Die Festivalzeitung - St. Galler Tagblatt
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Die Festivalzeitung - St. Galler Tagblatt
festival zeitung Medienpartner: WETTER sa so 18° 9° 21° 11° Was macht Lena am OASG? S. 19 Unser Festival – so wie es sein muss! Es gibt Menschen, die können auch ohne Schlamm lustig sein. Und es gibt die anderen. Beide kommen dieses Wochenende im bereits fast ausverkauften Sittertobel voll auf ihre Kosten. Von Thomas Steccanella the National: Hummer auf dem Kopf? S. 20 Warum ist das OASG so grün? S. 27 Grossartig war er, der Auftakt zum OpenAir St. Gallen 2011 am Donnerstagabend, geprägt von energiegeladenen Performances von Johnossi, Culcha Candela und Solange La Frange. 15 000 waren es, die den Festivalstart ausgelassen und in der für St. Gallen so charakteristischen friedlichen Art feierten. Auch der Freitag mit den mitreissenden Shows der Fantastischen Vier, Janelle Monae sowie zahlreichen weiteren Glanzpunkten vermochte zu überzeugen. Viljor oder Elbow gehören mit zum Besten, was man gegenwärtig auf Festivalbühnen zu sehen und zu hören bekommt. Kurz zusammengefasst: Es bebt wieder im Sittertobel.» Gross ist nun die Vorfreude auf die noch bevorstehenden musikalischen Höhepunkte des Festivals. So richten sich Augen und Ohren natürlich auf Linkin Park, Hurts, die Queens Of The Stone Age oder The National – aber auch auf eine stattliche Zahl kleiner, feiner Acts. Es bebt wieder Festivalchef Christof Huber teilt diesen Eindruck: «Der fulminante Nachtschwärmerstart, aber auch Freitagskonzerte wie etwa das von Friska Schlammfromm? Einem weiteren grossartigen OpenAir St. Gallen steht auf jeden Fall nichts im Weg – auch nicht das bisher doch eher durchzogene Wetter. Denn ers- tens ist Besserung in Sicht, und zweitens sollte man keinesfalls vergessen: Schlamm ist nicht gleich Schlamm. Den Schlamm im Sittertobel am OpenAir-Wochenende umgibt eine besondere Aura. Er hat etwas Einladendes, fast schon etwas Heimeliges. Eingefleischte OpenAir-Gänger wissen das zu schätzen. Wenig überraschend also, dass man auf dem Gelände fast nur zufriedene Gesichter sieht. Sa 2 Sitterbühne 12.00 ALVIN ZEALOT (CH) 13.30 BAZE (CH) 15.15 MONA (USA) Du auch da? Von Oliver Forrer 16.45 CRYSTAL CASTLES (CAN) 18.30 JOHN BUTLER TRIO (AUS) Wichtiges und Unwichtiges treffen hinter der Bühne in der VIP-Zone aufeinander. Da stösst ein jüngeres Bibeli in knöchelhohen Absätzen mit einem Cüpli auf die neue hochgesteckte Frisur ihres blonden Bibeli- Gspänlis an und freut sich, dass sie auch da ist. Wir richten den Fokus auf Begegnungen der anderen Art. 20.30 HURTS (UK) 22.15 LINKIN PARK (USA) 00.45 Auch den Banker trifft man am Open Air St. Gallen: Christoph tauscht seit einem Vierteljahrhundert seinen Na- delstreifenanzug, das säuberlich gebügelte Hemd, die schwarzen Schuhe mit den passenden Kniesocken und die Seidenkrawatte gegen Wanderschuhe, Shirt, Jeans und ein Funkgerät. Als Verantwortlicher für die Gästebetreuung und Sponsoren organisiert er während vier Tagen für Eisenbähnler, Anwohner, Elektriker, Parlamentarier und auch für Banker und deren Kunden Führungen durchs Sittertobel. «Drogen, Dreck, Alkohol. Mit diesem Vorurteil kommen einige Gäste ans Festival und gehen nach der Führung mit einem ganz anderen Bild nach Hause», sagt Christoph. Unentgeltlich am OpenAir zu helfen, sei für ihn Ehrensache. «Ich freue mich jedes Jahr, meinen Beitrag zu diesem einzigartigen Festival leisten zu können.» Dafür tauscht er auch gerne sein schmuckes Büro in einer Privatbank gegen den Arbeitsplatz mit Plastikstuhl in einem Container. «Wir sind das Dream-Team», so stellen sich Maja, Andreas und Patrick unbescheiden vor. Ihre Überlegenheit manifestiert sich neben anderem im Wirken als Troubleshooter hinter der Sitterbühne. «Ein Künstler möchte unmittelbar vor seinem Auftritt eine warme Schüssel Reis serviert bekommen, eine Band will ihre Garderobe – von den Stühlen über das Sofa bis zum Tisch – ganz in Weiss haben, und noch ein anderer Künstler landet mit Verspätung am Flughafen und muss schnellstmöglich ins Sittertobel», erzählt Maja. Die Musiker würden die familiäre Atmosphäre in St. Gallen schätzen, meint Patrick, der wie Maja und Andreas als Künstlerbetreuer arbeitet. Schweissperlen fliessen bei den Open Air-Helfern dann, wenn zum Beispiel R.E.M. bereits mit grosser Verspätung am Nachmittag in London spielen und am Abend in St. Gallen auf der Bühne stehen sollten. «Dieses Jahr gab es bis- her noch keine Schweissausbrüche», sagt Andreas unter dem Sonnenschirm, der vor dem Regen schützt. DIZZEE RASCAL (UK) Sternenbühne 12.45 THOMATEN & BEEREN & DUMMES HUHN (CH) 14.15 MOSS (NL) 16.00 TURBOSTAAT (D) 17.45 LISSIE (USA) 19.30 ROBERT RANDOLPH (USA) 21.15 WIR SIND HELDEN (D) 23.15 MOGWAI (UK) 01.15 FRIENDLY FIRES (UK) 03.00 FM BELFAST (ISL) So Der Chefkoch aus Carle bei Venedig mit dem wohl grössten Kühlschrank der Region ist auch im Tobel: Luciano alberte auch schon mit dem Koch von Lionel Richie in der Küche herum. Das Lachen vergeht Luciano selten, und falls die Hektik in der Künstlerküche doch mal an seinen Nerven knabbert, verkriecht er sich für eine halbe Stunde im Tunnel, der von der Küche zum Backstage-Bereich führt, und gönnt sich eine «Erholungspause». Sein mit Lachs und Hummern gefüllter Kühlschrank ist ein 20-Tönner-Lastwagen, in dem er soeben den fruchtigen Zvieri für Blumentopf versorgt. Apropos Früchte: «Dieses Jahr liegen bei den Künstlern vegetarische oder gar vegane Menus im Trend», sagt Luciano. 3 Sitterbühne 09.30 TRAKTORKESTAR (CH) 11.00 GUSTAV (CH) 12.45 BASCHI (CH) 14.30 THE NATIONAL (USA) 16.15 OpenAir-taugliches Nachwuchspotenzial steckt vielleicht im Moderator Christian. Der Appenzeller dreht im Sittertobel mit seiner Crew eine Sondersendung übers OpenAir St. Gallen, aber insgeheim hat er Grösseres vor. «Ich arbeite an meinem Lebensziel, mit meiner Band Youk Andance eines Tages hier auf der Bühne zu stehen», sagt Christian, der als Sänger zusammen mit einem befreundeten Schlagzeuger und einem DJ an der Zukunft probt. Vorerst steht er aber noch auf der anderen Seite und interviewt die Künstler. In bester Erinnerung ist ihm ein auf mehreren Sphären geführtes Gespräch im Sittertobel mit dem Schweizer Stimmwunder Sophie Hunger. «Weil sie an verschiedenen Orten wohnt, fragte ich Sophie, wo sie denn zu Hause sei. Sie meinte nach langem mit den Armen schwingen: Hier.» BEATSTEAKS (D) 18.15 QUEENS OF THE STONE AGE (USA) Sternenbühne 11.45 STAHLBERGER (CH) 13.30 STEFF LA CHEFFE (CH) 15.15 WARPAINT (USA) 17.00 BEIRUT (USA) Ausnahmsweise nicht barfuss, sondern mit Jesus-Sandalen, ist das St. Galler Stadtoriginal Albert Nufer ins Sittertobel gepilgert. Der pensionierte Strassenwischer und Stadtparlamentarier hört zu Hause nie Musik. «Ich habe weder ein Radio noch einen Fernseher und auch keinen Plattenspieler in meinem Haus.» Seit Lebzeiten des OpenAir ist Albert im Sittertobel und hat das Festival auf der politischen Bühne auch dann verteidigt, wenn wieder mal die Standortfrage traktandiert war. «Das hat den Linken und den Grünen gar nicht gefallen, aber das war mir völlig egal.» Der Grund für sein Engagement: «Das OpenAir St.Gallen ist ein Ort, wo Menschen etwas machen, das sie im Herz haben, was man sieht.» Übrigens: Für unser Gespräch wollte sich der Pen sionär nicht hinsetzen. Er stehe lieber im Leben, was auch eine Art Gewohnheit sein dürfte, denn: «Zu Hause habe ich keine Stühle und setze mich daher auch nie hin», brummts aus dem Bart des Mannes, der behutsam zu den Bässen von Blumentopf hüpft. Impressum Projektleitung: Patrick Stämpfli, Beat Lüscher, Franziska Signer Redaktionsleitung: Patrick Stämpfli, Thomas Steccanella Redaktion: Aline Anliker, Emil Bischofberger, Anna Bütikofer, Markus Garnitschnig, Simone Götz, Christian Jauslin, Claudine Roth, Andrea Thoma, Tobias Treichler, Kanit Gerig, Patrick Schär, Oliver Forrer, Marco Helbling Koordination Fotografie: George Müller, Michaela Tanner Grafik: Tine Fleischer Layout: Mike Gottwald, Manuela Klingler Technische Koordination: Franziska Signer Verlag & Druck: St. Galler Tagblatt AG Inserate: Publicitas St.Gallen Auflage: 10 500 Expl. 4 Das wahre Facebook An dieser Stelle hätte eigentlich ein Social-Media-Beitrag mit Bildern, Geschichten und Meinungen erscheinen sollen. Trotz 15 000 Fans der offiziellen OpenAir-St. Gallen-Facebook-Site sind die realen Gesichter während diesen Tagen aber offensichtlich wichtiger als das Gezwitschere und Geposte auf Facebook, Twitter & Co. Die Szenerie auf der OpenAir-St. Gallen-Site gleicht einem kleinen Marktplatz in einem 300-Seelen-Dorf vom vorletzten Jahrhundert. Wo einst Martha und Konrad um Geflügel und Gemüse feilschten, tauschen heute Tom und Lea Tickets gegen Geld. Eigentlich etwas Bodenständiges. Braucht es denn während diesen Tagen überhaupt mehr als ein Ticket fürs Tobel und dann kühles Bier, Würste, schlammige Wiesen und viel, viel Sound? Die 15 000 Fans vom OpenAir St. Gallen liefern die Antwort. Die Geschichten, Bilder und Meinungen werden Face-to-Face ausgetauscht. Martha und Konrad sei Dank! Darum freuen wir uns, an dieser Stelle eine Auswahl dieser Faces zu zeigen. Sabine Bianchi: Interview mit 5 einer Medienerprobten Von Claudine Roth Mikrofone und Kameras machen sie nicht mehr nervös. Als ehemalige Wetterfee ist sie es gewohnt, dass Zuschauer an ihren Lippen kleben. Wenn sie nicht gerade als Mediensprecherin des OASG Fragen beantwortet, ist sie verantwortlich für das Ressort «Marketing und Sponsoring». 4 Stunden! So lange musste Sabine vor 23 Jahren ihren Vater bearbeiten, bis er sie ans OASG liess. Seine Tochter im Sittertobel, ein Sündenpfuhl voller Drogen, Hippies und Sex in der Luft? Am Ende hat sich die Hartnäckigkeit gelohnt, und der Start ihrer persönlichen OASG-Geschichte war besiegelt. CR: Wie kommt es, dass Du heute nicht privat am OASG bist, sondern als GL-Mitglied, Mediensprecherin und Ressortleiterin «Marketing und Sponsoring»? Am Anfang machte ich auch das volle Programm mit: 3 Tage zelten, nicht duschen und am Sonntag völlig übermüdet ins Bett. Bald schon arbeitete ich dann einige Male als Helferin im Mediencorner. Danach präsentierte ich das OASG-Wetter, war als TVO-VJ vor Ort, bevor ich dann 2004 in eine Agentur wechselte, die damals das Mandat für das Ressort «Sponsoring und Marketing» innehatte. Relativ rasch war ich mitverantwortlich, übernahm irgendwann die Leitung und bin seit 2007 in der OASG-GL dabei. CR: Was sind Deine Hauptaufgaben vor, während und nach dem OASG? Beim Sponsoring geht es darum, bestehende Partnerschaften zu pflegen, neue Sponsoren zu akquirieren und Leistungen und Gegenleistungen zu definieren. Mit den Jahren sind aus den ökonomischen Kooperationen teilweise freundschaftliche Beziehungen entstanden. CR: Und im Marketing? Da legen wir jedes Jahr aufs Neue fest, wie wir unsere Zielgruppe erreichen. Auf dieser Basis konzipieren wir dann Mittel und Massnahmen, mit denen wir die Fans ansprechen. In der letzten Dekade hat sich die Kommunikation stark verändert: Der Online-Kanal mit Facebook oder Twitter gewinnt immer mehr an Bedeutung. Klar, er ist schneller, und wir treten direkt mit den Leuten in Kontakt. Trotzdem setzen wir nach wie vor auf altbewährte Werbemittel wie Plakate oder Flyer. Schliesslich kommt das OASG-Sujet, das jährlich neu illustriert wird, so am besten zur Geltung. CR: Dein dritter OASG-Job ist der der Mediensprecherin. Du bist quasi das Gesicht des OASG, beantwortest Fragen, wirst gefilmt oder wimmelst auch mal ab. Ist das nicht stressig, gerade während dem OASG? Logisch, wird es das eine oder andere Mal etwas hektisch. Schliesslich sind am OASG fast 300 akkreditierte Journalisten, für die der Mediencorner die erste Anlaufstelle ist. Zudem beliefern wir nationale und internationale Me- Diese Leute sorgen Jahr für Jahr für hochklassigen Musik- und Festivalgenuss: Verwaltungsrat OpenAir St.Gallen: Christof Huber (VR-Präsident) Cyrill Stadler Martin Zahner Festivalleitung: Sabine Bianchi (Sponsoring & Marketing) Mica Frei (Bau, Technik, Gelände) Felix Grubenmann (Food & Beverages) Priska Hettich (Finanzen & Ticketing) Christof Huber (Geschäftsführer, Artists & Booking) Andy Mestka (Sicherheit) Michaela Tanner (Assistentin der Geschäftsleitung) dien mit Infos vor, während und nach dem Festival. Trotz aller Arbeit nehme ich mir bewusst Zeit, die Konzerte zu besuchen, die mich auch wirklich interessieren. In diesem Jahr freue ich mich am meisten auf Hurts, Linkin Park und Die Fantastischen Vier. CR: Welches war das bislang beste Konzert? Extrem eingefahren ist mir das Konzert von Andreas Vollenweider 1990. Er sass mit seiner Harfe auf der Bühne, und im Hintergrund braute sich ein Gewitter zusammen. Die Stimmung war mystisch. Letztes Jahr haben mich 2ManyDJs aus den Socken gehauen. 7 Die Ausbeute beim Eingang Ost... Verschwiegenheit für die Sicherheit Von Patrick Schär Kein Glas, keine Dosen, keine Waffen auf dem Gelände. Dass immer wieder versucht wird, diese Verbote zu umgehen, liegt in der Natur des Menschen im Allgemeinen und des Festivalbesuchers im Besonderen. Wer aber sorgt für die Eingangskontrollen? Und welche Gegenstände werden beschlagnahmt? Eine Spurensuche. Eingang Ost, Freitagmorgen. Der Ansturm der Festivalbesucher hält sich gerade im Rahmen. Routiniert tasten die Kontrolleure Rucksäcke ab, schauen in Taschen, versuchen mit einem kurzen, prüfenden Blick auf den Besitzer zu entscheiden, ob eine Stichprobe nötig ist. Dino lehnt entspannt am Tisch und behält den Kontrollbereich in der Halle im Blick. Dino ist der Verantwortliche für die Eingangskontrolle Ost und Mitglied der Sidi, die seit Jahren für die Eintritts-Security am OpenAir St. Gallen zuständig ist. 2011 sei bisher ein ruhiger Jahrgang. Die Leute hätten dazugelernt, meint Dino. Für weitere Fragen verweist er aber weiter an seinen Chef. Sidi-Zeltstadt, Mittagszeit. Auf einem Grill brutzelt Fleisch. Patrick Buchmüller, Chef der Sidi Sitter, sitzt mit seinen Kollegen an zwei langen Festtischen. Höflich, aber bestimmt lehnt er die Interviewan frage ab. Er gebe aus Prinzip keine Informationen an die Medien heraus, nicht mal an die unverdächtige Festivalzeitung. Auf die Gründe angesprochen, meint Buchmüller: «Bei dem, was wir machen, müssen wir manchmal lieb sein, manchmal aber auch böse. Wie genau wir das machen, das soll niemand wissen.» ...und beim Helfereingang: Hauptsächlich Bierdosen. Helfereingang, Nachmittag. Ein Einkaufswagen, prall gefüllt mit Dosen und Flaschen, die meisten hastig ausgetrunken, steht vor den drei Kontrolleuren. Es ist die «Ausbeute», seit der Helfer- eingang geöffnet wurde. Die Helferinnen und Helfer würden mindestens genauso streng kontrolliert wie «normale» Festivalbesucher, da würden sie keinen Unterschied machen. Denn die Helfer würden oft von ihren Freunden beauftragt, die nicht erlaubten Gegenstände für sie aufs Gelände zu schmuggeln, in der irrtümlichen Annahme, die Sicherheitskontrollen würden für sie besonders lax angewendet. Ihren Namen möchten die drei Kontrolleure nicht in der Zeitung sehen. Eingang Ost, Nachmittag. Hinter einer mannshohen schwarzen Plastikfolie stapeln sich auf zwei Tischen die beschlagnahmten Schätze seit dem frühen Morgen. Hier findet sich auch endlich jemand, der bereit ist, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Al- lerdings sei das eingezogene Material weit unspektakulärer, als man sich das vorstelle, erzählt er. Selbstverständlich möchte auch er anonym bleiben. Fast ausschliesslich handle es sich dabei um Glas und Dosen. Exotischere Fundstücke sind lediglich einige Öllampen, Fackeln, eine Vuvuzela und ein paar Megafone. Wer die Nacht im Sitter tobel verbracht hatte, bedauert wahrscheinlich, dass am Eingang nicht restlos alle Megafone gefunden worden sind. Die Besitzer werden ihre Güter übrigens nicht mehr sehen. Man sorge für die Sicherheit, sei aber kein Fundbüro. Das meiste wird später weggebracht und zerstört. Das Bier werde aber schon mal verteilt und genossen, raunt ein Kontrolleur, der gerade Pause macht. Selbstverständlich dürfen wir seinen Namen auch nicht erfahren. Das 35. OpenAir St. Gallen auf Tele Ostschweiz Am Sonntagabend bringt Tele Ostschweiz ab 18 Uhr eine halbstündige Spezialsendung über das OpenAir St. Gallen. Die Sendung wird stündlich wiederholt. Zu sehen sind unter anderem Die Fantastischen Vier sowie viele Impressionen des diesjährigen Festivals. 8 Ein eisig-heisser Auftakt Von Emil Bischofberger Die Nachtschwärmer starteten am Donnerstag mit einer kalten Nacht, aber heissen Bands ins OpenAir-Wochenende. Es sind die Habitués, die bereits angereist sind und die Festivalatmosphäre aufzusaugen scheinen. Sich aufwärmen für den richtigen Start am Freitag, sozusagen. Aufwärmen ist tatsächlich ein guter Tipp, im Laufe der Donnerstagnacht wird es frostige sieben Grad kalt. Kalt ist es schon weit vor Mitternacht, davon zeugt der Dunst, den das Atmen verursacht. Deshalb ist es eine gute Idee, dass sich die Fans im Zelt der Sternenbühne für die drei Live-Acts zusammenscharen. 15 000 machen es sich bereits am frühen Donnerstagabend im Sittertobel gemütlich. Relaxt verläuft der Einlass am Haupteingang. Statt der am Hauptbahnhof kolportierten vier Stunden Wartezeit dauert es keine fünf Minuten, um aufs Gelände zu gelangen. Dort angekommen, geniessen die Nachtschwärmer den zusätzlichen Tag auf dem Gelände sichtlich. «Hamma» ganz am Schluss Die so entstehende Wärme ist ein netter Nebeneffekt, denn primär sind die Leute gekommen, um Johnossi rocken, Culcha Candela rappen und Solange La Frange Party machen zu sehen. Am meisten Applaus holen sich die deutschen Hiphopper ab. Vor allem bei den Girls kommen die Kuschelrapper gut an, entsprechend hoch ist der Kreischpegel. Bald schon springt das ganze Publikum auf und ab. So können sie ihren grossen Hit «Hamma» bis ganz zum Schluss ihrer Show aufsparen. Danach geben die Westschweizer von Solange La Frange einen Vorgeschmack auf die vielen Electrobands, die an diesem Wochenende noch folgen werden. Es fängt ja erst an! Ein paar Stunden später, auf dem «Heimweg» zum Zelt, kommt einmal ein wenig Neid auf: auf die Bedienung im Jack-Daniels-Zelt: Sie trägt eine Daunenjacke. Spätestens im Schlafsack ist die Jacke aber vergessen – und die Freude gross: Das OpenAir fängt ja erst an! Filmwettbewerb: Die Qual der Wahl Von Patrick Schär Ozanii Bananii und Gabriel Signer, die zwei Finalisten des OpenAir-Filmwettbewerbs, filmen auf dem Gelände. Es wird nicht einfach werden für die Publikumsjury. Zwei komplett unterschiedliche, aber vielversprechende Filmprojekte buhlen um ihre Gunst. Da ist Ozanii Bananii. Der 21jährige St. Galler studiert an der Uni St. Gallen. Er filmt mit seiner digitalen Spiegelreflexkamera. Was seine Filmidee angeht, lässt sich Ozanii noch nicht allzu fest in die Karten blicken. So viel als Zückerchen: Protagonist wird Rolf sein, «ein Mensch, der so charismatisch ist, dass ein ganzer Raum Rolf ist, sobald er ihn betritt. Eine Mischung aus Chuck Norris, Michael Jackson, Hulk, Prince und MacGyver.» Und da ist Gabriel Signer. Er ist bereits seit Donnerstag unterwegs mit seiner semiprofessionellen Kamera, um die so typischen skurrilen OpenAir-Szenen von Beginn weg einzufangen. Der 22jährige Bazenheider ist gelernter Mediamatiker und besitzt heute ein Fotostudio. Sein Film soll das ganz spezielle OpenAir-St. Gallen-Feeling einfangen, das jeder Festivalbesucher kennt. «Es Ozanii Bananii und… soll ein Film für das OpenAir werden, für seine Besucherinnen und Besucher, das OpenAir Official After Movie.» Was würden die beiden mit ihren 1000 Franken Preisgeld anstellen? Ozanii müsste einige Leute einladen, denen er zu Dank verpflichtet ist. Und Signer würde wohl alles in sein Fotostudio investieren. Gevotet werden kann übrigens nach dem OpenAir auf www.openairsg.ch …Gabriel Signer in Aktion. Sittertobel: 9 Der Nabel der Welt Von Aline Anliker Das Sittertobel ist der Treffpunkt für Auslandschweizer und kantonsfremde 4-Tages-Einwanderer. Für einmal hört die Schweiz weder in Winterthur noch an den Landesgrenzen auf: Nicht nur Freunde, die in anderen Kantonen zu Hause sind, sondern auch jene, die mittlerweile im Ausland leben, kommen Jahr für Jahr Ende Juni wieder nach St. Gallen. Es lebe das Ostschweizer Bier! Eine Auszeit nehmen und ein halbes Jahr um die Welt reisen, das haben Adi und Mirj im letzten Herbst beschlossen. Klar war aber von Anfang an, dass die Reise zeitlich so gelegt wird, dass man exakt aufs OpenAir wieder zurück ist. Die Philippinen, Südafrika, China und Thailand – so toll das Weltenbummeln war, vor Ende Juni war Schluss. «Wir haben uns selten so auf ein kühles Bier und eine feine Bratwurst am OpenAir gefreut», sind sich Mirj und Adi einig. Adi hat das gute Bier so sehr vermisst, dass während dem Reisen auch gleich seine neue Geschäftsidee «Biergarage. ch» entstanden ist: Gemeinsam mit Freunden kann man nun bei ihm zu Hause das eigene Bier brauen. Einmal im Jahr zurück in die alte Heimat «Ein Erfahrungsporträt aus erster Hand, da Dominique und ich seit einigen Monaten in Minneapolis, USA, leben und arbeiten. Natürlich haben wir unseren ersten Heimaturlaub so gelegt, dass der Besuch des Jahreshighlights möglich war. Warum? Weil das OpenAir St. Gallen die Gelegenheit ist, alle Freunde in der alten Heimat auf einmal zu sehen. Ehrlich, welcher Ort wäre besser geeignet, um ein feines Schweizer Raclette zu geniessen und ausgiebig mit guten Freunden zu plaudern?» Auch Zürcher überschreiten die Kantonsgrenze «Seit 22 Jahren in Serie verlasse ich Ende Juni den Zürichsee. Das Open Air St. Gallen ist mein unangefochtener Schmelztiegel der überkantonalen Freundschaften», meint Dominic. An erster Stelle stehen deshalb für ihn ganz klar Genuss, Musik und Menschen, und es wird für einmal keine Armbanduhr getragen. Dominics OpenAir-Credo: «An diesem Wochenende gibt es keine Termine, nur Zeit.» Selbst für Zürcher ist das OpenAir einfach der Event, um alte Freundschaften zu pflegen und sich mindestens einmal im Jahr wieder zu treffen. China muss noch etwas warten Eine neue berufliche Herausforderung im Ausland: Philipp verlässt St. Gallen und geht für ein Ostschweizer Unternehmen nach Wuxi, China. Der Arbeitsbeginn wäre eigentlich auf den 1. Juli geplant gewesen. Dass sich der Jobwechsel nun aus verschiedenen Gründen etwas verzögert, kommt Philipp sehr gelegen – was wäre auch ein Sommer ohne das OpenAir. Eine bessere Abschiedsparty hätte er sich gar nicht vorstellen können. Und die Einstimmung mittels Frühlingsrollen und Poulet süss-sauer klappt ja auch hier bestens. California Sunshine versus Schlamm im Sittertobel Das blonde Ami-Girl Rhiannon ist in Los Angeles zu Hause, würde aber zurzeit den Matsch und die einzigartige Stimmung des OpenAir nicht gegen die Sonne und den Glamour Kaliforniens eintauschen wollen. Einzigartig sind für sie hier das Zelten direkt auf dem Festivalgelände und die friedliche Stimmung unter den Festivalbesuchern. Rhiannon bereut den langen Flug keine Sekunde. «I’m having a blast», meint sie, und ihre Augen leuchten. Der wahre Grund für das Strahlen ist aber vielleicht doch nicht nur das OpenAir: Ihre grosse Liebe wohnt in der Ostschweiz – jetzt ist alles klar. 10 OpenAir-History: Once upon a time... Von Tobias Treichler ...tanzten Neandertaler um ihr Feuer, sangen Indianerhäuptlinge vor versammelten Stammesmitgliedern und hielten Schamanen ihre Rituale im Freien ab. Waren dies die Vorläufer heutiger Open-air-Festivals? Wir sind dem nachgegangen und wagen einen historischen Rückblick. Bereits vor mehreren zehntausend Jahren, als die Neandertaler auf der Erde lebten, feierten diese unter freiem Himmel gesellschaftliche Rituale. Denn nebst Höhlen war ihr Wohnraum die Natur. Ob es sich jedoch um musikalische oder eher kriegerische Feiern und Tänze handelte, müsste an dieser Stelle ein Geschichtsprofessor erläutern. Todeskämpfe als Unterhaltung Wir überspringen ein paar Epochen und landen in der Antike. Die teils noch heute sehr gut erhaltenen Amphitheater, etwa das Kolosseum in Rom oder die Arena in Verona, zeugen von einer wahren Manie nach Freiluftveranstaltungen. Damals waren solche Anlässe zwar bereits für die Unterhaltung der Massen gedacht, aber um einiges grausamer als heute: anstelle von Musikern begeisterten dort wilde Gladiatorenkämpfe die Zuschauer. Im Mittelalter entstanden weitere Freiluftveranstaltungen, bei denen dann die Musik und das gemeinsame Feiern immer mehr in den Mittelpunkt rückten, beispielsweise die Maitänze. Immer öfter und regelmässiger wurden im Freien musikalische Darbietungen zur Unterhaltung der Bevölkerung veranstaltet. Das Festivalfieber grassiert Ein paar Jahrhunderte später dann, im legendären Jahr 1969, fand das wohl grösste Open-Air-Festival seiner Zeit statt und läutete damit endgültig den Beginn der uns heute bekannten Open-Air-Szene ein – Woodstock. Dieses Festival war nicht nur für die Hebammen ein Highlight, vor allem war es der Höhepunkt der Hippiebewegung in den USA. 1977 wurde dann das OpenAir St. Gallen gegründet. Es ist eines der grössten Festivals, die seit Gründung ununterbrochen durchgeführt wurden. Nachdem die ersten Ausgaben noch in Abtwil stattfanden, wechselte man 1980 ins Sittertobel. Auch wenn wir hier heute anders unterhalten werden als vor Tausenden von Jahren die Stammesangehörigen von Neandertalern – eines bleibt dasselbe: die Begeisterung, miteinander Feste zu feiern und gemeinsam unvergessliche Tage zu erleben. Das Festival in Abtwil Auch fast wie Neandertaler, zumindest äusserlich. Solange La Frange aus der Westschweiz. 11 Soundshack Musik zu FlatrateKonditionen Von Claudine Roth Kaum eine Branche hat sich in den letzten Jahren so gewandelt wie die Musikindustrie. Vom Walkman zum Discman über den MP3-Player bis zu iTunes und iPods. Nun erobert das Streaming den Markt. Musik streamen statt downloaden – das kann man neu mit Soundshack, dem neuesten Produkt einer Schweizer Gratiszeitung. Auf der Soundshack-Plattform stehen Millionen von Songs zur Verfügung, egal wann und wo. Anders als bei bekannten Musik-Verwaltungsprogrammen bezahlt man hier nicht jedes Album oder jeden einzelnen Song, sondern kann gegen Bezahlung einer Monatspauschale so viel Musik auswählen wie man will. Neben der Browser-Version für den Computer (PC, Mac, Linux) gibt es ebenfalls die App für Android und iPhone, die auch im Offline-Modus funktioniert. Egal ob im Flugzeug, in den Ferien oder im Funkloch – die persönlichen Playlists können so überall gehört werden. Was aber sind die Vorteile des Music Streaming? Im Vergleich zum Download von Musik wird kaum Speicher- Foto: madochab / photocase.com platz benötigt, und man hat trotzdem Zugriff auf eine Vielzahl von Songs. Das mühsame Kopieren oder langwierige Synchronisieren entfällt ebenfalls. Ist eine Playlist nämlich einmal erstellt, ist sie automatisch auf allen verfügbaren Applikationen abrufbar. Und die User kommen zudem in den Genuss einer exklusiven Dienstleistung: Die Soundshack-Redaktion empfiehlt aufgrund der gewählten Playlists weitere Alben und Songs von Künstlern und Bands, die einem bis dahin unbekannt waren und vielleicht auf herkömmlichem Weg nie begegnet wären. www.soundshack.ch Süssigkeiten 13 in Massen Sekt oder Selters? Gibt es hinter der Bühne das gleich Futter wie vor der Bühne? Wir haben uns geopfert und an die Cüpli-Bar gestellt, dem Sachverständigen Löcher in den Bauch gefragt und wissen jetzt, wie Musiker verwöhnt werden. Wir sind neidisch. Ihr bald auch. Markus Garnitschnig & Christian Jauslin Zuständig für den satten Magen und das allgemeine Wohlbefinde der Stars ist Gregor Wick und sein Team. Sie wissen, wer was bestellt, wissen, wer Bio möchte, Schnaps, Blattspinat oder probiotischen Eistee. Es liegt an ihnen, dass all diese Sachen rechtzeitig, in der richtigen Temperatur und ohne grosses Aufsehen in den Garderoben bereitstehen. Auf zum Teil ellenlangen Listen, den sogenannten Riders, werden dem OpenAir schon frühzeitig die Wünsche der Künstler mitgeteilt. Da fällt so auch mancher extravagante Wunsch an. Die Crew versucht dann so gut wie möglich, diese Dinge zu erfüllen. Die Rider beschreiben auf peinlich genaue Art, wie viele Flaschen von welchem Mineralwasser und in welcher Flaschengrösse es braucht oder ob der Eistee von Nestlé, von jemand anderem oder von jemand besonderem ist, den es aber in der Schweiz gar nicht gibt. Beim Essen ist Bio-Food sehr gefragt. Im Kühlraum werden dann auch die ganz gesunden Gemüse und Früchte bereits einzeln für die Künstler gelagert, damit ja nicht jede TV-On-The-Radio-Orange vom John Buttler Trio weggefressen wird. Hier liegt auch der ewig und unbeschreibbar rockige Blattspinat von Queens Of The Stone Age. Der Rider ist oft komplizierter und penibler- als es die Künstler tatsächlich wollen. Doch bei etwas lassen sie nicht mit sich diskutieren: «Beim harten Alkohol», sagt Gregor Wick. Wenn die Künstler Jim Beam bestellen, darf in der Garderobe kein Jack Daniels stehen. Italienische Gourmetküche In der «Jazzkantine», dem KünstlerRestaurant, welches man nur durch einen Gang unter der Hauptbühne erreicht, werden die Musiker und deren Entourage praktisch rund um die Uhr durch Luciano und seine Küchenmannschaft verwöhnt. Die Künstler können zwischen verschiedenen Menus wählen oder auch à la Carte bestellen. Prak- tisch jede Band isst hier vor oder nach ihrem Auftritt. Und weil bald einmal alle Tische halbvoll sind, kommt es oft vor, dass die Hälfte von Band A mit der Hälfte von Band B speist. Nur ganz wenige Bands haben auch einen eigenen Koch dabei. Dieses Jahr zum Beispiel Linkin Park. Dieser wird dann von einem Festivalhelfer den ganzen Tag begleitet, falls er beim Kochen oder beim Einkauf Hilfe benötigt. Backstage stehen zehn Garderoben zur Verfügung, Duschen mit Lufterfrischer, Blumen in und vor der Garderobe. Jeder Künstler soll sich wohl fühlen. Die Geschichten von Gregor zeigen, dass sich die Musiker sehr wohl am OpenAir fühlen, manchmal so wohl, dass sie auch etwas mitgehen lassen. Pro Jahr gehen beispielsweise 10 bis 20 Prozent aller Frottétücher «verloren». Was auch immer weggeht sind Süssigkeiten oder wie Gregor meint: «Die Künstler lieben Süssigkeiten. Wir können nie genug davon haben.» Mit viel Zug ans OpenAir! Nina Jordi von RailAway erklärt im Kurzinterview, wie Festivalfans profitieren, wenn Sie mit dem öffentlichen Verkehr ans OpenAir St. Gallen reisen. Interview Patrick Stämpfli Wer bzw. was ist RailAway? RailAway ist eine Tochterfirma der SBB und sieben weiteren Transportunternehmungen, die attraktive Freizeitangebote präsentiert, die mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar sind. Wie profitieren Besucher von Open Air-Festivals vom RailAway-Angebot? Mit dem Kombi-Angebot reisen sie besonders günstig. Es vereint meist eine um 20% ermässigte Bahnreise sowie einen vergünstigten Eintritt. Auch nachträglich kann am Bahnschalter das ermässigte Zugbillett gegen Vorweisen eines bereits gekauften Festivalpasses bezogen werden. Rund 75 000 Personen haben letztes Jahr ein solches Kombi-Angebot genutzt. Wer nutzt RailAway ausserdem? Familien und Rentner schätzen unsere attraktiven Kombi-Angebote, aber auch Sportler, etwa Biker oder Wintersportler. Unsere attraktiven Freizeitangebote werden von Jung und Alt, von Familien und auch Singles genutzt. Ich habe schon wieder MSF 14 Das MSF-Virus grassiert wieder. Lass dich anstecken! Von Anna Bütikofer Nun schon zum zweiten Mal ist MSF als Charity-Partner am OpenAir St. Gallen vertreten. Diese Partnerschaft ist unter anderem auf die Kampagne «I have MSF» zurückzuführen, welche das OpenAir St. Gallen überzeugt hat. Das OpenAir St. Gallen und MSF möchten damit junge Menschen für humanitäre Hilfe begeistern. Auch dieses Jahr kannst du dich vom gutartigen MSF-Virus anstecken lassen und dein Engagement in Form eines T-Shirts, eines Buttons oder eines Klebers ausdrücken und weitergeben. Das Team von MSF am OpenAir St. Gallen. Die Non-Profit-Organisation Médecins Sans Frontières (Ärzte ohne Grenzen) ist vor allem in Kriegs- und Krisengebieten tätig und leistet dort Nothilfe. Am MSF-Stand, welcher sich bei der grossen Hauptbühne neben dem OpenAir-Merchandising-Stand befindet, findest du noch weitere Informationen über die Organisation und kannst sogar eine von den diesjährigen Bands signierte «I have MSF»-Gitarre gewinnen. www.msf.ch / www.ihavemsf.ch Helga lebt! Eine verschmähte Geliebte, verlorengegangene Freundin oder entlaufene Hündin? Wer selbst keine Erklärung für die Identität der sagenumwobenen OpenAir-Figur hat, kennt zumindest den Ruf, der noch heute auf den Festivalgeländen ertönt: «Helga!» Von Simone Götz Immer wieder tauchen Berichte zum Mythos Helga auf. Sogar ein Wikipedia-Eintrag ist ihm gewidmet. Phantasievolle Helga-Geschichten finden sich auch dieses Jahr am OpenAir St. Gallen. Die Entstehung gehe ganz klar auf das OpenAir St. Gallen zurück, erklärt mir ein junger Mann. «In den 80er-Jahren hat ein Besucher nach seiner Freundin gesucht und ihren Namen – Helga – so laut gerufen, dass andere Festivalgänger einstimmten.» Der besondere OpenAir-Geist Für den «Urvater» und OpenAir-Gründer Freddy «Gagi» Geiger ist «Helga» keine Person, sondern der besondere Geist des OpenAir, der für spezielle, unvergessene Momente steht, die eben nur ein solches Festival hervorbringen kann. Helga, die Hündin Ein älterer Besucher, der bereits zum x-ten Mal am OpenAir St. Gallen ist, kennt Helga, die Hündin. Eines Samstagmorgens hetzte eine Frau laut rufend über das Festivalgelände und suchte nach Helga, ihrer Hündin. Die anderen Besucher halfen der verzwei- felten Hundehalterin und beteiligten sich an der Suche – mit lauten «Helga»Rufen. Ob Helga nun ein Geist, eine Hündin oder eine verlorengegangene Geliebte ist – der Mythos ist darum speziell, weil niemand so genau weiss, was eigentlich stimmt. Eines ist aber sicher: Helga lebt – zumindest an jedem OpenAir St. Gallen – wieder auf. 15 gegen 250 Künstler. Auf diesen Link wird man auch auf openairsg.ch un ter «Bandbewerbungen» weitergelei tet. Das OpenAir St. Gallen garantiert über Sonicbids mindestens zwei Slots pro Jahr. Das Portal eignet sich ge mäss Christof Huber sehr gut, da jede Band sich direkt mit Fotos, Beschrieb, Videos und vor allem zwei bis drei Songs übersichtlich und einheitlich präsentieren kann. Zu diesem offiziellen Kanal kommen noch rund 150 unaufgeforderte Bewerbungen pro Jahr direkt von Managements, Agen ten oder Künstlern per Post an die Festivalmacher. Hat sich über Sonicbids erfolgreich beworben: Nive Nielsen live am OpenAir St. Gallen 2010. Wanna be a Rockstar? Von Markus Garnitschnig Einmal auf einer Festivabühne zu stehen, ist für jeden Musiker ein grosser Traum. Mehrere Wege führen zu diesem Ziel. Entweder man wird auf einer kleineren Bühne entdeckt oder man hilft dem Schicksal ein bisschen auf die Sprünge und bewirbt sich ganz einfach. Die Programmgestaltung beim Open Air St. Gallen liegt seit 13 Jahren allein in den Händen von Christof Huber. Der OpenAir-Chef zählt beim Booking der rund 50 Künstler pro Jahr auf sein gutes Netzwerk in der grossen Musik welt. Die meisten Künstler werden nämlich von den Veranstaltern direkt angefragt für ein allfälliges Engage ment. Es gibt aber auch jedes Jahr eine stattliche Anzahl von Künstlern, die selber oder von ihrem Agenten Vom Club auf die Sitterbühne: Die St. Galler Band All Ship Shape live 2009. oder Management dem Festival ange boten werden und sich für einen Auf tritt bewerben. Über das offizielle Bewerbungsportal «Sonicbids» bewerben sich pro Jahr Foto: Reto Wettach Sonicbids-Entdeckungen Einigen ist sicher das tolle Konzert von Nive Nielsen letztes Jahr im Sit tertobel noch in Erinnerung. Sie wur de von Christof Huber über Sonicbids entdeckt. Genau gleich wie die heute Samstag spielende Band Moss aus den Niederlanden. Auch sie wurden über das Internetportal angeboten und fast gleichzeitig von Huber am Euro sonic Festival in Groningen live be gutachtet. Mit dem Resultat, dass sie vom Platz weg für das diesjährige Pro gramm verpflichtet wurden. Die zwei te Band, die dieses Jahr via Sonicbids den Sprung ins Programm geschafft hat, ist Blush aus Basel. Local Heroes Speziell für Künstler aus der Ost schweiz ist die Bühne im Sittertobel na türlich ein ganz grosses Ziel. Das Open Air St. Gallen ist Jahr für Jahr bemüht, die aktuellsten und besten Bands aus der Region am Festival zu präsentie ren. Natürlich müssen sie musikalisch passen. Dieses Jahr haben es mit Tho maten und Beeren, Stahlberger und Monophon gleich drei Bands aus der Region ins Programm geschafft. Auch in der Region hält Christof Huber das ganze Jahr über die Ohren und Augen offen nach Talenten. Die St. Galler Band All Ship Shape beispielsweise wurde vor zwei Jahren nach einem gelungenen Auftritt bei «Musig uf dä Gass» in St. Gallen direkt für die Hauptbühne engagiert. Egal auf welchem Weg eine Band in den Fokus des OpenAir St. Gallen ge langt, eines bleibt: Die Musik muss passen und der Musiker was können. Auch eine gute Portion Hartnäckig keit kann im Musikbusiness eine hilf reiche Eigenschaft sein. Denn für manche Band ist es bei der ersten Be werbung oft zu früh für die ganz grosse Bühne. 16 17 Bist du «in» oder egal? 19 Letztes Jahr haben wir in der Festival-Zeitung Tina Weiss, Street-Style-Fotografin von «Blick am Abend» und Mode-Manitu, gefragt, was in diesem Jahr «in» sein wird. Ein Jahr später überprüfen wir ihre Prophezeiung und stellen fest… Christian Jauslin Wir sind enttäuscht, aber noch nicht sicher, ob über die Vorhersage oder die Vorhersagende. Denn 2010 hat Tina Weiss erklärt, dass 2011 Leder, Fransen und runde Sonnenbrillen «in» sein werden. Wir dachten uns, dass sei ein Service für euch, um in diesem Jahr unendlich «in» zu sein. Und was macht ihr? Ihr haltet euch nicht an die Vorhersage. Das ist Möglichkeit 1. Möglichkeit 2 ist, dass Tina Weiss einfach keine Ahnung hat, was sie vorhersagt. Aber weil wir Tina Weiss mögen, geben wir euch die Schuld. Auf das Risiko, dass ihr euch zusammenrottet und uns in die Sitter werft. Schiff ahoi! Apropos Wasser. Matrosen. Während wir uns in diesem Jahr auf Indianer gefreut haben, begegnen uns überall blau-weiss gestreifte Matrosen. Das ist nicht minder attraktiv, aber einfach nicht «in». Das ist zwar, was uns die Kleiderfirmen verkaufen möchten, aber eben nicht «in». Vielleicht waren die ersten Zeichen der Missvorhersage das neue, weisse iPhone. Nicht braun, nicht aus Leder, weder rund noch ohne – leider – Fransen. Ein Debakel auf der ganzen Linie für uns Trendfolger und Tina Weiss. man ist. Gleichzeitig ist es aber auch spannend, was wohl nächstes Jahr «in» sein wird. Nachdem bereits zwei von fünf Village-People-Outfits angekündigt oder dagewesen sind, schlagen wir euch für 2012 das Dritte Village-People-Outfit vor: Nächstes Jahr sind wir alle Feuerwehrleute! Und nächstes Jahr sind wir… Doch was bleibt als Fazit? Vorhersagen sind sowohl für Wetterfrösche wie Mode-Manitus ein Hochrisikosport. Vielleicht ist das OpenAir aber gerade der Ort, wo «in» und «out» keine Rolle spielen. Hier ist man, wie Kids rock! Als ich am Freitagmorgen die Ruhe vor dem Sturm geniesse, erweckt es nicht gerade den Anschein, als würde es von Kids auf dem Gelände nur so wimmeln. Bei genauerem hinsehen entdecke ich jedoch Lena (6), welche an Papas Hand am Helferzelt vorbeigeführt wird. Von Kanit Gerig Sie ist zum ersten Mal am OpenAir St. Gallen und unterstützt Papa Marcel Frei (34), der seit acht Jahren bei der Security arbeitet. Die Frage, ob sie, wenn sie denn einmal grösser sei, auch als Gast ans Festival kommen werde, verneint sie vehement. Als Security möchte sie dann in die Fussstapfen von Mama und Papa treten, erzählt sie mit ihren leuchtenden Kinderaugen. Jedoch wird bis dahin noch viel Wasser die Sitter hinabfliessen und bei der Sichtung ihres Gepäcks kommen nebst Pyjama auch die zwei Kuscheltiere «Hasibasi» und «Glubschi» zum Vorschein. Obwohl sie haargenau weiss, was sie in Zukunft im Sittertobel mal werden will, ist sie durch und durch ein ganz normales Kind. Eine Frage der Aufklärung Wie denn das funktioniere, wenn da Besoffene herumtorkeln, frage ich. «Das ist überhaupt kein Problem. Ich erkläre ihr einfach genau, was denn da vonstatten geht. Und zudem sind die meisten Leute doch eher rücksichtsvoll, sobald sie ein Kind erblicken», meint der pflichtbewusste Papa. Frühprävention quasi. Jetzt wartet bereits das nächste Abenteuer auf Lena, denn sie wird bis Sonntag bei Oma schlafen und dann von Mama und Papa abgeholt werden. Wir sehen uns 2024 an der Eingangskontrolle. 20 Obamas Lieblingsband Von Christian Jauslin Es heisst, Barack Obama ist ein Fan. Er findet The National und Jay-Z super. Die Medien und ganz viele Fans weltweit finden, Obama hat recht. Zwar verdrängen Langlocken, Kurz-nach-dem-StimmbruchSänger und unrasierte Part-Time-Jodler die Band immer wieder von den ersten Chart-Plätzen, aber auch die Schweiz findet The National ganz proper. Ganz proper war auch unser Gespräch mit TheNational-Bassist Scott Devendorf. Ihr seid einer der Headliner, werdet auf dem Gelände aber wohl kaum erkannt. Ein Widerspruch? Viele erkennen unseren Sänger Matt Berninger, weil er oft fotografiert wird. Auch die Gitarristen, die Zwillinge, werden oft erkannt, weil sie gleich aussehen und auch oft auf Fotos sind. Als ich gehört habe, dass ich den Bassisten von The National interviewen werde, wurde ich ganz aufgeregt. Denn, wenn man sich das einmal überlegt, ist der Bass das wichtigste Instrument. Es gibt kaum ein Autoradio ohne Superbass-Taste. Es gibt mehrere Genres mit Bass im Namen – Drum-N-Bass, Miami Bass – und auch viele Bands mit Bass, wie Basshunter. Der Bassist ist also das wichtigste Bandmitglied, richtig? Der Bassist ist natürlich ein sehr wichtiges Mitglied einer Band. Er liefert das Fundament für den Sound. Wir können also festhalten: Es gibt keine gute Musik ohne Bass. Das stimmt. (lacht) Jeder weiss unterdessen, dass Ihr an einem Event Barack Obama getroffen habt. Ich hab ein Foto davon gese- hen: Während er ein breites Lachen im Gesicht hat, seht Ihr aus, also ob er Euch kurz vorher das ganze Catering weggefuttert hätte . . . Unsere Gesichter zeigen nur, wie geschockt wir sind, dass wir Obama getroffen haben. Wir waren sehr nervös und etwas überwältigt. Ausserdem ist er ein professionelles Fotosujet. Er weiss viel besser als wir, was man macht, wenn jemand ein Foto schiesst. Oder hat der Fotograf einfach verpasst «Cheese» zu sagen? Genau. Die offiziellen Fotografen des Präsidenten vergessen immer wieder «Cheese» zu sagen. Was denkst Du heute über Euer neustes Album «High Violet»? Wir sind sehr überrascht und glücklich darüber, wie erfolgreich es ist. Auch nachdem es die Platte schon ein Jahr lang gibt, macht es uns immer noch Spass, die Songs live zu spielen. Es ist von allen unseren Platten auch die einzige, von der wir fast alle Songs live spielen können. Du hast mal gesagt, Du findest es etwas seltsam, wenn Du einen Eurer Songs am Radio hörst. Wie wäre es, wenn jemand einen Song Karaoke singt? Ich glaube, das wäre bezaubernd. Wenn Du einer The National Tribute Band zuhören würdest? Das wäre sogar noch besser. Jemand hat uns mal erzählt, dass es entweder bereits eine gibt oder eine Band im Begriff ist, sich zu formieren. Doch warum wollte das jemand tun? Mir scheint es, wir sind eine seltsame Band, um Tribut zu zollen. Ich meine, unseren Stil zu reproduzieren ist schwierig. Sogar für uns ist es schwierig, die Songs live umzusetzen, und ich stelle mir das für jemand anderen noch schwieriger vor. Darum, wenn es eine Tribute Band gibt, sollten wir die anstellen, die Umsetzungen zu machen, dann müssen wir uns nicht damit abmühen. Wenn Du einer Tribute Band beitreten würdest, welche wäre das? Hmm, für welche wäre ich genug qualifiziert? Vielleicht The Grateful Dead? Wärst Du genug qualifiziert oder möchtest Du der Band beitreten? Beides. Wenn die Leute dieses Interview lesen, lungern sie bereits seit zwei Nächten auf dem Gelände herum. Hast Du eine motivierende Botschaft? Gratulation, dass Ihr noch nicht kapituliert habt. Bleibt trocken. Bleibt sauber. Seid glücklich. Obwohl, Ihr seid an einem Festival, Ihr seid also sicher glücklich. Eure Musik ist eher ruhig. Doch wie haut Ihr auf die Pauke, wenn Ihr Party macht? Also, die Musik an unseren Konzerten ist definitiv nicht ruhig, sondern laut. 21 «Gratulation, dass Ihr noch nicht kapituliert habt. Bleibt trocken. Bleibt sauber. Seid glücklich» Also ists für Euch eine Party, wenn Ihr live spielt? Ja, live zu spielen, ist derjenige Teil einer Tour, der am meisten Spass macht. Wenn man uns aber zuschaut, sieht man uns das nicht unbedingt an. Wir lieben es, live zu spielen, sehen aber eher aus, als ob wir bloss traurig auf der Bühne rumstehen. Habt Ihr Euch schon einmal überlegt, damit mehr Bewegung in die Sache kommt, Eure Auftritte zu choreographieren oder Euch von Lady Gaga inspirieren zu lassen? Ja, vielleicht könnten wir uns einen Hummer auf den Kopf legen! Ich schlage vor, wir rufen alle Fans dazu auf, auf dem Message Board Vorschläge einzureichen. Wir bekommen bereits viele Ratschläge, welche Songs wir spielen sollen. Und natürlich versuchen wir, diesen Wünschen so gut wie möglich nachzukommen. (lacht) Nehmt Ihr Souvenirs von Euren Reisen mit? Wir fotografieren sehr viel, und manchmal nehmen wir auch etwas mit. Doch wenn Du ein professioneller Reisender bist, dann versuchst Du, so wenig Gepäck wie möglich dabei zu haben. Fotos sind ziemlich leicht. 22 MUSIKQuiz Welcher Fakt gehört zu welcher BAnd? 1Ihren ersten Auftritt hatten sie in einem ehemaligen Kinder garten auf einer selbstgezimmerten Bühne. 2Sie singen auf Deutsch, Englisch, Schweizerdeutsch oder einer selbsterfundenen Silbensprache. 3Ihr erstes aufgenommenes Album benannten sie nach der Hausnummer ihres Proberaums 48/49. 4Die Livegrösse dieser Band variiert zwischen fünf und acht Per sonen. 5Diese Band engagiert sich für Charity-Projekte und kann als eine Art von Mini-UNO bezeichnet werden. 6 Überlebe den Hype 7Diese Band ist bekannt für ihre dem Wahnsinn nahen und ekstatischen Liveauftritte. 8Der Sänger und Songschreiber dieser Band hat skandinavische Wurzeln. 9 Viele ihrer Stücke sind nur instrumental. 10 Sie bezeichnen ihren Sound als «Musik für Erwachsene». 11 Mit 15 Jahren lernte er Gitarre spielen. 12Drei Viertel dieser Bandmitglieder lernten in der Kirche, Musik zu machen. A10 B5 C8 D1 E4 F12 G3 H7 I11 J2 K6 L9 A FRISKA VILJOR B CULCHA CANDELA CBLUSH DDIE FANTASTISCHEN 4 E FM BELFAST F MONA GBEATSTEAKS H CRYSTAL CASTLES IROBERT RANDOLPH JTHOMATEN & BEEREN & DUMMES HUHN K STEFF LA CHEFFE L MOGWAI Ihre ersten Auftritte hatte sie im Alter von 16 Jahren. Diesem Festival einen Stempel aufzudrücken, wäre verwegen und ist nahezu unmöglich, denn die musikalische Vielfalt, die hier geboten wird, strotzt nur so vor Abwechslungsreichtum und Kreativität. Am Donnerstag wird bereits mächtig eingeheizt – von null auf hundert in wenigen Sekunden sozusagen. Maxïmo Park gehören zu Recht zu den wenigen Überlebenden des Indie-Hype-Jahres 2005 und spielen in Lustenau ihre einzige FestivalShow auf europäischem Festlandboden in diesem Jahr. Wenn es jemand versteht, eine ohnehin schon euphorische Meute endgültig in Ekstase zu versetzten, dann Shantel und sein Bucovina Club Orkestar. Von Kanit Gehrig Poeten und Kult-Punks Der Freitag ist geschmückt mit Perlen wie dem deutschen Reggae-Poeten Gentleman, den aus Bristol stammenden Electro-Poppern Chikinki und dem Beatbox-Tüftler Beardyman. Als Highlight darf der Gig von Deutschlands Kult-Punkern Wizo bezeichnet werden, die schon seit den 80ern lautstark zu protestieren verstehen. Bereits zum 22. Mal findet dieses Jahr vom 4. bis 6. August das Szene-Open-air in Lustenau statt. Das Line-up lässt Musikfeinschmeckern wiederum das Wasser im Munde zusammenlaufen – mit Acts von «gross und spektakulär» bis «klein, aber fein». Schweiz mit am Start Abgerundet wird der musikalische Festschmaus am Samstag mit Culcha Candela, Royal Republic, Friska Viljor und «everybody’s darling» Parov Stelar & Band. Auch die Schweiz wird an diesem rauschenden Fest vertreten sein. Bubble Beatz, bei uns längst bekannt durch ihre unverwechselbaren Live-Shows, werden diesen Part mit Freuden übernehmen. Man darf sich also getrost auf ein Spektakel und die berühmte österreichische Gastfreundschaft in idyllischer Umgebung einstellen. Grabenkampf um die Bratwurst Von Andrea Thoma Warum essen St. Galler ihre Bratwurst ohne Senf? Diese Frage beschäftigt nach dem eidgenössischen Musikfest auch das OpenAir St. Gallen. Klar ist: Die St. Galler sind stolz auf ihre Bratwurst – die Zürcher verstehen es nicht. Stefan (30), Oberuzwil «Gäbe es St. Galler Senf, würde die Sache anders aussehen.» Marco (31), Zelt «Weil wir keine Zürcher sind.» Sandro (20), Eggersriet «Damit das Aroma der OlmaBratwurst zur Geltung kommen kann.» Heinrich und Streller (beide 26), Gossau «Die St. Galler Bratwurst ist die einzige, die man ohne Senf überhaupt essen kann.» Fitore und Lydia (beide 21), St. Gallen «Bratwurst und Senf ergeben unappetitliche Asso ziationen.» Raphi (29), St. Gallen «Ich esse Bananen ja auch nicht mit Senf.» Michi (24), Oberuzwil «Um sich bewusst von den Zürchern abzugrenzen.» 25 Kenneth (27), Hinwil «Zürcher essen schon länger Bratwurst als die St. Galler, darum ist ihnen der Geschmack verleidet. Mit Senf dazu gibt es dann eine neue Geschmackskombination.» Flo und Rico (beide 26), Zürcher Oberland «Das fragen wir uns auch...» Hanna (20), Luzern «Die St. Galler wissen nicht, dass ‹moutarde› nicht Schaf heisst.» Ralf (25), St. Gallen «Wienerli isst man mit Senf, Bratwurst nur mit Mayon naise!» Fabio (29), Schwamendingen «Bratwurst mit Senf ist wie Sex mit Gleitcrème.» Tatjana (21), Andwil «Weil man mit Senf schwanger wird!?!» Warmwasser Fliessend fürs OpenAir St. Gallen? 27 Von Marco Helbling Eine heisse Sache geht in der Nachbarschaft des OpenAir ab. Wo sich heute noch eine unspektaku läre Baustelle neben dem Haupteingang zum Festivalgelände präsentiert, soll in drei Jahren ein Geothermiekraftwerk bis zu 25 000 Haushalte mit Erdwärme versorgen. Die Spezies des Homo Sankt Gallicus steht jenseits der Ostschweiz nicht im Ruf, besonders risikofreudig oder visionär zu sein. Als aber 80% des St. Galler Stimmvolks im November 2010 für ein Geothermieprojekt mit Kosten von 159 Mio. Franken votierten, traute man in den übrigen Teilen Helvetiens kaum seinen Augen und Ohren. Begeisterung beim Festivalpublikum über das Geothermieprojekt! 4000 Meter unter dem Gelände Ein halbes Jahr später richten sich nun die Blicke auf die 18 000 m2 grosse Fläche nördlich des OpenAir-Haupteingangs. Gegenwärtig laufen die Vorbereitungsarbeiten für den Bau der Fundamente des Bohrturms. «In einem Jahr können die OpenAir-Be sucher den 40 Meter hohen Bohrturm von der Rechenwaldstrasse aus bestaunen», so Marco Huwiler, Projektleiter Geothermie. «Dann werden wir auch wissen, ob in der Tiefe von über 4000 Meter genügend heisses Wasser Hier wird Anfang 2012 nach heissem Wasser gebohrt. für ein Kraftwerk vorhanden ist.» Je nach Temperatur des Wassers könnten im Idealfall bis zu 50% der Gebäude der Stadt St. Gallen beheizt werden. Gesamthaft soll das Kraftwerk rund 30 Megawatt Wärme und Energie pro Jahr liefern, knapp 10% der Leistung des AKW Mühleberg. Neuer Zugang über die Sitter Das Verhältnis zwischen OpenAir und Geothermie ist problemlos. Bereits früh pflegte man einen intensiven Austausch, und in Zukunft profitiert das Festival ebenfalls vom Geothermieprojekt. So soll ein weiterer Zugang über die Sitter mit einer temporären Brücke entstehen, und die Hochspannungsleitung, die über das Gelände führt, wird unter den Boden verlegt. Und vielleicht springt ja für den OpenAir-Morgenmuffel auch noch eine Tasse heisses Wasser für seinen Kaffee heraus... Das Grüne OpenAir Von Andrea Thoma Das OpenAir St. Gallen wurde bereits mehrmals für seine Massnahmen im Bereich Natur- und Umweltschutz ausgezeichnet. Für den St. Galler Naturschützer und Stadtparlamentarier Thomas Schwager reicht das nicht. Er forderte kürzlich weitere Massnahmen zum Schutz der Natur im Sittertobel und wenn nötig sogar die Verlegung des Austragungsortes. Im Februar reichte Thomas Schwager ein Postulat an den Stadtrat ein, welches die Frage nach einem ausreichenden Naturschutz beim OpenAir St. Gallen aufwarf. Dabei wurde sogar die Verschiebung des Standortes in Erwägung gezogen. Die Antwort des Stadtrates kam postwendend und fiel eindeutig aus: Das OpenAir St. Gallen gehört ins Sittertobel! Umweltschutz grossgeschrieben Das OpenAir St. Gallen verfügt über einen grossen Massnahmenkatalog für den Umweltschutz: So sammeln jeweils rund 300 Trash Heroes den Abfall ein und verteilen kostenlose Abfallsäcke, damit die heimelige Zeltstadt nicht irgendwann zum Müll haufen mutiert. Denn durchschnitt- lich hinterlässt jeder Besucher pro Tag rund zwei Kilo Abfall auf dem Gelände. Für die rund 30 000 Besucher stehen lediglich 3000 Parkplätze zur Verfügung. Das führt dazu, dass die meisten Besucher mit dem öV ans Festival kommen. Die Mehrwegbecher werden – ebenfalls ökologisch sinnvoll – in der Region gereinigt. Der gesamte Energiebedarf des Festivals Die Abfallhelden sammeln und entsorgen (fast) rund um die Uhr. wird seit 2007 ausschliesslich durch erneuerbare Energien gedeckt. Preis für Umweltschutzkonzept Nicht nur die Besucher, sondern auch die Europäische Festivalorganisation Yourope und der WWF haben Freude am OpenAir St. Gallen. Yourope beglückte das OpenAir St. Gallen 2007 mit dem «Green’n’Clean-Award», und 2009 kürte der WWF das Festival im Sittertobel zum «Umwelt-Champion» unter den Grossveranstaltern in der Schweiz. Und 2010 erhielt das Festival den «A Greener Festival»- Award. Naturschutz ist allerdings nicht gratis. Alleine die Rekultivierung der Wiesenfläche kostet durchschnittlich 100 000 Franken. Bezahlt wird das unter anderem über die Billettpreise. 28 Extreme am OpenAir Von Marco Helbling Erinnert sich noch jemand an den legendären Auftritt der US-amerikanischen Funk-Metal-Band Extreme 1995 am OpenAir St. Gallen? Nicht so schlimm: Der Begriff «extrem» steht gemäss Brockhaus auch für «an die Grenze gehend». In diesem Sinne haben wir uns auf die Suche nach OpenAir-Typen jenseits der Norm gemacht. Extrem aufgestellt Aus der Not eine Tugend gemacht hat das Duo Ueli und Raphael aus St. Gallen, die in direkter Linie von den Pfahlbauern am Bodensee abstammen. Da die besten Zeltplätze viel zu rasch mit anonymen, seelenlosen Pavillonbauten belegt sind, haben sich die beiden Hobby-Zimmermänner bereits vor zehn Jahren den Schräghang vor der Sitterbühne ausgesucht. Einen Handwagen, bepackt mit vorgefertigten Holzelementen, Spannsets und Helikopternetzen, umfasst das Baumaterial für ihre exklusive Loge, von der aus ihre handverlesene Gästeschar die Sitterbühne direkt im Blickfeld hat. Eine Elektrifizierung ihres Palastes streben die beiden indes nicht an: «Wer braucht schon Stereoanlage und Fernseher, wenn er die Boxen und grossen Screens der Hauptbühne vor der Haustüre hat. Alleine die Fernbedienung dafür fehlt noch!» Unvergesslich bleibt ihnen die hitzige Diskussion mit einem Security-Mitarbeiter vor zwei Jahren, als dieser die Stabilität ihrer Konstruktion anzweifelte, was in einer Begutachtung und glorreichen «Zertifizierung» durch den Bauchef des OpenAir St. Gallen gipfelte. Schräge Vögel vor der Sitterbühne. Extrem sportlich Die freie Tischtennisgemeinde Schwarzenbach-Jonschwil übt sich in schweisstreibenden Rundlauf-Marathonmatchs. Mit gazellenhafter Anmut bewegen sich die durchtrainierten Spitzensportler um den Tisch, der nicht voll und ganz den offiziellen Wettkampfmassen des Internationalen Tischtennisverbandes ITTF entspricht. Doping lehnen die Ausnahmeathleten strikte ab, Genussmitteln hingegen sind sie nicht abgeneigt: «Je mehr, desto besser.» Bereits das vierte Mal haben sie das Sportmöbel im Sittertobel mit dabei. Visionen für künftige Ausbaupläne sind vorhanden: «Wir planen im nächsten Jahr den Umstieg auf den Tennissport. Den heiligen Rasen sähen wir am Sonntag an, und wenn Roger Federer den neuen Court zu sehen bekommt, wird er auf einen weiteren Wimbledon-Titel pfeifen!» Der Filigrantechniker aus Jonschwil am Ball. Extrem elegant Dem festlichen Anlass entsprechend gekleidet, präsentiert sich der Golfclub Sittertubel. Die Herren der besseren Gesellschaft machen dem OpenAir St. Gallen ihre Aufwartung und spielen ihre Platzrunde auf dem edlen Green des Festivalgeländes. Die Platzverhältnisse bezeichnen sie der störenden Zelte wegen als äusserst herausfordernd. Angesprochen auf ihre eher gewöhnungsbedürftige Festivalbekleidung, heben sie deren Vorteile hervor: «Die feinste MerinoWolle aus Neuseeland hat einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Sie nimmt auch nach drei Tagen keine Gerüche von Rauch, Schweiss oder irgendwelchen Verdauungsrückständen an.» Des Stilbruchs mit den Kampfstiefeln ist sich die Festgemeinde aus Wil bewusst, man will auf diese Weise eine gewisse Bodenständigkeit und Erdung gegenüber dem gemeinen Pöbel beweisen. Extrem aktuell Wenn wir schon bei unvergesslichen Ereignissen sind: Wer sich nicht mehr ganz an den Gig von Extreme vor 16 Jahren erinnern kann, dem sei der Auftritt von heute Samstag im STB139 in Tokio wärmstens ans Herz gelegt... Die bessere Gesellschaft am OpenAir. Kontakte knüpfen – 29 beim Jugendsekretariat Von Andrea Thoma Das Jugendsekretariat bietet Jugendlichen zwischen 13 und 23 Jahren ein breites Angebot an Beratung, Information und Jugendarbeit an. Auch am OpenAir St. Gallen ist es mit einem Stand vertreten. Das Jugendsekretariat versteht sich als Bezugsinstitution für Jugendliche, darum auch das Engagement am OpenAir St. Gallen. «Wir sind dort vertreten, wo sich Jugendliche aufhalten, sei dies auf dem roten Platz in St. Gallen oder eben auch am OpenAir» sagt Jennifer Byrne, Mitarbeiterin der offenen Jugendarbeit Zentrum. Der Mahnfinger bleibt zu Hause «Es geht uns nicht darum, Jugendliche vom Trinken oder Rauchen abzuhalten, wir freuen uns ganz einfach über jedes Gespräch.» Ziel ist es, Kontakte zu knüpfen und Vertrauen aufzubauen. Diese Einstellung widerspiegelt auch der Stand. Tischfussball, Liegestühle und Sonnenschirme laden zum Verweilen ein. So lernen Jugendliche in entspannter Festivalatmosphäre das Jugendsekretariat kennen – und quasi nebenbei ergeben sich Kontakte, sei es für einen Bandauftritt oder einen Siebdruckkurs. Voller Engagement dabei Der Stand wird mitbetreut von 17 Jugendlichen, die in den Betriebsgruppen flon und talhof mitarbeiten. Als Dankeschön für ihr Engagement während des ganzen Jahres dürfen sie als Helfer am OpenAir St. Gallen dabei sein. «Die ehrenamtliche Arbeit im talhof gefällt mir gut, und als ich hörte, dass wir unsere Jugendbeiz hier am Stand des Jugendsekretariats repräsentieren dürfen, meldete ich mich sofort. Ein gutes Gefühl, bei so einem Das Jugendsekretariat vereint Junge und Junggebliebene. Gross-Event dabei zu sein und mitzuhelfen», sagt Tobi, Mitglied der Betriebsgruppe talhof. Kaum gesagt, wendet er sich wieder dem bunten Treiben zu und schenkt einem Kind einen «Gemeinsam mit Respekt»-Ballon. Die Festivalzeitung im Internet! Diese Festivalzeitung kannst du dir auch online anschauen bzw. herunterladen: Sie ist unter www.openairsg.ch in der News-Rubrik als PDF verfügbar. 30 16 12 1 20 2 1 1 31 Eingang West – Abtwil 15 19 Marlboro WahWahWoom 14 12 11 21 8 1 BacardiDome 11 29 27 26 30 3 7 5 6 1 Sternenbühne 9 24 23 9 13 15 17 18 7 11 25 28 22 10 Sitterbühne Eingang Ost – St.Gallen 1 4 15 1 GELÄNDEPLAN 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 WC / Pissoir Duschen Sanität Marktviertel OK-Info-Zelt Helferzelt Food & Drinks Behindertenzeltplatz Rollstuhltribüne Merchandising / CDs / I Have MSF / Festivalradio 9 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Depotsammelstelle Security Info Points Sicherheit / Polizei Home Delivery Abholstelle Zeltplatz Tipis Jugendsekretariat Stiftung Suchthilfe Aids-Fachstelle Migroswagen PostFinance Lounge 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 M-Lounge Swisscom Rock City Siebenschläfer-Bar Milch Bar Habsburg Bar Jack Daniels Henniez Wald HTC Media Ball Stars & Stripes 8 Festivalcollection 1 7 erhältlich während dem festival am merchandising-stAND! 2 3 5 6 4 1 OpenAir Radio, weiss/rot, CHF 30.– 2 Handy Hülle, Sujet 2011, CHF 10.– 3 Teddy CHF 15.– 4 Kapuzenpulli, grau, CHF 45.– 5 Shirt kurzarm (m), schwarz, CHF 30.– 6 Shirt kurzarm (w), weiss, CHF 30.– 7 Taschen, Blache 2010, CHF 45.– 8 Cap, schwarz, CHF 25.– 9 Button OASG, CHF 3.– Pin your message 31 Hauptsponsoren: Von Claudine Roth und Emil Bischofberger Früher war's die grosse Wand vor der Milchbar, heute in der Festival zeitung: Der Ort, um die – fast – wichtigsten Botschaften des OpenAirs loszuwerden. Marc und Sandra (offensichtlich verliebt). Marc: Janelle Monae, ich will ein Kind von dir! Sandra: Und Chester Bennington, ich will ein Kind von dir! Vorne links bei Culcha Candela: Du hast so süss getanzt in deinem Prince-T-Shirt. Sehen wir uns da nochmal? Bussi von der Frau mit den roten Lippen. Happy Birthday to you! Alles Gute mein lieber Ivo zum Geburtstag. Dini Judith. ♥ Medienpartner: I schlofa stundalang mim Dario! Liebi Manu. Mi hei gester üses 6jährige Jubiläum gfiiret und i lieb di jede Tag es Stückli meh! Din Homer An die Frau des SchatzchäschtliTypen – Er hat dich gern :-) (Romana) Michi sagt: «Mein OASG-Song 2011: Oh du goldigs Sünneli, tue doch wieder schiine. Bitte bliib de ganz Tag do, dass mir chönd veruse goh. Oh du goldigs Sünneli, tue doch wieder schiine.» Siehst du, es wirkt! Ist böse meist EMIL, DICH MUSS MAN EINFACH KENNEN! Alles isch voll! (er au) C. aus SG: Ein lieber Gruss an die «Hühner» aka «Mumu-Schwestern». War lustig mit euch gestern abend. Ellenbogen raus, so geht’s. Sch**** auf den Regen! Das St. Galler OpenAir ohne Schlamm ist langweilig. In meinem Kopf ist nur noch ein Glas Milch und ein Keks. Und beide freuen sich. «Es ist die da, die da am Eingang steht. Die hat mir den Kopf verdreht.» Danke an die junge, hübsche Dame, deren Lachen mir die Wartezeit am Eingang am Donnerstag erträglich gemacht hat. Charity Partner: Co-Sponsoren: Hei Wiberzzz. Bin uh froh, dass ich oi han! Chönti mir es Lebe ohni oi zwo gar nüme vorstelle. MJ Gebt mir meinen roten BacardiDome zurück!!! lääääärm (und dazu halbleere Hülse hin und her drehen) Liebe Frauen. Ich hab euch echt lieb, aber weisse Schuhe am Open Air? Ernsthaft? Dienstleistungs- und Lieferantenpartner: