neUeS LIchT | ARchITeKTUR | TechnIK 1 | 2012
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neues licht | architektur | technik 1 | 2012 Licht als Taktgeber Räume für Demenzkranke Licht im Krankenhausbau Schnellere Genesung Licht zum Ausprobieren Die TRILUX Akademie in Arnsberg 02 | 03 editorial 05 3lux:letters 1 | 2012 07 08 Titelseite: Im Atrium des Orbis Medical Center in Sittard sind durch den kreativen Umgang mit Licht ansprechende Aufenthaltsorte geschaffen worden. Foto: Boris Golz, Arnsberg Liebe Leserinnen und Leser, im Gesundheitssektor wird immer häufiger nur noch von Kosten gesprochen. Die Ärzte gehen auf die Straße, um ihrem Unmut über die langen Arbeitszeiten und die dafür sehr geringen Honorarvereinbarungen Luft zu machen. Wenn von Krankenkassen die Rede ist, geht es fast unweigerlich um Beitragserhöhungen oder Medikamentenzuzahlungen. Auch beim Bau neuer Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen wird immer öfter der Rotstift angesetzt und das Budget gekürzt. Aber nicht nur das Fachwissen der Ärzte und Pfleger sowie die technische Ausstattung spielen bei der Genesung der Patienten eine wichtige Rolle, gerade auch die Atmosphäre, und hier besonders die Lichtsituation, kann maßgeblich zum Wohlbefinden der kranken Menschen beitragen. Mit dieser Ausgabe der 3lux:letters möchten wir Sie über Möglichkeiten und Notwendigkeiten rund um das Thema „Licht und Gesundheit“ informieren. Den Schwerpunkt haben wir dabei bewusst auf Einrichtungen für Demenzkranke gelegt. In unserem Leitartikel „Licht als Taktgeber“ informiert die Architektin und Gründerin des Demenz Support Stuttgart über die Bedürfnisse von Demenzkranken und ergänzt ihren Beitrag mit praxisnahen Planungsvorschlägen (Seite 10). Mit dem Pflegeheim in Bad Münder (Seite 22) zeigen wir Ihnen, welche positiven Auswirkungen eine gut durchdachte Lichtplanung auf die Bewohner eines Demenzzentrums hat. Aber auch in Krankenhäusern wie dem Albert Schweitzer Ziekenhuis in Dordrecht/NL (Seite 26) sorgt die geschickte Anwendung von Licht in Kombination mit einer architektonisch angenehmen Umgebung für Linderung bei den Patienten und damit für eine schnellere Genesung. Mit dem Orbis Medical Center in Sittard/NL (Seite 30), einem Zusammenschluss von Krankenhaus und Ärztezentrum sowie Forschungseinrichtung, wurde ein ganzheitlicher Ansatz architektonisch anspruchsvoll umgesetzt. In unserem Interview haben wir Experten gebeten, uns ihren Umgang mit Licht im Gesundheitswesen zu erläutern, aber auch die Frage nach den Kosten gestellt (Seite 18). Die Planerfrage (Seite 37) beschäftigt sich dieses Mal mit dem circadianen Rhythmus und dessen Auswirkungen auf den menschlichen Biorhythmus. In der Rubrik Materialkunde (Seite 36) zeigen wir Ihnen eine Leuchte, die mit ihrer intelligenten Anpassung der Beleuchtungsstärke diesen Rhythmus unterstützt. Außerdem stellen wir Ihnen den Medical Cube (Seite 38) und die neue TRILUX Akademie (Seite 40) am Stammsitz unseres Unternehmens in Arnsberg vor. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen der aktuellen Ausgabe der 3lux:letters! Ihr Thomas Kretzer, Geschäftsführer TRILUX Vertrieb GmbH 42 43 45 licht und gesundheit 04 blicke Think outside the box im Museum Ritter; Trap Light; Rhyme & Reason; light+building; Bionic glasses for poor vision; mies-mies im Kunstmuseum Celle; Lichtkunstfotografie Workshop; Josefine/Roxy Club in Brasilien; Kundenzentrum der Stadtwerke Konstanz 04 geschichte Die Pantoffelleuchte 07 statement Werft alle Regeln über Bord - wir werden alt! Von Elisabeth Schneider-Grauvogel 09 lesen Drei Buchempfehlungen der Redaktion 10 punkt Licht als Taktgeber. Von Sibylle Heeg 14 impression Forschung und Glaube 18 reflexion Prof. Hans Nickl (Nickl & Partner), Katja Winkelmann (Licht01) und Matthew Placzek (Placzek Studios) 22 architektur MediClin Seniorenresidenz Deister Weser in Bad Münder, MediClin GmbH & Co.KG, Offenburg; Albert Schweitzer Ziekenhuis Dordrecht, EGM architecten, Dordrecht; Orbis Medical Center, Bonnema Architects, Sittard 36 service Materialkunde: Acuro Active LED; Planer fragen, Hersteller antworten: Circadianer Rhythmus 38 42 TRILUX kunst Medical Cube in Arnsberg; TRILUX Akademie in Arnsberg Metaphern in Bewegung, Adrien M. et Claire B; Unendlicher Raum, Serge Salat; Künstlerisches Nachbeben, Fabrice Wittner; Mahnende Menge, Luzinterruptus 46 kuriosum Heureka! 47 quelle Blick ins Innere 47 Impressum blicke 3lux:letters 1 | 2012 Endloses Licht: Aus einer Form im Raum entsteht durch Spiegelung ein unendlich erscheinender Raum, der durch Neonlicht betont wird. Think outside the box Brigitte Kowanz Museum Ritter, Waldenbuch bis 15.04.2012 www.museum-ritter.de Unfassbarer Raum: Durch die Anord nung der spiegelnden Ausstellungs stücke kann sich der Betrachter als Teil des Kunstwerks wiederfinden. Fotos: VG Bild-Kunst, Bonn Die Ausstellung der österreichischen (Licht-)Künstlerin Brigitte Kowanz „Think outside the box“ zeigt Werke, die um die Ecken denken. Denn genau das kann der Betrachter in Kowanz‘ Arbeiten erleben. Gezeigt werden Installationen, in denen sie mit der künstlerischen Kombination von Licht, Spiegeln und Schrift arbeitet. Dabei geht es Kowanz bei der Abbildung von Worten, nicht um die Lesbarkeit, sondern um die bildliche Qualität der Zeichen. Der Betrachter wird durch die Arbeiten in eine Welt entführt, die aus Licht und Spiegelungen endlose Räume schafft. In ihren Werken spielt die Künstlerin mit Neonlicht oder Morsezeichen, aber auch mit dem Betrachter selbst, der durch die Spiegelungen zu einem Teil des Kunstobjekts wird. Die Ausstellung ist bis 15. April 2012 im Museum Ritter in Waldenbuch zu sehen. geschichte Die Pantoffelleuchte Gerade in Mehrbettzimmern in Kliniken ist eine ruhige, ungestörte Atmosphäre besonders wichtig. Um schlafende Patienten nicht unnötig mit direkter Raumbeleuchtung zu wecken, wurde speziell für den Klinikbetrieb die sogenannte Pantoffelleuchte entwickelt. Die Wandeinbauleuchte wird nach ihrem Zweck, den sie erfüllt benannt: Sie soll Patienten helfen, beim Verlassen des Bettes in der Nacht ihre Pantoffeln zu finden, ohne dabei das Licht anschalten zu müssen. Doch auch den Nachtschwestern erleichtert die permanente, indirekte Beleuchtung die Arbeit und in langen, dunklen Krankenhausfluren garantiert sie inzwischen eine sichere Wegbeleuchtung. In einer Höhe von 20-40 Zentimetern in die Wand eingebaut, wird das Licht der Pantoffelleuchte mithilfe von Lamellen gezielt auf den Boden gelenkt. Vorgänger der heutigen Pantoffelleuchte wurden bereits 1971 von TRILUX in einfacher Ausführung produziert und vertrieben. Die Anfang der 1990erJahre weiterentwickelte Leuchte ist heute in einer waagerechten als auch senkrechten Version mit oder ohne Steckdose erhältlich. Das Gehäuse aus weiß lackiertem Aluminium-Druckguss ist für die Unterputz- und die Hohl wandmontage geeignet. Bereits seit 1971 hilft die sogenannte Pantoffelleuchte Patienten und Pflegepersonal bei der sicheren Orientierung im Krankenhaus. Foto: TRILUX 04 | 05 Der Lampenkörper wird mit der klassischen Glasbläsertechnik aus Murano hergestellt. Die Leuchtpigmente im Innern der Trap Light erzeugen ein stimmungsvolles Umgebungslicht. Trap Light Gionata Gatto und Mike Thompson www.traplightsaveenergy.com/ Fotos: Gionata Gatto & Mike Thompson Trap Light gibt es in zwei verschiedenen Farbkombinationen als Hänge- und Stehvariante. Eine neue Form des Lichtrecycling verspricht die Trap Light der Designer Gionata Gatto und Mike Thompson. Die Leuchte präsentiert sich zunächst schlicht als handgeblasener Glaskörper mit einer Einfassung aus Metall. In den Glaskörper sind jedoch Leuchtpigmente eingelassen, die freiwerdende Energie von einer Lichtquelle absorbieren und diese dann, auch wenn die Lichtquelle ausgeschaltet wird, als sichtbares Licht wieder abgeben. Durch Fotolumineszenz kann aus 30 Minuten hellen Lichts ein Nachleuchten für weitere acht Stunden gewonnen werden, das eine atmosphärische Lichtstimmung erzeugt. Mit ihrer Trap Light schufen die Designer eine innovative Art der Beleuchtung, die einen neuen Ansatz mit vorhandenen und bewährten Techniken kombiniert. Rhyme & Reason Mary Huang www.rhymeandreasoncreative.com Fotos: Mary Huang / Michael Sun Wie leuchtende Kunstwerke wirken die transluzenten Kleider von Mary Huang. Ist es möglich, Kleider aus Licht zu nähen? – Diese Frage schien die amerikanische Designerin Mary Huang mit ihrer Kollektion Rhyme & Reason beantworten zu wollen. Statt LEDs als solche auf ihren Kleidern aus hellen, transluzenten Stoffen zu inszenieren, spielt die Künstlerin mit dem Licht, das sie erzeugen. Dutzende von LEDs werden hierzu in leichte fließende Gewänder aus Naturseide, Baumwolljersey und handgehäkelter Spitze eingenäht. Dadurch entsteht vor allem in der Nacht ein ganz besonderer Effekt, der die Kleider beinahe tatsächlich wie aus Licht genäht erscheinen lässt. Die mit Lithium-Ionen-Batterien betriebenen Kunstwerke überstehen eine Partynacht von bis zu acht Stunden, bevor die illuminierte Abendgarderobe wieder zurück an die Ladestation muss. Als Materialien für ihre Kollektion Rhyme & Reason wählte die Künst lerin Naturseide, Baumwolljersey und handgehäkelte Spitze. 3lux:letters 1 | 2012 Die 180 000 erwarteten Besucher können sich an den Messeständen (Foto: TRILUX-Messestand 2010) von den Herstellern beraten lassen. Um hochgradig sehbehinderten Menschen ein unabhängigeres Leben zu ermöglichen, forscht der Neurobiologe Dr. Stephen Hicks gemeinsam mit seinem Team der Oxford-University an einer speziellen LED-Brille. Dabei setzt er auf Technologien, die bereits in Smart phones und Gaming-Produkten verwendet werden. Zwei kleine Video kameras und Tiefensensoren, die bei Spielekonsolen zu finden sind, erfassen die Umgebung, während eine integrierte Software in einem kleinen Taschencomputer zur Gesichtsoder Objekterkennung die aufgezeichneten Bilder analysiert. Auf die transparenten LED-Brillengläser werden anschließend wichtige Informationen der Umgebung grobkörnig abgebildet. Schon 2014 könnte diese Brille kostengünstig am Markt erhältlich sein. Bionic glasses for poor vision Stephen Hicks University of Oxford www.smart-specs.com Konzeptskizze: LED-Brille mit Smartphone-Kamera und Taschencomputer. light+building 15.–20. April 2012 Messe Frankfurt Frankfurt am Main Tageskarte 14 € / 16 € Dauerkarte 30 € / 35 € www.messefrankfurt.com Über 2100 internationale Hersteller zeigen im April 2012 bei der light+building in Frankfurt wieder ihre Neuheiten zu den Themen Licht, Elektrotechnik, Hausund Gebäudeautomation sowie Software für das Bauwesen. Im Mittelpunkt der weltweit größten Messe für Licht und intelligente Gebäude stehen dieses Jahr die Themen Energieeffizienz und vernetzte Gebäude. In Zeiten des Umdenkens werden Innovationen zur Energieeinsparung vorgestellt – das zukunftsweisende Gebäude soll wie ein kleines eigenes Kraftwerk als Energieerzeuger und -speicher genutzt werden. Begleitet wird die im zweijährigen Turnus stattfindende Messe von der Luminale, dem öffentlichen Lichtfestival, das sich nach Messeschluss als Abendprogramm in und um Frankfurt abspielen wird. Die Wahrnehmung von hochgradig sehbedinderten Menschen ist extrem eingeschränkt. Die LED-Brille soll ihnen bei der räumlichen Orientierung helfen Fotos: Stephen Hicks blicke Foto: Boris Golz Mischa Kuball: mies-mies 29. Oktober 2011 bis 31. März 2012 Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon www.kunst.celle.de Die wechselvolle Beziehung von Licht zu Raum und Architektur steht im Zentrum der Sonderausstellung. Ausgangspunkt der Ausstellung „mies-mies“ ist die langjährige Auseinander setzung des international agierenden Medien- und Konzeptkünstlers Mischa Kuball mit dem Pavillongebäude, das Ludwig Mies van der Rohe 1929 anlässlich der Weltausstellung in Barcelona schuf. Kuball stellt einen weitreichenden Reflexions-Raum über das Zusammenspiel von Licht und Architektur vor. Dabei bezieht er auch das Museumsgebäude selbst mit ein: Eine Wechselschaltung versetzt die weiße Beleuchtung des gläsernen Foyer-Kubus in langsam fließende Auf- und Abwärtsbewegungen, was den Bau förmlich atmen lässt. Im Innern fallen Raum, Zeit sowie Licht zusammen und eröffnen den Besuchern intensive Erfahrungsräume. Zu sehen ist die Ausstellung mit der imposanten Lichtinstallation noch bis zum 31. März 2012 im Kunstmuseum Celle. Fotos: Urs Müller 06 | 07 Auf dem alten Speichergelände im Bremer Hafengebiet begann Jan Leonardo Wöllert 2007, mit Nacht illuminationen zu experimentieren. Bis heute schuf er eine Reihe beeindruckender Aufnahmen. Fotos: Jan Leonard Wöllert Lichtkunstfotografie Workshop 25. - 26. Februar 2012 in Würzburg www.rgb-fotoschule.de 17. - 18. März 2012 in Nürnberg www.fotodialoge.com 23. - 25. März 2012 in Seeheim www.sigma-foto.de www.lightart-photography.de Der Bremer Lichtkunstfotograf Jan Leonardo Wöllert nimmt die Übersetzung des Begriffs Fotografie wörtlich und malt mit Licht. Mit der von ihm und Jörg Miedza perfektionierten Light Art Performance Photography (LAPP) wurde der Künstler weltweit bekannt. Dabei entstand seine Art der Fotografie eher zufällig, als Wöllert versehentlich mit einer Flächenlampe vor einer Kamera mit geöffnetem Verschluss entlanglief. Er erkannte, dass bei Langzeitbelichtung der Kamera und präzise choreografierten Illuminationen bei Dunkelheit Figuren und Formen aus Licht entstehen, die wie einzigartige, farbenfrohe Gemälde erscheinen. Für Interessierte, die diese Technik der Symbiose aus Kunst und Fotografie erlernen möchten, gibt Wöllert Einsteiger-Workshops in Würzburg, Nürnberg und Seeheim (siehe linke Spalte). statement Elisabeth Schneider-Grauvogel, WiA - Wohnqualität im Alter, Köln Die Entwicklung der Alterspyramide zum nach oben wachsenden Pilz und die stete Zunahme der Hochaltrigen bringt eine deutliche Steigerung der Anzahl demenziell Erkrankter mit sich. Bereits jetzt sind statistisch gesehen von 100000 Menschen durchschnittlich 1300 davon betroffen. Demenz aber fordert uns alle heraus. Im persönlichen Umgang, im öffentlichen Raum, aber auch bei der Planung von Innenräumen. Das Licht spielt dabei eine sehr wesentliche Rolle. Hier geht es nicht mehr nur darum, Orientierung zu ermöglichen und die Bewältigung verschiedener Sehaufgaben zu gewährleisten. Spätestens seit der Erkenntnis der biologischen Aufgabe des Lichts zur Unterstützung eines ausgeglichenen Tag-NachtRhythmus muss der Lichtplanung Unten: Grafik der demografischen Entwicklung am Beispiel des Jahrgangs 1964 größere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Viele gute Ansätze gibt es bereits, die die Anforderungen zur Verbesserung der Energieeffizienz berücksichtigen. Aber wie sieht es aus, wenn in Pflegeheimen mehr als 70 Prozent der Bewohner an Demenz leiden und alle bisherigen Regeln der Gestaltung nicht mehr gelten? Demenz bedeutet: Erlerntes und kognitives Handeln geht verlo- Quelle: Statistisches Bundesamt Werft alle Regeln über Bord – wir werden alt! ren, Orientierung basiert allein auf intuitiven Handlungen und greift auf Vertrautes der persönlichen Vergan genheit und lebenslange Gewohnhei ten zurück. Neues kann nicht mehr erlernt werden. Im Gegenteil: Unbe kannte Situationen lösen Unruhe und Angstzustände bei den Betroffenen aus. Das heißt, die Beleuchtung muss Wohnlichkeit und gestalterische Vertrautheit vermitteln sowie altersbedingte Seheinschränkungen ausgleichen. Gleichzeitig müssen Fehlinterpretationen im Raum mit extremen Licht- und Schatten wechseln vermieden werden. Was kann und muss von den Betroffenen selbst bedienbar bleiben, wo kann Technik dezent, aber unterstützend ergänzt werden? Viele Fragen sind hier noch ungelöst und fordern uns heraus! Aber eines ist deutlich und für die Planung ein Anhaltspunkt: „Das Herz wird nicht dement.“ blicke 3lux:letters 1 | 2012 Die beleuchtete Deckenform des Eingangsbereichs erinnert an die Waben eines Bienenstocks. Fotos: Jomar Bragança Hinter der schwarzen Fassade des Josefine/Roxy Clubs in Belo Horizonte, Brasilien, erwartet Nachtschwärmer auf 955 Quadratmetern ein besonderes Zusammenspiel von Architektur und Licht. Fred Mafra hat bei dem im Jahr 2011 fertiggestellten Nachtclub den rechten Winkel vollständig verbannt und bis ins kleinste Detail asymmetrische Formen verwendet. Selbst die Tapeten wurden eigens entworfen und erinnern an die Discozeit der 1970er-Jahre. Im Rhythmus der elektronischen Musik werden mit dem sogenannten Pixelmapping Bilder in Lichtsignale umgewandelt und auf den mit LED hinterleuchteten Kanten der verschieden großen Sechsecke an Wänden und Decke wiedergegeben. Der Club bietet seinen Gästen mit zwei Tanzflächen, drei Bars und vier VIP- sowie einem Loungebereich eine ganz besondere Wahrnehmung des Raumes. Josefine/Roxy Club Architektur und Lichtdesign Fred Mafra. Savassi/Belo Horizonte Brasilien Der VIP-Bereich des Josefine/ Roxy Clubs ist mit gelbem Vinyl gepolstert. Der reduzierte Bau des 2011 fertiggestellten Kundenzentrums der Stadtwerke Konstanz entfaltet seine volle Wirkung besonders in der Nacht. In die Fassadenelemente integrierte LEDs erhellen dann den viergeschossigen Kubus und machen je nach Veranstaltung in unterschiedlichen Farben auf ihn aufmerksam. Neben Ausstellungsflächen und einem öffentlich zugängigen Bereich teilen sich 20 Arbeitsplätze die 800 Quadratmeter Grundfläche des Plusenergie-Gebäudes. Mit einer Seitenlänge von 15 Metern sind die Außenwände als gläserne Doppelfassade aufgebaut. Der Zwischenraum dient zur Wärmeisolierung im Winter und nimmt die Lamellen des Sonnenschutzes auf. Die Südseite des Gebäudes ist mit Fotovoltaikzellen belegt und sichert so die Stromversorgung des „Energiewürfels“. Fotovoltaikzellen auf der Südseite des Gebäudes versorgen das Plusenergie-Gebäude mit ausreichend Energie. Kundenzentrum der Stadtwerke in Konstanz Max-Stromeyer-Str. 21-29 78467 Konstanz Architekt: Arnold Wild Fassadenplaner: Gerhard Weber & Partner GmbH Abhängig von der Veranstaltung leuchtet die Fassade in verschie denen Farben. Die LED-hinterleuchteten opaken Flächen der Fassade haben eine Größe von 3 x 4 Metern. Fotos: Patrick Pfeiffer und Inka Reiter 08 | 09 lesen LUX Lamps & Lights Robert Klanten, Kitty Bolhöfer, Sven Ehmann (Hrsg.) Erschienen im Oktober 2011 bei Gestalten, Berlin 320 Seiten, vollfarbig 17 x 24 cm, Hardcover Englisch € 29,90 | $ 48.00 | £ 27.50 ISBN 978-3-89955-373-4 www.gestalten.com Farbe der Gesundheit/Colour of Health & Care Axel Venn, Herbert Schmitmeier, Janina Venn-Rosky Erschienen im Dezember 2011 im Verlag Georg D. W. Callwey GmbH & Co. KG, München 448 Seiten, über 7.000 Abbildungen 24 x 26 cm, gebunden Deutsch/Englisch € 70,00 ISBN 978-3-7667-1850-1 www.callwey.de Light in Architecture Chris van Uffelen Erschienen im Oktober 2011 bei Braun Publishing, Salenstein, CH 424 Seiten, 900 Abbildungen 22,5 x 29,5 cm, Hardcover Englisch € 78,00 ISBN 978-3-03768-092-6 www.braun-publishing.ch Licht und Leuchtobjekte sind ein schier unerschöpfliches Thema der Gestaltung. Kein Wunder also, dass die Herausgeber in ihrem Buch über 200 Kreationen vorstellen, von denen sich eine große Zahl der Heraus forderung der Post-Glühbirnen-Ära stellt und gekonnt mit alternativen Leuchtmitteln experimentiert. Ohne Kategorisierung oder erklärende Texte, die die Auswahl nachvollziehbar machen, wird dieses Buch allerdings zu einem schlichten, wenn auch anschaulichen Bildband, in dem alle abgebildeten Leuchten mit Titel und Designername versehen sind. Erst im Anhang – nun etwas umständlich nach den Vornamen der Designer sortiert – finden sich ge naue Entwurfsbeschreibungen, tech nische Daten und Bezugsadressen. Farben wecken unterschiedliche Emotionen und beeinflussen unseren Gemütszustand. Im Gesundheits wesen ermöglicht dieses Wissen, direkt auf das Wohl der Patienten einwirken zu können. Doch welche Farbnuancen empfinden wir als „gesund“ oder „krank“, als „aufregend“ oder „entspannend“? Um diese Frage beantworten zu können, wurden 70 Probanden im Alter von 18 bis 83 Jahren 120 Adjektive genannt, die diese farblich umsetzen sollten. Dabei zeigte sich, dass nur die Komposition verschiedener Farbtöne den gewünschten Effekt erzielt. Die Ergeb nisse wurden in einem beeindruckenden Nachschlagewerk zusammengefasst, das die Gestalter bei der Farbwahl unterstützen soll. Beispiele aus der Praxis illustrieren mit ausdrucksstarken Collagen die jeweilige Farbwirkung in der Anwendung. Le Corbusier bezeichnete Licht neben Schatten, Mauern und Raum als das wichtigste Element der Architektur. Grund genug, dem Licht ein ganzes Buch zu widmen: Unter dem Titel „Light in Architecture“ sind auf über 420 Seiten mit Licht inszenierte Räume internationaler Projekte vorgestellt. Neben Museen, Restaurants und Wohnhäusern werden auch temporäre Architektur und beleuchtete Fassaden auf je zwei bis vier Seiten mit großformatigen Bildern und Grundrissen anschaulich gezeigt. Eine kurze Übersicht zu jedem Projekt enthält die wichtigsten Fakten, wie Standort und Beleuchtungsart. Die vollständigen Kontaktdaten der Architekten sind im Index zusammengetragen. Insgesamt eine inspirierende Sammlung ausgewählten Lichtdesigns der vergangenen Jahre. punkt 3lux:letters 1 | 2012 licht als taktgeber Demenz ist zwar nicht heilbar, wohl aber durch wirksame Eingriffe von außen für die Betroffenen leichter zu ertragen. Einen wichtigen Einfluss übt das Tageslicht aus, dem sich ältere Menschen mehr und mehr entziehen und damit ihren Tag-Nacht-Rhythmus empfindlich stören. Die richtige Dosierung durch spezielle künstliche Lichtquellen lässt Demenzkranke wieder ruhiger werden. Von Sibylle Heeg Fotos: Becker Lacour, Frankfurt 10 | 11 Im Jahre 2000 waren circa 25 Prozent unserer Bevölkerung über 65 Jahre alt, 2040 werden es an die 50 Prozent sein. Bauaufgaben wie Seniorenwohnanlagen, Altenpflegeheime oder Spezialein richtungen für Demenzkranke werden sich häufen. Ambitionierte Architekten versuchen, trotz der vielen Einschränkungen durch Vorschriften und Notwendigkeiten gute Architektur zu planen. Alte Menschen sind extrem verwundbar, besonders wenn sich ihr Geist verwirrt hat. Eine physische Umgebung, die nicht in allen Dimensionen auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist, wird zum Problem: für die alten Menschen und für diejenigen, die sie pflegen und betreuen. Umgekehrt können das bauliche Milieu und insbesondere auch Licht „therapeutisch“ wirksam werden; dies ist angesichts des Fehlens wirksamer Medika mente zur Verhinderung oder Therapie von Demenz ein nicht zu unterschätzender Beitrag. Milieutherapeutische Ansatzpunkte Um in Pflegeeinrichtungen ein positiv wirkendes Umfeld zu schaffen, ist es notwendig, sich zu vergegenwärtigen, in welcher Situation Menschen mit Demenz sind und welche spezifischen Bedürfnisse sich daraus ableiten lassen: Zum einen ist durch den kognitiven Abbau ihre Kompetenz in Bezug auf die Umwelt reduziert und sie finden sich nur schwer zurecht. Wir können dies kompensieren, indem wir das Wahrnehmen und Erkennen sowie die Orientierung erleichtern, zum Beispiel durch eine angemessene Licht- und Farbgestaltung, durch einfache, überschaubare Grundrisse und durch die Ausprägung einzigartiger, wieder erkennbarer Orte. Zum anderen ist auch die emotionale Situation von Menschen mit Demenz verändert. Manche Bewohner suchen Kontakt und Nähe und vertrauen sich uns an, als wären wir ein Familien mitglied. Andere zeigen Verhaltensweisen, die uns befremden und herausfordern. Sie können apathisch oder ängstlich sein, zu Katastrophenreaktionen neigen, am Tag schlafen und nachts hellwach sein, ruhelos herumwandern oder unvermutet aggressiv reagieren. Dafür ist nicht immer die Erkrankung verantwortlich, sondern oft auch eine belastende, nicht bedürfnisgerecht gestaltete Umgebung. Ist diese jedoch therapeutisch gestaltet, vermeidet sie Umweltstress und wirkt damit dem herausfordernden Verhalten entgegen, was auch die Pflegenden entlastet. Hallige Räume können durch schall schluckende Materialien entschärft, offene Treppenhäuser oder mehrgeschossige Hallen eingehaust werden. Ein attraktiver Flur, der, als Endlosweg ohne Sackgassen ausgebildet, Blickbeziehungen nach draußen und interessante Orte zum Verweilen bietet und immer wieder zum Zentrum zurückführt, ermöglicht motorisch unruhigen Menschen, ihr Bedürfnis nach Bewegung auszuleben. Eine mit Tapeten kaschierte Die Flure und Sitznischen im Fürstlich Fürstenbergischen Altenpflegeheim in Hüfingen im Schwarzwald wurden mit einem beruhigenden dunkelroten Teppichboden ausgestattet. Ausgangstür, die keinen Impuls zum unbeabsichtigten Verlassen des Hauses gibt, kann vermeiden, dass die Bewohner frustriert und schimpfend an der verschlossenen Tür rütteln. Tageslichtexposition, zum Beispiel in einem Wintergarten und oder in natürlich belichteten Fluren, kann die Stimmung aufhellen und den Tag-Nacht-Rhythmus normalisieren. Zum Dritten finden sich Menschen mit Demenz, wenn sie von zu Hause in ein Pflegeheim umziehen, in einer fremden und bedrohlichen Welt wieder. Sie können nicht verstehen, warum alles so anders ist als gewohnt, und wollen nach Hause laufen. Wichtig ist deshalb, ihnen eine möglichst vertraute und alltagsnahe Umgebung zu bieten, die Wohnlichkeit vermittelt und dabei so gestaltet ist, dass ein gewisses Maß an persönlicher Aneignung möglich oder sogar provoziert wird, selbst wenn dies – für den ambitionierten Architekten schwer erträglich – durch Spitzen deckchen, Hirschgeweihe oder Stehlampen mit Troddeln erfolgen sollte. Licht in einem kompensatorisch-therapeutischen Umfeld Licht wird von Demenzexperten zunehmend als ein ausschlaggebender milieutherapeutischer Faktor betrachtet. Will man bei der Lichtgestaltung auf alle drei genannten Anforderungs bereiche – Kompensation von Einschränkungen, therapeutische Beeinflussung von Befinden und Verhalten sowie Alltagsnähe – eingehen, kann es nicht nur um die Auswahl der richtigen Leuchten gehen. Eine gute Lichtplanung beginnt schon mit einer Grundrissgestaltung, die zum Beispiel zweibündige Flure mit ausschließlich stirnseitiger Belichtung vermeidet und möglichst viel Tageslicht in die Tiefe der Räume bringt. Hat ein solcher zweibündiger Flur eine niedrige Beleuchtungsstärke oder wird das Licht ausgeschaltet, erscheint dem verwirrten Bewohner eine entgegenkommende Person im Gegenlicht als bedrohlicher schwarzer Mann und nicht als die freundliche Schwester, die ihm vertraut ist. Eine ungleichmäßige Beleuch tung lässt Schatten entstehen, die für einen Menschen mit Demenz irritierend sein können. Besser Sehen Um dieselbe Sehleistung zu erbringen, benötigt nach Experten schätzung ein 60-Jähriger eine dreimal höhere, ein 80-Jähriger eine fünfmal höhere Beleuchtungsstärke im Vergleich zu einem 20-Jährigen. Dazu kommt, dass der Anteil von Menschen mit Seheinschränkungen in Heimen deutlich größer ist als bei zu Hause Lebenden derselben Altersgruppe. Schlechtes Licht in Pflegeheimen ist deshalb nicht zu verantworten. Es ist für Kompetenzverlust und ein höheres Sturzrisiko verantwortlich. Empfohlen werden deshalb circa 500 Lux in Augenhöhe, für diffizile Sehaufgaben auch mehr. 12 | 13 punkt 3lux:letters 1 | 2012 Am besten kann gutes Sehen durch eine schattenarme, vorwiegend indirekte Beleuchtung unterstützt werden, die Blendung und Spiegelungen am Boden vermeidet. Durch die Nutzung einer hellen Decke als Reflexionsfläche hat diese Beleuchtungslösung einen ungleich besseren Wirkungsgrad als das bei Architekten beliebte Downlight. Indirektes, helles Licht ist in der eigenen Wohnumgebung aber eher ungewohnt, es empfiehlt sich deshalb, ergänzend atmosphärische Leuchten einzusetzen. Stimulation durch circadian wirksames Licht Licht ist nicht nur für gutes Sehen wichtig, sondern hat auch biologische Wirkungen. Unsere innere Uhr braucht Tageslicht als Taktgeber für die Melatoninproduktion beziehungsweise -unterdrückung, damit der Tag-Nacht-Rhythmus nicht aus dem Gleichgewicht gerät. In Pflegeheimen lebende ältere Menschen genießen in der Regel extrem wenig Tageslicht. Grund ist der seltene Aufenthalt im Freien und die oft unzureichende natürliche Belichtung, insbesondere der Bewegungsflächen, in denen sich mobile Menschen mit Demenz viel aufhalten. Kombiniert mit der altersbedingten schlechteren Lichtdurchlässigkeit des Auges führt dies dazu, dass diese Menschen in biologischer Nacht leben. Es liegt deshalb nahe, Schlafstörungen wie Dahindämmern bei Tag, Unruhe bei Nacht durch eine circadian wirksame Beleuchtung therapeutisch zu beeinflussen. Dies war Ziel einer Studie unter Leitung der Autorin, bei der der Effekt von circadian wirksamem Kunstlicht auf die nächtliche Unruhe von Menschen mit Demenz untersucht wurde. Lichttherapeutische Intervention in einem Demenzbereich Im neu errichteten Anbau eines Pflegeheims in Hüfingen (Architekten GSP, Stuttgart) wurde besonderer Wert auf eine Farb- und Lichtgestaltung der Flure gelegt, die milieutherapeutisch wirksam ist. Die geschickt platzierten Wandleuchten mit vorwiegend indirektem Licht, sorgen für eine gleichmäßige Ausleuchtung, die verwirrende Schattenbildung vermeidet. Zusätzlich wurde eine der Dynamik des Tageslichts angenäherte Veränderung der Lichtfarbe beziehungsweise Farbtemperatur (k) und Beleuchtungsstärke (lx) programmiert („circadianes Licht“). Von diesem Lichtkonzept erhofften sich die Planer, dass sich der Tag-Nacht-Rhythmus der Bewohner normalisieren, Agitiertheit abbauen sowie Aktivitätsgrad und Stimmung verbessern würden. Eine begleitende Evaluation erfasste durch mehrmalige schriftliche Befragungen des Personals und der Angehörigen, durch Werkstattgespräche mit den Leitungs– kräften sowie durch die Beobachtung der Bewohner die Effekte und insbesondere das Schlafverhalten. Bei der Auswertung zeigten sich abhängig von den unterschiedlichen Lichtszenarien deutliche Veränderungen in Bezug auf die nächtliche Unruhe, die Mit den naturfarbenen Linoleum böden wirken die Behandlungszonen und die Aufenthaltsbereiche im Reha-Zentrum Isarwinkel in Bad Tölz hell und freundlich. am häufigsten in den Zeiträumen ohne circadian wirksames Licht (nur Standardbeleuchtung von ca. 200 Lux) beobachtet wurden. Nach erneuter Exposition durch das tageszeitlich angepasste Licht waren die Bewohner insgesamt nachts ruhiger. Die Ergebnisse der Untersuchung weisen klar darauf hin, dass Unruhe in der Nacht und Apathie am Tag nicht ausschließlich auf das Alter und die Demenzerkrankung zurückgeführt werden können. Eine technisch intelligente Lichtgestaltung kann als stummer Partner der Pflege therapeutisch wirksam sein. Beim Bau oder Umbau von Pflegeeinrichtungen sollten deshalb alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um den Bewohnern eine ausreichende Dosis Tageslicht oder Kunstlicht mit tageslichtähnlicher Wirkung zukommen zu lassen. Ein leicht erreichbarer Freibereich, ein Wintergarten oder eine das Tageslicht optimierende Gestaltung der Fassade und insbesondere auch der Flure erhöhen zwar die Investitionskosten, belasten aber nicht den laufenden Betrieb durch hohe Energiekosten. Wenn ausreichende Tageslichtexposition anders nicht erreicht werden kann (zum Beispiel im Altbau), lohnt sich die Investition in circadian wirksames Kunstlicht, das auch für das Pflegepersonal ein positives Arbeitsumfeld bietet, wie die Erfahrungen in Hüfingen zeigen. Eine Möglichkeit zur Einsparung von Energiekosten könnte im Einbau von Sensoren liegen, die je nach einfallendem Tageslicht das künstliche Licht zurückschalten. Sibylle Heeg geboren 1944 in Innsbruck. Studierte Architektur an der Universität Stuttgart, wo sie im Anschluss als wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie als Dozentin im Studiengang Infrastructure planning tätig war. Sie gründete verschiedene Vereine, die sich mit dem Planen und Bauen sozialer Einrichtungen beschäftigen. Seit der Gründung der gsp Gesellschaft für Soziales Planen mbH im Jahr 2003 widmet sie sich intensiv ihrer Publikationstätigkeit und der Planung von Pflegeeinrichtungen für Demenzkranke. www.sozialesplanen.de 14 | 15 impression 3lux:letters 1 | 2012 Forschung Seit Robert Kochs Entdeckung des Tuberkulosebakteriums 1882 haben Biologen unermüdlich nach der Ursache von Krankheiten gesucht. Ein Meilenstein der Forschung war Anfang dieses Jahrhunderts das Humangenomprojekt, die vollständige Entschlüsselung der menschlichen DNA, an der weltweit 1000 Wissenschaftler beteiligt waren. Inzwischen gehört die gentechnische Analyse zum Alltag der Laborarbeit. Teil des komplexen Verfahrens ist die Qualitätskontrolle der DNA unter UV-Licht; wie hier bei der Erforschung des Chikungunya-Virus, dem Auslöser eines in Afrika, Südostasien und Indien verbreiteten Tropenfiebers. Foto: Patrick ALLARD/Rea/laif „Forschung ist immer das Weiterforschen, wo andere aufgehört haben, das Weiterbauen auf Grundsteinen und Gerüsten, die andere vorbereitet haben, und damit allerdings leider zugleich auch mitunter das Weitergehen auf Irrwegen, die andere eingeschlagen haben.“ Hubert Markl, * 1938, deutscher Biologe, Hochschullehrer und ehemaliger Präsident der Max-Planck-Gesellschaft 16 | 17 impression 3lux:letters 1 | 2012 Glaube 1858 hatte Bernadette Soubirous als junges Mädchen 18 Marienerscheinungen in der Grotte Massabielle im französischen Lourdes. „Die Dame“ trug ihr unter anderem auf, für die Sünder zu beten und das Wasser der Quelle zu trinken. Kurz darauf geschah das erste Wunder: Catharine Latapie konnte ihren gelähmten Arm nach einem Bad im Quellwasser wieder bewegen. Seitdem ist aus der Grotte ein heiliger Bezirk und ein berühmter Wallfahrtsort geworden, mit 7 000 verzeichneten Heilungen und 67 Wunderheilungen. Längst werden die Messen im Internet live übertragen und die sechs Millionen Pilger jährlich sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Foto: PASQUIER/Gamma-Rapho/laif „Das Leben selbst führt uns nach und nach, von Fall zu Fall, zu der Wahrnehmung, dass alles das, was uns für unser Herz oder für unseren Geist das Allerwichtigste ist, uns nicht durch vernunftmäßige Überlegung zuteil wird, sondern durch andere Mächte.“ Marcel Proust,1871-1922, französischer Schriftsteller und Kritiker REFLEXION 3lux:letters 1 | 2012 NACHGEFRAGT 3lux:letters stellt drei renommierten Lichtexperten drei Fragen zum Thema „Licht im Gesundheitswesen“. Prof. Hans Nickl Architekt Nickl & Partner Kaum jemand hält sich gerne in einem Krankenhaus auf. Gerade deshalb ist es wichtig, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen. Wie setzen Sie bei Ihrer Planung das Licht ein, um den Patienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten? Prof. Hans Nickl: Licht in der Architektur war für uns schon immer ein zentrales Thema und gerade im Bereich der Krankenhausplanung ist es von größter Bedeutung. Neben dem Nützlichen (Funktionalität) sind Schönheit und Empfinden für den Genesungsprozess wichtig und förderlich. Krankenhausarchitektur muss die Gesamtheit der Anforderungen erfüllen und dabei verschiedene Qualitäten herausarbeiten wie die Qualität des Lichts und dessen Veränderungen mit den Tageszeiten sowie der Haptik. Unser Grundprinzip bei der Planung ist, alle Patientenbereiche mit natürlichem Licht aufzuwerten – das gilt auch für Flure und Untersuchungsräume, einschließlich der hochinstallierten Bereiche, wie zum Beispiel OP-Räume. Damit möglichst viel Tageslicht in die Räume gelangt, verzichten wir in den Aufenthaltsbereichen und Pflegezimmern – soweit möglich – auf Brüstungen oder gestalten diese als Sitzbänke. Foto: Nickl & Partner 18 | 19 Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main Katja Winkelmann Lichtplanerin Licht01 Matthew Placzek Lichtkünstler Placzek Studios Katja Winkelmann: Wie in den meisten unserer Projekte bilden Matthew Placzek: Mein Ziel ist es, eine angenehme Umgebung auch im Krankenhaus Raumklima und -wirkung wesentliche für die Patienten und ihre Familien zu erzeugen. Mit Skulpturen Planungsgrundlagen. Wir zonieren die verschiedenen Bereiche und Licht schaffen wir Kunstwerke, die die Interaktion fördern. und schaffen unterschiedliche Atmosphären: Im Eingangs– oder Mit jedem Werk werden Licht und Farbe zu Energiequellen, Wartebereich liegt der Schwerpunkt auf einer wärmeren und dif- deren Wirkung wichtig für den Heilungsprozess ist, denn sie ferenzierteren Lichtgestaltung als beispielsweise in den Fluren. können Patienten auf vielfache Weise beeinflussen. So kann Eine Anpassung der Beleuchtung an das Außen- beziehungswei- beispielsweise die Farbe Rot das Durchblutungssystem anre- se Tageslicht ist unbedingt erforderlich, um auch in der Nacht gen, während Grün die Nerven beruhigt und ganz allgemein die eine angenehme und wohltuende Raumstimmung im Innern zu Heilung fördert. Ich gestalte gerne heilende Umgebungen mit schaffen. Ohne diese Angleichung wirkt eine am Tag ausgewoge- einem breiten Farbspektrum, das die Pflege, die Geborgenheit ne Beleuchtung am Abend zu hell und dadurch unangenehm. In und das Wohlbefinden sowohl von Patienten als auch ihren den Fluren setzen wir gerne verschiedene Komponenten ein, die Familien unterstützt. die Minderung der Beleuchtungsstärken in der Nacht mit einer Foto: Martin Kunze Foto: Thomas Grady Photography Farbtemperaturveränderung verbinden (nachts <2900K). Orthopädische Praxis in Hamburg „Illumina“, Century Link Center in Omaha REFLEXION 3lux:letters 1 | 2012 Die Kosten im Gesundheitswesen sind in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Bleibt da Ihrer Meinung nach noch genügend Raum für eine anspruchsvolle Lichtgestaltung? Prof. Hans Nickl: Beim Kostenthema muss klar zwischen Betriebs- und Investitionskosten unterschieden werden. Die Investitionskosten haben sich in den zurückliegenden Jahren kaum verändert. Bedauerlicherweise müssen wir aber feststellen, dass der Gestaltungsanspruch im Grunde nicht mehr vorhanden ist – und das hat mit Geld kaum etwas zu tun (vor allem im Kunstlichtbereich). Die Frage, die wir uns eher stellen sollten, ist: Wie kann es zu so einer Entwicklung kommen, wohl wissend, dass der reine Praktizismus Produkte hervorgebracht hat, die nicht funktionieren. Foto: Nickl & Partner 20 | 21 Altenpflegeheim in Titting-Eichstätt Viele Studien belegen, dass eine durchdachte Lichtplanung das Wohlbefinden eines Menschen steigert und somit auch eine wichtige Rolle bei der Genesung spielt. In welchem Krankenhaus oder Pflegeheim ist die Beleuchtung besonders gelungen und weshalb? Prof. Hans Nickl: Spontan kann ich zwei Häuser benennen: Das erste ist ein Altenpflegeheim in Titting-Eichstätt. Obwohl das Haus seit 20 Jahren in Betrieb ist, sind alle Komponenten einer guten Lichtplanung hervorragend gelöst. Als zweites Beispiel ist das Klinikum Johann Wolfgang von GoetheUniversität in Frankfurt/Main zu nennen. Dort ist eine perfekte Verknüpfung von Bauwerk und Licht-Kunstwerk zu sehen. Prof. Hans Nickl, geboren 1941 in Marktredwitz, konzipiert und realisiert seit über 40 Jahren Bauten für Gesundheit, Forschung und Lehre sowie sozialen Wohnungs- und Städtebau. Seit 1989 führt er gemeinsam mit seiner Frau, Prof. Christine Nickl-Weller, das Büro Nickl & Partner. Nach mehr als 15 Jahren Lehrtätigkeit an der TU München und seiner Professur an der FH Erfurt hat Prof. Hans Nickl seit 2004 eine Gastprofessur an der TU Berlin inne. www.nickl-partner.com Katja Winkelmann: Leider wird im Krankenhausbau, insbeson- Matthew Placzek: Im Gesundheitswesen hat es eine Verlagerung dere bei den Standard-Stationen, die Beleuchtung häufig eher in Richtung evidenzbasiertem Design gegeben. Es wird mehr quantitativ betrachtet als qualitativ. Die nach Norm geforderten Wert darauf gelegt, wie die physische Umgebung das Beleuchtungsstärken zu erreichen, steht im Vordergrund. Wohlbefinden beeinflussen und die Heilung fördern kann. Mit Anders ist es auf den Privatstationen: Hier wird, besonders diesem Wandel der Prioritäten bezüglich des Designs haben unter Berücksichtigung der technischen und regulativen sich auch die Budgets vergrößert, um den Bedürfnissen der Vorgaben, Wert auf qualitative Lichtplanung und Atmosphäre Lichtplanung gerecht zu werden. Jedoch waren mehrere unse- gelegt. Ein Umdenken sehen wir in Pflegeheimen und rer Projekte von privaten Geldgebern abhängig: Eine Demenzstationen. Hier wird immer mehr Wert auf eine hoch- Gesundheitseinrichtung beispielsweise erkannte die Bedeutung wertige Lichtplanung gelegt. Nicht nur hinsichtlich einer ange- unseres Entwurfs und wie dieser die Identität des Gebäudes nehmen Atmosphäre, sondern auch aufgrund der biologischen verbessern würde. Mit privaten Mitteln konnte die besondere Einflüsse des Lichts auf den menschlichen Organismus. Licht- und Skulptureninstallation schließlich realisiert werden. Es war ein großer Erfolg – sehr zur Freude der Patienten und Foto: Guido Moritz Foto:Thomas Grady Photography der Nachbarschaft. Katharina-von-Bora-Haus in Bilk „Imagine“, Children’s Hospital in Omaha Katja Winkelmann: Das Katharina-von-Bora-Haus der Diakonie Matthew Placzek: Das Children’s Hospital & Medical Center in Düsseldorf in Bilk hat ein ganz besonderes architektonisches Omaha ist ein gelungenes Projekt, das sowohl Architekten und Konzept: Die Flure sind nicht als einfache Korridore ausgebildet, Künstler als auch Patienten zufriedenstellte. Das (Licht-) sondern als scheinbar „unendliche“ Wandelgänge, die in Kunstwerk sollte die Heilung und das Wohlbefinden fördern bestimmten Abständen in einen geweiteten Bereich münden. In und in der Nacht zu einer spektakulären Lichtinstallation wer- dessen Mitte kann ein zentrales Element (Kräutergarten/ den. Farbe und Bewegung sollten die Schirme zum Leben Springbrunnen) umrundet werden, sodass die Patienten wieder erwecken und Freude verbreiten. Die positiven Gefühle, die das dem Lauf des Korridors folgen können. In der Demenzpflege ist Kunstwerk bei den jungen Patienten weckt, erleichtern ihnen diese Form der Bewegungsmöglichkeit optimal. Große Licht den Gang ins Krankenhaus. Das allein ist für mich Berechtigung elemente imitieren mit einer dynamischen Tageslichtsimulation genug für diese Lichtinstallation. das Tageslicht, wodurch die Bewohner munterer werden. Katja Winkelmann, Matthew Placzek, geboren 1967, arbeitete nach ihrer Ausbildung zur Bauzeichnerin in geboren 1964 in Columbus/Nebraska (USA), studierte Kunst und verschiedenen Ingenieur- und Designbüros, bevor sie von 1991 bis Kunstgeschichte am Hastings College in Hastings und der Creighton 2001 als freiberufliche Lichtdesignerin tätig wurde. Während dieser University in Omaha. Während seines Studiums verkaufte er bereits Zeit absolvierte sie ein Architekturstudium an der HAW in Hamburg, seine Kunstwerke an verschiedene Galerien. 1990 gründete er das das sie 1998 mit dem Diplom abschloss. Im Jahr 2001 gründete sie Designbüro Placzek Studios. Seine Arbeiten aus Holz, Ton, Stahl oder zusammen mit Robert von Sichart das Büro Licht01. Sie ist Bronze sind von einer sorgfältigen Detaillierung sowie einem indivi- Lehrbeauftragte an der AMD Hamburg. duellen Design geprägt. www.licht01.de www.matthewplaczek.com 22 | 23 architektur 3lux:letters 1 | 2012 LICHT FÜR EINE ANDERE WELT Licht gibt Sicherheit, nimmt Ängste und sorgt für Orientierung. Es kann aktivierend, aber auch beruhigend wirken. Gerade in Pflegeeinrichtungen für Demenzkranke spielt Licht eine ganz entscheidende Rolle, weil es den Zugang in die Welt der Betroffenen ermöglicht. In der MediClin Seniorenresidenz in Bad Münder hat TRILUX ein speziell auf die Bedürfnisse von Demenzpatienten abgestimmtes Beleuchtungssystem realisiert. Von Marina Schiemenz Die Außenanlage des Pflegeheims in Bad Münder wurde in den Rundkurs, der sich durch das Gebäude zieht, integriert. Bauherr: MediClin Deister Weser Klinik, Bad Münder Architekten: MediClin GmbH & Co. KG, Offenburg Standort: Lug ins Land 5, Bad Münder Leuchten: Acuro, Inperla, Onperla, Oleveon, SncPoint Fotos: Boris Golz, Arnsberg Ein heller Bodenbelag in den Fluren nimmt den Bewohnern Ängste und wirkt bewegungsfördernd. Demenz ist ein Oberbegriff für mehr als 50 Krankheitsformen (u. a. Alzheimer), die alle unterschiedlich verlaufen, jedoch langfristig zum Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit führen. Für demenzkranke Menschen zählt nur das Hier und Jetzt, viele Brücken in die Vergangenheit zu Erlebtem und Erlerntem sind zerstört. Damit einher gehen Stimmungswechsel von Lachen zu Weinen, von Brüllen zu Flüstern sowie Orientierungslosigkeit und oft nicht nachvollziehbare Verhaltensänderungen. Eine angepasste Architektur und Innenraumgestaltung sowie ein speziell für die Bedürfnisse von Demenzkranken entwickeltes Beleuchtungskonzept können den Alltag der Betroffenen erleichtern und sogar die Auswirkungen dieser tückischen Krankheit mindern. Ein gelungenes Beispiel für ein solches Zusammenspiel ist der Neubau der MediClin Seniorenresidenz Deister Weser im niedersächsischen Bad Münder, in dem zwei Wohngruppen mit jeweils 14 Bewohnern untergebracht sind. „Viele unserer Bewohner haben einen gesteigerten Bewegungsdrang“, berichtet Heimleiter Sven-Uwe Gau. Deshalb wurden auch die Flure, die Gemeinschaftsflächen, die Eingangsbereiche und sogar der Garten geschickt zu einem nahtlosen Rundkurs verbunden. Ein sandfarbener Bodenbelag aus Laminat wirkt dabei aufgrund seiner Helligkeit bewegungsfördernd. Ein dunkler Bodenbelag, der als Abgrund wahrgenommen werden kann, oder ein plötzlich abknickender Flur hingegen rufen bei den Patienten Ängste hervor. „Unsere Bewohner würden keinen Schritt wagen, wenn sie nicht sehen können, wohin sie laufen“, erzählt Sven-Uwe Gau. Am Ausgang allerdings hat man sich genau diesen Umstand zunutze gemacht: Ein granitähnlicher Streifen im Bodenbelag erscheint hier für die älteren Menschen als unüberwindbare Barriere und reduziert auf diese Weise die Zahl der unerwünschten Ausflüge. Doch nicht nur Architektur und Farbgestaltung helfen den Alltag der Demenzkranken zu erleichtern, auch ausgefeilte Beleuchtungskonzepte und -systeme unterstützen das Leben im Pflegeheim. „Optimiertes Licht in Aufenthaltsräumen 24 | 25 architektur 3lux:letters 1 | 2012 In der Wohnküche sorgen Farbakzente an den Wänden sowie farbige Beleuch tung für ein aktivierendes Umfeld. für Demenzkranke hilft Stürze zu vermeiden, trainiert alle Sinne, bietet Orientierung, erhält die Autonomie und damit Würde und Respekt“, stellt der Geschäftsführer der TRILUX Vertrieb GmbH, Thomas Kretzer, fest. Deshalb sind sowohl das Gebäude als auch der Außenbereich komplett ausgeleuchtet, denn was für Besucher banal erscheinen mag, vermittelt an Demenz erkrankten Menschen ein Gefühl der Sicherheit. Für sie werden Schatten schnell zu Hindernissen, überholende Schemen lösen Ängste aus und spiegelnde Flächen suggerieren Nässe und Glätte. „Wir wollten mit unserer Beleuchtung aber noch mehr erreichen“, verrät Sven-Uwe Gau, „das Licht in den Gemeinschaftsbereichen sollte aktivierend auf unsere Bewohner wirken.“ Genau deshalb wird in Bereichen, die der Beschäftigung dienen, wie etwa der Wohnküche, Licht mit einem hohen Blauanteil verwendet, weil es das müde machende Hormon Melatonin reduziert und aktivierend wirkt. Auch die Farbgestaltung der Räume ist genau durchdacht: So hat ein leichter Blauton an der Wand – anders als bei blauem Licht – beruhigende Eigenschaften, die beim Einschlafen helfen. Altrosa vermittelt das Gefühl von Geborgenheit und Gemütlichkeit, Orange hingegen sorgt für Optimismus und Lebensfreude und gilt somit als motivationsfördernd und depressionshemmend. Das Farbkonzept des Seniorenzentrums wird durch passende TRILUX-Leuchten ergänzt. Der ganzheitliche Ansatz des Neubaus kommt allen zugute – sowohl den Bewohnern als auch Besuchern und Mitarbeitern. „Durch die helle, freundliche und angenehme Beleuchtung sind auch die Kolleginnen und Kollegen ruhiger, entspannter und motivierter. Diese positive Stimmung überträgt sich auch auf die Demenzkranken“ berichtet Sven-Uwe Gau. Im neuen MediClin Seniorenzentrum zeigt sich, wie optimales Licht im Zusammenspiel mit durchdachter Architektur und einem unterstützenden Farbkonzept das Leben von Demenzpatienten, deren Angehörigen und auch dem Pflegepersonal verbessern kann. Für Demenzkranke ist es wichtig, sehen zu können, wohin sie gehen. Deshalb wird der gesamte Außen bereich in der Dunkelheit beleuchtet. technik Inperla LED Durch unterschiedliche Dekor-Ringe und Abdeckungen ermöglicht die Inperla LED eine individuelle Lösung für jede Innenraumgestaltung. Lichtstärkeverteilung Die Inperla LED ist die konsequente Weiterentwicklung der Inperla. Durch ihre Eigenschaften eignet sie sich als Grund- oder Ergänzungsbeleuchtung in Verkaufsräumen, Foyers, Fluren, Bürobereichen, Konferenzräumen, Hotels, Gast stätten und Wohnbereichen. Die Inperla LED ermöglicht durch eine bessere Lichtverteilung den Einbau von weniger Leuchten bei gleicher Helligkeit. Die Lichtfarbe ist neutralweiß und hat eine Farbtemperatur von 4000 K. Optional kann die Inperla LED auch als dimmbare DALI-Ausführung verbaut werden. Der Leuchtenkörper besteht aus verzinktem Stahlblech und der Decken-Einbau rahmen aus Zink-Druckguss in Silbergrau. Trotz dieser technischen Leistungen ist ein werkzeugloser Deckeneinbau durch Schnellmontage-Federn möglich. 26 | 27 architektur 3lux:letters 1 | 2012 Medizinische Verbindung Das bestehende Krankenhaus im niederländischen Dordrecht wurde umfassend saniert und um spezielle Krankenhausdienste erweitert. Ein durchgehender, ver glaster Sockelbau über drei Geschosse verbindet die Neubauten miteinander. Ziegel als gemeinsames Fassadenmaterial und ein einheitliches Innenraumkonzept unterstreichen die Zusammengehörigkeit der hochmodernen Anlage. Von Cornelia Krause Die bauliche Erweiterung auf der Nordseite des Krankenhauses umfasst ein ganzes Ensemble von Gebäuden (links unten). Ein gläserner Sockelbau mit ärztlichen Diensten verbindet alle Gebäude (rechts). Bauherr: Albert Schweitzer Ziekenhuis Architekten: EGM architecten, Dordrecht, Niederlande Standort: Dordrecht, Niederlande Leuchten: Ambiella, Inperla, Inperla LED, Enterio PA, VS100 Fotos: Boris Golz, Arnsberg 28 | 29 architektur 3lux:letters 1 | 2012 Den Mittelpunkt in der Eingangshalle des sanierten Bestandsbaus bildet die skulpturale Treppe. TECHNIK VS 100/Neximo Med Die VS 100 stellt ein Installations system für Krankenzimmer dar, das von der Basis- bis zur medizi nischen Komplettversorgung in einer Intensivstation alle techni schen Einbauten aufnehmen kann. Ergänzend zu diesem System gibt es Zubehör wie verschiedene Kon solen, Schubladen und Geräteträ ger. Die Wandmontage kann sowohl horizontal als auch vertikal erfol gen. Erweitert wird die TRILUX Medical Systemfamilie durch das Leselicht NeximoMed, das aus sie ben LEDs besteht, die, in einem Knotenverbund angeordnet, dem Patienten direktes und blendfreies Licht im Krankenbett ermöglichen. Die mit dem RedDot Design Award ausgezeichnete Leselampe hilft gleichzeitig, durch die Verwendung von LED-Technik den Stromver brauch im Krankenhaus zu senken. Die blendfreie Neximo Med ist die moderne Leseleuchte zum Einbau in das Installationssystem VS 100 im Pflege- und Krankenhausbereich. Die Flure entlang den Behandlungs räumen und Sprechzimmern der ärztlichen Dienste werden über transparente Trennwände mit Tageslicht versorgt. Der Gesundheitspark in Dordrecht entwickelt sich mehr und mehr zu einem vollständigen Stadtviertel. Das bestehende Albert-Schweitzer-Krankenhaus wurde umfangreich moder nisiert und gleichzeitig zu einem Versorgungsboulevard aus gebaut. Auf der Nordseite ergänzt eine bauliche Erweiterung die medizinische Versorgung um das Angebot spezieller Krankenhausdienste wie Notfallmedizin, Poliklinik, Kompe tenzzentrum sowie hausärztliche Gemeinschaftspraxen. Über einem dreigeschossigen, großflächig verglasten Sockel erhe ben sich vier Gebäude mit jeweils flexiblen Nutzungen. Die Vertikalstruktur der Fassaden weist auf ihre Zusammenge hörigkeit hin. Dennoch zeichnen sich bei genauer Betrachtung Unterschiede ab. Die sorgfältig ausgewählten Backsteinfarben reichen von warmem Ockergelb bis Zinnoberrot. Auffällig sind die hartgebrannten Ziegel der dunkelgrauen Verkleidung des quer stehenden Gebäudes, dessen Oberfläche bei schrägem Lichteinfall teilweise wie Metall in der Sonne glänzt. An diese markante Stelle wurde auch der Haupteingang der Gesamtan Wandverkleidungen mit Landschaftsmotiven erhö hen den Wohlfühlfaktor in den Aufenthaltsbereichen. lage verlegt. Jedes der vier neuen Häuser verfügt zwar über einen eigenen Zugang, im Hinblick auf eine künftige gemein schaftliche Nutzung sind sie jedoch untereinander verbunden. Das östliche Gebäude ist mit einem Pflegeheim, einem Pflegehotel und einer Entbindungsstation belegt. In den übri gen Häusern befinden sich Büroräume, eine Berufsakademie und das Kompetenzzentrum sowie das Gesundheitsamt von Südholland, das die Gebäudereihe im Westen beschließt. In den Abendstunden zeichnen sich im Inneren des verbindenden Sockels farbige Lichtverläufe von Apfelgrün bis Gänseblümchen gelb ab, deren Strahlkraft bis auf die Straße hinausreicht. Der durchgehende Flur ist wie eine Landschaft gestaltet. Die raum hohen Fotomontagen vermitteln das Gefühl, einen Flusslauf zu begleiten. Unterschiedliche Materialien und Farben differenzieren die einzelnen Abteilungen. Die freundlich gestalteten Wartezonen mit freiem Blick nach draußen sollen Patienten und Besuchern den Aufenthalt erleichtern. Die für jeden Bereich individuell ange passten Lichtkonzepte sorgen für eine klare Orientierung. 30 | 31 architektur 3lux:letters 1 | 2012 Gesundheit als Gesamtpaket Krankenhäuser werden heute so geplant, dass sie durch eine angenehme Atmosphäre den Heilungsprozess unterstützen. Das von Bonnema Architects entworfene Orbis Medical Center im niederländischen Sittard geht jedoch einen Schritt weiter: Es verbin det die Vorteile von Krankenhaus sowie Ärztezentrum und schafft durch die geschickte Organisation der Räume für Patienten und Mitarbeiter ein Höchstmaß an Komfort. Von Johanna Niescken Silbergraue Platten, rotes Sichtmauer werk sowie in der Dunkelheit hinter leuchtete Glasbausteine prägen die Fassade (unten). Über großzügige Treppen gelangen Patienten und Besucher vom öffentli chen Atrium in die jeweiligen Bereiche des Orbis Medical Centers (rechts). Bauherr: Orbis Medisch en zorgconcern, Sittard Architekten: Bonnema Architects Standort: Sittard, Niederlande Leuchten: Astron, Deca, Fidesca, Inperla, Luceo, Polaron, RaptorPlus, Scenic, Solis Fotos: Boris Golz, Arnsberg 32 | 33 architektur 3lux:letters 1 | 2012 Die roten Sitzecken dominieren das Atrium ebenso wie die markanten V-förmigen Stützen. Das Atrium wird durch seine ver schiedenen Zwischenebenen und die Farbgestaltung gegliedert und ansprechend zoniert. Eine der Zwischenebenen an der kurzen Fensterseite des Gebäudes wurde als eine gemütliche, offen gestaltete Cafeteria geplant. TECHNIK Polaron 225 27,5 Lichtstärkeverteilung 347 Die Polaron überzeugt nicht nur durch ihre technische Ausstattung, sondern auch durch ein ansprechendes Design. 75 Als Einbau-, Halbeinbau- oder AnbauVariante eignet sich die Polaron für die Beleuchtung von Foyers und Publi kumsräumen ebenso wie für Wohn bereiche. Die Polaron bietet ein un ausgerichtetes, diffuses Licht, ver bunden mit einem zeitlosen Design, das auch im ausgeschalteten Zustand überzeugt. Ein ringförmig einge schlossener Sekundärreflektor aus weißem Stahlblech erzeugt diese indi rekte Beleuchtung. Die Leuchte wurde auf Basis der T5-Ringlampe entwi ckelt. Bei der Ausführung mit zwei T5Ringlampen können unterschiedliche Farbtemperaturen erreicht werden. Der Leuchtenkörper und das Gehäuse bestehen aus weiß pulverlackiertem Aluminium-Druckguss, und das Be festigungszubehör aus Stahlblech. Die ringförmige Abdeckwanne aus Plexi glas wird zum Raum mit einer weißen Primärblende abgeschirmt. 34 | 35 architektur 3lux:letters 1 | 2012 Erdgeschoss-Grundriss Das Orbis Medical Center zeigt nicht nur durch gehobene techni sche Ausstattung und den bewussten Umgang mit Menschen seine Zukunftsfähigkeit, sondern überzeugt auch mit seiner durchdach ten Architektur. Als modernes Medizinzentrum ergänzt es das klas sische Krankenhaus um ein Ärztehaus sowie ein Kompetenz- und Fachzentrum mit 350 Arbeitsplätzen. Mit dem Orbis Medical Center hat das niederländische Büro Bonnema Architects einen zu kunftsweisenden Gesundheitsbau geplant, der mit 425 Betten auf 12 Abteilungen, 8 OP-Sälen sowie mehr als 100 Sprechzimmern ausreichend Platz für die Behandlung durch Fachärzte bietet. Durch den Haupteingang an der Stirnseite des Gebäudes gelan gen Besucher und Patienten zunächst in das 265 Meter lange Atrium, dessen Größe durch die geschickte Zonierung nicht als störend empfunden wird. Der Raum dient zum einen als zentraler Treffpunkt, hat aber auch eine Verteilerfunktion. Belichtet wird das Atrium teilweise seitlich über die Fassade, besonders aber über die verglasten Dachflächen, die durch eine intelligente Ausrichtung zur Sonne eine Überhitzung des Raumes im Sommer verhindern. Bei fehlendem Tageslicht sorgt eine Verbindung von direkter und indirekter Beleuchtung für ausreichend Helligkeit: Neben direkt strahlenden Einbauspots an Wänden und Decke wird das Licht von nach oben gerichteten Scheinwerfern auf große Spiegel an den Wänden und von dort in den Raum gelenkt. Auf diese Weise entsteht auch bei schlechtem Wetter eine ange nehme Lichtstimmung. Eine voneinander unabhängige Erschließung des Gebäudes für Besucher sowie Mitarbeiter und Ärzte ermöglicht durch gute Organisation kurze Wege und zügige Arbeitsabläufe. Direkt an das Atrium schließen sich die Patientenbereiche an: In den unteren Geschossen befinden sich die Sprechstundenzimmer, die allen Facharztpraxen des Ärztehauses zur Verfügung ste hen. Ein durchdachtes Anmeldesystem sorgt für eine unkom plizierte Abwicklung und ermöglicht es, den Bedarf an Be handlungsräumen täglich anzupassen. In den oberen drei Geschossen des Orbis Medical Centers wurden in ruhiger Lage die Stationen des eigentlichen Krankenhauses unterge In den mit weichen Fußbodenbelägen, einer indirekten Beleuchtung und einer gemütlichen Möblierung ausge statteten Sitzecken sollen sich sowohl Patienten als auch Pfleger gleicher maßen wohlfühlen. bracht. Hier stehen für die Patienten ausschließlich geräumi ge Einzelzimmer mit eigenem Bad zur Verfügung. Ähnlich wie im Atrium wurde mit einer Kombination aus direkter und in direkter Beleuchtung gearbeitet, um sowohl eine wohnliche Lichtstimmung für die erkrankten Personen als auch eine funk tionale Beleuchtung für das Pflegepersonal zu ermöglichen. Alle Zimmer sind mit großen Schiebetüren ausgestattet, die den Patienten erlauben, selbst zu entscheiden, inwieweit sie am Leben auf der Station teilhaben möchten. Anstelle der meist un gemütlichen Aufenthaltsräume wurden die breiten Flure vor den Zimmern als gemütliche Sitzecken mit Wohnzimmeratmosphäre gestaltet, um ruhige Kontakt- und Begegnungsorte zu schaffen. Über eine rückwärtige Erschließung können sich die Ärzte, ge trennt von den Besuchern und Patienten, in den Personalbe reichen bewegen: Von den Umkleiden im Keller gelangen sie di rekt hinter die Behandlungszimmer, wo sich das Kompetenz- und Fachzentrum für die Forschung anschließt. Für das medizinische Personal sind hier zusätzlich zu den Arbeitsplätzen und anspre chend gestalteten Besprechungsräumen auch gastronomische Einrichtungen vorhanden. Die vier Bereiche des Orbis Medical Centers – Öffentlichkeit, Begegnung, Logis und Arbeit – wirken durch die geschickte Verwendung von Licht und Farben gezielt positiv auf die Nutzer. So weist beispielsweise das Atrium durch verschiedene Grünund Naturtöne ein helles und warmes Ambiente auf, während die Arbeitszone der Mitarbeiter eine eher kühle und erfrischende Stimmung für ein bestmögliches Arbeitsumfeld ausstrahlt. Von außen überzeugt das Gebäude mit einer durchdachten Gestaltung, die sich auf die unterschiedlichen Nutzungen im Inneren bezieht. Dabei wird die Fassade durch rote Ziegel und silbergraue Platten geprägt. Die zurückspringende technische Ebene im zweiten Obergeschoss wird durch ein umlaufendes Band aus Glasbausteinen betont, das nachts beleuchtet wird. Auch die Umgebung des Hauses wurde umgestaltet, sodass dem Patienten eine angenehme Umgebung geboten wird, die eine schnelle Heilung unterstützt. service 3lux:letters 1 | 2012 materialkunde: Acuro Active LED Die Acuro Active LED von TRILUX passt sich mit ihren unterschiedlichen Licht farben der natürlichen Beleuchtung an und unterstützt damit optimal den mensch lichen Bio-Rhythmus. Dabei eignet sie sich besonders gut für Räume, in denen sich Menschen 24 Stunden am Tag aufhalten, wie beispielsweise in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Foto: TRILUX 36 | 37 Mit der Acuro Acitve LED entwickelte TRILUX eine Leuchte, die den Auswirkungen fehlenden Tageslichts auf den circadianen Rhythmus und auf die Gesundheit des Menschen (siehe auch Planerfrage) entgegenwirkt. Dabei passt sie die Beleuchtung dem Farbspektrum des Tagesverlaufs an. Ein hierfür entwickelter, in die Leuchte integrierter Controller wechselt je nach Tageszeit das Licht von Warmweiß (3.000 K) zu Tageslichtweiß (6.500 K). So wirkt das Licht tagsüber belebend auf den menschlichen Organismus und bietet bei reduzierter Beleuchtungsstärke eine sichere Orientierung in der Nacht. Vor allem im Gesundheitswesen kann die Leuchte so gezielt den Bio-Rhythmus von Patienten, Pflegern und Ärzten beeinflussen und Lichtdefizite ausgleichen. Die höhere Schutzart IP44 ermöglicht die Verwendung der Acuro Active LED auch als blendfreie Decken- oder Wandleuchte in Sanitärräumen. Durch eine einfache und schnelle Montage kann die Leuchte sowohl waagerecht als auch senkrecht angebracht werden. Die integrierte LED-Technologie bietet zudem eine lang lebige und nahezu wartungsfreie Betriebszeit. planer fragen, hersteller antworten Im Arbeitsalltag eines Planers stellt sich so manche Frage, die oftmals in keinem Handbuch zu finden ist. Antwort geben an dieser Stelle die Experten von TRILUX, die gerne auch noch den ein oder anderen Trick verraten. Welche Rolle spielt der circadiane Rhythmus beim Menschen und wie gehen Sie als Leuchten hersteller darauf ein? Thomas Kretzer Geschäftsführer TRILUX Vertrieb GmbH Licht steuert die menschlichen Wach- und Schlafphasen, die sich durch die Evolution an den 24-Stunden-Zyklus der Umwelt ange passt haben. Dieser circadiane Rhythmus sorgt dafür, dass wir er wachen, wenn es hell wird, und müde werden, sobald es dämmert. Verantwortlich dafür ist die Hemmung beziehungsweise Produktion des Schlafhormons Melatonin im Hypothalamus, der auf die Reize der nonvisuellen Fotorezeptoren im Auge reagiert. Durch unseren geschäftigen Alltag verbringen wir immer weniger Zeit im Tages licht, sind jedoch in der Nacht vielen künstlichen Lichtreizen ausge setzt. Dadurch gerät die innere Uhr aus dem Gleichgewicht, was zu Schlafstörungen und ernsten Erkrankungen wie Depressionen führen kann. Eine gute Beleuchtung sollte sich daher an dem na türlichen Licht und dessen Veränderung orientieren. An diesem Thema forscht TRILUX in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus Medizin und Praxis bereits seit einigen Jahren. Dabei wurde bei spielsweise mit der Acuro Active LED eine intelligente Leuchte entwickelt, die tageszeitbezogen unterschiedliche Lichtspektren aussendet und so den circadianen Rhythmus unterstützt. Foto: istock Der circadiane Rhythmus bestimmt durch das Umgebungslicht unsere aktiven sowie unsere Schlafen-Zeiten. 38 | 39 TRILUX 3lux:letters 1 | 2012 Medical cube Für die optimale Präsentation der medizintechnischen Produkte seiner Firmensparte TRILUX Medical richtete das Unternehmen am Stammsitz in Arnsberg den Medical Cube ein. Mit einem avancierten Showroomkonzept werden dort aktuelle und zukünftige Entwicklungen im Bereich der medizinischen Lichttechnik vorgestellt und unterschiedliche Lichtanwendung für die Besucher erlebbar gemacht. Die Beleuchtung im Gesundheitsbereich muss unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Dabei reicht das Spektrum von der einladenden Empfangssituation über behagliche Bereiche der Patientenpflege bis zu hochspezialisierter Beleuchtung von Operationssälen nach DIN-Norm. Hinzu kommt der therapeutische Aspekt des Lichts: Ebenso wie die belebende Wirkung des Tageslichts haben auch Intensität und Temperatur von Kunstlicht einen entscheidenden Anteil an unserer Genesung. Um diese Variabilität in der medizinischen Lichtgestaltung sichtbar zu machen, schuf TRILUX mit dem Medical Cube einen Showroom, in dem unterschiedliche Lichtszenarien für den Gesundheitssektor konkret erfahrbar werden. Von außen eine Box aus Stahlträgerprofilen, eröffnet sich in seinem Innern auf zwei Geschossen die gesamte Bandbreite der Beleuchtungslösungen von TRILUX Medical. Der Medizinwürfel ist jedoch mehr als nur ein Showroom, denn er vermittelt durch die Verbindung vielfältiger Anwendungsbeispiele ins- pirierende Eindrücke für den Planer. Neben Eingangsbereich, Foyer, Konferenz- und Aufenthaltsräumen sind auch ein Entbindungszimmer, ein Krankenpflegezimmer, eine Kinder intensivstation sowie mehrere Operationsäle untergebracht – dadurch wird ein realistisches Abbild des Arbeitsalltages einer Klinik vermittelt. So elementar das sichtbare Licht für den Genesungsprozess der Patienten ist, so unverzichtbar ist eine effiziente Technik, die die einzelnen Elemente zu einem sinnvollen Ganzen kombiniert. Auch im medizinischen Bereich setzt TRILUX dabei konsequent auf LEDs. Hinzu kommen individuelle und personalisierte Lösungen durch frei programmierbare Bedien elemente sowie die Vernetzung der einzelnen Teilbereiche über das Internet, Multiroomsysteme und übergeordnete Mediensteuergeräte. Eine weitere Besonderheit des Medical Cube stellt ein interaktives 3-D-Modell auf der Homepage von TRILUX Medical dar, das einen virtuellen Rundgang durch die Räume des Würfels ermöglicht. Fotos: Boris Golz Den gesamten Würfel stattete TRILUX mit der innovativen Gebäudesystemtechnik EIB/KNX aus. Dabei ist die Beleuchtung in den Krankenzimmern so gewählt, dass sie das Wohlempfinden der Patienten unterstützt. 40 | 41 TRILUX 3lux:letters 1 | 2012 TRILUX AKADEMIE Mit der TRILUX Akademie hat das Arnsberger Unternehmen einen Ort geschaffen, der sowohl die eigenen Mitarbeiter als auch externe Personen durch kompetente Beratungsund Qualifizierungsangebote für das Thema Lichtgestaltung begeistern soll. Das ganzheitliche Konzept des neuen Bildungszentrums setzt nicht zuletzt auf die positive Wirkung von Licht und Farben, die unterstützend auf den Lernprozess wirken. Im September 2011 wurde die TRILUX Akademie als hochmodern ausgestattetes Bildungszentrum am Hauptsitz des Unternehmens in Arnsberg eröffnet. Mit einem breiten Themenpektrum bietet TRILUX Architekten, Lichtplanern sowie Bauherren, aber auch eigenen Mitarbeitern die Möglichkeit zur fachlichen Weiterbildung. Die ein- bis zweitägigen, praxisnahen Seminare finden meist in Kleingruppen von etwa 15 bis 20 Personen statt, um den Austausch untereinander zu ermöglichen. Das Lehrkonzept aus klassischem Unterricht, Diskussion und Experiment unterstützt diesen kreativen Dialog. Die Architektur der Akademie unterstützt diese Form des Lernens: Die Seminarräume und Aufenthaltszonen sind so gestaltet, dass Licht und Farben eine motivierende Grundstimmung schaffen, die sich positiv auf die Seminarteilnehmer auswirkt. Es entstand eine Atmosphäre, die kreatives Denken unterstützt und das Lernen erleichtert. Ein großer Hörsaal für 100 Personen und verschiedene Ausstellungsbereiche sowie kleinere Schulungs- und Besprechungsräume bieten ausreichend Platz für ein umfangreiches Seminarangebot. Zwei abgetrennte Werkbereiche mit höhenverstellbaren Decken bieten Platz, um die Produkte zu erproben. Alle Räume sind auf dem neuesten Stand der Technik und können je nach Veranstaltungskonzept unterschiedlich möbliert werden. Die TRILUX LichtLounge ergänzt die breite Palette an Seminaren um anschauliche Praxisbeispiele. Inhaltlich werden in der Akademie Themen wie die Planung von Innen- oder Außenraumbeleuchtung genauso thematisiert wie rechtliche Normen oder das Fotografieren von Lichtobjekten. Auch zum Thema Licht und Gesundheit wird es aktuell zwei Seminare geben: Das erste beschäftigt sich mit „Licht und Farbe im Krankenhaus“ und zeigt die physiologi- Fotos: Christoph Meinschäfer Die Schulungsräume bieten Platz für unterschiedlich große Gruppen. Der Eingangsbereich wurde farblich ansprechend gestaltet. Die Besucher können in der Aka demie die TRILUX-Leuchten testen. schen Wirkungen von Beleuchtung und Farbgestaltung auf die Genesung sowie Möglichkeiten der Umsetzung. Das Seminar findet vom 23. bis 24. Februar 2012 statt. Es richtet sich in erster Linie an Architekten, Lichtplaner und Bauträger, aber auch an Ärzte, Pflegepersonal und Krankenhausgesellschaften. Das zweite Seminar thematisiert die optimale Lichtplanung für Menschen mit Demenz. Unter dem Titel „Licht für Demenzkranke“ soll hier besonders auf die Bedeutung von Helligkeit für das psychische und physische Wohlbefinden von Demenzkranken, aber auch älteren Menschen eingegangen werden. Die Seminarteilnehmer lernen, wie die Lebens umstände durch Licht positiv beeinflusst werden können. Das Seminar ist als eintägige Veranstaltung für den 13. März 2012 geplant. Auf der Internetseite der Akademie sind das gesamte Seminarangebot sowie weiterführende Informationen über die TRILUX Akademie abrufbar. www.trilux-akademie.com kunst 3lux:letters 1 | 2012 Die scheinbar festen Formen lösen sich auf und generieren eine neu artige Sicht auf die Dinge. In der Mitte der Ausstellung lässt das Modul „les paysages abstraits“ eine typografische Landschaft entstehen. Fotos: Laurence Fragnol et Adrien M/Claire B 42 | 43 Metaphern in Bewegung Die Ausstellung XYZT des französischen Duos Adrien M. et Claire B. nimmt die Besucher mit auf eine fantastische Reise interaktiver, ephemerer Metaphorik und lässt sie dabei selbst zu Akteuren werden. Von Stefan Staehle Seit seinem künstlerischen Durchbruch arbeitet Adrien Mondot darauf hin, die Grenzen zwischen Technologie und menschli chem Körper aufzuheben und eine vollständige Verschmelzung zu schaffen. Zusammen mit seiner Partnerin Claire Bardainne schuf er mit der Ausstellung XYZT eine interaktive, digita le Wunderkammer und ist damit seinem Ziel einen großen Schritt näher gekommen. Die Verbindung des dreidimensi onalen Raums, symbolisiert durch die Koordinaten XYZ, mit dem flüchtigen Faktor Zeit (T) bildet hierbei die gedankliche Basis. In einem abgedunkelten Umfeld treffen die Besucher auf sechs unterschiedliche Videoinstallationen voller „mathemati scher Paradoxien, typografischer Illusionen und changierender Metaphern“. Diese Module gliedern sich in drei kontemplative und drei interaktive Elemente, welche die Besucher durch die eigenen Bewegungen aktiv an der Wirkung teilnehmen las sen. Mit ihren Händen oder ihrem ganzen Körper bringen die Besucher Linien, Kreise, Buchstaben und vollständige Wörter aus Licht in Bewegung und gestalten damit eine träumerische und fantastische Parallelwelt. www.am-cb.net Nur die Schwerkraft des eigenen Körpers lässt die Besucher von „Beyond Infinity“ erkennen, wo oben und unten ist. Fotos: Didier Boy de la Tour Die verschachtelten Kuben erinnern an computergenerierte Bilder. Unendlicher raum In einem Irrgarten aus scheinbar ins Unendliche multiplizierten Raumfolgen entlässt uns Serge Salat in eine illusori sche Umgebung, die ihre Bilder in der virtuellen Welt sucht. Von Sarah Centgraf Die Installation „Beyond Infinity“ des französischen Künstlers Serge Salat erscheint wie eine raumerweiternde Traumwelt: Von außen als geschlossenes Volumen definiert, spielt Salat im Innern mit unserer räumlichen Perzeption: Die herkömmliche, geometrische Wahrnehmung von Länge, Breite und Höhe ver schwimmt, wiederkehrende kubische, perforierte Strukturen täuschen über die räumliche Begrenztheit hinweg. Vollständig mit Spiegeln verkleidet, erweitert sich der Innenraum durch das Zusammenspiel von Licht und Schatten. Während des Durch schreitens begleitet Licht ähnlich dem Tag-/Nachtzyklus die Be sucher: Als aufgehende Sonne beleuchtet es die rotgoldene Gitterstruktur, bevor es ein überdimensionales Kreuz als zentra les Objekt streift, um schließlich den großen Kubus zu erhellen, dessen tiefblaue Farben bereits an die eines Sonnenuntergangs erinnern. Mit seiner Installation, vor allem aber der Darstellung des Kreuzes als christlichem Symbol und der rituellen Bewegung durch den Raum, schlägt Salat bewusst eine Brücke zwischen der westlichen und der fernöstlichen Kultur und lässt so eine spiritu elle Architektur entstehen. www.urbanmorphologylab.com kunst 3lux:letters 1 | 2012 Aufwendige Vorbereitungen: Fabrice Wittner, der von den foto grafierten Menschen Schablonen in Originalgröße erstellt. Diese wurden anschließend nachts in der Stadt aufgestellt und mit Licht ausgeleuchtet. Fotos: Fabrice Wittner 44 | 45 Eine Schattenfigur im Licht: Ein Bauarbeiter vor einem zerstörten Haus. Menschen auf den Straßen von Christchurch standen für die Figuren aus Licht Modell. KÜNSTLERISCHES NACHBEBEN Mit seinem Projekt „Enlightened Souls“ verbindet der Fotograf Fabrice Wittner verschiedene Kunstrichtungen zu einem eindrucksvollen Symbol gegen das Vergessen. Von Johanna Niescken Als es am 22. Februar 2011 in Neuseeland zu einem schweren Erdbeben kam, war besonders Christchurch, die zweitgrößte Stadt des Landes, stark betroffen. 181 Menschen starben und die Zerstörung war so verheerend, dass ganze Stadtteile aufgegeben wurden. Doch schon kurz nach dieser Tragödie be gannen die Menschen gemeinsam die Innenstadt wiederaufzu bauen. Zu dieser Zeit kam auch der Fotograf Fabrice Wittner in die Stadt, um die Folgen des Erdbebens zu dokumentieren. Er unterhielt sich mit einzelnen Personen und fotografierte sie bei ihrer alltäglichen Arbeit oder auf ihrem Weg nach Hause. Doch weil ihm die Menschen in ihrer unerschütterlichen Art so sehr imponierten wurde aus der schlichten Dokumentation weit mehr: eine kreative Auseinandersetzung mit der Katastrophe. Von den fotografierten Menschen erstellte Wittner lebensgro ße Stencils, Schablonen aus dicken Pappen, die er anschlie ßend im nächtlichen Christchurch mit Licht ausleuchtete. Die Personen wirken dadurch wie Hologramme. Mit seiner Arbeit will Wittner gerade während des Wiederaufbaus an die vielen Opfer des Bebens erinnern. www.wittner-fabrice.com Mit einfachen Holzgerüsten, Maleranzügen und LED-Leuchten gelang Luzinterruptus eine ein drucksvolle Installation. Fotos: Gustavo Sanabria Die statische Armee der „Inspektoren“ symbolisiert treffend die allgemeine Schockstarre ange sichts der radioaktiven Gefahr. Mahnende Menge „Ist die Präsenz von Strahlungsinspekto ren beängstigend?“ Mit „Radioactive Control“, einer Skulptur aus 100 beleuch teten Figuren, gehen Luzinterruptus die ser Frage auf den Grund und reflektieren die atomare Katastrophe in Japan. Von Franziska Bettac Als geradezu paranoid empfand die anonym auftretende Lichtkunstgruppe Luzinterruptus aus Madrid die weltweiten Reaktionen direkt nach Bekanntwerden der Atomunfälle in Fukushima – ebenso wie das nachfolgende große Vergessen. Im Rahmen des Hamburger Dockville, eines alternativen Musik- und Kunstfestivals im Stadtteil Wilhelmsburg, waren Luzinterruptus zu einer Intervention geladen, auf der sie 30 Tage lang eine Installation zeigten, die auf die Reaktorunfälle anspielte: 100 menschliche Figuren, alle in gleicher Kleidung und Position, wurden auf einem Feld nahe dem Kunstcamp aufgestellt. Mit einsetzender Dämmerung fingen die „Inspektoren“ an, aufgrund vieler kleiner LEDs zu glimmen und zu leuchten – und weckten Assoziationen mit der gefährlichen, unsichtbaren Strahlung. Leicht nach vorn gebeugt, wirkten die Figuren wie reuige Büßer – oder wie gleichgeschaltete Soldaten eines Heeres, das sich bedrohlich auf die Stadt zubewegt. Luzinterruptus wollten der anhaltenden, doch oft verleugneten Gefahr ein Gesicht geben und fragen: „Müssen wir in Zukunft mit einer ständigen Kontrolle leben?“ www.luzinterruptus.com kuriosum 3lux:letters 1 | 2012 Fotos: Fabrice Wittner/Rapsodia 46 | 47 heureka! Von Sandrine Nsoga/Marina Schiemenz Wie kann man die „Idee“ als solche physisch umsetzen? Diese Frage stellte sich der Fotograf Fabrice Wittner und personifizierte die „Idee“ in Form eines kleinen, leuchtenden Kerlchens: dem Idea Boy. Angelehnt an Daniel Düsentriebs „Helferlein“ in den Comics von Walt Disney, baute Wittner aus Draht und einer Glühbirne den Helden seiner Kindheit nach. Der Fotograf, der vorwiegend in der Gleit- und Extremsportszene unterwegs ist, wollte die permanente Suche nach immer neuem Nervenkitzel und die rasante Weiterentwicklung bestehender Techniken mit dem Idea Boy verbinden. Entstanden ist eine Fotoserie, die den Idea Boy auf Expeditionen und anderen sportlichen Abenteuern wie Bungee- oder Base-Jumping, Freeclimbing, Nordic Walking oder auch beim Boulespielen zeigt. Mit seinem Idea Boy hatte Fabrice Wittner eine wirklich leuchtende Idee! www.wittner-fabrice.com quelle blick ins innere Karikatur des unbedarften Umgangs mit Röntgenstrahlen Ende des 19. Jahrhunderts, erschienen in der Zeitschrift „Life“ am 6. April 1896 (unten) seiner Frau über seine Entdeckung. Erst als er eindeutige Beweise dieser X-Strahlen vorzeigen konnte, wagte er sich damit an die Öffentlichkeit. 1896 verschickte er die Aufnahme der durchleuchteten Hand seiner Frau als Neujahrsgruß an Freunde und Bekannte. Rasch verbreitete sich die Neuigkeit und weckte große Begeisterung in der Bevölkerung. Ärzte und Wissenschaftler erkannten schnell den Nutzen für die Medizin. Zugunsten einer kostengünstigen medizinischen Untersuchung für jedermann verzichtete Röntgen sogar auf eine Patentierung. Auch der gehobenen Gesellschaft bereitete Röntgens Entdeckung viel Freude: Noch mit der Unwissenheit über die von der Strahlung ausgehende Gefahr entwickelte sich diese neue Art der durchleuchtenden Fotografie schnell zum Modegag des 19. Jahrhunderts: Auf Partys wurden die Skelette der Gäste abgelichtet und selbst in Schuhgeschäften konnten die Kunden mittels Röntgenaufnahmen eine Ansicht der genauen Positionierung ihrer Füße in den Schuhen bestaunen. 1901 erhielt Wilhelm Konrad Röntgen für seine Entdeckung als erster Wissenschaftler den Nobelpreis in der Kategorie Physik. Noch heute sind die „Röntgenstrahlen“ sowohl bei medizinischen Untersuchungen als auch in der Archäologie, der Kunstgeschichte und in der Forensik unverzichtbar. Fotos: Deutsches Röntgen-Museum Am 8. November 1895 machte der Physiker Wilhelm Konrad Röntgen an einem späten Freitagabend in den menschenleeren Räumen der JuliusMaximilian-Universität in Würzburg eine Entdeckung, die die Medizin revolutionierte. Es muss ihm gespenstisch vorgekommen sein, denn die von ihm benannten X-Strahlen ermög lichten erstmals, das Innere eines menschlichen Körpers sichtbar zu machen, ohne diesen operativ öffnen zu müssen. Erst die beharrliche und akribische Forschung von Röntgen führte zu der Untersuchungsmethode, die auch heute noch in der Diagnostik angewandt wird. Mittels eines Versuchsaufbaus experimentierte Röntgen mit der Kathodenstrahlröhre und durchleuchtete zunächst Gegenstände seines Labors. Ungläubig sprach er nicht einmal mit Grußkarte mit der durchleuchteten Hand von Röntgens Frau (unten links) impressum Herausgeber: Die Zeitschrift und alle in ihr Kontakte für Architekten: enthaltenen Beiträge und Ab TRILUX GmbH + Co. KG bildungen sind urheberrecht Sabine Madaus Richard Holt Hetty Rümke-de Gier Heidestraße lich geschützt. Für unverlangt Deutschland Nord Großbritannien Niederlande D–59759 Arnsberg eingesandte Bilder und Ma Tel. +49 (0) 151.17 11 02 12 Tel. +44 (0) 12 45.46 34 63 Tel. +31 (0) 33.4 50 71 12 www.trilux.eu nuskripte übernehmen Verlag s.madaus@trilux.de r.holt@trilux.co.uk hetty.ruemke@trilux.nl währ. 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