10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim
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10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim
Beiträge zur Mannheimer Stadtentwicklung 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim Dokumentation der öffentlichen Verkehrsanhörung am 11.10.2002 im Stadthaus N1 Projektgruppe Verkehrsentwicklungsplan Geschäftsführung: Dipl.-Ing. Volker Böhn Redaktion: Dipl.-Ing. Ulrike Kleemann Dezernat für Planen, Bauen, Umweltschutz und Stadtentwicklung Fachbereich Städtebau, August 2003 Inhaltsverzeichnis Vorwort Programm Teilnehmerverzeichnis Begrüßung durch Herrn Bürgermeister Quast 1 Dr.-Ing. Gerhard Becker, MVV Verkehr AG; Mannheim: 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim aus Sicht der MVV Verkehr AG 6 Dipl.-Ing. ETH Rudolf Keller, Basel: 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim – Themenkreis Verkehrsführung/ Verkehrsberuhigung 17 Dipl.-Verw.wiss. Carl-E. Thiel, Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar, Mannheim: Stellungnahme der IHK Rhein Neckar anlässlich der Anhörung „10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim“ 25 Claus Seppel, Präsident Einzelhandelsverband Nordbaden e.V.: 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim und die Belange des Einzelhandels 29 Prof. Dr.-Ing. Hartmut H. Topp, Fachgebiet Verkehrswesen, Universität Kaiserslautern: 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan – Themenkreis Straßenbau und ruhender Verkehr 34 Dipl.-Ing. Gisela Stete, StetePlanung, Darmstadt: 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan – Themenkreis Rad- und Fußverkehr 40 Beantwortung der Fragen durch die Experten – Anhörung der Bürger, Verbände, Organisationen 47 Abschließende Statements der Experten 71 Anlagen I Antrag Nr. 409/00 II Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim mit Anhang III Schriftlich eingereichte Stellungnahmen IV Presseartikel Vorwort Aus Anlass von „10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim“ fand am 11. Oktober 2002 im Stadthaus N 1 eine öffentliche Verkehrsanhörung statt. Auslöser der Veranstaltung war der Auftrag des Gemeinderates, sowohl eine Bestandsaufnahme zum Verkehrsentwicklungsplan vorzunehmen als auch auf dieser Grundlage ein öffentliches Hearing durchzuführen. An dieser Stelle gilt ein besonderer Dank den beteiligten Expertinnen und Experten sowie der engagierten Bürgerschaft. Die Veranstaltung zeigte bei allen Teilnehmern einen breiten Konsens, dass die Umsetzung von Maßnahmen des Verkehrsentwicklungsplanes sowohl ökologisch als auch ökonomisch gelungen ist. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die MVV Verkehr AG mit den seinerzeit getätigten Investitionen für einen modernen ÖPNV, welche ihre Bestätigung in deutlich gestiegenen Fahrgastzahlen finden. Aber auch für die anderen Verkehrsarten wurden die Rahmenbedingungen durch entsprechende Investitionen spürbar verbessert. Dies zeigt sich auch darin, dass die Mannheimer Innenstadt weiterhin - trotz gestiegener Motorisierung – ein attraktives Ziel der Einzelhandelskunden und auch ein attraktives Wohngebiet ist. Im Rahmen der „Beiträge zur Mannheimer Stadtentwicklung“ sollen die Inhalte der Bestandsaufnahme sowie die Dokumentation der Veranstaltung nun der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Gerhard Widder, Lothar Quast, Oberbürgermeister Bürgermeister Dezernat für Planung, Bauen, Umweltschutz und Stadtentwicklung Programm 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim Ort der Veranstaltung: Stadthaus N 1, Ratssaal Zeit: Freitag, den 11.10.2002 13.00 - 13.15 Uhr 13.15 - 14.15 Uhr Begrüßung durch Herrn Bürgermeister Quast Anhörung der Experten • Dr.-Ing. Gerhard Becker (ÖPNV) • Dipl.-Ing. Rudolf Keller (Verkehrsführung/Verkehrsberuhigung) • Dipl.-Ver.wiss. Carl-E. Thiel (Verkehrsbedürfnisse aus Sicht der Wirtschaft) 14.15 - 14.30 Uhr Pause (Fragen an die Experten können schriftlich beim Moderator abgegeben werden) 14.30 - 15.30 Uhr Anhörung der Experten • Claus Seppel (Belange des Einzelhandels) • Prof. Dr.-Ing. Hartmut H. Topp (Straßenbau/Ruhender Verkehr) • Dipl.-Ing. Gisela Stete (Radverkehr/Fußgängerverkehr) 15.30 - 15.45 Uhr Pause (Fragen an die Experten können schriftlich beim Moderator abgegeben werden) 15.45 - 17.25 Uhr Beantwortung der Fragen durch die Experten - Anhörung der Bürger, Verbände, Organisationen etc. 17.25 - 18.00 Uhr Abschließende Statements der Experten Schlussansprache (Prof. Dr.-Ing. Christoph Hupfer) Experten: - Dr.-Ing. Gerhard Becker, MVV Verkehr AG - Dipl.-Ing. Rudolf Keller, Basel - Dipl.-Ver.wiss. Carl-E. Thiel, Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar - Claus Seppel, Einzelhandelsverband Nordbaden e.V. - Prof. Dr.-Ing. Hartmut H. Topp, Universität Kaiserslautern - Dipl.-Ing. Gisela Stete, Darmstadt Moderation: Prof. Dr.-Ing. Christoph Hupfer, Fachhochschule Karlsruhe Teilnehmerverzeichnis 1 Begrüßung durch Herrn Bürgermeister Quast Ich freue mich sehr, meine Damen und Herren, Sie zu der Veranstaltung "10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim" begrüßen zu dürfen und ich freue mich vor allen Dingen auch, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind. Wir haben eine gute Resonanz auf die Einladung bekommen. Seien Sie alle von mir sehr herzlich an dieser Stelle begrüßt. Ich möchte dies auch tun im Namen des Oberbürgermeisters und des Gemeinderates. Der Gemeinderat ist hier über die Fraktionen und Gruppierungen vertreten und ich darf Sie damit auch im Namen von Frau Stadträtin Steffan, Herrn Stadtrat Schlichter, Herrn Stadtrat Hennze und Herrn Stadtrat Raufelder sehr herzlich willkommen heißen. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich die anwesenden Expertinnen und Experten begrüßen. Da wissen diejenigen, die beim letzten Mal, also in den 90er Jahren bei den Anhörungen dabei waren, dass wir es hier mit altbekannten Gesichtern, sympathischen Gesichtern zu tun haben. Ich darf als Dame im Podium Frau Gisela Stete sehr herzlich begrüßen. Sie war es auch, die gesagt hat, ich solle doch sagen, wir alle seien in den letzten fast 10 Jahren reifer geworden. Darauf können wir uns – glaube ich – verständigen. Wir müssen ja nicht sagen, wir seien älter geworden, aber reifer sind wir auf jeden Fall geworden. Ich darf neben Frau Stete Herrn Dr. Becker von der MVV begrüßen, Herrn Dipl.-Ing. Rudolf Keller aus Basel, dessen Beiträge uns beim letzten Mal auch sehr bereichert haben. Gleiches gilt natürlich für die Anwesenheit von Herrn Thiel, von Herrn Seppel, Herrn Prof. Topp und Frau Stete hatte ich bereits begrüßt und last but not least möchte ich natürlich sehr herzlich Herrn Prof. Dr. Hupfer begrüßen, der die Moderation übernommen hat und der dafür die Verantwortung trägt, dass wir gut durch den Nachmittag hindurchkommen und an den ich dann gleich die Verhandlungsführung weitergeben werde. Ich will, meine Damen und Herren, zur Einleitung der Veranstaltung einige Bemerkungen machen, wobei mein Beitrag sich im Zeitrahmen halten soll. Ich will in Erinnerung rufen, dass wir Anfang der 90er Jahre von einem sehr starken Handlungsbedarf im Verkehrsbereich geprägt waren. Wir hatten einmal die Anträge summiert, die zu einem Zeitpunkt X zum Thema Verkehr aus der Mitte des Gemeinderates vorlagen und dabei waren natürlich auch Anträge aus verschiedenen Bezirksbeiräten – ich darf also die Bezirksbeiräte, die hier anwesend sind, auch sehr herzlich begrüßen und ebenso die Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher Verbände und Organisationen – und dieser Handlungsbedarf, der hat uns dann dazu veranlasst, den in die Jahre gekommenen Generalverkehrsplan von 1970 zu überarbeiten und einen integrierten Verkehrsentwicklungsplan zu erarbeiten, bei dem wir die engen 2 Wechselbezüge und Lösungswege verschiedener substantieller Fragen unserer gesellschaftlichen Entwicklung beachten wollten und bei denen wir es auch schaffen wollten, alternative Verkehrsmittel, also ÖPNV, Radfahrer, Fußgänger, mit in den Vordergrund treten zu lassen, nachdem wir wissen, dass die Entwicklung der 50er und 60er Jahre sehr stark vom Individualverkehr geprägt war. Gleichrangige Zielsetzung sollte die Verbesserung der Lebens- und Umweltqualität in Mannheim sein. Es ging auch darum, und das will ich unterstreichen, dass die Wirtschaftskraft der Stadt erhalten und gestärkt werden soll. Die Wirtschaftskraft der Stadt, die im Hinblick auf den Strukturwandel eine sehr starke Herausforderung für uns ist und die im Hinblick auf die zahlreichen Arbeitsplätze, die wir in der Innenstadt haben und natürlich auf die Funktion der Innenstadt als Anziehungspunkt für die Region von besonderer Bedeutung ist. Wir haben uns auf den Weg gemacht, zunächst die Innenstadt unter die Lupe zu nehmen und für die Innenstadt diesen Plan zu erarbeiten und haben damals eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit vorgenommen. Mein Vorschlag war es, uns dabei an den Erfahrungen, die wir in den vielen Jahrzehnten bei der Bearbeitung von Bebauungsplänen gemacht haben, zu orientieren. Da ist die Breite der Beteiligung doch mittlerweile das prägende Element. Wir haben Expertenauffassungen miteinbezogen, wie sie heute auch zum Ausdruck kommen und das soll auch Kontinuität vermitteln. Das hat sich aus meiner Überzeugung ausgezahlt. Jeder, der sich im Verkehrsbereich mit verschiedenen Maßnahmen in der Umsetzung beschäftigt, weiß, dass Akzeptanz ein wichtiges Ziel sein muss. Viele der Maßnahmen, die meisten der Maßnahmen, die wir durchgeführt haben, waren mit hoher Akzeptanz versehen. Ich denke, die Vorarbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt. Das Maßnahmekonzept wurde 1995 mit großer Mehrheit vom Mannheimer Gemeinderat verabschiedet und dann haben wir uns darüber hinaus an die Stadtteile herangemacht und uns insbesondere mit der Schwetzingerstadt und der Oststadt auseinandergesetzt. Wir haben uns die Neckarstadt vorgenommen und wir haben zur Zeit in Bearbeitung, wie Anwesende auch wissen, den Verkehrsentwicklungsplan für Neckarau. Wir haben im Laufe der Zeit natürlich eine teilweise kontroverse Diskussion über Bestandteile dieses Verkehrsentwicklungsplanes erlebt, wobei es mir auch heute daran gelegen ist, jetzt nicht nur die Kontroversen in den Vordergrund zu rücken, sondern auch darauf zu verweisen, dass wir in den vergangenen Jahren doch viele Maßnahmen aufgrund einer hohen Akzeptanz sowohl in der Politik und der Öffentlichkeit umgesetzt haben. Es gibt aber natürlich im Laufe der Zeit – gerade bei der Betrachtung einzelner Bausteine – auch Abweichungen von den Inhalten und den Oberzielen; etwa was das Thema der Ausweitung der Parkraumkapazitäten innerhalb 3 der Quadrate angeht. Da werden wir sicherlich im Laufe des Nachmittags an diesen Punkten auch noch diskutieren und im Vorfeld sind auch bereits Stellungnahmen abgegeben worden von Umweltverbänden, vom Einzelhandelsverband, wofür ich sehr dankbar bin. Auslöser dieser heutigen Veranstaltung ist ein Gemeinderatsantrag, der die Verwaltung beauftragt hat, eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Wir haben mittlerweile eine Vorlage erarbeitet, die wir auch der Öffentlichkeit und den Medien - die ich auch an dieser Stelle sehr herzlich begrüßen darf und denen ich für die Berichterstattung auch der vergangenen Tage danken darf – zur Verfügung gestellt haben. Die wesentlichen Fragestellungen des Hearings sind: Wo stehen wir nach 10 Jahren Verkehrsentwicklungsplan? Welche Erkenntnisse konnten gesammelt werden? Welche Schlussfolgerungen können daraus für die Zukunft abgeleitet werden? Ich will an dieser Stelle ein lobendes Wort zum Fachbereich Städtebau sagen, zu Herrn Böhn, der die Vorlage erarbeitet hat, welche die Bestandsaufnahme beinhaltet. Die Bestandsaufnahme listet meiner Meinung nach sehr sorgfältig auf, wo wir jetzt stehen, was umgesetzt ist, was noch umzusetzen ist. Man kann sich sehr schön und auch sehr komprimiert daran orientieren. Wenn ich an die bisher umgesetzten Maßnahmen denke, dann möchte ich einige wenige Schwerpunkte nennen: Aspekte der Verkehrsberuhigung spielen dabei eine ganz große Rolle, Straßenumgestaltung in der Innenstadt, Marktstraße, Erbprinzenstraße, die Straßenraumgestaltung der Fressgasse als eine sehr komplizierte Baumaßnahme, die natürlich dann auch immer sehr eng in Abstimmung mit dem Einzelhandel durchgeführt werden musste. Hier sind wir auch für die Kooperation sehr dankbar, die sich in der Umsetzung der einzelnen Maßnahmen sehr konstruktiv ergeben hat und damit haben wir – glaube ich – in der Innenstadt doch sicherere Verkehrsbedingungen für gerade die schwächeren Verkehrsteilnehmer an vielen einzelnen Punkten geschaffen und so zeichnet sich – da will ich auch der Presseberichterstattung durchaus Recht geben – der Verkehrsentwicklungsplan auch dadurch aus, dass man in vielen Details den Menschen verbesserte Verkehrsbedingungen anbieten konnte. Ich möchte das Stichwort Ruhender Verkehr nennen, Ausweitung des reinen Anwohnerparkens. Städtebaulich geht es uns darum, die Bedingungen des Wohnens und des Lebens in der Innenstadt weiter zu verbessern und da spielt das Anwohnerparken eine große Rolle und natürlich die flächendeckende Bewirtschaftung des öffentlichen Parkraumes über Preis- und Parkzeitangebote. Das ganze muss 4 natürlich im Zusammenhang gesehen werden auch zu unserer Politik im Bereich der Mannheimer Parkhausbetriebe, die hier auch in Ergänzung dazu sich in die Konzeption eingeklinkt haben. Ein wichtiges Anliegen war uns der Radverkehr. Ich kann mich an Gespräche, die wir Anfang der 90er Jahre geführt haben, mit den Initiativen über die Handlungsschwerpunkte sehr gut erinnern. Wo es insbesondere um das Thema ging: Wie führt man den vorhandenen Radverkehr in die Innenstadt? Die Anknüpfungspunkte waren zum Teil recht gut oder jedenfalls von der Voraussetzung her geeignet. Aber, in der Innenstadt selbst war der Handlungsbedarf groß und da ist es uns doch gelungen, ein Hauptwegeradnetz zu spannen. Ich will die einzelnen Verbindungen hier nicht nennen, das kostet zu viel Zeit, aber die wesentlichen Hauptachsen sind hier jetzt betroffen. Was nach wie vor ein Thema bleibt, ein sehr schwieriges Thema zugegebenermaßen, ist der Ring, wo wir einfach beim Straßenquerschnitt entsprechende Probleme haben. Dazu gehören viele kleinere Dinge, Angebote von Abstellplätzen und dann als große Investition natürlich auch die Fahrradstation am Mannheimer Hauptbahnhof als erstes Fahrradparkhaus in BadenWürttemberg. Für den Fußgänger haben wir im Detail sehr viel getan, was Querungsmöglichkeiten, Straßenraumgestaltung und Begrünung angeht, wobei ich an der Stelle auch durchaus darauf hinweisen will, dass die Akzeptanz solcher Maßnahmen manchmal recht schwierig ist, weil sich mancher fragt: Warum gestalten die denn jetzt an dieser oder jener Stelle den Verkehrsraum um? Das kostet ja auch Geld! Nur muss man daran denken, dass wir uns natürlich wesentlich daran orientieren, wie sich zum Beispiel schwache Verkehrsteilnehmer, wie Kinder, in der Innenstadt bewegen. Die Fußwege zu den Schulen waren für uns da immer ein ganz wichtiger Orientierungspunkt. Und dann natürlich, meine Damen und Herren, der Schwerpunkt ÖPNV, da will ich das nicht vorwegnehmen, was Herr Dr. Becker ausführen wird. Hier haben wir Anfang der 90er Jahre den Beschluss des Aufsichtsrates, ein Investitionsprogramm von 700 Mio. DM mit verschiedenen Schwerpunkten (Beschaffung von Fahrzeugen, Bussen, Neubau B-Linie, Tarifangebote usw.) aufzulegen. Da hat sich die MVV / MVG auf einen äußerst erfolgreichen Weg begeben, den Herr Dr. Becker noch darstellen wird. Das ist ein Verdienst im wesentlichen natürlich des Unternehmens, aber Herr Dr. Becker, wir arbeiten natürlich sehr eng zusammen und bemühen uns darum, die Dinge dann auch gemeinsam in die Wege zu leiten und last but not least – wir haben auch im Bereich der Straßenbauprojekte, die auch ein Bestandteil des Verkehrsentwicklungsplanes waren, vieles umgesetzt 5 (Fahrlachtunnel, 4-spuriger Ausbau Ludwigshafener Straße, Randerschließungsstraße, die L 597, die 2. Hafenzufahrt, die jetzt am kommenden Montag der Öffentlichkeit übergeben wird, die Speckwegunterführung). Das, meine Damen und Herren, sind allesamt keine Maßnahmen, die dazu dienen, dem Autoverkehr nur Leichtigkeit zu geben, sondern sie dienen auch dazu Wohnquartiere vom Lärm zu entlasten und industrielle Schwerpunkte besser zu erschließen. Das wird auch für die Zukunft in diesem Bereich wichtig sein, wenn ich an das Thema Westtangente denke, wenn ich an die Frage denke, wie die B 44 leistungsfähiger zu gestalten ist und auch den Ausbau des Autobahnknotens Mannheim-Sandhofen, der für die Zukunft für uns ganz wichtig sein wird. Meine Damen und Herren, ich will die Wertung nicht vorwegnehmen. Das wollen wir heute Nachmittag miteinander erarbeiten. Deswegen will ich nur insofern in die Zukunft schauen, dass ich sage, aus meiner Sicht werden wir gerade diese Maßnahmen im Detail weiter fortsetzen müssen. Die Schulwegsicherung bleibt ein Thema, Ausbau des Radwegenetzes, umweltentlastende Maßnahmen für die Wohnbevölkerung und auch der weitere Ausbau des ÖPNV, dazu gehört insbesondere dann natürlich auch die Linie zum Maimarkt, die wir dann dazu nutzen werden, weitere Wohngebiete an das ÖPNV-Netz anzuschließen und das ist auch ein ehrgeiziges Projekt. Soweit von meiner Stelle. Ich sehe mit Spannung den Ergebnissen der Veranstaltung entgegen, wünsche uns einen konstruktiven Dialog. Ich bin davon überzeugt, dass es so sein wird und darf nun an Sie, Herr Prof. Hupfer, weitergeben und bedanke mich bei Ihnen für die Aufmerksamkeit. 6 Dr.-Ing. Gerhard Becker 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim aus Sicht der MVV Verkehr AG Sehr geehrter Herr Bürgermeister Quast, sehr geehrter Herr Professor Hupfer, meine Damen und Herren, die Bilanz nach 10 Jahren Verkehrsentwicklungsplan sieht für den ÖPNV äußerst erfreulich aus: Wir haben heute in Mannheim einen leistungsfähigen ÖPNV, der einen wesentlichen Beitrag zu den mit dem Verkehrsentwicklungsplan verfolgten Zielen liefert, nämlich die Lebensqualität Mannheims zu verbessern sowie die Wirtschaftskraft der Stadt zu erhalten und zu stärken. Ein effizienter ÖPNV leistet für die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag durch das Angebot von Mobilität bei geringerem Flächenverbrauch, geringerem Abgasausstoß und geringerer Lärmentwicklung im Vergleich zum MIV. Die MVV Verkehr AG und die MVV OEG AG befördern täglich ca. 250.000 Fahrgäste. Die Straßen Mannheims werden somit um ca. 170.000 Pkw-Fahrten entlastet und vor dem sicheren Verkehrskollaps bewahrt. Durch die Entlastungswirkung des ÖPNV wird auch sichergestellt, dass der gesamte Güterund Dienstleistungsverkehr, der mit dem Auto ausgeführt werden muss, störungsfrei erfolgen kann. Entwicklung der Fahrgastzahlen seit 1990 70 65 Mio 60 55 50 45 40 35 4 6 ,2 4 7 ,2 4 8 ,7 4 9 ,5 5 5 ,4 5 7 ,9 6 0 ,5 6 0 ,7 6 2 ,6 6 4 ,1 6 6 ,5 90 / 9 1 9 1/ 92 92 / 9 3 9 3/ 9 4 94 / 9 5 9 5/ 9 6 9 6 / 97 9 7/ 9 8 9 8 / 99 9 9/ 0 0 0 0 / 01 Täglich nutzen rund 250.000 Menschen in Mannheim den ÖPNV Dr. Gerhard Becker 11. Oktober 2002 Folie 1: Fahrgastzahlen 2 7 Im vergangenen Jahr sind 66,5 Mio. Fahrgäste mit der MVV Verkehr AG gefahren. Das sind 44% mehr als noch vor 10 Jahren. Auch für das laufende Jahr rechnen wir mit einer weiteren Steigerung der Fahrgastzahlen auf über 67 Mio. Der ÖPNV in Mannheim hat hierbei einen deutlich höheren Zuwachs als der Individualverkehr erfahren, wie die Auswertungen der Stadt Mannheim zeigen. Hierdurch konnte erreicht werden, dass die zunehmende Mobilität zu einem großen Teil stadtverträglich und nicht auf Kosten der Umwelt erreicht wurde und in den Mannheimer Straßen der Verkehr weiterhin fließt und nicht steht. Auch für den innerstädtischen Einzelhandel ist ein guter ÖPNV von zentraler Bedeutung. Diese Tatsache wird häufig vernachlässigt, wenn es um das Thema Verkehr und Einzelhandel geht. Ein vom Bundesministerium für Verkehr 1993 beauftragtes und von der Bundesanstalt für Straßenwesen betreutes Forschungsvorhaben zum Zusammenhang von Innenstadtverkehr und Einzelhandel hat hierzu interessante Erkenntnisse gebracht. Die 50 repräsentativ ausgewählten westdeutschen Städte wurden dabei hinsichtlich der verkehrlichen Innenstadterschließung in vier Grundtypen eingeteilt. Bedeutung des ÖPNV für den Einzelhandel Quelle: Bundesanstalt für Straßenwesen, 1993 Dr. Gerhard Becker 11. Oktober 2002 3 Folie 2: Bedeutung des ÖPNV für den Einzelhandel Typ ÖP: Städte, die hinsichtlich ÖPNV-Ankünften und Parkmöglichkeiten über dem Gesamtdurchschnitt liegen; 8 Typ Öp: Städte, die nur hinsichtlich der ÖPNV-Ankünfte über dem Gesamtdurchschnitt liegen; Typ öP: Städte, die nur bei den Parkmöglichkeiten über dem Gesamtdurchschnitt liegen; Typ öp: Städte, die bei beiden Kenngrößen unter dem Gesamtdurchschnitt liegen. Der Vergleich der verschiedenen Typen zeigt auf, daß die beiden Stadttypen mit überdurchschnittlicher Erreichbarkeitsqualität im ÖPNV zugleich im Mittel eine überdurchschnittliche, die beiden anderen Typen dagegen eine unterdurchschnittliche Kaufkraftbindung in der Innenstadt realisieren. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, das Schicksal des innerstädtischen Einzelhandels sei alleine abhängig von dem Vorhandensein von Parkplätzen, ist die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem ÖPNV der größere Einflußfaktor für eine Kaufkraftbindung. In Mannheim sichern die MVV Verkehr AG und die MVV OEG AG die Mobilität für die Bewohner Mannheims und des Rhein-Neckar-Raums. Durch die vielfältigen Maßnahmen des Erfolgskonzeptes MVG 2000, die auch im Verkehrsentwicklungsplan aufgeführt sind, konnte die Attraktivität des Angebots in den letzten 10 Jahren deutlich gesteigert werden. Die MVV freut sich sehr über die Zufriedenheit ihrer Fahrgäste mit einem Verkehrsangebot, das der MVV zum fünften Platz unter 16 teilnehmenden Verkehrsunternehmen beim Emnid-Kundenbarometer verholfen hat. Bei den zentralen Merkmalen Liniennetz, Schnelligkeit und Pünktlichkeit wurde uns eine hohe Zufriedenheit bescheinigt. Dies ist ein Ansporn, immer noch besser zu werden. Auch der wirtschaftliche Erfolg kann sich sehen lassen. War vor Durchführung der Maßnahmen zu Beginn der neunziger Jahre für das Geschäftsjahr 2000 / 2001 ein Verlust von 131 Millionen DM pro Jahr prognostiziert worden, so konnte das tatsächliche Defizit auf weniger als die Hälfte reduziert werden, und das bei einer Steigerung der Fahrgastzahlen von 44%. 9 Nachhaltige Ergebnisverbesserung 90/91 91/ 92 92/93 93/ 94 94/ 95 95/ 96 96/ 97 97/98 98/ 99 99/00 00/ 01 -20 -32,4 -36,3 -40,2 11. Oktober 2002 14 -36,6 -36,6 -32,6 -32,8 -35,5 -29,1 -28,8 -27,1 -25 -30 -35 -40 -45 Mio Euro Dr. Gerhard Becker Folie 3: Ergebnisverbesserung Die positive Entwicklung des ÖPNV in den letzten 10 Jahren wurde durch ein Maßnahmenbündel erreicht: Einführung der Maßnahmen von MVG 2000 Sept. 1999 Sept. 1998 B-Linie II. BA Waldhofstraße Sept. 60 Millionen Fahrgäste 1997 Juni Betriebshof Möhlstraße 1997 Sept. 1995 März 1995 Febr. 1995 März 1994 Mai 1992 Sept. 1991 1990 Liniennetz 95 Erster Spatenstich Hans-Böckler-Platz Erster Spatenstich Bahnhof Käfertal Erster Stadtbahnwagen Sept Erster Spatenstich . 1993 Spurbusstrecke Aubuckel B-Linie AR-Beschluß MVG 2000 1991 Dr. Gerhard Becker 1992 11. Oktober 2002 1993 1994 1995 4 Folie 4: Maßnahmen der MVV Verkehr AG 1996 1997 1998 1999 10 Das Handlungskonzept MVG 2000 hat ein Investitionsvolumen von 700 Millionen DM. Die Folie zeigt die Meilensteine des Gesamtkonzeptes MVG 2000, von denen ich die wichtigsten vorstellen möchte. Stadtbahnbau ist Stadtgestaltung Dr. Gerhard Becker 11. Oktober 2002 7 Folie 5: B-Linie heute Ein für Mannheim außerordentlich bedeutendes Verkehrsprojekt war der Bau der Stadtbahnlinie nach Neckarau-West. Diese über Jahrzehnte diskutierte Maßnahme konnte 1995 mit der Inbetriebnahme des ersten Abschnitts zwischen dem Hauptbahnhof und dem Rheingoldcenter und 1999 mit der Verlängerung bis zur Rheingoldhalle realisiert werden. Rund 40.000 Bewohner der Stadtteile Neckarau, Niederfeld, Almenhof und Lindenhof erhielten mit der neuen Stadtbahnlinie 7 eine direkte und attraktive Verbindung in die Innenstadt Mannheims. Die ehrgeizigen Erwartungen, eine 50%-ige Steigerung der Fahrgastzahlen in diesem Bereich mit der Einrichtung einer Stadtbahnstrecke zu erreichen, wurden von der tatsächlichen Entwicklung noch übertroffen. Nicht nur für die Fahrgäste wurde eine Verbesserung erzielt. Das Beispiel der Steubenstraße zeigt auch, wie das Stadtbild durch den Stadtbahnbau positiv gestaltet werden kann. 11 Stadtbahnbau ist Stadtgestaltung Dr. Gerhard Becker 11. Oktober 2002 5 Stadtbahnbau ist Stadtgestaltung Dr. Gerhard Becker 11. Oktober 2002 6 Folien 6 und 7: B-Linie Vorher-Nachher Durch die 1995 durchgeführte Netzreform wurde die Übersichtlichkeit und Merkbarkeit von Streckenführungen verbessert. Die vorherige Aufteilung von Hauptlinien, Tagesund Spitzenzeit-Linien entfiel. Mit der Einbindung der OEG in die Innenstadt wurde auch für die Fahrgäste aus der Region eine direkte Verbindung in die Innenstadt ermöglicht. ‚ Liniennetz 95 8 8 Inbetriebnahme Inbetriebnahmeder derB-Linie B-Linie 8 8 Einbindung Einbindungder derOEG OEGin indas dasStreckennetz Streckennetzder derMVG MVG 8 8 Einführung Einführungdes des10-Minuten-Taktes 10-Minuten-Taktes 8 8 Bereinigung Bereinigungvon vonGrundGrund-und undErgänzungslinien Ergänzungslinien 8 8 Alle AlleLinien Linienführen führenüber überden denParadeplatz Paradeplatz Dr. Gerhard Becker 11. Oktober 2002 8 Folie 8: Liniennetz `95 Auch das Busnetz wurde grundlegend überarbeitet. Um die Kunden nicht mit alten Linienbezeichnungen für neue Wege zu verwirren, erhielten die Buslinien zur Kennzeichnung Buchstaben anstelle der bisherigen Ziffern. 12 Durch die Einführung eines durchgehenden 10-Minuten-Takts tagsüber können sich die Fahrgäste mit Hilfe einer einzigen Taktminute ganz einfach den für sie relevanten Fahrplan merken. Außerdem bietet ein so dichter Takt ein großes Maß an Flexibilität, da man tagsüber auch bei spontanen Fahrten maximal zehn Minuten Wartezeit an der Haltestelle hat. 8 8 Zukünftig Zukünftig100 100% %Niederflurbahnen Niederflurbahnen im Regelbetrieb im Regelbetrieb 8 8 Fahrzeuggeneration Fahrzeuggenerationfür fürdie diezukünftige zukünftige Allianz im Rhein-Neckar-Raum Allianz im Rhein-Neckar-Raum Dr. Gerhard Becker 11. Oktober 2002 9 Folie 9: Neue Variobahn Die Beschaffung von 50 neuen Niederflurbahnen war auch für die Stadt Mannheim, die 50 % der Kosten übernahm, ein finanzieller Kraftakt. Sie war ein großer Fortschritt für die Fahrgäste, trotz der großen technischen Schwierigkeiten, die wir mit den Fahrzeugen hatten. Die Vorteile der Niederflurtechnik liegen auf der Hand: Sie ermöglicht einen komfortablen Einstieg für die Fahrgäste, ganz besonders für Eltern mit Kinderwagen sowie für Fahrgäste mit Gehbehinderung oder Rollstuhl. Die Niederflurtechnik wurde Anfang der neunziger Jahre in Mannheim zunächst teileingeführt, indem 23 ältere Bahnen ein Niederflurmittelteil erhielten. Mitte der neunziger Jahre wurden dann die fünfzig fünfteiligen Niederflur-Bahnen beschafft. Sie bieten jeweils Platz für 180 Fahrgäste. Neben dem bequemen Einstieg und der größeren Kapazität zeichnen sich die neuen Niederflur-Bahnen durch Klimatisierung 13 und die Möglichkeit zur Traktionsbildung aus, die es ermöglicht, wie auf der Linie 1 mit einem Fahrer bis zu 360 Fahrgäste zu befördern. Um im Stadtbahnbereich unser Ziel zu erreichen, den Regelbetrieb zukünftig zu 100% mit Fahrzeugen mit niederflurigem Einstieg zu bestreiten, wurden zehn siebenteilige Bahnen von der MVV Verkehr AG und weitere 10 Bahnen durch die MVV OEG AG bestellt. Das erste Fahrzeug der Serie wurde von der technischen Aufsichtsbehörde bereits abgenommen und wird in Kürze in den Probebetrieb gehen. Mit der gemeinsamen Bestellung der neuen Generation von Stadtbahnwagen vom Typ RheinNeckar Variobahn mit den Partnerbetrieben in Heidelberg und Ludwigshafen haben wir zugleich einen entscheidenden Schritt in Richtung Allianz im Rhein-Neckar-Raum begangen. Neubau behindertengerechter Haltestellen Dr. Gerhard Becker 11. Oktober 2002 10 Folie 10: Neubau behindertengerechter Haltestellen Die Niederflurigkeit ist immer im Gesamtsystem zu betrachten. Ebenso wie einerseits die Niederflurfahrzeuge wesentliche Voraussetzung für einen leichten Zustieg sind, ist dies auf Seiten der Infrastruktur der Hochbahnsteig. Dort wo es technisch möglich ist, werden wir die Einrichtung von 30 cm hohen Hochbahnsteigen weiter fortsetzen, um unseren Fahrgästen einen ebenerdigen und noch bequemeren Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. 14 In der Fußgängerzone und in eng bebauten Straßen ohne eigenen Gleiskörper konnten aus städtebaulichen Gründen keine 30 cm hohen Bahnsteige gebaut werden. Dort ermöglicht eine Bahnsteighöhe von 18 cm zusammen mit einer in den Stadtbahnwagen installierten Rampe Rollstuhlfahrern ein Einfahren in die Bahnen. Haltestellen sind die Visitenkarte einer Stadt. Neben dem Komfortgewinn für die Fahrgäste tragen die neuen Haltestellen auch zu einem attraktiven Stadtbild bei. Im Sinne des Grundsatzbeschlusses von 1983 wurde das ÖPNV-Beschleunigungsprogramm in der bewährten Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und der MVV Verkehr AG entsprechend fortgeführt. Mit ausgestatteten Hilfe der Mikroprozessorentechnik können die Lichtsignalanlagen flexibel auf die jeweiligen Nachfragezustände reagieren. Durch das Programm konnten bei den bestehenden Stadtbahnlinien zwischen 1986 und 2001 insgesamt 45 Fahrminuten eingespart werden. Im Gegensatz zu anderen Städten wurde in Mannheim die Vorrangschaltung für den ÖPNV so realisiert, dass immer die Belange der anderen Verkehrsteilnehmer Berücksichtigung finden. Für die einzelnen Linien lassen sich die Fahrzeiteinsparungen aus folgender Graphik ersehen: Fahrzeiteinsparungen durch Beschleunigungsmaßnahmen 14 g 1 3 ,8 12 G e s a m t s u m m e = 4 5 ,4 M i n u te n 10 8 8 ,3 7 ,9 6 5 ,6 5 ,5 4 4 ,3 2 0 L in i e Dr. Gerhard Becker 1 L in ie 11. Oktober 2002 2 L i n ie 3 L in i e 4 L in i e 6 L in ie 7 11 Folie 11: Beschleunigungsprogramm Nachdem das Programm zur Beschleunigung bestehender Stadtbahnlinien nahezu abgeschlossen ist, konzentrieren sich Beschleunigungsmaßnahmen künftig 15 hauptsächlich auf die Optimierung des Omnibusverkehrs mit FAG-Mitteln und natürlich auf Beschleunigungsmaßnahmen im Rahmen von Umbau- und Erschließungsprojekten im Stadtbahnverkehr. Intermodale und multimodale Angebote 4Verbesserung der Wegeketten durch B+R-Anlagen 4Einrichtung von rund 800 B+R-Stellplätzen an Haltestellen des ÖPNV 4Kooperation mit stadtmobil Carsharing seit 1999 4 571 CarSharing-Kunden (hiervon 247 VRN-Jahreskartenkunden) nutzen 32 Autos an 18 Stationen Dr. Gerhard Becker 11. Oktober 2002 12 Folie 12: Intermodale und multimodale Angebote Für die Fahrgäste sind die „Haus-zu-Haus-Reisezeiten“ relevant, die im ÖPNV entscheidend auch von den Wegen zur Einstiegshaltestelle hin und von der Ausstiegshaltestelle zum Ziel beeinflusst werden. Durch die Nutzung des Fahrrads für den Weg zur Haltestelle lässt sich die Reisezeit zum Teil deutlich verkürzen. Die Stadt Mannheim hat zusammen mit der MVV Verkehr AG in den letzten Jahren rund 800 Stellplätze für Fahrräder an Haltestellen des ÖPNV geschaffen, die von den Fahrgästen gut angenommen werden. Ein weiterer Ausbau der Anlagen ist derzeit in der Umsetzung. Unsere Kooperation mit stadtmobil Rhein-Neckar hat den Stammkunden des ÖPNV eine sinnvolle Erweiterung ihrer Mobilität beschert. Jahreskartenkunden können in Mannheim heute an 18 Stationen im Stadtgebiet zu einem speziellen Tarif eine breite Palette an unterschiedlichen Fahrzeugen nutzen, vom Smart bis zum Transporter für den Umzug. Sie bezahlen immer nur soviel Auto, wie sie brauchen. Heute nutzen 571 Mannheimer (247 Jahreskartenkunden) die Vorteile des CarSharing. Die Anzahl der Nachfrage hat sich seit 1998 nahezu verdoppelt. 16 Lassen Sie mich noch einen kurzen Ausblick in die Zukunft des ÖPNV in Mannheim werfen. Selbstverständlich werden wir uns nicht auf den in Zusammenarbeit mit der Stadt erzielten Erfolgen ausruhen. Die nächste Großmaßnahme für den Ausbau des Stadtbahnnetzes beschäftigt uns und die Stadt Mannheim derzeit nahezu täglich: Der Bau der Stadtbahnstrecke zur Arena. Der Bau einer Stadtbahnstrecke durch die Schafweide wird zu einer Verbesserung für unsere Fahrgäste im Linienbetrieb führen und uns helfen, bei Störungen besser zu reagieren. Neben dieser Großmaßnahme werden wir auch weiterhin den ÖPNV in Mannheim und der Region maßgeblich im Dienste unserer Fahrgäste verbessern. Geplanter Ausbau der Infrastruktur 4 Anbindung der Marena an das Stadtbahnnetz 4 Bau der Stadtbahnstrecke Schafweide 4 Bau von behindertengerechten und fahrgastfreundlichen Haltestellen 4 Verbesserung der Fahrgastinformation Dr. Gerhard Becker 11. Oktober 2002 13 Folie 13: Geplanter Ausbau der Infrastruktur Neben dem Ausbau des Streckennetzes und der Einrichtung von behindertengerechten Haltestellen ist uns das Thema Fahrgastinformation ein wichtiges Anliegen, das wir mit den Kollegen der Nachbarstädte bereits angegangen haben und in den nächsten Jahren gemeinsam realisieren wollen. Die zurzeit in der Kunsthalle gezeigte Ausstellung Jean Tinguely steht unter dem Motto „Stillstand gibt es nicht“. Dies ist auch unser Motto für die Zukunft des ÖPNV. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. 17 Dipl.-Ing. ETH Rudolf Keller, Basel 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim – Themenkreis Verkehrsführung/ Verkehrsberuhigung Sehr geehrte Damen und Herren, zuerst möchte ich Herrn Bürgermeister Quast herzlich dafür danken, dass er mir wiederum das Vertrauen geschenkt und mich als Experten zu diesem Hearing eingeladen hat. Ich freue mich wieder vor Ihnen sprechen zu dürfen. Die Idee sich nach 10 Jahren Rechenschaft zu geben über das Erreichte, finde ich vorbildlich, ein weiterer Grund für mich mitzudenken. Grundsätzlich geht es darum, zu beurteilen, inwieweit die gesteckten Ziele erreicht wurden, und wenn nicht, weshalb. Zum Zweiten ist die Frage zu beantworten, ob die Stadt Mannheim auf dem richtigen Weg ist. Mir sind die Themenkreise Verkehrsführung und Verkehrsberuhigung zugewiesen worden. Meine Ausführungen stützen sich auf den Bericht der Stadtverwaltung. Dazu habe ich am 23. September dieses Jahres einen Augenschein vorgenommen, um mir persönlich ein Bild von den Veränderungen zu verschaffen. Leider war das Wetter an diesem Tag kalt und regnerisch, was manche Leute vermutlich davon abgehalten hatte, zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Allgemein muss gesagt werden, dass das aktuelle Datenmaterial weniger umfangreich ist als vor 10 Jahren. Ich muss deshalb mehr qualitativ und weniger quantitativ argumentieren. Verkehrsführung Die Statistik stellt fest, dass die Verkehrsbelastungen auf dem inneren Ring der Zählstellen in den letzten 10 Jahren kaum zugenommen haben. An den Zählstellen der Gemarkung Mannheim hat der Verkehr nur noch um 6% in den letzten 10 Jahren zugenommen. Die Gründe für diese Entwicklung sind mannigfach. Ich kann aus zeitlichen Gründen nicht darauf eintreten. 18 Von Interesse ist jedoch der Vergleich der Zufahrten in die Innenstadt mit dem Motorfahrzeug. Hier sind die Werte eindeutig rückläufig. Zugenommen haben dagegen die Einfahrten mit dem ÖV und dem Fahrrad. Leider sind die Zahlen 2002 nicht bekannt. Ebenso wenig wissen wir, ob sich der Durchgangsverkehr reduziert hat. 19 Die schon im Vorfeld umstrittenste Massnahme bezüglich der Verkehrsführung ist die Sperre der Kunststrasse. Ziel der probeweisen Unterbrechung der Achse Leopoldstrasse – Kunststrasse auf der Höhe der Quadrate N1/O1 war, in der Praxis zu testen, ob sich die in der Prognose errechneten Entlastungen des Durchgangsverkehrs erreichen lassen. Zum Ziel hatte man sich gesetzt: • Reduktion der Einfahrtsbelastung der Leopoladstrasse um rund 2'300 Mfz/16Std. • Reduktion der Querschnittsbelastung der Kunststrasse bei N1/O1 um rund 7'000 Mfz/16 Std (- ca. 70%). • Reduktion der Ausfahrtsbelastung der Kunststrasse bei N7/O7 um rund 4'700 Mfz/16 Std (- ca. 37%). Der Versuch dauerte knapp 2 Monate vom 20. September 1995 bis 17. November 1995. Er wurde mit umfangreichen interdisziplinären Untersuchungen begleitet. Er zeigte, dass die verkehrsplanerischen Absichten, die Innenstadt vom nicht notwendigen Durchgangsverkehr zu entlasten in vollem Umfang erreicht wurde, d.h. unter anderem auch, dass das verkehrsplanerische Instrumentarium zweckmässig ist und richtig mit ihm gearbeitet wurde. Anderseits zeigte sich, dass erhebliche Umsatz- 20 und Kundenrückgänge bei den ansässigen Geschäften als Nachteile festzustellen waren, Details sind mir nicht bekannt. Der Versuch wurde deshalb abgebrochen und die Kunststrasse war wieder durchgehend befahrbar. Ich persönlich bin sehr gespannt auf die diesbezüglichen Ausführungen des Vertreters des Einzelhandels, der zu diesem Thema sicherlich genauere Daten zur Verfügung stellen kann. Wenn der Test auch in dieser Hinsicht nicht erfolgreich war, so kann doch festgestellt werden, dass dank der anderen getroffenen Massnahmen die Zufahrten zur Innenstadt abgenommen haben, während alle anderen Kennziffern nach wie vor eine Zunahme, wenn auch abgeschwächt, zu verzeichnen hatten. Deutlich zugenommen haben, wie bereits erwähnt, die Einfahrten in die Innenstadt mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes. Ein abschliessendes Urteil über die Sperre masse ich mir ohne Kenntnis der Details nicht an. Die Verkehrsplanung hat die politisch getroffenen Entscheide zu akzeptieren. Umgestaltung der Fressgasse Beim Themenkreis Verkehrsberuhigung beschränke ich mich auf die Umgestaltung der Fressgasse. Die neue Gestalt fällt sofort und in positivem Sinn auf. Auch in der Kunststrasse sind Veränderungen festzustellen, doch fallen sie weniger auf, da die bedeutendere Umgestaltung schon vor mehr als 10 Jahren stattgefunden hat. 21 Ich erlaube mir diese Veränderungen in der Fressgasse und der Kunststrasse aus städtebaulicher Sicht zu beurteilen. Es heisst zwar „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Aus der mannigfachen Zusammenarbeit mit Architekten und Stadtplanern habe ich einiges gelernt, so dass ich mir zutraue, ein Urteil abzugeben. Die Beurteilung der Veränderungen erfolgt auf Grund verschiedener Kriterien. Unter Urbanität wird die Nutzungsintensität, der Nutzungsmix, die Freiräume, Ruheplätze, Kulturangebote unter Berücksichtigung der Lage im Zentrum verstanden. Dazu gehört auch der Einfluss und die Prägung durch die Nachbargebiete. Hier spielen die Passagen zur Fussgängerzone, eine bedeutende Rolle. Meine Bewertung: Die Urbanität hat zugenommen. Die Qualität der Architektur der Randbebauung hat sich kaum verändert. Die Gestaltung der Verkehrsflächen hat sich klar verbessert. Unter dem Begriff Symbolik und Identifikation wird dem Umstand Rechnung getragen, dass „Stadt“ immer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bedeutet. Die Vergangenheit hat in der Stadt Zeugnisse von mehr oder weniger starker Eindrücklichkeit geschaffen. Die Gegenwart korrigiert oder ergänzt dieses Bild, durch neue Akzente, die Identität schaffen, durch namenlose Bauten oder, was leider auch immer wieder geschieht Hässlichkeiten, welche eine negative Identität verbreiten. durch 22 Ich meine, die Fressgasse hat ein neues schöneres Gesicht und damit eine neue positive Identifikation erhalten. Aufenthaltsqualität heißt einfach: Bin ich gern hier oder meide ich diesen Ort. Für die Fressgasse setzt ich ein Plus ein, für die Kunststraße nur ein kleines Plus, weil nur die Veränderungen betrachtet werden. Die Erschliessungsqualität hat sich nicht verändert. Die Qualität der Fusswege, insbesondere der Fussgängerübergänge ist besser. Dies gilt erst recht für die Radfahrer, denen ein Radfahrstreifen zur Verfügung gestellt wurde. Auf diese Überlegungen gestützt komme ich zum Schluss, dass die Umgestaltung der Fressgasse und die ergänzenden Massnahmen in der Kunststrasse aus städtebaulicher Sicht viele positive Seiten aber keine negativen Seiten aufweisen. Ein noch kräftigeres Pluszeichen ist wünschenswert. Es wird kommen; die Initialzündung ist getan. Eine Umwandlung zur reinen Fussgängerzone erachte ich als wenig zweckmässig. Kleinere Läden haben in den Parallelstrassen zur Fussgängerzone, mit direkter Motorfahrzeugerschliessung eine gute Lage. Negativ sind mir die langen Signalzeiten bei den lichtsignalgesteuerten Übergängen in der Kunststrasse aufgefallen. Die Fussgänger und der Motorfahrzeugverkehr haben je rund 45 Sekunden grün bei einer Umlaufzeit von 90 Sekunden. Fussgänger sind ungeduldige Leute. Die wenigsten warten bis zu 45 Sekunden um nur einen Fahrstreifen überqueren zu können. Sie gehen oder springen bei Rotlicht über die Fahrbahn. Wenn dann das grüne Licht für die Fussgänger leuchtet, stehen nur wenige Personen. Sie queren die Strasse in den ersten 5 – 10 Sekunden. Die restlichen 30 – 40 Sekunden Grünzeit werden kaum genutzt. 23 Mein Vorschlag: Die Umlaufzeit von 90 Sekunden nicht in 2 Teile aufteilen, sondern in deren vier. Zwei für die Fussgänger (je etwa 20 Sekunden) und zwei für den Motorfahrzeugverkehr (je auch etwa 20 – 25 Sekunden). Unter dem Stichwort Verkehrsberuhigung wurden eine ganze Reihe weiterer Massnahmen realisiert. Weitere Projekte stehen noch an, sie sind aber nicht grundsätzlich in Frage gestellt. 24 Der finanzielle Aufwand für die Massnahmen der Verkehrsberuhigung beläuft sich auf rund 2 Mio. Euro. Nimmt man die Gestaltungsmassnahmen in den Jahren vor den Verkehrsentwicklungsplan dazu, ergibt sich ein Betrag von 5,5 Mio. Euro. Zusammenfassend denke ich, die Stadt Mannheim habe in den letzten 10 Jahren Fortschritte in Richtung eines stadtverträglichen Verkehrs gemacht, den grössten Schritt sicherlich beim öffentlichen Verkehr, kleinere aber nicht minder wichtige auch bei den Massnahmen im Bereich Verkehrsberuhigung. Der eingeschlagene Weg ist richtig. Künftig wird sich die finanziell angespannte Situation verstärkt bemerkbar machen. Vermutlich steht weniger Geld zur Verfügung. Synergien mit Werkleitungsbauten müssen genutzt werden, um weitere Massnahmen umsetzten zu können. Das heisst aber, dass die Planung soweit vorangetrieben wird, das sie bereit ist, wenn an Örtlichkeiten, die für die Verkehrsberuhigungsmassnahmen vorgesehen sind, aus andern Gründen die Baumaschinen auffahren. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. 25 Dipl.-Verw.wiss. Carl-E. Thiel, Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar, Mannheim Stellungnahme der IHK Rhein Neckar anlässlich der Anhörung „10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim“ Die Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar (IHK) hat gemäß IHK-Gesetz die Aufgabe, die Interessen der ihr zugehörigen Unternehmen zu vertreten. Die folgende Stellungnahme ist daher aus Sicht der in Mannheim ansässigen Wirtschaft und nicht einer einzelnen Branche verfasst. Die IHK hat anlässlich der Anhörung Unternehmen befragt. Die folgende Stellungnahme beruht in wesentlichen Teilen auf den zugesandten Hinweisen der Unternehmen. Die IHK hält es für gut und wichtig, nach rund 10 Jahren der Umsetzung des Verkehrsentwicklungsplans Mannheim kritisch Bilanz zu ziehen und daraus Konsequenzen für die weitere Umsetzung abzuleiten. Die wesentlichen Fragen, zu denen die Anhörung Antworten finden soll, sind aus Sicht der IHK: • Wurden die Ziele erreicht bzw. warum wurden ggf. Ziele nicht erreicht? • Welche Erfahrungen gab es/ gibt es bei der Umsetzung der Maßnahmen bzw. mit den umgesetzten Maßnahmen? • Was hat sich seither verändert, welche Folgewirkungen haben die umgesetzten Maßnahmen gezeitigt? • Wo muss ggf. umgesteuert bzw. was muss ggf. revidiert werden? • Welche Probleme müssen jetzt angegangen und gelöst werden? • Die Stadt muss sich diesen Fragen stellen und daraus für ihr künftiges Handeln Konsequenzen ableiten. Aus IHK-Sicht enthielt der Verkehrsentwicklungsplan in seiner ursprünglichen Fassung - und das haben wir in unserer Stellungnahme vom 10. November 1993 deutlich gemacht - Vorschläge, die wir als Interessenvertretung der Wirtschaft in dieser Stadt und auch der Region nicht mittragen konnten, weil wir schwerwiegende Nachteile für die Unternehmen und für die Funktionsfähigkeit des Stadtraums als Lebens- und Arbeitsraum mit seinen vielfältigen Funktionen befürchteten. Dazu gehört 26 beispielsweise das Konzept des „Push und Pull“ mit dem Ziel der Verdrängung des MIV, der Unterbrechung der Verkehre zwischen den vier Quadranten der Innenstadt, der Einrichtung von Radstreifen für Fahrradfahrer auf wichtigen Achsen in den Quadraten und auf dem Ring. Zurückblickend zeigt sich, dass die IHK in der Einschätzung der Wirkung einiger Maßnahmen richtig lag. Gerade die in der Umsetzungsphase einiger Projekte aufgetretenen Diskussionen und massiven Interventionen bestätigten nachträglich die kritische Haltung der IHK und führten dazu, dass nicht alles wie im Plan enthalten umgesetzt werden konnte (z.B. „Sperrung“ Kunststraße). Es ist hervorzuheben, dass eine Reihe wichtiger Maßnahmen umgesetzt wurden, die außerordentlich wichtig für das Verkehrsgeschehen in der Stadt waren und sind. Dazu gehören beispielsweise die Realisierung des Fahrlachtunnels, der Ausbau des ÖPNV, die zweite Hafenzufahrt Rheinau, Speckwegunterführung, der Bau neuer Parkhäuser in der Innenstadt usw. . Bei unserer Umfrage bei Unternehmen wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die Wirtschaft das quantitative und qualitative Angebot des ÖPNV sehr schätzt. Die gewaltigen Investitionen in den letzten 10 Jahren haben sich, das zeigt die Akzeptanz, gelohnt. Und sicherlich hat die beachtliche Angebotsverbesserung dazu beigetragen, dass sich manche Negativszenarien bezogen auf den MIV gerade in der Innenstadt nicht eingestellt haben. Auch hier lag die IHK mit ihrer seinerzeit geäußerten Haltung richtig, erst einmal angebotsseitig beim ÖPNV etwas zu tun, statt den MIV mit Restriktionen zu belegen und quasi auszusperren. Damit sind wir beim Dauerthema der Erreichbarkeit der Innenstadt auch mit PKW und LKW. Die Innenstadt wird immer auf eine gute Erreichbarkeit existenziell angewiesen sein. Die Innenstadt ist Lebensraum. Hier wohnen viele Menschen. Sie ist „Arbeitsraum“: Hier arbeiten viele Menschen; sie bietet vielen Menschen eine Existenz, einen Arbeitsplatz. Beispiele: • Die Innenstadt als Versorgungszentrum für einen riesigen Einzugsbereich: Kaufhäuser, Einzelhandelsgeschäfte. • Die Innenstadt als Dienstleistungszentrum: Banken, Versicherungen, Ärzte, Steuerberater. • Die Innenstadt als Kulturzentrum: Theater, Museen usw. 27 • Die Innenstadt als Freizeitzentrum: Kinos, Gaststätten, Fitnesseinrichtungen. • Die Innenstadt als Wissenschaftszentrum: Universität, Institute, ZEW . • Die Innenstadt als Bildungszentrum: Schulen, Kindergärten Man könnte diese Liste fortsetzen. Daraus wird deutlich, dass die Innenstadt für den MIV gut zugänglich gehalten werden muss. Das beginnt bei den Zufahrten zur Stadtmitte und ihrer nutzergerechten Ausschilderung, das geht weiter mit dem Parkleitssystem und den Parkplätzen bzw. Parkhäusern bis hin zum Parkraumbewirtschaftungssystem. Nutzerorientierung und Nutzerfreundlichkeit sind wichtige Faktoren für alle Überlegungen zur Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem PKW. Die gute Erreichbarkeit ist aber auch unerlässlich für Handwerker, Monteure, Lieferanten usw. Vergessen werden sollte dabei nicht, dass Ver- und Entsorgung überwiegend nur mit dem LKW sichergestellt werden kann. Wir leiten daraus ab: • Die Zahl der Parkmöglichkeiten in der Innenstadt und an der Peripherie darf auf keinen Fall verringert werden, sie muss eher ausgebaut werden. • Gerade in Fressgasse und Kunststraße müssen Überlegungen angestellt werden, wie die Belieferung/Entsorgung von Geschäften und Restaurants möglichst problemlos sichergestellt werden kann. - Einengungen in der Zufahrt zur Innenstadt müssen aufgehoben werden. Im Folgenden sollen die Maßnahmen angesprochen werden, die aus Sicht der Wirtschaft vordringlich angegangen werden müssen (Rückmeldungen von Unternehmen): • Der großräumige Verkehr muss aus Unternehmenssicht vom Stadtkern ferngehalten werden. Daher sind die Planungen der Stadt für die Westumgehung zu begrüßen. Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Rheinquerung bei Altrip. Hier ist die Stadt aufgefordert, sich mit IHK und der Region weiterhin gegenüber Land und Bund entsprechend • einzusetzen. Die Situation am Kurpfalzkreisel wird von Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistern als dringend verbesserungsbedürftig angesehen. • Die Stadteinfahrt L5/L7 ist gerade für die wichtige Kunden- und Besuchergruppe und für Arbeitnehmer aus Rheinland-Pfalz nicht ausreichend dimensioniert. Auch als Zufahrt zum Mannheimer Hauptbahnhof, der ja den Anspruch erhebt, für die Region Bahnknoten des Nah- und Fernverkehrs zu 28 bleiben, ist die Zufahrt unzureichend. Kosmetische Maßnahmen bringen hier nichts, das Problem muss grundsätzlicher angegangen werden. • Parkplätze am alten Messplatz sowie an der Keplerstraße dürfen nicht ersatzlos wegfallen. Die dort ansässigen Unternehmen sind auf diese Parkplätze existenziell angewiesen. • Die innenstadtnahen Hotels benötigen Busparkplätze möglichst beim Hauptbahnhof. • Der fußläufige Zugang aus der Innenstadt zum Hauptbahnhof über die „Borelligrotte“ muss attraktiver, d.h. fußgängerfreundlicher gemacht werden. • Die Parkmöglichkeiten links und rechts der Augustaanlage (Schwetzingerstadt, Oststadt) müssen so verbessert werden, dass Kunden und Lieferanten bei den dort ansässigen Dienstleistungsunternehmen problemlos parken können. • Die Einfahrt vom Ring zur Fressgasse ist häufig erschwert, weil sich in der Fressgasse die Fahrzeuge stauen. Daher sollte der Anfang der Fressgasse etwa bis zum Bauhaus-Baumarkt zweispurig angelegt werden, um Rückstau zum Ring und im Ring zu verhindern. • Die Luzenbergstraße muss im Bereich der Speckwegstraße im bisher zweispurigen Abschnitt auf vier Fahrspuren ausgebaut werden. • Die Ampelschaltungen am Ring müssen dringend überarbeitet werden. Durch die Vorrangschaltung für den ÖPNV gibt es kaum noch eine grüne Welle. • Die Hinweisbeschilderung zu den Autobahnen A 5, A 6 und A 61 ist mangelhaft. Der allgemeine Autobahnhinweis schickt alle Autofahrer in dieselbe Richtung. Überhaupt sollte man Hinweisschilder vom Nutzer her entwickeln. Vielleicht kann man ortsunkundige Nutzer als Berater hinzuziehen? • Die Verkehrssituation im Gewerbegebiet Neckarau (Floßwörthstraße/ Mallaustraße/Bahnübergang Voltastraße) wird von vielen Unternehmen als unzumutbar, ja existenzbedrohend beschrieben. Hier muss dringend etwas geschehen. Am Neckar sollte beim Fernmeldeturm ein Anlegesteg für Passagierschiffe geschaffen werden. • Die Wegmarkierung vom Anlegesteg am Haus Oberrhein in die Innenstadt sollte besser gestaltet werden. Abschließend sei noch die Anregung weiter geben, künftig bei der Aufstellung des Verkehrsentwicklungsplans auch Psychologen und Ökonomen mit einzubeziehen, um die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer besser berücksichtigen zu können. 29 Claus Seppel, Präsident Einzelhandelsverband Nordbaden e.V. 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim und die Belange des Einzelhandels Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie gerade in dieser wichtigen Sache so zahlreich vertreten sind. Ich möchte mich bei Herrn Bürgermeister Quast für diese Veranstaltung bedanken, die ermöglicht worden ist und auch bei unserem Moderator, Herrn Hupfer. Sie haben gesehen, dass jeder von uns mit einem Packen vorbereiteten Manuskripten hier antritt und ich möchte Ihnen anbieten, dass das, was wir geschrieben haben, Ihnen kostenlos zugeht. Ich möchte Ihnen eigentlich ersparen, dass ich Ihnen eine Litanei von Statistiken vorführe – Statistiken sind Ergebnisse von gestern, wir brauchen Ergebnisse für morgen. Wir haben mit der Stadt Mannheim zusammen – gerade was Verkehrsfragen anbelangt – ein gutes Miteinander erreicht, indem wir in gewissen Bereichen einfach vertrauen und vertrauensvoll diskutieren, auch sehr kontrovers. Es gibt natürlich, wie bei allen Dingen, Licht- und Schattenseiten. Es kann nicht alles gut sein, es kann auch nicht alles umgesetzt werden, das wissen wir auch. Heute ist eine gute Gelegenheit, dass ich Ihnen vortragen darf, wo unsere Wünsche weiterhin liegen. Wir haben natürlich durch die Verbandsarbeit, einen Fokus: Was machen andere Städte? Wenn andere Städte sagen, unsere Stadt ist schlecht, die sorgen nicht für Parkplätze, die Einfahrt ist schlecht, dann kann ich auch an meinen Betrieb schreiben: Kauft die Schuhe woanders, meine sind nicht so gut, die anderen sind besser. Ich halte diesen Weg für ganz schlecht. Leider wird das in vielen Gemeinden heute noch praktiziert, das liegt vielleicht auch daran, dass viele Medien das lieber sehen, das verkauft sich vielleicht besser. Aber diesen Weg haben Herr Quast und ich nie beschritten, im Gegenteil, wir haben uns auch in anderen Städten informiert, was machen die gut, was machen wir schlecht. Wie können wir unseren Einzelhandel stärken, indem wir das Gute rausfiltern und das Schlechte lassen? Wir haben uns auch privat abends mal getroffen und haben uns eine Stadt angeguckt, die hier und da gute Beispiele vorzuweisen hat und haben sie auch übertragen auf unsere Stadt. Warum machen wir das alles? Es ist ganz einfach. Stellen Sie sich einmal Mannheim ohne Einzelhandel vor, ohne den Einzelhandel, den Sie Ihren Bekannten und Verwandten 30 vorstellen können. Was machen wir denn, wenn wir Besuch kriegen? Da sagen wir: Komm, wir gehen mal in die Stadt, wir haben schöne Geschäfte. Wir sind stolz darauf, dass wir die anbieten können. Sie sind aber in hohem Maße davon abhängig, ob die Kunden oder die Besucher die Stadt auch akzeptieren. Das fängt dabei an, wie komme ich mit einer Straßenbahn in die Innenstadt. Stimmt das Angebot? Da muss ich sagen, Sie haben hier in Mannheim ein sehr gutes Angebot, mit dem 10-Minuten-Takt. Sie können nach Mannheim rund um die Uhr reinkommen. Wir sind jetzt in Gesprächen mit Heidelberg. Da haben wir am Samstag einen Takt von einer halben Stunde. Da sind wir auf einem guten Weg, das wird wohl geändert werden. Aber ich spreche Heidelberg auch gezielt an, weil, wenn ich von Verkehrsplanung spreche, wie in unserer Stadt, dann dürfen wir uns nicht uns als eine Insel betrachten, sondern wir haben sehr schnell festgestellt, dass die hochwertigen Arbeitsplätze auch am Stadtrand von Mannheim entstehen. Sie sind zwischen Heidelberg und Mannheim. Denken Sie an SAP und all diese Dinge mehr. Diese hochwertigen Arbeitsplätze sichern die Kaufkraft in Mannheim. Und zwar dann, wenn diese Leute nach ihren Bedürfnissen den Standort erreichen können, so wie sie wollen. Im Klartext heißt das, wenn ich ein Einkaufszentrum vor der Stadt habe, kann kostenlos parken, kann jederzeit gehen, habe Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit und bekomme das gleiche Angebot in der Innenstadt, dann brauche ich da nicht hinfahren. Also ist es unsere Aufgabe, diese Signale zu übertragen, das heißt Sauberkeit, Ordnung, Erreichbarkeit – das sind ganz wichtige Punkte für unseren Einzelhandel. Und da haben wir schon einiges erreicht. Das Flair, das eine Innenstadt bieten kann, kann kein Einkaufszentrum dieser Welt schaffen. Das ist unser Fokus um zu sagen: Jetzt lasst uns alle vernünftige Verkehrsplanung machen. Eine vernünftige Verkehrsplanung heißt für mich, dass man das Empfinden hat, ich habe ein Angebot. Das ist attraktiver, als wenn ich mein Auto benutze. Ich sag es an einem Beispiel: Wir fahren am Sonntag nach München zum Ordern. Ich werde einen Teufel tun, mein Auto anzufassen, selbst wenn es ein Diesel ist und weniger verbraucht. Beim ICE weiß ich, ich fahre um 07.28 Uhr hier weg und bin 10.15 Uhr in München und habe nichts am Hut und kann unter der Zeit arbeiten. Genau das ist die Stoßrichtung, in die wir denken müssen. Natürlich habe ich mein Auto so gern wie jeder von Ihnen. Ich fahre es auch gerne. Aber ich möchte es dann benutzen, wenn es mir Freude macht und wenn ich es mir einfach leisten will. Und ich möchte dann, wenn ich es mir leisten will, auch dahin kommen, wo ich hinfahren möchte. 31 Da sind wir wieder an dem Punkt; das ist die Schließung der Kunststraße. Da haben Sie ein Thema angesprochen, bei diesem Thema reagiere ich nicht nur stinkig – wie man in Norddeutschland sagt – sondern mehr als sauer. Das ist mit unserem Verband nicht zu machen. Da würde ich alle möglichen Instrumente ins Leben rufen, um diesen Unsinn zu verhindern. Wir haben durch die Fressgasse und die Kunststraße erreicht, dass viele kleine Händler sich aus dem Mietdruck der Planken in die Nähe der hochattraktiven Planken ansiedeln können. Die Vielfalt, die da entsteht, ist geradezu beneidens- und bewundernswert. Das braucht man Ihnen jetzt nicht vorführen, Sie kennen alle die Situation. Das Erscheinungsbild beider Straßen ist sehr positiv geworden, auch mit den Buchten für das Parken, mit den Bäumen, mit der Bepflanzung, das ist alles auf einem sehr sehr positiven Weg. Ich kenne die Situation aus meinem Geschäft in Baden-Baden, da war eine andere Situation, aber die Wirkung war die gleiche. Wo der Verkehr weg ist, ist auch der Handel weg. Das kann ich Ihnen versichern. Wir müssen versuchen, auch in unseren Diskussionen jetzt hier, beide Dinge zueinander zu bringen und zwar ganz vernünftig. Damit der, der mit dem Fahrrad fahren möchte, seine Berechtigung hat und der, der sein Auto benutzen möchte, nicht als Umwelthasser an die Wand gestellt wird. Das sind die nämlich alle nicht. Wir wissen alle, wie es heute geht. Dieses Thema ist in allen politischen Parteien sensibel bearbeitet worden und da hat niemand mehr Nachhilfeunterricht zu bekommen und jeder wird auch so entscheiden, wie er das macht. Mein Vorschlag wäre für unsere MVV, die ich hoch schätze, vielleicht auch mal einen Gedankengang zum Angebot zu machen, und zwar, in den Zeiten, in denen die Linien schlecht ausgelastet sind, ähnlich wie wir es im Handel machen, Rabatte zu geben. Uns werden immer Rabatte abverlangt. Sie sagen: Verkauf doch früh von 10.00 Uhr mit 10 % Rabatt wenn keiner kommt, dann hast du die Bude voll. Ich sage das einfach mal so flapsig an unsere öffentlichen Verkehrsmittel: Warum macht ihr das denn nicht? Macht das doch auch einmal! Dann gibt es keine Straßenbahnleerfahrten mehr, bietet doch einen Sondertarif an für die Zeit – fertig aus! Das sind Denkanstöße, ich weiß, wie die Praxis nachher aussieht und das kann man leicht sagen, wenn man mit der Sache im Detail nichts zu tun hat. Aber ich glaube, dass solche Denkanstöße vielleicht auch dem gesamten Konzept unserer Region sehr zuträglich sind, wenn man eine neue Idee auch mal ausprobiert. Einfach sagen: Wenn es nichts war, war es halt nichts. Ich kaufe auch nicht jeden Schuh, der richtig ist. Da 32 muss ich mich mit abfinden. Also lasst uns doch auch einmal was zusammen machen, was mal eine neue Idee ist, wo man jemanden wiederfindet mit dieser Idee. Besser machen, ist für uns ganz eindeutig, die Meinungsfindung zum Thema L 5 und L 7 neu zu beurteilen und zu denken, wie empfindet der Fahrer, der Gast, der nach Mannheim reinfährt, diesen Punkt an dieser Stelle. Es kann durchaus sein, dass er gut durchdacht ist, dass die Situation gar nicht so schlimm ist, wie sie geredet wird. Ich werde mich vorher genau in Kenntnis setzen. Es besteht das Gefühl für den, der reinfährt, da stimmt was nicht. Er fühlt das als Hindernis. In dieser schwierigen Zeit, wo wir alle darum kämpfen müssen, dass wir die Stadt mit Gewerbesteuer unterstützen können indem wir ein gutes Geschäft machen, sollten wir einfach dieses Gefühl beiseite schaffen mit Maßnahmen, die sinnvoll sind. Ich bin nicht der große Verkehrsexperte. Aber ich weiß aus vielen Erzählungen gerade in meinem Geschäft und auch von meinen Kollegen, derjenige, der nach Mannheim fährt, sieht das als Hindernis. Ich sage das einfach wieder auf mein Produkt übertragen: Wenn Sie heute ein Unternehmen haben; Sie sind verschrien als verteuert, nicht leistungsfähig und Sie sind es nicht, aber Sie bringen das nicht herüber, da müssen wir etwas tun. Genau an dieser Stelle sehe ich den Schwachpunkt, dass da zu wenig Informationen gegeben oder zu wenig ausprobiert wird, wie kann man es besser machen. Das Empfinden der Leute, die nach Mannheim wollen, ist einfach eindeutig. Diese Stelle ist einfach schlecht für uns. Wir fühlen uns behindert, in die Stadt zu fahren. Es bleibt mir noch zu sagen, lassen Sie uns diese Veranstaltung nicht nur 10 Jahre angehen, weil in 10 Jahren ändert sich einfach zu viel. Sie wissen, dass sich seit dem 11. September die Wirtschaftslage weltweit total auf den Kopf gestellt hat und diese Veränderung sollten wir auch zeitnah mit dem, was wir leisten können in unserer Stadt besprechen und auch umsetzen. Deswegen mein Credo an dieser Stelle, auch wenn es nicht ein so großes Forum sein sollte, aber der Zeitabstand zwischen einer Bewertung einer Situation für 10 Jahre ist für den Einzelhandel in dieser schnelllebigen Zeit etwas weit gefasst. Vielleicht kann man das schneller machen, vielleicht kann man auch die Veranstaltung noch ein bisschen bürgernah ausdehnen, weil die Bürger heute sehr mobil sind und wollen das auch bleiben. An dieser Stelle möchte ich auch noch revidieren, dass wir vielleicht Kunst und Kultur im Auge behalten, weil alle hochwertigen Arbeitsplätze - haben wir festgestellt bei uns im Handel – mit den Familien sehr viel zu tun haben. Die Frauen wollen mit ihren Männern und ihren Kindern ein Kulturangebot haben, das sie auch abends nutzen können und wo sie auch abends, wenn sie das Auto nicht benutzen wollen, sicher nach 33 Hause kommen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt für den Standort Mannheim. Ich möchte auch an dieser Stelle zum Nachdenken anregen, ob man mit Absprache, mit Veranstaltungen, noch sichtbarer nach außen hin prägt, dass es da ein Angebot für den Nachhauseweg gibt. Dass es ein Angebot gibt für die Parkmöglichkeiten und dass es auch für den Weg zur Schule Angebote gibt. Weil wir dann immer wieder bei uns hören – Heidelberg, Kurpfalz ist alles schön, da fühlen wir uns wohl, aber und dann kommt so ein "aber". Das hat damit zu tun, dass man das in anderen Städten wie München viel besser regelt. Da ist ein viel besseres Angebot. Ich meine, die Kurpfalz braucht sich nicht verstecken. Wir haben hier wirklich viele gute Angebote, die aber durch eine Verstärkung in unserem Verkehrsnetz und die Attraktivität unseres Nahverkehrs untereinander so erhöht werden kann, dass der siebtgrößte Wirtschaftsstandort, nämlich die Region Mannheim, ihren Stellenwert behält. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. 34 Prof. Dr.-Ing. Hartmut H. Topp, Fachgebiet Verkehrswesen, Universität Kaiserslautern 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Themenkreis Straßenbau und ruhender Verkehr Sehr geehrter Herr Vorsitzender, Herr Bürgermeister Quast, meine Damen und Herren, zu der Thematik, die ich zu vertreten habe, ruhender Verkehr selbstverständlich, aber ich war auch gebeten, über Straßenbau etwas zu sagen. 10 Jahre Bilanz und sich für die nächsten 10 Jahre oder vielleicht auch darüber hinaus – denn manche Verkehrsprojekte sind ja sehr langfristig anzulegen – sich über einen so langen Zeitraum zu positionieren, das ist etwas, was in der Verkehrsplanung selten gemacht wird. Herr Keller hat auch schon darauf hingewiesen. Für mich, der ich vor 10 Jahren dabei war, und der - wie Herr Hupfer das eben dargestellt hat - immer wieder mal für Mannheim arbeiten durfte, hat das natürlich einen ganz besonderen Reiz. Ich denke, dass eine Standortbestimmung in der planungspolitischen Diskussion von hervorragender Bedeutung ist, und ich meine auch, dass es nicht zu hochgegriffen ist, wenn ich das als Teil Mannheimer Diskussions- und Planungskultur bezeichne. Dazu möchte ich insbesondere auch den sehr informativen Sachstandsbericht der Verwaltung zählen, der es uns überhaupt erst ermöglicht, von außen zu bestimmten Fragen Stellung zu nehmen. Ich habe in der Vorbereitung auf heute gelesen, was ich hier vor 10 Jahren gesagt habe; da war von Stadtverträglichkeit des Verkehrs viel die Rede, das war sozusagen der Schlüsselbegriff, ebenso wie Funktionsfähigkeit der Stadt und Lebensqualität in dieser Stadt. Das ist natürlich heute genauso gültig. Es war ja auch allgemein genug formuliert. Wenn man das auf den Autoverkehr bezieht, der heute mein Thema ist, dann geht es um einen schmalen Pfad: Auf der einen Seite Flächen vom Auto zurückzugewinnen und auf der anderen Seite die Erreichbarkeit der Stadt zu gewährleisten und, ich sage ausdrücklich – auch mit dem Auto. Eine andere Sache von vor 10 Jahren war meine Anregung, einen Städteclub Rhein-Neckar zu installieren, mit dem man bestimmte Grundprinzipien kommunaler Verkehrspolitik abstimmt: So ist es beispielsweise überhaupt nicht einzusehen, dass man sich über Parkgebühren Konkurrenz macht oder über Ermäßigungen beim Parken - erste halbe Stunde frei und alle diese Dinge, die man sich da ausdenken kann. Da war ich sehr froh, heute etwas 35 zu hören von Herrn Dr. Becker über die Allianz Rhein-Neckar im Zusammenhang mit der Straßenbahnbeschaffung - das ist nun wieder ein anderes Thema, aber ich denke, da ist dieser Raum grundsätzlich auf einem ganz wichtigen Weg einer interkommunalen Zusammenarbeit. Etwas anderes, was auch ganz wichtig ist, um Mannheimer Verkehrsprobleme zu lösen und auch die Leistungsfähigkeit dieser Stadt weiter zu verbessern, das ist der Blick ins Umland: In einer Stadt der Größe von Mannheim, kommen etwa 50 % der Autos, die sich hier in der Stadt bewegen, aus dem Umland. Wenn Sie das mal auf die Kunden der Innenstadt beziehen, da hat sich eine sehr erfreuliche Entwicklung ergeben, die durch die BAG-Befragung 2000 aufgezeigt worden ist: Nämlich, dass der Anteil der Kunden der Mannheimer Innenstadt, die aus dem Umland kommen, noch gestiegen ist; und dabei hatte Mannheim ohnehin schon eine Spitzenposition bundesweit. Jetzt kommen 60 % der Innenstadt-Kunden aus dem Umland – das sind 4 Prozentpunkte mehr als 4 Jahre vorher. Mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar ist in der Verknüpfung von Stadt und Umland inzwischen eine ganze Menge erreicht worden. Die Überprüfung des Parkraumkonzeptes, das war ein ganz wichtiges Thema vor 10 Jahren; und auch da ist viel erreicht worden. Ich erwähne die Verkehrsentwicklungspläne für Innenstadt, Schwetzingerstadt und Oststadt und auch Neckarstadt, wenngleich hier noch nicht beschlossen, noch nicht umgesetzt ist. Es geht jetzt sicherlich zu weit, da zu Einzelheiten was zu sagen, aber wenn ich das mal von den Zielen her sehe, die mit diesen Parkraumkonzepten verbunden sind, wie Vereinfachung und Klarheit der Parkregeln, bessere Parkchancen für Anwohner, Aufwertung der Straßenräume - wir haben ja heute schon einige schöne Beispiele gesehen, Herr Keller, was Sie gezeigt haben, Fressgasse, das überzeugt sofort - und die Durchsetzung der Regeln, um das nicht zu vergessen: Ich denke, diese Ziele des Parkraumkonzepts sind im wesentlichen erreicht worden und deshalb ist es ganz wichtig, dass die Stadt diese Ansätze in den Stadtteilen, wo sie schon umgesetzt sind, weiterverfolgt und flächenhaft über das Stadtgebiet ausdehnt. Das Parkleitsystem - das ist schon eine ältere Sache, das dürfte inzwischen auch schon fast 10 Jahre alt sein - hat in Verbindung mit einer sehr differenzierten Parkraumbewirtschaftung in der Innenstadt dazu geführt, dass wir heute in den Parkhäusern eine bessere Auslastung haben als vor 10 Jahren. Das fällt am Nachmittag besonders deutlich aus und das hat natürlich nicht nur mit Parkleitsystem und den Parkregeln im öffentlichen Straßenraum zu tun; natürlich hat das auch zu tun mit den Öffnungszeiten der Geschäfte. Wenn man die Parkraumsituation in der Mannheimer Innenstadt sich anschaut, dann stellt man fest, dass sich Mannheim da 36 von anderen Städten kaum unterscheidet. Das heißt, dass wir in Mannheim, abgesehen mal von den Spitzentagen - das wäre beispielsweise ein Samstag vor Weihnachten - immer noch Reserven in einigen Parkhäusern haben. Das sind nicht die Parkhäuser, wo die Autofahrer unbedingt immer hin wollen, sondern das sind oft auch die etwas abseits liegenden, die bei den Autofahrern weniger beliebt sind. Aber es gibt Reserven in den üblichen Zeiten des Jahres und etwas abseits auch an Spitzentagen. Wenn ich zu Straßenbaumaßnahmen etwas sagen soll, dann fällt mir als erstes die ganz große Maßnahme ein: der Fahrlachtunnel mit der Südtangente - auch deshalb, weil wir da mit meinem Büro sehr intensiv Begleituntersuchungen gemacht haben Vorher-/Nachher-Untersuchungen, mit denen wir die Prognose überprüft haben. Was hat nun dieser Fahrlachtunnel gebracht? Der Fahrlachtunnel ist als großes Projekt auch eine große Erfolgsstory: Wir haben damals die Entlastungswirkung untersucht im ganzen südlichen Stadtraum und es war schon erstaunlich, wie weit diese Wirkungen gegriffen haben in der Varnholtallee, Neckarauer Straße, Bismarckstraße, Reichskanzler-Müller-Straße und auch im Innenstadtring - alles Straßenzüge, die in unterschiedlichem Maße entlastet worden sind durch den Tunnel. Dann gab es aber auch eine interessante Sache am Beispiel Neckarauer Straße. Es wurde damals diskutiert, nach dem Bau des Fahrlachtunnels, die Neckarauer Straße etwas in ihrem Querschnitt zurückzunehmen. Das ist dann zunächst nicht gemacht worden, und dann hat man gesehen, was eigentlich in der Verkehrsplanung auch immer so gesagt wird, dass Entlastungen, die nicht man durch Rücknahme der Straßenkapazitäten sichert, wieder aufgefüllt werden durch andere Verlagerungen, durch Sekundärverlagerungen. Genau das ist in der Neckarauer Straße passiert, wobei das nicht weiter tragisch ist; denn der Verkehr, der dann zusätzlich in die Neckarauer Straße gegangen ist, der ist dann wieder aus anderen Straßen, die parallel zur Neckarauer Straße laufen - und das sind Straßen, an denen gewohnt wird - gekommen. Dann haben wir auch festgestellt, dass man damals als der Fahrlachtunnel etwa 30.000 Autos am Tag hattedurch ganz bestimmte Maßnahmen von Beschilderung, von anderen Abbiegebewegungen usw. noch eine weitere Bündelung des Verkehrs auf den Fahrlachtunnel erreichen konnte. Sas sehen wir heute: 40.000 Autos fahren jetzt pro Tag durch den Fahrlachtunnel. Heute sind Südtangente samt Tunnel die Voraussetzung für Mannheim 21; ich wüsste gar nicht, wie man das sonst erschließen sollte. Der Fahrlachtunnel, der steht eigentlich nur als Beispiel für eine ganze Menge weiterer Straßenbaumaßnahmen, die umgesetzt worden sind in der Stadt Mannheim. Herr Bürgermeister Quast hat einleitend auch dazu bereits einiges aufgezählt. 37 Innerhalb der großen Städte haben die Belastungen durch Autoverkehr in den letzten 10 Jahren kaum noch zugenommen. Das ist auch eine Sache, die über Mannheim hinaus überall so festzustellen ist; die entsprechenden Zeitreihen hat Herr Keller uns gezeigt. Da ist die Innenstadt mit minus 10 % Autoeinfahrten, auch darauf hat Herr Keller schon hingewiesen, und das wird überkompensiert durch Zunahmen bei ÖPNV und Fahrrad. Was der ÖPNV durch die Kundenbindung insbesondere für die Innenstadt bedeutet, das ist sehr anschaulich geworden an der einen Grafik von Herrn Dr. Becker. Dass das offensichtlich wirklich so ist, dass ÖPNV und Fahrrad, die Verluste im Autoverkehr mehr als ausgeglichen haben, sehen wir auch an der BAGBefragung 2000. Die zeigt nämlich ganz deutlich, dass sich die Situation des Kundenaufkommens in Mannheim stabil gehalten hat, und ich hatte es vorhin schon erwähnt, dass sogar, was das Umland anbetrifft, Mannheim seine Position als attraktive Einkaufsstadt verbessern konnte. Es gibt etwas anderes, das ist ein typisches Anliegen der Verkehrsplaner, aber ich möchte auch darüber reden, das ist letztlich auch wieder an die Kommunalpolitik adressiert: Bei den vielen Arbeiten, die ich für die Stadt Mannheim gemacht habe, habe ich immer wieder festgestellt, dass es keine in sich schlüssige Datengrundlage ‚Verkehr’ gibt. Das heißt, man muss je nach Fragestellung Daten aus verschiedenen Quellen kombinieren, hochrechnen, anpassen, auf Plausibilität prüfen; das kann man alles machen, wir sind auch ganz gut damit klar gekommen. Aber trotzdem stellt sich für mich die Frage, ob man nicht eine Datenbasis, die letztlich auf die 80er Jahre zurückgeht, das war die letzte große Befragung, die inzwischen nur noch bedingt verwendbar ist, ob man da nicht mal grundsätzlicher drüber nachdenkt. Es ist auch so, man kann jetzt nicht mehr auf eine Volkszählung warten; denn die gibt es ja nicht mehr. Die Kontiv 2002, das ist eine bundesweite Erhebung, die zur Zeit läuft, wird aber keine Daten über Verkehrsbeziehungen in Mannheim liefern, wenngleich diese Befragung auch in Mannheim stattfindet. Das ist ein Verkehrsplanerwunsch, bei der nächsten großen verkehrsplanerischen Fragestellung über die Erstellung einer aktuellen Datenbasis ‚Verkehr’ nachzudenken. Ich komme noch einmal zurück auf Straßenbaumaßnahmen. Die Südtangente mit Fahrlachtunnel - als das Großprojekt - soll nicht verdecken, dass es sehr viele, auch kleine Maßnahmen gegeben hat. Das schöne Beispiel ‚Fressgasse’ haben wir eben gesehen. Was man an diesen kleineren Beispielen sehr schön zeigen kann, ist, dass Funktionsfähigkeit für den Autoverkehr und städtebauliche Qualität durchaus kein Widerspruch sein müssen, sondern dass das sehr gut parallel laufen kann. Ein weiteres schönes Beispiel genau dafür ist der Alte Messplatz. Der hat mich hier länger 38 beschäftigt und schließlich ist es dann gelungen – nach einem langen Diskussionsprozess – eine Lösung zu erreichen, die es noch einmal ganz deutlich macht, dass man selbst bei einer enormen Wegnahme von Flächen für den Autoverkehr Funktionsfähigkeit in einer anderen Konzeption für den Autoverkehr erhalten kann, und dass man durch die Umwandlung von Autoverkehrsflächen natürlich eine ganz andere städtebauliche Qualität schaffen kann. Viele von Ihnen waren ja auch in diesen Diskussionen mitbeteiligt. Die Flächen, die wir dann für Aufenthalt, für Grün, für Zugang zum Fluss in dieser besonderen Situation und auch für Bebauung zurückgewinnen konnten, das sind einfach Werte, die man innenstädtisch schafft und mit denen man, wenn man das flächenhaft macht, die Lebensqualität in einer Stadt verbessert. Jetzt kann man noch einmal fragen: Wie kommt das denn, dass man solche Potenziale dort gewinnen kann? Das hängt damit zusammen, dass Verkehrsplanung in den 60er Jahren ganz andere Ansätze gefahren ist und der Alte Messplatz ist ein typisches Beispiel dafür. Ich denke, dass es da in Mannheim auch an der einen oder anderen Stelle noch Potenziale gibt, die man erschließen kann. Es gibt es anderes Projekt, an dem ich sehr gern gearbeitet habe hier in Mannheim, und das ist von der Problemstellung ähnlich wie der Alte Messplatz. Denn da geht es auch um Rückbau und es geht um den Zugang zum Fluss - zum Rhein in diesem Fall. Es ist ein Projekt, das aber von der Dimension ganz anders angelegt ist. Deshalb habe ich mir auch überlegt, ob ich das überhaupt heute erwähnen soll: Es geht um den Brückenkopf der Konrad-Adenauer-Brücke. Da haben wir gezeigt, dass man bei gleicher Funktionsfähigkeit, bei gleicher Leistungsfähigkeit dieser Brücke enorme Vereinfachungen erreichen kann, die enorme Verbesserungen bringen ‚mehr Luft’ für das Schloss und einfacheren Zugang von der Innenstadt zum Wasser. Warum habe ich gezögert, das heute zu erwähnen? Einfach deshalb, weil das sehr viel Geld kostet. Auf der anderen kann man vielleicht sagen: Zum Glück hält auch Beton nicht ewig Irgendwann muss man an die Brücke ran. Ehe man die 1:1 saniert, so wie die heute da steht, nicht die Brücke, ich meine den Brückenkopf, ehe man das so macht, wie in Ludwigshafen, dass man alles das, was man in den 60er Jahren gebaut hat, Anfang dieses Jahrhunderts nun renoviert, sollte man mal grundsätzlicher darüber nachdenken. Das gilt im übrigen auch für den Brückenkopf der Kurt-SchumacherBrücke. Wenn ich diese beiden Dinge erwähne, meine ich nicht, dass das Aufgaben der nächsten 10 Jahre sind. Das sind Aufgaben, die ganz langfristig angelegt werden müssen, wo man überlegen muss, wie man auch phasenweise vorgehen kann und wo man überlegen muss, ehe man dort saniert, was man da grundsätzlich machen kann. 39 Was steht sonst in Mannheim im Straßennetz auf der Agenda? Das ist einmal die Westtangente, von der ich meine, das sie von ähnlicher Wichtigkeit ist wie Südtangente mit Fahrlachtunnel. Was die Südtangente im Verein mit dem Fahrlachtunnel für den südlichen Stadtraum bewirkt hat, dieses Potenzial hat die Westtangente für den nördlichen Stadtraum. Deshalb meine ich, das ist auch wieder so ein Großprojekt, das aber ganz entscheidende Potenziale freisetzt, die dann natürlich auch genutzt werden müssen in den entlasteten Stadtteilen. Weniger spektakulär, aber nicht weniger wichtig ist die Daueraufgabe der städtebaulichen Aufwertung der Mannheimer Straßen und Plätze. Gerade bei diesen kleinen Sachen, da finde ich auch sehr gut, was in der Zeitung stand, dass Verkehrsplanung sehr oft die Summe der kleinen Schritte ist und dann doch eine große Wirkung entfaltet. Das ist ganz wichtig, weil eben die Großprojekte so selten sind und weil sie so teuer sind. Gerade in dieser flächenhaften städtebaulichen Aufwertung der Straßen und Plätze, da liegt meines Erachtens der Schlüssel zur Lebensqualität in dieser Stadt und das haben wir ja auch schon gesehen. Ich erinnere noch einmal an die Bilder von Herrn Keller; deutlicher als mit seinen Bildern kann man es kaum machen, was damit gemeint ist. Insgesamt sehe ich Mannheim verkehrsplanerisch und städtebaulich auf einem guten Weg. Zum Abschluss möchte ich noch eine Sache erwähnen, die ich sehr gerne mit der Stadt Mannheim zusammen gemacht habe, auch mit der MVV, Herrn Dr. Becker und seinen Mitarbeitern und mit der CarSharing-Organisation hier in Mannheim. Wir haben ein Modellprojekt an der Universität Kaiserslautern durchgeführt über die Schnittstelle zwischen ÖPNV und CarSharing oder wir sprechen da auch gerne - etwas höhergezont - über die 4. Säule im Umweltverbund, zu Fuß, Fahrrad, ÖPNV und CarSharing. Wir haben diese Untersuchungen in zwei Modellstädten durchgeführt, in Aachen und in Mannheim. Das hat sehr viel Spaß gemacht und wir hatten ein gutes Ergebnis; dafür möchte ich allen Beteiligten an dieser Stelle noch einmal danken. Ich wünsche der Stadt Mannheim weitere 10 und mehr erfolgreiche Jahre in Verkehrsplanung und Stadtplanung, viel Erfolg mit innovativen Ideen und im Umgang mit Ihren Straßen und Plätzen als urbane Lebensräume. Dankeschön! 40 Dipl.-Ing. Gisela Stete, StetePlanung, Darmstadt 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan – Themenkreis Rad- und Fußverkehr Zur Vorbereitung auf das letzte Hearing 1993 hatte ich die Pressestimmen zu den Maßnahmenvorschlägen des Verkehrsentwicklungsplans verfolgt und mir war aufgefallen, dass fast ausschließlich die erwarteten negativen Wirkungen hinsichtlich des Autoverkehrs thematisiert wurden. Von „Verkehrsfeindlichkeit“ und unzumutbaren Einschränkungen für den Autoverkehr war damals die Rede. Nirgends hatte ich gelesen, dass das Maßnahmenkonzept für den Fuß- und Radverkehr ausgesprochen „verkehrsfreundlich“ ist und bei Umsetzung der Maßnahmen die Attraktivität der Innenstadt für den nicht-motorisierten Verkehr deutlich gesteigert werde. Auch die Kommentare im Vorfeld Verkehrsentwicklungsplanung der heutigen beschäftigen Veranstaltung sich in erster zur Bilanz Linie mit der den Einschränkungen (auch die nur versuchsweise durchgeführten) für den Autoverkehr. Es wird allerdings auch die gewonnene Aufenthaltsqualität in den Straßenräumen genannt und das ist gut. Wir haben gehört, dass die Mannheimer Innenstadt Einkaufsschwerpunkt ist und von Kunden und Besuchern von außerhalb mehrheitlich mit dem Pkw erreicht wird. Darüber hinaus sind hier viele publikumsintensive öffentliche Einrichtungen und Freizeitangebote angesiedelt. Aber die Mannheimer Innenstadt ist auch ein Wohnstandort. Hier leben mehr als 25.000 Menschen unterschiedlichster Altersstufen: Kinder und Jugendliche, Erwerbstätige, nicht-erwebstätige und in Ausbildung befindliche Erwachsene, ältere Menschen. Die Bevölkerungsentwicklung zwischen 1995 und 2001 (Bild 1) zeigt, dass die Wohnfunktion nicht rückläufig, sondern – bei leichter Verschiebung der Altersgruppen – stabil ist. Die Bevölkerung der Innenstadt lebt in einem Stadtquartier, in dem die meisten alltagsrelevanten Infrastruktureinrichtungen in fußläufiger Entfernung liegen, entsprechend dem städtebaulichen Leitbild der „Stadt der kurzen Wege“. Der nicht-motorisierte Fuß- und Radverkehr ist daher für die ansässige Wohnbevölkerung von großer Bedeutung und auch – wie wir sehen werden – für Besucher von außerhalb. 41 Bevölkerungsentwicklung Innenstadt Mannheim 6.200 6.386 Bild 1 7.000 3.233 3.427 0 <10 10 < 20 2.281 2.072 2.000 2.075 2.378 3.000 1.956 1.816 4.000 1.838 1.657 Einwohner 5.000 3.079 2.793 4.780 4.729 6.000 60 < 70 > 70 1.000 0 20 < 30 30 < 40 40 < 50 50 < 60 Alter 1995: 25.442 EW 2001: 25.240 EW Bild 1: Bevölkerungsentwicklung Innenstadt Mannheim Ich möchte im Rahmen meines Beitrags zum Thema Fuß- und Radverkehr nach 10 Jahren Verkehrsentwicklungsplanung Mannheim kurz zurückblicken auf die damaligen Rahmenbedingungen für den nicht-motorisierten Verkehr. Dessen Situation war alles andere als rosig: • fehlende Radverkehrsanlagen im Zuge von Hauptverkehrsstraßen, insbesondere am Innenstadtring und teilweise auch an den die Schwetzinger Stadt und die Oststadt begrenzenden Randstraßen; • keine zentralen Radverkehrsachsen durch die Innenstadt weder in Ost-Westnoch in Nord-Süd-Richtung, die den Radverkehr aus benachbarten Quartieren aufnehmen. Ein Radverkehrsnetz war nicht zu erkennen; • hohes Gefährdungspotential durch unangepaßtes Geschwindigkeitsniveau des Kfz-Verkehrs bei gemeinsamer Nutzung der Fahrbahnen; • Umwegfahrten für die besonders umwegeempfindlichen Radfahrenden aufgrund des Ein-Richtungs-Straßensystems; • problematische Sichtverhältnisse, insbesondere an Kreuzungen und Einmündungen durch ungeordnetes Parken. Im Fußverkehr fielen auf: • die zugeparkten Gehwege, die die Bewegungsfreiheit auf Werte deutlich unter den in Richtlinien empfohlenen Mindeststandards drückten; 42 • die starke Trennwirkung der durch die Innenstadt verlaufenden und die Innenstadt bzw. die Schwetzinger- und Oststadt begrenzenden Hauptverkehrsstraßen (hohe Kfz-Belastungen, nicht angepasste Geschwindigkeiten) verbinden mit hohen Emissionsbelastungen (Lärm und Abgase); • fehlende bzw. unattraktive Querungsmöglichkeiten, gerade der als Barriere wirkenden Hauptverkehrsstraßen; • fehlende Aufenthaltsqualitäten in den vom Kfz-Verkehr dominierten Straßenräumen der Innenstadt. Dies barg hohe Sicherheitsrisiken für die in der Innenstadt lebenden Menschen, insbesondere Kinder und Ältere, die nachgewiesenermaßen überwiegend zu Fuß unterwegs sind. Der Verkehrsentwicklungsplan 1992 hatte explizit die hohe Bedeutung des Fuß- und Radverkehrs betont und die Ziele zur Verbesserung der beschriebenen Situation sehr hoch gesteckt. Das Maßnahmenkonzept enthielt gerade für diese Gruppe der Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer ein umfassendes Bündel von Maßnahmen. Was davon konnte umgesetzt werden bzw. welche Synergieeffekte von Maßnahmen, die auf den fließenden Kraftfahrzeugverkehr zielten, konnten erzielt werden, um auch den nicht-motorisierten Verkehr attraktiver zu gestalten? Hier möchte ich zunächst die Entwicklung der Verkehrsmittelnutzung im Individualverkehr bzw. der Verkehrsbelastungen zwischen 1992 und 1997 betrachten (Bild 2). Nicht berücksichtigt ist der ÖPNV. 71.000 80.000 50.000 50.500 60.000 51.500 70.000 62.858 Entwicklung des Verkehrsaufkommens Bild 2 40.000 20.000 10.000 11.600 9.800 30.000 0 Fußverkehr Radverkehr 1992 motorisierter IV 1997 Bild 2: Bevölkerungsentwicklung Innenstadt Mannheim 43 Es ist festzustellen, dass für den in die Innenstadt einströmenden Verkehr der nichtmotorisierte Verkehr gegenüber dem motorisierten Verkehr zugelegt hat. Im Fußverkehr konnte der Anteil bei ca. 50.000 Fußwegen gehalten werden, was insofern als Erfolg zu werten ist, weil in anderen Städten – und möglicherweise auch in anderen Stadtteilen von Mannheim – der Fußverkehr eher abnimmt. Der Radverkehr in die Innenstadt hat um 18 % zugenommen, wogegen der Kfz-Verkehr um 11 % abgenommen hat. Aus den absoluten Zahlen – nämlich ca. 62.000 Wege nichtmotorisiert gegenüber ca. 63.000 Wegen mit dem Kfz – kann geschlußfolgert werden, dass die Innenstadt von Bewohnern, Kunden und Besuchern mehrheitlich nichtmotorisiert erreicht wird, denn beim Kfz-Verkehr ist zu berücksichtigen, dass ein Großteil der Kfz-Fahrten als Wirtschaftsverkehr und nicht als Personenverkehr auftreten. Diese Entwicklung korrespondiert meines Erachtens mit den umgesetzten Maßnahmen. Die Einschränkungen für den Kfz-Durchgangsverkehr und die Einführung von Tempo 30 in der Innenstadt, der Schwetzinger Stadt und der Oststadt sowie die Überwachung der Einhaltung haben die Situation für Fuß- und Radverkehr entscheidend verbessert und die Sicherheitsrisiken reduziert. Die Umgestaltungsmaßnahmen in den ehemals als Hauptverkehrsstraßen klassifizierten querenden Kunststraße, Leopoldstraße, Freßgasse, Marktstraße und Erbprinzenstraße kamen vor allem dem nicht-motorisierten Verkehr zugute. Hier konnte der ruhende Verkehr fast vollständig auf die Fahrbahn verlagert werden, damit stehen Gehwegflächen wieder dem Fußverkehr zur Verfügung. Die begonnene Umgestaltung von Platzflächen – auch wenn es oft nur kleinere Flächen sind – kommt insbesondere Kindern zugute. In der Innenstadt wurde entlang der für den Kfz-Verkehr immer noch bedeutsamen Straßen mit gleichzeitig hohem Passantenaufkommen zusätzliche Querungshilfen eingerichtet, wohingegen die Situation an den begrenzenden Hauptverkehrsstraßen noch verbesserungsbedürftig scheint. Für den Radverkehr wurden, den damaligen Möglichkeiten zur Schaffung separater Radverkehrsanlagen in Tempo-30-Zonen folgend, in Ost-West- und in Nord-SüdRichtung zentrale Radverkehrsachsen in Form von Radfahrstreifen in den Parallelstraßen zur Fußgängerzone angelegt, ergänzt um weitere Lückenschlüsse wie z. B. bordsteingeführte Radwege und Umweltspur. Generell ist festzustellen, dass eine fast durchgängig einheitliche Führung im Streckenverlauf erreicht wurde und keine wechselnden Führungen (Radweg, Fußweg, Radfahrer frei, Radfahrstreifen ...). Von der Möglichkeit, Ein-Richtungsstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung zu öffnen, 44 wurde dagegen nur in Einzelfällen Gebrauch gemacht. Ebenfalls noch nicht realisiert sind die Anlagen von separaten Radverkehrsanlagen entlang des mit Tempo 50 ausgewiesenen Innenstadtrings und der Augusta-Anlage. Gerade hier, wo die Kfz-Verkehrsbelastungen und das Geschwindigkeitsniveau deutlich höher sind als innerhalb der Quartiere, sind eigene Radwege wichtig, damit Radfahrerinnen und Radfahrer, die nicht die Innenstadt zum Ziel haben, schnell und unbehindert vorankommen. Beispiele hierfür sind die Verbindung Jungbusch - Oststadt oder Neckarstadt - Schwetzingen Stadt. Auch wenn noch nicht alle im Verkehrsentwicklungsplan angedachten Maßnahmen zur Verbesserung im Fuß- und Radverkehr umgesetzt werden konnten und die Situation in einzelnen Straßen noch immer nicht befriedigend ist, ist festzustellen, dass mit den realisierten verkehrlichen und gestalterischen Maßnahmen die Situation für den nichtmotorisierten Verkehr deutlich verbessert werden konnte. Hier stehen aufgrund der Novellierung der StVO allerdings Modifikationen an, die insbesondere den Radverkehr betreffen. Als Stichwort genannt seien die Bindung der Benutzungspflicht von Radverkehrsanlagen an bestimmte Mindeststandards. Wie Bild 3 zeigt, müssen beispielsweise nach StVO ausgeschilderte Radverkehrsanlagen bestimmte Mindestbreiten aufweisen. Dimensionierung von Radverkehrsanlagen Bild 3 Radverkehsanlage Radweg (Z 237) Radfahrstreifen (Z 237) Mindestmaß nach StVO* möglichst zu erreichendes Maß nach StVO* Richtmaß nach ERA 95 1,50 m 2,00 m 2,10 - 2,50 m 1,50 m 1,85 m 1,85 - 2,35 m gem. Fuß- und Radweg (Z 240) innerorts 2,50 m 2,50 - 3,00 m ausserorts 2,00 m 3,00 m getr. Fuß- und Radweg (Z 241) 1,50 m Zweirichtungsverkehr (Z237) 2,00 m 2,40 m 2,10 - 2,50 m 2,50 - 3,00 m *sogenannte 'Fahrradnovelle' der StVO, Bundesministerium für Verkehr, 1997 Bild 3: Dimensionierung von Radverkehrsanlagen Auch die Novellierung des StVO in Bezug auf Tempo-30-Zonen hat möglicherweise Konsequenzen für die eingesetzten Maßnahmen im Radverkehr. Im Nationalen 45 Radverkehrsplan des BMVBW sind hier allerdings Bestrebungen zu erkennen, die festgelegten Grenzwerte und Bestimmungen flexibler zu handhaben und dies in der StVO zu verankern. Des weiteren bildet die neue „Richtlinie für Anlagen des Fuß-Verkehrs“, die sog. EFA 2002 der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen die Möglichkeit, die Situation im Fußverkehr nach den neuesten Erkenntnissen zu überprüfen und ggf. zu modifizieren. Dies betrifft insbesondere die Dimensionierung. Wie Bild 4 zeigt, sollten in der Mannheimer Innenstadt in Bereichen mit reiner Wohnnutzung Seitenraumbreiten von mindestens 3,00 m bzw. in Bereichen mit Wohn- und Geschäftsnutzung von 3,30 m und mehr angestrebt werden. Je nach erweiterter Nutzung, wie z. B. Schaufenster, Haltestellen, Auslagen und Vitrinen werden in der EFA Zuschläge von 1,00 bis 2,00 m empfohlen. Insbesondere im Zuge von Hauptfußwegachsen sollten diese Maße erreicht werden. Folgende Folie zeigt die relevanten Verbindungen. Kurzbeschreibung bzw. Nutzung Breite im Seitenraum nach EFA 2002 Straßenunabhängig geführte Wege 3,00 m Befahrbare Wohnwege Mindestbreite Straßenraum 4,50 m Wohnstraße, offene Bebauung 2,10 m - 2,30 m Wohnstraßen, geschlossene Randbebauung, geringe Dichte, max. 3 Geschosse 2,50 m Wohnstraße, geschlossene Randbebauung, mittlere Dichte, 3 bis 5 Geschosse 3,00 m Gemischte Wohn- und Geschäftsnutzung, mittlere Dichte, 3 bis 5 Geschosse 3,30 m Gemischte Wohn- und Geschäftsnutzung mit häufig frequentierter ÖPNV-Linie, hohe Dichte 4,00 m - 5,00 m * Ortsdurchfahrt, geringe Dichte, landwirtschaftliche Nutzung 3,30 m - 4,00 m * Geschäftsstraße mit Auslagen, hoch frequentierter ÖPNV-Linie 5,00 m - 6,00 m * *(je nach Kfz-Stärke) Bild 4: Empfehlungen zur Dimensionierung von Fußverkehrsanlagen Aus meiner Sicht noch zu prüfen wäre die Ausweitung von Freßgasse und Kunststraße als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich, wie dies wohl schon angedacht ist. Diese Straßen sind meines Erachtens hierfür prädestiniert. Sie weisen einerseits einen hohen Geschäftsbesatz auf und sind damit von Kunden und Besuchern stark frequentiert, 46 d. h. nicht nur längsverkehrende, sondern auch viel querende Passanten, sie sind andererseits aber unverzichtbar für den Kfz-Verkehr, sei es für den Wirtschaftsverkehr oder den Zubringerverkehr zu den Parkhäusern der Innenstadt. Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich bedeutet: • Trennung der Verkehrsarten, • deutliche Darstellung der Fahrbahn, wobei die Fahrbahnbegrenzungen als Pflasterlinien und nicht als Bordstein ausgebildet sein können, • Regelung des ruhenden Verkehrs in der Regel durch Zonenbeschilderung, Parkscheinautomaten sind möglich, • Kfz-Geschwindigkeiten unter 30 km/h, in der Regel 20 km/h. Sie sehen also, es gibt auch im Fuß- und Radverkehr noch genügend zu tun und ich wünsche der Stadt Mannheim hier weiter gutes Gelingen und den Verantwortlichen das nötige Stehvermögen, um im Falle von Nutzungskonkurrenzen den Bedürfnissen der Nicht-motorisierten gegenüber den Motorisierten im Zweifelsfall Priorität einzuräumen. 47 Beantwortung der Fragen durch die Experten – Anhörung der Bürger, Verbände, Organisationen Moderation Prof. Dr.-Ing. Christoph Hupfer Moderator: Frage an Herrn Dr. Becker (gleiche Frage an Herrn Thiel und Herrn Seppel): Wie sieht die Entwicklung des Job-Tickets aus der Sicht der MVV aus? Herr Dr. Becker: Ich bin eigentlich der falsche Ansprechpartner, weil für den Tarif der VRN zuständig ist. Ich will mich aber vor den Antworten nicht drücken. Es wohnen zwei Seelen in unserer Brust. Einerseits sind wir ein Verkehrsunternehmen, was möglichst viele Fahrgäste befördern will und wir kommen auch gerne dem nach, dass ÖPNV auch Daseinsvorsorge ist. Nur, das muss bezahlt werden. Die ganzen Tickets, die wir inzwischen haben, das geht ja von der Wiege bis zur Bahre. Also, in der Jugend fängt es an mit MaxX-Ticket, dann Job-Ticket, dann Karte über 60. Die sind alle stark rabattiert. Deshalb ist das, was Herr Seppel vorhin vorgeschlagen hat, noch weiter zu rabattieren, schlecht möglich. Das Job-Ticket ist ganz erfolgreich und dadurch, dass es auch noch ausgeweitet wurde, dass nicht eine Mindestanzahl von Firmenangehörigen da sein müssen, sondern dass Rechtsanwalts- und Arztpraxen sich zusammenschließen können, um die 20 zu bekommen, ist es ein Renner geworden. Nur muss ich sagen die Beförderung, die Kosten, sind halt doppelt so hoch, wie das was wir erlösen. Es ist natürlich Sache des Aufgabenträgers - der Stadt Mannheim dafür zu sorgen, dass da ein Ausgleich geschaffen wird. Sonst sehen wir das durchaus positiv und die Entwicklung ist steigend. Moderator: Also Sie sagen, es ist ein Renner, die Entwicklung steigend. Die Frage wurde auch an die IHK gestellt. Können Sie in etwa sagen, wie viel Unternehmen bei Ihnen das JobTicket einsetzen? Herr Thiel von der IHK: Ich gestehe offen, dass ich dies nicht mit einer konkreten Zahl belegen kann. Aber es ist in der Tat eine sehr stark steigende Entwicklung und wir haben als Industrie- und Handelskammer diese Aktion "Job-Ticket" einige Jahre lang dadurch unterstützt, dass wir versucht haben, kleinere Unternehmen zusammenzubringen, damit die über die kritische Grenze kommen und auch an diesem Job-Ticket-Programm teilnehmen 48 können. Was uns selbst angeht, bieten wir für unsere Mitarbeiter auch das Job-Ticket an. Auch da sehe ich, dass die Zahl derer, die das Job-Ticket nutzen, stetig steigt. Ich bin selbst auch Inhaber eines Job-Tickets. Sie sehen, es ist ein Erfolgsprogramm mit dem Job-Ticket. Ich denke insbesondere dann, wenn die S-Bahn kommt und das SBahn-Programm hier auch ein Superangebot vorhalten wird, dass dann die Bereitschaft, noch stärker ins Job-Ticket reinzugehen, da sein wird. Allerdings, und das ist die entscheidende Frage, wie kann es insgesamt bezahlt werden, finanziert werden. Ich denke mal, wenn die entsprechenden Zahlen da sein werden, wird man das vielleicht auch nicht mehr ganz so kritisch sehen müssen. Moderator: Eine weitere Frage zum ÖPNV und das schließt quasi bei den Job-Tickets an. Sie haben die Entwicklung der Fahrgastzahlen aufgezeigt. Wie sieht es bei den Zeitkarten aus, also Jahresnetzkarten beispielsweise? Wie ist dort die Entwicklung? Das sind dann Ihre Dauerkunden, die den ÖPNV als Alltagsverkehrsmittel nutzen. Wie soll das in Zukunft noch weiter gesteigert werden? Herr Dr. Becker: Wir haben und das ist ein Programm der letzten Jahre gewesen, auf Kundenbindung gesetzt, das heißt also, alle Kunden zu Stammkunden zu machen. Da waren wir sehr erfolgreich. Wir haben inzwischen mehr als 85 % Stammkunden. Das heißt, die in irgendeiner Form eine Zeitkarte benutzen. Deshalb müssen sich auch die Leute nicht wundern, wenn sie in der Stadtbahn sind und wenig kontrolliert werden, weil die meisten Leute eben eine Zeitkarte haben. Diese Tendenz, die ist kaum zu steigern. Ich muss auch sagen, man sieht das mit einem weinenden Auge, denn der Preis für eine Einzelfahrt ist sehr hoch und nicht nur kostendeckend, sondern der bringt auch Geld in die Kasse, um das auszugleichen, was man mit den Zeitkarten verliert. Unsere Probleme auf der Einnahmenseite rühren zum Teil da her, dass wir eben nicht mehr viele Einzelfahrten haben, sondern im wesentlichen die Zeitkarten. Moderator: Also kann man festhalten, dass der ÖPNV hier in Mannheim zum Großteil auch als Alltagsverkehrsmittel verwendet wird. Es gibt auch noch eine Frage zu der Konkurrenz, der Verkehrsmittelkonkurrenz. Es wird gesagt, dass das Fahrrad gerade im Kurzstreckenbereich oder kurzem Mittelstreckenbereich, was die innerstädtischen Distanzen angehen, eine entsprechende Rolle spielt. Warum wird hier kein StadtteilTicket zu einem günstigeren Preis angeboten. Es gibt auch ein Quadrate-Ticket und das AHA-Stadt-Ticket in Heidelberg. Also, dass man in diesem kleinen räumlichen 49 Bereich auch noch einmal eine besondere Kondition anbietet. Das spielt etwas in die Tariffrage mit rein, aber der Vollständigkeit halber. Herr Dr. Becker: Ich gehe gerne darauf ein. Ich kann nur meine persönliche Meinung wiedergeben. Die Forderung an ein Kurzstrecken-Ticket würde ich selbst auch stellen. Es scheitert wieder am Preis. Wenn wir Kurzstrecken-Tickets einführen, dann fehlen uns wieder Einnahmen auf der anderen Seite. Aber wie gesagt, das ist etwas, das nur im Verbund – im VRN – gelöst werden kann und da müssen alle zustimmen. Moderator: Ich bleibe gleich bei Ihnen, weil der ÖPNV auch eine hohe Nachfrage hat; es gibt noch ein paar Fragen zu Einzelmaßnahmen: Ob der Plan in Mannheim-Feudenheim in den Abendstunden nur noch per Bus an den ÖPNV anzuschließen noch im Raum steht oder ob der endgültig vom Tisch ist? Dr. Becker: Für uns ist er nicht vom Tisch. Moderator: Sie sehen, auch hier ist noch Diskussionspotenzial da. Das ist noch eine Geschichte, die offensichtlich im Entstehen, im Werden ist. Das Buch ist noch nicht auf oder noch nicht zu. Herr Quast: Es gibt eine Entscheidung des Gemeinderates dazu. Bislang hat es auch mit der MVV keine größeren Zerwürfnisse darüber gegeben. Herr Dr. Becker: Wer bestellt, bezahlt. Die Stadt ist Auftraggeber und die Stadt – das ist ganz klar bestimmt, was gefahren wird. Nur, ob es Sinn macht, diese Geisterzüge in Feudenheim mit 10 Personen fahren zu lassen, mit doppelt so hohen Kosten im Vergleich mit dem Bus, das muss man wirklich fragen. Die Frage werden wir immer wieder stellen. Auch wenn die Politik es jetzt einmal anders entschieden hat. Moderator: Die Frage war noch, auch zu weiteren Verbindungen nach Mannheim-Käfertal oder Waldhof: Wollen die Mannheimer auch auf die Gleise der DB? 50 Herr Dr. Becker: Auf die Gleise der DB - in dieser Richtung sicher nicht. Es ist auch schwerer, als das zum Beispiel in Karlsruhe ist, weil wir Meterspur haben und die Bundesbahn die Normalspur hat. In Karlsruhe hat man eben Normalspur. Es gab bei uns vor Jahren Pläne, um nach Schwetzingen auf den DB-Gleisen zu fahren. Es ist technisch möglich, indem man eine dritte Schiene auf das Gleis nagelt. Das sind Pläne, die man zu gegebener Zeit wieder hervorholen muss, wenn die S-Bahn-Planung zeigt, wo es hingehen soll. Wir halten es durchaus für sinnvoll, dies weiter zu untersuchen. Moderator: Noch eine Frage zur Liniennetzstruktur. Es gibt auch sicherlich Fahrgäste, die Durchgangsverkehr im ÖPNV darstellen, das heißt es wollen nicht alle in die Innenstadt. Ist daran gedacht, die Innenstadtkurve, so wurde das hier bezeichnet, aufzugeben und so eine Art Durchfahrts- oder Beschleunigungslinien einzurichten? Herr Dr. Becker: Wir sehen keinen Bedarf für eine Linie, die an der Stadt vorbeigeht. Wir haben ein ganz klares Linienkonzept. Mannheim hat ja auch den gewissen Nachteil für das Liniennetz. Auf der Westseite ist der Rhein, da ist nichts. Man kann es nur auf den anderen drei Seiten ausrichten. Und wir haben Radial-Linien, das sind die Stadtbahnlinien und den Tangentialverkehr, der wird durch Busse hergestellt. An dem Konzept werden wir auch nichts ändern. Es gibt zum Beispiel die Linie 7. Da habe ich bereits vorhin gesagt, wenn man die Schafweide baut, dann ist das auch etwas einfacher. Die macht jetzt eine Kurve über die Friedrich-Ebert-Brücke und am Nationaltheater vorbei und zum Kurpfalzkreisel wieder zurück. Deshalb wollen wir die Schafweide bauen, dann kann am Klinikum direkt rübergewechselt werden. Da muss eine gerade Linienführung hin. Das wird Fahrzeit sparen. Dadurch würden wir wieder einen Umlauf rausnehmen können, Kosten sparen, so dass das auch eine Maßnahme ist, die betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Moderator: Vielen Dank. Soweit zum ÖPNV. Ein zweiter großer Block oder der größte Block war zu Radfahrern und Fußgängern und ich werde das in zwei Blöcke gliedern, das heißt Frau Stete Gelegenheit geben, sich zwischenzeitlich auch kurz zu äußern. Gibt es noch Fragen zur Dimensionierung? Wann ist die Stadt verpflichtet, Radverkehrsanlagen anzubieten und wann kann sie das sein lassen? Der Hinweis auch in der Bismarckstraße – hier fehlen zur Zeit noch Markierungen für eine 51 Radverkehrsanlage. Wann ist die Stadt verpflichtet, so etwas zu tun? Wann hat sie den entsprechenden Ermessensspielraum? Frau Stete: Eine Verpflichtung zum Bau von Radverkehrsanlagen im eigentlichen Sinne, die gibt es – denke ich – nicht. Das, was ich Ihnen vorgestellt habe, das waren die Mindestmaße für Radverkehrsanlagen, wenn sie denn angelegt werden, wenn sie benutzungspflichtig sein sollen. Es kann durchaus sein, dass man Radverkehrsanlagen realisiert, die unter diesen Mindestwerten nach StVO liegen, allerdings sind sie dann nicht benutzungspflichtig. Das heißt, dann kann der Radverkehr weiterhin mit dem Autoverkehr auf der Fahrbahn fahren. Aber eine Pflicht, so wie es eben gefragt wurde, eine gesetzliche Verpflichtung zum Bau von Radverkehrsanlagen, die gibt es nicht. Allerdings empfehlen sämtliche Empfehlungen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen natürlich den Bau von Radverkehrsanlagen vor allen Dingen dort, wo hohe Kfz-Verkehrsbelastungen sind bzw. wo hohe Kfz- Geschwindigkeiten vorliegen. Moderator: Vielleicht darf ich dazu kurz was sagen. Wir sind hier zusammengekommen, um uns auszutauschen. Wir haben uns hier zusammengesetzt, um Meinungsaustausch stattfinden zu lassen. Wir haben Experten hier vorne und wir sind gerne bereit alle Fragen zu beantworten. Das können wir auch gerne später im Dialog machen. Aber sie können uns schon abnehmen und das ist im Radverkehrsbereich eben so, dass wir hier unsere Regelungen und Richtwerte und Richtlinien haben, an denen wir uns zunächst mal orientieren wollen. Ich würde für den weiteren Verlauf auch darum bitten, dass wir uns da an gewisse Formen halten, vernünftig miteinander umzugehen und vernünftig miteinander zu sprechen. Es gibt noch ein paar Fragen zum Radverkehr. Wie sieht es eigentlich aus mit dem Radverkehr entgegen der Einbahnrichtung? Was halten Sie davon? Was würden Sie der Stadt Mannheim hinsichtlich der Umsetzung empfehlen? Frau Stete: Von Radverkehr in Einbahnstraßen halte ich sehr viel, wenn die Straßen ausreichend breit sind. Ich denke, dass der Modellversuch zum Radverkehr in Einbahnstraßen ganz deutlich gezeigt hat, dass es die befürchteten Sicherheitsrisiken nicht gibt. Ich weiß, dass in Bremen kein Radverkehrsunfall in Einbahnstraßen mit Gegenrichtung Radverkehr darauf zurückzuführen war, dass es diese Regelung gegeben hat. Insofern empfiehlt die StVO ausdrücklich, dieses zuzulassen. Dazu gibt es natürlich 52 unterschiedliche Möglichkeiten. Es gibt einmal das Instrument der Fahrradstraße. Das sollte allerdings nur angewendet werden, wenn mit relativ niedrigen Kfz- Verkehrsstärken zu rechnen ist, also so in der Größenordnung von 500 ungefähr. Wenn der Kfz-Verkehr stärker ist, dann sollte es schon baulich oder per Markierung getrennte Radfahrstreifen oder Radwege geben, die dann in Einbahngegenrichtung befahren werden. Aber das Instrument Fahrradstraße – ich denke, das ist hier in der Mannheimer Innenstadt durchaus zu prüfen, inwieweit dadurch die Durchlässigkeit der Innenstadt, gerade für den Radverkehr, erhöht werden kann. Ich empfehle wirklich, da noch einmal genauer hinzugucken, ob das nicht verstärkt eingesetzt werden kann. Man kann es nicht pauschal beantworten, aber ich denke schon, es lohnt sich zu prüfen. Moderator: Zum Radverkehr eine Frage an die Stadt. Frau Stete hat es schon angesprochen. Es gibt im Radverkehr viel zu tun im Hinblick auf die Vorgaben der StVO. Wie sieht die Vorstellung der Stadt aus, das in Angriff zu nehmen und weiter fortzuführen? Herr Quast: Ja, da sind wir mit der Straßenverkehrsbehörde dran, dazu sind wir auch verpflichtet. Wobei ich auf eines hinweisen möchte. Die Frage ist natürlich zu prüfen, ob und inwieweit ein Angebot, das da ist, immer noch erheblich besser ist, als ein Angebot, das nicht unterbreitet werden kann. Ich weiß aus Städten, wie beispielsweise Münster, wo das Thema Radverkehr noch weitaus mehr vertieft wird als bei uns, dass man das da durchaus so sieht, dass eine gewisse Flexibilität einfach an den Tag gelegt werden muss. Wir werden wirklich sehr stark uns hier Einzelfälle anschauen müssen und sehen, was da einfach für die Verkehrsteilnehmer das Beste ist. Da sind wir dran und werden auch Vorschläge unterbreiten. Moderator: Soweit zum Radverkehr. Es gab da noch Fragen über den Test an Herrn Keller, was Verkehrsberuhigung, Verkehrsführung angeht. Halten Sie die Probezeit von 2 Monaten, als die Kunststraße gesperrt war, für eine ausreichende Frist oder denken Sie, der Verkehrsteilnehmer hätte mehr Zeit gebraucht, um sich an solche Dinge zu gewöhnen und dann auch entsprechend zu reagieren. Herr Keller: Ich meine, zwei Monate genügen. So lange braucht der Verkehrsteilnehmer nicht, um sich anzupassen. Die Versuchsdauer von zwei Monaten ist gut. Der Zeitraum September bis November ist auch gut gewählt. Hier lassen sich eindeutige Ergebnisse feststellen. 53 Moderator: Noch eine Frage, die ich auch in Ihren Bereich stellen würde. Es gibt an den Markttagen das Problem, dass der Platz F 3 vor der Synagoge, mit Lkw umstellt ist und quasi eine Barriere für den Zugang zum Markt bildet. Was machen wir mit den Lkw? Gibt es dazu eine Idee, wie sehen Sie das? Herr Keller: Ich muss vorerst sagen, dass ich das Problem persönlich nicht gesehen habe. Ich kenne höchstens andere Städte, die sich mit ähnlichen Problemen herumschlagen und da gibt es verschiedene Versuche, dass man außerhalb der Innenstadt mit den großen Fahrzeugen hinkommt und dann auf kleinere Fahrzeuge umlädt und dass nicht jeder mit seinem einzelnen großen Fahrzeug kommt und vielleicht nur ein halb- oder viertelgefülltes Fahrzeug in die Stadt hineinbringt, sondern man die zusammenfasst und mit kleineren Fahrzeugen in die Stadt hineinfährt. Hier gibt es verschiedene Versuche mit auch unterschiedlichen Ergebnissen. Es gibt Versuche, die komplett gescheitert sind und es gibt andere Städte, bei denen es ganz ordentlich läuft. Ich würde meinen, man sollte hier auch versuchen, außerhalb umzuschlagen und mit kleineren Fahrzeugen hineinfahren. Wenn das nicht geht, dann zumindest versuchen, dass diese Fahrzeuge nicht den ganzen Tag am kritischen Ort stehen bleiben. Moderator: Noch eine Frage, die ist direkt an sie gestellt - wie beurteilen Sie die Wirkung der Tiefgarage U 2? Herr Keller: Soviel ich mich habe informieren können, befindet sich diese Tiefgarage U 2 jetzt im Bau. Da ist es natürlich nicht sehr sinnvoll, einen Experten zu fragen, was klug sei oder nicht klug sei. Das ist eindeutig! Die Frage kommt zu spät! Die U 2-Tiefgarage wird gebaut und da kann ich nur sagen: Make the best of it! Herr Quast: Vielleicht kann ich kurz dazu was sagen. Es gab natürlich noch eine andere Frage, die zusammenhängt mit der Unterbrechung der Kunststraße, nämlich, welche Überlegungen damals entscheidend waren, doch zu dieser weiteren Öffnung zu kommen. Da will ich an der Stelle etwas sagen. Es ist häufig so, in der Abwägung solcher Themen, dass wir, von der Verkehrsplanung her, ganz objektive Fakten einführen können, die einfach dann auch unwidersprochen im Raum bleiben müssen, weil sie eben richtig sind. L 5 / L 7 ist auch so ein Thema. Dann gibt es eine politische Diskussion, dann gibt es Einstellungen, Empfindungen usw. Das muss man dann 54 gegeneinanderstellen und das ist enorm schwierig. Das kann auch der Verkehrsplaner im Grunde genommen gar nicht bewerten, weil natürlich dieser Planungsspielraum, diese politische Aufgabe und Verantwortung, die ein Gemeinderat hat, dem Gemeinderat niemand nehmen kann. Ich will mal zurückblenden. Die Kunststraße war damals das Thema, das wir gesehen haben. Die Einfahrt – damals noch Horten, jetzt Galeria Kaufhof – in den Bereich der Garage dort, war erheblich mit Rückgängen versehen, was natürlich unmittelbar zusammenhängt mit dem Verkehr und damit einhergehend auch Indiz für Umsatzrückgänge dort in diesem großen Kaufhaus bei einer schwierigen Situation von Kaufhäusern insgesamt. Man weiß, dass es da einfach auch Veränderungen gibt. Das war die Diskussion, die wir zu führen hatten. Die können Sie nicht irgendwo auf eine Waagschale legen und dann geht das irgendwo runter; das muss sich in der politischen Diskussion bewähren. Deswegen plädiere ich auch immer dafür, neben diesen Gesichtspunkten von Zahlen, da gilt es beispielsweise bei L 5 / L 7 auch Aspekte von Stadtqualität usw. mit einzuführen, um dann möglicherweise an der Stelle den Ausschlag geben zu können. Ich glaube, da kommen wir nicht daran vorbei, das wird immer so sein. Wir von der Verkehrsplanung und auch vom Bereich Stadtentwicklung / Stadtplanung sind immer bemüht, diese Fakten einzuführen, wirksam werden zu lassen. Es enthebt aber den Gemeinderat nicht der Verantwortung, eigene Entscheidungen zu treffen, die wir dann auch letztendlich zu respektieren haben. Insofern wird das nie anders zu sehen sein und der Verkehrsplaner ist in einer schwierigen Lage. Moderator: Es gibt ein paar Fragen zur Barrierefreiheit. Da würde ich auch Sie, Herr Keller, bitten, kurz dazu Stellung zu nehmen, wie Sie die Einrichtung von Hochbahnsteigen – zumindest was das Innenstadtniveau angeht – aus der stadtgestalterischen / verkehrsplanerischen Sicht im Bereich der Fußgängerzone einschätzen. Herr Keller: Aus stadtplanerischer Sicht sind das Barrieren. Die Fahrzeuglänge ist auch etwa 40-50 m nehme ich an. Herr Becker: 30 m normalerweise, aber oft stehen gerade in der Fußgängerzone zwei Bahnen an der Haltestelle; das sind dann 60 m. 55 Herr Keller: Diese Hochbahnsteige sind innerhalb des Stadtraumes eine Barriere. Wenn man mit Niederflurfahrzeugen fahren kann und somit beim Ein- und Aussteigen tief halten kann, würde ich das aus städtebaulicher Sicht bevorzugen, da ist jede Barriere nicht gut. Moderator: Herr Dr. Becker, wie ist die Entwicklung der Bahnsteige im Innenstadtbereich? Wie ist die vorgesehen? Was ist der aktuelle Stand? Herr Dr. Becker: Wir haben das mit dem Stadtplanungsamt abgestimmt. Das ist immer ein Kompromiss. Natürlich wäre es aus unserer Sicht und aus Sicht derer, die darauf angewiesen sind, ich sag mal die Rollstuhlfahrer, die auch hier vertreten sind, wäre es angemessen, 30 cm, zumindest in dem Bereich der Türen zu machen, so dass sie im Bereich der Türen einsteigen können. Aber wir sehen das auch so. Das ist eine Barriere und deshalb haben wir das Konzept ja gemacht, dass wir zumindest zu Beginn, also an der Peripherie der Innenstadt, das heißt am Schloss, am Wasserturm, dann auch am Neckartor, Bahnsteige machen, wo die Rollstuhlfahrer ausrollen können. Sie müssen den Weg in die Innenstadt dann mit eigener Kraft zurücklegen. Ich glaube, das ist ein Kompromiss, den man schließen muss. Wir sehen auch die Barrierewirkung. Es kann sich von uns auch keiner vorstellen, am Marktplatz 30 cm-Bahnsteige 60 m lang zu machen. Deshalb denke ich, dass der Kompromiss hier gefunden wurde. Der ist zwar für keinen befriedigend, aber im Mittel doch zu vertreten. Moderator: Zu den weiteren Planungen der Stadt: Herr Topp, ich habe eine Frage zu Reisebussen. Da weiß ich, dass an der Uni das eine oder andere gelaufen ist. Es geht um die An- und Abfahrtsmöglichkeiten für Reisebusse, bezogen auf den Hauptbahnhof. Die ist derzeit am Platz beim ADAC, das ist relativ weit, wird zumindest gesagt, wenn man die beiden Verkehrsmittel kombinieren will, wie es auch sinnvoll wäre. Es gibt außerdem keine Straßenbahn vom Hauptbahnhof bis zu diesem Platz. Wie ist Ihre Beurteilung? Herr Prof. Topp: Zur Flächenverfügbarkeit im Umkreis des Hauptbahnhofes kann ich nichts sagen. Aber ich meine, das Ziel ist, dass man diese Reisebusse bezüglich der Umsteigesituation möglichst nahe an den Hauptbahnhof bringt, was auch in der Frage so durchklingt. Ob vor dem Hauptbahnhof oder hinter dem Hauptbahnhof - das ist dann egal. Nur, ich 56 weiß nicht, wie man das bewerkstelligen soll; ich kenne mich nicht aus mit der Flächenverfügbarkeit. Herr Quast: Es gibt Planungen zu diesem Thema. Wir haben sozusagen auch die Kapazitäten im Rahmen der Parkhausbetriebe darauf gerichtet, dass wir dieses Projekt dann spätestens im Jahr 2004 realisieren wollen. Das heißt, dass wir dort eine Parkgarage bauen wollen als ergänzendes Angebot am Hauptbahnhof. Ich denke, dass eine weitere Parkgarage im Hinblick auf den Parkdruck absolut notwendig ist, der sonst in die umliegenden Wohngebiete hineingeht. Zum anderen könnte man dort in Kombination auch einen Busbahnhof bauen. Wobei ich auf ein Problem gleich aufmerksam machen möchte, das mir teilweise in der öffentlichen Diskussion etwas zu kurz kommt, nämlich die Knappheit der Flächen in solchen zentralen Lagen der Innenstadt. Wir können keine weit ausufernden Flächen für Reisebusse anbieten, das muss eine kompakte Lösung sein, die sehr gut organisiert ist. Da muss man organisatorisch ansetzen. Es kann nicht jeder Reisebus zu jeder Zeit an den Hauptbahnhof fahren wollen. Das funktioniert in einer Großstadt mit Sicherheit nicht. Aber wir werden an dieses Problem jetzt herangehen. Das Problem liegt wie immer, wenn man über solche Flächen verhandelt, darin, dass wir die Flächen von der DB AG übernehmen müssen. Verhandeln Sie mal mit der DB AG über Flächen der DB AG. Das ist sehr schwierig, wie jeder weiß. Daran sind wir jetzt und ich hoffe, dass wir in 2004 etwas erreicht haben. Moderator: Herr Topp, zum Thema Parken: Gibt es Erkenntnis darüber, wie sich die Ausnutzung der Parkhäuser, überhaupt die Stellplatzsituation, geändert hat nach der Abschaffung der Parkraumbewirtschaftung ab 19.00 Uhr. Gibt es da Veränderungen in der Parkraumsituation, Auslastung Parkierungsanlagen, Auslastung ÖPNV? Herr Prof. Topp: Das kann ich nur beurteilen aufgrund der Materialien, die wir dazu erhalten haben; und die gehen nicht in diese Differenzierung. Ich weiß nicht, da bin ich wohl der falsche Ansprechpartner. Vielleicht Herr Böhn oder Herr Prüfer? Moderator: Ich nehme die Fragen jetzt so auf, da ich auch den unterschiedlichen Kenntnisstand nicht im Detail kenne. Aber es gibt ein paar Fragen zu Projekten, die ich der Verwaltung dann nachher mitgebe, auch zu den Einzelprojekten. Dass man hier die Information dann entsprechend auch weiter verteilt. Ich habe die Einzelprojekte jetzt in 57 Teilen rausgenommen, weil wir dann in ein ähnliches Dilemma kommen, dass eine gewisse Ortskenntnis vor Ort erforderlich ist und das ist eigentlich nicht die Basis dieses Zusammentreffens hier. Herr Quast: Der Fragesteller oder die Fragestellerin spielt darauf an, dass wir die Parkraumbewirtschaftung verändert haben durch Gemeinderatsbeschluss bzw. verändert bekommen haben, wenn ich es mal so ausdrücken darf, in dem also von 21.00 auf 19.00 Uhr vorgezogen wurde. Das ist natürlich noch einmal darauf hin zu untersuchen, wie sich so was kleinteilig auswirkt. Das ist aber enorm schwierig, da mit statistischen Zahlen aufzuwarten. Das sind Entwicklungen, die man in den Bereichen dann am ehesten spürt, in denen Überlagerungen stattfinden. Je eher sie aufhören mit der Parkraumbewirtschaftung, um so eher wird die Überlagerung natürlich gegeben sein. Ich sage mal, in einem Umfeld etwa eines Rosengartens ist die Gefahr doch relativ groß, dass der, der dann abends dort hinkommt, eben doch wieder versucht, ebenerdig zu parken und nicht in die Tiefgarage hineinfährt. Aber das ist ein Bereich, wo es sehr schwer fällt, absolute Zahlen auf den Tisch zu legen. Wir haben die Frage auch schon von Bezirksbeiräten gestellt bekommen. Moderator: Es sind noch Statements gefordert, und zwar vom Einzelhandel und von der IHK hinsichtlich der Einrichtung von Radverkehrsanlagen. Wie das gesehen wird und wie vom Einzelhandel und von der IHK die Barrierefreiheit des ÖPNV gesehen wird. Vielleicht Herr Thiel, wenn Sie zunächst dazu was sagen. Herr Thiel: Zunächst mal zu den Radverkehrsanlagen. Ich hatte eingangs erwähnt, dass wir uns damals im Verkehrsentwicklungsplan und in der ganzen Diskussion gegen diese Einrichtung von Radwegen, insbesondere in den Quadraten, ausgesprochen haben. Weil wir gesagt haben, im Grunde genommen schwimmt der Radfahrer dort in dem normalen Verkehr mit und die Breite der Straße, wir haben das vorhin gerade gehört, würde für den Radfahrer vollkommen ausreichen auch der Deutschen Industrienorm entsprechend zu fahren. Wir sind der Meinung man sollte sich überlegen, ob man gerade in den Quadraten noch weitere Dinge macht. Wenn man das beobachtet, kann man wirklich sehen, dass die Radfahrer auf den Radwegen, extrem gefährdet sind, z.B. wenn ich mir die Fressgasse anschaue. Zum Teil sind die Radwege dort zugestellt durch parkende Lkw, durch Anlieferungsfahrzeuge. Von daher ist schon die Frage zu stellen, ob diese Radverkehrsanlagen eigentlich Sinn machen. Völlig ausschließen 58 würden wir Radverkehrsanlagen auf der Bismarckstraße, weil sich hier auch in der letzten Bauzeit doch ganz deutlich gezeigt hat, dass wir die Bismarckstraße in dieser Dimensionierung brauchen. Barrierefreiheit im ÖPNV: Wir haben keine negativen Meldungen gehört. Vielleicht da und dort, aber das ist eigentlich abgeklungen. Positiv wird gesehen, dass gerade Rollstuhlfahrer, behinderte Menschen auch mit diesen angehobenen Bahnsteigen recht gut in die Innenstadt kommen und auch wieder nach Hause kommen, so dass ich denke, im überwiegenden würde ich das positiv sehen. Herr Seppel: Das Bewusstsein der Kunden hat sich in den letzten 10 Jahren zugunsten des Umweltschutzes stark geändert. Wir können heute nicht den Käufer von vor 10 Jahren mit dem von heute vergleichen. Wenn Sie heute im Freizeitsektor ein Angebot machen und bieten ein Mountainbike an, dann vermieten Sie Ihre Freizeitwohnung besser. Das war vor Jahr und Tag überhaupt kein Thema. Wenn Sie sehen, wie viele Leute joggen und sich da eine Bewusstseinsänderung ergeben hat, meine ich, wir sollten darauf achten, dass wir miteinander auskommen. Wir haben nicht spezielle Kunden, Fahrradkunden oder Autokunden oder Kunden vom öffentlichen Nahverkehr, sondern wir haben alle Kunden gleichermaßen zu bedienen und zu betreuen. Wenn das Bewusstsein in die Richtung geht, dass das Fahrrad umweltfreundlicher ist als ein Auto, dann finden Sie in uns einen Partner, der das unterstützt. Das ist doch ganz logisch. Da können wir doch gar nicht gegen angehen. Deswegen meine ich bei allen Fragen, die auftauchen, sollte man das Miteinander nicht aus dem Auge verlieren. Ich bin immer dagegen, dass man sagt, jetzt mache ich einen Vorschlag und das muss durchgeführt werden obwohl das vielleicht genau an der Stelle völlig unsinnig ist. Das hilft niemanden, weder den Radfahrern, noch den Kunden, noch den Autofahrern. So wie wir das auch in der Kunststraße bzw. in der Fressgasse gemacht haben, das halte ich für eine gute Lösung. Auch wenn die Ansichten vorher anders waren. Wir haben alles vor zwei Jahren anders bewertet als heute. Ich finde, wenn man da nicht übertreibt, weder für die Autofahrer, noch für die Radfahrer, wenn man da das Miteinander sucht, kann ich mir sogar vorstellen, dass es in fünf Jahren eine ganz andere Diskussion ist. Sie haben Münster angesprochen. Ich komme aus der Gegend. Ich bin Osnabrücker. Da hat das Fahrrad einen ganz anderen Stellenwert als das Auto. Da ist das Auto auch nicht Statussymbol wie es hier zu sein scheint. Dort tut man – man sagt bei uns "tut", wenn man was tut – dann tut man mit dem Fahrrad fahren. Das ist dann in Ordnung. Da wird keiner diese Diskussion so entfachen, wie es hier, sagen wir mal in der Vergangenheit, geführt wurde. Natürlich, wir haben das in Heidelberg 59 auch gemacht. Da sind auch Beschlüsse gefallen, die nicht sehr glücklich waren, die man dann auch korrigiert hat. Herr Bürgermeister Quast hat es auch gesagt: Man muss manche Dinge auch einmal ausprobieren dürfen. Wenn sie halt nicht hinhauen und die Vernunft es zeigt, muss man auch den Mut haben, miteinander zu reden und sagen: Kommt, lasst uns eine bessere Lösung suchen! Deshalb sehe ich im Handel eigentlich nur eine Partnerschaft. Ich könnte mir noch einige Dinge zu dem Thema vorstellen, die kundenfreundlich wären. Zum Beispiel wenn man ein Parkhaus oder ein Parkplatzangebot für Fahrräder in der Innenstadt hätte. Was wir im Moment sehen auf den Planken, dass die Leute gezwungen werden, ihre Fahrräder an den Schutz von Bäumen anzuketten. Das ist auch nicht gerade das schönste Stadtbild. Moderator: Herr Quast, Sie wollten noch was sagen. Herr Quast: Ich wollte noch eines ergänzen, dann ist die Frage auch mitbeantwortet, die vorhin aufgeworfen wurde und die im Raum steht. Wie geht es weiter in der Umsetzung einiger Überlegungen zum Radverkehr? Man muss in Erinnerung rufen, ich sage das jetzt nüchtern bilanzierend, dass gewisse Projekte auch nicht die Mehrheiten im Gemeinderat gefunden haben. Es gibt zwei Projekte, bei denen das einfach entschieden wurde. Ich sage das in Bezug auf die Augustaanlage und zum anderen auch in Bezug auf Vorüberlegungen und Planungen, die wir zur Bismarckstraße getroffen haben. Das muss man einfach nüchtern sehen. Ich will es nur deshalb beantworten, damit nicht im Raum stehen bleibt, da ist irgend etwas noch von Seiten der Verwaltung aufzuholen. Die Pläne für die Augustaanlage waren planreif, die hätte man umsetzen können. Moderator: Ich habe noch ein paar Fragen an Frau Stete. Frau Stete hat dieses Platzkonzept angesprochen. Was ist hier noch anzugehen, wie ist die Wichtigkeit für die Mannheimer Innenstadt? Frau Stete: Ich denke, dieses Konzept der Spielraumvernetzung, wie das der alte Verkehrsentwicklungsplan vorgesehen hat, das ist ein sehr sinnvolles Konzept. Die Frage ist jetzt für mich nur: Wo sind diese Spielräume in der Innenstadt? Gibt es die denn, die dann miteinander vernetzt werden können. Vernetzung bedeutet, dass Kinder und Jugendliche ihre Spielorte wechseln können und dies ungefährdet tun können, in der Regel eben zu Fuß und mit dem Fahrrad. Wenn die Situation für 60 Fußgänger und Fahrradfahrer verbessert wird, tut man auch einen großen Schritt in Richtung Spielraumvernetzung. Dies setzt natürlich voraus, dass auch Spielräume vorhanden sind. Da habe ich zu wenig Ortskenntnisse. Ich weiß, dass an zwei oder drei Stellen Platzumgestaltungen durchgeführt wurden. In erster Linie im Hinblick darauf, um das für Jugendliche und Kinder attraktiv zu machen, aber inwieweit das jetzt schon wirklich ein flächendeckendes Spielraumkonzept ist, das kann ich nicht beantworten. Grundsätzlich ist so etwas natürlich in dem Wohnquartier Innenstadt mit immerhin 25.000 Einwohnerinnen und Einwohnern richtig. Ich möchte es immer wieder betonen, weil es so oft um die Innenstadt als Einzelhandelsschwerpunkt geht. Das ist mit Sicherheit eine ganz große Bedeutung dieser Innenstadt. Aber sie ist eben auch ein Wohnquartier, in dem Kinder und Jugendliche und Ältere leben. Moderator: Es gibt eine ganze Reihe von Fragen, die sich mit dem Sachstand des Verkehrsentwicklungsplanes zu bestimmten Gebieten, zu bestimmten Punkten, Querungsstellen usw. beschäftigen. Da würde ich einfach von meiner Seite anregen, wenn die Resonanz offensichtlich so groß ist, dass die Verwaltung hier noch einmal zu einer Informationsveranstaltung einlädt. Wir können jetzt mit dem Sachstand und mit den Fragen, die Einschätzung, die Entwicklung, die Vergangenheit, wo stehen wir jetzt, wie geht es weiter, die Fragen in dieser Detailtreue, in der Umsetzung einzelner Maßnahmen, hier oben nicht beantworten. Es gibt einige Fragen, auf die der Absender draufgeschrieben ist. Ich würde diese Sachen, die sich auf konkrete Maßnahmen beziehen einfach der Verwaltung weiterleiten. Es wird dann dafür Sorge getragen, dass Sie die entsprechenden Antworten bekommen. Ich würde jetzt gerne zu den Stellungnahmen von Ihrer Seite überleiten; Ihnen Gelegenheit geben, sich zu äußern und würde das gerne mit einer Frage verbinden. Da wird Herr Quast vielleicht auch noch etwas dazu sagen. Hier auf dem Podium sitzen Experten, aber die Umweltverbände oder Agenda 21 nicht. Ich denke, das ist eine ganz gute Schnittstelle, um hier in den Block "Anhörung der Bürger und Verbände" überzuleiten. Herr Quast: Ich bin dankbar für die Frage. Es ist im Vorfeld einer solchen Veranstaltung immer die Thematik, wer kommt durch das Statement von vornherein mit auf das Podium. Die Frage ist nie richtig zu beantworten. Deswegen wäre mein Vorschlag, dass die Umweltverbände sich an einer prägnanten Stelle dazu äußern sollten. Ich bin Ihnen auch dankbar, dass Sie sich im Vorfeld schon schriftlich geäußert haben. Das macht 61 uns dann die Vorbereitung auf so einer Veranstaltung auch einfacher. Deswegen wäre mein Vorschlag, dass wir mit den Umweltverbänden anfangen. Dass Sie auch noch einmal die Gelegenheit haben, sich etwas ausführlicher zu äußern und wir damit ein weiteres Statement bekämen, das die weitere Diskussion dann auch bereichert. Moderator: Darf ich vielleicht kurz vorher zu den Spielregeln noch etwas sagen? Also, wenn Sie hier an so einem Platz sitzen, dann haben Sie ein Mikrofon. Das kann angeschaltet werden. Wenn Sie den Knopf vorne betätigen oder Sie können auch hier vorne an das Rednerpult kommen. Da wir hier eine relativ große Gruppe sind, gibt es ein Sprichwort oder einen prägnanten Satz, der heißt: keep it short and simple. Also machen sie es kurz und verständlich. In diesem Sinne haben wir uns vorgenommen, nicht mehr als 5 min pro Redner zu zulassen, damit wir die Möglichkeit haben, hier möglichst viele Standpunkte zu hören. Umweltforum Mannheim Agenda 21, Dr. Hüttmann: Ich spreche hier für das Umweltforum Mannheim Agenda 21, eine Arbeitsgemeinschaft von gemeinnützigen Mannheimer Organisationen und Umweltverbänden. Insgesamt sind es10 Stück, das heißt, ich habe jetzt 50 min. Nein? Na gut, ich werde mich kürzer fassen. Wir sehen den Verkehrsentwicklungsplan in der Rückschau nach 10 Jahren als sinnvolles Instrument zur Förderung des Umweltverbundes und damit auch der urbanen Lebensqualität an. Die stückweise Demontage hingegen und das politisch irrationale Herausbrechen von missliebigen Bausteinen aus einem in sich schlüssigen Konzept gefährden eine systematische Umsetzung und damit letztendlich den nachhaltigen Erfolg. Die bisher erreichten Verbesserungen im Umweltverbund, also für Fußgänger- und Radfahrerverkehr sowie für Busse und Bahnen, werden von uns begrüßt. Einige Beispiele sollen das verdeutlichen; wir haben sie heute auch schon gehört. In der Kunststraße und in der Fressgasse herrschte 1990, als ich in die Mannheimer Schwetzingerstadt zog, ein chaotisches Durcheinander. Die Kraftfahrer nahmen das an sich brauchbare Konzept der fast zweistreifigen Stadtstraße nicht an. Durch ungeordnetes links- und rechtsversetztes Anstellen verlegten sie außerdem Radfahrern den Weg. Heute, nach Umsetzung dieses Bausteines, ist leicht ersichtlich welcher Fahrbahnbereich dem Kraftfahrzeug und welcher dem Fahrrad zugewiesen ist. Durch die Anordnung der Fahrradfahrspur auf der Fahrbahn, können sich beide Verkehrsteilnehmer nach den vorhergehenden Engpässen auch arrangieren. Insofern 62 sehe ich das nicht so kritisch. Das möchte ich hier betonen, so ein Radfahrstreifen auf der Fahrbahn steht auch zur Verfügung, wenn es gilt, Einsatzfahrzeugen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten schnell freie Bahn zu verschaffen. Ein Bordsteinradweg kann das nicht. Die erste und wie ich sagen muss, leider auch bislang einzige Mannheimer Fahrradstraße zwischen Hauptbahnhof und Schloss hat sich gut bewährt. Es zeigt sich wieder einmal, dass ein Autoverkehr mit moderater Geschwindigkeit, der da zugelassen ist, sich gut mit dem Radverkehr arrangieren kann. Wen eine einzelne Straße nicht zu überzeugen vermag, dem empfehle ich, schauen Sie sich in der Mannheimer Schwetzingerstadt um. Dort sind flächendeckend Einbahnstraßen für Fahrradverkehr in beide Richtungen freigegeben, ohne dass dies zu Unfällen führt. Wir haben das in Mannheim, in Bremen und anderenorts genau so bestätigt. In Folge der für den Radverkehr erreichten Besserungen und sicher auch insgesamt gestiegenen Akzeptanz des Fahrrades als ideales Stadtverkehrsmittel wurden bereits zwischen 1992 und 1997 18 % mehr Radfahrer gezählt. Wir nehmen an, dass eine ähnlich hohe Zahl an Zuwachs in den Ergebnissen von 2002 sich zeigen wird. Wir sind, jetzt das Negative, maßlos darüber enttäuscht, dass baureife Planungen von Radwegen durch die bürgerliche Mehrheit im Gemeinderat in zum Teil abenteuerlicher Weise gestoppt wurden. Ich denke hier an die Bismarckstraße, die Augustaanlage, die Dalbergstraße. Ganz zu schweigen von der Radsituation auf dem Ring. Die versuchsweise 1995 durchgeführte Unterbrechung der Kunststraße habe ich persönlich aufgrund einer zeitweiligen Versetzung nur aus weiter Ferne erlebt. Vielleicht ist auch gerade deshalb mein Eindruck durchaus interessant, was die Außenwirkung angeht. Erkläre ich einem Kunden aus dem Odenwald oder aus dem Pfälzer Wald, dass der Verkehr in Mannheim jetzt anders geführt wird und die Parkhäuser auf kurzem Wege direkt zu dem Ring erreichbar sind, so findet er dies wahrscheinlich gut. Erzähle ich ihm hingegen, dass die Innenstadt autofrei wird und die Kunststraße dazu gesperrt, dann bleibt er weg. Nun, ich denke, Sie wissen selber, welche Darstellung des Sachverhaltes damals die regionalen Medien beherrschte. Ich kann mich jedenfalls nur noch wundern und da bin ich mit Herrn Seppel einig; es ist doch widersinnig, die Mannheimer Innenstadt schlecht zu schreiben. Wir vom Umweltforum nehmen an, dass immer noch ein nicht unerheblicher Teil an Kraftfahrern den Weg durch die Quadrate lediglich als Abkürzung nimmt und uns außer Lärm und Abgasen nichts bringt. Wir halten es daher für notwendig, die Wirkung des Verkehrsentwicklungsplanes auf den Kraftfahrzeugverkehr durch eine erneute qualifizierte Zählung zu überprüfen. Ich muss zugeben, dass wir vom Umweltforum 63 keine versierten Fachleute sind, sondern interessierte Laien. Trotzdem verwundert es uns, wenn eine angeblich dringend benötigte Tiefgarage in U 2 – darf man der Berichterstattung der Medien glauben – nur durch externe Hilfe wirtschaftlich zu betreiben ist. Die Zeit ist zu knapp, um Einzelheiten zu diskutieren. Sie können sich durch unser Positionspapier weiter informieren. Das Umweltforum drängt auf die Umsetzung der noch ausstehenden Maßnahmen des Verkehrsentwicklungsplanes und wünscht der Verwaltung dabei in unser aller Interesse eine glückliche Hand. Moderator: Weitere Stellungnahmen, Äußerungen? BUND Mannheim, Herr Cullmann: Als es 1992/1993 den Verkehrsentwicklungsplan gegeben hat, hatte der außerordentlich gute Ansätze. Was uns auch sehr gut gefallen hat, war, dass die Bürger daran beteiligt wurden. Das war schon einmal ein großer Schritt in Richtung der Agenda 21, da war Mannheim tatsächlich mal weit vorn. Der Verkehrsentwicklungsplan hat gute Zeichen gesetzt und gute Verkehrsmaßnahmen gebracht. Das haben wir heute schon gehört. Es gibt mehr Fahrradwege, es ist teilweise wesentlich attraktiver in der Stadt. Aber wir haben noch ein paar Punkte, die wir anregen möchten. Jetzt kommt demnächst die S-Bahn und es sollte nach unserer Meinung der Straßenbahnknotenpunkt vom Paradeplatz zum Hauptbahnhof verlegt werden. Es ist im Moment sehr ungünstig, dass man, wenn man zum Beispiel vom Bahnhof aus auf die Vogelstang will, erst durch die gesamten Planken fahren muss. Das wäre ein Punkt. Dann sollten die Straßenbahnen abends nicht am Paradeplatz halten und warten, sondern am Bahnhof. Die Taktzeiten müssen natürlich auf die S-Bahn abgestimmt werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Fahrrad- und Fußgängerverkehr und damit natürlich auch die Lebensqualität in Mannheim. Der ist hier schon ausführlich erläutert worden, aber ich möchte trotzdem noch etwas hinzufügen. Ich möchte nur ein paar kritische Punkte anführen. Die Ampelschaltzeiten für Fahrradfahrer sind manchmal nicht zu verstehen. Wenn sie über eine Straße wollen, zum Beispiel über die Augustaanlage, und sie können nur bis zum Mittelstreifen fahren und der nächste Abschnitt ist für den Fahrradfahrer schon wieder rot, das ist eigentlich ein untragbarer Zustand. Wir wollen ja den Fahrradverkehr fördern und nicht bremsen. Aber das ist nicht nur an der Augustaanlage, das ist auch so in der Schwetzinger Straße Richtung Neckarauer Übergang, da haben Sie das Gleiche. Sie können nicht durchfahren, weil Sie auf dem 64 Mittelstreifen hängen bleiben. Dies sind zwei Beispiele von vielen. Also es gibt eine Menge Ampelschaltungen oder Verkehrsregelungen, die verbessert werden müssen, um auch den Fahrrad- und den Fußgängerverkehr besser zu organisieren oder das Leben leichter zu machen. Dann sind Radwege sehr oft zugestellt. In Mannheim wird so viel von Sicherheit geredet, von der Gesundheit der Bevölkerung; da werden massenhaft Tauben gekillt, um die Gesundheit der Bevölkerung zu erhalten, aber nach den Radwegen guckt keiner. Da fährt man auf dem Radweg – Beispiel Collinistraße – und plötzlich ist der Radweg zugeparkt und Sie müssen sich in den Verkehr einfädeln, in den laufenden Verkehr, und sind damit höchstgefährdet. Ich denke, da könnte unser Ordnungsdienst auch an anderer Stelle tätig werden und nicht nur bei Überwachung des Rosengartenrasens oder des Wasserturmrasens. Angesprochen wurden auch schon Fahrradstellplätze. Fahrradabstellplätze gibt es meiner Meinung nach zu wenige in der Innenstadt und auch an den Straßenbahnhaltestellen, aber das wurde von Herrn Dr. Becker schon gesagt, dass das weitergeht, dass sie kommen. Nun möchte ich doch noch mal die positiven Auswirkungen des Fahrradfahrens in Erinnerung rufen. Es gibt keinen Lärm, es entsteht kein Abgas und es ist eine Verkehrsentlastung für die Autofahrer. Sie nehmen keine Parkplätze weg, sie erzeugen keinen Stau für Fahrrad- und Autofahrer. Ich möchte noch etwas aus Umweltsicht hinzufügen. Ein kleines Beispiel. Wenn Sie mit dem Auto 100 km fahren und Sie haben ein Auto, das etwa 1 to wiegt und davon die Nutzlast, wir nehmen mal runde Zahlen, damit Sie es leichter nachrechnen können - 100 kg beträgt, dann haben Sie also von den 10 l, die Sie meinetwegen für 100 km brauchen, 1 l gebraucht für die Nutzlast. Wenn Sie jetzt noch rechnen, dass so ein Otto-Motor einen Wirkungsgrad von 20 % maximal hat, das heißt von dem einen Liter, den Sie für die Nutzlast genutzt haben, bleiben eigentlich nur 0,2 l effektiv von 10 l Benzin für den Transport der Nutzlast. 98 % sind verschwendet. Rechnen Sie das mal auf das Fahrrad um. Da beträgt das Gesamtgewicht meinetwegen 90 kg und die Nutzlast 80 kg. Also, das sind schon gewaltige Unterschiede, wie wir auch in dieser Hinsicht unsere Energiesparmaßnahmen verbessern und die Umwelt entlasten können. Moderator: Vielen Dank. Weitere Äußerungen aus dem Publikum? Betriebsrat Bombardier Transportation Mannheim, Herr Roland Schuster: Bombardier Transportation Mannheim, das ist ein Unternehmen, das für Bahntechnik elektrische Komponenten produziert, also Straßenbahnen und Züge usw. Wir sind als 65 Betriebsrat in verschiedenen Interessenvereinigungen, z.B. ‚pro Bahn’ und ‚Bürgerbahn statt Börsenbahn’ tätig. Ich habe vorhin schon schriftlich vier Fragen zum ÖPNV gestellt. Bei einer Frage wollte ich nachfragen und eine muss ich noch einmal stellen. Die eine Frage war: Wir haben Job-Tickets, viele kommen von der Pfalz. Für viele Beschäftigte und diejenigen, die mit der Bahn kommen und dann in den Mannheimer Norden fahren, ist die Schnittstelle Hauptbahnhof ein Problem, dass dann die Straßenbahn ziemlich lange braucht um durch die Stadt zu fahren. Deswegen war meine Frage: Wie kann der Mannheimer Norden, wo viele arbeiten, an das Nahverkehrssystem angeschlossen werden. Herr Becker, Sie haben dahingehend geantwortet, dass untersucht wird, neben den DB-Gleisen Straßenbahngleise zu legen. Das war weniger meine Überlegung, sondern die Idee war vielmehr die naheliegende: Wie können die DB-Gleise durch eine S-Bahn genutzt werden, d.h. dass die alte und die neue Riedbahnstrecke nach Mannheim-Nord durch eine S-Bahn genutzt werden kann. Genau das ist nicht vorgesehen. Das ist eine Frage, die an die Deutsche Bundesbahn gehen müsste. Aber Sie als Verkehrsplaner müssten dann, wenn Sie das für richtig halten, entsprechend Einfluss nehmen auf die Deutsche Bundesbahn, damit dies getan werden kann. Meine Frage: Wie weit sind solche Überlegungen und was sehen diese vor? Die zweite Sache ist: In einem alten Verkehrswegeplan/Verkehrsentwicklungsplan ist die Frage der Straßenbahnanbindung von Mannheim-Waldhof/Ost, MannheimGartenstadt ziemlich kurz gehandhabt. Wie gesagt, eine detaillierte Untersuchung hätte ergeben, da gibt es keinen Bedarf oder er wäre nicht ausreichend. Da muss ich sagen, also ich kann mir nicht vorstellen, dass einer der größten Stadtteile in Mannheim so beurteilt werden kann und ich denke, da müsste eine neue Untersuchung her. Moderator: Ich nehme das als Anregung auf. Ich möchte ungern jetzt in die Diskussion einsteigen, weil wir dann wieder dieses Frage- und Antwortspiel haben, sondern das ist ein Forum, wo man Anregungen und Statements abgeben kann. Ich denke, das ist auf offene Ohren getroffen und es gäbe dann auch Gelegenheit, das dann auch noch einmal nachzufragen. Insofern ist das als Anregung verstanden. Weitere Wortmeldungen? Radfahrerin: Ich gehöre keinem Verband an, ich bin aber eine Radfahrerin und eine recht routinierte möchte ich behaupten. Meine Jahresfahrleistung beträgt ca. 8.000 bis 10.000 km. Das heißt, ich bin eine von den Betroffenen, die mit dem, was hier angerichtet wird, leben 66 muss. Wir haben einen Mannheimer Plan, wir haben einen nationalen Fahrradverkehrsplan und überall wo ich aufschlage und lese, sehe ich immer bloß eines: Baut Radwege, baut Radwege, baut Radwege, baut Radwege! Warum? § 2 Straßenverkehrsordnung: Fahrzeuge fahren auf der Straße. Radwege sind Ausnahmen und kein Regelfall. Punkt 2: Radwege sind grundsätzlich gefährlich. Dummerweise gibt es keine Statistiken in Deutschland. Entweder werden die nicht gemacht oder sie liegen unter Verschluss. In Schweden hat man festgestellt, rechte Radwege sind ungefähr doppelt so gefährlich wie die Straße, linke Radwege sogar 10 mal so gefährlich. Vorschlag Nr. 1: Alle linken Radwege sofort ersatzlos streichen und dann Polizei einsetzen, die die Geisterfahrer runterzieht. Dann haben wir schon einmal 90 % weniger Unfälle. Was ich sagen will, ist folgendes: Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, keinen Radweg zu bauen, dann baut keinen. Danke. Eines habe ich vergessen: Wenn wir Radverkehr fördern wollen, dann heißt das unter anderem auch Radverkehr beschleunigen. Dummerweise geht das mit Radwegen nicht. Ich kann es selbst jeden Tag beobachten, ich habe mir einen Tachometer gekauft. Auf dem Radweg erreiche ich ungefähr die Hälfte der Geschwindigkeit, die ich auf der Straße erreichen könnte. So, jetzt bin ich fertig, Danke. Moderator: Vielen Dank. Ich denke, es ist auch für die Planer immer interessant, mit den Radfahrern zu sprechen. Die meisten von uns fahren selbst auch Rad. Ich darf Ihnen versichern, dass es gerade im Bereich des Radverkehrs erhebliche Untersuchungen gibt und es gibt auch die von Ihnen angesprochenen Statistiken zur Sicherheit unterschiedlicher Radverkehrsinfrastruktur. Ich denke, da wäre sicherlich im Anschluss auch Gelegenheit, Ihnen den einen oder anderen Hinweis dort noch zu geben. Weitere Wortmeldungen? Herr Schubert, KOMMA: Ich verstehe nicht, warum heute und auch in der Bilanz des Verkehrsentwicklungsplanes der Lkw-Verkehr ausgeblendet wird. Ich halte das für eine wichtige Sache, weil ich befürchte, dass durch die Zunahme des Lkw-Verkehrs vieles kaputtgemacht wird, was wir mühsam geschaffen haben. Ich möchte gerne wissen, wie sich der Lkw-Verkehr entwickelt hat in den letzten Jahren, ob weitere Zunahmen zu befürchten sind, insbesondere durch neue Ansiedlungen, ob das IKEA ist, ob das das Biomasse-Kraftwerk auf der Friesenheimer Insel ist. Dann möchte ich wissen, ob man 67 das als Anlass nimmt, auch die Westtangente zu forcieren. Prof. Topp hat es angesprochen. Ich möchte gerne wissen, wie sieht der Planungsstand aus, wie stehen überhaupt die Chancen, was zu realisieren? Moderator: Herr Thiel hat insbesondere darauf hingewiesen, dass der Lkw-Verkehr eine besondere Rolle in den zukünftigen Maßnahmen und Planungen spielen muss. Ich denke, das ist auch in dieser Form angekommen. Ich würde die Frage als Anregung verstehen, hier eine entsprechende Auskunft zu erteilen und da steht Ihnen sicherlich die Verwaltung bereitwillig gegenüber. Das Angebot vom Herrn Bürgermeister war, dass Sie uns eine Kontaktmöglichkeit hinterlassen und dann wird diese Frage beantwortet, weil es einfach eine Detailfrage ist. Arbeitsgemeinschaft Barrierefreiheit, Herr Edmund Riedmüller: Wir sind unbedingt für ein längerfristiges Planen der verschiedenen Verkehrsströme mit den Kriterien, die dem jetzigen Verkehrsentwicklungsplan zugrunde liegen. Eine Frage wäre bei uns, ob es nicht möglich wäre, dass man den Sachverstand von Behinderten auch in der Planung schon miteinbezieht, was unserer Meinung nach offensichtlich nicht gemacht wurde, sonst würde manches anders aussehen. Also nach Möglichkeit im Planungsstadium den Sachverstand Betroffener miteinbeziehen. Es gibt in Mannheim immerhin 70.000 Menschen, so schätzen wir, die mobilitätsbehindert sind. Dazu gehören auch Frauen mit Kinderwagen, ältere Leute mit Gehwagen etc. oder verunfallte Menschen, die auf öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Wir sind für den weiteren Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und seiner Veränderung in der Weise, dass Behinderte, ältere Menschen mit Gehwagen etc. an jeder Haltestelle ohne fremde Hilfe ein- und aussteigen können. Diese Menschen, auch ältere Menschen, gehören zunehmend zum Kundenkreis. Der Grund ist, dass sie sich heute mehr in die Öffentlichkeit wagen, selbstbewusster und selbständiger werden und auch noch weiterhin selbständiger werden sollten. Dort wo es nicht möglich ist mit erhöhten Bordsteigen ein problemloses Ein- und Aussteigen zu gewährleisten, sollte wie geplant, mit fahrzeuggebundenen Rampen gearbeitet werden. Aber die Regel sollte sein, dass überall, wo es möglich ist, und es ist an mehrer Stellen möglich, als man denkt, ein ebenerdiges Ein- und Aussteigen an den Haltestellen ermöglicht wird. Wir sind auch für mehr Behindertenparkplätze - gerade in der Innenstadt. In der Innenstadt haben wir davon zu wenig. Viele die von außerhalb kommen, erreichen die Ärzte und bestimmte Geschäfte nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln; sie müssen dann eben auch mit dem Auto zu erreichen sein. Der Bau und Umbau von 68 ausreichenden alten- und behindertengerechten Wohnungen, die Gewähr urbanen Lebens mit Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten in den Stadtteilen, wird auch die Integration von älteren und behinderten Menschen in ihrem Stadtteil weiter fördern, was auch mittelfristig dann zu weniger Wegen und Transporten dieser Menschen führen wird. Für die Menschen ist natürlich von besonderer Bedeutung, dass sie in ihrem Stadtteil, in dem sie immer gelebt haben, auch alt werden können, auch wenn sie krank und behindert sind. Das spielt natürlich mit rein, dass sie dort Einkaufsmöglichkeiten vorfinden müssen, Freizeitmöglichkeiten etc., das ist – glaube ich schon einmal – heute hier kurz angesprochen worden. Auch da ist eine langfristige Planung von Nöten. Vor allen Dingen in den Vorstadtorten, in den Stadtteilen, ist es wichtig, dass dort weiterhin Bordsteinabsenkungen vorgenommen werden. Das ist unbedingt erforderlich. In der Innenstadt geht es zum Teil. Aber auch nur deswegen, weil dort eine Erbschaft dafür gesorgt hat, dass dafür speziell Geld zur Verfügung gestellt wurde. Fußgängerüberwege oder Unterführungen, wie zum Beispiel die Borelly-Grotte am Hauptbahnhof, sind aus unserer Sicht unbedingt verbesserungswürdig, weil der dort vorhandene Fahrstuhl überhaupt nicht funktioniert und wir über die Bismarckstraße an den Hauptbahnhof nicht rankommen. Das sind alles Planungen, wenn man uns vorher einbezogen hätte, wären die anders gelaufen. Ich könnte noch einige Beispiele aufzählen. Wir sind dabei, eine Datenbank aufzustellen, in der wir all diese Hindernisse und Stolpersteine, denen wir täglich begegnen, auflisten und ich kann nur jeden bitten, sich an uns zu wenden. Wir sind dabei, in Verbindung mit der Stadt, hier auch langfristig auf Abhilfe zu drängen. Unserer Meinung nach sollte der Verkehrsentwicklungsplan unbedingt auf die Stadtteile ausgedehnt werden. Danke schön! Moderator: Vielen Dank. Gibt es weitere Wortmeldungen? Ökostadt Rhein-Neckar, Frau Elke Blumenthal: Ich spreche für Ökostadt Rhein-Neckar, einen Verein für praktisch gelebten Umweltschutz, der vor 10 Jahren hier im Rhein-Neckar-Dreieck gegründet wurde. Wir sind Mitglied im Umweltforum. Insofern sind unsere Anliegen durch Herrn Hüttmann schon mitvertreten worden. Ich wollte hier aber ergänzend zum Forum Mitteilungen machen über unsere Erfahrungen hinsichtlich neuer Ansatzpunkte im Hinblick auf eine intelligente Mobilität. Diese neuen Ansatzpunkte beziehen sich darauf, dass moderne ökonomische und ökologisch sinnvolle Ansätze beispielsweise Carsharing hier 69 gegriffen haben. Etwas, was vor 10 Jahren noch ein Begriff war, der nicht in der Öffentlichkeit präsent war. Mittlerweile haben wir die Erfahrung, dass wir mit 1.600 Nutzern und 100 Autos einen gewissen Individualverkehr in Kombination, in sinnvoller Ergänzung zum ÖPNV anbieten können. Als Kooperationspartner ist die MVV, ist der VRN gewonnen worden. Wir möchten an dieser Stelle der Stadt Anerkennung aussprechen, weil wir Parkräume in stadteigenen und stadtnahen Betriebsgeländen erhalten haben und so einen regional attraktiven Parkraum für die CarsharingFahrzeuge zu erhalten. Im öffentlichen Straßenraum ist das aufgrund der Bundesgesetzgebung so noch nicht möglich. Wir möchten anregen, dass dieses städtische Engagement fortgesetzt wird und insgesamt dem Forum dieses zur Kenntnis geben, dass mit Carsharing ein Modell existiert in Ergänzung zum ÖPNV und zum Radverkehr und zu anderen Verkehrsmitteln, als ein Lösungskonzept. Moderator: Vielen Dank für die Ausführungen zu diesem Konzept. Bewohner der Innenstadt, Herr Wolfried Wengeisen: Ich spreche hier als Bewohner der Innenstadt. Zunächst möchte ich feststellen, dass ich dieses als eine außerordentlich gute und interessante Veranstaltung empfinde und appelliere an die Veranstalter, besonders an Herrn Bügermeister Quast, vielleicht so etwas speziell für die Bewohner mit viel Diskussionsmöglichkeiten weiterzuführen. Ich habe mit Interesse vernommen, dass immer noch 25.000 Menschen in der Innenstadt leben. Schon seit 20 Jahren finden da kaum Veränderungen statt. Das ist außerordentlich positiv. Um so mehr bin ich erstaunt, dass auf dem Podium keine Person sitzt, die ausschließlich die Interessen der Bewohner vertritt. Das empfinde ich als einen großen Mangel. Das lässt sich vielleicht in Zukunft ändern. Einen kurzen Kommentar möchte ich noch geben zu dem Verkehrsentwicklungsplan insgesamt. Obwohl aus meiner Sicht als Stadtbewohner natürlich nicht alle Blütenträume gereift sind, ist mir klar, dass das unter den Notwendigkeiten des Interessensausgleich es nicht möglich ist. Insgesamt finde ich das einen guten Kompromiss. Um so bedauerlicher finde ich, dass eine Mehrheit im Gemeinderat mit geradezu gegenreformatorischem Vorwurf versucht, dieses teilweise zu revidieren. Ich spreche hier als Bewohner der Innenstadt und im Namen auch von vielen Freunden und Bekannten, die mit mir hier in der Innenstadt leben und auch noch leben wollen in Zukunft. Bitte kehren Sie um und lassen Sie davon ab, versuchen Sie gemeinsam mit den anderen Parteien im Gemeinderat, den Stadtverkehrsentwicklungsplan, so wie er 70 vor 10 Jahren auch mit CDU-Stimmen beschlossen wurde, weiterzuführen. Vielen Dank. Moderator: Wir machen Schlag auf Schlag weiter. Bewohner der Neckarstadt, Herr Bruno Stein: Ich bin Bewohner der Neckarstadt/Ost. Ich bedauere alle Bürger, die in der FriedrichEbert-Straße wohnen und ich könnte mir vorstellen, dass der Verkehr, der von Weinheim und Viernheim nach Mannheim kommt und über die Friedrich-Ebert-Brücke fließen muss, dass der reduziert werden könnte, wenn endlich die Verbindung in Käfertal/Süd an der Mannheimer Straße direkt über die Au oder an der Au vorbei zur Carlo-Schmidt-Brücke geführt werden würde. Danke. Moderator: Gut, vielen Dank. Das ist also auch eine Äußerung zu Einzelmaßnahmen. Ich denke, Sie haben hier die richtigen Ohren am Platz. Ich denke, das ist gut angekommen. Weitere Äußerungen aus dem Publikum? Ich sehe, das ist nicht der Fall. Ich denke, dann steht es uns auch frei in die abschließende Runde einzutreten. Ich würde die Experten in der Reihenfolge, wie Sie jetzt hier sitzen, das ist keine Rangfolge, sondern einfach eine Reihenfolge zu Wort kommen lassen. Mit Ausnahme von Herrn Quast, den ich dann nach den Experten noch einmal bitten würde, noch das eine oder andere zu sagen und ein Abschlussstatement zu formulieren. 71 Abschließende Statements der Experten Herr Dr. Becker: Ich muss sagen, dass die Veranstaltung doch eines positiv für uns, für den ÖPNV, gezeigt hat: Es ist eine breite Übereinstimmung da, dass die Lebensfähigkeit der Innenstadt davon abhängt, dass hier alle Verkehrsarten möglich sind. Wir haben immer gesagt, der ÖPNV muss so attraktiv sein, dass er den Autofahrer zum Umsteigen bringt. Ich glaube, das ist auch klar geworden aus den Äußerungen sowohl von Herrn Thiel als von Herrn Seppel, dass das auch im Handel so gesehen wird. Ich hatte schon am Anfang darauf aufmerksam gemacht, ein guter ÖPNV gehört zur Daseinsvorsorge und ermöglicht vielen Leuten bequem in die Stadt zu kommen. Es bringt nur Entlastung für die Stadt für diejenigen, die in die Stadt wollen und für die es keinen vernünftigen ÖPNV-Anschluss gibt. Denn ich muss immer wieder sagen, ÖPNV ist ein Massenverkehrsmittel. Wir können nicht jede Verbindung im ÖPNV anbieten und für diese Leute müssen auch die Straßen frei sein, damit sie hier nach Mannheim kommen. Ich finde das gut, dass da ein Bewusstseinswandel eingetreten ist und dass wir jetzt alle gemeinsam an diesem Strang ziehen. Danke. Herr Seppel: Wenn Sie mir erlauben, auf zwei gestellte Fragen noch zu antworten, die mich sehr interessiert haben. Das war der Lkw-Verkehr als Last in den Straßen. Ich muss sagen, dass das den Handel auch unheimlich stört. Wir haben zum Beispiel kein Verständnis dafür, dass die Bundeswehr mit der Fahrschule morgens um 09.00 Uhr durch die Fressgasse gurken muss. Das ist absoluter Quatsch. Da sollte man dieses Thema eigentlich auch in einem Verkehrskonzept miteinbeziehen, dass man einfach für bestimmte Dinge viel sensibler wird. Das macht wirklich keinen Sinn, wenn die Leute zur Arbeit wollen oder wenn die Leute in die Stadt wollen oder wo auch immer hin, dass man da in der Innenstadt Fahrschule praktiziert. Aber da sind auch andere Fahrzeuge von betroffen, die andere Möglichkeiten hätten, es zu tun. Was mir auch gefallen hat, das sensible Ansinnen für Behinderte. Ich glaube, es sollte auch als Werbung verstanden werden für eine Stadt, wenn man da miteintreten kann, dass man sagt, wir haben das ordentlich hingebracht. Natürlich wird man nicht alles im Idealfall lösen können, aber schon allein diese Richtung, die ich heute gespürt habe. Es sind bestimmt nicht alles nur grüne Wähler gewesen, die diesen Umweltschutz hier 72 vertreten, denn sonst hätte die grüne Partei noch mehr Anhänger bei den Wahlen. Aber man sieht die Tendenz, dass jeder bemüht ist, seine Umwelt zu schonen, wo er kann. Dieses Bewusstsein ist für uns durchgedrungen und wir wollen da auch im Handel mithelfen, dass wir das als Signal übernehmen. Da spielen alle Dinge eine sehr große Rolle für uns, dass der, der in die Stadt will, aus welchen Gründen auch immer, schnell hinkommt und so hinkommt, wie er das wünscht und ohne Probleme. Dafür werden wir uns einsetzen und eintreten. Ich glaube, der heutige Tag, das wurde eben schon gesagt, hat gezeigt, dass wir da auf dem richtigen Weg sind. Bitte denken Sie auch ein bisschen an das Lübecker Beispiel. Lübeck hat mal die Stadt zugemacht, da hat man den Riegel vorgeschoben. Unter diesem Image leidet die Stadt, glaube ich, bis heute noch ein bisschen. Ich habe gespürt, dieses Miteinander, das war ein super Signal und ich bin sehr erfreut über die Veranstaltung. Das muss draußen einfach noch mehr rüberkommen, dass man miteinander was macht und da waren sich alle einig, dass das der Weg ist. Ich danke Ihnen. Herr Keller: Mannheim hat eine lebendige besuchenswerte Innenstadt. Das Hauptziel muss meiner Ansicht nach sein, diese in ihrer Vielfalt zu erhalten und zu fördern, auch als überregionales Einkaufszentrum, als Wohnort, als Arbeitsort, als Kulturzentrum, als Bildungsort, als Treffpunkt, als Freizeitort. Für die Stadt muss das eigentlich heißen, dass sie die günstigen Voraussetzungen schafft für eine ersprießliche Entwicklung und zweitens, dass sie dem öffentlichen Raum Sorge trägt. Die Ansprüche sind sehr vielfältig. Fußgänger, Radfahrer, öffentlicher Verkehr, motorisierter Individualverkehr, Anlieferung, ruhender Verkehr, Spielflächen, Grünflächen und im allgemeinen sind die Ansprüche höher und größer als die Fläche, die hierfür zur Verfügung steht. Da bleibt nichts anderes übrig, als ausgewogene Lösungen einvernehmlich mit den Beteiligten, mit der beteiligten Öffentlichkeit zu suchen. Das sind Prozesse, die Zeit brauchen. Aber man darf sich nicht scheuen davor, sondern man muss sie angehen. Wenn ich sehe, was in den letzten 10 Jahren getan wurde, dann habe ich überhaupt keine Zweifel, dass die Stadtverwaltung bereit ist, auch diese Fragen in den nächsten Zeiten ebenso zielstrebig anzugehen. Ich wünsche der Stadt Mannheim dazu viel Erfolg. Herr Prof. Topp: Die Zukunft gehört den lebenswerten Städten; und lebenswert bleibt eine Stadt langfristig nur, wenn sie nachhaltige Stadtentwicklung, nachhaltige Verkehrsentwicklung auf ihre Fahnen schreibt. Wenn ich von Zukunft rede, dann schließe ich da die wirtschaftliche Zukunft als ganz wesentliche Basis mit ein. Das ist der eine Punkt. Der andere Punkt ist, dass die Städtekonkurrenz schärfer wird. Das 73 kann man sehen, es deutet sich heute schon an. Das bedeutet für Mannheim, dass der Weg, der eingeschlagen wurde, konsequent weiter intensiviert werden muss, um in dieser Städtekonkurrenz zu bestehen. Wenn ich mal versuche, die Chancen der Stadt Mannheim, diesen Weg zu beschreiten, zu beurteilen, auch unter dem Eindruck der heutigen Anhörung, dann bin ich ganz optimistisch und ich will Ihnen auch sagen warum. Weil mir das, was Herr Seppel eben als das Miteinander bezeichnet hat, das scheint mir auch im Vergleich zu anderen Städten hier in Mannheim recht gut entwickelt zu sein. Es gibt in anderen Städten nach wie vor die Polarisierung zwischen Wirtschaftsinteressen und grünen Interessen - sage ich mal der Einfachheit halber und das scheint in Mannheim nicht der Fall zu sein und ich denke, das ist eine gute Chance, einen richtigen Weg weiter zu verfolgen und dazu wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Herr Thiel: Da kann ich direkt anschließen an das, was Herr Topp eben gesagt hat. Wenn man die Diskussionen über den Verkehrsentwicklungsplan, insbesondere bei Umsetzung bestimmter Maßnahmen sich mal anschaut, dann hatte man manchmal so den Eindruck, als ob dieser ganze Verkehrsentwicklungsplan nur schlimme Dinge enthält. Ich denke, es ist noch einmal eine Bilanzierung wichtig und richtig, dass man sich die Maßnahmen die umgesetzt worden sind ganz nüchtern anschaut und feststellt: Ich habe das getan und ich werde es noch einmal tun. Viele wichtige Maßnahmen, also Maßnahmen, die für die Wirtschaft wichtig waren und sind, sind auch in einem relativ schnellen Fortgehen umgesetzt worden. Ich denke, das muss man auch einfach an dieser Stelle herausheben. Im großen und ganzen sind die Maßnahmen auch richtig gewesen, auf den richtigen Weg haben sie geführt, auch wenn vielleicht aus Sicht der Wirtschaft das eine oder andere kontrovers gesehen wurde. Aber ich denke, das ist auch normal, dass bei solchen Maßnahmen unterschiedliche Sichtweisen, unterschiedliche Bedürfnisse, auch unterschiedliche Interessen aufeinanderstoßen. Aber ich denke, im großen und ganzen müssen wir doch feststellen, es ist gut gelaufen. Lassen Sie mich noch einen zweiten Punkt sagen. Es ist hier angesprochen worden, alles ist in Bewegung. Wir haben heute bilanziert. Damit ist praktisch die Verkehrsentwicklung in Mannheim nicht abgeschlossen, sondern es geht weiter. Es gibt neue Herausforderungen, es gibt neue Probleme. Ich möchte an alle appellieren: Lassen Sie uns an diese Problemlösungen, die für uns alle wichtig sind, die für die Stadt sehr wichtig sind, ideologiefrei herangehen. Lassen Sie uns darüber diskutieren, 74 lassen Sie uns gegenseitig Informationen austauschen und dann werden wir auch weiterhin auf diesem Weg gut vorankommen. Lassen Sie mich bitte noch einen dritten Punkt sagen zum Thema ideologiefrei und ideologiefrei diskutieren. Ich erlebe das auch immer in der großen Verkehrspolitik, dass ständig die Verkehrsträger gegenseitig versuchen Wettbewerb zu machen und zu sagen, die Straße, die Schiene und die Wasserstraße und das Flugzeug. So ähnlich erlebe ich das auch hier in der Stadt. Fußgänger kontra Radfahrer, Radfahrer kontra Autofahrer usw. Ich denke, wir müssen uns verinnerlichen und das ist auch etwas, was für die weitere Diskussion zum Verkehrsentwicklungsplan Mannheim wichtig ist, dass alle mit verschiedenen Mobilitätsformen unterwegs sind. Ich fahre mit dem Auto, weil ich hier in der Innenstadt wohne in die Innenstadt, weil ich das Auto auch geschäftlich brauche. Wenn ich unterwegs bin in der Stadt, bin ich zu Fuß unterwegs, da bin ich Fußgänger. Wenn ich zu Herrn Prüfer ins Collini-Center gehen muss, um dort etwas zu besprechen, dann nehme ich die Straßenbahn. Wenn ich unterwegs bin auf kurzen Strecken oder auch auf weiten Strecken, dann nehme ich die Deutsche Bahn AG. Wir sind doch alle nicht nur auf eine Mobilitätsform, auf einen Verkehrsträger eingeschränkt. Deswegen möchte ich Sie auch darum ersuchen, das auch bei den Diskussionen, die wir weiter für den Verkehrsentwicklungsplan Mannheim führen werden, zu realisieren. Wir müssen einfach versuchen die richtige Balance zu finden. Noch ein Punkt in dieser Diskussion, der mir wichtig erscheint. Wir haben sehr stark den Focus auf die Innenstadt gelegt beim Verkehrsentwicklungsplan Mannheim. Ich denke, es ist wichtig, dass wir auch nicht nur die Innenstadt betrachten, so wichtig sie ist, sondern auch die anderen Bereiche. Wir haben gehört, zum Beispiel von ABB und anderen Unternehmen, die auch berechtigte Interessen haben. Die sollten wir nicht vergessen, auch wenn die nicht in der Innenstadt liegen. Zum zweiten – und das sollten wir auch in der ganzen Diskussion nie außer acht lassen – die Innenstadt ist nicht nur Einzelhandelsstandort und nicht nur Wohnhort, sondern es gibt eine Funktionsmischung und in jeder Funktionsmischung müssen wir auch das, was sich an Mobilität in der Innenstadt abspielt, versuchen zu begreifen. Ein letzter Punkt. Ich wollte einfach ein Kompliment an alle, die noch hier sind, machen. Ich finde das erstaunlich und muss wirklich sagen eine tolle Sache, dass heute am Freitag um 17:20 Uhr, noch so viele dageblieben sind. Ich hatte im Vorfeld dem Prof. Hupfer gesagt, der Termin ist nicht sonderlich günstig. Ab der Pause, 16:00 Uhr, wird sich wahrscheinlich kaum jemand im Auditorium befinden. Ich bin erstaunt und gebe das Kompliment an Sie. 75 Frau Stete: Ich möchte an meinen Vorredner anknüpfen, und ich denke, es besteht Konsens darüber, dass in der Alltagsmobilität das Zufußgehen und das Fahrradfahren mindestens genauso bedeutsam ist wie das Autofahren. Das gilt für die, die Wahlfreiheit haben, wie beispielsweise alle Menschen ab 18 Jahren, die zumindest theoretisch einen Führerschein haben könnten. Aber vor allen Dingen denke ich, ist unterwegs sein zu Fuß und mit dem Fahrrad wichtig für diejenigen, die diese Wahlfreiheit nicht haben. Sei es, weil sie als Kinder und Jugendliche eben noch keinen Führerschein haben, sei es, dass sie als ältere Menschen das Autofahren aufgegeben haben oder sei es einfach, weil sie gewollt oder nicht gewollt über kein Auto verfügen. Wir wissen, dass heute in Städten wie Mannheim mehr als ein Viertel aller Haushalte überhaupt kein Auto besitzen. Ich denke, es besteht Konsens darüber, dass das Zufußgehen und das Fahrradfahren ein ganz bedeutsamer Mobilitätsfaktor auch in Mannheim sind. Nicht nur für den quartiersinternen Verkehr, sondern durchaus bezogen auf die Innenstadt – auch für den Verkehr aus den benachbarten Stadtteilen. Da möchte ich ein Zitat von Herrn Becker aufgreifen: Dass Radverkehrsangebot beispielsweise so attraktiv sein muss, dass die Menschen bewegt werden vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen. Ich denke, der Bedeutung des nichtmotorisierten Verkehrs sollte weiterhin Rechnung getragen werden und an das bisher Erreichte anknüpfend, auch das Ganze weitergeführt werden. Maßnahmen wurden genannt, ich denke beispielsweise an die Radverkehrsanlagen im Zuge von Hauptverkehrsstraßen. Auch im Fußverkehr gibt es noch einiges zu tun. Dabei sollte man auch die Möglichkeiten nutzen, die beispielsweise durch Änderungen der Straßenverkehrsordnung oder durch neue Richtlinien der Forschungsgesellschaft geboten werden. Auch ich möchte noch einmal betonen, wie erfreulich ich das finde, dass sich hier in Mannheim die Wirtschaft nicht so positioniert hat, dass alles, was an Maßnahmen beitragen soll, den Autoverkehr zu zähmen, als Teufelswerk abgetan wird, sondern dass hier eine sehr hohe Kooperationsbereitschaft zu erkennen ist. Ich mache gerade die Erfahrung in Darmstadt, wo wir den Verkehrsentwicklungsplan erarbeiten und wo die Beteiligung über ein Verkehrsforum sichergestellt ist, wo die Industrie- und Handelskammer und der Handwerksverband ausgestiegen aus dem Verkehrsforum sind, weil sie denken, dass das alles zu autofeindlich ist, was da diskutiert wird. Insofern finde ich, das spricht für eine sehr hohe Kultur hier in dieser Stadt Mannheim. Ich persönlich finde Mannheim sowohl als Wohnstandort als auch als Wirtschaftsstandort attraktiv und die Attraktivität als Wohnstandort kommt ja auch zum Ausdruck in der Bevölkerungsentwicklung für die Gesamtstadt, die ja entgegen dem 76 bundesweiten Trend zuwächst; zwar leichte aber immerhin Zuwächse in der Einwohnerentwicklung zu verzeichnen hat. An dem Erreichten, auf das man hier in Mannheim stolz sein kann, sollte man anknüpfen und weiter die Sachen, die im Verkehrsentwicklungsplan angedacht wurden, sukzessive umsetzen. Ich denke, Mannheim könnte dann so attraktiv werden, dass ich mir vielleicht überlege, in Mannheim mich anzusiedeln. Mal sehen. Herr Quast: Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn Letztgenanntes der Effekt unserer Bemühungen wäre, würden wir uns außerordentlich freuen. Einen größeren Erfolg könnte es gar nicht geben, als auch von außen Menschen, die in freien Berufen arbeiten, hierher zu holen und ihren Standort dann hier zu finden. Es ist übrigens auch unter der Warte ein sehr guter Standort hier in Mannheim, das will ich unterstreichen. Lassen Sie mich zunächst, meine Damen und Herren, das Kompliment, das von den Vorrednern an das Podium gegeben wurde, an Sie, die hier dankenswerterweise teilgenommen haben, noch einmal unterstreichen: Wir haben selten die Gelegenheit, dass man sich in dieser Form zuhört, dass man den Argumenten des Gesprächspartners folgt und dass man auch anerkennt, dass derjenige, der zum Teil auch natürlich von anderen Akzenten, von anderen Interessen ausgeht, auch guten Willens an diese Sache herangeht. Das zeigt doch, dass auch die Bereitschaft gegeben ist, Erfolge, die in der Zwischenzeit eingetreten sind, auch von allen Seiten her positiv zu bilanzieren. Damit konnte man nicht unbedingt rechnen, wobei ich natürlich die Akteure hier kenne und weiß, dass man sich gegenseitig stets ein offenes Ohr gewährt und mit Widersprüchen durchaus leben kann. Das gehört ja auch dazu, dass man bei unterschiedlichen Auffassungen eben sagt: Na ja, dann geht es aber trotzdem in guter Kooperation weiter. Insofern hat uns also diese Veranstaltung das gebracht, was wir uns von ihr versprochen haben, aber womit man natürlich auch nicht immer von vornherein rechnen kann. Nun führt so eine Veranstaltung nicht dazu, dass wir uns als Verwaltung in irgendeiner Form selbstzufrieden zurücklehnen. Die Aufträge sind sozusagen auch aus Ihrer Mitte und auch von den Expertinnen und Experten erteilt, nämlich weiter an diesem Thema Verkehrsentwicklungsplan zu arbeiten. Ich bin im Vorfeld dieser Veranstaltung auch gefragt worden, ob es einen neuen Verkehrsentwicklungsplan geben wird und ich habe gesagt, den wird es nicht geben nach meiner Auffassung, sondern es wird darum gehen, ihn natürlich immer wieder auch im Spiegel der Entwicklung zu betrachten, aber ihn dann auch entschlossen weiter umzusetzen unter dem Aspekt der verschiedenen Zielsetzungen. Wir haben in Mannheim die Bemühung – ob das immer erfolgreich ist, 77 ist die Frage – aber wir haben seit geraumer Zeit begonnen – das ist auch mein Ziel mit in der Verantwortung des Planungsdezernenten – Stadtentwicklungsplanung in Zusammenhängen zu betrachten. Da gingen auch wesentliche Beiträge, die von Ihnen kamen, in diese Richtung. Insofern kann man auch Verkehr nicht isoliert betrachten, sondern man muss ihn gerade unter dem Gesichtspunkt der europäischen Stadt in Beziehung setzen zu vielen anderen Fragestellungen, die heute sehr aktuell sind, wirtschaftliche Entwicklung, Fragen des Einzelhandels, der Versorgung der Bevölkerung, Fragen des Umgangs mit schwächeren Teilnehmern in der Gesellschaft. Insofern war ich auch sehr dankbar, dass zum Beispiel das Thema der Mobilitätsbeeinträchtigung und -behinderung hier auch eine große Rolle spielt und wir werden natürlich den Dialog vertiefen und werden dieses auch in Fortüberlegung des Verkehrsentwicklungsplanes wirksam werden lassen. Wenn ich den Strich darunter ziehe, geht es um nicht mehr und um nicht weniger als um Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit der Stadt; das wird heute immer unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zusammengefasst. Ihre einzelnen Beiträge waren auch geprägt von dieser Einstellung, möglichst in unserer Stadt die Lebensqualität zu schaffen, die uns dann in Bezug auf die Bürgerinnen und Bürger, also uns selbst, gute Lebensbedingungen schafft. Deswegen ist es auch so wichtig, dass man sich an den verschiedenen Punkten auch im Detail zuhört. Derjenige, der sich hier äußert, ist ja immer getrieben oder gespeist von der Überlegung, dass er etwas im positiven Sinne in seinem Lebensumfeld verändern möchte. Wie werden wir mit diesem Hearing umgehen, auch praktisch natürlich. Wir werden das Ganze dokumentieren, wie wir das in der Vergangenheit auch gemacht haben. Ich bitte dann noch die Referentinnen und Referenten, uns ihre Beiträge an die Hand zu geben. Wir werden Ihre Beiträge dokumentieren. Wir werden Sie natürlich zum Gegenstand einer Vorlage an den Gemeinderat machen, wo wir auch noch eine entsprechende Auswertung machen werden, wo wir auch Vorschläge unterbreiten werden. Danach wird es einfach darum gehen, gemeinsam im politischen Raum zu erkennen, dass es die Zielsetzungen des Verkehrsentwicklungsplanes weiter zu bearbeiten gilt. Wobei es, das ist klar, immer wieder um die Frage geht: Wie kann man die jeweilige einzelne Maßnahme umsetzen und wie findet man dann auch die politische Akzeptanz und die Akzeptanz in der Bevölkerung? Eine gute Voraussetzung, das will ich am Schluss sagen, meine Damen und Herren, ist aber, wenn man sich gegenseitig zuhört, wenn man die Argumente des jeweiligen anderen zur Kenntnis nimmt, in die Abwägung einstellt und vielleicht auch, das ist auch 78 ein Stück Lernen - einfach die Erfahrung mal auf sich wirken lässt. Ich habe auch gemerkt, dass es hier am Tisch bei dem einen oder anderen so war, dass er gesagt hat, nach mehreren Jahren Erfahrung kann ich ein Thema auch anders betrachten und mir persönlich geht es auch so. Insofern glaube ich, müssen wir immer wieder offen sein und sehen, dass wir auch für Veränderungen offen sind. Ich kann Ihnen sagen, das Thema Verkehr wird weiterhin eine große Bedeutung haben in der Stadt. Die meisten Anfragen aus den Bezirksbeiräten kommen nach wie vor aus diesem Bereich und das ist ja nicht deshalb, weil die Menschen sich so gerne mit Verkehr beschäftigen, sondern weil sie sich eben auch tangiert, beeinträchtigt oder in irgendeiner Form von Verkehr betroffen fühlen. Das wird auch in Zukunft so sein. Deswegen bleibt das Thema Verkehr, Verkehrentwicklungsplanung, nicht nur in dieser Stadt, sondern in unserer Gesellschaft insgesamt, ein ganz wichtiges Thema. Vor dem Hintergrund darf ich mich bei Ihnen allen noch einmal sehr herzlich für diese Diskussion und natürlich auch für Ihr Kommen, dafür, dass Sie sich so lange Zeit genommen haben - das ist ,weiß Gott, nicht selbstverständlich - sehr herzlich bedanken. Prof. Dr. Hupfer, Moderator: Meine Damen und Herren, es ist manchmal ein schweres Los, das letzte Wort zu haben. In privaten Situationen ist es vielleicht anders. Aber wenn die Vorredner einem jetzt schon so viel vorweggenommen haben, was man eigentlich hätte sagen wollen, dann bleibt nicht mehr viel zu sagen. Mich hat das konstruktive Klima beeindruckt. Ich darf mich, das ist doch noch geblieben, zunächst einmal für die Einladung bedanken, an diesem Hearing teilzunehmen. Ich darf mich bedanken für die Vorbereitung, die war hervorragend, auch die Unterlagen, die Technik, die technische Durchführung; tolles Team, was Sie hier haben. Ich darf mich bei meinen Mitstreitern, bei den Experten bedanken. Zum einen, dass Sie die Zeiten eingehalten haben und zum anderen auch dafür, dass es offensichtlich interessant war. Also auch ein Kompliment an das Auditorium. Herr Thiel, wir hätten wetten sollen, wie viele noch da sind und natürlich auch ein Kompliment an Sie. Ich möchte es aber nicht beschließen in dem Gefühl, wir haben uns jetzt alle auf die Schulter geklopft und jetzt haben wir erst mal wieder Wochenende. Sondern ich denke, das ist auch ein wesentlicher Schritt oder ein wesentliches Ergebnis, da komme ich zu meinem eigenen Motto: keep and short it simple, es ist viel passiert. Die Entwicklungsrichtung ist sicherlich die richtige, aber es bedeutet auch: Weiter so! Dieses „weiter“, das fängt bei jedem im Kopf an und es fängt quasi jetzt an. In diesem Sinne ist es nicht nur 10 Jahre Rückblick auf eine erfolgsversprechende 79 Verkehrsentwicklung, sondern es ist auch eine gute Basis für die Zukunft. In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihre konstruktive Mitarbeit, wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende und angenehmen Aufenthalt in dieser, wie wir jetzt alle übereinstimmend festgestellt haben, hoffnungsfrohen und angenehmen Stadt. Vielen Dank. Anlagen I Antrag Nr. 409/00 II Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim mit Anhang III Schriftlich eingereichte Stellungnahmen IV Presseartikel Antrag Nr. 409/00 I Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 1 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan Mannheim Inhaltsverzeichnis 1. Ausgangssituation 2 2. Allgemeine Datengrundlagen 4 3. Planungsmaßnahmen 9 3.1. Verkehrsführung 9 3.2. Verkehrsberuhigung 11 3.3. Ruhender Verkehr 16 3.4. Radverkehr 22 3.5. Fußgänger 29 3.6. ÖPNV 31 3.7. Straßenbauvorhaben 40 Anlagen Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 2 1. Ausgangssituation Die neunziger Jahre waren geprägt durch eine grundsätzliche verkehrskonzeptionelle Aufarbeitung des in die Jahre gekommenen Generalverkehrsplanes von 1970. Auf der Grundlage von ungefähr 50 Anträgen des Mannheimer Gemeinderates wurde die Verwaltung am 05. November 1991 beauftragt, eine Verkehrsentwicklungsplanung zu erarbeiten (Beschluss-Vorlage Nr. 912/91). In einer ersten Stufe wurde ein Verkehrsentwicklungsplan (VEP) mit dem Schwerpunkt auf die Mannheimer Innenstadt erstellt. Charakteristisch für den Werdegang des Verkehrsentwicklungsplanes war eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit und die Einbeziehung von Experten, deren Sachverstand und Fachkenntnis als wichtige Beiträge eingearbeitet werden konnten. Die Maßnahmenkonzeption wurde 1995 mit großer Mehrheit vom Mannheimer Gemeinderat beschlossen (Beschluss-Vorlage Nr. 283/95). Ein weiterer Verkehrsentwicklungsplan wurde im Sommer 1997 für den an die Innenstadt angrenzenden Kernstadtbereich der Schwetzingerstadt/Oststadt vom Gemeinderat verabschiedet (Beschluss-Vorlage Nr. 251/97). Diesen Arbeiten schloss sich ein Verkehrsentwicklungsplan für die Neckarstadt an. Die Analyse des VEP Neckarstadt wurde am 30.06.1998 im Gemeinderat behandelt (InfoVorlage Nr. 220/98). Die Maßnahmenkonzeption wurde im Frühjahr 2000 abgeschlossen, jedoch keiner Beschlussfassung zugeführt. Die Maßnahmen der Verkehrsentwicklungspläne sind integriert, das heißt sie stehen in engem Wechselbezug zueinander und zeigen Lösungswege auf, wie neben der zielgerichteten Ausnutzung der Straßeninfrastruktur alternative Verkehrsmittel stärker zu fördern sind (ÖPNV, Radfahrer, Fußgänger). Gleichrangige Zielsetzung ist, sowohl die Lebens- und Umweltqualität Mannheims zu verbessern als auch die Wirtschaftskraft der Stadt zu erhalten und zu stärken. Parallel zu den oben genannten konzeptionellen Arbeiten, die nunmehr die Fläche von ca. 50% der Mannheimer Wohnbevölkerung abdecken, hat die Verwaltung auf der Grundlage der Beschlüsse intensiv an der Umsetzung der Maßnahmen gearbeitet. Mit dem GR-Antrag Nr. 409/00 (DIE GRÜNEN) wurde die Verwaltung nunmehr beauftragt, erstens eine VEP-Bestandsaufnahme durchzuführen und zweitens hierzu eine öffentliche Verkehrsanhörung mit wissenschaftlicher Begleitung durchzuführen. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 3 In diesem Sinne zieht die vorliegende Informations-Vorlage anhand der beiden beschlossenen Verkehrsentwicklungspläne Innenstadt und Schwetzingerstadt/Oststadt eine Leistungsbilanz. Die Vorlage dient als Diskussionsgrundlage für die öffentliche Verkehrsanhörung am 11.10.2002 im Stadthaus N1. Der Bilanzierung der jeweiligen Maßnahmenkonzepte ist zunächst ein Kapitel mit fortgeschriebenen Datengrundlagen vorangestellt. Die einzelnen Maßnahmenkapitel sind an der Struktur der Verkehrsentwicklungspläne orientiert. Das heißt, nach einer kurzen Darstellung der Ausgangsposition werden die konzeptionellen Lösungsansätze beschrieben und bilanziert. Die verbalen Ausführungen sind durch eine Vielzahl von Graphiken, Plänen und Fotos illustriert. Ergänzend hierzu werden verfügbare Indikatoren aufgezeigt, die Rückschlüsse auf Effekte der Maßnahmen zulassen. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 4 2. Allgemeine Datengrundlagen In der Analyse zum Verkehrsentwicklungsplan Innenstadt wurde die damalige Verkehrssituation in Mannheim anhand mehrerer statistischer Parameter beschrieben. Aus diesem Grund wird, soweit dies möglich ist1, überprüft, inwiefern sich damalige Trends und Prognosen entwickelt haben. Diese Betrachtung bezieht folgende Größen ein: Entwicklung der Einwohner; Entwicklung des Kfz-Bestandes; Entwicklung der Motorisierungskennziffer E/Pkw; Entwicklung der Verkehrsbelastungen Innenring/Außenring; Entwicklung der Zufahrtsbelastungen zur Innenstadt; Index-Vergleich Einwohner, Kfz-Bestand, Verkehrsbelastung Innenring/Außenring. Entwicklung der Einwohner Entwicklung der Einwohner 335000 330000 Einwohner 325000 320000 315000 333000 310000 315000 305000 309000 300000 295000 1960 320000 322000 1999 2001 308000 1970 1980 1990 Jahr Abbildung 1: Entwicklung der Einwohner Befunde Hatte sich die Mannheimer Bevölkerung zwischen 1960 und 1990 lediglich um +3% erhöht, bewirkten unerwartete Zuwanderungsströme aus Osteuropa und der 1 Anm.: Auf eine Betrachtung und Fortschreibung der Pendlerbeziehungen, der Verkehrsmittelwahlanteile sowie der Arbeitsplatz- und Arbeitsstättenentwicklung musste aufgrund fehlender Volkszählungsdaten verzichtet werden. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 5 ehemaligen DDR die Einleitung eines Wachstumstrends. Trendszenarien für den Zeithorizont 2001 zeigten Anfang der neunziger Jahre mögliche Varianten mit unterschiedlichen Graden der Rückanpassung an den langjährigen Durchschnitt von ca. 1100 E/Jahr auf. Die Wachstumsspanne der Bevölkerung wurde zwischen 321.400 Einwohner („Variante der sofortigen Anpassung“) und 336400 Einwohner („Variante mit verzögerter Anpassung“) angegeben. Wie nunmehr die Bevölkerungszahl für das Jahr 2001 belegt, hat sich die „Variante der sofortigen Anpassung“ bestätigt. Entwicklung des Kfz-Bestandes Entwicklung des Kfz-Bestandes 200000 180000 160000 140000 Kfz 120000 100000 80000 154500 0 1960 174700 1999 2001 120800 60000 40000 50600 20000 167400 93000 1970 1980 1990 Jahr Abbildung 2: Entwicklung des Kfz-Bestandes Befunde Stieg der Mannheimer Kfz-Bestand von 1960-1990 kontinuierlich von 50.600 Kfz auf 154.500 Kfz (+ 205%), gingen Prognosen der SHELL aus dem Jahre 1989 für das Jahr 2000 bundesweit von einer Steigerung von 20-30 Prozent aus. Für Mannheim ergab sich somit eine Hochrechnung für das Jahr 2000 von ca. 182.000 bis ca. 197.000 Kfz. Wie die Zulassungszahlen für 2001 mit 174.700 Kfz belegen, wurden diese prognostizierten Werte zwar nicht erreicht. Von einer Sättigung des Trends kann jedoch auch weiterhin nicht gesprochen werden. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 6 Entwicklung der Motorisierungskennziffer Entwicklung der Motorisierungskennziffer E/Pkw 10 E/Pkw 8 6 9,3 4 4,1 2 0 1960 1970 2,9 2,3 2,2 2,1 1980 1990 1999 2001 Jahr Abbildung 3: Entwicklung der Motorisierungskennziffer E/Pkw Befunde Veränderte sich zwischen den Jahren 1960 und 1990 die stadtweite Motorisierungskennziffer E/Pkw von 9,3 E/Pkw auf 2,3 E/Pkw, nahm der Motorisierungsgrad analog zu den Befunden des Kfz-Bestandes weiter zu und liegt für das Jahr 2001 bei 2,1 E/Pkw. Für den Bereich der Innenstadt veränderte sich der Motorisierungsgrad von 2,6 E/Pkw (1990) auf 3,2 E/Pkw (2001); in der Schwetzingerstadt blieb der Parameter von 2,8 E/Pkw (1990) auf 2,8 E/Pkw (2001) unverändert; in der Oststadt veränderte sich die Kennzahl von 2,0 E/Pkw (1990) auf 1,9 E/Pkw (2001). Entwicklung der Verkehrsbelastungen Innenring/Außenring Entwicklung der Verkehrsbelastungen Innenring/Außenring von 1960 - 1999 500000 391500 324100 Pkw-E/16 h 400000 300000 417400 198800 469600 441800 345700 Innenring Außenring 263400 200000 100000 465500 136400 0 1960 1970 1980 1990 1999 Jahr Abbildung 4: Entwicklung der Verkehrsbelastungen Innenring/Außenring Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 7 Befunde Zwischen 1960 und 1990 wies der Zählkordon des Innenrings (Neckar-, Rheinbrücken, Bahnquerung und Bundesautobahneinfahrt) einen Zuwachs um +134% auf, der Außenring (Gemarkungsgrenzen) verzeichnete eine Zunahme um +206%. Dieser Trend hat sich zwischen 1990 und 1999 sowohl beim Innenring mit einer Zunahme von lediglich einem Prozent als auch beim Außenring mit einem Zuwachs von +6% deutlich verflacht. Entwicklung der Zufahrtsbelastungen zur Innenstadt Einfahrten Innenstadt in 16 h 80000 73225 70000 65125 67740 71000 67425 60000 Pkw-E 50000 62858 54640 40000 30000 20000 10000 0 1962 1966 1975 1981 1987 1992 1997 Jahr Abbildung 5: Entwicklung der Zufahrtsbelastungen zur Innenstadt Befunde Die zwischen den Jahren 1987 und 1992 begonnene Trendumkehr bei den KfzEinfahrten zur Innenstadt hat sich zwischen 1992 und 1997 fortgesetzt. So hat sich die Zahl der Einfahrten im letzten Erhebungszeitraum um rund 8100 vermindert (- 11%). Dieses Ergebnis korreliert somit mit den Befunden „Fahrgastzahlen im ÖPNV“ (vgl. Kapitel 3.6) sowie „Radfahrer zur Innenstadt“ (vgl. Kapitel 3.4). Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 8 Index-Vergleich Einwohner, Kfz-Bestand, Verkehrsbelastung Innenring/Außenring Vergleich der Diagramme Index 1960 = 100 331 350 306 300 253 Index 250 193 200 184 150 163 100 100 108 239 324 305 234 236 Innenring Außenring 197 Kfz-Bestand Einwohner 100 102 104 50 0 1960 1970 1980 1990 1999 Jahr Abbildung 6: Index-Vergleich Einwohner, Kfz-Bestand, Verkehrsbelastung Innenring/ Außenring Befunde War die Bevölkerungsentwicklung in den letzten 40 Jahren relativ konstant, weist die Innenring-/Außenring-Belastung in den letzten 10 Jahren einen deutlich flacheren Trend auf. Den dynamischster Zuwachstrend hat der Kfz-Bestand. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 9 3. Planungsmaßnahmen 3.1. Verkehrsführung Ausgangsposition Im Zuge des Maßnahmenbeschlusses zum VEP Mannheim – Teilkonzept Innenstadt – wurde die Verwaltung mit dem GR-Antrag Nr. 8/95 (SPD) aufgefordert, die Variante 4 des Verkehrsführungskonzeptes (vgl. Bild 1) im Hinblick auf die Kunststraße bereits 1995 in der Praxis zu testen, um anhand dieser Erfahrungen eine endgültige Entscheidung über die Realisierung der Variante 4 treffen zu können. Ziel der probeweisen Unterbrechung der Leopoldstraße/Kunststraße auf Höhe der Quadrate N1/O1 (Paradeplatz) war, in der Praxis zu testen, ob sich die in den Prognosen errechneten Entlastungen des Durchgangsverkehrs erreichen lassen. Zielvorgaben waren hierbei unter anderen: Reduzierung der Einfahrtbelastung bei C8/D7 (Leopoldstraße) um ca. 2300 Kfz/16 h; Reduzierung der Querschnittbelastung der bei N1/O1 (Kunststraße) um ca. 7000 Kfz/16 h auf ca. 3000 Kfz/16 h (ca. –70%); Reduzierung der Ausfahrtbelastung bei N7/O7 (Kunststraße) zum Kaiserring um ca. 4700 Kfz/16 h (ca. –37%). Im Gegensatz zu den Überlegungen alternativer Verkehrsführungen innerhalb der Quadrate führte die Analyse der Verkehrsführung in der Schwetzingerstadt/Oststadt nicht zuletzt auch aufgrund der Erfahrungen mit geänderten Verkehrsführungen im Lindenhof - zu der Empfehlung, den Status quo beizubehalten. Maßnahmenbilanz Die probeweise Unterbrechung der Kunststraße dauerte vom 20.09.1995 bis 17.11.1995 und war von einer umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit seitens der Stadtverwaltung sowie einer breiten Berichterstattung durch die Medien begleitet. Während dieses Zeitraums sowie im Nachgang zur Testunterbrechung wurden durch das Stadtplanungsamt, Abteilung Verkehrsplanung, vielfältige Datengrundlagen (Verkehrszählungen, Dokumentation des Stauraums vor der Unterbrechungsstelle, Anwohner- und Umfeldbefragung, Passantenbefragung in der Kunststraße) ermittelt. Ergänzend hierzu wurde von der Mannheimer Parkhausbetrieben eine Beurteilung über die Auslastung der von der Maßnahme betroffenen Parkgaragen zur Verfügung gestellt. Das Amt für Wirtschaftsförderung führte vier Umfragen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen in der Kunststraße durch, der Einzelhandelsverband Rhein-Neckar zwei Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim zur Umsatzentwicklung. Darüber hinaus wurden die II - 10 Ergebnisse von Kundenbefragungen der Firmen Galeria Horten und Engelhorn & Sturm sowie Daten zur Auslastung des Horten Parkhauses (N7) zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse der Testunterbrechung wurden im Gemeinderat am 22.07.1997 abschließend behandelt. Die zusammenfassende Bewertung der Maßnahme führte zu folgenden Ergebnissen: Die verkehrsplanerischen Zielsetzungen, die Innenstadt von nicht notwendigem Durchgangsverkehr zu entlasten und die Querschnittsbelastungen von Kunststraße und Leopoldstraße gemäß den Prognoseentlastungen zu reduzieren, konnte durch den Test in vollem Umfang erreicht werden. Deutlich wurde aber ebenso, dass erhebliche Umsatz- und Kundenrückgänge bei den ansässigen Geschäften als nachteilige Auswirkungen festzustellen waren. Vor dem Hintergrund nominaler Umsatzrückgänge im deutschen Einzelhandel; hoher Arbeitslosenquoten; Schließungen mehrerer Fachgeschäfte in der Mannheimer Innenstadt; einer erzielten Reduzierung der Durchgangsverkehre auch nach Testende (zuletzt April 1997) beschloss der Gemeinderat, die Kunststraße durchgehend befahrbar zu lassen. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 11 3.2. Verkehrsberuhigung Ausgangsposition Die Mannheimer Innenstadt innerhalb der Ringstraßen wurde Ende 1989 - mit Ausnahme weniger Straßenabschnitte mit ÖPNV - flächendeckend Tempo-30-Zone. In der Schwetzingerstadt wurden die Tempo-30-Zonen bereits 1988 realisiert, die Oststadt folgte 1990. Seit dem 01.02.2001 haben sich in Bezug auf die Tempo-30-Zonen-Regelung die verkehrsordnungsrechtlichen Bestimmungen geändert, was eine Kontrolle aller Tempo-30-Zonen im Stadtgebiet erforderlich macht. Vor diesem Hintergrund bedarf es auch einer Überprüfung der im VEP enthaltenen Maßnahmen. Dem Gemeinderat wird dazu eine separate Vorlage vorgelegt. Die folgende Maßnahmenbilanz muss deshalb auch unter diesen Gesichtspunkten als „Zwischenbilanz“ betrachtet werden. Die vorgeschlagenen baulichen Veränderungen bei der Verkehrsberuhigungskonzeption sind nicht zuletzt auch aus finanziellen und gestalterischen Gründen auf überbreite Eingangsbereiche, knotenpunktbezogene Unfallschwerpunkte sowie Mängelbefunde aus den unterschiedlichen verkehrlichen, städtebaulichen, sozialräumlichen und umweltrelevanten Anforderungen beschränkt. Diesbezügliche Indikatoren waren zum Beispiel die Ermittlung der Unfallsituation, die Erfassung der Kfz-Fahrgeschwindigkeiten, die Empfindlichkeiten der Straßenräume gegenüber Kfz-Verkehr. Maßnahmenbilanz Die Verkehrsberuhigungskonzepte zeigt Bild 2. Die Maßnahmen sind in Tabelle 1 aufgelistet, die realisierten Projekte werden kurz beschrieben. Straßenraumgestaltung Freßgasse/Q7/P7-E1/F1 (Maßnahmen-Nr. 1) Die 1997/98 erfolgte Umgestaltung der Freßgasse als östliches Tor der Innenstadt und traditioneller Standort für Handel und Dienstleistung führte zu einer Neugliederung des Straßenraums. Durch eine intensive Straßenraumbegrünung, vorgezogene Bordsteinführungen an Straßeneinmündungen in Verbindung mit einer Neuordnung des ruhenden Verkehrs sowie einen durchgehenden Radfahrstreifen wurde der gesamte Straßenzug aufgewertet. Ergänzt wurden diese Maßnahmen durch die Setzung städtebaulicher Akzente bei den für Mannheim typischen Einkaufspassagen durch Neupflasterungen im Vorfeld sowie eine Gruppierung des Baumbestandes. Straßenraumgestaltung Kunststraße/O1/N1-O7/N7 (Maßnahmen-Nr. 2) Die bereits im Vorfeld des Verkehrsentwicklungsplanes durchgeführte Straßenraumgestaltung der Kunststraße mit einer Neuordnung des ruhenden Verkehrs und umfangreicher Straßenraumbegrünung wurde 1997 um einen Radfahrstreifen und Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 12 eine sieben Meter breite, aufgepflasterte Fußgängerfurt zwischen den Quadraten O5 und N5 ergänzt. Freßgasse „Vorher“ Freßgasse „Nachher“ Straßenraumgestaltung Marktstraße/K1/K2-A1/A2 (Maßnahmen-Nr. 3) Die 1995 durchgeführte Neuordnung des Straßenraums führte zur Einrichtung von Kurzparkständen auf der Ostseite der Straße sowie damit verbundenen Baumpflanzungen. Auf der Westseite der Straße wurde der Gehweg durch den Einbau von Mannheimer Pfosten gesichert, auf der Fahrbahn wurde ein Radfahrstreifen abmarkiert. Straßenraumgestaltung Erbprinzenstraße/Q1/Q2-U1/U2 (Maßnahmen-Nr. 4) Die Neuprofilierung des Straßenraums wurde im wesentlichen analog zur Marktstraße zum Jahresende 1995 durchgeführt. Im einzelnen waren es folgende Maßnahmen: Pflanzung neuer Bäume in Höhe der Quadrate Q1/ T1/ U1, Einrichtung von Kurzzeitparkzonen, Einbau von Mannheimer Pfosten auf der Ostseite zur Sicherung des Gehweges, Abmarkierung eines Radfahrstreifens sowie Vorziehen der Bordsteine als Querungshilfe bei den Quadraten Q1/R1 und S1/T1. Straßenraumgestaltung Leopoldstraße/C8/D7-C1/D1 (Maßnahmen-Nr. 6) Die Neuprofilierung des Straßenquerschnittes erfolgte analog zur Maßnahme Akademiestraße. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim Nr. Maßnahmen Straßenraumgestaltung 1 Freßgasse/Q7/P7-E1/F1 Straßenraumgestaltung 2 Kunststraße/O1/N1-O7/N7 Straßenraumgestaltung 3 Marktstraße/K1/K2-A1/A2 Straßenraumgestaltung 4 Erbprinzenstraße/Q1/Q2-U1/U2 Straßenraumgestaltung westlicher Abschnitt 5 Akademiestraße/E6/F6-E7/F7 Straßenraumgestaltung 6 Leopoldstraße/C8/D7-C1/D1 7 Platzgestaltung I3/K3 Verbesserung der Straßenraumqualität Berliner 8 Straße Verbesserung der Straßenraumqualität 9 Seckenheimer Straße Senkung der Progressionsgeschwindigkeit 10 Reichskanzler-Müller-Straße 11 intensive Öffentlichkeitsarbeit verstärkte 12 Geschwindigkeitsüberwachung 13 14 15 16 17 18 19 20 21 realisiert nicht realisiert Schaffung einer zusammenhängenden Tempo-30Zone innerhalb der Quadrate Ausweisung der Freßgasse und Kunststraße als "verkehrsberuhigter Geschäftsbereich" Umbaumaßnahmen bei Unfallschwerpunkten Verbesserung der Straßenraumqualität Schwetzingerstraße Verbesserung der Straßenraumqualität Mühldorferstraße Verbesserung der Straßenraumqualität Lameystraße Einbeziehung der Mühldorferstraße in die Tempo30-Zone Strecken-Tempo-30 Schwetzingerstraße Strecken-Tempo-30 Seckenheimer Straße Tabelle 1: Maßnahmenbilanz Verkehrsberuhigung II - 13 Bemerkungen Streckenabschnitte Stadtbahn ohne eigenen Gleiskörper haben Vzul von 50 km/h Programm vorgezogener Seitenräume ist storniert. punktuell realisiert Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 14 Platzgestaltung I3/K3 (Maßnahmen-Nr. 7) Die seit Jahren sanierungsbedürftige Platzfläche wurde 1998 durch folgende Maßnahmen aufgewertet: Verschwenkung der Fahrgasse und Widmung als „Verkehrsberuhigter Bereich“, Neuordnung der Stellplätze, Räumung der Platzfläche von Kraftfahrzeugen, Ergänzung des Baumbestandes, Teilentsiegelung und Neustrukturierung der Platzoberfläche sowie Integration von Kleinkindspielgeräten. Verbesserung der Straßenraumqualität Berliner Straße (Maßnahmen-Nr. 8) Die in den Jahren 1997-1999 erfolgten Maßnahmen hatten zum einen den Schwerpunkt bei der Straßenraumbegrünung. Diesem Ansatz schloss sich der Umbau des Ein-/bzw. Ausfahrbereiches aus der Tempo-30-Zone auf Höhe der Goethestraße an. Durch diese Maßnahme konnten insbesondere die hohen Kfz-Geschwindigkeiten sowie die Querungswege für Fußgänger und Radfahrer (Schulweg) reduziert werden. Platzgestaltung I3/K3 Verbesserung der Straßenraumqualität Seckenheimer Straße (Maßnahmen-Nr. 9) Die Neuprofilierung des Straßenraums in dieser stadtteilzentralen Einkaufsstraße steht in engem Bezug mit dem 2001 geschaffenen Radfahrstreifen. In diesem Zusammenhang wurde auch der Einmündungsbereich Karl-Ludwig- Straße/Seckenheimer Straße zur verbesserten Querung zur Pestalozzischule umgestaltet und begrünt. Senkung der Progressionsgeschwindigkeit Reichskanzler-Müller-Straße (Maßnahmen-Nr. 10) Aufgrund der Vielzahl von Unfällen im Längsverkehr wurde 1997 die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Reichskanzler-Müller-Straße von 70 km/h auf 60 km/h und dementsprechend die Progressionsgeschwindigkeit der Grünen Welle vermindert. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 15 Verstärkte Geschwindigkeitsüberwachung (Maßnahmen-Nr. 11) Mit der Gründung des heutigen Fachbereiches Sicherheit und Ordnung wurden zum Jahresbeginn 1997 die Maßnahmen zur Geschwindigkeitsüberwachung im Stadtgebiet ausgebaut, indem gezielt mobile und damit flexible, am tatsächlichen Überwachungsbedarf orientierte Messungen aufgenommen wurden. Dadurch konnte die Effektivität bei der Überwachung des fließenden Verkehrs deutlich gesteigert werden. In der Folge reduzierte sich in ganz Mannheim, bezogen auf je 1000 Einwohner, die Anzahl der Verkehrsunfälle mit der Hauptunfallursache „nicht angepasste Geschwindigkeit“ um nahezu die Hälfte und damit auf den niedrigsten Wert im Vergleich der baden-württembergischen Großstädte. Intensive Öffentlichkeitsarbeit (Maßnahmen-Nr. 12) Zur Information über die durchgeführten Maßnahmen wurde eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Beispiele hierfür waren Fernsehspots im Rhein-NeckarFernsehen, vielfältige Broschüren, die an die Bevölkerung und an die konkret betroffene Anwohnerschaft inclusive der Nennung von Ansprechpartnern verteilt wurden, ein zeitweiliger Info-Stand am Paradeplatz sowie eine vielschichtige Berichterstattung und Pressemitteilungen in den Tagesmedien. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 16 3.3. Ruhender Verkehr Ausgangsposition Wesentliche Grundlage zur Entwicklung der Parkraumkonzeptionen für die Innenstadt und die Schwetzingerstadt/Oststadt waren die durchgeführten detaillierten Erhebungen des öffentlichen und privaten Parkierungsangebotes. Die wesentlichen Analysebefunde waren: die Vielzahl von unübersichtlichen Parkregelungen im Straßenraum, welche zur Unübersichtlichkeit der geltenden Parkregularien führten (vgl. Bild 3); die hohe Anzahl kostenloser Parkstände am Straßenrand (82% Innenstadt, 85% Oststadt, 72% Schwetzingerstadt); ein ganztägiger hoher Parkdruck im Straßenraum durch Dauerparken; demzufolge fehlende Auslastungsgrade von Parkgaragen insbesondere auch in den Abendstunden; fehlende Kurzparkmöglichkeiten im Straßenraum; eingeschränkte Tag-/Nachtöffnungen von Parkgaragen; fehlende qualitative und quantitative Parkmöglichkeiten für Anwohner im Straßenraum mit einer lediglich zwischen 9.00 und 17.00 Uhr werktags (Innenstadt) bzw. 9.00 - 18.00 Uhr (Schwetzingerstadt/Oststadt) geltenden Privilegierung; grundsätzlich hohe Anteile privaten Parkraums vom Gesamtparkraumangebot, welche sich einem direkten Zugriff durch Bewirtschaftung entziehen (Innenstadt 45% von 19200/Oststadt 37% von 13100/Schwetzingerstadt 52% von 5300); geringe Kapazitäten zur Überwachung und Ahndung von Parkverstößen im ruhenden Verkehr. Maßnahmenbilanz Auf der Basis der oben dargestellten Befunde wurden die Parkraumkonzeptionen für die Innenstadt und die Schwetzingerstadt/Oststadt erarbeitet (siehe Bild 4). Eine wichtige Zielsetzung war dabei die Vereinfachung und Reduzierung der Parkregularien. Die Maßnahmen sind in der Tabelle 2 bilanziert und werden in der Folge kommentiert. Ausweitung des reinen Anwohnerparkens auf 24 h (Maßnahmen-Nr. 1) Zur Stärkung des Wohnstandortes Innenstadt wurden einerseits insbesondere in Straßenabschnitten von Anliegerstraßen das reine Anwohnerparken ausgeweitet und andererseits die vorher gültige Regelung 9.00-17.00 Uhr auf rund um die Uhr Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 17 ausgeweitet. Gleichermaßen wurde in der Schwetzingerstadt/Oststadt südlich der Augustaanlage verfahren. Nr. Maßnahmen realisiert nicht realisiert Bemerkungen Ausweitung des reinen 1 Anwohnerparkens auf 24 h Flächendeckende Bewirtschaftung durch 2 Parkscheinautomaten Staffelung der Parkdauer für 3 Kurzzeitparken Kostenpflichtiges Langzeitparken in Bereichen ohne öffentliche 4 Parkgaragen Innenstadt/westliche Oststadt Der ursprüngliche Tarif von DM 5.wurde auf DM 3.- reduziert; keine Realsierung nördlich der Augustaanlage. Der originäre Vorschlag von 22.00 Uhr bis 9.00 Uhr wurde zunächst auf einen Abendtarif von MO-FR 18.00 - 21.00 Uhr und Sa 16.00 21.00 Uhr geändert. Mit Änderung der Rechtsverordnung vom 17.03.2000 wurde der Abendtarif ganz abgeschafft. Einführung eines Nachttarifs (Kurzparkzone) bei 5 Parkscheinautomaten Intensivierung der Überwachung und Ahndung von Parkverstößen im 6 ruhenden Verkehr In diesem Zusammenhang steht die Gründung des Fachbereiches Sicherheit und Ordnung. Satzung vom 23.01.1996 wurde mit Wirkung vom 09.02.2001 aufgehoben. 7 Einschränkungssatzung Tabelle 2: Maßnahmenbilanz Parkraumkonzeption Flächendeckende Bewirtschaftung durch Parkscheinautomaten (Maßnahmen-Nr. 2) Neben dem Anwohnerparken setzt das Konzept einen Schwerpunkt auf die Parkplatznachfrage von Kunden und Besuchern sowie den Liefer- und Ladeverkehr. Hierfür wurde - in Ergänzung zu den umweltverträglichen kurzen An- und Abfahrten zu den Parkgaragen mittels des 1990 eingeführten Parkleitsystems - das Parken im Straßenraum mit Hilfe von Parkscheinautomaten neu organisiert. Das heißt, der begrenzte öffentliche Parkraum wird nunmehr durch gezielte Steuerung des Parkverhaltens über Preis- und Parkzeitangebote effizienter genutzt. Die Betriebszeiten der Parkscheinautomaten (148 PSA) sind in der Innenstadt (Zone 1) werktags Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr sowie an Samstagen von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr; der Tarif beträgt 2 DM/h. In der Zone 2 (Schwetzingerstadt) sind die Parkscheinautomaten (156 PSA) werktags Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 18.00 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 18 Uhr und samstags von 9.00 Uhr bis 14.00 Uhr in Betrieb; der Tarif beläuft sich in der Stunde auf 1 DM. Staffelung der Parkdauer für Kurzzeitparken (Maßnahmen-Nr. 3) Entsprechend der Zentralität der Lage wurden die Parkstände im öffentlichen Straßenraum zonal und zeitlich gestaffelt. So erhielten die parallel zu den Fußgängerzonen verlaufenden Straßen (Fressgasse, Kunststraße, Marktstraße, Erbprinzenstraße, Kurpfalzstraße) eine maximal zulässige Parkdauer von 30 Minuten und im näheren Bereich der Geschäfte von 1 h (Innenstadt) bzw. 2 h (Schwetzingerstadt). Alle sonstigen Parkstände in der Kurzparkzone (= Zone 1 der Rechtsverordnung der Stadt Mannheim über Parkgebühren) eine Maximalparkdauer von 3 h (Anm.: Für länger parkende Kunden und Besucher stehen sowohl private Flächen als auch die öffentlichen Parkgaragen zur Verfügung/vgl. auch Bild 4). Kostenpflichtiges Langzeitparken in Bereichen ohne öffentliche Parkgaragen (Maßnahmen-Nr. 4) In der Langparkzone im Bereich Schwetzingerstadt (vgl. Bild 5) gibt es keine öffentlichen Parkgaragen. Aus diesem Grund wurde im Frühjahr/Frühsommer 1998 das Instrument „Tagesparken“ mit einem Tarif von 1 DM/h bis maximal 5 DM eingeführt. Der Bereich der Oststadt (östlich der Werderstraße, nördlich der Augustaanlage) wurde unter der Vorgabe an die Verwaltung, einen Erfahrungsbericht zu fertigen, ausgespart. Wie die Ergebnisse des Erfahrungsberichtes zeigten, konnte die Zielsetzung, den Parkdruck in der westlichen Oststadt/Schwetzingerstadt zu mindern, erfüllt werden. Aufgrund der damit implizierten Zielkonflikte, wie zum Beispiel der Forderung von Pendlern und Gewerbetreibenden nach weiterhin kostenlosem Parkraum, beschloss der Gemeinderat (Beschluss-Vorlage Nr. 197/99), die Parkraumbewirtschaftung nicht – wie im Konzept vorgesehen - auf den Bereich der Oststadt auszuweiten und in der Langparkzone den Tarif für Tagesparken von DM 5.- auf DM 3.- zu reduzieren. Einführung eines Nachttarifes (Kurzparkzone) bei Parkscheinautomaten (Maßnahmen-Nr. 5) Unter der Zielsetzung, auch für später nach Hause kommende Innenstadtbesucher die Parkraumkonzeption zu verbessern sowie für Innenstadtbesucher die vorhandenen Kapazitäten der Parkgaragen insbesondere in den Abend- und Nachtstunden besser zu nutzen, war der ursprüngliche Vorschlag des Parkraumkonzeptes, an Parkscheinautomaten in Angleichung an die Parkgaragen zwischen 22.00 Uhr und 9.00 Uhr einen Nachttarif einzuführen. Diese Empfehlung wurde zunächst dahingehend modifiziert, dass 1996 ein Abendtarif mit halbiertem Stundensatz = 1 DM Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 19 von Montag-Freitag von 18.00 – 21.00 Uhr und Samstag von 16.00 – 21.00 Uhr eingeführt wurde. Mit Änderung der Rechtsverordnung vom 17.03.2000 wurde der Abendtarif abgeschafft; die Bewirtschaftung durch Parkscheinautomaten endet seitdem in der Kurzparkzone Montag-Freitag um 19.00 Uhr und am Samstag um 16.00 Uhr. Intensivierung der Überwachung und Ahndung von Parkverstößen im ruhenden Verkehr (Maßnahmen-Nr. 6) Mit der Gründung des heutigen Fachbereichs Sicherheit und Ordnung wurde die Überwachung des ruhenden Verkehrs stärker am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet. Es erfolgte eine qualitative und quantitative Ausweitung der Überwachungseinsätze, um den mit den Parkraumkonzeptionen verbundenen Zielen der Regulierung im Interesse von Anwohnern, Geschäftswelt und Stadtbesuchern in der Praxis Geltung zu verschaffen. Die Einsatzsteuerung wurde kleinräumiger vorgenommen, um den Überwachungsbedarf gezielter zu erkennen und zu befriedigen. Gleichzeitig wurde das Außendienstpersonal mit Funkgeräten und moderner Erfassungstechnik ausgerüstet. Dadurch konnten die Einsatzmöglichkeiten im Sinne der genannten Zielsetzungen flexibler gestaltet und aktuellen Bürgerwünschen nach Präsenz und Überwachung umgehend nachgegangen werden. Einschränkungssatzung (Maßnahmen-Nr. 7) Aufgrund des Befundes der Parkstandserhebungen in der Innenstadt, dass ca. 45 % des Parkraums in der Mannheimer Innenstadt privat waren und sich somit einer Bewirtschaftung des Parkraums entzogen, wurde einem Regulativ für neu zu schaffende private Stellplätze insbesondere bei Nichtwohnungsbauten eine besondere Bedeutung beigemessen. Die aus diesem Grund entwickelte Einschränkungssatzung für die Innenstadt sah bei Nichtwohnungsbauten im Normalfall nur maximal 65% der nach Richtzahlenliste erforderlichen Stellplätze vor. Ausnahmen und Befreiungen konnten nach den Bestimmungen der Landesbauordnung (LBO) erteilt werden. Die Festsetzung der Zone (vgl. Bild 6) begründete sich durch die Standards bezüglich der ÖPNV-Versorgung, der vorhandenen städtebaulichen Probleme, der vorhandenen Parkgaragen etc. Die Einschränkungssatzung trat am 23.01.1996 in Kraft und wurde auf Beschluss des Mannheimer Gemeinderates mit Wirkung vom 09.02.2001 wieder aufgehoben. Indikatoren Bezüglich des seit einigen Jahren eingerichteten Parkraummanagements ist es unter anderem von Interesse, inwieweit sich diese geänderten Rahmenbedingungen auf die Auslastung der Parkgaragen und deren Öffnungszeiten ausgewirkt haben. In Abbildung 7 ist ein Vergleich der prozentualen Auslastung der Parkgaragen am Beispiel Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 20 eines Donnerstages für die Jahre 1988 und 2001 aufgezeigt. Hierzu gilt anzumerken, dass 1988 der Donnerstag der einzige lange verkaufsoffene Tag der Woche (bis 20.00 Uhr) war. Infolge des in der Zwischenzeit geänderten Ladenschlussgesetzes gilt dies inzwischen für die Innenstadt von Montag-Freitag durchgehend. Abbildung 8 zeigt die Veränderungen bei den Öffnungszeiten der Parkgaragen. 80 % 70 % 60 % Prozent 50 % 40 % 30 % G e s a m ts s y s te m - V o rh e r in % 20 % G e s a m ts ys te m -N a c h h e r in % 10 % 9: 00 -9 :3 0 10 :0 010 :3 0 11 :0 011 :3 0 12 :0 012 :3 0 13 :0 013 :3 0 14 :0 014 :3 0 15 :0 015 :3 0 16 :0 016 :3 0 17 :0 017 :3 0 18 :0 018 :3 0 8: 00 -8 :3 0 7: 00 -7 :3 0 0% U hr Abbildung 7: Prozentuale Auslastung der Parkgaragen 1988 und 2001 Parkgarage N6 R5 S6 Rosengarten Maritim Collini-Center D3 C1 G1 N1/N2 Q7 Fina Q6 N7 C2 K1 K3 H6 Universität D5 Tag/Nacht Tag Bemerkungen 6:00-24:00 MO-SA 7:00-23:30 Baustelle Abbildung 8: Veränderung der Öffnungszeiten der Parkgaragen (Stand:04/01) Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 21 Befunde Wie Abbildung 7 zeigt, hat sich zwischen 1988 und 2001 die Auslastung der Parkgaragen insbesondere für den Zeitraum zwischen Mittag und Abend spürbar erhöht. Dieses Ergebnis ist in direktem Zusammenhang mit Abbildung 8 zu sehen, welche zeigt, dass sich im gleichen Zug bei sechs Parkgaragen das Angebot von einer Tagöffnung zu einer Tag/Nacht-Öffnung veränderte. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 22 3.4. Radverkehr Ausgangsposition Die Analyse des Radwegebestandes Anfang der neunziger Jahre (vgl. Bild 7) zeigte, dass die an die Innenstadt herangeführten Radwege nicht aufgegriffen wurden. Dies bedeutete, dass die vielfältigen Ziele und Quellen für den Radverkehr (Einzelhandel, Arbeitsplätze, Universität, Schulen, Hauptbahnhof etc.) wenig bis nicht erschlossen waren und somit die Radinfrastruktur nicht auf die hohen Potenziale zur Förderung des Radverkehrs reagierte (Anm.: Ungefähr die Hälfte der Mannheimer Bevölkerung kann mit einem Radius von 4 km um den Paradeplatz erfasst werden). Etwas günstiger gestaltete sich die Ausgangsbasis für die Entwicklung einer Netzstruktur in der Schwetzingerstadt/Oststadt. Charakteristische Analysebefunde in der Schwetzingerstadt waren vor allem die Vielzahl von Einbahnstraßen-Regelungen als wenig attraktive Rahmenbedingung für das Fahrrad sowie die insgesamt so gut wie nicht vorhandenen Abstellmöglichkeiten. Die aktuellen verkehrsordnungsrechtlichen Vorgaben machen – ähnlich wie bei den Tempo-30-Zonen – auch bei den Radwegen eine Überprüfung erforderlich. Die Verwaltung wird hierzu dem Gemeinderat im Zusammenhang mit der Vorlage zu den Tempo-30-Zonen einen Maßnahmenkatalog für die Innenstadt vorstellen. Insofern ist auch die nachfolgende Maßnahmenbilanz als „Zwischenbilanz“ zu betrachten. Maßnahmenbilanz Bild 8 visualisiert die beschlossene Radwegnetzkonzeption und zeigt die realisierten beziehungsweise nicht realisierten Maßnahmen; Tabelle 3 zeigt die Bilanz in der Übersicht. In der Folge werden die realisierten Maßnahmen kurz beschrieben. Radwegverbindung K1/K2 - A1/A2 (Maßnahmen-Nr. 1) Bei dieser Radweghauptachse handelt es sich um eine der am häufigsten befahrenen Wegstrecken innerhalb der Quadrate. Die Schaffung eines Radfahrstreifens auf der rechten Fahrbahnseite war 1995 verbunden mit einer umfassenden Neuordnung des Straßenraums (siehe hierzu auch die Kapitel 3.2 Verkehrsberuhigung und 3.5 Fußgänger). Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim K1/K2 „Vorher“ II - 23 K1/K2 „Nachher“ Radwegverbindung Q1/Q2 - U1/U2 (Maßnahmen-Nr. 2) Der Radfahrstreifen steht als Gewährleistung der Gegenrichtung in direktem Kontext zu Maßnahmen-Nr. 1. Die Aussagen zum Querschnitt sind analog. Nr. 1 2 3 4 5 6 7 18 Maßnahmen Radwegverbindung K1/K2 - A1/A2 Radwegverbindung Q1/Q2 - U1/U2 Radfahrstreifen E5/F5 - E7/F7 Fahrradstraße Universität - Hauptbahnhof Radfahrstreifen Kunststraße Radfahrstreifen Freßgasse Radwege am Ring Öffnung der Einbahnstraßen in den Quadraten Netzergänzung Renzstraße/Friedrichsring Radfahrstreifen Collinistraße Radweg Reichskanzler-Müller-Straße Radfahrstreifen Seckenheimer Straße Netzergänzung Schubertstraße Netzergänzung Seckenheimerstr./Otto-BeckStraße Bus-/Umweltspur Augustaanlage/Friedrichsplatz Öffnung von Einbahnstraßen Schwetzingerstadt/Oststadt Radweg Augustaanlage Radweg Werderstraße (nördlich der Augustaanlage) 19 20 21 22 23 24 Bike&Ride Radabstellplätze Innenstadt Radabstellplätze Schwetz./Oststadt Wegweisung Innenstadt Wegweisung Schwetzingerst./Oststadt Lückenschluss Südtangente-Tunnelstraße 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 realisiert 25 Radweg Hafenstraße Tabelle 3: Maßnahmenbilanz Radinfrastruktur nicht realisiert Bemerkungen lediglich Südseite der LQuadrate (Fahrradstraße) abschnittsweise 2 Richtungen Modellgebiet Schwetzingerstadt wird zur Zeit stadtumfassend weiter ausgebaut Anzahl Anzahl Planung steht vor Ausführung durch Rahmenplanung und Tempo 30 überholt Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 24 Radfahrstreifen E5/F5 - E7/F7 (Maßnahmen-Nr. 3) Der 1995 angelegte Radfahrstreifen schloss die Ost-/West- Radweghauptachse und beendete die Neuprofilierung des Straßenraums. Fahrradstraße Universität - Hauptbahnhof (Maßnahmen-Nr. 4) Die Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Universität wurde 1995/96 zu Mannheims erster Fahrradstraße ausgebaut. In diesem Zusammenhang konnte auch die teilweise vorhandene Einbahnregelung für den Radverkehr aufgehoben werden und in Verbindung mit der am Mannheimer Hauptbahnhof entstandenen ersten Fahrradstation Baden-Württembergs eine attraktive Verknüpfung mit dem Regional- und Fernverkehr geschaffen werden. Radfahrstreifen Kunststraße (Maßnahmen-Nr. 5) Die Kunststraße ist Bestandteil der West-/Ost-Hauptachse. Der 1997 aufmarkierte Radfahrstreifen schloss die bis dahin bestehende Lücke in dieser Wegebeziehung. Radfahrstreifen Freßgasse (Maßnahmen-Nr. 6) Der 1997/98 geschaffene Radfahrstreifen in der Freßgasse zur Unterstützung dieser Ost-/West-Hauptachse stand in Verbindung mit einer grundsätzlichen StraßenraumNeugestaltung des Straßenraums (siehe hierzu auch die Kapitel 3.2 Verkehrsberuhigung und 3.5 Fußgänger). Freßgasse „Vorher“ Freßgasse „Nachher“ Netzergänzung Renzstraße/Friedrichsring (Maßnahmen-Nr. 9) Die aus Norden ankommende Hauptwegebeziehung in der Renzstraße wurde 1995 ab der Berliner Straße als bordsteingeführter Radweg fortgeführt und als knotenpunktgeführter Radfahrstreifen über den Friedrichsring mit den Innenstadt verknüpft. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 25 Radfahrstreifen Collinistraße (Maßnahmen-Nr. 10) Mit der Abmarkierung eines Radfahrstreifens in West-/Ostrichtung sowie der Schaffung eines bordsteingeführten Radweges in der Gegenrichtung erfolgte 1998/99 ein Lückenschluss im Radwegnetz zwischen Renzstraße und Friedrichsring. Radweg Reichskanzler-Müller-Straße (Maßnahmen-Nr. 11) Zwischen Traitteurstraße und Schwetzingerstraße wurde 1998 aufgrund der hohen Trennwirkung der Reichskanzler-Müller-Straße der vorhandene Radweg in beiden Richtungen ausgewiesen. Hierzu wurde der 5 cm betragende Abstich zwischen Gehund Radweg zur Vermeidung von Stürzen beseitigt. Collinistraße „Vorher“ Collinistraße „Nachher“ Radfahrstreifen Seckenheimer Straße (Maßnahmen-Nr. 12) Mit dem Radfahrstreifen wurden die an den Stadtbahnhaltestellen bereits vorhandenen Radwege 2001 aufgegriffen und eine der Radweg-Hauptachsen in Schwetzingerstadt fertiggestellt. Seckenheimer Straße „Vorher“ Seckenheimer Straße „Nachher“ der Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 26 Netzergänzung Schubertstraße (Maßnahmen-Nr. 13) Der bordsteingeführte Radweg ergänzt seit 1999 den Radwegbestand Theodor-HeussAnlage/Am Oberen Luisenpark - Möhlstraße. Netzergänzung Seckenheimerstraße/Otto-Beck-Straße (Maßnahmen-Nr. 14) Mit dem 1995 vollzogenen Lückenschluss der bordsteingeführten Radwege wurde die Nord/Süd-/bzw. Süd/Nord-Hauptachse geschlossen. Bus-/ Umweltspur Augustaanlage/Friedrichsplatz (Maßnahmen-Nr. 15) Eine Busspur ab der Werderstraße wurde seitens der MVV schon lange gefordert, da die Linienbusse insbesondere in den Hauptverkehrszeiten große Fahrzeitverluste auf diesem Streckenabschnitt zum Hauptbahnhof einfuhren. Gleichzeitig erlaubt diese Spur auch Radfahrern und nicht zuletzt Taxen die Benutzung. Die Maßnahme wurde 2001 fertiggestellt. Öffnung von Einbahnstraßen Schwetzingerstadt/Oststadt (Maßnahmen-Nr. 16) In einer 1.Stufe wurden im Modellgebiet Schwetzingerstadt flächendeckend die Einbahnstraßen für Radfahrer geöffnet. Aufgrund der positiven Erfahrungen liegt inzwischen ein Gemeinderats-Antrag (Nr. 497/2000) vor, diese Regelung auf andere Stadtteile auszuweiten. Bus-/ Umweltspur Augustaanlage/Friedrichsplatz Bike&Ride (Maßnahmen-Nr. 19) Das Bike&Ride-Angebot wurde in den vergangenen Jahren sukzessive stadtweit ausgebaut. Medienwirksamste Einzelmaßnahme war am 12.09.1997 die Einweihung der Fahrradstation am Mannheimer Hauptbahnhof als erstes Fahrradparkhaus BadenWürttembergs mit einer Platzkapazität von rund 900. Die sonstigen über das gesamte Stadtgebiet realisierten Bike&Ride-Angebote in einer Größenordnung von ca. 530 Abstellmöglichkeiten sind in der Regel durch eine Überdachung in Verbindung mit Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 27 Anlehnbügeln charakterisiert und in Bild 9 kartiert. Dieses Angebot soll im Laufe des Jahres 2001 um ca. 300 weitere Abstellmöglichkeiten ausgeweitet werden. Fahrradparkhaus am Mannheimer Hauptbahnhof Radabstellplätze Innenstadt (Maßnahmen-Nr. 20) Das Angebot von Abstellplätzen in der Innenstadt umfasst inzwischen eine Kapazität von ca. 900 Abstellmöglichkeiten. Um ein sowohl quantitativ als auch qualitativ geeignetes Angebot sicher zu stellen, sind die Plätze nach dem Anlehnprinzip gestaltet. Hierdurch wird gewährleistet, dass der Rahmen angeschlossen werden kann und das Fahrrad stabil gehalten wird. Nach diesem Prinzip hat sich der „Mannheimer Bügel“ seit vielen Jahren bestens bewährt. Radabstellplätze Schwetzingerstadt/Oststadt (Maßnahmen-Nr. 21) Die Schwetzingerstadt/Oststadt verfügte über nahezu keine Radabstellanlagen. Dies wurde im Jahr 2000 mit der Realisierung von 260 neuen Abstellmöglichkeiten geändert. Wegweisung Innenstadt (Maßnahmen-Nr. 22) Das Wegweisungssystem in der Mannheimer Innenstadt wurde im Zuge der Radwegmaßnahmen flächendeckend komplettiert und ist inzwischen abgeschlossen. Wegweisung Schwetzingerstadt/Oststadt (Maßnahmen-Nr. 23) Für diesen Bereich wurde auf der Grundlage der Radwegkonzeption im Jahr 1999/2000 eine Detailplanung erstellt; die Ausführung der Wegweisung steht bevor. Lückenschluss Südtangente - Tunnelstraße (Maßnahmen-Nr. 24) Diese Maßnahme wurde aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen zu Mannheim 21 (Stichwort: Verlegung der Südtangente) nicht weiter verfolgt. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 28 Radweg Hafenstraße (Maßnahmen-Nr. 25) Infolge der geänderten Einsatzkriterien von Radwegen (vgl. Novelle der StraßenVerkehrs-Ordnung) und der zwischenzeitlich erfolgten Aufnahme der Hafenstraße in eine Tempo-30-Zone sieht der 2001 erarbeitete Rahmenplan in der Hafenstraße keinen separaten Radweg mehr vor. Indikatoren Der Verkehrsentwicklungsplan hat stets auf die Erfordernisse hingewiesen, die Radverkehrsplanung als Angebotsplanung zu betreiben, deren Netz alle relevanten Quellen und Ziele erschließt. Mit diesem Hintergrund wird der Frage nachgegangen, inwiefern die Radnutzung – nicht zuletzt auch durch die in den zurückliegenden Jahren ausgebaute Radinfrastruktur - gesteigert werden konnte. Dies wird exemplarisch anhand der vorhandenen Kordonzählungen für die Mannheimer Quadrate untersucht. Die Ergebnisse der jeweiligen Kordonzählungen sind in Abbildung 9 dargestellt. 11600 12000 9800 Radfahrer 10000 8000 6400 6000 4000 6400 6000 3400 2000 0 1966 1975 1981 1987 1992 1997 Jahr Abbildung 9: Radfahrer zur Innenstadt zwischen 6.00 Uhr und 22.00 Uhr Wie die Zeitreihe der zufahrenden Radfahrer in die Innenstadt belegt, hält der Zuwachstrend beim Radfahren weiter an. Zuletzt konnte zwischen 1992 und 1997 ein Zuwachs um + 1800 Radfahrer (+ 18%) nachgewiesen werden. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 29 3.5. Fußgänger Ausgangsposition Wie die Verkehrsentwicklungspläne immer wieder hervorheben, sind Verbesserungen vor allem im Detail (Rückgewinnung von Gehwegflächen, Sicherung von Querungsmöglichkeiten, Straßenraumgestaltung und –begrünung etc.) zu erzielen. Ein maßgebliches Ziel ist die Vernetzung der relevanten Ziele durch attraktive Fußwegbeziehungen. Aufgrund dessen gibt es insbesondere sehr enge Wechselbeziehungen zu den Maßnahmen des Kapitels „Verkehrsberuhigung“ und der darin aufgezeigten und realisierten Maßnahmen zur Straßenraumgestaltung. Maßnahmenbilanz Die Fußwegekonzeption ist in Bild 10 kartiert, die wesentlichen Maßnahmen sind in Tabelle 4 bilanziert. Die realisierten Maßnahmen werden kurz beschrieben. Nr. Maßnahmen Einrichtung von Querungshilfen in passantenintensiven Bereichen (z.B. 1 Kunststraße, Freßgasse) Generelle Verbesserung der 2 Querungsmöglichkeiten am Ring 3 Rückgewinnung von Gehwegflächen Gestalterische Aufwertung von 4 Blockpassagen Einrichtung von Querungshilfen bei 5 Schulwegen/Spielräumen Fußwegweisung Innenstadt im 6 kulturellen Zusammenhang Schaffung neuer Querungshilfen 7 Schwetzingerstadt/Oststadt realisiert nicht realisiert Bemerkungen Tabelle 4: Maßnahmenbilanz Fußgänger Einrichtung von Querungshilfen in passantenintensiven Bereichen (MaßnahmenNr. 1) Wie in Kapitel 3.2 dargelegt, erfuhren diese Bereiche eine grundsätzliche Neuprofilierung des Straßenquerschnittes. Zur besseren Querung wurden unter anderem die Seitenräume bei Straßeneinmündungen vorgezogen. Generelle Verbesserung der Querungsmöglichkeiten am Ring (Maßnahmen-Nr. 2) Diese Aufgabe wird kontinuierlich von der Fachverwaltung verfolgt. Beispiele hierfür sind zum Beispiel die östliche Ringquerung am Kurpfalzkreisel oder auch die 1999 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 30 geschaffene Querungshilfe/LSA am Luisenring auf Höhe der Akademiestraße zum Jungbusch. Rückgewinnung von Gehwegflächen (Maßnahmen-Nr. 3) Die Rückgewinnung von Gehwegflächen für die Fußgänger lässt sich in überwiegender Weise durch eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs bewerkstelligen. Diesbezügliche Beispiele sind die Straßenraumneuprofilierungen von K1/K2-A1/A2 (Marktstraße) oder Q1/Q2-U1/U2 (Erbprinzenstraße). Gestalterische Aufwertung von Blockpassagen (Maßnahmen-Nr. 4) Der gestalterischen Aufwertung der für Mannheim typischen Blockpassagen kommt ein besonderer Stellenwert zu. So wurden zum Beispiel im Zuge der Umgestaltung der Fressgasse die Eingangsbereiche durch Neupflasterungen und Baumtore betont. Als ein besonders gelungenes Beispiel ist die Kurpfalzpassage zu nennen, die durch vielfältige Investitionen der Geschäftswelt im Innern der Passage eine besondere Qualität erhielt. Einrichtung von Querungshilfen bei Schulwegen/Spielräumen (Maßnahmen-Nr. 5) Die Einrichtung und Überprüfung von Querungshilfen bei Schulwegen erfolgt kontinuierlich im Rahmen der Schulwegplanung. Diesbezügliche Beispiele aus der jüngeren Zeit sind der Zebrastreifen bei S3/R3 oder auch der Rückbau der Einmündung Karl-Ludwig-Straße/Seckenheimer Straße. Die Vernetzung der Spielräume in der westlichen Unterstadt ist planerisch bearbeitet, die Umsetzung ist jedoch nicht erfolgt. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 31 3.6. ÖPNV Ausgangsposition Im Jahr der Bundesgartenschau 1975 konnte die Mannheimer Verkehrs-AG (heute MVV Verkehr AG) ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen: 62 Millionen Fahrgäste nutzten die Busse und Bahnen des Unternehmens. Dann begann der Abwärtstrend. Die Zahl der Fahrgäste ging Jahr für Jahr zurück. Geringe Produktivität durch kleine Fahrzeuge und eine ineffiziente Linienkonzeption trugen zu hohen Aufwendungen bei. Wäre es beim Status quo geblieben, wäre nach den Berechnungen des Unternehmens der Unternehmensverlust von 72 Millionen DM jährlich (1989/1990) auf 136 Millionen DM zehn Jahre später gestiegen. Dringender Handlungsbedarf bestand. Am 14. September 1991 beschloss der Aufsichtsrat, den Nahverkehr mit einem Investitionsprogramm von ca. 700 Millionen DM grundlegend zu modernisieren. Fahrzeuge und Angebot wurden seither auf die veränderten Belange der Kunden ausgerichtet, um den Trend zu immer höheren Verlusten zu stoppen. Maßnahmenbilanz Die Maßnahmenbilanz wurde auf der Grundlage der Berichtsbände MVG 2000 (1991) und der Fortschreibung „Konzept zur Weiterentwicklung des ÖPNV in Mannheim“ (2000) durchgeführt. Die Maßnahmen sind in Tabelle 5 zusammengefasst und werden in der Folge kommentiert. Neubau der B-Linie (Maßnahmen-Nr. 1) 1995 wurde die neue Stadtbahnstrecke nach Neckarau West mit dem Abschnitt zwischen dem Hauptbahnhof und dem Rheingoldcenter in Betrieb genommen. Die Verlängerung bis zur Rheingoldhalle wurde 1999 fertiggestellt. Rund 40.000 Bewohner der Stadtteile Neckarau, Niederfeld, Almenhof und Lindenhof erhielten mit der neuen Stadtbahnlinie 7 eine direkte Verbindung in die Innenstadt Mannheims. Eigener Gleiskörper Waldhofstraße (Maßnahmen-Nr. 2) Mit der Inbetriebnahme des eigenen Gleiskörpers in der Waldhofstraße zwischen CarlBenz-Straße und den Alten Meßplatz im Mai 1999 konnte die richtungsbezogene Aufspaltung der Linie 1 und 3 auf die Waldhofstraße und Schimperstraße beendet werden. Mit dieser Maßnahme wurde der Schlusspunkt unter den Bau des eigenen Gleiskörpers in der Waldhofstraße zwischen Untermühlaustraße und Altem Meßplatz gesetzt. Außerdem konnte die Fahrzeit um eine Minute/Richtung gekürzt werden. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 32 Verknüpfungen Streckennetz MVV Verkehr AG und OEG (Maßnahmen-Nr. 3) Ein weiterer Schwerpunkt der Baumaßnahmen waren die Verknüpfungen des Streckennetzes der MVV Verkehr AG mit der OEG. Im Stadtteil Käfertal wurden die bisher getrennten Haltestellen der MVG und der OEG zu einer Anlage zusammengefasst. Nr. Maßnahmen 1 Neubau der B-Linie 2 eigener Gleiskörper Waldhofstraße Verknüpfungen Streckennetz MVV 3 Verkehr AG und OEG 4 Betriebshof Möhlstraße Behindertengerechte und 5 fahrgastfreundliche Haltestellen 6 Beschaffung von Niederflurbahnen 7 Beschaffung neuer Busse 8 Beschleunigungprogramm 9 Netzreform 10 zielgruppenorientierte Tarifangebote Stadtbahnlinie Neuhermsheim11 Hochstätt-Seckenheim-Süd 12 Stadtbahnlinie Sandhofen-Scharhof 13 Stadtbahnlinie Schönau-Blumenau Stadtbahnlinie Vogelstang-Im Rott14 Wohlgelegen 15 Stadtbahnlinie Gartenstadt Stadtbahntrasse Theodor-Heuß16 Anlage in Seitenlage Stadtbahnlinie Brühl-Ketsch17 Schwetzingen 18 Stadtbahnstrecke Schafweide 19 Stadtbahnstrecke Windeckstraße 20 Sandhofer Stich eigener Gleiskörper Neckarauer 21 Übergang 22 Anbindung Maimarkt 23 Mobilitätsdienstleistungen realisiert nicht realisiert Bemerkungen laufende Maßnahme projektiert projektiert projektiert projektiert projektiert Tabelle 5: Maßnahmenbilanz ÖPNV Die Haltestellen erhielten eine Überdachung der Bahnsteige, zudem wurden die Haltepositionen der Anschlussbuslinien direkt an die Bahnen herangelegt. In der Innenstadt entstand am Collini-Center eine neue Gleisverbindung zwischen der MVVStrecke Friedrichsring und der OEG-Strecke am Neckar. Endeten die Bahnen der OEG vorher am Kurpfalzkreisel und somit am Rande des Stadtzentrums, so können die Fahrgäste nunmehr ohne Umsteigen in die Innenstadt gelangen. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 33 Betriebshof Möhlstraße (Maßnahmen-Nr. 4) Am Standort Möhlstraße wurden neue Betriebshöfe und Werkstätten für Stadtbahnen und Busse errichtet bzw. die bestehenden Anlagen umgebaut. Der Betriebshof Luzenberg konnte deshalb außer Betrieb genommen werden, so dass eine betriebswirtschaftlich günstige Konzentration auf einen einzigen Standort erfolgte. Um die Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten am Betriebshof Möhlstraße zu optimieren, wurde in der Seckenheimer Straße und Schwetzinger Straße der Gleisachsabstand von 2,50 m auf 2,80 m verbreitert, so dass sich die neuen 2,40 m breiten Stadtbahnwagen jederzeit problemlos begegnen können. Zusätzlich wurde eine zweite Ausfahrt zum Neckarauer Übergang gebaut, mit der eine direkte Verbindung vom Betriebshof zur Linie 1 nach Rheinau geschaffen wurde. Damit können Sperrungen in der Seckenheimer bzw. Schwetzinger Straße umfahren werden. Ebenso müssen nun nicht mehr alle Fahrzeuge durch die Seckenheimer Straße ein- und ausrücken. Behindertengerechte und fahrgastfreundliche Haltestellen (Maßnahmen-Nr. 5) Weitere realisierte Maßnahmen des Konzeptes MVG 2000 sind vor allem behindertengerechte und fahrgastfreundliche Haltestellen, die ein ebenerdiges und bequemes Ein- und Aussteigen in die Stadtbahnwagen ermöglichen sollen. So wurden 30 cm hohe Bahnsteige zum Beispiel an folgenden Haltestellen gebaut: - Tattersall; - Vogelstang; - Planetarium - Vogelstang Zentrum; - Schönau; - Collini-Center; - Lettestraße; - Im Rott; - Voltastraße; - Stolberger Straße; - Rosengarten; - Relaisstraße - Neckarstadt West; - Landesmuseum/ Luisenpark; - Schloß. In der Fußgängerzone und in eng bebauten Straßen ohne eigenen Gleiskörper konnten aus städtebaulichen Gründen keine 30 cm hohen Bahnsteige gebaut werden. Dort wurde eine Bahnsteighöhe von 18 cm über Schienenoberkante gewählt, die Rollstuhlfahrern über die in den Stadtbahnwagen installierte Rampe ein leichteres Einfahren in die Bahnen ermöglicht. Diese Bahnsteiglösungen wurden gewählt in: Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim - der Fußgängerzone am Paradeplatz und am Wasserturm; - der Hauptstraße in Feudenheim; - der Schwetzinger Straße; - der Seckenheimer Straße; - der Mittelstraße. II - 34 Beschaffung von Niederflurbahnen (Maßnahmen-Nr. 6) Nach ca. 25 Jahren wurden 1994/1995 fünfzig fünfteilige Niederflur-Bahnen beschafft. Sie bieten jeweils Platz für 180 Fahrgäste. Vorher waren Fahrzeuge mit einer Platzkapazität für 110 Fahrgäste vorhanden, lediglich 23 ältere Bahnen erhielten Anfang der neunziger Jahre ein Niederflurmittelteil. Neben dem bequemen Einstieg und der größeren Kapazität zeichnen sich die neuen Niederflur-Bahnen durch Klimatisierung, Panoramafenster, verbesserte Kundeninformation und zum Teil Außenlautsprecher aus. Auf der Linie 1 fahren die neuen Bahnen in Doppeltraktion. Da sich diese Betriebsform jedoch bei einem Teil der Fahrten als überdimensioniert herausstellte, wurden zehn siebenteilige Bahnen bestellt. Ein Teil der Doppeltraktionen können so künftig wieder getrennt werden und die freiwerdenden Niederflurbahnen die letzten Altfahrzeuge ohne Niederflurteil ersetzen. Beschaffung neuer Busse (Maßnahmen-Nr. 7) Beim Busverkehr setzt die MVV Verkehr AG auf kundenfreundliche Niederflurtechnik und umweltfreundlichen Erdgasantrieb. Sechzehn Busse mit ihren typischen Dachaufbauten für die Erdgasflaschen wurden in den letzten Jahren gekauft. Hinzu kam die Anschaffung von fünf Midibussen für weniger nachfragestarke Verbindungen, welche zugleich die letzten Hochflurfahrzeuge ablösen. Beschleunigungsprogramm (Maßnahmen-Nr. 8) Das Beschleunigungsprogramm der Stadt Mannheim, welches traditionell in enger Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und der MVV Verkehr AG betrieben wird, sichert der Stadt im bundesweiten Städtevergleich seit Jahren einen Spitzenplatz bei den Reisezeiten. Das Beschleunigungsprogramm dient mit Hilfe der Mikroprozessorentechnik der Koordination aller Verkehrsteilnehmer. Das heißt, die Lichtsignalanlagen können flexibel auf die jeweiligen Nachfragezustände bei der Verkehrsabwicklung reagieren. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 35 Netzreform (Maßnahmen-Nr. 9) Durch die Netzreform wurde die Übersichtlichkeit und Merkbarkeit von Streckenführungen und Angeboten verbessert. Die vorherige Aufteilung von Hauptlinien, Tages- und Spitzenzeit-Linien entfiel. Seither müssen sich Kunden nur noch die Taktminute merken, denn die Bahnen fahren tagsüber durchgehend im ZehnMinuten-Takt. In das Netz einbezogen wurden die OEG-Strecken nach Seckenheim (jetzt Teil der Innenstadtlinie 5) und nach Heddesheim (mit der neuen Linie 4 nach Ludwigshafen verbunden). Auch das Busnetz wurde grundlegend überarbeitet. Um die Kunden nicht mit alten Linienbezeichnungen für neue Wege zu verwirren, erhielten die Buslinien zur Kennzeichnung Buchstaben anstelle der bisherigen Ziffern. Zielgruppenorientierte Tarifangebote (Maßnahmen-Nr. 10) Neben den „harten“ Angebotsfaktoren Liniennetz, Fahrzeuge, Takt setzte die MVV Verkehr AG auf zielgruppenorientierte Tarifangebote, um neue Kunden zu gewinnen. Vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar wurde 1992 für das Marktsegment Einkauf und Freizeit das „Ticket 24 plus“ (Tageskarte) eingeführt, ein Jahr später folgte mit der „Karte ab 60“ ein spezielles Angebot für Senioren. Ebenfalls 1993 wurde das JobTicket eingeführt. 1994 kam das Semesterticket. Als bisher letztes neues Angebot folgte 1998 das „Maxx“-Ticket für Schüler und Auszubildende. Stadtbahnlinie Neuhermsheim-Hochstätt-Seckenheim-Süd (Maßnahmen-Nr. 11) Für diese Maßnahme wurden die seinerzeit formulierten städtebaulichen Entwicklungsabsichten (Wohnungsbauschwerpunkt) nicht bzw. lediglich teilweise realisiert. Neu thematisiert wird diese Verbindung inzwischen mit dem Projekt einer Veranstaltungshalle (ARENA) im Bösfeld. Stadtbahnlinie Sandhofen-Scharhof (Maßnahmen-Nr. 12) siehe Ausführungen zu 11. Stadtbahnlinie Schönau-Blumenau (Maßnahmen-Nr. 13) Entgegen früherer Annahmen wurde die Zahl und Größe von Anlagen der USStreitkräfte nicht reduziert, so dass keine Wohnbebauung erfolgte. Aus diesem Grund wurde die Streckenplanung nicht weiter verfolgt. Stadtbahnlinie Vogelstang-Im Rott-Wohlgelegen (Maßnahmen-Nr. 14) siehe Ausführungen zu 13 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 36 Stadtbahnlinie Gartenstadt (Maßnahmen-Nr. 15) Detaillierte Planungsuntersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass eine Realisierung dieser Linie aufgrund des fehlenden Nachfragepotenzials unwirtschaftlich ist. Neue Stadtbahntrasse Theodor-Heuß-Anlage (Maßnahmen-Nr. 16) Aufgrund hoher Investitionskosten ist die an sich wünschenswerte Stadtbahntrasse in Seitenlage entlang des Luisenparks betriebswirtschaftlich nicht darzustellen. In der Zwischenzeit wurden die Haltestellen Luisenpark und Landesmuseum zusammengelegt und behindertengerecht ausgebaut. Stadtbahnlinie Brühl-Ketsch-Schwetzingen (Maßnahmen-Nr. 17) Die künftige S-Bahn führte zu einer Zurückstellung dieser Maßnahme, um die Auswirkungen der S-Bahn in dieser Relation abzuwarten. Stadtbahnstrecke Schafweide (Maßnahmen-Nr. 18) Die Maßnahme ist im Zusammenhang mit der Konzentration des Betriebshofes Möhlstraße zu sehen. Mit dieser Strecke können die nördlichen Streckenäste der Linien1,2 und 3 auch bei Störungen auf der Kurpfalzbrücke und am Verkehrsknotenpunkt Kurpfalzkreisel vom Betriebshof und aus Richtung Innenstadt erreicht werden. Für die Strecken nach Käfertal, Vogelstang und Feudenheim gilt dasselbe bei Störungen auf der Friedrich-Ebert-Brücke bzw. am Nationaltheater. Die Projektierung ist weitgehend durchgearbeitet. Die Schaffung von Planrecht steht in enger Wechselwirkung zu der beabsichtigten Umgestaltung des Alten Meßplatzes im Rahmen des Stadtjubiläums 2007. Stadtbahnstrecke Windeckstraße (Maßnahmen-Nr. 19) Im Zusammenhang mit den geplanten städtebaulichen Maßnahmen zu Mannheim 21 (Bebauung Hauptbahnhof Süd) ist eine Stadtbahnstrecke durch die Windeckstraße vorgesehen. Sie verläuft von der Neckarauer Straße südlich des Neckarauer Übergangs (Linie 1) zur Meerfeldstraße südlich der Hauptfeuerwache (Linie 7). Mit dieser Strecke sollen die südlich des Hauptbahnhofes geplanten Bürogebäude an das Stadtbahnnetz angeschlossen werden. Diese Strecke dient gleichzeitig als Umfahrungsstrecke der Linie 1 für die Engpässe Tattersall und Schwetzinger Straße. Sandhofer Stich (Maßnahmen-Nr. 20) Die Endhaltestelle Sandhofen ist aus Sicherheitsgründen für 43 m lange Stadtbahnzüge nicht geeignet, da der Bahnsteig nur 26 m lang ist und nicht verlängert Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 37 werden kann. Die Haltestelle soll mit dem Einsatz der Niederflurfahrzeuge (GT6N) auf der Linie 3 zu einem attraktiven Verknüpfungspunkt zwischen Stadtbahn und Bussen mit 30 cm hohen, behindertengerechten Hochbahnsteigen ausgebaut werden. Dazu ist die Inanspruchnahme eines Teiles des Grundstückes der Waldhofbahn notwendig. Wegen der geplanten neuen Wohnbebauung und vielfältiger Nutzungsansprüche ist eine enge Abstimmung der Planungen notwendig. Gleichzeitig soll die Stadtbahnstrecke bis am Bürstadter Knoten auf einen eigenen Gleiskörper gelegt werden und die Haltestelle Hanfstraße Hochbahnsteige erhalten. Eigener Gleiskörper Neckarauer Übergang (Maßnahmen-Nr. 21) Bei der anstehenden notwendigen Erneuerung des Neckarauer Übergangs soll die Stadtbahn auf der Brücke und auf beiden Rampen einen eigenen Gleiskörper erhalten. Damit können die Beschleunigungsmöglichkeiten des Stadtbahnverkehrs an den angrenzenden Knoten besser ausgeschöpft werden. Gleichzeitig sollen die Bahnsteige der Haltestelle Neckarauer Übergang (Fachhochschule) zusammengelegt und behindertengerecht auf eine Höhe von 30 cm ausgebaut werden. Anbindung Maimarkt (Maßnahmen-Nr. 22) Zur Zeit sind in Verbindung mit der Diskussion um eine Veranstaltungshalle (ARENA) auf dem Maimarkt/Bösfeld zwei Trassenvarianten im Gespräch. Zum einen ist dies die Anbindung von Neuostheim über den Maimarkt mit einer direkten Anbindung an das regionale Netz der OEG nach Heidelberg und zum Kurpfalzkreisel; zum zweiten die Anbindung über das Fahrlachgebiet/Neuhermsheim. Die Stadt Mannheim hat einen Rahmenplan für das Bösfeld beauftragt. Die Stadtbahnverbindung sollen in diesen Rahmenplan aufgenommen werden. Mobilitätsdienstleistungen (Maßnahmen-Nr. 23) Entscheidend für den Vergleich unterschiedlicher Verkehrsträger sind die „Haus-zuHaus-Reisezeiten“, die entscheidend von den Wegen zur Haltestelle und von der Haltestelle zum Ziel beeinflusst werden. Maßgebliches Ziel der Untersuchungen mit dem Titel „Neue Mobilitätsdienstleistungen“ sind daher die Bereiche, die über die Kernleistung der MVV Verkehr AG hinausgehen. Die Erschließung des Stadtgebietes mit Stadtbahn und Bus hat räumliche und zeitliche Grenzen, zu deren Überwindung weitere zusätzliche Angebote realisiert wurden. Diesbezügliche Angebote sind zum Beispiel attraktive Bike&Ride-Anlagen, CarSharing oder auch der Einsatz von Linientaxen. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 38 Indikatoren Fahrgäste/Jahr in Mio. 70 65 60 55 50 45 40 19 73 /7 19 4 75 /7 19 6 77 /7 19 8 79 /8 19 0 81 /8 19 2 83 /8 19 4 85 /8 19 6 87 /8 19 8 89 /9 19 0 91 /9 19 2 93 /9 19 4 95 /9 19 6 97 /9 19 99 8 /2 00 0 35 Abbildung 10: Entwicklung der Fahrgastzahlen ÖPNV 130 120 Verlust in Mio. DM 110 100 ohne MVG 2000 Prognose MVG 2000 90 tatsächliches Ergebnis 80 70 60 50 1994/95 1995/96 1996/97 1997/98 1998/99 1999/2000 Geschäftsjahr Abbildung 11: Wirtschaftliche Entwicklung der MVV Verkehr AG mit und ohne „MVG 2000“ Befunde Wie die Abbildungen 10 und 11 verdeutlichen, konnte durch die Einführung des Liniennetzes ´95 die Attraktivität und Wirtschaftlichkeit des ÖPNV verbessert werden. Zum einen stiegen die Fahrgastzahlen von 49,2 Mio. im Jahre 1993/94 auf nunmehr 64 Mio. (1999/2000). Zum anderen konnte mit Einführung des Konzeptes der Verlust von Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 39 72 Mio. DM reduziert und auf einem Niveau von ca. 60 Mio. DM gehalten werden. Wie Abbildung 11 auch verdeutlicht, wäre ohne eine konsequente Umstellung des Betriebskonzeptes und des Fuhrparks der ÖPNV in Mannheim nicht nur unattraktiv, sondern auch nicht mehr finanzierbar geworden. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 40 3.7. Straßenbauvorhaben Neben der aktiven Förderung alternativer Verkehrsmittel ist der zielgerichtete Ausbau der Straßeninfrastruktur ein weiterer Ansatz des Verkehrsentwicklungsplanes. Aus diesem Grund wurden im Zuge der Erarbeitung des VEP Innenstadt die Straßenbaumaßnahmen aus dem Generalverkehrsplan (GVP) 1970 auf den Prüfstand gestellt, die nach wie vor diskutiert wurden. Zur Beurteilung dieser Maßnahmen wurde mit Hilfe von Modellrechnungen der Verkehrswert untersucht. Die Ergebnisse dieser Betrachtungen sowie die bereits in Planverfahren stehenden Projekte mündeten in folgende Straßenbauvorhaben (vgl. Tabelle 6/Bild 11): Nr. Maßnahmen realisiert nicht realisiert 1 Fahrlachtunnel Südtangentevierspuriger Ausbau der 2 Ludwigshafener Straße Randerschließungs3 straße Seckenheim Vierspuriger Ausbau der L597 mit mittlerer 4 Nordtangente 5 2. Hafenzufahrt Rheinau 6 Speckwegunterführung 7 Westtangente Bemerkungen zur Zeit im Bau zur Zeit im Bau Vorentwürfe wurden beauftragt Tabelle 6: Maßnahmenbilanz Straßenbauvorhaben Fahrlachtunnel (Maßnahmen-Nr. 1) Nach einer Bauzeit von 5 1/2 Jahren und einer Investition von ca. 160 Mio. DM wurde am 22. April 1994 mit der Verkehrsfreigabe des Fahrlachtunnels der Ringschluss der Mannheimer Südtangente vollzogen. Fahrlachtunnel Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 41 Südtangente – vierspuriger Ausbau der Ludwigshafener Straße (Maßnahmen-Nr. 2) Die Südtangente ist im Mannheimer Straßennetz die zentrale Achse in Ost-WestRichtung und verbindet die beiden Rheinbrücken zwischen Mannheim und Ludwigshafen mit dem Rhein-Neckar-Schnellweg sowie den Autobahnen A6 und A 656. In Verbindung mit dem Lückenschluss durch den Fahrlachtunnel wurde zur Gewährleistung der Leistungsfähigkeit der Querschnitt der Ludwigshafener Straße von zwei auf vier Fahrspuren erweitert. Ludwigshafener Straße Randerschließungsstraße Seckenheim (Maßnahmen-Nr. 3) Die ca. 3,3 km lange zweispurige Randerschließungsstraße umfährt den Ortsteil Seckenheim im Süden und bewirkt eine Entlastung des Ortskerns. Der erste Bauabschnitt vom westlichen Ortsrand Seckenheim bis in Höhe Offenburger Straße wurde im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens Anfang der neunziger Jahre zur Rechtskraft gebracht. Die Bauarbeiten begannen im Mai 1993 und waren im August 1994 abgeschlossen. Die Rechtskraft für den zweiten und letzten Bauabschnitt erfolgte durch Planfeststellungsbeschluss im Juli 1997. Die Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt wurden im September 1998 begonnen. Nach zweijähriger Bauzeit erfolgte die Verkehrsfreigabe am 28.09.2000. Die Kosten der Gesamtmaßnahme betragen einschließlich der Leitungsumlegungen ca. 30 Mio. DM. Randerschließungsstraße Seckenheim Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 42 Vierspuriger Ausbau der L597 mit mittlerer Nordtangente (Maßnahmen-Nr. 4) Die im September 1999 begonnene Baumaßnahme an der L 597 unterscheidet einen städtischen Teil der Maßnahme und eine Landesmaßnahme. Der städtische Teil der Maßnahme bezieht sich auf den vierspurigen Ausbau der Waldstraße (L597) zwischen Wasserwerkstraße und dem schon bestehenden Ausbau im Bereich Käfertal-West und hat eine Länge von 1,3 km. Die zweispurige neue Verbindungsstraße zwischen der L597 und der Oskar-von-Miller-Straße hat eine Länge von 900 m. Der Landesteil umfasst den vierspurigen Ausbau der L597 zwischen der Wasserwerkstraße und der B38. Hierin eingeschlossen sind eine neue Abfahrtsrampe zur B38, zusätzliche Brückenbauwerke über die B38 und die Birkenauer Straße/OEG-Gleise. L597 2. Hafenzufahrt Rheinau (Maßnahmen-Nr. 5) Mit der Realisierung dieser 1999 begonnenen und mit rund 60 Mio. DM veranschlagten Maßnahme wird die seit langem geforderte zweite Zufahrt zum Rheinauhafen geschaffen. Wesentliche Effekte sind u.a. Þ die Entlastung des Edinger Riedweges als derzeit einzige Zufahrtsmöglichkeit zum Kerngebiet des Hafens; Þ ein direkter Anschluss an den Rhein-Neckar-Schnellweg (B 38a) und somit an das regionale und überregionale Verkehrsnetz; Þ Sicherstellung der wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Hafens durch eine verbesserte Verkehrsinfrastruktur; Þ Verbesserung der Sicherheit und Zugänglichkeit bei einem größeren Schadensfall im Hafengebiet. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 43 Bei der Baumaßnahme handelt es sich um den Neubau einer sieben Meter breiten und ca. 1,85 km langen Straße zwischen dem Rhein-Neckar-Schnellweg (B 38a) und der Ruhrorter Straße im Hafengebiet. Die Casterfeldstraße wird durch eine ca. 250 m lange und 4,5 m breite Abfahrtsrampe an die 2. Hafenzufahrt angeschlossen. Von einem Verteilerkreisel aus wird eine ca. 290 m lange Verbindung zur Altriper Straße sowie eine neue Zufahrt zur Anlegestelle der Rheinfähre Altrip von ca. 280 m Länge hergestellt. 2. Hafenzufahrt Rheinau Speckwegunterführung (Maßnahmen-Nr. 6) Der Stadtteil Waldhof wird von den in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Gleisanlagen der Deutschen Bahn AG (Hauptstrecke Frankfurt-Karlsruhe) und den Gleisen der östlichen Riedbahn durchtrennt. Seit der Schließung des höhengleichen Bahnübergangs Speckweg/Schienenstraße in den 80er Jahren fehlt für den motorisierten Individualverkehr eine direkte Verkehrsanbindung zwischen WaldhofWest und Waldhof-Ost. Als Ersatzstraßenverbindung dient künftig eine - ca. 120 m südlich des ehemaligen höhengleichen Bahnüberganges verlaufende – zweispurige Straße zwischen Luzenbergstraße (B44) und Speckweg, welche die Gleisanlagen der Deutschen Bahn AG in Tieflage kreuzt. Die Länge der Verbindungsstraße beträgt ca. 740 m. Der Anschluss an die Luzenbergstraße erfolgt etwa 50 m nördlich des denkmalgeschützten ehemaligen „Ärztehauses“ durch einen dreiarmigen, lichtsignalgeregelten Knotenpunkt. Die Luzenbergstraße wird im Knotenpunkt mit einem besonderen Gleiskörper versehen und auf einen vierstreifigen Querschnitt erweitert. Für den östlichen Anschluss der Verbindungsstraße an den Speckweg ist ein dreiarmiger Kreisverkehr mit einem Außendurchmesser von 40 m vorgesehen. Damit kann die Verkehrsabwicklung unter Einsparung einer Lichtsignalanlage erfolgen. Die Maßnahme wurde mit Satzungsbeschluss des Bebauungsplanes am 27.01.1998 rechtskräftig; die Baumaßnahmen des Projektes wurden mit dem Spatenstich am 08. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 44 Juni 2001 eingeleitet. Die nach Eisenbahnkreuzungsgesetz finanzierte Maßnahme beläuft sich auf ca. 34 Mio. DM. Westtangente (Maßnahmen-Nr. 7) Die Westtangente ist in Mannheim seit mehreren Jahrzehnten immer wieder Gegenstand verkehrlicher Diskussionen. Sowohl die Überlegungen zum Stadtjubiläum 2007 als auch die Entwicklung des Mannheimer Nordens haben der Thematik eine neue Dynamik gegeben. Der Gemeinderat hat die Verwaltung beauftragt, die Planungsaktivitäten mit Nachdruck zu betreiben. Nachdem die grundsätzliche Machbarkeit einer Westtangente durch ein Gutachten (Planungsbüro von Mörner+Jünger, 2000) nachgewiesen wurde, wurde nunmehr nach erfolgter europaweiter Ausschreibung die detaillierte Machbarkeit für zwei alternative Trassenvarianten beauftragt. Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 45 Verzeichnis der Abbildungen Abbildung 1: Entwicklung der Einwohner Abbildung 2: Entwicklung des Kfz - Bestandes Abbildung 3: Entwicklung der Motorisierungskennziffer E/Pkw Abbildung 4: Entwicklung der Verkehrsbelastungen Innenring / Außenring Abbildung 5: Entwicklung der Zufahrtsbelastungen zur Innenstadt Abbildung 6: Index - Vergleich Einwohner, Kfz - Bestand, Verkehrsbelastung Innenring / Außenring Abbildung 7: Prozentuale Auslastung der Parkgaragen 1988 und 2001 Abbildung 8: Veränderung der Öffnungszeiten der Parkgaragen Abbildung 9: Radfahrer zur Innenstadt zwischen 6.00 Uhr und 22.00 Uhr Abbildung 10: Entwicklung der Fahrgastzahlen ÖPNV Abbildung 11: Wirtschaftliche Entwicklung der MVV Verkehr AG mit und ohne „MVG 2000“ Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim Verzeichnis der Tabellen Tabelle 1: Maßnahmenbilanz Verkehrsberuhigung Tabelle 2: Maßnahmenbilanz Parkraumkonzeption Tabelle 3: Maßnahmenbilanz Radinfrastruktur Tabelle 4: Maßnahmenbilanz Fußgänger Tabelle 5: Maßnahmenbilanz ÖPNV Tabelle 6: Maßnahmenbilanz Straßenbauvorhaben II - 46 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim Verzeichnis der Bilder Bild 1: Verkehrsführungskonzept - Variante 4 Bild 2: Verkehrsberuhigungskonzept Bild 3: Parkregelungen vor Einführung der Parkraumbewirtschaftung Bild 4: Parkraumbewirtschaftung Bild 5: Kurzpark - / Langparkzone Bild 6: Analyse Radwegebestand Bild 7: Radwegnetzkonzeption Bild 8: Bike&Ride Bild 9: Fußwegkonzeption Bild 10: Straßenbauvorhaben II - 47 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 48 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 49 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 50 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 51 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 52 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 53 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 54 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 55 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 56 Bestandsaufnahme Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Mannheim II - 57 Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 1 Positionspapier zur Umsetzung des Mannheimer Verkehrsentwicklungsplanes für die Innenstadt Zusammenfassung Das Umweltforum sieht den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) für die Mannheimer Innenstadt als sinnvolles Instrument zur Förderung des Umweltverbundes und der urbanen Lebensqualität an. Die stückweise Demontage und das politisch motivierte, irrationale Herausbrechen von mißliebigen Bausteinen des Konzeptes gefährden eine systematische Umsetzung und damit letztendlich den nachhaltigen Erfolg. Die bisher erreichten Verbesserungen für den Umweltverbund, also Fußgänger- und Radfahrerverkehr sowie Busse und Bahnen, werden begrüßt. Eine gute werbliche Auslobung der erzielten Fortschritte wird die Akzeptanz und Nutzung der Angebote für den Umweltverbund weiter fördern. Das Umweltforum drängt auf die Umsetzung der noch ausstehenden Maßnahmen des Verkehrsentwicklungsplanes. Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 2 Einleitung Die Mannheimer Stadtverwaltung hatte Ende 1993 auf Wunsch des Gemeinderates ein Maßnahmenkonzept zur Verkehrsentwicklungsplanung für die Innenstadt vorgelegt, welches 1995 von einer breiten Mehrheit des Gemeinderates beschlossen, aber bis heute nur teilweise umgesetzt wurde. Dieses Konzept sollte die Attraktivität der öffentlichen Verkehrsmittel (ÖV) Straßenbahn und Bus, des Fahrrades und des zu Fuß Gehens (in der Summe auch als “Umweltverbund” bezeichnet) steigern und dadurch eine umweltverträglichere Abwicklung des innerstädtischen Verkehrs bewirken. Die Erstellung des Konzeptes erfolgte mit regelmäßiger Anhörung der beteiligten Kreise wie Industrie- und Handelsverbände, Ordnungsbehörden, Umweltverbände und sachkundiger Bürger und stellte damit ein gelungenes Beispiel für einen lokalen “Agenda 21”-Prozeß dar. Die Verkehrsflächen wurden und werden auch heute noch weitgehend vom privaten Kraftfahrzeugverkehr, dem “motorisierten Individualverkehr” (MIV) beansprucht. Ein besseres Angebot für den Umweltverbund kann daher nicht ohne Beschneidung der Privilegien für den MIV erfolgen. Trotz dieser zunächst rein negativ erscheinenden Wirkung für den Kraftfahrer kann jedoch auch dieser von einem “Verzicht auf Fläche” profitieren, wenn ein höherer Anteil an Verkehrsteilnehmern im Umweltverbund den Wettbewerb der Autofahrer untereinander um Fahr- und Stellfläche entschärft. Letztendlich haben alle Bewohner und Besucher der Stadt einen Gewinn an urbaner Lebensqualität, wenn Lärm, Abgase und zugestellte Flächen nicht überborden, sondern in einem verträglichen Rahmen bleiben. 4. Motorisierter Durchgangsverkehr Im Rahmen einer qualifizierten Verkehrszählung wurde 1992 in den Quadraten ein nennenswerter Anteil an Durchgangsverkehr ermittelt: 12 % der in die Freßgass‘ einfahrenden Kraftfahrzeuge fuhr lediglich durch die Stadt hindurch – dies entspricht 24 % der Ausfahrten an der Kurt-Schumacher-Brücke. Auch in der Gegenrichtung fuhren 21 % der Einfahrer an der Brücke bzw. 18 % der Ausfahrer am Wasserturm auf Leopoldstraße und Kunststraße nur durch die Quadrate hindurch. Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 3 Unter Wahrung der Erreichbarkeit aller Ziele entweder über die beiden Parallelstraßen oder über den Ring sollte am Stadthaus in N1 mit einer probeweisen Unterbindung der Durchfahrt von der Leopoldstraße in die Kunststraße der Durchgangsverkehr aus den Quadraten herausgehalten werden. Diese Unterbrechung wurde von Kritikern des Konzeptes erfolgreich als “Sperrung der Kunststraße” geschmäht und als “autofreie Innenstadt” in den regionalen Medien dargestellt. Noch vor dem Ende der bei geänderten Verkehrsführungen üblichen Eingewöhnungsphase wurde die versuchsweise Unterbrechung zur Vermeidung vermeintlicher wirtschaftlicher Nachteile für den Handel in der Innenstadt nach nur zwei Monaten aufgehoben und die direkte Durchfahrt wieder ermöglicht. Das Umweltforum hat den Eindruck, dass trotz verringerter Kfz-Einfahrten in die Innenstadt nach wie vor ein nicht zu vernachlässigender Anteil an Kraftfahrern die Fahrt durch die Quadrate lediglich als Abkürzung benutzt und sieht daher weiterhin Handlungsbedarf. Unerläßlich ist eine Erhebung des Status quo durch eine aktuelle qualifizierte Zählung. 5. Parkraumbewirtschaftung Ein großes Angebot an kostenfreiem Parkraum zieht viel Kraftfahrzeugverkehr in eine Stadt und führt damit zu einer schlechten Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel und der gebührenpflichtigen Parkhäuser. Der VEP sah zunächst vor, die Stellplätze im öffentlichen Straßenraum in einem ausgewogenen Verhältnis von Anwohnerparkplätzen und allgemein nutzbaren Parkplätzen bis 22 Uhr zu bewirtschaften. Realisiert wurde schließlich ein Kompromiß der Bewirtschaftung bis 21 Uhr, die von der neuen Mehrheit im 1999 gewählten Gemeinderat als Beitrag zur Verödung der Innenstadt angesehen wurde. Heute kann ab 19 Uhr kostenlos am Straßenrand geparkt werden, das Dauerparken setzt damit bereits ab ca. 18 Uhr ein und verringert die Möglichkeiten für die Anwohner, ihre Fahrzeuge in der Nähe ihrer Wohnungen abzustellen. Mit dem jetzt beschlossenen Neubau der Tiefgarage in U2 “zur Belebung der Innenstadt” hat sich der Gemeinderat weiter vom beschlossenen Konzept gelöst. Das Umweltforum sieht in der konsequenten Fortführung der Parkraumbewirtschaftung einen wesentlichen Garanten für den Erfolg des VEP. Dabei ist darauf zu achten, daß Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 4 die Zahl der Stellplätze in der Innenstadt insgesamt nicht vergrößert wird. Analog zum Bau neuer Stellplätze muß im selben Stadtquartier die entsprechende Anzahl von Stellplätzen zurückgebaut werden. Die Fortentwicklung der Parkraumkonzepts über die bisherigen Stadtteile Innenstadt und Schwetzingerstadt/Oststadt (westl. Teil) hinaus ist dringend erforderlich, damit die bisher erzielten, positiven Wirkungen nicht konterkariert werden. Hier gilt es vor allem, die gesamte Oststadt (incl. östlichem Teil), aber auch weitere innenstadtnahe Stadtteile, wie Lindenhof und Neckarstadt, so bald wie möglich in das Konzept einzubeziehen. Eine weitere Zunahme des Autoverkehrs kann durch die Arena-Pläne auf dem Bösfeld provoziert werden. Eine etwaige Ausweisung der Parkplätze am Maimarkt bzw. der Arena als P+R-Platz in Zusammenhang mit der geplanten Stadtbahnstrecke ins Bösfeld (bzw. Extrabahnen über die OEG-Strecke) würde noch mehr Autoverkehr nach Mannheim locken. Falls einzelne Autofahrer, die bisher in die Innenstadt fuhren, dann den P+R-Platz im Bösfeld nutzen, werden sofort andere Autofahrer die frei gewordenen Stellplätze in der Innenstadt belegen. Zudem werden ÖV-Nutzer z.B. aus Heidelberg oder Ladenburg zum Umstieg auf das Auto ermuntert: Die in der Innenstadt herrschende relative Stellplatzknappheit und die Stellplatzgebühren sind ein Anreiz, das Auto stehen zu lassen und den ÖV zu nutzen. In Zukunft würden diese Fahrgäste des ÖV dazu verlockt, nunmehr mit dem Pkw zunächst ins Bösfeld zu fahren und erst dort auf die Stadtbahn umzusteigen. Folglich ist darauf zu achten, daß in demselben Umfang, wie am Stadtrand neue innenstadtrelevante Parkplätze geschaffen werden, in der Innenstadt Parkplätze abgebaut werden. Das Umweltforum sieht diese Entwicklungen mit großer Sorge. Radverkehr Für den Radverkehr waren zwei prominente Maßnahmen vorgesehen: Hauptachsen sollten den Radverkehr in den Straßen längs der Fußgängerzone in Nord/Süd bzw. Ost/Westrichtung aufnehmen. Zur Verteilung der auf die Innenstadt zuführenden Radverkehrsströme sollten eine Hauptachse auf den Straßen des Ringes entstehen, Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 5 die Querungsmöglichkeiten über den Ring verbessert werden, die an die Innenstadt heranführenden Radwege besser angebunden werden. Die wichtigen Hauptachsen längs der Fußgängerzone wurden als Fahrradstreifen auf der Fahrbahn geschaffen und haben sich gut bewährt. Das Umweltforum erkennt damit an, dass der Verwaltung im Rahmen des beengten vorhandenen Straßenraumes ein tragfähiger Kompromiß gelungen ist, der bei rücksichtsvollem Verhalten aller Verkehrsteilnehmer ein sicheres Radeln auch bei dichtem Kraftfahrzeugverkehr ermöglicht. Die Schloßgartenstraße zwischen Hauptbahnhof und Schloß wurde als Fahrradstraße mit zugelassenem Kraftfahrzeugverkehr ausgewiesen und wird als tangentiale Hauptachse rege genutzt. Am Rande der Innenstadt wurde durch den Lückenschluß in der Collinistraße und den Radfahrstreifen an der Einmündung der Goethestraße auf den Friedrichsring die tangentiale Achse über die Friedrich-Ebert-Brücke zum Hauptbahnhof an die nördlichen Quadrate angeschlossen. Eine völlig neues und gut geeignetes Werkzeug zur Verkehrsführung in Mannheim stellt die kombinierte Bus/Rad-Spur am Friedrichsplatz dar, die allerdings nicht über die spektakuläre Entscheidung, den geplanten Radweg in der Augustaanlage doch nicht zu bauen, hinweg zu trösten vermag. Besonders erwähnenswert ist die flächendeckende Freigabe von Einbahnstraßen für Fahrrad-Zweirichtungsverkehr in der Schwetzingerstadt, die sich dort sehr gut bewährt hat und nun auch in anderen Stadtteilen als preiswerte, aber effiziente Maßnahme zur Förderung des Radverkehrs eingeführt werden soll. Es ist daher umso bedauerlicher, dass in den Quadraten, obwohl im Verkehrsentwicklungsplan vorgesehen, diese Freigabe von Einbahnstraßen bislang nicht erfolgte. Auch für den ruhenden Radverkehr wurden Verbesserungen erzielt: die Zahl der Stellpätze für Fahrräder wurde deutlich erhöht. Allerdings fehlen noch an vielen Stellen wie z.B. in der Kunststraße oder Freßgasse annehmbare Abstellplätze. Am Hauptbahnhof setzte die Verwaltung mit dem Bau der ersten Fahrradstation in BadenWürttemberg einen deutlichen Akzent zur Verknüpfung von Fahrrad und öffentlichem Verkehr: Seit 1997 bieten die Mannheimer Arbeitsförderungsbetriebe Biotopia gGmbH nach dem Umbau in der ehemaligen Expreßguthalle bewachtes Parken, Verkauf, Verleih und Reparatur von Fahrrädern. Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 6 Bereits von 1992 bis 1997 hat die Zahl der in die Quadrate einfahrenden Radfahrer um 18 % zugenommen - das Umweltforum nimmt an, dass sich mit den Zählungen diesen Jahres ein weiterer Zuwachs belegen läßt. Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass das Sammelsurium von Radwegen in der Akademiestraße (“verlängerte Freßgass‘”) dem Konzept nicht angemessenen ist und den Eindruck einer gewissen Unwilligkeit der jetzigen Gemeinderatsmehrheit erweckt. Die Situation für Radfahrende auf dem Ring ist trotz des guten Konzeptes weiterhin völlig unbefriedigend. Baureife Planungen wurden per Einzelfallentscheidung des Gemeinderates gestoppt (Bismarckstraße), selbst relativ bescheidene Lückenschlüsse wie in der Dalbergstraße (zur Anbindung des Radweges auf der Jungbuschbrücke an den Luisenring) wurden aufgrund behaupteter unzumutbarer Behinderungen für die Autofahrer verworfen. Fundierte Berechnungen der städtischen Signaltechniker wurden durch emotionsbasierte Entscheidungen einzelner Personen negiert. Auch hinsichtlich der Querung des Ringes sind notwendige Maßnahmen schlicht unterblieben: Radverkehr aus dem Lindenhof, der aus der Tunnelstraße (Suezkanal) bzw. über die Lindenhofüberführung durch die Otto-Selz-Straße in die Quadrate will, bleibt sich selbst überlassen und darf sich regelgerecht nur zu Fuß seinen Weg suchen. Das Umweltforum ist von dieser Demontage des VEP maßlos enttäuscht und fordert den konsequenten Ausbau des Radwegenetzes. Besonders wichtig ist die Schaffung einer durchgehenden und gut benutztbaren Radroute am Ring (z.B. unter Verwendung von Linksabbiegespuren mit separater Ampelschaltung/“Fahrradschleuse“). Das Umweltforum Mannheim empfiehlt, den Eindruck des gestiegenen Radverkehrsanteils am gesamten Verkehrsaufkommen ("modal split") durch Zahlen zu belegen, um die Wirkung der erfolgreich umgesetzten Teile des Konzeptes dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit auch zur Kenntnis zu bringen. Die derzeit vorgenommene, vorsichtige Schätzung des Radverkehrsanteils auf 12 % (entsprechend dem Bundesdurchschnitt) wird den guten Konzepten und den, soweit im Rahmen des VEP umgesetzt, guten Maßnahmen nicht gerecht. Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 7 Fußgänger Die hohe Trennwirkung des Ringes ist auch und gerade für Fußgänger weiterhin ein Problem. Die Situation am Kurpfalzkreisel kann durch den Begriff “Aufenthaltsqualität” nicht beschrieben werden. Die Kaiserringunterführung (“Borelligrotte”) ist nach wie vor ein Schandfleck, Bahnhofsgebäude der bildet! den Das erschreckenden Umweltforum Kontrapunkt sieht in zum einem attraktiven ebenerdigen, fußgängerfreundlichen Übergang eine zielführende Lösung. Trotz dieser sehr auffälligen Mängel erkennt das Umweltforum auch für diese Verkehrsteilnehmer Verbesserungen: an passantenintensiven Stellen wurden bei Straßeneinmündungen die Seitenräume vorgezogen - der Weg auf der Fahrbahnfläche wird dadurch kürzer. Durch Neuordnung des ruhenden Kraftfahrzeugverkehrs wurden Gehwegflächen für die Fußgänger zurückgewonnen. 6. Öffentlicher Verkehr (ÖV) Die MVV berichtet sehr erfreuliche Zuwachszahlen, die als „kleine Renaissance“ des ÖV zu werten sind. Zwischen 1993/94 und 1999/2000 stiegen die Fahrgastzahlen um 30 % auf 64 Mio. an. Die Führung von ÖV Fahrzeugen auf eigenen Spuren hat die Pünklichkeit erhöht und damit die Akzeptanz verbessert. Die Zahl von FahrradStellplätzen an den Haltestellen (vor allem in den Vororten) wurde und wird weiter ausgebaut. Damit wird die kombinierte Nutzung von Fahrrad und öffentlichem Verkehrsmittel gefördert. Das Umweltforum regt den Ausbau von Mobilitätsdienstleistungen im Sinne von „Buy+Ride“ bzw. „Buy+Bike“ an; alle schweren bzw. sperrigen Waren, die in der Innenstadt eingekauft werden, sollten durch einen Transportservice zeitnah zum Kunden nach Hause gebracht werden können. Damit können die Attraktivität der Innenstadt sowie einer autofreien An- und Abreise erhöht werden. Verfasser: Dr. Gerd Hüttmann (ADFC) Wolfgang Preuß (VCD) Dipl.-Ing. Raumplanung Oliver Decken (Umweltforum) Schriftlich eingereichte Stellungnahmen Umweltforum Mannheimer Agenda 21 Käfertalerstraße 21, 68167 Mannheim, Tel. 0621-331774, Fax. 0621-36752, eMail: umweltforum-mannheim@ginko.de III - 8 Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 9 Einzelhandelsverband O 6, 7 68161 Mannheim Einzelhandelsverband Nordbaden e.V. Sitz Heidelberg Büro Mannheim O 6, 7 68161 Mannheim Telefon (0621) 2 09 09 Telefax (0621) 15 44 98 ma@ehv-nordbaden.de www.ehv-nordbaden.de 26. August 2003 S/Wa Stellungnahme zur Bestandsaufnahme 10 Jahre Verkehrsentwicklungsplan Mannheim Vorbemerkung Die von Dezernat IV erarbeitete Vorlage zur Bestandsaufnahme des Verkehrsentwicklungsplans zeigt eine beeindruckende Leistungsbilanz der Stadt, der MVV-Verkehr und aller Beteiligten. Der Einzelhandelsverband Nordbaden hat sich bereits in der Vergangenheit mit Fragen der Verkehrsentwicklung befasst. Er bedankt sich für die erneute Möglichkeit zu einer Stellungnahme. Der Verband möchte sich im Wesentlichen mit den Ausführungen zum Verkehrsentwicklungsplan Innenstadt befassen und dabei auf folgende Kapitel der Vorlage eingehen: Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 10 1. Ausgangssituation Die Vorlage weist darauf hin, dass es die gleichrangige Zielsetzung des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) war und ist, sowohl die Lebens- und Umweltqualität Mannheims zu verbessern als auch die Wirtschaftskraft der Stadt zu erhalten und zu stärken. Nach Ansicht des Verbandes sollte diese Zielsetzung differenzierter gefasst und die Maßnahmen auch danach beurteilt werden. So ist die Mannheimer Innenstadt nicht nur ein wichtiger Wohn- und Wirtschafts- bzw. Einkaufsstandort, sondern ebenso ein bedeutender Kongress-, Bildungs- und Dienstleistungsstandort. Alle diese Bereiche tragen zur Urbanität, Attraktivität und Frequenz der Innenstadt bei, von denen der Einzelhandel unmittelbar, aber auch mittelbar profitiert. Bei der Betrachtung der Ausgangssituation sollten auch stärker die konjunkturellen und insbesondere strukturellen Veränderungen im innerstädtischen Einzelhandel bedacht werden. So ist neben dem derzeitigen dramatischen Umsatzeinbruch im Einzelhandel eine deutliche Polarisierung der Märkte und des Konsumverhaltens zu beobachten. Mittlere, standardisierte innerstädtische Warenangebote z.B. von Filialisten verlieren gegenüber der Grünen Wiese an Bedeutung. Stark zugenommen haben hingegen die hochwertigen Sortimente und Lifestyle-Konzepte gerade auch in der Mannheimer Innenstadt. Auf der Grundlage dieser veränderten Rahmbedingungen und der zuvor genannten Zielsetzungen sollten die dargestellten Verkehrsentwicklungsmaßnahmen bewertet, gegebenenfalls korrigiert, ergänzt und verbessert werden. 3.1. Verkehrsführung Der Verband weist im Hinblick auf die Erreichbarkeit der Innenstadt nochmals darauf hin, dass ein großer Teil der Besucher und Kunden mit dem PKW in die Innenstadt fährt. So hat die letzte BAG-Untersuchung Kundenverkehr 2000 ergeben, dass 60 % der Besucher (1996 56 %) von außerhalb kamen. Ein großer Teil dieser Umlandkunden benutzt auch insbesondere mangels ausreichender Attraktivität des Verkehrsverbundes den PKW. Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 11 Insgesamt kamen 55 % aller Kunden mit dem PKW (1996 50 %). Auf die PKW-Kunden entfielen dabei 62,5 % des gesamten Umsatzes in der Mannheimer Innenstadt. Damit bleibt der Besucher, der mit dem PKW in die Mannheimer Innenstadt kommt, der umsatzstärkste Kunde. Dieser wirtschaftliche Stellenwert des PKW-Kunden sollte also in jedem Fall bei weiteren verkehrspolitischen Überlegungen und Planungen berücksichtigt werden. Welche negativen Auswirkungen die probeweise Unterbrechung der Kunststrasse vom 20.09.1995 bis 17.11.1995 für den Einzelhandel vor diesem Hintergrund hatte, wurde seinerzeit nachdrücklich durch Umfragen des Einzelhandelsverbandes, der Wirtschaftsförderung und verschiedener Warenhäuser belegt. Offensichtlich lassen sich Durchgangs- und Zielverkehr nicht so eindeutig von einander trennen, dass solche Maßnahmen zur verständlichen Lenkung des Durchgangsverkehr nicht doch negative Auswirkungen auf den innerstädtischen Einzelhandel haben. Ein solcher Streitpunkt ist nach wie vor der einspurige Rückbau zwischen L 5 und L 7, der für die Kundschaft aus der Vorderpfalz mit langen Rückstaus zu einem ärgerlichen Einkaufshindernis wird und z.B. auch die Weiterfahrt zu der unterbelegten Rosengarten-Tiefgarage behindert. Der Verband wäre daher für die Rücknahme dieser Entscheidung und den Ausbau auf zwei Fahrspuren dankbar. Der Einzelhandelsverband macht im Hinblick auf die Erreichbarkeit der Innenstadt und ihrer Parkhäuser fürsorglich auch nochmals darauf aufmerksam, dass es keine weiteren, einengenden Straßenraumgestaltungen in der Innenstadt für den Besucherund Kundenverkehr geben sollte. 3.2. Verkehrsberuhigung Die in diesem Kapitel dargestellten Maßnahmen zur Neugliederung des Straßenraums, zur Begrünung und zur Neupflasterung im Vorfeld von Einkaufspassagen werden grundsätzlich als eine Bereicherung und Aufwertung der innenstädtischen Verkehrsbereiche gesehen. Leider ist damit zum Teil auch eine erhöhte Staugefahr und Abgasbelastung verbunden, die durch evtl. weitere, verkehrsberuhigende Maßnahmen keinesfalls verstärkt werden sollte. Sofern weitere Umbaumaßnahmen geplant sind, sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, dass es zu keinen weiteren Belastungen des Besucher- und Kundenverkehrs, Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 12 aber auch nicht des Wirtschaftsverkehrs kommt. Dies gilt auch für die Zu- und Ausfahrten innerstädtischer Firmen, die hin und wieder durch Umbaumaßnahmen entsprechende Probleme bekamen. 3.3. Ruhender Verkehr Die Gesamtzahl der Parkplätze in der Innenstadt (rd. 19.000) sollte beibehalten und keinesfalls verringert werden. Bei Geschäftsneubauten in der Innenstadt (z.B. Neubau ehemals Mannheimer Morgen) sollten nach Möglichkeit für Kunden und Besucher neue Parkplätze geschaffen werden. Ausnahmen und Befreiungen im Hinblick auf den ÖPNV sollten nicht zu großzügig gewährt werden, damit sich die Gesamtzahl der Parkplätze im Verhältnis zu der Gesamtverkaufsflächenzahl in der Innenstadt nicht verschlechtert (derzeit 88 Parkplätze pro 1000 m² Verkaufsfläche). Die Maßnahmen, Parkstände im öffentlichen Straßenraum zonal und zeitlich zu staffeln, wird vom Verband begrüßt. Für die Fressgasse, Kunststrasse, Marktstrasse, Erbprinzenstrasse und Kurpfalzstrasse sollte jedoch geprüft werden, ob nicht die maximal zulässige Parkdauer im Bereich der Geschäfte von 30 Minuten auf eine Stunde erhöht werden kann. Entgegen einer entsprechenden Aussage in der Vorlage ist lt. unseren Stichproben in der Fressgasse und Kunststrasse keine Parkzeit von 1 Stunde erlaubt. Die Verwaltung sollte sich zusammen mit der Mannheimer Parkhausbetriebe GmbH auch nochmals mit dem Thema der Steuerung des Parkverhaltens über Preisangebote beschäftigen. Die bisherige tarifliche Benachteiligung der ersten Parkstunden im Vergleich zu längeren Parkzeiten sollte umgekehrt werden. Wichtiger erscheint dem Verband, dass gerade die ersten Parkstunden für Besucher und Kunden günstiger gestaltet und längere Parkzeiten eher verteuert werden. Nach der zitierten BAGUntersuchung aus dem Jahr 2000 bleiben 59 % der Innenstadtbesucher maximal 1-2 Stunden in der Mannheimer Innenstadt. Bis zu vier Stunden halten sich 25 % der Innenstadtbesucher, über vier Stunden lediglich 16 % der Besucher in der Mannheimer City auf. Generell weist der Verband darauf hin, dass die Parkgebühren absolut und in der zeitlichen Staffelung nicht über die Angebote konkurrierender anderer Großstädte und Schriftlich eingereichte Stellungnahmen Mittelzentren im III - 13 Rhein-Neckar-Dreieck angehoben werden sollten, um die Wettbewerbssituation der Mannheimer Innenstadt nicht zu verschlechtern. Außer Betracht bleiben hierbei die (kostenlosen) Parkplatzangebote von Einkaufszentren auf der grünen Wiese, die hier aus wirtschaftlichen Gründen als Maßstab nicht herangezogen werden können. 3.5. Fußgänger Viele der im Kapitel 3.5. beschriebenen Maßnahmen zur Zurückgewinnung von Gehwegflächen, zur Sicherung von Querungsmöglichkeiten und zur Straßenraumgestaltung werden vom Verband begrüßt. Was die Fußgängerzonenbereiche mit den Einkaufsstraßen Planken und Breite Straße einschließlich der Nebenbereiche anbelangt, sollten diese weiterhin konkurrenzfähig gehalten werden. Hier war die Modernisierung der Fußgängerzonen anlässlich des 25jährigen Jubiläums im Jahr 2000 mit rund 400.000,00 EUR ein wichtiger Schritt. Die Aufwertungsbemühungen der Stadt anlässlich des 400-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 2007 auf der Kurpfalzachse werden begrüßt. Auf die Detailplanungen darf man gespannt sein. Jedenfalls sollten die durch Umbaumaßnahmen betroffenen Anliegerbetriebe rechtzeitig informiert und in den Planungsprozess einbezogen werden. Beeinträchtigungen sollten auf das absolut notwendige Minimum reduziert werden. Bei allen Bemühungen zur Attraktivitätssteigerung um die Kurpfalzachse sollten keineswegs die Planken als Haupteinkaufsstraße mit Magnetfunktion für die ganze Region vernachlässigt werden. Zum Teil ist hier die Möblierung für die Fußgänger zu dicht, so dass es zu Störungen und auch Gefährdungen bei dem Straßenbahnverkehr durch die Planken kommt. 3.6. ÖPNV Die Anstrengungen der MVV-Verkehr zur Modernisierung des Fahrzeugparks und zur Verbesserung des Nahverkehrsangebotes werden ausdrücklich gewürdigt. Insbesondere die neuen Gleisverbindungen zwischen der MVV-Strecke Friedrichsring und der OEG-Strecke am Neckar sind für die Innenstadt positiv, da nunmehr Fahrgäste aus dem Umland ohne Umsteigen in die Innenstadt fahren können. Schriftlich eingereichte Stellungnahmen III - 14 Negativ bleibt beim Neubau der B-Linie anzumerken, dass durch die dafür notwendigen Umbaumaßnahmen und veränderten Verkehrsführungen die Geschäfte in der Meerfeldstraße im Lindenhof erhebliche Umsatzeinbußen erlitten haben. 3.7. Straßenbauvorhaben Die Stadt hat in den letzen Jahren erhebliche Mittel in einer Reihe wichtiger Straßenbaumaßnahmen wie den Fahrlachtunnel, die Südtangente oder die zweite Hafenzufahrt Rheinau investiert. Nach Ansicht des Verbandes waren darunter jedoch auch unnötige Maßnahmen wie der Rückbau verschiedener Straßenbauabschnitte (z.B. Lindenhofstraße). Aus Sicht des Verbandes wäre unter Prioritätsgesichtspunkten eine Renovierung schadhafter Straßen sinnvoller und notwendiger gewesen. Teilweise hat der Zustand unsere Zufahrtstraßen auch gerade für Umlandbesucher ein negatives Signal gesetzt. Der Verband fordert daher, dass die Sanierung bestehender Straßen vor dem Neuund Ausbau Priorität haben soll. Entsprechende Mittel sollten zu Gunsten dieser Maßnahmen umgeschichtet werden, damit die verkehrliche Erreichbarkeit auch und gerade der Mannheimer Innenstadt durch schlechte Straßen nicht weiter beeinträchtigt wird. Zusammenfassung Zusammenfassend möchte der Einzelhandelsverband Nordbaden noch einmal betonen, dass die Stadt Mannheim mit dem Verkehrsentwicklungsplan Innenstadt und den weiteren Verkehrsentwicklungsplänen erhebliche Anstrengungen unternommen hat. Der Verkehrsentwicklungsplan Innenstadt hat Fortschritte gebracht und insgesamt zur Stärkung des Wirtschafts-, Einkaufs-, Kongress-, Bildungs-, und Dienstleistungsstandorts Innenstadt beigetragen. Der Einzelhandelsverband wollte mit seiner Stellungnahme dennoch auch auf einige Schwachpunkte und Defizite bisherigen Planungen und Umsetzungen des Verkehrsentwicklungsplanes hinweisen. Der Verband würde sich freuen, wenn diese Anregungen aufgegriffen und im Rahmen einer entsprechenden Priorisierung angesichts enger Finanzspielräume umgesetzt würden. Letztendlich geht es dabei um die Wirtschafts-, Steuer- und damit Finanzkraft unserer Stadt. Presse IV - 1 Presse IV - 2 Presse IV - 3 Presse IV - 4 Presse IV - 5 Presse IV - 6