saltatio mortis

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saltatio mortis
SEPTEMBER / OKTOBER 11
PHOTO BY OTTOKASPERSTUDIOS
AUSGABE 33 - JAHRGANG 5
JESUS
SALTATIO M
ORTIS
L
D
ON
EXTASY
OTTO DIX
OST IN
ESIRE
JESUS ON EXTASY
TANZWUT
OTTO DIX
VNV NATION
NOISUF-X
STRAFTANZ
AUTODAFEH
2
Schloss Cottenau – 95339 Wirsberg
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INHALT
EDITORIAL
Nun ist er also vorbei, der Festivalsommer 2011.
Neben einigen beeindruckenden Konzerten, allerlei
Schmutz und leeren Geldbeuteln, ist es vor allem das
Gefühl, dass trotz aller Unkenrufe, der Zusammenhalt in der Schwarzen Szene mehr als lebendig ist.
Quer über alle Altersstufen und musikalischen oder
modischen Grenzen hinweg, bleibt diese Subkultur
spannend und bietet anders denkenden Menschen
eine Heimat. Wie schwierig es ist, allen Strömungen
eine Plattform zu bieten, das sehen wir mit dem
NEGAtief mit beinahe jeder Ausgabe. Dass auch ein
vermeintlich szenefremder Act wie die Emil Bulls
nicht außen vor bleiben müssen, beweist nun deren
Abschneiden im Soundcheck dieser Ausgabe. In diesem sinne: Augen und Ohren offen halten!
EURE REDAKTION
Radio HaZZard of Darkness
Hörercharts
Top10
01. Leichenwetter - Abendlied
02. Winterland – Alles geht
03. Faun – Iduna
04. Mono Inc. – Symphony Of Pain
05. Faint Horizon – Mitternacht
06. New Born Hate – Facing The Demon
07. Steinkind – Es Muss
08. Solar Fake – More Than This
09. Within Temptation – Empty Eyes
10. Dunkelschön - Spielmann
DEUTSCHE ALTERNATIVE CHARTS
Alben - KW 33
01. V.A. - Awake the machines 7
02. Eisenfunk - Pentafunk
03. Dismantled - The War Inside Me
04. Dance Or Die - Nostradamnation
05. Noyce TM - Past:ique
5
16
32
38
Rezensionen
Festivalrückblick
Soundcheck
Clubs/Veranstaltungen
15
26
35
27
13
6
20
36
14
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31
28
10
24
9
18
30
A7IE
Autodafeh
Davos
Dominanz
Generation Underground
Jesus On Extasy
Lost In Desire
Monica Richards
Mono Inc.
Noisuf-X
Nova Spes
Otto Dix
Saltatio Mortis
Straftanz
Subvasion
Tanzwut
VNV Nation
Singles - KW 33
01. This Morn´ Omina - l‘unifications des forces
opposantes
02. Haujobb - Dead Market
03. Project Pitchfork - Lament
04. Patenbrigade: Wolff - Der Schallplattenunterhalter
05. Underworld - Diamond Jigsaw
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Saltatio Mortis
„Sturm aufs Paradies“
Längst haben Saltatio Mortis
sich zu einer der Speerspitzen
der deutschen MittelalterSzene entwickelt, nicht zuletzt wegen ihres großen
Tatendrangs. Regelmäßige
Touren, Festivals, Auftritte auf
Mittelaltermärkten, dazwischen ein
beeindruckendes Jubiläumskonzert (auch auf DVD gebannt)
und spontan mal ein neues, packendes Album erstellt... Und
das ist nur die Bilanz der letzten 12 Monate! Wer da nun
fürchtet, „Sturm aufs Paradies“ könnte qualitativ unter
diesem Programm gelitten haben, sei beruhigt. Vollgepackt
mit kraftvollen Hymnen („Habgier und Tod“), Ohrwürmern
(„Eulenspiegel“), nachdenklichen Songs („Gott würfelt
nicht“) und dem unverwechselbaren SaMo-Charme, prescht
auch die neueste Scheibe der Spielmänner wieder voll nach
vorne. Himmel und Hölle sollten sich in Acht nehmen, denn
der „Sturm aufs Paradies“ hat längst begonnen und wird so
manchem mit voller Kraft in den Gehörgang blasen!
FRANK „OTTI“ VAN DÜREN
NOISUF-X
„Dead End District“
Am 16. September wird
das neue NOISUF-X Album
„Dead End District“ veröffentlicht. Wirklich still sitzen
kann man beim Durchhören
der Songs nicht, denn die
Beats gehen absolut durch
Mark und Bein. Mit diesem
Projekt möchte der X-FUSION-Mastermind Jan L. die Tanzflächen zum Beben bringen und das
gelingt ihm auch. Absolutes Neuland betritt der Musiker mit
dem Titel „Future Ska“. Hier wurden nicht nur Trompeten,
eine Orgel und eine Funk-Gitarre mit dem typischen Industrial-Sound vermischt, sondern auch Ska-Vocals. Bei diesem
Song wurde Jan L. von der englischen Band POPULATION
unterstützt. Den Longplayer gibt es übrigens auch in einer
limitierten Version. 888 Fans haben dabei die Möglichkeit,
ganz besondere Schmankerl auf zwei CD´s zu hören und
erhalten gleichzeitig ein wahres Kunstwerk in DVD Format.
„Shout Loud“, „Wir fühlen den Krach“ und elf weitere Titel
gibt es auf der ersten CD zu hören. Auf der Bonus-CD findet
man u.a. Songs wie „Kill A Brain“, „I Don´t Trust You“ oder
den Club Mix „Done In 15 Minutes“. In den vergangenen
Jahren sind bei NOISUF-X die verzerrten Elemente etwas
in den Hintergrund gerückt. Im Vordergrund stehen jetzt
melodische Elemente, Soundspielereien und die Songideen
der einzelnen Stücke. Fans der elektronisch-industriellen
Tanzmusik kommen bei diesem Album voll auf ihre Kosten.
ERANIE FUNDERBURK
Jesus on Extasy
„The Clock“
Wer hat an der Uhr gedreht? Im Falle des nunmehr vierten Studioalbums
der Synthie-Ruhrpottrocker
wohl Gitarrist und Produzent Chai Deveraux, nebst
Schlagzeuger Dino. Gerade
ein Jahr nach dem letzten
Output „No Gods“ und der vollzogenen Trennung von
Sänger Dorian, Basser BJ und Keyboarderin Ophelia Dax
holen JOE mit neuer Besetzung, neuem Label und neuem Konzeptalbum zum großen Befreiungsschlag aus. Mit
Manja Wagner (X-Perience, Illuminate) konnte zudem eine
erfahrene Sängerin für die Position am Mikrofon gewonnen werden und der Sound präsentiert sich frischer und
atmosphärischer den je. „The Clock“ läutet den Beginn
einer Trilogie ein, welche sich thematisch mit der „Zeit“
beschäftigen wird. Nummern wie die Single „Lost In Time“,
das gefühlvoll umgesetzte Stück „Forever Now“, das tanzflächenorientierte „Vendetta“ oder das markante „Snow
Of Syberia“ mit dem Gastgesang von Ski (Beloved Enemy)
beweisen, das nicht nur die Zeit unvergänglich ist, sondern
Jesus on Extasy ebenfalls.
ANDRE STASIUS
Lost In Desire
„Reborn From The Ashes“
Ein Jahr nach dem Debüt von Lost In Desire bekommt das
Erstlingswerk ein neues Gewand. Jeder einzelne Song wurde von einem anderen Künstler neu bearbeitet. Trotz der
beachtlichen musikalischen Bandbreite, die mit „Reborn
From The Ashes“ abgedeckt wird, ist das Album zwar un-
gemein abwechslungsreich,
aber doch harmonisch. Den
prominentesten Ohrwurmcharakter beweist der Apoptygma Berzerk Remix von
„I Am You“, welcher eine
herrliche Symbiose aus dem
Original und dem typischen
Apop Sound kreiert. Härte
und Tanzwut bis es weh tut
liefern Imperative Reaction und Assemblage 23. Ein Exkurs
in den Gothic Rock gibt es von Whispers In The Shadow
Mastermind Ashley Dayour, der neben der neuen Instrumentierung auch den Gesang übernommen hat. „Reborn
From The Ashes“ überzeugt mit Vielseitigkeit und betont
die unterschiedlichen Elemente, welche bereits in den Originalsongs schlummern. Unbedingt reinhören – hier ist für
absolut jeden etwas dabei!
JOANNA BABICKA
Various Artists
„Generation
Underground“
Früher war alles einfacher.
Twix hieß noch Raider, und
der Feind - so sagte man
uns - saß im Osten. Wir trugen Schwarz und zeigten
damit, dass wir nicht so
sein wollten wie die anderen. Die anderen trugen Röhrenjeans und Schulterpolster, und zeigten damit, dass sie nicht so sein wollten
wie wir. Das war ehrlich. Überhaupt war die Zeit noch ehrlicher. Selbst Roland Kaiser machte noch ehrlichen Schlager.
Heute trägt er Glatze und ein lustiges Dreiecksbärtchen am
Kinn. Wir trafen uns in Gewölbekellern um Musik zu hören,
die niemals bei „Musikladen Eurotops“, „Formel 1“ und
schon gar nicht in der „Hitparade“ laufen würde. Stattdessen tanzten wir einen-Schritt-vor-zwei-zurück zu „Temple
Of Love“, zu „Faith Healer“ und „Sleeper in Metropolis“.
Das waren die Originale und nicht Kopien von Kopien von
Kopien. Die einen haben aus dieser Zeit nur lose Kassetten
herumfliegen. Die anderen haben Lust auf Nostalgie. Die
nächsten interessieren sich wirklich für Musik und ihre
Wurzeln. Und auf einmal ist alles wieder ganz einfach: Viele
Bedürfnisse, ein Sampler. Alle glücklich.
OLE ARNTZ
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Jesus On Extasy
Ergründen die Zeit
Für die Synthie- Ruhrpottrocker lief es nach
dem letzten Output „No Gods“ alles andere
als rosig, blieb von der ursprünglichen Besetzung doch lediglich Gitarrist und Produzent
Chai Deveraux sowie Schlagzeuger Dino übrig.
Angekommen an einer Stelle wo andere Bands
längst das Handtuch geworfen hätten, entwickelte sich bei JOE ein kreativer Schub und die
Weitsicht etwas Neues entstehen zu lassen.
Mit uns sprach Chai über das neue Line-Up und
den Beginn einer großartigen Trilogie, die am
7. Oktober mit dem neuen Album „The Clock“
eingeläutet wird.
Mit Sänger Dorian wurde sich geeinigt, fortan getrennte Wege zu gehen, nach und nach
stiegen auch noch Basser BJ und Keyboarderin Ophelia Dax aus der Band aus. Selbst euer
bisheriges Label wandte sich von euch ab. Wie
ist es letztendlich zu diesem Split gekommen?
Am Ende sieht alles viel dramatischer aus, als es war.
Dorian und ich gehen getrennte Wege. Manchmal
ist das die bessere Entscheidung. Die internen Probleme wirkten sich natürlich auf alle Mitglieder aus,
daher verließ BJ die Band. Da wir 2010 nicht wirklich
viel getourt hatten, fragte mich Ophelia eines Tages,
ob eine weitere Band Ihrerseits mit JOE in die Quere
käme. Da ich nicht wusste, wie es mit JOE weitergehen würde, war es für sie sinnvoller der anderen
Band zuzusagen. Als ich mich dazu entschied, JOE
2.0 ins Leben zu rufen, war sie bereits viel mit Apoptygma Berzerk unterwegs. Das hätte unter diesen
Umständen keinen Sinn gemacht, sie weiter in der
Band zu halten. Dass das Label diesen Schritt nicht
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ARTWORK BY AEON ELEXIN @ VISION FAUX GRAPHICS, PHOTOS BY LYCILIA ART
mitmachen wollte, wer weiß, vielleicht war denen
mein Vorhaben zu riskant. Ich bin halt ein „Macher“
und gehe auch schwierigen Situationen nicht aus
dem Weg.
testweise eingesungen und dann war es klar. Sie
musste die neue Stimme sein. Mit Chris verband
mich der Wunsch einmal ein gemeinsames musikalisches Projekt zu bestreiten, da ich
mich immer tausend Prozent um
„Ich bin halt ein
Mit Manja Wagner (X-Perience,
‚Macher’ und gehe JOE kümmerte, war das zunächst
nicht möglich. Dieses Problem hatte
Illuminate) setzen JOE zukünfauch schwierigen
sich damit von selbst erledigt. Die
tig auf weibliche Stimmdynamik und die Stelle am Bass wur- Situationen nicht aus Produktion stand komplett unter
dem Motto „Zeit“ und die habe ich
de durch deinen langjährigen
dem Weg.“
mir auch genommen, auch wenn es
Kumpel Chris besetzt. Wie habt
ihr zusammengefunden und wie verlief die Zu- jetzt nicht so aussieht. Vom ersten Ton bis zum fertigen Mix hat es keine sechs Monate gedauert. Ich
sammenarbeit während der Produktion?
Manja hatte ich bei einer JOE-Show in Italien ken- liebe es, mich sehr lange in Songs, Sounds und der
nengelernt. Jahre später sang sie bei einer Support- Arbeit zu vertiefen, ab und zu auch zum Leidwesen
band an einem Tourtag mit meiner anderen Band meines Umfeldes.
„Beloved Enemy“. Ich hörte sie im Soundcheck und
beim späterem Zusammensitzen kamen wir auf das Nun ist euer neues Werk „The Clock“ nicht nur
zu dieser Zeit für mich sehr aktuelle Thema „JOE, ein Konzeptalbum, sondern verkörpert auch
was nun?“ Ich fragte sie nicht direkt, schließlich gleichzeitig den ersten Teil einer Trilogie. Vielwollte ich auch nichts überstürzen. Am Ende ging leicht kannst du uns mehr zu der Entstehung
aber doch alles sehr schnell, kurz ein paar alte Songs dieses großen Ganzen erzählen?
VÖ: „The Clock“, 07. Oktober 2011
mit nur drei Stunden Schlaf dazwischen. Wir hatten
sehr lange mit der Planung verbracht, denn die Story
beruht auf viel Effektspielerei in Sachen Zeit. Unsere
Hauptcharaktere leben in ein und der selben Welt,
aber sind gefangen in verschiedenen „Zeitströmen“.
Bei dem einen läuft alles viel zu schnell um ihn herum, bei dem anderen viel zu langsam. Die Planung
und logische Umsetzung einer solchen Geschichte
ist recht anspruchsvoll, und da ich ein Perfektionist
bin, wurde bei jedem Schritt lieber zehn Mal nachgedacht. Wir hatten das Team von Bullmaxx mit im
Boot, die ich mit meinen Ideen zugeschüttet hatte.
Zusammen entwickelten wir dann das Konzept. Da
ich ein sehr visuelles Denken bei einer solchen Sache
mitbringe, erklärte man mich kurzum zum Regisseur,
also noch mehr Arbeit. Aber es hat sich gelohnt. Ich
liebe es Kopfkino zu erzeugen, jetzt konnten wir es
ein Stück weit auf Film bannen.
gerade wegen der „Fehlerchen“ atmosphärisch.
Am Ende gibt es noch „The Mirror“. Ein etwas verstörender, fast rein instrumentaler Track, der seinen
Bezug auf den Titeltrack nimmt und eine wirklich
düstere Atmosphäre erzeugt und den Hörer am Ende
mit der Frage nach dem Sinn der Zeit alleine lässt.
Gibt es schon konkrete Pläne bezüglich Showterminen, oder gar einer ausgedehnten Tour?
Wir planen grad die Europatour. Die USA Tour steht
für Anfang 2012 an. Wir können uns kaum noch
zurückhalten. Jetzt wird gerockt, was die Bühnen
hergeben.
ANDRE STASIUS
www.jesusonextasy.com
www.myspace.com/jesusonextasy
Gibt es Titel auf „The Clock“, zu denen es eine
Die Trilogie war zunächst natürlich gar nicht gep- besondere Geschichte oder Bindung gibt?
lant. Das ergab sich im Prozess des Songwritings. Besondere Bindungen gibt es zu allen Tracks. Der TiMir spukte schon das Thema des nächsten Albums teltrack allerdings ist wirklich etwas Besonderes für
im Kopf herum, da sah ich die Zusammenhänge und mich. Den Text hatte ich in der Bahn geschrieben,
die logische Konsequenz, dass das wiederum darauf als es mir sagen wir „nicht so gut“ ging. Irgendwie
folgende Album ebenfalls in diese Schiene fallen stürzte alles auf mich ein, man kennt ja diese Momüsste. Also werden es am Ende drei. Das ist der mente der Hilflosigkeit. Darüber handelt der Text.
Plan. Das Thema „Zeit“ ist etwas, was mich seit je- Das passiert andauernd. Man kann liegen bleiben
her beschäftigt. Jeder empfindet sie anders, es gibt und sich fragen, ob es sich lohnt noch einmal aufMillionen von Aspekten, Beleuchtungswinkeln und zustehen, um erneut niedergeschlagen zu werden.
Theorien. Aber am Ende ist Zeit das,
Als ich ein paar Tage später den Text
was uns alle verbindet. All dies zu
noch einmal las, erschrak ich vor
„Ich liebe es, mich
vertonen, ist nicht auf einem Album
sehr lange in Songs, mir selbst. Es ist heftig, was diese
möglich, also haben wir uns auf
Welt mit einem veranstalten kann.
Sounds und der
die Dinge beschränkt, die uns unDer Song ist am Ende das zentrale
Arbeit zu vertiefen, Element des Albums. Darum dreht
mittelbar betreffen. Am Ende steht
für mich nur fest, ich verarbeite ab und zu auch zum sich alles. Denn am Ende bist „Du“
auf „The Clock“ sehr persönliche
es, der mit der Zeit klarkommen
Leidwesen meines
Träume, Wünsche und Erfahrungen.
muss.
Umfeldes.“
Manja und ich haben uns das Texten geteilt. Das hing einfach damit
Es wird auch eine Limited Editizusammen, dass wir uns in dieser Hinsicht blind ver- on von „The Clock“ geben, auf welches Bonusstehen. Sie versteht meine Musik und meine Ideen material dürfen sich die Fans freuen?
und vor allem fühlt sie oft das selbe wie ich, da war Der Edition wird ein Sticker beiliegen, gefolgt von
es klar, dass wir das zusammen machen.
drei exklusiven Bonustracks. Zum einen ein „Ambient-Mix“ des Songs „Heartless“, was zum Chillen.
„Lost In Time“ wird die erste Singleauskoppe- Dann eine Akustikversion des Songs „Nothing To
lung aus dem neuen Album sein, dazu habt ihr Cry For“. Diesen haben wir aber nicht im Studio
auch ein Video gedreht. Vielleicht kannst du aufgenommen, sondern in einem Hotelzimmer in
uns ein wenig Einblick gewähren, wie ihr bei Hamburg. Wir waren zusammen unterwegs und ich
schleppe gern mal mein mobiles Equipment mit. Geder visuellen Umsetzung vorgegangen seid?
Der Dreh zu „Lost In Time“ war recht aufwendig. Wir nau für solche Fälle. Daher hört man auch allerlei
hatten insgesamt vier sehr lange Drehtage. Teilweise Nebengeräusche auf der Aufnahme. Spontan und
7
8
Exquisite Elektronik
„Angefangen hat alles auf einer Tour, die wir Anfang
2009 in der Schweiz zusammen gemacht haben”,
erklärt Elena die Geburt von Subvasion. „Schon
nach den ersten Tagen waren wir mega fasziniert,
wie unsere Musik zusammenpasst und haben bei
Soundchecks angefangen, zusammen irgendwas
auszuprobieren.“
Subvasion, das ist ein brandneues Electro-Projekt, bestehend eben aus Elena, die sich als Solokünstlerin unter
dem Namen L.N/A bereits einen Namen machen konnte,
sowie Patrick und Jean von Guts Pie Earshot. Gemeinsam
haben sie eine ungewöhnliche und damit um so packendere Musikvision geschaffen, die Drums und Cello mit
dunklen Electribe-Klängen kombiniert. Nach einigen sehr
erfolgreichen Konzerten folgt nun das LP-Debüt in Form
von „Lost At Funfair“. Die Arbeiten daran waren für alle
Beteiligten eine neue Erfahrung.
Bei Elena ist es das erste Release überhaupt, während Jean
und Patrick zwar auf fast 20 Jahre gemeinsame Musik bei
GPE zurück blicken können, aber dennoch erklärt Jean:
„Mit der Subvasion-Aufnahme haben wir uns als Guts Pie
Earshot den Traum verwirklicht, mal mit viel Zeit und ohne
den Druck, in bestimmter Zeit einspielen zu müssen, Songs
zu schreiben. Wir konnten ins Studio gehen und uns darauf
einlassen, was dann entsteht.“
Das hört man „Lost At Funfair“ absolut an, denn im Ergebnis klingt die Musik entsprechend frei und kreativ, birgt dabei aber einen klaren roten Faden. Patrick bringt es auf den
Punkt: „Bei Subvasion können wir uns musikalisch alle drei
auf verschiedenen Ebenen bewegen und neue Freiheiten
suchen.“ Dass gerade aus der Schwarzen Szene hierbei
viel positives Feedback gekommen ist, dürfte niemanden
überraschen, der bereits in die Musik von Subvasion hinein
gehört hat. „Lost At Funfair“ bietet reife Tracks zwischen
Avantgarde und exquisiter Elektronik.
FRANK „OTTI“ VAN DÜREN
www.subvasion.de
VÖ: „Lost At Funfair“ 01. September 2011
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Möglichkeit bietet, muss man sich in Teams zusammenfinden, um die gemeinsamen Ideen zu konkretisieren, schon angefangene Songs weiterverfolgen
usw.. Schon bei „Wer Wind Sät“ begannen wir, uns
in kleinen Gruppen in Klausur zu begeben. Dies taten wir sooft es unser Terminkalender zuließ. Für
eine Woche mieteten wir uns im Schwarzwald oder
einer anderen schönen Gegend in ein Ferienhaus ein,
um ungestört an neuem Material zu arbeiten. Diese
Vorgehensweise haben wir bei „Sturm aufs Paradies“ perfektioniert und waren mit
der ganzen Band mehrere Wochen in solch intensiven
Workshops.
Spielleute im Paradies
Gerade erst haben sie eine DVD zu ihrem mittlerweile schon legendären Jubiläumskonzert
im vergangenen Jahr veröffentlicht, da kommt
schon der nächste Streich: Saltatio Mortis schicken sich an, den Garten Eden zu erobern.
„Sturm aufs Paradies“ heißt das brandneue
Album der umtriebigen Spielmänner, ein kraftvolles neues Werk, angefüllt mit edelstem Mittelalterrock. Und da die Herren nicht nur für
gute Musik, sondern auch für ihre Gesprächigkeit, bekannt sind, haben sie uns munter Auskunft über die neue Scheibe und die aktuellen
Entwicklungen innerhalb der Band gegeben.
Alea, Lasterbalk und Luzi das L standen
hierbei Rede und Antwort.
Mit welchen Gefühlen blickt ihr auf die
Entstehung des Albums zurück, welche
Inspirationen nehmt ihr aus dieser Zeit
mit?
Alea: Aus der Entstehungszeit von
„Sturm auf Paradies“ hab ich sehr
viel mitgenommen. Es war eine
unglaublich produktive und zielgerichtete Zusammenarbeit. Unser
Team hat sich erweitert und ist
noch stärker geworden. Der Zusammenhalt und die gegenseitige Inspiration hat „Sturm aufs
Paradies“ zu dem gemacht, was
es ist: Das beste Album, das wir je
zusammen aufgenommen haben.
Wie schafft man es denn überhaupt,
zwischen Touren, Festivals, dem Jubiläumskonzert UND der Produktion zur
DVD noch Zeit zu finden, solch qualitativ hochwertige Songs zu schreiben?
A: Indem man jede freie Minute arbeitet. Es gibt weder eine zeitliche
Begrenzung noch Trägheit, die uns
stoppen kann. Sobald sich die
10
PHOTO BY OTTOKASPERSTUDIOS
Jetzt mal ehrlich, was reizt euch so sehr am
Paradies, dass ihr es unbedingt erobern wollt?
A: Wir sind eben nette Menschen und wollen dem
Paradies etwas Gutes tun. Ein Ort, an dem alles immer seine gottgewollte Ordnung hat, muss doch echt
langweilig sein oder? Da muss man doch mal ein
bisschen belebendes Chaos einbringen oder nicht?
Ein paar Fässer Met und viel Musik, schon ist die
Langeweile verflogen und die Party kann beginnen.
Ihr befasst euch auch dieses Mal wieder mit
modernen Themen, die aber „ins mittelalterliche übersetzt“ werden. So beschäftigt sich
„Fiat Lux“ mit den Problematiken der Atomenergie. Birgt diese Kunstform nicht auch die
Gefahr, dass die meisten eurer Fans eigentlich
gar nicht verstehen, was ihr ihnen sagen wollt?
Luzi: Ich denke, unsere Fans sind da fit genug zu
verstehen, was wir ihnen sagen wollen! Andererseits finde ich es gar nicht schlimm, wenn ein Text
nicht sofort hundertprozentig durchsichtig ist, denn
das regt zum Nachdenken an. Wenn über den Inhalt
eines Textes diskutiert wird und sich jeder etwas daraus ziehen kann, das für ihn wichtig ist, haben wir
doch unser Ziel erreicht.
Lasterbalk: Es ist letztlich immer eine Geschmacksfrage, ob, und inwieweit, man Texte direkt oder
eben lyrisch verfremdet formuliert. Im Prinzip
mag ich Texte mehr, die dem Zuhörer Raum
für seine eigenen Interpretationen lassen.
Es gibt unterm Strich auch keine falschen
Deutungen! Nur weil ein Hörer auf eine andere, für ihn passende Auslegung kommt,
ist das doch nicht falsch, nur weil ich den Text
mit einer anderen Inspiration geschrieben habe!
Sehr unter die Haut geht, sowohl textlich als
auch musikalisch, „Gott würfelt nicht“, besonders wenn man sich mit den Hintergründen befasst. Gab es einen bestimmten Anlass, dass ihr
euch mit dem Thema der künstlichen Lebensverlängerung auseinander gesetzt habt?
A: Ich glaube, dass die künstliche Lebensverlängerung eines der großen Tabuthemen unserer Zeit ist.
Jeder denkt darüber nach, hat seine Meinung gebildet, aber spricht nur ungern offen darüber. Es ist ein
schwieriges Thema, aber meiner Meinung nach ein
sehr Wichtiges. Als Lasterbalk mir den Text vorgelegt
hatte, war mir sofort klar, in welche Richtung der
Song gehen wird. Eine erste simple Akustikgitarrenversion war innerhalb einer halben Stunde fertig. Die
Idee war so zündend, dass wir sie weiterverfolgten.
Später im Studio haben wir dann an dem Gesangsarrangement noch ganz schön gebogen und gefeilt,
aber das alles hat die Grundinterpretation des Textes
nicht verändert, sondern nur verstärkt.
weibliche Ader hat... Aber das war sicher nicht der
Grund! Er ist ein fantastischer Dudelsackspieler, und
als er als Gast bei uns im Studio war, da haben wir
gemerkt, das passt, das macht Spaß!
Lb: Unsere technisierte Welt hat
A: Also jetzt muss ich hier
„Ein Ort, an dem alles
uns vor ungeahnte und auch
immer seine gottgewollte meinen Kollegen unterstütbisher nicht lösbare ethische,
zen. Ich kenne unseren Luzi
Ordnung hat, muss doch
philosophische und moralische
seit ca. acht Jahren. Er und
Probleme gestellt. Einige zen- echt langweilig sein oder?“ ich teilen ein Zelt auf den
trale Fragen des Lebens können
Märkten und ich kann sagen,
nicht mehr eindeutig beantwortetet werden: Wann er ist definitiv, durch und durch, männlich. Ein Spielbeginnt das Leben und wann endet es? Beide Fragen mann durch und durch. Er sorgt höchstens für mehr
waren früher recht eindeutig beantwortbar und sind Weiblichkeit vor der Bühne und für eine höhere Taheute einer subjektiven und willkürlichen Setzung vernenrechnung.
gewichen! Ich habe keine Antwort darauf, aber ich
weiß, dass jeder für sich eine Antwort darauf finden Lb: Ich finde ja immer noch, er hat auch so seine
muss und diese dann auch schriftlich hinterlegen weiblichen Momente...
sollte! Ich finde es unverantwortbar eine solche
fundamentale Entscheidung seinen Mitmenschen Und Luzi, jetzt erklär uns doch mal welch unaufzubürden! Stichwort: Patientenverfügung, aber glaubliche Anziehungskraft von Saltatio Morauch Organspende ...
tis ausging?
Lu: Wir kennen uns schon eine ganze Weile und ich
Seit nicht allzu langer Zeit habt ihr eure Bande bin mittlerweile seit acht Jahren mit Alea befreunmit Luzi, dem ehemaligen Schelmen, verstärkt. det. Nachdem ich gemerkt habe, dass es mir fehlt,
War es die Zahl Sieben, die euch dazu gebracht auf der Bühne zu stehen, haben wir uns getroffen
hat? Oder wolltet ihr einfach mehr Weiblich- und nach langem Hin und Her wurde ich ins Studio
eingeladen. Nach zwei Wochen unter einem Dach
keit in eure Spielmannstruppe holen?
mit diesen Irren, war klar, dass wir einfach wunderLu: MEHR WEIBLICHKEIT???
Lb: Ich finde ja auch, dass Luzi eine ausgeprägte bar zusammenpassen.
11
Ihr reist trotz allen Erfolges noch immer über Im Herbst folgt die Tour zum Album. Sieben
Märkte. Speziell bei den MPS gehört ihr zum Recken plus Crew auf engstem Raum im Bus,
Stammrepertoire an Bands, wobei eure Kon- da wird es sicher auch mal zu Spannungen
zerte dort natürlich überdurchschnittlich gut kommen. Was macht ihr, um solche Probleme
besucht sind. Habt ihr keine Angst, dass euch in Grenzen zu halten?
diese Möglichkeit irgendwann genommen Lu: Nicht miteinander reden! Sollten wir uns doch
wird, weil es vom Platz und der Organisation mal etwas zu sagen haben, läuft das nur über Anher nicht mehr funktionieren würde?
walt oder per E-Mail!
Lu: So schnell wird das nicht
passieren, da Saltatio immer „Wann beginnt das Leben A: Nette Idee, aber dann kann
einen engen Bezug zu seinen und wann endet es? Beide ich ja meinen Kollegen gar
nicht auf die Nerven gehen.
Wurzeln und Gisbert Hiller hat.
Fragen waren früher recht Sänger brauchen doch immer
Der Veranstalter des MPS ist
wahnsinnig genug, immer eine eindeutig beantwortbar und ihre Aufmerksamkeit. Mal muss
geeignete Location zu finden, sind heute einer subjektiven man ein bisschen piensen und
egal wie groß der Andrang und willkürlichen Setzung mal ein bisschen weinen. Sonst
wird man am Ende gar nicht als
auch sein mag!
gewichen!“
Frontmann einer Band wahrgenommen. Also bitte!
Lb: Letztlich wurde das natürlich in den letzten Jahren immer komplizierter. Aber
wie Luzi schon sagt, solange es Menschen wie Gis- Lb: Im Ernst: Klar geht man sich mal auf die Nerbert gibt, der verrückt genug ist, so etwas auf die ven. Aber wir haben da ein Wundermittel entBeine zu stellen, solange werden wir auch auf Mär- deckt! Sprache! Es gibt Kollegen, die machen sich
kten spielen.
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VÖ: „Sturm aufs Paradies“, 02. September 2011
bisweilen lustig über uns, weil es schon mal vorkommt, dass wir uns in einen Raum einschließen
und dort dann mal Klartext gesprochen wird. So
funktioniert es aber ...
FRANK „OTTI“ VAN DÜREN
www.saltatio-mortis.com
www.myspace.com/mittelalterpunk
Wie werdet ihr die CD promoten?
Klarer Fokus auf Pressepromotion und Onlineaktivitäten, außerdem gibt es eine CD-Release-Party im
Kölner Blue Shell am Tag vor der VÖ, wo auch Thomas Elbern und Rolf Kistenich, der Besitzer des Blue
Shell, mit dabei sind, bzw. auflegen werden.
Die meisten, die diese Songs noch kennen,
dürften mittlerweile „Ü35“ sein. Wie unterscheidet sich die „Generation Underground“CD vom Ausverkauf eines Lebensgefühls, wie
es z.B. mit den zahllosen „Classic Rock“-Compilations und „Summer Of Love“-Samplern im
Shopping-TV passiert?
Unterscheiden wird sie sich durch einige Songs, die
rar, bzw. nicht oder nur schwer auf CD aktuell zu
bekommen sind und beim Download gibt es eine
Bonus-Coverversion von Fad Gadget und einen tollen Audiokommentar von Thomas Elbern mit Infos zu
Songs und Interpreten.
Wer ist eure Zielgruppe?
Schon die Ü35er, aber nicht nur die Gothic- und Dark
Wave Szene, sondern generell Freunde des Indie
Rock. Auch junge Leute können so als Einstieg mal
komprimiert die Bands entdecken, die maßgeblich
Bands von heute (wie Bloc Party oder Editors) inspiriert haben.
Musik für die Massenbewegung
Weißt du noch, früher? Früher war alles
Schwarz. Zumindest wir waren es. Und damit
waren wir anders. Anders als unsere Eltern
und anders als die anderen in unserem Alter.
Die anderen hörten Nena, Rick Astley oder
Kylie Minogue. Die Anderen, das war die „Generation Golf“. Wir waren die „Generation
Underground“. Einer, der damals dabei war, ist
Manfred Rolef (MR) vom Label EMI. Zusammen
mit Thomas Elbern (Escape With Romeo) hat er
jetzt einen Sampler zusammengestellt, vollgepackt mit Klassikern und Raritäten aus Gothic,
Punk und New Wave. Von The Sisters Of Mercy bis Anne Clark, von Fat Gadget bis Martha
& The Muffins. Die Keimzelle einer heutigen
Massenbewegung und Soundtrack einer Generation.
Wie kamt ihr darauf, den Sampler zusammenzustellen?
Wir haben bei EMI noch keine Compilation in dem
Segment gemacht, obwohl wir viele starke, prägende Bands und Interpreten der Ära haben wie
DAF, Laibach, Wire, DEVO, Gang of Four, Morrissey
oder P.I.L. Die Idee war, die Ursprünge und Vorbilder
zu präsentieren.
Gab es Songs und Interpreten, die ihr gern dabei gehabt hättet, aber bei denen es warumauch-immer nicht geklappt hat? Wenn ja, wer
war das und was hat euch/sie daran gehindert?
Es gab eine ganze Menge Interpreten wo es nicht
geklappt hat. The Cure hätten wir gerne gehabt,
viele Songs wechseln den Repertoireowner und
man findet schlicht und ergreifend keinen aktuellen
Bandeigner. Die Liste der Stücke, die wir nicht bekommen haben oder nicht finden konnten, ist leider
genau so lang wie die Trackliste.
Hast du persönliche Lieblingsstücke? Was für
Erinnerungen oder Erfahrungen verbindet ihr
mit einzelnen Songs von dem Sampler?
Für mich ganz klar „Faith Healer“ von den Bollock
Brothers, zu dem ich im Kölner Luxor in den 80ern
gerne getanzt habe.
Style spielt in der Szene eine große Rolle. Wie
seid ihr damals herum gerannt?
Klar in Schwarz, vor allem in Läden wie BLA oder
Novum in Bonn oder Luxor, Blue Shell oder Rose
Club in Köln.
Ganz ehrlich: Welche Modesünden sind euch
im Nachhinein peinlich?
Ganz schlimm waren in jungen Teenie-Tagen rote Lederkrawatten und weiße Schuhe, das war noch New
Wave/New Romantic (lacht).
Ist ein Nachfolger zu der Compilation geplant
oder denkbar, vielleicht mit einem anderen
Fokus?
Auf jeden Fall. Wenn es gut läuft, gibt es mehr aus
der Ära - auch gerne die Bands von heute, die durch
die Bands auf der CD inspiriert wurden.
OLE ARNTZ
VÖ: „Generation Underground“
02. September 2011
13
Der Herbst wird höllisch
Und „Sold out“ Schilder teerten ihren Weg.
So hätte die Devise während der ersten Viva
Hades-Tourhälfte lauten können, als die norddeutschen Feldzügler Mono Inc. bereits Anfang April diesen Jahres unterwegs waren.
So manche Veranstaltungshalle musste bereits
im Vorfeld wegen der großen Nachfrage das rote
Schildchen mit dem weißen Schriftzug vor die Türe
hängen. Riesen Ansturm auch bei den diesjährigen
Festivalauftritten. Gemeinsam mit ihrer Anhängerschaft hissten Mono Inc. in diesem Sommer die eigens entworfene „schwarze Flagge mit dem weißen
Adler“ und der Mono-Rocksound verleitete zum
kollektiven Mitfeiern. Der Siegeszug durch die Szene
14
hält weiterhin an. Euphorisiert von diesem Riesenerfolg und aufgrund anhaltender Ticketnachfragen
legt die Band im Herbst noch mal mit reichlich Zusatzkonzerten nach. Dem Wunsch der Fans gerecht
werdend, supporten dabei die Silbermänner „Stahlmann“ sowie bei den beiden letzten Shows der Tour
„Lord Of The Lost“ die Hamburger Senkrechtstarter.
Als besonderes Highlight wird es zeitgleich mit dem
Tourauftakt, der am 14. Oktober 2011 in Hannover
stattfindet, eine brandneue Maxi-CD des umjubelten
Hits „Revenge“ vom aktuellen Longplayer geben.
Neben drei verschiedenen Versionen des Titels wird
diese auch einen völlig neuen Song „Tired Of The
Day“ sowie drei Livenummern darunter „Forgiven“
und „Voices Of Doom“ (aufgenommen in Frankfurt)
beinhalten. Da einige Termine sicherlich schnell wieder vergriffen sein werden, sollte man sich schon
jetzt Tickets sichern, der Herbst wird höllisch … Viva
Hades!
YVONNE STASIUS
www.mono-inc.com
www.myspace.com/monoincmusic
One with the Sickness
Gyom Noislave, französischer Fürst der düsteren Elektronik, meldet sich nach zwei Alben
und einem Jahr Pause zurück. Der dritte Streich
ist eine Remix EP, welche sowohl Songs präsentiert, die bereits auf dem Vorgänger „The
Shattering“ veröffentlich wurden, als auch exklusive neue Tracks. Gyom hat uns verraten,
worauf sich Fans von A7IE gefasst machen
können.
Ein Jahr ist seit deinem letzten Release vergangen. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Ich habe viele Konzerte gespielt und bemerkt, dass
A7IE eine wirkliche Fangemeinde hat. Dies hat mich
dazu animiert, an neuem Material zu arbeiten.
Du hast einen anstehenden Release, welcher
ein Remix Album wird. Werden deine eigenen
Lieder von anderen Künstlern überarbeitet
oder kreierst du Remixe für andere?
„Narcissick“ ist eine EP, auf welcher Remixe von
meinen eigenen Songs zu finden sind, die zuvor auf
„The Shattering“ veröffentlicht wurden. Die meisten
Remixe kommen aus dem Advoxya Roster, aber es
sind auch ein paar Freunde von mir dabei. Es gibt
auch zwei neue und exklusive Songs, die später neu
editiert werden. Wir hatten auch vor das Lady Gaga
Cover auf die EP zu bringen, doch wir haben so lange auf eine Rückmeldung von ihrem Label gewartet,
dass wir es letztendlich aufgegeben haben.
Bist du mit dem Ergebnis zufrieden oder gab es
auch böse Überraschungen?
Es ist immer aufregend, unterschiedliche Herangehensweisen zu Songs vom A7IE zu erleben. Ich
habe natürlich einige Favoriten und ein paar Remixe
haben mich enttäuscht. Das lag aber nicht an den
Remixen an sich, sondern eher an der Tatsache, dass
wir alle unterschiedliche Geschmäcker haben.
Du bringst nun bereits deinen zweiten Release
auf Advoxya Records heraus. Wie läuft eure
Zusammenarbeit?
A7IE hatte einige Angebote von unterschiedlichen
Labels für „The Shattering“, doch Advoxya Records
waren die einzigen, welche fair waren und zu A7IE
gepasst haben. Nun hoffe ich, dass sie keine Beziehungen zur Mafia haben (lacht)! Nachdem „The
Shattering“ herausgekommen ist, haben sie mir angeboten, eine Remix EP in einem limitierten Boxset
zu veröffentlichen. Ich habe noch nie zuvor über so
etwas nachgedacht und ich betrachte es als großes
Geschenk für A7IE.
Du hast bereits zahleiche Remixe auf deinem
Konto, welche von Tamtrum über Alien Produkt, bis hin zu Lady Gaga reichen. Was gefällt
dir am Remixen und wie gehst du an neue Remixe heran?
Ich mag es Remixe für andere Künstler zu machen,
da der Großteil der Musik und die Texte bereits vorhanden sind. Ich bin ein sehr introvertierter Mensch
und werde hinsichtlich meiner eignen Arbeit immer
unsicher sein, besonders wenn es um meine Texte
geht. Es ist sehr aufregend Einflüsse von A7IE in einen fremden Song einzubringen. Ich habe jedoch damit aufgehört, willkürlich Remixe zu produzieren, da
es sich nicht wieder um Songs handeln soll, welche
ich nicht veröffentlichen darf oder, ganz banal, schon
wieder um weitere A7IE Remixe.
Wie sehen deine Pläne für die nächste Zukunft
aus?
A7IE arbeitet derzeit an neuen Songs, die auf dem
nächsten Album erscheinen werden. Ansonsten ist
die Zukunft ungewiss. Nur eines ist sicher: ALL THE
SICK MUST DIE.
JOANNA BABICKA
www.a7ie.com
VÖ: „Narcissick“ 21. Juni 2011
15
Schwarzes Jubiläum 2011
Schirme, so weit das Auge reicht
Es ist lange her, seit ein paar schwarze Gestalten die fixe Idee
hatten, in Leipzig ein regelmäßiges Treffen der Gothic-Szene
ins Leben zu rufen. Aus einer anfangs losen Zusammenkunft,
mit wenigen Bands, ist im Laufe der Jahre das größte und
wichtigste Event der dunklen Subkultur weltweit geworden:
Das Wave Gotik Treffen, kurz WGT genannt.
Dieser Sommer war kein Sommer! Zu dunkel, zu feucht und
am zweiten Wochenende im August auch viel zu kalt. Was
das Wetter Anno 2011 anging, stand das M‘era Luna Festival bereits am Anreise-Freitag wahrlich unter keinem guten
Stern. Selbst unter diesen augenscheinlich nicht optimalen
Umständen zog es jedoch auch in diesem Jahr über 20 000
schwarzgewandete Gestalten aufs Flugplatzgelände nach
Hildesheim-Drispernstedt.
In diesem Jahr jährte sich dieses Großereignis zum 20. Mal. Vom 09.
bis zum 13. Juni 2011, traditionell über Pfingsten, versammelten sich
wieder Heerscharen schwarzer Gestalten, um das Stadtgebiet von
Leipzig zu bevölkern und sich allerlei alternativer Kultur zu widmen.
Im Gegensatz zu „normalen“ Festivals bietet das WGT ein mehr als
umfangreiches Rahmenprogramm von Lesungen und Theaterstücken,
über Ausstellungen und mittelalterlichen Märkten, bis hin zu Live-Rollenspielen und einem viktorianischen Picknick im Park. Dennoch sind
die überall in Leipzig stattfindenden Konzerte für viele Besucher die
Highlights des Treffens, weswegen natürlich auch 2011 wieder Bands
aus allen Genres auftraten, die sich unter dem Dach der schwarzen
Szene mittlerweile versammelt haben - definitiv zu viele, um hier eine
anschauliche Übersicht zu bieten. Aber egal ob Newcomer, alte Hasen wie Deine Lakaien und Das Ich oder die extra für das Jubiläum
nach 10 Jahren Bühnenabstinenz reaktivierten Legenden von Love
Like Blood, sämtliche Künstler fanden ihr Publikum, jeder Besucher
durfte ganz private Highlights erleben. 20 Jahre Wave Gotik Treffen zu
Leipzig, das heißt zwei Dekaden alternativer Kultur, die sich in einer
Institution manifestiert haben. Der runde Geburtstag wurde ordentlich gefeiert, zahlreiche Met- und Bierhörner gehoben, alte Freunde
getroffen und neue gefunden. Genau darum geht es, und genauso
soll es auch noch in den nächsten 20 Jahren bleiben!
FRANK „OTTI“ VAN DÜREN
www.wave-gotik-treffen.de
Neben reichlich Musik, boten die zahlreichen Shopping Stände alles,
was das Gothic Herz begehrt. Von der obligatorischen Schweißerbrille
und Engelsflügeln, über Patchouli Duschgel und schwarze Lollis, bis
hin zu knochenverzierten Korsetts und überdimensionierten Teufelshörnern blieb kein Wunsch unerfüllt. Wer nun seinerseits nach Inspirationen suchte oder einfach ausgefallene Kreationen bewundern
wollte, konnte dies bei zwei Modenschauen tun.
Was das musikalische Spektrum betraf, war Vielfalt angesagt, wobei
die Headliner Within Temptation und Hurts auf der Mainstage und
Patrick Wolf im Hangar nicht bei allen Festivalgästen auf Begeisterung stießen. Insbesondere letztgenannter musste sich trotz Spitzenposition mit einer halbleeren Halle zufrieden geben, was angesichts
seiner schrägen, skurrilen und exzentrischen Performance, die aber
jeglichen Witz vermissen ließ, durchaus gerechtfertigt war. Die echten
Abräumer fanden sich hingegen an beiden Tagen auf den Co-Headliner Positionen, denn sowohl VNV Nation als auch ASP legten furiose
Auftritte hin, die jeweils als perfekte Vorboten der kommenden Alben
beider Acts gelten durften. Ebenfalls umjubelt verliefen die Shows
von Tanzwut, Project Pitchfork und Funker Vogt, die für viel Bewegung im Publikum sorgten.
Trotz widriger Wetterverhältnisse und dem ein oder anderen Line-Up
Ausrutscher war damit auch dieses Mal das letzte große schwarze
Festival des Jahresverlaufs ein unverzichtbares Highlight!
PETER HEYMANN
www.meraluna.de
16
25 & 26 Juni 2011 Amphitheater
Gelsenkirchen
20 abwechselungsreiche Bands, verteilt auf zwei Tage
galt es an diesem letzten Juni Wochenende zu erleben.
Insgesamt zog es dabei knapp 5.500 Musikhungrige ins
Gelsenkirchner Amphitheater, um zum bereits vierten
Mal ein unvergessliches schwarzes Familienfest zu feiern.
Dabei zeigte sich das Wetter am ersten Tag wie die Jahre
zuvor von seiner grauen regnerischen Seite. Verpackt in Regenponchos und Schutz suchend unter Regenschirmen fiel für
die Besucher am Samstag gegen 11.45 Uhr mit der Modern
Wave Truppe Burn aus Münster der Startschuss. In den nächsten Stunden bot sich ein Reigen aus allem, was die Schwarze
Szene zu bieten hat, wobei so manche Band mit technischen
Schwierigkeiten kämpfen musste. Vom Oldschool EBM (Autodafeh) oder Minimal-Elektro (Absolute Body Control) über
Stadion-Gothic (Mono Inc.) und Electropunk (Rabia Sorda), bis
hin zu avantgardischtischem Synthie-Pop-Rock (IAMX), Darkwave (Diary Of Dreams) und Body Pop (And One) erstreckte
sich das Repertoire des ersten Tages. Mit dem Song „Military
Fashion Show“ wurde dann die Show beendet und ein toller
musikalischer Abend fand unter lautem Händeklatschen seinen Ausklang.
Auch Tag zwei zeigte sich zunächst grau und bewölkt, doch
anstatt dem erwarteten Donnerwetter von oben, wurde gegen 12 Uhr erstmal geblitzt und zwar in Form des EBM-Duos
Blitzmaschine. Im weiteren folgten perfekt zum IndustriellenRuhrgebiets-Flair Stahlmann und Sono, die eine interessante
Mischung aus Synthpop und House boten. Mit Reaper, A Life
[Divided] und den absoluten Abräumern des zweiten Festivaltag von Letzte Instanz ging es munter weiter, bis Combichrist
schließlich technischen Schiffbruch erlitten und sogar ihre
Show frühzeitig abbrechen mussten. Nicht so die Bayern von
Eisbrecher oder die ebenfalls aus München angereisten FolkRocker von Schandmaul. Mit frischem Met aus dem Trinkhorn
ließen die Festivalbesucher den Abend zu Folk-und mittelalterlichen Klängen allmählich ausklingen.
Auch 2012 lädt das schwarze Ruhrgebietsspektakel am 23 &
24 Juni wieder zur großen Zusammenkunft ein … wir sagen
Danke ans gesamte Blackfield Team und hoffen auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.
YVONNE STASIUS/ANDRE STASIUS/PETER HEYMANN
17
ausschweifende Feste an und die kann man
mit Genuss des neuen Albums definitiv feiern.
Es ist hart, es ist teilweise recht schonungslos
und es ist eben ein bisschen Gottes – pardon –
Teufels Werk und Teufels Beitrag.
Teufels Werk und Teufels Beitrag
Lange Jahre musste man warten, denn das
letzte Studioalbum „Schattenreiter“ der Mittelalterrocker Tanzwut datiert auf 2006. Jetzt
in 2011 steigen sie allerdings wie der Phönix
aus der Asche und melden sich mit zwei Alben
zurück. Zum einen das in der letzten Ausgabe
vorgestellte „Morus et Diabolus“ (ein reines
Mittelalteralbum) und nun das neue Werk
„Weiße Nächte“. „Weiße Nächte“ spielt auf
interessant. Dazu kommen Ideenreichtum und Kreativität. Es entstanden gleich zwei neue Alben im
Jahr 2011. Einmal das Mittelalter-Akustik-Album
„Morus et Diabolus“ – zum anderen die MittelalterRock-CD „Weiße Nächte“. Die Band ist mit jedem
bisherigen Auftritt seit dem Neuanfang gewachsen.
Erzähl doch bitte etwas zur Entstehung des Gerade hatten wir mit unserer neuen MittelalterShow Premiere beim Kaltenberger Ritterturnier und
neuen Albums.
Teufel: Seit dem 2006er Album „Schattenreiter“ die erste gemeinsame CD „Morus et Diabolus“ verist ja in punkto Tanzwut nicht viel passiert, außer, öffentlicht. Auch die Teufel-Show Premiere haben
wir im Juni erfolgreich hinter
dass wir unterwegs waren und
Konzerte gespielt haben. Ich „Wir sprühen vor Energie uns gebracht. Jetzt noch die CD
„Weiße Nächte“. Wir sprühen
war in der Zwischenzeit trotz
und Tatendrang. Ich
vor Energie und Tatendrang. Ich
allem an vielen anderen Proglaube, dass dieser
glaube, dass dieser Neuanfang
jekten beteiligt, welche mich
Neuanfang für uns alle für uns alle genau das Richtige
auch künstlerisch gut ausgefüllt
haben. Parallel dazu hatte ich an genau das Richtige war.“ war. Und für mich war es wichtig, die Stagnation der letzten
meinem Solo-Album „Absinth“
gearbeitet und einen kleinen Gedichtband „Des Jahre zu überwinden und den Fans ein lang erwarTeufels Phantasien“ geschrieben. Wir waren mit al- tetes neues Album zu bieten.
len Projekten viel unterwegs. Russland, China, Mexiko und USA waren die Höhepunkte in jener Zeit. Aufgefallen ist mir sofort die Härte der „weiNach einigen Veränderungen im vergangenen Jahr ßen Nächte“
hab ich mich für die Band Tanzwut und neue Veröf- Kerniger ist es auf jeden Fall geworden, aber hart
fentlichungen und gegen alte Projekte entschieden. waren wir ja damals auch schon.
Die Band hat sich neu formiert aus langjährigen,
aber auch neuen Mitgliedern. Und so konnten wir Von wegen damals – „Niemals ohne dich“ und
uns auch im Studio neu ausleben. Dabei muss man „Bei dir“ ähneln sich doch etwas, oder?
erwähnen, dass alle Bandmitglieder exzellente Weil es Balladen sind vielleicht? Nein, in beiden
Musiker sind, die ihr Handwerk wirklich verstehen. Liedern geht es um dieses wunderbare Thema Liebe
Das macht die Zusammenarbeit sehr einfach und und wer kennt es denn nicht, dieses Streben nach
Geborgenheit und dieser Sehnsucht nach dem Ultimativen, nach dem oder der einen. „Niemals ohne
dich“ ist da aber eher der Song gewesen, mit dem
man einen Verlust verarbeitete. „Bei dir“ ist der
andere Part. Man möchte eben auch irgendwann
jemanden haben, mit dem man alt werden kann.
Klingt nach Erwachsen werden und sich auf
etwas festlegen?
Diese Möglichkeit muss man sich offen halten. Aber
ob es dann so ist? In einigen Bereichen darf man sich
nicht festlegen – die Musik oder das Schreiben zum
Beispiel. Dort wäre es schlecht, da muss man sich
Alternativen offen lassen.
Damit man dann wie der Phönix aus der Asche
steigen kann?
Nun ja, der Song „Phönix aus der Asche“ ist ein
bisschen wie unsere eigene Geschichte. Nach 2006
gab es keine Veröffentlichungen mehr von uns und
nun steigen wir mit neuer Energie und guter Laune
wieder auf und es kann wieder losgehen.
18
Auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten?
Natürlich auch auf der Bühne. Auch dort geht es mit
frischem Wind in den Segeln wieder darum, mit den
Leuten zu feiern und eine verdammt gute Party zu
erleben – weiße Nächte eben.
meinem Fall ist das eben der Straßenmusiker. Wenn
man wie ich damit groß geworden ist, dass man
in einem Urlaub eine Velvet Underground Platte
für 100 Ostmark kaufen konnte, dann musste man
sich auch Gedanken machen, wie das ganze finanziert werden würde, denn man
Wie viele Termine stehen an? „Man möchte eben auch konnte immer nur 100 Ostmark
Einige. Zwölf oder so – aufs Woirgendwann jemanden umtauschen in Ungarn. Man zog
chenende gelegt, dann können
haben, mit dem man alt los mit Gitarre oder Dudelsack
und in Budapest gab es einen
die Leute am nächsten Tag auswerden kann.“
Platz, wo man eben Straßenmuschlafen und haben mehr Spaß
sik machen konnte. Das machte
an einem Konzert, weil sie eben
ihre persönlichen weißen Nächte haben können und man dann eben und man konnte neben einer neuen Velvet Underground Platte auch noch vergnügt
einfach feiern wonach ihnen der Sinn steht.
seinen ungarischen Rotwein schlürfen und seine
Dosennahrung futtern, während es da andere Leute
Bräuchte dein Tag 48 Stunden?
Nein. Momentan ist zwar eine absolute Kreativ-Pha- eben nicht so gut hatten und ihre Ostmark zusamse in meinem Leben, die neuen Tanzwut-Alben, das menhalten mussten.
neue Teufel-Album, mein Gedichtband, aber ich will
in keinen Wahnsinn verfallen und nehme mir daher Ist das also die Wurzel von Teufel und Tanzwut
dann auch meine Auszeiten, damit ich Kraft und wei- – Budapest?
tere Kreativität tanken kann.
Nein. Meinen ersten Dudelsack habe ich in Bulgarien
gesehen und war sofort fasziniert davon. Ein Instrument, das ohne Elektronik auskommt und so laut
Thema: Kommerz. Wie stehst du dazu?
Ich würde persönlich nicht alles dafür geben, um so und genial klingt.
richtig berühmt zu sein. Klar, wenn die Leute sich
jetzt unsere Scheiben kaufen und ich mich nicht Ihr baut die Instrumente teilweise noch selbst?
großartig verbiegen müsste, dann würde ich nicht Ja, als wir anfingen mit der Musik musste man das
Nein sagen, sondern: Kauft! Für mich gilt da halt auch tun, denn da war es nicht so einfach, dass man
so eine Ehre, die man sich wahren sollte, und alles sich in einen Internetshop klickt und mal schnell eigeht dann halt nicht. Leute, die ihre eigene Ehre ver- nen Dudelsack bestellt. Man musste viel selbst makaufen und ohne Rückgrat durchs Leben gehen, die chen und sich vor allem vorstellen können, wie das
müssen einfach nicht sein, darum geht es übrigens damals ausgesehen und geklungen haben könnte.
auch im Song „Rückgratbeisser“.
DANIEL FRIEDRICH
VÖ: „Weiße Nächte“ 16. September 2011
Schuster, bleib bei deinen Leisten?
Ja, doch, man darf seine Wurzeln nie vergessen. In
www.tanzwut.com
www.myspace.com/tanzwutmusik
19
Remixed Desire
Ein Jahr nach dem sensationellen Debüt mit
seinem Soloprojekt Lost In Desire legt der
Wiener Künstler Stephan Sutor das nächste
Schmankerl nach. Jeder Song des Vorgängeralbums erhält auf „Reborn From The Ashes“ eine
eigene Remixversion. Um einen Einblick in den
Entstehungsprozess eines solchen Remixalbums zu bekommen, haben wir Stephan und
seine Remixer interviewt.
Aus heiterem Himmel ist „Reborn From The
Ashes“ nicht gefallen. Es gab bereits zwei EPs
als Vorboten. Da war es klar, dass noch etwas
Größeres folgen wird. Im Dezember 2010 wurde „The Vampire“ EP herausgebracht und beinhaltete neben zahlreichen Versionen einen
Assemblage 23 Remix. Im April folgte die „I
Am You“ EP (wir berichteten in der April/Mai
Ausgabe) mit einem Apoptygma Berzerk Remix. Bei so viel Remixeifer durfte schließlich
das ganze Album wie ein Phönix aus der Asche
wiederauferstehen.
Doch beginnen wir am Anfang von Stephans
musikalischer Karriere. Die ersten Lehrjahre
sind amtlich von statten gegangen, hat Stephan doch bereits im Alter von zarten fünft
Jahren das Klavierspielen erlernt. Als Teenager
hat er sich tapfer durch alle örtlichen Bands
gespielt, gesungen, gezupft und getrommelt
bis er schließlich Synthesizern verfallen ist. Es
folgte ein überaus erfolgreicher Exkurs in die
elektronische Musik, begleitet von unzähligen
20
Veröffentlichungen. Ja, selbst in den Dance schnell, dass es mir fast unwirklich vorkommt. InnerCharts hatte er einen Nummer Eins Hit. Danach halb von ein paar Monaten waren alle Songs fertig,
folgte eine Zeit, in der Stephan sich hauptsäch- um im Studio aufgenommen zu werden.”
lich in den Produktionsbereich zurückzog und
Material für sein Soloprojekt gesammelt und Ein Jahr nachdem das Opus Magnum in die
sein eigenes Plattenlabel music obscure ge- Welt hinausgelassen wurde, hat es Stephan
gründet hat.
ausgewählten Künstlern und Freunden übergeben – nach dem Motto:
„Als ich bei diversen Plattenlabels war, wurde mir nie der Platz „Der Aufwand um dieses Was ihr wollt! Das musikalische Spektrum des Resulgeboten, das zu tun, wonach
Album fertigzustellen,
tats könnte nicht breiter
mir gerade ist: Mein eigenes
war fast größer als jener sein, so wollte man der KreaDing, 100% meine eigene Muum einen vollkommen
tivität keine Grenzen setzen.
sik, ohne Rücksicht auf Formate
neuen Longplayer zu
Keine Facette der düsteren
oder Vorgaben. Die Idee eines
Klänge wurde ausgelassen
Soloalbums liegt jetzt schon fast
produzieren.“
und so findet man Future
sieben Jahre zurück. Es war für
Pop, Industrial, EBM, Dark
mich ein langer Weg des Suchens, weil viele Ideen überhaupt nicht zusammen Ambient, Gothic Rock, Minimal, Trance und
gepasst haben und ich nicht so recht wusste, wohin Experimental auf einer Scheibe. Ich wollte naes gehen soll. Ende 2008 habe ich den ersten Lost türlich wissen, wie es Stephan gelungen ist, so
In Desire Song ‚Losing Control’ als Demo in meinem viele unterschiedliche musikalische Stile unter
Homestudio aufgenommen. Danach ging alles so einen Hut zu bekommen.
„Ich war mir am Anfang der Entstehung dieses Al- „Bei diesem Remix war mir klar, wo es lang gehen einen Song zu verändern und dabei die Emotionen
bums auch nicht ganz sicher (lacht). Es kam für mich soll. Ich wollte auch von Anfang an die elektro- beizubehalten.”
jedoch nicht in Frage, die Künstler in ihrer Freiheit nischen Drums mit echtem Schlagzeug ersetzten
einzuschränken oder ihnen Vorgaben zu machen. und habe kurzerhand unseren Drummer dafür ein- Den Härtecontest des Remixalbums hat Ted
Als alle Remixe fertig waren, habe
gespannt. Den Gesang dazu neu Phelps für sein Projekt Imperative Reaction geich sehr viel Zeit mit der Anord- „Kreativität kann man aufzunehmen war eine interes- wonnen. Er sagt:
nung der Songs auf dem Album
sante Erfahrung. Ich bin es ja nicht „Die Zusammenarbeit hat mir sehr viel Freude benicht steuern. Der
verbracht. Ich habe versucht, gegewohnt Texte zu singen, die nicht reitet. Das Original ist sehr weit davon entfernt, was
Funke einer neuen
meinsame Anknüpfpunkte oder
von mir verfasst wurden. Es dau- ich normalerweise mache. Daher war es eine große
Idee muss sofort
Parallelen zu finden und somit flieert immer eine Weile, bis ich den Herausforderung für mich, einen Stempel von Impeßende Übergänge zu schaffen. Das eingefangen werden – Text dann richtig interpretieren rative Reaction zu hinterlassen.“ Dieses Vorhaben
Ergebnis ist trotz der unterschied- sonst verschwindet er kann. Ich wollte aus dem Lied eine ist Ted zweifellos gelungen – Imperative Reaction
lichen Remixversionen stimmig
vielleicht für immer.“ Whispers In The Shadow Version knallt in jedem Beat.
und harmonisch geworden.“
machen, also musste es in eine rockigere Richtung gehen, als es im David Pfister, die Institution im österreiFür diejenigen, die das Album auf iTunes erste- Original der Fall war. Es ging dann aber alles über- chischen Radiosender FM4 und Musiker aus
hen, gibt es noch zwei exklusive Bonustracks. raschend schnell“, sagt Ashley. Dass Stephan selbst Leidenschaft hat den wohl extravagantesten
Das macht insgesamt 13 Remixer. Man kann auch dem Remixen frönt, hat er im Tauschhandel Beitrag geleistet:
folglich davon ausgehen, dass die Organisa- mit Ashley unter Beweis gestellt. Ein Lost In Desire „Die Zusammenarbeit hat mir sehr gut gefallen, vor
Remix vom Whispers In The Shadow Song „Clouds allem weil mir gänzlich freie Hand gelassen wurde
tion alles andere als ein Zuckerschlecken war.
und meine Dekonstruktion völlig akzeptiert wurde.
„Der Aufwand um dieses Album fertigzustellen, war Without Water“ ist im April 2011 erschienen.
ich hatte eine ziemlich konkrete Vorstellung von
fast größer als jener um einen vollkommen neuen
Longplayer zu produzieren. Einige der Remixer, wel- Auch Frank Weyzig, der in der Originalbeset- dem wie das Ergebnis klingen sollte. Ich mochte die
che bereits zugesagt haben, sind einen Tag vor der zung von Clan Of Xymox die Gitarre gerockt Sounds des Originalsongs und wollte diesen eine
Deadline abgesprungen. Andere wiederum musste hat, hauchte seinem Remix eine instrumentale Plattform bieten. Dafür musste das Popformat jedoch vollkommen geschlachtet werden.“
ich ständig an die Abgabe erinnern und ihnen mit Seele ein:
dem drohenden Finger nachlaufen. Es gab jedoch „Ich habe zunächst versucht
auch total professionelle Remixpartner, die pünkt- unterschiedliche Drumloops
lich geniale Remixe abgegeben haben. Es war auf einzubauen, was leider nicht
jeden Fall eine aufregende Erfahrung (lacht). Ich war funktioniert hat. Ich habe
sehr glücklich, als ich die fertige CD ins Presswerk auch verschiedene Instruschicken konnte und jetzt kann ich die Remixe auch mente ausprobiert, aber auch
wirklich selbst genießen. Ich bewundere jeden ein- das hat mir nicht gefallen.
zelnen Remix und die zahlreichen Facetten, welche Dann habe ich beschlossen,
die Künstler noch hervorgebracht haben. Ich bin den Remix akustisch anzuüberglücklich mit dem Ergebnis“ verrät uns Stephan. gehen. Daher habe ich akustische Gitarren, Bass und
Die einzelnen Remixe leben aber auch außer- ein Piano aufgenommen
halb des Albums weiter. Es entsteht eine wech- und Streicher hinzugefügt.
selseitige Inspiration und so fließen die Ideen Dies verleiht dem Song am
der Remixer auch in das weitere künstlerische Anfang eine sehr akustische
Schaffen Stephans ein. So wurde „I Am You“ Atmosphäre. Danach folgt
beim letzten Supportauftritt für Covenant als ein etwas härterer Part und
eine Mischung zwischen Original und Apoptyg- das Lied endet schließlich
wieder in einem akustischen
ma Berzerk Remix live zum Besten gegeben.
Outro. Der Arbeitsprozess bei
Doch sehen wir uns einmal das Line-Up ge- diesem Remix hat also recht
nauer an. Ashley Dayour, Mastermind von lange gedauert. Ich kannte
Whispers In The Shadow, und Stephan ver- den Song bereits vom Studibindet nicht nur die Musik, sondern auch oalbum und mochte ihn sehr.
Freundschaft. Kein Wunder also, dass Ashley Auch wenn der Remix eine
bei seiner Reinterpretation keine Mühen ge- Herausforderung war, hatte
ich sehr viel Spaß. Ich mag es,
scheut hat:
VÖ: Reborn from the Ashes 7. Oktober 2011
21
Nach so viel Trubel denkt Stephan noch lange
nicht an eine Auszeit. Nach der Fertigstellung
seines ersten Albums hat er gleich wieder damit begonnen, neue Demos aufzunehmen:
„Kreativität kann man nicht steuern. Der Funke einer
neuen Idee muss sofort eingefangen werden – sonst
verschwindet er vielleicht für immer. Dann kommt
noch hinzu, dass für mich halbe Sachen nicht in
Frage kommen. Wenn ich einmal mitten im Arbeiten
bin, vergesse ich alles um mich herum, wie Schlafen,
Essen und Trinken. Erst wenn meine Idee ein Stadium
22
erreicht hat, mit welchem ich zufrieden bin, kann ich
sie ruhen lassen und später weitermachen oder sie
fertigstellen.“
Doch auch das füllt den Zeitplan des Künstlers
nicht komplett aus. Stephan kündigt auch audiovisuelle Genüsse an:
„Wir haben eben den Dreh für unser neues Video zum
Apoptygma Berzerk Remix von „I Am You“ beendet.
Jetzt befindet sich das Material in der Postproduktion
und ich bin auf das Resultat sehr gespannt. Ich habe
natürlich eine Vorstellung davon, wie das Video aussehen soll, doch wenn viele kreative Köpfe zusammenkommen, ist das Ergebnis nicht immer hundertprozentig vorhersehbar.“ Das Video wird pünktlich
mit dem Album erscheinen. Nach so einem Remixalbum und bei so einer kreativen Seele, darf man auf
weiteres gespannt sein. Jetzt heißt es aber: „Reborn
From The Ashes“ kaufen und non-stop hören!
JOANNA BABICKA
www.lostindesire.com
www.myspace.com/lostindesiremusic
Mainstream?
Die Welt ist voller Unruhen! Hier wird demonstriert, dort gibt es Krawalle und noch woanders fallen Bomben! Oftmals sind es gerade
Musiker, die mit ihren Sons punktgenau Missstände aufzeigen. Ihre Songs sind dabei ihr
Ventil das aufzugreifen, was draußen in der
Welt getrieben wird. Sozial wie auf wirtschaftlicher Seite.
So bemängeln schon seit einigen Jahren auch Straftanz die Machenschaften der Kulturmedien und CDWirtschaft. Aber nein, sie sind nicht verrückt, nicht
weise, nicht originell, nicht ironisch, nicht abstrakt.
Sie ertränken Hierarchien in Schweiß. Seid also bereit für „Mainstream. Sellout. Overground.“ das
neue Straftanz-Album!
Sie machen Tanzmusik und haben mittlerweile
praktisch alle relevanten Clubs in Europa bereist.
Als Künstler sind sie in den unterschiedlichsten
Projekten aktiv und haben mit ihren bisherigen Veröffentlichungen, insbesondere der Hit-Single „Straftanz“ und „Tanzt kaputt was euch kaputt macht“
einen Großteil der Tanzflächen erobert. Eine neues
Album hat einige Zeit auf sich warten lassen, aber
nun steht die Scheibe in den Regalen des CD-Händlers eures Vertrauens.
Mit diesem Silberling passen sich die Jungs, mit
ihren kuriosen Synonymen j-ing, k-x, jl- und D-Cup
hervorragend dem aktuellen Geschehen in Kultur
und Wirtschaft an. „Wir sind Teil einer global verteilten Gegenkultur geworden und wir wollen einen
24
Beitrag dazu leisten“, so jl. Das lässt viel erhoffen,
vor allem bei Tracks wie „Die neue F-Klasse (ein
Panzerlied)“, in dem es u. a. heißt: „neue Welt ist
dafür Sieger“ und eventuell eine Anspielung auf ‚the
New World Order‘ sein könnte. Aber weit gefehlt,
Straftanz wollen alles andere als das. „Ja, wir sind
politisch, aber nicht Ankläger in euren formalisiertverklebten Denkstrukturen. Wir sind nicht autorisiert
auf Missstände der Welt hinzuweisen und Menschen
zu belehren, wie schlecht Massenmörder, Hitler
usw. sind und waren. Tautologisches Kindergruseln.
Pseudo-Tiefgrund-Gewäsch. Ach lassen wir das, das
hat Straftanz schon beim ersten Album genug ausgeführt“, so die Erklärung des Elektroprojekts.
Wirklichkeit schon mit den immer gleichen Gassenhauern aus einer verklärten Zeit quält“, so jl. „Wie
viele Pressetexte musstest du lesen in denen Debile
dir irgendwas davon erzählen das sie mit irgendwas
‚den Vergleich nicht scheuen müssen‘, ‚fast daran
heranreichen‘ oder ‚beinahe daneben im Regal gelegen haben‘ und dabei von Depeche Mode, Front
242, DAF oder Legende Y reden? Ich beneide die
spät Geborenen.“
Freuen dürfen sich die Tanzmäuse und -veteranen
auf weitere Highlights mit Straftanz und das noch
im Doppelpack mit ihren geschätzten Freunden von
VNV-Nation. Gemeinsam werden sie auf eine Europa- und US Tour sich gegenEs gibt immer einen Wandel,
„Wir sind nicht autorisiert seitig die Tasten ihrer Synths
zerschmettern. „In England
so auch bei Straftanz und ihauf Missstände der Welt
ren Produzenten und Helfern.
hinzuweisen und Menschen war das schon 2009 eine gute
Sache und deshalb freuen wir
Dieses Mal wirkte Eva Janina
zu belehren, wie schlecht
uns auf eine diesmal deutlich
Haas bei der Slow Motion VerMassenmörder, Hitler usw. längere Reise. VNV-Nation
sion „Biftek De Licorn“ mit.
wird dort deren neues Album
Oder aber auch Jinxy von Sansind und waren.“
,Automatic‘ vorstellen und wir
ta Hates You spielte bei dem
Stück „Du stirbst aus“ eine wichtige Rolle. Ebenso werden ,Mainstream Sellout Overground‘ vorführen.
wurden Musik- und Wortfetzen der Fehlfarben oder Wir werden das gut machen.“ Und da sind sich beder guten alten B52‘s als Inspirationsquelle genutzt. stimmt auch einige andere Leute sicher...
Altes in Neuem verpackt, schöne Interpretationen
LUKE J.B. RAFKA
von Klassikern. Eine Hommage an „diejenigen, die www.straftanz.de
den Segen der späten Geburt für sich beanspru- www.myspace.com/straftanzmusic
chen und einfach nicht mitbekommen haben wie VÖ „Mainstream. Sellout. Overground.“
lange man die Tanzböden und Bühnen der Welt in 16. September 2011
25
„A great baseline is still
a great baseline!“
Nach eigener Aussage liefern Autodafeh einen „sehr schönen Beitrag zur Welt des EBM“.
Klingt zwar etwas hochgestochen, trifft den
Kern der Sache aber durchaus. 2007 ins Leben
gerufen, präsentiert das Trio aus Rossi, Jesper
und Anders auf ihrem jüngsten Werk „Act
Of Faith“ knackige EBM Sounds, die auch für
Old-School Fans wenige Wünsche offen lassen, gleichzeitig aber stets den Blick für neue
Entwicklungen der Szene gerichtet haben. Neben zehn Neukompositionen wurden dem geschickten Mastering von Andreas Andersson
(u.a. Covenant, VNV Nation) auch zwei ältere
Songs in neuen Versionen anvertraut. Im Interview ist es Rossi, der zunächst erzählt, was seit
dem Vorgängerwerk „Identity Unknown“ alles
passiert ist.
Rossi: Oh, wir sind etwas durch Europa getourt und
haben dabei viele coole Leute und Bands getroffen.
Wir waren außerdem im Studio mit vielen Projekten
sehr fleißig. Anders und ich haben zudem unsere
ganz normalen Jobs, die uns beschäftigt halten. Jesper hatte gut damit zu tun, für alle neuen Songs die
Lyrics zu schreiben. Er hat sogar schon die meisten
Sachen für das vierte Album fertig, das im nächsten
Jahr zusammen mit einigen Überraschungen erscheinen wird.
Wolltet ihr auf dem neuen Album etwas gänzlich anders machen als zuvor?
Ich glaube, diese Scheibe ist ein bisschen softer wie
es die vorherigen Produktionen waren. Vielleicht haben auch mehr Tracks Melodien bekommen. Wir machen immer die Musik, die wir selbst mögen, Songs,
bei denen man einfach gut mitgehen kann. Dieses
Mal habe wir auch ein paar softere Synthie-Klänge
und Effekte ausprobiert und wir sind sehr glücklich
über das Ergebnis. Es ist großartig, neue Dinge auszuprobieren und so seinen Sound während des Prozesses zu verändern.
Autodafeh gibt es noch gar nicht so lange,
musikalisch habt ihr euch aber einem Sound
26
verschrieben, der schon Anfang der 80er ent- in einem Song aufgriffen wird. Er hat auch schon einstand. Was reizt euch an den Old-School-EBM mal ein Piano gesampled, das rückwärts abgespielt,
dann mit dem Computer bearbeitet und schließlich
Klängen?
Alle drei sind wir mit dem Sound von Old School wurde daraus ein großartiger FX-Sound in einem
unserer Stücke. Außerdem werden
EBM aufgewachsen, und das ist
vielleicht der Grund, weshalb wir „Es ist großartig, neue wir natürlich von Filmen oder dem
immer noch versuchen, damit in Dinge auszuprobieren Leben an sich beeinflusst.
Kontakt zu bleiben. Sicher entwiund so seinen Sound
ckelt sich unser eigener Klang und während des Prozesses Zum Schluss: Was steckt außer
ich halte das auch für sehr wichtig.
der Aufforderung zur Bewezu verändern.“
Ich denke, wir wären sehr unglückgung noch in den Tracks?
lich, wenn ein Album entstehen
Viele Songs, die wir schreiben, hanwürde, das sich ganz genauso anhört, wie das vorhe- deln vom Verlust des Kontakts zur Realität, also von
rige. Dennoch wird der Oldschool Sound jedoch im- Psychosen. Das ist es auch, worum es bei „Act Of
mer in unseren Hinterköpfen verankert sein. „A great Faith“ geht. Wir haben uns aber nicht hingesetzt und
baseline is still a great baseline!“
wollten ein Konzeptalbum entwerfen. So arbeiten
wir nicht. Aber aus irgendeinem Grund ist genau
das dabei herausgekommen. Und das ist wohl eines
Und wie entstanden die neuen Songs?
Wir brauchen ein strukturiertes Chaos, um arbeiten der Dinge, die einfach so sind, wenn man ein Album
zu können. Es ist wichtig, eine schöne Umgebung zu macht. Du weißt nie, was dabei herauskommt.
gestalten, wenn man erfolgreich arbeiten will. Man
PETER HEYMANN
kann von allen möglichen Dingen beeinflusst werden. http://autodafeh.wordpress.com
Egal, ob Anders mitten auf Straße unterwegs ist oder www.myspace.com/autodafehmusic
auf der Arbeit, überall kann er etwas hören, das dann VÖ: „Act Of Faith“ 16. September 2011
Die totale Kontrolle
Normalerweise kennen wir aus Norwegen
Bands, die sich die Gesichter weiß anmalen,
gotteslästerliche Texte schreiben und manchmal durchaus unverständlich singen. Normalerweise! Das andere Gesicht zeigt sich in Form
der Band Dominanz, bestehend aus den Mitgliedern Roy Nordaas (ex-Cult Of Deception),
Jørn Tunsberg (Hades Almighty, ex-Immortal,
Old Funeral) und Frode Gaustad (ex-The Grief),
welche eine Mischung aus Industrial und BlackMetal der Spitzenklasse abliefert.
Wie würdet ihr selbst euren Stil auf „As I Shine“
bezeichnen?
Roy: Grundsätzlich kommen alle Mitglieder von Dominanz aus der Black-Metal-Szene, das hört man
doch sehr heraus, sei es nun in der Musik oder beim
Gesang. Wir haben aber einige Elemente aus dem
Gothic-Bereich hergenommen und auch viel aus
dem Industrial-Sektor, damit alles aggressiv klingt,
aber dennoch groovy ist. „As I Shine“ ist also eigentlich eine Black-Metal / Death-Metal Scheibe, die
sehr düster und dennoch atmosphärisch durch die
verschiedenen Einflüsse ist.
Und die Geschichte hinter dem Album?
Ein Teil des Albums wurde von V´Gandr, Frontmann
der Band Helheim und einer meiner besten Freunde
geschrieben. Seine Texte sind deprimierende Schilderungen der Grenze zwischen Leben und Tod, teils
auch erotische Geschichten, die vom ewigen Leben
inspiriert wurden. Meine eigenen Texte hingegen
sind meist von wahren Begebenheiten geprägt und
befassen sich u.a. mit der Unterdrückung der Menschen im Laufe der Geschichte. Die Songs erzählen
aber auch von erotischen Formen der Unterdrückung, der Sklaverei und weiterer Möglichkeiten, die
Mitmenschen zu dominieren.
Dominieren – oder auf die Knie gehen?
Wer möchte nicht von einer sexy Domina Befehle bekommen, um ihr Vergnügen zu bereiten, allerdings
ist auch die andere Seite nicht verkehrt, wenn man
ihr mal einen Klapps oder zwei geben darf. Ich mag
wohl beide Seiten der Medaille.
DANIEL FRIEDRICH
www.dominanz.no
VÖ: „As I Shine“ 19. August 2011
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Technologischer Buddhismus
Der Titel des fünften Studioalbums der St. Petersburger Elektrofrickler um den androgynen
Countertenor Michael Draw irritiert zunächst
ein bisschen. Denn von den in Russland hoch
gefeierten Otto Dix, die sich nach dem deutschen Expressionisten benannten, erwartet
man keine „Wonderful Days“, sondern die
gewohnte Mischung aus Nietzsche und Bibel, die auch dem Maler aus Gera nachgesagt
wird. Sänger und Texter Michael klärt uns auf,
warum der Albumtitel trotzdem Sinn ergibt,
warum es nicht so wichtig ist, Russisch zu verstehen und was sich die Band für die bevorstehenden November-Gigs in Deutschland vorgenommen hat.
Euer neues Album passt vom Titel erst einmal
nicht in eure eher düstere Geschichte. Was
steckt genau hinter „Wonderful Days”?
„Wonderful Days“ ist eine Fortführung unserer bisherigen Arbeit. Unsere Alben sind alle Teile einer
endlosen Geschichte. Zuerst war der Anfang von
allem, die innere Welt – „Ego”. Gefolgt von „City”,
einer feindlichen Welt, die eine Person umgibt. Dann
„Nuclear Winter”, die Zerstörung beider Welten.
Und „Zone Of Shadows”, die Welt danach. Und
jetzt „Wonderful Days”, eine neue Art der geistigen
Entwicklung. Die menschliche Suche nach Perfektion. Aber nur die Maschine kann perfekt sein. Der
Mensch sollte seine Natur hinter sich lassen und zur
Maschine werden, um ins Nirwana überzugehen. In
nenne das auch „Techno Buddhism“.
Inwiefern unterscheidet sich „Wonderful
Days” von den Vorgängeralben?
Abgesehen vom thematischen Konzept haben wir
neue Instrumente einfließen lassen und beim Mastering neue Wege beschritten. Die Atmosphäre des Albums ist auch weniger „Gothic“, dafür mehr philosophisch und buddhistisch. Das Album hat mehrere
Teile. Die ersten drei Songs handeln von Maschinen
und ihrem Geist, die nächsten beiden von der wilden
28
menschlichen Natur. Weitere vier Songs beschreiben Warum haben Rammstein nie Songs in Russisch geGefühle und das Seelenleben. Die letzten vier Songs schrieben? Deutsch verstehen die Leute auch nicht
handeln wieder vom Verstand – vom Mensch als besonders gut bei uns. Aber im Ernst: Sehr gerne
animalisches Beast bis zum Punkt
werde ich in Englisch singen, für
der Perfektion. Wenn du dann „Viele Leute bezeichnen Cover-Versionen oder ein Duett.
das neue Album als
„Wonderful Days“ von vorn hörst,
Doch für Otto Dix bleiben wir liekann der Anfang des Albums die
unser bestes. Andere ber bei unserer Muttersprache.
logische Fortsetzung des Endes
meinen, es sei unser
sein. Natürlich hilft es, wenn man
In Russland seid ihr die ergrößter Reinfall.
Russisch versteht. Aber man kann
folgreichste Band in der GoEigentlich so wie
es auch ohne die Sprache fühlen
thicszene. Wie ist „Wonderful
und verstehen.
Days“ dort angekommen?
immer.“
Viele Leute bezeichnen das neue
Eure Texte sind nach wie vor ausschließlich Album als unser bestes. Andere meinen, es sei unser
Russisch, was in Europa selten verstanden größter Reinfall. Eigentlich so wie immer. Man kann
wird. Warum habt ihr für den europäischen aber sehen, dass „Wonderful Days“ jetzt schon erfolgreicher ist als der Vorgänger „Zone Of Shadows“.
Markt keine englischen Texte verfasst?
Ihr habt eine opulente Bühnenshow, wenn ihr
Russland spielt. Was können eure deutschen
Fans erwarten?
Wir sind ein bisschen verwöhnt von den großen
Häusern, in denen wir in Russland spielen. Doch wir
freuen uns auch auf die kleinen, intimen Konzerte
in Deutschland. Vielleicht bringen wir unsere Lasershow mit, wenn wir sie im Flugzeug unterbringen.
Es wird auf jeden Fall eine Bühnenshow mit einigen
Überraschungen geben.
„Wonderful Days“ ist nach „Starost“ euer
zweites Release in Europa. Wie ist das Feedback aus dem Westen? Und wie unterscheidet
es sich von den Reaktionen zu Hause?
Ich schätze, in Europa mag man uns für unser Gefühl
im Allgemeinen. Die Europäer achten wohl mehr auf
die Musik und ihre Verbindung zur Stimme. Wir sind
sehr populär in Polen, was daran liegt, dass unsere
Sprachen ähnlich sind.
Was erwartet ihr von den bevorstehenden
Konzerten im November in Deutschland?
Ich denke, die Leute werden mehr auf die Musik und
die Show achten, als auf die Texte. Deshalb werden
wir unsere Playlist ein bisschen ändern, um sie an
das europäische Ohr anzupassen. Ich werde natürlich versuchen, meine Gestik und Mimik auf der
Bühne anzupassen, um die Bedeutung der Songs
auch ohne Worte erklären zu können. Bis jetzt stehen Konzerte in Hamburg, München und Berlin. Wir
hoffen, dass noch ein paar dazu kommen, denn wir
freuen uns sehr auf Deutschland.
POLONI MELNIKOV
www.facebook.com/ottodix.official
DIALOGUE ARTS AND MOTHERDANCE PRESENT
TOUR 2011
29/09 Münster - Gleis 22
30/09 Hamburg - Knus
01/10 Berlin - Lido
02/10 Leipzig - Theater Fabrik
04/10 Vienna - Fluc
VÖ: „Wonderful Days” 21. Oktober 2011
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AndAlsoTheTrees.co.uk
Form Follows
Function?
Lange schon ist es angekündigt, das neue Album
der Hitgaranten VNV
Nation. Immer wieder
verzögerte sich jedoch
die Veröffentlichung von
„Automatic“. Jetzt, da
der Nachfolger zu „Of
Faith, Power And Glory“
endlich in den Startlöchern steht, war es natürlich selbstverständlich, dass wir Ronan Harris
einem munteren Frage- und Antwortspiel unterziehen würden. Die neuen Songs, die zweifelsohne große Wellen in den Clubs schlagen
werden, waren dabei zwar der Auslöser, wie
schnell es bei einem Gespräch mit Ronan jedoch
um etwas ganz anderes geht, dürfte Fans des
Elektroniktüftlers nur wenig verblüffen.
definiert. Ich denke, es gibt etwas, das Ordnung ins
Universum bringt, wie man das nennen möchte, ist
Welche Erinnerungen hast du an die Produkti- jedem selbst überlassen. Ich glaube daran, dass die
onszeit des neuen Albums?
Dinge aus einem bestimmten Grund passieren. Ich
Diese Produktion war zwar nicht die stressigste, aber denke nicht, dass einfach alles nur zufällig geschieht.
die verrückteste, aufgrund der vielen Unglücke die Den Grund für manches Unglück erkennt man leider
unterwegs passiert sind. Computer gingen kaputt, meist erst im Nachhinein. Als ich beispielsweise geeine Wespe hat mich ins Auge gestochen und so zwungen war, die Vocals wegen des Störgeräusches
vieles Anderes ist passiert, was uns behindert hat. neu aufzunehmen, habe ich vieles nochmals verFast alle Vocals mussten neu aufgenommen werden, ändert. Ursprünglich wollten wir einen bestimmten
da sich irgendwie ein sehr seltsames Geräusch in Mann fürs Mastering, der jedoch keine Zeit hatte
zum anvisierten Zeitpunkt.
den Aufnahmen befand,
das wir erst sehr spät be- „Ich denke nicht, dass einfach Als sich dann alles verschob
wegen der ganzen Schwierigmerkt haben. Bei jedem
alles nur zufällig geschieht.
keiten, hatte er schließlich geAlbum geht immer irgendDen Grund für manches
nau zu diesem Termin Zeit und
was Kleines schief und
Unglück erkennt man leider wir hatten plötzlich unseren
man braucht etwas länger,
meist erst im Nachhinein.“
Wunschkandidaten.
aber dieses Mal war es
wirklich schlimm. Vom Ergebnis bin ich jedoch schlussendlich total begeistert. Was hat „Automatic“ am meisten beeinflusst?
Es ist eine unglaublich kraftvolle Scheibe, voller Wenn man sich das Booklet, die Promofotos oder
Songs mit wunderbaren Melodien. Im Gegensatz irgendetwas sonst vom Album ansieht, dann springt
zu den teils stark unterschiedlichen Produktionen sofort ins Auge, dass mich die 30er in den USA sehr
der Vergangenheit sind auf dieser CD wirklich nur stark beeinflusst haben. Es war eine Periode, in der
Knaller vertreten.
die Überzeugung vorherrschte, dass alles für die
Menschen besser werden würde. Der Glaube an die
Hast du all diese Ereignisse nicht irgendwann Zukunft war ein bestimmendes Element. Abgesehen
davon, wurde wirklich alles mit einem bestimmten
als schlechtes Omen angesehen?
Nein, ich bin auch nicht per se abergläubisch, was Design hergestellt und nichts wurde optisch einfach
aber etwas davon abhängt, wie man Aberglaube nur produziert. Während „Automatic“ entstand,
30
habe ich soviel wie möglich über diese Zeit gesammelt und gelesen. Retro-Futurismus durchzieht
dieses Album also von Anfang bis Ende. Es ist für
mich auch total faszinierend, dass sehr viele Menschen wirklich keine Ahnung haben, wie unsere Welt
vor den 70ern ausgesehen hat. Sie werfen das Design der älteren Dekaden einfach alle in einen Topf.
Vielleicht ist es ja ganz interessant, dass wir mit allen optischen Details von „Automatic“ nun zeigen,
dass dies nicht so ist.
In Deutschland führten die 30er aber geradewegs in eine menschliche Katastrophe.
Das ist sicher richtig, aber darum geht es nicht für
mich. Für mich dreht es sich ganz klar um die vorherrschenden Gedanken und Designs in den USA
und nicht in Deutschland. In den Staaten herrschte
eine der schlimmsten Wirtschaftskrisen überhaupt,
aber dennoch glaubten alle daran, dass es besser
werden würde. Die Zukunft erschien positiv. Etwas,
was in der aktuellen Krisensituation leider nicht so
ist. Damals arbeiteten alle daran, dass es besser
wird. Jeder brachte sich ein und keiner dachte, dass
es schon irgendwer anderes tun würde. Jeder war
seines Glückes Schmied und genau das ist es, was
ich persönlich auch so sehe.
PETER HEYMANN
www.vnvnation.com
www.myspace.com/vnvnation
VÖ: „Automatic“ 16. September 2011
Ungewollt aktuell
Wie sehr muss es Nova Spes ins Mark getroffen haben, während sie an ihrem neuen Album „Home Of Lilith“ arbeiteten
und von der Fukushima Tragödie in Japan erfuhren. „Home Of
Lilith“ behandelt in fast chronologischer Abfolge die Tschernobyl Katastrophe und ist ein musikalischer Ritt in die atomare
Vergangenheit, die bis heute ihr strahlendes Erbe weitergibt.
Ein beherzter und engagierter Versuch der Aufarbeitung und
ein wahres Zeitdokument.
Euer Album ist enorm zeitaktuell. Das runde Negativ-Jubiläum von Tschernobyl und jetzt auch Fukushima. Wie wichtig
ist euch das Thema Kernenergie?
Matthias: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es bis vor ein paar Jahren
eigentlich keine große Rolle bei mir gespielt hat und ich hatte auch
kein Verständnis für die Atomkraftgegner. Ich habe erst jetzt ein Buch
über die heutige Zeit in der Sperrzone gelesen und auch da wird es mir
Angst und Bange, wenn ich hören muss, das Lukaschenko in Belarus,
dem Land, welches am meisten unter der Katastrophe von Tschernoby
gelitten hat, die Sperrzone für dekontaminiert erklärt hat, dort Menschen ansiedelt und den Bau eines neuen Atomkraftwerkes plant.
In Deutschland ist der Konsens zum Ausstieg da. Hätte das
deiner Meinung nach noch schneller passieren sollen?
Jetzt wird es politisch: Ich bin kein Anhänger der Politik unserer derzeitigen Regierung. Was in Sachen Atomausstieg passiert ist, ist nur
ein Beispiel für das Vorgehen von Frau Merkel. Ich halte diese Frau
für so machtgierig, dass sie nur populäre Entscheidungen trifft. Entscheidungen werden nicht nach Für und Wider getroffen, sondern
nach zu erwartenden Wahlergebnissen. Man hätte einfach den schon
beschlossenen Ausstieg beibehalten sollen und nicht erst nach einem
weiteren GAU den Weltretter spielen dürfen. Das ging absolut nach
hinten los.
Was ist Deiner Meinung nach der Energiemix der Zukunft? Als
Elektronikband seid ihr ja auch immer auf Strom angewiesen?
Ich denke, unser Weg geht in die Richtung: Energie effizienter nutzen
und Energiegewinnung erforschen. Durch den Prozess des Umdenkens, der in den letzten Jahren bei uns allen stattgefunden hat, sind
wir hoffentlich nicht mehr so kurzsichtig.
Was schockiert euch mehr: Die Ignoranz des Menschen einer
Technologie gegenüber die er nicht kontrollieren kann und
die auf Generationen schreckliche Altlasten hinterlassen wird
oder die Art und Weise wie Russen mit Arbeitern und Bevölkerung unmittelbar nach der Katastrophe umgegangen sind?
Beides, da ich der Meinung bin, dass beides für diese Ignoranz und das
„Wir sind Gott“-Denken steht.
GERD DREXL
www.nova-spes.de
VÖ: „Home Of Lilith“
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1
44
32
40
38
38
36
34
33
Emil Bulls
„Oceanic“
Dead Guitars
„Stranger“
Maybeshewill
„I Was Here For A Moment,
Then I Was Gone“
The Anix
„Sleepwalker“
Katzenjammer
„A Kiss Before You Go“
Dunkelschön
„Zauberwort“
Imperative Reaction
„Imperative Reaction“
Poseidon trinkt gern Dosenbier und feiert das
neue Album der Emil
Bulls. Mit „Oceanic“ liefern die Crossover-Rocker ein herausragendes
Album ab. Kraftvoll, eingängig, unbedingt empfehlenswert. 10
Eine stimmungsvolle
Mixtur aus Wave, Pop und
Alternative. Namenhafte
Gäste u.a Michael Dempsey (The Cure) runden mit
ihrer Beteiligung das abwechselungsreiche Paket
zusätzlich ab. 7
Britischer AlternativeRock, tolle kraftvoll-melodische Songs, jedoch
leider nur Instrumental.
Aufgrund des fehlenden
Gesangs verlieren die
Songs recht schnell an
Wirkung. 5
Hörenswerter US-Grunge Electro Rock. Das Album birgt, neben der Eigeninterpretation des
Lost Boys Theme „Cry
Little Sister“ noch weiteres potenzielles Ohrenfutter. 7
Keine Wertung, deshalb
Durchschnitt der anderen Schreiber angegeben. 7
Die Band vereinigt gekonnt folkloristische
und rockige Klänge miteinander. Eine durchaus
solide Schnittmenge,
jedoch bewirken Zauberwörter nicht immer
Wunder. 5
Stampfer wie „Surface“
oder melodische Nummern a lá „What Is Left
To Say“ beinhalten
durchaus einen gewissen
Drive. Bei der Flut elektronischer CDs liegt die
Band dabei jedoch eher
im Mittelfeld. 6
Die Emil Bulls haben sich
still und heimlich zu einer festen Bank im deutschen Rock-Business gemausert. Mit ihrem neuen Album „Oceanic“
dürften sie diesen Status
noch untermauern, das
Teil ist echt geil! 8
Dead Guitars überzeugen immer wieder mit
Songs voller Ehrlichkeit
und authentischer Emotion. „Stranger“ ist ein
Album für Genießer und
Freunde bewegender
Rockmusik. 8
Rein instrumentale Musik muss nicht schlecht
sein, es gibt genügend
Gegenbeispiele. Bei
Maybeshewill fällt mir
der Zugang allerdings
gerade recht schwer,
weil irgendwie die Pointe fehlt. 5
Elektronischer Rock ist
heutzutage wohl schwer
im Kommen. The Anix fügen sich da mit ihrem
Sound nahtlos ein und
dürften schnell Aufmerksamkeit erhaschen. Zwar
überzeugt nicht jeder
Song, aber der Grundsound ist stimmig. 7
Das norwegische FrauenQuartett Katzenjammer
mag einen exzentrischen
Stil haben, der sicherlich
nicht jedermanns Sache ist. Wer allerdings
auf ausgefallenen Sound
zwischen Folk und Pop
steht, wird diese Scheibe lieben! 8
Feinsinnige Arrangements, abwechslungsreich und mit ganz eigener Note. Dunkelschön
machen auf ihrem nunmehr sechsten Album
alles richtig und sind im
Folk-Olymp angekommen. 10
Neue Single, neues Album - Imperactive Reaction füllen den Spätsommer mit spannendem
und gut hörbarem Material, das wohl bei Fans
des industriellen Rocks
den einen oder anderen
Treffer landen wird. 7
„Between the devil and
the deep blue sea, it‘s a
battle of eternity“. Die
Münchener ziehen wieder alle Register, mit
billy-talentierten Knüppelpop-Refrains und orchestralem HintergrundSound. 7
Effektverhangene Gitarrensounds und ätherischen Synthieflächen.
Melancholie mit Bodenhaftung. Musik aus einer
Zeit, als die Telefone noch
Wählscheiben hatten. Irgendwie beruhigend. 8
Schön, dass es sie noch
gibt: Bands, die es einem
nicht leicht machen. Weil
sie gehört und verstanden werden wollen.
Nicht einfach nur konsumiert. Maybeshewill
sind so eine Band. 9
Electro-Rock-Projekt aus
der Apoptygma-Fabrik.
Gitarrist Brandon Smith
pendelt zwischen der
norwegischen Mutterfirma und 30 Seconds To
Mars. Steht leider noch
zu sehr im Schatten der
Großen. 7
Sind die Corrs nach
Norwegen emigriert?
Skandinavische WalzerMelancholie trifft auf
wundervoll-naive Ladida-Refrains und PunkAttitüde. Ganz großes,
sexy Kino: Genesis-Cover mit Saloon-Piano. 9
Es trötet und quäkt,
schrummelt und fidelt.
Man zitiert Eichendorff
und Rilke, singt von Liebe, der Natur und dem
ganzen Rest (und das
zuweilen etwas daneben). Noch so eine Mittelalter-Kombo. 5
Solide produzierter Future Pop zwischen Apoptygma Berzerk und
VNV Nation. Tanzbare
Elektrostampfer, die für
rege Bewegung im Gewölbekeller sorgen können. Insgesamt nicht
aufregend, aber ok. 6
Wow! Hart - härter Emil Bulls! Das neue Album rockt gewaltig. Eine
gute Mischung von Melodien, harten Riffs und
Schlagzeugbeats. Das
Ganze wird gekrönt von
den bombastischen Gesangseinlagen des Leadsängers. 10
Richtig geiler Indie-Pop.
Pete Brough, Ralf Außem,
Carlo van Putten, Patrick
Schmitz und Sven-Olaf
Dirks sind zwar alte Hasen im Musikbusiness,
dennoch sind die Songs
ein absolut frisches Klangerlebnis. 10
Dieses Album besteht
nur aus instrumentellen Stücken, die man immer und überall anhören
kann. Für jede Stimmung
gibt es den passenden
Song. 9
Alle Achtung! Brandon
und Logan Smith und
Greg Nabours haben es
echt drauf. Melodien und
Gesangseinlagen, die einen sofort mitreißen. 9
Man nehme vier Mädels
aus Oslo, drücke ihnen
das eine oder andere
Instrument in die Hand
und lässt sie machen.
Rock, Folk, Pop, sogar
Country-Töne sind auf
diesem Longplayer garantiert. 5
Nette Mittelaltermusik,
die man sich nach einem
Besuch auf dem Mittelaltermarkt in den CDPlayer einlegen kann. 6
Die Füße wackeln und die
Beine wippen zu ElectroIndustrial-Sounds made
in USA. Diese CD hat alles, was das Future PopHerz begehrt, nämlich
harte Beats gespickt mit
eingängigen Refrains und
Melodien. 9
Oh yeah – so würde System Of A Down klingen,
wenn sie Klosterschüler
aus Bayern wären. Tun
sie aber nicht, dafür haben wir Emil Bulls und
die Jungs machen das
klasse. 9
So tot wie der Name es
sagt, sind die Dead Guitars gar nicht. Lebendige und erfrischende
Gitarrenmusik mit Britpop-Einfluss, die man
sich gerne öfters anhören kann und nicht langweilig wird. 7
Da kommen die Jungs
daher, ohne Gesang in
ihrer Musik zu haben
und man vermisst ihn
auch nicht. Das würde
alles zerstören, diese
Atmosphäre, diese Gitarren, das Zusammenspiel... 10
The Anix leben von der
Fragilität ihrer Songs von einem Moment zum
anderen baut sich etwas großartiges auf, um
dann wieder in der nächsten Welle zu fallen und
später aufzuerstehen. 8
Unter Katzenjammer
verstehe ich normalerweise das, was sich vor
meiner Terrasse abspielt
– nur klingt derjenige
welche schief und bestimmt nicht so wie es
hier ist. Daumen hoch! 7
Es klingt, wie wenn Nina Hagen gerade bei einer Mittelalterband angeheuert hätte – so einprägsam ist der Gesang
– auch die Musik ist
wunderbar umgesetzt.
Nicht nur Dunkelschön
– ein Diamant. 8
Die Musik klingt wie
schon oft gehört und
das einzige, was es herausreißt, ist die Stimme,
die sich etwas abhebt.
Ab und an sind gute Ansätze, aber wie gesagt:
vieles klingt bekannt. 5
33
31
29
Coma Divine
„Dead End Circle“
Jesus on Extasy
„The Clock“
Restricted Area
„Core Excess“
Gut strukturierte Rocksongs bilden den Antrieb
dieses Debütalbums. Jedoch variiert der Gesang
von Sonja Kraushofer
(L’Âme Immortelle) nicht
immer zum Vorteil der
Sängerin. 6
Neue Besetzung, eigenes Label, alles auf Neustart. JOE melden sich
zurück und verweisen
auf die innere Uhr. Gelungener Auftakt einer
Album-Trilogie zu dicht
gestricktem Synthirocksound. 8
Peter Elm meldet sich
mit einer umfangreichen
neuen Doppel-CD zurück. „Core Excess“ beinhaltet überwiegend
experimentelle Stücke,
die zweite CD treibt eher
im klassischen EBM-Takt
voran. 6
Das neue Projekt von und
mit Sonja Kraushofer ist
schwierig zu greifen. Tolle
Kompositionen, eine erfahrene und gute Sängerin, und trotzdem kann es
nicht über die volle Länge packen. Wie gesagt:
Schwierig. 6
Also ich war nie der
größte JOE-Fan und werde es wohl auch durch
„The Clock“ nicht werden... Allerdings sind einige brauchbare Songs
enthalten, weswegen
meine Wertung überraschend positiv ausfällt. 6
Das neueste MammutWerk von Restricted
Area bietet Elektronik
zwischen zart und hart,
durchaus mit vielen guten Songs aber auch einigem dazwischen, was
eher am Ohr vorbei
geht. 6
Wo Kraushofer draufsteht, ist auch Kraushofer
drin. Und damit auch ein
bisschen zuviel an Affekt
und vibrierendem Pathos.
Obgleich die Metal-Basis
schwer rockt: Was zuviel
ist, ist zuviel. 6
Glamour & Style als Ersatz für Innovation? Album Nr. 4 bleibt ohrengefällig und trotz Pathos steril. Umso mehr,
als dass hierauf (ausgerechnet!) X-Perience-Sirene Manja Wagner debütiert. Nett. 5
Electro, schön. Melodisch, gut. Aber, wenn ein
Album nur aus Repliken
bekannter Größen, belangloser Pseudo-Coolness und schiefen Gesangslinien besteht, wird
„Pop“ zum Schimpfwort.
Langweilig. 3
Sonja Kraushofer (L’Âme
Immortelle, Persephone)
geht zusammen mit Ashley Dayour (Whispers In
The Shadow) ganz neue
musikalische Wege. Auf
diesem Album treffen
Metal, Rock und Gothic
aufeinander. 7
Von Trennungsschmerz
hört man absolut nichts.
Chai Deveraux hat zusammen mit Sängerin Manja Wagner, Bassist Chri F. Kassad und
Schlagzeuger Dino ein
richtig nettes Album auf
die Beine gestellt. 7
Wie immer beweisen die
Schweden, dass sie musikalisch einiges auf dem
Kasten haben. 100 %
Synthie-Pop. Gehört in
jede gut sortierte Electro-Synthie-Sammlung. 7
Coma Divine leben durch
die aggressive Gangart
der Musik, gepaart mit
der eindringlichen Stimme von Sonja Kraushofer,
die mir hier deutlich besser gefällt als bei L‘Âme
Immortelle. 8
Grundsolider Gothicrock, der jetzt zwar keine Offenbarung ist, aber
einfach gut und einprägend vorgetragen wird
(auch wenn mich die
Stimme hier und da an
den guten alten Pete
Steele erinnert). 5
Hier kommen die Synthiepop-Fans nicht zu
kurz. Schöne Melodien
und eine passende Stimme ergeben ein wirklich gutes Gesamtkunstwerk. 7
Ole
Eranie
Otti
Andre
Daniel
Ole
Eranie
Otti
Andre
Daniel
Ole
Eranie
Otti
Andre
Daniel
Ole
Eranie
Otti
Ole
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Eranie
Daniel
Otti
Andre
Daniel
33
Gemacht um den Dancefloor zum
Beben zu bringen
Mit NOISUF-X schafft es Jan L. - Mastermind
von X-FUSION - vor allem die Liebhaber der
etwas härteren elektronischen Beats immer
wieder zu überraschen. Am 16. September
kommt das neue Album „Dead End District“ in
die Plattenläden. Während X-FUSION für Jan L.
ein sehr persönliches Projekt ist, möchte er mit
der Musik von NOISEUF-X die Tanzflächen zum
Beben bringen. Mit der neuen CD wird ihm das
100 % gelingen.
Warum hast du das Album „Dead End District“
genannt?
Der Albumtitel soll zum Artwork und der Grundstimmung passen. Da NOISUF-X nicht wirklich eine tiefgründige Aussage hat - und wenn, dann eher etwas
versteckt oder unterschwellig -, muss der Titel nicht
unbedingt den Grundgedanken des Albums zusammenfassen.
Was hat dir bei der Aufnahme des Longplayers
besonders viel Spaß gemacht?
Der Song „Future Ska“. Ich musste doch das eine
oder andere Mal grinsen, als ich die Orgel, die Trompeten und die Funk-Gitarre in den Song eingebaut
habe. Und selbst jetzt werde ich immer etwas hibbelig, wenn ich das Teil höre.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit POPULATION? Ska ist ja eine ganz andere Richtung als
Electro bzw. Industrie.
Die Idee, mal Ska und Industrial zu mischen, hatte
ich schon länger. Irgendwann stand der Song und
das Einzige, was noch fehlte, waren ein paar typische
Ska-Vocal-Samples. Ich hab dann Thomas Rainer
(Nachtmahr) gefragt, ob er das kann oder jemanden
kennt, der das könnte. Eine seiner englischen „Mädchen in Uniform“ ist mit einem Typen zusammen,
der eine Crossover-Ska-Band hat - POPULATION. Die
Jungs haben die Vocals aufgenommen.
34
VÖ: „Dead End District“ 16. September 2011
Hättest du mal Lust ein ganzes Album in dieser Richtung aufzunehmen? Welche Richtung
neben Ska würde dir noch gefallen? Klassik,
Rock oder eine völlig ungewöhnliche Musikrichtung?
Nach wie vor stehe ich natürlich auf orchestrale Musik - wie man bei X-FUSION ja des Öfteren merkt.
Ich hätte aber auch Lust, ein Black Metal Album zu
machen. Das ist allerdings kaum möglich, wenn man
nicht alle Instrumente spielen kann. Und ich möchte
auch nicht einen Haufen Langhaarige mieten und
denen erklären, was sie zu spielen haben. Schon
eher würde sich ein Goa-Album verwirklichen lassen, und das würde mir auch Spaß machen.
Auf den meisten Alben und Single-CDs von
NOISUF-X sind Insekten abgelichtet. Auch auf
dem Namen NOISUF-X ist eine Ameise abgebildet. Welche Beziehung hast du zu diesen
Tierchen?
Ich find die Viecher einfach cool. Klar, in der Hütte
muss ich die auch nicht haben. Ich finde es faszinierend, was es in der Insektenwelt alles gibt. Der
Mensch hat sich bei denen ja so einiges abgeguckt
- und das nicht grundlos.
Es steht bislang noch nichts fest und eine längere Tour
würde ich aus zeitlichen Gründen gar nicht schaffen.
Zum Album-Release werde ich aber bei „ESSEN ORIGINELL“ spielen. Das ist eine Open-Air-Veranstaltung
und das Ganze ist sogar kostenlos. Wenn das mal
kein Grund für eine Reise nach Essen ist …
Was vermisst du am Meisten, wenn du unterwegs bist und was tust du als Erstes, wenn du
nach einem Gig wieder zu Hause bist?
Lange bin ich ja meist nicht unterwegs - aber ich
vermisse ab und an schon mal meine Couch. Wenn
ich zuhause bin, geht der Stress erst richtig los,
denn dann muss ich die liegen gebliebene Arbeit
erledigen.
Die limitierte Version von „Dead End District“
gibt es nur 888 Mal. Bei den Chinesen gilt die
Zahl 8 als Glückszahl. Hast du diese Anzahl
deshalb gewählt oder war das ein Zufall?
Ganz ehrlich - Zufall. 666 war mir zu abgedroschen,
777 hatte ich schon bei X-FUSION, und 1.000.000
wär etwas übertrieben.
ERANIE FUNDERBURK
In diesem Jahr warst du auch schon bei einigen
Festivals zu sehen. Wird es auch eine NOISUFX-Tour geben?
www.noisuf-x.com
www.myspace.com/noisufx
Nicht zu bremsen
Feinster Synthpop mit Vorbildern in den
80ern, aber äußerst modernem Klang. Unter Fans ist dAVOS längst mehr als nur ein
Geheimtipp. Spätestens nach der Tour im
vergangenen Jahr mit Diary Of Dreams sind
die Österreicher weit über die Grenzen ihres
Heimatlandes hinaus bekannt, und nutzen
diesen Schwung mit aller Kraft. So gab es
Anfang des Jahres eine Best Of-Retrospektive, für den Herbst ist ein brandneues Album
namens „I Could Sense A Tragedy“ angekündigt, und ganz nebenbei haben dAVOS ihr erstes professionelles Musik-Video abgedreht.
Dieses ist Teil der brandneuen EP „Tender Loving
Care“, deren Titelsong zugleich auch der visualisierte Track des Clips ist. Brandneue Songs und zahlreiche Remixes namhafter Künstler (wie z.B. AndyK
von Melotron) komplettieren das aktuelle Release,
das über Ionium Records digital veröffentlicht wurde und in allen relevanten Stores zu finden ist. Mit
dem Video und der EP wird zudem ein neuer Mitstreiter im Team vorgestellt. Gerd Hall hat die Band
verlassen, Matt C. übernimmt seine Keyboard-Parts
und wird von nun an an der Seite von Michael Ruin
und Frontmann Eric Nelson für frischen Wind sorgen.
Und er fühlt sich pudelwohl mit seiner neuen Aufgabe: „Als ich voriges Jahr vom Michael liebevoll
gefragt wurde, ob ich bei dAVOS einsteigen möchte,
weil sie einen guten Mann brauchen würden, hatte ich noch einige andere Angebote von namhaften
Bands vorliegen. Ich bin überzeugt, es war die richtige Entscheidung.“ Es tut sich einiges im Hause dAVOS, wie unschwer zu erkennen ist. Neue Besetzung,
neue EP, neues Video und ein wahrlich heißes neues
Album in der Hinterhand, dieses Trio hält nichts vom
Status Quo. Auf weitere Überraschungen in nächster
Zeit darf man sicherlich gespannt sein.
FRANK „OTTI“ VAN DÜREN
www.davos-music.com
VÖ „Tender Loving Care“ 05. August 2011
35
Kompromisslos auf Solopfaden
Monica Richards, die schöne und stimmgewaltige Frontfrau der kalifornischen Darkwave
Gothic Legende Faith And The Muse frönt ihrer
Solokarriere und befreit sich von all den Zwängen, die eine erfolgreiche Band mit sich bringt.
Der kompromisslose Wunsch, ökologische
Überzeugungen und tierschützerisches Weltbild mit dem klanglichen Kalkül einer archaisch-ritualistischen Musikwelt zu kombinieren,
trägt reiche Früchte. Nach einer erfolgreichen
EP erscheint im November das neue Album.
Monica schenkt uns vorab einen Einblick in die
Studioarbeit und ihre Überzeugungen.
Bisher haben wir eine erstaunliche EP von dir
hören können. Die Musik klingt äußerst frisch
und hat trotzdem noch die alte Verbindung
zur Gothic Szene. Was können wir vom lang
ersehnten Album erwarten? Erzähl uns etwas
über die Musiker, die diesen Release unterstützen werden?
Monica: Bezüglich des neuen Albums bin ich sehr
aufgeregt. Vor allem in Hinblick auf die Musik, die
inzwischen eine erstaunliche Gestalt annimmt. Die
Musik reicht von World Music über Punk Rock, bis
hin zu klassischen Soundtracks…. Und alles bewegt sich hin und her, wie in einem Wasserbild…
Es beginnt mit einem himmlischen Stück, das wie
eine Einleitung wirkt. „Naiades“ ist der Song, mit
dem ich meine letzten beiden Shows begonnen
habe. Dann geht der Song in ein neues orchestrales
Stück namens „EndBegin“ über. Es handelt von der
Idee, dass die Natur von der Zivilisation etwas zurückfordert, dabei sickert sie durch die Spalten von
Gebäuden und Gehsteigen. Für mich hat es die Bedeutung der alten „Flut“-Sagen. Diese handeln von
Bereichen, die überflutet werden und am Ende befinden sie sich auf dem Meeresgrund und es ist ganz
still dort. Ich habe auch ein Stück geschrieben, das
„Nereides“ heißt. Es klingt noch tiefgründiger und
fast ein bisschen unheilverkündend. Dies ist auch
ein weiterer Übergang… Paul Mercer und sein Produzent Bruse Bennet arbeiten an einem Song, das
„LureinLay“ heißt. Es ist ein sehr stilles Lied und
einfach himmlisch. Ich habe auch eine Tribal-Trommel und ein reines Gesangsstück, das „Scylla und
Charybdis“ heißt. Mit den vielen Gesangseinlagen,
36
die in diesem Song eingebunden wurden, hatte ich Ich bewundere sehr die Frauen, die so hart gekämpft
sehr viel Spaß. Dann gibt es noch ein paar Songs, und den Weg für mich geebnet haben. Dadurch bin
die mehr in die Punk-Rock-Richtung gehen, dank der ich frei und kann ich selbst sein und bleiben. Ich
Hilfe von Steve Niles. Steve war in den alten Tagen denke an die Frauen, die in Institutionen eingesperrt
die graue Eminenz. Er gehörte zu einer „Dischord wurden, nur weil sie einfach keine Hausfrauen sein
Band“ und so schrieb er mit mir zusammen Gitar- wollten. Ich habe mich nie in der Rolle gesehen,
renriffs. Wir kennen uns noch aus der Zeit, als wir Männern untergeordnet zu sein. Ich habe niemals
Kinder in der Punk Rock Szene
davon geträumt eine Mutter zu
„Ich bewundere sehr die
waren. Ich liebe es, wie sich für
sein und trotzdem verhalte ich
uns der Kreis geschlossen hat! Frauen, die so hart gekämpft mich meinem Umfeld und TieSoeben habe ich ein etwas roren gegenüber mütterlich. Ich
und den Weg für mich
ckigeres Lied aufgenommen, geebnet haben. Dadurch bin habe mich immer als gleichbedas „Pride“ heißt. Ich bin sehr
rechtigt gefühlt und ich empstolz auf diesen Song! Wir ha- ich frei und kann ich selbst finde tiefe Verachtung denen
sein und bleiben.“
ben auch ein echt großartiges
gegenüber, die mich zuerst als
„quasi-Instrumental“ aufgeFrau sehen und anschließend
nommen, das „A Tail Of Two“ heißt. Ich habe um sei- sagen „Wow, du bist eine sehr Talentierte, Smarte,
ne Gitarren-Sounds herumgebastelt und nur meine Lustige“, so als wäre das eine sekundäre CharakteStimme als Instrument verwendet. Der letzte Song reigenschaft meines Geschlechts. Heutzutage denke
heißt „We Go On“ und ist ein akustisches Stück, das ich, man sollte mit all diesem Blödsinn aufhören, zuins epische übergeht.
sammenarbeiten und sich wie Menschen behandeln.
Wobei ich mir nicht sicher bin, ob unsere primitiven
„Infra Warrior“ war ein reines Frauenprojekt, Gehirne das auch wirklich umsetzen können.
das sich auf die Frauenbewegung, deren ExGERD DREXL/ERANIE FUNDERBURK
pressionen und Ideen fokussiert hat. Würdest
du dich selbst als emanzipierte Frau bezeich- www.monicarichards.com
nen?
www.myspace.com/monicarichardsmusic
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SPECIALS IM SEPTEMBER & OKTOBER 2011
Freitag & Samstag I 09.09.2011 & 10.09.2011
DARKFLOWER GEBURTSTAG
Samstag, 01.10.11
1st Floor:
ROCK vs. ELECTRO- Die Party Teil 50
DJ Tommes (MB) im ständigen Wechsel mit DJ PorNo (Resident)
2nd Floor:
Independent Complex mit DJ Knüpfi Indie | Gothrock | Postpunk | Flexipop | NewWave
| Avantgarde | EClash | GuitarWave | Classix…
Sonntag, 02.10.11 (Vorfeiertag)
1st Floor:
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100 Liter Freibie
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Getränkeaktionen ionen u.v.m.
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uflage, DE/VISIO
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C
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Js
D
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Letzte Instanz, kind, uvm.
o.d., Stein
Clan Of Xymox, f.
2nd Floor:
welle: erdball Album Pre-Release-Party „Der Kalte Krieg“
Wir tanzen die Einheit! Vollblut-Elektronik und Tanznacht mit DJ Honey
Steinkind Aftershow Party + Records Release Party
„Es Wird Zeit“/Video Premiere DJ Phil (Steinkind)
Freitag, 07.10.11
1st Floor:
HAUJOBB RETURNS! Record Release Party zum Album “NEW WORLD MARCH”
von HAUJOBB mit DJ Daniel Myer & Dejan Samardzic
Rock | Alternative | Indie | Placebogirl & DjeXperiment
2nd Floor: Let‘s Rock Party
Samstag, 08.10.11
1st Floor:
2nd Floor:
All Styles of Dark Music mit DJ Alexx (Eisbrecher / Der Checker)
& dj ketchuptoast + DJ Marko (Resident-DJs)
”NightLight” Electro | Industrial | EBM | Noise
Dj Sick, DJ Darksense & MyNaughtyNurse
Freitag, 14.10.11
1st Floor:
(((OPERATION-TANZGEIL))) mit (((ProToTyP))) +
Eisenfunk-DJ-Set Hardstyle | TBM | Industrial | Electro | Industek
90’s mit dj ketchuptoast
Freitag, 16.09.2011
2nd Floor:
mit Johan van Roy (Suicide Commando) und Torben Schmidt
(Infacted Recordings)
2nd Floor: Rocknacht mit Gast DJane Korinna(Canterra) & DJ Böhser Onkel mit Rock/
Metal bis Mittelalterrock
Samstag, 15.10.11
Samstag, 17.09.11
Freitag, 21.10.11
1st Floor: “Special: 25 years of suicide commando DJ tour”
1st Floor: Rammstein-Party Teil 33
mit DJ Marko & DJ ketchuptoast (Resident-DJs) und DVD-Show
2nd Floor: Pleasure & Pain, Depeche Mode B Seiten Party
mit DJ Martin
Freitag, 23.09.11
1st Floor:
1st Floor:
2nd Floor:
All Styles of Dark Music mit DJ Oswald Henke (Goethes Erben)
und DJ Lars (Resident)
NarcoticDarkDance DJ Cholo (dark-desire-le.de) und DJ Jens
mit “Gothic - Electro - Electro - Gothic“
1st Floor: „Party Monster - Party“ mit DJ Cholo & DJ Darkland
2nd Floor: 60’s und 70’s mit DJ Kermit
Samstag, 22.10.11
1st Floor: All Styles of Dark Music mit Alexander Kaschte (Samsas Traum)
2nd Floor: „Alternative Singles Party #8“ mit DJ Kermit
Subway to Sally - Record Release Party zum Album “SCHWARZ
IN SCHWARZ” mit Eric Fish. Die Musiker stehen die ganze Nacht
für Fragen, Autogramm- und Fotowünsche zur Verfügung.
2nd Floor: “Scheißparty- The Comeback“ Gitarre, Gitarre, Gitarre ...
Freitag, 28.10.11
Samstag, 24.09.11
Samstag, 29.10.11
1st Floor: All Styles of Dark Music mit DJ Dero / Oomph!
2nd Floor: Transsylvanien Express
mit DJ Darkland Psychobilly, Horrorpunk, Deathrock und Ska
Freitag, 30.09.2011
1st Floor: Veitstanz (Vol. 70) Die Partyreihe mit rockigen Mittelalterklängen
2nd Floor: „Club Classix” mit DJ PorNo
Electro | EBM | Darkwave | Alternativ & 80s
(All Styles of Dark Music)
1st Floor:
Veitstanz (Vol.71) Die Partyreihe mit rockigen Mittelalterklängen
2nd Floor: „Club Classix“–Special mit PorNo - Electro | EBM | Darkwave | Alternative & 80s
1st Floor: All Styles of Dark Music & And-One-Aftershowparty mit DJ Lars
2nd Floor: „Wickies Erben vs. Metallgewitter“ Das Beste aus allen
Metalbereichen + die „Runde des Wahrenblödsinn“ mit Jailhouse, Rockabilly…
Sonntag, 30.10.11 *** Spooky Night ** * auf 2 Floors
1st Floor Halloween Party mit DJ Jyrki69 (69 Eyes/Helsinki),
&
DJ M.A.M.(San Diego Music), DJ Knüpfi & weiteren Resident-DJs
2nd Floor: Kostüme erwünscht aber keine Pflicht
www.darkflower.de www.facebook.com/Darkflower.Leipzig
37
Das GOTHFEST verstand und versteht sich als
Event, das den verschiedenen Stilen dunkler
Musik gleichberechtigt Platz einräumt. Mittlerweile bietet das Zusammentreffen dem tanzwütigen Gothicvolk, was Herz, Ohren und Beine begehren, wobei sich die Schwerpunkte auf
den vier Floors unterscheiden. Das erhöht die
Abwechslung für die Gäste, da alle Bereiche zugänglich sind. So gibt es beispielsweise „Classix“ mit EBM, Dark Wave Klassikern & 80er, den
„Depeche Mode-Floor“ mit Songs & Videos der
Kultband von gestern bis heute, „Veitstanz“
mit den Mittelalter- und Metalhighlights sowie
die „Rabenschwarze Nacht“ mit Klängen von
Old School-EBM über Futurepop bis Noise.
GOTHFEST
Bremen sieht schwarz!
Eines der größten Gothic - Club - Events der
Szene geht in die zehnte Runde. Was im Frühjahr 2007 begann, wird auch im Jahre 2011
fortgesetzt. Im gesamten Aladin - Komplex in
Bremen sind die dunklen Gestalten der Nacht
unterwegs.
Diese abwechslungsreiche Gestaltung findet ihre
Akzeptanz im - innerhalb des Dresscodes - genauso
stilistisch gemischten wie aufgeschlossenem Publikum. Neben den bekannten und bewährten DJs der
RABENNACHT (Carsten Caas) und des VEITSTANZ
(Mie) werden für die zwei übrigen Floors namhafte
Szene-DJs an den Plattentellern stehen und auch der
Veitstanz und die Rabennacht wird jeweils einen
Gast-DJ an den Reglern involvieren. Wenn man ins
Detail geht, liest sich das so:
RABENSCHWARZE NACHT-Floor im TIVOLI mit DJ
Carsten Caas & DJ Francesco
D`Angelo (:SITD:, Dark Dimensions)
VEITSTANZ-Floor im ALADIN mit DJ Mie & DJ SAM
(Seelenfeuer/Friedeburg)
DEPECHE-MODE-Floor: DJ Artur (Shagall/HB)
DARK CULT CLASSICS-Floor: DJ Dramatis (Collusseum Crash/OL)
Neben der Musik wird ein Rahmenprogramm die
Party bereichern. Merch- und Schmuckstände sowie
eine Met-Taverna für diejenigen unter euch, die fernab der Tanzflächen etwas stöbern oder relaxen wollen. Eine Feuershow und ein Gaukler, der dir plötzlich
von hinten auf die Schulter tippt, werden für
zusätzliche Abwechslung sorgen.
15.10.2011
Einlass: 22:00 Uhr
Eintrittspreis: 9 EUR
Aladin Music Hall GmbH
Hannoversche Str. 11
28309 Bremen
www.aladin-bremen.de
A Gothic Birthday
Wenn das Darkflower jedes Jahr im September
zum Geburtstag lädt, startet ein ganzes Wochenende das Event des Monats. Am 09. und
10.09. ist es soweit. Der Alternative Club No.1
in Leipzig feiert sein 11-jähriges Bestehen und
hat auch in diesem Jahr keine Kosten und Mühen gescheut, ein Party-Highlight zu organisieren, welches dem Anlass angemessen ist.
Ein ganzes Staraufgebot an DJs steht in den Startlöchern, um nicht nur Jünger der Gothic Szene in die
Hainstraße 12-14 pilgern zu lassen. Auch alle Feierwilligen der Stadt sind aufgerufen, diese Nacht zum
Tag zu machen und zwei Tage zu feiern. Auf zwei
Dancefloors werden 20 DJs Euch mit Musik beschallen und zum Tanz animieren. Am Freitag stehen u.a.
am Pult: Herr Stolz von Letzte Instanz, Ronny Moorings von Clan Of Xymox und DJ GOLDMANN & The
Dark Kasperle DJ TEAM.
38
Uns ist klar, dass ein Tag nicht ausreicht, um wirklich zu feiern. Deshalb legen wir am Samstag nach
mit einer DE/VISION Pre-listening Party zum Album
„POPGEFAHR – THE MIX“ mit Thomas & Steffen
(DE/VISION). Das Album selbst wird erst am 30.09.
veröffentlicht. Desweiteren werden u.a. Marcus
Meyn von Camouflage, Phil J von der Band Steinkind und Excess-D von f.o.d. das DJ-Set des Tages zu
einem Erlebnis gestalten.
Zudem wird es jeden Tag einen namhaften Überraschungs-DJ geben, welche unseren Pult-Ikonen
zusätzlich Glanz verleihen werden. Seid gespannt.
Freibier, Getränkeaktionen, Verlosungen, Glücksrad
und viele weitere Extras werden die Abende abrunden. Ab 20 Uhr geht es in der Hainstraße los. Ein
absolutes Muss an diesem Wochenende.
www.darkflower.de
39
SEPTEMBER / OKTOBER 11
AUSGABE 33 - JAHRGANG 5
JESUS
ON
EXTASY
OTTO DIX
IN
DESIRE
M
SALTATIO ORTIS
JESUS ON EXTASY
TANZWUT
OTTO DIX
VNV NATION
NOISUF-X
STRAFTANZ
AUTODAFEH
G
M RA
IT T
N IS
EH Z
M UM
EN
LOST