Auf die leichte
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Auf die leichte
SONNABEND / SONNTAG, 19. / 20. JUNI 2010 25 2010 Unterwegs: Start in die 116. Kieler Woche › Stadtgespräch: Supermodel Tatjana Patitz › Titel-Thema: Freie Fahrt! 5 schöne Radtouren Lokal-Termin: Luxus im „Goldfisch“ › Gestern & Heute: St. Pauli – Wolllust, Wonne und Wandel › Handgemacht: Fahrräder nach Maß Auf die leichte Tour Es ist mehr als nur Fortbewegung – Fahrradfahren ist eine Lebensart, sie entschleunigt, macht uns offen und heiter. Wenn nur die Autos nicht wären, erklärt THOMAS ANDRE. S traßenverkehr ist wie Krieg, seine Teilnehmer sind immer an der Front. Es geht um Raumgewinn undoffeneFeindschaft,umAggressionen,Verwünschungen und gerne mal Handgreiflichkeiten. Sie fragen sich , warum ein Essay über die wunderschöne Kulturtechnik des Radelns nicht fröhlicher beginnt? Weil wir hier nicht im Streichelzoo sind. Ganz einfach. Im Straßenverkehr gilt, so glauben wenigstens manche, das Recht des Stärkeren. Weshalb die Kabbeleien zwischen Autofahrern, Fußvolk und Pedaleuren, wie wir parteiisch die Helden des Zweirads in diesem Text nennen wollen (es klingt so verwegen, heldenhaft und elegant), zum Alltag auch auf den Straßen Hamburgs gehören. Man hat als Pedaleur stets zu erwarten, dass einem der Pfeffersack im Daimler die Vorfahrt klaut und dabei auch noch die Faust schüttelt. Umgekehrt bekommen wir manchmal einen Krampf im Daumen, weil das schrille Dauergeklingel zum guten Ton gehört: wegen sich unrechtmäßig auf Fahrradwegen aufhaltender Objekte. Platz da, hier komm ich: Kennen wir auch, ganz sicher. Fußgänger sind wie Schmeißfliegen. Und jetzt mal tief durchatmen: Auch wir Pedaleure sind nicht alle hundertprozentig perfekt. Es gibt, geschätzt, 200 000 Pedaleure allein in Hamburg, die ihr Rad täglich nutzen, und sie „schwingen sich“, Vorsicht: Sprachdreschmaschine!, mit gutem Grund auf ihre „Drahtesel“. Warum wir, die wir zumindest versuchen, Bewahrer der guten Sprache zu sein und Vermeider von Klischees, an dieser Stelle zu eben jenen greifen? Weil’s Spaß macht. Los geht es, wir fangen an mit Pedaleur-Typ 1, der einem immer wieder im Straßenverkehr begegnet: dem Oberstudienrat. Der Oberstudienrat trägt unbedingt einen Helm. Sein Rad hat selten mehr als sechs Gänge, er selbst nur einen Gesichtsausdruck. Nennen wir in kühn-autoritär. So bestimmt er seine Beinkleider mit einer Klammer vor direktem Kontakt mit Kette oder Rad schützt, so kenntnisreich belehrt er andere Verkehrsteilnehmer über Vorfahrtsregeln in der Kampfzone. Typ 2: der Student. Der Student ist im Zweifel mit der rostigsten Laube unterwegs, bei ihm funktionieren weder Licht noch Sündenbewusstsein. Er fährt mit Vorliebe über rote Ampeln, womit er Typ 3 Ingrimm und Verwunderung ins Gesicht treibt. Typ 3 ist die Großmutter, sie fährt stets auf dem Gegenteil eines federleichten Carbongestells. Bisweilen schwankt ihr Rad bedenklich, sie wirkt fragil und weckt auch mal den Beschützerinstinkt. Unter Artenschutz müssen Pedaleure übrigens nicht gestellt werden in einer fahrradfreundlichen Stadt wie Hamburg; und neben den Typen mit Wiedererkennungswert treten wir Normalen fröhlich vor uns hin, im festen Wissen darum, dass wir etwas vollendet Gutes tun. Wir, jaha!, retten die Umwelt, wir haben alles Recht der Welt, uns moralisch aufzuspielen. Wozu brauchen wir erneuerbare Energien, Windradparks im Meer und Solaranlagen in der Sahara, wenn die Luft vor allem sauber wird, wenn es einfach keine Abgase gibt? Wir Pedaleure geben ein Beispiel ab, Tag für Tag. Drei von vier Hamburgern besitzen ein Fahrrad, und immerhin jeder zehnte nutzt es sogar täglich. Ihr Anteil macht zwölf Prozent vom Gesamtverkehr aus. Eine Steigerung ist da noch drin und ausdrücklich erwünscht – nicht nur vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, den Grünen und allen anderen Gutmenschen. Sondern auch von uns Anhängern einer gesunden Lebensweise. Wir wissen, dass Fahrräder einen oft nicht nur schneller zum Ziel führen als stinkende Blechkarossen. Fahrradfahren ist auch gut für die Durchblutung, den Kreislauf. Manchmal ist es auch eine meditative Übung: Nachdenken an der frischen Luft. Und man passiert die schönen Seiten der Stadt langsamer, als wenn man im Auto säße. Das Fahrrad ist ein Entschleuniger, der große Verlangsamer der Fortbewegung. Was bräuchte unsere rotierende, dahinjagende und allzeit mobile Gegenwart mehr als das Sirren einer Kette, die glatt über die Zahnräder läuft? Die Befreiung aus vielerlei Verdruss – die Benzinkosten! die Straßensperrung! – ist, das Fahrrad-Freundinnen an der Elbe: Referendarin Jasmin Müller und Schauspielerin Jantje Billker am letzten Mittwoch bei einer Stadttour. sei allen Autofahrern gesagt, nur einen Pedaltritt entfernt. Nicht zuletzt ist die Fahrradtour die schönste Erfindung seit – dem Restaurant, in das man nach etlichen Kilometern Strampeln einkehrt. Fahrradfahren regt den Appetit an, und Fahrradfahren ist gut für die Seele. Fahrradfahren bildet auch: Die Schauspielerin Tilda Swinton unternahm in Berlin einst eine 160 Kilometer lange Fahrradtour entlang der Mauer. Zwei Mal gleich: direkt nach der Wende und jetzt erst wieder. Eine kulturhistorische Tour de Berlin: Man kann das auch in Hamburg machen. Zum Beispiel mit den Rikschas, die auf dem Rathausmarkt auf Kundschaft warten, einem aber die Schamesröte ins Gesicht treiben. Es sieht nach Sklaventreibertum aus, wenn andere für einen treten. Echte Pedaleure schwitzen selbst. Sie können manchmal sogar auch selbst den Reifen flicken, der von einer Glasscherbe lahmgelegt wurde. Sie dopen sich mit Apfelschorle, niemals aber mit Epo. Das Fahrrad ist eine edle Göttergabe, und hätten Beethoven und Schiller es gekannt, sie hätten ihre Ode an die Freude direkt an das Fahrrad adressiert. Es ist, zumindest in der Stadt, ein segensreiches Fahrgerät, das einen in Zeiten immer vollerer Straßen im Slalomkurs um manche Hindernisse lenkt, vor denen das Auto kapitulieren muss. Pedaleure quälen ihr Rad auch mal einen Hang hoch, und sie fahren durch Glassplitter, die garstige Leute auf den Pisten verteilt haben. Sie fangen mit Stützrädern an und hören ohne auf, auf jeden Fall fahren sie, solange sie ihr Velo trägt. Pedaleure sind bessere Menschen, sie nehmen niemandem den Parkplatz weg und fahren stets mit einem gar lustig’ Lied auf den Lippen durch die Stadt. Wenn doch nur nicht der Idiot in seinem Kombi wieder so grundlos hupen würde. Die Straße gehört mir, verdammt. FOTO: THOMAS LEIDIG S. 4/5 – Ausflüge auf dem Sattel: fünf Touren in und um Hamburg für Familien und Profi-Pedaleure. II › WOCHENENDE Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Juni 2010 Silvia Azzoni FOTO: HOLGER BADEKOW FOTO: ARNO DECLAIR Ab nach Kiel KARTE: GRAFIKANSTALT Der Teufel trägt Sweatshirt: Joachim Meyerhoff als Mephisto zwischen Tragik und Komik. 5 4 1 76 SchrevenTeich Die 36-jährige Ballerina tanzt als Erste Solistin bei den Hamburger Balletttagen von John Neumeier. Kieler Förde KleinerKiel 2 7 6 Mein perfekter Sonntag F 8 F DB 10 Uhr Der Wecker klingelt ganz sanft mit Klassikradio. Es gibt kaum etwas Schöneres, als dann noch liegen bleiben zu dürfen, statt wie an den übrigen sechs Tagen der Woche schon im Ballettsaal zu schwitzen. Tanz ist unsere Leidenschaft, unser Leben. Trotzdem ist es für mich und meinen Mann Sascha Riabko wichtig, auch einen Tag ganz ohne Ballett zu haben. 11 Uhr Wir stehen langsam auf. Leider haben wir keinen Balkon, aber um die Ecke ist das Café TH2: Dort haben sie einen schönen Garten – und ein tolles „Großes Frühstück“. 12.30 Uhr Nach dem Frühstück tun ein paar Schritte gut. Bei Sonnenschein genießen wir unseren Spaziergang um die Außenalster ganz besonders. Vielleicht dehnen wir die Tour noch etwas aus und leihen uns ein StadtRad. Vielleicht fahren wir wieder in die HafenCity und suchen uns unsere Wunschwohnung aus – träumen darf man ja. 15 Uhr Wir genießen den freien Nachmittag mit noch mehr frischer Luft oder einem Sauna-Besuch, um unsere Muskeln zusätzlich zu entspannen. Und vielleicht sehen wir uns noch einen Film an, im Kino oder auf DVD. 19 Uhr An einem perfekten Sonntag haben wir abends keine Vorstellung und genug Zeit, um gemeinsam zu kochen. Wir essen gern Lasagne oder Borschtsch – beides erfordert etwas Vorbereitung, daher können wir es fast nur sonntags zubereiten. Danach telefonieren wir mit unseren Eltern, Verwandten und Freunden in Italien und der Ukraine – meist per Skype. 22 Uhr Fast schon ein Ritual zum Ausklang eines entspannten Tages ist das Teetrinken, besonders gern „Ruschka“ von Mariage Frères. Dazu lesen wir oder schauen noch einen Film. Gegen 1 Uhr gehen wir dann schlafen – mit genug Energie für eine neue Woche voller Tanz. 3 76 Sieben Tage unter vollen Segeln KULTUR ERLEBEN Über 2000 Veranstaltungen und ein Millionenpublikum: Bei der Kieler Woche, dem größten Segelsportereignis der Welt, wird vom 19. bis 27. Juni feucht-fröhlich gefeiert – zu Land, zu Wasser und in der Luft. Ins Fäustchen gelacht Drei Millionen Besucher erwartet die Förde-Stadt in diesem Jahr – die Kieler Woche ist nämlich nicht nur ein Segel-Event, das weltweit seinesgleichen sucht, sondern auch das größte Sommerfest im Norden Europas. 2000 Veranstaltungen stehen auf dem prallvollen Programm, von maritim bis musikalisch. Das Spektakel hat eine lange Tradition: Am 23. Juli 1882 starteten 20 Yachten zu einer Regatta vor Düsternbrook. Des großen Erfolgs wegen wurde das Rennen in den Folgejahren wiederholt. Kaiser Wilhelm II. kam 1892 zu Besuch und war mit seiner Yacht Meteor bald regelmäßiger Gast. Die Segelwettfahrten wurden auf eine ganze Woche verteilt, ein Journalist schrieb 1894 erstmals von der „Kieler Woche“ und prägte so den Namen. Heute kommen über 6000 Seglerinnen und Segler aus mehr als 50 Nationen, die mit etwa 2000 Booten die Wettbewerbe bestreiten. Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges fiel die Regatta aus, 1945 wurde die erste Segelwoche nach dem Krieg von der britischen Besatzungsmacht veranstaltet, allerdings fand die „Kiel-Week“ ohne deutsche Beteiligung statt. Die Kieler Stadtverwaltung organisierte im September 1947 eine neue Festwoche, die „Kiel im Aufbau“. 1949 wurden Regatta und Volksfest zusammengelegt. Bei der größten Party des Nordens ist nicht nur auf dem Wasser viel los: Abends leuchten Heißluftballone und Feuerwerke mit den Sternen um die Wette. Entlang der Kiellinie, der Promenade am Fördeufer, auf dem Rathausplatz und in der Fußgängerzone sind Buden und Bühnen aufgebaut, auf der Krusenkoppel gibt es eine zauberhafte Welt für Kinder. Erst wurde sie abgeschrieben, jetzt gilt sie als Pflichtprogramm: Jan Bosses süffisante Inszenierung mit Edgar Selge und Joachim Meyerhoff gibt Goethes „Faust I“ eine ganz neue Schlagkraft. Dieses Wochenende ist sie erneut im Schauspielhaus zu sehen. R TEXT: ANNETTE STIEKELE aus in die Natur“ will dieser Faust. Das verzerrte Gesicht von Darsteller Edgar Selge ist eine Maske der Verzweiflung. Ihn plagt der Dualismus von Natur und Kultur, Trieb und Geist. Das Kernthema von Goethes Universaldrama „Faust I“. Und was ist mit Gut und Böse? „Das Böse sind Sie los, die Bösen sind geblieben“, sagt Joachim Meyerhoff aasig als Mephisto. Die Theaterwelt steckt voller Wundertüten. Kaum jemand hätte im Oktober 2004 auch nur einen Bleistift darauf gewettet, dass Jan Bosses mehr als dreistündige Sicht auf Goethes Klassiker „Faust I“ im Schauspielhaus ein Theaterhit werden würde. Ausgerechnet an der Bühne, an der der große Gustav Gründgens 1957 seinen ikonischen Mephisto ablieferte. Bosse hatte zwar bei Großmeister Dieter Dorn gelernt, sich aber auf Klassikerentstaubungen spezialisiert, die gerne mal Elemente des Slapstick und der Comedy bemühten. Das stieß auf eher wenig Gegenliebe beim Publikum. Ein inszenatorisches Leichtgewicht befand die Kritik. Der ihn fördernde damalige Schauspielhausintendant Tom Stromberg galt als unverstanden und ungeliebt. Ein Hit wurde Bosses so tiefgründig genauer wie selbstironischer „Faust I“ trotzdem. An diesem Wochenende steht die Inszenierung gleich zweimal auf dem Spielplan. Bosse hatte bei seinem „Faust I“ gleich mehrere Trümpfe im Ärmel. Sein langjähriger Bühnenbildner Stéphane Laimé gestaltete den Zuschauerraum zu einer Arena um, die das Geschehen auf ein Podest in der Mitte verlegte und die Zuschauer zu allgegenwärtigen Zeugen, ja Beteiligten, erhob. Mit Edgar Selge als Faust hat er ein stilles Bühnentier gewonnen, das das Zweiflerische der Figur, die erfahren will, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, mit süffisanten Zwischentönen transportiert. Und mit Joachim Meyerhoff hat er einen Bühnentänzer gefunden, der auf dem dünnen Seil zwischen Tiefe und Komik einen eleganten Spagat hinlegt. Der statt der abgestandenen Teufelsinsignien Pferdefuß und Schweif knallroten Maßanzug oder Trainingsjacke mit Kapuze trägt. Und selbst dann noch überzeugt, wenn er mit indianischem Federkopfschmuck Schlager singend zum Bierzeltanimator mutiert. Auch Maja Schöne gibt ihrem Gretchen eine energische, zupackende Facette. Ihre Unbekümmertheit wirkt jugendlich und anziehend. Wissend und mit offenem Blick geht sie in die eigene Zerstörung. Mit diesen Zutaten ist es Jan Bosse gelungen, dem Faust, der zuvor kaum noch auf die Theaterbühnen gefunden hatte, neue Frische und neues Leben einzuhauchen. Und das, nachdem Christoph Marthaler ihn mit seinem „Wurzelfaust“ 1993 im Schauspielhaus eigentlich angemessen zur Ruhe gebettet hatte. Bosses Faust ist ein lustiger und sehr lebendiger Sinnsucher. Auch wenn manch einer den großen Dramenzusammenhang auf dieser Erkenntnisreise vermisste, Bosses Einfälle zündeten. Heute zählt er längst zu den erfolgreichsten Regisseuren seiner Generation, inszeniert an allen bedeutenden Bühnen in Hamburg, Wien oder Berlin und ist ständiger Gast beim Berliner Theatertreffen. Sein Dauerbrenner „Faust I“ ist Pflichtprogramm für jeden Theaterfan. TIPPS & TERMINE 1 WELCOME RACE KIEL–ECKERNFÖRDE Darauf haben viele gewartet: Die Auftakt-Regatta der Kieler Woche – insbesondere für Amateur-Yachten und Cruiser/Racer – führt dieses Jahr wieder nach Eckernförde und zurück. Seit 2006 gab es andere Ziele, die bei den Seglern aber nicht denselben Anklang fanden. » Welcome-Race Kiel–Eckernförde, Sa, 19. Juni, 9.30 Uhr, Sporthafen Düsternbrook, Hindenburgufer 70. 2 INTERNATIONALER MARKT Von der Straußenbratwurst bis zum Krokodil-Spieß bieten 33 Nationen landestypische Spezialitäten, Kunst und Folklore. Im Programm sind auch kostenlose Tanz- und Sprachkurse, dazu präsentieren sich Kiels Partnerstädte Tallinn, Gdynia, Coventry, Vaasa, Sovetsk und Kaliningrad. » Internationaler Markt, ab Sa., 19. Juni, 10 Uhr, Rathausplatz. Service » Faust I, Sa/So 19./20.6., jeweils 19.30, Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39; Karten von 11 bis 55 Euro unter Tel. 24 87 13 oder unter www.schauspielhaus.de DER GRÜNE PUNKT Im Rahmen der Aktion „Offener Garten“ am 19. und 20.6. von 11 bis 17 Uhr lädt der NABU in seinen Naturgarten, KGV „Birkenhain“, Bebelallee, Parzelle 185, ein. Dort werden auf kleinem Raum naturnahe Gestaltungselemente wie Trockenbiotop und Wildblumenwiese gezeigt. STADTLEBEN Kauftipp! auch als Trek kingrad mit 8- oder 24 Ga ng erhältlich! Testurteil: Sehr gut! f anzkau 0% Foinnate Laufzeitz,ins 10 M Jahres ektiver 0% eff City Bike 28 Zoll • Shimano 8-Gang Nabenschaltung mit Rücktrittbremse • Einstellbare Federgabel • LED Standlicht Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 10 - 19 Uhr Sa. 10 - 16 Uhr 300 m DIE KIELER WOCHE www.zeg.de Premio SL 502 € 799 * 499 Sie sparen € 300 Finanzkauf 10 x € 49,90 P 4 BALLOON SAIL Über 70 Heißluftballone aus ganz Europa werden zur „4. Internationalen Warsteiner Balloon Sail“ erwartet. Auch wer nicht mit in die Luft gehen will, kann viel erleben: Fallschirmsprünge, Luftschiff-Parade, Hochseilgarten, Segelkunst- und Modellflug. Geplant sind auch fünf stimmungsvolle Night Glows, bei dem die Ballone im Nachthimmel leuchten wie gigantische Glühwürmchen. » Balloon Sail, Nordmarksportfeld, Eckernförder Straße 180. Balloon Sail Cup: 19.6., 12 Uhr, Night Glow: 19., 23., 25. und 26.6., jeweils 22.30 Uhr. 5 SPIELLINIE – DAS KINDER-KULTUR-FEST Deutschlands größtes Kinder-Event unter freiem Himmel: Auf dem 57 000-Quadratmeter-Gelände mit Blick auf die Förde können die Kleinen neun Tage lang spielen, bauen, basteln und matschen. Mit viel Fantasie wird der Park in die Welt des „Zauberers von Oz“ verwandelt. » Spiellinie auf der Krusenkoppel, Düsternbrooker Weg, Sa–So 11–18 Uhr, Mo–Fr 14–18 Uhr. Alle Kreativangebote für Kinder sind kostenlos. 6 KIELER-WOCHE-TANZFIEBER Auf und vor der Rathausbühne wird einen Tag lang getanzt: Mit dem „Kindertanz des Jahres“ eröffnen die Jüngsten (ab 3 Jahre) das Programm, ab 13.30 Uhr startet der „2. Kieler-Woche-Tanzfieber-Cup“ mit elf Streetdance-Gruppen. Um 17 Uhr überrascht der zehnfache Weltmeister Michael Hull mit einer Pop- und HipHop-Version des Tango, dem Tanz des Jahres. Und ab 19 Uhr kann beim Kieler-Woche-Ballroom-Dancing vor der Bühne zu Live-Musik der Big Band „Magic 25“ geschwoft werden – mit HighHeels oder Segelschuhen. » Kieler-Woche-Tanzfieber, Rathausplatz, 20.6., ab 13 Uhr. Der Duft des Sommers Das Bergedorfer Straßenfest gibt einen Vorgeschmack auf den Urlaub. Reinschnuppern! 3 KIELER-WOCHE-OCEAN-JUMP Beim Funsportevent treten Windskater gegen Biker an und katapultieren sich über eine fünf Meter hohe Rampe ins Wasser. » Kieler-Woche-Ocean-Jump, 19./20.6. und 26.6., jeweils ab 15 Uhr, Germaniahafen, Kai-City. Ein bunter Strauß: Mit Beach-Clubs, Kinder-Rodeo, verkaufsoffenen Geschäften und natürlich WM live wird Bergedorf zur Amüsiermeile. 7 CLASSIC OPEN AIR: „ROCK MEETS CLASSIC“ Eine ganz besondere Kombination: Karat, die Mezzosopranistin Amira Elmadfa, der amtierende Europameister auf der Mundharmonika Marc Breitfelder und das Philharmonische Orchester Kiel spielen gemeinsam berühmte Stücke aus Klassik und Pop. » Classic Open Air, Rathausplatz, 25.6., 20.30 Uhr. FOTO: ISTOCKPHOTO TEXT: VANESSA SEIFERT reisfrage: Was zeichnet ein gelungenes Wochenende aus? Antwort A (für Frauen): Klamotten, Cocktails und Kosmetik. Antwort B (für Männer): WM, Würstchen, Wagen. Antwort C (für Frauen und Männer): ein Ausflug zum Bergedorfer Sommerfest. Denn die erwarteten 70 000 Gäste sollen sich bei den zahlreichen Programmpunkten amüsieren und Ruhe finden – auf Wunsch auch voneinander. So haben in der Fußgängerzone Sachsentor alle Geschäfte geöffnet, außerdem wird an Ständen Wohndekor und Schmuck angeboten. Man kann zur Probe in einem Mini Gas geben oder sich von den „Rundümwieserinnen“ im Oldtimer in die Vierlande kutschieren lassen. Und während die Damen eine Massage genießen, beim Testtraining „Fatburner-Step“ den Puls hochjagen oder in der Parfümerie Aurel die aktuellen Sommerdüfte schnuppern, sitzen die Herren mit einem kühlen Blonden im Beach-Club, kommentieren die WM-Spiele und vergessen ihre Vaterpflichten. Denn auch die Kinder sind natürlich bestens versorgt, mit Hüpfburgen, Bullriding (einer Art Rodeo) und dem großen Torwandschießen, bei dem der talentierteste Fußballnachwuchs gesucht wird. „Das Fest ist ein Vorgeschmack auf den unbeschwerten Sommerurlaub“, sagt Joachim Wagner von der der WSB Wirtschaft und Stadtmarketing, die das Fest organisiert. Quizfrage: Und was zeichnet einen gelungenen Urlaub aus? Der Untertitel der Bergedorfer Sause liefert die Antwort: „Schauen, (S)chillen, Schlemmen, Sporten, Schwofen, Singen, Stöbern, Shoppen!“ 8 WINDJAMMERPARADE Der maritime Höhepunkt, traditionell am zweiten Sonnabend der Kieler Woche: über 100 Traditionssegler, Begleitboote, historische Dampfschiffe und unzählige kleine Schiffe – ein beeindruckendes Schauspiel. » Windjammerparade, 26.6., Start: 11 Uhr, Kieler Innenförde. SERVICE: Info-Stände: Reventlouallee (Düsternbrook), an der Kiellinie (Höhe Ruderclub Germania), Asmus-Bremer-Platz, Rathausplatz und Bahnhofsvorplatz. Öffnungszeiten: tgl. 10–21 Uhr (So ab 11 Uhr). Infos auch unter der Telefon-Hotline 0431/90 1905 sowie www.kieler-woche.de Service » Bergedorfer Sommerfest 2010, Sachsentor / Alte Holstenstraße, Sa, 19.6. 10 – 18, So, 20.6. 11 – 18 Uhr. Kieler Förde: Ballett auf dem Wasser. FOTOS: PR III Sonnabend/Sonntag, 19./20. Juni 2010 › STADTGESPRÄCH Armgard Seegers trifft Tatjana Patitz Kein Tag ohne Lachen Das Supermodel der 80er ist auch mit 44 Jahren noch gut im Geschäft. Tatjana Patitz über natürliche Schönheit, Claudia, Cindy & Co. und das Landleben mit ihren Pferden. ngefähr 25 Jahre ist es her, seit Models wie die Hamburgerin Tatjana Patitz ihren Beruf zum Teil der Pop-Kultur erhoben haben. Ein Job, der früher einmal Mannequin hieß und auf Deutsch etwas gequält mit „Laufstegschönheit“ umschrieben wurde, war plötzlich cool. Die Mädchen jetteten nicht nur nach Paris und Mailand zu Modeschauen, sondern zu Fotoshootings um die ganze Welt. Sie hatten Musiker oder Schauspieler als Freund und verkörperten den Traum eines Lebens zwischen Karibikstrand und Jet-Set-Party. Tatjana Patitz war eine der glorreichen Fünf, für die der Begriff Supermodel erfunden wurde. Ihre Vornamen reichten, um zu wissen, wer gemeint war: Claudia, Naomi, Cindy, Linda und Tatjana. Das Erstaunlichste ist, dass sie noch modeln, obwohl sie inzwischen alle über 40 sind. Patitz stand mit ihren eisblauen Augen, die an einen Husky erinnern, für Kühle, Extravaganz, Unnahbarkeit. Ihre Leidenschaft galt immer schon der Natur und Tieren. Sie kämpft für Wildpferde, gegen das Tragen von Pelzen, für Greenpeace und den World Wildlife Fund. Wenn sie zum Interview- und Fototermin im Marina-Rinaldi-Shop am Gänsemarkt erscheint, ist sie die Ruhe selbst. So entspannt, als würde sie dauerhaft meditieren. Natürlich beherrscht sie ihren Körper perfekt, sitzt aufrecht, ohne angestrengt zu wirken. Ist freundlich, professionell. Sie kennt das, denkt man. Beobachtet zu werden, fotografiert. Natürlich weiß sie in jeder Sekunde, wie sie wirkt. Später, als man sich längst verabschiedet hat und noch in der Nähe des Geschäftes herumsteht, sieht man sie zufällig herauskommen. Wie sie geht. Perfekt. Aufrecht. Geschmeidig. Kerzengerade und trotzdem lässig. Wirklich wie eine Giraffe. Aber das hat sie bestimmt schon hundert Mal gehört. MAGAZIN: Ihr Körper ist Ihr Kapital, Sie müssen es wissen: Wie bleibt man schlank? Mit Wasser und Kaugummi? TATJANA PATITZ: Nein. Man muss gesund essen und sich bewegen. Diäten sind Unsinn. Man kann einmal im Jahr eine Art innere Reinigung machen, um Ungesundesrauszubekommen.AbersonsthilfteineDiätnichts. MAGAZIN: Müssen Sie sich beim Essen oft beherrschen? Sagen Sie ständig nein? Gibt es kaum Kohlenhydrate? PATITZ: Natürlich esse ich welche. Kohlenhydrate sind sehr wichtig fürs Gehirn. Ich sage auch nicht ständig nein. Ich esse ganz normal, immer schon. Viel Gemüse und Proteine, frische Sachen, gemischte Salate. Einmal pro Woche esse ich auch einen Teller Pasta. Kuchen und Süßigkeiten mag ich glücklicherweise nicht, auch kein Eis. Nur mal ein bisschen dunkle Schokolade. Ich bin ja sehr groß (1,80 m) und war nie ein sehr mageres Model, hatte immer zu viel Busen. Ich war schlank. Aber heute sind die Mädchen sehr, sehr mager. Die müssen sicher hungern. Ich finde sie viel zu dünn. Da ist nichts dran, nichts Weibliches. Ich hatte zwei Phasen in meinem Leben, in denen ich so gestresst war, dass ich sehr dünn wurde. Das hat mir nie gefallen. Ich fühlte mich untergewichtig und ungesund. MAGAZIN: Viele Menschen, die Stress haben, kennen das Umgekehrte, das Frust-Fressen. Aber Sie dürfen das ja nicht, sich mit Essen beruhigen. PATITZ: Wer sagt, dass ich das nicht darf? Ich esse überall. Auch im Flugzeug. Aber zu denken: „Oh, das darf ich nicht essen, weil die Saucen zu fett sind“, so bin ich nicht. Ich denke eher darüber nach, ob etwas gesund ist, ob ich genug Gemüse esse, dass die Balance da ist. MAGAZIN: Sie leben seit 1988 in Kalifornien. Gäbe es einen Grund für Sie, wieder in Europa zu wohnen? PATITZ: Oh, ich vermisse Europa, komme aber auch oft hierher. Wenn man immer nur in Kalifornien ist, so schön es dort auch sein kann, nervt es ein bisschen. Es kann leicht oberflächlich werden. An Europa vermisse ich das abwechslungsreiche Leben, die Kultur, die Menschen. Hier gibt es mehr Nuancen. Wenn ich nicht so viel reisen würde, wüsste ich nicht, ob ich es dann in Kalifornien aushalten würde. MAGAZIN: Was war ursprünglich Ihr Berufswunsch? PATITZ: Ich habe ja schon mit 16 mit dem Modeln angefangen. Das war so früh, dass ich gar keinen Berufswunsch entwickeln konnte. Ich hatte Ideen. War immer schon tierlieb, wollte reiten, Springturniere machen. Richtige Klein-Mädchenträume waren das. HAARE UND MAKE-UP: NINO ALLEGRO MIT PRODUKTEN VON BOBBY BROWN U FOTO: THOMAS LEIDIG MAGAZIN: Was ist das Schönste an Ihrem Beruf ? PATITZ: Das Schönste war immer das Reisen. Andere Länder kennenzulernen. Ich habe überall tolle Menschen getroffen. Auch Freunde. MAGAZIN: Was ist das Schlimmste an Ihrem Beruf ? PATITZ: Das kann auch das Reisen sein. Immer woanders aufzuwachen. Man ist so furchtbar erschöpft nach den Modeschauen. Völlig fertig. MAGAZIN: Was sind die größten Gefährdungen des Modelberufes – Drogen, Einsamkeit, Depressionen? PATITZ: Zu Drogen kann man nein sagen. Aber es ist schlimm, wenn man niemanden kennt, allein im Hotelzimmer hockt. Oder man kennt Leute in einer Stadt und hat keine Zeit für sie. Man ist oft einsam. MAGAZIN: Sie leben gerne auf dem Land, mit Tieren, in der Natur. Brauchen Sie das als Kontrast zu den Künstlichkeiten, den ganzen Hypes der Modewelt? PATITZ: Ja. Für mich ist die Natur sehr, sehr wichtig. Ich könnte nicht in einer Großstadt wohnen. Meine Lieblingsstadt ist Paris. Dort könnte ich vielleicht wohnen. Aber nicht zwölf Monate im Jahr. Ich wohne so gerne auf dem Land, weil ich an alle Lebewesen denke, mit denen ich zusammenlebe. Mein Sohn, die Hunde, die Pferde, alle sollen sich wohlfühlen. Das ist gesünder. Man kann von der Natur viel lernen. Wenn man in Harmonie mit ihr lebt. MAGAZIN: Kennt Ihr Sohn Europa? PATITZ: Ja. Ich nehme ihn viel mit. Meine Eltern wohnen in Südfrankreich, die soll er ja auch sehen. Wir waren neulich zusammen in Berlin und London. MAGAZIN: Sie gehören zur Riege der Supermodels. Alle von Ihnen sind noch im Geschäft. Sie ebenso wie Claudia Schiffer, Naomi Campbell, Linda Evangelista und Cindy Crawford. Warum ist das so? PATITZ: Wir waren sehr individuell, sahen alle anders aus. Normale Frauen konnten sich mit einer von uns identifizieren. Wer soll sich mit den Models, die heute 16 Jahre alt sind, identifizieren? Das geht gar nicht. Das sind halbe Kinder. Hinter denen steckt keine Persönlichkeit. Die Supermodels bekommen bis heute Aufträge, weil sie gut verkaufen. Wir sind wiedererkennbar, unverwechselbar. MAGAZIN: Sie haben damals in George Michaels Video „Freedom“ mitgemacht, sangen „meist machen Kleider keine Leute“. War das lustig? PATITZ: Es war Teamarbeit, jeder hat seine eigenen Erfahrungen eingebracht. Es war schick. MAGAZIN: Warum hatten Sie alle mal berühmte Musiker oder Schauspieler als Freunde? Passen männliche und weibliche Sex-Symbole besonders gut zusammen? PATITZ: Nein, aber man teilt ähnliche Erfahrungen. Beide sind viel unterwegs, stehen ständig im Mittelpunkt, werden von ihrer Umgebung verwöhnt. Man versteht den Beruf des Anderen. MAGAZIN: Was ist für Sie wichtig beim Fotografieren? PATITZ: Man muss dem Fotografen vertrauen. Den Assistenten und den Beleuchtern auch. Ein guter Foto- Aufrecht durchs Leben: Tatjana Patitz im Marina-Rinaldi-Outfit – Fröhlichkeit ist wichtig, sagt sie, aber Haltung auch. graf bringt dich dazu, alles für ihn zu machen und dich trotzdem gut zu fühlen. Das Gute an der digitalen Fotografie ist, dass man das Ergebnis sofort sehen kann. Der Nachteil ist allerdings, dass manche Fotografen ein bißchen faul werden, weil sie hinterher alles noch auf Photoshop bearbeiten können. Mir fehlen die Filme in den Kameras. Damals durfte man keine Fehler machen. Manche Fotografen gucken heute nur auf die Bilder in ihren Computern, anstatt beim Fotografieren richtig hinzugucken. Manche arbeiten heute zu nachlässig. MAGAZIN: Was muss man unbedingt haben, können und wollen, wenn man Model werden will? PATITZ: Man muss seine eigene Stimme und seinen eigenen Stil finden. Nur dadurch unterscheidet man sich. Und man sollte sich nicht aus Gefälligkeit anpassen. Da stimmt dann immer irgendetwas nicht. Schauen Sie sich Kate Moss an. Sie ist zu klein, sah nicht so aus, wie man sich ein Model vorstellt. Sie hat ihren eigenen Stil entwickelt und ist bis heute dick im Geschäft. Am Ende kann man nur ein Superstar werden, wenn man nicht in der Menge verschwindet. MAGAZIN: Sie sollen früher gelegentlich auch Termine geschmissen haben. PATITZ: Ich hatte Flugangst. Ich war auf dem Weg zum Flughafen und habe gedacht, ich schaffe es nicht in die Maschine. Wenn man 20 Jahre alt ist, realisiert man überhaupt nicht, was an so einer Weigerung alles dranhängt. Man weiß nur, die anderen verdienen an dir mit, also sind sie auch interessiert daran, dass es dir gut geht. So fängt man an, sich total aufzuführen. Heute würde ich das natürlich nicht mehr machen. MAGAZIN: Interessieren Sie sich auch privat für Mode? PATITZ: Zum Teil. Ich brauche aber nicht die neueste Handtasche. Ich weiß, was zu mir passt. Ich mag bequeme Sachen. Ich trage privat nie hohe Absätze. MAGAZIN: Sie haben mehr Fotoshootings gemacht als Modeschauen. Warum? Man sollte sich nicht anpassen. Am Ende kann man nur ein Superstar werden, wenn man nicht in der Menge verschwindet. PATITZ: Ich mochte Modeschauen nicht so gerne. Vier Shows am Tag, das ist Stress pur. Dazu gehören die Anproben, bei denen alle an einem herumzerren. Man kann dann oft nur zwei, drei Stunden schlafen. MAGAZIN: Wie sieht für Sie der perfekte Tag aus? PATITZ: Das ist ein Tag, an dem alles harmonisch fließt und man nicht unter Zeitdruck steht. MAGAZIN: Sie leben auf einer Ranch mit vielen Tieren. Nach denen müssen Sie sich sicher zeitlich richten. PATITZ: Ja, aber das ist kein Stress. Da ist einfach immer was los. Die Pferde müssen bewegt werden. Ich bringe meinen Sohn zur Schule. Mache etwas mit den Hunden. Ich kann es so machen, wie ich will. MAGAZIN: Gehen Sie auch unperfekt aus dem Haus? PATITZ: Ja, klar. Ich fahre mein Kind auch mit ungewaschenen Haaren, wenn ich es eilig habe. MAGAZIN: Treiben Sie viel Sport? PATITZ: Ich reite, laufe. Ich brauche viel Bewegung. Mache auch Yoga. Und ich gehe gern spazieren. Überall auf der Welt. MAGAZIN: Haben Sie einen Wunsch? PATITZ: Ich würde gern mehr mit meinen Pferden machen. Auch wieder Springturniere. MAGAZIN: Wie schafft man es, so lange so gut auszusehen? PATITZ: Viel lachen und fröhlich sein. Das ist das Wichtigste. Kurz-Biografie » Tatjana Patitz wurde am 25.3.1966 in Hamburg geboren und ist schon als Kind viel in Europa herumgekommen – ihr Vater ist ein deutscher Reiseschriftsteller, die Mutter eine Tänzerin aus Estland. Als sie sieben Jahre alt war, zog die Familie nach Schweden. Im Alter von 16 wurde Tatjana Patitz in Stockholm als Model entdeckt. Sie machte sehr schnell eine internationale Karriere, lebte in Paris, New York, später im kalifornischen Malibu, war auf zahllosen Titeln und lief für alle großen Designer. In den 1980er-Jahren gehörte sie neben Naomi Campbell, Claudia Schiffer, Cindy Crawford und Linda Evangelista zu den fünf Supermodels mit Welterfolg. Patitz ist engagierte Tier- und Naturschützerin. Sie lebt in Südkalifornien auf einer Ranch mit Pferden, Hunden und ihrem siebenjährigen Sohn. VI › BROT & SPIELE Sonnabend/Sonntag, 19./20. Juni 2010 Samurai-Sudoku 1 6 3 2 5 3 8 6 2 8 7 9 1 8 6 2 5 4 2 6 6 8 4 1 2 6 5 2 4 2 2 8 Kleinod: Innen im „Goldfisch“ edles Design, draußen der Isebekkanal und auf der Karte bester Fisch. LOKAL-TERMIN Goldene Zeiten 5 1 9 4 6 3 2 7 8 3 4 3 6 4 7 1 7 6 5 1 5 7 2 3 8 Kurz-Biografie Ulli Marsau führt seit neun Jahren das „Goldfisch“. Der gelernte Goldschmied ist längst eine feste Hamburger Gastro-Größe: Auch „Die Rösterei“ im Levantehaus, die „Bar Tabac“ und das „Presto“ betreibt der 43-Jährige. Das „Goldfisch“ – nomen est omen – setzt vor allem auf Fischgerichte in edlem Ambiente. In den kommenden Wochen steht ein Wechsel am Herd an: Neuer Chefkoch wird Artur Celuch, der vom bekannten Hamburger Italiener „La Scala“ in das Restaurant am Isebekkanal wechselt. 6 7 5 1 4 6 FOTO: GRAFIKANSTALT Ein Mensch kauert in einer zerstörten Mauerecke aus Klinkersteinen – die Schutzlosigkeit ist spürbar. Das Mahnmal, das die Hamburger Bildhauerin Hildegard Huza-Schneider 1985 auf Betreiben der Friedensinitiative Barmbek-Uhlenhorst und des Bezirksamtes Nord geschaffen hat, steht dort, wo einst ein Karstadt-Warenhaus war. In der Nacht zum 30. Juli 1943 starben im Luftschutzbunker darunter bei einem Bombenangriff 370 Menschen. „Diese Toten mahnen: Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg.“, lautet die Inschrift auf dem Sockel. Für scharfe Denker 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 16 18 14 15 39 40 19 20 21 23 30 13 17 24 31 25 32 41 22 26 27 33 34 28 35 36 37 42 44 45 48 49 29 38 43 46 47 50 51 52 Irgendwo in Hamburg: Mahnmal an der Hamburger Straße/Oberaltenallee 1 4 2 9 5 8 3 6 7 8 7 3 4 6 1 9 2 5 1 5 6 2 8 9 4 3 7 8 2 7 3 6 4 1 9 5 5 6 9 2 7 3 8 4 1 4 3 9 7 1 5 6 8 2 9 1 6 7 8 4 5 3 2 5 4 3 9 2 8 7 1 6 4 5 8 3 9 2 1 7 6 6 8 2 4 7 1 3 5 9 3 2 7 5 1 6 4 8 9 9 7 1 6 5 3 8 2 4 7 6 5 1 3 2 9 4 8 7 2 5 6 3 1 8 2 5 7 9 4 3 9 8 5 4 7 2 6 1 4 3 9 7 8 5 6 4 9 2 1 3 2 1 4 8 9 6 5 7 3 8 1 6 2 9 4 1 3 7 6 5 8 4 3 2 6 9 7 1 5 8 6 1 7 5 8 3 9 4 2 8 5 9 2 4 1 3 6 7 9 7 4 1 8 6 3 2 5 1 6 4 8 7 9 3 4 6 5 2 1 8 5 6 7 2 3 1 9 4 3 7 8 5 2 6 8 1 7 3 9 4 1 3 2 5 4 9 7 8 6 9 5 2 4 1 3 9 2 5 7 8 6 2 3 8 1 6 9 4 5 7 7 1 3 8 6 4 9 5 2 7 6 4 2 5 8 1 3 9 4 2 8 9 1 5 6 3 7 1 9 5 4 7 3 2 6 8 6 9 5 2 3 7 8 4 1 L E I N T O A S T 3 4 1 6 8 2 9 7 5 5 8 7 4 9 1 2 6 3 E D L E R A L E A 9 8 7 5 3 1 6 4 2 2 6 1 3 5 8 4 7 9 N E L L I K E N T 6 5 2 7 9 4 8 1 3 3 4 9 6 7 2 5 1 8 » MAZZA, Moorkamp 5, Tel. 28 41 91 91, tgl. ab 18 Uhr, zur WM geänderte Öffnungszeiten nach Spielplan. L E H A R N A I N » MONGO’S, Straßenbahnring 15, Tel. 89 72 15 60, So–Do 17–24, Fr/Sa 17–1 Uhr, www.mongos.de E I C H E E S T I Ins Mazza geht zum Essen, wer kein Spiel verpassen möchte. Dort werden, je nach Wetterlage, die Partien auf einer 1,5 mal 2 Meter großen Leinwand gezeigt. Und während die einen das Spiel verfolgen, bewundern die anderen die vielen kleinen Vorspeisen, für die das Restaurant bekannt ist. An Tagen, an denen die deutsche Mannschaft aufläuft, wird schon ab 12 Uhr geöffnet. W R A C K S L U P WM light: Weder TV noch Leinwand hat das Eppendorfer Restaurant, trotzdem ist es ein guter Platz für SüdafrikaBegeisterte. Weil es im Juni gebackene Süßkartoffelbällchen gibt, Strauß, Gnu, Antilope, Impala, Viktoriabarsch und Zaramundi. Und dazu afrikanisches Bier, gebraut aus Bananen, Mangos oder den Kernen des Palmbaums. Das Menü kostet inklusive einem Getränk 20,10 Euro. Z E D E R S A G E Mazza R I N N E E G A L Mongo’s Auflösungen: U N A R T T E A K RESTAURANT IMPRESSUM Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.) Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich) Art Direction: Julia Wagner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Thomas Andre, Albrecht Barke, Jörg Block, Judy Born, Katja Deutsch, Oliver vom Hofe, Irene Jung, Karola Kostede, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Peter Maus, Julia Marten, Joachim Mischke, Norman Raap, Marcus Rehde, Kirsten Rick, Armgard Seegers, Vanessa Seifert, Annette Stiekele Konzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas Marten Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel, Tel. 040/34 72 25 56 Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg Senkrecht 1 Verordnung im Baukasten. 2 Lea und Rahel sagten Papa zu ihm. 3 Ein Freund sollte so sein, sonst ist es keiner. 4 Ben Cartwright wohnte auf so einer. 5 Dafür sind Verbände schließlich da! 6 Pfundssache, dupliziert. 7 Das ist ja ein Benehmen zum Schämen. 8 Ein kleiner Graben. 9 Der Baum in der Flagge Libanons. 10 Oft ist es tief gesunken. 11 Kopfloser Schutzdamm am Meer. 12 Franz war Ungar und Komponist. 13 Das ist Flachs; ohne Scherz. 14 Titel für alkoholische Tropfen. 15 Cornelia ist verdutzt, wird sie derart gestutzt. 23 Hörbare Eigenart, auch Mundart genannt. 24 Urkundsbeamter in US-Version. 26 Südfrucht mit Anfangsverlust. 28 Die Einwohner Tallinns nennen ihr Land so. 29 Wird ausgebracht, ist dann aber nicht knusprig. 31 Baum mit zitterndem Laub. 32 Alias Rhea Silvia. 33 Wertvolles Baumprodukt aus dem der Vinanmek-Palast in Bangkok gebaut wurde. 34 Gleich, aber nicht sofort. 35 Antikes Gerücht. 36 Jacht einerseits, andererseits ein Lebenszeichen. 37 Dort verhinderte Jesu ein Begräbnis. 39 Lateinisches Glücksspielerutensil. 40 Nördliche Ärmelmanschette. K I L O R A N G E RESTAURANT Waagerecht 1 Stereo entlocken Sie Ihrem Radio nur auf diesen Frequenzen. 16 So heißen Italiens Sheriffs. 17 Belgische Gemeinde mit Berliner Original. 18 Gebiet zu späterer Tagesstunde. 19 Ein ungebadeter Fuß wurde ihm zum Verhängnis. 20 Ohne sie wär’ manches Gericht recht trocken. 21 Sie fließt durch den Nordwesten Frankreichs. 22 Coco kreierte das „kleine Schwarze“. 23 Hier werden exakt 2,54 cm eines Chinchillas gesucht. 25 Für Franzosen ist das gängig, für Engländer ein Zertifikat, aber für beide kurz. 27 Etwas Hervorragendes am Haus. 29 Macht aus Ton einen griech. Meergott und die Angel zum Schlaginstrument. 30 Sind das vielleicht wohlschmeckende Schornsteine? 38 Laubbaum – wurde nach Albion verpflanzt. 41 Das Innenleben von Gisela ist auch eine kopflose Bienenkönigin. 42 Ob links oder rechts, ob arm oder reich, das alles ist doch ziemlich ungleich. 43 Die füllt die Elbe mit viel Wasser auf. Noch mehr schafft nur die Moldau. 44 In Kürze möge hier ein Oberpastorat erscheinen. 45 Rumpf, Humpe und Busch haben Schwedens Ingeborg gemeinsam. 46 Südamerikanisches Goldhäschen. 47 Geht die Sau voran, wird sich schnell bewegt. 48 Befindet sich in jedem Handbuch, Leitfaden und jeder Ratgeberliteratur. 49 In England kommt es mit den Jahren. 50 Stoßstangenverzierung für Fahrzeuge aus Kleve. 51 Wollen Sie uns hier Ihre persönliche Geheimzahl kurz verraten? 52 Letzter Teil eines nachgeahmten Produktes. A B D E C K U N G 5 x in Hamburg, z. B.: Barmbeker Str. 156 - 160 Hamburg-Winterhude www.cardinahlcaffe.de Tel 040 / 480 960 - 38 6 8 4 Irgendwo in Hamburg. Nur wo? R A N C H I L I A 1 rote Zwiebel 1 Bund Koriander 200 g Mangopüree 50 ml Kokosmilch 1 cl Batida de Coco Muskatnuss, Salz, Pfeffer 1 Süßkartoffel, Möhren, Mango, Ananas und rote Zwiebel schälen. Alles in gleichmäßige Würfel schneiden. Koriander waschen und grob zusammenhacken. Süßkartoffel und Möhren in einer Pfanne mit etwas Olivenöl anschwitzen. 2 Rote Zwiebel extra im Topf kurz anziehen lassen, mit Süßkartoffel und Möhren mischen, mit Batida de Coco, Weißwein und Kokosmilch ablöschen. Kurz köcheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen. Mangopüree zugeben und bei kleiner Hitze ca. 4 – 5 Minuten köcheln lassen. Vom Herd nehmen. Mango- und Ananaswürfel unterziehen. 3 Kurz vor dem Anrichten den gehackten Koriander unterrühren. Seeteufel in 200-g-Stücke portionieren. In einer Pfanne mit etwas Olivenöl anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen. Zitronenthymian zugeben und im Ofen bei 160 Grad ca. 5 Minuten fertig garen. Große Auswahl & Preisgarantie erstklassiger Kundendienst Gewerbevermietung Service 8 1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 x 3 Feld nur einmal vorkommen. Lösung: siehe unten … T R E U C L E R K Für 4 Personen: 1 Seeteufelfilet (ca. 800 g) 3 Zweige Zitronenthymian ½ Ananas 1 große Mango 1 Süßkartoffel (ca. 240 g) 2 dicke Möhren Cardinahl Caffè – das Fachgeschäft für Espresso- und Kaffeeautomaten. 5 5 3 6 L A B A N E S P E So 10–23 Uhr, www.goldfisch.de Gebratener Seeteufel an AnanasMango-Gemüse und Koriander Mehr als Kaffee. 2 7 3 6 6 9 1 2 1 4 6 8 3 8 einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen 9 5 » Goldfisch, Isekai 1, Tel. 57 00 96 90, Mo–Sa 12–23, REZEPT VON ULLI MARSAU Essen und ausgehen 8 2 3 6 1 9 3 4 7 3 U K A S I D I O M S ie haben ein Date an der Angel? Dann paddeln Sie doch ins „Goldfisch“, die erste Adresse am Isekai. Nicht nur wegen der Hausnummer, sondern wegen der Fischgerichte, die alle eine große Nummer sind. Innen empfängt uns ein stylischer Gastraum: edles Holz, warme Beleuchtung, 66 Plätze. Draußen grüßt die lauschige Terrasse mit Blick auf den Isebekkanal und noch einmal 70 Plätzen – aber wieso hat Ulli Marsau das Restaurant ausgerechnet „Goldfisch“ getauft? „Ich bin gelernter Goldschmied und liebe Fisch“, erklärt Marsau. Vor neun Jahren hat der 43-Jährige, der auch „Die Rösterei“ im Levantehaus, die „Bar Tabac“ in der Galleria und das „Presto“ an der Mönckebergstraße betreibt, den kleinen kulinarischen „DesignTempel“, wie er ihn selbst nennt, eröffnet. „Meine Frau mag keinen Fisch, also durfte ich ihn zu Hause nicht zubereiten. Da musste ich mir eben eine andere Küche suchen“, sagt er lachend. Dort kocht der Gastro-Experte aber längst nicht mehr selbst. Seit drei Jahren zeichnet die 29-jährige Österreicherin Marion Gstrein verantwortlich, doch es steht ein Wechsel am Herd an: „Ab August haben wir einen neuen Küchenchef. Artur Celuch vom ,La Scala‘, einem der besten Italiener der Stadt“, sagt Marsau. Pasta gibt es im „Goldfisch“ schon jetzt, mit Trüffeln – „als schnelle Nudel zwischendurch“. Die Abendkarte bietet aber vor allem Fisch an, und das soll natürlich auch so bleiben. Als Vorspeise empfiehlt sich ein kleiner Sushi-Teller (12,50 Euro). Doch das hauchzarte Rindercarpaccio (12,50 Euro), gebettet auf einen Hügel Rucola und mit einer bemerkens- wert köstlichen Trüffelsauce, kann mit der FischKonkurrenz locker mithalten. Auch wenn unsere Hauptgänge es ihm schwer machen: Das gebratene Zanderfilet mit Pak Choi Basmati-Reis und PapayaChutney (20,50 Euro) und das Thunfischsteak auf Koriander-Kartoffelpüree sind köstlich. Beim nächsten Besuch, so schwören wir uns, wollen wir aber das legendäre „Luxusfleisch“ probieren. Denn seit knapp einem Jahr hat Ulli Marsau „das wahrscheinlich beste Steak Deutschlands“ auf der Karte: ein New-York-T-Bone-Steak vom mit Mais gefütterten Angus-Rind, „dry aged“ und mit Knochen 700 bis 750 Gramm schwer. Begeistert erzählt er vom Ausflug des Küchenteams nach New York, als sie im Steakhouse „Wolfgang’s“ ihre Offenbarung erlebten: „So ein wahnsinnig schmackhaftes Fleisch wollten wir auch im ‚Goldfisch‘ auftischen.“ Das Geheimnis: In einem speziellen Raum reift das Fleisch 36 bis 40 Tage am Knochen. Das hat seinen Preis: Die SteakPlatte für zwei Personen kostet 98 Euro. Unbezahlbar ist dagegen die mediterrane Atmosphäre auf der Terrasse, wenn man sie unter einem wolkenlosen Himmel und mit einem Glas des köstlichen Chardonnay „Twin Oaks“ von Robert Mondavi (0,2 l für 6,40 Euro) genießt. Die Weinkarte ist ausufernd riesig, künftig will Ulli Marsau sie verkleinern und sich auf eine feine Auswahl beschränken. Zum Nachtisch gab es übrigens flüssiges Gold: einen Süßwein, 2006er Chardonnay Auslese Guldenthaler Sonnenberg, den Marsau gerade bei Franz Karl Kruger an der Nahe entdeckt hatte. Prost! 7 3 9 7 Was kommt heraus, wenn ein Mann seine Vorliebe für Edelmetall und Fisch vereint? Das „Goldfisch“ am Isekai. TEXT: VANESSA SEIFERT • FOTOS: THOMAS LEIDIG 9 3 8 Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je 6 4 3 8 1 8 1 2 9 1 7 5 1 8 1 9 8 1 VII Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Juni 2010 › GESTERN & HEUTE W ST. PAULI – STADTTEIL IM WANDEL as St. Paulianer von vielen anderen unterscheidet, ist ihre beneidenswerte Textsicherheit. Während der Winterkatastrophe tauchte nach Tagen ein Mann von der Stadtreinigung auf und fegte ein bisschen übers Eis. Mein Nachbar sagte nur einen Satz: „Und das bringt’s jetzt, was?“ Wenn ein Klavier angeliefert wird und nicht durch den Treppenaufgang passen will, sind die Stammkunden vom „Nordlicht“ gegenüber mit unorthodoxen Vorschlägen zur Hand: „Schraubt doch was ab!“ Mit Provisorien kennt man sich aus. Was den Kiez besonders macht, ist das Nichtperfekte, das Raum für Unangepasstes lässt. Auf Formalitäten legt keiner Wert. Pastor Sieghard Wilm von der St.-Pauli-Kirche hat es so ausgedrückt: „Hier muss man nicht 20 Jahre leben, bevor man jemanden kennenlernt und dazugehört.“ Der Kiez sei „wie ein erweitertes Wohnzimmer. Auch die Mühseligen und Beladenen finden hier eine soziale Struktur, die man gar nicht künstlich herstellen kann.“ Der etwas andere Bevölkerungsmix ist von selbst gewachsen, wie ein sehr altes Haus mit lauter exzentrischen Anbauten. Viele Alteingesessene haben früher im Hafen malocht, sind nach der Seefahrt hängen geblieben, nach der Emigration oder aus dem Gefühl, dass hier nichts Menschliches fremd ist. In meinem Lieblings-Budni in der Talstraße kaufen kanadische Studenten, Punkerinnen, afrikanische Mütter, Rentner in abgetragenen Parkas und polnische Bauarbeiter ein. Und die bildschönen brasilianischen Gazellen, die in einem der Clubs arbeiten und Männerstimmen haben. Leichte Mädchen, Tanzsäle, Jahrmarktbuden gab es schon vor den napoleonischen Kriegen auf dem Hamburger Berg, wie die Vorstadt damals hieß. Der entscheidende Startschuss für die große Amüsiermeile fiel aber erst im Juni 1816, als zum ersten Mal ein Dampfschiff an den Landungsbrücken festmachte. Die Dampfer, die fern von den Segelschiffen in Fischmarktnähe anlegen mussten, bescherten der Reeperbahn Massen von Matrosen mit Geld für den Landgang. Während Eppendorf und Harvestehude noch in dörflichem Schlaf lagen, waren auf dem Hamburger Berg im Revolutionsjahr 1848 schon 19 Bordelle zugelassen. Auf St. Pauli strandeten Huren aus Berlin, Pferdehändler aus Frankfurt, jüdische Flüchtlinge aus Russland, Varieté-Künstler von überall und eine Kolonie von Chinesen, die in der Schmuckstraße Wäschereien betrieben. Aber die meisten Einwohner arbeiteten auf den Werften und in der Hafenindustrie. Es war eng in den kleinen, einfachen Wohnungen. Anfang der 1930er-Jahre hatte St. Pauli – damals noch inklusive Schanzenviertel – rund 63000 Einwohner. Heute sind es auf demselben Gebiet weniger als die Hälfte, nämlich knapp 28000. B ei den Nazis stand der Kiez immer unter Generalverdacht. Denn St. Pauli war mehrheitlich rot: 32 Prozent der Wähler hatten 1933 für die KPD gestimmt und 24 Prozent für die SPD. Daneben lag Hitlers NSDAP mit 35 Prozent zurück. In einer Auftragsstudie der Universität Hamburg 1934/35 ist von einer „gemeinschädigenden Region“ die Rede: „St. Pauli zählt als Verfallsgebiet mit zu den linksradikalsten Teilen Hamburgs. Hier haben die minderwertigsten Geistes- und Moralkrüppel von jeher festen Fuß gefasst.“ Das vernichtende „soziologische“ Gutachten stellte fest, hier konzentriere sich „eine sehr große Anzahl jener Elemente wie Verbrecher, Zuhälter und Prostituierte, die grundsätzlich Feinde jeder staatlichen Ordnung sind“. 2009 haben Historikerinnen und Historiker der Landeszentrale für politische Bildung für die Aktion „Stolpersteine“ den Schicksalen verfolgter St. Paulianer nachgespürt. Zu den Verfolgten gehörten nicht nur die rund 600 Jüdinnen und Juden im Quartier, etwa ein Prozent der Einwohner, sondern auch all jene, die wegen ihrer anderen Sexualität inhaftiert und in Lager geschickt wurden. Zum Beispiel die Transsexuelle Liddy Bacroff, bürgerlich Heinrich Eugen Habitz, geboren 1908, die nur auf St. Pauli ein Umfeld fand, in dem sie sich als Frau bewegen konnte. Ihre Freier zahlten für eine Nacht drei bis zehn Reichsmark. Sie starb 1943 im KZ Mauthausen. Auf St. Pauli landeten Hunderte von Ausreißern wie der 19-jährige Heinrich Blume, die zur See Des Kiezes alte Kleider: Eine Prostituierte 1961 auf der Reeperbahn – heute würde sie als Theaterbesucherin durchgehen. FOTO: ULLSTEIN BILD/BLUME Neujahrsmorgen 1953: Straßenbahnhaltestelle St. Pauli auf der Reeperbahn nach einer langen Nacht. Neonmeile 2010: Die Reeperbahn heute mit ihrer neuen, kunterbunten Amüsierkultur vor einer langen Nacht. FOTOS: ULLSTEIN BILD, BILDAGENTUR HAMBURG/ R. WALDKIRCH, STEPHAN PFLUG Kiez Der in neuen Kleidern Die WM-Partys zeigen: St. Pauli ist vital wie lange nicht – aber die alte Kiez-Kultur bleibt dabei auf der Strecke. IRENE JUNG ruft sie in Erinnerung. fahren wollten. Nach zahlreichen Verhaftungen wegen „Unzucht“ mit Männern starb Blume fünf Jahre später in einem Außenlager des KZ Neuengamme. Aus solchen Erfahrungen nährt sich heute noch der Widerstandsgeist gegen alles, was mit Behörden und Verordnungen zu tun hat. Alle Versuche, St. Pauli sauberer, ordentlicher, kontrollierter zu machen, scheiterten bis jetzt am Bedürfnis von Tausenden Besuchern, genau hier die Sau rauszulassen. Das ist Alltagsbewältigung, da hilft Politik wenig. Unter den Nazis war die Herbertstraße hinter Eisentoren verborgen worden, damit die Prostitution unsichtbar blieb. Dem demokratischen SPD-Senat in den 1960ern war sie auch peinlich. Aber nun fand man eine wahrhaft wohlfahrtsstaatliche Lösung: 1967 wurde mit Bier und Würstchen das 4,5 Millionen Mark teure Eros-Center an der Reeperbahn eröffnet. Mit komfortablen „Arbeitszimmern“ für die Gunstgewerblerinnen, einem Sicherheitsdienst, einer Kantine und Heizstrahlern auf dem Kontakthof. Das klingt schon fast nach Gewerkschaft. Vom DGB gab es damals auch Genussscheine für René Durands „Erotic Theater Salambo“, wie ältere Kollegen erzählen. Hinter den Kulissen wurden die Märkte für Drogen, Frauen und Glücksspiel neu geordnet. Die rivalisierenden Zuhälterbanden demonstrierten ihr Wirtschaftswunder. Kiez-Größen wie der schöne Mischa oder Lamborghini-Klaus zeigten sich mit Rolex-Uhren, Luxuskarossen, Goldkettchen und Mädchen wie Popstars. Im Backstage-Bereich kontrollierten allein die 85 Muskelprotze der Bande „Hamburger Jungs“ 140 Huren. Für uns junge Leute war der Kiez Anfang der 1980er eine No-Go-Area. Unlustig trottete man mit, wenn Freunde aus der Provinz unbedingt einen Reeperbahnbummel mit Stripshow erleben wollten. Mit Grausen erinnere ich mich an die lustlose Darbietung einer mageren Blondine, die sich um eine Stange schraubte. Wer fand so was sexy? Für ein Bier bezahlten wir zehn Mark. Die Amüsierkultur ändert sich in Wellen. Hätte Corny Littmann nicht mit dem „Schmidt Theater“ 1988 eine Wende eingeläutet, wäre der Kiez vielleicht schon in den 1980ern abgestorben. Was die sexuelle Befreiung erreicht hatte, machte Aids in wenigen Jahren kaputt. In den Augen von Domenica, Deutschlands bekanntester Hure, hatte die käufliche Liebe noch eine Romantik besessen, die jetzt endgültig verloren ging. „Es gibt nicht mehr diese tollen Herren und Freier, die wir früher hatten“, bedauerte Domenica in einem der letzten Interviews vor ihrem Tod 2009. „Die haben noch wirklich etwas springen lassen. Heute kommen die Männer abgezählt hierher mit Hartz IV. Es kommt die Masse, aber keine Klasse mehr. Und die Preise sind total verfallen. Hier wird schon mit 20 Euro gekobert. Außerdem macht das Internet viel kaputt, die vielen Fotos. Und man verabredet sich lieber im Chat.“ Nur noch ein Bruchteil der 150000 Menschen, die sich jetzt an Wochenenden durch den Stadtteil wälzen, kommen wegen Puffs und Stundenhotels. Die meisten gehen ins Theater, ins Musical, in Comedyund Musik-Clubs und Karaoke-Bars. Auf dem Kiez etablierte sich wieder eine übermütige, frivole Szene, wie es sie in den Zwanzigerjahren gegeben hatte. Musiker, Comedians und Sängerinnen wohnen nebenan. Nachts arbeiten, tagsüber schlafen, um 22 Uhr einkaufen: Das stört hier ja niemanden. Aber Nonkonformismus braucht speziellen Humus. Die neuen Investoren sehen in St. Pauli nicht das fragile Nebeneinander der Armen und der Unangepassten, sondern einen City-Lifestyle mit Bespaßungspotenzial. Die Quadratmeterpreise für Wohnungen sind von umgerechnet 7,50 Euro im Jahr 1994 auf 12 Euro gestiegen. Sonntags früh um fünf hängen im „Silbersack“ nicht mehr die Schichtarbeiter aus dem Hafen ab, sondern müde Bassisten und Tanzmäuse. Und die jungen Arrivierten aus den neuen Wohnkasernen an der Bernhard-Nocht-Straße. D ie alten St.-Paulianer findet man beim kollektiven WM-Gucken nicht vor der Bar „Amphore“ mit Hafenblick, sondern in den letzten Saurier-Refugien: den patinierten Raucherkneipen. Da hängen Fotos von den alten Kiez-Originalen, die alle gestorben sind: von Domenica und von Erwin Ross, dem „Rubens der Reeperbahn“. Und von Willi Bartels, dem „König von St. Pauli“, den kannte hier auch jeder. Hassan ist 71 Jahre alt und steht jeden Tag mit seinem langen weißen Bart in einem Hauseingang der Silbersackstraße, die Bierdose in der Hand. Er wohnt in einer Nebenstraße, aber nur von hier aus kann er „seinen“ Baum sehen, einen Ahorn hinter dem Cabaret „Pulverfass“. Hassan gehört zum Inventar. „St. Pauli ist eine Welt für sich“, sagt er. „Die alten St.-Paulianer kümmern sich umeinander. Die neuen kommen mit schicken Taschen von Beutin, aber sie haben nicht mal einen Euro für Arme übrig.“ Die übersieht er würdevoll. Das hält die Welt nicht auf. Aber es hilft, sie zu ertragen. SERVICE: KIEZ-KULTUR » „Domenicas Lounge“ In Gedenken an die legendäre Prostituierte und Streetworkerin Domenica wurde in ihren früheren Räumen in der Herbertstraße jüngst eine zwanglose Kontaktbar mit Dauerausstellung eröffnet: Fotos erinnern an ihr Leben, Broschüren informieren über die Arbeitssituation der Prostituierten. Haus 7 (Hof), Herbertstraße, www.st-pauli-museum.de » Lesung im Silbersack Die Hamburger Schauspieler Kai Maertens und Leena Fahje geben Anekdoten aus „Die Weiße Taube flog für immer davon“ zum Besten. Das Buch von Kiez-Fotograf Günter Zint ist ein einziges „Who is who“ der 1980er, selbstverständlich werden auch viele seiner Bilder gezeigt. Di, 13.7., Silbersack, Silbersackstr. 9, 20 Uhr, kein Eintritt. » „Heiße Ecke – Das St. Pauli Musical“ handelt von einem Imbiss und den Huren und Hehlern, für die er zu ihrem Wohnzimmer geworden ist. Nach sieben Jahren Laufzeit ist das Musical selbst ein Stück St.-Pauli-Kultur – auch dank der 90-minütigen Stadtteilführung von der Tal- bis zur Hafenstraße, die die Historikerin Wiebke Johannsen dazu veranstaltet. Führung: jeden Do + Sa, 18 Uhr, 15,20 Euro. „Heiße Ecke“: Schmidts Tivoli, Spielbudenplatz 27–28, Hotline: Tel. 31 77 88 99, Termine und Buchung auch unter www.tivoli.de VIII › STIL & LEBEN Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Juni 2010 HANDGEMACHT Easy Radler: Viele Kreationen von Michi Franzke, 40, sind verchromt wie Motorräder. FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT Ein Fest im Sattel Michi Franzke vom Elbcoast Psycles JuniorsClub erfindet jeden Tag das Rad neu: mit lässigen Cruisern zum entspannten Dahingleiten. A MARKUS REHDE, 43, zog im Frühjahr mit Frau und zwei Kindern als Marketing Director Unilever Japan Beverage Tokyo in die japanische Hauptstadt – und fühlt sich dort wie auf dem Mars. TEXT: KIRSTEN RICK • FOTOS: THOMAS LEIDIG us jedem Rad kann man etwas Hübsches machen“, sagt Michi Franzke, Inhaber des Fahrradladens Elbcoast Psycles Juniors-Club in Eimsbüttel. Die Spezialität seines Teams ist Umbau, Customizing – und das Träumen: „Uns guckt kein TÜV auf die Finger, man kann voll rumspinnen.“ Speichen werden durch Spanngurte oder Ketten ersetzt, Gabeln verlängert oder gekürzt. Höhepunkt war die MTV-Sendung „Pimp my Fahrrad“ im Jahr 2005, da verbaute das Elbcoast-Psycles-Team 500-Watt-Anlagen und Navigationssysteme, es gab auch mal einen Anhänger mit Duschkabine. Einsteiger fangen am besten mit neuen Ventilkappen an. Die gibt es zum Beispiel mit aufgesetzten Krönchen, kosten 6,50 pro Paar. Einmal auf den Geschmack gekommen, sucht man sich hübsche Lenkergriffe aus, dazu Mäntel mit eingewebtem Reflektormaterial, das im Dunklen leuchtet, und gönnt sich zuletzt einen Sattel mit Blümchendekor, breit und gemütlich wie ein Sessel. Denn bequem soll es sein: „Perfekt ist es, wenn man sich damit wohlfühlt.“ Ebenso diplomatisch ist der Mann mit der sanften Stimme und dem „Never too old to rock“-T-Shirt, wenn es um die Dinge geht, die er einem Rad niemals antun würde. „Ach, das ist doch alles Geschmackssache. Erlaubt ist, was gefällt.“ Im Moment geht der Trend zu breiten Felgen, 80 bis 100 Millimeter müssen schon sein. Eine Kundin lässt gerade ihr altes Klapprad verschönern. Der Rahmen strahlt schon frisch lackiert in Magenta, der Look wird noch durch Weißwandreifen und Leo-Griffe komplettiert. „Frauen sind bei der Farbwahl mutiger. Die Herren bevorzugen in der Regel ein freundliches Schwarz.“ Im kleinen Verkaufsraum des Souterrain-Ladens gibt es neben unzähligen Accessoires fertige Räder von Anbietern wie Electra, Nirve oder Felt, mit bezauberndem Schmetterlings-Design oder mit hölzerner Ladefläche vorne – und einige selbst designte Einzelstücke. In einem der Hinterzimmer residiert „Die Queen“, eine strahlend weiße Schönheit, die mit ihren imposanten 3,25 Metern Länge ebenso sperrig Heavy Metal: Mit Ketten, überlangen Radgabeln und Lenkern im Leo-Look wird der Drahtesel zum coolen Cruiser – ab 300 Euro. ist wie der Name des Ladens und bei anderen Radbesitzern Minderwertigkeitskomplexe auslöst. „Das Biest“, eine andere Eigenkreation, die aussieht wie ihr Name, ist zum Glück gerade unterwegs. Preislich starten die einfachen Cruiser bei 300 Euro, das Mittelfeld bewegt sich um 500 bis 600 Euro, nach oben gibt es keine Grenze. Und Cruiser ist nicht gleich Cruiser: Es gibt Beach-Cruiser (die Klassiker) und Stretch-Cruiser (die sind länger) sowie Chopper, die sehen aus wie Motorräder, nur ohne Motor. Den lila Stretch-Cruiser, der vorn im Laden steht, hat Michi Franzke selbst entworfen. „Ich habe ein paar Zeichnungen gemacht, dann bin ich zu Till, der auch hier im Team ist, gegangen: ,Brat das mal zusammen!‘“ Till hat den Rahmen „gebraten“, Michi schraubt jetzt die Komponenten dran. Erst wenn das Rad fertig ist, bekommt es einen Namen. Das muss aber dann auch sein. „Man kann ein Fahrrad auch lieb haben,“ behauptet Franzke mit treuem Blick. Ganz ungefährlich ist diese Liebe nicht, denn es besteht Suchtgefahr. Manche Kunden haben bis zu zwölf Räder im Keller. Zu seinen Cruisern kam Michi Franzke, Jahrgang 1969, wie die Jungfrau zum Kind. Er war Soldat im Staatsdienst, Feldjäger, immer unterwegs. Als seine erste Ehe zerbrach, gab er den Job auf, um in der Nähe seiner Kinder sein zu können – und gründete kurzentschlossen seinen Laden. Beim „Cruisen“, das so viel bedeutet wie „möglichst cool herumfahren“, geht es nicht ums Vorwärtskommen, sondern ums gute Aussehen und ums Genießen. Schnell fahren soll man gar nicht, „das ist viel zu gefährlich in der Stadt“, so Franzke. „Cruisen ist die Wiederentdeckung der Langsamkeit.“ Er hat einen durchaus selbstironischen Blick auf die ganze Szene, die sich um die schicken Bikes dreht: „Überleg doch mal: Erwachsene Menschen setzen sich auf gummibereifte Kasperkisten, ziehen sich Kutten an und spielen ein bisschen Zivilrocker – das ist doch schon ziemlich bekloppt. Aber es macht fürchterlich Spaß!“ Seinen Weg von der Wohnung in Niendorf zur Arbeit legt Franzke allerdings zu Fuß zurück: Wallace, eine freundliche Bulldogge mit blutunterlaufenen Augen, braucht seinen Spaziergang. Kontakt » Elbcoast Psycles JuniorsClub, Müggenkampstr. 19, Tel. 43 09 77 25, Mo – Fr 11 – 19, Sa 10–16 Uhr, www.juniors-club.de MEIN STYLE-TRIO MISCHKES STADTGEFLÜSTER Schau-Lust Ostalgie Der Fotograf und Haar-&-Make-up-Künstler Armin Morbach hat in puncto Brillen, Kerzen und Zeitschriften einfach den Durchblick. Auf was können Sie in Hamburg nicht verzichten? Mein „Tush“-Magazin mit „Geburtsort“ Hamburg. Mit „Tush“ erfüllte ich mir 2005 den Wunsch nach einer Plattform für meine Bildsprache, Phantasien und Realitäten, zeige Themen mit gesellschaftlicher Relevanz. „Tush“ ist das einzige Magazin, das von Hamburg aus den internationalen Markt erobert hat und ihn seitdem krisenfest um ein internationales Hochglanzprodukt bereichert. Brille „Herbie“ von Mykita Eyewear, gesehen bei Opticon, ABC-Straße 1, um 390 Euro. Magazin „Tush“, z. B. Stilke aktuell im Hauptbahnhof, Glockengießerwall, 6,50 Euro. Die Wochenvorschau MONTAG KINDER: „Eins, zwei, drei Gespensterchen“, das spannende Stück der Theatergruppe Zwergenspaß für Kinder ab 4, läuft im Eidelstedter Bürgerhaus, 16 Uhr. LITERATUR: „Hamburg – Prag I“ ist Lenka Reinerová gewidmet. Mit Autor Josef Moník, Botschafter a. D. Frantisek Cerny und der Leiterin des Prager Literaturhauses Lucie Cernohousová. Literaturhaus, 20 Uhr. DIENSTAG BALLETT: Mit „The Tokyo Ballett“ tritt eines der besten Ensembles der Welt in der Hamburgischen Staatsoper auf. 19.30 Uhr. MUSIK: Lass krachen! Bei der LiveÜbertragung des Konzerts „The Big Four: Anthrax, Megadeth, Slayer, Metallica“ in Sofia wird es in den UCI Kinowelten Mundsburg und Othmarschen Park richtig laut. 19 Uhr. er Senat hat reichlich an den Hacken. Unser König, pardon: der Erste Bürgermeister schien amtsmüde in den letzten Wochen, der Pöbel, pardon: die Bürger maulen ihm bei jeder Gelegenheit die Ohren voll. Schulreform, Stadtbahn, Elbphilharmonie, Haushalts-Abgründe, Museums-Sparzwänge, irgendwas ist ja immer umstritten. Kasse leer, Schnauze voll, und überall nichts als Arbeit, ungeliebte Arbeit, die allen an den Nerven zerrt. Was tun? Ich wüsste da was: Japaner werden. Denn der Japaner an sich ist offenbar längst nicht mehr der arbeitswütige Schreibtisch-Samurai, als der er uns im Rest der Welt immer wieder verkauft wurde, solange unsere armen, geschundenen Euros noch etwas wert waren. Man ist deutlich entspannter in Japan, war gerade zu lesen: unbezahlte Überstunden? Per Gesetz verboten. Es gibt durchschnittlich fünf Urlaubstage mehr als bei uns, und sage und schreibe 14 gesetzliche Feiertage obendrauf. Einer mehr, als selbst dem frömmsten Katholiken hierzulande gewährt wird. Es wurde sogar von einer Firma berichtet, die das Abbummeln von drei Urlaubstagen im Stück mit zwei weiteren belohnt. Meine tut so was eher selten. Wenn Japaner trotz alledem oft länger im Büro bleiben, dann nicht unbedingt, weil gerade brutal viel zu tun ist. Auch nicht, weil zu Hause Frau, Familie oder schlimmstenfalls gar nichts war- Wir sind mit Unterbrechung nun schon seit zehn Jahren mit Unilever unterwegs, von Holland über Sydney nach Tokio, und von überall bringen wir was mit: In Holland wurde Fritz geboren, in Sydney Lily, und so sind wir vier vor drei Monaten in Tokio gelandet. Obwohl es von Hamburg weniger weit weg ist als Sydney, fühlt es sich hier an wie auf dem Mars. 25 Millionen Menschen auf engstem Raum erklären viele kuriose Eigenarten: Fahrräder kann man nicht an der Straße parken, an jeder Ecke stehen Automaten mit heißen und kalten Getränken, es gibt erstaunlich wenige Autos, denn jeder hat eine Monatskarte. Man putzt sich in der U-Bahn nicht die Nase (eklig für Japaner), telefoniert nicht (zu laut), dafür spielt man Videospiele, guckt TV auf dem Handy oder – schläft. Neuester Schrei: Elektrofahrräder (wir haben zwei). Gründe, kein Auto zu haben, gibt es viele: ein Parkplatz vorm Haus kostet so viel wie eine 3-Zimmer-Wohnung in Hamburg, die Straßen sind so eng, dass einige Kollegen „RallyeStreifen“ an der Seite haben, und Straßenschilder sind gern in japanischen Schriftzeichen gehalten. Wir hatten uns vorgenommen, ein bisschen Japanisch sprechen zu lernen, aber Schriftzeichen zu lesen, erfordert ein jahrelanges Studium. Also keine Schriftzeichen lernen und mal sehen, wie es sich als Analphabet lebt. Bei der Mikrowelle wurde einfach so lange gedrückt, bis was passierte. Und dann sonntagmorgens, als meine Frau wieder mal so tun wollte, als wären wir in Hamburg oder Sydney: „Lass mal Pfannkuchen mit Schokostreuseln machen.“ Fritz: „Ich mag die nicht, die sehen so komisch aus.“ Ich: „Gib her“ – und kippe die auf mein Müsli. Nur um herauszufinden, dass es sich nicht um Schokostreusel, sondern um Instant-Fischsuppe handelt. Während in Hamburg ein Jahr rasend schnell vorbeiflog, bleibt hier die Zeit stehen, weil alles neu ist, nichts automatisch geht. Man lernt sich selber besser kennen, als man vielleicht möchte, und man ist immer hin und her gerissen: mehr Neues zu suchen oder zurück nach Hause zu kommen, wo alles so einfach, so vertraut ist. ILLUSTRATION: JÖRG BLOCK Wie schalten Sie am liebsten ab? Meinen kreativen und erfüllten Tag beende ich mit einem ruhigen Abend. Der Duft meiner Diptyque-Duftkerzen hilft mir schnell dabei, in eine erholsame Stimmung zu kommen. Ich kann mich bei der Komposition aus verschiedenen Amberdüften, Vanille und Roibusch perfekt entspannen. Da die Kerzen in einer Sonderkollektion hergestellt wurden, sind sie leider nur limitiert erhältlich. D Duftkerze „Diptyque“, gesehen bei Harald Lubner, Große Bleichen 23, um 50 Euro. FOTOS: PR Als „Hair and Make-up“-Artist und Fotograf brauchen Sie einen scharfen Blick: Wie wichtig ist das Brillengestell? Ganz wichtig. Die handgefertigten Brillen von Mykita z.B. haben meinen Signature-Style erfolgreich mitgeprägt. Ich trage sie seit vielen Jahren beruflich wie privat sehr gern. Meine absolutes Lieblingsmodell ist „Herbie“. Tokio tet – außer einem vorwurfsvoll schweigenden Sashimi-Rohling in Zierfischform. Die bleiben, bis der Chef gegangen ist, weil sie nicht unhöflich sein wollen. Der deutsche Botschafter sagte dazu: „Man ist hier im Büro, weil alle da sind, aber nicht, weil so viel zu tun ist.“ Zen-Übungen statt Aktenstudium, und der Beste macht das Licht aus. Der einzige Nachteil bei derart viel Harmonie: Für den Japaner ist der Urlaubsschein kein Heilsbringer, sondern so etwas wie ein unsittlicher Antrag. Von seinen 33 Urlaubstagen nimmt er durchschnittlich acht. Womit sich die Idee mit dem Umzug schon wieder erledigt. Dann doch lieber hier bleiben, pünktlich bis zum Feierabend weiterärgern und durchhalten, bis wieder Urlaub ist. In meinem Fall genau: jetzt. MADE IN HAMBURG Kolumne » An dieser Stelle schreiben im wöchentlichen Wechsel die Abendblatt-Redakteure Maike Schiller und Joachim Mischke. Mit der „City-Tasche“, im Stil der Kurierfahrer mit dem Gurt quer über die Brust getragen, wird jetzt auch der eigene Haushalt mobil. Praktisch für alle, die sich dauernd verfahren: Dank der Tasche ist der S-Bahn-Plan nun immer dabei. Nylontasche, ca. 28 x 24 x 6 cm, bei Karstadt und den Thalia Buchhandlungen, 27,95 Euro. 21.–27. JUNI MITTWOCH DONNERSTAG AUSSTELLUNG: Eine archäologische Sensation wird bei „Ein Himmel auf Erden – Das Geheimnis der Himmelsscheibe von Nebra“ im Archäologischen Museum in Harburg gezeigt. Bis 10.11. KUNST: Bei „Der andere Blick“ führt heute Prof. Dres. h. c. Manfred Lahnstein, Bundesminister a. D., durch „Rubens, van Dyck, Jordaens. Barock aus Antwerpen“. Bucerius Kunst Forum, 19 Uhr. COMEDY: Die Supernase Mike Krüger präsentiert in der Show „So lacht der Norden“ allerhand Skurriles und Komisches. Theater Kehrwieder, 20 Uhr. PARTY: Beim Karaoke-Fest „Master of Disaster“ gibt es reichlich Gelegenheit zur Blamage. Grüner Jäger, 23 Uhr, Eintritt frei. FREITAG PADDELN: Spannende Rennen laufen bei der Drachenbootregatta „2. Hamburger Taiwan Cup“ auf der Dove-Elbe. Allermöhe, bis 27.6., www.hamburger-taiwan-cup.de EVENT: 60 000 chromblitzende Bikes werden zu den „Hamburg Harley Days“ auf dem Großmarkt anrollen. Um 20 Uhr stehen „The Bosshoss“ auf der Bühne, die Parade findet am 27.6. ab 13 Uhr statt. SONNABEND SONNTAG FESTIVAL: Das „Jazz Open Hamburg 2010“ bietet BigbandSound mit Waldhörnern bis BalkanJazz. Picknick-Korb einpacken! Bis 27.6., Musikmuschel in Planten un Blomen, ab 15 Uhr, Eintritt frei. LAUFEN: Mit Samba-Trommeln startet der 16. Hella Halbmarathon auf der Reeperbahn, Ziel ist an der Rothenbaumchaussee. Start: 10 Uhr, die Skater gehen bereits 30 Minuten früher auf die Strecke. TRÖDELN: Beim Kulturflohmarkt gibt’s garantiert „keine Socken und Sonderposten“, so die Veranstalter. Museum der Arbeit, 9 – 17 Uhr. KONZERT: Charlotte Gainsbourg präsentiert ihr neues Album „IRM“, das in enger Zusammenarbeit mit Pop-Künstler Beck entstanden ist. Schauspielhaus, 20 Uhr.