homo technicus - Politikorange
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homo technicus - Politikorange
»Wireless Life« »Verpasste Chancen« »Schlaues Fernsehen« Über das neue Leben zwischen Bits und Bytes. 3 Die Musikindustrie verpasst das digitale Zeitalter. 8 Die Zukunft deutscher Wohnzimmerkultur. 15 29. August bis 3. September 2003, Berlin Zeitung zur Internationalen Funkausstellung (IFA) politik orange HOMO TECHNICUS Oder: Mein Handy ist mein Fernseher, ist meine Kamera, ist mein Postfach, ist mein Freund. Von Andreas Menn >> Abenteuerpark IFA. Technikschau für Konsumenten: Viel Technik und noch mehr Show. FOTO: CHRISTOPH NAUMMANN Es gab tatsächlich einmal Zeiten, da empfingen die Fernseher nur ein Programm. Nicht, weil es die Technik nicht anders zuließ, sondern weil nicht mehr gesendet wurde. Drei Stunden Programm produzierte die ARD anfangs am Tag, davor und danach gab‘s nur noch Rauschen auf dem Schirm. Während dieser drei Stunden versammelte sich die gesamte Familie vor dem Fernseher und schaute das komplette Programm. Man tat nichts anderes währenddessen. Fernsehen Anfang der 50er: Das war ein Ereignis. Und wer einen Fernseher besaß, war König. IFA 2003: Der gute alte Fernseher ist verschwunden. Seinen Platz füllen viel schmalere, viel schärfere und viel digitalere Flachbildschirme, die hier in einer Masse an den Wänden hängen, als seien sie wie ein funkelnder Heuschreckenschwarm in die Messehallen eingeflogen und hätten sich dort in jedem Winkel festgesetzt. In ihrem gleißenden Flimmerlicht spielen andere technische Wunderwerke das Spiel der gegenseitigen Überbietung: Immer winzigere Digitalkameras für die Westentasche, immer funktionsreichere Handys, immer leichtere Laptops für unterwegs. Und nicht nur in der Technik, sondern auch im Design versuchen sich die verschiedenen Anbieter gegenseitig zu übertrumpfen. Konsumelektronik muss heute nicht nur das können, wofür sie geschaffen ist - Fotos machen, Ton abspielen, Bilder übertragen. Sie muss darüber hinaus komfortabel sein und handlich, dazu trendy und chic. Sie muss sich möglichst flexibel auf die persönlichen Prioritäten des Nutzers einstellen. Und wer einen Fernseher besitzt, ist vor allem immer nur eines: Auf technisch veraltetem Stand. Überhaupt: Ein Fernseher ist nicht nur ein Fernseher. Wenn es nach den Ideen kreativer Produktentwickler geht, dann wird der Flachbildschirm demnächst zur zweidimensionalen Schnittstelle zwischen virtueller und reeller Welt, an der wir unser gesamtes Leben organisieren. Einkaufen, im Internet surfen oder die Spülmaschine programmieren - alles soll sich zentral steuern und erledigen lassen. Die totale Vernetzung: Ein Trend, zu dem erste Studien schon auf dieser IFA zu bestaunen sind. Der zweite Trend: Mobilität. Unterwegs telefonieren, banken, surfen - dafür gibt es längst techische Lösungen. Damit verbunden ist eine dritte Entwicklung: Hybridisierung. Die kleinen Helfer, die uns den Alltag komfortabel und effizient machen sollen, werden immer vielseitiger. Vor einigen Jahren äußerte sich das im Schlagwort „Multimedia“ beim Desktop-PC. Nun greift die Entwicklung in andere Bereiche über. Ein Handy ist heute kein Handy mehr, sondern gleichzeitig Terminplaner, Adressbuch, Fotoapparat, MP-3 Player Radio und - eine Neuheit auf der diesjährigen IFA - sogar Fernseher. Neue Hybride kommen auf den Markt, die immer mehr Funktionen in sich vereinen. Dahinter steckt ein soziales Phänomen: Unser Umgang mit der Technik hat sich radikal verändert. Sie ist längst nicht mehr nur Werkzeug für Profis oder Spielzeug für Freaks. Technik ist unser alltäglicher Begleiter, daheim wie unterwegs. Wie selbstverständlich greifen wir zum Mobiltelefon, ein Instrument, das zehn Jahre zuvor nur entweder sehr reiche oder sehr durchgedrehte Leute mit sich herumtrugen. Plötzlich sind wir überall und jederzeit erreichbar. Und wir machen uns kaum Gedanken darüber, was diese Entwicklung für unser Leben bedeutet. Die neuen Techniken erweitern unsere Möglichkeiten. Und wo alles möglich ist, kann man jederzeit und allerorts alles Mögliche machen. Das führt zu paradoxen Situationen: Beim Bergwandern in der Einsamkeit per Handy nach Hause telefonieren; beim Urlaub am Strand auf dem Laptop Geschäftsmails lesen; im Zug Fernsehen. Heute geht alles gleichzeitig. Multitasking heißt das Zauberwort, das nicht zufällig der Computersprache erwachsen ist. Arbeit wird auf dem Bildschirm in verschiedene Sphären geteilt, in Fenster, die man beliebig nebeneinander anordnen und zwischen denen man willkürlich wechseln kann. Fortsetzung auf Seite 13... 02 konzentrat politik orange impressionen wann der funke übersprang geschichte der funkausstellung Radio für die Massen, das erste Farbfernsehen, die erste „Compact Disc“ - die IFA hat viele Innovationen gezeigt seit ihrer Ersteröffnung 1924. Die Funkausstellung kann auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken: Durch den 2.Weltkrieg unterbrochen, erstand sie 1950 wieder auf und wurde erst einmal zur Wanderausstellung. Standorte waren unter anderem Frankfurt, Dortmund und Stuttgart. Letztlich bewies sich doch Berlin als der überlegene Standort: 1971 kehrte sie endgültig dorthin zurück und findet seitdem zweijährlich auf dem Berliner Messegelände statt. Die IFA war immer ein Spiegelbild der technischen Entwicklung ihrer Zeit. Die besten Innovationen werden auf der Funkausstellung präsentiert, Weltneuheiten vorgestellt. Nicht alle davon liegen schon am folgenden Weihnachten unterm Baum: Die CD war bereits 1979 die Neuheit auf der IFA, brauchte aber noch über 15 Jahre um sich endgültig zu etablieren. Über 950 Firmen nutzen die Plattform der IFA. Dabei präsentieren sich nicht nur Hersteller auf der IFA zu Deutschlands dunkelsten Zeiten eröffneten Propaganda-Minister und Albert Einstein die Ausstellung; heute setzen demokratischere Politiker die Tradition mit Schreinemarkers-Talkrunden fort und erhöhen damit ihren Publikumswert. Seit 1986 hat die IFA Konkurrenz aus dem Süden: Die jährlich stattfindende CEBIT lockt mit deutlich mehr Fachpublikum die Aussteller nach Hannover. Sebastian Olényi ifa-splitter: intermezzo in der wellness-lounge saftig Frisch, fruchtig, selbstgepresst! Vom 28.8. bis zum 1.9. 2003 machten sich wieder einmal 25 Nachwuchsjournalisten daran, vier Tage lang zu recherchieren, fotografieren, zu schreiben und zu layouten: Am Ende entstand eine weitere politikorange- Veranstaltungszeitung. Frisch - weil jugendlich und unbelastet. Fruchtig - weil kritisch und hinterfragend. Selbstgepresst - weil von Jugendlichen selber organisiert und produziert. Wie man mitmachen kann, steht auf Seite 14. Viel Spaß beim Lesen wünscht euer politikorange-Team Intermezzo in der Wellness-Lounge: Zwei Männer in Anzügen liegen in den summenden Massagestühlen: links in Grau mit lila Hemd - schon entschlafen-; rechts in Beige, die Krawatte aufgeknöpft, still meditierend. Träumt vom großen Geschäft. Vielleicht. +++ Der Brockhaus ist schon da. Eingepfercht zwischen den weinroten ledernen Einbänden sitzt ein beleibter Herr fortgeschrittenen Alters, die Lesebrille vor sich auf dem Tisch. ,,Ich bin hier schon seit 30 Jahren dabei. Und immer noch kommen die Leute gern hierher.“ Ein gewisser Stolz schwingt in seiner Stimme mit. Statt für dreieinhalb verkaufe er die sämtlichen Bände für zweitausendachthundert Euro. Aha. Ein Mann tritt hinzu. ,,Wann gibt es denn die aktualisierte neue Ausgabe?“ 2016. ,,Oh“, sagte da der Mann, ,,das ist zu spät...“ und zieht seinen Hut. Die 24 Bände gibt es übrigens auch digital - auf nur zwei CD´s. Für eintausend Euro. +++ www.medien-kirche.de. Regina Räthel steht für die ARD vor der Kamera und spricht das Wort zum Sonntag. Kirche im Ersten. Sie spricht so leise, dass man sie nicht versteht. Über ihr ein Schild: Katholische Kirche in Radio, Fernsehen und Internet. Daneben Info-Tafeln zur Kirche bei RTL und SAT1 - ganz dezent am Rande, versteht sich. multivitamin 03 WIRELESS LIFE Von der totalen Vereinnahmung des Menschen. Von Jan-Henning Niediek Die Freiheit unbegrenzter Kommunikation - kein Novum, sondern seit Beginn des Siegeszuges von Handy & Co längst Realität. Was würden wir inzwischen ohne den kleinen, fiependen Begleiter machen? Heutzutage bewährt sich das Gerät gar als Kommunikationszentrale des modernen Menschen. Termine, Notizen und Emails können abgerufen und verwaltet werden. Unschöner Nebeneffekt: Es kristallisiert sich eine Abhängigkeit von der Technik heraus, die schlagartig bewusst wird, wenn eines der Geräte einmal nicht wie gewünscht funktioniert. Doch hierbei gilt: Des einen Leid, des anderen Freud. Der Luxusverwöhnte ist schneller bei der Hand mit einer neuen, besseren Lösung - er ist der Grund für Innovationen und die multitalentierten All-in-One-Produkte der Branche. Der Wahn, mobil zu sein, hört nicht dort auf, wo verbale Kommunikation beginnt. Abseits vom Mobilfunkmarkt gibt es ungeahnte Möglichkeiten, den Menschen zu verwöhnen und ihm - der Technik sei Dank - das Leben „einfacher“ zu machen. Zu Hause drahtlos in der Hängematte liegen und surfen, das ist, so weiß nun jeder, das Maximum an Komfort. Dabei ist die Anwendung nicht auf Hängematten beschränkt, selbst Badewannen und Heimtrainer können zum Tatort des mobilen Workaholic werden. Die Technik, von der der Mensch eigentlich profitieren möchte, macht ihn sich zum Untertan. Kabel- und damit ortsgebundene Kommunikation wird als Einschränkung, als empfindliche Störung des Gefühles von Freiheit empfunden. Der Arbeitsplatz als solcher hat ausgedient; der moderne Schaffende möchte dort aktiv werden, wo es ihm gerade gefällt. Eine angenehme Umgebung bedingt in erheblichem Maße die Effizienz kreativer Arbeitsergebnisse, wissen nicht nur Personalverantwortliche. Die Bereitschaft, Mitarbeitern größere Freiräume zu gewähren, Arbeitszeit und -ort betreffend, steigt zunehmend. Das Kabel als Fessel an Althergebrachtes, als Beschränkung persönlicher Bedürfnisse muss ersetzt werden durch die neue Technik - ungebunden soll es sein. Wie beim Handy bereits offensichtlich, scheint sich die Prämisse „go mobile“ in vielen Bereichen durchsetzen zu wollen. Zumindest die Unternehmen verfolgen eine klare Strategie: So wird beispielsweise DigitalRadio nicht als Ergänzung eines etablierten Mediums präsentiert, sondern als Komplettlösung, runderneuert und mit mannigfaltigen Möglichkeiten. Das Home-Cinema, wie vieles auf der diesjährigen IFA keine wirkliche Innova- LEARNING BY DOING wählt und dort einen Auftrag erhält, den es zu realisieren gilt. Wählt der Besucher beispielsweise letzteren, so muss er ein Layout entwerfen, Bilder und Texte bearbeiten und den Entwurf am Computer umsetzen. Nachdem er ein geeignetes Druckereiangebot gefunden und den Druck vorbereitet hat, erhält der Teilnehmer einen Ausdruck seiner Arbeit. Dabei wird er vom Entwurf bis zum Druck von Auszubildenden unterstützt, die ihm auch Fragen zu Ausbildung und Beruf beantworten. „Dieses Learning-by-doing-Konzept möchte einen praktischen Einblick in den Beruf bieten“, erläutert Sabine Quandt vom Arbeitskreis Medienpädagogik. Darum gibt es auch sogenannte „gläsernen Studios“, in denen man tion, wird erweitert und in die digitale Welt voll integriert. Über so genannte HomeServer-Systeme besteht die Möglichkeit, ein und denselben Film sowohl in der Küche (vielleicht auf dem im Kühlschrank integrierten Bildschirm) als auch im Wohnzimmer auf der großen HeimkinoAnlage zu sehen - ohne einen eventuellen Verlust an wichtigen Informationen in Kauf nehmen zu müssen. Die absolute Vernetzung als Endziel - Illusion und Dystopie zugleich? Denn obwohl totale Information, Reizüberflutung und ständige Erreichbarkeit als lästig empfunden werden, springt der Konsument auf viele Neuentwicklungen an. Das drahtlose Leben, das ist es, was uns gerade noch fehlte. Wie könnten wir, nun, nachdem man uns den Komfort der neuen Technologien schmackhaft gemacht hat, je wieder darauf verzichten. überblick medienberufe Auf der IFA 2003 gibt es nicht nur Technik, sondern auch handfeste Infos zu Medienberufen. Von Florian Hirsch und Anne Wendt Schauen. Nehmen. Gehen. So erleben die meisten Jugendlichen den überwiegenden Teil der Messe. Auch der „young media park“, veranstaltet vom „Arbeitskreis Medienpädagogik“, mag auf den ersten Blick nicht anders sein. Doch was man von hier mitnehmen kann sind nicht nur Giveaways sondern nützliche Erfahrungen, denn der „young media park“ bietet nicht nur Infos rund um Medienberufe, sondern auch die Möglichkeit, diese praktisch auszuprobieren. Wer sich für Medienberufe interessiert, kann sie auf der Messe exemplarisch für eine Stunde ausüben. „Job Detectives“ heißt das Spiel, in dem man aus den Bereichen „Bild und Ton“, „Veranstaltungstechnik“ oder „Digital und Print“ den persönlichen Favoriten >> Von der Nabelschnur getrennt: Wireless Life gibt uns die Freiheit, die wir immer schon hatten. Auszubildenden bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen kann. Veranstalter des „young media parks“, ist der „Arbeitskreis Medienpädagogik“, ein gemeinnütziger Verein, der sich mit Berufsorientierung, Vorbereitung und Ausbildung in sechs Berufen beschäftigt. Das Konzept wurde 1999 entwickelt und ist seit dem bereits zwei Mal erfolgreich auf der IFA durchgeführt worden. An der Organisation und Gestaltung sind auch Lehrlinge aus verschiedenen Bereichen beteiligt. Schirmherr des Projekts ist Klaus Böger, Bildungssenator in Berlin. Zudem wird das Projekt von vielen anderen Jugend- und Medienorganisationen und Firmen unterstützt, die im Medienbereich tätig sind und ebenfalls Ausbildungsplätze anbieten. Als MediengestalterIn entwickelt man kreative Gestaltungskonzepte für Bildschirmpräsentationen und Printmedien und setzt diese am Computer um. Ähnliche Aufgaben hat ein Mediengestalter für Bild und Ton, dessen Arbeitsbereich vorwiegend Kino-, Fernsehoder Videoproduktion ist. Er richtet Aufzeichnungstechnik ein und ist zuständig für die Aufnahme und Bearbeitung von Bild- und Tonmaterial. Die Film- und Videoeditoren sichten und schneiden dieses zu stimmigen Endprodukten. Wer seine Stärken eher im technischen und weniger im kreativen Bereich sieht, für den bietet sich die Ausbildung zum Veranstaltungstechniker an. Als solcher ist man vor allem bei Konzerten, Messen, Theateraufführungen und Fernsehshows tätig, wo man unter anderem für Bühnen- und Kulissenbau, sowie Studio-, Video- und Lichttechnik verantwortlich ist. Auch kaufmännische Berufe haben ihren Platz in der Medienbranche. Ein Kaufmann für audiovisuelle Medien beispielsweise ist verantwortlich für Material, Technik, Kosten, Kundenbetreuung und Personal. Der Veranstaltungskaufmann dagegen plant und organisiert kulturelle Veranstaltungen. 04 obststand politik orange BEDRUCKTE ROHLINGE Deutschrock bietet bunte CD-Roms zum Selberbrennen an. Vorbei sind die Zeiten, in denen unter zahlreichen Rohlingen der gewünschte nicht mehr gefunden werden konnte. Alle gleichen sich, die Beschriftung lässt zu wünschen übrig und so kann nicht geklärt werden ob die gefundene CD Fotos von der letzten Party enthält oder den Umzug dokumentiert. Dem ersucht die Firma deutschrock mit seinen „Burnables“ zu entkommen. „Burnables“, das sind bedruckte, beschreibbare CD-Rohlinge zu verschiedenen Themen. So ist auf der Che Guevara etwa Latino-Pop zu hören während auf der Disk mit dem Herr der Ringe-Cover die Musik zum Film zu finden ist. Thematisch sind die bunten CDs verschieden gestaltet: Düstere Alienmotive sind genauso zu finden wie poppiger Sommer-Style. Auf der IFA stellen die Deutschrocker ihr neues Produkt erstmalig in Halle 1.1 vor. In den Verkaufsregalen sollen die bedruckten Rohlinge bald ausliegen - zum Preis von 2,50 Euro. Anzeige UNSTERBLICHE LIEDER Preisträger des Rio-Reiser-Songpreises treten auf der IFA auf. Gute Stimmung bei anspruchsvollen Liedern. Von Moritz Remig Rio Reiser ist tot. Doch seine Songs leben weiter. Immer noch werden Lieder des erfolgreichen Sängers, Komponisten und Autors gecovert und zu neuen Versionen gemixt. Die Texte kennen fast alle auswendig, mit singen kann jeder. Einige indes beherrschen das Mitsingen so gut, dass sie ganz alleine singen: Beim Rio Reiser Songpreis. Der vom Rio Reiser Haus e.V. ausgerichtete Wettbewerb wird in diesem Jahr erstmals von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) unterstützt. Die Unterstützung der bpb blieb nicht ohne Folge, war die Teilnehmerzahl mit 601 doch erstaunlich hoch. Aus denen wählte am 23. August in Fresenhagen eine Jury, unter anderem der Schlagzeuger von „Ton Steine Scherben“ und Marianne Rosenberg, die Sieger. JULI aus Gießen, der Berliner Werner Bettge und die Cottbuser Truppe SPN-X hatten am Ende die Nase vorn´, es gab drei gleichwertige Gewinner. Sie erhalten jeweils einen Förderpreis in Höhe von 2500 Euro. Rio Reiser gilt als einzigartiger deutschsprachiger Künstler mit einem weltoffenen, humanistischen Ansatz. „Seine Auftritte waren spektakulär. Er ging bei jedem Auftritt an seine Grenzen, verausgabte sich jedes Mal, als sei es das letzte Mal“, sagt Schlager-Ikone Marianne Rosenberg zu ihrem ehemaligem Kollegen. Niemand sei ihr in Deutschland bekannt, der eine solche Ausdruckskraft habe, wenn er singt, wie Rio sie gehabt habe. Sprache habe er in der Musik neuartig genutzt. Die Gewinner-Gruppen aus den letzten Jahren wie z.B. Die Elenden, Sieger im Jahre 2001, waren am Sonntag auf der IFA zu sehen. Mit Songs von Rio Reiser versteht sich. obststand 05 Zeitung zur Internationalen Funkausstellung 29. August bis 3. September 2003, Berlin >> Merchandising: Alles abgreifen, was es umsonst gibt. ifa-splitter: der große hagere mann mit der sonoren stimme Ein großer hagerer Mann in dunkelblauem Anzug kommt pfeiferauchend den Gang entlang. Langsam geht er an mir vorbei. Ich dreh mich um und schau ihm nach. An der Ecke vor dem Stand mit den Miniradios made in china ist er stehen geblieben, scheint in Gedanken. Ich gehe auf ihn zu und spreche ich an. Er mustert mich etwas befremdlich, schmunzelt dann und zieht bedächtig seine Pfeife aus dem Mund. Stahlblaue Augen unter grauem Haar. ,,Sie dürfen schon...“, sagt seine tiefe sonore Stimme. Er wolle sich einen Eindruck von der Stimmungslage machen. Was die Japaner und Chinesen denn an Kommunikationstechnik zu bieten hätten. Er arbeite bei einem großen Energieunternehmen und kooperiere viel mit Russland und fernöstlichen Ländern. ,,Mich interessiert es halt, ob die Koreaner hier mit buntbemalten Lämpchen und Bügeleisen herkommen, oder ob sie Innovatives zu bieten haben. Hier können Sie ja alles erleben.“ Er lächelt. Dann zieht er wieder an seiner Pfeife. Schweigen. Auf seiner Visitenkarte steht: Eike Müller-Elschner, Member of the board. FÜR UMSONST Auf der IFA gibt es zahlreiche Angebote für lau. Erfahrene Besucher stauben sogar Elektrogeräte ab. Moritz Remig war unterwegs und hat die besten Angebote gesammelt. Der Transport zur Internationalen Funkausstellung (IFA) kostet nichts. Schon die ersten Ersparnisse lassen sich auf dem Weg zur IFA in den ShuttleBussen tätigen. Kurz währt die frühe Freude über eingeheimste Cents, denn schon an der Kasse muss der Besucher die nächsten Euro zusammenraffen. 12,50 Euro kostet die Tageskarte, wer schon vorher Karten kaufte sparte vier Euro. Es lohnt sich. Auf der Messe gibt es zahlreiche kostenlose Angebote an fast allen Ständen. Zumindest Kugelschreiber, Schlüsselband oder Aufkleber hat jeder gut sortierte Stand vorrätig. Am Anfang genügen noch die einfachen Give-Aways, doch der Besucher will bald mehr, Prospekte allein reichen nicht. So erging es Eberhard Seidel. Der Berliner wollte anfangs nur Pins Sammeln. „Dann habe ich jedoch einen DVD-Player gewonnen und unzählige Schlüsselanhänger bekommen“, sagt Seidel. Das Sammel-Fieber war entfacht, zahlreiche Eroberungen sollten folgen. Anderen Besuchern erging es ähnlich. Wer Schwein hat, soll auch ein Schwein bekommen. So zumindest lautet die Auffassung bei der deutschen Fernsehlotterie. Einmal am Rädchen drehen, einen Golfball putten oder das Autorennen gewinnen und schon ist man stolzer Besitzer eines „Piggo“, dem Glücksschwein der Lotterie. Wer mag, kann die Sau auch käuflich erwerben, doch dem erfahrenen Messebesucher, der überall etwas abstauben möchte, ist diese Variante viel zu langweilig. Kriegt man das Maskottchen für lau, werden bis zu acht Euro gespart. Weitere Preise wie Jahreslose winken den Sparfüchsen. Wenige Meter weiter lässt die Sportschau auf ein Tipp-Kick-Tor schießen. Drei Schuss, drei Treffer und Kappe, Schlüsselband sowie T-Shirt wechseln den Besitzer. Geschenke von netten Hostessen Verbatim verteilt da schon eher Praktisches an die Messebesucher. In Halle 3.2 verschenken nette Hostessen, teils auf Anfrage, einen CDÖffner. Vorbei sind die Zeiten in denen das Öffnen der in Plastikhüllen eingeschweißten CD zur Qual wurde. Einmal den Öffner außen entlang führen und - ritsch ratsch - ein feiner Schnitt ist gemacht. Nun lässt sich die CD problemlos öffnen. Wer seine eigene Digitalkamera mit auf die IFA gebracht hat kann sich an vielen Ständen etwa dem der Telekom (Halle 6.2) oder in Halle 3.2 bei Kodak die Bilder auf Fotopapier ausdrucken lassen. Bei Nikon in Halle 3.2 darf man Fotos am Stand machen. Ausdrucke gibt es hinterher. Moderner geht‘s mit einem MMS-Handy, das dank der integrierten Digitalkamera Fotos aufnimmt und diese gleich durch die Weiten des WWW schickt. Den Service bieten unter anderen connect und Vodafone in Halle 4.2 an. Neben Materiellem gibt es Spaß und Sport für lau: Wer sich in Halle 6 bei den Happy Digits anmeldet erhält, kommt er früh genug, ein Surfboard. Die Version zum Aufblasen verteilt die Telekom bei Übergang zwischen Hallen 4.2 und 6.2. Die Luftwaffe hat einen Flugsimulator in Young Media Park Halle 9 aufgestellt, bei der Allianz, eine Ecker weiter, geht es in einem Formel 1-Wagen über die Landstraße und der ADAC lässt Cockpit-Feeling beim Playstation-Spiel aufkommen. Bei InFocus gar ist ein Fahrrad aufgebaut. Ein Beamer wirft eine Bergstraße an die Wand und die virtuelle Abfahrt vorbei an tiefen Schluchten beginnt. Gleich zwei Varianten von Boards verteilt die Telekom. Auf den Boden der Tatsachen zurückgekommen stellt sich nach der sportlichen Betätigung ein leichtes Durst-Gefühl ein. In der anderen Young Media Hall wird dieses befriedigt: Vanilla Coke und Powerade werden in Halle 1.1 ausgeschenkt. Einzig die Verpflegung lässt zu wünschen übrig. Zwar gibt es Gummibärchen, Pfefferminzbonbons und Kaugummis an fast jeder Ecke, doch ist dies das Höchste der gourmetischen Verlange. Eigene Visitenkarten werden in Halle 1.1 erstellt. Die Bundesinitiative „Jugend ans Netz“ druckt für umsonst 30 farbige Visitenkarten. Allerdings erst nach der Messe. Dann werden die Aushängeschilder nach Hause geschickt. Überhaupt, was dem Messebesucher so alles nach Hause geschickt wird. Bei endlos vielen Ständen hat der Abstauber seine Mailadresse samt Postanschrift hinterlassen. Das Ausmaß wird wohl erst in den nächsten Wochen bekannt. Doch Abstauben ist eine hohe Kunst für sich. Feilschen, Überzeugen und Einstecken will gelernt sein. Neben Überredungskünsten und einem entwaffnenden Lächeln sollte im Gepäck der Souvenirjäger stets Tauschbares untergebracht sein. So manche Dinge lassen sich mit einem Handel, sei es lediglich eine Tüte Süßigkeiten zum Tausch, bekommen. Erfahrene Messebesucher bringen es auf Technikgeräte, Verpflegung an den Ständen, mehrere Taschen, zahlreiche Schlüsselbänder und unzählige Prospekte. Eines allerdings muss jeder IFA-Besucher mit nach Hause nehmen: Wer nicht wenigstens die ARD-Tasche mit dem Konterfei Sandra Maischbergers in den Händen hält, hat auf der Funkausstellung etwas falsch gemacht. 06 obststand WIR WERDEN ZUSAMMEN ALT Mainzelmännchen, Sportstudio und das ZDF werden 40. Von Gesche Roy Auf jedem Sender begegnet sie dem Zuschauer und immer zu oft, zu laut und in den unpassendensten Momenten: Werbung. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) hat seit 40 Jahren die Mainzelmännchen, die dem Zuschauer die Verbraucherinformationen versüßen. Seit Anbeginn des Senders bespaßen die sechs Runden Kerle mit Zipfelmützen das Fernsehpublikum. Dabei haben sie sich eben so wie das Profil des Senders gewandelt. In den 80er Jahren wurden die Männchen noch ein bisschen runder als ihr Erfinder Wolf Gerlach sie 1963 erfand und seit 1990 hat jedes Männchen sein eigenes Profil. So gibt es nun das liebe Schleckermäulchen Anton, den optimistischen Techniker Berti, den kleinen und musischen Conni, Dr. Det Mainzelmann, den schelmischen Naturfreund Edi und den Allround-Sportler Fritzchen. Der mittlerweile 75jährige Gerlach war ursprünglich Theatermaler, hat sich aber durch seine Erfindung für den Sender einen Ruf als Karikaturzeichner gemacht. Neben Anton, Berti, Det, Edi und Fritzchen hat Gerlach auch noch „Kasimir“ Anzeige vom WDR und „Leo und Leo“ vom Bayrischen Rundfunk ins Leben gerufen. Heute werden die Geschichten aus dem Leben der sechs kleinen Freunde nicht mehr vom Erfinder selbst sondern von der „Neuen FilmProduktion - Animation Film GmbH“ (NFP) in Wiesbaden ersonnen und verwirklicht. Hannelore Gerneth schreibt hier seit zwanzig Jahren die Konzepte für die kleinen Episoden, die nur wenige Sekunden lang sein dürfen und kümmert sich zum Schluss um die Vertonung. Zur Vertonung gehören Geräusche wie kratzende Federn oder quietschendes Gummi. Denn sprechen können die Mainzlmännchen außer dem berühmten „Gud‘n Aaamd!“, dass von Gerlach selbst synchronisiert wurde, bekanntlich nicht. Chefzeichner Jürgen König macht aus den Ideen dann Roughs („Rohbilder“) und Clean-Ups, von denen bis zum fertigen Clip nur noch die Farbe fehlt. Den Hintergrund bekommen die kleinen Geschichten der Mainzelmännchen dann von Christiane Girschner. Die Zusammenarbeit zwischen NFP und dem ZDF ist sehr eng - schließlich will man auch nichts produzieren, was nicht abgenommen wird. Bisher wurden über 2500 Minuten mit den Abenteuern der Männchen in 40.000 Filmen gefüllt. Auf den enormen Zuspruch des Publikums hin wurden den Männchen nicht nur Namen gegeben sondern sie erhielten auch einige Preise: den „Goldenen Mainzelmann“ für über neun Millionen verkaufte Figuren, die „Goldene Schalplatte“ für über eine Million verkaufte Tonträger sowie den „Fernseh-Myhtos-Preis“ des WDR. Im Herbst 2003 dann wurde dieser bisher unberührbare Mythos angetastet und verändert. Zu den sechs Männchen kommen noch die Zwillingsschwestern Zarah und Lea sowie der Hund Guuudnberg, dessen Name an den des berühmten Mainzers Johannes Gutenberg angelehnt ist. In der vervollständigten Besetzung sind die Mainzelmännchen dann Protagonisten der Serie die „Mainzels“, die es im Kinderprogramm tivi zu sehen geben wird. Neu ist, dass die Zipfelmützenträger endlich sprechen können. Gespannt verfolgt das Publikum vor den Bildschirmen dann den Siegeszug der Pausenfüller zu werdenden Stars des Kinderprogramms. So können wir uns nicht nur weiterhin auf Werbepausen im ZDF freuen sondern können auch endlich mal wieder mit der ganzen Familie vor der Flimmerkiste sitzen, wenn die „Mainzels“ laufen. Beim ZDF bekommt also auch der Konsument das Geschenk, obwohl das Medium Geburtstag hat. Danke, ZDF! ausgepresst 07 Zeitung zur Internationalen Funkausstellung 29. August bis 3. September 2003, Berlin Weltrekordversuch mißglückt. Von Felix Schumann und Nele Scharfenberg Die Erde bebte, als tausende Messegäste in der Halle 6.2 am Freitag Abend die Trommeln zu einem Weltrekordversuch rührten. Seit 18 Uhr waren 2355 Papptrommeln des ZDF an begeisterte Messebesucher verteilt worden. Das Ziel war, einen in März von Dauertrommlern aus Istanbul aufgestellten Rekord zu brechen. Hierzu müssten 2209 Menschen fünf Minuten lang den gleichen Takt trommeln. Begleitet wurde das Spektakel von der Percussiongruppe „Safri Duo“. Trotz des Stimmungshochs, schlug der Rekordversuch fehl: 700 Trommelbesitzer waren im entscheidenden Moment nicht anwesend. Lag es an dem parallel laufenden Live-Konzert im Sommergarten, an der zu langen Wartezeit oder gar am Wetter? Die ZDF-Mitarbeiter waren ratlos: „Man kann die Leute nicht zum Bleiben zwingen.“ Die Presse- Anzeige beauftragen gaben sich entspannt: „Hauptsache, die Beteiligten hatten Spaß, alles Andere ist nicht so wichtig.“ Und der Spaßfaktor war in jedem Fall gegeben. Messebesucher Tommy (15) war ganz hingerissen: „Es war der Hammer. So viele Leute auf einem Haufen zusammen und wir hatten alle das gleiche Ziel.“ Da kann man doch verstehen, dass sich das ZDF freute und fleißig Mainzelmännchen verteilte. Der bestehende Weltrekord war wohl einfach eine einmalige und nicht zu übertreffende Aktion. Denn schon im Juli versuchten die Teilnehmer eines Kulturfestivals in England, sich als beste Massentrommler zu etablieren - ebenfalls erfolglos. Die nächste Gelegenheit, die türkischen Trommler zu überbieten, stellt sich übrigens am 7. September beim Earthbeat Musik Festival in Kanada. TROMMELWIRBEL OHNE ERFOLG BACKPACKER-LEBENSGEFÜHL! Junge Leute aus ganz Europa kommen zur IFA - Backpacker Hostels sind gefragt wie nie. politikorange sprach mit Marc Meillon, Chef für Öffentlichkeitsarbeit bei A&O Hostels. Wie sind die A&O Hostels entstanden? Das erste A&O Hostel wurde im Mai 2000 von Oliver Winter in Berlin- Friedrichshain eröffnet, nach dem dieser die Hostelidee von einer Weltreise mitgebracht hatte. Zu diesem Zeitpunkt gab es kaum Hostels in Berlin. Dadurch wurde es Rucksacktouristen aus aller Welt möglich eine einfache und preiswerte Unterkunft zu finden, in denen sie nicht nur übernachten, sondern sich auch gegenseitig austauschen konnten. Wie äußerte sich das konkret bei A&O Hostels? In den A&O Hostels steht nicht nur das Übernachten im Vordergrund sondern auch die Kommunikation zwischen den Gästen, deshalb veranstalten wir beispielsweise auch Konzerte oder Kino-Nächte. Dies äußert sich aber auch dadurch, dass in der Lobby 24 Stunden lang Betrieb herrscht. Es ist uns aber auch wichtig dem „Backpacker Lebensgefühl“ gerecht zu werden, das heißt vor allem flexibel und innovativ zu sein. Was zeichnet A&O Hostels noch aus? Wir haben uns gewisse Standarts gesetzt, die unserer Zeit entsprechen. Das heißt Internet-Zugänge, Behindertenfreundlichkeit und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit diesem Konzept haben wir es inzwischen geschafft zwei weitere Hostels in Prag und am Zoo in Berlin zu eröffnen. Wie groß ist die Kapazität der Hostels und ist es auch zur Hauptsaison möglich noch Betten zu bekommen? Wir haben jeweils 500 Betten am Zoologischen Garten und Friedrichshain, eröffnen aber noch ein weiteres Hostel in Berlin-Mitte im Frühjahr 2004. Es ist deshalb eigentlich auch kein Problem bei rechtzeitiger Buchung auch noch ein Bett im Juli einen zu bekommen. Was bedeutet A&O? Das kommt aus dem griechischem Alphabet von Alpha und Omega, Anfang und Ende. Im übertragenen Sinne steht es jedoch für das Mindestmaß an Komfort, welches wir zu fairen Preisen bieten. 08 konzentrat politik orange KEINE BEWEGUNG AUF DEM DIGITALEN MUSIKMARKT Die Musikindustrie vertraut ihren Kunden nicht - sie tut sich damit keinen Gefallen. Digitale Musik ist auf der IFA kaum ein Thema - innovative Ideen sucht man vergebens. Von Sebastian Röder Verfügung. Die Preise für einen einzelnen Song liegen je nach Aktualität zwischen 0,99 Euro und 1,79 Euro, ein ganzes Album kostet mindestens 8,95 Euro. Jedoch sucht man nach Songs von Placebo, Madonna oder der Band „Wir sind Helden“ vergebens. Thorsten Schliesche am Präsentationsstand von Digital Music Download versichert aber, dass im Moment mit Hochdruck an der Einstellung weiterer Titel gearbeitet werde, so dass bis Ende des Jahres etwa 300.000 Musiktitel zum Download abrufbar sind. Die Musikauswahl, eine hohe Klangqualität auf CD-Niveau (192 Kbit/s) und eine einfache Bedienung sind die Stärken des neuen T-Online Dienstes. Auf Mac oder unter Linux lassen sich die Songs jedoch nicht abspielen. Eine Lizenzprüfungssoftware wacht zusätzlich darüber, dass das Brennen einer CD und die Übertragung der Musik auf mobile >> Digitale Musik: Es will und will kein Schwung in Geräte wie PDAs nur den Markt kommen - es fehlt an Ideen und Konzepten. dreimal möglich ist. Auf dem meisten mp3Fotobearbeitung. Dabei braucht Playern kann die Musik ebenfalls die Musikbrache nichts dringender, nicht wiedergegeben werden. Ob als ein ansprechendes Konzept, diese Nutzungseinschränkungen dass das Potential des Internets zur einen Preisvorteil gegenüber der Verbreitung von digitaler Musik herkömmlichen Audio-CD rechtferausschöpft! tigen, sollte jeder für sich entscheiMit dem Erfolg von Napster den. Festzuhalten bleibt, dass auch geriet die Musikbranche auf einmal T-Online kein neues und auf Anhieb ins Wanken. Jugendliche wollten überzeugendes Verkaufsmodell für preiswerte Musik, die schnell zu digitale Musik vorweisen kann. haben und flexibel einsetzbar war. Hat man seine Musik erstmal Die Musikindustrie hat diesen Trend legal erworben, möchte man sie auch jedoch lange verschlafen. Auf einmal immer und überall hören. Das wird folgten vollmundige Versprechungen jedoch kaum noch gewährleistet, von den Konzernen, wie die Branche selbst beim Kauf einer Audio-CD. zu retten sei - doch nur T-Online Zunehmend sind diese mit Kopierpräsentierte auf der IFA ein „neues“ schutzmechanismen ausgestattet, Konzept. die einen Zugriff über den heimiDer am 29. August 2003 gestar- schen PC unmöglich machen. Somit tete Digital Music Download Service scheitert auch die Übertragung stellt zunächst etwa 20.000 Musik- auf andere Geräte. Wer also seine titel zum legalen Download zur (legal erworbene!) Lieblingsmusik „Digital Imaging & Digital Musik“ ist eines der sechs IFA-Themengebiete, in dem Aufnahme, Bearbeitung, Übertragung und Nutzung von digitaler Musik im Vordergrund stehen sollen. Jedoch steht digitale Musik eher im Schatten der digitalen sowohl morgens beim Joggen auf dem mobilen mp3-Player, als auch abends über die heimische Stereoanlage genießen will, wird in Zukunft vor ernsthaften technischen und rechtlichen Problemen stehen. Über Urheberrechtsbestimmungen wird der IFA-Besucher jedoch nicht informiert. Statt Diskussionsrunden über Urheberrecht wird eine SuperAudio CD präsentiert, die brillante Klangqualität und Mehrkanalsound verspricht. Um Probleme mit dem Urheberrecht zu vermeiden, verwendet zum Beispiel Sony spezielle Software für seine mp3 und minidisc Geräte, die den Datenaustausch stark einschränken. So werden diese zwar immer kleiner und bieten immer mehr Speicherplatz, sind aber längst nicht mehr universell einsetzbar. So kann es vorkommen, dass man auf dem Rechner eines Freundes die mp3-Dateien des eigenen Players nicht abspielen kann - im schlimmsten Fall fällt der geplante Partyabend mit cooler Musik ins Wasser. Dass es auch einfacher geht beweist ein etwas älterer mp3Player, der alle Betriebssysteme sowie mp3-, wma-, und ogg-Audiodateien unterstützt. Leider wurde dieser in einer Ecke versteckt und ohne deutsche Produktbeschreibung ausgestellt - er konnte mit den neuen Designmodellen ohne diese Funktionen optisch nicht mithalten. Neu heißt also nicht immer automatisch besser. Der einzig wirkliche Lichtblick für die Zukunft ist die digitale Radiotechnik. Sie ermöglicht mit den entsprechenden Geräten Aufnahmen, die fast CD-Qualität erreichen und je nach Bedarf auch problemlos in mp3-Format umgewandelt werden können. Die DRBox1 von Terratec kostet momentan aber noch 400 Euro. Der Vorteil aber ist, dass alle Aufnahmen absolut legal sind, solange man GEZahlt hat. In der digitalen Musiktechnik steckt viel Potenzial, welches jedoch bis jetzt nicht ausgeschöpft werden kann, durch die Uneinigkeit der verschiedenen Firmen. Mit einem geschlossenen Auftritt auf der IFA 2005 könnte sich die Musikindustrie selbst aus der Krise befreien. ifa-splitter: macht telekom süchtig? Ich stehe vor einem Konka-Fernseher. Zu sehen sind Bilder von der Parade in Peking zum Nationalfeiertag am 1. Oktober. Zwei Chinesen stehen grinsend neben mir und erklären mir in gebrochenem Englisch, dass der Film von 1999 sei. Aber voll digital. Auf der Mattscheibe erscheint Kim Song Il über einem Meer aus Mädchen mit zitronengelben Papiertüten. Neben ihm seine Minister und Offiziere. Bits aus Fernost. Sie winken. +++ Willkommen bei Daewoo! Es empfängt sie ein grell orange angestrahlter Bogengang mit farbenfrohen Deckenelementen aus Bildschirmen und Spiegelflächen. Junge Damen in Weiß mit roter Bluse und weiß-roten Turnschuhen sorgen für ihr seelisches Wohlbefinden. Die eine heißt Katrin. Höchstens 23 Jahre alt. Sie zeigt auf ihre Schuhe: von Deichmann, aber pssst... ,,Wir verkaufen Emotionen.“ Während sie spricht, wuseln Schildkröten über die Deckenbildschirme, Salate fallen dort wie von Geister Hand auf einen imaginären Boden. ,,Die Produkte sind doch eh alle recht ähnlich.“, führt sie weiter aus, ,,also vermitteln wir Gefühle.“ Fünf Meter weiter tanzt ein Trio ganz in Schwarz zu nervösen Klängen einer elektronischen Geige. Schon fast unheimlich. ,,Can you feel Daewoo?“ +++ Hotdog 2,50 Euro. Der Mann am Würstchenstand sieht müde aus. ,,Gerade is´ne Flaute.“ Es gilt Selbstbedienung. Der Käufer kann als Beilage zwischen Sauerkraut, Pepperrings, Chilirelish, Gurke und Röstzwiebeln wählen. Appetit? +++ ,,Zu viel.“ Der Familienvater aus Mannheim schaut mich etwas ratlos an. Frau und Tochter stehen daneben. ,,Man wird hier fast von Flatscreens erschlagen.“ Sein rotes Hemd leuchtet im Scheinwerferlicht. Sie seien eine Woche in Berlin und wollten sich da die IFA einmal anschauen. ,,Doch man verläuft sich hier.“, stellt er etwas resignierend fest. Nächstes Mal würden sie ihren Rundgang besser planen. „Sie müssen wissen, ich bin Polizeibeamter.“ +++ Zwei junge Männer beim Eisschlecken. Beide haben Schlüsselbänder um den Hals. T-Mobile und T-ISDN. Über ihnen das IFASchild: ,,Die Lust am Neuen“. Macht Telekom süchtig? +++ Gespenstische Kulisse bei Vestel. Meterlange Bildschirmreihen konfrontieren den Gast mit virtuellen Mauern, der Horizont verchromt gekantet. Unweit davon füllen Mitarbeiter von LG unentwegt Luftballons ab, insgesamt lagern 6.000 Stück im Lager. Südkorea setzt auf Helium. konzentrat 09 >> Die neue Mutter der Nation: Familienministerin Renate Schmidt. SCHÜTZT UNSERE KINDER Wie die Bundesregierung dafür sorgen will, dass Kinder weniger Gewalt konsumieren und mehr mit ihren Eltern unternehmen. Von Alfhild Böhringer Kinder auf dem Schulhof tauschen sich heute über das neuste Play Station-Spiel aus, besprechen, was gestern bei „Dragonball“ passiert ist, um sich dann am Nachmittag noch den neusten Hollywoodstreifen aus dem Netz zu ziehen, der aber eigentlich eine Altersbeschränkung von 16 Jahren hat. Die Medien werden für uns immer wichtiger, gleichzeitig aber auch vielfältiger und dadurch unübersichtlicher. Dadurch geschieht es immer häufiger, dass unsere Jüngsten Sendungen rezipieren, die eher gefährlich, als bildend für sie sind. Doch wie können Eltern das verhindern? Schließlich wissen ihre Kinder viel mehr über die neuste Technik und den Umgang mit ihr. Was nun also tun? Kindern das Fernsehen und Surfen generell verbieten? Ständig daneben stehen, wenn der PC angeschaltet wird? Oder darauf hoffen, dass die Fernsehproduzenten schon mal darüber nachdenken, was sie nachmittags in ihrem Programm zeigen? Hilfe soll nun die Kampagne „Schau Hin - was deine Kinder machen“ bieten, die neuste Initiative der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit ZDF, arcor und Hörzu. Schirmherren für die Initiative sind unter anderem Nena und Alexandra Neldel. „Schau Hin“ ist ein Ratgeber für Eltern und Lehrer, der eine Orientierungshilfe bieten soll, wie man seine Kinder in Hinblick auf Medienkonsum richtig erzieht. Einer der wichtigsten Punkte ist die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. „Vielfalt in den Medien ist wichtig“, sagt Bundesministerin Renate Schmidt, doch oft führe sie auch dazu, dass der Austausch innerhalb der Familie immer geringer wird. „Jeder hat seinen eigenen Fernseher, schaut das Programm, was er mag. Es wichtig das Fernsehprogramm mit seinen Kindern abzusprechen, damit Tom und Jerry nicht zu einer Horrorsendung für Dreijährige wird“ sagt sie. Das Fernsehen oder Internet sollten jedoch nicht in der Kampagne verteufelt werden, es gehe darum, dass man „mit seinen Kindern über das Fernsehprogramm spricht, auch über Gewalt“, fügt sie hinzu. Noch schwieriger scheint es, seinen Kindern im Hinblick auf das Internet sinnvolle Grenzen zu setzen. Schließlich gibt es im Fernsehen noch Altersschutzbeschränkungen, die dafür sorgen, dass beispielsweise Gewaltfilme nicht vor 22 Uhr gezeigt werden. Das Internet hat so etwas nicht. Ist man erst mal im Netz, stehen einem alle Türen offen - von Lernhilfen für die Schule bis hin zu Gewaltvideos. Das Internet fußt auf Eigenverantwortung und entzieht sich öffentlicher Kontrolle. Darum setzt „Schau Hin“ hier vor allem auch auf die Schulen. Diese müssen auch den Umgang mit Internet und anderen Medien lehren können. Deshalb sollen sich auch Lehrer angesprochen fühlen und das Programm für ihren Unterricht nutzen. „Schau Hin“ will Eltern vor allem dazu anzuregen, ihre Kinder weniger konsumieren zu lassen und stattdessen mehr mit ihnen zusammen zu unternehmen. „Die besten Freunde von Kindern sollten immer noch real existierende Personen seien,“ schließt Bundesministerin Schmidt. Informationen zu „Schau Hin“ gibt es im Internet unter www.schau-hin.info. Anzeige NA LOGO! Seit 15 Jahren gibt es extra Nachrichten für Kinder Peter Hahne ist der Moderator der ersten Stunde. Heute ist Peter Hahne, 50, Moderator beim ZDF und stellvertretender Leiter des Hauptstadtstudios. Vor 15 Jahren hob er gemeinsam mit dem heutigen Indendanten Markus Schächter >> „Logo“-Gründer: Peter Hahne. die beliebte Nachrichtensendung für Kinder „Logo“ aus der Taufe. Das Konzept überzeugt ihn heute noch. Er findet es faszinierend, Kindern „in ihrer Sprache komplizierte Dinge beizubringen ohne dabei kindisch oder wie ein Oberlehrer zu wirken“. Wenn er heute auf seine „Logo“-Zeit zurückblickt, ist er immer noch begeistert von seiner damaligen Tätigkeit. Packt ihn da nicht die Lust, die Sendung noch einmal zu moderieren? „Vom Spaß her würde ich es sehr gerne wieder machen“, meint Hahne. Seine Vernunft jedoch lässt lieber Jüngeren den Vortritt. Er möchte nicht „der gute Onkel sein, der belehren will“. Die jüngeren Kollegen erreichen aber nicht nur die Zielgruppe besser, sondern haben auch selbst einen Nutzen für ihre journalistische Karriere, davon ist Hahne überzeugt. „Logo“ sei die beste Schule um zu lernen, wie man gute Nachrichten macht. „Viele Erwachsene verstehen die Nachrichten nicht“. Bei „Logo“ wird Verständlichkeit groß geschrieben. Fremdwörter fallen weg, komplizierte Sachverhalte werden möglichst einfach erklärt. Das dürften die Gründe sein, weshalb auch viele Erwachsene regelmäßig Nachrichten schauen, die eigentlich für Kinder gedacht sind. 10 geschält politik orange HURRA, WIR LEBEN NOCH Die Unterhaltungsbranche feiert auf der IFA. Ob die tiefe Krise indes vorüber ist, scheint fraglich. Von Patrick Krienke Große Lichteffekte streifen über den Thomson-Stand in der Halle 21. Die Pressekonferenz ist so gut besucht, dass die meisten Journalisten stehen. Man verschenkt Taschen, Stifte und lädt zum Sekt. Schnittchen und andere Erfrischungen sind selbstredend auch dabei - man kann es sich leisten, so scheint es. Der Geschäftsführer verkündet selbstsicher „Wir werden überzeugen und die Marktführung in den neuen Technologien ausbauen.“ Es kommt einem vor, als hätten die Damen und Herren der zahlreichen Hersteller und Medienkonzerne gerade mit der Funkausstellung das neue Dorado erschlossen. Doch auch wenn sich die Branche auf der größten Elektronik - Verbrauchermesse der Welt Optimismus verbreitet, können sie doch über die schwere Krise der letzten Jahre kaum hinwegtäuschen. Der scharfe Wettbewerb im globalen Elektronikgeschäft, hat vielen Unternehmen schmerzliche Verluste beschert. Firmenpleiten und Insolvenzen von namhaften Herstellern wie Telefunken, Staßfurt, RFT oder Grundig zeigten, wie schlecht es der Branche besonders in Deutschland geht. Grundig, Traditionshersteller aus Fürth, konzentriert sich nach der Insolvenz nur noch auf die Kerngeschäfte. „Diese können aber mit einer schwarzen Null weiterlaufen,“ so Pressesprecher Holm Kilbert, „wir sind zuversichtlich, dass bald ein neuer Investor gefunden wird und es wieder aufwärts geht.“ Andere Unternehmen suchen ihr Heil derweil im Kartell. „DVD Recordable Council“ nennt sich ein Konglomerat aus 134 Firmen, die das revolutionäre Speichermedium DVD - RAM gemeinsam entwickeln und auf den Markt werfen. Wenn das Medium „die VHS - Technologie bis 2006 verdrängt haben wird,“ wie Toshikatzu Matzumoto sagt, bleibt die Frage, warum sich zur Ent- wicklung und Vermarktung erst ein solches Kartell formieren muss. Die Angst vor dem Scheitern von Formaten und den damit verbundenen Entwicklungsgeldern sitzt zu tief. Während die Anbieter vom Ende der Krise sprechen, haben Händler und Zulieferer noch immer mit Kaufzurückhaltung zu kämpfen. „Wir haben einen brutalen Preiskampf auf dem Markt,“ so Peter Bühler von Stiftung Warentest. Es gibt inzwischen Großstädte, in denen klassischer Fachhandel gänzlich ausgestorben ist. „Doch besonders der Fachhandel ist die Basis des Unterhaltungssektors,“ erklärt Kristina Söder, Pressesprecherin von Metz, dem einzigen Hersteller, der ausschließlich an Fachhändler liefert. „Dort - und nur dort - bekommt der Kunde die Beratung und den Service, der zu einem Qualitätsprodukt gehört,“ so Söder weiter. Doch leider ist zu oft der Preis und nicht die Qualität der Maßstab der Kunden. In Deutschland ist Geiz angeblich geil, was nicht nur den Fachhändlern, sondern der gesamten Wirtschaft zutiefst schadet. Die Situation, dass, besonders in den Discountern, Preise und nicht Produkte verkauft werden, wird der Branche wohl kaum aus Krise helfen. Sind wir also doch blöd? >> Einsamer Manager: Die Krise der Unterhaltungsbranche hat vielen den Job gekostet. ifa-splitter: macht telekom süchtig? börse zum kuscheln. selbstfindung mit sony. Sony hat die Mauer wieder aufgebaut. Allerdings strahlend weiß. Im ,,Heimkino“ sitzt ein Rentner-Ehepaar und wartet auf den nächsten DVDAction-Movie. Auswahl besteht reichlich: Sniper 2, Alien Hunter, Half Past Dead etc.. ER ist in Gedanken. SIE lutscht einen Lolli. Dann erhebt sich der Alte und schmeißt die Anlage an. Brennende Autos, Faustschläge, ein abstürzender Helicopter. Die beiden schauen zufrieden aus. Endlich abschalten. +++ Ein Promoter spricht es aus: ,,Wir wollen euch entertainen!“ Um die Ecke befindet sich ein Buch, das über einen Projektor angestrahlt wird. Aufgeblättert fordert es auf zum Umblättern. Dann erscheint plötzlich das eigene Gesicht auf der Seite. Selbstfindung mit Sony. +++ Immer noch bei Sony. Wohnzimmer- Idylle inmitten einer Traube aus Menschen und Kameras. The „sony family affairs“ presents a liveact on stage. Gepriesen wird der neueste Laptop, benannt nach seinem Urahn: Z1. Ob Konrad Zuse sich darüber freuen würde? ,,Albern, scheiße, alles Show!“ Das der Kommentar von vier Schülern aus Düsseldorf. +++ Werbeführung im Pavillon von Samsung. Herr Karnatz ist umringt von sieben Herren. Alle tragen Anhänger von JVC um den Hals. Während er argumentiert, klingelt zum dritten Mal sein Handy, er muss unterbrechen. Und das innerhalb von zwei Minuten. +++ Man sitzt erwartungsvoll an Thomsons „Lyra-Dance-Floor“, der sich aber als simple MP3-Station entpuppt. Ziemlich fummelig. Daneben „The Thomson Lounge“: Choose your video cocktail! :-) +++ Bei Metz sitzt ein Pärchen eng umschlungen auf dem knallroten Sofa und sieht die neuesten Kursverläufe auf einem Flüssigkristallbildschirm. Flimmerfrei. Börse zum Kuscheln. +++ Eine tiefblaue Welt tut sich auf. Philips entführt in ein Mee(h)r unbekannter Arten und Formen. Christian, Schüler aus Oranienburg, 17 Jahre, will zu neuen Ufern und die neueste Technik hautnah erleben. ,,Ich bin Gaffer, kein Käufer.“ Die Spielecke hat er gemieden. +++ ,,Mein Videoschnittsystem läuft nicht...und das soll jetzt fünf vor Sechs zum Laufen gebracht werden...“ Der Herr, Ende 60, in der blassgrünen Jacke sitzt draußen vorm Eingang 23 und isst mit sorgenvoller Miene sein Eis. Erdbeer und Orange. Er habe diesem Holländer die Pinnackle-Software installiert, doch die sei anscheinend fehlerhaft. Hinter uns fallen die Eicheln ins Laub. ,,Ich bin voll digitalisiert, mit Laptop und Handy...“, outet sich der geborene Berliner, ,,bloß wenn`s nicht funktioniert?!?“. Sein Mund ist vom Eis ganz verschmiert. +++ Draußen im IFA-Sommergarten. Sommer? Doch die Leute drängen sich um die Imbissbuden, die um die Wiese herum gruppiert sind. Die Chinapfanne kostet heute fünf Euro. ,,Scharf, schärfer, digital“ steht auf einem orangefarbenen Wagen. Ein Luftballon steigt auf. Lässt Bühne und Messe hinter sich. Ist jetzt nur noch ein schwarzer Punkt am wolkenverhangenen Himmel. Ein Pixel am Berliner Sky. ausgepresst 11 Zeitung zur Internationalen Funkausstellung 29. August bis 3. September 2003, Berlin tops und flops der ifa Top Rote Haare - immer ein Hingucker, nicht nur bei Miss IFA +++ Werbegeschenke abgreifen - Geiz ist und bleibt geil +++ 40 Jahre Mainzelmännchen Kult. Ein Lückenfüller wird zum Straßenfeger +++ Maischberger-Taschen - wer keine hat, ist wahrscheinlich über den Zaun geklettert +++ Kamerakran weil er auf der IFA-Night in jeden Winkel der Menge vorgedrungen ist und so jeder seine 5 Minuten Ruhm bekommen hat +++ Sitz-Ecken und Massagestühle um sich von der Last der Werbegeschenke zu erholen +++ Verteilersteckdosen- und Kabel-Stand - schon mutig unter dem Motto „Lust auf Neues“ Produkte zu präsentieren, die jeder Besucher schon zu Hause hat Flop Blaue Plastikdecken beim Casino - sind wie weiße, hochgezogene Tennissocken in Sandalen zu Bermudashorts +++ Überfüllte Busse - Stress in der IFAKonserve +++ Moderator der IFA-Night - ohne Worte +++ Sicherheitspersonal - harte Schale, gar kein Kern +++ Pfützen im Sommergarten - mit nassen Schuhen lässt sich nicht mehr so gut Party machen +++ Flachbildschirm - flach, flacher, „Schatz, ich hab den Flachbildschirm zerbrochen“ +++ Verteilersteckdosen- und Kabel-Stand - was man im Wohnzimmer hinterm Schrank versteckt, sollte man auf einer Messe nicht ausstellen KÜNSTLICHE INTELLIGENZ politikorange-Redakteur Steve Plesker sprach mit Reinhard Karger M.A. vom German Research Center for Artificial Intelligence. Was ist künstliche Intelligenz und welche Einsatzgebiete hat sie? Bei der künstlichen Intelligenzforschung geht es um Wissensverarbeitung. Wissensverarbeitung meint z.B., dass der Computer menschliche Sprache verstehen kann, er soll sie erkennen können. Das ist der Prozess der Spracherkennung, d.h. man spricht etwas in ein Mikrofon und die Schrift erscheint auf dem Bildschirm. Man möchte aber auch, dass die Inhalte und Kontext des Gesprochenen verstanden werden und zwar so, wie sie gemeint sind. Im Weiteren befasst sich die Künstliche Intelligenz mit der maschinellen Übersetzung kompletter Texte. Es geht auch um die Sprachsynthese, d.h. dass man Sprache erklingen lassen kann. Seit wann gibt es Forschung zur künstlichen Intelligenz und wie ist der momentane Stand der Forschung? Forschungen zum Thema künstliche Intelligenz gibt es etwa seit den 50er Jahren. Nach dem momentanen Stand der Forschung sind wir nicht in der Lage, den Computer zu einer intellektuell überlegenen Maschine zu machen: Zum einen hat man dazu gar nicht die technische Möglichkeiten, zum anderen ist dies auch gar nicht sinnvoll für den Menschen, für den diese Technik ja nur als Assistenz gedacht ist. Die Spracherkennung ist nur eines von vielen Zielen und Probleme wie das Dolmetschen sind noch lange nicht gelöst. Die Maschinen sind zwar gut, aber sie sind nicht perfekt. Man könnte sich z.B. auch ein allgemeines Telefon-Informationssystem vorstellen. Nun ruft jemand dort an und möchte wissen, was an diesem Abend im Fernsehen läuft. Anhand der Stimme interpretiert eine künstliche Intelligenz wie alt der Anrufer ist und empfiehlt z.B. einem Kind eine Kindersendung um 18:30 Uhr. Es liegt also nicht alles nur in den Wörtern, sondern in der Interpretation vieler verschiedener Informationen. Wie sehen ihre Prognosen für die nächsten Jahre aus? Ergebnisse aus der künstlichen Intelligenz Forschung werden so alltäglich sein wie Coca Cola. Geräte sollen bei der Bedienung intelligent auf den Benutzer eingehen und ihm die Arbeit erleichtern. Ich hoffe, dass wir in 10 Jahren TelefonDialog-Systeme haben werden, die dem Benutzer in allen erdenklichen Themenbereichen Informationen und Servicedienstleistungen bieten können. Ich sehe, dass die Entwicklung in diese Richtung geht. Momentan arbeitet man an der Informationseinspeisung in solch ein System. Anzeige NE Dein Vokabel-Häfft vergisst nichts! U! Alles, was das Vokabel-Lernen einfacher … unregelmäßige Verben & Grammatikübersicht Sprach-Lerntipps & mehr Funktionen und angenehmer macht: lustige Sprüche & Comiczeichnungen von den Machern des Schüler-Kalenders Häfft Vokabel www.vokabel-haefft.de A5, 64 S., erhältlich für 1,85 ¤ bei Karstadt, McPaper, Müller, im Häfft-Shop und im guten Buch- & Schreibwarenhandel. 12 quietschorange DURCHGESTYLT IN FARBE Wirtschaftskrise hin oder her - auf der IFA investieren die „Big Player“ der Branche kräftig in einen Auftritt, der auffallen soll. Die Messestände sind sehr aufwendig gestaltet, die Designer durften sich ausleben. Natürlich nie, ohne Image und Zielgruppe aus den Augen zu verlieren. Von Sebastian Erb und Lukas Bischofberger Bei Sony taucht die Barbie-Puppe im Aquarium. Zielgruppe sind jedoch keineswegs nur Kinder. Alle sind angesprochen von den Pastell-Farbtönen, dem flauschigem Teppichboden und den leuchtenden Glasballons. „Wir haben alles von Sony, wir lieben Sony“, erzählt stolz eine Besucherin. Auch der Messestand gefällt ihr sehr gut, „weil hier alles so offen ist“. Da empfindet sie genau das, was Projekt-Manager Mario Eppich bei der Planung im Sinn hatte: „Die Besucher sollen Bewegungsfreiheit haben und so an die Produkte von Sony herangeführt werden“. In der Mitte der hellen Halle spielen aufgestylte Jungschauspieler eine KurzSeifenoper im Akkord. Klar, dass in den „Sony Family Affairs“ vor allem Sony Produkte im Mittelpunkt stehen. Trotz des jungen Konzepts sind vor allem Besucher über 40 am Stand anzutreffen. Sie wirken sehr interessiert vor allem an Digitalkameras und lassen sich von einem der 186 „Produktberater“ gerne die Vorzüge der Sony-Produkte erklären. „Herzlich willkommen bei Sony“ - vor allem die älteren Besucher freuen sich über die Begrüßung und nehmen den Standplan gerne mit. Anzeige „Was ist hier los?“ fragt die Telekom („T-Com“, „T-Online“, „T-Mobile“) in großen Lettern. Gute Frage. Im Grunde eine wilde Mischung zwischen Businesslook und Kindergarten. Die Bonner lieben es bunt und durcheinander. Über ihren Farbgeschmack kann man streiten. An das kräftige Magenta haben wir uns schon gewöhnt, in Kombination mit knallgrünen Polo-Shirts ist es aber eher eine Qual für die Augen als ein ansprechendes Bild. Die Zukunft der Kommunikation ist in jedem Fall kabellos und der Telekom-Stand strotzt vor den unterschiedlichsten Formen in Kunststoff, Metall und Holzimitat. In der Halle wird laute Musik gespielt, dazu hüpfen maskierte Sänger, die ein wenig an die Teletubbies erinnern, auf der kreisrunden Bühne umher. Einen älteren Mann stört dass nicht. Er versucht sich an der Bedienung eines der neuen Handys. Aber vor allem Teenager fühlen sich vom Stand angezogen. Sie wollen alles wissen über UMTS & Co. und fahren mit schicken Rennwagen um die virtuelle Wette. ausgepresst 13 Zeitung zur Internationalen Funkausstellung 29. August bis 3. September 2003, Berlin HOMO TECHNICUS Fortsetzung von Seite 1 Genau dieses Prinzip hat sich längst vom virtuellen Kosmos in den ganz reellen übertragen. Auch jenseits der binären Benutzeroberfläche erledigen wir immer mehr Dinge zur gleichen Zeit. Weil Zeit Geld ist und darum gespart werden muss. Leistung heißt, möglichst viele Aufgaben pro Zeiteinheit zu bewältigen. Und nur wer Leistung bringt, hat Erfolg. Unsere Reaktion auf dieses Gebot: Die Aufgaben zeitgleich abarbeiten. Also arbeiten wir im Zug, telefonieren geschäftlich im Auto und lassen uns unterwegs die neuesten Infos per SMS zuschicken. Während wir telefonieren, surfen wir im Internet und werfen hin und wieder einen Blick auf den Fernseher. Wir möchten überall eingeloggt sein, ohne den Überblick zu verlieren. Trendforscher sehen darin einen neuen Menschentypen und haben ihm auch gleich einen Namen gegeben: Den Simultanten. Simultan agieren heißt, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun und zur selben Zeit auf mehreren Kanälen zu kommunizieren. Damit verbunden ist eine neue Art, die Welt wahrzunehmen: Da unser Bewusstsein zwar mehrere Sinneseindrücke kombinieren kann - Schall und Licht beispielsweise - wir aber nur ein begrenztes Aufnahmevermögen vor allem auf einem Kanal haben, zerstückelt sich unsere Wahrnehmung in viele kleine Blöcke. Unsere Aufmerksamkeit wird immer kleinteiliger und kurzfristiger verteilt auf eine größere Zahl von verschiedenen Informationen. Diese parallel zu verarbeiten, muss erst gelernt sein. Und es ist anstrengend. Wer sich zu viel zumutet, erlebt den „Information overkill“ - Streß und burn out sind die Konsequenzen. Dadurch verändert sie unser Verhalten, unsere Art, miteinander zu kommunizieren und unsere sozialen Beziehungen. Einerseits kommt man schneller, problemloser und komfortabler miteinander in Kontakt, kann Informationen und Erfahrungen schneller austauschen und sich flexibel verabreden. Andererseits ändern sich unsere sozialen Beziehungen dadurch ganz entscheidend: Sie werden fragmentierter, schnelllebiger, spontaner. Wir unterbrechen ganz selbstverständlich gute Gespräche mit Freunden, wenn das Handy klingelt. Und unterhalten uns erst einmal mit anderen Menschen über andere Dinge. Dass das eigentlich unhöflich ist und obendrein die Atmosphäre zerstört, ist uns gar nicht mehr bewusst. Denn wir sind Simultanten geworden, die auf jeden neuen Reiz anspringen, ohne den alten verarbeitet zu haben. Das technische Aufrüsten des Privaten ist mit großen Chancen verbunden: Wir sind freier, flexibler, mobiler und eigenständiger. Wir binden uns aber auch mehr und mehr an die Technik und machen uns von ihr abhängig. Wir müssen nicht nur wissen, wie man Technik benutzt. Wir müssen auch lernen, dass es sinnvoll ist, sie bisweilen nicht zu nutzen. Andreas Menn DDR FÜR 58-JÄHRIGE Walter Kehr, Pressesprecher des ZDF erzählt im Gespräch mit den politikorangeRedakteuren Steve Plesker und Patrick Krienke, warum man mit dem Zweiten besser sieht. Welchen Stellenwert hat die IFA für Sie, als Bindeglied zum Zuschauer? Die IFA war und ist die größte Messe der Branche, sie ist ein Marktplatz für alle Unterhaltungsanbieter. Viel wichtiger ist uns, dass wir hier mit den Zuschauern ins Gespräch kommen. Wir sind sehr nah am Zuschauer und der Zuschauer selbst hat die Möglichkeit Fernsehen hautnah zu erleben einschließlich der Tuchfühlung zwischen Moderatoren und den Konsumenten. Welche Aktionen haben sie auf der IFA geplant? Wir haben die spezielle Situation, dass das ZDF 40 Jahre alt wird und da Retro in TV, Musik und Literatur ohnehin angesagt ist, schauen wir zurück auf vier Jahrzehnte deutsche Fernsehund ZDF Geschichte. Wir holen die großen Momente der 40 Jahre Fernsehgeschichte noch einmal zurück auf den Bildschirm. Schließlich hatten wir auch noch einen Weltrekordversuch im Massentrommeln, um die Leute gut zu unterhalten. Das Thema ist Retrospektive, wir versuchen aber auch auf der IFA neue Formate auszuprobieren. Der durchschnittliche ZDF Zuschauer ist 58 Jahre alt. Wie will das ZDF jüngere Zielgruppen ansprechen? Das ZDF hat einen Programmauftrag, für den es Gebühren erhält. Wir haben somit ein Programm für alle zu machen und haben daher keine spezifische Zielgruppe. Im übrigen sind die unter 20 - jährigen in Deutschland nur eine verschwindend geringe Minderheit. Sogar, wenn ich Programm für unter 50 - jährige mache, spreche ich damit de facto nur eine Minderheit der Bevölkerung an und das kann für ein öffentlich - rechtliches Medienunternehmen nicht gelten. Wie passt ein Format wie eine DDR-Show zum Bildungsauftrag des ZDF? Der Auftrag des ZDF ruht auf drei Säulen: Information, Bildung und Unterhaltung. Wir haben den höchsten Informati- onsanteil aller Sender und unser Bildungsbereich macht sich hier nicht an Minuten, sondern an hunderten von Stunden an Sendungen fest, wogegen die öffentliche Diskussion über 90 Minuten Programm geradezu lächerlich anmutet. Eine solche Show ist zur Unterhaltung und nicht zur Aufarbeitung gedacht. Alle bisherigen Retro - Shows waren ausschließlich „Westalgie“. In keiner Doku über Hippies, Rock oder die 68er wurde die DDR auch nur erwähnt. Biedert sich das ZDF damit nicht zu sehr an die Privaten und ihrer Oberflächlichkeit an? Nein, überhaupt nicht. Die Bürger der DDR haben sich im ZDF über die BRD informiert, wie nirgendwo sonst. Das man im Rahmen solch einer Show die DDR anhand oberflächlicher Dinge wie z.B. Marken oder Musik festmacht ist klar und hat überhaupt nichts mit dem Bildungsauftrag zu tun. Sie ist lediglich kleine Facette im Gesamtprogramm, kaum ein nennenswerter Teil unseres Showprogramms. fruchtfleisch Nicht nur technik-verrückte Freaks schieben sich durch die Hallen der Internationalen Funkausstellung. Manchen Zeitgenossen geht die Technik sogar total am Arsch vorbei. Zwischen prall gefüllten Tüten mit Werbegeschenken sitzen Guya und Yasmin (beide 17). „Das Tollste an der IFA sind die Gratissachen, die man an jeder Ecke bekommt“, freuen sie sich. Auch für das Ausprobieren von Digitalkameras und MP3-Playern nehmen sie sich Zeit. „Manche Firmen haben sich mit ihren Hallen viel Mühe gegeben. Besonders die bunten Stände von Daewoo und T-Online sehen echt gut aus!“ „Endlich habe ich mal Zeit für einen Rundgang“, erzählt Christian (31), der als Projektentwickler auf der Messe schwer zu tun hat. Dass er das letzte Mal die IFA besucht hat, ist schon einige Jahre her. „Kleiner und unspektakulärer ist sie seitdem geworden. Es werden viel weniger Shows geboten als früher. Auch die Promis fehlen.“ Wirkliche Neuheiten habe er als Technik-Experte auf der IFA vergeblich gesucht. „Früher wurde hier mehr fürs Publikum geboten“, sagt Brigitte (64). Heute sei die IFA mehr etwas für Technikfreaks. Für moderne Technik kann sie sich allerdings schon erwärmen, zumindest was die neuen flachen Fernseher angeht. Obwohl sie schon lange unterwegs ist, zeigt sie noch keine Ermüdungserscheinungen. „Der Massagesessel wirkt wahre Wunder“, verrät sie ihr Geheimrezept. Die hübschen Hostessen haben es dem Hertha-Spieler Andreas Neuendorf (28), der sich uns gegenüber als „Phillipp Marx“ ausgab, schwer angetan. Stolz berichtet er von seinen Flirt-Erfolgen. Besonders empfehlen kann er die Mädels vom Fujitsu-Siemens-Stand: „Die Weiber sind erste Sahne“. Technik interessiert ihn - abgesehen von der richtigen Baggertechnik - überhaupt nicht. Mit Familie ist Gerd (51) unterwegs. Trotzdem hat er eine Fernsehkamera auf der Schulter. „Ich arbeite als freier Mitarbeiter für RTL - hier kann ich das ganz gut mit dem Familienausflug verbinden“, erklärt er. „Wenn Papa auf der Jagd nach den besten Bildern ist, wird es oft ganz schön stressig“, beschweren sich seine beiden Kinder. Doch heute hat sich das Schleppen der schweren Ausrüstung gelohnt: „Nach einem Treffen mit Superstar Alexander konnten wir einen Totalausfall in der TelekomHalle drehen.“ In der protzigen Einrichtung stecke zwar viel Technik, doch wenig funktioniere. „Ich arbeite auf der IFA“, sagt Anneke (18) mit einem Grinsen im Gesicht. Aber was sie erzählt, will so gar nicht nach harter Arbeit klingen: Für Sennheiser spielt sie den Taktik-Shooter „Counterstrike“. Den ganzen Tag. „Zusammen mit zwei Freundinnen kämpfen wir als Clan gegen Messebesucher.“ Gewinnen die, bekommen Sie einen Kopfhörer geschenkt. Das kommt allerdings äußerst selten vor. „Für Jungs ist es immer super erniedrigend, wenn wir sie platt machen“, freut sie sich. Stimmen gesammelt von Lukas Bischofberger und Christoph Naumann 14 my orange politik orange impressum politikorange – frisch, fruchtig, selbstgepresst mitmachen@politikorange.de > Wer ist politikorange? DU bist politikorange! Du und viele andere engagierte junge Menschen, die daran interessiert sind, Medien selber zu machen und ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Bisher unterstützen die Jugendpresse Deutschland, die Servicestelle Jugendbeteiligung, das Hausaufgabenheft „Häfft“, die KinderRÄchTsZÄnker und die BundesschülerInnenvertretung die aktiven Jugendlichen im Netzwerk. Darüber hinaus arbeitet politikorange mit vielen anderen Initiativen und Verbänden zusammen. Wenn DU dabei sein willst, egal ob als Einzelperson oder als Initiative, bist du herzlich willkommen. > Was ist politikorange? > politikorange.de - die Plattform für politikinteressierte, junge Menschen mit Datenbanken mit interessanten Projekten und Organisationen, Hilfen bei der Projektorganisation und Diskussionsforen. > politikorange - das Magazin. Erschienen zum Beispiel als Magazinbeilage in der Berliner Tageszeitung „taz“- mit Artikeln aus Politik, Lifestyle, Szene, Medien und vielen Infos zu Beteiligungsmöglichkeiten. Du bist dabei: Als Redakteur, Layouter oder Fotograf! > politikorange - die Zeitung. Bei verschiedenen Veranstaltungen entsteht innerhalb weniger Tage eine Zeitung, die das Event kommentiert und begleitet. Noch vor Ort erhal- ten die Teilnehmer die fertige Zeitung. Eine davon hältst du gerade in der Hand. Auf www.politikorange.de erfährst du, wo die nächste politikorange entsteht und wie du teilnehmen kannst. Aktuelle Infos über die nächsten Veranstaltungen erhältst du auch per Email. Einfach an news@politikorange.de schreiben! > politikorange - die Veranstaltungen. Events, die von Jugendlichen selbst organisiert und konzipiert sind, sollten nicht länger nebeneinander stattfinden, sondern in einen Zusammenhang gestellt werden. politikorange hat einen politischen Anspruch, will Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich eine Meinung zu bilden und diese natürlich frei zu äußern. Wenn du diese Ideen spannend findest und Lust hast, dich mit einzuklinken, melde dich einfach bei mitmachen@politikorange.de Alle Ideen sind willkommen! Bis bald, Euer politikorange-Netzwerk KONTAKTANFRAGE Die Politiktage der Bundesregierung im März 2002 werden wohl niemals in Vergessenheit geraten. Weil sie so super organisiert waren? Das nicht, aber weil 20 junge Medienmacher aus ganz Deutschland aus der Idee, einer begleitenden Zeitung zur Veranstaltung, eine eigene, jugendliche Beteiligungsbewegung ins Leben riefen: politikorange - von Jugendlichen für Jugendliche, politikorange- das Netzwerk zur Demokratieoffensive mit den Schlagworten informieren, motivieren und aktivieren. Die Zeitung zur Internationalen Funkausstellung ist ein Projekt des bundesweiten Netzwerkes „politikorange“. Die namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Verantwortung für die Anzeigen obliegt unseren Anzeigenpartnern und spiegelt nicht die politische Meinung der Redaktion wieder. Herausgeber und Redaktion: poitikorange - Netzwerk Demokratieoffensive c/o Jugendpresse Deutschland e.V. (JPD) Grolmanstraße 52, 10623 Berlin Tel. (030) 39 69 519, Fax (030) 39 69 736 mitmachen@politikorange.de, www.politikorange.de Chefredaktion (V.i.S.d.P): Alfhild Böhringer, Florian Dieckmann, Andreas Menn Organisation und Anzeigenleitung: Gunar Fohry Redaktion: Lukas Bischofberger (Berlin), Alfhild Böhringer (Biesdorf), Leila Broich (Göttingen), Florian Dieckmann (Spandau / West-Berlin), Sebastian Erb (Karlsruhe, Baden), Florian Hirsch (Schulzendorf), Patrick Krienke (Berlin), Andreas Menn (Köln), Michael Metzger (Würzburg), Guido Müller (Berlin), Christoph Naumann (Hammelburg), Jan-Henning Niediek (Bonn), Sebastian Olényi (Hamburg), Steve Plesker (Berlin), Moritz Remig (Bonn), Sebastian Röder (Potsdam), Gesche Roy (Wittingen), Nele Scharfenberg (Berlin), David Schaufert (Würzburg), Felix Schumann (Berlin), Anne Wendt (Berlin), Florian Wolf-Roskosch (Berlin) Bildredaktion: Christoph Naumann Layout: Maximilian Kall Druck: Gruner + Jahr Berliner Zeitungsdruck GmbH Auflage: 30.000 Exemplare Junge Presse Berlin - Nachwuchsjournalisten sind nicht allein: Egal ob Schülerzeitungsredakteur, Macher von Jugendonlinemagazinen oder Moderator eines Campus-Radios. Die Junge Presse Berlin e.V. kümmert sich um die Belange junger Medienmacher: Wir bieten Unterstützung in Fragen der Zensur, stellen Presseausweise aus und organisieren Seminare und Fortbildungen. Das neueste Projekt ist www.planetschule.de - ein Internetportal von Schülern für Schüler. Jugendpresse lebt vom mitmachen.Beteilige dich! Mail an: jpb@jpberlin.de oder www.junge.presse-berlin.de Vorname / Nachname Straße / PLZ / Ort Telefon / Handy / Fax / E-Mail Medium Ich engagiere mich bei? Ich möchte weitere Informationen über politikorange. Ich möchte bei euch mitmachen, bitte ruft mich zurück. Ich möchte weitere Informationen über die Jugendpresse. Bitte schicke dieses Formular per Post oder Fax an die Jugendpresse Deutschland, Grolmanstraße 52, 10623 Berlin, Fax 030 / 39 69 736. Infos auch unter www.jugendpresse.de oder info@jugendpresse.de. Du erreichst uns auch persönlich unter 030 / 39 69 519. konzentrat 15 Zeitung zur Internationalen Funkausstellung 29. August bis 3. September 2003, Berlin FERNSEHEN WIRD SCHLAUER Die digitale Zukunft macht das Fernsehen neu - wird die IFA 2003 der Motor dafür? Von Sebastian Erb Die Privaten sind dieses Mal nicht da, die Öffentlich-Rechtlichen fahren ihr gesamtes Geschütz auf - Fernsehen spielt eine große Rolle auf der IFA. Bei vielen Live-Übertragungen und Aufzeichnungen bekommen die Besucher hautnah mit, wie Fernsehen wirklich gemacht mit. Im informativen Mittelpunkt steht die Zukunft des Fernsehens. Die digitale Zukunft, die bereits begonnen hat und nun zum Sturm auf die Wohnzimmer bläst. In Berlin und Brandenburg wird seit einem Monat über Antenne nur noch digitales Fernsehen ausgestrahlt. Was bisher nur per Satellitenschüssel oder Kabelanschluss möglich war, funktioniert jetzt unter dem Namen „Digital Video Broadcasting - Terrestrial“ (DVB-T). Eingesetzt wird eine ganz normale Antenne in Kombination mit einer speziellen „Set-TopBox“, welche ab einhundert Euro zu bekommen ist. Eine bessere Übertragungsqualität und eine größere Programmvielfalt werden geboten. Fernsehen wird mobil, es wird überall digital empfangen und eine gewöhnliche Stabantenne genügt. ARD und ZDF haben sich auf die neuen Möglichkeiten schon eingestellt. Beide Sender arbeiten bereits seit 1997 an einer digitalen Programmfamilie und bauen diese immer weiter aus. Der digitale Fernsehzuschauer bekommt mehr geboten als sein analoger Nachbar. „ZDF Vision“ und „ARD Digital“ bieten zusätzlich zu allen auch analog zu empfangenden Programm extra Kanäle für Information, Dokumentation und Kultur. Digitales Fernsehen kann aber noch viel mehr. Der von einer großen Zahl an Firmen getragene offene Standard „Multimedia Home Platform“ (MHP) dient als Basis für multimediale Fernsehanwendungen. Ob die Zuschauer nun Hintergrundinformationen wünschen, Tickets kaufen wollen oder selbst von zu Hause aus bei einer Spielshow teilnehmen wollen - MHP macht‘s möglich. Die erforderliche technische Grundlage existiert schon länger. Das Problem bisher glich einem Teufelskreis. Die Industrie wollte keine Geräte bauen, für die es keine digitalen Anwendungen gibt. Die Fernsehsender ihrerseits hatten wenig Interesse innovative Programme zu entwickeln, für die keine Geräte zur Verfügung stehen. Somit konnte bisher kaum einer von den neuen Möglichkeiten profitieren. Schließlich begannen beide Seiten miteinander zu reden und nun scheint der Weg frei für einen gemeinsamen Weg in Richtung Zukunft. Anja Eickholt von ARD Digital geht davon aus, „dass mit der IFA die Geräte auf den Markt kommen werden“. Andrea Windisch, Redaktionsleiterin bei ZDF Vision, ist sich sicher, dass sich der „große Durchbruch von MHP“ nach der IFA zeigen wird. Myriam Hoffmann, Pressesprecherin von Sony Deutschland, kann hier ein positives Signal vermelden. Zur Zeit sei der Markt zwar noch sehr klein, bis Ende 2004 aber sollen 180.000 MHP-fähige Geräte in den deutschen Wohnzimmern stehen, ob nun im Fernseher integriert oder als externer Decoder. Wie es die Vergangenheit lehrte werde dann die Verbreitung der Technologie wohl immer schneller zunehmen. Vorausgesetzt MHP bleibt auch in Zukunft Standard. Darauf setzen alle Beteiligten. Eines scheint klar: Das digitale Fernsehen wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit bald weit verbreiten.Was für ein Fernsehen aber werden wir in 25 Jahren haben? Riesige Projektionswände oder 3D-Bildschirme? Eine ungeahnt interaktive Synthese von Fernsehen und Internet? Genau kann das heute keiner sagen. René Stolp vom Fraunhofer Institut ist sich nur bei einem sicher: „Das Fernsehen in Zukunft wird total anders aussehen als heute“ mitmachen! YOUTH MEDIA CONVENTION 2003 - IM SELBEN BOOT 28. bis 30. September auf der Fähre zwischen Kiel und Oslo Pressefreiheit, Pressekodex, „embedded journalism“ – darüber diskutieren 150 Nachwuchsjournalisten aus ganz Europa auf der Youth Media Convention vom 28. bis zum 30. September. Wer ist noch dabei? Referenten von den Vereinten Nationen, UNICEF, der EU-Kommission und natürlich Verlagsmanager und Journalisten. Wo? Auf einer Fähre von Kiel nach Oslo. Warum? Damit Qualität in den Medien auch in Zukunft nicht völlig absäuft. Mehr Infos unter www.youthmediaconvention.de BERLINER MEDIENDEMOKRATIE - ALLES NUR FASSADE? Medienseminar vom 13. bis 17. Oktober 2003 im Deutschen Bundestag Medien und Demokratie - Mediendemokratie? Wie arbeiten Politiker mit Journalisten zusammen? Fragen, auf die ihr als junge Redakteure Antworten findet. In Kooperation mit dem Deutschen Bundestag und der Bundeszentrale für politische Bildung lädt die Jugendpresse Deutschland euch vom 13. bis 17. Oktober ein, hinter die Fassaden des Bundestages zu schauen, mit den Augen eines Berichterstatters, aber auch an der Seite eurer Bundestagsabgeordneten. Du wirst deinen Bundestagsabgeordneten treffen, Parlamentsredaktionen besuchen, mit Hauptstadtjournalisten sprechen und an einer Plenarsitzung teilnehmen und die Chance haben, mit Spitzenpolitikern zu diskutieren. Bewirb dich mit einem Artikel von maximal 5000 Zeichen zum Thema „Mediendemokratie“ und schicke ihn bis spätestens zum 5. September 2003 an die Jugendpresse Deutschland, Perleberger Straße 31, 10559 Berlin. Es kann ein Artikel aus deiner Schülerzeitung oder deinem OnlinePortal, aber auch ein Radio- oder Fernsehbeitrag sein. Der Beitrag kann auch extra für die Bewerbung verfasst und noch nicht veröffentlicht sein. Wenn du zwischen 16 und 20 Jahren alt bist und an Medien und Politik interessiert, dann bist du genau richtig. Du wirst während der Woche genug Gelegenheit haben, aktiv zu werden, denn am Ende des Seminars entsteht eine dokumentierende Zeitung „politikorange“. SÄCHSISCHE JUGENDMEDIENTAGE - HINGEHÖRT! 24. bis 26. Oktober 2003 im Sächsischen Landtag in Dresden Sie sind das Forum für Nachwuchsjournalisten in Sachsen: Die Sächsischen Jugendmedientage vom 24. bis 26. Oktober 2003 im Dresdner Landtag bringen 300 junge Medienmacher mit gestandenen Profijournalisten ins Gespräch. Veranstalter sind die Jugendzeitschrift SPIESSER, der Sächsische Landtag und die TU Dresden. Referenten u.a. des Radiosenders „Fritz“, des ZDF, der „taz“, des Nachrichtenmagazins „Focus“, der Sächsischen Zeitung und des MDR sind mit dabei. In der Podiumsdiskussion am Sonntag Vormittag diskutieren im Plenarsaal des Landtages die Programmchefs sächsischer Jugendradios (MDR Jump, Energy, mephisto) mit den Jugendredakteuren - das Thema: „Hingehört! Jugendradio in Sachsen“. Mit 30 Euro ist man bei den Sächsischen Jugendmedientagen 2003 in Dresden dabei. Infos und Anmeldung: Jugendbildungsverein Sachsen e.V., Sächsische Jugendmedientage 2003, Postfach 210 220, 01263 Dresden, Fax 0351 / 315 40 40, Tel. 0351 / 315 40 37. Infos auch im Netz: www.sjmt.net. KONGRESS, DER WISSEN SCHAFFT Jugendmedienkongress, 7. bis 9. November im ScienceCenter Bremen Schaden genmanipulierte Tomaten auf dem Pausenbrot? Hilft das neue Medikament deinem zuckerkranken Klassenkameraden? Wie gefährlich ist denn Sportunterricht bei 35 Grad Hitze? Jeden Tag gewinnt die Wissenschaft neue Erkenntnisse. Die Zusammenhänge veröffentlichen Fachzeitschriften häufig in einer Sprache, die nur Wissenschaftler verstehen – und manchmal nicht einmal die. Journalisten und Wissenschaftler reden zu wenig miteinander. Deshalb können 150 Nachwuchsjournalisten vom 7. bis zum 9. November in Bremen mit Wissenschaftlern diskutieren – und ihr Wissen aufpolieren. In Workshops können sie üben, ganz einfach über hoch komplexe Themen zu schreiben. Anmeldung bei bei der Jungen Presse Niedersachsen: Borriesstraße 28, 30519 Hannover, Tel. 0511/830929, buero@jungepresse-online.de. 16 quietschorange politik orange FINGER WEG! Die Asiatin - für Traditionsbewusste Sie trägt ein traditinell chinsisches Kleid in rot. Trotz der intensiven Farbe wirkt sie schüchtern. Kompetenz wird dennoch groß geschrieben. Die Elegante - für Luxus-Kunden Sie trägt ein beiges Kleid, welches firgurbetont geschnitten ist. Die blonden Haare trägt sie halboffen, dabei wirkt sie selbstbewusst und offen, jedoch nicht zu aufdringlich. Die Businessfrau - für Geschäftstüchtige Mit weißer Bluse und schwarzem Rock zeigt sie funktionalen Chic. Adrett und trotzdem nicht kühl wirkt sie seriös und zielbewusst. Die Sportliche - für Innovative Sie trägt eine schwarze Jogginghose, dazu ein Sporttrikot. In lässiger Pose vermittelt sie ein sportliches, junges und dynamisches Image. BITS, BYTES UND BIKINIS Sexy Frauen im Bikini, unten wenig, oben wenig und in der Mitte gar nichts, dazwischen ein Hauch von Technik. Die Sorgen vieler Menschen, die Welt würde vor lauter Bits und Bytes kalt und steril werden, scheint auf der IFA 2003 widerlegt. Von Anne Wendt, Michael Metzger und Leila Broich Inzwischen ist Technik schon so alltäglich geworden, dass die Werbemacher auf verschärfte Mittel zurückgreifen. Und auch für die bunte Welt der High Tech-Produkte gilt nun: Sex sells! Die Frau mit der blonden Trendfrisur ist nackt. Nur ihre Brüste sind durch ein sie umwickelndes, herausgerissenes Kabel verdeckt. Der Bereich zwischen ihren Beinen ist versteckt unter einem wireless mp3-Player. Wireless ist in. „Cut the cable!“ steht deshalb neben der Blondine auf der neuesten DIN A4-Werbeanzeige der Firma „Naf naf“. Die Hüllenlose bleibt im Gedächtnis - wofür sie wirbt, ist schnell vergessen. Egal. Hauptsache nackte Haut. Sex sells. Die Konkurrenz steht da nicht gerne hinten an. Über Daewoo-Flachbildschirme darf sich eine nackte Frau beugen - lasziver Blick inclusive. Auch die guten alten Netzstrumpfhosen dürfen nicht fehlen, dafür hat Samsung schon gesorgt. Auf der Messe selbst laufen hauptsächlich Besucher männlichen Geschlechts herum. Dafür sind die Zeitungsanzeigen der Aussteller von weiblichen Formen geradezu überbevölkert. Zufall? „Werbung besteht aus vier Stufen. Attraction, Interest, Desire und Sale“, erläutert Martin Lichtenthäler, Pressesprecher der deutschen Telekom. Die Funktion der ersten Stufe erfüllen oft kurze Röcke und tiefe Ausschnitte. Das bedeute jedoch nicht, so Lichtenthäler weiter, dass das Aussehen der Frau, die für ein Produkt abgelichtet wird, wichtiger werde als die Produktqualität. „Durch das Bild wird nur die erste Aufmerksamkeit des Kunden geweckt. Dann erst entscheidet er, sich näher mit der Anzeige zu beschäftigen.“ Damit scheint Lichtenthäler Recht zu behalten: „Die Werbeanzeige ist auf jeden Fall ein Hingucker“, findet auch Messebesucher Florian Müller. „Wem sie beim ersten Mal noch nicht auffällt, dem sticht sie spätestens beim zweiten Mal wegen der nackten Frau ins Auge“. Und beim dritten Mal lese man den Rest. Für den 24-Jährigen aus Coburg wäre es allerdings genau so interessant, wenn sie „originelle“ Kleidung an hätte. Auch Messebesucher Alexander Kossmann, 28 aus Berlin glaubt, dass freizügige Werbung Männer besonders auf das Produkt aufmerksam mache. Informieren würde Werbung ohnehin schon lange nicht mehr. Schnell fügt er hinzu: „Mich selbst spricht das aber gar nicht an.“ Nicht einmal Frauen stören sich an der sexistischen Aufmachung vieler Werbeanzeigen. „Ich finde, es macht keinen Unterschied, ob da jetzt eine nackte Frau oder ein nackter Mann abgebildet ist“, findet Bettina Hofmann. Die 27jährige Berlinerin findet die Aufteilung der Seite viel wichtiger: „Die Anzeige ist doch gelungen - hier unten der kleine mp3-Player, und rechts das große Bildmotiv. Das passt einfach.“ Und nicht nur auf dem Papier, sondern auch in natura sind die Frauen immer spärlicher bekleidet. „Ich bekomme natürlich viele Komplimente hier“, freut sich Promoterin und Gogo-Girl Caroline Birbaumer. Die 20jährige Östereicherin trägt einen knappen, blauen Minirock und hohe schwarze Lederstiefel im Lara Croft Look. „Wir müssen mit unserer Kleidung aus der Masse herausstechen, um Kunden anzulocken.“ Trotzdem, findet Birbaumer, sollte das Geschlechterverhältnis ausgeglichener sein: „Ab und zu mal ein gut gebauter Typ wäre auch nicht schlecht!“ Doch mit dieser Forderung steht Bierbaumer ziemlich alleine da. „Die Männer sind die Hauptzielgruppe“, stellt Messebesucher Florian Müller knallhart fest. „Frauen interessieren sich eben nicht für Technik.“ Vor 20 Jahren zierte in jeder Autowerbung eine leicht bekleidete Frau die Kühlerhaube, auf der diesjährigen IFA kommt keine Digitalkamera ohne zugehörige GogoTänzerin aus. „Die Lust am Neuen“ lautet das Motto der IFA 2003. Neue Technik gibt es wenig. Trotzdem kommt die Lust nicht zu kurz - vor allem bei den männlichen Messebesuchern.