WISSENSCHAFTLICHE HAUSARBEIT ZUR
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WISSENSCHAFTLICHE HAUSARBEIT ZUR
WISSENSCHAFTLICHE HAUSARBEIT ZUR ERSTEN STAATSPRÜFUNG FÜR DAS LEHRAMT SEKUNDARSTUFE I HIP HOP Botschafter der Wut vorgelegt von Michael Rappe bei Prof. Dr. H. Rösing Kassel den 13.04.1992 1 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 3 1. The Old School 2. 5 Ursprung und Wurzeln des Hip Hop 12 2.1. Die Musik und der Rhythmus 14 2.2. Der Tanz und der Rhythmus 15 2.3. Die Sprache und der Rhythmus 16 2.4. Schaubild zur Entwicklung des Hip Hop (Nachtrag ’97) 18 3. The New School 19 4. Geschichte und Ursprung des Message Hip Hop 25 4.1. Old School Message 27 4.2. New School Message 29 4.3. Message Hip Hopper – Politischer Führer und Popidol 35 5. Resümee und Ausblick 35 5.1. Hip Hop und Jazz - Hip Hop und Reggae 37 6. Anhang 40 6.1. Chronologie des Hip Hop 40 6.2. Texte 42 6.3. Erklärung der weniger geläufigen Begriffe 46 6.4. Diskografie 51 6.5. Zitate und Anmerkungen 57 6.6. Quellen 61 6.7. Bildnachweis 63 2 Vorwort „A SAY DE HIP HOP, DE HIPPE; DE HIPPE TO THE HIP HOP YOU DON`T STOP THE ROCKIN` TO THE BANG BANG BOOGIE THAT A UP JUMP BOOGIE TO THE RYTHM OF A BOOGIE TO BE: NOW WHAT YOU HEAR IS NOT A TEST I`M RAPPIN` TO THE BEAT...“ (1) (Musikbsp.Nr.1: Sugar Hill Gang, „Rapper’s Delight“, 1997, Sugar Hill Rec.) Was sich da im Winter 1979 im ersten Augenblick wie ein Mikrofon- oder Soundcheck anhörte war in der Tat Ernst gemeint. „Was macht der Sänger da?“, dachte ich, als ich in dieser Zeit in einem Plattenladen stand und mir dieser Song zum ersten Mal entgegenschallte. Ich war irritiert und mit mir wohl die meisten anderen MithörerInnen. Da sprach jemand sehr rhythmisch über einen eingängigen Groove. „Halt, Moment!“ Das Stück ist mir nicht unbekannt. Abgesehen von der Latinglocken-Figur ist das der Disco-Hit „Good Times“ der Gruppe Chic um den Produzenten Nile Rodgers“. Mein erster Eindruck war, dass hier jemand von dem Erfolg der damaligen Disco-Musik profitieren wollte, „...ein außergewöhnlicher aber nicht sonderlich komischer Witz, ein überflüssiges Plagiat eines sowieso schon überflüssigen Disco-Hits...“ (2). Doch je öfter ich dieses Stück hörte, umso faszinierender fand ich es. Ich konnte mich nicht satt hören daran, und die Verkaufszahlen der Single sprachen dafür, dass es Anderen wohl auch so ging. In Amerika befand sich „Rapper’s Delight“ in den normalen (weißen) Charts(3) unter den ersten 30 und in Deutschland unter den ersten 10 der Top 20. Bemerkenswert war, dass dieser Song nicht nur von reinen Disco-Musikfans gehört wurde, sondern eine erstaunlich breite Akzeptanz fand. Bemerkenswert ist weiterhin, dass dieses Stück bis heute nichts von seiner Attraktivität eingebüßt hat und nach wie vor eine beliebte Tanznummer ist. Nach dem ersten Erfolg dieser neuen „Rap-Musik“ wurde es ein wenig ruhig. Die Kritiker wähnten sich bereits in der Gewissheit, Recht behalten zu haben mit der Annahme, es handele sich um einen Gag und damit um eine musikalische Eintagsfliege, bis eine wahre Welle von Rap-Stücken Europa überschwemmte. Überall tauchten Gruppen und Interpreten, wie Grandmaster Flash & the Furious Five, Africa Bambaataa, The Treacherous Three oder Whodini auf. Es war aber nicht nur eine neue Musikform, die aus Amerika kam. Es war eine ganze Kultur mit einer neuen Mode, vollkommen neuen Tanzformen wie der Electric Boogie, der Breakdance, der Frozen und einer vollkommen neuen Kunstform, den Graffitis: mit Lackspraydosen grellbunt gemalte Schriftzüge oder fantasievolle, comicartige Bilder, die dem Betrachter an Häusermauern und U-Bahnwagen entgegenleuchteten. Eine solche Kultur, ein solches Potenzial an Kreativität kann nicht das Produkt einer kurzlebigen Mode oder einiger cleverer Werbemanager sein. RapMusik oder richtiger Hip Hop, musste eine länger währende Entwicklung hinter sich haben und der Hit „Rapper’s Delight“ war nicht der Anfang, sondern das Ergebnis dieser Entwicklung und der Beginn des weltweiten Erfolgs von Hip Hop. Die vorliegende Arbeit ist die Geschichte dieser Entwicklung, von einer Party-Musik eines Gettos (Bronx) in New York, zu einer der augenblicklich ( 1992) weltweit populärsten Musik. Ein großes Problem bei der Erstellung dieser Arbeit, war die Tatsache, dass es so gut wie keine (wissenschaftliche) Literatur über diese Musik gab und gibt. Aus diesem Grund wurden Zeitungsartikel aus den verschiedensten Zeitungen, Videoclips und Platteninformationen zu einer Hauptquelle meiner Arbeit. Mit der Zeit erschloss sich jedoch eine weitere sehr wichtige Quelle. Durch die Beschäftigung mit dem gesellschaftlichen und musikalischen Umfeld des Hip Hops, begann ich musikwissenschaftliche Bücher über andere afroamerikanische Musikstile zu studieren, und entdeckte parallele Entwicklungen zwischen dem Hip Hop und den beiden Jazz-Stilen Bebop und Freejazz. Ich begann nun musikwissenschaftliche und musiksoziologische Theorien über afroamerikanische Musik-Stile auf den Hip Hop anzuwenden. Dabei stellte sich schnell heraus, 3 dass es sich bei Hip Hop um eine neue Form der Black Music handelt, die in ihrem Auftreten unter Umständen unverständlich und provozierend bzw. bedrohlich wirken kann, aber auf ihre Art und mit ihren musikalischen Techniken eine konsequente Weiterentwicklung der afroamerikanischen Musik bedeutet. Hip Hop ist die neuste Form des musikalischen Ausdrucks innerhalb der afroamerikanischen Musik, dies ist die zentrale These meiner Arbeit. In ihm finden sich alle entscheidenden Elemente dieser Gattung wie Improvisation, Tanz, Spontaneität, Ekstase und Protest wieder. Dabei sind in ihrer Entwicklung Amerikanismen entstanden, die in dieser Form älteren afroamerikanischen Musikstilen nicht oder nur versteckt vorhanden waren. Eine davon ist die Wiederentdeckung des gesprochenen Wortes als direkte Information, Nachricht und Literatur. Hip Hopper werden zu Nachrichtensprechern und zu Chronisten ihrer Gesellschaft, der Black Community, und nach außen hin zu Botschaftern einer unterdrückten Minderheit und der daraus resultierenden Wut. Diese Arbeit ist in fünf größer angelegte Kapitel aufgeteilt, um dem Aspekt einer, in der deutschen Literatur noch nicht vorhandenen, Chronik des Hip Hop einerseits und einer analysierenden Betrachtungsweise andererseits, gerecht zu werden. Das erste und das dritte Kapitel bilden den Schwerpunkt, „die Geschichte des Hip Hop“, von den Anfängen der Old School Anfang der 70erJahre bis zur Entwicklung der New School Ende der 80er-Jahre. Das zweite und das vierte Kapitel beinhalten den theoretischen Teil meiner Arbeit. Dort versuche ich die Wurzel des Hip Hop durch alle afroamerikanischen Musikstile hindurch bis nach Afrika zurückzuverfolgen und seine Entwicklung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in den USA in Zusammenhang zu bringen. Das fünfte Kapitel, als Zusammenfassung der gesellschaftlichen Entwicklung und der theoretischen Aspekte, gibt einen Einblick auf die augenblicklichen und einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen im Hip Hop. Jedes dieser Kapitel ist durch wenige Unterkapitel unterbrochen. Ich hielt dies für notwendig, um durch einen möglichst großen Erzählfluss ein Gesamtbild des Hip Hop entstehen zu lassen. In diesem Zusammenhang sind auch die Bilder, der Anhang mit Wörterbuch, Diskografie, Texten usw. und die Kassette mit den Musikbeispielen zu verstehen. Sie sind weder schmückendes noch formal-notwendiges Beiwerk, sondern stehen gleichberechtigt zum Text und dienen zur Vervollständigung des Gesamtbildes. Kassel im April 1992 4 1. THE OLD SCHOOL Die ersten 10 Jahre breakbeat - rap - scratch Die Geschichte des Hip Hop als eigenständige Musikform beginnt Anfang/Mitte der 70er-Jahre in der Bronx, einem Getto für Schwarze und Puerto-Ricaner in New York City. In dieser Zeit war die Disco-Musik beliebteste Tanzmusik in den Diskotheken rund um die Welt. In der Hauptsache ging es um das Vergnügen. „Grundprinzip der Disco-Musik war das permanente Animieren zur rhythmischen Körperbewegung. Die Qualität der Orchestrierung und das Niveau der Gesangstexte schienen dabei oftmals zweitrangig. Ein durchgehender Beat zwischen 120 und 130 Taktschlägen pro Minute und simple Vokalchiffren mit Aufforderungscharakter wie „Come on, let´s dance...“(1) standen im Vordergrund. „Schicker Hedonismus war in Kleidung wie Gestus en vogue. Der Producer hatte bei der Herstellung von Discomusik den wichtigsten Part, Sänger und Spieler schienen austauschbar“(2). Einzelne Stücke wurden durch das extreme Erweitern des Anfangs oder des Endes zu endlos langen Stücken mutiert, die nicht selten die 15 Minuten überschritten. In dieser Zeit kam auch die Maxi-Single in Mode. Eine Single mit der man durch ihre LP-Größe solch immens lange Stücke aufnehmen konnte, ohne dabei auf die Soundqualitäten einer 45er Single verzichten zu müssen. Ebenso wurde Mode, verschiedene Versionen ein und desselben Songs zu produzieren und ihn mit Bezeichnungen wie z.B. „Extended Version“ oder „Dub-Mix-Version“ auf den Markt zu bringen. In den Gettos war diese Musik sehr beliebt. Die DJs arbeiteten hier ebenfalls mit der gängigen Praxis, nonstop Musik zu machen, d.h. einen Song, durch geschicktes mixen, in den nächsten übergehen zu lassen und die Tanzenden durch kurze Zwischenrufe anzuspornen. Mit der Zeit wurde den DJs dies jedoch zu langweilig. Sie begannen mit dem Musikmaterial zu experimentieren, indem sie die Songs wechselten, bevor sie endeten, ohne dabei den Rhythmus bzw. die Geschwindigkeit zu verlieren oder eine Pause zu machen. Daraus entwickelte sich das „Breakbeating“. (Musikbsp. Nr.2 Grandmaster Flash & the Furious Five „ The Adventures of Grandmaster Flash on the Wheels of Steel“, Sugar Hill Records, 1981) Beim Breakbeating nahmen die DJs eine kurze rhythmische Sequenz von einem oder mehreren Takten (z.B. den Basslauf von „Another One Bites The Dust“ der Rock-Gruppe Queen oder „Good Times“ von der Gruppe Chic). Dieses Stück hatten sie auf jeweils zwei Plattenspielern liegen. Während die gewünschte Stelle auf einem Plattenteller für das Publikum hörbar lief, suchte der DJ bei heruntergelassenem Tonarm und per Handbetrieb die passende Stelle auf Platte Nr.2. Wenn der Break oder die gewünschte Stelle auf der Platte Nr.1 seinem Ende zuging mischte der DJ „in time“ den gleichen Break von Platte Nr.2 hinzu und suchte den gleichen Break jetzt auf Platte Nr.1 usw. Dadurch konnte der DJ einen für ihn interessanten Rhythmus zu einem neuen Instrumentalstück verlängern. Den für ihn langweiligen Rest ließ er einfach weg und überließ ihn den Disco-DJs: „Breakbeat music simply ate the cherry off the top of the cake and threw the rest away.“(3) Ein Takt konnte also als zündende Idee zu abendfüllenden Stücken ausgebaut werden. Von großer Bedeutung für die Entwicklung dieses Stils war der DJ Kool DJ Herc. Kool DJ Herc kam 1967 von Jamaika nach New York. Dort arbeitete er zu Beginn als typischer Reggae-DJ: Er spielte Reggaemusik, eine Mischung aus „…New Orleans-Rhythm ´n Blues und westindischer Folk-Pop in monoton -repetetiven Rhythmus... Typisch sind die dominanten Bass-Riffs, die einen melodischen Gegenpart zu den Vokalpartien bilden, während die Gitarre lediglich als Rhythmusinstrument eingesetzt wird, bei dem die Akkorde im Off-Beat angerissen werden.“(4) Dabei verwendet er zwei Techniken, die für den Hip Hop von großer Bedeutung sind - und zwar das „toasting“ und das „dubbing“. Das Toasting ist das Einmischen des DJs von Vokaleffekten oder rezitativen Sprachteilen über die Musik. Das Dubbing ist die Überlagerung von Tonspuren und die Akzentuierung durch Halleffekte und Rückkopplungen. Nach einiger Zeit begann Herc mit Funk-, 5 Soul-, Disco- und Salsamusik zu experimentieren und sie so zu verarbeiten, wie er es vormals mit der Reggaemusik praktiziert hatte. Zusätzlich verwendet er auch die zuvor schon beschriebene Technik des übergangslosen Mixens der Disco-DJs, die ihrem Sinn nach nichts anderes war als das Dubbing. Natürlich war er nicht der einzige oder der erste DJ, der diese Techniken miteinander verband, aber er war laut Aussage vieler anderer DJs der Beste und der Innovativste. DJ Grandmaster Flash, selbst einer der ersten und stilbildender DJ, über seinen Kollegen Kool DJ Herc: „He was playing little break but it would sound so sloppy... At the time he wasn´t using no cueing. In other words, the whole was there for a headphone to go in but I remember he never had a headphone over his ears. All of sudden, Herc had headphones but I guess he was so used the needle by eyesight.”(5) Leider gibt es von Kool DJ Herc keinerlei Plattenaufnahmen, da er ziemlich schnell von der Bildfläche verschwand, bevor überhaupt Hip Hop-Platten produziert wurden. Das Breakbeatin´ entwickelte sich weiter, es entstand das „Scratchen“. Das Scratchen ist im Ursprung das Kratzgeräusch, (to scratch = dt. Kratzen) das der DJ in seinen Kopfhörern hört, wenn er auf einer Platte nach einer bestimmten Stelle sucht. Grandmaster Flash begann mit eben diesen Suchgeräuschen zu experimentieren. Er ließ z.B. Bläser-Riffs von Kool and the Gang über die Breakbeats laufen, oder rhythmisierte einen Drumschlag indem er den Plattenteller bei heruntergelassenem Plattenarm vor- und zurückzog: „A scratch is nothing but the back cueing that you hear in your ear before you push it out to the crowd. All you have to know is mathematically how many times to scratch it and when to let it go - when certain things will enhance the record you’re listening to. For instance, if you’re playing a record with horns and slip it in at certain times.“(6) Der DJ fungierte als Arrangeur - Plattenspieler und Schallplatten als Musikinstrument. Jeder DJ hatte seine eigenen Geheimplatten, die er wie einen Schatz hütete, weil er mit ihnen seinen typischen Sound produzierte. Sehr schnell wurde natürlich nicht nur Soul- und Funkmusik verwendet. Vor nichts machte die Experimentierlust Halt; es wurde alles verwendet, was Geräusche machte und sich nur irgendwie gut anhörte: von Schreigeräuschen aus Gruselfilmen über Werbe- und Serienfilmmelodien bis zu Musikformen wie z.B. Hardrock. An dem bereits vorgestellten Stück von Grandmaster Flash & The Furious Five „The Adventures Of....(Musikbeispiel Nr. 2) möchte ich diese Techniken verdeutlichen. Es handelt sich hier um eine Collage aus folgenden Stücken: • • • • • • • „8th´s Wonder“, Sugar Hill Gang „Another Ones Bites The Dust“, Queen „Good Times“, Chic „Monster Jam“, Spoonie Gee „Birthday Party“, GM Flash & the Furious 5 „Rapture“, Blondie eine hörspielartige Sequenz von Flash mit zwei Kindern, die extra aufgenommen ist. Der Grundgroove ist eine Mischung aus „Good Time“ und „Another Ones Bites The Dust“. Beständig wechselt Flash zwischen beiden Beats hin und her, ohne dabei an Drive zu verlieren. Rhythmisch eingeblendet werden Ausschnitte von Platten seiner Kollegen Sugar Hill Gang und Spoonie Gee. Wie schnell Flash ist, erkennt man an der Stelle, an der er Blondies „Rapture“ (eine Hommage der New Wave Sängerin an den Hip Hop) verwendet. Die Zeilen „Flash is fast, Flash is good“ oder Wörter wie „allright“ kommen in verschiedenen Varianten vor. An einer Stelle wiederholt er in einem atemberaubenden Tempo drei Mal „Flash is fast“ hintereinander und zeigt damit wie schnell er die Nadel an die richtige Stelle positionieren kann ohne aus dem Rhythmus zu kommen. „Adventures On The Wheels Of Steel“ as the first record really to show that rap was something other than offshot of disco.“(9) 6 Neben Grandmaster Flash gehört Afrika Bambaataa zu den Begründern des Hip Hop. Bambaataa verwendet alle nur denkbaren Sounds, Geräusche und Musikstile wie Rockmusik oder Musik von Werbefilmen und Fernsehserien. Zusätzlich experimentierte er als einer der ersten mit elektronischer Musik von Gruppen wie der Düsseldorfer Pop-Synthesizer-Band Kraftwerk und dem englischen New Wave-Musiker Gary Numan auf der einen Seite und mit so genannter „elektronischer Musik“ der immer beliebter werdenden Videospielgeräte auf der anderen Seite. Der Autor Steven Hager beschreibt in seinem Buch „The Illustrated History Of Break Dancin’, Rap Music And Graffiti“ Bambaataa´s Mixing-Art: „He opened his show with the theme song from the „Andy Griffith Show“, taped off his TV set. He mixed the ditty with a rocking drumbeat, followed it with the „Munsters“ theme song and quickly changed gears with „I Got The Feeling“ by James Brown“. The method to Bam´s madness? „I played what ever make you rock, no matter what it was“.(8) Bambaataa war auch einer der Ersten, der neben dem reinen Spaß- und Lustgewinn eine Botschaft vermittelte. Selber in Getto-Banden aufgewachsen verließ er unter dem Einfluss von Malcolm X und der Black Panther-Bewegung der 60er-Jahre seine Gang, konvertierte zum Islam und gründete die Zulu Nation. Eine lockere Vereinigung von Musikern, DJs und Rappern die für eine bessere Ausbildung der Schwarzen eintrat. Bisher war die Rede von den DJs, nicht aber von den Rappern. Sie traten erst später in Erscheinung. Zu Beginn machten die DJs alles allein. Sie mischten ihre eigene Musik und spornten ihr Publikum, genau wie die Disco-DJs, durch kurze Aufforderungen mit Call&response-Charakter wie z.B. „Say Party“, „Say Ho“ oder „Come on und „Let´s dance“ an. Mit der Zeit sprachen sie, nicht zuletzt durch das Vorbild des Toasting der Reggae-DJs wie z.B. Kool DJ Herc, immer mehr und länger. Dabei stand im Vordergrund, sich als den besten DJ der Welt - bei gleichzeitiger Verunglimpfung aller übrigen DJs - darzustellen. Auf die Dauer war es jedoch für die DJs unmöglich beides zu tun, da die Anforderungen an das Können (Scratchen und Mixen) immer höher wurden. Die Arbeit wurde aufgeteilt. Es gab nun den DJ der nur noch für das Rhythmischmusikalische zuständig war und den Rapper, oder richtiger gesagt MC (Master of Ceremonies), der die Tänzer und Zuhörer animierte. Die ersten reinen MCs traten zumeist in Gruppen, so genannten Crews mit einem oder mehreren DJs auf, wie z.B. The Funky Four, The Treacherous Three oder Double Trouble. Im Zuge der steigenden Popularität und Wichtigkeit für den Hip Hop begannen sich auch einzelne MCs wie z.B. Spoonie Gee oder Kurtis Blow durchzusetzen. Damit begannen sich im Hip Hop zwei unterschiedliche Stile herauszuentwickeln. Zum einen der Stil der so genannten Rap-Posse (Grandmaster Flash & the Furious Five oder Public Enemy). Bei den so genannten Rap-Posses.....“insistieren mehrere Rapper im Dialog-Stil und erzeugen so eine kollektivistische und agitatorische Aufbruchstimmung. Die Solo-Rapper müssen ihr Anliegen ohne den Verweis auf eine dahinter stehende Anhängerschar vortragen. In musikalischer Hinsicht ist es dabei schwer, der Abnutzung entgegenzuarbeiten, die sich durch die permanente Präsenz nur einer Stimmlage ergibt.“(9) Aus den kurzen Sätzen wurden nach und nach immer länger werdende gereimte Sprachteile. Inhaltlich ging es zunächst um die absolute Selbstdarstellung und Selbstverherrlichung mit Wettbewerbscharakter, dazu kamen Informationen über das was zurzeit gerade im Block passierte: wo es Drogen gab, wann die nächste große Hip Hop-Party stattfand, und was in der Community/ im Block gerade passiert. Die ersten Hip Hop-Veranstaltungen fanden im Freien oder auf Privatfeten (House Partys) in Schulen oder Community-Centren statt. Es waren meistens spontan organisierte Partys: Ein DJ baute seine Anlage(10) z.B. an einer Straßenecke auf. Von irgendeinem Hausbewohner aus der unmittelbaren Nähe wurde, gegen ein kleines Entgeld, per Verlängerungsschnur der Strom bezogen. Plötzlich war ein gesamter Häuserblock, Park oder Basketballplatz am tanzen. (Musikbsp. Nr.3 Jazzy Jeff & the Fresh Prince, „Live“, von der LP „He´s The DJ...“, 1988)(11) Von ganz besonders großer Wichtigkeit bei der gesamten Hip Hop-Kultur war und ist der Wettbewerbscharakter. Sämtliche Auftritte waren unmittelbar auch Wettkämpfe: Wer konnte die besten Scratches, wer hatte die besten Rhymes, wer hatte die verrücktesten Graffitis und wer hatte die halsbrecherischsten Tanzfiguren zu bieten. Diese Wettkämpfe erweiterten sich zu regelrechten 7 verbalen und (beim Tanzen) gestischen Fights. Diese Art des Kampfes hat eine lange Tradition deren kulturellen Wurzeln - wie wir noch sehen werden - in Afrika liegen. Seit jeher gab es in den Gettos Wettkämpfe, wie „the Dozens“. „Die Dozens werden zu zweit gespielt (playing the dozen) und sind noch heute in Harlem sehr populär. Ein Teilnehmer attackiert seinen Gegner mit Bemerkungen, die immer bösartiger und beleidigender werden und das so lange, bis dieser endlich aufgibt... oder aber - außer sich vor Wut - mit noch verletzenderen Beschimpfungen antwortet... „I fucked your mama Till she went blind. Her breath smells bad, But she shure can grind. I fucked your mama For a solid hour. Baby came out Screaming Blackpower. Elephant and the Baboon Learning to screw. Baby came out looking Like Spiro Agnew.“(10) Diese Wettkämpfe sind nach Carles und Conolli „improvisierte Duelle zwischen Solisten“ und finden in der Musik ihre Fortsetzung. Im Jazz z.B. in den „battles“ mehrerer Trompeter(13), und - in einer noch ursprünglicheren Form - im „rapping“ der MCs im Hip Hop: „The distance between talking rough with the dozens on the street and moving it inside a roots club like Disco Fever with some beats for dancing is very small.“(14) (Musikbsp. Nr.4, Grandmaster Mell Mel, „Step Off“, Maxiversion, Sugar Hill Rec., 1983) Der Beginn des Stücks, das auch auf der Funknummer „I feel for you“ der Sängerin Chaka Khan zu finden ist, unterscheidet sich in Inhalt und Ausdruck kaum von einem „toast“. Der Toast (nicht zu verwechseln mit dem Toasting der Reaggae-DJs) ist ein einfacher Schüttelreim, meistens sexistischen Inhalts und gilt als Vorläufer der Dozens: „Chaka Khan let me rock you Let me rock you Chaka Khan I say let me rock you Cause all I wanna do Chaka Khan let me rock you Let me rock you Chaka Khan I say let me rock you Cause I’m feel for you Chaka Khan would you tell me What you wanna do Chaka Khan let me tell me What I wanna do I wanna love you, wanna hug you Wanna screw you too...“(15) Im Anschluss an diese „introduction“ reimt Grandmaster Mell Mel in den höchsten Tönen und in perfekter Dozen-Manier über seine Fähigkeiten und seine Einzigartigkeit als Rapper: „I was sittin´on a corner Just a waístin´ma time When I realise That I was the king of the Rhyme I got own the Microphone and what did you see The rest was my legacy I was born to the King of the be bop-swing… ...I´m like Shakespear I´m a pioneer because the main rap sudden people want it to here“(16) Der Rap als eine musikalische Form des Dozen und die Hip Hop-Partys als Austragungsort von Meinungsverschiedenheiten rivalisierender Gangs, die auf diesen Veranstaltungen aufeinander trafen und durch die Musik begannen auf friedliche bzw. unblutige Art und Weise ihre Fehden 8 auszutragen: Es wurde versucht, dem Gegner durch den Tanz, durch die Graffitis, durch das Scratchen und nicht zuletzt durch das Rappen im übertragenen Sinne den Hals zu brechen. Bei den einzelnen Tanzformen z.B. sieht man sehr deutlich, welchen Ursprungs sie waren. Akrobatische Figuren, die, bei falsch angewandter Technik, tödlich waren wie der Spin (ein schnelles drehen auf dem Rücken der in einer Kopfpirouette (Headspin) bzw. -stand endete), standen gestische Faustkämpfe oder Messerstechereien gegenüber. Auch unter den GraffitiMalern herrschte ein hoher Wettbewerbsdruck. Ständig mussten sie sich neue grafische Ideen zur Verfeinerung ihrer Schriftzüge und Bilder einfallen lassen, um zu den Besten zu gehören. So entstanden aus den einfachen Tags (Namensschriftzüge, die zur Markierung des Territoriums dienten) kunstvolle Graffitis, die sich Mitte der 80er-Jahre sogar in Kunstgalerien durchsetzten. Solche rivalisierenden Kämpfe sind sehr gut in dem 1981 entstandenen Film „Beat Street“ des Regisseurs Tan Lathan festgehalten. Tatsächlich gingen für eine kurze Zeit die brutalen Auseinandersetzungen zwischen den Gangs zurück. Das soziale Elend in den Gettos war jedoch zu groß, als dass Hip Hop auf Dauer friedensstiftend hätte wirken können. Dies wäre meiner Meinung nach von einer Musik und ihrem kulturellem Umfeld auch zu viel verlangt. Die Partys wurden immer größer. Waren sie zu Beginn auf einen Häuserblock beschränkt, wo jeder DJ und jede Crew sein Heimspiel hatte und mit der eigenen Fan-Gemeinde im Rücken gegen rivalisierende Crews antrat, so trafen sich nun immer mehr Crews aus dem gesamten Getto zu großen Veranstaltungen. Eine der wohl bekanntesten und beliebtesten Veranstaltungen war die Party samstagnachts im „Roxy“, einer Roller-Disco am Hudson River in Midtown Manhattan. Mitten auf der riesigen Tanzfläche thronten die DJs, überall konkurrierten befeindete Tanzgruppen miteinander, an den Wänden befanden sich riesige bunte Graffiti-Bilder. Immer wieder gingen verschiedene MCs und Rap-Crews auf die Bühne und rappten mit- bzw. gegeneinander. Einen Eindruck darüber, wie die Atmosphäre auf diesen Partys gewesen sein muss, gibt der semidokumentarische Spielfilm „Wild Style“ wieder, in dem eine authentische Hip Hop-Party inszeniert wurde.(17) Weiteren Einblick gibt David Toop in seinem Buch „Rap Attack“, indem er sie mit den Be BopJamsessions der 40er und 50er-Jahre vergleicht: „...the endless high-speed collageing of musical fragments leaves you breathless, searching for reference points. The beauty of dismembering hits lies in displacing familiarity. It gives the same thrill that visitors to Minton´s Playhouse must have felt in the 1940´s hearing Charlie Parker carve up standards like „I´ve Got Rhythm“. Parker wrote many tunes in this way, of course, including „Ornithology“, a bebop standard based on the chords of „How High The Moon.“(18) Langsam begannen sich auch die Discotheken für diese neue Musik zu interessieren. Immer öfter fanden nun Hip Hop-Performances in In-Discos wie dem „Danceteria“ in New York statt. Am 02.09.1976 fand (ebenfalls in New York) die wohl größte Hip Hop-Veranstaltung überhaupt statt. Eine Menge von 3000 Leuten drängten sich in das „Broadway International“ um nach den Klängen und Rhythmen von Grandmaster Flash und anderen zu tanzen. Hip Hop war, zumindest in New York, ein großer Erfolg. Die Künstler begannen, durch die Einnahmen von Eintrittsgeldern und dem Eigenvertrieb von selbst produzierten Kassetten, Geld zu verdienen. DJs wie Grandmaster Flash oder Africa Bambaataa, MCs wie Spoonie Gee, Crews wie Double Trouble oder The Force MDs waren in New York Begründer und Stars einer neuen Musik. Trotzdem kam die erste Platte nicht aus New York und die Künstler gehörten nicht zur New Yorker Elite, waren sogar vollkommen unbekannt. Ähnlich wie bei der Punkmusik bedurfte es eines cleveren Managers um Hip Hop weltweit populär zu machen. Was Malcom McLaren mit seiner Retortenband The Sex Pistols für die Punkmusik war (19), war Sylvia Robinson mit ihrer Retortenband The Sugar Hill Gang für den Hip Hop. Sylvia Robinson, selbst früher Musikerin, die unter den Pseudonymen Sylvia Vanderpool, Little Sylvia oder Little Esther aufgetreten war, hatte in den 50ern einen Hit („Love is Strange“) mit einem Duo-Partner namens Mikey Baker. Sie gründete in den 60ern verschiedene Plattenfirmen, von denen die Plattenfirma „All-Platinum“ die Erfolgreichste war. Auf ihren Plattenfirmen brachte sie mehr oder weniger erfolgreich Soul- und Funknummern heraus und verdiente lukrativ an CoverVersionen verschiedenster Disco-Musik-Hits. Auf Hip Hop wurde sie über ihren Sohn aufmerksam, 9 der ein begeisterter Fan dieser Musik aus New York war. Er versuchte jede Kassette, die in New Jersey in Umlauf war zu ergattern. Sie erkannte als Erste die Profitmöglichkeit, die in dieser Musik steckte. Sie suchte sich drei vollkommen unbekannte Rapper: einen Rausschmeißer namens Henry Jackson(„Big Hank“), den sie auf einer Party rappen hörte, Michael Wright („Wonder Mike“) ein Freund ihres Sohnes und Guy O´Brien, („Master Gee“), der sich, durch Gerüchte über eine nahende Plattenaufnahme, bei ihr vorstellte. Sie gründeten ein neues Plattenlabel namens Sugar Hill Records und ließ das frisch gegründete Trio über eine Instrumentaleinspielung des Disco-Hits „Good Times“ rappen. „Rapper’s Delight“, der Einstand der Palaver-Gang, wurde ein weltweiter Hit und machte allein in den USA bei zweimillionen Verkäufen 3,5 Millionen Dollar Profit. (20) Musikalisch gesehen war „Rapper’s Delight“ ein Rückschritt und hatte nur sehr abgeschwächt etwas mit dem zu tun, was in der New Yorker Bronx passierte. Der Rap-Stil des Trios war ein Plagiat der damals beliebten Gold Crush Brothers. Die Musik war kein Breakbeating eines Grandmaster Flashs, sondern eine rein instrumentale Einspielung durch die Hausband von Sugar Hill Records. Trotzdem schlug sie ein wie eine Bombe und zeigte den wirklichen Machern des Hip Hop, wie erfolgreich man damit sein kann. Der Erfolg wirkte auch elektrisierend auf Schallplattenproduzenten wie z.B. Bobby Robinson. Der Besitzer von Enjoy Records, ein Rhythm ´n Blues-Produzent, für den Hip Hop überhaupt nichts neues war, der aber wie die meisten anderen nie im Traum daran gedacht hätte, dass man mit dieser Musik so viel Geld verdienen könnte. Er, Paul Winley (Besitzer von Winley Records) und Danny Robinson (Besitzer von Holliday Records) schickten nun Talentsucher los, um an dem Erfolg teilhaben zu können. 1979/80 kamen die eigentlichen Hip Hopper zum Zuge. Nach einer Entwicklung von fast 7 Jahren wurde der Rap auf Platte genommen, „...der endlich viel mehr mit dem zu tun hatte, was man auf den Straßenpartys zu hören bekam. „Rappin´And Rockin’ The House“ von den Funky Four... und dann vor allen Dingen Flashs „Superrappin’.“ (21) (Musikbsp. Nr.5: Grandmaster Flash and the Furious Five, „Superrappin´“, Enjoy Records, 1980) In den nun folgenden zwei bis drei Jahren gab es eine wahre Flut von Plattenproduktionen. Immer mehr kamen auf den Markt und es gründeten sich kleine Plattenfirmen (Labels), wie Tommy Boy Records oder etwas später Def Jam, die in den folgenden Jahren zu einer erfolgreichen Konkurrenz wurden und den alteingesessenen schwarzen Plattenfirmen durch ihre Marktnähe schwer zu schaffen machten. Natürlich begannen sich mit der Zeit auch die größeren (weißen) Plattenfirmen für diese anscheinend lukrative Musik zu interessieren. Durch Einkäufe von schon erfolgreichen Gruppen bzw. Acts begannen sie sich in den Hip Hop einzukaufen. Eine Besonderheit blieb aber bis zum heutigen Tag: Viele Hip Hop-Gruppen liefen über kleine abhängige und unabhängige Labels. Hip Hop als eine noch sehr ursprüngliche Straßenmusik, von der auch heute noch seitens der (schwarzen) HörerInnen eine Authentizität und Ehrlichkeit (Streetcredibility) verlangt wird, ist am ehesten marktwirtschaftlich über kleinere Einheiten in den Griff zu kriegen. In kaum einer anderen Musik, sind, abgesehen vom frühen Punk der 70er-Jahre, so viele erfolgreiche und unabhängige Plattenlabels zu finden (22). Kurtis Blow, seines Zeichens Rapper in der Tradition zwischen James Brown und Chic, war der erste MC, der bei einer großen Plattenfirma, Mercury/Polyphon unter Vertrag war und somit kommerziell verwertet wurde. „The Breaks“ von 1980 war ein riesiger Hit und stellte den Beginn des weltweiten Erfolgs des Hip Hop dar. (Musikbspl Nr.6: „The Break“, Kurtis Blow, Mercury,1980) Im Jahr 1982 werden zwei Schallplatten veröffentlicht, die prägend waren für die weitere Entwicklung im Hip Hop. Mit „The Message“ von Grandmasterflash & the Furious Five kam der erste Message Hip Hop Song auf den Markt. Der erste Song, der von seinem Inhalt her Zustände in den Gettos und Lebensumstände der AfroamerikanerInnen darstellt und anprangert. (Musikbsp. Nr.7: Grandmaster Flash & the Furious Five, „The Message“, 1982 Sugar Hill Records) 10 Gleichzeitig läutete „The Message“ zusammen mit der zweiten LP „Planet Rock“ von Africa Bambaataa eine neue musikalische Phase im Hip Hop ein. Auf allen vorhergehenden Hip HopPlatten wurden Platten von beliebten Künstlern, oder mit interessanten Geräuschen und Beats verwendet. Die DJs schufen aus schon bestehender „alter“ Musik eine neue Musik. Mit „The Message“ wurde zum ersten Mal eine „Beat Box“ als Rhythmusgrundlage verwendet. Eine sehr beliebte Beat-Box war der Drum-Computer der Firma Vox. Die Beat Box war ideal: Sie ersetzte das Breakbeatin’ und der DJ konnte sich mehr auf das Scratchen und einmixen von Ideen konzentrieren. Diese Ideen wurden zunehmend elektronischer: Auf der LP „Planet Rock“ verwendete Africa Bambaataa Musiken von der Band Kraftwerk oder dem New Waver Garry Numan und setzte sie zu tanzbaren Hip Hop-Nummern zusammen. Hinzu kam, dass nicht nur natürliche Geräusche wie Schreie, klirrendes Glas etc., sondern auch elektronische Musiken und Geräusche von den damals gerade aufkommenden Videospielen verwendet wurden. Beide LPs waren der Beginn der Trennung des Hip Hop vom reinen Disco-Sound der Frühzeit, und die Entwicklung eines neuen eigenständigen Sounds. Über einen totalen Zusammenbruch, Mitte der 80er-Jahre, endete er schließlich in einen neuen Stil: Die „New School“, die im Folgenden behandelt wird. Zunächst wurde Hip Hop in den folgenden drei bis vier Jahren die erfolgreichste Newcomer-Musik. Damit änderte sich ihr Charakter. Es verschwand viel von der Ursprünglichkeit. Aus der experimentierfreudigen, subkulturellen Musik wurde eine gut verkaufbare Ware, die an ihren eigenen Stereotypen erstickte: verbale Wettkämpfe, Publikumsaufforderungen wie „say party!“ gerieten zu leeren Worthülsen, wurden sinn- und geistlos. Die Musik wurde immer überladener und hörte sich mit der Zeit an wie ein leicht rhythmisierter Spielhöllensound. Die Hip Hopper der ersten Stunde befanden sich in einer Krise. Der schnelle Ruhm war ihnen zu Kopf gestiegen. Streitereien innerhalb der einzelnen Gruppen und massive Drogenprobleme einzelner MCs wie z.B. Grandmaster Mell Mel ließen in der Folgezeit immer schlechtere Produktionen mit minimalisierten und langweiligen elektronischen Rhythmen auf dem Markt bringen: (Musikbsp.Nr.8: Grandmaster Flash & the Furious Five, "Scorpio", 1983 Sugar Hill Records) 1983 wurde das Roxy als wichtigster Austragungsort des Hip Hops geschlossen. Der Grund waren u.a. anhaltende Schießereien zwischen verfeindeten Gangs. Rap-Musik Breakdance und Graffitis, mit denen schnell Geld gemacht werden kann, sind auf der ganzen Welt in Mode. B-Produktionen wie der Film „Breakdance 1984“ oder der 84er Hit der Breakdancegruppe Rock Steady Crew versuchen den Hip Hop zu vermarkten. Mitte der 80er-Jahre, nach einer 10-jährigen Entwicklung von einer Underground-Culture zu einer der erfolgreichsten afroamerikanischen Musik, ist Hip Hop zu einer vermarktbaren Tanzmusik erstarrt. 11 2. URSPRUNG UND WURZELN DES HIP HOP Afrika - Da Muthaland DIE STIMME WAR DAS ERSTE INSTRUMENT, DIE TROMMEL DAS ZWEITE. DIE TROMMEL HAT EIN TROMMELFELL, UND DAS TROMMELFELL IST EINE MEMBRANE-ES ATMET. DAHER IST LEBEN DARIN. ES IST KRAFT DARIN. JALAL & LAST POETS (O) Dem Hip Hop wurde sehr oft vorgeworfen, keine eigenständige Musik zu sein, im Grunde genommen nichts anderes zu sein als ein "offshot"(l) der Disco-Musik: ein Ableger oder Ausläufer. Weiterhin wurde ihm vorgeworfen, keine eigenständige Kultur zu besitzen. Das wurde unter anderem an der Tatsache festgemacht, dass im Hip Hop keine neue, eigenständige Musik kreiert wurde, dass sich seitens der Interpreten noch nicht einmal die Mühe gemacht wurde, zumindest mit eigenen Instrumenten Musik zu adaptieren. Alles, was verwendet wurde, waren und sind fertige Produkte: Schallplatteneinspielungen verschiedenster Interpreten, Film- und Werbemusiken, Geräusche usw., die mit mehreren Plattenspielern und anderem technischen Gerät wie z.B. Sample- oder Drumcomputern zu neuen Songs zusammengebastelt werden. Dabei kam und kommt wiederum nur neue ziemlich monotone Musik heraus, die noch nicht einmal etwas Neues darstellt und immer öfter mit Urheberrechtsklagen der benutzten, d.h. gemixten/gesampleten Künstler bzw. deren Plattenfirmen zu kämpfen hatten/haben.(2) Über diese Musik wird gerappt, d.h. auf Deutsch gequatscht, in einem Slang, der sogar von manchen weißen Amerikanern nicht verstanden wird und der sehr oft im höchsten Maße brutal und sexistisch ist und in Amerika öfter auf den Index-Listen konservativer Familienverbände und staatlicher Prüfstellen landet, als manche erotische Zeitschrift. Um belegen zu können, wie wenig ernsthaft sich mit Hip Hop beschäftigt wird, muss man sich nur 50 Jahre zurückbegeben und vom heutigen Standpunkt aus die damalige Debatte über die Legitimität von Bebop betrachten (3). Denn wie damals kommt, und das ist meiner Meinung nach noch verheerender als die schlechteste Kritik überhaupt, eine auffällige Nichtbeschäftigung mit dem Phänomen Hip Hop hinzu: 20 Jahre Hip Hop, und damit meine ich eine 20-jährige konsequente Entwicklung einer Kunstform. So etwas war und ist in Amerika nicht neu. Schon immer wurden afroamerikanische Musikformen überhaupt nicht oder nur wenig wahrgenommen und dies nur dann, wenn mit ihnen Geld zu verdienen war. Aus dem Jazz ist dies, wie bereits oben erwähnt, hinreichend bekannt. Die ersten Bücher, die sich mehr oder weniger ernsthaft z.B. mit dem Bebop oder 20 Jahre später mit dem Freejazz auseinander setzten, kamen, abgesehen von einigen wenigen Veröffentlichungen, aus Europa. Als in Europa Jazz-Musiker schon längst anerkannte Künstler waren, litten sie in ihrem eigenen Land unter der rassistischen Nichtbeachtung und der musikalischen Apartheid der weißen Gesellschaft.(4) Ähnlich erging und ergeht es den populäreren afroamerikanischen Musiken wie der Soul/FunkMusik und auch dem Hip Hop. Die erste Veröffentlichung, die sich ernsthaft mit dem Hip Hop als einer eigenständige Musikform auseinander setzte, war das Buch „Rap Attack“ des englischen Musikjournalisten David Toop, das an anderer Stelle schon zitiert wurde. Dieses Buch löste einen Skandal in der Musikwelt aus. Ein weißer Engländer schreibt ernsthaft über ein Stück (afro-) amerikanische Kultur. Er war der Erste, der Hip Hop in die Tradition der afroamerikanischen Musiken einbezog und seine kulturellen Wurzeln bis nach Afrika zurückverfolgte. Dabei benutzte er die gleichen Quellen, die auch Jazzforscher benutzen. Dies stellte wiederum eine Revolution dar, denn sämtliche populären afroamerikanischen Musiken (Soul/Funk) wurden 12 bis dahin meist als eine Vereinfachung und Popularisierung der ernsthafteren schwarzen Musiken wie Jazz und Gospel betrachtet. Mitunter wurde diesen Musiken unterstellt, des Profites wegen praktiziert zu werden. Namhafte Musikwissenschaftler wie z.B. Jost oder Kerschbaumer sahen in den Popularisierungstendenzen der schwarzen Musik eine teilweise Anbiederung an die weiße Gesellschaft und ihren Musikgeschmack.(5) Toop stellte, und da befand er sich in der Tradition von afroamerikanischen Musikforschern, Hip Hop in eine Linie mit Jazz, wenn er z.B. das Scratching und Mixing eines Grandmasterflash mit den immer neuen variativen Soli eines Charlie Parker über einen alten Standard wie "How High The Moon" verglich. Alles kommt aus derselben Quelle. Die verschiedenen schwarzen Musikformen sind nur spezifischer und zeitabhängiger Ausdruck eines schwarzen Lebensgefühls; oder um es mit den Worten von Leroi Jones zu sagen: "Die neue Schwarze Musik [Freejazz] und Rhythm ’n Blues sind eine Familie, die verschiedene Dinge ansieht. Oder Dinge verschieden ansieht.“(6) Mit Hip Hop ist ein neues Kind hinzugekommen. Um die vorgenannten Thesen belegen zu können, muss man sich ausführlich mit der Funktion und den Traditionen der afrikanischen Musik und ihrer Fortsetzung in den Traditionen afroamerikanischer Musikstile in den USA beschäftigen. Die afrikanische Kultur ist nach Ben Sidran eine "Oral Culture"(7). Oral Culture heißt, dass hier eine Kultur vorliegt, die „...nur vom gesprochenen Wort und seinen Ableitungen Gebrauch...“ macht (8). Im Gegensatz dazu gibt es die "Literate Culture", die Kultur, die das geschriebene Wort in Form von Büchern, Zeitungen oder Computern zur Grundlage hat. Bei der Oral Culture läuft alles über die mündliche Überlieferung: die Geschichte eines Volkes und das Weitergeben kultureller Errungenschaften wie Musik, Kunst und Tanz. Die Kommunikationsformen in der Oral Culture sind zeitgebunden, d.h. „...sie sind an das Zeitkontinuum gebunden, und der Hörer muss sie so aufnehmen, wie sie ankommen. Die Zeit ist die Strömung des Lautflusses. Mit dem Gesichtssinn verhält es sich anders: Das Auge kann eine Szene betrachten oder die Sätze und Zeilen eines Buches mit unterschiedlicher Geschwindigkeit überfliegen, wie es dem Betrachter oder Leser als angemessen erscheint... Es gibt also zwei Klassen von Signalen. Es gibt zeitabhängige Signale, wie gesprochene Sprache und Musik, und es gibt raumabhängige Signale wie Gedrucktes, Steininschriften, Lochkarten oder Bilder.“(9) Auf solche Möglichkeiten kann die Oral Culture nicht zurückgreifen. Sie ist auf die unmittelbare Übertragung der Information angewiesen. Daraus ergibt sich eine viel größere Palette an Ausdrucksmöglichkeiten und ein ebenso hohes Maß an oralen Wahrnehmungsmöglichkeiten. Kleinste Stimmungen müssen wahrgenommen werden, da sie sonst durch ihre Unmittelbarkeit und Unwiederholbarkeit verloren gingen. Dies beinhaltet ein hohes Maß an "actionality", d.h. direktes spontanes Handeln und Reagieren innerhalb eines Kommunikationsprozesses, und ein großes Improvisationsvermögen. In einer solchen Kultur hat Musik zwangsläufig einen anderen Stellenwert als in der Literate Culture. Sie ist in all ihren Formen ein wichtiger Bestandteil zur Überbringung von Nachrichten, zum Gottesdienst, zur Kritik, zum Aufbau eines gemeinsamen Sozialgefühls, zur Bewahrung der kulturellen Identität oder ein Ausdruck von spontaner Freude bzw. spontanem Leids. Anhand der drei wichtigen Kunst- und Kommunikationsformen Musik, Tanz und Sprache möchte ich diese Funktionen veranschaulichen und ihre Fortsetzung in der afroamerikanischen Musik im Allgemeinen und dem Hip Hop im Besonderen mit Hilfe von Beispielen darstellen und in Beziehung setzen. Dabei werden zwangsläufig Überschneidungen auftreten, da zum besseren Verständnis etwas getrennt wird, das in seinem Auftreten ganzheitlich ist. Im Anschluss gibt ein Schaubild zur Entwicklung des Hip Hops einen zusammenfassenden Überblick. 13 2.1. DIE MUSIK UND DER RHYTHMUS Eine der wichtigsten Unterschiede zur Musik der Literate Culture war die Tatsache, dass es keinen Unterschied zwischen dem Musiker und dem Zuhörer gab: Musiziert wurde im ganzen Sozialverband. "Musik war ein integraler Bestandteil religiöser Rituale sowie des alltäglichen Lebens und wurde oftmals bis zur Erschöpfung aller Beteiligten produziert und rezipiert."(I0) Das Musizieren fand meist in der "call & response"-Form statt, d.h. ein Sänger und Instrumentalist gab eine musikalische Phrase (Melodie oder Strophe) vor und die Gemeinschaft sang es nach. "The solist gives the melody while a chorus sings a refrain, wich at times are but ejaculations. The chief singer remains standing and as the melody is given out, they turn to one other, each improvising in turn. Their power of invention and improvisation may last for hours"(11). Nach A. Dauer war nicht die anfängliche Idee eines Liedes die Komposition, sondern das Ineinandergreifen von rhythmisch-melodischen Formeln, die dem Zweck dienten, ein gemeinsames klangliches Resultat zu schaffen. Dies war als eigentliche Komposition zu betrachten.(12) Dabei war die Musik für melodische Variationen offen. Dies wurde sogar erwünscht, da es als besonders intelligent angesehen wurde und von einer hohen Persönlichkeitsstruktur zeugte, wenn musikalische und verbale Sachverhalte nicht direkt, sondern über Umschreibungen dargestellt wurden. Musik in Afrika war somit Grundlage der meisten gesellschaftlichen Vorgänge, und stand für soziale Integration des Einzelnen bei gleichzeitiger Förderung von Individualität durch die variativen Veränderung von musikalischen Inhalten. Diese grundsätzlichen Funktionen und Techniken finden sich in der afroamerikanischen Musik wieder. Im Blues, Jazz, Gospel, Soul, Funk und im Hip Hop finden sich Formen des call & response. Der ganze Blues in seinem textlichen und musikalischen Aufbau ist ein einziges Fragen und Antworten. Der Reverend in der Kirche predigt, und der Gospel-Chor samt Kirchengemeinde antwortet ihm. Darüber hinaus ist die Gospelmusik der beste Beweis für die Untrennbarkeit von Kunst und Leben. Im Soul, als einer Mischung von Blues und Gospel leben diese Traditionen weiter. Genau wie im Hip Hop, gibt es dort Publikumsaufforderungen, die im call & response beantwortet werden. Aber mehr noch als dies, ist das erneute Zusammenwachsen zwischen den Musikern und den Zuhörern wichtig. Hip Hop ist eine Live-Musik. Sie lebt und entwickelt sich weiter durch den Kontakt zwischen den MCs, den Rappern, den Tänzern und den Zuhörern. Sie lebt von der Atmosphäre, in der sie stattfindet. Stücke innerhalb eines Konzerts sind nicht auf Single gerechte Zeiten zurechtgestutzt. Dauer der Stücke und Länge der Konzerte sind nicht zuletzt abhängig von den Beteiligten. Außerdem sind Hip Hopper Meister in der variativen und motivischen Veränderung. Wie afrikanische Musiker verändern sie vorhandenes Tonmaterial. Mit Plattenspielern und Samplern verzahnen sie immer wieder kleine rhythmische und melodische Motive miteinander und entwickeln so, in einem afrikanischen Sinne, neue Musik; und es gibt so viele MC- und DJ-Stile, wie es MCs und DJs gibt. Jeder hat seinen persönlichen Stil, seine geheimen Platten, seine Rap-Skills. Individualstil ist im Hip Hop ebenso wichtig wie z.B. im Jazz, der von den variativen Veränderungen in den Soli der Jazz-Musiker und ihrem jeweiligen Personalstil lebt. Aus diesem Grund sind Hip Hop-Gruppen anders als Rock- oder Pop-Gruppen aufgebaut. Eine Rock-Band wie Queen lebt zum größten Teil durch ihren Gesamtsound. Zwar übernehmen die einzelnen Bandmitglieder unterschiedliche Funktionen (hier z. B. die zurückhaltende Band mit einem sehr expressiven Sänger, dem vor kurzen gestorbenen, Freddie Mercury) entscheidend ist jedoch, was die Band als homogene Erscheinung darstellt. Im Hip Hop bedeutet die Zugehörigkeit zu einer Band nicht die Unterordnung in ein fest gefügtes System. Individualität innerhalb eines losen Verbundes (Posse, Crew, Family, Nation, Tribe, Unit oder Tongue) ist, genau wie im Jazz, wichtig und erwünscht. Dazu Shock G, Mitglied der Hip Hop Gruppe Digital Underground: "Bei uns ist jeder anders. Jeder hat einen anderen Fluss in seinem Rap, einen anderen Stil... Wenn jemand zu Digital Underground gehören will, kann er nicht wie Humpty, Money B, 2Pac, Schmoov oder ich sein. Digital Underground präsentiert das ganze Spektrum von Hip Hop und Rhythm 'n 14 Blues... Eine Sängerin wie z.B. Lisa Lisa hätte eine Chance, weil so eine haben wir noch nicht. Klar? Aber es hat keinen Zweck einen Haufen Rapper zu haben, die alle gleich sind... Alle haben ihre eigenen Karrieren. Bei Digital Underground versuchen wir, jeden Mann auf seinen besten Job anzusetzen..., das ist unsere Philosophie. Wer immer heiß ist, wird vorgelassen. Dieses Jahr ist es Humpty, nächstes Jahr mag ich es sein. Die Gruppe soll größer sein als die Summe ihrer Mitglieder."(13) Ein solches offenes System hat zum Vorteil, dass die Leistung der Gesamtgruppe erhöht ist. Gleichzeitig entspricht sie, durch ihren Aufbau und ihrer Spielart, einer afrikanischen Form des Musizierens. Die soziale und künstlerische Integration, bei gleichzeitiger Förderung des Individuums. 2.2. DER TANZ UND DER RHYTHMUS Wie wichtig die Musik für das Leben der Afrikaner war, erkennt man auch an der Bedeutung des Tanzens, die von den Beteiligten erkannt werden konnte. "On the Gold Coast and Slave Coast every god of note has his own individual dance."(14) Nicht nur Götter, auch Begebenheiten und Ereignisse wurden über das Tanzen dargestellt. Die Wichtigkeit des Tanzens kommt u.a. in dem Reisebericht des englischen Forschers David Livingston zum Ausdruck, wenn er beschreibt: „Die Neger im Betschuanaland [fragten] den Fremden nicht: „Woher kommst du?“, sondern: „Was tanzt du?“ Der Tanz war also identisch mit der Lebensweise und der Kultur eines Volkes.“(I5) Jeder Tanz hatte seinen speziellen Rhythmus. Rhythmus ist Musik, d.h. wenn Tänze Auskunft geben konnten, Information und Kommunikationsform waren, galt dies auch für die Musik. Tanz, Musik/Rhythmus und nicht zuletzt Gesang als untrennbare Einheit war demnach nicht nur Zeremonie und vom Leben getrennte Kunst. Sie war Ausdruck von Lebensgefühl (Freude, Leid, Spiritualität), direkte Informationsquelle und spontaner Ausdruck für die Lebensumstände, mit anderen Worten: die Darstellung vom Leben schlechthin. Damit wurde Musik und Tanz zum Träger gesellschaftlichen Handelns. „Die Naturvolkkunst und die Musik als ein Teil von ihr ist in viel höherem Grade aktiv mit allen Ausdrucksformen der Existenz verflochten... Sie reflektiert das gesamte Leben, als dessen Bestandteil sie in den Gesamtzusammenhang der Kultur, in der ihr festumrissene Aufgaben zugeteilt sind, eingebettet ist.“( 16) So wie es in der Musik einzelne Motive gab, die zusammengespielt das Ganze ergaben, gab es im Tanz die Isolation einzelner Körperteile. Das heißt, es gab mehrere unabhängige Tanzzentren. Diese Polyzentrik ist analog zur Polyrhythmik zu sehen. Ziel des Tanzens war das Auflösen des gesamten Körpers durch die Polyzentrik. Dies wurde durch die Polymetrik erreicht, d.h. der Tänzer tanzte mit seinen einzelnen Körperteilen verschiedene Metren, „...mit dieser Technik [wurde] der Körper nicht nur räumlich in verschiedene Richtungen geführt, seine Zentren [bewegten] sich nun auch zeitlich verschieden.(I7) Somit wurde ein Zustand der Ekstase erreicht, der von den Afrikanern als höchster göttlicher Zustand betrachtet wurde: „In der Ekstase, dem Ziel des afrikanischen Tanzes, tritt der Mensch aus sich selber heraus... In der Ekstase, So erleben es die Afrikaner, wird der Tänzer von einem Gott ergriffen, der Tänzer selber wird vergöttlicht."(I8) Die ersten Sklaven, die nichts hatten als ihren Körper und ihre Erinnerungen, übertrugen die Techniken auf die von den weißen erlaubten Tanz- und Musikformen und praktizierten dort ihre aus Afrika stammenden Riten weiter. Ekstatische Formen des Tanzes kennen wir z.B. aus den Voodoo-Riten im Süden der USA, bei denen Tänzer wie in Afrika durch das Tanzen in Trance fallen und so Gott dienen, der hier eine Mischung aus Christus und alten afrikanischen Fluss-Gottheiten darstellt. Auch im Gospel ist die Ekstase als der Beweis tiefer Religiosität innerhalb des Gottesdienstes bekannt und stellt dort schlechtweg die Übertragung der Praktiken aus Afrika dar. Die bekanntesten Tänze aus Amerika sind ihrem Ursprung nach afrikanisch und zeichnen sich durch ihre Körperbetontheit, Lebensfreude und Körpererotik ans. Jazzdance, Charleston, SteppTanz(19), Jive und Rock 'n Roll stehen als Beispiel für die vielen Tanzformen, die die Schwarzen in Amerika, trotz des anfänglichen Tanzverbots, kreiert haben. Dieses Gefühl der Zeitlosigkeit hat 15 sich auch in den individuellen Tänzen der Rock/Popmusik-Fans erhalten, die beim Tanzen ein Gefühl der Verzückung und der Freiheit empfinden.(20) Bei den Hip Hop Tänzen kommt neben der Körperbetontheit und dem Lebensgefühl, der rituelle Charakter hinzu. Hip Hop Tänzer stehen im Kreis, tanzen mit- und gegeneinander. Es ist gleichzeitig Gemeinschaftsgefühl, Wettkampf, Improvisation und Kommunikation, denn die Gesten der Tänzer haben direkte Botschaften wie „Ich werde dich fertig machen!" oder "Ich bin der Beste!". Nicht selten ähneln sie wahren Box- oder asiatischen Kämpfen, aus denen sie zum Teil Posen entnommen haben.(21) Mit ihrer Akrobatik im Breakdance oder den skurrilen Bewegungen des Electric Boogie und des Frozens haben sie die Polyzentrik wieder in den Mittelpunkt ihres Tanzens gestellt. 2.3. DIE SPRACHE UND DER RHYTHMUS Jedes Dorf hatte seine professionellen Sänger sie waren die literarische wie geschichtliche Grundlage eines Stammes. Gleichzeitig waren sie die Nachrichtenübermittler. Außerdem gab es umherziehende Geschichtenerzähler, die Nachrichten von Dorf zu Dorf brachten oder gegen Bezahlung oder Geschenke Lobpreisungen über die Könige gesanglich zum Besten gaben. Der Musikwissenschaftler Wolfgang Weber berichtet in den 20er-Jahren über solche Lobpreisungen in Afrika: „Bei einer Einladung... werden die Gastgeber von den Gästen auf folgende Weise gepriesen: Kiorale Kilomea ist ein Löwe, er brüllt wie ein Löwe. Ndorere ist eine Löwin, sie brüllt wie eine Löwin. Mlana ist ein Löwe, er brüllt wie ein Löwe. Die Mutter ist eine Löwin, sie brüllt wie eine Löwin Unser Häuptling ist ein Löwe, er brüllt wie ein Löwe Kiorale! Unwesentlich hinzuzufügen, dass in diese Hymne nur solche Familienmitglieder des Wirtes aufgenommen werden, die sich durch reichliches Einschenken angenehm bemerkbar machen."(22) In vielen Dörfern wurden so genannte Gegenbeschuldigungswettkämpfe (Lampoons) zwischen Stammesmitgliedern praktiziert, in denen man sich oder andere satirisch beschimpfte oder lobte.(23) Die afrikanische Sprache war mehr auf Umschreibungen und Formulierungen aus. Direkte Aussagen galten als ungehobelt. Fortwährende Paraphrasierung von Sachverhalten und Doppeldeutigkeiten zeugten von Intelligenz und Bildung. Daneben war Sprache, bedingt durch ihre Vergänglichkeit und der daraus resultierenden Actionality, in ihrem Ausdruck viel nuancierter, als dies in unserer Sprache der Fall ist. Ein Wort konnte nach Jones durch die Veränderung von Tonhöhe und Timbre eine vollkommen andere Bedeutung erhalten.(24) Die kleinste Tonveränderung konnte zur Bedeutungsgebung dienen. Dies wurde auf Musikinstrumente übertragen: z.B. konnten die Afrikaner ihre Sprache auf Trommeln phonetisch reproduzieren. Es handelte sich dabei nicht um Morsezeichen, sondern um die Übertragung von ganzen Worten und Sachverhalten oder Gefühlen, aber nicht im abstrakten Sinne, sondern das ursprüngliche Gefühl wurde beim Empfänger genauso gefühlt. Diese hohe Flexibilität im Ausdruck, sowohl verbal als auch nonverbal, erhielt sich auch bei den Sklaven. Es entstanden die Texte der Worksongs oder der Fielders, die in ihrer Form den 16 Lampoons sehr ähnlich waren. Aus diesen Lampoons entstanden ebenfalls die Toasts und Prisonsongs (Schüttelreime), die obszön, brutal und satirisch waren, In der Darstellung als Metapher oder Fabel ging es inhaltlich darum, dass der Gerissenere oder Klügere gewinnt. Somit waren sie nicht zuletzt ein indirekter Protest gegenüber der weißen Herrschaft, der von den meisten Weißen überhaupt nicht verstanden wurde. Der Grund dafür war und ist die Tatsache des "Double Talks". Double Talk bedeutet Doppeldeutigkeit. Das Black English benutzt zwar das gleiche Vokabular wie das Hochenglisch, funktioniert aber teilweise nach afrikanischen Sprachmustern. Es ist nach Monika Plessner die (eigenständige) Sprache der verschleppten Sklaven, die sich eines erworbenen Vokabulars bedienten, aber in der Denkstruktur ihrer eigenen Sprache(25) verharrten. Hierzu einige Beispiele: • • • Erstens gibt es im Black English, genau wie in vielen afrikanischen Sprachen, keine Vergangenheitsform. Das Verb wird immer in der Grundform benutzt. Zweitens ist die gesamte Sprache voll mit Doppeldeutigkeiten, Umschreibungen und Umkehrungen, deren Bedeutung oft nur durch die Tonhöhe/Betonung oder den Adressaten klar wird. Dies machte und macht es für Außenstehende (Weiße) sehr schwer, diese Sprache auch nur im Ansatz zu verstehen. In den Worterklärungen im Anhang befinden sich Beispiele für solche Umkehrungen. Zwei Beispiele seien an dieser Stelle genannt: "Bad Nigger" von einem Weißen ausgesprochen bedeutet, das, was es heißt: "mieser Nigger". Sagt ein Schwarzer das Gleiche zu einem anderen Schwarzen, ist die Bedeutung umgekehrt, "bad" steht dann für "gut" oder "gut drauf ", Nigger" bedeutet, hier im positiven Sinne, "Schwarzer". "Chuck", der Spitzname für Charlie, war zur Sklavenzeit die Bezeichnung für den weißen Aufseher. Nennt sich ein Schwarzer "Chuck", bedeutet das, "er hat alles im Griff, er übersieht (to oversee) alles". Nennt ein Schwarzer einen Weißen "Chuck", hätte er ihn genauso als "Rassisten" beschimpfen können. Die Toasts wiederum waren Ausgangspunkt für die Dozens, Reimwettbewerbe in der besten Tradition der Gegenbeschuldigungswettbewerbe zwischen zwei Kontrahenten, die versuchten sich gegenseitig fertig zu machen. Letztlich sind die Raps der MCs zu Beginn nichts anderes gewesen, als längere Dozens über einen Disco-Rhythmus. Mit der Zeit sind sie zu Nachrichten und Botschaften geworden. Hip Hopper schließen an die afrikanische Tradition der Wandersänger und Dorfmusiker an. Mit neuesten Techniken wie Video oder Schallplatte praktizieren sie eine Tradition, die jahrhundertelang gewachsen ist. Sie verbreiten Nachrichten über die Community, klagen, wie wir beim "Message-Rap" ausführlich sehen werden, Missstände an, unterhalten durch Rap-Wettbewerbe ihre Hörerschaft, kurz: lassen die Oral Culture wieder aufleben. Eine weitere Tradition, in der der Hip Hop steht, ist der "Scat-Gesang" der Bebopper wie z. B. Ella Fitzgerald oder Dizzy Gillespie. Der Scat-Gesang war nichts anderes als die Übersetzung der Sprache in lautmalerische Klänge. Er entsprang aus der uralten Tradition, Sprache und sprachliche Inhalte rhythmisch musikalisch übersetzt wieder zu geben. Hinzu kamen Spontan-Raps wie "who put the benzedrine in Miss Murphy's Ovaltine", mit denen Harry the Hipster sein Publikum aufforderte, Benzedrin in ihre Cola zu gießen, weil das High macht."(20) Das Scaten und diese spontanen Kurzraps wurden bald fester Bestandteil der Bigbands in den 50er-Jahren. Hier ist vor allem Cab Calloway zu nennen, der sowohl Bigband-Leader, Conferencier als auch meisterhafter Scat- Sänger war. Bald übernahmen Sänger diese Aufgaben. Der Begriff des MCs (Master of Ceremony) entstand und wurde in seiner Funktion von den Hip Hoppern übernommen. 17 2.4. SCHAUBILD (aktualisierte Version***) Entwicklung des Hip Hops und seine Einbindung in die afroamerikanische Musik Afrika (alltägliche und rituelle Musik) Polyrhythmik, Polymetrik, Lampoons, Griots Gospel (Weiterentwicklung, siehe rechts!) Europa (weltliche und kirchliche Musik) Afrika (siehe Instrumentarium, Harmonik links!) Worksongs/Fielders Blues (klassischer) - moderner B. Gospel Prisonsongs Toasts Jazz (Dixi) Rock’n Roll Rhythm ‘n Blues Dozens Swing Rhythm’n- Hillbilly Ska (Jamaika) Cajun/Zydeko (Kultur d.Franco-Kanadier/ franz. sprechende Sklaven (Haiti) Blues Reggae Soul Bebop Funk Jazz R’nB...** Disco Rock Modaljazz Hardbop Rock Souljazz (siehe links!) Freejazz ..* Hip Hop (HH) House (Blues) Souljazz Funkyjazz Acid Jazz/ Easy Listening (GB) Old School Fusion Neo-Traditionalisten New Thing/ Noise Acid Deep House Dancehall Techno Rock Computer Pop (z.B. Kraftwerk) New School Crossover Raga-HH G-Style Jazz-HH Polit-HH Djungle(D&B) Hardcore Trance/Ambience * Entwicklung der Rockmusik ist nicht weiter dargestellt ** Neuere Soulmusik firmiert oft unter dem Namen R ’n B, nicht zu verwechseln mit dem eigentlichen Rythm’n Blues *** Stand ca. 1997 18 3. THE NEW SCHOOL Die nächsten 10 Jahre 1984: Die Welt schien das Interesse an Hip Hop verloren zu haben. Es kam nichts Neues mehr. Die Filme über Hip Hop waren z.T. alt oder überholt und beschränkten sich zumeist darauf, die Stereotype der Hip Hop-Kultur wie nächtliches Graffitimalen oder akrobatische Tanzfiguren als reizvolle (Werbe-) Träger f ü r ihre Inhalte zu benutzen.(1) Die Hip Hop Gruppen veröffentlichten immer schlechter werdende Produktionen. Sie verwendeten nur noch elektrische Sounds/Geräuscheffekte und überluden sie damit. Sie konzentrierten sich zu stark auf die unfunkigen Rhythmen der weißen Elektronik-Bands und brachten immer gleiche Raps. "Alle waren verrückt nach diesen Drumcomputern, und es war absehbar, dass sich die Sachen mit der Zeit viel zu ähnlich wurden"(2), so Marley Marl, ein erfolgreicher Hip Hop Produzent. Die Hip Hop Künstler befanden sich in einer Sackgasse. Die Bands entfernten sich immer mehr von ihren Zuhörern. Mit fantasievollen Kostümen, Nietenarmbändern, Leder- und Metallaccessoires versuchten sie wie große Showstars auszusehen. Damit machten sie sich, nach anfänglichen Erfolgen, einfach nur lächerlich. Russel Simmons, Besitzer von Def Jam Records über diese Bands: "Look at what rapper's used to look like. They'd get a record und throw on sequins, leather-rock'n roll shit. What the fuck? What you know about that - some old shit that shows we're stars? It reinforces an artist's image und ego. They think it's good because you get off a plain in purple suit and orange hat "Oh shit, there's a superstar! I seen bis clown ass an TV Yesterday.”(3) Die Gruppen hatten keine "street-credibility (o. street-credits) mehr, d.h. sie verloren den Rückhalt und das Vertrauen ihrer Konsumenten. Gleichzeitig blieb aber Hip Hop trotz dieser Krise die Musik der Jugendlichen. "Hip Hop wahr mehr als nur ein kurzzeitiges Phänomen, es war die Straßenkultur, die Musik, mit der sich in den USA die schwarzen Jugendlichen identifizieren konnten."(4) Und genau dort, wo vor 10 Jahren alles begann, auf den Straßen von Bronx New York, weit entfernt von den großen Plattenfirmen und dem großen Geschäft "Rap-Breakdance-Graffiti", entwickelte sich eine neue Form des Hip Hops, die das entstandene Vakuum auffüllte: die "New School". Drei Veröffentlichungen markierten in den Jahren 86/87 diesen neuen Stil: "Radio" von LL Cool J, "Raising Hell" von Run DMC und "Paid In Full" von Eric B. & Rakim. Hinter allen Gruppen standen Produzenten, die maßgeblich zu dem Erfolg beitrugen. Bei den ersten beiden Gruppen waren es Russel Simmons und Rick Rubin. Der weiße Rick Rubin, Filmstudent, Funk- und Heavymetal-Fan mit einem guten Verkaufstalent, der die Intensität und die Power des Hip Hop schätzte, produzierte 1984 die Maxi "It's Yours" von DJ Jazzy Jay. Diese Single hörte Russel Simmons, ehemaliger Organisator und Promotor von Hip Hop-Partys Ende der 70er und Manager von Hip Hop-Interpreten wie z.B. Kurtis Blow, mit hervorragenden Kontakten zur Musikszene und einem sehr guten Gespür für Talente. Er traf sich mit Rick Rubin und gründete Def Jam Records. Ihre erste Produktion, "I Need A Beat" mit dem damals 16-jährigen Rapper LL Cool J wurde 1985 so erfolgreich, dass der Plattenkonzern CBS Def Jam kaufte. Mit der LP "Radio" kam der endgültige Durchbruch für Def Jam und dem neuen Stil. (Musikbspl. Nr.9: "I Can't Live Without My Radio", LL Cool J, auf der LP "Radio", Def Jam R., 1986) Der Sound, die Musik waren insgesamt viel härter und aggressiver. Die Drumcomputer wurden verbannt. Es wurden wieder ursprüngliche und echte Sounds verwendet. Zum Einen durch die Verwendung von 70er-Jahre Funk- und Soulmusik und zum Anderen durch die Verwendung von Hardrock-Scratches von Gruppen wie Thin Lizzy oder Led Zeppelin. Die Interpreten sahen wieder aus wie die, für die diese Musik gemacht wurde. Sie sahen nicht mehr aus wie Clowns oder Paradiesvögel, sondern wie der B-Boy im Jahre 85/86 auszusehen hatte: Sportanzug von Adidas oder Kangol, Basketballstiefel (Sneakers) und goldene Ketten und Ringe von immensem Durchmesser und Größe . "And here comes LL cool J getting off the plain behind him in a Kangol and a pair of sneakers. What we try and do is get what's real from them and sell that."(5) 19 Die LP "Raising Hell" von der Gruppe Run DMC und das darin enthaltene Stück "Walk This Way" war die nächste geniale Produktion von Def Jam.(6) (Musikbsp. Nr.10.: "Walk This Way", auf der LP "Raising Hell", 1987 Profile) Es war eine Hip Hop-Coverversion des 77er Hits der Heavymetal-Band Aerosmith. Rick Rubin hatte die Vorstellung, Energie miteinander zu verbinden: für ihn war der Unterschied zwischen Hardrock und Hip Hop nicht sonderlich groß. Die Idee, diese beiden Kräfte miteinander zu verbinden, kam ihm während der Aufnahmen zu der LP "Raising Hell": „The whole "Raising Hell"Album was finished, and that song ("Walk This Way") was not on the record. I called Russel and said' "We need something else. I want the group to cover a song, and I'm going to go through my record collection and find the right song… I thought the way the vocals worked in "Walk This Way", it was already pretty much a rap song. It would be cool to have a high-profile rap group doing a traditional rock 'n roll song and not having to change that much. I think a lot of people thought of rap as so completely alien to music at the time, and here they were doing a cover that I knew would sound like a Run DMC song, but people could say, "Wow, I understand this!."(7) Run DMC erreichte mit diesem Stück eine, bis dahin von einer Hip Hop-Gruppe noch nie erreichte Popularität. Es war der erste Hip Hop-Song, der unter die Top 5 der amerikanischen Hitparade kam. "Walk This Wayl“ war bei weißen Rockmusikhörern genauso beliebt wie bei den schwarzen Hip Hop-Fans. „Die begriffen instinktiv, worum es ging: Rache - der sonst so gängige Weg (schwarze musikalische Innovation, weiße Adaption und kommerzielle Auswertung) war umgedreht worden."(8) Diese Veröffentlichung bewies, dass Hip Hop nicht tot war, sondern sich regeneriert hatte: "Skeptics continued to say that rap was a novelty, a fleeting fad, and when rapping and break dancing began turning up in exploitaition movies and television commercials, it looked like might be right, but in '86... "Walk This Way"... silenced all doubt about the music's staying power."(9) Def Jam Records wurde in den nächsten Jahren das, was in den 60er-Jahren die Plattenfirma Motown war. Jedes Produkt wurde ein Erfolg und konnte ungehört gekauft werden. 1988/89 verließ Rick Rubin Def Jam, gründete in Los Angeles Def American Records und widmete sich hauptsächlich Heavymetal-Bands und nach einiger Zeit auch wieder Hip Hop-Gruppen wie z.B. den Geto Boyz. Durch den Weggang R. Rubins verlor Def Jam viel von seiner Popularität und dem Ruf, innovativstes und stilbildendes Label für die New School zu sein. Trotzdem gibt es auf Def Jam immer wieder Gruppen, die auf ihre Art etwas Neues leisten bzw. einleiten. Ich denke z.B. an Public Enemy oder 3rd Bass, auf die ich noch im Einzelnen zu sprechen komme. Die dritte, stilprägende Veröffentlichung in dieser Zeit war die 1987 entstandene LP „Paid In Full" von Eric B. & Rakim. Der DJ Eric B. und sein Produzent Marley Marl waren die Ersten, die das Samplen im Hip Hop einsetzten. Mit den Sample-Computern wie dem Oberheim Digital DMX oder dem Fairlight/Oberheim-Synthesizer waren sie nicht nur in der Lage, Töne auf elektronischem Wege nachzuahmen, vielmehr konnten sie Töne, Sounds usw. digital speichern und originalgetreu wieder geben. Sie speicherten (sampleten) z. B. den Original Schlagzeugsound von dem James Brown-Stück "Funky President". Aus diesen Beats bauten sie ein neues Stück ("Eric B. Is President") zusammen, indem sie diese kurze rhythmische Phrase breakbeatartig aneinander loopten (d.h. aneinander mischten). Diese neue Art des Breakbeating knöpfte damit an den Ursprung des Hip Hops an und entwickelte mit neuestem elektronischen Gerät seine Techniken weiter. Durch die Verwendung von natürlichen Sounds und die technische Möglichkeit jeden erdenklichen Sound nach seinen eigenen Vorstellungen zu benutzen, hörte sich die Musik viel natürlicher und funkiger an, als alles, was es zu dieser Zeit gab. Dabei wurden die Samplegeräte nicht nur zum Abspeichern von Rhythmen verwendet, sondern sehr schnell genauso eingesetzt wie zu Beginn des Hip Hops die Plattenspieler. "Was früher der DJ mit den Händen aus anderen Platten herausmischte oder später im Studio von anderen Musikern nachgespielt wurde - das war alles nicht mehr nötig."(10) 20 Ein Akkord, ein James Brown-Schrei, ein interessant klingendes Geräusch, eine kurze Melodie oder musikalische Phrase konnten zu ganz neuen Stücken zusammengebastelt werden. (Musikbsp.Nr.11: “I Got Soul”, Eric B - Rakim, Maxiversion, 1988, WEA) Dieses Stück hatte in der Hauptsache zwei Stücke zur Grundlage. Zum Einen war es der gesamte Rhythmusteil des Funk-Stücks "I Know You Got Soul" von Bobby Bird, zum Anderen wurde von dem Stück "ABC" der Soulgruppe Jackson 5 das Intro dazwischengemixt. Zusätzlich hört man Einblendungen aus Fernsehansagen und TV-Soapoperas aus den 50er-Jahren und Eigenzitate aus anderen Stücken von Eric B. & Rakim. Darüber rappte MC Rakim in einem völlig neuem Stil, der für die New School prägend wurde. Rhythmisch betrachtet sang/sprach er nicht mehr so sehr auf den Beat. Er umspielte den Rhythmus und bestätigte ihn durch das Verlangsamen und Beschleunigen des sprachlichen Rhythmus sowie durch das Verschlucken und Nuscheln. Inhaltlich veränderte sich nicht viel. Es ging immer noch darum, wer der Beste war. Die Art jedoch, wie gereimt wurde, veränderte sich. Die Raps wurden indirekter, poetischer, voller Wortspiele und umschrieben eher, als direkt zur Sache zu kommen: "Rakim, in 1988, on how he writes: "I go downstairs where my equipment is, I sit down and turn all the lights off and listen to some Jazz or something like that. Then I listen to the track I’m gonna write off of. Then I got this one spotlight that I put in the paper, so that's where I concentrate. Ain’t nothin' else goin' on but the paper."(11) Dieses Zitat zeigt sehr deutlich, dass sich neben all den musikalischen und technischen Veränderungen auch die Machart des Hip Hops verändert hatte. Hip Hop war nicht mehr die spontane Straßenecken-Hinterhof-Party, deren Ergebnisse dann im Studio nachempfunden wurden. Hip Hop wurde, nicht zuletzt durch die Technisierung, zu einer Studiomusik. Und die Hip Hopper der neuen Generation hatten nicht selten bloß eine Idee, eine Soundvorstellung oder einen guten Rap, der dann mit Hilfe eines technisch versierten Produzenten in Musik umgesetzt wurde. Das hatte zur Folge, dass..... "Hip Hop heute meist live nur reproduziert und gerade auf Grund mangelnder Improvisationsfähigkeit vor dem Publikum versagt... In den frühen Jahren war Hip Hop Improvisation - musikalisch wie vokal. Ich habe Anfang der 80er gesehen, wie ein Grandmaster Flash improvisiert... Heute machen die Gruppen fantastische Platten und sind auf der Bühne einfach nur schlecht. Aber ich denke auch, dass auch die Studioarbeit ein improvisatorisches Element hat."(I2) In diesem Zusammenhang änderte sich, wie wir am Beispiel von Def Jam gesehen haben, die Funktion des Produzenten. Er war nicht mehr bloß der Aufnahmeleiter, der für den Klang und die Qualität einer Produktion verantwortlich war, sondern wurde selbst zum Musiker, der aus den Ideen der Hip Hopper ganze Musikstücke produzierte. Es verwundert deshalb nicht, dass viele dieser neuen Hip Hop-Produzenten selbst früher DJs oder MCs waren, so z.B. Prince Paul von den Stretasonic oder DJ Mark The 45 King. Mit den Samplingtechniken entstand ein neues Problem. Die gesampleten Musiker, allen voran James Brown (der wohl am meisten gesamplete von allen), wehrten sich gegen diese Ideenklauerei. In 1987/88 entstanden, wie damals bei Kraftwerk und Africa Bambaataa, Prozesse und Verhandlungen über die Zahlung von Tantiemen an die benutzten Musiker. Diese ließen den in den Anfängen des Hip Hop aufgestellten Vorwurf wieder aufleben, ob denn Hip Hop überhaupt etwas Neues darstelle, eine eigenständige Musik sei. Diese zwei Positionen standen sich 88/89 unversöhnlich gegenüber: Plagiat und damit Tantiemenforderungen seitens der gesampleten Künstler oder die Tatsache einer neuen Musik und damit die künstlerische Freiheit, zu zitieren. Im Laufe der Zeit hat sich dieser Streit zur Zufriedenheit Aller gelegt. Der Hauptgrund dafür war, dass sich die Schallplatten der gesampleten Künstler durch die Klauereien besser verkauften, wie z.B. bei Aerosmith und dem Stück "Walk This Way". Manche Künstler wie James Brown feierten ein wahres Come Back, und vor kurzem gab es sogar ein Soulrevival mit Musikern wie Curtis Mayfield oder Isaac Hayes, weil die Hip Hopper auf ihrer Suche nach interessanten Beats und Sounds die gesamte afroamerikanische Musik durchforsteten, und mit Soulkünstlern 21 Coverversionen im Stil von "Walk This Way“ produzierten.(13) Mit dem Erfolg, den Kids auf der Straße ihre eigenen musikalischen Traditionen und Geschichte auf orale Weise näher zu bringen und damit zu bewahren. Ein weiterer Grund zur Beendigung dieses Streits waren die Produktionen der nächsten zwei Jahre. Die Kreativität, die früher bei den Scratch-Wettbewerben freigesetzt wurde, brach sich nun in den Studios Bahn. Die Idee, eine Vorstellung oder ein Bild wurden wichtig, und die Hip Hopper versuchten dies mit Hilfe der Technik umzusetzen. Immer öfter entstanden Platten, deren Stücke in einem ideellen oder dramatischen Zusammenhang standen: Kommunikation über Schallplatte. Dabei wurde nicht nur afroamerikanische Musik benutzt. Wie in der Endphase der Old School wurde alles an Geräuschen und Tönen verwendet was nützlich sein konnte, um die gewollte Stimmung entstehen zu lassen. Die neuen Schallplattenproduktionen wurden so zu Klangcollagen, in denen benutzte Musiken und Geräusche zu einer neuen Idee verschmolzen. Als etwas neues wurde sie von den Hörern begriffen, und wenn jemanden die Ausgangssamples interessierten, hörte er sich das Original an. Besonders eindrucksvoll geschieht dies auf der ersten LP "3 Feet High And Rising" der Gruppe De La Soul. (Musikbsp.Nr.12: "Me Myself And I", "3 Feet High And Rising", De La Soul, Tommy Boy R., 1988) ME MYSELF AND I (c. Kevin Mercer) "Mirrow, mirrow on the wall Tell me, mirrow what is wrong Can it be my De La clothes Or is it just my De La Soul? What I do ain't make-believe People say I sit and try But when it comes to being De La It's just me myself and I..."(14) “De La Soul tritt auf. Da es wenig zu sehen gibt, beschränkt sich die Inszenierung auf akustische Mittel. Ihre Aktivität resultiert aus der vielfältigen, mythisch anmutenden Umschreibung des Namens: De La Soul. Scheinbar endlos wird er variiert. Jeder gesprochene und gerappte Satz umtänzelt diesen Namen, dient dazu seine Aura zu kreieren und zu vergrößern. Er bildet auch das Programm: Alles kommt von ‚der Seele’“.(I5) Die gesamte LP war auf diesem Programm aufgebaut und wurde durch die collagenartig angelegte Musik, die von Funk/Soul über Rock/Pop, Werbe- und Filmmusik bis hin zu einer gescratchten Französisch-Lektion geht, unterstützt. Wie in der Hauptphase der Old School (1979-81) entlud sich innerhalb der Jahre 1988/89 explosionsartig, was sich in den vier Jahren zuvor entwickelt hatte. Eine unüberschaubare Flut von neuen Produktionen überschwemmten den Markt: Innerhalb eines einzigen Jahres kamen 42 neue LPs auf den Markt. Damit wurden „...1988 mehr Rap LPs veröffentlicht als von 1979 bis 1987 zusammen."(16) Zu den Pionieren wie Eric B & Rakim, LL Cool J, Run DMC oder Stretasonic kamen Namen hinzu wie De La Soul, Jungle Brothers, EPMD, Dr. Ice, Boogie Down Productions, Justice, Public Enemy oder Kool Moe Dee (einer der wenigen Old School Rapper, der neben Spoonie Gee, den Absprung in die neue Generation schaffte). Der Erfolg des Hip Hops war nicht mehr aufzuhalten. Rapper wie LL Cool J oder die Gruppe Run DMC füllten bald Fußballstadien. Große Plattenfirmen ließen ihre anfänglichen Hemmungen fallen und produzierten eigene Gruppen oder finanzierten zumindest kleinere Label, die sich um das neue, sehr einträgliche Geschäft kümmerten. Die meisten dieser Gruppen kamen immer noch aus New York, andere Städte begannen jedoch stärker zu werden. 22 Aus Philadelphia kamen Jazzy Jeff & the Fresh Prince, aus New Jersey Queen Latifah, aus Los Angeles kamen Gruppen wie z.B. NWA, Ice T oder Young MC und aus Miami Tone Loc oder die 2 Live Crew. Immer öfter gelangten Hip Hop-Stücke weltweit in die Pop-Charts und belegten dort die obersten Plätze wie z. B. "Push It" von der Frauengruppe Salt'n Pepa. Sie gelangten im Sommer '88 in Deutschland unter die ersten 20. (Musikbeispl. Nr.13: Salt'n Pepa "Push It" auf der LP "A Salt With A Deadly Pepa", 1988) "Push it“ war für viele Frauen, wenn nicht Startzeichen, so doch Anreiz selbst Musik zu machen. In den Jahren 88/89 gründeten sich eine immer größer werdende Zahl weiblicher Hip Hop-Gruppen. Interpretinnen wie Queen Latifah, MC Lyte, Monie Love, Sweet'n Cookie, Roxanne Shante oder Jazzy Joyce beendeten die jahrelang anhaltende männliche Dominanz im Hip Hop. Während der gesamten Hochphase der Old School gab es so gut wie keine Veröffentlichungen von weiblichen MCs oder DJs, obwohl zu Beginn des Hip Hops der Anteil von Männern und Frauen verhältnismäßig ausgeglichen war. Rapperinnen wie Sherry Sheryl, Lisa Lee oder Angie B und DJs wie DJ Lady B oder DJ Sequence waren in ihrem Können genauso gut wie ihre damaligen männlichen Kollegen. Der Grund warum sie ziemlich schnell von der Szene verschwanden war der, dass im Hip Hop als einem musikalischen Dozen, der Wettbewerbscharakter einen genauso hohen Stellenwert besaß wie die musikalischen Fähigkeiten. Die Männer akzeptierten zwar die Frauen als musikalisch gleichwertig, nahmen sie aber als ebenbürtige Konkurrentinnen innerhalb eines Wettbewerbs nicht ernst, was einem Boykott gleich kam, denn die ersten Hip Hopperinnen bekamen aus den gleichen sexistischen Gründen keine Plattenverträge. Das Männerbündische wurde mit dem Beginn der New School aufgebrochen. Durch die immer größer werdende Identifikation der Hip Hopper als Künstler und Musiker war es unhaltbar, Frauen in einem solchen Maße auszuschließen. Außerdem hatten die Frauen, durch die Frauenbewegung der 80er-Jahre, inzwischen genügend Selbstbewusstsein entwickelt, ihre musikalischen Fähigkeiten auszudrücken. Die Female Rappers und DJs stehen ihren Kollegen in nichts mehr nach und wiedersetzen sich immer erfolgreicher dem männlich-chauvinistischen Gedankengut, den gerade die West-CoastRapper, wie NWA oder 2 Live Crew in ganz extremen Maße vertreten. Diese beiden Gruppen standen für eine Tendenz, die sich seit 1988 ebenfalls bemerkbar machte. Der Hip Hop wurde immer härter und immer aggressiver, sowohl was die Musik als auch was die Textinhalte anging. Die Angebereien in den Texten wurden zu sexistischen Beschimpfungen gegenüber Frauen. Hype (großartig sein) und Mack (Chef) waren die Lieblingswörter der Rapper. Auf der einen Seite ernannten sich MCs wie Big Daddy Kane zu ungekrönten Königen der Casanovas, auf der anderen Seite beschrieben Gruppen wie NWA oder 2 Live Crew auf sexistischste Art und Weise, wie sie "bitches dissen", also Nutten fertig machen wollen. Neben dem blanken Sexismus (inklusive eines Schwulenhasses, der schon an Phobie grenzt) tauchten immer mehr Texte auf, die sich mit dem Leben und den Lebensumständen der Schwarzen in den Gettos auseinander setzten. Es entstanden Texte über Kriminalität, Bandenbrutalität, Drogensucht, soziale Entwurzelung in den Gettos und von dem noch immer existierenden unterschwelligen Rassismus in den USA. Die sich daraus resultierende Wut machte sich in der Musik und in den Texten Luft. Die Rapper wurden zu Nachrichtensprechern und Chronisten von einer Welt des Elends und zu Botschaftern einer grenzenlosen Wut. Hier blieb die Entwicklung jedoch nicht stehen. Mit der Darstellung entstand auch ein kritisches Bewusstsein und der Wunsch nach Veränderung. Gruppen wie Public Enemy (PE) oder Boogie Down Production (BDP) stehen für diese Entwicklung; ein politisches, mehr oder weniger radikales Bewusstsein bei den Schwarzen zu schaffen und den Wunsch nach Veränderung zu formulieren. 23 4. GESCHICHTE UND URSPRUNG DES MESSAGE-HIP HOPS DASS MUSIK EINE SOZIALE TATSACHE IST, DIE IM INSTITUTIONALISIERTEN ZUSAMMENWIRKEN DER MENSCHEN GRÜNDET, DÜRFTE DENN AUCH NICHT ZU LEUGNEN SEIN. Carl Dahlhaus (1) A CHILD IS BORN IN NO STATE OF MIND BLIND TO THE WAY OF MANKIND GOD IS SMILING ON YOU, BUT HE'S FROWNING, TOO BECAUSE ONLY GOD WHAT YOU'LL GO THROUGH YOU'LL GROW IN THE GEETTO LIVING SECOND RATE AND YOUR EYES WILL SING A SING OF DEEP HAIE... SO DON'T PUSH ME CAUSE I'M CLOSE TO THE EDGE I'M TRYIN' NOT TO LOOSE HEAD IT'S LIKE A JUNGLE, SOMETIMES IT MAKES ME WONDER HOW I'M KEEPING GOIN' UNDER aus "The Message"(2) "The Message" war das erste Hip Hop-Stück, welches sich direkt und in aller Deutlichkeit mit den Zuständen der Schwarzen in den Gettos auseinander setzte. Der oben dargestellte Text ist der Beginn der letzten Strophe, in der berichtet wird, was mit Kindern passiert, die in so eine Atmosphäre hineingeboren werden. Die konfrontiert werden mit Gewalt, Rassismus, versteckter Apartheid und der Tatsache, dass man innerhalb dieser Gesellschaft nur mit Verbrechen, wie Zuhälterei oder Drogendealerei zu Wohlstand kommt. In einer solchen Atmosphäre des Hasses werden, so das Resümee des Stücks, die Werte wie Familie, Gemeinsamkeit und Bildung unwichtig. Wichtig wird das reine Überleben und groß wird der Hass gegenüber denjenigen, die Verursacher dieses Übels sind. Mit diesem Stück brachte die Gruppe Grandmaster Flash & the Furious Five die Sozialkritik und den verbalen Protest in den Hip Hop. Und zwar mit einer Direktheit, die es, mit Ausnahme des Freejazz, in den afroamerikanischen Musikstilen noch nicht gegeben hatte. Zwar war afroamerikanische Musik schon immer eine Stimme des Protests gewesen, die als Musik einer unterdrückten Minderheit auch deren Ventil und Sprachrohr war. Sie war es jedoch zumeist auf eine indirekte Weise. Sehr oft verstanden nur die Schwarzen das, in ihrer Musik und ihren Texten, immanente Potenzial an Kritik und Protest. Sehr oft waren die Texte verschlüsselt oder umschrieben eher, als dass sie beschrieben. Hinzu kam der schon erwähnte Double Talk, das typische Black English, das von den meisten weißen Amerikanern nicht oder nur kaum verstanden wurde. Die Textinhalte im Gospel z.B. bezogen sich nicht nur in einem christlichen Sinne auf das alte Testament. Die Hebräer standen nicht zuletzt für die Schwarzen, von den Pharaonen (den Weißen) unterdrückt und versklavt wurden, nach der Freiheit strebten oder sich in das gelobte Land (Afrika oder auch ein freies Leben generell) zurücksehnten. Außerdem entstand durch den gemeinsamen Gottesdienst, durch die gemeinsam bestrittenen Zeremonien, in denen auch Reste alter religiöser Zeremonien aus Afrika überlebten und auf die neuen Gottheiten übertragen wurden, ein sehr großes Gemeinschaftsgefühl. Hier waren sie in einer Gruppe aufgehoben, alle gleich und als Menschen angesehen. Innerhalb dieser Gruppe (der Black Community) konnten sich die Schwarzen nach Ben Sidran von den Aggressionen der weißen Gesellschaft abschotten und ihre eigene Kultur entwickeln(3). Der Blues in seiner rauen, direkten und zotigen Ausdrucksweise war von Anbeginn eine Stimme des Protests. In ihm tauchte der Sklave plötzlich wieder als Individuum mit Gefühlen und einer 24 eigenen Lebensgeschichte auf, als Mensch, der sich in seiner Ausdrucksweise von den Richtlinien der weißen Gesellschaft unterschied bzw. unterscheiden wollte. Nicht als seelenloses Wesen, sondern als Individuum mit eigener Geschichte und Tradition, das sich mit seinesgleichen identifizieren konnte. Als solches wurde der Blues von den Schwarzen verstanden: "Denn der Blues stimuliert... den Prozess der Identifizierung zwischen dem Sänger und seinen Hörern: die Probleme und Sorgen des einen Schwarzen, der ihn singt, sind die Probleme und Sorgen aller Schwarzen; das jeweilige Subjekt ist lediglich das Sprachrohr der schwarzen Ideologie."(4) Dabei schätzten sich die Blues-Musiker wiederum durch den Double Talk vor Repressalien seitens der weißen Gesellschaft. Im Soul schließlich, der Vermischung von Blues und Gospel, verband sich religiöse Ekstase, Freiheitssehnsucht, ein starkes Sozialgefühl und Individualität zu einem Bewusstsein, das sich, nicht zuletzt unter dem Einfluss der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King, an dem Selbstverständnis und Selbstbewusstsein der damaligen Interpreten ablesen lassen konnte. "Wenn Otis Redding "Respect" fordert, dann wussten seine Hörer, dass er sich damit nicht nur an seine Frau wandte. Und kündete Wilson Picketts "In The Midnight Hour" nicht deutlich von mehr als nur sexueller Potenz, die darauf wartete, freigesetzt zu werden?"(5) Und wenn James Brown sang "Say Loud I'm Blak And Proud" oder "I Don't Want Nobody To Give Me Nothin' Open Up The Dorr I'll Get It Myself", dann sprach er nur das aus was seine schwarzen Brüder und Schwestern Mitte der 60er-Jahre dachten: Emanzipation und Gleichberechtigung. Jeder dieser Musikstile war für sich zeitabhängiger Ausdruck, bestimmte und bestimmende Form eines Protests und einer Sozialkritik. Was sie aber von dem Message Hip Hop unterschied war ihre Indirektheit, ihr eher versteckter Protest. Hip Hop dagegen kam durch seine wieder gewonnenen Funktionen der Nachrichtenübermittlung und der Verbalisierung von Tatsachen, mit einer Direktheit und Offenheit daher, die es bis dahin in den populäreren Formen afroamerikanischer Musik noch nicht gegeben hatte. Ein solches Potenzial an Protest und direkter Kritik innerhalb schwarzer Musik war bis dato am ehesten im Freejazz zu finden. Dort hatten z.B. der Schlagzeuger Max Rasch und die Sängerin Abbey Lincoln die Schallplatte "We Insist, Freedom Now Suite" aufgenommen: "Die von Oscar Brown Junior verfassten Texte nahmen..... eindeutig gegen die amerikanische Rassenpolitik und für einen von Kolonialismus befreites Afrika Stellung."(6) Weiterhin stand der Message-Hip Hop in der Tradition der Last Poets. Die Last Poets waren eine lose Vereinigung von musikalischen Literaten und Musikern um den geistigen Führer Jalal, die, Ende der 60er-Jahre bewusst in der afrikanischen Tradition stehend, politische, prophetische und poetische Texte über reine Trommelrhythmen vortrugen. Sie beschrieben das alltägliche Leben und griffen die amerikanische Gesellschaft mit Titeln wie "White Man Got A God-Complex" an. Sie gaben der Musik ihre Funktion als Nachrichten und Botschaftenüberbringerin zurück und verstanden sich dabei in der Tradition der afrikanischen Wandersänger (griots). Dazu Jalal: "Wir führen damit eine Tradition fort – eine Tradition die amerikanische Sklaverei und amerikanischen Neokolonialismus überstanden hat. Deshalb bedienen wir uns traditioneller afrikanischer Instrumente"(7). Viele der heutigen Hip Hopper beziehen sich auf die Last Poets und ihren "Leader" Jalal und stellen sich in dieselbe Tradition, wenn sie ihn als den Paten ("Godfather") des politischen Hip Hops betrachten. 1982, mit dem Stück "The Message" verändere sich der Charakter von Hip Hop. Zum Einen war er einer der populärsten afroamerikanischen Musik-Stile, zum Anderen wurde er zu einem Medium, das eine ähnliche politische Aussagekraft mit Nachrichtenfunktion besaß, wie der, bei der breiten Masse der Schwarzen wenig akzeptierte Freejazz, der Ende der 60er-Jahre sogar versucht hatte diesem Manko durch bewusste Popularisierungstendenzen entgegenzutreten.(8) Trotzdem entwickelte sich der Message-Hip Hop erst richtig mit Beginn der New School. Zu Beginn und während der Phase der Old School war der Hip Hop sowohl vom Inhaltlichen, als auch vom Musikalischen eine im Grundsatz positive und am Spaß orientierte Musik: Party, Celebration, Acvtivity waren wichtiger. Die Sozialkritik stand dabei nicht im Vordergrund. Mit der New School jedoch wurde nicht nur die Musik härter, auch die Texte nahmen in ihrem Inhalt an Gewaltdarstellung, Sexismus und Brutalität zu. Sie begannen sich etwa Mitte der 80er-Jahre in 25 ihren Aussagen immer politisch radikaler zu gestalten. Gruppen wie Public Enemy oder Boogie Down Production begannen Front zu machen gegen die fortwährende Ungerechtigkeit, Diskriminierung und den unterschwelligen Rassismus in den USA. 4.1. OLD SCHOOL-MESSAGE Wenn man davon ausgeht, dass die Brutalität und der Hass in diesen Texten zurückzuführen ist auf die Lebensumstände, dann verwundert es, dass diese Musik nicht von Anfang an brutal und gewalttätig war, denn die Zustände in den Gettos, waren schon immer miserabel. Keneth B. Clark beschreibt das Leben in den schwarzen Gettos wie folgt: "Mangelhafte Erziehung, Instabilität der Familie, Unehelichkeit, Kriminalität, Rauschgiftsucht, Alkoholismus, häufige Krankheit und geringe Lebenserwartung- all diese Symptome einer Gesellschaft der unteren Klasse plagen die Schwarzen Gettos Amerikas."(9) Stattdessen war die Musik geprägt von Gemeinsamkeit, Spontaneität, Improvisation und Lebensfreude. Dies lag an den Erfindern von Hip Hop wie z.B. Africa Bambaataa, Grandmaster Flash oder Kool DJ Herc. Sie kamen aus einer Generation, die geprägt war von dem Geist der Bürgerrechtsbewegung der 60er-Jahre und der einsetzenden Friedensbewegung (ausgelöst durch den Vietnam Krieg und der Kuba Krise) zum Ende dieses Jahrzehnts. Mit der Bürgerrechtsbewegung um den Reverend Martin L. King begann sich Anfang der 60erJahre der Widerstand gegen die Apartheid und den Rassismus der weißen Gesellschaft zu bilden. Überall fanden Demonstrationen oder "sit ins" gegen rassentrennende Einrichtungen, wie Schulen, Parkbänke oder Bussitzplätze statt. Dort, wo die Unterdrückung am größten war, im Süden der USA, ließen sich die Schwarzen immer weniger gefallen. Sie veranstalteten Blockaden oder riefen zu Boykotten gegen rassistische Geschäfte auf. Ein großer Höhepunkt dieser Bewegung war der "Marsch auf Washington" im Jahr 1963, an dem 300 000 Schwarze und Weiße gemeinsam gegen Rassismus protestierten und Martin L. King seine bekannte Rede "I have a Dream" hielt, in der er zur Brüderlichkeit und zur Aussöhnung aufrief. Neben dieser liberalen Bürgerrechtsbewegung, deren politisches Ziel die Gleichberechtigung der Schwarzen und die Aussöhnung der Rassen war, gab es weitaus radikalere Positionen. Die wohl wichtigste war die der "Nation Of Islam" (NOI). 1933 von Elijah Muhamad als eine radikale islamische Sekte gegründet, sprach sie sich für die Segregation und für einen eigenen schwarzen Staat innerhalb der Grenzen Amerikas und Reperationsleistungen für 300 Jahre erlittene Sklaverei aus. Die Ideologie der NOI war eine, zum Teil abstruse, Mischung von Religion, Mystik und radikalpolitischen Äußerungen, die nicht zuletzt einen umgekehrten Rassismus beinhaltete, wenn die Funktionäre, die Weißen als "blue-eyed devils" bezeichneten oder antisemitische Äußerungen veröffentlichten. Hauptziel war die Zerstörung der weißen Macht, die nach 6000 Jahren kurz bevor stand. Mitglieder dieser Sekte legten ihren "Sklaven-Namen" ab und nannten sich entweder "Shabazz" oder" X", Namen, die als Zeichen für den unbekannten afrikanischen Stamm aus Afrika standen. Der bekannteste politische Führer, der aus dieser Bewegung hervorging war Malcom X. Er war einer der scharfsinnigsten und analytischsten politischen Führer, den die Schwarzen je gehabt haben. 1965 wurde er von NOI-Anhängern erschossen, nachdem er sich von den Zielen und Forderungen der NOI lossagte, und zum Vertreter einer gemäßigteren, auf Analyse der Situation beruhenden, Denkrichtung wurde. Die NOI und die "Black Panther Party", eine Schwarze nationalistische und militante Partei, erhielten vor allem Ende der 60er-Jahre einen größeren Zulauf, nachdem viele Schwarze sahen, dass die Bemühungen der Bürgerrechtsbewegungen seitens der weißen Gesellschaft nur mit Gewalt beantwortet wurden: Ermordung M.L. Kings 1968 und J.F. Kennedys 1967. Die Folge war eine Radikalisierung eines großen Teils der Schwarzen, die sich in zahlreichen Getto-Aufständen entluden. Der Verdienst dieser politischen Gruppierungen, ob nun radikal oder nicht, war neben mehr Bürgerrechten (wie z.B. das Wahlrecht im Süden der USA) eine Bewusstmachung und Politisierung 26 der schwarzen Bevölkerung. Dies ging mit einer Afrikanisierung der Schwarzen einher: Der AfroHaarschnitt und afrikanische Kleidung kamen in Mode. Die Rückbesinnung auf das afrikanische Erbe war der Ausdruck eines neu entstandenen Selbstbewusstseins. Der schwarze Mensch war stolz auf seine eigene Kultur. Vor allem entstand das Bewusstsein, dass sich nur etwas ändert, wenn man es selbst in die Hand nimmt. "Wenn wir uns selbst finden", schrieb Malcom X, „werden die Weißen ihre Einstellung automatisch ändern."(10) In der Tat führte dieses neue Verständnis dazu, dass die Schwarzen aus ihrer Lethargie und Selbstzerstörung gerissen wurden. K. B. Clark schreibt u.a. davon, dass sich während der Demonstrationen und Dauerproteste einer schwarzen Gemeinde in Montgomery, Alabama, Ende der 60er-Jahre, die kriminellen Delikte innerhalb des Gettos auf fast Null verringerten.(11) Hinzu kam, dass die schwarze Bewegung bei großen Teilen der Studentenschaft eine immer größer werdende Resonanz erhielt. Sie solidarisierten sich mit den Schwarzen und bezeichneten sich selbst als schwarz und ihre Eltern als weiß. Der Begriff whiteness wurde als „eine Frage des Bewusstseins und nicht der Abstammung begriffen, ...nun erschien blackness als Indikation einer Kultur, mit der sich junge Weiße identifizierten.“(12) Nicht zuletzt um sich gegen die eigene weiße Gesellschaft und deren Normen aufzulehnen und sich von ihr abzukehren. Das Vertrauen in die Eltern-Generation war, insbesondere durch den Vietnam Krieg, zerstört und entlud sich in Studentenrevolten und Protesten, die wenig später die ganze westliche Welt ergriff. Dieses neue schwarze Selbstbewusstsein machte sich nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch auf kultureller Ebene bemerkbar. Es entstanden eine Vielzahl von Filmen (BlaxploitationFilme) wie z. B. die Krimis "Shaft" oder "Superfly" in denen Schwarze die Helden waren. Zwar waren sie oft genug nur eingefärbte Spielfilme, zu dem Zweck gedreht, die Schwarzen in die Kinos zu locken. Trotzdem spiegelten diese Filme mit der Tatsache, dass Schwarze nicht mehr nur Statisten- oder Nebenrollen besetzen, einen gewissen Zeitgeist wider: Der schwarze Mann, die schwarze Frau waren stolz und selbstbewusst. Sie hatten eine eigene Kultur, derer sie sich nicht zu schämen brauchten. Bei vielen Schwarzen entstand eine Aufbruchstimmung und das Gefühl, dass sich vieles zum Besseren ändern wird. Ben Sidran fügt noch hinzu, dass es zu dieser Zeit (Ende der 60er, Anfang der 70er) vielleicht das letzte Mal überhaupt gewesen war, dass, trotz aller Rückschläge der Bürgerrechtsbewegung, die schwarze Unterschicht Vertrauen in die amerikanischen Institutionen(13) und in die Gerechtigkeit derselben setzten. Diese Aufbruchstimmung und die Hoffnungen spiegelten sich auch in der Anfangsphase des Hip Hops wider. Hip Hop als Straßen-Musik, als Musik der Unterschichtsjugendlichen, reflektierte genau dieses neue (Selbst-) Bewusstsein. Die Jugendlichen hörten auf sich in Jugendgangs gegenseitig zu bekämpfen, verwendeten ihre Energien nicht zur Selbstzerstörung, sondern nutzen sie kreativ. Sie nahmen ihr Leben in die eigene Hand und versuchten es positiv zu verändern, anstatt es durch Drogen und Kriminalität zu zerstören. Ein Beispiel dafür ist Africa Bambaataa: “And then, as the years went by, through all the civil rights movement, human rights, Vietnam war and all the folk and rock that was happening to the whole world - it just stayed with me to have some type of group like that."(14) In seiner Jugend war er Mitglied der größten Jugendgang (The Black Spides). Unter dem Eindruck der Ereignisse der damaligen Jahre trat er aus seiner Gang aus und begann mit seiner Gruppe Zulu Nation, die sowohl politische wie künstlerische Ziele zum Inhalt hatte, Musik zu machen. Dabei, und das ist in der afroamerikanischen Musik selbst schon Tradition, verwendeten die Hip Hopper der ersten Stunde in ihrer Kreativität nur die Mittel und Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung standen: Sie hatten weder das Geld Instrumente zu kaufen, noch die Möglichkeiten eines zu erlernen. Sie hatten kein Geld für besondere Kleidung, und sie hatten erst recht keine Möglichkeit sich einen Tanzlehrer zu beschaffen. Alles was sie hatten, war ihre Kreativität und ihr Wunsch etwas Eigenes zu leisten und auf die Beine zu stellen. 27 Aus diesem Grund wurden aus Plattenspielern und Mischpulten Musikinstrumente. Sie waren erschwinglich und mit ihnen und der Technik des Mixens konnte man sich ohne jahrelanges Erlernen eines Instruments, in relativ kurzer Zeit Sound und Klangwünsche erfüllen. Mit dem Scratchen konnte man rhythmisch und melodisch improvisieren. Und was da zu Beginn wie reine Klauerei aussah, war letztlich eine afrikanische Form des Komponierens: die variative Veränderung von rhythmischen und melodischen Phrasen. Einer Technik, die wir von den Improvisationslinien der Jazz-Solisten und aus den Call & Response-Gesängen der Gospel-Chöre kennen. Hip Hop war und ist nichts anderes als eine Jahrhundert alte Tradition, die mit neuen Instrumenten und neuester Technik fortgesetzt wurde und wird. Die Hip Hop-Mode: Sportkleidung, wie Trainingsanzüge, Basketballstiefel und Baseballmützen, die heute von vielen modebewussten Jugendlichen in der ganzen Welt getragen, und für die eine Menge Geld ausgegeben wird, war in den 70er-Jahren nichts anderes als ein modischer DoubleTalk. Es war die einzige (weil billigste) Kleidung, die sich die Jugendlichen leisten konnten. Und wie so oft schon in der Sprache geschehen, wurde diese negative Tatsache einfach ins positive umgedreht. Es war einfach cool und absolut hip in solchen Klamotten rumzulaufen. Die Tanzschule war der Wettkampf auf der Straße, und Tanzlehrer war das Leben: Ihre Tanzschritte waren die Bewegungen aus ihren (Banden-)Kämpfen und aus Kung Fu-Filmen, für die sie insgeheim Bewunderung empfanden, weil dort eine nichtweiße Rasse Stärke zeigte. Sie schufen vollkommen neuartige Tänze. In diesen Tänzen erstanden längst vergessen geglaubte Techniken und Funktionen des afrikanischen Tanzes wieder auf. "Was tanzt du?" und nicht etwa "wer, was bzw. wie bist du?", war die zentrale Frage wenn sich verfeindete Tanz-Crews zu (Wett-) Kämpfen trafen. Der Tanz als unmissverständliche Botschaft und Ausdruck eines Lebensgefühls. Dieses Lebensgefühl kam auch in den Graffiti-Bildern zum Ausdruck. Einerseits waren sie reine Kommunikation, ein einziger Buchstabe oder ein Bild eines Malers konnte für Eingeweihte Bände sprechen. Andererseits stellten sie durch ihre Buntheit eine Verschönerung, der tristen und grauen Getto-Realität dar. Die Old School stand für mehr, als nur Kreativität. Sie sorgte für eine kurze Zeit für die Integration der Rassen. Gerade bei Graffiti-Crews (und in seltenen Fällen bei den Tanz-Crews(15)) konnte man gemischte Gruppen, d.h. Schwarze und lateinamerikanische Getto-Bewohner in ein und derselben Gang sehen. Dort malten und tanzten sie zusammen gegen eine ebenfalls gemischte Gruppe. Auf Hip HopPartys, oder in den Discos wie dem Roxy waren Schwarze, Puerto Ricaner und – für eine kurze Zeit sogar eine große Menge – weiße New Wave-Fans, die ab Mitte der 70er-Jahre ein starkes Interesse für diese Musik zeigten. Von 1976 bis circa 1981 fand für eine kurze Zeit eine Integration von schwarzen, weißen und braunen Menschen statt. Der Hip Hop schaffte es damit, die Ziele und die Ideen der Bürgerrechtsbewegung und der Friedensbewegung, wie Gleichheit, Einheit, Integration der Rassen und gegenseitige Achtung, zumindest zeitweise durchzusetzen. 4.2. NEW SCHOOL-MESSAGE Doch der Traum währte nicht lange. Schnell wurden die Hip Hopper von der Realität und der Tatsache, dass sich an ihrer miserablen Situation nichts geändert hatte, heimgeholt. Dies brachte die nächste Generation von Hip Hoppern zum Ausdruck, die das kreative Vakuum zu Beginn der 80er-Jahre innerhalb kürzester Zeit füllten und die Old School Musiker nahezu vollständig verdrängten. Durchweg 10 -15 Jahre jünger hatten sie ganz andere Erfahrungen und Vorstellungen, die sie in diese Musik einbrachten und dort ab Mitte der 80er-Jahre zu verarbeiten begannen. Sie mussten mit ansehen, dass ihre Aufstiegschancen nach wie vor schlechter waren, als die der Weißen, und 28 dass die Arbeitslosigkeit unter ihnen um ein vielfaches höher war, als unter Weißen mit einer vergleichbaren Ausbildung. Die ohnehin schon geringen Berufsförderungen und Sozialleistungen wurden unter der Reaganadministration drastisch gesenkt. Ebenso gekürzt wurden die Leistungen im Gesundheitssystem. Die Säuglingssterblichkeit bei schwarzen Kindern lag und liegt z.B. in den Gettos um ein doppeltes höher, als in weißen Wohnvierteln und gleicht Werten, die aus so genannten Dritte Welt Ländern bekannt sind.(16) Nirgends ist die Gewalt und die Kriminalität in den USA größer, als in afroamerikanischen und lateinamerikanischen Gettos. Allein in New York werden jeden Tag... „5 Menschen umgebrachte vergewaltigt, 256 ausgeraubt, und 367 Autos geklaut. 1989 wurden der Polizei insgesamt 712 119 schwere Verbrechen gemeldet, darunter 1905 Morde."(17) 1990 war die Rate um 60% höher. 100 000 Homeless People bevölkern allein in New York die Straßen in denen sie leben und sterben. Die Zahl der Rauschgiftsüchtigen steigt rapide an und hat bereits epidemische Ausmaße angenommen. Spitzenreiter bei den Rauschgiften ist Crack, ein Derivat aus Kokain vermischt mit Backpulver, das geraucht wird. Es ist sehr leicht herzustellen und stellt die Droge mit der größten Gewinnspanne dar. Crack ist verheerend. Es macht, im Gegensatz zu anderen härteren Drogen, sofort süchtig und extrem aggressiv. Es zerstört den Abhängigen nach kürzester Zeit physisch und psychisch. Noch schlimmer als bei Heroin ist der Entzug. Er treibt den Abhängigen an den Rand des Wahnsinns und lässt ihn für ein paar Münzen morden oder sich für einen Zug an der Pfeife prostituieren. Aus diesem Grund ist in dieser Gruppe die Gefahr der AIDS-Infizierung mit am höchsten. Arbeitslosigkeit, Drogensucht und sozialer Abstieg unter den Jugendlichen macht sich in blinder Wut und Aggressivität Luft. Von Banden begangene Verbrechen und interne Kämpfe nehmen in der Stärke ihrer Auseinandersetzung immer mehr zu. Inzwischen sind die Gangs wie Armeen ausgerüstet. Schnellfeuergewehre, Maschinenpistolen sind keine Seltenheit und das Eintrittsalter hat sich zurzeit auf circa 10 Jahre eingependelt. Deswegen verwundert es auch nicht dass Mord im Getto die häufigste Todesursache ist und die statistische Lebenserwartung unter schwarzen Männern 46 Jahre beträgt.(18) Nachts gleichen das Getto eher einem Kriegsschauplatz, auf dem sich verschiedene Armeen gegenseitig bekämpfen. Eine davon ist die Polizei, die den Kampf gegen das Verbrechen durch Personalknappheit fast schon aufgegeben hat. Auf die Frage eines Reporters des Sterns über die Zustände im Getto antwortete ein Gettobewohner: "Fick das Leben verdammt, sagte er. Wir leben hier im Krieg".(I9) Auch äußerlich verwahrlosen die Gettos immer mehr. Durch unsoziale Wohnungsbaupolitik und einem Kaputtsanieren sieht es in der Bronx stellenweise aus, wie nach einem Bombenangriff. Noch nie war die Kluft zwischen den Reichen und Armen in den USA größer, der Graben zwischen Schwarzen und Weißen tiefer und die Wut der Schwarzen auf die Weißen größer. Genau diese Wut hat sich dem Hip Hop bemächtigt und spiegelt als eine Musik der schwarzen Unterschicht deren Stimmung wider. In ihrer direktesten Form kommt sie bei den selbst ernannten GangstaRappern zum Ausdruck. Diese stammen zum größten Teil von der West Coast (Los Angeles). Zu ihren Hauptvertretern gehören u.a. NWA (Niggaz With Attitudes), Ice Cube, Geto Boys, Above The Law oder Boo Yaa T.R.I.B.E. In ihren Raps erzählen sie unverblümt und emotionslos von dem täglichen Leben in den Schwarzen-Gettos wie Compton oder Inglewood in South Central, Los Angeles. Vom Krieg zwischen den Rassen, der alltäglichen Gewalt. Gangsta-Hip Hop ist die Sprache der Gangs, der Banden in den Gettos und oftmals stehen diese Rapper selbst noch mit einem Bein in einer solchen bzw. im Gefängnis. Die Gruppe Boo Yaa T.R.I.B.E. ist ein Beispiel dafür. Der erste Teil des Namens (Boo Yaa) ist, nach Aussage der Gruppe, der Sound den die Kugeln beim Abschießen einer abgesagten Schrotflinte verursachen. "Tribe" steht für den Stamm. Sie stammen alle aus ein und derselben Gang. Sie sagen zwar: "Unsere Waffen sind jetzt die Reime. Wir killen unsere Gegner nur noch mit unserer Musik"(20), machen aber auch im gleichen Augenblick klar, dass, wenn ihnen irgendjemand krumm kommt, sie sofort wieder zur Waffe greifen würden. Eine dermaßen hohe Agressivität legt auch der Rapper Ice Cube an den Tag. 29 (Plattenbspl.Nr.14: "The Nigga Ya Love To Hate", Ice Cube auf der LP "AmeriKKKas Most Wanted", 1991)*, Text siehe Anhang Auf seiner LP, die konzeptionell so angelegt ist, dass jedes Stück eine Seite der Getto-Realität darstellt und die untereinander mit Kurzhörspielen verbunden sind, beschreibt er nicht nur äußerst gewalttätig das Leben in seiner Umgebung. Er legt sich auf provozierende Art und Weise mit allen Weißen an, was bereits im Titel der LP klar zum Ausdruck kommt. Die drei großgeschriebenen Ks stehen für den Klu Klux Klan, und für ihn für alle Weißen. Sein Hass ist groß und er ist der schwarze Underdog, der es mit allen aufnehmen wird. Der Gruppenname Lench Mob (Lynchende Gang o. Mob) seiner Crew unterstreicht es noch zusätzlich. Der Name „... soll den Amerikanern ihren eigenen Rassismus vorhalten. Nachdem der Klu Klux Klan, der im Süden Schwarze gelyncht hat, sind wir jetzt dran - allerdings hängen wir unsere Gegner nicht mit Seilen, sondern mit unseren Worten auf."(21) Zur Not würde er innerhalb einer solchen Konfrontation sogar sterben. Als Beweis dafür steht zu Beginn seiner LP ein Hörspiel, indem er (als Cube Black) auf dem Elektrischen Stuhl hingerichtet wird. Er ist der harte, eiskalte Homeboy, der vor nichts zurückschreckt und den nichts aufhalten kann. Cube und seinen Kollegen von NWA (deren Mitglied er früher war) werden für solche Texte Gewaltverherrlichung, blinder Rassismus und menschenverachtende Frauenfeindlichkeit vorgeworfen. Sogar aus den eigenen Reihen des Message Hip Hops, so z.B. von KRS 1. Die Gangstas dagegen sehen darin lediglich die reine Darstellung der Realität und verstehen sich als Frontberichterstatter in einem Krieg. “Peoples sometime act as if we are making up the stuff we talk about on the records, that we are trying to be controversial and shocking. It is controversial and shocking, but it's also real. We're speaking in the language of the neighbourhood. The homeboy know exactly what we’re saying...”(22) Der Erfolg gibt ihnen anscheinend Recht. Ihre Platten landen in Amerika innerhalb kürzester Zeit auf den oberen Plätzen der Billboard-Charts und das ohne air-play, ohne, dass sie in Radios gespielt werden durften. Sie werden immer radikaler. Die letzte von Ice Cube veröffentlichte LP "Death Certificate" könnte nicht unversöhnlicher sein. Dort wird nicht nur das weiße Amerika verflucht, sondern – ebenfalls Koreaner ("Black Korea" ), Juden ("True To The Game"), Schwule ("Horny Lil' Devil" ) und Frauen (Look Who's Burnin"'), die einmal mehr nur als Nutten (bitches) bezeichnet werden. "Death Certificate" ist das Zeugnis der augenblicklichen Stimmung großer Teile der schwarzen Bevölkerung, die sich von der Regierung und der Politik betrogen und im Stich gelassen fühlen und immer öfter mit blindem Hass auf alles reagieren, was vermeintlich anders ist. Damit geben sie jedoch die Unterdrückung nur weiter. An ihrer eigentlichen Situation ändert sich nichts. Gangsta Hip Hop als der Ausdruck eines solchen Bewusstseins ist das Dokument einer permanenten, zu einer Provokation erstarrten Protesthaltung geworden. Unfähig eine Analyse der Situation anzustreben und damit eventuell Vorschläge zu einer Verbesserung derselben zu liefern, verharrt diese Musik in reinen Drohgebärden und wird zum Dokument eines umgedrehten Rassismus, der auf Hass mit Hass antwortet. Die Textinhalte stellen gleichzeitig die Positionen der Nation Of Islam dar, dessen Mitglied Ice Cube inzwischen geworden ist, und die in den letzten Jahren stark an Mitgliedern (zurzeit, Januar 1992: 800 000) hinzugewonnen hat. Unter der Führung von Louis Farrakhan hat sie sich zu einer noch radikaleren Sekte entwickelt, als sie es in den 60er-Jahren schon war: Schwarzer Nationalismus, Segregation und abstruseste Verschwörungstheorien über jüdisch-koreanische Geschäftsbesitzer, die der Black Community das letzte Geld aussaugen und dass es in den Gettos so viele Schnaps- und Plattenläden gibt, damit sich die Schwarzen selbst zerstören, sind Schwerpunkte ihrer Ideologie. Die NOI predigt die Überlegenheit der schwarzen Rasse und ist durch ihre physische und psychische Präsenz von offensichtlicher Stärke. Sie ist für viele Schwarze die einzige vorhandene politische Kraft, die dem weißen Amerika etwas entgegenzusetzen hat. Dadurch wird die NOI 30 paradoxerweise auch für viele Schwarze, die in ihrem politischen Denken viel liberaler und humanistischer eingestellt sind, sehr attraktiv. Zum Beispiel gehört es unter den Hip Hoppern zum guten Ton - egal ob politisch oder nichtpolitisch, egal ob Gangsta Rapper oder liberaler PolitRapper - auf dem Platten-Inlett eine Grußbotschaft an Louis Farrakhan zu richten. Kritik an der Führung wird innerhalb der Black Community ausgetragen. Nach außen hin wird Geschlossenheit demonstriert. Anders ist es nicht zu erklären, warum z.B. Africa Bambaataa, der sowohl mit weißen, als auch mit schwarzen Künstlern arbeitet und sich in der Tradition der Bürgerrechts- und Friedensbewegung sieht, Mitglied in der Nation of Islam ist und genauso geschlossen hinter L. Farrakhan steht wie z.B. Ice Cube. Es zeigt gleichzeitig, wie verzweifelt die Lage der Schwarzen sein muss, wenn sie in ihrer Not zu einer Organisation stehen (müssen), deren Inhalte und Praktiken sie (teilweise) ablehnen. Eine Ausnahme bildet der Polit-Rapper KRS1 und seine Gruppe Boogie Down Productions (BDP). KRS steht fest in der Tradition der Bürgerrechtsbewegung und ist selbsterklärter Gegner der Gangstas, die er nur verächtlich Sucker-MC’s (Ätz-Rapper) nennt. Er setzt sich für Frieden, Gleichheit aller Rassen und Humanität ein. KRS1 gehört zu den Polit Hip-Hoppern, die ihre erlebte Realität nicht nur beschreiben bzw. verherrlichen, sondern die auch versuchen sie zu analysieren. KRS1 will nicht nur Hass säen, er versucht in seinen Texten Problemlösungen anzubieten. (Musikbeispiel Nr.15: BDP: "You Most Learn", auf "The Blue Print Of Hip Hop",(Jive/LP) 1988), Text siehe Anhang Wie aus dem Titel ersichtlich wird, steht für KRS1 die Bildung der Schwarzen im Vordergrund. Sie ist für ihn der Schlüssel zur Verbesserung der Zustände der Schwarzen: „I speak to them human intelligence. I want to show kids another way to deal with things. We can deal with things by beeing intelligent and dealing with our problems head on."(23) Er sieht sich inzwischen mehr als Lehrer und Philosoph, denn als Rapper, und seine Aktivitäten beschränkt er nicht nur auf das Produzieren von LPs. Daneben hält er an amerikanischen Universitäten Vorträge über die Situation der Schwarzen und verfasst Artikel in der New York Times. Weiterhin ist er Initiator der Stop-TheViolence- und der H.E.A.L. (Human Education Against Lies) -Bewegung, in denen er Versucht, mit anderen Hip Hoppern gegen die zunehmende Gewalt innerhalb des Gettos anzugehen. Seine Auftritte nennt er Endutainmant, eine Verbindung von Education (Erziehung) und Entertainment. Dabei setzt er bewusst die Masche, harten Hip Hop mit humanitären Textinhalten zu verbinden, ein. KRSI ist im Laufe der Jahre z u einem der einflussreichsten Rapper geworden. Sein Manko ist, dass gerade seine neueren Platten nicht mit der Qualität vieler anderer Produktionen standhalten können. Dadurch befindet er sich in der Situation, einerseits politischer Sprecher zu sein, der zu den verschiedensten politischen Veranstaltungen eingeladen wird und innerhalb der Community als Leader angesehen ist, andererseits verkauft er viel weniger Platten, weil die Schwarzen dann doch lieber die musikalisch besseren Gangsta-Rapper hören wollen. „Boogie Down Productions kauft man, weil sie korrekt sind. Aber im Auto laufen Naughty By Nature oder NWA."(24) Eine Gruppe, die sich in dem Spannungsfeld dieser beiden gegensätzlichen Positionen befindet, die versucht, sie miteinander zu verbinden und obendrein kommerziell sehr erfolgreich ist, ist die Gruppe Public Enemy (PE). Sie steht der Nation Of Islam sehr nahe, was am ähnlichen Aufbau der Gruppe deutlich wird. PE ist im gesamten Auftreten militärisch und wie ein kleiner Staat organisiert. Neben den beiden Rappern Chuck D und Flavor Flav, dem DJ Terminator X, dem Minister Of Information und dem Media Assasin, gibt es die Security of the First World. Sie tritt in Kampfanzügen und mit Gewehrattrappen auf und ist der Fruits of Islam, der Elite-Kampftruppe der NOI nachempfunden. Der ganze Gestus und Habitus soll Stärke, Macht, Selbstbewusstsein, aber auch schwarzen Nationalismus signalisieren. Damit stehen sie in ihrem Auftreten der NOI nicht nur nahe, sondern begreifen sich als einen Teil dieser Bewegung. Gleichzeitig lassen sie sich aber nicht von ihr vereinnahmen und rücken von gewissen Inhalten ab und versuchen gleichzeitig Sprecher zu sein für die unterschiedlichsten Meinungen und Strömungen innerhalb der Community. 31 Dies schaffen sie durch den, fast schon genialen Trick, die einzelnen Persönlichkeiten innerhalb der Gruppe bestimmte Parts mit bestimmten Funktionen übernehmen zu lassen, die sich eigentlich ausschließen. An erster Stelle steht der Rapper Chuck D, der Kopf von PE und selbst ernannter Lyrical Terrorist. Er ist der schwarze, zornige Mann, der die Massen zum Nachdenken bewegen will. Seine Einstellung, die sowohl radikal-militant ist, als auch humanistische Gedanken beinhaltet, bezeichnet er als pro-black. Damit stellt er sich gegen die NOI mit ihrer against all whites- oder only black- Ideologie und wiederum auch nicht. Pro black bedeutet, höchstmöglichste Förderung der schwarzen Rasse. Dies beinhaltet bei fortdauernder Unterdrückung, die Entscheidung zu einer offenen Konfrontation mit der weißen Gesellschaft. Das ist der stärkste Berührungspunkt zwischen Chuck D und den Ideen und Zielen der NOI. Pro black schließt deshalb für Chuck D. nicht aus, mit Weißen gemeinsam aufzutreten, z.B. 1990 mit einer weißen Hip Hop-Gruppe, den Young Black Teenagers oder 1992 mit der Heavymetal-Band Anthrax. An diesem Punkt entfernt er sich sehr deutlich von der NOI, da er durch solche Aktionen Gesprächsbereitschaft signalisiert. Für ihn sind nicht alle Weiße automatisch blue-eyed-devils. Chuck D gegenüber stehen der Minister of Information Professor Griff und Media Assasin Harry Allen. Beide übernehmen den Part des unversöhnlichen, zynischen Schwarzen, der alle Weißen verteufelt und im Prinzip als Sprachorgan der NOI gewertet werden kann. Nach heftigen antisemitischen Äußerungen Professor Griffs in der Washington Times vom Mai 1989 verließ er nach beiderseitigem Einverständnis die Gruppe. Seinen Platz als Informationsminister nahm Sister Souljah ein, welche für die Emanzipation der schwarzen Frauen eintritt und aus einer christlich motivierten, politischen Bewegung kommt. Den Part des Weißen-Hassers hat Harry Allen nun ganz übernommen. Ihnen allen zur Seite steht Flavor Flav, Co-Rapper und Joker im wahrsten Sinne des Wortes. Er ist die personifizierte Karikatur all der Eigenschaften, die den Schwarzen von Seiten rassistischer Weißer angehängt werden. Der vollkommen überzogene Nigger, egozentrisch, triebhaft und absolut überdreht. Die Bewegungen, die extreme Getto-Sprache sind die maßlose Übertreibung der Eigenschaften und Verhaltensweisen eines vollkommen durchgeknallten Homeboys. Er ist der Gegenpol zu Chuck D und lockert, durch seine manchmal psychopatisch anmutenden Verhaltensweisen, die intensive Präsenz der Gruppe auf. Die unterschiedlichen politischen Strömungen innerhalb von PE sind sehr schlecht nachvollziehbar, aber für die Botschaft ungeheuer effektiv. Zum einen erfreuen sie sich eines breiten Zuspruchs innerhalb der Community, zum anderen erreichen sie durch die gelegentlichen Ausfälle einzelner Mitglieder der Gruppe eine hohe Medienpräsenz. Provokative oder rassistische Äußerungen dienen dazu, bei der breiten Masse der Bevölkerung eine Diskussionsbereitschaft zu erzielen und Inhalte und Anliegen der Community zu verbreiten. Die Musik von PE übersteigt die Intensität der Darstellung der Gruppe bei weitem. (Musikbspl. Nr 16: Public Enemy, “Fight The Power" auf Fear Of The A Black Planet”, Def Jam 1990), Text siehe Anhang Ihre Songs ähneln eher einer Klang/Krach-Collage. Eingesampelte Sirenen, wilde HeavymetalScratches erzeugen eine beständige Geräuschkulisse, die den Hörer gefangen nimmt und vereinnahmt. Public Enemy schafft es, ähnlich wie Ice Cube, die Wut und Agressivität in einer absolut intensiven Form in die Musik zu codieren. Bei vielen Stücken hat man unwillkürlich das Gefühl mitten in ein Kriegsgebiet versetzt zu sein. Energie pur, wobei das englische Wort Power die treffendere Bezeichnung wäre, beinhaltet es auch die Bedeutung von Macht. Darin eingebettet sind die Lyrics von Chuck D, eine Mischung aus Beschreibung, Anklage und Belehrung. Ihre Inhalte gehen von Kriegsdienstverweigerung über den Rassismus in seinen verschiedensten Ausprägungen, bis hin zu den Krisen innerhalb der Community, wie Drogen, Bandenkriminalität, männlichen Chauvinismus. Genau wie KRS1, betrachten sich PE weniger als Musiker, sondern als analysierende Berichterstatter: "Was wir tun können ist die Sinne für die Wahrnehmungen aller Art weiter zu sensibilisieren und dadurch die Intelligenz des Einzelnen zu fordern... Wir können nur informativ 32 aktiv werden, punktuell wie eine Art Lehrplan, den wir zusammenstellen. Nur damit können wir aber auch Veränderungen in der Community herbeiführen. Darüberhinaus müssen die weißen Politiker gezwungen werden, uns dort Hilfe zu leisten, wo es am nötigsten ist. In diesem Sinne verstehen wir uns als 24 Std.-7 Tage-die-Woche-TV-Station, die den Dialog voranbringen muss. Alleine um den staatlich beherrschten Massenmedien etwas entgegenzusetzen."(25) Dieses Konzept nennen sie "mental-self-defensiv". Der Aufbau einer eigenen physischen und psychischen Stärke, durch die Analyse (und Konfrontation mit) der Vergangenheit und der Gegenwart. Diesen Lernprozess wollen sie durch das bewusste Einsetzen von Popmusik in Gang bringen und erreichen: "Die Idee, den Auflösungserscheinungen etwas entgegenzusetzen, hat natürlich nichts mit Pop oder so zu tun. Nur: die Leute, um die es geht, erreichst du halt mit Musik. Die hören ja überhaupt keiner Öffentlichen Persönlichkeit oder gar einem Abgeordneten mehr zu".(26) Um ihre Message erfolgreich an den Mann oder die Frau zu bringen setzen sie das Medium Videoclip ein. Die Video-Clips sind eine geschickte Mischung aus Fiktion, DokumentarfilmEinspielungen und nachgespielten Szenen. Mit Eindringlichkeit und Klarheit werden dort die Mechanismen der alltäglichen Unterdrückung analysiert. In dem "Can Truss It"-Video werden nachgespielte Szenen aus der Sklavenzeit mit dokumentarischen Einspielungen von Verhaftungen schwarzer politischer Führer (M. L. King, Angela Davis, Malcom X) in Zusammenhang gebracht, und somit, in Verbindung mit Text und Musik, eine Kontinuität schwarzer Unterdrückung dargestellt. (Muiskbspl.Nr.16: PE "Can Truss It" auf der LP "Apokalypse 01... The Enemys Strikes Back“, Def Jam ‘92), Text siehe Anhang Das Video "911 Is Just A Joke" ist ein zynischer und satirischer Angriff auf die medizinische Unterversorgung der schwarzen Bevölkerung. In dem Clip "Brothers Gonna Work It Out" klagen sie, wiederum durch die Vermischung von Fiktion und Realität, polizeiliche Übergriffe auf die schwarze Bevölkerung an und liefern Vorschläge, wie man durch Selbsthilfe-Gruppen gemeinsam Vorgehen und aktiven Widerstand leisten kann. Bewusst setzen Public Enemy die Video-Clips als Träger ihrer Botschaften ein. Dabei gehen sie nicht nur von der Tatsache des immer größer werdenden Analphabetentums aus, sondern erheben die Videos zur Nachrichten- und Informationsquelle einer Oral Culture-beeinflussten Gesellschaft. Damit werden Public Enemy und mit ihnen die meisten anderen Hip Hop-Gruppen, zu neuzeitlichen afrikanischen Wandersängern, die jahrtausendalte Kulturtraditionen mit neuesten technischen Mitteln fortsetzen: Botschafter, Prediger, Aufklärer, Politiker, Geschichtenerzähler, Historiker, Künstler und Bewahrer der afroamerikanischen Geschichte. Hip Hop ist nicht nur der Ausdruck eines bestimmten Bewusstseins. Er ist, mittels seiner Lehr-, Lern- und Vorbildfunktion (Chuck D. hat längst die Stellung eines politischen Leaders), Ausgangspunkt zur Änderung des Bewusstseins, Grundlage gesellschaftlichen Handelns und fester Bestandteil der Black Community geworden. 4.3. MESSAGE EIP HOPPER - POPIDOL UND POLITISCHER FÜHPER Das ist wohl der Hauptgrund, weshalb Hip Hop bis heute noch nicht von Weißen adoptiert worden ist. In jeder anderen schwarzen Musik ist dies früher oder später geschehen. Es gibt weiße Bluesmusiker, Jazzmusiker, Funkmusiker, die diese Musik nicht nur nachspielen, sondern auch Innovatives leisten oder geleistet haben wie z.B. im Jazz der Pianist Bill Evans oder Joe Zawinul oder im Blues der Gitarrist Johnny Guitar Winter. Hip Hop wird seit 20 Jahren von Schwarzen gemacht. Es gab und gibt (’92) meines Wissens in Amerika drei weiße Gruppen, die kommerziell erfolgreich, Hip Hop machen. Wobei entweder schwarze Produzenten hinter den Gruppen stehen (Beastie Boys und Young Black Teenagers) oder die Gruppen gemischt sind (3rd Bass). Hinzu kommen zwei oder drei Latino Hip Hopper wie z.B. Kid Frost oder Mellow Man Ace. Selbst im Crossover-Bereich zur Popmusik finden sich sehr wenig weiße Rapper (Marky Mark, Vanilla Ice), auch hier dominieren die schwarzen Rapper wie z. B. Kid'n Play, MC Hammer, Tone Loc oder Young MC. 33 Trotzdem ist Hip Hop bei allen Jugendlichen - und da gerade der härteste Message Hip Hop - die, neben Heavymetal, zurzeit populärste Musik. In kaum einer anderen Musiksparte werden so viel Platten verkauft und wird so viel Geld verdient. Jugendliche auf der halben Welt rennen wie B-Boys aus der Bronx oder South Compton herum. Was macht die Musik für weiße Kinder aus einem fremden Kulturkreis so interessant? An den gesellschaftskritischen Texten kann es nicht liegen, denn die werden in den seltensten Fällen verstanden, da es selbst weißen Amerikanern zum Teil Schwierigkeiten bereitet, Black English halbwegs gut zu verstehen. Ich denke der Reiz dieser Musik liegt in ihren rebellischen Ausdrucksformen, ihrem Habitus, der Musik und der darin codierten Power. Das was Rock 'n Roll für die 50er, Soul und Rock für die 60er und Punk für die 70er war, ist der Hip Hop für die 80er und 90er-Jahre: Spaß, Aufmucken, Aggression. Er besitzt somit all die Eigenschaften, die eine anständige Jugendrevolte braucht. Mehr noch, die Musik fand ihre ersten und größten Anhänger unter den ausländischen Jugendlichen (die ersten Breakdancer waren türkische und jugoslawische Jugendliche). Sie konnten sich, selbst einer benachteiligten Minderheit angehörend, sehr gut mit Hip Hop identifizieren. Hip Hop als Revolutionsmusik, schafft es somit seine Inhalte in der Musik codiert, über soziale Grenzen hinweg, zu vermitteln. Polit- Hip Hoppern wie Chuck D oder KRSI ist es schmerzhaft bewusst, dass sie nur zur Hälfte verstanden und zumeist mit den Gangsta-Rappern in einen Zusammenhang gebracht werden, weil sie mit der gleichen Energie und mit ähnlichen Bildern arbeiten. Dies nehmen sie in Kauf, denn durch die große Beliebtheit von Hip Hop und ihrem Pop- bzw. Idolstatus, erreichen sie, dass ihr Anliegen, ihre Botschaft zum Gesprächsthema gerade in den sonst sehr unpolitischen Popmusikmedien wurde. Nicht nur durch die MTV-Sendung "Yo!MTV", die 1989 auf Sendung ging und die in Amerika, wie in Europa eine der beliebtesten Hip Hop-Musiksendungen überhaupt ist, konnte der Message Hip Hop sein Anliegen weltweit publik machen. 5. RESÜMEE UND AUSBLICK Mit dem Hip Hop entstand ein neuer Musikstil innerhalb der afroamerikanischen Musik. Was sich zu Beginn ausnahm wie eine leicht modifizierte Form der Discomusik, entwickelte sich im Laufe der nächsten Jahre zu einer eigenständigen Musikform mit neuen Instrumenten und neuen Techniken. Aus den Publikumsaufforderungen wurden Raps, gesprochene Texte die informativ, poetisch aber auch provozierend und politisch waren: Afroamerikanische Literatur im Sinne der Oral Culture. Die Plattenspieler waren mehr als reine Abspielgeräte. Sie wurden zu Instrumenten, die DJs zu Instrumentalisten, Solisten und zumindest in der Anfangsphase des Hip Hop zu Improvisateuren. Später, mit dem Aufkommen der elektronischen Geräte, wurden sie eher zu Soundgestaltern und Komponisten, die, auf der Grundlage von konservierter Musik (Schallplatten, Filmmusiken etc.), collagenartige und sehr tanzbare Musik kreierten und ihnen den Ruf einbrachte lediglich "Copycats", d.h. Ideenklauer, zu sein. Dies entspricht nicht meiner Auffassung, denn sie übernahmen nicht nur bereits vorhandene Musikstile, sondern montierten sie nach ihren Vorstellungen zu neuen Sounds, zu einer neuen Musik zusammen. Dabei folgten sie einem aus Afrika stammenden Kompositionsprinzip, nach der nicht die Anfangsidee, sondern die rhythmischen Melodievariationen der beteiligten Musiker über einen Grundrhythmus oder -melodie die eigentliche Komposition ist. Sie benutzten eine uralte Technik des Musizierens mit den neuesten technischen Möglichkeiten. Die Tatsache, dass durch das Samplen von 70er-Jahre Funk ein Revival dieser Musik eingeleitet wurde, spricht meines Erachtens dafür, dass der Hörer, die Hörerin sehr wohl zwischen dem Original und der daraus neu entstandenen Musik unterscheiden konnte. Wem ein gesampelter Akkord oder Schrei eines James Brown-Stücks (als James Brown-Musik) reichte, würde nicht zum Original greifen wollen. Außerdem habe ich noch niemanden sagen hören Charlie Parker oder Dizzy Gillespie wären Copycats, nur weil sie die Akkordfolge des Georg Gershwin Songs "I've Got Rhythm" benutzten, um eigene Melodien und Improvisationslinien darüber zu spielen. Der Jazz und der Hip Hop verwendeten und verwenden gleiche Techniken: In Beiden wird ausgewählt und bestehende Musik 34 in immer anderen Variationen neu zusammengesetzt. Dass dabei die Jazzmusiker normale Musikinstrumente benutzen und die Hip Hopper neue erfanden, sollte nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass erstens in allen afroamerikanischen Musikstilen Instrumente gegen ihren Sinn, ihre technische wie musikalische Funktion benutzt wurden (neue Anblastechniken/Hot Intonation/Rolle der Begleitinstrumente im Jazz oder Blues oder Sampling/Cutting/Mixing als kreativ-musikalisches Moment im Hip Hop), und das es zweitens um das gleiche Kompositionsprinzip handelt. Hip Hop steht nicht nur fest in der Tradition afroamerikanischer Musikstile, in ihm sind, wie von mir ausgeführt, Afrikanismen wieder auferstanden. Graffitis Z. B. sind nicht nur kunstvolle Bilder, die je nach Sichtweise das Straßenbild verschönern bzw. verschandeln. Sie besitzen innerhalb der Oral Culture geprägten Kultur der Black Community Symbol- und Nachrichtenfunktion. Aus einfachen Namensschriftzügen oder Abkürzungen (Tags) entstanden, dienen sie zur Gebietsmarkierung für einzelne Jugendgangs. Sie sagen viel über den jeweiligen Maler aus: Sowohl im Sinne einer kunstwissenschaftlichen, ästhetischen Analyse, als auch als direkte und eindeutige Botschaft. Der Tanz stand und steht ebenfalls für die direkte Kommunikation, mit dem Konkurrenzkämpfe ausgetragen werden, und in dem der tägliche Kampf ums Überleben gestisch mitgeteilt wird. Eine Hauptleistung des Hip Hops ist die Wiederentdeckung der gesprochenen (gesungenen) Sprache als Botschaft. Sie wurde zur Trägerin von Informationen und entwickelte sich zur direktesten und unmittelbarsten Form schwarzen Protests, den die afroamerikanische Musik bisher hervorgebracht hat. Sie knüpft an die Tradition der afrikanischen Wandersänger an, und sie ist als Musik einer Oral Culture nicht nur Ausdruck des Bewusstseins dieser Gesellschaft, sondern Grundlage und bestimmende Form. Chuck D von Public Enemy oder KRSI von Boogie Down Productions haben den Status von Pop-Idolen und politischen Führern! Damit wurde der Hip Hop zur direktesten und geschlossensten Kunstform, welche die Black Community hervorgebracht hat. Hip Hop ist Musik, Poesie, Literatur, Tanz, Bewahrer der afroamerikanischen Geschichte, Chronist, Protest, Politik aber auch Spaß und Sex und spiegelt somit die Black Community in ihrer Gesamtheit wider, und ist, wie bereits gesagt, ein Teil der gesellschaftlichen Grundlagen der Community. "In der Vergangenheit waren Gospel und Blues die Musik des Volkes", sagt KRS1. "Jetzt ist es Rap."(1) Darin liegt wohl auch der Grund, warum es diese Kunstform geschafft hat, von Weißen weder adaptiert noch weiterentwickelt zu werden. Es gibt sehr wenig weiße Hip Hopper, und die drei bis vier weißen Künstler (Stand Januar/1992) sind die Ausnahme, die die Regel bestätigen. Zu dieser Ausnahme gehören für mich auch die lateinamerikanischen MCs und DJs wie z.B Kid Frost und Mellow Man Ace. Sie sind zum Teil Sprachrohr der Chicanos und Puerto Ricaner, die nach Vorbild der Afroamerikaner "I'm brown and I'm proud" propagieren. Die große Masse der Latinos jedoch hören identifizieren sich nach wie vor lateinamerikanischer Musik, wie z.B. dem kubanischen Salsa. Hip Hop sperrt sich gegen die Vereinnahmung von außen, und ist trotzdem (oder gerade deswegen?) gleichzeitig eine der beliebtesten Musikstile der heutigen Popmusik. Er ist neben Heavymetal die Jugendmusik der 90er-Jahre, weil er, genau wie alle anderen Jugendmusiken vor ihm, für Revolte, Protest, Spaß, Sex und Jugendlichkeit steht. Hip Hop gibt es seit 20 Jahren und das Potenzial dieser Musik scheint noch lange nicht ausgeschöpft. Hip Hop hat als Grundlage die variative Veränderung kleiner musikalischer Bausteine, hier gesamplete Musikteile. Zusammengesetzt bilden sie die Komposition als augenblickliche Erscheinung, die durch die Platte oder (seltener) das Konzert festgehalten wird. Dies beinhaltet eine permanente Aktualisierung des Hip Hops. Hip Hop ist wie ein Schwamm, der aktuelle Strömungen aufgreifen kann und sie in seinem Sinne und nach seinen Vorstellungen verarbeitet. Ich begreife Hip Hop als eine, in einem positiven Sinne, eklektizistische Musik, die durch ihre Offenheit, nicht nur Revivals benutzter - weil gesampleter - Musikstile einleitet, sondern auch zu starken Crossovertendenzen, zu Verbindungen mit anderen Musikstilen zu neuen Musikstilen, neigt. An den neuesten Entwicklungen möchte ich diese Crossovertendenz zu anderen Musikstilen (am Beispiel Jazz) und die permanente Weiterentwicklung und Verarbeitung von Musikstilen (am Beispiel Reggae) zu immer neueren Formen des Hip Hops kurz darstellen. 35 5.1. HIP HOP UND JAZZ - HIP HOP UND REGGAE Die Politisierung innerhalb des Hip Hop schaffte bei den Hip Hoppern, ähnlich wie bei den Be Boppern und später bei den Free Jazzern, ein Bewusstsein für den Ursprung und die Wurzeln der afroamerikanischen Kultur. Zu Beginn der 90er-Jahre war Afrocenitry in aller Munde. Ähnlich wie in den 70er-Jahren entstand in dieser Zeit eine starke Rückbesinnung auf das afrikanische Erbe. In diesem Zusammenhang sind die "Five Percenter" von großer Wichtigkeit, die unter den Hip Hoppern immer mehr Anhänger gewinnen. Die Five Percenter wurden in den 60er-Jahren von Clarence 13 X Smith gegründet und sind eine von insgesamt 72 Splittergruppen der Nation Of Islam (NOI). Ihre Ideologie ist eine Mischung aus afrikanischer Mystik und christlichen und islamischen Heilslehren. In der Hauptsache vertreten sie die Ansicht, dass die Wiege aller Kulturen in Afrika steht, dass 85% Prozent aller Menschen von 10% aller Menschen ausgebeutet werden und nur 5% dies alles durchschauen und ändern können. Sie betrachten sich als die Elite und vertreten die Ansicht, dass jeder Mensch sein eigener Gott ist, der sich seine eigene Realität kreiert. Dadurch sind die Five Percenter gerade unter den jugendlichen Schwarzen sehr beliebt, denn wer sich seine eigene Realität schafft, kann, im Gegensatz zur fundamentalistischen NOI-Ideologie, ruhig Alkohol oder andere Drogen genießen. Neben diesen skurrilen Verhaltensmustern der Mitglieder beinhaltet die Ideologie der eigenen Realität einen selbstbestimmteren Umgang mit sich selbst und anderen und ist bewusster Ausdruck dafür, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Mitglieder sind u.a. Big Daddy Kane, Kool Moe Dee, Eric B oder Lakim Shabazz. Dazu kommen Gang Starr, Monie Loye, Queen Latifah, A Tribe Called Quest und die Jungle Brothers, die Zusammen die Vereinigung der "Native Tongue" bilden. Im Zuge des wachsenden Selbstvertrauens, aber auch dem größer werdenden Interesse an der eigenen kulturellen Geschichte, begann diese Gruppe von Hip Hoppern, den Jazz für den Hip Hop zu entdecken. (Musikbeispl. Nr. 18: "Jazz Thing" von Gang Starr, Maxiversion CBS 1991) "Jazz Thing" ist sowohl textlich, als auch musikalisch eine Hommage an den gesamten Jazz. Der Rap erzählt die Geschichte des Jazz, der durch eingesampelte Jazzsoli oder Gesprächsfetzen von Jazzmusikern unterstützt wird. In einem anderen Stück nehmen Gang Starr die Akkordfolge einer Dizzy Gillespie-Version von "Night In Tunesia" als Grundlage für ein sehr tanzbares Hip Hop-Stück. In Folge entstanden, unter anderem auch in England, eine Vielzahl von Remixes alter Jazz-Stücke, die mit Hip Hop-Rhythmen unterlegt wurden. Wie bei den Soul-Samples früherer Hip Hop-Stücke, begannen sich die Hörer auch bei den neuen Jazz-Samples sehr schnell für die ursprüngliche Musik zu interessieren. Eingesamplete Soli von John Coltrane oder Miles Davis bei den Jungle Brothers, oder der gesamplete Groove von "Don't Lose Your Mind" von der Miles Davis-LP "Tutu" bei Queen Latifah, waren u.a. Startzeichen für ein Jazz-Revival, das zurzeit noch anhält. Von Seiten der Jazz-Musiker gibt es sehr viele Vorbehalte gegenüber diesen eigenartigen Mischformen von Hip Hop und Jazz. Immer mehr jüngere Jazz-Musiker beginnen jedoch, die Energien des Hip Hop für sich zu entdecken und in ihre Musik zu integrieren. Der Erste, der Elemente aus dem Hip Hop verwendete war Herbie Hancock auf seiner 1983er LP "Futureshock". Dort finden sich live eingespielte Scratches und eingemixte Geräusche. Ein weiteres Beispiel ist der Tenorsaxofonist Branford Marsalis, der mit Gang Starr auf der "Jazz Thing"- und mit Public Enemy auf der "Fight The Power"-Produktion zusammengearbeitet hat. Ein anderes Beispiel ist die New Yorker Musikervereinigung "M-Base" um die Musiker und Musikerinnen Steve Coleman, Cassandra Wilson, Abbey Lincoln, Robin Eubanks und Craig Harris. Robin Eubanks hat auf seiner letzten LP "Karma" eine interessante Vermischung aus Funk, Miles Davis-Fusion, experimenteller Musik und Hip Hop vorgestellt. 36 (Musikbeispl. Nr.19: Pobin Eubanks, "Karma" auf der LP "Karma", New York 1990) Der englische Gitarrist Ronny Jordan hat auf seiner neuesten LP "The Antidode" den JazzKlassiker „So What" von Miles Davis aufgenommen. Das im Swingfeeling gespielte Stück ist mit einem Hip Hop Rhythmus unterlegt. Sehr eindrucksvoll ist das dazugehörige Video. Während der stark Georg Benson beeinflusste Ronny Jordan sein Solo spielt, tanzen Breakdancer im Hintergrund, die auch dann nicht aufhören, wenn in einem Break innerhalb des Stücks nur der Swingrhythmus weiterläuft. Damit sagt dieses Video mehr über die Gemeinsamkeiten schwarzer Musik aus, als Theorien es zu leisten vermögen. Inzwischen haben die Hip Hopper wiederum begonnen mit Instrumentalisten aufzutreten und Konservenmusik mit Livemusik zu mischen. Der Go-Go-Swing, eine Spielart des Hip Hop aus Washington, praktiziert dies schon seit längerer Zeit. Dort werden alte Jazz-, Blues- und Soulstandards mit Rap gemischt und in einem nonstop durchgehenden Rhythmus vorgetragen. (Musikbspl.Nr.20: Chuck Brown & the Soulsearchers, "Kickin' The Jams", von der LP "LIVE 87", Rhythm King 1988) Hip Hop ist längst kein einheitlicher Stil mehr. Entstanden als Party-Musik, ist er zu einer Gattung geworden, die von einfachen Pop Crossovers über Message Raps bis hin zur Verbindung und Verschmelzung mit anderen Musik-Stilen wie Acid/House, Jazz, Reggae und Hardrock/Heavymetal reicht. In diesem Augenblick, in dem ich über die neuesten Tendenzen schreibe, hat mich mit ziemlicher Sicherheit die musikalische Entwicklung bereits überholt. Dies gilt sowohl für die Verbindung und Annäherung von Jazz und Hip Hop, als auch für den neusten Hip Hop-Stil: den Ragamuffin Hip Hop. (Musikbeispl. Nr.21: Poor Righteous Teachers, "Easy Star", Maxi-Version 1992) Ragamuffin Hip Hop ist eine Verschmelzung von Reggae bzw. Dancehall mit Hip Hop, und meiner Meinung nach der neueste und wahrscheinlich wichtigste zukünftige Stil im Hip Hop. In „Yo! MTV Raps“, der wichtigsten und aktuellsten Hip Hop-Sendung des Videosender MTV, hat sich der mit schweren Reggae-Rhythmen versetzte Hip Hop bereits durchgesetzt. Der neue Rap-Stil, eine Mischung aus rezitativem Toasting der Reggae-DJs und -Sängern und den Raps des Hip Hop ist von vielen einigen Rappern, wie z. B. Big Daddy Kane teilweise übernommen worden. Ich bin neugierig, was in den nächsten Jahren mit dem Hip Hop zu einem neuen Stil verschmelzen wird. Eine Richtung wird sicherlich die Verbindung zwischen Hardcore Hip Hop mit Heavymetal sein. Ein Beispiel dafür ist, die bereits erwähnte Zusammenarbeit von Public Enemy mit der Gruppe Anthrax. Rick Rubins neues Label Def America Records, das sowohl Heavymetal-Gruppen, als auch Hip Hop-Gruppen wie die Geto Boyz unter Vertrag hat, könnte innerhalb dieser Entwicklung, von Bedeutung sein. Rubin erkannte Mitte der 80er-Jahre zu Zeiten von Def Jam R. die energetische Gemeinsamkeit von Hip Hop und Hardrock und brachte Run DMC mit Aerosmith zusammen. Eine weitere Entwicklung innerhalb des Hip Hops könnte der Crossover zu den verschiedensten Ethno-Musiken sein. Ich denke, dass die Beschäftigung der Hip Hopper mit ihren kulturellen Wurzeln, verbunden mit einer noch stärkeren Hinwendung zum Islam, zu einer Auseinandersetzung mit nichtwestlicher Musik führen könnte. Ähnlich wie bei den Hardboppern und Freejazzern 10 bzw. 20 Jahre zuvor, werden sie sich in den nächsten Jahren vielleicht mit Musik aus Indien und Afrika beschäftigen. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat der gläubige Moslem Eric B schon getan. Auf der Maxi-Version seines Stücks "Paid In Full" von 1987 sind Gesangs- und Musikfetzen der israelischen Sängerin Ofra Haza eingesamplet. Indische Ragas vermischt mit Raps? Wir dürfen gespannt sein! 37 6. ANHANG 6.1. CHRONOLOGIE DES HIP HOPS 1970 1974 In dem schwarzen Getto Bronx entwickelt sich aus der Discomusik und Elementen und Techniken des Reggae die Rap-Musik. Sie wird mit dem Breakdance und den Graffitis zu Ersatzwettkämpfen der Jugendgangs. Im Hip Hop entstehen neue musikalische Techniken wie das Rappen, das Mixen und das Scratchen. Die ersten Protagonisten sind DJ Kool Herc, Grandmaster Flash und Africa Bambaataa. 1974 1976 Hip Hop wird immer bekannter. Die Hip Hop-Partys werden zu Massenveranstaltungen, auf denen Jugendliche aller Hautfarben gemeinsam feiern. Die Techniken des Scratchen werden verfeinert. 1979 Die erste Hip Hop-Platte wird veröffentlicht. "Rapper's Delight" von der Gruppe Sugar Hill Gang, einer Retortenband der Produzentin Sylvia Robinson. 1980 Hip Hop wird über die Grenzen hinweg bekannt. Die eigentlichen Hip Hopper kommen jetzt zum Zug. Die großen Plattenfirmen beginnen sich für die neue Musik zu interessieren. Kurtis Blow ist einer der ersten Hip Hopper, der bei einer großen Plattenfirma unterkommt. Ein Beispiel, das sehr schnell Schule macht. Es gründen sich immer mehr Gruppen und Tanzcrews. Charlie Ahearns Film "Wild Style" porträtiert sehr authentisch die damalige Hip Hop-Szene. 1982 Hip Hop ist weltweit bekannt. Die erste Phase (Old School) neigt sich dem Ende zu. Gründe: Überladung der Musik mit elektronischen Geräten und Scratches. 1983 Die Kunstform Hip Hop scheint sich totgelaufen zu haben. 38 1984 Die Band Run DMC experimentiert mit Hardrockrhythmen. Rick Rubin und Simon Russel gründen Def Jam Records und nehmen den erst 16-jährigen LL Cool J unter Vertrag. 1985 Run DMC und LL Cool J sind die Begründer der "New School". Eric B & Rakim führen das Sampling in den Hip Hop ein. 1986 Boogie Down Productions (BDP) gründen sich. 1987 Public Enemy produzieren ihr erstes Album. Ice T aus Los Angeles veröffentlicht sein erstes Album. Das Image des "Gangstas" etabliert sich im Hip Hop. Gangsta-Hip Hop von der West Coast wird immer beliebter. 1988 KRS1 (von BDP) ruft die "Stop The Violence-"Bewegung ins Leben. 1989 Die Sendung "Yo!MTV Raps" geht auf Sendung. NWA veröffentlichen ihr erstes Album "Straight Outta Compton". De La Soul veröffentlichen ihr erstes Album " 3Feet High And Rising". Public Enemy-Mitglied Professor Griff äußert sich in der Washington Post antisemitisch und rassistisch und muss sich von Publik Enemy trennen. Die NOI gewinnt immer mehr Einfluss auf die Hip Hop-Szene. 1990 Afrocenitry mit den dazugehörigen Accessoires kommt in Mode. Die "5 Percenter" eine islamische Sekte der NOI gewinnen unter den Hip Hoppern immer mehr Anhänger. Dadurch findet eine stärkere Zuwendung zur eigenen Kultur und Geschichte statt: Jazz- und Reggaemusik finden Eingang in den Hip Hop. Die West-Coast Rapper schließen sich zu einer "Alliance" zusammen und treten mit dem Stück "We Are All In The Same Gang" gemeinsam gegen die Gewalt in den Gettos auf. 1991 Hip Hop ist eine der erfolgreichsten Musikstile der späten 80er- und beginnenden 90er-Jahre geworden. Von der MC Hammer-LP "Please Hammer Don't Hurt" werden zwei Millionen Stück verkauft. Bei Public Enemy wird mit Sister Souljah zum ersten Mal eine Frau Mitglied und bringt damit den Feminismus in die wichtigste und einflussreichste PolitHip Hop Gruppe innerhalb der Black Community. 1992 Public Enemy tritt gemeinsam mit der Heavymetal-Band Anthrax auf. Neueste Entwicklung ist der Ragamuffin Hip Hop. Eine Mischung aus den Elementen des Dancehall-Reggae und des Hip Hop. 39 6. 2 TEXTE AUS "NIGGA YA LOVE TO HATE" von Ice Cube Soul Train done lost they soul Just call it train cause the bitches look like hoes I see a lotta others damnIt almost look like the Bandstand You ask me did I like Arsenio About as much as the bicentennial I don't give a fuck about dissing these fools cause they all scared of the Ice Cube And what I say what I portray and all that And ain't even seen the gat I don't wanna see no dancing I'm sick of that shit listen to the hit Cause yo if I look and see another brother On the video tryin to out-dance each other I'm a tell T-Bone to pass the bottle And don't give me that shit about role model It ain't wise to chastise and preach Just open the eyes of each Cause laws are made to be broken up What niggas need to do is start loc-ing up And build mold and fold theyself into shapeOf the nigga ya love to hate Chorus: Fuck yon Ice Cube It's the nigga ya love to hate Voice: Yo, you aint doin' nothin' positive for the brothers! What you gotta say for yourself? Cube: You don't like how I'm livin? Well, fuck you! c. Gangsta Boogie Music. 1990 Aus "YOU MUST LEARN" von Boogie Down Productions It's calm yet wild, the style that I speak deal with facts and you'll get weak in the heart In fact, you start to illuminate Knowledge to others in a song. Let me demonstrate The force of knowledge. Knowledge reigns supreme The ignorance are ripped to smithereens What do you mean when you say I’m rebellious 'Cause I don't accept everything that you're tellin’ us? What are you sellin’ us? The creator dwells in us I sit in your unknown class while you're failing us I failed your class 'cause I ain't wit' your reasoning You try to make me you by seasoning Up my mind with "See Jane run. See John walk" in a hardcore New York Come on now. It's like a chocolata cow: lt doesn't exist, no way, no how It seems to that in a School that's ebony African history should be pump up steadily But it's not, and this has got to stop "See spot run. Run get spot." Insulting to a black mentality A black way of live or a jet black family So 1 include with one concern: That you must learn! C. BDP Music/Zorqba Music. 1989 Fight The Power (Shocklee - Sadler – Ridenhour) 1989 the number another summer (get down) Sound of the funky drummer Music hittin' your heart cause I know you got sould (Brothers and sisters, hey) 40 Listen if you're missin' y'all Swingin' while I'm singin' Givin' whatcha gettin' Knowin' what I know While the Black bands sweatin' And the rhythm rhymes rollin' Got to give us what we want Gotta give us what we need Our freedom of speech is freedom or death We got to fight the powers that be Lemme hear you say Fight the power Chorus As the rhythm designed to bounce What counts is that the rhymes Designed to fill your mind Now that you've realized the prides arrived We got to pump the stuff to make us tough from the heart It's a start, a work of art To revolutionize make a change nothin's strange People, people we are the same No we're not the same Cause we don't know the game What we need is awareness, we can't get careless You say what is this? My beloved lets get down to business Mental self defensive fitness (Yo) bum rush the show You gotta go for what you know Make everybody see, in order to fight the powers that be Lemme hear you say... Fight the Power/Chorus Elvis was a hero to most But he never meant shit to me you see Straight up racist that sucker was Simple and plain Mother fuck him and John Wayne Cause I'm Black and I'm proud I'm ready and hyped plus I'm amped Most of my heroes don't appear on no stamps Sample a look back you look and find Nothing but rednecks for 400 years if you check Don't worry be happy* Was a number one jam Damn if I say it you can slap me right here (Get it) lets get this party started right Right on, c'mon What we got to say Power to the people no delay To make everybody see In order to fight the powers that be 41 c. Def American Music. 1989 *"Don't Worry Be Happy" des Jazz-Sängers Bobby McFerrin war 1988/89 ein Nummer Eins-Hit. Ein Acapella-Stück im Overdub-Verfahren, das im Reggaefeeling über die Leichtigkeit des Lebens philosophierte. Von Seiten der Black Community wurde ihm deswegen "Onkel-Tom-Mentalität vorgeworfen. Siehe die LP "Simple Pleasures" (ElectraRecords), 1988. "CAN TRUSS IT" von Public Enemy Bass in your face Not an eight track Gettin' it good to the wood So the people Give you some a dat Reactin' to the fax That I kick and it stick And it stay around Pointin' to the joint, put the Buddha down Goin', goin', gettin' to the roots Ain't givin' it up So turn me loose But then again I got a story That's harder than the hardcore Cost of the holocaust I'm talin' 'bout the one still goin' on I know Where I'm from, not dum diddie dum From the base motherland The place of the drum Invaded by the wack diddie wack Fooled the black, left us faded King and chief probably had a big beef Because of dat now I grit my teeth So here's a song to the strong 'Bout a shake of a snake And the smile went along wit dat Can't truss it Kickin' wicked rhymes Like a fortune teller 'Cause the wickedness done by Jack Where everybody at Divided and sold For liquor and the gold Smacked in the back For the other man to mack Now the story that I'm kickin' is gory Little Rock where they be Dockin' this boat No hope I'm shackled Plus gang tackled By the other hand swingin' the rope Wearin' red, white and blue Jack and his crew The guy's authorized beat down for the brown 42 Man to the man, each one so it teach one Born to terrorize sisters and every brother One love who said it I know Whodini sang it But the hater taught hate That's why we gang bang it Beware of the hand When it's comin' from the left I ain't trippin' just watch ya step Can't truss it An I judge everyone, one by the one Look here come the judge Watch it here he come now I can only guess what's happ'nin' Years ago he woulda been The ships captain Gettin' me bruised on a cruise What I got to lose, lost all contact Got me layin' on my back Rollin' in my own leftover When I roll over, I roll over in somebody else's 90 F--kin' days on a slave ship Count 'em fallin' off 2, 3, 4 hun'ed at a time Blood in the wood and it's mine I'm chokin' on spit feelin' pain Like my brain bein' chained Still gotta give it what I got But it's hot in the day, cold in the night But I thrive to survive, I pray to god to stay alive Attitude boils up inside And that ain't it (think I'll every quit) Still I pray to get my hands 'round The neck of the man wit' the whip 3 months pass, they brand a label on my ass To signify Owned I'm on the microphone Sayin' 1555 How I'm livin' We been livin' here Livin' ain't the word I been givin' Haven't got Classify us in the have-nots Fightin' haves 'Cause it's all about money When it comes to Armageddon Mean I'm getting mine Here I am turn it over Sam 427 to the year Do you understand That's why it's hard For the black to love the land Once again 43 Bass in your face Not an eight track Gettin' it good to the wood So the people Give you some a dat Reactin' to the fax That I kick and it stick And it stay around Pointin' to the joint, put the Buddha down Goin', goin', gettin' to the roots Ain't givin' it up So turn me loose But then again I got a story That's harder than the hardcore Cost of the holocaust I'm talin' 'bout the one still goin' on I know Where I'm from, not dum diddie dum From the base motherland The place of the drum Invaded by the wack diddie wack Fooled the black, left us faded King and chief probably had a big beef Because of dat now I grit my teeth So here's a song to the strong 'Bout a shake of a snake And the smile went along wit dat Can't truss it c. Def American R. 1991 44 6.3. ERKLÄRUNG DER WENIGER GELÄUFIGEN BEGRIFFE ACID/HOUSE Weiterentwicklung der Disco-Musik. Entstand in Chicago. Schnelle Tempi sind charakteristisch. Der Gesang reduziert sich auf einzelne Sätze oder hysterische Schreie. Es geht um das hemmungslose Tanzen. Der Name House-Musik kommt von der ersten Disco, dem Warehouse, einem Schwulen-Club in Chicago, dem Entstehungsort der House-Musik. ACID ist die englische Variante des House. Blaxploitation zusammengezogenes Wort, bestehend aus Black und Exploitation (dt. große bzw. Heldentat). Begriff für die in den 70er-Jahren entstandenen Filme und Fernsehserien mit afroamerikanische Helden (z.B. "Shaft" oder "Superfly"). Selten waren diese Filme von guter Qualität, meistbillig abgedreht und von Weißen produziert, dienten sie bloß dazu, durch gefärbte Helden Schwarze ins Kino zu locken. B-Boy/B-Girl Kürzel für Break-Boy, also für die Breakdance-Tänzer. Ist inzwischen Synonym für Hip Hop-Fans. Siehe auch Homeboy. Boogie Down Bronx Bronx, Stadtteil von New York,* afroamerikanisches Getto. Breakdance neben dem Frozen und dem Electric Boogie der Tanz des Hip Hop. Alle Tänze haben Wettbewerbscharakter. Ziel des Breakdance ist, es durch die verrücktesten Tanzfiguren den verfeindeten Gangs gestisch den Hals zu brechen und den Schneid abzukaufen, siehe auch Frozen und Electric Boogie. Cap mit einer Waffe schießen Cat cooler Typ, siehe auch smooth und chill Chill cool, relaxed, gelassen sein.* Chilly most absolut cool sein.* Chilling hard cool im Sinne von abgekühlt/kaltblütig." Chuck ursprüngl. "weißer Aufseher" o."Weißer" heute: jmnd., der den Durchblick hat bzw. der Chef ist, dient auch als eigenständiger Name z.B. "Chuck D." oder "Chuck Brown". Crack Billigdroge. Vor ungefähr 6 Jahren aufgetaucht. Crack ist eine Mischung von Kokain mit Backpulver, sehr leicht herzustellen, und dadurch die Droge mit der größten Gewinnspanne. Crack ist verheerend: Es wird in Plastikröhrchen (so genannten Crackpfeifen) geraucht und macht, anders als bei anderen Drogen, sofort süchtig. Crash jemanden schlagen Crew Gruppe, auch Musikgruppe (z.B. "2LiveCrew"). Siehe auch Posse. Crush zerstören Def Jam Rec. wichtigstes amerikanisches Independent-Label für Hip Hop-Crews härterer Richtung, vor allem mit politischem Einschlag (z.B. Public Enemy) 45 The Dozen's Reimwettbewerbe, entstanden in Harlem, in denen es darum geht den Gegner durch Beleidigungen verbal das Genick zu brechen. Electric Boogie Tanzform, bei der Bewegungen ähnlich dem eines Roboters ausgeführt werden siehe auch Breakdance und Frozen. 5-Percenter Islamische Splittergruppe. Glauben an den Ursprung der Menschheit in Afrika, und daran, dass es eine auserwählte Minderheit von 5% gibt, die dieses kulturelle heutige Erbe darstellen. Fresh cool, gutes Aussehen. Frozen Tanzform, bei der einzelne Bewegungen abrupt angehalten bzw. eingefroren (frozen=einfrieren) werden. Siehe auch Breakdance und Electric Boogie. Fuck/ fucked up/ fuck that shit Fick, Scheiße, Mist/ Verrückt, hau ab/ vergiss den Scheiß Gang Jugendbande. Siehe auch Posse. Graffiti bunte, mit Spray-Dosen gemalte Namenszüge oder Bilder an Häuser- und UBahnwänden. Dient auch zur Abgrenzung eines Gang-Territoriums. Nicht selten sind Graffiti -Wettbewerbe und -fights zwischen einzelnen Gruppen. Hat in der Zwischenzeit Eingang in Galerien gefunden und ist als eine neue, urbane Kunstform anerkannt (z.B. Keith Hearing u.a.). Allerdings ist es fraglich, ob ein Graffiti auf einer Leinwand seine eigentliche Funktion noch erfüllt. Gee männlicher Freund, inzwischen Anrede für Männer allgemein. Gusto Geld*. Gunsmoge Brooklyn. Hip gut drauf, mit allem (Mode, Gestus, Habitus) im Trend liegen. History Bedeutet oft mehr, als bloß Geschichte. Durch eine andere sprachliche Betonung, nämlich His-Story (s.z.B. Public EnemySongs) erhält es die Bedeutung "SeineGeschichte", also die Geschichte des/der Weißen (double talk). Homeboys/Homeboyz/ Angehörige ein und derselben Nachbarschaft. Homegirls, Homies/Homiez Hype positiv:-großartig sein/hypergut, angeben. negativ: Überheblichkeit, angeben, aufschneiden, Täuschung/Irreführung, Intrige, Süchtiger. Hook up Schulden bezahlen/wieder gut machen. lt works irgendetwas arbeitet für Einen, oder für eine Sache o. etwas läuft sehr gut. Juice eigentl. Saft, heute: Power, Kraft/Energie. Jazzie gut drauf, absolut "in" sein. 46 Kicks siehe Sneakers., Drogen, "High" sein Mack mc Mixen/Remixen positiv wie negativ: Macker, Chef; siehe auch Chuck. Bezeichnung für einen Rapper. Abkürzung für Master of Ceremonies. das Mischen und Neuabmischen von unterschiedlichen Musikstücken zu neuen, ganz anderen Instrumentalstücken. Mula Geld. Nation Of Islam Islamisch-fundamentalistische Sekte, die Segregation (also Loslösung der Schwarzen v.d. Weißen) predigt. Führer ist der charismatische Louis Farakhan, der auch von vielen Hip Hop-Künstlern verehrt wird. P-Funk Funk-Richtung mit hartem Rockeinschlag. Hauptvertreter ist George Clinton. Posse jugendliche Bande oder Musikgruppe bzw. engere Gruppe um einen Musiker oder eine Musikgruppe. Siehe auch Crew. Rap-Jive-DJ Rap-Jive-Lyric Radiosprecher, der unheimlich schnell ganz viel (dummes Geschwätz) redet; z.T. auch rhythmisiert über Musik. Rave Musikstil in England Anfang der 90er-Jahre. Verbindet Elemente der HouseMusik mit Sixties-Soul und Rock. Rave bezeichnet inzwischen eine Technoveranstaltung. Samples Sampling digitale Fortsetzung der Praktiken des Scratchens und des Mixens. Beim Sampling wird der gewünschte Ausschnitt (Take) nicht mehr direkt von der Platte zugemischt, sondern mit SamplingComputern aufgenommen. Die Geräusche/Sounds oder Rythmen können nun über eine Keyboardtastatur abgerufen werden. Inzwischen ist es zwischen den Plattenfirmen usus, sich gegenseitig Tantiemen für die gesampleten Teile ihrer jeweiligen Künstler und Künstlerinnen auszubezahlen. Des Weiteren ist es immer noch ein großer Streitpunkt, ob es sich beim Sampling (wie auch beim Mixing) um eine Kunstform oder um eine reine Ideenklauerei handelt. OLD SCHOOL: bezeichnet den anfänglichen Hip Hop bis zum Ende der 80er-Jahre. New School: Hip Hop der letzten 5-6 Jahre. Es gibt allerdings Hip Hop-Musiker, die sich auf die Old School-Musiker, wie Africa Bambaataa beziehen. Deswegen ist aus der eigentlich eher chronologischen Einteilung eine stilistische geworden. Scratching ursprüngl.: kratzen, Kratzer. Ist die Bezeichnung für das rhythmische Vor und Zurück einer Platte, bei aufgelegtem Plattenarm. Der Plattenspieler samt Platte wird zu einem Percussionsinstrument. Smooth clever, überlegen, perfekt, gut aussehend. Sneakers Basketballstiefel, teure Sportschuhe. Square schlecht drauf sein, in jeder Beziehung (modisch, gestisch etc.) out sein. Tag Namensschriftzüge und –kürzel, meist mit dicken Filzstiften geschrieben, dienen zur Markierung eines Gebietes einer Gang. 47 Techno/Tekkno Toast's Toasting Weiterentwicklung der House-Musik. In Deutschland sehr beliebt. Musik ist rein elektronisch, oftmals am PC angeschlossenen Synthesizer hergestellt. Siehe House. Reimspiele zur reinen Selbstdarstellung, sind die Vorläufer der Dozen's. rezitatives Sprechen, z.T. in Reimen, von Reggae-DJs. Wird von dem DJ Kool DJ Herc in den Hip Hop eingeführt. Treacherous/treach ursprüngl. hinterhältig/untreu heute: Bezeichnung für etwas sehr schönes oder etwas sehr kluges.-12"inch engl. Bezeichnung für Maxi-Single. Word up/word Ausdruck zur Bestätigung von etwas Gesagtem bzw. einer Meinung.'- Yo! Ausrufung- "Jetzt spreche ich!" o. "hört mir zu!". Anmerkung: Die mit einem * versehen Erklärungen sind von mir übersetzte Definitionen aus einem Wörterbuch, dass sich im Anhang des Buchs „Rap-Attack“ David Toops befindet. 48 6.4. DISCOGRAfIE Die Discografie ist in ihrer Aufteilung bzw. Klassifizierung das typische Produkt einer wissenschaftlich-systematischen Denkweise, die nicht anders kann, als präsentiertes Wissen in Schubladen zu packen. Andererseits erleichtert es das Zurechtfinden durch die Vielzahl von Veröffentlichungen. Die hier aufgeführten Gruppen und Interpreten/Interpretinnen würden sich gegenseitig nicht so unterscheiden und klassifizieren. Bei allen Meinungsverschiedenheiten in der Hip Hop-Community: alle machen Hip Hop. Ein solches Gemeinsamkeitsgefühl ist in der Popmusik nicht vorhanden. Ein Beispiel verdeutlicht dies: Es gibt immer wieder Gruppenprojekte, d.h. verschiedene bekannte Bands treten mit einem gemeinsamen Song für oder gegen etwas auf (z.B. "First Aid" oder "A Song for Nelson Mandela" oder das deutsche Projekt "Nackt im Wind" für die Welthungerhilfe). 1990 gab es ein Hip Hop-Projekt, dass mit dem Titel "We're All In The Same Gang" gegen die Bandenbrutalität in den schwarzen Gettos aufspielte. In dieser Gruppe befanden sich so unterschiedliche Interpreten wie z. B. MC Hammer und Easy E. von NWA. Auf deutsche Verhältnisse übertragen würde dies bedeuten: die Hardrockgruppe Scorpins würde mit Modern Talking zusammen spielen, so weit auseinander stehen sich im amerikanischen Musikbusiness MC Hammer und Easy E. Die Kurzbeschreibungen einer Gruppe entspringen meinem wertenden Verständnis. Zum Gebrauch: Als Erstes wird der Gruppen-/Interpret.-Name genannt, danach stehen die Titel der Veröffentlichungen. Nicht als LP ausgewiesene Titel sind Maxis. In den Klammern stehen die jeweiligen Plattenfirmen bzw. Labels. Im Anschluss steht eine Kurzbeschreibung der Band und zum Schluss stehen Kürzel, die Aufschluss über die Herkunft der Gruppen geben, WC für Westcoast (z.B. Los Angeles, San Francisco), EC für Eastcoast (z.B. New York, Phladelphia). Old School: Afrika Bambaataa & Soulsonic Force - Planet Rock (Tommy Boy) Afrika Baambaata & James Brown - UNITY (Tommy Boy/Polydor) Einer der Ersten, der den Islam in den Hip Hop brachte. Arbeitet immer mit großen Gruppen/Projekten (Zulu Nation) zusammen/EC. Joe Bataan - Rap-0 Clap-0 (Solsoul/RCA) Pop-Rap/EG. Gary Bird & the GB-Expirience - The Crown (Motown) Rapmusiker, Texter für andere Interpreten (z.B. Stevie Wonder) und Radio-DJ, seine Texte beziehen sich auf das kulturelle Erbe der Afroamerikaner/EC. Kurtis Blow - The Break und Hard Times (Mercury/LP) Old Schoolrapper der härteren Gangart/EC. Genius of Rap (Sampler) mit u.a. Dr. Jekyll & Mr. Hide (Island) LP/EC. Grandmaster Flash & the Furious Five - Adventures of Grandmaster Flash on the Wheels of Steel und The Message (Sugar Hill) LP eine der ersten Hip Hop-Gruppen mit sozialkritischen Textinhalten. Rockiges Aussehen (Nieten etc.)/EC. Grandmaster Mell Mell & the Furious Five - Stepp off (Sugar Hill) Grandmasterflash Flash & the Furious 4 ohne Flash. Spoonie G. - The Godfather (Tuff City/BCM) Coolness und Hype/EC. Sugar Hill Gang - Rapper's Delight (Sugar Hill) Erste auf LP gebannte Hip Hop-Gruppe. Kunstprodukt einer cleveren Produzentin/EC. 49 T.Ski Valley - Catch the beat (Grund Groove) Coolness/EC. T La Rock - On Tour (DefJam/LP) Rapper im Übergang zur New School/EC. Whoodini - Magic's Wand (live) "Miamy Vice"-Rapper, Designer-Anzüge, Designer-Rap/EC. New School The Afros - Kickin Afrolistics (CBS/LP) Hardcore Hip Hop mit Anleihen (optischer Art) an den AfroLook der 70er-Jahre/EC. Anoter Bad Creation - Coolin' At The Playground Y'a Know (Motown/LP) Kinder/Jugendlichegruppe/EC. Big Daddy Kane - It's Big Daddy Thing, Taste Of Chocolate, Prince Of Darkness (alles Cold Chillin/LPs) gute Textreime, sexistische Textinhalte, Coolness/Hype/EC. Bitches With Problems - Bitches With Problems Sony/LP) Hardcore Frauen Hip Hop-Gruppe/WC. Biz Markie Goin' Off (Cold Chillin') Hip Hop mit viel Fun und ein wenig Psychedelic/EC. Boogie Down Produktion - Criminal Minded (B-Boy-R./LP), By All Means Necessary (JiveTeldec/LP) Edutainment = Education + Entertainment. Hardcore Rapper mit politischen Zielen/EC. Boo Ya T.R.I.B.E. - The New Funky Nation (Ackee Music/LP) Hardcorerap/Gangsta-Rap, gehörten, bevor sie Musik machten, einer der größten Gangs (the Bloods) in Los Angeles an/WC. Brand Nubian - One For All (Electra/LP) Band um den Rapper Grand Pupa, verbindet Erfahrung der "Nativ-Tongue"-Fraktion um Jungle Brothers mit den Hard-Core-Rap der Polit -Hip Hopper. Digital Underground - Sex Packets (LP», Same Song (EP), Sons Of The F (LP) (alles Tommy Boy) Fun-Rap. Sehr stark beeinflusst vom P-Funk/WC. DJ Jazzy Jeff & the Fresh Prince - He's The DJ, I'm The Rapper (Jive-Teldec/LP), Homebase (JiveBMC/LP) stark verpoppter Hip Hop/EC. Easy E.- Easy-Duz-It (BCM/LP) Rapper der Formation NWA. Sexistischer Hardcorerap/WC. EPMD - Strictly Business (BCM/LP) sehr guter Scratcher und DJ/EC. Eric B. & Rakim - Paid In Full (Ariola/LP), Follow The Leader (WEA/LP), Let The Rhythm Hit Em (WEA/LP) Hardcore Hip Hop. Sehr guter Rapper (Rakim) mit vollkommen eigenem Rapstil. Hat viele Nachahmer/EC. The Fat Boys - The Twist, Fat Boys (Longitude Music) Pop-Rap im Stil von Kid'n Play, waren erfolgreich mit einer Coverversion von Chubby Checkers The Twist. Besonders erstaunlich ist MC Darren Robinson, der das "human beatboxin'“ perfekt beherrscht/WC. Geto Boys - Wo Can't Be Stopped, (Priority/LP) Hardcore- sexistischer Gangsta-Hip Hop/WC Heavy D. & the Boyz - Mr. Big Stuff (MCA), Peaceful Journey (MCA/LP) Swingbeat Hip Hop. Swingende Rythmen. Crossover mit House-Music/EC. 50 Hoes With Attidude - noch nicht in Deutschland veröffentl. Die weibliche Antwort auf NWA/WC. Ice Cube - AmeriKKKa's Most Wanted, Kill At Will, Death Certificate (alles Island/LPs) Hardcore Hip Hop, Ex-Rapper von NWA/WC. Hat in seiner letzten LP massive rassistische (gegen Koreaner) und antisemitische Textinhalte. Ice MC - Cinema (1988/LP) Pop-Hip Ilop/EC. Ice T - COLORS (WEA), Power, X-Rated ( beide Rhyme SyndicaLe-WEA/LPs) Hardcore. Extrem politisch/WC. Produziert sich und z.T. andere Rapper selbst (Rhythm Syndicate). Just Ice Na Touch Da Just (Fresh)/EC. Kid'n Play Fun House, To Ilype (Cooltempo) Fun Hip Hop, haben einen erfolgreichen Hip Hop-Film "Houseparty" abgedreht/EC. Kool Moe Dee - Go See The Doctor (Jive-Teldec), Knowledge Is King (Jive-Teldec/LP), Funky Funky Wisdom (JiveTeldec/LP) technisch sehr guter Rapper. Dadurch treten manchmal die Samples und Beats zu sehr in den Hintergrund EC. Leader Of The New School - PTA (Electra) Polit- Hip Hop Lifer's Group - The Real Deal (Hollywood Basic R./LP) Schon länger bestehendes Projekt von Gefängnisinsassen zur Vereitelung von Kriminalität unter den Jugendlichen, durch Abschreckung (Gefängnisbesuche). Haben seit kurzem begonnen, die Jugendlichen mit Rap-Musik zu erreichen. LL Cool J - Radio (Def Jam/LP), Bigger Than Def (Def Jam/LP), Walking With A Panther (Def Jam/LP), Mama Said Knock You Out (DefJam/LP) New School der ersten Stunde. Guter Rapper. Gilt als "Erfinder" des Schmuse- oder Balladenraps/EC. MC Hammer - Please Hammer Don't Hurt, Too legit to quit (alles Capitol/LPs) Fast schon Pop zu nennen. Extrem erfolgreich als tanzender Rapper oder rappender Tänzer/EC. MC LYTE - Act Like You Know (Warner/LP) Female-Hip Hop Monie Love - Down To Earth (Cooltempo/LP) eigentlich Engländerin, wohnt aber in NY. Sehr gute Rapperin, gute Texte und Samples/EC. Naughty By Nature - Naughty By Nature (Tommy Poy/LP) Polit Hip Hop mit Jazz- und Soulsamples. Stehen in der Tradition von PE und Ice Cube/EC. Nice 'N Smooth Sometimes I Rhyme Slow (Columbia) NWA - NWA The Posse, Straight Outta Compton (LP), 100 Miles And Runnin' (EP), (alles Ruthless) eine der härtesten Hip Hop-Gruppen, sowohl was die Textthemen, als auch was die Musik angeht/WC. Professor Griff - Kaos Il Wiz *7-1 Dome (BMG-Ariola/LP) ehemaliger Minister of Information der Gruppe Public Enemy. Hardcore Hip Hop. Islamischer Fundamentalist. Anhänger von Louis Farrakhan/EC. Puplic Enemy - Yo! Bum Rush The Show, It Takes A Nation To Hold Us Back, Fear Of A Black Planet, Apocalypse 91...The Enemy Strikes Back (alles DefJam/LPs) eine der härtesten polit Hip Hop-Gruppen. Paramilitärisch wie ein kleiner Staat im Auftreten/EC. Queen Mother Rage - Vanglorius Law (Virgin/LP) Female Hip Hop/EC. 51 Queen Latifah - All Hail The Queen (BCM/LP) Female Hip Hop. Stilistisch sehr gute Rapperin.Mitglied der Native Tonguemacht /EC. Run DMC - Run DMC (Profile-BCM/LP), Raising Hell (Profile Metronome/LP), Klug Of Rock (ECM/LP), Tougher Than Leather (BCM/LP), Back From Hell (BCM/LP) erste Gruppe, die mit Rockmusikern zusammengearbeitet hat. Mischung aus hartem Hip Hop und Hardrockmusik. EC. Salt'n Peppa - Hot, Cool, Vicious (Next Plateau-Metronome/LP), A Salt With A Deadly Peppa, Blacks Magic, The Best Of (alles Next Plateau/LPs) Female Hip Hop. Gute Rapperinnen mit z.T. sozialkritischen Texten/EC. Schooly D. - Schooly D (Rhythm King/LP), Hardcore Rap mit Rockeinflüssen/EC Lakim Shabazz - Pure Righteousness (Tuff City) radikaler Moslem, ist einer der offiziellen "RapSprachrohre" von Louis Farrakhan. Hardcore mit reichlich Jazzsamples/EC. Son Of Bazerk - Bazerk Bazerk Bazerk (DefJam/LP) harter Hip Hop mit starken Anleihen an Rhythm'n Blues und 60er-Jahre Soul/EC. Sweet 'n Cookie - Do you wanna Dance (LP) Female Hip Hop, Old- School-orientiert/EC. Del Tha Funky Homosapien - I Wish My Brother George Was Here (Electra/LP) P-Funk orientierter Hip Hop. Westcoastrapper mit starken East-Coast-Einflüssen/WC. Tone Loc - Loc-Ed After Dark, Cool Hand Loc (Delicous Vinyl-Island/LP) Fun-Hip Hop/WC. Too Short - Born To Mack, Live is.... Short Dog's In The House (alles Jive-BMG/LPS) Hardcore mit 70er-Jahre Soul-Samples. Viel Sexismus ("Motherfuckin'-lmperium")/WC. 3rd Bass - Derelicts of Dialect (DefJam/LP) eine der ganz wenigen schwarz-weißen Hip HopGruppen, die in der Hip Hop Community angesehen ist/EC. 2 Live Crew - Nasty As They Wanna Be, Banned In The USA, Sports Weekend (Deep GrooveAriola/LP) extrem sexistisch. Die Gruppe gehört zu einer der WC-Gruppen, die unter dem Begriff "Motherfuckin'-Imperirium" laufen/WC. Yo Yo - Make Way for The Motherlode (Lench Mob-Knowledge/LP) Hardcore Hip Hopperin/WC. Young MG - Bust A Move (Delicous Vinyl/LP) Pop-Hip Hop/WC. Crossover/Fusion: Asher D & Daddy Freddy - Ragamuffin Hip Hop (BCM/LP) Hip Hop & Reggae/EC A Tribe Called Quest - Travels And The Path Of Rhythm, Low End Theorie (beide Jive/LPs) Gruppe bestehend aus Mitgliedern von De La Soul und Djungle Brothers. Musikalische Richtung ist ähnlich wie bei den beiden genannten Gruppen/EC. Chuck Brown & the Soulseachers - Bustin' Loose, Live '87, Any Other Way To CO (alles Rhythm King/LPs) 52 Führender Musiker des CO GO-Swings, einer Stilrichtung des Hip Hop aus Washington/DC. Go Go-Swing ist eine homogene Mischung aus verHip Hoppten alten Jazz-Standards oder verjazzten Raps. Die gesamte Musik wird auf Instrumenten gespielt. Improvisation und Raps stehen gleichwertig nebeneinander. Die Musik schöpft aus der gesamten afroamerikanischen Musiktradition. Co Go-Swing ist ein hervorragendes Beispiel für den, bei vielen anderen Hip HopGruppen rein verbal beschworenen oder musikalisch konstruierten, Crossover anderer Musikstile mit Hip Hop. DE LA SOUL - Three Feet High and Risin', DE LA SOUL ls Dead ( beides Tommy Boy/LPS) Hip Hop + Soul/Flower Power, experiment. Samples und Psychedelic. Intellektuelle Wortspiele bestimmen zum großen Teil die Texte/EC. Djungle Brothers - Straight Out The Djungle (LP)(Warlock-Zyx), Done By The Force Nature (WEA/LP) Soul/Spirit und Psychedelic. Intellektuelle Texte mit starken Bezügen zu Afrika ("NatureTounge")/EC. Dream Warriors - My Definition of a Bombastic Jazzstile siehe Gang Starr/kommen aus Kanada. FU Schickens - Ring The Alarm (Jive) Ragamuffin-Hip Hop Gang Starr Branford Marsalis - Jazz Thing (CBS). Gang Starr Stepp In The Arena (Chrysalis/LP) Hip Hop + Jazz-,Blues- und Swing-Samples/EC. Kid Frost - Hispanic Causing Panic (Virgin/LP) Hip Hop z.T.mit spanischen Raps und lateinamerikanischen (Salsa, Cha Cha etc.) Samples/WC. Ninjaman - noch keine Veröffentl. auf Tonträger, Super Clash Round (Live-Video) Dancehall Reggae - Hip Hop beeinflusste neueste Form des Reggae aus Jamaika Poor Righteous Teachers - Easy Star (Profile) Ragamuffin-Hip Hop Shabba Ranks - noch keine Veröffentl. auf Tonträger siehe Ninjaman. Hip Hop aus England: Betty Boo - Boomania (1990/LP) Hip Hop + House-Musik. Galliano Gettho Boy (Talkin Land) Mischung aus Soul, karibischer Musik, Jazz und Hip Hop. Massive - Blue Lines (Virgin/LP) Früher Massive Attack, benannten sich während des Irakkriegs um. Hip Hop und Deep House/Soul. Outlaw Posse - My Afro's Om Fire (Island/LP) Hip Hop und starker 70er Funk Einschlag. Sehr New York-orientiert. Redhead Kingpin - Do The Right Thing, The Album With No Name(LP) (beide Virgin) sehr stark New York-orientiert. Soul Il Soul - Club Classics Na. I, C.C. Na. II, (beides 10 Record/LPs) Mischung aus Hip Hop, Soul, Reggae. Loser Verbund von Musikern und Musikerinnen um den Leader Jazzie B. Zusammenarbeit mit Jazzmusikern wie z.B. dem Tenorsaxofonisten Courtney Pine. Stereo MCs - Supernatural's (Island/LP) stehen De La Soul und A Tribe Called Quest sehr nahe. Jazz-Samples. 53 Young Disciples - Road To Freedom (Talking Loud/LP) Soul und Hip Hop. Produzenten: The Bomb Squad (Shocklee, Ridenhour, Sadler) - Puplic Enemy, Terminator X DJ Mark The 45 King - zB. Queen Latifha, aber auch Pop-Interpretin, wie Madonna Joe "The Bitcher" Nicolo - z.B. Boo Ya T.R.I.B.E. LA & Babyface z.B. Bobby Brown Marley Mall z.B.Biz Markie, Big Daddy Kane, Queen Latifha, Prince Paul z.B. Big Daddy Kane, DE LA SOUL Rick Rubin Def Jam-Gründer z.B. LL Cool J, Jazzy Jay, Russel Simmons - Def Jam-Gründer z.B. Kurtis Blow, Public Enemy, Teddy Riley - z.B. Redhead Kingpin, Big Daddy Kane 54 6.5. ZITATE UND ANMERKUNGEN Vorwort: 1. Sugar Hill Gang: "Rapper’s Delight", Textanfang, Sugar Hill R., 1979 2. Gorris, Lothar: "Rebel Without A Pause". In: Hündgen, Gerald (Hrsg.): "Chaisin' A Dream", Köln 1989, S.193 3. Amerika erlaubt sich nach wie vor getrennte schwarze und weiße Popmusik-Charts. Old School: 1. 2. Graves/Schmidt-Joos: "Rocklexikon Bd. II", Frankfurt 1990, S.904 Ebda., S.904 3. Toop, David "Rap Attack", London 1984, S.62 4. Graves/Schmidt-Joos, a.a.O., S.932 5. Toop, D, a.a.O., S.62 6. Interview mit Grandmasterflash. In, Toop, D., a.a.O., S.65 7. Ebda., S.106 8. Zitiert nach Adler,B.: "Rap", London 1991, S. 23 9. Günther, Jakob :"La Quan - Notes of a nature man". In: 10. Die ersten DJ-Anlagen waren ähnlich aufgebaut wie die Soundsysteme der Reggae-DJs: große wuchtige Bassboxen, in deren die Musik durch Hallgeräte usw. verzerrt wurde. 11. Leider gibt es keine mir zugänglichen Original-Plattenaufnahmen. Aus diesem Grund muss ich auf eine jüngere Live-Einspielung zurück greifen. Sie trifft allerdings sehr gut die Stimmung der damaligen Partys. 12. Carles/Conolli "Freejazz - Black Power", Hofheim 1980, S. 128 13. Ebda, S.129 14. Toop,D., a.a.O., S.33 15. Grandmaster Mell Mel: Transkription von der Maxi "Stepp Off", Sugar Hill R., 1984 16. Ebda., Intro und Beginn der ersten Strophe 17. Ahearn, Charlie : "Wild Style", siehe Film 18. Toop, D., a.a.O., S.18 19. Siehe den Film "The Great Rock'n Roll Swindle", der in allen Einzelheiten und sehr satirisch den Aufbau der Retortenband Sex Pistols durch den Manager Malcom McLaren beschreibt. 20. Gorris, Lothar :a.a.O., S. 198 SPEX 10/90 55 21. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Praxis der Labelgründung und der Vermarktung von Popmusik generell ist in dem Buch "Wem gehört die Rockmusik" von Garofalo und Capple (Frankfurt 1977) zu finden. Ursprung und Wurzeln des Hip Hops: 1. Interview mit Jalal. In: Scheuring, Dirk:"Jalal & the Last Poets", Spex 7/89, S.47 2. Toop, D., a.a.O., S.18 ff. 3. Jost, Ekkehard :"Die Sozialgeschichte des Jazz", Frankfurt 1986, S.95 ff. 4. Ebda., S.99 ff. 5. Ebda., S.166 ff., S.229 ff. und Kerschbaum, Franz :"Miles 1)avis",Graz 1978, S.104 ff. 6. Jones, Leroi :"Black Music", Frankfurt 1970, S.189 7. Sidran, B., a.a.O., gesamte Einleitung 8. Ebda., S.28 9. Ebda., S.28 10. Ebda., S.33 11. Cunny-Hare, Maud York 1974, S.19 12. Dauer, Alfons :"Tradition afrikanischer Blasorchester", Graz 1985, S. 11 ff. 13. Interview mit Digital Underground. In: Spex 1/92, S.23 14. Cunny-Hare,M., a.a.O., S.2 15. Günther, Helmut 16. Ramseger,U. :"Soziale Bezüge des Musizierens in Naturvölkern", Basel 1970. In: Rathje, S: "Utopie als Klang", Kassel 1990, S. 68 17. Günther, H., a.a.O., S.21 18. Ebda., S.20 19. Der Stepptanz ist im Ursprung nichts anderes, als ein Trommel-Solo mit den Füßen. 20. Vgl. hierzu Schütz, Volker:"Zur Faszination des Rhythmischen in der populären Musik". In: "Musik und Bildung" 4/85, S.352 ff. 21. Siehe z.B. den Vorspann des Films "Do The Right Thing", von Spike Lee, Tanzszenen aus dem Spielfilm "Beatstreet" oder die jeweils aktuellen Hip Hop-Videoclips. 22. Weber, Wolfgang :"Negro Musican and their music", New :"Die Tänze und Riten der Afroamerikaner", Bonn 1982, S.5 ff. :"Was ist Negermusik", 1928. In: Jazz-Thetik 9/89 56 23. Jones, Leroi :"Blues People", Darmstadt 1975, S.46 ff. 24. Ebda., S.44 ff. 25. Plessner, Monika 26. Kurz, Rüdiger :"Bebop-Yabba-Dah...". In: Network Press 7/91 :"Ich bin dein dunkler Bruder", Hagen, 19771 S.76 ff. The New School: 1. Siehe dazu die beiden 84er Filme "Flashdance" und "Breakdancesensation '84". 2. Gorris,L., a.a.O., S.206 3. Interview mit Rick Rubin und Simon Russel. In: Light, Allan: “King of Rap". In: Rolling Stone 11/90, S.106 ff. 4. Gorris,L., a.a.O., S.206 5. Interview mit Simon Russel, a.a.O., S.107 2. Grandmaster Flash 3. Sidran, B., a.a.O., S.158 ff. 4. Carles/Conolli, a.a.O., S.123 5. Hüngen, Gerald :"The dark end of the street". In: Hündgen, G. (Hrsg.): "Chaisin' a Dream", Köln 1989, S.48 6. Jost, E., a.a.O., S.188 7. Interview mit Jalal, a.a.O., S.42 8. Vgl. dazu Jost, E., a.a.O., S.192, über die Tendenz der Free Jazzer, durch musikalische Annäherung an die Soul-Musik, politische Inhalte in die Community zu tragen. 9. Clark, Kenneth B. :"Schwarzes Getto", Düsseldorf 1967,S.42 10. Sidran, B., a.a.O., S.181 11. Clark, K. B., a.a.O., S.34 12. Sidran, B., a.a.O., S.164 13. Ebda., S.182 14. Afrika Bambaataa. In: Toop, D., a.a.O., S.57 15. Tanz und Musik blieben durch die ganze Entwicklung des Hip Hops eine Domäne der Schwarzen. 16. Bericht in der TAZ :"Washington: Gefährliches Pflaster für Babys", TAZ vom 18.1.92 17. Bericht im Stern: "New York - Verfall einer Stadt", Stern 1 1 / 90 the Furious Five: Ausschnitt aus "The Message", Sugar Hill 1981 57 18. Nachichten in der Taz vom 26.10.91 19. Bericht im Stern: "Eine Musik macht mobil", Stern 9/90 S.91 20. Ebda., S.91 21. Bericht in BAD :"Ice Cube's Lench Mob". In: Bad, Erstausgabe 07./08.-90 22. Ice Cube. In: Adler, B., a.a.O., S.97 23. KRSI. In: Adler, B., a.a.O., S.61 24. Baumann, ebda :"BDP - Hitting Hard". In: BAD 4/92 25. Interview mit Chuck D. In: "And now all the motherftickin' racists...", Stadt Revue Köln 3/92 26. Chuck D. In: Becker, Jochen: "Öffentlichkeitsarbeiter", Taz vom 30.1.92 Resümee und Ausblick: 1. KRSI. In: "Word! Yo Leaders Speak", BAD, Erstausgabe, a.a.0., S.8 58 6.6. LITERATURLISTE Adler, B. Bader, Staser (26) Berendt, J.E. (26) : Burley, Dan (24) : Carles, P. / Conolli, J.L. (4) Chernoff, John (5) :„Rap“, London 1992 :„Worte wie Feuer“, Buchverlag Michael Schwinn, Neustadt 1988 „Das große Jazz Buch“, Frankfurt 1988 „Original Handbook of Harlem Jive“, 1985 :„Free Jazz - Black Power, Hofheim 1980 :„African Rhythm and African Sensibility: aesthethics and socialisation in african musical idioms“, Chicago 1979 Darmstadt 1989 Dauer, Alfons (6) :„Tradition afrikanischer Blasorchester....“, Text und Notenteil, Graz 1985 Dauer, Alfons (2) :Der Jazz: seine Ursprünge und seine Entwicklung“, Kassel 1977 Chapple/Garofalo (28) :„Wem gehört die Rockmusik“, Frankfurt 1977 Graham, Ronnie (7) :„The World Of African Music“, London 1992 Graves, B. / Schmidt-Joos, S: „Rocklexikon Bd. I & II“, Frankfurt 1990 Günther, Helmut (8) :„Grundphänomen und Grundbegriffe des afrikanischen und afroamerikanischen Tanzes“, Wien 1970 Hündgen, Gerald (Hrsg.) (16):„Chaisin’a dream“, Köln 1989 Jones, LeRoi (9) :„Blues People“, Wiesbaden ohne Jahresangabe Jost, Ekkehard (15) :„Sozialgeschichte des Jazz“, Frankfurt 1982 Kuhnke/Miller/Schulze (20) :„Geschichte der Popmusik“, Bremen 1976, zit. nach Werther 1988, S. 50 Litweiler, John (10) :„Das Prinzip Freiheit“, Schaftlach 1988 Meinhof, C. (Hrsg.) (11) :„Afrikanische Märchen“, Musik“. In: „Zum Verstehen afrikanischer Musik“, Leipzig 1988, S.69 Nketia, Joseph (12) : „Die Musik Afrikas“, Hamburg 1979 Polillo, A. (27) :„Jazzgeschichte und Persönlichkeit“, München 1981 Raab, Claus (3) :„Afrikanische Musik“. In Rudolf Stephan (Hg.): „Musik fremder Kulturen“, Mainz 1977 Sander, W. (25) :„Zur Geschichte und stilistischen Entwicklung afroamerikanischer Musik“, Laber Verlag 1982 Sidran,Ben (19) :„Black Talk“, Frankfurt 1985 Smash, Nick (23) :„Hip Hop“, NY 1990 Stockmann, E. (Hrsg.) (14) :„Musikkulturen in Afrika“, Berlin 1987 Toop, David (24) :„Rap Attack 2“, New York 1991 Zeitungen und Zeitschriften: • • • • • • • • • • • DIE ZEIT + das Zeitmagazin, : Redaktionsleitung Marie Hüllenbrenner, Hamburg Die Tageszeitung(TAZ): Hrsg. Freunde der alternativen Zeitung e.V. Berlin, Kochstr. 18, 1000 Berlin 80 Der Stern : Hrsg. Rolf Schmidt-Holtz, Verlag Gruhner & Jahr AG + Co., Am Baumwall 11, 2000 Hamburg 11 Hessische Niedersächsische Allgemeine (HNA): Hrsg. Rainer Dierichs, Verlag Dierichs GmbH+Co.KG, Fankfurter Str.168, 3500 Kassel Musik-Express/Sounds (ME): Redaktion Bernd Gockel, Verlagsgruppe Jürgen Marquard/Brisas Verlag, Baarestr. 22, CH6304 Zug Dance: Verlag Jennifer Röder, Hochstr. 19, 4650 Gelsenkirchen-Buer (kostenloses Werbeheft) Spex: Redaktion Clara Drechsler, Hrsg. Spex Verlagsgesellschaft mbH, Aachener Str. 4044, 5000 Köln 1 Stadt Revue (SR): v.i.S.d.P. Jürgen Salm, Maastrichter Str. 49, 5000 Köln 1 Network Press: v.i.S.d.P. Rüdiger Kutz, Deichstr. 23, 2000 Hamburg 11 CUT: v.i.S.d.P. Rüdiger Kutz, Universal Media GesellschaftmbH, Schillerstr. 7, 8000 München 2 Black Artists & Dance (BAD: Hrsg. Axel Stinnhoff, Ernst-Robert-Curtius- Str. 6, 5300 Bonn 59 • • • • • • • • • • • • • • • Quo Vadis : Hrsg. Kulturverein Kreativ e.V., Taunusweg 12, 5600 Wuppertal 12 Tempo: Jahreszeitenverlag GmbH., 2000 Hamburg 60, PF 601220 Der Spiegel: Hrsg. Rudolph Augstein, Spiegelverlagsg mbH., 2000 Hamburg 11, PF 110420 Jazz-Thetik: Hansaplatz Nr. 9, 4400 Münster Jazz Podium: JP-Verlagsgesellschaft mbH., Vogelsangerstr. 32, 7000 Stuttgart 1 Info Tip: Hrsg. Jörg Schermann, Jörg Shermann-Verlag, Friedrich-Ebert-Str. 20, 3500 Kassel The Face: Edit Director Nick Logan, Third Floor Block A, Exmouthhouse, Pine Street, London ECIROJL, England Wire: Units G&H, 115 Cleveland Street, London W1PSPN, England Straight No Chaiser: Publisher Paul Bradshaw, 436 Coronet Street, London, England Blues + Soul: Publisher Napfied Limeted, 153 Praed Street, London W21kL, England Rolling Stone: Publisher Iann. S. Wenner, 745 Fith Avenue, New York, NY 10151, USA Sky: Publisher Hugh Goldsmith, News International Hachette Ltd., 27 Swinton Street London, England Hip Hop: Publisher Sarah Wise, Popular Publication Connection: Alexander House, Forehill, Ely, Camp CB7 4AF, England Video: Bei einfachen Videoclips sind nur die Titel angegeben, alle anderen Angaben stimmen mit den Angaben der Diskografie überein. Public Enemy :"Fight The Power", Video-Film, ca.40 min., Regisseure u.a. Spike Lee + Bomb Squad, produziert von Bomb Squad und Public Enemy, 1989 by CBS Public Enemy : 911 Is A Joke Public Enemy : Shut Ein Down Public Enemy : Can Truss It NWA : Express Yourself Kool Moe Dee : I Co Werk Grandmaster FLash& The Furious Five: The Message Grandmaster Mel Mel& The Furious Five: Step Off DJ Jazzy Jeff & The Fresh Prince: Summertime Too Short: Getto Digital Underground: Do Watcha Like Snap: Live in Dresden, aufgenommen vom Fernsehsender TELE 5 Run DMC:Walk This Way LL Cool J:I Need Love Public Enemy & Big Daddy Kane:Burn Hollywood, Burn Salt 'n' Peppa:Let's Talk About Sex Spielfilme: Do The Right Thing: Regisseur Spike Lee, USA 1989 Wildstyle : Regisseur Charlie Ahearn, 1980 Boyz 'n The Hood : Regisseur John Singleton, USA 1991 60 Beat Street : Regisseur Stau Lathan, USA 1984 6.7. BILDERNACHWEIS Seite Titel 8. 10. 12. 18. 20. 23. 47. 49. 52. 58. 59. 61. 63. 68. 76. 79. 80. 82. 87. 89. 92. 93. 104. 105. 110. Quelle Kool DJ Herc: Hager, Steven: "Hip Hop", New York 1984 G.M. Flash: Toop, David : Rap Attack", London 1984 Africa Bambaataa: Toop, D., ebda. Hip Hop-Tanz: Hager, S., a.a.0. Graffiti-Beispiel: Hager, S., ebda. Sugar Hill Gang: Plattencover: "The Message", Sugar Hill R., 1982 LL Cool J: Plattencover: "Walk Like A Panther", Def Jam, 89 Run DMC Adler, B.: "Rap", London 1991 Eric B & Rakim Adler, B., ebda. Salt'n Pepa Adler, B., ebda. Queen Latifah/Monie Love: Adler, B., ebda. Slick Rick Adler, B., ebda. NWA Smash, Nick: "Hip Hop", London 1990 The Last Poets: Spex 7/89 Graffiti an einem U-Bahnwagen: Hager, S., a.a.0. Bronx, New York: Hager,S., ebda New York: Stern 11/90 Ice Cube: Plattencover: "Kill At Will", Lench Mob 1991 Boogie Down Productions: Spex 9/89 Public Enemy: Stern 9/90 Public Enemy-Logo: Werbung in BAD, Erstausgabe, Sommer 90 Chuck D: Spex 1/92 Native Tongue: Adler, B., a.a.0. Gang Starr: Spex 3/90 Normsky at street: Hager, S., a.a.0. 61