Merkel und Gabriel: Historische Einigung

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Merkel und Gabriel: Historische Einigung
Im „Spotlight“: Zu Besuch in der Redaktion des „Boston Globe“ – Seite 3
11 Freunde:
Wünsche an den neuen
DFB-Chef – Seite 16
Mit Humor: Gijs Leenaars,
der neue Leiter des Berliner
Rundfunkchors – Kultur, Seite 20
Nach Torspektakel:
Liverpool besiegt
Dortmund 4:3 – Seite 18
BERLIN, FREITAG, 15. APRIL 2016 / 72. JAHRGANG / NR. 22 729
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Michael Müllers SPD
Konfrontation
vor Kaliningrad
Moskau - Russland hat die Vorwürfe eines aggressiven Verhaltens seiner Kampfflugzeuge in der Ostsee zurückgewiesen.
Die Besatzungen der SU-24-Bomber, die
an einem US-Lenkwaffenzerstörer vorbeigeflogen waren, hätten alle Sicherheitsregeln eingehalten, meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag unter
Berufung auf einen Sprecher des Verteidigungsministeriumsin Moskau.Das US-Militärhatte am Vortagdie Aktionen der russischen Kampfflugzeuge als simulierte Angriffe und aggressives Verhalten bezeichnet. Sie hätten den Lenkwaffenzerstörer
„Donald Cook“ in niedriger Höhe überflogen. Der Kapitänhabe das Vorgehenals „gefährlich und unprofessionell“ beschrieben. Die „Donald Cook“ hatte am Montag
einen Besuch in Polen beendet und befuhr während der Zwischenfälle internationale Gewässer in fast 130 Kilometern
Entfernung zur nächsten russischen Küste
vor Kaliningrad.
rtr
Düsseldorf - Im Kampf gegen Steuerhinterziehung hat Nordrhein-Westfalen Daten über verdächtige Konten in Höhe von
rund 100 Milliarden Schweizer Franken
an 27 Staaten weitergegeben. Das berichtete NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) am Donnerstag in Düsseldorf. Die NRW-Steuerfahndung sei im
Zuge von Ermittlungen gegen Banken auf
die Konten tausender ausländischer Privatleute und Unternehmen mit einem Anlagevolumen von insgesamt bis zu 101
Milliarden Schweizer Franken (rund 93
Milliarden Euro) gestoßen. Bei diesen
Kontobeständen sei nun zu prüfen, ob
die Erträge ordnungsgemäß versteuert
wurden oder nicht.
dpa
— Seite 4
Von Ulrich Zawatka-Gerlach
D
„Gefährlich und unprofessionell“ – oder völlig okay? Russisches und amerikanisches Militär kamen sich auf der Ostsee sehr nahe.
Foto: US-Navy/Reuters
Merkel und Gabriel: Historische Einigung
Integrationsgesetz soll fördern und fordern / Koalitionsausschuss verabschiedet auch Anti-Terror-Paket
lässliche Angebote geben, die abgestuft
sein sollen für Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive“ und für solche mit einer
weniger guter Bleibeperspektive. Das
Eckpunktepapier sieht Leistungskürzungen für Integrationsunwillige und eine
Wohnsitzvorschrift auch für anerkannte
Asylbewerber vor. Auf der anderen Seite
soll die Eingliederung von Flüchtlingen
in den Arbeitsmarkt erleichtert werden.
Dazu soll die Vorrangprüfung für drei
Jahre ausgesetzt werden, die deutsche
oder europäische Bewerber um eine
Stelle bevorzugt. Zudem sollen Asylbewerber anders als bisher auch als Leiharbeiter beschäftigt werden können. „Wir
haben für Migranten viel erreicht und für
die Gesellschaft viel gewonnen“, sagte
Gabriel. Auch CSU-Chef Horst Seehofer
lobte, das geplante Gesetz eröffne die
Chance für eine gelingende Integration.
über Leiharbeit, Erbschaftsteuer und Finanzfragen hatte die große Koalition unter Druck gestanden, sich handlungsfähig zu zeigen. Die Partei- und Fraktionsvorsitzenden einigten sich nicht nur auf
das Integrationsgesetz, sondern auch darauf, die Sicherheitsbehörden mit einem
Anti-Terror-Paket zu stärken. Bei den
Themen Erbschaftsteuer und Kaufanreize für Elektro-Autos konnte dagegen
kein Ergebnis erzielt werden. Das von
der SPD vorgelegte Gesetz zu Leiharbeit
und Zeitverträgen, das vor allem von der
CSU lange blockiert worden war, soll nun
in die Ressortabstimmung geschickt werden. Änderungen an Details dieses Gesetzes sind bis zur Verabschiedung im Bundestag aber weiter möglich.
Zum Integrationsgesetz sagte Merkel,
es werde auf dem „Prinzip des Forderns
und Förderns“ beruhen. Es werde „ver-
Von Hans Monath
und Rainer Woratschka
Berlin - Deutschland soll erstmals ein eigenständiges Integrationsgesetz bekommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel
(SPD) nannten das Vorhaben am Donnerstag auf einer Pressekonferenz „historisch“. Der Koalitionsausschuss hatte
sich in der Nacht zuvor darauf geeinigt.
„Ich glaube, dass wir Wesentliches erreichen konnten“, sagte Merkel. Es sei ein
qualitativer Fortschritt, nun erstmals den
Entwurf eines Integrationsgesetzes vorzulegen. Gabriel sagte, er sei sich sicher,
dass „dieses Gesetz in ein paar Jahren
rückwirkend als ein Meilenstein für ein
Einwanderungsgesetz gelten“ werde.
Nach monatelangem Streit vor allem
über die Flüchtlingspolitik, aber auch
Kritik an der Einigung kam vom Deutschen Caritasverband. Dessen Präsident
Peter Neher kritisierte Teile des geplanten Gesetzes. Er finde es „politisch fatal“,
dass die Einigung „das Signal setzt, man
müsse Flüchtlingen mit Sanktionen drohen“, sagte er dem Tagesspiegel. „Nach
unserer Erfahrung gibt es weniger das
Problem, dass sie Integrationskurse verweigern, sondern dass sie sie nicht finden, weil das Angebot nicht ausreicht.“
Als positiv bewertete Neher die Abschaffung der Vorrangprüfung bei der Arbeitssuche. Diese habe Flüchtlinge „massiv daran gehindert hat, Arbeit zu finden“. Für
die Menschenrechtsorganisation Pro
Asyl erklärte Geschäftsführer Günter
Burkhardt, das Vorhaben laufe auf ein
„Desintegrationsgesetz“ hinaus.
— Seiten 2, 3 und Meinungsseite
C
Stöß macht
den Weg frei
für Müller
Hells Angels
Schlecker soll
Ganztagsschulen
mischten
36-mal Geld
steigern
im „Artemis“ mit abgezogen haben Leistungen nicht
Berlin - Der Berliner SPD bleibt ein
Machtkampf um das Amt des Vorsitzenden erspart: Parteichef Jan Stöß machte
am Donnerstag den Weg frei für eine
Machtübernahme durch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller. Am
Vortag hatte Müller bekannt gegeben,
dass er sich für das Amt des SPD-Landesvorsitzenden bewerbe. „Keinesfalls“
wolle er „unseren Landesverband in eine
Zerreißprobe führen“, erklärte Stöß. Er
„werde daher beim Landesparteitag am
30. April 2016 nicht wieder als Landesvorsitzender der Berliner SPD kandidieren“. Er sei zwar von vielen „ermutigt
und unterstützt“ worden, gegen Müller
anzutreten. Letztlich wolle er aber den
Erfolg der SPD bei der Abgeordnetenhauswahl am 18. September nicht gefährden, erklärte Stöß.
AFP
Berlin - Rocker der „Hells Angels“ haben nach Justizangaben Geschäftskontakte zu den Betreibern des Großbordells
„Artemis“ in Halensee unterhalten. Im
Zuge der Ermittlungen sei „ein unmittelbarer Bezug zur organisierten Kriminalität in einem vermeintlich legalen Betrieb“ festgestellt worden, sagte Andreas
Behm, Leiter der Staatsanwaltschaft Berlin, am Donnerstag. Die Rocker sollen
mit dem Wissen der Betreiber Frauen
zum Anschaffen ins „Artemis“ geschickt
haben. Die beiden Bordellbetreiber wurden am Mittwoch wegen des dringenden
Verdachts auf Sozialversicherungsbetrug
in zweistelliger Millionenhöhe in Untersuchungshaft genommen. Das Bezirksamt Charlottenburg–Wilmersdorf prüft,
ob das Bordell geschlossen werden kann
– am Donnerstag hatte es geöffnet. kat
Stuttgart - Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft dem Gründer der pleitegegangenen Drogeriemarktkette Schlecker, Anton Schlecker, zahlreiche Vergehen vor.
Im Zuge der Insolvenz soll er in insgesamt 36 Fällen Vermögenswerte beiseitegeschafft und dem Zugriff der Gläubiger
entzogen haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Darüber hinaus wird dem ehemaligen Drogeriekönig vorgeworfen, schon in den Jahren vor
der Insolvenz die Verhältnisse in seinem
Konzern falsch wiedergegeben und in einem Fall vor dem Insolvenzgericht unrichtige Angaben gemacht und diese an
Eides statt versichert zu haben. Neben
Anton Schlecker erhob die Staatsanwaltschaft auch Anklage gegen seine beiden
Kinder, seine Ehefrau und zwei Wirtschaftsprüfer.
AFP
Berlin - Ganztagsschulen können zwar
die Motivation, das Sozialverhalten und
ein positives Selbstbild ihrer Schülerinnen und Schüler fördern. Dass sich Ganztagsschulen aber auch positiv auf die fachlichen Kompetenzen auswirken, lässt
sich nicht nachweisen. Das geht aus der
„Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG)“ hervor, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Selbst
wenn die fachlichen Zusatzangebote eine
besonders hohe Qualität aufwiesen oder
die Schüler besonders intensiv teilnahmen, konnten die Bildungsforscher von
vier pädagogischen Forschungsinstituten
keine Leistungszuwächse im Lesen oder
in den Naturwissenschaften gegenüber
denjenigen Schülern messen, die nicht an
solchen fachlichen Zusatzangeboten teilgenommen hatten.
akü
— Seite 8
— Seite 7
— Seite 13 und Meinungsseite
— Seite 21 und Meinungsseite
D
INDEX
WIRTSCHAFT & BÖRSEN . . . . . . . . . 13–15
Nach dem starken Vortag Dax
behauptete sich der Dax
am Donnerstag:
Er stieg um 0,7 Prozent
auf 10 093 Punkte.
WETTER
............................................ 2
Am frühen Morgen gibt es
noch einige Sonnenstrahlen,
bevor Wolken sie verdrängen
13 /6
und Regen bringen. Gegen Abend
setzt sich wieder die Sonne durch.
Die Aussichten: genauso wechselhaft.
SPORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16–18
TAGESTIPPS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
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ISSN 1865-2263
50015
4 190662 202006
Foto: Promo/ Hans van der Woerd
NRW liefert
Steuerdaten
an 27 Staaten
Die Stille
vor dem Sturm
ie Berliner SPD ist auf bestem
Weg, sich selbst zu demontieren.
In einem Kampf um die innerparteiliche Macht, den der Regierende Bürgermeister Michael Müller gerade forciert, weil er die eigene Partei nicht mehr
im Griff hat – und weil er um den Wahlerfolg im September fürchtet, wenn das Abgeordnetenhaus neu gewählt wird. Es
spricht zwar manches dafür, dass ein Ministerpräsident auch die Regierungspartei führt, da wäre Müller durchaus in guter Gesellschaft mit neun anderen Länderchefs in Deutschland.
Aber darum geht es nicht.
Den SPD-Mann im Roten Rathaus
treibt etwas anderes um. Seit Monaten
kämpft er an mehreren Fronten. Zwei
Drittel der Bürger sind unzufrieden mit
der Arbeit des Senats, in keinem anderen
Bundesland gibt es so schlechte Noten
für die eigene Regierung. Das liegt an der
bescheidenen Bilanz der rot-schwarzen
Koalition, die seit Müllers Amtsantritt
nie richtig Fuß gefasst hat und seit Ende
vergangenen Jahres so heillos zerstritten
ist, dass sich viele Wähler abwenden.
Von Parteichef Jan Stöß fühlte sich Müller nicht genügend unterstützt, weder bei
der Vorbereitung des Wahlkampfs noch
in seinem Bemühen, im Landesvorstand
enge Vertraute zu installieren.
Es kommt hinzu, dass sich Berlins Regierungschef in dem einen und anderen
Fall Vetternwirtschaft und Filz vorhalten
lassen musste. Vorwürfe, die er als unhaltbar zurückweist, durch die er aber trotzdem seine persönliche und amtliche Reputation bedroht sieht. Das alles bleibt
beim hochsensiblen Müller nicht in den
Kleidern hängen. Auch nicht die jüngsten
Umfragen, die die Berliner SPD seit März
im steten Sinkflug sehen. Wären jetzt
Wahlen, bekäme Müller mit knapper Not
eine rot-rot-grüne Mehrheit zusammen.
Ein flotter Dreier, na dann viel Spaß!
Auf die Entwicklung, die nicht zu seinen Gunsten verläuft, reagierte Müller
jetzt mit einem Befreiungsschlag. Er will
alle Macht in seinen Händen und sich auf
niemanden verlassen, dem er nicht traut.
Und das sind viele. Der altgediente Parteisoldat nimmt dabei billigend in Kauf,
dass die schwierige Berliner SPD, dieses
Sammelbecken divergierender Strömungen und Interessen, noch unruhiger wird,
als sie ohnehin ist. Gezwungenermaßen
scharen sie sich jetzt hinter Müller. Viereinhalb Monate vor der Wahl in Berlin
bleibt den Genossen gar nichts anderes
übrig, sie werden erpresst. Jetzt wird es
ein totaler Müller-Wahlkampf. Doch was
passiert nach dem 18. September, sobald
die Wählerstimmen ausgezählt sind?
Dann werden alle Genossen, die jetzt
zähneknirschend kuschen, ihre politischen und persönlichen Ansprüche geltend machen. Dann werden die Rechnungen beglichen, das war nie anders in der
SPD. Zwar würde auch ein Wahlergebnis
unter 25 Prozent den SPD-Spiderman
Müller nicht akut gefährden, aber er wird
auf der Hut sein müssen, schon wenn die
Koalitionsverhandlungen anstehen.
Spätestens dann, wenn es ans Regieren
geht. Längst warten andere auf ihre
Chance – und sie werden sie mittelfristig
nutzen, sollte es mit einem wiedergewählten Regierungs- und Parteichef Müller
nicht so richtig vorwärtsgehen. Einige
basteln längst an ihrem Profil, allen voran
Fraktionschef Raed Saleh, aber auch
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel. Und Stöß wird nicht klein beigeben,
dazu ist er zu zäh und schlau. Irgendwann werden die Karten neu gemischt.
Mal sehen, wer das Ass im Ärmel hat.
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2
Fragen DES TAGES
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
Illustration: IStock; Montage: Bartel
Kräfteverteilung
Von Albert Funk, Frank Jansen,
Ulrike Scheffer und Rainer Woratschka
Nach langem und heftigem Tauziehen hat sich
der Koalitionsausschuss in der Nacht zum Donnerstag bei mehreren strittigen Themen zusammengerauft.
Wie soll die Integration von Flüchtlingen konkret verbessert werden?
Um das geplante Integrationsgesetz war vor dem
Gipfel hart gerungen worden. Der Kompromiss
sieht nun eine Vielzahl von Einzelpunkten vor, die
es Flüchtlingen ermöglichen sollen, möglichst
schnell in Deutschland Fuß zu fassen. Vor allem
sollen sie früher als bisher Integrations- und
Sprachkurse erhalten – nach sechs Wochen statt
wie bisher nach drei Monaten. Der Bund will insgesamt 100 000 zusätzliche, teilweise auch gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten finanzieren,
die Flüchtlinge an den Arbeitsmarkt heranführen
sollen. Und: Wenn es in einer Region viele offene
Stellen gibt, dürfen sich arbeitssuchende Asylbewerber und Flüchtlinge mit einer befristeten Aufenthaltsgenehmigung direkt bewerben. Die Vorrangprüfung, nach der zuerst geklärt werden
muss, ob Deutsche oder EU-Bürger für den Job
infrage kommen, entfällt. Außerdem können
Flüchtlinge schneller eine Ausbildung oder andere
Berufsbildungsmaßnahmen beginnen: Schon der
Ankunftsnachweis öffnet künftig den Zugang zum
Arbeitsmarkt. Wer einen Ausbildungsplatz hat,
darf dann unabhängig vom Ausgang des Asylverfahrens bis zum Abschluss bleiben. Das soll auch
den Unternehmen Planungssicherheit geben.
Die meisten der vereinbarten Regelungen gelten allerdings nur für Flüchtlinge mit hoher Bleibeperspektive. Afghanen bleiben zudem von Integrationskursen ausgeschlossen, obwohl im vergangenen Jahr fast 78 Prozent zumindest einen sogenannten subsidiären Schutz für ein Jahr zuerkannt
bekamen. Viele Afghanen könnten aber von einer
weiteren Koalitionsvereinbarung profitieren:
Flüchtlingen, die sehr lange auf die Bearbeitung
ihrer Anträge warten müssen, sollen ebenfalls
Sprachkurse angeboten werden. Bei Afghanen ziehen sich die Verfahren teilweise zwei Jahre hin,
bei Somaliern sogar noch länger, weil Anträge von
Syrern und Irakern seit dem vergangenen Jahr bevorzugt bearbeitet werden.
Die Regierungsparteien
haben sich geeinigt.
Es gibt zahlreiche Vorhaben
für die Zeit bis zum Ende
der Legislaturperiode.
Wer hat sich durchgesetzt
in den Streitfragen,
und was ist jetzt zu erwarten?
Die Koalition verständigte sich aber auch auf
Sanktionsmaßnahmen. So müssen Flüchtlinge,
die sich Integrationsangeboten verweigern, damit rechnen, dass ihnen finanzielle Leistungen
gekürzt werden. Dauerhaft in Deutschland bleiben darf künftig zudem nur, wer sich aktiv
integriert. Damit vor allem in Großstädten keine
neuen sozialen Brennpunkte entstehen, sollen
die Bundesländer schließlich auch anerkannten
Asylbewerbern einen Wohnort vorgeben dürfen.
Hat sich der Bundesinnenminister mit seinen harten
Forderungen durchsetzen können?
Bundesinnenminister de Maizière (CDU) hatte vor
dem Gipfel vor allem Sanktionsmöglichkeiten gegen Flüchtlinge gefordert, die sich einer Integration verweigern. Arbeitsministerin Andrea Nahles
(SPD), die das Gesetz maßgeblich mit ausarbeiten
muss, ging das zu weit: „Fordern ohne Fördern ist
mit mir nicht zu machen“, sagte sie im Interview
mit dem Tagesspiegel. Nun hat sich de Maizière
doch durchgesetzt. Allerdings konnte Nahles im
Gegenzug viele eigene Forderungen realisieren:
etwa die Streichung der Vorrangprüfung bei Jobbewerbungen und die Bleibegarantie für Auszubildende. Insgesamt überwiegen in den Eckpunkten
zum Integrationsgesetz die Förderangebote.
Was bringen diese Maßnahmen?
Dass die Suche nach kompliziert zu übersetzenden arabischen Namen erleichtert wird und Nutzer von Prepaid-Handys identifiziert werden können, soll die Fahndung erleichtern. Zwar dürften
militante Terroristen keine echten Ausweise vorzeigen, aber auch falsche Angaben sind Strukturdaten, die Polizei und Nachrichtendiensten wertvolle Hinweise liefern können. Schwierig wird die
Umsetzung internationaler Kooperationen und gemeinsamer Terrorabwehrdateien. Israel etwa
zählt zu den meistbedrohten Ländern der Welt
und wehrt sich so effektiv wie kaum ein anderer
Staat – aber auch mit Methoden, die deutschen
Behörden verboten sind. Dazu gehört die gezielte
Tötung von Terroristen – und dazu dürfen BfV
und BND nichts beitragen. Die Effektivität gemeinsamer Dateien hängt stark von der Beteiligung internationaler Partner ab – und da sieht es schon in
Europa nicht gut aus: Bei der gemeinsamen „Plattform“ der „Counter Terrorism Group“, eines Verbundes von Nachrichtendiensten aus den EU-Staaten, Norwegen und der Schweiz, die jetzt in Amsterdam installiert werden soll, will nicht einmal
die Hälfte der Mitgliedsländer mitmachen.
Wie ist der Stand bei der Erbschaftsteuer?
Im Streit über die vom Verfassungsgericht verlangte Reform der Erbschaftsteuer geht es um die
künftige Form der Vergünstigungen für Unternehmenserben. Seit dem Veto, das Horst Seehofer
Ende Februar gegen einen von den zuständigen
Fraktionsspitzen im Bundestag ausgehandelten
Kompromiss einlegte, zerrt das Thema an den Nerven der Beteiligten. Die CSU will unbedingt noch
Verbesserungen für Familienunternehmen durchsetzen. Die Fachleute im Bundestag hielten jedoch
die meisten der acht Forderungen, welche Seehofer zunächst vorlegte, für verfassungswidrig.
Wie es heißt,sieht das auch Finanzminister Wolfgang Schäuble so, der auf dringenden Wunsch einiger Teilnehmer im Koalitionsausschuss dabei sein
musste, obwohl er eigentlich schon am Mittwoch
nach Washington zum G-20-Treffen hatte fliegen
wollen. Schäuble sollte Seehofers Drängen Paroli
bieten. Nun wurde eine Entscheidung einmal
mehr vertagt, obwohl das Verfassungsgericht eine
Reform bis Juni verlangt hatte. Merkels kurze Bemerkung, man habe „Gemeinsamkeiten identifiziert“, aber „nicht in der Tiefe diskutiert“, deutete
Wie soll die Terrorabwehr gestärkt werden?
Die Sicherheitsbehörden sollen in den Daten der
Telekommunikationsunternehmen auch eine automatisierte Suche nach Personen vornehmen können, wenn Namen nur unvollständig oder mit verschiedenen Schreibweisen bekannt sind. Das
kommt häufig vor, wenn arabische Namen in lateinische Buchstaben übertragen werden. Provider
und Telefonläden werden verpflichtet, auch von
Nutzern von Prepaid-Handys die Vorlage eines
Ausweises mit vollständiger Adresse zu verlangen.
Nicht nur bei verurteilten Terroristen, sondern
auch bei Terrorhelfern soll nach Verbüßung der
Strafe die „Führungsaufsicht“ mit elektronischer
Fußfessel möglich werden. Künftig soll dieBundespolizei verdeckte Ermittler schon zur Gefahrenabwehr und nicht erst bei der Strafverfolgung einsetzen dürfen – vor allem mit Blick auf die Schleuserkriminalität. Bundesamt für Verfassungsschutz
(BfV) und Bundesnachrichtendienst (BND) sollen
zudem mit ausländischen Partnern, darunter auch
Israel, gemeinsame Dateien einrichten.
an, dass die Koalition den Dissens noch eine Weile
pflegen wird. Sie wirkt ratlos, weil Seehofer partout nicht ohne ein Zugeständnis bleiben will, während die SPD partout nicht einsieht, warum das so
sein soll – und die CDU einerseits in der Sache bei
Sigmar Gabriel steht, aber andererseits den bayerischen Kollegen irgendwie hätscheln muss. Dafür
hat Merkel bisher keine Lösung gefunden.
Kommt jetzt das lang versprochene Gesetz
gegen den Missbrauch von Leiharbeit?
Bereits vor fünf Monaten hatte Arbeitsministerin
Andrea Nahles ihren ersten Entwurf vorgelegt,
Mitte Februar hätte erin dieRessortabstimmung gehen können. Doch die CSU legte auch hier Einspruchein. Nunendlich darf es in die Bundesministerien verschickt werden, beschloss der Koalitionsausschuss – und zwar erst mal ohne Änderungen. Beim Thema Werkverträge sehe er keine Probleme mehr, gab CSU-Chef Horst Seehofer zu Protokoll. Bei der Leiharbeit allerdings gebe es noch
„in einigen Punkten Diskussionsbedarf“. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer nannte weitere Änderungen erforderlich, damit unterschiedliche branchenbezogene Tarifverträge zur Überlassungsdauer und gleichen Bezahlung („equal pay“) möglich blieben. Gewerkschafter aber stellten klar,
man werde „weitere Verschlechterungen“ keinesfalls akzeptieren. Kern des Gesetzesvorhabens ist
es, den Einsatz von Leiharbeitern im selben Betrieb auf 18 Monate zu begrenzen. Nach neun Monaten sollen sie die gleiche Bezahlung wie die
Stammbelegschaft erhalten. Nur bei anderslautenden Vereinbarungen der Tarifpartner darf davon
abgewichen werden. Bei Werkverträgen soll sicherstellt werden, dass sie nicht zur Verdrängung
regulärer Jobs missbraucht werden.
Welche Einigungen stehen außerdem noch aus?
Über die Förderung der Elektromobilität will die
Koalition noch in diesem Monat entscheiden.
Zum Gesetz über erneuerbare Energien (EEG) soll
jetzt die Anhörung der Verbände stattfinden.
Ideen und Forderungen aus SPD und CSU zu einer Rentenreform für mehr finanzielle Sicherheit
im Alter wurden in der Nacht im Kanzleramt ebenfalls besprochen. Um das Thema in einen größeren Zusammenhang einzuordnen, sollen nun Gewerkschaften und Arbeitgeber an der Debatte beteiligt werden, sagte Angela Merkel.
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15/6
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Luckenwalde
13/6
Lübben
13/7
Finsterwalde
13/7
Cottbus
14/7
HEUTE IN BERLIN
Der Freitag startet in Berlin und
Umgebung noch trocken und
mitunter gibt es am Morgen
letzte Sonnenstrahlen, ehe von
Westen dichte Wolken aufziehen. Spätestens um die Mittagszeit ist dann mit ersten Regenschauern zu rechnen. Im
Laufe des Nachmittags klingt
der Regen dann wieder langsam ab und gegen Abend lockern die Wolken wieder auf.
So
Mo
Di
Kiel
12/6
Rostock
12/7
Hamburg
14/6
Bremen
12/6
Hannover
14/6
Magdeburg
13/5
Dortmund
14/8
Die Höchsttemperaturen liegen
bei 13 Grad.
Wind: Der Wind weht schwach
aus südlichen Richtungen mit
Windstärke 3.
Biowetter: Die Birkenpollenkonzentration in der Luft nimmt tagsüber mit Durchzug der kräftigen
Schauer vorübergehend deutlich
ab, in der Früh und auch gegen
Abendistaber miterheblichenBeschwerden zu rechnen.
13/4
14/4
12/4
Köln
15/10
GESTERN IN BERLIN
Schwefeldioxid
2
µg/m3
(maximal 350)
Tegel
Tempelhof
Dahlem
Schönefeld
Potsdam
7.8
8.1
7.9
8
8.1
12.3
11.9
11.8
12.5
11.5
11.5
8.9
0
5.6
6.4
5.7
4.6
0
5
6.1
Berlin
13/6
Leipzig
13/7
Eberswalde
12/6
Potsdam
13/6
13/6
Sa
Sonnenstunden
vorgestern
Neuruppin
11/6
Niederschlag
bis 12 Uhr (mm)
Pritzwalk
11/5
Am Wochenende zeigt sich tagsüber länger die Sonne, es bilden
sich aber auch Quellwolken und
zeitweilige Regenschauer ziehen
durch. Der Wind dreht am Sonntag auf West, frischt mäßig auf
und bringt kühlere Luft. Am Montag ist es oft sonnig, am Dienstag erneut unbeständig.
Temperatur
um 14 Uhr
Schwerin
13/7
Heringsdorf
12/7
Rostock
12/7
WETTERLAGE
Tiefstwert
bis 8 Uhr
Kühlungsborn
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Europa
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Erfurt
14/8
Dresden
14/9
Nürnberg
14/8
Stuttgart
16/11
Saarbrücken
15/9
München
16/6
Freiburg
15/12
325 cm
12 cm
keine Meldung cm
25 cm
keine Meldung
SONNE & MOND
06:06
20:06
22.04.
13:04
06.05.
03:25
Namenstage: Damian
30.04.
13.05.
HEUTE IN DEUTSCHLAND
Zu Tagesbeginn zeigt sich, nach
Auflösung einiger Frühnebelfelder, im Südosten bei trockenen
Verhältnissen nochfür einige Zeit
die Sonne, in den übrigen Regionen dominieren dichte Wolken
und im Westen auch erste Regenschauer. Imweiteren Verlauf brei-
ten sich die Schauer dann immer
weiterRichtung Ostenund Südosten aus. Es weht die ganze Zeit
über nur schwacher Wind, wobei
die Windrichtung zwischen Südwest und Südost schwankt. Die
Temperaturen steigen bis zum
Nachmittag auf 12 bis 17 Grad.
H
DEUTSCHLAND
H
Reykjavik
7
T
Stockholm Helsinki St. Petersburg
7
10
1
T
Oslo
7
Kopenhagen
8
Dublin
9
T
London
14
PETRA I Paris
Berlin
Warschau
13
14
Brüssel
Kiew
14
PETRA II
11
Zürich Wien
18
13
Budapest
Venedig
17 Bukarest
16
Cannes
19
Dubrovnik
17 Rom
Sofia Istanbul
17
18
17
17
T
Bordeaux
17
Malaga
23
Las Palmas
19
Moskau
11
T
15
Lissabon Madrid
19
16
Riga
7
Wilna
8
Palma
22
Algier
21
Tunis
24
H
Athen
23
Die Tiefs Petra I und II bleiben
auch in den kommenden Tagen
fürWest- undMitteleuropa wetterbestimmend. Sie ziehen nur langsam nordwärts und steuern somit weiterhin feucht-warme und
schaueranfälligeLuftaufden Kontinent. In ganz West- und allmählich auch Zentraleuropa ist mit
Wolken und Regen zu rechnen. In
Osteuropa hält der Tiefdruckeinfluss ebenfalls an.
H Hochdruckzentrum
Warmfront
Kaltfront
Mischfront
Antalya
21
Schauerlinie
WASSERTEMPERATUREN
Nordsee
Ostsee
Biskaya
Adria
Ägäis
Schwarzes Meer
9˚
6˚
13˚
16˚
18˚
13˚
Westliches Mittelmeer
Östliches Mittelmeer
Algarve
Kanarische Inseln
Karibik
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Auf unserer Internetseite: Das neue
Berlin-Wetter – mit der Wetterlage und den Aussichten
für jeden einzelnen Berliner Bezirk. Zu finden unter:
wetter.tagesspiegel.de
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Fichtelberg
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leichte Regenschauer
leichte Regenschauer
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leichter Regen
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Regenschauer
stark bewölkt
leichte Regenschauer
Regenschauer
Regenschauer
leichte Schneeschauer
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EUROPA UND DIE WELT
T Tiefdruckzentrum
AUSSICHTEN
SCHNEEHÖHEN
Zugspitze
Brocken
Feldberg
Fichtelberg
Oberhof
Im Bereich der Keltischen See
ist Tief Petra I aktiv und steuert
feuchtmildeLuftmassennach Europa. Von Schottland über Westfrankreich bis nach Portugal ist
mit vielen Wolken sowie Regen zu
rechnen. Tiefer Luftdruck ist auch
in Skandinavien wetterbestimmend, wenngleich dort wenig Regen fällt und sich auch ab und zu
die Sonne zeigt. Tief Petra II und
die zugehörigen Störungszonen
bringen von den Niederlanden
über Tschechien bis in die
Schweiz unbeständiges Wetter
mit Regenschauern. In Osteuropa sorgen Tiefdruckgebiete
ebenfalls für viele Wolken und oft
auch Regen. In Zentral- und vor allem in Südeuropa sorgt Hochdruckeinfluss für Sonne.
Reisewetter
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17˚
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Djerba
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Tel Aviv
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Zermatt
Regenschauer
sonnig
Regenschauer
sonnig
sonnig
Regen
leichte Regenschauer
wolkig
sonnig
sonnig
sonnig
sonnig
sonnig
sonnig
sonnig
wolkig
sonnig
Regenschauer
sonnig
sonnig
heiter
leichte Regenschauer
Sprühregen
stark bewölkt
wolkig
sonnig
sonnig
sonnig
leichter Schneeregen
Quelle: mowis GmbH / www.mowis.com
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DIE DRITTE SEITE
FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729
Treueschwüre
auf
der Tribüne
Die Koalition bemüht sich
um Geschlossenheit
E
s gibt so Sätze, die glaubt man
nicht. Hat der das gerade wirklich
gesagt, ernsthaft jetzt? Ja, hat er.
„Wir haben verabredet, dass der Koalitionsvertrag weiter gilt.“ Sigmar Gabriel
sitzt hinter dem Pressekonferenzenpult
im Kanzleramt, neben ihm die Kanzlerin,
noch eins weiter der CSU-Chef. Die drei
Parteivorsitzenden haben eine lange
Nacht hinter sich, jetzt verkünden sie, was
dabei rausgekommen ist. Dass die große
Koalition ihre Vertragsgrundlage nicht in
die Tonne tritt, gehört offenbar zu den erwähnenswerten Ergebnissen. Auch Angela Merkel wird darauf eigens hinweisen:
Man habe sich gegenseitig „rückversichert“, dass der Vertrag gilt. Das war also
nötig. So weit ist es gekommen.
Tatsächlich ist ja schon der Auftritt als
solcher bemerkenswert. Nach Koalitionsgesprächen sickern normalerweise bloß
die Einigungspapiere durch, und der eine
oder andere Hintersasse wispert den Berichterstattern zu, wo sich seine Partei
aber so was von durchgesetzt habe! Ab
und an hat den Part des Selbstlobers
Horst Seehofer persönlich übernommen,
wenn er mal wieder fand, die CSU
komme nicht genügend vor.
Das Trio komplett auf der Tribüne –
obendrein flankiert von drei Fachministern – bildet eine Demonstration. Nötig
ist die. Merkel ist in den letzten Monaten
praktisch ausschließlich als Flüchtlingskanzlerin wahrgenommen worden, Seehofer als Zwischenbrüller vom Seitenrand und Gabriel im Zickzacklauf hinter
den SPD-Wählern her. An das letzte gemeinsame Bild selbdritt erinnert sich
schon kaum noch einer. Das letzte gemeinsame von Merkel und Seehofer
stammt aus dem Tiefschnee von Kreuth,
sie mit hängenden Mundwinkeln, er bedeutungsschwer schweigend.
Da ist es also, um mit Gabriel zu sprechen, Zeit für einen Beweis von „Handlungsfähigkeit“ der Koalition. Bisschen
verkrampft fällt er noch aus. Einmal
schmunzelt Seehofer in Merkels Richtung, als Gabriel in Stil und Länge einer
mittleren Parteitagsrede das vereinbarte
Integrationsgesetz in größere Zusammenhänge sozialdemokratischer Willkommenskultur einordnet: „Wir wollen integrierte, stolze Menschen, die nach
Deutschland einwandern, keine zwangsassimilierten, ängstlichen Integrationssimulanten.“
Merkel lächelt sehr knapp zurück. Als
später jemand nachfragt, wie eigentlich
der Stand der Klageandrohungen zwischen Bayern und Berlin so sei, versichert die Kanzlerin, dass der Beschwerdebrief aus München schon noch beantwortet werde, und der Ministerpräsident,
dass man mit der Antwort im Sinne eines
„vernünftigen Umgangs zwischen den
Parteien“ verfahren werde. Das klingt
nach Einmotten der Kriegsflagge. Bayern
Seltenes Bild. Horst Seehofer, Angela Merkel und Sigmar Gabriel.
Foto: dpa
wird ja auch seit Längerem nicht mehr
von Flüchtlingen überrannt. Gegen ein
Nicht-Problem klagt es sich schwer.
Plötzlich Frieden ausgebrochen ist
trotzdem nicht. Man erkennt das an den
Themen, die nicht entschieden worden
sind, von der Neuregelung der Zeitarbeit
und Werkverträge bis zur Erbschaftsteuer. Man erahnt es aus den gegenseitigen Versicherungen, dass man die große
Frage der langfristigen Rentensicherung
ganz und gar und ganz bestimmt nicht
zum Wahlkampfthema machen wolle.
Und man erkennt es an den Schlusssätzen. Lauter Selbstverständlichkeiten eigentlich. Mit einer „Kombination aus Vertragstreue, Einigungswillen und Realismus“ werde man weiterarbeiten, verspricht Gabriel. „Die CSU möchte die Koalition ordnungsgemäß fortführen und
weiterführen bis zur Bundestagswahl
2017“, versichert Seehofer. „Ich hab’
nicht die geringsten Zweifel, dass wir unsere Zusammenarbeit fortsetzen“, sagt
Angela Merkel.
Dann ist die Zeit um, und die Kanzlerin
marschiert Richtung Ausgang. Auf einmal hält sie inne, dreht sich um, geht ein
paar Schritte zurück. Noch was vergessen? Stimmt ja – die Schlussszene! Die
Hausherrin verabschiedet ihre Gäste.
Merkel stellt sich neben Seehofer und
schüttelt ihm die Hand. Die Kameras in
der Nähe klicken eifrig.
Robert Birnbaum
DER TAGESSPIEGEL
3
S
o gut wie immer waren seine Opfer Schuljungen. Einer war erst
vier Jahre alt.“
Dies sind zwei der ersten
Sätze einer Geschichte, die im Januar 2002 Boston erschütterte wie kaum
eine zuvor. Geschrieben von Reportern
des „Boston Globe“, die in den folgenden
Monaten mit insgesamt rund 600 Artikeln einen der größten Missbrauchsskandale der katholischen Kirche aufdeckten.
Die Reporter des „Globe“ gewannen
für ihre Arbeit den Pulitzerpreis, ein Film
über sie und ihre Recherche in diesem
Februar den Oscar.
„Spotlight“ heißt der Film. So wie das
investigative Team, das, als die Sätze
über missbrauchte Jungen, über ewig weiterversetzte Priester, traumatisierte Erwachsene und die Vertuschungen der Kirche erst einmal gedruckt sind, unruhig
schläft, nervös ist, am folgenden Tag
leise die Redaktion betritt, in der die Telefone schon klingeln. Den ganzen Tag beantworten sie Anrufe über Anrufe. Von
Opfern, Betroffenen, Lesern. In ihrem abgelegenen Büro im Untergeschoss, in
dem alles dieselbe Farbe zu haben
scheint. Braun, grünlich, grau.
In einer Lagerhalle in Toronto wurden
der Newsroom des „Globe“ und das Spotlight-Büro für den Film detailgetreu nachgebaut. Der Film ist gelungen authentisch. Und er ist Kontrapunkt in Zeiten,
in denen Zeitungen weltweit unter
schwindenden Anzeigen, Wirtschaftskrise und dem Bedeutungsverlust des
Printgeschäfts leiden. Und der Film
ist, so sagen viele,
Die echten
Balsam für die geReporter
schundene Journalistenseele. Martin Bascheuen
ron, damals Chefreden Trubel.
dakteur des „Boston
Globe“, nun in gleiSie wollen
cher Position bei der
arbeiten
„Washington Post“,
schrieb im Februar,
dass der wahre Lohn
dieser Geschichte in der Wirkung des
Films bestehe. „Eine misstrauische Öffentlichkeit könnte erkennen, dass wir immer noch eine starke Presse brauchen.“
Ist „Spotlight“ ein Hilfeschrei? Und:
Wie schlimm muss es eigentlich um den
Journalismus stehen, wenn eine 15 Jahre
alte Rechercheleistung die Reputation einer Branche retten soll?
Matt Carroll, Sacha Pfeiffer, Michael
Rezendes, so heißen die drei damaligen
Spotlight-Reporter. Carroll arbeitet mittlerweile für das Massachusetts Institute
of Technology (MIT), Pfeiffer ist Kolumnistin beim „Globe“, nur Rezendes ist
noch Teil der legendären Spotlight-Mannschaft. Doch der Hype wurde ihm zu viel.
„Ich muss mich wieder auf meine Arbeit
konzentrieren“, begründet Rezendes, der
von Mark Ruffalo gespielt wird, seine Interviewabsage.
Einer, der bereitwillig spricht, ist Walter Robinson. Er leitete damals das Spotlight-Team, das 2001 mit den Recherchen zu dem Missbrauchsfall begann.
Und er ist heute so etwas wie das Gesicht
des „Globe“.
Robinson hat seit ein paar Monaten Urlaub von den alltäglichen Redaktionssorgen. Bezahlten Urlaub. Er ist „on Tour“,
wie er selbst sagt, das heißt: Vorträge, Interviews, Veranstaltungen. Im Film wird
er von Michael Keaton gespielt. Robinsons Mimik, der Bostoner Akzent, die behutsame Gesprächsführung – all das sitzt
perfekt. Die beiden Männer sind im vergangenen Jahr zu Freunden geworden.
Robinson ist seit 42 Jahren beim
Globe, er war Washington-Korrespondent, Nahostkorrespondent, Lokalchef.
Mittlerweile ist er 70 Jahre alt und seine
Position nennt sich Editor-at-Large.
Wenn man fragt, was er, der Ur-Bostoner, genau macht, bekommt man ein
nettes Lächeln und „keine Ahnung“ als
Antwort. Seit dem Kinostart ist er halb
Zeitungsbotschafter, halb Historiker.
An diesem Vormittag ist „Robby“, wie
er im Film und auch sonst von allen genannt wird, in Downtown Manhattan unterwegs. Eben wurde er in der legendären Radiosendung „The Brian Lehrer
Show“ interviewt. „Der Moderator
sprach von uns als Reporterhelden. Ich
wollte nicht unhöflich sein. Aber ich
habe gedacht: ohhh nooo!“, sagt Robinson. Er ist lieber Reporter als Held, stellt
lieber Fragen, als sie zu beantworten.
Und die Helden, das seien sowieso nur
die Opfer des Missbrauchs, die „survivors“, Überlebende, wie er sagt. Zu manchen hat er bis heute Kontakt.
Es sind junge Männer, die mit Alkoholproblemen kämpften – bis der „Globe“
ihr Geheimnis ausgrub und ihnen eine
Stimme gab. Mütter, die zu spät bemerkten, was mit ihren Söhnen geschah, deren
schlechtes Gewissen schwer wiegt.
Robinson spricht langsam, sehr kontrolliert, er wiegt den Kopf und wenn ihm
etwas wichtig ist, reißt er seine Augen
auf. Michael Keaton, so sagt er, habe ihn
perfekt studiert. „Der Film ist gleichermaßen ein Nachruf wie eine Hymne“, sagt
Robinson. „Er zeigt, wie die Wurst wirklich gemacht wird. Wie wir im Dunklen
tappen und uns durch Papier wühlen.“
Fax statt Smartphones, „Oldschool-Journalismus“. Der Film entglorifiziere den
Beruf und funktioniere zugleich als Werbung. „Ich rede mit Berufsanfängern, denen der Film Mut macht“, sagt Robinson.
„Natürlich gibt es Leute, die denken, dass
Journalisten Dreck sind, so wie es Donald
Trump predigt. Aber das haben sie auch
schon vor Trump gedacht.“ Den Stolz da-
Ans Licht gebracht. Der Film „Spotlight“ basiert auf einer wahren Begebenheit. Hier eine Szene mit Rachel McAdams (von links nach rechts) als Sacha Pfeiffer, Mark Ruffalo
Foto: Kerry Hayes/Open Road Films/Paramount/dpa
als Michael Rezendes und Brian d’Arcy James als Matt Carroll.
Wurzelbehandlung
Der Film „Spotlight“ machte das Rechercheteam vom „Boston Globe“ weltberühmt.
24 Pulitzerpreise hat die Zeitung bereits gewonnen. Der 25. könnte am Montag folgen
Von Lukas Hermsmeier, Boston/New York
rauf, Journalist zu sein, will sich Robinson nicht nehmen lassen. Seine Kritik an
der Branche geht so: „Viele Zeitungen entscheiden sich dafür, auf investigativen
Journalismus zu verzichten, weil er zu
teuer ist. Wenn man aber die Leser befragt, was für sie am wichtigsten ist, dann
antworten sie: investigative Recherche.“
Dass sich der „Boston Globe“ diesem
Bereich des Journalismus so intensiv widmet, darauf konzentriert, wodurch er
bekannt wurde, liegt auch am neuen
Besitzer, dem Milliardär John Henry.
2013 kaufte er die Zeitung für 70 Millionen US-Dollar – sechs Prozent des
ehemaligen Wertes. Die Mitarbeiteranzahl wurde von 550 auf rund 300 verkleinert, alle Auslandsbüros geschlossen. Doch in all diesen Jahren stand Spotlight nie zur Debatte. „Globe“ sieht in der
Tradition die Zukunft.
In den Bostoner Redaktionsräumen leitet nun seit zwei Jahren Scott Allen das
Investigativteam. Sechs Reporter stehen
ihm zur Verfügung, drei mehr als zu Walter Robinsons Zeiten. „Nachdem John
Henry die Zeitung gekauft hatte, besuchte er das Spotlight-Team mit als Erstes. Er hat uns gefragt, ob wir genügend
Mittel hätten“, sagt Scott Allen.
Der 54-jährige Allen arbeitet seit
24 Jahren für den „Globe“. Für seine Artikel in den Bereichen Wissenschaft, Umwelt und Gesundheit gewann er mehrere
Preise, doch so viel Aufmerksamkeit wie
zurzeit hat er nie bekommen. Und das,
obwohl er selbst gar nicht zu den Reportern gehörte, die den Skandal aufdeckten.
Im Newsroom des „Boston Globe“ hat
Scott Allen eines der Einzelbüros am
Rand. „Dieser Film hier“, sagt er und
zeigt auf ein eingerahmtes Filmplakat,
das neben seiner Tür hängt, „hat alles verändert. Wir sind jetzt ein bisschen berühmt. Nicht ich persönlich, aber die
Leute wissen jetzt, was Spotlight ist“,
sagt Allen. Er bekomme täglich Briefe
und E-Mails von Menschen, die sich bedanken. „Wir befinden uns zurzeit in einer Art Blase. Jeder erzählt uns, wie großartig wir sind. Aber wir lassen uns nicht
vom Hype blenden.“ Allen hat die Ehre,
eines der bekanntesten Investigativressorts der Welt zu leiten. Und er hat die
Bürde eines großen Erbes.
Im Jahr 2014, Allen war gerade zum
Spotlight-Chef befördert worden, zog
das Team von einem Büro im Unterge-
schoss in den Newsroom, um näher am
täglichen Informationsfluss zu sein. Nun
führt er den Besuch durch das Großraumbüro. Redakteure sitzen dicht beieinander vor veralteten Computern in kleinen
Waben, getrennt voneinander durch drei
hüfthohe Wände, umgeben von Papierstapeln und Ordnern.
Der Druck, der auf Spotlight lastet, ist
groß. Im letzten Jahr sei man mit „Shadow Campus“, einer Geschichte über kriminelle Wohnungsvermieter, Pulitzer-Finalist gewesen. Dann erzählt Allen von
einer Recherche, die vor drei Jahren dazu
führte, dass der Vizegouverneur von Massachusetts zurücktreten und ein Behördendirektor ins Gefängnis musste. „Wir
machen schon noch Geschichten von Bedeutung“, sagt Allen. Es klingt etwas trotzig. Der Journalist ist geprägt von den
Aufs und Abs, die er beim „Globe“ erlebt
hat. Und er war selbst kurz davor, den Job
hinzuschmeißen.
Ohhh nooo, denkt Reporter Walter Robinson (oben), wenn er mal wieder als Held bezeichnet wird. Scott Allen leitet heute das
Team Spotlight.
Fotos: Boston Globe
1993 hatte The New York Times Company die Zeitung für 1,1 Milliarde
US-Dollar gekauft. Dann kam das Internet. Ende 2002, kurz nachdem der Kirchenskandal aufgedeckt worden war, lag
die Auflage bei 470 000 Stück. „In den
Jahren danach ist das ganze System kollabiert“, sagt Allen. 2009 forderte der Verlag von der Redaktion Einsparungen in
Höhe von 20 Millionen US-Dollar und
drohte mit der Einstellung. „Ich dachte,
ich sei bald arbeitslos. Also habe ich mich
um Jobs im Universitätsbereich beworben“, sagt Allen. Er blieb dann doch.
Nächstes Jahr verlässt die Zeitung nach
fast 60 Jahren das Verlagsgebäude im
Stadtteil Dorchester und zieht nach
Downtown Boston, in ein kleineres Büro.
Die Auflage liegt inzwischen bei weniger
als 200 000. Genauso wie längere Features und Exklusivgeschichten landen mittlerweile auch die Spotlight-Artikel auf
der Website bostonglobe.com, wo sie nur
gegen Bezahlung zu lesen sind. Kürzere
News werden auf boston.com publiziert.
Doch die Zahl der Onlinenutzer wächst
noch zu langsam. So manövriert die Zeitung zwischen vergangenem Ruhm, aktuellen Problemen – und aktuellem Ruhm,
der sich aus der Vergangenheit nährt.
Doch Allen kann sich nicht beschweren. „Ohne John Henrys Segen hätte Chefredakteur Brian McGrory die Zahl der
Spotlight-Reporter 2014 nicht verdoppeln können“, sagt Allen, der bei den
einzelnen Projekten immer auch zusätzliche Unterstützung von anderen Ressorts bekommt. Spotlight ist und bleibt
das Aushängeschild der Zeitung – entsprechend die Privilegien. „In der Zeit,
in der andere 100 Geschichten machen,
veröffentlichen wir eine Geschichte“,
sagt Allen und übertreibt dabei nicht
einmal. Seit der Gründung im Jahr
1970 hat das Spotlight-Team lediglich
102 Geschichten recherchiert.
Beim Gang durch das lang gezogene
Backsteingebäude läuft man an all den
eingerahmten
Pulitzer-Preisurkunden
vorbei, die der „Globe“ gewonnen hat, 24
sind es insgesamt. Die letzte Geschichte,
für die das Spotlight-Team ausgezeichnet
wurde, ist ebenjene verfilmte aus dem
Jahr 2002. Ob die Galerie wächst, entscheidet sich am kommenden Montag,
wenn die 100. Pulitzer-Preisverleihung
stattfindet. „Wir sind uns im Klaren, dass
jedes unserer Projekte bei den großen
Journalistenpreisen mithalten sollte“,
sagt Allen.
Im katholisch geprägten Nordosten
der USA ist der „Globe“ eine Institution.
Im Foyer hängen eine Bronzetafel des
Ur-Verlegers Charles H. Taylor und eine
übergroße Abbildung der ersten Titelseite von 1872 an der Wand. Keine Fotos,
nur Kleingedrucktes, so war das früher.
An diese Anfänge werden die Angestellten jeden Tag erinnert. Das kann man als
Rückwärtsgewandtheit deuten oder als
Traditionsbewusstsein, mächtig wirken diese Symbole
Milliardäre
in jedem Fall.
steigen ein –
Henry, der neue
Besitzer
des
und werden
„Globe“, dem auch
als Retter
das
Baseballteam
Boston
Red Sox und
der Branche der Fußballklub
FC
gefeiert
Liverpool gehören,
istnureiner vonmehreren Silicon-ValleyUnternehmern, die sich den Journalismus
ausgeguckt haben. Amazon-Chef Jeff Bezos hat vor ein paar Jahren die „Washington Post“ gekauft, Ebay-Erfinder Pierre
Omidyar gründete 2013 den Medienkonzern First Look Media, zu dem das Investigativportal The Intercept gehört. In den
USA werden die quereinsteigenden Internetmogule alsRetter gefeiert. Mit den Kollateralschäden, zum Beispiel in Form von
Interessenkonflikten, setzt man sich in
der fragilen Branche nur ungern auseinander. Scott Allen tut es trotzdem. „Es ist
schon etwas misslich: John Henry besitzt
die Red Sox und wir berichten über die
Red Sox“, sagt Allen. Auch die Sprunghaftigkeit seiproblematisch.„Manche der Initiativen und Projekte beruhen nur auf
John Henrys Instinkt.“
Vielleicht ist der „Globe“ das schlechteste Beispiel, um von der Medienkrise zu
erzählen, weil die meisten Zeitungen dieser Welt nicht von einem Milliardär gerettet werden. Vielleicht ist der „Globe“ aber
auch das beste Beispiel, weil sich nur wenige Zeitungen so klar positionieren: pro
investigativen Journalismus. Das „Spotlight“-Filmplakat im Newsroom wirkt
zwar, obwohl es da noch gar nicht lange
hängt, wie ein Relikt der „guten alten
Zeit“, ist aber ebenso eine Bestätigung der
Philosophie. Jetzt muss nur noch eine
gute neue Zeit kommen.
4
POLITIK
DER TAGESSPIEGEL
SICHERHEIT VON ATOMKRAFTWERKEN So
War Jülich
im Visier von
IS-Terroristen?
Verfassungsschutz: Keine
Hinweise auf Gefährdung
Berlin - Der Verfassungsschutz hat nach
eigenen Angaben keine Erkenntnisse darüber, dass der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam das frühere Kernforschungszentrum Jülich im Visier hatte.
Präsident Hans-Georg Maaßen habe in
dieser Angelegenheit auch keine Gespräche mit Mitgliedern des Parlamentarischen Kontrollgremiums geführt, sagte
ein Sprecher der Behörde in Berlin. Auch
das Forschungszentrum in Jülich versicherte, man habe „keinerlei Hinweise auf
eine etwaige Gefährdung“.
Die Zeitungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) hatten berichtet,
Maaßen habe rund um den 24. März mehrere Mitglieder des streng vertraulich tagenden ParlamentarischenKontrollgremiumsdesBundestagesüberden Fund unterrichtet. Demnach hätten Ermittler in der
Wohnung in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek,in derAbdeslam kurz vor den Anschlägen vom 22. Märzgefasst wurde, ausgedruckte Internet-Artikel über die Jülicher Anlage und Fotos von Vorstandschef
Wolfgang Marquardt gefunden.
Der Kernforschungsreaktor in Jülich ist
stillgelegt, auf dem Gelände befinden sich
aber noch drei Zwischenlager mit Atommüll. Abdeslam gilt als Schlüsselfigur bei
den Ermittlungen zur Pariser Terrorserie
mit 130 Todesopfern am 13. November.
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärte am Donnerstag, man bleibe bei der
Darstellung: Mehrere Mitglieder des Kontrollgremiums hätten unabhängig voneinander angegeben, von Maaßen unter
vier Augen über den Fund unterrichtet
worden zu sein. Diese Information
stamme nicht nur von einem Abgeordneten und nicht nur aus einer Partei, betonte
RND-Chefredakteur Matthias Koch. dpa
REAKTOR IN BERLIN
D
Der Forschungsreaktor des Helmholtzzentrums für Materialien und Energie
am Berliner Wannsee soll noch bis
Ende 2019 betrieben werden. Der
BER II ist seit 1973 in Betrieb, wurde
1991 umgebaut und ein zweites Mal genehmigt. Seit Jahren bemängeln Bürgerinitiativen, dass der Forschungsmeiler
mit einer thermischen Leistung von
zehn Megawatt einem Flugzeugabsturz
nicht standhalten könnte und auch gegen terroristische Angriffe von außen
nicht ausreichend geschützt sei. Das
spielt bei der Debatte um den Flughafen
BER immer wieder eine Rolle. Der Reaktor dient der Grundlagenforschung,
Strom wird keiner produziert. Die Anlage wird vom Betreiber als „offener
leichtwassermoderierter Schwimmbadreaktor“ beschrieben.
deh
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
E
gefährdet sind deutsche Reaktoren
Offenbar Lebenszeichen
von entführten Schülerinnen
Vorgetäuschte Sicherheitsprüfungen beim Akw Philippsburg zeigen: Der Mensch ist auch ein Risikofaktor
Von Reimar Paul, Göttingen
DEUTSCHLAND
Berlin - Niedergelassene Ärzte, die sich
bestechen lassen, müssen künftig mit
empfindlichen Strafen rechnen. Der Bundestag beschloss am Donnerstag ein Gesetz gegen Korruption im Gesundheitswesen. Wer sich bestechen lässt oder selbst
besticht, kann damit künftig mit bis zu
drei Jahren Haft oder einer Geldstrafe belangt werden. Der Korruption im Gesundheitswesen werde nunmehr ein Riegel
vorgeschoben, erklärte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Auch die aktive
Bestechung – etwa durch den Vertreter
einer Pharma-Firma – ist strafbar. AFP
Prozess gegen Reker-Attentäter
beginnt
Ungeprüft. Das Atomkraftwerk Philippsburg wird von einem hausgemachten Skandal erschüttert.
besorgniserregende Vorfälle ausgelöst
worden. So fälschte 2003 im US-amerikanischen Akw Dresden (Illinois) ein Abteilungsleiter Sicherheitsbelege. Obwohl er
wusste, dass drei Schleusen nicht kontrolliert worden waren und eine Sicherheitstür bei der Inspektion durchfiel, bescheinigte er mit seiner Unterschrift auf dem
Überprüfungsprotokoll, dass alles kontrolliert worden sei. Im selben Jahr
überprüfte im Akw Browns Ferry (Alabama) ein Arbeiter mit einer Kerze die
Luftströmung bei einem Kabelbündel.
Dabei kam er mit der Kerze zu nahe an
die Isolierung. Sie fing Feuer, der Brand
breitete sich in einem Raum aus, durch
densämtliche wichtigen Steuerkabelführten. Der Atomreaktor geriet für mehrere
Stunden außer Kontrolle.
Das extremste Beispiel für menschliches Versagen war die Reaktorkatastrophe im ukrainischen Atomkraftwerk
Tschernobyl vor 30 Jahren. Bevor die Decke in Block Nummer vier explodierte
und eine große radioaktive Wolke über
halb Europa zog, hatten Beschäftigte
gleich eine ganze Reihe von Vorschriften
grob missachtet. „Fehler, Fahrlässigkeiten
oder gar Vorsatz sind nie völlig auszuschließen, wo Menschen tätig sind“, sagte
derdamalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) zum 25. Jahrestag.
„Der Faktor Mensch ist Bestandteil des
Restrisikos und muss daher ebenso in die
gegenwärtige Neubewertung der Sicherheitsmaßnahmen einbezogen werden wie
etwa Erdbeben, Hochwasser, Stromausfall oder Flugzeugabstürze.“
Foto: Uli Deck/dpa
Eine ganz neue Bewertung des Risikofaktors Mensch ergibt sich durch zunehmende Indizien, dass Terroristen Anschläge auf oder in Atomanlagen planen
könnten. Zwar gibt es solche Warnungen
schon lange, sie blieben aber abstrakt
und flossen in die Sicherheitsbewertungen meist nicht ein. Erstmals konstatierte
2013 das Oberverwaltungsgericht Schleswig, bei der Genehmigung des Atommüllzwischenlagers Brunsbüttel sei die Gefahr terroristischer Angriffe nicht ausreichend berücksichtigt worden. Inzwischen gibt es mehr Hinweise, dass es fanatische Islamisten auf Nuklearmaterial für
schmutzige Bomben abgesehen haben
könnten oder dass sie sogar in Atomkraftwerken Attentate verüben wollen (siehe
nebenstehenden Text).
Straßburger Deal
Nordrhein-Westfalens Finanzminister Walter-Borjans gibt nicht nach
Er strebt internationale Kooperation an und geht dabei in Vorleistung
EU-Parlament billigt Speicherung von Fluggastdaten
Vorkämpfer gegen Steuerflucht. Norbert
Walter-Borjans. Foto: Monika Skolimowska/dpa
gen zum Beispiel von schweizerischen
Banken verfügen – das Ergebnis hat nicht
wenige überrascht: Allein eine Bank verwaltete zu bestimmten Stichtagen Vermögenswerte über 101 und wenig später
über 81 Milliarden Schweizer Franken,
wasdemGegenwertvon 93und75Milliarden Euro entspricht. Besonders aktiv waren Bürger aus Großbritannien und Spa-
Abuja - Zwei Jahre nach der Massenentführung von 200 Mädchen durch die nigerianische Terrormilz Boko Haram gibt es
ein Lebenszeichen von einigen Opfern.
Der Fernsehsender CNN veröffentlichte
ein Video mit 15 der überwiegend christlichen Schülerinnen, die am 14. April
2014 von Islamisten aus dem Schlafraum
ihrer Schule in der Stadt Chibok im Nordosten des Landes gezerrt worden waren.
Das Video sei nach Angaben des Fernsehsenders von Boko Haram Ende Dezember aufgenommen worden und als Lebensnachweis an die Unterhändler der
Regierung geschickt worden. CNN
zeigte die Aufnahme daraufhin den Eltern von einigen der Entführten, die die
Identität der Mädchen bestätigten. dpa
Gesetz gegen Korruption
bei Ärzten beschlossen
Steuerbetrüger jagen
Düsseldorf - Norbert Walter-Borjans
lässt sich jedes Schreiben, jede diesen
Sachverhalt betreffende Mail persönlich
vorlegen. Wenn er sie gelesen hat, huscht
dieses Lächeln über seine Lippen, das die
Mitarbeiter längst kennen, wenn ihm etwas besonders gut gelungen ist. In diesen
Tagen bekommt der
Düsseldorfer FinanzDie Fahnder minister reichlich
Dank aus ganz unterin anderen
schiedlichen Ländern. Mal schreibt
Ländern
ihm ein Kollege, wie
freuen sich
sehr er dessen „Beauf die Daten reitschaft, die Informationen mit uns zu
ihres
teilen, zu schätzen“
weiß, dann wieder
Kollegen
verspricht ein anderer, dass auch er
glaube, dass Steuerbetrug „nur durch internationale Zusammenarbeit reduziert
werden kann“.
Genau darum geht es Norbert Walter-Borjans, der seinen Fahndern seit
mehr als sechs Jahren fast alle Freiheiten
lässt, wenn sie Unterstützung in ihrem
Kampf gegen Steuervermeidung brauchen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat
insgesamt elf Datenträger mit Informationen über Konten und deren Inhaber gekauft, zusätzlich haben Staatsanwälte
und Steuerfahnder etliche Banken und deren Filialen in der Bundesrepublik durchsucht und dabei jede Menge interessante
Details zutage gefördert. Seit einiger Zeit
hat Walter-Borjans seine Truppe nun gezielt auswerten lassen, welche nichtdeutschen Staatsbürger über Kontoverbindun-
F
NIGERIA
Kontrollen außer Kontrolle
Das Atomkraftwerk Philippsburg wird
von einem hausgemachten Skandal erschüttert. Der Betreiber hat bei Untersuchungen festgestellt, dass ein Mitarbeiter
eine regelmäßig vorzunehmende Prüfung an einem Störfallmonitor zwar in einem Prüfprotokoll dokumentiert hat, die
eigentliche Prüfung aber gar nicht vorgenommen hatte. Weitere Nachforschungen ergaben, dass der Beschäftigte die
Kontrolle in sieben weiteren Fällen nur
vortäuschte.
Das Umweltministerium Baden-Württembergs als zuständige Aufsichtsbehörde reagierte mit einer Anordnung. Danach soll dem Betreiber EnBW nach einer noch ausstehenden Anhörung vorläufig untersagt werden, den Reaktor wieder anzufahren. Er steht derzeit wegen
Revisionsarbeiten ohnehin still, nach bisheriger Planung sollte er im Mai wieder
hochgefahren werden. „Aber bevor die
nicht nachgeMinisterium EnBW
wiesen hat, dass die
in Stuttgart Anlage vorschriftsmäßig und sicher beuntersagt
trieben wird, darf
vorläufig
sie nicht mehr angewerden“,
den erneuten fahren
sagte UmweltminisAkw-Betrieb ter Franz Untersteller von den Grünen.
Er erwartet von
EnBW Vorkehrungen, um solche Täuschungen künftig auszuschließen.
„Meines Wissens nach ist es das erste
Mal, dass eine vorgeschriebene Prüfung
in einem deutschen Kernkraftwerk offenbar bewusst vorgetäuscht wurde“, sagte
Untersteller. „Das ist hochgradig beunruhigend und nicht akzeptabel.“ Die Grünen im Bundestag verlangen nun ein Einschreiten der Bundesatomaufsicht. Es
müsse analysiert werden, ob es Lücken
im deutschen Regelwerk für Akw-Prüfungen gebe, erklärte die Atomexpertin Sylvia Kotting-Uhl.
Umweltschützer meinen, das Kartenhaus der angeblichen Sicherheit von
Atomkraftwerken breche immer mehr in
sich zusammen. „Jahrelang wollte man
uns weismachen, die früheren Schlampereien und Fehler in Philippsburg seien
aufgearbeitet und Vergangenheit“, sagt
Franz Wagner vom Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn. EnBW hatte 2001
eingeräumt, dass beim Wiederanfahren
der Anlage nach Revisionen 17 Jahre lang
die vorgeschriebenen Füllstände des Notkühlsystems nicht eingehalten wurden.
„Jetzt liegt offen, dass EnBW kein Vertrauen verdient, sondern dass in Akws immer mit Misswirtschaft, mit Fehlern und
sogar mit direktem Betrug gerechnet werden muss“, sagt Wagner. In Zeiten des
Spardrucks gelte das erst recht.
Vergleichbare Fälle menschlichen Versagens wie inPhilippsburg sind inder Bundesrepublik bislang nicht bekannt geworden. Im Ausland hingegen sind mehrfach
NACHRICHTEN
nien, die jeweils zu beiden Stichtagen
knapp zehn Milliarden Euro in dieser
Bank der Alpenrepublik angelegt hatten.
Über das Bundeszentralamt für Steuern hat er diese Daten nun insgesamt 27
Ländern komplett zur Verfügung gestellt,
die müssen jetzt überprüfen, ob die Personen diese erheblichen Vermögenswerte
in ihrer Steuererklärung angegeben haben. „Wir sind uns sicher, dass da viel
unversteuertes Geld dabei ist“, berichtet
ein mit der Sache vertrauter Fahnder, der
ebenfalls darauf hinweist, dass damit erneut die Frage im Raum steht, ob die beteiligten Banken inzwischen wirklich
eine Weißgeldstrategie fahren, wie sie es
gerne behaupten.
Norbert Walter-Borjans ist in diesem
Punkt zurückhaltend, er will den Ergebnissen in den jeweiligen Ländern nicht
vorgreifen. Seine Erfahrungen sprechen
allerdings dafür, dass sich die Beschäftigung mit der Materie lohnen wird. „Alleine Nordrhein-Westfalen hat als Folge
der Datenankäufe insgesamt Mehreinnahmen von 2,1 Milliarden Euro gehabt, die Bundesrepublik mindestens
fünf Milliarden“, berichtet der Düsseldorfer Finanzminister, dessen Urteil
über die Branche wenig schmeichelhaft
ausfällt: „Wir haben es hier mit einer
Steuerumgehungs-Industrie zu tun.“ Damit sich daran etwas ändert, sagt er einem
Kollegen, der sich über die angekündigten
Daten sehr gefreut hat. „Wenn sich Steuerhinterzieher internationaler Kanäle bedienen, müssen Steuerfahndungen ebenfalls grenzüberschreitend zusammenarbeiten“, gibt Walter-Borjans als Parole
aus.
Jürgen Zurheide
Berlin - Das EU-Parlament hat am Donnerstag zwei ganz unterschiedliche Vorhaben im Doppelpack beschlossen: Die
Parlamentarier stimmten der umstrittenen Erfassung von Fluggastdaten zu, die
von Datenschützern kritisch bewertet
wird. Gleichzeitig billigten sie aber eine
Datenschutzverordnung, mit deren Hilfe
Verbraucher künftig selbst über ihre Daten entscheiden können.
Zu denen, die bei der Abstimmung
über die Datenschutzverordnung im
Straßburger Europaparlament eine gewisse Genugtuung empfunden haben
dürften, gehört der
Grünen-Abgeordnete Jan Philipp Al- Gebilligt
brecht. „Das ist der
letzte Schritt der wurde
bahnbrechenden Re- auch eine
form des EU-Datenschutzes“, erklärte Verordnung
er. Das Gesetzge- für mehr
bungsprojekt hatte
zu Beginn des Jahres Datenschutz
2012 mit einem Vorschlag der damaligen EU-Justizkommissarin Viviane Reding seinen Anfang genommen. Kurze
Zeit später bekam der heute 33-jährige
Parlamentarier Albrecht als Berichterstatter im Parlament die Aufgabe übertragen,
einen Kompromiss zwischen den Fraktionen im Parlament und Konzernen wie
Google und Facebook zu finden – eine Herausforderung, die dem jungen Abgeordneten nicht jeder zutraute. Die Zweifel
waren unberechtigt: Mit der nun verabschiedeten Datenschutzverordnung ist es
gelungen, die Rechte von Internetsurfern
zu stärken und eine aus dem Jahr 1995
stammende EU-Richtlinie zu ersetzen.
Im Kern stärkt die Datenschutzverordnung die Nutzerrechte. Da es nun anders
als bisher keinen europäischen Flickenteppich beim Datenschutz gibt, haben Firmen keinen Anreiz mehr, ihren Hauptsitz
im Land mit den laxesten Regeln zu errichten. Zudem können Nutzer nicht
mehr benötigte Daten löschen lassen.
Dass die Datenschutzverordnung nun
doch schneller als geplant im Europaparlament zur endgültigen Abstimmung
kam, hat indirekt mit den Anschlägen
von Brüssel zu tun. Nach dem Doppelattentat vom 22. März wuchs der Druck
auf die Europaabgeordneten, nach jahrelangem Hin und Her ihren Widerstand gegen die Erfassung von Fluggastdaten aufzugeben. Vor allem die französische Regierung drängte vor dem Hintergrund
der Pariser Anschläge vom vergangenen
Jahr auf die Einführung des Passenger
Name Record (PNR). Die Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen gaben ihren
Widerstand gegen das PNR-Register auf
– und verlangten im Gegenzug eine Paketlösung. So kam es, dass am Donnerstag
im Straßburger Plenum sowohl die ungeliebte Fluggastdatenrichtlinie als auch
die seit Langem geforderte Datenschutzverordnung abgesegnet wurden.
Der Abstimmungsdeal ändert aber
nichts an der Haltung des Grünen-Abgeordneten Albrecht zum PNR-Register:
Die Speicherung von Fluggastdaten wie
den Kreditkartennummern oder Essenswünschen hält er für „grundrechtswidrig“. Der Neuregelung zufolge müssen
künftig Fluggesellschaften bei Flügen
über die Außengrenzen der EU hinaus
die Daten der Reisenden an die zuständigen nationalen Sicherheitsbehörden weiterleiten.
Albrecht Meier
Berlin - Ein halbes Jahr nach dem Messerangriffauf die damalige Bürgermeisterkandidatin Henriette Reker muss sich der
arbeitslose, 44 Jahre alte Frank S. an diesem Freitag vor dem Oberlandesgericht
Düsseldorf verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord
und gefährliche Körperverletzung vor.
Der Angeklagte habe Reker töten wollen,
weil sie aus seiner Sicht für eine verfehlte
Ausländerpolitik mitverantwortlich war.
Es bleibt allerdings offen, ob S. schuldfähig ist. Der renommierte Psychiater Norbert Leygraf arbeitet an einem Gutachten
und wird S. im Prozess beobachten. Sicherheitskreise sprechen von Hinweisen
auf rechtsextreme Kontakte, allerdings
gilt S. auch als Sonderling.
fan
DER TAGESSPIEGEL
RERUM
CAUSAS
COGNOSCERE
ZEITUNG FÜR BERLIN UND DEUTSCHLAND
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66,60 €, Halbj. 129,20 €, jährlich 253,10 €); PremiumStudentenabo 25,20 € monatlich (inkl. „Zitty“ wöchentlich,
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POLITIK
FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729
DER TAGESSPIEGEL
5
Ventil für die russische Seele
Kremlchef Putin stellt sich vier Stunden lang im TV den Fragen von Bürgern – damit die von der Krise gebeutelten Menschen ihren Frust ablassen können
Moskau - Wenn Wladimir Putin zum
Volk spricht, läuft die vom Kreml kontrollierte Medienmaschinerie auf Hochtouren. Gleich mehrere landesweite Fernsehkanäle übertragen am Donnerstag die fast
vierstündige Show „Direkter Draht“ live.
Auch im Rundfunk und im Internet ist
Russlands Präsident in voller Länge zu hören. Ernst, bisweilen mit gezwungenem
Lächeln, stellt sich der 63-Jährige in seiner Bürgersprechstunde den Fragen der
Nation. Zum 14. Mal seit 2000. Mehr als
drei Millionen Fragen gehen diesmal ein.
Doch gerade einmal auf 80 davon gibt es
Antworten.
Wegen der schweren Krise im Land ist
die Lage ernst. Das gesteht auch Putin ein.
Ob die Stimmung in der russischen Wirtschaft „schwarz oder weiß“ sei, wird er gefragt. „Grau“ lautet seine Antwort. Dann
gibt es aber die üblichen aufmunternden
Worte: Die Talsohle der Krise sei wohl
überwunden, für 2017 gingen Experten
von einem Wachstum von 1,4 Prozent
aus. Aber die Zuschauer unter dem imposanten Glasdach des Handelshofs Gostiny
Dwor quittieren die Zuversichtsfloskeln
ihres Präsidenten oft mit Schweigen.
Die TV-Show ist vor allem als Ventil für
viele Russen angelegt. Sie sollen ihren
Frust abladen. Eine Frau in der sibirischen
Millionenstadt Omsk beklagt Schlaglöcherin denHauptstraßen.Auchder Bau einer U-Bahn verzögere sich seit Jahren. Putin verspricht Hilfe – und kurz darauf berichten Staatsmedien vom Versprechen
Ernst, bisweilen mit gezwungenem Lächeln präsentierte sich Wladimir Putin am Donnerstag. Ob die Stimmung in der russischen WirtFoto: Reuters
schaft „schwarz oder weiß“ sei, wurde der Präsident gefragt. „Grau“ lautete seine Antwort.
der Omsker Behörden, die Straßen bis
zum 1. Mai in Ordnung zu bringen. Auch
großzügige Finanzversprechen für sozial
schwache Bürger vergisst Putin nicht.
Leere Kassen? Kein Hindernis. Das „Win-
ken mit dem Füllhorn“ ist nicht neu,
macht sich aber vor der Parlamentswahl
Mitte September besonders gut. Kremlkritiker verhöhnen die alljährliche Talkshow
schon lange als „Dauerwerbesendung“.
Die Fragen folgen der gewohnten Choreografie: Handverlesene Gäste dürfen mit
Putin im Studio sitzen. Und immer wieder schaltet das Staatsfernsehen in Orte
des Riesenreichs, wo sich ein ArbeiterkolANZEIGE
Poroschenko-Vertrauter neuer Premier
Wladimir Groisman in der Ukraine zum Ministerpräsidenten gewählt
vorgeworfen, im Kampf gegen Korruption
und Wirtschaftskrise versagt zu haben.
Der Friedensprozess im Land ist gefährdet. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) begrüßte Groismans Wahl:
„Damit ist nun die Chance gegeben, die
Foto: dpa
Kiew - Die Wahl des prowestlichen Politikers Wladimir Groisman zum neuen Regierungschef der Ukraine hat Hoffnung
auf einen Neustart in Kiew geweckt. Das
Kabinett müsse nun den politischen Willen aufbringen, „das Land aus der Krise zu
führen und die europäischen Reformen zu
beschleunigen“, sagte Groisman am Donnerstag. Der bisherige Parlamentspräsident erhielt in der Rada 257 Stimmen, 50
Abgeordnete votierten mit Nein.
Nach mehrtägigem und teils chaotischem Streit um Posten hatte sich die proeuropäische Koalition erst am Mittwochabend auf die neue Kabinettsliste unter
Führung Groismans geeinigt. Zwischenzeitlich hatte der erst 38-jährige Schützling von Präsident Petro Poroschenko
mit dem Rückzug seiner Kandidatur gedroht, was die Krise verschärft hätte.
Groisman folgt als Regierungschef auf
Arseni Jazenjuk. Dieser hatte am Sonntag
seinen Rücktritt verkündet und damit die
Konsequenzen aus dem Vertrauensverlust im Parlament, im Volk und bei Präsident Poroschenko gezogen. Ihm wurde
Der erst
38-jährige
prowestliche
Politiker gilt
als geschickter
Brückenbauer
Phase der politischen Unsicherheit in
Kiew zu beenden.“ Eine handlungsfähige
Regierung sei „dringend notwendig, um
bei der Umsetzung der Minsker Vereinbarungen endlich voranzukommen“. Eine
neue Eskalation der Krise in der Ostukraine sei „jederzeit möglich“.
Auch die Wirtschaftskrise in der früheren Sowjetrepublik ist weiter akut. Das
Land hängt am Tropf des Internationalen
Währungsfonds (IWF).Für das15,4Milliarden Euro schwere Rettungspaket vom
März 2014 hat sich Kiew zu einem harten
Sanierungsprogramm verpflichtet, das
nicht vorankommt. Groisman bekannte
sich zwar mehrfach zu den Auflagen.
Doch muss er bei der Umsetzung auf eine
Säule der Regierung verzichten: Die aus
den USA stammende Natalie Jaresko hatte
als Finanzministerin entscheidenden Anteil an der Einigung mit dem IWF, sie gehört dem Kabinett aber nicht mehr an.
Dem neuen Regierungschef wird zugutegehalten, trotz seiner jungen Jahre ein
geschickter Brückenbauer zu sein. So
schaffte er es, die – in früheren Tagen häufigen – Schlägereien im Parlament als
Rada-Präsident zu unterbinden. Mancher Experte ist aber skeptisch, ob seine
Durchsetzungskraft schon ausreicht, um
die Macht der Industriemagnaten zu beschneiden und die im Land tief verwurzelte Korruption auszumerzen.
AFP
Zurück zur Normalität
Seit Jahren stecken die türkisch-israelischen Beziehungen in der Krise
Nun könnten die beiden Staaten ihren Streit beilegen
Foto: Emrah Dalkaya/Reuters
Istanbul/Berlin - Die Türkei und Israel ses gegen die für die „Mavi Marmara“-Aksind nach Angaben der Regierung in An- tion verantwortlichen Militärs.
Eine zentrale Forderung steht der endkara bei ihren Bemühungen um eine Normalisierung ihrer Beziehungen weit ge- gültigen Einigung im Wege: Ankara will
diehen. Eine Einigung könnte schon bald das Ende der Gaza-Blockade oder zuminerzielt werden, erklärte das türkische Au- dest Zugang für türkische Hilfsgüter zu
ßenamt, auch Ministerpräsident Ahmet dem vom Israel-Todfeind Hamas regierDavutoglu äußerte sich optimistisch. Tat- ten Gebiet. Berichten zufolge schlägt die
sächlich könnten beide Staaten von einer Türkei unter anderem die Entsendung
Rückkehr zu normalen Beziehungen pro- von Schiffen mit riesigen Generatoren an
fitieren. Doch auf beiden Seiten gibt es Bord vor. Diese sollen vor der Küste von
Gaza als schwimmende Kraftwerke funnach wie vor starke Vorbehalte.
gieren und so die
Vor sechs Jahren,
Energiekrise in dem
am 31. Mai 2010,
Palästinenser-Gebiet
stürzten die türkischlindern. Kein Wunisraelischen Beziehunder, dass Israel zögen in eine Krise, von
gert. Ein solcher
der sie sich bis heute
Schritt würde die Türnicht erholt haben. Iskei zu einem wichtiraelische
Soldaten
gen Akteur im Konstürmten das türkiflikt zwischen den Issche Schiff „Mavi Marraelis und den Palästimara“, das mit Hilfsnensern machen. Dagütern auf dem Weg
mit können sich die
zum von Israel bloVerantwortlichen in
ckierten Gaza-StreiJerusalem nur schwerfen war. Neun türkilich anfreunden.
sche Aktivisten an
In den vergangenen
Bord des Schiffes starJahren war Recep
ben bei dem Einsatz. Israelische Soldaten
Tayyip Erdogan häuDie Türkei warf da- enterten 2010 vor Gaza
fig mit scharfer antirauf den israelischen
israelischer Rhetorik
Botschafter aus dem die „Mavi Marmara“
aufgefallen – nun künLand und fuhr die
digte der türkische
Kontakte zum jüdiPräsident an, bald als Trauzeuge an einer
schen Staat auf ein Minimum herunter.
Unter dem Druck der USA entschul- jüdischen Hochzeit in Istanbul teilzunehdigte sich Israel vor drei Jahren für den men. Und betonte, beide Länder brauchGewalteinsatz und erfüllte damit eine ten einander. Ankara ist auf der Suche
wichtige Bedingung der Türkei für die nach Partnern im Nahen Osten, in dem
Rückkehr zur Normalität. Inzwischen sol- die Türkei mittlerweile sehr isoliert ist.
len sich Unterhändler auf israelische Ent- Zudem könnten vor der israelischen
schädigungszahlungen von rund 20 Mil- Küste entdeckte Erdgasfelder dazu beitralionen Dollar an die Opferfamilien geei- gen, die Abhängigkeit der Türkei von Gasnigt haben. Im Gegenzug verlangt Israel lieferungen aus Russland zu senken.
Allerdings will die Erdogan-Regierung
das Ende eines in Abwesenheit der Angeklagten geführten türkischen Strafprozes- die eigene islamisch-konservative Wäh-
lerschaft nicht durch eine jähe politische
Wende verärgern. Schon jetzt versuchen
islamistische Medien und die islamische
Hilfsorganisation IHH als Eignerin der
„Mavi Marmara“, die mögliche Niederschlagung des Prozesses gegen israelische Offiziere zu verhindern. Erdogans
Sprecher Ibrahim Kalin bekräftigte daher, ohne ein Ende der Gaza-Blockade
werde es keine Einigung geben. Kalin widersprach damit optimistischeren Stellungnahmen aus dem Außenamt. Innenpolitische Erwägungen könnten die Annäherung an Israel also noch verhindern.
Ein echtes Drama wäre das für den jüdischen Staat wohl dennoch nicht. Israel
hat während der diplomatischen Eiszeit
neue Verbündete in der Region gesucht –
und gefunden. Die Allianz mit Athen
zum Beispiel ist von Jerusalem in den vergangenen Jahren gezielt ausgebaut worden. „Inzwischen verbindet Griechenland und Israel eine enge Partnerschaft,
auch in wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Fragen“, sagt Shimon Stein,
Senior Fellow am Institut für Nationale
Sicherheitsstudien der Universität Tel
Aviv. „Damit hat man den Rückschlag in
den israelisch-türkischen Beziehungen
teilweise kompensiert.“
Dennoch sei es im Interesse der Regierung in Jerusalem, das Verhältnis zur Türkei zu normalisieren. „So intensiv wie früher wird es aber wohl kaum noch mal werden, zumindest nicht unter Erdogan“,
sagt der frühere israelische Botschafter
in Deutschland. Vor „Mavi Marmara“ arbeiteten sogar die Militärs und die Geheimdienste zusammen. „Daran ist heute
nicht zu denken.“ Denn auch das ist laut
Experte Stein für Israel ein Grund zur
Vorsicht: Erdogan gilt als sehr unzuverlässiger, unberechenbarer Partner. „Wer auf
den türkischen Präsidenten setzt, kann
danebenliegen.“ Auch diese schmerzliche Erfahrung habe Israel machen müssen. Christian Böhme/Thomas Seibert
lektiv vor ausgesuchtem Hintergrund aufgestellt hat: etwa auf der einverleibten
Schwarzmeer-Halbinsel Krim oder in einer Waffenfabrik in Tula. Routiniert spult
Putin seine Positionen ab.
Ein zwölfjähriges Mädchen bringt Putin kurz aus dem Konzept mit einer unerwartetdirekten Frage zurgroßen Weltpolitik. Würde er die Präsidenten Petro Poroschenko (Ukraine) und Recep Tayyip Erdogan (Türkei) vor dem Ertrinken retten,
fragt das Kind. Putin legt die Stirn in Falten, windet sich kurz auf seinem Stuhl.
„Wir sind immer bereit, die Hand der
Freundschaft zu reichen. Aber wenn jemand beschlossen hat zu ertrinken, ist
ihm nicht mehr zu helfen.“ Die Zuschauer
lachen. Oft gibt sich Putin als einfacher
Mann, der die Sprache des Volkes spricht
– auch das ist ein bewährter Schachzug.
Vereinzelt ist jedoch auch Kritik zu hören. „Wir reden mit Ihnen jedes Jahr,
aber das Leben wird nicht besser“,
schreibt etwa ein frustrierter Zuhörer in
einer im Fernsehen eingeblendeten SMS.
Der Kremlchef lächelt solche Angriffe
weg, bittet um Geduld für seine Regierung: der Anti-Krisen-Plan stehe jetzt
erst richtig, brauche aber seine Zeit, um
in die Tat umgesetzt zu werden.
Da wirkt der mächtigste Mann Russlands fast erleichtert, als es um den Konflikt mit der Ukraine, das zerrüttete Verhältnis zum Westen und andere außenpolitische Themen geht. Empört weist er
Vorwürfe im Zusammenhang mit den
„Panama Papers“ zurück. Die Enthüllungen über Offshore-Konten seien eine Provokation. „Damit haben Mitarbeiter der
amerikanischen Institutionen zu tun“, behauptet der Präsident, der selber nicht in
den Panama Papers genannt wird. Konkret nahm er sich die „Süddeutsche Zeitung“vorund behauptete,siegehöre Goldman Sachs. Das ist falsch. „Spiegel Online“ vermutet, dass Putins Leute auf einen Fehler auf der englischen WikipediaSeite hereingefallen sind. Dort steht unter
Berufung auf „Focus“die falscheInforStudiogäste mation, dass beim
Kauf der „Süddeutquittieren
schen Zeitung“ auch
die Floskeln Goldman Sachs beteiligt gewesen sei.
oft mit
Zwischendurch
gibt Putin einen selSchweigen
tenen Einblick in
sein Privatleben. Ja,
er treffe seine frühere Ehefrau Ljudmila
manchmal, sagt der Geschiedene. Ihr
gehe es gut, ihm gehe es gut. Und er
wisse auch, was über seine angeblichen
Affären in den Zeitungen stehe. „Ich
weiß aber nicht, ob ich jetzt solche
Fragen in den Vordergrund stellen
würde“, sagt der Kremlchef mit festem
Blick in die Kamera. Irgendwann werde
er über sein Privatleben sprechen. Die
Menschen hätten ihn aber gewählt, damit er sich um andere Dinge kümmert,
wie um den Ölpreis.
dpa
6
MEINUNG
DER TAGESSPIEGEL
SCHWALME
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
D
PORTRÄT
Ganztagsschule
Da geht noch mehr
G
anztagsschulen sind teuer. Damit der Nachmittag läuft,
brauchen sie zusätzliche, gut ausgestattete Räume und
viel zusätzliches Personal. Kann man sich die teure Ganztagsschule nun ein Stück weit sparen? Diesen Eindruck können
die Ergebnisse der Studie zu Ganztagsschulen erwecken. Denn
fachlich gewinnen Schüler demnach nichts hinzu, wenn sie an
Nachmittagsangeboten teilnehmen. Ganztagsschulen könnten
also nur noch als bloße Aufbewahrungseinrichtungen für Schüler mit berufstätigen Eltern gebraucht werden. Da würde dann
eine Aufsicht für die Hausaufgabenbetreuung reichen, die Gitarrenlehrerin wäre überflüssig. So wollen die Forscher ihre Ergebnisse aber gerade nicht verstanden wissen. Ob die Ganztagsschule für ihre Schüler ein Gewinn ist, hängt entscheidend davon ab, ob der Nachmittag didaktisch gut gemacht und klug auf
den Vormittag bezogen ist. Das ist eine komplexe Aufgabe, die
viele Lehrkräfte überfordert. Sie brauchen Unterstützung und
Standards, an denen sie sich orientieren können. Die Bildungspolitiker drücken sich aber vor der Aufgabe. Denn eine gute Ganztagsschule ist natürlich teurer als eine schlechte.
akü
Foto: AFP
Kobe
Bryant
Der Basketball-Star der NBA
beendet mit einem Punkterekord
seine eindrucksvolle Karriere
D
Zu früh für eine Scheidung
— Seiten 1 und 21
***
Kopftuch-Klage
Die große Koalition präsentiert sich handlungsfähig – das ist vor allem gut für die SPD
Macht der Vorurteile
Von Christian Tretbar
S
o richtig heftig unterdrückt wird sie wohl nicht von ihrem
Mann oder ihren Verwandten, sonst hätte die abgelehnte
muslimische Lehramtskandidatin kaum das Selbstbewusstsein, um auf Entschädigung zu klagen. Sie fühlt sich diskriminiert und teilt dies offensiv mit. Deshalb hat sie das Verfahren
auch angestrengt, als Signal. Allein an den Vorurteilen, die viele
von uns im Kopf fester mit sich herumtragen, als gläubige Frauen
ihre Tücher drum herum binden, dürfte ablesbar sein, dass strikten Neutralitätskonzepten nicht die Zukunft gehört. Religion ist
menschlich, weshalb die Konflikte, die sie mit sich bringt, auch
nicht ohne die Menschen gelöst werden können. Dass im Bundesverfassungsgericht solche Einsichten mittlerweile Platz finden,
heißt indes nicht, dass es auch in Berlin so weit wäre. Hier hält
die Politik an ihrem Ausschlussprinzip fest, als gäbe es weder
Verfassungsgerichte noch tausende Einwanderer. Grundschullehrer werden dringend gesucht? Egal, Kopftuchfrauen sind gefährlicher, als es ein Bildungsnotstand je wäre. Wenn ein Berliner Arbeitsgericht solche Zusammenhänge leichtfertig übergeht, mag
man es ihm nachsehen. Dem Senat jedoch nicht.
neu
— Seite 7
B
erlin sollte es bloß nicht
so machen wie Berlin:
Die rot-schwarze Koalition in der Hauptstadt
streitet seit Monaten und
liefert kaum Arbeitsergebnisse.
Kaum überraschend, dass ihr Ansehen immer tiefer sinkt.
Die schwarz-rote Koalition im
Bund versucht, es anders zu machen. Auch dort wurde zwar immer wieder gestritten, geschimpft
und gedroht – vor allem aus dem
Süden. Auch hier hat das Ansehen
aller Beteiligten massiv gelitten
und politisch erfolgreich war es
ebenso wenig: Dass jetzt weniger
Flüchtlinge in Deutschland ankommen, liegt in erster Linie an der
Schließung der Balkanroute. Und
die ist Folge der Politik Mazedoniens – und nicht ein Einknicken
Angela Merkels vor dem Gebrüll
von Horst Seehofer.
Die große Koalition ist angesichts der großen gegenwärtigen
Aufgaben zum Arbeiten verdammt. Die Ergebnisse des Koalitionsgipfels zeigen, dass sie das auch
noch kann. Die Erleichterung darüber, dass diese Koalition noch funktionstüchtig ist, war bei allen Beteiligten zu spüren. Aber wie lange
hält diese Funktionstüchtigkeit?
War es vielleicht die letzte erfolgreiche Verhandlungsnacht vor den
Wahlen im nächsten Jahr?
Dafür spricht vieles: Je näher der
Wahltag rückt, umso stärker rücken Parteien einer Koalition voneinander ab und besinnen sich auf
sich selbst. Es geht dann – noch
mehr als sonst auch – um das eigene Personal und die eigene Programmatik. Erst recht, wenn die
Umfragewerte schlecht sind.
Doch genau in dieser Logik liegt
auch die Chance. Denn vor allem
die SPD ist darauf angewiesen,
dass die große Koalition weiterhin
Ergebnisse liefert. Die Losung für
die Sozialdemokraten im Umfrageund Imagetief lautet nämlich: über
gute Arbeit und Regierungserfolge
zurück ins Rennen um die Kanzlerschaft zu kommen. Mindestlohn,
Rente mit 63, Entlastung der Kommunen – ein paar Entscheidungen
mit sozialdemokratischer Handschrift stehen schon auf der Haben-Seite.
Es müssen weitere dazukommen, damit eine erkennbare politische Identität entsteht. Für die
SPD ist das ein ambitionierter
Plan, aber zugleich der einzig mögliche, da sie auf die Strahlkraft und
Beliebtheit ihres Parteichefs Sigmar Gabriel nicht setzen kann –
und vielleicht auch nicht will.
Auch die Union kann nicht mehr
nur auf den Faktor Merkel bauen,
deren Glanz allmählich verblasst.
Schon jetzt fragen sich die Stammwähler der Union, was ihre Partei
in der großen Koalition eigentlich
durchgesetzt hat.
Vor allem aber brauchen Union
und SPD sich gegenseitig – als Regierungsoption. Die große Koalition mag kein beliebtes Bündnis
sein, aber in Zeiten komplizierter
werdender Bündnisse ist es immerhin eines. Wenn sich beide Seiten
diese Option erhalten wollen, dürfen sie sie nicht durch Arbeitsverweigerung kaputtmachen.
Genau das passiert derzeit im
rot-schwarzen Berlin. Doch das ist
eine Taktik, die zum Bumerang
werden kann. Vor allem im Bund
könnten Union und SPD noch länger aufeinander angewiesen sein,
als es ihnen vielleicht lieb ist.
Nein, nicht mit uns, wir gehen!
F
ür unsere Teams auf Lesbos
war es ein Schock: Seit zehn
Monaten hatten sie die Untätigkeit der EU-Staaten ausgeglichen und Flüchtlinge auf der griechischen Insel mit dem Nötigsten
versorgt. Sie richteten Kliniken
ein, verteilten Zelte und Hilfsgüter, sorgten für Wasserlieferung
und Sanitäranlagen. Sie arbeiteten
auch im Lager Moria, das von den
griechischen Behörden erst als Registrierungszentrum genutzt und
dann von der EU zum „Hotspot“
erklärt wurde – einem Flüchtlingszentrum in gemeinsamer Verantwortung. Doch im März, nach
dem Abkommen der EU mit der
Türkei, wurde es plötzlich ein Gefängnis, als Teil eines Deals, bei
dem es nicht mehr darum geht,
Menschen in Not zu helfen. Sondern sie aus Europa fernzuhalten.
Unsere Patienten durften das Lager nun nicht mehr verlassen. Sie
konnten sich nicht einmal innerhalb des Zauns frei bewegen, um
beispielsweise unsere Klinik aufzusuchen. Unsere Mitarbeiter sahen,
wie auch Kinder und Frauen, die
eben einem Krieg entkommen waren, wie Häftlinge behandelt wurden. Sie wurden Zeugen eines zynischen Systems, das Schutzsuchende inhaftiert und zur Abschiebung vorbereitet. In dieser Situation mussten wir sagen: Nein,
nicht mit uns! Wir weigern uns,
Teil einer Einrichtung zu sein, die
keine Rücksicht auf die Schutzbedürfnisse von Asylsuchenden und
Migranten nimmt. Deshalb beendeten unsere Teams ihre Hilfe innerhalb des Lagers.
Dieser neue Schritt zur Abschottung Europas ist in mehrfacher
Hinsicht verstörend. Vor allem ist
er ein weiterer Schlag für Menschen, die viel durchgemacht haben. Am Zaun des ebenfalls geschlossenen „Hotspots“ der Insel
Samos sprachen unsere Mitarbeiter mit Hala, einer 16-jährigen Syrerin, und ihrem ein Jahr jüngeren
Bruder Omar. Die Eltern der Teenager sind in Deutschland. Sie waren zunächst alleine geflohen,
weil sie die Flucht nicht für alle bezahlen konnten. Hala hatte das
ten Zelt schlafen. Menschen wie
Hala, Omar und Saleh spielen
kaum noch eine Rolle, wenn deutsche Politiker heute über Flüchtlingspolitik debattieren.
POSITIONEN
„Ärzte ohne Grenzen“:
EU-Türkei-Abkommen
ist reine Abschottung
Von Volker Westerbarkey
Foto: Sebastian Bolesch
Geld für die gefährliche Überfahrt
in türkischen Restaurants verdient. Neben ihr stand der kaum
ältere Syrer Saleh, der Schusswunden zeigte und erzählte, er sei fünfmal im Krieg verletzt worden.
Jetzt muss er in einem durchnäss-
Zweitens zeigt die Inhaftierung
von Schutzsuchenden, dass für Europa oft Abschottung wichtiger ist
als Hilfe. Die EU-Staaten sperren
Menschen zu Tausenden ein, aber
ausreichende Unterkünfte, Sanitäranlagen und Gesundheitsversor-
gung haben sie in den „Hotspots“
nicht organisiert.
Die vielleicht schlimmste Folge
der Abschottung ist aber: Sie trägt
indirekt dazu bei, dass Flüchtlinge
schon in Kriegsgebieten in akuter
Gefahr hängen bleiben. In Syrien
sitzen nördlich von Aleppo zwischen der Front und der geschlossenen türkischen Grenze etwa
75 000 Menschen fest. Nur Verletzte können in die Türkei gebracht werden. Auch im Süden, an
der jordanischen Grenze, sind
45 000 Menschen blockiert, nur
wenige dürfen passieren. Die
Grenzschließungen hängen auch
damit zusammen, dass Menschen
kaum noch weiter nach Europa
fliehen können. Die Türkei hat
schon mehr als drei Millionen
Menschen aufgenommen, mehr
als jedes andere Land. Im Libanon
ist jeder Vierte ein Flüchtling.
In Europa gerät fast völlig aus
dem Blick, dass die Not von
Flüchtlingen weltweit dramatisch
zunimmt. Mehr als 90 Prozent der
Neuankömmlinge in Europa kommen aus drei Kriegsgebieten: Für
die Menschen in Afghanistan war
2015 das tödlichste Jahr, seit die
Vereinten Nationen mit dem Zählen der Toten begannen. Im Irak
steht der Kampf um die vom „Islamischen Staat“ kontrollierte Millionenstadt Mossul bevor. In Syrien
ist die Situation trotz partieller
Waffenruhe vor allem in den belagerten Gebieten weiter katastrophal. Dort werden Schulen und
Kliniken bombardiert, und noch
immer verhungern Menschen.
Das Abkommen der EU mit der
Türkei steht aus unserer Sicht deshalb im Widerspruch zu den von
der Politik so oft beschworenen
Grundwerten Europas und zu einem Grundsatz des Völkerrechts:
dem Recht, vor Krieg und Verfolgung zu fliehen.
— Der Autor ist Präsident von
„Ärzte ohne Grenzen“ Deutschland.
ie Show verlief genau nach
Kobe Bryants Geschmack.
Im letzten Spiel seiner Karriere, beim 101:96-Sieg der Los Angeles Lakers gegen die Utah Jazz
am Donnerstag, stellte er mit 60
Punkten einen NBA-Saisonrekord
auf. In der ausverkauften Halle
wurde er von fast 19 000 Fans und
Stars wie Jack Nicholson, Jay Z und
David Beckham gefeiert.
Es war ein würdiges Ende für
eine unglaubliche Karriere. 20
Jahre lang hatte Bryant in der NBA
gespielt, viele davon als einer der
dominanten Spieler der Liga. In
den Tagen vor dem Spiel gegen
Utah wurden noch einmal alle
seine Bestleistungen und Rekorde
herausgeholt und gewürdigt: Seine
33 643 Punkte sind die drittmeisten aller Zeiten, in 24 Partien hat
Bryant 50 oder mehr Punkte erzielt. Oder auch die fünf Titel mit
den Lakers.
Als Bryant vor 20 Jahren als
Highschool-Schüler erklärte, auf
den Umweg über das College zu
verzichten und direkt in die Profiwelt der NBA zu wechseln, hatten
ihm viele Experten durchaus eine
beachtliche Karriere zugetraut.
Wie gut der 1,98 Meter große
Shooting Guard aber tatsächlich
werden sollte, war kaum abzusehen. Denn die Ausmaße seines manischen Ehrgeizes zeigten sich erst
später. „Kobe wollte der Beste
sein“, hat sein ehemaliger Mitspieler Horace Grant über ihn gesagt.
Für dieses Ziel scheute und
schonte er weder Gegenspieler
noch Trainer und Mitspieler –
noch sich selbst. Im Frühjahr 2013
mutete er sich allerdings endgültig
zu viel zu: Im Saison-Endspurt weigert sich Bryant beharrlich, sich
auswechseln zu lassen. Nachts studiert er den nächsten Gegner in
stundenlangen Videos, Abend für
Abend schleppt er sich über das
Spielfeld und kann die Halle hinterher nur noch mit Krücken verlassen. Als am 12. April jenes Jahres
Bryants Achillessehne reißt, versucht er, die gerissene Sehne per
Hand wieder herunterzurollen
und festzudrücken. Erst nachdem
er zwei Freiwürfe verwandelt hat,
lässt er sich auswechseln und humpelt trotz höllischer Schmerzen
ohne Hilfe in die Kabine.
Spätestens seit dieser schweren
Verletzung sind seine Explosivität
und Sprungkraft weitgehend verschwunden. Was ihn auch nach der
Ankündigung seines Abschieds im
November 2015 nicht daran hindert, beharrlich den Ball zu fordern. So lief es auch in seinem letzten Spiel: „Ich habe ständig den
Ball bekommen. Darum musste ich
so oft werfen“, sagte Bryant. Kein
Wunder also, dass er danach bester Laune war.
Lars Spannagel
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Suhr, Brandt, von Weizsäcker kamen und gingen. Horst Schultze blieb – Nachrufe, Seite 10
BERLIN
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FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729
SEITE 7
Pakt mit den Höllenengeln
Von Tag zu Tag
Die „Artemis“-Betreiber sollen enge Kontakte zu kriminellen Rockern gehabt haben. Das Bezirksamt prüft, das Bordell zu schließen
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Von Cay Dobberke, Hannes Heine
und Timo Kather
Terminsachen
Thomas Loy findet, dass Neuköllns
Bürgermeisterin Giffey zu sehr trödelt
D
ie Berliner Bezirke messen sich in
vielen kommunalsportlichen Disziplinen: Bürgeramts-Terminvergabe, Flüchtlingsunterbringung, Schultoilettensanierung, Hundesteueraufkommen, Solarstromproduktion, Bußgeldbilanz usw. Auf der Zwölfer-Rangliste liegt
Neukölln öfter weit hinten, trotz der klaren Ansage von Ex-Bürgermeister Heinz
Buschkowsky, sein Bezirk sei immer ganz
vorn. Buschis Nachfolgerin Franziska Giffey tritt erstmals mit einer bislang kaum
beachteten Disziplin an die Öffentlichkeit: Nach einem Jahr im Amt – dazu lädt
sie heute zum Pressegespräch – habe sie
„fast 400 Außentermine vor Ort“ absolviert. Glückwunsch!
Leider liegen dazu noch keine Vergleichsdaten der wahlkämpfenden Konkurrenz vor. 400 Termine klingen jetzt
nicht sooo rekordverdächtig – macht bei
280 politischen Arbeitstagen eine durchschnittliche Tagesleistung von 1,4. Da
geht noch deutlich mehr. Unerschlossene
Effizienzreserven traten vor Kurzem
beim feierlichen Auftakt zum dritten Bauabschnitt Karl-Marl-Straße zutage. Franziska Giffey lobte das Wetter, befragte
den Bauleiter über sein schönstes Bau-Erlebnis, stieg auf einen Bagger, ließ sich
die Bedienung erklären, baggerte ein wenig, lächelte in alle gewünschten Richtungen, stieg wieder herunter, nahm einen
Spaten, schippte Sand in die Luft ... Da
wären andere schon längst beim Anschlusstermin.
Taxis rollen an, ein Türsteher begrüßt
die Gäste. Vor dem „Artemis“ in Halensee, dem bekanntesten und größten Bordell der Stadt, wirkt am Donnerstag alles
wie immer. Drinnen dürften es sich wieder Dutzende Männer im Pool, der Sauna
und auch in den Zimmern bequem gemacht haben – für 80 Euro Eintritt plus
dem Lohn für die Sexarbeiterinnen.
Doch nach der Razzia am Mittwoch
prüft das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, ob das Großbordell an der Halenseestraße geschlossen werden kann.
„Ein entsprechendes Verfahren wurde
eingeleitet, die Betreiber wurden zur Stellungnahme aufgefordert“, sagte Ordnungsstadtrat Marc Schulte (SPD). Eine
Antwort werde in wenigen Tagen erwartet. Die „Artemis“-Betreiber traten als
Saubermänner des Sexgewerbes auf. Sie
warben auf BVG-Bussen um Kunden und
beschäftigten – neben den Frauen – bis zu
40 Angestellte: Sicherheitsleute, Köche,
Bürokräfte. Die bis zu 100 professionellen Frauen wiederum bedienten zwischen drei und 15 Männer am Tag.
Gleichzeitig sollen die „Artemis“Bosse miteinschlägig bekannten HellsAngels Geschäfte gemacht haben. Beide Betreiber sitzen seit Mittwoch wegen des
Verdachts des Menschenhandels, der
Steuerhinterziehung und des Sozialversicherungsbetrugs in Untersuchungshaft.
Auch vier „Hausdamen“ wurden verhaftet, also ehemalige oder aktive Prostituierte, die im Alltag die Abläufe organisieren. Die Staatsanwaltschaft geht davon
aus, dass die „Artemis“-Betreiber ihre
Prostituierten seit der Eröffnung im
WM-Sommer 2006 als Scheinselbstständige beschäftigten.Offiziell warendie Sexarbeiterinnen als Freiberuflerinnen selbstständig, mieteten sich auf eigene Rechnung ein und kassierten auch ihre Freier
auf eigene Faust ab – also mehr oder weniger individuelle Preise für individuelle
Praktiken. Inoffiziell aber, so der Vor-
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STATTETN
MIE
16.–17.4.2016 / ARENA BERLIN
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Artemis durch die Nacht. Bei den Durchsuchungen wurden Vermögenswerte von 6,4 Millionen Euro beschlagnahmt. Der Schaden für die
Foto: Paul Zinken/dpa
Sozialkassen durch Scheinselbstständigkeit im Bordell soll mindestens 17,5 Millionen Euro betragen.
wurf, gab es aber ein per Dienstplan geregeltes Schichtsystem, Fixpreise für sexuelle Dienstleistungen und Dresscode. Insgesamt seien dieProstituierten wieabhängig Beschäftigte behandelt worden.
Die Betreiber hätten die Frauen also anstellen und wie jeder Arbeitgeber auch
Sozialversicherungsbeiträge zahlen müssen. Das taten sie aber nicht. Michael Kulus vom Hauptzollamt Berlin schätzte
den Schaden der Sozialkassen am Donnerstag auf mindestens 17,5 Millionen
Euro: „Es handelt sich um eine vorsichtige Schätzung.“ Gut möglich, dass noch
die eine oder andere Million dazukommt.
Zum Vergleich: Kulus zufolge registrierte
das Hauptzollamt 2015 in ganz Berlin 60
Millionen Euro Schaden.
Eine Prostituierte hatte die Ermittler
im Sommer 2015 auf die Spur der „Artemis“-Betreiber gebracht. Sie hatte sich an
die Polizei gewandt, weil sie von ihrem
damaligen Partner – einem Rocker der
Hells Angels – zum Anschaffen in das
Großbordell geschickt worden war. „Sie
war dabei nicht immer freiwillig tätig“,
sagte Staatsanwalt Michael Stork. Wenn
die Frau nicht genug Geld nach Hause
brachte, soll es Schläge gegeben haben.
Die Frau soll so heftig malträtiert worden
sein, dass sie keinen anderen Ausweg
mehr sah, als zur Polizei zu gehen. Als sie
von den Arbeitsabläufen im „Artemis“ erzählte, wurden die Ermittler hellhörig.
Sie machten sich unter strengster Geheimhaltung an die Arbeit, nach Justizangaben waren maximal 15 Personen in die
Ermittlungen eingeweiht. Die Betreiber
hätten ihre Geschäfte unter „extremer Abtarnung“ organisiert, seien also hochprofessionell vorgegangen. Die Ermittlungen brachten erstaunliche Ergebnisse:
Die Betreiber sollen nicht nur Sozialbeiträge und Steuern hinterzogen haben – darüber hinaus sei „ein unmittelbarer Bezug zur Organisierten Kriminalität in einem vermeintlich legalen Betrieb“ festgestellt worden, sagte Andreas Behm von
der Staatsanwaltschaft. So sollen mehrere Hells Angels ihre Prostituierten mit
dem Wissen der Betreiber zur Arbeit ins
„Artemis“ geschickt haben, dafür gab es
freien Eintritt und Sonderkonditionen
beim Dienstleistungsangebot. Kürzlich
war schon in einem Mordprozess gegen
deutsche und türkische Rocker bekannt
geworden, dass sich die Crew um einen
berüchtigten Weddinger Hells-AngelsBoss im „Artemis“ traf.
Man sei „auf den Spuren der Strafverfolgung bei Al Capone gelandet“, sagte
Behm zu den Ermittlungen. Der legendäre US-amerikanische Mafioso war in
den 1930er Jahren in allerlei Illegales verstrickt gewesen – allerdings konnte er vor
Gericht nie dafür belangt werden.
Schließlich wurde er dann doch verurteilt: wegen Steuerhinterziehung.
Am Mittwochabend waren 6,4 Millionen Euro an sogenannten „Vermögenswerten“ beschlagnahmt worden. Fast
100 Prostituierte wurden vernommen
und bestätigten die Aussagen der Tippgeberin weitgehend. Die Frau steht unter
Polizeischutz – im Rotlichtmilieu droht
ihr Rache. Das sichergestellte Beweismaterial sei so umfangreich, sagte Zollsprecher Kulus, dass die Auswertung noch
Monate in Anspruch nehmen werde.
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Polizei stempelt Radfahrer ab
Auf der Velo-Messe werden Rahmen codiert – und nächste Woche überall
Fahrraddiebstahl ist für die Berliner Polizei bisher kein Gewinnerthema. Die Zahl
der geklauten Räder steigt und steigt auf
zuletzt mehr als 32 000 im vergangenen
Jahr, während die Aufklärungsquote seit
Jahren bei desaströsen vier Prozent stagniert. Jetzt geht die Polizei das Thema
auf mehreren Wegen an: Auf der Fahrradmesse Velo Berlin an diesem Wochenende informieren Beamte über Sicherheit
rund ums Fahrrad und laden zur kostenfreien Codierung ein (Kaufbeleg mitbringen!). Diese Registrierungsaktion soll
nächsten Donnerstag stadtweit wiederholt werden: Am 21. April von 16 bis 18
Uhr können Räder nach Auskunft des Präsidiums in allen Berliner Dienststellen codiert werden.
Die Kennzeichnung soll auch dazu dienen, beschlagnahmte gestohlene Räder
ihren Eigentümern zurückgeben zu können. Das scheitert oft auch daran, dass
Diebstähle gar nicht erst angezeigt oder
die Räder nicht eindeutig beschrieben
wurden. Als Abhilfe hat die Polizei eine
Online-Bilderabfrage eingerichtet, über
die sich Dutzende einkassierte Fahrräder
anschauen lassen, die bisher niemandem
zugeordnet werden konnten.
An welcher Art von Orten – Bahnhof,
Keller usw. – am meisten gestohlen wird,
erfasst die Polizei nicht. Als Bezirke führen Pankow und Mitte die Liste an, bei den
Ortsteilen liegt Kreuzberg vorn (siehe Tabelle). In Mitte sowie in Charlottenburg-Wilmersdorf wurde 2015 deutlich
mehr geklaut als im Vergleichsjahr 2013.
Die Ortsteile mit den meisten
Fahrraddiebstählen 2015
Kreuzberg
2343
Prenzlauer Berg
2273
Mitte
1925
1796
Friedrichshain
1722
Charlottenburg
Neukölln
1578
Schöneberg
1561
1300
Wilmersdorf
Pankow
Zehlendorf
Quelle: Polizei
919
764
Tsp/Schmidt
Da Fahrradklau mit der Qualität der Abstellmöglichkeiten zu tun hat, widmet
sich die Fahrradmesse dem Thema Parken mit einer Sonderschau. Dabei will
die Stadtentwicklungsverwaltung ihre
„Strategie Fahrradparken“ präsentieren.
Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD)
eröffnet die sechste Auflage der Messe
am Sonnabend. Schirmherr der Velo Berlin mit mehr als 300 Ausstellern ist der
Regierende Bürgermeister und Geisels
Amtsvorgänger Michael Müller (SPD).
In der kommenden Woche will die Polizei die Verkehrssicherheit in den öffentlichen Fokus rücken. Dazu sollen sieben
Tage lang alle Einsätze nach Unfällen mit
Personenschäden getwittert werden. Zusätzlich sollen Fotos einiger Unfallorte einen Eindruck von der Dramatik dessen
vermitteln, was sich täglich auf den Straßen der Stadt abspielt. An der Aktion beteiligen sich auch mehrere andere Länderpolizeien.
Stefan Jacobs
— Velo Berlin auf dem Messegelände (Eingang Messedamm): Sa/So 10–18 Uhr, Eintritt: 9 Euro, ab 15 Uhr: 6 Euro. Tagestickets
ermäßigt oder bei Vorabkauf an BVG-Automaten: 7 Euro, Kinder bis 14 Jahre frei.
Hier ist MagentaZuhause
Kruzifix, ein Kopftuch!
Eine muslimische Lehrerin will ihr Haar bedecken. Das geht nicht, sagen Richter
Eine muslimische Lehrerin kann keine
Entschädigung verlangen, weil die Schulverwaltung ihre Bewerbung wegen ihres
Kopftuchs ablehnt. Das Berliner Arbeitsgericht hat am Mittwoch eine entsprechende Klage der Frau, die sich durch das
in Berlin geltende Neutralitätsgesetz diskriminiert fühlt, abgewiesen. Danach ist
religiöse Bekleidung im Schuldienst sowie bei Polizei und Rechtspflege verboten. Die Schulverwaltung reagierte erleichtert: „Wir begrüßen das Urteil des
Arbeitsgerichts und fühlen uns in unserer Rechtsauffassung bestätigt“, sagte
Sprecherin Beate Stoffers. Die Klägerin,
die vom Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit „Inssan“ und
dem Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg unterstützt wird, will sich damit
aber voraussichtlich nicht abfinden. Ihre
Anwältin Maryam Haschemi kündigte
an, eine Berufung zu prüfen.
Die mündliche Verhandlung drehte
sich im Wesentlichen darum, ob das
strikte Berliner Gesetz nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts noch verfassungsgemäß ist. Die
Karlsruher Richter hatten im vergangenen Jahr geurteilt, dass landesgesetzliche
Kopftuchverbote nur zulässig sind, wenn
konkrete Gefahren für den Schulfrieden
zu erwarten sind. Sind Gerichte überzeugt, es mit verfassungswidrigen Vorschriften zu tun zu haben, müssen sie den
Fall direkt in Karlsruhe vorlegen.
Das Arbeitsgericht entschied sich jedoch gegen eine solche Vorlage. Richter
Andreas Dittert hob in der Verhandlung
hervor, die Länder hätten einen „Einschätzungsspielraum“. In der Begründung des
Neutralitätsgesetzes hätte das Abgeordnetenhaus darauf abgestellt, dass Berlin
aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur besonderes soziales Konfliktpotenzial
berge. „Diese „Einschätzung könnte reali-
tätsgerecht sein“, sagte er. Zudem enthalte das Berliner Gesetz keine Bevorzugung christlicher Bildungs- und Kulturwerte – wie das Gesetz aus Nordrhein-Westfalen, das vom Verfassungsgericht korrigiert worden war. „In Berlin
werden alle Religionen gleich behandelt.“ Dittert findet es nach eigenen Worten auch „nicht ganz logisch“, wenn Kruzifixe in Schulen untersagt werden können, zugleich aber Lehrerinnen mit Kopftuch beschäftigt sein dürften.
Die Klägerin, die selbst nicht erschienen war, ließ eine Erklärung verlesen.
Das Kopftuchverbot sei für sie „ein Berufsverbot. Schule soll ein Spiegelbild
der Gesellschaft sein“, hieß es weiter.
Das Land hatte ihr einen Arbeitsvertrag
angeboten, mit dem sie etwa in Willkommensklassen für Flüchtlinge oder an Berufsschulen unterrichten könnte. Die Klägerin möchte aber im Grundschuldienst
arbeiten.
Jost Müller-Neuhof
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12 Monaten 24,95 €/Monat, ab dem 13. Monat 39,95 €/Monat. Der Aufpreis für MagentaZuhause M Entertain (mit TV) beträgt 9,95 €/Monat (inkl. 4,95 €/Monat
für den HD-Receiver). Voraussetzung ist ein geeigneter Router. Hardware zzgl. Versandkosten in Höhe von 6,95 €. Einmaliger Bereitstellungspreis für neuen
Telefonanschluss 69,95 €. Mindestvertragslaufzeit für MagentaZuhause 24 Monate, für den HD-Receiver 12 Monate. Die Ersparnis 180 € errechnet sich aus
der Differenz des Aktionspreises für die ersten 12 Monate im Verhältnis zum Preis ab dem 13. Monat. MagentaZuhause M ist in einigen Anschlussbereichen
verfügbar. Individuelle Bandbreite abhängig von der Verfügbarkeit. Angebot gilt für ausgewählte Vorwahlbereiche. Nähere Informationen im Telekom
Shop, bei teilnehmenden Fachhändlern, unter 0800 33 0 3000 oder unter www.telekom.de/regional-aktion. Ein Angebot von: Telekom Deutschland GmbH,
Landgrabenweg 151, 53227 Bonn.
8
BERLIN
DER TAGESSPIEGEL
Steuern
gegen
Spekulanten
Senat prüft Einführung
einer neuen Grundsteuer
Foto: dpa/Soeren Stache
Berlins Kampf gegen gewerbliche Grundstücksspekulanten könnte auch private
Käufer treffen. Das Land denkt erneut
über eine Erhöhung der Grunderwerbsteuer nach. Sie liegt in Berlin seit Anfang
2014 bei sechs Prozent des Kaufpreises
von Immobilien; im benachbarten Brandenburg wurde die Grunderwerbsteuer
zum 1. Juli 2015 auf 6,5 Prozent erhöht.
Berlins Bausenator Andreas Geisel
(SPD) sagte dem Tagesspiegel in einem
Interview, das am Sonnabend in der Beilage „Neubauten“ erscheint: „Wenn wir
etwas bei der Grunderwerbsteuer verändern wollen, könnten wir das als Land
Berlin selber tun. Ich gehe im Moment
davon aus, dass wir im Mai einen Vorschlag präsentieren können.“
Die Grunderwerbsteuer fällt an, wenn
ein Kaufvertrag über ein Grundstück,
Haus oder eine Wohnung in Deutschland
abgeschlossen wird. Dabei sind beide Vertragsparteien – Käufer und Verkäufer –
beim Wohnungs- oder Hauskauf Steuerschuldner. Meist wird die Zahlungspflicht
im notariellen Kaufvertrag auf den Käufer
übertragen. Berlin liegt im Vergleich der
Bundesländer bisher einen halben
Prozentpunkt hinter Brandenburg,
Nordrhein-Westfalen,Schleswig-Holstein und dem Saarland. Hier werden
je 6,5 Prozent fällig. Bayern und
Sachsen liegen mit
3,5 Prozent ganz
hinten.
Bausenator
Eine zweite OpGeisel denkt
tion, der Grundstücksspekulation
auch über
zu begegnen, ist die
eine höhere
erneute
Einführung
einer
GrundGrunderwerb- steuer für Bauland.
steuer nach
So etwas hat es in
deralten Bundesrepublik Anfang der
sechziger Jahre gegeben; sie könnte nun
wieder eingeführt werden. Denn viele
Grundstücke liegen allein deshalb brach,
weil sich ihre Besitzer durch einen späteren Verkauf höhere Gewinne versprechen. „Gegenwärtig arbeiten wir noch an
verschiedenen Optionen“, sagte er. Geisel
verwies darauf, dass im vergangenen Jahr
über 40 Prozent der genehmigten Baumaßnahmen nicht realisiert wurden. Dies
bedeute, dass 40Prozent derVerwaltungskapazitäten blockiert worden seien, ohne
dass tatsächlich Wohnungen gebaut wurden. „Das ist für uns nicht hinnehmbar“,
sagte der Bausenator. Auch deshalb werde
eineneue Grundsteuer C geprüft, gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Finanzen. „Das wäre eine Variante: Wohnungsbaugrundstücke, diegemischtbebaut werden, besteuert man höher als bebaute
Wohngrundstücke, um Spekulationsgewinne abzuschöpfen.“ Doch die Einführung der Steuer ist aufwendig; da die Zustimmung des Bundesrates nötig ist.
Zu den Auseinandersetzungen um die
Bebauung der Cuvry-Brache in Kreuzberg und des SEZ-Geländes in Friedrichshain – in beiden Fällen möchten die Investoren Auflagen des Landes nicht erfüllen
– sagte Geisel: „Wer neues Planungsrecht
braucht, um Wohnungen zu bauen, muss
sich auch an den Kosten für die Infrastruktur beteiligen.“ Es gehe auf Dauer nicht
an, dass Gewinne privatisiert werden und
die Kosten von der Kommune getragen
werden.
Reinhart Bünger
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
E NACHRICHTEN F
Einer für alle. Alle für einen?
Nach dem Griff von Michael Müller nach der ganzen Macht in der SPD zieht Parteichef Jan Stöß zurück.
Doch nicht nur er macht sich Sorgen um die innere Einheit – auch in der Bundespartei wachsen Zweifel
Von Ulrich Zawatka-Gerlach
Der SPD-Landeschef Jan Stöß kandidiert
nicht wieder für den Parteivorsitz. Es
wird also zu keiner Kampfabstimmung
auf dem Parteitag am 30. April kommen.
Einen Tag nach der Ankündigung des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller, den SPD-Vorsitz übernehmen zu wollen, teilte Stöß mit: „Keinesfalls will ich
unseren Landesverband in eine Zerreißprobe führen, die den Erfolg der SPD bei
den Wahlen im September aufs Spiel setzen würde.“ Über seine künftigen Pläne
sagte er bisher nur, dass er für diesen Erfolg weiter seinen Beitrag leisten wolle.
In Parteikreisen heißt es, dass Stöß
überlege, für einen der vier Stellvertreterposten im SPD-Landesvorstand zu kandidieren. Auf der Liste drängeln sich aber
schon fünf andere Genossen. Die beiden
„Frauenplätze“ sind tabu, Staatssekretärin Barbara Loth und die SPD-Abgeordnete Iris Spranger bleiben Vize-Landesvorsitzende. Auch der Staatssekretär
Mark Rackles gilt als gesetzt. Offen
bleibt, ob sich der von Müller ins Rennen
geschickte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel auf dem SPD-Parteitag gegen den Bundestagsabgeordneten Fritz
Felgentreu durchsetzen kann.
Wenn auch noch Stöß antritt, wird die
Lage unübersichtlich. Es sei denn, der
ebenfalls zur Parteilinken gehörende
Rackles gibt seinen Stellvertreterposten
auf. In absehbarer Zeit wird die
SPD noch über eine andere Personalie
entscheiden müssen. Der künftige Parteichef und SPD-Spitzenkandidat Müller
wünscht sich einen Generalsekretär, der
die Tagesarbeit erledigt und so den Vorsitzenden entlastet, und der schnell und offensiv auf politische Ereignisse reagiert.
Am frühen Donnerstag lud Müller zu
einer Pressekonferenz in die Räume des
SPD-Kreisverbands Tempelhof-Schöneberg ein. Dort begründete er seine überraschende Kandidatur damit, dass der
SPD-Landesverband „klare Struktur und
Führung“ brauche, die auch für die Wähler erkennbar sei. Bundesweit zeichneten
sich knappe Wahlergebnisse und schwierige Koalitionen ab. Da sei es wichtig,
„nicht über drei Pole – den Regierungschef, den Fraktions- und Landesvorsitz –
Entscheidungen herbeizuführen“.
Müller ließ auch durchblicken, dass er
sich von Stöß nicht genügend unterstützt
fühlte, als Vorwürfe der Vetternwirtschaft und des roten Filzes gegen ihn und
die SPD laut wurden. Er habe „zuletzt ein
selbstständiges, offensives Auftreten vermisst“, sagte der Regierende Bürgermeister. Den Vorwurf eines innerparteilichen
„Putsches“ wies er zurück. Müller hat
Nach Flaschenwürfen auf den Schulhof
unddas Umfeld der EvangelischenGrundschule in Mitte ermittelt die Polizei wegen
versuchter gefährlicher Körperverletzung. Außerdem wird das Gelände bestreift. Letzter Auslöser war ein Vorfall
vom 5. April, als eine volle Plastikflasche
während der Pause auf dem mit 300 Kindern gefüllten Schulhof landete. Mehrere
Schüler standen nach Angaben der Schule
„in unmittelbarer Nähe des Aufpralls“. In
der Vergangenheit waren Glasflaschen direkt neben einer Lehrerin und Schülerin
aufgeprallt oder nachts vor die Schule geworfen worden. Die Schule befindet sich
in der Rochstraße neben einem Hochhaus, aus dem die Flaschen offenbar geworfen wurden.
sve
Radfahrerin einen Tag
nach Unfall gestorben
Eine 73-jährige Radlerin, die am Mittwoch mit einem anderen Radfahrer zusammengestoßen war, ist am Donnerstag
gestorben. Damit kamen seit Jahresbeginn sechs Radfahrer in Berlin ums Leben.
Laut Polizei war die Frau offenbar auf dem
für sie linken Gehweg des Weißwasserwegs in Lichterfelde unterwegs. „Benutzung der falschen Fahrbahn“ ist die häufigste Ursache für von Radfahrern verschuldete Unfälle.
obs
Diebe klauen Urnen
von Weddinger Friedhof
Der Regierende regiert durch. Michael Müller (hinten) ließ am Donnerstag durchblicken, dass er sich von Parteichef Jan Stöß (vorn)
Foto: Imago
nicht genügend unterstützt fühlte, als Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen ihn und die SPD laut wurden.
sich wohl auch sehr darüber geärgert,
dass Parteichef Stöß seine Personalvorschläge für den künftigen SPD-Landesvorstand nicht unterstützte. Das gilt für Geisel, dem Vernehmen nach aber auch für
den Verkehrs-Staatssekretär Christian
Gaebler. „Dann ist es vielleicht der ehrlichere Weg, die Personalfrage im Grundsatz zu entscheiden“, sagte Müller.
Ansonsten blieb seine Kritik an Stöß
recht milde. In den letzten eineinhalb Jahren habe es „Phasen der Zusammenarbeit
gegeben, die sehr gut waren“. Stöß sei ein
wichtiger politischer Kopf für die SPD
und man werde gemeinsam sehen, welche Möglichkeiten es gebe, „dass er seine
D
Kompetenz in die SPD einbringt“, so Müller. Stöß wiederum sicherte am Donnerstag zu, dass er den Regierungschef und
designierten SPD-Spitzenkandidaten weiterhin unterstützen werde. „Mir geht es
um den Erfolg der SPD.“
Der noch amtierende Parteichef appellierte an die Genossen, „dass wir schnellstens zur Geschlossenheit finden müssen“, denn Berlin brauche eine motivierte, mobilisierte Sozialdemokratie. Damit spielte er möglicherweise auf die Kritik in den Reihen der Bundes-SPD an. „Es
gibt Zweifel, ob es Berlin wieder gelingt,
die Partei zu einen“, sagte ein Spitzengenosse. Als Mitglied im SPD-Bundesvor-
AKTUELL IM ABGEORDNETENHAUS
830 Euro für 46 Quadratmeter
stand und Metropolenbeauftragter gilt
Stöß in der Bundespartei, anders als Müller, als strategisch denkender Kopf.
Ein weiterer Grund für Müllers Griff
nach dem SPD-Landesvorsitz sind wohl
auch jüngste Umfragen. Laut Infratest dimap liegt die Berliner SPD nur noch bei 23
Prozent, im Westen der Stadt liegt sie (mit
22 Prozent) hinter der CDU, die dort auf
25 Prozent kommt. Im Osten Berlins ist
die Union mit 16 Prozent allerdings sehr
schwach, dort erreicht die SPD 25 Prozent. Und 59 Prozent der Berliner sind mit
der Arbeit des Müller-Senats unzufrieden.
— Leitartikel, Seite 1
D
Gesetz für Kita-Betreuung wird neu beraten
ments. Es seien Zusammenhänge konstruiert worden, die die „Institution
des Regierenden Bürgermeisters beschädigen
könnten“. Darum sei es „einigen ganz bewusst gegangen“, sagte Müller. Dagegen müsse man sich juristisch wehren dürfen. Den
Verdacht, dass er öffentliche Gelder genutzt habe,
um die Druckerei seines
Vaters zu subventionieren,
wies Müller empört zurück.
„Keiner der Vorwürfe
konnte erhärtet werden.“
Und erstmals teilte er mit,
was er an den privaten Vermieter für sein Wahlkreisbüro zahlt: 830 Euro für 46
Quadratmeter. Die Parlamentsverwaltung hatte die
Einsichtnahme in den Mietvertrag aus verfassungsrechtlichen Gründen verweigert. Auf Anfrage des Tagesspiegel wurde nun mitgeteilt, dass die Einrichtung
des Müller-Büros im Juni
2014 geprüft und als korrekt eingestuft worden sei.
„Rechtsschutzangelegenheiten des Senats“ wollte
der Parlamentspräsident
aber nicht bewerten.
za
Im Parlament wurde gezankt – allerdings weniger
zur Sache als ums Prinzip.
Die Koalitionsfraktionen
zogen am Donnerstag vor
der Sitzung im Abgeordnetenhaus das Haushaltsumsetzungsgesetz, mit dem
sie weitreichende Änderungen etwa bei der Kita-Betreuung beschließen wollen, zurück, um es sofort
erneut einzubringen. Das
Gesetzgebungsverfahren
ging also mit erster Lesung
wieder von vorne los. Die
Sache selbst trifft weitgehend den Geschmack der
In Wedding sind zwischen Dienstagmittag und Mittwochnachmittag von einem
Friedhof in der Gerichtstraße mehrere
Urnen aus ihrem Aufbewahrungsort,
dem Kolumbarium, gestohlen worden.
Die Asche der Verstorbenen ließen die
Diebe zurück. Die Polizei ermittelt wegen Diebstahls und Störung der Totenruhe. Sie geht davon aus, dass die Diebe
es auf das Metall abgesehen hatten. Tsp
Kind stirbt nach Sturz
aus Fenster eines Flüchtlingsheims
Ein zweijähriges Kind ist am Mittwochnachmittag nach einem Sturz aus dem
Fenster einer Flüchtlingsunterkunft in
Westend an seinen Verletzungen gestorben. Nach Angaben der Feuerwehr war
das Kind gegen 16.35 Uhr aus einem
Fenster in der zweiten Etage des Heims in
der Soorstraße gefallen.
kat
Ferienwohnungsportal klagt
gegen Zweckentfremdungsverbot
Opposition. Aber nicht das
Wie. „Das Zustandekommen dieses Gesetzes ist
der Spiegel des Chaos in
der Koalition“, kritisierte
Marianne Burkert-Eulitz,
sozialpolitische Sprecherin
der Grünen. Eigentlich
sollte das Gesetz am Donnerstag verabschiedet werden. Da die Koalition aber
am Mittwoch einen 19-seitigen Änderungsantrag vorlegte, fühlte sich die Opposition düpiert. So weitreichende Änderungen müsse
man schließlich fachlich
durcharbeiten können, be-
vor man sie verabschiede.
Am Mittwoch vereinbarte
man eine dritte Lesung am
28. April. Vor der Parlamentssitzung allerdings beschlossen SPD und CDU,
den Gesetzesentwurf zurückzuziehen und sofort
wieder neu einzubringen.
„Wir wollten auf keinen Fall,
dass das Gesetz formal angreifbar ist“, erklärte Torsten Schneider, parlamentarischer Geschäftsführer der
SPD. Nach nunmehr zweiter
Lesung soll das Gesetz
also am 28. April beschlossen werden.
rori
Das Online-Portal für Ferienwohnungen
Wimdu, nach Airbnb die Nummer zwei
am Markt, hat gegen das Zweckentfremdungsverbot Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Die Klage schrieb Helge
Sodan, einst Präsident des Verfassungsgerichtshofs. Er hält das Gesetz für verfassungswidrig. Als Kläger tritt Olaf Bölter
auf, der seine Wohnung in Schöneberg an
Touristen vermietet.
loy
BER ups and downs
1413
625
Tage seit
Nichteröffnung *
Tage bis zur
Eröffnung **
*Der Flugbetrieb sollte ursprünglich
am 3. Juni 2012 starten
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**Der Flughafen soll im 4. Quartal 2017
eröffnen. Wir rechnen mal großzügig mit dem
31. Dezember – aber ob das reicht?
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Um kurz nach 17 Uhr am Donnerstag ist
eine Filiale der Berliner Bank in der
Schloßstraße in Steglitz überfallen worden. Die Täter, von denen einer laut Polizei bewaffnet war, erbeuteten Geld und
flüchteten zu Fuß; einer wurde schnell gefasst. Er hatte Geld bei sich, es war aber
am Abend noch unklar, ob es sich um die
gesamte Beute handelte.
fk
Polizeiliche Verstärkung
für Grundschule in Mitte
MICHAEL MÜLLERS ABGEORDNETENBÜRO
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller
(SPD) wies am Donnerstag
Vorwürfe zurück, er habe im
Rechtsstreit mit der Zeitung „BZ“ um sein Wahlkreisbüro in Tempelhof
nicht als Abgeordneter einen Anwalt beauftragt und
bezahlt, sondern dies die
Senatskanzlei erledigen
lassen. Es sei in diesem
Fall klar gewesen, „dass es
nicht nur um den Abgeordneten Müller ging, sondern
auch um den Regierenden
Bürgermeister“, sagte er in
der Fragestunde des Parla-
Filiale der Berliner Bank
auf Schloßstraße überfallen
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Alle Angaben ohne Gewähr
FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729
DER TAGESSPIEGEL
Hier gibt’s Geld. Die Schlange reichte durch die gesamte Bundesbank bis hinaus auf die Leibnizstraße. Bezahlen kann man mit der Münze übrigens nur in Deutschland.
9
Foto: Imago/STPP
Münz’ dir was
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STADTLEBEN
DIE KADEWE
FEINSCHMECKERETAGE
Von Regen und Kälte lassen sich hunderte Sammler nicht abschrecken.
Stundenlang stehen sie an der Bundesbank an, um die neue Fünf-Euro-Münze zu ergattern. Warum?
Von Felix Hackenbruch
Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Wie viele es sind, kann niemand sagen.
Ein paar hundert, vielleicht sogar tausend. „Die stehen hier schon seit 5.45
Uhr“, berichtet der Portier, „dabei haben
wir erst um 8 Uhr geöffnet“. Grund für
den Ansturm bei der Bundesbank in Charlottenburg ist die Herausgabe der neuen
Fünf-Euro-Münze. Die
wollen sich viele Menschen gleich am ersten
Tag sichern – für den
Preis von fünf Euro, versteht sich. Der Andrang
lässt auch im Laufe des
Vormittags nicht nach. Die Münze
Die Schlange erstreckt
sich von den Schaltern über die Wendeltreppe in die Empfangshalle der Bundesbank bis hinaus auf die Straße.
Ganz am Ende der Schlange steht Sascha Pollack. Von der Ausgabe der
Fünf-Euro-Münze hat er in den Nachrichten gehört. „Ich bin einfach neugierig und
möchte mir die neue Münze mal anschauen“, sagt der 33-Jährige. Vom nasskalten Wetter am Donnerstagmorgen
lässt er sich nicht abhalten und wartet geduldig. 50 Meter weiter vorne, aber noch
immer im Freien, steht Peter Kurz aus
Charlottenburg. Der Sammler war bereits zur Ausgabe der 25-Euro-Münze im
letzten Jahr hier. „Das Design ist einfach
einmalig, deshalb muss ich diese Münze
haben. Schade, dass man nur eine pro
Tag bekommt“, sagt der 74-Jährige.
Tatsächlich hat die neue Münze vor allem für ihre optischen und technologischen Neuerungen bereits zuvor große
Aufmerksamkeit erhalten. Aus drei Teilen besteht sie: aus einem äußeren Ring,
der das Weltall und viele Planeten zeigt,
sowie einem inneren Kern, der die Erde
abbildet. Doch in der Schlange sprechen
alle nur über das Verbindungsstück.
Denn zwischen dem äußeren und dem inneren Element befindet sich ein blauer,
lichtdurchlässiger Kunststoffring, der die
Münze fälschungssicher machen soll. An
ihm scheiden sich die Geister.
„Ich halte das Plastik für Quatsch.
Wenn man stark ist, kann man das bestimmt einfach rausbrechen“, erklärt Harald Graf. Der Steglitzer ist passionierter
Sammler und kennt sich vor allem mit
deutschen Münzen aus. „Ich habe alle
Pfennige von 1948 bis 1995“, sagt er
stolz.
„Richtig schön“ dagegen findet Gisela
Schwartz aus Wilmersdorf die Münze –
gerade wegen des Kunststoffrings. 40 Minuten hat sie gewartet, dabei sei die
Münze gar nicht für sie: „Mein Bruder hat
mich geschickt, denn der lebt auf dem
Land und konnte nicht selber kommen.“
Auch Brigitte Block hat die Münze nicht
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Diesen Sonnabend im Stellenmarkt:
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Der öffentliche Dienst und die
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für sich geholt. „Die vererbe ich mal meinem Enkel“, verrät die 64-Jährige, die
nur Gelegenheitssammlerin ist. „Ich hole
mir nur manchmal die Sondermünzen,
das ist ja historisch“, erklärt sie.
Enorm, aber nicht historisch bewertet
Filialleiter Andreas Klose den Ansturm.
Zwar kann auch er keine verlässlichen
Zahlen nennen, aber der Andrang sei vergleichbar mit der Ausgabe der 25-EuroMünze anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Wiedervereinigung. „Wir haben
extra Mitarbeiter am Schalter und im Gebäude, um die Kundenströme zu lenken.
Ein Bankkunde, der wegen des Ansturms länger warten muss, kann dem
Hype nichts abgewinnen. „Das ist doch
traurig. Ich glaube, das Münzgeschäft ist
eigentlich vorbei“, sagt er. Trotzdem
wird er wohl auch in den kommenden Tagen mit Verzögerungen rechnen müssen.
„Wir geben jeden Tag eine Münze pro
Person aus – bis wir keine mehr haben“,
bestätigt Filialleiter Klose. Für die Sammler ist das kein Problem. „Morgen früh
bin ich wieder hier“, sagt eine und stapft
in den Regen. Bezahlen kann man mit der
neuen Münze übrigens auch – allerdings
nur in Deutschland.
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Suppe für alle
Unvergesslich
Die Franziskaner in Pankow laden zum Besuch.
Seit 25 Jahren wird hier für Obdachlose gekocht
Berliner Kolpingjugend erhält Franz-Bobzien-Preis
Das Franziskanerkloster in Pankow begeht ein Jubiläum. Seit 25 Jahren betreibt
es eine Suppenküche für Obdachlose und
andere Menschen in Not. Kein Grund
zum Feiern, denn die Tatsache, dass es
solcher Einrichtungen bedarf, ist kein
Ruhmesblatt für Deutschland. Die Franziskaner sehen den Termin als Gelegenheit „zum Innehalten“, wie es in der Ankündigung zum Jubiläumsprogramm
heißt. Am Sonnabend, 16. April, können
alle die Klosterküche in der Wollankstraße besuchen. Es gibt Suppe.
Der Tag der offenen Tür soll auch Gespräche und Begegnungen ermöglichen.
Denn die Arbeit der Franziskaner ist
zwar weit über Berlin hinaus bekannt, in
Pankow selbst wird sie aber nur wenig
wahrgenommen. „Wir würden uns mehr
Kontakte hier im Kiez wünschen“, hatte
Bruder Andreas Brands, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Klosters zuständig
ist, vor einiger Zeit gesagt. Zum Jubiläumsprogramm gehörte daher auch ein
Suppenausschank auf dem Pankower Wochenmarkt mit Bezirksbürgermeister
Matthias Köhne (SPD). Bis zum Wochenende sind zudem öffentliche Vorträge,
Gespräche und eine Theater-Performance im Kloster geplant.
Wärme zu verteilen.
Besucher des Franziskanerklosters stehen
an der Essensausgabe
in der Suppenküche.
Foto: Kay Nietfeld/dpa
Das ZDF strahlte bereits am vergangenen Sonntag den Beitrag „Mit Almosen
gegen Armut“ über die Pankower Franziskaner aus. Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) kam Anfang April, um über Armut in Deutschland zu diskutieren – im
Saal der Suppenküche, dem Herzstück
des Klosters. Der lichtdurchflutete Glasbau, der seit zwölf Jahren den eigentlichen Klosterbau ergänzt, ist Anlaufstelle
für Obdachlose und andere Bedürftige
aus ganz Berlin. Oft stehen hier mittags
mehr als 200 Gäste für eine Suppe an, die
zehn bis zwölf freiwillige Helfer aus Lebensmittelspenden von Supermärkten zubereiten. Manchmal kommen bis zu 400
Berliner, darunter immer mehr Senioren,
deren Rente nicht bis zum Monatsende
reicht. Das Kloster betreibt auch eine Hygienestation, in der sich Obdachlose waschen und duschen können, und eine
Kleiderkammer. 60 ehrenamtliche und
fünf hauptamtliche Mitarbeiter halten
den Betrieb aufrecht, denn im Kloster
selbst leben nur vier Brüder. Ihr Engagement wurde bereits vielfach gewürdigt.
Ende vergangenen Jahres kamen auch
Bundespräsident Joachim Gauck und
seine Lebensgefährtin Daniela Schadt zu
einem Besuch vorbei. Ulrike Scheffer
Mit ihrem Projekt „Gegen das Vergessen“, einem langjährigen aktiven Engagement in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, gewinnt die Kolpingjugend
im Diözesanverband Berlin den diesjährigen Franz-Bobzien-Preis, der von der
Stadt Oranienburg und der Gedenkstätte
und dem Museum Sachsenhausen ausgeschrieben wurde. Das entschied die mit
Vertretern aus namhaften Institutionen
und Verbänden besetzte Jury des Wettbewerbs. Den zweiten Platz belegte die
Evangelische Grundschule Tröbitz (Landkreis Elbe-Elster) mit einer Schulausstellung zum Thema „Der verlorene Zug“, in
dem es um einen zum Kriegsende 1945
in dem kleinen Ort gestrandeten Häftlingszug geht. Auf den dritten Rang kam
ein Theaterprojekt der Otto-TschirchOberschule in Brandenburg/Havel über
den Widerstand der „kleinen Leute“ gegen Krieg und Nationalsozialismus.
Mit dem Franz-Bobzien-Preis für mehr
Demokratie und Toleranz werden Pro-
jekte in Berlin und Brandenburg geehrt,
die in einem besonderen Maße zur historisch-politischen Bildung und zur Stärkung der Demokratie beitragen. Besondere Beachtung gilt dabei Projekten, bei
denen es gelingt, die historische Aufarbeitung des Nationalsozialismus und das gegenwärtige EngageDie
ment für eine demoJugendlichen kratische Gesellschaft miteinander
engagieren
zu verknüpfen. Der
sich in
Preis ist mit 3000
Ravensbrück Euro dotiert. Schirmherr ist der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SDP), der Tagesspiegel ist Medienpartner. Die Preisverleihung findet am heutigen Freitag,
15. April, anlässlich des 71. Jahrestages
der Befreiung des Konzentrationslagers
Sachsenhausen in der Orangerie in Oranienburg statt.
Matthias Schlegel
E STADTMENSCHEN F
Es waren auch Männer anwesend
Sexuelle Gewalt an Frauen, rechte Gewalt, Rassismus: Die Themen, mit denen
sich die Berliner Anwältinnen Regina
Götz und Undine Weyers beschäftigen,
sind gar nicht schön, auch nicht glamourös, und viel Geld ist dort auch nicht zu
holen. Umso verdienstvoller, dass Götz
und Weyers es trotzdem tun. Es ist ihnen
eine Herzensangelegenheit, das war auch
am Mittwochabend zu spüren, als der
Deutsche Anwaltverein den beiden in der
Mendelssohn-Remise am Gendarmenmarkt den Maria-Otto-Preis verlieh. Maria Otto war 1922 die erste Frau, die in
Deutschland als Anwältin zugelassen
wurde. Mit der Auszeichnung ehrt der
Anwaltverein herausragende Rechtsanwältinnen für besondere Verdienste. Vor
rund 100 Kollegen und besonders Kolleginnen fungierte Vereinspräsident Ulrich
Schellenberg als Gastgeber und Laudator
zugleich; gekommen waren unter anderem die erste Preisträgerin Gisela Wild,
die Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes Ramona Pisal, ihre Amtsvorgängerin Jutta Wagner sowie Bundesverfassungsrichterin Susanne Baer, die auch
beide in der Jury sitzen. Die Cellistin Susanne Paul sorgte mit eigenen Kompositionen für sehr coolen Groove. Es waren
auch einige Männer zugegen, aber diesmal waren sie in der Minderheit.
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10
NACHRUFE
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
„Vorbei – ein dummes Wort“, das Goethe-Zitat aus dem „Faust“, ist das Leitmotiv dieser Seite.
Wir erinnern hier jeden Freitag an Berliner, die in jüngster Zeit gestorben sind.
Horst Schultze
B
Geb. 1918
lock B, Reihe 3,
Platz 22: sein
Platz, jahrzehntelang. Die Mittelplätze des
Blocks B in der Berliner
Philharmonie
kennen
keine erste und keine
zweite Reihe. Wer dort
sitzt, sitzt ganz vorne,
auch wenn er nur die
dritte Reihe gebucht hat.
Nichts könnte symbolkräftiger sein für Horst
Schultze. Denn niemals
in seinen Berufsleben hätte er es sich angemaßt, sich in die erste Reihe zu setzen.
Und trotzdem saß er immer ganz vorne.
Schließlich war er der Inbegriff der
grauen Eminenz. Horst Schultze war ein
Unersetzlicher. Er war Senatsdirigent.
In den fünfziger Jahren studierte er an
der Deutschen Hochschule für Politik in
West-Berlin bei Otto Suhr, dessen Assistent er alsbaldwurde. Als jener zum Regierenden Bürgermeister gewählt wurde,
nahm er seinen Schüler mit in die Senatskanzlei, ins Machtzentrum der Teilstadt,
die noch keine Mauerstadt war. Selbstverständlichtrug einVerwaltungsbeamter damals Anzug und Krawatte. Alle taten das –
außer Horst Schultze. Der trug eine
Fliege, und er trug sie immer. Deshalb
hieß er Fliegen-Schultze. Und wenn man
heute von ihm spricht, dann weiß kaum einer mehr seinen Vornamen. Als Fliegen-Schultze ist er Legende.
Nach Otto Suhr kam Willy Brandt. Fliegen-Schultze blieb. Nach Brandt kam
Heinrich Albertz, Fliegen-Schultze stieg
auf. Es kam Klaus Schütz, es kamen Dietrich Stobbe und Hans-Jochen Vogel.
Fehlt noch einer? Natürlich: Richard von
Weizsäcker. Vielleicht ist er für Horst
Schultze derWichtigste aller siebenRegierenden gewesen. Der SPD-Mann wurde
bald enger Berater des CDU-Bürgermeisters, und nichts kennzeichnet seine Sonderstellung besser als eine Episode gleich
zu Beginn, im Juni 1981. Der Senat trat zu
seiner ersten Sitzung zusammen,
Schultze reichte seinem neuen Chef die
Unterlagen zum Sitzungsablauf und flüsterte ihm die notwendigen Erklärungen
zu. Weizsäcker begann vorzutragen, was
ihm zugeflüstert worden war, und unterbrach sich plötzlich: „Ach, Herr Schultze,
tragen Sie uns das doch einfach vor.“ Und
so erläuterte Schultze die
Tagesordnungspunkte
und las die vorbereiteten
Beschlüsse vor. Er war in
der ersten Reihe, obwohl
er in der dritten saß.
Die Regierenden kamen,dieRegierendengingen, Horst Schultze war
da. Am Ende leitete er
drei Abteilungen im Rathaus Schöneberg. Personalabteilung, politische
Abteilung und die Abteilung für Koordination. Er
bereitete die Senatssitzungen vor und traf
sich jeden Dienstag mit den Verbindungsoffizieren der drei Schutzmächte. Gerade
da waren an seine diplomatischen Fertigkeiten höchste Ansprüche gestellt. Kein
Senatsbeschluss, kein Gesetz konnte in
Berlin ohne Zustimmung der Alliierten
wirksam werden. Fliegen-Schultze war
der Garant, dass das reibungslos funktionierte. Das gewährleistete nicht nur seine
Kompetenz, sondern ebenso sein Humor
und seine Umgangsformen. Denn man
darf sich Horst Schultze keineswegs als
die Ausgeburt des preußischen Beamten
vorstellen. Zwar war er korrekt von den
Haar- bis zu den Fußspitzen; diskret bis
zumAlleräußersten; und voneiner Loyalität, die Grenzen nicht kannte. „Man ist mit
Haut und Haar Diener“, sagte er oft über
sich. Aber da war zugleich der Mann mit
der entwaffnenden Ironie, der Mann, der
auf Parteitagen den sozialdemokratischen
Freunden so launig wie regelmäßig die Leviten las. Gewiss hätte mancher viel dafür
gegeben, zu erfahren, was hinter seiner
sehr hohen Stirn vorging, welche Gedanken da blitzten, wenn wieder einmal ein
Neuling unter seinen alterfahrenen Augen ins Bürgermeisteramt trat. Aber es erfuhr niemand. Natürlich nicht.
1983, mit 65 Jahren, wurde Horst
Schultze pensioniert, seine Frau hat das
nicht mehr miterlebt. Er blieb in seiner
Wohnung in Westend, heiratete noch einmal und ging mit seiner zweiten Frau auf
viele Reisen. Jeden Morgen schwang er
sich aufs Fahrrad, um beim Bäcker am
Theodor-Heuss-Platz Brötchen zu holen.
Erst nach seinem 95. Geburtstag fand er
das Radfahren ein wenig zu unbequem.
Ging er eben zu Fuß zum Bäcker und fuhr
zurück mit dem Taxi.
Wolfgang Prosinger
Suhr, Brandt,
Weizsäcker
regierten.
Fliegen-Schultze
blieb
Werner Krause
A
Geb. 1925
lles liegt noch
so, wie er es
hinterließ.
Die Bahnhöfe,
die
Gleise.
Eine Lok steht auf dem
Abstellgleis, zwei Autos
auf dem Bahnhofsparkplatz, die Uhr am Kirchturm zeigt zwölf Uhr. In
der feuchten Luft liegt ein
Hauch Modellbaukleber.
Im Dachzimmer, in dem
Werner Krause so viele
Stunden seines Lebens
verbrachte, ist es kalt. Er war fürsorglicher Vater, liebender Ehemann, strenger
Lehrer – und Modelleisenbahner.
In dem Zimmer ist nur ein schmaler
Gang frei. Krauses Hocker steht vorm
Schaltpult. Die Werkstatt nebenan, wo er
gelötet und geklebt hat, ist penibel aufgeräumt wie zu seinen Lebzeiten.
Geprägt hat ihn der Dienst bei der
U-Boot-Truppe. Mit 18 ist er eingezogen
worden. Nach der Funker-Ausbildung erlebte er noch wenige Monate auf dem
Boot. Sein Führungszeugnis allerdings
war miserabel: „Besitzt wenig Willenskraft und muss ständig beaufsichtigt werden.“ Er sprach später kaum über die Zeit
imKrieg und überdie drei Jahre Gefangenschaft in Norwegen.
Er war dann Ausbilder bei der Bundespost, die noch für die Telefonie zuständig
war. Die Berufswahl, ein Akt der Vernunft. Seinem Sohn erzählte er später,
dass er lieber Maschinenbau studiert
hätte. Nach dem Krieg war das jedoch
kaum möglich, und schließlich konnte er
seine kleine Familie mit dem Beamtengehalt der Post gut durchbringen.
Akribisch verwaltete er die Finanzen,
selbst im Italien-Campingurlaub notierte
er ineinem kleinen Heftsämtliche Kostenpunkte. Für verschiedene Ausgaben wie
Hobbys und Kleidung führte er separate
Kassen. Seine Kinder erinnern sich an einen fürsorglichen, einfühlsamen Vater,
der Respekt einforderte – erst recht als
Lehrer. In der Berufsschule hieß es:
„Haste Elektrotechnik bei Krause, bleib
lieber gleich zu Hause.“ Wenn Krause am
Wohnzimmertisch Klausuren korrigierte,
regte er sich furchtbar auf über die Faulheit seiner Schüler und deren Unvermögen, gerade Sätze zu formulieren.
Beruhigt hat ihn die Modelleisenbahn.
Die Miniwelt konnte er ganz nach seinen
Vorstellungen gestalten.
Angefangen hat es am
sechsten Geburtstag seines Sohnes mit einer Lokomotive und ein paar
Metallwaggons. Mit ausgeliehenen Gleisen und
einem Trafo bauten sie
dieerste AnlageimWohnzimmer auf. Stundenlang
knieten Vater und Sohn
auf dem Boden. Die Strecke verlief unter dem
Schrank und dem Ecksofa
hindurch, das mit Klötzen aufgebockt wurde. Von da an wurde
dieEisenbahnimmerin denWeihnachtsferien aufgebaut, von Jahr zu Jahr trieb
Krause das Projekt voran. Die Küche
wurde zur Werkstatt umfunktioniert. Geburtstage des Sohnes und Weihnachtsfeste waren die Anlässe für teure Neuanschaffungen, vonder Arbeit brachte er Kabelbäume mit. Nach Weihnachten wurde
alles auf dem Hängeboden verstaut.
Als die Wilmersdorfer Wohnung für die
Familie zu klein wurde, kaufte Krause
vom eisern ersparten Geld ein Reihenhaus inder Zehlendorfer Onkel-Tom-Siedlung, Parkplatz vor der Tür, kleiner Garten hinterm Haus. Und ein Zimmer für die
Eisenbahn. Hier saß er, und hier tüftelte
er, hier konnte der Sohn vertraut mit ihm
reden. Der Vater wusste Rat.
Wenn mittags das Essen auf dem Tisch
stand, rief Edith nach oben: „Werner, nun
komm doch mal!“ Er rief zurück: „Ja,
gleich!“ Wenn sie zehn Minuten später
wieder rief: „Nunkomm doch mal“, rief er:
„Ich muss nur noch was löten!“
Edith ließ ihm seine Freiheit und genoss
die ihre. Sie besuchte Englischkurse an
der Volkshochschule oder traf Freundinnen. Manchmal setzte sie sich zu ihm unters Dach und las ein Buch. Als die Kinder
längst aus dem Haus waren, machten sie
Ausflüge indie GenshagenerHeide zumalten Bahnhof. Dort gingen sie spazieren,
immer an den Gleisen entlang.
Einige Jahre vor seinem Tod fragte
Krause seine Kinder, ob er die Eisenbahn
nun abbauen solle, um ihnen die Arbeit zu
ersparen. Er sollte nicht, die Eisenbahn
blieb, wie sie war. Kurz vor seinem Schlaganfall räumte Krause seinen Schreibtisch
aus, holte die wichtigsten Unterlagen hervor und regelte alle finanziellen Angelegenheiten. Edith sollte keine Sorgen haben.
Sophie Krause
Die Modelleisenbahn:
eine Welt,
ganz nach seinen
Vorstellungen
Kriegsgräberstätte Pankow in der Schönholzer Heide.
Foto: Doris S. Klaas
Xavier Régis Delerue
L
e dimanche place aux dames.
Montags und dienstags und den
Rest der Woche bis zum Sonnabend malt Xavier Régis Delerue Stillleben und Porträts und
biblische Szenen, aber der Tag des Herrn
ist da für die Frauen. Aufreizend stehen,
sitzen, liegen sie auf seinen großformatigen Ölbildern, nackt oder halb enthüllt,
prächtig und makellos und unterkühlt. Alles in kräftigen Farben, präzisen Linien,
geschult an Caravaggio, Ingres, den Expressionisten, Balthus. „Ich suche keine
Schönheitsnorm“, sagt er. „Es ist die Geschichte hinter der Frau, die mich interessiert.“ Eine Exhibitionistin, die sich in einem Museum vor zwei Männergemälden
alter Meister entblößt. Eine Brünette im
Casino, in pelzbesetzter roter Robe, an
einem Tisch, auf dem eine blaue Ente
sitzt. Ein Mädchen auf einem Stuhl, mit
gespreizten Beinen, einem duftigen
Rock, der verdeckt und zugleich aufdeckt. Neben dem Mädchen eine Katze.
Manchmal vereint Xavier Mensch und
Tier, aus barocken Brokatkleidern
schauen Katzenköpfe, aus einer eleganten Halsbinde ein Steinbockhaupt. Viele
der Bilder sind Auftragswerke. Ein Weinhändler etwa, der sich am Gendarmenmarkt mit einer exklusiven Flasche in der
einen und einem Glas in der anderen
Hand abbilden lässt. Einmal nur redet er
einem Ehemann die Idee für ein Geschenk für seine Frau aus, denn der
möchte den Kopf des Familienhundes auf
dem Körper der Angetrauten, was diese
wiederum, da ist sich Xavier sicher, weni-
Geb.1953
ger amüsieren würde. Er
trägt seinen Einwand höflich vor. An Höflichkeit
und Takt liegt ihm viel,
oft sagt er: „Merci pour
tout“, und meint es ernst.
Bestimmte Leute aber
gehen ihm auf die Nerven, malende Gattinnen
zum Beispiel, die über
Selbstverwirklichung
plappern und sagen: „Immer, wenn ich ein Bild
weggebe, ist es, als verlöre ich ein Kind.“
Kunst besteht für ihn zu fünf Prozent
aus Talent, der Rest aus Übung, Arbeit,
Disziplin.
Ins Atelier zu gehen ist keine Freizeitbeschäftigung. Das haben auch seine vier
Kinder verstanden. Ab und an kommt eines bei ihm vorbei, sitzt mit einem Pinsel
vor einem Blatt Papier, ohne viel zu
schwatzen, ohne wild mit den Farben zu
klecksen. Es sieht den Vater, er arbeitet
still und konzentriert, jeden Tag. „Ich
fühle mich schlecht“, sagt er, „wenn ich
24 Stunden lang nicht male.“
So war es immer schon. In Troyes, wo
er heranwuchs, auf der Jesuitenschule,
auf der École des Beaux-Arts, auf seinen
Reisen durch Ägypten, Burkina Faso, den
Sudan und dann, ab 1978, in Berlin. Er
kommt in diese merkwürdige Stadt, eingezwängt und doch vollkommen zwanglos,
ohne ein Wort Deutsch zu sprechen,
ohne einen Menschen zu kennen. Er geht
in eine Kneipe, und als er wieder heraus-
kommt, hat er ein Zimmer. Am Tag darauf bietet ihm jemand einen Job
als Kellner an. Leute kennenzulernen, das ist für
ihn das Natürlichste der
Welt. „Du hast die Fähigkeit“, sagt ein Freund auf
Xaviers
Trauerfeier,
„Sonne und Glück in das
Leben der Menschen zu
bringen.“ Nichts weniger
als glücklich will er die
Betrachter seiner Bilder
machen. Der gegenwärtige Geschmack interessiert ihn dabei
nicht: „Das, was heute in der Kunst gemacht wird, steigert nur meinen Drang,
noch klassischer zu malen.“ Minimalistische Acrylmalerei „n’est pas mon truc“ –
„ist nicht mein Ding.“ Er vergleicht seine
Haltung mit einer Einladung zu einem
Abendessen: Man bekommt etwas serviert, das man nicht besonders mag, sagt
aber weder, dass es gut, noch dass es
schlecht ist.
Galerien sind ihm ein Graus, der Geschäftssinn, der in ihnen herrscht, das Gestelzte. Trotzdem gelingt es ihm, seine
Bilder gut zu verkaufen. Er lässt sie in Restaurants aufhängen. „Die Leute haben
Zeit, sie essen, sie trinken, sie schauen an
die Wände. Und vielleicht kommen sie
dann wieder, setzen sich an denselben
Platz und entwickeln so ein Interesse.
Und dann rufen sie mich an.“
Die spektakulärste Vernissage findet in
einem Puff statt: Sehr bürgerliche Damen
Kunst:
fünf Prozent
Talent, der Rest
Übung, Arbeit,
Disziplin
laufen durch ein Bordell und schauen
sich Frauenakte an.
Gut gehen auch die Stillleben, kuriose
Kombinationen: Etwa die rote Mütze auf
schwarzem Boden, auf den ein weißer
Umriss gezeichnet ist, die Konturen eines Mäusekörpers; Titel des Bildes: „Lieu
de crime“, „Tatort“. Es gibt auch Früchte
und Wein. Manchmal sieht er sich eine
Stunde lang die Äpfel beim Gemüsehändler an der Ecke an, um den einen, der ihn
inspiriert, zu finden.
Er bringt seinen Kindern bei, Farben
zu sehen. Sagt jemand: „Der Himmel ist
so schön blau“, antworten sie: „Nein, er
ist violett und grau und gelb.“ Er macht
die besten Pommes frites. Er malt am
Tage ein Huhn und bereitet es abends zu.
Er führt seine Freunde durch die Gemäldegalerie. Er fährt mit der Familie auf den
Bauernhof in der Vendée.
Und dann, 2006, sagt der Arzt: „Sie haben Krebs. Es bleiben Ihnen sechs Monate.“ Er erwidert: „Mitterand hat nach
einer solchen Diagnose noch Jahre regiert.“
2015 bricht die Krankheit erneut aus.
Und jetzt, erst jetzt, hört er auf zu malen.
Tatjana Wulfert
Anregungen und Vorschläge für die
Nachrufe-Redaktion: Tel. 29021-14712
E-Mail: nachrufe @ tagesspiegel.de
Die Nachrufe der letzten Wochen
können Sie im Internet lesen:
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BERLIN / BRANDENBURG
FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729
DER TAGESSPIEGEL
11
Hochhaus-Brand: Frau rettet
sich mit Sprung aus 5. Stock
Rettung im Rauch. Der 15-Geschosser in Schmargendorf brannte nicht zum ersten Mal. Er gilt als das älteste Hochhaus der Stadt.
Foto: Patrick Pleul/dpa
Frankfurt (Oder) - Axel Hilpert macht
Geschäfte, wie immer in seinem Leben.
Er sei „seit geraumer Zeit wieder im Immobilienbereich tätig, in Berlin“. So sagt
es der 68-Jährige, der mittlerweile in
Spandau lebt, im Landgericht Frankfurt
(Oder). Seit Donnerstag wird dort vor
der 2. Strafkammer – der Vorsitzende
Richter Matthias Fuchs hatte den „Maskenmann“ in einem umstrittenen Prozess
lebenslang hinter Gitter geschickt – der
Prozess gegen den früheren Schwielowsee-Hotelier neu aufgerollt. Der Fall
gilt als schwerstes Wirtschaftsverbrechen in der jüngeren Geschichte Brandenburgs.
Für den Millionenbetrug beim Bau der mondänen Hotelanlage in
Petzow, in der einst Prominenz ein- und ausging und etwa Altkanzler Helmut Kohl seinen
Geburtstag feierte, war Axel Hilpert
Hilpert vom Landgericht Potsdam zwar 2012 zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren und acht Monaten verurteilt worden. Doch der Bundesgerichtshof hatte das damalige Urteil teilweise aufgehoben, als im Strafmaß zu
streng.
Vom für Ende April geplanten Urteil
hängt nun ab, ob Hilpert nach den eineinhalb Jahren Untersuchungshaft noch einmal ins Gefängnis muss. Sein Anwalt Gerhard Strate, der beispielsweise Gustl Mollath aus der bayerischen Psychiatrie he-
rausholte, hat ein Ziel: Eine Bewährungsstrafe, auch wegen der langen Dauer des
Verfahrens, wie er am Rande sagte. Der
Prozessauftakt war nun vor allem ein Vorlesetag der früheren Urteile. Zwar hatte
Strate einen Verzicht angeboten, auch
wenn er „gern in Frankfurt (Oder)“ sei.
Das hatte Fuchs ebenso ironisch abgelehnt: „Wir sind im Rahmen unserer
Dienstpflichten ja gerne hier.“
So wurde en détail aufgeblättert, wie
Hilpert einst über ein System von Firmen
und Scheinrechnungen Millionen abzweigte bei seinem 35-Millionen-Projekt, das ohne Eigenkapital, nur mit Krediten und Fördermitteln finanziert worden
war. Wer einen Auftrag erhielt, hatte
12,5 Prozent separat an Hilpert zu zahlen, Baufirmen, Planer, Notare – insgesamt knapp 2,6 Millionen Euro. Die waren in die Gesamtkosten und damit in die
Neun-Millionen-Förderung des Landes
eingerechnet. Nach Strate hätte sich das
Verfahren allein auf diese Rückvergütungen beschränken sollen, was den Schaden, fürs Strafmaß entscheidend, auf
500 000 Euro verringern würde.
Das Gericht lehnte ab, will nach den
BGH-Vorgaben den Gesamtfall unter die
Lupe nehmen. Für Staatsanwalt Ivo
Meyer ist das Provisionssystem nur die
Betrugsspitze, betrage der Schaden „2,6
Millionen Euro plus x“. Man wolle „eine
angemessene Strafe“. Hilpert wirkte entspannt. Aber draußen sagte er: „Die jahrelange Ungewissheit ist eine furchtbare Belastung.“
Thorsten Metzner
Die landeseigenen Kliniken machen Gewinn – in diesem Jahr sollen es sogar elf Millionen Euro sein.
Das kann aber wohl nur klappen, wenn die prekär Beschäftigten weiter wenig verdienen
Von Hannes Heine
Berlin - Die Berliner Vivantes-Kliniken
haben das vergangene Geschäftsjahr erneut mit einem Bilanzplus abgeschlossen. Und zur Freude des SPD-CDU-Senats ihren – wenn auch vergleichsweise
kleinen – Gewinn gesteigert. Vivantes ist
der drittgrößte Arbeitgeber der Hauptstadt; mit seinen neun Krankenhäusern,
15 Heimen, zwölf Versorgungszentren
und einem Pflegedienst setzte der kommunale Konzern 2015 fast 1,1 Milliarden
Euro um.
Verglichen damit ist der Überschuss
mit 8,5 Millionen Euro also bescheiden,
weniger als ein Prozent. Allerdings waren es 2014 nur 7,9 Millionen Euro. Das
Geschäft von Privatkrankenhäusern wirft
oft bis zu 15 Prozent Gewinn ab; die Eigentümer erwarten Gewinne in dieser
Tarifvertrag gewünscht. Mitarbeiter vor der
Vivantes-Zentrale am Mittwoch. Foto: Imago
Größenordnung. Vivantes aber versorgt
als Landesunternehmen auch Patienten,
deren Behandlung von den Krankenkassen unzureichend vergütet wird. Kleinere Kliniken versuchen dagegen gern,
vorzugsweise Patienten mit lukrativen Diagnosen zu behandeln. Bei Vivantes wird
zudem saniert, einige Gebäude stehen unter Denkmalschutz, was Modernisierungen besonders teuer macht.
„Für uns ist das Ergebnis also ein Erfolg“, sagt Vivantes-Chefin Andrea
Grebe am Donnerstag. „Und in diesem
Jahr peilen wir sogar elf Millionen Euro
an.“ Angesichts der skizzierten Probleme
fragen nicht nur Ärzte und Pflegekräfte:
Wie soll das gehen? Eigentlich drohen
der Klinikkette arge Finanzprobleme, zumindest solange der Senat die Krankenhäuser knapp hält.
Erstens: Die Gewerkschaft Verdi fordert gerade, alle Vivantes-Mitarbeiter
nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst zu bezahlen. Das hieße, bis
zu 2000 Mitarbeiter in den Tochterfirmen für Technik, Catering und Reinigung besser zu bezahlen. Vivantes-Chefin Grebe wird deshalb nicht müde zu betonen, dass für solche Servicekräfte
„marktkonforme Tarife“ nötig seien. Tausende Mitarbeiter müssten sich also mit
weniger zufrieden geben, wenn der Konzern „kosteneffizient“ mit anderen Kliniken konkurrieren soll. Gleichzeitig kün-
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Zweitens: Bestimmte Herzeingriffe, Tavis genannt, sind lukrativ. Die Kranken-
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„Insgesamt 19 Bewohner mussten betreut
werden“,
sagt
Einsatzleiter
Aschmann. Wegen eventueller Brandnester waren die Feuerwehrkräfte bis zum
Mittag vor Ort. Die Rheinbarbenallee
und Hundekehlestraße wurden vorübergehend gesperrt.
Bei dem 15-Geschosser soll es sich um
das älteste Hochhaus Berlins handeln.
Verwaltet wird es von der Firma Beta-Roseneck Hausverwaltung. Zu dem Brand
wollte sich die Firma nicht äußern. Obwohl es keinen zweiten Fluchtweg gibt,
lief die Evakuierung weitgehend reibungslos. „In dem Hochhaus gibt es kein großes Treppenhaus, sondern mehrere einzelne Flure“, sagt Aschmann. So habe
sich der Rauch nicht großflächig ausbreiten können.
In dem Hochhaus hat es bereits mehrmals gebrannt. 2003 legten Unbekannte
ein Feuer. Dabei ging einer der beiden
Fahrstühle in Flammen auf und stürzte in
den Keller. 2012 kam eine 87-jährige
Frau bei einem Brand in der 11. Etage
ums Leben. Die Ursache des jüngsten Feuers ist noch unklar. Die Brandexperten
der Kripo haben die Ermittlungen übernommen.
Daniel Godeck
Quo vadis, Vivantes?
König der Betrüger
Wie der neue Prozess gegen Axel Hilpert begann
Foto: Gregor Fischer/dpa
Berlin - Die Reste eines verkohlten
Stuhls lassen erahnen, was sich am frühen Donnerstagmorgen in einem Hochhaus im Ortsteil Schmargendorf zugetragen hat. Gegen 5.25 Uhr war in einer
Wohnung im fünften Stock ein Feuer ausgebrochen. Eine Mieterin konnte gerettet
werden – sie sprang aus 15 Metern Höhe
in ein Sprungtuch der Feuerwehr und
wurde mit leichten Brandverletzungen in
ein Krankenhaus gebracht. Zwei weitere
Menschen wurden bei dem Hochhausbrand verletzt.
Die
Feuerwehr
brauchte
etwa
zwei Stunden, um den Brand zu löschen.
Wegen der Größe der Fünf-Zimmer-Wohnung und dem vielen brennbaren Inventar hatten die Einsatzkräfte alle Hände
voll zu tun. „Wir hatten hier nur eine
Steigleitung für ein Rohr“, sagt Einsatzleiter Frank Aschmann. Daher habe man
eine zusätzliche Schlauchleitung nach
oben in den fünften Stock verlegen müssen. Die Wohnungen in den darüber liegenden Etagen wurden von außen gekühlt, damit sich der Brand nicht ausbreitet. Während des Löscheinsatzes mussten die Bewohner der unteren Stockwerke ihre Wohnung verlassen.
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kassen zahlen dafür tendenziell mehr, als
eine Klinik für diese Behandlungen ausgibt. Nur dürfen Tavis bald nur noch dort
durchgeführt werden, wo es eine Herzchirurgie gibt. Der Senat als Eigentümer
aber hatte Vivantes angewiesen, auf eine
Herzchirurgie zu verzichten: In Berlin
soll es nach Wunsch der Landesregierung stattdessen eine Zentral-Herzchirurgie in Wedding geben. Die lukrativen Tavis fielen also weg. Grebe sagt diplomatisch: „Wir halten eine Herzchirurgie
nach wie vor für wichtig.“
Drittens: Vivantes könnte unter den
Folgen der aktuellen Krankenhausreform
leiden. Indirekt bestraft die Reform jene
Kliniken, die immer mehr Patienten mit
bestimmten Diagnosen behandeln – dazu
dürfte etwa der Einsatz von Hüft-Prothesen gehören. Vivantes macht fast alles,
setzt also auch Hüft-Prothesen ein. Und
zumindest fachübergreifend werden es
mehr Patienten. Vergangenes Jahr wurden rund 558 000 Patienten in den Vivantes-Häusern versorgt – ein Rekord.
Wenigstens beim Sanieren helfen der
Klinikkette 17 Millionen Euro der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder;
eine einmalige Rückzahlung aus dieser
Art Rentenkasse. Das Geld soll etwa im
Klinikum Neukölln eingesetzt werden.
Außerdem will der Vorstand in Spandau,
Hellersdorf und Prenzlauer Berg klinikeigene Grundstücke verkaufen.
12
BERLIN
DER TAGESSPIEGEL
GENUSS
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
WEINE des Monats
Von TISCH zu TISCH
Chutnify
Von Elisabeth Binder
D
as Ambiente dieses kleinen indischen Restaurants ist sehr viel hübscher als das der gediegenen Geschwister mit ihrer Räucherstäbchenfolklore. Leuchtend rosa und hellblau gestreifte Wände bestimmen die Optik der
Bar. Im eigentlichen Gastraum trägt eine
Wand eine Kollektion von unterschiedlich geformten Spiegeln, eine andere mit
einem Relief aus nummerierten Schubladen sieht aus wie ein surrealer Adventskalender, ein Regal trägt schwere eckige Gewürzgläser, und um die kleinen Tische
mit Windlichtern gruppieren sich teils geblümte Stühle. Das wirkt, als hätte Salvador Dali den Innendesigner beraten.
Waren vor einigen Jahren noch Tapas
voll in Mode, wurden sie langsam durch
das allgegenwärtige „Streetfood“ abgelöst. Das Straßenessen hat freilich viele
Ausprägungen. Während ich mir bei manchen Tapas zur Not vorstellen könnte, sie
auch auf der Straße zu verzehren, kam
hier nichts auf den Tisch, was ich ohne
Unterstützung desselben und mithilfe
von Besteck und Tellern irgendwie halbwegs heil in den Mund bekommen hätte.
Egal, zunächst einmal fiel mir die unglaublich freundliche Bedienung auf.
Perfekt
zum Spargel
S
Flache Sache. Die meisten Nudeln aus dem Kühlregal können es nicht mit handgemachter Pasta aufnehmen. Ein paar wenige Ausnahmen gibt es.
Foto: i-stock
Biss zum Abendbrot
FEINKOSTTEST Kommen Nudeln aus dem Kühlregal geschmacklich an selbst gemachte Pasta heran?
Nur in wenigen Fällen, urteilte unsere Probierrunde. Nur eine Sorte schmeckte wie von Muttern
Von Thomas Platt
Foto: Chutnify / FB
O
Chutnify. Sredzkistraße 43, Prenzlauer
Berg, Tel. 44 01 07 95. Mo–Fr 11 bis 15
und 18 bis 24 Uhr. Sa/So 11 bis 24 Uhr.
Eine Kellnerin erzählte mit britischem
Akzent, dass sie gerade aus Mumbai eingetroffen sei. Und zwischendurch spazierte auch mal der Koch durch den
Raum mit einer makellos weißen Küchenjacke. Der Prosecco war schon ausgetrunken. Das passiere immer mal wieder, erfuhren wir, besonders wenn größere
Gruppen Durst mitbringen. Unnötig zu
sagen, dass alle Tische voll besetzt waren.
Wir blätterten uns durch die vom häufigen Gebrauch recht zerfledderte Karte.
Gerade als wir zu dem Schluss kamen,
dass eine Entscheidung wirklich schwierig werden könnte, fiel der Blick auf eine
Probierplatte für zwei. Wir entschieden
uns für die nicht vegetarische Variante.
(14,90 Euro pro Person). Vorweg gab’s
ein schneeweißes Reisplätzchen mit einem milden Gemüsedip. Dann kam die
Platte, dazu zwei Teller, die wie silberne
Getränketabletts aussahen. Am besten
war ein großer Berg Puffreissalat mit Granatapfelkernen, Tomaten, Kartoffeln und
Cashewkernen, köstlich, auch gut gewürzt.
Die größte Fläche auf dem viereckigen
silbernen Tablett nahm der Basmatireis
ein, der mit Koriander und Möhrenraspeln geschmückt war und an den Seiten
je einen Klacks rotes und grünes Chutney
trug. Dazu gab es würzige Kichererbsen
„Masala“, gut geschärftes Hackfleisch
vom Lamm mit Erbsen und in einer weiteren Vertiefung Hühner-Curry nach Kerala Art, vergleichsweise mild zubereitet
mit Kokosnusssauce und Koriander. Das
alles war so gut, dass wir die Platte fast
ganz leerten. „Eigentlich wollten wir ja
Dosas essen“, verrieten wir der Kellnerin, als sie den Tisch abräumte. „Die kommen doch noch“, sagte sie. Und
schleppte gleich darauf zwei neue, gut gefüllte Teller an.
Dosas muss man sich wie Crêpes aus
Reis und Linsen vorstellen. Die vegetarische Variante mit Kartoffeln und grünem
Gemüse war in eine weiche Crêpe eingeschlagen, dazu gab es Gemüsedip, außerdem hellgrünes Chutney von milder
Schärfe. In der anderen Dosa befanden
sich Hühnerwürfel und Zwiebeln, dazu
fruchtige rote Sauce. Und zu beiden gab
es noch einen scharfen Gurkensalat. Uff!
Auch andere Gäste seien überrascht gewesen vom zweiten Gang, erzählten die
Kellnerinnen. Kleiner Tipp: einfach mal
vorwarnen! Ach ja, der Wein, ein Riesling
von Spiess aus Rheinhessen (13,80 Euro)
war kalt und erfrischend und so, dass
man wirklich nicht meckern kann.
AUF DIESER SEITE
MO GESUND
DI LERNEN
MI FAMILIE
DO HELFEN
FR GENUSS
SA KINDERSEITE
SO LESERMEINUNG
bwohl im Zentrum der gehobenen Speisekultur die Frische
steht, erlauben wohl erst bleibendere Zutaten – es müssen ja
nicht gleich Büchsen sein – ein gültiges
Urteil über ihre Benutzer. Mehl, Reis,
Erbsen und Bohnen fallen da erst einmal
aus. Auch ein seltener Rohrohrzucker
dürfte weniger aussagekräftig sein als
etwa eine Tüte Pasta artigianale. Noch
mehr verraten allerdings frische Nudeln.
Mit ihnen ist man auf der Höhe der Zeit
und erzielt sogar eine Art Restaurant-Effekt, ohne dass man sie schon am Abend
des Einkaufstages zubereiten müsste.
Denn im Kühlschrank überleben sie spielend so manchen Käse.
In Supermärkten legen zahlreiche Hersteller mit diversen Varianten davon
Zeugnis ab, wie sehr sie im Trend liegen.
Die monatliche Tafelrunde gewann den
Chef des Restaurants La Banca im Hotel
de Rome in der Behrenstraße, um eben
dieses Feld zu erkunden und wählte dafür
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das Beispiel Tagliatelle beziehungsweise
Fettuccine, nicht allzu breite Bandnudeln
also. Jörg Behrend gehört zu den wenigen
Spitzenköchen, die täglich frische Pasta
herstellen und beispielsweise mit einer
wenig eingekochten Sauce aus frischen
Tomaten, Basilikum und Knoblauch servieren, auf die sich beinahe ein kleiner
Kult gründen ließe.
Direkt aus der Nudelmaschine kommen unsere Testobjekte nicht. Ihr Vorzug
ist vor allem, dass sie annähernd noch die
Herstellungsfeuchtigkeit besitzen. Sie bestehen aus Ei, verschiedenen Mehlsorten, Salz und manchmal etwas Öl, haben
in der Regel eine Haltbarkeitsdauer von
einigen Wochen und sind nach ungefähr
einer bis fünf Minuten in kochendem
Wasser reif für den tiefen Teller. Allerdings hatte Behrend große Bedenken,
was die kulinarische Reife der weit verbreiteten Marke Hilcona Fettucine , Lidls
Chef select Frische Tagliolini und Casa
Pietra Tagliatelle aus dem Hit Markt betraf. Die drei erschienen ihm – strikt nach
Packungsangabe zubereitet – allzu weich,
fast breiig und konturlos. Er wunderte
sich dann auch nicht, dass sie ein feines
Ei-Getreidespiel vermissen ließen und
sich geschmacklich als ziemlich leer erwiesen. Die ein wenig gummihaften
Stroppa Tagliatelle fresche all’uovo von
Mitte Meer fügten diesem Befund noch
eine künstliche Note hinzu – oder, um es
mit den Worten von Jurymitglied Jo-
hanna Jester vom Restaurant JoLee auszudrücken: „Diese Nudel ist tot.“ Bioverde
Tagliatelle von Bio Company wirkten
nicht lebendiger. Und Hierl Frische Fettuccine von Alnatura sind wohl nur etwas
für Leute, die selbst bei Nudeln nicht auf
Reisduft verzichten wollen.
An einen alten Pfannkuchen erinnert
fühlte sich die Runde bei Galeria Fettuccine vom Kaufhof am Alexanderplatz.
Die entsprechende Stabilität fehlte jedoch. „Mit einem Biss fällt alles auseinander“, ergänzte der Koch, „sie ist auch sofort geschluckt, das hält geschmacklich
nicht an.“ Bei Carrefour Bio Tagliatelles
Fraîches aus den Galeries Lafayette
mochte sich dann ein Frischeeindruck
überhaupt nicht einstellen, sodass es bei
einem elastisch-zähen Mundgefühl blieb.
Schon nach kurzer Zeit war das Pastakochwasser in der La-Banca-Küche trübe
geworden. So viel Stärke wie sonst nur
nach einem ganzen Tag hatte sich bereits
nach einer halben Stunde gelöst. Die sehr
kompakten, vielleicht etwas zähen Tressini aus dem Frischeparadies waren daran
vermutlich weniger beteiligt als andere
Kandidaten. Ihr griesbreiartiges Aroma
trittwegeneines reduziertenEianteils hervor und bildet eine ausgezeichnete Basis
für Butter, Parmesan und mehr. Sie kämen
einer Profinudel am nächsten, sagte Behrend, und hob die mit gutem Biss aufwartenden Steinhaus Fettuccine von Kaiser’s
auf dasselbe Niveau – allerdings mit dem
Vorbehalt, dass diese ebenfalls das Ei
nicht betonende Sorte ihm etwas bröselig
im Mund vorkomme und stellenweise ein
Seitenaroma wiestark eingekochte Béchamel ausbilde.
Wenn man jedoch den Akzent auf das
Ei legt, entsteht eine ganz andere Nudel;
das La Banca geht noch einen Schritt weiter und beschränkt sich auf Dotter. Behrend hatte vor der Probe-Session seine eigenen Tagliatelle aus zweimal gemahlenem Hartweizengries präsentiert, die bereits beim ersten Biss ihre hohe Dichte
demonstrieren. Damit war ein Maßstab
gesetzt, der in Erinnerung rief, welches
Vergnügen von den in der Nouvelle Cuisine so stiefmütterlich behandelten
Frischnudeln ausgehen kann – und dem
die nachfolgenden Nudeln kaum genügen konnten. Das galt auch für Bio Company Unsere Feinlese Frische Fettuccine,
die auf dem Teller zu einem einzigen
Klumpen verflochten waren. Immerhin
aber vermittelten die etwas schmal ausgefallenen Nudeln einen sehr präsenten
Pasta-Eindruck, der sie zu „schönen Fadennudeln für die Hühnersuppe“ werden
lässt.
Die fleischigen, lange fest bleibenden
Butter Lindner Fettuccine verdienten
sich einen Platz in der Spitzengruppe,
weil sie einer Maxime entsprachen, die
vor allem bei dieser Form von Teigware
gilt: Alle Aromen müssen sanft bleiben.
Mehl rangiert zwar vor Ei, das sich aber
trotzdem positiv einbringt und etwas
vom Getreideeindruck zurücknimmt –
dies gilt noch mehr für den ein bisschen
glitschigen Kindernudeltyp Giovanni
Rana Tagliatelle vom Kaufhof und die saftige Großverbraucherpasta Mosna Pappardelle aus dem Charlottenburger Frischeparadies. Sie sind saftig und äußern
im Abgang einen Anflug von pfannenfrischem Eierkuchenaroma. Wie hausgemacht erschien lediglich La Pasta di Angelo aus den Galeries Lafayette. Geruch,
Geschmack und Konsistenz bilden eine
Harmonie, eine dem Sugo dienende zumal. Wenn es stimmt, dass getrocknete
Nudeln Mitbewohner und frische Nudeln Durchreisende sind, dann wird man
bestimmt einiges dafür tun, dass Angelo
alsbald wiederkehrt.
— Gastgeber: Restaurant La Banca im Hotel de Rome, Behrenstr. 37, Mitte. Tel.
4606091210. Küche tgl. 12 bis 1 Uhr.
cheu ist sie wirklich nicht, die Scheurebe. Sie trägt lediglich den Namen ihres Züchters Georg Scheu, der sie vor
100 Jahren in Rheinhessen durch Kreuzung schuf. Seitdem hat sie eine wechselvolle Vergangenheit erlebt, mal aufdringlich süß, mal mit stechendem Aroma in
der Nase. Dass die Scheurebe auch eine
aufregende Gegenwart als deutsche Antwort auf Sauvignon Blanc haben kann, beweisen zum Glück viele junge Winzer.
Zum Beispiel Christine Huff und ihr
Mann Jeremy Bird im Weingut Fritz Ekkehard Huff am Roten Hang in Nierstein und
Schwabsburg. Hier leitet der Name jetzt
tatsächlich zum Wesen des Weins: 2015
The Green Bird deutet mit seinem
Maori-Vogel auf dem Etikett nach Neuseeland, der Heimat von Jeremy. Aus früher
gelesenen Trauben keltert er einen Wein,
bei dem frische Kräuternoten dominieren – wie bei einem Sauvignon Blanc aus
dem cool climate von Neuseeland. Geprägt von der belebenden Mineralität der
roten Rheinfront-Böden und einer feinen
Säure. Kommt mit jedem Salatdressing
klar und jubelt zu Ziegenfrischkäse.
E
Pasta-Experten. La-Banca-Küchenchef Jörg Behrend und sein Souschef Davide Mazarella
vor der Verkostung der abgepackten Nudeln aus dem Kühlregal. Durch 15 verschiedene Produkte musste sich die Feinkost-Runde essen.
Fotos: Thilo Rückeis; Thomas Platt
s gibt immer wieder kreative Erklärungen für einen dicken Kopf am
nächsten Tag. Eine lautet: Der Wein hat
zu stark geschäumt. Bei einem italienischen Frizzante kann das kaum der Fall
sein. In vielen Regionen werden diese
nur zart perlenden Weine erzeugt, von denen es die meisten gar nicht bis zu uns
schaffen, sondern gleich am Herkunftsort ausgetrunken werden. Und hätte Stefan Pelzl nicht in Bologna studiert, wer
weiß, wahrscheinlich hätte es der 2014
Pignoletto Frizzante DOCG nicht in das Regal seiner Kreuzberger Weinhandlung Altrovino geschafft. Im Hügelland um Bologna, den Colli bolognesi, wachsen die
Trauben für diesen angenehm leichten
und erstaunlich nachhaltigen Wein vom
Weingut Manaresi. Die Kohlensäure bildet nicht viel mehr als einen feinen Film
am Gaumen, belebend und dabei sanft
schmelzend ohne jegliches Alkohol-Fett.
Egal ob man die Rebsorte nun traditionell
Pignoletto oder neuerdings Grechetto
Gentile nennt – sie duftet nach weißen
Blüten und grünem Kräuterapfel. Im Vergleich zu den meisten Prosecci bringt der
Pignoletto etwas mehr lebendige Säure
mit und haftet mit seinem feinen Bitterchen länger am Gaumen. Das macht ihn
zu mehr als einem schönen Aperitif.
N
atürlich stellt sich zu Beginn der
Spargel-Saison die ewige Frage: Welcher Wein passt zu den bleichen Stangen?
Beide Weine des Monats haben da eine
Chance verdient.
Ulrich Amling
DER TEST IM ÜBERBLICK
SEHR GUT
La Pasta di Angelo (250 g
2,50 Euro) Galeries Lafayette
GUT
Butter Lindner Fettuccine
(500 g 2,99 Euro); Giovanni Rana Tagliatelle (250
g 2,49 Euro) Galeria;
Mosna Pappardelle (500 g
3,69 Euro) Frischeparadies
D
ZUFRIEDENSTELLEND
Steinhaus Fettuccine (500
g 3,29 Euro) Kaiser’s; Bio
Company Unsere Feinlese
Frische Fettuccine (250 g
2,49 Euro);Tressini (500 g
3,99 Euro) Frischeparadies
ÜBERZEUGTEN NICHT
Hilcona Fettucine (400 g
2,29 Euro); Casa Pietra Tagliatelle (500 g 1,19 Euro);
Chef select Frische Tagliolini (250 g 0,99 Euro) Lidl;
Stroppa Tagliatelle fresche
all’uovo (500 g 3,49 Euro)
Mitte Meer; Bioverde Tagliatelle (250 g 2,19 Euro)
Bio Company; Hierl Frische
Fettuccine (250 g 2,09
Euro) Alnatura; Galeria Fettuccine (300 g 3,49 Euro);
Carrefour Bio Tagliatelles
Fraîches (250 g 2,50 Euro)
2015 THE GREEN BIRD
F. E. Huff, Rheinhessen für 7,50 Euro bei
Goldhahn & Sampson, Dunckerstr. 9, Prenzlauer Berg und Wilmersdorfer Str. 102/103
2014 PIGNOLETTO FRIZZANTE
Weingut Manaresi, Colli Bolognesi DOCG
für 10,80 Euro bei Atrovino, Grimmstr. 17,
Kreuzberg.
Fotos: Thilo Rückeis
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Rocket Internet: Wie die Samwer-Holding Millionen verbrennt – Seite 15
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Dax
14.04.
M-Dax
zum Vortag
10.093,65 + 0,67 %
14.04.
zum Vortag
Tec-Dax
20.441,88 – 0,45 %
14.4.
14.04.
zum Vortag
1.657,73 – 0,52 %
14.4.
Dow Jones
14.04.
zum Vortag
17.926,43 + 0,10 %
14.4.
Nasdaq
SEITE 13
14.04.
zum Vortag
4.945,89 – 0,03 %
14.4.
Euro
14.04.
in Dollar
zum Vortag
Rohöl
1,1252 – 0,41 %
14.04.
14.4.
14.4.
zum Vortag
41,51 – 0,60 %
Dollar je Barrel
(US-Leichtöl /WTI)
14.4.
* © Nihon Keizai Shimbun, Inc.
FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729
++ S-Dax 8.856,23 (– 0,20 %) ++ Euro Stoxx 50 3.060,86 (+ 0,71 %) ++ Nikkei 16.911,05 (+ 3,23 %) ++ Gold 1.225,37 (– 1,18 %) ++ Rex 142,30 (– 0,03 %) ++ Euro-Bund-Future 163,34 (– 0,35 %) ++ Euroleitzins 0,00% ++ Umlaufrendite 0,05 (± 0,00 %) ++
14.04. (Schluss)
KURVE des Tages
DER FALL SCHLECKER
Deutsche Lufthansa
Das juristische Nachspiel der Drogerie-Pleite
Keine
Hoffnung für
die Gläubiger
14,17
+1,25%
Kurs 14.04.16 (16.45 Uhr)
Veränderung zum Vortag
14,25
14,15
14,05
Schlusskurs Vortag
13,95
9.00
Angaben in Euro
11.00
13.00
15.00
Anklage vergrößert nicht
die Chancen auf Geld
17.30 Uhr
Quelle: Tsp
Das Lufthansa-Papier war die erste „deutsche Volksaktie“, vor 50 Jahren ging die Airline an die Börse. Dass sie sich eine langjährige Finanzierung über 475 Millionen Euro
sichern konnte, half dem Kurs am Freitag.
PARKETT Geflüster
Woran denken Sie bei dem Wort „Kohle“?
Wahrscheinlich an Geld, Bergbau und
Bratwurst. Die lettische Polizei denkt seit
einigen Tagen auch an Drogen. Rund 60
Kilogramm Kokain stellten die Beamten
jetzt sicher. Koks in der Kohle: Die Drogen waren als kleingepresste Pakete von
je etwa 100 Gramm in hunderten Packungen Grillkohle versteckt. Ob weiteres
Kohle-Koks in Umlauf gebracht wurde,
ist nicht bekannt. Seien Sie beim nächsten Barbecue einfach wachsam: Die weißen Päckchen sind nichts für den Grill –
diese Kohle können Sie sich sparen. mot
E
NACHRICHTEN
F
Alles dicht. Zeitweise gab es in Deutschland rund 10 000 Schlecker-Filialen. Von der Insolvenz sind rund 27 000 Beschäftigte betroffen.
Angeklagt in 36 Punkten
Spekulationen über den neuen
Bilfinger-Chef: Er kommt von Linde
Frankfurt - Der bisherige Linde-Vorstand Thomas Blades soll nach einem Bericht des „Manager Magazins Online“
neuer Vorstandschef bei Bilfinger werden. Blades und Bilfinger-Aufsichtsratschef Eckhard Cordes seien sich darüber
so gut wie einig, berichtete das Magazin
am Donnerstag. Die Personalie könne
schon in den nächsten Tagen verkündet
werden. Der bisherige Vorstandschef Per
Utnegaard scheidet überraschend zum
Ende des Monats aus, wie am Mittwoch
bekannt gegeben wurde.
rtr
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Risikobewertung: Deutsche Bank
lässt sich auf Sonderprüfung ein
Frankfurt am Main - Die Deutsche
Bank lässt ihren Umgang mit milliardenschweren Rechtsrisiken nun doch von
Wirtschaftsprüfern unter die Lupe nehmen. Das größte deutsche Geldhaus gibt
einer Forderung des Anlegervereins
DSW nach, der angesichts einer Flut von
Strafen von Strafen und Prozessrisiken
seit mehr als einem Jahr eine Sonderprüfung verlangt hatte. „Jetzt wird endlich
unabhängig geklärt, ob die aktuellen Risikokontrollsysteme der Bank ausreichen,
um eine Wiederholung von Fällen, wie
etwa dem Skandal rund um die Manipulation des Interbankenzinssatzes Libor, erfolgreich zu verhindern“, sagte der
Rechtsanwalt Klaus Nieding, der die Verhandlungen mit der Bank als Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung
für Wertpapierbesitz (DSW) geführt
hatte. Die größte deutsche Aktionärsvereinigung war vor Gericht gezogen, nachdem sie mit ihrem Vorstoß auf der Hauptversammlung 2015 ein Siebtel der Anteilseigner hinter sich gebracht hatte. rtr
Foto: Arno Burgi/dpa
Anton Schlecker drohen bis zu zehn Jahre Haft. Auch Wirtschaftsprüfer sollen vor Gericht gestellt werden
Von Alexander Hübner
Stuttgart - Vier Jahre nach der Pleite
der einst größten deutschen Drogeriemarkt-Kette droht dem Firmengründer
Anton Schlecker ein strafrechtliches
Nachspiel. Der heute 71-Jährige, seine
Ehefrau Christa und seine beiden erwachsenen Kinder sollen sich nach den Vorstellungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart vor Gericht dafür verantworten, dass
sie noch Millionensummen aus dem Unternehmen herausgezogen haben, als das
Unternehmen schon am Abgrund stand.
Die Ermittler haben Anklage wegen Bankrotts gegen den einstigen Drogerie-König
erhoben, wie sie am Donnerstag mitteilten. Der Anwalt von Anton Schlecker
warnte vor einer Vorverurteilung. Die Anklage legt dem Ex-Milliardär Schlecker
zur Last, vor der Insolvenz im Frühjahr
2012 in 36 Fällen Vermögenswerte bei-
seitegeschafft zu haben, obwohl ihm klar
gewesen sei, dass die Drogeriekette mit
zeitweise 10 000 Filialen vor der Zahlungsunfähigkeit stand.
In dieser Lage hätte Schlecker als Alleineigentümer dem Unternehmen keine
Mittel mehr entziehen dürfen, weil das
Geld sonst den Gläubigern fehlt. Ein Verstoß dagegen wird juristisch als Bankrott
bezeichnet. In 13 Fällen spricht die
Staatsanwaltschaft sogar von besonders
schwerem Bankrott. Darauf steht eine
Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis
zehn Jahren. Schleckers Frau und die beiden Kinder Lars und Meike sollen ihm
dabei geholfen haben. Sie waren nach
und nach in die unternehmerische Verantwortung eingebunden worden.
Auf der Anklagebank wollen die Staatsanwälte auch zwei Wirtschaftsprüfer der
Stuttgarter Prüfungsgesellschaft EY sehen. Sie sollen Schleckers Bilanzen für
2009 und 2010 testiert haben, obwohl
sie erkannt hätten, dass sie manipuliert
waren. In den fraglichen Jahren hatten
Schleckers Kinder die Logistik-Tochter
übernommen, die
Tausende von Drogeriefilialen mit Wa- Verdi
ren belieferte. Anton Schlecker habe hat
über die Bilanzen die Anklage
auch vor dem Insolvenzgericht
gelo- „sehnlichst“
gen, erklärte die An- erwartet
klagebehörde. Einer
der Prüfer ist schon
im Ruhestand, der andere arbeitet noch
für EY. Die Prüfungs- und Beratungsfirma wollte sich nicht zu den Vorwürfen
äußern.
Ob das Verfahren vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts
Stuttgart eröffnet wird, ist Sache des Ge-
Der Schlecker-Clan
Wie eine Familie ein Imperium aufbaut und dann auf der Anklagebank landet
Berlin - Bevor sein Unternehmen pleiteging, soll Anton Schlecker Gelder beiseite geschafft haben. Seine Frau und
seine Kinder sollen ihm dabei geholfen
haben. Die Geschichte einer Familie, ihr
Aufstieg und Fall.
DER UNTERNEHMER
Anton Schlecker wächst in einer Metzgerfamilie auf. Bereits mit 17 Jahren legt er
seine Meisterprüfung ab, später übernimmt er den väterlichen Betrieb mit 17
Metzgereien und einer Fleischfabrik.
Doch sein wirtschaftlicher Durchbruch
kommt später. Als die Preisbindung im
Einzelhandel fällt, gründet Schlecker
1975 seinen ersten Drogeriemarkt in
Kirchheim unter Teck.
Von Anfang an ist klar: Bei einem Markt
soll es nichtbleiben. Keine zehn Jahre dauert es, da hat der Metzgerssohn bereits
mehr als 1000 Schlecker-Läden aufgemacht. Sein Erfolg beruht auf Geiz und
Verhandlungsgeschick. Er investierte nur,
wenn es nötig ist – so gibt es in den Filialen
zum Beispiel lange weder Fax noch Telefon. Mit den Händlern verhandelt Schlecker eisern, oft bezahlt er Ware erst, wenn
sie bereits verkauft ist. Die Strategie geht
auf – solange sein Imperium wächst und
er weiter neue Filialen eröffnen kann.
Doch Anfang der 2000er Jahre stößt
Schlecker an seine Grenzen. An manchen
Standorten machen seine Filialen sich gegenseitig Konkurrenz, durch Wettbewerber wie Rossmann und dm wird der
Kampf um Kundschaft härter. Immer
mehr Schlecker-Filialen nehmen weniger
ein, als sie an Kosten verursachen. Seine
Probleme versucht Schlecker lange alleine zu lösen. Er gilt als Patriarch, der sich
ungern reinreden lässt. Zuletzt gerät er
immer stärker in die Kritik: So soll er Mitarbeiter entlassen haben, um sie später
übereine Leiharbeitsfirma zufür ihn günstigeren Konditionen einzustellen. Retten
kann ihn auch das nicht. Am 20. Januar
2012 geht seine Firma in die Insolvenz.
DIE EHEFRAU
Christa Schlecker ist immer an der Seite
ihres Mannes – auch beruflich. Im Betrieb hat sie ein eigenes Büro, das direkt
neben dem ihres Mannes liegt. Kennengelernt haben die beiden sich bei einem
Tanztee. Als Anton Schlecker seinen ersten Drogeriemarkt aufmacht, sind sie bereits verheiratet.
Im Konzern ist Christa Schlecker, die
gelernte Fremdsprachenkorrespondentin, für das Personal zuständig. Wir ihr
Mann arbeitet auch sie rund um die Uhr.
In der Firma ist sie für ihren barschen
Ton bekannt. Manche beschreiben sie gar
als „Drachen“. 1998 werden sie und ihr
Mann zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt: Sie hatten den Mitarbeitern gesagt, sie würden nach Tarif bezahlt – dabei lag ihr Lohn darunter.
Wie ihren Mann beschuldigt die Staatsanwaltschaft jetzt auch Christa Schlecker. Unter anderem soll sie von einer
Firma ihrer Kinder, der LDG, eine Beraterleistung in Höhe von 50 000 Euro erhalten haben.
DIE KINDER
Meike und Lars Schlecker wachsen im Familienbetrieb auf. Als Lars 16 und Meike
14 Jahre alt sind, werden sie entführt. Der
Vater handelt das Lösegeld des Entführers
herunter – von 18 auf neun Millionen
Euro. Beide studieren später Wirtschaft
und steigen in den Familienbetrieb ein.
Lange ist allerdings unklar, welche Funktion sie haben – noch nicht einmal Visitenkarten sollen sie besitzen. Erst 2010 übernehmen sie Führungsaufgaben. Das Ziel:
Als Nachwuchs sollen sie für den Neuanfang stehen. Der neue Schlecker-Slogan:
„For you, vor Ort“. Meike und Lars lassen
sich in neu gestalteten Filialen fotografieren, zum ersten Mal zeigt die Familie mit
ihnen Gesicht. Doch ganz das Geschäft
überlassen will ihr Vater ihnen nicht.
Dafür führen Meike und Lars Schlecker
zeitweise zwei weitere Firmen: Das Logistikunternehmen LDG, das die Lager von
Schlecker verwaltet, und die Baugesellschaft BDG. Heute wirft die Staatsanwaltschaft Anton Schlecker vor: er soll über
die LDG Gelder auf die Kinder übertragen
haben. Dafür könnten Meike und Lars
Schlecker ihrem Vater Dienste der LDG
zu überhöhten Beträgen in Rechnung gestellt haben. Auch gegen Meike und Lars
Schlecker erhebt die Staatsanwaltschaft
Anklage.
Carla Neuhaus
richts. Die Entscheidung dürfte sich noch
mehrere Wochen hinziehen.
Der Niedergang der Drogeriemarkt-Kette hatte sich schon lange abgezeichnet. Das Unternehmen schrieb seit
2006 rote Zahlen, weil die Filialen angesichts der schickeren und bald günstigeren Konkurrenz immer weniger Kunden
anlockten. Allein 2011 verbuchte Schlecker 200 Millionen Euro Verlust.
Achim Neumann, der den Konzern
über viele Jahre hinweg für die Gewerkschaft Verdi betreute, hat die Anklage
sehnlichst erwartet. „Ich hoffe, und ich
denke mit mir auch 27 000 Beschäftigte,
dass die Familie jetzt endlich zur Verantwortung gezogen wird“, sagte Neumann.
Die Anklage sei eine Form der Genugtuung für die Beschäftigten. Viele hätten
nicht nur ihren Arbeitsplatz verloren.
Neumann spricht von „Massenarmut“
nach der Schlecker-Pleite.
rtr/dpa
Neue Vorwürfe
gegen
Rossmann
Berlin - Er gilt als Vorzeigeunternehmer,
doch nun steht Dirk Roßmann, Inhaber
der zweitgrößten deutschen Drogeriemarktkette, in der Kritik. Das Magazin
„Stern“ schreibt in seiner aktuellen Ausgabe, Beschäftige, die bei Rossmann Regale einräumen, würden über unwürdige
Arbeitsbedingungen
und
schlechte
Löhne klagen. Tausende Regaleinräumer
würden über Werkverträge in den Rossmann-Filialen arbeiten, sie gehören zum
Potsdamer Unternehmen promota.de,
das bis vor Kurzem als Instore Solutions
Services GmbH (ISS) firmierte. Die
Dienste der ISS würde Rossmann deutlich stärker in Anspruch nehmen als bisher bekannt, allein 2012 habe Rossmann
dafür 33,7 Millionen Euro gezahlt.
Roßmann wies die Vorwürfe am Donnerstag zurück. Es sei im Handel üblich,
dass das Einräumen von Waren an Dienstleister übertragen wird. Der Anteil der
von Promota-Mitarbeitern geleisteten Arbeit sei sehr gering. „Über 93 Prozent der
Arbeit erledigen fest angestellte Mitarbeiter“, sagte Roßmann. Marktführer dm
räumt seine Regale jedoch ganz ohne die
Hilfe von Werkvertragsarbeitnehmern
ein. „Für das Einräumen der Regale in unseren mehr als 1700 dm-Märkten beschäftigen wir keine Leiharbeiter“, sagte
Geschäftsführer Christian Harms dem Tagesspiegel.
hej
Berlin - „Vorsätzlicher Bankrott“ lautet
der Vorwurf der Stuttgarter Staatsanwälte im Fall Anton Schlecker. Darauf
steht eine Strafe von bis zu fünf Jahren
Haft, bei besonders schweren Fällen von
bis zu zehn Jahren. Was unter den Tatbestand des Bankrotts fällt, ist im Paragraf
283 des Strafgesetzbuches geregelt, einer zentralen Vorschrift des Insolvenzstrafrechts. Generell gilt: Wer – in dem
Wissen um eine drohende Schieflage eines Unternehmens – Vermögen verschiebt, Scheingeschäfte tätigt oder die
Bücher unordentlich oder fehlerhaft
führt, schädigt künftige Gläubiger. Denn
Vermögen, das beiseitegeschafft wird,
kann, im Fall einer Pleite, nicht mehr in
die Insolvenzmasse einfließen und verteilt werden. Anton Schlecker und seine
Familie müssen sich deswegen möglicherweise bald vor Gericht verantworten.
Mehr als 20000 Gläubiger haben im Insolvenzverfahren ihre Forderungen angemeldet. Zusammen belaufen sie sich auf
mehr als eine Milliarde Euro. Geld ist bis
heute noch nicht ausgeschüttet worden,
wie ein Sprecher von Insolvenzverwalter
Arndt Geiwitz am Donnerstag auf Anfrage sagte. 2013 hatte Geiwitz im Rahmen einer Vermögensanfechtung versucht, Teile des Vermögens, das Schlecker an seine Familie übertragen hatte, zurückzuholen. Dazu war er als Insolvenzverwalter rechtlich verpflichtet. Nach
dem Insolvenzrecht müssen solche Vermögensübertragungen in der Regel rückgängig gemacht werden, wenn sie innerhalb von vier Jahren vor der Insolvenz
über die Bühne gehen.
Anton Schlecker haftete im Insolvenzverfahren mit seinem gesamten Privatvermögen, denn er hatte die Drogeriekette
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als „eingetragener Kaufmann“ geführt.
Nach monatelangen Prüfungen und Verhandlungen erreichte Geiwitz schließlich im Frühjahr 2013 eine Einigung mit
der Familie. Freiwillig zahlte sie 10,1 Millionen Euro in die Insolvenzmasse und
durfte im Gegenzug „übertragene Immobilien und Sachgüter“ – unter anderem
ihr luxuriöses Anwesen in Ehingen – behalten. Angesichts der milliardenschweren Gläubigerforderungen war das freilich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Hoffnungen auf größere Rückzahlungen dürfen sich die Schlecker-Gläubiger
heute nicht machen, sagt der Berliner Insolvenzverwalter Rolf Rattunde. Die Anklage der Staatsanwaltschaft ändere daran nichts. „Ein Strafverfahren hat keine
Auswirkungen für die Gläubiger, die Insolvenzmasse dürfte beisammen sein“,
sagte er. Der Geiwitz-Sprecher bestätigt
mit Verweis auf den 2013 erzielten Vergleich: „Die Anklage ist lediglich die strafrechtliche Seite dessen, was 2013 passiert ist.“ Darüber spekulieren, ob bei
den Schleckers noch etwas zu holen ist,
will er nicht: Ansprüche möglicher Gläubiger müssten nur geprüft werden, wenn
sich zeigen sollte, dass im damaligen Zivilverfahren etwas übersehen wurde.
„Die Staatsanwaltschaft hatte aber Einblick in die Unterlagen des Insolvenzverwalters“, sagte er.
Einer der größten Schlecker-Gläubiger
ist die Bundesagentur für Arbeit (BA).
Sie hatte für die Schlecker-Beschäftigten
– insgesamt 27 000 verloren ihren Job –
Insolvenzgeld und Sozialabgaben gezahlt. Viele ehemalige Schlecker-Mitarbeiter waren nach der Insolvenz nur
schwer auf dem Arbeitsmarkt zu vermitteln gewesen. Der Drogeriekonzern steht
deshalb bis heute mit einer dreistelligen
Millionensumme bei der BA – und damit
den Steuer- und Abgabenzahlern – in der
Kreide.
Henrik Mortsiefer
14
WIRTSCHAFT
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
Auf der langen Bank
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Regierung und Industrie verhandeln über die E-Auto-Förderung – nun soll Ende April entschieden werden
Von Henrik Mortsiefer
START-UP des Tages
Foto: promo
Viertausendhertz
Chefs: N. Semak (40), C. Grasse (35),
M. Dippold (35), H. Efert (35)
Branche: Medien
Mitarbeiter: 4
Gründungsjahr: 2016
Internet: viertausendhertz.de
Viele Radiosender ähneln sich immer
mehr und sind angesichts von ständigen
Promo-Aktionen und fader Musik nur
schwer zu ertragen. Das macht es auch
für Radiojournalisten immer schwerer,
anspruchsvolle Textbeiträge oder Hintergrundgeschichten unterzubringen. Seit
Januar 2016 sendet nun das Start-up Viertausendhertz kluge Kost für die Ohren.
Alle Sendungen können im Internet abgerufen werden. Gegründet haben das Projekt Nicolas Semak, Christian Grasse, Marie Dippold und Hendrik Efert (v.l.n.r.) –
allesamt langjährige Radiomacher. „Langfristig wollen wir von unserem Projekt leben können“, sagt Nicolas Semak. Bisher
finanzieren Sponsoren eigenständige Formate wie die Porträtserie „Kiezrekorder“
oder das Format „Durch die Gegend“, bei
dem interessante Zeitgenossen beim Spazieren interviewt werden.
Michael Pöppl
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Berlin - Bei einem weiteren Gipfeltreffen im Kanzleramt soll Ende des Monats
eine Entscheidung über eine zusätzliche
staatliche Förderung der Elektromobilität fallen. Am 26. April trifft sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Tagesspiegel-Informationen erneut mit Autovorständen und zuständigen Ministern
in Berlin. Merkel sagte am Donnerstag
nach dem nächtlichen Treffen der großen Koalition, es werde im „hinteren Teil
des Aprils“ eine Entscheidung geben.
Von Verzögerungen könne keine Rede
sein: „Das ist voll im Plan.“
Vor dem Koalitionstreffen hatten Politiker von Union und SPD die Hoffnung geäußert, man werde einen großen Schritt
beim Thema Förderung vorankommen.
Davon war am Donnerstag nicht mehr
die Rede. Bereits Anfang Februar war ein
Spitzentreffen im Kanzleramt ohne Ergebnis geblieben. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte damals
einen „gemeinsamen Handlungsrahmen
von Bundesregierung und Automobilindustrie“ bis März versprochen. Merkel
hatte ursprünglich schon im Frühjahr vergangenen Jahres eine Entscheidung für
Ende 2015 in Aussicht gestellt. Seit Monaten beraten Union und SPD nun, wie
sie den schleppenden Absatz von E-Fahrzeugen ankurbeln können.
Die Gespräche mit der Autoindustrie
verlaufen offenbar komplizierter als gedacht.Umstrittenist, wiesichStaatundIndustrie die Kosten aufteilen. Zu hören ist,
dass man inzwischen auf einen eigenen
Beitrag der Industrie verzichten will. Im
Gegenzug sollen die Unternehmen stärker und gemeinsam in die heimische Produktion von Batteriezellen investieren.
Auch hier steht ein Kompromiss noch in
den Sternen. Ausgebaut werden soll zudem das spärliche Netz an Ladestationen.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sprach sich am Donnerstag
erneut für einen befristeten staatlichen
Anreiz beim Kauf von Elektroautos aus.
„Aber auch die Automobilindustrie muss
ihren Beitrag für einen besseren Absatz
der Fahrzeuge leisten, etwa durch Rabatte“, sagte sie auf einer Konferenz in
Leipzig. Zur Diskussion steht der Vorschlag, E-Auto-Käufern eine Anschaffungsprämie von 5000 Euro zu zahlen.
Davon sollte die Industrie früheren Angaben zufolge ein Viertel oder mehr tragen.
BMW-Fertigung in Leipzig. In Sachsen wird der elektrische i3 hergestellt. Ein Großteil der
Produktion geht ins Ausland. Hierzulande ist die Nachfrage schwach.
Foto: dpa
CSU-Chef Horst Seehofer betonte in
Berlin, die Schlüsselindustrie Auto befinde sich in einer „historischen Situation“. Die Koalition müsse aber darauf
achten, dass die Finanzmöglichkeiten
nicht überdehnt würden. Finanzminister
Wolfgang Schäuble (CDU) war bislang
ein strikter Gegner einer Kaufprämie,
hatte zuletzt aber eine „abgespeckte Version“ nicht ausgeschlossen. Seehofer forderte die Autobauer am Donnerstag auf,
selbst „das Menschenmögliche“ zu tun,
um die E-Technologie marktfähig zu machen. Die Bundesregierung bleibt bei ihrem Ziel, bis 2020 eine Million Elektromobile auf die Straßen zu bringen. Davon
ist Deutschland aber meilenweit entfernt. Aktuell sind etwa 30 000 elektrisch
betriebene Fahrzeuge unterwegs.
Der Leiter der Nationalen Plattform
Elektromobilität (NPE), Henning Kagermann, betonte in Leipzig erneut: „Ohne
eine direkte Förderung bekommen wir
das Ziel nicht hin, bis zum Jahre 2020
eine Million Elektroautos auf die Straße
zu bringen“. Die zögerliche Förderung
von Elektroautos gefährdet nach Kagermanns Ansicht den Wirtschaftsstandort
Deutschland. Die Elektromobilität werde
aber mit Sicherheit kommen. „Wir sollten also aufpassen, dass sie uns nicht
überrollt – daran hängen Wertschöpfung
und Arbeitsplätze in Deutschland”, sagte
er im März im Tagesspiegel-Interview.
Auf einer Konferenz in Leipzig stellten
Experten am Donnerstag Ergebnisse des
Projektes „Schaufenster Elektromobilität“ aus den vier Regionen Berlin-Brandenburg, Sachsen-Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen vor. Mit dem
Förderprogramm, das Ende 2016 ausläuft, hatte die Bundesregierung seit
2012 Fördermittel in Höhe von 180 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die
beteiligten Ministerien (Wirtschaft, Verkehr, Umwelt, Forschung) äußerten sich
zufrieden mit dem Projekt.
Die Berliner Agentur für Elektromobilität (emo) teilte mir, die 30 Kernprojekte
mit einem Gesamtvolumen von rund 76
Millionen Euro hätten dazu beigetragen,
„dass die Hauptstadtregion heute das
größte Praxislabor in Deutschland ist“.
Die von Berlin Partner 2015 betreuten
Neuansiedlungen und Expansionsvorhaben hätten Investitionen in Höhe von
15,3 Millionen Euro umfasst und 319
neue Arbeitsplätze im Themenfeld Elektromobilität geschaffen.
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Ökonomen senken
Wachstumsprognose
Scharfe Kritik an der Wirtschaftspolitik
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wirtschaftswoche.de
Berlin - Ökonomen machen die Bundesregierung für ein vergleichsweise schwaches Wirtschaftswachstum mitverantwortlich. Die führenden Forschungsinstitute senken ihre Konjunkturprognose für
2016 von 1,8 Prozent auf 1,6, wie aus
dem am Donnerstag vorgelegten Frühjahrsgutachten hervorgeht. „Damit kann
man eigentlich nicht zufrieden sein“, sagt
der Konjunktur-Chef des Berliner DIW,
Ferdinand Fichtner, mit Blick auf das außergewöhnlich günstige Umfeld mit extrem geringen Zinsen und einem niedrigen Ölpreis. „Irgendetwas ist da offensichtlich, was das Wachstum in Deutschland hemmt. Und diese Punkte könnten
die Bundesregierung angehen.“ Die Forscher plädieren für mehr Investitionen,
höhere Ausgaben in Bildung sowie für weniger Steuern und Abgaben.
Das Gutachten dient der Bundesregierung als Basis für die eigene Konjunkturprognose. Beteiligt waren unter anderem
das Münchner Ifo-Institut, das DIW, das
Essener RWI und das IWH aus Halle.
Die Forscher gingen – wie in früheren
Analysen – hart mit der Politik der großen Koalition ins Gericht. Sie halten die
abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren und
die Mütterrente für einen Fehler. „Die
Überschüsse, die wir haben, sind temporär“, mahnte IWH-Experte Oliver Holtemöller trotz der guten Haushaltslage.
„Man darf jetzt nicht auf die Idee kommen, mit den bestehenden Überschüssen
dauerhafte Leistungsausweitungen zu beschließen.“ Dies gelte etwa für die Rente.
„Ich persönlich wäre schon ziemlich zufrieden, wenn die Regierung neue unsinnige Maßnahmen unterließe, die dazu
führen, dass sich die Nachhaltigkeit der
Rentenversicherung noch weiter verschlechtert.“
Die Regierung sollte nach Ansicht der
Ökonomen ihr Geld anders verteilen und
dabei wichtige Zukunftsfelder in Angriff
nehmen. „Es müsste darum gehen, dass
man die Ausgaben der öffentlichen Haushalte verschiebt“, fordert Fichtner und
empfiehlt den verstärkten Ausbau der Infrastruktur. „Man muss nicht kürzen“, ergänzt Holtemöller. „Es würde schon ausreichen, wenn man die Prioritäten bei
den Mehrausgaben in Richtung Investitionen und Zukunftsorientierung verschiebt.“ Der Deutsche Industrie- und
Handelskammertag (DIHK) schlägt in
die gleiche Kerbe und plädiert für mehr
staatliche Investitionen. „Davon könnten
dann auch die hiesigen Unternehmen profitieren“, betont DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.
Getragen wird die Konjunktur den Forschern zufolge derzeit vor allem von der
boomenden Nachfrage im Inland, während der Außenhandel kaum Impulse liefert. Geringe Inflation und niedrige Zinsen, steigende Löhne und die anziehende
Beschäftigung schieben den privaten
Konsum kräftig an. Die Verbraucher dürften in diesem Jahr laut Gutachten 2,1 Prozent mehr ausgeben – es wäre das
stärkste Plus seit dem Jahr 2000. „Die
deutsche Wirtschaft befindet sich in einem moderaten Aufschwung“, erklären
die Ökonomen. Für nächstes Jahr erwarten sie einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,5 Prozent.
Zum Vergleich: 2015 hatte Europas
größte Volkswirtschaft noch um 1,7 Prozent zugelegt. Die Forscher nehmen auch
die Europäische Zentralbank gegen wachsende Kritik aus Deutschland am Nullzins in Schutz und bezeichneten die Ausrichtung der Geldpolitik als grundsätzlich angemessen.
rtr
IWF-PROGNOSE
D
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde,
hat die Notenbanken in aller Welt zu einer fantasievolleren Geldpolitik aufgefordert. So sollten Entwicklungsländer
zum Beispiel die Wechselkurse ihrer
Währungen noch mehr als Puffer nutzen, um die Auswirkungen von Schocks
abzufedern. So solle weltweit wieder ein
größeres Wirtschaftswachstum erzielt
werden. „Unkonventionelle Geldpolitik
hilft, Nachfrage zu schaffen“, sagte Lagarde am Donnerstag bei der IWF-Frühjahrstagung in Washington. Sie sei aber
nicht geeignet, strukturelle Flaschenhälse für Wachstum zu beseitigen. Es
bedürfe eines geschickten Politik-Mixes, um die Wachstumsschwäche zu
überwinden. Die Weltwirtschaft wächst
im laufenden Jahr nach der jüngsten
Prognose des IWF nur um 3,2 Prozent.
Probleme in Entwicklungs- und Schwellenländern sind der Hauptgrund dafür,
dass der IWF seine Prognose erneut
nach unten korrigierte.
dpa
Streit
um die
Riester-Rente
Experten warnen
vor Rückabwicklung
Berlin - Union und SPD wollen den
Kampf gegen Altersarmut zu einem großen, gemeinsamen Reformvorhaben der
verbleibenden gemeinsamen Regierungszeit machen. Die Sicherheit im Alter und
die Bekämpfung der Altersarmut sei eines der ganz großen Themen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am
Donnerstag in Berlin. Dazu sei mehr notwendig als das, was im Koalitionsvertrag
stehe. „Was man davon jetzt noch hinbekommt, werden wir diskutieren.“ Zunächst solle mit den Gewerkschaften und
den Arbeitgebern gesprochen werden.
Über den Handlungsbedarf bestehe
Konsens, betonte auch CSU-Chef Horst
Seehofer. „Die Rentenpolitik eignet sich
nicht unbedingt für gigantische parteipolitische Profilierung.“ Es brauche eine
nachhaltige Lösung der komplexen Fragen. Die Menschen zu mehr Eigenvorsorge zu verpflichten, reiche nicht aus.
Damit bleibt der bayerische Ministerpräsident auf Linie. In den vergangenen
Tagen hatte Seehofer wiederholt gegen
die Riester-Rente gewettert und ihre Abwicklung gefordert – zum Entsetzen von
Altersvorsorgeexperten, Sozialpolitikern
und der Versicherungswirtschaft. Das
der Deutschen Bank nahestehende Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA)
warnte am Donnerstag vor einem groben
Vertrauens- Angst vor
bruch. Kritik kam
auch aus der Union. Altersarmut:
„Es muss Vertrauens- Die
schutz gelten“, forderte der Rentenex- Regierung
perte der Unions- wird aktiv
fraktion,
Peter
Weiß. „Wer einen
Vertrag abgeschlossen hat, hat natürlich
Anspruch auf weitere Förderung“, sagte
der CDU-Politiker dem Tagesspiegel. Die
Förderung privater Altersvorsorge in Zukunft ersatzlos zu streichen, wäre „unklug“. Die hohe Kinderförderung etwa –
bei der Riester-Rente gibt es für jedes
nach 2007 geborene Kind pro Jahr 300
Euro Zulage – müsse „auf jeden Fall erhalten bleiben“. Denkbar sei allerdings, sie
in ein anderes System zu überführen.
Auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Carola Reimann, warnt
vor Schnellschüssen und übereilten Einzelmaßnahmen. „Wir brauchen eine Rentenreform im Gesamtkonzept“, sagte die
Sozialexpertin dem Tagesspiegel. Das Zusammenspiel der drei Säulen – gesetzliche Rentenversicherung, Betriebsrente
und private Zusatzvorsorge – müsse
„jetzt neu austariert werden“. Die Erwartungen in kapitalgedeckte Versorgungssysteme zu Beginn des Jahrhunderts hätten sich nicht erfüllt. „Die Riester-Rente
ist renditeschwach und füllt vor allem die
Kassen der Banken und Versicherer.“ Zudem werde sie von Geringverdienern zu
selten in Anspruch genommen.
Die Versicherungswirtschaft weist das
zurück und verweist auf Erhebungen der
Bundesregierung. Danach hätten 72 Prozent der Arbeitnehmer entweder eine
Riester-Rente oder eine betriebliche Altersversorgung, betont der Geschäftsführer des Versicherungsverbands GDV, Peter Schwark. Selbst Menschen, die im Monat weniger als 1500 Euro brutto haben,
seien zu 58 Prozent beteiligt. „40 Prozent
der Geringverdiener haben einen Riester-Vertrag, das ist
ein höherer Anteil
als bei den anderen Die
Einkommensgruppen“,
verteidigt Versicherer
Schwark die Privat- sagen:
vorsorge. Obwohl
man sich beim Ver- Riester ist
band auch andere, ein Erfolg
öffentlich
geförderte Vorsorgemodelle wie eine Opting-Out-Lösung vorstellen kann, sei Riester „ein Erfolgsmodell.“
Seit 2002 seien 16,5 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen worden, damit habe man bald die Hälfte aller Berechtigten erreicht. Die Zahl sei im vergangenen Jahr um 200 000 gestiegen. „Es gibt
nach unserer Kenntnis kein anderes Land
weltweit, in dem mit einem freiwilligen
System in vergleichbarer Zeit so ein Erfolg erreicht wurde“, betont Schwark.
Auch die Kritik, Riester bringe nichts,
weist der GDV zurück, im Gegenteil: Die
Rendite sei wegen der Zulagen und der
nachgelagerten Besteuerung deutlich besser als bei nicht geförderten Produkten.
Eine Rückabwicklung der Verträge sei
zwar technisch möglich, meint der GDV,
rechtlich aber nicht. „Verträge sind einzuhalten“, sagte Schwark dem Tagesspiegel. „Auch hinsichtlich der Förderung ist
der verfassungsrechtliche Grundsatz des
Vertrauensschutzes einzuhalten.“
Dagegen hält der Deutsche Gewerkschaftsbund einen Ausstieg aus Riester
für richtig. „Wir fordern eine rentenpolitische Kurskorrektur, die als Allererstes das
gesetzliche Rentenniveau stabilisiert“,
sagte Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach dem Tagesspiegel. „Die Riester-Rente bei Vertrauensschutz auslaufen
zu lassen, wäre die logische Konsequenz.“
Heike Jahberg/Rainer Woratschka
WIRTSCHAFT
FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729
Viele
Gründe
für das Bargeld
Warum die Bundesbank
gegen die Abschaffung ist
Berlin - Die Aufregung war groß, nachdem Finanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU) vor einigen Wochen angeregt
hatte, den 500-Euro-Schein abzuschaffen
und eine Höchstgrenze für Bargeldzahlungen einzuführen – gedacht als Maßnahme gegen Geldwäschekriminalität.
Die Notenbank EZB bestätigte entsprechende Überlegungen für den Schein. Andere Euroland-Regierungen wie die in Paris teilten mit, sie hätten bei sich gute Erfahrungen mit strengen Bargeld-Obergrenzen gesammelt.
In der deutschen Bevölkerung kamen
die Vorschläge überwiegend schlecht an.
Diese Skeptiker wissen die Bundesbank
an ihrer Seite. „Jeder Bürger hat das
Recht, mit seinem Geld so zu verfahren,
wie er möchte“, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele am
Mittwoch auf einem Verbraucherforum
in Berlin. In einer leidenschaftlichen und
ausführlichen Rede arbeitete er sich
Punkt für Punkt an den Argumenten der
Bargeld-Gegner ab, der Kriminalitätsbekämpfung zum Beispiel. Thiele warnte
davor, der Bevölkerung in kleinen Schritten das Bargeld zu nehmen. „Man muss
sich hierbei vor Augen halten: Die Freiheit stirbt häufig scheibchenweise.“ kph
Thieles Rede in voller Länge unter:
www.tagesspiegel.de/wirtschaft
Rocket Internet steckt tief in den roten Zahlen
Berliner Internetkonzern schließt Geschäftsjahr mit 200-Millionen-Verlust ab. Die Aktie geht auf Talfahrt
Berlin - Die Berliner Start-up-Fabrik
Rocket Internet hat das vergangene Jahr
mit einem Verlust von fast 200 Millionen
Euro abgeschlossen. Grund für das Minus von 197,8 Millionen Euro seien vor
allem die anteiligen Verluste der Beteiligungen gewesen, erklärte Rocket Internet am Donnerstag. Außerdem sei weniger Geld durch Verkäufe oder Börsengänge hereingekommen. Im Jahr davor
hatte die Holding noch 428,8 Millionen
Euro verdient. Die Aktie fiel zum Nachmittag um rund zehn Prozent.
Der Umsatz von Rocket Internet blieb
praktisch unverändert bei gut 128 Millionen Euro – bei der Dachgesellschaft werden aber nur die Beteiligungen an zahlreichen Internetfirmen verwaltet. Die Umsätze der Start-ups
Rocket-Internet
fließen in diesen
Kursverlauf vom 14.04.2016
29,00
Wert nicht ein.
Schlusskurs Vortag
Auch die am wei28,00
testen entwickelten
Start-ups
von
27,00
26,36
Rocket Internet ste26,00
cken nach wie vor allesamt in den roten
letzter Wert 16.35 Uhr
17.35
9.00 Uhr
Zahlen. Mitgründer
Quelle: Tsp
Tsp/Bartel
und Chef Oliver
Samwer versicherte aber, im vergangenen Jahr sei der Höhepunkt der Verluste
überschritten worden und die Ertragslage werde sich in diesem Jahr bei weiterem Wachstum deutlich verbessern. Es
bleibe das Ziel, im Jahr 2017 drei
Rocket-Beteiligungen aus der Verlustzone zu bringen. Samwer machte in einer
Telefonkonferenz auch auf Anfrage keine
näheren Angaben dazu, welche Firmen
künftig schwarze Zahlen schreiben sollen.
Wacker Chemie
Wincor Nixdorf
Zalando
So war der Tag
Dax behauptet sich
D
ankderanhaltenden Hoffnung auf ein schnelleres
Wachstum der Weltwirtschaft haben die europäischen
Aktienmärkte am Donnerstag
ihre kräftigen Vortagesgewinne
behauptet. Zur positiven Stimmung trügen Aussagen von USNotenbankern bei, die auf eine
behutsame Straffungder Geldpolitik hindeuteten, sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. „Die Zuversicht der Anleger ist zurück“,
sagte Jochen Stanzl, Analyst des
Online-Brokers CMC Markets.
Die Chancen, dass Investoren
auch oberhalb eines Dax von
10 000 Punkten bereit seien in
den Markt einzusteigen, sei größerals nochim März. Der Dax gewann bis zum Nachmittag 0,7
Prozent auf 10 093 Punkte, auch
beim Euro-Stoxx50 ging es um
GEWINNER
1 GFT Technologies
Kurs
absolut
22,98
+ 0,88
%
Mehr Börsenkurse und
Finanzthemen unter:
www.tagesspiegel.de/
wirtschaft/finanzen/
+ 3,96
1 Gerresheimer
Kurs
absolut
68,58
– 3,49
STRATEC Biomed.
Kuka
Covestro
Salzgitter
Nemetschek
Wacker Chemie
BASF NA
Dt. Pfandbriefbank
BMW St.
45,11
93,45
33,99
28,56
46,25
79,24
68,17
8,90
79,20
+ 1,55
+ 2,07
+ 0,74
+ 0,61
+ 0,98
+ 1,64
+ 1,25
+ 0,15
+ 1,20
+ 3,55
+ 2,27
+ 2,21
+ 2,18
+ 2,17
+ 2,11
+ 1,87
+ 1,71
+ 1,54
%
– 4,84
Schluss Veränd. % 12 Monate
14.04. z. Vortag Hoch/Tief
+ 2,68
– 10,94
– 1,33
+ 1,93
– 2,27
± 0,00
– 0,90
– 0,35
– 0,48
– 0,41
+ 2,63
– 0,91
– 8,08
– 5,10
– 0,46
– 1,64
– 1,41
– 10,11
± 0,00
± 0,00
– 5,60
– 0,11
– 0,06
– 5,60
– 0,84
+ 0,19
+ 1,73
– 0,02
+ 7,78
– 0,59
+ 0,68
– 0,70
+ 4,43
– 0,72
+ 0,28
– 0,26
+ 0,11
– 1,54
+ 11,11
– 3,03
± 0,00
– 2,63
– 0,19
+ 1,04
– 3,16
+ 0,01
± 0,00
34,37
5,45
9,96
34,46
49,94
35,05
9,60
4,62
14,77
– 1,61
– 0,20
– 0,25
– 0,81
– 1,16
– 0,81
– 0,22
– 0,10
– 0,27
– 4,46
– 3,51
– 2,43
– 2,30
– 2,27
– 2,25
– 2,23
– 2,03
– 1,76
M-DAX
BERLINER WERTE
aap Implantate
1,61
Accentro Real Est.
4,32
Air Berlin (GB)
0,74
Artnet
2,43
Axel Springer SE
49,94
Bechstein
16,10
Berliner Effekten
7,50
Beta Systems Software 2,02
bmp Holding
0,83
0,98
Cinemedia
Co.don
2,73
CR Capital Real Estate 1,31
Deag
3,62
1,62
Deutsche Real Estate
Dt. Grundstücksaukt. 13,04
Eckert + Ziegler
18,64
elumeo
17,43
5,84
Epigenomics
Fernheizwerk Neukölln 35,14
First Sensor
10,87
Francotyp-Post.
3,93
70,93
GSW Immobilien
4,83
Haemato
Heliocentris
1,69
60,01
Hypoport
IVU Traffic Technologies 3,61
2,48
Kilian Kerner
MagForce
4,63
1,50
Maternus-Kliniken
25,99
MBB
Mologen
3,71
MPH Mittelst. Pharma
2,55
6,37
MyHammer Hold.
Pelikan
0,69
PSI NA
12,70
quirin bank
1,16
Rocket Internet
27,36
SHF Communication
3,52
Social Commerce Group SE6,50
Tele Columbus
9,21
Teles
0,11
wallstreet:online
1,67
Westgrund
3,70
1,46
Wild Bunch
YOC
2,61
Zoo Berlin m. Aquarium4014,85
Zoo Berlin o. Aquarium3800,01
Hella
Steinhoff Intern.
ADVA Optical
Drillisch
Axel Springer SE
Dialog Semic. NA
RIB Software
Aixtron SE NA
Südzucker
2,66/1,01
5,64/2,30
1,29/0,61
2,55/1,42
55,69/42,07
17,75/10,60
8,11/6,77
2,08/1,55
0,88/0,54
1,53/0,88
3,33/1,97
1,88/0,99
6,92/2,41
1,71/0,92
14,86/10,58
24,59/17,12
25,10/14,00
6,76/1,75
37,48/32,90
12,59/9,00
4,85/3,93
79,07/50,22
5,33/4,03
7,27/1,68
80,76/20,74
4,63/3,39
2,48/0,43
7,22/4,63
2,16/0,72
26,99/18,70
5,73/3,42
2,69/1,95
8,25/2,30
1,16/0,55
14,69/9,90
1,53/1,12
45,79/17,60
4,93/3,15
13,92/4,90
9,88/7,08
0,23/0,10
2,63/1,22
5,86/3,12
2,53/1,44
3,36/1,64
4249/3550
4000/2900
Div.
–
–
–
–
1,80
–
0,20
–
–
–
–
–
–
–
0,65
0,60
–
–
1,45
–
0,16
1,40
0,30
–
–
0,05
–
–
–
0,57
–
0,12
–
–
–
–
–
0,21
–
–
–
–
–
–
–
–
–
Schluss Veränd. % 12 Monate
14.04. z. Vortag Hoch/Tief
Aareal Bank
30,63
Airbus Group (NL)
56,90
Alstria Office
12,44
Aurubis
44,05
Axel Springer SE
49,94
Bilfinger
37,77
Brenntag NA
51,34
Covestro
33,99
CTS Eventim
30,60
DMG Mori
42,33
Dt. EuroShop NA
41,23
Dt. Pfandbriefbank
8,90
Dt. Wohnen Inh.
26,95
Dürr
67,21
Evonik Ind.
27,77
Fielmann
67,54
Fraport
53,41
Fuchs Petrolub Vz.
39,05
GEA Group
41,98
Gerresheimer
68,58
Hann. Rückvers. NA 106,20
Hella
34,37
Hochtief
111,85
Hugo Boss NA
58,60
Jungheinrich
84,34
K+S NA
20,33
Kion Group
52,04
Krones
105,15
Kuka
93,45
Lanxess
44,01
LEG Immobilien
81,45
Leoni
29,80
Metro St.
28,71
MTU Aero Engines
83,26
Norma Group
47,89
Osram Licht
47,30
Rheinmetall
69,06
Rhön-Klinikum
28,18
RTL Group (LU)
73,00
28,56
Salzgitter
Stada Arznei vNA
37,39
Steinhoff Intern. (NL)
5,45
Ströer SE & Co.
55,82
Südzucker
14,77
Symrise
59,58
TAG Immob.
11,80
Talanx
30,27
– 0,05
– 1,01
– 1,00
+ 0,25
– 2,27
+ 0,79
– 1,27
+ 2,21
– 0,13
+ 1,21
– 0,93
+ 1,71
– 0,55
– 0,94
+ 0,45
+ 0,24
– 0,96
– 1,24
– 0,30
– 4,84
+ 0,47
– 4,46
+ 1,13
– 0,48
+ 1,42
+ 0,35
+ 1,23
+ 0,86
+ 2,27
+ 0,43
– 1,75
– 1,03
+ 0,14
+ 1,17
+ 0,05
+ 0,78
+ 0,01
+ 0,32
– 0,07
+ 2,18
– 0,29
– 3,51
+ 0,27
– 1,76
– 0,42
– 1,75
+ 0,28
– 2,43
– 2,03
+ 0,10
+ 0,17
+ 1,22
– 0,28
– 2,25
– 1,01
– 2,30
+ 0,60
– 1,35
+ 3,96
– 0,10
+ 0,75
+ 2,17
+ 0,70
– 0,10
+ 0,86
– 2,23
– 0,25
– 1,61
– 0,65
+ 0,43
– 1,60
+ 3,55
– 1,07
– 0,58
– 0,45
– 1,64
– 0,99
12,04/4,57
7,74/2,91
93,00/63,96
49,16/28,60
29,81/21,53
38,33/24,49
53,85/24,21
123,70/51,12
49,60/33,20
4,31/2,86
33,11/24,82
32,70/15,57
15,31/10,31
76,96/33,89
47,48/26,28
33,90/18,19
115,65/75,28
26,05/17,76
16,94/8,40
258,50/136,05
36,72/12,18
26,00/13,32
56,01/13,03
36,70/22,80
62,85/41,00
9,95/4,76
5,99/4,07
51,94/38,41
48,96/29,40
200,00/135,70
Schluss Veränd. % 12 Monate
14.04. z. Vortag Hoch/Tief
14.4.
2
3
4
5
6
7
8
9
10
9,96
4,62
91,04
42,39
29,12
36,90
35,05
59,67
34,46
3,50
25,94
22,98
14,42
49,55
46,25
23,79
96,60
20,42
9,60
238,50
16,48
25,40
46,71
33,50
45,11
9,58
4,67
44,55
34,49
170,05
Div.
–
–
1,20
0,50
0,38
0,35
–
1,39
1,70
–
1,50
0,25
0,20
–
0,40
–
2,65
–
0,16
1,52
–
–
–
0,50
0,70
–
0,24
0,60
0,13
0,92
DAX 30 (Xetra-Handel)
14.04.
Schluss
Adidas NA
Allianz SE vNA ◊
BASF NA ◊
Bayer NA ◊
Beiersdorf
BMW St. ◊
Commerzbank
Continental
Daimler NA ◊
Deutsche Bank NA ◊
Deutsche Börse
Deutsche Post NA ◊
Deutsche Telekom NA ◊
E.ON SE ◊
Fresenius Med. Care St.
Fresenius SE&Co ◊
HeidelbergCement
Henkel Vz.
Infineon NA
Linde
Lufthansa vNA
Merck
Münchener Rück vNA ◊
ProSiebenSat.1
RWE St.
SAP SE ◊
Siemens NA ◊
ThyssenKrupp
Volkswagen Vz. ◊
Vonovia
S-DAX
14.4.
2
3
4
5
6
7
8
9
10
+ 2,11 116,50/58,20 1,50
+ 0,56 54,80/32,31
–
+ 0,43 36,63/24,03
–
105,25
147,35
68,17
105,75
78,81
79,20
8,39
194,40
63,86
15,42
72,88
25,32
15,61
8,68
78,99
65,34
78,13
100,00
12,62
131,25
14,13
78,04
182,25
46,13
11,98
69,96
93,04
20,40
112,30
30,96
Veränderung %
zum Vortag
1,15 WWWWWWWWWW
0,44 WWWW
1,87 WWWWWWWWWWWWWWW
0,33 WWW
1,22 WWWWWWWWWW
1,54 WWWWWWWWWWWWW
1,07 WWWWWWWWW
WW -0,08
0,57 WWWWW
0,33 WWW
0,39 WWWW
0,60 WWWWW
0,61 WWWWWW
0,60 WWWWWW
0,43 WWWW
1,24 WWWWWWWWWW
W -0,04
1,05 WWWWWWWWW
WWWWW -0,47
1,08 WWWWWWWWW
0,96 WWWWWWWW
0,96 WWWWWWWW
0,22 WWW
0,67 WWWWWW
0,38 WWWW
0,84 WWWWWWW
0,91 WWWWWWWW
WWWWWW -0,68
0,45 WWWW
WWWWWWWWWWWW -1,53
KGV
Div.
2016 Rendite
25,99 1,43
9,99 4,65
17,04 4,11
18,55 2,13
26,27 0,89
8,16 3,66
8,39
–
12,87 1,67
7,34 5,09
38,54 4,87
16,20 2,88
13,33 3,36
20,81 3,20
11,57 5,76
19,27 0,99
22,53 0,67
15,94 0,96
20,20 1,47
19,71 1,59
18,75 2,40
4,87
–
21,98 1,28
10,57 4,25
18,83 3,47
11,63 8,35
21,20 1,57
14,54 3,76
18,54 0,74
6,07 4,33
14,74 2,40
Div.
1,50
6,85
2,80
2,25
0,70
2,90
–
3,25
3,25
0,75
2,10
0,85
0,50
0,50
0,78
0,44
0,75
1,47
0,20
3,15
–
1,00
7,75
1,60
1,00
1,10
3,50
0,15
4,86
0,74
Hoch
105,30
170,00
94,29
139,20
89,54
114,25
12,95
231,90
92,70
32,31
87,41
30,75
17,57
14,82
83,17
70,00
78,62
113,05
14,20
189,55
15,41
108,50
201,30
50,95
25,10
75,75
102,75
26,43
248,75
32,50
12 Monate
Range
Tief
62,51
126,55
56,01
91,08
67,92
66,00
6,21
171,30
57,01
13,03
69,80
19,55
13,39
7,08
63,10
51,01
58,17
87,17
8,32
113,50
10,25
70,68
156,00
37,62
9,13
53,91
77,91
12,56
86,36
23,81
DIE WICHTIGSTEN INDIZES IM ÜBERBLICK
VERLIERER
14.04.
79,24
51,95
30,16
Schluss Veränd. % 12 Monate
14.04. z. Vortag Hoch/Tief
ADVA Optical
Aixtron SE NA
Bechtle
Cancom
Carl Zeiss Meditec
CompuGroup Med.
Dialog Semic. NA (GB)
Drägerwerk Vz.
Drillisch
EVOTEC
freenet NA
GFT Technologies
Jenoptik
Morphosys
Nemetschek
Nordex SE
Pfeiffer Vacuum
Qiagen (NL)
RIB Software
Sartorius Vz.
Siltronic
SLM Solutions Group
SMA Solar Techn.
Software
STRATEC Biomed.
Süss MicroTec
Telefonica Deutschl.
United Internet NA
Wirecard
Xing NA
Rocket Internet baut Start-ups in vielen Ländern auf, vor allem in den Bereichen Online-Handel und Dienstleistungen wie Essenszustellung. Erst Anfang
der Woche hatte Rocket den Verkauf eines Anteils von 9,1 Prozent an dem in
Südost-Asien aktiven Online-Händler Lazada an die chinesische Handelsplattform Alibaba für 137 Millionen Dollar bekannt gegeben. Insgesamt lassen sich die
Chinesen die Übernahme von Lazada
eine Milliarde Dollar kosten. Aus den
jetzt veröffentlichten Zahlen geht hervor,
dass das Online-Kaufhaus im vergangenen Jahr einen bereinigten operativen
Verlust von 296,5 Millionen Dollar bei
einem Umsatz von 275 Millionen Dollar
machte. Eine Nutzerzahl wurde nicht
mehr genannt. Ende September 2015 waren es 8,7 Millionen Kunden gewesen.
Samwer wollte nicht sagen, wann der
im vergangenen Jahr abgesagte Börsengang des Lebensmittelversenders HelloFresh nachgeholt werden könnte. Der
Umsatz der Firma, die im Abo Pakete mit
Lebensmitteln zu vorgegebenen Rezepten verschickt, sprang im vergangenen
Jahr von knapp 70 auf 305 Millionen
Euro hoch. Zugleich wuchs aber auch der
bereinigte operative Verlust von 12,2 auf
86,2 Millionen Euro. Rocket Internet
strebte für HelloFresh beim Börsengang
eine Bewertung von 2,6 Milliarden Euro
an, die jedoch schwer zu erreichen war.
Samwer erklärt stets, dass Online-Händler in den ersten Jahren erst
in Wachstum investieren und dafür
Verluste in Kauf nehmen müssten, bevor sie in die schwarzen Zahlen kommen könnten. Im vergangenen Jahr
wuchsen die Erlöse der neun führenden
Oliver Samwer, Ko-Gründer und Chef des Unternehmens Rocket Internet, hat derzeit nicht
Foto: Tobias Hase/dpa
viel zu lachen. Sein Unternehmen schreibt hohe Verluste.
TEC-DAX
0,6Prozent auf 3058 Zähler nach
oben. Der M-Dax verlor hingegen 0,5 Prozent auf 20 441 Zähler, auch der Tec-Dax fiel um 0,5
Prozent auf 1651 Punkte.
Am Rentenmarkt verharrte die
Umlaufrendite bei 0,05 Prozent,
am Montag hatte die Rendite
noch ein Rekordtief bei 0 Prozent
erreicht. Der Rentenindex Rex
verlor 0,03 Prozent auf 142,30
Punkte. Der Bund-Future gab um
0,40 Prozent auf 163,25 Punkte
nach. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs
des Euro auf 1,1252 (Mittwoch:
1,1298) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8887
(0,8851) Euro.
Tsp
ermittelt aus H-DAX (DAX, M-DAX, Tec-DAX)
14.04.
15
DER TAGESSPIEGEL
40,40/21,51
68,50/49,89
13,61/10,76
62,23/36,65
55,69/42,07
59,30/31,31
57,89/39,86
35,65/24,35
37,74/28,20
46,00/30,33
48,00/35,76
12,35/7,29
28,30/20,53
105,55/49,52
37,75/24,35
70,37/53,42
63,05/48,89
45,49/33,62
46,07/31,16
76,62/48,42
112,60/83,64
46,56/30,51
112,20/64,35
117,70/49,91
84,54/55,25
40,29/17,57
52,64/35,50
117,10/88,51
93,73/60,67
56,50/32,90
84,73/61,32
62,96/23,24
34,49/21,58
94,73/73,02
53,30/39,90
55,38/34,25
71,29/44,39
28,73/22,29
94,13/68,53
36,42/16,81
37,68/28,05
5,84/3,77
64,49/30,39
19,00/11,54
64,47/50,37
12,45/9,54
30,73/23,59
Div.
1,20
1,20
0,50
1,35
1,80
2,00
0,90
–
0,40
0,55
1,30
–
0,44
1,65
1,00
1,60
1,35
0,77
0,70
0,75
4,25
0,77
1,90
3,62
1,04
0,90
0,55
1,25
0,40
0,50
1,96
1,20
1,00
1,45
0,75
0,90
0,30
0,80
3,50
0,20
0,66
1,65
0,40
0,25
0,75
0,50
1,25
Adler Real Estate
ADO Properties (LU)
Amadeus Fire
BayWa vNA
Bertrandt
Biotest Vz.
Bor.Dortmund
Braas Monier (LU)
Capital Stage
CeWe Stiftung
comdirect bank
Deutz
DIC Asset
Dt. Beteiligung
ElringKlinger NA
Ferratum Oyj (FI)
Gerry Weber Int.
GfK SE
Grammer
Grenkeleasing
Hamborner Reit
Hamburger Hafen
Hapag-Lloyd
Heidelberger Druck.
Hornbach Hold.
Hypoport
Indus Hold.
Klöckner&Co. SE NA
Koenig & Bauer
KWS SAAT
PATRIZIA Immob. NA
Puma SE
Rational
SAF Holland (LU)
Schaeffler
Scout24
SGL Carbon SE
Sixt SE St.
Stabilus (LU)
TAKKT
Tele Columbus
TLG Immobilien
Vossloh
VTG
Wacker Neuson
Washtec
WCM Bet. Gr.
Wüst.&Wür.
Zeal Network (GB)
zooplus
11,00
28,80
66,30
30,56
101,50
16,46
4,09
23,77
7,11
59,56
9,90
4,36
8,17
25,00
22,96
24,35
12,63
34,90
36,42
189,85
9,80
13,66
16,29
1,93
56,00
60,00
43,73
9,64
32,25
295,90
21,27
191,80
465,00
10,64
13,63
31,07
9,57
48,69
47,00
16,80
9,15
18,80
61,83
27,76
14,45
35,79
2,92
17,97
43,25
120,30
– 0,05
– 0,69
+ 1,70
+ 0,76
+ 0,50
+ 2,55
+ 0,76
± 0,00
– 0,53
– 0,32
+ 0,81
– 1,76
+ 0,50
– 0,71
– 0,91
+ 1,67
– 2,85
+ 1,01
– 0,14
+ 1,77
– 0,51
– 0,29
– 0,70
+ 0,36
+ 1,73
– 0,74
+ 0,45
+ 1,31
– 1,15
– 0,54
– 4,17
+ 0,60
+ 0,04
– 1,48
– 0,40
– 1,35
– 0,68
+ 0,38
+ 0,03
+ 1,20
– 1,61
– 0,29
+ 2,52
– 0,48
+ 0,52
– 0,75
– 0,75
– 0,17
– 3,03
– 2,55
16,24/10,05
31,00/18,57
92,60/56,56
38,00/25,25
131,60/87,50
35,21/10,31
4,22/3,12
27,44/18,31
9,40/6,06
63,49/43,40
11,40/8,66
5,64/2,62
9,43/7,28
31,00/23,30
29,11/16,56
31,69/19,10
32,05/9,57
42,00/25,02
37,90/18,30
200,80/111,10
10,99/7,46
20,97/11,86
22,20/14,60
2,82/1,59
83,03/50,43
81,55/20,59
50,78/35,60
9,68/6,90
35,79/17,81
313,55/235,10
28,29/13,53
219,30/140,95
482,25/305,50
15,44/8,87
17,47/11,80
34,25/24,11
17,25/8,24
51,43/32,86
47,38/28,80
18,50/14,42
10,04/6,94
19,49/13,59
69,75/46,64
30,24/18,63
24,93/10,92
37,72/18,70
3,35/1,57
20,35/15,24
51,46/29,81
149,00/92,60
–
–
3,37
0,80
2,45
0,22
0,05
0,30
0,15
1,55
0,40
0,07
0,35
1,00
0,55
0,05
0,75
0,65
0,75
1,10
0,39
0,52
–
–
0,77
–
1,20
0,20
–
3,00
–
0,50
6,80
0,27
–
–
–
1,20
–
0,32
–
0,25
–
0,45
0,50
1,65
–
0,50
0,70
–
WEITERE DEUTSCHE TITEL
Schluss Veränd. % 12 Monate
14.04. z. Vortag Hoch/Tief
AdCapital
Bauer
Beate Uhse
BMW Vz.
C.A.T. OIL (AT)
Celesio NA
CENTROTEC S.
centroth. ph.konv.
Chorus Cl. Energy
Clere
Co.don
Colonia Real Est.
Constantin Med.
CropEnergies
Delticom
DO Deutsche Office
Euromicron
Fuchs Petrolub St.
Gesco
H&R
Hawesko Hold.
Henkel St.
Highlight (CH)
Homag Group
4,89
14,90
0,24
68,15
7,64
25,46
13,90
3,03
8,67
2,68
2,76
8,63
2,09
3,75
15,61
4,00
7,36
33,82
72,42
9,09
39,27
88,37
5,74
36,00
+ 1,03
– 1,30
– 5,10
+ 0,49
+ 0,74
+ 0,66
+ 0,72
– 2,57
+ 1,32
– 1,29
– 1,36
– 0,30
+ 5,89
+ 3,02
– 3,12
+ 1,52
– 1,22
– 0,41
– 0,86
– 1,51
+ 0,39
+ 2,64
+ 1,63
– 0,43
5,51/4,65
19,33/13,03
0,60/0,16
88,07/57,50
13,00/4,99
27,20/24,25
15,37/11,50
5,45/2,70
10,58/7,70
3,53/2,20
3,51/2,00
9,33/5,74
2,16/1,43
6,30/2,87
25,69/14,01
4,85/3,43
11,51/5,42
39,33/29,50
77,77/62,29
9,80/6,46
44,41/38,26
98,50/75,60
5,95/3,90
36,50/33,22
Kanada / S&P TSX
13.654,03 – 0,13%
Div.
Div.
0,50
0,15
–
2,92
0,12
1,04
0,20
–
–
1,10
–
–
–
–
0,25
0,15
–
0,76
1,75
–
1,30
1,45
–
0,40
England / FTSE 100
6.365,1 + 0,03%
Russland / RTS
914,34 – 0,88%
Japan / Nikkei 225
16.911,05 + 3,23%
Italien / MIB 30
18.329,09 + 0,90%
USA / Dow Jones
17.926,43 + 0,10%
Singapur / Straits Times
2.913,93 + 0,81%
EURO STOXX 50 (ohne deutsche Indexwerte)
14.04.
Air Liquide (FR)
Anh.-Busch Inbev (BE)
ASML Hold. (NL)
AXA (FR)
Banco Santander (ES)
BBVA (ES)
BNP Paribas (FR)
Carrefour (FR)
Danone (FR)
Enel (IT)
Engie (FR)
Eni (IT)
Essilor (FR)
Generali (IT)
Iberdrola (ES)
Inditex (ES)
ING Groep (NL)
Intesa Sanpaolo (IT)
L’Oréal (FR)
LVMH (FR)
Nokia (FI)
Orange (FR)
Philips Elec. (NL)
Safran (FR)
Sanofi S.A. (FR)
Schneider Electr. (FR)
Société Générale (FR)
St. Gobain (FR)
Telefónica (ES)
Total (FR)
Unibail-Rodamco (FR)
UniCredit (IT)
Unilever N.V. (NL)
Vinci (FR)
Vivendi (FR)
Schluss
101,30
110,15
88,80
22,03
4,09
5,90
45,66
25,15
62,67
3,84
13,85
13,72
110,55
13,32
5,93
28,91
11,05
2,44
159,60
153,50
5,53
15,09
24,88
61,04
77,30
56,59
34,08
40,30
9,57
42,82
240,65
3,40
40,49
65,84
18,80
Veränderung %
zum Vortag
0,10 W
1,52 WWWWWWWW
WWWWWWWW -1,64
WW -0,14
0,76 WWWW
1,15 WWWWWW
0,87 WWWWW
0,10 W
1,19 WWWWWW
0,42 WWW
0,29 WW
1,78 WWWWWWWWW
0,50 WWW
1,91 WWWWWWWWW
0,07 W
WW -0,26
1,28 WWWWWWW
0,50 WWW
1,24 WWWWWW
WWWW -0,68
2,98 WWWWWWWWWWWWWW
0,27 WW
0,81 WWWWW
0,10 W
1,71 WWWWWWWWW
1,20 WWWWWW
0,77 WWWW
0,55 WWW
0,46 WWW
0,59 WWWW
WWWWWW -1,21
3,15 WWWWWWWWWWWWWWW
0,20 WW
1,45 WWWWWWW
0,29 WW
KGV
Div.
2016 Rendite
18,42 2,57
22,95 1,82
26,91 1,18
8,99 4,99
9,29 2,43
8,43 2,71
8,08 5,06
14,79 2,78
20,89 2,55
12,79 4,17
12,04 7,22
45,73 5,83
27,64 0,94
8,33 5,41
14,82 0,51
28,91 2,08
9,20 5,89
12,18 2,87
24,74 1,94
18,49 2,31
18,42 4,71
15,09 3,98
19,90 3,22
16,50 2,26
17,98 3,79
17,15 0,99
8,11 5,87
18,32 3,08
13,67
–
15,29 5,70
12,03 3,99
9,72 3,53
21,31 2,98
16,46 2,79
37,60 15,96
Div.
2,60
2,00
1,05
1,10
0,10
0,16
2,31
0,70
1,60
0,16
1,00
0,80
1,03
0,72
0,03
0,60
0,65
0,07
3,10
3,55
0,26
0,60
0,80
1,38
2,93
0,56
2,00
1,24
–
2,44
9,60
0,12
1,21
1,84
3,00
Hoch
123,95
124,20
104,85
26,02
6,82
9,57
61,00
32,66
67,74
4,50
19,69
17,66
125,15
18,29
6,71
35,38
16,00
3,65
181,30
176,60
7,61
16,98
28,00
72,45
101,10
72,09
48,77
44,84
14,31
50,30
257,85
6,61
42,84
66,69
24,83
12 Monate
Range
Tief
90,77
87,73
70,25
18,80
3,31
5,24
37,00
22,26
51,73
3,33
12,96
10,93
95,01
10,90
5,66
26,00
9,19
2,12
140,40
130,75
4,91
12,21
20,48
48,87
66,44
45,32
26,61
31,47
8,48
35,21
212,05
2,77
32,86
50,08
16,30
ERLÄUTERUNGEN: Alle Angaben in Euro. Dividenden in Landeswährung einschließlich eventueller Boni. Dax, M-Dax,
Tec-Dax und S-Dax auf Xetra-Basis (Schluss 17:30 Uhr), weitere Berliner Werte sind Börsenplatz Berlin, weitere deutsche Titel und Auslandsaktien Börsenplatz Frankfurt (Schluss jeweils 20:00 Uhr). Die Länderkennung steht in Klammern hinter dem jeweiligen Titel. ABKÜRZUNGEN: St. = Stammaktie, Vz. = Vorzugsaktie, NA = Namensaktie, ◊ = Euro
Stoxx 50 Wert. Alle Angaben ohne Gewähr.
Quelle
D
TELEFONTARIFE
Preiswert anrufen mit Call-by-Call
Günstig telefonieren
Ortsgespräche: Montag − Freitag
Uhrzeit
0−7
Vorwahl
01028
01070
01052
01028
01052
01028
01097
01070
7−9
9−19
19−24
Anbieter
Cent/Min.
Sparcall
0,10
Arcor
0,69
01052
0,94
Sparcall
1,83
01052
1,02
Sparcall
1,83
01097telecom
0,88
Arcor
0,93
Ferngespräche: Montag − Freitag
0−7
01028
01070
010052
01011
010052
010012
010052
01011
01097
01070
7−10
10−12
12−19
19−24
Sparcall
Arcor
010052
01011
010052
010012
010052
01011
01097telecom
Arcor
0,10
0,53
0,86
0,98
0,86
0,87
0,89
0,98
0,88
0,93
Vom Festnetz zum Handy: Montag − Freitag
0−24
010011
01045
010011
01045
2,09
2,49
Günstige Call-by-Call-Anbieter mit Tarifansage, die Sie ohne
Anmeldung sofort nutzen können. Tarife mit Einwahlgebühr
oder einer Abrechnung schlechter als Minutentakt werden nicht berücksichtigt.
Teltarif-Hotline: 0900 1 330100 (Mo-Fr 9-18 Uhr;
1,86 Euro pro Minute von Telekom)
Stand: 14.04.16 Quelle: www.teltarif.de
+ 2,78
5,49/2,45
–
+ 0,23 98,88/89,68 3,07
+ 0,44 98,07/88,16 3,07
– 1,15 96,57/22,57
–
+ 0,06 17,40/16,00 0,69
+ 0,93 23,90/19,05 0,90
– 0,98 117,48/75,74 2,65
– 0,06 90,60/34,14 2,01
+ 0,37 28,80/17,07
–
+ 0,10 19,70/7,28 1,00
+ 0,27 44,42/18,53 1,00
+ 4,19
6,82/2,60
–
– 4,94 16,65/8,14
–
– 0,23 17,41/5,21
–
± 0,00
1,19/0,89
–
– 0,70 26,90/17,03 0,70
+ 0,98 11,85/3,28
–
+ 0,77 17,85/12,27 0,56
– 2,44 14,90/11,00 0,49
+ 1,67 243,50/95,07 4,80
Standard Chartered (GB) 6,45
– 0,77
14,93/4,90
0,14
Starbucks Corp. (US) 53,60
0,89
Telecom Italia (IT)
2,24
Tesco (GB)
Time Warner New (US) 66,24
45,80
Toyota (JP)
+ 0,59
+ 8,90
– 6,54
+ 0,39
+ 0,89
59,21/38,90
1,30/0,78
3,32/1,86
83,50/51,00
69,20/41,60
0,20
–
0,01
0,40
100
Twitter (US)
UBS Group (CH)
UPS (US)
Vodafone Group (GB)
Westpac Banking (AU)
– 0,69
+ 0,82
+ 0,56
– 0,66
+ 3,45
48,43/11,85
21,91/12,29
99,16/79,80
3,62/2,53
27,70/17,20
–
0,50
0,78
0,04
0,94
15,28
14,21
94,29
2,86
20,43
Woolworth (AU)
14,64
33,04
Yahoo (US)
Zurich Insur. Grp (CH) 193,93
+ 4,61 21,35/13,53 0,44
+ 0,29 42,37/23,36
–
+ 1,17 298,98/178,03 17,00
ANLEIHEN UND ZINSEN
DOW JONES
Schluss Veränd. % 12 Monate
14.04. z. Vortag Hoch/Tief
3M
American Express
Apple Inc.
Boeing
Caterpillar
Chevron Corp.
Cisco Systems
Coca Cola
Disney Co.
DuPont
Exxon Mobil
General Electric
Goldman Sachs
Home Depot
IBM
Intel
Johnson&Johnson
JP Morgan Chase
McDonald’s
Merck & Co.
Microsoft
Nike
Pfizer
Procter & Gamble
Travelers Comp.
United Technol.
UnitedHealth Group
Verizon
VISA Inc.
Wal-Mart Stores
149,56
55,30
99,59
116,82
69,85
86,97
25,15
40,85
87,44
58,14
75,50
27,56
142,24
118,82
134,50
28,17
97,68
55,49
113,03
50,02
49,15
52,98
29,08
72,93
102,17
93,50
112,98
45,73
71,23
61,29
+ 0,22
+ 1,06
+ 0,39
+ 1,68
+ 0,51
+ 1,12
+ 1,04
+ 0,37
– 0,97
+ 1,98
+ 1,01
+ 0,51
+ 3,28
+ 0,61
+ 0,78
– 0,99
+ 0,58
+ 0,90
+ 0,48
+ 1,64
+ 0,59
+ 0,79
+ 1,11
+ 0,29
+ 0,12
+ 0,91
– 0,02
+ 1,52
+ 1,48
– 0,09
155,05/116,17
74,50/44,73
124,42/80,00
143,50/91,08
83,24/51,80
103,72/59,87
27,07/19,91
41,47/31,40
113,73/76,58
69,00/41,45
82,02/57,95
29,04/19,08
197,15/124,99
128,30/94,46
159,85/103,33
33,25/21,41
99,10/73,18
64,34/46,81
114,85/77,28
56,02/42,51
52,82/34,08
64,10/43,21
33,35/25,00
78,33/58,00
109,86/84,38
109,89/74,59
117,00/92,14
48,34/32,79
76,30/53,80
74,02/51,41
Schluss Veränd. % 12 Monate
14.04. z. Vortag Hoch/Tief
HK / Hang Seng
21.348,67 + 0,84%
Südafrika / JSE
78.607,41 – 0,12%
3,15
95,34
94,10
35,27
16,91
19,98
96,35
45,02
28,60
8,85
25,05
3,43
10,81
8,38
0,99
21,84
4,45
13,28
13,30
127,80
C
Div.
1,11
0,29
0,52
1,09
0,77
1,07
0,26
0,35
0,71
0,38
0,73
0,23
0,65
0,69
1,30
0,26
0,75
0,44
0,89
0,46
0,36
0,16
0,30
0,67
0,61
0,64
0,50
0,57
0,14
0,50
WEITERE AUSLANDS-TITEL
Frankreich / CAC40
4.511,51 + 0,47%
Brasilien / Bovespa
52.669,23 – 0,90%
Kontron
MAN SE St.
MAN SE Vz.
Manz
Medion
MVV Energie NA
Pfeiffer Vacuum
Porsche SE Vz.
Rofin-Sinar (US)
RWE Vz.
SHW
SKW Stahl-Metall.
SMT Scharf
SolarWorld konv.
Stöhr
Surteco SE
Tom Tailor
TUI NA
Villeroy&Boch Vz.
Volkswagen St.
Rocket-Start-ups von 1,4 auf 2,4 Milliarden Euro. Den bereinigten operativen
Verlust nennt Rocket nur für acht von ihnen – und hier wuchs der Gesamtbetrag
binnen eines Jahres von 600 Millionen
auf eine Milliarde Euro.
dpa
ABB (CH)
17,60
3,26
Alcatel-Lucent (FR)
8,86
Alcoa (US)
Alphabet Inc. A (US) 691,95
Amazon (US)
550,30
Anglo American (GB)
8,68
ArcelorMittal (LU)
4,86
AstraZeneca (GB)
52,49
34,27
AT&T (US)
AXA (FR)
21,88
Bank of America (US) 12,63
2,10
Barclays PLC (GB)
BB Biotech NA (CH)
45,60
BHP Biliton (AU)
12,70
BP PLC (GB)
4,59
Brit. Am. Tobacco (GB) 52,80
Canon (JP)
26,62
China Mobile (HK)
10,11
0,63
China Petroleum (CN)
39,78
Citigroup (US)
Colgate-Palmolive (US) 63,00
25,49
CRH (IE)
24,50
Diageo (GB)
Dow Chemical (US)
46,10
eBay (US)
22,20
Ericsson B (SE)
8,62
Facebook (US)
98,37
Fanuc (JP)
150,70
11,54
Ford Motor (US)
3,99
Gazprom (RU)
General Motors (US)
27,29
GlaxoSmithKline (GB) 18,95
69,65
Heineken Hold. (NL)
Hennes&Mauritz (SE) 31,96
Honda Motor (JP)
25,00
HP Inc. (US)
11,14
HSBC Hold. (GB)
5,72
Imp. Tobacco (GB)
46,84
Japan Tobacco (JP)
38,32
0,86
Lloyds Bank.Grp. (GB)
Lockheed Martin (US) 201,29
37,61
Lukoil Nefty. (RU)
4,46
Mitsubishi UFJ (JP)
Morgan Stanley (US) 23,02
Nestlé NA (CH)
66,78
Nintendo (JP)
137,35
8,39
Nissan Motor (JP)
Novartis NA (CH)
67,53
Novo-Nordisk AS B (DK) 48,92
22,27
NTT DoCoMo (JP)
Oracle (US)
36,58
92,24
Pepsico (US)
88,57
Philip Morris (US)
Reckitt Benckiser (GB) 85,66
87,46
Renault (FR)
Rio Tinto (GB)
28,56
Roche Hold. GS (CH) 227,52
28,60
Rofin-Sinar (US)
23,02
Royal D.Shell A (GB)
13,18
Ryanair Hld. (IE)
Samsung (KR)
495,25
14,50
Securitas B (SE)
48,45
Softbank (JP)
24,50
Sony (JP)
+ 0,57
+ 0,65
+ 1,99
+ 1,35
+ 1,39
– 0,57
– 0,12
– 0,02
+ 0,78
– 0,54
+ 3,44
± 0,00
+ 2,82
+ 2,51
– 1,50
– 0,33
+ 2,60
+ 0,84
+ 2,95
+ 5,33
+ 0,37
– 0,44
+ 0,10
– 0,12
+ 1,08
– 5,22
+ 3,54
+ 2,52
+ 0,47
– 1,55
+ 4,66
+ 0,91
– 0,23
– 0,77
+ 1,50
+ 1,25
+ 1,24
– 1,02
+ 1,28
– 1,14
– 0,04
– 0,89
+ 1,45
+ 0,89
+ 1,97
+ 3,27
+ 3,05
+ 1,36
– 1,90
+ 4,17
+ 0,66
– 0,72
– 0,52
– 2,66
+ 1,69
+ 1,12
+ 0,75
+ 0,37
+ 0,88
– 2,98
– 0,95
– 0,17
+ 1,59
– 0,79
20,95/14,50
3,95/2,70
12,85/5,65
750,72/466,50
648,39/347,51
16,20/2,90
8,25/2,02
69,06/48,11
35,22/27,41
26,01/18,86
16,91/9,83
4,15/1,83
62,30/35,61
23,95/8,52
6,80/3,97
56,24/44,18
35,63/23,41
14,07/9,09
0,92/0,44
55,30/30,87
64,90/51,94
28,40/20,86
28,36/21,77
52,38/34,38
28,00/19,21
12,00/7,47
107,62/65,00
219,00/118,00
14,89/9,77
5,66/2,67
35,00/23,65
22,32/16,67
75,80/57,54
38,21/27,39
33,61/21,80
14,62/7,89
9,21/5,17
52,40/40,06
38,50/26,35
1,26/0,71
215,00/162,41
48,45/23,51
6,93/3,38
37,51/19,39
74,61/60,75
182,50/111,39
10,25/7,27
99,07/61,36
56,40/40,64
22,27/14,59
41,00/30,22
95,62/74,00
90,27/66,00
92,97/73,02
99,97/59,75
42,88/20,08
274,75/210,55
28,80/17,07
29,49/16,40
15,67/10,17
626,46/363,48
14,89/10,58
61,10/32,90
30,24/17,42
Div.
0,17
–
0,03
–
–
0,32
0,16
1,31
0,48
0,95
0,05
0,04
2,45
0,16
0,10
1,05
75,00
1,53
0,09
0,05
0,38
0,44
0,23
0,46
–
3,70
–
282
0,40
0,23
0,38
0,23
0,44
9,75
22,00
0,12
0,21
0,49
64,00
0,02
1,65
0,81
9,00
0,15
2,25
30,00
21,00
2,70
6,40
35,00
0,15
0,70
1,02
0,89
1,90
0,74
8,10
–
0,47
–
0,42
3,00
20,00
10,00
Staatsanleihen 10 Jahre
Frankreich
Großbritannien
Japan
Schweiz
Schluss
14.04.
99,89
104,74
101,96
116,25
Veränd. %
z. Vortag
– 0,19
– 0,11
+ 0,05
– 0,11
Rendite
0,51 %
1,46 %
-0,10 %
-0,33 %
Bundesanleihen
Bund v. 14/24
Bund v. 14/24
Bund v. 15/25
Bund v. 15/26
Bund v. 15/25
Bund v. 16/26
112,85
108,77
104,21
109,84
108,46
103,35
– 0,11
– 0,10
– 0,11
– 0,12
– 0,11
– 0,13
-0,09 %
-0,06 %
0,02 %
–%
0,09 %
0,15 %
SONSTIGE
14.04.
Basiszins
Rex
EuroBundFuture
Euroleitzins
Umlaufrendite
-0,83 %
142,30 %
163,34 %
0,00 %
0,05 %
DEVISEN & NOTEN
14. April
1 Euro = 1,95583 DM
Sorten (1 €)*
Ankauf Verkauf
Devisen (1 €)*
Geld
Brief
Australien (Aus. Dollar) 1,367
1,577
1,4634
Bulgarien (Lew)
1,731
2,171
1,9483
Dänemark (Kronen)
7,100
7,850
7,4406
England (Pfund)
0,757
0,830
0,7957
Japan (Yen)
117,370 131,370 123,2140
Kanada (Kan. Dollar)
1,380
1,540
1,4467
Kroatien (Kuna)
6,076
9,209
7,4797
Neuseeland (NZD Dollar) 1,370
1,940
1,6431
Norwegen (Kronen)
8,890
9,890
9,2716
Polen (Zloty)
3,847
4,938
4,2974
Russ. Rubel
66,791 84,847 74,4310
Schweden (Kronen)
8,734
9,884
9,1684
Schweiz (Franken)
1,050
1,131
1,0891
Südafrika (Rand)
14,683 19,083 16,3825
Thailand (Baht)
32,270 50,070 39,5150
Tschechien (Kronen) 23,308 29,708 27,0200
Türkei (Lira)
3,027
3,459
3,2115
Ungarn (Forint)
258,770 388,770 311,2240
USA (US-Dollar)
1,061
1,194
1,1259
1,4636
1,9633
7,4409
0,7958
123,2220
1,4469
7,4847
1,6436
9,2748
4,3010
74,4966
9,1713
1,0892
16,3925
39,5850
27,0350
3,2121
311,4020
1,1261
* mitgeteilt von der Deutschen Bank, Devisen Freiverkehr
ÖL
WELTSPOTMARKTPREISE ROHÖL
14.04.
Rohöl, Brent ($/Barrel)
43,89
– 0,02%
Veränderung zum Vortag
14.4.
USA, WTI Cushing ($/Barrel)
Rohöl OPEC (Vortag)
LEICHTES HEIZÖL BERLIN
41,51
38,91
14.04.
VORWOCHE
1.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .51,17 - 56,33
47,72 - 52,76
3.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .47,96 - 54,92
44,51 - 51,35
5.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .47,01 - 54,13
43,55 - 50,56
10.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .44,78 - 53,29
41,33 - 49,72
15.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .44,15 - 52,36
40,70 - 48,79
Preise je 100 Liter incl. MwSt. Tagespreise zur Zeit nur im Internet
unter www.verbraucherzentrale-berlin.de abrufbar.
ROHSTOFFE & MÜNZEN
METALLE (in Euro je 100 kg)
Blei in Kabeln
Kupfer; DEL-Notiz
Messing MS 63
14.04.
13.04.
180
437–440
433–435
177
436–439
431–433
EDELMETALLE (in Euro)
Gold ($/Feinunze)
Veränderung zum Vortag
1225,40
– 1,18%
14.4.
Gold (1 Kilo)
35029/35688
35029/35688
Silber (1 Kilo)
425/492
425/492
Platin (100 g)
2761/2899
2761/2899
Ankauf/Verkauf aus Sicht der Bank. Quelle: UniCredit Bank AG
MÜNZEN (in Euro)
Britannia / Am. Eagle (1 Unze)
1075/1145
1072/1142
1/2 Am. Eagle
537/597
535/595
Krügerrand (1 Unze)
1075/1145
1072/1142
Maple Leaf (1 Unze)
1075/1145
1072/1142
Ankauf/Verkauf aus Sicht der Bank. Quelle: Deutsche Bank
16
SPORT
DER TAGESSPIEGEL
11 FREUNDE FREITAGS Die
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
Sonderseite zu jedem Bundesliga-Wochenende
STEILPASS Inland
Dominik Bardow über Fußballfans,
die Kritik an ihren Klubs nicht schätzen
Diese Seite hier hat im
Laufe der Jahre einen großen Wandel durchgemacht. Dort, wo heute die
Bundesliga-Tabellen stehen, war früher einmal
das Vereinsheim,
meine absolute Lieblingsrubrik. Skurrile
Klublogos aus aller Welt, vom Drachen im
Wappen von Wormatia Worms bis zum
Hull-City-Tiger. Vieles war vielleicht Geschmackssache, aber Vielfalt bereichert ja.
Von daher finde ich es seltsam, dass die
Zeitung „Daily Mail“ nun die zehn hässlichsten Wappen der Welt gekürt hat. Darunter
sind auch zwei aus der Bundesliga: Die
Raute des Hamburger SV und das W des VfL
Wolfsburg erschienen den Engländern als
zu nichtssagend.
Die Aktion ist durchaus riskant, denn Fußballfans sind für Stilkritik an ihren Vereinen
in etwa so aufgeschlossen wie türkische
Staatspräsidenten deutscher Satire gegenüber. Ich habe etwa zu Saisonbeginn geschrieben, dass es in sozialen Netzwerken
Kritik am neuen Trikot von Hertha BSC gebe.
Dabei habe ich Tweets zitiert, die von „Augenkrebs" schrieben. Zitiert, wohlgemerkt,
ich selbst hatte gar keine Meinung dazu geäußert. Trotzdem hagelte es Anfeindungen
von Hertha-Fans gegen mich persönlich.
Meine Lieblingsmail kam anonym: „Tagesspitzel nur noch zum Arsch abwischen! Trag
dein hässliches Gesicht unter deinem
Hemd, verblödetes Arschloch!" Das fand ich
sogar noch lustig. Am nächsten Tag bekam
ich wieder eine anonyme Mail, diesmal an
meine Privatadresse: „Du bist so ein krankes
Schwein, beim Tagesspitzel und Privat!
Schmeiß dich vor die S-Bahn, Arschloch!“
Da habe ich nicht mehr gelacht.
Die Wappenkritiker von der „Daily Mail“
sollten sich also auf einige Leserbriefe von
Fußballfans gefasst machen. Vielleicht könnten sie ihre Gesichter ja prophylaktisch unter einem Hemd verstecken, den Tipp habe
ich mal bekommen, mit einer Raute oder
einem W darauf. Die gleichen Fans verteidigen dann übrigens leidenschaftlich die Meinungsfreiheit, sobald sie ihre Klubweste ausziehen und die Kutte des demokratischen
Staatsbürgers überstreifen. Kritik muss erlaubt sein! Nur nicht gegen mich und
meine Leute! Jan Böhmermann, der derzeit
unter Polizeischutz steht, kann fast froh
sein, dass er keine Fußballfans beleidigt hat.
E
BUNDESLIGA
Kemal Halat ist
Sportdirektor
beim Regionalligisten
Berliner AK.
Der DFB muss jetzt vordringlich drei
Dinge verändern, um seine Glaubwürdigkeit zu erhöhen: Er muss bei der WM 2006 endgültige Aufklärung betreiben, soweit noch Fragen offen und weitere Nachforschungen möglich
sind, auch was Schadensersatz und weitere Konsequenzen angeht.
Die aktuellen Strukturen müssen analysiert werden, einschließlich einer Bewertung
der Risiken, dann sollte ein Compliance-Management-System eingeführt werden mit klaren Zuständigkeiten. Dazu gehört insbesondere auch Transparenz, etwa einen jährlichen Finanzbericht zu veröffentlichen oder die Entschädigungen von Ehrenamtlichen offenzulegen, inklusive klarer Kriterien, wer warum wie entschädigt wird. Wesentlich ist die Kultur im Verband: Er
muss offene Debatten, Kritikfähigkeit und Querdenken zulassen und vor allem Vielfalt, insbesondere auch mehr Frauen auf allen Ebenen in verantwortlichen Positionen haben. Hinzu kommt, dass
der DFB und sein Präsident auch Verantwortung auf internationaler Eben zu übernehmen haben,
zum Beispiel mit einem Konzept zum Thema Menschenrechte in Katar. Auch die deutsche Bewerbung um die EM 2024 und die Ausrichtung müssen beispielhaft werden. Ein neuer Präsident
kann dabei für eine moderne Führung stehen, indem er offen für Kritik ist, klare Vorgaben
macht und selbst ein Beispiel für integres Verhalten gibt.
Die Wagenburgmentalität und das schlechte Krisenmanagement der Vergangenheit sollte
sich nicht wiederholen. Fehler werden
immer wieder passieren, Entscheidend ist, wie damit umgegangen wird.
Sylvia Schenk leitet die
Arbeitsgruppe Sport bei
Transparency International.
Die Organisation widmet sich
dem Kampf gegen Korruption.
Bernd Schröder
trainiert seit 1971
und noch bis zum
Saisonende
Frauen-Bundesligist
Turbine Potsdam.
Duuu, Chef....
Mein
Anliegen an Herrn Grindel ist,
dass er eng mit der Basis, sprich mit
den Landesverbänden, zusammenarbeitet,
denn da spielt die Musik und nicht nur im Leistungsfußball der Männer. Natürlich wünsche ich
mir auch, dass der Frauen- und Mädchenfußball
wieder stärker ins Blickfeld rückt und die Zusammenarbeit mit der Amateurbasis allgemein besser wird. Da hatte es zuletzt in der Ära Niersbach doch Defizite gegeben. Insgesamt
denke ich, dass wir beim Frauenfußball
sehr gut aufgestellt sind. Gerade deshalb darf man jetzt nicht nachlassen.
Reinhard Grindel
wird heute zum neuen
DFB-Präsidenten gewählt.
Wünsche an ihn gibt
es schon einige
Fotos: Imago, Mike Wolff, promo (2), p-a/dpa (2)
Wenn Erdogan
ein Trikot wäre
Am Sonntag haben unsere Jungs wahrscheinlich endgültig begriffen, was in dieser Saison möglich ist. Spitzenspiel in der Regionalliga Nordost, fast 3500 Zuschauer bei uns im Poststadion – und ein, wie ich finde, völlig verdienter
2:1-Erfolg gegen den Spitzenreiter FSV Zwickau. Drei Punkte liegen wir mit dem BAK
jetzt noch zurück, haben aber noch ein Spiel mehr. Der Aufstieg in die Dritte Liga ist
nicht nur unser erklärtes Ziel, er ist auch in dieser Saison möglich. Wenn nur diese unsägliche Aufstiegsregelung nicht wäre.
Diese Regelung geht gar nicht. Das ist ein Riesenwitz. Da wirst du Meister in deiner Staffel und
kannst dich nicht mal richtig freuen, weil du erst noch zwei Play-off-Spiele bestreiten musst, in
denen letztlich das Glück entscheidet. Man bereitet alles vor, investiert viel, macht und tut –
und dann ist eigentlich alles für die Katz. Und wie soll ich eigentlich die neue Saison planen?
In der Dritten Liga werden schließlich ganz andere Gehälter gezahlt als in der Regionalliga.
Vom neuen DFB-Präsidenten wünsche ich mir, dass diese Regelung geändert wird. Von
mir aus kann man die Zahl der Staffeln reduzieren, zum
Beispiel die Regionalliga Nord mit der Regionalliga Nordost zusammenlegen. Aber die
Meister müssen aufsteigen, so wie
das in jeder anderen Liga
auch der Fall ist.
F
30. SPIELTAG
1. Bayern München
2. Borussia Dortmund
3. Hertha BSC
4. Bayer Leverkusen
5. Mönchengladbach
6. FSV Mainz 05
7. FC Schalke 04
8. VfL Wolfsburg
9. FC Ingolstadt
10. Hamburger SV
11. 1. FC Köln
12. VfB Stuttgart
13. Darmstadt 98
14. TSG Hoffenheim
15. FC Augsburg
16. Werder Bremen
17. Eintracht Frankfurt
18. Hannover 96
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24 3 2 69:14 75
21 5 3 69:30 68
14 7 8 39:34 49
14 6 9 44:33 48
14 3 12 59:45 45
13 6 10 40:36 45
13 6 10 41:40 45
10 9 10 40:38 39
10 9 10 27:31 39
9 7 13 35:40 34
8 10 11 29:37 34
9 6 14 46:59 33
7 11 11 32:44 32
7 10 12 33:44 31
7 9 13 37:48 30
7 7 15 39:59 28
6 9 14 29:46 27
5 3 21 24:54 18
Hannover 96 – Mönchengladbach . . . . . Fr., 20.30
Werder Bremen – VfL Wolfsburg . . . . . . . . Sa., 15.30
FC Augsburg – VfB Stuttgart . . . . . . . . . . . . . Sa., 15.30
TSG Hoffenheim – Hertha BSC . . . . . . . . . . Sa., 15.30
Darmstadt 98 – FC Ingolstadt . . . . . . . . . . . Sa., 15.30
Leverkusen – Eintracht Frankfurt . . . . . . . Sa., 15.30
Bayern München – FC Schalke 04 . . . . Sa., 18.30
Borussia Dortmund – Hamburger SV . So., 15.30
FSV Mainz 05 – 1. FC Köln . . . . . . . . . . . . . . So., 17.30
E
F
ZWEITE LIGA
Philipp Köster ist Gründer und Chefredakteur
von 11Freunde.
Allerhöchste Zeit, dass
Reinhard Grindel endlich DFB-Präsident wird! Der charismatische Hamburger
mit der gewinnenden Art wird endlich die Ära
der farblosen Anzugträger beim Deutschen Fußballbund beenden und mal wieder richtigen Schwung in die verstaubte Funktionärsbutze im Frankfurter Stadtwald bringen. Er wird noch mal im Aktenschrank nachschauen und zufällig die fehlenden Kontoauszüge zur WM-Bestechungsaffäre finden. Er ruft bei Oliver Bierhoff an und verklickert ihm, dass er diesen ganzen affigen „Die Mannschaft“-Marketingquatsch rund um die Nationalelf sein lässt. Er ordnet an, dass beim DFB-Pokalfinale nicht direkt nach dem Spielende bumslaute Rummelmusik durch die Lautsprecher gejagt wird,
sodass die Fans in Ruhe singen können. Er fördert den Frauenfußball, ohne sich dabei wie sein Vorgänger Theo Zwanziger penetrant als einziger Frauenversteher weltweit feiern zu lassen. Er tut nicht
ständig so, als habe er persönlich das entscheidende WM-Tor erzielt wie einer seiner Vorgänger
(keine Namen, das wäre unfair gegenüber Wolfgang Niersbach). Er sorgt dafür, dass Fans Tickets
für die EM kaufen können, ohne dafür vorher in eine lebenslange Knebelmitgliedschaft beim
Nationalmannschafts-Fanklub einzuwilligen. Er weist Joachim Löw in herrischem Ton an,
den Eisenfuß Robert Huth aus Leicester für die EM in Frankreich nachzuverpflichten.
Und er befiehlt handstreichartig, dass die stillosen Auswärtstrikots der Nationalelf gegen einigermaßen tragbare Leibchen ausgetauscht werden.
Kurzum: Reinhard Grindel wird der beste DFB-Präsident der Welt
und aller Zeiten. Ganz eventuell. Möglicherweise.
Vielleicht aber auch nicht.
Wir aktiven Fußballfans hätten schon ein paar Wünsche
an den neuen DFB-Präsidenten, aber nach den Erfahrungen der Vergangenheit sage ich: Unsere Erwartungen sind gering. Im Herbst haben sich alle Fanorganisationen geschlossen aus der Arbeitsgemeinschaft Fanbelange des DFB zurückgezogen. Das war die Konsequenz daraus, dass unsere Arbeit praktisch keine konkreten Ergebnisse zur Folge hatte und sich keine unserer Vorstellungen in den Beschlüssen wiedergefunden hat.
Im Gegenteil: Die Stadionverbotsrichtlinien sind sogar verschärft worden, und auch das Paket zum sogenannten Sicheren Stadionerlebnis ist beschlossen worden, ohne dass die AG einbezogen worden war.
Wir aktiven Fußballfans sind weiterhin dialogbereit. Aber es reicht nicht, uns nur schön zuzuhören. Wir
wünschen uns auch eine innere Bereitschaft, unsere Belange zu berücksichtigen. Kurioserweise ist das
bei der DFL zumindest in Ansätzen zu erkennen. Beim DFB erkenne ich im Moment gar nichts. Deshalb
ist es auch kein Zufall, dass sich der Protest in den Stadien zurzeit eher gegen den DFB richtet.
Dass eine neue Person an der Spitze viel bewirken kann, hat Theo Zwanziger gezeigt. Die AG Fanbelange, damals noch Fandialog, wurde vor acht Jahren von ihm persönlich initiiert. Trotzdem
habe ich wenig Hoffnung, dass sich unter dem neuen Präsidenten etwas ändert. Im DFB
herrscht ein Klüngel älterer Herren, die
relativ beratungsresistent sind.
Sig Zelt ist Sprecher von Pro
Fans, einer Interessenvertretung
für aktive Fangruppen in Deutschland.
30. SPIELTAG
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26:42
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25:47
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RB Leipzig – SV Sandhausen . . . . . . . . . . . . . Fr., 18.30
FSV Frankfurt – SC Paderborn . . . . . . . . . . . . Fr., 18.30
MSV Duisburg – 1860 München . . . . . . . . Fr., 18.30
Karlsruher SC – 1. FC Nürnberg . . . . . . . . Sa., 13.00
FC St. Pauli – VfL Bochum . . . . . . . . . . . . . . . Sa., 13.00
Arminia Bielefeld – Kaiserslautern . . . . So., 13.30
Greuther Fürth – Fortuna Düsseldorf . . So., 13.30
1. FC Union – 1. FC Heidenheim . . . . . . . . So., 13.30
Braunschweig – SC Freiburg . . . . . . . . . . . Mo., 20.15
FRAGEN AN DEN SPIELTAG von Benjamin Apitius
Wem wachsen Flügel? Die Trainersuche von RB Leipzig setzt allmählich die halbe Bundesliga in Bewegung. Nun wurde bekannt,
dass sich Grade-noch-Trainer-aber-bald-wieder-RB-Sportdirektor
Ralf Rangnick mit Ralph Hasenhüttl zum Essen getroffen habe. Es
sei dabei aber natürlich nicht, wir wiederholen: natürlich nicht um
Vertragsverhandlungen gegangen, ließ Rangnick umgehend wissen. FadS aber weiß aus dem Internet: Der Österreicher besitzt
noch einen Vertrag in Ingolstadt, wir wiederholen: einen Vertrag.
Sie denken, dass würde dann ja erst recht dafür sprechen, dass
Rangnick die ganze Wahrheit spricht? Nein, nein, weit gefehlt. Voraussetzung für den Job in Leipzig ist ja genau eben ein Vertrag!
„Die, die auf unserer Liste stehen, sind gebunden“, verriet Rangnick am Donnerstag das Treiben eines Klubs, dessen Sympathiewerte weiter steigen, wir wiederholen: weiter fallen.
Wer kann die Tabelle nicht lesen? Seit neun Spielen ist Julian Nagelsmann (Foto) Trainer in Hoffenheim – und der 28 Jahre alte
Trainer führte die TSG in dieser Zeit von einem abgeschlagenen
vorletzten bis auf den vierzehnten Platz mit nun drei Zählern
Vorsprung auf die Relegation. Die Freude über diese sensationelle Aufholjagd im Abstiegskampf ist im Kraichgau derart
groß, dass im ganzen Örtchen seit dem Trainerwechsel eine
neue Zeitrechnung gilt – samt eigener, so genannter „Nagelsmann-Tabelle“, die aus Hoffenheimer Sicht erst mit
dem 21. Spieltag beginnt. Die TSG liegt dort mit 17 Punkten
auf Rang drei, besser sind nur Dortmund (23) und München
(22). Darauf angesprochen, ließ der Trainer wissen: „Der Hype
ist mir ein bisschen zu viel. Ich bin nicht der beste Trainer der
Welt.“ Stimmt. Nur der drittbeste. Trotzdem sollte Hoffenheim den Vertrag vorzeitig auflösen, damit Rangnick nicht
noch auf eine dumme Idee kommt.
Was haben Barcelona und Köln gemeinsam? „Barcelona
hat jetzt zum ersten Mal seit 2008 zwei Spiele hintereinander nicht getroffen“, referierte Peter Stöger am Donnerstag
vor dem Spiel in Mainz. Das schaffte der FC zwar zuletzt be-
reits im vergangenen November. Aber was Kölns
Trainer eigentlich sagen wollte: „Wenn du nicht triffst,
musst du damit fertig werden.“ Die Torverweigerer aus
Köln (29 Spiele: 29 Treffer) können aber trotzdem noch 40
Punkte und damit ihre Saisonziele erreichen. Für die titelverwöhnten Katalanen dagegen sieht es nach dem Champions-League-Aus in dieser Spielzeit eher mau aus.
Foto: Reuters
1. SC Freiburg
2. RB Leipzig
3. 1. FC Nürnberg
4. VfL Bochum
5. FC St. Pauli
6. 1. FC Heidenheim
7. 1. FC Union Berlin
8. Greuther Fürth
9. Eintr. Braunschweig
10. Karlsruher SC
11. 1. FC Kaiserslautern
12. Arminia Bielefeld
13. SV Sandhausen
14. FSV Frankfurt
15. Fortuna Düsseldorf
16. TSV 1860 München
17. SC Paderborn
18. MSV Duisburg
Wer kennt keine Grenzen? Hertha BSC steht seit 35 Jahren mal wieder im Halbfinale des DFB-Pokals. Und die Berliner haben sich zur Einstimmung ein paar lustige Plakate
ausgedacht, auf denen sie Berlin und Gegnerstadt Dortmund charmant auf die Hörner nehmen. Dass sie dabei auf
einer Karte des Ruhrgebiets ausgerechnet Herne und Gelsenkirchen verwechselten und BVB-Dauerrivale Schalke dadurch
zum direkten Nachbarn der Borussia machten, lässt aber
wohl keine böse Absicht vermuten. Flüchtigkeitsfehler...
ham wa hier auch!
SPORT
FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729
So LÄUFT ES
Wir brauchen
mehr Liebe
A
ls Mann über Liebe zu schreiben,
und wenn es dann auch noch ums
Laufen geht, das sollte man sich
gut überlegen. Recht schnell wird man
als Mannmädchen abgetan, in meinem
Fall wurde mir zugetragen, die Rosamunde Pilcher des Laufens zu sein. Und
wissen Sie was? Ich bin es gerne. Ich
finde: Wir brauchen deutlich mehr Gefühl beim Laufen. Und Liebe. Gerade in
Zeiten, in denen Mütter schon ihre Kinder beim Kindermarathon über die Ziellinie zerren. Weil der Leistungsgedanke
schon in frühen Jahren zählt. Was in den
80er Jahren Tenniseltern waren, sind
heute Marathoneltern. Die Medien waren letzte Woche voll von diesen Berichten. Merken wir eigentlich noch etwas?
Das Laufen kann nur einen wirklichen
Grund haben: Es soll uns guttun. Es soll
uns gesund machen. Es darf gerne für Gelassenheit sorgen. Letzte Woche schrieb
ich darüber. Alexandra kommentierte
dazu auf meiner Facebook-Seite: „Ich
denke oft, wenn ich so im Flow bin: Ich
laufe nicht. Sondern es läuft mich.“ Hinter diesem Kommentar steckt für mich in
der Tat Liebe. Eine Läuferin, der es nicht
rein um das Laufen geht. Sondern um ein
besonderes Gefühl zu sich selbst. Ich
kenne dieses Gefühl. Auch ich trage es
Kilometer um Kilometer in mir. Je länger
ich laufe, desto mehr laufe ich zu mir
selbst. Mein Körper hat sich dramatisch
verändert, ich wiege 45 Kilo weniger als
vor vier Jahren. Meine Ausstrahlung hat
sich verändert, ich bin nach innen und
nach außen klarer geworden. Ich bin
Mike Kleiß pur geworden, habe meinen
Körper neu zu lieben gelernt. Und meine
Seele. Erstaunlich ist: Ich kann etwas ausstrahlen, das andere spüren. Und Menschen, die mir nah sind, belohnen diese
Veränderung mit dem Entgegenbringen
von echter, aufrichtiger Liebe. Mal verhalten und zart, mal sehr deutlich. Ein Laufwunder ist das. Eines, für das ich unendlich dankbar bin. Und das kann jeder erfahren, der losläuft.
Vor einigen Wochen bin ich mit Andreas gelaufen. Er war lange einer der typischen Topmanager. Direktor bei einer
großen Versicherung. Ein Karrieretyp
war er. So wie ich vor einigen Jahren. Er
hat beschlossen, ein Sabbatical einzulegen, ein Sabbatjahr. Eine Auszeit für
Seele und Körper. Und er konzentriert
sich sehr aufs Laufen. Das Laufen hat ihn
verändert. Es hat ihn gesund gemacht.
Nie hatte er mehr Jobangebote als zur
Zeit. Weil er strahlt. Er strahlt Wärme,
Nähe, Frieden und Liebe aus. Er ist ein
Andreas geworden, der positive Energie
abstrahlt, Ruhe und Gelassenheit. Er
liebt sich auf gesunde und gute Art und
Weise. Ohne überheblich zu sein. Er postet seine erfolgreichen Läufe nicht in der
Öffentlichkeit, um zu zeigen, was für ein
toller Hecht er ist. Weil er für sich selbst
läuft. Und nicht für die Leistung. Nicht
für andere. Er hat zu sich selbst gefunden, und das macht ihn so liebenswert.
Und es stimmt einfach, was die italienische Kirchenlehrerin Katharina von
Siena einmal gesagt hat: „Die Liebe trägt
die Seele, wie die Füße den Leib tragen“.
So läuft es.
— Mike Kleiß leitet eine Kommunikationsund Markenagentur in Köln und schreibt
hier an jedem Donnerstag und heute ausnahmsweise am Freitag übers Laufen.
E
F
FERNSEHTIPPS
Eurosport. 11.30 Fußball. Champions League,
Auslosung: Halbfinale vom 26. April bis 4. Mai, aus
Nyon. Ab 12.30 Auslosung Halbfinale in der Europa League.
Sky. 18.30 Fußball, Zweite Bundesliga, 30. Spieltag, Konferenz. 20.30 Fußball, Bundesliga, 30.
Spieltag: Hannover 96 – Borussia Mönchengladbach.
ServusTV. 19.30 Eishockey. DEL, Finale, Spiel 1:
München – Wolfsburg.
DER TAGESSPIEGEL
Wer waren wirklich die Besten?
Alba: Je ein
Spiel Sperre
für Schlägerei
Golden State toppt Chicagos Siegesrekord von 1996. Wir vergleichen die Teams
Klay Thompson vs. Scottie Pippen
Beide sind die Co-Stars ihrer Teams und
erzielen dennoch um die 20 Punkte pro
Spiel. Der 26-Jährige Thompson profitiert wie Curry von seinem starken Distanzwurf, der athletischere Pippen war offensiv wie defensiv gefürchtet und für
vieleder besteSmallForwardder NBA-Geschichte. Auch hier Punkt für die Bulls.
Von Dominik Bardow
A
m Ende regnete Konfetti vom Hallendach, als hätten die Golden
State Warriors die NBA-Meisterschaft gewonnen. Doch die Schilder mit
der 73, die die Fans in Oakland hochhielten, verrieten es: Der Titelverteidiger
hatte mit dem 73. Sieg im abschließenden 82. Saisonspiel die historische Bestmarke der Chicago Bulls noch übertroffen. Die legendäre Truppe um Michael
Jordan war in der Saison 1995/96 auf 72
Siege gekommen. „Die Jagd auf den Rekord hat unseren Fokus aufrechterhalten“, sagte Warriors-Star Stephen Curry
nach dem 125:104-Sieg gegen Memphis
am Mittwoch (Ortszeit). „Die letzten
zwei Wochen waren physisch sehr anstrengend.“ Doch jetzt beginnen erst die
Play-offs, die für die Warriors am Samstag gegen Houston starten und für Dirk
Nowitzkis Dallas Mavericks in Oklahoma. Schon vorab wird diskutiert, ob
Golden State auf Rekordjagd zu viel Kraft
gelassen hat für die zweite Meisterschaft
in Folge. Und ob die Kalifornier wirklich
so gut sind wie diese Bulls, die bis 1998
drei Titel in Serie gewannen und die viele
Fans und Experten bis heute für das beste
Team der Ligageschichte halten. Für Scottie Pippen wäre eine Play-off-Serie seiner
damaligen Mannschaft gegen Golden
State eine eindeutige Sache: „Wir würden
sie sweepen“, tönte er. Wir wollten es genau wissen und vergleichen beide Teams.
Steph Curry vs. Michael Jordan
Beide sind die absoluten Stars ihrer Zeit –
nicht nur ihrerTeams,sondern dergesamten NBA. Als amtierende MVP-Preisträger führen sie zum Saisonende die Liga jeweils mit gut 30 Punkten pro Spiel an.
Curry hat dazu gerade mit über 400 verwandelten Dreipunktewürfen in dieser
Spielzeit eine Marke für die Ewigkeit aufgestellt, bisher kam niemand über 300.
Mittlerweile ähneln sich sogar ihre Spielweisen: Der 28-jährige Curry lebt davon,
dass er mit seinem einzigartigen Wurf aus
jeder Distanz trifft. Der damals 33-jährige
Jordan hatte sich nach seiner Rückkehr in
Draymond Green vs. Dennis Rodman
Eines ist sicher: Das Duell würde mit einer
Schlägerei enden.Beide sinddie Drecksarbeiter unter dem Korb. Der exzentrische
Rodman gilt als bester Rebounder der Geschichte, aber war offensiv fast unbrauchbar. Green ist vielseitiger und sogar bester
Vorlagengeber der Warriors. Ihr Punkt.
Harrison Barnes vs. Ron Harper
„Unser Bulls-Team hätte in jeder Ära funktioniert“, tönte Harper bei „Spox“. Nicht
sein Verdienst, der damals 32 Jahre alte
Aufbauspieler war nur Rollenspieler, der
23-jährige Barneshatda deutlich mehr Potenzial. Auch hier Punkt Golden State.
17
Berlin - Die Basketball-Bundesliga hat
nach den Vorkommnissen beim Spiel zwischen Alba Berlin und den Baskets Bonn
milde Strafen ausgesprochen. Die beiden
Berliner Spieler Kresimir Loncar und Will
Cherry sowie der Bonner Sean Marshall
wurden wegen einer „Tätlichkeit in einem
minderschweren Fall“ jeweils zu einem
Spiel Sperre und einer Geldstrafe von
3000Euro verurteilt.Diebeiden Alba-Profis fehlen damit am Samstag im Heimspiel
gegen Crailsheim.
Insgesamt waren bei der Partie am vergangenen Samstag siebenSpieler disqualifiziert worden. Die Bonner Profis Tadas
Klimavicius, Florian Koch, Rotnei Clarke
undEugene Lawrence bekamenfürdas unerlaubte „Betreten des Spielfelds“ aber
keine Sperre aufgebrummt.
dpa
E
F
ZAHLEN
BASKETBALL
Andrew Bogut vs. Luc Longley
Das lustigste Duell, die beiden ungelenken Australier sind nicht gerade die Schokoladenseite ihrer Teams. Aber Bogut ist
einbessererVerteidigeralsderschnellvergessene Longley. Punkt für die Warriors.
Steph wer? Michael Jordan flog 1996 höher
Foto: Imago
als Warriors-Star Curry heute.
die NBA neu erfunden: Aus dem Sprungwunder „Air Jordan“ war ein hervorragender Schütze geworden, der den Dreipunktewurf (43 Prozent) damals nicht viel
schlechter traf als Curry heute (45 Prozent). Da Jordan nicht umsonst als bester
Spieler aller Zeiten gilt und ein kompletter
Athlet war, geht der Punkt an die Bulls.
Andre Iguodala vs. Toni Kukoc
In den meisten anderen Teams wären sie
die Stars, doch hier ordnen sie sich unter
und kommen als sechster Mann von der
Bank.AuchwennIguodalaletzte SaisonFinals-MVP war – der Kroate Kukoc war
ihm offensiv überlegen. Punkt Bulls.
Steve Kerr vs. Phil Jackson
DamalswarKerrbei den Bullsder Distanzschütze vom Dienst, heute ist der 50-Jährige als Coach in Oakland auf dem Weg zur
zweiten Meisterschaft. Doch bis zu den
elf Titeln seines Lehrmeisters Jackson ist
es noch ein weiter Weg. Punkt Chicago.
NBA. Boston - Miami 98:88, Brooklyn - Toronto
96:103, Chicago - Philadelphia 115:105, Charlotte
- Orlando 117:103, Cleveland - Detroit 110:112
n.V., Dallas - S. Antonio 91:96, Houston - Sacramento 116:81, Milwaukee - Indiana 92:97, Minnesota - New Orleans 144:109, Washington - Atlanta
109:98, Golden State - Memphis 125:104, LA Lakers - Utah 101:96, Phoenix - LA Clippers 114:105,
Portland - Denver 107:99.
EISHOCKEY
NHL. Play-offs, Achtelfinale (Best of 7), 1. Spieltag:
Tampa Bay - Detroit 3:2, Pittsburgh - New York Rangers 5:2, St. Louis - Chicago 1:0 n.V.
HANDBALL
Bundesliga. Bundesliga, 27. Spieltag: SG Flensburg-Handewitt - TuS N-Lübbecke 34:27 (20:15).
TENNIS
Masters in Monte Carlo. Männer, Achtelfinale:
Wawrinka (Schweiz/4) - Simon (Frankreich/15)
6:1, 6:2; Nadal (Spanien/5) - Thiem (Österreich/12) 7:5, 6:3.
VOLLEYBALL
Endstand: 4:3 für die Bulls.
Aber die Ära der Warriors beginnt ja erst.
Bundesliga. Play-offs (Best of 3), Halbfinale,
1. Spieltag: Friedrichshafen - United Volleys 2:3.
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Wer ist besser: Chicagos NBA-Champions von 1996 oder Golden State? – Seite 17
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Wer soll
Bayern besiegen?
Sven Goldmann sieht die Münchner
als bestes Team der Champions League
V
ielleicht hat Bayern München am
Mittwoch schon die Champions
Leaguegewonnen.Nichtwegen dieses 2:2 bei Benfica Lissabon. Richtig wertvoll wurde das Nachtwerk im Estadio da
Luzerstdurchdas, was600Kilometer weiter nordöstlich geschah. In Madrid, wo
sich der FC Barcelona aus dem Wettbewerb verabschiedete. Die einzige Mannschaft, vor der Pep Guardiola wahrscheinlich so etwas wie Angst verspürt hat.
Unter Guardiola finden die Bayern gegen alles und jeden eine Lösung, nur nicht
gegen die Genialität, wie sie an guten Tagen von Barcelona ausgeht, etwa im vorjährigen Halbfinale. Gegen die Improvisationskunst von Messi, Neymar und Suarez
gibt es kein Konzept. Nur die Hoffnung
auf einen schlechten Tag. Es ist Bayerns
Glück, dass Barcelonas schlechte Tage in
dieser Saison komplett in den April fallen.
Das 0:2 bei Atletico war die dritte Niederlage binnen zehn Tagen, die Historiker
durchforsten noch die Archive auf der Suche nach einer vergleichbaren Krise.
Wer will den Bayern jetzt noch gefährlich werden? Real Madrid? Eine durch und
durch von Cristiano Ronaldo abhängige
Veranstaltung, die das Halbfinale nur erreichte, weil die zaghaften Wolfsburger
sich gerade rechtzeitig auf ihre Bundesliga-Form besannen. Eine doppelte taktische Fehlleistung wie beim K.o. 2014
wird Guardiola nicht noch einmal unterlaufen. Bayern ist damals nicht an Real gescheitert, sondern an sich selbst. Manchester City? Einmit viel Geld zusammengestelltes Kunstprodukt, das gerade mal
so das Ein-Mann-Unternehmen PSG Ibrahimovic ausschaltete. Atletico Madrid?
Hatte den gefühlten Saison-Höhepunkt
schon beim Sieg überBarça. Bei allem Respekt vor der strukturierten Leidenschaft
im Estado Vicente Calderon: Die fußballtechnische Qualität ist jenseits von Antoine Griezmann doch sehr überschaubar.
Ganz ohne Hybris: Welche dieser drei
Mannschaften ist so gut wie die Bayern?
E
EUROPA LEAGUE
Des Wahnsinns Klopp
Aus in der Europa League: Borussia Dortmund verspielt eine 3:1-Führung und verliert 3:4 beim FC Liverpool
Von Felix Meininghaus, Liverpool
Nach Spielschluss sangen die Liverpooler Fans das altbekannte „You’ll never
walk alone“. Jürgen Klopp hüpfte aufgeregt über den Rasen an der Anfield Road.
Unfassbar. Borussia Dortmund hatte
schon 3:1 geführt und dann wie Kapitän
Mats Hummels sagte, mit dem 2:3-Anschlusstor der Liverpooler „Schiss bekommen und aufgehört, Fußball zu spielen“ – und verloren. Die Borussia unterlag vor 45 522 Zuschauern im ausverkauften Stadion in Liverpool in einem denkwürdigen Fußballspiel 3:4 (2:0) und
schied im Viertelfinale der Europa League aus.
Vor dem Anpfiff gab es Gänsehautmomente, als die Fans in Rot und Gelb zunächst in ohrenbetäubender Lautstärke
ihre Hymne intonierten, um danach gemeinsam der 96 Liverpool-Fans zu gedenken, die vor 27 Jahren bei der Hillsborough-Stadionkatastrophe ihr Leben verloren hatten.
Es war genau das, was Klopp sehen
wollte. Er hatte die berühmte Kulisse beschworen, die Atmosphäre wiege beim
Heimspiel schwerer als das im Hinspiel
erzielte Auswärtstor. Der Gast aus dem
Ruhrgebiet dürfte nicht nur aufgrund des
wenig überzeugenden 1:1 im Hinspiel
nicht mit allzu großer Zuversicht auf die
Insel gereist sein. Die Liverpooler haben
in den vergangenen Jahrzehnten viele
gute Erfahrungen mit deutschen Gegnern
gemacht, seit 15 Spielen waren sie im heimischen Anfield ungeschlagen.
Doch als der Ball lief, war erst einmal
nur der BVB zu sehen. Dortmund erwischte einen Traumstart, bereits nach
neun Minuten lag die Borussia 2:0 in
Front. Mchitarjan brachte Dortmund in
der fünften Minute in Führung, Aubameyang erhöhte kurz darauf nach herrlicher
Vorarbeit von Marco Reus.
Liverpool war sichtlich beeindruckt
von einem Gegner, der nicht mehr wiederzuerkennen war im Vergleich zum zaghaften und wenig inspirierten Auftritt
Kampf um Standfestigkeit. Den hat er gewonnen, Jürgen Klopp drehte mit dem FC Liverpoool ein irres Spiel gegen seinen alten Arbeitgeber Dortmund.
Foto: Reuters/Recine
F
Titelverteidiger FC Barcelona scheitert, weil vor allem Messi in der finalen Saisonphase eine Krise ereilt
SCHACHTJOR DONEZK – SC Braga 4:0 (2:0)/2:1
Sparta Prag – FC VILLARREAL . . . . . . 2:4 (0:3)/1:2
FC Sevilla – Athletic Bilbao . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . */2:1
* Verlängerung nach Redaktionsschluss. Teams in
Versalien im Halbfinale. Auslosung heute, 12 Uhr.
E
NACHRICHTEN
F
FUSSBALL
Draxler droht das Aus für die EM
Nationalspieler Julian Draxler droht das
Aus für die EM in Frankreich. Der Mittelfeldspieler des VfL Wolfsburg zog sich einen Muskelbündelriss zu und falle „wochenlang aus“, teilte sein Verein mit. BundestrainerJoachimLöwgibt seinen vorläufigen EM-Kader am 15. Mai bekannt. dpa
Ratloses Beraten. Messi (l.)undNeymargingen in Madrid unter.
Foto: Reuters/Perez
Madrid - Wortlos und mit gesenktem
Kopf verließ Lionel Messi den Platz. Der
Weltfußballer ist ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Saison in eine
Formkrise geraten und hat den FC Barcelona in ein Tief mitgerissen. Mit der
0:2-Niederlage im Viertelfinalrückspiel
bei Atlético Madrid dankten Messi & Co
als Könige des europäischen Fußballs ab.
Aus statt Titelverteidigung inder Champions League. „Wir stecken in einem Tief“,
gab Barcelonas Trainer Luis Enrique zu.
Es ehrte ihn und seine Spieler immerhin, dass sie die Schuld nicht bei Schiedsrichter Rizzoli suchten. Der Italiener
hatte ihnen kurz vor Schluss einen klaren
Handelfmeter verweigert. „Wir sind
keine Kinder, die sich in die Ecke setzen
und rumheulen“, sagte Javier Mascherano. „Atlético hat es besser gemacht als
wir, dazu muss man ihnen gratulieren.“
Doch niemand hat eine plausible Erklärung dafür, dass beim Champions-Lea-
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Nadine Keßler hat den Schlussstrichunter
eine lange Leidenszeit gezogen. Die Weltfußballerin, die zuletzt im September
2014 für den VfL Wolfsburg aktiv war, erklärte am Donnerstag ihren Rücktritt. dpa
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Lösbare Aufgaben in EM-Qualifikation
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Auf dem Weg zur Titelverteidigung warten auf Europameister Deutschland machbare Aufgaben: In der Qualifikation zur
EM 2018 in Kroatien trifft die Mannschaft in Gruppe 5 auf Slowenien, Portugal und die Schweiz. Die ersten beiden
Mannschaften der insgesamt sieben
Gruppen sowie der beste Dritte buchen
ihre Tickets für die EM 2018.
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Boll als Gruppensieger nach Rio
Timo Boll hat bei der Olympia-Qualifikation in überzeugender Manier das Rio-Ticket gebucht. Der Rekord-Europameister
beendete am Donnerstag das Turnier als
Sieger der Gruppe B vorzeitig. Das gelang auch Petrissa Solja und Shan Xiaona
von Eastside Berlin.
dpa
Schlussphase verwandelte der Franzose
einen von Andrés Iniesta verschuldeten
Handelfmeter zum 2:0.
Spielerisch ist Atlético dem FC Barcelona unterlegen. Die Madrilenen zeigten
jedoch, dass Siegeswillen und Kampfgeist ein solches Manko wettmachen können. „Wir sind eine verschworene Gemeinschaft“, erläuterte Atlético-Trainer
Diego Simeone sein Erfolgsrezept. „Ob
wir gewinnen oder verlieren, wir halten
an unseren Werten fest.“
Vor zwei Jahren hatten die Rot-Weißen
schon einmal den FC Barcelona im Viertelfinale ausgeschaltet. Bei den Katalanen werden nun böse Erinnerungen
wach. Damals verspielte Barça anschließend den fast sicher geglaubten Titel in
der spanischen Liga. Die Fans befürchten, dass sich eine solche Pleite wiederholen könnte. Der Vorsprung in der Liga beträgt nur noch drei Punkte vor Atlético
und vier vor Real Madrid.
dpa
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Nadine Keßler beendet Karriere
gue-Sieger und Spanischen Meister plötzlich nichts mehr zusammenläuft. Messi
trat im Vicente-Calderón-Stadion kaum
in Erscheinung. Er blieb im fünften Spiel
nacheinander ohne Torerfolg. Eine solche Phase hatte der Argentinier zuletzt
vor sechs Jahren gehabt. Messi lief wenig
und spielte auch keine Torchancen heraus. Neymar und Luis Suárez ließen sich
von der Schwäche anstecken.
Barcelonas Team, das bis vor Kurzem
Tore wie am Fließband geschossen hatte
und 39 Spiele lang unbesiegt geblieben
war, schien bei Atlético selbst nicht an einen Erfolg zu glauben. Die Spieler schobensich den Ball zu, als wollten sie diePartie nach dem 2:1-Erfolg im Hinspiel möglichst schadlos über die Runden bringen.
Die Katalanen hatten die Rechnung jedoch ohne Antoine Griezmann gemacht.
Der nur 1,74 Meter große Atlético-Stürmer kam in der 35. Minute im Barça-Strafraum ungehindert zum Kopfball. In der
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Deutschland trifft bei den Olympischen
Spielen in der Vorrunde auf Fidschi, Südkorea und Mexiko. Die Frauenmannschaft
spielt in der Vorrunden-Gruppe F gegen
Australien, Kanada und Simbabwe. dpa
vor einer Woche. Am signifikantesten
war die Formsteigerung an der Person
von Marco Reus festzumachen. Hatte
sich der Nationalspieler beim Hinspiel
noch bis zur Unkenntlichkeit versteckt,
sprühte er in Liverpool nur so vor Tatendrang.
Doch so überlegen wie zu Spielbeginn
konnte der BVB das Spielgeschehen
nicht auf Dauer gestalten. Die Gastgeber
erwachten aus der Schockstarre und übernahmen das Kommando. Klopp ließ hinten Mann gegen Mann spielen und
schaffte ein Übergewicht im Mittelfeld.
Ein Risiko, dass sich auszahlte, denn die
Engländer erspielten sich Chancen in
Hülle und Fülle. Immer wieder ballte
Klopp die Faust und animierte sowohl
das Publikum als auch seine Spieler, weiter Gas zu geben.
Dass der Zwei-Tore-Vorsprung bis zur
Halbzeit nicht dahingeschmolzen war,
hatten die Dortmunder einzig und allein
dem glücklichen Umstand zu verdanken,
dass ihr Gegner allzu verschwenderisch
mit besten Möglichkeiten umging. Auf
der anderen Seite ergaben sich Räume
für Konter, die Aubameyang und Kagawa
dazu hätten nutzen können, den Vorsprung auszubauen, es blieb ein packender Schlagabtausch mit zwei leidenschaftlich kämpfenden Widersachern.
Das fehlende Erfolgserlebnis holte sich
Liverpool kurz nach Wiederanpfiff, als
Origi den Anschlusstreffer erzielte. Anfield entwickelte seine ganze Power, es
war nun ohrenbetäubend laut. Der Lärm
erstarb, als Reus nach herrlichem Zuspiel
von Hummels auf 3:1 erhöhte. Es war
noch nicht die Entscheidung, denn Liverpool kämpfte bis zum Ende, kam erneut
zurück und drehte ein Spiel, das in die
Geschichte eingehen wird. Den Anfang
machte Coutinho, nach einer Ecke gelang
Sakho der Ausgleich, in der Nachspielzeit machte Lovren das Wunder von Anfield perfekt. Während Liverpool im Freudentaumel versank, musste der BVB eine
der bittersten Niederlagen seiner Vereinsgeschichte einstecken.
Rätselhaftes Tief
VIERTELFINALE, RÜCKSPIELE
FC LIVERPOOL – Bor. Dortmund . . . 4:3 (0:2)/1:1
Liverpool: Mignolet - Clyne, Lovren, Sakho, A. Moreno - Milner, Can (80. Lucas) - Lallana (62. Allen),
Roberto Firmino (62. Sturridge), Coutinho - Origi.
Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Castro (82. Gündogan), Weigl Mchitarjan, Kagawa (77. Ginter), Reus (83. Ramos) - Aubameyang. Schiedsrichter: Cakir (Türkei). Zuschauer: 44 742 (ausverkauft). Tore: 0:1
Mchitarjan (5.), 0:2 Aubameyang (9.), 1:2 Origi
(48.), 1:3 Reus (57.), 2:3 Coutinho (66.), 3:3
Sakho (78.), 4:3 Lovren (90+1).
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Sinsheim
steht vor
der Sause
Ibisevic ist mit Maske
für Hertha einsatzbereit
Berlin - Gar nicht so einfach, sich auf ein
Alltagsspiel in Sinsheim zu konzentrieren, wenn doch alle um einen herum nur
noch über das große Spiel vier Tage später gegen Borussia Dortmund reden. Das
wird eine emotionale Geschichte für Hertha BSC, das Pokalhalbfinale am Mittwoch kommender Woche im eigenen Stadion, das seit Wochen ausverkauft ist.
„Ich weiß, dass das viele in der Stadt beschäftigt“, erzählt Pal Dardai, „meine
Frau fragt mich doch auch ständig.“ Der
Trainer von Hertha BSC muss es nun irgendwie hinbekommen, dass seine Spieler dieses womöglich wichtigste Spiel der
Saison aus dem Kopf bekommen.
An Sinsheim und die dort aufspielende
TSG Hoffenheim denkt mal wieder keiner. „Ich schon“, sagt der 40 Jahre alte
Dardai,„dasSpielgegen Hoffenheim ist
für uns sauwichtig“.
Hertha belegt zwar
immernochdendritten Tabellenplatz,
was sich verführerisch anhört. Dieser
Platz eröffnet viele
schöne Perspektiven. Doch zuletzt
sind die Berliner etwas ins Wanken ge- Mit diesem
kommen. 0:5 in Schutz
Mönchengladbach,
2:2 gegen Schluss- kann Ibisevic
licht Hannover.
spielen – und
„Wir wollen in
die Erfolgsspur zu- auch treffen
rück“, sagt Fabian
Lustenberger. Herthas Kapitän sagt, dass er beide Aufgaben
trennen könne. Das am Samstag gegen
Hoffenheim und das darauffolgende Pokalspiel gegen Dortmund. Natürlich überwiege auch bei ihm die Vorfreude auf das
Pokalspiel gegen Dortmund, Hertha
könne immerhin das Pokalfinale erreichen, das am 21. Mai im Olympiastadion
ausgetragen wird. „Das wäre ein großes
Ding. So lange, wie ich bei Hertha bin,
habe ich darauf gewartet, ein Finale spielen zu dürfen. Andere im und um den Verein warten noch viel länger darauf“, sagt
Lustenberger. Aber auch in der Liga gehe
es für die Mannschaft um viel. „Wenn alles gut läuft, können wir am Ende ganz
dick im Geschäft sein“, sagt der Schweizer. Nicht auszudenken, würde Hertha
den dritten Platz ins Ziel retten und die
Champions League erreichen können.
Auch deshalb braucht Hertha am Samstag ein gutes Ergebnis. Trotz des nahenden Pokalspiels will Herthas Trainer mit
der besten Mannschaft in Sinsheim antreten. „Wir wollen da gewinnen“, begründet Dardai. Und zum besten Team gehört
auch Vedad Ibisevic.
Herthas Mittelstürmer hatte sich vor einer Woche einen Kieferhöhlenbruch zugezogen, gestern aber trainierte er problemlos mit einer Gesichtsmaske. „Sie
stört nicht, er sieht alles, er sagte mir,
dass er spielen möchte“, erzählt Dardai.
Er hat das gern gehört, denn Ibisevic ist
immer gut für ein Tor. „Wenn bis zum
Spiel nichts mehr passiert, spielt er
auch“, sagt Dardai. Michael Rosentritt
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Liken statt lesen
Deutscher Film
im Wettbewerb
von Cannes
Zeitungen und Sender veröffentlichen ihre Beiträge zunehmend direkt auf Facebook. Mit „Instant Article“
geht der alte Traum von der Mitbestimmung bei den Massenmedien in Erfüllung – als Albtraum
Maren Ade aus Berlin
zeigt „Toni Erdmann“
E NACHRICHTEN F
Gedenktafel für David Bowie
in Berlin geplant
Berlin will mit einer Gedenktafel an David
Bowie erinnern. Die Tafel soll am früheren Wohnhaus des im Januar verstorbenen Künstlers in Schöneberg angebracht
werden, erklärte in Sprecher des Kulturverwaltung. Ein Datum für die Einweihung stehe aber noch nicht fest.
dpa
Die Pläne des Theaters an der
Parkaue für die Saison 2016/17
Milan Peschel wird in der kommenden
Spielzeit Erich Kästners „Pünktchen und
Anton“ im Theater an der Parkaue inszenieren. Insgesamt sind 15 Premieren geplant. Zur Saisoneröffnung führt Intendant Kay Wuschek Regie bei Hauptmanns
„Vor Sonnenaufgang“. Unter dem Titel
„Die Réfugiés/Die Hugenotten“ wird Wuschek außerdem ein Stück über Berlin und
die Bartholomäusnacht mit Schauspielern, Zugezogenen und Geflüchteten herausbringen. Juli Zehs „Corpus Delicti“
kommt als Koproduktion mit der „Ernst
Busch“-Hochschule auf die Bühne. F. H.
Von Roberto Simanowski
Das Radio kam zu früh; die Gesellschaft,
die es erfand, war noch gar nicht so weit –
so meinte Bertolt Brecht 1932. Statt jedem das Mikrofon in die Hand zu geben
und über den Rundfunk die Gesellschaft
miteinander ins Gespräch zu bringen, imitiere man Theater und Presse und spreche
von der Bühne des Äthers zur Masse. Das
Ziel aber müsse sein, aus dem neuen „Distributionsapparat“ einen „Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens“ zu
machen,umden„Mächtigender Ausschaltung“ mit einer „Organisation der Ausgeschalteten“ zu antworten.
Das Internet scheint diese Aufgabe zu
erfüllen. Dennhier ist jederEmpfängerpotenziell zugleich Sender, hier gibt es
keine Diskurspolizei und auch keine
Meinungselite, hier entstand eine erweiterte Form der Öffentlichkeit. Doch
während die traditionellen MassenmedienimIdealfalleine reflektierende,multiperspektivische Diskurskultur schaffen,
banalisiert das partizipative Internet die
öffentliche Kommunikation und schafft
ein Publikum, das sich kaum noch auf
etwas einlässt, was nicht in den Rahmen eines Smartphones passt.
Der „Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens“, von dem sich Brecht
und viele andere die Emanzipation des Individuums versprachen, unterläuft – das
istdie bittere Ironie seines Erfolgs – die Minimalforderung, die der Dramatiker ans
Radio stellte: als Ort der politischen Information und Diskussion das kritische Bewusstsein der Gesellschaft zu schärfen. In
der Währung sozialer Netzwerke geht die
Kraft des besseren Arguments von der höheren Zahl an Likes aus. Genau so möchte
„Instant Article“ nun auch mit Nachrichtenmedien verfahren.
Offiziell geht eswieder umdie Verbesserung der Kommunikation, diesmal der politischen: Die Menschen, die ihre Kommunikation primär über Facebook und mobile Gerät organisieren – und es werden
immer mehr –, wollen nicht warten, bis
ein News-Artikel geladen ist. Weswegen
viele davon absehen, überhaupt auf einen
Link zu klicken. So beantwortet Mark Zuckerberg in einer virtuellen Frage-Antwort-Stunde am 1. Juli 2015 die Frage,
wie Facebook good journalism unterstützen will. Sein Vorschlag ist die Einbettung
der News- Beiträge anderer Anbieter auf
Facebook. Dort können sie in weniger als
300 Millisekunden geladen werden statt
wie bisher in 3 Sekunden oder mehr.
Was für viele wie ein Coup aussieht,versteht Zuckerbergalso als Teil desBildungsauftrags: „Wenn die News so schnell sind
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So fing es an mit den elektronischen Medien. Im Sender Funkstunde AG im Voxhaus in der Potsdamer Straße, 1924.
wie alles andere auf Facebook, werden die
Leute naturgemäß viel mehr News lesen.
Dies wird dabei helfen, dass die Menschen besser über die Welt informiert
sind, und es wird gut sein für das News
Ecosystem, da es mehr Verkehr generiert.“ Die Begründung des Angebots an
den Qualitätsjournalismus ist im Grunde
schon dessen Todesurteil. Wie viel Zeit
darf ein Artikel zur intellektuellen Verarbeitung beanspruchen, wenn er sich keine
drei Sekunden zum Erscheinen erlauben
kann? Schnell geladen heißt auch schnell
erledigt zwischen all den aufregenden Status-Updates. Denn die Faustregel der Aufmerksamkeitsökonomie lautet: Je einfacher man etwas liken kann, umso mehr Likes erhält es auch. Solange der Link aufs eigene Hoheitsgebiet der Zeitung führt, gilt
das dortige Hausrecht mit all dem Berufsethos, das überlebt hat, bis hin zur Möglichkeit, wenige populäre, aber wirklich
wichtige Beiträge prominent zu platzie-
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Martin-Gropius-Bau Berliner Festspiele
Nofretete, 2014, Courtesy Galerie Buchholz,
Köln/Berlin/New York, David Zwirner, New
York/London und Hauser & Wirth © Isa
Genzken, VG Bild – Kunst, Bonn 2016
Foto: Mike Wolff
Überraschung! Tusch! Blumen! Zum ersten Mal seit 2008, als Wim Wenders dort
„Palermo Shooting“ präsentierte, startet
wieder ein deutscher Film im Wettbewerb von Cannes. Und mit der 39-jährigen Maren Ade erobert zudem die erste
deutsche Regisseurin überhaupt diesen
edelsten Club des Weltkinos: Teutonisch
bodenständig „Toni Erdmann“ heißt ihre
Groteske um einen schrulligen Musiklehrer (Peter Simonischek), der offenbar mit
reichlich Femdschämpotenzial in das geordnet
karrierebewusste Leben seiner
Tochter (Sandra Hüller)
einbricht. Doch „je härter die beiden aneinandergeraten, desto näher
kommen sie sich“, weiß
die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, die das
von
Ades
Berliner
Maren Ade
Firma Komplizen Film
produzierte Werk mitgefördert hat. „Toni
Erdmann“ ist Ades dritter Film nach „Der
Wald vor lauter Bäumen“ (2003) und
„Alle Anderen“, womit sie 2009 den Großen Preis der Jury bei der Berlinale gewann.
Insgesamt laufen 20 Spielfilme im
Cannes-Wettbewerb, wie am Donnerstag
bekannt gegeben wurde. Frankreich ist,
wenn man Paul Verhoevens französischsprachige Premiere „Elle“ mit Isabelle
Huppert mitzählt, wie letztes Jahr mit
stattlichen fünf Filmen vertreten. Olivier
Assayas präsentiert das Fantasydrama
„Personal Shopper“ (mit Kristen Stewart), Bruno Dumont zeigt den Thriller
„Ma loute“ (mit Juliette Binoche und Fabrice Luchini), außerdem sind die Regisseurin Nicole Garcia („Mal de pierres“)
sowie Alain Guiraudie („Rester vertical“)
dabei. Aus den USA kommen Jim Jarmusch – Adam Driver spielt in „Paterson“
einen dichtenden Busfahrer – und Sean
Penn („The Last Face“, mit Javier Bardem
und Adèle Exarchopoulos), und Jeff Nichols hat nach seinem jüngsten BerlinaleGastspiel („Midnight Special“) mit „Loving“ schon den nächsten Titel in petto,
die Geschichte einer schwarz-weißen
Liebe im Virginia der 50er Jahre.
Großbritannien schickt den knapp
80-jährigen Cannes-Veteran Ken Loach
(„I, Daniel Blake“) ins Rennen, und Andrea Arnold erzählt in „American Honey“
mit Sasha Lane und Shia LaBeouf die Geschichte eines wilden Teenie-Mädchens.
Ebenfalls doppelt ist das neue rumänische
Kino vertreten, mit den Protagonisten
Cristian Mungiu („Bacalaureat“) und
Cristi Puiu („Sieranevada“). Außerdem
prominent dabei: der Däne Nicolas Winding Refn mit dem in Los Angeles spielenden „Neon Demon“ (mit Elle Fanning und
Keanu Reeves), die belgischen Brüder
Dardenne („La fille inconnue“), der junge
Frankokanadier Xavier Dolan („Juste la
fin du monde“), Pedro Almodóvar mit „Julieta“ und der Brasilianer Kleber Filho
Mendonça („Aquarius“).
Zwei große Namen aus Fernost komplettieren die Liste: Brillante Mendoza
von den Philippinen („Ma’ Rosa“) und
Park Chan-wook: In „Agassi“ geht es allerdings nicht um die gleichnamige TennisLegende, sondern um eine lesbische
Liebe im Korea der 30er Jahre. Eröffnet
wird das Festival am 11. Mai mit Woody
Allens „Café Society“ entsprechend dem
Markenzeichen seines Regisseurs: außer
Konkurrenz.
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Eintritt frei bis 16 Jahre
ren. Mit „Instant Article“ und der reinen
Algorithmus-Logik aber wird auch noch
das letzteGehege deszoon politikon im Namen der Demokratie abgewickelt.
Darum geht es: Soziale Netzwerke setzen radikal auf Demoskopie und entmach-
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ten all die Experten, die zu wissen glauben, was das Volk eigentlich braucht und
mögensoll. Für Zuckerberg beginnt dieErziehung zur Mündigkeit mit der Beseitigung von Wartezeit und endet mit einem
diskussions- und begründungsfreien Ple-
Deutschland braucht das Einheitsdenkmal
Die freudige Geschichte sollte den Abgeordneten des Bundestages etwas wert sein /Von Günter Nooke
Ein Denkmal für Freiheit und Einheit auf
dem Logenplatz der deutschen Geschichte vor dem Berliner Schloss ist
vom Bundestag beschlossen worden. Es
kann nicht durch einen geheim gefassten
Beschluss des Haushaltsausschusses aufgehoben werden.
Es braucht einen Aufschrei! Selten haben alle Fraktionen des Deutschen Bundestages und die Staatsministerin für Kultur und Medien so unsensibel reagiert.
Wollen wirklich alle Abgeordneten so
leichtfertig auf das freudige Erinnern an
die glücklichsten Tage der deutschen Geschichte verzichten? Sind ihnen friedliche
Revolution, Mauerfall und Deutsche Einheit nicht einmal ein paar Millionen wert,
wowir doch einVielfaches von dem ausgeben, um Filme zu fördern, Kunsthallen zu
bauen oder der negativen Seiten der deutschen Geschichte zu gedenken? Soll der
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Monat
Berlin
leere Sockel des zerstörten Kaiser-Wilhelm-Denkmals davon zeugen, dass wir
Deutschen mit unserer Geschichte immer
noch nichts anzufangen wissen?
Dagegen steht die schon 1998 von vielen Persönlichkeiten in ganz Deutschland
unterstützte Idee, den alten Sockel im
Sinne Hegels aufzuheben und einer
neuen Bestimmung zuzuführen. Die Gestaltung des Denkmals ist in einem geordneten Wettbewerb rechtsverbindlich mit
der Entscheidung für den ziemlich genialen Entwurf von Sasha Waltz und den Architekten Milla und Partner entschieden
worden. Es handelt sich dabei keineswegs
um eine „Wippe“, wie viele Kommentatoren das Denkmal gern diskreditieren.
„Wir sind das Volk! Wir sind ein Volk!“
lautet die Widmung auf dem Sockel.
Nicht König oder Kaiser, auch nicht Bärbel Bohley, sondern die Bürgerinnen und
Bürger selbst erobern die neue Plattform
und müssen miteinander in Kontakt kommen, wenn sie deren Neigung verändern
wollen. Aber das ist mühsam und geht
nur langsam, so ist Demokratie. Viel richtige Symbolik, für manche vielleicht zu
simpel oder Bürgerpathos.
Die Diskussion um ein Nationaldenkmal darf nicht der Kunstschickeria überlassen werden. Und am Ende dürfen auch
nicht Fledermäuse, detailversessene
Denkmalschützer oder nicht immer sehr
sinnvolle Sicherheitsanforderungen das
letzte Wort haben. Warum lässt ein Regierender Bürgermeister von Berlin, der
Stadtentwicklungssenator war, es zu,
dass alle möglichen Gründe gegen das
Denkmal so lange diskutiert werden? Er
wäre doch der Erste, der sich für eine
wirkmächtige und zugleich bürgernahe
Gestaltung der Berliner Mitte und der
Schlossfreiheit einsetzen müsste. Im
Wettbewerb wurde nicht die „Verspieltheit“ des Entwurfs, sondern eher deren
klassische Gediegenheit kritisiert. Aber
genau so sollten sich Berlin und Deutschland auch seinen internationalen Gästen
gegenüber darstellen.
Könnte es sein, dass es am Ende gar
nicht ums Geld geht, sondern verschiedene unheilige Allianzen ein großes Projekt aus Kleingeisterei verhindern? Dazu
gehören auch manche Bürgerrechtler, die
Leipzig und Sachsen zum Mittelpunkt
Deutschlands erklären wollen, indem
nur dort ein Denkmal an die Leipziger
Montagsdemonstrationen erinnern darf
oder – wenn es dort nicht zustande
kommt, wenigsten dasjenige in Berlin verhindert werden soll.
In Sachen nationaler Bedeutung kann
nur der Bundestag selbst den einmal gefassten Beschluss wieder aufheben. Ich
fordere die Abgeordneten auf, sich einer
erneuten Diskussion zu stellen. Ich
möchte mir nicht vorstellen, dass alle die
Meinung der Haushälter teilen. Ich sage
das auch aus Selbstschutz, weil ich nicht
will, dass sich die AfD dieses Themas annimmt, um sich an entscheidender Stelle
als Sachwalter nationaler Interessen zu
profilieren.
Es geht auch nicht um einen neuen Anlauf, der wird ja nicht preiswerter oder
besser. Notwendig ist die gewissenhafte
Umsetzung des seit 1998 Diskutierten
und Beschlossenen. Sollte es allerdings
wirklich nur am Geld liegen, wäre das ein
Armutszeugnis und ein Skandal ohnegleichen. Als Initiator kann ich mir zusammen mit der Deutschen Gesellschaft vorstellen, dass wir die zusätzlichen Kosten
aus privaten Spenden decken. Menschen
in Deutschland und außerhalb messen
vielleicht dem Erfolg von Freiheit und
Einheit eine größere Bedeutung zu als
der Deutsche Bundestag. Aber wollen
das die Abgeordneten wirklich?
Leerstelle. Blick auf die Berliner Schlossbaustelle mit dem ursprünglich vorgesehenen Standort des Denkmals. Foto: Nietfeld/dpa
— Der Autor war Mitinitiator und Jurymitglied des Freiheits- und Einheitsdenkmals
auf der Berliner Schlossfreiheit.
biszit der Likes. Und weil er den Menschen das geben will, was ihnen am meisten gefällt, sieht er die Zukunft des Journalismus in rich content wie Videos (statt
„nur Text und Fotos“) und perspektivisch
in immersive content like VR, also virtueller Realität – weswegen Facebook 2014
für zwei Milliarden Dollar das VR-Brillen-Unternehmen Oculus erwarb.
Es stimmt zwar: Facebooks Geschäftsmodell zielt darauf ab, die Nutzer so viel
wie möglich im eigenen Einflussbereich
zu halten, da dies DaMarc
ten und AufmerkZuckerberg
samkeit generiert,
die sich verkaufen
behauptet:
lassen. Berechtigt
Schnellere
sind auch die Ängste
vor Facebook als MeInfos sind
dienmonopolist und
bessere Infos vor Zuckerberg als
Großzensor, ebenso
die Klage über die finanzielle Abhängigkeit der Medien von
Werbeerlösen. Das eigentliche Problem
aber sind weder Zuckerberg noch der
Kommerz. Es ist das Internet selbst.
Die meisten Begleiterscheinungen des
InternetssindErzfeinde desQualitätsjournalismus: Hyperreading, Multitasking,
Powerbrowsing und die statistische Interaktionsanalyse. Wenn alles immer und
überall zugänglich ist, schwindet die Geduld für das Anstrengende. Die Untugend
der Instant Gratification verlangt nach
schnellen Antworten auf komplexe Fragen, denn die nächste Ablenkung ist
immer nur einen Klick entfernt – und
die Bestrafung durch Like-Entzug immer öffentlich. Ist also das Medium
schuld? Ist es der Mensch an sich? Überlagern die anthropologischeund technologische Konstellation die politischen und
ökonomischen Interessen?
Wie auch immer die Antwort auf diese
Gretchenfrage der Medienwissenschaft
ausfällt: Wenn künftig die Beiträge der
Journalisten eingebettet in Facebooks
„News Feed“ mit den „News“ der
Facebook-Freunde um Likes wetteifern,
vollendet sich ein Prozess, der als hoffnungsfroher Traum begann, in unerwarteter Weise: Die „Organisation der Ausgeschalteten“ materialisiert sich als eine
Kommunikationskultur, in der, so begründete Zuckerberg einst die Einführung des
News Feed, das sterbende Eichhörnchen
vor dem eigenen Haus wichtiger sein
kann als Menschen, die in Afrika verhungern. Befreiung schlägt ein weiteres Mal
um in Unmündigkeit, nun als Dialektik
der Partizipation.
— Roberto Simanowski ist Professor für Digital Media Studies an der City University
in Hongkong. Sein Buch „Facebook-Gesellschaft“ erscheint Ende April im Berliner
Verlag Matthes & Seitz.
Reaktionen
zum Aus für das
Einheitsdenkmal
Der Architekt des Berliner Einheitsdenkmals, Johannes Milla, zeigt sich „erschüttert“ über das vom Bundestag beschlosseneAus.SeitSeptember liege eineBaugenehmigung vor, damit seien alle offenen
Fragen geklärt gewesen. Mehrkosten
seien lediglich durch Behörden-Auflagen
entstanden, bei allerdings begrenztem
Aufwand. Jetzt bleibe „ein Denkmalsockel ohne Mosaik“ zurück, der aufwendig
geschützt werden müsse. Kulturstaatsministerin Monika Grütters äußerte sich
zwiespältig. Zum einen erklärte sie, die
Auflagendes Landes Berlin hätten die Kosten steigen lassen. Der Planungsstopp
treffe vor allem die vielen enthusiastischen Beteiligten und Befürworter des
Denkmalvorhabens. Gleichzeitig betonte
die CDU-Politikerin, es gebe bereits einen
Ort zur Erinnerung an die Einheit: das
Brandenburger Tor als „internationales
Symbol für die Teilung der Welt in Freiheit
und Unfreiheit und ihre glückliche Überwindung“. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller verwies in seiner
Reaktion wiederum auf die Verantwortung des Bundes. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher wies Grütters’ Verweis auf
die Auflagen seitens Berlin zurück: Die
Kostensteigerung von zehn auf 15,4 Millionen Euro sei nicht durch die Umsiedlung von Fledermäusen verursacht worden. Auch habe sich das Land Berlin bereit
erklärt, die Kosten für die Verlagerung des
bedeutsamen Sockelmosaiks vollständig
zu übernehmen.
Tsp (mit dpa)
20
BERLIN KULTUR
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
E
Der Überlebenskünstler
SOUNDCHECK
F
„Der Ghetto Swinger“: Das Theater am Ku’damm
huldigt dem Gitarristen Coco Schumann
— Theater am Kurfürstendamm, bis 29.
Mai, Mi–Sa 20, So 18 Uhr
Die Muse und der Musiker. Helen Schneider spielt Großmutter, Mutter und Geliebte, Konstantin Moreth verkörpert Coco Schumann.
Foto: Tino Crisó
Kommen und Gehen
Die Pläne des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin
Am Ende hatte er es eilig, Platz zu machen: Marek Janowski ist im vergangenen
Oktober mit sofortiger Wirkung als Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB) zurückgetreten. Da
stand mit Vladimir Jurowski sein Nachfolger bereits fest. In der Übergangssaison
2016/2017 ohne amtierenden Chef wird
Janowski zwölf Konzerte (acht davon in
Berlin) leiten, darunter auch Humperdincks „Hänsel und Gretel“ als konzertante Oper im Dezember. Mit Beethovens
Neunter zum Jahreswechsel räumt der
77-Jährige dann endgültig das Pult.
Für diesen konsequenten Schlussstrich
findet er größten Respekt bei seinem designierten Nachfolger. Vladimir Jurowski
dirigiert fünf Abende in Berlin, im Januar,
März und Juni 2017. Der künftige Chef
gab übrigens einst sein Debüt als Dirigent
beim RSB – noch als Student und Assistent
seines Vaters Michail bei einer Mahler-Symphonie, unsichtbar hinter der
Bühne den Einsatz der Trompeten schlagend. Entflammt füreinander sind die
RSB-Musiker und der Dirigent im September 2013, als die Schnittkes 3. Symphonie
beim Musikfest aufführten. Inzwischen
haben sie das Werk als CD eingespielt und
eine gemeinsame Zukunft geplant. Bis sie
an Herbst 2017 so richtig beginnt, lädt
sichdas RSB eineganze Reihe neueGastdirigenten ein, darunter François-Xavier
Roth und Omer Meir Wellber.
In seiner neuen Saisonbroschüre und
den flankierenden Plakaten lässt das RSB
die 20er Jahre auferstehen, in denen die
Geburtsstunde von Deutschlands ältestem Rundfunkorchester liegt. Dass die
Aufnahmen fürs Radio noch heute zur
Identität gehören, zeigt der historische
Schwenk hin zu modernen Mikrofonen
und Farbbildern. Insgesamt 23 Konzerte
werden mitgeschnitten. Und nicht nur
das: Die Finanzierung des RSB durch
Deutschlandradio, RBB, Berlin und den
Bund steht auf sicherem Fundament, wie
ROC-Chef Thomas Kipp versichert. Da
lässt sich das Angebot für Kinder und Jugendliche ausbauen und mit Kammermusik auch ein neuer Spielort entdecken:
Das Silent-Green-Kulturquartier liegt mitten im Wedding – und war ursprünglich
Berlins erstes Krematorium.
UA
CD-NEUERSCHEINUNGEN
Jeden Freitag zwischen
21 und 23 Uhr reden vier Popkritiker
auf
über ihre CDs
der Woche. Diesmal:
FOLK Kevin Morby I've
Been To The Mountain
(Dead Oceans) Nicht wenige gehen bei Nennung
des Begriffspaares „Alternative Folk“ in Deckung.
Mitunter verpassen sie die
echten Könner. Wie Kevin
Morby. Meist leise und introvertiert sind die
Lieder des Texaners, aber sie besitzen eben
eine besondere Qualität, die das genaue Hören lohnt.
Andreas Müller, Moderator
Foto: rbb
Foto: privat
ROCK PJ Harvey The Hope
Six Demolition Project
(Universal) Das neunte
Album der zum Gewissen
Englands gewordenen
Harvey klingt erstaunlich
beschwingt. Versessen
auf Neues hat sie das Beobachten für sich entdeckt. Die Texte beschreiben Dinge, die sie auf ihren Reisen
durch Krisengebiete gesehen hat. Wenn das
keine Kunst ist. Claudia Gerth, Radio Eins
ROCK Suuns Hold/Still
(Cargo) Auf seinem dritten
Album legt das kanadische
Quartett seinen AvantRock noch kontrastreicher
aus. Sie begaben sich für
drei Wochen nach Texas,
um an lichtlosen, psychedelischen Tracks zu arbeiten. Entstanden ist
eine Welt aus leidenden Saiten, motorisch
sturen Drums und böse brummenden Elektroeffekten. Markus Schneider, Berliner Zeitung
Heiterer Holländer. Seit September 2015 leitet Gijs Leenars als Nachfolger von Simon Halsey das Profi-Ensemble.
Foto: Thilo Rückeis
Mehr Nebensonnen
Mit „Nordic Light“
bringt Gijs Leenaars,
der neue Chef des
Berliner Rundfunkchors,
das Kosmos Kino
zum Klingen
Von Udo Badelt
In arktischen Breiten kann man sie mit
etwas Glück sehen, beim Blick aus dem
Flieger: geisterhaft grünliche Schlieren
hängen am nächtlichen Himmel, unendlich kalt, unendlich schön. Ein Anblick,
bei dem – buchstäblich – sofort einleuchtet, warum Polarlichter bei den Nordvölkern als magisch gelten. Und als schaurig. In der Mythologie spielen sie eine
Zwitterrolle, verweisen auf Glück und
Unheil. Botschaften der Götter, Tänze
der Trolle, Brücken ins Jenseits, Vorboten der Apokalypse hat man in ihnen gelesen. Dabei handelt es sich doch „nur“ um
elektrisch geladene Partikel des Sonnenwinds, die auf die Erdatmosphäre treffen.
In Berlin sind Polarlichter selten. Aber
wer in einer klaren Nacht Ende Juni, also
zur Sommersonnenwende, über die Warschauer
Brücke
zieht und mal kurz
zum Himmel blickt, Gijs Leenaars
der merkt, dass auch
Berlin ganz schön begeistert
weit nördlich liegt. durch seine
Selbst um zwei Uhr
morgens lagert dann direkte Art –
nämlich ein Licht- und seinen
streif am Horizont,
wird die Nacht nicht Humor
komplett dunkel.
In dieser Woche
rückt Berlin noch ein Stück weiter nach
Norden. Am Samstag und Sonntag nämlich führen der Rundfunkchor Berlin und
das Deutsche Symphonie-Orchester im
ehemaligen Kosmos-Kino an der
Karl-Marx-Allee die Sinfonie „Nordic
Light“ des lettischen Komponisten Eriks
Esenvalds auf.
Beide Abende leitet Gijs Leenaars, der
neue, junge Chefdirigent des Chors, der
2015 die Nachfolge von Simon Halsey angetreten hat. Wir treffen uns im – passt ja
wunderbar zum Polarlicht – „Green
Room“ der Philharmonie, wo Leenaars gerade probt,um ein wenig über das Werk zu
sprechen. Das kann man mit ihm ganz
zwanglos, denn der Mann hat Humor. Als
der Autor fünf Minuten zu spät eintrifft,
antwortet er auf die entschudligenden
Worte: „Gar kein Problem, ich bin Holländer. Reiner Zufall, dass ich schon da bin!“
Eine Multimedia-Symphonie auf mehreren Ebenen soll es werden, Film inklusive. Logisch, beim Polarlicht bietet es
sich an, es auch visuell zu zeigen. Drei
Jahre hat der Komponist Alaska, Grönland und Island bereist. Begleitet wurde
er von dem Filmemacher Kjetil Skogli,
der traditionelle Erzählungen und Ge-
sänge der Einheimischen aufgezeichnet
hat. Wie also „klingen“ Polarlichter? Eine
Celesta kommt zum Einsatz, die DSOStreicher spielen sul ponticello, also mit
dem Bogen sehr nah am Steg, was zu einer gewissen Schärfe führt und die Obertöne anregt. Der Rundfunkchor ist mit
Body Percussion gefordert und streicht
mit den Fingern über den Rand von Gläsern. Klirrende Kälte.
Dabei folgt der Abend einer tieferen
Dramaturgie. Zunächst stehen zwei ebenfalls von der Natur inspirierte Stücke auf
dem Programm: „The Unanswered Question“ von Charles Ives und James MacMillans „Sun-dogs“, benannt nach dem englischen Begriff für „Nebensonnen“. Also
erst erklingt das Orchester alleine, dann
der Chor a cappella, schließlich die Synthese mit „Nordic Light“.
Dass Gijs Leenaars sowohl Chor als
auch Orchester dirigiert, ist relativ ungewöhnlich. Sein Vorgänger Simon Halsey
hatsich,wasdas betrifft,stärker zurück gehalten und das Schicksal eines Chorleiters
akzeptiert: wochenlang zu proben, um am
entscheidenden Abend den Stab an den
Orchesterdirigenten zu übergeben und
selbst in die Unsichtbarkeit abzutreten.
Leenaars aber, Jahrgang 1978, gehört zu
einer anderen Generation, will auch vor
Publikum präsenter sein. Und er hat beides in Amsterdam studiert, Chor- wie Orchesterleitung. Von 2012 bis 2015 leitete
er den Chor des Niederländischen Rundfunks (Groot Omroepkoor) in Hilversum,
wo er zehn Jahre vorher – Überraschung! –
Assistent von Simon Halsey gewesen war.
Sein Antrittskonzert beim Rundfunkchor
im September 2015 legte er auf 22 Uhr. In
der Passionskirche am Marheinekeplatz
dirigierte er ein spannendes Programm
mit Werken von Heinrich Schütz und Arnold Schönberg.
Seiteinigen Monaten lebt erjetztmit seiner Familie am Gleisdreieck-Park. Vor allem für seine Frau war der Umzug nicht
leicht, denn die Italienerin hatte sich gerade in den Niederlanden eingelebt und
musste nun ein zweites Mal die Heimat
wechseln. Welche Erfahrungen hat der
Neuberliner noch gemacht? Außer der,
beim Radeln über Rot gleich mal 60 Euro
aufgebrummt zu bekommen – was für einenHolländer einegrundstürzendeErfahrung ist. „Im Hilversumer Chor haben
sich die Nationalitäten stärker gemischt,
was tatsächlich, wegen der verschiedenen
Muttersprachen, eine Auswirkung auf
den Klang hat“, erzählt er. Ansonsten sei
er aber extrem froh über die Vorarbeit von
Chordirektor Hans Rehberg und Simon
Halsey: „DerRundfunkchorsingtauf Weltniveau. Ich konnte sehr hoch einsteigen.“
Dabei arbeitet er direkter als Halsey, hält
nichtmit Kritik zurück, die er abernie persönlich meint – was alle im Chor auch wissen. Erleichtert habe er festgestellt, dass
Humor, solange er intelligent ist, im täglichen Arbeitsprozess kein Problem darstellt, in Berlin schon mal gar nicht.
„Nordic Light“ hat der Rundfunkchor
mit fünf Partnerchören in Auftrag gegeben. Von der Idee, die Sinfonie im Kosmos Kino aufzuführen, war Leenaars begeistert: „Der Ort ist cool, es gibt eine
Leinwand, und dann heißt das das Ganze
auch noch ,Kosmos'!“ Die Bestuhlung
wird wegräumt, die Besucher können
sich frei im Raum bewegen oder auf Sitzkissen niederlassen. Ein Arrangement,
das an „human requiem“ erinnert, einen
der größten Erfolg des Rundfunkchors in
den letzten Jahren, mit dem er seither in
vielen europäischen und sogar asiatischen Städten aufgetreten ist. Hier durchmischen sich Chor und Publikum frei flottierend zu Brahms „Ein Deutsches Requiem“ in der Fassung für Klavier zu vier
Händen, die die Wirkung des Gesangs
sehr unmittelbar und berührend zur Geltung kommen lässt.
Solche Projekte sind Teil des von Hans
Rehberg und Simon Halsey entwickelten
„Broadening the Scope of Choral Music“Programms, mit dem neue Zuhörerschichten für Chormusik erschlossen
werden sollen, durch spannende, innovative, lockere und weniger ritualbelastete
Konzertformen. Gijs Leenaars will das
Programm fortführen, ohne das ErfolgsANZEIGE
Jede Erfolgsgeschichte hat
ihren eigenen Kopf
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konzept von „human requiem“ blind zu
kopieren: „Wenn wir so etwas wieder machen, muss es schon inhaltlich begründet
sein“, sagt er. Erst war Leenaars skeptisch gegenüber solch experimentellen
Formaten, bei denen sich die Chorsänger
gegenseitig nur eingeschränkt sehen und
hören. Doch die fein ausgetüftelte Choreographie hat auch ihn überzeugt. „human requiem“ hat er jetzt selbst schon
mehrfach dirigiert.
— 16. und 17.4., jeweils 21 Uhr, weitere Infos: www.rundfunkchor-berlin.de
ROCK Santana IV (Universal) Der mexikanische
Meistergitarrist galt als
neuer Jimi Hendrix, bis
sein Virtuosentum im
Kunstgewerbe versackte.
Im Line-up von 1971 versucht er an die frühen
Triumphe anzuknüpfen. Das Ergebnis klingt
manchmal nach grandiosem Latin-Soul und
manchmal nach einer Mariachi-Band im Disneyland. Christian Schröder, Tagesspiegel
Foto: Doris Spiekermann-Klaas
Helen Schneider ist der Star des
Abends, sie fungiert als Mutter, Großmutter, Geliebte, Prostituierte, Erzählerin. Es
sind große Momente, wenn sie – gute alte
Torch-Song-Tradition – den Cole-PorterKlassiker „Night And Day“ hauchend und
flüsternd zur Trost-Ballade macht oder
mit amerikanischem Akzent Duke Ellingtons Wüstenexpedition „Caravan“ eindeutscht: „Weit ist der Weg und schwer
ist die Last.“ Die Szene spielt in Theresienstadt, wo Schumann gerade erfahren
hat, dass seine Großeltern nach Auschwitz deportiert wurden. Trauermusik.
Jazz war im nationalsozialistischen
Deutschland eine Schmuggelware, „Der
Ghetto Swinger“ führt in eine illegale,
stets bedrohte Jugendkultur und zeigt,
wie anarchisch diese Musik einmal war.
Wenn Schumann sich durch Tingeltangelläden und Tanzschuppen treiben lässt,
vom „Groschenkeller“ über die „Rosita-Bar“ bis ins „Dorett“, dann ist der
Geist des alten, von
Christopher Isherwood beschriebeDie Musik
nen Sünden-Berlins
führt zurück zu spüren. Die
als
zu „Cabaret“, Reichshauptstadt
„Cabaret“. Aber nun
ins alte,
herrschen
tumbe
Teutonen
in
schwarsündige
zen Uniformen, die
Babel-Berlin sich von heimlichen
Jazzern „Minnie The
Moocher“ als „Rosamunde“ unterjubeln lassen und ihnen anschließend auf die Schulter schlagen:
„Jeht doch auch ohne Judenjazz“.
Die Inszenierung von Gil Mehmert
setzt auf Minimalismus. Wenn Coco eine
Lehre als Installateur beginnt, dann trägt
er ächzend eine Heizung über die Bühne.
Um den Saal in ein Ballhaus zu verwandeln,reichtes, eineDiskokugelins Bildrollen zu lassen. Den Rest erledigt die Musik:
„I got rhythm, I got music, / I got my man,
who could ask for anything more?“ Spiel
im Spiel: Die Einzelelemente der Bühne
auf der Bühne lassen sich mit wenigen
Handgriffen in Zugwaggons, Baracken
oder Ghettobauten verwandeln. Doch so
großartig die Musikeinlagen auch sind, so
hölzernbleiben dieSpielszenen. Zuviel Information muss in Zwischentexten und
Dialogen untergebracht werden, zu bemüht wirkt manche Performance. Helen
Schneider ist eine tolle Sängerin und eine
nicht ganz so tolle Schauspielerin, manches Solo versackt im Deklamatorischen.
Noch ein großer Moment von ihr: Sie singt
zum Finale „Wir machen Musik“, sehr
übermütig.
Christian Schröder
Foto: privat
Die Parole lautet: „Allet wird jut – so
lange die Musik spielt.“ Als der junge
Jazz-Enthusiast Coco Schumann sich
1936 in den Delphi-Palast schleicht, um
Teddy Stauffer und seine Original Teddies zu hören: Allet wird jut. Als er zwei,
drei Jahre später in der Hasenheide als
Gitarrist bei Bully Buhlan einspringt, von
einem Trommelwirbel angekündigt wie
der Löwe vor dem großen Sprung im Zirkus: Allet wird jut. Selbst als er dann ins
Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wird und in seiner Baracke alte
Musikkollegen trifft, mit denen er wieder
Jazz spielen kann: Allet wird jut. Sie nennen sich „Ghetto Swingers“ und brauchen noch einen Schlagzeuger. Aber ein
Mitmusiker warnt den Neuankömmling:
„Ab und zu fahren Züge nach Osten. Die
muss man meiden.“
„Der Ghetto Swinger“ heißt das
Jazz-Musical von Kai Ivo Baulitz im Theater am Kurfürstendamm über Coco Schumann. Es ist ein Stück über das Überleben und über die Musik, die dabei geholfen hat. „Allet wird jut“, die Losung, mit
der die Berliner Swing-Kids einander begrüßten, klingt nach purer Ironie. Denn
natürlich war nichts gut in einer Zeit, in
der die Nationalsozialisten den Jazz als
„Negermusik“ diffamierten und Coco
Schumann zum „Halbjuden“ erklärten,
weil er der Sohn einer jüdischen Mutter
und eines christlichen Vaters war.
Er habe „den Judenstern nicht getragen, eine arische Frau verführt und verbotene Musik gemacht“, heißt es in der Revue, als der von Konstantin Moreth gespielte Held 1943 verhaftet und in die
Sammelstelle in der Großen Hamburger
Straße gebracht wird, zum Abtransport
„nach Osten“. Das ist ein Todesurteil.
Aber Schumann, der Überlebenskünstler, stirbt nicht in Theresienstadt, nicht
in Auschwitz und nicht auf den Todesmärschen danach. Er kehrt nach Berlin
zurück, begleitet Marlene Dietrich,
nimmt unzählige Platten auf und tritt bis
ins hohe Alter mit seiner Gitarre auf. Im
Mai feiert er seinen 92. Geburtstag.
„Der Ghetto Swinger“, eine Übernahme von den Hamburger Kammerspielen,beginnt miteiner Augustnacht irgendwann am Ende des letzten Jahrhunderts,
in der Schumann durch die Berliner Straßen läuft und sich an die Stationen seines
Lebens erinnert, an die Zeit, als er den
Mördern entkam. Vierzig Jahre lang hat er
nicht darüber sprechen können. Jetzt will
er. Also öffnet sich der Vorhang, wir
schreiben das Jahr 1932, auf der Bühne
zeigt sich eine zweite, kleinere Bühne, auf
der fünf Musiker in Hemdsärmeln Ragtime-Jazz mit Durchhaltezeilen spielen:
„Wir werden das Kind schon schaukeln /
Denn uns nimmt keiner auf den Arm.“
Neue Alben, Konzerte, Club-Adressen:
www.tagesspiegel.de/pop
Verweht
Herbert Schuch und
Peter Ruzicka beim DSO
Den Zutaten nach hätte alles aufs Beste gelingen können. Seit Langem setzt sich Peter Ruzicka nicht nur für die Moderne
überhaupt, sondern bevorzugt für ihre Nebenlinien ein; das Werk des Rumänen
George Enescu gehört dazu. Dessen
fünfte Sinfonie von 1941 ist ein Werk des
Abschieds. Marius Vlad singtdie den Frieden des Todes beschwörenden Worte im
melancholischen Finalsatz. Es ist ein ruhig strömender, wunderbar ausgewogener Tenorgesang, der das Werk in die
Nähe von Mahlers „Lied von der Erde“
rückt. Hauchzart intonieren Sängerinnen
des RIAS-Kammerchors wiegende, Naturlauten gleiche Vokalisen. Und auch das
Deutsche Symphonie-Orchester widmet
sich hingebungsvolleiner vertrackten Partitur, die sich aus kleinsten Partikeln, im
solistischen Ineinandergreifen der Stimmen zur unendlichen Melodie aufbaut, im
Schimmer feiner Holzbläser, samtener
Streicher, warm tönender Hörner.
Doch warum stellt sich der rechte Fluss
nicht ein? Ruzicka gelingt es nicht, die einzelnen Teile zum großen Ganzen zusammenzubringen. Immer wieder zerbricht
der Spannungsbogen, bleiben schöne Details wie das mit folkloristischen Anklängen Kindheitserinnerungen beschwörende Bratschensolo zu Beginn des zweiten Satzes verborgen.
Auch in Beethovens G-Dur Klavierkonzert stagniert die Bewegung, die Emotion
im wahrsten Sinne. Zunächst lässt der Solist Herbert Schuch durch kristallklaren
Ton aufhorchen. Schön, Beethovens komplexen Klavierpart einmal ganz ohne virtuose Mätzchen und sentimentale Verschattungen hören zu können. Doch dann
fehlen die farblichen Differenzierungen,
ein inspirierendes Geben und Nehmen
mit dem Orchester.
Das hatte zu Beginn mit Ruzickas „R.W.
–Übermalung fürOrchester“gewaltig aufgetrumpft, im rauschhaft dissonanten
Tutti, das sich dann zu sirrenden Klangfäden verdünnt. Doch die Substanz des
„Übermalten“ – aus Motiven Liszts und
aus Wagners „Parsifal“ – bleibt dem allzu
fremd und endet mit fatal wirkenden Glockenschlägen.
Isabel Herzfeld
WISSEN & FORSCHEN
FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729
Klimawandel
setzt
Korallen zu
Schutz vor Hitzestress
wird geringer
Korallen am Great Barrier Reef konnten
sich bislang mit einer Gewöhnungsphase
für einen vorübergehenden Anstieg der
Wassertemperaturen wappnen und ihre
Widerstandskraft stärken. Dieser Schutzmechanismus gerate aber mit dem allgemeinen Anstieg der Meerestemperaturen
in Gefahr, berichten Wissenschaftler der
James-Cook-Universität in Australien in
der Fachzeitschrift „Science“.
Der Klimawandel treibt die Wassertemperaturen in die Höhe. Experten rechnen
mit einem Anstieg von rund zwei Grad
bis zum Jahr 2100. Korallen leben in Symbiose mit Algen, die sie mit Nährstoffen
versorgen. Bei höheren Temperaturen
entwickeln die Algen giftige Stoffe und
die Korallen stoßen sie ab. Dadurch verlieren Korallenstöcke ihre Farbe. Das Klimaphänomen El Niño hat gerade eine beispiellose Korallenbleiche im Great Barrier Reef, dem größten Korallenriff der
Welt, ausgelöst.
Tracy Ainsworth und Kollegen haben
Daten zu Wassertemperaturen im Great
Barrier Reef von 27 Jahren ausgewertet
und 327 Hitzestress-Situationen registriert. Korallenbleiche droht nach ihren
Ausgebleicht. Abgestorbener Korallenstock
Foto: dpa
am Great Barrier Reef.
Angaben, wenn das Wasser mehr als
zwei Grad wärmer wird. Wenn die Korallen kurz vor einem solchen Temperaturanstieg einen Anstieg von unter zwei
Grad und eine darauf folgende Abkühlung erlebten, mache ihnen der größere
Anstieg deutlich weniger aus, stellten sie
fest. Sie seien dann quasi trainiert für
eine solche Erwärmung.
Dieser Effekt sei bereits kleiner, wenn
die Meerestemperatur insgesamt dauerhaft um 0,5 Grad ansteige, wie es innerhalb der nächsten 40 Jahren aufgrund des
Klimawandels zu erwarten sei. Bei einer
möglichen dauerhaften Wassererwärmung um zwei Grad sei der Effekt noch
deutlicher. Während den untersuchten
Korallen der Trainingseffekt in 75 Prozent der Hitzestress-Situationen genutzt
habe, geschehe dies dann voraussichtlich
nur noch bei 22 Prozent. Die Gefahr, dass
Korallen
bei
vorübergehenden
Hitze-Events abstürben, steige deutlich.
Die derzeitige Korallenbleiche betrachtet Ainsworth mit Sorge. „Das schiere
Ausmaß ist das Problem“, sagte sie. Riffe
auf einer Länge von mehr als 1000 Kilometern seien betroffen. „Wenn die Korallen im Inneren einige Algen behalten,
können sie sich regenerieren. Wir untersuchen gerade Proben.“
dpa
E
NACHRICHTEN
F
Mehr Frauen unter Lehrkräften
An allgemeinbildenden Schulen arbeiten
deutlich mehr Frauen als Männer als
Lehrkräfte. Das teilt das Statistische Bundesamt mit. Fast drei Viertel der Lehrkräfte (72 Prozent) im Schuljahr
2014/2015 waren weiblich. Im Schuljahr
2004/2005 waren es noch 67 Prozent.
Wie hoch der Frauenanteil an der Schule
ist, hängt auch von der Schulart ab. An
Grundschulen waren 89 Prozent der
Lehrkräfte im Schuljahr 2014/2015 weiblich, an den Hauptschulen 63 Prozent
und an den Gymnasien 58 Prozent. dpa
Nützliche Parasiten: Würmer
verhindern Darmentzündungen
In unterentwickelten Ländern ist ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung mit
Würmern infiziert. Auf bisher unbekannte Weise schützen die Parasiten ihren Wirt vor Morbus Crohn und anderen
chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, die in den Industrieländern deutlich häufiger vorkommen. Amerikanische Mediziner haben jetzt herausgefunden, dass die Würmer die Zusammensetzung der Darmflora positiv beeinflussen.
Wie Experimente mit Mäusen und Keimanalysen von infizierten Menschen vor
und nach einer Wurmbehandlung ergaben, verändern die Parasiten die Keimzahlen zweier Gruppen von Darmbakterien. Die gesundheitsfördernde Verschiebung des Keimspektrums beruht darauf,
dass die Wurminfektion das Immunsystem zur Produktion bestimmter Botenstoffe anregt, berichten die Forscher im
Fachjournal „Science“.
wsa
Ganztags ist noch viel Luft nach oben
Neue Studie: Vielfach mangelt es an der Qualität der Angebote – aber auch an der Quantität
Von Anja Kühne
Wie kommt es, dass Schülerinnen und
Schüler, diein Ganztagsschulen an zusätzlichen Angeboten zum Lesen oder in den
Naturwissenschaften teilgenommen haben, in anderthalb Jahren keine größeren
Lernfortschritte machen als ihre Mitschüler, die nicht an solchen Angeboten teilnehmen – selbst wenn die Qualität dieser
Angebote als hoch eingeschätzt wurde?
Darüber rätseln die Forscher, die die „Studie zur Entwicklung der Ganztagsschule
(StEG) durchführen, selbst. Vier pädagogische Institute sind beteiligt, darunter
das Deutsche Institut für Internationale
Pädagogische Forschung (DIPF) und das
Deutsche Jugendinstitut (DJI).
Beim Leseverständnis könne sich niederschlagen, dass zusätzliche Leseangebote „signifikant“ stärker von Schülern
wahrgenommen werden, die ohnehin
starke Leser sind, sodass nur begrenzte
Zuwächse zu erwarten sind. Vor allem gehen die Forscherinnen und Forscher aber
davon aus, dass die mangelnden Leistungsfortschritte eben doch auf „Schwächen im didaktischen Konzept“ der Lehrkräfte zurückzuführen sind und/oder darauf, dass die Lehrkräfte ihre Angebote
nicht gut genug mit dem Vormittagsunterricht verbinden. Und weil sich an den Angeboten am Nachmittag oft nur wenige
Schüler beteiligten, könnten die Schulen
wohl auch nur schwer „differenzierte Einzelangebote zur individuellen Förderung“ machen. Die von den Befragten als
hochwertig eingestuften Nachmittagsangebote wären dann qualitativ doch noch
deutlich zu verbessern.
Die vom Bundesbildungsministerium
geförderte StEG-Studie verfolgt die Entwicklung der Ganztagsschule in Deutschland seit dem Jahr 2005. Für die neuen
Befunde wurden Schüler von 67 Grundschulen in zehn Bundesländern sowie
Schüler von 66 Oberschulen getestet. Zusätzlich wurden die Schüler in Fragebögen und Interviews zu ihrer Wahrnehmung des Ganztagsangebots ihrer Schule
befragt, ebenso ihre Lehrkräfte und Eltern. Auch besuchten die Forscher Nachmittagsangebote.
„Schulen und Politik müssen eindeutige Qualitätsstandards aufstellen und
verbindlich machen“, sagte Heinz Günter
Holtappels vom Institut für Schülerentwicklungsforschung (IfS) am Donnerstag
in Berlin. Bislang existierten für Ganztagsangebote weder Rahmencurricula
noch Gestaltungsvorgaben. Jede Schule
konzipiere Inhalte, Methoden und Gestaltungsmerkmale individuell. So gebe die
Hälfte der Grundschulen es nicht einmal
als ihr Ziel an, am Nachmittag zusätzliche fachliche Kompetenzen vermitteln
zu wollen, sagte Holtappels. „Eine
schlecht
gemachte
Ganztagsschule
spricht aber nicht gegen das Konzept der
Ganztagsschule.“
Ein schon früher publizierter Befund
der „StEG“-Studie, wonach Schüler im
Schnitt nach mehreren Jahren an der
Ganztagsschule etwas bessere Noten bekommen, ist mit dem aktuellen Befund
nicht hinfällig, erklärten die Wissenschaftler. Noten würden eben nicht allein
den bloßen fachlichen Leistungszuwachs
abbilden, sondern „auch die Motivation
und das Engagement der Schülerinnen
und Schüler spiegeln“.
DieQualität des Angebots entscheidet–
und nicht die bloße Teilnahme der Schüler am Nachmittagsprogramm, das betonten die Forscher immer wieder. Selbst
Ganztags ist Musik drin. Eine Schülerin probt mit ihrer Schulklasse in einem Musikraum der WilhelmBracke-Gesamtschule in BraunFoto: Julian Stratenschulte/dpa
schweig, die im Ganztagsbetrieb läuft.
wenn fachliche Zuwächse am Nachmittag
in den untersuchten Schulen noch nicht
zu erkennen sind, können die Forscher
aber mancherlei pädagogische Gewinne
erkennen. „Die Kinder und Jugendlichen
schätzen die Ganztagsangebote. Das trägt
zu ihrem Schulerfolg bei“, sagte Christine
Steiner vom Deutschen Jugendinstitut
(DJI). So würden gerade Schüler mit Migrationshintergrund von einerkontinuierlichen Teilnahme an Angeboten, die auf
das Sozialverhalten ausgerichtet sind,
oder von Teamsportarten profitieren: Sie
zeigten eine Entwicklung ihres „prosozialen Verhaltens“ – wenn die Qualität der
von ihnen besuchten Angebote hoch war.
Besonders Schüler mit Migrationshintergrund würden auch von hochwertigen Leseangeboten profitieren.
Schüler im Realschulbildungsgang und
wiederum besonders solche mit Migrationshintergrund, die in der Oberschule an
fachlichen Zusatzkursen teilnahmen, entschieden sich häufiger dafür, das Abitur
zumachen als Schüler, dienicht anZusatzangeboten teilgenommen hatten. In den
Hauptschulbildungsgängen führten die
Angebote dagegen nicht zu höheren Bildungsaspirationen, sondern zur „Stabilisierung der schulischen Leistungen zum
Qualität der Angebote aus Sicht der Schülerinnen und Schüler
Lesen
Deutschförderung
Medien
Soziales Lernen
Ich finde, meine Betreuerin/mein Betreuer …
… geht auf unsere Vorschläge ein
… möchte, dass wir unsere Antworten
auch erklären können.
Ich finde, im Angebot …
… kommen wir immer sofort zur Sache.
… habe ich die Möglichkeit, ein Thema
eigenständig zu bearbeiten.
… können wir eigene Erfahrungen und
Beispiele aus dem Alltag einbringen.
Ich finde, im Angebot …
… meiner Betreuerin/meinem Betreuer
kann ich vertrauen.
Ich finde, meine Betreuerin/mein Betreuer …
… schätzt meine Fähigkeiten.
Zustimmungen 0
10
Quelle: StEG-S, Schülerbefragung 2013/14 (2. Erhebungswelle)
20
30
40
50
60
70
80
Erreichen des Schulabschlusses“.
Qualitätsmängel sehen die Forscher
nicht nur in der didaktischen Umsetzung, sondern bereits in der Quantität
der Nachmittagsangebote. Zwar sei der
Ausbau der Ganztagsschulen in den vergangenen zehn Jahren weit vorangeschritten, stellen sie fest. Gemäß der amtlichen
Statistik sei schon jede zweite Schule in
Deutschland eine Ganztagsschule, und
an diesen Schulen nehme im Schnitt die
Hälfte der Schüler am Ganztagsbetrieb
teil. Aber die Vorstellungen davon, was
eine Ganztagsschule ausmacht, hätten
sich in den Bundesländern weit auseinanderentwickelt.
Dabei scheint das Label „Ganztagsschule“ auf viele Angebote kaum zu passen. So sind zehn Prozent der Ganztagsschulen an weniger als an drei Tagen
nachmittags geöffnet. Nur jede zweite
Schule hat die Nachmittagsphase konzeptionell mit dem Unterricht verbunden.
Die Möglichkeiten von Ganztagsschulen
würden nicht ausgeschöpft, erklären die
Forscher: „Es wäre tendenziell denkbar,
dass Ganztagsschulen irgendwann auf
ihre zusätzlichen Betreuungszeiten und
die Lösung schulformspezifischer Probleme reduziert werden, sodass pädagogisch motivierte Ziel aus dem Blick geraten.“ Für Eltern würde es dann immer
schwieriger zu erkennen, ob die Schule
ihre Anforderungen erfüllt. Die Kultusminister sollten ihre einstigen Ziele überdenken und die Ganztagsschule präziser
von „Halbtagsschulen mit erweiterter Betreuungsfunktion“ abgrenzen.
90 100%
Der Erreger verursacht während der gesamten Schwangerschaft Gesundheitsprobleme
ben grippeähnliche Symptome. Für Babys ist das Virus aber gefährlich.
Die Ergebnisse der CDC-Forscher wurden im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. Der Bericht beschreibt, dass es nicht den einen Beweis
für den Zusammenhang gebe, sondern
vielmehr eine Kette aus Beweisen verschiedener Studien sowie große Untersuchungen dazu geführt hätten. Weitere
Forschungen seien dringend nötig.
Schwangere sollten möglichst nicht in
Gegenden mit Zika reisen. Wenn sie in
einem Zika-Gebiet sind, sollten sie Moskitostichen unbedingt vorbeugen. Außerdem, so die CDC, sollten alle Paare in
Zika-Gebieten eine sexuelle Übertragung
mit geeigneten Mitteln verhindern.
CDC-Direktor Tom Frieden sprach
nun in den USA von einem Wendepunkt
im Kampf gegen das Zika-Virus. Es blieben dennoch viele Fragen offen. Vor allem: Wie häufig löst eine Ansteckung mit
dem Virus Mikrozephalie aus? Die amerikanischen Experten wiesen darauf hin,
dass auch der Nachweis nicht bedeute,
dass jede einzelne Zika-Infektion Ungeborenen tatsächlich schade. Frieden betonte: „Wie man während des jüngsten
Ausbruchs von Zika sehen konnte, haben
einige infizierte Frauen Kinder zur Welt
gebracht, die gesund zu sein scheinen.“
Brasilien ist bisher mit Abstand am
stärksten betroffen vom Zika-Virus, das
in rund 50 Ländern aufgetaucht ist. Die
Zahl der Infektionen wird allein dort auf
über eine Million geschätzt. Die Zahl der
bestätigten Mikrozephalie-Fälle ist nach
Angaben des Gesundheitsministeriums
auf 1113 gestiegen, in 189 Fällen konnte
das Virus bei den Müttern nachgewiesen
werden. Auch brasilianische Forscher hat-
Virusopfer. Seit Anfang 2015 hat sich das
Zika-Virus in Südamerika stark ausgebreitet. Schwere Fehlbildungen des Schädels
und des Gehirns sind die Folge.
Foto: dpa
Britische Unis
gegen
EU-Austritt
Rektoren britischer Universitäten warnen im Vorfeld des EU-Referendums vor
negativen Folgen für das Hochschulsystem, sollte Großbritannien tatsächlich
aus der EU austreten. „Großbritannien
hatkein Monopolauf Brillanz.Gute Lösungen finden heute nur die Teams, die die
besten Wissenschaftler aus der ganzen
Weltzusammenbringen.Die EU spielt dabei eine entscheidende Rolle“, sagte Michael Arthur, Präsident des University
College London, dem „Guardian“. Forschungsprojekte, die in Zusammenarbeit
mit internationalen Partnern durchgeführt würden, hätten einen deutlich höheren Einfluss als diejenigen,die national beschränkt seien. Kein Land würde in der
Wissenschaft so sehr von den EU-Programmen profitieren wie Großbritannien.
Im „Guardian“ sprechen sich weitere
Uni-Chefs für den Verbleib Großbritanniens in der EU aus. Steve Smith, Vizekanzler der University of Exeter, sagte,
der Europäische Strukturfonds habe seiner Uni den Aufbau eines „Weltklasse-Campus“ ermöglicht. Dank von
der EU finanzierter Forschungsprojekte
seien in der Region zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen worden. Julia Goodfellow, Vizekanzlerin der University of
Kent, sagte, allein an ihrer Uni hätten seit
dem Jahr 2000 mehr als 6000 Studierende vom Erasmus-Programm profitiert, das den Austausch mit Hochschulen in ganz Europa ermöglicht. Ian Diamond, Vizekanzler der University of
Aberdeen, wies darauf hin, dass dank der
EU-Mitgliedschaft Wissenschaftler und
Studierende aus anderen EU-Staaten sich
weder um Visa noch Arbeitserlaubnis Gedanken machen müssten, wenn sie nach
Aberdeen wechseln wollten: „Wir konnten so herausragende Wissenschaftler gewinnen – deren Forschungsergebnisse
übrigens auch die lokale und nationale
Wirtschaft ankurbeln.“
tiw
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— Meinung
Tsp/Schmidt
Forscher sicher: Zika löst Schädelfehlbildung aus
Zika-Viren verursachen eindeutig die
Schädelfehlbildung Mikrozephalie bei
Ungeborenen. Diesen Schluss hat die
amerikanische Seuchenbehörde CDC
aus diversen Studien gezogen und am
Mittwoch (Ortszeit) präsentiert. Der Zusammenhang war seit Monaten vermutet
worden, einen Beweis gab es aber bislang
nicht. Das tropische Virus hat sich in den
vergangenen Monaten rasend schnell vor
allem in Lateinamerika ausgebreitet.
Mikrozephalie führt zu Entwicklungsverzögerungen und geistiger Behinderung. Die Babys infizierter Frauen kommen mit einem zu kleinen Kopf auf die
Welt. Erst am Dienstag hatten die CDC
(Centers for Disease Control and Prevention) in Washington bekannt gegeben,
das Virus sei viel gefährlicher als bislang
angenommen. So verursache der Zika-Erreger während der gesamten Schwangerschaft Probleme – und nicht nur wie zunächst angenommen im ersten Trimester.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden seit dem Ausbruch in
Lateinamerika bisher 37 Infektionen bei
Reisenden aus Deutschland bekannt.
„Nach unserer Kenntnis ist keine Schwangere darunter“, sagte RKI-Pressesprecherin Susanne Glasmacher am Donnerstag
in Berlin. Die tatsächliche Zahl der Ansteckungen könne höher liegen. Die meisten
Infizierten erkranken gar nicht oder ha-
21
DER TAGESSPIEGEL
ten Alarm geschlagen, dass der Erreger
gefährlicher als vermutet sein könnte.
So sagte der Zika-Forscher Stevens Rehen vom Instituto D’Or in Rio de Janeiro,
es könne nicht nur vor, sondern auch
nach der Geburt Effekte durch Zika geben. So könne durch die Schädigung von
Nervenzellen Hör- und Sehverlust eintreten. Er verwies auch auf den auffälligen
Anstieg des Guillain-Barré-Syndroms
(GBS) in der Region. Die Lähmungskrankheit kann zum Tod führen.
Hauptüberträger des Virus ist die Gelbfiebermücke Aedes aegypti. Die Art, die
auch Dengue überträgt, ist auf 80 Prozent der Landesfläche Brasiliens aktiv,
Zehntausende Soldaten beteiligen sich an
der Eliminierung von Brutplätzen. Bisher
gibt es keinen Impfstoff.
Die Organisatoren der Olympischen
Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) betonen, die Moskitos seien im südamerikanischen Winter kaum aktiv und
die Zika-Gefahr daher gering. Bisher verläuft der Ticketverkauf insgesamt sehr
schleppend. Befürchtet wird, dass vor allem weniger Touristen aus dem Ausland
kommen könnten.
Im Bundesstaat Rio de Janeiro gibt es
seit Beginn der systematischen Erfassung
im Oktober 35 bestätigte Fälle von Schädelfehlbildungen. Als Definition hierfür
gilt ein Kopfumfang von höchstens 32
Zentimetern.
dpa
E
CAMPUS
F
FU BERLIN
Info-Abend zu Medizin und
Gesundheitsstudiengängen
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der Psychologie oder von anderen Gesundheitsstudiengängen? Welche Alternativen gibt es? Darüber informiert die
Studienberatung der Freien Universität
am kommenden Mittwoch (20. April).
18 bis 20 Uhr, Otto-von-Simson-Straße
26, Raum L 115.
Tsp
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Wie kommen Geflüchtete an die
Uni? Die Humboldt-Universität lädt geflüchtete Studieninteressierte am kommenden Dienstag (19. April) erneut zu einer Sprechstunde, um Fragen rund um
den Studienzugang zu klären. Im Mittelpunkt steht die kostenfreie Gasthörerschaft, die die HU Geflüchteten anbietet.
Die Sprechstunde findet auf Deutsch,
Englisch, Arabisch und Farsi statt. 13 bis
15 Uhr im Studierenden-Service-Center
der HU, Unter den Linden 6.
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HU BERLIN
Vortrag zum Phänomen der Zeit
Was ist Zeit? Diese Frage versucht der
norwegische Philosoph Truls Wyller bei
einem Vortrag am Dienstag, den 19.
April, an der Humboldt-Universität zu
klären. Er will das Phänomen Zeit aus der
Perspektive verschiedener Disziplinen,
etwa Geschichte, Literatur, Philosophie
und Physik, beleuchten. Ab 18 Uhr 15,
Dorotheenstraße 24, Raum 3.134. Tsp
22
TAGESTIPPS
D
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
KUNST
KAMMERMUSIK
Foto: Promo
SOUNDTRACK
Foto: Uwe Arens
Xiu Xiu
Das Experimental-Pop-Projekt wurde von David Lynch für eine
Retrospektive eingeladen, den legendären „Twin Peaks“-Soundtrack neu zu denken. Das Albtraumhafte tritt in der vielschichtigen Bearbeitung des Trios noch stärker an die Oberfläche.
21 Uhr, 24 Euro, Silent Green Gerichtstr. 35, Wedding
Foto: Erwin Wurm, VG BILD-KUNST Bonn, 2016
Mandelring Quartett
Für Schumanns berühmtes Klavierquintett ist Pianist Ian Fountain bei den
Mandelringen (Foto) zu
Gast, mit denen er auch
die Berliner Erstaufführung des eigens für das
Ensemble komponierten
Quintetts „Hommage à
Robert Schumann“ von
Paul Engel gestaltet.
20 Uhr, 8-30 Euro
Kammermusiksaal
Herbert-v.-Karajan-Str. 1,
Tiergarten
Erwin Wurm: „Bei Mutti“
Der österreichische Bildhauer Erwin Wurm macht
die Betrachter zum Bestandteil seiner Kunst.
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Zukunft waren 14.30; Landstück 16.30; Im Strahl der
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Book 14.15; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 14.15,
17.15, 20.15, 23.15; How to be Single 14.30, 17.15, 20,
23; Die Bestimmung: Allegiant 14.30, 23.15; Zoomania
14.30; 3D: The Jungle Book 15, 17.15, 20.15, 23; Eddie
the Eagle 17; The Lady in the Van 17.15; 3D: Kung Fu
Panda III 17.15; 3D: Zoomania 17.30; The Hateful 8
19.30; The Revenant 19.45; Hardcore 20; 10 Cloverfield
Lane 20.15, 23; 3D: Batman v Superman 22.45; Midnight
Movie: Das Baumhaus: Betreten verboten 23; Deadpool
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Superman 16.30, 19.20, 22.30; 3D: Zoomania 17.20,
20; Der geilste Tag 17.30; Eddie the Eagle 19.50; Hardcore 20.20, 23.10; Dirty Grandpa 22.50; 10 Cloverfield
Lane 23; Kiste, Tel. 998 74 81: Birnenkuchen mit Lavendel 9, 14; Die Peanuts: Der Film 15.40; Grüße aus Fukushima 17.15; Colonia Dignidad - Es gibt kein Zurück 19.05;
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14.30; 3D: The Jungle Book 17, 20, 22.45; U 2 How to be
Single 14.45, 17.30, 20.15, 23; U 3 Zoomania 14; Batman v Superman 16.30, 20; U 4 3D: The Huntsman & The
Ice Queen 14, 17, 20, 23; U 5 3D: The Jungle Book 15;
3D: Zoomania 17.30; 10 Cloverfield Lane 20.15; 3D: Batman v Superman 22.45; U 6 Batman v Superman 14; Eddie the Eagle 17.30; Hardcore 20.15, 23; U 7 Die Wilden
Kerle VI 14.30; Der geilste Tag 17.15; London Has Fallen
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Die Bestimmung: Allegiant 20; Midnight Movie: Das Baumhaus: Betreten verboten 23;
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Acud, Tel. 44 35 94 98: A 1 Bibi & Tina 17; Birnenkuchen
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Projekt A (OmU) 21.45; Arsenal, Tel. 26 95 51 00: A 1
Russische Dokumentarfilme: La mere - Die Mutter (2007)
(OmU) 19; Russische Dokumentarfilme: Die Belovs - Be-
lovy (OmenglU) / I Loved You - Three Romances (OmenglU)
21.30; A 2 Magical History Tour: Schloss Vogelöd 20; Babylon, Tel. 242 59 69: B 1 IndoGerman Film: Fan (OmU)
15; achtung berlin - new berlin film award: Landschwärmer
(Folgen I, VIII u. XII) 17.30; achtung berlin - new berlin film
award: Luca tanzt leise 18; achtung berlin, Mittellanger
Film Wettberwerb P5: Die Figur in mir (DFmenglU) / Tagelöhner Syndrom (DFmenglU) / The Demon, the Flow and
Me (DFmenglU) 19.45; achtung berlin - new berlin film
award: Mann im Spagat: Pace, Cowboy, Pace 20; achtung
berlin: Lotte (DFmenglU) 22; achtung berlin - new berlin
film award: Looping (DFmenglU) 22; Videoart at Midnight
#74: Dafna Maimon 0; Central, Tel. 28 59 99 73: C 1 Das
Tagebuch der Anne Frank 14; Spotlight (OmU) 16.30, 21;
Heart of a Dog (OmU) 19.15; Much Loved (OmU) 23.45; C
2 Der kleine Maulwurf (1963-1975) 9.30; Quatsch und die
Nasenbärenbande 10.45; Sebastian und die Feuerretter
12.30; Die Baumhauskönige 14.30; Much Loved (OmU)
16.15, 20.45; Freeheld: Jede Liebe ist gleich (OmU)
18.30; Trumbo (OmU) 23; CinemaxX Potsdamer Platz,
Tel. 040/80 80 69 69: C 1-19 The Huntsman & The Ice
Queen 11, 13.50, 16.50, 22.30; The Jungle Book 11,
13.45, 16.30; Ein Mann namens Ove 11, 13.45, 16.45,
19.45; Mein Ein, mein Alles 11; 3D: Batman v Superman
11, 13.30, 17, 22.45; Heidi 11; Unsere Wildnis 11.15;
The Choice - Bis zum letzten Tag 11.15; The Danish Girl
11.30; Zoomania 11.30, 14.15; Alvin und die Chipmunks
IV: Road Chip 11.30; Bibi & Tina 11.30, 14; 3D: The Jungle
Book 12, 14.45, 17.30, 20, 22.45; 3D: Zoomania 12,
14.45, 17, 19.45, 22.45; Die Baumhauskönige 12.15;
3D: Kung Fu Panda III 12.15, 14.45, 17.15; Die Wilden
Kerle VI - Die Legende lebt 13.30; Unter dem Sand: Das
Versprechen der Freiheit 14, 16.20; Freeheld: Jede Liebe
ist gleich 14; Star Wars: Episode VII: Das Erwachen der
Macht 14; Kung Fu Panda III 14, 16.30; Der Spion und sein
Bruder 14; Dirty Grandpa 14, 18.45, 22.30; Der geilste
Tag 14.15, 17, 19.45; How to be Single 14.30, 17.15, 20,
23; The Lady in the Van 15, 17.30, 20; Familie zu vermieten 15.45; 10 Cloverfield Lane 16.15, 20.15, 23.15; Eddie the Eagle 16.15, 18.45; London Has Fallen 16.30,
20.15, 23; The Revenant 16.30, 19.45; Die Bestimmung:
Allegiant 17; Deadpool 17.30, 21.15, 23.15; Birnenkuchen mit Lavendel 18; Im Himmel trägt man hohe Schuhe
18.45; My Big Fat Greek Wedding II 18.45; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 19.30; 3D: Star Wars: Episode VII:
Das Erwachen der Macht 19.40; Gay-Filmnacht: Jess &
James 20; Hardcore 20.30, 23.15; Batman v Superman
20.30; Colonia Dignidad 20.30; Das Tagebuch der Anne
Frank 21; Raum 21.15; Spotlight 21.15; The Boy 22.45; IP
Man III 23; The Forest 23; Criminal Activities 23.15; Cineplex Alhambra, Tel. 01 80/505 03 11: A 1-7 The Jungle
Book 12, 14.20, 17.10; Kung Fu Panda III 12, 14, 17.20;
Alvin und die Chipmunks IV: Road Chip 12; 3D: Kung Fu
Panda III 12.10; Robinson Crusoe 12.10; Feuerwehrmann
Sam 12.15; Zoomania 12.20, 14.40, 17.20; Batman v
Superman 13.45, 16.20, 19.45, 22.30; How to be Single
14, 16.30, 19.30, 22.30; 3D: The Jungle Book 14.10,
16.40, 19.30, 22.15; 3D: The Huntsman & The Ice Queen
14.15, 17, 19.50, 22.40; Hardcore 20, 22.45; Fan (OmU)
20; 10 Cloverfield Lane 20, 23.10; IP Man III 22.45; CineStar CUBIX, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 How to be Single
11, 13.40, 16.40, 19.30, 22.20; 3D: Zoomania 11.05,
13.40, 16.30, 19.20; Die Bestimmung: Allegiant 11.10;
3D: Star Wars: Episode VII: Das Erwachen der Macht
11.15; The Jungle Book 11.20, 14, 17; Dirty Grandpa
11.45; 3D: Kung Fu Panda III 12; 3D: The Jungle Book
12.10, 14.50, 17.30, 20.15, 23; Zoomania 12.30,
15.15; 3D: Batman v Superman 14, 16.20, 20, 22.30;
3D: The Huntsman & The Ice Queen 14.15, 16.55, 19.50;
Eddie the Eagle 14.25; Kung Fu Panda III 14.30; The Lady
in the Van 17.10, 19.50; Der geilste Tag 17.40; Hardcore
18, 20.30, 23; 10 Cloverfield Lane 19.40; Deadpool
20.30; The Revenant 22.10; IP Man III 22.45; Preview:
Visions 22.50; London Has Fallen 23.15; CineStar Sony
Center, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Batman v Superman
(OV) 13.30, 16.30, 20.10, 22.45; 3D: The Jungle Book
(OV) 13.45, 17.20, 20, 23; The Jungle Book (OV) 14; Zoomania - Zootopia (OV) 14.30, 17.45; How to be Single (OV)
14.40, 17, 19.40, 22.30; 3D: Zoomania - Zootopia (OV)
14.45; Eddie the Eagle (OV) 15; Kung Fu Panda III (OV)
15.30; The Lady in the Van (OV) 16.50, 19.30; The Huntsman & The Ice Queen - The Huntsman Winter's War (OV)
17, 19.50, 22.45; Freeheld: Jede Liebe ist gleich (OV)
17.40; 3D: Kung Fu Panda III (OV) 17.50; 10 Cloverfield
Lane (OV) 20.20, 22.55; Hail, Caesar! (OV) 20.20; Deadpool (OV) 20.30, 23.15; The Revenant (OV) 22.10; CineStar IMAX, Tel. 04 51/703 02 00: Zero Gravity: Mission in
Space 11; 3D: Wildes Madagaskar: Die Insel der Lemuren
12.30; 3D: The Jungle Book (OV) 14, 22.20; 3D: The
Jungle Book 16.40, 19.30; City Wedding, Tel. 01 77/270
19 76: Augenhöhe: Film und Dialog; m. Disk. 19; Filmrauschpalast, Tel. 394 43 44: Kill Your Friends (OmU)
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Familiensache (OmU) 20; The Big Lebowski (OV) 22; Hackesche Höfe, Tel. 283 46 03: H 1 Raum - Room (OmU)
15.15; Wild (DFmenglU) 17.45, 20, 22.15; H 2 Rabbi
Wolff u. Gespr. 16.30; Ein Mann namens Ove - En man
som heter Ove (OmU) 20, 22.30; H 3 Landstück (DFmenglU) 15; Nomaden des Himmels - Sutak (OmU) 17.30,
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man hohe Schuhe - Miss You Already (OmU) 14.30; Un
tango mas (OmU) 17, 19; Mein Ein, mein Alles - Mon roi
(OmU) 21; H 5 A War - Krigen (OmU) 14.45, 19.30; Unter
dem Sand: Das Versprechen der Freiheit - Under Sandet
(OmU) 17.15, 22; International, Tel. 24 75 60 11: International Ein Mann namens Ove 14.15, 16.50, 19.30, 22;
Zeughauskino, Tel. 20 30 44 21: FilmDokument: Kurzfilmprogramm: Die Atomkraft im Spiegel ost- und westdeutscher Filme 18.30; Heiner Carow: So viele Träume 21;
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B
Cineplex Neukölln Arcaden, Tel. 01 80/505 06 44: K 1-9
Batman v Superman 14, 16.45, 19.30, 22.10; 3D: The
Huntsman & The Ice Queen 14.10, 17, 19.45, 22.30; The
Jungle Book 14.15, 16.50; Bibi & Tina: Mädchen gegen
Jungs 14.15; Kung Fu Panda III 14.20, 17.20; 3D: The
Jungle Book 14.30, 17, 19.45, 22.30; Zoomania 14.35,
17.15, 20.10; Alvin und die Chipmunks IV: Road Chip
14.40; 3D: Kung Fu Panda III 14.45; How to be Single 17,
19.45, 22.30; Kücük Esnaf (TürkmdtU) 17.10, 22.20; Deliormanli (TürkmdtU) 17.15, 22.45; Hardcore 19.50, 23;
Fan (OmU) 20; Ali Kundilli II (TürkmdtU) 20, 22.30; Kolpacino 3. Devre (TürkmdtU) 23; IL KINO, Tel. 81 89 88 99:
No Land's Song (OmenglU) 16; Herbert (DFmenglU) 18; El
clan - Verbrechen ist Familiensache (OmenglU) 20; Der
Wert des Menschen - La loi du marche (OmenglU) 22; Mustang (OmenglU) 23.55; Neues Off, Tel. 62 70 95 50: Hail,
Caesar! (OmU) 17.30, 20, 22.30; Passage, Tel. 68 23 70
18: P 1 Wild 15.30, 18.15, 20.30, 22.30; P 2 Spotlight
(OmU) 17.45, 20.30; P 3 Ein Mann namens Ove 15.30,
17.15, 20; P 4 Colonia Dignidad 16.40; Hail, Caesar! 19;
Mein Ein, mein Alles - Mon roi (OmU) 21.15; Rollberg, Tel.
62 70 46 45: R 1 The Jungle Book (OV) 16.30, 19, 21.30;
R 2 The Jungle Book (OmU) 17.30, 20; R 3 Ein Mann
namens Ove - En man som heter Ove (OmU) 18; Trumbo
(OmU) 20.30; R 4 Raum - Room (OmU) 17.40; Zoomania Zootopia (OmU) 20.15; The Big Short (OmU) 22.30; R 5
Pelo malo - Bad Hair (OmU) 17; Un tango mas (OmU)
19.15; Rock the Kasbah (OmU) 21; UCI Gropius Passagen, Tel. 66 68 12 34: G 1 Batman v Superman 14.15,
16.50, 20; Kung Fu Panda III 14.20, 17.35; How to be
Single 14.25, 17, 19.45, 23; Zoomania 14.40; 3D: The
Huntsman & The Ice Queen 14.45, 17.30, 19.45, 22.45;
The Jungle Book 15; 3D: Zoomania 17.15; 3D: The Jungle
Book 17.30, 20, 22.45; 10 Cloverfield Lane 20.15; Deadpool 20.15; Midnight Movie: Das Baumhaus: Betreten verboten 23; Sneak Preview 23;
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B
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15.45; 3D: Kung Fu Panda III 15.45; Ein Mann namens
Ove 18, 20.15; Birnenkuchen mit Lavendel 18, 20.15;
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Amare (OmU) 20; The Forbidden Room (OmU) 21.45; FT
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Rabbi Wolff 17; achtung berlin: Angry Indian Goddesses - 7
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22.30; F 3 Birnenkuchen mit Lavendel 15.30, 17.50,
20.10; Eddie the Eagle 23; F 4 Wild 15.30, 17.45, 20,
22.15; F 5 Zoomania 16.30; achtung berlin - new berlin
film award: Liebmann (OmenglU) 19; achtung berlin, Wettbewerb: Kurzfilmprogramm I (OmenglU) 21.15; Kino in der
Kulturbrauerei, Tel. 04 51/703 02 00: K 1-8 Kung Fu
Panda III 13.40; 3D: Zoomania 13.40, 16; The Jungle
Book 14.15; 3D: The Jungle Book 14.15, 17, 19.40,
22.45; Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs 14.15; Ein
Mann namens Ove 14.30, 17.15, 20, 22.40; Eddie the
Eagle 14.45; Zoomania 14.45; A War 15.45, 20.10; Unter
dem Sand: Das Versprechen der Freiheit 17.15; The Lady
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(OmU) 18.20; Freeheld: Jede Liebe ist gleich 18.25; Spotlight 19.40, 22.30; 3D: Batman v Superman 19.55, 23;
Wild 20.45, 22.55; Colonia Dignidad 22.15; Raum 22.20;
Hail, Caesar! 22.45; Krokodil, Tel. 44 04 92 98: Landstück 18; Nomaden des Himmels - Sutak (OmU) 20.15;
Akt - 4 Leben ein Akt 21.45; Toni, Tel. 92 79 12 00: Toni
Birnenkuchen mit Lavendel 15.30, 17.30; Raum 20; Tonino Die Baumhauskönige 15.45; Rabbi Wolff 18, 20; UCI
Colosseum, Tel. 44 01 92 00: C 1 Batman v Superman
14.15, 16.50, 20.15; Ein Mann namens Ove 14.30,
17.15, 19.45; The Jungle Book 14.30; How to be Single
14.30, 17.15, 20, 22.45; 3D: The Huntsman & The Ice
Queen 14.30, 17.15, 20; Zoomania 14.30, 17; Robinson
Crusoe 14.45; Kung Fu Panda III 15, 17.40; 3D: The
Jungle Book 15.15, 17.15, 20, 22.45; Eddie the Eagle
15.15; Dirty Grandpa 17.15; 10 Cloverfield Lane 17.30,
20, 22.45; Der geilste Tag 17.45; Spotlight 19.45; Hardcore 20, 22.30; Deadpool 20.15; 3D: Batman v Superman
22.30; The Revenant 22.30; Die Bestimmung: Allegiant
22.45; Midnight Movie: Das Baumhaus: Betreten verboten 23; Sneak Preview 23;
REINICKENDORF
B
Cineplex, Tel. 01 80/505 02 11: K 1-5 The Jungle Book
10, 12.25, 14.30, 17.10; Feuerwehrmann Sam - Helden
im Sturm 10; Kung Fu Panda III 10, 12, 14.40; Bibi & Tina:
Mädchen gegen Jungs 10, 12.10; Zoomania 10, 13.55,
16.40; 3D: Zoomania 11.30; 3D: Kung Fu Panda III 12.20;
Batman v Superman 14.10, 19.30, 22.30; 3D: The Jungle
Book 14.45, 17.20, 20, 22.45; 3D: The Huntsman & The
Ice Queen 17.10, 20, 22.40; How to be Single 17.30,
19.50, 22.55; Eddie the Eagle 20.10; Deadpool 22.50;
Kulturhaus Spandau, Tel. 333 60 81: Südafrika - Der Kinofilm 13.45; Das Tagebuch der Anne Frank 15.45; Bach in
Brazil 18.15; Birnenkuchen mit Lavendel 20.15;
STEGLITZ-ZEHLENDORF
B
Adria, Tel. 01 80/505 07 11: Ein Mann namens Ove 15,
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Cineplex Titania, Tel. 01 80/505 05 20: T 1-7 The Jungle
Book 10, 12.20, 14.40, 17.20; Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs 10, 12.30; Alvin und die Chipmunks IV: Road
Chip 10; Zoomania 10, 12.05, 15, 17.40; Feuerwehrmann Sam - Helden im Sturm 10; Kung Fu Panda III 10,
11.40, 15.10, 17.40; 3D: The Jungle Book 12.05, 14.15,
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12.15, 14.30, 20; Batman v Superman 14.30, 17.20,
20.40, 22.30; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 14.35,
17.10, 20.15, 22.50; How to be Single 17.50, 20, 23.10;
10 Cloverfield Lane 20.15; Eddie the Eagle 20.30; Der
geilste Tag 22.50; Freeheld: Jede Liebe ist gleich 23; Thalia, Tel. 774 34 40: T 1 The Jungle Book 15.45; 3D: The
Jungle Book 15.45, 18.15, 20.30; Kung Fu Panda III
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Eagle 18.15; 10 Cloverfield Lane 20.30;
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B
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Lady in the Van 15.40, 20.30; Birnenkuchen mit Lavendel
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Tel. 78 00 15 30: Heart of a Dog (OmU) 18.15; Rabbi Wolff
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B
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Jungle Book 15, 17.30; 3D: The Jungle Book 15, 17.30,
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20; Zoomania 15; 3D: Batman v Superman 17, 20.15;
How to be Single 17.30, 20, 22.30; Hardcore 20.15,
22.30; 10 Cloverfield Lane 22.30; Casablanca, Tel. 677
57 52: Unsere Wildnis 16.15; My Big Fat Greek Wedding II
18.15; Bach in Brazil 20.30; CineStar Treptower Park,
Tel. 04 51/703 02 00: C 1 3D: The Jungle Book 14.10,
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be Single 22.45; C 3 3D: Star Wars: Episode VII: Das
Erwachen der Macht 14.10; 3D: The Huntsman & The Ice
Queen 17.15; 10 Cloverfield Lane 20.10, 22.55; C 4 Dirty
Grandpa 14.25; 3D: Zoomania 17.05; London Has Fallen
20; 3D: Batman v Superman 22.35; C 5 The Jungle Book
13.50; 3D: Batman v Superman 16.30, 20; C 6 Zoomania
14.40, 17.30; Hardcore 20.20, 22.50; C 7 3D: Zoomania
14.20; The Jungle Book 17.10; 3D: The Huntsman & The
Ice Queen 19.45; IP Man III 22.40; C 8 How to be Single
14.30; Der geilste Tag 17.25; Deadpool 20.15, 23; C 9
Kung Fu Panda III 14.05; How to be Single 16.40, 19.35;
The Revenant 22.20; Spreehöfe, Tel. 538 95 90: K 1 Kung
Fu Panda III 15; Zoomania 15; 3D: The Jungle Book 15.15,
17.45, 20.30; 3D: Zoomania 15.15; Bibi & Tina: Mädchen
gegen Jungs 15.30; 3D: Batman v Superman 17, 20; Eddie the Eagle 17.30; 3D: The Huntsman & The Ice Queen
17.45, 20.15; How to be Single 18, 20.30; Fritz Lang 20;
Union, Tel. 65 01 31 41: Hände weg von Mississippi
10.30; 3D: The Jungle Book 15, 17.30, 20, 22.30; 3D:
The Jungle Book 15; Unter dem Sand: Das Versprechen
der Freiheit 15.15, 20.45; The Danish Girl 15.30; The
Jungle Book 17.45; Spotlight 18; Fritz Lang 20.30; 3D:
The Jungle Book (OV) 23.
Alle Angaben ohne Gewähr
D
Acker Stadt Palast, Mitte, Ackerstr. 169,
콯441 00 09, The Time Left, Susanne
Soldan, Anna-Luella Zahne u. a., Regie: Clara
Calero, Musiktanztheater, 20 Uhr, Premiere
Deutsches Theater, Mitte, Schumannstr.
13a, 콯 28 44 12 25, Das weite Land, von
A. Schnitzler, Regie: Jette Steckel, 19.30 Uhr
Deutsches Theater Kammerspiele, Mitte,
Schumannstr. 13a, 콯 28 44 12 25,
Geschichten von hier I: Glaube Liebe Hoffnung, Regie: Frank Abt, Box, 19.30 Uhr
D
KLASSIK
alte feuerwache - studiobühne, Friedrichshain, Marchlewskistr. 6, 콯 36 44 44 66,
Viva Verdi Viva, Hauptstadtoper, Operngala,
19.30 Uhr, Premiere
Deutsche Oper, Charlottenburg, Bismarckstr. 34-37, 콯 343 84 343, Romeo und Julia,
von Serge Prokofieff, Staatsballett Berlin,
Choreogr.: John Cranko, 19.30 Uhr
Komische Oper, Mitte, Behrenstr. 55-57,
콯47 99 74 00, Don Giovanni, von Mozart,
Regie: Herbert Fritsch, 19.30 Uhr
Columbia Theater, Tempelhof,
Columbiadamm 9-11, Me and My Drummer
(Indiepop), 21 Uhr
Kantine am Berghain, Friedrichshain,
Rüdersdorfer Str. 70, Kometenmelodien:
Nao / Demo Taped, 21 Uhr
Musik & Frieden, Kreuzberg, Falckensteinstr. 48, Leo Stannard (Singer-Songwriter), Wrongkong (Elektro-Pop), 19 Uhr
PBHFClub, Friedrichshain, Str. der
Pariser Kommune 8, Lake Street Dive
(Indiepop, Jazz), 20 Uhr
HEINER CAROW RETRO
B
CineStar Tegel, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 3D: The Huntsman & The Ice Queen 13.45, 17.40, 20.20, 22.50; 3D:
Batman v Superman 13.50, 16.45, 19.40, 22.10; How to
be Single 14, 17.05, 19.40, 22.55; 3D: Kung Fu Panda III
14, 17.15; Die Bestimmung: Allegiant 14.10; 3D: Zoomania 14.15, 16.55; 3D: The Jungle Book 14.30, 17.20,
20.05, 23.05; Zoomania 15; The Jungle Book 15, 17.40;
The Lady in the Van 16.35, 19.30; Der geilste Tag 16.40;
Eddie the Eagle 19.30; 10 Cloverfield Lane 19.55, 23.15;
Hardcore 20.25, 23.20; London Has Fallen 20.30; IP Man
III 22.20; Preview: Visions 22.30; 13 Hours: The Secret
Soldiers of Benghazi 22.40;
SPANDAU
THEATER
TERMINE
Foto: DEFA Stiftung / Norbert Kuhröber
CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF
Astor, Tel. 883 85 51: Ein Mann namens Ove 14.45,
17.30, 20.15; London Has Fallen 23; Bundesplatz, Tel.
85 40 60 85: achtung berlin - new berlin film award: Playgirl - Berlin ist eine Sünde wert 18; Familie zu vermieten Une famille a louer (OmU) 20.30; Cinema Paris, Tel. 881
31 19: Birnenkuchen mit Lavendel 15.30, 18, 20.30; Delphi, Tel. 312 10 26: Ein Mann namens Ove 15, 17.45,
20.30; Eva, Tel. 92 25 53 05: Freeheld: Jede Liebe ist
gleich 15.30;Un tango mas (OmU) 18; Raum 20.15; Filmkunst 66, Tel. 882 17 53: F 1 The Lady in the Van 17.30,
20; Spotlight 22.15; F 2 Ein letzter Tango(OmU) 17; Nomaden des Himmels 18.45; Trumbo 20.15; Freeheld: Jede
Liebe ist gleich 22.30; Kant, Tel. 319 98 66: K 1 The
Jungle Book 15.30, 18, 20.30; K 2 Wild 15.45, 18.20,
20.30; Zoomania 16; K 3 Grüße aus Fukushima 16.15;
Lolo 18.40; Hail, Caesar! 21; K 4 Bach in Brazil 18; Mein
Ein, mein Alles 20; K 5 Rabbi Wolff 15.15; Raum 17.30;
Mustang 20; Zoo Palast, Tel. 018 05/22 29 66: Z 1 3D:
The Jungle Book 14.30, 17.15, 20, 22.45; Z 2 The Jungle
Book 15.20; How to be Single 18, 20.40, 23.15; Z 3 How
to be Single 14.30; 3D: Batman v Superman 17; 3D: The
Huntsman & The Ice Queen 20.20, 23; Z 4 Zoomania
14.15; 3D: Zoomania 16.50; The Revenant 19.30; Batman v Superman 22.50; Z 5 3D: Kung Fu Panda III 14.30;
3D: The Huntsman & The Ice Queen 16.50; 3D: Batman v
Superman 19.30, 22.50; Z A Der geilste Tag 14.50; Spotlight 17.20; Eddie the Eagle 20.15; 10 Cloverfield Lane
22.45; Z B My Big Fat Greek Wedding II 15.30; The Jungle
Book 17.45; The Jungle Book (OV) 20.20, 22.50;
KINOPROGRAMM
HAU 3, Kreuzberg, Tempelhofer Ufer 10,
콯25 90 04 27, Antony and Cleopatra, von
Tiago Rodrigues nach Shakespeare, 19 Uhr
Komödie am Ku’damm, Charlottenburg,
Kurfürstendamm 206, 콯 88 59 11 88,
Die Glasmenagerie, von Tennessee Williams,
Regie: Katharina Thalbach, 20 Uhr
Maxim Gorki Theater, Mitte, Am Festungsgraben 2, 콯 20 22 11 15, Meteoriten, von
Sasha Marianna Salzmann, Regie: Hakan
Savas Mican, 19.30 Uhr, Premiere
Fluchtwege, Gorki X - Golden Gorkis,
Studio R, 20.30 Uhr
Schaubude, Prenzlauer Berg, Greifswalder
Str. 81-84, 콯 423 43 14, 3 Akte - Das
stumme Lied vom Eigensinn, Figurentheater
Antje Töpfer (Stuttgart), 20 Uhr, Premiere
Schaubühne, Wilmersdorf, Kurfürstendamm
153, 콯 89 00 23, F.I.N.D. - Festival
Internationale Neue Dramatik:
Natura e origine della mente, von Romeo
Castellucci, Saal B, 19, 21.30 Uhr
The Flick, von Annie Baker, 20 Uhr
Sophiensaele, Mitte, Sophienstr. 18,
콯283 52 66, Performing Back,
Simone Dede Ayivi, Hochzeitssaal, 20 Uhr
Theaterdiscounter, Mitte, Klosterstr. 44,
콯28 09 30 62, Spam, von Rafael
Spregelburd, Regie: Marie Bues, 20 Uhr
Theaterforum Kreuzberg,
Eisenbahnstr. 21, 콯 70 07 17 10,
The other door / What’s wrong, why not?,
Gastspiel Moveo Dance Company, Malta,
Choreogr.: Dorian Mallia, 20 Uhr
Theater Größenwahn - Deutsch-Jüdische
Bühne Bimah, Wilmersdorf, Meinekestr. 24,
콯251 10 96, Marlene Dietrich im Café
Größenwahn, von Dan Lahav, 20.30 Uhr
Vierte Welt, Kreuzberg, Adalbertstr. 96,
콯0157/88 44 09 41, Im toten Winkel # 4:
Pandoras Töchter, Boyan Manchev,
Mariel Jana Supka u. a., Regie: Dirk Cieslak,
20 Uhr, Premiere
Volksbühne, Mitte, Rosa-Luxemburg-Platz,
콯240 65-777, Locus Solus, nach Raymond
Roussel, 19 Uhr
Dancing About, Gob Squad, Tanzstück,
Roter Salon, 21 Uhr
SHOW
D
Bar jeder Vernunft, Wilmersdorf, Schaperstr.
24, 콯 883 15 82, Pigor & Eichhorn scheitern. Berlin-Spezial, Musikkabarett, 20 Uhr
Charlottchen, Charlottenburg, Droysenstr. 1,
콯324 47 17, Männer und Frauen - wir
schaffen das!, Schall & Rauch, 20.30 Uhr
Neuköllner Oper, Neukölln, Karl-MarxStr. 131-133, 콯 68 89 07 77,
Die Wilde Bühne, Gastspiel Ensemble
Zwockhaus, Studio, 20 Uhr
Wühlmäuse, Charlottenburg,
Pommernallee 2-4, 콯 30 67 30 11,
Entscheidet euch!, Florian Schroeder, 20 Uhr
Foto: Hans Praefke
LESUNG
Tom Schulz
Nach seinen Wanderungen durch
Brandenburg zog es den Lyriker
für „Das Wunder von Sadagora“
ostwärts bis in die Ukraine.
20 Uhr, Eintritt frei
ORi Café-Galerie
Friedelstr. 8, Neukölln
Staatsoper im Schiller Theater, Charlottenburg, Bismarckstr. 110, 콯 20 35 45 55,
Die Zauberflöte, von W.A. Mozart,
Regie: August Everding, 19 Uhr
stilwerk, Charlottenburg, Kantstr. 17,
콯31 51 50, C. Bechstein Klavierabend:
Luisa Splett (Piano), Werke von Skrjabin,
Frey, Schubert, Schubert/Liszt, 20 Uhr
ROCK - POP - JAZZ
D
Berghain, Friedrichshain, Am Wriezener
Bahnhof, Finest Friday: Lars Bartkuhn (live),
Jay Daniel, Lakuti, Mark Grusane, Tama
Sumo, Panorama Bar, 23.59 Uhr
Gretchen, Kreuzberg, Obentrautstr. 19-21,
콯25 92 27 02, Future Beats: Hannah
Faith, Tommy Kruise, Delfonic, Soulmind,
23.30 Uhr
Horns & Hooves, Prenzlauer Berg, Danziger
Str. 1, Italo Disco Grand Prix presents:
Digitalist, Petersmann, 23.30 Uhr
Privatclub, Kreuzberg, Skalitzer Str. 85-86,
콯61 67 59 62, Escalators - Cheap & Cheerful: Olof Lundgren + Mr. America (Electronic
Pop / HipHop / Indietronic / Disco), 23 Uhr
D
D
Admiralspalast, Mitte, Friedrichstr. 101-102,
콯22 50 7000, Eine Nacht in Berlin:
Max Raabe & Palast Orchester, 20 Uhr
A Trane, Charlottenburg, Bleibtreustr. 1,
콯313 25 50, April In Berlin: Gary Wiggins
feat. Sam Leigh-Brown (Soul, R&B),
21 Uhr
Badenscher Hof Jazzclub, Wilmersdorf,
Badensche Str. 29, 콯 861 00 80,
Ray Blue’s Berlin Tenor Summit feat. Fuasi
Abdul Khaliq & Herbie Hart (sax), 21 Uhr
Ballhaus Berlin, Mitte, Chausseestr. 102,
콯282 75 75, Smith&Smart, 21 Uhr
Buchbox!, Prenzlauer Berg, Greifswalder
Str. 33, Die irrtümlichen Abenteuer des Herrn
Godot, Marion Brasch, multimediale Lesung
mit Hörspiel und Illustrationen, 20 Uhr
Humboldt-Bibliothek, Tegel, Karolinenstr. 19, 콯 43 73 68-0, Die stille Wut der
Tante, Isabella Bach, Berlin-Krimi, 19.30 Uhr
Literaturforum im Brecht-Haus, Mitte, Chausseestr. 125, 콯 282 20 03, Zur Poesie des
PoeDu - Dichter lesen sich und falknern
federlesend, Daniel Falb, Steffen Popp,
Daniela Danz, Marion Poschmann, 20 Uhr
orientalisches
Obergewand
Idol
rote
Filzkappe
D
KINDER
Privatclub, Kreuzberg, Skalitzer Str. 85-86,
콯61 67 59 62, Gabriel Rios (Pop) /
Marion Fiedler, 20 Uhr
Quasimodo, Charlottenburg, Kantstr. 12a,
콯318 04 56 70, Henrik Freischlader Trio
(Blues, Rock), 22 Uhr
Theater am Ku’damm, Charlottenburg,
Kurfürstendamm 206, 콯 88 59 11 88,
Broadway: Götz Alsmann (Jazz), 20 Uhr
LITERATUR
D
Berlin entdecken, 콯 0179/748 72 25,
Gauner, Künster und Ganoven, Treff: Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 14 Uhr
Nikolaikirche, Mitte, Nikolaikirchpl.,
콯24 00 21 74, Einblicke in die Nikolaikirche, 16 Uhr
Sonderweg-Berlin Stadtführungen,
콯0152/340 40 649, Die Karl-Marx-Allee Magistrale des Ostens, Treff: U-Bhf.
Samariterstraße (U5), Frankfurter Allee /
Ecke Proskauer Str. (Anm. erf.), 13 Uhr
21 Uhr, 5 Euro
Zeughauskino Unter den Linden 2
PARTY
Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Prenzlauer Berg,
Greifswalder Str. 4, 콯 313 34 33, Freie
Software - , Elisabeth Meyer-Renschhausen,
mit Diskussion, 2. Hof, Raum 1102, 19 Uhr
Hamburger Bahnhof / Museum für Gegenwart Berlin, Tiergarten, Invalidenstr. 50-51,
콯39 78 34 11, Akademie - Gesprächsreihe:
Was heißt hier minimal? Von Dan Flavin bis
Carl Andre, Markus Strieder, 16 Uhr
Volksbühne, Mitte, Rosa-Luxemburg-Platz,
콯240 65-777, Wohin mit dem Hass?,
Gespräch mit Heinz Bude, Christoph Menke,
Ethel Matala u. a., 21 Uhr
FÜHRUNGEN
So viele Träume
Mit „Die Legende von Paul und
Paula“ und „Coming Out“ schuf er
zwei der berühmtesten Defa-Spielfilme: Heiner Carow (1929–1997),
dem das Zeughauskino bis Mittwoch
eine Werkschau widmet. Darin zu sehen auch dieses Drama von 1986
um zwei einander fremde Frauen, die
sich in einem Zug begegnen. Sie erkennen: Die eine ist die Tochter der
anderen, die das Kind vor Jahrzehnten bei ihrem Mann zurückgelassen
hatte. Mit Jutta Wachowiak und Dagmar Manzel.
Konzerthaus Berlin, Mitte, Gendarmenmarkt,
콯203 09 21 01, Kammermusik des Konzerthausorchesters: Sayako Kusaka (Violine), Taneli Turunen (Violoncello), Elisaveta
Blumina (Klavier), Werke von Haydn, Webern,
Kreisler, Schubert, Kl. Saal, 20 Uhr
Schwartzsche Villa, Steglitz, Grunewaldstr. 55, 콯 0152/53 86 35 10, à la française
- Französische Kammermusik: Sabina Matthus-Bébié (Klarinette), Frank-Immo Zichner
(Klavier), Werke von Poulenc, Saint-Saëns,
Widor, Debussy, Hahn, Milhaud, 19.30 Uhr
D
VORTRÄGE
Gedankenweg
(ugs.)
Hans Wurst Nachfahren, Schöneberg,
Gleditschstr. 5, 콯 216 79 25,
Schneewittchen (ab 4 Jahre), 10 Uhr
MACHmit! Museum für Kinder, Prenzlauer
Berg, Senefelderstr. 5, 콯74 77 82 00,
GlücksFuchs aus Filz, 14 Uhr
Schaubude, Prenzlauer Berg, Greifswalder
Str. 81-84, 콯 423 43 14, Schlupf - Eine
Entdeckungsreise (ab 3 Jahre),
theaterCoLaborativ, 10 Uhr, Voraufführung
Theater Adlershof, Adlershof, Moritz-Seeler-Str. 1, 콯23 93 45 79, Die drei kleinen
Schweinchen (ab 3 Jahre), 10 Uhr
Theater an der Parkaue, Lichtenberg,
Parkaue 29, 콯 55 77 52 52, Bettina bummelt (ab 5 Jahre), von Elisabeth Shaw, 10 Uhr
D
KUNST
Berlinische Galerie, Kreuzberg,
Alte Jakobstr. 124-128, 콯 78 90 26 00,
Erwin Wurm. Bei Mutti, 10-18 Uhr
Visionäre der Moderne, Paul Scheerbart,
Bruno Taut, Paul Goesch, 10-18 Uhr
Blond & Blond Contemporary, Mitte,
Gartenstr. 114, Let’s Face it!, Brigitta Loch,
Malerei, 14-19 Uhr
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V., Kreuzberg, Stresemannstr. 28, 콯 25 99 37 87,
Protestival: Nuclear, Democracy and Beyond,
Ryûichi Hirokawa, Kenji Higuchi, Fotografie,
Ausweis erf., 12-18 Uhr
Jugend Museum Schöneberg, Hauptstr.
40-42, 콯 9 02 77 61 63, All Included - Die
Werkschau, Museum & Schule gemeinsam
für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt: Objekte, Fotoserien, Trickfilme u. a., 9-14 Uhr
nGbK, Kreuzberg, Oranienstr. 25,
콯616 51 30, Father Figures Are Hard to
Find, 12-20 Uhr
Polnisches Institut Berlin, Mitte, Burgstr. 27, 콯 24 75 81 17, Phantom Power,
Konrad Smolenski, Objekt zwischen Installation, Performance und Situation, 10-18 Uhr
SomoS, Kreuzberg, Kottbusser Damm 95,
콯0172/311 84 31, Phantomatic /
Nowhere to Be Seen, Pauline Alioua,
Fotografie, Buchpräsentation, 14-19 Uhr
Verein Berliner Künstler, Tiergarten, Schöneberger Ufer 57, 콯 261 23 99, Decembristerne, Ole Broager, Ellen Hyllemose, Henrik
Menné u. a., Skulpturen, Fotografie, Malerei,
15-19 Uhr
medizinische
Injektion
kurz für:
an das
Gezeitenstrom
griech.
munter,
Göttin
der Zwie- aktiv
tracht
Truthahn
Westeuropäer
widerwärtig
am
Tagesende
rund,
circa
einfallsreich
Wappentier
Gegenbehauptung
spaßhafter
Unfug
erhöhter Teil
der Burg
chem.
Zeichen
für
Selen
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MEDIEN
Funke
Mediengruppe
spendet an CDU
Unterstützung auch für
andere politische Parteien
Die Funke Mediengruppe hat die CDU
im Jahr 2014 mit insgesamt 15 000 Euro
unterstützt. Dies bestätigte Konzernsprecher Tobias Korenke auf Tagesspiegel-Anfrage. Danach hat die Essener Mediengruppe, die unter anderem die Tageszeitungen „WAZ“, „Hamburger Abendblatt“
und „Berliner Morgenpost“ verlegt, „an
verschiedene lokale Verbände der CDU“
Spenden bezahlt. Auch lokale Einheiten
anderer demokratischen Parteien seien
im Jahr 2014 unterstützt worden. „Intention ist die Stärkung der demokratischen
politischen Kultur auf lokaler Ebene“,
sagte Korenke. Zur Dimension meinte
der Sprecher, die Funke Mediengruppe
unterstütze caritative Einrichtungen, kulturelle Institutionen und im geringen Umfang auch demokratische politische Parteien. Ob diese parteipolitische Spendenpraxis auch 2015 fortgesetzt worden sei,
respektive in diesem Jahr fortgesetzt
werde, dazu machte Korenke keine Angaben.
jbh
E
F
NACHRICHT
Polnischer Preis
für Tagesspiegel-Filmredakteur
Jan Schulz-Ojala, langjähriger Filmredakteur dieser Zeitung, wird vom Polnischen
Institut Berlin für seine Artikel über Polen
unddie „polnische Filmlandschaft“ ausgezeichnet. Seine Texte bewiesen einen
„ganz besonderen Blick“ auf polnische
Filme und hohe „Sensibilität für die
jüngste europäische Geschichte“, heißt es
in der Begründung des Instituts. Der Preis
wird ihm am 20. April am Eröffnungsabend des Festivals „filmPolska“ im Kino
Babylon Mitte verliehen.
Tsp
ARD will nicht in Istanbul drehen
Wegen Sicherheitsbedenken will die
ARD den nächsten Krimi aus der Reihe
„Mordkommission Istanbul“ nicht in Istanbul produzieren. „Nach den Anschlägen in Istanbul und Ankara sind wir gemeinsam mit der Produktionsfirma Ziegler Film gerade dabei, alternative Drehorte zu prüfen“, sagte eine Sprecherin
der ARD-Filmtochter Degeto.
jbh
ARD
D
ZDF
Clash der Codes
Der Fall Böhmermann bietet einen Konflikt, auf den die Gesellschaft nicht vorbereitet ist: die Kontextkrise
Von Bernhard Pörksen
Was hat Jan Böhmermann, der Spieler
und Medienkünstler, eigentlich gemacht?
Er hat mit seiner Attacke auf den türkischen Staatspräsidenten Erdogan, seinem Trommelfeuer der Beleidigungen
im Kontext einer Satiresendung eine
Zwitterform erschaffen, die man Schmähsatire nennen könnte. Entstanden ist ein
Hybrid, das seine aggressiv schillernde
Kraft aus zwei einander dementierenden
Sprechakten gewinnt. Auf der Metaebene der Kommunikation sagt Böhmerman, dass er jetzt gleich – zwinker, zwinker – eine Art Didaktik-Sendung zur Unterscheidung von Satire und Schmähkritik präsentieren werde. Er macht diese
Ankündigung im Kontext einer Vorgeschichte, die darin besteht, dass Erdogan
die Löschung einer Satiresendung verlangt hat und dass die Bundesregierung
die aus diesem Grund erfolgte Einbestellung des Botschafters in Ankara auf kuriose Weise heruntergespielt und in einer
verdruckst-opportunistischen Formulierung zu einer „schärferen Form der Terminvereinbarung“ verniedlicht hat.
Was darf man in Deutschland sagen?
Und wie bedeutsam sind die Empfindlichkeiten eines türkischen Staatspräsidenten, der in seinem Land die Pressefreiheit
mit Füßen tritt, mit dem sich jedoch Bundesregierung und EU zur Lösung der
Flüchtlingskrise in eine gefährliche Notgemeinschaft hineinbegeben haben? Das
war die Ausgangsfrage, als Böhmermann,
noch immer metakommunikativ unterwegs, in seiner Sendung meinte, doch
nun mal endlich ein klares Beispiel liefern zu müssen, um den Menschen –
zwinker, zwinker – eines ein für alle Mal
klarzumachen: Das darf man in Deutschland sagen (Satire). Und so darf man sich
nun wirklich absolut nicht äußern
(Schmähkritik). Was dann auf der Inhaltsebene folgte, war eine ziemlich lupenreine Schmähkritik in Gestalt eines beleidigenden Gedichts, wie auch Böhmermann nicht müde wurde zu betonen – ein
Sammelsurium von zusammengestoppelten Beschimpfungen, die vermutlich niemand so richtig witzig finden kann und
zur lyrischen Großtat hochjubeln sollte.
Die kommunikationsanalytisch (und juristisch) interessante Frage ist jedoch:
Wie verhalten sich situativer Kontext,
Metaebene und Inhaltsebene zueinander? Hat die konkrete Situation die satirisch-schmähende Intervention eines
D
RTL
Welchen Böhmermann hätten’s denn gerne? Den Satiriker auf der der Metaebene oder
Fotos: ZDF (2)
den Schmähkritiker auf der Inhaltsebene?
zeitdiagnostisch sensiblen Fernsehmachers geradezu herausgefordert? Bestimmt die metakommunikative Selbsteinordnung – Vorsicht, Schmähkritik! –
die Bedeutung auf der Inhaltsebene?
Oder aber ist die eigentliche, dann aber
mehr oder minder kontextfrei betrachtete Inhaltsebene der tatsächlich verletzenden Beleidigungen entscheidend?
In dieser Frage haben sich die Publizisten des Landes lustvoll und sehr unterschiedlich positioniert. Es gibt diejenigen, die vor allem auf die Metaebene blicken, im Extremfall hier einen satirischen Geniestreich vermuten. Und es
gibt diejenigen, für die die Inhaltsebene
die Gesamtkomposition bestimmt und
die vor allem die Beleidigung erkennen.
Schließlich fühlen sich wieder andere
von den Inhalten abgestoßen, aber halten
die Gesamtkomposition des satirischschmähenden Zwitters für erkenntnisträchtig und letztlich nicht für strafwürdig, weil der situative und der metakommunikative Rahmen den beleidigenden
Inhalt überformt. Das hieße dann: Formal ist das alles gelungen, inhaltlich jedoch nicht, was allerdings – paradox genug – geradezu die unbedingte Voraussetzung des Kompositionserfolges in der Gesamtbetrachtung ist. In jedem Fall gilt inzwischen: „Sage mir, was du von Böhmermann hältst, und ich sage dir, welche Auffassung du von Satire, Schmähkritik, von
Kunst- oder Satirefreiheit vertrittst!"
Nur: Niemand, der jetzt schreibt, Petitionen aufsetzt, neue Satiren produziert,
D
5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen 9.55 Sturm
der Liebe 10.44 Tagesschau 10.45
Gefragt - Gejagt 11.35 Giraffe, Erdmännchen & Co. 12.00 Tagesschau
12.15 ARD-Buffet 13.00 Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen 15.00 Tagesschau 15.10 Sturm
der Liebe 16.00 Tagesschau 16.10
Nashorn, Zebra & Co.Tiergeschichten
aus dem Tierpark Hellabrunn 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant. Boulevardmagazin 18.00 Wer weiß denn sowas? Mitwirkende: Martin Kaymer, Andreas Wolff 18.50 Wer weiß denn sowas? Mitwirkende: Motsi Mabuse, Joachim Llambi 19.45 Sportschau vor
acht 19.50 Wetter vor acht 19.55
Börse vor acht
5.30 Morgenmagazin 9.00 heute
Xpress 9.05 Volle Kanne - Service täglich 10.30 Die Rosenheim-Cops
11.15 SOKO Wismar. Die Mörderspinne. Krimi-Serie 12.00 heute
12.10 drehscheibe 13.00 Mittagsmagazin 14.00 heute - in Deutschland
14.15 Die Küchenschlacht. Mario Kotaska sucht den Spitzenkoch 15.00
heute Xpress 15.05 Bares für Rares.
Die Trödel-Show mit Horst Lichter
16.00 heute - in Europa 16.10 SOKO
Wien. Gestrandet. Krimi-Serie 17.00
heute 17.10 hallo deutschland 17.45
Leute heute. Magazin 18.05 SOKO
Kitzbühel. Amour Fóu. Krimi-Serie
19.00 heute 19.20 Wetter 19.25 Bettys Diagnose. Traum und Wirklichkeit.
Krankenhaus-Serie
6.00 Guten Morgen Deutschland. Magazin. Mit Jennifer Knäble, Bernd
Fuchs 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns 9.30 Betrugsfälle
10.00 Die Trovatos - Detektive decken
auf. Aus dem Alltag einer Detektivfamilie 11.00 Die Trovatos - Detektive decken auf 12.00 Punkt 12. Moderation:
Katja Burkard 14.00 Der Blaulicht-Report. Geschichten aus dem Berufsalltag von Polizisten, Sanitätern und Notärzten 15.00 Der Blaulicht-Report
16.00 Verdachtsfälle 17.00 Betrugsfälle 17.30 Unter uns 18.00 Explosiv Das Magazin 18.30 Exclusiv - Das
Star-Magazin Mit Frauke Ludowig
18.45 aktuell 19.03 Wetter 19.05 Alles was zählt 19.40 Gute Zeiten,
schlechte Zeiten
20.00 Tagesschau
20.15 Papa und die Braut aus Kuba
Komödie, D 2016
Mit Walter Kreye, Isabelle
Redfern, Johann von Bülow
Regie: Thorsten M. Schmidt
21.45 Tagesthemen
22.00 Tatort Es ist böse.
Krimi-Reihe, D 2012. Mit Nina
Kunzendorf, Joachim Król
23.30 Pfarrer Braun
Der unsichtbare Beweis.
Krimikomödie, D 2006
Mit Ottfried Fischer
1.00 Nachtmagazin
1.20 Geheimnis im blauen
Schloss Kriminalfilm,
GB 1965. Mit Hugh O’Brian,
Shirley Eaton, Fabian
Regie: George Pollock
2.48 Tagesschau
2.50 Agenten Poker
Spionagefilm, I/F 1966
Mit Roger Hanin, Rory
Calhoun, Evi Marandi
Regie: Paolo Bianchini
20.15 Die Chefin
Albtraum. Krimi-Serie
21.15 Letzte Spur Berlin
Unantastbar. Krimi-Serie
22.00 Heute-Journal
22.30 heute-show Nachrichtensatire mit Oliver Welke
23.00 aspekte Der Fall Böhmermann / „Bauernopfer - Spiel
der Könige“, die Bobby Fischer-Story im Kino / Ein Lob
auf Shakespeare zum 400.
Todestag / 70 Jahre beim Ballett: Porträt einer
rekordverdächtigen Ballettmeisterin. Gäste: Lars Eidinger, Bosse
23.45 heute+
0.00 Columbo Zwei Leben an
einem Faden. Krimi-Reihe,
USA 1973. Mit Peter Falk
1.10 Der elektrische Reiter
Western, USA 1979
Mit Robert Redford, Jane
Fonda. Regie: Sydney Pollack
3.05 SOKO Kitzbühel
20.15 Let’s Dance
Jury: Motsi Mabuse, Joachim
Llambi, Jorge González.
Moderation: Sylvie Meis,
Daniel Hartwich
23.00 Jungen gegen Mädchen
Mit Tom Beck, Bürger Lars
Dietrich, Hans Sarpei, Nela
Lee, Larissa Marolt, Pia
Sarpei. Moderation: Mirja
Boes, Joachim Llambi
0.00 Nachtjournal
0.27 Wetter
0.30 Willkommen bei Mario Barth
1.25 Jungen gegen Mädchen
Mit Tom Beck, Bürger Lars
Dietrich, Hans Sarpei, Nela
Lee, Larissa Marolt, Pia
Sarpei. Moderation: Mirja
Boes, Joachim Llambi
2.25 Nachtjournal
2.50 Exclusiv - Das Star-Magazin
3.00 „Stern“-TV
4.30 Das Strafgericht
5.20 Betrugsfälle
Doku-Soap
RBB
NDR
ARTE
D
DER TAGESSPIEGEL
D
D
12.10 Verrückt nach Meer. Hochzeitsglocken in Las Vegas 13.00 Aktuell
13.05 Schloss Einstein 13.30 Auf Leben und Tod - Die jungen Ärzte 14.15
Planet Wissen 15.15 Mit dem Zug
durch ... 16.00 rbb UM4 17.00 Aktuell
17.05 Panda, Gorilla & Co. 17.55 Unser Sandmännchen 18.00 rbb um 6
18.27 wetter 18.30 zibb 19.27 wetter
19.30 Abendschau
11.30 Deutschlands wilde Wölfe
12.15 In aller Freundschaft 13.00 Die
Nordreportage 13.30 Brisant 14.00
aktuell 14.15 Bilderbuch 15.00 aktuell 15.15 An der Nordseeküste.
Pas-de-Calais 16.00 aktuell 16.10
Mein Nachmittag 17.10 Am Kap der
wilden Tiere 18.00 Ländermagazine
18.15 Lust auf Norden 18.45 DAS!
19.30 Ländermagazine
12.25 Medizin in fernen Ländern
13.20 Journal 13.50 Salomon und die
Königin von Saba. Monumentalfilm,
USA 1959. Mit Yul Brynner, Gina Lollobrigida. Regie: King Vidor 16.10 Magische Gärten 16.35 Magische Gärten
17.05 Hightech des Mittelalters. Das
Wikinger-Schwert 17.55 X:enius
18.25 Dschungel unter Wasser. Das
geheimnisvolle Leben im Baggersee
20.00 Tagesschau
20.15 Die legendärsten Berliner
TV-Serien
21.00 Das Beste aus „Verstehen
Sie Spaß?“
21.45 Aktuell
22.00 Riverboat
Die MDR-Talkshow aus
Leipzig. Gäste: Michelle, Kati
Wilhelm, Hugo Egon Balder,
Angelo Kelly, Wolfgang
Lippert, Alexa Maria Surholt,
Christiane Stenger
0.00 Ein Star und seine Stadt
James Last - Mein Miami
0.45 Abendschau
1.15 Brandenburg aktuell
1.45 zibb
2.45 rbb Praxis
3.30 Klartext
20.00 Tagesschau
20.15 die nordstory 24 Stunden
Landungsbrücken
21.15 Stoßgeburten auf Gut Darß
21.45 aktuell
22.00 3 nach 9
Die Bremer Talkshow. Gäste:
Werner Schneyder, Reinhard
Mey, Ingrid van Bergen, Ronja
von Rönne, Michael Tsokos,
Markus Söder, Dennis Gastmann
0.00 Inas Nacht
Late-Night-Show. Gäste:
Guido Maria Kretschmer,
Conchita, Phela
1.00 3 nach 9 Classics
2.00 Zimmer frei!
Gast: Lars Eidinger
3.00 Nordbilder
19.10 Journal
19.30 Das Baskenland in Frankreich
20.15 Zweimal lebenslänglich
Beziehungsdrama, D 2015
Mit Julia Koschitz, Felix Klare
Regie: Johannes Fabrick
21.45 Die geheime Welt der
Zwillinge
22.35 Das Beste kommt noch!
Wohnst Du schon?
23.30 KurzSchluss Sondersendung
Filmfest Dresden
1.05 Tracks
Das Magazin für Popkultur
1.45 Pop-Legenden
Amy Winehouse
2.30 Palace of Groove
Die Soultrain-Archive / Die
Soultrain-Archive
3 SAT
D
9.00 ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 nano
spezial 10.15 Markus Lanz 11.30
Stöckl. 12.30 Sehen statt Hören
13.00 ZIB 13.20 Traumorte. Sri Lanka
14.05 Der Pazifische Feuerring 14.45
Der Pazifische Feuerring 15.30 Der Pazifische Feuerring 16.15 Der Pazifische Feuerring 17.00 Unterwegs zum
Nordkap. Winterreise durch Skandinavien 18.30 nano 19.00 heute 19.20
Kulturzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Illegale Waffen: Die Balkanroute 21.00
makro. Wirtschaft in 3sat 21.30 auslandsjournal extra 22.10 ZIB 2 22.35
Chinatown. Detektivthriller, USA
1974. Mit Jack Nicholson, Faye Dunaway, John Huston. Regie: Roman Polanski 0.40 Zapp. Das Medienmagazin 1.10 10vor10 1.40 extra 3
als Trittbrettfahrer im Scherzbusiness
agiert oder, wie die Bundesregierung,
über den türkischen Strafantrag im Falle
Böhmermann entscheidet, agiert kontextisoliert. Perspektiven der Weltbetrachtung prallen unter den Bedingungen der
digitalen Vernetzung in einer radikalen
Unmittelbarkeit und neuartigen Geschwindigkeit aufeinander. Es ist, so
zeigt sich am Beispiel der Causa Böhmermann, im digitalen Zeitalter, also in einer
Medienepoche, in der Daten und Dokumente, gute und weniger gute Witze,
Schmähsatiren, Beleidigungen
oder
eben StellungnahWie eigene
men gleich welcher
Normen
Art blitzschnell zirkulieren, ein neuer,
bewahren,
noch nicht wirklich
ohne andere entzifferter Konfliktzu verletzen? typ entstanden: die
Kontextkrise,
die
zur global vernehmbaren Erregung explodieren kann.
Die Kontextkrise ergibt sich aus der
schlichten Tatsache, dass das Publikum,
das etwas zu sehen und zu hören bekommt und auf seine Weise interpretiert,
nicht mehr eingrenzbar und nicht mehr
kalkulierbar ist. Was dem einen – im Kontext seiner so normal und unbedingt richtig erscheinenden Weltbetrachtung – als
genialische Satire oder doch zumindest
als legitimer Spott erscheint, wird ein anderer im Extremfall als zutiefst erniedrigende Beleidigung interpretieren, die
D
N24
Stündlich Nachrichten 12.45 Börse
am Mittag 13.05 Catching Hell - Die
Speerfischer von Florida. Tauchgang
im Dunkeln 14.05 Top Gear USA
15.20 N24 Cassini. Scharfes Fleisch:
Wer hat das beste Cevapcici-Rezept?
16.05 Countdown zur Katastrophe.
Die Gasplattform 17.05 Countdown
zur Katastrophe. Der Eisbrecher
18.15 Börse am Abend 18.25 N24
Cassini. Sägewerk in Westaustralien:
Wie Eukalyptusbäume verarbeitet werden 19.10 Welt der Wunder 20.05
Black Ops 21.05 Miami County Jail Hinter Gittern im Sunshine State
22.05 High Security! Schwerverbrecher hinter Gittern 23.05 Gangs of
America 0.05 Im Todestrakt - Warten
auf die Hinrichtung
nach Strafe oder gar Rache verlangt. Es
ist ein permanenter Clash der Codes,
eine Sofort-Konfrontation von unterschiedlichen Systemen der Wirklichkeitsdeutung, die eine intensiv vernetzte Welt
in einen Zustand der Daueraufregung versetzt. Was an einem Ort vielleicht lediglich ein schwaches Kopfschütteln auslöst, provoziert an einem anderen womöglich blutige, im Extremfall gar mörderische Proteste von Fundamentalisten
und Fanatikern, die den Satiriker, diese
Symbolfigur des antiautoritären, frei
schweifenden Denkens, hassen oder aber
gar nicht wissen, was Satire in einer liberalen Gesellschaft eigentlich ist.
Was also soll man tun, wenn sich der
Resonanzboden einer Äußerung immer
weiter ausdehnt und auch die Kontexte
der Rezeption kollabieren? Auf eine solche Situation und die bizarre Asymmetrie von Anlass und Effekt, von Ursache
und Wirkung, die sich gegenwärtig beobachten lässt, ist niemand wirklich vorbereitet – die Politik nicht, aber auch nicht
der Satiriker, der nun mit einem Mal auf
die Weltbühne einer Auseinandersetzung geschleudert wird. Es ist ein heikler,
fast unmöglich erscheinender Balanceakt, der nun für die verschiedenen Player
in der Erregungsarena der Gegenwart ansteht: Man muss, dies gilt unbedingt, sich
die freie, kritische, manchmal auch unvermeidlich angriffslustige Sprache bewahren, die Unrecht und Unterdrückung klar
kenntlich werden lässt. Unabhängig davon, ob Erdogans Leute dies auch witzig
finden oder für infam halten. Und unabhängig davon, welche Vereinbarungen
die eigene Regierung sonst noch mit einem Staatspräsidenten getroffen hat, der
Regierungskritiker und Journalisten brutal drangsaliert. Niemand, der verstanden hat, dass man für eine offene Gesellschaft mit der nötigen Entschiedenheit
eintreten muss, kann also Verzagtheit
und Verdruckstheit als das kommunikative Gebot der Stunde empfehlen.
Aber die Frage bleibt im Moment der
gegenwärtigen und im Lichte der zukünftigen, womöglich gewalttätigen Kontextkrisen: Wie besteht man radikal auf den
eigenen Einsichten und Normen, ohne andere, die plötzlich so irrwitzig nahe gerückt sind und doch in gänzlich anderen
Welten leben, unnötig zu verletzen?
— Bernhard Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen.
PHOENIX
D
7.15 Wie solidarisch ist Deutschland?
8.00 Milliarden für Millionäre 8.45
Bundestag live 12.45 Thema 13.30
Dokumentation 14.00 PK Neuer
DFB-Präsident 14.30 Wie solidarisch
ist Deutschland? 15.15 Milliarden für
Millionäre 16.00 Maybrit Illner 17.05
Augstein und Blome 17.15 Warschauer Notizen 17.30 Vor Ort 18.00
Aktuelle Reportage 18.30 Mein Ausland. Brücke der kleinen Wunder - Ein
Jahr Alltag in Nairobi 19.15 Somaliland. Vieh, Khat und ein Schönheitssalon 20.00 Tagesschau 20.15 Geschichte des Rassismus 21.00 Geschichte des Rassismus 21.45 Geschichte des Rassismus 22.30 Im Dialog. Sarah Wagenknecht 23.00 Der
Tag 0.00 Im Dialog
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wegen Umbau und Sortimentswechsel
vom 15. bis 30. April
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SUPER RTL
D
15.20 Zig & Sharko 15.50 Familie Fox
16.15 Scooby-Doo! 16.40 Go Wild! Mission Wildnis 17.10 Dinotrux 17.40
Inspector Gadget 18.10 Bugs Bunny &
Looney Tunes 18.45 WOW: Die Entdeckerzone 19.15 Die Nektons 19.45
Dragons - Auf zu neuen Ufern 21.10
Dragons: Legenden 22.10 Tom und
Jerry 22.25 Pretty Little Liars 23.20
Pretty Little Liars
KIKA
D
15.25 H2O - Abenteuer Meerjungfrau
15.50 Zoom - Der weiße Delfin 16.20
Lassie 17.00 Das Dschungelbuch
17.35 Yakari 18.00 Shaun, das Schaf
18.15 Heidi 18.40 Dinotaps 18.50
Sandmännchen 19.00 Der kleine
Prinz 19.30 Der kleine Prinz 20.45 Mascha und der Bär
RTL 2
D
16.10 Die Straßencops Süd 17.05
KLUB 18.00 Köln 50667 19.00 Berlin
- Tag & Nacht 20.00 News 20.15 The
Quest 22.00 The Quest 23.50 Doomsday - Tag der Rache. Science-Fiction-Film,
GB/USA/SA/D
2008 1.30 John Carpenter’s Ghosts
of Mars. Sci-Fi-Thriller, USA 2001
N-TV
vom
bis
15.
30.
April
April
D
Stündlich Nachrichten 16.05 Die
Schmuggler 17.05 Amerika Extrem
18.20 Telebörse 18.30 Julian Schnabel - Im Pyjama in den Kunsthimmel
19.05 Das Leben der Milliardäre. Personal & Gefolge 20.15 Super-Festungen 21.05 Enthüllte Metropolen
22.05 Telebörse 22.10 Enthüllte Metropolen 23.10 Deluxe 0.05 Das Leben der Milliardäre
TELE 5
D
19.05 Star Trek - Das nächste Jahrhundert 20.12 Man vs Fly 20.15 Hijackers
- Auf Leben und Tod. Actionthriller, USA
2001. Mit Ice-T 22.05 Ghettogangz Die Hölle vor Paris. Actionfilm, F 2004.
Mit Cyril Raffaelli 23.50 Killing Candy.
Thriller, USA 2002. Mit Daniel Baldwin, Coolio, Alex McArthur
ZDF NEO
D
20.15 Mit aller Macht - Primary Colors.
Politdrama, F/GB/D/USA/J 1998. Mit
John Travolta, Emma Thompson, Billy
Bob Thornton. Regie: Mike Nichols
22.30 Dicte. Ein Mädchen verschwindet. Krimi-Reihe, DK 2014. Mit Iben
Hjejle 23.50 The Fall - Tod in Belfast
(5). Krimi-Reihe, GB 2013
WDR
D
18.15 Servicezeit Reportage 18.45 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00
Tagesschau 20.15 Wir in den wilden
Zwanzigern. Aufbruch aus dem Chaos
21.00 Mit Bock durchs Land 21.45
WDR aktuell 22.10 Kölner Treff.
Gäste: Joachim Król, Joris, Julia Engelmann, Ute Lemper, Julia Melchior, Micky Beisenherz, Oliver Polak 23.30 RebellComedy 0.00 Schmidteinander
MDR
D
18.10 Brisant 18.54 Sandmännchen
19.00 SachsenSpiegel 19.30 Aktuell
19.50 Elefant, Tiger und Co. 20.15 Musik für Sie 21.45 Aktuell 22.00 Riverboat 0.00 Kino Royal 0.15 Die Braut
meines Freundes. Liebesfilm, D 2001.
Mit Michael von Au, Katharina Böhm,
Florian Fitz. Regie: Gabi Kubach
BR
D
19.30 Landgasthäuser Franken
20.00 Tagesschau 20.15 Hubert und
Staller 21.00 Monaco 110 21.45
Rundschau Magazin 22.00 Habe die
Ehre 22.45 Im Schleudergang 23.15
Charade. Krimikomödie, USA 1963.
Mit Cary Grant, Audrey Hepburn, Walter Matthau. Regie: Stanley Donen
SAT 1
23
Rebellion
der
Redakteure
ZDF-Mitarbeiter wollen
„Schmähkritik“ zurück
Redakteure des ZDF fordern in einem internen Schreiben, die Löschung der Erdogan-Satire von „Neo Magazin Royale“Moderator Jan Böhmermann aus der Mediathek zurückzunehmen. Das meldete
Spiegel Online am Donnerstag. Der Brief
sei am Donnerstagmorgen vom Redakteursausschuss über die Hauspost an alle
Büros der ZDF-Zentrale in Mainz verschickt worden.
„Wir würden es begrüßen, wenn die
,Schmähkritik‘ vom Giftschrank wieder
in die Mediathek gestellt wird“ – als Dokument der Zeitgeschichte. „Eine ZDF-Sendung bewegt Regierungschefs und ersetzt ein juristisches Proseminar. Programmauftrag erfüllt.“
Auch in anderen Sendungen wie „extra3“
würden Politiker teils
hart kritisiert. ZDF-Intendant Thomas Bellut
hatte die Löschung der
Stelle damit begründet,
die „Schmähkritik“ entspreche „nicht den Vor- Thomas Bellut
stellungen, die wir vom
Programm haben“.
Das ZDF hat im Ermittlungsverfahren
eine Stellungnahme bei der Staatsanwaltschaft Mainz abgegeben. Der Sender
stützt sich auf eine Expertise der Kanzlei
Redeker Sellner Dahs, die zu dem Ergebnis kommt, dass die in Rede stehende Sequenz aus dem „Neo Magazin Royale“ einschließlich des so genannten „Schmähgedichts“ rechtlich zulässig war und daher
„die Grenzen zur Strafbarkeit nicht überschritten worden sind“, wie es in einer
Mitteilung des ZDF vom Donnerstagnachmittag heißt. Die grundgesetzlich garantierte Satirefreiheit umfasse gerade
bei Angelegenheiten von öffentlichem Interesse auch den Einsatz grober Stilmittel, unabhängig davon, ob sie persönlichen oder allgemeinen geschmacklichen
Vorstellungen entsprechen, wird in der
Stellungnahme argumentiert.
Im zivilrechtlichen Streit mit dem türkischen Präsidenten lehnt es Böhmermann
ab, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Erdogans Anwalt hatte zuvor erklärt, in diesem Fall vor das Landgericht
zu ziehen.
M. Niewendick, K. Sagatz
Foto: Fredrik von Erichsen/dpa
FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729
D
PRO 7
D
5.30
Sat.1-Frühstücksfernsehen.
Ashton Kutcher und Danny Masterson
/ Wayne & Annemarie Carpendale Das sympathische Paar präsentiert
Seite an Seite die neue SAT.1-Gameshow „Ran an den Mann“ / Larissa
Kindt - Unsere Redakteurin Larissa präsentiert die Wochenhighlights / Biggest loser / Die große ProSieben Völkerball Meisterschaft 10.00 Auf
Streife - Die Spezialisten 11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00 Richter Alexander Hold 14.00 Auf Streife 16.00
Anwälte im Einsatz 17.00 Mein dunkles Geheimnis 17.30 Schicksale - und
plötzlich ist alles anders 18.00 Auf
Streife - Die Spezialisten 19.00 Einsatz in Köln - Die Kommissare 19.55
Nachrichten
3.55 Malcolm mittendrin 4.35 Scrubs
- Die Anfänger 5.20 Mike & Molly 5.55
How I Met Your Mother 6.40 Two and a
Half Men 8.25 2 Broke Girls 9.15 The
Big Bang Theory 9.40 The Big Bang
Theory 10.05 The Big Bang Theory
10.30 The Big Bang Theory 10.55
Mike & Molly 11.45 How I Met Your Mother 12.10 How I Met Your Mother
12.40 Two and a Half Men 13.05 Two
and a Half Men 13.30 Two and a Half
Men 13.55 Two and a Half Men 14.25
2 Broke Girls 14.50 2 Broke Girls
15.15 The Big Bang Theory 15.40 The
Big Bang Theory 16.05 The Big Bang
Theory 16.30 The Big Bang Theory
17.00 taff. Beauty Queens 18.00
Newstime 18.10 Die Simpsons 18.40
Die Simpsons 19.05 Galileo
20.15 Ran an den Mann - Hält er,
was sie verspricht?
Moderation: Wayne & Annemarie Carpendale
23.10 LUKE! Die Woche und ich
0.10 Ladykracher
Mit Anke Engelke, Judith
Richter, Matthias Matschke,
Kai Lentrodt, Charly Hübner,
Friederike Kempter, Lena
Dörrie, Holger Stockhaus, Daniel Wiemer
0.40 Ran an den Mann - Hält er,
was sie verspricht?
3.15 Sechserpack
Halbgötter in Weiß. Mit Shirin
Soraya, Nina Vorbrodt, Emily
Wood, Hanno Friedrich, Thomas M. Held, Mirco Reseg
3.40 Sechserpack
Knapp vorbei ist auch
daneben
4.00 Sechserpack
Die 80er
4.25 Die dreisten Drei Die Comedy-WG
20.15 Ich bin Nummer Vier
Science-Fiction-Film,
GB/USA 2011
Mit Alex Pettyfer, Timothy
Olyphant, Teresa Palmer
Regie: D.J. Caruso
22.15 Jumper
Fantasythriller,
USA/CDN 2008
Mit Hayden Christensen,
Jamie Bell, Diane Lane
Regie: Doug Liman
0.00 Ich bin Nummer Vier
Science-Fiction-Film,
GB/USA 2011
Mit Alex Pettyfer, Timothy
Olyphant, Teresa Palmer
Regie: D.J. Caruso
2.00 Watch Me - das Kinomagazin
The Jungle Book
2.10 Spätnachrichten
2.15 Skinwalkers - Fluch der
Wölfe Horrorfilm,
CDN/USA/D 2006
Mit Jason Behr, Elias Koteas
Regie: James Isaac
VOX
KABEL 1
D
D
6.10 CSI: NY. Schwarze Liste 6.55 Verklag mich doch! 10.55 nachrichten
11.00 Mein himmlisches Hotel 12.00
Shopping Queen 13.00 4 Hochzeiten
und eine Traumreise 14.00 Spa Wars
15.00 Shopping Queen 16.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise 17.00
Mein himmlisches Hotel 18.00 mieten, kaufen, wohnen 19.00 Das perfekte Dinner
7.30 Cold Case 8.25 Navy CIS 9.25
The Mentalist 10.20 Castle 11.15
Without a Trace 12.05 Numb3rs - Die
Logik des Verbrechens 13.00 Cold
Case - Kein Opfer ist je vergessen
13.55 Navy CIS 14.50 The Mentalist
15.50 News 16.00 Castle 16.55 Abenteuer Leben 17.55 Mein Lokal, dein Lokal - Wo schmeckt’s am besten?
18.55 Achtung Kontrolle!
20.00 Prominent!
20.15 Law & Order: Special Victims
Unit Minderjährig. Krimi-Serie
21.15 Law & Order: Special Victims
Unit Am Pranger. Krimi-Serie
22.10 Law & Order: Special Victims
Unit Straffrei. Krimi-Serie
23.10 Law & Order: Special Victims
Unit Therapie. Krimi-Serie
0.00 nachrichten
0.20 Law & Order: Special Victims
Unit Minderjährig. Krimi-Serie
1.15 Law & Order: Special Victims
Unit Am Pranger. Krimi-Serie
2.00 Medical Detectives - Geheimnisse der Gerichtsmedizin
Tödliche Geschäfte
2.50 Medical Detectives - Geheimnisse der Gerichtsmedizin
Freundschaften
20.15 The Mentalist
Der Geschmack des Todes.
Krimi-Serie
21.10 The Mentalist
Code Red. Krimi-Serie
22.10 The Mentalist
Kleopatras Ring. Krimi-Serie
23.10 The Mentalist
Giftiges Wasser. Krimi-Serie
0.10 The Mentalist
Der Geschmack des Todes.
Krimi-Serie
1.05 The Mentalist
Code Red. Krimi-Serie
1.50 Late News
1.55 The Mentalist
Kleopatras Ring. Krimi-Serie
2.45 Medium - Nichts bleibt verborgen Paris träumt von der
Liebe. Mystery-Serie
E
WELTSPIEGEL
DER TAGESSPIEGEL
NACHRICHTEN
F
Von wegen Schätzchen
Hagener Polizei schimpft
bei Facebook über Gaffer nach Unfall
Hagen - Weil hunderte Schaulustige einen Rettungseinsatz behindert haben,
wird die Hagener Polizei im Internet nun
deutlich: „Schämt Euch, ihr Gaffer vom
Hauptbahnhof!“, schrieben die Beamten
bei Facebook über einen Fall vom Vortag.
Ein zehnjähriges Mädchen war von einem
Auto schwer verletzt worden. Schaulustige hatten sofort ihr Smartphone gezückt,
um das Opfer zu filmen. Einige hätten die
Rettungskräfte aufgefordert, zur Seite zu
gehen, damit sie besser filmen könnten,
schreibt Polizeikommissar Tino Schäfer.
Um das Mädchen vor Kameras zu schützen, verdeckte die Feuerwehr die Unfallstelle mit weißen Tüchern. Doch einige
Gaffer hätten versucht, über die Tücher
hinweg zu filmen.
dpa
Papagei aus „Pippi in Taka Tuka Land“
darf weiterleben – in Karlsruhe
Malmö/Karlsruhe - Der Film „Pippi in
Taka Tuka Land“ machte den Papagei
Douglas alias Rosalinda vor 45 Jahren berühmt. Frank Madsen, Leiter eines kleinen Tropenzoos im schwedischen Malmö, sollte ihn jetzt auf Anweisung der Behörden einschläfern, weil der Käfig zu
klein war. Am Donnerstag kam rettende
Nachricht: Der Papagei kann nach Karlsruhe umziehen. Madsen hatte sich vor einer Woche an die Medien gewandt. Über
hundert Anfragen bekam der Schwede allein aus Deutschland. Den Zuschlag für
Douglas und seine Gefährtin Gojan bekam der Tierpark in Karlsruhe.
dpa
E
LEUTE
F
Heue aus Hamburg und Los Angeles
Wegen mangelnder Rollenangebote jobbt
Anja Schüte (51) manchmal als Modeverkäuferin auf Sylt. „Leider ist es so, dass
ich weniger zu tun habe, als mir lieb ist“,
sagte die Schauspielerin („Die Wicherts
von nebenan“, „Der Trotzkopf“) dem
„Stern“. Sie sei da unter den Kollegen
nicht allein: „Es betrifft besonders uns
Frauen über 50.“ Ihr Lebensgefährte hat
ein Hotel auf Sylt. „Dort arbeite ich zwischendurch in Modegeschäften. Das
macht mir Spaß. Und nein, es ist mir überhaupt nicht peinlich, falls das Ihre
nächste Frage sein sollte. Ich muss
schließlich meine Brötchen bezahlen und
möchte unter Menschen sein.“
dpa
***
Foto: AFP
Popstar Katy Perry hat im Streit um den
Kauf eines ehemaligen Klosters einen
Teilerfolg errungen. Ein Gericht in Los
Angeles erklärte den Verkauf der Immobilie, die Perry zu einem Wohnhaus umbauen will, an eine Restaurantbesitzerin
für ungültig. Ob Perry damit den Zuschlag für das 14,5 Millionen Dollar teure Anwesen bekommt, ist aber fraglich.
Der Verkauf der Immobilie an Gastwirtin Dana Hollister ist zwar hinfällig.
Zwei Nonnen versuchen aber, den Verkauf der Immobilie an den Popstar zu
verhindern. In ihrer
Klage werfen sie dem
als Verkäufer auftretenden Erzbistum
vor, eigenmächtig
die Ordenssatzung
geändert zu haben.
Perry hatte gehofft,
die Nonnen durch Besuche zu überzeugen. Sie soll sogar
für sie gesungen haben.
Die Ordensschwestern blieben
hart.
AFP
NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016
DIGITALE Pioniere
Vor 75 Jahren begann
das digitale Zeitalter in Berlin.
Wer sind die führenden Köpfe?
Ben Tewaag beschimpft seine Mutter Uschi Glas öffentlich – wie sein Leben immer öffentlich war
Von Arno Makowsky
Berlin - Franz Kafka war 36 Jahre alt, als
er einen Brief an seinen Vater schrieb.
103 Seiten lang; es ist das Dokument
eines Kampfes, eines emotionalen Desasters. Hier der jähzornige Alte, erfolgreich, fordernd, dort der sensible, weltabgewandte Sohn. Der Vater, schreibt
Kafka, habe über ihn gesagt: „Er soll
krepieren, der kranke Hund.“
Man tut Ben Tewaag, dem 39-jährigen
Sohn der Schauspielerin Uschi Glas, sicher nicht unrecht, wenn man behauptet, dass ihn mit Franz Kafka so gut wie
gar nichts verbindet. Bis auf diesen Konflikt. Der Hass auf den Vater, oder, wie
bei Tewaag, auf die Mutter. Die Anklage,
die drastische Wortwahl, die Entfremdung – so klingt es, wenn sich Liebe in ihr
Gegenteil verkehrt.
Auch Ben Tewaag, der sich selbst als
Schauspieler und Produzent bezeichnet,
der in Wahrheit aber
Berufssohnist, hateinen Brief geschrieDie Kinder
ben. Der ist nicht
von Stars
103 Seiten lang, es
sind nur ein paar Zeisind für
len auf Facebook.
viele Medien „Meine Mutter beschäftigtsich seitJaheine
ren mit ihrer ,MisAttraktion
sion‘ (weil sie als
Schauspielerin nicht
mehr besetzt) ,Brotzeit für Kinder‘, während ihrer die eigenen Kinder ,voll ihr voll am Arsch vorbei
gehen‘ Ihr Narzissmus geht über alles und
sie hofft ,in die Geschichte eingehen‘.“
Es ist ein Gestammel, und es zeigt offenbar den Gemütszustand eines Mannes, der mit dem Leben und mit seiner
Mutter nicht mehr zurechtkommt.
Seit Tagen wird die Geschichte von
den Boulevardmedien, allen voran von
der „Bild“-Zeitung, ausgeschlachtet. „So
leidet Uschi Glas“, titelte das Blatt am
Donnerstag in vier Zentimeter hohen
Buchstaben auf der Seite 1 – und natürlich im Internet. Fotografen dokumentieren minutiös, wie Ben Tewaag, der sich
selbst als Alkoholiker und Drogenkonsument bezeichnet, bei der Polizei randaliert, Whiskey einkauft, alleine auf einer Mauer sitzt und in sein Handy
tippt. Er hat blutige Kratzer im Gesicht.
Es ist eine Geschichte, nach deren
Lektüre man sich Sorgen um diesen
Mann macht.
Schrecklich nette Familien. Seit vielen Jahren wurden Uschi Glas und ihr Sohn Ben Teewag (hier bei der Eröffnung der Expo 2000 in Hannover) nicht gemeinsam fotografiert – berichtet wird weiter über sie. Auch Michael Jacksons Tochter Paris Jackson (links) wird aufmerksam von Medien beobachtet. Bobbi Kristina Brown (im Bild noch als Kind, 2004), Tochter von Whitney Houston und Bobby Brown, starb 2015 mit 22 Jahren.
Fotos: Imago/dpa/rtr
Wie immer, wenn sich Söhne oder
Töchter von Prominenten auffällig verhalten, sind Küchenpsychologen nicht
weit. Wie sollen Kinder eine stabile Psyche entwickeln, heißt es, wenn die Eltern
ständig im Rampenlicht stehen, sich nur
um sich kümmern, ihren Nachwuchs
gerne als schickes Accessoire vorführen?
Ben Tewaag, so scheint es, entspricht
diesem Klischee voll und ganz. Seine Mutter Uschi Glas gilt in Bayern spätestens
seit dem Film „Zur Sache, Schätzchen“
von 1968 als eine Art Nationalheiligtum.
Jeder Schritt, jede neue Frisur, jede Rolle
wird von Journalisten begleitet. Als ihre
Ehe mit dem Filmproduzenten Bernd Tewaag vor 15 Jahren zerbrach, führten die
beiden in der „Bild“-Zeitung einen Scheidungskrieg, mit Interviews, Fotos, Indiskretionen. Es ist ein Leben in der Öffentlichkeit; kein Wunder, dass auch Sohn
Ben bald in den Fokus der Medien gerät.
Allerdings auf wenig ruhmreiche Art:
hier eine Schlägerei, dort ein Angriff auf
Polizisten, Alkoholexzesse, Körperverletzung, ein Aufenthalt im Gefängnis. Therapien wegen einer bipolaren Störung bleiben erfolglos. Immer neue schauerliche
Fotos sind zu sehen. Und immer wieder
Uschi Glas, immer wieder als Schlagzeile: „Meine Liebe zu Ben ist nicht zu
erschüttern.“
Es ist ein Muster, das man auch von
anderen prominenten Familien kennt.
Charlie Sheen, Sohn des „Apokalypse
now“-Stars Martin Sheen, verlor seinen
Job in der Serie „Two an a half Men“ wegen Drogengeschichten und Pöbeleien.
Cameron Douglas, Sohn von Michael
Douglas, wurde aus ähnlichen Gründen
auffällig. Längst hat das internationale
Klatschgewerbe die Kinder von Stars als
Attraktion entdeckt – und diese kommen
dem Angebot gerne nach.
Manchmal sind es nur Momente, die
das Publikum nach mehr gieren lassen.
So wie jene Minute, als die elfjährige Paris Jackson bei der Trauerfeier für ihren
Vater Michael Jackson alleine am Mikrofon stand. Milliarden schauten zu. Sie
sagte: „Daddy, ich liebe dich“ – und begann zu weinen. Seitdem wird sie öffentlich erwachsen. Mit täglichen Updates.
So wie die Story über Ben Tewaag weitergehen wird, mit vielen Fotos und Details.
Übrigens, auch Franz Kafka verriet in
dem Brief viel über seinen Vater. Zum Beispiel, dass der ihm riet, zu Prostituierten
zu gehen. Aber anders als Tewaag
schickte er den Brief nie ab.
Gefahrenstelle Handy
Die Todesfälle von Bad Aibling zeigen, wie gefährlich die Ablenkung durch Mobiltelefone ist
Berlin - Elf Menschen starben, als am 9.
Februar zwei Regionalzüge bei Bad Aibling frontal aufeinanderprallten. Am Mittwoch erlag ein 46-Jähriger seinen Verletzungen, zwei Monate nach dem Unfall.
Zwölf Menschen sind tot, mehr als 80
wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft
Traunheim teilte am Dienstag mit, der
Bahn-Mitarbeiter habe während der Arbeitszeit ein Online-Spiel auf seinem
Smartphone gespielt und sei deshalb abgelenkt gewesen und habe Fehler gemacht. Der Beschuldigte habe zwar eingeräumt, bis kurz vor der Kollision beider
Züge ein Spiel gespielt zu haben – er habe
aber bestritten, dadurch unaufmerksam
gewesen zu sein. Er wurde in Untersuchungshaft genommen.
Der schnelle Blick aufs Telefon ist mittlerweile Routine für die meisten. Das ist
nicht ohne Risiko, denn wir lesen, schrei-
ben und spielen immer öfter auch dann,
wenn wir gehen, fahren oder arbeiten.
Forscher der Universität Braunschweig
haben 12 000 Autos beobachtet und festgestellt, dass 4,5 Prozent der Fahrer mit
ihrem Mobiltelefon hantierten. „Die
meisten Autofahrer unterschätzen das
Risiko der Ablenkung“, sagt Diana
Sprung vom ADAC. Sie rechnet vor:
„Wenn Sie 100 km/h fahren und nur eine
Sekunde lang abgelenkt sind, legen Sie
27 Meter Blindflug hin.“
Erlaubt ist die Bedienung eines Telefons während der Fahrt nicht. Auch in
den Dienstvorschriften für Fahrdienstleister der Deutschen Bahn ist festgehalten,
dass private Smartphones im Dienst
nicht genutzt werden dürfen. Die S-Bahn
Berlin, die zur Deutschen Bahn gehört,
hat die gleichen Vorschriften. Bei der
BVG sei eine solche Vorschrift für die
Leitstellen nicht explizit formuliert, sagte
BVG-Sprecherin Petra Reetz. Es sei aber
selbstverständlich, dass die Mitarbeiter
während des Dienstes konzentriert und
nicht durch Smartphones abgelenkt
seien. Für die Fahrer der U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse gelte selbstverständlich ein absolutes Handy-Verbot am
Steuer: „Wer während der Fahrt mit einem Handy erwischt wird, ist sofort
seine Fahrerlaubnis los.“
Keine rechtlichen Konsequenzen muss
befürchten, wer als Fußgänger auf sein
Handy starrt. Auch davon sieht man im
Stadtbild immer mehr, 2015 wurde das
Kofferwort „Smombie“ gar zum Jugendwort des Jahres gewählt. Der Begriff setzt
sich zusammen aus „Smartphone“ und
„Zombie“, weil diese scheinbar blind und
stur geradeaus laufen, ohne ihre Umgebung wahrzunehmen. Das ist zwar nicht
verboten, kann aber gefährlich werden,
weil die Betroffenen ständig den Blick
nach unten gesenkt haben, statt sich auf
den Verkehr zu konzentrieren. Eine Studie der Dekra-Unfallforschung hat festgestellt, dass von 14 000 beobachteten Fußgängern jeder sechste irgendwie mit seinem Handy beschäftigt war. Unfallstatistiken gibt es dazu bisher keine. Es ist
meist schwer nachzuweisen, ob und inwiefern die Nutzung eines Telefons ursächlich für einen Unfall war. Im Bundesgesundheitsministerium gibt es keine Statistiken zum Risiko Smartphone, auch
die Bundesanstalt für Unfallschutz am Arbeitsplatz und Arbeitsmedizin kann
keine Zahlen ausweisen. In Unfallberichten würde in solchen Fällen meist
menschliches Versagen oder Unaufmerksamkeit erwähnt. Manchmal mit tödlichem Ausgang.
voo/afp/dpa
Foto: Columbia University
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NR. 46
WLADIMIR WAPNIK
Wie Maschinen
lernen
Aller Ehren wert
Ob selbst fahrendes Auto oder Webanwendung, beide lernen selbst – anhand
von Mustern. Möglich gemacht hat dieses maschinelle Lernen unter anderem
Wladimir Wapnik mit der vom ihm entwickelten Stützvektormethode SVM.
Zur Person
SVM steht für „Support Vector Machine“, wobei das „Machine“ nicht wörtlich zu nehmen ist. Vielmehr ist es als Verweis auf die daruntergruppierten Algorithmen zu verstehen, die als eine der
Grundlagen des maschinellen Lernens
gelten. Die SVM findet Klassen gleichartiger Datenpunkte in großen Datenmengen. Das erlaubt Computern, Muster zu
erkennen und vorherzusagen.
Der 1936 in der Sowjetunion geborene
Wapnik machte seinen Doktor in Statistik
1964 am Moskauer Institut für Steuerungswissenschaften, das er zuletzt als
Direktor leitete. Die Bedeutung seiner Arbeiten wurde erst mit dem Fall des eisernen Vorhangs und nach einer Reise durch
die USA 1990 klar. 1991 übersiedelte er.
In New Jersey nahm er eine Stelle an den
legendären Bell Labs an. Dort verfeinerte
der Mathematiker seine Methoden weiter und erfand zusammen mit Kollegen
das Prinzip der Support Vector Machine.
Gut zu wissen
Noch heute arbeitet Wapnik am maschinellen Lernen. Seit 2014 forscht er beim
sozialen Netzwerk Facebook. Ob seine Erkenntnisse schon heute dessen Dienste
verfeinern, ist nicht bekannt. Sicher ist
allerdings, dass die Startseite jedes Accounts von Algorithmen für jeden Nutzer
individuell zusammengestellt wird. jar
— Vor 75 Jahren stellte Konrad Zuse den
ersten funktionsfähigen Computer Z3 in
Berlin vor. Aus diesem Anlass blicken das
Zuse-Institut Berlin und der Tagesspiegel
am 11. Mai auf einer internationalen Konferenz in die digitale Zukunft: „The Digital
Future – 75 Years Zuse Z3 and the Digital
Revolution.“ 75 Folgen über die wichtigsten Wegbereiter des digitalen Zeitalters zeigen, was bisher geschah. Mehr zur Veranstaltung: www.science-match.info
DIE letzte MELDUNG
Meerschweinchen und Kaninchen
kommen nicht miteinander zurecht
Meerschweinchen und Kaninchen brauchen für eine artgerechte Haltung mindestens einen Partner im Käfig. Darauf
weist die Tierschutzorganisation Peta
hin. Keine gute Idee ist, Kaninchen mit
Meerschweinchen zu vergesellschaften,
was früher durchaus empfohlen wurde.
Die Tiere kommen nicht miteinander zurecht. So kommunizieren die Tiere unterschiedlich: Meerschweinchen nutzen
Laute – Kaninchen Körpersignale. dpa
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