INTERVIEWS MIT: SILVIA IKLÉ KENZIE DYSLI JESSICA VON

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INTERVIEWS MIT: SILVIA IKLÉ KENZIE DYSLI JESSICA VON
4/2015
INTERVIEWS MIT:
SILVIA IKLÉ
KENZIE DYSLI
JESSICA VON BREDOW-WERNDL
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EDITORIAL
AUS LEIDENSCHAFT.
Wenn du denkst, du kannst dein Pferd beruhigen,
indem du versuchst, es durch schnelles und
weites Laufen müde zu machen, liegst du falsch.
Das Gegenteil wirst du erreichen.
(Xenophon)
VON LÖWEN UND LÄMMERN
Der Löwe und das Lamm, Sinnbilder für Mut und Angst. Auf den ersten Blick vielleicht,
aber ist der Löwe nur mutig und das Lamm immer das Opfer. Ist mutig nur derjenige,
der nie Angst zeigt, oder heisst Mutig sein, die Gefahr erkennen und sich ihr stellen?
Floskeln und zementierte Standardsprüche bringen selten eine Lösung, sie bestärken
meist nur das vermeintliche eigene Unvermögen.
Angst haben ist keine Schande, im Gegenteil, die Angst schützt uns vor gefährlichen Situationen und unüberlegten Handlungen. Gerade im Umgang mit unseren geliebten Pferden ist die Unfallgefahr doch sehr hoch. Laut einer Unfallstatistik kommt
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Damit der Umgang mit einem Pferd angstfrei gestaltet werden kann, sind Ausbildung und Wissen gefragt. Das allein schützt uns aber nicht immer vor unangenehmen
Zwischenfällen und Verletzungen. Nach einem Unfall, auch wenn dieser im Moment
harmlos erscheinen mag, kann die Angst, oder sogar weit schlimmer, Panik den Alltag
beherrschen.
Da hilft dann auch kein Verdrängen oder Kleinreden des Problems. Doch wie aus
dieser Negativspirale herausfinden? Verschiedene Autoren versuchen in der vorliegenden Ausgabe Antworten auf diese Fragen zu geben.
Etwas Neues ausprobieren, die Komfortzone verlassen und sich den Herausforderungen stellen, auch das erfordert Mut. Es lohnt sich. Dieser Schritt kann eine neue
Sichtweise bringen, Türen öffnen, die bis dahin verschlossen schienen.
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1 Editorial
26 Das Glück der Pferde
3 Inhalt
30 Wenn Pferde Angst haben
6 Leserangebot
36 Die Angst vor der Angst
8 Szenenews
40 Hast Du einen Angst-Vorrat?
9 Veranstaltungen
44 Mut zur Angst
g
46 Mutmach-Training
10 Shopping
12 Arena – CSI Basel
14 Fit und gesund durch die kalte
Jahreszeit
16 Neuheiten
18 Buchempfehlungen
20 Arena – Interview Kenzie Dysle
22 Arena – Fütterung
48 Ausbildung – Zappelphilip
4/2015
52 Ausbildung – Spielen macht Spass
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56 Ausbildung – Pferd als Partner
58 Medizin – Magengeschwüre
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Smartex Turnout
62 Western – Paul Dietz
65 Ironische Kolumne
INTERVIEWS MIT:
SILVIA IKLÉ
KENZIE DYSLI
JESSICA VON BREDOW-WERNDL
66 Flechtfrisuren
ZAPPELPHILIP
WENN PFERDE
NICHT STILLSTEHEN
KÖNNEN
67 Marktplatz
69 Rätsel
WESTERN
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MEDIZIN
MAGENGESCHWÜRE
UND IHRE URSACHEN
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SZENENEWS
Zukunftsperspektiven für Fohlen aus Schweizer Zucht
laufen und hat sie freundlich begrüsst. So verkauft
man gerne Pferde.»
Der Absatz von in der Schweiz gezogenen Fohlen ist seit geraumer Zeit schwierig. Exportzölle,
hoher Frankenkurs oder auch günstige Konkurrenzprodukte aus dem Ausland, machen den Züchterinnen und Züchtern von Schweizer Pferden zu
schaffen. Der Berner Pferdezuchtverband wollte
aus diesem Grund seinen Mitgliedern eine neue
Möglichkeit bieten, ihre Pferde an ein breites Publikum zu vermarkten. Zu diesem Zweck lancierte er
Anfang September 2015 die Online-Verkaufsplattform www.fohlenverkauf.ch.
Innert Monatsfrist wurden auf der Seite über
100 Fohlen verschiedener Rassen inseriert. Rund
ein Drittel davon ist bereits verkauft. «Das Angebot
wird rege genutzt», sagt Nicole Aeschlimann, Geschäftsführerin des Bernischen Pferdezuchtverbandes. Sie ist sehr erfreut über die grosse Nachfrage
auf Verkäufer- wie auch auf Käuferseite. «Offenbar
füllen wir hier eine Lücke in der Vermarktung von
Schweizer Zuchtprodukten.»
Für Mitglieder einer Berner Pferdezuchtgenossenschaft oder einen Verein ist das Angebot gratis.
Im Verlaufe des Oktobers sind aber auch diverse
ausserkantonale Inserenten dazugekommen. Diese
(und Nicht-Mitglieder) bezahlen CHF 50.– um ein
Fohlen ein Jahr lang zu inserieren.
K AT RINA RITTER
Zwei, die sich gefunden haben. Daniela Huber
herzt ihr soeben erworbenes Fohlen Faya. Die
neue Fohlenverkaufsplattform www.fohlenverkauf.ch bringt Fohlenkäufer und -verkäufer zusammen. Die Webseite wird rege genutzt.
Sie hat nicht angestrengt nach einem Fohlen
Ausschau gehalten. Daniela Huber besitzt schon
zwei Pferde – ein Schweizer Warmblut und ein
Freiberger, beide 14-jährig. Mit ihnen ist sie im
Springsport aktiv und geniesst schöne Ausritte.
Ein Verkaufsinserat für ein hübsches, speziell gefärbtes Freibergerfohlen lässt ihre Pferdefamilie
nun wachsen. «Es war die sprichwörtliche Liebe auf
den ersten Blick», meint sie und strahlt.
Die Verkäuferin und Züchterin von Faya, Andrea
Haldimann, freut sich mit. «Als Daniela zum ersten
Mal auf die Weide trat, ist Faya sofort zu ihr ge-
Fotos: Katrina
zVg. Ritter
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Tierisch gut Pferde malen – Bilder oder Malkurse von und mit Odette Butz
Die Pferdemalerin Odette Butz hat sich neben
ihren lebendigen und ausdruckstarken Pferdeporträts und Gemälden auf das Erteilen von Tiermalkurse spezialisiert. Unter dem Motto «tierisch
gut Pferde malen» spricht sie sowohl Anfänger
als auch Fortgeschrittene an, welche Pferde stilsicher und anatomisch korrekt malen möchten.
Odette Butz ist eine der wenigen Künstler, die
spezielle Tier-Malkurse anbietet. Schon viele begeisterte Teilnehmer schwärmen unterdessen von
den Malkursen oder Malcoachings, welche sie auf
ihrem Bauernhof im Kanton Thurgau durchführt.
Die Gemälde von Odette Butz heben sich durch
ihre enorme Lebendigkeit und den Ausdruck der
Sujets hervor. In den Bildern glaubt man den Atem
oder die Hufe trampeln zu hören. Auftraggeber für
Porträts stellen immer wieder fest, dass die Seele
ihres Tieres auf die Leinwand gebannt wurde und
dort (weiter) lebt.
Das Ziel der Malschulung soll sein, das Knowhow für gute Pferdebilder oder andere Tiergemälde zu erwerben.
Es gibt Basiskurs und Aufbaukurs oder man
kann individuelle Malcoachings wählen. Zu den
Kursinhalten gehören die anatomischen Grundlagen, der strukturierte Aufbau eines Pferdes, Sehen
lernen, Ausdruck und Lebendigkeit erzielen, Licht
und Schatten, Gestaltung des Hintergrundes und
wichtige Übungen. «Ich garantiere, dass alle in nur
Die Begeisterung über ihre Resultate und den
Kurs ist den Teilnehmenden anzusehen.
zwei Tagen voller Freude ihr gelungenes Bild mit
nach Hause nehmen», stellt Odette Butz strahlend
fest, während sie Fotos und die positiven Rückmeldungen von bisherigen Teilnehmern präsentiert.
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Gutscheine für Malkurse oder Mal-Coachings sind
ein ganz besonderes Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk.
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Teilnehmer zur besten Reisezeit nicht nur jeder
Menge herrlichen Lusitanos im frühsommerlichen
Blütenmeer. Das abwechslungsreiche Programm
bietet u.a. eine Galavorstellung der berühmten
portugiesischen Hofreitschule, umherziehende
Stutenherden unter malerischen Korkeichen,
spielende Fohlen, darunter die Nachzucht des
weltweit besten Hengstes, freilaufende Pferde von bunten Mauern, Shooting von Schulen
über der Erde bei einem der renommiertesten
Ausbilder, Reitmotive mit traditioneller portugiesischer Ausrüstung, sowie eine Reitstunde
auf einem Top ausgebildeten Lusitano. Die Teilnehmer dürfen dann gerne selber piaffieren
und passagieren, oder einfach nur in herrlichen
Bildern schwelgen . . . Portugiesische Kultur und
Sightseeing genießt die Gruppe mit maximal 12
Teilnehmern in Lissabon, Sintra und Beja (Alentejo). Der Preis für das 6-Tageprogramm vor Ort
beträgt 1200 Euro mit Ü/F ausschließlich im DZ,
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die zu Blausäurevergiftungen führen, bei Pferden ab Gaben über 60 gr. pro Tier/Tag.
Blausäurevergiftungen durch Zufütterung roher Leinsamen können nur durch
gezielte Wärmebehandlung z.B. Kochen (min. 10 Minuten ab dem Siedepunkt)
vermieden werden.
Wie folgende Analyseresultate nachweisen, reicht industrielles Dämpfen nicht aus.
Die Labor-Resultate im Detail:
Anteile cyanogener (blausäurehaltiger) Glycoside in den Proben
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Probe 3
Leinsamen gekocht/getrocknet
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ARENA
LONGINES CSI BASEL
7. BIS 10. JANUAR 2016
ST. JAKOBSHALLE BASEL
DER KURZE WEG ZUM WELTKLASSE-EVENT –
UND WAS BASEL ALLES BIETET
Der LONGINES CSI BASEL hat sich im internationalen Kalender in nur sechs Jahren als eines der
erfolgreichsten Turniere für die weltbesten Springreiter etabliert. Der Aufstieg zum Weltklasse-Event
verlief fulminant und war nur möglich, weil wichtige Persönlichkeiten und Partnerfirmen
unerschütterlich an das Gelingen glaubten.
AUFERSTEHUNG IM JAHRE 2010
2010 fand der erste CSI Basel statt und
startete gleich mit vier Sternen, der zweithöchsten Stufe bei internationalen Turnieren, die der Weltverband für Pferdesport
FEI (Fédération Equestre Internationale)
vergibt. Bereits ein Jahr später zählte der
CSI Basel mit fünf Sternen zur weltweit
höchsten Kategorie. Gute Partnerschaften
machten diesen schnellen Aufstieg möglich.
Seit 2014 darf der CSI Basel auf die
Unterstützung von Longines als Titelsponsor zählen. Die berühmte Uhrenfirma aus
dem Berner Jura kennt und fördert den
Pferdesport auf der ganzen Welt. Von dieser Partnerschaft kann das Turnier in der
St. Jakobshalle auch in den nächsten Jahren profitieren und die Qualität der Grossveranstaltung kontinuierlich optimieren.
12
7. INTERNATIONALES
SPRINGREITTURNIER
Im kommenden Januar findet der LONGINES CSI BASEL zum siebten Mal statt. Es
werden wiederum die besten Reiter der
Welt in Basel erwartet. Selbstverständlich
wird die Schweiz mit der grössten Anzahl
Teilnehmer am Anlass präsent sein, ist
doch das Springturnier in Basel auch der
Startschuss zur Qualifikation für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio
de Janeiro, für die sich die Schweizer
Equipe anlässlich der Europameisterschaften mit einem 3. Platz qualifiziert hat. Für
den Equipen-Chef Andy Kistler wird es
keine leichte Aufgabe sein, das richtige
Team zusammenzustellen, stehen doch
rund zehn Reiter mit ihren Top-Pferden als
Kandidaten zur Auswahl.
Neben der Schweiz sind auch starke
Delegationen aus dem nahen Ausland,
Deutschland und Frankreich zu erwarten.
Diese Teilnehmer bringen auch den internationalen Flair in die Zuschauerränge,
kommen doch aus dem nahen Ausland
speziell viele Besucher an das grosse Turnier. Auch die Teams aus Belgien und Holland werden wie immer zahlreich vertreten sein.
AUCH AMATEURE IN BASEL
Neben all den hochdotierten Pferden mit
den bekannten Reitern im Sattel gibt es in
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Über 120 Aussteller sind in der Halle präsent.
Basel auch grossen Sport der internationalen Amateurspitze zu sehen. Als einer der
ganz wenigen internationalen Topanlässe
bietet Basel den Amateuren viele interessante Startmöglichkeiten. An den drei
Turniertagen Donnerstag, Freitag und
Samstag finden jeweils am Morgen zwei
Amateurprüfungen statt. Als krönender
Abschluss reiten die Besten aus den vorangegangenen sechs Prüfungen am Samstagnachmittag im 2. Helvetia Internationalen
Amateurfinale um die Krone des besten
Amateurs.
SHOPPING-TOUR
Neben dem grossen Sport gibt es in den
Räumlichkeiten der St. Jakobshalle auch
einiges zu sehen und zu bestaunen. Neben
den elf Verpflegungsmöglichkeiten stehen
vor allem die 120 Aussteller im Fokus der
Besucher des LONGINES CSI BASEL. Alles
Fotos: zVg.
D
ie Stadt Basel zählte Mitte des
letzten Jahrhunderts zu den
Pfeilern im Schweizer Pferdesport. Auf der legendären
Anlage Schänzli fanden bedeutende Turniere für den Springsport
und Pferderennen statt, die in jeder Saison
zu den nationalen Höhepunkten zählten
und hoch in der Gunst des Publikums standen. Bis zu 10 000 Zuschauer bildeten jeweils eine eindrückliche Kulisse. In Basel
wurde Pferdesport zelebriert.
Die wunderschöne Arena in der St.Jakobshalle (oben).
Das Top Secret Drum Corps gastiert im Januar in Basel (unten links).
was es für den Pferdesport oder das Drum
herum braucht, ist in Basel zu bekommen.
Solarium oder Laufband für die wertvollen
Pferde, Taschen, Schuhe oder Kleider für
Frau und Mann, das Angebot ist ausserordentlich vielfälltig. Das Platzangebot in Basel ist sehr gross und doch wieder zu klein,
besteht doch eine Warteliste von interessierten Ausstellern. Auch in diesem Bereich ist der Anlass in Basel Weltklasse.
SHOWPROGRAMM
Der Sport steht in Basel absolut im Zentrum der Veranstaltung. In jedem Jahr wird
jedoch auch für den Tag abschliessenden
Showteil ein Weltklasse-Showelement verpflichtet. Waren in der Vergangenheit
Grössen wie Lorenzo oder Pignon mit
ihren Pferdeshows in Basel zu Gast, so
wird im Januar 2016 niemand geringeres
als das TOP SECRET DRUM CORPS aus Ba-
sel dem Anlass die Ehre erweisen. Die Basler Trommel- Virtuosen passen bestens zur
Qualität des gebotenen Sports. Auch Sie
sind Weltklasse und reisen um die ganze
Welt, waren erst in Edinburgh und sind
bald in Australien, Neuseeland und USA an
Veranstaltungen erster Güte zu bewundern.
ZUSAMMENGEFASST
Der LONGINES CSI BASEL ist eine einzigartige Veranstaltung für Pferdesport-Begeisterte. Er bietet hochrangigen Sport,
gepaart mit viel Charme und bester Organisation, top Einkaufsmöglichkeiten für
Reiter und Reiterin und einer tollen Show
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zum Abschluss der Tage.
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ZU GEWINNEN!
PASSION verlost Eintrittskarten für den
CSI in Basel. Zu gewinnen gibt es dreimal
zwei Tickets.
Für die Teilnahme senden Sie eine E-Mail
mit dem Stichwort: «Gewinnspiel CSI
Basel» und Ihre Anschrift an:
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Einsendeschluss ist der 18. Dezember 2015
13
FIT UND GESUND
DURCH DIE KALTE
JAHRESZEIT
Der Winter steht vor der Tür.
Während wir Menschen
unsere Wohnungen nun
wohlig warm heizen und es
uns vor dem Kamin gemütlich
machen, müssen unsere Pferde
vermeintlich in der Kälte
ausharren. Doch können
ihnen Minusgrade tatsächlich
so viel anhaben? Wie können
wir unsere vierbeinigen
Lieblinge bestmöglich in der
kalten Jahreszeit unterstützen?
14
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Z
u Anfang eine beruhigende
Nachricht: Unsere Pferde sind
evolutionär bedingt an kühle
Temperaturen deutlich besser
angepasst als an Hitze. Im
Gegensatz zum Menschen, dessen Wohlfühltemperatur bei etwa 15 bis 20 Grad
Celsius liegt, fühlen Pferde sich bei fünf bis
zehn Grad pudelwohl. Bei geringeren Temperaturen wird der Pferdekörper zwar
auch beansprucht, jedoch deutlich weniger, als es bei Menschen der Fall ist. Jahrtausende lang waren die Vorfahren unserer heutigen Hauspferde schliesslich in
den asiatischen, kalten Steppen der Mongolei, Kasachstans und Sibiriens unterwegs. Diese Wurzeln sind auch im heutigen Hochleistungssportler Pferd bei aller
züchterischen Einflussnahme noch vorhanden.
Foto: zVg.
EINGRIFFE DES MENSCHEN
Der Mensch greift heute jedoch deutlich in
die Natur des Pferdes ein. So machen beispielsweise gegenwärtige Haltungsformen
im Winter häufig die Unterstützung des
Immunsystems des Pferdes notwendig.
Optimal ist für Pferde auch im Winter
die Robusthaltung im Offenstall, welche
auch Warm- und Vollblutpferden keinen
Schaden zufügt, sondern im Gegenteil ihr
Immunsystem stärkt. Bei Sportpferden
oder in Reitbetrieben ist eine solche Haltungsform jedoch meist nicht praktikabel.
Dennoch ist es immens wichtig, dass jedes
Pferd auch im Winter täglich auf der Weide oder im Paddock toben darf. Dies stärkt
die Abwehrkräfte und das Allgemeinwohl
des Tieres. Zudem aktiviert das Sonnenlicht im Körper die D-Vitamine, welche für
den Kalzium-Phosphor-Stoffwechsel und
damit die Knochenbildung essentiell sind.
Licht, Luft und Laufen – das sind drei
wichtige Faktoren, welche die Lebensfreude des Pferdes erhalten. Alle drei sind bei
Aktivitäten auf der winterlichen Weide
oder einem Ausritt durch den Winterwald
gegeben. Jedoch sollte man auch im Stall
darauf achten, dass im Winter so viel Licht
wie möglich von aussen einströmt und der
Stall immer gut durchlüftet ist, allerdings
sollte keine Zugluft entstehen.
FELLWECHSEL UND SCHEREN
ALS STRESSFAKTOREN
Bereits im Frühherbst setzt der Fellwechsel ein. Während das bekannte «TeddyFell» mal mehr, mal weniger zu spriessen
beginnt, wird das Immunsystem des Pferdes in hohem Masse beansprucht. Sowohl
Physis als auch Psyche des Pferdes sind in
dieser Zeit Belastungen ausgesetzt. Mattheit und Unlust zur Arbeit sind häufige
Folgen. Die Zufütterung von natürlichen
Vitaminen und Mineralstoffen kann das
Pferd in diesem Prozess unterstützen. Die
Equi-Strath® Kräuterhefe ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen und
dient dadurch als wertvolle Unterstützung, welche die Gefahr verringert, dass
das Pferd während der körperlichen Umstellung anfällig für herbsttypische Erkrankungen wird.
Sportpferde werden vor Beginn der Hallensaison meist komplett oder teilweise
geschoren. Die Devise jedes Reiters sollte
hierbei lauten: So wenig wie möglich.
Denn das Winterfell ist fürs Pferd Schutz
gegen niedrige Temperaturen und Isolator
gegen Regen, Nässe und Wind. Da sich die
Haare des Fells aufstellen lassen, isolieren
sie durch den Aufbau eines Luftpolsters
den kompletten Pferdekörper.
Vermehrte Talgproduktion im Winterfell sorgt dafür, dass Regenwasser abperlt.
Auch Schweiss wird auf diese Art und Weise rasch vom Pferd wegtransportiert. In
der freien Natur hätte das Pferd deshalb
überhaupt kein Problem damit, im Winter
auch durch den Schnee zu sprinten. Dass
Pferde heute oft übermässig schwitzen, ist
erst unseren warmen Reithallen und anderen Innenbereichen zuzuschreiben. Vielfach reicht es jedoch, das Pferd an bestimmten Stellen, wie Hals und Brust, zu
scheren und andere, wie die Sattellage,
auszusparen.
NATÜRLICHE ZUFÜTTERUNG
ALS UNTERSTÜTZUNG
Die Kräuterhefe der Bio-Strath AG ist seit
über 50 Jahren bewährtes Mittel zur Stärkung des Immunsystems und Steigerung
der allgemeinen Vitalität. Das Produkt
wird durch ein ausgeklügeltes Verfahren
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
hergestellt. Dabei werden Hefezellen mit
ausgewählten Kräuterextrakten «gefüttert» und anschliessend durch Plasmolyse
für die Aufnahme der Inhaltsstoffe durch
den Organismus vorbereitet.
Top-Reiter bescheinigen der EquiStrath®-Kräuterhefe eine sehr gute Verträglichkeit. Positiv sehen die Sportler die
natürliche Steigerung der Leistungsfähigkeit durch die unterstützende Wirkung
der Equi-Strath®-Kräuterhefe. Wichtig bei
Sportpferden: Auch auf die Psyche können
die Inhaltsstoffe eine positive Wirkung
haben, jedoch sind sie frei von Substanzen, welche sich auf der Medikationsliste
der FEI befinden. Des Weiteren ist anzumerken, dass das Equi-Strath® – im Gegensatz zu vielen anderen Präparaten zur
Beifütterung – frei von synthetischen
Substanzen und Konservierungsstoffen
ist. Enthalten sind im Produkt elf Vitamine, 19 Mineralsalze/Spurenelemente, 20
Aminosäuren und elf weitere wichtige
Aufbaustoffe.
KRÄUTER UND CO.
IN DER WINTERFÜTTERUNG
Beachten sollte jeder Reiter bei der Fütterung seines Pferdes im Winter, dass er
vermehrt auf Obst, Gemüse und Kräuter
setzt. Der Vitaminhaushalt des Körpers
wird in der kalten Jahreszeit wie bei allen
Lebewesen stärker beansprucht. Zwar ist
die Basis jeder Fütterung nach wie vor ein
hoher Anteil Raufutter, daneben sind Saftfutteranteile wie Äpfel, Möhren, Bananen
und ruhig auch mal «Exoten» wie Salate
jedoch essentiell.
Kräuter wie Salbei, Thymian, Spitzwegerich, Kamille, Minze oder Isländisch
Moos haben vielfach positiven Einfluss auf
die Gesundheit des Pferdes. Speziell bei
Erkrankungen der Atemwege können sie
Linderung verschaffen. Leichte Erkrankungen können häufig ausschliesslich mit
natürlichen Heilmitteln geheilt werden.
Die Equi-Strath®-Kräuterhefe leistet mit
ihrer ausgewogenen Mischung ihren Anteil daran, dass das Pferd gut und gesund
durch die kalte Jahreszeit kommt. Bei
Atemwegs-Problemen ist zudem EquiStrath® Thymian zur Unterstützung der
Bronchial- und Atemfunktion empfehlensAL E X A N D R A K O C H
wert.
Alexandra Koch arbeitet als freiberufliche Fachjournalistin für Pferde und Reitsport. Sie lebt in
Deutschland und ist dort sowie in der Schweiz
und Österreich für mehr als 30 unterschiedliche
Publikationen tätig. Neben den Pferden ist das
Reisen ihre grosse Leidenschaft.
15
NEUHEITEN
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Silvia Iklé – Ein Leben für Pferde
«Alles Pferde, oder was?»
Die Schweizerin Silvia Iklé gehört zu den renommiertesten Dressurausbildern der Gegenwart.
Das 100 Seiten starke Werk «Alles Pferde, oder
was? Silvia Iklé – ein Leben für Pferde» vermittelt
nicht nur einen eindrucksvollen, authentischen Einblick in die Lebensgeschichte einer WeltklasseDressurreiterin, sondern enthält gerade auch für
die jüngere, oft sehr ehrgeizige Sportler-Generation eine wertvolle Botschaft: Man kann es im
Spitzensport sehr weit bringen, ohne dafür «über
Leichen zu gehen», also ohne dabei seine Werte zu
verraten, den Respekt vor dem Pferd zu verlieren
oder dessen Gesundheit zu riskieren.
Der Schweizer Journalist und Autor Heinrich
Schaufelberger, ein guter Freund von Silvia Iklé,
zeichnet als profunder Kenner des Pferdesports
den spannenden Werdegang der Dressurreiterin
nach. Es beschreibt den Weg einer Ausnahme-Pferdesportlerin, die sich im Spitzensport etablieren
konnte, ohne dabei ihre Prinzipien zu verraten
oder das Wohl ihrer Pferde aufs Spiel zu setzen.
So verzichtete sie 2008 auf dem Höhepunkt ihrer
Unser Geschenktipp:
Die Stoffwechselstrategie
Globine und die
verschwundenen Pferde
Aus Island: Neues Buch
«Alte Zuchtlinien»
Ein Buch mit wichtigen Informationen und wertvollen Tipps für alle, die ihr Pferd besser verstehen
und dessen Gesundheit fördern wollen.
Es werden nicht nur die häufigsten Stoffwechselstörungen bei Pferden leicht verständlich beschrieben, auch die Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten werden erläutert. Die Autoren
beschreiben zudem Wissenswertes rund um die
Fütterung von Mineralien und Vitaminen, Kräutern
und Pilzen. Aber auch Blutbilder und deren Interpretation werden in diesem umfangreichen Nachschlagewerk thematisiert.
Globine ist ein keckes und aussergewöhnliches
Mädchen. Sie lebt in einem selbstgebauten Baumhaus in der Nähe einer kleinen Stadt. Dort ist die
Aufregung gross, als eines Tages plötzlich wertvolle
Pferde aus Herrn Grobs Stall gestohlen werden. Er
beschuldigt Globine, die Diebin zu sein. Diese will
nun herausfinden, wer da wirklich sein Unwesen
treibt und kommt den wahren Tätern schliesslich
auf die Spur. Die Überraschung ist gross! Dank
Globine wendet sich dann am Ende aber alles
zum Guten.
In Island war das Pferd lange fast das einzige
Verkehrsmittel. Bei der Linienzucht – heute Vergangenheit – wurde durch gezielte Inzucht und
Selektion versucht, erwünschte Merkmale «erbfest» zu machen. Hier werden die «großen» Linien
Svaðastaðir, Hornafjörður, Hindisvík, Sauðárkrókur,
Kirkjubær und Kolkuós vorgestellt, ergänzt um Hintergrundkapitel über das Zusammenspiel von Menschen und Pferden in Island. Die Autorin Caroline
Kerstin Mende (Karólína) lebt mit Hund, Pferden
und Schafen in Nordisland.
1. Auflage 2015
Globi Verlag, Zürich
170 x 240 mm, 64 Seiten, durchgehend 4-farbig
ISBN 978-3-85703-040-6
CHF 21.50
www.verlag-alpha-umi.de
ISBN 978-3-9817239-3-9
EUR 12.90 + EUR 4.50
Versand in die Schweiz, Rabatt ab 5 Stück.
Das Konzept für gesunde Pferde
von Marion Schwaller-Barina und
Dr. med. vet. Evi Koeppl
2. Auflage 2015
MaroVerlag, D-86154 Augsburg
150 x 214 mm, 160 Seiten,
inkl. kleiner Kräuterkunde
ISBN 978-3-87512-511-5
Ca. CHF 28.90
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PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Karriere auf die Teilnahme an den Olympischen
Reiterspielen in Hongkong, weil sie ihrem Pferd
Salieri CH die Reisestrapazen sowie die extremen
klimatischen Verhältnisse nicht zumuten wollte.
Salieri CH, dem begnadeten schwarzen Tänzer,
kommt in dem Buch eine besondere Bedeutung
zu – und der Leser erfährt von der schicksalhaften
Begegnung zwischen Silvia Iklé und dem 3-jährigen
Wallach im Jahre 1997.
1. Auflage 2015
Appenzeller Verlag, CH-9103 Schwellbrunn
170 x 240 mm, 100 Seiten, über 40 Fotos
ISBN: 978-3-85882-718-0
CHF 29.–
Fotos: zVg.
B U C H E M P F E H L U N G E N V O N PA S S I O N
Es grenzt an ein Wunder, wenn
Pferde, die sich seit Jahren nicht
mehr in einen Hänger führen liessen,
nach wenigen Minuten willig hinter
Andrea Kutsch in eben diesen gehen. Und dies scheinbar ohne grosse Gesten, schon gar nicht mit Gewalt. Das «Wunder», das hier wirkt,
ist die richtige Kommunikation mit
dem Pferd. Andrea Kutsch hat von
ihrem Mentor und Lehrmeister Monty Roberts in einer über sechsjährigen Lehrzeit die Sprache der Pferde
erlernt. Mit dieser Körpersprache,
die mit feinsten Signalen arbeitet,
kommuniziert sie mit den Pferden.
Inhalt: Grundlagen der Pferdepsychologie; Pferdesprache für Ein- und
Umsteiger; Join Up und Follow up;
Training bei Verladeproblemen,
Scheuen, Buckeln, Ausschlagen;
Geschichten von Menschen und
ihren Pferden.
Lernen Sie sich intuitiv mit Ihrem
Pferd zu verständigen, dessen Bedürfnisse besser zu verstehen und
gezielt auf diese einzugehen. Die
Autorin Nanda van Gestel – van der
Schel erklärt Ihnen wie auch Sie auf
einer anderen Ebene mit Ihrem
Pferd kommunizieren können und
lädt Sie ein, sie auf ihre Reise zu
einer tiefen Verbundenheit zwischen
Mensch und Pferd zu folgen.
Muss der Reiter wirklich immer
«dominant» gegenüber dem
Pferd sein? Brauchen wir
Dominanztraining?
Die Verhaltensbiologin Marlitt
Wendt entzaubert in diesem Buch
den verbreiteten Irrglauben an die
Dominanztheorie und präsentiert
das wissenschaftlich fundierte
Freundschaftskonzept als pferdegerechte Alternative.
Nicht nur Menschen, auch immer
mehr Pferde leiden unter Stress –
aus den verschiedensten Gründen.
Dieses Buch informiert über die
wichtigsten Ursachen für Stress bei
Pferden, welche Auswirkungen dies
auf Psyche und Körper hat und wie
der Pferdehalter den Weg aus der
Stressfalle für sein Pferd finden
kann.
Andrea Kutsch
Die Pferdeflüsterin
ISBN 9783861276203
CHF 14.90
Nanda van Gestel-van der Schel
Die Lebensenergie der Pferde
ISBN 9783840410529
CHF 35.50
Marlitt Wendt
Vertrauen statt Dominanz
ISBN 9783840410024
CHF 35.50
Van Damsen/Schmidt
Wege aus der Stressfalle
ISBN 9783861275633
CHF 16.50
Ein gewisses Mass an Disziplin und
Gehorsam sollte in jeder reiterlichen
Situation selbstverständlich sein, um
die Sicherheit des Reiters und den
unfallfreien Umgang mit dem Pferd
zu gewährleisten. Dieses Buch ist
nicht nur ein Leitfaden für sicherheitsbewusste Reiter, sondern auch
ein Ratgeber mit vielen Übungen
und Hintergrundwissen.
Es zeigt, wie man Schritt für Schritt
ein Verlasspferd richtig ausbildet
und die Prüfung «Gelassenheit» erfolgreich absolviert: Die Ausrüstung;
die Arbeit an Hindernissen; die Hindernisse der Gelassenheitsprüfung
und deren Training; der Trainingsplan für zu Hause; Arbeit mit
unterschiedlichen Pferdetypen und
Problemfällen; Unfallsituationen
vermeiden; eigene Gelassenheit.
Jeder Reiter kennt angstbesetzte
oder zumindest mulmige Situationen. Manchmal erwächst daraus
eine tiefgreifende Furcht, etwa vor
dem Ausritt, dem Galopp, aber auch
vor dem Führen oder Verladen. Die
Autorin beschreibt anschaulich, wie
Ängste bei Mensch und Tier entstehen und gibt praxiserprobte, leicht
umzusetzende Tipps für einen
neuen, selbstbewussten Umgang
mit dem Partner Pferd.
Wie verhalte ich mich, wenn mein
Pferd scheut? Wie kann ich ihm in
Ausnahmesituationen Sicherheit geben? Karin Tillisch beschreibt, wie es
durch Vertrauensarbeit und AntiSchreck-Training gelingt, die Ängste
des Pferdes zu bewältigen. Das gilt
zum Beispiel für die Angst vor
Berührung und vor Gegenständen
ebenso wie für die Angst beim Reiten oder im Gelände. Für diese und
viele andere Situationen hält das
Buch wertvolle Tipps bereit und
zeigt Ihnen den Weg zu einem
gelassenen Pferd.
Renate Ettl
So bleibt ihr Pferd cool und
gelassen
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Wenn Pferde Angst haben
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ARENA
PFERDE BEDEUTEN FÜR MICH LEBEN
Kenzie Dysli hat ihre ganz persönliche Art des Reitens und des Natural Horsemanship entwickelt und ihre
wichtigsten Prinzipien im täglichen Umgang mit Pferden sind Vertrauen und Freundschaft, feine Kommunikation und Fairness. Mit ihren Pferden tritt sie im Showring von Pferdemessen auf und begeistert
mit Kursen über Freiheitsdressur und Zirzensik. Kenzie Dysli lebt in Andalusien auf der Hacienda Buena
PASSION: Du gibst Kurse in Natural
Horsemanship und Freiheitsdressur.
Welche Werte möchtest du den Kursteilnehmern vermitteln, was sollen sie in
erster Hand von dir lernen?
KENZIE DYSLI: In erster Linie sollen sie
lernen, mehr auf ihr Herz zu hören, sich
in das Pferd hineinfühlen, verstehen warum und wieso Pferde so oder so reagieren.
Es ist wichtig, auf die Pferde zu hören und
sie zu «lesen». Daraus lernen die Kursteilnehmer, wie sie mit den Pferden kommunizieren können. So in etwa würde ich das
zusammenfassen.
20
Was fasziniert dich an der Arbeit mit
Pferden und wo liegen deine ganz
persönlichen Glücksmomente beim
Umgang oder dem Reiten von Pferden?
Mich beeindruckt an diesen wunderbaren
Tieren einiges, aber abgesehen davon sind
alle Pferde unterschiedlich. Ich finde jedes
Pferd hat auf seine eigene Art und Weise
einen gewissen Charme und etwas ganz
Spezielles an sich. Es gibt unglaublich
schöne Pferde, die mich fesseln oder die
geduldigen und sanftmütigen Pferde. Intelligente Tiere, aber auch die ziemlich
dickköpfigen oder sehr mutigen Pferde
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
begeistern mich. Alle diese vermögen
mich einzunehmen und zwar mit ihren
persönlichen
Charaktereigenschaften.
Aber im Generellen gesprochen fasziniert
mich an ihnen am meisten die Partnerschaft und die Verbindung die man gegenseitig aufbauen kann und zu beobachten,
wie sie sich in der Zusammenarbeit entwickeln. Das ist für mich das Beeindruckendste an den Pferden.
Du bist verwurzelt mit den Pferden
und der Kultur deines Heimatlandes
Andalusien, aber auch oft unterwegs an
Foto: Archiv Boiselle
Suerte, die von ihren Eltern Magda Bayer-Dysli und Jean-Claude Dysli aufgebaut wurde.
EQUITOUR
Ich trainiere meine Pferde
zwar alleine, aber ich
konzentriere mich
darauf, von überall was
mitzunehmen.
Seminaren oder Messen in ganz Europa.
Hast du einen Bezug zur Schweiz, gibst
du hier auch Kurse?
Natürlich habe ich einen Bezug zur
Schweiz, ich bin ja selbst halbe Schweizerin und habe auch einen Teil meiner Jugend dort verbracht. Ich liebe es, in der
Schweiz zu sein. Leider habe ich bis jetzt
noch keine Kurse dort gegeben, aber ich
möchte für das nächste Jahr unbedingt
einen Stall in der Schweiz finden, um Kurse zu geben.
Du reitest Doma Vaquera, Working
Equitation und bist auch im Westernsattel zu Hause. Hast du dennoch einen
Reitstil-Favoriten oder worin liegen
deiner Meinung nach die Vorzüge der
einzelnen Reitweisen?
Ich denke, mein eigener Reitstil ist mir am
liebsten und den konnte ich bisher noch
nicht so definieren, da es eine Mischung
aus Dressur, Westernreiten und der Doma
Vaquera/Spanischen Reitweise ist. Und das
am liebsten natürlich alles so frei wie möglich geritten. Ich habe das Glück gehabt,
dass ich mit allen drei Stils von klein auf
aufgewachsen bin und habe mir nach viel
Ausprobieren eine eigene Methode aus
dem Ganzen heraus angeeignet. Um das
Ganze so korrekt wie möglich in der Dressur zu reiten, die Pferde immer für die
richtige Bemuskelung gut zu trainieren
und das Ganze dann immer so fein, elegant und so frei wie möglich reiten zu
können.
Mit deinen zwei Pferden Atila und
James hast du im erfolgreichen Kinofilm
«Ostwind» und dessen Fortsetzung
mitgespielt. Gab es bei den Dreharbeiten ein prägendes Erlebnis und hast du
nun eine Schauspiel-Karriere vor dir?
Ich glaube, der ganze Film war für mich
ein prägendes Erlebnis. Wahnsinnig, was
man da alles machen kann und leisten
muss. Schauspiel-Erfahrung habe ich jetzt
auf jeden Fall, ein bisschen denke ich. Abgesehen von der kleinen Rolle, die ich im
zweiten Teil hatte, muss man ja auch als
Double einiges spielen um genauso zu wirken, wie die Figur, die man doubelt. Ich
würde auch sehr gerne diesbezüglich weitermachen, nur ist das trotz allem etwas
kompliziert, da richtig reinzukommen.
Aber wer weiss, was noch kommt.
Mit Cremello-Hengst «Sasou» hast du
wieder ein spezielles Jungpferd im Stall.
Bildest du deine Pferde alleine aus oder
holst du dir auch Tipps von anderen
Trainern?
Ich trainiere meine Pferde zwar alleine,
aber ich konzentriere mich darauf, von
überall was mitzunehmen. Wenn ich etwas höre oder sehe, was mir gut oder
plausibel erscheint, dann probiere ich das
gerne auch aus und entscheide dann, ob es
übernommen wird oder nicht. Ich finde,
man lernt nie aus im Leben und man sollte
gerade bei Tieren nie denken, dass man
schon alles weiss.
Mit zwei Fach-DVD, einem eigenen
Buch und regelmässigen Auftritten
an Shows und Pferdemessen hast du
bereits sehr viel erreicht. Was sind
deine Zukunftspläne und wo siehst
du dich in zehn Jahren?
Puh, das ist eine schwere Frage. Ich möchte mein Leben geniessen, ich möchte an
meiner Arbeit nie den Spass verlieren, ich
möchte mich nie von meinen Pferden
trennen, ich möchte davon leben können
und glücklich sein. Alles, was die Zukunft
noch so bringt und sich gut für mich anK AR IN R OH R E R
fühlt, werde ich machen.
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21
ARENA
WINTER
WAS UND WIE FÜTTERN?
D
ie Pferderation im Winter
unterscheidet sich nicht
gross von der Sommerration,
ausser, dass das saftige Gras
durch Pferdeheu oder andere
Raufutter ersetzt wird. Der Nährstoffbedarf des Pferdes wird, unter Berücksichtigung des Stallsystems und der Leistung,
entsprechend angepasst.
Die Höhe des Erhaltungsbedarfs ist abhängig vom Stallsystem. In einem Kalt-
22
oder Offenstall ist dieser Bedarf in den
kalten Wintermonaten höher (bis zu 30%
bei Minustemperaturen), als in einem geschlossenen Boxenstall. Das Pferd braucht
mehr Energie, um während der kalten
Winterzeit seine Körpertemperatur zu halten, dementsprechend höher muss die
Energiezufuhr sein.
Der Leistungsbedarf ist abhängig von
der Nutzung des Pferdes. In den Wintermonaten ist zu beachten, dass aufgrund
der Witterungsverhältnisse oft nicht dieselbe Leistung abgefragt werden kann und
dementsprechend der Leistungsbedarf tiefer ist. Zudem ist in den meisten Ställen der
Auslauf auf Koppeln und Weiden während
den Wintermonaten auf wenige Stunden
pro Tag eingeschränkt, wodurch der Leistungsbedarf zusätzlich reduziert wird.
Der Weidegang wird im Herbst kontinuierlich reduziert, zum einen, um die
Weiden vor grösseren Trittschäden zu bewahren und zum andern, weil die Qualität
des Herbstgrases für Pferde nicht ideal ist.
An sonnigen Spätsommer- und Herbsttagen ist der Fruktananteil im Weidegras
erhöht. Die Pflanzen produzieren mit dem
Sonnenlicht Zucker (Fruktane), den sie jedoch aufgrund der kalten Temperaturen
nachtsüber nicht für das Wachstum nutzen können. Diese sogenannten hochmolekularen Zucker passieren den Dünndarm des Pferdes praktisch unverdaut. Im
Dickdarm werden sie mikrobiell fermenPA S S I O N 4 / 2 0 1 5
tiert und es kann zu Verdauungsstörungen
und im schlimmsten Fall zu Koliken und
Hufrehe kommen (siehe Tabelle). Aus diesem Grund sollen Pferde im Herbst nicht
am frühen Morgen auf die Weide gebracht
werden. Zudem ist die Mikrobenpopulation im Verdauungstrakt des Pferdes einer
abrupten Futterumstellung nicht gewachsen. Die Umstellung von der Weide zur
alleinigen Stallfütterung muss deshalb unbedingt schrittweise durchgeführt werden.
RAUFUTTERQUALITÄT IST WICHTIG
Das Raufutter macht den grössten Teil der
Ration aus, weshalb die Qualität eine sehr
wichtige Rolle spielt. Die Heuqualität
kann je nach Erntezeitpunkt, Erntetechnik und Witterungsbedingungen stark
schwanken. Eine einwandfreie Qualität ist
mit allen Mitteln anzustreben. Im warmen
Sommer 2015 waren die Witterungsverhältnisse für die Pferdeheuproduktion optimal. Es kann mit qualitativ hochstehendem Dürrfutter für die Winterration
gerechnet werden.
ERGÄNZUNGSFUTTER
Mit dem Ergänzungsfutter wird der restliche (zusätzliche) Bedarf abgedeckt. Je nach
Gehalt im Raufutter, Umgebungstemperatur und Belastung des Pferdes kann im
Winter die Kraftfuttermenge variieren. In
der Regel sollten die einzelnen Kraftfutter-
Foto: zVg.
Der warme Sommer ist vorbei,
nun gilt es, die Pferde und die
Ration an die kalte Jahreszeit
anzupassen. Je weiter das Jahr
fortschreitet, desto durchnässter
sind die Weideböden. Um grössere Schäden zu vermeiden und
um die Ration schrittweise auf
den Winter abzustimmen, wird
der Weidegang auf wenige Stunden beschränkt und die Stallfütterung gewinnt an Wichtigkeit.
Verschiedene Punkte müssen
dabei beachtet werden.
Einfluss der Witterung
auf Fruktangehalt und Rehegefahr
Quelle: equivetinfo.de
Kaltes oder frostiges Wetter
und strahlender Sonnenschein
Sehr hohe Energieproduktion und
massive Speicherung von Fruktan,
da kein entsprechendes Wachstum
Sehr hohe
Rehegefahr
Kaltes Wetter oder Nachtfrost
Kein Wachstum, aber gesteigerte
Fruktanspeicherung
Rehegefahr
Warmes Wetter und
genügend Feuchtigkeit
Energieproduktion, aber Wachstum
und Abbau der Fruktanspeicher
Mittelmässige
Rehegefahr
Bedeckter Himel
und warmes Wetter
Wenig Energieproduktion,
aber Wachstum
Geringe
Rehegefahr
gaben 0,5 kg pro 100 kg Körpergewicht und
Mahlzeit nicht übersteigen. Das Kraftfutter
wird immer erst nach dem Raufutter verabreicht, damit der pH-Wert im Magen nicht
rasant absinkt. Öle (max. 500ml/Tag für
Hochleistungspferde) und Leinsamen als
Ergänzungsfutter wirken in der kalten Jahreszeit als zusätzliche Energielieferanten.
wird Mash mit der Abendfütterung verabreicht, damit sich die vollständige Wirkung entfalten kann.
erlässlich und wenn möglich das Temperieren des Wassers in Betracht zu ziehen.
MASH ALS WARME MAHLZEIT
IN DER KALTEN JAHRESZEIT
Mash ist ein leichtverdauliches Ergänzungsfuttermittel und eignet sich hervorragend während der kalten Winterzeit.
Mash besteht traditionellerweise aus
Leinsamen, Kleie, gequetschtem Hafer,
Kräutern und Salz. In warmem Wasser eingeweicht, werden die wertvollen Schleimstoffe freigesetzt. Diese Schleimstoffe können im Darm grössere Wassermengen
binden und weisen eine schützende Wirkung auf die Schleimhaut von Magen und
Darm auf.
Die im Mash enthaltende Kleie besteht
aus der äusseren Schicht des Getreidekorns und kann aufgrund seiner grossen
Oberfläche viel Feuchtigkeit aufnehmen.
Wird Mash mit Wasser übergossen, nimmt
die Kleie die Flüssigkeit auf und es entsteht
ein Brei, der von den Pferden sehr gerne
gefressen wird. Die vorwiegend eingesetzte Weizenkleie ist reich an Eiweiss, Phosphor und Ballaststoffen und wirkt darmregulierend.
Kräuter verleihen dem Mash einen angenehmen Geruch und unterstützen die
Atmung. Das im Mash enthaltene Salz hilft
den Bedarf an Natrium zu decken. Die
warme Mahlzeit wird idealerweise ein bis
zweimal pro Woche angeboten. Am besten
MINERALSTOFFE,
SPURENELEMENTE UND VITAMINE
Mineralstoffe und Vitamine sind neben
Eiweiss und Energie unerlässliche Bausteine für einen gut funktionierenden Stoffwechsel der Pferde. Vor allem über den
Fellwechsel steigt der Bedarf an Mineralstoffen an und die Gabe sollte während
dieser Zeit erhöht werden. Bei der traditionellen Heu/Haferration ist die KalziumVersorgung oft nicht ausreichend. Es
empfiehlt sich deshalb der Einsatz eines
Mineralsalzes mit einem hohem Ca:P-Verhältnis (z. B. 3:1). Auf eine ausreichende
Ergänzung mit Salz ist zusätzlich zu achten. Dies wird am besten über einen frei
verfügbaren Salzleckstein sichergestellt.
Im Winter kann es leicht zu Mangel an
fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K)
kommen. Diese müssen zusätzlich ergänzt
werden.
WASSER
Bei der gesamten Fütterung sollte die Wasserversorgung auf keinen Fall vergessen
werden. Im Winter besteht immer das Risiko, dass Wasserleitungen einfrieren und
die Pferde nicht mehr trinken können.
Zudem trinken Pferde nicht gerne eiskaltes Wasser und zusammen mit der eher
trockenen Ration können die Tiere leicht
dehydrieren. Auch nach einer grossen Leistung sollte auf keinen Fall eiskaltes Wasser
angeboten werden, Koliken sind oftmals
die Konsequenzen. Folglich ist die tägliche
Überprüfung der Wasserversorgung unPA S S I O N 4 / 2 0 1 5
FAZIT
Damit die Pferde optimal auf den Winter
vorbereitet sind, ist eine schrittweise Anpassung der Ration sehr wichtig. Durch
ein langsames Ersetzen des Weidegrases
durch Heu oder ein anderes Raufutter
kann verhindert werden, dass die Pferde
beim Wintereinbruch eine abrupte Futterumstellung in Kauf nehmen müssen. Die
Regulation der Kraftfuttermenge in der
Winterzeit darf nicht vergessen gehen, je
nach Haltungsform (Aussenstall, Innenboxe etc.) und Nutzung sind hier Anpassungen notwendig, damit die Pferde nicht
abmagern oder zu dick werden. Die Mineralisierung und Vitaminierung mit den
passenden Produkten hilft den Bedarf des
Pferdes zu decken, besonders auch während dem Fellwechsel. Wird jeder einzelne
Punkt berücksichtigt, sind die Pferde aus
Sicht der Fütterung optimal auf den WinH A N S H U BE R
ter vorbereitet.
Der Autor
Hans Huber,
HYPONA-Fütterungsspezialist Zentralschweiz
hypona.ch
23
Foto: Christiane Slawik
24
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Die Angst ist grundsätzlich etwas Gutes, denn sie warnt uns vor
Gefahren. Sie ist unsere eigentliche «Alarmanlage». Damit diese
nicht dauernd läuft und ausser Kontrolle gerät, gibt es verschiedene Trainingsmöglichkeiten und Techniken, sie in den Griff zu be-
kommen. In unserem Spezialteil kommen verschiedene Autoren
zu Wort. Sie beleuchten die unterschiedlichen Facetten der Angst
bei Mensch und Pferd. Zudem geben sie viele praktische Tipps und
Tricks, damit die negativen Emotionen nicht überborden.
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
25
SIND PFERDE TATSÄCHLICH «DEPRESSIV»?
Fotos: zVg.
Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Phasen
scheinbar unerklärbarer Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit –
dies sind nur einige Anzeichen
für eine Depression, eine psychische Störung, die in unserer
schnellebigen und erfolgsorientierten Gesellschaft scheinbar
immer häufiger anzutreffen ist.
26
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
I
n der Humanmedizin ist dieser Zustand schon lange bekannt und obwohl die Forschung auf diesem Gebiet noch in den Kinderschuhen
steckt, arbeiten Forscher verschiedenster Fachrichtungen mit Hochdruck
daran, Ursachen, Symptome, unterschiedliche Formen und Auswirkungen näher zu
untersuchen und zu differenzieren. Doch
können eigentlich auch Pferde depressiv
sein? Eine französische Studie gibt erste
Antworten und regt zum Nachdenken an.
Aufmerksamen Tierfreunden ist die gedrückte und im wahrsten Sinne des Wortes «deprimierende» Stimmung in vielen
Reitställen auch in der Vergangenheit
nicht entgangen. Und obwohl unter Reitern und Pferdeleuten langsam ein Umdenken stattfindet, trifft man auch heute
noch vielerorts auf Pferde, die antriebslos
und gelangweilt in ihren Boxen darauf
warten, unter einem der täglich wechselnden Reitschüler in der Halle ihre Runden
zu drehen. Dabei sind diese Symptome
nicht etwa nur auf Schulpferde beschränkt
– gute Beobachter können auch andernorts auf Pferde treffen, die kaum oder kein
Interesse an ihrer Umgebung zeigen und
«irgendwie bedrückt» wirken. Doch sind
diese Pferde tatsächlich «depressiv»? Ein
Problem, das sich sowohl in der Humanals auch in der Veterinärmedizin findet,
liegt in einer genauen Abgrenzung der
Krankheit: Die Krankheitsbilder und Verlaufsformen sind sehr vielschichtig und so
fällt es oft schwer, Symptome und Ursachen genau zu bestimmen und eine Heilung einzuleiten.
EQUINE DEPRESSION: SYMPTOME
Wie schon angesprochen, sind auch die
Symptome bei einer Depression sehr vielfältig, doch bestimmte Verhaltensauffälligkeiten können durchaus als Vorstufe,
depressive Verstimmung oder als ausgewachsene Depression identifiziert werPA S S I O N 4 / 2 0 1 5
den. Die Symptome, die betroffene Pferde
dabei aufweisen, ähneln denen von depressiven Menschen dabei in einem erstaunlichen Ausmass: introvertiertes Verhalten, wenig Interesse an der Umgebung
oder Aussenreizen, vermindertes Ausdrucksverhalten und Mimik – all diese
Anzeichen können auch bei Pferden auf
einen depressionsähnlichen Zustand hindeuten. Genau dieses Verhalten war es, das
die Neugier der französischen Verhaltensforscherin Dr. Carole Fureix weckte: «Während der Forschung zu meiner Doktorarbeit an der Universität von Rennes
untersuchte ich Tierschutzindikatoren bei
Pferden und dabei stiessen wir bei einigen
Pferden auf diese atypische Körperhaltung. Dies machte mich neugierig, da ich
auch in der Forschungsliteratur nichts zu
diesem Thema finden konnte. Diese Rückzugshaltung ähnelte den Anzeichen
menschlicher Depression und so entstand
die These, dass diese Pferde unter einem
27
Die erfassten Daten weisen
darauf hin, dass diese in sich
zurückgezogenen Pferde sich
in einem depressionsartigen
Zustand befinden.
depressionsartigen Zustand litten. Diese
Hypothese haben wir dann auch in Kanada
weiterverfolgt, als wir Pferde auf Anhedonie – die Unfähigkeit, Freude oder Lust zu
empfinden und eines der Kernsymptome
einer klinischen Depression bei Menschen
– untersuchten.» Aus diesen Beobachtungen ging letztendlich eine Pionierarbeit
hervor, in deren Rahmen sich Fureix und
ihre Kollegen weiter mit den Symptomen
dieser Pferde auseinandersetzten und Vergleiche zu menschlichen Verhaltensweisen zogen.
Im Rahmen der Studie wurden im Jahre
2012 an drei verschiedenen Reitschulen 59
Schulpferde untersucht. Auffällig waren
dabei Zeitspannen völliger Immobilität,
während einige der Pferde in eine auffällige Haltung verfielen. Diese in sich zurückgezogene Haltung, so Fureix, ist gekennzeichnet durch einen starren Blick,
keinem Ohrenspiel, keine Kopfbewegungen und einem ausgestrecktem Hals auf
Widerristhöhe. Diese Haltung unterscheidet sich gravierend von der einfachen Ruhehaltung eines Pferdes. Fureix ergänzt:
«Selbst ausserhalb dieser Zeitspannen, in
denen die Pferde diese Körperhaltung einnahmen, legten die betroffenen Pferde im
Vergleich zu anderen Pferden, die im selben Stall und unter den gleichen Umständen lebten, bei denen diese atypische Körperhaltung aber nie beobachtet werden
konnte, eine reduzierte Reaktionsbereitschaft an den Tag. Sie reagierten kaum auf
Aussenreize und schienen insgesamt weniger Freude oder Lust zu empfinden – dies
haben wir in der zweiten Studie, anhand
der Aufnahme von Saccharose, gemessen.»
28
Diese Symptome unterschieden sich
von anderen psychischen Problemen wie
zum Beispiel Stress. Stress ist dabei lediglich ein Oberbegriff für eine Vielzahl von
Problematiken, die das psychische Wohlergehen unserer Pferde angreifen. So können Pferde zum Beispiel aufgrund von
mangelnden Sozialkontakten, «Konflikten» mit Menschen oder Schmerzen gestresst sein. Diese Faktoren können, bei
einigen Pferden, zu depressiven Verstimmungen führen, während andere Pferde
zum Beispiel in Aggressionen oder andere
Verhaltensauffälligkeiten verfallen. Die
wichtigsten Ergebnisse der Studien fasst
Fureix folgendermassen zusammen: «Die
erfassten Daten weisen darauf hin, dass
diese in sich zurückgezogenen Pferde sich
in einem depressionsartigen Zustand befinden, wobei noch weitere Forschung nötig ist, um weitere Symptome und Ähnlichkeiten zu menschlichen Depressionen
zu etablieren. Auch wenn wir zum jetzigen
Zeitpunkt noch nicht zweifelsfrei sagen
können, dass das Verhalten dieser Pferde
dem Verhalten von Menschen mit Depressionen völlig entspricht, scheinen die Symptome nicht auf einen wünschenswerten
Zustand hinzudeuten. Ich würde Pferdehaltern sagen, dass diese Pferde wahrscheinlich nicht glücklich sind und dass
wohl etwas falsch läuft.»
URSACHEN UND BEHANDLUNG
Neben medizinischen Gründen für depressionsartiges Verhalten liegen die Hauptursachen wahrscheinlich, wie so oft, in der
Haltung und im Umgang begründet. Während die positiven Auswirkungen artgePA S S I O N 4 / 2 0 1 5
rechter Pferdehaltung auf die körperliche
Gesundheit eines Pferdes heute durchaus
bekannt sind, bleiben auch heute noch
psychische Auswirkungen der Domestizierung unserer Vierbeiner oftmals
unberücksichtigt. Rein wissenschaftlich
betrachtet rühren die Ursachen einer Depression von einem Ungleichgewicht chemischer Botenstoffe im Gehirn her. Die
Ursache für dieses Ungleichgewicht liegt
jedoch wahrscheinlich, neben genetischen Dispositionen, vor allem in äusseren
Faktoren begründet.
So ist heute in der Humanmedizin bekannt, dass anhaltender Stress negative
Auswirkungen auf körperliche Abläufe,
haben kann – diese Abläufe betreffen im
weiten Sinne auch das Gehirn und die
chemischen Vorgänge. Dieser dauerhafte
Stress kann beim Pferd zum Beispiel durch
Haltungsdefizite, wie zum Beispiel zu wenig Auslauf, Beschäftigung, Sozialkontakte begründet sein, er kann seine Ursachen
aber auch in hohem Trainingsdruck oder
falschen Trainingsweisen haben. Wie wir
Menschen, können auch Pferde unter
Stress – «beruflicher oder privater» Natur
– zu Verhaltensauffälligkeiten neigen. Das
emotionale und seelische Gleichgewicht
kann durch zu hohen Erwartungsdruck
oder durch ungenügenden Ausgleich empfindlich gestört werden. Fehlt die positive
Verstärkung zum Beispiel im Training,
kann dies dazu führen, dass Pferde entweder «trotzig» oder «bockig» werden oder
sich in sich selbst zurückziehen, um den
Aussenreizen zu entgehen. Die konventionelle Boxenhaltung schränkt das Pferd zudem sehr in seinem persönlichen Hand-
lungsspielraum ein – wie im Gefängnis
wird das Leben dabei fremdbestimmt und
persönliche Vorlieben oder Abneigungen
kaum berücksichtigt. Auch ohne die unangenehme Erfahrung, einmal selbst eingesperrt gewesen zu sein, sollte jeder von
uns in der Lage sein, sich vorstellen zu
können, wie stressig und deprimierend
eine solche Situation auf Dauer werden
kann. Auch dauerhafte Schmerzen sowie
falsche Fütterung können zu «Dauerstress»
und damit bei empfindlichen Pferden
wahrscheinlich zu depressiven Erkrankungen führen.
Um depressive Pferde zu behandeln,
muss zunächst einmal die Ursache für die
Depression gefunden und beseitigt werden. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit
mit dem Tierarzt seines Vertrauens unerlässlich, um körperliche Ursachen auszuschliessen. Prof. Dr. Marc Vandevelde,
emiritierter Leiter der Abteilung klinische
Neurologie des Departments für klinische
Veterinärmedizin der Vetsuisse-Fakultät
an der Universität Bern: «Im neurologischen Sinne verstehen wir unter ‹Depres-
sion› ein reduziertes Bewusstsein mit
herabgesetzter Reaktionsfähigkeit, Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit etc. Im Prinzip können zum Beispiel Läsionen des
Grosshirns solche Symptome auslösen,
zum Beispiel Hirnentzündung nach einer
Bornavirusinfektion. Wie Pferde sich anstecken, ist nicht bekannt. Neben ‹Depression› können auch Krampfanfälle und
Zwangsbewegungen auftreten.»
Können körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, sollten die Lebensumstände des Pferdes genauer unter die Lupe
genommen werden. Eine Optimierung der
Haltungsbedingungen zum Beispiel durch
Offenstallhaltung und die Ermöglichung
eines pferdegerechten Lebens im Herdenverband bilden die Grundlage einer erfolgreichen Behandlung. Weitere Schritte
liegen zum Beispiel in der Fütterungsoptimierung und weitergehend in einer Behandlung durch Kräuter oder anderen
Futterbeigaben. Dabei sollte man betroffenen Pferden vor allem eins geben: Zeit.
Eine hohe Erwartungshaltung bedeutet
lediglich einen weiteren Stressfaktor. Posi-
tive Verstärkungen und respektierte Rückzugsorte können den Stress für Pferde reduzieren und ihnen – Schritt für Schritt
– die Freude am Leben zurückgeben.
EIN LANGER WEG
Depressionsartiges Verhalten bei Pferden
sollte unbedingt ernstgenommen werden.
Es gilt in der – hoffentlich nicht allzu fernen Zukunft – viele weitere wichtige Fragen zu diesem Thema zu klären, zum
Beispiel: Welche Rolle spielen genetische
Faktoren? Sind bestimmte Rassen oder Linien stärker betroffen als andere? Welchen Einfluss können Haltung, Zucht und
Training auf die Ausbildung dieses Krankheitsbildes nehmen? Damit liegt es zunächst in den Händen der Forschung, das
Leben vieler Pferde lebenswerter zu gestalten und Halter zu sensibilisieren. Egal
ob im professionellen Sport, im Schulbetrieb oder in der Freizeitreiterei – das
Glück unserer Pferde sollte doch für jeden
an erster Stelle stehen.
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PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
29
Fotos: Christiane Slawik
WENN PFERDE
ANGST HABEN
30
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Erst rennen und dann denken.
Das allen bestens bekannte
Verhalten in gefährlichen
Situationen unserer Pferde.
Was geht bei Angst in Pferden vor?
D
durch unsachgemässes Training) bis hin ZghiZ^cbVakdc^]blZ\WZlZ\Zc!lZcc
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schen diesen Grundformen der Angst l^ZlZ^iY^Z9^hiVcoojbDW_Z`i\Z]VaiZc
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unterscheiden:
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Zum Ende dieses Training sollte man
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oft beim Menschen genau das Angst- und
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HigZhhegd\gVbbVjh!YVh^]cYVojol^c\i!
tionen Angst hat und diese auf das Pferd bZ]g6cheVccjc\jcYH`Zeh^h\Z\Zc“WZg
sich am Pferd festzuklammern. Gleichzei“WZgig~\i#
YZb6c\hi\Z\ZchiVcYVW\ZWVjil^gY#
tig geht die Puls- und Atemfrequenz hoch.
B^iYZb7Z^he^ZaYZh»;jhhWVaahe^ZaZch
AZ^YZgh^\cVa^h^ZgiYZgBZchX]Vah=ZgYZc- WEGE AUS DER ANGST
b^iE[ZgYZc¼a~hhih^X]Y^ZhZBZi]dYZWZX]Z[YVccYZbE[ZgYb^i\ZcVjY^ZhZgGZ- LZghZ^cZbE[ZgY\Zl^hhZtc\hiZcZ]bZc sonders gut erklären:
V`i^dc!YVhhl^g`a^X];ajX]iVc\ZhV\i^hi# l^aa!YZbhiZ]ZcbZ^hiolZ^LZ\ZojgKZg- ™ Ojc~X]hi l^gY Z^c 7Vaa Z^c[VX] kdc
B^iYZbGZhjaiVi!YVhhYVhE[ZgYhZ^c=Z^a [“\jc\/
Z^cZb=Za[ZgkdgYZbE[ZgY]Zg\Zgdaai!
^b»9jgX]\Z]Zc¼hjX]i#
l~]gZcYYZgE[ZgYZWZh^ioZgZhVc^b^Zgi
Aktive Angstbewältigung: Mit dieser Medem neuen Gegenstand zu folgen.
DIE ARTEN DER ANGST
i]dYZaZgciYVhE[ZgY!jciZg6caZ^ijc\jcY ™ 9Vcc l^gY YZg 6WhiVcY ol^hX]Zc 7Vaa
Die oben beschriebene Angst ist eine situ- b^i=^a[ZYZhBZchX]Zc!h^X]YZg6c\hioj
jcYE[ZgY^bbZglZ^iZgkZgg^c\Zgi#
Vi^dchWZod\ZcZ »cdgbVaZ 6c\hi¼! Y^Z WZ^ stellen – oft ist es ein Gegenstand – und zu ™ 9VhE[ZgYl^gYVc^b^Zgi!YZc7Vaab^i
_ZYZb E[ZgY Z^cbVa kdg`dbbZc `Vcc! WZ\gZ^[Zc!YVhhY^ZhZgc^X]il^g`a^X]ZilVh
YZgCVhZdYZgYZc7Z^cZcojWZg“]gZc
lZcch^X]ZilVhVWgjei^chZ^cZbJb[ZaY Schlimmes darstellt.
jcYl^gYYV[“g\ZadWi#
~cYZgijcYYVb^ihZ^cZc;ajX]igZÓZmVjh:^c=Za[ZgWZlZ\ih^X]b^iYZb<Z\Zc- ™ 9Zg6WhiVcYl^gY`aZ^cZgjcY`aZ^cZg!
aŽhi#9^ZhZh6c\hi\Z[“]a\VWY^ZCVijgYZb hiVcY kdb E[ZgY lZ\! \aZ^X]oZ^i^\ [da\i
hdYVhh YVh E[ZgY YVcc jcY lVcc b^i
E[ZgYb^iVj[YZcLZ\!jbZhVjh\Z[~]g- man mit dem Pferd dem gefährlichen
YZcKdgYZgWZ^cZcYZc7VaaWZg“]gijcY
lichen Situationen herauszuhalten und 9^c\#Hd`VccZ^cZ»Jbegd\gVbb^Zgjc\¼
dadurch selbst nach vorne kickt.
YVh;dgiWZhiZ]ZcYZg6gioj\Zl~]gaZ^hiZc# hiViiÒcYZc#>cYZg[gZ^ZcL^aYWV]cl“gYZ ™ KZgWjcYZcb^iYZbHi^bb`dbbVcYd
Ein Pferd entscheidet sich in einer Angst- ZilVh<Z[~]ga^X]Zhc^X]ikdbE[ZgYlZ\»@>8@¼^bg^X]i^\ZcBdbZcil^gYYVcc
h^ijVi^dc^c[Vhi.%VaaZg;~aaZojg;ajX]i# gZccZc!hdcYZgcY^gZ`iVj[Y^ZhZhoj#:g\d
Vjh Z^cZg V`i^kZc 6c\hiWZl~ai^\jc\
9^ZgZhia^X]Zc&%iZ^aZch^X]Vj[ol^hX]Zc »\aVjWi¼YVhE[ZgYcjc!lZccYZg\Z[~]gW^ccZc`“goZhiZgOZ^iZ^cidaaZgH]dl>
hid^hX]Zb:gigV\ZcZgaZgciZ=^aÓdh^\`Z^i a^X]ZHX]^gb!Y^Z;V]cZdYZgYZg7Vaah^X]
ig^X`
ie Angstreaktionen und -Anzeichen sind beim Pferd denen des
Menschen gar nicht so unähnlich:
9Zg=ZgohX]aV\l^gYhX]cZaaZg#
9^Z6ibjc\l^gYhX]cZaaZgjcYÓVX]Zg#
9^Z Bjh`Zac heVccZc h^X]! jb Vj[
eine Maximalanstrengung vorbereitet
zu sein (das äussert sich manchmal in
einem regelrechten Erstarren der Pferde).
:hl^gYZ^c»GZÓZm]“e[Zg¼\ZbVX]i!jb
YVccY^ZGZV`i^dcYZh=ZgYZcX]Z[hVWojlVgiZc!dWl^g`a^X];ajX]iVc\ZhV\i
ist.
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
31
PASSIVE ANGSTBEWÄLTIGUNG
Bei der passiven Angstbewältigung ist der
Mensch der Agierende, der das Pferd mit
dem Gegenstand konfrontiert. Hierbei
sollte man nach dem Motto handeln:
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™ KdbAVc\hVbZcojbHX]cZaaZc
™ KdbAZ^X]iZcojbHX]lZgZc
™ KdbCV]Zbojb;ZgcZc
:^cZ ÓViiZgcYZc ;V]cZ Vah 7Z^he^Za
`dbeaZiiVj[gdaaZcjcYb^iYZbHiVWYZb
E[ZgYYZcG“X`Zc`gVioZc#HdkZgW^cYZiZh
YVhJcVc\ZcZ]bZÄY^Z;V]cZÄb^iYZb
Vc\ZcZ]bZcÄG“X`Zc`gVioZc#B^i_ZYZg
@gVioWZlZ\jc\l^gYY^Z;V]cZYVccaZ^X]i
32
Vj[\ZYgZ]ijcYY^ZhZHi“X`[“gHi“X`ojg
\VcoZc <gŽhhZ \ZŽ[[cZi# Ol^hX]ZcYjgX]
YVhE[ZgY^bbZgl^ZYZgYjgX]AdWWZhi~i^\Zc! jb ^]b oj oZ^\Zc/ »6aaZh \ji#¼ =Vi
Y^Zh\Z`aVeei!`VccbVcY^Z;V]cZVjX]
ZilVh kdb E[ZgYZ`ŽgeZg Zci[ZgcZc jcY
b^i YZc @gVioWZlZ\jc\Zc lZ^iZg[V]gZc#
7aZ^WiYVhE[ZgY]^Zg\ZaVhhZc!`ŽccZcY^Z
7ZlZ\jc\Zc\gŽhhZgjcYhX]cZaaZgZg[da\Zc!W^hYVhE[ZgYh^X]kdcYZg;V]cZkdaa`dbbZc jcWZZ^cYgjX`i oZ^\i# 9^Zh VaaZh
\Za^c\i^cYZchZaiZchiZc;~aaZc^ccZg]VaW
eines Tages. Auch bei dieser Methode der
6c\hiWZl~ai^\jc\ WZhi^bbi Z^co^\ jcY
VaaZ^cZYVhE[ZgYYVhAZgciZbed#:^cE[ZgY
VcojW^cYZcdYZgVcYZglZ^i^\^chZ^cZg7Z-
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
lZ\jc\Z^cojhX]g~c`Zc!`VccWZ^YZgeVhsiven Angstbewältigung die Angst eher
kZghi~g`Zc!YVYVhE[ZgYYVccZ^cZcKZgajhi hZ^cZg ;ajX]ibŽ\a^X]`Z^i b^i YZb
<Z\ZchiVcY ^c KZgW^cYjc\ Wg^c\i# 9^Zh
l“gYZ ojh~ioa^X]Zc HigZhh VjhaŽhZc jcY
bVX]iYVb^iYVhZ^\Zcia^X]ZO^ZaYZhIgV^c^c\h Ä HZaWhikZgigVjZc \Zl^ccZc jcY
HigZhh VWWVjZc Ä ojc^X]iZ# 6ahd \^ai/ ?Z
aVc\hVbZgbVc\Z]i!_ZhX]cZaaZg`dbbi
bVcVchO^Za
FAZIT
Auch Pferde haben Angst – und das dürfen
h^ZVjX]#D[i^hiZhVjX]YVh»[VahX]Z¼KZg]VaiZcYZhBZchX]Zc^cHigZhhh^ijVi^dcZc!
die dann die Angst des Pferdes verstärken
und dann erst zu gefährlichen Begebenheiten wie losreissen oder durchgehen
führen.
Angst ist bei Pferd und Mensch im
Grunde das Gleiche. Nur die daraus resultierenden Reaktionen sind anders, was
dann, wie schon gesagt, zu diesen grossen
Missverständnissen führt. Es obliegt aber
dem Menschen, der durch die Gabe des
Verstandes ja die Möglichkeit hat, sich
auch in andere Lebewesen hineinzuversetzen, sein eigenes Verhalten in Stressund Angstsituationen entsprechend anzupassen, um beim Pferd nicht den für beide
Parteien gefährlichen Fluchtreflex auszu-
lösen. Wenn Ihr Pferd vor etwas Angst hat,
gewöhnen Sie es nach den beiden oben
beschriebenen Methoden in aller Ruhe
und ohne Stress und Zeitdruck an den
Angstgegenstand.
Das Band der Freundschaft kann nur
wachsen, wenn die Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd nicht mit Angst
K AR IN TIL L ISCH
besetzt ist.
Unsere Autorin Karin Tillisch
. . . kennt «die Sache mit der Angst» auch von
ihren eigenen Pferden. Auch wenn man auf den
ersten Blick nicht glauben würde, dass ihre beiden Pferde «Shadow und Starlight», die seit
Jahren vor vielen Menschen auftreten, vor irgendetwas Angst haben könnten. Auch diese
Pferde haben Ängste, die mit den oben beschriebenen Methoden gut behoben werden konnten.
Ihre Methode der Angstbewältigung und ihre
Erkenntnisse zum Thema Angst bei Pferden hat
sie in einem Buch veröffentlich. «Wenn Pferde
Angst haben» vom Cadmos Verlag.
WENN DIE ANGST
MITREITET . . .
Jeder kennt es, das mulmige Gefühl im Bauch, wenn das Pferd
unterm Sattel sich mit einem
Male spannt, die Ohren reckt
und die Luft anhält.
D
ann läuft neben dem natürlichen Fluchtprogramm des
Pferdes nämlich auch unser
eigenes, instinktgesteuertes
und Jahrmillionen altes
«Fight or Flight»-Programm in Körper und
Unterbewusstsein ab, ohne dass wir es
willentlich beeinflussen können:
™ 9Zg=ZgohX]aV\l^ghX]cZaaZg#
™ 9^Z6ibjc\l^gYhX]cZaaZgjcYÓVX]Zg#
™ L^gWZj\ZcjchZilVhcVX]kdgcZ!jb
instinktiv die lebenswichtigen Organe
zu schützen.
™ JchZgBjh`ZacheVccZch^X]!jbh^X]
auf eine Maximalanstrengung vorzubereiten.
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
™ Jchl^gY“WZadYZgl^g»b“hhZc¼eaŽiolich, weil unser Körper sich im Stress
allen unnötigen Ballast wortwörtlich
vom Leib schaffen will.
™ L^g]VaiZcjchVcZilVh[Zhi!`aVbbZgc
uns regelrecht fest – in diesem Fall mit
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Beinen an den Seiten des Pferdes.
Und genau diese instinktiven Reaktionen, die wir bei einem Angstreiz durchlaufen, verstärken bei dem Fluchttier
Pferd die Angst. Wir verhalten uns wie ein
Raubtier auf Beutezug.
Da rennt das Pferd wirklich los, da wir
ihm als Chef mit unserem Körper deutlich
33
signalisiert haben: «Jaja, da müssen wir
wirklich Angst haben, nix wie weg!»
Und so rennt das Pferd dann los und wir
bekommen noch mehr Angst, klammern
uns noch mehr fest und treiben das Pferd
damit ungewollt über seine natürliche
Fluchtdistanz von einem bis zwei Kilometer hinaus und gefährden damit uns selbst,
das Pferd und manchmal auch unbeteiligte Dritte.
UNTERBRECHEN UND
ABSCHWÄCHEN DES INSTINKTIVEN
ANGSTKREISLAUFES
Doch wie kann man nun diesen Angstkreis
durchbrechen?
Es ist so einfach, wie es schwer ist. Indem wir genau das Gegenteil von dem tun,
was unser Unterbewusstsein uns in diesem Moment eingibt, um aus der Gefahrenzone zu kommen.
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die Zügel anzunehmen, locker lassen.
™ KZghjX]Zc! aVc\Z aVc\Z VjhojVibZc
und nur langsam einzuatmen.
34
Alleine dies wird das Adrenalin im
Körper schon etwas weniger wirksam
machen.
Und wenn das Pferd dann doch anfängt
unruhig zu werden . . . ABSTEIGEN!
Helden leben bekanntlich ja nicht sehr
lange und es gibt auch gar keinen Grund
den Helden spielen zu wollen. In manchen
Situationen beim Reiten ist es sogar besser
abzusteigen.
™ 9Vb^ih^cYl^g!^cYZbl^gjchkdgYVh
Pferd stellen, in der natürlichen AlphaPosition und können aus der Sicht des
Pferdes auch wirklich die Führung
übernehmen. Es kann sich leichter beruhigen und durch die «Gefahr» hindurchgeführt werden.
™ L^ghiZ]ZcVb7dYZcjcY`ŽccZcYVdurch nicht vom Pferd fallen.
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angespannten Muskeln zugute kommt,
denn das angestaute Adrenalin im Körper baut sich auch bei uns am besten
durch Muskelarbeit – also Bewegung –
ab.
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LZbZhhX]lZg[~aai!^cZ^cZg6c\hih^ijation wirklich loszulassen und entgegen
seinen Instinkten zu handeln . . . nicht
gleich verzweifeln! Es bedarf viel Übung
und Selbstkontrolle, dies wirklich zu verinnerlichen und das geschieht nicht von
heute auf morgen.
LZg YjgX] kZghX]^ZYZcZ 7ZlZ\jc\hlehren wie Thai Chi, Qi Gong oder Yoga
schon gelernt hat, Muskeln gezielt anzuspannen und zu entspannen, seine Atmung zu kontrollieren, der kann in den
Schrecksituationen mit dem Pferd diese
Techniken abrufen und damit die Situation entschärfen. Die eigene Angst hat damit keine so grosse Chance sich auszubreiten.
DIE ARTEN DER ANGST
Die beschriebene Angst ist eine ganz normale, die jeden gesunden Menschen dann
und wann mal heimsucht, die aber sobald
die Angstsituation überstanden ist, ebenso
leicht und schnell wieder verschwindet.
Ebenso das Adrenalin, welches ausge-
schüttet wurde. Dieses Angstgefühl gab
uns die Natur mit auf den Weg, um uns aus
lebensbedrohlichen Situationen herauszuhalten und das Fortbestehen der Art zu
gewährleisten. So stammen wir auch alle
definitiv nicht von den Urmenschen ab,
die den netten grossen Tiger mit den armlangen Reisszähnen vor der Höhle mal
streicheln wollten, sondern eher von
denen, die dann einfach in der Höhle warteten, bis das deutlich stärkere Raubtier
von dannen gezogen war.
Dies erklärt bis heute wohl die instinktive Angst des Menschen vor Raubtieren,
giftigen Tieren wie Spinnen und Schlangen. Es ist eine gesunde Angst, die uns vor
Schaden schützen soll und ist damit ein
Teil unseres Lebens.
Bei manchen Menschen setzen sich gewisse Ängste aber auch dauerhaft fest. Vor
allem dann, wenn man aus der einen oder
anderen Angstsituation nicht glimpflich
herausgekommen ist. Das Pferd geht
durch und man stürzt. Oder an einer bestimmten Stelle kommt es immer zur glei-
chen Reaktion des Pferdes, nämlich durchgehen.
Sollten Sie also bemerken, dass sich
eine Angst bei Ihnen so festsetzt, dass Sie
gewisse Personen, Situationen, Tätigkeiten oder auch Orte dauerhaft meiden, weil
Sie schon Angst haben, dass die Angst
kommen könnte, kann das manchmal
schon der Beginn einer sogenannten
Angststörung sein.
Da ist es dann wichtig, einen Facharzt
zu konsultieren. Dieser kann mit Ihnen
zusammen der Ursache auf den Grund
gehen und eine entsprechende Therapie
verordnen.
In keinem Fall sollte man solche
wiederkehrenden Ängste auf die leichte
Schulter nehmen. Denn Angststörungen
haben die unschöne Eigenschaft sich auch
bald auf andere Bereiche des Lebens auszudehnen, sodass aus der Angst vor dem
Ausreiten alsbald eine Angst vor dem Reiten und letzten Endes sogar eine Angst vor
dem Pferd an sich entstehen kann. Der
Aktionsradius und die Komfortzone des
Menschen werden durch diese Ängste immer mehr eingeschränkt, was ein enormer
Verlust an Lebensqualität bedeutet und
leider oft auch mangels Verständnis und
Wissens des Umfeldes eine soziale Ausgrenzung mit sich bringt.
So kommt es nicht selten vor, dass sich
parallel zu einer Angststörung auch noch
eine Depression bilden kann. Wer das Gefühl hat, nicht mehr Herr seiner Ängste
werden zu können und schon den Rand
des schwarzen Lochs sieht, dem rate ich
dringend fachliche Unterstützung zu holen und auch den Weg in eine Therapie
nicht zu scheuen.
WEGE AUS DER ANGST
Nicht jede Angst wird gleich in einer
Angststörung oder Depression enden.
Dennoch sollte man bei der Tatsache, dass
jeder fünfte Mensch aus den Industrienationen im Laufe seines Lebens einmal eine
Depression oder Angststörung entwickelt,
das Ganze nicht auf die leichte Schulter
nehmen.
Wer beim Umgang mit dem Pferd und
beim Reiten spürt, dass gewisse Ängste
doch leider immer wieder kommen und
damit das schöne Hobby Pferd auch zum
Albtraum machen können, der sollte konsequent versuchen herauszufinden, was
der Auslöser der Angst ist. Ist es wirklich
das permanent durchgehende Pferd? Oder
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ist es dessen mangelnde Ausbildung oder
die mangelnde Ausbildung des Reiters
oder die pädagogisch nicht ganz passende
Art des Reitlehrers, die das Durchgehen
des Pferdes überhaupt erst erzeugen? Oder
drückt der Sattel? Hat das Pferd Schmerzen?
Solche Punkte sollten ebenso wie Haltung und Fütterung des Pferdes genau angeschaut werden, um herauszufinden, was
beim Pferd gewisse Verhaltensmuster hervorruft, die dann dem Menschen Angst
einflössen.
Manchmal reicht schon der Wechsel in
eine andere Stallgemeinschaft, damit
Pferd und Mensch sich wohler fühlen.
Manchen hilft es auch, die alten angstbesetzten Bahnen komplett zu verlassen und
auf eine andere Reitweise oder eine andere
Philosophie umzusteigen, um wieder zu
einem angstfreien Miteinander zu finden.
FAZIT
Das Gefühl der Angst wurde uns von der
Natur mitgegeben, um uns eigentlich vor
Schaden zu schützen. Nur hat sich die Welt
mittlerweile so weit von der ursprünglichen Natur und Lebensweise des Menschen, die für ihn evolutionär vorgesehen
war entfernt, dass auch die Angst manchmal unschöne Auswüchse bildet, wie
Angststörungen und Depressionen. In diesem Fall hilft es niemanden, wenn der
Betroffene versucht den Helden zu spielen, der einzige Weg aus der Krise ist der
Ursache auf den Grund zu gehen . . .
KARIN TILLISCH
Unsere Autorin Karin Tillisch
. . . kennt «die Sache mit der Angst» und Depressionen seit einigen Jahren auch aus persönlicher
Erfahrung. Mit diesem Artikel und ihrem Buch
«Selbstbewusst mit Pferden» vom Cadmos Verlag möchte Karin auch anderen Reitern und Pferdeleuten Mut machen. Man kann die Angst vielleicht nie ganz besiegen, aber man kann lernen,
gut damit zu leben!
35
DIE ANGST VOR DER ANGST
MENTALE STÄRKE
FÜR FREIZEITREITER
Das Herz rast, die Atmung ist stockend und am liebsten würde man
umkehren. Aber nicht jeder Situation, die im Gelände anzutreffen ist,
kann man ausweichen. Ein vorbeibrausender Traktor, Hunde, ein Galopp in der Gruppe – es gibt verschiedenste Szenarien, die bei einem
Reiter Unsicherheit oder gar Angst auslösen können. Um in stressigen
Situationen besser Ruhe und Übersicht bewahren zu können, eignet
sich Mentales Training. Kursleiterin Susanne Angliker hat sich mit
PASSION unterhalten und zeigt wichtige Aspekte des Mentales Trainings auf.
Susanne Angliker aus dem luzernischen
Herlisberg gibt Kurse im Mentales Training.
Wie bist du zum Mentales Training gekommen und was fasziniert dich daran?
Mein erstes Pferd «Labrador» war ein zuverlässiger Kamerad und Lehrmeister für
mich. Ich fühlte mich als mittelmässige
Reiterin auf ihm immer sicher. Als ich
dann die 4-jährige Stute «Aquila» kaufte,
änderte sich dies. «Aquila» war eine Mischung zwischen Genie und Wahnsinn. Sie
war sehr intelligent, sensibel, hatte tolle
Gänge, war aber auch oft unberechenbar
schreckhaft. Es gab viele Situationen, wo
ich runterfiel, abstieg oder Angst hatte sie
zu reiten – diese Unsicherheit machte die
Situation nicht besser. Es musste nebst
gutem Reitunterricht etwas geschehen,
wenn ich sie nicht verkaufen wollte. Als
ich das Inserat in der ZKV-Zeitschrift sah
«Mentales Training für Pferdesportler»,
meldete ich mich sofort an. Dank diesen
ersten Kursen bei Barbara Gysin konnte
ich «Aquila» nicht nur behalten, sondern
war oft auch erfolgreich bei Dressurprüfungen und bestand die R-Lizenz. Mir hat
Mentales Training nicht nur beim Reiten
geholfen. Ich wende es selber auch in vie36
Kann mir Mentales Training auch anderweitig dienen, zum Beispiel für meine
Gesundheit?
Mentales Training geht voraus, dass man
lernt, sich in den Alphazustand (ein Zustand zwischen Schlaf und Wachbewusstsein) zu versetzen. Dies ist sehr wirksam
gegen Stress. Man sagt, 20 Minuten Alphazustand haben eine Erholungswirkung
wie zwei Stunden Schlaf. Somit kann man
Mentales Training auch sehr gut gegen
Stress einsetzen. Ich unterrichte nicht nur
Pferdesportler. Im Klassenzimmer wende
ich es mit meinen Schülern als Prüfungsvorbereitung an. Die Schüler lernen sich
besser zu konzentrieren, aber auch Prüfungsangst zu überwinden. Die Themen
mit denen die Kursteilnehmer/-innen in
meinen gemischten Kursen kommen, sind
vielfältig: Vorbereitung von Vorstellungsgesprächen, Vorträge vor vielen Menschen, einem schwierigen Gespräch mit
einem Vorgesetzten oder Mitarbeiter;
mehr Geduld und Übersicht im Alltag in
Beruf oder Familie; Hilfe beim Loswerden
von Ängsten oder Süchten; Vorbereitung
bei Sportlern von Wettkämpfen; Ersetzen
von lästigen alten Mustern, welche einen
selbst, eine Beziehung, eine Arbeitssituation belasten und vieles mehr . . .
Was sind so die häufigsten
Angst-Situationen, mit denen
sich Freizeitreiter herumschlagen?
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Fotos: zVg./2 bis 9 Karin Rohrer
len anderen Lebenssituationen an. Als
Kursleiterin fasziniert es mich zu sehen,
wie viele Teilnehmer/-innen aus dem
«Kurs-Werkzeugkoffer» mit verschiedenen
Techniken individuell aussuchen und anwenden, was für sie passt und wie viel sich
in ihrem Leben dadurch ändern kann.
Das kann ganz verschieden sein, je nach
Reiter/Pferd. Einerseits können z. B. Unfallerlebnisse oder schlimme Stürze prägend
sein. Aber auch Reaktionen und Ängste
von Pferden (Angst vor Traktoren, Hunden, Geräuschen usw.), welche dem Reiter
dann auch Angst machen, oft schon bevor
die Situation überhaupt eintritt – man
möchte gar nicht mehr diese Strecke reiten . . . Das Unterbewusstsein ist ja meist
der Auslöser von Ängsten. Der Kopf sagt
zwar klar, dass die Situation anders ist, es
keinen Grund zur Angst gibt. Aber die alten Erfahrungen bringen den Körper zum
Zittern, man atmet nicht mehr richtig, es
kommen Bilder von erlebten oder vorgestellten schlimmen Situationen hoch. Pferde sind sehr feinfühlig. Im Gegensatz zum
Beispiel zu einem Motorrad reagieren sie
sofort auf die Unsicherheit und Angst.
Wichtig wäre aber, dass der Reiter Sicherheit ausstrahlt, sodass das Pferd ihm vertraut und z. B. dem «Ungeheuer Traktor»
ruhig begegnen kann.
Wie setze ich das im Kurs Gelernte
in die Praxis, also auf den Pferderücken
um?
Ich bereite mich auf die Situation vor, bevor ich überhaupt aufsteige. Dies lang- und
kurzfristig. Wichtig ist es, vorher den Körper an den Entspannungszustand zu gewöhnen, sodass ich nur noch mit einem
Schlüsselwort und einem Bild auf dem
Pferd «runterfahren» und richtig handeln
kann. Kurz gesagt, soll der Körper in der
Gefahrensituation automatisch so reagieren, wie es optimal ist und nicht verkrampfen vor Angst und die mentale Vorstellung zeigt den positiv verlaufenden
Ritt, welcher genossen werden kann.
Brauche ich irgendwelche Vorkenntnisse
oder kann ich mich auf den Kurs
vorbereiten?
Es braucht überhaupt keine Vorkenntnisse.
Kann ich mich durch Mentales Training
vor negativen Einflüssen schützen, wie
geht das?
Eigentlich geht es darum, zwischen die
negativen Einflüsse und sich selber eine
unsichtbare Wand zu stellen, nicht alles
einfach so an sich heranzulassen. In den
Kursen arbeite ich mit der Vorstellung
>
einer sogenannten Schutzkugel.
Ein flaues Gefühl im Magen beim Anblick
einer Galoppstrecke muss nicht sein. Negative
Vorstellungen und alte Muster können mittels
Selbstsuggestionen in eine positive Vorstellung
umgewandelt werden.
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
37
Ein schlechtes Erlebnis mit Hunden kann dazu
führen, dass sich der Reiter schon beim Anblick
eines Hundes verkrampft. Dieses Szenario
kann vor dem Reiten mit visualisieren der gut
verlaufenden Situation entschärft werden.
Strahlt der Reiter Sicherheit aus,
vertraut ihm sein Pferd und bleibt
auch in solchen Situationen gelassen.
Der Körper soll in Gefahrensituationen optimal
reagieren und nicht vor Angst verkrampfen.
Dies kann mental trainiert werden, der Reiter
kann den Ausritt geniessen.
Wer gelernt hat mit Ängsten umzugehen,
erlangt mehr Sicherheit und Selbstsicherheit,
die er auch seinem Pferd weitervermittelt.
So wachsen Reiter und Pferd zu einem Team
zusammen und können es geniessen.
Wie kann ich negative Gedanken/
Szenen in positive umwandeln?
Es gibt verschiedene Techniken. Oft arbeitet man da mit Selbstsuggestionen. Es geht
darum, die negativen Vorstellungen, Muster und Erfahrungen zu ersetzen durch die
Vorstellung, wie es sein soll. Wichtig ist
dabei, immer positiv zu formulieren und
nicht «Ich möchte nicht mehr . . .». Dies ist
ein wichtiger Teil in meinen Kursen.
Visualisieren ist, wenn man sich eine Situation 1:1 vorstellt, als ob man mitten drin
ist. Was sehe ich? Was höre ich? Was
schmecke ich? Was rieche ich? Wie reagiert mein Körper – wie fühlt es sich an?
Welche Gefühle habe ich? Es gibt Studien,
die beweisen, dass z. B. Muskelaufbau auch
bei Sportlern geschieht, die teilweise wirklich trainieren, einen Teil des Trainings
aber mental betreiben.
Wie kann mich mein Reitlehrer, Ausrittpartner usw. allenfalls unterstützen?
Wenn der Reitlehrer/Ausrittpartner zum
Beispiel meine Selbstsuggestion kennt,
kann er mich vor oder während der Gefahrensituation an den Satz erinnern.
Wichtig ist auch, dass er Ruhe ausstrahlt
und nicht auch noch vor der Situation
warnt oder darauf hinweist, was passieren
könnte.
Für wen ist Mentales Training geeignet?
Heute gehört Mentales Training bei Profisportlern und auch schon bei vielen Amateur-Sportvereinen ganz selbstverständlich dazu. Für mich ist aber ganz klar:
Mentales Training ist etwas für jedermann,
ob Sport, Privat, Beruf, Mann oder Frau, alt
oder jung, Profi- oder Freizeitreiter . . .
habe ich keine Probleme und Ängste mehr.
Aber es ist eine sehr gute Grundlage, sich
selber besser kennenzulernen und mit verschiedenen Techniken solche Ängste und
«Baustellen» rund ums Pferd, aber auch im
Privat- und Berufsleben anzugehen. Meist
kommt jemand in den Kurs wegen einem
bestimmten Problem, hat dann aber wie
nebenbei noch Spass, die anderen Leute
kennenzulernen, die Techniken auszuprobieren und verbessert seine Lebensqualität. All die positiven Feedbacks, welche ich
immer wieder bekommen darf, bestätigen
mir, dass Mentales Training wirklich das
ist, was ich gerne vielen Leuten vermitteln
möchte, weil es so viel bewirken kann.
Wie muss ich mir das Visualisieren
vorstellen, was ist das genau?
38
Wie ist dein Fazit zum Thema Mentales
Training?
Mentales Training ist kein Wundermittel:
ich besuche einen Kurs und schwupps
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
IN TE R V IE W: K A R I N RO H RE R
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39
Fotos: Christiane Slawik
40
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
HAST DU EINEN
Angst blockiert. Das ist keine neue Weisheit.
Doch was tun, wenn die Angst zum ständigen Begleiter
im Parcours und im Dressurviereck wird?
I
m Reitsport sind Ängste immer wieder Thema. Bei vielen Reitern ist die
Angst leider ständig mit dabei. Reiter
haben Angst vor ihrem eigenen
Pferd oder Prüfungsangst. Sie haben
Angst, dass:
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™ H^Z^]gZ9gZhhjg"Eg“[jc\haZ`i^dcZc
vergessen
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™ >]gE[ZgYeVc^hX]Vj[JblZaiZ^cӓhhZ
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Vielleicht kennst du das auch. Das führt
dazu, dass du unsicher und eingeschüchtert in den Turnieralltag gehst. Das beginnt bereits in der Vorbereitung und
beim Verladen.
WER FÜHRT?
Pferde sind sensible Lebewesen, die deine
innere Haltung unbewusst und intuitiv
YjgX] `aVgZ @ŽgeZgh^\cVaZ he^Z\Zac# GZVgiert dein Pferd «komisch» auf dich, hat
das sehr viel mit dir und deiner Haltung zu
tun.
Für dein Pferd bist du der Leader. Besser
\ZhV\i!YjhdaaiZhiYZgAZVYZghZ^c#:h^hi
deine Aufgabe, deinem Pferd Sicherheit zu
\ZWZc#D]cZ;“]gjc\jcYH^X]Zg]Z^i`Žcnen Pferde ängstlich, unruhig und schreckhaft werden.
@VcchiYjYZ^cZbE[ZgY`Z^cZ;“]gjc\
und keine Sicherheit geben, darfst du
nicht überrascht sein, wenn es die Zügel
selbst in die Hand nimmt.
Wenn sich dein Pferd mit 500 kg
(und mehr) Lebendgewicht selbstständig
macht, gibt das nicht unbedingt ein gutes
Gefühl. Das kann sogar gefährlich werden.
Jedes Mal, wenn dir dein Pferd den Meister
zeigt und sich im Parcours wieder durchsetzt, wird es schwieriger für dich.
Dann bekommst du wieder eine negative Bestätigung. Aggression gegenüber
YZb E[ZgY dYZg GZh^\cVi^dc `ŽccZc Y^Z
Folge sein. Beide Reaktionen sind ungeeignet.
ÄNGSTE SIND GELERNT
Die meisten Ängste sind gelernt und ab]~c\^\kdcYZ^cZceZghŽca^X]Zc:g[V]gjc\Zc#:^cZ\ZaZgciZ6c\hi`VcchiYjVjX]
wieder verlernen. Denn Angst ist eine
Sache der Bewertung.
Ängste haben durchaus etwas Gutes.
H^ZlVgcZcY^X]kdgbŽ\a^X]Zc<Z[V]gZc
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
und schützen dich. Viele Ängste sind jedoch irrational (Beispiel: Angst vor Spinnen).
EINE SACHE DER BEWERTUNG
Jeder kann über ein 30 cm breites Brett
laufen, wenn es am Boden liegt. Das ist
eine einfache Übung. Wenn dir die gleiche
Aufgabe gestellt wird und das Brett in
&*b=Ž]Z^hi!`VcchiYjYVhc^X]ibZ]g#
Warum? Hast du das Laufen verlernt?
Wohl kaum.
Du bekommst Angst, weil du die Situai^dc WZlZgiZhi jcY Y^g “WZg Y^Z @dchZfjZcoZc <ZYVc`Zc bVX]hi# »>X] `ŽcciZ
herunterfallen oder stolpern oder . . .» In
YZ^cZg »LVh l~gZ! lZcc¼":cYadhhX]aZ^[Z
wirst du keinen klaren Gedanken mehr
[VhhZc `ŽccZc# 9Vcc W^hi Yj ]VcYajc\h"
unfähig.
NUR DAS NÖTIGSTE
Im Sport wird heute alles optimiert. Überall wird an Material und Gewicht gespart,
YVb^i `Z^c jccŽi^\Zg 7VaaVhi b^i\Zschleppt werden muss. Top-Reiter wie Mari^c;jX]hh^cYcjgb^iYZb6aaZgcŽi^\hiZc
im Parcours unterwegs. Denn ein Profi hat
immer nur das dabei, was er braucht.
Stell dir vor, Martin Fuchs wäre mit
vollbepackten Satteltaschen im Parcours
41
unterwegs. Er würde bereits am ersten
Hindernis scheitern. Nicht?
Und wie schaut es in deinem Kopf aus?
Da schleppst du bis an den Rand gefüllte
Satteltaschen mit, wenn es zählt. Es könnte ja sein, dass . . . Du machst dir über alle
Eventualitäten Gedanken. Vor allem über
das, was schiefgehen könnte.
Die Lösung zu deinem Problem findest
du in der «Gewichtsreduktion».
Prall gefüllte Satteltaschen kannst du
gut und gerne zu Hause lassen. Die brauchst
du im Wettkampf nicht. Jeder unnütze Gedanke ist zusätzliches Gewicht, das sich
negativ auf deine Leistung auswirkt.
Im übertragenen Sinne heisst das: Jeder
Gedanke, der dich von deinem Ziel abbringt, ist unnötiger Ballast.
Zurück zum Beispiel mit dem Brett in
luftiger Höhe. Wenn du über die schmale
Brücke läufst, fokussierst du dich auf das,
was du am besten kannst. Einen Fuss vor
den anderen setzen. Das beherrschst du
perfekt. Einfach, oder?
Wenn du auf dem Pferderücken sitzt,
gibt es nur dich, dein Pferd und den Parcours. Alles andere hat keine Bedeutung.
Damit du dich auf deine Möglichkeiten
fokussieren kannst, musst du selbstbewusst und selbstsicher sein. Reitest du
selbstbewusst und selbstsicher in den Parcours oder ins Dressurviereck ein, ist dein
Pferd genauso sicher. Denn du führst und
gibst ihm die Sicherheit.
SELBSTBEWUSST WERDEN
Angst zeigt sich unter anderem in deiner
Atmung. Beobachte deine Atmung, wenn
sich bei dir Angst breitmacht. Was bemerkst du? Genau. Deine Atmung wird
flach, oberflächlich und schneller. Wie bei
einer Dampflok. Nur nimmt die Dampflok
mit zunehmender Frequenz Fahrt auf. Je
höher deine Frequenz wird, desto höher
wird dein Stresslevel. Das ist, als wenn du
immer auf dem Gaspedal stehst.
42
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Wichtig ist, dass du auch deine Bremse
betätigen kannst. Vor allem dann, wenn
du das willst. Mit deiner Atmung kannst
du das sehr gut steuern. Denn Atmung und
Herzfrequenz sind eng miteinander gekoppelt. Beim Einatmen steigt die Herzfrequenz an, beim Ausatmen fällt diese
wieder ab. In der Medizin heisst das «respiratorische Sinusarrhythmie».
Demzufolge kannst du deine Herzfrequenz mit deiner Atmung steuern und so
zur Ruhe kommen, dein Stresslevel reduzieren und deine Sicherheit zurückgewinnen. Dazu gibt es eine ganz einfache
Übung.
Diese Atmung ist sehr entspannend. Du
kannst diese Atementspannung neben
oder auf dem Pferd durchführen.
Du hast deine Atmung im Griff, doch
die Gedanken kreisen immer noch?
gehen könnte? Wie du die Dressur-Prüfungslektion vergisst oder Stangen fallen?
Wenn negative oder störende Gedanken bei dir auftauchen, die für die bevorstehende Handlung keine Bedeutung
haben, dann kannst du diese mit einem
«Stop»-Befehl unterbrechen.
Sage beispielsweise laut (oder leise)
«STOP» und atme drei Mal tief durch. Fokussiere dich anschliessend wieder auf
dein Ziel und deine Handlung. Wenn du
eher ein visueller Typ bist, kannst du dir
auch ein «Stop»-Schild vor deinem inneren
Auge vorstellen.
Damit stoppst du deine störende Gedankenkette und lenkst deine Aufmerksamkeit wieder auf die Handlung, die im
Moment wichtig ist: deinen Wettkampf.
Sprich so mit dir, dass es für dich nützlich ist. Nutze positive Selbstgespräche wie
«Ich packs!» und formuliere negative
Selbstgespräche um. Ein Beispiel für einen
negativen Gedanken: «Wenn der Galoppwechsel misslungen ist, kann ich es eh
gleich abhaken.» Besser und positiv umformuliert: «Neues Element, neue Chance!»
Hilfreiche Selbstgespräche haben wenig mit positivem Denken und Schönmalen zu tun. Ich höre immer wieder Tipps
wie «Du musst nur positiv denken!» oder
«Mach dir keine Sorgen». Solche Tipps sind
wenig hilfreich. Vor allem, wenn dir der
Arsch gerade auf Grundeis geht!
Gute und hilfreiche Selbstgespräche
sind immer und zwingend realistisch!
Rede so mit dir, dass es hilfreich ist,
wenn es zählt.
SELBSTGESPRÄCHE
Wir führen andauernd Selbstgespräche.
Selbstgespräche sind innere Gespräche
mit dir selber in Form von Gedanken. Diese sind mächtiger, als dir bewusst ist. Deine Gedanken beeinflussen dein Tun und
lenken damit auch deine Handlungen.
Selbstgespräche führst du ihn vielen
Situationen. Vor allem in Stresssituationen, wenn du aus deiner Routine kippst,
nehmen deine Selbstgespräche zu. Dann
sind die vollbepackten Satteltaschen wieder da. Problematisch wird es, wenn die
negativen Gedanken in eine Endlosschleife gehen und nur noch kreisen.
Negative Gedanken sind störend. Deine
Gedanken schweifen in Wettkampf und
Prüfungssituationen immer wieder ab und
du malst dir wieder aus, was alles schief-
KONTROLLRAUM ABSTECKEN
Situationen, die du nicht kontrollieren
kannst, können deinem Selbstvertrauen
und deiner inneren Sicherheit schaden.
Eine ganze Reithalle kannst du nicht kontrollieren, einen kleinen Raum hingegen
sehr wohl. Stell dir vor, du bist in einem
kleinen abgegrenzten Raum. Abhängig
von deinen Vorlieben und deiner Phantasie kann das eine Glaskugel oder ein
schlichter weisser Raum sein. Der Raum
sollte dir und deinem Pferd Platz bieten,
aber nicht viel grösser sein als nötig.
Wenn du dich in diesem Raum bewegst,
dann hast du das Kommando und die volle
Kontrolle. Hier habe ich einen Vorschlag
für ein zielführendes Selbstgespräch für
deinen Kontrollraum: In meinem Raum
habe ich das Kommando. Ich weiss, was
ATEMREGULATION
1. Atme durch die Nase ein und zähle
dabei langsam bis vier.
2. Atme nun langsam bewusst durch den
Mund aus und zähle dabei langsam bis
acht.
Es geht nicht darum, einen Rekord aufzustellen. Wenn es besonders gut geht,
kannst du beim Einatmen bis fünf oder
sechs zählen und bis zehn respektive
zwölf ausatmen.
3. Achte darauf, dass du in den Bauch atmest. Lege dazu die Hand auf deinen
Bauch und beobachte, wie sich die
Bauchdecke beim Einatmen hebt und
beim Ausatmen wieder senkt.
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auf mich zukommt und wie ich damit umgehen muss. Ich habe die Situation immer
unter Kontrolle. Alles, was ausserhalb von
meinem Raum geschieht, interessiert
mich jetzt nicht. Mir geht es nur um mich,
mein Pferd und meine Leistung. In meinem Raum bin ich sicher, selbstbewusst
und zuversichtlich. Ich nutze meine Möglichkeiten!
Egal, wo du bist, deinen Kontrollraum
kannst du dir überall einrichten und dich
von der Aussenwelt abschotten. Sie ist
zwar noch da, doch hat sie für dich keine
Bedeutung mehr.
VERÄNDERUNG
Deine Angst zeigt dir, dass es Zeit ist, etwas
an dir zu verändern, damit du dir und
deinem Pferd wieder Sicherheit geben
kannst. Handelt es sich um eine normale
Prüfungs- oder Wettkampfangst, kannst
du mit den drei Übungen (Atemregulation,
Gedankenstopp, Kontrollraum) schon
einen grossen Schritt vorwärts machen.
Wenn du ruhig bist und Sicherheit ausstrahlst, dann nimmt dich dein Pferd gerne als Leader an. Im Idealfall synchronisiert es sich (über die Atmung) mit dir.
Dann seid ihr eins.
Deine «Was wäre, wenn»-Endlosschleife
ist dann Geschichte, weil du nur dabei
hast, was du wirklich brauchst.
Entscheidend ist, wer du bist, was du
kannst und wie du deine Möglichkeiten
nutzt.
Ich wünsche dir gutes Gelingen.
Nutze deine Möglichkeiten!
M ARTIN FE I G E N W I N T E R
Auf seinem Blog www.feigenwinter.com gibt
Martin Feigenwinter seine persönlichen Erfahrungen aus 15 Jahren Leistungssport und als
Coach weiter. Er unterstützt Athleten dabei, ihre
unbewussten Kraftquellen zu entdecken und diese gezielt zu nutzen. Damit sie persönlich und
mental gestärkt ihr volles Leistungspotenzial am
«Tag X» abrufen können.
Er ist zweifacher Olympiateilnehmer (1994,
1998) und mehrfacher Schweizermeister und
-Rekordhalter im Eisschnelllaufen.
43
ZUR ANGST
Angst und Mut werden oft als
Gegenspieler genannt. Das eine
fürchten wir, das andere wollen
wir. Aber was, wenn die beiden
mehr miteinander zu tun haben,
als man auf den ersten Blick
meint? Eine Entdeckungsreise . . .
44
WIE FÜHLT SICH ANGST AN?
Angst ist demnach leichter zu definieren
VahBji#6j[e]nh^dad\^hX]Zg:WZcZZg]Žhen sich Herzschlag, Blutdruck und Muskelspannung. Die Atmung wird flacher
und schneller, die Pupillen weiten sich, die
Sinne sind schärfer, die Tätigkeit von
Magen, Darm und Blase wird gehemmt,
YZg@ŽgeZghX]l^ioijcYo^iiZgiZkZcijZaa#
Die Gedanken kreisen um das, was Angst
macht, um Flucht oder Kampf. Der Zugang
zum Gedächtnis ist blockiert, Lernen erschwert, der Verstand schaltet auf Automatik. Angst macht, dass man weglaufen
will oder kämpfen oder dass man wie festgefroren stehen bleibt oder dass man sich
in einer Art Übersprungshandlung mit
7aŽYh^ccVWaZc`i#JcYl^Z6c\hih^X]Vcfühlt, das wiederum ist vermutlich relativ
individuell.
Ich war versucht, zu schreiben, dass
wohl jeder schon mal Angst erlebt hat und
selber weiss, woran man das Gefühl erkennt. Aber wenn das so einfach wäre,
hätten Psychologen (und Pferdeflüsterer)
weniger zu tun. Viele Menschen und Tiere
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
l^hhZcc^X]i!l^Zh^X]6c\hiVc[“]ai!`Žcnen «echte» Ängste nicht von einer Angst
aus Gewohnheit unterscheiden, fürchten
sich vor allem oder vor gar nichts.
WIE FÜHLT SICH MUT AN?
Und damit sind wir eigentlich auch schon
beim Mut, der keineswegs das Gegenteil
von Angst ist. Mutig zu sein bedeutet nämlich nicht, keine Angst zu haben, sondern
sich seiner Angst zu stellen.
«Mutig ist nicht,
wer keine Angst hat,
sondern wer sich ihr stellt.»
Oder mit anderen Worten: Mut zur Angst
zu haben und dann in die eigene Kraft zu
vertrauen. Und das kann man zum Glück
lernen – und zwar nicht, indem man die
Angst bekämpft, sie ignoriert oder erträgt.
Sondern, indem man sich besser kennen,
lernt, indem man seine Grenzen erfährt,
achtet und langsam verschiebt.
Fotos: Ingrid Wild / Leonie Hochrein
M
ut und Angst? Angst und
Mut? Mut oder Angst?
Sowohl als auch? Weder
noch? Wieso habe ich zugesagt, einen Artikel zu
diesem Thema zu schreiben? Weil ich Psychologin bin und die per definitionem was
zu sagen haben müssen, wenn es um Gefühle geht? O.K. – ein Stichwort: Gefühle.
Als Gefühl bezeichnet die Psychologie das
«subjektive Erleben einer Emotion», also
das, was nach Abzug von physiologischen
Veränderungen, spezifischen Kognitionen
und einer Veränderung der Verhaltensbereitschaft davon übrig bleibt. Mit anderen
Worten: Man kann bei jeder Emotion (was
bei den Psychologen der umfassendere Begriff ist) vier Anteile unterscheiden:
™ YVh!lVh^b@ŽgeZge]nh^dad\^hX]eVhsiert
™ YVh!lVhYZgBZchX]YVWZ^YZc`iÄdYZg
das Tier, aber dann sind wir mehr in der
Verhaltensbiologie
™ YVh! lVh Zg YZhlZ\Zc \ZgcZ bVX]Zc
bŽX]iZ!jcY
™ YVh!lVhZgYVWZ^[“]ai
«Jemanden zu zwingen,
der Angst die Stirn zu bieten,
ist wertlos und verstärkt in
der Regel die Angst.
Jemandem, einem Kind oder
Erwachsenen, zu helfen, die
Angst vorbeiziehen zu lassen
erfordert Zeit – die Zeit, bis
die Angst der Sehnsucht Platz
macht . . .»
Elisabeth Filliozat
Innehalten, durchatmen, weiterreiten!
Lassen Sie sich Zeit, nachdem Sie und/oder
das Pferd sich erschreckt haben, bevor Sie
weiterreiten. So merkt das Pferd, das Sie es
ernst nehmen – und sich selber auch.
Mutig? Wenn alles stimmt, ist der Galopp
am Halsring für Pferd und Reiter keine
Frage von Angst oder Mut, sondern einfach
ein Vergnügen.
Vertrauen ist gut, Sicherheit besser: Machen
Sie sich ruhig erst vom Boden aus mit einem
Pferd vertraut, das Sie nicht kennen.
MIT DER ANGST UMZUGEHEN,
IST MUTIG
Genau das ist etwas, was man mit Pferden
wunderbar üben kann. Wir müssen nicht
lernen, die Angst auszuhalten oder zu
unterdrücken, sie zu ignorieren oder zu
überspielen. Ganz im Gegenteil! Wir dürfen auf unseren Bauch hören, dürfen innehalten, wenn uns nicht wohl ist, dürfen
tief durchatmen und dann in unserem
Tempo einen Schritt auf das zu machen,
was uns Angst bereitet. Das bedeutet, dass
ich mich an die Longe nehmen lasse, wenn
ich Angst vor dem (freien) Galoppieren
habe und der Longenführer immer weniger macht, dass ich durchpariere, wenn es
mir zu schnell wird, mich neu sortiere und
dann wieder schneller reite, dass ich zum
Ausreiten jemanden mitnehme oder mir
jemanden suche, von dem ich lernen
kann, wenn ich mir etwas nicht zutraue.
Es bedeutet nicht, dass ich jede Herausforderung ablehne, immer klein beigebe,
mein Pferd alles entscheiden lasse oder es
«sicherheitshalber» gleich in der Box lasse.
Mit anderen Worten: Ich spüre meine
Angst und nehmen sie ernst, zerlege eine
Aufgabe in kleine Schritte, für die genug
Mut vorhanden ist und behalte dabei das
Ziel immer im Auge.
DAS UNBEKANNTE
BEKANNT MACHEN
Dabei fällt auf, dass es oft das Unbekannte
ist, das Angst macht. Das Unbekannte bekannt zu machen, bedeutet also, der Angst
ihren Schrecken zu nehmen. Auch das
kann sich jeder auf die Fahnen schreiben,
der mit Tieren oder Menschen arbeitet.
Gebt ihnen die Möglichkeit, sich mit dem
auseinanderzusetzen, was sie nicht kennen, damit sie sich nicht davor fürchten
müssen!
von Angst. Wenn sie zerstört wird, führt
das zum Verlust der Angst und in Folge der
Warn- und Abwehrreaktionen. Die Amygdala sorgt dafür, dass gefährliche Situationen nicht langwierig interpretiert werden
müssen und wir darin umkommen, bevor
wir uns entschieden haben, was wir tun.
Stattdessen schaltet das Gehirn auf Automatik und wir reagieren blitzschnell ohne
zu überlegen und häufig ohne es zu merken. Diesen Automatismus wieder aufzubrechen, Raum zu schaffen zum Überlegen und Entscheiden, gelingt nur, wenn
wir (Tier oder Mensch) uns sicher fühlen,
wenn wir das Gefühl haben, Herr der Lage
zu sein, wenn wir merken, dass wir eine
Wahl haben. Denn dann können wir beweisen, wie mutig wir sind. L I LY M E RK L I N
EIN WENIG NEUROBIOLOGIE
Denn wenn wir erst mal Angst vor etwas
haben, hinterlässt das Spuren im Gehirn.
Eine kleine, mandelförmige Struktur im
Gehirn, die Amygdala, spielt eine wichtige
Rolle bei der Analyse von Gefahren, bei der
Bewertung und Wiedererkennung von Situationen und damit bei der Entstehung
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
45
MUTMACH-TRAINING
Dass Pferde Fluchttiere sind,
ist klar. Dass sie deswegen
kopflos vor allem wegrennen
müssen, ist Blödsinn. Jedes Pferd
kann lernen, mutiger zu werden.
In diesem Artikel erfahren Sie,
wie.
46
agiert. Gut aufzeigen lässt sich das anhand
zweier Plastikplanen.
Legen Sie diese zuerst mit so viel Abstand V-förmig auf den Boden, dass das
Pferd gelassen zwischen ihnen hindurch
geht. Steigern Sie dann die Anforderungen, indem Sie Ihr Pferd zwischen den
Planen anhalten. Abstreichen mit der Gerte, Kopfsenken, ein paar lobende Worte
können dabei helfen. Erst wenn es wirklich ruhig und entspannt stehen bleibt,
gehen Sie weiter zum nächsten Schritt.
Legen Sie die Planen immer näher zuPA S S I O N 4 / 2 0 1 5
«Au ja, eine neue Herausforderung!» Anstatt
kopflos unter den Polnudeln hindurchzugehen,
schaut diese Stute sie sich genau an.
einander, bis sich das V schliesst und Ihr
Pferd schliesslich erst einen Schritt, dann
mehrere auf bzw. über das Plastik macht.
Sie sollten Ihr Pferd dabei jederzeit so anhalten können, dass es ruhig und entspannt stehen bleibt.
Fotos: Leonie Hochrein
A
ngst ist eine Grundemotion
und für das Überleben äusserst sinnvoll. Sie zu ignorieren oder zu unterdrücken,
würde also keinen Sinn machen. Ziel der Pferdeausbildung sollte deshalb nicht nur sein, die Ängste eines Pferdes zu reduzieren, sondern ihm einen
gelasseneren Umgang damit beizubringen. Dafür brauchen wir angstauslösende
Reize, die sich gut dosieren lassen, und
einen Menschen, der die Signale seines
Pferdes aufmerksam liest und darauf re-
dann im Trab und schliesslich im Galopp),
sie über zwei Hindernisse legen und mit
ihrem Pferd dazwischen hindurchgehen,
sie durch Bretter ersetzen oder sich andere
Aufgaben nach demselben Prinzip ausdenken. Das Prinzip bleibt immer gleich: Anstatt Ihrem Pferd Druck zu machen, damit
es «die Gefahr» als die bessere Variante von
zwei unangenehmen Dingen wählt, helfen
Sie ihm, immer gefährlichere Situationen
zu bewältigen, ohne dass seine Angst überhandnimmt und es nicht mehr denken,
sondern nur noch kopflos reagieren kann.
L I LY M E RK L I N
«Hier soll ich durchgehen?» So ganz geheuer
scheinen die Planen der Stute noch nicht zu
sein.
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«Na gut!» Futter kann bei sehr ängstlichen
Pferden ein guter Mutmacher sein.
DAS PRINZIP DER KLEINEN SCHRITTE
Verändern Sie jeweils nur so wenig, dass
Ihr Pferd ruhig bleibt. Es soll merken, dass
Sie nur etwas von ihm verlangen, das es
gut bewältigen kann. Wenn es Ihnen
durch ein Hochnehmen des Kopfes, beschleunigte Atmung, Einklemmen des
Schweifs oder gar durch Stehenbleiben
signalisiert, dass ihm die Sache nicht geheuer ist, zeigen Sie ihm, dass Sie seine
Unsicherheit bemerkt haben. Beruhigen
Sie es, bevor Sie zum nächsten Schritt gehen. Lassen Sie ihm Zeit. Ihr Pferd lernt bei
dieser Übung, dass der Mensch es ernst
nimmt, wenn es ihm zeigt, dass es Angst
hat. Es muss nicht kopflos davonrennen.
Und es merkt, dass es die Anforderungen,
die der Mensch ihm stellt, bewältigbar
sind. Es gewinnt an Selbstvertrauen, wird
mutiger.
Als Steigerung der Aufgabe können Sie
über die Planen reiten (erst im Schritt,
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
47
48
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
AUSBILDUNG
ZAPPELPHILIP
Fotos: Theres Misar
Scharren, drängeln, zappeln,
loslaufen. Wenn Pferde nicht
stillstehen können. Dann
haben sie es nicht gelernt. Die
Tierärztin und dipl. Verhaltensmedizinerin Ruth Herrmann
erklärt, wie es zu dem unerwünschten Verhalten kommt
und welche Lösungen Erfolg
oder Abhilfe schaffen.
Korrektes Stehenbleiben auch
beim Aufsteigen, darf ruhig
belohnt werden.
K
ommt Ihnen das auch bekannt
vor? Beim Putzen scharrt das
Pferd mit den Hufen, es dreht
und wendet in alle Richtungen, Sie mit der Bürste und
Striegel hinterher. Zuerst das Ganze noch
mit Humor nehmend, aber der Ärger und
die Gereiztheit nimmt mit jedem Dreh zu.
Anhalten an einer dichtbefahrenen Strasse, der Adrenalinspiegel steigt schon nur
beim daran denken, was alles passieren
könnte, sollte das liebe Pferdchen keine
Lust zum Stillstehen und Warten haben.
Aufsteigen entwickelt sich mehr und
mehr zu einer akrobatischen Übung mit
unsicherem Ausgang.
Wenn Pferde nicht stillstehen können,
dann haben sie es nicht gelernt – oder verlernt, weil ihr Reiter das Gewünschte nicht
verständlich belohnte. Am Anfang der
Ausbildung eines jungen Pferdes wird das
Augenmerk nicht unbedingt auf diese Fertigkeit gelegt. Was sehr schade ist, birgt
doch genau das «Stillstehenkönnen» ein
grosses Potenzial, um die gesamte Weiterentwicklung in der Ausbildung positiv zu
beeinflussen. Pferde lernen mit dem Stillstehen ihre Emotionen und Ängste zu kontrollieren. Sie lernen auch unter Ablenkung auf ihren Menschen zu hören und
sich auf die gewünschten Lektionen oder
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Arbeiten zu konzentrieren. Gerade Anhalten können ist der Schlüssel zu Gymnastizierung.
Das unerwünschte Verhalten wird dann
zum Teil aus Unwissenheit oder «fehlender
Zeit» verstärkt. Es wird versucht das Problem kleinzureden oder dem Pferd Eigenschaften anzudichten, das dieses so nicht
besitzt. «Es will mich ärgern, es hat
schlechte Erfahrungen gemacht oder es ist
halt temperamentvoll.» So und ähnlich
lauten dann die Ausreden.
JUNGES PFERD / ERWACHSENES
PFERD
Es gestaltet sich natürlich um einiges einfacher, wenn das junge Pferd das Stillstehen richtig und ganz am Anfang seiner
Karriere lernt. Schon Fohlen können lernen, in kurzen Sequenzen stillzustehen.
Beim jungen Pferd muss ich ein Gespür für
den Augenblick entwickeln, was ich heute
von ihm erwarten kann. Als erstes schaffe
ich eine ruhige Atmosphäre, beginne beispielsweise nicht unmittelbar vor den Fütterungszeiten mit dem Training. Auch bei
erwachsenen Pferden besteht berechtigte
Hoffnung, unerwünschtes Verhalten zu
korrigieren. Das Problem beginnt eigentlich schon damit, dass ganz viele Pferde
überhaupt nicht wissen, welches Verhal49
AUSBILDUNG
ten gewünscht ist. Der Mensch ist dann für
sie ein unberechenbares Wesen, das an
einem Tag ein Verhalten belohnt, welches
am nächsten Tag bestraft wird. In dieser
Situation ist es äusserst hilfreich, sich genau zu überlegen: Was möchte ich?
ÜBUNGEN
Möchte ich als Beispiel, dass mein Pferd
ruhig und freundlich seine Box verlässt,
gelassen am Putzplatz stehen bleibt und
sich geduldig aufsatteln lässt? Bis zum jetzigen Zeitpunkt war das allenfalls Wunschdenken. Erstellen Sie sich einen Plan, um
das unerwünscht erlernte Verhalten zu
ändern. Das kann bedeuten, nicht als erstes mit dem Putzen anzufangen, sondern
das Pferd aus der Boxe führen und in der
Halle oder auf dem Paddock mit dem Training zu beginnen. Bringen Sie die nötige
Disziplin auf und seien Sie freundlich,
aber beharrlich.
Denken Sie sich ein Zeichen für Angehen, Anhalten und Rückwärtsgehen aus.
Achten sie darauf, dass ihr Pferd auf diese
Signale mit dem gewünschten Verhalten
reagiert, entfernen sie das Signal sofort
und loben sie es. Mit der Zeit verlangen
Sie, dass ihr Pferd zwischen diesen Kommandos ruhig und gerade steht. Beachten
sie, dass dabei der Strick oder Zügel lose
durchhängt. Das gerade Stillstehen kann
Der sechsjährige Hengst «Esquimo»
reagiert aufmerksam auf das Signal
für das Anhalten
auch zwischen zwei Stangen, Schwimmnudeln oder Dualgassen geübt werden.
Für manche Pferde ist das eine Hilfe, für
andere ist die Übung so allerdings schwieriger. Alle vier Füsse bleiben beim Anhalten korrekt stehen. Korrigieren Sie
gegebenenfalls ruhig, freundlich aber konsequent. Beim kleinsten Erfolg sofort loben und die Wartezeiten langsam steigern.
Sie dürfen für geduldiges Warten auch ein
«Leckerli» geben. Achten sie darauf, dass
das Pferd lernt, stehen zu bleiben, wenn
sie sich bewegen. Gehen Sie von ihm weg
und wieder zu ihm hin. Wechseln Sie die
Seite, ohne dass sich ihr Pferd bewegt.
Wiederholen sie die Übungen an verschiedenen Orten, auch in der Boxe, im Stallgang und auf dem Weg zur Weide. Stehenbleiben beim Putzen ohne Anbinden kann
am Anfang so geübt werden, dass man den
Strick in einer Hand behält.
Auch zum Einmaleins im Leben eines
Pferdes gehört, dass es lernt, angebunden
zu sein und auch in dieser Situation nicht
in Panik gerät, sondern ruhig und gelassen
bleibt. Steht das Pferd beim Satteln nicht
still und legt die Ohren an, kann dies ein
Zeichen dafür sein, dass der Sattel nicht
passt oder zu schnell gegurtet wird. Beim
Aufsteigen achten Sie darauf, dass das
Pferd gleichmässig auf allen vier Beinen
steht und sich auch am losen Zügel nicht
bewegt, wenn Sie mit der Hand Gewicht in
den Steigbügel geben. Erst dann steigen
sie langsam auf. Wartet das Pferd ruhig, bis
sie sich gut im Sattel zurechtgesetzt haben, dann können sie es auch mit einem
Leckerli belohnen. Pferde lernen ganz
schnell auf ihr Leckerli zu warten.
PHILOSOPHIE
Tun Pferde nicht das, was wir möchten,
haben sie oftmals nicht verstanden, was
wir von ihnen wollen. Pferde lernen immer und wir trainieren oft auch unbeabsichtigt unerwünschtes Verhalten, weil
wir es nicht merken oder weil wir unklar
kommunizieren. Es lohnt sich am Anfang
der Ausbildung achtsam zu sein, die Zeit
und Geduld aufzubringen, um nicht später
korrigieren zu müssen. Es sind aber nicht
alle in der komfortablen Lage, ihr Pferd
THE 10 PRINCIPLES
OF TRAINING
1. Train according to the horse’s
ethology and cognition
2. Use learning theory appropriately
3. Train easy-to-discriminate signals
4. Shape responses and movements
5. Elicit responses one-at-a-time
6. Train only one response per signal
7. Form consistent habits
8. Train persistence of responses
(self-carriage)
9. Avoid and dissociate flight responses
(because they resist extinction and
trigger fear problems)
10. Demonstrate minimum levels of
arousal sufficient for training
(to ensure absence of conflict)
50
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Foto: Christiane Slawik
von Beginn weg richtig trainieren zu können. Die gute Nachricht ist: Auch später
lassen sich gute Ergebnisse mit konsequentem Training erzielen. Wichtig dabei
ist, sich eine geistige Flexibilität anzueignen; die gewohnten Trampelpfade verlassen können und sich wenn nötig Hilfe
holen, sich über noch so kleine Fortschritte im Training freuen und die Freude an
seinem Pferd nicht verlieren.
Beim Rückwärtsrichten darauf
achten, dass das Pferd auf ein
leichtes Signal reagiert und
gerade bleibt. Wenn nötig die
Vorderbeine kurz touchieren.
RUTH HERRMANN / THERES MISAR
Ruth Herrmann
Geboren 15.8.1968, 1999 Staatsexamen Veterinärmedizin Universität Zürich, 2003 Erwerb Diplom Verhaltensmedizin der STVV. Neben der
Tätigkeit in der eigenen verhaltenstierärztlichen
Praxis unterrichtet sie an der Universität Zürich
und an den Berner Fachhochschulen Verhaltenstraining bei Pferden.
Im März erwarb Ruth Herrmann das Associated
Diploma von ESI (Equitation Science International) bei Andrew McLean in Australien. Andrew
McLean ist ein mit mehreren Preisen ausgezeichneter Biologe. Er hat einen Doktortitel in Kognition und Lernverhalten von Pferden und ist Autor
mehrerer Sachbücher. Zudem ist er aktiver Reiter
– er gewann zahlreiche Preise in der Vielseitigkeit
– und ist ein international anerkannter Trainer in
diversen Sparten des Pferdesports. Jahrzehntelang betrieb er zusammen mit seiner Frau Manuela das Australian Equine Behaviour Center in
Victoria, dessen Leitung er Anfang Jahr seinem
Sohn Alister übergab. Auf der wunderbaren Anlage werden Pferde und Menschen fachkundig
und verständnisvoll ausgebildet. Kennengelernt
hat Ruth Herrmann den freundlichen und enga-
gierten Wissenschaftler auf den ISES-Kongressen, die jährlich stattfinden. Zusammen mit Paul
McGreevy, Professor für Tierschutz an der Universität Sydney, und weiteren engagierten Forschern und Pferdemenschen gründete er die
International Society for Equitation Sciences und
veranstaltete 2005 den ersten Kongress. Diese
jährlichen Treffen – das nächste ist 2016 in Saumur – dienen dem Austausch von Forschern und
Praktikern. Ruth Herrmann ist sehr eingenommen von dem offenen und neugierigen Geist der
Konferenzen, wo ein kritischer aber auch respektvoller Austausch stattfindet.
Die ISES pflegt alte universitäre Ideale, so
auch die, dass Wissen frei zugänglich sein
soll. Schon vor einigen Jahren veröffentlichten
McLean und McGreevy Trainingsprinzipien, welche sie im letzten Jahr überarbeiteten. Diese
Prinzipien sind Leitplanken für ein erfolgreiches
und pferdefreundliches Training. Sie sind unabhängig von der Reitweise, alleine dem Pferd
verpflichtet. PASSION wird im nächsten Jahr in
einer Serie die zehn Prinzipien näher vorstellen
und Grundlagen erläutern.
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Klicker
Trainieren mit dem Klicker ist im Hundesport
schon lange anerkannt und üblich. In der Pferdeszene muss sich diese Form des Trainings noch
etablieren. Dabei ist der Klicker eine sehr gute
Möglichkeit ganz allgemein und insbesondere,
um Pferden mit einer «Vorgeschichte» zu helfen,
ihr unerwünschtes Verhalten abzulegen. Diese
Pferde sind oft gestresst, werden sie dann noch
zu oft korrigiert, erhöht das nur den Frust und
die Angst. «Kalle» ein Warmblut, ist eines dieser
Pferde, welches hier für viele steht. An ihn wurden hohe Erwartungen im Sport gestellt, welche
sich dann nicht erfüllten. Er wurde verkauft und
seine neue Besitzerin stellte rasch fest, dass
unter anderem die Gerte bei ihm Angst auslöste.
Nach einer Operation war wenig und ruhiges
Bewegen angesagt. Ein schwieriges Unterfangen, da er wie ein Pfeil aus seiner Boxe schoss,
nicht stillstehen konnte und vor lauter Hektik in
der Stallgasse hinfiel. Seiner Besitzerin wurde es
Angst und Bange um ihr Pferd. Korrektur und
Druck erhöhten bei «Kalle» Nervosität und Angst
zusätzlich, an ein sicheres Anhalten war nicht zu
denken. Um jede gefährlich Eskalation zu vermeiden, schlug Ruth Herrmann vor, mit dem
Klicker zu trainieren.
Als erstes lernte «Kalle», dass er nach jedem
Klick ein Stückchen Karotte bekam. Schon hier
wurde darauf geachtet, dass nicht «Bettelverhalten» belohnt wurde. Konnte «Kalle» anschliessend ohne Druck zum Anhalten bewegt
werden, folgte umgehend Klick und Futterbelohnung. Schon nach kurzer Zeit wurde das Pferd
sichtbar ruhiger und das Anhalten auf Kommando erfolgte zuverlässiger. So konnte er bald
kontrolliert aus seiner Box geführt werden. Nach
und nach wurde es möglich, die Distanz mit Angehen und Anhalten zu vergrössern und «Kalle»
blieb die Ruhe selbst. Die Arbeit mit dem Klicker
wurde später auf Situationen unter dem Reiter
ausgedehnt. «Kalles» Ausdruck hatte sich grundlegend verändert, was sogar Aussenstehenden
auffiel. Mit dem Klickertraining verlor er auch
seine Angst vor der Gerte.
51
AUSBILDUNG
SPIELEN
MACHT SPASS
V
or allem im Winter zieht in
vielen Reitställen Tristesse
ein. Zwar möchte man sich
für die kommende «Grüne
Saison» vorbereiten und Lektionen üben. Doch bei Minusgraden und
wenig schönem Wetter draussen sowie
vielfach dem Einerlei der Lektionen in der
Reithalle fehlt nicht selten die Motivation.
Wer spielerisch an die Sache herangeht
und immer wieder die eine oder andere
Spass-Einheit einbaut, hat nicht nur selbst
mehr Lust aufs Training. Vor allem bringt
er auch das Pferd dazu, aufmerksamer zu
sein, da es neue Dinge kennenlernt und
damit seine Intelligenz schult. Spielen hat
ausserdem vielfach einen positiven Trainingseffekt auf so manche Lektion in der
Dressurarbeit.
Und: Auch wenn ich hier gerade jahreszeitlich bedingt von «Winter» schreibe –
alle Spiele kann man (vielleicht sogar noch
besser) draussen und jederzeit nachmachen!
VERTRAUENSBILDENDE
MASSNAHMEN
GERÄUSCHKULISSE. Auf einem Turnier ist
es fast immer laut, die Zuschauer jubeln,
Trubel pur. Für dieses Spiel benötigt man
einige Dosen, die man mit Seilen oder
52
Kordeln versieht. Die Dosen werden auf
einer Tonne oder einem Ständer platziert,
zu welchen der Reiter das Pferd ruhig hinreitet. Angekommen nimmt er – bei einem
unsicheren Pferd ganz vorsichtig und
unter stetigem Beruhigen – die Dosen auf
und lässt diese VORSICHTIG neben dem
Pferdeohr im Wind oder in der Luft scheppern. Wenn man dem Pferd gezeigt hat,
dass keine Gefahr davon ausgeht, werden
die Dosen mit dem Seil Richtung Boden
platziert und man reitet im Schritt los. Die
Dosen werden dabei nachgezogen. Bei geübten Reitern und Pferden klappt das sogar im Trab. Ein bisschen schwieriger wird
es, wenn man die Dosen über dem Pferdekopf schwingen lässt. Nach einiger Zeit
und Training klappt das bei den meisten
Pferden gut. Das Spiel funktioniert auch
mit einer Rassel, Ratsche oder ähnlichen
Hilfsmitteln.
KOMMUNIKATION FÖRDERN
BÄLLE AM BODEN. Durch einen ganzen
«Bällehaufen» zu laufen, ohne auch nur
einen einzigen davon zu berühren – das
funktioniert nur, wenn die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd perfekt
klappt und es auf die leichtesten Hilfen
reagiert. Man benötigt zunächst einmal
vier Hindernisstangen, welche im Quadrat
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
um die Bälle herum gelegt werden. Dann
füllt man das Quadrat mit Bällen auf. Begonnen wird mit wenigen, mittelgrossen
Bällen, an denen das Pferd noch relativ
leicht vorbeikommt. Mit einigen grossen
und einigen kleinen Bällen im Quadrat
wird es deutlich schwieriger. Doch am
schwierigsten ist die Übung, wenn sich
Reiter und Pferd den Weg durch eine Vielzahl kleiner Tennisbälle bahnen müssen
– ohne einen davon zu berühren. Dieses
Spiel eignet sich bestens, wenn man die
Hilfengebung trainieren möchte. Reagiert
das Pferd so wie man möchte auf die jeweiligen Hilfen? Auch dieses Spiel ist bei der
Winterarbeit eine perfekte Ergänzung des
normalen Trainings.
Fotos: Kiki Beelitz und zVg.
Zahlreiche Studien haben
schon bewiesen, dass Kinder
spielerisch am besten lernen.
Mittlerweile wird dies in der
frühkindlichen Erziehung wie
auch in der Schule berücksichtigt. Doch warum sollte sich
dieses Lernverhalten ausschliesslich auf Menschen beschränken?
Auch Pferde haben durch
spielerische Betätigung mehr
Spass an der täglichen Arbeit,
werden teilweise aufmerksamer
und motivierter. Einige Tipps
für mehr Abwechslung
lernen Sie in diesem Artikel
kennen.
Spielen mit Pferden kann facettenreich
gestaltet werden. Genüssliches Wälzen
nach der Arbeit gehört genau so dazu,
wie veränderte Abläufe im Training.
auch als langsame und vertrauensbildende
Massnahme benutzen kann. Je nach Tempo verfolgt sie also ganz unterschiedliche
Zwecke.
MEHR GESCHICK AUF ALLEN SEITEN
RINGE ODER LUFTBALLONS STECHEN.
Dieses Spiel ist typisch für Mounted
Games, wo es in Perfektion gezeigt wird.
Als Einsteiger in die Welt der Reiterspiele
kann man die einzelnen Übungen auch
erst einmal im Schritt machen und später
im Trab und Galopp versuchen. Ziel ist es
beim Ringstechen, mit einer Stange einen
an einem Ständer aufgehängten Ring zu
erwischen. Beim Luftballonstechen werden die Ballons an einer Leine befestigt,
die man zwischen zwei Ständern aufspannt. Man reitet darunter hindurch und
versucht, die Ballons abzustechen. Das
Knallen erschreckt natürlich ängstliche
oder junge Pferde, sodass man diese Übung
DOSEN STAPELN. Auch dieses Spiel kennt
man aus dem Bereich der Mounted Games.
Man nehme Dosen (voll) oder Tuppergefässe (gefüllt), welche man auf einem Podest
stapeln wird. Als Untersatz für die Stapelaktion sind beispielsweise Tonnen geeignet. Man nimmt also die Dose von einem
Tisch auf und bringt sie zu einem anderen
Tisch oder eben zur Tonne. Im Schritt ist
es noch recht einfach, das Pferd dort zum
Anhalten zu bewegen und ein neues Teil
dem Turm hinzuzufügen. Doch im Trab
und Galopp wird das Bremsen und Bauen
ungleich schwieriger – und was, wenn das
Pferd dann doch gegen die Tonne rumpelt,
weil man es nicht rechtzeitig zum Stehen
bewegen konnte. Es kommt also zum
Geschicklichkeitstraining für den Reiter
gleich auch noch eine anspruchsvolle
Kommunikationsübung hinzu.
TRAINING LEICHT GEMACHT
SEITWÄRTSGEHEN IM KREIS. Noch etwas
schwieriger als die Seitwärtsgänge an
einer Stange zu üben, ist eben jene Übung
im Kreis. Einen Kreis kann man im Sand
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
auf dem Hallenboden leicht markieren. In
der Mitte dieses Kreises wird eine Tonne
platziert. Am besten funktioniert das
Spiel, wenn man den Kreis wie ein Rad mit
«Speichen» von der Tonne aus markiert.
Mit einem Rechen funktioniert dies recht
gut. So kann man mit dem Pferd immer
eine vorgegebene Anzahl von «Radspeichen» seitwärts gehen. Insgesamt sollten
in dem Kreis etwa acht Felder zu finden
sein. Vier Felder seitwärts sind schon eine
Leistung, wenn man das Spiel zum ersten
Mal ausprobiert. Bei den Seitwärtsschritten muss sich das Pferd mit den Vorderbeinen immer innerhalb des Kreises befinden. Nach einiger Übung schafft man
auch den gesamten Kreis mit SeitwärtsAL E X A N D R A K O C H >
gängen zu umrunden.
Tipps zum Weiterlesen:
«Reiterrallyes, Reiterspiele» – Marlit Hoffmann,
Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart 2012
«Lernspiele für Pferde» – Nathalie Penquitt,
Cadmos Verlag, Schwarzenbek 2012
«365 Ideen für den B(Reit)ensport» –
Ulrike Gast und Christiane Gast, FN Verlag,
Warendorf, 3. Auflage 2013
53
AUSBILDUNG
ERFAHRUNG
AUS DEM SPORT
Jessica von Bredow-Werndl (29) ist Dressurreiterin auf Weltniveau, gewann jüngst bei
den Europameisterschaften Bronze mit
der Mannschaft und überzeugte mit Top10-Resultaten in der Einzelwertung und
Kür. Beim Weltcup-Finale 2015 stand sie
als Dritte ebenfalls auf dem Podium. Für
sie gehört das Spielen mit ihren Top-Pferden zum Alltag, da sie diesen stets die
grösstmögliche Abwechslung für ein zufriedenes Pferdeleben gönnen möchte.
PASSION: Auf deiner Facebook-Seite
kann man immer wieder Bilder sehen,
die dich in für Dressurreiter eher ungewöhnlicher Position zeigen. Erst vor
kurzem «Voltigieren auf einem Dressurpferd». Zuvor ein Nachwuchspferd mit
Plane beim spielerischen Scheutraining.
Oder man erlebt dich ohne Sattel auf
dem Pferderücken. Gehört für dich
solche Abwechslung zum Trainingsalltag
dazu?
Auf jeden Fall! Die Pferde sollen Abwechslung haben und gemeinsam soll die Arbeit
Freude machen. Ich versuche jeden Tag ein
bisschen anders zu gestalten, damit es
spannend bleibt für sie. Da gehören natürlich solche Dinge, wie bei Facebook gezeigt, dazu.
«Das Pferd auch mal Pferd sein lassen»
– das ist glaube ich eine ganz wichtige
Maxime in eurem Stall. Wie sieht das
konkret bei euch aus?
Unsere Pferde gehen täglich auf die Weide
und kommen so oft wie möglich raus.
Auch steht Freispringen auf dem Programm oder die Pferde dürfen sich frei in
der Halle bewegen.
Hast du das Gefühl, dass spielerische
Abwechslung fürs Pferd auch einen
positiven Effekt auf das Verhalten im
Training oder im Wettkampf hat?
Ganz bestimmt! Die spielerische Arbeit
macht die Pferde selbstbewusst und sie
bekommen ein besseres Körpergefühl.
Gibt es deiner Meinung nach spielerische Ideen fürs Pferd, die auch eine
positive Wirkung auf das Trainieren von
Lektionen usw. haben. Wenn ja, hast du
vielleicht ein Beispiel?
Man kann zum Beispiel viel beim Ausreiten «nebenbei» entwickeln, sei es eine
Kurzkehrtwendung auf dem schmalen
Feldweg (quasi «umdrehen») oder man
lässt die Pferde aus dem Schritt «anzackeln», um die Piaffe zu entwickeln. In
solch einem schönen Rahmen wie draus-
Anzeige
54
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
sen im Gelände macht das Reiter und Pferd
natürlich mehr Spass. Loben, loben, loben
ist dabei das Wichtigste!
Hast du vielleicht ein, zwei Ideen, was
man als Reiter dem Pferd – gerne auch
speziell dem Sportpferd – für spielerische Abwechslung bieten kann?
Man muss sich Gedanken machen, was
alles möglich ist, um den Alltag der Pferde
abwechslungsreich zu gestalten. Es geht
schon bei Kleinigkeiten los: von der anderen Seite aufsteigen, ohne Sattel – aber
besser mit Polster/Schabracke – reiten, andere Ausreitwege erkunden, Bodenarbeit
mit einbauen, schöne Musik zum Reiten
hören, Trainingsabläufe ändern . . .
www.pferdia.de/neuheiten/filme/dressursport-ganzheitlich-zum-erfolg.html
AUSBILDUNG
INTERVIEW MIT SILVIA IKLÉ
ALLES PFERDE ODER WAS?
Silvia Iklé gehört zu den erfolgreichsten und besten Dressurreiterinnen der Schweiz.
Ihre Erfolge sprechen eine deutliche Sprache, was reiterliches Können und Wissen anbelangt.
Für Wirbel in der Dressurszene sorgte sie auch, als sie 2008 auf die Teilnahme an den
Olympischen Spielen in Hongkong verzichtete.
Frau Iklé was hat Sie dazu bewogen,
eine Biographie zu schreiben?
Immer wieder wurde ich von verschiedenen Seiten darauf angesprochen, ein Buch
zu schreiben. Ein Lehrbuchbuch wollte ich
nicht veröffentlichen, da meiner Meinung
nach schon genügend gute Fachliteratur
erhältlich ist. So ist es nun eine Biographie
geworden.
Gibt es ein Schlüsselerlebnis in
Ihrem Leben, mit dem Ihr Erfolg
begründet wurde?
Mein Weg als Reiterin war mir nie an der
Wiege gesungen worden. Ich musste mir
alles erarbeiten. Dabei hat mir geholfen,
dass ich mir eine selbstkritische Bescheidenheit erhalten konnte. Erfolg, egal in
welcher Sparte und Disziplin setzt voraus,
dass man sich mit den Bedürfnissen eines
Pferdes auseinandersetzt. Ganz wichtig ist
dabei die Liebe zum Tier. Disziplin, Geduld
und Beharrlichkeit sind weitere Zutaten,
welche es braucht, um an die Spitze zu
gelangen.
Welchen Input geben Sie an unsere
Leser und Leserinnen weiter, welche
sich nicht in der Szene der grossen
Turniere bewegen?
Jedes Pferd, egal welcher Rasse oder Reitweise angehörend braucht eine Ausbildung. Damit die Zusammenarbeit zwischen einem Tier von 500 bis 700 Kilo
Körpergewicht und dem Menschen sicher
und unfallfrei funktioniert, braucht es das
Wissen, was der Begriff «Pferd» beinhaltet
und welche Verantwortung er mit sich
bringt. Es braucht die Bereitschaft, sich
selber auszubilden und zu informieren.
Jedes Pferd hat seine Qualitäten und kann,
wenn es entsprechend gefördert wird, im
Bereich seiner Möglichkeiten schön und
erfolgreich geritten werden.
Ein Thema, welches seit Aachen
omnipräsent in allen Medien vertreten
ist, sind die umstrittenen Trainingsmethoden im Pferdesport.
Ich war dieses Jahr als Trainerin von AnnaMengia Aerne-Caliezi mit Raffaelo va bene
an der Europameisterschaft in Aachen.
Wenn wir den hier eingeschlagenen Weg
weitergehen, wird der Dressursport irgendwann stark leiden. Ich verurteile Trainingsmethoden, die Pferden Schaden und
Schmerzen zufügen. Es ist für mich eine
Info
Die Dressur-Akademie Silvia Iklé unterstützt und
begleitet den Schweizer Dressursport hinsichtlich internationaler Anforderungen. Ihr Engagement versteht sie als Ergänzung der Bestrebungen des Schweizerischen Verbandes für
Pferdesport SVPS/FSSE, unter Nutzung möglicher Zusammenarbeit.
Das Angebot besteht unter anderem aus
Lehrgängen, Vorträgen, Spezialtrainings und
Wettkampfvorbereitung. Dabei soll die Jugend
einen wichtigen Platz einnehmen.
www.dressurakademie.ch
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Charakterfrage der Richter, Reiter, Ausbilder, Funktionäre und Besitzer, das Wohl
der Pferde über den persönlichen Ehrgeiz
zu stellen. Ein Reiter muss «nein» sagen
können und dürfen. Höchstleistungen, die
durch Druck erreicht werden, sind schädlich und dem Tierwohl abträglich. Eine
Erscheinung der Neuzeit sind auch die
Summen in Millionenhöhe die heute für
Spitzenpferde ausgegeben werden. In früheren Zeiten war die Szene übersichtlicher und kleiner. Geld spielte eine eher
untergeordnete Rolle.
Was ist aus Ihrer Sicht die Lösung des
Problems?
Ich habe auch keine Patentlösung für das
Problem. Auch ich kann das Rad der Zeit
nicht zurückdrehen. Es gibt aber Anhaltspunkte, bei denen wir ansetzen könnten
und mit «wir» meine ich die bekannten
aktiven Reiter und Reiterinnen, Trainer,
Besitzer, Funktionäre und Sponsoren. Die
Richterausbildung sowie das Richtersystem muss überdacht werden. Und um die
aktuelle Situation zu verbessern, wäre es
notwendig, alle Beteiligten an den runden
Tisch zu bringen. Aus meiner Sicht befinden sich noch lange nicht alle auf einem
nötigen Wissensstand. Viele unschöne
Dinge passieren häufig durch Unwissenheit und mangelnde Information.
Ihr «Herzblut» fliesst zugunsten
der Ausbildung und Förderung
des Nachwuchses. Was ist da Ihr
persönliches Anliegen?
Eine zentrale Anlaufstelle, um die nötigen
Informationen zu erhalten wäre sicher
hilfreich. Im Moment ist es so, dass junge,
talentierte Reiter und Reiterinnen in
Eigenregie ihren Weg suchen und bestreiten müssen. Dabei geht oft wertvolle Zeit
T H E RE S M I S A R
verloren.
55
Foto: Valeria Streun
I
hr Statement für den Verzicht lautete: «Das Wohl meines Pferdes steht
über den Interessen an einer Teilnahme». «Salieri CH,» ihr Spitzenpferd,
konnte dem Fliegen gar nichts abgewinnen. Beim Flug nach Athen an die Olympischen Spiele 2004 geriet er dermassen in
Panik, dass Silvia Iklé beschloss, ihn nie
mehr einer solchen Situation auszusetzen.
Anlässlich der Veröffentlichung ihres
Buches mit dem Titel «Alles Pferde oder
was»? hat PASSION Silvia Iklé zum Gespräch getroffen.
AUSBILDUNG
PFERD ALS PARTNER
Kommt Ihnen das folgende Szenario bekannt vor? Freudig kommen wir in den Stall, um mit
unserem Pferd eine gute Zeit zu verbringen. Vielleicht haben wir uns vorgenommen, heute eine
neue Lektion zu reiten oder eine neue Bodenarbeitsübung in Angriff zu nehmen. Sind voller
Tatendrang und guter Dinge. Nur unser Pferd sieht das überhaupt nicht so. Es beginnt damit,
dass es nicht von der Weide kommen will, beim Putzen nicht stillsteht und sich auf dem Reitplatz
überhaupt nicht entspannen kann. Strafen wir das Pferd nun für das unerwünschte Verhalten
oder fragen uns, was uns das Pferd damit sagen möchte?
U
nerwünschtes
Verhalten
beim Pferd kann viele Gesichter aufweisen. Da ist das
nicht von der Weide kommen wollen nur eines davon.
Eine Reiterin suchte Rat bei mir, weil sie
immer wieder von ihrem Pferd heruntergebuckelt wurde. Oder das Beispiel der
beiden Araberpferde im gleichen Stall. Der
eine war total ruhig auf dem Platz, der
andere war sehr «guckig» und konnte sich
nicht wirklich entspannen. Das Pferd
einer Kollegin lässt sich nur streicheln,
wenn es wahre Zuneigung vom Menschen
spürt. Ansonsten wendet es sich von ihm
56
ab. Ich glaube, viele Probleme wie Pferd
nicht einfangen können, Pferd ist beim
Reiten nervös oder touchiert immer die
dritte Stange, Pferd ist immer verletzt sind
lösbar, wenn die Rolle des Menschen in der
Beziehung mit dem Pferd genauer angeschaut wird.
Wie oft kann ein Pferd seine Meinung
kundtun, ohne dass es bestraft wird? Mit
ihrem Verhalten möchten uns die Pferde
etwas mitteilen. Oft machen sie uns indirekt auf ein Problem aufmerksam, dessen
wir uns gar nicht bewusst sind. Spiegelt ihr
Verhalten allenfalls die Lebensumstände
des Halters? Ein Pferd, das nicht von der
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Weide kommt, kann bedeuten: «Die Zeit
auf der Weide mit anderen Pferden ist mir
jetzt wichtiger als auf dem Platz zu üben
oder auszureiten. Die Übungen kenne ich
ja alle schon. Nicht schon wieder der Sattel, der nicht passt. Das ständige Ziehen im
Maul ist schmerzhaft. Nicht schon wieder
der Reiter, der sich wie ein Kartoffelsack
herumtragen lässt.»
Wie würde die Zusammenarbeit aussehen, wenn die Stimme des Pferdes zählen
würde?
Wie sollte man seine Führungsqualitäten verbessern können, wenn das ehrliche
Feedback über die Auswirkungen des eige-
Foto: zVg.
Unsere Autorin
Marina Parris
Fotos: Christiane Slawik
Vertrauen, Respekt und Gelassenheit, oder gefährliche
Unstimmigkeiten in der
Kommunikation. Welchen
Weg wir beschreiten, hängt
davon ab, wie viel wir über
Zusammenhänge wissen.
nen Verhaltens nicht als solches anerkannt
wird? Das Pferd spiegelt ja oft nur die
Führungsprobleme, die der Mensch in
anderen Lebensbereichen erlebt. Eine
Person, die Mühe hat, sich beim Pferd
durchzusetzen, hat mit grösster Wahrscheinlichkeit die gleiche Thematik im
Privatleben, nur wurden deren Auswirkungen bisher noch nie so klar aufgezeigt.
Hier setzt die pferdegestützte Persönlichkeitsentwicklung an, welche auf das ehrliche und wertfreie Feedback vom Pferd
angewiesen ist.
Um zu der Reiterin zurückzukommen,
die immer runtergebuckelt wurde. Als diese mit meinem Pferd am Boden arbeitete,
zeigte sich schnell, dass sie lange brauchte, um sich durchzusetzen. Sie spürte
wohl, dass etwas nicht stimmte, reagierte
aber nicht. Um zu sehen, wo ihre Grenzen
waren, setzte ich ein dominanteres Pferd
ein, welches ständig an ihr herumknabberte. Erst als es nach ihr schnappte, konnte sie sich durchsetzen und ihm gegenüber
eine Grenze ziehen. Das gleiche Verhaltensmuster zeigte sich im Privatleben. Nur
wenn die Schmerzen zu gross waren oder
eine Grenze bereits überschritten wurde
(körperlich oder emotional), war sie fähig,
zu reagieren. Statt ihre Gefühle weiterhin
zu ignorieren, bzw. zu unterdrücken, lernte sie während dem Coaching, vermehrt
auf die eigenen Körpergefühle und Emotionen zu achten, um diese als Grundlage
zum Handeln auch im Alltag zu nutzen.
Auch am Beispiel der beiden Araber
spiegelte sich sehr deutlich das Verhalten
der unterschiedlichen Besitzer. Eine Pferdehalterin strahlte Ruhe aus und nahm
sich immer genügend Zeit für das Pferd,
wenn sie in den Stall kam. Bei der anderen
Frau, war die Zeit für das Pferd immer
knapp und auf die Minute genau ausgerechnet. Ausserdem hatte sie zusätzlich
noch die Kinder und den Hund dabei. Diesen Stress und Zeitdruck spürte das Pferd,
die Unruhe auf dem Reitplatz war jedes
Mal vorprogrammiert. Anhand des Pferdeverhaltens und der Lautstärke der Frau,
merkte man immer, wie hoch der innerliche Stresspegel in ihrem Privatleben war
und dass sie mit der Situation einfach
überfordert war.
In einem Coaching, bei dem das Pferd
die freie Wahl hatte und nicht angebunden war, wollte eine Kundin mein Pferd
putzen, woraufhin es in die andere Ecke
des Reitplatzes lief. Sie blickte danach nur
noch auf seine Hinterhand. Sie wurde sich
bewusst, dass ihr Pferd zu Hause immer
angebunden wird und stillstehen muss.
Obwohl sie selbst oft sehr gestresst von der
Arbeit in den Stall ging. Ihre Unruhe spiegelte sich im unruhigen Verhalten ihres
Pferdes wider. Sie korrigierte allerdings
immer das Pferd, wobei die Ursache in
dem Fall klar bei ihr lag.
Pferde quittieren unser Handeln immer
sofort und ehrlich. In der Reiterwelt wird
diese Ehrlichkeit vom Pferd zuwenig geschätzt. Es wird viel vom Pferd als Partner
geredet, aber wie viel Mitspracherecht hat
das Pferd effektiv im Alltag? In der Realität
doch eher wenig, da der Mensch gelernt
hat, immer Chef zu sein. Widerstand vom
Pferd wird allzu oft als mangelnder Respekt interpretiert und der Mensch reagiert
mit Druck, um das Verhalten zu unterbinden, anstatt die Botschaft dahinter zu erPA S S I O N 4 / 2 0 1 5
kennen. Ein einfacher Ausweg, damit man
keine Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen muss.
Um dem Pferd gegenüber fair zu sein
und Respekt zu zeigen, müssen wir für
seine Botschaft offen sein. Wenn wir bereit
sind, das Verhalten vom Pferd als eine
wertvolle Informationsquelle zu berücksichtigen, kommen wir der Problemlösung einen bedeutenden Schritt näher.
Wenn Sie spüren, dass ein Problem am
Entstehen ist, beobachten Sie Ihr Pferd
doch etwas genauer, bevor Sie zum Reitlehrer gehen und um Hilfe einer Korrektur
des Pferdes bitten. Reflektieren Sie, was
Ihr Pferd mit seinem Verhalten ausdrücken möchte. Gibt es Zusammenhänge
mit Ihren Lebensumständen? Sollten Sie
zu keinem befriedigendem Ergebnis kommen, holen Sie sich Rat bei jemandem im
Bereich pferdegestützte Persönlichkeitsentwicklung, um neue Einsichten zu erhalten und das Pferdeverhalten aus einem
neuen Blickwinkel betrachten zu können.
Das Gleiche gilt auch für gesundheitliche Themen. Wenn ein Pferd dauernd etwas am Auge hat, kann es auch sein, dass
es damit aufzeigen möchte, dass der
Mensch in seinem Privatleben eine Situation nicht anschauen möchte.
Fazit: Es hilft nicht, den Spiegel, sprich
das Pferd, kaputt zu machen, wenn uns
das Bild im Spiegel nicht gefällt. Es gilt nur
etwas am Bild zu ändern. MA R I N A PA RR I S
Marina Parris
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57
MEDIZIN
MAGENGESCHWÜRE UND IHRE URSACHEN
58
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Zuwenig Heu und zu viel Kraftfutter können Magengeschwüre
fördern. Was hat das eine mit
dem anderen zu tun?
ANATOMISCHE UND FUNKTIONELLE ASPEKTE DES PFERDEMAGENS
Das Pferd besitzt im Verhältnis zu seiner
Körpergrösse einen kleinen Magen, der
zwischen acht bis maximal 20 Liter fasst.
Das Innere des Magens wird in seinem Anfangsteil durch eine verhornte, drüsenlose
Schleimhaut ausgekleidet. In diesem Teil
können schon bakterielle Gärprozesse
stattfinden, bei denen Stärke zu Milchsäure abgebaut wird. Der Grossteil der Kohlenhydratverdauung findet aber im Dünn(z. B. Stärke) oder Dickdarm (z. B. Rohfaser),
statt. Dieser hell erscheinende, verhornte
Bereich des Magens wird durch eine Linie,
den sogenannten Margo Plicatus vom drüsenhaltigen, dunkleren Schleimhautteil
getrennt (Bild: 1).
Im Drüsenteil des Magens werden Salzsäure und das Enzym Pepsin zur Eiweissverdauung abgegeben. Der Mageneingang
ist an der Einmündung der Speiseröhre
durch spiralförmige Muskelschlingen fest
verschlossen. Kommt es zu einer Überladung des Magens mit flüssigen oder festen
Bestandteilen, kann er deshalb und auf-
grund der geringen Grösse reissen (Magenruptur). An eine Magenüberladung, -ruptur muss immer im Zusammenhang mit
einer Kolik gerechnet werden. Die häufigsten Veränderungen der Magenschleimhaut werden im Bereich der drüsenlosen
Schleimhaut beobachtet, wenn dort direkt
und andauernd die aggressive, saure Magenflüssigkeit und Pepsin auf die Schleimhaut einwirken (Bild: 2).
�
�
�
Fotos: zVg.
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Blick bei der Magenspiegelung auf den Übergang der drüsenlosen
Schleimhaut auf die drüsenhaltige Schleimhaut im Bereich der
sogenannten kleinen Kurvatur.
Blick bei der Magenspiegelung auf den Übergang der drüsenlosen
Schleimhaut auf die drüsenhaltige Schleimhaut mit einem tiefen
Geschwür im Bereich der sogenanten kleinen Kurvatur.
� Drüsenlose, helle Schleimhaut
� Tiefes Magengeschwür in der drüsenlosen Schleimhaut
� Margo Plicatus
� Drüsenhaltige, dunkle Schleimhaut
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
59
MEDIZIN
MAGENGESCHWÜRE BEIM PFERD
URSACHEN
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1. Fütterung
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:cio“cYjc\h]ZbbZg BV\Zc\ZhX]l“- schwüren beim ausgewachsenen Pferd
sind:
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:cihiZ]jc\kdcBV\Zc\ZhX]l“gZcYVg- 4. Weitere Ursachen
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2. Intensives Training und Stress
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OjhVbbZc]Vc\b^iYZg7ZlZ\jc\^hi hZchX]V[iaZgcl^gYWZg^X]iZi!YVhhKdaaWa“- ™ G“X`ZcaV\Z
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60
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BEHANDLUNG
FÜTTERUNG
Zur Behandlung von Magengeschwüren
beim Pferd gibt es ein zugelassenes Medikament mit dem Wirkstoff «Omeprazol».
Dieser Wirkstoff führt dazu, dass weniger
Magensäure abgegeben wird. Das Medikament ist in Pastenform erhältlich und
muss nur einmal am Tag verabreicht werden. Es darf nach Absprache mit dem
Tierarzt / der Tierärztin auch vorbeugend
eingesetzt werden, z. B. bei einem Klinikaufenthalt, im Rahmen eines Stallwechsels oder einem längeren Transport.
Eine wesentliche Ursache von Magengeschwüren ist die hohe Kraftfutteraufnahme, häufig in Kombination mit einer zu
geringen Raufutteraufnahme. Basis der
Ration für Pferde sollte immer die Raufutteraufnahme sein, sodass eine tägliche
Mindestmenge an Heu mit 1,7 kg / 100 kg
Körpermasse gefüttert werden sollte, dies
entspricht bei einem 600 kg schweren
Pferd einer Heumenge von mindestens
10 kg pro Tag. Alternativen zum Heu sind
Heulage oder Gras, aufgrund der höheren
Wassergehalte in der Heulage oder im
Gras muss entsprechend mehr gefüttert
werden (z. B. täglich 2 kg Heulage / 100 kg
Körpermasse). Die Kraftfuttermenge sollte
auf maximal 300 g / 100 kg pro Mahlzeit
limitiert sein, um eine zu starke Füllung
des Magens zu vermeiden. Der Austausch
von stärkehaltigem Getreide wie z. B. Hafer oder Mais gegen pflanzliche Fette ist
eine weitere sinnvolle Massnahme bei
Sportpferden, um die Kraftfutter- bzw.
auch Stärkeaufnahme reduzieren zu können. Pflanzenfette wie z. B. Sonnenblumen-, Maiskeim- oder Sojaöl sind energiereicher als Getreide, so kann z.B. 1 kg
Hafer durch 300 ml Pflanzenöl ersetzt
werden. Des Weiteren kann die Speichelbildung bzw. Durchsaftung des Mageninhaltes durch die Fütterung von Heu oder
Heulage unmittelbar vor der Kraftfuttergabe verbessert werden. Neben der Begrenzung der Kraftfuttergabe pro Mahlzeit
sollten aber auch lange Nüchterungszeiten vermieden werden (> 8–12 h), um die
Einwirkungszeit der Magensäure auf die
Magenschleimhaut zu reduzieren, sodass
eine Zuteilung der Heuration über den Tag
in drei oder vier Portionen erfolgen sollte.
Die Umsetzung einer hohen Fütterungsfrequenz ist vielfach in Rennställen nicht
einfach, allerdings stehen seit einigen Jahren Fütterungsautomaten zur Verfügung,
die ein solches Fütterungskonzept ohne
grosse Umbaumassnahmen im Stall ermöglichen. Zu beachten ist auch, dass der
Abstand zwischen der Kraftfuttergabe und
dem Beginn der Arbeit nicht zu kurz gewählt werden sollte. Im Hinblick auf die
Verdauungsvorgänge im Magen-DarmTrakt, aber auch für die optimale Energieund Elektrolytversorgung während der
Belastung gilt der Arbeitsbeginn 3–5 Stunden nach der letzten Kraftfuttergabe als
empfehlenswert, wohingegen die Fütterung von Heu oder Heulage auch kurz vor
dem Reiten nicht eingeschränkt werden
muss.
Darüber hinaus sollte stets auf die hygienische Qualität vom Futter (Rau- und
Kraftfutter) geachtet werden. Ein bakteriell- oder pilzkontaminiertes Futter führt
eher zu Fehlgärungen im Magen. Ein hoher Hefegehalt im Heu oder in der Heulage
kann darüber hinaus zu einer starken Gasbildung im Magen und Dünndarm führen.
Generell sollten nur einwandfreie Raufutterqualitäten zum Einsatz kommen.
IN GR ID V E R V UE RT UN D CO N N Y H E R H O L Z
Autorinnen
Ingrid Vervuert: Dozentin für Tierernährung und
Diätetik, Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) und Universität
Leipzig
Conny Herholz:Dozentin Pferdewissenschaften,
HAFL
Magenspiegelung bei einem Pferd.
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
61
WESTERN
PFERDEFLÜSTERER
GIBT ES NICHT
Paul Dietz, ein langjähriger Schüler und Assistent von Ray Hunt, Tom Dorrance und
Buck Brannaman («Buck, der Film»), ist in den USA ein geschätzter und bekannter Experte.
In der Schweiz unterrichtete er diesen Sommer zum zweiten Mal.
Was er lehrt, passt irgendwie in keine Schublade.
Was soll man von einem halten, der aussieht wie ein Cowboy,
aber sagt, er reite nicht western?
E
s sind warme Tage im August
2015, an denen Paul Dietz in
Wegenstetten AG sein Wissen
an Schweizer Schülerinnen und
Schüler weitergibt. Auf den ersten Blick sieht hier alles nach einem weiteren Western-Kurs aus: Der Kursleiter ein
Cowboy, die Pferde mit entsprechendem
Tack. Aber Moment: Es liegen doch auch
einige Englisch-Sättel auf den Pferderü-
62
cken. «Englisch oder Western gibt es bei
mir nicht», erklärt Paul, «ich unterscheide
nach ‹good riding› oder ‹bad riding›.» Paul
sieht sich auch nicht als Reitlehrer. Sein
Ziel: «Den Pferden helfen, den Menschen
besser zu verstehen.»
LERNEN: AUFGABE DES SCHÜLERS
Also alles ein wenig anders hier. Auch die
Kurszeiten sind speziell: vier Tage dauert
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
der Kurs, wobei jeder Teilnehmer aber
«nur» jeweils einen Halbtag aktiv mit seinem Pferd arbeitet. Paul ist überzeugt vom
Lerneffekt dieses Systems: «Oft fällt der
Groschen erst, wenn man zuschaut.» Lernen durch beobachten, erinnern, vergleichen, nach dem Dorrance-Prinzip
«Observe, remember, compare» (siehe
Box). «Lernen ist die Verantwortung des
Schülers», hält Paul fest. Es bringe nichts,
Fotos: Dieter Plogmann, Reto Rhyner, Tanya Hasler
zu babysitten: Die nächste Frage, der
nächste Lernschritt müsse reif sein und
vom Schüler kommen, nicht vom Lehrer.
Er lässt seine Schüler suchen, ausprobieren, spüren. Es gibt keine Levels, kein Diplom. Das beste Feedback gibt das Pferd.
Fehler findet der Mann aus Arizona nicht
schlimm. «Daraus lernt man, jeder in seinem Tempo – und man ist damit nie fertig.» Dorrance nannte es eine endlose Reise, die man geniessen solle.
SIMPEL, ABER NICHT EINFACH
Und so üben die Teilnehmer am Boden und
auf dem Pferd schwitzend die scheinbar
simplen Manöver: Kreisen, Hinter- und
Vorhand isoliert bewegen, Vor- und Rückwärts gehen, eingemittet und auf einer
vom Reiter vorgedachten Linie. Was bei
Paul federleicht aussieht, entpuppt sich als
kniffliges Zusammenspiel einzelner Hilfen, wohl dosiert, zur rechten Zeit. «Spürt
die kleinste Veränderung, den leisesten
Versuch des Pferdes und belohnt sofort,
indem ihr nichts macht», tönt es immer
wieder über den Platz. «Achtet euch: Wo
ist der Fuss meines Pferdes, wo sind seine Gedanken?» Es fällt zunächst vielen
schwer. Paul beobachtet, greift nur ein, wo
es unbedingt nötig ist und erinnert immer
wieder daran, zu versuchen, so wenig wie
möglich zu machen. Und: «Lasst euch Zeit
– ich habe schon Grand-Prix-Reiter gesehen, die diese Aufgaben schlicht nicht reiten konnten. Ich selbst habe über 30 Jahre
investiert. Und Geduld. Und Bescheidenheit.»
«KEIN PFERDEFLÜSTERER»
Gelungene Investitionen, gemessen an der
Verwandlung des 5-jährigen Wallachs, den
Paul an beiden Kursen reitet: Der Rappe
wird von Tag zu Tag runder, gibt schneller
nach, versammelt und balanciert deutlich
besser. Paul kann einen einzelnen Fuss in
der Bewegung anhalten und zurücksetzen,
das Pferd federleicht, fast wie ein Marionettenspieler bewegen. Teilnehmerin Janine sieht das nicht zum ersten Mal: «Letztes Jahr war meine Stute Pauls Demopferd.
Was ich da gesehen habe, hat mich sehr
berührt.»
Paul macht klar: Diese Harmonie ist
keine Magie. «Pferdeflüsterer gibt es nicht.
Diesen Begriff hat ein Schriftsteller erfunden. Gute Pferdeleute aber haben begrifPA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Im Cow Work zeigt sich, wie gut Pferd und
Reiter tatsächlich harmonieren.
fen, dass wir Menschen verantwortlich
sind für das Pferd, nicht umgekehrt. Wir
haben seine Gesellschaft gewählt, nicht es
unsere. Wir sollten versuchen, alles zu
tun, damit das Pferd trotzdem Glück empfinden kann. Es sollte unser Partner sein,
nicht unser Sklave.»
PFERDE BRAUCHEN FRIEDEN
UND SICHERHEIT
Um mit dem Pferd wirklich eins zu werden, benötigt das Pferd zwei Sachen vom
Menschen, ist Paul überzeugt: Sicherheit
63
WESTERN
und Frieden. «Wenn das Pferd sich auf
mich verlassen und glauben kann, dass ich
es nicht in Schwierigkeiten bringe, dann
kriegt es eine Sicherheit, die es in der
freien Wildbahn nicht hat.» Paul betont: Es
geht nicht darum, das Pferd zu dressieren,
dass es sich hinlegt oder ähnliches. Die
Kunst ist es, Mutter Natur, die Instinkte
des Pferdes, zu nutzen und nicht als Hindernis zu sehen. Das Ziel ist, dass das Pferd
irgendwann, wenn es Angst kriegt, statt
die Flucht zu ergreifen, zuerst fragt: Hey,
was meinst du, was soll ich jetzt tun?
Aus diesem Grund sieht Paul Dietz viel
Positives in der Arbeit am Rind: Das Pferd
gewinnt enorm an Selbstvertrauen, erhält
eine wirkliche Aufgabe. Der Reiter erfährt,
wie viel Harmonie wirklich besteht: «Eine
Kuh ändert das Pattern innerhalb einer
Millisekunde. Wenn ich damit arbeiten
kann, wird mein Pferd lernen, mit mir zu
sein, statt einfach bei A abzubiegen.»
Paul Dietz
Paul Dietz, 43 Jahre, aus Phoenix, Arizona, arbeitete und und lernte von den grossen Horsemen
(siehe unten). Er war drei Jahre lang Brannamans
Assistent. Seit einigen Jahren unterrichtet er
selbst. Für August 2016 sind wieder Kurse in der
Schweiz geplant.
Weitere Infos
www.pauldietzhorsemanship.com
www.paradise-ranch.ch (Organisator CH)
www.rayhunt.com
www.tomdorrance.com
www.brannaman.com
WENIGER MACHEN, UM MEHR
ZU ERREICHEN
Auch im Schweizer Kuh-Kurs erkennt man
rasch, welche Paare schon recht harmonisch tanzen und welche nicht. «Es wäre
oft so viel besser, wenn wir versuchten,
dort besser zu werden, wo wir gerade stehen, statt etwas zu wollen, was noch nicht
reif ist», resümiert Paul Dietz. «Wir wären
am Ende schneller am Ziel.» Da ist sie wieder, die benötigte Bescheidenheit.
Pauls Aussagen bestätigen sich am Ende
des Kurses: Manche Teilnehmerinnen
arbeiten drei Halbtage lang «nur» vom Boden – und erreichen, unterstützt von Paul
und seiner Frau Christine, die grössten
Fortschritte: Der Wallach, der am ersten
Tag seine Besitzerin über den Platz schleif-
te, lässt sich am Schluss reiten und steht
ruhig da. Die Stute, die sich nicht vom
Stallkumpel trennen konnte und sich
schwer verladen liess, erfüllt willig ihre
Aufgaben und hüpft nach dem Kurs fast
von selbst in den Anhänger. Insgesamt ist
die Ruhe, die am Ende in den Augen der
meisten Pferde zu lesen ist, das wohl Eindrücklichste dieses Kurses.
FÜR (FAST) JEDEN
Lernen, das seinem Pferd zu geben, kann
jeder, ist Paul überzeugt: «Es braucht den
Willen zu lernen und an sich selbst zu
arbeiten, in den Spiegel zu schauen. Das
Pferd gibt uns immer sein Bestes, das es
uns im Moment geben kann. Es nicht faul,
bockig oder gar dumm – das sind menschliche Eigenschaften.» Diese Erfahrung
kann Rahel, die das erste Mal mit Paul
reitet, bestätigen: «Ich sehe mein Pferd
mit anderen Augen. Es tut mir leid, wie ich
manchmal mit ihr kommuniziert habe.»
Was genau sie gelernt habe, kann sie nicht
in Worte fassen. Aber man sieht es am Ausdruck ihrer Stute, wenn sie vorbei reitet.
ES SOLL SPASS MACHEN
Paul betont: Der Weg und das Lernen sind
niemals zu Ende. «Es ist erstaunlich, was es
zu lernen gibt, nachdem wir alles gelernt
haben, was wir glaubten, dass es zu lernen
gäbe.» Paul lebt diese Einstellung selbst vor:
Seit über 30 Jahren reitet er jährlich in
mindestens einem Kurs seines Mentors
Buck Brannaman mit – und erkennt jedes
Mal etwas Neues. Auch Janine und Rahel
werden wieder kommen: «Keine Frage.
Unsere Plätze sind bereits reserviert.»
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Tom Dorrance
Tom Dorrance (1910–2003) gilt als JahrhundertPferdemensch: Der kleine Cowboy aus dem amerikanischen Westen wurde zu Lebzeiten von der
New York Times «Anwalt der Pferde» genannt.
Die Dorrance-Brüder Tom und Bill wollten erreichen, dass das Pferd zum Partner wird, statt
Sklave zu sein und lehrten eine Herangehensweise ohne Gewalt, Missbrauch und unnatürliche
Hilfsmittel. Der mittlerweile legendäre Ray Hunt
(1929–2009) war Toms bedeutendster Schüler.
Heute gilt Buck Brannaman als deren Erbe und
Nachfolger. Der Roman und Film «The Horse
Whisperer» basieren auf dem Leben, das sie
führ(t)en.
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PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
SIB Y L L E K L O S E R
DIE IRONISCHE KOLUMNE
LEBST DU SCHON –
ODER POSTEST DU NOCH
Mein Handy bekommen sie schon gar nicht zum Selfies machen, denn gemäss Versicherungsstatistik passiert es ziemlich häufig, dass Smartphones ihre geschätzte Tätigkeit schlagartig aufgeben, nachdem der
600-kg-Vierbeiner mehr oder weniger absichtlich
draufgetreten ist. Ach ja, und am Montagmorgen
kann die gewonnene aber nicht passende Schabracke
mit zu viel oder zu wenig «Blingbling» auf dem virtuellen Flohmi wieder ausgeschrieben werden. Vielleicht gleich zusammen mit dem viel zu grossen,
ebenfalls hier «geshoppten» Zaumzeug. Wer konnte
schon ahnen, dass «Full» einem Welshpony nicht
perfekt passt oder der Friese beim Anblick des pinkfarbenen Halfters flüchtet. Und falls Pferdchen «Lotte»
zum x-ten Male in Folge auf dem Turnierplatz versagt
hat oder deren Zeit als Lebensabschnittspartner eh
gerade abgelaufen war, kann sie auch gleich in der
entsprechenden Verkaufsgruppe online angeboten
werden. Und jetzt wirds so richtig spannend, denn
hier kommen nun all die niedlichen Kommentare wie
«Jööh, so herzig, aber leider zu teuer» (wen
interessierts
und nicht hilfreich) oder
interess
«hoffentlich findet sie einen guten Platz»
«hoffen
(das hoffen
wir doch alle) und natürlich
ho
ein «willst
du sie verkaufen?» (nee, habe
«w
Lotte nur einfach so mal ausgeschrieben). Aber eines ist gewiss, der digitale
Unterhaltungswert
ist immens hoch.
Unte
«Woher
ich mein Pferd habe? Natürlich
«Wo
aus dem Internet».
VON KARIN ROHRER
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
Foto: Karin Rohrer
F
rüher hängte man die gewonnene weisse
Siegerschleife vom Turnier an den Rückspiegel im Auto und liess diese dort hängen, bis
sie sich, von der Sonne gebleicht, in ein Eierschalengelb verwandelte. Die Mantafahrer
montierten den Flots wohl gleich neben den Fuchsschwanz . . . – Upps, sorry, das kennen die Jugendlichen ja gar nicht mehr. Heute werden Stallplakette,
Flots, Naturalpreise, Gutscheine, Geldscheine und
Siegerstrauss samt pferdigem Superstar mit dem
Smartphone fotografiert und auf Facebook gepostet.
Und zwar nicht erst ein paar Tage nach dem erfolgreichen Derby, sondern lieber noch auf dem Turnierplatz. Ganz romantisch in der untergehenden Abendsonne, damit der Rang auf der Plakette erraten
werden kann. Oder spätestens zu Hause auf dem Sofa
oder Glastisch, alles hübsch arrangiert inklusive nicht
zu beachtendem gähnendem Baby oder vollem Abfallkübel im Hintergrund. Aber der Zweck ist erfüllt, alle
695 Social Friends sind nun über das aktuelle Turniergeschehen oder auch das letzte Baden im See, der
Kurs mit Guru X, das neugeborene
e
Fohlen oder alle anderen
Momente vom Weekend
mit dem geliebten Pferd informiert. Ich bin überzeugt,
meine Pferde würden fast
täglich was ins Internet stellen, gäbe es denn die hufgerechten Computer-Tastaturen.
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SPANISCHER ZOPF
MIT BÄNDERN
Nun beginnt man das Band ungefähr
drei Finger breit wieder durch den Zopf zu
ziehen. Man zieht das Band ein bisschen
zurück, um eine schöne Schlaufe zu formen.
Als Nächstes zieht man das Band wieder
durch den Zopf zurück, aber nicht durch
dieselbe Stelle, sondern ungefähr einen
halben Finger breit daneben. Somit wird
die vorherige Schlaufe fixiert.
Nun zieht man das Band wiederum circa
drei Finger breit weiter durch den Zopf und
wieder einen halben Finger breit zurück.
Dieser Vorgang wird so lange wiederholt bis man am Ende des Zopfes angelangt ist.
Man vollzieht genau denselben Vorgang wie bei der ersten Hälfte des Bandes,
nur so, dass die Schlaufen an der Oberseite
des Zopfes liegen.
Ist man mit dem Schlaufen formen fertig, kann man die Enden der Bänder durch
Vernähen im Zopf fixieren.
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Fotos: zVg.
Als ersten Schritt flechtet man einen Spanischen Zopf entlang des Mähnenkamms.
Ist der Zopf fertiggeflochten, nimmt
man die beiden Bänder, welche jeweils an
den Enden zusammengenäht sind, und
zieht dieses mit Hilfe des unförmigen
Drahtes durch den Zopf ganz am Anfang
hinter den Ohren. Das Band, welches sich
an der Unterseite des Zopfes befindet, bildet die Schlaufen-Reihe unter dem Zopf.
Das Band, welches sich an der Oberseite
des Zopfes befindet, bildet die SchlaufenReihe über dem Zopf.
66
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DAS OFFIZIELLE ORGAN DER STWHA
4/2015
Swiss Tennessee Walking
Horse Association
TSUNIAH’S H.B. IN MEMORIA
Zuchthengst mit Leib und Seele.
Die Nachricht vom Tod unseres Stammhengstes Tsuniah’s H.B. aka Chinook hat uns sehr
betroffen gemacht. Viel zu früh musste der
aussergewöhnliche schwarze Hengst mit dem
grossen Herz von uns scheiden. Zu Fall gebracht von einem winzig kleinen Tier. Der Zeckenbiss hatte bereits die Nieren des wunderbaren, stolzen Pferdes angegriffen und sein
Immunsystem zum Erliegen gebracht. Trotz
der Hoffnung auf Genesung, musste sich Chinook letztendlich doch geschlagen geben.
An dieser Stelle möchten wir nochmals seine Geschichte erzählen, damit wir uns an ihn
auch in Zukunft immer wieder erinnern, denn
er hat den Walker-Bestand in der Schweiz geprägt wie kein anderer.
Geboren wurde Chinook als Tsuniah’s H.B.
oder H.B., wie er damals genannt wurde 1993
auf der Teepee Heart Ranch im Niemandsland
von British Columbia, weit draussen auf der
Ranch von Hans Burch. Nicht lange nach der
Geburt von H.B. verstarb seine Mutter. Hans
entschied sich, das kleine schwarze Fohlen mit
der Flasche aufzuziehen. Da aber schon bald
die Trail Saison begann und Hans die Besucher,
welche Abenteuer Ferien und wöchige Trips in
die Berge gebucht hatten, führen musste, fand
Hauptsponsor
68
Sponsoren
H.B. auf der Nachbar-Ranch in Leslie liebevolle
Betreuung den Sommer über.
Ganz entgegengesetzt des oft geäusserten
Arguments, dass Flaschen-Hengste gefährlich
werden können, entwickelte sich H.B. zu
einem absolut gutmütigen und zugänglichen
Hengst. Eine Eigenschaft, die so tief in seiner
DNA zu liegen schien, dass er sie später all
seinen Nachkommen unverwechselbar mit in
die Wiege legte.
Im kommenden Jahr hatte Hans eigentlich
mit seiner befreundeten Züchterin Bobbie aus
Williams Lake vereinbart, einen ihrer Zuchthengste auf der Teepee Heart einzusetzen. Als
sich Hans aufgrund von einigen Umständen in
der Situation sah, den Hengst nicht einsetzen
zu können, unternahm er ein einigermassen
gewagtes Experiment. Er stellte den blutjungen H.B. mit einigen Stuten zusammen und
siehe da, im nächsten Frühjahr erblickte die
erste Nachzucht des kleinen Schwarzen das
Licht der Welt.
Die kommenden Jahre waren wohl eines
jeden Hengsten Traumleben. H.B. bewohnte
eine ca. 5 Hektar grosse Weide auf der Ranch
und bekam jeweils im Frühling Damenbesuch.
Der Jungspund verdiente sich seine Sporen ab
und lernte sehr schnell, wie man es anzustellen hat, die Damen zu beglücken ohne dabei
unter die Räder zu kommen. Diese Zeit prägte
ihn massiv und so wurde er zu diesem Ausnahmehengst, der ganz ruhig neben den Stuten
stehen konnte und dann den richtigen Moment kannte, wenn es darauf ankam.
Als Hans Burch seine Ranch in Kanada verkaufte, musste er sich schweren Herzens eingestehen, dass es für ihn schwierig sein würde
an seinem Hengsten festzuhalten.
Silvia Deiss lernte den Hengst bereits früher
kennen, als sie ein Frühjahr lang die Pferde von
Hans für die Trails einritt und für die Saison fit
machte. Sie verliebte sich in dieses sanftmütige Pferd und holte ihn schliesslich zu sich in
die Schweiz. Seither war H.B. unter dem Namen Chinook bekannt. Zum ersten Mal in seinem Leben hiess es nun in Chinooks Leben,
dass dieses nicht nur aus Decken sondern auch
aus täglicher Arbeit besteht. Aber glücklicherweise fanden sich im kleinen Schweizer Bestand trotzdem praktisch jedes Jahr Stuten, die
er decken konnte und so blieb ihm auch hier
seine Passion erhalten.
Die STWHA hatte in Chinook einen perfekten Botschafter. Wo immer er ins Rampenlicht
trat, war ihm die Aufmerksamkeit gewiss und
er wusste sich immer im besten Licht zu präsentieren. Eines der Highlights von Silvia war
sicherlich, als sie auf Chinook im weissen
Brautkleid und Damensattel zur Hochzeit ritt.
Ein unvergesslicher Moment.
Wir alle, die ihn kannten, werden ihn
schmerzlich vermissen. Aber wenn immer wir
einen seiner Nachkommen sehen, werden wir
einen Teil von ihm erkennen, denn seine
Handschrift war einzigartig und unverwechselbar.
Mit Damensattel eine Augenweide.
Die STWHA unterstützt die
FOSH im Kampf gegen den
Missbrauch der Walker.
RÄTSEL
GEWINNE
EINEN BUCHTITEL
NACH DEINER WAHL.
Teilnahmebedingungen
findest du im Impressum.
Teilnahme:
Sende das Lösungswort
per E-Mail mit Betreff
RÄTSEL PASSION
(bitte mit Angabe des
Buchtitel Deiner Wahl)
an info@prosell.ch
oder per Post an:
Prosell AG
PASSION
Das Schweizer
Reitmagazin
Gösgerstrasse 15
Postfach 170
5012 Schönenwerd
Einsendeschluss
ist der 7. Januar 2016
Nanda van Gestel-van
der Schel, Die Lebensenergie der Pferde
Van Damsen/Schmidt,
Wege aus der
Stressfalle
Karin Tillisch,
Selbstbewusst
mit Pferden
Karin Tillisch,
Wenn Pferde Angst
haben
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
69
PA S S I O N 4 / 2 0 1 5
4/2015
Schweizer
Freizeitreitverband
EINE STIMME FÜR FREIZEITREITER UND FREIZEITPFERDE*:
DER SCHWEIZER FREIZEITREITVERBAND SFRV/ASEL
Wohin wenden sich Reiter und Pferdemenschen, die nicht an leistungsorientierten Turnieren starten und keine hohen Sprünge machen wollen, sich aber zum Wohle ihres
Pferdes weiterbilden möchten und die Harmonie mit dem Pferd über sportliche Erfolge stellen? Der Schweizer Freizeitreitverband SFRV/
ASEL vereint die Freizeitreiter und Freizeitpferde in der Schweiz und steht für ebendiese
Werte.
Für den Schweizer Freizeitreitverband SFRV/
ASEL steht die Harmonie mit dem Pferd an
oberster Stelle. Er setzt sich für eine pferdeund menschengerechte Aus- und Weiterbil-
70
dung ein und stellt ein bedürfnisgerechtes
Programm für Freizeitreiter mit diversen Lehrgängen und einer breiten Kurspalette in der
ganzen Schweiz zur Verfügung.
Dabei steht das Pferd im Mittelpunkt seines
Denkens und Handelns sowie der Mensch, der
seine Verantwortung gegenüber dem Pferd
wahrnehmen und ein echter Horseman werden will.
Der SFRV arbeitet bei der Ausbildung und
bei der Ausarbeitung seiner Angebote mit ausgewiesenen Fachleuten zusammen. Seine Ausund Weiterbildungen sind SQS-eduQua-zertifiziert und stehen jedem offen, der sich auf
positive, freundliche Art mit seinem Pferd beschäftigen möchte.
Es ist sein erklärtes Ziel, mit qualitativ
hochstehenden Ausbildungen und kontrollierten Weiterbildungen der Trainer SFRV das Ansehen der Freizeitreiterei in der Schweiz zu
heben.
Auf den folgenden Seiten stellt der SFRV
seine Angebote im Einzelnen kurz vor.
Neumitglieder sind herzlich willkommen!
Auf der Website www.sfrv-asel.ch unter «Über
uns / Mitglied werden» steht ein Online-Anmeldeformular zur Verfügung.
*Andere Equiden, also Ponys, Maultiere, Maulesel, Esel, sind immer mit eingeschlossen –
ohne Rangfolge!
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4/2015
AN UNSERE
MITGLIEDER
Der Schweizer Freizeitreitverband SFRV möchte seinen Mitgliedern einen echten Mehrwert
bieten und gleichzeitig weitere Interessenten
ansprechen. Deshalb werden im PASSION Beiträge zum SFRV erscheinen und das PASSION
als Gratis-Abonnement an die SFRV-Mitglieder
verschickt.
Die Adressen der Mitglieder werden vertraulich behandelt und ausschliesslich für den
direkten Versand des PASSION verwendet.
Fragen und Anregungen dazu bitte direkt
an die Präsidentin Sara Kräuchi – Kontaktdetails siehen unten.
Präsidentin: Sara Kräuchi
Telefon 076 324 70 33
praesidentin@sfrv-asel.ch
Themen: Vorsitz, IT und Website, Marketing
und Kommunikation, Kommission Freizeitreitabzeichen, Partnerschaften
Vizepräsidentin: Anita Trachsel
Telefon 076 375 85 04
vize-praesidentin@sfrv-asel.ch
Themen: Lehrgänge und Weiterbildungen,
Kommission Basisausbildung und
Weiterbildungskommission
Finanzen und Sekretariat: Kristina Gau
Telefon 076 472 03 82
sekretariat@sfrv-asel.ch
Themen: Sekretariat und eduQua, Finanzen
Beisitzende: Christiane Herrmann
Telefon 079 504 01 57
beisitzende@sfrv-asel.ch
Themen: Lehrgang Energetischer
Pferdetherapeut
Schweizer Freizeitreitverband SFRV/ASEL
Brünnmatt 12
CH-3035 Frieswil
Telefon 026 419 29 52
Fax 026 419 29 42
info@sfrv-asel.ch
www.sfrv-asel.ch
www.horseathlon.ch
www.facebook.com/Freizeitreitverband
DER VORSTAND
Technische Leiterin: Sonja Ruffieux
Telefon 079 829 92 93
technischer-leiter@sfrv-asel.ch
Themen: Horseathlon®, Kurse
71
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4/2015
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FÜR FREIZEITREITER UND
FREIZEITPFERDE IN DER SCHWEIZ
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Geschmack und eine Pferdesportart ganz für die Freizeitpferde.
Die berufsbegleitenden Weiterbildungen beim Schweizer Freizeitreitverband SFRV/ASEL sind seit Jahren bewährt, SQS-eduQuazertifiziert und gut besucht. Der SFRV bietet Kurse in allen Bereichen der Arbeit mit Pferden für ein breites Publikum an und achtet
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DAS FREIZEITREITABZEICHEN DIE BASISAUSBILDUNG SFRV DER TRAINER C-A SFRV
SFRV
Die Basisausbildung SFRV ist für Menschen Im Anschluss an die Basisausbildung
Das Freizeitreitabzeichen SFRV ist eine fundierte Pferde- und Reitausbildung für Kinder
und Reiteinsteiger, bei der das Wohl des Pferdes und des Menschen im Vordergrund steht.
Ziel des Freizeitreitabzeichens SFRV ist eine
umfassende, vielseitige Pferde- und Reitausbildung, ein sicherer Umgang sowie pferdegerechtes, schonendes und korrektes Reiten. Es
besteht aus sechs aufeinanderfolgenden Stufen mit entsprechendem Arbeitsheft und zwei
Prüfungen. Spiralförmig ziehen sich die verschiedenen Pferde- und Reitthemen durch
diese sechs Stufen, welche kindergerecht mit
Farben codiert sind, und werden immer umfangreicher und differenzierter. Auf der Website des SFRV sind die Anbieter dieses pferdeund menschenfreundlichen Systems abrufbar.
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sinnvoll, die ein vielseitiger Pferdemensch werden möchten und bereits einige Jahre praktische Erfahrung mit dem Pferd haben. In dieser
berufsbegleitenden Ausbildung, die ungefähr
zwei Jahre dauert, werden die Grundlagen zur
harmonischen und pferdegerechten Kommunikation gelegt.
Es werden fundierte Kenntnisse über das
Pferd vermittelt wie Ethologie, Haltung, Gesundheit sowie eine solide, tiergerechte Ausbildung angestrebt. Dazu gehören das Longieren nach biomechanischen Grundlagen und
das Reiten mit feinen Hilfen. Nach der Basisausbildung SFRV verfügt man bereits über ein
breites Wissen verschiedener Bereiche der
Boden- und Longenarbeit sowie über eine reiterliche Grundausbildung. Die nächsten Lehrgänge für die Basisausbildung starten im Sommer 2016.
SFRV
folgt ein fünfmonatiger ebenfalls berufsbegleitender Lehrgang, der den Absolventen die Möglichkeit bietet, anschliessend Kinder und Erwachsene zu unterrichten. Der Absolvent hat
ein umfangreiches theoretisches und praktisches Wissen rund ums Unterrichten. Der Abschluss des Trainer C SFRV bietet den perfekten
Einstieg in das Berufsleben rund ums Pferd
bzw. bietet bereits bestehenden Reitlehrern
ohne Abschluss die Möglichkeit einer fundierten Ausbildung, unabhängig von Turnierambitionen.
Dank eines in der Schweiz einmaligen Weiterbildungssystems ist es anschliessend möglich, sich individuell nach eigenen Bedürfnissen bis zum Trainer A SFRV zu entwickeln.
Weitere Informationen zu diesem Weiterbildungssystem sind auf der Website www.sfrvasel.ch unter «Ausbildungen/Kurse» zu finden.
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4/2015
INTERVIEW MIT
SARA KRÄUCHI,
PRÄSIDENTIN DES SFRV
Was ist der SFRV?
Der Schweizer Freizeitreitverband SFRV ist ein
schweizweiter Verband für Reiter ohne Turnierambitionen und steht für fundierte Ausund Weiterbildungen für alle, die sich auf positive Art und Weise mit den Pferden beschäftigen
möchten. Wir engagieren uns mit viel Herzblut für ein pferde- und menschengerechtes
GZ^iZchdl^Z7dYZcVgWZ^i^cVaaZc;VXZiiZc#
Wofür steht der SFRV?
Wir glauben, dass die Freizeitreiter in der
Schweiz ein unglaubliches Potenzial an tollen
DER ENERGETISCHE
PFERDETHERAPEUT SFRV
In der chinesischen Medizin wird das energetische System mit den Meridianen und Akupunkturpunkten über alle anderen Körpersysteme gestellt. Das bedeutet, dass eine Krankheit
immer mit einer Störung des Energieflusses
einhergeht. Im berufsbegleitenden Lehrgang
«Energetischer Pferdetherapeut SFRV» lernen
die Teilnehmer, wie das energetische System
funktioniert, wie sie diese Energieflussstörungen erkennen und mit Hilfe des kinesiologischen Muskeltests die optimale Therapie herausfinden, um die Störung beheben zu können.
Am Ende des Lehrgangs werden die Teilnehmer alle Pferde selbstständig behandeln können. Im November 2015 startete der erste Lehrgang zu dieser Ausbildung. Ein neuer
Lehrgangsbeginn ist für 2016 in Planung.
Pferdeleuten haben. Weil diese sich oft nicht
mit der sport- und erfolgsorientierten Turnierreiterei identifizieren können, haben sie diesen beruflichen Weg nie eingeschlagen. Diese
Menschen, denen das Wohl des Pferdes und die
Sorge zur Natur ein Anliegen ist, möchten wir
ansprechen und dazu motivieren, ihr Engagement an andere weiterzugeben. Die Möglichkeit, sich dahingehend weiterzubilden, bieten
unsere Lehrgänge.
An wen richtet sich das Angebot des SFRV?
Unsere Kurse und Lehrgänge sind für alle offen, unabhängig vom Reitstil und unabhängig
von Pferderassen. Wir legen aber grossen Wert
auf ethisch-moralische Werte. Wer auf Kosten
der Pferde Erfolge feiern will, ist bei uns falsch.
immer mal wieder von Sonderkonditionen
profitieren.
Stehen die Kurse und Ausbildungsmöglichkeiten nur den Mitgliedern des SFRV zur Verfügung oder können diese auch von Aussenstehenden genutzt werden?
Die Kurse können auch von Aussenstehenden
genutzt werden. Allerdings sind die Kurse für
Mitglieder günstiger, sodass sich eine Mitgliedschaft für Interessierte auf jeden Fall lohnt.
Warum lohnt sich ein Beitritt zum SFRV?
:^c7Z^ig^iiojbH;GKad]cih^X]Vjh\ZbZ^cnütziger Sicht, um unseren Verband bei der
Aus- und Weiterbildung von Freizeitreitern
zum Wohle der Pferde zu unterstützen. Darüber hinaus profitieren die Mitglieder von Kursvergünstigungen, haben ein Stimmrecht an
unserer Generalversammlung und können
Der SFRV hat eine eigene Pferdesportart
geschaffen. Weshalb?
Das ist richtig. Der Horseathlon® wurde vom
SFRV entwickelt, um den Freizeitreitern eine
Möglichkeit zu bieten, sich in einer pferdeschonenden Disziplin zu messen, in der es
nicht um «höher, schneller, weiter» geht, sondern um «schöner, harmonischer, ruhiger, entspannter». Die Nachfrage nach guten Anlässen
ist vorhanden, aber viele Freizeitreiter sind
nicht bereit, die Gesundheit oder das Vertrauen ihrer Tiere für sportliche Erfolge aufs
Spiel zu setzen. Der Horseathlon® bietet hier
die perfekte Alternative.
KURSE BEIM SFRV
HORSEATHLON®
Der SFRV möchte Freizeitreitern ein breites
Spektrum an Weiterbildungsmöglichkeiten
bereitstellen. Denn gut ausgebildete Freizeitreiter haben weniger Unfälle, sind für ihre
Pferde bequemere Reiter, sind kompetentere
Pferdehalter und bringen mehr Abwechslung
in den Pferdealltag – ein Gewinn für alle.
Auszug aus dem Kursprogramm 2015:
™ Adc\^Zg`jghb^i7VWZiiZIZhX]Zc
™ ;gZ^]Z^ihYgZhhjgb^iC^X`BjcilnaZg
™ @aVhh^hX]Z9gZhhjgb^i?ZVccZ7Zhh^gZ
™ 6ai`Va^[dgc^hX]ZLZhiZgcgZ^ilZ^hZ
b^i?dZ<^haZg
™ BZciVaigV^c^\[“gGZ^iZgb^i8]g^hi^VcZ
Herrmann
™ Adc\^ZgZcb^i=ZabjiE^aaZg
™ LVcYZggZ^i"AZ]g\Vc\b^i8Vgda^cZLda[Zg
™ 8ZciZgZYG^Y^c\Y^kZghZGZ[ZgZciZc
™ H^ioadc\Zb^iC^g^cVBZnZg
™ jkb#
Horseathlon® ist eine Vielseitigkeitsprüfung
mit vier Disziplinen in den gerittenen Kategorien und drei Disziplinen in den geführten
Kategorien. Dazu gehören Prüfungen in Trail/
9gZhhjg \Zg^iiZc! 7dYZcVgWZ^i jcY <ZaVhhZcheit sowie ein Geländeritt/-marsch mit Geländehindernissen. Der Schweizer Freizeitreitverband SFRV hat sich dieser pferdegerechten
Pferdesportart verschrieben, hat sie entwickelt
und bildet die Richter und Parcoursbauer eigens für den Horseathlon® aus. Im Horseathlon® gibt es sechs verschiedene Kategorien,
jeweils leichte, mittelschwere und schwere
Prüfung, entweder geritten oder geführt. Somit ist für jeden ein passendes Niveau dabei.
Die geplanten Anlässe sind jeweils auf unserer Website publiziert. Wichtige Informationen für die Teilnehmer sind ebenfalls online
abrufbar.
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DAS OFFIZIELLE ORGAN VON SWISS ENDURANCE
4/2015
Swiss Endurance
News
EDITORIAL
Liebe Mitglieder und Freunde des Distanzsportes
Das Jahr 2015 hatte viele tolle Anlässe, an
denen wir dabei sein konnten. Ein grosses
Dankeschön geht an alle Organisatoren und
ihre Helfer. Ein RIESIGES Dankeschön geht
aber an die Organisatoren der Schweizermeisterschaft, da diese nun wieder in der Schweiz
durchgeführt werden konnte. Letztes Jahr, wir
erinnern uns, fand die SM in Deutschland statt.
Herzlichen Dank!
Nun habt ihr bereits die 4. Ausgabe der
Swiss Endurance News in euren Händen, die
ich als Redakteurin erstellt habe, ich hoffe
sehr, dass ihr mit meiner Arbeit zufrieden seid.
Gerne nehme ich Lob und Kritik entgegen
und hoffe so, unsere Newsseiten noch interes-
santer gestalten zu können. Es ist für mich sehr
schwierig, meine Arbeit ohne eure Rückmeldungen zu beurteilen. Finden meine Artikel
nun eure Zustimmung oder nicht? Schreibt
mir, damit ich euren Wünschen und Inputs
nachkommen kann.
Zudem sind wir auch im Vorstand immer
für Feedbacks eurerseits offen. In diesem Jahr
hatte ich mir das Ziel gesetzt, Kurse anzubieten, um euer Pferdewissen zu erweitern. Mein
Fazit nach fast einem Jahr: Von gar keinem
Interesse bis hin zur Ausbuchung war alles mit
dabei. Ich werde dieses Ziel im neuen Jahr
nicht weiter verfolgen. Es gibt ausserhalb des
SEN ein genügend grosses und gutes Kursangebot, welches sich jeder in seiner Nähe raussuchen kann. Über die Homepage der SEN werde
ich es mir aber nicht nehmen lassen, euch über
tolle Kurse zu informieren. Die Anmeldungen
laufen dann direkt über den entsprechenden
Organisator. Solltet ihr als Mitglieder auch Kurse anbieten, dann nichts wie los! Schickt uns
eure Ausschreibung und wir stellen sie gerne
in unser Portal. Es lohnt sich immer, auf unserer Vereinsseite zu stöbern.
Ein grosses Dankeschön möchte ich auch
einmal an Peter Baumgartner richten, für das
stetige Nachführen der KM-Liste. Es ist auch im
Interesse jedes einzelnen Reiters, Besitzers etc.
diese KM-Liste zu kontrollieren! Die Saison ist
bald zu Ende und die Cups werden bald ausgewertet.
Der Vorstand arbeitet mit Hochdruck an der
Vorbereitung unseres SE und Winterevents am
28. November. Wir freuen uns sehr, wenn ihr
alle teilnehmen könnt. Dies dient auch zu
einem tollen Austausch ohne Pferd.
Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit
und einen guten Rutsch in die neue Saison.
Eure Vanessa Herzig
Vorstandsmitglied der Swiss Endurance
TIPPS FÜR DISTANZEINSTEIGER
Die meistgestellte Frage von Anfängern «Wie
bereite ich mich für einen Distanzritt vor?», ist
nicht so ganz einfach zu erklären und schon gar
nicht in ein paar Sätzen zu beantworten. Ich
finde es immer sinnvoll, an einem Einsteigerritt
z. B. an eine Pleasure Ride oder an einem kleinen Trainingsritt teilzunehmen, um schon mal
herauszufinden, ob die Bewältigung der Distanz
für Pferd und Reiter eine Freude ist oder eben
nicht. Zudem kommt noch, dass der Ablauf z. B.
an einem EVG 1 kompliziert erscheint und viele
Reiter abschreckt. Und was ist jetzt ein EVG 1
werden sich nun Einsteiger fragen? Ein EVG 1
hat gar nichts mit einer Evangelischen Kirchenvereinigung zu tun, sondern heisst Endurance
mit vorgeschriebener Geschwindigkeit. In anderen Ländern wie z. B. Deutschland gibt es andere Kategorien wie z. B. Leistungsklassen oder
eben «der Schnellere gewinnt».
Als ich im Jahr 2011 mit dem Distanzreiten
angefangen habe, waren die Pleasure Rides
noch nicht geboren, sondern startete dazumal
ein DRF. Die Streckenlänge war 29 Kilometer
Verbandssponsoren
74
und das Tempo konnte innerhalb einem vorgeschriebenen Zeitrahmen frei gewählt werden. Eine Rangliste wird an einem DRF nicht
erstellt sondern nur eine Kilometerliste. Man
durchläuft aber auch hier wie an einem offiziellen Ritt das volle Programm. Sekretariat/
Tierarztkontrolle/Start/usw.) Im Vorfeld habe
ich mich mit der OK-Präsidentin getroffen und
habe die Reitstrecke mit ihr einmal absolviert,
um zu sehen, ob ich und vor allem mein Pferd
fit genug sind. Ich habe mich im Vorfeld genügend informiert, was ich mitnehmen soll
und an was ich denken muss.
Generell gilt, es muss ein gut passender
Sattel und Zaum vorhanden sein und das Training sollte langsam aufgebaut und gesteigert
werden. Das bedeutet in der Praxis, dass normale Ausritte weiterhin so durchgeführt werden, wie es schon gemacht wird, jedoch die
Trabstrecken sukzessive verlängert werden.
Nicht aber das Tempo erhöhen! Fleissiger
Schritt ist ein sehr effektives Mittel Grundkondition aufzubauen und auch zu erhalten.
Dann kann man über die Dauer der Ritte
nachdenken, also auch hier die Belastung einfach durch die Länge/Strecke steigern. Aber immer noch nicht das Tempo. Also reiten, reiten
und nochmals reiten! Damit aber für den Reiter
wie auch für das Pferd eine Abwechslung gibt,
kann man gut einmal spazieren gehen, Joggen,
Zirkusstücke üben, longieren usw.
Pferde, die schon länger regelmässig unter
dem Sattel arbeiten z. B. als Schulpferd, Freizeitpferd usw., sollten eine Grundkondition
haben. Diese zu überprüfen ist nicht kompliziert, erfordert nur ein paar Vorüberlegungen
und die Anschaffung eines Stethoskops oder
Pulsmessers. In Ruhe, also am Stall beim Putzen o. ä. wird immer wieder der Puls gemessen
und aufgeschrieben, sodass man einen Mittelwert bekommt und davon ausgehen kann, dass
der spezielle Ruhepuls bei diesem Pferd z. B. 28
Schläge beträgt (Ein Ruhepuls kann zwischen
28 bis 44 sein).
Ein gesundes Pferd oder Pony, mit dem regelmässig drei- bis viermal in der Woche ge-
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DAS OFFIZIELLE ORGAN VON SWISS ENDURANCE
arbeitet wird, sollte einen Einsteigerritt oder
eine -fahrt von 25 bis 30 Kilometer schadlos
überstehen. Wird jedoch bei diesem Event
plötzlich wesentlich schneller und länger getrabt (womöglich viel galoppiert) als zu Hause,
kann es passieren, dass sich das Tier schlecht
oder nicht in den vorgegebenen 20 Minuten
regeneriert und keinen Puls von 64 oder weniger Schlägen vorweisen kann.
Um sich auf den «Ernstfall» gut vorzubereiten, sollte man auch mal einen Tagesritt organisieren, bei dem das Pferd langsam, aber lange unterwegs ist und eine oder mehrere Pausen
eingelegt werden. Die Gewöhnung, aus jedem
x-beliebigen Eimer Wasser zu saufen, fressen
und auch zu entspannen muss vorher geübt
werden.
Eine eigene gute Vorbereitung könnte sein,
sich selbst als Helfer auf einem Distanzritt zu
verdingen oder bei jemanden mitzufahren der
einen Reiter trosst. Dabei bekommt man schon
sehr gut Einblick in den generellen Ablauf
eines Rittes. Fragen stellen ist erlaubt und sogar erwünscht.
Grundsätzlich sollte man im Stall ein kleines Notizheft oder einen Kalender liegen haben, in dem man einträgt, was «geleistet» wurde, wie lange die Belastung war und
gegebenenfalls die Streckenlänge, die bewältigt wurde. Ebenso wird die Platz- oder Longen-
4/2015
arbeit vermerkt. So entsteht mit wenig Aufwand ein kleines Trainingstagebuch. Ich
persönlich arbeitete anfangs mit einer ganz
einfachen Monatsagenda und habe sekundenschnell eine Monatsübersicht. Seit diesem Jahr
führe ich nun bei jedem Ritt oder Longenarbeit
meine GPS-Uhr mit und kann so auf dem PC
ganz einfach meine Übersicht anschauen.
In der Regel werden die Pferde, die Spass an
der Sache finden, von ganz alleine flotter im
Grundtempo. Trotz des «Trainings» sollte die
gymnastische Aus- und Weiterbildung des Pferdes vorangetrieben werden, nur so bleiben
unsere Pferde auch auf langer Strecke und
Sicht gesund!
VH
DER VORSTAND GRATULIERT
Herzliche Gratulation!
Den Amazonen, die in den letzten Wochen für
Furore auf der Rennbahn Dielsdorf gesorgt
haben:
Sonja Bobsin auf Eowen
Schweizermeisterin 2015
Die Schweizermeisterschaften gewonnen hat
Sonja Bobsin mit Eowen (16,92 km/h), auf dem
zweiten Platz ist Annina Rohner mit Rubina X
(16,61 km/h) und auf dem dritten Platz Mireille Housencroft mit Eh Janthos (16,59 km/h). Bei
den Junioren und jungen Reitern hat Kathrin
Marthaler mit Okkarina gewonnen (15,08
km/h) und verwies Jil Bachmann mit Twom
Narooma auf den zweiten Platz (14,17 km/h).
Herzliche Gratulation!
Wir gratulieren diesen Reiterinnen zu den
überragenden Leistungen! Wir wünschen euch
weiterhin viel Erfolg im Sport und Spass mit
und an euren Pferden!
DISTANZRITT RUND UMS PFAHLBAUERLAND 2015
Nach dem überaus positiven Echo und grossem
Lob für den letztjährigen Distanzritt hatte sich
das OK entschieden, den Ritt im 2015 nochmals zu realisieren.
Jedes OK-Mitglied konnte in seinem Ressort
auf die Basis vom Ritt 2014 zurückgreifen und
darauf weiter aufbauen. Wir kannten die Reitanlage, hatten eine wunderbare Strecke und
wussten um wichtige Sponsoren. «Altbewährtes» wie z. B. unsere flexiblen Startzeiten, die
verschiedenen Spezialwertungen und die obligate Kaffeetasse wurden beibehalten, dafür
gab es ein neues Logo, bei der Strecke die eine
oder andere Optimierung und auch ein EVG4
wurde angeboten. Unser Ziel war es, den Ritt
möglichst einfach zu halten und den Sport und
die Freude an den Pferden in den Vordergrund
zu stellen.
Unsere Bemühungen und die viele Arbeit
wurden mit einer Schweizer Rekordteilnehmerzahl belohnt. Es war uns klar, dass die
Anlage an ihre Kapazitätsgrenze stossen würde. Alle Teilnehmer haben ein faires und sportliches Verhalten an den Tag gelegt, sodass es
für alle und jeden Platz hatte. Auch von der
Strecke gab es nur positive Rückmeldungen.
Die Reiter konnten bei bestem Wetter tolle
Galoppaden in der wunderbaren Landschaft
geniessen und die diversen Fussgänger und
Velofahrer unterwegs hatten Freude an den
vielen Pferden. Das ist der Verdienst der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Nur wenn rücksichtsvoll geritten wird, sind Gemeinden und
Landbesitzer bereit, ihre Wege und Wiesen zur
Verfügung zu stellen.
Wir vom OK können denn auch den Ritt
2015 als vollen Erfolg bezeichnen. Dennoch
werden wir im 2016 eine Pause machen.
Geniesst nun die etwas ruhigere Winterzeit
und ich freue mich, euch nächste Saison alle
wieder im Sattel zu sehen.
Eure Jil, Streckenchefin
Distanzritt Pfahlbauerland
Alle Infos (Resultate, Anzeigen, Veranstaltungen) über den Distanzreitsport findest du unter www.swissendurance.ch
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DAS OFFIZIELLE ORGAN VON SWISS ENDURANCE
4/2015
WISSENSWERTES IM DISTANZSPORT –
DIE WINTERPAUSE
Für Ideen, Kritik immer zu haben und für
Fragen immer zur Stelle:
Andrea Amacher
andrea.amacher@bluewin.ch
Die Rittsaison ist zu Ende und die Tage werden
wieder kürzer – was tun mit unseren vierbeinigen Sportlern in dieser kalten Jahreszeit?
Aus Beiträgen von langjährigen Distanzreitern
möchte ich euch einen Überblick und Ideen
geben, was ihr mit eurem Freizeitpartner Pferd
unternehmen könnt.
1. Saison Revue passieren
Im Frühling haben wir uns Saison- und Fernziele gesetzt. Jetzt, am Ende der Rittsaison
können wir uns die Saison Revue passieren
lassen. Wurden die Ziele erreicht?
Falls JA, kann man eventuell Verbesserungen
fürs nächste Jahr planen?
Falls NEIN, ist eine genaue Analyse der verschiedenen Ritte und der gesamten Planung
erforderlich. Vielleicht ist auch Hilfe von langjährigen Distanzreitern oder eines Reitlehrers
nötig. Oft sehen gute Freunde mehr als der
Reiter selber, welcher stur seine Ziele vergebens verfolgen will. Auf jeden Fall ist Hilfe
nötig, wenn man in der nächsten Saison weiterkommen will.
2. Analyse der Rittsaison
Anhand der Analyse kann man seine Winteraktivitäten vorbereiten und gestalten:
3. Winterpause des Distanzpferdes
™ 9VhE[ZgYhdaaZ^cZIgV^c^c\heVjhZZg]VaiZc!
dies ist aber auf keinen Fall ein Stopp aller
Aktivitäten. Es soll eine Rekonvaleszenzphase sein, um sich von den durch sportliche Aktivitäten unvermeidlich auftretenden, meist nicht sichtbaren MikroTraumatismen an Muskeln, Sehnen, Bänder
und Gelenken zu erholen. Aber auch die
Psyche sollte sich vom Turnierstress erholen können.
™ L^gYYVhE[ZgYVj[\gdhhZcLZ^YZcojhVbmen mit Artgenossen gehalten, kann diese
Trainingspause unberittene Freiheit für einige Wochen bedeuten. Auch in diesem Fall
dürfen die täglichen Kontrollen nicht vernachlässigt werden.
™ <ZcVjhdZgchiojcZ]bZcl^Zl~]gZcYYZg
Turniersaison ist das Management: angepasste Fütterung, Pflege der Hufe, sozialer
Kontakt, Gesundheits- und Formkontrollen.
Verbandssponsoren
76
™ :h `ŽccZc VjX] aVc\Z! \Zb“ia^X]Z jcY
fröhliche Spazierritte unternommen werden, wobei Pferd und Reiter die Seele baumeln lassen können.
™ :^cZ BŽ\a^X]`Z^i WZhiZ]i ^c YZg 6j[[g^schung der Gymnastizierung des Pferdes.
Dabei sollen keine anspruchsvolle Dressurund/oder Longenübungen durchgeführt
werden. In allen Lektionen soll Spass, Spiel,
Entspannung und Wohlbefinden des Pferdes oberste Priorität haben.
™ 9^Z EVjhZ hdaa b^i k^Za 6WlZX]hajc\ \Z"
staltet werden. Einige Ideen können sein:
Stangentreten in verschiedenen Variationen, Zirkuslektionen einstudieren, Bodenarbeit, Massagesitzungen, Spaziergänge an
der Hand, usw. Findet selber heraus, was
euer Pferd gerne machen würde und zu
was während der Saison häufig keine Zeit
ist.
Winterpause bedeutet – korrekt durchgeführt
– kein Trainingsabbau. Das athletische Pferd
behält seine Grundkondition im Gegensatz
zum Menschen sehr lange. Es kann sogar,
speziell mit Hilfe der Winterpause, seine Ausdauer von Jahr zu Jahr verbessern.
4. Ausmerzung von Problemen
™ L~]gZcY YZg L^ciZgeVjhZ `ŽccZc VjX]
Futterumstellungen durchgeführt werden.
Solche Umstellungen müssen während
einer längeren Zeit durchgeführt werden,
da sich der Verdauungstrakt des Pferdes
sehr langsam umstellt.
™ CZjZ7ZhX]a~\ZjcY@dggZ`ijgZcVb=j[beschlag können jetzt in aller Ruhe ausprobiert werden.
™ >cY^ZhZgEZg^dYZ`ŽccZcl^gjchVjX]\Znug Zeit lassen, die Ausrüstung zu überdenken (neuer Sattel . . .?), zu erneuern (alte
Sachen weg, Neues anschaffen, . . .) oder
wieder in Stand zu stellen.
™ DYZgl^g`ŽccZcVaaZhZgaZY^\Zc!ldkdcl^g
während der Saison immer geredet haben
und nie Zeit dazu hatten!
5. Fitness des Reiters
In unserem anspruchsvollen Sport geht es jedoch nicht nur um die Fitness und den Trainingszustand des Pferdes. Auch die Fitness des
Reiters, welcher das Pferd während eines Distanzrittes unterstützen sollte, muss einem
Amateursportler gleich kommen. Dazu kommt
die mentale Fitness, denn hat der Reiter ein
Motivationsloch, geht zum Teil auch beim
Pferd nichts mehr. Tipps für das Training des
Reiters können sein:
™ <Zo^ZaiZh;^icZhh"IgV^c^c\Vc<Zg~iZcjcY
mit Gewichten, in einem Fitnessclub, welcher Fachpersonen angestellt hat, die
Tipps, Trainingsprogramme und Korrekturen geben können.
™ GZ\Zab~hh^\ZHigZiX]^c\“Wjc\Zc!YVjchZg
Sport vor allem die Verkürzung der Beinmuskulatur begünstigen kann.
™ 6jhYVjZgigV^c^c\!jbl~]gZcYYZh\ZhVbten Rittes seine Körperspannung zu behalten, um seine Position zu kontrollieren und
um das Pferd zu unterstützen, wenn es
müde wird.
™ BZciVaZhIgV^c^c\VahLZii`Vbe[kdgWZgZ^tung.
6. Wintertraining des Distanzpferdes
™ 7ZgZ^ih[g“]^bcZjZc?V]gWZ\^cciY^ZHV^sonplanung. Man setzt sich Ziele und legt
die dazu nötigen Strategien bereit.
™ Jb YVh E[ZgY Vj[ Y^Z ZghiZc G^iiZ ^b
Frühjahr vorzubereiten, beginnt man mit
Schrittausritten, welche sukzessiv verlängert werden. Da nun das Pferd wieder mehr
gefordert wird, sollte man dem Pferd dadurch Erleichterung im Training verschaffen, indem man es wenigstens an den am
häufigsten verschwitzten Stellen (Hals,
Brust, Schulter, Bauch, Oberschenkel) vom
dicken Winterpelz befreit und es schert.
Vielen Dank für die verschiedenen Tipps zur
Winterpause an Sandra Bechter, Suzanne Dollinger, Doris und Franz Frei, Veronika MüngerHäusler.
TERMINE
28. November 2015
Winterakademie & SE Event
14. November 2015
Richtertag & Endurance Day
8. und 9. März 2016
Fütterungsvortrag Regionalgruppe DNW
«Pferde fit füttern»
Fütterungsvorträge mit Dr. Christina
Fritz
19. März 2016
Generalversammlung Swiss Endurance
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DAS OFFIZIELLE ORGAN VON SWISS ENDURANCE
4/2015
AQUATRAINING IST NICHT NUR
FÜR REHAPFERDE ETWAS . . .
. . . schon einige Distanz-, Spring-, Dressur-,
Western-, Fahr- wie auch Freizeitpferde sind
mit Erfolg auf den Geschmack gekommen.
Mit dem Aquatrainer wird Durchhaltevermögen, Losgelassenheit, Koordination, Beweglichkeit und auch die Muskelkraft verbessert
und ist eine ideale Unterstützung des täglichen
Trainings. Es ermöglicht auch, Pferde mit Sehnen-, Gelenk-, Rücken- und Knochenproblemen bewegen zu lassen. So kann das Pferd
auch z. B. nach einer Verletzung schnell wieder
Muskeln aufbauen, anstatt dem typischerweise erst einsetzenden Muskelabbau ausgeliefert
zu sein. Nutzt man zusätzlich auch noch kaltes
Wasser, werden die Gelenke und Sehnen
gleichzeitig gekühlt. Dank der Option für Süssoder Salzwasser können auch Pferde mit Wunden dieses Training in Anspruch nehmen.
Nach dem Training geht es ab unters
Solarium. Das Pferd entspannt sich und wird
gleichzeitig getrocknet.
Wer noch möchte, darf sein Pferd auch auf
die Rüttelplatte stellen. Dies bewirkt, dass
auch noch die letzten und tiefen Muskeln gelockert werden und regt die Blutzirkulation an.
Aus eigener Erfahrung: Mit meiner Distänzlerkollegin Stephi, ihrem Pferd (sie wussten
nicht wohin die Reise geht) und meinem Mo-
nolito fuhr ich nach Scherz zu Hanspeter Lustenberger zu «Health Point Lustenberger». Dort
angekommen wurden wir super nett empfangen und unsere Pferde bekamen zuerst, bevor
es aufs Laufband ging, eine Bein-Dusche. Lito
war sichtlich ein wenig nervös, da er den Ort
bereits von seiner Kutschenausbildung kannte. Zuerst ging es mal nur im Schritt durch die
zwei Aquatrainer, konnten unterdessen auch
auf die Waage, als er sich dann beruhigte, ging
es ab aufs Band . . . Am Anfang war es für ihn
noch komisch, warum das Band lief . . . aber er
im Raum nicht vom Fleck kam. Es machte ihm
aber sichtlich mehr Spass, als Wasser eingelassen wurde. Unsere Pferde haben dies super
gemeistert und ich würde dieses Training auch
anderen empfehlen.
Wer dies auch testen möchte, hat
nun die Gelegenheit:
Healt Point Lustenberger
offeriert folgendes Angebot
Für ein gelöstes 10er-Abo bekommt man die 11 kostenlos. Im
Monat Dezember bekommt ihr 12
Trainings zum Preis von 10. Möchte man nur ein Schnuppertraining, kostet dieses für unsere PASSION-Leser im Dezember 70 statt
80 Franken.
MACHS GUT
PHOENIX
Am 27. August war es soweit . Nach zwanzig
Jahren (und im Alter von 23), unzähligen Stunden unterwegs im Gelände, beinahe 5000
Wettkampf-Kilometer und vielen, vielen Pokalen und Auszeichnungen . . . mein Freund und
Sportspartner hat seinen letzten Atemzug auf
dieser uns bekannten Welt getan. Er wurde von
all seinen Leiden befreit und darf nun mit seinen vorangegangenen Freunden auf der immergrünen Weide herumtollen, und die nächste Lebensphase in vollen Zügen geniessen!
Phoenix VIII, ich möchte dir für alles danken! Wir hatten viele tolle gemeinsame Stunden verbracht. Manchmal waren wir uns nicht
ganz in der Gangart einig, aber meistens hatten wir richtig viel Spass zusammen.
Wenn ich in meinen grauen Zellen verstaubte Schubladen öffne, finde ich Bilder von
einer dicken Schneeladung, die uns am Distanzritt in Gossau beinahe erschlagen hatte.
Da sind Bilder wie ich mich im Elsass beinahe
völlig verritten hatte oder wir einen richtig
steilen Hügel raufgeklettert sind. Schöne
Erinnerungen an die eine Siegerehrung in
Stuck, als du auf die Rampe des Anhängers
hoch gestiegen bist, dabei musstest du dich
doch gar nicht grösser machen, denn obschon
dein Körper nur grade 142 cm mass, warst du
oft einer der Grössten!
Eine der schönsten Erinnerungen ist der
Gewinn der Silbermedaille an der Schweizermeisterschaft in Hüntwangen! Dies war neben
den zwei PNW-Meistertiteln unser grösster Erfolg. Allerdings müssen hier auch weitere Erfolge erwähnt werden: unser einziger 100-Meiler durch die Heide, der Gewinn des dreitätigen
Beluga-Rittes und der vierte Rang an der internationalen Distanz über 120 Kilometer in
Stuhr.
Gerne behalte ich dich als das in Erinnerung, was du immer warst, was ich immer
antwortete, wenn jemand nach deiner Abstammung fragte: ein Phoenix, der aus der Asche
kam!
Roger Maurer
Alle Infos (Resultate, Anzeigen, Veranstaltungen) über den Distanzreitsport findest du unter www.swissendurance.ch
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DAS OFFIZIELLE ORGAN VON SWISS ENDURANCE
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TOURIST –
ODER WARUM SCHWITZEN PFERDE
Hallo erstmal – eigentlich wollte ich mal eine
Schreibpause einlegen, aber erstens kommt es
anders und zweitens, als man denkt. Ich habe
mich fürchterlich aufgeregt, als ich einige
Kommentare und Meinungen von gestandenen Distanzreitern gelesen habe und komme
nicht umhin mich zu fragen: Besteht Distanzreiten neuerdings nur aus Reiten und jeden
Quatsch nachmachen den andere tun ohne
Gehirn einzuschalten oder bedeutet Distanzreiten nicht: Hirn einschalten, lernen, Fehler
machen, Fehler korrigieren und ständig sich
verbessern?
Ausgangslage
Wasserschwemme an jedem Groompoint, ist
das nötig und zweckmässig? Wer kennt dieses
Bild nicht. Nach fünf Kilometern kommt der
erste Groompoint, die Grooms rasen mit ihren
Autos direkt nach dem Start zu dem besagten
Groompoint, stellen Wasserflaschen bereit
und sobald der Reiter ankommt, wird erst einmal eine Wasserschlacht abgehalten. Wasser
marsch über Pferdehals, Beine, Hinterteil und
weiter geht es auf der Schleife. Frage nun:
Warum reitet ihr die Pferde vor dem Start
warm, wenn ihr schon nach fünf Kilometern
gleich wieder beginnt das eben erst etwas
warmgewordene Pferd zu kühlen? Ahhhhh,
eure logische Antwort wäre bestimmt:
Schweiss abspülen, damit das kühle Wasser
den Puls runterbringt. Super Antwort finde ich
und so vollkommen dämlich und sinnlos. Puls
runterfahren, wo es doch gleich weitergeht.
Wie viel Sinn macht das denn? Meine Antwort:
Überhaupt keinen Sinn ergibt das, zumal es
total kontraproduktiv ist. Puls rauf, Puls
runter, Puls rauf, Puls runter ist für den Organismus um einiges belastender, als ein konstanter Puls. Schweiss, und dies soll ja das
Hauptthema sein, runterspülen widerspricht
sich im Ganzen.
Wozu schwitzt das Pferd?
Woraus besteht der Schweiss?
1. Das Pferd schwitzt, um die Kerntemperatur,
also die Temperatur im Innern des Pferdes auf
gleichem Wärmeniveau zu halten. Üblich zwischen 37 und 38 Grad und kann bei Leistung
bis 40 Grad gehen. Damit diese Konstante gewährleistet wird, schwitzt ein Pferd. Vornehmlich im Bereich der Brust, zwischen den Hinterbeinen nahe der Extremitäten und in der
Sattellage. Ein ungerittenes Pferd schwitzt
selten sichtbar in der Sattellage. Ebenso wenig
schwitzt das Pferd am Hals entlang des Mähnenkamms. Warum also Wasser über den Widerrist und Mähnenkamm giessen, zumal die
Verbandssponsoren
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Halsschlagader entlang des Unterhalses ca.
drei bis fünf Zentimeter innerhalb des Halses
verläuft? Bleibt wiederum nur die Antwort:
Um den Schweiss loszuwerden, denn Kühlen
bringt hier definitiv nichts.
Schweiss ist das beste und effektivste Kühlmittel für das Pferd. Auf der einen Seite wird
durch den Schweiss die Innentemperatur nach
aussen gebracht und auf der anderen Seite
kühlt der Schweiss, der im Fell liegt, die darunterliegende Haut, die im Übrigen ein Vielfaches dünner ist als die menschliche Haut.
Und genau dieses Wunderwerk der Natur spült
ihr weg? Und obwohl ihr genau wisst, dass
noch weitere 20 bis 35 Kilometer vor euch liegen im Loop? Deshalb, Hirn ein und der Logik
der natürlichen Gesetzmässigkeiten folgen.
2. Zur Hauptsache besteht der Pferdeschweiss
aus fünf (5) Einzelkomponenten:
1. Wasser ca: 70% des Körpervolumens
2. Kalium ca. 0,5 g pro Liter Schweiss
3. Kalzium ca. 0,5 g pro Liter Schweiss
4. Natrium 1 bis 5 g pro Liter Schweiss, ist zuständig für den Zelldruck und die Schwitzmenge ist abhängig von der Pferderasse.
Tendenziell haben Araber einen kleineren
Natriumverlust verglichen mit einem Isländer sowie ein trainiertes Pferd einen kleineren Verlust hat im Vergleich mit einem
untrainierten.
5. Protein mit Namen Latherin mit der Aufgabe den wässrigen Schweiss im leicht öligen Fell besser haftbar zu machen, damit
der Schweiss seine Aufgabe als Klimaregulator von aussen erfüllen kann.
Wer an sich selber den Versuch wagen will,
soll doch mal ein wenig Sport treiben bis er
schwitzt, sogleich den Schweiss abspülen und
beobachten, was passiert. Genau. Es beginnt
gleich wieder zu schwitzen und zwar deshalb,
weil die Temperatur im Innern des Körpers
nach wie vor zu hoch ist. Das andere Experiment lautet: schwitzen und ohne Schweiss abspülen, sich hinsetzen. Es dauert keine fünf
Minuten und der Körper meldet durch Hühnerhaut und/oder Zittern, genug gekühlt, ich friere.
Darum, Schweiss auf dem Pferd belassen,
vor allem, wenn es gleich weitergeht, während
ihr auf der Runde seid und wenn ihr zurückkommt, Pferd absatteln, saufen lassen und
Schweiss nur oberflächlich mit einem Baumwolllacken oder ähnlichem leicht abwischen.
Puls kontrollieren, ab ins Vet Gate und erst
nach der Vet-Kontrolle wenn das Pferd soweit
runtergefahren ist, den Schweiss abwaschen.
Weiter gelesener Unsinn gefällig? Pferd
kann bis 30 Liter Schweiss verlieren. Ja, in
welchem Zeitraum denn? Es gibt nur eine einzige Möglichkeit den Schweiss/Flüssigkeitsverlust beim Pferd zu erfassen. Vor dem Ritt, egal
ob Training oder Wettkampf, auf die Waage
stellen und wiegen. Nicht vergessen, die UrinMenge und Pferdeäpfel ebenfalls wiegen und
nach dem Ritt vor dem Tränken wieder wiegen, minus Pisse und Äpfel. Ein Distanzritt
respektive Loop dauert zwei bis drei Stunden
und sollte das Pferd auf dem ganzen Loop
nichts saufen, so wird niemals ein Flüssigkeitsverlust von 30 Liter möglich sein, was einem
prozentualen Satz von 5% bis 10% ausmachen
würde, je nach Kampfgewicht des Distanzpferdes. Der Mensch, der wie das Pferd über ca. 70%
Wasser in sich trägt, würde bei einem Verlust
von 15% bis 20% an Dehydrierung sterben und
bereits ab 2% Wasserverlust ist ein mess- und
spürbarer Leistungsverlust zu verzeichnen.
Wer sich mal die Mühe, macht diesen Test zu
machen, wird erstaunt sein, wenn er überhaupt auf 5 kg Verlust kommt, was in etwa 1%
ausmachen würde während einem Loop. Zumal eure Pferde trainiert sind, zumindest hoffe
ich das doch, und ihr bei den Groompoints
dem Pferd die Möglichkeit zu saufen bietet. Ob
es das will oder nicht, sollte das Pferd entscheiden. Aber nicht mit Wasser übergiessen. Denn,
die Muskulatur des Pferdes ist bestenfalls gut
durchblutet und aufgewärmt, was erst eine
gute Arbeitsleistung möglich macht und das
Verletzungsrisiko minimiert.
Noch mehr Unsinn gefällig? Ein Pferd das
heute einen 80-km-Ritt gemacht hat, braucht
vier Wochen Pause wegen Mikroverletzungen
auskurieren oder so. Pause wohlverstanden
mit Nichtstun und nur in der Box und/oder der
Weide rumdöseln. Ich möchte mal den Marathonläufer sehen, der nach einem 42-km-Marathon die nächsten vier Wochen nichts tut. Er
kann danach wieder beginnen, sein Niveau,
das er vor dem Marathon hatte, mühsam aufzubauen. Sollten tatsächlich bei einem 80erRitt Mikroverletzungen auftauchen, was im
Übrigen nur mittels Ultraschall und Röntgenbild nachgewiesen werden kann, stellt sich
doch die Frage: Wo sind diese Verletzungen
und war mein Pferd tatsächlich trainiert für
diese Strecke. Mikroverletzungen im Bereich
der Muskulatur sind im Training erwünscht/
gewollt und kann bei einem Ritt tatsächlich
vorkommen. Ohne diese Mikroverletzungen
gibt es keinen Grund für die Muskulatur, stärker zu werden. Dies bedingt aber einen Pause
von 48 bis 72 Stunden für die Regeneration
respektive Superkompensation und nicht vier
Wochen. Jegliche andere Formen von Verlet-
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DAS OFFIZIELLE ORGAN VON SWISS ENDURANCE
zungen, egal ob Sehnen, Bänder oder Knochen,
rühren nicht von der eigentlichen Leistung
her, sondern sind entweder auf zuwenig Training, falsches Training oder Unfall zurückzuführen.
Während ich da gerade so am schreiben
bin, frage ich mich: Woher kommen eigentlich
all diese Halbwahrheiten und zum Teil totalen
Falschinformationen. Ich beginne also mal
wieder mit meiner Recherche und siehe da:
Die meisten Falschinformationen kommen
von Leuten, die ein kommerzielles Interesse
haben und zwar meistens aus der Nahrungsmittelindustrie. Da muss nur ein Professor
Doktor bla bla bla schreiben, dass er eine
Untersuchung gemacht hätte, natürlich ohne
Hintergrund über Thematik, statistischen
Grundwerten, Zeitraum und Sinn der Untersuchung und stellt lediglich SEIN Ergebnis als
Tatsache hin, gleich war x mal y plus z und nur
mit Nahrungszusatz PP23XCVDFGH5 kann diesem Problem begegnet werden. Das ganze natürlich viermal am Tag abgeben und vor dem
Wettkampf sechsmal täglich, sowie am Wett-
4/2015
kampftag zehnmal. Logischerweise verschweigt ern dass er auf der Payroll-Liste der
Firma HH77 Inc. Corp steht.
Liebe Distänzler, gebt mir bitte meinen Glauben an euch zurück und lasst mich bitte nicht
mehr an eurem Sachverstand, eurem Wissen,
eurem Wissensdurst und eurem gesunden
Menschenverstand zweifeln.
In diesem Sinne, Let‘s Rock and Ride
herzlichst
euer Tourist
AUSBILDUNG IST ESSENTIELL
FÜR DEN DISTANZREITSPORT
Nachdem das OK beschlossen hatte, dass der
Distanzritt rund ums Pfahlbauerland im 2015
wieder stattfinden würde, war klar, dass vorhergehend auch wieder eine zielgerichtete Ausbildung stattfinden sollte.
Wir begannen im März mit einem zweitägigen Einführungskurs in den Distanzreitsport.
Am Samstagnachmittag trafen sich die Teilnehmerinnen im Reitpark in Wauwil zum theoretischen Unterricht. Reglemente besprechen,
Distanzrittanmeldung korrekt ausfüllen, Reitzeiten ausrechnen, Rittablauf verstehen und
Tierarztkontrolle meistern, dies alles stand auf
dem Programm, wurde ausgiebig erklärt und
dabei auch die unzähligen Fragen beantwortet.
Am Sonntag trafen wir uns dann mit den
Pferden im Reitpark. Bei der Pferdepasskontrolle ist auch dieses Mal wieder aufgefallen, das
nicht korrekt geimpfte Pferde dabei waren,
ohne dass deren Besitzerinnen dies wussten
oder vom impfenden Tierarzt darauf hingewiesen wurden. Dass sich ein Pferd überall untersuchen lässt, ist nicht selbstverständlich. Auch
das mussten die Pferdebesitzerinnen feststellen. Aussagen wie: «Ich kann nicht Puls messen»
oder «Ich höre nichts» konnten mit viel Üben
widerlegt werden. Auch das korrekte Vortraben
wurde mit vielen Tipps ergänzt, sodass alle
wussten, wie man ein Pferd beim Tierarzt optimal vorführt. Anschliessend folgte ein kleiner
Trainingsritt mit Start, Groompoint und Zieleinritt. Der Umgang mit dem «grünen Zettel»
wurde allen klar und auch wie wichtig, dass
einhalten der Kontrollzeiten ist.
Alle haben an diesem Wochenende viel gelernt, waren motiviert und hatten klare Ziele,
was sie mit ihren Pferden zuhause noch üben
wollten. Schriftliches Feedback einer Teilnehmerin: «Vor dem Kurs hatte ich keine Ahnung
vom Distanzreiten und habe versucht, mich im
Internet schlau zu machen. Das war aber ziemlich unübersichtlich und ich war verwirrt. Ich
war super vorbereitet und habe viele der erhaltenen Unterlagen genutzt.»
Anfang Mai ging es dann weiter, wir trafen
uns bei der Reithalle in Ettiswil zum Trainingsritt auf der Strecke des Distanzrittes. Wir ritten
zuerst gemütlich im Schritt, da es eine grosse
Gruppe war und die Pferde und teilweise auch
die Leute sehr aufgeregt waren. Anschliessend
ging es im ruhigen Galopp durchs Wauwilermoos. Einige Reiter/-innen mussten dabei feststellen, dass Distanzreiten nicht einfach ein
davonrennen ist. Ziel war ein ruhiger und kontrollierter Galopp in der Gruppe, was am
Schluss auch allen gelang. Beim Sportplatz gab
es einen betreuten Groompoint und nach 30
Kilometer erreichten alle wieder das Ziel bei der
Reithalle. Anschliessend vortraben und ein kleines Picknick, bevor es zurück nach Hause ging.
Spätestens nach diesem Ritt war fast allen klar,
dass eine gute Grundausbildung von Pferd und
Reiter/-in absolut essenziell ist.
Obwohl an der Winterakademie des SE
mehr Ausbildung, speziell für längere Distanzen, gewünscht wurde, war der Folgekurs Anfang Juni schlecht besucht. Es gab dafür viele
Anfragen für die Themen vom Einführungskurs. Also haben wir diese am Sonntag nochmals aufgenommen. Sehr zur Freude der Teilnehmer/-innen.
Als Abschluss und Höhepunkt haben dann
einige Teilnehmer/-innen sehr erfolgreich den
Distanzritt rund ums Pfahlbauerland absolviert.
Feedback einer Teilnehmerin: «Du hast mich
gefragt, wo ich evtl. Fehler gemacht hätte: Auf
den letzten beiden Kilometern habe ich einmal
fast angehalten, weil mir meine Kollegin sagte,
dass ein Hufschuh abfällt. Ich wusste, dass man
nicht anhalten darf . . . Diese letzten beiden Kilometer einzuteilen, scheint mir sowieso recht
schwierig zu sein . . .»
Es zeigt sich immer wieder, dass eine systematische, fachlich hochstehende Grundausbildung sehr schnell zum Erfolg führt. In der laufenden Saison sind einige Teilnehmerinnen der
diesjährigen Lehrgänge schon an Distanzritten
aufs Podest geritten. Natürlich freue ich mich
immer wieder, wenn ich die Namen von ehemaligen Teilnehmerinnen auf einer Start- und
Rangliste sehe. Da diese Kurse schon länger
stattfinden, sieht man heute viele Teilnehmer
und Teilnehmerinnen der Lehrgänge auch auf
Ranglisten von internationalen Ritten oder als
Sieger auf dem Podest bei Schweizermeisterschaften.
Auch 2016 werden wieder Kurse und Ritte
organisiert. Wir versuchen diese Angebote noch
auszubauen.
Nur durch eine fachlich gute Grundausbildung kann auch der Nachwuchs gefördert werden. Dazu braucht es seriös ausgebildete Trainerinnen und Trainer. Leider wird das in der
Schweiz sträflich vernachlässigt. Was sich auch
am schwindenden Nachwuchs zeigt. Nicht jeder hat das Glück, in eine Distanzreitfamilie
hineingeboren zu werden, auch allen andern
sehr talentierten Distänzlern müssen wir eine
gute Ausbildung und Betreuung gewährleisten.
Der SVPS, vertreten durch das Leitungsteam,
und Swiss Endurance sollten die Herausforderung annehmen und die Ausbildung des Nachwuchses vorantreiben. Nur wenn wir an der
Basis genügend Reiterinnen und Reiter haben,
wird über die Zeit hinweg die Elite Erfolg haben.
Der Distanzreitsport stagniert in der
Schweiz. Es gibt immer weniger Distanzritte
und somit fehlen die Startgelegenheiten. Es ist
nicht motivierend, ein gut trainiertes Pferd zu
haben, einsatzfreudige Grooms, Betreuungsmaterial und vieles mehr, um dann nur drei bis vier
Startmöglichkeiten in der Schweiz zu haben.
Ins Ausland zu fahren, um kleine Ritte zu absolvieren ist weder sinnvoll noch vielerorts finanziell möglich. In Zukunft sollte die Unterstützung der Organisatoren eine hohe Priorität
bekommen, sei es mit Beratung, Material oder
Geld. Ohne Startgelegenheiten wird der wettkampfwillige Nachwuchs in eine andere Pferdesportart wechseln.
Es gibt noch viel Arbeit auf allen Ebenen,
packen wir es an.
Elsbeth Brunner
Alle Infos (Resultate, Anzeigen, Veranstaltungen) über den Distanzreitsport findest du unter www.swissendurance.ch
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V O R S C H A U PA S S I O N 1 / 2 0 1 6
Die Winterausgabe
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Allgemeine Teilnahmebedingungen an Wettbewerben
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Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
PASSION 4/2015; 4. Jahrgang; erscheint 4-mal jährlich; ISSN 2235-5456; Herausgeber
und Verlag: Prosell AG, Gösgerstrasse 15, 5012 Schönenwerd, Telefon 062 858 28 28,
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Redaktionsleitung: Prosell AG (redaktion@prosell.ch); Inserate und Produkt-Management: Prosell AG, Schönenwerd, Theres Misar (t.misar@prosell.ch); Konzept, Design und
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(inkl. MwSt.); Copyright: Prosell AG, Gösgerstrasse 15, 5012 Schönenwerd; Nachdruck:
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gestattet; www.passion-magazin.ch; info@prosell.ch
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