- Busch

Transcription

- Busch
MAG AZIN für BeweGuNG IN der ArchItektur
Brauerei in neuem Gewand
von 360 architecten
interview mit Prof. johannes kister, ksG
wieder BeleBt – das hotel
am steinPlatz in Berlin
transformation – kunstvolle verwandlunG
01 | 2015
EDITORIAL
Die französischen Architekten Jean-Philippe Vassal und Anne Lacaton
ZUR SACHE: TRANSFORMATION
Frédéric Druot, Anne Lacaton & Jean-Philippe Vassal: „PLUS“. Großwohnsiedlungen,
ein Ausnahmefall. Editorial GG, Barcelona, 2007 (Auszug, aus dem Englischen übersetzt)
Es kann nicht um das Abreißen, Verkleinern
Es geht darum, aus den spezifischen Qualitäten
wandlung im Fokus – mit dem Ziel einer qua-
oder Ersetzen von Dingen gehen, sondern im-
von großen Wohnblöcken das Beste zu machen:
litativen Aufwertung durch:
den Gebrauch. „Für die Überwindung der einem
- Solidität, die Qualität von Gebäuden aus dem
- die Vergrößerung von Wohnungen durch Ort zugefügten Entzauberung bedarf es der Ver-
20. Jahrhundert ist besser als die von Gebäuden Ent-Dichtung oder Erweiterung,
wandlung der bisher negativen Wahrnehmung
des 19., 18. und 17. Jahrhunderts (Hygiene,
- Vergrößerung der Wohnungsfläche um
in eine positive, und dies entweder durch Um-
Solidität, Akustik, Wärmedämmung, etc.),
60 bis 100 Prozent, in erster Linie durch das
kehrung oder viel Mut“ (Jean Nouvel)
- Minimalismus von vertikaler Erschließung, Vergrößern der Wohnzimmer, die zu einem
Diese Aufgabe erfordert Präzision, Feingefühl,
Überlagerung und Vertikalität,
weitläufigen Lebensraum werden,
Entgegenkommen und Achtsamkeit: Acht-
- Hygiene, Wohngesundheit, Komfort,
- transparente Fassaden sowie das
samkeit gegenüber Menschen, Nutzungen, Ge-
Ausblicke ermöglichen
Anbauen von Balkonen und Terrassen,
bäuden, Bäumen, Asphalt- oder Grünflächen,
- Umbau- und Erweiterungsmöglichkeit
- die Umgestaltung von Treppenabsätzen,
gegenüber dem, was da ist. Es geht darum, so
von Wohnraum,
Erschließungssystemen und Aufzügen,
wenige Umstände wie möglich oder überhaupt
- effiziente Nutzung des Quartiers
- die Ent-Dichtung der Erdgeschosse, von
keine Umstände zu bereiten. Es ist wichtig,
sowie von Anlagen und Straßennetz,
einigen Zwischengeschossen oder Terrassen großzügig zu sein, mehr zu geben, die Nutzung
- Verdichtung des nicht bewohnten
zum Schaffen besonderer Einrichtungen für zu erleichtern und das Leben zu vereinfachen. (…)
Bereichs um Wege zu verkürzen: zwischen die exklusive Nutzung durch die Hausbewohner,
der Wohnung und Dienstleistungsangeboten, - freundliche und sichere Eingangs-
Die Architektur eines jeden Wohnblocks oder
öffentlichen Einrichtungen, Geschäften
bereiche: möglichst transparent und mit
Hochhauses muss jenes Höchstmaß an Komfort
und Freizeitangeboten.
einer Hausmeisterloge,
mer nur um den Aufbau, die Umgestaltung und
- das Hinzufügen neuer Ersatz- oder
und Qualität gewährleisten, das Luxusgebäuden
in eleganteren Wohnvierteln entspricht, und sie
Darüber hinaus steht die sinnvolle Nutzung
Zusatzwohnbauten,
muss die Langlebigkeit der Gebäude sicherstellen.
des Vorhandenen und dessen effiziente Um-
- Außenflächen mit Zweckbestimmung.
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INHALT
01 | 2015 | bewegung in der architektur
verwandlung – über die strategien der architektonischen
transformation • S. 4 hotel mit insassen • S. 12 brau–
erei wird multifunktionsgebäude • S. 18 „Tabula-Rasadenken ist mir fremd“ • S. 32 newcomer: studio symbiosis •
S. 30 lichtschalter neu erleben • S. 36
04
Seit der Ausgabe 1/2012 ist puls
auch als kostenlose App-Version für iPhone, iPad oder iPod
touch erhältlich. Dieses Mal
bietet die App unter anderem
zusätzliche Bildergalerien
zum neu eröffneten Hotel am
Steinplatz in Berlin.
puls 1 | 2015
Titelfoto: Filip Dujardin
Bildbearbeitung: Raphael Pohland,
Minister von Hammerstein
08
12
18
04Macro
31people
architektur der transformation
DIE SBID design Awards 2014
von Andreas ruby
32 zu besuch
08 Visionen
bestand neu gedacht
bauen im bestand
12 praxis I
36 living space
das hotel arresthuis in roermond
lichtschalter neu erleben
Prof. Johannes Kister, KSG über
von engelman architecten
38Material
18 praxis II
das zentrum De Hoorn in Leuven
40Einblicke
von 360 architecten
busch-welcome – moderne türkom-
24 praxis III
munikation
wieder auferstanden: Das Berliner
42denkanstoSS
Hotel am steinplatz
die preisfrage zum aktuellen thema
30newcomer
martin rauch über Lehm als material
43buchvorstellung / Impressum
studio symbiosis, delhi
3
4
Filip Dujardin
Patricia Parinejad
MACRO
Andreas Ruby
ist Architekturkritiker, -kurator, -buchver­
leger und -moderator. Er studierte Kunst­
geschichte in Köln und Theorie und
Geschichte der Architektur an der Ecole
Spéciale d’Architecture Paris. 2008 gründete
er mit Ilka Ruby den Architekturbuchverlag
Ruby Press (www.ruby-­press.com).
Transformation –
meisterhafte Verwandlung
Zumindest in den hoch entwickelten und dicht bebauten Städten Westeuropas kommt dem Bauen im
Bestand die gleiche Bedeutung zu wie dem Neubau. Von welchen Möglichkeiten machen hier Architekten Gebrauch, um ein altes Gebäude mit neuen Funktionen zu versehen? Der Autor Andreas Ruby
gibt einen Überblick und demonstriert anhand von sechs Projekten, wie vielfältig die Ansätze für eine
geglückte Transformation sein können.
In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts definierte
größten milchverarbeitenden Betrieb beherbergte, zu einer
Le Corbusier die Tabula rasa als Voraussetzung für das Ent-
neuen Kunsthochschule umzubauen, schnitten sie groß-
stehen einer neuen Architektur. Seitdem haben sich Genera-
zügige Lichthöfe und mehrgeschossige Erschließungs-
tionen von Architekten an dieser These abgearbeitet und sind
kaskaden aus der Betonkonstruktion heraus. An anderen
dabei immer öfter zum gegenteiligen Schluss gekommen:
Stellen fügten sie differenzierte Raumstrukturen ein, um
Die Auseinandersetzung mit dem Bestehenden generiert
das neue Raumprogramm aufzunehmen. Das markanteste
eine ganz eigene Qualität des Neuen, weil sie das Potenzial
architektonische Element des Bestandsbaus, die skulptura-
des Alten weiter zu nutzen vermag, statt es ohne Not auf der
le Spiralrampe, über die früher die Lkws die Milch von den
Müllhalde der Architekturgeschichte zu entsorgen. Beson-
Bauernhöfen auf das Dach des Gebäudes anlieferten, wurde
ders in den entwickelten Ländern Westeuropas, wo die Städte
erhalten und zu einem fußläufigen Boulevard umfunktio-
im Wesentlichen als fertig gebaut betrachtet werden können,
niert. An der anderen Seite des Gebäudes erhebt sich ein
spielt das Bauen im Bestand mindestens eine ebenso große
neues Wohnhochhaus, das in dem landschaftlich gestalte-
Rolle wie der Neubau. Entsprechend haben sich Architekten
ten Dach des früheren Fabrikgebäudes sein eigenes ange-
hier in der jüngeren Vergangenheit immer intensiver mit den
hobenes Erdgeschoss erhielt. Die neue umlaufende Fassade
Möglichkeiten der architektonischen Transformation be-
aus perforiertem und gewelltem Streckmetall hüllt den al-
schäftigt und dabei eine Reihe differenzierter Strategien ent-
ten Körper in ein erkennbar neues Kleid, das die bestehende
wickelt, die nun überblicksweise dargestellt werden sollen.
Struktur bewusst durchscheinen lässt.
Etwas moderater ist die Strategie der Erweiterung, bei der
Transformation durch
Ergänzung: Im Buda Art
Der Extremfall ist die Überformung, bei der ein bestehendes
etwas Bestehendes nahtlos, aber in anderer Form weiterge-
Centre in Kortrijk setzten die
Gebäude radikal verändert wird, indem ein wesentlicher
baut wird. Die französischen Architekten Lacaton & Vassal
Architekten von 51N4E be-
Teil seiner materiellen Struktur subtrahiert, ersetzt oder
haben diese Strategie in vielen Projekten angewandt, am
wusst den nach oben offenen,
durch etwas anderes ergänzt wird. Das Toni-Areal in Zürich
spektakulärsten vielleicht in ihrem Projekt für den FRAC
fünfeckigen Pavillonbau vom
von EM2N ist ein Beispiel für diese Strategie. Um den mo-
Nord-Pas de Calais in Dunkerque. Das Wettbewerbspro-
Bestandsbau ab (links).
numentalen Industriebau, der in den 1980er-Jahren Europas
gramm hatte eigentlich nach Lösungen gefragt, eine alte
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Natalie Czech / realities:united; Filip Dujardin
MACRO
realities:united verwandelten ein Stadttheater mit auf Kunststofffolien geklebten Lettern in das Museum X (links), EM2N schnitten großzügige Lichthöfe in einen monumentalen Industriebau (oben).
Werfthalle im Hafen von Lille so umzubauen, dass darin die Ausstel-
dence umgebaut werden. Die Architekten erhielten das Gebäude im We-
lungs- und Sammlungsräume eines regionalen Kunstzentrums un-
sentlichen in seiner bestehenden Form, entschieden sich aber für zwei
tergebracht werden könnten. Aber Lacaton & Vassal fanden, dass die
wichtige punktuelle Interventionen. Zum einen schnitten sie aus dem
30 m hohe, 25 m breite und 80 m lange Halle schöner wäre, wenn sie leer
Bestandsgebäude einen fünfeckigen Leerraum aus, der die verschiede-
bliebe, und bauten neben ihr einfach ein neues Gebäude von identischer
nen Etagen in Form eines großzügigen und von oben belichteten Trep-
Größe und Form – zufällig war das Grundstück auch groß genug dafür.
penhauses öffentlich zugänglich macht. Um die neue kulturelle Funkti-
Das Projekt, das im Wettbewerb von der Vorprüfung noch disqualifi-
on des transformierten Gebäudes jedoch auch nach außen zur Stadt hin
ziert worden war, ließ sich bautechnisch letztlich leichter und auch um
sichtbar zu machen, platzierten die Architekten vor das Gebäude einen
1 Million EUR günstiger realisieren als der ursprünglich geplante und
offenen Pavillon, der das Treppenhaus in Form und Größe identisch
mit 12 Millionen EUR budgetierte Umbau der alten Halle. In ihrer un-
wiederholt. Vom Bestandsbau abgesetzt und nach oben offen, bietet der
veränderten Fassung bietet die Werfthalle heute einen außergewöhnli-
fünfeckige Körper ein Antichambre, das den Besucher im öffentlichen
chen Raum für großflächige künstlerische Installationen und Veran-
Raum auf das Gebäude einstimmt. Im Vergleich zum Bestandsgebäude
staltungen, während die Sammlungsbestände des
FRAC im Neubau großzügiger ausgestellt werden
können, als das in dem transformierten Altbau
möglich gewesen wäre. Und darüber hinaus eröffnet der Neubau den Besuchern durch seine um-
Obwohl das Museum X
nur zwei Jahre existierte,
erzeugte es eine intensive
gesellschaftliche Diskussion.
laufenden transparenten Fassaden atemberaubende Ausblicke auf das Meer.
der alten Textilfabrik ist die Neubauintervention
überschaubar in der Größe. Doch weil sie strategisch so klug eingesetzt ist, vermag sie die urbane
und programmatische Aussage des Altbaus komplett zu transformieren.
Im Gegensatz dazu steht die Strategie einer Transfor-
mation von innen, die sich außen nicht ablesen lässt. BeL arbeitete mit diesem
Prinzip, als sie das leer stehende Kaufhaus Breuer in Eschweiler zu einem
Eine etwas andere Variante wäre die Ergänzung, bei der ein bestehendes
Geschäfts-, Büro- und Wohnhaus umbaute. Dabei wurde die innere räumli-
Gebäude durch ein diskretes Element vervollständigt wird und auf diese
che Gliederung und Erschließung des Gebäudes teilweise radikal verändert,
Weise physisch und inhaltlich verändert wird. Diese Strategie wende-
um vor allem behindertengerechte Wohnungen in den oberen Geschossen
te 51N4E im Buda Art Centre in Kortrijk an. Die letzte Textilfabrik der
aufnehmen zu können. Durch zweigeschossige Lichthöfe wurden die tie-
Stadt sollte zu einem Ausstellungs- und Arbeitsort für Artists in Resi-
fen Kaufhausgrundrisse so geteilt, dass die hier angeordneten Wohnungen
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Philippe Ruault
MACRO
Ungewöhnliche Erweiterung: Statt die alte Werfthalle im Hafen von Lille umzubauen, fügten Lacaton & Vassal einen Neubau dazu, der die gleichen Abmessungen wie das Bestandsgebäude hat.
auch in den hinteren Bereichen gut mit Tageslicht versorgt sind. Eine neue,
wicklung zum geplanten Abriss des Schauspielhauses thematisierten,
einläufige Treppe mit Aufzügen vor der Brandwand stellt die Zugänglich-
die Treppen zum Theatersaal blieben jedoch versperrt. Auf diese Weise
keit der Wohnungsgeschosse her. Außen bleiben diese Veränderungen des
entstand der eigentliche Innenraum von „Museum X“ in der Vorstellung
Innenraums unsichtbar. Weil sie die elegante Einfachheit des von 1946 bis
seiner Besucher ausgehend von der täuschend echten Anmutung der
1951 errichteten Kaufhauses als ein qualitätsvolles Beispiel der Nachkriegs-
fiktiven Waschbetonfassade im Äußeren. Obwohl Museum X nur zwei
architektur betrachtete, stellte BeL seine Fassade im Wesentlichen original-
Jahre existierte, erzeugte es eine intensive gesellschaftliche Diskussion
getreu wieder her – die einzige Veränderung besteht in ihrer Materialisie-
über den Umgang der Stadt Mönchengladbach mit Kunst, Kultur und
rung, für die ein Glasperlenputz verwandt wurde, der dem Haus eine subtil
öffentlichem Raum. Die Abrisspläne der Stadt konnte es letztlich aber
changierende Erscheinung verleiht.
nicht verhindern.
Die umkehrte Strategie, die Transformation von außen, demonstriert exemplarisch das künstlerische Projekt Museum X von realities:united in
Dass sich Architektur durch temporäre Eingriffe manchmal sogar ra-
Mönchengladbach. Auslöser des Projektes war eine zweijährige Sanie-
dikaler verändern kann als durch permanente Maßnahmen, haben ins-
rungsphase des Museum Abteiberg von Hans Hollein. Während dieser
besondere Christo und Jeanne-Claude mit der Verpackung des Berliner
Zeit, in der Holleins Museum geschlossen blieb, fungierte Museum X als
Reichstags eindrucksvoll demonstriert. Für nur zwei Wochen nahmen
dessen temporäre Ersatzdependance. Als Ort dafür wählten die Künst-
die Künstler das Gebäude von der Bildfläche, und dennoch war es nach-
ler von realities:united das leer stehende Stadttheater, das in naher Zu-
her nicht mehr dasselbe wie zuvor. Durch die künstlerische Verfrem-
kunft einem ECE-Einkaufszentrum weichen sollte. In diesem Klima der
dung gelang etwas, das die deutsche Politik sich vorher jahrzehntelang
Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes wollten die Künstler die
nicht anzugehen gewagt hatte: dem Gebäude, das als Grabstätte der par-
Frage der Bedeutung von Kunst und Kultur öffentlich diskutieren und
lamentarischen Demokratie in der Weimarer Republik in die Geschichte
verkleideten die Hauptfassade des Schauspielhauses mit auf Stahlrah-
einging, einen ideologischen Neustart zu ermöglichen, indem der Schat-
men gespannten Kunststofffolien, die mit einem hochaufgelösten Foto
ten einer dunklen Vergangenheit nicht verdrängt, sondern in einem
einer Waschbetonfassade bedruckt waren. Große Lettern über dem Ein-
ästhetischen Ritual bewusst exorziert wurde. Indem wir das Gebäude
gang deklarierten das neue Gebäude als „Museum“. Dessen Innenraum
zwei Wochen lang nicht anschauen konnten, konnten wir es danach mit
wurde nur teilweise zugänglich gemacht. Im Foyer fanden Veranstal-
völlig neuen Augen anschauen. Manchmal lässt sich die Welt eben nur
tungen statt, die die Sanierung des Museum Abteiberg wie auch die Ent-
dadurch verändern, dass wir uns selbst verändern.
7
VISIONEN
bestand neu gedacht
Zumindest auf den Computerbildschirmen internationaler Architekturbüros lassen sich nahezu alle
Elemente unserer Umgebung umwandeln und mit neuem Sinn versehen. Ein britisches Industriedenkmal wird so zur Kulisse einer Achterbahn, ein Zoo erhält ein neues Konzept, ein Parkhaus beherbergt
Wohnungen und eine Washingtoner Brücke wird zu einem innerstädtischen Park.
MVRDV
MVRDV: hafenspitze, mainz, Deutschland
Im Norden der Mainzer Neustadt, am Westufer des Rheins, bekommt
decken - und erinnern durch ihre Materialität und Ausformung an die
das ehemals industriell geprägte Containerhafengelände ein neues le-
Schindeldächer der Altstadt. Durch das Vor- und Rückspringen der Fas-
bendiges urbanes Gesicht. MVRDV aus Rotterdam gewannen den inter-
sadenkanten ergeben sich fast automatisch Verschattungen, die Teil des
national ausgeschriebenen Wettbewerb, gemeinsam mit morePlatz aus
ökologischen Konzeptes sind. Je nach Himmelsrichtung variieren die
München. Die niederländischen Architekten entwarfen ein Ensemble,
Winkel dieser Vor- und Rücksprünge und lassen so Sonneneinstrahlung
das aus zwei Bürobauten mit einer Gesamtfläche von 12.000 Quadrat-
zu oder bieten Verschattung. Der niedrige Baukörper mit Dachgarten hat
metern und einem öffentlichen Platz im Zentrum der Anlage besteht.
eine raue, gefaltete Außenhaut aus Betonfertigteilen. Dieses spannungs-
Das Aushängeschild an der Wasserseite ist das elfgeschossige transpa-
reiche Fassadenbild wurde von der Jury ganz besonders gelobt. Anklang
rente Hochhaus. Dahinter liegt das fünfgeschossige Betongebäude, das
fanden sowohl die Art und Weise, in der die unterschiedlichen städte-
den dazwischen liegenden Platz zur Straße hin abschirmt. Die Fassade
baulichen Anforderungen gelöst wurden, als auch die Grundrissgestal-
des Hochhauses besteht aus angeschrägten, sich nach unten verjüngen-
tung mit ihrem Höchstmaß an Flexibilität bei gleichzeitiger Flächenef-
den Glasfronten. Die einzelnen Ebenen trennen schwarze horizontale
fizienz. Der Mix aus Wohn-, Arbeits- und Erholungswelten soll ab 2015
Bänder - die mit Schieferplatten verkleideten Stirnseiten der Geschoss-
Wirklichkeit werden.
8
VISIONEN
atelier zündel cristea: battersea power station, london, england
Eine der großen Ikonen der britischen Industriegeschichte,
das Großkraftwerk Battersea in London, soll vom französischen Atelier Zündel Cristea wach geküsst werden. Von den
Architekten Giles Gilbert Scott in den 1930er-Jahren entworfen, wegen zu hoher Betriebskosten 1983 vom Netz genommen, seither wechselnden Eigentümern und Bestimmungen
überführt, soll das Kraftwerk jetzt in ein Museum of Architecture (MoA) verwandelt werden. Nach dem Entwurf der Wettbewerbsgewinner erfährt der Besucher zukünftig auf dem
Areal Grundlegendes über den Beruf des Architekten und
kommt gleichzeitig in den Genuss eines besonderen Freizeitangebots. Der Unterhaltungsfaktor wird in der Kulturszene bislang kaum berücksichtigt. Die Architekten vom Atelier
Zündel Cristea sind aber der Meinung, „dass man in der Museumswelt durchaus Spaß haben kann.“ Im Mittelpunkt ihres
Entwurfs steht das imposante und postindustrielle Poesie
ausstrahlende Großkraftwerk, das im Inneren den ruhigen,
kontemplativen Ausstellungskern bildet. Es wird umrankt,
umschlungen und durchdrungen von einer Gerüstbaustruktur, auf der Fußgängerwege auf unterschiedlichen Höhen eine
Achterbahn umkreisen und die Baukörper durchstoßen. Von
hier aus eröffnen sich spektakuläre Ein- und Ausblicke auf
und in die „industrielle Kathedrale“ selbst und die umgebende Landschaft. Die zunächst befremdlich anmutende Idee
einer Riesenachterbahn und der auf schwindelnden Höhen
verlaufenden Wege erhält dann ihren Sinn, wenn Besucher
die Außen- und Innenräume mit einem Minimum an Kraf-
Charles Wallon et Tanguy Aumont for Air Studio
taufwand in beschwingter Fahrt wahrnehmen kann.
9
VISIONEN
BIG
BIG: ZOOTOPia, Givskud, Dänemark
„Wir freuen uns“, betonen die Architekten von BIG, „gemeinsam mit dem
Personal von Givskud und den Tieren auf eine spannende Entdeckungsreise begeben zu können, und hoffen, dass wir sowohl die Lebensqualität
der Tiere als auch die der Tierpfleger und der Gäste verbessern können.“
Die architektonische Fragestellung für die Neuinterpretation des im
Jahr 1969 eröffneten Zoos Givskud war: Wie kann man den landschaftsgeprägten Tiergarten und die für die Besucher notwendigen, gebauten
Funktionen wie Restaurants, Läden, Ticketschalter, Toilettenanlagen
usw. am besten zusammenbringen und den Gästen von Beginn an Überblick und Orientierung ermöglichen? Im Entwurf von BIG legt sich das
Gebäude wie ein Band um sich selbst – und dort, wo der Anfang und das
Ende aneinander vorbeilaufen, bildet sich ganz selbstverständlich der
Eingangsbereich. An einigen Stellen im Park wölbt sich die Erdoberfläche. Hier befinden sich die höhlenartigen Behausungen der Tiere.
UN Studio: (Sub-)Urban Dream, Frankfurt, germany
Eine von der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen im Oktober 2014 organisierte Workshop-Woche lenkte das Augenmerk auf die
bundesdeutschen Parkhäuser – jene meist klotzigen Betonkolosse aus
den 1960er- und 1970er-Jahren. Mit der Kritik am Konzept der autogerechten Stadt lohnte es sich für die Organisatoren, in neue Richtungen zu
denken. Lassen sich die oftmals in bester innerstädtischer Lage platzierten monofunktionalen Parkhäuser nicht etwa in attraktiven urbanen
Wohnraum verwandeln? Die Organisatoren luden vier renommierte
Architekturbüros und eine Künstlerin dazu ein, gemeinsam mit Architekturstudenten am Beispiel eines Frankfurter Karstadt-Parkhauses
ihren Ideen freien Lauf zu lassen. Die Architekten von UN Studio schlagen vor, die Fassaden zu entfernen und das Gebäude im Inneren zu entkernen. Mittels eines Plug-in-Systems sollen großzügige, über mehrere
Geschosse reichende Apartments eingesetzt werden, die in ihrer Typologie an vorstädtische Residenzen erinnern – etwa mit direkt neben dem
UN Studio
Hauseingang platzierten breiten Garagen. Auf der obersten Etage soll
ein exklusiver Country-Club seinen Platz finden.
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VISIONEN
oma: 11th street bridge, washington, usa
Bereits im Mittelalter wurden Brücken nicht nur zum Überqueren von Wasserläufen und Straßen gebaut, sondern
dienten auch dem Wohnen, Flanieren, Einkaufen, Spielen
und Tanzen. Inspiriert von dieser lange Zeit verschütteten
Bautradition, begannen 2006 die Architekten von Diller
Scofidio+Renfro im Westen von Manhattan den Umbau einer stillgelegten Hochbahntrasse zur Parkanlage High Line.
Die ersten beiden Bauabschnitte wurden 2009 und 2011
unter viel Beifall eröffnet. 2014 hat OMA, zusammen mit
den Landschaftsarchitekten von OLIN Studio, den Wettbewerb zur Umnutzung der 11th St Bridge in Washington
gewonnen. Den Anacostia-Fluss überquerend, verbindet
die Brücke zwei historisch ungleich gewachsene Seiten.
Anacostia Crossing – wie es die Architekten nennen – bietet nun in mehreren Schichten, die dynamisch miteinander
verwoben sind, vielseitige Areale wie einen neuen Park für
die Bewohner und einen After-Work-Erholungsort. Vom Bestand sollen lediglich ein Teil der Fahrbahnen und die Fundamente erhalten bleiben. Im Schnittpunkt von zwei sich
kreuzenden Rampen entsteht ein zentraler, offener Platz –
ein flexibler Ort für Marktstände, Aufführungen, Festivals,
Performances aller Art. Hier fügen sich ein Amphitheater,
ein überdachter Außenraum und ein Café an. Die Wege, die
den Platz einrahmen, sind ihrerseits Zonen für die unterschiedlichsten Betätigungsfelder. Hier kann man spielen,
lernen, sich ausruhen, Freunde treffen oder einfach nur den
Blick in die Ferne schweifen lassen. Gärten, Aussichtspunkte, künstliche Wasserfälle und sogar kleine Bereiche für urbane Landwirtschaft sind geplant. Im Environmental Education Center sind unterschiedliche Veranstaltungen und
Ausstellungen zu der 400 Jahre alten Geschichte der Wandlungen des Flusses Anacostia und dessen Ufer vorgesehen.
Auf diese Weise sollen die nachkommenden Generationen
OMA / Olin
für ökologische Themen sensibilisiert werden.
11
PRAXIS
hotel mit
insassen
Was zunächst absurd klingen mag, macht bei längerer
Betrachtung Sinn: Ehemalige Gefängnisse lassen sich durch
ein paar Kunstgriffe in komfortable Hotels umgestalten.
Im niederländischen Roermond konservierten Engelman
Architecten bewusst Teile des Bestands und ergänzten das
Interieur um wichtige Details, mit dem Ziel, bei den Gästen
einen Grusel-Thrill hervorzurufen.
Text: Lasse Ole Hempel • Fotos: Engelman Architecten
Seit seiner Erbauung im Jahr 1850 prägte der mächtige Komplex des
Arresthuis Gefängnis die Altstadt der niederländischen Stadt Roermond. Das Gefängnis, das mehr als einen ganzen Häuserblock umfasst
und das Bild der historischen Innenstand bestimmt, stand leer, seit es
an den Stadtrand verlegt worden war. Über einen Wettbewerb sollte
eine neue Nutzung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes gefunden werden. Das in Roermond ansässige Büro Engelman Architecten
gewann den ausgeschriebenen Wettbewerb mit einer Planung, die das
Gefängnis nicht nur in ein Vier-Sterne-Hotel der Van-der-Valk-Gruppe
umwandeln sollte, sondern auch ein neues stadtplanerisches Konzept
beinhaltete: Die Architekten schlugen vor, den historischen Kern des
Komplexes zu erhalten. Gleichzeitig war in ihren Planungen vorgesehen,
Teile des Ensembles abzureißen, um Platz für Neubauten zu schaffen.
Der Eingang zum Hotel befindet sich im zweigeschossigen Haupthaus
(mit Restaurant und ausgebautem Dachgeschoss) im Süden der Anlage.
Rückwärtig schließt ein dreigeschossiges, lang gestrecktes Gebäude an,
dessen Mittelgang die Achse des Haupthauses fortführt. Einen Teil der
Haftanstalt ließen die Architekten abreißen, um einen begrünten Innenhof zu schaffen. In das Areal, das südlich durch das Hotel gefasst ist, integrierten die Architekten zwei Neubauten, die sich in ihrer Gestaltung
an den schlichten, geschlossenen Charakter des Bestands anlehnen und
ausschließlich Wohnraum bieten. Der Altbau, der den Komplex in westlicher Richtung abschließt, ist ebenfalls als Wohnhaus konzipiert.
12
13
PRAXIS
In den Vorräumen der Zimmer fällt der Blick unweigerlich auf die Porträts von in den USA zu lebenslanger Haft verurteilten Gefangenen.
Wegen ihrer besonderen Grundrissstruktur aus aneinan-
ter, allerdings in strahlendem Weiß. Der Stilmix überführt
dergereihten gleichförmigen Zellen gestaltet sich die Um-
das Gefängnis in einen Erlebnisraum, der das Besondere
nutzung von Haftanstalten in der Regel schwierig. Hotels
fernab des Alltags verspricht. Der Verweis auf die Historie
bieten sich dabei aus vielerlei Gründen an: Zum einen ist der typische
Grundriss wie geschaffen für eine
Umwandlung in Zimmer. Im Het
Arresthuis verwandelten Engelman
Architecten 105 ehemalige Gefäng-
Die Kaffeetassen sind aus
einem Porzellan gefertigt,
das an die typischen, abge­
schlagenen, weiß emaillier­
ten Blechtassen erinnert.
niszellen in 36 Hotelzimmer und vier
des Gebäudes wird mit viel Liebe bis
in letzte Detail weitergeführt. So blieben die originalen Türen der Gefängniszellen als Zugang zu den Zimmern
und Suiten bestehen, dazu kommen
vergitterte Fenster und die gusseisernen Treppenanlagen, die für einen
Suiten. Drei ehemalige Zellen bilden heute ein Hotelzim-
spannenden Kontrast zwischen Alt und Neu sorgen. In den
mer mit Schlaf-, Wohn- und Badbereich. Die dicken Wände,
Vorräumen der Zimmer begrüßen den Gast lebensgroße
die einen außerordentlich guten Schallschutz bieten, blie-
Porträts aus einer Serie von Cees Roelofs, der im US-ame-
ben bestehen. Raumhohe Durchbrüche sorgen für einen
rikanischen Angola State Gefängnis zu lebenslanger Haft
fließenden Übergang zwischen den Zonen. Engelman Ar-
verurteilte Insassen fotografiert hat. Die Kaffeetassen für
chitecten verstehen es meisterhaft, die Vergangenheit des
die Hotelgäste sind aus einem Porzellan gefertigt, das an die
Gebäudes im Sinne einer außergewöhnlichen Atmosphäre
typischen, abgeschlagenen, weiß emaillierten Blechtassen
zu nutzen: So erfolgt die Erschließung der Zimmer über
erinnern. Über den Betten prangen Graffitis, die den in die
die für Gefängnisse typischen zentralen und umlaufen-
Zellenwand eingeritzten Inschriften und Lebenszeichen
Die Gefängnisarchitektur ist
den Stege und Treppen. Der imposante Luftraum, der sich
von Inhaftierten ähneln. Das Spiel wird im Restaurant fort-
in Roemond noch allgegen-
so ergibt, erstreckt sich über alle drei Etagen. Im Kontrast
geführt, wo die Service-Angestellten schwarz-weiß gestreif-
wärtig: So werden die Zimmer
zu diesem martialischen Ambiente stehen die in poppigen
te Schürzen tragen, und selbst in der Sauna wird der Gast an
weiterhin über zentrale und
Farben bezogenen Sofas und Hocker, die das ebenerdige Ge-
die ursprüngliche Funktion des Gebäudes erinnert: Die aus-
umlaufende Stege erschlossen.
schoss prägen. An der Decke sind Strahler montiert und auf
gegebenen Bademäntel sind auf dem Rücken mit weithin
Die vergitterten Fenster wer-
der Höhe des ersten Rundgangs hängt ein klassischer Lüs-
gut lesbaren Sträflingsnummern versehen.
den bewusst in Szene gesetzt.
14
PRAXIS
15
PRAXIS
Die Komfortzimmer einschließlich der Bäder sind schlicht
in Grau, Schwarz und Weiß gehalten. An den leicht gewölbten Decken ist das Mauerwerk sichtbar, am Boden
Dielen. In den Räumen sind die Schalter der Serie future
linear von Busch-Jaeger Teil des modernen Ambientes.
Die Suiten sind jede für sich unterschiedlich gestaltet –,
sie beziehen sich auf ihren jeweiligen früheren Benutzer.
So wurden die ehemaligen Räume des Gefängnisdirektors
zur überwiegend in Weiß gehaltenen „Director Suite“. Die
„Warden Suite“ entstand aus den umgebauten Räumen einer
ehemaligen Aufsichtsperson. Hier stehen dunkles Holz und
gedeckte Farben im Kontrast zum hell und offen gestalteten
Bad. Die „Lawyer Suite“ ist in gesetzten Farben gehalten, und
in der „Judge Suite“ dominieren die Farben Grau, Beige und
Weiß. Das Projekt wurde bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem niederländischen FIABCI
National Prix d’Excellence Award in der Kategorie Hotel.
Einen Teil der Haftanstalt ließen die Architekten abreißen,
um einen begrünten Innenhof zu schaffen. Auch ein
Neubau für Wohnnutzung entstand (unten).
16
PRAXIS
Schnitt
Vor der Transformation
Nach der Transformation
Hotel Arresthuis, RoerMOND, Niederlande
Busch-Jaeger Produkt
Projektbeteiligte
Future® linear
Auftraggeber
Der Reiz von future® linear liegt in seinem
Van der Valk Hotels
kompromisslosen Design. Kombiniert mit definierten Farben, die einer zeitgemäßen archi-
Architekten
Engelman Architecten
tektonischen Konzeption entsprechen. Optisch
Engelman Architecten, Roermond
Engelman Architecten wurde 1980 von Maar-
und haptisch eindrucksvoll mit den Softtouch-
ten Engelman (Foto) gegründet. Das Büro ist
Farben studioweiß matt und schwarz matt.
Wohn- und nutzFlächen
auf keine spezifische Bauaufgabe speziali-
Kompromisslos klar.
• Hotel: 4.570 Quadratmeter
siert. Vielmehr verfolgen die Architekten das
• Apartments: 3.696 Quadratmeter
Ziel, die Erfahrungen aus den vielfältigsten
• Parkplätze: 1.226 Quadratmeter
Bereichen in innovative Gestaltungslösungen einfließen zu lassen. Engelman Architec-
Adresse
ten arbeitet an der Schnittstelle zwischen
Pollartstraat 7, NL 6041 GC Roermond,
Stadtplanung, Architektur und Innenarchi-
Niederlande
tektur. Immer wieder übernimmt das Büro
auch die Bauausführung seiner Projekte.
17
PRAXIS
belgische Brauerei
in neuem gewand
Bloßes Mauerwerk, industrielle Relikte und großzügige
Einschnitte in Decken und Böden – das multifunktionale
Zentrum de Hoorn erinnert nicht nur durch den Namen an
seine ursprüngliche Bestimmung als Brauereigebäude. Für die
Stadt Leuven bedeutet die Transformation städtebaulich den
Schritt in die Zukunft.
Text: Ralf Johnen • Fotos: Filip Dujardin
Die Brauerei De Hoorn wurde bereits 1366 urkundlich erwähnt. Damit
ist sie das älteste noch bestehende Unternehmen Belgiens. Zunächst war
der Verkauf des Gerstensaftes auf die flämische Kleinstadt Leuven beschränkt. Bald aber wuchs der Absatzmarkt. Anfang des 18. Jahrhunderts
schließlich stieg Sebastien Artois zunächst zum Braumeister des Hauses auf, um die Manufaktur später zu erwerben. Als das Unternehmen
1926 erstmalig unter dem Namen Stella Artois ein Weihnachtsbier nach
Pilsener Brauart auf den Markt brachte, gründete es gleichzeitig eine
Marke mit globaler Strahlkraft. Kurz darauf wurde im Industrieviertel
Vaartkom eine nagelneue Produktionsstätte für das beliebte Getränk
geschaffen – mit Anschluss an den künstlichen Stadthafen und die Wasserstraßen nach Antwerpen. Auch diese neuen Brauereianlagen wurden
auf den Namen De Hoorn getauft.
Den Bestand L-förmig umschlossen
1988 übernahm der Global Player „Anheuser Busch In Bev“ das belgische
Traditionsunternehmen. Es folgte ein abermaliger Umzug der Fabrik noch
weiter hinaus an den Stadtrand. Danach war die einst so stolze Brauerei
fast zwei Jahrzehnte lang verwaist. Ein aus regionalen Jungunternehmen
bestehendes Konsortium wollte den Verfall des historischen Gebäudes
stoppen und lobte 2008 einen Architektenwettbewerb aus. Der Auftrag
lautete, die historischen Gebäudetrakte zu einem multifunktionalen
Zentrum für Veranstaltungen und Kongresse umzubauen. Mit einer
18
19
PRAXIS
Durch einen Einschnitt haben 360 architecten im dritten Geschoss an der Naht zwischen Bestand und Neubau einen Innenhof geschaffen.
der führenden belgischen Werbeagenturen (Boondoggle)
sie die erhaltenen Brauereianlagen so weit wie möglich als
und einem Büro für Stadtplanung (Buur) als Ankermietern
organische Teile in das neue Gebäudekonzept integrierten.
galt es zudem, kreativen Köpfen an historischer Stätte eine
Gleichzeitig sollte das neue Zentrum den Anforderungen
neue Heimat zu schaffen. Das 2004 in Gent gegründete Büro
eines Technologie-Start-ups und den Raumbedürfnissen
360 architecten erhielt den Zuschlag für den Umbau des
von Kreativfirmen gerecht werden.
Areals. Jan Mannaerts ist einer der drei Gründer des Büros
Beim Besuch in Leuven zeigt Mannaerts auf zwei kreisför­
und betont beim Treffen vor Ort, dass die angestrebte Er-
mige Aussparungen in der Decke des Atriums: „Hier haben
weiterung des Gebäudes erst durch den L-förmigen Anbau
bei unserer ersten Besichtigung des Gebäudes noch Brau-
möglich wurde, der den Bestand südseitig umschließt. Die
kessel gestanden“, erklärt er. Diese jedoch seien neueren
ursprüngliche Planung, wonach der Neubau die Brauerei
Datums und somit nicht schützenswert gewesen. Auch die
um vier Geschosse überragen sollte, verhinderte vorerst
Versorgungsanlagen, die in dem Trakt untergebracht wa-
die Wirtschaftskrise von 2008. Heute verteilen sich auf den
ren, wurden abgebaut. Nun wird der Raum durch ein neues
fünfgeschossigen Bestandsbau und den siebengeschossigen
Treppenhaus erschlossen. Dort, wo einst die Kessel standen,
Neubau Büroräume, Ladenflächen, Event-Räume, ein Café
fällt zusätzliches Tageslicht ein. Außerdem sind Blickbezie-
und ein Restaurant.
hungen quer durch die Stockwerke möglich geworden. Im
benachbarten Raum waren die Architekten mit einer ande-
Imposante Kupferkessel und Rundbögen
ren Situation konfontiert: Sechs altehrwürdige, unbedingt
Die Aura des Unfertigen, Provisorischen, die De Hoorn
erhaltenswerte Kupferkessel prägen das Ambiente des Saals.
umgibt, ist von den Architekten durchaus gewollt. 360 ar-
Weil auch die Originalfliesen, die alten Versorgungsleitungen
chitekten verstehen das neue De Hoorn als ein Angebot
und die nackten Träger erhalten sind, konnte hier ein Raum
an seine Bewohner, die das Gebäude erst mit Inhalten und
mit einzigartigem Charakter geschaffen werden, der für Ver-
Bedeutung aufladen sollen. Dabei lag den Architekten viel
anstaltungen gebucht werden kann.
daran, den typischen Charakter einer Brauerei aus dem
Durch ein gerundetes, zweiflügliges Treppenhaus führt der
ersten Viertel des 20. Jahrhunderts zu konservieren, indem
Weg hinauf in den rund sechs Meter hohen Brausaal. Hier
20
PRAXIS
Der einstige Belüftungsraum auf dem Dach wurde zum Konferenzraum, der von den Architekten in eine Glashülle verpackt wurde.
kamen einst die Ingredienzen in die Kessel. Den Raum
Eine Fahrt mit dem Aufzug verdeutlicht, dass überall Relik-
konnten Mannaerts und sein Team in seiner Gesamtheit
te der Vergangenheit sichtbar bleiben. Auf dem Dach etwa
retten – ebenfalls mit Originalfliesen und den ornamen-
zeigt Mannaerts nicht ohne Stolz eine etwa vier mal acht
tierten Treppengeländern. Durch die imposanten Rundbö-
Meter große quaderförmige Aufstockung mit Backsteinfas-
gen der vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster wirkt
sade, in der einst die Belüftungsanlagen untergebracht wa-
der Saal geradezu majestätisch. Im
dritten Geschoss, an der Schnittstelle zwischen Bestand und Neubau,
haben die Architekten durch Einschnitte einen Innenhof geschaffen, um die Zufuhr von Tageslicht
Im Rahmen einer Revitali­
sierung des Bezirks kommt
De Hoorn als Schaltstelle
zwischen Alt und Neu eine
Schlüsselrolle zu.
in die Büros signifikant zu erhöhen.
ren. „Der Aufsatz war baufällig, aber
wir wollten ihn unbedingt behalten.
Also haben wir die Wände befestigt
und kurzerhand eine Schale aus Glas
drum herum gebaut.“ - nach dem Vorbild eines Gewächshauses, das den
Blick auf die Umgebung freigibt.
Eine Etage tiefer wird die Architektur in den Büros von
Boondoggle Tag für Tag auf ihre Alltagstauglichkeit über-
Motor der Veränderung
prüft. An der „offenen Decke“ komplettieren alte Eisen-
Auf der Südseite ist mit der sogenannten Skylounge ein ers-
rohre und moderne Versorgungsleitungen das Industrie­
ter Raum entstanden, der eines Tages Teil der vorgesehenen
ambiente. Derweil sorgen flexible Glaswände und offene
vertikalen Erweiterung werden könnte. Bis dahin dient er
Sitzecken für zeitgemäße Bürosituationen.
als Zugang zur Dachterrasse, die in gut 18 Meter Höhe ei-
Exzentrisches Highlight dieser Arbeitswelt sind die eins-
nen Überblick über nah und fern gestattet: Während sich in
tigen Silos für Hopfen und Getreidemalz, die sich ziemlich
einem Kilometer Entfernung die historischen Bauten des
genau im Mittelpunkt des Gebäudes befinden. In diese ha-
Stadtzentrums erheben, ist De Hoorn von Industrieruinen
ben die Architekten kurzerhand Türen eingebaut und Git-
umgeben.
ter eingezogen, auf dem nun Stühle und ein Tisch thronen.
Diese, erklärt Mannaerts, werden im Zuge eines Master-
Ein Garant für Abgeschiedenheit innerhalb des Gebäudes.
plans zur Revitalisierung des Hafenviertels nach und nach
21
PRAXIS
Der Anbau umschlingt das Bestandsgebäude L-förmig (oben). Die Einschnitte in den Decken versorgen das Atrium mit zusätzlichem Tageslicht (unten).
eingeebnet und durch Parkanlagen und Apartmentblocks
ersetzt. Dabei, so Mannaerts, kommt De Hoorn eine symbolbeladene Schlüsselrolle zu: „Als Schaltstelle zwischen
Alt und Neu.“ Und als zentraler Anlaufpunkt eines Viertels,
das früher niemand freiwillig betreten hat.
Heute gibt es Wein statt Bier
Insgesamt zehn Millionen Euro hat der Umbau der Ende 2012
wiedereröffneten Brauerei gekostet. Eine Summe, die nicht
nur in die Schaffung von Arbeits- und Wohlfühlräumen, sondern auch in moderne Haustechnik investiert wurde: Die Präsenzmelder und das KNX-System, über das sich das Gebäude
bequem, individuell und energiesparend steuern lässt, stammen aus dem Hause Busch-Jaeger. Die alte Substanz wurde
in eine neue Nutzung überführt, gedämmt und zum Teil mit
Photovoltaikpaneelen ausgestattet. Die neuen Trakte verfügen über Wärmewiederaufbereitungsanlagen und hybride
Belüftungssysteme.
Während am generellen Erfolg der baulichen Transformation wenig Zweifel besteht, hadern Puristen mit einem Detail: Trotz der bis 1366 zurückreichenden Brautradition ist
das einzige, im Erdgeschoss untergebrachte Geschäft nicht
dem Bier vorbehalten. Vielmehr befindet sich dort eine
Weinhandlung. Auch ein Symptom des Strukturwandels.
22
PRAXIS
Grundriss
Schnitt
De hoorn, leuven, Belgien
Busch-Jaeger Produkte
Projektbeteiligte
KNX-System
Auftraggeber
KNX hat sich zum weltweit einzigen offenen
De Hoorn NV
Standard für Haus- und Gebäudesystemtechnik etabliert. Busch-Jaeger bietet mit dieser
Architekten
360 architecten
Technik eine leistungsfähige Haussteuerung
360 architecten, Gent
Das Büro wurde 2004 von Kris Buyse, Greet
für Licht, Heizung, Energieverbrauch und
Houben und Jan Mannaerts in Gent gegrün-
Sicherheitssysteme. Dabei steigen am Arbeits-
Fertigstellung
det und hat heute 15 Mitarbeiter. In ihren
platz oder zu Hause nicht nur der Komfort,
2012
Projekten loten die Architekten ein Maxi-
sondern auch Energieeffizienz und Sicher-
mum an Möglichkeiten aus, die sich aus der
heit. Zudem lassen sich Audio-, Video- oder
Integrierte Produkte von
Interaktion von Kontext und architektonischer
Haushaltsgeräte nahtlos integrieren. Dazu
Busch-Jaeger
Neuplanung ergeben. Das Ziel sind einzigartige,
kommen die intuitiv bedienbaren eleganten
KNX-System, Präsenzmelder
am Ort verankerte Projekte, die keineswegs
Steuerelemente von Busch-Jaeger, mit denen
egozentrisch erscheinen, sondern vielmehr in
alle Gebäude- und Wohnbereiche mühelos
der lokalen Umgebung Sinn machen.
steuerbar sind.
www.office360.be
23
PRAXIS
NEUER GLANZ
IN BERLIN
Der Berliner Westen erlebt eine Renaissance, wie man beispielsweise an der Wiederbelebung
von traditionsreichen Gebäuden der Stadt erkennt. Ein Beispiel für diesen Trend ist das 2013
neu eröffnete Hotel am Steinplatz. Auf den Spuren des bekannten Berliner Baumeisters August
Endell haben die Architekten des Berliner Büros morgen und das Innenarchitekturbüro von
Tassilo Bost ein modernes Luxushotel geschaffen, in dem sie Jugendstil- und Art-décoElemente mit zeitgemäßem technischem Know-how zu einer Einheit verknüpft haben.
Text: Christina Gräwe • Fotos: Lucas Müller (3); Hotel am Steinplatz (3)
Sind sie wieder da oder waren sie nie weg? Marlene Dietrich hat sich
mayer das Haus verkaufte. Die zehn folgenden Jahre als Seniorenwohn-
gleich am Eingang niedergelassen; lasziv räkelt sie sich auf einem le-
heim mit vielen Umbauten und der Leerstand bis zum Jahr 2000 ließen
bensgroßen Schwarz-Weiß-Foto. Einen Raum weiter blickt einem Greta
das einst so stolze Haus in einen Dornröschenschlaf fallen. Aus diesem
Garbo entgegen – versonnen und streng zugleich. Zwei berühmte Ver-
weckte es 2010 der Hotelkonzern Marriott als neuer Besitzer, der sich
treterinnen einer langen Reihe prominenter Gäste, die zwischen 1913
entschied, hier ein Hotel der eigenen „Autograph Collection“ zu errichten.
und 1976 hier im Hotel am Steinplatz ein und ausgingen.
Das Hotel am Steinplatz wurde 2013 – und damit gerade noch pünktlich
Erbaut wurde das Haus nach Plänen des Jugendstilarchitekten August
zum hundertjährigen Jubiläum – als erste deutsche Adresse dieses indi-
Endell bereits 1907, zunächst als Wohnhaus. Es ist neben den Hacke-
viduellen und exklusiven Seitenarms der Marriott-Gruppe eröffnet.
schen Höfen das einzige Berliner Relikt des 1871 geborenen Baumeisters. Die Bankiersfamilie Zellermayer übernahm das großbürgerliche
Eckhaus am Steinplatz und führte es als Hotel über zwei Generationen
Florale Stuckelemente wurden rekonstruiert
durch zwei Blütezeiten. In den 1920er-Jahren waren es hauptsächlich
Die DSH GmbH als Generalunternehmer und die Architekten des
zarentreue Russen, die vor der Oktoberrevolution nach Charlottenburg
Berliner Büros morgen sowie der Innenarchitekt und Hotelspezialist
geflüchtet waren und sich mit der Kultur-Prominenz mischten. Nach
Tassilo Bost waren mit dem Umbau und der Sanierung eines Doppel-
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg fing Heinz Zellermayer wieder klein
denkmals beauftragt: Das Haus ist gleichzeitig als Einzelgebäude wie
an, versorgte seine Gäste mithilfe einer Ziege auf dem Dachboden sowie
auch als Teil eines Ensembles geschützt. Dennoch war eine grundle-
selbst angebauten Tomaten auf dem Dach und arbeitete unermüdlich
gende Weiche rasch gestellt, denn durch den langen Leerstand war
daran, dass das Hotel am Steinplatz wieder zum westlichen Pendant des
das Haus stark von Schimmel befallen und musste vollständig ent-
ungleich größeren Adlon wurde. Gehörig zum Erfolg beigetragen hat,
kernt werden. Die Fassade, ein Nebeneingang und die tragenden Wän-
dass er die Aufhebung der Sperrstunde bewirkte und die beliebte Künst-
de blieben erhalten. Die Holzbalkendecken mussten größtenteils,
ler-Bar „Volle Pulle“ im Keller einrichtete. Jetzt kamen Berlinale-Größen
das Haupttreppenhaus vollständig ersetzt werden. Bei vielen Maß-
wie Romy Schneider und Alain Delon, aber auch Intellektuelle wie Gün-
nahmen und Überlegungen, wie Alt und Neu zeitgemäß eine neue
ter Grass und Heinrich Böll. Damit war 1976 Schluss, als Familie Zeller-
Symbiose eingehen könnten, spielte für die Planer ein Bezug zum
24
25
PRAXIS
Mit Art-déco Möbeln und großformatigen Schwarz-Weiß-Motiven an den Wänden wird die Erinnerung an die „Goldenen Zwanziger“ lebendig gehalten oder an die berühmte Mailänder Passage erinnert.
Jugendstil eine große Rolle. Die Straßenfassade ist nach
gewachsen ist. Die Herausforderung bestand für Bost und
Farbanalysen wieder nilpferdgrün, die zum Innenhof
seine Mitarbeiter darin, das Gebäude an seinen Ursprün-
cremefarben gestrichen. Florale Stuckelemente konnten
gen orientiert zu beleben, jedoch in die Jetzt-Zeit zu über-
nach ihrem historischen Vorbild rekonstruiert werden.
führen. Die Fusion des Ambientes und des Lebensgefühls
Die Holzfenster mussten ersetzt werden; glücklicherwei-
der 1920er-Jahre mit aktuellem Hightech oder die Bele-
se leisteten sich die Bauherren hier wieder Holz statt der
bung der öffentlichen Bereiche durch die Untermalung
so häufig zu beobachtenden breiten Ersatzplastikprofile.
mit heutiger Lounge-Musik und nicht etwa der Musik
Als gänzlich neues Element kam über dem ebenfalls neu-
aus den 1920er-Jahren, unterstreichen dies deutlich. Mit
en Haupteingang eine geschwungene Betonüberdachung
den Worten „Wir sind ja nicht in einem Museum, son-
mit Blattmotiven hinzu. Was auf Fotos zu dominant er-
dern in einem Hotel des 21. Jahrhunderts“, kommentiert
scheint, fügt sich vor Ort überraschend gut ein, zumal der
Bost während eines Treffens in Berlin seine Arbeit für das
Beton mittlerweile wohltuend Patina angesetzt hat.
Hotel am Steinplatz. Für Bost steht fest, dass sich August
Endell bereits ein Stück weit von Jugendstil und floraler
Ein Hotel des 21. Jahrhunderts, kein Museum
Ornamentik entfernt und dem Art-déco zugewandt hat-
Fotos aus dem „Berliner Archiv für historische Aufnah-
te, als er das Haus am Steinplatz entwarf. Der damit ein-
men“ und Berliner Filme inspirierten den Innenarchitek-
hergehende moderne Aspekt der Reduktion der Formen
ten Tassilo Bost bei seiner Arbeit. Ihm schwebte ein Haus
bei gleichzeitiger Konzentration auf Materialien erschien
vor, das unbedingt und bewusst „berlinerisch“ sein und
Bost als wichtige Konstante für sein Design. Jedes Zimmer
somit ohne Anleihen anderer Metropolen aus der gleichen
wurde von ihm individuell eingerichtet, alle Möbel sind
Epoche auskommen sollte. Um den Esprit der 1920er-
Neuanfertigungen und von Bost entworfen. Als besonders
Jahre, als das Hotel am Steinplatz seine erste Blütepha-
reizvoll erschien dem Innenarchitekten der Entwurf des
se erlebte, zu begreifen, setzte er sich auch mit Ilse Eliza
Restaurants, in dem heute ausgezeichnete Berliner Spezia-
Zellermeyer, der hochbetagten Tochter des legendären
litäten wie ein Berliner Gin und das in Neukölln gebraute
Hoteldirektors, zusammen, die zum Teil in dem Hotel auf-
Rollberg-Bier angeboten werden. Dabei kann der Besucher
26
PRAXIS
Fein miteinander abgestimmte Farben treffen im Hotel am Steinplatz auf speziell gefertigte Leuchten – wie hier im Spa-Bereich.
das einzigartige Ambiente bestaunen, das durch textile
Durchgängig ist hingegen die Gestaltung: die floralen Or-
Wandbespannungen und hinterleuchtete Tresen in Stein-
namente der Teppichböden, die dem Art-déco nachempfun-
optik geschaffen wurde.
denen Möbel, die Farbpallette aus Schwarz, Weiß, Grau und
Wer das Hotel betritt, den erwartet keine quirlige Emp-
stellenweise Braun. Ganz oben wird es hell: In der fünften
fangshalle, sondern passend zum Gesamtcharakter des
Etage und in der – beim Denkmalschutz durchgesetzten –
Hauses eine Abfolge beinahe intimer
Räume: erst ein Durchgang, linkerhand die Rezeption und geradeaus
eine elegante Weggabelung, die wie
eine Hommage an die berühmte Galleria Vittorio Emanuele in Mailand
Es ist ein Fünfsterne-LuxusHotel entstanden, das bei
allem erdenklichen Komfort
trotzdem angenehm über­
schaubar bleibt.
erscheint: mit schwarz-weiß-grauem
Aufstockung ist der Wellnessbereich
untergebracht. Der Blick geht über
die Dächer Berlins hinweg, entweder
vom Trimmrad aus nach Westen oder
bequemer aus dem Liegestuhl nach
Osten. Auch hier im Spa-Bereich lassen die Architekten ihrem Hang zu
Stein­intarsienboden und einem durch Strahler umrandeten
eigenwilligem, leicht verspieltem Dekor freien Lauf – etwa
Kronleuchter anstelle der Glaskuppel. Von hier aus gabeln
indem sie für eine der Ruhezonen schlicht-elegante ringför-
sich die Wege zur Lounge und den Fahrstühlen, der Bar und
mige Deckenleuchten entwarfen, die sie mit äußerst auffälli-
dem Restaurant sowie den Trakten um den Innenhof mit
gen farbigen Glaskugeln versahen.
Konferenzbereich. Um den begrünten und unversiegelten
Insgesamt weiß die Hommage an die goldene Zeit des Ho-
Hof herum verläuft kreuzgangartig ein gläserner Parcours,
tels absolut zu überzeugen. Zur beinahe familiären At-
der stellenweise weit geöffnet werden kann. Die Grundrisse
mosphäre tragen die Ballonmützen der Portiers oder die
der 87 Zimmer zwischen dem ersten und vierten Stockwerk
liebevoll auf Berliner Flohmärkten zusammengetragenen
sind wegen des Denkmalschutzes unterschiedlich. Hier
Buttermesser bei. Es ist ein Fünfsterne-Luxus-Hotel ent-
konnte keine nutzungsoptimierte Stangenware aneinan-
standen, das bei allem erdenklichen Komfort angenehm
dergereiht werden, was an manchen Stellen merkwürdi-
überschaubar bleibt. Passend dazu konnten sich der Ber-
ge Raumzwickel entstehen lässt, aber sehr charmant ist.
liner Innenarchitekt Tassilo Bost und sein Team über den
27
PRAXIS
Neuer strahlender Anlaufpunkt in Berlins Westen: das Hotel am Steinplatz
International Property Award 2014 freuen. Mit ihrem
Innenraumkonzept für das Hotel am Steinplatz wurden
sie in der Kategorie „Hotel 50–200 rooms“ ausgezeichnet
und setzten sich damit gegen elf ebenfalls nominierte internationale Planer durch. Obwohl die denkmalgerechte
Sanierung in einigen Bereichen eine Befreiung von der
Energieeinsparverordnung (ENEV) bedeutet, konnten
auch Nachhaltigkeitsaspekte umgesetzt werden. Zum
Beispiel durch eine gedäm­mte Innen­hoffassade, die die
Gliederung der alten, bereits überformten Fassade berücksichtigt, den Einbau von neuen rekonstruierten
Fenstern und den Einsatz neuester Haus­technik.
Das Haus am Steinplatz verträgt sich aufs Beste mit seiner
Umgebung ­– mit dem Berliner Bezirk Charlottenburg, in
dem noch die Erinnerung an den viel besungenen „Goldenen Westen“ lebendig ist. Hier, unweit des berühmten
Bahnhof Zoo, wurden in jüngster Zeit kürzlich mit dem
nahe gelegenen Bikini Berlin, dem Hotel Waldorf Astoria
und der kürzlich wiedereröffneten Fotogalerie C/O Berlin
neue Impulse für eine Renaissance des Berliner Westens
gesetzt. Bleibt noch Berlins schönster Personaleingang: Der
liegt nicht etwa verschämt in einer Seitengasse, sondern als
stuck­umkränztes Portal direkt neben dem Haupteingang
des Hotels am Steinplatz und führt in ein original erhaltenes Foyer mit raffiniert gerippter Bogendecke.
28
PRAXIS
Schnitt
Grundriss Regelgeschoss, 1. – 3. OG
HOTEL am steinplatz, BERLIN
Busch-Jaeger Produkte
Projektbeteiligte
PUR EDELSTAHL
LED-DIMMER
bauherr
Design und Material des
Individuelle Helligkeits-
DG Steinplatz GmbH
Schalterprogramms pur
steuerung: Die Busch-Dim-
Edelstahl sprechen für sich.
mer® wurden in Koopera-
betreiber
Ästhetik, Funktion und
tion mit Philips entwickelt
Marriott Hotels/Autograph Collection
Lang­­lebigkeit verschmelzen
und ermöglichen es, auch
zu einer Einheit.
LEDs optimal zu dimmen.
Akademie der Künste, Berlin
August Endell
August Endell (1871 – 1925) wurde bekannt als
projektentwicklung
Mitherausgeber der Zeitschrift „Pan“ und als Ar-
DSH GmbH
chitekt der bunt glasierten Fassaden des ersten der
Hackeschen Höfe in Berlin, des „Endellschen Hofes“.
Architekten
Endells erstes und berühmtestes Hauptwerk war
morgen Gesellschaft von Architekten
der Entwurf des Fotoateliers Elvira in München, das
im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde und
Innenarchitekten
wie so viele seiner Bauten nicht mehr erhalten ist.
bost berlin /
Endell lebte seit 1901 in Berlin und schuf hier und in
Interieur Design.Architecture
Potsdam die meisten seiner Stadthäuser und Villen.
29
NEWCOMER
Studio Symbiosis; Kai Fischer
Amit Gupta und Britta Knobel Gupta
Entwurf für das Ahmedabad Hilton
Die Architektin im Gespräch mit Katrin Förster (ABB)
STUDIO SYmbiosis, Delhi
Deutsch-indische Zusammenarbeit: Amit Gupta und Britta Knobel Gupta haben sich im Büro von Zaha Hadid in London
kennengelernt. Vor fünf Jahren gründeten sie in Delhi ihr eigenes Büro, derzeit entsteht ein Hotel nach ihren Plänen.
Die Zahlen sprechen für sich: 65 Millionen Wohnungen für 300 Millio-
zurauschen scheinen. Das Ahmedabad Hilton Hotel befindet sich der-
nen neue Stadtbewohner werden den Prognosen zufolge in den nächs-
zeit im Rohbau und soll als ikonografisches Lechtturmprojekt einem
ten Jahrzehnten in Indien gebraucht. Die Regierung will den Bauboom,
neu entstehenden Stadtteil in Ahmedabad, der viertgrößten Stadt In-
der bereits heute herrscht, steuern, indem sie etwa neue, sogenannte
diens, Gestalt verleihen. Nicht ohne Stolz verweisen die Architekten
„Smart Cities“ fördert. Selbstverständlich ziehen die rosigen Aussichten
darauf, dass es ihnen gelungen ist, ohne die typische Hotelhochhaus-
viele ausländische Büros an. Die Architekten von Studio Symbiosis ha-
typologie auszukommen. Alle Serviceeinrichtungen sind kompakt im
ben ihnen gegenüber einen Vorteil: Sie bringen nicht nur europäisches
zu beiden Seiten elegant auskragenden Erdgeschoss konzentriert. Es
Know-how mit, sondern sind eben als deutsch-indische Bürogründung
werden Geschäftsreisende erwartet, aber auch Touristen, die sich bei-
auch bestens mit der Region vertraut. Amit Gupta und Britta Knobel
spielsweise Bauten von Le Corbusier und Louis Kahn anschauen, die
Gupta haben 2010 Studio Symbiosis gegründet, mit dem Hauptsitz im
sich in der Stadt im Westen Indiens verewigt haben.
indischen Delhi und einer Dependance in London. Britta Knobel Gupta
Insgesamt wirkt in Indien das Vermächtnis großer einheimischer Archi-
hat in Konstanz und Lyon studiert, Amit Gupta wurde in London zum
tekten wie Doshi, Correa und Rewal. In der Vergangenheit war jedoch zu
Architekten ausgebildet. Kennen gelernt haben sie sich als Mitarbeiter
beobachten, wie der rasante Städtebau einen Mangel an Design in der
im Büro von Zaha Hadid. „Die Architektur von Zaha Hadid ist ein Ein-
Architektur mit sich brachte. Dieses ändert sich, das Interesse an guter
fluss, den wir mit auf den Weg bekommen haben“, gibt Britta Knobel
Architektur ist gestiegen – auch durch den Einfluss international tätiger
Gupta während eines Interviewtermins in Stuttgart zu. „Seit wir ein ei-
Firmen, die nach Indien kommen, oder durch indische Büros.
genes Büro gegründet haben, entwickeln wir unseren individuellen Stil
International tätige Architekten bringen hohe Standards beim De-
konsequent weiter. Nichtsdestotrotz werden wir natürlich immer wie-
sign und der Ausführungs- und Detailplanung mit, ein Projekt ist je-
der auf den Einfluss von Hadid hingewiesen.“
doch erst dann erfolgreich, wenn die Bauaufsicht sehr gut ist und die
Von den indischen Bauherren werden die fließenden Formen gut auf-
Details auch in hoher Qualität ausgeführt werden. Als international
genommen. Auch das erste Projekt, das Studio Symbiosis in Indien
tätiges, modernes Büro verfügt Studio Symbiosis nicht nur über eine
verwirklicht, ist kein gewöhnlicher Kubus, sondern ein Fünfsterne-
starke Präsenz in Indien, sondern auch über das erforderliche kultu-
Hotel­­etablissement, auf dessen Fassade Wellenformationen entlang-
relle Einfühlungsvermögen.
30
PEOPLE
Wilson Associates
PEOPLE • MESSEN • EVENTS
SBID International design Awards 2014
Sleep 2014
Bereits zum vierten Mal vergab im November 2014 die Society of British Interior Design die
Designer, Architekten, Interior Designer, Hoteleigentümer, Betreiber und Investoren trafen
SBID International Design Awards. Die Preise aus insgesamt 15 Kategorien, darunter für die
sich auch dieses Jahr vom 26. bis zum 27. November im Business Design Centre in London.
besten Innenarchitekturprojekte mit einem Wert von über einer Million englische Pfund und
Auf der Messe Sleep setzten bekannte Unternehmen aus den unterschiedlichen Bereichen
das beste Hotel, wurden in einer feierlichen Zeremonie im Londoner Hotel Dorchester verlie-
ihre Möbel, Textilien, Oberflächen, Tapeten, Bodenbeläge sowie Beleuchtungen und Techni-
hen. Die Jury bewertet sowohl die technischen Aspekte eines Projekts als auch das kreative
ken für die Hotelbranche in Szene. ABB und Busch-Jaeger präsentierten sich zum zweiten Mal
Potenzial. Daher sitzen neben internationalen Größen aus der Industriebranche auch be-
auf der Sleep mit einem eigenen Messestand und stellten Schalterrahmen aus Edelmetall und
kannte Designer und Innenarchitekten wie Christopher Jenner, Creative Director of Eurostar,
Glas in den Fokus, sowie attraktive und intuitiv bedienbare Controller für die Automation
und Katharine Pooley, Katharine Pooley Ltd, in der Jury. Aus den 425 eingereichten Projekten
von Konferenzzentren und Gästebereichen. Zudem konnten die Besucher spannende Vorträ-
wählten die elf Juroren insgesamt 152 Finalisten. Zusätzlich zu den Stimmen der Fachleute
ge von internationalen Architekten verfolgen. Jeremy King vom Londoner Architekturbüro
waren Architektur- und Designinteressierte aufgerufen, über das Internet mitabzustimmen.
Corbin & King eröffnete mit dem Thema „From the Heart of Hospitality“ die Vortragsreihe.
Als Anbieter von elektronischen High-End-Steuerungssystemen, die auch in Hotels auf der
Später folgte beispielsweise eine „Talking“-Runde mit Patrick Jouin und Sanjit Manku vom
ganzen Welt eingesetzt werden, sponserte ABB in diesem Jahr den Preis in der Kategorie Ho-
renommierten Büro Jouin Manku aus Paris. Eine Besonderheit der Messe ist der Design-Wett-
tel Design. Das Unternehmen möchte so gute Innenarchitektur fördern und herausragende
bewerb „Sleep-Set“. Vier Architekten stellten ihre zukunftsorientierten Entwürfe für die neu-
Hotelarchitektur auszeichnen. In der Kategorie Hotel Design wurde der Entwurf für das JW
en Gästezimmer vor, darunter auch das deutsche Architekturbüro Dreimeta aus Augsburg.
Marriott Hotel New Delhi Aerocity (Foto) des amerikanischen Büros Wilson Associates ausgezeichnet. Das Tagungshotel nahe dem internationalen Flughafens Indira Gandhi in Delhi
Messetermine 2015 mit Busch-jaeger
bietet insgesamt 550 luxuriöse Zimmer. Um den nationalen und internationalen Bezug am
Standort herzustellen, kombinierten die Architekten geschickt indische Muster und klassi-
BAU 2015, München, 19. – 24. Januar
sche Seidenstoffe mit modernen Architekturelementen. Sowohl in den öffentlichen Berei-
architect@work, London, 21. – 22. Januar
chen als auch in den Hotelzimmern entstand so ein zurückhaltendes Design mit warmen
Elektrotechnik 2015, Dortmund, 18. – 20. Februar
Farbtönen und ein Mix aus klarer Linienführung und verspielten Motiven.
Eltefa 2015, Stuttgart, 18 – 20. März
Elektro, Moskau, 8. – 11. Juni
Ifa 2015, Berlin, 4. – 9. September
Ineltec, Basel, 8. – 11. September
Elektro Vakbeurs, Hardenberg, 10. – 12. September
100% Design, London, 23. – 26. September
Elektrotechniek, Utrecht, 29. September – 2. Oktober
LEAF 2015, London, 14. – 16. Oktober
BEST 2015, Istanbul, Oktober
HitechBuild, Moskau, 28. – 30. Oktober
Sleep, London, November
Olivier Chavy, Geschäftsführer Wilson Associates, nimmt den SBID Award 2014 in Empfang (links).
World of Architects, Singapur, 4. – 6. November
31
Katrin Förster im Gespräch mit Prof. Johannes Kister in dessen Kölner Büro
Zu Besuch bei KSG, Köln
Tabula-rasa-Denken ist ihm fremd. Prof. Johannes Kister hat als Architekt vielmehr bewiesen, dass er
Bestandsgebäuden mit viel Einfallsreichtum und Geschick ungeahnte Qualitäten entlocken kann. Seit
dem Umbau der Agrippinawerft zum modernen Büro- und Wohnhaus, das der Kölner liebevoll „Siebengebirge“ nennt, sind die Architekten von ksg kister scheithauer gross bekannt als Spezialisten für das
Bauen im Bestand. Johannes Kister ist 2007 mit seinem Büro in das Gebäude im Rheinauhafen gezogen und braucht seitdem nur von seinem Schreibtisch aufzuschauen, um eine Schute nach der anderen
über den Rhein schippern zu sehen.
Interview: Katrin Förster und Lasse Ole Hempel
Blau-Gold-Haus, Gerling-Quartier, Quelle-Versandhaus ... das Bauen im
Sie haben unter anderem die extreme Tiefe der Räume bewusst er-
Bestand wurde über die Jahre zu einem Spezialgebiet Ihres Büros. Dabei
halten und bewusst auf den Loft-Charakter gesetzt.
haben die Anfänge mit dem Gebäude zu tun, in dem wir uns hier gerade
Wir haben uns gegen Einschnitte entschieden. Erstens, weil es keine Ab-
befinden – der Agrippinawerft, auch bekannt als „Siebengebirge“.
stellräume gibt, und zweitens, weil wir die Großzügigkeit sehr schätzen.
Ja, das kann man so sagen. Wir wurden 2002 mit dem Projektentwickler, der
Wir haben die ganz großen Eingriffe vermieden, einfach auch, weil der
Pandion AG, zusammengebracht. Fast niemand in Köln glaubte damals an
moderne Architekt akzeptieren muss, dass ein Gebäude dieser Art einen
das Projekt und dessen Vermarktbarkeit. Aber aufgrund der großen Woh-
ganz besonderen Charme hat. Unser Konzept bedeutete, zur Straße hin
nungsbauerfahrung von Reinhold Knodel und der architektonischen Kon-
die prägnante Fassade zu belassen und zum Rhein hin „aufzumachen“.
zeption wurde das „Siebengebirge“ ein Erfolg. Die Wohnungen verkauften
Dort setzten wir auf Loggien mit Faltwänden. Hier am Rheinufer ist es
sich über Nacht und verzeichnen über die Jahre einen Wertzuwachs.
oft laut und windig; mit unserer Lösung kann jeder das Klima im Raum
32
Marcus Schwier
Das Gerling-Hochhaus wurde 1953 in damals innovativer Stahlskelettbauweise errichtet. Die Fassade aus Muschelkalk und Naturstein wird vom Kölner Büro ksg derzeit subtil saniert.
individuell regeln. Das war der Kompromiss, den wir mit der Denkmalpfle-
einem Bau sprechen, der sich einerseits an den klassischen Formen
ge eingehen konnten. Es gab damals in dieser Lage nichts Vergleichbares.
orientiert und mit der patriarchalischen Selbstauffassung des Firmengründers Robert Gerling zu erklären ist, aber auf der anderen Seite in der
In etwa zeitgleich wurden auch die Kranhäuser von BRT Architekten
Komposition von Horizontalen und Vertikalen absolut modern ist. Der
fertig. War dies der Startpunkt, um Köln zu modernisieren?
behutsame Umgang mit der Nachverdichtung im Zentrum der Anlage
Wir haben bei diesem Projekt sehr wertvolle Erfahrungen gemacht und
ist eine Entscheidung, die auch anders hätte gelöst werden können, aber
erwarben ein architektonisches Rüstzeug, um die große Zahl von in die
in der jetzigen Form der Raumqualität des Bestandes am ehesten gerecht
Jahre gekommenen Bauten in Köln anzugehen. Mit dem Gerling-Kom-
wird. Wir mussten uns auch fragen, wie wir am besten mit der denkmal-
plex schloss sich bald in Köln für uns das nächste Projekt an, an dem wir
geschützten Fassade aus Muschelkalk und Naturstein umgehen, ohne
bis heute arbeiten. Als der Gerling-Konzern die Gebäude verließ, rief mich
uns eine energetische Sanierung und DGNB-Zertifizierung zu verbauen.
Uwe Schmitz von der Frankonia Eurobau, welche das Areal erworben hatte,
an und fragte: Was machen wir mit diesen 120.000
Quadratmetern? Anschließend wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben; da waren
wir schon zuvor beratend für den Investor tätig und
so mit der Thematik recht vertraut. Wir haben es
mit einem bekannten und für die Stadt ungemein
„Als der Gerling-Konzern die
Gebäude verließ, rief mich der
neue Besitzer an und fragte:
‚Was machen wir mit diesen
120.000 Quadratmetern?‘“
wichtigen Areal aus der Nachkriegszeit zu tun, das
besondere Fragen aufwirft und einen ganz eigenen Zugang erforderte.
Nicht nur die Fassade, auch die sogenannte „versteckte“ Stahlkonstruktion des Gerling-Hochhauses stellte sicherlich eine Herausforderung
dar ...
Die Auseinandersetzung damit hat dazu geführt,
dass ich bauforumstahl angesprochen habe und
auf „versteckte Stahlbauten“ als ein interessantes
Thema der Nachkriegsarchitektur hingewiesen habe. Die reine Stahlkonstruktion wird hier erst sichtbar, wenn man das Gebäude entkernt.
Nämlich welchen ?
Letztlich mündete die Recherche in der Ausstellung „Modernisierung
Nehmen wir zum Beispiel das Ensemble in der Mitte des Gerling-Areals
der Moderne“, die gemeinsam mit der Hochschule Dessau kuratiert
– das erste Bürohochhaus Kölns, das 1953 von den Architekten Helmut
wurde. Am Ende hat sich auch herausgestellt, dass man bei einem Ab-
Hentrich und Hans Heuser errichtet wurde. Hier kann man schon von
riss des fünfzehngeschossigen Haus Gerling anschließend dort nicht
33
Martin Claßen, Köln
ZU BESUCH
Zur Straße hin die prägnante Fassade erhalten, in Richtung Rhein „aufgemacht“: die auch als „Siebengebirge“ bekannte Agrippinawerft in Köln
mehr so hoch hätte bauen dürfen. Die in Köln geltende Höhensatzung
und gebündelt wurden. Heute ist das Gebäude im Besitz eines Insol-
bedeutete letztlich die Rettung des Bauwerks, zumal die Stahlkonst-
venzverwalters, der es gerne veräußern würde. Für die ersten Geschos-
ruktion eine flexible Verwendung für Wohnungsgrundrisse zuließ. Das
se ist ein 18.000 Quadratmeter großes Einkaufscenter geplant. Nur, was
Gebäude wurde entkernt; im Grunde kann man im Bezug auf das In-
macht man mit der übrigen Fläche? Deswegen waren wir mit einem
nenleben von einem Neubau sprechen. Dadurch erklären sich auch die
Gesamtkonzept beauftragt. Das Problem ist die Geschosseigentums-
zum Teil sehr hohen Baukosten.
lage, die aus dem Projekt unweigerlich ein Hybridgebäude macht. Leider stören sich die Banken sehr an der Tatsache, dass für die Geschosse
Stimmen Sie denen zu, die monieren, dass die Nachkriegsbauten – im
unterschiedliche Konzepte nötig sind - was die Finanzierung bislang
Gegensatz zu den Gebäuden der Gründerzeit – kaum eine Lobby haben?
erschwert. Es zeichnet sich aber mit dem portugiesischen Investor So-
Viele erkannten den Wert der Fünfziger- und Sechzigerjahre Bauten lan-
nae Sierra, der auf das Quelle-Areal derzeit eine Kaufoption hält, eine
ge nicht. Ein gutes Beispiel ist das Bikinihaus in Berlin. Ich bin ja oft im
Zukunft ab, die sehr spannend sein wird.
Bahnhof Zoo umgestiegen. Zehn bis fünfzehn Jahre lang sah es so aus, als
wäre es nur eine Frage der Zeit, bis dem Gebäude der Todesstoß gegeben
Was sind in der Regel die Bedenken, die Geldhäuser vorbringen?
wird. Heute ist es förmlich wach geküsst worden. Mittlerweile können
Was beim Thema Transformation immer eine Rolle spielt, ist die Finanzar-
auch viele junge Menschen mit der Architektur etwas verbinden. Der
chitektur im Hintergrund, weil es keine simpel gestrickten, real geteilten
Bau strahlt Leichtigkeit und Filigranität aus. Ich denke, die gesellschaft-
Nutzungspakete gibt, und eine gewisse Vorsichtigkeit der Banken bei der
liche Wahrnehmung ist mittlerweile offener für Gebäude dieser Art. Ich
Kostenkalkulation. Bei einem gewöhnlichen Neubau kann ich die Kosten
muss dabei zugeben, dass ich selbst als Student das Konzept eines Ge-
und den Ablauf relativ genau vorhersagen. Beim Bestand ist eben nicht al-
bäudes wie von dem Blau-Gold-Haus nicht verstanden habe. Ich fand es
les vorhersehbar und es bleibt ein Risiko. Meine Erfahrung zeigt aber, dass
furchtbar kitschig und hätte bestimmt einem Abriss zugestimmt. Erst
sich der Planungsprozess steuern lässt. Aber es bedarf Anpassungen. Lei-
heute nach der Auseinandersetzung und dem Umbau des Gebäudes, den
der dauern solche Prozesse. Beim Rheinauhafen hat es am Ende zwanzig
wir 2011 abschließen konnten, begreife ich die Lichtspiele an der Fassa-
Jahre gedauert, bis wirklich Bewegung in die Sache gekommen ist.
de. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob es vom Architekten Wilhelm Koep
1955 genau so gedacht war: Er hat beispielsweise Kanneluren steinerner
In Köln scheint es generell etwas langsam zu gehen …
Architektur, die es kurz vorher im Dritten Reich gab, in ihr Negativ ver-
Köln ist schon ein bisschen speziell. Eine Zeit lang ist gar nichts passiert.
wandelt und sich an diesem Ort mit den neuen Medien – mit Licht und
Das langsame Tempo hat Investoren lange Zeit abgeschreckt. Im Augen-
künstlerischer Inszenierung – architektonisch auseinandergesetzt. Wir
blick gibt es in Köln viele Flächen, die auf ihre Entdeckung warten – das
können das heute so lesen und gewinnen dem Qualität ab.
Areal Mülheim-Süd etwa. Außer vielleicht in Berlin gibt es in keiner
Stadt so viele zentrumsnah gelegenen Transformationsflächen wie in
Ein anderes Gebäude, das Sie aber auf Anhieb in Ihr Herz geschlossen
Köln. Ein riesiges Potenzial, das lange brach lag und nur darauf wartet,
zu haben scheinen, ist das Quelle-Gebäude in Nürnberg …
ausgeschöpft zu werden.
Hier haben wir es mit einer Ikone der Wirtschaftswunderjahre zu tun –
auch weil der Architekt Ernst Neufert mit den hoch liegenden Bandfens-
Erfordert das Arbeiten am Bestand eigentlich einen bestimmten
tern im Äußeren eine bauliche Entsprechung für die Warenströme im
Architektentypus – einen, der nicht immer die ganz große Geste sucht,
Inneren fand, die dort in bis dato nicht gekannter Komplexität flossen
sondern vielmehr einen Sinn für das hat, das zu bewahren lohnt?
34
ZU BESUCH
Transformation einer Ikone der Wirtschaftswunderjahre: das Quelle-Versandzentrum in Nürnberg in der Planung von ksg.
Für mich persönlich war bestimmt meine Zeit im Büro von Joachim und
Margot Schürmann sehr prägend, bei dem ich nach dem Studium gearbeitet habe. Eine meiner ersten Aufgabe war, in der Kirche St. Martin, die
Schürmann Anfang der Achtzigerjahre wiederaufbaute, Teile der Innenimmer wieder in die Kirche gegangen, um etwa Maß für Ausstellungsdetails zu nehmen. Im Grunde gehöre ich zur Generation, die in das Bauen
im Bestand quasi hineingewachsen ist. Dieses Tabula-rasa-Denken ist
mir bis heute ein bisschen fremd. Natürlich entwerfen und bauen wir
Wilfried Dechau
ausstattung zu zeichnen – den Opferstock zum Beispiel. Gerne bin ich
gerne Neubauten. Dabei ist vielen aber gar nicht bewusst, welche Kom-
Ksg, Köln
petenz in der Bestandsentwicklung und städtebaulichen Transforma-
Aus einem Zusammenschluss junger Kölner Architekten grün-
tion deutsche Architekten mitbringen.
deten Prof. Johannes Kister und Reinhard Scheithauer 1992 das
Büro kister scheithauer & partner. Prof. Susanne Gross unter-
Dabei haben Sie mit der Denkmalpflege, die in Europa über einen ge-
stützt seit 1997 als dritte Partnerin das Büro unter dem Namen
wissen Einfluss verfügt, ab und an Ihre Reibereien?
kister scheithauer gross. 2006 wurde ein Büro in Leipzig eröffnet.
Ich schätze diesen Diskurs, weil es hier auch um die Frage geht, was er-
Johannes Kister arbeitet seit 1994 als Professor für Entwerfen
halten bleiben soll und wo es sich – drastisch formuliert – lediglich um
und Baukonstruktion an der Hochschule Anhalt (FH) am Bau-
Sentimentalität handelt. Transformation ist insofern interessant, als sie
haus Dessau. Das Büro hat ca. 50 Mitarbeiter und beteiligt sich an
sich eben von der Denkmalpflege unterscheidet, da es zum Teil auch da-
vielen Wettbewerben. Rund 40 Bauten wurden bislang realisiert,
rum geht, etwas neu zu bauen und neu zu denken. Und hier beginnt für
zahlreiche davon ausgezeichnet.
www.ksg-architekten.info
den Architekten die Herausforderung, die ungemein viel Spaß bereitet.
35
LIVING SPACE
Neben der 3-D-Funktion bietet die Lichtschalter-App von Busch-Jaeger einen Überblick über das komplette Schalterprogramm.
LICHTSCHALTER NEU ERLEBEN
Mit der Lichtschalter-App +3D lässt sich die nicht nur die ganze Design-Vielfalt der
Busch-Jaeger Schalterprogramme auf das eigene Smartphone oder Tablet holen.
Dank der 3D Funktion bieten sich zudem ungewöhnliche Perspektiven, auch die
virtuelle Kombination mit dem gewünschten Ambiente ist möglich.
Busch-Jaeger bietet ein weiteres überzeu-
gelangt zur selbsterklärenden 3D-Funktion.
ten nah und fern betrachten. Außerdem ist die
gendes Service-Feature, das die Möglichkeiten
Nachdem die App aktiviert ist, visiert man
Austauschbarkeit der jeweiligen Hintergrün-
der mobilen Medien eindrucksvoll ausschöpft.
das Trackingmotiv mit der Kamerafunktion
de möglich. Von unterschiedlichen Tapeten-
Ab sofort lässt sich das faszinierende Design
in der App an. Alles Weitere erledigt die App:
farben und -strukturen bis hin zu speziellen
der Schalterprogramme von Busch-Jaeger auf
Sie verwandelt das Trackingmotiv um in das
Materialien wie Mauerwerk oder Beton lässt
das Smartphone oder Tablet holen. Die neue
jeweilige ausgewählte Pro-
Lichtschalter-App mit 3D-Funktion bietet al-
dukt. Mit der bekannten
len Anwendern die Möglichkeit, sich detailliert
einfachen Wischbewegung
über das komplette Lichtschaltersortiment
lässt sich die dreidimensio-
von Busch-Jaeger und dessen Farbvarianten
nale Abbildung im Display
zu informieren. Dabei kann sie aber weit mehr,
in den verschiedenen ver-
als nur die Schalterprogramme carat®, pur
fügbaren Farben anzeigen. Durch die dreidi-
lädt, lassen sich die Schalterserien problemlos
edelstahl, impuls, solo, Busch-axcent®, alpha,
mensionale Darstellung verschmilzt das Pro-
im geplanten Ambiente testen.
future® linear und Reflex SI miteinander zu
dukt scheinbar mit der Realität. Man kann die
Die Lichtschalter-App +3D von Busch-Jaeger
vergleichen: In der Menüleiste der App findet
Perspektiven wechseln und das Produkt aus
für Smartphone und Tablet ist kostenlos im
man den Button „3D Live View“. Wer dort tippt,
verschiedenen Winkeln und von fast allen Sei-
App Store und im Play Store verfügbar.
36
Jeder Lichtschalter lässt
sich mit der gewünschten
Wandbeschaffenheit
kombinieren.
sich jeder Schalter mit der
gewünschten Wandbeschaffenheit kombinieren. Indem
man die eigene Wand oder die
des Kunden fotografiert und
in die Lichtschalter-App ein-
LIVING SPACE
AUSGEZEICHNET
„Iconic Awards 2014“ – Der Rat für Formgebung prämierte
2014 gleich zwei Produkte von Busch-Jaeger.
Installation
BEST OF BEST
In der Menüleiste der App findet sich der Button
So zeichnete die Jury die Haus- und Gebäudesteuerung
„3D Live View“. Dort einmal drauf tippen – und
Busch-ComfortPanel® mit dem Prädikat „Iconic Awards
man befindet sich in der sich selbsterklärenden
2014 ­– Best of Best“ aus. Mit dieser Lösung ermöglicht
3D-Funktion. Nachdem die App aktiviert ist,
Busch-Jaeger eine neue Dimension für die Haus- und Ge-
das Trackingmotiv mit der Kamerafunktion
bäudesteuerung. Licht schalten oder dimmen, Jalousien
anvisieren. Anschließend verwandelt sich auf
steuern, Raumtemperaturen regeln, sämtliche Funktio-
Smartphoneoder Tablet das Trackingmotiv in
nen zu Szenen bündeln, speichern und mit einem Finger-
das jeweils ausgewählte Produkt. Durch eine
tipp abrufen – der Funktionsumfang des Busch-Comfort­
Wischbewegung lässt sich die dreidimensiona-
Panels® umfasst alle Bereiche des „intelligenten Wohnens“.
le Abbildung im Display in allen verfügbarenFarben darstellen. Durch die dreidimensionale
Darstellung verschmilzt das Produkt scheinbar
mit der Realität.
WINNER
Der Rat der Formgebung kürte das
LED-Lichtmodul Busch-MasterLight als
„Winner“ innerhalb der Iconic Awards
2014. Modernste RGB-Technologie mit
Einstellmöglichkeiten für Lichtfarbe und
Farbtemperatur und ein homogenes Leucht­
verhalten ermöglichen nicht nur ein faszinierendes Spiel mit Licht und Lichtfarben,
sondern auch die Vermittlung von Informationen wie zum Beispiel eine Notfallsignalisierung durch rot-weißes Blinklicht.
Busch-MasterLight wurde als Orientierungs- und Infolicht für den Eingangsbereich konzipiert. Zusätzlich lässt sich auch
die Hausnummer hinterleuchtet anzeigen.
37
Iwan Baan
MATERIAL
Das Ricola Kräuterzentrum in Laufen bei Basel
Lehmfassade
Als Entwicklungshelfer in Afrika lernte Martin Rauch traditionelle
Bautechniken kennen und erkannte ihr Potenzial. Der Gründer der Lehm
Ton Erde Baukunst GmbH hat nun Herzog & de Meurons Entwurf für das
Ricola Kräuterzentrums mit einer Stampflehmfassade ausgestattet.
Was sind die Vorteile des Materials ?
Herr Rauch, zunächst ist Lehm ein lokales Material. Das bedeutet kurze Wege. Hinzu kommt, dass auch die Herstellung kaum Energie benötigt. Beim Ricola-Projekt
liegt der Primärenergiebedarf bei nur 1/8 einer regulären Leichtbaufassade. Im
Innenraum ist es die Feuchteregulierung, die sich sehr positiv auf das Lagerklima
auswirkt. Zudem ist Lehm, weil wasserlöslich, leicht von anderen Baustoffen zu
trennen, kann ohne Qualitätsverlust beliebig oft wiederverwendet oder ohne Umweltbelastung der Natur zurückgegeben werden.
Wie reagiert Lehm auf Regen, Kälte oder Hitze?
Der von uns verarbeitete Stampflehm ist grundsätzlich wasserlöslich. Daher ist es
bei Regen wichtig, die Geschwindigkeit des herunterrinnenden Regens zu drosseln.
Als Schutz werden in Abständen von bis zu ca. 60 cm Mörtelleisten aus Trasskalk an
der Schalungsaußenkante eingebracht und miteingestampft. Alternativ könnten
dies auch Stein- oder Ziegelplatten leisten. Eine minimale Erosion ist in jedem Fall
gegeben und wird technisch und gestalterisch miteinkalkuliert. Kälte und Hitze
stellen kein Problem dar.
Wie sehr ist die Farbigkeit des Materials von regionalen Einflüssen beeinflusst?
Stampflehm ist ein heterogenes Gemisch aus Gestein und Lehm. Im Rahmen der
Erdtöne kann die Farbigkeit stark variieren. Es gibt rote Erden und Gesteine, braune,
gräuliche, gelbliche, anthrazitfarbene und so weiter.
Werden wir in Zukunft mehr Gebäude mit Stampflehmfassade erleben?
Zum einen braucht es wieder etwas mehr Grundvertrauen in das Material und vielleicht auch mehr Mut, weniger Normengläubigkeit und Bereitschaft, auch Veränderungen wie Erosion zuzulassen. Der zweite wesentliche Faktor sind die Kosten.
Energie ist im Vergleich zu Arbeit immer noch sehr günstig. Es gibt aber auch einen
Trend zur lokalen Wertschöpfung. Mit der Vorfertigung sind wir einen wesentlichen Schritt in Richtung Effizienzsteigerung und Anpassung an die Anforderungen
des heutigen Bauablaufs gegangen.
38
39
EINBLICKE
Busch-Welcome® –
türkommunikation mit
neuen funktionen
Das mehrfach ausgezeichnete Türkommunikations-System Busch-
das Modul, der Sensor scannt ihn und erkennt die gespeicherten Daten.
Welcome® setzt sowohl technisch als auch gestalterisch Maßstäbe. Dabei
Eine andere Variante ist die klassische Eingabe eines PIN-Codes über
gewährleistet Busch-Welcome® ein hohes Maß an Sicherheit, da bei Tag
das Modul Tastatur. Und mit dem Produkt Transponder gelangt der Nut-
und Nacht eine Kontrolle des Eingangsbereichs erlaubt wird. Durch mo-
zer über das berührungslose Lesen einer Busch-Jaeger Schlüsselkarte
derne Zwei-Draht-Technik ist Busch-Welcome® einfach zu installieren
ins Gebäude. Dazu gibt es noch eine besonders praktische Variante:
und intuitiv zu bedienen. Bei der Light+Building 2014 präsentierte Busch-
Die Funktion der Schlüsselkarte kann auch ein Smartphone mit NFC-
Jaeger eine Erweiterung des Programms, das sich für den Ersteinsatz im
Funktion übernehmen.
Neubau sowie für Modernisierungen aller Art anbietet.
Alle drei neuen Zutrittskontroll-Module können in jede Busch-
Busch-Welcome® eröffnet jetzt noch mehr Perspektiven. So verbindet
Welcome®-Außenstation in Verbindung mit einem zusätzlichen
das Telefon-Gateway als neue Komponente das Busch-Welcome®-Sys-
Klingelmodul eingebaut werden. Das gilt auch für bereits installierte
tem mit einer Telefonanlage. Das Gateway übernimmt dabei die Rol-
Anlagen. Das IP-Gateway von Busch-Welcome® wurde durch zusätz-
le der Busch-Welcome®-Innenstation. Es nimmt den Türruf entgegen
liche Funktionen erweitert. Durch das myBUSCH-JAEGER Portal ist
und leitet ihn an die angeschlossenen Telefone weiter. So kann der Nut-
jetzt auch über das Internet der sichere Fernzugriff auf eine Busch-
zer von seinem Telefon aus mit dem Besucher sprechen, bei Bedarf die
Welcome®-Anlage möglich – zum Beispiel von unterwegs. Türkom-
Tür öffnen und gegebenenfalls auch das Flurlicht einschalten.
munikation und mobile Kommunikation werden so perfekt miteinander vernetzt. Ausgestattet mit der Busch-Welcome®-App für
Besonders praktisch: der Zugang über das Smartphone
Apple iOS und Android verwandeln sich Smartphone und Tablet-PC in
Neu im Busch-Welcome®-Programm sind außerdem drei Zutrittskon–
mobile Video-Innenstationen, mit denen man nicht nur auf dem Sofa
troll-Module: Bei der Version Fingerprint kann der Nutzer mit seinem hin-
oder im Bad, sondern auch vom Büro oder Hotelzimmer aus den Besu-
terlegten Fingerabdruck die Tür öffnen. Dazu legt er nur seinen Finger auf
cher identifizieren und begrüßen kann.
40
Einblicke
GANZHEITLICHES KONZEPT
Busch-Jaeger hat mit Busch-Welcome® ein
Tür­kommunikations-System entwickelt, das
durch sein ganzheitliches Konzept überzeugende
Lösungen für viele Anwendungsbereiche bietet.
Moderne Zwei-Draht-Technik, intuitive Bedienung und elegantes Design kennzeichnen ein
Programm, das sowohl technisch als auch gestalterisch Maßstäbe setzt.
Kombination mit einer Busch-Welcome®Video-Außenstation
Modul Tastatur für die Eingabe eines PIN-Codes
ZUTRITTSMODULE
Neu im Busch-Welcome®-Sortiment
sind drei Zutrittskontrollmodule: Bei
der Version Fingerprint (rechts) kann
der Nutzer mit seinem hinterlegten
Fingerabdruck die Tür öffnen. Eine
andere Variante ist die klassische Eingabe eines PIN-Codes über das Modul
Tastatur (oben) Mit dem Transponder
gelangt der Nutzer über das berührungslose Lesen einer Busch-Jaeger
Schlüsselkarte ins Gebäude.
Transponder für Schlüsselkarte oder Smartphone
Modul für den Eintritt durch Fingerprint
41
PREISRÄTSEL
GEWINNSPIEL
Wann wurde das hotel am steinplatz wiedereröffnet?
puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine Preisfrage.
Zu gewinnen:
Die Gewinner können sich über einen Buchpreis freuen.
Unter allen richtigen Einsendungen zur Preisfrage verlost Busch-Jaeger je ein
nur parken. Parkhäuser weiterdenken“, erschienen im JOVIS Verlag.
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Einsendeschluss: 28. Februar 2015.
... oder verwenden Sie die Fax-Vorlage, die dieser Ausgabe beiliegt.
Gewinner des letzten Preisrätsels: Claudia Wetteskind aus 97616 Bad Neustadt und
Jupp Inden aus 50937 Köln.
42
Lucas Müller
Exemplar der Bücher „Fictions“, erschienen bei Hatje Cantz, sowie „Mehr als
Ihre Antwort schicken Sie bitte per E-Mail an
BÜCHER
BUCHpreise & Tipps
OBB / Roman Bönsch
VORSCHAU
Vorschau puls 2/2015:
Filip Dujardin
Fictions
Mehr als nur parken.
Parkhäuser weiterdenken
Der Kunst- und Architekturfotograf
Dieses Buch, das sich an Architekten,
Filip Dujardin (*1971 in Gent) arbeitet
Ingenieure, Investoren und Betreiber
seit 2007 an einer Bilderserie, deren
richtet, will eine Diskussion anstoßen und
Humor und Unterhaltungswert mit
mit überraschenden Entwürfen zeigen,
kunstgeschichtlichen Referenzen
welches Potenzial in Parkhäusern schlum-
einhergeht: Fictions präsentiert wun-
mert. Wie könnten diese Zweckbauten bes-
dervolle Architekturen im Gewand
ser in ihre Umgebung integriert werden?
konzeptioneller Sachlichkeit und ist so
Welche alternativen oder auch ergänzen-
voller spielerischer Komik.
den Nutzungen wären denkbar?
Filip Dujardin: Fictions. Hatje Cantz Verlag,
Mehr als nur parken. Parkhäuser weiterdenken. JOVIS
Ostfildern 2014, 120 Seiten, 102 Abb., 39,80 Euro
Verlag, Berlin 2014. 160 S. mit ca. 300 Abb., 34,90 Euro
BAU 2015
Am 19. Januar öffnet in München die BAU
2015 ihre Türen. Mit 2.000 internationalen
Ausstellern aus den Bereichen Architektur,
Materialien und Systeme wird die Messe
bis zum 24. Januar wieder einmal ihrem
Status als Weltleitmesse gerecht. Busch-
Messe München
Jaeger präsentiert in Halle C2 am Stand
Mobilität – die puls-Ausgabe
2/2015 stellt Projekte vor, die
Reiselust machen.
IMPRESSUM
puls
Bewegung in der Architektur
Herausgeber:
Busch-Jaeger Elektro GmbH
Freisenbergstr. 2
58513 Lüdenscheid
www.BUSCH-JAEGER.de
Verlag:
Gesellschaft für Knowhow-Transfer
in Architektur und Bauwesen mbH
70771 Leinfelden-Echterdingen
www.ait-online.de
Redaktionsteam Busch-Jaeger:
Katrin Förster, Wolfgang Schallenberg, Tobias
Schlitzer, Christiane Schulte, Mirko Simon
Redaktion Gesellschaft für
Knowhow-Transfer:
Lasse Ole Hempel, Cornelia Krause
Verlagsleitung: Kristina Bacht
Gestaltung:
Raphael Pohland,
Minister von Hammerstein
Printed in Germany – Imprimé en Allemagne
500 seine Kollektionen und Neuheiten und
© by Busch-Jaeger
hält für das Fachpublikum einige Überra-
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht
schungen parat. auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild,
www.bau-muenchen.com
Übersetzung in Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch Fotokopien, Mikrofilm,
Funk- und Fernsehsendung für alle veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
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