefährdet sind. So gedeihen hier der Schwalbenwurzenzian und über zwanzig Orchideenarten! Die Wehre sind ideale Reviere für den einzigen Singvogel, der nicht nur gut schwimmen, sondern auch überaus geschickt tauchen kann: Die Wasseramsel, die ihre Nahrung am Grund von strömungsreichen, klaren Gewässern findet. Und weil die Wasseramseln am Wehrenbach seit vielen Jahren erforscht werden, tragen die meisten von ihnen einen Ring. Wissenschaftliches Interesse geweckt haben auch die unzähligen Lichtlein, die in lauen Sommernächten an bestimmten Hängen des Tobels rhythmisch blinken: Die Glühwürmchen sind auf Partnersuche. Der Wert des Wehrenbachtobels als kleinräumiges Mit- und Nebeneinander verschiedener Lebensräume ist längst erkannt. So wird das Kerngebiet des Tobels extensiv bewirtschaftet und Eingriffe in den Wald erfolgen nur soweit, | unterwegs wie dies für die Sicherheit seiner Besucher nötig ist. Ein Feind der vielfältigen Flora und Fauna in den Hangrieden ist die Verbuschung. Sie ist nur zu verhindern, wenn das Gebiet – eines der schönsten und wertvollsten Naturschutzgebiete der Stadt Zürich ¬– regelmässig gepflegt wird. Wiesen müssen gemäht werden und Feldgehölze wie die alten Obstbäume benötigen fachgerechten Unterhalt, damit Wiesensalbei, Thymian, Wilde Möhre, Schmetterlinge, Hummeln und die zahlreichen weiteren WehrenbachtobelBewohner nicht verschwinden müssen. Diesen Einsatz leisten der WWF Zürich und die Fachstelle Naturschutz der Stadt Zürich gemeinsam mit freiwilligen Helfern jedes Jahr an einem Naturpflegetag. Spass am Nass in der Stadt G ut möglich, dass Zürich die Stadt mit der höchsten Dichte an Badeanstalten ist, national auf jeden Fall, vielleicht sogar international. Denn auf Stadtgebiet locken nicht weniger als sechs Becken-Freibäder, sechs Seebäder und fünf Flussbäder; die Hallenbäder gar nicht erst gezählt. Die 17 Freiluftschwimmbäder sind nicht etwa gleichmässig im Stadtgebiet verstreut – zahlreiche Badis liegen zentral in der Innenstadt und sind somit, etwa vom Hauptbahnhof aus, in Kürze zu erreichen. Badi für Männer, Badi für Frauen, Badis für alle Was vor 150 Jahren der „Volksgesundheit, Wehrtüchtigkeit und Körperhygiene“ zu dienen hatte, hat sich längst zum puren Vergnügen gewandelt: Öffentliches Baden openair. Den Stadtzürcherinnen und -zürchern stehen 17 Freiluftbäder zur Verfügung, darunter ein paar Trouvaillen aus dem vorletzten Jahrhundert. Text: Erika Schumacher Foto: grün stadt zürich Als erste öffentliche Badeanstalt der Stadt Zürich ist das «Badehaus für Frauenzimmer» verbrieft. Im Jahr 1837 beim Bauschänzli an der Limmat eingerichtet, wird es 1888 durch das Frauenbad Stadthausquai ersetzt. 1864 eröffnet 1 | 2013 Naturfreund 27 UNterwegs | wandertipp wandertipp | unterwegs Edle Tropfen aus sonnigen Lagen B a d i to u r i n d e r Z ü r c h e r Innen s ta dt Zürich HB 1 2 Frauenbad alter Botanischer Garten / Männerbad 3 Zürichsee 28 Naturfreund 1 | 2013 Als architektonische Form der Badeanstalten setzt sich das so genannte Kastenbad durch, eine landseitig von Holzwänden umschlossene Anlage, welche die Badenden vor neugierigen Blicken schützt. Dass Männer und Frauen gemeinsam baden, ist undenkbar: Sittlichkeit und Moral gebieten – übrigens bis weit ins 20. Jahrhundert – eine strikte Trennung nach Geschlechtern. Eine straff organisierte Badeordnung schreibt die Zeiten vor, zu denen die weiblichen respektive die männlichen Badegäste Zutritt haben. Der Badbesuch an sich ist ein kurzes Vergnügen: „Die Badezeit darf bei starker Frequenz (einschliesslich Aus- und Heute baden Männer, Frauen und Kinder längst gemeinsam – ausser im Frauen- und im Männerbad, die, wenn auch renoviert, seit ihrer Errichtung im vorletzten Jahrhundert in Betrieb sind. Diente das versteckte, im alten Wehrgraben an die alte Stadtmauer gebaute Männerbad in seinen Anfängen vorab dem Schwimmunterricht für Knaben, geniessen heute Männer jeden Alters den Schwumm zwischen Wasserturm, altem botanischem Garten und ehemaligen Börse. Und den nostalgischen Touch – der sommers bei schönem Wetter einen aprupten Sprung in die Moderne erfährt: Ab 19.30 Uhr herrscht Highlife in der Open-Air-Bar, für männliches, weibliches und vor allem junges Publikum. Die Frauenbadi figuriert in der höchsten Kategorie des Schweizerischen Inventars der Kulturgüter von nationaler Bedeutung. Seit ihrer Errichtung vor 125 Jahren präsentiert sie sich im modernen Jugendstil, von einer Kuppel gekrönt und mit vier Ecktürmchen geschmückt. Der Unterbau der schwimmenden, am Ufer fixierten Anlage soll übrigens aus Triest stammen. Abends hat heisst die Frauenbadi auch Männer: Bei den kulturellen Veranstaltungen in der „Barfuss-Bar“ ist jedermann und jedefrau gern gesehen. Bis ins 19. Jahrhundert war Höngg eine bedeutende Rebbaugemeinde. Später stand hier kein einziger Rebstock mehr. Heute nun gilt „klein, aber fein“. Seit Jahrhunderten ungebrochen ist die Weinbautradition der Benediktinerinnen im Kloster Fahr. Text: Erika Schumacher Foto: kloster fahr V o n Z ü r i c h - H ö ngg z u m K lo s t e r Fa h r uz ler a att mm Kre Li l z B e r g h o nsee Das Kleinod mitten drin: dem Schanzengraben entlang zum Männerbad. Es ist, nicht nur in Zürich, die wachsende Industrialisierung, die bei den Werktätigen neue Bedürfnisse weckt – und wohl auch nötig macht: Die Arbeitstage in der Fabrik sind lang, die Arbeit ist eintönig, und beides ist der Gesundheit alles andere als zuträglich, Baden und Schwimmen sollen einen Ausgleich schaffen. In der gleichen Zeit nimmt auch die gesellschaftliche Bedeutung der Hygiene zu, die Menschen entwickeln ein neues Körpergefühl, Baden und Schwimmen sorgen für Reinlichkeit und Frische. Weinbau vor den Toren der Stadt Ankleiden) eine halbe Stunde nicht überschreiten,“ hält das 1887 erlassene Badereglement der Stadt Zürich fest. Chatze Start / Ziel: (1) Zürich Hauptbahnhof. Route: Zürich HB – Gessnerbrücke – (2) Schanzengraben (Alter Botanischer Garten, Männerbad) – Bürkliplatz – (3) Stadthausquai (Frauenbad) – Münsterhof – Lindenhof –Rennweg – Bahnhofstrasse – Zürich HB. Dauer: ca. 1 Std. Länge: ca. 4 km. Höhenmeter: Keine Höhenunterschiede. Weg: Asphaltiert, zur Hälfte am Wasser (Schanzengraben), grossenteils verkehrsfrei. Einkehrmöglichkeiten: Zum Beispiel im Restaurant Reithalle (schöne Gartenterrasse) bei der Gessnerbrücke. Zusatztipp: Weiterer Bäder-Rundgang ab Zürich Hauptbahnhof: Landesmuseum – Mattensteg – Kloster-Fahr-Weg – Badeanstalt Oberer Letten – Badeanstalt Unterer Letten – Lettenviadukt – Röntgenstrasse – Zollstrasse – Zürich Hauptbahnhof. im Schanzengraben das Männerbad. Das Frauen- wie das Männerbad gehören zu den zehn Badeanstalten, welche die Stadt Zürich im Interesse von „Volksgesundheit, Wehrtüchtigkeit und Körperhygiene“ bis 1900 bauen lässt. Kloster Fahr 3 Li m m Höngg at 1 2 Werdinsel Zürich Altstetten Zür ich Sta d t Start: Ortsmuseum Höngg. Anfahrt mit Tram 13 ab Zürich Hauptbahnhof bis Haltestelle Meierhofplatz. Ziel: Kloster Fahr. Rückreise mit Bus ab Haltestelle Eckstein (10 Fussminuten vom Kloster Fahr) bis Bahnhof Schlieren, ab hier mit der S-Bahn nach Zürich Hauptbahnhof. Route: (1) Ortsmuseum Höngg (Vogtsrain 2) – dem Weinweg Höngg entlang bis zur Kirche (via Gässli – Limmattalstrasse – Tobeleggweg – Ackersteinstrasse – Tobeleggstrasse – Bauherrenstrasse – Chilesteig) – (2) Werdinsel (via Am Wettingertobel – Winzerhalde) – Fischerweg – Limmatuferweg – (zunächst auf der rechten Flusseite, über den Steg Wechsel auf die linke Flusseite) – (3 ) Kloster Fahr. Dauer: ca. 2 Std. 30 Min. Länge: ca. 12 km. Höhenmeter (hm): Ca. 80 hm bergab. Weg: Durchgehend ausgeschildert (Weinweg, Wanderweg), Hartbelag und Kieswege, grossenteils in offenem Gelände der Limmat entlang. Anforderungen: Leicht. Einkehrmöglichkeiten: Restaurant Werdinsel, Restaurant «Zu den Zwei Raben» im Kloster Fahr. Öffnungszeiten: Ortsmuseum Höngg: So 14-16 Uhr (ausser Schulferien)Weinverkauf im Kloster Fahr: Sa 8-11.30, 13-15 Uhr (ab Keller), Mo-Sa 9-10.45, 13-17.15 Uhr (im Klosterladen). Kontakt: Tel. Tel. 076 491 12 01. Tipp: Die Stadt Zürich ersetzt ihre 30-jährigen Reben laufend durch neue Rebstöcke. Göttis und Gotten können einen Steckling auf seinem Weg zur Reife begleiten. Alle Infos über Patenpflichten und -rechte: Gutsbetrieb Juchhof, Tel. 044 432 34 88. S üdhang mit Blick über Innenstadt, Zürichsee und Limmattal: Ist der Zürcher Stadtteil Höngg heute ein begehrtes Wohnquartier, nutzte man seine bevorzugte Lage früher für den Weinbau. Vom Mittelalter bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Rebbau die bedeutendste landwirtschaftliche Beschäftigung in Höngg. 1826 zählte man noch 76 Trotten und die Höngger Rebfläche war die drittgrösste im Kanton Zürich. Die goldenen Jahre des Rebbaus waren gezählt, nachdem Mehltau und Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts die Weinberge schweizweit heimgesucht hatten: Von den ursprünglichen 131 Hektaren Höngger Rebland waren vier Fünftel vernichtet. Die verbliebenen Weingärten hatten später ebenfalls zu weichen; als die Höngger Sonnenhänge mit Wohnhäusern überbaut wurden, gab es für sie keinen Platz mehr. 1942 wurden unterhalb der Kirche die letzten Rebstöcke gerodet. Der Initiative eines alteingesessenen Hönggers ist es zu verdanken, dass 1969 die ersten „neuen“ Reben gepflanzt wurden, am Chilesteig, an der gleichen Stelle, wo die letzten „alten“ Weinstöcke standen. Heute sind in Höngg wieder acht kleine Weingärten anzutreffen. Besitzerin ist die Stadt Zürich und bei der Bewirtschaftung setzt sie auf die Richtlinien des Ökologischen Leistungsnachweises OLN, für einen „naturnahen Anbau des Zürcher Stadtweins“. Seit 2012 verbindet der „Weinweg Höngg“ die neuen Rebflächen sowie einige Bauten, die in der Geschichte des Höngger Weinbaus eine wichtige Rolle spielten. Als Startpunkt dokumentiert das Ortsmuseum Höngg die Geschichte des einheimischen Weinbaus, erläutert die Tätigkeiten im Laufe des Rebjahrs – vom Lösen der überwinterten Schosse bis zum „Wümmet“ – und zeigt historische Rebbaugeräte. Weitere Einblicke in die Rebwirtschaft und das Leben der Winzer geben die Informationstafeln an den einzelnen Stationen des Weinwegs. Wein produzieren seit Jahrhunderten auch die Benediktinerinnen im Kloster Fahr. Ein klösterlicher Weingarten ist bereits in einer Urkunde 1 | 2013 Naturfreund 29 UNterwegs | wandertipp wandertipp Rebland – einem Weinberg oberhalb des Klosterareals und mehreren Rebflächen in der angrenzenden Gemeinde Weiningen – reifen RieslingxSylvaner, Pinor Noir, Pinot Gris, Regent und Dornfelder. Noch jung sind die Neuzugänge Cabernet Sauvignon, Malbec und Zweigelt. von 1130 belegt und im Mittelalter geniessen Rebbau, Weinproduktion und -handel des Klosters einen Ruf, der weit über die Region hinaus reicht. Auf rund 4,2 Hektaren Weinbau mit Jahrhunderte alter Tradition: im Kloster Fahr an der Limmat. Dass die Fahrer Schwestern in ihren Weingärten selber Hand anlegen, ist uralte Tradition. Im Juni treten sie zum „Läubeln“ an, brechen mit flinken Händen Geiztriebe aus und befreien die Rebstöcke von überflüssigen Blättern. Ab Mitte September beteiligen sie sich mit Freude an der „Wümmet“. In optimalen Traubenjahren beträgt die klösterliche Traubenernte pro Nachmittag rund 3,5 Tonnen. Noch am gleichen Abend finden die gelesenen Trauben den Weg in den Klosterkeller, wo sie in der Trotte aus dem Jahr 1740 sorgfältig gekeltert werden. Für die Kelterung und alle körperlich schweren Arbeiten im Laufe des Winzerjahres ist der Kellermeister zuständig, der im Auftrag der Benediktinerinnen mit seinen Mitarbeitenden die klösterlichen Weinberge bewirtschaftet. Die Weine reifen sowohl in traditionellen Holzfässern wie in modernen technischen Anlagen und bringen dem Kloster Fahr regelmässig nationale Auszeichnungen ein. Wo James Joyce und Elias Canetti ruhen Ort des Friedens am Zürichberg Der Friedhof Fluntern gehört zu den schönsten Friedhofanlagen der Stadt Zürich. Berühmt gemacht haben ihn die Prominenten, die hier bestattet worden sind. Und er steht unter Denkmalschutz: Seine vier Bauetappen zeigen die Entwicklung der Friedhofskultur auf. Text: Erika Schumacher Foto: grün stadt zürich, giorgio von arb ames Joyce, geboren 1882 in Dublin, gestorben 1941 in Zürich, hat seine letzte Ruhe auf dem Friedhof Fluntern gefunden. Die Grabstätte des weltbekannten Schriftstellers ist populär, besonders seit 1966 der Zürcher Stadtrat beschloss, den Schriftsteller 25 Jahre nach seinem Tode mit einem Ehrengrab zu würdigen. Dieses – an anderer 30 Naturfreund 1 | 2013 Stelle errichtet als die erste, einfache Ruhestätte – ist von weither sichtbar: Eine Statue des amerikanischen Bildhauers Milton Hebald zeigt einen nachdenklichen James Joyce, die Zigarette in der einen und ein Buch in der anderen Hand, unterbrochen in seiner Lektüre hebt er den Blick und späht zur Seite – was erregt seine Aufmerksamkeit? Elias Canetti, nur ein paar Meter weiter, kann es nicht sein. Der Literaturnobelpreisträger liegt hier erst seit 1994. Auch er, der seine letzten 22 Jahre in Zürich verbrachte, zieht zahlreiche Besucher an. Der Friedhof Fluntern liegt hoch oben am Zürichberg und zählt zu den schönsten unter den 24 städtischen Friedhöfen. Im Jahr 1887 eröffnet, musste er rund alle 20 Jahre erweitert werden. Die vierte und letzte Erweiterung nimmt mehr Fläche ein als die ersten drei Friedhofteile zusammen: Seit 1948 lädt ein grosszügiger, friedlicher Park mit weiten, offenen Grabfeldern zum Verweilen ein. Viele Familiengräber tragen aufwändig gearbeitete, sehr individuell gestaltete Skulpturen. Ein grosser Bestand markanter alter Bäume, darunter hohe Fichten, leitet vom Friedhof in den Zürichbergwald über, der heute auch Waldfriedhof ist. Mit seinen vier Etappen macht der Friedhof Fluntern die Entwicklung der Friedhofskultur im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert sichtbar. Nicht zuletzt deshalb steht seit 2004 die gesamte Friedhofsanlage unter Denkmalschutz. James Joyce und Elias Canetti sind übrigens nur zwei von 28 Persönlichkeiten, die auf der Liste der prominenten Verstorbenen figurieren. Auf dem Friedhof Fluntern liegen ebenfalls der Filmregisseur Kurt Früh und die Schauspielerin Therese Giehse, der Architekt Karl Moser und der Physiker Paul Scherrer, die Schriftstellerin Mary Lavater-Sloman und Alt Stadtpräsident Sigmund Widmer. Folgende Stadtzürcher Friedhöfe sind ebenfalls einen Besuch wert: Enzenbühl (seit 1902): Der grosszügige Park mit den | unterwegs kegelförmig geschnittenen Rotbuchenallee und weiteren Raritäten ist auch in Fachkreisen bekannt. Ein botanischer Führer ist im Friedhof erhältlich. Ein Grabmalmuseum zeigt sehenswerte Kunstdenkmäler aus Stein. (Tram 11 ab Zürich Hauptbahnhof). Rehalp (seit 1874): Streng geometrische Anlage mit altehrwürdigen Baumbestand: Blutbuchen, Linden und riesige Platanen, imposante Scheinzypressen. Wahrzeichen des Friedhofs sind der Urnenhof von 1919 – und nicht zuletzt die prächtige Aussichtslage. (Tram 11 ab Zürich Hauptbahnhof). Albisrieden (seit 1902): Zwei Werke des Zürcher Plastiker Jürg Altherr prägen das neue Gemeinschaftsgrab von 2010. Der monumentale «Windrechen» soll den Blick himmelwärts lenken, der Altartisch «Elisabeth» lädt Trauernde dazu ein, Trauer und Sorgen abzuladen. (Bus 80 ab Bahnhof Zürich Altstetten). Sihlfeld (seit 1877): Zürichs erster Friedhof für alle – „unabhängig von Stand und Religion“ – ist die grösste zusammenhängende Grünfläche der Stadt. Hier liegen der Schriftsteller Gottfried Keller und August Bebel, Begründer der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, der noch heute rote Nelken erhält. (Bus 33 ab Bahnhof Zürich Tiefenbrunnen). Das Wahrzeichen des Friedhofs: die Grabplastik für den Schriftsteller James Joyce, gestaltet durch den amerikanischen Künstler Milton Hebald. V o m R i g i b l i c k z u m F r i e d h o f F lu n t e r n Z 1 Zürich Rigiblick ü r i c h b e r g Seilbahn Rigiblick Friedhof Fluntern 2 Zürich Zoo Fluntern Start: (1) Rigiblick. Anfahrt mit Tram 10 ab Zürich Hauptbahnhof bis Haltestelle Seilbahn Rigiblick, weiter mit der Seilbahn zur Bergstation. Ziel: (2) Friedhof Fluntern. Rückfahrt mit Tram 6 ab Haltestelle Zürich Zoo nach Zürich Hauptbahnhof. Route: Am Waldrand entlang (Wanderweg) bis zum Friedhof. Dauer: ca. 30 Min. Länge: ca. 2 km. Höhenmeter (hm): Ca. 50 hm bergauf/bergab. Anforderungen: Leicht. Öffnungszeiten der städtischen Friedhöfe: 7–19 Uhr (Mai-August –20 Uhr, Winter –17 Uhr). 1 | 2013 Naturfreund 31 umfrage | wettbewerb Wo übernachten wir? Wo übernachten wir? Die Umfrage – der Termin – die Preise! Wo übernachten wir, wenn wir einen Tapetenwechsel wünschen? In der Umfrage ab nächster Seite geht es um das Was und Wie der von uns gewählten touristischen Unterkünfte. Antworten lohnt sich: es locken zehn attraktive Preise – unter anderem ein Notebook im Wert von CHF 899.–! Jetzt mitmachen, Fragen beantworten, Fragebogen zurücksenden bis 18. April 2013 und an der Verlosung teilnehmen! 1. Preis Hier ein paar Minuten zu investieren und an der Preisverleihung teilnehmen – es wird wenig Wege geben, günstiger an ein Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund, liebe Interessierte Welche touristischen Unterkünfte nutzt du, wenn du auswärts übernachtest? Und was ist dir bei solchen wichtig? Diesen und anderen Fragen geht eine Studentin im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Hochschule Luzern Wirtschaft nach und erarbeitet ein Übernachtungskonzept für die Naturfreunde Schweiz. Mit dieser Befragung soll erforscht werden, welche Bedürfnisse bezüglich Übernachtungen bestehen. Wir möchten dich herzlich einladen, dir 10 Minuten Zeit für den Fragebogen zu nehmen. Mit dem Ausfüllen nimmst du automatisch an der Verlosung eines Toshiba Android Tablets und eines Toshiba Camcorders teil, wenn du ihn bis zum 18. April 2013 (Poststempel) an Naturfreunde Schweiz, Umfrage, Postfach 7364, Pavillonweg 3, 3001 Bern zurücksendest. Selbstverständlich werden alle Angaben streng vertraulich und anonym behandelt. Solltest du über einen Internetzugang verfügen und den Fragebogen bequem online ausfüllen, hast du zusätzlich die Chance, ein Toshiba Notebook im Wert von CHF 899.– zu gewinnen. Die Umfrage findest du unter: naturfreunde.ch SATELLITE-Notebook zu kommen! Oder an eine geführte Exkursion für zwei Personen 1. Preis: ein Notebook SATELLITE C855-1V3, inkl. 3 Jahre Garantie im Wert von CHF 899.– (Sponsor: Toshiba Europe GmbH, Volketswil). in der UNESCO Biosphäre Entlebuch – und zwar inklusive Nachtessen mit regionalen Köstlichkeiten. 2. Preis 3. Preis 3. Preis: ein Camcorder Toshiba Camileo X200 im Wert von CHF 239.– (Sponsor: Toshiba Europe GmbH, Volketswil). 2. Preis: ein Tablet Toshiba AT300 im Wert von CHF 499.– (Sponsor: evolution notebook sàrl, Neuenburg). 4.- 5. Preis: ein Gutschein für eine Exkursion in der UNESCO Biospäre Entlebuch LU, inklusive Nachtessen für zwei Personen im Wert von CHF 150.– (Sponsor: UNESCO Biosphäre Entlebuch, Schüpfheim). Frühling Hinweise zum Ausfüllen: Die Angaben, die du im Folgenden machst, sollen sich nur auf dich beziehen. Bitte kreuze die jeweils zutreffenden Aussagen an. Sollten mehrere Antworten möglich sein, ist dies mit „Mehrfachantworten sind möglich“ bezeichnet. Bitte beantworte die Fragen in der vorgesehenen Reihenfolge und überspringe Fragen nur dann, wenn durch “! weiter mit Frage xx“ darauf hingewiesen wird. Bei Unklarheiten kannst du dich gerne an umfrage@naturfreunde.ch wenden. Übernachtungsmöglichkeiten: Mein Bedürfnis und meine Nutzung 1. Welche Eigenschaften muss deiner Meinung nach eine gute Unterkunft aufweisen? Bitte gib an, wie sehr du den folgenden Aussagen zustimmst. Gute Unterkünfte … stimme überhaupt nicht zu stimme voll und ganz zu weiss nicht sollten eine familiäre Atmosphäre aufweisen. sollten über ein Gastronomie-Angebot (z.B. Frühstück, Halbpension) verfügen. 1 | 2013 www.naturfreunde.ch Felix Mannhart, NFS-Häuserverantwortlicher sollten über Doppel- oder Familienzimmer verfügen. Naturfreund Magazin für Freizeit und Umwelt Wir bedanken uns bereits im Voraus für deine wertvolle Mithilfe. CHF 8.50 sollten günstige ÜbernachtungsPreise bieten. 6 .- 10. Preis: ein Jahres-Abo für Wo übernachten wir? Antworten lohnt sich! Häuser-Umfrage in der Heftmitte Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. 32 Naturfreund 1 | 2013 Natur- Oasen in Stadt und Agglomeration Bienen in Zürich Besuch beim Imker Geheimnisvolle minoische Kultur Zürich Gesund leben Kreta den „Naturfreund – Magazin für Freizeit und Umwelt“ zum selber Geniessen oder Verschenken im Wert von CHF 30.– (Sponsor: Naturfreunde Schweiz, Bern). sollten sich an ökologischen Grundsätzen orientieren. haben Mitarbeiter, die sich an Abmachungen halten. haben Mitarbeiter, die bei einer Kontaktaufnahme schnell reagieren. ... Fortsetzung Frage 1 auf der nächsten Seite ... Fortsetzung Frage 1 Gute Unterkünfte … stimme überhaupt nicht zu stimme voll und ganz zu weiss nicht haben Mitarbeiter, die Fragen kompetent beantworten. Das letztbesuchte Naturfreundehaus ... haben Mitarbeiter, welche sich für den Gast engagieren. 2. Welche Art von touristischen Unterkünften hast du im Jahr 2012 genutzt? (Mehrfachantworten sind möglich) Hotel / Pension Ferienhaus / -wohnung Gästezimmer (Bed & Breakfast, Übernachtung auf dem Bauernhof ) 4. Welcher Art von Aufenthalt ordnest du deine Übernachtung(en) im Jahr 2012 in touristischen Unterkünften hauptsächlich zu? (Bitte kreuze die maximal vier für dich häufigsten Aufenthalts-Arten an) Erholungs-Aufenthalt Winter(sport)-Aufenthalt Sommer(sport)-Aufenthalt Natur-Aufenthalt Jugendherberge Familien-Aufenthalt Gruppenunterkunft (Touristenlager, Vereins- und Klubhaus, Naturfreundehaus, Berghütte usw.) keine ! bitte weiter mit Frage 5 Kultur-Aufenthalt Vereins-Aufenthalt Aus- und Weiterbildung (Kurs) Fest oder Veranstaltung (z.B. Geburtstagsfeier) Vereins- oder Schul-Lager (Bitte nur eine Antwort ankreuzen) meistens alleine stimme überhaupt nicht zu stimme voll und ganz zu weiss nicht wies eine familiäre Atmosphäre auf. Zelt- und Wohnwagenplatz (Campingplatz) 3. Mit wem warst du im Jahr 2012 hauptsächlich unterwegs, wenn du in touristischen Unterkünften übernachtet hast? 7. Wenn du an deinen letzten Besuch in einem Naturfreundehaus denkst, wie stimmst du den folgenden Aussagen zu? Andere: ___________________________________________ verfügte über Doppel- oder Familienzimmer. verfügte über ein Gastronomieangebot (z.B. Frühstück, Halbpension). bot günstige Übernachtungs-Preise. orientierte sich an ökologischen Grundsätzen. hatte Mitarbeiter, die versprochene Abmachungen einhielten. hatte Mitarbeiter, die bei der Kontaktaufnahme schnell reagierten. hatte Mitarbeiter, die sich an Abmachungen hielten. hatte Mitarbeiter, welche sich für den Gast engagierten. 8. Welches sind deine persönlichen Gründe, weshalb du in Naturfreundehäusern übernachtest? (Bitte kreuze die maximal vier für dich wichtigsten Gründe an) 5. Hast du bereits einmal in einem Naturfreundehaus übernachtet? mit Partner/in ja mit Familie nein mit Freunden / Verwandten / Bekannten weiss nicht Ich übernachte in Naturfreundehäusern... weil mir die Kameradschaft / der Kontakt mit Gleichgesinnten wichtig ist. weil sie sich an ökologischen und sozialen Grundsätzen orientieren. ! ! bitte weiter mit Frage 12 bitte weiter mit Frage 12 mit einem Verein weil ich es geniesse, in der Natur zu sein. weil ich sie seit Jahren mit Familie/Freunden besuche. weil ich dadurch meinen Hobbies nachgehen kann. weil ich mich gerne engagiere (z.B. gemeinsame Hausputzete). mit Arbeitgeber / Firma weil ich die familiäre Atmosphäre schätze. weil ich dadurch an Orte gelange, die ich sonst nicht sehen würde. weil sie einfache und günstige Übernachtungsmöglichkeiten bieten. Naturfreundehäuser: Meine Nutzung und Bewertung 6. Wie viele Nächte hast du schätzungsweise im Jahr 2012 insgesamt in einem Naturfreundehaus verbracht? In der Schweiz: weil sie mit ÖV und zu Fuss erreichbar sind. aus anderen Gründen: ______________________________________ 9. Wie zufrieden bist du insgesamt mit deinem Besuch / deinen Besuchen in Naturfreundehäusern? sehr unzufrieden Im Ausland: keine keine Preis- Leistungs- Verhältnis 1-3 Nächte 1-3 Nächte Lage und Umgebung 4-6 Nächte 4-6 Nächte Ausstattung mehr als 6 Nächte mehr als 6 Nächte Übernachtungsqualität weiss nicht weiss nicht Sauberkeit sehr zufrieden weiss nicht ... Fortsetzung Frage 9 auf der nächsten Seite Architektur ... Fortsetzung Frage 9 sehr unzufrieden sehr zufrieden weiss nicht Komfort Gesamtzufriedenheit 16. Wie ist deine aktuelle Wohnsituation? eigenes Haus Naturlandschaft Sihlwald – Energie für die Gesundheit der Städter Miethaus Hier Stadt, dort werdender Urwald Eigentumswohnung Mietwohnung 10. Planst du in den nächsten 2-3 Jahren wieder einen Aufenthalt in einem Naturfreundehaus? ja nein weiss nicht Wohngemeinschaft wohne noch bei den Eltern andere: ____________________________________ 17. Wie viele Personen, dich mitgezählt, leben in deinem Haushalt? Vom Hauptbahnhof Zürich sind’s 25 Bahnminuten (mit der S4) bis zum „Urwald“. Oder etwas präziser: im Sihlwald, 15 km südlich des Paradeplatz, wächst ein neuer „Urwald“ heran. Seit 15 Jahren ist in diesem Wald jegliche Holznutzung eingestellt. 1000 Hektaren Wald bleiben der eigenen, natürlichen Dynamik überlassen. Mehr Naturschutz als dies ist nicht möglich! 1 Person 11. Empfiehlst du Naturfreundehäuser weiter? | Natur erleben 2 Personen ja 3 Personen nein 4 Personen 5 Personen und mehr Text: ursula heiniger Foto: stiftung wildnispark 18. Bist du Mitglied bei den Naturfreunden? Über mich: 12. Wie ist dein Geschlecht? männlich weiblich 13. Wie lautet dein Geburtsjahr? ja nein ! bitte weiter mit Frage 21 19. Bist du Sektions- oder Direktmitglied? (Mehrfachantworten sind möglich) Sektionsmitglied Direktmitglied (Landesverband) weiss nicht 20. Welche Art Mitglied bist du? 14. Wie lautet die PLZ deines Hauptwohnsitzes? Einzelmitglied Jugendmitglied (Junior) Familienmitglied allein erziehendes Mitglied 15. In welchem Kanton liegt dein Hauptwohnsitzes? Ehrenmitglied Freimitglied weiss nicht 21. Falls du noch etwas zu diesem Fragebogen oder zu den Naturfreunden Schweiz rückmelden möchtest, nehmen wir dies gerne auf den folgenden Zeilen entgegen: 22. Falls du am Wettbewerb teilnehmen willst: Name, Vorname: Adresse: PLZ / Ort: Herzlichen Dank für dein Mitwirken! Nina Liechti D er Sihlwald, vor den Toren Zürichs, gilt mit seinen rund zehn Quadratkilometern heute als grösster zusammenhängender Laubmischwald des Schweizerischen Mittellandes. Zu dessen Hauptbaumarten zählen – neben der Buche – die Esche, der Ahorn, die Weisstanne, die Rottanne und die Eibe (siehe Seite ??). Eine wohltuende Weitsicht über das Gebiet ergibt sich vom Albishorn (909 m) aus: von hier oben schweift der Blick über die dichte Waldfläche, die sich beidseits der Sihl von Langnau bis hin nach Sihlbrugg erstreckt. Bitte sende den Fragebogen bis 18. April 2013 an Naturfreunde Schweiz, Umfrage, Postfach 7364, Pavillonweg 3, 3001 Bern Mit 100 Mitarbeitenden Der Sihlwald gehörte im Mittelalter zum Kloster Fraumünster in Zürich. 1309 erhielt die Stadt Zürich den Wald am linken Sihlufer, bei der Auflösung des Klosters 1524 fiel der Rest des Waldes an Zürich. Der Wald war damals ein wichtiger Holzlieferant für die aufstrebende Stadt. Auf der Sihl wurde das Holz ins Zentrum geflösst. Einen Höhepunkt als Nutzwald erlebte der Sihlwald gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als für die Holzanlieferungen einerseits eine Waldeisenbahn von 26 km Länge und anderseits im Weiler Sihlwald zur Weiterverarbeitung ein eigentlicher Werkbetrieb mit Sägerei und Spaltwerk aufgebaut wurden. Zuweilen beschäftigte dieser Betrieb rund 100 Mitarbeitende. Die Kehrseite dieser Bewirtschaftung war dann allerdings umso ernüchternder: im Laufe der Jahre gingen die Erträge zurück, der Wald war übernutzt. Ein Stadtratsbeschluss von 1925 läutete schliesslich die Wende zu einem zurückhaltenden Umgang ein. Park von nationaler Bedeutung Nachdem 1986 der erste Startschuss zum Projekt Naturlandschaft Sihlwald gegeben wurde, erfolgte 1991 die Stilllegung des Werkplatz, Altlasten wurden saniert und ab dem Jahr 2000 wurde auch die konventionelle forstwirtschaftliche Pflege innerhalb des Sihlwald-Perimeters eingestellt. Seither ist der Sihlwald sich selbst überlassen, sozusagen ein Wald auf dem Weg, sich wieder in einen urwaldähnlichen Zustand zurück zu entwickeln (womit gesagt sei: ein über Jahrhunderte genutzter Wald wird nicht innert weniger Jahre zum „Urwald“). Seit 2009 gilt der Sihlwald offiziell als Naturerlebnispark, respektive als Park von nationaler Bedeutung. Geschützt ist der Sihlwald durch einen Waldreservatsvertrag und durch eine kantonale Schutzverordnung. Jegliche Holznutzung ist untersagt, Bäume dürfen nur in Ausnahmefällen (bei Gefährdung von Passanten) gefällt werden. In der Kernzone (4 km2) dürfen auch die Wege nicht verlassen werden. Das ganze Gebiet ist gut erschlossen mit Wanderwegen 1 | 2013 Naturfreund 37 naturpark sihlwald laufen und Pfaden, die durch den Wald, der Sihl entlang und auf die Höhen des Albis führen. Vom Ochsenauge bis zum Pfaffenhütchen Der Sihlwald ist ein vielfältiger Wald. Nicht weniger als 44 verschiedene Waldgesellschaften wurden festgestellt, bedingt durch das abwechslungsreiche Relief und durch das Gebiet, das sich von 470 bis 915 m ü. M. erstreckt. Es gibt die offeneren Zonen der Sihl entlang, die Rutschhänge am Albis, die waldfrei sind und von Pionierpflanzen besiedelt werden, kleine feuchte Tobel, trockene Rippen, aber auch Waldweiher und Lichtungen. 650 Blütenpflanzen wurden kartiert. Typisch für den Sihlwald sind der violettblütige Fingerblättrige Zahnwurz und das Pfaffenhütchen. Etwas abseits der breiten Pfade blühen an den rutschigen Steilhängen das Alpenfettblatt, die Bergdistel, das Ochsenauge und der bewimperte Steinbrech. Dort wachsen auch die Felsenmispel und der Sauerdorn – und viele mehr. In den nächsten Jahrzehnten wird sich der Sihlwald verändern. Der relativ junge Wald – es finden sich kaum Bäume, die älter als 140 Jahre sind – wird dunkler werden und Schattenarten werden überhand nehmen. Alte morsche Bäume werden umstürzen oder ein Sturm wird Bäume werfen. So entstehen neue Lichtungen, die den Lichtarten eine Chance geben. Das Totholz wird zunehmen und Spechten, Eulen, weiteren höhlenbewohnenden Vögeln und auch Fledermäusen Unterkunft bieten. Eine Vielzahl Tecra r950 miT der einzig arTigen doppelgaranTie Das Masterpiece für ihr Business. schlank, leicht und robust – der tecra r950 ist das perfekte Business-notebook. Doppelt sicher dank robustem Gehäuse sowie der toshiba Doppelgarantie. Wir machen ihnen ein angebot, das sie nicht ablehnen können: Im Garantiefall gratis Reparatur, Notebook und Geld zurück! 38 Naturfreund 1 | 2013 Tecra R950 ab CHF 1 299.– www.Toshiba.ch/doppelgaranTie „Spitzensport ist keine Kernaufgabe des Staates“ Gesund leben: für den Ex-Marathon-Meister Bruno Lafranchi gehört dazu unbedingt auch eine Portion Sport. So wie regelmässiges Zähneputzen in breitesten Kreisen zur Selbstverständlichkeit geworden sei, so sollte dies auch für regelmässige sportliche Betätigung gelten. Die Schweiz brauche heute nicht mehr Spitzensport, sondern mehr Breitensport. Wildkatze, Otter, Bär, Wolf… Der Sihlwald ist Teil des Wildnisparks Zürich. Dazu gehören auch der Wildpark Langenberg und das Naturzentrum Sihlwald bei der Endstation der Sihltalbahn. Der (bereits 1869 gegründete) Tierpark beherbergt in naturnahen Gehegen 18 Wildtierarten des Sihlwalds, darunter auch solche, die sehr, sehr selten zu sehen sind, wie die Wildkatze oder solche, die im Mittelland ausgestorben sind wie Wolf und Bär. Beim Naturzentrum Sihlwald leben seit 2005 Biber und Fischotter in einer Wasser durchspülten Anlage. Das Zentrum ist während der Sommermonate (ab 21. März) geöffnet. Es informiert mit der Dauerausstellung „Vom Nutzwald zum Naturwald“’ und beherbergt diverse Wechselausstellungen. So etwa ist zurzeit die Schau „Alles im Fluss“ von Pro Natura zu sehen. Zum Zentrum gehören zudem eine Cafeteria, eine Feuerstelle, ein Wildnisspielplatz sowie eine Kleintier-WG mit Asthaufen, die Eidechsen, Igeln und Ringelnattern Schutz bietet. Via Besucherzentrum können im Übrigen auch Führungen für Gruppen reserviert werden.Nähere Infos: www.sihlwald.ch, Tel. 044 720 38 85. | gesund leben Zürich Marathon: am 7. April laufen Tausende – Gespräch mit Marathon-Meister Bruno Lafranchi von Insekten leben von totem Holz, und viele bunte Schicht- und Konsolenpilze werden sich entwickeln können. Der Sihlwald bietet so der Forschung (und uns Naturfreunden) manche Gelegenheit, die natürliche Sukzession und die Entwicklung der Biodiversität zu studieren. Toshiba ist eine Marke der Toshiba Corporation. Änderungen der Produktspezifikationen und -merkmale vorbehalten. Natur erleben | Interview: Herbert Gruber Z wei Mal hat Bruno Lafranchi den Murtenlauf (Murten-Fribourg) gewonnen, im 1979 und im 1980. Seinen schnellsten Marathon (42,195 km) lief er 1982 in Japan, mit 2h11’12, das hatte ihm einen 3. Rang beschert. Insgesamt drei Mal hat er es bei international wichtigen Marathons aufs Podest geschafft – 1988 am Beppu-Oita-Marathon als Erster ganz zuoberst (mit 2h11’57). Heute, mit 130‘000 Laufkilometern in den Beinen, sind für ihn die Zeiten als Spitzenathlet passé. In der Läuferszene aber ist er nach wie vor präsent. Unter anderem als OK-Präsident des Zürich Marathons und des Zürcher Silvesterlaufs. Fragt man Bruno Lafranchi nach den schönsten Jogging-Strecken in Zürich, leuchtet Begeisterung in seinem Gesicht. Er kennt sie alle, diese Wege. Ob vom Zürichhorn zum Bellevue oder vom Seefeld zum Botanischen Garten – oder auf der anderen Seeseite, beim Albisgüetli, hinauf zum Panoramaweg. Bruno Lafranchi schwärmt von der Aussicht am Uetli, auf die Alpen, und weit über den See – „Zürich zum Joggen, das ist uh-schön! Da läufst du etwa der Sihl entlang, bist mitten in der Stadt, und doch ist’s da unten am Wasser wie in einer anderen Welt. Wer sagt, ein Läufer bekomme von der Natur nichts mit, hat keine Ahnung“. Und so taucht dieser Mann ein in einen Kosmos an Erinnerungen, zu jeder Tages- und Nachtzeit war er in Zürich laufend unterwegs. Als Läufer wird einer zum Wetterfrosch, er sieht Fische aus dem Wasser springen, riecht den heranziehenden Schneefall, bemerkt die ersten Knospen, die ersten Blüten, sieht die Entenmutter mit ihren Jungen, rennt dem Sonnenaufgang entgegen, vernimmt das Zwitschern der Vögel, atmet die Luft des neuen Tages. Laufen, so sagt es Bruno Lafranchi, das sei ein Privileg, ein Luxus, etwas vom schönsten. Joggen in Zürich – nun klar, Lafranchi ist kein „normaler“ Läufer. Er ist, respektive er war ein Spitzenläufer. Er war mehrfacher Teilnehmer an Olympischen Spielen, an Welt- und Europameisterschaften; er war Schweizerrekordhalter im Marathon, mehrfacher Schweizer Meister auf der Bahn, im Cross und Indoor; und die 1000 Meter-Distanz machte er in 2 Minuten 23 Sekunden. Stadt als Trainings-Arena: am 7. April 2013 startet der nächste Zürich Marathon. 1 | 2013 Naturfreund 39 gesund leben | laufen laufen Aber das mit der Gesundheit, stimmt das? Stichwort Knie, Gelenke! Sagen wir es so: der Weg zum Marathon ist gesund. Die 42 km an sich sind es vielleicht weniger; aber die Vorbereitung ist es. Mit dem Marathon vor Augen bleibt man dran, auch im Winter. Das ist mit Sicherheit gesünder als Nichtstun. Man stelle sich vor: einer geht ständig mit einem 40-Kilo-Rucksack durch die Gegend. Ist das gesund? Wer 100 kg auf die Waage bringt, trägt ständig 40 kg mit sich – und das schlägt wahrscheinlich mehr auf die Gelenke als einmal im Jahr ein Marathon. Was sind das für Menschen, die an Marathons starten? Etwa 80% davon sind Männer. Und ein Gros davon ist zwischen 40 und 48. Oft sind es Leute, die um Mitte 30 in Beruf und Familie ihre wichtigsten Ziele erreicht haben – und nun vielleicht feststellen, dass sie anfangen, etwas Fett anzusetzen. Und dann gibt’s auch jene, bei denen die Sache auf eine Biertisch-Wette zurückreicht. Und also zieht’s der Mann durch. Sogar auf die Gefahr hin, wankend ins Ziel zu kommen. Frauen sind in der Regel meist besser vorbereitet und dies bis hin zum Outfit. Sie bringen das Joggen von heute mit der Karies-Bekämpfung von damals in Verbindung. Aus dem Mund eines ehemaligen Spitzenläufers mag dies vielleicht überraschen, aber ich sage: Spitzensport ist Selbstverwirklichung. Ich habe das gemacht. Das ist Luxus. Wer das will, soll’s versuchen. Noch Mitte der 1980er Jahre gab es in der Schweiz zehn Läufer, die den Marathon unter 2h20 schafften. Heute sind es noch zwei. Die einstige Pyramide ist flach geworden. Das hat u.a. mit Wohlstand zu tun. In Kenia gibt’s keine Pyramide, sondern den Obelisk: nur Spitzenläufer. Wo ein Lohn kaum ausreicht, die Familie durchzubringen, geht man nicht joggen. Und hier nun mein Vergleich mit der Karies: das war in den 1960er- und 70er-Jahren ein Riesenthema bei uns, eine Volkskrankheit. Daraus ist der Konsens zustande gekommen, diesem Phänomen zu begegnen. Wir taten dies mit einem breit angelegten Programm, bis hinein in die Schulen, überall. Heute ist Karies kein Thema mehr. Aber heute haben wir das Phänomen Bewegungsarmut und Fehlernährung. Also wäre es doch erstrebenswert, dass wir dagegen antreten, so wie damals gegen die Karies und ergo in den Breitensport investieren. Auf dass es irgendwann mal völlig normal wird, pro Woche zwei, drei Mal Sport zu treiben. So wie man zwei, drei Mal pro Tag Zähne putzt. Und genau dazu möchte ich einen Beitrag leisten. Vergessen wir die Elite, machen wir stattdessen auf Breitensport. Jene, die sich im Spitzensport selbst verwirklichen wollen, sollen das tun – aber das ist keine Kernaufgabe des Staates. Und woher kommen die Teilnehmer am Zürich Marathon? Bei uns starten Läufer aus jedem Kanton. Und aus jedem Kontinent. Es gibt längst eine Art Marathon-Tourismus. Marathon-Läufer sind – von Ausnahmen abgesehen – nicht treu. Die wollen mal in Berlin, mal in Paris oder New York laufen. Vor zwei Jahren hatten wir den damals 77-jährigen Amerikaner Leslie Love bei uns. Zürich war sein 200. Marathon. Leslie hatte irgendwann damit angefangen, Marathons in der ABC-Reihenfolge zu laufen, für jeden Buchstaben einen Lauf. Und da war unser Zürich Marathon der letzte in seiner Reihe. | gesund leben Und vielleicht wird man sich endlich auch der Bäume gewahr! Start- und Ziel-Gelände des Zürich Marathons am Mythenquai . Herr Lafranchi, Sie sind x-mal zuoberst auf einem Podest gestanden – da ist einer der Grösste. Wie fühlt sich das an? Das ist unterschiedlich. In jungen Jahren, mit den ersten Siegen, den ersten Pokalen, ist das anders als im späteren Verlauf der Karriere. Für mich ein Highlight war der Beppu-OitaMarathon 1988 in Japan. In Marathons zuvor hatte ich’s zwar ebenfalls aufs Podest geschafft, aber zum Sieg an einem Marathon mit hohem Prestige hatte es noch nicht gereicht. Also setzte ich 1988 alles auf Sieg. Vier Monate lang hatte ich mich tagtäglich minutiös auf jenen 7. Februar vorbereitet. Jeden Tag, bei jedem Training sagte ich es mir unablässig: am 7. Februar 1988 hast du keine Schmerzen und du wirst gewinnen. Man muss wissen: Ich hatte damals dick geschwollene Fersen, Schleimbeutelentzündung, permanent Schmerzen. Nach den Trainings, abends, lag ich auf dem Teppichboden, Augen geschlossen, und spielte den Marathon Kilometer um Kilometer im Kopf durch, und dazu mein Credo: am 7. Februar wirst du keine Schmerzen haben und du wirst gewinnen. Und? Waren die Schmerzen weg? Genau – und ich habe gewonnen! Was ich damals mental aufgebaut hatte, das glaubt mir noch heute kaum ein Mensch. Ich war in der Spitzengruppe, und ich wusste: ich werde gewinnen. Jede Bewegung, jeden Zug meiner Konkurrenten, jedes Detail bei mir: ich registrierte alles. Konzentration bis ins letzte. Nur ein einziges Mal bloss, für Sekunden, hatte ich mich ablenken lassen, durch die 40 Naturfreund 1 | 2013 im Journalisten-Auto neben mir fahrenden Fotografen. Und prompt hatte ein Läufer angegriffen und ich geriet in die Defensive. Für einen Moment war ich überheblich – und ich brauchte 3 km, um den Karren wieder unter Kontrolle zu kriegen. Drei Kilometer, damit wieder klar wurde: dieser hier gewinnt. Sicher, das Selbstvertrauen, das muss ganz oben sein! Aber überheblich darfst du nicht sein. Deine Gegner sind deine Gegner, das braucht Respekt, Achtung. Ich habe damals alles in jenen Lauf gesteckt, meine ganze Erfahrung. Und diese brachte ich zum Ausdruck, zum Tragen. Schaue ich mir heute das Video jenes Laufs an, ist’s offensichtlich; die Körpersprache war deutlich: der Siegerwille, meine Gewissheit, diesen Rennen gegen alle zu gewinnen – für Aussenstehende schwer zu verstehen. Die setzen so etwas vielleicht mit Überheblichkeit gleich. Wenden wir uns den „Normalos“ zu. Marathon-Läufer erhalten viel Zuspruch. Man bringt das Ganze in Verbindung mit Charakterstärke, Durchhaltewille und dergleichen. Worauf sind jene stolz, die eine MarathonZiellinie überschreiten? 42 km, das ist eine Riesenleistung. Unabhängig von der Laufzeit. Das schaffen nur wenige, vielleicht 1%. Darauf kann man stolz sein. Dahinter steckt Vorbereitung, ein Aufbau, ein Dranbleiben. Also nicht verwunderlich, dass man heute auch in einer Job-Bewerbung auf gelaufene Marathons hinweisen darf. V o n co r i nne M au c h b i s ge r o l d L au b e r Von den rund 9000 angemeldeten Läuferinnen und Läufern starten am 7. April etwa 3500 zum Marathon: 42,195 km. Unter ihnen finden sich etliche Zürcher Politiker, so Regierungsrat Thomas Heiniger (zum 10. Mal dabei) und der Chef des Schul- und Sportdepartements der Stadt Zürich, Stadtrat Gerold Lauber (siehe Seite 11), der heuer zum 9. Mal am Zürich-Marathon aufläuft. Andere nehmen den Marathon als Teil eines Teams in Angriff; entsprechende Teilstrecken (zwischen 4 bis 17 km) etwa rennen Stadtpräsidentin Corinne Mauch und der Zürcher Polizeichef Daniel Leupi. Der OK-Chef und Ex-Marathon-Meister Bruno Lafranchi joggt heute infolge eines Muskel- Problems in der Wade nur noch zurückhaltend. Tägliches Fitnesstraining ist für ihn indes nach wie vor eine Selbstverständlichkeit. 1 | 2013 Naturfreund 41 unterwegs | geheimnisvolles kreta geheimnisvolles kreta Einblicke auf die erste Hochkultur Europas Geheimnisvolles Kreta Kretas minoische, von Frauen geprägte Kultur hatte einen friedlichen Charakter, und sie bildete mit der Natur eine Einheit. Sie hinterliess eine reiche Kunst und Architektur. Da ihre Schrift nicht entziffert werden kann, erfahren wir über die minoische Kultur auf schriftlichem Weg erst von den 1000 Jahre später lebenden antiken Griechen – in entstellter Form. Und just dieser Überlieferung hat der Kunsthistoriker Beat Schneider etwas entgegen zu halten. Text und Fotos: *Beat Schneider, ein passionierter Alpinist, ist emeritierter Professor für Kultur- und Kunstgeschichte an der Hochschule der Künste Bern (HKB). Er ist einer sozialgeschichtlich ausgerichteten Kulturanalyse und Kunstgeschichte verpflichtet. Dazu hat er eigene Beiträge entwickelt und verschiedene Bücher publiziert. Als Experte begleitet er Studienreisen ins minoische Kreta. K Beat Schneider* reta übt seit Jahrzehnten eine Anziehungskraft auf mich aus. Es ist eine der zauberhaften, aussergewöhnlich mythengeladenen und geheimnisvollen Gegenden der Erde: ihre kulturelle Einmaligkeit, ihre ausserordentliche Vegetation von Phrygena, Tamariske bis Bougainvillea, ihre von Frauen geprägte antike minoische Hochkultur, die kräftig-raue, trotzig-stolze patriarchale Kultur der Vergangenheit und Gegenwart, die smaragdfarbigen Meeresbuchten im Westen und die pittoresken venezianischen Hafenanlagen, das Nebeneinander von tiefen Schluchten, Höhlen und Berggipfeln, die ausserordentliche Freundlichkeit der Einheimischen und der Eingewanderten, der Sirtaki-Tanz von Zorbas, die unendlichen Olivenhaine, aus denen das spezielle kretische geografischen Abgeschlossenheit begründet. Das Meer um Kreta herum diente sowohl als Brücke als auch als Barriere! Es war ein gewaltiger Wassergraben, der Kreta in verschiedenen Epochen vor fremden Heeren schützte. Das alte Kreta der frühen Antike bildete eine vielfältige gross- und kleinräumige, geografisch und politisch selbständige Welt, aus der sich ‚zwangsläufig’ eine selbständige Kultur entwickelte. Harmonie – und kategorischer Wachstumsimperativ? Eine weitere Besonderheit des früh-antiken Kreta ist auch, dass seine Werke, insbesondere diejenigen der minoischen Kunst, nicht über die ganze Welt verstreut in Museen anzutreffen sind, sondern – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nur auf Kreta zu bewundern sind. Die minoische Kunst wurde erst im 20. Jahrhundert ausgegraben, nicht wie die griechische oder ägyptische Kunst, die viel früher ‚entdeckt’ worden und oft als Raubgut in die grossen europäischen Metropolen ‚abgewandert’ ist. Diese Tatsache steigert das Erlebnis der minoischen Kultur und Kunst, und dieses öffnet uns einen Blick auf einen verlorenen Menschheitstraum. Die Insel im östlichen Mittelmeer lag damals im Schnittpunkt der Reisewege zwischen Europa, Afrika und Asien. Deshalb kamen hier die Einflüsse verschiedener hoch entwickelter Zivilisationen zusammen: Sumer aus dem vorderasiatischen Mesopotamien, das alte Ägypten aus Afrika, Anatolien aus Kleinasien und die Kykladen aus der Ägäis. Sie formten die einzigartige und malerische minoische Kultur, welche nach dem sagenumwobenen König Minos ‚minoisch’ genannt wird. Von der minoischen Kultur gingen ihrerseits reiche Einflüsse aus, nicht nur auf die ägäischen Inseln und die kleinasiatische Küste, sondern auch auf die Peloponnes und das griechische Festland und weiter in den ganzen Mittelmeerraum. | unterwegs Die älteste Hochkultur Europas ist einzigartig. Der in London geborene Archäologe Sir Leonard Wooley beschrieb sie anfangs des 20. Jahrhunderts als „eine verzauberte Märchenwelt und die vollkommenste Bejahung der Anmut des Lebens, welche die Welt je gesehen hat.“ Öl fliesst, die Sandbuchten mit Palmen, die minoische Schlangengöttin und die anmutigste aller Vasen. Gegen das alles kommt die in Kreta ebenfalls existierende abweisende Hässlichkeit des Pauschaltourismus nicht auf. Besonders und weltweit einzigartig Kreta hatte etwas ganz Besonderes: die erste Hochkultur Europas! Es ist die über 4000jährige und vor 3500 Jahren untergegangene minoische Kultur. Sie ist etwas Aussergewöhnliches und in der Welt Einmaliges. Auf der Insel ist alles in besonderer Weise zusammengekommen und hat länger gedauert als anderswo. Diese Besonderheit liegt sicher auch in ihrer Modell des minoischen Tempelpalasts von Knossos. Bild links: die „Kleine Schlangengöttin“, auf dem Kopf sitzt ein Löwe oder Panther. 42 Naturfreund 1 | 2013 1 | 2013 Naturfreund 43 unterwegs | geheimnisvolles kreta geheimnisvolles kreta Gottheiten, wie die Mutter-, die Erd- und die Schlangengöttin. Sie wurden auf Kreta in Höhlen, Grotten, Bäumen, Bergen und Hainen verehrt. PriesterInnen versahen ihren Kult. Daneben gab es auch eine junge männliche Gottheit. Was die Religion betrifft, muss man sich vergegenwärtigen, dass wirtschaftliche, religiöse und Alltagsaktivitäten in der minoischen Kultur wie in allen frühen Kulturen in einem solchen Mass ineinander übergingen, dass die Unterscheidung von Heiligem und Weltlichem irrelevant und künstlich ist. Diese ist eine geistige Konstruktion, die auf unsere eigene Zeit und Zivilisation anwendbar ist. Stiersprung-Fresko, Tempelpalast: Frauen und Männer packen den Stier bei den Hörnern und springen im Salto rückwärts über das Tier. Das Besondere am minoischen Kreta ist, dass diese Kultur erst so spät, das heisst um 1500 v. Chr., zu ihrer vollen Entfaltung kam, während die benachbarten frühen Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten bereits in einem andern Stadium ihrer Geschichte waren. Während die GriechInnen auf dem Festland in Athen noch in hölzernen Häusern und einfachen Burgen hausten, bauten die MinoerInnen grossartige Tempelpaläste und gut entwickelte Städte, pflasterten Strassen und Kanalisationssysteme, bauten grosse, hochseetaugliche Schiffe, reisten überall in die Ägäis und nach Ägypten und Mesopotamien, betrieben einen entwickelten Fernhandel, formten die kunstvollsten Bergkristallvasen, schufen die anmutigsten Wandmalereien und hatten eine friedliche Innen- und Aussenpolitik. Es gibt kaum minoische Funde, die eine gewaltsame oder kriegerische Handlung darstellen. Die Städte waren in ihrer Mehrheit unbefestigt und lagen in exponierter, strategisch nicht verteidigbarer Lage. Kreta war für damalige Verhältnisse äusserst dicht besiedelt. den minoischen Wandbildern und Siegeln schöne und vornehme Frauen in eleganter Kleidung und Priesterinnen mit meist blossem Busen entdeckt wurden. Frauendarstellungen dominieren in den meisten bisher gemachten Funden. Sie erscheinen in einem in der antiken Welt ungewohnten selbstverständlichen Nebeneinander mit Männern und lenken zum Beispiel Kutschen und nehmen als Athletinnen an den rituellen Stierspielen teil. Es bestehen in der Forschung kaum mehr Zweifel, dass die minoischen Frauen in der Gesellschaft und insbesondere in der Religion eine wichtige Rolle spielten. Im Mittelpunkt der minoischen Religion standen weibliche Paläste als öffentliche Zentren Die geografische Zersplitterung der Insel in zahlreiche Regionen, die weitgehend selbständig waren, hatte entscheidenden Einfluss auf die Verteilung der politischen Macht. Das minoische Staatswesen war kein zentralistisches, hierarchisch regiertes Reich, geschweige denn ein Erobererreich, und es steht ausser Zweifel, dass von den Tempelpalästen aus regiert wurde. Mehr wissen wir über die minoische Regierungsform jedoch nicht. Es steht lediglich fest, dass die sogenannten Paläste keine für Könige erbaute Regierungszentren waren, sondern zugleich wirtschaftliche, | unterwegs politische und religiöse, gewissermassen öffentliche Zentren des minoischen Gemeinwesens, wo Priesterinnen (und in einer kleineren Anzahl auch Priester), Beamte, Handwerker und Bauernbevölkerung ein komplexes Machtgefüge bildeten. Aus den Funden in Knossos kann man schliessen, dass die PriesterInnen eine bedeutende Rolle spielten. Von wem und wie die politische Führung ausgeübt wurde, bleibt im Dunkeln. Das Klima in der Ägäis und damit auch in Kreta während der Bronzezeit ist auf Grund der Ergebnisse von Pollenanalysen weitgehend mit dem heutigen mediterranen Klima vergleichbar. Die bronzezeitliche Landwirtschaft lieferte verschiedenartige Feldfrüchte, Öl und Wein. Trotz der vielen archäologischen Ausgrabungen und der grossartigen und aussagekräftigen Funde ist für die Geschichtsforschung das Minoische in vielen Punkten ein Geheimnis geblieben, das nicht aufhört, uns ins Staunen zu versetzen. Realität und Idealisierung – eine persönliche Notiz Die intensive Beschäftigung mit dem minoischen Kreta hat es in sich. Mitunter verleitet sie zur Idealisierung und Verklärung der Höhlen mit Nekropolen im Tal der Toten bei Kato Zarkros. Siehe Wandertipp auf Seite 48. Die minoische Kultur war sehr stark von Frauen geprägt, im Gegensatz zur nachfolgenden kreto-mykenischen und griechisch-dorischen Epoche. Bei ihrer Entdeckung zu Beginn des letzten Jahrhunderts fiel die unabhängige und selbstbewusste Darstellung der Frauen in der minoischen Kunst auf. Die wissenschaftliche Welt staunte nicht schlecht, als auf 44 Naturfreund 1 | 2013 1 | 2013 Naturfreund 45 unterwegs | geheimnisvolles kreta MinoerInnen. Ich bin ehrlich gesagt auch nicht ganz gefeit davor. Auch wenn ich in meiner Forschungstätigkeit zu Kreta einzig wissenschaftlichen Standards verpflichtet bin und nur von erhärteten Befunden und überprüfbaren Theorien ausgehe und den Rest konsequent als Vermutungen oder Hypothesen kennzeichne, frage ich mich immer wieder, ob eine solche Gesellschaft wirklich existiert hat. Sie kommt einem wie ein Paradies auf Erden vor: friedlich, lebensbejahend, anmutig. Ein Blick auf die umfangreiche Kreta-Literatur zeigt, dass einige AutorInnen der Verlockung nicht widerstehen konnten. Sie interpretieren Dinge ins Minoische hinein, die den Forschungsbefunden nicht Stand halten. Kreta eignet sich als Projektionsfläche für eigene, unerfüllte Wünsche an die Gesellschaft und auch für blauäugige Vergangenheitsvisionen. Manchmal scheinen die Interpretationen mehr über die Interpreten als über die minoische Zivilisation auszusagen. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass der Interpretationsspielraum auf Grund der Nichtentschlüsselung der minoischen Linear-A-Schrift gross ist. In vollem Bewusstsein dieser Verlockungen muss ich auf der Basis meines heutigen Wissensstandes sagen: Es ist keine Idealisierung oder ‚Hinein-Interpretierung’, wenn man zum geheimnisvolles kreta Schluss kommt, dass die minoische eine besondere Welt ist, eine Welt mit viel jugendlicher Anmut, Sinnesfreude und Lebensbejahung. Selbstverständlich war sie nicht frei von Leid, Tod, Verlust, Scheitern, Krisen, Konflikten und Tragödien. Aber der bekannte Hamburger Archäologe Lambert Schneider sagt zu Recht, dass die minoische Kunst „einen Blick öffnet auf einen verlorenen Menschheitstraum“. Ich kann dem nur beifügen, dass der Traum offensichtlich unausrottbar in uns drin ist. Denn nur so ist unsere Reaktion auf die minoischen Funde erklärbar! Vermutlich ist diese minoische Welt nur so besonders, weil wir sie uns in unserer Realität kaum mehr vorstellen können. Wir müssen uns indes bewusst sein, dass unser Vorstellungsvermögen ein Ausfluss unserer langen Geschichte ist. Wir sind die Erben einer 4000jährigen Geschichte von Gewalt und Brutalität, von Ausbeutung und von Geschlechter- und Klassenkampf, von Religionskriegen und Intoleranz, von Klassen- und Rassenhass, von Hunger und des Elend. Ich sage nicht, dass diese Zeit keine guten Seiten hatte, doch meistens hat in den Klassengesellschaften nur ein kleiner Teil profitiert. Frauen haben eine 4000jährige Geschichte der Unterdrückung hinter sich und können erst in der Neuzeit etwas aufatmen. Ich verneine nicht, dass es auch die athenische Demokratie, die ionische Naturphilosophie, die Kunst der antiken Klassik und damit seltene Schönheit, Güte und Grösse gegeben hat, auf die sich die europäischen Oberschichten während zweier Jahrtausende immer von Neuem bezogen haben. Doch sie verdanken sich der Sklaverei, und der Weg und der Boden, auf dem sie errungen wurden, ist zugleich ihre Negation. Die 4000 Jahre Erfahrung macht, dass wir Mühe haben, uns eine andere Vergangenheit vorzustellen. Doch hätten wir nie etwas Anderes gekannt, wären wir nicht in der Lage, unsere Verhältnisse als die zu erkennen, die sie sind. Stattdessen würden sie uns einfach als unsere naturgegebenen Bedingungen erscheinen. Sie wären gewissermassen ein Teil unserer Natur! Auch wenn es in unserem kollektiven Gedächtnis immer wieder verdrängt wird, so hat es in der Vergangenheit erwiesenermassen friedliche und egalitäre Gesellschaften gegeben, die in einem relativen Gleichgewicht lebten! | unterwegs Pracht. Wo man hinschaut: Phrygena, eine vielfältige Gesellschaft aus Zwerg- und Kugelsträuchern, die sich einigeln gegen Hitze und Ziegen; Strandlilien und eine Vielzahl von andern Lilien; und natürlich Olivenhaine; in den Siedlungen Bougainvillea und roter Pfefferbaum…. Das Wandern durch eindrückliche Schluchten, auf Berge hinauf zu Bergheiligtümern oder zu Kulthöhlen und immer wieder zu zauberhaften, manchmal karibisch anmutenden Buchten hat es in sich! Es wird abgerundet durch das Erlebnis von sauberen Stränden und – nicht zu vergessen – durch den Besuch von lauschigen Tavernen, wo man sich von der kretischen Küche verwöhnen lassen kann. Wanderungen durch die kretische Natur Kreta ist eine ausgesprochene Wanderinsel. Vor allem in den Monaten April bis Juni, aber mit Einschränkungen auch im September und Oktober, ist das Wandern ein unvergessliches Erlebnis, zeigen sich doch die mediterranen Vegetationen auf der Insel in ihrer vollen Kreta Wandertipps auf der nächsten Seite Und immer auch wieder lockt das Meer: An Kretas Südküste, Blick auf den Strand von Preveli mit Bildbeschrieb des Bildes Süsswasseranlagen neben an. Höhlen aufund Palmenhainen. wichtigem Berg. 46 Naturfreund 1 | 2013 1 | 2013 Naturfreund 47 unterwegs | geheimnisvolles kreta NF-WETTBEWERB Drei Kreta Wandertipps! ein Problem darstellen, orten Mediziner eine Renaissance der Honigtherapie. Es gibt noch ein anderes, früher insbesondere in Klöstern, viel benutztes „Neben-Produkt“ Wer eine minoische Kulthöhle am höchsten Berg von Kreta sehen möchte, schlage den Weg zur Kamares-Höhle am Psiloritis ein. Die Kamares-Höhle war das Berg- und Höhlenheiligtum des Tempelpalastes von Festos. Sie steht mit dieser wichtigen minoischen Stätte in Blickkontakt. Von dort aus kann man sie aus 15 km Entfernung im Norden als dunklen Fleck an der hellen Südflanke des Psiloritis (der Höchste) gut erkennen. Der Psiloritis mit seinen knapp 2500 Metern gleicht einem kretischen Doppelhorn. Ausgangspunkt des Aufstiegs ist die Taverne Zacharias am östlichen Ortsausgang des Bergdorfes Kamares (9 km westlich von Zaros; 570 m über Meer). Der Bergwanderweg hat eine Farbmarkierung und das E-4-Zeichen. In Serpentinen geht es steil bergaufwärts. Unterwegs begegnet man im Frühjahr prächtigen Blumen wie Lilien, Orchideen oder dem Aronstab. Man passiert auch einen Wald aus immergrünen Eichen und Zedern. Auf der Höhe von 1525 m nähert man sich einem riesigen dunklen Loch und tritt steil absteigend in den Eingangsbereich der Kulthöhle ein. Diese wurde 1890 von Bauern entdeckt, war aber zu diesem Zeitpunkt längst ausgeraubt. Über Geröll hinweg geht der weitere Weg einige Meter durch Gänge, die man mit Lampen erhellen muss. Man trifft auf Höhlenausbuchtungen, wo bei der archäologischen Erfassung seit 1894 spektakuläre Kultgegenstände gefunden worden sind. Archäologische Spuren sind heute allerdings keine mehr zu sehen. Dauer des Aufstiegs: 4 Stunden (steile Bergwanderung); empfehlenswert im Frühling oder im Herbst. der Bienen? Worum geht es? Wachs? Die rautenförmigen, gelb-schwarzen E4-Schilder markieren den ‚Monopati Epsilon Tessera’, den Europäischen Fernwanderweg E4 auf seinem Abschnitt durch Kreta (der E4 beginnt im äussersten Westen Portugals). Auf Kreta führt der E4 im Wesentlichen vom Westen in den Osten der Insel. Er eignet sich sowohl für Wochen- als auch für Tageswanderungen. Von Kissamos im Nordosten führt der Fernwanderweg in den Süden nach Paleochora und der Küste entlang bis Plakias. Von hier geht’s durch das Inselinnere über Zaros und Kastelli bis ins ostkretische Kato Zakros (Tal der Toten). Hier empfohlen sei die gut beschilderte Route entlang der Südküste von Elafonisi im äussersten Südwesten oder von Paleochora bis nach Plakias. Die im Ganzen etwas über 110 km können hintereinander in 6 – 7 Tagen oder als punktuelle Einzeltageswanderungen realisiert werden. Es sind wunderbare Strecken über kleine Anhöhen von Bucht zu Bucht (Foto 14), von Dörfchen zu Dörfchen, von Hafen zu Hafen, von Taverne zu Taverne, stets in der Nähe des kühlenden Wassers des libyschen Meeres. 48 Naturfreund 1 | 2013 Trockenleim? Gelbes Farbpulver? Bienen und Kreta: der „Naturfreund“ verschenkt Lese-Vergnügen Faszinierendes in Natur und Kultur Von Bienen und von Kreta ist im vorliegenden „Naturfreund“ die Rede. Ergo stehen Bienen und Kreta im Zentrum des NF-Wettbewerbs. Zu gewinnen sind ein Klassiker der Bienen-Literatur sowie ein Reiseführer zur minoischen Kultur – es war dies eine Kultur, in der Frauen eine zentrale Rolle gespielt haben. Durch das Tal der Nekropolen Auf dem Europawanderweg E4 | Natur erleben Heute, da Antibiotika-resistente Bakterien zunehmend Hinauf zur Kamares-Kulthöhle Die Wanderung durch das ‘Tal der Nekropolen’ «oder ‘Schlucht der Toten’ ist eines der eindrucksvollsten Naturerlebnisse auf Ostkreta. Die Tour beginnt etwas unterhalb des Ortes Ano Zakros und folgt dem Wanderweg durch die Schlucht, an deren Felswänden Grabhöhlen zu erkennen sind (Foto 8). Seit dem 3. Jtd. v. Chr. diente das ‚Tal der Toten’ als Nekropole. Die von weissem und rotem Oleander geschmückte Talsohle der Schlucht mit ihren rotbraunen Felsen und tiefen Höhlen ist ein mystischer Raum. Hier wurden die Toten der nahe liegenden Stadt und des Tempelpalastes von Kato Zakros bestattet. Die Höhlen wurden von den MinoerInnen im Naturzustand belassen. Die Funde sind in den Museen. Die Wanderung kann mit der anschliessenden Besichtigung des Tempelpalastes in Kato Zakros und dem Besuch des Strandes, beziehungsweise einer Taverne verbunden werden. Die Rückkehr aus Kato Zakros zum Ausgangspunkt der Wanderung kann mit dem Linienbus oder per Anhalter erfolgen. Dauer: 2 Stunden (einfache Wanderung); ganzjährig möglich, im Sommer sehr heiss. Architektur Nur zu Fuss zu erleben: die 17 km lange, ans Meer führende SamariaSchlucht im Südwesten Kretas. Weitere Kreta Wandertipps Detaillierte Angaben zu diesen und zu weiteren Wandertipps für Kreta finden sich in Beat Schneiders eben erschienenen Kultur- und Reiseführer „Geheimnissvolles Kreta. Erste Hochkultur Europas“ (Edition amalia) siehe Seite 47. Zusätzliche Kreta-Wandertipps gibt’s zudem auf der Hoempage: www.naturfreunde.ch. Essen darf mehr sein als sich auf die Schnelle was in den Mund zu stopfen. Das gleiche gilt fürs Lesen. Also ist auch Lesen mehr als sich rasch ein paar Schlagzeilen reinzuziehen. Aber dazu bedarf es der geeigneten Literatur. Auf dass man (wieder) fähig wird, Dinge zu denken, die ein träge gewordener Geist nur zu schnell und zu gern als „unmöglich“ abstempeln will. Zu solchen „Dingen“ etwa gehören Fragen nach der Existenz und den Auswirkungen des Matriarchats. Was wäre, wenn…? In seinem Buch „Geheimnisvolles Kreta – erste Hochkultur Europas“ führt Beat Schneider, emeritierter Professor für Kultur- und Kunstgeschichte an der Hochschule der Künste Bern (siehe Seite 40), uns Lesende zur minoischen Kultur – und damit auch hin zu einem verlorenen und gleichwohl unausrottbaren Menschheitstraum. Und in einem zweiten Teil liefert er uns – ausgehend von seinen wissenschaftlichen Erläuterungen – 13 konkrete Reisetipps zu Wanderungen auf dieser Sonneninsel im östlichen Mittelmeer. Ein Leckerbissen besonderer Art ist auch das zweite hier zu gewinnende Buch. Vor 111 Jahren ist es erstmals in Französisch erschienen, und auf diesen Frühling hin hat es der Unionsverlag neu aufgelegt. Es ist das naturwissenschaftliche Werk des 1862 im belgischen Gent geborenen Dichters und Imkers Maurice Maeterlinck über „Das Leben der Bienen“ (siehe Seite 17); und da ist einerseits der Informationsgehalt dieses Buchs immer wieder aufs höchste erstaunlich, und andererseits ist es die Fähigkeit des Dichters zur präzisen naturwissenschaftlichen Betrachtung, die einem bis aufs Herz berührt – ein aussergewöhnlicher hg. Lesegenuss! 1. – 10. Preis Je ein Exemplar des Kultur- und Reiseführers „Geheimnisvolles Kreta – erste Hochkultur Europas“ von Beat Schneider, 336 Seiten, 220 Farbfotos, Erste Auflage März 2013, Fr. 39.-, Edition Amalia. 11. – 20. Preis Je ein Exemplar des Buchs „Das Leben der Bienen“ von Maurice Maeterlinck; erstmals 1901 in französischer Sprache erschienen; Neuauflage Frühling 2013 als Taschenbuch, 256 Seiten, Fr. 19.90, Unionsverlag. Antworten mit dem Vermerk „NF-Wettbewerb gehen an: Naturfreunde Schweiz, Postfach, 3001 Bern, oder via Mail an: info@naturfreunde.ch Einsendeschluss: 22. April 2013. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Die Gewinner des NF-Wettbewerbs aus „Naturfreund“ 5/12: Margrit Engeli, Kloten; Hans Rudolf Ruf, Arlesheim; Andreas Schneeberger, Brione; Margrit Gammenthaler, Boltigen. 1 | 2013 Naturfreund 49 Natur erleben | Architektur impuls | naturfreunde aktiv www.landschaftdesjahres.net/oberrhein www.paysagedelannee.net/rhinsuperieur - wort des präsidenten Patronat für Aktivitäten in der Schweiz: Bundespräsident Ueli Maurer Agenda zur Landschaft des Jahres 2013/14 2013 und 2014 ist das Oberrheingebiet zwischen Basel und Landau, zwischen Vogesenkamm und Schwarzwaldhochstraße die Landschaft des Jahres. Vielfältige Aktionen und Mitmachangebote der NaturFreunde am Oberrhein sind für jede und 13. April 11.00 Uhr Eröffnungsveranstaltung mit Naturfreundefest im Rhypark, Basel 14. April 10.00Uhr Stadtwanderungen in Basel, Münsterplatz Naturfreunde Schweiz, edmond.rund@naturfreunde.ch 21. April Liedertswil-Kloster Schöntal-Langenbruck Birsigtal-Birseck peter.stalder@naturfreunde-nw.ch 28. April Trinationale Wanderung: Auf dem zukünftigen Natura Trail im Murgtal NaturFreunde Baden, info@naturfreunde-baden.de 1. Mai Rötteln-Schöpfheim-Rheinfelden Radtour Basel-Riehen theo.hanselmann@ naturfreunde-nw.ch 17. bis 18. Mai Internationales Pfingstcamp der NaturFreundejugend Baden in Untergrombach NaturFreundejugend Baden, info@naturfreundejugend-baden.de 19. Mai Flussauen Aargau-Rupperswil Basel-Riehen basel-riehen@naturfreunde-nw.ch 30. Mai bis 2. Juni Trinationale Fahrradtour rund um Breisach, Start in Basel Naturfreunde Schweiz, edmond.rund@naturfreunde.ch 1. Juni Trinationale Wanderung von Stosswihr ins Amis de la Nature NSG Frankental, Südelsass Departement Haute-Rhin, lio.utan@netcourrier.com 7. bis 9. Juni Seminar: Die Römer am Oberrhein, Naturfreundehaus Bethof NaturFreunde Baden, info@naturfreunde-baden.de 8. bis 9. Juni Sommerfest zur Landschaft des Jahres beim Naturfreundehaus Ketsch NaturFreunde Ketsch, Gerd Welker 0172 940 22 88 9. Juni ONI-Treffen in Basel NaturFreunde Baden, info@naturfreunde-baden.de 30. Juni Arlesheim-Schönmatt-Gempen-Dornach Pratteln-Augst, pratteln-augst@naturfreunde-nw.ch 13. Juli Augusta Raurika Radtour in Augst Basel-Riehen basel-riehen@naturfreunde-nw.ch Trinationale Metropolregion Oberrhein 50 Naturfreund jeden offen, egal aus welchem Land sie oder er kommt. Anmeldungen werden von den Landesgeschäftsstellen oder Ortsgruppen gerne angenommen, bei den angegebenen Ansprechpartnern sind weitere Informationen abzurufen. 1 | 2013 Naturfreunde Schweiz, edmond.rund@naturfreunde.ch Region Metropolitaine Trinationale du Rhin superieur Schritt um Schritt in die Erneuerung Liebe Naturfreundinnen und Naturfreunde Vor euch liegt die erste Ausgabe des „neuen Naturfreunds“. Ich freue mich darüber. Der „neue Naturfreund“ kommt pünktlich zum Frühlingsanfang, und ich erachte ihn als markanten und für die Naturfreunde Schweiz wichtigen Schritt in die Zukunft. Mit dem „Naturfreund“ dokumentieren wir, wer wir sind und was wir zu bieten haben. Und mit dieser ersten Ausgabe des „neuen Naturfreunds“ tun wir dies weit über unsere eigenen Kreise hinaus: in einer Zusatzauflage von 15‘000 Stück geht das Heft fortan auch an Arztpraxen und in Lehrerzimmer. Gratis ist dieser „neue“ nicht zu haben. Aber gratis war auch der „alte“ nicht zu haben. Ich bin jedoch klar der Auffassung, dass wir neue Wege gehen müssen. Es geht für uns als Verband darum, uns zu öffnen – oder wie es ein Marketing-Vertreter sagen würde: es geht darum, uns neue Märkte zu erschliessen. Und da ist der „Naturfreund“ ein Mittel dazu. Je erfolgreicher wir damit bei euch, bei unseren neuen Leserinnen und Lesern sowie unseren Partnern in Wirtschaft und Verwaltung „landen“, umso eher zahlt sich der dafür investierte Einsatz wieder aus. Eine zweite Neuerung, auf die ich mich besonders freue, ist unser Internet-Auftritt. Verglichen mit der bisherigen Site wird die neue Version einen Quantensprung darstellen. Inhaltlich will ich dazu noch nichts verraten. Vielleicht bloss so viel: ein Hauptanliegen ist die Vernetzung. Konkret an einem Beispiel erklärt: wer im Web auf ein Naturfreundehaus klickt, soll dabei auch auf die attraktiven Wandertipps rund um dieses Haus stossen! Apropos Häuser: unsere NF-Häuser sind ein besonderer Wert. Aber auch diesbezüglich stehen wir vor Herausforderungen. Bitte beachtet daher die im vorliegenden Heft eingeheftete Häuser-Umfrage, an der sich jede Naturfreundin und jeder Naturfreund beteiligen kann. Eure Antworten sind für uns wertvoll. Eine zweite, ebenfalls die Häuser betreffende Umfrage, richtet sich allein an die Häuserverantwortlichen und wird durch die UmfrageLeiterin (Nina Liechti, von der Hochschule für Wirtschaft in Luzern) direkt an diese Personen gesandt. Zum Schluss noch: ein nächster Termin, um über Vergangenes und Zukünftiges der NFS zu befinden, ist der 25. Mai. Wir treffen uns zur ordentlichen Delegiertenversammlung in Allmendingen bei Thun. Dieses Mal sind es Naturfreunde-Mitglieder des Regionalverbandes Berner Oberland, die als Gastgeber auftreten. Ich freue mich auf diese DV (inklusive Vorabend-Programm am Freitag mit einer Stadtführung und Schlossbesichtigung von Thun), und ich hoffe, möglichst viele von euch dort anzutreffen. Und denkt daran: alleine addieren wir, gemeinsam multiplizieren wir! Ich wünsche allen ein schönes, unfallfreies Wanderjahr mit vielen sonnigen Stunden in der Natur. Berg frei! Hans Imhof, Präsident Naturfreunde Schweiz 1 | 2013 Naturfreund 51 Natur erleben | Architektur zukunft Unsere Häuser Wo der Häuserfonds helfen kann Landschaft des Jahres «Oberrhein» 2013/14 Eröffnungsfeier 13. - 14. April 2013 in Basel Unter der Schirmherrschaft von: Trinationale Metropolregion Oberrhein Patronat für Aktivitäten in der Schweiz: Region Metropolitaine Trinationale du Rhin superieur Bundespräsident Ueli Maurer Eine Regionalentwicklungsinitiative der Naturfreunde aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz zusammen mit der Naturfreunde Internationale. Un projet de développement régional des Amis de la Nature de l‘Allemagne, la France et la Suisse en coopération avec l‘Internationale des Amis de la Nature. Anmeldung Geplante Teilnahme 13. April 2013 Name www.landschaftdesjahres.net/oberrhein www.paysagedelannee.net/rhinsuperieur Samstag, 13. April / ab 11:00 bis ca. 17:30 inkl. Nachmittagsprogramm und Mittagsimbiss / à 10 Euro (CHF 12.50) vegetarisch Naturfreunde Ortsgruppe / Verband Samstag, 13. April / ab 11:00 bis Ende inkl. Nachmittags- und Abendprogramm ; Mittagsimbiss und Abendessen (3 Gang-Menü) / à 35 Euro (CHF 45.00) vegetarisch Adresse E-mail Geplante Teilnahme 14. April 2013 Telefon Sonntag, 14. April / Stadtwanderung in und um Basel mit Naturfreunden zu folgenden Themen: ab 10:00 à 2 Stunden Berg und Tal, Historische Wege, Idyllische Stadt, Fähren, Brunnen, Klöster, Zünfte... Personenanzahl Genaue Informationen zum Programm werden in Kürze zur Verfügung stehen und bei Anmeldung zugeschickt. Achtung: keine Parkmöglichkeiten für Autos und Busse beim Veranstaltungsort! Treffpunkt 10:00 beim Münster mit Aufteilung der Gruppen Interesse am Rahmenprogramm ab 10:00 Sprachen Registrierung bis 31. März per Fax an +43 1 8129789 oder per E-mail an: anita.pinter@nf-int.org Deutsch Französisch Nach Anmeldung senden wir eine Bestätigung und eine Rechnung zu. Es ist kein Geheimnis: nicht wenige der heute rund 70 Schweizer NaturfreundeHäuser stehen vor harten Zeiten. Der durch die DV 2012 beschlossene Häuserfonds will hier Hilfe bieten. Ein Gespräch mit Philippe Pellaton, Präsident dieses Häuserfonds und Felix Mannhart, HäuserVerantwortlicher im Vorstand der Naturfreunde Schweiz. Interview: Hans Schneuwly Foto: Christian Schmid Was genau ist Sinn und Zweck des Häuserfonds? Philippe Pellaton: Dem Fonds zugrunde liegt das ebenfalls an einer DV gutgeheissene Häuserreglement, das der Fachverband naturfreundehaeuser.ch (nfh.ch) erarbeitet hatte und das festschreibt, dass bei einem Verkauf eines NF-Hauses 50% des Netto-Erlöses in einen Fonds zu gehen haben und dass dieses Geld ausschliesslich für die Häuser eingesetzt werden darf. Daraus ergibt sich der Zweck des Häuserfonds. Felix Mannhart: Wobei wir sehen müssen, dass dieser Fonds nur Häuser unterstützen soll, die auch tatsächlich eine Zukunft haben. Bei einem unterstützungswürdigen Haus muss eine aktive Substanz vorhanden sein. Meine Absicht ist, so viele Häuser wie möglich zu erhalten, aber wir müssen erkennen, dass wohl nicht alle den Turn-Around schaffen werden. Einmal liegt das Problem beim Finden von Freiwilligen für Ämter, ein anderes Mal in der Überalterung innerhalb der Sektion, um ein Haus erfolgreich und mit Fachkompetenz zu führen. Oder aber | naturfreundehäuser die Lage eines Hauses wird – etwa infolge neuer Gewohnheiten und Bedürfnisse – von den Gästen nicht mehr als attraktiv wahrgenommen. Die Situation im 2013 ist nicht mehr wie vor 30, 40 Jahren. PP: Zusammenfassend lässt es sich so sagen: Ist ein Haus nicht in der Lage, einen Anteil an Eigen-Initiative zu entwickeln (und dies nicht nur in finanzieller Hinsicht), bringt es nichts, wenn wir dafür kurzfristig Geld aufwenden. Der Fonds kann keine Betriebsdefizite stopfen. Und mit welchen Leistungen darf eine Sektion rechnen? PP: Die Mittel des Fonds sind bescheiden, im Moment sind es 35‘000 Franken. Klar hoffen wir, dass dem Fonds von anderer Seite her noch Geld zufliessen wird, z.B. aus Legaten, Schenkungen oder aus einem gezielten Fund Raising. Bezüglich Auszahlungen an eine Sektion gilt: maximal 30% kommen aus dem Fonds (gemäss Reglement), der Rest ist durch die Sektion zu organisieren. Es gelten klar definierte Vergabekriterien. Wie schätzt ihr den Bedarf ein? PP: Wir wissen, dass unsere Sektionen nicht auf Rosen gebettet sind, also rechne ich mit etlichen Anträgen. Und ich möchte nochmals betonen: Sinn und Zweck des Fonds muss es sein, damit langfristig Wirkung zu erzielen! Hans Schneuwly ist Geschäftsführer der Beratungsfirma Motion Cosulting in Bern und Experte in Marketing und Fundraising für Nonprofit-Organisationen. Be i t r ag s ge s u c h e w o h i n ? Dossiers mit den Anträgen um Beiträge aus dem NFSHäuserfonds sind zu richten an: Naturfreunde Schweiz, Geschäftsstelle, z.H. Präsident Häuserfonds, Philippe Pellaton, Postfach, 3001 Bern, e-mail: nfs-haeuserfonds@nfh.ch. Apropos NF-Häuser: im Mai 2013 erscheint die neue, grosse Schweizer Naturfreundehäuser-Karte, siehe auch Seite 62. 1 | 2013 Naturfreund 53 Leserbriefe | naturfreunde aktiv Leserbriefe Landschaft des Jahres 2013/14: Echo auf „Naturfreund“ 5/12 Bundespräsident Ueli Maurer übernimmt Patronat Werden Sie Mitglied bei Natur und Freizeit! Natürlich will ich... ...noch mehr über die Naturfreunde erfahren: Senden Sie mir eine Dokumentation. Vorname ...etwas erleben und eine gute Sache unterstützen: Ich werde Mitglied der Naturfreunde Schweiz! Geburtsdatum: Kategorie:Einzelmitglied (CHF 75.–) Familienmitglied (CHF 100.–) Jugendmitglied (30.–) Alleinerziehende/r (CHF 75.–) ...Mitglied in einer der 140 Sektionen werden. Bitte leiten Sie meine Adresse an den Kantonalverband meines Wohnkantons weiter. Name: . Adresse: PLZ/Ort: Telefon: Mail: Senden an: Naturfreunde Schweiz, Pavillonweg 3, Postfach 7364, 3001 Bern . Ich habe zweimal lesen müssen und kann’s trotzdem nicht verstehen. Der Bundespräsident 2013, Verteidigungsminister der Schweiz und Extrempolitiker der SVP, übernimmt das Patronat eines Projektes der NFI. Ich kann’s darum nicht verstehen: 1.) Ueli Maurer als SVPPolitiker agiert auf der den Naturfreunden diametral gegenüberstehenden Seite. Das Nationale steht ihm am nächsten. Die Naturfreunde mit ihrer internationalen Vernetzung, mit ihrer Brücke zur Völkerverständi-gung und ihrem Solidaritäts- und Umweltverständnis können bei ihm sicher nur Unbehagen auslösen. 2.) Ueli Maurer als Verteidigungsminister. Wir erinnern uns doch noch an die Mobilisierung der Mitglieder der Naturfreunde, insbesondere derjenigen von Basel, gegen einen Waffenplatz in den Freibergen – oder den Einsatz der Schweizer Armee gegen die Aktivisten für einen eigenen Kanton Jura. Auch weiss ich von heute verstorbenen Naturfreunden der Sektion Basel, wie sie bei der Mobilmachung 1939 separiert, arbeits- oder straflagerähnlich im Voraus für die Armee diszipliniert und gefügig gemacht werden sollten. 3.) Ueli Maurer als Bundespräsident, der das Ausland meiden will und lieber seinen (voraussichtlichen) Nachfolger auf nicht schweizerischem Boden schickt, wie soll er unsere badischen und elsässischen Freunde glaubhaft begrüssen? Diese und noch mehr Fragen gehen mir durch den Kopf. Hat Ueli Maurer sich aus freien Stücken für das Patronat gemeldet, wenn ja, warum? Er steht für mich als Wolf im Schafspelz in meiner politischen Wahrnehmung – oder sind die Naturfreunde Basel vom sozialistischen ins nationalistische Lager mutiert? Warum liess sich für das Patronat kein Politiker aus den Reihen der SP oder der Grünen finden? Ich werde nächstens wieder einmal das Buch zu unserem 100-jährigen Verbandsjubiläum hervornehmen und mich unsrer Wurzeln erinnern, was ich auch allen meinen Naturfreundekollegen und -kolleginnen empfehle. Peter Löw, St.Gallen Replik des NFS-Vorstandes Das Projekt „Landschaft des Jahres“ bezweckt eine nachhaltige, umweltfreundliche und sozialverträgliche Entwicklung der jeweils ausgewählten Region. Vor diesem Hintergrund erachtet es der NFS-Vorstand als eine besondere Würdigung dieser Zielsetzungen, dass der amtierende Bundespräsident der Schweiz das Patronat für das Naturfreunde-Projekt „Landschaft des Jahres“ übernimmt. Der NFS-Vorstand gibt zudem zu bedenken, dass das Amt des Bundespräsidenten vorab die Nation – also die Schweiz – repräsentiert. Und diese Tatsache gewichtet der NFS-Vorstand höher als die persönliche Haltung von Ueli Maurer (der als Bundesrat dem Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport vorsteht). In diesem Sinne dankt der NFS-Vorstand dem Bundespräsidenten Ueli Maurer bestens für die Bereitschaft zur Übernahme des Patronats! Weiblich / Männlich? Wo ist die geschlechtsneutrale Bezeichnung? Hiermit erkläre ich meinen Austritt, da ich schon etliche Male bei Ihrem Verband erfolglos interveniert habe, wegen des Namens. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass Sie nicht eine geschlechtsneutrale Bezeichnung finden oder von Naturfreundinnen und -freunden ausgehen. Anita Thanei, Zürich Datum, Unterschrift: 1 | 2013 Naturfreund 55 agenda | Aktiv sein Architektur | Natur erleben Freizeit mit Naturfreunden – herzlich willkommen – eine Vielzahl weiterer Aktivitäten finden sich auf www.naturfrende.ch SKITOUREN / SNOWBOARD / WINTER 13./14.4.2013 - *Skitouren rund um die Vermigelhütte GR Sektion Züri | Erich Vetterli 044 201 75 59 09.06.2013 - Bergwanderung im Vorarlberg A Sektion Rheintal | Xaver Hutter 071 750 01 45 12./13.4.2013 - *Skitouren (WS) im Lötschental VS Sektion Langendorf / KV Solothurn | Ueli Steffen 079 417 31 60 15.06.2013 - Bergwanderung T2, Brisen NW Sektion Langendorf / KV Solothurn | Peter Jacober 079 398 99 30 14.-20.4.2013 - *J+S-Skitourencamp Realp UR: für Jugendliche bis 20 KV Aarau | Felx Sutter 056 288 37 80 29./30.6.2013 - *Hochtour Vrenelisgärtli / Glärnisch GL Sektion Rheintal | Mark Schaer 079 450 98 51 20.-27.4.2013 - *Skihochtourenwoche Längfluh-Britanniahütte VS Sektion Dübendorf | Richi Wehrli 071 352 26 29 6./7.7.2013 - *Hochtour Piz Palü (3901 m) GR Sektion Rheintal | Armin Kühnis 071 766 16 38 27.04.2013 - *Skitour Piz Tambo (3279 m) GR Sektion Gossau | Viktor Wirth 071 866 10 75 6./7.7.13 - Course à la cabanne Tourtemagne/Turtmann VS Section La Chaux-de-Fonds | Roland Parel 032 968 60 59 WANDERN / BERGSTEIGEN / KLETTERN 13./14.7.2013 - *Hoch- und Gletschertour Wildhorn L, BE, auch für Einsteiger Sektion Langendorf / KV Solothurn | Dani Pfister 032 645 00 74 Leiten ist mehr als zuvorderst gehen 14.04.2013 - Zürcher 5-Seen-Wanderung Sektion Frauenfeld | Bruno Bertolini 052 721 72 56 14.04.2013 - Der Sihl entgegen bis zum Sihlsprung SZ Sektion Spitalpersonal ZH | Elsbeth Mettler 044 984 21 39 18.-21.4.2013 - *Grenzschlängeln Lugano-Val Solda - Schweiz/Italien Sektion Züri | Béa Di Concilio 044 492 77 89 27./28.4.2013 - Wandern im Napfgebiet BE/LU Sektion Eisenbahner | Gaby Arnold 079 605 16 22 28.04.2013 - Wandern von Winterthur zur Tössegg ZH Sektion Frauenfeld | Martin Geiger 052 721 81 85 28.04.2013 - Randonnée dans l‘Emmental BE Section La Côte-Peseux | Chantal Zbinden 034 411 26 46 01.05.2013 - *Erlebnis Klettersteig Kapfwand Sektion Rheintal | Armin Kühnis 071 766 16 38 05.05.2013 - Wandern auf der Strada Alta TI Sektion Spitalpersonal ZH | Irene Enderli 079 280 93 46 15.05.2013 - Wandern über dem Vierwaldstättersee: Selisberg UR Sektion Kriens | Leonie Lüscher 041 620 30 59 01.06.2013 - 100 Jahre NF-Haus Buchberg/Randen SH: Wandertag Waldlehrpfad Sektion Schaffhausen | Fritz Stucki 052 625 00 18 9.-10./8.2013 - *Hochtour WS, Diechterhorn BE, für Geübte Sektion Langendorf / KV Solothurn | Ueli Steffen 079 417 31 60 18.08.2013 - *Bergtour Piz Tomül (2946 m) GR Sektion Chur | Hans F. Schneider 081 353 95 04 25.08.2013 - 50 Jahre Sektion Kloten: mit 50 Gruppen auf 50 Gipfel Sektion Kloten | Roger Hardmeier 079 666 20 28 31.8.-1.9.2013 - *Hochtour L, Pigne d‘Arolla (3796 m) VS Sektion Langendorf / KV Solothurn | Peter Jacober 079 398 99 30 NATUR KULTUR DIVERSES 01.06.2013 - Waldräumung ums NF-Haus Clavadel GR Sektion Davos /NF-Haus Clavadel | Daniel Glauser 079 238 16 93 15.06.2013 - Pilatus-Putzete LU Sektion Kriens | Franz Bühler 041 252 10 82 17./18.8.2013 - Pilzler-Höck: Pilzkurs im NF-Haus Stampf BE Sektion Steffisburg | Stefan Denzel 033 345 15 20 AUSLAND (FERN-)REISEN 22.-29.92013 - Calvi, Korsika: Wandern, Biken, Klettern, Baden KV Solothurn | Ernst Gilgen 032 672 23 94 Aus- und Weiterbildung Durch Ausbildung und Fortbildung entsteht Kompetenz; und daraus ergibt sich Sicherheit. Von diesem Grundsatz ausgehend bieten die Naturfreunde Schweiz ein Kursprogramm für bereits aktive und angehende LeiterInnen an. In diesen Kursen kommen diplomierte Bergführer (Frauen und Männer) und/oder Erlebnispädagogen zum Einsatz. Die Kurse stehen allen offen, also auch Nicht-Mitgliedern! Anmeldung schriftlich an…Naturfreunde Schweiz, Outdoor Team, Postfach 7364, 3001 Bern oder mirjam.wittwer@naturfreunde.ch. Anmeldeformulare bitte ab www.naturfreunde.ch herunterladen und ausgefüllt retournieren; oder auf der NFS-Geschäftsstelle anfordern, Tel. 031 306 67 67. Die Übersicht aufs gesamte Kursangebot findet sich auf www.naturfreunde.ch > Aus- und Weiterbildung. Was sein muss...! Gilt für NFS-TourenleiterInnen: Neu ist die Weiterbildung wie folgt geregelt: Innerhalb von 6 Jahren sind 3 FK-Tage à 6 Stunden zu besuchen. Zur Anmeldung nötig ist eine Bestätigung des Tourenchefs oder des Präsidenten der Sektion resp. des KV/ RV. Für jene, die die Weiterbildung beim SAC oder bei einer anderen anerkannten Institution besuchen: Kursbestätigung an NFS-Geschäftsstelle senden! Teil I vom 7. bis 9.6.2013 Leiterkurs Wandern T2/esa, Diemtigtal BE und Moléson FR Auch „einfache“ Wanderungen bedürfen einer souveränen Leitung. Weil man am Ende der Tour nicht frustrierte Freunde Teil II vom um sich haben möchte, sondern solche, die sich bereits auf die nächste Wanderung freuen! 28. bis 30.6.2013 Anforderungen: Erfahrung in selbständiger Durchführung von Gruppenwanderungen; Handhabung von Karte/Kompass, ausreichend Kondition; Nothelferausweis. Kosten: für NFS-Tourenleiter mit esa-Anerkennung (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung) Fr. 800.-; für NFS-Mitglieder ohne Leitertätigkeit Fr. 1040.-; für Nicht-Mitglieder mit esaAnerkennung Fr. 1040.-; für Nicht-Mitglieder Fr. 1280.-; inkl. Halbpension. Kurs-Nr.: NFS LK W 13. Anmeldeschluss: 13.4.2013. Gilt für J+S/esa-LeiterInnen: Spätestens 2 Jahre nach Besuch des letzten Aus- resp. Weiterbildungskurses ist ein Modul-Fortbildung (MF) zu absolvieren, ansonsten wird die Gültigkeit der Leiterqualifikation J+S/esa sistiert. Der/die J+S-LeiterIn muss zusätzlich Tätigkeiten in einem bei J+S gemeldeten Kurs oder Lager ausweisen. Alle Leiter benötigen für die Anmeldung die Empfehlung des J+SCoaches oder des Präsidenten der Sektion bzw. des KV/IKV. 3. bis 8.6.2013 Leiterkurs Wandern T3/esa, Davos GR Wer neu auch T3-Wanderungen leiten möchte, sollte über elementare alpine Erfahrungen verfügen; und dazu gehört u.a. der sichere Umgang mit Karte/Kompass und/oder GPS. Anforderungen: Erfahrung in selbständiger Durchführung von Gruppenwanderungen; Handhabung von Karte/Kompass, ausreichend Kondition; Nothelferausweis. Kosten: für NFS-Tourenleiter mit esa-Anerkennung (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung) Fr. 800.-; für NFS-Mitglieder ohne Leitertätigkeit Fr. 1040.-; für Nicht-Mitglieder mit esaAnerkennung Fr. 1040.-; für Nicht-Mitglieder Fr. 1280.-; inkl. Halbpension. Kurs-Nr.: NFS LK BW 13. Anmeldeschluss: 6.4.2013. Weitere Kurse auf der nächsten Seite *Zum Abklären einer Teilnahme vorgängige Absprache mit Tourenleiter unbedingt erforderlich! 56 Naturfreund 1 | 2013 1 | 2013 Naturfreund 57 aus- und weiterbildung | leiterkurse Leiterkurs Bergsteigen /esa, Sustenpass BE 10. bis 15.6.2013 Was tun wir, wenn auf Hochtouren das Wetter umschlägt? Oder wenn jemand sich mit den Steigeisen verletzt? Die Ausbildungswoche bietet Gelegenheit, sich im Leiten von Hochtouren zu üben. Anforderungen: Erfahrung als SeilschaftsführerIn; Klettern im 4a mit Bergschuhen und im 4c mit Kletterfinken; ausreichend Kondition, Nothelferausweis. Kosten: für NFS-Tourenleiter mit esa-Anerkennung (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung) Fr. 800.-; für NFS-Mitglieder ohne Leitertätigkeit Fr. 1040.-; für Nicht-Mitglieder mit esaAnerkennung Fr. 1040.-; für Nicht-Mitglieder Fr. 1280.-; inkl. Halbpension. Kurs-Nr.: NFS LK BS 13. Anmeldeschluss: 12.4.2013. 4. & 5. 5.2013 11. & 12. 5.2013 26.5.2013 FK Fortbildungskurs Erste Hilfe, Bergmedizin J+S/esa, Brünig BE Was tun, wenn jemand in der Gruppe stürzt, sich verletzt? Was tun bei Verdacht auf Hitzschlag, auf ein Kreislaufproblem? Anforderungen: Tourenleiter; oder J+S-Leiter Berg- und Wandersport, erfahrene Berggänger, Basiskenntnisse Erste Hilfe. Kosten: für aktive J+S-Leiter NF-Mitglieder Fr. 120.-; esaLeiter NF-Mitglieder Fr. 160.-; für aktive NFS-Tourenleiter (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung) Fr. 200.-; für aktive J+S-Leiter Nicht-NF-Mitglied Fr. 200.-; (für J+S-Leiter ohne Aktivitätennachweis oder mit sistierter Anerkennung kommen für NF-Mitglieder Fr. 40.-, für Nicht-NF-Mitglieder Fr. 80.dazu); jeweils inkl. Halbpension. Kurs-Nr.: MF 5/13. Anmeldeschluss: 5.4.2013. 6. & 7. 7.2013 8. & 9. 6.2013 15. & 16. 6.2013 FK Fortbildungskurs Wandern T2/esa, Mettmen GL Als Leiterin oder Leiter von Wanderungen das eigene Können wieder mal unter die Lupe nehmen! Dieses Können vertiefen und verbessern – das kommt allen zugute! Anforderungen: Wanderleiter NFS. Kosten: für esa-Leiter NF-Mitglieder Fr. 240.- (Bestätigung bei Anmeldung); für aktive NFS-Tourenleiter (Bestätigung Sektion/ KV auf Anmeldung) Fr. 320.-; für NFS-Mitglieder Fr. 350.-; für Nicht-NF-Mitglieder Fr. 450.- ; jeweils inkl. Halbpension. Kurs-Nr.: NFS FK W 12. Anmeldeschluss: 12.4.2013. FK Fortbildungskurs Wandern T2 + Ornithologie/esa, Cudrefin VD Wer eine Wandergruppe führt und dabei in der Lage ist, aus dem Konzert der Geräusche die eine oder andere Vogelstimme herauszufiltern, wird manch ein Wort des Dankes entgegen nehmen dürfen! Anforderungen: Wanderleiter (NFS). Kosten: aktive NFS-Tourenleiter mit esa-Anerkennung Fr. 100.- (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung); NFS-Tourenleiter Fr. 140.- (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung); NFS-Mitglieder ohne Leiterverpflichtung Fr. 180.-; Nicht-NFSMitglieder Fr. 240.-. Kurs-Nr.: FK W1 13. Anmeldeschluss: 26.4.2013. 58 Naturfreund touren leiten 1 | 2013 23.6.2013 FK Fortbildungskurs Klettersteig J+S/esa, Kandersteg BE Klettersteige sind beliebt – und herausfordernd! Hier der entsprechende Fortbildungskurs! Anforderungen: J+S-Leiter, Kenntnisse Alpintechnik, schwindelfrei, Tourenleiter-Ausweis Bergsteigen/Klettern. Kosten: für aktive J+S-Leiter NF-Mitglieder Fr. 100.-; esaLeiter NF-Mitglieder Fr. 140.-; für aktive NFS-Tourenleiter (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung) Fr. 180.-; für aktive J+S-Leiter Nicht-NF-Mitglied Fr. 180.-; (für J+S-Leiter ohne Aktivitätennachweis oder mit sistierter Anerkennung kommen für NF-Mitglieder Fr. 40.-, für Nicht-NF-Mitglieder Fr. 80.dazu); jeweils inkl. Halbpension. Kurs-Nr.: MF 6/13. Anmeldeschluss: 7.6.2013. FK Fortbildungskurs Berg-Wandern T3/esa, Schächental UR Fortbildungskurse bieten Gelegenheit, sich der eigenen Möglichkeiten gewahr zu werden und diese gezielt zu erweitern. Auf dass Leiten weiterhin Spass macht! Anforderungen: Wanderleiter (NFS). Kosten: für esa-Leiter NF-Mitglieder Fr. 240.- (Bestätigung bei Anmeldung); für aktive NFS-Tourenleiter (Bestätigung Sektion/ KV auf Anmeldung) Fr. 320.-; für NFS-Mitglieder Fr. 350.-; für Nicht-NF-Mitglieder Fr. 450.- ; jeweils inkl. Halbpension. Kurs-Nr.: FK BW 13. Anmeldeschluss: 10.5.2013. FK Fortbildungskurs Eisausbildung/Hochtouren/esa, Steingletscher BE Mit dem Rückgang der Gletscher verändern sich die Touren-Bedingungen drastisch. Wir konzentrieren uns bei diesem FK auf entsprechende Fragen. Und werfen einen Blick auf Neuheiten im Bereich des Materials. Anforderungen: Tourenleiter-Ausweis Bergsteigen/Klettern. Kosten: aktive NFS-Tourenleiter mit esa-Anerkennung Fr. 270.- (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung); aktive NFS-Tourenleiter Fr. 350.- (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung); Nicht-NFS-Mitglieder Fr. 500.-; jeweils inkl. Halbpension. Kurs-Nr.: FK BS 13. Anmeldeschluss: 17.5.2013. FK Fortbildungskurs Berg-Wandern T3/esa, Hochybrig SZ Ein 1-Tages-Wander-FK für Leiterinnen und Leiter von Wanderungen bis T3; mit Schwerpunktthema Naturkunde. Anforderungen: Wanderleiter (NFS). Kosten: aktive NFS-Tourenleiter mit esa-Anerkennung Fr. 100.- (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung); NFS-Tourenleiter Fr. 140.- (Bestätigung Sektion/KV auf Anmeldung); NFS-Mitglieder ohne Leiterverpflichtung Fr. 180.-; Nicht-NFSMitglieder Fr. 240.-. Kurs-Nr.: NFS FK BW1 12. Anmeldeschluss: 24.5.2013. Die Übersicht aufs gesamte Kursangebot findet sich auf www.naturfreunde.ch > Aus- und Weiterbildung. | aus- und weiterbildung tourenleiter/innen der sektionen… …richtig versichert? Edmond Rund, Vize-Präsident der Naturfreunde Schweiz Foto: Christoph Mani Touren leiten für die Naturfreunde – und wie sieht es aus mit dem Versicherungsschutz? Bin ich als Wanderleiterin oder als Tourenleiter korrekt versichert? Ist die Sektion als Veranstalterin der Tour korrekt versichert? Das Thema ist aktuell und komplex. Daher ein paar Fragen an Edmond Rund, Vorstandsmitglied der Naturfreunde Schweiz NFS. Edmond, du bist im NFS-Vorstand zuständig für das Versicherungswesen. Kannst du kurz umschreiben, was das beinhaltet? Es geht ums Überprüfen des gesamten Versicherung-Portefeuilles in Bezug auf allfällige Doppeldeckung, resp. Deckungslücken. Und darum, ob Prämien marktkonform sind. Wie wurde das Thema Versicherungen bei den NFS angegangen? Nachdem ich im Sommer 2011 in den NFSVorstand gewählt wurde, prüfte ich sämtliche Versicherungsverträge. Dadurch konnten etliche Prämien-Franken eingespart werden. Gleichzeitig stellte ich fest, dass die TourenleiterInnen der Sektionen nicht versichert sind. Dies habe ich an der Präsidenten-Konferenz 2012 in Olten mündlich mitgeteilt. Worauf muss eine Sektion bei den Versicherungen achten? Jede Sektion muss selber eine VereinsHaftpflichtversicherung abschliessen! Die Grunddeckung mit einer Versicherungssumme von 5 Millionen kostet pro Jahr etwa 150 bis 200 Franken, wobei eine grössere Sektion mit höheren Prämien rechnen muss. Und warum muss jede Sektion ihr Risiko selber decken? Weil die Ausgangslage je Sektion verschieden ist! Man bedenke: Es gibt Sektionen mit und solche ohne NF-Haus. Und die einen dieser Häuser sind bewirtet, die andern nicht. Und die einen dieser Häuser bieten Beherbergung, die anderen nicht! Und ebenso gibt es Unterschiede bei den Aktivitäten: die Palette reicht von Sektionen mit Hochtouren bis solchen mit Kegelabenden. Und da jede Sektion ein selbständiger juristischer Verein ist, kann dieser auch haftpflichtig werden; und dies nicht nur durch Fehler von Tourenleiter, nein, es kann ja auch bei Versammlungen ein Lapsus passieren, z.B. dass jemand über ein Kabel stolpert und sich verletzt – was ebenfalls hohe Arztkosten verursachen kann. In welchen Bereichen sind die Sektionen und die TourenleiterInnen der Sektionen durch die NFS-Versicherungen gedeckt? Die NFS hat für sämtliche Funktionäre eine Organhaftpflichtversicherung abgeschlossen. Ein freiwilliger Funktionär ist damit gegen allfällige Ansprüche infolge Fehlentscheidung geschützt und muss nicht noch mit seinem Privatvermögen gerade stehen. Die NFS hat für sämtliche Funktionäre und Tourenleiter eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen. Können sich Sektionen bei Fragen direkt an dich wenden? Nein, mit ihren Anliegen sollen sie an die NFSGeschäftsstelle in Bern gelangen (Tel. 031 306 67 67). Bei Bedarf können wir übrigens Herr Weyermann von der Allianz-Suisse empfehlen: Er kennt sich mit der Problematik Naturfreunde gut aus! 1 | 2013 Naturfreund 59 Plaudern mit nfs-mitgliedernArchitektur | naturfreunde | Natur erleben aktiv Marktplatz Canon EF-S 17-85mm f 4.0-5.6 Weitwinkel-Reiseobjektiv inkl. SB von Canon. Neuwertig, keine Kratzer oder Staubeinschlüsse. CHF 350.- M: 076 328 56 96 A+'/=)(')-B"C1/)+2&@-B"D/'EE12'2*1/<52,*1 T 062 758 35 66 F 062 758 35 67 www.artlux.ch info@artlux.ch Bolivien/Peru: Suche Infos über Aufenthalt für Ausländer in christlichen Klöstern. Tel. 031 331 87 16. Yukon Kanada Blockhausferien in WildnisLodge an idyllischem See Geführte Kanu und Wandertouren in ursprünglicher Natur www.franceslake.ca 5 Fragen an ... Die Naturfreunde Schweiz suchen für den Vorstand ein freundliches, kompetentes Mitglied. Heute gehen die 5 Fragen an André Grossert, Präsident der Sektion Altstetten und Präsident des NF-Stadtverbandes Zürich. André ist eine jener guten Seelen, die dafür sorgt, dass das Teehüsli Hohenstein am Uetliberg Sonntag für Sonntag für Spaziergänger offen steht. Es ist eine faszinierende Aufgabe! Im Bereich Natur, Freizeit, Gesundheit, Mitgliedschaft Umwelt und Outdoor ist vieles möglich! Aufwand: !"#$%&'()*+,,-.&*/&*012" !".&*/&*012-341/0561" !"71**8&/12",5/"912":4;1<*41/1=$% !">*&61241**12"&')"?+@0"'29".1*&@@ Suche günstige gute OccassionOrtlib-Velopacktaschen: Tel. 0313318716. Die Zukunft der NFS mitgestalten! 2&$%".&)) Neues Vorstandsmitglied Zirka 10 Sitzungen pro Jahr, gelegentlich strategische Workshops, Delegiertenversammlung und Präsidentenkonferenz. Termin: Die Wahl erfolgt an der DV vom 25. Mai 2013. Wander- und Trekkingreisen Durchatmen und Loslaufen Marokko ‐ grandiose Landschaften zwischen Hochgebirge und Sanddünen: «Hoher Atlas, Rosen und Atlantik» 20. April ‐ 4. Mai 2013 «Nomaden im Hohen Atlas» 13. ‐ 27. Juli 2013 «Fes, Dünen und Marrakesch» 28. Sept. ‐ 11. Okt. 2013 Rumänien ‐ Wandern in den vielfältigsten Naturräumen von Südosteuropa: «Karpaten und Donau‐Delta» 17. ‐ 27. Juli 2013 «Siebenbürgen und Donau‐Delta» 30. Sept. ‐ 11. Okt. 2013 Auskunft: Hans Imhof, NFS-Präsident hans.imhof@naturfreunde.ch Rolf Kaeser, Geschäftsleiter rolf.kaeser@naturfreunde.ch, Tel. 031 306 67 67. Rickli Wanderreisen Matthias Rickli, Biologe Nachhaltige Naturerlebnisse - rücksichtsvolles Reisen - bewusst geniessen Tel 071 330 03 30 www.ricklireisen.ch Im November nach Togo Bestellschein für mein Kleininserat im «Marktplatz» Rickli_Naturfreunde_1-2013.indd 1 01.03.13 08:40 Bitte pro Buchstabe und Satzzeichen immer 1 Feld benützen. Und nach jedem Wort / Satz 1 Feld freilassen. Um Titel oder wichtige Wörter halbfett hervorzuheben, unterstreichen Sie diese bitte gut sichtbar. Erscheint in eingereichter Sprache in Ausgabe D. und Fr. (30‘000 Ex.) *10.00 20.00 40.00 50.00 * Minimaltarif | Preise in CHF. inkl. MWST. Vorname, Name: Strasse: PLZ / Ort: Tel.: Mail: Unterschrift Nur für Privatpersonen - Tarif für Firmen siehe Mediadaten auf www.naturfreunde.ch - Preise gelten pro Erscheinung. Nächste Ausgaben 21. 06.2013 21. 09.2013 23. 12.2013 21. 03.2014 Ich möchte mein Inserat 1x Inserateschluss 31. 05.2013 30. 08.2013 22.11.2013 25. 02.2014 2x __x erscheinen lassen. Ausschneiden, ausfüllen und mit Quittung oder in Bar einsenden oder faxen an: Naturfreunde Schweiz (NFS), Posftfach, 3001 Bern Fax: +41 (0)31 306 67 68 PC-Konto: 30-442850-7 Afrika bleibt aktuell Vom 16. – 30. November 2013 dauert die Reise zu und mit den Naturfreunden Togos (Westafrika), zu der die Naturfreunde Deutschlands einladen. Zur Erinnerung: die Naturfreunde Togos sehen ihre Hauptaktivität im Aufbau und Betrieb von Baumschulen. Damit reagieren sie auf die rasant vorangetriebene Zerstörung der Mischwälder ihres Landes. Ging es bei den Rodungen bis Ende der 1980er Jahre um den Gewinn landwirtschaftlich nutzbarer Flächen für den Kaffee- und Kakao-Anbau, geht es heute um Bauholz und Holzkohle. Bei ihren Aufforstungsprojekten setzen die Naturfreunde Togos auf Arten, die vom Aussterben bedroht sind (etwa Mahagoni oder Ebenholz), zudem auf schnell wachsende Arten als Brenn- und Bauholzreservoir für die einheimische Bevölkerung. Just dieser Einbezug der Bevölkerung ist ein Markenzeichen der Arbeit der Naturfreunde Togos. Pablo Victor Agbogan, der Sekretär der Naturfreunde Togos sagt es so: „Die Dorfbewohner müssen verstehen, warum sie ihre Baumbestände jetzt anders nutzen sollen“. Die Togo-Reise vom November fokussiert just auf derlei Projekte und Begegnungen. Nähere Infos finden sich unter www.afrika.naturfreunde. de. Ebenfalls zu beachten: die Einrichtung einer Baumschule in Togo kostet 300 Euro pro Schule. Das heisst, Spenden können viel ausrichten. hg. Seit über 80 Jahren steht auf dem Hohenstein das Teehüsli der Naturfreunde Altstetten. Und jeden Sonntag treffen sich dort oben Uetliberg-Spaziergänger zum Tee. Was macht den Reiz dieser Lokalität aus? Wir haben einen gut ausgebauten Kinder-Spielplatz und andererseits zahlreiche Grillplätze, wo jede/r selbst Bräteln kann. Und vom Teehüsli, bei Tee oder Kaffee oder Punsch zwischen den Baumkronen die Aussicht auf Zürich zu geniessen – das ist eben nicht ganz ohne! Trifft man im Teehüsli auch mal ganz prominente Gesichter? Vielleicht gar die Stadtpräsidentin? Es ist gut möglich, bei uns stadtbekannte Gesichter anzutreffen. Jeder Zürcher und jede Zürcherin kennt unseren Hausberg, und zum Wandern ist’s rund ums Teehüsli halt wirklich sehr schön. Wir jedenfalls heissen alle bei uns willkommen. Sonntag für Sonntag, stets offen! Das heisst, jeden Sonntag übernimmt jemand einen Dienst. Und das alles im Ehrenamt! Stimmt, jeden Sonntag haben wir offen! Aber es ist auch für uns schwierig geworden, entsprechende Wirte zu finden. Es ist uns ein Anliegen, die Preise stets so tief wie möglich zu halten, sodass auch kinderreiche Familien bei uns einkehren können. Dies ist der Hauptgrund, weshalb wir keine Löhne ausbezahlen können. Im Moment noch klappt’s , aber ob wir das weiterhin schaffen…? Nach dem Rücktritt von Andreas Fischer habt ihre einen Nachfolger als Teehüsli-Obmann gesucht. Seid ihr fündig geworden? Bereits als Andi dieses Amt übernahm war es schwierig für den damaligen Obmann, einen Ersatz zu finden. Viele Jahre war Andi aktiv dabei und organisierte immer alles Bestens. Momentan gibt es eine Zwischenlösung, unser Mitglied Fredy Rhyn kümmert sich um die Finanzen und Bestellungen. Ich hingegen bin besorgt, dass im Hüsli jeweils genügend Material bereit steht. Weiterhin sind wir auf der Suche nach einer Person, die Freude an der Gesamtorganisation hätte. Dir persönlich, was gefällt dir am besten rund um diese Sache mit dem Teehüsli? Bereits als Bub war ich gerne im Teehüsli eingekehrt. Daraus erwuchs der Wunsch, selbst mal als Teehüsli-Wirt zu arbeiten. Diesen Wunsch erfüllten wir uns mit der Mitgliedschaft bei der Sektion Altstetten. Mittlerweile sorgen sich bereits unsere eigenen Kids um den Weiterbestand – und natürlich hoffe ich, dass sie mal Teehüsli-Wirte werden. Ich persönlich schätze die Kontakte zu interessanten Personen im und ums Teehüsili – was mich motiviert, in meinen diversen Funktionen weiterzumache, sei es im Teehüsli und oder in der NF-Bewegung Zürich. 1 | 2013 Naturfreund 61 naturfreundehäuser | Plaudern mit nfs-mitgliedern Architektur | naturfreunde | Natur erleben aktiv patchwork Naturfreundehäuser Maisons des Amis de la Nature Case di Amici della Natura Chasa da Amis da la Natira Naturfreundehäuser_Landkarte_GiveAway.indd 3 Praktisch, übersichtlich : die neue NF-Häuserkarte. 20.11.2012 17:15:54 Und wie und wo finde ich das für meine Ferien-Pläne passende Naturfreundehaus? Einerseits sind die Angaben zu den NF-Häusern jederzeit abrufbar über die Website www.naturfreunde.ch, andererseits wird im kommenden NATURFREUNDEHÄUSER-KARTE Naturfreunde-Sektion Schaffhausen: 100 Jahre Buchberghaus Alles neu macht der Mai Zum Jubiläum ein Waldlehrpfad! Mai eine neue, grossformatige (94 x 60 cm) Häuserkarte vorliegen. Darauf eingezeichnet finden sich sämtliche Schweizer Naturfreundehäuser. Dazu mitgeliefert werden Angaben zur Lage des NFHauses (Koordinaten), über dessen Infrastruktur (Anzahl Schlafplätze, Duschen etc.), den Service des Hauses (z.B. Möglichkeit zu Halbpension oder Selbstkocherhaus) sowie die jeweilige ReservationsAdresse (Telefon und Mail). Die Karte wird in einer Auflage von rund 40‘000 Exemplaren gedruckt und im Mai dieses Jahres an jedes Mitglied der Naturfreunde Schweiz verschickt. Zudem wird jedes Naturfreundehaus, das auf der Karte ein Inserat schaltet, 100 Exemplare der für eigene Werbezwecke erhalten. Auf der topografischen Karte eingezeichnet sind nebst den wichtigsten Seen und Flüssen selbstverständlich auch die Haupt-Verkehrswege. NF. Das Naturfreundehaus Buchberg auf dem Randen ist in der Region Schaffhausen ein Begriff. Man kennt das Buchberghaus als Restaurant und als „Bed & Breakfast“ (auch mit 2er- und 5er-Zimmer), unter der Woche beherbergt es oft grössere Gruppen und Schulklassen, jedes Wochenende ist es bewirtet, vor dem Haus findet sich ein Kinderspielplatz – und rund ums Haus steht kein Auto! Für Gäste ist es nur zu Fuss oder per Velo erreichbar, am besten vom Wanderparkplatz Merishausen (40 Minuten zu Fuss), vom Chrüzweg Hemmental (35 Min.) oder vom Schaffhauser Birch (60 Min.). Und dieses wunderbare Haus, es gehört der NF-Sektion Schaffhausen (Präsident Otto Windler), feiert heuer das 100-Jahre-Jubiläum. Und zu diesem Anlass erstellt die Sektion Schaffhausen einen Waldlehrpfad, es ist der erste seiner Art im Kanton Schaffhausen. Auf einer Wegstrecke von lediglich 500 Metern führt der Pfad an 36 verschiedenen einheimischen Baumarten und Sträuchern vorbei. Zur Jubiläumsfeier sind drei grössere Anlässe rund ums Buchberghaus vorgesehen: am 4. Mai Sponsorentag (es werden noch Sponsoren gesucht, die Realisation des Pfads kommt auf 20‘000 Franken) und offizielle Einweihung des Waldlehrpfads; am 1. Juni Wandertag; und am 31. August Tag der offenen Tür. hg. Nähere Infos: www.nfhs.ch Otto Windler, Tel. 052 624 54 44 Fritz Stucki Tel. 052 625 00 18 Sektion Bümpliz kündigt Mietvertrag Naturfreundehaus in Frutigen vor dem Aus Was vor 37 Jahren seinen Anfang genommen hat, findet auf den 31. Oktober sein Ende: das Naturfreundehaus Widi in Frutigen BE gehört ab 1. November 2013 der Vergangenheit an. Es sind diverse Gründe, die die Sektion Bümpliz zur Aufgabe „ihres“ (gemieteten) Hauses bewogen haben. Vorab ist es der Umstand, dass der Besitzer des Grundstückes (eine Baufirma) die Grünfläche vor dem Haus an ein anderes Bauunternehmen verkauft hat und dieses den Boden als Abstellplatz für seinen Fahrzeugpark benutzen will. 62 Naturfreund 1 | 2013 Ohne diesen Vorplatz aber ist das NF-Haus Widi (das ursprünglich als Unterkunft für Gastarbeiter gedient hatte) für eine Vermietung nicht mehr attraktiv. Andererseits waren die Belegungszahlen in den letzten Jahren stark rückgängig (rund 15%); weggefallen sind insbesondere die Landschulwochen, Ski- und Ferienlager. Im Weiteren sieht sich auch die Sektion Bümpliz mit der Tatsache der Überalterung konfrontiert. Nicht wenige der Funktionäre stehen seit bald 40 Jahren im Einsatz und sehnen sich danach, ihre Aufgaben an jüngere Kräfte 4 Fragen an ... Heute gehen die 4 Fragen an Brigitta Heller, leidenschaftliche Berggängerin und Mitglied der NaturfreundeSektion Lyss. Brigitta Heller engagiert sich in der Sektion Lyss u.a. als Tourenleiterin. In den vergangenen Wintermonaten hat sie nicht weniger als 25 Skitouren unternommen. Jetzt im Frühling beginnt die Zeit der Skihochtouren. Wirst du da auch nochmals unterwegs sein? Sobald es jeweils Anfang Winter genug Schnee hat, bin ich auf Skiern unterwegs – und zwar bis ich sie gegen die Bergschuhe tauschen kann. Ende April beenden wir in unserer Sektion die Wintersaison mit einer Skitour im Maighelsgebiet. Ich persönlich habe zudem noch je eine Tourenwoche im Forno- und im Gross Venediger-Gebiet geplant. Und als Höhepunkt möchte ich mit meiner Freundin Anfang Mai aufs Aletschhorn. Anders als die Touren im Winter, führen Frühlings-Skitouren ins Hochgebirge. Was sind da die besonderen Herausforderungen? Diese Touren sind anspruchsvoller und sehr interessant, sowohl im technischen, wie im physischen Bereich. Es gilt, früh genug unterwegs zu sein, um die vielen Höhenmeter vor der Tageserwärmung zu schaffen und allfälligen Nassschneelawinen zuvor zu kommen. Der Rucksack wiegt schwer, da auch Steigeisen, Pickel und Seil mitkommen. Die unterschiedlichen Schneearten, von Lawinenkegel bis hin zu herrlichstem Sulz, verlangen sicheres Skifahren. Um stets auf dem neusten Stand zu sein, besuche ich jedes Jahr einen NFS-Fortbildungskurs im Bereich Skihochtouren/Lawinen. Apropos Kondition: wie hältst du dich fit für solche Leistungen? Ich bin ein absolutes Bewegungsnaturell. So habe ich mein Hobby zum Beruf machen können. Als Wellnesstrainerin bewege ich jede Woche mehrere Nordic-Walking- und FITGYM-Gruppen. Zudem bin ich mindestens 2 x pro Woche im Jura oder in den Voralpen unterwegs. Alltagsarbeiten, wie etwa Kommissionen schleppen, Treppen steigen und dergleichen sollten wir als Training betrachten. Wichtig ist, immer dran zu bleiben. Wer fit ist, hat mehr Freude am „Türelen“ und bleibt verschont vor Zivilisationskrankheiten. abzugeben – die allerdings schwer zu finden sind. Daher hat die Sektion an ihrer letzten Hauptversammlung einstimmig beschlossen, den Mietvertrag für das Haus zu kündigen. Ergo wird die Sektion einiges an Inventar abzugeben haben, so etwa Matratzen, Wolldecken, Kopfkissen, Holzroste, Geschirr, Tische, Stühle, Metallschränke u.v.m. NF. Kannst du in wenigen Worten ausführen, was dich an Skitouren fasziniert? Die Berge sind meine Leidenschaft: Es ist das Gefühl von absoluter „Freiheit“ – für Aussenstehende wohl nur schwer zu verstehen! Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, auf einem erklommenen Gipfel zu stehen, unterwegs seinen Gedanken nachzuhängen, an die eigenen Grenzen zu stossen. Es ist die berauschende Abfahrt zurück ins Tal. Es ist eine Sehnsucht, die immer wieder gestillt werden will. Nähere Infos: Heinz Zaugg, 3018 Bern, e-mail: zamos@bluewin.ch; Tel. 031 992 45 34 Auf jeden Fall eine Wanderung Wert : Buchberghaus im Randen SH. 1 | 2013 Naturfreund 63 naturfreunde aktiv | patchwork Patchwork Internationale Naturfreunde-Wanderwochen 2013, Ober-Engadin Schweizerhof als Basislager… Sie kommen von überall her: zur Internationalen Wanderwoche. Die Internationalen Naturfreunde-Wanderwochen sind ein Phänomen. Dieses Jahr finden sie zum 49. Mal statt. Als Basislager dient der Schweizerhof in Pontresina. Die Einladung richtet sich an Menschen, die gerne wandern und Gesellschaft zu schätzen wissen. Wer in Pontresina residiert, dem liegen 550 Kilometer an Wander- und Bergwegen zu Füssen. Ob Sils, Maloja, Bernina, Moratsch oder Muottas Muragl – die Möglichkeiten sind enorm. Und dank dem Engagement des Wanderwochen-Teams unter Leitung von Bruno Geiser (NF-Sektion Dank Naturfreunden zum Wanden gekommen 25 Jahre Fricktaler Höhenweg Vor gut 200 Jahren hatte für kurze Zeit der Kanton Fricktal existiert. Durch diesen ExKanton (gehört heute zum Aargau) führt der vor 25 Jahren von Naturfreunde-Mitglied Max Mahrer (Sektion Möhlin) initiierte und bis heute durch ihn betreute Fricktaler Höhenweg. An diesem 60 km langen Wanderweg zwischen Rheinfelden, Frick und Mettau findet sich u.a. das NF-Haus Turmstübli, in dem Wandernde jeden Sonntag durch Naturfreunde der Sektion Möhlin mit einfachen Snacks bedient werden. Am 5. Mai wird auf dem Chaisacher (Sulzer Aussichtspunkt) das 25-Jahre-Jubiläum des Fricktaler Höhenwegs gefeiert. Ab Bahnhofplatz Frick verkehrt ab 8.20 Uhr und 9.05 Uhr je ein Extrabus zur Ampferenhöhe, ab dort in 60, respektive 30 Minuten zu Fuss an auf den Chaisacher; Festakt um 10 Uhr; Jubiläumsapéro 64 Naturfreund 1 | 2013 Langendorf) ist das Ganze samt Hotelunterkunft mit Sauna, Dampfbad und Whirpool auch für Normalsterbliche bezahlbar (Richtpreis Fr. 890.- pro Woche). Jeden Tag bietet das Team geführte Wanderungen in unterschiedlichen Stärkeklassen an, und also bieten sich der Teilnehmerin und dem Teilnehmer jeden Tag neue Einsichten auf ein Hochtal, das zu den attraktivsten Erholungsgebieten der Schweiz zählt. Termin: 20. Juli bis 3. August 2013; wobei die meisten Teilnehmer jeweils nur eine der beiden Wochen belegen. Anmeldung schriftlich bis 1. April 2013. NF. Nähere Infos: int-naturfreundewanderwochen.ch. offeriert durch die Gemeinde Laufenburg. Ab 11.30 Uhr Weiterwanderung via Büresteig, Laubberg ins Weindorf Mettau. NF. | naturfreunde aktiv Sektion Kloten: 50 Jahre – 50 Gipfel – 50 Gruppen… …und Kinder profitieren! Nachdem die Idee – nämlich zum 50-Jahre-Jubiläum an einem einzelnen Tag um 13 Uhr mit 50 Gruppen 50 verschiedene Gipfel zu besteigen – bereits kommuniziert worden ist ( „NF“ 5/12), sind nun auch die Gipfelziele bekannt. Angepeilt werden an diesem Tag (25. August 2013) einfachste und weniger einfache Gipfel. Dafür entrichtet jede/r TeilnehmerIn mindestens 10 Franken, und das auf diese Weise angesammelte Geld geht vollumfänglich an die Stiftung Theodore; das ist jene Stiftung, die seit 1993 speziell ausgebildete Künstler und Clowns in Spitäler entsendet, um dort hospitalisierten Kindern Freude und Heiterkeit zu schenken. Mit anderen Worten: die Naturfreunde Kloten (Präsident Roger Hardmeier) laden mit ihrer 50-Jahre-Jubiläums-Aktion „zum Wandern für ein Kinderlachen“ ein. Und unter den 50 möglichen Gipfelzielen findet sich mit Sicherheit für jede/n etwas Passendes; die Wahl reicht von A wie Alplispitz (1246 m) über F wie Fanenstock (2235 m), G wie Gemsfairenstock (2972 m) und Grosser Mythen (1898 m) bis zu I wie Irchel (680 m), R wie Rautispitz, S wie Speer (1950 m), U wie Uetliberg (869 m) und Z wie Zugerberg (925 m). Geleitet werden diese 50 Wanderungen und Touren durch 50 Naturfreunde-Leiterinnen und Leiter, die meisten davon aus der Sektion Kloten, einige auch aus den benachbarten Sektionen Effretikon, Wetzikon, Winterthur und Dübendorf. hg. Naturfreunde feiern Geburtstag, und Kinder in Spitälern dürfen sich freuen! Nähere Infos: www.naturfreunde-kloten.ch, roger.ursula@hispeed.ch, Roger Hardmeier, Tel. 079 666 20 28. Übrigens: die Aktion der Sektion Kloten wird auch unterstützt durch den Ausrüster Sherpa Outdoor und die CSS Versicherung. Nähere Infos: Max Mahrer, 4313 Möhlin, Tel. 061 851 14 73 NFS-Delegiertenversammlung 2013 Samstag, 25. Mai 2013 in Allmendingen BE - mit Vorabend-Programm am Freitag Regionalverband RV Berner Oberland Naturfreunde Schweiz NFS 1 | 2013 Naturfreund 65 naturfreunde aktiv | patchwork VORSCHAU auf „NATURFREUND“ 2/13 Im Juni lesen Sie… NFS-Naturkundetag bei Zollikofen BE Fleischfressende Pflanzen… Agglomerations-Gemeinden haben eine schlechte Presse. Wir verbinden Agglomerationen mit rauen Sitten, Anonymität und Autobahnzubringern. In dieser Sichtweise aber bleibt vieles, zu vieles unbeachtet! Denn auch Agglomerationen haben eine Geschichte, und auch in Agglomerationen leben Menschen, die ihre Umwelt in positiver Weise gestalten und pflegen. Also gibt’s auch in Agglo-Gemeinden Gegenden, die geradezu bezaubernd sind. Eine Möglichkeit, sich genau dieser Tatsachen bewusst zu werden, bietet der NFSNaturkundetag vom 9. Juni. Er führt über den Landschaftsweg Zollikofen (Zollikofen ist Vorortsgemeinde von Bern). Und auf diesem Landschaftsweg lässt sich gut beobachten, welche Kräfte die Landschaft formen, seien es die Natur Landschaft des Jahres entdecken Tour d’Horizon! Vom 20. bis 29. Juni dauert die Tour d’Horizon durch die Landschaft des Jahres 2013/14 am Oberrhein. Die Reise richtet sich insbesondere auch an Leiterinnen und Leiter, die zu einem späteren Zeitpunkt mit ihrer Sektion oder Gruppe an den Oberrhein reisen möchten. Organisiert wird die Tour durch die Naturfreunde Internationale NFI in Zusammenarbeit mit NaturfreundeGruppen der Region. Auftakt 66 Naturfreund 1 | 2013 oder der Mensch. So etwa hat ein Seitenbach der Aare, der Chräbsbach, einen tiefen Graben in die Landschaft geschnitten und erlaubt auf diese Weise Einblicke in den geologischen Aufbau des Terrains. Und an diesem Bach, an der Aare, liegt das Barock-Schloss Reichenbach, erbaut von Beat Fischer (dem Begründer des bernischen Postwesens), der hier auch eine Biersiederei errichtet hatte. Und nicht weit davon findet sich Quelltuff, auf dem das Fettkraut, eine fleischfressende Pflanze wächst. Und oben auf den Matten, in den Hochstamm-Obstbäumen (ein Bijou etwa ist die Wahlen-Allee vor der Landwirtschaftlichen Schule Rütti) haben Ornithologen bereits 35 Vogelarten ausgemacht… Derlei lässt sich am 9. Juni entdecken. Geleitet wird die Exkursion durch zwei intime Kenner: einerseits René Merki (Pilzkontrolleur und bis vor kurzem hauptamtlicher Gemüsegärtner der Landwirtschaftlichen Schule Rütti) und andererseits Brigitte Käser Rusli, Landschaftsarchitektin und Lehrerin. NF. Alles im Fluss leben und arbeiten auf dem Rhein – Gespräch mit einem Schiffsführer. Oberrhein – Landschaft des Jahres 2013/14: Details und Anmeldung: Naturfreunde Schweiz, mirjam.wittwer@naturfreunde.ch, Tel. 031 306 67 67. Impressionen aus der Auenlandschaft zwischen Breisach und Karlsruhe – per Velo, immer schön dem Rhein entlang. An der Aare: Schloss Reichenbach. Oberrhein – Landschaft des Jahres 2013/14: Radeln im nördlichen Piemont: Winzerdörfer, Wallfahrtsorte, Druidenaltar Ferien in Italien und Zeit finden für Wesentliches. Wandern im Dreiland FrankreichDeutschland-Schweiz. Nähere Infos: www.nfi.at, Anita Pinter, Naturfreunde Internationale, anita.pinter@nfi-int.org, Tel. 0043 01 892 38 77. bildet der Besuch von Karlsruhe (u.a. Führung durch das Zentrum für Kunst- und Medientechnologie). Weitere Programm-Leckerbissen: Fragen zur Energie mit Wasserkraftwerk Iffezheim und Besuch des Windmühlebergs; Umweltarbeit im Fluss mit Fischtreppe von Freistett; Wandern in den Vogesen durch die Col de la Schlucht; Wandern am Westhang der Hornisgrinde; Textiltradition Oberrhein – Landschaft des Jahres 2013/14: bei Wesserling (vom Spinnen bis Färben); Besuch beim Holzschuhmacher; per Velo in die Elsässer Weinberge; Blick auf Freiburg als „Green City“; römische Vergangenheit in Augusta Raurica; Stadtführung Basel u.a. m. Kosten: je nach Variante (mit oder ohne Dinner) 850 Euro, respektive 780 Euro, inklusive Übernachtungen, Leihvelos und sämtliche Führungen. NF. Naturfreund Herausgeber Naturfreunde Schweiz NFS, Geschäftsstelle Pavillonweg 3, Postfach 7364, 3001 Bern, Tel. 031 306 67 67, rolf.kaeser@naturfreunde.ch Verlagsleitung Übersetzungen François Grundbacher, Norbert Li-Marchetti (Umfrage) Redaktionsadresse Rolf Kaeser Naturfreunde Schweiz, Herbert Gruber, Postfach, 3001 Bern, herbert.gruber@naturfreunde.ch Auflage Druck & Versand Preise Papier 24‘250 Exemplare Deutsch; 5‘750 Exemplare Französisch. 94. Jahrgang. Erscheint 4 x jährlich. CHF 8.50.– pro Einzelausgabe; CHF 30.– für Jahresabonnement. Online www.naturfreunde.ch Redaktionsleitung Herbert Gruber Mitarbeit an dieser Ausgabe Michael Buholzer, Elias Branch, Lukas Handschin, Christoph Mani, Beat Schneider, Christian Schmid, Erika Schumacher. Le Pays, Centre d’Impression Le Pays SA, 2900 Porrentruy 1, Tel 032 465 89 39, porrentruy@lepays.ch Umschlag: Condat Infinity halbmatt gestrichen FSC-Mix 115 gm², holzfrei Inhalt: UPM Cote M Augsburg matt gestrichen 70 gm², holzhaltig Inserate Le Pays, Centre d’Impression Le Pays SA, Case postale 1116 2900 Porrentruy 1, Tel 032 465 89 39, porrentruy@lepays.ch Inserateschluss 31. Mai 2013 für 2/13; 30. August 2013 für 3/13; 22. November 2013 für 4/13. 1 | 2013 Naturfreund 67 Liebe auf den ersten Sitzkontakt Leben ist Bewegung und ohne Bewegung findet Leben nicht statt. HÅG-Stühle aktivieren die natürlichen Bewegungen des Körpers. Was ist der Unterschied? Bei HÅG Capisco haben Sattel und Reiter Pate gestanden. Niemand sitzt so aktiv wie ein Reiter im Sattel. Als Bürostuhl regt der HÅG Capisco zu mehr Bewegung, Abwechslung und neuen, natürlichen Sitzpositionen an. Sitzen Sie so hoch oder so tief, wie Sie wollen. Die erhöhte Sitzposition öffnet den Winkel zwischen Oberschenkel und Oberkörper und richtet den Körper auf. Je aufrechter wir sind, desto ausbalancierter ist die Wirbelsäule. Sie finden keinen anderen Arbeitsstuhl, der sich so gut an verschieden hohe Arbeitsflächen anpassen lässt. HÅG Stühle vereinen ganzheitliches skandinavisches Design, eine dynamische Ergonomie und Pioniergeist im Bereich des Umweltschutzes. HÅG ist uneingeschränkte Bewegung für Menschen und Unternehmen – the HÅG Movement! Generalvertretung Schweiz Mo Moll GmbH Panoramaweg 33 5504 Othmarsingen T 062 885 06 60 www.hag-global.com/ch Probieren Sie es aus: Verlangen Sie Ihren Teststuhl für 14 Tage, unverbindlich und kostenlos mittels email an: info@momoll.ch mit dem Vermerk Naturfreunde 01/13