aktuell - des Klinikums

Transcription

aktuell - des Klinikums
04.2013
KLINIKUM
DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN
klinikum
aktuell
D a s M a g a z i n d e s K l i n i k u m s u n d d e r M e d i z i n i s c h e n Fa k u l t ä t
1813
1902
2019
2013
Ziemssenklinik
Die Wiege der Universitätsmedizin
Schrittmacher
Masern
Tiefe Hirnstimulation mit
Rückkoppelung
Immer wieder bricht die
Was dieser
Krankheit aus – warum
Sport HämophilieImpfen so wichtig ist
KLINIKUMaktuellPatienten
03.2011bringt
Klettern
Helfen
steht jedem gut.
Jette Joop, Designerin und DRK-Botschafterin
Mach-mit-DRK.de
2
KLINIKUMaktuell 03.2013
Eines für alle ...
editorial
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Pflege ist ein unverzichtbarer Teil der Patientenversorgung. Als dienstältestes Vorstandsmitglied am Klinikum der Universität München und langjähriger Pflegedirektor sehe ich die Entwicklung der in der Pflege tätigen
Kolleginnen und Kollegen bundesweit mit großer Sorge.
Es fehlen inzwischen Tausende von Pflegekräften überall in Deutschland. Auch am LMU-Klinikum müssen wir
um jede Schwester und jeden Pfleger kämpfen. Unser
Vorteil: Wir haben gute Argumente. Angefangen bei einer fundierten, qualitativ hochwertigen Ausbildung über
vielfältige Einsatzmöglichkeiten auf Normalstationen, in
der Kinderkrankenpflege, der Psychiatrie oder in den Bereichen Intensiv-, Anästhesie- und OP-Pflege, bis hin zu
hervorragenden Karrierechancen in einer der attraktivsten Städte Deutschlands. Neben Appartements in eigenen
Wohnheimen helfen auch Arbeitszeitmodelle, die Familie
und Beruf vereinbar machen (S. 7), qualifizierte und engagierte Pflegekräfte zu gewinnen. Allerdings erfordert der
Wettbewerb zusätzliche Maßnahmen im PR-Bereich und
verstärkte Anstrengungen bei Fortbildungsveranstaltungen, um flächendeckend auf die hervorragenden Berufschancen in der Pflege an unserem Klinikum hinzuweisen.
Umso erfreulicher, wenn wir – wie in diesem Magazin zu
lesen ist – Besuche von auswärtigen Krankenpflegeschulen bekommen, die sich vor Ort über die Abläufe kundig
machen möchten (S. 6). Zugleich lebt unser Uniklinikum
natürlich von Forschung und Lehre, die zum Ziel haben,
einerseits die Medizin weiterzuentwickeln und andererseits die Ausbildung junger Ärzte so zu gestalten, dass die
Gesellschaft insgesamt von den Fortschritten der Medizin
profitieren kann. Beispiele dafür finden Sie in Diagnose und
Therapie mit Beiträgen über ein Telemedizin-Projekt (S.
19), eine neue Variante der Tiefen Hirnstimulation (S. 18)
oder den Einsatz von Mini-Herz-Lungen-Maschinen (S. 14).
In Forschung und Lehre berichten wir über Fortschritte bei
der personalisierten Radiotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren
(S. 22) und über eine Studie zu Medikamenten für Herzpatienten (S. 24). Dazu finden Sie wichtige Hinweise über die
in diesem Jahr leider wieder häufiger aufgetretenen Masern
und die Möglichkeit, sich mittels Impfung davor zu schützen (S. 36), und wir geben Ihnen Tipps, was hilft, wenn Haare zum Problem werden (S. 38).
Ein wesentlicher Teil ist diesmal einem Jubiläum gewidmet:
200 Jahre Medizinische Klinik in der Innenstadt, bekannt
auch unter dem Namen „Ziemssenklinik“ (S. 28 ff). Das
einstmals 1813 als Allgemeines Krankenhaus gegründete
Hospital wurde 1826 von der Ludwig-Maximilians-Universität als Lehrkrankenhaus übernommen und ist die Keimzelle der Universitätsmedizin in München. Ein wesentliches
Kennzeichen: Schon früh haben hier die seinerzeit noch in
der Pflege verantwortlichen Barmherzigen Schwestern vom
Heiligen Vinzenz von Paul wegweisende Neuerungen eingeführt, die »Die Pflege ist ein
den Patienten in den Mittelpunkt
unverzichtbarer Teil der
rückten: ein eigener Garten zur
Versorgung mit frischem Obst und Patientenversorgung.«
Gemüse, verbesserte Hygiene und
die vorrangige Speisenversorgung
für die Kranken waren für diese Zeit geradezu revolutionär.
Auch heute noch gehen wichtige Impulse von der Pflege aus.
Dies zu bewahren und wertzuschätzen muss ebenfalls Ziel
einer zukunftsorientierten Medizin sein und wird am Klinikum der Universität München gelebt.
In diesem Sinne wünsche ich allen Patientinnen und Patienten eine rasche Genesung und Linderung der gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikums – in meinem Fall besonders den über
3.000 Pflegekräften – danke ich für ihren unermüdlichen,
kompetenten und fürsorglichen Einsatz und hoffe, dass alle
Leserinnen und Leser wertvolle Informationen aus der Lektüre des vorliegenden Heftes ziehen.
Alles Gute,
Ihr
Peter Jacobs
Pflegedirektor
KLINIKUMaktuell 04.2013 3
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inhalt
S. 12
S. 20
S. 21
S. 38
S. 42
rubriken
Editorial
News & Studien
Panorama
Public Health
Impressum.................................................................... 45
PERSPEKTIVE KLINIKUM
DIAGNOSE & THERAPIE
Das Klinikum in den Medien
Pflegedirektor Peter Jacobs............................................... 03
Neues aus Klinik und Fakultät ........................................... 06
Wichtige Dinge regeln
Neuauflage der Leitlinien zur Patientenverfügung.................. 09
l Klettern trotz Krankheit
Das neue Projekt für junge Hämophilie-Patienten................... 10
Urologie für kleine Patienten
Die Kindersprechstunde von PD Dr. Riccabona....................... 12
Intensivstation im Mini-Format
Seit 20 Jahren Ausbildung an der LMU................................... 26
Fakten, Projekte, Themen: ein Pressespiegel.......................... 27
l 200 Jahre Ziemssenklinik
Wiege der Universitätsmedizin................................................ 28
Medizin mit Strahlkraft
Radiopharmazie-Gebäude in Betrieb gegangen...................... 32
Ehrungen & Preise ............................................................. 34
Interview mit Frank Born, Leiter der Kardiotechnik................ 14
VORSORGE
Jubiläum in der Zahnklinik
l Masern sind kein Kinderkram
Ein Jahr Ambulanz für Menschen mit Behinderung................ 17
Warum Impfen so wichtig ist................................................. 36
l Tiefe Hirnstimulation
HILFE & SELBSTHILFE
Das bringt ein neuer Schrittmacher......................................... 18
Telemedizin bei Schlaganfall
Das Netzwerk NEVAS............................................................... 19
Wärme gegen Krebs
Titelbild: Klinikum Uni München
Herzpatienten. Krebstherapie. Diabetes.................................. 24
Das kann die Hyperthermie..................................................... 20
Der außergewöhnliche Fall
Experten-Team operiert Baby während der Entbindung......... 21
FORSCHUNG & LEHRE
DoktaMed
Hilfe für Studenten, die promovieren wollen........................... 22
Klinische Kooperationsgruppe
Personalisierte Radiotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren............ 22
Hilfe für Studenten
Erich-Frank-Gesellschaft vergibt Stipendien........................... 23
Der Kampf gegen Haare
Das bringen Laser und Co........................................................ 38
Das Schwarze Brett
Termine für Patienten.............................................................. 41
WOHLFÜHLEN & GENIESSEN
Gicht
Neue Therapien in einer Spezialambulanz.............................. 42
Lesen, Rätselspaß............................................................... 45
Namen & News
Neue Leitung Notaufnahmen........................................... 46
Unsere Titelthemen sind mit l gekennzeichnet
KLINIKUMaktuell 04.2013 5
PANORAMA
Die Krankenpflegeschüler
aus Konstanz bei
OP-Hautnah
Palliativmedizin
& Gynäkologie
Dr. Rachel Würstlein, Prof. Dr. Nadja
Harbeck, Prof. Dr. Claudia Bausewein und
Dr. Birgit Haberland (v. l.)
Erlebnisse im Operationssaal
Damit sich künftige Pflegekräfte ein
Bild davon machen können, wie die
Arbeit im Operationssaal aussieht,
bietet das Klinikum der Universität
München auf Anfrage Besuchstage
für Krankenpflegeschülerinnen und
-schüler an. Zuletzt war die Berufsfachschule Kempten zu Gast.
Inhalt des Tages war ein Workshop
im Bereich der OP- und Anästhesiepflege, außerdem gab es eine
Führung durch den Zentral-OP
und eine Diskussion mit Fachpflegemitarbeitern. Ein gemeinsames
Essen rundete den erlebnisreichen
Tag ab.
Kaufmännische Direktion
erfolgreich zertifiziert
Die Qualitätsoffensive der gesamten Kaufmännischen Direktion war
– gemessen an der Anzahl der beteiligten Bereiche, Mitarbeiter und
Schnittstellen – das bisher größte
Zertifizierungsprojekt des Klinikums. Die Prüfgesellschaft Dekra
konnte im 5-tägigen Audit von der
Funktionalität des eingeführten
QM-Systems überzeugt werden
und bestätigte die Zertifizierung
nach DIN EN ISO 9001:2008. Die
Zertifizierung umfasst die gesamte
Kaufmännische Direktion mit ihren
Untergliederungen und die Stabs-
Der Kaufmännische Direktor
Gerd Koslowski
(M.) mit dem
Zertifikat und
den QM-Beauftragten
6
KLINIKUMaktuell 04.2013
stelle Kommunikation und Medien,
die direkt dem Vorstand des Klinikums zugeordnet ist. Insgesamt
werden neben der Führungsebene der Kaufmännischen Direktion
und ihrem Projektbüro acht Abteilungen und fünf Stabsstellen mit
zusammen fast 1.400 Mitarbeitern
erfasst. Eineinhalb Jahre Vorbereitungszeit waren nötig, um das QMSystem zu etablieren. Eine zentrale
4-köpfige Projektgruppe plante
und koordinierte die Zertifizierung,
unterstützt wurde sie dabei von einer externen Beraterin.
In der Gynäkologie sind Ärzte und
Pflegekräfte häufig mit Patientinnen konfrontiert, die an einer
fortgeschrittenen Tumorerkrankung
leiden. Deren Betreuung stellt im
klinischen Alltag oft eine besondere
Herausforderung dar.
Deswegen waren Schwestern der
beiden onkologischen Tageskliniken, Ärztinnen und Ärzte des Brustzentrums und der gynäkologischen
Krebszentren in Großhadern und
der Innenstadt auch sofort begeistert
vom Angebot der Inhouse-Schulung
Palliativmedizin. Unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Klaus Friese
(Direktor der Frauenklinik Campus
Großhadern und Innenstadt), Prof.
Dr. Nadja Harbeck (Leiterin des
Brustzentrums am Campus Großhadern und Innenstadt), Prof. Dr.
Claudia Bausewein (Leiterin des
Interdisziplinären Zentrums für Palliativmedizin – IZP) und Prof. Dr.
Volker Heinemann (Leiter des Comprehensive Cancer Center – CCC)
organisierten Dr. Rachel Würstlein
und Dr. Birgit Haberland eine interdisziplinäre und Fachgruppen
übergreifende Fortbildung für alle
Mitarbeiter der beiden Standorte der
Frauenklinik. An drei Nachmittagen
wurden spezifisch für die Bedürfnisse der Frauenklinik Kernthemen
der Palliativmedizin wie Tumorschmerztherapie, Wundversorgung,
Vollmacht/Patientenverfügung, gastrointestinale Symptome anhand von
anschaulichen und praxisbezogenen
Vorträgen nähergebracht.
panorama
Aufgeklärt
begrüßten Dr. Zippel und Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Thomas
Ruzicka gemeinsam mit der Bayerischen Gesundheitsstaatssekretärin
Melanie Huml den 100.000. Besucher dieser speziellen Vorlesung: Die
Schülerin Giulietta Visintini vom Feodor-Lynen-Gymnasium aus Planegg
wurde stellvertretend als 100.000.
Teilnehmerin ausgezeichnet.
Jubiläumsvorlesung (v. l.): Dr. Gabriela Ziegler vom Ministerium
für Gesundheit und Umwelt, Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Thomas
Ruzicka, Schülerin Giulietta Visintini, Gesundheitsstaatssekretärin
Melanie Huml, Dr. Stefan Zippel
Zertifikat Beruf & Familie
Preisübergabe in Berlin
Das Klinikum der Universität München hat das Audit „berufundfamilie“ zum ersten Mal erfolgreich
durchlaufen und zählt damit zu den
111 Arbeitgebern, die 2012 einen
kontinuierlichen Verbesserungsprozess der Vereinbarkeit von Beruf
und Familie begonnen haben und
damit ihr Engagement für eine familienbewusste Personalpolitik unter Beweis stellen. Gemeinsam mit
FuSSball-Cup der
Freunde & Förderer
Auch in diesem Jahr
gab es wieder den
KUM-CUP, das Fußballturnier auf der
Wiese vor der Physikalischen Medizin.
Teilgenommen hatten 12 Mannschaften. Der verdiente Sieger: die Klinik für Neurologie. Die Klinik
für Anästhesiologie unterlag der Mannschaft im
Finale 0:2. Gesponsert wurde das Turnier von den
Freunden & Förderern des KUM e. V.
Foto: Carla Lingner
Bundesweit einzigartig: Vor zehn
Jahren startete Dr. Stefan Zippel, Psychologe und promovierter Humanbiologe sowie Leiter der Psychosozialen Beratungsstelle an der Klinik
und Poliklinik für Dermatologie und
Allergologie am Klinikum der LMU
München, ein engagiertes Aufklärungsprojekt für Schüler. Thema:
der sehr praxisorientierte Schutz vor
HIV-Infektionen und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Jetzt
Mitarbeitern aller Berufsgruppen
wurden Maßnahmen festgelegt,
wie sich Arbeits- und Familienleben
besser aufeinander abstimmen lassen. Nun können die Pläne in Projekte überführt und umgesetzt werden. Ende Juni 2013 fand in Berlin
die jährliche Verleihung des Zertifikats „Beruf und Familie“ statt.
KUM-Projektleiterin Melanie Michl
(Stabsstelle Strategisches Personalmanagement) nahm als Anerkennung das dazugehörige Zertifikat
aus den Händen von Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder, Dr. Bernhard Heitzer (Staatssekretär im Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie), sowie
Dr. John Feldmann (Vorsitzender
des Vorstands der Gemeinnützigen
Hertie-Stiftung) entgegen.
Fitte Mitarbeiter
Der Münchner Firmenlauf B2RUN
fand in diesem Jahr zum zehnten
Mal statt. 30.000 Läufer/-innen aus
Münchner Unternehmen legten die
6,5 Kilometer lange Strecke durch
den Olympiapark zurück, um dann
im Olympiastadion ins Ziel einzulaufen. Das Klinikum war mit 214
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
am Start. Die schnellste Frau des Klinikums war Simone Kreth als 51. in
28:41 Minuten, der schnellste Mann
David Anz als 127. in 24:53 Minuten.
Ein Tag für Pflegekräfte
Diese Veranstaltung hat Tradition:
Zum 15. Mal fand am 24. September
am Campus Großhadern der Süddeutsche Pflegetag statt. Einen Tag lang
gab es Vorträge unter anderem zu
den Themen „Warum heilt die Wunde
nicht? Neue Erkenntnisse sinnvoll in
die Praxis umgesetzt“, „Pharmazeutische Arzneimittelanamnese im Krankenhaus“, „Palliativmedizin und Palliativpflege – alles anders und besser?“
sowie „Wie führe ich meinen Chef?“.
Begleitend dazu gab es auch eine Industrieausstellung.
Referenten:
(v. l.) Peter Jacobs,
Gerd Koslowski
und Sabine
Steinbrucker
KLINIKUMaktuell 04.2013 7
PANORAMA
Aus zwei Kliniken wird eine
Seit 1974 bestehen am Standort
Großhadern die Orthopädische Klinik
und die Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation. Aufgrund
der vielen Überschneidungen in der
Behandlung von Krankheitsbildern
des Stütz- und Bewegungsapparates bestand zu jedem Zeitpunkt eine
enge Zusammenarbeit zwischen den
Kliniken.
Jetzt wird dieser Entwicklung ein neuer Rahmen gegeben: Die Kliniken fusionieren! Zum 1.10.2013 werden die
Klinik und Poliklinik für Orthopädie
und die Klinik und Poliklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation
des Klinikums der Universität München unter der gemeinsamen Leitung von Direktor Prof. Dr. Dipl.-Ing.
Volkmar Jansson zusammengefasst.
Klinikumsmitarbeiter
spenden
für Flutopfer
Die neue „Klinik und Poliklinik für
Orthopädie, Physikalische Medizin
und Rehabilitation“ wird beide Fachgebiete noch enger vernetzen. Eine
optimale Verzahnung von konservativer und operativer Therapie am
Bewegungsapparat ermöglicht völlig
neue Therapiekonzepte. Standortübergreifend wird die neue Klinik sowohl am Campus Innenstadt (konservativ) sowie am Campus Großhadern
(konservativ und operativ) tätig sein.
Edmund Emig, Oberbürgermeister Jürgen
Dupper, Martina Bayerl und Gerhart
Preißer (v. l.)
Spende für das
Krebszentrum
Das Klinikum der Universität München gehört zu den nationalen Spitzenzentren, die
sich an der Versorgung von Krebspatienten
beteiligen. Gebündelt werden die verschiedenen Kompetenzen und Disziplinen im Comprehensive Cancer Center (CCCLMU). Für das
Center spendeten jetzt die Mitarbeiter der
dm-Filiale am Stachus 400 Euro. Anlass war
das 40-jährige Bestehen der Drogeriemarktkette, bei dem jede Filiale bundesweit eine
Dr. Juliane Hellfritsch vom CCC nimmt
den Scheck von dm-Mitarbeiter Lars
Henning entgegen
andere Einrichtung unterstützte.
Dieser Betriebsausflug hatte auch
noch einen guten Zweck: Die Personalräte des Klinikums besuchten den
Passauer Oberbürgermeister Jürgen
Dupper und überreichten für die Opfer des Hochwassers einen Spende in
Höhe von 1.300 Euro. Oberbürgermeister Jürgen Dupper dankte stellvertretend Personalrätin Martina Bayerl, die gemeinsam mit Edmund Emig
(Organisator des Betriebsausflugs)
und Gerhart Preißer (Initiator für
die Spendensammlung) die Spende
übergab. Die Personalratsmitglieder
hatten bereits zu Jahresbeginn den
Betriebsausflug in die Dreiflüssestadt
geplant. Nach der Hochwasserkatastrophe war man unsicher, ob eine Reise vertretbar sei, doch die Passauer
betonten, wie wichtig es für die Stadt
wäre, dass wieder Gäste kommen.
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Am Klinikum gibt es neue Leitlinien
zur Patientenverfügung für Ärzte und
Pflegekräfte
D
ie Patientenverfügung, also die schriftliche Erklärung, was passieren soll, wenn man infolge eines
Unfalls, einer schweren Erkrankung oder auch
durch Nachlassen der geistigen Kräfte seine medizinischen Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln kann,
gewinnt in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Bereits
ein Viertel der Bevölkerung hat eine Patientenverfügung hinterlegt, bei den über 65-Jährigen ist es sogar jeder Zweite.
Das Klinikum der Universität München war im Jahr 2004 eines der ersten Universitätsklinika in Deutschland, das eine
Leitlinie zum Umgang mit Patientenverfügungen an alle
Mitarbeiter herausgegeben hat. Diese Leitlinie wurde von
einigen Krankenhäusern und Pflegeheimen in Deutschland
übernommen. Im Sommer 2009 verabschiedete der Bundestag erstmals ein Gesetz zur Patientenverfügung, das eine
Revision der Leitlinie notwendig machte. In diesem Jahr
wurde erneut eine aktualisierte Version der Leitlinien herausgegeben: Vom Arbeitskreis Patientenverfügungen, der
seit zehn Jahren am Klinikum existiert. Geleitet wird dieser
Arbeitskreis von Pflegedirektor Peter Jacobs, dem Juristen
Jürgen Weber und Privatdozent Dr. Dr. Ralf J. Jox vom Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin. Jox wurde in Medizin und in Philosophie promoviert, in Großhadern
zum Neurologen ausgebildet und hat sich mit einer Arbeit
zur Ethik in der Medizin habilitiert, ist also sowohl mit medizinischen als auch mit ethischen Problemen der Patientenverfügung vertraut. „Wir konnten in der Neuauflage der Leitlinien doch noch ein paar Dinge verbessern“, sagt Ralf Jox.
Was ist neu an den Leitlinien, die vom Vorstand beschlossen
wurden und seit kurzem in Kraft getreten sind? „Die wichtigste Neuerung ist die Betonung der besonderen Sorgfalt,
die Mitarbeiter aufbringen sollten, wenn ein Kranker keine
Patientenverfügung hat“, so Jox.
Vom Gesetz her sind Ärzte und Pflegekräfte verpflichtet,
dann den mutmaßlichen Willen des Betroffenen zu ermitteln und nach ihm zu handeln. „In den neuen Leitlinien wird
dem Personal auf der Krankenstation empfohlen, dann nicht
nur mit einem einzelnen Angehörigen zu sprechen, sondern
auch mit Freunden, dem Hausarzt oder gegebenenfalls mit
dem Seelsorger“, sagt Jox. „Spricht man nur mit einem
Im Koma auf der Intensivstation – für diese Situation sollte man
eine Patientenverfügung haben
Angehörigen, besteht eine gewisse Gefahr für Missbrauch,
auch wenn das erfahrungsgemäß sehr selten geschieht.“
Die zweite Änderung in den Leitlinien bezieht sich auf
Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie, es geht also darum,
ab wann es ethisch und medizinisch zu rechtfertigen ist, einen Patienten gegen seinen Willen in eine Klinik einzuweisen. „Wir haben hier Maßstäbe wiedergegeben, die der Gesetzgeber dieses Jahr formuliert hat“, erklärt Jox. Einmal ist
eine Zwangseinweisung nur erlaubt, wenn der Patient nicht
in der Lage ist, für sich selbst zu entscheiden. Außerdem nur,
wenn er ohne die Einweisung erheblichen gesundheitlichen
Schaden nehmen würde und nur wenn der Nutzen der Maßnahmen die Belastung durch die Zwangsmaßnahme übersteigt.
Diese Neuauflage der Leitlinien wird nicht die letzte gewesen sein. Der Arbeitskreis Patientenverfügungen betrachtet
seine Arbeit als Werk, das ständig fortgesetzt werden muss.
Fortgesetzt werden müssen auch die Bemühungen, vor allem alte und chronisch kranke Menschen bei der Abfassung
einer Patientenverfügung zu unterstützen. Jox‘ wichtigster
Ratschlag dabei: „Sich beim Ausfüllen unbedingt von einem
Arzt beraten lassen, der hilft, die eigenen Wünsche richtig zu
formulieren.“
KONTAKT
PD Dr. Dr. Ralf J. Jox
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ralf.jox@med.uni-muenchen.de
*
KLINIKUMaktuell 04.2013 9
diagnose & therapie
Klettern
als Therapie
Ein Sport-Projekt für junge Hämophilie-Patienten hat
für die Teilnehmer ausgesprochen positive Effekte
D
ienstag abend in der Kletterhalle des Deutschen
Alpenvereins in München-Thalkirchen: Neun
junge Männer im Alter zwischen 16 und 35 Jahren hangeln sich geschickt in schwindelerregende Höhen. Sie alle sind hochkonzentriert, um trotz Sicherungsseil einen Fehltritt und den nachfolgenden (an sich
harmlosen) Absturz zu vermeiden. Das Besondere an der
Gruppe: Alle leiden an Hämophilie, der Bluterkrankheit, bei
der – verursacht durch einen Gendefekt – ein für die Blutgerinnung notwendiger Gerinnungsfaktor nicht gebildet
wird. Bei schweren Formen der Hämophilie führen schon
kleinste Verletzungen zu starken Blutungen, nicht nur nach
außen, sondern auch ins Gewebe, in Muskeln und Gelenke.
Oft ist nicht mal eine Verletzung notwendig, um Blutungen
auszulösen. Besonders Blutungen in Gelenke führen zu
Entzündungen und als Folge zu Gelenkschäden.
Und ausgerechnet diese Patienten treiben Sport, ist das
nicht zu riskant? „Nein“, sagt Dr. Michaela Stemberger,
Fachärztin für Innere Medizin und am Klinikum der LMU
am Hämophilie-Zentrum tätig. „Früher hat man die Patienten in Watte gepackt, heute wissen wir, dass das keine gute
Lösung war.“ Stemberger entwickelte deswegen das Projekt „Therapeutisches Klettern für junge Erwachsene mit
schwerer Hämophilie“. Im Dezember 2012 startete sie mit
den Voruntersuchungen, bei denen u. a. der Zustand der
Gelenke, die Lebensqualität, die Ausdauer und die Blutwerte der Patienten ermittelt wurden. Das Klettern begann im
10
KLINIKUMaktuell 04.2013
Januar 2013 und dauerte bis Ende August. Warum ausgerechnet Klettern? „Das ist eine risikoarme Sportart, die den
gesamten Muskelaufbau stärkt und auch noch das Gemeinschaftsgefühl fördert“, sagt Stemberger. Dass ihre Gruppe
ausschließlich männlich zusammengesetzt ist, liegt daran,
dass Hämophilie hautpsächlich Männer trifft. Ohnehin ist
die Erkrankung äußerst selten, bundesweit sind maximal
6.000 Menschen betroffen. Am Hämophilie-Zentrum des
Klinikums werden pro Jahr mehrere hundert Patienten betreut, es ist das zweitgrößte Zentrum im deutschsprachigen
Raum.
Einmal pro Woche ging Michaela Stemberger mit ihrer
Gruppe in die Kletterhalle, legte dabei besonderen Wert auf
ein spezielles Aufwärm- und Abwärmprogramm, Schwerpunkte waren auch Techniktraining und die Einweisung
in die Sicherungstechnik. Für jeden Teilnehmer wurde
außerdem ein ergänzendes, individuell abgestimmtes
Ausdauersportprogramm erarbeitet. Und warum nur junge
Teilnehmer? „Wir wollten einmal die Teilnehmer für regelmäßigen Sport begeistern und sie auch zur konsequenten
Anwendung einer maßgeschneiderten Prophylaxe motivieren“, so Stemberger. Der Hintergrund: Hämophilie ist
nicht heilbar, aber durch das Spritzen des fehlenden Gerinnungsfaktors (Faktor 8 bei Hämophilie A, Faktor 9 bei
Hämophilie B) lassen sich Blutungen vermeiden. Da man
allerdings innere Blutungen nicht bemerkt, sind besonders
junge Erwachsene nach der Entlassung aus der Fürsorge der
diagnose & therapie
Foto: Michael Wagner
Eltern nicht sehr therapiemotiviert.
Notwendig sind aber durchschnittlich zwei bis drei Injektionen mit
dem Gerinnungsfaktor pro Woche.
men, ihre Blutungsfrequenz auch
durch eine konsequentere Therapie
gesenkt.“ Trotz Anstrengung durch
den Sport musste übrigens kein
Teilnehmer die Dosis des Gerinnungsfaktors erhöhen. Dies wurde
erreicht durch die individuell angepasste Dosierung der kostspieligen
Faktorenkonzentrate.
Neben dem wöchentlichen Training
gab es im Juni auch ein Sportcamp
auf einer Berghütte im Alpspitzgebiet, im Dezember wird es noch
ein Weihnachtsklettern geben. Im
Die Hämophilie-Patienten klettern im Juni beim
Und wie geht es weiter? „NächsOktober werden alle Patienten nach- Sportcamp im Alpspitzgebiet
tes Jahr möchten wir dann einen
untersucht, und an der Auswertung
der Studie über Nutzen des Therapeutischen Kletterns wird zweiten Teil mit einem erweiterten Patientenkreis starten“,
gearbeitet. Schon jetzt gibt es von den Teilnehmern nur po- berichtet Dr. Stemberger. Ab März 2014 wird also wieder
sitive Reaktionen. „Die Anzahl meiner Gelenkblutungen ist geklettert…
zurückgegangen“, sagt Norbert. „Mein Gleichgewichtssinn
hat sich sehr verbessert“, meint Christian. Und vor allem den
KONTAKT
Austausch mit anderen Betroffenen, das Gemeinschaftsgefühl haben alle als äußerst bereichernd empfunden. Auch
Dr. Michaela Stemberger
die Initiatorin ist zufrieden: „Alle Teilnehmer haben Muskeln
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aufgebaut, ihre Beweglichkeit und ihre Körperbeherrschung
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verbessert. Außerdem wurde ihr Selbstwertgefühl gestärkt“,
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betont Stemberger. Und mindestens genauso wichtig: „Sie
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KLINIKUMaktuell 04.2013 11
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Urologie für
kleine Patienten
Seit Anfang des Jahres baut PD Dr. Marcus Riccabona am Campus
Großhadern mit einem kleinen Team eine eigene Anlaufstelle auf
J
eden Montag sind in der Urologischen Klinik am Klinikum der Universität München besonders viele kleine
Jungen und Mädchen zu sehen. An diesem Wochentag findet nämlich die kinderurologische Sprechstunde statt. Eine relativ neue Einrichtung an der Klinik
von Direktor Prof. Dr. Christian Stief: Der hat seit Januar
PD Dr. Marcus Riccabona verpflichtet, an der LMU die
Kinderurologie aufzubauen. Riccabona hat davor 20 Jahre
die Abteilung für Kinderurologie in Linz geleitet, jetzt gibt
er sein Wissen und seine Erfahrung in München weiter.
„Ich habe hier ein sehr engagiertes Team vorgefunden,
wir haben in der kurzen Zeit schon sehr viel erreicht“,
12
KLINIKUMaktuell 04.2013
sagt Riccabona im Gespräch mit KLINIKUM aktuell.
„Außerdem ist die technische Ausstattung fantastisch,
wir testen derzeit eines der kleinsten Endoskope der
Welt.“ 10 bis 15 Kinder begutachten Riccabona und sein
Team (PD Alexander Karl, PD Wael Khoder, PD Stefan
Tritschler, Dr. Julia Straub, Dr. Katja Zilinberg) jeden
Montag; Dienstag ist dann Operationstag für maximal
vier kleine Patienten.
Am häufigsten ist Riccabona mit angeborenen Fehlbildungen des Genitaltraktes konfrontiert. Dazu gehört
zum Beispiel ein Hodenhochstand. „Nicht immer sitzen
diagnose & therapie
die Hoden dort, wo sie es sollten, nämlich im Hodensack“, erklärt PD Dr. Riccabona. „Bei jedem fünften Jungen sind ein oder beide Hoden nicht an ihrem richtigen
Platz.“ Die Ursache dafür? Die männlichen Keimdrüsen
bilden sich nicht im Hodensack, sondern im Bauchraum
und wandern dort, noch während der Embryo im Mutterleib ist, an ihren Platz. Doch nicht immer passiert das
korrekt, manchmal bleiben die Hoden im Bauch oder in
der Leiste stecken.
Hodenhochstand – Therapie möglichst
im ersten Lebensjahr abschließen
In den meisten Fällen findet sich diese Öffnung in der
Nähe der Eichel, manchmal auch in der Penisschaftmitte oder der Penisbasis. Davon betroffen sind etwa ein
Prozent der Neugeborenen. „Risikofaktoren dafür sind ein
spätes Gebäralter, aber auch Umweltgifte. In den letzten 20
Jahren haben sich die Zahlen verdoppelt“, sagt Riccabona,
der weltweit einer der Experten für die Behandlung der
Hypospadie ist. Behoben werden kann sie nur durch
eine Operation. Ziel der chirurgischen Behandlung ist
eine Penisaufrichtung mit einer Harnröhrenmündung an
der Eichelspitze. „Die beste Zeit für den Eingriff ist zwischen dem 9. und dem 18. Lebensmonat“, erklärt PD Dr.
Riccabona. „Das Anästhesierisiko ist kleiner und die Kinder haben später keine Erinnerung an die OP.“
Wird ein Hodenhochstand beim Säugling diagnostiziert,
empfehlen einige behandelnde Ärzte immer noch, „erst
einmal abzuwarten“. Eine Meinung, die Riccabona nicht Entfernung der Vorhaut senkt Infektionsrisiko
teilt und die auch wissenschaftlich widerlegt ist. „Je länger man die Behandlung hinauszögert, desto größer ist Sehr häufig kommen auch kleine Jungen mit einer zu endas Risiko, dass es im Erwachsenenalter Probleme mit gen Vorhaut in die Sprechstunde, der Fachbegriff dafür
der Fruchtbarkeit gibt, auch das Risiko für Hodenkrebs ist Phimose. „Bei Säuglingen und Kleinkindern ist es völsteigt. Heute ist das Ziel, die
lig normal, dass sich die Vorhaut
Therapie möglichst im ersten
nicht zurückziehen lässt“, erklärt
Lebensjahr abzuschließen“,
Riccabona. „Aber spätestens mit
sagt Riccabona. Die Theradrei Jahren sollte sich das änpie sieht einmal die Gabe
dern.“ Und falls nicht? Dann gibt
von Hormonen vor, die die
es kortisonhaltige Salben, um die
Reifung der Hoden fördern,
Vorhaut weicher zu machen. In 60
Samenleiter
manchmal wandern sie dabis 80 Prozent der Fälle ist das alHodenhochstand
durch auch ohne weiteren
lein ausreichend. Wenn nicht, gibt
Hoden normal
Eingriff in den Hodensack. Ist
es unterschiedliche OP-MethoHodenhochstand: Bei jedem fünften Jungen sind ein
das nicht der Fall, wird opeden. Entweder werden an der veroder beide Hoden nicht an ihrem richtigen Platz
riert. „Mit einer modernen
engten Stelle einer oder mehrere
Kindernarkose und sehr kleinen Schnitten, die kleinen Einschnitte gemacht, die Vorhaut wird dabei erhalten,
Patienten dürfen meist am selben Tag nach Hause.“
allerdings verengt sie sich in bis zu 20 Prozent der Fälle
erneut. Entfernt man die Vorhaut komplett, gibt es dieses Risiko nicht. Neuere Studien haben zudem ergeben,
Hypospadie – eine Operation hilft
dass die Entfernung der Vorhaut das Risiko von InfekEine seltenere Erkrankung ist die sogenannte Hypospa- tionskrankheiten wie HIV und humanen Papillomaviren
die, eine angeborene Fehlbildung bei kleinen Jungen, bei deutlich senkt.
der die Harnröhrenöffnung nicht an der Eichelspitze ist,
sondern stattdessen irgendwo auf der Penisunterseite. Nicht immer müssen kleine Patienten, die in die Sprechstunde kommen, operiert werden, eine Reihe von Kindern kommt auch zur Abklärung von wiederkehrenden
RätselAuflösung von s. 45
Harnwegsinfekten. „Wir bieten auf jeden Fall das ganze
Spektrum der Behandlung an“, sagt Riccabona.
KONTAKT
PD Dr. Marcus Riccabona
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marcus.riccabona@med.uni*
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Intensiv
im MiniFrank Born, Leiter der Kardiotechnik an der Herzchirurgischen
Klinik, entwickelte gemeinsam
mit einem Münchner Hersteller
eine Herz-Lungen-Maschine, die
um ein Vielfaches kleiner ist als
herkömmliche Systeme.
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KLINIKUMaktuell 04.2013
diagnose & therapie
station
-Format
D
as einschneidende Erlebnis liegt sieben Jahre
zurück: Frank Born, Bioingenieur und Leiter der
Kardiotechnik an der Herzchirurgischen Klinik am
Klinikum der Universität, arbeitete damals in einer
Klinik am Bodensee. Dorthin wurde ein junger Sportler mit
schweren Herzproblemen eingeliefert. Die Klinik am Bodensee konnte nicht helfen, er hätte mit dem Hubschrauber in
ein spezialisiertes Zentrum verlegt werden müssen. Doch da
sein eigenes Herz nur noch mit Unterstützung einer HerzLungen-Maschine arbeitete, musste er am Bodensee bleiben.
Die Maschine war zur groß für den Rettungshubschrauber.
Der 34-Jährige starb. Born war tief betroffen und erzählte
seiner Ehefrau von dem tragischen Fall. „Warum kann man
eine Herz-Lungen-Maschine nicht kleiner machen“, fragte
die und brachte ihren Mann ins Grübeln.
Er setzte sich schließlich mit der Medizintechnik-Firma
Stöckert in München in Verbindung, dem Weltmarktführer für Herz-Lungen-Maschinen. Die Aufgabe dieser
Maschinen? Zahlreiche Operationen innerhalb der Herzräume und an den großen Gefäßen sind nur bei nicht
schlagendem Herzen durchführbar. Für diese Eingriffe
werden das Herz und die Lungen aus dem normalen
Kreislauf ausgeschaltet und stillgelegt. Ihre Funktion
übernimmt eine externe Herz-Lungen-Maschine. Dieser
Vorgang wird als Extrakorporale Zirkulation (EKZ) oder
als Cardiopulmonaler Bypass (CPB) bezeichnet.
Gemeinsam mit den Stöckert-Mitarbeitern entwickelte
Born eine Maschine im Mini-Format. Extracorporeal Life
Support (ECLS, auf deutsch: Außerkörperliche Lebensunterstützung) heißt das System, mit dem die Klinik praktisch
zum Patienten kommt. Nach der Berufung von Prof. Dr.
Christian Hagl zum Direktor der Herzchirurgischen Klinik
wurde ECLS an der LMU eingeführt, Born war inzwischen
Leiter der Kardiotechnik an Hagls Klinik. „Erstmals konnten Patienten von externen Kliniken mithilfe eines ECLSSystems erfolgreich an die LMU verlegt werden“, erklärt
Frank Born. Während eine herkömmliche Herz-LungenMaschine etwa so groß ist wie eine Kommode, also circa
1,60 Meter hoch, 70 Zentimeter breit und 50 Zentimeter
tief, hat das neue System nur noch die Größe
einer Schuhschachtel. Auch das Gewicht reduzierte sich von 60 Kilogramm auf 10
Kilogramm.
An der LMU steht für den Transport eines Schwerkranken ein
Expertenteam unter der medizinischen Leitung von PD Dr. Nawid
Khaladj bereit, das zum Ort des Beim Einsatz des ECLS-Systems
Geschehens kommen kann, um werden Herz und Lunge stillgelegt
den Patienten für den Transport
zu stabilisieren. Mit dem ECLS-System ist ein sicherer
Transfer gewährleistet. „Prinzipiell ist es möglich, Patienten mit einem mit üblichen Mitteln nicht therapierbaren
Herz-Kreislaufversagen oder im kardiogenen Schock zu
behandeln. Mit entsprechender fachlicher Expertise und
Begleitung können diese Patienten dann auch über weite
Strecken an das Klinikum in Großhadern zur herzchirurAnzeige
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KLINIKUMaktuell 04.2013 15
diagnose & therapie
Beispiel zur zeitlich begrenzten Versorgung von Patienten
auf der Intensivstation. Normale Herz-Lungen-Maschinen
quetschen das Blut mit einer Rollpumpentechnik, die Zentrifugaltechnik des ECLS ist blutschonender. Allerdings
wird bei großen Operationen immer noch die herkömmliche Herz-Lungen-Maschine eingesetzt, da sie noch andere
technische Möglichkeiten bietet.
1953 wurde erstmals eine Herz-Lungen-Maschine in den
USA verwendet, 1954 zum ersten Mal in Europa. Die Bedienung und Steuerung erfolgte damals durch chirurgische
Assistenzärzte oder durch Anästhesisten. Durch den stetigen Anstieg der herzchirurgischen Fallzahlen (heute mehr
als 1.000 Operationen im Jahr pro eine Million Einwohner in
westlichen Industrieländern) und weiterentwickelter Technik war es nun nötig, Mitarbeiter speziell für die Durchführung der Extrakorporalen Zirkulation (EKZ) auszubilden.
Daraus entwickelte sich das Berufsbild Kardiotechnik, das
heute an Fachhochschulen und Akademien gelehrt wird.
„Das Berufsbild der Kardiotechnik ist eine junge medizinische Disziplin, die sich mit den physiologischen und pathophysiologischen Vorgängen des menschlichen Körpers
während der Extrakorporalen Zirkulation beschäftigt“, sagt
Born, der selbst einen Lehrauftrag an der Hochschule Furtwangen hat. „Zu fast jeder Operation am Herzen gehört
heute ein Kardiotechniker/in.“
Frank Born mit dem ECLS-System, das in die rote Umhängetasche passt
gischen oder auch kardiologisch-interventionellen Versorgung transportiert werden“, erklärt Frank Born. „Dieses
mobile System ermöglicht stabile Kreislaufverhältnisse. Mit
dem Transportsystem können auch bisher nicht transportfähige Patienten aus peripheren Krankenhäusern an die
LMU verlegt werden.“ Und wie funktioniert das System?
„Mit einer Zentrifugalpumpe wird der Blutkreislauf aufrechterhalten und die Herzfunktion ersetzt, mit dem sogenannten Oxygenator wird die Lungenfunktion unterstützt.
Zudem wird die Nierenfunktion unterstützt. Die Anbindung
zum Patienten erfolgt in der Regel über die Blutgefäße in
der Leiste“, erklärt Born. Verwendet wird das System nicht
nur zum Transport, sondern auch im klinischen Alltag, zum
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diagnose & therapie
In diesem hellen, freundlichen Raum
(li.) werden die Patienten von Zahnarzt Marc Auerbacher (u.) behandelt
Ein besonderes
Jubiläum
Seit einem Jahr gibt es die zahnmedizinische Ambulanz für Menschen mit
an Karies und Parodontitis zu erkranken.“ Dazu kommt,
dass die meisten schon länger keine Zahnarztpraxis
mehr von innen gesehen haben.
Behinderungen
In den barrierefreien, großzügigen Räumlichkeiten im
Erdgeschoss der Goethestraße 72 nimmt sich Auerbaer Patient, dessen Gebiss Zahnarzt Marc Auerba- cher viel Zeit für die zahnärztlichen Sorgen und Nöte
cher an diesem Vormittag inspiziert, war seit zehn der behinderten Patienten. „Der Zeitaufwand ist häufig
Jahren nicht mehr beim Zahnarzt. Entsprechend hoch, die Vergütung dieser integrierten Patientenversorgroß ist seine Angst, auch wenn er die nicht wirk- gung, bei der auf die besonderen Anforderungen dieser
lich artikulieren kann, denn Hermann G. ist gehörlos. Zum Patientengruppe eingegangen wird, wird von den KasGlück hat er eine Begleiterin dabei, die ihm in Gebärden- sen bis jetzt nicht honoriert. Wir bekommen dieselben
sprache übersetzt, was Auerbacher ruhig und freundlich Fallpauschalen wie für Nichtbehinderte“, betont Auerbacher. „Dabei leisten wir mit unserem
erklärt: Heute werde erst einmal nur eine
»Wir leisten mit un- Angebot einen wichtigen Beitrag zur
Bestandsaufnahme gemacht und erst dann
ein Behandlungsplan erstellt. Patienten wie
serem Angebot einen Gesunderhaltung.“ Denn Schwerpunkt
des Angebots ist die wiederkehrende
Hermann G. sind für Zahnarzt Marc Auerwichtigen Beitrag zur Prävention. Die enge Kooperation mit
bacher nichts Ungewöhnliches, er verantwortet die Behindertenambulanz in der
Gesunderhaltung.« allen Disziplinen der Zahnmedizin, also
der Prothetik, der Kieferorthopädie
Zahnklinik, kümmert sich täglich zusammen
und der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie,
mit zwei zahnmedizinischen Assistentinnen
um sechs bis acht Patienten, die körperlich und/oder geis- runden das Angebot ab. Besonders wichtig ist der enge
tig behindert sind. Dass Hermann G. eine Begleiterin dabei Kontakt nicht nur zu den Patienten selbst, sondern auch
hat, die Gebärdensprache kann, ist schon ein Glücksfall. „Oft ein sinnvolles Miteinander mit den Angehörigen, den Bewerden die Patienten ohne Begleitung zu uns gebracht, ich treuern und den Einrichtungen. Was Auerbacher bereits
habe auch schon Gehörlosen alles, was ich machen wollte, heute praktiziert, lernen jetzt auch künftige Zahnmediziner: Der Patient mit Behinderungen soll Gegenstand
auf einen Zettel geschrieben“, berichtet Auerbacher.
der studentischen Ausbildung in den höheren klinischen
Seit einem Jahr gibt es die Behindertenambulanz. Auf Semestern werden.
über 250 Quadratmetern haben – einmalig in Bayern und
Deutschland – Patienten mit Behinderung die MöglichKONTAKT
keit, an einer spezialisierten zahnärztlichen Versorgung
teilzunehmen. „Der individuelle Grad der körperlichen
Marc Auerbacher
und/oder geistigen Behinderung erschwert häufig eine
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selbstbestimmte, tägliche Zahnpflege oder macht sie gar
goethe72@dent.med.uni*
unmöglich“, erklärt Auerbacher. „Menschen mit Behinmuenchen.de
derungen haben deswegen ein besonders hohes Risiko,
D
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diagnose & therapie
Hirnstimulation
mit Rückkoppelung
Ein neuer Hirnschrittmacher soll
erstmals Gehirnströme von Patienten
messen
P
atienten mit Bewegungsstörungen (verursacht
u. a. durch Morbus Parkinson) profitieren häufig
von der Implantation eines Hirnschrittmachers.
Dabei werden Elektroden in das Bewegungszentrum des Gehirns implantiert, die über einen kleinen, ebenfalls implantierten Stimulator kontinuierlich mit Strom
versorgt werden. Am Klinikum der Universität München
wurden bereits 280 Patienten mit dieser Tiefen Hirnstimulation behandelt. Die bisher verwendeten Systeme geben
24 Stunden am Tag ein immer gleich starkes Signal in den
immer gleichen Intervallen ab, völlig unabhängig, ob das
für den Patienten notwendig ist oder nicht. „Wir wissen,
dass im Schlaf oder in Phasen, in denen der Patient sich
gar nicht bewegt, keine oder eine viel geringere Stimulation nötig wäre“, sagt Prof. Dr. Kai Bötzel, Oberarzt der
Neurologischen Klinik. Doch um einen bedarfsgesteuerten
Schrittmacher zu entwickeln, muss erst untersucht werden, ob ein Gerät überhaupt in der Lage ist, den Bewegungszustand eines Patienten zu erkennen.
Am 31. Juli 2013 wurde deswegen erstmalig ein neuer
Stimulator eingesetzt, der die Forschung auf diesem Gebiet voranbringen soll. „Es handelt sich um ein Gerät, das
auch die Signale des Gehirns aufzeichnen kann“, erläutert Prof. Dr. Bötzel. Das LMU-Klinikum in Großhadern
ist weltweit das erste Zentrum, in dem dieser Stimulator
zum Einsatz kommt. Wie bei den Herzschrittmachern,
sollen zukünftige Stimulatoren in die Lage versetzt werden, bedarfsgerecht zu stimulieren. Der Stimulator soll
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KLINIKUMaktuell 04.2013
also merken, wann der Patient etwas mehr Strom benötigt und wann zu viel Strom möglicherweise schädlich
wäre. Während beim Gehen die Stimulationsleistung erhöht werden kann, ist beim Sprechen zu viel Stimulation
eher nachteilig.
Die neue Stimulatorgeneration dient noch ausschließlich
der Forschung, die diese rückgekoppelte Stimulation vorbereitet, mit dem Ziel, die Therapie in Zukunft weiter „patientenspezifisch“ optimieren zu können. „Wir haben nun
erstmals die Möglichkeit, Hirnströme nicht von außen,
sondern direkt aus dem Gehirn zu empfangen und zu erforschen. Daraus hoffen wir, Schlussfolgerungen für die
Therapie neurologischer Erkrankungen wie Parkinson oder
Epilepsie ziehen zu können“, so Prof. Bötzel. Der Neurologe
ist Leiter einer Studie, die weltweit an zehn Kliniken durchgeführt wird. Insgesamt soll das neue Gerät in Großhadern
zehn Patienten implantiert werden. Dies passiert in Zusammenarbeit mit Dr. Jan Mehrkens, Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik und Leiter Funktionelle Neurochirurgie.
Für den Patienten ändert sich zunächst nichts. Der Stimulator ermöglicht, wie auch bisher, die weitgehende
Normalisierung der Bewegungsabläufe, ohne dass er
von den zusätzlichen Funktionen des Stimulators etwas
bemerken wird.
KONTAKT
Prof. Dr. Kai Bötzel
) 089/7095-0 (über Zentrale)
kai.boetzel@med.uni*
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diagnose & therapie
Telemedizin
gegen Schlaganfall
Die Neurologische Klinik hat die Projektleitung in einem neuen Netzwerk
J
ährlich erleiden in Bayern 50.000 Menschen einen
Schlaganfall. Viele ereilt der Infarkt des Gehirns nicht in
der Nähe einer Schlaganfall-Spezialstation (Stroke Unit),
sondern in einer Gegend, in der kein spezialisiertes Zentrum ist. Doch gerade beim Schlaganfall gilt „Zeit = Gehirn“,
was bedeutet, dass je schneller interveniert wird, umso geringer fallen die neurologischen Schäden beim Patienten aus.
Hier setzt das telemedizinische Netzwerk NEVAS an, das die
Versorgung von Schlaganfall- und Schädel-Hirnpatienten im
westlichen Oberbayern und in Schwaben weiter verbessern
soll. NEVAS steht für Neurovaskuläres Versorgungsnetzwerk
Südwestbayern. Das Projekt startet im Oktober 2013 und ist
eine Kooperation der Neurovaskulären Zentrumskliniken Ingolstadt, Günzburg und Klinikum der Universität München.
Gerade wurden die Kooperationsverträge unterzeichnet und
ein Finanzierungskonzept mit den bayerischen Krankenkassen erarbeitet. Die Projektleitung ist an der Neurologischen
Klinik und Poliklinik der Universität am Campus Großhadern
angesiedelt. „Am Netzwerk werden insgesamt 14 Kooperationskliniken angeschlossen sein“, erklärt Dr. Christopher
Adamczyk von der Neurologischen Klinik, der NEVAS betreut. Ziel ist eine telemedizinische Beratung der regionalen Versorgungskliniken durch die drei Zentrumskliniken.
Die Neurologische Klinik ist dabei für die Landkreise Starnberg, Fürstenfeldbruck, Landsberg und Garmisch zuständig.
„Übers Internet können die Schlaganfallspezialisten in den
Zentren die behandelnden Ärzte in den Kooperationskliniken
beraten“, erklärt Adamczyk. „Wir helfen bei der Diagnosestellung und bei der Erarbeitung eines akuten wie langfristigen Therapiekonzeptes.“ Ist der Schlaganfall von einem
durch ein Blutgerinnsel verschlossenes Gefäß im Gehirn verursacht, ist dabei die Auflösung dieses Verschlusses das erste Ziel. Doch die medikamentöse Lyse, so der Fachbegriff, ist
nur in den ersten viereinhalb Stunden nach dem Vorfall möglich. Ist eine Operation notwendig, z. B. um eine Hirnblutung
zu stoppen, kann der Experte im Zentrum nicht nur gleich
den Transport per Hubschrauber organisieren, sondern auch
weitere Schritte planen. „Ist der Patient bei uns vor Ort, haben wir die Diagnostik bereits auf dem Schirm und können
sofort mit der Behandlung loslegen“, erläutert Dr. Adamczyk.
Im Moment geht der Koordinator des Netzwerkes davon aus,
dass nur 10 bis 15 Prozent der Patienten in die Zentrumskliniken verlegt werden müssen. Der überwiegende Teil der
Patienten kann mit Hilfe der Beratung durch die Zentrumskliniken in den Heimatkliniken versorgt werden.
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Dr. Christopher Adamczyk
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christopher.adamczyk@med.uni*
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Wie ein Gewitter im Kopf.
So oder ähnlich beschreiben viele Schlaganfall-Patienten ihren Hirninfarkt.
Neurologische Expertise ist jetzt nötig, um Schritt für Schritt in ein neues Leben
zurückzufinden. Die neurologischen Spezialkliniken in Bad Aibling und München
Schwabing setzen dabei auf maßgeschneiderte und interdisziplinäre Behandlung. Auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wie Schädel-Hirn-Trauma,
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diagnose & therapie
Wärme gegen Krebs
Beim Europäischen Hyperthermiekongress in München stellten Experten
neue Ergebnisse der Hyperthermie in
Kombination mit Standardtherapien vor
D
ie Hyperthermie ist ein spezielles Therapieverfahren in der Behandlung von Patienten mit
bösartigen Tumorerkrankungen. Neue Studien und Entwicklungen auf diesem Gebiet, das
Medizin und Naturwissenschaften vereint, wurden bei
der internationalen Fachkonferenz ESHO 2013 im Juni
am Klinikum der Universität vorgestellt und diskutiert.
Kongresspräsident war Prof. Dr. Rolf Issels vom Helmholtz Zentrum München und der Medizinischen Klinik III
(Onkologie) am LMU-Klinikum, der weltweit als einer der
wissenschaftlichen Väter des Verfahrens gilt. „München
ist eines der führenden europäischen Zentren der Hyperthermie, die Kooperation aus Grundlagenforschung am
Helmholtz Zentrum und klinischen Studien am Universitätsklinikum bieten enorme Vorteile“, sagt der Mediziner und Biochemiker Issels. Das gilt sowohl für die Forschung wie auch für die Patientenversorgung. Bereits in
den 1980er Jahren entwickelten Mediziner und Physiker
am Campus Großhadern die Hybridtechnologie, bei der
ein Hyperthermie-Applikator zur Ausstrahlung der Wärme erzeugenden elektromagnetischen Wellen in einen
Magnetresonanztomographen integriert wurde. „Damit
kann das zu behandelnde Gewebe bildgebend angesteuert und gemäß der Behandlungsplanung erwärmt werden“, betont Issels.
Die Behandlung
Die Hyperthermie ist eine Methode zur gezielten Überwärmung von Tumoren durch elektromagnetische Wellen. Diese Therapiemethode wird am Universitätsklinikum Großhadern seit 1986 bei bestimmten bösartigen
Tumorerkrankungen wie zum Beispiel Weichteilsarkomen, Bauchspeicheldrüsenkarzinomen, primär lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinomen oder Rezidiven sowie
bei Brustwandrezidiven (Mammakarzinom) in Kombination mit systemischer Chemotherapie oder lokaler Strahlentherapie eingesetzt, deren antitumorale Wirkung und
Effektivität nachhaltig verstärkt werden. „Während einer
solchen Behandlung wird der Tumor gezielt auf 40 bis
44°C erwärmt“, erklärt Prof. Dr. Issels. Zunutze machen
sich die Ärzte dabei, dass menschliches Gewebe Wasser
enthält, das sich durch die Einkopplung von Radiofrequenzstrahlen erwärmen lässt.
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KLINIKUMaktuell 04.2013
PD Dr. Lars Lindner mit Patientin
Der Wirksamkeitsnachweis
Weltweit konnte 2010 eine klinische Phase-III Studie belegen, dass die Hyperthermie die Wirksamkeit der Chemotherapie erhöht. Patienten mit Weichteilkrebs profitierten
statistisch signifikant von einer Kombination aus regionaler Hyperthermie (RHT) und der Behandlung mit einer
Chemotherapie im Vorfeld einer Operation. Derzeit läuft
unter Issels Koordination die HEAT-Studie (Hyperthermia
European Adjuvant Trial), die an operierten Pankreaskarzinom-Patienten untersucht, ob sich die hoffnungsvollen
Therapieansätze unter Einsatz von Hyperthermie und Chemotherapie aus vorangegangenen Untersuchungen auch
statistisch signifikant belegen lassen. Verglichen werden
dabei operierte Patienten, die nach der Operation adjuvant
nur mittels Chemotherapie behandelt werden, mit jenen,
die zugleich eine Hyperthermie-Therapie bekommen. Außerdem läuft am Zertifizierten Brustzentrum der LMU eine
Fallserie zum Brustwandrezidiv im Rahmen der Regelversorgung, das heißt, die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen, die erhobenen Daten anschließend wissenschaftlich ausgewertet und publiziert. In Studien zeigte
sich ein deutlicher, positiver Zusammenhang zwischen
einer regionalen Tiefenhyperthermie (RHT) und der Wirksamkeit einer Strahlentherapie.
KONTAKT
Prof. Dr. Rolf Issels
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sarkum@med.uni-muenchen.de
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diagnose & therapie
Fotos: Perinatalzentrum Großhadern
1
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1 Ultraschall, der zurückverlagerte Unterkiefer (Pfeil) ist klar zu sehen 2+3 Im OP, das halbgeborene Frühchen wird operiert 4 Nach der Geburt
Der auSSergewöhnliche Fall
Warum ein Experten-Team ein Baby
während der Entbindung operierte
I
n einem spektakulären Manöver operierte ein
17-köpfiges Expertenteam am Campus Großhadern
ein Baby, das beim Kaiserschnitt bis zum Nabel im
Mutterleib steckte. Es bekam einen Luftröhrenschnitt, sonst hätte es nicht überlebt. Der Junge leidet
am Pierre-Robin-Syndrom (PRS), einer seltenen Fehlbildung. Typisch dafür: kleiner Unterkiefer, fliehendes
Kinn (Unterkiefer zurückverlagert),
in den Rachen verlagerte Zunge, oftmals eine Gaumenspalte. Das führt
zu lebensbedrohlichen Atemproblemen, zu massiven Saug- und Trinkproblemen.
einnähen (Tracheostoma). Nach 41 Minuten konnte Simon abgenabelt und beatmet werden. Ein Winzling mit
1.685 Gramm, nach 31 Schwangerschaftswochen plus
einem Tag. Mit 2.100 Gramm wurde er am 24. Lebenstag
nach Regensburg verlegt.
PD Dr. Uwe Hasbargen, stellvertretender Direktor der
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe: „Um solche außergewöhnlichen Fälle zu meistern,
braucht es trainierte multidisziplinäre Teams aus Medizinern und Pflegekräften. Wir haben sie. Das ist eine
Stärke unseres Standortes. Entscheidend ist nicht, ob Einer etwas
besonders gut kann, sondern dass
die Kompetenzen im Team zum
Tragen kommen. Wir danken den
Kollegen in Regensburg für die Kooperation.“
Foto: privat
Bei Simon Immanuel war die EntwickDas multidisziplinäre Team EXIT:
lungsstörung während der SchwanPränataldiagnostik: OÄ Dr. Magerschaft erkannt worden. Seine
ria Delius; Anästhesie: Dr. Julia
Eltern kamen durch Vermittlung der
Fromme, OA Dr. Andreas Bayer,
Universitätsklinik Regensburg an das
Dr. Martin Eder; Anästhesie Pflehochspezialisierte Perinatalzentrum
ge: Sabine Bauknecht, Annegret
am Klinikum der Universität. Hier Simon Immanuel entwickelt sich prächtig: Auf diesem Foto hat er 3.510 Gramm,
Speer; Geburtshilfe: PD Dr. Uwe
beherrschen die Experten eine außer- ist 50 Zentimeter groß. Er wird noch
Hasbargen (Leiter der Geburtshilgewöhnliche Entbindungsmethode, einige Eingriffe brauchen, hat aber gute
fe), Dr. Daniela Herzig, Hebamme
das EXIT-Manöver (Ex-utero-intra- Aussichten auf ein normales Leben
Tina Constadacou; OP-Pflege: Edith
partum-Treatment, etwa: Behandlung
während der Geburt an der Nabelschnurversorgung). Die Lochner; Alassani Hadji el Yaya, Gabriele BoguschewsMediziner entscheiden sich dafür, wenn klar wird, dass ki; Neonatologie: Prof. Dr. Andreas Schulze (Leiter der
die Atemwege des Kindes stark beeinträchtigt sind (bei- Neonatologie), OÄ Dr. Susanne Herber-Jonat, Dr. Jenna
spielsweise auch bei Tumoren). Ziel ist es, die Entbindung Hildebrandt, Dr. Volker Wiebking; Kinderchirurgie: OA
so zu steuern, dass Eingriffe am teilweise geborenen Kind Dr. Markus Lehner, Dr. Michael Berger.
möglich sind, während es noch über die Nabelschnur mit
Sauerstoff versorgt wird. Ein extrem sensibles Verfahren,
KONTAKT
zeitlich begrenzt. Mutter und Kind müssen in tiefe Vollnarkose versetzt werden.
PD Dr. Uwe Hasbargen
089/7095-4540
)
Es war nicht möglich, Simon wie geplant zu intubieren,
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der Schlauch passte nicht durch seinen Mund. So musste
muenchen.de
der Kinderchirurg einen Luftröhrenschnitt (2,4 Millimeter Durchmesser) vornehmen und einen Atemschlauch
KLINIKUMaktuell 04.2013 21
forschung & lehre
DoktaMed –
eine Messe für
die Promotion
Soll ich überhaupt promovieren? Und wenn ja, mit welchem Thema? Mit diesen und ähnlichen Fragen müssen
sich Medizinstudenten auseinandersetzen. 98 Prozent der
Nachwuchsmediziner an der Ludwig-Maximilians-Universität beginnen eine Doktorarbeit am Ende ihres Studiums,
aber nur 60 Prozent stellen sie auch fertig. „Es gibt zu wenig Informationen für Promovierende“, sagt Assistenzarzt
Dr. Konstantin Dimitriadis. „Deswegen haben wir 2009
DoktaMed ins Leben gerufen, eine Informationsveranstaltung, die gleichzeitig Messe ist.“ Der Bedarf ist offenbar
groß: 1.000 Interessierte kamen zur Veranstaltung an den
Prof. Dr. Stefan Endres, Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Prof. Dr.
Martin Fischer, Dr. Wolfgang Heubisch, Lisa-Maria Köhler,
Julius Steffen, Tanja Eggersmann, Maximilian Grade (v. l.)
Campus Großhadern. In diesem Jahr hielt Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch die Eröffnungsrede. Daneben
gab es Beiträge zum Thema Tierexperimente, Doktorarbeiten im Ausland und eine Podiumsdiskussion. Deren Thema:
experimentelle oder klinische Doktorarbeit. Die künftigen
Doktoren müssen sich nämlich entscheiden: Wollen sie im
Labor mit Zellen experimentieren oder in der Klinik mit Patienten arbeiten. Dimitriadis selbst hat mit einer Arbeit aus
dem Labor promoviert. Er würde immer zur Promotion raten. Warum? „Jeder Arzt, auch wenn er sich später einmal
niederlässt, braucht ein Verständnis für Forschung, da finde
ich es vorteilhaft, wenn man diese Kenntnisse während der
Promotion erwerben kann.“
KONTAKT
Dr. Konstantin Dimitriadis
)089/5160-2133
konstantin.dimitriadis@med.uni*
muenchen.de
An den Ständen holten sich die Studierenden Informationen
Eine Kooperationsgruppe für
Kopf-Hals-Tumoren
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 20.000 Menschen
an Krebs im Hals- und Kopf-Bereich. Die Heilungschancen
für diese lange Zeit wenig untersuchte Krebsart sollen jetzt
durch die Klinische Kooperationsgruppe „Personalisierte
Radiotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren“ verbessert werden.
Diese Klinische Kooperationsgruppe (KKG) ist eine gemeinsame Einrichtung des Münchner Helmholtz Zentrums
für Gesundheit und Umwelt und der Klinik und Poliklinik
für Strahlentherapie und Radioonkologie am Klinikum der
Universität. Die Gruppe erforscht dabei, anhand welcher
molekularer Marker in den Tumoren sich die Wirksamkeit
einer Strahlentherapie vorhersagen lässt. „Die enge Verzahnung von Klinik und Forschung gewährleistet dabei,
dass die Erkenntnisse der Forscher möglichst rasch den
Patienten zugutekommen“, sagt PD Dr. Anna Friedl, Biologin an der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und
Radioonkologie und Leiterin der KKG.
22
KLINIKUMaktuell 04.2013
Forschern des Helmholtz Zentrums ist es in Vorarbeiten bereits gelungen, bestimmte Proteine im Tumor zu identifizieren, die dazu führen, dass er weniger gut auf eine Strahlentherapie reagiert. „Im Rahmen der KKG soll die Aussagekraft
dieser Marker durch Untersuchungen an weiteren Patientengruppen in ihrer Gültigkeit bestätigt werden“, erläutert PD
Dr. Friedl. In einem zweiten Schritt soll dann nach Wirkstoffen gesucht werden, die die Proteine ausschalten und so die
Wirksamkeit einer Strahlentherapie erhöhen.
KONTAKT
PD Dr. Anna Friedl
)089/2180- 75807
anna.friedl@lrz.uni-muenchen.de
*
forschung & lehre
Praktische Hilfe
für Studenten
Die Erich-Frank-Gesellschaft hat erstmals
Stipendien verliehen
Nun hat die Gesellschaft einen
wichtigen weiteren Baustein
installiert: Sie verlieh erstmals
das Erich-Frank-Stipendium
von 300 Euro pro Monat an
Medizinstudenten aus Istanbul,
die am Klinikum der LMU famuDie altehrwürdige „Istanbul
lieren. Urkunde und Geld wurden
Üniversitesi“: 60.000 Studenten,
17 Fakultäten, 6.000 wissenan die folgenden Vier überreicht: Dilaschaftliche Mitarbeiter
ra Demir, Onkologie an der Medizinischen
Klinik und Poliklinik IV, fachliche Betreuung Prof.
Dr. Dr. Fuat S. Oduncu; Murat Ünverdi, Neurologische Klinik
und Poliklinik, fachliche Betreuung Prof. Dr. Adrian Danek;
Foto: Orhan Tinengin
D
ie Pflege der Beziehungen zwischen den Medizinischen Fakultäten an der Ludwig-MaximiliansUniversität in München und der Universität in
Istanbul ist Ziel der deutsch-türkischen ErichFrank-Gesellschaft. Ihr Präsident ist Prof. Dr. Adrian Danek
von der Neurologischen Klinik am Campus Großhadern. Er
sagt: „Wir wollen vor allem jüngere Kolleginnen und Kollegen ansprechen. Für Medizinstudenten der LMU begleiten
wir den internationalen Austausch im ERASMUS-Programm
mit Istanbul und den Türkisch-Sprachkurs im Fachsprachenangebot medilingua.lmu.de.“ Der Professor
war unlängst mit seinem Kollegen Dr.
Tobias Högen zu einer ERASMUSDozentur (Munich Brain Course)
in Istanbul.
Gruppenbild (v. l.): Prof. Dr. Dr. Fuat S. Oduncu, Leiter der Hämatologie und Onkologie/Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Generalsekretär; Ferhat Turgut, Deutschland-Stipendiat; Prof. Dr. Adrian
Danek, Neurologische Klinik, Präsident der Gesellschaft; die türkische Vizekonsulin Arzu Ellialtioglu; mit Blumen Lisa Lechner, M. A.,
Auslandsreferat Medizin der Universität; die Istanbuler Stipendiaten
Dilara Demir, Meriç Vatansever, Özlem Kaleoglu und Murat Ünverdi
Meriç Vatansever, Kardiologie an der Medizinischen Klinik
und Poliklinik I, fachliche Betreuung Prof. Dr. Stefan Kääb;
Özlem Kaleoglu, Dr. von Haunersches Kinderspital, fachliche
Betreuung Prof. Dr. Florian Heinen. Die Freude über die finanzielle Unterstützung im teuren München war groß.
Ein weiterer Stipendiat ist Ferhat Turgut. Der türkischstämmige Medizinstudent aus Gießen bezieht ein DeutschlandStipendium der LMU in Höhe von 300 Euro pro Monat. So
sollen besonders leistungsstarke Studierende gefördert
werden. Es wird zur Hälfte vom Bund finanziert, die zweite Hälfte trägt als privater Förderer die Erich-Frank-Gesellschaft. Ferhat Turgut: „Eine große Erleichterung, so kann
ich mich auf mein Studium konzentrieren.“
Informationen: www.efg.med.uni-muenchen.de
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KLINIKUMaktuell 04.2013 23
forschung & lehre
Welche Medikamente
helfen wem am besten?
LMU-Kardiologen starten neue Studie zur Therapieverbesserung von herzkranken Patienten
W
enn Erkenntnisse zu neuen oder verbesserten Behandlungsoptionen gewonnen werden
sollen, gelten multizentrische Investigator Initiated Trials (IIT) oder auch nicht-kommerzielle klinische Studien als wichtige Instrumente der klinischen
Forschung. PD Dr. Dirk Sibbing von der Medizinischen Klinik
und Poliklinik I hat beim Europäischen Kardiologenkongress
die neue Studie TROPICAL-ACS (Testing RespOnsiveness
to Platelet Inhibition on Chronic AntiplatetLet Treatment for
Acute Coronary Syndrome) vorgestellt. In dieser IIT geht es
um Fragen zur personalisierten Behandlung von Patienten
mit koronarer Herzerkrankung (KHK) und akutem Koronarsyndrom (ACS). Studiendesign, Studienleitung und Projektmanagement liegen in der Hand der Medizinischen Klinik I
und des Clinical Study Center (CSC) am Klinikum.
Goldstandard für ACS-Patienten ist das Einsetzen eines
Stents und (neben der lebenslangen Behandlung mit As-
pirin) die anschließende zwölfmonatige Gabe von Plättchenhemmern wie Clopidogrel oder Prasugrel. Ziel der
Studie ist es, diese Therapie an die individuellen Gegebenheiten der Betroffenen anzupassen, um das Risiko
für Blutungen und thrombotische Komplikationen bestmöglich zu reduzieren. PD Dr. Sibbing ist auch Principal
Investigator und gemeinsam mit Prof. Dr. Julinda Mehilli und Klinikdirektor Prof. Dr. Steffen Massberg (Study
Chair) sowie weiteren Experten aus Deutschland und Europa federführend verantwortlich.
KONTAKT
PD Dr. Dirk Sibbing, FESC
) 089/5160-2305
dirk.sibbing@med.uni*
muenchen.de
Optimal bestrahlt bei Krebs
Die Strahlenklinik der LMU ist starker Partner im BMBF-Forschungsverbund SPARTA
E
twa jeder zweite Krebspatient wird mit Strahlen
behandelt. Deren Wirkung ist zum Teil weitaus erfolgreicher als die von speziellen Medikamenten
oder den Zellgiften der Chemotherapie. Ohne diese
hochenergetische Photonenstrahlung wären die Heilungsraten bei den häufigen Karzinomen von Brust, Prostata,
Lungen und Kopf-Hals, aber auch bei den selteneren, wie
Hirntumoren, deutlich geringer. Problem: Die Strahlung
kann gesundes Gewebe und gesunde Organe in der Nachbarschaft erheblich beschädigen.
Damit Tumoren noch erfolgreicher und patientenschonender
bestrahlt werden können, mit noch weniger Nebenwirkungen, muss die Methode verbessert werden. Dafür finanziert
das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
das Forschungsprojekt SPARTA ( = Softwareplattform für die
Adaptive Multimodale Radio- und Partikel-Therapie mit Autarker Erweiterbarkeit) mit knapp acht Millionen Euro. Zielsetzung sind clevere Computersysteme, die das Verfahren
optimieren. Denn wenn der Tumor mit individuell dosierten
Strahlenbündeln in die Zange genommen wird, kommt es zu
24
KLINIKUMaktuell 04.2013
praxisbedingten Schwierigkeiten. Zum einen verändert der
Tumor seine Größe. Der Patient nimmt ab oder zu. Durch
die Atmung des Menschen bewegt sich zwangsläufig auch
der Tumor, speziell in der Lunge, aber auch im Bauchraum.
Um das Karzinom dennoch zu treffen, muss der Arzt bislang
das Zielgebiet relativ groß wählen (Sicherheitssäume) – und
schädigt dadurch mehr gesundes Gewebe als mindestens
nötig. Durch die neuen Computersysteme soll eine weit bessere Anpassung der Strahlenbündel an die veränderliche
Anatomie gewährleistet werden.
Das Konsortium umfasst zehn Partner, das LMU-Klinikum
ist durch die Klinik für Radioonkologie vertreten. In München besteht eine enge Kooperation zum Lehrstuhl für
Medizinische Physik an der Fakultät für Physik (Prof. Dr.
Katia Parodi).
KONTAKT
Prof. Dr. Claus Belka
) 089/7095-4520
claus.belka@med.uni*
muenchen.de
forschung & lehre
Diabetes: Teilnehmer
für Studien gesucht
Wie kann man vorbeugen? Und wie können
Komplikationen vermieden werden?
D
iabetes mellitus, die Zuckerkrankheit, gehört zu
den größten Volkskrankheiten in Deutschland.
Rund sechs Millionen Patienten sind bekannt,
vermutlich noch mal so viele Menschen haben
einen unerkannten Diabetes oder ein hohes Risiko dafür. Im
Rahmen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung
(DZD) werden deutschlandweit an sieben Standorten Studien durchgeführt. Das Diabeteszentrum an der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV, Campus Innenstadt, ist eines
der Studienzentren. Die Forscher suchen Teilnehmer für
zwei große Studien.
In der dreijährigen Prädiabetes Lebensstil Interventionsstudie (PLIS) wird untersucht, wie eine Umstellung des
Lebensstils (ausgewogenere Ernährung, mehr Sport und
Bewegung) einem Typ-2-Diabetes vorbeugen kann. Geeignet sind Männer und Frauen zwischen 18 und 75 Jahren
mit hohem Risiko, ohne bereits Diabetiker zu sein, etwa bei
Übergewicht (besonders bei großem Bauchumfang), Diabetes in der Familie und/oder erhöhten Blutzuckerwerten bei
früheren Untersuchungen.
In der Deutschen Diabetes Studie (DDS) werden Patienten
mit einem neu diagnostizierten (seit höchstens einem Jahr)
Typ-1- oder Typ-2-Diabetes über zehn Jahre hinweg beobachtet. So können Warnzeichen für spätere Komplikationen
entdeckt und alle zugelassenen Therapieverfahren miteinander verglichen werden. Auch der Einfluss der Erbanlagen
(Gene) wird untersucht. Geeignet sind Männer und Frauen
zwischen 18 und 69 Jahren; alle Behandlungsformen (diätetisch, Tabletten, Injektionen, Insulintherapie) sind erlaubt.
Zeitaufwand alle 5 Jahre: 1 Vormittag, 1 Tag.
Interessenten dürfen nicht unter bestimmten Erkrankungen
leiden oder schwanger sein. Es werden keine zusätzlichen
Medikamente gegeben. Alle Untersuchungen sind kostenlos, ebenso die Ernährungs- und Lebensstilkurse. Fahrtkosten werden erstattet.
KONTAKT
Dr. Andreas Lechner
) 089/5160-2288/-2234
studienzentrum-diabetes@med.
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Auf Pettenkofers Spuren
in die Neuzeit
Seit 20 Jahren existiert die Public
Health Ausbildung an der Medizinischen Fakultät der LMU
D
as erste Hygiene-Institut der Welt baute im 19.
Jahrhundert Max von Pettenkofer (1818-1901)
an der Ludwig-Maximilians-Universität auf. Der
berühmte Chemiker und Hygieneforscher befasste sich schon damals mit der Gesundheit der Bevölkerung (= Public Health). Im Vordergrund steht dabei nicht
die individuelle Gesundheit einer Person, sondern die
Gesundheit von Bevölkerungsgruppen. Es geht bei dieser
interdisziplinären Wissenschaft um die Bedingungen für
Gesundheit und die Ursachen von Krankheit, beeinflusst
durch die Wechselwirkung zwischen den Menschen und
der natürlichen, technischen und sozialen Umwelt. Ziele
sind z. B. die Verbesserung der Lebensbedingungen und
die Gesundheitsförderung, die Qualität und Leistung des
Gesundheitssystems und damit die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung zu sichern.
Münchner Public Health Forscher untersuchen zum Beispiel den Zusammenhang von Armut und Gesundheit und
beschäftigen sich mit betrieblicher Gesundheitsförderung.
Sie fragen, wie die Gesundheit von Kindern verbessert
werden kann (Fettleibigkeit, Bewegung, Stress, Allergien)
und wie Präventionsmaßnahmen für Erwachsene wirksam
in unser Gesundheitssystem integriert werden können.
Seit 1993 wird Public Health an der LMU gelehrt, zuerst als
postgradualer Aufbaustudiengang „Öffentliche Gesundheit und Epidemiologie“, seit 2008 als Masterprogramm
mit dem Master Public Health als Abschluss. Parallel dazu
wurde ein internationales Masterprogramm „Master of
Science Epidemiology“ ins Leben gerufen.
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Prof. Dr. Ulrich Mansmann vor seinen Studenten im Hörsaal
„Inzwischen haben über 450 Studierende das kontinuierlich weiter entwickelte Studium in Public Health und Epidemiologie erfolgreich absolviert“, erzählt Prof. Dr. Ulrich
Mansmann, Direktor des Instituts für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, an
dem die Ausbildung angesiedelt ist.
Zugangsvoraussetzungen für das Public Health Studium
sind ein abgeschlossenes Hochschulstudium (ab Bachelor) in einem für die Gesundheitswissenschaften relevanten Studienfach. Über 200 Kandidaten bewerben sich jedes Jahr für beide Masterprogramme, etwa 90 qualifizierte
Studierende werden aufgenommen. Das Studium umfasst
vier Semester. Die Absolventen sind gesuchte Experten,
fast alle finden nach ihrem Abschluss einen interessanten
Job in Bildungs- und Forschungseinrichtungen, in landesund bundesweiten Behörden, in der Pharma- und Lebensmittelindustrie oder bei internationalen Organisationen.
Am Klinikum der LMU arbeiten Absolventen/innen in
Forschungsgruppen am Dr. von Haunerschen Kinderspital, im Diabeteszentrum, in der Medizindidaktik, im Institut für Arbeitsmedizin, in der Frauenklinik und im Institut
von Prof. Mansmann. Und wie sieht die Zukunft der Public
Health Ausbildung aus? „Im nächsten Sommersemester
gibt es neben dem Masterstudiengang auch ein PhD-Programm in Public Health und Epidemiologie, das einer Promotion entspricht“, berichtet Prof. Dr. Mansmann.
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perspektive klinikum
Das Klinikum
in den Medien
M
it den neuen Medien ist es inzwischen so wie eignis in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in
vor 20 Jahren mit den neuen Bundesländern. der Maistraße gefeiert. Spannend und informativ hingegen
Diejenigen, die damit groß geworden sind, fra- sind die Bilder von der Landung des Rettungshubschraubers
gen sich, was daran noch neu sein soll? Viele an der Kreuzung Lindwurm-/Ziemssenstraße am Campus
verwenden Facebook, Twitter, Youtube, itunes und Co. ganz Innenstadt – in unmittelbarer Nachbarschaft der Notaufnahselbstverständlich als tägliche Informationsquellen. Eigene me der Klinik für Allgemeine, Unfall-, Hand- und Plastische
Programme und Serien auf Youtube zum Beispiel haben zum Chirurgie. Für die Hubschrauberpiloten nicht einfach und für
Teil mehr Zuschauer als herkömmliche TV-Sendungen. Auch den Betrachter immer ein Erlebnis – obwohl man weiß, dass
damit in der Regel ein schwerverletzter
das Klinikum der Universität München
stellt im eigenen Kanal „medizinzen»Auch das Klinikum der oder akut erkrankter Patient transportiert
wird, der dringend ärztliche Hilfe benötigt.
trum“ kurze Filme zur Verfügung.
Universität München
Auf Youtube findet sich auch ein Video,
Bislang vorwiegend anlässlich von
stellt im eigenen Kanal das anlässlich der Woche der WiederbeleEröffnungen neuer Einrichtungen, wie
dem Radiopharmaziezentrum, dem
„medizinzentrum“ kurze bung seit Anfang September dazu aufruft,
dass jeder im Notfall seinen Beitrag leisten
Schwindelzentrum oder der EntbinFilme zur Verfügung.« kann, um Leben zu retten. Gezeigt werden
dung am Campus Großhadern. Aber
Aufnahmen, wie man mit Hilfe eines Defiauch Imagefilme zu den Bereichen,
die das Universitätsklinikum ausmachen – Forschung, Pfle- brillators oder auch mit körperlichem Einsatz einen Patienten
ge, Patientenversorgung –, kann man dort anschauen. Unter wiederbeleben kann. Übrigens: Die Videos können kommenden Suchbegriffen „Klinikum der Universität München“ oder tiert werden, d. h. jeder kann seine Meinung dazu kundtun.
„LMU-Klinikum“ findet man aber auf Youtube auch etliche
Beiträge, die von anderen Quellen veröffentlicht werden. Und www.youtube.com/medizinzentrum
hierüber bekommt nicht nur die Öffentlichkeit zusätzliche
„Blickwinkel“ auf unser Haus, sondern wir selbst erfahren
KONTAKT
auf diese Weise, womit Patienten, Besucher und Gäste zufrieden sind und welche Themen kritisch betrachtet werden.
Philipp Kreßirer
Besonders freuen wir uns natürlich über Filmbeiträge von
zufriedenen Patienten oder Eltern, wie den von der Geburt
von Anna Amalia Anfang dieses Jahres. In liebevollen Bildern, musikalisch einfühlsam unterlegt, wird das freudige Er-
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KLINIKUMaktuell 04.2013 27
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Wen haben Sie erkannt?
In der Jubiläumszahl 200
sind jetzige Mitarbeiter der
Medizinischen Klinik Innenstadt
abgebildet
Jahre
Ziemssenklinik
Die Wiege der Universitätsmedizin
S
28
eit 2004 ist Prof. Dr. Martin Reincke Lehrstuhlinhaber für Innere Medizin, Endokrinologie/Diabetologie und Direktor der Medizinischen Klinik Innenstadt. Vor ihm wirkte Dr. Dr. h. c. Peter C. Scriba,
vielfach ausgezeichneter Professor für Innere Medizin und
Endokrinologie, als Direktor der Medizinischen Klinik (19902000) und als Ärztlicher Direktor des Klinikums Innenstadt
(1991-1999). Nach dessen Emeritierung leitete Prof. Dr.
Detlef Schlöndorff, Chef der Poliklinik, kommissarisch auch
die Medizinische Klinik bis zur Berufung von Prof. Reincke.
Schlöndorff wurde 2007 emeritiert, da übernahm Prof. Reincke kommissarisch seinerseits die Poliklinik, bis die Häuser
2012 zusammengeführt wurden. Prof. Reincke, designierter
Leiter der künftigen Portalklinik, im Interview.
Mit der Portalklinik wird eine neue Ära beginnen?
Wir erleben auch jetzt wieder, wie diese Klinik, dieser
Standort, sich neu ausrichtet – weg von einer räumlich getrennten Medizin in einzelnen Gebäuden hin zu einer Konzentrierung der Inneren Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe in dem Gebäude der Portalklinik. Der stationäre Sektor
Woher kommt der legendäre Ruf der Ziemssenklinik?
Die Besonderheit der Klinik ist es, Patienten mit Komplexerkrankungen eine integrierte Behandlung aus einer Hand zu
ermöglich. Diese Breite und Tiefe ist auf Uni-Klinik-Niveau
ein Alleinstellungsmerkmal. Zu den vorhandenen Schwerpunkten zählen sogenannte Leuchttürme, die eine weit
überregionale Relevanz haben und auch in der künftigen
Portalklinik eine große Rolle spielen werden: Endokrinologie, Diabetologie, Rheumatologie, Infektiologie, Angiologie
und Nephrologie. Zusätzlich arbeiten auf einem sehr hohen
Niveau weitere Fachdisziplinen wie Kardiologie, Pneumologie und Gastroenterologie. Ein zentraler Faktor ist, dass
an diesem Haus über die 200 Jahre immer wieder herausragende Leiter und Spezialisten gewirkt haben. Und dass
es die Ortskonstanz gibt, bei gleichzeitig hoher Flexibilität
für Neuerungen durch den medizinischen Fortschritt.
Mit Reanimations-Übungen, Rauschbrillenparcours, Aromapflege, Schmerzambulanz, Lungenfunktionstest, Diätberatung, historischem Rundgang durch die Klinik, Fotoshooting als Chefarzt,
Präsentation der neuen Klinikpläne, Besichtigung
eines Rettungswagens, informativen Vorträgen
und vielem mehr.
KLINIKUMaktuell 04.2013
Medizingeschichte –
live erleben
Beim Tag der offenen Tür in der Medizinischen Klinik in der Ziemssenstraße 1,
80336 München.
Freitag, 25. Oktober, von 11 bis 18 Uhr.
WIR MACHEN MEDIZIN
Am Mittwoch, 23. Oktober, findet ein Symposium mit Festakt für geladene Gäste statt. Thema:
Zeit in der Medizin.
Anfahrt: U1, U2, U3 Sendlinger Tor
S1-S8, S27 Hauptbahnhof
Tram 17, 18, 20, 21, 27 Sendlinger Tor
perspektive klinikum
Tradition & Moderne So fing es an: links das Allgemeine Krankenhaus vor den Toren Münchens, aus dem die Medizinische Klinik
Innenstadt wurde. Der Betrieb in der Ziemssenklinik läuft normal weiter, bis daneben die neue Portalklinik errichtet ist: mit Interdisziplinärer Notaufnahme, 200 Betten und spezifischen Behandlungs- und Diagnostikportalen. Die Klinik wird ein eigenständiges
Haus der Maximalversorgung. Hier der Siegerentwurf im Architektenwettbewerb von Ludes Generalplaner GmbH – Berlin, München.
Baubeginn ist für 2015 geplant.
wird mit rund 200 Betten kleiner als bisher ausfallen, dafür
wird der Schwerpunkt der Akut- und Notfallmedizin durch
einen modernen Notaufnahmebereich ausgebaut. Hier wird
die Diagnose gesichert und über die notwendige Behandlungsstrategie entschieden. Die weitere Behandlung erfolgt
dann entweder stationär in der Portalklinik oder auch in
Großhadern, je nach Notwendigkeit.
Was soll der Name aussagen?
Portal kommt von lateinisch porta, das Tor, sozusagen die
Eingangspforte für das Universitätsklinikum am Campus
Innenstadt. Der Patient tritt über die Portalklinik in das
Klinikum ein und wird dann denjenigen Spezialisten zugeleitet, die seine Erkrankung am besten behandeln können. Dafür ist hohe Interdisziplinarität erforderlich, da ja
am Anfang häufig noch nicht klar ist, um was für eine
Erkrankung es sich handelt. Und diese Interdisziplinarität wird in der Portalklinik auf der höchstmöglichen Stufe
der Patientenversorgung umgesetzt.
Es wird aber eine eigenständige Klinik geben?
Ja, natürlich. Die künftige Portalklinik wird drei Schwerpunkte umfassen. Der erste ist die Betreuung von Notfallpatienten, etwa mit Brustschmerz, Bauchschmerz,
Organversagen, Infektion – also Akut- und Notfallmedizin, symptomorientiert oder je nach Körperregion. Die
zweite Dimension betrifft das Bettenhaus. Das ist mit 200
Betten nicht sehr groß, wird aber eine hohe Anzahl von
Patienten der Leuchtturm-Bereiche betreuen. Der dritte
Schwerpunkt beinhaltet den großen ambulanten Bereich.
Ihre Klinik ist sehr breit aufgestellt …
Gerade in den letzten 20 Jahren hat sich an der Ziemssenstraße eine große Anzahl von Spezialambulanzen
mit enormem Fachwissen etabliert. Unsere Schwerpunkte liegen hier unter anderem auch auf den seltenen Erkrankungen. In der Endokrinologie ist dies z. B.
die europaweit größte Spezialambulanz für hormonell
bedingten Bluthochdruck. Die Nephrologie ist speziali-

Typische Fälle: So läuft es künftig in der Portalklinik
Fall 1: Ein Patient kommt mit akutem Schmerzzustand in
Brust und Halsbereich, erheblicher Bluthochdruck. Aufgabe an die Spezialisten: In 20, 30 Minuten müssen sie entscheiden, was dahinter steckt, wo richtig behandelt wird.
- Bei einem Spezialproblem wird er nach Großhadern
gebracht.
Die Möglichkeiten sind:
- Vor der 24. Woche wird sie nach Großhadern verlegt,
in das Pränatalzentrum der höchsten Stufe.
- Nach der 30. Woche wird die Ursache festgestellt, z.
B. ein vorzeitiger Blasensprung oder eine Infektion.
Sie bleibt, wird auf der entsprechenden Station versorgt und stabilisiert bis zur Entbindung.
- Wenn es eine Hochrisikopatientin mit Bluthochdruck
oder Diabetes ist, kommt sie nach Großhadern. Bei
mittlerem und niedrigem Risiko bleibt sie in der Innenstadt.
-Frühsymptomatik eines Schlaganfalls, der Patient
wird stabilisiert und zur Behandlung nach Großhadern in die Stroke Unit gebracht.
- Blutdruckkrise: Patient wird auf der Aufnahmestation
behandelt, bleibt, bis der Blutdruck normalisiert wird,
kann wieder gehen.
- Herzinfarkt: Der Gefäßverschluss wird mittels Katheter eröffnet. Der Patient bleibt, wird dann über die
Kardiologie entlassen.
Fall 2: Eine Schwangere mit vorzeitigen Wehen:
KLINIKUMaktuell 04.2013 29
perspektive klinikum
siert auf vererbbare Nierenerkrankungen, die Rheumatologie auf seltene Funktionsstörungen des Immunsystems, und die Infektiologie betreut eine große Zahl von
HIV-Patienten. Häufige Erkrankungen werden natürlich
auch behandelt, wie verstopfte Arterien oder Schwangerschaftsdiabetes.
Und in der Notfallmedzin?
In der Notfallmedizin müssen wir je nach Anfall reagieren, da hatten wir gerade aktuell wieder mit einem sehr
großen Zustrom von Patienten zu tun: Das sind Alkoholvergiftungen zur Wiesnzeit mit vielen Stürzen, was zu einer enormen Anzahl von Knochenbrüchen führt und die
Unfallchirurgie stark fordert.
Die Perspektiven?
Die Innenstadt-Kliniken sind die Keimzelle der Hochschulmedizin und werden durch diese LeuchtturmFunktion in der Portalklinik – einem umfassenden strategischen Versorgungszentrum – weiterhin innovative
Medizin und Forschung auf höchstem Niveau betreiben.
KONTAKT
Prof. Dr. Martin Reincke
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sekretariat.reincke@med.uni*
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Blick zurück
Von Prof. Dr. med. Wolfgang G.
Locher M. A., Institut für Ethik,
Geschichte und Theorie der Medizin an der Ludwig-MaximiliansUniversität
Der 1. September 1813 ist ein prägendes Datum: Vor den Toren Münchens wurde das Allgemeine Städtische Krankenhaus eröffnet. Der Start für eine naturwissenschaftlich orientierte
Medizin, die allen Bürgern, unabhängig von ihrer sozialen
Stellung, dienen sollte. Mit dem Umzug der Universität von
Landshut nach München im Jahre 1826 wurde das Haus
zur Universitätsklinik und damit zur Keimzelle des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Das „Großkrankenhaus“ (heute Medizinische Klinik
Ziemssenstraße) wurde mit 600 Betten und anfangs zwei
medizinischen und zwei chirurgischen Abteilungen bzw.
Kliniken in Betrieb genommen. Es steht für den Eintritt
Bayerns und der Stadt München in die moderne Krankenhauslandschaft.
1855 erfolgte die Umbenennung in Städtisches Krankenhaus links der Isar. Dem Trend zur Spezialisierung folgend,
entwickelte sich eine Reihe von später eigenständigen Fach-
Historische Elite-Mediziner
Johann Nepomuk von Ringseis (1785-1880),
Arzt und Professor
Der Oberpfälzer
kam 1817 ans
Allgemeine Krankenhaus nach München und wurde
Vertrauter und Leibarzt des Kronprinzen Ludwig von Bayern. Durch seinen
Einfluss auf den König wurde die Universität von Landshut nach München
verlegt. Ringseis wurde Leiter des gesamten staatlichen Gesundheitswesens
in Bayern.
30
KLINIKUMaktuell 04.2013
Joseph von
Lindwurm
(1824-1879),
Ärztl. Direktor
II. Med. Klinik
1869-1874
Arzt und ordentlicher Professor
für Dermatologie
(Hautkrankheiten) und Syphilidologie
(Geschlechtskrankheiten) und Innere
Medizin. Durch König Maximilian II.
erhielt er den ersten Lehrstuhl für Dermatologie in Deutschland.
Hugo Wilhelm
von Ziemssen
(1829-1902),
Ärztl. Direktor
II. Med. Klinik
1874-1885,
I. Med. Klinik
1885-1902
Sohn eines schwedischen Hofgerichtsrates. Internist, Hochschullehrer, Königlicher Geheimer Rat. Mit ihm verbinden
sich substantieller Ausbau und umfassende Modernisierung der Kliniken. 1878
ließ er das Medizinisch-Klinische Institut
errichten, das erste in Deutschland. Seine
Forschung führte u. a. 1898 zur Gründung
des Instituts für physikalische Therapie
und Röntgenologie.
perspektive klinikum
kliniken, etwa die Chirurgische Klinik an der Nußbaumstraße. Der ursprüngliche Baukörper erhielt unter Hugo von
Ziemssen ein optisches facelifting und markante Verbesserungen für Lehre und Forschung. Im Zweiten Weltkrieg
nahezu völlig zerstört, erfolgte zwischen 1946 und 1951 ein
zügiger Wiederaufbau. 1954 ging die Trägerschaft wieder
in die Hände des Staates bzw. der Universität über. Als 1976
die I. Medizinische Klinik nach Großhadern verlegt wurde,
wurde aus der bisherigen II. Medizinischen Klinik die Medizinische Klinik Innenstadt. Die letzten 25 Jahre brachten
eine Reihe von Umstrukturierungen. Immer wieder musste
um den Erhalt des attraktiven Standorts gerungen werden.
Von den Barmherzigen Schwestern bis heute
Die Pflege der Kranken übernahmen für 165 Jahre die
Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul.
1832 trafen mit der zukünftigen Generaloberin Schwester
M. Ignatia Jorth (1780-1845) und Schwester M. Appolonia Schmitt (1793-1862) zwei Führungskräfte in der etwa
80.000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt ein. Mit
ihren weit ausladenden Flügelhauben waren sie nicht zu
übersehen. Die Ordensfrauen revolutionierten die Krankenpflege in ganz Süddeutschland. Johann Nepomuk von
Ringseis, Leibarzt und Freund von König Ludwig I., hatte
die Schwestern empfohlen, deren segensreiche Arbeit er im
Krieg gegen Napoleon 1815 in den Lazaretten beobachtete.
Die Verantwortung für die Pflege liegt heute in den
Händen von Andrea Förster, Diplom-Pflegewirtin (FH),
Pflegebereichsleiterin P9. Sie erinnert sich gut an
Friedrich von
Müller
(1858-1941),
Ärztl. Direktor
II. Med. Klinik
1902-1934
Sproß einer traditionsreichen
Augsburger Ärztefamilie. Er gehörte
zu den bekanntesten Internisten seiner
Zeit und trug maßgeblich zum weltweiten Ansehen der deutschen Medizin
bei. 1905 prägte er den Begriff Nephrose und regte so zur Neuordnung von
Nierenerkrankungen an. Das von ihm
zusammen mit Otto Seifert verfasste
„Taschenbuch der medizinisch-klinischen Diagnostik“ ist vielen Ärzten ein
Ratgeber, 2000 erschien es in der 73.
Auflage.
die Schwestern: „Die letzten sieben
Schwestern haben im Juni 2000 ihren
Andrea Förster,
Wirkungsort verlassen. Ich bin direkt Diplom Pflegewirans Klinikum gekommen und noch von tin (FH), Pflegebeeiner Ordensschwester, der Oberin, reichsleiterin P9
eingearbeitet worden. Die Übernahme
verlief reibungslos. Die Ordensschwestern gaben ihre
Leitungsstellen auf, es wurden weltliche Stationsleitungen ausgebildet, welche die Stationen übernahmen. Die
Ordensschwestern waren dann nur noch Stellvertretungen. Für die Patienten bedeutete der Wechsel eine
ziemliche Umstellung, denn mit den Ordensschwestern
konnte man über das Leben und den Tod sprechen. Bei
den weltlichen Pflegekräften muss man als Patient erst
mal das Gesprächsinteresse für solche Themen erkunden, und es ist natürlich ein Zeitproblem.“
Ernst von
Romberg
(1865-1933),
Ärztl. Direktor
II. Med. Klinik
1912-1933
Arzt und außerordentlicher Professor für Innere
Medizin, Geheimer Medizinalrat. Er
wurde durch die Bekämpfung der TBC
bekannt und war führend in der Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Gustav von
Bergmann
(1878-1955),
Ärztl. Direktor
II. Med. Klinik
1946-1953
Professor für Innere
Medizin.
Mit seiner sogenannten Funktionellen Pathologie
schuf er die Grundlagen der Psychosomatik. Die nach ihm benannte Gustavvon-Bergmann-Medaille ist die höchste
Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.
Der Magistrat der Stadt München benannte einige Straßen nach Persönlichkeiten. In der Klinik Ziemssenstraße können Patienten und Besucher diese
und weitere Pioniere der Universitätsmedizin bei einem Rundgang kennenlernen. Büsten und Steckbriefe sind in den Fluren frei zugänglich.
KLINIKUMaktuell 04.2013 31
perspektive klinikum
1
2
Medizin mit
Strahlkraft
Das Radiopharmazie-Zentrum am
Klinikum der Universität München
ist in Betrieb gegangen
R
adionuklide werden in der Medizin vielfältig
in Diagnostik und Therapie eingesetzt. Sie sind
besonders aus der Onkologie bekannt, wo sie
eine maßgeschneiderte Behandlung möglich
machen. Nun hat das Klinikum der Universität München
am Campus Großhadern in Kooperation mit der Erlanger Firma PET Net GmbH in nur 15 Monaten Bauzeit
ein innovatives Radiopharmazie-Zentrum errichtet. Ein
15-Millionen-Euro-Projekt zur Herstellung radioaktiver
Arzneimittel. Mit einer eigenen Produktionsstätte sollen
die Patientenversorgung sowie die Forschung und Lehre im Bereich der Nuklearmedizin sichergestellt werden.
Das Klinikum betreibt bundesweit eine der größten nuklearmedizinischen Einrichtungen.
Die Bestimmung der Vitalität von Gewebe mit Hilfe
schwach radioaktiv markierter Substanzen spielt in der
Krebsmedizin eine große Rolle. Aber auch bei der Diagnostik eines Herzinfarktes, in der Kinderheilkunde, bei
Erkrankungen des Skelettsystems oder in der Neurologie
(Alzheimer, Parkinson) werden radioaktive Arzneimittel
eingesetzt. In der Behandlung werden Radiopharmaka
etwa bei bestimmten Schilddrüsen-Erkrankungen oder
in der Tumorbekämpfung eingesetzt.
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32
KLINIKUMaktuell 04.2013
04.09.13 10:05
perspektive klinikum
3
4
5
1 Symbolische Schlüsselübergabe an Prof. Dr. Peter Bartenstein (l.) und Dr. Franz J. Gildehaus 2 Das Radiopharmazie-Zentrum,
ein 15-Millionen-Projekt 3 Umkleide mit Strahlenmessgerät für die Mitarbeiter 4 Bei der Produktion im sogenannten Reinraum
5 Blick in das Zyklotron (noch geöffnet), den Teilchenbeschleuniger für die Herstellung radioaktiver Arzneimittel
In der Diagnostik steht die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) im Vordergrund. Dies ist ein bildgebendes
Verfahren, das eine erhöhte diagnostische Genauigkeit
bietet und in der Kombination mit der Computertomographie (CT) seit Jahren steigende Untersuchungszahlen
aufweist.
Prof. Dr. Peter Bartenstein, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin: „Durch die nur schwach strahlenden Radiopharmaka, die dem Patienten verabreicht werden, können so beispielsweise sicher und exakt Untersuchungen
verschiedener Gewebetypen vorgenommen werden. Auf
Basis dieser Daten ist dann eine individuelle Therapieplanung möglich.“
für die individualisierte Therapie zukünftig noch schneller
der Patientenversorgung zugänglich zu machen.“
Das neue Gebäude mit Zyklotron, einem Teilchenbeschleuniger, und Pharmaproduktion wurde nach den aktuellen Strahlenschutz- und Arzneimittelrichtlinien konzipiert, so dass für Mitarbeiter, Patienten und Umwelt ein
Optimum an Sicherheit erzielt wird. Die Produkte können
nach industriellen Standards hergestellt werden.
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Die Strahlenbelastung für den Patienten ist in der modernen Nukleardiagnostik wegen der verwendeten kurzlebigen Radionuklide eher gering einzuschätzen, vergleichbar einer Röntgenuntersuchung.
Dr. Franz J. Gildehaus, Projektleiter der Nuklearmedizin, erklärt: „Die geplante Produktionsstätte wird es ermöglichen,
neue Biomarker für die Diagnostik und Radiotherapeutika
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Foto: © Peter Hemza
herzlichen glückwunsch!
Professor Maximilian Reiser (l.) und Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch
Bundesverdienstkreuz für
Prof. Dr. Dr. h. c. Maximilian
Reiser, FACR, FRCR
Für seine Leistungen als Arzt, Hochschullehrer und Forscher wurde Professor Dr. Dr. h. c. Maximilian Reiser
mit dem Bundesverdienstkreuz am
Bande ausgezeichnet. Der Orden ist
die höchste Anerkennung der Bundesrepublik für Verdienste um das
Gemeinwohl. Reiser zählt zu den prägenden Vertretern des Fachgebiets
„Radiologie“
in Deutschland mit
starker internationaler Ausstrahlung
und Anerkennung. Er ist Direktor
des Instituts für Radiologische Diagnostik bzw. des Instituts für Klinische
Radiologie des Klinikums der LudwigMaximilians-Universität München. Als
Dekan der Medizinischen Fakultät der
LMU München steht er einer der be-
deutendsten Einrichtungen der Hochschulmedizin in Deutschland vor.
Wiederaufnahme von Sport nach Rekonstruktion des vorderen Kreuzbands.
Dr. Andreas Ficklscherer
Alicia Laczynski
Dr. Andreas Ficklscherer, Orthopädische
Klinik und Poliklinik, Campus Großhadern, wurde von
der
Deutschen
Vereinigung für
Schulterund
Ellenbogenchirurgie der Perthes
Preis 2013 verliehen. Hiermit wird
seine experimentelle Arbeit zum Einsatz von BotulinumNeurotoxin A bei Defekten der Rotatorenmanschetten des Schultergelenks im
Tiermodell gewürdigt.
Zum sechsten Mal wurde der Bayerische Psychiatrische Pflegepreis von
der Bundesfachvereinigung Leitender
Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e. V. ausgelobt. Der zweite Preis
(dotiert mit 500 Euro) wurde dabei an
Alicia Laczynski, Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie, Campus Innenstadt, vergeben. Sie bekam ihn für die
Erstellung eines pflegerischen Handlungskonzeptes für chronisch depressive Patienten auf ihrer Station.
Ulrike Müller, MSc
Ulrike Müller, MSc, Physiotherapie
an der Klinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilitation,
Campus Großhadern, bekam von der
Gesellschaft für
OrthopädischTra u m ato l o gische Sportmedizin (GOTS) den
Michael-JägerPreis verliehen
(sie teilt ihn sich
mit PD Dr. Thore
Zantop, Straubing). Sie etablierte Prädiktionsparameter für eine erfolgreiche
Alicia Laczynski mit Pflegebereichsleiter
Peter Hottner
Dr. Sebastian Pratschke
Die Vereinigung Bayerischer Chirurgen
hat den Johann Nepomuk von Nußbaum-Preis an Dr. Sebastian Pratschke
aus der Klinik für Allgemein-, Viszeral-,
Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Campus Großhadern, verge-
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ben. Damit wird seine Publikation über
positive Wirkungen
eines intraoperativen
porto-cavalen Shunts
(eine spezielle Gefäßverbindung) bei
Lebertransplantation
gewürdigt.
PD Dr. Bianca Schaub
Foto: © ROBERT HAUSMANN
Der Henning Løwenstein Research
Award der World Allergy Organization (WAO) wurde an PD Dr. Bianca Schaub am Dr. von Haunerschen
PD Dr. Bianca Schaub mit dem Preisstifter
Henning Løwenstein
Kinderspital verliehen. Damit wurden
deren hochrangige Arbeiten auf dem
Gebiet der Allergologie und Asthmaforschung gewürdigt. Dotierung: 10.000
Euro, gestiftet von ALK Pharma.
LMU-Forschungskolleg
in der Kinderheilkunde
Die Kinderheilkunde der LMU erhält
von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung eine Million
Euro zur Förderung
des Forschungsnachwuchses. Ausgezeichnet wurde das Konzept für das Forschungskolleg „Seltene Erkrankungen
des Immunsystems – von der Pathophysiologie zur Entwicklung neuer Therapiestrategien“. Das Forschungskolleg
versteht sich als Exzellenzprogramm
für herausragende Nachwuchswissenschaftler mit Schwerpunkt in der Kinderheilkunde. „Durch die zunehmende
Ökonomisierung in der Medizin brau-
chen wir dringend neue strukturelle
Voraussetzungen, die Räume für Kreativität und Innovation öffnen“, sagt der
Kollegsprecher Prof. Dr. Christoph Klein
(Foto). Das Forschungskolleg setzt damit einen wichtigen Akzent für die Ausund Weiterbildung von „clinician-scientists“ der Kinderheilkunde an einem
der ältesten und größten pädiatrischen
Zentren in Deutschland.
Prof. Dr. Jörg Schirra
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft hat
Prof. Dr. Jörg Schirra, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Campus Großhadern, mit dem
Werner-Creutzfeldt-Preis
2013 ausgezeichnet. Die
wissenschaftlichen Schwerpunkte von Prof. Schirra
liegen auf der Erforschung
des Einflusses gastrointestinaler Signalstoffe auf den
Stoffwechsel und diverse
Funktionen des Magen-Darm-Traktes.
Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, gestiftet von der Lilly Deutschland GmbH.
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KLINIKUMaktuell 04.2013 35
vorsorge
Masern sind kein
Die Infektion mit dem Masernvirus
gehört zu den ansteckendsten Krankheiten überhaupt. Impfen ist wichtig!
M
asern machen immer wieder Schlagzeilen,
zuletzt vor einigen Wochen. Schutzimpfungen
werden oftmals abgelehnt. Mütter veranstalten
Masern-Partys, damit ihre Kinder sich gegenseitig anstecken. Doch Masern sind – wie Mumps und Röteln
– keinesfalls harmlose Kinderkrankheiten. Komplikationen
sind selten, doch sie kommen vor. Nur jedes dritte Kleinkind
ist ausreichend geschützt. Und viele Erwachsene wissen gar
nicht, ob und wann sie geimpft worden sind. Die Krankheit
lässt sich nur ausrotten, wenn so viele Menschen wie möglich
dagegen immun sind. KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Dr.
Johannes Hübner, Abteilung Pädiatrische Infektiologie am
Dr. von Haunerschen Kinderspital, Campus Innenstadt.
Warum gibt es immer wieder Masernausbrüche?
In Deutschland, besonders in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin und Bremen, bestehen erhebliche Impflücken. Viele Kinder sind nicht oder nicht ausreichend
geimpft. Entscheidend ist der zeitgerechte Beginn der
Immunisierung beim Baby mit ca. elf Monaten. Bei ungefähr fünf Prozent geht die erste Masern-Impfung nicht an,
deshalb ist die zweite Impfung vor dem zweiten Geburtstag so wichtig. Das würde 98 bis 99 Prozent der Kinder
schützen. Doch wir sehen, dass viele diese zweite Impfung
nicht oder zu spät bekommen. Diese fünf Prozent nicht
Geschützte sind ein großes Reservoir, das für Krankheitsausbrüche und Übertragungen verantwortlich ist.
Und die Erwachsenen?
Die zweite Lücke sind Erwachsene, die nicht doppelt
geimpft wurden, wie es früher üblich war. Alle, die keine zweite Masern-Impfung erhalten haben, sollten sich
nachimpfen lassen, da auch hier ca. fünf Prozent derer,
die nur eine Impfung erhalten haben, nicht geschützt
sind. Es gibt übrigens kein Argument dagegen, man
kann nicht überimpft werden. Wer seinen Impfpass
nicht findet, sollte sich die Spritze holen, oft erledigt
das der Kinderarzt mit. Ganz wichtig: Frauen sollten ihren Immunstatus vor einer Schwangerschaft
klären. Nur wenn sie Antikörper im Blut haben,
werden diese auf ihr Neugeborenes übertragen.
Das ist der Nestschutz, der das Neugeborene
36
KLINIKUMaktuell 04.2013
für etwa die ersten sechs bis neun Lebensmonate gegen
Masern und andere Erkrankungen schützt. Säuglinge
werden deshalb nicht gleich geimpft, weil diese von der
Mutter übertragenen Antikörper das Impfvirus inaktivieren würden.
Warum sind viele Eltern so nachlässig?
Wir kennen verschiedene Ursachen. Ein Argument ist, dass
Kinderkrankheiten ganz natürlich durchgemacht werden
sollten. Das sei besser, Kinder würden dann einen Entwicklungsschritt machen. Eine fatale Fehleinschätzung. Die Kinder sind
schwer krank mit hohem Fieber. Das sollte
man ihnen ersparen.
Der vermeintliche
Entwicklungsschub
erklärt sich einfach:
Die Kinder werden
wieder fit, nachdem sie wegen
der Krankheitssymptome apathisch waren.
Typisch: Der quälende
Masernausschlag beginnt im Gesicht und breitet
sich über den Körper aus
vorsorge
Kinderkram
Oder Eltern wollen ihrem Kind die Spritze nicht zumuten,
wobei gerade der Masern-Impfstoff normalerweise sehr
gut vertragen wird. Auch eine banale Erkältung beim Kind
ist kein Grund zum Verschieben der Impfung.
Grippe-Impfung
Prof. Dr. Johannes Hübner rät drin-
gend, sich auch gegen die Grippe impfen
zu lassen, die Krankenkassen bezahlen dies
normalerweise. Die Kombination des Impfstoffes wird jährlich an die am häufigsten kursierenden Virenstämme angepasst.
Prof Hübner: „Eine echte Influenza kann eine lebensbedrohliche Erkrankung sein, insbesondere
bei Risikopatienten. Gerade erst ist in Südostasien
ein neues Horrorvirus aufgetaucht, das H7N9. In einem schlimmen Grippewinter können in Deutschland bis zu 30.000 Menschen sterben, also eine
Kleinstadt.“
Was macht Masern so gefährlich?
Eine gefürchtete Komplikation ist eine akute Gehirnentzündung, die Masern-Enzephalitis, die zum Tod oder zu
neurologischen Langzeitschäden führen kann. Eine Spätfolge ist außerdem die tödliche SSPE, die subakute sklerosierende Panenzephalitis. In diesem Jahr wurde über
einen Todesfall an SSPE berichtet, das Kind hatte sich als
Säugling angesteckt, wobei die Gefahr der SSPE bei einer
Maserninfektion im ersten Lebensjahr am größten ist.
Die Ansteckungsgefahr in der Arztpraxis, aber
natürlich auch in Schule und Kindergarten
lässt sich nicht vollkommen ausschließen.
Das Masernvirus wird durch Husten
und Niesen schnell übertragen und
die Infektion schwächt das Immunsystem so sehr, dass sich
daraufhin bakterielle Infekte entwickeln, etwa eine
Lungenentzündung. Wir
können nur die Symptome behandeln.
Impfpass verschlampt?
Erwachsene können sich
jederzeit nachimpfen
lassen
Wie ist es mit Autismus und
Allergien?
Die Autismus-Diskussion ist ein
trauriges Thema. Es gab vor einigen Jahren Arbeiten aus Großbritannien, die einen Zusammenhang mit der Impfung
Masern-Mumps-Röteln und
der Entwicklung von Autismus herstellten. Heute
wissen wir, dass diese Ergebnisse eindeutig falsch sind und vom Autor
der Studie bewusst gefälscht wurden. Der Arzt
wurde deshalb inzwischen rechtskräftig verurteilt. Doch
die Fehlinformation lebt im Internet und bei Selbsthilfegruppen weiter. Bezüglich Allergien hat die Forschung
gezeigt, dass es keine Verbindung mit Impfungen gibt,
wobei wichtige Arbeiten hierüber an der Haunerschen
Kinderklinik durchgeführt wurden. Generell sind Nebenwirkungen von Impfungen extrem selten, vor allem
im Vergleich zu den Komplikationen der normal durchgemachten Erkrankung. Es kann selten zu Impfmasern
kommen, doch das ist eine sehr abgeschwächte Form.
Sind Sie für eine Impfpflicht?
Eindeutig ja, auch wenn die Ständige Impfkommission sich
bisher nicht dafür ausspricht. Bei Ärztevertretern und Politikern gibt es keine einheitliche Meinung. Das Argument
ist, dass durch die Impfpflicht die persönliche Freiheit eingeschränkt wird, doch in meinem Augen macht das Sinn,
um gefährliche Krankheiten wie zum Beispiel die Masern
auszurotten. Auch die Pocken konnten bei uns nur durch
eine Impfpflicht verschwinden. In den USA beispielsweise wird ein nicht geimpftes Kind weder im Kindergarten
noch in der Schule aufgenommen.
KONTAKT
Prof. Dr. Johannes Hübner
) 089/5160-7970
johannes.huebner@med.uni*
muenchen.de
KLINIKUMaktuell 04.2013 37
hilfe & selbsthilfe
Der Kampf gegen
38
KLINIKUMaktuell 04.2013
hilfe & selbsthilfe
en lästige Haare
KLINIKUM aktuell sprach mit Dr. Gerd Gauglitz von der Dermatologischen
Klinik über die neuesten Therapien und ihre Risiken
A
uf dem Kopf hätten alle Menschen gerne volles,
glänzendes Haar. Doch leider sprießen Haare
meistens da, wo man sie eher weniger schätzt:
im Gesicht, an den Beinen und in der Bikini-Zone. KLINIKUM aktuell sprach mit Dr. Gerd Gauglitz, Leiter
der Ästhetischen Dermatologie an der Dermatologischen
Klinik, über Möglichkeiten und Risiken der unterschiedlichen Entfernungsmethoden.
Unerwünschte Haare am Körper – wer kommt deswegen zu Ihnen?
Natürlich in erster Linie Frauen, die unter Damenbart oder
ihrer Behaarung an den Beinen leiden. Aber immer häufiger auch Männer, die sich zum Bespiel an einer zu üppigen Behaarung des Rückens stören.
keit: den Wirkstoff Eflornithin, der eigentlich ein Arzneistoff gegen die Schlafkrankheit ist, aber zudem den Haarwuchs im Oberlippen- und Kinnbereich hemmt. Und zwar
durch seine Wirkung auf ein Enzym, das an der Haarbildung beteiligt ist.
Wie schnell zeigt sich ein Erfolg?
Innerhalb von acht Wochen wird der Haarwuchs deutlich
spärlicher – vorausgesetzt man cremt die betroffenen Stellen
zwei Mal täglich ein. Für einen dauerhaften Erfolg ist eine
ständige Behandlung notwendig, da sich etwa acht Wochen
nach Beendigung der Therapie der ursprüngliche Zustand
wieder einstellt. Die Creme ist verschreibungspflichtig und
nicht ganz billig. Im Monat braucht man für einen Damenbart
circa zwei Tuben, von denen eine etwa 56
Euro kostet. Für größere Areale kommt
das Präparat erstens aus Kostengründen
nicht in Frage, außerdem ist es auch nur
für kleine Stellen im Gesicht zugelassen.
Und was können Sie anbieten?
Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen
Epilation, bei der das Haar mit der Haarwurzel entfernt wird, und der Depilation, bei
der nur der sichtbare Teil der Haare entfernt
wird, wie es zum Beispiel durch im Drogeriemarkt erhältliche Enthaarungscremes
oder Rasieren der Fall ist. Bei Frauen, die
unter übermäßiger Behaarung leiden, kann
man aber nicht einfach drauf los therapieren.
Zuerst muss abgeklärt sein, dass nicht eine
Hormonstörung, also ein Zuviel an männlichen Hormonen der Grund ist. Wäre das der
Fall, ist nämlich der Gynäkologe und nicht Bei der Epilation wird das Haar mit
der Dermatologe gefragt.
der Wurzel (rote Punkte) entfernt
Vorausgesetzt, eine Hormonstörung ist ausgeschlossen…
Dann haben wir heute eine beachtliche Zahl von Möglichkeiten, und zwar sowohl dauerhafte, als auch vorübergehende. Das hängt von den Wünschen der Betroffenen ab.
Welche Möglichkeiten gibt es, einen Damenbart
verschwinden zu lassen?
Viele Patientinnen kommen deswegen gar
nicht in unsere Ambulanz, sondern zupfen
die Härchen mit der Pinzette aus oder
entfernen sie mit Wachsstreifen. Wir
haben noch eine andere Möglich-
Gibt es Nebenwirkungen?
Es kann zu Hautirritationen und Pickeln
kommen, auch Haarwurzelentzündungen sind möglich. Diese Nebenwirkungen verschwinden aber, sobald man die
Creme absetzt.
Wie können Sie Haare an größeren
Arealen und dauerhaft enfernen?
Wir erzielen sehr gute Erfolge mit dem
Laser. Laserstrahlen sind hochenergiereiche Lichtstrahlen, die gezielt, berührungslos und gewebeschonend Haarwurzeln endgültig
zerstören können. Möglich ist das mit Alexandrit-, Neodym- oder Diodenlasern.
Welche Patienten sind für diese Behandlung geeignet?
Die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist die Kombination aus dunklen Haaren und heller
Haut. Doch auch hier ist es nicht mit einer Sitzung getan. Nötig sind sechs bis sieben Behandlungen, die bei
Arealen im Gesicht im Abstand von vier Wochen erfolgen sollten, am restlichen Körper sind Intervalle von acht
Wochen ausreichend. Auf alle Zeiten verschwunden sind

KLINIKUMaktuell 04.2013 39
hilfe & selbsthilfe
Welchen Effekt haben Blitzlampen?
Der Fachbegriff dafür ist IPL, die Abkürzung für Intense
Pulsed Light. Diese Technik zerstört wie der Laser dauerhaft Haarwurzeln. Allerdings mit einem gravierenden
Unterschied: Wo die Lasertechnik mit festen Wellenlängen arbeitet, kann bei der IPL-Technik die Wellenlänge
durch den Einsatz verschiedener Filter erweitert werden. Die Lichtimpulse aus der IPL-Technik führen zu
einer Aufheizung des Haarschaftes und als Resultat zur
Zerstörung der Haarwurzel. Nicht geschädigt wird das
umgebende Gewebe, das nur minimal erwärmt wird.
Doch auch diese Technik gehört in die Hände eines Dermatologen und wie beim Laser sind mehrere Sitzungen
notwendig.
Der Laser lässt den Haarwuchs in mehreren Sitzungen
schwinden
die Haare dann nicht, wir empfehlen einmal im Jahr eine
Auffrischungsbehandlung.
Wie teuer ist eine Sitzung?
Das hängt von der Größe des Areals ab, je nach Fläche
liegt der Preis zwischen 100 und 350 Euro. Ich warne
aber vor Dumping-Angeboten in Kosmetik-Instituten, der
Laser gehört in die Hände eines Arztes.
Was kann passieren?
Es gibt Patienten, die vertragen keinen Laser, das kann
man aber nur herausfinden, wenn man es in kleinen
Arealen ausprobiert. Bei unsachgemäßem Umgang mit
dem Laser drohen Pigmentverschiebungen, das behandelte Areal ist mit dunklen Pigmentflecken übersät. Auch
Verbrennungen sind möglich, wenn der Laser zu hoch
eingestellt wurde. Wichtig ist, nach der Behandlung die
Sonne zu meiden, am besten lässt man sich im Winter lasern. Man muss wissen, dass auch bei bester Anwendung
die Laserbehandlung nicht schmerzfrei ist. Besonders in
der Bikinizone kann das unangenehm werden.
Gibt es auch hier Nebenwirkungen?
Oft werden mit Blitzlampen nicht ausreichende Eindringtiefen erzielt. Dadurch kommen die Haare im Verlauf häufiger wieder. Hier kommt es also sehr auf die Erfahrung
des Therapeuten an, da durch das schlichte Erhöhen der
Energie Verbrennungen der Haut drohen. Daher ist diese
Behandlung in unerfahrenen Händen häufig nicht erfolgreich, aber durchaus nebenwirkungsreich.
Inzwischen gibt es auch Blitzlampen für zu Hause.
Was halten Sie davon?
Geräte für Zuhause haben natürlich – da sie für den Laiengebrauch gemacht sind – nicht den Effekt wie Profigeräte in der Arztpraxis. Kleinere Verbesserungen sind
aber möglich.
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sonja.stumpf@med.uni-muenchen.de
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Physiotherapeutische Atem- und
Bewegungstherapie für Menschen mit
Pulmonaler Hypertonie
13.11.2013, 15:00
Campus Großhadern,
Physiotherapieschule, Würfel IK, 1.UG
Kontakt: Dr. Franziska Ihle, Frau Waelde
089/7095-3101
franziska.ihle@med.uni-muchen.de
*
Dermatologische Vortragsreihe
14.11.2013, 14:30
Akne – wenn Pickel zur Qual werden
Referent Dr. Markus Reinholz
Klinik und Poliklinik für Dermatologie
und Allergologie, zentraler
Aufenthaltsraum, 2. Etage Mitte,
Eingang Thalkirchner Straße 48
Kontakt: Silke Meinecke
) 089/5147-6407
silke.meinecke@klinikum*
muenchen.de
Elterntreffen der Herzkinder
Wie Sport, Ernährung und Homöopathie
zur Gesundheit Ihres Kindes beitragen
21.11.2013, 19:00
Campus Großhadern, Hörsaal 2
Referent: Prof. Dr. R. Dalla Pozza
Anmeldung: Susanne Menner
) 089/345377
susanne.menner@junge-herzen*
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Patientenveranstaltung zum Thema
Parkinson:
Tiefe Hirnstimulation
Schmerzen bei Parkinson
28.11.2013, 16:00-17:30
Campus Großhadern, Hörsaal I,
Hörsaaltrakt
Kontakt:
kai.boetzel@med.uni-muenchen.de
*
Schulen in die Transplantationszentren
23.10.2013, 13.30-17:00
06.11.2013, 08:30-13:30
04.12.2013, 08:30-13:30
Campus Großhadern, Hörsaal I (am Ende
der Besucherstraße)
Anmeldung: OA Dr. Helmut Arbogast
) 089/7095-2600
helmut.arbogast@med.uni*
muenchen.de
Treffen der Selbsthilfegruppe
Adipositas
23.10.2013, 27.11.2013, 18.12. 2013, je
19:00
Campus Großhadern, Konferenzraum
G12 (Würfel FG, 12. Stock, Lift)
Kontakt:
Beatrice Maucher
SelbsthilfegruppeAdipositasGrossha*
dern@lrz.uni-muenchen.de
Informationsabende und
Kreißsaalführungen für werdende
Eltern
jeden Donnerstag (außer Feiertag)
18:00-19:00
Frauenklinik Campus Innenstadt,
Maistr. 11, 1. Stock,
Großer Hörsaal (R 181)
Frauenklinik Campus Großhadern,
Marchioninistr 15,
vor dem Kreißsaal
Keine Anmeldung
Kontakt:
marianne.kerkmann@med.uni*
muenchen.de (Innenstadt);
heike.wolff@med.uni-muenchen.de
*
(Großhadern)
Alle Termine unter:
www.klinikum.uni-muenchen.de/de/
veranstaltungen
KLINIKUMaktuell 04.2013 41
© Prof. Thorsten Johnson, Institut für Klinische Radiologie
wohlfühlen & geniessen
Gicht
In einer Spezialambulanz am Klinikum wird
Patienten mit den neuesten Therapien geholfen
S
chmerzen, Entzündungen, zerstörte Gelenke:
Die Volkskrankheit Gicht ist eine echte Qual.
Etwa fünf Prozent der Deutschen leiden daran,
Männer zehn Mal häufiger als Frauen. Wie jetzt
bestätigt wurde, steckt die Veranlagung dafür oft schon
in den Genen. KLINIKUM aktuell sprach mit Prof. Dr.
Hendrik Schulze-Koops, Leiter der Rheumaeinheit an der
Medizinischen Klinik und Poliklinik IV am Campus Innenstadt, über neue Behandlungsmöglichkeiten.
Was genau ist Gicht?
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich zu
viel Harnsäure im Blut ansammelt. Daraus bilden sich
Kristalle, die sich u. a. in Gelenken, Schleimbeuteln,
Sehnen, in der Haut sowie in inneren Organen ablagern.
Heftige Entzündungen und Schäden der Gelenke können
entstehen. Bleibt die Gicht unbehandelt, kommt es zu
schweren Nierenschäden und schließlich zur Invalidität.
Wir kennen verschiedene Ursachen und Formen. Bei den
meisten Patienten steckt eine genetische Veranlagung
dahinter, kombiniert mit einem ungesunden Lebensstil
mit purinhaltiger Ernährung mit Fleisch und Fisch sowie
42
KLINIKUMaktuell 04.2013
Neue Methode: So sieht Gicht aus
Grün ist Gicht: Hier sehen Sie (v. l.) einen Fuß mit
zahlreichen Gichtknoten (Fachausdruck: Tophi)
entlang sämtlicher abgebildeter Gelenke und entlang von Sehnen, beide Knie mit massiven Gichtknoten und eine linke Hand mit einem einzelnen
Tophus am Endgelenk des kleinen Fingers. Die
Bilder stammen aus dem Institut für Klinische
Radiologie des Klinikums. Hier wurde eine neue
Methode entwickelt, mit der die Harnsäure im
Gewebe dargestellt und quantifiziert werden
kann. Man braucht kein Kontrastmittel, die Strahlenbelastung an den Extremitäten ist sehr gering.
Die gängige Bezeichnung für diese Darstellung
ist Dual Energy CT. Dabei werden Bilddatensätze
von zwei Computertomographien (CT) simultan mit unterschiedlichen Röntgen-Energien
aufgenommen. Es entsteht ein 3D-Datensatz, in
dem man beispielsweise Knochen grau, kleinere
calciumhaltige Areale violett und Harnsäure
grün darstellt. Prof. Dr. Thorsten Johnson, Leiter
Computertomographie: „Damit kann eine Gicht
zuverlässiger diagnostiziert und im Verlauf
kontrolliert werden als nur mit den Werten im
Blutserum allein. Die Rheumatologen nehmen
dieses Verfahren zunehmend in Anspruch.“
Alkohol. Gicht galt als Königserkrankung. Früher konnten es sich nur Könige leisten, so viel Fleisch zu essen,
dass sie krank wurden. Schon Hippokrates wusste, dass
Frauen vor der Menopause keine Gicht bekommen und
Knaben vor der Geschlechtsreife auch nicht.
Ab welchem Wert wird es gefährlich?
Ziel ist ein Harnsäure-Serumwert von maximal 6 mg/
dl. Wenn der Harnsäurespiegel den überschreitet, kann
das Blut die Harnsäure nicht mehr lösen und es können
sich Harnsäurekristalle bilden. Ein Spiegel über 9 mg/
dl lässt vermuten, dass jemand Gicht hat – aber solange
die Fresszellen nicht aktiviert werden, startet die Entzündung nicht. Den Grund der Aktivierung der Fresszellen
kennen wir nicht. Wir wissen heute aber, dass so hohe
Werte sehr schädlich für Herz und Kreislauf sind. Deshalb geht man immer mehr dazu über, auch diese asymptomatische Gicht, die Hyperurikämie, zu behandeln.
Gicht ist mehr als eine Gelenkerkrankung?
Wir gehen davon aus, dass Gicht nicht ein einmaliges Ereignis als Strafe für eine Fressattacke ist, sondern dass
wohlfühlen & geniessen
über Jahre hinweg diese Ablagerungen entstehen. Wenn
sie bei einem schweren Verlauf in Tophi, also massive
Kristallknoten, übergehen, kommen irgendwann die körpereigenen Fresszellen. Diese Makrophagen zerstören die
Kristalle und setzen die Entzündung in Gang. Am Institut
für Klinische Radiologie hier am Klinikum wurde dafür
eine Untersuchungsmethode entwickelt, eine duale Computertomographie. Damit können diese Kristalle nachgewiesen werden, selbst wenn keine Gelenkflüssigkeit für
die mikroskopische Untersuchung zur Verfügung steht.
Es gibt also neue Behandlungsmöglichkeiten?
Wir haben eine Sprechstunde eingerichtet, ISaR genannt.
Dort bieten wir das gesamte Spektrum antientzündlicher
Therapien an, von etablierten Medikamenten bis zu den
neuen Biologika. Gicht ist eine immunologische Erkrankung. Wir können das Schlüsselhormon Interleukin-1,
den Motor der Entzündung, blockieren und damit die
Entzündungskaskade. Dafür stehen uns zwei Substanzen
zur Verfügung: der Antikörper Canakinumab und der
Hemmstoff Anakinra, eine biotechnologisch nachgebaute Kopie eines körpereigenen Stoffes. Ganz neu ist, dass
wir in die Evolution eingreifen können: Wir können das
Enzym Uricase zuführen. Es ist zuständig für den Abbau
der Harnsäure, ging dem Menschen im Verlauf der Entwicklungsgeschichte aber verloren. Wir haben es bereits
bei einigen Patienten mit gutem Erfolg eingesetzt.
Wie helfen andere Medikamente?
Bei den Klassikern geht es darum, die Konzentration
der Harnsäure zu senken. Da ist seit mehr als 40 Jahren
Allopurinol Standard. Seit 2010 gibt es mit Febuxostat
ein neues Mittel, das ähnlich wirkt. Eine weitere Option
ISaR: Hilfe in der Spezialsprechstunde
Ziel der interdisziplinären Spezialsprechstunde
für inflammatorische Syndrome durch autoinflammatorische Reaktionen, kurz ISaR genannt, ist eine
bessere medizinische Versorgung von erwachsenen Patienten mit bekannten angeborenen systemischen Entzündungen (z. B. familiäres Mittelmeerfieber, CINCA, TRAPS). Darüber hinaus sind
vor allem Patienten mit erworbenen entzündlichen
Erkrankungen wie der sehr häufigen Gicht eine erklärte Zielgruppe. Hier haben sich in den letzten
Jahren viele therapeutische Neuerungen ergeben.
bietet Colchicin, das Pflanzengift der Herbstzeitlosen. Es
verhindert Makrophagen-Attacken.
Die Prognose?
Gicht ist heute fast immer heilbar. Doch die Patienten
halten oftmals die empfohlene Therapie nicht ein. Die
Krankheit lässt sich üblicherweise durch eine purinarme
Ernährung ohne Alkohol vermeiden. Ausgenommen sind
Menschen mit einer genetischen Disposition, bei denen
die Fresszellen gestartet werden, oder solche mit Krebs,
bei denen Tumorzellen absterben. Bei guter Betreuung
durch den Hausarzt können Organkomplikationen vermieden werden. Wir müssen den Patienten nur einmal
sehen und behandeln. Ein genetischer Test würde nichts
bringen. Gicht ist keine Erbkrankheit, durch die Genmutationen wird nur die Wahrscheinlichkeit für die Erkran
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Gicht kann man sich anessen, deshalb ist eine purinarme Ernährung wichtig. Purine sind Verbindungen, die der Körper selbst herstellt, aber auch
aus der Nahrung holt und abbaut. Sie werden in
Harnsäure umgewandelt und über die Nieren ausgeschieden.
Innereien und die Haut tierischer Lebensmittel
(Bratenkruste z. B.) meiden, da diese besonders purinreich sind.
Bestimmte Gemüse (z. B. Hülsenfrüchte) sind
ebenfalls relativ purinreich und sollten nur an Stelle
von Fleisch verwendet werden.
Generell üppige Feierlichkeiten und ausgedehn-
Purinarme bzw. -freie Eiweißquellen wie Milch,
magere Milchprodukte und Ei (max. drei Eier pro
Woche) bevorzugen
Gewicht normalisieren auf einen BMI von unter
25. Keine Fastenkuren, dabei werden vermehrt körpereigene Purine zu Harnsäure abgebaut.
Tag
te Schlemmereien vermeiden
Nur maßvolle Portionen
(etwa 150 Gramm) von Fleisch,
Fleischwaren oder Fisch
Mindestens
zwei Liter Flüssigkeitszufuhr pro
Vorsicht mit Alkohol: Er hemmt die Ausscheidung von Harnsäure und steigert deren Bildung.
Besonders gefährlich ist Bier, insbesondere Weizenbier – es enthält zusätzliche Purine. Ab und an
ein Glas (klares Bier, kein Rotwein) ist in Ordnung,
solange die Harnsäure unter Kontrolle ist.
KONTAKT
Prof. Dr. Hendrik Schulze-Koops
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Endlich: Mein Sterben
Der bekannte und umstrittene
amerikanischer Publizist britischer Herkunft Christopher Hitchens berichtet über sein Leben
mit dem Tod, über Sterben ohne
Gott. Im Jahr 2010 bekam er die
Diagnose
Speisenröhrenkrebs,
im Dezember 2011 ist er daran
gestorben. Er lässt nichts unversucht, was Heilung und Aufschub
versprechen kann. Als erfahrener Reporter schildert er seine „Deportation“ ins Land
der Krankheit mit seinen eigenen Regeln, seiner eigenen
Sprache. Doch der Witz des kämpferischen Atheisten ohne
Jenseitsverheißungen weicht schließlich der Resignation.
Er wollte über seine Krankheit schreiben, daraus ist sein
letztes Buch geworden. Sehr berührend, nun auch auf
Deutsch erschienen (aus dem Engl. von Joachim Kalka)
Patient meines Lebens:
Von Ärzten, die alles wagen
Das Buch hat Thrillerqualitäten:
Der Arzt und preisgekrönte Wissenschaftsjournalist Bernhard Albrecht erzählt die Schicksale von
neun Patienten. Ihre Lage schien
hoffnungslos, doch sie trafen auf
Ärzte, die alles dransetzten, ihr Leben zu retten. Zu diesen
besonderen Medizinern zählen auch Prof. Dr. Karl-Walter
Jauch, heute Ärztlicher Direktor des Klinikums, und Dr.
Mattias Anthuber, heute Chefarzt an einem anderen Klinikum. Die beiden Chirurgen, damals noch Oberarzt und Assistenzarzt am Campus Großhadern, entschieden sich für
das eigentlich Unmögliche und retteten in einer Operation
auf Leben und Tod eine krebskranke Patientin. Die junge
Mutter hatte auf volles Risiko gesetzt, um ihren Kindern so
lange wie möglich erhalten zu bleiben. Es geht ihr gut bis
heute, zum Staunen der Fachwelt.
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Droemer, 272 Seiten, 19,99 Euro; E-Book 17,99 Euro;
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IMPRESSUM
Herausgeber: Vorstand des Klinikums der Universität München
Philipp Kreßirer (verantwortlich i.S.d.P.), Julia Reinbold
Stabsstelle Kommunikation und Medien des Klinikums der
Universität München, Lindwurmstraße 2 a, 80337 München
Tel. 089/5160-8071, Fax 089/5160-8072
E-Mail: info@klinikum.uni-muenchen.de
Internet: www.klinikum.uni-muenchen.de
Twitter: www.twitter.com/LMU_Uniklinikum
Facebook: www.facebook.de/LMU.Klinikum
SUDOKU
Jedes Quadrat hat neun Unterquadrate, die jeweils
wieder aus neun Feldern bestehen. Das ergibt 81
Kästchen. In die müssen Sie Zahlen von eins bis
neun eintragen, ein Teil ist vorgegeben. In jedem
Unterquadrat, in jeder Zeile und in jeder Spalte des
Gesamtquadrats darf jede Ziffer nur ein einziges
Mal vorkommen. Knifflig: Sie sollten mit Bleistift
arbeiten und den Radiergummi bereithalten.
3
2
7
9
2
Konzeption, Redaktion, Text: Ulrike Reisch, Rosemarie Ippisch
1
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Prof. Dr. Wolfgang G. Locher
Realisation, Satz, Layout: Agentur Strukturplan, Carolin Pietsch,
Peter Pietsch, Tel. 089/74 14 07 37, www.strukturplan.de
Fotos: Stephan Beißner, Steffen Hartmann, Gordon Jäger,
Dietmar Lauffer, Andreas Steeger, Stefan Wartini, Klaus Woelke,
Bert Woodward (sofern nicht anders angegeben)
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Auflösung der Rätsel auf Seite 13
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1
KLINIKUMaktuell 04.2013 45
wohlfühlen
& geniessen
Namen
& News
Neue leitung Notaufnahme
Campus GroSShadern
Etwa 30.000 Patienten kommen pro Jahr in
die Nothilfe des Klinikums am Campus Großhadern. Viele mit Sanka, Notarztwagen, Hubschrauber, doch ein Großteil als „Fußgänger“,
wie sie im Fachjargon heißen. So reicht das Spektrum von lebensbedrohlichen Erkrankungen bis zur Platzwunde. Die Nothilfe ist eine interdisziplinäre Einrichtung
aller Kliniken am Standort. Durchgeführt werden Diag-
Leitende Oberärztin Dr. Sophia Horster, Pflegebereichsleiter
Roland Schwankhart
nostik und Erstversorgung von Erkrankungen sämtlicher
Fachbereiche. Nun hat Dr. Sophia Horster, Fachärztin für
Innere Medizin und Intensivmedizin, als leitende Oberärztin (davor bereits Oberärztin in der Nothilfe) übernommen.
Sie ist seit 2001 am Klinikum tätig, ihr Hauptinteresse galt
schon früh der Notfallmedizin. Pflegebereichsleiter ist Roland Schwankhart, ebenfalls sehr erfahren in der Notfallmedizin und seit Ende 2012 am Klinikum. Für den Herbst
2014 steht die Eröffnung der Interdisziplinären Zentralen
Notaufnahmne (ZNA) im neuen Operationszentrum an.
Dort werden modernste Diagnostik, eine Aufnahmestation
und direkt zugängliche Intensiv- und OP-Bereiche eine rasche Versorgung erlauben. Dr. Horster: „Ein entscheidender Fortschritt und eine faszinierende Herausforderung.
Wir passen Strukturen und Personal an die ständig wachsenden Patientenzahlen an. Wichtig ist auch die Reduktion der Wartezeiten für Patienten.“
Tel. Anmeldung Notaufnahme 089/7095-3490
Campus innenstadt
Die Notfallaufnahmen am Campus Innenstadt haben eine heiße Phase hinter sich: Das Oktoberfest
– es liegt direkt um die Ecke, das bedeutet Patienten ohne Ende. Patienten mit alkoholbedingten und
internistischen Problemen kommen überwiegend in die
Notaufnahme der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV,
Ziemssenstraße (Leitung: PD Dr. Markus Wörnle). In der
Notaufnahme der Klinik für Allgemeine, Unfall-, Hand- und
Plastische Chirurgie, Nußbaumstraße 20, werden Unfallverletzungen aller Schweregrade versorgt, Platzwunden,
Brüche, Kopfverletzungen, Traumata. Drei bis vier Ärzte
und sechs Pflegekräfte sind im Einsatz. Eine besondere
Aufgabe besteht in der Akutdiagnostik und Behandlung
von schwerstverletzten und kritisch erkrankten Patienten
im Schockraum. Die Ärztliche Leitung liegt seit kurzem in
den Händen von Oberärztin Dr. Viktoria Bogner, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie. Sie leitet auch den
an der Klinik angesiedelten Notarztstandort München Mitte der Berufsfeuerwehr München, ist Sprecherin des Notarztdienstes München und fährt selbst Notarztdienst. Ihr
Forschungsschwerpunkt gilt der Verbesserung der Überlebenschancen von Schwerstverletzten.
Tel. Notaufnahme 089/5160-2611
Das Team (v. l.): Karin Berchtold, pflegerische Leitung der Notaufnahme/Handchirurgische Ambulanz und Wundambulanz, Dr. Viktoria Bogner, Stefanie Lutz, stellvertretende pflegerische Leitung
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