Arztraum 02/2010 - Stefan Ludes Architekten

Transcription

Arztraum 02/2010 - Stefan Ludes Architekten
Nr. 2_ 2010
Das Bau- und Einrichtungsspecial der Ärzte Zeitung für Praxis und Klinik
Einrichtungspsychologie
Design gegen die Angst _
6
Aufgefrischt: Wasserspender liefern sprudelnd kühles Nass _ 3
Aufgemöbelt: Schreibtische sind Chefsache _ 4
Angebaut: Architekt Stefan Ludes ist Experte für Krankenhäuser _ 11
2
M A R K T U N D I N N O VAT I O N
EDITORIAL
Sven
Rohde,
Objektleiter
AUSGABE 2
Farben der Poesie
DONNERSTAG, 29. JULI 2010
NEU AUF DEM MARKT
Im Museum Frieder Burda
in Baden-Baden kann man
in diesem Sommer die bunte
Welt des vielfach begabten
katalanischen Malers und
Liebe Leserin,
lieber Leser,
Bildhauers Joan Miró erleben.
ängstliche Patienten sind eine
Alltagserfahrung in Klinik und
Praxis. Es kann die Angst vor
einer Untersuchung, einer Diagnose oder einer OP sein, und
natürlich ist jeder, der seine
Erfahrungen damit gemacht
hat, darauf vorbereitet und
geschult zu beruhigen. Man
kann sich dafür freilich auch
Hilfe holen – beim Innenarchitekten. Die beruhigende Kraft
von Farben und Materialien,
die angstlösende Wirkung
von hellem Licht ist in der Tat
verblüffend. Und nicht nur das:
Wie die Beispiele beweisen, die
wir Ihnen in diesem ArztRaum
zeigen, lässt sich ein auf wahrnehmungspsychologischen
Erkenntnissen basierendes
Gestaltungskonzept ausgesprochen attraktiv und pragmatisch
umsetzen. „Wie möchte ich als
Patient empfangen werden?“
Das war die Leitfrage bei der
Einrichtung einer radiologischen Praxis in Heidelberg.
Gestellt hatte sie die Frau des
Radiologen, eine Psychologin.
Das Ergebnis (auf den Seiten
6 und 7): überzeugend. Interdisziplinär entstehen häufig die
besseren Lösungen.
Ihr
F
IMPRESSUM
Verlag und Redaktion
Ärzte Zeitung Verlagsgesellschaft mbH
Geschäftsführung
Harm van Maanen (Vorsitzender),
Lothar Kuntz
Chefredaktion
Wolfgang van den Bergh
Chef vom Dienst
Michael Schürmann
ür Jean-Louis Prat ist es so etwas
wie ein Heimspiel. Und das in
zweifacher Hinsicht. Zum einen
hat der Ausstellungsmacher für das
Museum Frieder Burda schon zwei
erfolgreiche Schauen – „Chagall. In
neuem Licht“ (2006) und „Die Skulpturen der Maler“ (2008) – kuratiert.
Zum anderen war Prat eng mit dem
Mann befreundet, dem in diesem
Jahr die große Sommerausstellung
in Baden-Baden gewidmet ist: Joan
Miró (1893–1983).
Prats doppelte Bindung – an den
Ausstellungsort und an den surrealistischen Künstler – ist Garant für
das Gelingen der aktuellen Zusammenstellung von gut 100 Werken des
in Barcelona geborenen Joan Miró.
Unter den 30 Leihgebern aus der
ganzen Welt zeigt sich die Familie
des Künstlers besonders spendabel:
Sie gab aus ihrer privaten Sammlung
25 Werke für die Präsentation in dem
2004 eröffneten Richard-Meier-Bau
frei, das eigens aus diesem Anlass
umgestaltet wurde.
Zwar bilden farbenfrohe Gemälde
den Schwerpunkt der Sonderausstellung. Es sind aber auch Skulpturen,
Keramiken und Papierarbeiten des
vierfachen documenta-Teilnehmers
in den großen, hellen Museumsräumen im Herzen des weltberühmten
Kurortes zu sehen.
Inspiriert durch die Malerkollegen
Vincent van Gogh, Paul Cézanne,
Henri Matisse sowie seinen Landsmann Pablo Picasso fand der Sohn
eines Goldschmieds, der bis zum
Einmarsch der Deutschen 1940 in
50 Karten für die
Orgatec gewinnen
M E S S E . Vom 26. bis 30. Oktober
präsentiert die Orgatec 2010 alles
zu den Themen Einrichtung, Beleuchtung, Bodenbelag und BüroOrganisation. Der ArztRaum als
Medienpartner verlost 50 Eintrittskarten. Schicken Sie eine Mail an
kongressticket@aerztezeitung.de.
Pro Gewinner gibt es zwei Karten.
Bitte vollständige Adresse angeben.
www.orgatec.de
Klassiker für den
Gebrauch im Alltag
Besticht durch kräftige Farbgebung: Mirós Gemälde „L‘or de l‘azur“ (1967) aus der
Fundació Joan Miró, Barcelona. © Successió Miró / VG Bild-Kunst, Bonn 2010; Foto: Jaume Blassi
Paris und später auf Mallorca lebte,
zu einer ganz unverwechselbaren,
symbolhaften Bildsprache. Es gibt
sicher wichtigere Künstler als Miró,
aber nur wenige, deren Werk sich einer so großen Beliebtheit erfreut. Ein
Grund dafür dürfte die starke Farbigkeit seiner Bilder sein, die fast immer
ausgesprochen heiter wirkt.
Die Ausstellung ist noch bis zum
14. November zu sehen. Der Begleitkatalog (224 Seiten, 24,80 Euro) ist im
Verlag Hatje Cantz erschienen.
Mit Picasso befreundet: Joan Miró 1931
© Thérèse Bonney, Paris
in seinem Atelier
D
ie Gestaltung wird wieder wichtiger bei neuen Krankenhäusern. Das zeigen die Architekten
Hans Nickl und Christine Nickl-Weller (siehe Porträt ArztRaum 1/2010)
in ihrem neuen, dreisprachigen
Buch (Englisch, Deutsch, Französisch) „Masterpieces: Hospital Archi-
Ein Dreh – und
weg ist die Feder
tecture + Design“ (Braun Publishing
AG, 304 S., 39,90 Euro), das 61 internationale Bauprojekte – vom kleinen
Krankenhaus über die Fachklinik
bis zum Großkomplex – vorstellt.
Ihre Bestandsaufnahme macht auch
deutlich, dass viele Bauherren von
Architekten heute die Erfüllung eines
weiteren Kriteriums erwarten: die
Steigerung der Lebensqualität für Patienten und Personal durch bauliche
Elemente. 445 Abbildungen geben
vom Gelingen hier und dort Zeugnis.
www.braun-publishing.ch
S C H R E I B G E R Ä T. Ein Füller ohne
Kappe? „Da läuft doch die Tinte
raus“, denkt man instinktiv. Doch
Lamy ist nicht erst seit gestern im
Geschäft. „Dialog 3“ heißt die innovative Lösung, die der Schweizer
Designer Franco Clivio gefunden
hat. Ein Dreh, und die teil-platinierte Feder ist vor Austrocknung
und Schmutz geschützt.
Neues Fachbuch.
© Braun Publishing
Redaktion
Hauke Gerlof (verantw.),
Sven Rohde (Objektleitung),
Reinhard Helling, Sabine Henßen
Kontakt
wi@aerztezeitung.de
s.rohde@justpublish.de
Tel. 040/8816744-0
DER PRAXISKLASSIKER
Grafisches Konzept
Till Schlünz, Stephan Thomaier
Layout
Mone Beeck (Artdirector)
Anzeigen
Ute Krille (Tel. 06102/506-157)
Titel
Aufenthaltsraum der Kinder- und
Jugendpsychiatrie im evangelischen
Krankenhaus Königin Elisabeth
Herzberge, www.keh-berlin.de;
Foto: diephotodesigner.de
Vier der elf USM-Farben. © USM Haller
www.wilhelm-wagenfeld-stiftung.de
www.museum-frieder-burda.de
Von Fachleuten inspiziert
Ein Architektenehepaar hat
neue Gesundheitsbauten
auf den Prüfstand gestellt.
A U S S T E L L U N G . Ob die Salz- und
Pfefferstreuer „Max“ und „Moritz“,
die Bauhausleuchte WG 24 (siehe
ArztRaum 1/2010) oder die Teekanne für Jena Glas – was der Industriedesigner Wilhelm Wagenfeld
(1900–1990) entwarf, war schön
und taugte für den Gebrauch im
Alltag. Zum 110. Geburtstag zeigt
die Wagenfeld Stiftung in Bremen
bis zum 12. 9. eine Retrospektive.
Stahlrohr-Möbelsystem USM Haller
Am Anfang war die Messingkugel. Dann kamen sechs Gewindebohrungen
und verchromte Stahlrohre hinzu. Am Ende folgten die Verkleidungen für
die Seitenflächen. Und schon war das Grundgerüst des Möbelsystems fertig, das heute unter dem Namen USM Haller in der ganzen Welt bekannt
ist und für die gelungene Verbindung von Eleganz und Perfektion steht.
1962 hat der Schweizer Architekt Fritz Haller im Auftrag des Diplomingenieurs Paul Schärer aus Münsingen das Bausystem erfunden, 1969 begann
die Serienproduktion, seit 2001 ist es durch die Aufnahme in die ständige
Sammlung des Museum of Modern Art in New York geadelt. Heute kann
man sich die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten (Verkleidungselemente
in elf Farben und drei Materialien) für Möbel aller Art in Showrooms von
Bern bis Tokio ansehen oder sich im Internet individuell seinen WunschSchrank konfigurieren lassen. www.usm.com
www.lamy.de
Frische Luft ohne
lästige Geräusche
V E N T I L AT O R . Schnell kreisende
Rotorblätter bringen im Sommer
zwar Frischluft, aber auch Unruhe.
Nicht so der „Air Multiplier Vertilator“ von Dyson, der mit neuer
Technik lediglich den Luftstrom
verstärkt. Das leicht zu reinigende
Gerät sieht aus wie ein Dressurreifen für Kleintiere und wurde mit
dem iF gold award ausgezeichnet.
www.dyson.de
AUSGABE 2
STIL UND IMAGE
DONNERSTAG, 29. JULI 2010
Sauber
eingeschenkt
Gallone oder Leitung? Diese Frage stellt sich, wenn ein
neuer Wasserspender das Service-Angebot für Patienten
bereichern soll. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile.
Von Benedikt Baikousis
Erfrischt und löscht den Durst besser als alles andere – ein Glas Wasser.
G
erade an heißen Tagen kann
Durst zur Qual werden. Und
wenn sich dann auch noch die
Zeit im Wartezimmer für die Patienten hinzieht, sollten Kliniken und
Arztpraxen vorbereitet sein und ihnen ein erfrischendes Getränk anbieten können. Wenig elegant ist das
Glas Leitungswasser aus dem Hahn
der Teeküche. Professionell wirkt dagegen ein Wasserspender zur Selbstbedienung, vielleicht sogar ergänzt
mit Gläsern in einheitlichem Design.
Zwei Varianten an Wasserspendern
mit Kühlung hält der Markt bereit:
mit Anschluss ans Leitungsnetz oder
Systeme mit Wassergallonen.
„Wir bieten beide Systeme an – zur
Miete oder zum Kauf“, sagt Michael
Worpenberg von Aqua Trend. Für 24
Euro monatlich vermietet die Firma zum Beispiel einen GallonenWasserspender aus Edelstahl, der
Wer Wasserspender
aufstellt, muss auf
eine einwandfreie
Hygiene achten.
Kaufpreis beträgt 810 Euro. Hinzu
kommen 18,50 Euro für die vorgeschriebene Wartung pro Quartal sowie 11,50 Euro für eine 18,9 Liter fassende Wassergallone – Anlieferung
inklusive.
Unerlässlich: eine regelmäßige
hygienische Betreuung
Deutlich günstiger sind die Verbrauchskosten von Geräten mit
Anschluss an die Wasserleitung.
Denn der Liter Leitungswasser kostet nur 0,5 Cent, der Liter GallonenWasser dagegen 60 Cent. Dafür ist
der Anschaffungspreis für ein leitungsgestützes Gerät, das das Wasser mehrfach filtert, höher. Kleine
Tischanlagen gibt es für rund
1200 Euro. „Die Preise für größe-
© Fotolia
3
re Wasserspender mit Anschluss ans
Leitungsnetz bewegen sich zwischen
2000 bis 3500 Euro“, sagt Peter Röhl
von AquaTechnik-Röhl. Hinzu kommen noch 69 Euro pro Wartung, die
laut Röhl zwei- bis viermal im Jahr
durchgeführt werden sollte. Wer will,
kann so ein Gerät auch leasen.
Auch bezüglich des Themas Hygiene haben die Leitungswasser-Geräte
Vorteile. Denn Gallonen müssen alle
zwei bis drei Wochen ausgetauscht
werden – auch wenn sie noch halb
voll sind. Darüber hinaus sollten die
Gallonen nicht im Sonnenlicht stehen. Insgesamt gilt für alle Wasserspender-Systeme: Sie müssen samt
Hahn und Schläuchen regelmäßig
gewartet, gereinigt und desinfiziert
werden. Die Verkaufsstellen bieten einen entsprechenden Service an. Eine
unabhängige Beratung offerieren
auch Institute wie Fresenius oder das
Institut für mikrobiologische Qualitätssicherung.
GUT ZU WISSEN
• Gallonensysteme: Sie sind günstig in
der Anschaffung, aber sehr teuer im
Verbrauch: Der Liter Gallonenwasser,
etwa von der Firma Aqua Trend, kostet
60 Cent. Zudem: Aus hygienischen Gründen müssen die Gallonen alle zwei bis
drei Wochen ausgetauscht werden.
• Leitungswasser-Systeme: Sie sind
teurer in der Anschaffung, dafür sehr
viel günstiger im Verbrauch. Ein Liter
Leitungswasser kostet nur 0,5 Cent.
• Hygiene: Beide Systeme müssen regelmäßig gewartet werden. In Kliniken
gelten dabei strengere hygienische
Richtlinien als in Arztpraxen.
Wasserspender
mit LeitungsnetzAnschluss gibt
es auch als Tischgerät. © Siemens
Ein Spender, der sein Wasser
aus Gallonen bezieht. © Gerolsteiner
hgschmitz.de
Neu. Gira Rufsystem 834 Plus
Das neue Rufsystem mit Sprachfunktion
passend zum Schalterprogramm
Das neue Gira Rufsystem 834 Plus ist ein Bussystem zum Hilferuf und zur Kommunikation in Krankenhäusern, Arztpraxen, Pflegeheimen und Wohnanlagen. Es ermöglicht, Notrufe auszulösen und Gespräche in bestechend hoher Sprachqualität zu führen – auch
in Sanitärbereichen. Das System erfüllt die Anforderungen der DIN VDE 0834 und ist in die Gira Schalterprogramme integriert.
Per Plug and play ist es überaus leicht zu installieren. Mehr Informationen: www.gira.de/rufsystem834plus
Abb. von links: Gira Dienstzimmerterminal mit Sprachfunktion, Arztruf und Anwesenheit 2; Tastschalter / SCHUKO-Steckdose;
Zimmersignalleuchte. Schalterprogramm links: Gira E2, Reinweiß glänzend, rechts: Gira Esprit, Glas Schwarz/Farbe Alu
4
M AT E R I A L U N D T E C H N I K
AUSGABE 2
DONNERSTAG, 29. JULI 2010
Komfortabel: „Heritage“
ist in der Höhe bis
1,17 Meter elektrisch
verstellbar und bietet
uneingeschränkte Beinfreiheit. Ab ca. 3500 Euro.
www.inwerk.de
Massiv: Das Modell
„Bremen“ überzeugt
mit zeitlosem Design
und einer hochwertigen
Verarbeitung.
Preis auf Anfrage.
www.rohde-grahl.com
Bunt: „BaObab“ ist Tisch
und Skulptur zugleich. Die
besondere Form bietet viel
Stauraum. Ca. 2500 Euro.
www.vitra.com
Die Auswahl ist Chefsache
Ein guter Praxis-Schreibtisch ermöglicht komfortables
Arbeiten und bietet eine Plattform für das Gespräch mit
den Patienten. Er ist zugleich individuelles Statussymbol,
exklusives Designobjekt und prägend für das Arztzimmer.
Von Franziska Stelter
Klar: „Lorenco“
verbindet Glas und
verchromtes Metall.
Ca. 800 Euro.
www.kare-design.com
D
eutsche Ärzte sitzen täglich zwei
bis drei Stunden an bürokratischen Aufgaben am Schreibtisch – das stellte das eHealth-Unternehmen „CompuGROUP“ in einer
aktuellen Umfrage fest. Hinzu kommt
seine Rolle als Kommunikationsplattform: Patientengespräche werden oft
über das zentral, zwischen den Gesprächspartnern platzierte Möbel
hinweg geführt.
Ein enormes Angebot an Material,
Form und Farbe stellt jeden Mediziner vor eine schwierige Entscheidung. Ganz frei ist man bei der Wahl
des idealen Schreibtisches allerdings
nicht: Damit sich beide – Arzt und
Patient – vor und hinter dem Möbel
wohlfühlen, gilt es, einige Aspekte zu
beachten.
So sollte die Raumatmosphäre berücksichtigt werden: In einer traditionellen Praxis etwa wirkt ein futuristischer Designertisch in knalligem
Grün fehl am Platz. Ebenso würde ein
massives Holzgebilde in schlicht-modernen Räumlichkeiten von den Patienten leicht als Störfaktor wahrgenommen werden. Als Fauxpas könnte
sich ein schwarzer Schreibtisch er-
weisen. Einersets liegen die dunklen
Möbelstücke stark im Trend, weil sie
dem Raum eine edle Note und dem
Besitzer Würde verleihen. Allerdings
steht Schwarz auch für Trauer und
Leid. Dies könnte im Unterbewusstsein der Patienten negative Assoziationen auslösen und Ängste hervorrufen. Empfehlenswert für Praxis und
Klinik sind eher warme sowie fröhliche Farben oder – wo es mit der restlichen Einrichtung harmoniert – ein
dezentes Designerstück.
G R O S S E A U S WA H L
Ihr neuer Traum-Schreibtisch ist
auf dieser Seite nicht dabei? Dann
haben Sie vielleicht Glück in Köln.
Dort präsentiert die Orgatec eine
große Auswahl an Tischen und
Stehpulten. Auf Seite 2 erfahren
Sie mehr über die Internationale
Leitmesse für Office and Object
und unsere Verlosung von 50 Freikarten für einen Messebesuch.
Extravagant: Der formschöne „i-con-desk“ ist
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ERGONOMISCH UND SICHER
Anforderungen an den Praxis-Schreibtisch
Es liegt im Ermessen des Arztes,
welchen Schreibtisch er für sein
Chefzimmer wählt. Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG)
hat jedoch Anforderungen an den
Arbeitsplatz formuliert, an denen man sich bei der Wahl des
Möbels orientieren kann.
• Sicherheit: Zu diesem Aspekt
zählen Material, Oberfläche und
Stabilität. Es muss gewährleistet
werden, dass die verwendeten
Rohstoffe den täglichen Bean-
spruchungen standhalten. Zudem
darf keine Verletzungsgefahr,
etwa an scharfen Ecken, bestehen.
Bei Belastungen darf der Tisch
nicht nachgeben. Stabilität ist bei
Stehpulten sehr wichtig.
• Ergonomie: Eine Tischhöhe
von 72 Zentimetern ist Standard,
höhenverstellbare Modelle sind variabel bis 118 Zentimeter. Die Mindestiefe liegt bei 80 Zentimetern,
die Ablagefläche sollte minimal
128 Quadratzentimeter betragen.
Modern: „Lane“
kombiniert Lack
und Holz in
diversen Designs.
Preis auf Anfrage.
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AUSGABE 2
M AT E R I A L U N D T E C H N I K
DONNERSTAG, 29. JULI 2010
Zwischen Licht
und Schatten
Klassisch, aber nicht langweilig, geradlinig, aber
nicht streng – Sonnen- und Sichtschutz ist in
Praxisräumen unverzichtbar und sollte vor allem
eines: die Praxis in ein gutes Licht tauchen.
Von Irene Altenmüller
Ein optimaler Sichtschutz sollte
flexibel und designtreu sein
G
enügend Tageslicht hereinlassen und die Blicke neugieriger
Passanten aussperren, den
Raum freundlich und hell erscheinen
lassen – diese Anforderungen sollte
ein modernes Sonnen- und Sichtschutzsystem in einer Arztpraxis erfüllen. Ob Rollo, Jalousie, Flächenvorhang oder Faltstore – an Form, Farbe
und Material hat der Markt einiges zu
bieten. Bei der Auswahl sollte man
sorgfältig vorgehen: Die Art des Sichtschutzes prägt den Gesamteindruck
eines Raumes in ähnlicher Weise wie
Einrichtungsgegenstände.
Der Favorit in vielen Praxen ist nach
wie vor der Lamellenvorhang. Die
vertikalen Lamellen schneiden das
Sonnenlicht in feine Streifen, genau
im gewünschten Maße. Technisch
ist dieser Klassiker auf dem neuesten
Stand: Stoffe gibt es mit unterschied-
lichsten funktionalen Eigenschaften,
ob antibakteriell, feuchtigkeitsabweisend oder in verschiedenen Reflektionsstärken. Der Bedienkomfort
reicht von Schnurzug mit Kette bis
zum Elektroantrieb. Durch die flexibel einstellbaren Lamellen lässt sich
der Raum komplett verdunkeln, aber
auch einzelne Teile lassen sich gezielt
mit Tageslicht erhellen.
Von der Funktion her ähnlich ist die
Horizontal-Jalousie. Auch hier gibt es
sogenannte Lichtlenkjalousien, deren
Lamellen sich unabhängig voneinander verstellen lassen und so auf die
Lichtverhältnisse im Raum flexibel
reagieren können. Für alle Systeme
gilt: Ebenso wichtig wie reflektierende Materialien – beispielsweise durch
Metallbeschichtungen – ist die Farbe:
Dunkle Töne absorbieren, helle reflektieren das Licht.
„Flächenvorhänge
wirken elegant und
verleihen dem Raum
Großzügigkeit.“
Birgit Kuhnke,
Einrichtungsberaterin
„In Praxen arbeiten wir zurzeit viel mit
Flächenvorhängen in hellen Farben“,
erklärt Birgit Kuhnke, Objektberaterin beim Hamburger Inneneinrichter
Lübbers. Flächenvorhänge sind Stoffbahnen, die an einer Schiene oben
aufgehängt und am unteren Ende beschwert sind, sodass die Oberfläche
immer glatt ist. „Sie wirken elegant
und edel, verleihen dem Raum Großzügigkeit und Ruhe“, so Kuhnke.
Für eine praktische und optisch
ansprechende Art des Flächenvorhangs hat sich die Hamburger Innenarchitektin Birgit Schnaase bei der
Einrichtung einer Praxis entschieden:
Vor den Fenstern brachte sie Plexiglasscheiben in unterschiedlichen
Farbtönen zwischen Rot und Weiß an,
5
Spiel mit Licht und Fläche: Plexiglasscheiben in den Corporate Colours der Praxis,
unabhängig voneinander verschiebbar und leicht zu reinigen. © Morten Strauch
abwaschbar und leicht zu reinigen,
die unabhängig voneinander verschoben werden können, sodass immer wieder unterschiedliche Lichtfilter und Farbflächen entstehen. „Die
vier Farben sind dabei die Farben der
Praxis, die sich auch in anderen Einrichtungselementen wiederfinden“,
erklärt die Innenarchitektin.
Wer sich noch einen Schritt weiter
in Richtung Individualisierung wagt,
für den kommen die Möglichkeiten
moderner Computertechnik infrage.
So ist es möglich, Jalousien, Rollos
oder Flächenvorhänge mit Schriftzügen zu bedrucken. Auch das eigene
Logo lässt sich in den Sonnen- und
Sichtschutz integrieren. Dies sollte
aber möglichst unaufdringlich wirken, schließlich geht es um den Gesamteindruck der Praxis – und darum, dass sich der Patient dort gut
aufgehoben fühlt.
Funktional, edel und dekorativ:
Der vertikale Lamellenvorhang ist
ein flexibler Klassiker. © Luxaflex
Ich will schon möglichst
kostenoptimiert bauen.
Aber nicht auf Kosten anderer.
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dem nachwachsenden Rohstoff Holz, die weltweit patentierte biologische Wärmedämmung
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Wenn es um die ökologische Konzeption von
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den Einsatz umweltschonender Ressourcen
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Ausgezeichnet mit dem Deutschen
Nachhaltigkeitspreis 2009
6
T I T E LT H E M A
AUSGABE 2
DONNERSTAG, 29. JULI 2010
Auf Design-Inseln
die Sorgen vergessen
Lichtplanung nach wahrnehmungspsychologischen Erkenntnissen,
individuelle, sehr persönliche Einrichtungsphilosophien oder
neue Raumkonzepte in Arztpraxen und Kliniken können kleinen
und großen Patienten die Ängste in Ausnahmesituationen
nehmen – und damit den Therapieerfolg maßgeblich steigern.
Von Sabine Henßen
Die pink leuchtenden Glaselemente der Palisander-Theke sollen die Angst vorm Kernspin nehm
E
lise ist zwar eine Prinzessin, doch
schreien, toben und weinen, wie
sie gerade will, darf sie darum
noch lange nicht. So zieht sie sich
gern auf ihre Insel zurück, um einfach
mal in Ruhe durchzuatmen. Ganz
ähnlich wie der Prinzessin ergeht es
auch Kindern, die eine Therapie machen. „Psychotherapie wirkt bei Kindern und Jugendlichen, wenn sie sich
öffnen und anvertrauen können“, so
Dr. Kamilla Körner-Köbele, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Evangelischen Krankenhaus
Königin Elisabeth Herzberge (KEH)
in Berlin-Lichtenberg. „Und dafür
braucht es ein heilsames Milieu.“
Seit Oktober 2009 begrüßt Elise, das
Maskottchen der Patienten zwischen
3 und 18 Jahren, die Ankömmlinge
im Eingangsbereich ihres Eilandes.
Entwickelt wurde das Konzept, junge
Patienten auf eine imaginäre Insel zu
schicken, von den Ärzten, Psychologen und Therapeuten der Abteilung
gemeinsam mit dem Berliner Architekturbüro Dan Pearlman. „Wir
sprachen mit den Psychologen, den
Kindern und Jugendlichen. Es sollte nichts schöngeredet werden, aber
auch keine falschen Bilder entworfen
werden, die nach hinten losgehen.
So entwickelten wir die Insel-Metapher“, erläutert Prime Lee, Architekt
und Konzeptioner bei Pearlman.
Eine therapeutische Auszeit
auf der Insel nehmen
Eine Metapher, die an Urlaub erinnere, an einen Ort, den man irgendwann
auch wieder verlassen wird. Kindern,
Jugendlichen und ihren Eltern die
Angst nehmen, einen positiven Blick
auf die Therapie vermitteln, sodass
sie den Aufenthalt im KEH als Auszeit
begreifen und keinesfalls als Strafe
dafür, nicht mehr zu funktionieren,
das gehörte zu den Leitideen. Die
Kids sollen sich geborgen fühlen,
Sicherheit und Förderung erfahren
in Strukturen, die ihnen Halt geben.
„Wir haben es geschafft, die inhaltlichen Konzepte mit der räumlichen
Situation in Einklang zu bringen“, so
Körner-Köbele.
Ein Raum- und Kommunikationskonzept, das Austausch- und
Rückzugsmöglichkeiten bietet – und
sich durch den Einsatz von Farben,
Formen und Materialien an die Bedürfnisse der unterschiedlichen Altersgruppen anpasst. „Für die 3- bis
7-Jährigen haben wir eine Dünenlandschaft mit viel flauschigen Oberflächen kreiert. Die 8- bis 13-Jährigen
schießen in die Höhe, wollen klettern,
darum die Palmhütte, in die sie sich
oben hineinsetzen können. Und die
14- bis 18-Jsährigen haben den Hafen
als Bild, denn die wollen auch mal
mit dem Schiff verreisen“, beschreibt
der Kreative Lee die verschiedenen
Stationen auf der Insel. Die Farbwelt
Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge: Architekten schufen gemeinsam mit den Therapeuten „Elises Insel“. © diephotodesigner.de
Das Maskottchen „Elise“ schuf Illustrator Gregor Hinz.
HIER LESEN SIE …
... wo interdisziplinäre
Raumkonzepte entstehen.
... warum Praxisdesign
Persönlichkeit haben soll.
... wie viel Helligkeit gegen
das Unbehagen hilft.
deckt Sand- und Orangetöne, Grünund Brauntöne und auch Blautöne
ab. „Auf krasse Kontraste haben wir
auf Anraten der Psychologen verzichtet“, so Prime Lee.
Dr. Philip G. Petry, Facharzt für radiologische Diagnostik in Heidelberg,
setzt dagegen auf die Leitfarbe Pink
– und auf Kunst, um Ängste bei den
Patienten zu lösen. „Wer zum ersten Mal in die Praxis kommt und die
großformatigen Ölgemälde von Dietmar Brixy sieht, stoppt kurz und fragt:
Bin ich hier richtig? Doch dann reagieren die Patienten begeistert, weil
ihnen Atmosphäre zusagt“, berichtet
der Radiologe.
Petry setzte auf ein sehr persönliches Gestaltungskonzept, um die
750 Quadratmeter große Praxis in
eine stress- und angstfreie Umgebung zu verwandeln: „Meine Frau hat
mich beraten. Sie hat neben Psychologie auch Kunst studiert und ein sehr
gutes Empfinden für Farbe und Formen. Ich plante zunächst eine sehr
klassische Praxis. Doch sie sagte: Da
würde ich mich unwohl fühlen!“ Und
entwarf das Gestaltungskonzept so,
wie sie als Patient empfangen werden
Ein Raum- und Kommunikationskonzept, das in der Kinder- und Jugenpsychiatrie für Geborg
AUSGABE 2
T I T E LT H E M A
DONNERSTAG, 29. JULI 2010
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KURZ GEFRAGT
„Helles Licht
lässt Ängste
verschwinden“
Der Leiter der wahrnehmungspsychologischen Abteilung
des Bartenbach Lichtlabors rät, Patienten mit 2500 Lux
zu umgeben. Er sagt aber auch: Helligkeit sollte man mit
Informationen, etwa Designelementen, kombinieren.
men. Während der Untersuchung in der Praxis Dr. Petry illuminiert ein Farbwechsler den MRT-Raum und lenkt die Patienten ab. © Dr. P. Petry
wollte. „Wir haben viel Leidenschaft
ins Design gesteckt und ein Jahr geplant“, so Petry.
Dass der persönliche Geschmack
des Arztes durchaus in das Praxisdesign einfließen sollte, rät auch
Johannes Kottjé, Architekt und
Buchautor: „Ich habe mit ihm als
Persönlichkeit zu tun. Anderenfalls
könnte der Patient das Gefühl haben,
der innenarchitektonische Entwurf
habe mit dem Arzt gar nichts zu tun.“
Der Experte empfiehlt, ein Wartezimmer etwas wohnlicher zu gestalten
als üblich: Statt der typischen Freischwinger, ringsum an der Wand aufgereiht, etwa ein Sofa mit hineinzustellen. „Und es kann die Spannung
des Ambientes erhöhen, bei Farben
und Formen mit Kontrasten und Brüchen, zu arbeiten. Zugleich soll aber
eine Homogenität erkennbar sein.“
So könne man das Wartezimmer in
einem Farbton gestalten und die Brüche durch variierende Formen herbeiführen – oder umgekehrt.
Leichte Brüche im Design
sorgen für Ablenkung
„Der Patient soll nicht eingelullt werden, die leichten Brüche machen
neugierig und bringen Abwechslung
– und Ablenkung“, erklärt Kottjé. Ein
Grundgedanke des Facharztes für
Radiologie war: „Warum den Stress
nicht nehmen? Vor allem sollten die
Leute nicht anfangen zu grübeln.“ Ins
Grübeln geraten die Patienten nun,
wenn sie die abstrakten Großformate
des Malers Brixy betrachten oder die
transluzente Skulptur im Eingangs-
genheit und Halt sorgt.
aber nur die Horizontalkomponente
ab, sprich: Der Arbeitstisch soll gut
ausgeleuchtet sein. Die biologische
Lichtwirkung aber nimmt auch die
Vertikalkomponente in den Fokus,
wie das Licht ins Auge trifft. Es sollte
also nicht allein von der Decke kommen, sondern auch von der Seite.
bereich, die ebenso wie der Palisanderholz-Tresen mit pinkfarbenen Elementen durchsetzt ist. „Pink symbolisiert Fröhlichkeit und nimmt die
Angst vor dem Kernspin“, so Petry.
Blau bedeutet nicht gleich Ruhe:
Farbempfinden ist subjektiv
„Patienten wissen
das authentische
Design zu schätzen
und öffnen sich ihrem
Arzt gegenüber.“
Mathias Reuter,
Innenarchitekt
Doch: Farben sind der Mode unterworfen, und die ultimative Farbe gegen Angst existiert nicht. Auf die Patientenpsyche muss also vielschichtiger
eingegangen werden. Mathias Reuter
hat die radiologische Praxis als Innenarchitekt mitgestaltet. Er erklärt:
„Das Einrichtungs- und Farbkonzept
passt zu Dr. Petry, das goutieren auch
seine Patienten und sagen: ‚Sie geben
viel von sich preis, also kann auch ich
mich öffnen!‘“ Reuter empfiehlt, sich
auf wenige Farben zu konzentrieren:
„Zwei bis drei, die sich ganz individuell wiederholen lassen – das vermittelt eine gewisse Ruhe, aber keine
Beliebigkeit.“
Häufig werden Farben in Form
von buntem Licht auch in KernspinUntersuchungsräumen
eingesetzt.
Markus Canazei, spezialisiert auf
Wahrnehmungspsychologie, erklärt:
„Besonders ein Farbwechsler kann
hier gut die Aufmerksamkeit auf
sich ziehen.“ Würde aber dauerhaft
nur eine Farbe leuchten, müsse man
vorher genau die Präferenzen abklären. „Man weiß mittlerweile, dass
rötliches Licht eher aktiviert, blaues
Licht eher beruhigt. Jedoch ist die intrasubjektive Variabilität so groß, dass
viele Menschen es genau umgekehrt
empfinden.“
ArztRaum: Genügt es, angstbesetzte
Behandlungszimmer in 2500 Lux zu
tauchen?
Markus Canazei, Master
of Science Psychotherapie,
Bartenbach Lichtlabor,
Aldrans bei Innsbruck
© privat
ArztRaum: Kann man über die
Praxisbeleuchtung die PatientenPsyche beeinflussen?
Markus Canazei: Studien belegen:
Helles Licht, wie es auch für die
Lichttherapie eingesetzt wird, zeigt
anxiolytische Wirkung, lässt Ängste
verschwinden.
ArztRaum: Mit welcher Helligkeit
sollte man arbeiten?
Canazei: Eine Beleuchtungsstärke
von 2500 Lux ist notwendig, um eine
Wirkung zu erzielen – hierfür reichen schon große Fenster aus. Die
Beleuchtungsstärke ist maßgeblich,
zur Lichtfarbe dagegen, etwa blaues
oder rötliches Licht, gibt es wenige
Daten. In normalen Räumen sind
500 Lux die Norm, im Arbeitsbereich
1000 Lux. Diese Normen decken
Canazei: Wären da nur weiße Wände, würde die Helligkeit als unangenehm empfunden. Man muss sie mit
Informationsgehalt kombinieren,
Designelementen etwa. Sieht man
aus einem Fenster, empfindet man
die Helligkeit als angenehm, weil
man die Natur sieht und Eindrücke
aufnimmt.
ArztRaum: Welche Maßnahmen wirken darüber hinaus angsthemmend?
Canazei: Eine natürliche Umgebung
ist maßgebend, Pflanzen, die die
klinische Anmutung aufheben, einen Bezug nach draußen darstellen.
Auch ein Fenster löst die Angst. In
Räumen ohne Tageslicht, häufig in
der Radiologie anzutreffen, ist entscheidend, wie die Lichtverteilung
wirkt. Lichtquellen mit großer Streuung, die ein diffuses Licht werfen,
werden als weniger angenehm empfunden, denn die Konturen verwischen, die Plastizität wird reduziert.
Besser ist gerichtetes Licht, das auch
hellere und dunklere Bereiche im
Raum schafft.
ZWISCHENRUF
Kunstfehler im Wartezimmer
© diephotodesigner.de
Sorgenbrecher: Naturmotive an bespielbaren Decken- und Wandisplays.
© Siemens
Er habe seine innere Hölle auf Leinwand gebannt – so hat es der Künstler in seinem Tagebuch notiert. Und tatsächlich: Das Bild strahlt Angst
und Apokalypse aus, lässt den Betrachter wie eh und je erschaudern. Das
hat jedoch einen Hamburger Arzt nicht davon abhalten können, Edvard
Munchs Gemälde „Der Schrei“ in seinem Wartezimmer aufzuhängen.
Zwar nur im Postkartenformat und nicht die Radierung in düsterem Grau,
sondern die Version mit orange-rotem Himmel. Kurz vor Weltuntergang
also – genau die richtige Einstimmung auf das Arzt-Patienten-Gespräch.
Es sind selten die richtig großen Kunstfehler im Wortsinn, die in Praxisund Klinikeinrichtungen begangen werden. Doch wer vertraut schon den
Fähigkeiten eines Orthopäden, wenn der auf abgewetzte Lederstühle der
Achtzigerjahre (türkis!) bittet? Beherrscht der Arzt wirklich die allerneuesten Operationstechniken, wenn der Patient in seinen Behandlungsräumen
dem zweifelhaften Real-Retro-Charme erliegen soll?
Es muss ja nicht immer gleich die einrichtungspsychologische Musterpraxis sein. Doch warum müssen eigentlich die Umkleideräume kurz
vor dem MRT-Schafott immer klein, dunkel und farblos sein? Sollen
sie vorbereitend und mahnend wirken, nach der Devise: Gleich wird es
noch kleiner, noch dunkler und ganz gewiss nicht farbenfroher? Manch
grundlose Angst vor ungutem Ergebnis im MRT könnte schon durch eine
entkrampfende Auskleidesituation vermieden werden. Farbe und Licht
würden einstweilen genügen.
Axel Limberg
8
ERGONOMIE UND EFFIZIENZ
AUSGABE 2
Ihren CO2-Ausstoß
binnen fünf Jahren um
25 Prozent zu senken,
schafften bereits
29 deutsche Kliniken
© NearlyG-Fotolia.com
DONNERSTAG, 29. JULI 2010
B E R AT U N G I S T G E F R A G T
„Steigen die Kosten,
wächst der Druck“
Klaus Rataj berät Kliniken und Kommunen in Fragen der
Energie-Effizienz. Er will die Techniker vor Ort einbinden:
„Sie kennen ihre Anlagen gut und wissen, wo es brennt!“
Energieaufwand werden analysiert.
Wie steht es um die Gebäudeleittechnik: Sind Daten gespeichert?
Falls diese fehlen, führen wir eigene Messungen durch. Nach etwa
sechs Wochen folgt Phase zwei, die
Auswertung und Präsentation der
Ergebnisse. Phase drei sieht vor,
Schwerpunkte zu definieren und
festzulegen, wie es weitergeht.
Auf dem Weg
zur EnergieSpar-Klinik
Dass im Energiemanagement gewaltige Einsparpotenziale
liegen, erkennen immer mehr Häuser. Für ihr Engagement
erhielten 29 bereits das Gütesiegel „Energie sparendes
Krankenhaus“ – vor zehn Jahren von einer Klinik mitinitiiert.
Von Sabine Henßen
D
ass im Klinikbereich Energie eingespart werden muss, war schon
vor zehn Jahren auf den Berliner
Energietagen ein großes Thema. Damals entstand auch die Idee für das
BUND-Gütesiegel ‚Energie sparendes
Krankenhaus‘“, sagt Annegret Dickhoff, Projektleiterin beim BUND. „Initiatoren waren neben der Berliner
Energieagentur und dem BUND Berlin auch das Evangelische Hubertus
Krankenhaus.“ Wer es schafft, Energie
einzusparen und so klimaschädliche
Kohlendioxid-Emission zu reduzieren,
der sollte für sein Engagement belohnt
werden.
Ausgezeichnet wird, wer mehr
als 25 Prozent Energie einspart
Am „Vorreiter-Krankenhaus“ Hubertus in Berlin – 2001 als Erstes mit dem
Siegel ausgezeichnet – leitet Michael
Die Abwärme eines Blockheizkraftwerks
dient im Klinikum Konstanz der Warmwassergewinnung. © BUND Berlin
„Bei jährlichen
Energiekosten von
500 000 Euro ist
eine Ersparnis von
150 000 möglich.“
Jens Kothe,
Hochtief Energy, Berlin
ArztRaum: Und wie geht es weiter?
Schröder die Technik: „Energiekosten
und Verbrauch wuchsen uns über
den Kopf, die Anlagen waren teils
aus den Achtzigern, schlecht zu regeln und energetisch veraltet.“ Doch
nicht allein der Kostendruck war entscheidend, „auch das Bewusstsein,
ökologisch handeln zu wollen“, sagt
Schröder.
Einfach ist es nicht, die Kriterien
für das Siegel zu erfüllen: „So muss
nachgewiesen werden, dass der CO2Ausstoß in den letzten fünf Jahren um
mehr als 25 Prozent reduziert wurde“,
sagt Dickhoff. Nach fünf Jahren kann
eine Verlängerung beantragt werden:
Das Siegel wird nur zuerkannt, wenn
auch weiter Energie eingespart wurde.
Das ist bisher 23 Häusern gelungen.
Im Hubertus Krankenhaus war damals für den Umbau zu einem energieeffizienteren Betrieb eine Investitionssumme von einer Million Mark
notwendig. „Das konnten wir nicht
allein tragen. Wir mussten uns einen
Partner suchen“, berichtet Schröder.
Die Berliner Energieagentur half und
initiierte eine Ausschreibung.
Den Zuschlag bekam der Energie-Contractor Hochtief Energy, mit
dem ein Vertrag bis 2013 geschlossen wurde. „Garantiert haben wir ein
Einsparpotenzial von 30 Prozent. Bei
jährlichen Energiekosten von 500 000
Euro bedeutet das eine Ersparnis von
rund 150 000“, rechnet Jens Kothe von
Hochtief Energy vor, der die Klinik bis
heute betreut. Tatsächlich liegt die
Ersparnis sogar bei 230 000 Euro jährlich. So profitiert die Klinik doppelt:
Sie erhält neue Anlagen vom Contractor und behält einen Teil – nahezu 20
Prozent – der eingesparten Energiekosten. 80 Prozent erhält Hochtief für
sein Investment, wie beispielsweise
das Blockheizkraftwerk.
Klaus Rataj, Elektrotechnik-Ingenieur
Eta Energieberatung,
Pfaffenhofen. © privat
ArztRaum: Wann entsteht in Krankenhäusern Beratungsbedarf?
Dipl.-Ing. Klaus Rataj: Mit strukturellen Veränderungen oder mit der
nächsten Jahresabrechnung, wenn
neue Verträge mit Versorgern ausgehandelt werden. Wenn die Kosten
steigen, dann wächst der Druck auf
die Chefs und technischen Leiter.
ArztRaum: Wie gestaltet sich der
Beratungsprozess?
Rataj: Der Starttermin bedeutet,
Unterlagen sichten, eine erste Begehung, Erwartungen, Ziele und
Schwerpunkte klären. Daraus wird
der Auftrag generiert. Wichtig ist, die
Leute vor Ort ins Boot zu holen, denn
sie kennen ihre Anlagen am besten.
Wir müssen dorthin geführt werden,
wo es brennt! Es soll geklärt werden:
„Wie hoch sind unsere Potenziale?“
und „Was sparen wir denn?“
ArztRaum: Und weitere Stationen?
Rataj: In Phase eins wird der Ist-Zustand ermittelt: Verträge, Betriebstagebücher, Bestandsanlagen, Betriebsstunden, Geräte mit hohem
ArztRaum: Welche Maßnahmen
erfordern die höchste Investition?
Rataj: Ein Blockheizkraftwerk aufgrund der Umbaumaßnahmen. Die
komplette Wärmeerzeugung wird
umgestellt, das bedeutet Kesselumoder -rückbau, die Regelungstechnik muss angepasst werden, ebenso
das Rohrleitungssystem.
ArztRaum: Wo liegen die größten
Einsparpotenziale?
Rataj: Bei der Wärme- und auch bei
der Dampferzeugung, beim Warmwasser und der Raumlufttechnik.
Auch die Erzeugung von Kälte für
die Gerätekühlung birgt Potenzial.
Es muss geklärt werden: Kann Umgebungsluft im Winter das Kälteaggregat ersetzen. Und eine Raumlufttechnikanlage sollte unbedingt mit
einer Wärmerückgewinnung gekoppelt sein, sonst ist das hinsichtlich
der Energieeffizienz katastrophal!
INFOS, ADRESSEN UND AKTEURE
Intelligente Regelungstechnik
kontrolliert mehr als 500 Daten
„Unser Blockheizkraftwerk liefert eine
Leistung von 325 kW. Nachts, wenn wir
weniger Energie verbrauchen, fährt es
auf 80 Prozent herunter“, sagt Techniker Schröder. Dies wäre undenkbar
ohne Energiemanagement mittels einer intelligenten Regelungstechnik.
„Das Kernstück ist die Direct-DigitalControl-Anlage, im Leitrechner laufen
etwa 500 Informationen zusammen“,
sos Berater Kothe. Es fließen Daten zu
Temperatur, Druck und Feuchte ein
sowie Meldungen von Pumpen und
Ventilatoren. Neben der Steuerungsfunktion erfasst die Anlage auch alle
Verbrauchsdaten für die Auswertung.
Und auch die Natur profitiert: Lag
die Klinik 2001 noch bei etwa 30 Prozent, waren es 2006 schon 45 Prozent
Energieersparnis, gemessen an der Situation vor 1999 – was der BUND mit
einer Siegel-Verlängerung belohnte.
Rataj: Wir zeigen Lösungen auf,
auch organisatorische, geringinvestive, wie das Ändern von Nutzer-Fehlverhalten. Ein Beispiel: Die
Regelungstechnik ist faktisch außer
Gefecht gesetzt, weil auf manuell
umgestellt wurde. Bei Lösungen,
die Investitionen erfordern, klären
wir, wie hoch diese ausfallen werden
und wann sie sich amortisieren.
• Der Bund für Umwelt- und
Naturschutz vergibt das einzige
Siegel, das nur auf den Kliniksektor angewendet wird.
Alles über Projekte und Kriterien
unter: www.energiesparendeskrankenhaus.de
• Informationskampagne
Klinergie 2020 www.klinergie.de
• Fraunhofer Studie: Analyse des
Energieverbrauchs und Bestpractice-Lösungen in Krankenhäusern www.umsicht.fraunhofer.
de/publikationen/#studien
• Forschungsprojekt „Krankenhaus plus“ www.bine.info/
hauptnavigation/publikationen/
news/news/forschungsprojektkrankenhaus-plus/
• Energie-Contractoren:
www.ergon-online.com
www.gweenergie.de
www.hochtief-energy
management.de
www.niewels-energie.de
www.imtech.de
www.buildingtechnologies.
siemens.com/BT/DE
• Energieberatungsunternehmen
mit Bund- und Länderbeteiligung:
Neben der Berliner Energieagentur
und der Energieagentur NRW
listet der Bundesverband der
Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands 23 weitere
Energieagenturen auf unter:
www.energieagenturen.de
• Auswahl privater Energieberatungsunternehmen mit
Klinikkunden:
www.greeninghealthcare.de
www.zukunft-haus.info
www.eta-energieberatung.de
www.ges-energy.de
www.megawatt.de
www.ergon-online.com
AUSGABE 2
ERGONOMIE UND EFFIZIENZ
DONNERSTAG, 29. JULI 2010
Pioniere des
neuen Lichts
Leuchtdioden erobern den Lichtmarkt. Kein Wunder:
Die LED-Lampen sind energieeffizient und halten
Jahrzehnte. Doch sehen sie auch gut aus? Ein
Orthopäde aus Aachen bestätigt: „Auf jeden Fall!“
Auftrag erhalten, ein Beleuchtungskonzept für die 250 Quadratmeter
große Praxis des Orthopäden zu erstellen. Eine Herausforderung, denn
der Arzt hatte genaue Vorstellungen:
„Ich wollte eine Beleuchtung, die
meinen Ansprüchen genügt – auch
den ästhetischen“, sagt Fischert.
Schnell war dem Planer klar: In
diese Umgebung passt keine durchschnittliche Beleuchtung. Deswegen
schlug Schleip LED des Stuttgarter
Herstellers Nimbus vor, die den Facharzt überzeugten: „Ich bin mit der
Leuchtleistung sehr zufrieden. Wer
über eine neue Beleuchtung nachdenkt und einen Sinn für Ästhetik hat,
der wird diese Lampen nehmen.“
LED-Lampen sind ein modernes
und ästhetisches Leuchtmittel
Von Benedikt Baikousis
Über der Theke aufgehängt: die Nimbus-Leuchten „Q 400“.
S
o etwas hatte Dr. Hans Georg Fischer noch nicht gesehen. Fasziniert blickte der Orthopäde aus
Aachen auf die ein Quadratmeter
große, leuchtende Platte, aus deren
Unterseite „ein Regen aus Licht“ fiel.
Zudem war er überrascht, wie hell
diese Beleuchtung ist. Bislang kannte er LED – die Abkürzung für Light
Emitting Diodes – nur als Effektbeleuchtung. Nach der Vorstellung war
sich Fischer sicher: Dieses Licht sollte
die Praxis nach dem Umzug beleuchten. „Die Faszination ist bis heute geblieben“, berichtet er.
„Neue Licht-Technologien brauchen Bauherren, die sich für deren offensichtliche Vorteile begeistern können“, sagt der Aachener Lichtplaner
Kurt Schleip von der Firma Möbelund Lichtplan. Vor zwei Jahren hatte
der Diplomingenieur von Fischer den
9
„Es ist wie ein
Regen aus Licht,
der vom Himmel
heruntertropft.“
Dr. Hans Georg Fischer,
Orthopäde
Über der Anmeldung hängen jetzt
an feinen Stahlseilen die großen, nur
acht Millimeter dicken Deckenleuchten des Modells „Q 400“ – die 400
steht für die Zahl der Leuchtdioden,
aus denen die Leuchte zusammengesetzt ist. Auch die anderen Modelle wie die Wandleuchten oder die
eingebauten Deckenleuchten erlangen ihre Leuchtkraft durch die vielen
aneinandergereihte Leuchtdioden.
Der Orthopäde war vom Ergebnis begeistert, berichtet Lichtplaner
Schleip: „Die Kombination in den
Räumen ist toll, die teilweise futuristischen, farbigen Bilder, die weißen
Wände und dazu die kaum sichtbaren Beleuchtungskörper, deren
Licht einfach nur aus der Decke oder
Wand zu leuchten scheint.“ Doch Dr.
Fischer interessiert sich nicht nur für
Ästhetik. Die Lampen sollten auch
sparsam im Energieverbrauch und
langlebig sein. Und energieeffizient
sind LED. Das verdeutlicht ein Vergleich. Während die Leistungsaufnahme einer „Zen On“-Wandleuchte
bei 2 Watt liegt, benötigt eine Halogenlampe mit gleicher Leuchtleistung
20 Watt.
„Sehr überzeugend fand ich zudem
die lange Haltbarkeit von LED. In
meiner alten Praxis bin ich fast jede
Woche auf die Leiter gestiegen und
www.nimbus-group.com
habe Leuchtmittel ausgetauscht“, sagt
der Arzt. Nach Angaben der Fördergemeinschaft Gutes Licht kann die
Lebensdauer von LED-Leuchten bis
zu 50 000 Stunden erreichen.
Der Nachteil: Sie sind teuer in der
Anschaffung. Das mag sich ändern.
Doch noch kostet etwa die „Q 144“Leuchte 619 Euro. Wie viel Fischer für
alle LED-Leuchten bezahlt hat? „Eine
fünfstellige Summe …“
WIE FUNKTIONIEREN EIGENTLICH ...
… Light Emitting Diodes, kurz LED?
Im 19. Jahrhundert waren Glühlampen Hightech, im 21. Jahrhundert
sind es LED: Leuchtdioden sind sehr kleine Elektronik-Chips aus speziellen Halbleiterkristallen. Wenn durch diesen Festkörper Strom fließt,
beginnt er zu leuchten. Experten nennen diesen Prozess Elektrolumineszenz. Da LED-Licht im Gegensatz zu Glühbirnen oder Halogenlampen
keine Wärme abstrahlt, wird es auch als kaltes Licht bezeichnet. Und es
stimmt: LED kann man anfassen, selbst wenn sie unter Strom stehen.
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10
B E T R I E B U N D O R G A N I S AT I O N
AUSGABE 2
DONNERSTAG, 29. JULI 2010
Hände weg
von alten
Meistern
Der alte Sekretär von Tante Hilde, ein Perserteppich oder die
antike Kommode aus dem Wohnzimmer: Privates Mobiliar
kann Steuern sparen, wenn es als Betriebsvermögen in
die Praxiseinrichtung übergeht. Doch Vorsicht bei Kunst.
Von Tim Braun
E
in geerbtes Gemälde zur Erbauung von Patienten und Mitarbeitern in die Praxis zu hängen, ist
aus Sicht von Steuerexperten keine
gute Idee. Denn solch ein wertvoller
Kunstgegenstand könnte dem Arzt
einen fiskalischen Schaden bescheren. Anders stellt sich die Sache bei
einem vererbten Sekretär, einer antiken Kommode oder einem Perserteppich für das Sprechzimmer dar.
Wer überlegt, derartige Gegenstände
kämen vielleicht in der Praxis besser
zur Geltung als im Eigenheim, kann
damit sogar Steuern sparen.
Mobiliar verringert den zu
versteuernden Gewinn
Der Grund für diese Vergünstigung:
Die Gegenstände gehen vom Privatbesitz in das Betriebsvermögen über,
gelten somit als Betriebsausgabe und
können über eine bestimmte Laufzeit abgeschrieben werden.
„Angenommen, ein alter Sekretär
hat einen Wert von 10 000 Euro und
soll in das Betriebsvermögen übergehen, dann kann dieser Wert über
die nächsten fünf Jahre abgeschrieben werden. Der zu versteuernde
Gewinn verringert sich in diesem Fall
jährlich um 2000 Euro“, erklärt Stefan
Siewert, Steuerberater, Sachverständiger und Mitinhaber der Steuerberatungskanzlei Siewert und Witte in
Hamburg. Handelt es sich bei dem
Gegenstand dagegen um ein sogenanntes geringwertiges Wirtschaftsgut – also eines, dessen Wert nicht
mehr als 410 Euro beträgt –, kann es
in einem Jahr vollständig abgeschrieben werden.
Der Einlagewert eines Möbels richtet sich nach dem sogenannten Teilwert, der ungefähr dem geschätzten
Zeitwert entspricht. Dieser kann entweder selbst taxiert werden oder geht
– bei sehr alten Gegenständen – aus
einer Expertise hervor. „Man sollte
dringend darauf achten, dass sich
der Gegenstand auch wirklich in der
Schöne Möbel
aus Privatbesitz in
die Praxis zu stellen
kann steuerliche
Vorteile bringen.
In manchen Fällen
aber auch Nachteile.
© privat
„Man sollte keine
Kunstwerke in die
Praxisräume stellen,
die im Wert steigen!“
Stefan Siewert,
Steuerberater aus Hamburg
Praxis oder auch im häuslichen Arbeitszimmer befindet“, rät Siewert.
Die Unterbringung an anderen Orten könnte als Steuerhinterziehung
geahndet werden. Die Couchgarnitur
im Wohnzimmer bietet sich also nicht
als geeignete Steueroase an.
Weiterhin ist auf folgende Rechtslage zu achten: Wenn ein Arzt seine
Praxis aufgibt und den Gegenstand
wieder in seine eigenen vier Wänden
zurückholen möchte, muss er ihn zu
dem dann gültigen Teilwert versteuern. „Im Normalfall tritt dieser Fall
ein, wenn der Arzt seine Praxis aus
Altersgründen oder krankheitsbedingt nicht mehr weiterführen kann.
Wenn er älter als 55 Jahre ist oder als
berufsunfähig eingestuft wurde, gilt
für die Veräußerung ein ermäßigter
Steuersatz, der meist zwischen 22 und
25 Prozent liegt“, so Siewert. Bei dem
auf 10 000 Euro dotierten Beispiel-Sekretär wären also zwischen 2200 und
2500 Euro Steuern fällig – auch, wenn
der Sekretär zwischenzeitlich steuerlich komplett abgeschrieben wurde.
Grundsätzlich gilt: Der Wert des Gegenstands, der nach der Veräußerung
der Praxis wieder in Privatbesitz übergeht, wird auf den Veräußerungsgewinn draufgeschlagen – und verringert
möglicherweise den Freibetrag von
45 000 Euro, der in diesem Fall gilt. Der
Steuerexperte rechnet vor: Wenn der
Verkaufserlös der Praxis beispielsweise bei 136 000 Euro liegt, müssen die
10 000 Euro des Möbels aufgeschlagen
werden. Somit beträgt die zu versteuernde Summe 146 000 Euro.
Und jetzt kommt wieder das geerbte Kunstwerk ins Spiel. Unangenehm
kann es werden, wenn der Wert der
Möbel oder Kunstwerke in den Jahren, die sie in der Praxis untergebracht
waren, gestiegen ist. Denn auch dieser
Wertgewinn muss nun versteuert werden. Darum rät Siewert: „Bloß keine
Kunstwerke in die Praxis stellen, die
möglicherweise im Wert steigen!“
M I T M O B I L I A R S T E U E R N S PA R E N
• Ausgabe: Möbel, die vom Privatbesitz in die Praxis übernommen
werden und somit ins Betriebsvermögen übergehen, gelten als
Betriebsausgabe.
• Abschreibung: Stellt man beispielsweise seinen alten Sekretär mit
einem Teilwert in Höhe von 10 000 Euro in den Praxisräumen auf, so
kann man ihn über fünf Jahre abschreiben. Während dieser Zeit verringert sich der zu versteuernde Gewinn um jährlich um 2000 Euro. Möbel
bis zu einem Wert von 410 Euro können binnen eines Jahres vollständig
abgeschrieben werden.
• Aufgabe: Wird die Praxis aufgegeben und sollen die Möbel wieder
zurück ins Eigenheim, so muss der aktuelle Teilwert versteuert werden.
Vorsicht bei neuen sowie alten Meistern: Kunstwerke können im Wert
steigen und damit auch der zu versteuernde Betrag!
Der geerbte Sekretär in der Praxis gilt als Teil des Betriebsvermögens. © privat
AUSGABE 2
A R C H I T E K T E N P O RT R Ä T
DONNERSTAG, 29. JULI 2010
11
S T E FA N L U D E S
Die Umgebung
soll motivieren
Das Büro des Architekten ist
seit 50 Jahren auf Bauten für
Krankenhäuser spezialisiert.
D
as Büro Stefan Ludes Architekten
mit Hauptsitz in Berlin und
Niederlassungen in München
und Halle blickt in zweiter Generation auf eine 50-jährige Geschichte
zurück. Mit mittlerweile mehr als 80
Mitarbeitern hat es sich zu einem
der führenden Büros für Bauten im
Gesundheitswesen in Deutschland
entwickelt. Das Aufgabenspektrum
umfasst von Pflegeeinrichtungen für
behinderte und alte Menschen bis
zum universitären Hochschulbau alle
Facetten des Themas. Inhaber Stefan
Ludes studierte neben Architektur
auch Bildhauerei und setzt auf eine
nachhaltige Ästhetik, auf Bauten, die
im konzeptionellen Anspruch kaum
mit den funktionalen Zweckbauten
vergangener Jahre zu vergleichen
sind. Diesen Anspruch transportieren das Neurozentrum Kiel, die Kinder- und Jugendpsychiatrie Rostock,
das Helios-Klinikum Bad Saarow
und auch das Ärztehaus mit MVZ in
Ingolstadt (siehe Interview). Der Diplom-Ingenieur will Orte schaffen,
an denen Menschen arbeiten, leben
und genesen, und eine Architektur,
die sie hierin unterstützt.
Die Architektur soll den
Patienten die Angst nehmen
„Die Qualität von Architektur und
Gestaltung bemisst sich im Gesundheitswesen auch daran, ob es ihr gelingt, eine Umgebung zu schaffen, die
für den Patienten Angst, Hilflosigkeit
und Verunsicherung lindert. Und
für Ärzte und Pfleger eine motivierende Umgebung schafft“, sagt der
Architekt aus dem nordrhein-westfälischen Dorsten mit Wahlheimat Berlin. Und wie setzt er diesen Anspruch
um? „Im Mittelpunkt steht für unser
Büro die Harmonisierung von ästhetischen Ansprüchen, prozessoptimalen Strukturen und wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen“, so Ludes.
Das Ärztehaus mit MVZ am Klinikum Ingolstadt: viel Licht durch hohe Fenster, ein markantes, frisches Grün als Leitfarbe und warmes, helles Holz.
„Die Psyche
steht im
Mittelpunkt“
In Ingolstadt haben Stefan Ludes Architekten 2009 für das
dortige Klinikum einen Anbau realisiert: ein Medizinisches
Versorgungszentrum, das wie eine Arztpraxis wirken soll.
TIPPS FÜR BAUHERREN
• Damit die Kommunikation
klappt, kann man mit dem Architekten zu Beginn einer Maßnahme einen Workshop durchführen:
Was hat man für Vorstellungen?
Welche Kriterien sollen erfüllt
werden? Auch mal einen Schritt
zurücktreten und versuchen, mit
Distanz auf das Projekt zu schauen.
• Die Startphase eines Projekts ist
die intensivste Phase, dafür sollten
Bauherren unbedingt genügend
Zeit einplanen.
• Pro-Listen erstellen: Was ist
mir besonders wichtig, welche
Aspekte können dahinter zurücktreten?
• Für den Meinungsbildungspro-
zess kann es sehr hilfreich sein,
zu bereits realisierten Objekten zu
reisen. Sich unterschiedliche Projekte anschauen und sich dadurch
inspirieren lassen. Das können
Architekten und Bauherrn auch
gern gemeinsam unternehmen.
ArztRaum: Ihr Ärztehaus grenzt direkt
an das Klinikum Ingolstadt, ein
Schwerpunktkrankenhaus, das auch
Bauherr der Erweiterung war. Worin
liegen die Vorzüge dieser räumlichen
Nähe?
wenn 90 Prozent feststehen, muss der
Bau aus architektonischer Sicht doch
äußerst flexibel bleiben.
Ludes: Die räumliche Vernetzung
ist bewusst so angelegt, dass das
Ärztehaus das Krankenhaus „im Rücken“ hat. Im MVZ wird ambulant
operiert, falls Komplikationen auftreten sollten, ist eine ebenengleiche
Verbindung vorhanden. Das gibt den
MVZ-Patienten das Gefühl von Sicherheit. Im vorderen Bereich gibt es
die OP-Ebene, die Radiologie und die
Diagnostik. Ein weiterer Vorteil sind
die logistischen Synergien – die Versorgung mit Sterilgut und die wesentliche Energieversorgung erfolgt über
die Klinik, die mit dem MVZ auch digital vernetzt ist.
Ludes: Es ist eine Addition kleiner
Einheiten. Wir denken an den einzelnen Arzt, wenn wir ein MVZ bauen!
Zweitens: Der Wechsel ist Standard.
Das ist eine unserer Maximen im
Gesundheitsbau. Das Konzept muss
stark sein für individuelle Wünsche
und auch für eine gewisse Fluktuation. Kleine Bereiche für kleine Praxen,
größere Einheiten, die Möglichkeit,
Bereiche zusammenzulegen, das
muss der Entwurf hergeben, diese
Ausbauflexibilität muss das Gebäude
in der Praxis leisten.
Von Sabine Henßen
ArztRaum: Wie viel Prozent der Fläche
war schon fest verplant, als Sie mit
dem Projekt starteten?
ArztRaum: Warum haben Sie sich mit
Ihrem Büro auf Bauten im Gesundheitswesen spezialisiert?
Ludes: Etwa 60 Prozent der Fläche:
für Fachärzte, die ambulanten OP
und für das Dialysezentrum auf der
dritten Ebene, dessen Betreiber zu
den Bauherren gehörte. Doch selbst
www.ludes-architekten.de
© Werner Huthmacher
ArztRaum: Wie haben Sie dem im Fall
Ingolstadt Rechnung getragen?
ArztRaum: Bleibt beim heutigen Kostendruck noch Raum für Ästhetik?
Ludes: Ästhetik und ökonomische Bauweise sind kein Widerspruch: Wenn
man die Technikkosten mittels intelligenter Entwürfe reduziert, bleibt mehr
für die Ausbauqualität oder für Kunst.
Das Kostenintensive liegt unter der
Oberfläche. Schließlich sagt ja auch
der Bauherr: Wir wollen Gestaltung!
Stefan Ludes: Mich fasziniert das Thema Krankenhausbau, obwohl man
Gefahr läuft, als Planer stigmatisiert
zu werden, der Funktionsmaschinen
entwirft, als reiner Technokrat. Dabei
ist das Gegenteil der Fall: Die Psyche
der Menschen steht im Mittelpunkt.
Für uns Planer gilt es, besonders anspruchsvolle Aufgaben zu erfüllen,
die Architektur ist nicht auf die Oberfläche reduziert, die Funktion ist von
Bedeutung – und vor allem wie diese
wahrgenommen wird.
ArztRaum: Wie spiegelt sich das in
dem Neubau in Ingolstadt wider?
Ludes: Das Ärztehaus mit einem Medizinischem Versorgungszentrum hat
27 Nutzungseinheiten, erstreckt sich
auf 14 000 Quadratmetern über fünf
Ebenen. Da wir auch das innenarchitektonische Konzept verantworten,
haben wir uns für ein markantes, frische Grün als Leitfarbe entschieden.
Zudem wurde helles Holz verbaut,
raumhohe Fensterflächen sorgen für
viel Licht. Die Patienten haben den
Eindruck: Ich gehe in die Arztpraxis im
Ärztehaus. Und nehmen den angrenzenden Klinikkomplex mit Hochleistungsmedizin, auch der getrennten
Eingangssituation wegen, kaum wahr.
„Eine der Devisen
im Gesundheitsbau
lautet bei uns: Der
Wechsel ist Standard.“
Stefan Ludes, Architekt
Kreisalten- und Pflegeheim in Werneck: Das Zusammenspiel von Holzfassade,
Farbe und Licht strahlt Wärme aus. © Barbara Staubach
Kredite & Finanzierung
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