Die Aufgaben bleiben
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Die Aufgaben bleiben
ISSN 1612-7757 8,50 € Z E I T S C H R I F T F Ü R S T R AT E G I E U N D M A N A G E M E N T ZUKUNFTSPROGNOSEN Die Aufgaben bleiben BRANCHE Weit entfernt von echter Innovation BACKOFFICE-DIENSTLEISTER „Konsequente Digitalisierung steigert die Kundenzufriedenheit“ DIGITALISIERUNG „Wir müssen die Möglichkeit bieten, Verträge online abzuschließen“ NOTLEIDENDE KREDITE „Inkassodienstleistungen sind keine Kernkompetenz von Banken“ Eine Zeitschrift von Coin Medien 6· 20 15 l GBS TE ESCHICH G L E T I T 8 4 E AB SEIT EIT IT-SICHERH en lau d Dem Datenk gen Kampf ansa Februar '16 Compliance? Wir haben die Spezialisten. Das Competence Center Financial Services (CCFS) von Trivadis verbindet bankfachliche Schwerpunkte mit technologischer Exzellenz. Der Fokus liegt auf den Bereichen KYC, AML, FATCA, AEOI/CRS, MiFID II, BCBS 239 sowie bei Compliance Data Warehouses. Das CCFS -Team versteht sich als Brückenbauer zwischen Fach- und IT-Bereich und reduziert durch seine ganzheitliche Betrachtung Kosten und Risiken bei der Umsetzung mandatorischer Themen. info@trivadis.com | www.trivadis.com BASEL BERN BRUGG DÜSSELDORF HAMBURG KOPENHAGEN LAUSANNE FRANKFURT A.M. FREIBURG I.BR. GENF MÜNCHEN STUTTGART WIEN ZÜRICH EDITORIAL Den klugen Köpfen Raum lassen vorsichtig zu sein. Nur wer erfährt, wie unangenehm es ist, mit bloßen Händen im Schnee zu spielen, wird künftig Nur wer die Möglichkeit hat zu scheitern, kann neue Dinge Handschuhe tragen. anstoßen und entwickeln. Und nur wer beim Bau eines Hauses aus Bauklötzen scheitert, weil er die falschen Steine gewählt hat, lernt, wie wichtig gutes Projektmanagement ist. Dennoch fürchten viele Banken und Sparkassen Fehler so sehr wie der Teufel das sprichwörtliche Weihwasser. Statt ihren Mitarbeitern Freiräume zu geben, innerhalb derer neue Projekte und Ideen ausprobiert werden können, warten sie lieber darauf, dass kleine, agile FinTechs moderne Services, ungewöhnliche Produkte und neuartige Kommunikationsmöglichkeiten entwickeln. Sind die dann erst mal etabliert, werden sie im besten Fall durch Kooperationen ins eigene Portfolio übernommen. Natürlich können Kreditinstitute nicht so unbefangen an neue Ideen herangehen wie junge Start-ups. Doch nur abzuwarten und Ideen zu adaptieren, reicht nicht aus. In den Banken und Sparkassen gibt es so viele kluge Köpfe, dass es den Instituten eigentlich nicht bange sein sollte. Die Verantwortlichen müssen diesen Mitarbeitern einfach nur Raum geben – und akzeptieren, dass dann auch ab und zu ein Fehler passiert. Weit über 200 Personen sind im Jahr 2015 in „Banken+Partner“ zu Wort gekommen. Banker, Asset-Manager, Experten von Partnern der Banken, Berater. Kluge Männer und Frauen, die sich Tag für Tag – entweder als Verantwortliche in den Instituten oder als Berater und Dienstleister im Hintergrund – mit der Frage auseinandersetzen, wie sich die Kreditinstitute den Herausforderungen einer sich immer schneller wandelnden Welt stellen können. Die Analysen, die in vielen Gesprächen formuliert wurden, die Ideen, die in so manchen Diskussionen entstanden und die Lösungsvorschläge, die bei vielen Unterhaltungen Konsens waren, zeigen deutlich: In den Banken und Sparkassen im deutschsprachigen Raum steckt viel Potenzial. Potenzial, das den Instituten dabei helfen könnte, noch besser zu werden. Nur wird dieses Potenzial in vielen Fällen nicht genutzt. Eine Aussage, der man immer wieder begegnet, lautet: „Wir brauchen eine Fehlerkultur.“ Damit ist nicht gemeint, dass Fehler auf die leichte Schulter genommen werden, Fehler sind keine sondern, dass sie, wenn sie Katastrophe – aus Fehlern kann man lernen. passieren, nicht als Katastrophe angesehen werden. Aus Fehlern kann man lernen – diese Erfahrung macht jeder Mensch von Anfang an. Nur wer den Fehler macht, auf die heiße Herdplatte zu fassen, lernt, 1 Banken+Partner ∙ 6/2015 Margaretha Hamm Chefredakteurin „Banken+Partner“ NUR WER ETWAS RICHTIG GUT MACHT, IST AUCH AUSGEZEICHNET. Wir sind stolz darauf, dass wir als erstes Inkassounternehmen dieses Zertifikat von GBB, der führenden Ratingagentur für Finanzdienstleister, verliehen bekommen haben. Unsere Prozesse sind jedoch nicht nur zertifiziert, sondern wirklich erfolgreich. Wir erfüllen die höchsten Ansprüche unserer Geschäftspartner und bieten zudem attraktive Konditionenmodelle an. Bei Allem achten wir aber besonders auf die Reputation unserer Kunden. Denn wir sind sicher, dass verant wortungsvolle Kommunikation langfristig erfolgreicher ist. WIR STELLEN UNS JEDEM TEST! Rufen Sie uns unter 06221-987 654 an und wir beantworten ihre Fragen. Forderungsmanagement aus einer Hand. www.altor-group.com INHALT SCHWERPUNKT Zukunftsprognosen Prolog Die Aufgaben bleiben 8 Branche Weit entfernt von echter Innovation 10 Branchentrends Geschäftsmodelle überarbeiten 16 Vetriebstrends Kundenwünsche erfüllen 32 Notleidende Kredite „Inkassodienstleistungen sind keine Kernkompetenz von Banken“ 36 Backoffice-Dienstleister „Konsequente Digitalisierung steigert die Kundenzufriedenheit“ 20 Kapitalmarkttrends Marktchancen nutzen Gastbeitrag „Beratungsqualität entscheidet über die Zufriedenheit der Kunden“ 24 Kapitalmärkte Positive Aussichten für Aktieninvestments44 Gastbeitrag Die entscheidenden Treiber für Banking-Exzellenz25 IT-Trends Effizienz steigern UNTERNEHMEN Banken+Partner ∙ 6/2015 Digitalisierung „Wir müssen die Möglichkeit bieten, Verträge online abzuschließen“ 26 VEDA Human Relations von allen für alle 31 Postcon Porto sparen – Kundenversprechen halten 35 42 50 GBS HTE ESCHIC G L E T I T 8 4 E A B S E IT EIT IT-SICHERH lau den Dem Datenk gen Kampf ansa KURZ + KNAPP SERVICE Schlagzeilen – Unternehmen 4 Der Finanzsektor wird immer kleinteiliger 4 Termineinlagen5 Förderkredite6 IT-Sicherheit6 Risikomanagement7 Editorial1 Buchtip/Termine/Impressum52 Im E-Paper von „Banken+Partner“ erhalten Sie Zusatzinformationen auf einen Klick. Achten Sie auf diese Icons: FOTOS TITEL UND INHALT © Alexey Popov- fotolia.com; © Heiner Hamm Sie sind noch kein Empfänger der digitalen Ausgabe? Dann registrieren Sie sich für den regelmäßigen kostenlosen Empfang bei: nitzling@coin-online.de 2 EXPERTEN IN DIESER AUSGABE Norbert Baumgärtner Sprecher der Geschäftsführung, DSGF Michel Billon Geschäftsführer, Hanseatic Bank Stefan Bisterfeld Prokurist und Bereichsleiter Direktvertrieb, Sparda-Bank, Baden-Württemberg Peter Bloett Rechtsanwalt, Ressortleiter Sanierung/ Abwicklung, Frankfurter Sparkasse Thomas Böcher Geschäftsführer, Paribus Capital Marc Drießen Geschäftsführer, Hansainvest Mark Falkiewicz Business Development Manager KRUK Volker Fischer Strategist, HP Fiona Frick CEO, Unigestion Camille Fohl Chairman des Group Management Board Germany, BNP Paribas Gruppe Deutschland Axel Gallwas Vice President Restucturing and Workout, Landesbank HessenThüringen Harald Heinz Area Sales Leader für die DACHRegion, NCR Katharina Herrmann Vorstandsmitglied, ING-DiBa Miriam StareprawoHofmann Geschäftsführerin, Volksbank Mittweida Dr. Ralph Jakob Wissenschaftlicher Direktor, EBS Wolfgang F. Jakob Division Director Large Accounts & E-Commerce, Commerz Finanz Matthias Kröner Chef, Fidor Bank Volker Kurth Geschäftsführer, DSGF Stefan Lamprecht Mitglied der Geschäftsleitung, Sopra Steria Consulting Philip Laucks Chief Digitalisation Officer, Deutsche Postbank Dr. Markus Pertlwieser COO Privat- und Firmenkunden, Deutsche Bank Marco Pietsch Bereichsleiter Vertrieb, PSD Bank Nord Andreas Plotz Leiter Produktmarketing KePlus Bankautomation, Keba Eckhard Sauren Vorstand, Sauren FondsService Edmund Schaefer Geschäftsleitung Banking DACH, Wincor Nixdorf Carsten Vehling Managing Director, Synpulse Jan W. Wagner Vorstandsvorsitzender, CreditPlus Bank Klaus-Peter Bruns Vorstandsvorsitzender, Fiducia & GAD IT André H. Burger Managing Director, Synpulse Management Consulting Peter Dreide CIO, TBF Global Asset Management Dr. Marcus Geschwandtner Rechtsanwalt & Partner, Dr. Fandrich Rechtsanwälte Achim Gilbert Niederlassungsleiter Deutschland, Candriam Investors Group Taner Güner Assistant Vice President, Unit Manager Retail Collections, Retail Banking Europe Credit Europe Bank Tim Grieveson Chief Cyber & Security Strategist Enterprise Security Products – EMEA, HP Enterprise Jan-Peter Kind Managing Director, Vtb Direktbank Oliver Klink Vorstandsvorsitzender, Taunus Sparkasse Dagmar Knopek Mitglied des Vorstands, Aareal Bank Bernd-Josef Kohl Executive Director, GFT Werner Kolitsch Head of Germany, M&G Investments Holger Leppin Leiter Vertrieb Wholesale Deutschland, Fisch Asset Management Rolf Mangold Vertriebsdirektor, Versicherungskammer Bayern Rüdiger Maroldt Vorstand, Wüstenrot Bank Michael Mews Chief Sales Officer, Postcon Katja Müller Leiterin Sales & Relationship Management, UniversalInvestment Jörg Pauseback Geschäftsführer, ikb Data Thomas Pfaff Vorstandsvorsitzender, Sparkassen Broker Matthias Pfeil Senior Key Account Manager Business Segment Banken, b+m Informatik Herbert Pfennig Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Apotheker- und Ärztebank Dr. Christian Rauscher Geschäftsführer, emotion banking Robert Restani Vorstandsvorsitzender, Frankfurter Sparkasse Gerhard Rienecker Head of Business Unit Banking, Pass Consulting Group Stephan Rupprecht Partner, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers Dr. Michael Schäfer Consultant in Financial Services, Unternehmensberatung Dr. Schäfer Boris Scukanec Chief Digital Officer, HypoVereinsbank Jochim Secker CEO, GE Capital Deutschland und Vorstandsvorsitzender, GE Capital Bank Dr. Tim Sievers Gründer und Geschäftsführer, Deposit Solutions Wolfgang Sonnleithner Leiter Marktfolge Passiv, DSGF Andreas Sonnleitner Business Development Manager, KRUK Ralf Timmermann Zentralbereichsleiter Kreditmanagement, Direktor, Nassauische Sparkasse Stefan Unterlandstättner Vorstandsvorsitzender, Deutsche Kreditbank Jürgen Walker Leitung Vertrieb Bürotechnik Europa, HSM Arno Walter CEO, comdirect Mathias Walter Leiter Competence Center Financial Services DACH, Trivadis Dunja Warzecha Vertriebsmanagement Privatkunden, Deutsche Apotheker- und Ärztebank Jürgen Weber Vorsitzender des Vorstandes, Sparda-Bank Hessen Jochen Wurster Leiter Abteilung Organisation, PSD Bank 3 Alexander Boldyreff Vorsitzender des Vorstands, TeamBank Banken+Partner ∙ 6/2015 Dr. Barbara Aigner Geschäftsführerin, emotion banking Delivering Transformation. Together. Ihre Roadmap zur digitalen Bank Profitieren Sie von • unserer Innovationsberatung, • unserem Design-ThinkingAnsatz, • unserer Gestaltung der User Experience, • unserer Konzeption und Realisierung von Mobileund Web-Anwendungen und • unserer agilen Projektumsetzung. www.soprasteria.de Neue Services schaffen und Geschäftsfelder frühzeitig besetzen Mit unserem Customer Experience Design und unserer Innovationsberatung erfüllen Sie die Wünsche Ihrer Kunden heute und morgen. In unserem eigens gegründeten Geschäftsbereich „Digital Banking“ bestimmen wir exakt Ihren Status quo in puncto digitaler Transformation und entwickeln eine Roadmap für Ihren individuellen Weg zur digitalen Exzellenz. KURZ UND KNAPP Foto: © Franz Pfluegl – fotolia.com Der Finanzsektor wird immer kleinteiliger Bei Banken und Versicherungen findet eine Fragmentierung des Produktangebotes und der Wertschöpfungsketten statt. Damit ensteht eine Vielzahl spezialisierter Anbieter und Produkte. Das könnte weltweit zu einer Verschiebung von rund einer Billion US-Dollar an Erträgen führen. Zu diesem Schluss kommt die Studie „Modular Financial Services: The New Shape of the Industry“ der Managementberatung Oliver Wyman. Insgesamt generiert der globale Finanzsektor derzeit 5,7 Billionen US-Dollar Erträge. Davon werden sich die neuen Kundenplattformen etwa 50 bis 150 Milliarden US-Dollar sichern können. Innovative Anbieter mit neuen Produkten können sich, so Oliver Wyman, Marktanteile im Wert von rund 150 bis 250 Milliarden US-Dollar erkämpfen. Für den deutschen Markt bedeutet das, dass neue Kundenplattformen Ertragsmöglichkeiten von etwa vier bis sechs Milliarden Euro hätten und sich sieben bis zehn Milliarden Umsatz hin zu FinTechs verschieben können. www.oliverwyman.com ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Schlagzeilen Der Mittestand entdeckt die FinTechs Drei von vier Mittelständlern erwägen, kurzfristige Kredite künftig über Online-Plattformen abzuwi ckeln. Voraussetzung: Die Anbieter sind günstiger und unkomplizierter als Banken. www.creditshelf.com Banken+Partner ∙ 6/2015 Frankfurt soll für FinTechs wichtiger werden Die deutsche Finanzbranche spricht sich mit einer großen Mehrheit dafür aus, dass der Finanzplatz Frankfurt eine stärkere Rolle im Umgang mit FinTech-Unternehmen spielen soll, auch wenn das den Einsatz öffentlicher Mittel erfordert. www.ifk-cfs.de Unternehmen Keine Vorfälligkeitsentschädigung bei Kündigung Der Bundesgerichtshof entschied Ende Januar, dass Schuldner, denen ein Kredit wegen Zahlungsverzugs gekündigt wurde, keine Vorfälligkeitsentschädigung zahlen müssen. www.bundesgerichtshof.de Deutsches Schutz Portal kann erste Erfolge bei der ww.exec.de Betrugsvereitelung melden. Wenig Vertrauen in Crowdlending 90 Prozent der Deutschen würden keine Kredite von Privatpersonen in Anspruch nehmen, die über das Internet vermittelt werden. Ebenso viele Personen würden beim sogenannten Crowdlending nicht als www.creditplus.de Kreditgeber fungieren. Bürgschaftsbanken erleichtern mit Agrar-Bürgschaft die Finanzierung von Landwirtschaft und www.vdb-info.de Gartenbau. Sparkassen und Volksbanken sind die beliebtesten www.german-brand-award.com Kreditinistitute. Bearing Point gewinnt Central Banking Award 2016 als „Technology Provider of the Year“ für die Softwww.bearingpoint.com ware Abacus/Regulator. Flexible Vorsorgelösungen besonders wichtig Um die Nachfrage der Beschäftigten nach betrieblicher Altersvorsorge zu beleben, sind flexible Vor sorgelösungen, die sich an den Bedarf des einzelnen Mitarbeiters anpassen lassen, sowie eine finanzielle Förderung notwendig. www.generali.com Swift konnte bereits 45 Banken für ihre Global-Payments-Innovation-Initiative gewinnen. www.swift.com Aktuelle Nachrichten aus der Finanzbranche: täglich im Internet, wöchentlich per E-Mail, kostenlos unter: www.bankenundpartner.de Jetzt auch bei Facebook unter: www.facebook.de/bankenundpartner ••••••••••••••••••••••••••••••••• 4 KURZ UND KNAPP Termineinlagen Geld bei anderen Banken anlegen können und diese Anlagen dann wie in einem Depot beim eigenen Institut verwaltet werden. „Höhere Zinsen ohne Wechsel der Bank“ Welches Interesse haben die Banken an solch einem Angebot? Dr. Sievers: Die von uns so genannte Kundenbank behält die Kundenbeziehung, auch wenn das Geld zu einem anderen Institut abwandert. Gerade für Institute mit einem hohen Einlagenüberschuss kann das sehr interessant sein. Und die Produktbanken – also die Institute, die Einlagen entgegennehmen – erhalten zusätzliche Einlagen. Für sie erhöhen wir die Reichweite gegenüber den etablierten Internetplattformen deutlich. Denn mit unserem Angebot erreichen wir auch die Berater der Filialbanken. Wir erschließen den Produktbanken also einen zusätzlichen Vertriebsweg. Dr. Tim Sievers Gründer und Geschäftsführer, Deposit Solutions Herr Dr. Sievers, angesichts der niedrigen Zinsen sind viele Kun den zu einem Bankwechsel bereit, um sich mit einem Tagesgeld höhere Erträge zu sichern. Sie wollen ein solches Bankenhopping überflüssig machen. Wie soll das funktionieren? Dr. Sievers: Ganz einfach, indem wir eine Plattform für Tagesund Festgeld anbieten, über die die Kunden mit nur einem Konto Wieviele Institute konnten Sie denn bisher überzeugen? Dr. Sievers Bisher sind vier Produktbanken – zwei aus Deutschland, zwei aus Europa – mit jeweils mehreren Produkten aktiv. Im März kommen bis zu zwei weitere europäische Institute hinzu. Und bei den Kundenbanken konnten wir bisher ebenfalls vier Institute überzeugen. Wir sind hier noch ganz am Anfang. Das Interesse – auch von Sparkassen und Genossenschaftsbanken – stimmt uns zuversichtlich. Wir spüren für Sie Kundenpotenziale auf. Suchen und finden. Hegen und pflegen. Darauf sind wir spezialisiert. Auch in schwierigen Märkten finden wir gemeinsam mit Ihnen die Fährte zu neuen Kunden. Und zu neuen Potenzialen bei bestehenden Kunden. www.dieausgefuchsten.de Gymnasiumstraße 7 · 61348 Bad Homburg Fon 06172 86861-0 · hallo@dieausgefuchsten.de KURZ UND KNAPP Förderkredite „Wir helfen den Banken, den Überblick zu behalten“ Matthias Pfeil Senior Key Account Manager Business Segment Banken, b+m Informatik Herr Pfeil, was macht es so schwierig, Förderkredite in eine Finanzierung ein zubauen? Pfeil: Die Herausforderung ist es, das richtige Programm für den Kunden zu finden. Denn inzwischen gibt es eine Vielzahl von Förderprogrammen mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen. Und als sei das noch nicht genug, werden deren Rahmenbedingungen laufend angepasst und verändert. Für einen einzelnen Berater – oder auch ein einzelnes Institut – ist es da sehr schwierig, den Überblick zu behalten. Und da schaffen Sie Abhilfe? Pfeil: Ja, das tun wir. Bereits seit Jahren haben wir eine Softwarelösung, das „b+m FGCenter“, die es den Banken und Sparkassen ermöglicht, schnell und unkompliziert den Überblick über die verschiedenen Programme zu behalten. Die Rahmenbedingungen werden von IT-Sicherheit Welche Rolle spielt die Digitalisierung? Pfeil: Eine große. Ende 2015 haben wir gemeinsam mit einer großen Inves titionsbank in Europa ein Portal erstellt. Dieses war der letzte Schritt, hin zu einem vollständig elektronischen Förderkreditprozess. Von der Antragstellung über die Mittelbereitstellung bis zur Prolongation sind alle Prozessschritte digitalisiert. Sogar die DarlehenskontoInformationen können jetzt über einen sicheren Zugang online abgerufen werden. denen Konten abgebucht. Das wird oft lange nicht entdeckt, die Schäden, die dadurch angerichtet werden, sind allerdings enorm. „Die Digitalisierung macht neue Konzepte notwendig“ Wie wirkt sich die zunehmende Digitalisierung auf die Angriffs szenarien aus? Grieveson: Angriffe werden dadurch natürlich leichter. Die Kunden wollen schnell und unkompliziert auf ihre Daten zugreifen. Die Kreditinstitute arbeiten deshalb nicht mehr mit geschlossenen Systemen und die Daten liegen verteilt auf verschiedenen Geräten. Und weil jedes Device ein eigenes Sicherheitskonzept hat, nimmt die Komplexität immer mehr zu. Tim Grieveson Chief Cyber & Security Strategist Enterprise Security Products – EMEA, Hewlett Packard Enterprise Banken+Partner ∙ 6/2015 unseren Experten ins System eingepflegt und so immer aktuell gehalten. Was also sollten die Institute tun? Grieveson: Sie sollten nicht nur in Technik investieren – auch wenn das natürlich absolut notwendig ist. Wichtig ist es allerdings auch, die Prozesse anzupassen und vor allem die Mitarbeiter zu schulen. Denn Angriffe, die dadurch entstehen, dass Mitarbeiter im Umgang mit Daten unachtsam sind, sind meist die gefährlichsten. Zudem müssen sich die Institute darüber klar sein, dass sie nicht alle Angriffspunkte einzeln verschließen können. Sie brauchen deshalb ganzheitliche Lösungen und Sicherheitskonzepte. Und ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass es nicht nur Konzepte gibt, sondern dass diese auch umfasssend angewendet werden. Herr Grieveson, Computerkriminalität beschäftigt die Kreditinsti tute weltweit. Weshalb? Grieveson: Weil die Angriffe immer professioneller und ausgefeilter werden. Viele Attacken werden heute relativ spät entdeckt. Das liegt einfach daran, dass Schadsoftware in die IT-Systeme eingeschleust und dort erst nach einiger Zeit aktiv wird, oder dass nur kleine Einzelschäden angerichtet werden – beispielsweise werden nur Cent-Beträge von vielen verschie- 6 KURZ UND KNAPP Banking war noch nie so effizient! Die ausführlichen Artikel finden Sie in Profi Invest 4-2015 Risikomanagement Deutliche Veränderung D ie Risikobereitschaft institutioneller Anleger ist im Niedrigzinsumfeld deutlich gestiegen. So sind die von den Investoren zur Verfügung gestellten Risikobudgets in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen. Das zeigt eine Analyse von Wertsicherungsportfolios institutioneller Investoren durch Union Investment. Dennoch lassen sich viele Institutionelle noch zu sehr von kurzfristigen Kapitalmarktentwicklungen leiten. Dadurch verzichten sie auf Renditechancen. „Anleger könnten ihren Durchschnittsertrag je Einheit Risiko deutlich steigern, wenn sie nach schlechten Kapitalmarktjahren ihre Risikobudgets nicht beschneiden und stattdessen antizyklisch handeln würden“, erläutert Thomas Bossert, für das Portfoliomanagement zuständiger Geschäftsführer von Union Investment Institutional. Dass die Institutionellen dazu durchaus in der Lage sind, zeigt ein Vergleich der Entwicklung von Risikobudgets mit dem jeweiligen Zinsniveau. Bis 2009 war der Zinssatz einjähriger Bundesanleihen der wesentliche Einflussfaktor für die Höhe des Risikobudgets. Dann kam es zu einem Strukturbruch im Anlegerverhalten, so dass die Risikobudgets der Investoren ab 2010 trotz weiter sinkender Zinssätze wuchsen. Grund dafür ist, so Bossert, der stark erhöhte Anlagedruck im Niedrigzinsumfeld. � KePlus. Die leistungsfähigen SB-Terminals sorgen für höchste Effizienz und Wirtschaftlichkeit in Ihrer Filiale. KePlus R6se und KePlus X6se. Die hoch verfügbaren Geldautomaten mit dem Plus an Sicherheit und Effizienz. KePlus P6 – KAD und KePlus K6 – SBT. Die innovativen Kontoserviceterminals mit stufenlos verstellbarem Display und beidseitigem Thermo-Kontoauszugsdruck. Sie möchten Profi Invest kennenlernen? Als Spezialist für zuverlässiges, effizientes SB-Banking begleitet und unterstützt Sie KEBA mit umfassendem Knowhow bei der Automatisierung von Banktransaktionen. Auf www.profiinvest-online.de können Sie jetzt die aktuelle Ausgabe kostenlos downloaden – angereichert mit zusätzlichen Beiträgen sowie Links zu multimedialen Angeboten. Coin Medien Otto-von-Guericke-Ring 3d 65205 Wiesbaden Tel.: 06122 7054 - 52, Fax.: 06122 7054 - 70 E-Mail: hohenadel@coin-online.de www.profiinvest-online.de Erfahren Sie mehr unter www.keba.com! NEUES E-PAPERs kostenloen! d downloa 7 KEBA GmbH Automation, Leonhard-Weiss-Straße 40, D-73037 Göppingen, Telefon: +49 71619741-0, Fax: +49 7161 9741-40, E-Mail: wob@keba.com ZUKUNFTSPROGNOSEN PROLOG Die Aufgaben bleiben „Welchen Herausforderungen müssen sich die Banken und Sparkassen im neuen Jahr stellen?“ Das wollte „Banken+Partner“ von Experten der Branche wissen. Die Befragten sind sich einig: Auch 2016 wird das Leben nicht einfacher. Oliver Klink, Vorstandsvorsitzender, Taunus Sparkasse Niedrige Zinsen, starke Regulierung, täglich mehr Verbraucherschutz – wir Sparkassen und Banken müssen einiges beachten dieser Tage. Warum die Taunus Sparkasse weiter optimistisch ist? Weil uns niemand davon abhalten kann, die Bedeutung von Sparkassen in Deutschland täglich unter Beweis zu stellen. Das tun wir, indem wir mit den Kunden auf Augenhöhe sprechen, ihre finanzielle Situation und auch ihre Interessen verstehen und dann ihre Vorstellungen wirklich erfüllen. Wir bringen auch heute noch Lösungen mit Nutzen für beide Seiten zustande. Banken+Partner ∙ 6/2015 „Die tiefgreifenden und anhaltenden Veränderungen im Umfeld der Banken schlagen sich auf die künftige Geschäftsentwicklung nieder“, so ein Kernergebnis der Trendstudie „Bank & Zukunft 2015“ des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation. Besonders der Ertragsrückgang in den traditionellen Geschäftsbereichen werde als mittel- und langfristiges Problem erkannt. Arno Walter, CEO, comdirect 2016 wird geprägt sein von der anhaltenden Niedrigzinsphase. Daneben kommt die Digitalisierung endgültig in der Mitte der Gesellschaft an. Vor allem die Nutzung mobiler Endgeräte nimmt weiter zu. Das wiederum führt zu einem veränderten Nutzungsverhalten. Alles, immer, überall lautet die Devise. Banken müssen sich fragen, ob sie Getriebener oder Gestalter dieser Entwicklung sein wollen. Comdirect hat sich hier klar positioniert: Wir haben eine digitale DNA und sehen uns als Enabler neuer digitaler Angebote. So erkennen wir frühzeitig neue Trends und technologische Innovationen. Camille Fohl, Chairman des Group Management Board Germany, BNP Paribas Gruppe Deutschland Der Markt wird sich weiterhin stärker segmentieren. Integrierte Universalbanken mit nationaler beziehungsweise internationaler Aufstellung und breitem Produktangebot sowie spezialisierte Finanzdienstleister werden ihren respektiven Mehrwert im Wettbewerb stärker auf die Bedürfnisse von bestimmten Kundengruppen fokussieren. Die nachhaltige Orientierung auf die Kundenseite sowie die Vereinfachung der Servicestruktur werden die treibenden Elemente sein. Ein weiterer Aspekt für die Branche ist die zunehmende Digitalisierung. Hier werden Banken in ihren klassischen Geschäftsmodellen herausgefordert. FinTechs stehen, alleine oder in Assoziation mit bestehenden Finanzdienstleistern, in den Startlöchern und verstärken den Wettbewerb. Die Digitalisierung bringt den Marktteilnehmern aber auch neue Marktindikatoren; Prozessoptimierung, IT-Sicherheit, Systemstabilität und Entwicklungstempo „timeto-market“ werden zu Maßstäben im globalen Vergleich. Jürgen Weber, Vorsitzender des Vorstandes, Sparda-Bank Hessen Die Digitalisierung der internen Prozesse führt durch den Einsatz innovativer Technologien zu einem hohen Automatisierungsgrad. Dies führt zu schnelleren und qualitativ hochwertigen Abläufen. Die Banken werden sich wieder verstärkt mit ihrem Geschäftsmodell auseinandersetzen und die sich verändernde Kundenbedürfnisse noch intensiver in den Fokus der Geschäftstätigkeit stellen. Die Kommunikation mit den Kunden wird noch intensiver und fördert den Dialog – und die Vernetzung der Kunden untereinander. Dadurch können Kunden sogar an der Lösung von Aufgaben für die Bank beteiligt werden, was sie auch zunehmend erwarten. Die Beschäftigung 8 ZUKUNFTSPROGNOSEN Die Experten Camille Fohl Chairman des Group Management Board Germany, BNP Paribas Gruppe Deutschland mit Regulierungsvorhaben bleibt auch 2016 sehr hoch. Dies betrifft zum einen die Umsetzung von Regulierungsvorgaben. Hier sind insbesondere die Umsetzung der Zahlungskontenrichtlinie, der Wohnimmobilienkreditrichtlinie, des Common Reporting Standard und die weitere Umsetzung der Mindestanforderungen an die Sicherheit von Internetzahlungen sowie die geänderten Meldepflichten zu nennen. Gleichzeitig gilt es, beabsichtigte Regulierungsvorhaben durch Teilnahme an Auswirkungsstudien und Stellungnahmen zu begleiten. Hier stehen die erwarteten Neuregelungen der MaRisk, die Neuregelung der europäischen Einlagensicherung und die geplanten Änderungen bei der Eigenkapitalunterlegung im Kreditrisiko Standardansatz (KSA) sowie die überdimensionierte Sammlung von Kreditinformationen durch die EZB (AnaCredit) im Fokus. Jörg Pauseback, Geschäftsführer, ikb Data Im Vordergrund stehen dürften 2016 die Herausforderungen von regulatorischer Seite, weil sie nicht nur im Umfang, sondern auch im Anspruch zunehmen und sowohl Geschäftsmodell als auch Infrastruktur betreffen. Zusätzlichen Druck, vor allem Kostendruck, bekommen die Banken von Seiten des Marktumfelds. Die Institute sollten dennoch nicht der Versuchung erlegen, unter Zeitdruck und nur aus Kostengründen einen Schnellschuss mit einer Cloud-Lösung zu wagen – schlecht geplant enden solche Projekte schnell in der Sackgasse. Grundsätzlich wird die weiterführende Digitalisierung aber auch Chancen mit sich bringen. Sie wird dazu führen, dass Banken Teile ihrer Wertschöpfungskette auslagern können – ihr Kerngeschäft wird damit kleiner, ihr Fokus wieder schärfer. Matthias Kröner, CEO, Fidor Bank Mit der Digitalisierung läuten wir ein neues Zeitalter ein, das uns bislang ungeahnte Chancen eröffnet, aber auch völlig neue Gefahrensituationen schafft. Gerade die zunehmende Vernetzung von Endgeräten und die vermehrte Nutzung digitaler Dienste öffnet Cybercrime, Wirtschaftsspionage oder Datenmissbrauch immer größere Einfalltore. Weltweit gibt es täglich etwa 400.000 Schadprogramme und drei neue kritische Schwachstellen in Betriebssystemen, die ein extrem hohes Risikopotenzial für alle IT-Systeme bedeuten und enorme Ressourcen binden. Gerade für die Finanzbranche hat die Sicherheit natürlich höchste Priorität, weshalb sich Politik, Finanzaufsicht und auch die Banken selbst in den kommenden Jahren aktiv mit den neuen Gefahren und entsprechenden Präventivmaßnahmen auseinandersetzen müssen, um die entstehenden Chancen auch entsprechend nutzen zu können. 9 Oliver Klink Vorstandsvorsitzender, Taunus Sparkasse Matthias Kröner CEO, Fidor Bank Jörg Pauseback Geschäftsführer, ikb Data Arno Walter CEO, comdirect Jürgen Weber Vorsitzender des Vorstandes, Sparda-Bank Hessen Weitere Statements auf Seite 16 Fotos: © Heiner Hamm BRANCHE Teilnehmer der Beiratsitzung Geschwandtner, Maroldt, Jakob, Mangold (v.l.): Bei vielen Instituten sind neue Geschäftsmodelle notwendig. Weit entfernt von echter Innovation Banken+Partner ∙ 6/2015 Nur selten mussten die Banken und Sparkassen so viele verschiedene Themen gleichzeitig im Blick behalten: neue Wettbewerber, gesunkene Kundentreue, niedrige Erträge und steigende Regulierung machen den Verantwortlichen in den Instituten das Leben schwer. Die Mitglieder des Beirats von „Banken+Partner“ diskutierten – persönlich während der Beiratssitzung oder, wie Mathias Walter, schriftlich – mit „Banken+Partner“-Chefredakteurin Margaretha Hamm die Zukunft der Finanzbranche. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für Banken und Sparkassen im Jahr 2016? Jakob: Ursprünglich hätte ich gesagt, MiFID II. Mit Verschiebung des Anwendungszeitpunkts auf 2018 ist zwar etwas Zeit gewonnen, aber sicherlich ist jeder gut beraten, die Umsetzung nicht zu vertagen. Aufgrund des unveränderten Zeitplans für die Durchführungsmaßnahmen auf Stufe II dürfte es nunmehr sogar zu mehr Umsetzungsklarheit kommen. Mangold: Für mich gibt es drei Schwerpunkte: Regulatorik, Digitalisierung und Kundenorientierung. Diese Punkte stehen wohl bei jeder Bank im Fokus – allerdings wissen nicht alle, wie sie mit diesen Themen umgegehen sollen. In vielen Instituten fehlt offensichtlich die Zeit, um sich damit auseinanderzusetzten. Allzu häufig bindet die Regulatorik gerade in den Sparkassen und Genossenschaftsbanken zu viel Kapazität. Da bleibt für andere strategische Überlegungen nicht mehr viel übrig. Geschwandtner: Zudem wird die Geldpolitik in sehr kurzer Zeit zu massiven Veränderungen gerade in den Regionalbanken führen. Sie müssen ihre Prozesse und Kosten in den Griff 10 bekommen und ihre Geschäftsmodelle gründlich überdenken. Dabei stellt sich natürlich die Frage, in welchem Maße Vorstände und Aufsichtsräte bereit sind, sich diesen Themen zu widmen. Denn nur wenige Institute sind bislang bereit, sich „neu zu erfinden“. Das liegt zum einen an den angestammten Verhaltensweisen und zum anderen an den Verbundstrukturen. Mangold: Ein wichtiger Punkt ist natürlich auch das veränderte Kundenverhalten. Wir müssen uns fragen, wie es uns weiterhin gelingt, den Kunden zu erreichen. Es gibt ja den hybriden BRANCHE Kunden, der sich zwar online informiert, aber trotzdem noch einen persönlichen Anstoß sprich eine Beratung braucht, um ein Produkt abzuschließen. Für uns als Versicherung ist auch die Veränderung unserer Produktwelt ein großes Thema. Der Niedrigzins lässt ganz bestimmte Produktkonstellationen, auch unter dem Aspekt von Solvency II, nicht mehr zu. Und das müssen unsere Vertriebspartner auch gegenüber ihren Kunden kommunizieren. Ansprechpartner, wenn es um Fragen der Geldanlage geht. Ich sehe eine große Chance für Geschäftsmodelle, bei denen die Kombination zwischen Online und Offline stimmt. Mangold: Der Kunde sucht das Gespräch in einem Umfeld, bei dem er das Gefühl hat, gut aufgehoben zu sein, also in einer Bank, Sparkasse oder Agentur. Daher stellt sich die Frage, wie ich künftig technische Möglichkeiten nutzen kann, um mit dem Kunden in Kontakt und ins Gespräch zu kommen. Beitrag von Mathias Walter: Bei der Regulierung ist derzeit kein Ende in Sicht. Daher werden auch künftig Ressourcen gebunden, um ComplianceAnforderungen zu erfüllen. Genau hier liegt die Krux: Die Anpassungsgeschwindigkeit der Banken ist zu langsam, sie haben sich noch nicht auf den permanenten Wandel eingestellt. Vor allem organisatorisch nicht, jedoch hat sich das Operating Model seit der Krise fundamental und nachhaltig geändert. Der permanente Wandel ist das „New Normal“. Realität ist unausweichlich! Sind die Institute auf die genannten Aufgaben vorbereitet? Geschwandtner: Alles, was wir hier diskutieren, ist allgemein bekannt – gewiss auch denjenigen, die es trotz Kenntniss nicht umsetzen. Jedes hier angesprochene Thema müsste eigentlich in allen Häusern zu entsprechenden Arbeitsgruppen führen, in denen man grundlegend über die Ausrichtung des eigenen Unternehmens intensiv nachdenkt. Maroldt: Man muss sich andere Vertriebsmodelle einfallen lassen, weil sich die Ansprüche der Kunden an Beratung – ob online oder persönlich – immer wieder ändern. Das ist ein Bereich, in dem man noch vieles ausprobieren muss. Gerade die Generation Y, also die Digital Natives, will einen persönlichen Wie weit sind die Institute bei der Digitalisierung? Maroldt: Wir haben vor einiger Zeit die Videoberatung eingeführt. Das ist im Endeffekt nichts anderes als eine Unterstützung des Beraters vor Ort per Video. Der Kunde kommt zu unserem Vertriebsmitarbeiter, wir schalten den Spezialisten aus Ludwigsburg per Video zu und die beiden führen gemeinsam die Beratung durch. Alle Beteiligten sitzen zusammen vor der Kamera. Der Spezialist macht dann inklusive Beratungsprotokoll alle Unterlagen fertig und schickt sie an den Berater vor Ort, der sie ausdruckt. Dann gehen, wiederum per Video, die Berater mit dem Kunden alles durch und der Kunde unterschreibt. Damit haben wir momentan einen Riesenerfolg, weil diese Lösung sehr 11 Dr. Marcus Geschwandtner Rechtsanwalt & Partner, Dr. Fandrich Rechtsanwälte Dr. Ralph Jakob Wissenschaftlicher Direktor, EBS Rolf Mangold Vertriebsdirektor, Versicherungskammer Bayern Rüdiger Maroldt Vorstand, Wüstenrot Bank Mathias Walter Leiter Competence Center Financial Services, Trivadis komfortabel ist. Solche Modelle definieren das Dreieck aus Fachwissen, persönlicher Beziehung und Vertrauen ganz neu. Jakob: Den Erfolg kann ich aus unseren Beobachtungen nur bestätigen. Der Wunsch nach integrierten Angeboten ist vermutlich einer der Gründe, warum vieles, was derzeit bei FinTechs so gehypt wird, häufig doch weniger Nachfrage erfährt als auf den ersten Blick vermutet. Die Unternehmen frag- Banken+Partner ∙6/2015 Beitrag von Mathias Walter: Ab 2016 wird vor allem Technologie und deren Adaption eine besondere Rolle spielen. Die Transformation des Bankgeschäftes hat sich 2015 erheblich beschleunigt. Dabei rücken nicht so sehr die FinTechs ins Zentrum, als vielmehr neue Technologien wie etwa die BlockChain. Sie hat das Potenzial, Banking grundlegend zu verändern. Gewinnt die BlockChain in der Breite die Oberhand, ist das Feld, das bei Banken verbleiben kann, plötzlich sehr überschaubar: Der Grund für eine Bankdienstleistung entfällt dann in den meisten Fällen. Der Beirat BRANCHE Banken+Partner ∙ 6/2015 mentieren im Grunde genommen nur die Wertschöpfungskette. Sie fokussieren einen kleinen Teil und am Ende ist es Aufgabe der Kunden, seine verschiedenen Einzellösungen wieder zu einem Gesamtkonzept zusammenzuführen. Denn am Ende benötigt er häufig doch einen Berater, der ihm hilft, den Überblick zu behalten. Es gibt sicherlich technik-affine, gut informierte, gebildete und kostensensitive Kunden, die solche Lösungen nutzen. Die meisten anderen sind damit jedoch komplett überfordert. Die weichen dann wieder auf den ganzheitlich orientierten Berater aus, der ein Gesamtkonzept liefert. Beitrag von Mathias Walter: Das Kontinuum des Wandels ist das Paradigma dieses Jahrtausends. Wenn Banken eine Zukunft sehen wollen, ist wesentlich mehr Speed gefragt. Hier ermutigt ein Blick ins europäische Ausland hiesige Banken zu mehr Innovationsbereitschaft. Technologie ist der Schlüssel zur Zukunft, da Bankprodukte digital sind – daher auch der Erfolg der FinTechs, die dies mit größerer Konsequenz umsetzen. Hier müssen alle Institute und Verbände massiv investieren – vor allem in die häufig veralteten Backends, denn diese verhindern die Digitalisierung. Es ist zu erwarten, dass Gewinne und Dividenden in den kommenden fünf Jahren zugunsten eines massiven IT-Investments stark rückläufig sein werden. Alles andere käme einer Kapitulation gleich. Meine große Sorge ist, dass die deutsche Finanzindustrie wegen geringer Anpassungsgeschwindigkeit unter die Räder kommt. Echte Innovationen kamen zumindest in den vergangenen 20 Jahren aus dem Ausland. Geschwandtner: Gerade die sogenannten Regionalinstitute haben mit der Digitalisierung noch ihre Probleme. Wie definiert man Onlinebanking bei Volks- und Raiffeisenbanken oder Sparkassen? Mit welchen Kunden dürfen sie Geschäfte online abschließen? Nur mit Personen, die schon Mitglied sind im Geschäftsgebiet oder auch mit Kunden von außerhalb? Die wenigsten Institute suchen bei diesen Fragen nach individuellen Lösungen, sondern verlassen sich auf ihren Verbund. So entwickeln sich Arbeitsgruppen nicht in der Bank, sondern übergeordnet in den Verbünden. Damit spürt das einzelne Institut oft nur wenig Raum, nach eigenen Lösungen zu suchen. Irgendwann wird ihm das zum Verhängnis. Diejenigen, die entsprechend ihrer Verantwortung auch eigene Wege gehen, werden eine 12 größere Chance haben. Banken, die sich maßgeblich vom Verbund im Rücken „führen lassen“, wird es über kurz oder lang wohl nicht mehr geben. Inititative und Individualität sind gefragt. Werden die FinTechs in diesem Veränderungsprozess ein wichtige Rolle spielen? Jakob: Ein sehr interessantes und erfolgreiches Beispiel ist Wikifolio. Regulatorisch gesehen ist es eine Plattform für private Trader, professionelle Vermögensverwalter und Finanzmedien, nur dass nicht jeder, der ein als Zertifikat investierbares wikifolio managt, eine Zulassung nach Paragraf 32 KWG braucht. Hier kommt es also zu einer relativ neuartigen und erfolgreichen Idee, die im bisherigen Regulierungsrahmen noch gar nicht eigenständig erfasst wurde. Dabei sollten FinTechs selbst ein Interesse an angemessener Regulierung haben, um auszuschließen, dass durch fehlende angemessene Regulierung Vermögensund Vertrauensschäden entstehen, die dann wiederum allen schaden. Geschwandtner: Aber das ist doch völlig normal, dass die Aufsicht den Entwicklungen hinterherhinkt. Sie greift in Grundrechte ein und soll den Markt nur begleiten, nicht gestalten. Sie hat zudem nicht die Ressourcen oder das Personal, BRANCHE um in diesem Bereich auch noch tätig zu werden. Ich bin allerdings überzeugt, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis auch die FinTechs reguliert werden. Wie sollen die Banken und Spakassen künftig mit den neuen Mitbewerbern umgehen? Beitrag von Mathias Walter: Global betrachtet schätzt man gegenwärtig die Menge der FinTechs auf etwa 12.000 bis 15.000. Darunter sind Google, Amazon und Facebook. Noch benötigen die FinTechs Banken – jedoch schließt sich dieses Fenster mehr und mehr. Daher sollten Modelle der Kooperation im Vordergrund stehen bis hin zur Übernahme und dem radikalen Ausbau des Geschäftsmodells. Nicht ohne Grund ist GoldmanSachs auf dem Weg, ein Software-Unternehmen zu werden. 13 mal mehr einbauen. Gerade dann ist es wichtig, ein Start-Up zu haben, das seine Lösung auf der grünen Wiese gebaut hat und diese mit einer kleinen Schnittstelle irgendwo bei uns andocken kann. Mangold: Solche Kooperationen muss man sich genau anschauen, da die Genossenschaftsbanken und Sparkassen ihre Vertriebsstrategie in einem veränderten Marktumfeld anschauen und genau überdenken müssen. Das Filialnetz wird – zum einen aus Kostengründen, aber auch wegen der geringeren Nachfrage – immer dünner und neue Vertriebswege aufzubauen ist nicht einfach. Zudem ist die Ertragslage der Institute angesichts der niedrigen Zinsen ein kritischer Erfolgsfaktor. Da müssen neue Wege beschritten werden, um zum einen die Kosten im Griff zu behalten und zum anderen, damit die Institute attraktiv für ihre Kunden bleiben. Wie wirkt sich das auf die Strategie der Institute aus? Maroldt: Traditionell ist uns hier die Industrie um einiges voraus. Der Bereich Forschung und Entwicklung spielte nicht die wichtige Rolle in den vergangenen Jahren. Dabei hat die Regulierung viel Raum und Kapazitäten eingenommen. Nun müssen wir in der Branche mit umso höherer Fokussierung Innovationen prüfen. Banken+Partner ∙6/2015 Geschwandtner: FinTechs sind in erster Linie Dienstleister. Die Frage ist, wie sich deren Lösungen auf den Markt auswirken. Denn viele von ihnen kommen aus einer völligen anderen Branche und entwickeln nun einfache Produkte und Services für Bankgeschäfte. Es wäre allerdings falsch, darauf mit Ignoranz zu reagieren. Statt dessen sollten sich die Institute überlegen, wie sie mit den neuen Mitbewerbern umgehen und wie sie von deren Entwicklungen lernen und partizipieren können. Oft sind Kooperationen sinnvoll, um Geschäft im eigenen Haus zu halten oder um es sogar noch weiter auszubauen. Maroldt: FinTechs haben tatsächlich oftmals sehr gute Ideen, aber nicht die Kunden dazu, während die Kreditinstitute die Kunden haben, aber nicht das Knowhow. Deswegen muss man versuchen, beides zu verbinden. FinTechs sind keine Gegner, sondern Partner, mit denen man zusammenarbeitet, wie wir jetzt mit Fino. Das Unternehmen hat einen Prozess definiert, wie die GirokontoÜbertragung von einer Bank zur anderen vom Kunden online beauftragt werden kann. Er klickt nur einmal auf den Button „Ja“ und dann läuft im Hintergrund alles störungsfrei ab. Natürlich hätte auch eine normale Bank das entwickeln können. Zumal der Gesetzgeber ab 2016 fordert, den Kontowechsel einfacher und schneller zu machen, um Markthemmnisse zu beseitigen. Die Technik von Start-ups wie Fino macht das möglich. Aber der Kundenzugang fehlt. Deswegen ist es für mich die Königsklasse, eine Kooperation einzugehen. Denn teilweise können wir die neuen Services in unsere althergebrachten IT-Strukturen und -Architekturen nicht BRANCHE Banken+Partner ∙ 6/2015 Geschwandtner: Es gibt natürlich auch Faktoren von außen, die den privaten Banken und den Sparkassen das Leben schwer machen, obwohl sie diese gar nicht herbeigeführt haben. Stichwort Zinspolitik: Was sollen die Institute machen? Tragisch ist nur, dass die BaFin damit anfängt, die Tragfähigkeit von Geschäftsmodellen in Frage zu stellen – aufgrund der Bundesbankpolitik. Da kann kein Banker eine Lösung aus dem Hut zaubern. Und nun droht aus der Existenznot heraus die Orientierung ausschließlich an den Bedürfnissen der Kunden und Mitglieder wieder hinten runterzufallen. Bindet man auf Dauer so den Kunden? Wahrscheinlich nicht. Beitrag von Mathias Walter: Auch heute fahren noch Pferdekutschen durch die Städte – als Touristenattraktion. Autos fahren zunehmend elektrisch und allein in Deutschland wird etwa ein Drittel der Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Vor 20 Jahren nahezu undenkbar. In diesem Wandel liegen viele Chancen, auch und gerade für Banken. Allerdings werden sich die Geschäftsfelder deutlich verschieben – weg vom Retail-Segment – das können andere billiger und besser– hin zu den beratungsintensiven Dienstleistungen unter Einbeziehung neuester Technologien. Auch in 20 Jahren wird es noch Banken geben – allerdings mit deutlich veränderten Geschäftsansätzen. Jakob: Wir befinden uns tatsächlich in der Entwicklung zu einer Art Zweiklassen-Gesellschaft. Wir haben einerseits den Private-Banking-Kunden, der, egal ob auf Honorar- oder Provisionsbasis, weiß, was er für eine gute Beratung bezahlt. Der Retail-Kunde auf der anderen Seite wird in der Fläche keine Beratung mehr bekommen. Diese Kunden haben eben nur noch drei Fonds zur Auswahl oder müssen sich mit Hilfe des Internets, sozialer Medien und FinTechs selbst beraten. Auf der Kundenseite bedeutet dies, dass nur noch derjenige Beratung erhält, der dafür auch das entsprechende Vermögen beziehungsweise die entsprechende Zahlungsbereitschaft mitbringt. Auf der Bankseite heißt es aber, dass viele Mitarbeiter, die hier ehemals beraten haben, in diesen Bereichen zukünftig nicht mehr benötigt werden. Was bedeutet das für die Mitarbeiter? Geschwandtner: Ihre Arbeit ändert sich grundlegend. Und deshalb müssen sich zum Beispiel auch die Entlohnungmodelle ändern. Wenn die Kundenzufriedenheit im Vordergrund stehen soll, kann das Gehalt nicht von den Produktverkäufen abhängen. Die 14 Aufgabe einer Führungskraft ist es, die Grundmotivation der Mitarbeiter durch ein ansprechendes Umfeld zu fördern – dazu gehört ein wertschätzender Umgang ebenso wie gute Produkte und eine angemessene Entlohnung. In der Finanzbranche und ganz besonders im Versicherungsbereich arbeitet man stark mit monetären Leistungsanreizen. Das verstellt den Blick der Mitarbeiter auf die eigentlich wichtigen Dinge. Der Kunde, das Mitglied und deren Belange geraten dann häufig aus dem Blick. Mangold: Auf der anderen Seite muss ich Leistung aber auch anerkennen. Der Spaß am Job alleine ist sicherlich nicht Motivation genug. Die Anerkennung und Wertschätzung des Mitarbeiters muss stattfinden. Desweiteren müssen bei bestimmten Leistungen Leistungsvergütungen fließen. Jakob: Die quirin bank geht zumindest in die von Herrn Geschwandtner angesprochene Richtung. Hier wird aber auch klar, dass ein Institut immer die Berater hat, die es mit seinen Incentivierungs- und Gehaltsgefügen anzieht. Hier muss der richtige Kompromiss zwischen Anreizwirkung und Fehlallokationen gefunden werden. Geschwandtner: Es geht ja nicht darum, dass die Mitarbeiter, die keine Provision erhalten, schlechter bezahlt werden. Aber ihre Gedanken kreisen nicht nur um das Thema, jetzt dem Kun- BRANCHE Noch einmal zum Thema Regulatorik. Sie hat die Banken und Sparkassen ja in den vergangenen Jahren besonders beschäftigt. Wie stark hemmen die immer neuen Anforderungen die Geschäftsentwicklung der Kreditinstitute? Mangold: Also unsere Branche hemmt das schon sehr. Wir haben ja auch keine unermesslichen IT-Budgets und die sind durch die Umsetzung regulatorischer Vorschriften ausgereizt. Das kannte ich aus der Vergangenheit nicht, dass immer mehr Anforderungen von der Aufsicht kommen – und dass die Branche damit über so lange Zeit beschäftigt ist. Maroldt: Das Gewicht verlagert sich massiv in Richtung Regulatorik, weil sie einen derart großen Anteil des Budgets beansprucht. Wir müssen schon sehr genau überlegen, was wir überhaupt noch in neue Geschäftsmodelle investieren können. Im Endeffekt sind die Mittel, die man für Veränderungen übrig hätte, durch die Umsetzung regulatorischer Vorschriften gebunden. Die Regulatorik greift zudem derart in die Produktentwicklung ein, dass man bei einer neuen Kundenlösung extrem hohe Entwicklungsaufwände hat. Da ist die Regulatorik oftmals definitiv ein Hemmschuh. Beitrag von Mathias Walter: Die Anforderungen des Regulators werden auch weiterhin steigen, da die 15 Banken bis dato durch die gelieferten Ergebnisse nicht überzeugen konnten. Im Vordergrund stehen nun aber primär qualitative Aspekte, insbesondere mit Blick auf die Datenqualität – zum Beispiel BCBS 239, AnaCredit et cetera. Liquidität gibt es ja nun genug. Die Datenqualität hat der Regulator zu Recht als Achillesferse ausgemacht. Jakob: Jetzt haben wir die Beratungsprotokolle perfektioniert, schon kommen die Geeignetheitserklärungen. Sie ähneln den Beratungsprotokollen zwar sehr, aber dennoch müssen wir der neuen Nomenklatur gerecht werden und diese dem Kunden erklären. Mir stellt sich da mehr und mehr die Frage, wie groß der Zusatznutzen einzelner neuer Vorschriften ist. Zumal Deutschland hier in den vergangenen Jahren auch bereits einiges vorweggenommen hat, was nun auf EU-Ebene gesamthaft eingeführt wird. Es stellt sich jedoch beim Privatanleger die Frage, inwiefern ein häufig doch eher national orientierter Kunde den Nutzen einer Kapitalmarktunion tatsächlich an sich persönlich spürt. Mangold: Mir stellt sich da die Frage, ob das alles für den Kunden wirklich einen Mehrwert hat. Ist sein Geld dadurch sicherer? Ist er besser beraten? Das bezweifle ich. Margaretha Hamm/Dr. Thomas Leims Banken+Partner ∙6/2015 den noch irgendein Produkt verkaufen zu müssen, damit sie die nächste Provisionsstufe erreichen. Jakob: Dass sich in der Finanzbranche neue Modelle nur schwer durchsetzen, liegt allerdings wahrscheinlich auch daran, dass es die Provisionsmodelle schon so lange gibt, dass sie von den meisten Instituten gar nicht mehr in Frage gestellt werden. Allerdings sieht man auch, dass bei der Mitarbeiterführung mit Bonifikationssystemen viel kompensiert werden soll, was an Personalführungskompetenz fehlt. Maroldt: Das kann gut sein. Wenn ich meine Mannschaft daran gewöhne, immer nur nach der Provision beziehungsweise dem variablen Anteil zu schauen, dann darf ich mich nicht wunderen, wenn die Ergebnisse nachlassen, wenn es keine Provision mehr gibt. Wenn ich jedoch auf Inhalte und Qualität setze und ein hohes Maß an Kundenzufriedenheit erreichen will, dann agiert eine Mannschaft anders. Man sieht das auch daran, wie stark das Thema Kundenorientierung inzwischen in den Bezahlsystemen der Banken verankert ist. Irgendwann haben wir den großen Schritt in Richtung Kundenorientierung getan: Es gibt ein Fixgehalt und der variable Anteil ist nicht mehr im Hauptfokus. BRANCHENTRENDS Geschäftsmodelle überarbeiten FinTechs als neue Wettbewerber, das anhaltende Niedrigzinsniveau und das Thema Regulierung als unendliche Geschichte: Auch 2016 müssen sich die Kreditinstitute der Frage nach dem richtigen Geschäftsmodell stellen. Darin sind sich die von „Banken+Partner“ befragten Experten einig. formation, um stetigen Wandel. Dieser stetige Wandel – in allen Bereichen – ist die eigentliche Herausforderung, vor der Banken stehen. Die Ausprägungen davon heißen Digitalisierung, Regulierung, IT in Summe, FinTechs im Speziellen sowie Demografie. Die Zahl der Banken wird dramatisch sinken. Die Zahl der Finanzdienstleister wird dagegen zunehmen. Dies erfordert neue Anbieter, die dieses Angebot bündeln, damit es für den Verbraucher überschaubar wird und bleibt. Die einzelne Bank rückt dabei immer mehr in den Hintergrund. Vor dieser Ausgangslage gilt es, die strategische Stoßrichtung festzulegen, welche die Institute verfolgen möchten. Diejenigen, die sich am besten an die neuen Umweltbedingungen anpassen können, werden weiterhin überleben – freilich mit einem im Vergleich zu heute veränderten Geschäftsmodell. Shell hat initial mit Muscheln gehandelt und BMW Flugzeugmotoren gebaut. Beide Unternehmen sind heute erfolgreicher denn je. Weil sie sich angepasst haben. Eine gute Blaupause für die Bankenwelt. Banken+Partner ∙ 6/2015 „Der Handlungsdruck für die Entscheider in den Banken steigt stark“, so die Trendstudie „Bank & Zukunft 2016“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). „Als bedeutendste Herausforderungen werden auch in diesem Jahr sowohl die politisch induzierte Niedrigzinsphase als auch die Anpassung von Geschäftsprozessen aufgrund regulatorischer Auflagen gesehen.“ Diese Einschätzung werde unterstrichen durch die seit Jahren proklamierte Notwendigkeit zur grundlegenden Transformation. „Sofern in naher Zukunft keine grundlegenden Änderungen in den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen stattfinden werden, ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sich die Ertragsrückgänge in vielen Bereichen des Bankgeschäfts weiter fortsetzen werden“, so die Studienautoren. „Es ist daher höchste Zeit, dass sich die Banken und Sparkassen intensiv mit der Entwicklung und Umsetzung neuer Geschäftsmodelle auseinandersetzen.“ „Denn die aus der Studie herauszulesenden Maßnahmen hinsichtlich kurzfristiger Kostensenkungen werden das Problem der anhaltenden Ertragsschwäche nicht lösen“, sind die Experten überzeugt. „Im Gegenteil: Es besteht sogar die Gefahr, dass die einseitigen Maßnahmen mit Fokus auf der Kostenseite dazu führen, dass wichtige und notwendige Schritte in den Bereichen Innovation und Ertragssteigerung nicht stattfinden.“ Robert Restani Vorstandsvorsitzender, Frankfurter Sparkasse Die wesentlichen Herausforderungen des Jahres 2015 werden uns auch in den kommenden zwölf Monaten begleiten: Das Niedrigzinsniveau wird weiter andauern. Auch die Regulierung wird das neue Jahr prägen und nicht zuletzt die Beratungspraxis verändern, zum Beispiel durch das neue Beratungsprotokoll oder die Einführung der Dokumentationspflicht bei der Immobilienfinanzierung. Ob im Zahlungsverkehr, bei der Beratung unserer Kunden oder im Hinblick auf die Digitalisierung der Prozesse: Ich bin sicher, dass es 2016 auch technische Innovationen geben wird. Hieraus können neue Chancen für den Vertrieb der Sparkassen erwachsen. Mathias Walter Leiter Competence Center, Financial Services DACH, Trivadis Banken – Dinos kurz nach dem Meteoriteneinschlag? Seit der Finanzkrise hat sich die Welt der Banken fundamental und nachhaltig verändert. Das geruhsame Leben seit der Nachkriegszeit ist passé. „Intelligenz ist die Fähigkeit, sich anzupassen“ hat Stephan Hawking einmal gesagt. Und genau darum wird es der nächsten Dekade gehen. Um Anpassung, um Trans- Thomas Pfaff Vorstandsvorsitzender, Sparkassen Broker Wichtige Treiber der Digitalisierung der Bankenwelt sind die FinTechs, die ihre Geschäftsmodelle genau an den digitalen Nutzungsgewohnheiten der Bankkunden ausrichten. Für Ban- 16 BRANCHENTRENDS ken und Sparkassen gilt es, möglichst schnell umfassende Innovationsstrategien zu entwickeln, damit sie gegenüber den agilen Finanz-Start-ups nicht den Anschluss verpassen. Das gelingt nur, wenn die digitale Transformation neben den technischen Funktionalitäten und Prozessen auch die Köpfe erreicht. Die Bereitschaft zum Veränderungsprozess beginnt in den Köpfen von Führungskräften und Mitarbeitern: Agilität und Flexibilität sind gefragt, um schnell die nötigen Schritte einzuleiten. Jan W. Wagner Vorstandsvorsitzender, CreditPlus Bank 2016 gilt es, im Spannungsfeld zwischen zunehmenden Regulierungen, steigendem Kostendruck und digitaler Transformation schnell und flexibel zu handeln. Die virtuelle Welt schafft neue Gewohnheiten: Konsumenten informieren sich im Netz, wollen smarte Anwendungen, die ihr Leben erleichtern, und suchen virtuell den Dialog. Die digitale Transformation gelingt nur, wenn wir Veränderungen in der eigenen Unternehmenskultur vornehmen. Unser Fokus liegt dabei auf Kundenorientierung, Schnelligkeit und Innovationsfähigkeit. Dabei nutzen wir den Test-&-LernAnsatz. Herbert Pfennig Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Apotheker- und Ärztebank Digitalisierung und Regulierung werden bei Banken weiter Spuren der Veränderungen hinterlassen, und das ist auch gut und richtig. Denn so sind sie mehr denn je gefordert, ihre individuellen Chancen aus dem sich rasant wandelndem Umfeld auszuloten und ihr Geschäftsmodell zu schärfen. Neue Wettbewerber fungieren hier durchaus als Treiber für Innovationen. Eine hoch ausgeprägte Kundenorientierung kombiniert mit effizienten Prozessen, die Raum für Innovationen bieten, und ein IT-System, das alle digitalen oder physischen Abläufe miteinander verbindet – das ist der zukunftsweisende Weg. Banken müssen sich als Katalysator für die finanziellen Pläne ihrer Kunden verstehen. Daran ändert auch die Digitalisierung nichts. André Burger Managing Director, Synpulse Management Consulting Blickt der Bankenexperte einhundert Jahre zurück, so hat sich im Kerngeschäft der Banken kaum etwas verändert. Wagt ebendieser Experte jedoch eine Fünfjahresprognose, dürfte die Welt der Banken ein ähnliches Szenario durchleben wie die Musikindustrie vor fünfzehn Jahren. Die größte Herausforderung ist hierbei nach langer Zeit der optimierenden Weiterentwicklung den kulturellen Wechsel zur revolutionären Erneuerung zu schaffen. Mobile Payment, Robo Advisor, Crowdfunding, Big Data und Blockchain sind weiterhin die Stichworte für das kommende Jahr. Die Banken haben erkannt, dass wir an einem Wendepunkt stehen. Banken, welche die Technologiethemen nicht auf der Roadmap 2016 haben, verpassen den Anschluss. Mathias Walter Leiter Competence Center, Financial Services DACH, Trivadis Jan W. Wagner Vorstandsvorsitzender, CreditPlus Bank Die Experten André Burger Managing Director, Synpulse Management Consulting Thomas Pfaff Herbert Pfennig Vorstandsvorsitzender, Sparkassen Broker Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Apotheker- und Ärztebank 17 Robert Restani Vorstandsvorsitzender, Frankfurter Sparkasse BRANCHENTRENDS Michel Billon Geschäftsführer, Hanseatic Bank Die kommenden Jahre bringen eine Flut an Regulierungen mit sich, deren Umsetzung gerade eine mittelständische Bank wie unsere vor große Herausforderungen stellt. Parallel hilft uns die Digitalisierung dabei, unsere Prozesse und damit auch unsere Kosten weiterhin zu optimieren, unser Angebot den Kundenbedürfnissen anzupassen und so das Kundenerlebnis zu verbessern. Die Kunst besteht nun darin, die Regularien rechtzeitig zu integrieren und gleichzeitig die Chance der Digitalisierung im Sinne der Kunden zu nutzen. Stefan Unterlandstättner Vorstandsvorsitzender, Deutsche Kreditbank Im kommenden Jahr wird eine zentrale Aufgabe für die deutschen Banken und Sparkassen sein, den Kostendruck aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds und die erhöhten Aufwendungen aufgrund der regulatorischen Anforderungen mit den notwendigen Investitionen in Innovationen zu vereinbaren. Der weitere Ausbau der Plattformen fürs Banking – gegebenenfalls unter Einbindung von FinTechs – spielt dabei vor allem im Privatkundengeschäft eine wichtige Rolle. Immer mehr Kunden erwarten schnelle Prozesse und sind offen für zusätzliche Angebote ihres Kreditinstitus. Im Geschäft mit Privatkunden wird in unserem Hause außerdem das bargeldlose und kontaktlose Bezahlen mit der Kreditkarte stärker in den Fokus rücken. Klaus-Peter Bruns Vorstandsvorsitzender, Fiducia & GAD IT Etwa 3.000 Start-ups drängen derzeit weltweit auf den Markt für Finanzdienstleistungen und wollen traditionellen Bankhäusern ihr angestammtes Terrain streitig machen. Diese Wettbewerber führen uns im Zeitraffertempo vor, in welche Richtung wir uns bewegen müssen, um den Kunden von morgen zu erreichen. Es geht nicht nur um innovative IT-Lösungen. Wir müssen mit Hilfe der IT die vermeintlich so nüchterne Welt der Finanzprodukte emotionalisieren. Der Kunde von heute kauft nicht mehr nur Produkte – er kauft Lebenswelten und denkt dabei nicht in Kanalkategorien. Idealerweise muss das Serviceangebot der Banken zu einer ganzheitlich erlebten Bankbeziehung verschmelzen – egal ob online oder persönlich in einer Bankfiliale. Für uns jedenfalls ist dies ein wichtiges Thema in unserer Innovationsstrategie. Jan-Peter Kind Managing Director, VTB Direktbank Die Bedürfnisse der Kunden ändern sich und die Digitalisierung schreitet branchenübergreifend voran. Das Kerngeschäft der Banken wird zunehmend angreifbarer und bietet auch NichtBanken Ansatzpunkte, in die Wertschöpfungskette einzudringen. Bezahlen wird einfacher, ob online oder offline. Kontaktloser Zahlungsverkehr auf Basis von NFC-Technologie bietet neue Möglichkeiten für Nutzer von Kreditkarten oder Smartphones. Der Onlinehandel ist Vorreiter für neue Zahlungswege. Menschen suchen sich im Internet güns tigste Kredite, es spielt keine Rolle, ob das Geld von Banken oder interessierten Anlegern kommt. Profitieren wird, wer Trends erkennt und konkrete Lösungen umgehend umsetzt. Dagmar Knopek Mitglied des Vorstands, Aareal Bank Gerade in der gewerblichen Immobilienfinanzierung gewinnen neue Marktteil- Banken+Partner ∙ 6/2015 Die Experten Michel Billon Geschäftsführer, Hanseatic Bank Klaus-Peter Bruns Jan-Peter Kind Vorstandsvorsitzender, Fiducia & GAD IT Managing Director, VTB Direktbank 18 Stefan Unterlandstättner Vorstandsvorsitzender, Deutsche Kreditbank BRANCHENTRENDS nehmer, wie etwa Versicherungen und Kreditfonds, immer mehr an Bedeutung. Dieser Trend wird sich auch im kommenden Jahr fortsetzen, insbesondere wenn das vorherrschende Zinsniveau unverändert bleibt. Für die Kreditinstitute eröffnet sich dadurch die Möglichkeit, neue Kooperationen bei Konsortialfinanzierungen einzugehen. Auch wenn die Digitalisierung im Kontext solcher Transaktionen – bei denen es meist um maßgeschneiderte Einzelfalllösungen geht – noch nicht so weit fortgeschritten ist wie etwa in den Massensegmenten der Finanzbranche, müssen Immobilienbanken auch auf diesem Feld den Kundenerwartungen Rechnung tragen und die technologische Entwicklung vorantreiben. Innovationsbereitschaft und Flexibilität sind notwendige Voraussetzungen, um auch in Zukunft als verlässlicher Partner an der Seite der gewerblichen Immobilienwirtschaft stehen zu können. Andreas Sonnleitner Business Development Manager, KRUK Die Zahl der Problemkredite steigt. Der Forderungsverkauf gewinnt daher strategische Bedeutung. Experten schätzen, dass sich das Volumen notleidender Kredite 2016 auf 53 Milliarden Euro verdoppelt. Den Banken geht damit Geld verloren, das sie dringend brauchen, um Herausforderungen wie verschärfte Kernkapitalanforderungen oder steigenden Konkurrenzdruck zu meistern. Darum wird der Verkauf von Schulden an professionelle Forderungsmanager strategisch immer wichtiger, denn er ist ein effizientes Instrument, um Risiken zu reduzieren und sowohl Liquidität als auch personelle und administrative Ressourcen freizusetzen. Dies können Banken und Sparkassen für ihr Kerngeschäft und zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit nutzen Volker Kurth Geschäftsführer, DSGF Viele Sparkassen sehen sich in einem Dilemma, dass sie Arbeitsplätze vor Ort erhalten wollen und gleichzeitig Kosten einsparen müssen. Die DSGF bietet den Instituten Unterstützung an, diesen Zielkonflikt sozial und emotional verträglich zu lösen. Unser ganzheitliches Modell „DSGF regio“ unterstützt das natürliche Herauswachsen des Personalüberhangs. Dabei behalten die Mitarbeiter ihre Arbeitsverträge mit der Sparkasse sowie die gewohnten Aufgaben und die Arbeitsplätze bleiben in der Region. Gleichzeitig realisieren wir Skalen- und Synergieeffekte, steigern die Prozessqualität und die Sparkassen können sich auf ihr Kerngeschäft, den Vertrieb, konzentrieren. Dr. Markus Pertlwieser COO Privat- und Firmenkunden, Deutsche Bank Die Kunden erwarten zunehmend, dass sie ihre Bankgeschäfte jederzeit auch von zu Hause oder unterwegs erledigen können. Dabei nimmt für das tägliche Bankgeschäft die Bedeutung von Mobile und Online stetig zu, während gleichzeitig die Nachfrage nach Beratung hoch bleibt und diese beim Thema Anlage sogar steigt. Ob die Beratung in einer Filiale stattfindet, der Kundenbetreuer mit dem Kunden via Videoberatung spricht oder zum Kunden nach Hause geht, ist dann nicht mehr entscheidend. Für die Banken bedeutet das: innovative Anwendungen, neue und optimierte Prozesse und ein Maximum an Kundenorientierung. Insbesondere in diesem Bereich gewinnen Kooperationen mit FinTechs zunehmen an Bedeutung. In Zukunft wird noch stärker die Kundenbeziehung entscheiden und nicht die Bilanz. Weitere Statements auf Seite 32 Mitglied des Vorstands, Aareal Bank Volker Kurth Dr. Markus Pertlwieser Geschäftsführer, DSGF COO Privat- und Firmenkunden, Deutsche Bank 19 Andreas Sonnleitner Business Development Manager, KRUK Banken+Partner ∙ 6/2015 Dagmar Knopek BACKOFFICE-DIENSTLEISTER Foto: Heiner Hamm Ein Expertengespräch von COIN MEDIEN mit Chefredakteurin Magaretha Hamm. Gesprächsteilnehmer Kurth, Baumgärtner, Sonnleithner (v.l.): „Wir sind auf unserem Weg ein großes Stück weiter gekommen.“ „Konsequente Digitalisierung steigert die Kundenzufriedenheit“ Banken+Partner ∙ 6/2015 Mit der Verschmelzung gleich zweier Backoffice-Dienstleister aus dem Sparkassenverbund auf die DSGF hat das Unternehmen 2015 sein Geschäftsgebiet und sein Leistungsspektrum deutlich ausgedehnt. Im Gespräch mit „Banken+Partner“ berichten Vertreter der DSGF über ihre Pläne und die künftige Positionierung in der S-Finanzgruppe. der DSGF Bayern, vormals transactio, und die nachfolgende Integration. Hierdurch haben wir unsere Marktfolgeeinheiten sowohl in Aktiv als auch in Passiv deutlich ausgebaut. Unsere Kunden profitieren bereits jetzt von unserem deutlich breiteren Dienstleistungsspektrum. Ein weiterer wichtiger Schritt im vergangenen Jahr war die Übernahme der STZ Halle, rückwirkend zum 1. Januar 2015. Schon seit einiger Zeit wird über die Konsolidierung des Back-Office-Marktes und die Standardisierung von Prozessen innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe gesprochen. Welche Fortschritte wurden bei der DSGF inzwischen erzielt? Baumgärtner: Der DSGF-Verbund ist im vergangenen Jahr deutlich gewachsen und damit auch die Breite unserer Dienstleistungen. Ein Highlight war sicherlich die Verschmelzung mit 20 BACKOFFICE-DIENSTLEISTER Durch den Zusammenschluss nahm die DSGF den STZ-Standort Halle (Saale) in ihr Produktionsnetz auf und stärkte dadurch ihre Marktpräsenz in Sachsen-Anhalt. Die regionale Präsenz wird auch weiterhin erhalten bleiben, nachdem der Standort von Halle nach Merseburg umgezogen ist. Norbert Baumgärtner Sprecher der Geschäftsführung, DSGF Deutsche Servicegesellschaft für Finanzdienstleister Das ist doch noch nicht alles, oder? Baumgärtner: Ganz und gar nicht: Durch die Kooperation mit der DSGF Westfalen, vormals Sparkassendienste Westfalen, haben wir erneut regional wie auch in der Stärkung der Marktfolgebereiche eine weitere Stufe erreicht. Die Zusammenarbeit zwischen uns wird dadurch erleichtert, dass die DSGF Westfalen schon in den Bereichen Technik und Prozesse an die DSGF angebunden wurde. Die DSGF Westfalen hat in beiden Marktfolgebereichen bereits heute sehr effiziente Prozesse und hat ihre Kunden in der Vergangenheit eng beraten. Von diesem Know-how profitieren wir natürlich und geben es an andere Kunden weiter. Auch hier zeigt sich, dass die Sparkassen von der Konsolidierung profitieren. Dass wir alle Integrationsprojekte in so kurzer Zeit gemeistert haben, war ein ambitioniertes Vorhaben, das wir dank dem Einsatz aller Beteiligten aber erreicht haben. Ein klares Signal, dass wir uns auch weiterhin als Treiber für die Konsolidierung verstehen und entsprechende Ergebnisse erzielen. Volker Kurth Geschäftsführer, DSGF Deutsche Servicegesellschaft für Finanzdienstleister Wolfgang Sonnleithner Leiter Marktfolge Passiv, DSGF Deutsche Servicegesellschaft für Finanzdienstleister neue Geschäftsmodelle nachdenken. Wenn der Kunde mehr und mehr Online-Banking nutzt, dann ist vielleicht eine flächendeckende Filialstruktur nicht mehr zeitgemäß. Gleichzeitig haben die Institute eine Verpflichtung gegenüber ihrer Region – und gegenüber den meist langjährigen Mitarbeitern. Sie betonen die kontinuierliche Weiterentwicklung Ihres Angebots – auch durch die Integration anderer Dienstleister in die DSGF. Können Sie dafür einige konkrete Beispiele nennen? Baumgärtner: Beispielsweise gab es bei der DSGF Westfalen ein Demografie-Projekt. Die gewonnenen Erkenntnisse darüber, wie sich die Personalstruktur in den Sparkassen in den nächsten Jahren verändern wird, helfen uns natürlich, unsere Dienstleistungen anzupassen und zu erweitern. Darüber hinaus verfügt die DSGF Westfalen über fundierte Erfahrung in der Digitalisierung – eine unserer Kernkompetenzen. Von der ehemaligen DSGF Bayern haben wir zusätzliche Dienstleistungen wie das digitale Rechnungsbuch, aber auch Steuerungsinstrumente, mit denen Mandanten zum Beispiel ihr Controlling stärken können, übernommen. Welche konkreten Erkenntnisse haben Sie aus dem bereits genannten Demografie-Projekt der DSGF-Westfalen gewonnen? Kurth: Die Herausforderungen der vergangenen Jahre – niedrige Zinsen, Regulierung, Kostendruck, Digitalisierung – bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Strukturen innerhalb der Sparkassen. Das geht soweit, dass einige Häuser über 21 Banken+Partner ∙ 6/2015 Nicht nur die Altersstruktur in den Instituten verändert sich, sondern gleichzeitig auch die Anforderungen an die Mitarbeiter, oder? Kurth: Genau. Durch die Reduzierung der Zahl der Filialen und die fortschreitende Automatisierung gibt es heute bei vielen Instituten einen wachsenden Personalüberhang. Daher müssen wir Lösungen dafür entwickeln, wie wir partnerschaftlich mit den Sparkassen zusammenarbeiten und ihnen dabei helfen können, ihre Prozesse zu optimieren, ohne gleichzeitig Personal abbauen zu müssen. Ein Ansatz, auf den wir stolz sind, ist das Modell DSGF regio. Das heißt, der Marktfolgebereich Passiv wird innerhalb der Sparkasse abgekapselt und wir übernehmen das komplette Geschäftsfeld einschließlich der Mitarbeiter im Rahmen einer Personalgestellung. Damit haben wir eine emotional verträgliche Auslagerung auf die DSGF realisiert, ohne Mitarbeiter freizusetzen. Auch regional bleibt alles beim Alten, denn die BACKOFFICE-DIENSTLEISTER den verschiedenen Standorten. Wir bringen also die Arbeit zum Menschen und nicht den Menschen zur Arbeit. Um die Digitalisierung jedoch vollständig leben zu können, benötigen wir Standardisierung. Und dafür ist „Mut zur Entrümpelung“ notwendig. Damit schaffen wir eine Lösung, die – wenn sie stringent umgesetzt wird – selbst kleine Einheiten in den Regionen stärkt und so die Kundennähe der Institute erhält. Konsequente Digitalisierung wird letztlich die Kundenzufriedenheit steigern. Mitarbeiter verbleiben am bisherigen Standort und die DSGF mietet die entsprechenden Räumlichkeiten von der jeweiligen Sparkasse. Banken+Partner ∙ 6/2015 Selbst wenn die Mitarbeiter bei ihrer Sparkasse angestellt bleiben, verändert sich für sie doch einiges. Wie unterstützen Sie die Mitarbeiter, aber auch die Institute in diesem ChangeProzess? Baumgärtner: Wir bieten den Sparkassen ein komplettes Konzept. Das Modell DSGF regio wurde extra geschaffen, um den Spagat zwischen Kostensenkung und verantwortungsvoller Personalpolitik zu schaffen. Die Sparkasse muss einen Weg beschreiten, bei dem sie es sich leisten kann, Mitarbeiter, die ausscheiden, nicht zu ersetzen und gleichzeitig die Produktion aufrechtzuerhalten. Die DSGF macht das möglich. Kurth: Zumal die Institute ihre neuen Mitarbeiter nach anderen Kriterien auswählen als früher. Die Sparkassen suchen in erster Linie Berater und keine Sachbearbeiter. Diese wollen wir bündeln und ihre Fähigkeiten für die DSGF nutzen. Denn auch wir haben durchaus einen Mehrwert von der Übernahme erfahrener Mitarbeiter. Wie sieht dieses „Entrümpeln“ konkret aus und wo kommt dabei die Digitalisierung zum Einsatz? Sonnleithner: Nehmen wir als Beispiel die Drittpfändung. Im Schnitt der Sparkassen liegt der durchschnittliche Bearbeitungspreis bei 39 Euro. Aktuell können wir in der DSGF einen solchen Vorgang für 14,25 Euro bearbeiten – und zwar deshalb, weil wir den Prozess digitalisiert haben. Was in den meisten Instituten noch manuell bearbeitet wird, läuft bei uns mit einer Automationsquote von knapp 90 Prozent. Wir sparen knapp vier Minuten Eingabezeit pro Pfändung. Sie können bei den 125.000 Pfändungen, die die DSGF im Jahr bearbeitet, hochrechnen, welches Einsparpotenzial wir damit realisieren: eine nachhaltige, strukturelle Verbesserung dank Digitalisierung, die Mehrwerte für die Sparkassen schafft. Zudem arbeiten wir bereits an den nächsten Schritten: Ein elektronischer, vollautomatischer Versand der obligatorischen Drittschuldnererklärung spart nicht nur Zeit, sondern auch die durch den Postversand entstehenden Material- und Portokos Wie hilft Ihnen die Digitalisierung bei der Umsetzung solcher Konzepte? Baumgärtner: Wir begreifen die Digitalisierung als Chance. Für uns ist sie der einzig logische Weg, um die von uns entwickelte virtuelle Fabrik komplett umzusetzen. Wir vernetzen unsere Kunden – die Sparkassen – mit unseren Mitarbeitern an 22 BACKOFFICE-DIENSTLEISTER eine neue Lebenssituation – Heirat, Geburt eines Kindes, Scheidung, ein neuer Job. All das kann ein Vertriebsimpuls sein – und diese Information erhält die Sparkasse durch unsere Recherche. Daneben unterstützen wir die Institute auch bei der Erfüllung regulatorischer Anforderungen. Schließlich hat die Adressqualität im Aufsichtsrecht ebenfalls hohe Bedeutung gewonnen. Kurth: Unterstützung erhalten die Sparkassen von uns beispielsweise auch beim Thema S-Vorsorge, also Riester. Jedes Jahr gibt es seitens des Gesetzgebers in diesem Bereich Änderungen. Und eigentlich müsste jede Sparkasse das Know-how darüber selbst vorhalten. Es ist deshalb sinnvoll, das Fachwissen für viele Sparkassen zu bündeln. Diese Aufgabe übernehmen wir für unsere Kunden – unsere Mitarbeiter sind echte Spezialisten, die nicht nur den aktuellen Stand der Gesetzgebung kennen, sondern sich auch kontinuierlich weiterbilden. Von diesen Aufgaben werden die Sparkassen durch die Zusammenarbeit mit uns entlastet. ten. Auch Abfragen wie „Liegt ein Depot vor?“, „Gibt es ein Schließfach?“, „Ist die Pfändung ruhend gestellt?“ werden zukünftig ebenfalls automatisiert durchgeführt. Wir produzieren also nicht nur preiswerter und einfacher, sondern effektiv besser dank der Standardisierung. Helfen Sie den Sparkassen mit solchen Lösungen – die es den Instituten einfacher machen, ihre Kosten in den Griff zu bekommen und die Prozesse zu vereinfachen – auch dabei, ihre Regionalität beizubehalten? Kurth: Ja natürlich. Die Arbeitsteilung im Verbund hilft den Sparkassen, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Daran arbeiten wir gemeinsam mit der Finanz Informatik, die in ihrem System Workflows umsetzt, die es einfacher machen, vor Ort den Kunden zu beraten. Die Verarbeitung der Geschäftsvorfälle ist dann unsere Sache. Baumgärtner: Es wird zudem künftig immer mehr Fusionen von Sparkassen geben. In den fusionierten Häusern stellt sich dann die Frage, wie diese die für die Beratung der Kunden notwendigen Unterlagen in den dann deutlich größeren Geschäftsgebieten zur Verfügung stellen. Das geht nur mit einer 100-prozentigen Digitalisierung, weil sonst die Transparenz und gewohnte Versorgung der Kunden nicht mehr gewährleistet sind. Auch hier ist die DSGF der ideale Partner, der in hoher Geschwindigkeit Akten digitalisiert und sie damit an jedem Arbeitsplatz der Sparkasse zugänglich macht. Im Dialog mit dem Kunden entsteht so kein Bruch und die Kundenbeziehung wird nicht beeinträchtigt. 2015 hat viele Veränderungen und neue Produkte mit sich gebracht. Wie sehen Ihre Pläne für 2016 aus? Baumgärtner: Auf strategischer Ebene werden wir die Konsolidierung im Backoffice-Markt weiter offensiv vorantreiben. In unserer Produktpalette werden wir das Angebot DSGF regio in den Vordergrund stellen, denn die Sparkassen müssen schnell Lösungen bekommen, um sich an das veränderte Marktumfeld anzupassen. Es gibt einen Pilotkunden für dieses Angebot, mit dem wir Anfang 2015 gestartet sind, zwei weitere stehen bereit und ein drittes großes Institut kommt aus einer anderen Region dazu. Wir werden die DSGF regio 2016 sicher fünf- bis zehnmal umsetzen und damit nachweisliche und messbare Vorteile für die Sparkassen in ganz Deutschland schaffen. Wird es am Schluss in der S-Finanzgruppe wirklich nur noch einen Dienstleister für die gesamten Backoffice-Services geben? Baumgärtner: Mehr wird sich die Sparkassenorganisation nicht leisten wollen, denn es muss ja auch jemanden geben, der die Prozesse vordenkt und optimiert. Das muss ein Dienstleister sein, der im Sinne der Sparkassen operiert. Dafür ist die DSGF gebaut. Das heißt, Sie planen in Zukunft weitere Fusionen und Zusammenschlüsse? Baumgätner: Genauso ist es. Der Fahrplan wird durchgeführt und wir sind ein sehr großes Stück auf unserem Weg vorangekommen. Margaretha Hamm/Dr. Thomas Leims 23 Banken+Partner ∙ 6/2015 Also führt Digitalisierung und Standardisierung nach innen zu mehr Service nach außen und damit zu einer höheren Kundenbindung und -zufriedenheit? Baumgärtner: Genau, denn das Prinzip der Regionalität wird in den Sparkassen weiterhin fest verankert sein. Im Zeitalter der Digitalisierung erwartet der Kunde, dass er, egal wo er ist, einen kompetenten Betreuer mit direktem Zugriff auf seine Daten findet. Sonnleithner: Ein weiteres Beispiel ist die Bearbeitung von Postrückläufern. In vielen Häusern ist der Aufwand für die Bearbeitung von nicht zugestellten Sendungen relativ hoch. Wir bieten den Sparkassen an, diesen Prozess an uns auszulagern und recherchieren die neuen Adressen für einen Bruchteil der Kosten. Dabei arbeiten wir mit einem Spezialisten zusammen, der für die Recherchen nur bei Erfolg Geld berechnet. Für die Sparkassen bedeutet das, dass der Adressbestand stets aktuell ist. Darüber hinaus bieten diese Informationen auch Anknüpfungspunkte für den Vertrieb. Denn ein Umzug bedeutet meist GASTBEITRAG „Beratungsqualität entscheidet über die Zufriedenheit der Kunden“ Drei Treiber sind hauptverantwortlich für die Zufriedenheit von Bankkunden, erklärt Dr. Barbara Aigner, Geschäftsführerin von emotion banking. Dazu zählen die Qualität der Beratung, die Mitarbeiter sowie Preise und Konditionen. Diese drei relevanten Faktoren können zur Zufriedenheit führen, sie sind im Umkehrschluss aber auch für die Unzufriedenheit von privaten Bankkunden hauptverantwortlich. Dr. Barbara Aigner Geschäftsführerin, emotion banking BQM ist ein Analyseinstrument zur Messung der erlebten Beratungsqualität aus Sicht des Kunden, auf Wunsch ergänzt durch eine anonymisierte oder offene Selbsteinschätzung der Berater. Die Ergänzung um die Beraterseite kann gerade in Change-Prozessen sehr hilfreich sein, um beispielsweise den Fortschritt von Qualifizierungsmaßnahmen messen zu können. Die Top-Treiber für Wiederkaufabsicht werden oft wenig genutzt, wo wird Potenzial verschenkt? Aigner: Banken können sich Kundenzufriedenheit über exzellente Leistungen erarbeiten oder über günstige Konditionen teuer erkaufen. Der Grad der Zufriedenheit hat wesentlichen Einfluss auf die aktive Weiterempfehlung durch den Kunden. Zufriedene Kunden klagen zwar nicht, empfehlen aber auch nicht weiter. Ziel muss also sein, Kunden zu begeistern. Beratungsgespräch und Kundenbeziehung sind hier die Treiber. Man sollte deshalb sehr genau wissen, wo man steht und an welchen Schrauben zu drehen ist. Die Beratung selbst besteht ja aus vielen verschiedenen, oft kleinen Elementen, die es zu planen, zu inszenieren und zu messen gilt. Wie kommen Sie zu den Kundenergebnissen? Aigner: In regelmäßigen Abständen werden jene Kunden, die ein Beratungsgespräch hatten, unmittelbar danach internetbasiert oder auf Wunsch postalisch anonym über ihre Eindrücke und Beobachtungen befragt. Von der Terminvereinbarung über die Atmosphäre in der Geschäftsstelle, den Beratungsprozess selbst bis hin zu Nachbetreuung werden die noch frischen Eindrücke erhoben. Die Bank oder Sparkasse erhält als Ergebnis eine detaillierte Auswertung über die Qualität in der Beratung. Sinn und Zweck ist es, die Qualität der Beratung regelmäßig zu erheben und damit die Veränderung der Beratungsqualität im Zeitablauf zu messen. Wie messen Sie die Beratungsqualität? Aigner: Wir setzen den sogenannten Beratungsqualitätsmonitor dazu ein. Der Wie erkennt die Bank, ob die eigenen Mitarbeiter besser oder schlechter beraten als der Mitbewerber? 24 Aigner: Das besonders Spannende ist, dass wir beim BQM mit Benchmarks arbeiten. Die eigenen Ergebnisse werden verglichen mit den Werten anderer Banken im deutschsprachigen Raum. Über ein Ampelsystem sieht man sofort, wo es Handlungsbedarf gibt. Bei einem Institut mit vielen Geschäftsstellen lohnt es sich, diese untereinander zu vergleichen. Zudem lassen sich die Ergebnisse mit Umsatzzahlen verknüpfen, was die Vertriebssteuerung erleichtert. Gibt es Vorbehalte seitens der Berater? Aigner: Sobald die Mitarbeiter erkennen, dass sie durch das Feedback die eigene Leistung erhöhen können, schwinden die Bedenken. Im Rahmen der Selbsteinschätzung haben die Mitarbeiter auch die Möglichkeit, ihr eigenes Arbeitsumfeld zu bewerten. Wenn der Berater in veralteten Räumlichkeiten ohne jegliche Privatsphäre sitzt oder wenig bis keine Produktschulungen erhält, wird sich das auf das Kundenerlebnis niederschlagen. Warum ist exzellente Beratungsqualität so wichtig? Aigner: Weil sich auf Dauer nur so Geld verdienen lässt. Die Beratungsqualität entscheidet über die Zufriedenheit – und damit maßgeblich über die Ertragslage. GASTBEITRAG Die entscheidenden Treiber für Banking-Exzellenz chischen Marktforschungs- und Banken-Beratungsunternehmens emotion banking. Fünf Treiber dafür haben die Experten identifiziert: u Sicherheit in der Belegschaft: Suchen Sie Felder für Innovation und Weiterentwicklung. Setzen Sie klare strategische Prioritäten. Strahlen Sie Sicherheit aus, indem Sie konsequent handeln. u Funktionierende Führungsmannschaft: Führungskräfte unterscheiden sich von Vorgesetzten durch die freiwillige Gefolgschaft der Mitarbeiter. Hierfür muss die Führung zunächst sich selbst führen. u Arbeitsaufgaben mit Sinn: Stellen Sie die Sinnhaftigkeit der Arbeitsaufgaben in den Vordergrund. Bekämpfen Sie unnötige Bürokratie und sorgen Sie für eine angemessene Arbeitsbelastung. Schaffen Sie – wo möglich – Freiräume zum Einbringen eigener Ideen. u Gute Kundenbeziehung: Schaffen Sie die organisatorische Kompetenz, aus den Informationen der Kunden Ansatzpunkte für Geschäfte zu entwickeln. Werden Sie antizipativ. u Offene und weniger hierarchische Kultur: Der Vorteil der Hierarchie wird in einem dynamischen Umfeld zum Nachteil. Schaffen Sie eine Kultur, die Dynamik fördert und Leistung belohnt. Die Bereiche Strategie, Führung, Mitarbeiter und Unternehmenskultur sind wie Zahnräder in einem Uhrwerk. Wenn eines klemmt, bleibt die ganze Uhr stehen und wirkt sich früher oder später schädlich auf die Kundenbeziehung aus. „In Zeiten von Innovation und Fortschritt ist Stehenbleiben das letzte, was man sich leisten kann, vor allem bei dem immer größeren Angriff durch neue Mitspieler im Markt“, so Rauscher. Dr. Christian Rauscher Geschäftsführer, emotion banking Angesichts des Vordringens der digitalen und mobilen Angebote stellt sich die Frage nach der zukünftigen Rolle von Banken und Sparkassen. Die Antwort liegt in der persönlichen Beratung und Beziehung mit den Kunden. Hier ergänzen neue Technologien die traditionelle direkte Kundenberatung um weitere für den Kunden wählbare Optionen. Allerdings ist noch viel zu tun. Banken müssen ihre technischen Möglichkeiten updaten, um ergänzend Beratungen über Chat oder Videotelefonie in hoher Qualität anbieten zu können. Die größten Schwierigkeiten bei der Implementierung der digitalen Beratung sehen die von emotion banking befragten Banker – neben der Neukundengewinnung – in der Verzahnung mit den bestehenden Prozessen der Bank (52,7 Prozent) sowie in der Chat- beziehungsweise Videoberatung und im Bereich des Kostenaufwandes (49,1 Prozent). Zusätzlich sind die Entscheidungsträger der Meinung, dass das Angebot noch nicht entsprechend ausgereift (44,7 Prozent) und die Kundenakzeptanz (50 Prozent) noch nicht gegeben ist. Stärken und Potenziale erkennen „Nur wer seine Stärken und Verbesserungspotenziale laufend analysiert und auf dem Radar hat, kann an den richtigen Stellen anpacken, um eine erfolgreiche Zukunft zu sichern“, erklärt Dr. Christian Rauscher, Geschäftsführer des österrei- Deutlicher Ausbau geplant Aktuelles und erwartetes Angebot an Vertriebswegen der Banken und Sparkassen (Alle Angaben in Prozent) Videoberatung 80 68,9 Chatberatung 100 Aktuelles Angebot 0 20 E-Mail 38,7 Persönliche Beratung zu Hause/ an einem dritten Ort 80 100 84,8 93,4 85,0 33,9 38,9 82,4 25,0 25 Banken+Partner ∙ 6/2015 38,8 60 9,1 43,5 Persönliche Beratung in der Filiale 40 8,9 47,5 Telefon Call-Center 60 Quelle: Bankbarometer 2015 Erwarteter Zuwachs 0 20 40 DIGITALISIERUNG „Wir müssen die Möglichkeit bieten, Verträge online abzuschließen“ Ein Tischgespräch von COIN MEDIEN mit Chefredakteurin Magaretha Hamm. Banken+Partner ∙ 6/2015 Nachdem der Zahlungsverkehr überwiegend online und mobile abgewickelt wird und auch Kapitalanlagen immer häufiger digital abgeschlossen werden, ist nun das Kreditgeschäft an der Reihe. Welche Wünsche die Kunden haben, wie die Banken darauf reagieren können und welche Hürden es noch zu überwinden gibt, diskutierten Experten aus Banken und Beratungsgesellschaften. Vor welchen Herausforderungen stehen die Kreditinstitute, wenn sie den digitalen Vertrieb von Krediten forcieren wollen? Vehling: So merkwürdig es vielleicht klingt: Die Institute dürfen sich nicht auf das Produkt Kredit fokussieren, sondern müssen sich auf die Kundenbedürfnisse konzentrieren. Und zwar unabhängig davon, ob es sich um Wohn-, Ratenoder Ausbildungskredite handelt. Nur so kann man sich als Bank positionieren. Pietsch: Häufig entsteht der Verdacht, Digitalisierung sei nur ein Selbstzweck. Die Frage ist allerdings, wie können wir sie so für uns nutzen, dass wir dem Kunden alle Vertriebskanäle öffnen und ihm so einen möglichst großen Mehrwert bieten? Gleichzeitig müssen wir sehr sorgfältig mit den dadurch gewonnen Daten umgehen. Wir müssen sie nutzen, ohne das Vertrauen unserer Kunden zu zerstören. Jakob: Da stimme ich voll zu. Wenn die Banken nicht aufpassen, sind sie am Ende des Tages nur noch Transaktionsabwickler für den Endkunden. Zwischen den Kunden und uns schieben sich dann die Non- und Nearbanks. Und die interessieren sich nicht für die Abwicklung der Transaktion, sonden nur für den Kundenkontakt. Bisterfeld: Eigentlich sind es doch die Banken und Sparkassen, die die Chancen der Digitalisierung nutzen könnten: Wir genießen das Vertrauen, wir haben die Kunden und wir sind immer noch die erste Anlaufstelle, wenn es um Kredite geht. Wenn wir es jetzt schaffen, den Wandel der Kundenanforderungen mit der Technologie zu verbinden, haben wir eine sehr gute Chance, uns von den FinTechs abzusetzen und das Geschäft selber zu machen. Doch leider haben wir uns viel zu lange nur mit Regulatorik beschäftigt und den Kulturwandel schlichtweg verschlafen. Warzecha: Digitaler Wandel ist sicherlich ein Megatrend, auf den wir Banken noch sehr zögerlich reagieren. Doch nun müssen wir die Services aufbauen, die unsere Kunden fordern. Denn sonst verlieren wir tatsächlich die Kundenbeziehung an die Non- und Nearbanks. Burger: Mich enttäuscht allerdings, dass ich trotz aller gegenteiligen Beteuerungen in den Banken und Sparkassen sehr häufig auf eine Kultur treffe, die die digitale Transformation eher verhindert, anstatt sie zu nutzen. Welche Kunden interessieren sich für die Digitalisierung des Kreditgeschäfts am stärksten und welche Unterschiede bei den Kreditarten gibt es? Jakob: Im Augenblick geht es eher um die breite Masse der Privatkunden 26 und weniger um das Firmenkundengeschäft. Wir haben es ja an anderer Stelle erlebt: Der intelligente Geldautomat hat viele Kassen ersetzt, das Homebanking hat die persönliche Beratung verdrängt. Nun ist das Kreditgeschäft dran. Der private Kunde will einfache Lösungen, die Bankgeschäfte für ihn einfach machen. Pietsch: Ich sehe das doch ein bisschen differenzierter. Beim Privatkredit sind wir mittlerweile – auch dank einiger FinTechs – so aufgestellt, dass wir Verträge komplett online abschließen können. Bei der Baufinanzierung merken wir den viel beschriebenen Ropo-Effekt, bei dem sich der Kunde zwar im Internet informiert, den Kredit aber nicht online abschließt. Wir haben unsere Kunden befragt: Präferiert wird immer noch die persönliche Beratung, egal ob über Telefon oder im direkten Dialog. Dennoch sind wir bestrebt, auch in diesem Geschäftsfeld dem Kunden auch digitale Vertriebswege zur Verfügung zu stellen, der Bedarf wird sich in den nächsten Jahren ausweiten. Warzecha: Wir schlagen gerade zwischen beidem eine Brücke. Seit vergangenem Jahr bieten wir eine OnlineVideo-Beratung an und setzen ganz bewusst qualifizierte Berater dafür ein. Das wird von unseren Kunden sehr gut angenommen. Auch und gerade nach 19.00 Uhr abends, wenn der Arzt noch Foto: Heiner Hamm DIGITALISIERUNG Gesprächsteilnehmer Burger, Vehling, Jakob, Pietsch, Warzecha, Bisterfeld: Die Banken dürfen sich den Wünschen der Kunden an den digitalen Vertrieb nicht verschließen. in der Praxis sitzt und eine Baufinanzierung oder gar seine komplette Existenzgründung mit uns bespricht. Wir haben mittlerweile auch eine Online-Sprechstunde für Existenzgründer. Die wünschen sich dann wirklich, dass sie alles vollständig per Video und online abschließen können. Bisterfeld: Wir gehen einen anderen Weg und führen die Beratungen unserer Kunden bewusst in der Filiale, weil wir so die Baufinanzierung durch Cross-Selling veredeln können. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass wir das Kundenbedürfnis über viele verschiedene Kanäle befriedigen müssen. Wir müssen die Kanäle allerdings so umfangreich anbieten, dass der Zusatznutzen für den Kunden auch zum Abschluss führt 27 der Preis alleine macht’s, doch das reicht nicht aus. Bei den Portalen hat der Vermittler nur eins im Sinn, nämlich eine einfache, unkomplizierte Abwicklung, und eine schnelle Genehmigung. Bisterfeld: Natürlich sind Vergleichsportale wichtig. Doch sie sind nicht der alleinige Erfolgsfaktor für den Vertrieb von Krediten. Wir haben beispielsweise eine sehr hohe Weiterempfehlungsquote von über 80 Prozent gerade im Bereich Baufinanzierung. Selbstverständlich gehen die Interessenten gerne ins Internet, um sich über unsere Preise zu informieren. Um dauerhaft erfolgreich zu sein, müssen wir allerdings auch in der Lage sein, zu jeder Uhrzeit am entsprechenden Point of Sale präsent zu sein. Das bekommen wir in der Praxis noch nicht vollständig umgesetzt. Warzecha: Vor allen Dingen müssen wir sicherstellen, dass die Folgearbeiten, die nach dem Angebot anfallen, möglichst schnell und effektiv ablaufen. Es ist problematisch, wenn erst nach zwei oder drei Wochen ein Gespräch mit dem Kunden stattfindet. Banken+Partner ∙ 6/2015 Welche Rolle spielen Internet-Portale, über die Kredite verglichen und vermittelt werden, beim digitalen Vertrieb von Krediten? Warzecha: Wir planen die Zusammenarbeit mit derartigen Portalen. Denn ich glaube, wir kommen heutzutage ohne Vergleichsportale nicht mehr aus. Die Kunden sind inzwischen daran gewöhnt, im Internet verschiedene Angebote zu vergleichen und so den günstigsten Anbieter zu finden. Deshalb können wir uns dem auch nicht verschließen. Pietsch: Auch wir nutzen die Plattformen als Vertriebskanal. Die Digitalisierung erhöht die Transparenz für die Kunden auch im Bankwesen: Internet-Portale und deren Entwicklung im Bereich der Baufinanzierung zeigen dieses eindrucksvoll. Eine Abteilung in unserem Haus beschäftigt sich ausschließlich mit den Bedürfnissen dieses Kanals. Die Mitarbeiter sprechen mit den Vermittlern und versuchen, unser Angebot so attraktiv zu machen, um kundenorientierte Lösungen zu definieren. Dieses und eine schnelle sowie unkomplizierte Abwicklung sind neben Konditionen abschlussentscheidende Faktoren. Jakob: Die Portale befriedigen zudem den Wunsch der privaten Kunden nach transparenten Konditionen. Dann haben sie ein gutes Gefühl, wenn sie mit ihren Beratern sprechen. Deshalb kommen wir um die Vergleichsportale nicht herum. Am Anfang haben wir gedacht, DIGITALISIERUNG Stefan Bisterfeld Prokurist und Bereichsleiter Direktvertrieb, Sparda-Bank Baden-Württemberg André H. Burger Managing Director, Synpulse Banken+Partner ∙ 6/2015 Wolfgang F. Jakob Division Director Large Accounts & E-Commerce, CommerzFinanz Burger: Es gibt zwei wesentliche Unterschiede zwischen einem Portalbetreiber und einer Bank. Ersterer hat umfassendere Möglichkeiten, die Kunden zu begleiten – bei einer Hypothek zum Beispiel von der Informationsbeschaffung über die Beratung zur Immobilie und dem Vergleich verschiedener Finanzierungen bis hin zum Kauf- oder Bauabschluss. Er aggregiert dazu Informationen aus verschiedenen Quellen, während Banken den Kunden oft erst dann begleiten, wenn er bereits ein Haus ausgewählt hat und dieses finanzieren will. Zweitens sind die Portale in der Abwicklung zentral organisiert und erzielen so Skalenvorteile. Bei Banken hingegen findet die Abwicklung neben dem eigentlichen Vertrieb häufig dezentral in den Filialen statt. Die regionale Abwicklung ist jedoch immer weniger wichtig. Pietsch: Wir machen genau die gegenteilige Erfahrung. Wir haben auch einige Plattformen, mit denen wir zusammenarbeiten, von denen wir auch sehr viel Geschäft bekommen – und zwar gerade, weil wir regional sind. Wir kennen den Markt und diesen Vorteil nutzen wir. Vehling: Eine vernünftige strategische Positionierung sieht sich sicherlich nicht in erster Linie im Wettbewerb zu den Großbanken, sondern vor allen Dingen zu den FinTechs. Viele Banken wissen im Augenblick überhaupt nicht, wohin sie wollen. Das ist das eigentliche Problem. Wenn die Banken und Sparkassen erkannt haben, dass sie tatsächlich handeln müssen, stehen Ihnen dafür auch die notwendigen IT-Systeme zur Verfügung? Pietsch: Was den Rechenkern angeht, das juristische System, da sind wir an unser Rechenzentum gebunden. Zudem gibt es immer die Möglichkeit, eigene Lösungen an die zentrale Anwendung anzubinden. So ist beispielsweise unser Online-Auftritt eine Lösung, die wir mit einem externen Dienstleister umgesetzt haben. Warzecha: Ganz richtig. Wir haben bei der Entwicklung unserer Videoberatung mit einem externen Technikdienstleister kooperiert. Für diese Projekte lässt sich mit solchen Anbietern flexibel zusammenarbeiten. 28 Bisterfeld: Ein schönes Beispiel ist auch die Online-Legitimation. Wir nutzen Web ID Solutions bereits seit kurz nach deren Einführung. Wenn man solche Lösungen, die von FinTechs entwickelt wurden, über eine einfache Schnittstelle – und sei es nur eine URL – einbindet, dann kann man davon sehr stark profitieren. Jakob: Inzwischen gibt es sogar eine Lösung von Web ID Solution, bei der der Kunde vor der Kamera seines Computers den Vertrag unterschreiben und in die Kamera halten kann: Das wird als Signatur unter Anwesenden anerkannt. FinTechs sind eben in der Lage, auf den Kunden einzugehen. Sobald sie merken, da müssen wir ein Stellrad drehen, drehen sie es. Die sind dabei einfach wesentlich schneller als wir Banken. Was hindert Sie denn daran, ihre Ideen umzusetzen? Bisterfeld: Seit der Finanzkrise haben sich die Banken fast ausschließlich mit Regulatorik beschäftigt. Zudem muss in den Rechenzentren inzwischen für jeden neuen Prozess ein riesiges Änderungsmanagement in Gang gesetzt werden. Deshalb müssen wir kleine, separate, mutige Projekte angehen. Dazu brauchen wir externe Partner, weil wir das mit eigenen Ressourcen kaum effizient DIGITALISIERUNG hinbekommen – und auch das Rechenzentrum es nicht mehr leisten kann. Pietsch: Der Konkurrenzkampf zwischen Regulatorik und Innovation ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit. Wenn ich mir anschaue, was 2016 ansteht – Wohnimmobilienkreditrichtlinie, Ana Credit, MiFID II – das sind alles Themen, die Ressourcen bei uns binden. Hier die richtige Balance zu finden, ist letztendlich erfolgskritisch. Vehling: Die Banken sind heutzutage so schlank, dass sie kaum eine Projektreserve haben. Deshalb verliert das Thema Innovation auch regelmäßig gegen das Thema Regulatorik. Selbst wenn es innovative Ideen gibt, wie die Digitalisierung vorangetrieben werden kann, gibt es oft keine Personalressourcen, die dafür eingesetzt werden können, und so schlafen die Projekte wieder ein. Warzecha: Es gibt allerdings auch Widerstände innerhalb des Instituts. In der Vergangenheit haben wir unsere Mitarbeiter viel zu wenig auf die Veränderungen eingestimmt. Deshalb machen ihnen die neuen Themen häufig Angst. Nun hat die Digitalisierung ja den großenVorteil, dass den Banken und Sparkassen sehr viel mehr Daten zur Verfügung stehen als früher. Wie können diese Daten für neue Angebote genutzt werden? Vehling: Die Bank, die mein Gehaltskonto führt und den normalen Zahlungsverkehr abwickelt, hat viel mehr Informationen als Google und Amazon zusammen. Doch die Institute nutzen diese Daten nicht wirklich. Statt einen vernünftigen Vorschlag zu bekommen, wie ich meine Kredite optimieren kann, kommt ein Angebot für Theaterkarten. Das ist nicht das, was ich mir unter Digitalisierung vorstelle. Jakob: Früher sind die Mitarbeiter in den Filialen die Girokonten ihrer Kunden durchgegangen und haben Ansätze für den Verkauf und den Vertrieb gesucht. Heute nennt sich das Zahlungsstrom analyse und ist verboten. Warzecha: Das ist tatsächlich ein sehr sensibles Thema. Wir könnten einen Datenpool anzapfen, der grandios wäre. Doch für den Kunden macht es einen Unterschied, ob er bei Amazon ein Buch bestellt und dazu passende Produkte angeboten bekommt oder ob sein Bankberater seine Umsätze auswertet. Bisterfeld: Wir haben einen Personal Finance Manager, bei uns heißt er „Haushaltsbuch“. In ihm werden die Umsätze automatisch kategorisiert. Der Kunde sieht, für was er Geld ausgibt und 29 kann Benchmarks anlegen. Die Daten sind nur ihm zugänglich, es sei denn er schaltet uns frei. Nun kommt die Wohn immobilienkreditrichtlinie, nach der wir dem Kunden nachweisen müssen, dass er langfristig in der Lage ist, den Kredit zu bedienen. Gibt uns der Kunde sein Haushaltsbuch frei, können wir ihm sofort ein perfekt abgestimmtes Angebot machen. Marco Pietsch Bereichsleiter Vertrieb, PSD Bank Nord Carsten Vehling Managing Director, Synpulse Dunja Warzecha Vertriebsmanagement Privatkunden, Deutsche Apotheker- und Ärztebank Banken+Partner ∙ 6/2015 DIGITALISIERUNG machen. Denn das Konto ist für die meisten Menschen eine heilige Kuh. Bisterfeld: Deshalb muss man dem Kunden das Gefühl geben, dass er alles in der Hand hat. Daher greifen wir auch nicht von alleine auf das Haushaltsbuch zu, sondern fragen die Kunden nach ihrem Einverständnis. Vehling: Ja, man sollte auf den Kunden zugehen und ihm den Mehrwert aufzeigen, wenn er seine Daten der Bank zur Verfügung stellt. Zumal die Banken sicherstellen können, dass die Daten auf jeden Fall geschützt sind. Denn keiner hat so viel Erfahrung mit Security wie die Banken. Das Datenschutzniveau ist höher als bei jedem anderen. Pietsch: Es wird allerdings zunehmend schwieriger, als Universalbank dem Kunden einen Mehrwert zu vermitteln. Natürlich geht das, wenn ich einen Anlass habe, womit wir wieder bei der Frage sind, woher wir die Daten bekommen. Und natürlich ist es konzeptionell einfach sich zu überlegen, welche Datenbanken man nutzen kann und darf. Doch die Umsetzung ist das Herausfordernde. Burger: Die Frage ist, will eine Bank das selbst leisten oder schaut sie einfach, so wie viele Institute derzeit, darauf, dem FinTech-Umfeld nahe zu sein. Sie kann dann die dort entwickelten Innovationen prüfen und übernimmt nur das, was tatsächlich funktioniert. Vehling: Allerdings läuft sie dann Gefahr, überflüssig zu werden. In Deutschland gibt es noch immer mehr als 1.500 Institute. Sie verleihen Geld, nehmen Anlagen rein und machen Zahlungsverkehr. Doch wenn sie den Markt und vor allem die Kundenbeziehung anderen überlassen, dann werden die meisten von ihnen mit der Zeit vom Markt verschwinden. Die Bankenbranche wird auch Facebook überleben – viele Institute werden das allerdins nicht. Pietsch: Deshalb muss sich jedes einzelne Institut überlegen, wie es seine Ressourcen sinnvoll einsetzt. Ich bin davon überzeugt, dass Kooperationen mit FinTechs die Bankenbranche weiterbringen. Wenn man sich als Einzelinstitut sowas wie die von einem FinTech entwickelte und angebotene Videolegitimation nicht zunutze macht, wird man im Wettbewerb verlieren. Wenn solche Lösungen gut laufen, werden sie irgendwann in den Rechenkern übernommen. Bis dahin müssen wir externe Angebote nutzen. Gerade für die kleineren Institute ist dieses eine intelligente Möglichkeit, das Geschäftsmodell weiter zu entwickeln. Bisterfeld: Dafür müssen wir allerdings auch den Kreislauf aus sinkenden Erträgen und daraus resultierender Kostensenkung durchbrechen. Wir müssen künftig unseren Kunden Lösungen bieten, mit denen sie über jeden Kanal, wann immer sie möchten, einen Vertrag mit uns abschließen können. Wenn wir das hinbekommen, haben wir schon sehr viel gewonnen. Margaretha Hamm/Dr. Thomas Leims Pietsch: Tatsächlich ist das Girokonto das Ankerprodukt schlechthin, um den Kunden lösungsorientiert zu beraten. Deshalb finde ich ihr Haushaltsbuch ein sehr intelligentes Angebot. Denn wenn es uns der Kunde erlaubt, dürfen wir als Bank die Daten durchaus auswerten. Bei Facebook gibt fast jeder alles frei. Sobald es jedoch darum geht, der eigenen Bank Zugriff auf die Kontodaten zu geben, spüren wir eine deutliche Zurückhaltung – obgleich die Daten für eine bedarfsorientierte Beratung, die im Zeichen des Kundeninteresses steht, zielgerichtet genutzt werden. Burger: Dann müssen die Kreditinstitute einfach Facebook oder andere soziale Netzwerke anzapfen und die Daten nutzen, die der Kunde selbst veröffentlicht. Beispielsweise wenn er ein bestimmtes Unternehmen geliked hat oder die Community nach der Einschätzung eines Produktes fragt, gibt das einen Hinweis auf ein mögliches Kaufinteresse. Vielleicht hat er auch noch offene Warenkörbe bei Amazon. Die kann die Bank ebenfalls auswerten. Jakob: Das ist ja schön und gut, doch angenommen wir sagen dem Kunden: „Du kannst deinen Facebook Account in dein Onlinebanking einbinden“, das würde wohl kein Kunde 30 UNTERNEHMEN VEDA Horizon schafft den Wandel Human Relations von allen für alle Neue Technologien, neue Geschäftsmodelle, neue Konkurrenz: Die gesamte Finanzbranche erfindet sich neu und die Mitarbeiter müssen diese Entwicklung tragen. Daraus resultiert eine entscheidende Veränderung im Personalmanagement – aus Personal- wird Unternehmensentwicklung. Die veränderte HR-Funktion greift nur, wenn im Unternehmen alle mitmachen können: Mitarbeiter, Führungskräfte und Personaler. Ein gemeinsamer Ort VEDA Horizon bietet einen digitalen „Ort“, an dem sich alle wiederfinden, an dem alle Facetten der HR-Arbeit, der Führung und der Mitgestaltung, gebündelt werden. Kollaboration ist das Herz von VEDA Horizon und bedeutet mehr als Zusammenarbeit oder Austausch: VEDA Horizon ermöglicht die Vernetzung von Prozessen, Themen und Menschen. Ihre Mitarbeiter müssen für immer besser informierte Kunden glaubwürdige Gesprächspartner auf Augenhöhe sein. VEDA Horizon schafft eine Plattform, die das Lernen in Netzwerkstrukturen ermöglicht. VEDA Horizont ist dort, wo Sie sind Arbeit ist flexibel: nicht mehr nine to five, nicht mehr nur am festen Platz in einer Filiale oder einem Büro. Klar, dass Sie sich nicht nur an jedem Desktop-PC, sondern auch via Tablet oder Smartphone bei VEDA Horizon einloggen und bequem arbeiten können. Technologie einfach, schnell und mobil Die (digitale) Transformation erfordert Technologie, die einfach ist und 31 Spaß macht. Mit VEDA Horizon bieten wir genau das – ob als Cloudoder On-Premise-Lösung. VEDA Horizon ist so einfach, dass Sie sofort loslegen können. Agilität Step-by-Step Wir wissen, dass die digitale Transformation gerade im Finanzwesen kritisch betrachtet wird. Dennoch ist Transformation ein Muss, wenn es darum geht, Mitarbeitern die Lust auf Leistung zu ermöglichen. Wir holen Sie dort ab, wo Sie stehen und sind Ihre Begleiter auf dem Weg zu einer neuen Unternehmenskultur. Kontakt Ralf Sterck, Key Account Manager, VEDA HR Informationssysteme AG, Tel.: +49 2404 5507-1331 E-Mail: ralf.sterck@veda.net horizon.veda.net Banken+Partner ∙ 6/2015 Vernetzung und New Work Lernen voneinander, miteinander VERTRIEBSTRENDS Kundenwünsche erfüllen Banken+Partner ∙ 6/2015 Das Thema Digitalisierung als Megatrend beschäftigt die Banken und Sparkassen wie kein anderes. Auch wenn sich die Kundenbedürfnisse dadurch nicht grundlegend ändern, ist es für die Institute existenziell, den Kunden auch auf neuen Kommunikationswegen zu begegnen – so die von „Banken+Partner“ befragten Experten. „Die verstärkte Nutzung sozialer Medien kann die Kommunikation mit dem Kunden sinnvoll und gezielt unterstützen“, betonen die Autoren der Trendstudie „Bank & Zukunft 2016“ des Fraunhofer IAO. Dennoch werden die digitalen Kanäle insgesamt und die sozialen Medien im Besonderen hauptsächlich zur Informationsbereitstellung genutzt. Ein intensiverer Austausch und Dialog finde nur bei sehr wenigen Instituten statt, so die Studie. hen, sondern vielmehr darum, sich passgenau den veränderten Bedürfnissen unserer Kunden zu stellen und einen echten Mehrwert zu schaffen. Das Traditionelle an uns ist das Vertrauen, das uns der Kunde entgegenbringt. Für uns gilt es, dieses Vertrauen auch über den digitalen Wandel hinaus zu bewahren. Die Kundenkommunikation wird schneller, darf allerdings nicht an Persönlichkeit verlieren. Die wahre Herausforderung liegt somit nicht in der Digitalisierung selbst, sondern in einem klugen und kundenorientierten Umgang mit ihr. Katharina Herrmann Vorstandsmitglied, ING-DiBa Wir wollen unsere Erfolgsstory als erfolgreich andere Bank fortschreiben – als erste Bank, die Menschen wirklich begeistert. Mit Banking, das so einfach, intuitiv und klar ist, dass die Menschen es selber machen wollen und richtig Lust darauf haben. Boris Scukanec Chief Digital Officer, HypoVereinsbank Die HypoVereinsbank hat sehr früh auf den Megatrend Digitalisierung reagiert und entsprechende strategische Weichenstellungen vorgenommen. Die Digitalisierung ist zentraler Bestandteil unserer Geschäftsstrategie, umfasst sämtliche Bereiche und Prozesse der Bank und wird übergreifend – im CEOBereich – gemanagt. Beispielhaft sind die am Kundenverhalten orientierte Modernisierung unseres Privatkundengeschäfts, die Remote-Plattform Business Easy, mit der wir seit 2012 ein auf Unternehmenskunden zugeschnittenes digitales Angebot haben, sowie Kooperationen mit FinTechs und neuen Marktteilnehmern. Unsere E-Culture Initiativen wie Coding-Workshops, Online-Info-Sessions mit Experten oder Community-Events in Form von Hackdays bieten die Möglichkeit, externes Wissen mit Business-Innovationen zu verbinden. Philip Laucks Chief Digitalisation Officer, Deutsche Postbank Wer heute den digitalen Wandel verschläft, hat morgen verloren. Die Postbank hat sich bewusst dafür entschieden, die Chancen der Digitalisierung konsequent zu nutzen. Unsere Kunden können perspektivisch das gesamte Leistungsangebot der Postbank auch digital nutzen – so bequem, sicher und einfach wie möglich. Damit wird die Kommunikation für unsere Kunden schneller, leichter und sicherlich auch kundenorientierter. Upload-Funktionen für Dokumente oder die Nutzung von Messaging-Diensten werden bald der Normalfall sein. Die Kommunikation über digitale Kanäle wird aber auch persönlicher und direkter sein, weil wir datengestützt viel genauer auf individuelle Besonderheiten eingehen können. Miriam Stareprawo-Hofmann Strategische Weiterentwicklung, Volksbank Mittweida Im November gingen acht Mitarbeiter der Volksbank Mittweida auf eine ungewöhnliche Dienstreise. Ihr Auftrag lautete, in einem Ferienhaus auf Rügen Ideen zu entwickeln, die den veränderten Bedürfnissen im Kontext der Digitalisierung gerecht werden. An erster Stelle stand das Verständnis für Kundenbedürfnisse. Dafür interviewte das Kreativteam Menschen vor Ort. Die befragten Bankkunden wünschen sich vor allem verständliche Informationen auf dem von ihnen bevorzugten Kontaktweg. Die Leistungspalette ihrer Bank kennen nur weni- Stephan Rupprecht Partner, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers Die Digitalisierung ist eine Herausforderung, der wir als Privatbankiers von Hauck & Aufhäuser durchaus positiv entgegenblicken. Hierbei geht es uns nicht darum, mit jeden Trend mitzuge- 32 VERTRIEBSTRENDS ge. Kundennähe im Zeitalter der Digitalisierung bedeutet, Leistungsangebote nah an den persönlichen Bedürfnissen auszurichten. Stefan Lamprecht Mitglied der Geschäftsleitung, Sopra Steria Consulting Wettbewerb wird digital. In der Kreditwirtschaft wird sich das Digitalisierungstempo weiter erhöhen. Ursache dafür sind vor allem grundlegend gewandelte Kundenerwartungen: Schon heute verlangen Bankkunden eine nahtlose Vernetzung bislang isolierter Kontaktkanäle. Letztlich müssen Banken ihren Kunden online, offline und mobil ein einheitliches Markenerlebnis bieten – mit einem homogenen Omni-Channel-Management. Gleichzeitig gilt es, immer neue Innovationen in bankeigene Angebote zu integrieren – von Video-Legitimation über Chat-Beratung bis zur Social-Trading-Plattform. Die Digitalisierung ihrer Kunden- und Kernsysteme ist für Banken längst zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. Alexander Boldyreff Vorsitzender des Vorstands, TeamBank Durch die Digitalisierung ändern sich die Kundenbedürfnisse nicht grundle- gend. Kunden erwarten faire, leicht verständliche Produkte und individuellen Service. Das persönliche Gespräch wird deshalb keinesfalls obsolet. Online- und Mobilangebote ergänzen dieses Angebot und sind idealerweise mit der Filiale intelligent verknüpfte Bausteine im Vertriebswegemix. Diese prozessuale Herausforderung gilt es zu stemmen, damit der Kunde je nach individueller Situation, Präferenz und Aufenthaltsort jedes Mal neu über seine Anlaufstelle entscheiden kann. Anbieter, die vom Kunden her denken und seine Ansprüche erfüllen, werden langfristig erfolgreich sein und bleiben. Thomas Böcher Geschäftsführer, Paribus Capital Die zunehmende Digitalisierung stellt einer der größten Herausforderungen für die Bank- und Finanzbranche dar. Tägliche Bankgeschäfte werden zukünftig fast nur noch über digitale Endgeräte – Smartphone, Tablet und sogar digitale Gadgets wie Smart Watches – abgewickelt, das Prozedere wird vereinfacht. Denn Kunden möchten sich keine Endlosnummern wie Iban und BIC merken. Überweisungen an E-Mail-Adressen, Handynummern oder sogar Social-Media-Profile werden mittelfristig die klassischen Kontodaten ersetzen. Finanzierungsangebote und Darlehensaufnahmen per App sind bereits jetzt Realität. Geldanlagen werden vermehrt in Communities diskutiert und auf Empfehlung der dortigen Experten gekauft. Der traditionelle Bankschalter wird überflüssig. Dennoch können Finanzinstitute nicht allein auf Online-Kommunikation setzen. Im Gegenteil: Qualifizierte, persönliche Beratung bleibt der Schlüssel zur Kundenbindung – zu Hause beim Kunden oder in speziellen Beratungscentern. Nur wem der Brückenschlag zwischen „Alltags-Banking“ – überall und jederzeit – und personalisierten Finanzangeboten gelingt, wird auch in Zukunft erfolgreich Jochen Wurster Leiter Abteilung Organisation, PSD Bank RheinNeckarSaar Miriam StareprawoHofmann Strategische Weiterentwicklung, Volksbank Mittweida Boris Scukanec Chief Digital Officer, HypoVereinsbank Die Experten Thomas Böcher Geschäftsführer, Paribus Capital Alexander Boldyreff Vorsitzender des Vorstands, TeamBank Katharina Herrmann Vorstandsmitglied, ING-DiBa 33 Stefan Lamprecht Mitglied der Geschäftsleitung, Sopra Steria Consulting Philip Laucks Chief Digitalisation Officer, Deutsche Postbank Stephan Rupprecht Partner, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers VERTRIEBSTRENDS sein. Auch wir arbeiten daran, unsere Sachwerte-Investments webfähiger zu gestalten und gleichzeitig individuellen Anlagebedürfnissen Rechnung zu tragen. Harald Heinz Area Sales Leader Deutschland, Österreich und die Schweiz, NCR Andreas Plotz Leiter Produktmarketing KePlus Bankautomation, Keba Edmund Schaefer Geschäftsleitung Banking DACH, Wincor Nixdorf Jochim Secker CEO, GE Capital Deutschland und Vorstandsvorsitzender, GE Capital Bank Jochen Wurster Leiter Abteilung Organisation, PSD Bank RheinNeckarSaar Die PSD Bank RheinNeckarSaar startete im Oktober 2015 ein bankinternes Projekt zur Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse. Ziel ist es, Kundenaufträge flexibler und standortunabhängig zu bearbeiten. Durch die Vermeidung von Medienbrüchen sollen sämtliche Prozesse optimiert werden. Dies setzt eine ganzheitliche Betrachtung voraus, da die elektronische Postbearbeitung weitreichende Änderungen mit sich bringt. Großen Wert legen wir bei der Digitalisierung der Geschäftsprozesse auf die Wünsche unserer Kunden, die wir bei diesem Projekt etwa durch Befragungen und Kundenworkshops einbeziehen. Jochim Secker CEO, GE Capital Deutschland und Vorstandsvorsitzender, GE Capital Bank Digitalisierung – das ist das Schlüsselwort, das auch 2016 weiter viel Aufmerksamkeit fordern wird. Wobei Digitalisierung für GE Capital nichts Neues darstellt. Wir bieten längst webbasierte Tools in der Kundenkommunikation und werden diese kontiniuerlich ausbauen. Durch die Digitalisierung wird sich der Markt weiter verändern und neue Wettbewerber werden eintreten. Wenn etwa FinTechs mit Factoring-Angeboten erfolgreich wachsen, wird es in diesem Feld sicher neue Player mit zielgruppenspezifischer Ausrichtung geben. Gleichzeitig bin ich allerdings auch überzeugt, dass in unserer Branche Technologie nie ganz den persönlichen Kontakt mit unseren Kunden ersetzen kann. Harald Heinz Area Sales Leader Deutschland, Österreich und die Schweiz, NCR Das Geschäftsmodell von Finanzinstituten darf sich nicht auf das Thema „Kostensenken um jeden Preis“ reduzieren. Sonst treten sie als Abwickler von Zahlungen in den Hintergrund und werden austauschbar. Um den Spagat zwischen Kostendruck und Kundenwunsch zu meistern, müssen Banken und Sparkassen in ihrer Filialgestaltung und Kundenansprache mutiger und kreativer werden. Dabei hilft ein konzentrierter Blick auf die neuen Wettbewerber und Technologien, von deren Erfolg die Kreditinstitute viel lernen können. Diese haben allerdings auch das Potenzial, bestehende Strukturen radikal zu verändern. Um sich dafür zu wappnen, ist jedoch eine Unternehmenskultur notwendig, in der auch Fehler gemacht werden dürfen. 34 Andreas Plotz Leiter Produktmarketing KePlus Bankautomation, Keba Um die aktuellen Herausforderungen in Chancen zu verwandeln, bedarf es einer Kombination mehrerer Punkte: Neue, unterschiedliche Filialtypen (zum Beispiel Flagshipstores, Service-Filialen, reine SB-Standorte) erlauben es, die Präsenz zu erhöhen und dabei die operativen Kosten zu senken. Aus Multikanal-Banking wird Omnikanal-Banking werden, bei der die Verknüpfung aller Kanäle im Mittelpunkt steht. Die Technologie wird in neuartigen Filialkonzepten verschiedene Funktionen erfüllen: von der Selbstbedienung über unterstützte Selbstbedienung (vor Ort oder remote) bis hin zu völlig neuen Interaktionsformen. Die Optimierung der dahinterliegenden Prozesse wird demzufolge zukünftig für Geldinstitute eine noch größere Rolle spielen. Edmund Schaefer Geschäftsleitung Banking DACH, Wincor Nixdorf Die wesentlichen Treiber werden den Wandel im Retailbanking 2016 weiter beschleunigen. Darum ist es wichtiger denn je, den richtigen Mix und die Interaktion zwischen den Vertriebskanälen bereitzustellen. Faktenbasierte Entscheidungsparameter geben den Ausschlag für die richtigen Filialstrukturen und -formate. Dabei wird die Filiale als herausragende Säule mit hohem Ertragspotenzial immer stärker mit den digitalen Kanälen zu einer nahtlosen Omni-Channel-Welt verknüpft. Aus diesem Grund unterstützt Wincor Nixdorf Finanzinstitute als IT-Partner bei der Anpassung und Transformation dieser digitalen und stationären Kanäle. Weitere Statements auf Seite 42 UNTERNEHMEN Briefdienstleistungen Porto sparen – Kundenversprechen halten Zuverlässige Zustellung zu besten Konditionen – diese Formel bringt auf den Punkt, was Poststellen im Bankensektor fordern. Postcon Deutschland bietet als größter alternativer Briefdienstleister für Geschäftspost Briefdienstleistungen deutschlandweit an. Der Vorteil für Versender? Der Preis! Dabei hält Postcon sein Kundenversprechen und konzentriert sich voll auf die individuellen Wünsche der Kunden. „Wenn es um Ihre Geschäftspost geht, halten wir unser Kundenversprechen: Wir analysieren und optimieren Ihre Portokosten individuell. “ Michael Mews Chief Sales Officer, Postcon Hohe Zuverlässigkeit Qualität im Briefdienst bedeutet natürlich hohe Zuverlässigkeit – angefangen von der pünktlichen Abholung über die fehlerfreie Sortierung bis zur zeitnahen Zustellung beim Empfänger. Besonders dann, wenn Kontoauszüge oder Vertragsunterlagen verschickt werden und Response erwartet wird. Für Postcon ist dies bei 100-prozentiger Haushaltsabdeckung selbstverständlich – auch bei großen Volumina. Darüber hinaus lassen sich weitere Qualitätskriterien wie Lieferzeitpunkt, Laufzeitvorgaben, Redressmanagement oder Konzepte für die Bearbeitung von Versandspitzen definieren. Zertifizierte Qualität Ein mandanten- und auftragsbezogenes Qualitätsmonitoring schafft 35 Transparenz, regelmäßige Testsendungen dienen als wirksame Kontrolle. Auch die Sicherheit der IT-Systeme garantiert Postcon durch erfolgreiche Audits. Gedrucktes bevorzugt Das Thema physische Korrespondenz bleibt dabei von hoher Relevanz. Ob Produktinformationen oder Vertragsunterlagen: Viele Dokumente sind papiergebunden – und werden es auch bleiben. Postcon bietet die Portooptimierung der jeweils passenden Sendungsform an, vom klassischen Brief über Einwurf-Einschreiben oder Einschreiben mit Rückschein bis zum (elektronischen) Postzustellauftrag. Banken+Partner ∙ 6/2015 Wenn es um Geld geht, zählt neben dem Bank- auch das Briefgeheimnis. Bei sensiblen Daten hat Diskretion schließlich oberste Priorität. Bankkunden vertrauen ihrem Institut – und in der Folge auch dem beauftragten Postdienstleister. Worauf kommt es also an, wenn Banken einen Briefdienstleister beauftragen? Auf den Preis genauso wie auf die zuverlässige Einhaltung der Kundenversprechen. Deshalb ist Postcon der richtige Ansprechpartner für den guten und günstigen Versand. NOTLEIDENDE KREDITE „Inkassodienstleistungen sind keine Kernkompetenz von Banken“ Ein Tischgespräch von COIN MEDIEN mit Chefredakteurin Magaretha Hamm. Angesichts der niedrigen Zinsen sinken die Kreditausfälle der Kreditinstitute deutlich. Damit haben diese auch die Möglichkeit, über eine Neuausrichtung ihrer Abteilungen für Problemkredite und die Zusammenarbeit mit Inkassodienstleistern nachzudenken. Darin, dass sich der Markt in Zukunft deutlich verändern wird, waren sich die Experten, die „Banken+Partner“ zu einem Tischgespräch zum Thema notleidende Kredite gebeten hatte, auf jeden Fall einig. Zinsen so niedrig sind, sondern auch, weil immer neue Anbieter in den Markt eintreten. FinTechs, aber auch Handelsunternehmen, die zum Verkauf auch noch die Null-Prozent-Finanzierung anbieten, erleichtern das Schuldenmachen ungemein. Schäfer: Bei Portfolioverkäufen herrscht zurzeit ein absoluter Verkäufermarkt. Die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot – und das gilt sowohl für das besicherte, als auch für unbesicherte Forderungen. Der Spread zwischen Bid- und Ask-Seite hat sich deutlich verringert. Das generiert die Hoffnung auf eine Marktbelebung. Wenn wir über Portfolioverkäufe reden, zählt zunächst der Preis. Aber immer häufiger stellen sich die Verkäufer auch die Frage, was passiert mit den For- Foto: Christian Husar Banken+Partner ∙ 6/2015 Wie hat sich der Markt für Non Performing Loans in den vergangenen Jahren verändert? Güner: Die Entwicklung im NPL-Markt ist schwierig, zumal es uns vom Gesetzgeber nicht leicht gemacht wird, unsere Forderungen zu realisieren. In Deutschland liegt das politische Interesse darin, den Kunden möglichst schnell von seiner Restschuld zu befreien – davon zeugt nicht zuletzt auch die neue Insolvenzordnung. Gleichzeitig werden Schulden in Deutschland immer mehr zur Normalität. Das liegt auch daran, dass es immer einfacher wird, Kredite aufzunehmen. Falkiewicz: Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Finanzierungen werden immer einfacher. Und dass nicht nur, weil die Gesprächsteilnehmer Sonnleitner, Falkiewicz, Güner, Timmermann, Gallwas, Bloett, Schäfer (v.l.): Der Handel mit Non Performing Loans ist in den vergangenen Jahren deutlich professioneller geworden. 36 NOTLEIDENDE KREDITE oder Tod des Partners. Dank der guten Konjunktur und der gestiegenen Preise, sind die Erlöse aus einem Hausverkauf derzeit oft hoch genug, um den Kredit zurückzuzahlen. Solche Fälle kommen also nicht mehr so häufig zu uns in den Problemkredit-Bereich. Gallwas: Grundsätzlich ist der Handel mit NPLs sehr viel professioneller geworden. Das liegt auch daran, dass Käufer und Verkäufer heute in der Regel auf die gleichen Daten zurückgreifen können. In der Meinung über den Wert eines Assets sind sich die beiden Parteien daher oft schnell einig. Allerdings unterscheiden sich dann die Vorstellungen darüber, welche Rendite mit solch einem Portfolio erzielt werden sollte. Die Vorstellungen von Käufern und Verkäufer gehen da schon auseinander. Insgesamt wird die Professionalisierung – auch dank dem Einsatz moderner Technik – sicherlich noch weiter zunehmen. Bloett: Das geringe Angebot an NPLPortfolios hängt allerdings nicht nur mit den geringen Ausfällen zusammen, sondern auch damit, dass die Banken selbst händeringend nach lukrativen Anlagemöglichkeiten suchen. Wenn ein Institut eine Forderung verkauft, muss es das Geld dafür im schlimmsten Fall bei der EZB anlegen und Negativzinsen bezahlen. Das lohnt sich nicht, denn keine Bank ist im Moment damit konfrontiert, wegen irgendeines Problemkredits auf Neugeschäft verzichten zu müssen. Ein weiterer Aspekt sind die Personalkapazitäten, die jedes Haus sowieso vorhält. Wenn ich allerdings erfahrene Mitarbeiter habe, dann sollte ich schauen, dass ich diese in Beschäftigung halte. Und in Zeiten, in denen weniger Problemkredite anfallen, werden diese natürlich zuerst selbst bearbeitet. Wenn es jedoch Spitzen gibt oder weniger Personal vorgehalten wird, ist es sinnvoll, einen Dienstleister einzuschalten. Sonnleitner: Kruk ist als Marktführer in Zentraleuropa dafür bekannt, den Kunden – in unserem Fall also den Schuldner – in den Fokus zu rücken. 37 Mark Falkiewicz Business Development Manager, KRUK Deutschland Taner Güner Assistant Vice President Unit Manager Retail Collections Retail Banking Europe, Credit Europe Bank Andreas Sonnleitner Business Development Manager, KRUK Deutschland Häufig sind Inkasso-Gesellschaften nur deshalb erfolgreich, weil sie den größtmöglichen Druck auf den Schuldner ausüben. Wir als Kruk möchten ihm jedoch eine Hand reichen, um ihm zu helfen, sich zu entschulden. Wir sehen das nicht nur als Vorteil, weil wir dann eine entsprechend höhere Quote erzielen. Wir wollen zudem den Gläubigern, also auch den Banken, einen entsprechenden Service liefern, um deren Reputation nicht nur zu erhalten, sondern entscheidend zu verbessern. In den Ländern, in denen wir aktiv sind, ist es uns gelungen, das Image der Dienstleistung Inkasso an sich deutlich zu verbessern. Kruk ist erst seit 2015 in Deutschland aktiv. Ist ein Einstieg jetzt sinnvoll – immerhin sind sich alle hier am Tisch einig, dass das Angebot an notleidenden Krediten derzeit sehr gering ist? Sonnleitner: Es stellt sich in der Tat die Frage: Gibt es in Deutschland nicht schon genug Inkasso-Dienstleister? Allerdings ist Kruk nicht an einem kurzfristigen Markterfolg in Deutschland interessiert. Wir zielen vielmehr auf ein Banken+Partner ∙ 6/2015 derungen, nachdem sie verkauft wurden – es geht also zunehmend um die Reputation. Zum Thema des Umgangs mit Schulden will ich nur zwei Zahlen loswerden: Laut Meinungsforschungsinstitut Emnid denken 62 Prozent aller Deutschen, dass Schulden weit verbreitet und normal sind. Schulden bekommen also eine ganz neue gesellschaftliche Stellung. Dass man ausgereichtes Geld als Gläubiger auch gerne wieder zurückhaben möchte, hat inzwischen fast schon einen negativen Touch. Zweitens: Fast zehn Prozent der Bevölkerung über 18 Jahren, also rund sieben Millionen Menschen, sind in Deutschland ver- oder überschuldet – das ist natürlich erschreckend. Timmermann: Mich bewegt derzeit in erster Linie die Frage, wie wir in Anbetracht der seit Jahren rückläufigen Anzahl notleidender Kredite unsere Prozesse gestalten, und unsere Personalkapazitäten auslasten können. Das ist eine große Herausforderung. Denn angesichts des Niedrigzinsumfelds werden die Zugänge an Problemkrediten weiterhin niedrig bleiben. Es ist ja bereits gang und gäbe, sehr alte Forderungen nach draußen zu geben. Dann gibt es das Segment der Konsumentenkredit-Forderungen, also Dispokredite, Ratenkredite, die sich in der Regel unter 20.000 Euro bewegen. In diesem Segment ist es Usus, mit einem Inkassounternehmen zusammenzuarbeiten. Wir setzen Dienstleister allerdings nur im Wege des Treuhandinkassos ein. Denn wir verkaufen keine Forderungen, wollen allerdings dennoch die Vorteile, die ein Servicer bietet, nutzen. Eine dritte Gruppe sind die grundbuchbesicherten Forderungen. Immobilienkredite werden bei uns, bis auf ganz wenige Ausnahmen, noch im Haus bearbeitet. Und gerade da wirkt sich die gute Konjunkturentwicklung aus. Die Hauptgründe dafür, warum jemand einen Immobilienkredit nicht zurückzahlen kann, sind der Wegfall eines Einkommens durch Arbeitslosigkeit, Trennung NOTLEIDENDE KREDITE Peter Bloett Rechtsanwalt, Direktor Ressortleiter Sanierung/ Abwicklung, Frankfurter Sparkasse Axel Gallwas Vice President Restructuring and Workout, Landesbank Hessen-Thüringen, Helaba Dr. Michael Schäfer Consultant Financial Services, Unternehmensberatung Dr. Schäfer Banken+Partner ∙ 6/2015 Ralf Timmermann Zentralbereichsleiter Kreditmanagement, Direktor, Nassauische Sparkasse langfristiges Engagement und blicken auf eine lange Erfahrung zurück. Wir sind führend in Polen und Rumänien, aber auch sehr präsent in Tschechien und der Slowakei. Nicht nur in Deutschland, in ganz Europa und gerade auch in Osteuropa werden Verbraucherkredite sehr aggressiv angeboten. Gleichzeitig fehlt es den Konsumenten mitunter an Finanzwissen. Viele – gerade junge – Menschen sind damit oft überfordert, ihre Finanzen in den Griff zu bekommen. In unserer Philosophie, den Kunden dabei zu helfen, ihre Probleme zu lösen, sehen wir daher einen USP. Wir agieren hier anders als andere Inkassounternehmen. Das ist sicherlich der Grund dafür, weshalb wir auch in der jetzigen Situation gute Erfolge beim Ankauf von Portfolios, aber auch im Servicing haben. Güner: Ihr Modell auf ein anderes Land zu übertragen erscheint mir absolut logisch. Weil Kruk nicht kurzfristig plant, sehe ich das für uns als Anbieter von Portfolios und Nachfrager von Dienstleistungen positiv. Allerdings ist der Markt sehr eng. Deshalb wird Wachstum bei einem Anbieter langfristig nicht organisch erfolgen können. Ich bin überzeugt, dass es in der Branche zu Zusammenschlüssen und Aufkäufen kommt. Am Schluss werden – neben immer noch vielen sehr kleinen Dienstleistern – wohl nur noch drei oder vier Big Player übrigbleiben. Sonnleitner: Wir sehen tatsächlich einen großen Bedarf für die gesamte Branche, Schuldnern eine helfende Hand zu reichen und ihnen zu zeigen, wie sie sich entschulden können. Mitarbeiter von Kruk besuchen die Kunden zu Hause, gehen gegebenenfalls deren Haushaltsbuch gemeinsam durch und schauen, was am Ende des Monats übrig bleibt, um die bestehenden Forderungen langfristig zu bezahlen. Das ist leider häufig das erste Mal, dass sich die verschuldeten Personen mit ihren Finanzen rational beschäftigen. Wir sehen ein enormes Potenzial darin, die Verbraucher anzuleiten. Schäfer: Zumal es ja nicht so ist, dass in Zeiten guter Konjunktur die Entschuldung zum Selbstläufer wird. Wir haben durchaus schon andere Beobachtungen 38 gemacht: Es hängt nämlich davon ab, über welche Art von Forderungen wir reden. Bei frischen Forderungen sieht man den Zusammenhang zwischen konjunktureller Situation, Beschäftigungsindex und den makroökonomischen Faktoren sehr deutlich. Je älter die Vorgänge werden, wenn es sich also um sogenannte Kellerforderungen handelt, umso weniger ist bei der Tilgung eine Abhängigkeit von der konjunkturellen Lage nachzuweisen. Denn bei solchen Forderungen handelt es sich häufig um Schuldner, die staatliche Transferleis tungen beziehen – und das hängt nur wenig von der Konjunktur ab. Dennoch haben die Institute derzeit weniger Ausfälle. Müssen dann nicht die Prozesse neu strukturiert werden? Timmermann: In der S-Finanzgruppe werden über den zentralen IT-Dienstleister seit diesem Jahr einheitliche Anwendungen für Abwicklung, Sanierung und Intensivbetreuung angeboten. Das ist ein ganz wichtiger Schritt, um die Prozesse im Verbund zu vereinheitlichen. Der entscheidende Punkt wird sein, die einheitliche Technik auch mit einem einheitlichen Workflow zu hinterlegen. Denn wer identische Schnittstellen hat, der kann, gerade auch bei kleineren Instituten, leichter gemeinsam Spitzenausgleich – oder Outsourcing betreiben. Uns ist es dabei wichtig, wei- NOTLEIDENDE KREDITE Konstellationen schwierig werden könnten. Daneben haben wir, wie es Herr Timmermann schon sagte, auch Interesse daran, weiterhin solche Informationen zu bekommen. So sind wir zum Beispiel gerne dabei, wenn eine von uns finanzierte Immobilie zwangsversteigert wird. Wir erhalten dann den Überblick über den Markt – und das ist wiederum wichtig für den Vertrieb. Güner: Was allerdings nicht bedeutet, dass jetzt alles inhouse gemacht werden muss. Wenn Sie als Sparkasse Wissen und Personal haben, um ausgefallene Immobilienkredite zu bearbeiten, dann würde ich das auf jeden Fall nutzen. Wir arbeiten allerdings sehr gerne mit Dienstleistern. Auch, um dadurch eine Konkurrenz zu unserer eigenen Abwicklungsabteilung zu schaffen. Wenn wir sehen, welche Ergebnisse unsere Dienstleister erreichen, dann können wir unsere eigene Arbeit auch besser einstufen. Gallwas: Jedes Institut muss die für sich günstigste Alternative auswählen. Da, wo es sinnvoll ist, Skaleneffekte zu nutzen, kann es vernünftig sein, einen Dienstleister zu beauftragen. Da, wo man selbst genügend Expertise hat, oder wo für einen komplexen Fall eine individuelle Lösung gefordert ist, sollte man das eigene Know-how einsetzen und es auch bevorraten. Kann man auch von den Erfahrungen des Servicers profitieren? Bloett: Die meisten Dienstleister dürften ja eigentlich unsere Prozesse im Marktbereich nicht interessieren. Die wollen wissen, wer der Schuldner, und wie hoch ist die Forderung ist. Viel mehr Daten wird sich ein Servicer nicht angucken. Timmermann: Bei Forderungen im kleinteiligen Segment – die wir an einen Dienstleister zur Bearbeitung geben – machen wir dennoch eine eigene Problemkredit-Ursachenanalyse. Wir nutzen dazu Daten, die wir selbst generieren. Wir untersuchen beispielsweise, ob sich etwas an der Altersstruktur oder den Berufen der Schuldner ändert, um zu sehen, ob es neue Gründe für die Ausfälle gibt, die wir bisher nicht auf dem Schirm hatten. Was hält die Institute davon ab, einen Dienstleister zu nutzen? Bloett: Der Hauptgrund ist sicherlich, dass die Marktbereiche in den Instituten von den Erfahrungen der Work-outAbteilung profitieren können. Wir lernen ja aus den Fällen und können den Kollegen dann Tipps geben. Beispielsweise, auf welche Kennzahlen sie besonders achten sollten und welche 39 Banken+Partner ∙ 6/2015 terhin Zugriff auf die Daten zu haben. Nur so können wir erfahren, was die Ursachen für Problemkredite sind und uns in der Kreditvergabe weiter verbessern. Schäfer: Allerdings gibt es auch schon Ansätze, Dienstleistung für den Vorkündigungsbereich auszulagern. Das kann zum einem als White-Label-Lösung erfolgen – der Dienstleister tritt also im Namen der Bank auf – oder ganz offen, indem der Servicer unter seinem eigenen Namen auftritt. In diesem Fall wird dem Kunden signalisiert, dass es langsam wirklich ernst wird bei der Beitreibung der Forderungen. Gleichzeitig bietet die Auslagerung die Möglichkeit, die eigene Abteilung einem Benchmarking zu unterziehen. Gallwas: Der Einsatz eines Dienstleisters ist tatsächlich immer möglich – der Verkauf allerdings nicht. Im Privatkundengeschäft darf nur mit gekündigten Forderungen gehandelt werden, im Firmenkundengeschäft ist es allerdings – unter bestimmten Voraussetzungen – möglich, auch ungekündigte Forderungen zu verkaufen. Falkiewicz: Dass Nachfrage nach Inkassodienstleistungen besteht, sehen wir. Der Grund ist nicht unbedingt, den eigenen Kundenstamm herauszugeben, sondern einfach für Kontinuität bei der Bearbeitung zu sorgen. Dabei kann der Gläubiger wählen. Entweder treten unsere Mitarbeiter unter unserem Namen auf oder unter dem des Gläubigers. Wir sehen unser Add-on darin, dass wir Mittel und Wege kennen, die vielleicht im deutschen Markt noch gar nicht so bekannt sind. Denn wir tun nicht nur das, was die anderen über 500 Forderungsmanager in Deutschland auch tun. Banken+Partner ∙ 6/2015 NOTLEIDENDE KREDITE Wir lernen daraus, um künftige Ausfälle zu vermeiden. Sonnleitner: Es geht nicht nur um die Daten, aus denen der Gläubiger lernen kann, sondern auch um Reputation und Kundenbindung – denn mancher Kunde, der in eine Notlage gekommen ist, kann zum ertragreichen Kunden werden, wenn er sich wieder gefangen hat. Kruk vereinbart sehr langfristige Zahlungsziele mit dem Kunden, um sie dauerhaft zu entschulden. Wir möchten dem Kunden die verlorengegangene Wertschätzung zurückgeben. Wenn wir Vorschläge machen, wie er langfristig wieder auf die Beine kommt, ist unsere Erfahrung, dass das erst mit Unglauben und dann mit einer positiven Reaktion honoriert wird. Diese Art des Inkassos ist natürlich mit einem großem Aufwand verbunden. Sind es solche Angebote, die sie von einem Dienstleister erwarten? Timmermann: Wir nennen das, was gerade als Ansatz von Kruk beschrieben wurde, bei uns im Haus Motivations- inkasso. Das bedeutet, dass wir dem Kunden eine Rate anbieten, die er sich auch leisten kann. Dabei müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass innerhalb der ersten vier Jahre das Gros der Erlöse erzielt wird. Natürlich kann eine Regulierung im Einzelfall auch länger dauern, doch die Ergebnisse der ersten vier Jahre sind ein Indikator für die Performance eines Inkasso-Dienstleisters. Bei der Auswahl des Servicers achten wir darauf, dass dieser unsere Leitsätze und unseren Qualitätsanspruch im Umgang mit den Kunden beachtet. Das sind allerdings noch nicht alle Anforderungen, die wir haben. Natürlich wollen wir eine marktgerechte Erlösquote erreichen. Daneben ist uns die Reputation des Servicers in der Öffentlichkeit wichtig sowie die Sicherheit der Daten. Was für uns auch noch zählt, ist die technische Anbindung. Der Dienstleis ter muss eine Technik nutzen, die mit unserer IT kompatibel ist. Nur dann ist es problemlos möglich, Informationen und Daten auszutauschen. Gallwas: Und wir müssen die Gewissheit haben, dass der Dienstleis ter sich tatsächlich an das hält, was wir als Bank mit dem Kunden bereits verabredet haben. Denn viele Vereinbarungen wurden ja bereits getroffen, noch ehe der Kredit ans Servicing herausgegeben, oder gar verkauft wurde. 40 Bloett: Wir achten natürlich auch darauf, wie der Servicer mit den Kunden umgeht. Allerdings geben wir Forderungen teilweise auch nach außen, um eine Distanz zum Schuldner herzustellen. Denn wenn wir uns selbst sehr engagieren und in einem Fall kulant sind, kann es sein, dass sich das herumspricht und wir uns dann mit Kunden auseinander setzen müssen, die ebenfalls Sonderkonditionen haben wollen, obwohl sie den Kredit problemlos bedienen könnten. Falkiewicz: So etwas erlebt man tatsächlich immer häufiger. Die Kunden sind sehr viel informierter als früher und versuchen dann, wenn ihre Kredite in die Kündigungsphase kommen, einen Discount zu erreichen. Güner: Dafür sorgen schon populäre Sendungen wie „Raus aus den Schulden“. Wenn Peter Zwegat mal eben hingeht und bei einer Sparkasse einen Kredit von 1000 Euro mit einer Quote von fünf Prozent ablöst, wird der Eindruck erweckt, so etwas sei jederzeit möglich. Das entspricht einfach nicht der Realität. Denn die Banken und Sparkassen werden auch in Zukunft nur anhand von Fakten entscheiden. Muss das Thema Verschuldung also anders öffentlich gemacht werden? Sonnleitner: Kruk ist in Polen bei über 50 Prozent der Bevölkerung als NOTLEIDENDE KREDITE Marke bekannt. Wir schalten TV-Spots in Polen, Rumänien, Tschechien und der Slowakei und machen Kampagnen, in denen wir das Thema „Schulden und Verschuldung“ ansprechen, um verschuldeten Personen die Angst zu nehmen und ihnen Mut zu machen, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Als wir damit gestartet sind, waren unsere großen Partner sehr skeptisch. Sie wollten, dass wir im Hintergrund bleiben und nur leise die Arbeit tun. Wir haben dennoch einen anderen Weg beschritten und sind damit sehr erfolgreich – auch sehr zur Zufriedenheit unserer Geschäftspartner. Güner: Ich bin allerdings skeptisch, ob es etwas bringen würde zu versuchen, in Fernsehspots oder Werbekampagnen das Bild richtigzustellen. Die Menschen wollen nicht mit der unschönen Realität konfrontiert werden. Die Erziehung zum Thema Finanzen muss im Schulalltag und in der Familie beginnen. Denn das eigentliche Problem liegt in der Fehleinschätzung, die viele Personen von ihrer finanziellen Situation haben. Angesichts all dieser Veränderungen stellt sich natürlich auch die Frage, wie sich das Thema notleidende Kredite und die Arbeitsteilung zwischen Bank und Dienstleister in Zukunft entwickeln wird. Falkiewicz: Die Märkte werden sich sicherlich angleichen, es werden Modelle aus anderen Ländern auch nach Deutschland transportiert. Insgesamt wird die Rolle der externen Anbieter größer werden. Bloett: Das sehe ich genauso. Es wird jedoch immer einen Kernbereich geben, der zu komplex ist, um ihn an einen Dienstleister herauszugegeben. Im Massengeschäft wird Outsourcing über Technisierung und Standardisierung aber wettbewerbsfähig sein. Gallwas: Insgesamt wird es zu einer stärkeren Arbeitsteilung und damit auch zu einer Veränderung von Geschäftsmodellen kommen. Derjenige, der die beste Lösung entwickelt, wird diese dann anderen zur Verfügung stellen. Timmermann: Ich möchte allerdings statt „Outsourcing“ lieber den Begriff „Bündelung der Kräfte“ benutzen. Das ist nämlich das, was wir in der Sparkassen-Organisation hochhalten und was sich immer stärker vollzieht. „Bündelung der Kräfte“ heißt, dass wir Aufgaben zwar auslagern, diese allerdings innerhalb des Verbundes bearbeitet werden. Schäfer: Die klassische Make-orBuy-Frage wird es natürlich immer geben. Das gilt auch für die Inkassobranche. Daneben wird sich auch die Angebotsvielfalt der Dienstleister erweitern müssen, weil die Nachfrage nach Mehrwert steigt. Outsourcing-Angebote, die im Ausland bereits gang und gäbe sind, werden auch hier in Deutschland Einzug halten. Sonnleitner: Die Finanzbranche hat immer nach Westen geschaut, wenn es um Innovationen geht. Innovation kann aber auch aus dem Osten kommen. Ich denke, Kruk ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Güner: Im NPL-Markt deutet tatsächlich alles auf Auslagerung hin. Denn das Kerngeschäft einer Bank ist nun mal Banking und keine Inkassodienstleis tung. Margaretha Hamm/Dr. Thomas Leims Banken+Partner ∙ 6/2015 41 KAPITALMARKTTRENDS Marktchancen nutzen Die Nachwirkungen der Finanzkrise halten bei institutionellen Investoren und vermögenden Privatkunden noch immer an. Zum einen, weil sie nach wie vor verunsichert sind, und zum anderen, weil sie mit der dadurch ausgelösten Niedrigzinsphase kämpfen – so die von „Banken+Partner“ befragten Experten. Daher suchen die Anleger ganz gezielt nach individuellen Angeboten für ihre speziellen Anforderungen. regelmäßige Erträge. Investoren haben zunehmend in MultiAsset-Produkte umgeschichtet. In dieser Produktkategorie gibt es in der Regel jedoch keine festen Ausschüttungen. Hier müssen Asset-Manager 2016 noch aktiver werden und Produkte mit fixierten, quartalsweisen Ausschüttungen anbieten. Unser Know-how bei innovativen Investmentstrategien und unsere präzise Kenntnis der weltweiten Märkte verschaffen uns eine gute Ausgangsposition. Werner Kolitsch, Head of Germany, M&G Investments Generell sind die Anleger noch immer von den Nachwirkungen der Finanzkrise verunsichert und reagieren daher schneller und stärker auf Neuigkeiten als vor der Krise. Obwohl die Wirtschaft wächst, zumindest im Westen, und etwa der Ölpreisverfall wie ein Konjunkturschub wirkt, bleiben viele Investoren misstrauisch. Die gegenläufige Politik der Notenbanken sorgt zusätzlich für Unsicherheit. Wer sich davon jedoch nicht einschüchtern lässt, kann in diesem Szenario attraktive Chancen nutzen. Wir halten Aktien derzeit für die attraktivste Anlageklasse, insbesondere japanische Unternehmen und US-Banken. Klassische Staatsanleihen dagegen sind überbewertet – Potenzial sehen wir höchstens am langen Ende der US-Zinskurve. Fiona Frick, CEO, Unigestion Die Zukunft gehört den individuellen Angeboten. Der Siegeszug der digitalen Wirtschaftsunternehmen zwingt auch Vermögensverwalter zu mehr Innovation. Zwei Fragen sind zentral für die Finanzbranche: Wie kann sie etwa Convenience und Big Data für ihr Geschäftsmodell einsetzen? Und welche Mehrwerte bietet sie den Kunden, die ein Computer, eine Social-MediaPlattform oder ein Algorithmus so nicht erbringen können? Wir müssen uns also ein stückweit zu Technologieunternehmen entwickeln. Nicht nur, um die Kunden besser kennenzulernen, sondern auch, um Marktpreise besser einzuschätzen Achim Gilbert, Niederlassungsleiter Deutschland, Candriam Investors Group 2016 wird für Investoren die Frage im Mittelpunkt stehen, wie sich verlässliche Erträge aus Investments erzielen lassen. Wir müssen unverändert mit niedrigen Zinsen und stärkeren Kurs schwankungen leben. Das sind schlechte Voraussetzungen für Banken+Partner ∙ 6/2015 Die Experten Fiona Frick CEO, Unigestion Achim Gilbert Niederlassungsleiter Deutschland, Candriam Investors Group 42 Werner Kolitsch Head of Germany, M&G Investments KAPITALMARKTTRENDS Möglichkeiten. Insgesamt muss aber festgehalten werden: Die Volatilität wird tendenziell steigen und ein professionelles Stock-Picking ist unumgänglich. und Trends und Marktbewegungen zu berücksichtigen. Wer diesen Weg geht, ist für die Zukunft gut aufgestellt und kann sich dadurch zudem einen substanziellen Wettbewerbsvorteil sichern. Holger Leppin, Leiter Vertrieb Wholesale Deutschland, Fisch Asset Management Wir rechnen damit, dass die Investoren sich verstärkt der Anlageklasse der Wandelanleihen widmen werden. Denn angesichts der US-Zinswende und weiterhin volatiler Aktienmärkte gehören Wandler zu den Vehikeln, die eine adäquate Rendite ermöglichen sollten. Auch bezüglich Solvency II sind Wandelanleihen ein sehr interessantes Anlageinstrument. Eine wachsende Nachfrage sehen wir bei Multi-Asset-Fonds. Hier wollen wir unsere Expertise im Markt verankern. Nachdem 2014 ein Absolute-Return-Balanced-Produkt, der Fisch MultiAsset MantaPlus Fund, lanciert wurde, planen wir, den in der Schweiz gelisteten Absolute-Return-Defensiv-Fonds 2016 auch deutschen Investoren zugänglich zu machen. Eckhard Sauren, Vorstandsvorsitzender, Sauren Fonds-Service Wir können uns vorstellen, dass 2016 ein herausforderndes Jahr wird, da das Marktumfeld an den Rentenmärkten schwierig bleiben wird und sich die Anzeichen mehren, dass sich die Aktienrallye nicht unverändert fortsetzt. Im gesamten konservativen Bereich ist kaum ein Ertrag zu erzielen und die Verlustrisiken durch einen Zinsanstieg nehmen zu. In dem vorherrschenden Umfeld sollten Absolute-Return-Strategien, welche unabhängig von den allgemeinen Marktrahmenbedingungen attraktive Erträge erzielen können, eine zunehmende Bedeutung zukommen. Sorgfältig selektierte Absolute-ReturnStrategien stellen aufgrund ihres defensiven Charakters insbesondere eine wertvolle Bereicherung für den Private-BankingBereich und Depot-A-Management dar. Marc Drießen, Geschäftsführer, Hansainvest Auf Grund der Zinsschwäche sehen wir einen deutlichen Trend zu alternativen Investments – auf der Equity- und der Debt- Seite. Attraktiv erscheinen uns derzeit noch immer risikoaverse Themen wie Wohnen oder Einzelhandel sowie Nischen, wie etwa der Pflegemarkt. Insgesamt wird sich die Palette der Sachwerte verbreitern: Infrastrukturthemen, Mobilität und Logistik werden zunehmend in regulierten Produkten zum Standard werden. Auch im Bereich Wertpapierfonds sehen wir den Trend zu immer spezialisierteren Produkten, sei es in Bezug auf Themen oder Länder. Übergreifend stellen wir fest, dass professionelle Investoren Asset-Manager bevorzugen, die hochgradig spezialisiert sind. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Peter Dreide, CIO, TBF Global Asset Management In einem gut strukturierten Portfolio sollten japanische Aktien, Technologieaktien und US-Corporate-Bonds nicht fehlen. Die Argumente liegen auf der Hand: Viele japanischen Unternehmen sind Weltmarktführer in ihrem Segment und konnten bereits die operativen Margen erhöhen. Das geht weiter und wird passend selektierte Werte beflügeln. Nicht nur in Japan sondern insbesondere in den USA läuft die technologische Innovation auf Hochtouren. Wer hier auf die richtigen Trends setzt, wird ebenfalls überproportional profitieren können. Um auf der Zinsseite noch einen attraktiven Kupon vereinnahmen zu können, bieten US-Unternehmensanleihen interessante Weitere Statements auf Seite 50 CIO, TBF Global Asset Management Marc Drießen Holger Leppin Geschäftsführer, Hansainvest Leiter Vertrieb Wholesale Deutschland, Fisch Asset Management 43 Eckhard Sauren Vorstandsvorsitzender, Sauren Fonds-Service Banken+Partner ∙ 6/2015 Peter Dreide KAPITALMÄRKTE Positive Aussichten für Aktieninvestments Banken+Partner ∙ 6/2015 Die meisten Vermögensverwalter setzen 2016 auf Aktien aus Industrienationen – zu diesem Schluss kommt eine Umfrage von Universal-Investment. Dafür befragte die Kapitalverwaltungsgesellschaft erfolgreiche unabhängige Vermögensverwalter in Deutschland nach ihren Erwartungen für das Investmentjahr 2016. Dabei geht es sowohl um Prognosen zur Entwicklung der großen Volkswirtschaften und einzelnen Asset-Klassen als auch um die Frage, wie Privatanleger ihre Portfolien zusammenstellen sollten. Universal-Investment Fonds mit einem Gesamtvolumen von mehreren Milliarden Euro betreuen, nach ihren Kapitalmarktprognosen und Anlagestrategien befragt. Die führenden unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland erwarten für 2016 einen weiteren Kursanstieg der wichtigsten Aktienindizes, gleichbleibende Leitzinsen im EuroRaum sowie ein wachsendes Risiko für die Weltwirtschaft durch die Entwicklungen in China und in den Schwellenländern. Für Privatanleger leiten die Investmentprofis daraus die Empfehlung ab, das Hauptgewicht in ihren Portfolien auf Aktien aus Industrienationen zu legen, bei Investmens in Emerging Markets raten sie hingegen nach wie vor zur Vorsicht. Bei den Anlagestrategien setzen die Vermögensverwalter weiterhin auf Absolute-Return-Konzepte und spezialisierte Themenfonds. Dies sind die Kernergebnisse der jährlichen VermögensTrends 2016: Aktien aus verwalter-Umfrage von Industrienationen, Universal-Investment. Die Absolut-Return-Konzepte und spezialisierte Themenstrategien Frankfurter Kapitalverwaltungsgesellschaft hat für ihre mittlerweile dritte Studie im November 2015 knapp 20 unabhängige Vermögensverwalter, die auf der Publikumsfonds-Plattform von Gute Aussichten für Industrienationen: Anstieg bei Dax, EuroStoxx 50 und S&P 500 erwartet Für drei der bedeutendsten Aktienindizes prognostizieren die Vermögensverwalter steigende Kurse im Jahr 2016 (siehe Grafik Seite 47); allerdings fallen ihre Erwartungen bezüglich der Steigerungen nicht mehr ganz so hoch aus wie in der Vorjahresbefragung. Konkret gehen die Experten von einem Anstieg des Deutschen Aktien Index Dax im kommenden Jahr um etwa acht Prozent auf einen durchschnittlichen Stand von immerhin 12.224 Punkten aus. Die Bandbreite der Vorhersagen ist dabei allerdings groß – sie reicht von einem Rückgang des deutschen Index auf 9.000 Punkte bis zu einem Zuwachs auf 14.000 Punkte. Auch für den europäischen Leitindex Eurostoxx 50 erwarten die Vermögensverwalter bis Ende 2016 ein Plus um etwas über acht Prozent auf 3.778 Punkte. Beim USamerikanischen Unternehmensindex S&P 500 soll der prognostizierte Zuwachs im selben Zeitraum mit rund fünf Prozent auf 2.201 Punkte etwas geringer ausfallen. Nach dem für die meisten Rohstoffinvestoren im vergangenen Jahr enttäuschenden Rückgang der Preise auf breiter Front sind die Investmentspezialisten nun wieder hoffnungsvoller für Öl und Edelmetalle: Nach ihrer Vorhersage soll der Goldpreis bis Jahresende 2016 um fast 44 KAPITALMÄRKTE Vermögensverwalter erwarten steigende Kurse Vergleich Prognosen 2015 und tatsächliches Kursniveau, Prognosen für das Jahr 2016 14.000 14.000 14.000 12.000 12.000 10.000 10.000 10.000 8.000 8.000 8.000 6.000 6.000 6.000 4.000 4.000 2.000 2.000 12.000 0 12.224 10.840 11.294 Dax 3.494 3.489 3.778 0 4.000 2.000 EuroStoxx 50 Prognose 31.12.2015 Kurs am 27.11.2015 Prognose 31.12.2016 0 2.158 2.092 2.201 S&P 500 Quelle: Universal-Investment EZB-Aufkaufprogramm „Grundstein der nächsten Finanzkrise“ Der anhaltende Druck auf die Euro-Zone schlägt sich auch in der Erwartung der Vermögensverwalter in Bezug auf die Zinsentwicklung nieder. Zwar nimmt die Mehrheit von ihnen an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am aktuell niedrigen Niveau der Leitzinsen von 0,05 Prozent im Jahresverlauf nichts ändern wird. Erstmals aber äußerten mehrere der befragten Investmentspezialisten die Vermutung, der Zinssatz könnte in den negativen Bereich abrutschen. Die Spannweite der prognostizierten Zinssätze reicht bei der vorliegenden Umfrage von Minus 0,3 bis plus 0,25 Prozent. Für die USA hatte die Mehrheit der Befragten die Mitte Dezember eingetretene Zinswende und die Verdopplung der US-Leitzinsen von 0,25 auf immerhin 0,5 Prozent bereits vorhergesehen. Über die Folgen des erst kürzlich ausgeweiteten Anleihekaufprogramms der EZB in monatlicher Milliardenhöhe bricht die Mehrheit der Vermögensverwalter allerdings 45 Banken+Partner ∙ 6/2015 den Stab: „Durch den Ankauf von Staatsanleihen, ABSPapieren und andere Maßnahmen durch die Europäische Zentralbank wird der GrundLangfristig müssen die Märkte stein für die nächste Finanzkrise ohne die Subvention durch gelegt“, kritisieren mehr als zwei Anleihe-Ankäufe auskommen. Drittel von ihnen (69 Prozent). Das restliche Drittel (31 Prozent) ist dagegen der Auffassung, dass „die Ausweitung der Geldmengen und die Aufkaufprogramme die einzige Möglichkeit zur Stabilisierung der Finanzmärkte sind und waren.“ Christian Mallek, Geschäftsführer der Berliner Sigavest Vermögensverwaltung und einer der befragten Experten, wägt Vor- und Nachteile der Notenbank-Intervention ab: „In Krisensituationen ist ein Eingreifen der EZB durchaus sinnvoll, um die Märkte zu stabilisieren. Langfristig kann dies aber nicht die Lösung sein. Hier müssen die Märkte ohne Subventionen auskommen.“ Andreas Meißner von der gleichnamigen Vermögensverwaltung sieht größere Risiken: „Die Politik der Europäischen Zentralbank kann ab einem gewissen Zeitpunkt zu massiven Fehlinvestitionen der Marktteilnehmer führen und ist dann nicht mehr beherrschbar.“ Mit welchem volkswirtschaftlichen Szenario sollten Anleger angesichts dieser Lage in den kommenden zwölf Monaten rechnen? – Auch danach wurden die Vermögensverwalter gefragt. Nach wie vor hält mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) eine stagnierende Weltwirtschaftslage für am wahrscheinlichsten, 2015 waren es noch 63 Prozent. Der Anteil der Vermögensverwalter, die zwölf Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs auf dann durchschnittlich 1.181 US-Dollar pro Unze steigen. Für Silber gehen die Vermögensverwalter von einem Anstieg um 15 Prozent auf 16,24 US-Dollar pro Unze aus. Auch das Barrel WTI-Rohöl soll – so die Prognose der Befragten – 21 Prozent teurer werden und Ende 2016 rund 54,38 US-Dollar kosten. KAPITALMÄRKTE Mehr Geld in Papiere aus Industrienationen Empfohlene Portfoliostruktur nach Anlageklassen und Ländergewichtung Empfohlener Anteil Anlageklassen in Prozent des Portfolios 5 12 Empfohlener Anteil Ländergewichtung in Prozent des Portfolios Aktien aus Industrienationen 13 5 6 3 Europa (ex Deutschland) 6 Aktien aus Schwellenländern (EM) 31 Renten Industrienationen 7 46 25 China Emerging Markets Gold und Edelmetalle 7 USA Japan Renten EM Immobilien 19 Deutschland Alternatives 25 Rest der Welt Sonstige Quelle: Universal-Investment den Schlaf: Die Bundesrepublik wurde von ihnen in der diesjährigen Umfrage (im Gegensatz zum Vorjahr) nicht ein einziges Mal als ökonomisches Sorgenkind genannt. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wird nach der Einschätzung der Befragten 2016 um durchschnittlich 1,44 Prozent steigen und damit in etwa auf dem bisherigen Niveau liegen. Basierend auf dieser globalen Einschätzung bat Universal-Investment die Vermögensverwalter um zwei Empfehlungen: u Welche Anlageklassen sollten Privatanleger in den nächsten Monaten bevorzugen? uAuf welche Anlageregionen sollten die Anleger dabei setzen? mit Inflation rechnen (38 Prozent), hat gegenüber dem Vorjahr (25 Prozent) allerdings stark zugenommen. Eine Deflation halten dagegen nur noch sechs Prozent für wahrscheinlich, 2015 war der Anteil mit zwölf Prozent noch doppelt so hoch. Nach Frankreich im Vorjahr: China wird größtes Risiko für die Weltwirtschaft Auch in Bezug auf Länder, welche in absehbarer Zeit das größte Risiko für Investoren darstellen werden, gaben die Vermögensverwalter ein Statement ab. Der Fokus ihrer Besorgnis hat sich innerhalb eines Jahres von Europa auf die großen Schwellenländer verlagert: Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Experten ist der Auffassung, dass China der riskanteste Kandidat ist. Mit deutlichem Abstand folgen Russland und Japan. „Die offiziellen Statistiken Chinas Eine Stabilisierung der spiegeln ein geschöntes Bild der Wirtchinesichen Wirtschaft ist noch nicht in Sicht. schaft wider. Wahrscheinlich liegt das Wachstum nur halb so hoch wie angegeben“, erklärt Marco Herrmann von der Fiduka-Depotverwaltung. „Eine Stabilisierung ist noch nicht zu erkennen. Kein Wunder, dass Regierung und Notenbank mit diversen Maßnahmen die Volkswirtschaft stützen möchten.“ Zum Vergleich: Bei der Vorjahresumfrage hatten noch 69 Prozent der Vermögensverwalter Frankreich als das größte Sorgenkind bezeichnet. Die wirtschaftliche Lage Deutschlands bringt hingegen offensichtlich keinen der Vermögensverwalter um Mehr Geld in Aktien aus den etablierten Märkten Banken+Partner ∙ 6/2015 Wie bei der Befragung im Vorjahr raten die Vermögensverwalter auch diesmal dazu, mehr als die Hälfte (im Durchschnitt 53 Prozent) des Anlagebetrages in Aktien zu investieren. Dabei sollten Anteilsscheine von Unternehmen aus Industrienationen (46 Prozent) eindeutig den Vorrang vor solchen aus den Emerging Markets (sieben Prozent) bekommen. Die Bandbreite für den empfohlenen Aktienanteil am gesamten Portfolio liegt zwischen 30 und 80 Prozent. Der Anteil von Anleihen sollte im Schnitt nur noch knapp ein Viertel (26 Prozent) betragen, nach 30 Prozent im Vorjahr; hier reichte die Spanne von null bis zu 50 Prozent. Wieder 46 KAPITALMÄRKTE 2015 auf sechs Prozent 2016), für China selbst (von sechs auf fünf Prozent) und die übrigen Länder (von sechs auf drei Prozent). „Eine wachsende, immer besser gebildete Weltbevölkerung, Innovationen sowie niedrige Zinsen und Rohstoffpreise treiben die Weltwirtschaft und globale Marktführer weiter nach vorne – dementsprechende dividendenstarke Aktien sind unsere Favoriten“, beurteilt Andreas Grünewald, Chef der Münchener FIVV, die Aussichten für 2016. Ähnlich sieht es Christian Jenne von JRS Finanzmandate: „Unsere Empfehlung für Privatanleger lautet: Dividendenstrategie forcieren, trotzdem einen Sicherheitsteil halten. Volatilität mehr akzeptieren als bisher.“ Noch prägnanter lautet der Tipp, den Willi Ufer von der Wertefinder Vermögensverwaltung Investoren für 2016 auf den Weg gibt: „Mehr Mut zum Risiko.“ aufgeteilt auf Herkunftsregionen empfehlen die Vermögensverwalter eine Allokation von 19 Prozent Anleihen aus Industrie- und sieben Prozent aus Schwellenländern (siehe Grafik Seite 46). Alternative Investments: Nur als Beimischung Bei den Empfehlungen für Immobilien im kommenden Jahr (13 Prozent gegenüber zwölf Prozent 2015), alternativen Anlagen (ein gegenüber zwei Prozent) und sonstigen Anlagen (zwei anstatt drei Prozent) halten die Befragten an der Vorjahresempfehlung fest. Auch Investitionen in Gold und andere Edelmetallen sollten in diesem Jahr idealerweise unverändert fünf Prozent an einem privaten Portfolio ausmachen, sind sich die befragten Vermögensverwalter einig. „Gerade im Niedrigzinsumfeld sollten Aktien oder Aktienfonds ein wichtiger Bestandteil jedes Portfolios sein“, rät Timo Mayer von Greiff Capital Management. Kollege Josef Tafertshofer von der Fimax Vermögensberatung sieht angesichts der Korrekturen bei Aktien, vor allem im Sommer dieses Jahres, Chancen: „Die Kurzrücksetzer von qualitativ hochwertigen Unternehmen boten für langfristige Investoren in der Regel gute Einstiegsmöglichkeiten.“ Der Trend zu spezialisierten Strategien hält an 47 Banken+Partner ∙ 6/2015 „Fonds von unabhängigen Vermögensverwaltern werden wegen deren hoher Expertise immer stärker nachgefragt“, so Katja Müller, Bereichsleiterin Sales & Relationship Management bei Universal-Investment. Die hohe Nachfrage zeigt sich auch am Wachstum der Publikumsfondsplattform von Universal-Investment: Inzwischen werden dort über 550 Private-Label-Fonds mit einem Volumen von rund 25 Milliarden Euro verwaltet. „Wir konnten Regionale Empfehlung: 2015 unsere Marktführerschaft für Private-Label-Fonds „Größerer Mut zum Risiko“ und unseren Status als zentrale Plattform für unabhängige Heruntergebrochen auf die Regionen und Länder, in denen Asset-Manager weiter ausbauen“, so Müller. Investoren 2016 ihr Geld bevorzugt anlegen sollten, zeigt Neben immer ausgefeilteren Mischfonds wird daher sich einmal mehr der starke Drang der Vermögensverwalnach Ansicht von Müller 2016 der Trend zu spezialisierten ter zu wirtschaftlich weiterentwickelten Nationen und Themenstrategien und Absolute-Return-Konzepten anhalihre Zurückhaltung bei den Emerging Markets: Fast neun ten. Zudem wollen immer mehr Fondspartner von den Zehntel (87 Prozent) ihres verfügbaren Geldes sollten Chancen des euroPrivatanleger in päischen Marktes Wertpapiere mit profitieren. „UniHerkunft Europa „Fonds unabhäniger Vermögensverwalter versal-Investment ohne Deutschland werden wegen der hohen Expertise immer erweitert deshalb (31 Prozent), den stärker nachgefragt.“ kontinuierlich die USA und DeutschServicepalette für land (jeweils 25 Katja Müller, Leiterin Sales & Relationship Management, ihre FondspartProzent) sowie Universal-Investment ner, beispielsweise Japan (sechs Promit unserer neuzent) investieren, en Luxemburger raten die SpeSICAV-Plattform, die einen effizienten Zugang zu eurozialisten – das sind neun Prozentpunkte mehr als 2015 päischen Investoren ermöglicht“, so die Bereichsleiterin (78 Prozent). Im Gegenzug sanken die Empfehlungen für abschließend. Anlagen in Schwellenländern ohne China (von 14 Prozent TITELGESCHICHTE IT-SICHERHEIT Dem Datenklau den Kampf ansagen Neben Geldvermögen sind mittlerweile digitale Daten, meist Kundendaten, das höchste Gut von Banken. Es käme einem Super-Gau gleich, würden diese hochsensiblen, vertraulichen Informationen mit einem Klick via E-Mail versendet oder durch eine Attacke von außen in fremde Hände gelangen und über das Internet zum Kauf angeboten werden. Allein bei einer solchen Vorstellung läuft es Datenschutzbeauftragten eiskalt den Rücken herunter. Kaum ein Wirtschaftsbereich ist so stark von Cyberattacken betroffen wie die Finanzwirtschaft – allerdings genießt in kaum einer anderen Branche der Schutz sensibler Kundenund Mitarbeiterdaten derart hohe Priorität wie bei Kredit- und Finanz instituten. Denn den Wert dieser Daten haben längst auch Hacker und Datendiebe erkannt. Vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung und immer komplexeren, sich immer schneller verändernden Bedrohungsszenarien stellen die Wahrung des Datenschutzes und die Abwehr von Cyberattacken auch Finanzinstitute vor eine echte Herausforderung. Banken+Partner ∙ 6/2015 Strenge Compliance-Vorgaben zum Schutz der IT-Sicherheit Die Finanzwirtschaft hat eine Sicherheitskultur mit scharfen rechtlichen und regulatorischen Vorgaben sowie Sensibilisierungsmaßnahmen von Mitarbeitern etabliert. Die Schutzziele der IT-Sicherheit sind im MaRisk, KWG und BDSG festgelegt. IT-Systeme und -Prozesse müssen die Integrität, Verfügbarkeit, Authentizität und Vertraulichkeit von Daten sicherstellen. Auch die EZB hat im Rahmen des europäischen Aufsichtsmechanismus SSM (Single Supervisory Mechanism) Cyberkriminalität als strategisches Thema der Bankenaufsicht definiert. Nicht zuletzt zeigt das IT-Sicherheitsgesetz zum Schutz kritischer Infrastrukturen, wie stark das Thema IT-Sicherheit auch in den Fokus des Gesetzgebers gerückt ist. Comeback von Phishing-Attacken Sie kommen per E-Mail, über eine Netzwerkschwachstelle oder eine Datei: Mit Hilfe von Schadprogrammen und Exploits haben Cyberkriminelle es auf Kontoverbindungen und Kreditkarten-Daten abgesehen. Insbesondere Phishing-Attacken erleben ein Comeback im Finanzsektor: Mitarbeiter werden dazu verleitet, durch das Öffnen schadhafter Dateianhänge oder das Anklicken von in Mails eingebauten Links Malware in die Netzwerke einzuschleusen. Der Banking-Trojaner Dridex dagegen hat es auf die Online-Banking Daten von Bankkunden abgesehen. Ein schadhaftes Makro, einge- 48 bettet in Microsoft-Word Dateien die per Mail kommen, wird ausgeführt, sobald das Dokument vom Empfänger geöffnet wird. Der Knackpunkt: Dridex wird von vielen Virenscannern nicht einmal erkannt. „Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Der Inhalt von Phishing-EMails wirkt inzwischen täuschend echt. Immer schwerer sind Betrügermails von seriösen E-Mails zu unterscheiden. Aber auch Ransomware bereitet zunehmend Schwierigkeiten, wie das aktuelle Beispiel Locky belegt. Diese Krypto-Trojaner verschlüsseln geschäftskritische Daten, um dann vom Betroffenen Geld für die Entschlüsselung zu erpressen“, erklärt Andreas Richter, EVP Marketing & Product Management bei GROUP Business Software (GBS). Mitarbeiter werden zum Schlupfloch sensibler Daten Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bezeichnet in seinem Lagebericht zur ITSicherheit in Deutschland 2015 den Mensch als „schwächstes Glied in der Verteidigungskette“. Gerade TITELGESCHICHTE wenn es um ungewollten Verlust oder -Preisgabe von Daten geht, sind Menschen mitverantwortlich. Es muss nicht immer böse Absicht dahinter stecken, aber wie schnell sind kritische Geschäftsinformationen an einen falschen Empfänger gemailt? Oftmals genügt ein Moment der Unachtsamkeit und schon sind vertrauliche Inhalte Dritten preisgegeben. Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass bei 55 Prozent aller Cyberattacken die eigenen Mitarbeiter involviert sind. Der Schutz der ausgehenden Kommunikation muss deshalb an Bedeutung gewinnen. „Moderne Lösungen für Data Leakage Prevention bieten eine intelligente Inhaltskontrolle, bei der automatisch der E-Mail-Text samt Anhänge analysiert wird. Bestimmte Dateiformate oder Inhalte können erkannt und beispielsweise der Versand von Kundenlisten oder Kreditkartennummern blockiert werden“, informiert Richter. Neue innovative Technologien wie die von GBS sind inzwischen sogar in der Lage, Datenklau anhand intelligenter Verhaltensmuster zu erkennen: Steigt beispielsweise das Datenvolumen versendeter E-Mails exponentiell an oder werden plötzlich überdurchschnittlich viele E-Mails pro Stunde versendet, wird der Versand gestoppt. Der Sicherheitsmechanismus wird durch eine Vier-Augen-Prüfung abgerundet, bei der eine zweite Person die E-Mail zur Prüfung erhält und diese freigeben oder endgültig blockieren kann. Ganzheitliches Konzept schließt Data Leakage Prevention ein Tatsächlich geht die Hälfte aller Cyberattacken auf Anwenderfehler zurück. Um zu verhindern, dass solche Fehler wichtige Schutzmechanismen zur Data Leakage Prevention außer Kraft setzen, ist es notwendig, den gesamten Prozess zu automatisieren. So entfällt der Anwender als potenzielle Fehlerquelle, da keine Interaktion notwendig ist. Parallel besteht auch nicht die Gefahr, dass DLP-Mechanismen ausgehebelt werden können. Statt auf Insellösungen zu setzen, sollten ganzheitliche, aufeinander abgestimmte Lösungen, in denen Spam- und Malware-Prüfungen, Phishing-Schutz, die Erkennung und Kategorisierung sensibler Informationen, Vier-Augen-Prüfung ausgehender E-Mails und Verschlüsselung automatisiert und zentral ablaufen, im Fokus der IT-Strategie stehen. Denn die Vermeidung von ungewolltem Datenabfluss spielt eine ebenso große Rolle wie die automatische Verschlüsselung sensibler Informationen und eine intelligente Viren- und Spamabwehr. Kontakt GROUP Business Software Europa GmbH Ottostraße 4 76227 Karlsruhe www.gbs.com Kontakt Ottostraße 4 76227 Karlsruhe www.gbs.com 49 Banken+Partner ∙6/2015 GROUP Business Software Europa GmbH IT-TRENDS Effizienz steigern Nur mit einer modernen und effizienten IT-Architektur können Banken auf Dauer den aktuellen Herausforderungen begegnen – so die von „Banken+Partner“ befragten Experten. Um zukunftsfähig zu sein, müssen die Banken und Sparkassen neben den organisatorischen Gegebenheiten auch entsprechende Voraussetzungen in der IT-Infrastruktur und bei den betreffenden Anwendungen schaffen. „Der Einsatz innovativer Technologien ist grundlegender Bestandteil zur Gestaltung des Bankings und der Umsetzung zukunftsorientierter Geschäftsmodelle“, so die Studie „Bank & Zukunft 2016“ des Fraunhofer IAO. „Der zielgerichtete und effiziente Einsatz von IT kann folglich als Rückgrat der Banken angesehen werden.“ Bernd-Josef Kohl, Executive Director, GFT Ohne IT geht auch 2016 in der Finanzindustrie nichts voran! Der nächste EZBStresstest wird 2016 für die großen Banken ein Muss. Darüber hinaus rückt die Umsetzung der Zahlungsdiensterichtli- nie PSD2 näher. Es gilt, nicht nur zu reagieren, sondern das Blatt selber in die Hand zu nehmen. Unser Vorschlag ist ein innovatives Service-Layer-Konzept, um die Veränderungen als Chance zu nutzen. Auch in der Bankenwelt sind Daten das neue Öl – wer das versteht, wird neue Geschäftsfelder erschließen. Die Digitalisierung greift immer weiter um sich. Mobile Payment konkretisiert sich mit P2P und Instant Payment. Nicht nur FinTechs bringen Schwung in den Markt. Trotzdem werden bei den großen Banken digitale Neuheiten nur in begrenztem Umfang stattfinden – nämlich dort, wo neben Migrationen, Kostensenkungsprogrammen und Regulatorik noch Luft bleibt. Die digitale Bank der Zukunft bleibt weiterhin das Profilierungsfeld, um Kunden zu begeistern und damit als Champion vom Platz zu gehen. Volker Fischer, Strategist, HP Enterprise Eine oftmals über Jahrzehnte gewachsene Kundenbeziehung steht auf dem Prüfstand. Neue Spieler mit innovativen Finanztechnologien und bedarfsorientierten Lösungen erobern Marktanteile. Althergebrachte IT-Landschaften sind zu konsolidieren und fit zu machen für das digitale Zeitalter. Unabhängig vom individuellen Entwicklungspfad sind zentrale Unternehmenswerte effizient zu schützen und zu managen. Dies erfordert ein produktives Arbeitsumfeld für Mitarbeiter und Partner, das auch geschäftliche Perspektiven für weiteres Wachstum ermöglicht. Eine leistungsfähige hybride IT-Architektur – Kerngeschäft der neuen Hewlett Packard Enterprise – legt dafür die erforderlichen Grundlagen und setzt die richtigen Prioritäten. Gerhard Rienecker, Head of Business Unit Banking, Pass Consulting Group Das Ende der Banken – so wie wir sie kennen – wird oft prophezeit. Ich bin davon überzeugt, dass der Finanzdienstleister von heute auch der von morgen sein kann. Entscheidend ist die Fähigkeit der IT, den Digitalisierungsgrad von Produkten, Services und Prozessen zu steigern. Zum einen ist es dazu notwendig, in Prozessautomation und -optimierung zu investieren und zum anderen, FinTechs und ihre Ideen als Chance zu begreifen. So können Produkte neu gedacht werden – und zwar aus Kunden- anstatt aus Banken+Partner ∙ 6/2015 Die Experten Volker Fischer Strategist, Hewlett Packard Enterprise Bernd-Josef Kohl Executive Director, GFT 50 Gerhard Rienecker Head of Business Unit Banking, Pass Consulting Group IT-TRENDS Bankperspektive. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer maßgeschneiderten Zielgruppenansprache sowie in transparenten und komfortablen Prozessen. Michael Mews, Chief Sales Officer, Postcon Das Briefgeheimnis als verfassungsrechtlich garantiertes Grundrecht bekommt eine neue Qualität, wenn wir zum Beispiel an Cyberangriffe denken. Von Kreditinstituten werden Vertraulichkeit und Sicherheit erwartet, auch bei der Übersendung sensibler Unterlagen wie Kreditverträgen oder Kontoauszügen. Zudem ist die Wertigkeit gedruckter Unterlagen höher. Auch wenn sich parallel die Digitalisierung des Briefmarktes entwickelt, wird das noch einige Zeit dauern – wie bei allen Innovationen. Mit einem kompetenten Partner, der diese Entwicklungen im Blick hat und die richtigen Weichen stellt, ist man gut aufgehoben und kann auch 2016 auf den physischen Brief vertrauen. Jürgen Walker Leitung Vertrieb Bürotechnik Europa, HSM Die Anforderung an Datenlöschung und Vernichtung von digitalen Datenträgern steigt stetig an. Diese datenträgerspezifischen Sicherheitsanforderungen werden durch die DIN 66399 geregelt. Viele Behörden und Unternehmen handeln immer noch nicht gesetzeskonform, da es aktuell noch keine präventive Kontrollen dafür gibt. HSM ist Hersteller von Lösungen zur physischen Vernichtung von Datenträgern, sei es Papier oder aber auch neuartige Datenträger, wie magnetische Festplatten oder elektronische Speichermedien (USB Massenspeicher, SSD Festplatten) und bietet so Lösungen für den Datenschutz am Ende der Lebenszyklen von Datenträgern. Die Chancen liegen immer noch in der Vernichtung dieser neuen Datenträger und Lösungen hierfür. Die rasant zunehmende Digitalisierung von Prozessen und Informationsflüssen, aber auch die Weiterentwicklung der Datenträger, wirken hier als Beschleuniger. PInvest rofi Die Zeitschrift für Private Banking und Depot-A-Management Das lesen Profis! Lesen Sie, storen agieren, � wie andere Inve en, die Märkte beweg d � welche Trends ehörden planen un sb ht und Aufsic n ge un er gi Re as � w tegien ent- und Risikostra � welche Investm hen. Erfolg versprec Sie möchten Profi Invest kennenlernen? Auf www.profiinvest-online.de können Sie jetzt die aktuelle Ausgabe kostenlos downloaden – angereichert mit zusätzlichen Beiträgen sowie Links zu multimedialen Angeboten. NEUES E-PAPERs kostenloen! d downloa Coin Medien Otto-von-Guericke-Ring 3d 65205 Wiesbaden Tel.: 06122 7054 - 52 Fax.: 06122 7054 - 70 E-Mail: hohenadel@coin-online.de www.profiinvest-online.de Michael Mews Chief Sales Officer, Postcon Jürgen Walker Leitung Vertrieb Bürotechnik Europa, HSM Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen schriftlich widerrufen werden. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung an Coin Medien Otto-von-Guericke-Ring 3d, 65205 Wiesbaden SERVICE HEFT 1 ∙ 2016 erscheint am 22.03.2016 ANZEIGENSCHLUSS ist am 28.02.2016 Do’s und Don’ts im Business An einigen Kapiteln dieses Buches hätte bestimmt auch der Freiherr von Knigge seine wahre Freude gehabt. In zehn in sich geschlossenen Abschnitten haben der Rechtsanwalt und Kommunikationsberater Simon Goergen und die Wirtschaftsredakteurin Anne Goergen alles das zusammengestellt, was der Manager von heute tun sollte – beziehungsweise tunlichst zu lassen hat. Da geht es um die Vorteile des Frühaufstehens mit Mailcheck und Joggen ebenso wie um Farbe und Schnitt des Business Outfits. Haben Bärte überhaupt eine Chance? (Im Middle Management schon irgendwie, auf der Führungsebene keinesfalls; Ausnahmen sind Start-ups.) Reist man ans richtige Ziel? (Antalya nein, Ephesus und Mallorcas Norden ja.) Hinzu kommen philosophische Überlegungen, etwa dazu, wie Manager mit paradoxen Phänomen umgehen können, oder was Sokrates, Muhammad Ali und Joachim Ringelnatz zu bestimmten Dingen sagten beziehungsweise dachten. Das Buch ist scharfsinnig und witzig, reich bebildert – Marilyn Monroe zum Beispiel steht für die Rubensfigur (out), Twiggy für das Schlankheitsideal (empfohlen). Und trotz allen Humors fördern die Erläuterungen und Bildunterschriften erstaunlich viel Wissenswertes zu Tage. Ein herrliches Büchlein zum Verschenken. #10 Trends für Manager … aus Sicht der großen Fische Simon Goergen/Anne Goergen Goergen Kommunikation, Köln 2015 ISBN 978-3-00-051647-4 141 Seiten, 12,50 Euro) •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Banken+Partner ∙ 6/2015 Banken+Partner, eine Zeitschrift der Coin Medien Verlagsgesellschaft mbH Otto-von-Guericke-Ring 3d 65205 Wiesbaden Zentrale: 06122 7054-50 Fax: 06122 7054-70 E-Mail: info@coin-online.de Internet: www.coin-online.de www.bankenundpartner.de www.facebook.de/bankenundpartner Geschäftsführer: Margaretha Hamm, Uwe Wagschal Redaktion: Margaretha Hamm (mh), Chefredakteurin (v.i.S.d.P.) Telefon: 06122 7054-51 E-Mail: hamm@coin-online.de Dr. Thomas Leims (thl), Redakteur Telefon: 06122 7054-53 E-Mail: leims@coin-online.de Produktmanagement: Meike Hohenadel Telefon: 06122 7054-50 E-Mail: hohenadel@coin-online.de Autoren dieser Ausgabe: Margaretha Hamm, Dr. Thomas Leims Beirat: Dr. Marcus Geschwandtner, Rechtsanwalt, Bonn Rolf Mangold, Versicherungskammer Bayern Rüdiger Maroldt, W&W Ralph Sterck, Veda Professor Dr. Rolf Tilmes, European Business School Mathias Walter, Trivadis Anzeigen: Uwe Wagschal Telefon: 06122 7054-55 E-Mail: wagschal@coin-online.de Leiter digitale Medien: Heiner Hamm Telefon: 06122 7054-63 E-Mail: heiner.hamm@coin-online.de Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. November 2015. www.cibi.de Excel™ im Portfoliomanagement Ein Intensivseminar für Praktiker Termin: 26. bis 27. April 2016 Ort: Frankfurt Veranstalter: Uhlenbruch Verlag www.uhlenbruch.com Solvency II und Anlageverordnung Termin: 10. März Ort: Frankfurt am Main Veranstalter: Uhlenbruch Verlag www.uhlenbruch.com Innovationsday Termin: 11. April 2016 Ort: Köln Veranstalter: Euroforum www.euroforum.de/innovation-day Veranstalter: ibi research Banken+Partner ISSN 1612-7757, Ausgabe 6 · 2015; 12. Jahrgang Layout und Produktion/Lesersevice (Abonnement, Adressänderungen): Nadine Nitzling Telefon: 06122 7054-52 E-Mail: nitzling@coin-online.de Termine 15. CIBI Innovationstag BankTech, FinTech, ... und was dann? Termin: 10. März 2016 Ort: München IMPRESSUM 52 Erscheinungsweise und Abonnementpreis: Banken+Partner, Zeitschrift für Strategie und Management, ist ein zweimonatlich erscheinendes Fachmagazin der CO.IN. MEDIEN Verlagsgesellschaft mbH. Einzelpreis: 8,50 Euro, Abonnement: 75,00 Euro Copyright: Coin Medien Verlagsgesellschaft mbH. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck in jeglicher Form, auch Fotokopien sowie Aufnahme in elektronische Speichermedien jedweder Art, nur mit Genehmigung des Verlags. 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