April 1999 - Martin-Luther-Universität Halle
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April 1999 - Martin-Luther-Universität Halle
Uni s c i e n t i a h a l e n s i s U N I V E R S I T Ä T S ZEITUNG Martin-Luther-Universität HalleWittenberg Halle, April 1999 ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................ Mehr Leistung durch flexibles Gehalt? Zur Diskussion um ein neues Besoldungsrecht für Hochschullehrer Die Bundesregierung Für die neue Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn gehören mehr Flexibilität, leistungsbezogene Bezahlung und Teilzeitprofessuren zu den Meilensteinen, die sie noch in dieser Legislaturperiode erreichen will. Bereits Ende 99 soll ein neues Wissenschaftsdienstrecht in Kraft treten. Professoren sollen demzufolge künftig durch ein Grundgehalt plus Leistungszulage für Forschung und Lehre bezahlt werden. Die Angst, daß man Forschung nicht messen kann, halte ich für unsinnig, gibt sie sich recht reformfreudig. Wie Forschung künftig so gemessen werden soll, daß sich vergütungsrelevante Kriterien daraus ergeben, darum müssen sich dann die Länder und die Hochschulen Gedanken machen. Es wird den Ländern überlassen bleiben, ob sie die Hochschullehrer weiterhin verbeamten. Die Hochschulen, so ihre Vorstellung, erhalten über Globalhaushalte mehr Freiräume und Finanzverantwortung dazu gehört dann auch Art und Höhe der Bezahlung der Wissenschaftler. Flexibilität und Qualitätssteigerung auch im Beamtenrecht erreicht werden kann. Die Hochschulrektorenkonferenz Der Deutsche Hochschulverband Die HRK möchte ihre Mitglieder seit Jahren schon zu mehr Wettbewerb ermutigen. Die besonderen Erfordernisse eines wettbewerbsorientierten Hochschulsystems machen entsprechende Modifizierungen des Besoldungs- und Tarifrechts erforderlich, heißt es bereits in einer Entschließung des HRK-Plenums vom Juli 1996. Damit sind die Grundzüge der aktuellen HRK-Position schon vorweggenommen. Staatliche Entscheidungsbefugnisse müßten auf die Hochschulen übertragen werden, damit die Personalentwicklung als Instrument für Profilbildung und Qualitätssteigerung eingesetzt werden könne. Freilich setze dies alles auch geänderte Leitungsund Organisationsstrukturen innerhalb der Hochschulen voraus. Wenn die Hochschulen erst einmal die Dienstherreneigenschaft und die Tarifhoheit übertragen bekämen, dann seien sie auch in der Lage, Gehaltsstruktur und Leistungsvergütung autonom zu regeln. Der Leistungsanreiz, der darin liegt, das Gehalt bei Berufungsverhandlungen zu steigern, genügt der HRK indes noch nicht. Einen Ansatz zu einer noch stärker leistungsorientierten Besoldung sieht die HRK darin, den Anteil der variablen und zum Teil zeitlich befristet gewährten Gehaltsbestandteile zu steigern und die bisherigen rein altersabhängigen Anteile zu reduzieren. Das ist die Kernaussage des neuen HRK-Papiers zum neuen Dienstund Besoldungsrecht. Die variablen Bestandteile können Zulagen für besondere Leistungen in Forschung und Lehre oder Belastungszulagen für besonders umfangreiche Betreuungsleistungen sein. Schließlich sehen die Vorschläge noch Funktionszulagen vor, etwa für Sprecher von Sonderforschungsbereichen oder Graduiertenkollegs. Die Übernahme von Ämtern im Rahmen der Selbstverwaltung wird ebenfalls zusätzlich vergütet. Funktionszulagen werden für die Dauer des Amtes gewährt, Leistungszulagen sollen ungefähr alle fünf bis sechs Jahre überprüft werden. Die HRK will am Beamtenstatus der Hochschullehrer festhalten, da ein Teil der angestrebten Im Auftrag des Hochschulverbands hat Ulrich Battis, Professor für Öffentliches Recht an der HumboldtUniversität, ein Rechtsgutachten zu Möglichkeit und Grenzen leistungsdifferenzierter Besoldung von Universitätsprofessoren vorgelegt. Battis kommt zu dem Ergebnis, daß das System der Berufungszuschüsse schon immer leistungsbezogenen Elemente enthalte und genügend Spielraum für eine wettbewerbsorientierte Besoldung biete. Darüber hinaus stellten die Vorschläge zur besoldungsmäßigen Leistungsbewertung einen schwerwiegenden Eingriff in die grundrechtlich garantierte Wissenschaftsfreiheit dar. Grundsätzlich befürchtet er, daß durch die geplanten Änderungen des Besoldungsrechts die Möglichkeit staatlicher Eingriffe drastisch erhöht würde. Methoden, Kriterien und Maßstäbe der Leistungsbewertung dürften daher keinesfalls vom Staat festgelegt werden. In einem Positionspapier sieht allerdings auch der Hochschulverband, daß die Besoldungsstruktur wettbewerbsfeindlich ist. Er fordert, daß die bestehenden Grenzen für die Gewährung von Zuschüssen für besondere Leistungen aufgehoben werden, denn nur so könnten sich Universitäten erfolgreich gegen Konkurrenzangebote von außen zur Wehr setzen und den Professoren eine attraktive Bezahlung bieten. Am 19. Mai lädt das Rektorat alle interessierten Universitätsmitglieder zu einer öffentlichen Diskussion über die Vorschläge zur Änderung des Tarif- und Besoldungsrechts für Professoren ein. Diskussionsgrundlage ist die HRK-Broschüre Zum Dienst- und Tarif-, Besoldungs-, und Vergütungsrecht sowie zur Personalstruktur in den Hochschulen die im Rektorat erhältlich ist. Weitere Informationen zum Thema und den vollständigen Wortlaut des HRK-Papiers und des Positionspapiers des Deutschen Hochschulverbandes finden sie im Internet unter: http://www.verwaltung.uni-halle.de/ SENAT/rektorat.htm Die Professoren sind ins Visier der Reformplaner geraten. Ihr Gehalt soll nach den Vorstellungen der Bundesregierung und der Hochschulrektorenkonferenz künftig auch nach Leistung bemessen werden. Foto: Dietrich Aus dem Inhalt: Die Magdalenenkapelle Seite 5 Aktuelle Veranstaltungen ... Goethe-Ausstellung Seiten 6/7 ... finden Sie im Veranstaltungskalender der Universität im Internet unter: www.uni-halle.de .................... Die Kritik an den deutschen Hochschulen, und insbesondere an ihren Professoren ist unter Politikern und den Massenmedien inzwischen schon so sehr zum Allgemeingut geworden, daß sich lange Zeit kaum jemand der Mühe differenzierter Betrachtung unterziehen wollte. Jetzt hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) einen Vorschlag auf den Tisch gelegt, dem man die Sachkunde sicherlich nicht ohne weiteres absprechen kann. Die allgemeinen Schlagworte Hochschulautonomie, Flexibilisierung, Eigenverantwortung und Wettbewerbsfähigkeit werden in dem HRKPapier Zum Dienst- und Tarif-, Besoldungs-, und Vergütungsrecht sowie zur Personalstruktur in den Hochschulen konkret auf einen Gegenstand angewandt und detailliert durchgespielt. Daß es sich bei diesem Gegenstand nun ausgerechnet um die Bezahlung der Hochschullehrer handelt, hat die öffentliche Diskussion zusätzlich beflügelt. Anhand der Reformpläne der Bundesregierung, der Vorschläge der HRK, und den Stellungnahmen des Deutschen Hochschulverbandes hat sich mittlerweile eine recht differenzierte und kontrovers geführte Debatte entwickelt. ............................................................... ........................................................................... ............................. ....................................................................... Kämpfer gegen Doping Seite 9 Satire in Halle Seite 10 Neues zur Evaluation Seite 11 Kunstseminar Uni & Burg Seite 12 AKTUELLES F Europäisches Forschungsprojekt in der Biotechnologie Ende Januar fand im kürzlich fertiggestellten Neubau des Instituts für Biotechnologie der halleschen Universität (Direktor Prof. Dr. Rainer Rudolph) das vierte Meeting innerhalb des von der Europäischen Kommission über drei Jahre geförderten Projekts Protein folding in cell factories statt. Innerhalb des Verbundes, zu dem acht Gruppen aus sechs Ländern (Finnland, Schweden, Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland) gehören, werden Faktoren untersucht, welche die Ausbildung der komplexen Struktur von Eiweißmolekülen (Proteinen) beeinflussen. Die Erforschung des Vorgangs der Strukturbildung von Proteinen und der sie beeinflussenden Faktoren hat eine große Bedeutung in der Arzneimittelherstellung, denn zahlreiche Proteine kommen bei Diagnose und Behandlung von Krankheiten zum Einsatz. Diese können ihre Funktion nur in der einen, korrekten Struktur erfüllen. Neben fachlichen Vorträgen und Diskussionen erhielten die 22 Gäste bei einem Ausflug in die südliche Umgebung von Halle einen Einblick in die Geschichte sowie aktuelle Entwicklungen der Region. Unter anderem stand der Besuch des Naumburger Doms und der vom französischen Unternehmen ELF erbauten Erdölraffinerie in Leuna auf dem Programm. Das Institut für Biotechnologie beteiligt sich derzeit im Rahmen der internationalen europäischen Zusammenarbeit an drei europäischen Verbundprojekten im Bereich Cell factories. Peter Neubauer Ein neues Jubiläum naht: Schon in drei Jahren wird wieder Geburtstag gefeiert. Die Wartezeit kann man in Monate, Wochen, Tage und Stunden umrechnen. Im Internet finden Sie sogar demnächst die jeweils aktuelle Sekundenzahl: www.500jahre.uni-halle.de Festabend für alle freundlichen StuhlspenderInnen Im Januar 1998 hatte die Erste Hallesche Winternacht den Auftakt gegeben für die Spendenaktion Stühle für die Aula. Universitätsangehörige, Firmen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, einzelne Leute, Paare und ganze Gruppen sicherten sich für je 360 DM ihren Stuhl. Bis Januar 1999 waren so schon über zwei Drittel der benötigten 320 Stühle bezahlt. Sie wurden, mit den Namen der SpenderInnen versehen, in den Semesterferien aufgestellt. Um allen, die ihre Verbundenheit mit der halleschen Universität bekundet haben, zu danken, hat sie der Rektor für Samstag, den 8. Mai 1999, zu einem Festabend eingeladen. Bei dieser Gelegenheit werden sie in den Genuß einiger kleiner Vorführungen kommen und eine Neuauflage der spektakulären Show erleben, die in der Ersten Halleschen Winternacht von der Modeklasse der Burgprofessoren Thomas Greis und Joachim Schielicke gezeigt worden war. Corporate-Design-Broschüre erschienen Das neue Corporate Design der Martin-Luther-Universität ist jetzt als 32seitige Broschüre erschienen. Alle wichtigen Anwendungsfälle, wie Wort-Bild-Marken, Briefbögen, Visitenkarten, Zeugnisse, Urkunden, Formulare etc. sind mit genauen Bemaßungen abgebildet. Im April wird die Broschüre gemeinsam mit Musterexemplaren der neuen Briefbögen und Visitenkarten zunächst an alle Professoren versandt. Die Hochschulleitung erhofft sich nun eine weitere Homogenisierung des Erscheinungsbildes der Universität. Auf der Homepage der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (http://www.verwaltung.uni-halle.de/ DEZERN1/PRESSE/welcome.htm) ist das gesamte Corporate Design als PDF-File einsehbar. Der kleine Trompeter spielte in Wirklichkeit Horn . . . Die Aufarbeitung der Musikpädagogik in der ehemaligen DDR stand Anfang März im Mittelpunkt eines ganztägigen Symposiums am Institut für Musikpädagogik der halleschen Universität. Ein interessierter Kreis von knapp 20 MusikpädagogInnen aus Ost und West widmete sich in Halle diesem Thema, nachdem ein erstes erfolgreiches Treffen bereits im Februar 1997 in Berlin vorangegangen war. Abgeschlossene und laufende Forschungsarbeiten bildeten den Gegenstand einer Diskussion, die inhaltlich wie methodisch in größter Offenheit geführt wurde. Thematisiert wurden dabei auch die Probleme für Westdeutsche bei der Erforschung der DDR-Musikpädagogik selbstkritische Anmerkungen und Folgerungen (Prof. Dr. Heinz Antholz) bzw. Geschichtsund politiktheoretische Gedanken eines Wessis ohne Ossi-Erinnerung (Prof. Dr. Ulrich Günther). Sieglinde Siedentop aus Halle stellte ihre im Februar erfolgreich verteidigte Studie Musikunterricht in der DDR in den Klassen 1 bis 4 vor. Prof. Dr. Georg Maas, Gastgeber des Symposiums, untersuchte die in Halle eingereichten musikpädagogischen Promotionsschriften der DDR-Zeit. Wie wichtig eine vorbehaltlose Aufarbeitung jenseits pauschaler Diskreditierung oder Idealisierung ist, zeigt sich in Halle in unmittelbarer Nähe des Instituts für Musikpädagogik, wo die Gedenktafel des Kleinen Trompeters an der Einfriedungsmauer zum Riveufer angebracht ist. Das im Musikunterricht der DDR fest verankerte Lied Der kleine Trompeter ist ein Beispiel für die Indoktrination durch Lieder im Schulunterricht, die vor Geschichtsfälschung nicht halt machte: Weder war der Trompeter klein (ein Kind), noch spielte er Trompete (sondern Horn) ... Aktuelles kurz notiert Universitätstage erneut in Naumburg Unter dem Motto Naumburger Universitätstage die Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg stellt sich vor werden auch im Jahr 1999 die traditionellen Universitätstage in der Region Sachsen-Anhalt weitergeführt. Auf Grund des großen Interesses der Stadt Naumburg und in Anknüpfung an den Erfolg im Jahre 1997 wurde diese Stadt erneut als Veranstaltungsort gewählt. Die Martin-Luther-Universität HalleWittenberg präsentiert sich vom 19. bis zum 22. April mit einem vielschichtigem Programm in der Öffentlichkeit. Die Vielfalt des Programms, von der Studieninformation und Studienberatung über Vorträge für die Bevölkerung der Stadt sowie eine Veranstaltung für UnternehmerInnen der Region bis hin zur einer Ausstellung von Schätzen aus den naturwissenschaftlichen Museen und Sammlungen der Universität, ermöglicht einem breiten Publikum Einblicke in das universitäre Leben, in Lehre und Forschung. Einen umfassenden Bericht über den Verlauf der Veranstaltungswoche lesen Sie in der Mai-Ausgabe der Universitätszeitung. Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um die Universitätstage: Dr. Monika Lindner Stabsabteilung Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 0345 / 55-2 14 22 Fax.: 0345 / 55-2 27 08 2 e-mail: m.lindner@verwaltung.uni-halle.de Erste Promotion am Institut für Informatik Am 12. Februar 1999 fand am Fachbereich Mathematik und Informatik die Verteidigung der ersten Promotion in Informatik an dem 1991 neu gegründeten Institut für Informatik statt. Die Diplominformatikerin Janett Mohnke (geb. 1967) wurde mit der Gesamtnote magna cum laude promoviert, die sie für ihre Arbeit A Signature Based Approach to Formal Logic Verification, ein Thema aus dem Bereich Korrektheitsüberprüfung digitaler Systeme, erhielt. Gutachter der Arbeit waren Prof. Dr. Bernd Becker, Universität Freiburg i. Br., Prof. Dr. Sharad Malik, Princeton University, und Prof. Dr. Paul Molitor, Universität Halle. Endlich im Kasten! Unser Periodikum scientia halensis (Universitätszeitung / Wissenschaftsjournal) soll nicht untergehen im unübersehbaren Wust papierener Werbung und Information, sondern es möchte mühelos gefunden und mit Muße gelesen werden! Deshalb haben wir mit Hilfe des Dezernats VI spezielle Kästen fertigen lassen, aus denen ab sofort an zwanzig verschiedenen Plätzen der Universität regelmäßig die jeweils neueste Ausgabe entnommen werden kann. Die Standorte dieser Kästen befinden sich in den Instituten Brandbergweg 23 (u. a. Kommunikationswissenschaften und Japanologie), Domplatz 1 (Genetik), Domplatz 5 (Geowissenschaften), Emil-Abderhalden-Straße 7(u. a. Soziologie und Politikwissenschaften), FriedemannBach-Platz 6 (Physik), Große Steinstraße 73 (Wirtschaftwissenschaften), Kröllwitzer Straße 44 (u. a. Geschichte und Kunstgeschichte), Kurt-MothesStraße 2 (Chemie), Kurt-Mothes-Straße 3 (u. a. Biochemie und Biologie), Neuwerk 21 (Geobotanik), TheodorLieser-Straße 5 (Mathematik), außerdem in der Geusaer Straße in Merseburg (Ingenieurwissenschaften). Das Studentenwerk gestattete uns, die Mensen Harz, Weinberg und Merseburg sowie die Nebenmensen Hoher Weg, Selkestraße und Tulpemit den Kästen auszustatten. Am Universitätsplatz wird die scientia halensis auch künftig im Melanchthonianum (Kasten), im Löwengebäude und im Juridicum liegen (in den Nischen rechts und links der Haupttreppe bzw. auf der Ballustrade am Eingang zur Bibliothek). Sehbehindertenarbeitsplatz in der Universitäts-Bibliothek ............................. ....................................................................... Blinde oder Sehbehinderte haben die gleichen Rechte wie alle, die über gesundes Augenlicht verfügen. Doch die meisten Einrichtungen der Öffentlichkeit sind noch nicht genügend auf solche Besonderheiten bzw. das Anderssein Einzelner eingestellt. Das ist aufwendig und auch mit Kosten verbunden. Benachteiligungen sind leider viel zu oft die Folge. Es stehen heute technische Mittel zur Verfügung, mit denen persönliche Nachteile ausgeglichen werden können. Die technischen Neuerungen im Bereich der Nachteilsausgleiche sind bemerkenswert und werden ständig verbessert, insbesondere im Zuge der Entwicklung der Mikroelektronik. Einen erfreulichen Schritt in diese Richtung konnte jetzt die Universitäts- und Landesbibliothek Halle (ULB) in der August-Bebel-Straße gehen. Im Katalograum wurde ein Sehbehindertenarbeitsplatz mit Spezialsoftware installiert, der nun nach seiner Wiederherstellung funktionstüchtig ist. Um eine Wiederherstellung handelt es sich deshalb, weil bereits im Mai 1996 eine solche Ausrüstung hier ihren Platz fand, von der allerdings (kaum zu glauben!) wichtige Teile durch Diebstahl abhanden kamen. Der einzige Vorteil, den die Zeitverzögerung mit sich brachte: Die neue Anlage ist noch besser, sie ist nach den modernsten Gesichtspunkten ausgestattet, erklärt Elke Dierichen, Schwerbehindertenvertrauensfrau der Universität. Sie hat mit ihrem Engagement die erneute Einrichtung des Sehbehindertenarbeitsplatzes entscheidend vorangetrieben. Nutzen können den Leseplatz alle sehbehinderten Personen, die in den Katalogen der Bibliothek recherchieren wollen, ob es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität, Studierende oder auch einfach literaturinteressierte Bürger sind. Eine bis zu 16fache Vergrößerung der Schrift ist am Sehbehindertenarbeitsplatz in der ULB möglich. Wer sich mit Computer-Technik nicht auskennt, braucht sich deswegen keine Sorgen zu machen, denn der Arbeitsplatz wird durch Bibliotheksmitarbeiter betreut, die gerne helfen. Derzeit gibt es an der halleschen Universität 15 sehbehinderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende, so Elke Dierichen. Was leistet der Computer? Ulrich Kehl, Mitarbeiter des Universitätsrechenzentrums, freut sich als selbst Betroffener besonders über die Einrichtung des neuen Sehbehindertenarbeitsplatzes, weil sich damit für einen breiten Kreis sehbehinderter Bibliotheksnutzer ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Fotos (2): Olbertz Am großen 20-Zoll-Bildschirm können Schriften beliebig vergrößert werden. Das Programm Zoom Text XTRA plus Version 6 Level 2 sorgt für riesige Buchstaben (bis 16fach vergrößert). Auch eine Farbe für den Hintergrund bzw. die Schrift kann man sich aussuchen, wenn man möchte, erläutert Bibliotheksmitarbeiter Dr. Reinhard Worch. Nicht zuletzt ist der Computer in der Lage, eingescannte Texte nach gewünschtem Tempo schnell oder langsam vorzulesen. Sogar zwischen einer männlichen oder weiblichen Stimme kann gewählt werden. Wer also lieber Petra zuhören möchte, als Peter, ein Mausklick genügt...! Wichtig für Sehschwache ist das am Computer angeschlossene Lesegerät, das aufgelegte Bücherseiten auf dem Bildschirm in starker Vergrößerung wiedergibt. Der Bildschirm kann auch geteilt werden: Eine Hälfte dient dann zum Lesen, die andere Hälfte ist für Mitschriften gedacht. Und der Computer enthält eine multilinguale Software, das heißt, der Nutzer hat die Möglichkeit zwischen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch zu wählen. Auch Blindenarbeitsplatz Zeitgleich mit der Wiederherstellung des Sehbehindertenarbeitsplatzes wurde auch ein Blindenarbeitsplatz im Bibliothekskatalograum eingerichtet. Hier gibt es noch eine spezielle Tastatur, ebenfalls eine Vorleseeinrichtung für Dokumente aller Art und weitere vielfältige Hilfefunktionen. Dieser Leseplatz jedoch ist aufgrund technischer Probleme vorübergehend noch nicht benutzbar. Seine Funktionstüchtigkeit soll so schnell wie möglich hergestellt werden. (Die Universitätszeitung wird darüber berichten). Die Mittel für beide Arbeitsplätze, so Helmut Lenz, Behindertenbeauftragter in der Allgemeinen Sozialberatung des Studentenwerks Halle, flossen zum weitaus größten Teil aus der Kanzlerreserve, ingesamt rund 35.000 DM. Für die Wiederherstellung des Sehbehindertenarbeitsplatzes trug die ULB die Kosten. In dem Blindenarbeitsplatz stekken außerdem noch mehr als tausend Mark Spendenmittel, die teils aus der Kollekte der Universitätsgottesdienste stammen, hebt Lenz hervor. Er freut sich besonders über die neuen Computerplätze, erhalten doch dadurch mehr behinderte junge Menschen eine Chance, in Halle zu studieren. Man könne dies jedenfalls nun auch guten Gewissens Sehbehinderten empfehlen. Nach einer Sozialerhebung des BMBF von 1995 leiden 15 Prozent aller behinderten oder chronisch kranken Studierenden Deutschlands an Sehschädigungen, das entspricht zwei Prozent der Gesamtstudentenzahl. Ute Olbertz Zettelkataloge im Netz Fünf Millionen Katalogzettel eingescannt Die Universitäts- und Landesbibliothek hat bis auf eine Ausnahme die Zettelkataloge in ihrer Zentrale (August-Bebel-Str.) digitalisiert. Insgesamt wurden etwa fünf Millionen Katalogzettel gescannt. Derzeit sind der Alphabetische Katalog (für Bücher der Erscheinungsjahre 1930 bis 1990), der Schlagwortkatalog (1945 bis 1990), der Hochschulschriftenkatalog sowie der Zentralkatalog des Landes Sachsen-Anhalt über das WWW verfügbar. Finanziert wurde das Projekt durch Sondermittel des Landes Sachsen-Anhalt. Die Suche in einem der gescannten Kataloge am Bildschirm erinnert an das Blättern in den früheren Zettelkatalogen. Die alten teils handschriftlichen Eintragungen werden auf dem PC reproduziert. Blättern vorwärts und rückwärts, in kleinen und großen Schritten ist möglich. Bücher können auch aus dem Magazin für die Ausleihe bestellt werden. Dies geschieht nach dem Verfahren, das sich im Online-Katalog bewährt hat. Der Benutzer gibt lediglich seinen Namen sowie die Benutzernummer ein: Das umständliche Ausfüllen von Leihscheinen entfällt. Heiner Schnelling AKTUELLES Wo der Computer Bücher vorliest . . . Wissenschaftliche Zeitschriften und Journale gibt es in aller Welt, für sämtliche Disziplinen und in vielen Sprachen. Wenn es aber um die Reputation der AutorInnen geht, fallen einige wenige ganz besonders ins Gewicht. Auch in Halle forschen und lehren ProfessorInnen, die sich durch Publikationen in international renommierten Fachzeitschriften einen Namen gemacht haben. Wir stellen Ihnen hier hiesige WissenschaftlerInnen mit ihren in Nature oder Science veröffentlichten Forschungsergebnissen vor: Erscheinungsbild und Leistungsfähigkeit eines jeden Organismus wird wesentlich durch die Ausprägung seiner Erbinformation bedingt. Dabei wird durch den Prozeß der Gen-Expression die Information vom Trägermolekül DNA abschnittsweise in Genprodukte überschrieben (transkribiert). Obwohl alle Zellen eines Organismus die gleichen Gene enthalten, wird deren Expression zeitlich örtlich und mengenmäßig unterschiedlich gesteuert. Dabei können Substanzen in der zellulären Umgebung, z. B. Wachstumsfaktoren, Hormone oder Nährstoffe einzelne Gene im Zellkern gezielt beeinflussen. An Modellorganismen und Modellgenen versucht man, die Wirkketten aufzuklären, von der Wahrnehmung solcher Substanzen durch die Zelle, der Übertragung von Signalen über die Zellmembranen ins Zellinnere bis zur Transkription der DNA im Zellkern. Zucker als Energiequelle Karin Breunig in Science Das letzte Kettenglied Als letztes Glied der Kette wirkt im Zellkern ein Transkriptionsaktivator, das Protein Gal4, der an die einzelnen GAL-Gene bindet und die GenExpression aktiviert. Ist keine Galactose im Medium vorhanden, wird die Gal4-Aktivierungsfunktion durch einen Inhibitor, das Gal80 Protein, unterdrückt, das sich an Gal4 anlagert. Diese inhibitorische Wirkung wird durch Galactose aufgehoben; ungeklärt war aber bisher die Frage, wie dies geschieht. Der Arbeitsgruppe von Karin Breunig gelang es, das fehlende Glied in die Signalkette einzufügen. Es handelt sich dabei um das Gal1 Protein, das als Enzym die chemische Umsetzung der Galactose in der Zelle katalysiert. Wenn Gal1 den Zucker Galactose gebunden enthält, kann es mit Gal80 einen Komplex bilden. Mit Hilfe mutierter Gal1 Varianten einer Düsseldorfer Arbeitsgruppe konnte bewiesen werden, daß diese Komplexbildung Voraussetzung für die der Regulation des Stoffwechsels durch Nährstoffe war bisher nicht bekannt. Interessanterweise ist Gal1 selbst das Produkt eines GAL Gens, so daß die aktivierende Wirkung des Proteins durch Beschleunigung seiner Synthese verstärkt wird. Diese positive Rückkopplungsschleife gewährleistet eine schnelle und effiziente Induktion des Galactose-Stoffwechsels. Molekulare Schalter Karin Breunig studierte in Heidelberg Biologie und untersuchte schon in ihrer Dissertation (Promotion zum Dr. rer. nat. 1979) die Frage, wie Gene gezielt an- und abgeschaltet werden können. Nach kurzem Forschungsaufenthalt am Europäischen Molekularbiologischen Labor (EMBL) in Heidelberg wechselte sie an die Universität Düsseldorf, wo sie sich 1989 habilitierte und bis 1996 forschte und lehrte. Sie ist verheiratet und hat eine 14jährige Tochter. Seit ihrer Berufung an die Martin-Luther-Universität leitet sie die Arbeitsgruppe Molekulargenetik am Institut für Genetik. 1996 publizierte sie (mit fünf anderen Autoren) in SCIENCE 272: 16621665 wichtige Ergebnisse ihrer Arbeiten zur Regulation der Genexpression. galactose-abhängige Inaktivierung von Gal80 ist. Die katalytische Aktivität von Gal1 wird für die Inaktivierung von Gal80 jedoch nicht gebraucht. Somit kommt dem Gal1 Protein eine duale Rolle zu: als Enzym (Galactokinase) leitet es den Galactose-Abbau ein und als regulatorisches Protein bewirkt es die Aktivierung der GAL Gene durch Galactose. Diese Form Anzeige Ein solches, in die Genetik-Lehrbücher eingangenes Modellsystem, ist das sog. GAL Regulon der Bäckerhefe Saccharomyces cerevisiae. Es umfaßt eine Gruppe von Genen, die gemeinsam aktiviert werden, wenn das Nährmedium den Zucker Galactose enthält. Die Produkte der GAL Gene erlauben der Zelle dann, diesen Zukker als Kohlehydrat- und Energiequelle zu nutzen. Das GAL Regulon ist eines der ersten Beispiele, bei dem man die Übertragung des Galactose-Signals vom Medium bis zum Transkriptionsapparat in allen molekularen Details zu verstehen beginnt. Foto: privat ............................. ....................................................................... Das Gal80 Protein stellt einen molekularen Schalter dar, durch den Gene an- und abgeschaltet werden können. Mit gentechnischen Methoden wurden in Insekten, in Pflanzen und auch in Säugerzellen Gal4-aktivierte Gene erzeugt. Wird es in Zukunft möglich sein, diese Gene mit Hilfe von Gal80 ganz gezielt regulieren zu können und arbeiten andere Genschalter nach ähnlichem Prinzip? Zunächst gilt es die Wirkungsweise des Schalters genauer zu verstehen. Zum Beispiel: wie und wo in der Zelle wird Gal80 durch Gal1 inaktiviert? Wichtiges Werkzeug für die Bearbeitung dieser Fragen in der Arbeitsgruppe von Karin Breunig ist neben der Bäckerhefe Saccharomyces cerevisiae die Milchhefe Kluyveromyces lactis, bei der die GAL Gene ähnlich, aber nicht gleich reguliert werden. Vergleichende Analysen und Gen-Übertragungen von einer Art in die andere geben Einblick in regulatorische Netzwerke, aber auch in die Evolution des Regulationssystems. Darüberhinaus hat die Hefe Kluyveromyces lactis biotechnologische Bedeutung. Folglich bestehen enge Kontakte zur Industrie bzw. zu angewandten Forschungsfeldern. Die Nachwuchsgruppe von Dr. Raffael Schaffrath untersucht beispielsweise die hemmende Wirkung eines von K. lactis produzierten Toxins auf die Vermehrung bestimmter Pilze; als Mitglied eines europäischen Consortiums arbeitet Karin Breunig seit Jahren an der Entwicklung von K. lactis als Zellfabrik für die Produktion von wirtschaftlich relevanten Proteinen mit. Margarete Wein Südslavisten aus Halle bei Workshop in Kroatien ....................................................................... ............................. aus den fakultäten und fachbereichen Hallesche Forscher in der Wissenschaftspublizistik der Welt (II) Bei den Kroatisten der Philosophischen Fakultäten der Universitäten in Zagreb und Rijeka waren im Wintersemester 1998/99 Südslavisten Studierende und MitarbeiterInnen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg zu Gast. Anlaß der Einladung war ein Workshop über einen der bedeutendsten kroatischen Sprachgelehrten des 17. Jahrhunderts, den jesuitischen Missionar Bartol Kaic. Federführend in der organisatorischen Vorbereitung war Frau Dr. Dorothea König (Würzburg); Frau Prof. Angela Richter (Halle) und Herr Prof. Christian Hannick (Würzburg) verantworteten die inhaltliche Vorbereitung der Teilnehmer beider deutschen Universitäten. Leben und Werk von Bartol Kaic (1575 1650), dem Verfasser der ersten kroatischen Grammatik (1604), Poeten und verdienstvollen Bibelübersetzer, wurden den Gästen durch Vorträge kroatischer Wissenschaftler nahegebracht und von allen Teilnehmern unter verschiedensten Aspekten diskutiert. Vor allem der historisch-kulturelle Hindergrund wurde intensiv beleuchtet. Von besonderem Interesse ist die Tatsache, daß eine Bibelübersetzung des Bartol Kaic, die in den Jahren 1631 1636 entstand, obgleich von Experten der damaligen Zeit hochgeschätzt, bis ins 20. Jahrhundert ungedruckt blieb, weil sie politischen Querelen zum Opfer fiel. Um so erfreulicher ist es, daß jetzt eine deutsche Übersetzung dieser Bibel zum Druck vorbereitet wird. Sie erscheint Ende 1999 im Paderborner Schöningh-Verlag in der Reihe Biblia slavica. Titelblatt einer aktuellen Schrift über Bartol Kaic Für die deutschen Gäste drängten sich bei der Diskussion der Bedeutung von Bartol Kaic für die Entwicklung der serbisch-kroatischen Literatursprache natürlich Parallelen zu Luther und seiner Bibelübersetzung auf. Im Rahmen seines missionarischen Wirkens sah Kaic bald, wie hinderlich für die Kommunikation dialektale Grenzen sind. Daher erkannte er die Notwendigkeit, eine lingua communis, mit deren Hilfe die (religiösen) Schriften leichter verbreitet und ökonomischer hergestellt werden konnten, zu schaffen. Bemerkenswert ist, daß er zu diesem Zweck nicht seinen eigenen cakavischen, sondern den tokavischen Dialekt (von ihm selbst illyrisch, bosnisch oder slavisch genannt) wählte, weil dieser im westlichen Balkan am meisten verbreitet war. Damit legte Kaic den Grundstein für die Entwicklung des tokavischen zu einer Schriftsprache von Kroaten und Serben. Allerdings konnte diese Idee einer gemeinsamen Sprache für Serben, Kroaten, Montenegriner und Bosnier erst Mitte des 19. Jahrhunderts dank der Bemühungen der kroatischen Illyristen und der Serben um Vuk Karadzic verwirklicht werden. Die heutige politische Situation in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, wo es eher um betont natio- nale Belange jeder einzelnen Volksgruppe als um die Pflege von Gemeinsamkeiten geht, läßt diesen Aspekt der Bedeutung von Kaic keineswegs in den Vordergrund treten. Denn auch in der kroatischen Gesellschaft geht es heute vor allem um die Unterschiede zu anderen Völkern und um das eigene nationale Profil. In diesem Kontext gibt es freilich auch Gratwanderungen zwischen wissenschaftlichem Interesse und der latenten Gefahr nationalistischer Vereinnahmung. Neben dem wissenschaftlichen Programm bot der Workshop auch zahlreiche Möglichkeiten, die jahrtausendealte Kultur Kroatiens kennenzulernen, die dankbar angenommen wurden. Außerdem denken Gastgeber und Gäste aus Rijeka und Halle an eine Wiederbelebung der wissenschaftlichen Kontakte, die es ja bereits einmal gab. Die Zusammenarbeit soll zunächst Publikationsmöglichkeiten in den Zeitschriften des jeweiligen Partners sowie Studenten- und Wissenschaftleraustausch umfassen. Die Kontakte jetzt zu erneuern ist ein Gebot der Stunde. Gisela Havranek / Dubravka Friesel-Kopecki Aspekte 100 Jahre Magdalenenkapelle als Universitätskirche Festwoche mit Gottesdienst, Vorträgen und Konzerten ............................. ....................................................................... Es war am 9. Mai vor genau hundert Jahren, als die hallesche Universität einen großen Festtag erlebte: Die Maria-Magdalenen-Kapelle der Moritzburg wurde nach umfassender Rekonstruktion zur Universitätskirche geweiht. Welch große Bedeutung man damals auch in der Stadt diesem Ereignis beimaß, wird in einem Bericht der damaligen Saalezeitung vom 10. Mai 1899 deutlich: Würdig wurde der Weiheakt durch einen imposanten Festzug eingeleitet, zu dem sich die Teilnehmer an der Universität versammelten. Um ½ 12 Uhr setzte sich der Zug von hier aus, die Promenade entlang, nach der Moritzburg zu in Bewegung. ... Den Ehrengästen schloß sich eine größere Anzahl von Vertretern der hiesigen Geistlichkeit an und diesen der Lehrkörper der Universität, zuerst die Professoren in ihren feierlichen Talaren, mit den Dekanen der vier Fakultäten an der Spitze, alsdann die Privatdozenten und schließlich die Beamten der Universitätsverwaltung. Es ist die Rede von einem vielhundertköpfigen Publikum, das sich zum großen Teil aus Vertretern der studierenden Jugend rekrutierte. An der Pforte angelangt, ergriff der Kultusminister das Wort und übergab im Auftrag des Kaisers den Schlüssel zur renovierten Kapelle. Die Weihung des neuerstandenen Gotteshauses wurde durch den Generalsuperintendenten Textor gemeinsam mit den beiden Universitätspredigern Prof. Dr. Willibald Beyschlag und Konsistorialrat Prof. Dr. Hermann Hering vorgenommen. Hering hielt die Predigt, die er mit den Worten aus Luthers Lieblingspsalm einleitete: Dies ist der Tag, den der Herr gemacht, lasset uns freuen und fröhlich darin sein. Die Hochschule erlebe heute einen solchen Tag, denn sie besitze nun ein eigenes Gotteshaus, und ihre Angehörigen bräuchten nicht mehr im Heiligsten Gäste zu sein. Höhen und Tiefen Der Festtag beendete eine lange Durststrecke. Von Verwahrlosung der Magdalenenkapelle schreibt die Saalezeitung und weist damit auf die nicht immer sonnige Vergangenheit der nun bald 500jährigen hin. Der Wechsel von Höhen und Tiefen scheint typisch für ihre Geschichte zu sein. Sie wurde geliebt und verachtet, ja vergessen, war lange Zeit nur eine Lagerhalle, 1805 Heu- und Strohmagazin, ehe sie zum Fouragelager für Napoleons Truppen wurde. Salztonnenreifen der Böttchermeister verwahrte man unter ihrem Dach, und 1841 beherbergte sie Kochmaschinen der preußischen Militärverwaltung. Dabei war die Kirche als eigentliches Kleinod der erzbischöflichen Moritzburg erbaut worden. Sie diente als Stifts- und Wallfahrtskirche, erzbischöfliche Hauskapelle, fürstliche Hofkirche, Garnisonskapelle und schließlich auch als Universitätskirche, die seit 1921 den Alt-Lutheranern zur Mitnutzung überlassen ist. Ihre äußere Gestalt hat die Kirche freilich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Erst in den vergangenen hundert Jahren, nach der Renovierung als Universitätskirche mit neogotischer Ausmalung, blieb ihr Aussehen weitgehend konstant. Kostbare Reliquien Zwei Jahre nach dem Einzug des Erzbischofs Ernst von Wettin in seine Wohngebäude der Moritzburg im Jahre 1505 begann man mit dem Bau der Schloßkapelle, die 1509 vollendet und der heiligen Maria Magdalena geweiht wurde. Von diesem Ereignis kündet eine Bronzetafel. Die zweite Weihe erfolgte 1514 durch Kardinal Albrecht von Brandenburg, dem Nachfolger des Erzbischofs. Er ließ eine Weihetafel an der Nordwand der Kapelle mit seinem Wappen anbringen, gestaltet von Peter Schroth, die heute noch als wertvollstes künstlerisches Detail der Kirche gilt. Bekannt wurde die Kirche durch ihren Schatz an Heiligtümern, das berühmte Hallesche Heiltum, das Kardinal Albrecht zusammentrug. Man zählte 21.484 Reliquienstücke, die weil ihnen Heil- und Wunderkräfte zugeschrieben wurden den Anlaß zu Wallfahrten für Tausende gaben. Nachdem die Schätze nach 1521 in den Dom überführt wurden, zog Ruhe in die Kirche ein, sie fiel in den Stand einer einfachen Burg-Kapelle zurück. Mit dem Abzug Albrechts sind die kostbaren Reliquien auf ganz Deutschland verteilt worden und gelten heute großteils als verschollen. Universitätsgottesdienste Die besondere Atmosphäre eines kleinen Kirchenraums gereichte der Kapelle nicht immer zum Vorteil. Der Praktische Theologe Prof. Dr. Eberhard Winkler hebt hervor, daß die Theologische Fakultät der halleschen Universität zunächst bei aller Freude über das eigene Gotteshaus Wert darauf gelegt habe, die akademischen Gottesdienste weiter im Dom zu halten, weil die Plätze bei weitem nicht ausreichten. Daß die Kapelle dennoch im 20. Jahrhundert zur wichtigsten Stätte des Universitätsgottesdienstes wurde, ist Heinrich Hering zu danken, der zunächst wegen stimmlicher Probleme die vierzehntägigen Gottesdienste hierher verlegte. Eigentlich wollte die Fakultät die Magdalenenkapelle eher für kleine Seminargottesdienste oder akademische Trauerfeiern, Abendmahlfeiern und für studentische Gruppen nutzen. In der DDR war die Kapelle zwar als Baudenkmal geschätzt, als Kirche aber eher still und unbekannt, wenn auch regelmäßig Gottesdienste stattfanden. Erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands erlebte mit den Universitätsgottesdiensten auch die Bedeutung der Magdalenenkapelle neuen Aufschwung. Mehr Besucher auch aus den alten Bundesländern zugezogene stellten sich ein. Nicht zuletzt steht die Kapelle heute für die Praxis eines neuen, erfolgreichen Konzepts der Uni-Gottesdienste. Da viele der christlichen Angehörigen der Universität in ihren Ortsgemeinden engagiert sind, sollte ein Universitätsgottesdienst etwas Besonderes bieten. Ein Sinn des Universitätsgottesdienstes läßt sich darin finden, erklärt Eberhard Winkler, daß Hochschullehrer (es müssen nicht nur Theologen sein) ihr Fachwissen mit dem aktuellen Glaubenszeugnis verbinden und damit einen Beitrag zum Dialog zwischen Erkenntnis und Bekenntnis, Wissenschaft und Glauben leisten. Seit dem 1. April 1996 ist Prof. Dr. Ernst-Joachim Waschke als Universitätsprediger im Amt. Mit dem Staatsvertrag zwischen der Kirche und dem Land Sachsen-Anhalt ist die Berufung in dieses Amt wieder möglich geworden und bedeutet zugleich die Neubelebung einer alten Tradition, die im 19. Jahrhundert durch die berühmten halleschen Universitätspre- Innenansicht der Magdalenenkapelle diger Friedrich Daniel Schleiermacher (17681834) und Friedrich August Tholuck (17991877) begründet wurde. Heute predigen nicht nur Theologen der Universität, sondern auch Wissenschaftler verschiedener anderer Fachgebiete treten in das schon von Luther geforderte allgemeine Priesteramt aller Gläubigen ein. Universitätsweit spricht der Themenkreis der Gottesdienste ein breites Publikum an und stärkt die Zusammengehörigkeit der Universitätsgemeinde. Lehrende und Studierende finden hier einen Ort der Besinnung des Nachdenkens und des Gedankenaustauschs. Festwoche zum Jubiläum Wie begeht nun die Universität das Jubiläum ihrer Kapelle? Vom 25. bis 30. Mai 1999 wird eine Festwoche stattfinden. Von Ernst-Joachim Waschke erfahren wir, daß in dieser Zeit täglich um 20 Uhr Vorträge und Konzerte auf dem Programm stehen. Am Eröffnungstag wird die Kunsthistorikerin Dr. Irene Roch-Lemmer zur Baugeschichte der Kapelle sprechen, und Prof. Dr. Heinrich Nickel widmet sich dem Halleschen Heiltum. Am darauffolgenden Tag geht es in einem Vortrag von Prof. Dr. Eberhard Winkler um die Geschichte der Magdalenenkapelle als Universitätskirche, und Pfarrer Dr. Klaus Engelbrecht stellt die Geschichte der Selbständigen evangelisch-lutherischen Gemeinde dar. Am 27. Mai folgt ein Konzert des Universitätschores, bei dem vier Motetten von Georg Philipp Telemann und ein Magnificat von Johann Rosenmüller mit Chor und Streichorchester sowie Basso continuo aufgeführt werden. Viele interessierte Zuhörer und -schauer lockt sicher auch eine Bläserserenade am 28. Mai um 17 Uhr in den Hof der Mo- Fotos (2): Klett ritzburg. Am gleichen Abend folgt noch um 20 Uhr ein Konzert mit den Solisten Alexei Korniliev aus Moskau (Trompete) und Martin Rost aus Sralsund (Orgel). Der 29. Mai hält um 20 Uhr ein Chorkonzert mit dem Jugendchor Ostinato der Selbständigen evangelisch-lutherischen Gemeinde bereit. Und am Sonntag, dem 30. Mai, beschließt um 10 Uhr ein Festgottesdienst die Festwoche. Die Predigt wird Prof. Dr. Ernst-Joachim Waschke halten. Darüber hinaus gibt es von Dienstag bis Samstag in der Zeit von 14.30 bis 15.30 Uhr Führungen in der Magdalenenkapelle mit anschließender Orgelmeditation und einer Dia-Projektion zum Halleschen Heiltum. Wer also mehr über die Kapelle in der Moritzburg erfahren möchte, sollte diese interessanten Angebote nicht versäumen. Ute Olbertz Das prächtige Eingangsportal der Kapelle Impressum Herausgeber: Der Rektor Prof. Dr. Reinhard Kreckel Redaktion und Layout: Jens Gerth, Dr. Monika Lindner, Ute Olbertz, Stefan Schwendtner (Koordination), Dr. Margarete Wein Anschrift: Rektorat der Martin-Luther-Universität 06099 Halle/Saale Ruf: (0345) 5 52 14 20/22/24, 5 52 10 08 Telefax: (0345) 5 52 70 82, 5 52 72 08 e-mail-Adressen: m.lindner@zuv.verwaltung.uni-halle.de m.olbertz@zuv.verwaltung.uni-halle.de m.wein@zuv.verwaltung.uni-halle.de Internet-Adresse: www.verwaltung.uni-halle.de/dezern1/presse/welcome.htm Grafik-Design: Barbara und Joachim Dimanski, Halle Druckvorstufe: Satz & Grafik Halle Druck: Union Druck Halle Aspekte Goethe und die Universität zu Ausstellung der Kustodie im Museum Universitatis Hallisches Salz Entwallet nicht der Erde dort ein Wunderquell? Und füllt geraume Becken mit erprobtem Naß, Das bald verdampfend werte Gaben hinterläßt: Die größte Gabe, sag ich wohl mit kühnem Wort, Die allergrößte, welche Mutter Tellus beut! Sie gibt uns Gold und Silber aus dem reichen Schoß, Das aller Menschen Aug und Herzen an sich zieht; Sie reicht das Eisen allgemeinem Kunstgebrauch, Das so zerstört als bauet, so verderbt als schützt; Sie reicht uns tausend abertausend andres Gut: Doch über alles preis ich den gekörnten Schnee, Die erst und letzte Würze jedes Wohlgeschmacks, Das reine Salz, dem jede Tafel huldiget! Johann Wolfgang von Goethe Jahre Goethes geognostischer und mineralogischer Korrespondent in Halle war. Er schätzte diesen Mann und bemerkte mehrfach nicht ohne einen gewissen Stolz seine beratende Mitwirkung bei dessen Hauptwerk Deutschland geognostisch-geologisch dargestellt. Der erste Band erschien 1821 in Weimar und ist Goethe gewidmet. Die ebenfalls in der Ausstellung gezeigte geologische Deutschland-Karte hat Goethe nach seiner Farbenlehre gestaltet. Eine Zeichnung des Dichters vom Petersberg soll den Besucher sowohl an dessen Porphyrforschung als auch an Goethe als Kunstbetrachter und Zeichner erinnern. Am 5. Juli 1803 schrieb er an Friedrich von Schiller unter dem Eindruck Foto: Klett dings nicht bewahrheitet. Gall war nur kurze Zeit in Halle. Im Jahre 1805 hörten Goethe und Reil gemeinsam seine Vorlesungen über die Beziehungen individueller Schädelformen zu geistigen Leistungen und Besonderheiten. Goethe nannte diese Vorlesungen den Gipfel der vergleichenden Anatomie. Reil wurde 1787 als Extraordinarius nach Halle berufen und nahm ein Jahr später (1788) den Platz seines verstorbenen Lehrers Goldhagen als ordentlicher Professor der Therapie, als Direktor des Klinikums und als Stadtphysikus von Halle ein. Er war außerdem Leiter der Kriegslazarette im Raum Halle-Leipzig und starb am 22. November 1813 im Hause seiner Schwester in Halle an Kriegstyphus. Johann Wolfgang von Goethe; Porträtbüste von Gustav Walther (gest. 1927) nach Christian Daniel Rauch, um 1900, Zentrale Kustodie Anläßlich des Goethe-Jahres 1999 zeigt die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine Sonderausstellung über die wissenschaftlichen Beziehungen Johann Wolfgang von Goethes zur Alma mater halensis. Der Dichter besuchte in den Jahren 1802, 1803 und 1805 mehrmals die Saalestadt. Seit dem Erscheinungsjahr der Wolfschen Prolegomena ad Homerum 1795 bestand zwischen Goethe und dem berühmten halleschen Philologen und Altertumswissenschaftler Friedrich August Wolf im Hinblick auf dessen bahnbrechende HomerKritik wissenschaftlicher Kontakt. Im Jahre 1786 traf der Dichter den Gelehrten erstmals in Jena. Um Pfingsten 1805 verbrachte Wolf längere Zeit bei Goethe in Weimar. Sie begegneten sich außer in Halle auch in Lauchstädt. Bedeutsam ist der Briefwechsel zwischen beiden und Wolfs Mitarbeit an der Jenaer Literatur-Zeitung. Goethe notierte später über seine Begegnung mit dem herausragenden Gelehrten: ein Tag mit diesem Mann zuzubringen, trägt ein Jahr gründlicher Belehrung ein. Verbindung zu halleschen Wissenschaftlern Nach 1806 übernahm der Theologe August Hermann Niemeyer als Rektor und späterer Kanzler die ehrenvolle Aufgabe, die Verbindung der Universität und ihres Lehrkörpers zu Goethe aufrechtzuerhalten. Beide besuchten sich häufig in Weimar und Halle. Goethe fand in Niemeyer einen Förderer seiner dramatischen Bemühungen. Letzterer war regelmäßiger Besucher der Weimarer Theateraufführungen in Lauchstädt. Im Juli 1802 vermittelten Wolf und Niemeyer ein Zusammentreffen Goethes mit den Naturwissenschaftlern Georg Simon Klügel und Ludwig Wilhelm Gilbert, deren physikalischen Versuchen er beiwohnte. Das von Johann Salomo Christoph Schweigger herausgegebene Jahrbuch verschaffte Goethe einen Überblick über die Fortschritte in Physik und Chemie. Schweigger schenkte ihm 1818 einen Polarisationsapparat, da sich beide mit der Farbenlehre beschäftigten. Weitere hallesche Gelehrte wie die Theologen Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher und Friedrich August Gotttreu Tholuck, der Naturphilosoph Henrik Steffens, die Mediziner Franz Joseph Gall, Justus Christian von Loder, Johann Friedrich und Philipp Friedrich Theodor Meckel sowie Johann Christian Reil standen mit Goethe im wissenschaftlichen Austausch. Mit Johann Christian Reil und den beiden Anatomen Philipp Friedrich Theodor (17561803) und Johann Friedrich Meckel (17811833) erlangte die Friedrichs-Universität zu Halle in der Entwicklung der Medizin des 18. Jahrhunderts eine zweite Blütezeit. Goethe besichtigte im Juli 1802 die weltberühmte anatomischzoologische Sammlung der Meckels im Riesenhaus am Großen Berlin. In der Ausstellung kann man das von Goethe so bewunderte Präparat aus der Schädelsammlung des Halleschen Anatomischen Institutes betrachten. Auf der Oberfläche des Schädels sind Sinne wie Dichtsinn, Scharfsinn, Schlauheit, Bedächtigkeit usw. dargestellt. Inaugurator dieser Methode zur Darstellung von Eigenschaften war Franz Joseph Gall (17581828), der Begründer der Phrenologie der Lehre von der Erkennung geistiger Eigenschaften an der Formgestaltung des Kopfes , auch als Gallsche Schädellehre bezeichnet. Sie hat sich aller- Foto: Dietrich ............................. ....................................................................... Autograph von Johann Wolfgang v. Goethe vom Juli 1822 unter dem Verzeichnis der in Marienbad vorkommenden Gebirgs- und Gangarten, Universitäts- und Landesbibliothek Bei der 1814 erfolgten Wiedereröffnung des von Reil 1809/10 geschaffenen Solbades mit dazugehörigem Theater hat Goethe als sein Freund ihm in dem Gedicht Was wir bringen ein bleibendes Denkmal gesetzt. Als Exponate des Instituts für Geologische Wissenschaften sind Belegsteinproben aus der Sammlung von Christian Keferstein zu sehen, der für viele der menschlichen und wissenschaftlichen Erlebnisse: Versäumen Sie ja nicht, sich in Halle umzusehen, wozu Sie manchen Anlaß haben. Die Ausstellung präsentiert in sieben Abschnitten Goethes Wissenschaftsbeziehungen zu den halleschen Universitätsinstituten und akademischen Sammlungen, wie zum Beispiel zum Aspekte Halle ersten deutschen Philologischen Institut oder zum Botanischen Garten, der Anatomischen und der Archäologischen Sammlung. Als Goethe 1803 von Lauchstädt aus nach Halle reiste, besuchte er Friedrich August Wolf, der ihm am 6. Mai die Münzsammlung zeigte. Ein einführendes Kapitel beschäftigt sich mit der Stadt Halle und ihrer Umgebung, so mit den von Goethe aufgesuchten reizvollen Stätten. Zu sehen sind hier das Reichardtsche Anwesen am Giebichenstein und das Bad Wittekind in zeitgenössischen Darstellungen. Der hallesche Komponist Johann Friedrich Reichardt wurde schon um 1780 mit Kompositionen zu Goethes Oden bekannt. 1781 setzte er seine Vertonungen fort. Der Dichter bedankte sich mehrfach für diese Aufmerksamkeit und besuchte ihn und seinen höchst gefälligen Familienkreis sehr gern. Goetherezeption in Halle Foto: Klett Die Ausstellung endet mit Zeugnissen der Goetherezeption der halleschen Universität. Neben seltenen Exponaten des Goetheforschers und -samm- Johann Christian Reil (17591813), Marmorbüste im Universitätshauptgebäude von Ernst Friedrich August Rietschel (18041861), 1852, Zentrale Kustodie lers Günther Schmid werden Goetherezitationen auf historischen Schallplatten der Phonetischen Sammlung und Werke aus der in der DDR politisch umstrittenen Prometheus-Graphikmappe, die 1982 von Roland Rittig, Mitarbeiter am Germanistischen Institut der Universität, herausgegeben wurde, präsentiert. Aus der Sondersammlung der Universitäts- und Landesbibliothek bereichern zahlreiche Handschriften und Bücher von halleschen Professoren die Expo- sition. Bei den beiden ausgestellten Goethe-Autographen handelt es sich im ersten Falle um eine Abschrift eines amtlichen Schreibens aus Jena. Es wurde von Goethes langjährigem Sekretär Johann August Friedrich John (17941854) am 18. November 1830 angefertigt und ist an den Direktor des Botanischen Gartens der Universität Jena, Dr. Friedrich Siegmund Voigt gerichtet. Goethe bestätigte selbst die Richtigkeit: Die Übereinstimmung der Abschrift mit dem Original bezeugt. Weimar d. 15. Dez. 1830, JW Goethe. Der zweite Autograph befindet sich auf dem Verzeichniß der um Marienbad vorkommenden Gebirgs=und Gangarten. Bzgl. auf Goethes 1sten Band zur Naturwissenschaft überhaupt. Diese Aufstellung schrieb Goethes Diener Karl Stadelmann, der von ihm vielfach für seine naturwissenschaftlichen Studien herangezogen wurde. Stadelmann unterstützte Goethe auch bei seinen mineralogischen Studien und Ankäufen. Der Dichter vermerkte am Ende des Verzeichnisses: Drey Exemplare der Sammlung und des Verzeichnisses abgegeben an das Museum zu Tepl an Dr. Haider an Grafen Sternberg Ende Juli 1822.G Die Handschrift wurde in den 30er Jahren im Auftrag von Günther Johann Wolfgang von Goethe und die Universität zu Halle Ausstellung vom 13. April bis 24. Mai 1999 im Museum Universitatis (Löwengebäude, Universitätsplatz 11) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 1013 Uhr und 1416 Uhr samstags 1416 Uhr sonntags 1518 Uhr Ausstellungseröffnung am 13. April 1999, 17 Uhr Schmid wie viele seiner Sammlerstücke in den Werkstätten der Stadt Halle, Burg Giebichenstein, eingebunden. Eigene Exponate und Leihgaben Die umfangreiche Sonderausstellung dokumentiert die Goetheschen Verbindungen zur halleschen Universität anhand eigener Bestände aus dreizehn akademischen Sammlungen und Museen, unterstützt von Leihgaben aus dem Stadtarchiv Halle und dem Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle, mit teilweise noch nie ausgestellten Sachzeugen. Eröffnet wird sie mit einem musikalischen Programm von Studierenden des Instituts für Musikpädagogik: Goethe-Vertonungen des 19. Jahrhunderts. Ralf-Torsten Speler Bild rechts: Bronzemedaille auf den Tod Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers (17681834), gestaltet von Carl Fischer (18021865), 1834, Münzsammlung der Universität Foto: Göltz Foto: Göltz Goethe in seinem Weimarer Haus; Ölgemälde von Otto Rasch (18621932), Weimar, um 1900, Goethe-Sammlung Günther Schmid, Zentrale Kustodie ....................................................................... ............................. Aus dem Senat Neue Studiengänge locken Der Akademische Senat der Universität trat am 10. Februar zu seiner 8. und am 10. März zu seiner 9. Sitzung zusammen. Folgende Beschlüsse und Informationen sind von beiden Sitzungen zusammenzufassen: Preisverleihungen Zu Beginn der Februar-Sitzung standen feierliche Preisverleihungen an vier erfolgreiche junge Wissenschaftler der Universität auf dem Programm. Für seine herausragende Diplomarbeit auf dem Gebiet der Festkörpermechanik erhielt der Physiker Dirk Lorenz den Anton-Wilhelm-Amo-Preis. Die Leistungen dreier Wissenschaftlerinnen wurden mit dem Dorothea-Erxleben-Preis gewürdigt. Für ihre hervorragende strafrechtliche Dissertation und ihre weitere wissenschaftliche Arbeit nahm Dr. Dietlinde Albrecht den Preis entgegen. Ebenfalls ausgezeichnet wurde Dr. Gerlind Stoller für ihre international anerkannten wissenschaftlichen Beiträge zur enzymkatalysierten Proteinfaltung und zur Enzymologie einer neuen Familie von Faltungshelferproteinen. Schließlich erhielt Dr. Corinna Wiedorn den ErxlebenPreis für ihre Arbeit zur geometrischen Gruppentheorie, der zur Klassifikation der endlichen einfachen Gruppen beitragen wird. Besuch des Kultusministers Über einen Arbeitsbesuch des Kultusministers Gerd Harms Anfang Februar berichtete der Rektor dem Senat. Der Minister habe sich bei einem Rundgang einen Überblick zur Standortund Gebäudesituation der Universität verschafft. In einer Reihe von Gesprächen, unter anderem mit dem Rektorat und mit Vertretern des StudentInnenrates, informierte sich Harms über aktuelle Schwerpunkte in Forschung und Lehre. Ausschreibungen/Stellentausch Ein Ausschreibungstext für die C4-Stelle Vorderorientalische Archäologie am Fachbereich Kunst-, Orient- und Altertumswissenschaften wurde im Senat einschließlich der Zusammensetzung der Berufungskommission bestätigt. Auch einem Tausch hinsichtlich der Stellenwertigkeit zwischen der C3Stelle Verteilte Informationssysteme (FB Mathematik/Informatik, URZ) und der C4-Stelle Didaktik der Chemie (FB Chemie) gab der Senat grünes Licht. Die neue C4-Professur Verteilte Informationssysteme wurde zur Ausschreibung verabschiedet. Mit dieser Professur ist die wissenschaftliche Leitung des Universitätsrechenzentrums verbunden. Eine Denominationsänderung auf Antrag der Medizinischen Fakultät betraf die Umwidmung der C4Professur Kardiologische Intensivmedizin in Innere Medizin/Kardiologie. Anmeldungen für Berufungen Der Prorektor Struktur und Finanzen stellte in der März-Sitzung des Senats zwei Listen mit Anmeldungen für Berufungen 1999 und 2000 vor, die als Grundlage für Haushaltsplanungen dienen. Danach sollen in diesem Jahr insgesamt 13 Berufungen und im kommenden Jahr 23 Berufungen erfolgen. Berufungen/ Vertretungsprofessuren Drei Berufungslisten wurden in der März-Sitzung verabschiedet. Es handelte sich um die Listen für die C4Professuren Allgemeiner Pflanzenbau/ Ökologischer Landbau, Konvexe Analysis und Optimierung sowie die C3-Professur Volkwirtschaftslehre, insbesondere Umweltökonomik (ge- meinsame Berufung mit dem Umweltforschungszentrum). In der Februar-Sitzung stimmte der Senat einer Reihe von Vertretungsprofessuren zu. Hier aber gab es die Einschränkung, daß 1999 nur zwölf Vertretungen finanzierbar sind und eine Vertretung in der Regel nur in der Vorlesungszeit erfolgt. Für darüber hinaus gehende Vertretungen müssen die Fachbereiche/Fakultäten freigewordene Personalstellen als Finanzierungsquelle benennen. In diesen Fällen prüft das Personalamt gemeinsam mit dem entsprechenden Fachbereich die Realisierbarkeit. Mittelaufteilung/ Haushaltsplanung 2000 Die Beschlußvorlagen der Strukturkommission zur Mittelaufteilung 1999 fanden nach ausgiebiger Diskussion Zustimmung im Senat. Das betraf die Aufteilung der Mittel für Kommunikation (Titel 513 01), die Mittelaufteilung der Titelgruppe 69 (für Lehraufträge, Hilfskräfte und Gastvorträge) und die Aufteilung der Mittel im Titel 685 01 für Mitgliedsbeiträge an Vereine, Verbände und Gesellschaften. Des weiteren verabschiedeten die Senatoren eine Vorlage der Exkursionskommission über Grundsätze für die Aufteilung der Exkursionsmittel 1999. Auch der Beschlußentwurf der Strukturkommission zur Haushaltsplanung 2000 passierte den Senat. Ferner wird nach dem Willen des Senats die Vergaberichtlinie für Gewährung von Zuwendungen aus der Titelgruppe 77 Pflege internationaler Beziehungen in ihrem Geltungsbereich erweitert (siehe Homepage der Universität). Frauenförderung Die Senatsmitglieder bestätigten eine Vorlage zur Verfahrensweise bei der Vergabe der Mittel für Frauenförderung, die gemeinsam vom Prorektorat Strukturentwicklung und der Frauenkommission erarbeitet wurde. Danach werden künftig in der Titelgruppe 71 Mittel zur Frauenförderung bereitgestellt, die im Rahmen der wissenschaftlichen Qualifikation von Frauen eingesetzt werden können. Das bezieht sich z. B. auf Sachmittelzuschüsse für Projekte, die Promotionen oder Habilitationen von Frauen fördern, Zuschüsse zum Besuch von Tagungen, für Weiterbildungsveranstaltungen sowie die Unterstützung von Aufwendungen bei Veröffentlichungen. Altersteilzeitvereinbarungen Eine Vorlage des wissenschaftlichen Mittelbaus, wonach sieben vorliegenden Anträgen auf Altersteilzeitvereinbarungen unverzüglich entsprochen werden soll und die freiwerdenden Stellenteile schnellstmöglich für die Einstellung von wissenschaftlichem Nachwuchs (unter Berücksichtigung der Strukturvorstellungen der Universität) zur Verfügung gestellt werden sollen, fand Zustimmung im Senat. Ständige Gastprofessuren Keine Einwände gab es gegen die Einrichtung zweier ständiger Gastprofessuren entsprechend einer Empfehlung der Strukturkommission an der Universität. Die Professuren heißen Christian-Wolff-Professur und KurtMothes- bzw. Julius-Kühn-Professur. Die Wolff-Professur kann für einen begrenzten Zeitraum an Wissenschaftler/-innen aus theologischen, juristischen, wirtschaftswissenschaftlichen oder philosophischen Gebieten vergeben werden. Die Mothes- bzw. KühnProfessur ist für mathematisch-naturwissenschaftlich-technische oder landwirtschaftliche Wissenschaftsgebiete gedacht. Darüber hinaus bestätigten die Senatoren eine dreimonatige Gastprofessur am Fachbereich Biologie. Honorarprofessuren/ Ehrendoktorat Zugestimmt wurde den Anträgen der Fachbereiche Physik und Pharmazie jeweils auf Verleihung einer Honorarprofessur. Außerdem befürworteten die Senatsmitglieder einstimmig den Antrag des Fachbereichs Kunst-, Orient- und Altertumswissenschaften auf Verleihung der Ehrendoktorwürde an den jüdischen Gelehrten Prof. Dr. Emil Fackenheim, Jerusalem, emeritierter Professor für Philosophie an der Universität Toronto, der bis 1938 bevor er nach London emigrierte in Halle studiert hat. (Voraussichtlicher Termin der Verleihung: 12. Mai 1999). Abgabe von kp-Stellen Eine ausgiebige Diskussion entfachte im Senat die Umsetzung eines Senatsbeschlusses vom 3. Juli 1996 zur Abgabe von sogenannten kp-Stellen (ein kp-Vermerk bedeutet, daß die entsprechende Stelle nach Ausscheiden ihres derzeitigen Inhabers nicht wieder besetzt werden kann). Da ein Großteil der 1996 festgelegten kp-Stellen noch besetzt ist, die Universität aber zur Stellenrückgabe verpflichtet ist, muß auf derzeit freie Strukturstellen zurückgegriffen werden. Der Senat beauftragte in der Februar-Sitzung das Rektorat, die 34 im Jahr 1999 zurückzugebenden Stellen festzulegen und anschließend den Senat zu informieren. In der März-Sitzung gab es eine erneute Debatte um diese Stellen. Zunächst wurden aus Zeitgründen unbesetzte Stellen zurückgegeben, jedoch soll in einer anschließenden Strukturdiskussion im Gesamtzusammenhang noch über die endgültige Verteilung dieser Stellen verhandelt werden (ausführlich siehe Homepage der Universität: zuv1.verwaltung.uni-halle.de/senat). Neuer Sonderforschungsbereich Der Akademische Senat befürwortete den Antrag auf Einrichtung eines Sonderforschungsbereichs Oxidische Grenzflächen, der an die Deutsche Forschungsgemeinschaft gerichtet werden soll. An dem Sonderforschungsbereich beteiligen sich Arbeitsgruppen des Fachbereichs Physik der halleschen Universität, Wissenschaftler der Universität Leipzig sowie des Max-Planck-Instituts für Mikrostrukturphysik Halle. Sprecher des SFB ist Prof. Dr. Henning Neddermeyer (Uni Halle). Studiengänge Künftig gibt es an der Universität einen Diplomstudiengang Pflege- und Gesundheitswissenschaft, so ein Senatsbeschluß. Er kommt durch eine Modifizierung des bisherigen Studiengangs Pflegewissenschaft und die Integration des Studiengangs Medizinpädagogik zustande. Ein ortsgebundener NC soll noch festgelegt werden. Die entsprechende Diplomprüfungsordnung sowie die Satzung zur Änderung der Prüfungsordnung (Feststellung der Studienbefähigung Berufstätiger ohne Hochschulzugangsberechtigung) befürwortete der Senat. Die vom Fachbereich Pharmazie beantragte Novellierung der Studienordnung für den Studiengang Pharmazie (Staatsexamen) wurde im Senat zur Weiterleitung an das Ministerium befürwortet. Ebenso bestätigte der Senat die neue Studienordnung Medizin (Staatsexamen) auf Antrag der Medizinischen Fakultät. Zwei weitere attraktive Diplomstudiengänge werden zum Wintersemester 1999/2000 an der Universität angeboten: Bioinformatik kann man künftig am Fachbereich Mathematik und Informatik (in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Biologie, Biochemie/ Biotechnologie, Chemie und Pharmazie) studieren. Neu ist, daß für besuchte Lehrveranstaltungen bzw. erbrachte Leistungsnachweise Kreditpunkte vergeben werden, die europaweit Gültigkeit haben. Der zweite neue Studiengang heißt Biomedizinische Materialien und Verfahren am Fachbereich Ingenieurwissenschaften. Im Senat wurde angeregt, die Bezeichnung des Studiengangs noch einmal zu überdenken. Die entsprechenden Studien-, Prüfungsund Praktikumsordnungen für beide Studiengänge wurden im Senat zur Weiterleitung an das Kultusministerium verabschiedet. Promotionsordnung Endlich hat die Philosophische Fakultät eine Promotionsordnung. Die Erarbeitung dieser Ordnung hat an der Fakultät schon seit längerer Zeit für Kopfzerbrechen gesorgt. In der Februar-Sitzung des Senats konnte sie nun verabschiedet werden. Fortbildungskurse Die Senatsmitglieder beschlossen die Einrichtung eines einsemestrigen Fortbildungskurses im Fach Musik/Lehramt an Sekundarschulen und Gymnasien zum Wintersemester 1999/2000 und zum Sommersemester 2000. Außerdem wird ein Fortbildungskurs im Fach Geschichte für GymnasiallehrerInnen zum Wintersemester 1999/2000 eingerichtet. Fernstudienzentrum Die Senate der Universitäten und Fachhochschulen Sachsen-Anhalts unterzeichneten 1996 einen befristeten Vertrag zur Einrichtung eines europäischen Fernstudienzentrums mit Sitz in Köthen im Rahmen eines Hochschulverbundes. Jetzt ging es um die Verlängerung dieses Vertrages. Die Senatoren ermächtigten den Rektor zur Unterzeichnung einer Fortsetzungsvereinbarung, sofern sich eine Mehrheit der Hochschulen Sachsen-Anhalts ebenfalls dazu entschließt. Zentrum für Europäische Studien Die von der Forschungskommission und der Strukturkommission empfohlene Schließung des Zentrums für Europäische Studien wurde im Senat bestätigt. Eine spätere Wiederbelebung der Einrichtung, sofern die wissenschaftlichen Voraussetzungen gegeben sind, sei nicht ausgeschlossen. Verwaltungs- und Benutzungsordnung Die vorgelegte Verwaltungs- und Benutzungsordnung des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft i.G. an der Medizinischen Fakultät passierte problemlos den Senat. Ute Olbertz Professor Ulrich Haas neuer Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission Der Kampf gegen das Doping im Sport ist von grundlegender Bedeutung für die olympische Bewegung. Wird er nicht konsequent geführt, besteht die Gefahr, daß diese ihre Glaubwürdigkeit verliert, der olympische Sport seinen pädagogischen Anspruch gefährdet und die Spiele sich dann ausschließlich über Unterhaltung und Vermarktung definieren. So steht es in der Präambel des Anti-DopingPapiers von Deutschem Sportbund und Nationalem Olympischem Komitee für die IOC-Konferenz in Lausanne. Als engagierter Verfechter dieses Gedankens nimmt der Jurist Ulrich Haas am 1. Mai seine Tätigkeit als neuer Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission des NOK und des DSB auf. Gerade 34jährig, wurde dem Professor für Bürgerliches Recht, Zivilprozeßrecht und Handelsrecht an der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität damit ein außerordentlich verantwortungsvolles Amt übertragen. Und das in einer Zeit, in der die Doping-Problematik zum dominierenden sportpolitischen Thema geworden ist. Darüber, aber auch über seinen beruflichen Werdegang und manches andere unterhielten wir uns mit ihm. Herr Professor Haas, Sie verlebten Ihre Kindheit und Jugend in den verschiedensten Ländern. Wie kam es dazu? Mein Vater war beruflich in einer EGInstitution tätig. Wir wohnten zuerst nördlich von Mailand, in Varese. Dort besuchte ich die Europaschule. Später siedelten wir nach Luxemburg über, wo ich auch mein Abitur ablegte. Begannen Sie dann sofort mit dem Jura-Studium? Nein, zuerst studierte ich ein Jahr lang in den USA, am Albion College in Michigan, Wirtschaftswissenschaften und Informatik. 1983 schrieb ich mich dann in Regensburg für das Studium der Rechtswissenschaften ein. Sie wurden schon sehr früh noch vor dem zweiten Staasexamen promoviert. Was war Ihr Forschungstehema? Ich befaßte mich in meiner Dissertation mit der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit, einem damals gerade sehr aktuellen Thema. Auf diese Problematik war ich bereits in Lausanne gestoßen, wo ich einen Teil meiner Studienzeit absolvierte. Wollten Sie von Anfang an die Hochschullehrer-Laufbahn einschlagen? Nein. Eigentlich war meine Berufsplanung damals mehr auf eine Tätigkeit als Anwalt ausgerichtet. Während der Ausbildung arbeitete ich deshalb u. a. auch dreieinhalb Monate in einer Anwaltskanzlei in Perth, an der Westküste Australiens. Was bewirkte die Änderung Ihrer beruflichen Laufbahn? Der Zivilrechtler Professor Peter Gottwald, bei dem ich meine Dissertation schrieb, weckte in mir das Interesse für die Forschungstätigkeit an der Universität. Ich wurde bei ihm 1992 wissenschaftlicher Assistent und habilitierte mich schließlich im Sommer 1996. Seit dem 1. April 1997 sind Sie nun Universitätsprofessor in Halle. Sind Sie gern in dieser Stadt? Auf jeden Fall. Ich lebe inzwischen mit meiner Frau und meinem Sohn hier. Wir haben eine schöne Wohnung im Paulusviertel gefunden kurzum, wir fühlen uns in Halle sehr wohl. Ihre Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte sind Gesellschaftsrecht, Internationales Zivilprozeßrecht, Erbrecht und Sportrecht. Letzteres interessiert uns vor allem im Zusammenhang mit Ihrer neuen Funktion. Seit wann arbeiten Sie auf diesem Gebiet? Schon während meiner Regensburger Zeit war ich häufig für den Deutschen Leichtathletik-Verband tätig. Die ADK wurde auf mich vor allem durch meine Tätigkeit als Gutachter im Fall Katrin Krabbe (Sperre wegen Medikamentenmißbrauchs, d. R.) aufmerksam. Dieser Fall ging ja damals durch alle Instanzen und wirbelte viel Staub auf. Demnach haben Sie durch Ihr Gutachten den DLV vor einer Schadensersatzforderung in Millionenhöhe bewahrt! Es ging in dem Verfahren für beide Parteien um viel Geld, wobei mich vor allem die rechtliche Problematik fesselte. Später habe ich dann sozusagen als Konsequenz aus dem Krabbe-Fall mitgeholfen, eine Athletenvereinbarung zu erarbeiten. Das ist ein Vertrag zwischen den Sportverbänden und der jeweiligen Sportlerin bzw. dem Sportler, der die zentralen Fragen der Sportausübung im gemeinsamen Interesse regelt. Sie sind also gewissermaßen Experte für sportliche Regelverletzungen, und dazu gehört ja in vorderster Reihe das Doping ... Aber Sie forschen auch ganz allgemein auf dem Gebiet des Sportrechts. Worin besteht hier gegenwärtig die Problematik? Das Besondere am Sport ist sein umfassender internationaler Geltungsanspruch. Diese Globalisierung des Sportgeschehens steht im Spannungsverhältnis zum Geltungsanspruch nationaler Rechtsordnungen. Hinzu kommt, daß die gesamte Sportwelt gegenwärtig in einem Umbruch begriffen ist. Die Professionalisierung, d. h. die berufsmäßige Sportausübung, hat besondere Abhängigkeiten des Einzelnen von der Teilnahme am organisierten Sportgeschehen geschaffen. Auch die Kommerzialisierung des Sports hat zu neuen Spannungsfeldern geführt wenn man etwa an die verschiedenen Möglichkeiten der Finanzierung sportlicher Großereignisse denkt, beispielsweise das Sponsoring, die Vergabe von Film- und Fernsehrechten etc. Zurück zum Doping. Wodurch kommt es nach Ihrer Meinung zu einer solchen Verschärfung des Problems? Doping ist zwingend mit dem Hochleistungssport verbunden. Allerdings existiert das Problem nämlich der Versuch, sich persönliche Vorteile verschaffen zu wollen schon, so lange es Sport gibt. Auch zu Zeiten der Ritterspiele oder der griechischen Olympiade. Gegenwärtig wird es durch die steigende Tendenz zur Kommerzialisierung noch verstärkt. Es entsteht ein immer größerer Leistungsdruck, nicht zuletzt durch die Medien. Aber verkörpert der Sport nicht vor allem Ideale? Natürlich. Deshalb spielt er ja gerade diese elementare Rolle in unserer Gesellschaft. Er lebt jene Ideale vor, die wir aber auch der Staat für förderungswürdig halten: Chancengleichheit, Leistung, Fairness ... Durch Doping entfernen wir uns von diesen Idealen. Somit entfallen dann auch die Gründe für eine Förderung durch den Staat. Der Sport ist um so höher angesehen, je mehr er gesellschaftlich verankert ist. Seit 1991 gibt es in Deutschland die Anti-Doping-Kommission. Welche Aufgaben hat sie im einzelnen? Erst einmal obliegt ihr die Durchführung und Weiterentwicklung des Doping-Kontroll-Verfahrens, vor allem für die Trainigskontrollen. Außerdem arbeitet die ADK mit den wissenschaftlichen Institutionen zusammen, die mit Doping-Fragen befaßt sind, berät die Sportverbände, erstellt und verbreitet Foto: Klett ............................. ....................................................................... Aufklärungsmaterial und prüft bekanntgewordene Doping-Vergehen im Auftrag der betreffenden Verbände. Wie lang sind die Vorwarnzeiten für Überprüfungen? Inzwischen schon recht kurz, höchstens vier Stunden. Meist sind sie sogar unangemeldet. Und die Forschung? Sie wird staatlich gefördert auch die Labors in Kreischa (Sachsen) und Köln. Die ADK hat hierbei nur beratende Funktion. Vor kurzem fand die Doping-Konferenz des IOC in Lausanne statt. In den Medien las, sah, hörte man anschließend viele enttäuschte Stimmen. Manche(r) hatte sich wohl konkretere Festlegungen versprochen, vor allem hinsichtlich einer einheitlichen Sperre bei Doping-Vergehen. Ich denke, es wurde doch eine ganze Menge erreicht. Ziel konnte es in einem ersten Schritt nur sein, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden und umzusetzen. Wäre das vielleicht eine DopingBekämpfung, die sich lediglich am Schutz der Gesundheit orientiert? Nein, das ist auf jeden Fall zu wenig. In den von Otto Schily in Lausanne vorgetragenen deutschen Standpunkten geht es vor allem um die Gewährleistung von Chancengleichheit im Wettkampf. Jetzt nach der Konferenz müssen wir versuchen, den in Deutschland geschaffenen hohen Standard (hinsichtlich der Kontrolldichte und geringer Vorwarnzeiten) international durchzusetzen. Das wird und muß möglich sein. Ohne Chancengleichheit verliert der Sport seine moralisch-ethische Rechtfertigung und wird untergehen, denn was gäbe es dann noch für einen Unterschied zwischen Wettkampf und Zirkus? Und die im Ergebnis der Verlautbarungen von Lausanne zu schaffende Internationale AntidopingAgentur, die ja schon im Vorfeld ihres Bestehens teilweise stark kritisiert wird ist sie das non plus ultra der Doping-Bekämpfung? Sie ist auf jeden Fall ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung hin zu einem weltweit operierenden unabhängigen Kontrollteam. Durch diese Agentur sollen alle Doping-Tests in den olympischen Sportarten koordiniert werden. Die Forschungsförderung gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben. Für den Anschub all dessen stehen ca. 25 Millionen DM zur Verfügung. Das ist zwar nicht genug, aber zumindest ein Anfang. Die Schlagkraft und Glaubwürdigkeit der Agentur steht und fällt neben dem finanziellen Engagement mit der Besetzung durch die richtigen Personen. Meinen Sie, daß auch ohne einheitliche Strafe, z. B. eine zweijährige Sperre bei Erstvergehen, oder gar durch Ausschluß, dem Doping der Garaus gemacht werden kann? Einheitliche, glaubwürdige und abschreckende Strafen sind für die Doping-Bekämpfung sehr wichtig. Weder die Zuschauer noch die Geldgeber werden sich auf die Dauer betrügen lassen. Jeder wünscht sich doch, daß die besten Sportler gewinnen und nicht die besten Chemiker! Das bedeutet also, daß SportlerInnen, die dopen, mehr und mehr sowohl moralisch als auch ökonomisch zu Außenseitern werden. Aber wird es jemals einen völlig dopingfreien Sport geben? Das zu hoffen, wäre illusorisch. Einzeltäter wird es immer geben. Auch Verbrechen sind ja in unserer Gesellschaft nicht völlig auszuschalten. Doch Doping auf ein erträgliches Maß zu reduzieren das ist sicher in absehbarer Zeit möglich. Herr Professor Haas, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen für Ihr neues Amt und für die Tätigkeit an der Juristischen Fakultät viel Erfolg. Mit Ulrich Haas unterhielt sich Monika Lindner. interview Kämpfer gegen Doping Sport fasziniert wegen seiner Ideale, weniger wegen der sportlichen Leistung. Letztere ist nämlich zutiefst irrational. Der 400m-Läufer beispielsweise erreicht nach größter Anstrengung lediglich seinen Startpunkt. Ulrich Haas Kultur in unserer Nachbarschaft: Die Kiebitzensteiner K KUULLTT U R UR Satire in der Moritzburg Kenner meinen sicher nicht zu unrecht, das hallesche Kabarett sei gegenwärtig die beste Wirkungsstätte in Deutschland für dieses künstlerische Genre. Das liegt nicht zuletzt an dem besonderen Flair, das die ständige Spielstätte im Rundsaal der Moritzburg bietet den hautnahen Kontakt zum Publikum inbegriffen. Ein wenig Historisches Seit 1971 ist das Ensemble im Südturm der Moritzburg beheimatet. Seine Geschichte beginnt aber bereits viel früher, denn unter dem Namen Die Kiebitzensteiner tritt es schon seit 32 Jahren auf. Doch die Kabarettentwicklung reicht in Halle noch weiter zurück. Im Jahre 1963 riefen einige mutige Schauspieler des damaligen Jugendtheaters Junge Garde ein satirisches Kabarett ins Leben. Rolf-Jürgen Voigt, gelang dieser Seiltanz. Es hatte einen guten Namen vor allem beim Publikum. Und das sowohl in der Stadt, in der Region, als auch über die damaligen Bezirksgrenzen hinaus. Man spielte immer vor ausverkauftem Saal. Karten mußten oft Monate (bis zu einem Jahr!) vorher bestellt werden. KabarettistInnen wie Irmgard BraunTrautmann und Henry Braun, die auch zu den Gründern des halleschen Kabaretts gehörten, hatten an diesem Erfolg wesentlichen Anteil. Als sich die politische Situation immer mehr zuspitzte, wurde die Arbeit für die Kiebitzensteiner zunehmend komplizierter. Rolf Voigt gerade hatte er das Theater als Intendant übernommen brachte 1989 zusammen mit der Berliner Distel-Autorin Inge Ristock das Programm Keine Mündigkeit vorschützen heraus gegen den Willen der zuständigen SED- Funktionäre. So war Herr Voigt, welche Wünsche vielleicht auch Träume haben Sie für die Zukunft der Kiebitzensteiner? Wichtig ist, daß die Kiebitze ein endgültiges Nest bekommen, daß uns die Moritzburg als Heimstätte der Satire in Halle erhalten bleibt. Eine glückliche Lösung für die Zukunft wären gewissermaßen drei Standbeine für das Kabarett: der Spielbetrieb, eine Gaststätte und die Agenturtätigkeit für die Vermarktung unserer Programme regional und bundesweit sowie für den Einkauf von guten Programmen anderer Kabartettisten. Wie steht es um junge BesucherInnen aus der Universität? Es wäre schön, wenn die Studentinnen und Studenten bei ihren Weg zum Turm auch ein wenig mehr nach Süden schauen würden oder was noch besser wäre öfter in unsere Vorstellungen kämen. Sehen Sie Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit der MartinLuther-Universität? Mit dem Institut für Sprechwissenschaft und Phonetik arbeiten wir bereits zusammen, doch ich könnte mir auch eine engere Verbindung zum Institut für Philosophie vorstellen. So wäre es sicher spannend und für unsere Arbeit sinnvoll, mit Philosophen über Zukunftsvisionen zu diskutieren. Mit dem Germanistischen Institut ist eine Zusammenarbeit ebenfalls denkbar. der heutige Intendant, gehörte bereits damals zu den ersten halleschen Kabarettisten und war einer der Gründer dieses Ensembles. Seine heutige Bezeichnung lautet korrekt Die Kiebitzensteiner Satirisches Theater der Stadt Halle. Was vielleicht nicht allgemein bekannt ist: Das Kabarett ist seit 1992 einer von zwei Teilen des Theaters für Figuren und Satire. Über dessen andere Hälfte, das Puppentheater, berichteten wir schon im Dezember. Seiltanz zwischen Kunst und Politik Doch blicken wir noch einmal zurück in die Vergangenheit. Kabarett in der DDR das war ein ständiger Balanceakt zwischen politisch Machbarem und satirischem Anspruch. Denn: Dieses Kunstgenre hatte einerseits eine gewisse Ventilfunktion, diente aber andererseits auch als demokratisches Aushängeschild. Dem halleschen Ensemble Foto: Petsch Drei Fragen an den Intendanten The Swing Sisters: v. l. n. r. Angelika Weiz, Anke Schenker, Ines Paulke Ernstgenommenwerdens gab ... Dank dieser Zensur wurden wir von unseren Zuschauern bewundert ob unseres Mutes und unserer List, mit der wir unsere mehr oder weniger scharfen Pointen an der Zensur vorbeischmuggelten. Daß aber Satire zu allen Zeiten ihre Stimme gegen Mißstände jeglicher Art erhebt also zu allen Zeiten ihre Berechtigung hat wurde manchem Kabarettbesucher erst allmählich wieder bewußt. Inzwischen ist diese Durststrecke weitgehend überwunden, und oft ist der Saal wie früher zum Bersten voll. So auch kürzlich bei der Premiere des Kästner-Abends Die Welt ist rund zu dessen hundertstem Geburtstag. Für ein Kästner-Programm wurde übrigens 1989 erstmalig der Zuschauerraum ganz im Sinne des Autors in ein Café umgestaltet, d. h., man saß an Tischen, was seitdem so geblieben ist. das Verbot vorprogrammiert. Doch wer das Glück hatte, eine Premierenkarte zu bekommen, gab seine Eindrücke durch Mundpropaganda weiter. Als das Programm dann wieder kurzzeitig gespielt werden durfte, war der Saal natürlich übervoll. Aber da stand schon der Herbst 1989 ins Haus. Schwerer Neubeginn in neuer Zeit Auch das hallesche Kabarett war gegen Publikumsrückgang nicht gefeit. Lag das Potential für satirische Programme vor der politischen Wende gerade in der Übertretung der durch die sozialistischen Machthaber gesetzten Normen, so existierten diese jetzt nicht mehr. Warum also noch Kabarett? Das zu Kritisierende war doch aus der Welt! Der Autor Peter Ensikat beschreibt diese Situation so: Ach, wir haben sie verloren, die Zensur, die uns Kabarettleuten so ein wunderbares Gefühl des Markenzeichen: Vielfalt Foto: Gottlieb ............................. ....................................................................... Menschen, die neuierig sind, die etwas erleben wollen und für die Kritik kein Fremdwort ist, sind im halleschen Satiretheater gut aufgehoben. In den Vorstellungen spürt man, daß Kabarett nicht etwa billiges Amüsement ist. Die Satire als künstlerisches Medium das fordert von den fünf SchauspielerInnen eine ständige Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen, denn nach wie vor ist das aktuell-politische Kabarett die Hauptschiene bei der Programmgestaltung. Provozieren, zum Denken anregen und natürlich auch zum Lachen bringen will man das Publikum. So beispielsweise in den aktuell-politischen Programmen Alles Gute kommt von oben, Rente sich wer kann oder Herrenpart(y)ie. Auch Nimm zwei Weiber im Anzug ist politische Satire pur. Doch wer nicht unbedingt Fan dieser Kabarettrichtung ist, kommt ebenfalls voll auf seine Kosten. Das hallesche Ensemble fühlt sich auch den Klassikern dieses Genres verpflichtet: Gegewärtig stehen außer Kästner natürlich ein Brecht-Programm, die Friedrich-Hollaender-Revuette Ich sitze immer im falschen Zug oder Wir sind süß aber doof, eine Revue von Rudolf Herrenpart(y)ie: V. l. n. r. Werner Ziebig, Gisbert-P. Terhorst, Detlef Nier und Herbert Nelson, auf dem Spielplan. Oft sind auch auswärtige prominente Künstler in den Burgmauern zu Gast. Da sang Heinz Rennhack mehrmals vor ausverkauftem Haus KreislerLieder unter dem Motto Über die Liebe und andere Grausamkeiten. Oder The Swing Sisters um bei den Gästen zu bleiben. Wer echten Swing mag, sollte sich die drei Damen nicht entgehen lassen. Ines Paulke, Anke Schenker und die vielen auch aus der Soul- und Funk-Szene bekannte Angelika Weiz singen und agieren unter Peter Schroths Regie auf ganz hervorragende Weise. (Professor Schroth ist übrigens identisch mit dem gleichnamigen Schauspieldirektor des Badischen Staatstheaters Karlsruhe.) Gastspiele nah und fern Es würde hier zu weit führen, alle laufenden Programmme zu beschreiben. Anzumerken ist aber unbedingt, daß sich allein in Halle der Vorhang mehr als 200 Mal während einer Spielzeit hebt. Hinzu kommen im Jahr ca. 60 Gastspiele: in Weißenfels, Bernburg, Dessau, Magdeburg, Erfurt, Berlin, München, Karlsruhe, Stuttgart, Hamburg, Göttingen, Bonn, Antwerpen, Brüssel und in mancher anderen Stadt. Außerdem wird jedes zweite Jahr im Rundsaal der Moritzburg ein Humorund Satirefestival veranstaltet. Viele national und international bekannte Künstler fanden aus diesem Grunde schon den Weg nach Halle, unter ihnen das Stuffet Puppet Theatre, die Clowns Ursus und Nadeschkin oder Mensching und Wenzel, Claudio Cinelli, Hanns-Dieter Hüsch, Bruno Jonas, Volker Pipers, Horst Schroth, Pascal von Wroblewsky, Kabaretts wie Die Distel, Die Stachelschweine und Die Herkuleskeule. Was auch wichtig ist: Die Kiebitzensteiner stellen an zwei Tagen jeder Woche ihre Spielstätte freien Gruppen aus der Musikund Schauspielszene für Proben und Auftritte zur Verfügung. Das Satirische Theater ist also eine gute Adresse in Halle für beinahe jeden Geschmack. Und wem eine Vorstellung mal völlig gegen den Strich geht, sollte bedenken: Ein Satiriker oder Kabarettist, der etwas macht, was wirklich allen gefällt, macht ganz bestimmt etwas falsch! Monika Lindner Evaluation soll die Studienqualität verbessern Evolution durch Evaluation Die Überschrift ist mehr als ein nettes Wortspiel, sie ist jedenfalls an unserer Universität Programm. Mit den an der Martin-Luther-Universität laufenden und geplanten Evaluationsprojekten sollen die Fakultäten, Fachbereiche und Institute unterstützt und motiviert werden, die Qualität von Studium und Lehre zu sichern und wo nötig weiterzuentwickeln. Diese verbessern zu wollen, ohne die Lehrenden und Studierenden miteinzubeziehen, wäre von vornherein ein Unterfangen ohne Aussicht auf Erfolg. Deshalb wird auch auf eine möglichst breite Beteiligung aller Universitätsangehörigen gesetzt. Das hat der Akademische Senat auf seiner Dezembersitzung im letzten Jahr so beschlossen. Konzeptphase weitgehend abgeschlossen In den letzten eineinhalb Jahren wurde in Sachen Lehrevaluation bereits viel erreicht: Mit Hilfe von zweckgebundenen Mitteln aus dem Hochschulsonderprogramm III konnte das Evaluationsbüro im Prorektorat für Studium und Lehre eingerichtet werden. In Pilotprojekten einzelner Fachbereiche wurden erste Erfahrungen mit verschiedenen Evaluationsmethoden gesammelt. Seit dem Sommersemester 1998 finden in fast allen Fachbereichen und Fakultäten Lehrveranstaltungsevaluationen statt. Eine schriftliche Umfrage unter allen HochschullehrerInnen informiert über deren Einstellung zur Lehrevaluation und zur Lage in den einzelnen Fächern. Die Ergebnisse werden demnächst bekanntgegeben. Da Evaluation kein ausschließlich von oben gesteuer- ter Prozeß sein soll, sorgen seit Anfang dieses Jahres Beauftragte für die nötige Verankerung der Lehrevaluation in den Fachbereichen und Fakultäten. Last but not least kann die Konzeptphase als weitgehend abgeschlossen gelten: Das Gesamtkonzept der Evaluationskommission steht und ist vom akademischen Senat auch so bestätigt worden. Bei diesem Konzept handelt es sich um ein Drei-Säulen-Modell. Lehrveranstaltungsevaluation Sie ist die erste Säule und besteht bereits seit einigen Semestern. Die Lehrenden erhalten mit den Befragungen von Veranstaltungsteilnehmerinnen und -teilnehmern eine Rückmeldung von seiten der Studierenden darüber, wie diese die Qualität einzelner Lehrveranstaltungen beurteilen. Die Umfrageergebnisse und die daraus resultierenden Verbesserungsmöglichkeiten sollen mit den Teilnehmenden an den jeweiligen Veranstaltungen am Semesterende diskutiert werden. Der Zweck der Lehrveranstaltungsbefragungen besteht folglich darin, Hinweise über die Verbesserung der Lehrveranstaltungen zu erhalten und diese wiederum in die Lehrpraxis umzusetzen. Für die Auswahl der Lehrveranstaltungen und die Koordination der Befragungen in den einzelnen Fachbereichen und Fakultäten ist der jeweilige Beauftragte für die Evaluation von Studium und Lehre zuständig. Neu in diesem Semester ist das Angebot des Evaluationsbüros, bei Veranstaltungen mit weniger als fünfzehn Teilnehmenden leitfadengestützte Gruppendiskussionen zu moderieren bzw. Einzelinterviews mit den Studierenden (mit oder ohne den Lehrenden) durch eine ausgebildete wissenschaftliche Hilfskraft des Evaluationsbüros durchzuführen. Die beiden anderen Säulen des Konzepts, auf denen die Lehrevaluation an der Martin-Luther-Universität beruht, betreffen nicht einzelne Lehrveranstaltungen, sondern Studienfächer beziehungsweise Studiengänge als Ganzes: das heißt ihre Struktur, ihre Organisation und ihre Praxis. Das sind die Evaluationen im Universitätsverbund (die zweite Säule) und die AbsolventInnenbefragungen (die dritte Säule). Fachevaluationen im Universitätsverbund Für die zeitgleichen Evaluationen von Studienfächern im Verbund mit den beiden Partneruniversitäten Jena und Leipzig ist ein dreistufiges Verfahren vorgesehen. Auf der ersten Stufe geht es um eine Selbstevaluation ausgeWeitere Informationen zu den einzelnen Evaluationsprojekten bietet die Netzseite des Evaluationsbüros: http:// www.verwaltung.uni-halle.de/ prorstu/eval/evalhom.htm wählter Studienfächer anhand gemeinsam bestimmter Qualitätsziele mit Hilfe von Befragungen der Studierenden und Lehrenden. Aufbauend auf den Selbstevaluationsberichten aus den drei Universitäten, wird auf der zweiten Stufe dann eine externe Gutachtergruppe in Halle, Jena und Leipzig die Lehrsituation in diesen Studienfächern untersuchen und Empfehlungen erarbeiten. Auf der dritten Stufe werden zwischen den evaluierten Studienfächern und den jeweiligen Universitätsleitungen Vereinbarungen über die Sicherung und, wo notwendig, die Verbesserung der Lehre getroffen. Im Wintersemester 1999/2000 soll mit der ersten gemeinsamen Evaluierungsrunde begonnen werden. AbsolventInnen-Befragungen Während es sich bei der Fachevaluation im Universitätsverbund um ein sehr intensives und aufwendiges Vorgehen handelt, an dem sich folglich auch nur maximal drei Fächer pro Studienjahr beteiligen können, wird bei der dritten Säule, der AbsolventInnenBefragung, auf eine möglichst breite Abdeckung des gesamten Spektrums der an der Martin-Luther-Universität angebotenen Fächer gesetzt. In dieser schriftlichen Umfrage, die vom Prorektorat für Studium und Lehre durchgeführt wird, sollen alle StudienabgängerInnen befragt werden. Beginn der Aktion ist der 1. April 1999; der Erhebungszeitraum erstreckt sich auf ein ganzes Studienjahr. Sobald die Ergebnisse vorliegen, werden sie an die Fachbereiche, Fakultäten und Institute weitergeleitet. Die konzeptionellen Weichen für eine reformorientierte, selbstorganisierte Lehrevaluation sind also gestellt, nun liegt es vornehmlich an den Universitätsangehörigen, die Chance zur Evolution der Studienqualität auch zu nutzen. Martin Winter Vierundzwanzig Fragezeichen Miniporträt Eberhard von Borell 9. Was ist Ihrer Meinung nach die erste Aufgabe der Wissenschaft? Erkenntnisfortschritt für das Überleben im Einklang mit der Natur. 10. Was haben Intelligenz und ....................................................................... Menschlichkeit miteinander zu tun? Nichts. 11. Welchen bedeutenden Menschen unserer Zeit hätten Sie gern als Gesprächspartner(-in)? Oskar Lafontaine nach seinem Rücktritt. 12. Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen Mensch und Technik 17. Was hat Sie bisher am meiein? sten erfreut? Es wird durch eine zunehmende AbDas ist schwer zu sagen. Ich denke da hängigkeit des Menschen von der an sehr intensive emotionsgeladene Technik bestimmt. Diese Entwicklung Ereignisse, wie das Verliebtsein und halte ich für akzeptabel, solange Techdas Erleben der Geburt meiner Kinder. nik beherrschbar bleibt, dem Men18. Wo sehen Sie Ihre Schwäschen nutzt und ihm dadurch nicht eschen? sentielle soziale Bindungen vorlegen Zu viele Dinge gleichzeitig anpacken gehen. zu wollen. 13. Was halten Sie von Werbung? 19. Wo sehen andere Ihre StärFür originelle und witzige Werbung ken? habe ich etwas übrig. Das kommt darauf an, wen Sie dazu 14. Wie reagieren Sie, wenn Sie befragen. Mir wird desöfteren besich schrecklich ärgern? scheinigt, den richtigen Riecher zur Das hängt vom jeweiligen Anlaß ab. rechten Zeit zu haben. Die Bandbreite reicht von Wutausbrü20. Was erwarten Sie von der chen bis hin zu stiller Betroffenheit. Jahrtausendwende? 15. Worüber haben Sie sich in IhNichts Wesentliches bis auf ein Comrem Leben am meisten geärgert? puterchaos. Wahrscheinlich über einige meiner 21. Welchen Ort der Welt möchLehrer in der Schule. ten Sie unbedingt noch kennenler16. Wenn Sie sich sehr freuen, nen? was tun Sie dann? Den unberührten Urwald fernab von Das kommt auf die Situation an. Von jeglicher Zivilisation. stiller innerer Freude über Hände22. Womit verbringen Sie Ihre reiben bis hin zu Begeisterungslauten Freizeit am liebsten? und Umarmungen ist alles möglich. Mit meiner Familie beim Ski- und Fahrradfahren. Foto: Klett 1. Warum sind Sie in Halle und nicht anderswo? InHalle lief meine erste Bewerbung auf eine Professur an einer deutschen Hochschule. Es hat geklappt, und die ganze Familie hat sich hier gut eingelebt. 2. Wenn nicht Landwirtschaftswissenschaftler, was wären Sie dann geworden? Biologe oder Tiermediziner. 3. Was war an Ihrer Studienzeit am besten? Das soziale und kulturelle Umfeld am studienort, die Erfahrungen aus der landwirtschaftlichen Praxis und die experimentellen Arbeiten im Labor. 4. Wer war für Sie der/die wichtigste Lehrer/in? Die Betreuer meiner Diplom- und Doktorarbeit. 5. Welchen Rat fürs Leben geben Sie Ihren KollegInnen? Für die Beantwortung dieser Frage fühle ich mich noch zu jung. 6. Welchen Rat fürs Überleben geben Sie Ihren StudentInnen? Immer zielstrebig den wirklichen Interessen folgen unddas vielfältige Angebot einer Universität nutzen. 7. Wenn Sie Rektor dieser Alma Mater wären was würden Sie als erstes tun? Beförderung des Lehraustausches zwischen den Fachbereichen dieser und benachbarter Universitäten. Aufbau von interdiszuiplinär angelegten Forschungsdepartments. 8. Wenn Sie Bundesminister für Forschung wären was würden Sie niemals tun? Forschen. ............................. ............................. ....................................................................... 23. Wie lautet Ihre Lebensmaxime? In unserem Familienwappen steht: veritas et claritas. 24. Was halten Sie von Interviews? Der Reiz eines Interviews liegt in der Spontaneität der Antworten des Befragten. Aus der Vita: geboren 1956 in Darmstadt; 1977 1984 Studium der Agrarbiologie in Stuttgart-Hohenheim; 1987 Promotion; 19881990 Forschungsaufenthalt an der University of Guelph, Kanada; 19911994 Assistent Professor an der Iowa State University in Ames, USA; seit 1994 Professor für Tierhaltung und Nutztierökologie an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität; verheiratet seit 1985 mit Susanne von Borell; drei Kinder. MUROF FORUM ............................. ....................................................................... Gemeinsames Seminar von Universitäts- und Burg-StudentInnen ....................................................................... ............................. studentisches Kunstvermittlung crossover Moderne Kunst macht es dem Betrachter heute nicht leicht, sie zu verstehen. Kunst zu präsentieren und einem Publikum zu vermitteln, ist Aufgabe von Institutionen wie Galerien, Museen, Sammlungen usw., wird aber auch von Presse und Politik beeinflußt. Wie vermittelt wird, ist vor allem vom Publikum abhängig und geprägt durch gesellschaftliche Verhältnisse und Kunstauffassungen. Anlaß, dies zu diskutieren, gab das im Wintersemester 1997/ 98 für Kunstgeschichtsstudenten und Studenten der Burg Giebichenstein angebotene Seminar von Dr. Johannes Stahl. Der Kurator aus Bonn ist bereits ein Jahr lang mit dem Projekt Kunst ___ Sachsen-Anhalt beschäftigt. Die Ausstellung hierzu mit dem Titel Verlängerte Frohe Zukunft wurde am 21. März in der Moritzburg eröffnet und ist dort noch bis zum 18. Mai 1999 zu sehen. Kunsthistoriker und das richtige Leben In dem Seminar mit dem Titel Einführung in die Strukturen der Kunstvermittlung hatten etwa 20 Studentinnen und Studenten aus Bonn und Halle hier waren es Studierende der MartinLuther-Universität und der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein die Gelegenheit, praktische Erfahrungen in Köln und Bonn sowie in Halle und Leipzig darüber zu sammeln, wie Kunst vermittelt wird und aus welchen Gründen unterschiedliche Wege gegangen werden. Die Blockveranstaltung ermöglichte den TeilnehmerInnen neben Kontakten zu Studierenden anderer Universitäten auch Gespräche mit Veranstaltern. Solche Einblicke in die Berufspraxis des Kunst- nale Resonanz erworben werden kann. Ganz anders wiederum wurde der nächste Tag in Köln erlebt. Kunstvermittlung ist hier oft ein Spektakel der Superlative. Die Kunstmesse art cologne, Sonderschauen und Fünf-SterneAusstellungen wie I love New York im renommierten Museum Ludwig werden zu Attraktionen. Es sind Veranstaltungen, die über aktuelle Tendenzen informieren, internationale Beachtung und ihren Widerhall in den Massenmedien finden. Kulturelles Gefälle ja/nein? Wo ist das kulturelle Gefälle größer: zwischen Köln und Bonn oder Halle und Leipzig oder vielleicht zwischen Leipzig und Halle? Diese und andere Fragen sollten im zweiten Teil des Seminars, der in Halle und Leipzig stattfand, beantwortet werden. Ausgangspunkt bildeten Referate und Diskussionen über beide Orte als Kunststädte. Dabei ging es unter anderem um die Kunstauffassung und Kulturpolitik der DDR, welche die Kunstvermittlung maßgeblich bestimmten. Natürlich wurde auch über die aktuelle Situation gesprochen, und wie im ersten Teil, sollten Besuche verschiedener Institutionen helfen, die Unterschiede zwischen den beiden Städten zu erschließen. Leipzig versteht sich gern als Kunststadt. Nachdem das Museum für bildende Künste und die Hochschule für Grafik und Buchkunst als Zeugnisse dieser Tradition vorgestellt wurden, wandten sich die Studenten den aktuellen Bestrebungen zu. Neben renommierten Galerien wie Eigen+Art, die bereits mit fünf Künstlern auf der Documenta X vertreten war, wurde vor etwa einem Jahr in öffentlicher Träger- Auszug aus dem Veranstaltungskalender 20. April, 19.30 Uhr: Alle Tassen! Anmerkungen zur Kulturgeschichte der Tasse. Rita Gründig, Staatliche Galerie Moritzburg Halle 22. April, 19.00 Uhr: Der Förderkreis lädt ein: BILD-IM-BISS. 27. April, 19.30 Uhr: Standortdesign. Ein Gespräch mit Dr. Johannes Stahl und Dr. Gerd Harms, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt 16. Mai, 18 Uhr: Über einige Hebel der Kritik. Matthias Flügge, Herausgeber der Zeitschrift neue bildende kunst 18. Mai: Auflösung des Sonnenblumenfelds von Ludwig Ehrler 18. Mai, 16 Uhr, Alle Tassen! Anmerkungen zur Kulturgeschichte der Tasse mit Rita Gründig. Danach Großer Café-Klatsch mit Ute Brade 18. Mai, 18 Uhr: Aus-Führungen. Cornelia Wieg, Dr. Johannes Stahl, Joachim Penzel 18. Mai, 20 Uhr: Lesung mit Detlef Opitz: Klio. Annotate zur Moritzburg Führungen 20. April, 18 Uhr, Raumerlebnis/Raumverständnis 4. Mai, 19 Uhr, Verlängerte Frohe Zukunft in der Dämmerung 16. Mai, 15 Uhr, Installation als Kunstform (weitere Führungen nach Vereinbarung) historikers sind in Seminaren selten, denn meist geht es um die Vermittlung von Inhalten. Zudem ließ die crossover zusammengesetzte Gruppe von vornherein auf lebendige Diskussionen hoffen. Viel Kunst in Köln, Bonn, Leipzig und Halle Zunächst ging es im November nach Köln und Bonn. Die Studentinnen und Studenten stellten in Referaten vor Ort die jeweiligen Institutionen vor und zur Diskussion. Dabei waren es in Bonn Projekte wie die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland an der Museumsmeile Bonn, die einer kritischen Betrachtung unterzogen wurde. Hier nämlich war die Gefahr zu spüren, Kunst und Kultur könne zu einem Instrument der Politik werden, die dort gerade stattfindende Ausstellung Gen-Welten könne eine Werbeveranstaltung sein. Der anschließende Besuch des Bonner Kunstvereins ließ erkennen, wie mit begrenzten Mitteln und mit großem Engagement seit Jahrzehnten überregio- schaft die Galerie für zeitgenössische Kunst eröffnet, die erste in den neuen Bundesländern. Gespräche mit Galeristen und Künstlern zeigten, daß in Leipzig nicht nur Projekte mit Hilfe von Investitionen der Stadt oder Sponsoren entstehen, sondern daß gerade Einzelinitiativen viel bewirken können. Der Besuch alternativer Kunststandorte in Leipzig erschließt Kunstkonzepte, die in kein Museum passen. Alternativen und Impulse von unten wie in Leipzig sind auch in Halle nötig, und es gibt sie! Kunst, so Robert Musil, ist dort, wo wir sie am wenigsten erwarten, z. B. in der Altbauwohnung einer Kunststudentin. Bereits viermal wurden hier Ausstellungen von Studenten aus verschiedenen Fakultäten der Burg Giebichenstein präsentiert. Die Erfahrungen in Halle und Leipzig sowie der Vergleich mit Köln und Bonn lassen Vorstellungen von dem entstehen, was man Halle alles wünschen könnte. Eine erste Frucht des ungewöhnlich vielseitigen Seminars konnte jedoch schon geerntet werden: Die Ausstellung eins a staub von Frauke Frötschl und Jan Apitz, die Olaf Martens: Ohne Titel, 1999 (Ausschnitt), eines der Kunstwerke in der Verlängerten Frohen Zukunft. Der Künstler hallescher Szenefotograf und Insidern als Kultfigur der Modefotografie bekannt, präsentiert seine Deutschen Klischee-Bilder parallel zu dieser Ausstellung an Litfaßsäulen der Stadt. kürzlich in der Elfmetergalerie des Instituts für Kunstgeschichte stattfand. Sie ist ein Ergebnis der durch das Seminar geknüpften Kontakte und findet hoffentlich viele Folgeprojekte zwischen angehenden Künstlern und Kunsthistorikern. Kunst in Halle hat also nett gesagt Entwicklungspotential. Im Seminar sind Fragen nach der Aussagekraft des Kunststandortes Halle, nach den Bedingungen und Möglichkeiten für Kunst und Kunstvermittlung vor Ort und im Land entstanden. Die eingangs genannte Ausstellung Verlängerte Frohe Zukunft will in einer Veranstaltungsreihe (siehe Kasten links) Gelegenheit geben, über genau diese Punkte nachzudenken. Ihr thematisches Anliegen lautet Kunst am Ort. Das heißt konkret: 29 KünstlerInnen zeigen in 29 verschiedenen räumlichen Situationen 29 einzelne Arbeiten in und außerhalb der Moritzburg. Man darf gespannt sein, wieviele Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker das begleitende Veranstaltungsangebot nutzen werden. Katja Spitzer