ETF Securities Ausblick 2016:
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ETF Securities Ausblick 2016:
7. Dezember 2015 ETF Securities Ausblick 2016: Vergessen Sie den Hype… Eins scheint am Anfang des Jahres 2016 gewiss: Die US-Notenbank (Fed) wird die Leitzinsen James Butterfill anheben. Die Bilanzsumme der Fed war jedoch noch nie so stark ausgeweitet, und die Entwicklung ist Executive Director - Head of Research & Investment Strategy daher für die meisten Anlageklassen in diesem Straffungszyklus gänzlich ungewiss. Entgegen der weitverbreiteten Annahme lässt unsere Analyse der vergangenen Zinserhöhungszyklen der US-Notenbank auf einen Ausverkauf des US-Dollar (USD) schließen. Wir glauben, dass sich der USD ähnlich wie in der Vergangenheit entwickeln und seine Abwertung während des ersten Quartals 2016 beginnen wird. Dies stellt die Weichen für die Entwicklung vieler anderer Anlageklassen: Internationale Aktien werden sich wahrscheinlich besser entwickeln als US-Aktien, die Stimmung Martin Arnold Director - Global FX & Commodity Strategist Edith Southammakosane Director - Research Analyst Nitesh Shah gegenüber den Schwellenmärkten dürfte sich verbessern und die Rohstoffpreise steigen. Associate Director - Research Analyst Es besteht außerdem das Risiko, dass den Notenbanken geldpolitische Fehler unterlaufen. Diese könnten dazu führen, dass die Inflation schneller wiederkommt als die nominalen Renditen von USStaatsanleihen steigen und der USD höchstwahrscheinlich abgewertet wird. Laut unserem Gold- Aneeka Gupta Associate - Research Analyst Modell könnte es in einem solchen Umfeld zu positiven Überraschungen bei den Goldpreisen kommen. Wir wissen, dass es bei US-Staatsanleihen eine Blase gibt, aber die Trennlinie zwischen USStaatsanleihen als Anlageklasse auf der einen und als politisches Werkzeug auf der anderen Seite war noch die so verschwommen. Die Rendite von US-Staatsanleihen dürfte nächstes Jahr steigen. Da aber ihre Rolle nicht klar ist, lässt sich schwer voraussagen, ob der Ausverkauf so aggressiv wie 1994 sein wird, als die Renditen innerhalb von 12 Monaten um 3 % stiegen, oder näher an dem durchschnittlichen Anstieg von 1 % liegt wie in vergangenen Zinserhöhungszyklen. An den meisten Rohstoffmärkten lassen sich frühe Anzeichen für eine starke Reduzierung auf der Anbieterseite beobachten. Durch die Preisrückgänge in jüngster Zeit werden sich die bereits jetzt sehr aggressiven Kürzung der Investitionsausgaben noch ausweiten. Es ist zu beobachten, dass es etwa zwei Jahre, nachdem das Investitionsausgabenwachstum die Talsohle erreicht hat, zu Angebotsdefiziten kommt. Infolgedessen dürfte die lange Phase des Rohstoffüberangebots bald vorüber sein. Historisch niedrige Margen im Bergbausektor werden Impulse für eine Rationalisierung der Ressourcenabbauaktivität geben. Da die Anlegerstimmung fast den tiefsten Stand des Jahrzehnts erreicht hat, könnte es bei einer Neupositionierung zu einer kräftigen Erholung bei den Rohstoffpreisen kommen. Trotz der Rohstoffflaute der letzten fünf Jahre sind wir der Meinung, dass Rohstoffe Teil eines diversifizierten Portfolios sein sollten. Unsere Analyse zeigt, dass durch eine 10 %ige Allokation von Rohstoffen sowohl in typischen ausgewogenen als auch in Wachstumsportfolios bessere Renditen erzielt werden können, die Erholungszeit zum früheren Höchstwert verkürzt wird und Rohstoffe somit diversifizierend wirken. Wir haben aber auch herausgefunden, dass Rohstoffe weniger geeignet für vorsichtige Anlageprofile sind. Für diesen Ausblick konzentrieren wir uns auf die für die Anleger im Jahr 2016 relevantesten Themen. Vergessen Sie den Hype ... der Konsens hat nicht immer Recht. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 2 ETF Securities Ausblick 2016 Inhalt Big Picture Bei Zinserhöhungen erfüllen sich die Konsenserwartungen oft nicht ................................................................... 3 Der Höhenflug des US-Dollar ist vorbei .................................................................................................................5 Die EZB bleibt hinter der Kurve zurück ................................................................................................................. 8 Durch Rohstoffe werden die Portfoliorenditen erhöht und diversifiziert ............................................................ 11 Durch geldpolitische Fehler entsteht ein gutes Aufwärtspotenzial für Gold ........................................................ 14 Blick über den Tellerrand Der Pessimismus an den Rohstoffmärkten hat seinen Höhepunkt erreicht ........................................................ 17 OPEC bereit, bis 2018 zu kämpfen ........................................................................................................................ 19 El Niño: extremes Wetter zur Weihnachtszeit ..................................................................................................... 22 Antizyklische Anleger bevorzugen den Energiesektor ......................................................................................... 24 Robotik – Auf der richtigen Seite der „Hypekurve“ ............................................................................................. 26 Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 3 ETF Securities Ausblick 2016 Bei Zinserhöhungen erfüllen sich die Konsenserwartungen oft nicht James Butterfill Executive Director - Head of Research & Investment Strategy research@etfsecurities.com Überblick Bei der Diskussion über die Zinserhöhungen in den USA geht es immer weniger um deren Zeitpunkt, sondern verstärkt um die Frage: „Wie aggressiv werden die Zinserhöhungen ausfallen?“ (siehe „Der Höhenflug des US-Dollar ist vorbei“) In den vergangenen Zinserhöhungszyklen kam es normalerweise zu einem Ausverkauf des US-Dollar (USD), internationale Aktien entwickelten sich meist besser als US-Aktien, die Rohstoffpreise stiegen und die Renditen von US-Staatsanleihen zogen an (obwohl die aktuelle Situation insofern noch nie dagewesen ist, als die Trennlinie zwischen US-Staatsanleihen als Anlageklasse auf der einen und als politisches Werkzeug auf der anderen Seite noch nie so verschwommen war). Geldpolitische Analyse Zwar unterscheiden sich alle Zinserhöhungszyklen in der Vergangenheit auf bestimmte Weise voneinander, aber es gibt auch Gemeinsamkeiten. Um das aktuelle Szenario so gut wie möglich nachzubilden, haben wir vier von acht möglichen Zinserhöhungszyklen nach Inkrafttreten des Bretton-WoodsAbkommens ausgewählt. Die Zeitabschnitte im Dezember 1976, Dezember 1986, Februar 1994 und Juni 2004 sind der heutigen Situation insofern am ähnlichsten, als in diesen Zeiträumen die Zinsen entweder fielen oder davor für längere Zeit relativ niedrig waren. Die Tatsache, dass bei der Analyse eine überraschende Übereinstimmung zwischen den vier untersuchten Zeiträumen und nur wenige Ausnahmen festgestellt werden konnten, wirkt ermutigend. 1.2 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 -0.2 -0.6 -280 -210 -140 -70 0 70 Days pre/post hike 140 210 280 350 * Zinserhöhungen wie am 1. Dez. 1976, 16. Dez. 1986, 4. Feb. 1994 und 30. Juni 2004. Quelle: Bloomberg, ETF Securities 6 Zinserhöhungen schaden dem Gold nicht 30/06/2004 28/02/1994 31/12/1976 31/12/1986 14 4 Gold ist eines der Beispiele, bei denen die Entwicklung unterschiedlich verlief: 1976, 1986 und 2004 stiegen die Preise jeweils um 22 %, 25 % bzw. 11 %, während die Preise 1994 ein 2 0 1971 Rate hikes* 1.4 -0.4 16 8 10 year Treasuries Change in yields, 0 = first rate hike date, over a period pre and post rate hike Fed Rate Hikes since 1971 18 12 Zum Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung standen die Anlageklassen – und besonders Aktien – in der Vergangenheit am oberen Ende ihrer Bewertungsspannen oder nahe daran. Die Höchststände bei der Anlagenklassenbewertung sind ähnlich, nur sieht diesmal die Bewertung der USStaatsanleihen statt der Aktien am überzogensten aus. Laut der Analyse steigen die nominalen Renditen von USStaatsanleihen häufig um durchschnittlich 1 %. Die Situation könnte sich ähnlich entwickeln wie 1994: Die Anleihenbewertungen waren damals ähnlich überzogen und die Renditen stiegen innerhalb eines Jahres um 280 Basispunkte. Die Situation heute ist insofern einzigartig, als dass die Trennlinie zwischen US-Staatsanleihen als Anlageklasse auf der einen und als politisches Werkzeug auf der anderen Seite noch nie so verschwommen war. Es ist besonders schwer vorherzusagen, wie stark sich die Renditen verändern, weil das Anleihenkaufprogramm der Fed die normale Marktdynamik verändert. Monthly data in % from Jan 1971 to Oct 2015 20 10 Tendenz zum Ausverkauf bei USStaatsanleihen 1976 1981 1986 1991 Rate hike Quelle: Bloomberg, ETF Securities 1996 Fed Rate 2001 2006 2011 Jahr nach der ersten Zinserhöhung um 2,6 % fielen. Für den Preisanstieg 1976 und 1986 war wahrscheinlich die Inflation Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 4 ETF Securities Ausblick 2016 verantwortlich. Aber das trifft für 2004 nicht zu, denn zu diesem Zeitpunkt war die Inflation besser unter Kontrolle. Ein Hauptunterschied war 1994, dass die Realzinsen um 3 % stiegen, während sie in den anderen Zeiträumen stagnierten oder sanken. Damit wird die Annahme bestätigt, dass steigende Realzinsen häufig negative Auswirkungen auf die Goldpreise haben. Wir halten eine Wiederholung der Entwicklung von 1994 für unwahrscheinlich, da die Staatsverschuldung eine Erhöhung der Realzinsen begrenzen dürfte und da die Zinserhöhungen der US-Notenbank vermutlich langsamer als der Anstieg der Inflationsrate ausfallen. Die Daten zeigen, dass die Rohstoffpreise jedes Mal um durchschnittlich 12 % anstiegen, wodurch untermauert wird, dass sich die Preise entgegengesetzt zum USD entwickeln. Industriemetalle zeigen außergewöhnlich gute Ergebnisse, während sich Rohöl anfangs stark entwickelt, dann jedoch oft seitwärts tendiert und im folgenden Jahr volatil bleibt. US-Aktien mit schwächerer Performance Globale Aktien zeigten mit Kursanstiegen von durchschnittlich 6 % Der USD – kaufen beim Gerücht, verkaufen bei der Ankündigung eine tendenziell positive Entwicklung, während US-Aktien zur Vor Zinserhöhungen stagniert der Wechselkurs des USD meistens oder ähnlich sein, da die Bewertungen von US-Aktien an den meisten er steigt. In jedem Fall war er dann volatil und der Wechselkurs fiel Kennzahlen gemessen jetzt hoch wirken und US-Unternehmen durch innerhalb eines Jahres um durchschnittlich 7 %. Diese Tatsache mag den immer wettbewerbsintensiveren Arbeitsmarkt erhöhtem kontraintuitiv erscheinen, da die Begrenzung der Geldmenge dazu Margendruck ausgesetzt sind. Die Entwicklung kann für Aktien aber führt, dass weniger USD im Umlauf sind. Wir glauben, dass die durchaus unterschiedlich verlaufen und hängt von der wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass die Märkte die Aussicht auf Glaubwürdigkeit der Fed ab. Wenn es, wie in den Jahren 1976 und eine stärkere Konjunktur und Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt 1986, politische Fehlentscheidungen gab, brachen die Aktienmärkte voll einpreisen, bevor dies überhaupt eingetroffen ist. ein. Obwohl wir das Risiko, dass es zu einem politischen Fehler Volatilität neigen und die Kurse im Jahr nach der ersten Zinserhöhung normalerweise stagnieren. Dieses Mal wird die Entwicklung wohl kommen könnte, im bevorstehenden Zinserhöhungszyklus als relativ USD (DXY) gering einstufen, würde eine Fehleinschätzung durch die US- Average price level, rebased 100 = first rate hike date, over a period pre and post rate hike Notenbank den Aktienmarkt belasten. Rate hikes* 104 Asset class valuation ranges Monthly data from Jan 1954 to Nov 2015 102 20 100 spread over treasuries Cheap CAPE Earnings yield 18 16 98 14 Yield (%) 10 6.7 8 5.3 6 3.8 2.2 4 280 350 * Zinserhöhungen wie am 1. Dez. 1976, 16. Dez. 1986, 4. Feb. 1994 und 30. Juni 2004. Quelle: Bloomberg, ETF Securities Ein schwächerer USD hat positive Auswirkungen für andere Rate hikes* 125 120 115 110 105 100 95 90 -210 -140 All commodities -70 0 70 Industrial commodities 140 210 Gold 280 1.2 Expensive Current Quelle: Bloomberg, ETF Securities Insgesamt sind die Aktienmarktbewertungen nicht so überzogen wie am Anfang von früheren Straffungszyklen. Bei der Unterteilung nach Regionen gibt es einige große Abweichungen. Vergleicht man die Kurs/Gewinn-Kennzahlen für die vergangenen zwölf Monate, zeigen die Schwellenländer im Vergleich zu den Industrieländern keinen besonderen Wert. Obwohl sich die Schwellenländer kurzfristig mit Herausforderungen konfrontiert sehen, sind diese nach dem konjunkturbereinigten KGV (CAPE) – einem besseren langfristigen Indikator für Kursrenditen – vergleichsweise günstiger als Titel aus den Industrieländern. Commodities Average price level, rebased 100 = first rate hike date, over a period pre and post rate hike -280 0.5 Historical range Anlageklassen, speziell für Rohstoffe und Aktien aus Schwellenländern. 130 2 0 EM 210 Japan 140 4.5 UK 0 70 Days pre/post hike 5.2 Europe -70 US -140 4.1 2.7 Com. property -210 Cash -280 Corps 90 Treasuries 92 EM Bonds 94 11.7 12 HY 96 350 WTI Crude * Zinserhöhungen wie am 1. Dez. 1976, 16. Dez. 1986, 4. Feb. 1994 und 30. Juni 2004. Quelle: Bloomberg, ETF Securities Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 5 ETF Securities Ausblick 2016 Der Höhenflug des US-Dollar ist vorbei Geldpolitische Fehler und Fehlentscheidungen: Der Offenmarktausschuss der Fed und der US-Dollar Martin Arnold Director - Global FX & Commodity Strategist research@etfsecurities.com Überblick Das Ausbleiben der Zinserhöhung bei der Septembersitzung der Fed war eine geldpolitische Fehlentscheidung. Würde in der Dezembersitzung beschlossen werden, dass keine Maßnahmen ergriffen werden, wäre das ein geldpolitischer Fehler. Während der Markt die Möglichkeit einer Zinserhöhung noch im diesem Jahr unterschätzt, scheinen die Gouverneure der USNotenbank glücklicherweise den richtigen Kurs einzuschlagen. Anhand der historischen Daten kann man sehen, dass der US-Dollar (USD) nach dem Beginn eines Straffungszyklus nachgibt. Wir erwarten, dass der Dollarkurs 2016 fällt, aber nicht sofort nach der ersten Zinserhöhung. Rückschlüsse aus vergangenen Zinserhöhungen Interessanterweise gab der US Dollar Index (DXY) im Jahr nach der ersten Zinserhöhung bei vier der fünf letzten Straffungszyklen nach. Dies steht den normalen Erwartungen in einem Umfeld mit steigenden Zinsen und in jedem Fall auch den aktuellen Konsenserwartungen für die Entwicklung des USD im nächsten Jahr entgegen. Es könnte irreführend sein, solche Schlussfolgerungen abzuleiten und sie auf das aktuelle Umfeld anzuwenden. In den Phasen zwischen der Mitte der 1970er Jahre und 2006 scheinen verschiedene Faktoren eine Rolle zu spielen. Rate Cycles and the US Dollar Daily data from January 1976 to September 2015 180 160 Index level 140 In früheren Straffungszyklen lag der Zinssatz am Anfang viel höher, und zwar in den letzten 40 Jahren bei durchschnittlich 3,9 %. Am Anfang der fünf letzten Straffungszeiträume lag die Arbeitslosenquote in den USA bei durchschnittlich 6,2 % und die Inflation bei durchschnittlich 2,8 % (siehe nachstehende Tabelle). Die Fed hat an Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Inflation gewonnen, da die Inflationserwartungen in den letzten 40 Jahren gesunken sind. Deshalb ist der Zinssatz zu Beginn des aktuellen Straffungszyklus auch niedriger. Doch erscheinen Notzinsen unnötig, da der Wirtschaftsaufschwung seit der globalen Finanzkrise deutliche Fortschritte gemacht hat. USA Inflation Arbeitslosenquote Dez. 76 Dez. 86 Feb. 94 Juni 99 Juni 04 Aktuell 4,9 % 1,1 % 2,5% 2,0% 3,3% 0,2 % 7,8 % 6,6 % 6,6% 4,3% 5,6% 5,0 % USTagesgeldsatz, % 4,8 % 5,9 % 3,0% 4,8% 1,0% 0-0,25 % Quelle: Bloomberg, ETF Securities Es geht um die Inflation Die Fed kämpft ganz vorne gegen die Inflation und riskiert, dass sie hinter der Kurve zurückbleibt. Die Glaubwürdigkeit der Zentralbank bei der Inflationsbekämpfung ist entscheidend und die Fed hat diesbezüglich seit den 1970er Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, denn damals sah man die ihre Fähigkeiten bei der Inflationskontrolle sehr skeptisch. Die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank steht derzeit auf dem Spiel: Die Geldpolitik sollte proaktiv sein, da die Inflation ein wirtschaftlicher Spätindikator ist. Man darf auch nicht vergessen, dass die Geldpolitik um ein bis zwei Jahre verzögerte Auswirkungen auf die Konjunktur hat. 120 100 80 60 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 2015 Schattierte Bereiche kennzeichnen Zeiträume, in denen eine Zinsstraffung stattfand. Quelle: Bloomberg, ETF Securities Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 6 ETF Securities Ausblick 2016 Fed contains Inflation Expectations CPI to rebound in 2016 Monthly data from January 1978 to September 2015 Monthly data from January 2010 to October 2015 18 4.5 CPI (yoy %) 15 Base effect f'cast 3.5 FOMC projection 12 Bloomberg consensus 9 2.5 6 1.5 3 0 -3 1978 0.5 1981 1984 CPI (yoy%) 1987 1990 1993 1996 1999 Trimmed PCE inflation (yoy%) 2002 2005 2008 2011 2014 Effective Fed Funds rate -0.5 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Schattierte Bereiche kennzeichnen Zeiträume, in denen eine Zinsstraffung stattfand. Quelle: Quelle: Bloomberg, Federal Reserve, ETF Securities Die Geldpolitik der Fed in den 1970er Jahren (und wohl in der gesamten Nachkriegszeit) war reaktiv und konnte daher die Inflation und die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt nicht besonders effizient beeinflussen. Tatsächlich hielten viele politische Entscheidungsträger in dieser Zeit die Geldpolitik einfach für nicht mächtig genug, um einen Einfluss auf die Inflation zu haben. Die Folge war, dass es ihr an Glaubwürdigkeit mangelte. Der Zusammenbruch des Goldstandards half dabei sicher nicht, denn damit verschwand die mit dem Halten von Goldreserven verbundene Geldmengenwachstumsdisziplin und der Preisdruck erhöhte sich. Die Gesamtinflation dürfte 2016 wieder ansteigen, wenn man die Werte im Einzelnen betrachtet und den Rückgang bei den Treibstoff- und Haushaltsenergiekosten 2014/15 herausnimmt. Mit dem Ende des Rückgangs bei den Rohstoffpreisen erwarten wir ab dem 1. Quartal 2016 einen Anstieg der Verbraucherpreisinflation in den USA um bis zu 1,5 %, nur geringfügig unter dem von der Fed anvisierten Ziel von 2 %. Wir erwarten zwar von der Fed keine Reaktion auf den ‚Basiseffekt’, aber die Inflationserwartungen drohen durch den kräftigen Anstieg der Gesamtinflationsrate außer Kontrolle zu geraten. Bleibt die Fed hinter der Kurve zurück? Die Entscheidung im Dezember sollte sich auf den bevorstehenden Inflationsdruck konzentrieren. Es wäre ein Fehler, wenn die Fed die Zinsen unverändert ließe. Wir glauben, dass sich die Stimmung ändert und die politischen Entscheidungsträger der Fed mehr und mehr der Ansicht zu sein scheinen, dass die Zinsen im Dezember angehoben werden sollten. Wenn die US-Notenbank die Zinsen zu spät erhöht, werden die Inflationserwartungen steigen und an Dynamik gewinnen. Dem kann man nur durch eine aggressive Zinsstraffung entgegenwirken. die Inflationserwartungen steigen und es gibt im System Anzeichen für einen Inflationsdruck. Wenn man die Kerninflation betrachtet oder bestimmte Inflationswerte ausnimmt, beträgt die Inflationsrate etwa 1,7 %. Dies deutet darauf hin, dass die Preistrends nicht so günstig ausfallen, wie die Gesamtinflation vermuten lässt. Das Lohnwachstum liegt bereits bei über 2,5 % und wird vermutlich weiter anziehen, da die Lage am Arbeitsmarkt angespannter wird. Der Zinserhöhungskurs ist entscheidend Fed vs. the Market Monthly data in %, from December 2003 to December 2016 8 Fed Funds Rate Fed Projected Fed Funds Rate 6 Market Expectations 4 2 0 2003 2005 2006 2008 2009 2011 2012 2014 2015 2017 Quelle: Bloomberg, ETF Securities Die Kurs, den die Fed bei der Zinserhöhung einschlägt, ist entscheidend: Wenn Zentralbanken die Zinssätze nicht schrittweise anheben, können aggressive Zinserhöhungen nach einer außer Kontrolle geratenen Inflation katastrophale Folgen haben. Vor den 1980er Jahren war die Fed beim Kampf gegen die Inflation nicht ernstzunehmen. Erst nach zwei Rezessionen bekam man die Inflation in den 1980er Jahren unter Kontrolle – eine Folge der starken Zinserhöhungen während Paul Volckers Amtszeit als Fed-Vorsitzender. Die Erfahrung aus den 1970er Jahren zeigt ganz klar: Ungenügend verankerten Inflationserwartungen fällt stets die Preisstabilität zum Opfer. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 7 Die Prognosen der Fed zeigen, dass die Medianerwartung für 2016 bei sechs Zinserhöhungen liegt. Wenn dies tatsächlich die verfolgte Geldpolitik ist, bleibt unserer Meinung nach der Markt und nicht die Fed hinter der Kurve zurück. Ist der Höhenflug des US-Dollar vorbei? In den letzten Monaten sind die Erwartungen für eine Zinserhöhung in den USA mit der sich ändernden Wahrnehmung der Wirtschaftslage auf- und abgeebbt. Der Markt preist derzeit ein, dass es vor Jahresende für eine Zinserhöhung eine Chance von 70 % und 2016 insgesamt drei Zinserhöhungen gibt. Die steigenden Erwartungen einer Zinserhöhung durch die US-Notenbank haben in den letzten Wochen zu einer starken Aufwertung des US-Dollar geführt. Die Differenz zwischen den Realzinsen der USA und anderer bedeutender Volkswirtschaften waren in der Vergangenheit bestimmend für die Richtung der USA. Während der Straffungszyklen nach dem Bretton Woods-Abkommen (die 1976 bzw. 1984 begannen) gaben die Realzinsen in den USA nach und die Inflation stieg – dies war der Hauptauslöser für den schwachen USD in diesen Phasen. Die Fed ist heute bei der Inflationsbekämpfung glaubwürdiger. Deshalb wird es wahrscheinlich länger dauern, bis der US-Dollar schwächer wird, nachdem die Zinsen im aktuellen Zyklus angehoben werden. ETF Securities Ausblick 2016 Real Yields Matter Monthly data from June 1994 to October 2015 30% 3 2 20% 1 10% 0 0% -1 -10% -2 -20% -30% 1994 -3 1996 1998 2000 USD Index (yoy%) (lhs) 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 -4 2016 2yr US-G10 real yield differential (yoy%) (rhs) Quelle: Bloomberg, ETF Securities Wir glauben, dass der USD anziehen wird, wenn auch im 1. Quartal 2016 etwas langsamer, da die Differenz bei den Realzinsen durch den Inflationsdruck abnimmt. Wir erwarten einen Wendepunkt für den USD, wenn der Marktpreis mit den prognostizierten Zinserhöhungen der Fed 2016 aufholt. Es gibt bereits Anzeichen für ein nachlassendes Tempo bei der Aufwertung des USD und wir rechnen nach dem 1. Quartal 2016 mit einem Nachgeben der Währung. Mittelfristig dürfte die Kombination aus steigendem Inflationsdruck und einer flacheren US-Renditekurve einen schwächeren US-Dollar zur Folge haben, wenn das Wachstum des Realrenditengefälles negativ wird. Wenn die Fed die Zinsen als Reaktion auf den Inflationsdruck nicht hartnäckig und proaktiv erhöht, ist der Höhenflug für den US-Dollar definitiv vorbei. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 8 ETF Securities Ausblick 2016 Die EZB bleibt hinter der Kurve zurück Geldpolitische Fehler und Fehlentscheidungen: Die EZB und der Euro Martin Arnold Director – Global FX & Commodity Strategist research@etfsecurities.com Überblick Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in der Vergangenheit politische Fehler begangen, und daher wird sie die Zinsen künftig nur zögerlich erhöhen. Die Inflation gewinnt an Fahrt und ein Blick in die Vergangenheit verrät, das die Geldpolitik der EZB nicht proaktiv war und aktuell hinter der Kurve zurückbleibt. Der heimliche Währungskrieg der EZB wird das Aufwärtspotenzial des Euro 2016 begrenzen. Politische Fehler oder normale geldpolitischen Zyklen? Mit der erwarteten Zinserhöhung durch die US-Notenbank im Dezember steigen die Sorgen der Anleger um geldpolitische Fehler. Wir glauben, dass Zinserhöhungen durch die Fed unabdingbar sind, und vermuten, dass andere Zentralbanken politische Fehler begehen könnten, indem sie die Zinsen zu lange zu niedrig lassen. Die Fed wird nicht die erste Zentralbank sein, die die Zinsen nach der globalen Finanzkrise erhöht. Seit der Krise haben fünf Zentralbanken der G10-Staaten (die EZB, die australische Reserve Bank of Australia, die neuseeländische Reserve Bank of New Zealand (RBNZ), die schwedische Riksbank und die norgwegische Norges Bank) ihre Zinsen erhöht. Und ausnahmslos alle haben ihre Zinssätze seither wieder gesenkt. Eine abrupte Umkehrung der Geldpolitik deutet darauf hin, dass die Zentralbanken geldpolitische Fehler gemacht haben. Als Folge der vergangenen Fehler dürfte wiederum die Möglichkeit neuer Fehler in der Zukunft steigen, da besonders diese Notenbanken einen neuen Straffungszyklus wohl eher zögerlich beginnen, ehe es keinen definitiven Beweis für Inflationsdruck gibt. Policy mistake concern Daily data from August 2009 to November 2015 350 Number of 'policy mistake' stories 300 250 200 150 100 50 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Bloomberg, ETF Securities Mit dem für 2015 erwarteten Anstieg der Inflationsrate könnten viele Zentralbanken, die negative Zinssätze festgelegt haben, gegen ihr Mandat der Preisstabilität verstoßen. Es besteht immer noch eine erhöhte Gefahr, dass geldpolitische Fehler gemacht werden – die Situation im Hinblick auf geldpolitische Maßnahmen ist für die Zentralbanken neu und es ist fragwürdig, ob Notzinsen noch gerechtfertigt sind, wenn die Konjunkturerholung weiterhin an Fahrt gewinnt. Daumenregel Wir glauben, dass der zeitliche Rahmen eines Zinszyklus ein Hinweis darauf sein kann, ob die geldpolitischen Maßnahmen Fehler waren oder einfach flexible Geldpolitik. Geldpolitische Maßnahmen haben erst mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Aktivität. Wenn also der Zeitraum zwischen dem Beginn eines Straffungs- bzw. Lockerungszyklus und der Umkehr dieser Maßnahmen kürzer ist als der Verzögerungseffekt der geldpolitischen Maßnahmen, liegen wahrscheinlich politische Fehler der Zentralbanken vor. Nach dieser Daumenregel haben zwei Zentralbanken, die RBNZ (im Jahr 2010) und die EZB (im Jahr 2011) geldpolitische Fehlentscheidungen getroffen. Ihre Fehler veranlassen diese Zentralbanken unter Umständen, den Beginn eines neuen Straffungszyklus zu verzögern. Während sich die RBNZ erst am Anfang der Lockerungsmaßnahmen befindet, ist die EZB seit vier Jahren Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 9 ETF Securities Ausblick 2016 in ihrem aktuellen Zyklus. Die Auswirkungen sind langsam in der Realwirtschaft zu spüren. Die Indikatoren der Produktionsund Dienstleistungssektoren sind robust. Trotz hoher Arbeitslosenzahlen zeigt sich hier ein Abwärtstrend, während beim Konsum ein Wachstum zu verzeichnen ist. An der EZBKreditumfrage lässt sich ein deutlicher Anstieg der Aktivitäten ablesen. Central bank rates Quarterly data from January 2003 to September 2015 5 4 3 2 1 Hinter der Kurve Die EZB hat in der Vergangenheit ihre Geldpolitik oft reaktiv umgesetzt. Wenn die Inflation 2016 wieder steigt, wird sie daher wahrscheinlich abermals hinter der Kurve zurückbleiben. Im ersten Halbjahr 2011 erhöhte die EZB die Zinsen zweimal, nahm nur vier Monate später eine Kursänderung vor und ließ den Hauptrefinanzierungssatz bis Jahresende unverändert. Die Struktur und die politischen Fehler in der Vergangenheit lassen eine zögerliche, und daher möglicherweise verspätete, proaktive Zinserhöhung wahrscheinlich erscheinen. Im EZB-Rat sind die Ansichten recht unterschiedlich. Manche Mitglieder treten für eine Unterstützung der stagnierenden Peripheriestaaten ein, andere zeigen sich besorgt über eine mögliche galoppierende Inflation. Durch die Basiseffekte aus der Inflationsberechnung könnte die Gesamtinflation 2016 bis zu 1 % höher ausfallen. 0 CPI to rebound in 2016 Monthly data from January 2010 to October 2015 4.0 -1 2009 2010 New Zealand 2012 Australia 2013 Norway Eurozone Eurozone HICP CPI (yoy%) 2015 Sweden Base effect f'cast Quelle: Bloomberg, ETF Securities 3.0 ECB projection Während die EZB weiterhin das ‚Abwärtsrisiko für das Wachstum’ betont, ignoriert sie die Aufwärtsdynamik der Inflation. Wenn die Zinssätze zu lange zu niedrig sind, kann das dazu führen, dass die Inflationserwartungen nicht mehr fest verankert sind. Einer der Hauptindikatoren der EZB, die 5J5J-Forward-Swap-Rate, ist ein Richtwert für Inflationserwartungen und tendiert seit ca. zwei Monaten nach oben. Eine Verlängerung oder Ausweitung der geldpolitischen Maßnahmen wäre wahrscheinlich ein Fehler, da die Kerninflation im gesamten Jahr 2015 nach oben tendierte. Die Entwicklung der Inflation und die von der EZB verfolgte Politik weichen klar voneinander ab. Und trotzdem lassen die Äußerungen darauf schließen, dass die EZB zum Jahresende geldpolitische Impulse plant. Wie wir schon früher angemerkt haben, sollte die Geldpolitik stets proaktiv erfolgen, da die Inflation ein wirtschaftlicher Spätindikator ist. Bloomberg consensus 2.0 1.0 0.0 -1.0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Bloomberg, ETF Securities Ein weiteres Wachstum der Geldmenge, eine von der Fed in den 1970er Jahren verfolgte Politik, kann drastische Auswirkungen auf die Inflation und damit auf den Euro haben. Da jedoch die Politik der Inflationsrate folgt, kann die EZB den Preisdruck dann nicht mehr ausgleichen und wird so möglicherweise die zyklische Natur der Inflation verschärfen. Policy Follows Inflation Core Inflation Rising Monthly data from December 2005 to October 2015 Monthly data from January 1999 to October 2015 14 5 -1.0 3.0 -0.5 12 0.0 4 2.4 3 1.8 10 0.5 1.0 8 1.5 6 2 2.0 1.2 2.5 4 3.0 1 0 1999 2001 2003 2005 2007 2009 ECB Main Refinancing Rate (%) (lhs) 2011 2013 CPI ex-energy (yoy%) 2015 0.6 2 0.0 0 2005 3.5 2006 2007 2008 2009 Eurozone M1 (yoy%) (lhs) 2010 2011 2012 2013 2014 4.0 2015 CPI (yoy%) (rhs, inverted) Quelle: Bloomberg, ETF Securities Quelle: Bloomberg, ETF Securities Währungskriege werden im Geheimen geführt. Obwohl die Zentralbanken allgemein keine spezielle Währungspolitik verfolgen, sind sich die politischen Entscheidungsträger der Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 10 ETF Securities Ausblick 2016 Konsequenzen einer expansiven Geldpolitik für den Wert einer Währung sehr wohl bewusst. Mit der Talfahrt des Euro haben die Regierungen der Eurozone Zeit gewonnen und konnten dringend nötige Strukturveränderungen hinauszögern. Die EZB hat oft angemerkt, dass sie selbst über die Geldpolitik die „schwere Arbeit“ tun wird. Aufgrund der Art und Weise, wie die Eurozone strukturiert ist, können oder wollen die Regierungen die möglicherweise schmerzhaften Veränderungen nicht herbeiführen, die nötig sind, um die Konkurrenzfähigkeit zu verbessern, da sie um das Ziel der EZB wissen – ein klassischer Fall von moralischem Risiko. Als Folge bleibt die EZB hinter der Kurve zurück Durch ihre Haltung, dass sie „alles tun wird, damit die Inflationsrate so schnell wie möglich steigt“, wird der Euro gegen andere wichtige Währungen weiterhin unter Druck bleiben. Er wird 2016 besonders gegenüber dem US-Dollar und dem Britischen Pfund anfällig bleiben, da die Geldpolitik der dortigen Zentralbanken von derjenigen der EZB 2016 abweichen dürfte. QE dictates Euro direction Monthly data from December 2005 to October 2015 14 0.9 12 1.0 10 1.1 8 1.2 6 1.3 4 1.4 2 1.5 0 2005 2006 2007 2008 2009 Eurozone M1 (yoy%) (lhs) 2010 2011 2012 2013 2014 1.6 2015 EUR/USD (rhs, inverted) Quelle: Bloomberg, ETF Securities Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 11 ETF Securities Ausblick 2016 Durch Rohstoffe werden die Portfoliorenditen erhöht und diversifiziert Edith Southammakosane Director – Research Analyst research@etfsecurities.com Überblick Obwohl Rohstoffe 2015 das fünfte Jahr in Folge schlechter als andere Anlageklassen abgeschnitten haben, verbessern Rohstoffe das Risiko-Rendite-Profil eines Portfolios mit Aktien und Anleihen. Ein diversifizierter Rohstoffkorb mindert die negativen Auswirkungen der Rollkosten bei einzelnen Rohstoffen. Bei unserer Strategie fügen wir Rohstoffe einem Aktien- und Anleihenportfolio hinzu, wobei die Aktienallokation reduziert wird und der Anteil an Anleihen unverändert bleibt. Wir verwenden das Aktien- und Anleihenportfolio als Benchmark und setzen drei Modelle ein: vorsichtig, ausgewogen und wachstumsorientiert. Rohstoffe weisen eine geringe Korrelation mit anderen traditionellen Anlageklassen auf. Da hier rohstoffspezifische Faktoren entscheidend sind, bieten sie als Teil eines Aktienund Anleihenportfolios im Durchschnitt häufig höhere Renditen für das gleiche Risiko. Außerdem haben Rohstoffe in der Vergangenheit oft über längere Zeiträume negativ mit dem US-Dollar (USD) korreliert und bieten so eine Absicherung gegen eine strukturelle Schwäche des USD. Bei vorsichtigen Portfoliostrategien sind Anleihen am höchsten gewichtet (80 %), und sie weisen dank ihrer sehr niedrigen Volatilität höhere Sharpe-Ratios als die ausgewogenen und wachstumsorientierten Portfolios auf. Die vorsichtig ausgerichteten Portfolios schneiden allerdings um durchschnittlich 20 % bzw. 23 % schlechter ab als die ausgewogenen bzw. wachstumsorientierten Portfolios. Auch in ausgewogenen und wachstumsorientierten Portfolios mit einem Anleihenanteil von 40 bzw. 20 % verbessern Rohstoffe, ob mit oder ohne Energie, die Sharpe-Ratios. 1 Yr Daily Rolling Correlations with Commodities Portfolios Annualised Returns compared to Benchmarks Rohstoffe bleiben attraktiv Daily data from Jan 02, 1991 to Oct 30, 2015 Daily Data, From Jan 31, 1994 to Oct 30, 2015 10.5% 1.0 September 2008 0.8 10.0% 0.6 9.5% 0.4 9.0% 0.2 8.5% 0.0 8.0% -0.2 -0.4 7.5% -0.6 7.0% -0.8 6.5% MSCI World EPRA/NAREIT Global 2015 2013 2014 2011 2012 2010 2009 2007 2008 2005 2006 2003 2004 2001 2002 1999 2000 1997 1998 1995 1996 1994 -1.0 Barclays Global Bond Quelle: Bloomberg, ETF Securities Bei hoher Inflation haben Rohstoffe in der Vergangenheit auch oft eine bessere Entwicklung als die meisten Anlageklassen gezeigt und sich so als gute Absicherung erwiesen. Sie schnitten auch bei Aktienmarktabschwüngen besser ab als andere Anlageklassen und boten so einen Schutz gegen Abwärtsrisiken. Rohstoffe verbessern das Risiko-RenditeProfil Obwohl sich Rohstoffe in den letzten Jahren schwach entwickelt haben, zeigt unsere Portfolioanalyse, dass es attraktiv sein kann, wenn man diese Anlageklasse in einem strategischen Assetallokationsmodell aufnimmt. 6.0% Benchmark Bloomberg Bloomberg Benchmark Bloomberg Bloomberg Benchmark Bloomberg Bloomberg Commodity ex-Energy 3 Commodity ex-Energy 3 Commodity ex-Energy 3 3 Month Month 3 Month Month 3 Month Month Forward Forward Forward Forward Forward Forward Cautious = 80% Balanced = 40% Growth = 20% Quelle: Bloomberg, ETF Securities Wenn man genauer untersucht, ob Energie ins Portfolio aufgenommen werden sollte oder nicht, sieht man eine Verbesserung der Sharpe-Ratio, wenn Energie aus dem breiten Rohstoffkorb ausgeschlossen ist. Dies deutet darauf hin, dass die Öl-Zyklen eng mit den Aktienzyklen zusammenhängen. Dadurch liegt die Performance der Portfolios ohne Energie (bei allen drei Modellen) durchschnittlich um 9 % über den breiten Rohstoffportfolios und um durchschnittlich 6 % über der Benchmark. Andererseits sind die breiten Rohstoffportfolios weniger volatil, besser vor Abwärtsrisiken geschützt, können sich schneller erholen und so frühere Höchstwerte wieder erreichen. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 12 ETF Securities Ausblick 2016 Wie unsere Analyse zeigt, können Rohstoffe das RisikoRendite-Profil eines Portfolios verbessern, wenn sie lange Zeit gehalten werden. Ein Rohstoffkorb ohne Energie ist dabei eine interessante Möglichkeit, Alpha zu generieren. Ausgleich der Rollkosten durch einen diversifizierten Korb WTI Crude Oil $105 Strategic risk management by producers and consumers, such as oil refineries, airlines, shipping firms, cruise lines, automakers $100 Producers (long and medium-term project finance risk management), industrial consumers and strategic investment by money managers, hedge funds $95 $90 $85 Da die meisten Rohstoffindizes Erträge aus Rohstoff-Futures abbilden, ist es erforderlich, dass Anleger in Rohstoffen die wichtigsten Komponenten der Erträge aus Rohstoff-Futures verstehen. Die Gesamtrendite einer voll besicherten Anlage in Futures hat drei Bestandteile: Spotrendite, Rollrendite und Sicherheiten-Rendite (Collateral Yield). 50% 40% 30% 20% 10% 0% -10% -20% -30% Spot Return 2015 2013 2014 2011 2012 2010 2009 2008 2007 2005 2006 2004 2003 2002 2001 2000 -40% Roll Yield 25/10/2013 25/10/2012 $75 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 Maturity (in month) Quelle: Citi, Bloomberg, ETF Securities Der Preis von Rohstoffterminkontrakten entlang der Kurve wird täglich aufgrund von Markterwartungen und -stimmung bestimmt. Der Einfluss makroökonomischer und fundamentaler Störungen auf den Verlauf der Terminkurve hat tendenziell längere Auswirkungen als geopolitische Spannungen, Flash Crashes oder Naturkatastrophen. Bloomberg Commodity Index 3 Month Forward Composition of Return Collateral Yield Companies managing shortterm trading risk, Investors in commodity indices, CTA and hedge funds, retail (via ETFs) $80 Total Return Quelle: Bloomberg, ETF Securities Die Preisbewegungen der Rohstoffterminkontrakte bestimmen die Spotrendite und sorgen für eine Auf- oder Abwärtsbewegung der Terminkurve. Die Rollrendite leitet sich von der Form der Terminkurve ab. Um in einem Rohstoff investiert zu bleiben, muss ein Anleger bei Auslaufen des aktuellen Kontrakts in einen anderen Terminkontrakt mit einer längeren Laufzeit „rollen“ bzw. investieren. Eine aufsteigend verlaufende Terminkurve („Contango“) zieht eine negative Rollrendite nach sich. Eine absteigend verlaufende Terminkurve („Backwardation“) zieht eine positive Rollrendite nach sich. Die Sicherheitenrendite (Collateral Yield) ist die implizierte, auf der Marge einer voll finanzierten RohstoffFutures-Position erzielte Rendite. Dies ist für gewöhnlich die US-Treasury Bills-Rate. Darüber hinaus sind Anleger am kurzen Ende der Renditekurve eher von Finanzinstitutionen dominiert, wo sich der Hauptteil des Volumens konzentriert, wohingegen Produzenten und Konsumenten in Kontrakten mit Fälligkeiten zwischen 12 und 24 Monaten investiert sind. Dadurch sind für Terminkontrakte mit einer längeren Laufzeit die Volatilität und die Rollkosten geringer als für Terminkontrakte mit kürzerer Laufzeit. In den letzten zehn Jahren waren die Rollkosten bei Agrar- und Energierohstoffen im Durchschnitt höher als die Spotrenditenkomponente, während die Preisbewegungen bei Metall einen größeren Anteil an den Gesamterträgen für Futures haben. Durch einen diversifizierten Rohstoffkorb lassen sich die Rollkosten einzelner Rohstoffe oft wieder wettmachen. Bloomberg Commodity Index Constituent Return Breakdown Annualised returns from Sep 2005 to Sep 2015 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% Roll return Natural Gas Lean Hogs WTI Crude Oil Wheat Heating Oil Aluminum Brent Crude Sugar Coffee Unleaded Gasoline Soybean Oil Kansas Wheat Cotton Live Cattle Corn Nickel Zinc Spot return Platinum Cocoa Copper Lead Silver Soybeans Tin Gold Soybean Meal -50% Collateral yield Quellen: Bloomberg, ETF Securities Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 13 ETF Securities Ausblick 2016 Um in vollem Umfang von Rohstoff-Futures zu profitieren, sollte sich die Kurve in Backwardation mit Aufwärtsdruck auf die Preise am kurzen Ende der Terminkurve befinden, da die meisten Rohstoffindizes Kontrakte mit kurzen Fälligkeiten nachbilden. In der Realität herrschen aber auf den großen Rohstoffmärkten derzeit ein Überschuss und damit ein Abwärtsdruck auf die kurzfristigen Preise. Dies sind Schlüsselvoraussetzungen für „Contango“-Kurven, könnte sich jedoch bald ändern (siehe „Der Pessimismus an den Rohstoffmärkten hat seinen Höhepunkt erreicht“). Benchmark Cautious = 80% Balanced = 40% Bloomberg Bloomberg exCommodity 3 Energy 3 Month Forward Month Forward Bloomberg Bloomberg exCommodity 3 Energy 3 Month Forward Month Forward Benchmark Growth = 20% Benchmark Bloomberg Bloomberg exCommodity 3 Energy 3 Month Forward Month Forward Volatility 4.21% 3.92% 4.35% 8.59% 7.70% 8.54% 11.54% 10.58% Annual returns 7.29% 6.89% 7.51% 8.95% 8.78% 9.55% 9.23% 9.17% 9.89% Max drawdown -13.69% -12.41% -13.25% -35.78% -33.77% -35.83% -47.63% -44.52% -47.94% 11.74% Max recovery 0.8 1.0 1.0 2.7 2.2 2.5 3.4 2.7 3.3 Beta 1.00 0.86 0.97 1.00 0.88 0.98 1.00 0.91 1.01 Correlation to benchmark 1.00 0.93 0.93 1.00 0.99 0.99 1.00 0.99 0.99 Tracking error 0.0% 1.58% 1.58% 0.0% 1.60% 1.31% 0.0% 1.61% 1.29% Sharpe 1.10 1.08 1.11 0.73 0.79 0.81 0.57 0.62 0.62 -0.25 0.14 -0.11 0.46 -0.03 0.51 Information ratio Anmerkung: Tägliche Daten in USD vom 2. Januar 1991 bis 30. Oktober 2015. Aktien – eine simulierte Kombination aus MSCI World und MSCI AC World. Anleihen – Barclays Capital Bond Composite-Global Index. Die Volatilität ist annualisiert. „Max drawdown“ (max. Verlust) ist definiert als der maximale Verlust vom Hoch zum Tief auf Basis der Portfolioperformance in der Vergangenheit. „Max recovery“ (max. Erholung) bezeichnet den Zeitraum (in Jahren) der Erholung vom Tief zum früheren Hoch. Sharpe-Ratios basieren auf annualisierten Erträgen und der Volatilität. Der risikofreie Zinssatz entspricht 2,66 % (Barmittel – eine simulierte Kombination der „IMF UK Deposit Rate“ und dem „Libor 1Yr cash yield“) Quelle: Bloomberg, ETF Securities Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 14 ETF Securities Ausblick 2016 Durch geldpolitische Fehler entsteht ein gutes Aufwärtspotenzial für Gold Nitesh Shah Associate Director – Research Analyst research@etfsecurities.com Überblick Preferred Model Captures Gold Price Movements Well... Nun, da die erste Zinserhöhung der US-Notenbank (Fed) seit neuen Jahren bevorsteht und damit auch möglicherweise jahrelange Straffungen der US-Zinsen, fragen sich viele, wie die Aussichten für Gold sind. Analysten nutzen oft einige stilisierte Charakteristika von Gold, um die möglichen Entwicklung für Anleger darzulegen. Wir haben ein einfaches Modell entwickelt, mit dem sich die historischen Bewegungen der Goldpreise erklären lassen und sich die relevanten stilisierten Faktoren von den weniger relevanten unterscheiden lassen. Da es an stabilen Modellen mangelt, stellt ein Kapitel über die zukünftige Entwicklung von Gold eine gewisse Herausforderung dar. Wenn im Falle von geldpolitischen Fehlern die Inflation stärker steigt als die Nominalrenditen und die Stärke des US-Dollar nachlässt, dürfte es ein Aufwärtspotenzial für Gold geben. Das Modell In dem von uns bevorzugten Modell zeigen wir, dass Veränderungen beim Goldpreis (in US-Dollar) von folgenden Faktoren angetrieben werden (Richtung in Klammern): Veränderungen beim handelsgewichteten US-Dollar (-) Verbraucherpreisinflation (+) Veränderungen der Nominalrenditen bei 10-jährigen USStaatsanleihen (-) Anlegerstimmung (gemessen durch spekulative Positionen am Terminmarkt) (+) Monthly data from March 1995 to October 2015 60 50 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 1995 1997 1999 2001 2003 Actual Gold Price (% y-o-y) 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Fitted (% y-o-y) Quelle: Bloomberg, ETF Securities Wir haben uns dafür entscheiden, sowohl die Inflation als auch die Nominalrenditen als Proxy für reale Renditen (statt direkt die realen Renditen) ins Modell aufzunehmen, um einen längeren Datensatz zur Verfügung zu haben (Treasury Inflation Protected Securities – inflationsgeschützte Anleihen – gibt es erst seit 1997). Wir kalibirieren ein Modell, das bis 1995 zurückreicht, dem ersten Jahr, für das Daten über spekulative Terminmarkt-Positionierung der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) verfügbar sind. Dann ergänzen wir dieses Modell durch neue Variablen, um zu sehen, ob sie seine Erklärungskraft erhöhen. Tests der Prognosefähigkeiten des Modells haben ergeben, dass es gut funktioniert. Mit Daten von März 1995 bis Oktober 2013 kann das Modell Veränderungen beim Goldpreis zwischen November 2013 und Oktober 2015 gut prognostizieren (siehe nachstehende Abbildung). Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 15 ETF Securities Ausblick 2016 ...and Performs Well Out of Sample ein rückläufiger Goldpreis wohl zu einer „Schnäppchenjagd“ im ETP-Segment. In jedem Fall stellen die Ergebnisse die häufige Behauptung, die steigende Nachfrage nach Gold-ETPs sei für den höheren Goldpreis verantwortlich (und ihr Ausverkauf habe dementsprechend zu einem niedrigeren Preis geführt), in Frage. Monthly data from July 2005 to October 2015 60 40 20 0 -20 -40 -60 2005 2006 2007 2008 95% Confidence Interval 2009 2010 2011 Actual Gold Price (% y-o-y) 2012 2013 2014 2015 Forecast Gold Price (% y-o-y) Quelle: Bloomberg, ETF Securities Was funktioniert und was nicht Wir ergänzen dieses Basismodell durch verschiedene Variablen (für den Zeitraum von März 1995 bis Oktober 2015), um zu sehen, ob sie seine Erklärungskraft erhöhen. Wir möchten in diesem Zusammenhang die folgenden Punkte hervorheben: Die jährlichen Veränderungen des Goldpreises korrelieren negativ mit den jährlichen Veränderungen des Aktienindex S&P 500. Bei Einbeziehung des AktienmarktIndikators in das Modell wird die nominale Rendite nicht mehr signifikant. Wir könnten nun argumentieren, dass die Entwicklung des Aktienmarktes für die Erklärung des Goldpreises entscheidender ist als die nominalen Renditen. Da die Zinsen derzeit allerdings im Mittelpunkt stehen, entschlossen wir uns, die nominalen Renditen weiterhin in unserem Basismodell zu berücksichtigen. Veränderungen der impliziten Volatilität des S&P 500 (VIX) tragen nicht dazu bei, die Entwicklung der Goldpreise zu erklären. Der Volatilitätsindex VIX stellt einen guten Proxy für die Volatilität oder Anlegerüberraschungen dar. Gold wird häufig als Absicherung gegen solche Überraschungen betrachtet. Die mangelnde Relevanz in unserem Modell ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass wir monatliche Werte verwenden, während Überraschungen häufig innerhalb eines Tages zu Veränderungen des VIX und des Goldpreises führen, jedoch zu kurzlebig sind, um von einem monatsbasierten Modell erfasst zu werden. Der Goldpreis scheint negativ mit Veränderungen des verwalteten Vermögens in Gold-ETPs zu korrelieren (gemessen in Unzen anstelle von US-Dollar). Die Veränderung des verwalteten Vermögens in Gold-ETPs wird als Proxy für Mittelzuflüsse in Gold-ETPs verwendet. Wie bei allen Regressionsanalysen können wir hier keine Kausalität festlegen, doch wir bezweifeln, dass eine steigende Nachfrage nach ETPs tatsächlich einen Rückgang des Goldpreises zur Folge hat. Vielmehr führt Änderungen der Bilanzsumme der Fed und des Wachstums der Geldmenge M2 in den USA scheinen die Entwicklung des Goldpreises nicht wesentlich zu beeinflussen. Angesichts der umfassenden Aufmerksamkeit, die der Ausweitung der Geldmenge im Zusammenhang mit der Goldpreisentwicklung geschenkt wird, überrascht dieses Ergebnis. Es könnte allerdings sein, dass sich der Zusammenhang bereits größtenteils im handelsgewichteten USD-Wechselkurs niederschlägt und somit kaum noch weiter direkt anhand der monetären Indikatoren zu erklären ist. Darüber hinaus haben wir die Änderungen der Bilanzen der Fed, der Europäischen Zentralbank, der Bank of Japan und der Schweizerischen Nationalbank insgesamt betrachtet. Diese Variable war unbedeutend und ihr Koeffizient negativ. Auch das könnte mit den Wechselkursen zusammenhängen. Spielt die physische Goldnachfrage eine Rolle? Im Rahmen unserer Analyse untersuchten wir zudem, ob die nicht mit ETPs zusammenhängende Nachfrage nach Gold (Schmuck, Technologie, Barren, Münzen und Zentralbankankäufe) die Goldpreisentwicklung erklären kann. Dazu zogen wir ein auf vierteljährlichen Goldpreisen basierendes Modell heran, um die Quartalsdaten zur Goldnachfrage des World Gold Council zu verwenden. Aufgrund der beschränkten Datenverfügbarkeit verkürzten wir den Untersuchungszeitraum des Modells auf 2005. Die negative Beziehung und die mangelnde Bedeutung dieser Variablen sprechen dafür, dass dieser Faktor zur Erklärung des Goldpreises nicht relevant ist und bestätigen einzelne Beobachtungen, dass die Nachfrage am Markt für Futures den Goldpreis stärker beeinflusst als die physische Nachfrage. Kein Heiliger Gral Unsere Untersuchung hat ergeben, dass keines der einzelnen Modelle die Entwicklung der Goldpreise in allen Zeitabschnitten erklären kann. Es gibt unter den Modellen also keinen Heiligen Gral. Um die historische Relevanz unseres Modells auszuweiten, gingen wir bis in die 1970er-Jahre zurück. Dazu nahmen wir den Indikator für die Anlegerstimmung heraus, der anhand der von der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) registrierten spekulativen Positionen gemessen wird und nur ab 1995 verfügbar ist. Da wir diesen Faktor nicht mehr berücksichtigen und unser Modell auf den Zeitraum Januar 1974 bis Oktober 2015 ausweiten, nimmt dessen Erklärungskraft ab, doch die Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 16 ETF Securities Ausblick 2016 Beziehungen des handelsgewichteten US-Dollar, der Verbraucherpreisinflation und der nominalen Renditen werden weiterhin korrekt widergespiegelt und sind nach wie vor signifikant für die Erklärung des Goldpreises. Core Parts of the Model Hold Over Longer Periods of Time Monthly data from January 1974 to October 2015 200 150 100 begrenzt ist. Die allgemeine Annahme, dass steigende reale Renditen (die vor allem auf einen Anstieg der nominalen Renditen zurückzuführen sind) in einem negativen Verhältnis zum Goldpreis stehen, gilt nicht für alle Zeiträume. Und so ist auch die Inflation nicht immer ein signifikanter Faktor zur Erklärung der Goldpreisentwicklung. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass den Zentralbanken bei der Bekämpfung der Inflation mehr Vertrauen entgegengebracht wird oder dass die Inflation nur in Phasen mit erhöhter Inflation einen signifikanten Faktor darstellt. Modellbasierter Ausblick 50 0 -50 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013 Actual Gold Price (% y-o-y) Fitted (% y-o-y) Quelle: Bloomberg, ETF Securities Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Gültigkeit von Variablen zur Erklärung des Goldpreises schwankt. Daraufhin haben wir untersucht, wie sich das Modell in einzelnen Zeiträumen verhält. Für den Zeitraum von Januar 1974 bis Januar 1984 fällt die Bedeutung aller Variablen stärker aus, und das Modell verfügt über eine höhere Erklärungskraft. Für die Zeit von Januar 1984 bis Januar 1994 liefert das Modell signifikante Ergebnisse, sie sind allerdings kontraintuitiv. Zwischen Januar 1994 und 2004 sind die Beziehungen wieder logisch, doch die Erklärungskraft ist nicht signifikant. Von Januar 2004 bis Januar 2014 wiederum kann das Modell den Großteil seiner Erklärungskraft zurückgewinnen. Sofern wir unser bevorzugtes Modell auf das aktuelle Umfeld anwenden können, gehen wir davon aus, dass der Goldpreis auf kurze Sicht durch einen Anstieg der nominalen Zinsen und eine gewisse Aufwertung des US-Dollar eingeschränkt wird. Wie wir im Abschnitt „Bei Zinserhöhungen erfüllen sich die Konsenserwartungen oft nicht“ argumentieren, werden die Renditen der US-Staatsanleihen aufgrund der Rolle, die Anleihen im aktuellen Zyklus als geldpolitisches Instrument spielen, möglicherweise nicht so stark steigen wie angenommen. Und wie wir im Kapitel „Der Höhenflug des USDollar ist vorbei“ ausführen, bleibt die Fed möglicherweise hinter der Kurve zurück, was zu einem Anstieg der Inflation führen würde, der sich wiederum positiv auf den Goldpreis auswirken würde. Die Stärke des US-Dollar wird voraussichtlich nachlassen und den Abwärtsdruck auf den Goldpreis etwas verringern. Gold könnte unerwartet zulegen, wenn die Fed bei ihrer Zinserhöhung nicht so aggressiv vorgeht, wie es notwendig wäre, weil sie die Inflationserwartungen kontrollieren möchte. Die wichtigste Schlussfolgerung aus dieser Untersuchung ist, dass viele verschiedene Variablen zur Erklärung der Goldpreisentwicklung in unterschiedlichen Zeiträumen beitragen, ihre jeweilige Gültigkeit jedoch häufig zeitlich Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 17 ETF Securities Ausblick 2016 Der Pessimismus an den Rohstoffmärkten hat seinen Höhepunkt erreicht James Butterfill Executive Director - Head of Research & Investment Strategy research@etfsecurities.com Überblick Rohstoffe sind das fünfte Jahr in Folge hinter anderen Anlageklassen zurückgeblieben. Viele der Märkte für einzelne Rohstoffe leiden an einem Angebotsüberschuss bei gleichzeitiger Abschwächung der globalen Nachfrage, vor allem aus China. Das beste Mittel gegen die niedrigen Rohstoffpreise sind die niedrigen Rohstoffpreise selbst, da dadurch die Anreize auf der Angebotsseite verringert werden. Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Rohstoffnachfrage ansteigen wird, da sich die globalen Wachstumsaussichten verbessern, während durch die starken Reduzierungen auf Angebotsseite ein Defizit entstehen könnte. Doch obwohl das Problem des Überangebots angegangen wird, bleibt die Stimmung negativ. Dabei geben auch die Fundamentaldaten keinen Anlass zu einem solchen Pessimismus. Nachdem 15-jährige Tiefstände erreicht worden sind, ist es wahrscheinlich, dass die Anleger die Verbesserung der Fundamentaldaten endlich berücksichtigen werden. In der Vergangenheit stellten übermäßig pessimistische Phasen attraktive Kaufgelegenheiten dar. Durch den Basiseffekt wird die Inflation im Januar auf ungefähr 1,5 % steigen Wir glauben, dass die globale Wirtschaft 2016 leicht wachsen wird. Das Risiko einer Deflationsspirale halten wir für äußerst gering: Sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern steigt die Kerninflation der Verbraucherpreise insgesamt an, selbst wenn die Gesamtinflation in den Schwellenländern weiterhin erstaunlich hartnäckig nahe Null bleibt. Die Furcht vor der Disinflation, die derzeit in der Anlagewelt herrscht, könnte schnell in eine Inflationsangst umschlagen, wenn der Basiseffekt der im vierten Quartal 2014 verzeichneten Rohstoffschwäche Anfang 2016 aus den VPIDaten herausfällt. Unseren Schätzungen zufolge ist es gut möglich, dass die Verbraucherpreisinflation im Januar auf über 1,5 % steigt und damit nur noch leicht unter dem Vorkrisen-Durchschnitt liegt. CPI to rebound in 2016 Monthly data from January 2010 to October 2015 4.5 CPI (yoy %) Base effect f'cast 3.5 FOMC projection Bloomberg consensus 2.5 1.5 0.5 -0.5 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Bloomberg, Federal Reserve, ETF Securities Die Industrieländer befinden sich eindeutig im Wachstumsmodus. Die aktuellen Einkaufsmanagerindizes (PMI) liegen bei durchschnittlich 52 und damit deutlich über dem Niveau von 47, das üblicherweise eine Rezession markiert. Allerdings fällt der PMI-Höchststand im aktuellen Fertigungszyklus vergleichsweise niedrig aus: Er lag bei 54, während normalerweise ein Höchstwert von 58 erzielt wird. Das deutet darauf hin, dass das BIP-Wachstum sehr viel verhaltener sein wird als in vorherigen Zyklen. PMI Monthly Data from Jan 1997 to Sep 2015 60 58 56 54 Index level 52 50 48 46 44 42 40 1997 1999 2001 2003 2005 Developed Market 2007 2009 2011 2013 2015 Emerging Market Quelle: Bloomberg, ETF Securities Die Nachfrage dürfte leicht ansteigen Neben der lockeren Geldpolitik werden die Industrieländer durch weitere Anreizmaßnahmen gestützt. Aufgrund der rückläufigen Rohstoffpreise sinken die Herstellungskosten. So hat die Ölintensität (Quotient aus Ölverbrauch und BIP) ihren niedrigsten Stand seit 1998 erreicht. Damals lag der Ölpreis auf Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 18 ETF Securities Ausblick 2016 ähnlichen Tiefständen. Das wachsende Gefälle zwischen dem Verbraucherpreisindex und dem Produzentenpreisindex macht deutlich, dass die Unternehmen von den sinkenden Rohstoffpreisen profitiert haben und ihre Margen ausweiten konnten. Die wirtschaftlichen Frühindikatoren der Industrieländer waren lange Zeit eng mit der Entwicklung der Rohstoffpreise verknüpft. Im Jahr 2011 begann sich diese Relation jedoch zu verändern, als die Anleger sich allmählich stärker auf die sich abschwächenden Fundamentaldaten der Schwellenländer konzentrierten. Wir halten die Besorgnis der Anleger über die sinkende chinesische Nachfrage nach Industriemetallen allerdings für übertrieben. Daten des World Bureau of Metal Statistics zeigen, dass der Verbrauch von Industriemetallen zwar zurückgegangen ist, er aber weiterhin um 9 % gegenüber dem Vorjahr wächst. Dabei korreliert der Verbrauch stark mit dem BIP-Wachstum in China. Zudem sind wir trotz Zweifeln hinsichtlich der Stabilität der chinesischen Banken davon überzeugt, dass das Land an seinen langfristigen Infrastrukturplänen festhält. Starke Senkung des Angebots könnte zu Defizit führen Acht der dreizehn wichtigsten Rohstoffe werden unter ihren Grenzkosten der Produktion gehandelt. Die Ausnahmen sind Nickel, Kupfer, Silber und Gold. Die Summe der Investitionsausgaben (CAPEX) der größten 100 Bergbauunternehmen weltweit zeigt, dass die in jüngster Zeit umgesetzten Kostensenkungen zu den aggressivsten seit Beginn der Datenaufzeichnung im Jahr 1995 zählen. Bei den Öl- und Gasunternehmen sieht es ähnlich aus. Im Durchschnitt kürzen Bergbauunternehmen ihre Investitionsausgaben meist erst frühestens zwölf Monate nach einem Preisrückgang. Das spricht dafür, dass im kommenden Jahr mit weiteren Senkungen zu rechnen ist. Further CAPEX cuts likely - damaging long term supply Monthly data from Dec 1996 to Jun 2015 110% 35% 90% Da die Rentabilität sinkt und die Preise der meisten Rohstoffe unter ihren Grenzkosten der Produktion liegen, glauben wir, dass in den kommenden sechs Monaten aus dem Überangebot ein Angebotsdefizit werden wird. Die Zahl der Ölförderanlagen ist stark gesunken. Für die Schließung von Bergwerken gibt es zwar keine vergleichbare offizielle Statistik, doch die Zahl der entsprechenden Nachrichtenmeldungen ist seit Anfang 2015 um 300 % angestiegen. "Mine Closure" News Story Count (articles/week) Weekly data from January 2003 to November 2015 40 35 30 25 20 15 10 5 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 "Mine Closure" News Story Count (articles/week) Quelle: Bloomberg, ETF Securities Stimmungsindikatoren bewegen sich von ihren extremen Tiefständen weg Die Anlegerstimmung verändert sich. Aus den Daten der CFTC zu den Netto-Future-Positionen geht hervor, dass die Stimmung an den Rohstoffmärkten im Juli 2015 einen Tiefstand erreichte. Sie lag auf einem ähnlichen Niveau wie 1998 und 2002 als die Rohstoffpreise auf Niedrigstände gesunken waren. Wir haben beobachtet, dass die Rohstoffpreise den Änderungen der aggregierten Futures-Positionen mit ungefähr dreimonatiger Verzögerung folgen. Jüngst ist das Nettoengagement in Futures gestiegen, und es ist daher mit einer ähnlichen Entwicklung der Rohstoffpreise zu rechnen. In der Vergangenheit haben Phasen mit Pessimismus seitens der Anleger attraktive Kaufgelegenheiten dargestellt. 70% 25% Sentiment for commodities recently troughed 50% 15% 30% 5% Weekly data from March 1995 to November 2015 4 260 10% -10% -5% -30% -15% -25% 1996 Märkten weiterhin ein Überangebot. 3 Net bullish 210 2 -50% -70% 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 1 160 2014 Mining Companies CAPEX (YoY % 12 MONTH LAG, LHS) Bloomberg Industrial Metals Subindex (YoY %, RHS) 0 110 Quelle: Bloomberg, ETF Securities -1 Die Margen von Bergbauunternehmen haben ihren tiefsten Stand seit Mitte des Jahres 1998 erreicht und somit dürfte die Rentabilität der Unternehmen anhaltend unter Druck stehen. Obgleich die Kürzungen der Investitionsausgaben zu einer Angebotsverringerung geführt haben, herrscht an manchen -2 1995 Net bearish 60 1998 2001 2004 2007 2010 2013 2016 CFTC All Commodity Net futures positions (z-score) 3-month LEAD LHS Bloomberg Commodities Index RHS Quelle: CFTC, Bloomberg, ETF Securities Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 19 ETF Securities Ausblick 2016 OPEC bereit, bis 2018 zu kämpfen Edith Southammakosane – Director – Research Analyst Nitesh Shah – Associate Director – Research Analyst research@etfsecurities.com Überblick Außerhalb der OPEC reagiert das Angebot Die Preise für Rohöl der Sorten Brent und West Texas Intermediate (WTI) liegen derzeit rund 40 % unter ihrem Stand von vor einem Jahr und 60 % unter ihrem Höchststand im Juni des vergangenen Jahres. Seitdem wurden aufgrund der niedrigen Preise mehr als 60 % der in den USA betriebenen Ölförderanlagen geschlossen. Die USA, deren Markt von leichtem und Schiefer-Öl dominiert wird, unterscheiden sich von anderen Märkten dahingehend, dass sie schneller auf Preis-änderungen reagieren können. Auf die USA entfallen rund 13 % der globalen Ölproduktion, während die OPECLänder für ca. 40 % aufkommen. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt, dass bisher 20 % der Öl- und Gasunternehmen ihre Investitionsausgaben reduziert haben, wodurch das Überangebot abgebaut werden wird und der globale Markt sich wieder einem Gleichgewicht nähert. Im Jahr 2015 waren allerdings einige Projekte bereits zu weit fortgeschritten, um abgebrochen zu werden. Dies trug zu der weltweiten Angebotsschwemme bei. Damit die OPEC-Strategie erfolgreich sein kann, müssen erst andere Länder ihre Produktion reduzieren, bevor die OPEC selbst ihr Angebot senkt. Die wichtigste Frage dabei ist, wie die OPEC diese Strategie mit Blick auf die Haushaltsposition ihrer Mitgliedsländer aufrechterhalten kann. Offshore Shelf 70 Onshore RoW Oilsands Arctic Nam Shale 90 80 Ultra-deepwater A significant proportion of oil production not profitable 100 Deepwater Sollte die Strategie bis 2018 (mit einer weitreichenden Senkung des globalen Ölangebots) keinen Erfolg haben, wird die OPEC sie unserer Einschätzung nach aufgeben. Wir möchten darauf hinweisen, dass der Großteil der OnshoreÖlproduktion im Nahen Osten, auf die 21 % der globalen und ein hoher Anteil der OPEC-Ölproduktion entfallen, bei den derzeitigen Preisen rentabel bleiben kann. Andernorts ist die Produktion deutlich teurer, sodass die derzeit niedrigen Preise die Rentabilität stärker beeinträchtigen. Onshore Russia Unter der Führung von Saudi-Arabien wurde die neue Strategie so ausgelegt, dass kostenintensive Produzenten, die nur bei hohen Ölpreisen rentabel wirtschaften können, aus dem Markt gedrängt werden. Es geht eher um die Break-evens der Staatshaushalte als der Unternehmen Heavy Oil Vor etwas mehr als einem Jahr vollzog die Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) einen Strategiewechsel: Bis dahin hatte sie versucht, den Ölpreis stabil auf einem Niveau zu halten, das ihren Mitgliedern dabei half, einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Nun versucht sie stattdessen, Marktanteile hinzuzugewinnen. Brent equivalent production cost range US$/bbl 60 50 Onshore Middle East 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 Total liquids production Weighted average Brent-equivalent breakeven (US$46.5/bbl) 70 80 90 100 Brent-equivalent breakeven price (US$/bbl) Quelle: Rystad, Bloomberg, ETF Securities Die Regierungen der meisten OPEC-Länder hängen stark von den Erträgen aus der Ölproduktion ab. In der Vergangenheit waren nicht die Produktionskosten für die Fördermenge der OPEC ausschlaggebend, sondern die Öleinnahmen, die zur Deckung des Haushaltsbedarfs notwendig sind. Bisher hat die OPEC das Angebot eingeschränkt, um einen Preis zu erzielen, der die Staatshaushalte ins Gleichgewicht bringt. Die neue Strategie der OPEC beeinträchtigt nun die Haushaltslage ihrer Mitgliedsstaaten. Dem Internationalen Währungsfonds zufolge benötigt SaudiArabien einen Ölpreis von über 100 USD je Barrel, um seinen Haushalt auszugleichen, während Irak und Iran auf einen Ölpreis von 81 USD bzw. 87 USD je Barrel angewiesen sind. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 20 ETF Securities Ausblick 2016 2015 Breakeven Fiscal Oil Price geringfügige Reduzierungen vorgesehen sind. 269 140 Saudi Arabia's Government Deficit to Extend 120 70 106 40 56 40 80 30 20 60 10 40 0 20 -10 -30 Die Staatseinnahmen Saudi-Arabiens korrelieren stark mit dem Ölpreis. So hängen über 80 % der Staatseinnahmen von den Ölerträgen ab. Seit 2012 gehen die Staatseinnahmen zurück und dieser Trend wurde durch den Verfall der Ölpreise seit November 2014 noch verschärft. Es ist dennoch unwahrscheinlich, dass die Einnahmen synchron zu den Ölpreisen sinken werden wie es 2008–09 der Fall war, da Saudi-Arabien den Ölabsatz aggressiv vorantreibt und Marktanteile hinzugewinnt. Nichtsdestoweniger ist anzunehmen, dass der Staatshaushalt einen negativen Saldo aufweisen und das Land Schulden anhäufen wird, da die Staatsausgaben bis 2015 gestiegen sind und für die kommenden fünf Jahre lediglich 2019 2020 2017 2018 2015 2016 2013 2012 2011 2010 2014 Government Revenue (Left) Brent oil price (Right) Quelle: IWF (abhängig von Ölpreisprognosen des IWF), ETF Securities Bei Ausbruch des Preisschocks verfügte Saudi-Arabien über einen deutlichen Puffer und bis 2014 war das Schuldenniveau unerheblich. Das Land kann seine Reserven nutzen, um seine derzeitigen Ausgaben zu decken. Mit der Anhäufung von Defiziten wird die Verschuldung jedoch stark steigen. Das Nettovermögen wird bis 2018 aufgezehrt werden, da die Schulden wachsen und die Reserven aufgebraucht werden. Bis 2018 wird sich die Bruttoverschuldung im Verhältnis zum BIP voraussichtlich auf 33 % belaufen, während die Nettoverschuldung auf 17 % steigen und sich anschließend noch weiter erhöhen wird. Ende der 1990er-Jahre war die Verschuldung Saudi-Arabiens infolge der Asienkrise allerdings deutlich höher (Bruttoverschuldung von über 100 % des BIPs und Nettoverschuldung von über 90 % des BIPs). Saudi Arabia to Run Up Debts and Burn Through Assets 80 Forecast 60 40 20 0 -20 -40 -60 Implied Government Assets Gross Debt 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 -80 2006 Betrachtet man vergangene Phasen mit erheblichen Ölpreisrückgängen, zeigt sich, dass Saudi-Arabien zum Teil bereits ein Jahr, zum Teil erst fünf Jahre nach Einsetzen eines Ölpreisverfalls mit einer Angebotsreduzierung reagierte. Es ist schwierig, allgemeine Schlussfolgerungen aus diesen Phasen abzuleiten. Die Ölpreisschocks der Jahre 1982, 1998 und 2008 beispielsweise waren vor allem auf Änderungen der globalen Marktdynamik zurückzuführen und weniger auf Versuche von Saudi-Arabien selbst, die Ölpreise zu drücken. Von einer durch einen Angebotsschock ausgelösten Preiserholung einmal abgesehen, wird Saudi-Arabien unseres Erachtens nicht nachgeben, solange andere Produzenten ihre Produktion nicht deutlich drosseln oder die Haushaltslage des Landes keine andere Wahl lässt. Government Balance (Left) Government Expenditure (Left) % of GDP Wir haben untersucht, ob die OPEC-Länder in der Lage sein werden, ihren Preiskrieg fortzusetzen. Dazu haben wir uns Saudi-Arabien angeschaut, das die Vormachtstellung unter den OPEC-Staaten innehat. Die Überkapazitäten der OPEC (die vor allem auf Saudi-Arabien entfallen) sind beinahe auf den Tiefstand von 2007 gesunken. Normalerweise stehen die Überkapazitäten und der Ölpreis in inverser Beziehung zueinander. Diese kann zwar durch die bewusste Überproduktion der OPEC aufgehoben werden, doch ein deutlicher negativer Angebotsschock könnte schnell zu einem Preisanstieg führen, da die OPEC wenig Spielraum hat, die Produktion über das aktuelle Niveau hinaus zu steigern. 2009 Quelle: IWF, ETF Securities Beispiel Saudi-Arabien 0 2009 Iran Algeria Saudi Libya Arabia Brent price as at 11/11/2015 = 45.6US$/bbl 2008 Iraq 2008 UAE 2007 Qatar Breakeven fiscal oil price (US$/bbl) 2007 Kuwait 20 -20 2006 0 US$/bbl 73 49 100 50 % of GDP 60 87 2020 81 80 120 Forecast 60 96 100 Net Debt Quelle: IWF (abhängig von Ölpreisprognosen des IWF), ETF Securities Wir glauben, dass Saudi-Arabien sich 2018 geschlagen geben wird, wenn die Ölproduktion außerhalb der OPEC-Staaten bis dahin nicht deutlich zurückgefahren wurde (sodass die Ölpreise ansteigen), da der Zugang zu den internationalen Anleihenmärkten immer schwieriger werden wird und die Reserven des Landes zu diesem Zeitpunkt weitgehend aufgezehrt wären. Sollten die Preise nicht auf die Drosselung außerhalb der OPEC reagieren, wird Saudi-Arabien ohnehin Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 21 ETF Securities Ausblick 2016 gezwungen sein, seine Produktion 2018 zurückzufahren. Wenn das Angebot außerhalb der OPEC reduziert wird und die Preise steigen, kann Saudi-Arabien seine Strategie natürlich früher aufgeben. Brent price and OPEC Spare Capacity Monthly data, from October 1995 to October 2015 180% 8 160% 7 140% 120% 6 100% Wir erwarten, dass sich der Ölpreis im nächsten Jahr dank einer weiteren Reduzierung des Angebots außerhalb der OPECStaaten auf eine Spanne von 50 bis 60 USD je Barrel erholen wird. Zudem rechnet die US-Energy Information Administration (EIA) damit, dass der Anstieg der globalen Ölnachfrage 2016 das Wachstum des globalen Ölangebots um 1,3 Prozentpunkte übersteigen wird. Das wäre die größte Differenz seit 2007 und würde den Ölpreis stützen. 5 80% 60% 4 40% 3 20% 0% 2 -20% 1 -40% -60% 1995 Ausblick 2016 1997 1999 2001 2003 Brent (YoY % with 8 Mth lag, LHS) 2005 2007 2009 2011 2013 0 2015 OPEC Spare Capacity (mb/d, RHS) Quelle: EIA, Bloomberg, ETF Securities Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 22 ETF Securities Ausblick 2016 El Niño: extremes Wetter zur Weihnachtszeit Nitesh Shah Associate Director – Research Analyst research@etfsecurities.com Überblick El Niño hat seinen Namen vom Christuskind, da das Phänomen normalerweise um die Weihnachtszeit herum auftritt. El Niño kann in unterschiedlichen Teilen der Welt für extreme Wettereignisse wie Überschwemmungen und Dürren sorgen. Bei einigen Pflanzen kann El Niño die Ernteerträge erhöhen, bei anderen kann es zu schwerwiegenden Ausfällen führen. Zucker 20,2 % ↔ Kakao 2,6 % ↑ Weizen -16,5 % ↔ Sojabohnen -17,6 % ↓ Mais -12,0 % ↓ Quelle: Bloomberg, ETF Securities Zucker Zucker hat eine starke Rally erlebt (Anstieg um 50 % seit August), da die diesjährigen Zuckerpflanzen durch die ausbleibenden Regenfälle in Indien belastet werden, während das extrem feuchte Wetter in Brasilien die Ernte erschwert. Wir glauben, dass dieser Preisanstieg nun weitgehend vorüber ist, und die Währungsschwäche in Brasilien weitere Gewinne schmälern könnte. Sugar Market to Enter First Deficit in Six Years In diesem Beitrag erläutern wir, wie sich die Preise bestimmter Agrarrohstoffe seit unserem im Juli veröffentlichten Ausblick für das dritte Quartal entwickelt haben und wo wir weiteres Potenzial erwarten. Unserer Einschätzung nach ist der Anstieg von Zucker weitgehend vorüber, während Kakao über weiteres Aufwärtspotenzial verfügt und Kaffee, Soja und Mais weitere Rückgange bevorstehen. Arabica-Kaffee Tatsächliche Entwicklung seit 1. Juli 2015 Preisprognose -4,2 % ↓ 180 12 175 10 170 8 165 6 160 4 155 2 150 0 145 -2 mm tonnes In Bezug auf die Temperaturen der Meeresoberfläche könnte der aktuelle El Niño der bisher stärkste werden (Aufzeichnungen existieren seit 1950). Es ist aber unwahrscheinlich, dass seine Auswirkungen auf das Wetter so stark sein werden wie 1997–98. 1997 fiel El Niño mit anderen Wetterereignissen zusammen, sodass der Effekt deutlich verheerender waren. El Niños erreichen ihren Höhepunkt normalerweise im November oder Dezember (so wird es auch dieses Mal erwartet), beeinflussen die Wetterlage aber noch viele weitere Monate. mm tonnes Quelle ETF Securities, NOAA 14 140 2010/11 2011/12 Surplus (Left) 2012/13 2013/14 Production (Right) 2014/15 2015/16 Consumption (Right) Quelle: ETF Securities, USDA Kaffee Die brasilianische Kaffeeernte fiel keineswegs so schlecht aus wie einige Prognosen hatten annehmen lassen. El Niño sorgte im brasilianischen Kaffeesektor für bessere (wenn auch für die Jahreszeit etwas untypische) Wetterbedingungen und führte, wie von uns erwartet, zu einer Ernte, die die Konsensprognosen übertraf. Seit seinem Höhepunkt im August ist der Preis für Arabica-Kaffee um 13 % zurückgegangen. Im Moment blühen die brasilianischen Kaffeebäume, und die ausgiebigen Niederschläge kommen ihnen zugute. Da der Regen in Brasilien durch El Niño weiter anhalten dürfte, glauben wir, dass 2016 eine starke Kaffeeernte bevorstehen könnte. In Kolumbien, Mexiko und Mittelamerika sorgt El Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 23 ETF Securities Ausblick 2016 Sojabohnen Niño für Trockenheit, wodurch der Befall mit Kaffeerost zurückgehen und die Ernteerträge steigen könnten. Solange es in Kolumbien, Mexiko und Mittelamerika nicht zu trocken wird, halten wir es für wahrscheinlich, dass die Kaffeepreise weiter sinken werden. Kakao Kakao hat seit August um 11 % zugelegt. Der Anstieg wurde jedoch dadurch begrenzt, dass die Lieferungen der Elfenbeinküste, dem weltweit größten Produzenten, in den ersten Wochen der Saison 2015/16 besser ausgefallen sind als erwartet. El Niño verstärkt normalerweise allerdings die Trockenzeit im Land und führt zu einer niedrigeren Nebenernte (wobei die Auswirkungen auf die Haupternte, die derzeit im Gange ist, weniger stark sind). Wir glauben, dass bei den Kakaopreisen weiteres Aufwärtspotenzial besteht, da El Niño seine Spuren erst noch hinterlassen wird. Cocoa Production Departure from Trend in El Nino years (%) 2% 0% -2% -4% Der Preis für Soja ist seit August um beinahe 18 % gesunken. Die Haupterntezeit ist nun vorüber, und weitere Einflüsse dürften sich erst in der nächsten Saison zeigen. Die brasilianischen Sojapflanzen fangen während Januar und März 2016 an, zu blühen und Bohnen auszubilden. Wir rechnen damit, dass die reichliche Feuchtigkeit der Blütephase zugutekommen wird, wodurch die Erträge steigen und die Preise sinken könnten. In Argentinien beginnen die Sojapflanzen im März zu blühen und Bohnen auszubilden. Hier könnten sich die Ausläufer von El Niño positiv auswirken. In den USA wird Soja erst im April gepflanzt und daher wohl nicht von El Niño beeinflusst werden. Weizen und Mais Im Juli gingen wir in unserem Basisszenario davon aus, dass die Preise für Weizen und Mais sinken werden, eine Intensivierung von El Niño allerdings einen Preisanstieg zur Folge hätte. El Niño hat sich tatsächlich intensiviert, doch wir haben seinen Einfluss auf Weizen und Mais deutlich überschätzt. Beide Getreidesorten haben Preisrückgänge im hohen zweistelligen Bereich verzeichnet. Durch das Auftreten einer anderen Wetteranomalie (IndischerOzean-Dipol) wurde der Effekt von El Niño in Australien gemindert, und die Weizenernte, die im Januar abgeschlossen wird, wird wahrscheinlich besser ausfallen als von uns erwartet. -6% -8% -10% -12% -14% 2006/07 2004/05 1997/98 2002/03 1991/92 1994/95 1986/87 1987/88 1982/83 1976/77 1977/78 1972/73 1969/70 1965/66 1968/69 1963/64 1951/52 1957/58 -16% Quelle: US-Handelsministerium, National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), Internationale Kakao-Organisation (ICCO) In Brasilien werden derzeit die ersten Maissorten gepflanzt und wenn die Auswirkungen von El Niño bis Mai anhalten, könnte dies den Ernteerträgen zugutekommen, sodass die Preise weiter sinken. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 24 ETF Securities Ausblick 2016 Antizyklische Anleger bevorzugen den Energiesektor Mittelflüsse von ETPs und Preisbewegungen Martin Arnold Director – Global FX & Commodity Strategist research@etfsecurities.com Überblick Die Mittelflüsse im Energiesektor lassen darauf schließen, dass die Anleger weiterhin antizyklisch vorgehen, das heißt, dass sie bei niedrigeren Preisen Positionen aufstocken. Die Mittelflüsse und die Preisentwicklung bei Edel- und Industriemetallen deuten darauf hin, dass die Metallmärkte möglicherweise ihren Tiefstand erreicht haben, und der Ausblick für 2016 verbessert sich. Mit Ausnahme des Agrarsektors bleiben die ETPMittelflüsse hinter der Preisentwicklung des zugrunde liegenden Rohstoffmarkts zurück. Ausblick Die Mittelflüsse von Exchange Traded Products (ETPs) bekräftigen allmählich die besseren Aussichten für die Rohstoffmärkte im Jahr 2016. Das Wachstum von ETPs tendiert in den Metallmärkten nach oben und ist im Energiesektor anhaltend hoch. Antizyklische Anleger im Energiesektor 2015 konnten ETPs aus dem Energiesektor starke Zuflüsse verzeichnen, die sich bisher auf beinahe 1,5 Mrd. USD belaufen, während die Preise stark nachgegeben haben. Der Energiesektor stellt innerhalb des Rohstoffmarkts eine Ausnahme dar, da die Zuflüsse traditionell invers zu den Preisbewegungen erfolgen. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Trend anhalten wird. Die antizyklische Natur der Mittelflüsse im Energiesektor spricht dafür, dass die Anleger es vorziehen, bei rückläufigen Preisen Positionen aufzustocken. Das gilt vor allem für Rohöl-ETPs. Energy ETP flows vs. Price Weekly data from September 2009 to November 2015 -50% 50% -40% 40% -30% 30% -20% 20% -10% 10% 0% 0% 10% -10% 20% -20% 30% 2009 -30% 2010 2011 2012 Bloomberg Energy Index (3mth% chg)(lhs inverted) 2013 2014 2015 Energy ETP flows (3mth% chg)(rhs) Quelle: Bloomberg, ETF Securities Prozyklische Anlagen im Metallsektor Der Anstieg der Preise und die Zuflüsse in die Metallmärkte sprechen dafür, dass die Talsohle möglicherweise erreicht ist. Zwar sind die Wachstumsraten weiterhin negativ, doch sie fallen höher aus als während des vorherigen Tiefs 2015. Im Edelmetallsektor bewegen sich die Nettomittelflüsse in die gleiche Richtung wie die Preise. Vor allem Gold ist für die Mittelflüsse ausschlaggebend: Es kam 2015 für über 80 % der Abflüsse aus ETPs auf, die sich auf insgesamt 1,2 Mrd. USD beliefen. Precious Metal ETP flows vs. Price Weekly data from September 2009 to November 2015 30% 30% 20% 20% 10% 10% 0% 0% -10% -10% -20% -20% -30% 2009 2010 2011 2012 Precious metals price index (3mth% chg) 2013 2014 -30% 2015 Precious metals ETP flows (3mth% chg) Quelle: Bloomberg, ETF Securities Während die Mittelflüsse bei Industriemetallen naturgemäß prozyklisch sind, zeichnen sie sich im Vergleich zum Sektor für Edelmetalle durch eine höhere Volatilität aus. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 25 ETF Securities Ausblick 2016 Quelle: Bloomberg, ETF Securities Industrial Metal ETP flows vs. Price Weekly data from September 2009 to November 2015 30% 50% 20% 35% 10% 20% 0% 5% -10% -10% -20% -25% -30% 2009 2010 2011 2012 2013 2014 In den Metall- und Energiemärkten bleiben die Mittelflüsse von ETP-Fonds hinter der Preisentwicklung der zugrunde liegenden Märkte zurück. Daher ist es unwahrscheinlich, dass sie die Marktvolatilität wesentlich beeinflussen werden. Innerhalb des Agrarsektors scheint es kaum einen Zusammenhang zwischen der Preisentwicklung und den Nettomittelflüssen zu geben. -40% 2015 Bloomberg Industrial Metals Index (3mth% chg)(lhs) Industrial metals ETP flows (3mth% chg)(rhs) Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 26 ETF Securities Ausblick 2016 Robotik – Auf der richtigen Seite der „Hypekurve“ Aneeka Gupta Associate – Research Analyst research@etfsecurities.com Überblick Man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Revolution durch Robotik und Automation mit der Internetrevolution, die in den 1990ern einsetzte, vergleichbar ist – sowohl in Bezug auf die Auswirkungen auf unsere Arbeitsweise als auch auf die Steigerung der globalen Produktion. Wie im Zuge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert und der Dienstleistungsrevolution der 1960erJahre wird es Gewinner und Verlierer geben, doch diese Diskussion überlassen wir Martin Ford1 und Erik Brynjolfsson2. Hype Phase of Tech Cycle Took Many Years to Pass Monthly Data from May 2000 to October 2015 80 70 60 Price to earnings ratio 50 40 30 20 10 0 2000 2002 2004 2006 MSCI USA Tech Die wichtigste Frage, die sich die Anleger stellen, ist, ob die Robotik-Revolution genauso enden wird wie die Dotcom-Ära, oder ob sie langfristige Erträge liefern kann. Die Hypephase des Technologiezyklus Die Internet- und die technologische Revolution, die Ende der 1990er-Jahre zunehmend an Fahrt gewannen, haben sich maßgeblich auf die Effizienz und damit die weltweite Produktivität ausgewirkt. Als Anlagethema rentierten sie sich jedoch nicht, da sie durch übertriebenen Optimismus und übermäßige Investitionen geprägt waren, die letztlich zur Dotcom-Blase führten. Investierbare Technologieaktien erlebten in den 1990er-Jahren eine „Hypephase“, in der die Kurs/GewinnVerhältnisse (KGV) auf über 60 stiegen. Während die Bewertungen durch den Dotcom-Crash 2001 einbrachen, stiegen die KGVs kurz darauf wieder an. Es dauerte mehrere Jahre, bis die KGVs im Technologiesektor auf ein im Verhältnis zum breiteren Markt angemessenes Niveau sanken. 2010 2012 2014 MSCI USA Ex-Tech Quelle: Bloomberg, ETF Securities Der Robotik-Sektor hat den Hype hinter sich Im Jahr 2010 erschienen die Bewertungen von Aktien aus dem Robotik-Segment überzogen (gegenüber dem breiteren Markt), doch 2011 gingen sie zurück. 2014 kam es erneut zu einer „Hypephase“; seither haben die KGVs jedoch stark nachgegeben, und die Bewertungen liegen derzeit unter denen des vergleichbaren breiteren Markts. Robotics Valuations in Line with Broader Market Monthly data from Dec 2010 to Oct 2015 37 Price to earnings ratio 2008 32 27 22 17 12 2010 2011 2012 2013 ROBO Global® Robotics and Automation UCITS Index TR 2014 2015 MSCI World Growth Index Prior to index inception, data has been simulated back to December 2010 using the current rules-based methodology. There is no guarantee the current methodology would have been in place throughout the period shown prior to the inception of the index on 16 June 2014. As a result the performance could differ from that shown above. Past performance is not a guarantee of future results. Quelle: Bloomberg, ETF Securities Wir glauben, dass sich durch diese niedrigen Bewertungen attraktive Chancen für den Eintritt in den Megatrend der Robotik bieten. Autor des Buchs „The Rise of the Robots“, der die Robotisierung der Welt pessimistisch einschätzt. 2 Autor des Buchs „The Second Machine Age“, der die Robotisierung der Welt optimistisch einschätzt. 1 Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 27 ETF Securities Ausblick 2016 Ein Megatrend in der Anfangsphase Wir vertreten die Einschätzung, dass wir uns in der Anfangsphase eines Megatrends befinden und der Sektor daher zahlreiche unausgeschöpfte Möglichkeiten bereithält. Die folgenden positiven Anzeichen sind zu beobachten: Die Fusions- und Übernahmeaktivität hat zugenommen. Der Anstieg der Transaktionen deutet darauf hin, dass sogenanntes Smart Money in den Sektor fließt, was für das Anlagepotenzial der Robotik spricht. Sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern konzentrieren sich Regierungen auf die Robotik und die Automatisierung, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität zu steigern. China, wo Roboter bisher vergleichsweise wenig eingesetzt werden, hat angekündigt, die Zahl seiner Industrieroboter bis 2020 zu verdoppeln. Aufgrund der Alterung der Bevölkerung und der rückläufigen Geburtenraten wird das Land Schwierigkeiten haben, die Lohnkosten einzudämmen. Der Einsatz von Robotern bietet China eine gute Möglichkeit, wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Kosten für die Rechenleistung sind in den vergangenen zehn Jahren um 27 % gesunken und für die kommenden zehn Jahre wird ein weiterer Rückgang um 22 % erwartet. Da die Prozessorleistung immer wirtschaftlicher wird, scheint das Potenzial für den Robotik-Sektor grenzenlos. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Rechenleistung wächst, könnten vollautomatisierte Autos schon bald zu einer wirtschaftlichen Realität werden. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen, und Sie erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht oder nicht in voller Höhe zurück. Die Performance in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Erträge dar. 28 ETF Securities Ausblick 2016 Wichtige Informationen Diese Kommunikation wurde von ETF Securities (UK) Limited („ETFS UK“) verfasst. ETFS UK ist von der Financial Conduct Authority („FCA”) im Vereinigten Königreich zugelassen und steht unter deren Aufsicht. Diese Kommunikation wurde gemäß § 21 des Financial Services and Markets Act 2000 von ETFS UK genehmigt, wobei ETFS UK von der FCA autorisiert und reguliert wird. Die in dieser Kommunikation enthaltenen Informationen stellen weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren dar. Diese Mitteilung sollte nicht als Grundlage für eine Anlageentscheidung verwendet werden. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse und Anlagen können im Wert fallen. 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