Auge um Auge Heute will Wladimir Klitschko David Haye
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Auge um Auge Heute will Wladimir Klitschko David Haye
SONNABEND/SONNTAG, 2./3. JULI 2011 26 2011 Stadtleben: Schlagermove mit Costa, Jürgen & Roberto › Stadtgespräch: Box-Idol Henry Maske › Titel-Thema: Schlagfertige Hamburger Lokal-Termin: Italienische Freude im „Cuneo“ › Gestern & Heute: Kult-Keller „Zur Ritze“– das Tor zur Halbwelt › Markenmacher: Hansaplast Bis aufs Blut Auge um Auge ... Heute will Wladimir Klitschko David Haye schlagen. RAINER MORITZ, Leiter des Literaturhauses, über die Magie des Faustkampfs N ie vermutlich war ich meinem Vater näher als damals in den Siebzigerjahren. Damals, als mitten in der Nacht der Wecker klingelte, Mutter sich im Bett unwillig zur Seite drehte und Vater und Sohn im Schlafanzug vor dem Fernseher in Stellung gingen, um dunkelhäutigenMännern,dieMuhammad Ali, Joe Frazier und George Foreman hießen, beim Boxen zuzusehen. Magische Momente waren das – begleitet vom Zweifel darüber, ob man dem überheblichen Ästheten Ali oder dem brachialen Kämpfer Frazier die Daumen drücken sollte. Und dazu die Unsicherheit, wie lange diese VaterSohn-Eintracht anhalten würde, denn während ein Fußballspiel meist verlässliche neunzig Minuten dauert, schwebt über dem Boxring stets das Damoklesschwert eines jähen, eines viel zu frühen Endes. Boxen beschwört die altertümlichen Mächte des menschlichen Lebens, lässt einige Runden lang vergessen, was der Zivilisationsprozess uns mühsam beigebracht hat. Die amerikanische Schriftstellerin und Faustkampfkennerin Joyce Carol Oates hat an diese vom schönen Schein der Sportberichterstattung verdeckten Wurzeln erinnert: „Die Welt ist im Zorn – durch Hass und Hunger – entstanden und nicht nur durch Liebe. Davon handelt Boxen unter anderem. Es ist so simpel, dass man es leicht übersieht.“ Obwohl auch der von Unwissenden als „roh“ bezeichnete Boxsport Augenblicke des Schönen und der Anmut hervorbringt, hat er nichts von der künstlichen Ästhetik anderer Disziplinen. Wo beim Dressurreiten oder Eiskunstlaufen elegante Piaffen oder zweifache Rittberger gezeigt werden und wo selbst im Fußball ein Lionel Messi Zauberhaftes kreiert, regiert im Ring die unmissverständliche Absicht, einen Gegner umstandslos mit bloßen Fäusten zu Boden zu strecken. „Boxen ist“, schrieb F. X. Toole, Cutman und Autor der zu Filmehren gekommenen Geschichte „Million Dollar Baby“, „seiner Bestimmung nach tödlich, eine tödliche Prüfung des männlichen Willens beider Kämpfer, um festzustellen, wer der Boss ist, wer dieses magische mit Zeltplane bespannte Quadrat absteckt und beherrscht“. Wer diese Auseinandersetzung Auge um Auge, Zahn um Zahn verliert, hat nichts zu lachen. Wie der Nigerianer Samuel Peter zum Beispiel, als er im vergangenen September von Wladimir Klitschko Dresche bezog und nach der neunten Runde wie eine Figur aus Budd Schulbergs Roman „Schmutziger Lorbeer“ wirkte: „Am Ende der Runde sah er aus, als hätte er mit dem Gesicht ein fahrendes Lastauto angehalten.“ Jeder Boxkampf enthält die Möglichkeit einer plötzlichen Wende. Ein einziger „lucky punch“, kurz vor dem Schlussgong der letzten Runde gesetzt, reicht aus, um einem hoffnungslos unterlegenen Kämpfer den Sieg Am Anfang war das Boxen – und auch heute fesselt der Klitschko-Fight in der Imtech-Arena Millionen (21.45 Uhr, RTL) FOTO: PLAINPICTURE/MILLENNIUM zu bescheren. Diese Ungewissheit hält das Publikum in Atem. Keine Sekunde lang – so öde das vorsichtige Sich-Betasten der Kämpfer aussehen mag – darf man dem Ringgeschehen seine Aufmerksamkeit entziehen. In jedem Moment kann die alles zerstörende Linke erfolgreich zum Einsatz kommen und den scheinbar sicheren Punktsieger in tiefste Einsamkeit stürzen. Alle Mächte des Zufalls, alle Ungerechtigkeiten des Lebens – von denen der Tod die größte ist – spiegeln sich in diesem Augenblick wider: „Nirgendwo sonst liegen Vernichtung und Triumph so spektakulär dicht beieinander wie im Boxen.“ (Wolf Wondratschek) Dieser seidene Faden, an dem der Ausgang eines Kampfes hängt, gibt diesem Sport seine mythische Kraft. Wir fühlen uns an das Dunkle des Daseins erinnert und sehen den Männern (und Frauen), die stellvertretend für uns diesen Kampf bis aufs Blut kämpfen, deshalb so fasziniert zu. Die Nähe des Boxens zum Ungezähmten und Archaischen bringt es mit sich, dass sich rund um die Boxarenen alle Facetten der Gesellschaft scharen. Anders als in der VIP-Lounge eines Fußballclubs vermischen sich am Ring die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, trifft sich die Halb- und Unterwelt, die weiß, dass ihre Gesetze zu keinem anderen sozial akzeptierten Geschehen größere Berührungspunkte aufweisen. Auch das mittlerweile von Touristenführungen heimgesuchte Reeperbahn-Lokal „Zur Ritze“ mit seinem legendären Boxkeller demonstriert, dass das Boxen mit den noblen Ritualen eines Golfturniers oder Hamburger Reitderbys nichts zu tun hat. Betrug und Schiebung gehören folglich seit jeher zur Boxgeschichte, und nichts erzürnt einen Boxfan mehr als das Gefühl, einem von den Medien aufgebauschten, im Vorhinein als ungleich empfundenen Kampf beigewohnt zu haben. Ein Boxer, der sich schon nach den ersten Schlägen als Aufbaugegner, als Fallobst erweist, zieht den Sport in den Schmutz, auch wenn alle Beteiligten wissen, dass das Boxen nie eine saubere Angelegenheit war. Auch Frauen haben – nicht nur als Kämpfende – das Boxen entdeckt, kümmern sich nicht um die Semiprominenz, die die Hallen aufsucht, um mal wieder ins Fernsehen zu kommen, sondern empfinden eine eigentümliche Begeisterung für knallharte Rechte und aufgeplatzte Augenbrauen – ein Phänomen, das männliche Betrachter wie den Journalisten Dirk Schümer nachdenklich stimmt: „Ist es nicht merkwürdig, dass Frauen, die ihr Gesicht um jeden Preis und über die Gesetze der Natur hinaus glatt und straff zu halten versuchen, ganz fasziniert Männern dabei zuschauen wollen, wie sie ihre Gesichter lädieren?“ Ohne Zweifel: Im Erleben eines Boxkampfes sind wir ganz bei uns, vergessen wir, was uns Eltern und Erzieher an ethischen Maximen beizubringen versuchten. Wir wissen wohl, dass wir im Straßenverkehr oder im Supermarkt nicht blind auf die plumpen Argumente des Stärkeren setzen dürfen, doch manchmal tut es gut, sich den Urprinzipien des Lebens zu überlassen. Oder in den Worten der Enthusiastin Joyce Carol Oates: „In seinen intensivsten Momenten ist es ein ungebrochenes und so machtvolles Bild des Lebens – seiner Schönheit, seiner Verletzlichkeit und Verzweiflung, seines unberechenbaren und oft selbstzerstörerischen Muts –, dass es das Leben selbst ist und kaum ein bloßer Sport.“ S. 4/5 – Acht prominente Boxfans über ihre Faszination für den Sport. Plus: Boxen und Boxer in Hamburg II › WOCHENENDE Sonnabend / Sonntag, 2. / 3. Juli 2011 KARTE: GRAFIKANSTALT Ab nach Friedrichstadt Klaus-Peter Kohl 202 Tön ning er S 4 traß e 5 2 3 8 16 Uhr Wir gehen bei blauem Himmel mit den Enkeln im Niendorfer Gehege reiten. Eine Alternative zu den Ponys und Pferden ist Hagenbecks Tierpark, den ich seit meiner Jugend sehr schätze. 18.30 Uhr Vor dem Essen lasse ich mich von einer Masseurin, die wir gelegentlich buchen, ausgiebig massieren. Das empfinde ich als großen Luxus, den ich mir gern gönne. 19 Uhr Daheim in Winterhude. Ich wünsche mir ein Gericht mit Bratkartoffeln, meiner Lieblingsspeise. Dazu muss es nicht einmal Fleisch geben. In der Gemütlichkeit des eigenen Hauses mit der ganzen Familie zu essen, das ist für mich Entspannung pur. 20.15 Uhr „Tatort“! Solange die Kultserie läuft, verlasse ich das Sofa nicht. Am liebsten mag ich Jan Josef Liefers und sein Team. See Du hast die Haare schön! Fein für den Schlagermove Hossa! Hossa! Hossa! D TEXT: NICO BINDE ie dauernölende Horde freudloser Kulturkritiker kann hier gleich mal aufhören zu lesen. Denn es geht hier um nichts weniger als die Kunst von Michael Wendler, Costa Cordalis, Roberto Blanco oder Jürgen Drews. Kurz: Es geht um seichte Unterhaltungsmusik für wohltemperierte Großstädter. Wer jetzt also noch dabei ist, den begrüßen wir in der Welt des Schlagers! Herzlich willkommen im Land der einfachen Melodien, der simplen Texte, der überbordenden Mode. Das kann man total doof finden. Man kann aber auch akzeptieren, dass der Schlager durchaus dazu taugt, mit etwas Selbstironie und dem nicht näher definierten Schlachtruf „Hossa! Hossa! Hossa!“ die Sau rauszulassen. Und wenn sogar Spitzendenker wie Kurt Tucholsky nicht frei von Anerkennung formulieren „Alles am Schlager ist echt, weil es so schön falsch ist“, kann es so schlimm ja wirklich nicht sein. Auf St. Pauli ist an diesem Sonnabend bis in den frühen Sonntagmorgen wieder alles herrlich falsch. Beim Schlagermove, seit 1997 fester Bestandteil des hamburgischen Feiertagskalenders, wird falsches Haupthaar getragen und falsche Sonnenbrillenästhetik gepflegt. Falsche Kleider werden in grellen Farben SSENSATIONEN ENSSAATTIIONNEEN SSEIT EEIT IT ÜBER ÜBER 100 ÜB 100 JAHREN! JAHRE HRENN ! Termine 25. Oktober 2011 bis 26. Februar 2012 Karten € 24,90 bis € 51,90 Feiertage: Karten € 49,90 bis € 69,90 Karten gibt es in allen Hamburger Abendblatt-Ticketshops (zzgl. Bearbeitungsgebühr) Hamburger AbendblattTicket-Hotline 040/30 30 98 98 (zzgl. Versandkosten) Mo.–Fr. 8–19 Uhr, Sa. 8–13 Uhr W Klein-Amsterdam des Nordens TEXT: KIRSTEN RICK 1 FRIEDRICHSTÄDTER ROSENTRÄUME Eine Stadt versinkt im Blütenmeer: Am ersten Juliwochenende präsentieren international renommierte Rosenzüchter ihre blühende Pracht auf dem Marktplatz. Rundherum wird alles um die Königin der Blumen angeboten, vom Rosenlikör über Gartenaccessoires bis zu Schmuck. Auch Gastronomen und Landfrauen warten mit rosigen Köstlichkeiten auf. » 2./3.7.2011, 10–18 Uhr, Marktplatz Service » Schlagermove mit 45 Trucks: Sa, 2.7., Aufstellung ab 13.30, Start um 15 Uhr am Heiligengeistfeld über Helgoländer Allee, Hafenstraße, Pepermölenbek und Reeperbahn. Aftermove in fünf Party-Zelten auf dem Heiligengeistfeld: Einlass ab 17.15 Uhr; Eintritt: 14,90 Euro; Anfahrt: U 3 bis Feldstraße oder St. Pauli. Programm: www.schlagermove.de 2 MUSEUM „ALTE MÜNZE“ Auf drei Etagen kann man die Stadtgründung, die religiöse Vielfalt und den Alltag in Friedrichstadt nacherleben. Ein Modell aus braunem Ton zeigt jedes Gebäude der Stadt um 1800, ein weiteres ein Friedrichstädter Haus, das zugleich als Vitrine für Werkzeuge und Wohnkultur dient. Wie ein roter Faden zieht sich ein Geschichtsfries mit allen wichtigen Daten durch das ganze Museum. » Am Mittelburgwall 23, Di–So 10–17 Uhr (Juli und August auch montags), Tel. 04881/1511, www.museum-friedrichstadt.de 3 TISCHLEREIMUSEUM Die historische Tischlereiwerkstatt von 1876 ist in ihrer ursprünglichen Form erhalten – eine Hinterlassenschaft von Tischlermeister Jacob Hansen, der 92-jährig 1998 starb. Zu sehen sind u. a. eine Drechselbank aus dem Jahr 1870 und eine alte Bandsäge. Texttafeln erklären das Handwerk. » Ostermarktstr. 15, 25840 Friedrichstadt, tägl. 11–12.30 und 14–16.30 Uhr, www.tischlereimuseum-friedrichstadt.de 4 FRIEDRICHSTÄDTER FESTTAGE Budenzauber, Flohmarkt und bunt geschmückte Boote: Der Radiosender „R.SH“ feiert 25. Geburtstag, Live-Bands spielen und Höhepunkt ist der Lampionkorso durch die Grachten, ein „Karneval auf dem Wasser“. » 29.–31.7., Festzelt auf dem Stapelholmer Platz, Programm: www.gremium09.de 5 DRACHENBOOTFESTIVAL Es geht um den Spaß – deshalb sind Teams, die regelmäßig trainieren, ausdrücklich nicht erwünscht. Und so ist die 250 Meter lange Strecke leicht zu bewältigen, immerhin sitzen 14 bis 18 Paddler in einem Boot. » 20.–21.8., Westersielzug vor dem Bootshaus der Friedrichstädter Rudergesellschaft, www.drachenboot-friedrichstadt.de 6 FRIEDRICHSTÄDTER KULTURNACHTTAG Musik klingt durch die Straßen, hinter hell erleuchteten Fenstern werden Gäste herzlich begrüßt. Ateliers, Galerien, Kirchen, Museen und Privathäuser zeigen am Abend und am nächsten Tag Arbeiten einheimischer Künstler. In vielen Ateliers kann man selber den Pinsel schwingen und bis 24 Uhr Gebäude besichtigen, die sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. » 27./28.8., in der ganzen Stadt 7 REMONSTRANTEN-KIRCHE Der Turm weist schon von weit her den Besuchern den Weg: Die Remonstranten-Kirche ist das einzige Gotteshaus der 1619 in Antwerpen gegründeten Glaubensgemeinschaft außerhalb der Niederlande. Das heutige Gebäude wurde 1850 nach der Zerstörung der Saalkirche errichtet, der Friedhof ist noch der alte von 1621. Die Gemeinde hat 174 Mitglieder. » zwischen Kirchen- und Prinzeßstraße „Das Känguru-Manifest“: Ein tierischer Kommunist macht Kabarettist Marc-Uwe Kling im Polittbüro das Leben schwer 8 GRACHTENFAHRT Ausflugsboote schippern durch alle Grachten der Stadt, die Treene, den Hafen und unter den kleinen Brücken hindurch. Die erfahrenen Kapitäne kommentieren die Skyline des Holländerstädtchens sachkundig und amüsant. » Prinzen Linie, Prinzenstr. 33, 25840 Friedrichstadt, Tel. 04881/93 75 97, www.grachtenfahrt.de TEXT: WIEBKE MELLE er mit abgebrochenem PhilosophieStudium in einer Berliner Wohngemeinschaft sein Dasein fristet, hat es schwer genug. Ist der Mitbewohner aber ein kommunistisches Känguru, ist die Lage hoffnungslos – so ein Beuteltier ist vorlaut, unpünktlich und unfähig, seine Jobs zu behalten. Außerdem liebt es Schnapspralinen und unterstellt jedem bürgerliche Denkstrukturen. „Klassische Wohngemeinschaft eben“, sagt der Berliner Kabarettist Marc-Uwe Kling, der schwer gebeutelte Mitbewohner. Wenn Kling, Jahrgang 1982, bei seinem zweistündigen Kabarettabend mit Gitarre, bissigen Liedern und Kurzgeschichten das nasal nörgelnde Känguru intoniert, sorgt das aber auch für bizarre Komik. Etwa wenn er mit ihm am Flughafen in der Personenkontrolle hängen bleibt. Denn natürlich weigert es sich, seinen Beutel aufs Kontrollband zu legen. Schuld daran ist selbstverständlich Kling, buchte dieser doch den Flug von Berlin-Tegel nach Berlin-Schönefeld, weil das Ticket billiger war als eine Fahrt mit der S-Bahn. Marc-Uwe Kling verspinnt feinsinnige Beobachtungen zu einem grotesk-witzigen Programm, das seit einigen Jahren als wöchentliche Kolumne „Neues vom Känguru“ beim Berliner Radio „Fritz“ (RBB) läuft. 2010 erhielt er dafür den erstmalig verliehenen Deutschen Radiopreis in der Kategorie „Beste Comedy“. Auf Berliner Kleinkunstbühnen und bei Poetry 10 AUSFLUGSZIELE TIPPS & TERMINE kombiniert. Und an jeder Ecke wird falsch gesungen. Aber hey: Wen stört’s, wenn alle gut drauf sind? Aufgewärmt hat sich ein Großteil der 500000 erwarteten Schlagerfans bereits am Freitag bei der Warm-up-Party auf dem Heiligengeistfeld. Am heutigen Sonnabend formieren sich dort ab 13.30 Uhr die 45 Trucks zur großen Parade durch den Stadtteil. Von 15 Uhr an zieht die selbsternannte Schlagerkarawane über die Helgoländer Allee, die Hafenstraße, den Pepermölenbek und die Reeperbahn. Bitte Vorsicht an den Bürgersteigen! Dieses Jahr beehren Schlagerbarden wie Jürgen Drews, Costa Cordalis, Roberto Blanco, Peter Sebastian, Markus Luca, Papi’s Pumpels und Christian Anders den rauschhaften Konvoi mit ihrer Anwesenheit, bevor es am Abend in den Kult-Schlager-, Party-, Karaoke- und 70er-JahreZelten auf dem Heiligengeistfeld heißt: Aftermove! Hamburg kann sich also wieder freuen auf diese klebrige Melange aus guter Laune, fragwürdig beseeltem Liedgut, Alkohol und noch mehr guter Laune. Denn mögen die Protagonisten auch noch so geschmacksverwirrt wirken: Sie wissen, was sie tun. Und sie tun es gern. Spielverderber dürfen getrost zu Hause bleiben, das Schlagervolk ist sich selbst genug. Oder, um es mit Roberto Blanco zu sagen: Ein bisschen Spaß muss sein. DER GRÜNE PUNKT „Nachhaltigkeit“ lautet das Motto von „Design S“, Schwedens bedeutendstem Staatspreis für Design. In einer Ausstellung im Billstedt Center werden vom 7.–16.7. die 31 nominierten und prämierten Objekte gezeigt, von der Schutzweste für Radfahrer bis zur kugelförmigen Lampe. Vom Schicksal gebeutelt 4. SPIELZEIT IM 202 Der gottorfsche Herzog Friedrich III. hatte große Pläne: Er träumte von einer Handelsmetropole. Deshalb lud er niederländische Glaubensflüchtlinge ein und gründete 1621 Friedrichstadt. So entstand das Holländerstädtchen, geprägt von Grachten und Häusern der niederländischen Backsteinrenaissance. Sie bestimmen nach wie vor das Stadtbild, auch die religiöse Vielfalt existiert noch. Es gibt vier Kirchen, die von fünf verschiedenen Glaubensgemeinschaften genutzt werden: Remonstranten, Lutheraner, Mennoniten, Katholiken und dänische Lutheraner feiern hier ihre Gottesdienste. Die ehemalige Synagoge zeugt vom einst blühenden jüdischen Leben, das während der NS-Zeit ausgelöscht wurde. Der herzögliche Traum von einer florierenden, bedeutenden Kaufmannsstadt erfüllte sich nicht: Friedrichstadt hat knapp 2500 Einwohner – die Besucher wissen die Beschaulichkeit der rosenberankten Gassen zu schätzen. Kult-Stars, Karaoke und Kunsthaar bis zum Knockout: Jürgen Drews, Costa Cordalis, Roberto Blanco & Co. laden heute dazu ein, sich beim Schlagermove im Konvoi und auf den Aftermove-Partys einem zwölfstündigen, fröhlichen Taumel hinzugeben KULTUR ERLEBEN ST. PAULI THEATER, HAMBURGER ABENDBLATT UND FISCHEREIHAFEN RESTAURANT PRÄSENTIEREN r Ch e Jetzt duftet es im nordfriesischen Friedrichstadt, zwischen Eider und Treene, überall nach Rosen. Und nicht nur die Liebe zum Blühenden haben holländische Siedler einst mitgebracht – auch die Grachten und Backstein-Renaissance STADTLEBEN hen ist frische Luft angesagt. Eine Stunde lang spaziere ich durch die Straßen von Winterhude und Eppendorf, lasse meine Gedanken schweifen und entspanne dabei herrlich. Ich gehe auch oft nachts spazieren, wenn ich Stress habe. Ich freue mich auf mindestens acht Stunden Schlaf, denn dazu komme ich im Alltag nicht allzu häufig. So endet ein perfekter Sonntag, wie er begonnen hat: entspannt im Bett! the se aus Eider 22 Uhr Vor dem Schlafenge- 23 Uhr Zeit zum Schlafen. 7 9 Mein perfekter Sonntag 12 Uhr Bewegung an der frischen Luft! Meine Frau Ute, meine Tochter Gaby, ihr Mann, unsere beiden Enkel und ich bummeln durch die Innenstadt. Ich schaue gern in die Auslagen der Läden, wenn ich sicher bin, dass wir nicht hineingehen können, um einzukaufen. Anschließend geht es zu den Landungsbrücken. Schiffe finde ich faszinierend und ich liebe die Elbe. Über den Fischmarkt runter bis nach Neumühlen, oder auch in die HafenCity, das alles ist mein Revier. 10 1 Der 67-Jährige führt den Universum-Boxstall und braucht nur Familie, Tatort und Bratkartoffeln 10 Uhr An einem perfekten Sonntag würde ich gar nicht aufstehen! Aber dann gäbe es kein ausgiebiges Frühstück, wozu vor allem guter starker Kaffee gehört. Das gönne ich mir entweder zu Hause, im „Café Leinpfad“ oder im „Funk-Eck“ an der Rothenbaumchaussee. Ich liebe solche traditionsreichen Häuser, in denen man Hamburger Geschichte atmen kann. 200 m Treene 9 MODELLBAHNZAUBER Eine Miniatur-Ausgabe des Miniatur-Wunderlands: Etwas über 100 Quadratmeter groß ist diese Anlage, die Söncke Röckendorf vor fünf Jahren verwirklicht hat. Highlight: Jede Stunde gibt es eine Gewitter-Show. » Brückenstr. 18, Tel. 04881/938858, tägl. 11–18 Uhr, www.modellbahnzauber.de Roter Alarm: Mit dem klassenkämpferischen Beuteltier hat Marc-Uwe Kling nichts zu lachen – das Publikum schon Slams hat er seine Karriere begonnen, wurde zweimal in Folge in dieser Disziplin zum Deutschen Meister gekürt. Längst ist er aber auch im Kabarett angekommen: Er war bereits bei Größen wie Volker Pispers zu Gast und erhielt diverse Kabarett-Preise. Wenn er nicht selbst zur Gitarre greift, wird er von seiner Band „Die Gesellschaft“ unterstützt. Vor Klings Mischung aus lebendiger Poesie und beißender Satire ist nichts sicher – ob Zustand der SPD, die Generation Praktikum oder grassierende Technikversessenheit. Und vor allem dank des meinungsstarken Kängurus, das sich immer wieder in haarsträubende Situationen manövriert, bekommen Themen wie Abschiebung oder Arbeitszeugnis, in denen es selbstredend den „Kapitalisten-Geheimcode“ erkennt, ihr Fett weg. Als Kling mit seinem Lied „Hörst du mich, Josef?“ gegen stereotype kapitalismuskritische Pamphlete anging, nannte die „Berliner Zeitung“ ihn einen „geistigen Terror-Brandstifter“. Schwer, da nicht Feuer zu fangen. 10 HEUHERBERGE MILDTERHOF Wer in der Heuherberge übernachten möchte, sollte seinen Schlafsack mitnehmen. Dafür schläft es sich in den duftenden Gräsern auch ganz herrlich urig. Ein Abenteuer nicht nur für die Füße ist der Barfuß-Erlebnisgarten. Und im Hofcafé gibt es leckeres Sonntagsfrühstück. » Mildterhof/Gemeinde Seeth, 25840 Friedrichstadt, Tel. 04881/7816, www.heuherberge-mildterhof.de INFORMATION: Tourismusverein Friedrichstadt, Am Markt 9, 25840 Friedrichstadt, Tel. 04881/939 30, www.friedrichstadt.de Holland in Friesland: die Grachten von Friedrichstadt FOTOS: ISTOCKPHOTO, PICTURE ALLIANCE (4) Service » Marc-Uwe Kling: Das KänguruManifest, Sa, 2.7., 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45 (U Lohmühlenstraße), Tel. 28 05 54 67, Karten 10–15 Euro, www.polittbuero.de Sonnabend/Sonntag, 2./3. Juli 2011 › STADTGESPRÄCH III Jan Haarmeyer trifft Henry Maske Ohne Maske Box-Idol Henry Maske, 47, über seine Niederlagen, Versteckspiele, Schauspiele und warum Klitschko gewinnen wird H FOTO: THOMAS LEIDIG enry Maske, 47, ist rank und schlank wie eh und je, als er noch 86 Kilo Kampfgewicht auf die Waage brachte und die Gegner im Ring mit seinem taktischen Box-Stil reihenweise zermürbte. Aus dem deutschen VorzeigeSportler ist inzwischen ein erfolgreicher Unternehmer geworden. Henry Maske empfängt in seinem großzügigen Büro in Leverkusen. Aufgeräumter Schreibtisch in der einen Ecke, schwarze Ledercouches in der anderen, davor ein flacher Glastisch. An den Wänden Erinnerungen des Olympiasiegers und langjährigen Weltmeisters im Halbschwergewicht. Viele Bilder, ein Boxmantel, die Handschuhe von seinem zweiten Kampf gegen Graciano Rocchigiani. Am imposantesten ist das riesige Porträt von Max Schmeling. Maske lernte sein Idol 1992 kennen und war zehn Jahre später zufällig an jenem Tag bei Max Schmeling in Hollenstedt zu Besuch, als dieser das Angebot zu einer Verfilmung seines Lebens erhielt. Max Schmelings spontane Antwort: „Dann soll mich der Henry spielen.“ So kam es. Zwar floppte 2010 der Kinostreifen „Max Schmeling – eine deutsche Legende“ mit Maske in der Hauptrolle. Und von den Kritikern gab es reichlich Prügel. Aber einer wie Maske steckt das weg. Boxen ist wie das Leben, findet er: brachial, kreativ, nervenaufreibend. Man spüre, wenn der Gegner nur noch reagiert, sagt Henry Maske. Aber auch die Verzweiflung, wenn der andere stärker ist. Das mache den brutalen Reiz dieser Sportart aus. MAGAZIN: Herr Maske, gerade erobern die Frauen bei der Fußball-Weltmeisterschaft eine frühere MännerDomäne. Auch im Box-Ring messen die Frauen ihre Kräfte. Zu Ihrer aktiven Zeit war das noch eher eine exotische Randerscheinung. HENRY MASKE: Ich habe noch nie ein komplettes FrauenFußballspiel gesehen, aber das wird sich während dieser WM ändern. Und das geht sicher vielen Menschen so. Die Entwicklung ist beeindruckend, auch wenn es sportlich noch große Unterschiede gibt. Das liegt aber auch daran, dass es sich beim Fußball und beim Boxen für die Frauen um relativ junge Sportarten handelt. Da ist noch sehr viel Potential. Das Frauenboxen respektiere ich, muss es aber nicht unbedingt haben. MAGAZIN: Hätten Sie Ihren Töchtern das Boxen erlaubt? MASKE: Meine Jüngste ist jetzt 18 Jahre alt, und der Kelch ist an uns vorübergegangen. MAGAZIN: Am Sonnabend kommt es zum Mega-Fight zwischen Wladimir Klitschko und David Haye. Erklären Sie uns, was im Kopf eines Boxers vorgeht, wenn er von der Kabine auf dem Weg in den Ring ist. MASKE: Das ist eine extreme bis belastende Situation. Ich habe mal gesagt, das ist wie der Weg zum Schafott. Alles, was man in den Monaten vorher getan hat, konzentriert sich in diesem Punkt. Es gibt kein Zurück! MAGAZIN: Wie schlimm ist es? MASKE: Das hängt auch mit der Vorbereitung zusammen. Wenn alles optimal gelaufen ist, kommen in den letzten Tagen vor dem Kampf automatisch die Schnelligkeit, das Selbstvertrauen und das beruhigende Gefühl, das dir sagt: Du hast alles getan, um den Ring als Sieger zu verlassen. Aber wir haben alle auch schon geschlampt in der Vorbereitung. Dann ist man unkonzentriert und hat sich nicht im Griff. Top-Athlet und Top-Model: Henry Maske macht immer eine gute Figur – „sehen Sie mich an … topfit!“ MAGAZIN: Haben Boxer Angst vor einem Kampf ? MASKE: Unbedingt. Aber es ist nicht die herkömmliche Angst vor etwas Unheimlichem. Es ist die Angst zu versagen. Wenn du da raus gehst, musst du Farbe bekennen. Entweder kehrst du als Held zurück. Oder als Verlierer. Zeit in ihrem Leben gewesen, dann horche ich auf. Wenn einige Kinder auf diesen Freizeiten spüren, dass da vielleicht zum ersten Mal ein Erwachsener ehrliches Interesse an ihnen hat, ist ganz viel gewonnen. Dann können wir Niederlagen in Siege verwandeln. MAGAZIN: Sind Sie in Ihren 181 Kämpfen als Amateur und den 32 Profikämpfen jemals k. o. gegangen? MASKE: Ich bin mal angezählt worden, aber nie k. o. gegangen. Aber es gab einige schlimme Niederlagen. MAGAZIN: Betrachten Sie Ihren Ausflug auf die Leinwand als Schmeling-Darsteller als persönliche Niederlage? MASKE: Es war mir klar, dass der Film keine große Lobby haben wird. Ich war ja nicht blauäugig. Fragen Sie mal heutige Kinogänger, wer Max Schmeling war! Ich bin aber überzeugt, der Film wird im Fernsehen eine viel größere Resonanz finden. Nach einer Vorführung sagte ein älterer Herr zu mir, der Schmeling sehr gut gekannt hatte: „Herr Maske, das war Max.“ Für mich ging es nur um Schmeling. Ihn zu spielen, habe ich mir zugetraut. Deswegen bin ich noch kein Schauspieler. MAGAZIN: Was war eine „schlimme Niederlage“? MASKE: In meiner Zeit als Amateurboxer in der DDR gab es keinen Kubaner, der mich schlagen konnte. Bis Angel Espinosa kam. Ich glaube, er wurde extra für mich aufgebaut. Er war kleiner als ich, aber wahnsinnig robust. Er hatte lange Arme und war sehr schnell. In unserem ersten Kampf hat er mich gelockt, das war eigentlich immer meine Taktik. Abwarten, den Gegner studieren. Dann hat er mich richtig erwischt und führte mich von da an wie einen kleinen Jungen durch den Ring. Das hätte auch mit einem K. o. enden können. Vielleicht hat er auf den aus Respekt verzichtet. MAGAZIN: Wie oft haben Sie Max Schmeling getroffen? MASKE: Vielleicht zehn Mal. Wir haben uns sofort verstanden. Er war wirklich an seinem Gesprächspartner interessiert und sofort im Thema, auch wenn es nicht ums Boxen ging. Ich bewundere seine Prinzipientreue und seine wunderbare Ehe, die er mit Anny Ondra geführt hat. Für den Film habe ich mich dann noch einmal sehr intensiv mit seinem aufregenden Leben beschäftigt. Mich hat es wahnsinnig geärgert, dass ich das nicht schon zu seinen Lebzeiten gemacht habe. Während der Dreharbeiten hatte ich öfter das Gefühl: Du denkst jetzt wie Max Schmeling. MAGAZIN: Ihr letzter WM-Kampf 1996 in München … MASKE: … ja, auch die Niederlage gegen Virgil Hill war schlimm. Andererseits verdanke ich ihr mein ungewöhnliches Comeback elf Jahre später mit dem Sieg über ihn. Also müsste ich eigentlich dankbar sein. Ich weiß heute, dass man nur durch Niederlagen wächst. MAGAZIN: Für die Rolle hatten Sie neun Monate Schauspielunterricht – etwa so lange wie Ihre Ausbildung zum Franchise-Nehmer bei McDonald’s. Kann man in neun Monaten erfolgreicher Unternehmer werden? MASKE: Das lief nicht reibungslos, aber die Erfahrung als Azubi hat mir großen Spaß gemacht. Ich war nach meiner sportlichen Laufbahn in der glücklichen Lage, nicht sofort Geld verdienen zu müssen. Dann bekam ich das Buch des McDonald’s-Gründers in die Hände und fand das sehr interessant … Und ich bin nicht der erste und werde auch nicht der letzte Quereinsteiger in dieser Branche sein. MAGAZIN: Hatten Sie jemals Angst vor einem K. o.? MASKE: Nee. So etwas hatte ich nie auf dem Schirm. Ein Formel-1-Fahrer hat ja auch nicht ständig Angst, aus der Kurve zu fliegen. Wenn ich mit angezogener Handbremse fahre oder boxe, kann ich es gleich sein lassen. MAGAZIN: Aber man kann an Niederlagen auch zerbrechen. MASKE: Ja, das stimmt. MAGAZIN: Sie kümmern sich mit Ihrer Stiftung „A Place for Kids“ um Kinder und Jugendliche, die sehr viele Niederschläge einstecken mussten. Kennen Sie die einzelnen Biografien der jungen Menschen? MASKE: Nein, das nicht. Ich bin ja kein Pädagoge. Als vor Jahren der Fall des jungen Gewalttäters Mehmet aus München durch die Presse ging, habe ich mir gedacht, die jungen Menschen haben mehr verdient als unsere Kritik. Wir ermöglichen Kindern und Jugendlichen in Mötzow bei Brandenburg eine zweiwöchige Freizeit mit viel Sport und kulturellen Angeboten. Da sind auch Mädchen und Jungen dabei, die nicht so leicht zu handhaben sind. Manche waren noch nie von zu Hause weg. MAGAZIN: Bringt Ihnen das auch persönlich etwas? MASKE: Wir können in diesem Projekt immer wieder überprüfen, ob unsere Weltvorstellungen noch mit der Realität übereinstimmen. Und wenn ein 15-jähriges Mädchen danach zu mir sagt, das sei die schönste MAGAZIN: Hatten Sie einen Promi-Bonus, um die Lizenz für Ihre erste Filiale in Leverkusen zu bekommen? Angeblich für 200 000 Euro? MASKE: Es war deutlich teurer. Und einen PromiBonus hatte ich nur insofern, dass andere Kursteilnehmer sich fragten: Was macht der denn hier? MAGAZIN: Wie haben Sie sich das Wissen angeeignet? MASKE: Ich habe alles von der Pike auf gelernt. Das Braten in der Küche, die Arbeit an der Kasse. Mittlerweile habe ich zehn Filialen und 450 Mitarbeiter. Und ich weiß, wovon die reden. MAGAZIN: Hat Sie bei der Ausbildung niemand erkannt? MASKE: Ich war ja verkleidet. Mit Brille und Perücke. Ich habe zwei Monate lang Verstecken gespielt, als ich in Wien arbeitete. Nur der Chef wusste Bescheid. Sport war die Marktwirtschaft der DDR. Das war knallharter Wettbewerb. Du bist nur vorne, wenn du vorne bist. MAGAZIN: Warum haben Sie sich versteckt? MASKE: Die Ausbildung ist ja keine Garantie für eine Lizenz. Und stellen Sie sich vor, die Öffentlichkeit hätte davon erfahren und Harald Schmidt hätte seine Witze über den tiefen Absturz des Henry Maske vom Weltmeister zum Buletten-Brater gemacht. MAGAZIN: Und jetzt fördert der Modell-Athlet Fast Food. MASKE: Sehen Sie mich an: Ich bin topfit. Aber klar: Wer sich nicht bewegt, aber jeden Tag 10 000 Kilokalorien in sich reinstopft, hat ein Problem. MAGAZIN: Es scheint so, dass Sie die Wandlung vom DDR-Staatsamateur zum kapitalistischen Unternehmer glänzend hinbekommen haben. MASKE: Wissen Sie, der Sport war die Marktwirtschaft der DDR. Das war knallharter Wettbewerb: Du bist nur vorne, wenn du vorne bist. Und für Niederlagen bist du ganz allein verantwortlich. Daher bin ich in dieser „neuen“ Welt auch so gut zurechtgekommen ... MAGAZIN: ... und erklären heute, manche sagen für 20 000 Euro pro Auftritt, deutschen Führungskräften, wie sie ihre Mitarbeiter besser motivieren können. MASKE: Es geht nicht um Motivation, sondern um das Motiv. Da gibt es viele Parallelen zwischen Sport und Geschäftswelt. Als 18-Jähriger hat mich ein Trainer einmal derart niedergemacht, dass ich überlegte, das Boxen aufzugeben. Abbrechen oder durchbeißen? Dabei merkte ich, dass mein Motiv, es zu schaffen, stärker war. Das beschreibe ich in meinen Vorträgen. MAGAZIN: Welchen Rat haben Sie für Wladimir Klitschko? MASKE: Er braucht keinen Rat von mir. Wladimir hat aus seinen Niederlagen die richtigen Schlüsse gezogen. Und er hat einen riesigen Vorteil gegenüber den meisten Boxern: einen großen Bruder. Einen tollen, ruhigen und abgeklärten Partner an seiner Seite. MAGAZIN: Was erwarten Sie von dem Kampf ? MASKE: Ich glaube, Wladimir wird David Haye früh attackieren. Er wird ein schnelles Ausrufungszeichen setzen, ihm früh erklären, dass er es noch nie mit solch einem Gegner zu tun hatte. Er wird ihm schmerzhaft klarmachen, dass er überhaupt keine Vorstellung davon hatte, wen er so schwer beleidigt hat. Wladimir wird gewinnen, da bin ich sicher. MAGAZIN: Gewinnt immer der klügere Boxer? MASKE: Leider nicht. ( lacht) Ich dachte auch immer, ich sei der Klügere. Kurz-Biografie » Henry Maske wurde am 6. Januar 1964 in Treuenbrietzen in Brandenburg geboren. Mit sieben Jahren fing er an zu boxen. Er wurde 1988 in Seoul Olympiasieger für die DDR, nach der Wende unterschrieb er einen Vertrag beim Sauerland-Boxstall und wurde Profi. Von 1993 bis 1996 war er Weltmeister (IBF) im Halbschwergewicht. Als „Gentleman-Boxer“ machte er das Boxen in Deutschland salonfähig und massentauglich. Mit 43 feierte er bei seinem einmaligen Comeback gegen Virgil Hill seinen 31. Sieg im 32. Profikampf – 16 Millionen Zuschauer sahen bei RTL zu. Henry Maske ist in zweiter Ehe verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Er war „Sportler des Jahres 1993“, ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und leitet heute zehn McDonald’s-Filialen im Rheinland. IV › THEMA DER WOCHE Sonnabend / Sonntag, 2. / 3. Juli 2011 Schlagfertig sein! Millionen vor den Bildschirmen und Zehntausende im Stadion werden den Kampf zwischen Wladimir Klitschko und David Haye am Sonnabend verfolgen. Was macht BOXEN IN HAMBURG so attraktiv? Prominente Ringgäste wissen es genau Olivia Jones, 41 R E DA KT I O N : S E B A ST I A N M A R T I N E Z , J UL I A M A RT E N , B J Ö R N J E N S E N Auf dem Kiez ist die Drag Queen und Bar-Chefin längst eine Legende. Ihr Traum: mit Naddel oder Desiree Nick selber in den Ring zu steigen Fitness-Treff-Hamburg/Nordschmiede Hamburg e. V. Integriert in das Fitness-Treff-Hamburg, das auf 1500 m² alle gängigen Trainingsgerätschaften – sowie eine Sauna-Anlage – bietet, werden unterschiedliche Trainingsprogramme im Boxen (Thai-, Kick- und klassisches Boxen) angeboten. Kinder ab 8 Jahren sind willkommen und auch Frauen können hier trainieren. Die sechsköpfige Boxabteilung leitet Sportwart Frank Lack, der als Trainer schon viele Boxer zu Meisterehren führte. » Elsässer Straße 4, Tel. 695 95 97, alle Kampfsportarten ab 29,90 Euro mtl., www.hh-fitnesstreff.de Epeios Boxclub Im Schanzenviertel trainieren seit 2006 in dieser klassischen Boxschule Frauen und Männer. Eine eigene Jugendabteilung für Jungen und Mädchen von 6 bis 14 Jahren gibt es zudem. Torben Koop, der selbst auf eine kurze, erfolgreiche AmateurKarriere zurückblickt, wirkt hier als Trainer. Für Kindergruppen im Grundschulalter gibt es spezielle Kurse, die spielerische Kampfformen und eine spezielle Selbstbehauptungsübung gegenüber zudringlichen Erwachsenen beinhalten. » Tel. 24 86 96 57, Training in der Sportetage Schanzenstr. 75 im Hinterhof, kostenlose Probestunde möglich, Mail: bc-epeios@web.de, www.epeios-boxen.de Zanshin Dojo Neben dem komplett ausgestatteten Technogym-Fitness-Park (800 m²) wird spielerischer Spaß am ernsthaften Sport im großzügigen Box-Gym vermittelt. Gezielt werden Familien und Berufstätige angesprochen, die Kampfsport als FitnessAusgleich suchen. Für Kinder (ab 9 Jahren), Frauen bis hin zu Managern werden bis zu 40 spezielle Kurse im Bereich von Fitness-, Kick- und Sparringsboxen vom rund 15-köpfigen Trainerteam angeboten. Geschäftsführer und Trainer Tim von Fintel ist seit 2008 auch Berater von „Men’s Health“ bei Kampfsportund Box-Themen. Der Mitbesitzer leitet Firmenkurse. » Mendelssohnstr. 15 b, Tel. 89 07 03 52, einwöchiges Probetraining (inkl. Getränke, Leihhandschuhe und Leihanzug) für 20 Euro bei Voranmeldung; Mail: info@zanshin-dojo.de, www.zanshin-dojo.de Fitness First – Lifestyle Club Hamburg Die „Boxcam Classes“ sind ein von Regina Halmich (s. r.) entwickeltes Trainingsprogramm, das für die Studio-Kette „Fitness First“ ausgearbeitet wurde. Vor allem Frauen schätzen diese innovative Form des Zirkeltrainings, das von Seilspringen bis Sandsack-Boxen nicht nur auspowert, sondern die Teilnehmer motiviert und die Koordination fördert. Das einstündige Programm gilt als ideales Reinschnuppern in die aktive Boxsportwelt. Alle Infos und Details findet man auf der Internetseite. » Glockengießerwall 3, Tel. 300 90 80, kostenfreies Probetraining bei Voranmeldung möglich, www.fitnessfirst.de AUSRÜSTUNG FÜR BOXSPORT » Boxmeyer, Hammer Landstr. 158, Tel. 21 04 02 69, www.boxmeyer-hamburg.de » Asia Sport, Schanzenstr. 81, Tel. 439 50 41, www.asiasports.de » Body Attack, Ottensener Str. 14, Tel. 46 00 36 00, www.body-attack.de 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Boxer? Eigentlich zwei. Und zwar die beiden, die ich bei Loriot gesehen habe. Die hatten ganz faltenreiche Gesichter, so richtig eingeschlagene Visagen. Aber dann erfuhr ich, dass es sich um Möpse handelte. Deshalb: Muhammad Ali, dem hat man im Gesicht nie was angesehen. Alex Christensen, 44 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Oh, einmal saß ich neben einer unwiderstehlichen Blondine. Ich weiß leider nicht mehr, welche Boxer da gekämpft haben. Aber an die Blondine erinnere ich mich genau: Es war meine Frau. Der Hamburger Hitproduzent („Du hast den schönsten Arsch der Welt“) ist fasziniert von Menschen, die sich „gerne verprügeln lassen“. Am Ring freut sich der Muhammad-Ali-Fan auf Wladimir Klitschko als Gewinner 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Der letzte Klitschko-Kampf gegen Solis war brillant, vor allem wegen der beeindruckenden BoxLeistung des Gegners: Ich hätte nie gedacht, dass man sich selbst k. o. stolpern kann. Geht aber! 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Am Boxen fasziniert mich jedes Mal wieder das Animalische. Es ist, als würde der moderne Mensch auf seine Ur-Instinkte treffen. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? So ’n Cat-Fight mit Naddel und Desiree Nick fänd’ ich sexy. Aber leider plant ja RTL kein weiteres Promi-Boxen. Die haben dafür jetzt das Dschungelcamp. Da habe ich mich schon tausendmal vergeblich beworben. Ich bin denen wahrscheinlich einfach zu prominent. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Vor einiger Zeit habe ich eine Doku über den sehr umstrittenen ersten schwarzen Weltmeister im Schwergewicht, Jack Johnson, gesehen. Der Film ist nicht nur eine Dokumentation des Boxsports zu jener Zeit, sondern auch eine Geschichte über Rassismus und soziale Ungerechtigkeit und zeigt, wie sich Johnson nicht nur im Ring Anerkennung erkämpfen musste. Claude-Oliver Rudolph, 54 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Einzigartig! Sie sind die erfolgreichsten Brüder aller Zeiten – einfach klasse ist ihre Vermarktung, und es gibt überhaupt keine Skandale. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Natürlich Wladimir! Achim Reichel, 67 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Die Kämpfe von Muhammad Ali bleiben für mich die besten aller Zeiten. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Zu meiner aktiven Zeit hätte ich gerne manch Frauenbox-Gegner mit einem guten Haken überzeugt. Heute bin ich relativ entspannt und rege mich nicht mehr auf. 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Sie sind charmant, haben Charisma und präsentieren den Boxsport von seiner positiven Seite. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? In diesem Kampf stecken viele Emotionen. Wenn Wladimir cool bleibt, wird Haye keine Chance haben. Für die Promotion ist so ein Großmaul wie Haye perfekt, aber man darf nicht vergessen: Er hat nur fünf Kämpfe im Schwergewicht bestritten. Mein Favorit deshalb: Wladimir. Jürgen Blin, geboren am 7. April 1943 auf Fehmarn, wurde am 9. Juni 1972 durch Punktsieg über den Spanier Jose Manuel Urtain in Madrid Europameister im Schwergewicht. Der wichtigste seiner 48 Profikämpfe, von denen er 30 gewann, fand jedoch am zweiten Weihnachtstag 1971 in Zürich statt, als er US-Legende Muhammad Ali durch K. o. in Runde 7 unterlag. Blin betreibt heute eine Kneipe am Hamburger Hauptbahnhof und kümmert sich in seiner Box-Akademie um den Aufbau von talentierten Nachwuchsboxern. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Natürlich Klitschko. Ich hoffe nur, dass Haye nicht gleich in den ersten drei Runden k.o. geht, damit wir alle etwas von dem Kampf haben. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Niemanden, ich lebe gewaltfrei. 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Ich habe Hunderte von Boxkämpfen erlebt. Jeder hat seine eigene Geschichte. Spannend waren Kämpfe wie z.B. Vitali Klitschko gegen Lennox Lewis oder Arthur Abraham gegen Edison Miranda. Eckhard Dagge, geboren am 27. Februar 1948 in Probsteierhagen, wurde am 18. September 1976 in Charlottenburg WBCWeltmeister im Halbmittelgewicht. Den Titel verteidigte Dagge, nach Max Schmeling der zweite deutsche Profiweltmeister, zweimal erfolgreich. Zwischen 1973 und 1981 bestritt er 32 Profikämpfe, von denen er 26 gewann. Nach seiner Karriere lebte Dagge in Hamburg, arbeitete als Gastronom und auch als Trainer im Profistall Universum. Seine Alkoholsucht zerstörte jedoch nicht nur seine berufliche Laufbahn. Dagge starb am 4. April 2006 im Hamburger Hospiz Leuchtfeuer an Krebs. Legendär ist sein Spruch: „Viele Weltmeister werden Alkoholiker, aber ich bin der erste Alkoholiker, der Weltmeister wurde.“ 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Das beste an den Klitschkos ist, dass sie einen Kopf haben und den während des Boxens auch benutzen. Und dazu können sie fünfmal so viel essen wie ich – und ich esse wirklich nicht wenig … Das ist echt beeindruckend. 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? „Rumble in the Jungle“ – dieser unglaubliche Fight zwischen Foreman und Ali 1974 in Kinshasa. Leider habe ich das nur auf DVD erlebt. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Dariusz Michalczewski war mein Vorbild. Ich habe ihn stundenlang im Training beobachtet. Er war so ehrgeizig, das hat mich motiviert. Und seine Kämpfe waren so spannend, da hatte ich schon beim Einmarsch Gänsehaut. 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Ich habe Wladimir Klitschko vor einigen Jahren live in Hamburg boxen sehen, an seinen Gegner kann ich mich gar nicht mehr erinnern, dafür umso besser an die Blutspritzer, die mir entgegenkamen. Es war gewöhnungsbedürftig, und trotzdem war ich den ganzen Kampf über vollgestopft mit Adrenalin. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Niemanden! 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Vitali Klitschko gegen Lennox Lewis 2003 in Los Angeles. Das war spannend bis zum letzten Cut! 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Leidenschaft und Emotionen. Auch nach meiner aktiven Karriere gibt es nichts, was mich mehr fasziniert als diese Sportart. Norbert Grupe, geboren am 25. August 1940 in Berlin, wurde unter dem Namen Wilhelm Prinz von Homburg bekannt. Zwischen 1962 und 1970 bestritt er 46 Profikämpfe im Halbschwer- und Schwergewicht. Grupe machte vor allem durch sein exzentrisches Auftreten auf sich aufmerksam. Legendär ist sein Besuch im ZDF-Sportstudio 1969, als er auf keine der Fragen von Moderator Rainer Günzler antwortete. Im Jahr 2000 erschien die Dokumentation „Der Boxprinz“, die Grupes Leben ein Denkmal setzte. Nach seiner Karriere lebte der drogenabhängige Show-Man auf St. Pauli und arbeitete als Schauspieler. Norbert Grupe erlag am 10. März 2004 in Mexiko einem Krebsleiden. 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Am spannendsten fand ich bisher immer die „Ali vs. Frazier“-Kämpfe, besonders den „Thrilla in Manila“-Kampf, bei dem beide am Ende vor lauter Erschöpfung ins Krankenhaus mussten. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Dariusz Michalczewski für seine Nehmerqualitäten und Muhammad Ali wegen seines Selbstvertrauens. Von 1995 bis 2007 war die heutige TVModeratorin als Boxerin ungeschlagene Weltmeisterin im Fliegengewicht Janin Reinhardt, 29 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Klitschko! Warum? Die Frage verstehe ich nicht ganz: Warum denn nicht? 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Es gibt Fragen, die sind ja so was von überflüssig … Albert Westphal, geboren am 5. August 1931 in Hamburg, war mehrmaliger deutscher Meister im Schwergewicht. Sein Wohnzimmer war die Ernst-MerckHalle, in der er 25 seiner 62 Profikämpfe absolvierte. Am 4. Dezember 1961 trat Westphal zum ersten und einzigen Mal in den USA an. In Philadelphia unterlag er jedoch gegen Sonny Liston durch K. o. in Runde 1. Westphal, der als Bäckermeister in Ahrensburg arbeitete, starb am 17. Oktober 1996. 5. Wen würden Sie gerne k.o. hauen? Ich würde gern mal mit einem Schwächeren in den Ring steigen. 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Ihre Werbefilmchen gefallen mir sehr gut, die kann man so schön parodieren. 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Als Zwölfjähriger wurde ich von meinen Vater zu wilden Boxkämpfen in Billardbuden geschleppt, von dem Zeitpunkt an war ich fasziniert, dass es Menschen gibt, die sich gerne verprügeln lassen. Regina Halmich, 34 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Der zwischen Charlie Chaplin und einem unbekannten Schwergewicht. Der Film hieß sogar „The Boxer“. Die TV-Moderatorin und Schauspielerin ist fasziniert vom „Animalischen“ des Boxens – und dass die Klitschkos „fünfmal so viel essen“ dürfen … 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Dass sie hervorragende Unternehmer sind – und zwar nicht nur in der Selbstvermarktung, sondern auch im Ring: Ich kenne jedenfalls wenige Unternehmer, die mit minimalstmöglichem Zeiteinsatz ein solches Maximum an Kohle verdienen Hein ten Hoff, geboren am 19. November 1919 in Oldenburg, feierte seinen größten Erfolg am 23. September 1951 auf der Berliner Waldbühne, als er den Briten Jack Gardner über 15 Runden nach Punkten bezwang und den EMTitel im Schwergewicht holte. Zwischen 1945 und 1955 bestritt ten Hoff 43 Profikämpfe, von denen er 32 gewann. Viele dieser Kämpfe fanden in Hamburg als Freiluftveranstaltungen statt, auf dem HSV-Platz am Rothenbaum oder dem Victoria-Platz an der Hoheluft – darunter der Fight um die deutsche Meisterschaft gegen Walter Neusel am 15. Oktober 1947, als 40 000 Menschen am Rothenbaum seinen K.-o.-Sieg in Runde 7 miterlebten. Hein ten Hoff starb am 13. Juni 2003. Der Gründer der Rattles boxte als Jugendlicher beim BC Heros. Mit „Boxer Kutte“ gelang dem Sänger und Ali-Fan 1983 ein veritabler Hit 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Als Lehrling hatte ich im BC Heros eine kurze Boxkarriere – bis ich das erste Mal k.o. zu Boden ging. Da wurde mir „schlagartig“ klar, dass ich nicht hart genug für diesen Sport bin. Aber die Faszination blieb erhalten; und als ich später den Schriftsteller und Freizeitboxer Jörg Fauser kennenlernte, haben wir unsere Leidenschaft in dem Song „Boxer Kutte“ zum Ausdruck gebracht. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Da möchte ich zwei Champs hervorheben, allen vorweg Cassius Clay alias Muhammad Ali, aber auch Prince Naseem Hamed. Bei dem einen war es die schnelle Leichtfüßigkeit beim Ali-Shuffle bis hin zur Schlagfertigkeit in Interviews – bei dem anderen die provokante offene Deckung oder wie er in seinen besten Zeiten den Ring mit einem Salto über die Taue betrat. 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Ich kriege heute noch eine Gänsehaut, wenn ich den deutschen Rundfunkkommentator von 1938 höre, wie er im ersten Kampf Max Schmeling gegen den „braunen Bomber“ Joe Louis begeistert ausruft: „Der Neger wankt!“ Daran, dass Max Schmeling den Rückkampf verloren hat, scheinen mir auch die politischen Zeitumstände mitverantwortlich gewesen zu sein. 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Der erste Kampf Muhammad Ali gegen Sonny Liston hätte es werden können, aber dann ging Liston in der ersten Runde k.o.; etwas zu kurz für den besten Boxkampf aller Zeiten … Also wähle ich den „Thrilla in Manila“: Muhammad Ali gegen Joe Frazier am 30. September 1975. Beide Boxer landeten im Krankenhaus, Ali als Sieger, Frazier als Verlierer. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Eine etwas unpassende Frage für einen 67-Jährigen, aber wenn man träumen darf: Aktuell würde ich mir gerne Gaddafi vorknöpfen. Dann könnte es passieren, dass nach einem gezielten Kinnhaken Mundschutz inklusive Gebiss auf dem Ringboden landen. Natürlich nicht meines. 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Die hohen Sympathiewerte der beiden Brüder, die zu boxen verstehen und trotzdem nicht wie Totschläger rüberkommen, sprechen für sich. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Nach Gongschlag zählt nur noch das Boxerische. Bei Wladimir Klitschko geht es um mehr, er will seinen 50. K.-o.-Sieg! Ich denke, der Ukrainer wird mit seiner größeren Reichweite den Sieg holen. Der Schauspieler und Regisseur hat selber reichlich Box-Erfahrung. Für die RTL-Show „Promi-Boxen“ stand er zweimal im Ring Dieter Kottysch, geboren am 30. Juni 1943 im schlesischen Gleiwitz, ist Hamburgs einziger Olympiasieger im Boxen. 1972 sicherte er sich in München durch einen 3:2-Punktsieg über den Polen Wieslaw Rudkowski die Goldmedaille im Halbmittelgewicht. Eine Profilaufbahn hat Kottysch nie eingeschlagen. Er lebt heute in Buchholz in der Nordheide. 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Boxen ist so alt wie das griechische Olympia, es hieß früher „Pankration“ und ist also nichts anderes als Fechten mit der Faust. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Cassius Clay alias Muhammad Ali: weil mein Vater mich damals immer geweckt hat. Auch weil er gut singen konnte: „I fly like a butterfly, and sting like a bee“, weil er den VietnamKrieg verweigert hat – was ja gar nicht ging in den USA. Auch weil er die „They never come back“-Regel durchbrochen hat. 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Mein unvergesslichstes Live-Erlebnis waren 2002 meine zwei Kämpfe gegen Pierre Geisensetter, die im Rahmen des RTL-PromiBoxens ausgetragen wurden: Den ersten Fight verlor ich durch K.o. in der 4. Runde – den Rückkampf in Buenos Aires gewann ich in der 2. Runde … 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Der beste Boxkampf aller Zeiten waren die 15 Runden zwischen Roberto Duran und Sugar Ray Leonard im Juni 1980 in Montreal, den Duran dann einstimmig nach Punkten gewann. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Eigentlich würde ich niemanden gern k.o. schlagen, aber wenn es denn sein muss: die Atommanager Großmann und Teyssen. 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Die Klitschko-Brüder kenne ich seit 1999 über meinen Vorgesetzten, World President im WFC (World Fight Club) Ebby Thust. Sie sind ein Jahrhundertereignis. Es gibt überhaupt nur drei oder vier, die sie schlagen können: Mein Kumpel Lennox Lewis hat es getan, dann der junge Ali, Tyson in seiner stärksten Zeit – und vielleicht David Haye. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Tja, eine schwere Frage, die ich salomonisch beantworten will: Möge der Bessere gewinnen … Dariusz Michalczewski, geboren am 5. Mai 1968 in Danzig (Polen), machte das Profiboxen in Hamburg wieder populär. 1991 wechselte er nach einer erfolgreichen Amateurkarriere zum Hamburger Universum-Stall, für den er bis Februar 2005 50 Kämpfe (48 Siege) absolvierte. Der „Tiger“ war zwischen 1994 und 2003 WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht, sorgte aber auch durch sein ausschweifendes Liebes- und Partyleben für Aufsehen. Heute lebt er als selbstständiger Unternehmer in Danzig. Sophie Schütt, 37 Die Fernseh- und Filmschauspielerin hatte schon 1996 Erfolg in der TV-Serie „Faust“. Und wenn die Fäuste fliegen, dann hält sie Wladimir Klitschko für „die perfekte Mischung aus Tyson und Maske“ 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Boxen ist für mich die Urform jeglicher körperlicher Auseinandersetzung, die ehrlichste Form des Zweikampfes. Dabei lebt der Kampf nicht nur von roher Gewalt, sondern auch von Technik, Taktik, Geschwindigkeit und Ausdauer. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Einerseits Mike Tyson, ob seiner physischen Präsenz im Ring – andererseits Henry Maske, wegen seiner ausgefeilten Technik und des „Fairplay“. Er war und ist einfach „der Gentleman“. 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Vitali Klitschko gewann durch K. o. in der neunten Runde. Es war 1999 in Hamburg mein erster Live-Boxkampf. Ich war von der Energie, Kraft und Atmosphäre begeistert. Wladimir wich Vitali nicht von der Seite und rief nach dem Kampf sofort bei seiner Mutter an. Das war großartig! 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Eine große Frage an mein kleines Boxwissen … Ich schaue einfach jeden Kampf der KlitschkoBrüder, wenn ich irgendwie kann, und ich bin fast immer begeistert. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Als Frau fehlt mir das Gen, mich duellieren zu wollen oder mich im Ring messen zu müssen … 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Die Klitschko-Brüder sind eine perfekte Mischung von Mike Tyson und Henry Maske, geballte Kraft gepaart mit boxerischer Klasse. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Natürlich Klitschko, weil er zum einen Reichweitenvorteil hat, und zum anderen einfach der bessere Boxer ist. Außerdem ist Haye einfach ein „Großmaul“ und mir daher unsympathisch. FOTOS: THOMAS LEIDIG (4), PICTURE-ALLIANCE (14), ISTOCKPHOTO Agon – die Sportschule Was in Winterhude vor knapp 30 Jahren als reines KarateZentrum begann, hat sich mittlerweile zu einer Top-Trainingsstätte u. a. für Gymnastik und Rücken-Yoga auf der einen und für Boxen auf der anderen Seite entwickelt. Persönliche Betreuung und „richtiges Training statt Schickimicki“ stehen in dem von Diplom-Sportwissenschaftler Frank Rieth geleiteten Dojo im Vordergrund. » Grasweg 36, Tel. 46 33 92, www.agon-sportschule.de 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Das RTL-Promi-Boxen vor einigen Jahren in Köln. Es waren zwar keine wirklichen Promis im engeren Sinn, die sich da geboxt haben, höchstens solche, die mal welche waren. Aber es war trotzdem oder gerade dadurch umso beeindruckender. Es ist wirklich verrückt, wie sich Menschen, die eigentlich nichts mehr zu verlieren haben, sogar noch um das letzte bisschen Aufmerksamkeit kloppen. Max Schmeling, geboren am 28. September 1905 in Klein Luckow (Brandenburg), war zwischen 1930 und 1932 Weltmeister im Schwergewicht. 1939 beendete er seine Karriere wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs, acht Jahre später gab er ein Comeback. Nach 70 Kämpfen, von denen er 56 gewann, beendete Schmeling seine Laufbahn am 31. Oktober 1948 in Berlin. Anschließend arbeitete er viele Jahre als Generalvertreter für Coca-Cola in Hamburg. Schmeling, der bis heute als einer der beliebtesten Sportler Deutschlands gilt, starb am 2. Februar 2005 in seiner Heimat Hollenstedt, wo er auch begraben ist. An sein Wirken erinnern mehrere Bücher und Filme. 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Boxen? Für mich ganz wichtig: Bei meinen Auftritten hängen sie meist über der Bühne und beschallen das Publikum. Dann muss ich nicht so schreien. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Wenn ich’s mir recht überlege, haben mich eigentlich erst die Klitschkos fürs Boxen begeistern können. Und zwar weniger durchs Boxen selbst, als mehr durch diese unglaublich komische Milchschnitten-Werbung. Mit der haben die beiden mir nämlich bewiesen, dass sie sich wirklich für nichts zu schade sind. Und wenn einer so was sympathisch findet, dann bin das ja wohl ich. BC Hanseat Der 1995 gegründete Boxsportverein fördert auf St. Pauli das olympische Boxen sowohl im Breiten- wie auch im Leistungssport. Bekannt wurde der Club durch seine Erfolge und insbesondere die Ausbildung im Mädchen- und Frauenboxen. Die vierfache Deutsche Meisterin Sonja Dürr ist im Club als Trainerin tätig. » Training: Schulsporthalle Seilerstr. 42, www.bchanseat.de HAMBURGS BOXER Wenn der Komiker nicht mit den Klitschkos in Florida golft, sitzt er mit „einer Blondine“ am Ring 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Das Schöne am Boxen ist, dass man auch beim Zuschauen seine Aggressionen abbauen kann. BOXEN IN HAMBURG Hankook-Sportcenter Unter der Leitung von Inhaber und Geschäftsführer Olaf Jessen wird seit 1992 im Stellinger Sportstudio der Boxsport vom Freizeit- und Fitnessboxen bis hin zum Sportund Wettkampfbereich vermittelt – und zwar für Damen und Herren. Der 45-Jährige war zwischen 2004 und 2008 Präsident des Hamburger Amateur-Box-Verbandes und in seiner aktiven Zeit als Amateurkämpfer mehrfacher norddeutscher Meister und 1984 auch Deutscher Vizemeister. Sein Projekt „Boxen an Schulen“ gilt als wegweisende Initiative für soziales Lernen durch Boxen und pädagogisches Boxen mit Berücksichtigung der Gewaltprävention. Im Studio sorgt er mit seinem Trainerteam für ein fundiertes und fachgerechtes Training: Motto: „Disziplin und Respekt“. » Nieland 10, Tel. 490 32 72, kostenloses Probetraining möglich, www.hankook-sportcenter.de Otto Waalkes, 62 Vitali Klitschko, geboren am 19. Juli 1971 in Belowodskoje (Kirgisistan), ist WBC-Weltmeister im Schwergewicht. Seine Profikarriere startete er im Herbst 1996 im Hamburger Universum-Stall. Neun Jahre später beendete er sie wegen anhaltender Verletzungsprobleme, kehrte jedoch im Oktober 2008 mit einem K.-o.-Sieg über WBC-Weltmeister Samuel Peter (Nigeria) zurück und hält seitdem den Titel. Klitschko, der 42 seiner 44 Profikämpfe gewann, ist neben seiner Boxkarriere auch als Politiker im Stadtparlament von Kiew aktiv. Seine Familie, Ehefrau Natalia und drei Kinder, lebt in Hamburg. Wladimir Klitschko, geboren am 25. März 1976 in Semipalatinsk (Kasachstan), wechselte mit seinem Bruder Vitali als Olympiasieger von Atlanta 1996 zum Universum-Stall, den er im Frühjahr 2004 verließ, um sich mit Vitali selbstständig zu machen. 55 seiner bislang 58 Profikämpfe gewann er, seit 22. April 2006 ist er IBF-Weltmeister im Schwergewicht, am 23. Februar 2008 kam auch der WBO-Titel in seinen Besitz. Klitschko ist ledig und gibt Hamburg als Hauptwohnsitz an. „Dr. Steelhammer“ tritt am heutigen Sonnabend in der Imtech-Arena gegen den WBA-Champion David Haye an. RTL überträgt ab 21.45 Uhr live. V IV › THEMA DER WOCHE Sonnabend / Sonntag, 2. / 3. Juli 2011 Schlagfertig sein! Millionen vor den Bildschirmen und Zehntausende im Stadion werden den Kampf zwischen Wladimir Klitschko und David Haye am Sonnabend verfolgen. Was macht BOXEN IN HAMBURG so attraktiv? Prominente Ringgäste wissen es genau Olivia Jones, 41 R E DA KT I O N : S E B A ST I A N M A R T I N E Z , J UL I A M A RT E N , B J Ö R N J E N S E N Auf dem Kiez ist die Drag Queen und Bar-Chefin längst eine Legende. Ihr Traum: mit Naddel oder Desiree Nick selber in den Ring zu steigen Fitness-Treff-Hamburg/Nordschmiede Hamburg e. V. Integriert in das Fitness-Treff-Hamburg, das auf 1500 m² alle gängigen Trainingsgerätschaften – sowie eine Sauna-Anlage – bietet, werden unterschiedliche Trainingsprogramme im Boxen (Thai-, Kick- und klassisches Boxen) angeboten. Kinder ab 8 Jahren sind willkommen und auch Frauen können hier trainieren. Die sechsköpfige Boxabteilung leitet Sportwart Frank Lack, der als Trainer schon viele Boxer zu Meisterehren führte. » Elsässer Straße 4, Tel. 695 95 97, alle Kampfsportarten ab 29,90 Euro mtl., www.hh-fitnesstreff.de Epeios Boxclub Im Schanzenviertel trainieren seit 2006 in dieser klassischen Boxschule Frauen und Männer. Eine eigene Jugendabteilung für Jungen und Mädchen von 6 bis 14 Jahren gibt es zudem. Torben Koop, der selbst auf eine kurze, erfolgreiche AmateurKarriere zurückblickt, wirkt hier als Trainer. Für Kindergruppen im Grundschulalter gibt es spezielle Kurse, die spielerische Kampfformen und eine spezielle Selbstbehauptungsübung gegenüber zudringlichen Erwachsenen beinhalten. » Tel. 24 86 96 57, Training in der Sportetage Schanzenstr. 75 im Hinterhof, kostenlose Probestunde möglich, Mail: bc-epeios@web.de, www.epeios-boxen.de Zanshin Dojo Neben dem komplett ausgestatteten Technogym-Fitness-Park (800 m²) wird spielerischer Spaß am ernsthaften Sport im großzügigen Box-Gym vermittelt. Gezielt werden Familien und Berufstätige angesprochen, die Kampfsport als FitnessAusgleich suchen. Für Kinder (ab 9 Jahren), Frauen bis hin zu Managern werden bis zu 40 spezielle Kurse im Bereich von Fitness-, Kick- und Sparringsboxen vom rund 15-köpfigen Trainerteam angeboten. Geschäftsführer und Trainer Tim von Fintel ist seit 2008 auch Berater von „Men’s Health“ bei Kampfsportund Box-Themen. Der Mitbesitzer leitet Firmenkurse. » Mendelssohnstr. 15 b, Tel. 89 07 03 52, einwöchiges Probetraining (inkl. Getränke, Leihhandschuhe und Leihanzug) für 20 Euro bei Voranmeldung; Mail: info@zanshin-dojo.de, www.zanshin-dojo.de Fitness First – Lifestyle Club Hamburg Die „Boxcam Classes“ sind ein von Regina Halmich (s. r.) entwickeltes Trainingsprogramm, das für die Studio-Kette „Fitness First“ ausgearbeitet wurde. Vor allem Frauen schätzen diese innovative Form des Zirkeltrainings, das von Seilspringen bis Sandsack-Boxen nicht nur auspowert, sondern die Teilnehmer motiviert und die Koordination fördert. Das einstündige Programm gilt als ideales Reinschnuppern in die aktive Boxsportwelt. Alle Infos und Details findet man auf der Internetseite. » Glockengießerwall 3, Tel. 300 90 80, kostenfreies Probetraining bei Voranmeldung möglich, www.fitnessfirst.de AUSRÜSTUNG FÜR BOXSPORT » Boxmeyer, Hammer Landstr. 158, Tel. 21 04 02 69, www.boxmeyer-hamburg.de » Asia Sport, Schanzenstr. 81, Tel. 439 50 41, www.asiasports.de » Body Attack, Ottensener Str. 14, Tel. 46 00 36 00, www.body-attack.de 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Boxer? Eigentlich zwei. Und zwar die beiden, die ich bei Loriot gesehen habe. Die hatten ganz faltenreiche Gesichter, so richtig eingeschlagene Visagen. Aber dann erfuhr ich, dass es sich um Möpse handelte. Deshalb: Muhammad Ali, dem hat man im Gesicht nie was angesehen. Alex Christensen, 44 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Oh, einmal saß ich neben einer unwiderstehlichen Blondine. Ich weiß leider nicht mehr, welche Boxer da gekämpft haben. Aber an die Blondine erinnere ich mich genau: Es war meine Frau. Der Hamburger Hitproduzent („Du hast den schönsten Arsch der Welt“) ist fasziniert von Menschen, die sich „gerne verprügeln lassen“. Am Ring freut sich der Muhammad-Ali-Fan auf Wladimir Klitschko als Gewinner 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Der letzte Klitschko-Kampf gegen Solis war brillant, vor allem wegen der beeindruckenden BoxLeistung des Gegners: Ich hätte nie gedacht, dass man sich selbst k. o. stolpern kann. Geht aber! 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Am Boxen fasziniert mich jedes Mal wieder das Animalische. Es ist, als würde der moderne Mensch auf seine Ur-Instinkte treffen. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? So ’n Cat-Fight mit Naddel und Desiree Nick fänd’ ich sexy. Aber leider plant ja RTL kein weiteres Promi-Boxen. Die haben dafür jetzt das Dschungelcamp. Da habe ich mich schon tausendmal vergeblich beworben. Ich bin denen wahrscheinlich einfach zu prominent. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Vor einiger Zeit habe ich eine Doku über den sehr umstrittenen ersten schwarzen Weltmeister im Schwergewicht, Jack Johnson, gesehen. Der Film ist nicht nur eine Dokumentation des Boxsports zu jener Zeit, sondern auch eine Geschichte über Rassismus und soziale Ungerechtigkeit und zeigt, wie sich Johnson nicht nur im Ring Anerkennung erkämpfen musste. Claude-Oliver Rudolph, 54 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Einzigartig! Sie sind die erfolgreichsten Brüder aller Zeiten – einfach klasse ist ihre Vermarktung, und es gibt überhaupt keine Skandale. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Natürlich Wladimir! Achim Reichel, 67 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Die Kämpfe von Muhammad Ali bleiben für mich die besten aller Zeiten. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Zu meiner aktiven Zeit hätte ich gerne manch Frauenbox-Gegner mit einem guten Haken überzeugt. Heute bin ich relativ entspannt und rege mich nicht mehr auf. 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Sie sind charmant, haben Charisma und präsentieren den Boxsport von seiner positiven Seite. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? In diesem Kampf stecken viele Emotionen. Wenn Wladimir cool bleibt, wird Haye keine Chance haben. Für die Promotion ist so ein Großmaul wie Haye perfekt, aber man darf nicht vergessen: Er hat nur fünf Kämpfe im Schwergewicht bestritten. Mein Favorit deshalb: Wladimir. Jürgen Blin, geboren am 7. April 1943 auf Fehmarn, wurde am 9. Juni 1972 durch Punktsieg über den Spanier Jose Manuel Urtain in Madrid Europameister im Schwergewicht. Der wichtigste seiner 48 Profikämpfe, von denen er 30 gewann, fand jedoch am zweiten Weihnachtstag 1971 in Zürich statt, als er US-Legende Muhammad Ali durch K. o. in Runde 7 unterlag. Blin betreibt heute eine Kneipe am Hamburger Hauptbahnhof und kümmert sich in seiner Box-Akademie um den Aufbau von talentierten Nachwuchsboxern. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Natürlich Klitschko. Ich hoffe nur, dass Haye nicht gleich in den ersten drei Runden k.o. geht, damit wir alle etwas von dem Kampf haben. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Niemanden, ich lebe gewaltfrei. 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Ich habe Hunderte von Boxkämpfen erlebt. Jeder hat seine eigene Geschichte. Spannend waren Kämpfe wie z.B. Vitali Klitschko gegen Lennox Lewis oder Arthur Abraham gegen Edison Miranda. Eckhard Dagge, geboren am 27. Februar 1948 in Probsteierhagen, wurde am 18. September 1976 in Charlottenburg WBCWeltmeister im Halbmittelgewicht. Den Titel verteidigte Dagge, nach Max Schmeling der zweite deutsche Profiweltmeister, zweimal erfolgreich. Zwischen 1973 und 1981 bestritt er 32 Profikämpfe, von denen er 26 gewann. Nach seiner Karriere lebte Dagge in Hamburg, arbeitete als Gastronom und auch als Trainer im Profistall Universum. Seine Alkoholsucht zerstörte jedoch nicht nur seine berufliche Laufbahn. Dagge starb am 4. April 2006 im Hamburger Hospiz Leuchtfeuer an Krebs. Legendär ist sein Spruch: „Viele Weltmeister werden Alkoholiker, aber ich bin der erste Alkoholiker, der Weltmeister wurde.“ 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Das beste an den Klitschkos ist, dass sie einen Kopf haben und den während des Boxens auch benutzen. Und dazu können sie fünfmal so viel essen wie ich – und ich esse wirklich nicht wenig … Das ist echt beeindruckend. 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? „Rumble in the Jungle“ – dieser unglaubliche Fight zwischen Foreman und Ali 1974 in Kinshasa. Leider habe ich das nur auf DVD erlebt. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Dariusz Michalczewski war mein Vorbild. Ich habe ihn stundenlang im Training beobachtet. Er war so ehrgeizig, das hat mich motiviert. Und seine Kämpfe waren so spannend, da hatte ich schon beim Einmarsch Gänsehaut. 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Ich habe Wladimir Klitschko vor einigen Jahren live in Hamburg boxen sehen, an seinen Gegner kann ich mich gar nicht mehr erinnern, dafür umso besser an die Blutspritzer, die mir entgegenkamen. Es war gewöhnungsbedürftig, und trotzdem war ich den ganzen Kampf über vollgestopft mit Adrenalin. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Niemanden! 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Vitali Klitschko gegen Lennox Lewis 2003 in Los Angeles. Das war spannend bis zum letzten Cut! 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Leidenschaft und Emotionen. Auch nach meiner aktiven Karriere gibt es nichts, was mich mehr fasziniert als diese Sportart. Norbert Grupe, geboren am 25. August 1940 in Berlin, wurde unter dem Namen Wilhelm Prinz von Homburg bekannt. Zwischen 1962 und 1970 bestritt er 46 Profikämpfe im Halbschwer- und Schwergewicht. Grupe machte vor allem durch sein exzentrisches Auftreten auf sich aufmerksam. Legendär ist sein Besuch im ZDF-Sportstudio 1969, als er auf keine der Fragen von Moderator Rainer Günzler antwortete. Im Jahr 2000 erschien die Dokumentation „Der Boxprinz“, die Grupes Leben ein Denkmal setzte. Nach seiner Karriere lebte der drogenabhängige Show-Man auf St. Pauli und arbeitete als Schauspieler. Norbert Grupe erlag am 10. März 2004 in Mexiko einem Krebsleiden. 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Am spannendsten fand ich bisher immer die „Ali vs. Frazier“-Kämpfe, besonders den „Thrilla in Manila“-Kampf, bei dem beide am Ende vor lauter Erschöpfung ins Krankenhaus mussten. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Dariusz Michalczewski für seine Nehmerqualitäten und Muhammad Ali wegen seines Selbstvertrauens. Von 1995 bis 2007 war die heutige TVModeratorin als Boxerin ungeschlagene Weltmeisterin im Fliegengewicht Janin Reinhardt, 29 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Klitschko! Warum? Die Frage verstehe ich nicht ganz: Warum denn nicht? 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Es gibt Fragen, die sind ja so was von überflüssig … Albert Westphal, geboren am 5. August 1931 in Hamburg, war mehrmaliger deutscher Meister im Schwergewicht. Sein Wohnzimmer war die Ernst-MerckHalle, in der er 25 seiner 62 Profikämpfe absolvierte. Am 4. Dezember 1961 trat Westphal zum ersten und einzigen Mal in den USA an. In Philadelphia unterlag er jedoch gegen Sonny Liston durch K. o. in Runde 1. Westphal, der als Bäckermeister in Ahrensburg arbeitete, starb am 17. Oktober 1996. 5. Wen würden Sie gerne k.o. hauen? Ich würde gern mal mit einem Schwächeren in den Ring steigen. 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Ihre Werbefilmchen gefallen mir sehr gut, die kann man so schön parodieren. 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Als Zwölfjähriger wurde ich von meinen Vater zu wilden Boxkämpfen in Billardbuden geschleppt, von dem Zeitpunkt an war ich fasziniert, dass es Menschen gibt, die sich gerne verprügeln lassen. Regina Halmich, 34 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Der zwischen Charlie Chaplin und einem unbekannten Schwergewicht. Der Film hieß sogar „The Boxer“. Die TV-Moderatorin und Schauspielerin ist fasziniert vom „Animalischen“ des Boxens – und dass die Klitschkos „fünfmal so viel essen“ dürfen … 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Dass sie hervorragende Unternehmer sind – und zwar nicht nur in der Selbstvermarktung, sondern auch im Ring: Ich kenne jedenfalls wenige Unternehmer, die mit minimalstmöglichem Zeiteinsatz ein solches Maximum an Kohle verdienen Hein ten Hoff, geboren am 19. November 1919 in Oldenburg, feierte seinen größten Erfolg am 23. September 1951 auf der Berliner Waldbühne, als er den Briten Jack Gardner über 15 Runden nach Punkten bezwang und den EMTitel im Schwergewicht holte. Zwischen 1945 und 1955 bestritt ten Hoff 43 Profikämpfe, von denen er 32 gewann. Viele dieser Kämpfe fanden in Hamburg als Freiluftveranstaltungen statt, auf dem HSV-Platz am Rothenbaum oder dem Victoria-Platz an der Hoheluft – darunter der Fight um die deutsche Meisterschaft gegen Walter Neusel am 15. Oktober 1947, als 40 000 Menschen am Rothenbaum seinen K.-o.-Sieg in Runde 7 miterlebten. Hein ten Hoff starb am 13. Juni 2003. Der Gründer der Rattles boxte als Jugendlicher beim BC Heros. Mit „Boxer Kutte“ gelang dem Sänger und Ali-Fan 1983 ein veritabler Hit 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Als Lehrling hatte ich im BC Heros eine kurze Boxkarriere – bis ich das erste Mal k.o. zu Boden ging. Da wurde mir „schlagartig“ klar, dass ich nicht hart genug für diesen Sport bin. Aber die Faszination blieb erhalten; und als ich später den Schriftsteller und Freizeitboxer Jörg Fauser kennenlernte, haben wir unsere Leidenschaft in dem Song „Boxer Kutte“ zum Ausdruck gebracht. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Da möchte ich zwei Champs hervorheben, allen vorweg Cassius Clay alias Muhammad Ali, aber auch Prince Naseem Hamed. Bei dem einen war es die schnelle Leichtfüßigkeit beim Ali-Shuffle bis hin zur Schlagfertigkeit in Interviews – bei dem anderen die provokante offene Deckung oder wie er in seinen besten Zeiten den Ring mit einem Salto über die Taue betrat. 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Ich kriege heute noch eine Gänsehaut, wenn ich den deutschen Rundfunkkommentator von 1938 höre, wie er im ersten Kampf Max Schmeling gegen den „braunen Bomber“ Joe Louis begeistert ausruft: „Der Neger wankt!“ Daran, dass Max Schmeling den Rückkampf verloren hat, scheinen mir auch die politischen Zeitumstände mitverantwortlich gewesen zu sein. 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Der erste Kampf Muhammad Ali gegen Sonny Liston hätte es werden können, aber dann ging Liston in der ersten Runde k.o.; etwas zu kurz für den besten Boxkampf aller Zeiten … Also wähle ich den „Thrilla in Manila“: Muhammad Ali gegen Joe Frazier am 30. September 1975. Beide Boxer landeten im Krankenhaus, Ali als Sieger, Frazier als Verlierer. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Eine etwas unpassende Frage für einen 67-Jährigen, aber wenn man träumen darf: Aktuell würde ich mir gerne Gaddafi vorknöpfen. Dann könnte es passieren, dass nach einem gezielten Kinnhaken Mundschutz inklusive Gebiss auf dem Ringboden landen. Natürlich nicht meines. 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Die hohen Sympathiewerte der beiden Brüder, die zu boxen verstehen und trotzdem nicht wie Totschläger rüberkommen, sprechen für sich. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Nach Gongschlag zählt nur noch das Boxerische. Bei Wladimir Klitschko geht es um mehr, er will seinen 50. K.-o.-Sieg! Ich denke, der Ukrainer wird mit seiner größeren Reichweite den Sieg holen. Der Schauspieler und Regisseur hat selber reichlich Box-Erfahrung. Für die RTL-Show „Promi-Boxen“ stand er zweimal im Ring Dieter Kottysch, geboren am 30. Juni 1943 im schlesischen Gleiwitz, ist Hamburgs einziger Olympiasieger im Boxen. 1972 sicherte er sich in München durch einen 3:2-Punktsieg über den Polen Wieslaw Rudkowski die Goldmedaille im Halbmittelgewicht. Eine Profilaufbahn hat Kottysch nie eingeschlagen. Er lebt heute in Buchholz in der Nordheide. 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Boxen ist so alt wie das griechische Olympia, es hieß früher „Pankration“ und ist also nichts anderes als Fechten mit der Faust. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Cassius Clay alias Muhammad Ali: weil mein Vater mich damals immer geweckt hat. Auch weil er gut singen konnte: „I fly like a butterfly, and sting like a bee“, weil er den VietnamKrieg verweigert hat – was ja gar nicht ging in den USA. Auch weil er die „They never come back“-Regel durchbrochen hat. 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Mein unvergesslichstes Live-Erlebnis waren 2002 meine zwei Kämpfe gegen Pierre Geisensetter, die im Rahmen des RTL-PromiBoxens ausgetragen wurden: Den ersten Fight verlor ich durch K.o. in der 4. Runde – den Rückkampf in Buenos Aires gewann ich in der 2. Runde … 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Der beste Boxkampf aller Zeiten waren die 15 Runden zwischen Roberto Duran und Sugar Ray Leonard im Juni 1980 in Montreal, den Duran dann einstimmig nach Punkten gewann. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Eigentlich würde ich niemanden gern k.o. schlagen, aber wenn es denn sein muss: die Atommanager Großmann und Teyssen. 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Die Klitschko-Brüder kenne ich seit 1999 über meinen Vorgesetzten, World President im WFC (World Fight Club) Ebby Thust. Sie sind ein Jahrhundertereignis. Es gibt überhaupt nur drei oder vier, die sie schlagen können: Mein Kumpel Lennox Lewis hat es getan, dann der junge Ali, Tyson in seiner stärksten Zeit – und vielleicht David Haye. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Tja, eine schwere Frage, die ich salomonisch beantworten will: Möge der Bessere gewinnen … Dariusz Michalczewski, geboren am 5. Mai 1968 in Danzig (Polen), machte das Profiboxen in Hamburg wieder populär. 1991 wechselte er nach einer erfolgreichen Amateurkarriere zum Hamburger Universum-Stall, für den er bis Februar 2005 50 Kämpfe (48 Siege) absolvierte. Der „Tiger“ war zwischen 1994 und 2003 WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht, sorgte aber auch durch sein ausschweifendes Liebes- und Partyleben für Aufsehen. Heute lebt er als selbstständiger Unternehmer in Danzig. Sophie Schütt, 37 Die Fernseh- und Filmschauspielerin hatte schon 1996 Erfolg in der TV-Serie „Faust“. Und wenn die Fäuste fliegen, dann hält sie Wladimir Klitschko für „die perfekte Mischung aus Tyson und Maske“ 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Boxen ist für mich die Urform jeglicher körperlicher Auseinandersetzung, die ehrlichste Form des Zweikampfes. Dabei lebt der Kampf nicht nur von roher Gewalt, sondern auch von Technik, Taktik, Geschwindigkeit und Ausdauer. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Einerseits Mike Tyson, ob seiner physischen Präsenz im Ring – andererseits Henry Maske, wegen seiner ausgefeilten Technik und des „Fairplay“. Er war und ist einfach „der Gentleman“. 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Vitali Klitschko gewann durch K. o. in der neunten Runde. Es war 1999 in Hamburg mein erster Live-Boxkampf. Ich war von der Energie, Kraft und Atmosphäre begeistert. Wladimir wich Vitali nicht von der Seite und rief nach dem Kampf sofort bei seiner Mutter an. Das war großartig! 4. Was war für Sie der beste Boxkampf aller Zeiten? Eine große Frage an mein kleines Boxwissen … Ich schaue einfach jeden Kampf der KlitschkoBrüder, wenn ich irgendwie kann, und ich bin fast immer begeistert. 5. Wen würden Sie gerne einmal k.o. hauen? Als Frau fehlt mir das Gen, mich duellieren zu wollen oder mich im Ring messen zu müssen … 6. Ein Satz zu den Klitschko-Brüdern – was zeichnet sie aus? Die Klitschko-Brüder sind eine perfekte Mischung von Mike Tyson und Henry Maske, geballte Kraft gepaart mit boxerischer Klasse. 7. Wer wird gewinnen – Klitschko oder Haye? Und warum? Natürlich Klitschko, weil er zum einen Reichweitenvorteil hat, und zum anderen einfach der bessere Boxer ist. Außerdem ist Haye einfach ein „Großmaul“ und mir daher unsympathisch. FOTOS: THOMAS LEIDIG (4), PICTURE-ALLIANCE (14), ISTOCKPHOTO Agon – die Sportschule Was in Winterhude vor knapp 30 Jahren als reines KarateZentrum begann, hat sich mittlerweile zu einer Top-Trainingsstätte u. a. für Gymnastik und Rücken-Yoga auf der einen und für Boxen auf der anderen Seite entwickelt. Persönliche Betreuung und „richtiges Training statt Schickimicki“ stehen in dem von Diplom-Sportwissenschaftler Frank Rieth geleiteten Dojo im Vordergrund. » Grasweg 36, Tel. 46 33 92, www.agon-sportschule.de 3. Was war Ihr spannendstes Live-Erlebnis beim Boxen? Das RTL-Promi-Boxen vor einigen Jahren in Köln. Es waren zwar keine wirklichen Promis im engeren Sinn, die sich da geboxt haben, höchstens solche, die mal welche waren. Aber es war trotzdem oder gerade dadurch umso beeindruckender. Es ist wirklich verrückt, wie sich Menschen, die eigentlich nichts mehr zu verlieren haben, sogar noch um das letzte bisschen Aufmerksamkeit kloppen. Max Schmeling, geboren am 28. September 1905 in Klein Luckow (Brandenburg), war zwischen 1930 und 1932 Weltmeister im Schwergewicht. 1939 beendete er seine Karriere wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs, acht Jahre später gab er ein Comeback. Nach 70 Kämpfen, von denen er 56 gewann, beendete Schmeling seine Laufbahn am 31. Oktober 1948 in Berlin. Anschließend arbeitete er viele Jahre als Generalvertreter für Coca-Cola in Hamburg. Schmeling, der bis heute als einer der beliebtesten Sportler Deutschlands gilt, starb am 2. Februar 2005 in seiner Heimat Hollenstedt, wo er auch begraben ist. An sein Wirken erinnern mehrere Bücher und Filme. 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Boxen? Für mich ganz wichtig: Bei meinen Auftritten hängen sie meist über der Bühne und beschallen das Publikum. Dann muss ich nicht so schreien. 2. Welcher Boxer hat Sie bisher am meisten beeindruckt? Wenn ich’s mir recht überlege, haben mich eigentlich erst die Klitschkos fürs Boxen begeistern können. Und zwar weniger durchs Boxen selbst, als mehr durch diese unglaublich komische Milchschnitten-Werbung. Mit der haben die beiden mir nämlich bewiesen, dass sie sich wirklich für nichts zu schade sind. Und wenn einer so was sympathisch findet, dann bin das ja wohl ich. BC Hanseat Der 1995 gegründete Boxsportverein fördert auf St. Pauli das olympische Boxen sowohl im Breiten- wie auch im Leistungssport. Bekannt wurde der Club durch seine Erfolge und insbesondere die Ausbildung im Mädchen- und Frauenboxen. Die vierfache Deutsche Meisterin Sonja Dürr ist im Club als Trainerin tätig. » Training: Schulsporthalle Seilerstr. 42, www.bchanseat.de HAMBURGS BOXER Wenn der Komiker nicht mit den Klitschkos in Florida golft, sitzt er mit „einer Blondine“ am Ring 1. Was bedeutet Boxen für Sie? Das Schöne am Boxen ist, dass man auch beim Zuschauen seine Aggressionen abbauen kann. BOXEN IN HAMBURG Hankook-Sportcenter Unter der Leitung von Inhaber und Geschäftsführer Olaf Jessen wird seit 1992 im Stellinger Sportstudio der Boxsport vom Freizeit- und Fitnessboxen bis hin zum Sportund Wettkampfbereich vermittelt – und zwar für Damen und Herren. Der 45-Jährige war zwischen 2004 und 2008 Präsident des Hamburger Amateur-Box-Verbandes und in seiner aktiven Zeit als Amateurkämpfer mehrfacher norddeutscher Meister und 1984 auch Deutscher Vizemeister. Sein Projekt „Boxen an Schulen“ gilt als wegweisende Initiative für soziales Lernen durch Boxen und pädagogisches Boxen mit Berücksichtigung der Gewaltprävention. Im Studio sorgt er mit seinem Trainerteam für ein fundiertes und fachgerechtes Training: Motto: „Disziplin und Respekt“. » Nieland 10, Tel. 490 32 72, kostenloses Probetraining möglich, www.hankook-sportcenter.de Otto Waalkes, 62 Vitali Klitschko, geboren am 19. Juli 1971 in Belowodskoje (Kirgisistan), ist WBC-Weltmeister im Schwergewicht. Seine Profikarriere startete er im Herbst 1996 im Hamburger Universum-Stall. Neun Jahre später beendete er sie wegen anhaltender Verletzungsprobleme, kehrte jedoch im Oktober 2008 mit einem K.-o.-Sieg über WBC-Weltmeister Samuel Peter (Nigeria) zurück und hält seitdem den Titel. Klitschko, der 42 seiner 44 Profikämpfe gewann, ist neben seiner Boxkarriere auch als Politiker im Stadtparlament von Kiew aktiv. Seine Familie, Ehefrau Natalia und drei Kinder, lebt in Hamburg. Wladimir Klitschko, geboren am 25. März 1976 in Semipalatinsk (Kasachstan), wechselte mit seinem Bruder Vitali als Olympiasieger von Atlanta 1996 zum Universum-Stall, den er im Frühjahr 2004 verließ, um sich mit Vitali selbstständig zu machen. 55 seiner bislang 58 Profikämpfe gewann er, seit 22. April 2006 ist er IBF-Weltmeister im Schwergewicht, am 23. Februar 2008 kam auch der WBO-Titel in seinen Besitz. Klitschko ist ledig und gibt Hamburg als Hauptwohnsitz an. „Dr. Steelhammer“ tritt am heutigen Sonnabend in der Imtech-Arena gegen den WBA-Champion David Haye an. RTL überträgt ab 21.45 Uhr live. V VI › BROT & SPIELE Sonnabend/Sonntag, 2./3. Juni 2011 Samurai-Sudoku Klein-Italien: mediterranes Flair und klassische Speisen im Cuneo in der Davidstraße LOKAL-TERMIN Erster Italiener am Platze Kurz-Biografie Franca Cuneo, 30, führt das Restaurant seit 2005 zusammen mit ihrem Vater. Die Hamburgerin ist in Eidelstedt aufgewachsen und hat nach dem Abitur an der Sophie-Barat-Schule Jura studiert. Nach dem Abwägen sämtlicher beruflicher Optionen hat sie sich für das „Cuneo“ entschlossen. Sie kocht so gerne wie ihre Mutter und ist, wie ihr Vater, begeisterte Radrennfahrerin. einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen 1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 × 3 Feld nur einmal vorkommen. Lösung: siehe unten … FOTO: GRAFIKANSTALT Hier begegnen sich Menschen, rund um die Uhr. Über 100 Freunde und Helfer arbeiten in dem mit 0,92 Quadratkilometern kleinsten Revier Europas. Das auch aus Film und Fernsehen bekannte Gebäude mit dem gebogenen Schriftzug wurde von Fritz Schumacher, dem Stadtplaner und späteren Oberbaudirektor, entworfen und 1914 fertig. Richard Kuöhl, der meistbeschäftigte Bildhauer der Stadt, gestaltete die Schmuckkeramik an der Fassade. Der Hausname wurde erst am 9.10.1970 offiziell genehmigt und kommt ohne Fugen-S aus. Für scharfe Denker 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 16 12 13 14 15 17 18 19 20 21 22 23 24 25 32 33 26 34 27 35 41 36 28 37 42 29 38 30 39 31 40 43 44 45 48 46 49 50 51 Irgendwo in Hamburg: Davidwache, Spielbudenplatz 31 3 1 8 2 7 5 9 6 4 4 7 9 1 6 3 8 2 5 1 4 6 9 7 8 5 3 2 8 7 2 3 1 5 9 6 4 6 2 5 8 9 4 3 7 1 9 5 3 4 2 6 8 1 7 5 3 2 9 4 1 6 8 7 4 3 1 8 9 7 2 5 6 1 8 7 5 2 6 4 9 3 7 2 9 5 6 4 3 8 1 9 4 6 3 8 7 5 1 2 5 6 8 1 3 2 4 7 9 3 1 7 2 8 9 6 4 5 3 7 8 2 9 1 4 3 8 7 5 6 6 9 5 7 4 3 1 2 8 9 4 6 7 5 3 6 1 9 2 4 8 2 8 4 6 5 1 7 9 3 1 5 2 8 6 4 7 5 2 1 3 9 8 3 6 5 2 1 9 4 7 4 5 9 6 8 7 1 3 2 2 1 7 4 3 9 5 8 6 1 3 5 8 2 7 9 6 4 2 1 5 3 7 8 5 4 2 1 9 6 8 4 6 9 3 1 5 7 2 8 6 3 4 1 9 8 7 6 5 3 2 9 2 7 5 4 6 3 8 1 7 9 4 6 2 5 1 9 3 7 8 4 9 6 7 4 2 5 8 1 3 3 6 8 2 5 9 1 4 7 5 8 3 6 1 7 4 2 9 2 5 1 6 7 4 8 9 3 N Y O N F R E M D 2 4 1 9 3 8 6 7 5 7 9 4 1 8 3 6 2 5 T A L M I G R A L 8 9 4 2 6 1 3 5 7 6 7 9 3 1 2 4 5 8 I G L U S A I D A 7 5 2 3 8 4 9 6 1 5 1 2 4 6 8 7 3 9 N I E T A G N E S 1 3 6 7 5 9 2 4 8 4 8 3 7 9 5 2 1 6 » MAMALICIOUS, Max-Brauer-Allee 277, Tel. 18 00 43 82, Mo–Fr 9–20, Sa/So 10–20 Uhr E T M A L E U E R Überseeallee 5, Tel. 257 77 78 40, Mo–Fr 6.30–23, Sa/So 7–23 Uhr, www.25hours-hotels.com/hafencity I S O N E T A B U » HEIMAT KÜCHE UND BAR, 25Hours, T E T E E L G E R Vorerst müssen sich die Gäste mit kalter Küche zufriedengeben. Aber in Stepha Zanellas neuem Lokal neben der Bar Rossi ist das keine Strafe: Schön dick mit Bacon (Bio aus SchleswigHolstein!) und Ei belegte Bagels gibt es da, Toast mit cremigem Ahornsirup und üppige Salate. Und so sitzen die Gäste am Tresen vor himmelblauen Fliesen und freuen sich auf das, was noch kommt. A F R I K A R I O „Heimat ist ein Gefühl“, sagt Michael Jäger, Chef des Bar-Restaurants. „Wir servieren raffiniert Einfaches aus möglichst regionalen Zutaten.“ Und so trifft man in der Karte auf bekannte Erzeuger wie die Schlachterei Wagner und Elbgold. Und weil es im Lokal des Hotels in der HafenCity aussieht wie in einer Lagerhalle, fühlt sich jeder sehr hanseatisch. P R O S A F A L B Mamalicious N E P A L N A S S Heimat Küche und Bar E B E R T E N U E CAFÉ Senkrecht: 1 Rauschmittel aus Kohle. 2 Mireille Mathieu sagte Adieu zu ihr. 3 Der Pfarrer trägt’s zum Schulterschluss mit Diva. 4 Was es aufspürt, landet im maritimen Fundbüro. 5 Die Esche macht er zum Vogelbeerbaum. 6 Dieser Himalaya-Staat die höchsten Berge aufzuweisen hat. 7 Roman, Novelle, Erzählung. 8 Als „Schwarzen Kontinent“ ihn manch einer kennt. 9 An ihr ist man an der Truppenspitze. 10 Two minus one? 11 Das Schiff legt diese Strecke von Mittag bis Mittag zurück. 12 Mit mittigem L wird’s zum Strumpfgewebe. 13 Enttäuschung für Schmuckdiebe. 14 Die zu bauen bedarf es keines Nagels nur Schnee. 15 Er macht das Blech gefügig. 24 Das Licht der Welt erblickte Fred Astaire 1899 hier in Nebraska. 25 Wie heißt in der Schweiz die Generalsuniform? Sie wissen es? Das ist enorm! 27 Aalgabel einerseits; andererseits dient es Franzosen als Richtschnur. 29 Derlei Wörter sind Gastarbeiter der Sprache (W. Weidner). 31 ... von Poitou war römisch-dt. Kaiserin. 33 Der im Glück. 34 Die saudi-arabische Hauptstadt diese Kurzform hat. 35 Beim Duschen wird man es unweigerlich. 36 Ein Gelb mit Grau heißt wie? Genau! 37 Eben weil’s so ist, darf ich nichts dazu sagen. 38 Fürwort, das rückwärts Bereitschaft zur Buße zeigt. 39 Schüssel auf dem Tisch der ritterlichen Tafelrunde. 40 Giuseppe Verdi kannte diese Oper auswendig. 43 Am Mysterioesen kommt uns dies spanisch vor. Auflösungen: S O N A R R I A D RESTAURANT Waagerecht: 1 Sie wird auch mit billigen Medikamenten wieder gesund. 16 Es findet sonderbarerweise im September statt. 17 Seine Antenne ermöglicht gerichteten UKW-Empfang. 18 Man findet sie bei Bäumen, Zähnen und auf Fürstenhäuptern. 19 Ansiedlung zwischen P und O. 20 Berliner können nicht verdursten, solange es sie noch gibt. 21 Flächenmaß der spanischen Sonne. 22 Ein Kontinent, den jeder kennt. 23 Macht eine Frau noch begehrenswerter. 24 Eine Art von Malerei; Victor Vasarely war auch dabei. 26 Verhilft Salzheringen zu bleibendem Wert. 28 Zentrum einer niederl. Porzellanstadt. 30 Jesus im Islam. 32 Flattert als Schwärzling durch die Lande. 39 Gemeinsamkeit von Gagarin und Bagage. 41 Delon, so „einsam“ ist er nicht. 42 Kantonsbewohnerin, die entweder im Molassegebiet oder im Juragebiet lebt. 44 Aufforderung zum Verduften. 45 „In der Eifersucht liegt mehr Eigen... als ... .“ (La Rochefoucauld). 46 So fängt manch Insekt an. 47 Das Daus beim Skat. 48 Geschrumpfte Datenerfassungsstelle. 49 Wird vom Chemiker mit B aufgeschrieben. 50 Herz eines Vorderasiaten. 51 Das ist in Spanien der Artikel für mehrere Frauen. S T O L A H A N S 5 x in Hamburg, z. B.: Barmbeker Str. 156 - 160 Hamburg-Winterhude www.cardinahlcaffe.de Tel 040 / 480 960 - 38 A K R O P O L I S 1 EL gehackte glatte Petersilie 2 EL geriebener Parmesan Salz Pfeffer für die Soße 50 g Butter 20 g geriebener Parmesan etwa 10 frische Salbeiblätter 1 Die Ricotta mit Petersilie, Muskat und Parmesan verrühren. Mit Salz und Pfeffer würzen. 2 Mit dem Mehl, dem Ei, dem TL Olivenöl und der Prise Salz einen glatten Teig bereiten. Erst wenn der Teig fast fertig ist, etwa 1 TL Milch dazugeben, so trocknet der Teig beim Weiterverarbeiten nicht aus und bleibt beim Füllen und Falten geschmeidig. 3 Den Teig in zwei Hälften teilen und dünn ausrollen. Auf die eine ausgerollte Hälfte in gleichmäßigem Abstand teelöffelgroße Portionen Füllung setzen und mit der anderen Hälfte bedecken. Die Ränder festdrücken und die Quadrate ausschneiden. 4 Die Ravioli in reichlich Salzwasser garen. Butter schmelzen, die Salbeiblätter kross braten und die abgegossenen Ravioli darin wenden. Auffüllen und mit dem Parmesan bestreuen. Große Auswahl & Preisgarantie erstklassiger Kundendienst Gewerbevermietung Service (Küche), So geschlossen, www.cuneo1905.de Für 4 Personen: für den Nudelteig 200 g Weizenmehl 1 Ei 1 TL Olivenöl Salz 1 TL Milch (Geheimtipp meiner Oma) für die Füllung 200 g Ricotta Prise Muskat Cardinahl Caffè – das Fachgeschäft für Espresso- und Kaffeeautomaten. Irgendwo in Hamburg. Nur wo? 47 Große Ravioli in Salbei-Butter Mehr als Kaffee. » Cuneo, Davidstraße 11, Tel. 31 25 80, Mo–Sa 17.45 bis 1 Uhr REZEPT VON FRANCA CUNEO Essen und ausgehen Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je K O K S O M A H A J a klar, das „Cuneo“ auf dem Kiez. Hamburgs ältestes italienisches Restaurant, 106 Jahre und noch immer laut und lebendig, eng und aufregend. Da könnte man jetzt die ganzen Geschichten aufwärmen, vom ersten Speiselokal mit italienischer Küche in der Davidstraße, mit Destille und Weinhandlung. Von Francesco Antonio Cuneo, der mit einigen Straßenmusikern an die Elbe gekommen war und im Restaurant, das er am 5. Mai 1905 eröffnete, die Gäste auch als Sänger erfreute. Und von den Besuchern, den Seeleuten aus aller Herren Länder, die später mehr und mehr durch Touristen, Nachtschwärmer und Künstler ersetzt worden sind. Man kann sich aber auch einen Moment mit Franca Cuneo, 30, an einen Tisch setzen und sich von der fröhlichen Frau das Restaurant erklären lassen, das sie nun in der vierten Generation mit ihrem Vater Franco führt. Sie sagt, dass es ihr Großvater und ihr Vater, der das Cuneo jetzt seit 47 Jahren leitet, viel schwerer hatten. Zwei Kriege haben sie überstanden, manchmal standen sie vor dem Aus, aber irgendwie ging es immer weiter. Sie erzählt vom Familienbetrieb, in dem eigentlich „immer alle mitgearbeitet haben“. Und davon, dass es letztlich immer die Freude an der Sache gewesen sei, die sie beflügelt habe. „Das war unser größter Antrieb.“ Kein Wunder, dass sich der Spaß überträgt. Auf die Gäste in diesem Gaumenfreudenhaus, die zu späterer Stunde immer fröhlicher und lauter werden. Und sich dann aus der Musikbox mit den 45er-Schallplatten ihr Lieblingslied wünschen, während andere über die Bilder und Skulpturen diskutieren, die dicht gedrängt an den dunkelroten Wänden hängen. Und der Spaß überträgt sich auch auf das Essen, das vor allem einem Grundsatz folgt: „Es muss uns schmecken“, sagt Franca Cuneo. Die Speisen seien „einfach im traditionellen Sinne und nicht so abgehoben“, mit Rezepten von der Tante oder früheren Köchen, „und die haben wir behalten und kochen heute noch danach“. Ein Genuss sind die Jakobsmuscheln aus der Pfanne (12,50 Euro), eine interessante und schmackhafte Kombination sind die Kalbsmedaillons mit Salbei und Parmaschinken (18,50 Euro), ein besonders großes Vergnügen ist das Rinderfilet in Pfeffersauce (25 Euro). Die Zutaten sind frisch und die umfangreiche Weinkarte mit roten und weißen Weinen aus acht Regionen lässt keine Wünsche offen. Früher hatte die Küche im Cuneo bis zwei Uhr nachts geöffnet, heute bekommt der späte Gast „nur“ noch bis ein Uhr etwas Warmes auf den Teller. „Die ganz Verrückten sind nicht mehr im Umlauf“, sagt Franca und lacht. Wenn sie da man recht hat ... Auf jeden Fall hat sie eines von ihrem Vater gelernt. „Im Cuneo kann jeder essen.“ Der tätowierte DJ sitzt neben der Dame im Chanel-Kostüm und daneben zwei Jugendliche, die sich eine Pizza teilen. Kult gerne, aber mit Schickimicki können die Cuneos nichts anfangen. „Luxus? Luxus“, sagt Franca Cuneo, „ist es, an einem Ort leben und arbeiten zu können, den ich nach meinen Vorstellungen gestalten kann.“ Vielen Hamburgern scheint das sehr zu gefallen. Hamburgs ältestes Ristorante, wo man seit über 100 Jahren an den Rezepten feilt: das „Cuneo“ in St. Pauli TEXT: JAN HAARMEYER • FOTOS: THOMAS LEIDIG IMPRESSUM Chefredaktion: Matthias Iken (V.i.S.d.P.) Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich) Art Direction: Julia Wagner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke, Nico Binde, Jörg Block, Bob Geisler, Elke Goebel, Jan Haarmeyer, Oliver vom Hofe, Björn Jensen, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Julia Marten, Sebastian Martinez, Peter Maus, Wiebke Melle, Joachim Mischke, Rainer Moritz, Norman Raap, Kirsten Rick, David Rienau Konzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas Marten Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel, Tel. 040/34 72 25 56 Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg Ausgezeichnet mit fünf „European Newspaper Awards 2010“ VII Sonnabend / Sonntag, 2. / 3. Juli 2011 › GESTERN & HEUTE Kiez-Künstler: Erwin Ross, der, Rubens der Reeperbahn (1926 – 2010), schuf die „Ritze“-Tür (l. o.) Kellerkinder: Stars wie Udo Lindenberg (o.) und Jan Fedder tranken hier Münchner „Hacker-Pschorr“ Kult-Kneipier: Hanne Kleine, 79, öffnete 1974 in der Kellergarage der „Ritze“ das legendäre Boxgym (l.) FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA KULT-KELLER ZUR RITZE Tor Halbwelt zur Eckhard Dagge, die Klitschkos, „Tiger“ Michalczewski: So mancher Box-Star fing in der „Ritze“ an – und endete hier. Eine Chronik über volle 15 Runden von BJÖRN JENSEN D ie ersten Töne nimmt er äußerlich unbewegt auf, bei der ersten Strophe wippen die Beine bereits mit, und als es im Refrain heißt: „Und wenn die Sonne erwacht, auf der Reeperbahn bei Nacht, dann weiß ich, ich sitze schon längst in der Ritze“, da singt Hanne Kleine mit. Es erklingt das „Ritze-Lied“, der Hamburger Musiker Curt Gerritzen hat es vor einigen Jahren geschrieben. Es ist Hanne Kleines Lied, denn er ist der Mann, der aus einer unscheinbaren Hinterhofkneipe auf dem Kiez eine Institution gemacht hat, deren Ruf um die Welt gegangen ist. Kaum ein Hamburger und vor allem kein Tourist, der je über die Reeperbahn gebummelt ist, hat es verpasst, bei Hausnummer 140 anzuhalten und wenigstens einen Blick zu werfen auf die gespreizten Frauenbeine in halterlosen Strümpfen, die der Tür „Zur Ritze“ ihren frivolen Touch verleihen. Der 2010 verstorbene Maler Erwin Ross hatte damit ein Postkartenmotiv erschaffen, das millionenfach in Briefkästen in aller Welt landete. Und jeder, der zwischen diesen Schenkeln in Hanne Kleines Welt eintrat, der tat dies, zumindest beim ersten Mal, mit dem Gefühl, nun irgendwie dazuzugehören zu dieser schillernden Halbwelt, die den Reiz St. Paulis ausmacht. Um 14 Uhr an einem Mittwoch ist es noch leer in der „Ritze“, und Kleine hat kein Problem, sich seinen Stammplatz zu sichern, am hinteren Kopfende des Tresens, auf einer Zweierbank, die mit ihrem frisch renovierten Polster aus dem alternden Inventar heraussticht. Er hat dort immer gesessen, seit er vor 37 Jahren die „Ritze“ eröffnete: „Dort sitze ich erhöht und kann alles kontrollieren.“ An den Wänden ist kaum Tapete zu sehen, weil sie behängt sind mit Fotos der illustren Gästeschar, die hier schon ihr Bier getrunken hat: Franz Beckenbauer, eine Menge Profiboxer, aber auch Schauspieler wie Ben Becker, Jan Fedder oder Ralf Richter. Udo Lindenberg hat Hanne Kleine ein Gemälde geschenkt, darauf sind sie im Gespräch zu sehen, „Rattengeflüster“ hat Lindenberg es genannt. Kleine liebt das Bild. Hanne Kleine ist 79 Jahre alt, er ist ein Mann, der noch immer Stärke ausstrahlt, auch wenn ihm sein Körper zu schaffen gemacht hat in den vergangenen Jahren. 2007 erlitt er infolge einer Knieoperation einen Herzinfarkt, und kaum war das erledigt, kam ein Schlaganfall dazu. Kleine lag wochenlang auf der Intensivstation. Als Erinnerung ist ihm ein Krückstock geblieben, auch die Wortfindung und die Artikulation sind eingeschränkt, aber die Erinnerungen leben in seinem Kopf, und weil er zeitlebens ein Kämpfer war, sagt er: „Mir geht es bestens!“ Bis zu seiner Erkrankung kam er jede Nacht in sein zweites Wohnzimmer und konnte furchtbar böse werden, wenn sein Stammplatz besetzt war. Heute kommt er nur noch, wenn „was Besonderes los ist“ oder wenn jemand einen Termin mit ihm macht. Ansonsten lebt er mit Ehefrau Kirsten zurückgezogen auf St. Pauli und versucht, seinen Lebensabend zu genießen, was nicht leicht ist, wenn man auf Erlebnisse zurückblickt, die locker für zwei Leben reichen. H anne Kleine war Mitglied der Boxstaffel der DDR, als er 1967 von Magdeburg nach Hamburg kam – und blieb. Außerhalb des Rings tat er sich ab und an schwer mit Regeln und Gesetzen, und so fühlte er sich auf dem Kiez schnell heimisch. Mit „Gastronomie und Zimmervermietungen“ begann seine Reeperbahn-Karriere, doch den Durchbruch schaffte er erst 1974, als ihm die Idee kam, ein Boxgym einzurichten – im Keller seiner Kneipe „Ritze“, der damals als Garage genutzt wurde. Kleine er- Es dominieren jedoch die fröhlichen Erinnerungen. Kleine legt Wert darauf, dass sich in der „Ritze“ nur beim Training geschlagen wurde. „Klar gab es mal Streit unter Gästen, aber gehauen wurde sich nie. Wer mir dumm kam, den habe ich persönlich vor die Tür gesetzt.“ Wie Norbert Grupe, den „Prinz von Homburg“, der sich als Preisboxer und Kiezgröße einen Namen gemacht hatte, aber durch seine Drogenabhängigkeit unzurechnungsfähig war. „Norbert kam jeden Tag her, aber einmal hat er mich beschuldigt, ich hätte seinen extra für ihn angepassten Tiefschutz geklaut. Da war die Freundschaft beendet.“ Kleine kann sehr resolut sein, was auch die Wahl des in der „Ritze“ ausgeschenkten Biers verdeutlicht. Seit 37 Jahren gibt es ausschließlich Hacker-Pschorr, das eigens aus München angeliefert wird. Den Abwerbeversuchen der großen norddeutschen Brauereien widerstand Kleine mehrfach. „Hacker-Pschorr ist mein Stammbier, also gibt es das auch in meiner Kneipe.“ So einfach ist die Welt manchmal. Die schönste Zeit waren die Jahre 1984 bis 1994, als die Profis vom Universum-Stall bei Kleine trainierten. „Sportler wie Dariusz Michalczewski oder die Klitschko-Brüder hier zu sehen, das war natürlich großartig.“ Auch Universum-Gründer Klaus-Peter Kohl, 67, erinnert sich gern zurück. „Ich war immer fasziniert von solchen Orten, die ein besonderes Flair ausstrahlten.“ Der von seinem Cheftrainer Fritz Sdunek geäußerten Kritik, das Ambiente mit Bier, Zigaretten und Pornos, die über die Bildschirme flimmerten, sei dem Sport-Ideal abträglich, hat Kohl stets widersprochen. „Jeder Boxer, der auf die Reeperbahn will, geht sowieso da hin, auch wenn er woanders trainiert. Deshalb hat mich das Milieu nie gestört.“ zählte einem Angestellten von seinem Einfall. „Wir sind dann in Urlaub gefahren, und als ich wiederkam, wurde im Keller kräftig gearbeitet. ‚Was macht ihr denn da?‘, fragte ich. ‚Wir bauen den Boxkeller, so wie Sie es gesagt haben, Chef‘, war die Antwort. Da habe ich nur gesagt: ‚Na, dann macht mal!‘“ Die ersten Kunden waren Luden und andere Geschäftemacher vom Kiez, die sich körperlich auf die Anforderungen ihrer Branche vorbereiten wollten, doch schon bald kamen die ersten Profis, die sich von der Atmosphäre anstecken ließen. Einer von ihnen war Eckhard Dagge, von 1975 bis 1976 Europameister und von 1976 bis 1977 sogar WBC-Weltmeister im Halbmittelgewicht. „Eckhard trainierte hier jeden m Keller wird heute nur noch unregelmäßig geTag, er machte Sparring und zog durch seine Aura vieboxt. Mit Peter Okoroji gibt es einen Trainer, der le andere Boxer an“, erinnert sich Kleine. „Eckhard zweimal pro Woche Schauspielschüler anleitet. war wie ein Sohn für Hanne“, sagt Ehefrau Kirsten in Ansonsten kommen ein paar alte Gefährten von einst, einem unbeobachteten Moment. das war es. Die modernen Gyms haben die „Ritze“ zu Dagges WM- und EM-Gürtel hängen bis heute einem Relikt degradiert, obwohl Kleine es nie übers an der hinteren Wand der Kneipe, und auf einem Herz gebracht hat, von Sportlern, die bei ihm trainierPoster hat er eine Widmung hinten, Geld zu nehmen. terlassen. „Meinem Freund Han„Den Kult, der um die Ritze gene zur Erinnerung an gemeinsamacht wird, macht allein Hanne me Schandtaten“ steht dort, und aus. Er hat alles auf die Beine geKleine lacht, wenn er es liest. stellt, er hat den Charme, mit dem „Eckhard war der Lustigste von er die Leute für sich gewinnt. Hanallen, seine trockenen Sprüche ne ist die ‚Ritze‘“, sagt Mathias Rohaben uns manchmal vor Lachen senitsch, 68. Der gebürtige Österauf dem Boden wälzen lassen“, reicher muss es wissen: Er kam sagt er. Aber Dagge war auch der vor mehr als 30 Jahren nach Hamschlimmste Trinker von allen. „Er burg, ein Profiboxer, der in der trank am liebsten Bier, aber am „Ritze“ trainierte und heute hinEnde war er schon nach einem „Zu meiner Zeit haben sie ter dem Tresen steht. Von dort Alsterwasser betrunken“, erinsieht er die Touristenströme, die im Wald trainiert – jetzt nert sich Kirsten Kleine. Das Ensich täglich in den hinteren Raum boxen sie schon im Puff“ ergießen, um all die Fotos zu bede, das sie meint, ist der 4. April 2006, als Dagge im Hospiz Leuchtstaunen. „Es ist nicht mehr wie Max Schmeling (1905 – 2005), feuer starb, der Körper ausgezehrt früher, als viele Stammgäste tägSchwergewichtsweltmeister 1930–32 vom Alkoholmissbrauch und dem lich herkamen. Aber der Kult ist Krebs. Hanne Kleine hatte seinen ungebrochen“, sagt er. Ziehsohn täglich im Hospiz besucht, und dessen Tod Das „Ritze-Lied“ aus der digitalen Jukebox ist verist bis heute der traurigste Tag seines Lebens. klungen und Hanne Kleine ist erschöpft, er hat genug Überhaupt war 2006 ein regelrechtes Seuchengeredet. Wenn der Betrieb brummt, 365 Tage im Jahr, jahr. Schlimm war der 25. März, als Peter Duborg, laut wochentags bis vier Uhr morgens, am Wochenende Kirsten Kleine „unser bester Kellner“, im Boxkeller sogar bis um acht, ist er nicht mehr dabei, auch wenn an einem Hirnschlag verstarb. Furchtbar auch der 18. sein Geist über allem schwebt. Auf den 7. Juni 2012 Dezember, als sich mit Kiezgröße Stefan Hentschel freut er sich allerdings schon. Dann wird er 80 Jahre ein enger Freund an der Aufhängung seines Liebalt, gefeiert wird natürlich in der „Ritze“. Dann sollen lings-Sandsacks mit einem Springseil strangulierte. die anderen wieder für ihn singen. I FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA Das Keller of Fame: Heute ist die Kneipe vor allem ein Touristenziel, trainiert wird nur unregelmäßig FOTOS: ULLSTEIN BILD (2), ROLAND SAWATZKI SERVICE » Zur Ritze: Oben, wo Hunderte Fotos von Sport-, Musik- und Filmstars hängen, wird getrunken. Unten, wo schon Weltmeister wie die Klitschkos, Dagge, Maske, Rocchigiani und Michalczewski die Sandsäcke streichelten, wird geschwitzt. Wer freundlich am Tresen fragt, darf einen Blick hineinwerfen oder dort trainieren – vielleicht. Und hier kann man auch die CD mit dem „Ritze–Lied“ erwerben. Der Kampf Klitschko-Haye am Sonnabend läuft hier selbstverständlich im TV. Reeperbahn 140, Boxgym: tägl. 14–20 Uhr, Bar: Mo–Do 14–4, Fr/Sa 14–8, So 18–2 Uhr, Tel. 319 39 46; Infos: www.hk12.de/ritze.htm » Eckhard Dagges Biografie trägt den bezeichnenden Untertitel „Es sind schon viele Weltmeister Alkoholiker geworden“. Einfühlsam porträtiert Sportjournalist Wolfgang Weggen die Karriere des ersten deutschen Profiweltmeisters nach Max Schmeling. Dagge, der 2006 in Hamburg starb, trainierte und trank in der Ritze, wo seine WMund EM-Gürtel heute noch hängen. „Eckhard Dagge“ von Wolfgang Weggen, Bombus Media, 159 S., ab 7 Euro über www.amazon.de » Der Boxprinz, die preisgekrönte Doku über Norbert Grupe, taucht tief ins Milieu der 70er ein: Mitwirkende sind Domenica, Kiezgröße Stefan Hentschel und Ritze-Wirt Hanne Kleine, bei dem „der Prinz“ trainierte. „Der Boxprinz“, Deutschland 1990, Regie: Gerd Kroske, 97 Min., DVD um 16 Euro über www.amazon.de » „Im Rotlicht: Das explosive Leben des Stefan Hentschel“ ist die Biografie des Boxers und Zuhälters, der sich in der Ritze erhängte. Ein ungeschminkter Report über Drogen und Gewalt auf dem Kiez. „Im Rotlicht“ von Ariane Barth, Ullstein, 301 S., 8,95 Euro, www.ullstein.de » Der Rubens von der Reeperbahn Erwin Ross schuf mit den Frauenschenkeln auf der Ritze-Tür eines der berühmtesten Hamburg-Motive. Nachdrucke seiner Pin-ups sind zu kaufen in der Galerie Ross, Igelweg 3, Tel. 80 02 06 94 oder online: www.erwinross.com VIII › STIL & LEBEN Sonnabend / Sonntag, 2. / 3. Juli 2011 MARKENMACHER Klebe wohl: Forscher ermitteln die Haftkraft eines Pflasters (l.), die Beiersdorf AG im Jahr 1924 (u.) FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT Zutiefst verbunden Ob Kinder-Knie oder Boxer-Braue: Bei kleinen Wunden aller Art ist seit fast 90 Jahren eine Hamburger Erfindung zur Stelle – Hansaplast A ELKE GOEBEL, 48 und Architektin, lebt seit 2002 mit Ehemann John, 53, und den Kindern Andrej, 18, und Malina, 16, in Calgary, Kanada. Nach elf Jahren in Hamburg sind wir vor nunmehr ebenfalls elf Jahren nach Kanada, die Heimat meines Mannes, gezogen. Hamburg ist eine wesentlich dichter besiedelte Stadt mit vielen interessanten Stadtvierteln. Calgary hat nur die Hälfte der Einwohner, breitet sich aber mit unendlich gleichförmigen Vorstadtgebieten, den Suburbs, über mindestens die gleiche Fläche aus. Aller Pflaster Anfang: Nach Verbänden, die abfielen oder mit der Haut verklebten, erfand Oscar Troplowitz (l.) 1922 das klassische Hansaplast – einen Streifen mit Mullkissen in der Mitte (u.) TEXT: BOB GEISLER n eine offene Wunde muss Luft, dann heilt sie am besten. Diese Weisheit hat Rainer Wolber noch von seiner Mutter gelernt. Doch seit der 42 Jahre alte, promovierte Humanbiologe für den Hamburger Kosmetikkonzern Beiersdorf arbeitet, müht er sich nach Kräften, diese weitverbreitete Meinung zu korrigieren. „Moderne Pflaster können die Wundheilung um bis zu 50 Prozent beschleunigen“, sagt der Leiter der Produktentwicklung für die Marke Hansaplast. Seit fast 90 Jahren tüfteln die Hamburger Forscher an den optimalen Pflastern für jede Verletzungsart: Blasenpflaster, die besonders schnell die Flüssigkeit aufsaugen, Wärmepflaster mit einem Schuss Cayennepfeffer-Extrakt oder Trostpflaster mit bunten Disneyfiguren. Würde man die Jahresproduktion aneinanderkleben, könnte man damit die Erde am Äquator fünfmal umwickeln. Den Grundstein für die Marke legte der Hamburger Apotheker und Firmengründer Paul C. Beiersdorf 1882, als er sein Patent zur „Herstellung von gestrichenen Pflastern“ beantragte. Seine Guttapercha-Pflastermullen enthielten Substanzen in mehr als 50 Zusammensetzungen und sollten erstmals eine Behandlung der Haut mit genau dosierten Arzneistoffen ermöglichen. Leider fielen die Verbände immer wieder ab und mussten erneuert werden. Als der spätere Nivea-Erfinder Oscar Troplowitz die Firma vom Unternehmensgründer übernahm, intensivierte er die Forschung und versuchte, ein erstes selbstklebendes Pflaster zum Fixieren von Verbänden zu entwickeln – doch „Cito“ klebte so heftig, dass sich Testpersonen beim Ablösen fast die Haut vom Körper rissen. Wirklich zu verwenden war es nur zum Flicken von Fahrradreifen. Später entstanden daraus Klebestreifen, die heute unter einer weiteren Weltmarke von Beiersdorf bekannt sind: Tesa. Erst im Jahr 1922 brachte das Unternehmen ein Produkt auf den Markt, das den heutigen Pflastern weitgehend ähnelte: ein selbstklebender Wundschnellverband mit eingesetztem Mullkissen, das sich über die verletzte Stelle legte. Der Name Hansaplast sollte vermutlich die Verbundenheit zu Hamburg ausdrücken, vielleicht aber auch die internationale Ausrichtung der Marke in Anlehnung an den Kaufmannsbund Hanse. Die weltweite Strategie ist aufgegangen: „Wir sind heute nicht nur in Deutschland Marktführer, sondern auch in 21 weiteren Ländern“, sagt der internationale Marketingdirektor von Hansaplast, Stephan Dahm. Hinzu kommt die starke Schwestermarke Elastoplast, unter der Beiersdorf die gleichen Produkte unter anderem in Großbritannien, Kanada und Australien vertreibt. Dabei gibt es weltweit durchaus unterschiedliche Anforderungen an die Erzeugnisse. „In Indien müssen unsere Pflaster wegen der hohen Luftfeuchtigkeit besonders wasserfest sein“, sagt Dahm. In Indonesien werden die Pflaster einzeln am Kiosk verkauft, weil sich viele Menschen eine Packung nicht leisten können. Und in Lateinamerika legen die Bewohner nicht nur auf heile, sondern auch auf besonders gepflegte Füße großen Wert. „Dort gibt es eine riesige Nachfrage nach Fußdeos, die wir ebenfalls unter dem Na- men Hansaplast verkaufen“, sagt der Marketingchef. Aufgrund des hohen Konsumenteninteresses denke man sogar über getrennte Produkte für Männer und Frauen nach. Für den europäischen Markt arbeiten die Forscher an immer besser wirkenden und hautverträglicheren Produkten. So soll beispielsweise eine feuchte, aber zugleich atmungsaktive Wundauflage den Heilungsprozess bei kleineren Schnittwunden beschleunigen. Andere Pflaster reduzieren mit sanftem Druck die Narbenbildung. Und eine Silberbeschichtung auf der Wundauflage wirkt antibakteriell, indem sie die Zellmembranen der Keime zerstört. Während die Entwicklung neuer Pflaster noch immer im Forschungszentrum der Hamburger Beiersdorf-Zentrale stattfindet, wurde die Produktion schon vor Jahren nach Spanien verlagert. Lediglich ABC-Pflaster werden noch heute in einer Fabrik in Hausbruch hergestellt, wo auch die Tesa-Klebestreifen vom Band laufen. Die Maschine, auf der die handtellergroßen Wärmepflaster entstehen, war schlicht zu sperrig, um sie gen Süden zu transportieren. Wir wohnen hier sehr zentral in Marda Loop, einem der interessanteren Viertel, in einem älteren Haus, das wir mit viel Zeitaufwand renovieren. Die meisten Kanadier hätten es wohl gleich abgerissen und lieber neu gebaut. Zur Arbeit bin ich jahrelang mit dem Fahrrad in die Innenstadt gefahren, was anfangs vielen Kollegen ein mitleidiges Lächeln entlockte und auf der Skala der Verrücktheiten ungefähr gleich hoch mit dem Komposter in meinem Garten rangierte. Kontakt » Hansaplast, Beiersdorf AG, Unnastr. 48, Tel. 49 09 75 70 (Mo – Fr 8 – 18 Uhr), www.hansaplast.de MEIN STYLE-TRIO MISCHKES STADTGEFLÜSTER Königlicher Look Welchen Stil bevorzugen Sie für Ihre Handtasche? Zwischen Trend und Klassik. Weiches Leder, edle gedeckte Farben und genug Fächer für Stifte, Make-up, Handy … Ich brauche meine Ordnung, auch in der Handtasche. Gut aufgelegt: Make-up von Giorgio Armani, Face Fabric No 3, HamburgerHof-Parfümerie, Jungfernstieg 26, um 43 Euro Hoch hinaus: PaillettenPumps mit Zehn-ZentimeterHeels von Zara, Mönckebergstr. 10, um 80 Euro FOTOS: THOMAS LEIDIG, PR Wie halten Sie sich – abgesehen von einer guten Deckung – schön? Ich ernähre mich gesund, esse viel Salat, Gemüse und wenig Fleisch, Fett schon gar nicht. Und ich rauche und trinke nicht, schlafe viel. Aber ich interessiere mich auch für wertvolle Kosmetika und achte darauf, dass meine empfindliche Haut sich wohlfühlt. Bei manchem Fotostyling lege ich schon mal selbst Hand an, vielleicht meine nächste Berufung nach der Boxkarriere? Die Wochenvorschau MONTAG LAUT: Ice Cube, West-CoastRapper und HipHop-Legende, der mit N.W.A einst Amerikas Sittenwächter provozierte, lässt im Uebel & Gefährlich seine Reime vom Stapel. Support: Nate 57. 20 Uhr. LAUTER: Megadeth, eine der stilprägenden Thrash-MetalBands, drehen die Verstärker bis Stufe 11 auf und lassen es im Docks ordentlich krachen. 20 Uhr. DIENSTAG BABYS: „Her mit dem Löffel!“ – um die Umstellung von Milch auf Bei- und Breikost geht es im Familiennetzwerk Wandsbek, 19 Uhr. Anmeldung Tel. 386 66 69 56. AUSSTELLUNG: Neue Arbeiten von Thorsten Brinkmann, der den Kunstpreis Finkenwerder 2011 erhalten hat, werden im Kunsthaus gezeigt. Di – So 11 – 18 Uhr, bis 21.8. ILLUSTRATION: JÖRG BLOCK D Äußerst anhänglich: Henkeltasche in „House-Check“ von Burberry, Große Bleichen 21, um 950 Euro as Internet. Unendliche Weiten, unfassbar bescheuerte Möglichkeiten. Ich könnte mir zwei Kilo Schokolinsen mit selbstgedichteten Geburtstagsgrüßen kaufen, eine Yacht oder ein Reiseticket zum Yak Festival in der Nordmongolei. Doch da es gerade regnet (sicherstes Zeichen für den Sommeranfang), erscheint die Idee eines virtuellen Stadtrundgangs ganz charmant. Hamburg aus der Mary-Poppins-Perspektive, ohne Gouvernanten-Kleid, ohne Regenschirm. Schade nur, dass einen das Internet dabei so oft im Stich lässt. Bei der Elbphilharmonie-Webcam, kleiner Kontrollbesuch bei den Steuergeldern, müsste ich mich hinten anstellen und warten, bis man mich an die Kamera-Steuerung lässt. Dann eben nicht. In der Schlange stehen nervt schon beim Einkaufen, und wenn eine Baustelle auf dem Planeten nicht wegläuft, dann diese. Eine Spezial-Seite kündigt Panorama-Ansichten mehrerer Autobahnkreuze an, Ohlstedt von oben und Bilder einer Reihenhaussiedlung im Osten der Stadt. Jede Menge kleine, Abenteuer verheißende Parallel-Universen. Doch, ach, alles offline. Nichts zu sehen. Ich muss mir die Feierabend-Staus und das Ohlstedter Allerlei von oben also denken. Besonders schade ist, dass auch der versprochene Link nach Rothenburgsort zum berühmt-berüchtigten Autoknast ins Leere läuft, als ich mich gerade frage, ob es Großaufnahmen von genervten PKW-Fluchthelfern gibt. Oder auf wie viele Meter Entfernung man Ein-Finger-Gesten zum Abschied wohl noch verklagbar erkennen kann. Was bleibt, was immer geht, sind Standbilder vom Hafen, vom Jungfernstieg, von der Alster. Wie gut, dass das Internet noch Reserve-Hamburgs auf Lager hat, Hamburg im US-Bundesstaat New York beispielsweise. In der Nähe vom Erie-See, mit tollen Ärzten, einer wirklich tollen Mall, ganz toll sicheren Straßen. Und einem unschlagbar tollen Bürgermeister, der beim Textablesen im Begrüßungsvideo wirkt wie ein Klassensprecher bei der Kameraprobe. Aber egal. Nicht nur Natur, auch Hamburg ist überall schön. MADE IN HAMBURG Was ist Hamburg doch für ein schönes Plätzchen! Mit den Formen von „Back Dir Deine Welt“ in den Umrissen der sieben Stadtbezirke stechen Ihre Kekse alle Konkurrenten aus. Kolumne » Hier schreiben im wöchentlichen Wechsel Maike Schiller – zur Zeit in Babypause und vertreten von der Hamburger Autorin Simone Buchholz – und Joachim Mischke. Back Dir Deine Welt, gesehen bei Alice im Bücherland, Eppendorfer Weg 10, um 23 Euro 4.–10. JULI MITTWOCH KLASSIK: Die Hamburger Symphoniker spielen beim Rathauskonzert „Weiße Nächte“ u. a. Tschaikowsky und Mendelssohn. Innenhof des Rathauses, bei Regen in der Handelskammer, 19.30 Uhr. KUNST: Bei der Jahresausstellung der HfbK zeigen Studierende ein breites Spektrum ihrer Arbeiten. HfbK, Lerchenfeld 2, Eröffnung 18 Uhr. Bis 10.7., 14 – 20 Uhr. DONNERSTAG KONZERT: Ringo Starr – der Ex-Beatle tritt mit seiner All Starr Band auf der Freilichtbühne im Stadtpark auf. 19 Uhr. FEST: Beim Wein- und Gourmetfest Ahrensburg bieten rund 20 Winzer an rustikalen Ständen edle Tropfen, Traubensaft, Trester, Weingelee und Weinessig an. Ahrensburger Innenstadt, bis 10.7. Und dann gibt es natürlich den langen, nie enden wollenden Winter – die Rocky Mountains liegen nur 80 Kilometer in Richtung Westen entfernt. Am 16. November letzten Jahres hat es hier das erste Mal ordentlich geschneit und bis Ende April hatten wir durchgehend Schnee. Frostfrei ist es hier erst ab 23. Mai und dann auch nur bis Mitte September. Dennoch habe ich noch nie so viele begeisterte Gärtner getroffen wie hier. Jeder, der es schafft, Tomaten aus dem eigenen Garten zu ernten, erhält automatisch „bragging rights“, was heißt, dass man diesen Erfolg lautstark verkünden darf. Wer gerne in den Bergen unterwegs ist, hat mit den Rocky Mountains ein Paradies vor der Tür. Wer wie ich eher ein urbaner Mensch ist, findet da wenig Inspiration. Aber die meisten hier sind glücklich und erscheinen weniger gestresst als die Menschen in Hamburg. Vielleicht liegt es an der geringeren Dichte, an der doch immer wieder durchschlagenden Cowboy-Mentalität oder an den vielen Sonnenstunden, die uns wiederum auch über den langen Winter retten. Aber Hamburg bleibt die schönste Stadt der Welt und wir möchten gern irgendwann wieder dort leben. www.makuckn.de Profiboxerin Susi Kentikian, 23, nennt sich „Killer Queen“, liebt es jedoch feminin: mit High Heels, edler Kosmetik und starken Begleitern Man kennt Sie vom Boxring – wie kleiden Sie sich im Alltag? Gerne in Jeans und Jeansjacke mit Top, aber auch elegantsportlich. Ich schaue mir fast alles an, was neu ist in der Mode. Da bin ich typisch Frau – und eitel dazu. Und wer wie ich 154 cm groß ist, achtet natürlich besonders auf eines: Schuhe! Die Pailleten-Pumps von Zara mit Zehn-Zentimeter-Absatz sind wirklich das höchste der Gefühle ... Calgary FREITAG KARAOKE: Die Band spielt und alle singen mit! Beim Massenkaraoke bekommen die 100 Zuschauer 100 Liederbücher – womit gemeinsame Exzesse garantiert wären. Frau Hedi, Bei den St. Pauli Landungsbrücken 10, 19 Uhr. PARTY: Das Tanznagel-SommerCamp lädt zum Chillen, Grillen, Flirten ins Park-Café Schöne Aussichten, Gorch-Fock-Wall 4, 21 Uhr. SONNABEND MUSEUM: Die Familienführung „Wale, Drachen, stolze Schwäne“ ist eine spannende Safari durch das Altonaer Museum. 15 Uhr. KONZERT: Paul Simon, bessere Hälfte des Pop-Folk-Duos Simon & Garfunkel („Mrs. Robinson“, „Bridge Over Troubled Water“), gibt in der Laeiszhalle eines seiner seltenen Gastspiele. 20 Uhr. SONNTAG FLOHMARKT: Beim HafenCityTrödelmarkt werden mindestens 10 Prozent der Einnahmen für einen guten Zweck gespendet. MagellanTerrassen, 10 – 17 Uhr. KLASSIK: Das Schleswig-Holstein Musikfestival startet mit dem Eröffnungskonzert des NDR Sinfonieorchesters in der Musikund Kongresshalle Lübeck. 20 Uhr. Live auf 3sat und NDR Kultur.