aktuell - des Klinikums

Transcription

aktuell - des Klinikums
02.2015
KLINIKUM
DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN
klinikum
aktuell
D a s M a g a z i n d e s K l i n i k u m s u n d d e r M e d i z i n i s c h e n Fa k u l t ä t
Mobbing –
so hilft die Kinderund Jugendpsychiatrie
MRT-Symposium
Ein ganz neuer
Blick in den Körper
Alles neu
Campus Großhadern
wird neu gebaut
Frühstart mit
Hightec
Wie neue Sensoren zur Sauerstoffsättigung
die Chancen von Frühchen verbessern
Zahnklinik
Logistik
Diabetes
Verena Bentele
in der Behindertenambulanz
Das Klinikum wird
über das Zentrum in
Olching perfekt versorgtKLINIKUMaktuell
Wie trotzdem die
Lebensqualität
erhalten bleibt
03.2011
Anzeige
Der Sehanalyse-Spezialist –
Die perfekte Brille
D
er Vision System
Store in Mün­
chen verhilft zu
klarem,
kon­
trastreichem Sehen mit mo­
dernster und innovativer
Gleitsichtglas­Technik. Die
Spezialisten können dank
gen erscheinen aber wie ge­
nebelt und sind unscharf.
Alternativ können Betroffe­
ne auf Bifokalgläser auswei­
chen, die aber nur das Sehen
im Fern­ und Nahbereich op­
timieren, das Sehen im mitt­
leren Bereich aber bleibt un­
sultat sind übermüdete und
gereizte Augen, Kopfschmer­
zen, Schwindelgefühl, ver­
ringerte Leistungsfähigkeit.
modernster Mess­Technik
ein genaues Bild der Seh­
schwäche zeichnen und die­
ses mit individuellen Glä­
sern optimieren. Probleme
wie schlechte Sicht bei Däm­
merung, übermüdete Augen
am Computer und „zu kurze
Arme“ beim Lesen gehören
so der Vergangenheit an.
Das Buch weit von sich ge­
streckt und dennoch: die
Buchstaben scheinen sich
aufzulösen. Altersweitsich­
tigkeit trifft nahezu jeden
Menschen. Ab dem 40. Le­
bensjahr bereitet das Sehen
im Nahbereich zunehmend
Schwierigkeiten. Auch dann,
wenn bereits eine Kurzsich­
tigkeit vorliegt: Denn an­
ders als so viele glauben,
gleichen sich diese Be­
schwerden nicht aus. Eine
Brille muss her. Nur welche
passt zu wem?
Mit einer Lesebrille wird das
Nahlesen verbessert, mitt­
lere und weitere Entfernun­
2
befriedigend. Als ideale
Lösung bieten sich Gleit­
sichtgläser an, die nicht nur
eine scharfe Sicht fern wie
nah wiederherstellen, son­
dern auch in der Zwischen­
entfernung.
Das Team vom Vision Sys­
tem Store, allesamt Augen­
optikermeister, können dank
i.Profiler und i.Scription
von Carl Zeiss Vision eine
optimierte Analyse der Au­
gen erstellen, die im Gegen­
satz zu herkömmlichen, ver­
alteten Messmethoden eine
Messung mithilfe der Wel­
lenfront­ Technologie über
Wichtig: Nicht nur das rich­
tige Gleitsichtglas ist von
großer Bedeutung, sondern
auch die Positionierung des
Glases vor dem Auge.
Schon bei geringsten Abwei­
chungen gibt es Unverträg­
lichkeiten und Unzufrieden­
heiten. Um diese Sehschwächen
zu beheben, nimmt man
sich Zeit im Vision System
Store. In angenehmer At­
mosphäre berät das fach­
kompetente Personal den
Kunden, für den die zirka
zweistündige Analyse kos­
tenfrei ist. Ziel der Optiker­
meister ist es, ein auf den
Kunden abgestimmtes Gleit­
sichtglas exakt für jedes
Auge und für jede Anforde­
rung anzufertigen.
Resultat: Brillantes Sehen,
intensive Farben und eine
fantastische Schärfentiefe.
Die Kunden sind begeistert
und sprechen von einem
neuen Lebensgefühl – dank
dem Vision System Store.
Doch gerade Gleitsichtglä­
ser weisen eine hohe Quali­
tätsdifferenz auf. So kann
bei vielen Gläsern meist der
Sehschwächenausgleich im
mittleren­ und im nahen Be­
reich nur für eine schmale
Zone des Blickfeldes wie­
derhergestellt werden. Re­
KLINIKUMaktuell 03.2013
den gesamten Pupillen Durch­
messer erzielt. So können
Fehler wie Kurz­ und Weit­
sichtigkeit aber auch redu­
ziertes Kontrastsehen oder
schlechte Sicht bei licht­
schwacher Umgebung ana­
lysiert und ausgeglichen
oder optimiert werden.
Infos & Kontakt
Vision System Store
Der GleitsichtbrillenSpezialist
Müllerstraße 10
80469 München
Tel. 0 89 / 23 88 54 54
Fax 0 89 / 23 88 54 56
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editorial
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Grippeviren haben in den ersten Monaten des Jahres in Deutschland gewütet und damit auch die Klinik an
den Rand ihrer Kapazitäten gebracht. Einerseits nimmt
dadurch die Zahl der Patienten und damit die Arbeitsbelastung zu, andererseits sind eigene Mitarbeiter betroffen und fallen in der Patientenversorgung aus. Da kann
es durchaus zu Engpässen kommen, was beispielsweise
in der Notaufnahme längere Wartezeiten bedeutet oder
eine Verlegung in ein anderes Krankenhaus, wenn die
stationären Aufnahmekapazitäten erschöpft sind. Wir
stellen aber auch grundsätzlich fest, dass der Andrang
auf die Notaufnahmen zunimmt. Waren es vor fünf Jahren
in Großhadern noch jährlich 20.000 Notfälle, so werden
es in diesem Jahr über 40.000 sein. Gründe sind die demographische Entwicklung, die Nutzung der Einrichtung
auch außerhalb der Sprechzeiten niedergelassener Ärzte
oder die bewusste Entscheidung für die Notaufnahmen
anstelle einer Fachpraxis, weil man in der Klinik gleich
das gesamte diagnostische Spektrum vor Ort hat.
Für ein Uniklinikum bedeutet dies enorme Kosten. Es
müssen rund um die Uhr Pflegekräfte und Ärzte verschiedener Fachrichtungen zur Verfügung stehen – unabhängig vom tatsächlichen Patientenaufkommen. Gemeinsam
mit dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands,
dem VUD, fordern wir die Kostenträger und die Politik
auf, eine angemessene und auskömmliche Finanzierung
dieser wichtigen Leistung sicherzustellen. Wir werden
alles tun, um weiterhin unseren Auftrag als universitärer
Maximalversorger zu erfüllen. Die Notaufnahme in Großhadern ist hochmodern und leistungsfähig und eingebettet in das erste Modul der Neugestaltung des Campus
Großhadern. Mit der Finanzierungszusage des Freistaates Bayern für die Modernisierung müssen nun die Pläne
ausgearbeitet werden, damit Großhadern auch künftig
ein international führender Medizinstandort bleibt. Das
ist nicht nur für die Patienten wichtig, sondern hat auch
wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen. Mit
rund 10.000 Mitarbeitern sind wir einer der großen Arbeitgeber der Stadt mit einem breiten Spektrum an Berufen. Kongresse, Symposien und Tagungen bringen der
Gastronomie, den Hotels und den Taxiunternehmen jährlich mehrere tausend Gäste und Kunden. Zulieferfirmen
und Dienstleister profitieren ebenfalls von den Geschäftsbeziehungen zum Klinikum der Universität München.
Nach wie vor aber wollen wir in erster Linie die Medizin und
die Pflege weiterentwickeln, junge Mediziner und Fachärzte ausbilden und natürlich erkrankten oder verletzten
Patienten helfen, schnell wieder gesund zu werden. Das
Spektrum im vorliegenden Heft
»Wir werden alles tun,
reicht von der Kinder- und Jugendpsychiatrie (S. 12) über die Neona- um weiterhin unseren
tologie (S. 8), moderne TherapieAuftrag als universitärer
optionen bei Prostatakrebs (S. 16),
Hinweise auf den Umgang mit Di- Maximalversorger zu
abetes (S. 38) bis zu Informatioerfüllen.«
nen darüber, was Ärzte eigentlich
anhand der Blutwerte feststellen
können (S. 32). Dazu aktuelle Informationen über Auszeichnungen und Preise unserer Forscher (S. 30) und
eine interessante Reportage über unser Logistikzentrum
in Olching (S. 26).
Allen Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen
und Freunden wünsche ich alles Gute für Ihre Gesundheit und bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
Klinikums bedanke ich mich herzlich für Ihren unermüdlichen Einsatz.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Gerd Koslowski
Kaufmännischer Direktor
KLINIKUMaktuell 02.2015 3
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Bayern
SPenDeT HOFFnUnG.
Unterstützen Sie die Zukunft der Kindermedizin.
Seit über 160 Jahren kümmern wir uns im Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians
Universität München einfühlsam und wegweisend um das Wohl kranker Kinder.
Innovative Behandlungsmethoden, ganzheitliche Therapien, sowie Forschung und Lehre machen uns zum
international angesehenen Pionier der Kindermedizin. Doch leider genügt das denkmalgeschützte Klinikgebäude im Münchner Stadtzentrum nicht mehr den heutigen Anforderungen. Deshalb soll am Klinikum Großhadern das neue Hauner entstehen. Ein komplexes, internationales Aushängeschild mit einem einfachen Ziel:
kranken Kindern zu helfen.
Mit Ihrer Spende machen Sie das neue Hauner auch zu Ihrem Hauner für die Zukunft unserer Kinder. Bitte
unterstützen Sie uns dabei!
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Oder Spendenkonto: Stiftung Das neue Hauner
Stadtsparkasse München • BLZ: 70150000 • Kto.: 800 888
IBAN: DE44 7015 0000 0000 8008 88 • BIC: SSKMDEMM
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www.das-neue-hauner.de
14.11.14 13:38
inhalt
S. 12
S. 22
S. 32
S. 34
S. 24
rubriken
PERSPEKTIVE KLINIKUM
Editorial
l Campus Großhadern wird neu gebaut
Panorama
l Das Logistikzentrum
Impressum.................................................................... 41
Parken nur noch mit Ticket
DIAGNOSE & THERAPIE
Ehrungen & Preise.............................................................. 30
Gerd Koslowski, Kaufmännischer Direktor........................... 03
Neues aus Klinik und Fakultät............................................ 06
l Frühstart mit Hightec
Freistaat Bayern genehmigt den Masterplan........................... 24
Hochmodern: Wie das Klinikum beliefert wird........................ 26
Ab April sind in Großhadern Gebühren fällig.......................... 29
Wie Sensoren zur Sauerstoffsättigung die Chancen
von Frühchen verbessern......................................................... 08
VORSORGE
Ein neues Zentrum zur Nachsorge
Interview mit Prof. Dr. Daniel Teupser,
Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin........................ 32
Was das CDeC für Früh- und Risikogeborene leistet............... 10
Homöopathie gegen Traumata
Titelbild: Andreas Steeger, Klinikum der LMU München
S. 11
Was unser Blut über uns verrät
Globuli & Co. auf der Kinderintensivstation............................. 11
HILFE & SELBSTHILFE
l Zuflucht für Mobbingopfer
Wenn die Nase permanent verstopft ist
So hilft die Kinder- und Jugendpsychiatrie.............................. 12
l Drei Jahre Behindertenambulanz
Verena Bentele besucht die Zahnklinik................................... 14
Was die moderne Chirurgie in der HNO-Klinik leistet............. 34
Das Schwarze Brett
Termine für Patienten.............................................................. 37
Neue Therapie bei Prostatakarzinomen
Das bringt die 3D-Scanning Ultraschall-Technik..................... 16
WOHLFÜHLEN & GENIESSEN
FORSCHUNG & LEHRE
l Diabetes – wie geht es weiter?
l Ein neuer Blick in den Körper
Lesen, Rätselspaß............................................................... 41
Ausbildung künftiger Gesundheitsmanager
Die letzte Seite
Die Highlights des MRT-Symposiums......................................... 18
Wie MeCuM-SiGma Medizinstudenten
auf ihr Berufsleben vorbereitet................................................ 20
Warum trotzdem die Lebensqualität erhalten bleibt............... 38
Stiftungen, Projekte, Initiativen...................................... 42
News & Studien
Quälende Erinnerungen............................................................ 21
Die beste Ernährung fürs Baby? Wie gesund sind Walnüsse?...... 22
Unsere Titelthemen sind mit l gekennzeichnet
KLINIKUMaktuell 02.2015 5
PANORAMA
Wir benötigen aber weiterhin jede Unterstützung, um die unbedingt notwendigen
Forschungsflächen verwirklichen zu können.“ „Kinder sind das wichtigste Gut unserer Gesellschaft, für sie lohnt sich jeder
Einsatz“, sagt Organisator Stavros Kostantinidis. „Für sie wird es ein LeuchtturmKlinikum geben, das weit über München
und Bayern hinaus wirkt.“
Tenor Stefano La Colla mit dem Münchener
Rundfunkorchester (l.), Organisator Stavros
Kostantinidis (Mitte), Prof. Dr. Karl-Walter Jauch
mit Horst und Karin Seehofer
Benefizkonzert für
das Neue Hauner
Es war ein Abend, der noch lange in
Erinnerung bleiben wird – so lautete die einhellige Meinung der Gäste,
die beim Benefizkonzert für das Neue
Hauner in der Münchener Residenz
dabei waren. Organisiert hatte den
Event der Münchener Rechtsanwalt
Stavros Kostantinidis. Seinem guten
Netzwerk waren auch Großspender
wie Rotary4Hauner, die BMW Niederlassung München, die Stadtsparkasse München, die Stiftung „Wir
helfen München“, die IHK München
und Oberbayern, die BayWa AG, die
ADAC Stiftung, das Bankhaus Merck
Finck Privatbankiers, die Messe München, die Stadtwerke München, die
Münchner Bank und der Genossenschaftsverband Bayern zu verdanken.
Insgesamt kamen 800.000 Euro für
den guten Zweck zusammen. „Ich
freue mich sehr, dass wir so großzügig
bei dieser enormen Herausforderung
unterstützt werden,“ so Prof. Dr. KarlWalter Jauch, der Ärztliche Direktor
und Vorstandsvorsitzende des Klinikums der Universität München. „Der
Bau des Neuen Hauner ist gesichert.
Monatelang war der Jurist neben seiner
Arbeit als Rechtsanwalt mit der Organisation beschäftigt. „Ein ganz schöner
Kraftakt“, so Kostantinidis. Er überredete
das Münchner Rundfunkorchester sowie die weltbekannte Sopranistin Diana
Damrau und Tenor Stefano La Colla zum
Mitmachen. Neben Klassik hatte Kostantinidis auch ein besonderes Pop-Highlight
beschafft: Die Band „Next Generation“,
in der Oberbürgermeister Dieter Reiter,
Dr. Michael Kerkloh, Chef des Flughafens München, sowie die beiden Politiker
Siegfried Schneider (Staatsminister a. D.)
und Hep Monatzeder (Stadtrat München)
mitmusizieren. Als temperamentvoller
Frontsänger reüssierte Prof. Dr. Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums München. Das Fazit des
Abends: „Der Aufwand hat sich gelohnt“,
so Kostantinidis.
Erste deutsche Atemnot-Ambulanz
Am Klinikum der Universität München hat
deutschlandweit die erste Atemnot-Ambulanz für
Patienten mit chronischen Erkrankungen eröffnet.
Sie wird im Rahmen eines Forschungsprojektes
(BreathEase-Studie) vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung gefördert. Die Ambulanz
entstand aus einer Kooperation der Klinik für
Palliativmedizin und der Medizinischen Klinik V
(Sektion Pneumologie und Thorakale Onkologie,
Leitung Prof. Dr. Rudolf M. Huber).
Trotz optimaler Therapie der Grunderkrankung leiden Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen
– beispielsweise chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), chronischer Herzinsuffizienz,
6
KLINIKUMaktuell 02.2015
Tumorerkrankungen oder Lungenfibrose – häufig an chronischer Atemnot. Dadurch wird die Lebensqualität
der Patienten und ihrer Angehörigen oft sehr stark beeinträchtigt.
Zur Unterstützung dieser Patienten gibt es eine Reihe von Maßnahmen wie z. B. Verbesserung des Selbstmanagements,
Atemübungen, das Erlernen
von hilfreichen Körperhaltungen, oder auch Medikamente, die
die Atemnot lindern sollen. Für die erfolgreiche
Behandlung der Atemnot ist die Kombination verschiedener Maßnahmen notwendig.
panorama
Vernissage
in der Chirurgie
Kunst und Medizin sind eine Kombination, die passt: Das vermittelt jedenfalls die Vernissage in der Klinik für Allgemeine,
Unfall-, Hand- und Plastische Chirurgie (Direktor: Prof. Dr.
Wolfgang Böcker) in der Nußbaumstraße 20. Unter dem Motto
„Farbzeichen“ zeigt dort noch bis zum 11. Juni der Münchner
Künstler Manfred Liedtke seine Werke. Seine abstrakten, farbenfrohen Bilder visualisieren Träume – die des Künstlers und
auch die des Betrachters. Zu sehen sind die Bilder im Flur der
3D-Chirurgie und der Physiotherapie. Physiotherapeutin Wera
Schnitzer und Dr. Peter H. Thaller, Bereichsleiter der 3D-Chirurgie, sind die Kuratoren der wechselnden Ausstellungen.
Neurovaskuläres Versorgungsnetzwerk
ermöglicht Therapie vor Ort
sich 17 Kooperationskliniken zusammengeschlossen, um in allen
beteiligten
Kliniken
eine hohe neurovaskuläre Versorgungskompetenz sicherzustellen.
Das Klinikum der Universität München, das
Bezirkskrankenhaus
Günzburg und das
Die NEVAS-Konferenz im März am Campus Großhadern
Klinikum
Ingolstadt
Bei einem Schlaganfall zählt jede Mi- übernehmen dabei als neurovaskuläre
nute: „Time is Brain“ lautet das Motto. Maximalversorger die Rolle einer ZentEs gilt, frühzeitig die richtigen Maß- rumsklinik, die die behandelnden Ärzte
nahmen zu ergreifen, um die neuro- bei Bedarf unterstützt. Wie die Zusamlogischen Schäden beim Patienten menarbeit im Netzwerk funktioniert,
möglichst gering zu halten. Im Rahmen zeigen die Kliniken Garmisch-Partendes Neurovaskulären Versorgungsnetz- kirchen und das LMU-Uniklinikum
werkes Südwestbayern (NEVAS) haben Großhadern bei einer Live-Demons-
tration eines telemedizinischen Konsils.
„Inzwischen haben wir über 2.000 telemedizinische Konsile abgehalten, das
Netzwerk hat gezeigt, dass es die Versorgungsqualität in der Fläche sichert
und alle Beteiligten davon profitieren
können“, sagt Dr. Christopher Adamczyk, NEVAS-Koordinator am Klinikum
der Universität München.
Prof. Gerhard Hamann, Dr. Christopher Adamczyk, Prof. Marianne Dieterich und Prof. Thomas
Pfefferkorn (v. l.)
Neuer Christoph für GroSShadern
Die Deutsche Rettungsflugwacht
(DRF) hat einen neuen Hubschrauber
am Campus Großhadern im Einsatz:
„Christoph München“ ist schneller als
sein Vorgänger und kostete neun Millionen Euro. Mit ihm kommen schwer
verletzte Patienten ins Klinikum der
Universität an den Standort Großhadern, seltener werden sie von dort
in ein anderes Krankenhaus verlegt.
Erstmals sind im neuen Hubschrauber
medizinische Geräte an Schienen befestigt und können so flexibel bewegt
werden, wodurch mehr Platz für Arzt,
Rettungssanitäter und Patient bleibt.
Und noch einen Vorteil hat Christoph:
Während des Fluges ist er wesentlich
leiser als das Vorgängermodell.
KLINIKUMaktuell 02.2015 7
diagnose & therapie
Frühstart
mit Hightec
Wie neue Sensoren zur Sauerstoffsättigung die Chancen von Frühchen
verbessern
E
twa neun Prozent aller Kinder werden in Deutschland zu früh geboren. Als „Frühchen“ gilt dabei
jedes Baby, das vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt oder weniger als 2.500
Gramm wiegt. Doch diese Frühchen sind für ihre neue
Umwelt außerhalb des Mutterleibes weniger gewappnet.
8
KLINIKUMaktuell 02.2015
Umso wichtiger ist die Betreuung dieser Kinder in spezialisierten Perinatalzentren. Am Klinikum der Universität
gibt es ein Zentrum der höchsten Qualitätsstufe mit zwei
Standorten – am Campus Innenstadt und am Campus
Großhadern.
Am Campus Großhadern fand gerade ein Wechsel in der
klinischen Leitung der Neonatologie im Perinatalzentrum
statt: Nach 17 Jahren im Amt verabschiedete sich Prof. Dr.
Andreas Schulze in den Ruhestand. Ihm folgt PD Dr. Andreas W. Flemmer, der zwölf Jahre lang Schulzes engster Mitarbeiter war und jetzt seit 1. Februar die Leitung innehat.
10
5
diagnose & therapie
Die Manschette am rechten Handgelenk des Früh0
chens ist der Mess-Sensor des Beatmungsgeräts, der < 500 g
Daten über die Sauerstoffsättigung liefert
500-749 g
750-999 g
1000-1249 g
1250-1499 g
Überleben
Frühgeborener
unter
2005-2014
Überleben
Frühgeborener
unter1.500
1500g g
inin
GHGH
2005-2014
Eine künstliche Lunge für die Kleinsten
Überleben Frühgeborener mit Geburtsgewichten < 1.500 g bis zur
Entlassung nach Hause: jüngste Zehnjahresperiode (2005-2014),
Frühgeborenen-Intensivstation am Perinatalzentrum München‐
Großhadern. *Prozent und (95%-Konfidenzintervall)
Eine kleine Sensation, denn unter 500 Gramm Geburtsgewicht liegen die Überlebenschancen maximal bei 65
Prozent. Doch durch die Fortschritte in der Intensivmedizin und das Können des Betreuungsteams überleben
Babys heute schon ab der 23. bis 24. Schwangerschaftswoche (7. Monat).
30
2010
2011
2012
2013
2014
Anzahl behandelter Kinder
Im Jahr 2014 wurden in Großhadern 90 Säuglinge unter
1.500 Gramm Geburtsgewicht betreut, 60 unter 1.000
Gramm und ein Baby unter 500 Gramm. Um eine möglichst optimale Umgebung für das frühgeborene Kind zu
schaffen, insbesondere im Hinblick auf die Umgebungstemperatur, die Luftfeuchte und die Geräuschabschirmung, werden frühgeborene Kinder bis zu einem Gewicht von circa 1.500 Gramm im Brutkasten (Inkubator)
gepflegt. „Wir haben durch die vielen Frühchen, die wir
hier behandeln, eine große Erfahrung, das ist auch die
Voraussetzung für die bestmögliche Behandlung“, sagt
Dr. Flemmer. „Selbst das Baby, das nur 500 Gramm wog,
hat sich sehr gut entwickelt.“
450
Verstorben
400
Überlebt
99,2%
(98-100%)*
350
300
250
84,1%
200
96,4%
(80-88%)*
(94-99%)*
500-749 g
750-999 g
150
100
50
0
62,8%
(38-87%)*
< 500 g
1000-1499
000-1499 g
wichtig ist? „Ein Zuviel an Sauerstoff kann die Netzhaut
oder das Lungengewebe von Frühchen schädigen, wir
erhoffen uns mit diesen neuen Geräten eine bessere Entwicklung mit geringeren Folgeschäden“, so Dr. Flemmer.
Ob dem wirklich so ist, wird von Flemmer und seinem
Team in Kooperation mit anderen Zentren wissenschaftlich untersucht.
25
Neue OPs bei Frühchen
20
Die neuen Sensoren wurden gerade beim 4. Perinatalsymposium 2015 am Campus Großhadern vorgestellt.
10
Der Kongress, der auch das Abschiedssymposium von
Prof. Schulze war, stand unter dem Motto „Entwick5
lungspotentiale.“ Schwerpunkte waren unter anderem
angeborene Fehlbildungen, extreme Frühgeburten und
0
die Nachsorge für Risikokinder mit der Vorstellung des
< 500 g
500-749 g
750-999 g
1000-1249 g 1250-1499 g
neuen Nachsorgezentrums für Frühgeborene (CDeC)
Anzahl der jährlich behandelten Frühgeborenen 2010-14 mit einem Geburtsgewichten < 1.500 g, Frühgeborenen-Intensivstation unter der Leitung von PD Dr. Anne Hilgendorff und Prof.
Perinatalzentrum München‐Großhadern.
Dr. Florian
Heinen.
Überleben Frühgeborener unter 1500g
in GH 2005-2014
15
450
Verstorben
Anzahl behandelter Kinder
Bei Frühgeborenen kommt inzwischen prinzipiell
das geÜberlebt
400
samte Spektrum der Intensivmedizin zur Anwendung, wie
350
es auch für Erwachsene zur Verfügung steht, nur eben in
300
miniaturisierter Form. „Wir haben
hier vor einigen Jahren
die ‚künstliche Lunge‘ (ECMO, 250
Extrakorporale Membran84,1%
200 die Herz- und(80-88%)*
oxygenierung) eingeführt, mit der
Lungenfunktionen bei schwerkranken 150
Neugeborenen unterstützt
werden können“, erklärt Dr. Flemmer.
100
50
62,8%
(38-87%)*
Erst seit wenigen Tagen ist ein neues Beatmungsgerät
0
im Einsatz, das mit sensiblen Sensoren
dieg Sauerstoffsät< 500
500-749 g
tigung des Frühchens misst und so automatisch die Sauerstoffzufuhr anpasst. Bisher musste das vom Pflegepersonal per Hand überprüft und eingestellt werden, die
neuen Sensoren messen kontinuierlich. Warum das so
99,2%
Die angeborenen
Fehlbildungen bieten auch in der Neo(98-100%)*
natologie noch viel Arbeit für die Zukunft: „Wir wollen in
Zusammenarbeit mit der Kinderchirurgie am Dr. v. Haunerschen Kinderspital die Eingriffe, die wir bisher schon
anbieten, wie zum Beispiel zur Korrektur von Defekten
96,4%
des Zwerchfells, noch ausweiten“, sagt Dr. Flemmer.
(94-99%)*
KONTAKT
750-999 g
1000-1499
000-1499 g
PD Dr. Andreas W. Flemmer
)089/4400-72808 oder -72801
andreas.flemmer@med.uni*
muenchen.de
KLINIKUMaktuell 02.2015 9
diagnose & therapie
Ein neues Zentrum
zur Nachsorge
Was das CDeC für Früh- und Risikogeborene leistet
Dr. Inga Wermuth (l.) und PD
Dr. Anne Hilgendorff mit einem
kleinen Patienten
entspricht einem korrigierten Alter von einem Lebensjahr,
da die Ärzte vom ursprünglichen, errechneten Geburtstermin ausgehen und nicht vom Termin der Frühgeburt.
„Indem wir die Kinder kontinuierlich sehen, können wir
ihre motorische, kognitive und emotionale Entwicklung
beurteilen und ein individualisiertes Förder- und Nachsorgekonzept entwickeln“, erklärt PD Dr. Hilgendorff.
Die Diagnostik, Beratung und Behandlung erfolgt dabei
in enger Zusammenarbeit mit den Physiotherapeuten,
Ergotherapeuten, Logopäden und Psychologen des integrierten Sozialpädiatrischen Zentrums (iSPZ Hauner).
F
rüh- und Risikoneugeborene brauchen nach ihrem
herausfordernden Start ins Leben eine sorgsame
Begleitung. Deswegen wurde am Klinikum der
Universität das Zentrum zur Entwicklungsbegleitung (Comprehensive Developmental Care ,CDeC) gegründet. Es ist klinisch angesiedelt im integrierten Sozialpädiatrischen Zentrum des Dr. von Haunerschen Kinderspitals
und wissenschaftlich eng mit dem Comprehensive Pneumology Center vernetzt. PD Dr. Anne Hilgendorff leitet
das Zentrum. „Letzte Schritte zur Implementierung des
Zentrums sind in Angriff genommen, nun steht alles“,
sagt Hilgendorff.
In dem neuen Zentrum werden alle Aspekte ganzheitlicher Nachsorge für früh- und risikogeborene Kinder angeboten und in enger Kooperation mit dem Klinikum koordiniert. „Das gilt für den Monitor wie für die Ernährung,
die initiale Betreuung der chronischen Lungenerkrankung
des Frühgeborenen, die Entwicklung wie das Verhalten.
Wir können direkt weitere notwendige Spezialisten – sei
es für Herz, Lunge, Niere, Stoffwechsel oder Gastroenterologie/Ernährung – hinzuziehen“, sagt Hilgendorff.
Gerade hat die Ärztin ein kleines Mädchen untersucht, das
in der 25. Schwangerschaftswoche mit einem Geburtsgewicht von nur 520 Gramm zur Welt kam. Als sie zwei Kilo
wog, wurde sie mit einem Heimmonitor zur Überwachung
nach Hause entlassen. Nach drei Monaten kam sie zur ersten Untersuchung, inzwischen ist sie 15,5 Monate alt. Das
10
KLINIKUMaktuell 02.2015
Mit dem kleinen Mädchen ist PD Dr. Hilgendorff so zufrieden, dass das Mädchen mit ihren Eltern erst in einem
Jahr wieder einen nächsten Termin im Zentrum ausmachen wird. Mit 24 Monaten findet dann eine standardisierte entwicklungsneurologische Testung statt. „Ein guter
Termin, denn so sehen wir ein Jahr vor dem Start in den
Kindergarten, was das Kind noch braucht, wo und in welcher Art es Förderbedarf gibt“, sagt Hilgendorff.
Nicht alle Kinder, die sie untersucht, sind Frühgeborene.
„Wir betreuen auch reife Neugeborene, bei denen es bei
der Geburt Probleme gab, denn auch diese Kinder können
ein relevantes Risiko für eine Entwicklungsstörung haben.“
PD Dr. Hilgendorff und ihr Team arbeiten nicht nur klinisch, auch wissenschaftlich werden wichtige Fragestellungen begleitet, die klären sollen, wie sich die kleinen Patienten entwickeln, welche Maßnahmen wann greifen. Das
Zentrum im iSPZ München ist auf jeden Fall ein wichtiger
Meilenstein in der weltweit ob ihrer Qualität beachteten
Betreuung von Früh- und Risikogeborenen im Klinikum.
KONTAKT
PD. Dr. Anne Hilgendorff
)089/552734-0
anne.hilgendorff@med.uni*
muenchen.de
diagnose & therapie
Homöopathie
bei physischem und psychischem
Trauma
Wie eine Begleittherapie mit homöopathischen Arzneien bei Kindern auf
der Intensivstation helfen kann
D
er neunjährige Junge, der nach einem Verkehrsunfall auf der Intensivstation im Dr. von Haunerschen Kinderspital liegt, ist schwer verletzt: Er hat
ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, diverse Knochenbrüche und liegt seit über einer Woche im Koma. Die
Hightech-Medizin, mit der er versorgt wird, ist notwendig.
„Aber kann man nicht noch irgendetwas Zusätzliches für
ihn tun?“, fragt seine Mutter. Die Ärzte und Schwestern der
Intensivstation rufen Dr. Sigrid Kruse, Leiterin des homöopathischen Bereichs im Dr. von Haunerschen Kinderspital.
Dort werden die Patienten sowohl im ambulanten wie im
stationären Bereich begleitend homöopathisch behandelt.
Das Projekt wurde 1995 von Prof. Mathias Dorcsi, Begründer der Wiener Schule der Homöopathie, und der Münchner
homöopathischen Kinderärztin Dr.
Mira Dorcsi-Ulrich initiiert. Inzwischen ist die Homöopathie in Zusammenarbeit mit GLObulus e. V.
(Verein zur Förderung der ärztlichen
Homöopathie in den Kinderkliniken)
soweit integriert, dass homöopathische Konsile von allen Stationen angefordert werden. „Die HomöopaGlobuli (wie z. B. Arnica) werden
thie ist Teil der modernen Pädiatrie
in unterschiedlichen Potenzen
verabreicht
und erweitert unsere Behandlungsmöglichkeiten bei der gemeinsamen
Suche nach der bestmöglichen Therapie für das einzelne
Kind“, sagt Dr. Sigrid Kruse. Eingesetzt werden kann sie bei
physischen Traumata wie z. B. Verletzungen (Fraktur, Schädel-Hirn-Trauma, Autounfall, Verbrennung, Stichverletzung,
Operationen), Intubationen, Schmerzen und einem Entzug
von Sedierungsmedikamenten.
Positive Ergebnisse gibt es außerdem bei psychischen Traumata wie Schock, Angst, Panik, Wut oder Heimweh. „Unsere Arbeit passiert immer in enger Absprache mit den Ärzten und Pflegekräften auf der Station“, erklärt Dr. Kruse. In
der Homöopathie ist für die Suche nach dem/den richtigen
Arzneimittel(n) das ausführliche Gespräch (Anamnese) mit
dem Patienten wichtig. Doch was tun, wenn er bewusstlos
Ein kleiner Patient bekommt Globuli
ist? „In dem Fall des Jungen habe ich die Anamnese mit seiner Mutter gemacht, mich aber zusätzlich auf Informationen
der Ärzte und der Schwestern sowie auf meine eigenen Beobachtungen verlassen“, so Dr. Kruse. Der kleine Patient bekam
daraufhin Arnica in Hochpotenz, im weiteren Verlauf Opium
C200 und Hypericum C30. „Arnica ist das Hauptmittel bei
Verletzungen“, sagt Dr. Kruse. „Es ist eines der am besten
erforschten homöopathischen Arzneimittel überhaupt. Seine
Wirkung ist durch Studien belegt. Es hemmt die Blutung und
fördert die Resorption, was gerade bei Verletzungen sehr
wichtig ist. Außerdem fördert es die Wundheilung und ist ein
Hauptmittel beim Schädel-Hirn-Trauma.“ Die erste Arzneimittelprüfung mit Arnica machte schon Samuel Hahnemann,
der Begründer der Homöopathie, im 18. Jahrhundert. Inzwischen gibt es eine Reihe von Doppelblindstudien zu Arnica
mit signifikant positiven Ergebnissen.
Mit Homöopathie und Traumata beschäftigte sich auch das
Internationale Symposium „Homöopathie in Klinik, Praxis
und Forschung“, das zum 13. Mal am Dr. von Haunerschen
Kinderspital stattfand. Hier wurde auch der Fall des kleinen
Jungen vorgestellt, bei dem die homöopathische Therapie
gut anschlug: Nach zwei weiteren Tagen Intensivmedizin begleitet durch eine homöopathische Arznei besserte sich sein
Zustand deutlich. Nach dem Aufenthalt in einer Rehaklinik
kann er wieder laufen, sprechen und besucht die Schule.
KONTAKT
Dr. Sigrid Kruse
)089/4400-57724
sigrid.kruse@med.uni*
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KLINIKUMaktuell 02.2015 11
diagnose & therapie
Veränderte Gesellschaft
Veränderte Familien
KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne über die
aktuellen Ergebnisse kinder- und jugendpsychiatrischer Forschung
E
s ist der größte Kongress dieses Fachgebiets:
Vom 4. bis 7. März 2015 tagten an der LudwigMaximilians-Universität über 2.000 Kinder- und
Jugendpsychiater/-innen. Der 34. Kongress der
Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie stand dieses Mal unter
dem Motto „Veränderte Gesellschaft – Veränderte Familien“. Zentrale Themen des Kongresses waren Möglichkeiten und Grenzen von Prävention, Risiken für psychische
Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen, emotionale
und soziale Folgen für Kinder bei einer Trennung der Eltern, bei Cybermobbing, sowie die erhöhte Medien- und
Internetnutzung bei Kindern und Jugendlichen. Kongresspräsident war Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne, Direktor der
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik
und Psychotherapie am Klinikum der Universität München.
KLINIKUM aktuell sprach mit ihm.
Was sind Risiken für psychische Erkrankungen von
Kindern und Jugendlichen?
Ergebnisse aktueller Längsschnittstudien zeigen, dass bereits vorgeburtlicher anhaltender Stress der Kindesmutter
weitreichende Konsequenzen für das emotionale Erleben
des Kindes haben kann. Ebenso führen Nikotin- und
Alkoholkonsum während der Schwangerschaft
zu einem erhöhten Risiko für das Kind,
eine Aufmerksamkeitsstörung (ADS/
ADHS) zu entwickeln. Ein besonders
hohes Risiko für eine psychische
Erkrankung eines Kindes be-
Das Gebäude der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Nußbaumstraße
steht, wenn bereits ein Elternteil an einer psychischen Erkrankung leidet, wie die aktuellen Daten des Kinder- und
Jugendsurveys des Robert Koch-Institutes zeigen, die auf
dem Kongress vorgestellt wurden.
Welche Rolle spielt eine veränderte Gesellschaft für
die psychische Gesundheit ihrer Kinder?
Wir wissen, dass psychische Erkrankungen nicht nur biologische, sondern auch andere Ursachen haben. Wir haben
heute eine hohe Trennungs- und Scheidungsrate. Kinder
müssen nicht nur mit dem Scheitern der Beziehung ihrer Eltern klar kommen, sondern in Patchwork-Familien auch mit
neuen Geschwisterkonstellationen, mit neuen
Partnern der Eltern. Das wirkt sich natürlich
auf die Psyche aus, umso mehr,
als es in den wenigsten Fällen
ohne größere Konflikte geht.
Trennungen lassen sich
nicht vermeiden. Was
kann man als Eltern
tun, um die psychische Gesundheit
der Kinder dabei
zu unterstützen?
Möglichst
frühzeitig sollten die
12
KLINIKUMaktuell 02.2015
diagnose & therapie
esellschaft –
amilien
Kinder auf die Trennung vorbereitet werden, klare Absprachen zwischen den Eltern über die Kontakte zum getrennt
lebenden Elternteil sind wichtig. Vor allem sollten die
Kinder aus den finanziellen Streitigkeiten herausgehalten
werden, gegenseitige Vorwürfe und Entwertungen belasten die Kinder sehr. In sehr strittigen, andauernden Konfliktsituationen ist es manchmal notwendig, die Kinder aus
dem Konflikt herauszunehmen.
Ein großes Thema für Kinder und Jugendliche ist
Mobbing. Was sind die Folgen?
Mobbing findet überwiegend in der Schule statt, Lehrkräfte fühlen sich oft überfordert. Fast 30 Prozent der Schüler/innen sind mit Cybermobbing und Mobbing konfrontiert
und knapp die Hälfte davon spricht nicht über das Erlebte
und schämt sich für das „eigene Versagen“. Die meisten
Betroffenen besuchen die 5. oder 6. Klasse. Bei anhaltendem Mobbing sind Angststörungen, Wegbleiben von der
Schule, Depressionen sowie psychosomatische Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen häufige Folgen.
Was können Sie für die betroffenen Kinder tun?
Teil unseres Behandlungskonzeptes ist immer, dass wir die
Eltern mit einbeziehen, die Lehrkräfte, aber auch die Täter.
Bei uns lernen die Betroffenen im Rahmen psychotherapeutischer und sozialpädagogischer Behandlung, neue Handlungsweisen auszuprobieren. Liegt aber zum Beispiel eine
Depression vor, behandeln wir zuerst diese – mit Psychotherapie, in schwereren Fällen auch zusätzlich mit Medikamenten.
Ein Projekt für psychisch kranke Kinder
Das Projekt „Saiten-Spiel“, eine Initiative der ErichBenjamin-Stiftung, unterstützt die professionelle Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Streichinstrumente wie das Cello mit seiner warmen Klangfarbe
oder die Violine mit ihrem weiten Spektrum an Ausdruckskraft können auch dort sprechen, wo Worte
fehlen. Das Spiel auf den Saiten und das Erleben
von Resonanz über Klang und Vibration können
Türen öffnen – und sogar heilsam wirken. In diesem
therapiebegleitenden Angebot können die Kinder und
Jugendlichen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
am Klinikum der Universität zweimal in der Woche zusammen mit erfahrenen Musikern die Freude und den
Spaß beim Musizieren erleben.
Wer das Projekt unterstützen möchte:
Erich-Benjamin-Stiftung, Kto.-Nr. 375 1660 166,
BLZ: 700 205 00, Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE18 7002 0500 3751 6601 66.
Wohin entwickelt sich Ihr Fachgebiet?
Wir sind gerade dabei, Leitlinien für die Therapie unterschiedlicher Erkrankungen zu etablieren. Immer noch behandeln wir viel zu wenig evidenzbasiert, also durch Studien
belegt. Aber Kongresse wie der eben stattgefundene tragen
dazu bei, dass der jeweils aktuelle Forschungsstand einem
großen Kreis von Therapeuten zugänglich gemacht wird.
KONTAKT
Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne
)089/4400-55901
gerd.schulte-koerne@med.uni*
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KLINIKUMaktuell 02.2015 13
diagnose & therapie
Klinikdirektor
Prof. Dr. Reinhard Hickel mit
Verena Bentele
und Marc Auerbacher (v. l.)
ein Ganz
besonderer
gast
Verena Bentele, die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, besuchte die
zahnmedizinische Ambulanz für Menschen mit Behinderungen
S
eit drei Jahren gibt es die Behindertenambulanz in
der Zahnklinik – ein Jubiläum, das jetzt mit einem
ganz besonderen Gast begangen wurde. Verena
Bentele, die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, besuchte die Einrichtung. Auf über 250 Quadratmetern haben dort – einmalig in Bayern und Deutschland
– Patienten mit Behinderung die Möglichkeit, an einer spezialisierten zahnärztlichen Versorgung teilzunehmen.
Im Gespräch mit Verena Bentele
Frau Bentele, Sie waren selbst Patientin in der Behindertenambulanz der Zahnklinik. Welche Erfahrungen
haben Sie gemacht?
Ich habe mich bei meinem Aufenthalt sehr gut aufgehoben gefühlt, bisher habe ich eine Ambulanz so noch nie
erlebt. Ich hätte alle Gegenstände dort anfühlen dürfen,
habe das aber nicht gemacht, was ich im Nachhinein
fast ein wenig bereue. Das Besondere ist, dass sich hier
die Zahnärzte und das zahnassistierende Personal so
viel Zeit nehmen, alle Schritte genau zu erklären. Hier
sind wirklich alle Elemente der Barrierefreiheit sehr gut
berücksichtigt.
Leider wird diese Leistung von den Kassen bisher nicht
ausreichend vergütet. Welche Möglichkeiten haben
Sie, hier Einfluss zu nehmen?
Ich bin mit dem Bundesgesundheitsminister in ständigem Kontakt, weil unsere Gesundheitsversorgung in
Deutschland ganz generell längst nicht den behindertengerechten Standard hat, den wir eigentlich gerne
hätten. Da ist die angemessene Vergütung solcher Leis-
14
KLINIKUMaktuell 02.2015
„Der Weg zum Zahnarzt fällt auch Menschen ohne Behinderung nicht immer leicht. Für Menschen mit einer körperlichen und/oder geistigen Behinderung stellt der Zahnarztbesuch jedoch eine besondere Herausforderung dar, ist er
doch in vielen Fällen mit großen Ängsten und Unsicherheiten verbunden. Hinzu kommt die Schwierigkeit für die rund
7,5 Millionen in Deutschland lebenden Menschen mit einer
Schwerbehinderung, eine ausreichend barrierefreie Praxis
tungen wie hier in der Zahnambulanz einer der Punkte,
an dem wir arbeiten müssen. Im Übrigen hilft gerade
die Arbeit dieser Ambulanz dabei, Kosten zu sparen. In
anderen Versorgungseinrichtungen werden Patienten
mit Behinderung viel häufiger unter Vollnarkose behandelt, da die Erfahrungen im Umgang mit ihnen fehlen. Hier können 90 Prozent aller Behandlungen ohne
Narkose stattfinden.
Sie sind seit einem Jahr Behindertenbeauftragte. Was
sind die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Barrierefreie Gesundheitsversorgung, über die wir bis
jetzt gesprochen haben, ist einer der Schwerpunkte,
die mein Team und ich verfolgen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Bundesteilhabegesetzgebung, wo es darum geht, dass Menschen mit Behinderungen wirklich
selbstbestimmt leben und teilhaben können. Sehr am
Herzen liegt mir auch das Thema Wahlrecht für Menschen, die unter gerichtlicher Vormundschaft stehen.
Da ist das große Ziel, dass diese Menschen auch ab
2017 auf jeden Fall ihr Wahlrecht in Anspruch nehmen
dürfen. Sie sehen schon, die Herausforderungen sind
vielfältig.
diagnose & therapie
und einen Zahnarzt zu finden, der sich ihrer Sorgen und
Nöte annimmt“, erklärt Zahnarzt Marc Auerbacher. „Dabei
ist gerade dieser Teil der Bevölkerung besonders gefährdet,
an einer Karies oder chronischen Entzündung des Zahnhalteapparates zu erkranken, da aufgrund motorischer und/oder
kognitiver Einschränkungen eine effektive Zahnpflege oft
nicht möglich ist.“ Auerbacher kümmert sich in der Ambulanz zusammen mit zwei zahnmedizinischen Assistentinnen
täglich um sieben bis neun Patienten, die zum Teil schwerst
körperlich und/oder geistig behindert sind.
Verena Bentele besuchte die Ambulanz übrigens nicht zum
ersten Mal: Die frühere Biathletin, die bei den Paralympics
zwölf Goldmedaillen gewann, war auch schon als Patientin
da. „Was die Ambulanz auszeichnet, ist die Professionalität
und das Eingehen auf individuelle Bedürfnisse“, sagte sie
jetzt. „Ich wurde optimal betreut.“ Patienten wie Bentele, die
zu ihrer Behandlung allein und mit der U-Bahn kam, sind die
Ausnahme. Die meisten sind mehrfach behindert und werden mit dem Krankentransport gebracht.
„Die Einrichtung dieser Ambulanz ist ein Herzensprojekt
von mir gewesen“, sagt Prof. Dr. Reinhard Hickel, Direktor
der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie. „Es hat
mich schon einige Zeit gekostet, um das Geld vom bayerischen Staat genehmigt zu bekommen. Aber wir waren am
Ende erfolgreich, und ich freue mich wirklich, weil ich sehe,
dass unser Angebot extrem gut angenommen wird, und die
Patienten und Angehörigen uns sehr viel positives Feedback
geben. Aber das ist ohne kompetente und einfühlsame Mitarbeiter nicht möglich.“
Nur in den allerwenigsten Fällen stehen die Patienten einer
zahnärztlichen Untersuchung und Behandlung unbefangen
gegenüber. Ein hohes Angstniveau, negative Erlebnisse aus
früheren Zahnarztbesuchen oder Geräuschempfindlichkeiten können die Behandlungskooperation stark einschränken.
„Daneben führen körperliche Einschränkungen wie eine erhöhte Muskelspannung oder Schluckstörungen zu einer gesteigerten motorischen Unruhe, wodurch das Arbeiten in der
Mundhöhle zusätzlich erschwert wird. Um eine Behandlung
trotz aller Widrigkeiten auf dem Zahnarztstuhl durchführen
zu können, bedarf es in erster Linie eines hochmotivierten
Behandlungsteams, welches durch ein behutsames Vorgehen nach und nach das Vertrauen des Patienten gewinnen
kann“, sagt Marc Auerbacher.
Bis jetzt sind Patienten mit Behinderungen nur Gegenstand
in der theoretischen Ausbildung von Studenten an der
Münchner Zahnklinik, doch das soll sich in Zukunft ändern.
„Wir arbeiten derzeit an einem neuen, kompetenzbasierten
Lernzielkatalog für Deutschland, in den auch die Behandlung
behinderter Menschen aufgenommen wird“, betont Prof. Dr.
Hickel. „Das ist umso wichtiger, weil wir durch die demographische Entwicklung immer mehr alte und damit auch immer mehr behinderte Patienten bekommen werden.“ Deswegen hat der Klinikdirektor auch durchaus Expansionspläne
im Interesse der behinderten Menschen: „Im Moment müssen Patienten etwa vier Wochen auf einen Termin warten, ich
kann mir einen weiteren personellen Ausbau der Ambulanz
gut vorstellen.“
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ZA Marc Auerbacher
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KLINIKUMaktuell 02.2015 15
diagnose & therapie
Verbesserte Beh
optionen bei Pro
Weniger Nebenwirkungen: 3D-Scanning Ultraschall-Technik ermöglicht
schonendere Bestrahlung der Prostata
D
er Prostatakrebs – auch Prostatakarzinom genannt – ist
laut Statistik die häufigste
Krebserkrankung und die
dritthäufigste
Krebstodesursache
bei Männern in Deutschland. Die
Zahl der Neuerkrankungen ist in
den letzten Jahren stetig gestiegen:
Die Prognose des Robert KochInstituts geht für das Jahr 2014 von
70.100 neuen Fällen aus. Im Gegensatz
zur Erkrankungsrate ist die altersstandardisierte Sterberate seit etwa Mitte der
1990er Jahre rückläufig. Zudem wird
das Prostatakarzinom heute oft in
einem relativ frühen Stadium entdeckt. Wenn der Tumor zudem
lokal auf die Prostata begrenzt ist
und keine Metastasen in Lymphknoten oder Knochen gebildet hat,
stehen die Heilungschancen gut.
Welche Behandlungen sind
möglich?
Je nach Tumorstadium sowie Berücksichtigung des Alters kommen
nach der gültigen interdisziplinären
Leitlinie aktive Beobachtung („Ac-
tive Surveillance“), Fokale Therapie (gezielte Zerstörung
eines Tumorherds innerhalb der Prostata), Operation, Bestrahlung, Hormon- oder Chemotherapie zum Einsatz bzw.
eine Kombination aus diesen Behandlungsmöglichkeiten.
Am Klinikum der Universität München arbeiten Spezialisten
unterschiedlicher medizinischer Fachbereiche wie der Urologie, der Radioonkologie, der Psychoonkologie und der Nuklearmedizin eng zusammen, um Patienten mit Prostatakarzinom unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren wie
Tumorstadium, Aggressivität des Tumors und der Lebenserwartung passende Behandlungsoptionen anzubieten. Bei der
Therapiewahl werden auch die persönlichen Wünsche und
Bedürfnisse der Patienten berücksichtigt.
Operative Verfahren
Ist das Karzinom lokal auf die Prostata begrenzt, versucht
man es mit einer Operation komplett zu entfernen und so
die Chance auf eine Heilung zu vergrößern. Bei der sogenannten Prostatektomie werden neben der Prostata auch
die Samenbläschen und – je nach Risiko – die Lymphknoten des Beckens entnommen. Dieser Eingriff kann auch
schonend mittels der Schlüsselloch-Chirurgie durch mehrere kleine Schnitte vorgenommen werden. „Der Erfolg der
Operation hängt stark davon ab, wie häufig dieser Eingriff
an einem spezialisierten Zentrum oder von einem bestimmten Operateur durchgeführt wird“, erklärt Prof. Dr. Christian
Stief, Facharzt für Urologie und Direktor der Urologischen
Klinik und Poliklinik am Klinikum der LMU München. Dazu
gibt es folgenden Richtwert: Das Zentrum sollte mindestens
100, der betreffende Operateur mindestens 50 „radikale
Zur Info
Allen Männern ab 45 wird eine Untersuchung der
Prostata einmal jährlich im Rahmen der Krebsvorsorge empfohlen. Bei familiärer Vorbelastung (Vater, Bruder oder Großvater früh verstorben an Prostatakrebs) kann es sinnvoll sein, bereits ab dem
Alter von 35 Jahren den Urologen aufzusuchen.
16
KLINIKUMaktuell 02.2015
diagnose & therapie
andlungsro statakrebs
Prostatektomien“ pro Jahr durchführen. Unerwünschte Folgeerscheinungen der radikalen Prostataentfernung lassen
sich bei aller Sorgfalt nicht immer vermeiden: Werden jene
Nervenstränge verletzt, die für die Erektion verantwortlich
sind, führt das zu Erektionsproblemen. Je nachdem, wie
weit sich ein Tumor ausgebreitet hat, können die Nervenbündel bei der Operation geschont werden. Eine vorübergehende Harninkontinenz ist relativ häufig und dauert in
der Regel ein paar Wochen oder Monate. Zu einer bleibenden Inkontinenz kommt es bei etwa 1 bis 10 Prozent der
operierten Patienten, je nach Zentrum und Operateur.
Fokale Therapie und Strahlenbehandlung
Als neueste Therapieoption wird in der Urologischen Klinik
und Poliklinik die sogenannte „Fokale Therapie“ kleiner Tumore im Rahmen einer Studie angeboten, die dann selektiv
unter Erhalt des Gesamtorgans ausgeschaltet werden. Zum
Einsatz kommen Laser-, Ultraschall- und Kälteverfahren. Potenz und Kontinenz bleiben hier zumeist unbeeinträchtigt.
Die Strahlenbehandlung des Prostatakarzinoms bietet für
kleine und auf das Organ begrenzte Tumoren vergleichbare Heilungschancen wie die Operation und ist somit eine
sehr schonende Alternative, die insbesondere bei Patienten
in höherem Alter und bei Nebenerkrankungen angeboten
wird. Zusätzlich ist die Strahlenbehandlung die einzige bekannte „zweite“ Heilungschance, wenn es nach einer Operation zu einem erneuten Tumorwachstum kommt, wenn
ein Tumor nach Operation nicht komplett entfernt wurde
(R1-Resektion) oder wenn Lymphknoten befallen sind. Mit
der Strahlentherapie können dann mikroskopische Tumorreste sehr effektiv behandelt werden. Unabhängig davon
werden Absiedlungen in Knochen oder anderen Organen
häufig mittels Strahlentherapie behandelt. Insbesondere
bei Patienten mit Tumorabsiedlungen ist eine fachübergreifende Abstimmung zwischen den Urologen, Strahlentherapeuten und Nuklearmedizinern essentiell, da nur so ein
Optimum für den Betroffenen gefunden werden kann.
Bestrahlung der Prostata mit der 3D-Scanning
Ultraschall-Technik (CLARITY)
Ein Problem bei der Strahlentherapie der Prostata war bislang die Schwierigkeit, das krebsbefallene Organ bei jeder
Behandlungssitzung einwandfrei zu treffen. Obwohl die
Prostata tief im Becken sitzt, kann sich die Lage in Abhängigkeit von Darm- und Blasenfüllung um viele Millimeter
verschieben. Um das Organ dennoch zielgenau zu bestrahlen, wurden bislang relativ große Sicherheitssäume
benötigt. Dies hat zur Folge, dass mehr gesundes Gewebe
bestrahlt werden musste als unbedingt nötig.
Das in der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und
Radioonkologie in Zusammenarbeit mit der Herstellerfirma
entwickelte Strahlentherapieverfahren mittels 3D-Scanning
Ultraschall-Technik der Prostata bietet eine optimale Lösung
dieses Problems: Wie bislang erfolgt die Bestrahlung von
außen, dabei wird die Gesamtstrahlendosis zur optimalen
Schonung auf kleine Einzeldosen über etwa sieben bis acht
Wochen verteilt. Bei der ultraschallgeführten Radiotherapie
werden während der Bestrahlungssitzung gleichzeitig und
kontinuierlich Ultraschallbilder von der Prostata erstellt. Jede
kleinste Lageabweichung (ab einem Millimeter) führt zur
Unterbrechung der Therapie und einer Korrektur der Strahllage. Bislang war es technisch nicht möglich, während der
Therapiesitzung das krebsbefallene Organ in der Gesamtheit
abzubilden, Lageänderungen zu erkennen und darauf zu reagieren. Mit dem Einsatz dieser neuen Technik können Störungen durch Organ- oder Patientenbewegungen fast vollständig neutralisiert und somit die höchsten Strahlendosen
im Tumorgewebe erzielt werden. „Dieses 3D-Scanning-Verfahren ermöglicht eine weit gezieltere und durch reduzierte Strahlendosis schonendere Bestrahlung der Prostata mit
weniger Nebenwirkungen für die Patienten“, erklärt Prof. Dr.
Claus Belka, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. Die neue Therapieform steht
am Campus Großhadern zur Verfügung.
KONTAKT
Prof. Dr. Christian G. Stief
)089/4400-72971
christian.stief@med.uni*
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Prof. Dr. Claus Belka
)089/4400-74520
claus.belka@med.uni*
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KLINIKUMaktuell 02.2015 17
forschung & lehre
Der faszinierende
Blick in den
menschlichen
Körper
Prof. Dr. Maximilian Reiser
über neue Erkenntnisse
beim MRT-Symposium
S
eit 23 Jahren ist Prof. Dr. Maximilian Reiser, Direktor des Instituts für Klinische Radiologie, Präsident des Internationalen MRT-Symposiums,
das Ende Januar zum 30. Mal stattfand. Gegründet hat den Kongress Reisers Vorgänger, Prof. Dr. Josef
Lissner. In den 30 Jahren hat sich in der Radiologie viel
verändert. Inzwischen bietet die Magnetresonanztechnik
(Kernspin) so detaillierte Einblicke in den Körper wie nie
zuvor. KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Dr. Reiser über
die neuesten Entwicklungen.
© Dr. Kolja Thierfelder, Institut für Klinische Radiologie
„Eines der faszinierendsten Themen ist die Bildgebung
beim Prostatakarzinom“, erzählt Reiser. Im Kernspin
kann man sehen, wenn sich die Struktur eines Gewebes,
z. B. in einem Tumor, verändert. „Je enger gepackt die
Zellen in einem Tumor sind, umso weniger Bewegungs-
18
möglichkeiten haben die Wasserstoffatome (Protonen),
die sich in der Gewebeflüssigkeit zwischen den Zellen
befinden. Diese sogenannte diffusionsgewichtete MRT
beruht auf Veränderungen der Brown’schen Molekularbewegung. Mit der diffusionsgewichteten MRT können
aber nicht nur Tumoren genauer nachgewiesen werden.
Vielmehr kann aus dem Ausmaß der Diffusionsbeschränkung auch auf die Aggressivität eines Tumors geschlossen werden“, so der Radiologe.
Dieses Wissen hat Auswirkungen auf die Behandlung:
„Durch die neue Bildgebung erfahren die Urologen, wie
bösartig die Geschwulst ist und können eine auf den
jeweiligen Patienten individuell abgestimmte Therapie
einleiten. Das ist die personalisierte, präzise Medizin der
Zukunft“, so Reiser. Diese Personalisierte oder „Precision“ Medizin wird immer wichtiger. „Nicht jeder Tumor
spricht auf das gleiche Medikament an, und der behandelnde Arzt will möglichst im Vorfeld einer Behandlung
MRT der Prostata. Die antatomische MRT-Sequenz (links) zeigt
einen noch sehr kleinen Knoten innerhalb der Prostata (Pfeil),
der noch nicht über die Organgrenze hinauswächst. In einer
funktionellen MRT-Sequenz (rechts) findet sich an gleicher Stelle
eine Signalabsenkung (Pfeil), die eine Erhöhung der Zellzahl an
dieser Stelle anzeigt. Beide Sequenzen zusammen sprechen für
das Vorliegen eines kleinen Prostatakarzinoms
KLINIKUMaktuell 02.2015
forschung & lehre
wissen, wie es um Aussichten auf einen Behandlungserfolg steht“, so Reiser. „Je mehr
wir über die metabolischen und molekularen
Eigenschaften eines Tumors wissen, desto
besser können wir behandeln.“
Neuigkeiten gibt es auch bei der Diagnose
der Multiplen Sklerose (MS). „Bei der MS,
einer entzündlichen Autoimmunerkrankung,
ist insbesondere das Marklager des Gehirns,
die sog. weiße Substanz, betroffen. Mit neuen
Verfahren der MRT sind auch Veränderungen
in der Hirnrinde, der grauen Substanz, festzustellen, die maßgeblichen Anteil an der weiteren
Entwicklung der Erkrankung haben“, so Reiser.
Die Feldstärke von MRTs wird in Tesla angegeben:
Die Standardfeldstärke ist 1,5 Tesla, Hochfeld-MRTs
haben ca. 3 Tesla und Ultrahochfeld-MRTs bis 8 Tesla.
Je höher die Feldstärke, desto mehr lässt sich erkennen.
Ein weiteres spannendes Thema ist die sogenannte „BlackBlood-Bildgebung“ im Magnetresonanztomografen: Bei
diesem Verfahren wird die Gefäßwand hell, das Blut dunkel abgebildet. „Wir können dadurch krankhafte Veränderungen der Gefäße, wie zum Beispiel bei der Arteriosklerose oder eine Gefäßentzündung (Vaskulitis), sehr genau
beurteilen“, sagt Prof. Dr. Reiser. „Gerade die Gefäßentzündungen sind oft nur schwer zu diagnostizieren und auf
diesem Gebiet stellt die Black-Blood-Bildgebung einen
bedeutenden Durchbruch dar.“
© PD Dr. Tobias Saam, Institut für Klinische Radiologie
Ein 72-jähriger Patient mit Polymyalgia rheumatica und bekannter Riesenzellarteriitis mit der klinischen Fragestellung, ob
derzeit eine entzündliche Aktivität vorliegt. In der nativen BlackBlood-Untersuchung des Thorax erkennt man gut die Gefäßwände der Aorta sowie der supraaortalen Gefäße. Nach Kontrastmittelgabe zeigt sich eine deutliche Kontrastmittelaufnahme entlang
der Arteria subclavia beidseits (Pfeilspitzen), was mit entzündlichen Veränderungen im Rahmen der Vaskulitis vereinbar ist
Beim Kongress waren 2.000 Teilnehmer, die Veranstaltung war seit Wochen ausgebucht. „Wir hatten herausragende Referenten“, freut sich Reiser. „Und auch wenn
wir ein wenig in die Zukunft geblickt haben, bieten wir
doch in erster Linie Radiologen in Kliniken und in niedergelassenen Praxen einen sofort anwendbaren Stand
des Wissens.“
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Gesundheitsmanager
Wie MeCuM-SiGma Medizinstudenten
auf ihr Berufsleben vorbereitet
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eit 2004 gibt es an der LMU das Medizinische
Curriculum München (MeCuM), das von den Vorschriften der Approbationsordnung und durch die
München-Harvard-Allianz (Munich Harvard Alliance) geprägt wurde. Seit der Einführung wurde MeCuM
fortlaufend weiterentwickelt. Um Medizinstudenten besser auf das moderne Anforderungsprofil im Berufsleben
vorzubereiten, rief 2010 eine Gruppe von Assistenzärzten
und Studierenden den Kurs „Simulation Gesundheitsmanagement“ ins Leben. „Im ersten Block erlernen die
Teilnehmer in interaktiven Tutorials die Grundzüge der
Gesundheitspolitik in Deutschland, dazu Struktur, Organisation und Finanzierung des Gesundheitssystems sowie Grundlagen des Krankenhausmanagements“, erklärt
Dr. Konstantin Dimitriadis, Assistenzarzt an der Neurologischen Klinik und Mitbegründer des Kurses.
Die Studierenden bei der Präsentation ihrer Verbesserungsvorschläge für die Ambulanzen
Universität auch in die Realität umzusetzen“, so Dr. Dimitriadis. Von der Bedarfsanalyse bis zur Ausarbeitung
des detaillierten Konzepts durchlaufen sie alle Schritte
der Projektarbeit und präsentieren schließlich in einer
feierlichen Abschlussveranstaltung dem Vorstand und
Aufsichtsrat des Klinikums ihre Ergebnisse. Der Kurs des
Wintersemesters beschäftigte sich dabei mit der Prozessanalyse und Optimierungsvorschlägen für die Ambulanzen des Klinikums. „Die Studenten hatten dafür fünf Ambulanzen ausgesucht und erläuterten ihre Ergebnisse
und Vorschläge Ende Januar“, erzählt Dr. Dimitriadis.
Derzeit wird gerade aufgearbeitet, welche der studentischen Vorschläge in die Arbeit der Ambulanzen aufgenommen werden.
Die Absolventen von MeCuM-SiGma auf der Rolltreppe in Großhadern am Tag ihrer Abschlussveranstaltung
Im zweiten Teil übernehmen die Studenten dann die
Rollen von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern des
Klinikums. Sie treffen ihre Rollenvorbilder zu Experteninterviews und erarbeiten zusammen in Gruppen mit
den anderen Teilnehmern ein Exposé zu einem aktuellen
Großprojekt am Klinikum. Zum Abschluss des zweiten
Teils findet eine simulierte Aufsichtsratssitzung statt, in
der die Studenten die unterschiedlichen Konzepte kritisch diskutieren.
„Im dritten Teil erarbeiten die Studierenden ihr eigenes
innovatives Projekt mit dem Ziel, dieses am Klinikum der
20
KLINIKUMaktuell 02.2015
Die Beteiligten waren von dem Kurs, der ein Semester
dauert, jedenfalls sehr begeistert. Und die Organisatoren und Tutoren, die den Kurs in der ersten Phase begleiten, können sich ebenfalls freuen: MeCuM-SiGma
wurde mit dem Lehre@LMU Lehrinnovationspreis ausgezeichnet.
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Dr. Konstantin Dimitriadis
MeCuM-SiGma Projektbüro
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Quälende Erinnerungen
Patienten mit traumatischen Erfahrungen:
Wie körpereigene Cannabinoide auf das
Gedächtnis wirken
D
er Begriff der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS bzw. PTSD von engl. posttraumatic stress disorder) wird häufig nur im Zusammenhang mit Kriegs- oder Gewaltopfern
diskutiert. Doch auch ein schwerer Unfall oder eine
lebensbedrohliche Erkrankung können diese Symptomatik auslösen. So finden sich auch bei Patienten auf
Intensivstationen wiederkehrende traumatische Erinnerungen und stressassoziierte Erkrankungen.
Die Erforschung der Ursachen der PTSD ist von zentraler Bedeutung gerade in der Intensivmedizin. Dr. Daniela
Hauer von der Klinik für Anaesthesiologie der LMU hat
mit ihrer Kollegin Dr. Piray Atsak vom Department of Cognitive Neuroscience und dem Donders Institute for Brain,
Cognition and Behaviour der Radboud Universität in Nijmegen (Niederlande) die neurobiologischen Mechanismen
bei der Gedächtnisbildung unter Stress näher untersucht
(Neuropsychopharmacology, Dezember 2014, doi:10.1038/
npp.2014.334).
Dr. Daniela Hauer: „Wie alle höher entwickelten Lebewesen
verfügen auch wir Menschen über die Fähigkeit, emotional
relevante oder potentiell bedrohliche Sachverhalte besser
zu erinnern als neutrale Informationen. Das hilft, gefährliche Situationen und Orte zu vermeiden. Es führt aber auch
dazu, dass wir unangenehme und bedrohliche Ereignisse
nicht vergessen können, sie als Alpträume und unkontrolliertes Wiedererleben immer wieder in unser Bewusstsein
drängen. Auch Intensivpatienten können das Erlebte oft
nicht vergessen, zeigen ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen, entwickeln oft ein Vermeidungsverhalten für ihre weitere Behandlung. Schwere traumatische Erfahrungen erhöhen das Risiko für Alkoholismus und
Drogenabhängigkeit, wobei der Missbrauch von Cannabis
eine besondere Rolle spielt.“
Man weiß, dass Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol
an einer bestimmten Hirnstruktur, dem Mandelkerngebiet
(Amygdala), angreifen und dieses aktivieren. Dies führt zu einer verstärkten Speicherung des Ereignisses, aber auch von
Eindrücken wie Schreckensbilder, Gerüche oder Geräusche
im emotionalen Gedächtnis. Sie können später für das ungewollte Wiedererleben wirken, die bekannten Flashbacks.
Beobachtungen im Tiermodell (Ratten) weisen darauf hin,
dass das körpereigene Endocannabinoidsystem eine zentrale Rolle für die Verfestigung bestimmter Erinnerungen un-
Das passiert im Gehirn: Bei Stress wird das Hormon Cortisol freigesetzt, das an Glucocorticoidrezeptoren bindet und zu einer Ausschüttung von Endocannabinoiden führt. Diese binden an Cannabinoidrezeptoren, die auf GABAergen präsynaptischen Nervenzellen
lokalisiert sind und aktivieren diese. Das führt zu einer vermehrten
Freisetzung von Noradrenalin. Diese Abläufe haben eine verstärkte
Festsetzung im Gedächtnis (Konsolidierung) zur Folge. Der Amygdalakomplex (wegen seiner Form Mandelkern genannt) beeinflusst
Emotionen und Erinnerungen, speziell Wut und Angst.
ter Stress innehat. Endocannabinoide sind rasch wirkende
Lipid-Signalmoleküle. Viele ihrer biologischen Effekte entsprechen denen von exogen verabreichten Cannabinoiden,
die auch wesentlicher Bestandteil von Marihuana sind. Die
Wissenschaftlerin: „Dies bedeutet aber nicht, dass Marihuana ein geeignetes Mittel zur Behandlung traumatischer
Erinnerungen bzw. einer PTSD-Symptomatik darstellt. Und
zwar deshalb nicht, weil Marihuana, mit einer Vielzahl von
Nebenwirkungen wie Suchtpotential und langfristigen Einschränkungen der kognitiven Funktionsfähigkeit assoziiert
ist. Zudem fehlen größere und kontrollierte Studien zum Effekt von Cannabinoiden bei Patienten mit stressassoziierten
Erkrankungen.“ Und weiter: „Die Ergebnisse weisen darauf
hin, dass das Endocannabinoidsystem möglicherweise ein
lohnendes Zielsystem zur pharmakologischen oder psychotherapeutischen Manipulation des traumatischen Gedächtnisses darstellt, was letztlich auch unseren kritisch kranken
Patienten zugutekommen kann.“
Link zum Originalartikel: http://www.nature.com/npp/
journal/vaop/ncurrent/full/npp2014334a.html
KONTAKT
Dr. Daniela Hauer
)089/4400-73411
daniela.hauer@med.uni*
muenchen.de
KLINIKUMaktuell 02.2015 21
forschung & lehre
Babys für Studie
gesucht
Im Fokus: der Einfluss der Ernährung im
Säuglingsalter auf späteres Übergewicht
W
eltweit hat sich das Vorkommen von Übergewicht zwischen 1980 und 2008 beinahe
verdoppelt. Auch das Risiko für Übergewicht in der Kindheit stieg rapide an. Wie
sich die Ernährung während der frühen Kindheit auf
Übergewicht und verwandte Erkrankungen im späteren
Leben auswirkt, ist Gegenstand von „Early Nutrition“,
dem weltweit größten EU-Projekt zu dieser Frage. Es
läuft seit 2012 unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h. c.
Berthold Koletzko, Abteilung Stoffwechsel und Ernährungsmedizin, am Dr. von Haunerschen Kinderspital.
Die optimale Ernährung für ein Baby stellt ausschließlich
Muttermilch bis zum Alter von vier bis sechs Monaten
dar. Neben einer bedarfsgerechten Versorgung mit Nährstoffen kann so das Risiko für Durchfall, Mittelohrentzündungen und späteres Übergewicht gesenkt werden. Falls
Mütter nicht stillen wollen oder können, sollten sie handelsübliche Säuglingsmilchnahrung verwenden, sie entspricht den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Doch welche ist die beste? Im Rahmen einer multizentrischen Studie in fünf europäischen Ländern erhielten Kinder im ersten Lebensjahr eine Säuglingsnahrung mit hohem oder reduziertem Proteingehalt. Die Auswertungen
zeigen, dass Kinder mit Säuglingsnahrung mit dem hohen Proteingehalt ein 2.43-fach höheres Risiko
für Übergewicht im Schuleintrittsalter hatten (Weber et al.
2014, AJCN).
Neue Forschungsergebnisse gehen nun davon aus,
dass neben dem Proteingehalt auch die Zusammensetzung des Proteins entscheidend ist. Dafür
wird zur Zeit eine Studie am Dr. von Haunerschen Kinderspital durchgeführt; sie untersucht den Einfluss einer
aminosäurenoptimierten Säuglingsnahrung mit reduziertem Proteingehalt auf Wachstum und Körperzusammensetzung der Kinder.
Für diese Studie werden noch gesunde gestillte und
nicht gestillte Babys bis zum Alter von 45 Tagen gesucht. Interessierte Familien können sich melden unter:
) 089/4400-57707 oder
proteus.studie@med.uni*
muenchen.de
KONTAKT
Prof. Dr. Dr. h. c. Berthold Koletzko
Dr. von Haunersches Kinderspital
)089/4400-52826
office.koletzko@med.uni-muenchen.de
*
Wie gesund sind
Walnüsse wirklich?
Wissenschaftler wollen wissen: Kommt der positive Effekt direkt
von den Nüssen – oder von einer geänderten Ernährung?
M
enschen, die regelmäßig Walnüsse essen
(43 Gramm pro Tag), verbessern ihre Blutfettwerte signifikant. Dies ergab eine Studie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Klinikum, Campus Großhadern, unter Leitung
von Prof. Dr. Klaus Parhofer. Der Experte: „Das Ergeb-
22
KLINIKUMaktuell 02.2015
nis passt sehr gut zu Ergebnissen aus anderen Studien,
in welchen gezeigt werden konnte, dass regelmäßiger
Nussverzehr zu einer verminderten Herzinfarktrate führt.
Doch diese Studienergebnisse führen zu einer neuen,
wichtigen Frage: Möglicherweise spielt das, was man
nicht isst, wenn man Nüsse verzehrt, eine genauso große
forschung & lehre
Rolle. Und dieser Frage wollen wir in einer neuen Studie
hier an unserer Klinik nachgehen.“
Das Team um Professor Parhofer und Dr. Katharina Lechner sucht deshalb erneut als Studienteilnehmer gesunde
Männer und Frauen ab 50 Jahren, sie müssen Nichtraucher sein. Sie werden im Rahmen zweier Diätphasen einmal für acht Wochen Walnüsse essen und in der anderen
Phase für acht Wochen eine Kontrolldiät einhalten. Die
Teilnehmer werden bestimmten Untergruppen zugelost,
die während des Walnussverzehrs bevorzugt auf Fette
oder bevorzugt auf Kohlenhydrate verzichtet oder das
selbst entscheidet. Zudem soll untersucht werden, ob es
einen Unterschied macht, wenn die Walnüsse als Snack
(also zwischen den Mahlzeiten) oder mit den Mahlzeiten
(beispielsweise im Salat) gegessen werden.
der Ernährungsberatung. An vier Versuchstagen werden
bei den Probanden die Werte des Fett- und Zuckerstoffwechsels ermittelt. Die Studienteilnehmer bekommen
100 Euro Aufwandsentschädigung.
KONTAKT
Die Studie läuft über 26 Wochen mit engmaschiger Betreuung durch die Stoffwechselambulanz samt begleiten-
Prof. Dr. Klaus Parhofer
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klaus.parhofer@med.uni*
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Interessenten bitte melden bei:
Dipl.-Ing. (FH) Julia Altenhofer
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KLINIKUMaktuell 02.2015 23
perspektive klinikum
Campus GroSShadern
wird neu gebaut
Ein historischer Tag: Der Freistaat
Bayern genemigt den Masterplan
Interdisziplinäre Zentren, schneller Wissensaustausch
zwischen Labor und Krankenbett, IT-Infrastruktur für
schnellen und sicheren Datentransfer, neue Anforderungen in der Krankenhaushygiene angesichts resistenter Keime und nicht zuletzt ein wirtschaftlicher
Betrieb bei anhaltendem Fachkräftemangel sind einige der zentralen Herausforderungen, die im Neubau
umgesetzt werden müssen.
Das Klinikum am Campus Großhadern ist seit über 40
Jahren in Betrieb. In dieser Zeit hat es ein weltweites Renommee in der Medizin aufgebaut. Von überregionaler
Bedeutung sind das Deutsche Schwindelzentrum, das
Transplantationszentrum, das Comprehensive Cancer
Center, das neue Operationszentrum mit interdisziplinärer Notaufnahme und ambulantem OP-Zentrum sowie
das kurz vor der Eröffnung stehende Centrum für Schlaganfall- und Demenzforschung.
Auch die Anforderungen für die Sicherung und den Ausbau der äußerst erfolgreichen, weltweit anerkannten biomedizinischen Forschung am Klinikum der LMU im Verbund mit den Grundlagenforschern der Medizinischen
Fakultät und den Wissenschaftlern anderer Fakultäten
werden angemessen berücksichtigt.
„Die Patientenversorgung läuft
uneingeschränkt
weiter“
KLINIKUM aktuell sprach mit Prof.
Dr. Karl-Walter Jauch, Ärztlicher
Direktor und Vorstandsvorsitzender
des Klinikums der LMU
Was bedeutet dieser Masterplan?
Mit dem Beschluss des Freistaates Bayern wird die bauliche, räumliche und strukturelle Neuordnung der Medizin
auf der Grundlage modernster Erkenntnisse möglich. Das
sichert die medizinische Versorgung sowie Forschung
und Lehre auf internationalem Spitzenniveau. Und er ist
ein klares Bekenntnis zur überzeugenden Qualität und
Leistung, die hier erbracht wird.
Wie geht es jetzt weiter?
Wie bei jedem Bauherrn steht auch bei uns die Planung
und Ausgestaltung dieser Strukturen im Fokus, damit wir
den Bauantrag stellen können. Im Jahr 2016 wollen wir
den Architektenwettbwerb anstoßen. Grundlage dafür
soll der erste von drei Bauabschnitten sein. Das ist in jeder Hinsicht eine gewaltige Herausforderung, hier soll ja
ein ganzes Quartier vollkommen neu geplant und gestaltet werden.
Eine gewaltige unternehmerische Entscheidung …
Ja, die beste Perspektive für die Zukunft. Das Gesamtklinikum weist einen Jahresumsatz von etwa einer Milliarde
Euro bei ca. 10.000 Mitarbeitern aus, etwa 60 Prozent entfallen auf Großhadern. Da steckt eine enorme Wirtschaftskraft dahinter. Wir wissen von Modellberechnungen vergleichbarer Standorte wie etwa Heidelberg und Göttingen,
dass jeder Euro, der hier vom Freistaat investiert wird, in
24
KLINIKUMaktuell 02.2015
perspektive klinikum
hadern
gebaut
der Wertschöpfung etwa das 2,5-fache umsetzt. Also beispielsweise bei Bauausgaben, Steuern, Zulieferern und
Arbeitplätzen, das Klinikum ist ja einer der größten Arbeitgeber im südbayerischen Raum.
20 Jahre Bauzeit: Was bedeutet das für die Patienten?
Die Versorgung der Patienten wird ohne Einschränkung
aufrechterhalten. Davon profitieren Mitarbeiter und Studierende ebenso. Wir gehen davon aus, dass mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts nach ca. zehn Jahren
40 Prozent der stationären Patienten in neuen Gebäuden
untergebracht sind. Bis dahin wird auch in die bestehenden
Strukturen weiter investiert werden müssen.
Bei der Bekanntgabe (v. r.): Prof. Dr. Bernd Huber, Präsident der
LMU, Kultusstaatssekretär Georg Eisenreich, Kultusminister Dr.
Ludwig Spaenle, Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor
am Klinikum der LMU, Gerd Koslowski, Kaufmännischer Direktor, Philipp Kreßirer, Leiter Kommunikation am Klinikum
Gibt es Konsequenzen für den Standort Innenstadt?
In der künftigen neuen Portalklinik soll ja widergespiegelt
werden, was in Großhadern in den Zentren stattfinden wird.
Wobei wir am Campus Innenstadt uns vorwiegend in Ambulanzen und Tageskliniken auf Akut- und Notfallmedizin
konzentrieren. Außerdem bieten wir dort eine hochmoderne Geburtshilfe an.
Die Buchstaben A, B, C, D, E und F bezeichnen die Baufelder des Masterplans Großhadern. A steht für das neu errichtete Operationszentrum (OPZ), B für das künftige Zentrum für Geburts-, Kinder- und Jugendmedizin (Neues Hauner).
C umfasst voraussichtlich die Flächen des ersten Bauabschnittes, D, E und F sollen im nächsten Schritt folgen.
KLINIKUMaktuell 02.2015 25
perspektive klinikum
Blick auf den Wareneingang/Warenausgang, im Vordergrund das Förderband im OG-Regal
Karton mit Adresslabel, am Code kann
die Ware immer
identifiziert werden
Das Logistikzentrum
Lieferung „just in time“: Das Klinikum und seine Außenstellen werden über
das hochmoderne Zentrum in Olching versorgt
I
m Zeitalter von Amazon und Zalando, der Online-Versandhändler, hat das Klinikum mit seinem relativ neuen Logistikzentrum in Olching (LZO) einen mindestens
so hohen Servicegrad wie diese aktuellen Dienstleister
erreicht. Vor den Toren Münchens, im Westen im Gewerbepark Geiselbullach, lagert im LZO so ziemlich alles, was
die Medizin und die Pflege für die Patientenversorgung
brauchen, und Wirtschaftsgüter, die zum Klinikalltag gehören. Das Prinzip von der Lieferung just in time (engl.,
„gerade rechtzeitig“, also termingerecht) bestimmt das
Geschehen in diesem hochmodernen Zentrum. OP-Bestellungen, die bis sechs Uhr früh eingehen, werden bis
Mittag geliefert, alle anderen Bestellungen innerhalb von
24 Stunden – und Notfälle sofort, da macht sich ein Wagen
außerhalb der üblichen Routine auf den Weg.
Beliefert werden die Kliniken am Campus Großhadern und
am Campus Innenstadt samt Außenstellen sowie das unlängst eröffnete Operationszentrum (OPZ) Großhadern. Aktuell werden im LZO auf über 2.300 Quadratmetern 2.430
26
KLINIKUMaktuell 02.2015
Artikel gelagert, medizinische und Wirtschaftsgüter, vom
kompletten Operations-Set über Nahtmaterial und EKGElektroden bis zu Windeln für Frühgeborene, aber auch Kopierpapier und Einweg-Trinkbecher. Verwaltet werden die
Warenbewegungen über mobile Datenerfassungsgeräte.
Anhand des elektronischen Lieferscheins lässt sich für den
Besteller auf einen Blick feststellen, wo die Ware sich befindet. Prinzip: schneller, genauer, multifunktional.
Dipl.-Ing. (FH) Michael Hermann von der Kaufmännischen Direktion leitet das Referat Lager, Logistik, Holund Bringedienst. Er sagt: „Früher wurde das Klinikum
über verteilte kleinstrukturierte Lager und Wareneingänge versorgt. Das war kostenintensiv, weil es einen großen
Personalaufwand und hohe Lagerbestände erforderte.
Dazu kam 2014 die Versorgung des neuen Operationszentrums, das besondere Anforderungen verlangt, gerade in Sachen Hygiene. Wir haben alle dezentralen Lager
und die Abwicklung im neuen LZO gebündelt und die
Versorgung des OPZ ab September 2014 übernommen.
8
A8 - Ausfahrt Dachau Fürstenfeldbruck
LOGISTIKZENTRUM
GEISELBULLACH
OLCHING
GRÖBENZELL
perspektive klinikum
99
ALLACH
UNTERMENZING
OBERMENZING
PASING
LAIM
Palettenlager
MÜNCHEN
CAMPUS
INNENSTADT
GRÄFELFING
CAMPUS
GROSSHADERN
So läuft es im LZO: Die Ware wird angeliefert (rote Pfeile),
erfasst und in die jeweiligen Lager verteilt. Im Palettenlager
gibt es 1.084 Stellplätze, im Fachbodenlager im Obergeschoss
1.140 Plätze und im Erdgeschoss 708 Plätze im staubarmen
Lager. Über die Laderampen mit den grünen Pfeilen werden
die Bestellungen für den Campus Innenstadt und den Campus
Großhadern mit dem neuen Operationszentrum ausgeliefert
Fachbodenlager
(OG)
Materialschleuse
staubarmes
Lager (EG)
Personalschleuse
Förderband
Aufzug
Thomas Lohr auf dem Stapler beim
Einlagern von Wareneingängen,
rechts auf dem zweiten Stapler
sein Kollege Andreas Vogel
Das LZO in Zahlen
Waschplatz
Wagenschleuse
Warenausgang GH/OPZ INN
Servicebüro
Wareneingang
Wir bieten einen standardisierten Versorgungsprozess,
gewährleisten die Versorgungssicherheit und alle hygienischen Voraussetzungen. Durch Konsolidierung der
Lager und die optimierten Prozesse erreichen wir eine
Reduktion der Gesamtkosten. Wir bieten eine optimierte
kundenfreundliche Logistik.“
Ein Kernstück des LZO ist der staubarme Bereich mit Filterklasse F9 auf ca. 500 Quadratmetern. Hier lagert das Sterilgut, für das erheblich höhere Standards und damit besondere Vorschriften in Sachen Hygiene gelten. In den Räumen
herrscht Überdruck, sodass Schmutzpartikel nicht eindringen
können. Besonders für die sensiblen OP-Bereiche und die
Intensivstationen wird das Material aus der Umverpackung
entnommen und gelagert. Beim Verbrauch wird darauf geachtet, dass älteres Gut zuerst genutzt wird. Die Einhaltung
dieses FIFO-Prinzips (first in – first out) wird über das SAP
WM Lagerverwaltungssystem und die Chargenführung auto-
2.430 Artikel mit einem Millionenwert sind aktuell gelagert
1.600 Pickpositionen werden im
Durchschnitt pro Tag bearbeitet
146 Kunden werden im
Durchschnitt pro Tag bedient,
insgesamt sind es 1.126 Kunden
inklusive Labore und Drittmittelstellen
Lagermaterial in verschiedenen Größen
und Ausführungen:
OP-Set (einzeln auch staubarm)
Spritzen (einzeln auch staubarm)
Katheter (einzeln auch staubarm)
Handschuhe (steril u. unsteril)
Monovetten (einzeln auch staubarm)
HLM-Set (Herz-Lungen-Maschine)
Nahtmaterial
Kompressen (steril u. unsteril)
Tupfer (steril u. unsteril)
Kanülen (einzeln auch staubarm)
Windeln (Baby, Frühgeborene bis Erwachsene XXL)
EKG-Elektroden (Kinder und Erwachsene)
Wirtschaftsgüter:
Kopierpapier – Toner – Versandtaschen – Einweg-Trinkbecher – Handtuchpapier – Toilettenpapier – alles sogenannte
Schnelldreher, die häufig abgerufen werden
matisiert gesteuert. So werden dann je nach Bestellung Tages- und Fallwagen bestückt. Auf die Reise ins Klinikum gehen die Waren geschützt durch Transportkästen und spezielle
Hauben. Die Transportwagen kommen zur Reinigung und zur
Desinfektion auch hierher zurück. Ein zentraler Faktor ist der
Einsatz von hochwertigen Mehrwegbehältern, wodurch Hygi
ene- und Umweltanforderungen gesichert werden.
KLINIKUMaktuell 02.2015 27
perspektive klinikum
Die Schleuse mit Übergabe- und Reinigungsplatz Waltraud Wagner kommissioniert im staubarmen Lager
für Wägen und Transportkästen
im Erdgeschoss eine Lieferung für das OPZ
Hygiene: Niesen ist verboten
Die Stabsstelle Klinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (KMH)
am Klinikum wird von Dr. Béatrice
Grabein geleitet. Günther Schuierer
ist für die Hygienetechnik verantwortlich. Er sagt:
„Die Lagerung und Handhabung von Sterilgut ist
ein elementarer Bestandteil unseres Hygienekonzepts und das gilt nicht nur im Klinikum, sondern
auch im Logistikzentrum in Olching.
Wir sind nach unseren Informationen das einzige
Uniklinikum in Bayern mit einem derartigen staubarmen Bereich im Depot. Unsere Mitarbeiter haben
in diesem sensiblen Bereich klare Vorgaben für
den hygienisch korrekten Umgang mit dem Sterilgut. Sie sind speziell geschult, tragen keimarme
Bereichskleidung einschließlich einer Kopfhaube,
sie müssen vor jedem Kontakt mit Sterilgut eine
hygienische Händedesinfektion durchführen, die
Arbeitsflächen, auf denen die Güter verpackt werden, müssen vor jeder Nutzung wischdesinfiziert
werden. Husten und Niesen über dem Material ist
natürlich zu vermeiden, eventuell muss ein MundNasenschutz getragen und regelmäßig gewechselt
werden. Auch die Reinigung in diesem staubarmen
Bereich ist eher so wie auf einer Intensivstation im
Klinikum und nicht vergleichbar mit der Reinigung
in einem normalen Lagerbereich.“
Christian Knobl im Servicebüro: Mit modernster
spezieller Software wird das LZO gesteuert
28
Die richtigen Artikel zur richtigen Zeit in der richtigen Menge
am richtigen Ort: Dieser Logistikleitsatz wird durch organisierte und dokumentierte Bevorratung mit benutzerfreundlicher Modulversorgung sichergestellt. Michael Hermann:
„Wir haben hier eine geschlossene Versorgungskettenorganisation von Beschaffung bis Verbrauch.“
Das funktioniert so, dass nahezu jeder Artikel in den Modulschränken im OP-Bereich und auf den Stationen in zwei
Fächern oder zwei Körben lagert. Der Pflegemitarbeiter entnimmt den Tagesbedarf aus dem Verbrauchsfach. Sobald
dieses leer ist, dreht er das Etikett auf Rot. Die Pflege scannt
alle auf Rot gewendeten Etiketten und löst damit die Bestellung der bereits im Scanner hinterlegten Menge aus. Bis zur
Lieferung steht dem Pflegemitarbeiter der Tagesbedarf im
Vorratsfach zur Verfügung. Gescannt wird z. B. zweimal pro
Woche entsprechend den festgelegten Servicetouren.
Für die Versorgung am Wochenende und bei Notfällen
ist eine extra Rufbereitschaft für OP-Bereiche und Intensivstationen des OPZ eingerichtet. Zusätzlich gibt es auf
der Intensivebene des OPZ ein Notfalllager. Doch die Stationen sind in der Regel für die Wochenendversorgung
ausreichend bestückt.
KONTAKT
Dipl.-Ing. (FH) Michael Hermann
)089/4400-74118
michael.hermann@med.uni*
muenchen.de
Thomas Bock bei der Einlagerung von Ware im OG/
Regallager
KLINIKUMaktuell 02.2015
Hasan Kaplan macht Ware für das OPZ versandfertig
– geschützt durch Transportkästen und -haube
Thaddäus Ziemann kommissioniert im Palettenlager die Pickpositionen auf seinem Tablet
perspektive klinikum
Campus Großhadern:
Parken nur
noch mit Ticket
Ab April wird das Parken am Klinikum
kostenpflichtig
D
er Vorstand des Klinikums der Universität hat
sich entschlossen, ab April 2015 ein professionelles Parkraummanagement gemeinsam mit
den Würzburger Verkehrsbetrieben (WVV) einzuführen. Start ist am Campus Großhadern. Von den ca.
2.045 Parkplätzen sind etwa 60 Prozent ausschließlich für
Mitarbeiter des Klinikums reserviert, zu vergünstigten
Tarifen. Die restlichen Parkplätze stehen Patienten und
Besuchern kostenpflichtig zur Verfügung. Die ersten 30
Minuten kosten nichts, jede weitere Stunde einen Euro,
maximale Gebühr sind sieben Euro pro Tag.
Damit soll die angespannte Parksituation erheblich verbessert werden. Derzeit wird der Parkplatz auch von Fremd-
Preistafel: So viel wird das Parken am Campus Großhadern
kosten
Die Kassenhäuschen am Campus Großhadern stehen schon.
Die Automaten nehmen Bargeld und EC-Karte
parkern/Pendlern genutzt, wegen wilden Parkens müssen
täglich fünf bis zehn Fahrzeuge abgeschleppt werden. Der
Parksuchverkehr auf dem Gelände soll verringert werden,
um die Lärm- und Umweltbelastung zu senken. Patienten
und Besucher erwartet ein besserer Service, die Parkplätze sind näher am Klinikumsgebäude, beispielsweise nahe
am neuen Operationszentrum. Verfügbare Plätze werden
angezeigt. Und: Für Schwerbehinderte soll es kostenlose
Ausfahrtickets geben.
Übersicht Parkgebühren
Patienten, Besucher, Externe
KONTAKT
ZeitraumParkgebühr
º
Die ersten 30 Minuten
gebührenfrei
º
Ab 31. - 60. Minute
1,00 €
º
Jede weitere Stunde
1,00 €
º
Tageshöchstsatz (00:00 - 24:00 Uhr) 7,00 €
Parkraummanagement
Claudia Lauffer
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KLINIKUMaktuell 02.2015 29
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herzlichen glückwunsch!
Dr. Sonja Güthoff
Prof. Dr. Martin Fischer (MME), Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik und
Ausbildungsforschung in der Medizin am Klinikum
der LMU München und Leiter
des gleichnamigen Instituts,
wurde für eine
zweite Amtszeit
bis 2017 zum
Prof. Dr. Martin
Vo r s i t z e n d e n
Fischer
der Gesellschaft für Medizinische
Ausbildung (GMA) gewählt. Diese gemeinnützige Fachgesellschaft wurde
zur Förderung der fächerübergreifenden Verbesserung der Medizinischen
Ausbildung gegründet und hat inzwischen über 1.000 Mitglieder.
Dr. Sonja Güthoff von der Herzchirurgischen Klinik und Poliklinik, Campus
Großhadern,
wurde von der
Amerikanischen
Gesellschaft für
Transplantation
(AST)
ausgezeichnet.
Mit
dem InnovationsDr. Sonja Güthoff
Award wird auch
die hoch angesehene wissenschaftliche Zusammenarbeit des Sonderforschungsbereichs 127 des Klinikums
mit dem Walter-Brendel-Zentrum für
Experimentelle Medizin (WBex) gewürdigt. Unter der Leitung von Prof.
Dr. Dr. h. c. Bruno Reichart und PD Dr.
rer. nat. Elisabeth Deindl haben die Wissenschaftlerin und ihr Team potentielle
organprotektive Medikamente im HerzTransplantationsModell getestet; gespendete


Organe sollen

damit langfristig besser überleben.
Prof. Dr. Monika Führer
Prof. Dr. Monika Führer, Haunersches
Kinderspital, Campus Innenstadt,
wurde mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Er stellt
eine herausragende Würdigung der
bisherigen Leistung für den Aufbau
einer bayernweiten Kinderpalliativ-
© Bayerische Staatskanzlei
Prof. Dr. Martin Fischer
Prof. Dr. Monika Führer und der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer
versorgung für todkranke Kinder dar.
Die Fachärztin für Kinderheilkunde
mit den Schwerpunkten Hämatologie/
Onkologie und Palliativmedizin hat
mit ihrem Team mit großem Einsatz
die flächendeckende Versorgung aller bayerischen Regionen entwickelt
und vorangebracht. In naher Zukunft
wird auch das Kinderpalliativzentrum
am Campus Großhadern als zentrale
Anlaufstation für Kinder und Eltern
in ganz Bayern sowie für Forschung,
Lehre und Fortbildung zur Verfügung
stehen.
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Der Mensch
im Mittelpunkt
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Wir orientieren unsere
Pflege an den individuellen
Bedürfnissen und Fähigkeiten der Patienten.
Gemäß unserem Motto „Zurück ins Leben“ betreuen wir bayernweit intensivpflegebedürftige und/oder beatmungspflichtige Erwachsene und Kinder im
eigenen Zuhause oder in einer betreuten Wohngemeinschaft.
30
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KLINIKUMaktuell 02.2015
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Dr. Jan Leipe
Dr. Jan Leipe, Oberarzt der Rheumaeinheit, Medizinische Klinik und Poliklinik IV,
Campus Innenstadt, hat einen mit 60.000
Euro dotierten und von einer Jury aus
internationalen Experten
ausgewählten Forschungsförderungspreis erhalten.
Die von der Firma Pfizer
gestiftete
Auszeichnung
wurde auf der Tagung der
Deutschen
Gesellschaft
für Rheumatologie (DGRh)
Dr. Jan Leipe
verliehen. Dr. Leipes Projekt ist die Rolle epigenetischer Mechanismen bei der Pathogenese und Behandlung der rheumatoiden Arthritis.
ehrungen klinikum
& preise
perspektive
Der Mensch soll
täglich rund
10.000 Schritte
gehen.
Prof. Dr. Christian Weber
Prof. Dr. Christian Weber, Direktor des
Instituts für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten (IPEK) am
Klinikum, Campus Innenstadt, wurde der
Alexander-Schmidt-Preis 2015 der Gesellschaft für Thromboseund Hämostaseforschung
(GTH) verliehen. Bei dem
mit 15.000 Euro dotierten Preis handelt es sich
um die wichtigste wissenschaftliche Anerkennung,
welche die GTH vergibt.
Damit wurden das Lebens- Prof. Dr. Christian
Weber
werk von Prof. Weber, aber
auch jüngere Arbeiten zur Rolle der Endothelproliferation in der Atherosklerose
gewürdigt.
RätselAuflösung von s. 41
Peter hat ein neues Hüftgelenk –
und heute die ersten Schritte gemacht.
Dafür arbeiten wir.
Fachklinik
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KLINIKUMaktuell 02.2015 31
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vorsorge
Das sagen Laborwerte aus
BLUTZELLEN (sog. „BLUTBILD“)
Leukozyten (weiße Blutkörperchen): Sie können bei Leukämien
erhöht oder erniedrigt sein. Eine Erhöhung kann auch auf eine
Infektion hindeuten. Beim sog. „großen Blutbild“ wird noch eine
Unterteilung in verschiedene Leukozytenarten vorgenommen (z. B.
Lymphozyten, Monozyten, Granulozyten).
Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und Hämoglobin (roter Blutfarbstoff): Bei einer Anämie (Blutarmut) sind die Werte zu niedrig.
Thrombozyten (Blutplättchen): Sehr niedrige Werte können mit
einem Blutungsrisiko verbunden sein.
ELEKTROLYTE
Natrium: Gibt eine orientierende Aussage über den Flüssigkeitshaushalt.
Kalium: Wird in engen Grenzen reguliert. Abweichungen können
mit verschiedenen Krankheiten verbunden sein.
Kalzium: Ist bei Erkrankungen des Knochen- und Hormonstoffwechsels verändert.
LEBER
GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase): Ist bei Erkrankungen
der Leber erhöht.
GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase): Eine Erhöhung kann
ebenfalls hinweisend auf eine Lebererkrankung sein.
GGT (Gamma-Glutamyl-Transferase): Hohe Werte deuten auf eine
Belastung der Leber oder Störung des Gallenabflusses hin.
Bilirubin: Ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs und auch
bei Stauungen im Gallenabfluss erhöht.
NIERE
Kreatinin: Zu hoch, wenn die Nierenfunktion eingeschränkt ist.
Harnstoff: Ebenfalls ein Indikator für eine Funktionsstörung.
Harnanalyse durch Teststreifen: Der Nachweis von Erythrozyten,
Leukozyten sowie Albumin weist auf eine Erkrankung der Niere hin.
SCHILDDRÜSE
Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH): Dieses Hormon bietet eine erste Orientierung über eine Unter- oder Überfunktion der
Schilddrüse.
STOFFWECHSEL UND KARDIOVASKULÄRES RISIKO
Cholesterin: Ein zu hohes Gesamtcholesterin steigert das Risiko
von Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck, Arteriosklerose.
Das Gesamtcholesterin lässt sich in LDL- und HDL-Cholesterin
aufteilen:
Was unser
über uns
KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Dr.
Daniel Teupser, Direktor des Instituts
für Laboratoriumsmedizin
B
lut ist ein ganz besonderer Saft: Schon wenige
Milliliter geben Aufschluss über eine Reihe von
Erkrankungen. Daher kann eine Blutuntersuchung bei einem Gesundheits-Check wichtige Informationen liefern. Bisher zahlen die gesetzlichen
Krankenkassen ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre dafür – allerdings umfasst das gesetzlich festgeschriebene
Minimalprogramm nur den Blutzucker, das Cholesterin
und eine Urinuntersuchung.
LDL-Cholesterin: Das „schlechte“ Cholesterin schädigt die Gefäße.
HDL-Cholesterin: Das „gute“ Cholesterin schützt ab einem
Schwellenwert von ca. 40 mg/dL vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Triglyzeride: Erhöhte Werte zeigen eine Fettstoffwechselstörung an.
Blutzucker (Glukose): Ein erhöhter Nüchternblutzucker ist ein Indikator für Diabetes mellitus.
LDH (Laktat-Dehydrogenase): Erhöhung bei gesteigertem Zellumsatz.
Harnsäure: Ist bei Stoffwechselstörungen und Gicht erhöht.
Unter dem Mikroskop kann Elisabeth Johmann die Blutzellen sehen
32
KLINIKUMaktuell 02.2015
vorsorge
Nur wenige Milliliter Blut reichen
für eine ausführliche Untersuchung
Die derzeitigen Planungen sehen vor, dass das neue Gesetz nur den Rahmen darstellt, während die konkreten
Laborparameter vom gemeinsamen Bundesausschuss
von Ärzten und Krankenkassen vorgegeben werden. „Geplant ist auf jeden Fall, dass individuelle Aspekte in Bezug
auf Geschlecht und Alter stärker als bisher berücksichtigt
werden“, so Teupser. Was genau aber künftig von den
Krankenkassen gezahlt werden soll, wird sich erst zeigen.
„Fest steht, dass sich mit einem breiten Spektrum recht
kostengünstiger Parameter ein sehr guter Überblick über
den Gesundheitszustand gewinnen lässt“, so Teupser (s.
Infokasten). „Allerdings darf das Labor niemals losgelöst,
sondern immer nur im Zusammenhang mit anderen klinischen Befunden der Patienten betrachtet werden.“
unser Blut
verrät
„Wenn man wirklich präventiv etwas erreichen möchte,
sollte man zusätzliche Parameter untersuchen, die Aufschluss über das blutbildende System, den Elektrolythaushalt, die Funktion von Leber, Nieren und Schilddrüse
sowie das Herz-Kreislauf-System geben“, sagt Prof. Dr.
Daniel Teupser, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Klinikum der Universität München. Der Mediziner hofft deswegen auf das neue Präventionsgesetz, an
dem die Bundesregierung derzeit feilt. „Wichtig ist, sich
von der Altersgrenze von 35 Jahren zu lösen“, sagt Teupser. „Bei Patienten mit familiärem Risiko macht es oftmals
Sinn, schon viel eher mit den Checks zu beginnen.“
In Teupsers Institut werden jedes Jahr über acht Millionen Werte ermittelt und dabei etwa eine Million Proben
untersucht. Um Vorbeugung geht es bei dieser täglichen
Arbeit nicht in erster Linie. „Wir werden zugezogen,
wenn ein Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung, zum
Beispiel eine Infektion, besteht“, erklärt Teupser. „Wir
überwachen mit Laborwerten außerdem den Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf bestimmte Therapiemaßnahmen, z. B. von Antibiotika.“ Einen großen Stellenwert
hat auch die Forschung: Schwerpunkt ist neben der Verbesserung der Laboranalytik die Erforschung genetischer
Ursachen von Stoffwechselerkrankungen und atherosklerotischen Gefäßerkrankungen als Ursache von Herzinfarkt und
Schlaganfall.
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KLINIKUMaktuell 02.2015 33
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Wenn permanent
die Nase zu ist
Auch ohne Grippe bekommen viele Menschen nur schlecht Luft durch die
Nase. Der aktuelle Stand bei Diagnose und Therapie
D
a ist ein Nasenloch zu oder beide, abwechselnd
das eine oder das andere. Man kann kaum riechen, der Kopf dröhnt, man schläft schlecht, fühlt
sich mies – die Belastung kann quälend werden.
Auf Dauer kann die verstopfte Nase zu gesundheitlichen
Schäden führen. Das reicht von einer erhöhten Anfälligkeit
gegenüber Erkältungskrankheiten oder Bronchitiden zu
bleibenden Störungen des nachgeschalteten Respirationssystems, zur Ausbildung eines obstruktiven SchlafapnoeSyndroms oder zur Belastung von Herz und Kreislauf.
Knapp jeder fünfte Besucher in der Ambulanz der HalsNasen-Ohrenklinik am Klinikum stellt sich wegen Behinderung der Nasenatmung bzw. Nasenbelüftung vor. Die Ursachen können vielfältig sein, von harmlosen Infekten und
anatomischen Varianten bis zu schweren Erkrankungen.
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KLINIKUMaktuell 02.2015
KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Alexander Berghaus,
Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Klinikum der LMU, Campus Großhadern,
über die häufigsten Probleme. Der Experte: „Häufig
muss bei diesen Befunden letztlich operiert werden,
auch wenn man nach Möglichkeit eine Behandlung mit
Medikamenten versucht. Bei Allergien wie Heuschnupfen, durch Pollen, oder z. B. gegen Hausstaubmilben
und manches Andere, was man einatmet, schwellen die
Schleimhäute an, die Nase schließt sich. Dann sollte eine
Behandlung eingeleitet werden; die Therapie bei Allergie
(Hyposensibilisierung) ist heute für viele Fälle einfacher
geworden, z. B. mit sublingualen Tabletten, die unter der
Zunge zergehen; mit der Zeit tritt bei regelmäßiger Einnahme Erleichterung ein.“
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hilfe & selbsthilfe
Verbogene Nasenscheidewand
Die chirurgische Begradigung der verkrümmten Nasenscheidewand, die Septumplastik, kann zu einer deutlichen Linderung führen. Prof. Berghaus: „Eine verbogene Nasenscheidewand lässt sich medikamentös nicht
korrigieren. Durch den Schiefstand werden u. U. die Öffnungen zu den Nasennebenhöhlen blockiert, es gelangt
keine Luft hinein, kein Sekret heraus. Dann muss man
operieren, weil es durch Minderbelüftung in den Nebenhöhlen zu Entzündungen mit Eiterungen kommen kann.“
Hier wird eine minimalinvasive Operation
der Nebenhöhlen und
Schädelbasis durch die
Nase durchgeführt, mit
maximaler Kontrolle
über Monitore und
chirurgische Navigation. Der Operateur ist
PD Dr. Christian Betz,
rechts Pfleger Andreas
Stabel
Häufig wird der Eingriff durch eine operative Verkleinerung der unteren Nasenmuscheln ergänzt. Gelegentlich sind
Septumdeviationen mit Formfehlern der
äußeren Nase kombiniert, beispielsweise der Schiefnase. Prof. Berghaus:
„Dann kann zusätzlich die operative
Korrektur des knöchernen Nasengerüstes notwendig werden, wir sprechen von
einer funktionellen Septorhinoplastik.“
dabei?
Muschelhyperplasie
Die Nasenmuscheln sind Schleimhautschwellkörper, die
seitlich in die Nasenhöhle hineinragen. Sie dienen der
Anfeuchtung, dem Anwärmen und der Reinigung der
eingeatmeten Luft. Unter bestimmten Voraussetzungen (Septumdeviation, chronische Sinusitis, allergische
Rhinopathie) entwickelt sich eine bleibende Hyperplasie,
besonders der unteren Nasenmuscheln, und damit eine
Verlegung des nasalen Atemwegs. Die Patienten leiden
unter permanenter Behinderung der Nasenatmung, besonders im Liegen.
Prof. Berghaus: „Neben der Ausschaltung auslösender Faktoren – beispielsweise durch eine Allergiebehandlung – kann
die operative Verkleinerung der Nasenmuscheln Abhilfe schaffen. Wir sprechen von Radiofrequenz- oder Lasertherapie, evtl.
auch submuköser Turbinoplastik.
Hierbei muss schleimhautschonend vorgegangen werden. Eine
zu ausgedehnte Entfernung beeinträchtigt die physiologische Funktion der Nase und verschlimmert
die Situation durch Austrocknen
und Krustenbildung.“
Chronische Sinusitis mit
und ohne Polypen
Über zwei Millionen Mal pro Jahr wird
in Deutschland die Diagnose „chronische
Sinusitis“ gestellt. Es handelt sich um eine
multifaktorielle Störung der Belüftung und
Drainage der Nasennebenhöhlen. Hauptsymp-
Im Modell: die komplexe
Anatomie des Nasennebenhöhlensystems – sie fordert die
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Wie alle Beschwerden im Kopfbereich,
so sind auch Ohrenschmerzen, die durch
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KLINIKUMaktuell 02.2015 35
hilfe & selbsthilfe
Gutartige und bösartige Tumoren
Eine vergleichsweise seltene, aber wichtige Ursache für die Nasenatmungsbehinderung ist das Wachstum von gut- und
auch bösartigen Tumoren in der Nase.
Hauptsymptom ist die meist einseitige,
langsam zunehmende Blockade der Nase
und eine Beeinträchtigung des Riechvermögens. Die häufig begleitende chronische Sinusitis entsteht sekundär durch die
Verlegung der Drainagewege. Prof. Berghaus: „Die häufigsten benignen Tumoren
sind das Osteom und das invertierte Papillom. Ein Osteom muss – je nach Lage
und Größe – nicht in jedem Fall, das invertierte Papillom hingegen immer komSzenario im neuen Operationszentrum des Klinikums am Campus Großhadern:
plett operativ entfernt werden. Klinisch
Hier wurden beste Bedingungen für moderne Chirurgie der Nase geschaffen
ist die Unterscheidung zwischen harmlotom ist die Nasenatmungsbehinderung. Zusätzlich treten sen Polypen, semimalignen Papillomen und bösartigen
Schleimfluss im Rachen, Räusperzwang, ein gestörtes Tumoren nicht immer eindeutig möglich, sodass regelRiechvermögen und ein Druckgefühl über den betroffenen mäßig eine histopathologische Abklärung erfolgen muss.
Nebenhöhlen auf. Schmerzen sind nicht typisch und eher Bei männlichen Jugendlichen verschließt gelegentlich
das juvenile Angiofibrom als blutgefäßreiche Geschwulst
ein Zeichen für eine bakterielle Superinfektion.
den Nasenrachenraum. Therapieoptionen bei bösartigen
Prof. Berghaus: „Therapie der Wahl ist die Sanierung Tumoren (Karzinome) sind Operation, Bestrahlung und
der erkrankten Schleimhaut. Hierzu werden cortison- Chemotherapie. Häufig kommt eine Kombination dieser
haltige Nasensprays und Nasenduschen mit geeigneten Verfahren zum Einsatz.“
Spüllösungen verwendet. Besonders bei einer chronischen Sinusitis mit Polypenbildung kann phasenweise Behinderung der Nasenatmung bei Kindern
zusätzlich die systemische Cortisontherapie hilfreich Ursache behinderter Nasenatmung schon beim Säugsein. Die Gabe von Antibiotika ist nicht regelhaft sinnvoll. ling ist die Choanalatresie (Verschluss der Nasenhöhle
Zeigt sich innerhalb von zwölf Wochen keine Besserung, zum Nasenrachen). Sie betrifft gehäuft Mädchen und
so ist eine Bildgebung (CT der Nasennebenhöhlen) und ist meistens einseitig. Die doppelseitige Choanalatresie
evtl. die operative Sanie- bedeutet für das Neugeborene akute Erstickungsgefahr
rung der Nasennebenhöh- bei der Nahrungsaufnahme. Therapie der Wahl ist die
len indiziert. Operation der operative Eröffnung der Choane. Im Kindesalter ist der
Wahl ist die funktionelle, Hauptgrund für eine ständig verstopfte Nase die adenoendoskopisch kontrollier- ide Hyperplasie, also eine vergrößerte Rachenmandel.
te, minimalinvasive Na- Prof. Berghaus: „Durch die deutliche Volumenzunahme
sennebenhöhlenchirurgie der Rachentonsille (Polypen) kommt es vor allem im Alter
(= FESS), bei der die na- zwischen drei und sieben Jahren zu einer Behinderung
türlichen Ausführungsgän- der Nasenatmung, einer erzwungenen Mundatmung,
ge und Drainagerouten der zum Schnarchen und zu Begleiterkrankungen der OhNasennebenhöhlen an den ren (chronischer Mittelohrkatarrh). Die Abtragung der
Dieser „Stern“ ermöglicht die
entscheidenden
Stellen hyperplastischen Adenoide, die Adenotomie, hilft meist
Operationsnavigation
mit Mikroinstrumenten zu- zuverlässig.“
rückhaltend erweitert werden. Bei richtiger Indikationsstellung und Durchführung ist dieser Eingriff, der ohne
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äußerliche Schnittführung durch die Nasenlöcher vorgenommen wird, komplikationsarm. Er führt in einem verProf. Dr. Alexander Berghaus
gleichsweise hohen Prozentsatz zu einer bleibenden Bes)089/4400-72990/72980
serung, insbesondere in Kombination mit physikalischen
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Maßnahmen (Inhalationen, Spülungen) und – sofern ermuenchen.de
forderlich – begleitender medikamentöser Therapie.“
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KLINIKUMaktuell 02.2015
hilfe & selbsthilfe
Veranstaltungen für Patienten
Vortragsreihe Brustkrebs und
gynäkologische Tumorerkrankungen
14.04.2015, 17:00-18:30
Informationen vom Brustkrebskongress
in St. Gallen
Dozentin: Prof. Dr. Nadia Harbeck
Ort: Campus Großhadern, Hörsaal V/1. OG
Kontakt: Anita Bransch,
sekretariat-prof-harbeck@med.uni*
muenchen.de
05.05.2015, 17:00-18:30
Kinderwunsch nach Brustkrebs
Dozentin: PD Dr. Nina Rogenhofer
Ort: Frauenklinik, Hörsaal, Maistr. 11
Kontakt: Brigitte Ehrl
) 089/4400-54120
brigitte.ehrl@med.uni-muenchen.de
*
09.06.2015, 17:00-18:30
Nebenwirkungsmanagement in der
Onkologie
Dozent: Dr. Thomas Kolben
Ort: Campus Großhadern, Hörsaal V/1. OG
Kontakt: Brigitte Ehrl wie oben
Münchner Naturheilkundliches
Schmerzintensivprogramm (MNS) 14.04.2015, 28.04.2015, je 18:15-19:15
Schnupperstunde Shiatsu Teil I/Teil II
Dozent: Dr. L. von Stralendorff
12.05.2015, 09.06.2015, je 18:15-19:15
Homöopathie Teil I/Teil II
23.06.2015, 18:15-19:15
Besonderheiten bei Schmerzen im Alter
Ort: Interdisz. Schmerzambulanz,
Campus Innenstadt, Pettenkofer Str. 8A
Anmeldung: Katja Hanley
) 089/4400-57508
schmerzambulanz.innenstadt@med.
*
uni-muenchen.de
Schulen in die Transplantationszentren
16.04.2015, 08:30-12:45; 18.06.2015,
08:30-13:00; 09.07.2015, 08:30-12:45
Campus Großhadern, Hörsaal I
Anmeldung: OA Dr. Helmut Arbogast
) 089/4400-72600
helmut.arbogast@med.uni*
muenchen.de
Übergewicht und Schwangerschaft
21.04.2015, 17.06.2015, je 18:00-19:00
Ort: Hörsaal Frauenheilklinik, Maistr. 11
Kontakt: Dr. Stefan Hutter
stefan.hutter@med.uni-muenchen.de
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Dermatologische Vortragsreihe
22.04.2015, 14:30-15:30
Volkskrankheit Rosazea
Dozent Dr. Markus Reinholz
Ort: Klinik Thalkirchner Str. 48,
großer Hörsaal im 2. Stock
10.06.2015, 14:30-15:30
Sonne und Hautkrebs
Dozentin: Prof. Dr. Carola Berking
Ort: wie oben, Kleiner Hörsaal/1. OG
Kontakt: Mehtap Sahin
) 089/5147-6643
mehtap.sahin@klinikum-muenchen.de
*
06.05.2015, 14:30-15:30
Nahrungsmittelunverträglichkeit?
Dozentin: Prof. Dr. Franziska Rueff
Ort: wie oben, kleiner Hörsaal
Kontakt: Mehtap Sahin
mehtap.sahin@klinikum-muenchen.de
*
LASIK und andere refraktive
Korrekturen
27.04.2015, 18.05.2015, 29.06.2015,
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Anmeldung: S. Süss, Sekretariat des CRT
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crt@med.uni-muenchen.de
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Informationsveranstaltungen des
Instituts für Schlaganfall- und
Demenzforschung
23. 04.2014, 13:30-16:30
Geistig fit im Alter – unterwegs im Altenund Service-Zentrum (ASZ) Aubing
Ort: Am Aubinger Wasserturm 30
Kontakt: Ludmilla Wienert
) 089/8646-6810
asz.aubing@caritasmuenchen.de
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27.04.2015, 18:00-19:30
Die Frage nach dem Sinn des Leids
Dozent: Pfarrer Dr. Ulrich Babinsky
29.06.2015, 18:00-19:30:
Finanzielle Aspekte der
Demenzerkrankung
Ort: Institut für Schlaganfall- und
Demenzforschung, Seminarraum 8G U1
106, Feodor-Lynen-Str. 17
Anmeldung: Irene von Tiesenhausen
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Palliativ Forum München: Spiritual Care
bei geistig Behinderten
30.06.2015, 18:00-19:30
Ort: Johannes-Hospiz, Notburgastr. 4 c,
Schulungsraum 3. OG
Kontakt: Petra Wilbiller
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Symposium zu 30 Jahren
Lebertransplantation am Klinikum
09.05.2015, 10:00-14:00
Ort: Campus Großhadern, Hörsaal 3/1. OG
Anmeldung: Anna Letzelter
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Das ist wirklich die Qual der Wahl: Ein
süßes Teilchen – oder ein knackiger Apfel?
Auch mit Diabetes Typ 2 kann man sich
kleine Ausrutscher gönnen
Unser Blutzuckerspiegel:
Ein ständiges Auf und Ab
Beim gesunden Menschen bewegt sich der Blutzuckerspiegel geregelt: nüchtern morgens 70-100 mg/dl (3,95,6 mmol/l), nach dem Essen maximal 140-160 mg/dl
(7,8-8,9 mmol/l).
Wichtig ist neben dem Nüchternblutzucker der HbA1cWert. Er gibt den Anteil des „gezuckerten“ roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) am Gesamthämoglobin wieder. Dieses stabile Zucker-Hämoglobin (Fachsprache:
glykosyliertes Hämoglobin bzw. HbA1c) entsteht bei
jedem Menschen, nicht nur bei Diabetikern, und ist
abhängig von der durchschnittlichen Blutzuckerkonzentration. Je höher der Blutzuckerspiegel über einen
gewissen Zeitraum, umso höher der HbA1c-Wert.
38
KLINIKUMaktuell 02.2015
Damit kann der Arzt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten acht bis zehn Wochen ermitteln.
Deshalb wird der HbA1c-Wert häufig auch als Blutzuckerlangzeitgedächtnis bezeichnet. Der Zielbereich liegt
nach neuen Erkenntnissen zwischen 6,5 und 7,5. Die
strikte Forderung von nicht mehr als 7 gilt so nicht mehr.
Wenn Sie Ihre Risikofaktoren ermitteln möchten: Unter
http://drs.dife.de/ können Sie den Diabetes-Risiko-Test
(DRT) online machen, Sie bekommen die Ergebnisse
direkt, ohne sich irgendwo
anmelden zu müssen.
Nützlich auch eine Diabetes-Selbsthilfegruppe in
Ihrer Nähe, zu finden unter:
http://menschen-mitdiabetes.de
wohlfühlen & geniessen
Diabetes – wie
geht es weiter?
Wie man es schafft, dass auch nach der Diagnose der Zuckerkrankheit
die Lebensqualität im Vordergrund steht
D
iabetes Typ 2, früher auch „Altersdiabetes“ genannt, gilt als eine der großen Volkskrankheiten.
Lebensstilfaktoren, aber auch genetische Disposition sowie Umwelteinflüsse sind die Ursachen.
Vor allem die Folgeerkrankungen wie Erblindung, Nierenerkrankung oder Amputationen können sehr belastend
sein und sind eine therapeutische Herausforderung. Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, die hohe Blutzuckerwerte zur Folge hat. Da diese nicht nur akute Symptome wie Durst und Harndrang auslösen können, sondern auf
lange Sicht auch das Risiko für schwere Folgeerkrankungen
wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen, ist es das Ziel
der Diabetes-Therapie, den Butzuckerspiegel zu regulieren.
KLINIKUM aktuell sprach mit Privatdozent Dr. Andreas
Lechner vom Diabeteszentrum an der Medizinischen Klinik
und Poliklinik IV, Campus Innenstadt.
Ist die Diagnose immer ein Schock?
Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf die Diagnose eines Typ-2-Diabetes. An einem Ende sind die Menschen, die die Diagnose übergehen, ignorieren, weiterleben wie bisher, nach dem Motto, dass man die Krankheit
ja nicht spürt und auch nicht gleich daran stirbt. Am anderen Ende haben wir es mit Leuten zu tun, die an der
Diagnose fast verzweifeln. Dazwischen liegt die ganze
menschliche Bandbreite wie sonst im Leben auch.
Was ist Ihr wichtigster Rat?
Die Patienten sollten gelassen bleiben. Sie brauchen
einen guten Spezialisten, also einen Diabetologen oder
einen diabetologisch spezialisierten Hausarzt. Mit ihm
gemeinsam sollten sie eine Strategie entwickeln für
den optimalen Umgang mit der Krankheit und mit der
Behandlung. Es gibt nicht die eine richtige Vorgehensweise, vielmehr ist eine sehr persönliche Behandlung am
hilfreichsten für den Patienten.
Was heißt das genau?
Die Behandlungsziele können sehr unterschiedlich sein.
Manche Patienten brauchen Medikamente, andere nicht.
Wie weit eine Änderung des Lebensstils eine Verbesserung
bringt, ist ebenfalls sehr differenziert zu betrachten. Bei der
Mehrheit der Betroffenen spielen Übergewicht und Bewegungsarmut, falsche Ernährung und Stress eine Rolle. Doch
es gibt auch Patienten, die schlank sind und so fit, dass sie
sofort einen Halbmarathon laufen könnten. Hier spielen
Faktoren eine Rolle, die man zum Teil noch gar nicht kennt
und die man oft auch nicht ändern kann, etwa genetisch
bedingte Veränderungen.
Wie gehen Sie üblicherweise vor?
Wir schließen sicherheitshalber zunächst aus, dass es sich
doch um einen Diabetes Typ 1 handelt. Diese Autoimmun-
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Sich Zeit nehmen und individuell beraten,
ist für mich eine Selbstverständlichkeit.
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KLINIKUMaktuell 02.2015
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wohlfühlen & geniessen
erkrankung kann auch bei älteren Menschen um 50, 60 Jahre
auftreten, nicht nur bei jungen,
und ist manchmal nicht sofort
zu erkennen. Bestätigt sich die
Verdachtsdiagnose eines Typ-2-Diabetes, gehen wir individuell vor. Verschiedene Empfehlungen für Lebensstilveränderungen und
eine größere Auswahl an Medikamenten stehen zur Verfügung, denn die Betroffenen sprechen auf die verschiedenen
Maßnahmen sehr unterschiedlich an. Zum Beispiel wirkt die
Substanz Metformin, das Medikament der ersten Wahl, nur
bei etwa 50 Prozent der Patienten ausreichend gut. Wie bei
allen komplexen Erkrankungen, muss man auch hier herausfinden, welche Strategie am besten hilft.
Wie streng werden die Betroffenen eingestellt?
Wir sind sehr viel variabler geworden bei den Therapiezielen. Nicht jede Erhöhung des Blutzuckers muss zwingend
Typ-2-Diabetes?
Teilnehmer für Studie gesucht
Das Studienzentrum Diabetes/Klinische Kooperationsgruppe in der Medizinischen Klinik Innenstadt
sucht für die Deutsche Diabetes-Studie (DDS) Betroffene mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes jeder
Therapiestufe: Männer und Frauen zwischen 18 und
69 Jahren, die Erkrankung sollte seit höchstens zwölf
Monaten nachgewiesen sein. Es geht nicht um Medikamententests. Ziel ist die Langzeit-Einschätzung
der optimalen Therapie ohne Beeinflussung durch die
Studie. Die Beobachtungsstudie läuft über zehn Jahre
mit einem Zeitaufwand von eineinhalb Tagen alle fünf
Jahre und jährlichen Telefoninterviews. Vorteile für
Teilnehmer: kostenlose medizinische Untersuchungen (inklusive Labortests), Ergebnisbericht der durchgeführten Stoffwechseltests.
Ausgewogen ernähren mit Gemüse und Salat
und regelmäßig bewegen oder besser noch Sport
machen: Das hilft gegen Übergewicht und andere
Risikofaktoren für Diabetes wie Bluthochdruck
behandelt werden, beispielsweise bei sehr alten
Menschen. Welche Werte angestrebt werden, hängt
auch davon ab, ob andere Erkrankungen vorliegen
oder Komplikationen und ob ein Betroffener schon
viele Medikamente nehmen muss. Bei jüngeren Menschen
versuchen wir meist, einen niedrigeren Blutzuckerdurchschnitt zu erreichen als bei älteren. Von starren Zielen eines
HbA1c-Werts unter 6,5 oder 7 ist man abgekommen.
Im Vordergrund steht also die Lebensqualität?
Ja, die ist stark in den Fokus gerückt. Die Wünsche des Patienten müssen in die Therapie miteinbezogen werden. Wir
müssen herausfinden, was ihm wichtig ist. Wenn jemand es
beispielsweise schrecklich findet, täglich den Blutzucker zu
messen, dann muss man vielleicht eine etwas „schlechtere“
Blutzuckereinstellung in Kauf nehmen und nur Medikamente einsetzen, die keinen Unterzucker verursachen können
und deshalb ohne die Messungen auskommen. Auch bei der
Ernährung kann oder möchte nicht jeder so diszipliniert sein,
wie das im Lehrbuch vorgesehen wäre. Und dann ist das
vollkommen in Ordnung so.
KONTAKT
Anmeldung und Infos:
Dr. Friederike Banning
Studienzentrum Diabetes
)089/4400-52234
studienzentrum-diabetes@med.uni*
muenchen.de
diabeteszentrum-uni-muenchen8
innenstadt.de
PD Dr. Andreas Lechner
)089/4400-52313
andreas.lechner@med.uni*
muenchen.de
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wohlfühlen & geniessen
buchtipps
Unser Chemo-Baby
Lesley Verney ist zehn Wochen
schwanger, als sie erfährt, dass sie
eine aggressive Form von Brustkrebs hat. Die Ärzte raten zum
sofortigen Schwangerschaftsabbruch und schneller Chemotherapie. Doch Lesley und ihr Mann
finden den Krebsforscher Prof. Dr.
Frédéric Armant von der Universitätsklinik in Leuven und beginnen
den Kampf um ihr Kind und gegen den Krebs. Das Wunder geschieht: Ihr Sohn kommt gesund zur Welt.
Knaur Verlag, Andy Cools, 183 S., Klappenbroschur,
14,99 Euro
Leben mit Parkinson
Achterbahn für Fortgeschrittene: In seiner Doppelrolle
als Arzt und Patient schildert der Psychiater Dr. Helmut
Schröder, was Parkinson-Kranke bewegt und was ihnen
und ihren Angehörigen helfen kann. Voller Humor berichtet er – 17 Jahre nach der schockierenden Diagnose – über
rätselspass
IMPRESSUM
Herausgeber: Vorstand des Klinikums der Universität München
Philipp Kreßirer (verantwortlich i.S.d.P.), Julia Reinbold
Stabsstelle Kommunikation und Medien des Klinikums der
Universität München, Lindwurmstraße 2 a, 80337 München
Tel. 089/4400-58071, Fax 089/4400-58072
E-Mail: info@klinikum.uni-muenchen.de
Internet: www.klinikum.uni-muenchen.de
Twitter: www.twitter.com/LMU_Uniklinikum
Facebook: www.facebook.de/LMU.Klinikum
Konzeption, Redaktion, Text: Ulrike Reisch, Rosemarie Ippisch
Realisation, Satz, Layout: Agentur Strukturplan, Carolin Pietsch,
Peter Pietsch, Tel. 089/74 14 07 37, www.strukturplan.de
die Ons und Offs, also über die typischen Phasen dieser Erkrankung. Es
ist ein Buch mit vielen, sehr konkreten Informationen, das Mut macht
Trias Verlag, Dr. Helmut Schröder,
136 S., 17,99 Euro, E-Pub 13,99 Euro
Schmerz. Eine Befreiungsgeschichte
Der Mediziner und Wissenschaftsjournalist befasst sich mit
dem Phänomen des Schmerzes in
seinen unterschiedlichsten Ausprägungen. Allein in Deutschland
leiden ca. 16 Millionen Menschen
unter andauernden oder wiederkehrenden Schmerzen. Das Buch
ist kein Ratgeber, bietet keine
konkreten Lösungen – doch es lässt besser verstehen,
welche Prozesse im Körper ablaufen.
Pattloch, Harro Albrecht, 608 S., gebunden, 24,99 Euro
SUDOKU
Jedes Quadrat hat neun Unterquadrate, die jeweils
wieder aus neun Feldern bestehen. Das ergibt 81
Kästchen. In die müssen Sie Zahlen von eins bis
neun eintragen, ein Teil ist vorgegeben. In jedem
Unterquadrat, in jeder Zeile und in jeder Spalte des
Gesamtquadrats darf jede Ziffer nur ein einziges
Mal vorkommen. Knifflig: Sie sollten mit Bleistift
arbeiten und den Radiergummi bereithalten.
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Fotos: Stephan Beißner, Steffen Hartmann, Gordon Jäger,
Dietmar Lauffer, Andreas Steeger, Stefan Wartini, Klaus Woelke,
Bert Woodward (sofern nicht anders angegeben)
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Illustrationen: Hella Thun (S. 16, S. 21, S. 27)
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Auflösung des Rätsels auf Seite 31
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wohlfühlen
& geniessen
Die
letzte Seite
Initiativen: Sie alle helfen
Stiftungen, Elterninitiativen, Fördervereine und Selbsthilfeorganisationen spielen am Klinikum eine wichtige Rolle, um
das Schicksal kranker Kinder und ihrer Eltern zu verbessern.
Wir stellen sie steckbriefartig vor. Sie arbeiten ehrenamtlich,
sind als gemeinnützig anerkannt und auf Spenden sowie Mitgliedsbeiträge angewiesen, um ihre Aufgaben zu finanzieren.
FÖRDERVEREIN Bildung FÜR
KRANKE Kinder und Jugendliche MÜNCHEN E. V.
Der im Jahr 2003 gegründete Verein unterstützt die schulische Förderung von Kindern und Jugendlichen, die wegen einer längeren oder chronischen Erkrankung ihre
Heimatschule nicht besuchen können. Besonders unterstützt wird die Schule für Kranke, eine Einrichtung
an vielen größeren Kliniken. Der Unterricht findet am
Krankenbett, in kleinen Gruppen im Klassenzimmer oder
manchmal per Videokonferenz statt. In München werden
pro Jahr ungefähr 1.150 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die Lehrkräfte arbeiten eng mit Ärzten, Therapeuten und den Heimatschulen zusammen. So können
viele Schüler mit der eigenen Klasse in das nächste Jahr
vorrücken. Kinder, Jugendliche und Eltern, aber auch die
Heimatschulen erhalten Beratung zu spezifischen Lernproblemen oder zum Nachteilsausgleich bei Krankheit
(z. B. Zeitverlängerung oder Unterbrechungen bei einer
Probe, je nach Bedarf).
Kontakt: Vorsitzende Dolores Waldschmidt, Vilshofener
Str. 6a, 81679 München ) 089/980606
Staatliche Schule für Kranke München, Kölner Platz 1,
Haus 22, 80804 München * sekretariat@sfk.musin.de
Spendenkonto: IBAN: E14701500000053143889
BIC: SSKMDEMMXXX
http://sfk-m.de, bildung-bei-krankheit.de
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FRÜHSTART INS LEBEN E. V.
2005 als Elterninitiative für Frühgeborene und kranke
Neugeborene am Campus Großhadern gegründet. Zu den
Mitgliedern gehören hauptsächlich Eltern von Frühchen
bzw. kranken Neugeborenen sowie Ärzte und Kinderkrankenschwestern u. v. a.. Hauptaufgaben: die Begleitung von
Eltern und Familien bei drohender Frühgeburt sowie de-
ren Unterstützung während der Zeit auf der Intensivstation,
aber auch nach der Entlassung ihres Kindes.
Projekte: Der Verein initiiert und finanziert eine Vielzahl
von Projekten, u. a. die Einrichtung eines Elternzimmers,
Anschaffung medizinischer Geräte, Elternbetreuungsstelle,
Babymassagekurse, Fortbildungen, Elternblog. Seit März
2012 gibt es an der Neonatologie der Kinderklinik die erste
westdeutsche Frauenmilch-Spenderbank – eingerichtet mit
Unterstützung von FrühStart ins Leben e. V.
Kontakt: Sabine Goedeckemeyer (1. Vors.), Neugeborenenintensivstation I10b, Marchioninistr. 15, 81377 München
) 089/4400-72806 * info@fruehstartinsleben.de
Spendenkonto: IBAN: DE 14 7007 0024 0574 9429 00
BIC: DEUTDEDB715
www.fruehstartinsleben.de
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CARE-FOR-RARE FOUNDATION
Die Stiftung wurde 2008 auf Initiative von
Prof. Dr. Christoph Klein, Direktor der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital des Klinikums, Campus Innenstadt, gegründet. Ziel: Kinder mit seltenen Erkrankungen sollen schneller Zugang zu moderner
genetischer Diagnostik und zu innovativen Therapieverfahren bekommen können. Im Gegensatz zu anderen humanitären Initiativen verknüpft die Stiftung die Sorge um die Kinder
mit dem Anspruch, durch Forschung die Krankheitsprozesse
zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln.
Konzept: Die Stiftung kooperiert mit einem internationalen
Netzwerk von Ärzten und Wissenschaftlern. Die Förderung
der klinischen Forschung erfolgt derzeit mit Schwerpunkt
auf Krankheiten des Blutes und des Immunsystems.
Projekte: Das Dr. von Haunersche Kinderspital beherbergt
das erste Care-for-Rare Center. Hier werden die Kinder in
multiprofessionellen und interdisziplinären Teams betreut.
Gedanke: Die hochspezialisierten Ärzte und Therapeuten
kommen zum Kind, dem so eine Arzt-Odyssee erspart bleibt.
Kontakt: Prof. Dr. Christoph Klein (Vorstand),
Lindwurmstr. 4, 80337 München ) 089/4400-57700
* info@care-for-rare.org
Spendenkonto: IBAN: DE93 6305 0000 0000 0035 33
SWIFT-BIC: SOLADES1ULM
www.care-for-rare.org 8
Vorschau ins nächste KLINIKUM aktuell
Kampf gegen Keime:
Was am Klinikum in
Sachen Hygiene passiert
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Zentrale Notaufnahme
– so funktioniert der
Start am Klinikum
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Das Therapiezentrum Burgau
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ist eine große und renommierte Fachklinik für Neurologische Rehabilitation
hat in Bayern die längste Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit
erworbenen Hirnschädigungen (z.B. Schlaganfall)
bietet für beatmete Patienten eine moderne Intensivstation
kooperiert eng und vertrauensvoll mit den großen Akutkliniken
verbindet Akutbehandlung und gezielte Rehabilitation
begleitet, fördert und fordert seine Patienten in ihrem Alltag
verbindet jahrzehntelange Erfahrung mit modernen diagnostischen und
therapeutischen Methoden
schafft Grundlagen für Teilhabe und ein bestimmtes Leben
bindet Angehörige partnerschaftlich in die Behandlung mit ein
ist als gemeinnützige Gesellschaft ausschließlich dem Patientenwohl
verpflichtet:ErwirtschafteteGewinneverbleibenimUnternehmen!
Der Vater einer unfallverletzten Tochter hat das Therapiezentrum Burgau 1989
gegründet. Es ist die Klinik eines Betroffenen für Betroffene. Hier arbeiten
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