Strahlend gesunde Zähne
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Strahlend gesunde Zähne
In Zusammenarbeit mit: SPECIAL INTEREST Strahlend gesunde Zähne Was Zahnärzte dazu beitragen: vorsorgen, ausbessern, verschönern. So werden Sie gut behandelt [ EDITORIAL ] Liebe Leserin und lieber Leser E Es scheint nur zwei Gruppen von Menschen zu geben: Die einen brauchen beim Zahnarzt maximal fünf Minuten, weil immer alles okay ist. Die anderen schrecken schon auf, wenn sie unerwartet auf eine Nuss im Müsli beißen – zu viele Stunden haben sie schon mit weißem Lätzchen unter grellem Licht verbracht. Gerade diese Geplagten wissen, wie wichtig gesunde Zähne für ihr gesamtes Wohlbefinden sind. Und gehen, wenn sie vernünftig sind, regelmäßig zu Zahnarzt oder Zahnärztin. In den Stuhl sinken, den Mund öffnen, die Verantwortung abgeben – diese Zeiten sind jedoch vorbei. Immer häufiger ist in der Zahnarztpraxis unsere Entscheidung gefragt: Wollen wir eine professionelle Zahnreinigung? Aus welchem Material soll unsere neue Füllung angefertigt werden? Welche Art des Zahnersatzes darf es sein? Fast 90 Prozent der Bundesbürger, das zeigt eine aktuelle Emnid-Umfrage, wünschen sich Zahnfüllungen aus Gold, Keramik oder Kunststoff. Viele fürchten allerdings, dass sie hochwertige Zahnfüllungen aus eigener Tasche nicht finanzieren können. Mit dieser Broschüre wollen wir Sie informieren und Ihnen Entscheidungshilfen geben: Was Sie jeden Tag für ein gesundes Gebiss tun können. Welche Möglichkeiten Ihr Zahnarzt Ihnen heute anbieten kann. Wann die gesetzlichen Krankenkassen zahlen und welche Leistungen eine private Zusatzversicherung übernimmt. „Mit Zähnen ist es wie mit Weihnachtsgänsen. Schlechte Füllungen verderben den ganzen Spaß.“ ERGO Direkt Versicherungen Deutschlands meistgewählter Direktversicherer 0800/444 1060 gebührenfrei oder ergodirekt.de Seite 4 Schöne Zähne, schmerzendes Zahnfleisch – was tun? Plus: Die richtige Pflege für jeden Tag BEIM ZAHNARZT Seite 6 Keine Angst! Wie Sie den Arzt Ihres Vertrauens finden. Plus: Entscheidungshilfen in der Zahnarztpraxis – was es gibt, was es kostet, wer’s bezahlt SCHÖNHEIT Seite 12 Richtig gut aussehen: Was Zahnkosmetik beitragen kann. Alle Methoden und Kosten im Überblick. Plus: So bekommen Sie weiße Zähne ZAHNERSATZ Seite 16 Kein Mut zur Lücke! Methoden für den Zahnersatz im Vergleich. Plus: Wer zahlt wie viel – die Kosten im Überblick Alles Gute, Ihre BRIGITTE Titelfoto: folio-id.com Erstklassige Zahnfüllungen – Keramik oder Kunststoff: die Zahnerhalt-Versicherung für 9,90 €/Monat. ZAHNALLTAG IMPRESSUM Chefredakteure: Andreas Lebert und Brigitte Huber Stellv. Chefredakteurin: Claudia Münster Textchefin/Chefin vom Dienst: Susanne Mersmann Redaktion: Nikola Haaks, Sinja Schütte (Ltg.), freie Mitarbeiterinnen: Dr. Antje Kunstmann, Irene Stratenwerth Freie Autorinnen: Angelika Brodde, Bettina Laude, Anne Otto, Angela Schöneck, Dr. Sabine Thor-Wiedeman Art-Director: Kolja Kahle Layout: Birgit Kliemke Bildredaktion: Holger Geys, Sonja Streit Schlussredaktion: Angela Gier Produktionsteam: Germaine Tarnow Verlagsleiter: Axel Wüstmann Anzeigenleiterin: Anja Dreßler Vertriebsleiter: Rainer Stöber (DPV) Herstellung: Tanja Kuge (Leitung), Horst Conrad. © 2010 by Verlag Gruner + Jahr AG + Co KG, Druck- und Verlagshaus; Redaktion BRIGITTE, 20444 Hamburg. Druck: Appl Druck, Wemding BRIGITTE Special Interest 2010 3 [ ZAHNALLTAG ] T Trotz kerngesundem Gebiss hat Kulturwissenschaftlerin Nadja Priesemuth, 32, Probleme mit den Zähnen. Genauer: mit ihrem Zahnfleisch Foto: Brita Sönnichsen „Ich brauche das Gefühl, im Mund ist alles okay!“ Wenn die Schulzahnärztin kam, musste ich den Mund immer ganz weit aufmachen. Als lebendes Zahnmodell für die anderen Kinder. „Seht euch mal Nadjas Gebiss an“, sagte sie. Keine Plombe, kein Loch, kein gar nichts. Kein Wunder, denn mein Vater ist Zahnarzt und meine Mutter Heilpraktikerin. Sie achtete darauf, dass möglichst was Gesundes auf den Tisch kam, und er, dass das Ungesunde zwischendurch keine Spuren hinterließ. Bis heute habe ich keine einzige Plombe. Aber statt der Zähne machen mir leider Zahnfleisch und Mundhöhle Probleme. Das erste Mal hatte ich die kleinen fiesen Bläschen an der Schleimhaut kurz vor dem Abitur. Während des Studiums wurden sie zu regelmäßigen Besuchern, sobald die nächste Klausurenrunde nahte. Auch mein Zahnfleisch blutete leicht. Spätestens jetzt war mir klar: Mein Mund reagiert, wenn ich im Stress bin. Seit mir dieser Zusammenhang bewusst ist, versuche ich, mindestens zweimal pro Woche früh schlafen zu gehen. Und ich achte auch immer darauf, dass ich morgens und abends etwas Frisches esse. Obst im Müsli, Brot mit Gurken und Tomaten. Derzeit bin ich in Elternzeit und viel zu Hause, weil ich letzten Winter mein zweites Kind bekommen habe. Klingt gemütlich, bedeutet für meinen Körper aber auch wieder Stress. Vor allem der fehlende Schlaf macht mir zu schaffen. Vor Kurzem hatte ich wieder eine ganz heftige Zahnfleisch-Entzündung. Jetzt spüle ich regelmäßig mit Salzlauge. Denn die kann man, so mein Zahnarzt, dauerhaft vorbeugend anwenden. Eigentlich gibt mir mein Körper schon zu verstehen, was er braucht. Meistens: einen Gang runterschalten, ausruhen statt aufwischen. Ich versuche, kleine Ruheinseln in den Alltag einzubauen. Ein halbe Stunde aufs Sofa, Chai-Tee trinken, vielleicht etwas lesen – das tut mir gut. ZÄHNE LÜGEN NICHT Richtig essen, richtig putzen: Was wir jeden Tag für unser Gebiss tun können. Zahnpflege beginnt beim Essen. Doch nicht nur, wenn wir Süßes meiden, tun wir unseren Zähnen etwas Gutes. Manches Leckere mag auch unser Gebiss richtig gern: Fisch und Krustentiere etwa. Denn Meerestiere enthalten Fluoride, die den Zahn versiegeln. Gleiches leistet auch fluoridiertes Speisesalz: Dessen Einführung hat das Kariesvorkommen in verschiedenen Ländern erheblich gesenkt. Auch das Kalzium aus Milch und Milchprodukten härtet den Zahn und stärkt das Zahnfleisch. Und ein Stück Käse nach der Mahlzeit kann zur Not auch mal das Zähneputzen ersetzen, denn Fett und Eiweiß legen sich wie ein Schutzfilm um den Zahn. Zur Vorbeugung von Parodontitis und zur schnelleren Heilung des Zahnfleisches empfiehlt sich Vitamin C zum Beispiel aus Zitrusfrüchten, Kiwis oder Paprika. Immer wichtig: gründliches Kauen. Dabei entsteht viel Speichel, und der neutralisiert Karies-Bakterien. Den Rest erledigt das Zähneputzen. Wichtig ist dabei die richtige Technik: Schonend und gründlich reinigt eine Zahnbürste mit kleinem Kopf und weichen, höchstens mittelweichen Borsten. Damit geht’s – ohne zu festen Druck – Zahn für Zahn vom Zahnfleisch Richtung Zahn, also von Rot nach Weiß. Elektrische Bürsten mit rotierender Bewegung sind den Handzahnbürsten sogar etwas überlegen. Weil die meisten Bakterien zwischen den Zähnen und am Zahnfleischrand sitzen, gehören zu einer gründlichen Reinigung zusätzlich Interdentalbürstchen oder Zahnseide. Wenn die kleinen Bürstchen richtig passen, sind sie der Seide überlegen. Diese empfiehlt sich dagegen vor allem bei sehr eng stehenden Zähnen. BRIGITTE Special Interest 2010 5 [ BEIM ZAHNARZT ] E Elisabeth Lisenga, 50, hatte panische Angst vorm Zahnarzt – bis sie den richtigen fand A Foto: Nadja Klier „Elisabettchen, det kriegen wir hin!“ 6 BRIGITTE Special Interest 2010 Als ich mich das erste Mal auf seinem Behandlungsstuhl nach hinten sinken ließ, war mir sehr mulmig. An meinem neuen Zahnarzt lag es nicht, es lag an allen Zahnärzten dieser Welt. Niemand mag es, derart ausgeliefert dazuliegen, Kehle ungeschützt, Mund sperrangelweit offen. Einige Menschen reagieren in dieser Situation panisch. Sie verkrampfen sich, zucken weg, hyperventilieren oder hören gleich ganz auf zu atmen. Ihren Zahnarzt wechseln sie häufig, gehen selten oder gar nicht hin, bald sieht ihr Gebiss entsprechend aus. Meins auch – eine Dentalruine. Der Mann im weißen Kittel sprach damals zu mir, und ich war deutlich über 18: „Elisabettchen!“ Seine Finger umgriffen mein Handgelenk, drückten es sanft. „Ich mache nüscht. Ich gucke bloß.“ Durch die Angstschwaden, die mein Gehirn verdunkelten, vernahm ich seine singende Stimme. Ich lag trotzdem da wie ein gefrorenes Brett, bereit, sofort in Ohnmacht zu fallen, sollte er nach einem Bohrer greifen. In den vergangenen 12 Jahren suchte ich seine altmodisch anmutende Praxis regelmäßig auf. Ein Früher-war-allesbesser-Typ ist er nicht, aber Zahnärzte, die den ganzen Menschen behandeln, muss man inzwischen suchen. Welcher Arzt hat heute noch Zeit, eine ärztliche Übervaterpersönlichkeit zu sein? ngstpatienten erkennt mein Zahnarzt auf einen Blick: die zusammengepressten Knie, die hochgezogenen Schultern, der verschreckte Blick, der feuchte, zaghafte Händedruck. „Erst ma gucken“, so klingen seine Beruhigungssätze. Er macht ein Röntgenbild, bespricht mit dem zitternden Häuflein Furcht, was im Mund Schrott ist, welche Wünsche es hat. Ist Akut-Hilfe erforderlich, so sorgt er dafür, wenig „Extra-Schmerz“ zu produzieren. „Ich bin zum Zahnkranken wie ein Pfarrer.“ Er ist aber auch handfest und unmissverständlich. Nach der Untersuchung faltete er die Hände und sprach: „Elisabettchen, da ist einiges zu machen. Aber det kriegen wir hin.“ Und ich hab’s ihm geglaubt wie ein Schaf, weil sein Zutrauen in meine Möglichkeit, dies alles durchzustehen, für drei reichte. Während mein kariöses Gebiss in Arbeit war, roch und spürte ich meinen Zahnarzt nur noch, rechts an meiner Schulter, dicht über meinem Oberkörper, er redete ohne Unterlass, und das sehr schnell. Wenn mein Kopf durch ein Meer von vibrierenden, knurrenden Bohrgeräuschen schwamm, nirgends eine rettende Insel, ärgerte ich mich, dass ich nicht antworten konnte. Sagte er: „Das tut nicht weh“ oder „Es piekst gleich“, konnte man sich auf sein Wort verlassen. o lernte ich, dem Schmerz nicht mehr aufzulauern, sondern freundlich an meinem Zahnarzt vorbei an die Kiefernholzdecke zu starren. Er duzte mich von Anfang an. Ich habe es mir leicht gefallen lassen, denn es war kein herablassendes Du, sondern ein fürsorgliches, das Verbindlichkeit und Nähe schuf. Sagte er zu einem entzündeten Zahn: „Elisabettchen, da liegt kein Segen drauf“, dann ließ ich mich seufzend sinken, damit er den Übeltäter an der Wurzel packen konnte. Die schönsten Stunden meines Lebens verbrachte ich in seiner Praxis wahrlich nicht, doch nie ließ er mich spüren, dass er in Eile oder von meiner Panik überfordert war. Wenn ich vom Behandlungsstuhl aufstand, den Pudding aus den Knien quetschte, tätschelte er meine Hand und sprach: „Ham wa’s jeschafft, meene Kleene.“ Er hat eine berufliche und menschliche Reife, die ihm mit Angstpatienten eine felsenfeste Sicherheit verleiht. „Dass einer nicht auf mich reagiert, ist selten. Das Zauberwort heißt: erklären. Mein Glück ist, dass ich gleichzeitig quatschen und konzentriert arbeiten kann.“ Für den Lauf der Welt hat es keine Bedeutung, dass er eines Tages sprach: „Elisabettchen, wat ick jetzt mache, dafür lohnt ’ne Spritze nich. Das hältste jetzt mal aus.“ Ich lehnte mich daraufhin brav zurück und balancierte freihändig über den Abgrund. S BRIGITTE Special Interest 2010 7 [ BEIM ZAHNARZT ] DARF ES EIN BISSCHEN MEHR SEIN? Immer häufiger ist auf dem Zahnarztstuhl Ihre Entscheidung gefragt. Was Sie dazu wissen sollten Angst vorm weißen Mann? Das hilft! Nur ein Viertel aller Deutschen nehmen entspannt im Behandlungsstuhl Platz, allen anderen wird oft schon beim bloßen Gedanken daran mulmig. Und je größer die Furcht, desto unangenehmer empfinden wir auch alles, was dann tatsächlich beim Zahnarzt passiert. Fünf Prozent leiden sogar an einer echten Phobie und gehen gar nicht erst hin, selbst wenn das Gebiss noch so sehr schmerzt. Doch mit den richtigen Strategien können die meisten Menschen ihre Ängste selbst bewältigen oder zumindest reduzieren: Kommunikation: Ein Gespräch mit Zahnarzt oder -ärztin schafft Vertrauen und baut Ängste ab. Teilen Sie Bedenken mit, nur so kann der Arzt diese berücksichtigen und auf Sie eingehen. Manchem helfen genaue Informationen, was wann eigentlich passiert. Nichts spüren: Früher gehörten Schmerzen beim Zahnarzt dazu, heute gibt es Betäubungsmittel, die schnell und gut wirken. Selbst der Einstich der Spritze ist kaum noch zu spüren, wenn die Einstichstelle vorher für kurze Zeit an der Oberfläche betäubt wird. Beruhigend ist es auch, vorher mit dem Zahnarzt ein Stoppsignal, zum Beispiel durch Handheben, zu vereinbaren, falls die Behandlung doch überraschend schmerzen sollte. einer Zahnärztin war und sich für den schlechten Gebisszustand schämt. Fragen Sie, ob Sie auch erst einmal nur zu einem Gespräch in die Praxis kommen können. Und vor allem: Gehen Sie hin, immer wieder und nicht erst, wenn’s weh tut. Ablenken und entspannen: Angst wird intensiver, je mehr man sich darauf konzentriert. Alles, was uns auf andere Gedanken bringt, beruhigt. In vielen Praxen läuft deswegen Musik oder im Wartezimmer der Fernseher, manche bieten sogar schon Videobrillen an. Oder Sie bringen sich Ihren eigenen MP3-Player und Kopfhörer mit oder suchen in Gedanken ganz bewusst das Weite, etwa mit einer Fantasiereise. Auch Entspannungstechniken, wie zum Beispiel Atem-Entspannung oder progressive Muskelrelaxation, können sehr gut dabei helfen, die Behandlung gelassener zu überstehen. Weitere Hilfen: Eine Zahnbehandlungs-Phobie ist als Angsterkrankung anerkannt, gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine kurze Psychotherapie. Etwa 70 Prozent der Phobiker werden durch so eine Behandlung ihre Ängste los. Hypnose: Entspannt und schmerzfrei lässt man sich auch nach einer medizinischen Hypnose in den Behandlungsstuhl sinken. Etwa 1200 Kleine Schritte: Oft kostet es schon Mut, überhaupt einen Zahnärzte in Deutschland haben eine entTermin zu vereinbaren. Erst recht, wenn sprechende Zusatzausbildung und können man lange nicht beim Zahnarzt oder bei das Verfahren anwenden. 8 BRIGITTE Special Interest 2010 Professionelle Zahnreinigung In manchen Praxen wird der rein kosmetische Teil der Behandlung, die Reinigung der Zähne mit einem nach Salz und Zitrone schmeckenden Pulverstrahl, bereits als Professionelle Zahnreinigung (PZR) verkauft. Das reicht aber nicht. Die Bundeszahnärztekammer hat die Arbeitsschritte festgelegt, die ins amtliche Reinigungsprogramm gehören: Zuerst wird der Kiefer genau untersucht, die Tiefe der Zahnfleischtaschen gemessen. Danach werden mit einem Haken Zahnstein und Plaque gelöst, das kratzt zwar an den Zähnen, löst aber fest sitzende Beläge. Es folgt besagte Air-Flow-Behandlung – mit Natriumbikarbonat und viel Wasser werden Kaffee-, Teeund Nikotinflecken abgerieben. Viertens entfernt ein UltraschallGerät die Ablagerungen, die tief unter dem Zahnfleischrand liegen. Zum Abschluss wird noch eine Fluorid-Paste auf die Zähne aufgebracht, die eine 50-mal stärkere Fluor-Konzentration als Zahnpasta hat. Sie härtet den Zahnschmelz, macht die Zahnoberflächen glatt und glänzend. Das ganze Reinigungsprogramm wird ein- bis zweimal im Jahr empfohlen. Parodontitis-Behandlung Einer Zahnfleischentzündung beugt man am besten durch eine professionelle Zahnreinigung und gutes Putzen vor. Reicht das nicht, kann der Zahnarzt die Zahnfleischtaschen mit Instrumenten, Ultraschall oder Laser gründlich reinigen, eventuell auch mit antibakteriellen Mitteln behandeln. In schweren Fällen muss chirurgisch eingegriffen werden. Heute kann man bei einer solchen Operation sogar wieder neue Knochensubstanz aufbauen. Zum Beispiel mit einem Gel, das auf die Zahnwurzel aufgetragen wird (so genannte Schmelzmatrixproteine) und im umgebenden Knochen das Zellwachstum fördert. Oder es wird eine Membran um die Zahnwurzel gelegt, die das schnell wachsende Zahnfleisch zurückhält, bis der Knochen Zeit hatte, sich neu zu bilden. Wurzelkanalbehandlung Sobald Entzündungskeime, meist ausgehend von einem Kariesherd, in den Wurzelkanal eingedrungen sind, herrscht Alarmstufe Rot. Jetzt kommt es darauf an, das Zahninnere keimfrei zu bekommen und dann als Schutz gegen weitere Infektionen dicht zu verschließen. Die Wurzelkanäle gerade von Backenzähnen sind verzweigt und gewunden. Das macht es so schwierig, die feinen Kanälchen mit speziellen Instrumenten auszukratzen. Seit einigen Jahren nimmt man auch maschinell rotierende Feilen aus Nickel-Titan, die sehr flexibel sind. Anschließend wird mit unterschiedlichen desinfizierenden Lösungen gespült, manchmal auch mit entzündungshemmenden Medikamenten nachbehandelt. Erst wenn das Zahninnere richtig sauber ist, kann die anschließende Wurzelfüllung wirklich halten. Mit einer solchen Behandlung kann man in rund 70 bis 90 Prozent der Fälle verhindern, dass der Zahn gezogen werden muss. Er kann dann, z. B. nach einer Überkronung, oft noch viele Jahre erhalten werden. Füllungen und Inlays Wie gut eine Zahnfüllung ist, hängt vor allem von der Sorgfalt des Zahnarztes und vom verwendeten Material ab. Amalgam ist seit Jahren wegen seines hohen Quecksilbergehalts umstritten. Zweifellos erhöhen diese Füllungen die Quecksilberbelastung des Körpers. Dass dadurch Krankheiten entstehen, ist aber wissenschaftlich nicht belegt. Schwangere und Nierenkranke sollten vorsichtshalber auf Amalgam verzichten. Was die Belastbarkeit und die Haltbarkeit angeht, ist Amalgam aber nach wie vor unschlagbar. Komposite sind Kunststoffe. Solche Füllungen sind relativ aufwendig und teurer als Amalgam. Der Zahn wird angeätzt und mit Kleber bestrichen, dann wird das Komposit in dünnen Schichten aufgebracht, die zwischendurch mit energiereichem Licht gehärtet werden. Komposit-Füllungen fallen kaum auf, allerdings können sie sich mit der Zeit verfärben. Sie können auch schrumpfen, und in den dadurch entstehenden Randspalten kann sich wieder Karies bilden. Komposite geben verschiedene chemische Substanzen ab, ob das gesundheitlich bedenklich ist, ist zur BRIGITTE Special Interest 2010 9 [ BEIM ZAHNARZT ] GUTE ZÄHNE, TEURE ZÄHNE? Was eine private Zusatzversicherung bringt Zeit noch nicht geklärt. Sie halten etwa fünf bis zehn Jahre, bei guter Verarbeitung und Pflege auch länger. Goldinlays sind Füllungen aus Goldlegierungen, die im Zahnlabor passgenau vorgefertigt werden. Auch große Löcher in den Zähnen können so noch gefüllt werden. Sie halten hohem Kaudruck stand und haben eine lange Lebensdauer (10 bis 15 Jahre). Außerdem sind sie sehr gut verträglich, Allergien sind aber etwas häufiger als beim Amalgam. Bei der Vorbereitung des Zahns für das Inlay geht relativ viel Zahnsubstanz verloren. Keramikinlays werden aus zahnfarbenem Keramikmaterial im Zahnlabor gefertigt. Sie sehen sehr gut aus, sind gut verträglich und halten um die zehn Jahre. Wie beim Goldinlay muss zur Vorbereitung auch gesunde Zahnsubstanz geopfert werden. Wenn die Inlays nicht perfekt passen, können sie aufgrund ihrer Härte die gegenüberliegenden Zähne erheblich schädigen. Sie sind gesetzlich krankenversichert? Dann bekommen Sie Ihre zahnärztliche Grundversorgung von der Krankenkasse erstattet: Für reine Kontrollbesuche fällt nicht einmal die Praxisgebühr an. Auch die Entfernung von Zahnstein wird einmal pro Jahr von der Kasse bezahlt. Dasselbe gilt für alle anderen Behandlungen und Reparaturen, die medizinisch notwendig sind. Warum also übrhaupt über eine private Zusatzversicherung nachdenken? Zum einen, weil hochwertiger Zahnersatz oft nur mit Hilfe einer Versicherung erschwinglich wird. Zum anderen aber, weil auch die Kosten für regelmäßige Maßnahmen zum Zahnerhalt – wie professionelle Zahnreinigung, Knirsch-Schienen oder die häufigere Zahnsteinentfernung – von der Zusatzversicherung getragen werden. Und auch bei Reparaturen der Zähne zählt manchmal durchaus der Unterschied: Bei Wurzel- und Paradontose-Behandlungen muss im Einzelfall geklärt werden, ob die gesetzliche Krankenkasse zahlt. Die private Zusatzversicherung übernimmt diese, je nach gewähltem Tarif, in voller Höhe. Amalgam-Füllungen werden in vollem Umfang von der Krankenkasse übernommen, nicht aber so genannte Inlays und Onlays und Füllungen aus anderen Materialien, zum Beispiel aus Kunststoff oder Gold. Wer eine private Zusatzversicherung abschließt, bekommt hier einen Zuschuss von bis zu 100 Prozent. Angst vorm Zahnarzt? Eine kurze Psychotherapie zahlt die gesetzliche Krankenkasse. Wer sich lieber per Hypnose in Trance versetzen lässt, um die Behandlung besser zu überstehen, bekommt diese Kosten nur von der Zusatzversicherung. Dasselbe gilt für schwierige Zahnbehandlungen unter Vollnarkose. TOTAL VERBISSEN Zähneknirschen ist keine harmlose Marotte. Aber man kann etwas dagegen tun Die Kaumuskeln haben’s in sich: Mit einem Druck von 300 bis 400 Kilo pressen sie die Zähne aufeinander. Kein Wunder also, dass unbewusstes Knirschen im Schlaf den Zahnschmelz zermahlt und die Zähne auf Dauer zerstören kann. Meistens liegt die Ursache in Stress und innerer Anspannung. Seltener sind schlecht aufeinanderpassende Zähne der Grund für das Knirschen. 10 BRIGITTE Special Interest 2010 In diesem Fall schafft eine Zahnkorrektur Abhilfe, bei psychischen Problemen wirken Entspannungsmethoden wie autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation. Sehr guten Schutz für die Zähne bietet eine Aufbiss-Schiene aus Kunststoff, die nachts getragen wird – aber bitte eine maßgefertigte vom Zahnarzt und keine günstige von der Stange, die verrutscht viel zu leicht. „Und wenn ich mir kein Gebiss leisten kann? Soll ich etwa das von meiner Großmutter benutzen?“ Zuschuss der Krankenkasse bis zu 100 % der Gesamtrechnung verdoppeln: Zahnersatz-Versicherung ab 9,90 €/Monat. ERGO Direkt Versicherungen Deutschlands meistgewählter Direktversicherer 0800/444 1060 gebührenfrei oder ergodirekt.de [ SCHÖNHEIT ] N Foto: Stefan Schmid „Ich fühle mich jetzt einfach strahlender“ 12 BRIGITTE Special Interest 2010 Nanette Stelling, 33, Flugbegleiterin aus Hamburg, hat sich ihre Zähne mit Veneers verblenden lassen SO GUT WIE NEU Ob es mein Gesicht ist, meine Kleidung oder meine Wohnung – ich umgebe mich gern mit schönen Dingen. Ich war schon als Kind so. Als ich acht Jahre alt war, sind bei einem Unfall meine beiden oberen Schneidezähne abgebrochen. Erst habe ich provisorische Zähne bekommen, danach Kronen. Und damit ging der Ärger los, denn sie haben nie so richtig gepasst. Zu groß, zu klein, zu dick, falsche Farben … Andere haben es vielleicht gar nicht bemerkt. Aber ich mit meinem hohen Anspruch an mein Äußeres habe ziemlich drunter gelitten. In meinem Beruf als Flugbegleiterin sind drei Dinge besonders wichtig: Offenheit, Freundlichkeit und ein gepflegtes Aussehen. Dazu gehört lächeln, lächeln, lächeln. Und das konnte ich nicht so offen und befreit, weil ich immer dachte: Hoffentlich guckt keiner auf die Kronen. Vor zwei Jahren habe ich dann beschlossen, etwas daran zu ändern. Ich wollte einen perfekten Zahnbogen und habe deshalb alle meine Zähne mit Veneers überziehen lassen, nicht nur die zwei Kronen. Die Kosten? Ungefähr so viel wie ein Kleinwagen. Ein kleiner Kleinwagen. Als ich meinem Freund davon erzählte, hat er gelacht. „Du hast doch auch so wunderschöne Zähne“, sagte er, „du brauchst das nicht.“ Mein Entschluss stand aber fest. Ich habe mich dann für so genannte „Non-Prep Veneers“ entschieden, denn dafür müssen die Zähne nicht abgeschliffen werden, man hat keine Schmerzen, und sie halten lange. Ein Non-PrepVeneer ist ein ganz feiner, kontaktlinsenartiger Keramik-Überzug, der dauerhaft auf die Zähne aufgeklebt wird. Bei mir wurde alles mit Hightech vermessen und genau angepasst. Ein gutes Labor, das die Überzüge anfertigt, ist sehr wichtig: Damit die Zähne natürlich aussehen, ist auch der Farbverlauf und die Kleberfarbe entscheidend. Ob’s den Kleinwagen wert war? Ja. Denn seitdem lächle ich viel mehr. Ich fühle mich strahlender, und das hat mein Selbstbewusstsein gestärkt. Aufhellende Zahncremes sollen Verfärbungen, etwa durch Kaffee oder Rotwein, vom Zahnschmelz abtragen, ohne ihn mit ihren Schleifkörpern anzuknabbern. Das Kunststück gelingt aber nicht immer. Zunächst wirken die meisten Cremes gut. „Doch es besteht Gefahr, dass sich die Zähne danach schneller zurückverfärben“, warnt Dr. Sabine Köhler, Vorsitzende des Medizinischen Beratungsdienstes für Zahnärzte. Der Grund: Auf dem angerauten Zahn setzen sich neue Rückstände leichter ab. Ein Zeichen dafür, dass der Schmelz gelitten hat. Ganz ohne diesen Abrieb aber verfehlen die Cremes ihren Zweck, schädliche Beläge zu entfernen. Die exakte Abtragskraft wird für jedes Produkt in einem standardisierten Test ermittelt, bei dem eine Maschine radioaktiv markierten Schmelz bearbeitet. Der so gemessene „RDA“-Wert reicht von 0–70 (gering) über 70–100 (mittel) bis zu 100–150 (stark). Für den täglichen Gebrauch raten Mediziner zu einem RDA-Wert zwischen 30 und 50. Manche, aber leider nicht alle Hersteller vermerken den RDA-Wert auf der Zahncreme-Verpackung. Schöne Zähne sind weiße Zähne. Was Sie tun können, um Ihre helle Freude an ihnen zu haben Bleaching ist ein Sammelbegriff für verschiedene Methoden, die alle mit demselben Wirkstoff arbeiten: Wasserstoffperoxid. Es ist dieselbe Substanz, die auch Haare blond bleicht. Bei „sachgemäßer Anwendung“, so betont Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, können Bleichgels den Zahn um ein bis zwei Nuancen aufhellen. Der Effekt hält mehrere Jahre, bleibende Schäden sind nicht zu befürchten. Generell darf aber nur gebleicht werden, wenn Zähne und Zahnfleisch gesund sind. Nicht nur BRIGITTE Special Interest 2010 13 [ SCHÖNHEIT ] deshalb raten Fachgremien von der Selbstbehandlung mit BleachingKlebestreifen, -Gelen und -Lacken ab. Der Preis für die maßgeschneiderte Behandlung schwankt, weil Bleaching nicht in der Gebührenordnung für Zahnärzte steht. „In der Regel kostet die Behandlung der sichtbaren Zähne zwischen 200 bis 500 Euro“, so Oesterreich. Eher günstig ist das so genannte „Home Bleaching“. Hier passt der Zahnarzt Schienen an, unter denen man daheim Bleichgel wirken lässt. Beim „In-Office-Bleaching“ kommt ein stärkeres Gel gleich in der Zahnarztpraxis zum Einsatz. Und eine zusätzliche Lichtbestrahlung soll beim teuren „Power Bleaching“ den Prozess beschleunigen. Wissenschaftlich bewiesen ist die Wirkung des Lichts allerdings nicht. Veneers: Wenn Sie Hollywood-Ambitionen haben, können die 0,5 Millimeter dünnen Verblendschalen aus Keramik vielleicht Ihre Chancen beim Casting verbessern. Amerikanische Talentscouts irritiert es sehr, dass europäische Schauspieler häufig neben ihrem Können eine Reihe unregelmäßiger, verfärbter Zähne präsentieren. Medizinisch notwendig sind die etwa 600 bis 800 Euro teuren Verschalungen (pro Stück) nicht. Bevor Veneers für etwa 15 Jahre fest auf dem Zahn verklebt werden, wird dieser 0,5 bis 0,8 Millimeter angeschliffen. Und muss die Verblendung einmal wieder herunter, weil etwa das Zähneknirschen zu heftig ausfällt, braucht der Zahn danach immer wieder ein Veneer oder eine Krone. Denn seine Schutzschicht, der Schmelz, ist für immer entfernt. Aus Amerika kommt eine spezielle, hauchdünne „Non-Prep“-Veneers-Art, die „Lumineers“, die besonders natürlich wirken soll und meist ohne Anschleifen und Schmelzabtragen auskommt. Die Kosten: etwa 900 Euro pro Zahn. Da das Veneer in den USA gefertigt wird, muss man mehrere Tage Wartezeit einplanen. 14 BRIGITTE Special Interest 2010 BESSER SPÄT ALS NIE Schiefe Zähne lassen sich auch bei Erwachsenen noch korrigieren Schönheit ist das eine. Doch für eine Zahnkorrektur jenseits des 18. Lebensjahres sprechen manchmal auch funktionelle Gründe: So erschweren eng stehende, schiefe Zähne die Pflege und erhöhen so das Karies- und Parodontose-Risiko. Allerdings: Wer als Erwachsener auf eine Zahnspange setzt, braucht Geduld. Die Behandlung dauert oft Jahre. Danach muss das erzielte Ergebnis weitere Jahre mit herausnehmbaren Schienen oder Spangen stabilisiert werden, damit die Zähne nicht in ihre alte Position zurückrutschen. Zum Fürchten sehen moderne Zahnspangen übrigens nicht aus: Die kleinen Plättchen, die auf die Zähne geklebt werden (Brackets), gibt es heute aus zahnfarbenen und transparenten Materialien. Sie können auch auf der Rückseite der Zähne angebracht werden (Lingualtechnik), das ist besonders unauffällig, allerdings auch aufwändiger und teurer. Die Brackets werden durch einen Drahtbogen miteinander verbunden, der dosierten Druck auf die Zähne überträgt. Neu ist die Zahnkorrekur mit dünnen durchsichtigen Kunststoffschienen (so genannte Aligner), die zum Essen herausgenommen werden können. Sie müssen allerdings sehr diszipliniert mindestens 22 Stunden pro Tag getragen werden, um einen sichtbaren Effekt zu haben. SCHÖNHEIT AUF REZEPT? Für ästhetische Zahnkorrekturen zahlt weder die private noch die gesetzliche Krankenversicherung. Es sei denn . . . . . . gut aussehen bedeutet auch gesünder sein. Die professionelle Zahnreinigung etwa wird, je nach Art des Tarifs, in voller Höhe oder bis zu einem Betrag von 50 Euro jährlich von der Zusatzversicherung bezahlt. Auch kieferorthopädische Maßnahmen, also etwa Zahnspangen, werden bei Erwachsenen unter bestimmten Umständen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen – dies sollten Sie unbedingt vorher abklären! Für Veneers wiederum zahlt in einigen Fällen auch die private Zusatzversicherung: Wenn die Verblendung zum Beispiel an Stelle einer aufwändigeren Überkronung der Zähne vorgenommen wird. „Als ich gesehen habe, was meine Inlays kosten, habe ich gleich noch eine Betäubungsspritze verlangt.“ Jetzt Privatpatient beim Zahnarzt werden! 100 % Kostenerstattung für Inlays, Onlays und Prophylaxe. Exklusiv für gesetzlich Versicherte. ERGO Direkt Versicherungen Deutschlands meistgewählter Direktversicherer 0800/444 1060 gebührenfrei oder ergodirekt.de [ ZAHNERSATZ ] N Nach neun Monaten und acht Zahnarzt-Terminen hat BRIGITTE-Autorin Dr. Sabine Thor-Wiedemann die Lücke geschlossen – mit einem Implantat 1. Advent: Ein hässliches Knirschen, und mein maroder Backenzahn zersplittert an einer zu hart geratenen Nussmakrone. Das kommt nicht wirklich überraschend. Schließlich bestand der Zahn nur noch aus einer notdürftig gefüllten Ruine. Sie sieht schlimm aus, die Zahnlücke. Und jetzt? 4. Dezember: Beim Zahnarzt: Drei Alternativen gibt es, die Zahnlücke zu beseitigen. Einen Stift einzementieren und darauf eine Krone befestigen – mit dem Risiko, dass die gefüllte Wurzel kaputtgeht. Eine Brücke, doch dazu müssten die beiden gesunden Nachbarzähne abgeschliffen und überkront werden. Oder ein Implantat, das fest wie ein eigener Zahn wäre und mit Glück lebenslang halten könnte. Überschlafen Sie die Entscheidung, rät mein Zahnarzt, der den Zweifel in meinen Augen sieht. Doch mir ist ziemlich schnell klar: Ich will lieber jetzt die harte Tour und dann hoffentlich jahrzehntelang Ruhe. Also ein Implantat. „Als wär’s ein Zahn von mir“ Foto: Cira Moro 11. Dezember: 16 BRIGITTE Special Interest 2010 nach kommt das zahnärztliche Heimwerkerset zum Einsatz. Mit einem winzigen Schraubenschlüssel wird das Implantat wie eine Schraube in den Knochen gedreht. Schließlich wird die Wunde mit sieben Stichen fein vernäht. Jetzt noch ein Röntgenbild zur Kontrolle, und auf wackligen Beinen verlasse ich nach 90 Minuten mit einem Kühlbeutel auf der Wange die Praxis. Zu Hause packe ich mich mit meinem Eisbeutel ins Bett. Als die Betäubung nachlässt, brauche ich eine Schmerztablette. Am nächsten Tag ist die Backe ein bisschen geschwollen und bläulich verfärbt, aber ich habe keine Schmerzen. 20. Februar: Die Fäden werden gezogen, das geht schnell und leicht. Jetzt heißt es wieder ein paar Monate warten, bis das Implantat unter dem Zahnfleisch fest im Knochen eingeheilt ist. 8. Juli: Heute wird das Implantat wieder freigelegt. Das Zahnfleisch wird aufgeschnitten, dann ein längeres Metallteil auf das Implantat geschraubt, das aus dem Zahnfleisch herausschaut. Sinn der Übung: Das Zahnfleisch soll um dieses Teil schön ordentlich herumwachsen, damit später, wenn dann die Krone aufgesetzt wird, schon ein vernünftiger Zahnfleischrand existiert. Heute muss die Wurzel raus. Nach einer Betäubungsspritze geht das Ziehen und Hebeln los. Es soll Leute geben, die träumen sich in solchen Situationen weg an karibische Strände. Ich gehöre leider nicht dazu. Doch dann – schon vorbei. Als die Betäubung nachlässt, hält sich der Schmerz in 24. August: Grenzen. Jetzt muss alles ein paar Wochen heilen Der Abdruck für den Zahntechniker ist fällig, und sich neuer Knochen im Kiefer bilden. damit die Krone hergestellt werden kann. Dabei 12. Februar: geht es genau zu. Mit einem Spezialgestell wird Heute ist das Implantat dran. Um das Infektions- die Achse für die Kieferbewegung bestimmt, risiko für den Knochen gering zu halten, schlucke damit ich das Implantat nicht falsch belaste. ich schon seit ein paar Tagen ein Antibiotikum. 15. September: Und wieder gibt’s eine Betäubungsspritze. Dass Endlich fertig. Die Krone ist montiert. Sitzt, der Zahnarzt sich durch das Zahnfleisch zum passt, wackelt kein bisschen, und HaselnussKnochen vorarbeitet, merke ich später nur an makronen traue ich mir auch wieder zu. einem dumpfen Schaben. Dann wird im Knochen ein Kanal für das Implantat gebohrt. Mein PS: Fünf Jahre später – null Probleme mit dem Kopf vibriert heftig, aber es tut nicht weh. Da- Implantat. Als wär’s ein Zahn von mir. BRIGITTE Special Interest 2010 17 [ ZAHNERSATZ ] BITTE KEIN MUT ZUR LÜCKE! Brücke, Krone oder Implantat schließen die Reihen im Mund Zahnersatz muss her, wenn die Karies so große Löcher gefressen hat, dass eine Füllung nicht mehr möglich ist oder wenn ein Zahn komplett fehlt. So geht’s: Kronen sind die Lösung, wenn die Zahnwurzel noch intakt ist – sie kann ruhig auch schon wurzelbehandelt sein. Es gibt verschiedene Kronentypen, von der preiswerten Metallgusskrone über mit Kunststoff oder Keramik verblendete Modelle bis zu Vollkeramikkronen, die wie ein eigener Zahn aussehen. Von der einfachsten bis zur teuersten Lösung bewegen sich die Gesamtkosten ungefähr zwischen 400 und 1000 Euro. Brücke oder Implantat heißen die Alternativen, wenn Zähne gezogen werden mussten. Die Brücke wird an zwei der Lücke benachbarten (gut erhaltenen und fest sitzenden!) Zähnen verankert. Der Nachteil dabei: Bei den gesunden Ankerzähnen muss rund die Hälfte der Zahnsubstanz weggeschliffen werden. Manche Zähne vertragen das nicht und sterben ab. Eine Alternative sind Klebebrücken, bei denen die Nachbarzähne nicht abgeschliffen werden. Doch sind diese weniger haltbar. Nachteilig ist, dass sich unter der Brücke der Knochen zurückbildet, weil diese ja „frei schwebend“ angebracht ist und so vom Zahn keine Kraft auf den Knochen übertragen wird. Der Vorteil im Vergleich zum Implantat: Die Behandlung ist schneller abgeschlossen, und es ist kein operativer Eingriff. Eine Brücke kostet je nach Größe und Ausführung ungefähr 800 bis 2200 Euro. Implantate sind künstliche Zahnwurzeln, meist aus Titan, auf denen eine Krone montiert wird. Sie können bei größeren Zahnlücken auch als Verankerung für Brücken dienen. Das Setzen des Implantats ist eine kleine OP, bei der es passieren kann, dass ein Nerv oder 18 BRIGITTE Special Interest 2010 die Kieferhöhle verletzt werden. Wenn Knochensubstanz aufgebaut werden muss, kann insgesamt ein Jahr vergehen, bis schließlich die Krone montiert wird. Implantate sitzen fest und kommen einem natürlichen Zahn am nächsten. Der Kaudruck, der über die Wurzel übertragen wird, verhindert außerdem den gefürchteten Knochenschwund, der bei Brücken oder herausnehmbarem Zahnersatz eintritt. Die Gesamtkosten für ein Einzelzahn-Implantat liegen ungefähr zwischen 1500 und 3000 Euro. ZIEMLICH TEUER, ODER? Eigentlich ist die Regelung einfach – aber im Einzelfall doch ganz schön kompliziert: Für Zahnersatz zahlt die gesetzliche Krankenkasse einen Zuschuss. Dieser beträgt 50 Prozent der Kosten, die für eine medizinisch notwendige Lösung – also etwa Krone oder Brücke – anfallen. Wer nachweisen kann, dass er regelmäßig beim Zahnarzt war, bekommt Bonuspunkte und damit einen erhöhten Zuschuss. Für eine Krone beträgt der 50-Prozent-Zuschuss gegenwärtig etwa 125 Euro. Bei Zahnersatz müssen Sie also praktisch immer etwas dazu bezahlen, für qualitativ hochwertigen Zahnersatz sogar ziemlich viel. Private Zusatzversicherungen können einen großen Teil dieser Ausgaben abfedern: Je nach Tarif, nach Art und Kosten des Zahnersatzes werden 75 bis 90 Prozent zusammen mit den Kassenleistungen übernommen. Da die private Zusatzversicherung für die ersten Jahren klare Leistungsgrenzen festlegt, lohnt es sich, die Versicherung so frühzeitig abzuschließen, dass der volle Versicherungsschutz greift, wenn eine größere Maßnahme fällig ist. „Eine Frau braucht keinen Schmuck. Ein strahlendes Lächeln reicht schon.“ Garantiert rundum gesunde Zähne mit unseren Zahn-Zusatz-Versicherungen. ERGO Direkt Versicherungen Deutschlands meistgewählter Direktversicherer 0800/444 1060 gebührenfrei oder ergodirekt.de SPECIAL INTEREST In Zusammenarbeit mit: