Gesamtausgabe als PDF - Schweizerische Ärztezeitung
Transcription
Gesamtausgabe als PDF - Schweizerische Ärztezeitung
Schweizerische Ärz tezeitung Bollet tino dei medici svizzeri 23 9. 6. 2010 Bulletin des médecins suisses Editorial 8 85 Ärzte engagieren sich für eine atomwaffenfreie Welt FMH / DDQ 8 87 Medizinische Qualitätsarbeit – eine Bestandesaufnahme in Kleinporträts Zum 19. Weltkongress der IPPNW in Basel 891 Weshalb die Atombombe und das Thema Radioaktivität auch die Schweizer Ärzteschaft interessieren müssen Standpunk t 916 Gesellschaft, Wirtschaft und Psychiatrie – vom modernen Leiden an sich selbst «Zu guter Let z t» von Rouven Por z Fussball und Medizinethik – was, wenn wir die Tore vergessen hätten? Editores Medicorum Helveticorum Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch Organe officiel de la FMH et de FMH Services www.bullmed.ch Bollettino ufficiale della FMH e del FMH Services 922 I N H A LT FMH Weitere Organisationen und Institutionen Editorial 885 Ärzte engagieren sich für eine atomwaffenfreie Welt Christine Romann Public Health Schweiz 895 Die Relevanz von Global Health für die Schweiz Nicolaus Lorenz, Bettina Borisch, Michaela Told, John-Paul Vader DDQ 887 Medizinische Qualitätsarbeit – eine Bestandesaufnahme in Kleinporträts (20): Lernen aus Fehlern / ASF-Statistik Markus Wieser, Ruedi Tschudi, Thomas Hess Beginn einer fünfteiligen Reihe mit Präsentationen ärztlicher Wussten Sie, dass es in der Schweiz 18 «WHO Collaborating Center» für Public Health gibt? Als Exzellenzzentren haben sie für die WHO beratende Funktion. Hier stellt sich die Fachgruppe «Global Health» vor, die Erfahrungen aus der Schweiz bündeln und internationale Erfahrungen einbringen will. Qualitätsinitiativen. Den Anfang machen das Sicherheitskultur-Projekt eines Ärztenetzes und die Qualitäts-Statistik der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Frauenkliniken. Leserbriefe / Mitteilungen 889 Personalien 896 Briefe an die SÄZ Organisationen der Ärzteschaft 897 Facharztprüfung / Mitteilungen IPPNW 891 Weshalb die Atombombe und das Thema Radioaktivität auch die Schweizer Ärzteschaft interessieren müssen Günter Baitsch, Claudio Knüsli, Jacques Moser, Andreas Nidecker, Martin Walter Im August findet an der Universität Basel der Weltkongress der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs FMH Services 898 Praxiscomputerworkshop FMH Services 900 Sorgenfrei in die Pensionierung blicken FMH Insurance Services (IPPNW) statt. Der Kongress und der vorliegende Artikel haben dasselbe Thema: die Problematik nuklearer Waffen und radioaktiver Strahlung. 901 Prévoyance professionnelle LPP FMH Insurance Services 902 Zahlungseingang pünktlich FMH Factoring Services 903 Remise et reprise de cabinets médicaux FMH Consulting Services 904 Stellen und Praxen 893 Atomwaffen – der lange Weg der Schweiz Erhard Taverna Im Vorfeld des Weltkongresses der IPPNW trafen Schweizer Vertreter der Organisation den EDA-Staatssekretär Peter Maurer zum Gespräch. Neben aktuellen Fragen wurde auch die Geschichte des nicht immer geraden Schweizer Weges in Sachen Atomwaffen reflektiert. I N H A LT Tribüne Zu guter Letzt Recht 912 Arbeitsunfähigkeitszeugnisse: Ärzte zunehmend im Fokus der Justiz (Teil 2) Roger Rudolph 922 Fussball und Medizinethik – was, wenn wir die Tore vergessen hätten? Rouven Porz Im zweiten Teil der Artikel-Reihe werden Ratschläge gegeben, mit denen sich Ärzte vor rechtlichen Angriffen schützen können. Es ist ein Plädoyer für die sorgfältige Dokumentation der Krankengeschichte und für relativ ausführliche Zeugnisse. Standpunkt 916 Gesellschaft, Wirtschaft und Psychiatrie – vom modernen Leiden an sich selbst Daniel Hell Gezeigt wird der grundlegende Wandel der Gesundheitsund Krankheitskonzepte in der Psychiatrie. Befindlichkeitsstörungen, die früher als normal galten, sind zu behandlungsbedürftigen Krankheiten geworden. Für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Patienten sind diversifizierte Angebote nötig. Nur noch wenige Tage bis zur Fussballweltmeisterschaft 2010 – wer schiesst die entscheidenden Tore? Der fussballbegeisterte Autor erzählt von seinem verstörenden Fussball-Traum, der ihn an sein Fachgebiet, die Medizinethik, erinnert. 919 Spectrum Horizonte Anna Streiflicht 920 Ethique sportive Jean Martin Zahlreiche Sportarten sind durch Doping ins Zwielicht geraten. Soll man es einfach erlauben? Die Antwort des Hastings Center Reports, über den hier berichtet wird, ist eindeutig. IMPRESSUM Redaktion Dr. med. et lic. phil. Bruno Kesseli (Chefredaktor) Dr. med. Werner Bauer Dr. med. Jacques de Haller (FMH) PD Dr. med. Jean Martin lic. oec. Anna Sax, MHA Prof. Dr. med. Hans Stalder Dr. med. Erhard Taverna lic. phil. Jacqueline Wettstein (FMH) Redaktion Ethik PD Dr. theol. Christina Aus der Au Prof. Dr. med. Lazare Benaroyo Dr. phil., dipl. biol. Rouven Porz Redaktion Medizingeschichte PD Dr. med. et lic. phil. Iris Ritzmann PD Dr. rer. soc. Eberhard Wolff Redaktion Ökonomie lic. oec. Anna Sax, MHA Redaktion Recht Fürsprecher Hanspeter Kuhn (FMH) Managing Editor Annette Eichholtz M.A. Redaktionssekretariat Margrit Neff Redaktion und Verlag EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56 E-Mail: redaktion.saez@emh.ch Internet: www.saez.ch, www.emh.ch Herausgeber FMH, Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte, Elfenstrasse 18, Postfach 170, 3000 Bern 15 Tel. 031 359 11 11, Fax 031 359 11 12 E-Mail: info@fmh.ch Internet: www.fmh.ch Herstellung Schwabe AG, Muttenz Marketing EMH Thomas Gierl M.A. Leiter Marketing und Kommunikation Tel. 061 467 85 49, Fax 061 467 85 56 E-Mail: tgierl@emh.ch Inserate Werbung Ariane Furrer, Assistentin Inserateregie Tel. 061 467 85 88, Fax 061 467 85 56 E-Mail: afurrer@emh.ch EMH Abonnemente EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG Abonnemente, Postfach, 4010 Basel Tel. 061 467 85 75, Fax 061 467 85 76 E-Mail: abo@emh.ch «Stellenmarkt/Immobilien/Diverses» Gisela Wagner, Inserateannahme Stellenmarkt Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56 E-Mail: stellenmarkt@emh.ch Jahresabonnement: CHF 320.–, zuzüglich Porto «Stellenvermittlung» FMH Consulting Services Stellenvermittlung Postfach 246, 6208 Oberkirch Tel. 041 925 00 77, Fax 041 921 05 86 E-Mail: mail@fmhjob.ch Internet: www.fmhjob.ch Abonnemente FMH-Mitglieder FMH Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte Elfenstrasse 18, 3000 Bern 15 Tel. 031 359 11 11, Fax 031 359 11 12 © 2010 by EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG, Basel. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, elektronische Wiedergabe und Übersetzung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet. Erscheint jeden Mittwoch ISSN 0036-7486 ISSN 1424-4004 (Elektronische Ausg.) FMH Editorial Ärzte engagieren sich für eine atomwaffenfreie Welt Nuclear Abolition bzw. die Ab schaffung der Atomwaffen ist das Thema des diesjährigen Weltkongresses der IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War). Dieser findet vom 25. bis 30. August 2010 in Basel statt (www.ippnw2010.org). Zugleich steht auch ein be merkenswertes Jubiläum an: Vor 25 Jahren erhielt die IPPNW den Friedensnobelpreis, weil sie beharrlich einsteht für eine Welt ohne Atomwaffen. Noch sind wir weit davon entfernt: «Der tausendfache Overkill wird zum hundertfachen reduziert», schreiben Mit glieder der Schweizer Sektion der IPPNW in dieser Ausgabe der Schweizerischen Ärztezeitung auf Seite 891. Die Rede ist von der Vernichtungskraft der noch vorhandenen Atomwaf fen in der Welt. Prävention ist hier für einmal nicht einfach die bessere, sondern schlicht die einzige Option! Ist eine Atombombe einmal gezündet, gibt es kaum mehr sinnvolle ärztliche Hilfe. Ist eine Atombombe einmal gezündet, gibt es kaum mehr sinnvolle ärztliche Hilfe Ärzte setzen sich denn auch seit langem für eine Welt ohne Atomwaffen ein. Alles begann 1980 mit dem Zusam mentreffen zweier Kardiologen an einem Kongress: Der Russe Jewgeni Tschasow und sein amerikanischer Kollege Bernard Lown waren sich einig, dass sie als Ärzte nicht län ger schweigen wollten zur Gefahr eines Atomkrieges und dass ihr ärztliches Ethos sie mehr miteinander verbinde, als der Gegensatz Amerikaner/Sowjetrusse sie trenne. Wenige Monate später gründeten sie mit vier weiteren amerikani schen und sowjetischen Kollegen in Genf die Ärzteorgani sation IPPNW zur Verhütung von Atomkriegen. Nach zunächst hoffnungsvollen Friedens und Abrüs tungsbemühungen rüsteten die Atommächte in den 80er Jah ren des letzten Jahrhunderts wieder auf, Mittelstreckenrake ten in Europa liessen die Angst vor einem Atomkrieg erneut aufflammen. Ärztinnen und Ärzte haben sich darum weltweit gegen die atomare Aufrüstung gewandt, und die IPPNW ist ein wichtiger Teil der internationalen Friedensbewegung ge worden. 1981 entsteht die Schweizer Sektion der IPPNW und im darauffolgenden Jahr gründet Horst Eberhard Richter mit 14 weiteren Kolleginnen und Kollegen die deutsche Sektion mit einer Gründungserklärung, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt: «Deshalb erkenne ich als Arzt nur eine einzige auf den Kriegsfall bezogene Form der Präven tion an, nämlich die Verhütung des Krieges selbst mit allen Anstrengungen, zu denen ich mein Teil beizusteuern ent schlossen bin.» Tschernobyl: radioaktive Gesundheitsschäden verjähren nicht Von Anfang an engagierte sich die IPPNW auch in der Diskussion um die zivile Nutzung der Kernenergie und wies immer wieder auf deren Risiken hin. Aus Anlass der Tscher nobylKatastrophe – 2006 jährte sich die Explosion des Re aktors zum zwanzigsten Mal – hat sich die IPPNW zu den Folgen einer der verheerendsten industriellen Katastrophen geäussert und deutlich gemacht, dass radioaktive Gesund heitsschäden nicht verjähren. Tschernobyl hat allein in der Ukraine über 2 500 000 direkte Strahlenopfer gefordert. Die Rate der Krebserkrankungen, aber auch Herzkreislauferkran kungen, Schädigungen des Nervensystems und der Immun abwehr nahmen massiv zu. Sowohl die genetischen Verän derungen der Strahlenopfer als auch die weiträumige Ver strahlung des Bodens mit den entsprechenden Folgen für die Nahrungskette lassen Schlimmes befürchten für die nächs ten Generationen. Das Kernanliegen der IPPNW, die Abschaffung der Atom waffen, hat in diesen Tagen auch die internationale Staa tengemeinschaft beschäftigt: Ende Mai 2010 haben sich die 189 Staaten, die den Atomsperrvertrag unterschrieben haben, zumindest wieder auf ein Schlussdokument einigen können. Ein ehrgeiziges Ziel ist anvisiert: Bereits in zwei Jahren soll eine nächste Konferenz stattfinden, die die Schaffung einer atom waffenfreien Zone im gesamten Nahen Osten zum Ziel hat. Ich wünsche dem Weltkongress der IPPNW, dass er ein wirksamer Teil der weltweiten Bemühungen um eine Welt ohne Atomwaffen sein wird – wir alle brauchen eine solche Welt! Dr. med. Christine Romann, Mitglied des Zentralvorstands der FMH, Verantwortliche Ressort Gesundheitsförderung und Prävention Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 885 FMH DDQ Medizinische Qualitätsarbeit – eine Bestandesaufnahme in Kleinporträts (20) * www.fmh.ch � Qualität � Qualitätsinitiativen Qualitätsarbeit hat sich in der Schweizer Medizin etabliert; dies aufzuzeigen, hat sich die Arbeitsgruppe Qualität der FMH zur Aufgabe gemacht. Deshalb stellt sie den FMHMitgliedern in fünf aufeinanderfolgen den Ausgaben der Schweizerischen Ärztezeitung Qua litätsinitiativen vor, die Referenten aus allen Fachge bieten und Arbeitsbereichen (ambulant/stationär) prä sentiert haben. Zugleich publiziert die FMH-Abteilung Daten, Demographie und Qualität DDQ diese Kurzporträts auf www.fmh.ch und ergänzt sie online um praktische Informationen.* Die ersten beiden Porträts von Quali tätsinitiativen dieser Reihe beschreiben den Aufbau einer Fehlerkultur im Ärztenetz sowie die Statistik der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Frauenkliniken (ASF). Lernen aus Fehlern Markus Wieser Korrespondenz: Dr. med. Markus Wieser Medizinischer Leiter hawadoc AG Garnmarkt 1 CH8400 Winterthur Tel. 052 235 01 70 Fax 052 235 01 77 wieser@hin.ch Für den eiligen Leser Das Projekt CIRDOC «Lernen aus Fehlern» der Ärzteorganisation hawadoc AG für ihre angeschlossenen Ärztenetze – will in Hausarztpraxen eine «Sicherheitskultur» sowie systematisches Lernen aus Fehlern etablieren. – stellt auf Praxisstufe ein Formular zur Erkennung, Auswertung und Archivierung von unerwünschten Ereignissen zur Verfügung. – fördert kontinuierliche Analyse und Diskussion von Fehlern in bestehenden Qualitätszirkeln. – strebt auf Netzwerkstufe die fachliche Weiterverarbeitung interessanter Vorkommnisse in anonymisierter Form an. Beschreibung Während eines Behandlungsablaufs kommt es zu Miss verständnissen, Fehlkommunikation und Fehl(be) handlungen zwischen Arzt, Patient und medizinischen Praxisassistentinnen. Systematische Analysen finden selten statt, da in Arztpraxen Fehlerkultur oft nicht be wusst betrieben wird und gravierende Fehler (für den Patienten) selten sind. Mit dem Projekt «Lernen aus Fehlern» will die Ärz teorganisation hawadoc AG die Sicherheitskultur in den Hausarztpraxen fördern, damit aus Fehlern syste matisch gelernt werden kann. Das Projekt basiert auf einem mehrstufigen Konzept: Auf Praxisstufe etablie ren möglichst viele Ärztinnen und Ärzte ein System zur Erkennung, Auswertung und Archivierung von un erwünschten Ereignissen. Auf einer zweiten Stufe dis kutieren und analysieren bereits bestehende Qualitäts zirkel ausgewählte Ereignisse. Auf Netzwerkebene sam melt hawadoc anonymisierte interessante Zwischenfälle und sorgt für deren fachliche Weiterverarbeitung (auch mit sog. CIRSystem). Für die Erfassung der Zwischenfälle steht ein stan dardisiertes Formular zur Verfügung, das sich auch elektronisch ausfüllen lässt. Zudem führt hawadoc ver schiedene Veranstaltungen durch, so u.a. Einführungs und Sensibilisierungsveranstaltungen für Ärztinnen und Ärzte, Anlässe für deren medizinische Praxis assistentinnen zum Erfahrungsaustausch sowie Vertie fungsseminare für Qualitätszirkelleiter. Ein mögliches Anschlussprojekt von «Lernen aus Fehlern» könnte sich mit der Förderung der Transparenz auseinander setzen, z. B. mit der Vergabe eines Labels an teilneh mende Praxen. Eignung Hausarztnetzwerke Zeitaufwand und Kosten Aufwand einer Praxis: – Erfassen eines Zwischenfalls: ca. 15 Minuten – regelmässige Besprechung in der Einzelpraxis (z. B. an Teamsitzung) – regelmässiges Traktandum im Qualitätszirkel – Workshops für Ärztinnen und Ärzte bzw. für MPA; Nachmittags oder Abendseminar ca. alle 2 Jahre (Teilnahme kostenlos) Aufwand des Netzwerks bzw. der hawadoc AG: – Projektentwicklung und Betreuung bei hawadoc AG: medizinischer Projektleiter mit ca. 5 Stellen prozent in 4 Jahren. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 887 FMH DDQ – – – Sammeln gemeldeter Zwischenfälle, Aufbereitung exemplarischer Fälle im Netzwerk: 5 Arbeitstage / Jahr Workshop für Qualitätszirkelleiter: alle 1–2 Jahre Workshops für Hausärzteschaft bzw. für MPA (je nach Netzgrösse) 1–3 Nachmittags oder Abend seminare pro Jahr – Seminarkosten je nach Teilnehmerzahl, Vorberei tungszeit und Referenten 4000 bis 5000 Franken Weitere Informationen www.hawadoc.ch ASF-Statistik: Daten zu Geburtshilfe und Gynäkologie Ruedi Tschudi, Thomas Hess Korrespondenz: SEVISA AG Medizinische Informatik Amlikon Wilerstrasse 52 CH8514 AmlikonBissegg sevisa@bluewin.ch (Ruedi Tschudi) thomas.hess@ksw.ch (Vorsitzender Statistikkommission ASF) Für den eiligen Leser Die Statistik der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Frauenkliniken (ASF) – erhebt im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe Daten zu Diagnosen, Eingriffen, Risikofaktoren, Morbidität und Komplikationen. – berechnet Qualitätsindikatoren, Benchmarking und Jahresstatistiken. – lässt sich zur Dokumentation für die Weiterbildung verwenden (Assistenz- und Operationslisten). Beschreibung Die ASFStatistik ist das Qualitätssicherungsinstrument der Fachgesellschaft gynécologie suisse, realisiert von der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Frauenklini ken (ASF). Sie erhebt Daten von Diagnosen, Eingrif fen, Risikofaktoren, Morbidität und Komplikationen im Fachbereich Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Datenbank der ASF erfasst die Qualität in den Weiter bildungskliniken und kann Qualitätsindikatoren, Benchmarking und Jahresstatistiken berechnen. Seit 1983 hat die ASF bisher über zwei Millionen Falldaten sätze zusammengetragen. Im Jahr 2007 lag der Abde ckungsgrad schweizweit etwa bei 40 Prozent aller sta tionären Fälle in der Gynäkologie und der Geburtshilfe. Die Datenerhebung erfolgt mittels Selbstdekla ration in den Kliniken, die sich an der ASFStatistik beteiligen. Die Korrektheit der Fallerfassungen kann überprüft werden, wobei aber keine Sanktionen vor gesehen sind. Von 71 Ausbildungskliniken in der Schweiz sind 50 der ASFStatistik angeschlossen. Die Auswertung und Validierung der erhobenen Daten liegt bei der SEVISA AG. Das gesamte Zahlen material wird hier für Jahresstatistiken, kumulative Statistiken, Benchmarking und angefragte Spezialaus wertungen aufbereitet. Die ASFStatistik ist somit ein geeignetes Instrument für die Qualitätssicherung von Kliniken und kann für die Aus und Weiterbildung verwendet werden, wie auch für das DRGControlling. Zudem stellt sie eine Entlastung bei Messungen im Rahmen des VereinsOutcomes dar. Eignung Für Frauenspitäler, insbesondere Weiterbildungsklini ken; als Dokumentation der Weiterbildungstätigkeit von Ärztinnen und Ärzten (Geburten, Eingriffe, Assis tenz); als Basismaterial für wissenschaftliche Arbeiten. Zeitaufwand und Kosten für teilnehmende Kliniken Zeitaufwand: Je nach Schulung und Komplexität zwischen 10 und 15 Minuten pro Fall. In den Kliniken ist meist eine doppelte Kontrolle mit zweitem Visum zur Verbesse rung der Datenqualität empfohlen. Kosten für teilnehmende Kliniken: Pro Fall aktuell 3.25 Franken bei der Papierversion, 1.50 Franken elektronisch und für die BAGStatistik zusätzlich 1.25 Franken (Stand 20. 6. 2009). Weitere Informationen Analyse der ASFStatistik (Masterarbeit Thomas Hess) www.ksw.ch � Departement für Geburtshilfe und Gynäkologie � Qualität www.sevisa.ch Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 888 FMH Personalien Todesfälle / Décès / Decessi Houchang Basti (1930), † 29. 4. 2010, 1018 Lausanne Pierre Mathey (1951), † 17. 5. 2010, Spécialiste en chirurgie, 1205 Genève Praxiseröffnung / Nouveaux cabinets médicaux / Nuovi studi medici AG Germain Aymon (1908), † 25. 5. 2010, Spécialiste en médecine interne, 1950 Sion Fredi Bärtschi Facharzt für Allgemeinmedizin und Praktischer Arzt, Holzgass 1a, 5242 Lupfig Gunther Hanns Heinz Schlurick (1914), † 10. 5. 2010, Spécialiste en médecine générale, 1450 Ste-Croix Premaratne Dias Wickramanayake, Fachärztin für Innere Medizin und Fachärztin für Hämatologie, Rynacherhof, Hauptstrasse 27, 5734 Reinach AG Hans Christian Stoller (1918), † 21. 5. 2010, Facharzt für Anästhesiologie, 3038 Kirchlindach Ina Reising, Praktische Ärztin, Mitteldorf 14, 4314 Zeiningen Kurt Huber (1921), † 22. 4. 2010, Facharzt für Innere Medizin und Facharzt für Pneumologie, 9008 St. Gallen Maciej Swiatek, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Sagiweg 2, 5737 Menziken Elke Stubbe, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Fliederweg 1, 5040 Schöftland AR Aargauischer Ärzteverband Zur Aufnahme in den Aargauischen Ärzteverband als ordentliche praktizierende Mitglieder haben sich angemeldet: Anouk Calame, 8702 Zollikon, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxiseröffnung in Windisch im Mai 2010 Dr. med. Martin Eckhardt, 4054 Basel, Facharzt für Innere Medizin FMH, Praxistätigkeit in den Psychiatrischen Diensten Aargau AG, Klinik Königsfelden Dr. med. Helen Eichenberger, 5034 Suhr, Fachärztin für Anästhesiologie FMH, Praxiseröffnung in Rothrist am 1. Juni 2010 Diese Kandidaturen werden in Anwendung von Art. 5 der Statuten des Aargauischen Ärzteverbandes veröffentlicht. Einsprachen müssen innert 14 Tagen seit der Bekanntmachung schriftlich und begründet der Geschäftsleitung des Aargauischen Ärzteverbandes eingereicht werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist entscheidet die Geschäftsleitung über Gesuche und allfällige Einsprachen. Christiane Mähne, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Kasernenstrasse 12, 9100 Herisau BE Michael Dominique Baur, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Spitalgasse 18, 3011 Bern BL Michael Dirk Wagener, Facharzt für Allgemeinmedizin und Facharzt für Pharmazeutische Medizin, Neubadrain 4, 4102 Binningen ZH Judith Rieser, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Gruppenpraxis Badenerstrasse, Badenerstrasse 89, 8004 Zürich Andreas Bäbler, Facharzt für Allgemeinmedizin, Rebhaldenstrasse 25, 8704 Herrliberg Angela Jäger-Ueberfeldt, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Oberer Graben 46, 8400 Winterthur Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 889 FMH Personalien Ärztegesellschaft des Kantons Bern Ärztlicher Bezirksverein Bern-Regio Ärztegesellschaft des Kantons Luzern Ernennungen / Nominations / Nomine Zur Aufnahme als ordentliche Mitglieder in leitender Funktion haben sich angemeldet: Zur Aufnahme in unsere Gesellschaft Sektion Stadt haben sich angemeldet: Università di Losanna Claudine Eicher, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie FMH, Spitalackerstrasse 53, 3013 Bern Dr. med. Josephine-Camille Bianda, Fachärztin Ophthalmologie FMH, Augenklinik Luzerner Kantonsspital Luzern. Ab 1. 7. 2010. Praxis: Pilatusstrasse 24, 6003 Luzern Dr. Gilliet é stato recentemente nominato Professore ordinario e primario del servizio di Dermatologia all’ Università di Losanna a partire dall’anno prossimo. Dr. med. Markus Koch, Facharzt für Chirurgie FMH, Spital Netz Bern, Spital Tiefenau, Tiefenaustrasse 112, 3004 Bern Prof. Dr. med. Hubert Pius Nötzli, Facharzt für Orthopädische Chirurgie FMH, Spital Netz Bern, Spital Ziegler, Morillonstrasse 75, 3001 Bern Einsprachen gegen diese Vorhaben müssen innerhalb 14 Tagen seit dieser Veröffentlichung schriftlich und begründet dem Präsidenten des Ärztlichen Bezirksvereins Bern-Regio eingereicht werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist entscheidet der Vorstand über die Aufnahme der Gesuche und über die allfälligen Einsprachen. Med. prakt. Jan Hinrich Sonnemann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH, LUPS – Ambulante Dienste Kantonsspital Luzern, 6000 Luzern 16 Dr. med. Hektor Läderach, Facharzt für Innere Medizin FMH, Hirslanden Klinik St. Anna – Notfall, St. Anna-Strasse 32, 6006 Luzern Einsprachen sind innert 20 Tagen zu richten an das Sekretariat, Schwanenplatz 7, 6004 Luzern, Fax 041 410 80 60 Universität Basel Prof. Dr. med. Jakob Passweg wird neuer Ordinarius für Hämatologie an der Universität Basel und gleichzeitig Chefarzt Hämatologie am Universitätsspital Basel. Er wurde vom Universitätsrat als Nachfolger von Prof. Alois Gratwohl gewählt. Preise / Prix Bristol-Myers Squibb Hematological Malignancies Award Dr. med. Thomas Pabst, Professor für medizinische Onkologie am Inselspital Bern, ist für seine Forschungen zu den Ursachen der akuten myeloischen Leukämie mit dem BristolMyers Squibb Hematological Malignancies Award 2010 ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung wurde anlässlich der Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Hämatologie zur SGIM-Jahresversammlung am 20. Mai 2010 in Basel verliehen. Das Preisgeld in Höhe von 100 000 Franken wird das prämierte Berner Laborteam zur vertiefenden Forschung auf dem Gebiet Hämato-Onkologie einsetzen. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 890 IPPNW O R G A N I S AT I O N E N D E R Ä R Z T E S C H A F T Es ist wirklich faszinierend: In wohl kaum einer anderen Berufsgruppe findet man so breitgefächerte politische Ansichten wie bei den Ärzten. Doch ist nicht mit den Jahren auch der eine oder andere Graben weniger tief geworden? Die Texte in der aktuellen Ausgabe der SÄZ, die sich mit dem Kampf gegen Atomwaffen beschäftigen, hätten vor einigen Jahrzehnten sicherlich noch lebhafte Debatten ausgelöst – heute hingegen sind die darin vertretenen Standpunkte für viele selbstverständlich, und ich wäre überrascht, wenn sie noch hohe Wellen schlagen würden. Dessen ungeachtet: Einen Berufsstand, der für das Leben kämpft – für ein Leben unter guten Bedingungen für möglichst lange Zeit – muss der Ge- danke an nukleare Waffen motivieren und zum Nachdenken bewegen ... und zum Handeln. Denn wie die Autoren des nachstehenden Artikels darlegen, geht es hier um Waffen, gegen deren Auswirkungen es kein Heilmittel und noch nicht einmal palliative Massnahmen gibt, sondern gegen die allein die Prävention einen Sinn hat. Ich wünsche dem Weltkongress der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges allen Erfolg und hoffe vor allem, dass diese Veranstaltung Menschen aus der so weitverbreiteten bequemen Gleichgültigkeit herauszureissen und ihr Problembewusstsein zu wecken vermag. Jacques de Haller, Präsident der FMH 19. Weltkongress der IPPNW* vom 25.–29. August 2010 in Basel Weshalb die Atombombe und das Thema Radioaktivität auch die Schweizer Ärzteschaft interessieren müssen Günter Baitsch a, Claudio Knüsli b, Jacques Moser c, Andreas Nidecker d, Martin Walter e a Innere Medizin, Basel b Onkologie, Basel c Innere Medizin, Lausanne d Radiologie, Basel e Innere Medizin, Grenchen * International Physicians for the Prevention of Nuclear War / Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs Korrespondenz: Prof. Dr. med. Andreas Nidecker c/o Imamed Radiologie Nordwest Untere Rebgasse 18 CH-4058 Basel andreas.nidecker@imamed.ch «Das Stadtzentrum war eine Art weisser Fleck, flach gedrückt und geglättet wie eine Handfläche. Tausende von Menschen in den Strassen und Pärken wurden von einer gewaltigen Hitzewelle getroffen und starben wie Flie gen. Andere wanden sich wie Würmer mit schrecklichen Verbrennungen. Alle Wohnhäuser, Lagerhallen usw. ver schwanden, als ob sie von übernatürlichen Kräften wegge wischt worden wären.» Dies liest man im Bericht des ersten IKRK-Arztes, des Schweizers Marcel Junod, der 1945 in Hiroshima eintraf. Vom Wahnsinn zur «Normalität» Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, ist das Risiko eines Atomkriegs heute so hoch wie eh und je und wird von manchen Experten sogar als besonders kritisch eingestuft. Es gibt dafür verschiedene Gründe, wobei schon allein die Zahl global vorhandener Atomwaffen zu nennen ist: Trotz diverser Abrüstungsschritte seit den 80er Jahren gibt es weiterhin ein Arsenal von heute ca. 23 000 ballistischen Atomwaffen. Viele stehen auf sogenanntem «hair-trigger alert» und können innert Minuten abgefeuert werden, die Mehrheit davon in Russland und den USA. Atomwaffen verleihen vermeintlich auch Status, wovon Bilder westlicher Staatschefs zeugen, die sich vor modernen, mit Atomwaffen bestückten U-Booten ablichten lassen. Allerdings haben Nordkorea oder Pakistan durch ihre Kernwaffen wenig Prestige gewonnen. Auch wenn einige grosse und erfolgreiche Länder Europas ohne Atomwaffen auskommen, scheint das Beispiel gewisser statusbewusster europäischer Atommächte leider eher zur Nachahmung anzuregen: Auch Regimes kleinerer Staaten streben heute nach Atomwaffen. So kommt es zu beunruhigenden Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel, dem indischen Subkontinent und im Nahen Osten. Nordkorea, ein Atomwaffenstaat, hat explizit gedroht, Atomwaffen einzusetzen. Pakistan ist ein innenpolitisch instabiler Staat, mit einigen von Rebellen beherrschten Regionen und einem Militärapparat, der Zugriff auf die Atomwaffen hat. Zudem gibt es einen Dauerkonflikt um die Region Kaschmir mit dem Nachbarland Indien, dem zweiten Atomstaat in dieser Region. Die beiden gerieten 1999, kurz nach ihren Atomtests, in einen heissen Krieg, der beinahe nuklear eskaliert wäre. Iran ist ein instabiles Land und potentiell ein Atomwaffenstaat. Auch Israel ist ein nicht deklarierter Atomwaffenstaat, vermutlich mit Plänen, die Atomanlagen Irans zu zerstören. Die traditionellen Atomwaffenstaaten Amerika, Russland, China, England und Frankreich wiederum erneuern ihre Arsenale: Die vereinbarte Reduktion der Sprengköpfe verhindert eine Modernisierung der Atomwaffen nicht. Der tausendfache Overkill wird zum hundertfachen reduziert. Der nukleare Nichtweiterverbreitungsvertrag (NPT für Nonproliferation Treaty) wird zur Zeit überprüft, wobei das Ergebnis noch nicht bekannt ist. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 891 IPPNW O R G A N I S AT I O N E N D E R Ä R Z T E S C H A F T Das Risiko wird im weiteren durch die Computerisierung der militärischen Rüstung erhöht, weil bekanntlich auch beste Computer zu Fehlfunktionen neigen. Der mächtige militärisch-industrielle Komplex ist selbstverständlich an einer Fortsetzung seiner Geschäftstätigkeit interessiert und findet ständig neue Argumente, um den Status quo beizubehalten. Alle diese Entwicklungen werden von der Gesellschaft kaum wahrgenommen und als Normalität angesehen. Weil Prävention unsere Aufgabe ist Den Opfern auf einem atomaren Schlachtfeld können wir nicht helfen. Selbst Palliativmedizin wird unmöglich sein wegen der Zerstörung der gesamten Infrastruktur. Überlebende eines Atomschlags sterben langsam und still. Die einzig mögliche Haltung für humanistisch und sozial denkende Ärztinnen und Ärzte ist daher, sich für die Abschaffung sämtlicher Atomwaffen einzusetzen. «Nuclear Abolition» muss das Ziel bleiben, also echte «evidence based medicine». Eine Welt ohne Atomwaffen kann nicht von heute auf morgen geschaffen werden. Es braucht den politischen Willen, auf diplomatischer Ebene kontinuierlich darauf hinzuarbeiten. NGOs und die Zivilgesellschaft müssen diese Anstrengungen unterstützen. Auch Niedrigstrahlung eine gesundheitliche Gefahr Auch atomare Niedrigstrahlung ist ein gesundheitliches Problem. Die Urangewinnung in über 10 Ländern ist für die meist indigene Bevölkerung in den Schürfgebieten eine über Generationen andauernde Gefahr. Grundwasser wird dauerhaft verunreinigt, belasteter Sand wird durch den Wind verteilt und Kriege um die Ressource Uran finden statt. Auch die Gesund- heitsprobleme der Menschen, die Atomexplosionen ausgesetzt wurden – sei es in Hiroshima und Nagasaki oder anlässlich von Atomtests in der Wüste von Nevada, in Kasachstan, China, Polynesien und Algerien (wo französische Soldaten ungefragt in einen Langzeitversuch eingeschlossen wurden) – belegen, dass eine Sekundärprävention nicht möglich ist. Die Frage, ob Niedrigstrahlung in der Umgebung von Atomkraftwerken zu vermehrter Kinderleukämie führt, ist wissenschaftlich korrekt zu beantworten. Die Schweizer Sektion der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs (International Physicians for the Prevention of Nuclear War IPPNW) führt diesen Sommer den Weltkongress der IPPNW in Basel durch (siehe Kasten). Gleichzeitig wird dieses Jahr auch das 25-Jahr-Jubiläum des im Jahr 1985 an die IPPNW verliehenen Friedensnobelpreises gefeiert. 19. Weltkongress der IPPNW in Basel Vom 25. bis 29. August 2010 findet an der Universität Basel der Weltkongress der IPPNW statt, zu dem alle Kolleginnen und Kollegen herzlich eingeladen sind. In Plenarsitzungen und Workshops wird die Problematik nuklearer Waffen, radioaktiver Strahlung und verwandter Themen von kompetenten Persönlichkeiten aus der ganzen Welt behandelt. Beachten Sie dazu den Flyer, der dieser Ausgabe der Schweizerischen Ärztezeitung beiliegt, und unsere Website, die unter www.ippnw2010.org zugänglich ist. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 892 O R G A N I S AT I O N E N D E R Ä R Z T E S C H A F T IPPNW Der 19. Weltkongress der IPPNW vom 25.–29. August 2010 in Basel vor dem globalen und nationalen Hintergrund Atomwaffen – der lange Weg der Schweiz Im Vorfeld des Weltkongresses der International Physicians for the Prevention of Nuclear War IPPNW trafen Schweizer Vertreter dieser Organisation Peter Maurer, Staatssekretär des EDA, zum Gespräch. Dabei wurden neben aktuellen Fragen zur globalen nuklearen Abrüstung auch historische Aspekte des «Schweizer Wegs» in Sachen Atomwaffen diskutiert. Der Staatssekretär zeigte sich an einer Zusammen arbeit mit IPPNW interessiert. Erhard Taverna erhard.taverna@saez.ch Alle fünf Jahre diskutieren die 189 Unterzeichnerstaa ten des Atomwaffensperrvertrags von 1970 (Nonpro liferation Treaty, NPT) über Abrüstung und Verzicht auf Nuklearwaffen. Mit der achten dieser Überprü fungskonferenzen (Review Conference, NPT) im Mai 2010 am Hauptsitz der UNO waren besonders viele Hoffnungen verknüpft. Die Schweizer Regierung be kräftigte dabei erstmals ihre klare Unterstützung einer Nuklearwaffenkonvention (Nuclear Weapon Conven tion, NWC). Im Gegensatz zum Atomwaffensperrver trag, der in Artikel VI lediglich das Ziel der globalen nuklearen Abrüstung erwähnt, geht die Nuklearwaffen konvention weiter und listet die einzelnen Schritte auf, die zu diesem Ziel führen. Als erster Schritt wurde zum Beispiel die Rückstufung der immer noch hohen Alarmbereitschaft vieler ballistischer Atomwaffen der Nuklearmächte vorgeschlagen. Ein Ansatz, der viel weiter geht als der bisherige Sperrvertrag. Die Aussen Ein Schritt in die richtige Richtung: Demontage nuklearer Waffen. ministerin CalmyRey bezeichnete in New York Atom waffen als «nicht einsetzbar, unmoralisch und illegal». Sie setzte sich vor der Versammlung für eine völker rechtliche Ächtung ein, mit dem Ziel einer internatio nalen Verbotskonvention, wie sie für chemische und biologische Waffen besteht. Das war nicht immer so. Bis 1969 unternahm die Schweiz grosse Anstrengungen, um im Alleingang Atomwaffen zu entwickeln. Das Reaktorunglück von Lucens und der Mirageskandal beendeten den Traum der nuklearen Eigenständigkeit. Zwei Abstimmungen, 1962 und 1963, hatten eine eindeutige Volksmehrheit zugunsten der Bewaffnungspläne des Bundesrates er geben. Dennoch unterzeichnete die Schweiz 1963 ein partielles Atomteststoppabkommen und 1969 den Atomwaffensperrvertrag, der allerdings wegen der Op position im Ständerat erst 1976 genehmigt wurde. Die Sicherheitspolitik wechselte von der aktiven Stra tegie zur passiven Verteidigung der Bevölkerung durch Schutzräume. 1988 wurde die Kernwaffenoption end gültig fallengelassen, 1995 stimmte die Schweiz der unbefristeten Verlängerung des Atomsperrvertrags zu und damit auch einem effizienten Überprüfungssys tem durch die UNO. Im Bundeshaus Der neue Staatssekretär Peter Maurer im Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, bis vor kurzem unser Vertreter am UNOSitz in New York, ist soeben aus den USA zurückgekehrt. Flankiert von seinem Lei ter des politischen Sekretariats Andreas Friedrich, zu ständig für internationale Sicherheitspolitik und Rüs tungskontrolle, schildert er seine Eindrücke und erläu tert die Ziele der Bundesrätin. Sein Departement richte die Agenda nach dem Realisierbaren, man müsse ab warten, wie die Welt nach der Konferenz aussehe. Die IranFrage und innenpolitisches Taktieren hätten für Präsident Obama erste Priorität. Bis Ende der 90er Jahre sei der nukleare Schutzschild der USA für die Schweiz eine nicht weiter zu hinterfragende Tatsache gewesen. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 893 IPPNW O R G A N I S AT I O N E N D E R Ä R Z T E S C H A F T Diese Positionen hätten sich langsam geändert. Zwar seien die ehemaligen Ostblockländer an einer atom waffenfreien Zone in Europa nicht interessiert, aber mit Österreich könne man reden. Zusammen mit anderen atomaren Habenichtsen wie Neuseeland und Irland nütze die Schweiz ihre guten Verbindungen zum Internationalen Komitee vom Roten Kreuz IKRK und innerhalb der UNO. Ein Schwerpunkt liege auf der angestrebten welt weiten Verbannung von Atomwaffen. Die Schweiz stellt sich als Plattform für die wichtigsten Akteure zur Verfügung. Eine Studie im Auftrag des EDA liefert dazu interessante Argumente für eine Verbotskonven tion. «Delegitimizing Nuclear Weapons, Examining the validity of nuclear deterrence» ist der Titel dieser Untersuchung des Center for Nonproliferation Studies CNS am Monterey Institute of International Studies MIIS in Kalifornien [1]. Die renommierte Privatuniver Menschen mobilisiert hat als heute. Denn seither wur den die Waffen weiter verbreitet. Labile Staaten und diktatorische Regierungen treiben ungehindert den Ausbau ihrer Arsenale voran. Die internationale Kon trollbehörde IAEA (Internationale Atomenergie Agen tur) in Wien registriert immer wieder neue Versuche krimineller und terroristischer Gruppen, in den Besitz von radioaktivem Material zu gelangen. Der Gedanke, dass zukünftige Konflikte um Land, Energie, Nahrung und Wasser in einer überbevölkerten Welt mit diesen Waffen ausgetragen werden, ist unerträglich. Seit 1945 versucht ein komplexes Vertragswerk, mit mehr oder weniger Erfolg ein Wettrüsten einzudämmen, doch die Gegenwart zeigt, dass dies nicht genügt. Tausende von Nuklearwaffen sind auf einem hohen Bereit schaftsgrad. Kritische Vorfälle der Vergangenheit zei gen, dass auch ein unbeabsichtigter Nuklearkrieg mög lich ist. Kritische Vorfälle der Vergangenheit zeigen, dass auch ein unbeabsichtigter Nuklearkrieg möglich ist 1 Delegitimizing Nuclear Weapons. Examining the validity of nuclear deter rence. Studie des Monterey Institute of International Studies; 2010. 2 Unterredung mit dem Staatssekretär des EDA Herrn Peter Maurer am 12. Mai 2010 mit Vertretern des IPPNW Schweiz in Bern. sität demontiert angebliche Gewissheiten über die Fol gen und den Nutzen der atomaren Bewaffnung. Ge mäss den Autoren haben nicht die Abwürfe über Hiro shima und Nagasaki Japan zur Kapitulation gezwungen, es war vielmehr die gleichzeitige Kriegserklärung der Sowjetunion. Das Gleichgewicht des Schreckens im kalten Krieg war eine Fiktion, ebenso wie die angeb liche militärische Überlegenheit dank Erst und Zweit schlagkapazitäten. Kein einziger Krieg ist seit 1945 durch das Abschreckungspotential vermieden worden. Atomwaffen können in Zukunft durch andere Status symbole ersetzt werden. Eine Welt mit weiteren Staa ten als Atomwaffenbesitzer ist nicht stabiler als eine Welt mit weniger Atomwaffenstaaten und einer stark verminderten Anzahl dieser Waffen, ganz im Gegen teil. Zahlreiche Beispiele untermauern diese Schluss folgerungen, zu denen auch die Überlegungen hoher Militärs vieler Länder beigetragen haben. Die Politik des EDA stützt sich unter anderem auf folgende Fest stellung aus dieser Untersuchung: «Mobilizing inter national public and political support, and sustaining it throughout the disarmement process, is perhaps the most fundamental precondition for progress on the path towards a world without nuclear weapons.» Die Rolle der IPPNW Eigentlich ist es paradox, dass zu Zeiten des kalten Krieges die Angst vor einem atomaren Krieg viel mehr Die Schweiz hat einen weiten Weg zurückgelegt. 2007 und 2008 hat sie mit Ländern wie Chile, Neusee land, Nigeria, Malaysia und Schweden eine Resolution «Decreasing the Operational Readiness of Nuclear Weapons» in die UNOVollversammlung eingebracht. 2009 haben russische und amerikanische Experten teams sowie Vertreter von Nichtnuklearstaaten in der Schweiz Vorschläge zur Sicherheit atomarer Systeme erarbeitet. Die Macher der Studie setzen auf Aktionen einer globalen Zivilgesellschaft in einer technisch gut ver netzten Welt: «We need new blood in the debate.» Die Ziele der geplanten Nuklearwaffenkonvention sollen die Öffentlichkeit aufwecken und zur Mitarbeit ani mieren. Eine gute Chance sehen die Autoren im Poten tial grosser Frauenbewegungen, religiöser Organisa tionen und engagierter NGO (Non Governmental Organizations). Besonders hervorgehoben werden Zu sammenschlüsse von Ärzten, anderen Gesundheits berufen und Wissenschaftlern aller Richtungen. Kon gresse wie derjenige im August 2010 in Basel entspre chen genau diesem Konzept. Aktionen der IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nu clear War) wollen informieren und im besten Sinn Un ruhe stiften. Der Staatssekretär des EDA hat sein Inter esse an einer Zusammenarbeit mit dem IPPNW be kundet [2]. Damit sind alle Kolleginnen und Kollegen zur engagierten Mithilfe aufgerufen. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 894 Public Health Schweiz W E I T E R E O R G A N I S AT I O N E N U N D I N S T I T U T I O N E N Die Relevanz von Global Health für die Schweiz Nicolaus Lorenz, Bettina Borisch, Michaela Told, John-Paul Vader 1 Nach Basch P E. Textbook of International Health. Oxford Univ Pr.1999. Korrespondenz: Nicolaus Lorenz executive MBA, MPH, MD Swiss Tropical and Public Health Institute Socinstrasse 59 Postfach CH-4002 Basel Tel. 061 284 81 25 Fax 061 284 81 03 nicolaus.lorenz@unibas.ch Global Health ist nicht etwa nur ein neumodischer Begriff, sondern von wirklicher Bedeutung für die Schweiz. Von der Schweiz aus gesehen, scheint «Global Health» ein ferner und exotischer Ort zu sein: schwierig zu erreichen, eigenartig anziehend, vielleicht etwas gefährlich, aber mit der Aussicht, ein wertvolles und lohnendes Ziel zu sein [1]. Dieser Aspekt passt gut in das schweizerische Umfeld, da Herr und Frau Schweizer zu den Vielfliegern dieser Welt gehören. Reisen ist bereichernd, denn es bietet die Möglichkeit, fremde Kulturen kennenzulernen, und öffnet den Blick für Neues. In der klinischen Medizin sind wir gewohnt, über die Schweizer Grenzen hinauszuschauen und vom medizinischen Wissen aus anderen Teilen der Welt zu profitieren – auch wenn es manchmal etwas Zeit braucht, bis dieses Wissen Eingang in die hiesige klinische Praxis findet. Für die «Public Health Schweiz» war und ist die globale Dimension von zentraler Bedeutung. Auch wenn die H1N1-Pandemie nicht die Auswirkungen hatte, die manche vorausgesagt haben, ist sie doch ein gutes Beispiel dafür, wie schnell sich eine lokale Epidemie zu einer Pandemie entwickeln kann. Antworten auf die Probleme eines Gesundheitssystems müssen landesspezifisch gefunden werden. Aber sicherlich kann die Schweiz von Fehlern, aber auch Erfolgen anderer Ländern lernen – und umgekehrt. Beispielsweise haben die schweizerischen HIV-/ AIDS-Präventionskampagnen einen ausgezeichneten Ruf und viele Kampagnen in anderen Ländern beeinflusst. Der Einfluss von schweizerischem Public HealthWissen zeigt sich auch darin, dass es in der Schweiz 18 WHO Collaborating Centres gibt (http://apps.who. int/whocc/). Dies sind Exzellenzzentren mit dem Auftrag, die Weltgesundheitsorganisation in verschiedenen technischen Bereichen zu unterstützen. Im Vergleich zu Deutschland mit 33 Zentren verfügt die Schweiz also über mehr als halb so viele Zentren und hat nur vier weniger als das benachbarte Frankreich (22). Die Schweiz verfügt zudem über Einrichtungen, etwa das Graduate Institute in Genf, die sich mit globaler Gesundheitsdiplomatie beschäftigen und in Europa einzigartig sind. In Genf, der Weltgesundheitshauptstadt, sind neben der Weltgesundheitsorganisation zahlreiche andere globale Gesundheitsinitiativen angesiedelt. Schweizerische Organisationen und Institutionen, wie z. B. das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut, arbeiten sehr eng mit dem Global Fund to Fight HIV/AIDS und der Drugs for Neglected Diseases Initiative (DNDi) zusammen. Public Health Schweiz und das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Genf beherbergen das Sekretariat der World Federation of Public Health Associations in Genf. Die Schweiz kann sicher von Fehlern, aber auch Erfolgen anderer Länder lernen Um die Global Health-Erfahrung in der Schweiz zu bündeln und internationale Erfahrungen einbringen zu können, wurde die Fachgruppe «Global Health» in der Fachgesellschaft «Public Health Schweiz» neu belebt. Im vergangenen Jahr wurde der Versuch unternommen, eine für die Schweiz angepasste Arbeitsdefinition von Global Health zu erarbeiten. Auf der Basis einer umfassenden Sichtung der Literatur und eingehender Diskussionen, möchten wir folgende Definition vorschlagen: Global Health ist ein Gebiet für Forschung, Praxis und Policy, bei dem besonderer Wert gelegt wird auf die Verbesserung von Gesundheit im allgemeinen und auf den gerechten Zugang der Menschen zur Gesundheit im besonderen. Global Health beschäftigt sich mit transnationalen Gesundheitsfragen, den Determinanten und Lösungsansätzen. Viele Fachdisziplinen, nicht nur aus dem Gesundheitssektor, sind hierfür notwendig; die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird gefördert und Global Health fördert die gute Governance, die es ermöglicht, sich abzeichnende Veränderungen im Umfeld frühzeitig zu erkennen und darauf rechtzeitig zu reagieren. In Zukunft soll eine Plattform geschaffen werden, um internationale Erfahrungen in die Schweiz einbringen zu können und die schweizerischen Erfahrungen mit internationalen Partnern auszutauschen, etwa mit der European Public Health Association und der World Federation of Public Health Associations. Last but not least wird sich die Fachgruppe hier in der Schweiz für das oben skizzierte breite Verständnis von Global Health einsetzen. Interessierte Fachpersonen sind eingeladen, hieran mitzuarbeiten (www.public-health.ch/). Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 895 LESERBRIEFE redaktion.saez@emh.ch Briefe an die SÄZ FMH-/fmc-Erklärung zur Budgetverantwortung Sehr geehrter Herr Kollege Berchtold Vielen Dank für die «Begriffsklärung» (so Kollege Cassis im Vorspann) der Budgetverantwortung [1]. Eine meines Erachtens eminent wichtige Frage ist mir aber auch nach sorgfältiger Lektüre Ihres Elaborates nicht klar: Wie soll denn ein ärztliches Netzwerk mit Budgetverantwortung, mehr Gesundheitskosten sparen als ein ärztliches Netzwerk ohne Budgetverantwortung, wenn nicht durch kontinuierliches Senken des Budgetdeckels? Bitte entschuldigen Sie die Verwendung des Wortes «Budgetverantwortung» ohne die drei ominösen Buchstaben in der Mitte. Stellen Sie sich vor: Immer wenn ich dieses euphemistische Wort eintippe, stürzt mein Computer ab! Dr. med. David Winizki, Zürich 1 Berchtold P. Budgetmitverantwortung in der integrierten Versorgung. Schweiz Ärztezeitung. 2010;91(18):714. Replik Sehr geehrter Herr Kollege Winizki Vielen Dank für Ihre Anmerkungen. Der Begriff «Budgetmitverantwortung» ist zugegebenermassen eine nicht eben euphonische Wortschöpfung, euphemistisch ist er mit Sicherheit nicht: Budgetmitverantwortung heisst, dass die (ökonomische) Verantwortung zwischen Kassen und Ärztenetzen geteilt und gemeinsam vertraglich vereinbart (und damit mit-verantwortet) wird. Damit ist auch Ihre zweite Anmerkung beantwortet: es gibt kein Senken des Budgetdeckels, sondern ein gemeinsam definiertes Budgetziel – und das ist ein gewaltiger Unterschied. Zu guter Letzt ein kleiner Tipp zu Ihrem Computerproblem: Versuchen Sie mal ein neues Betriebssystem, das haut meistens hin! Noch ist es nicht zu spät! Lieber Herr Kollege Meister Vielen Dank für Ihren ausgezeichneten Leserbrief [1]. Leider habe ich wenig Hoffnung auf grosse Aktivitäten vonseiten der SGAM oder des KHM. Beide Organisationen erscheinen mir in letzter Zeit ebenso träge wie die FMH. Die FMH und die SGAM sollten zudem nicht von Ärzten präsidiert werden, sondern von gutausgebildeten und taktisch versierten Marketing- oder Kommunikationsfachleuten. Diese sind im Umgang mit Behörden und Medien viel gewiefter als wir. Da uns in einer normal ausgelasteten Praxis keine Zeit bleibt, entsprechende Zusatzausbildungen absolvieren zu können, sollten die wichtigsten Ämter unserer Standesorganisation mit Profis besetzt werden. Dr. med. Bernhard Sorg, Wallisellen 1 Meister B. Noch ist es nicht zu spät! Schweiz Ärztezeitung. 2010;91(19/20):764. DRG – Liebeskummer Was kostet Liebeskummer, bei Romeo und Julia, in der Stadt und auf dem Land? Dr. Faust löst die Gretchenfrage. Dr. med. Markus Gassner, Grabs Leserbriefe Leserbriefe sind grundsätzlich willkommen und können veröffentlicht werden, sofern sie sich inhaltlich und formal innerhalb der in unserem Kulturkreis üblichen Anstandsgrenzen bewegen, keine für die Redaktion erkennbaren Fehlinformationen enthalten und eine Länge von 2500 Zeichen nicht überschreiten. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Auswahl, Kürzungen und Bearbeitungen vorzunehmen. Seitens der Redaktion besteht keine Verpflichtung zur Publikation. Über Leserbriefe wird in der Regel keine Korrespondenz geführt; insbesondere muss eine Nichtveröffentlichung nicht begründet werden. Von diesen Grundsätzen kann abgewichen werden, wenn dies der Redaktion angezeigt erscheint. Das vollständige Manuskript ist an die folgende Adresse der Redaktion einzureichen, wenn möglich per E-Mail: Redaktion Schweizerische Ärztezeitung, EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG, Farnsburgerstr. 8, 4132 Muttenz, Tel. 061 467 85 72, Fax 061 467 85 56, E-Mail: redaktion.saez@emh.ch. Peter Berchtold, Präsident Forum Managed Care, Bern Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 896 MITTEILUNGEN Mitteilungen Facharztprüfung Facharztprüfung zur Erlangung des Facharzttitels für Radiologie – 1. Teilprüfung Datum: Freitag, 18. März 2011 Ort: Spital Thurgau 8501 Frauenfeld AG, Kantonsspital, Anmeldefrist: 31. Dezember 2010 Weitere Informationen finden Sie auf der Website des SIWF unter www.siwf.ch � Weiterbildung AssistenzärztInnen � Facharztprüfungen und unter www.sgr-ssr.ch Armeelager für Behinderte 2011 Armeelager vom 11.6. bis 21.6. 2011 im Feriendorf Fiesch (VS) Im Jahr 2011 wird ein Armeelager für Behinderte (AlB) im Feriendorf Fiesch (VS) durchgeführt. Ein Spitalbataillon der Logistikbrigade 1 ist für die Durchführung des AlB verantwortlich. Ziel des Armeelagers für Behinderte ist die Förderung der Zusammenarbeit zwischen der Armee und zivilen Stellen im Sinne des Koordinierten Sanitätsdienstes (KSD). Es sollen abwechslungsreiche Möglichkeiten für Behinderte geschaffen werden und Angehörige und Pflegende von Behinderten während der Dauer des Armeelagers entlastet werden. Maximal 50 Gäste können in das AlB aufgenommen werden. Da aus Erfahrung die Anzahl der Anmeldungen wesentlich grösser ist, wird durch die Triageverantwortlichen eine entsprechend seriöse Auswahl getroffen. Aufgenommen werden können Personen mit – schwerem Rheuma; – schwerer Arthrose und anderen Gelenkveränderungen; – Amputationen; – Multipler Sklerose und Muskeldystrophie; – Para- und Tetraplegie; – chronischen Erkrankungen. Von der Aufnahme ausgeschlossen sind Personen – unter 18 und über 70 Jahren – mit ansteckenden Krankheiten; – mit instabilem Kreislauf / Kreislaufstörungen; – mit schweren Stoffwechselstörungen; – mit erheblichen Kommunikationsschwierigkeiten; – mit psychischen Erkrankungen, welche Betreuung durch ausgebildetes Psychiatriepflegepersonal erfordern. Anmeldung Für die Anmeldung muss ein militärischer Fragebogen angefragt werden. In dieser Anfrage müssen folgende Angaben zum Teilnehmer gemacht werden: Name, Vorname; Adresse, Postleitzahl, Wohnort; Geburtsdatum; fakultativ: Telefonnummer, Bezugsperson. Dieser ist zu senden an: LBA Sanität Gästeadministration AlB Worblentalstrasse 36 3063 Ittigen Interessierte erhalten einen ausführlichen militärischen Fragebogen. Dieser muss vollständig ausgefüllt (allenfalls durch den Hausarzt unterzeichnet) bis 22. Oktober 2010 bei der Gästeadministration AlB eintreffen. Damit gelten die Interessierten als angemeldet – die Triage entscheidet danach über die definitive Teilnahme. Auswahl der Gäste (Triage) Im Dezember 2010 werden alle eingereichten Anmeldungen durch den verantwortlichen Triagearzt, gemeinsam mit dem/der Dienstchef(in) Pflegedienst, beurteilt. Für die Aufnahme in das AlB werden in erster Priorität Angemeldete berücksichtigt, die erstmals an einem Lager teilnehmen möchten. Im Januar und Februar 2011 werden alle Angemeldeten schriftlich über eine Teilnahme oder eine Nichtteilnahme im AlB 2011 orientiert. Kosten Die Gäste zahlen pro Lager einen pauschalen Kostenbeitrag von 253 Franken (inklusive Versicherung und Unterhaltung). Dieser Betrag wird zu Beginn des Armeelagers in bar eingezogen. Weitere Informationen: gaestealb@vtg.admin.ch Anmeldefrist Fragebogen: 1. Oktober 2010: Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 897 FMH SERVICES Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation R e d a k t i o n e l l e Ve r a n t w o r t u n g : F M H S E R V I C E S Praxiscomputerworkshop Die Workshopteilnehmer/innen erhalten im 1. Teil eine Einführung in die Anforderungen an ein Praxisinformationssystem. Anhand einer modernen vernetzten Praxisinfrastruktur werden die Beurteilungskriterien für eine praxis- und zukunftstaugliche Softwarelösung dargestellt. Checklisten sollen die schnelle Orientierung unterstützen und bei der Beurteilung und Wahl des Produkts konkrete Hilfe bieten. In Zusammenarbeit mit SGAM.Informatics werden die zentralen Elemente der elektronischen Krankengeschichte aufgezeigt. Ein Erfahrungsbericht eines EDV-Anwenders (Arzt) rundet den 1. Teil ab. Der 2. Teil umfasst die Präsentation von sechs Praxisadministrationssoftwarelösungen (Leistungserfassung, elektronisches Abrechnen unter Einbezug der TrustCenter, Agendaführung, Statistiken, Laborgeräteeinbindung, elektronischeKrankengeschichte,Finanzbuchhaltungslösungen usw.). Ziel Die Teilnehmer/innen erhalten einen Anforderungskatalog, welcher ihnen erlaubt, ihre Vorstellungen für ein modernes Praxisinformationssystem besser zu formulieren und diese dem Softwarehersteller zu dessen Vorbereitung zu kommunizieren. Zudem erhalten sie einen ersten Überblick über führende Softwarelösungen. amétiq GmbH, Pfäffikon (siMed) Die Firma amétiq zeichnet sich durch Flexibilität und Kompetenz sowohl im IT- wie auch im Medizinbereich aus. Der persönliche Service unterstützt das Ziel einer langjährigen, konstruktiven Partnerschaft mit dem Kunden. Die Software siMed verbindet neuste Technologien mit einfachen und intuitiven Prozessabläufen. Die elektronische Krankengeschichte ermöglicht die Vernetzung der Daten in 5 Dimensionen und beinhaltet ein einfach zu bedienendes Qualitätsmanagement. Die individuellen Anpassungsmöglichkeiten an eigene Bedürfnisse und Anforderungen lassen praktisch keine Wünsche offen. Delemed AG Medical Software, Kehrsatz (PEX II) Delemed AG entwickelt bereits über 18 Jahre erfolgreich Medizinsoftware für die Praxen. Die Software besticht durch den sympathischen, effizienten, einfachen und modularen Aufbau und lässt in keiner Praxis Wünsche offen. Dank unserer Vielseitigkeit im medizinischen Umfeld sind wir Ihr optimaler Partner. Folgende Softwareanbieter können Sie im 2. Teil des Workshops kennenlernen: Gartenmann Software AG, Seuzach (PRAXIS*DESKTOP) Kompetent, effizient und innovativ An diesen Werten orientieren wir uns seit der Gründung der Gartenmann Software AG 1992. Den Ausgangspunkt all unserer Überlegungen und Tätigkeiten bilden dabei immer unsere Kunden. PRAXIS*DESKTOP ist mit den neusten Technologien ausgestattet und überzeugt durch eine intuitive und effiziente Benutzerführung. Durch die nahe Zusammenarbeit mit unseren Partnern sind wir in der Lage, Praxis-Desktop rasch und effizient weiterzuentwickeln. Ärztekasse, Urdorf (CB 7) Als Marktleader seit 1964 im Bereich Praxisadministration können Sie bei der Ärztekasse auf eine ganzheitliche Lösung für Ihre Fragen betreffend Abrechnungsvarianten, Computerwahl, Netzwerke, Formular- und Briefbearbeitung, usw. zählen. Die statistischen Erhebungen (im Auftrag der FMH Roko) sind ein anerkanntes betriebswirtschaftliches und standesorganisatorisches Hilfsmittel für die moderne Praxisführung. Nebst innovativen Ideen und Lösungen sowie Kooperationspartnerschaft mit 10 Trust Center ist uns eine umfassende Kundenbetreuung ein Anliegen. Unsere Standorte befinden sich in Basel, Bern, Chur, Crissier, Genf, Lugano, Luzern, Neuchâtel, St. Gallen, Thônex und Zürich. Sie definieren Ihre Wünsche – wir bieten Ihnen die Lösung! HCI Solutions AG, Gümligen (TriaMed®) Die Abteilung Triamun von HCI Solutions, ein Unternehmen der Galenica-Gruppe, entwickelt und vermarktet innovative Softwarelösungen für das Praxis-, Apotheken- und Unternehmensmanagement. Individuelle Beratung, die gesamte Soft- und Hardware, einen umfassenden Support und Schulung aus einer Hand. Unsere Softwarelösung TriaMed® für Arztpraxen, Gruppenpraxen, medizinische Zentren und Ärztenetzwerke basiert auf der neusten Technologie und wurde zusammen mit Ärzten entwickelt. So ist eine intuitiv bedienbare Praxismanagement-Lösung entstanden, die sämtliche Bedürfnisse von integriertem und vernetztem Arbeiten befriedigen. Um den stetig wachsenden Anforderungen an eine praxisgerechte Softwarelösung gerecht zu werden, Daten K14 Donnerstag, 24. Juni 2010 Bern 9.30–16.30 Uhr BEA Bern Expo Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 898 FMH SERVICES Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation R e d a k t i o n e l l e Ve r a n t w o r t u n g : F M H S E R V I C E S wird TriaMed® stetig weiterentwickelt. Folgende wichtige Neuerungen wurden im vergangenen Jahr vorgenommen: Sichtenkonzept zur individuellen arztspezifischen Gestaltung der Krankengeschichte, Versandmappe, Medizinisches Auswertungstool, Elektronisches Rezept, Versicherungscheck, Patienten-Bonitäts-Prüfung, Schnellarchivierung, Mail-Attachements per Drag&Drop. Vitodata AG, Oberohringen (vitomed) Die Vitodata AG besteht seit 30 Jahren. Das Unternehmen konzentriert sich auf Praxis- und Kliniklösungen. Die innovative Haltung eröffnet laufend neue Einsatzgebiete – immer mit dem entsprechenden Nutzen für die Anwender. In den ersten 25 Jahren stand die Abrechnung mit der ICT im Vordergrund. Heute ist die Vitodata AG auch bei der elektronischen Krankengeschichtenführung und in der Vernetzung der Systeme und der Anwender an der Spitze im Schweizer Markt. Neben der konventionellen PCLösung in der Praxis bietet die Vitodata AG auch das PRAXISERPROBT Unsere Beratungsschwerpunkte Praxisgründung • Standortanalysen • Praxisplanung und -einrichtung • Gruppenpraxenberatung • Evaluation von Praxisadministrationssoftware • Rechtsberatung Praxisführung • Gemeinsamer Einkauf für Ärztinnen und Ärzte • Ärztedrucksachen • Praxislabor • Röntgenanlageberatung ASP-Modell (Application Service Providing – Software mieten statt kaufen) an. Vitodata AG ist vertreten in vielen Arztpraxen, Instituten, Kliniken und Spitälern in der Schweiz. Zusätzlich entwickelte das Unternehmen in jüngster Zeit grosse Applikationen für kantonale Gesundheitsdirektionen, Zahnkliniken und universitäre Institutionen im Gesundheitswesen. Die Marktführerschaft ist für das ganze Team der Vitodata AG eine Verpflichtung, im Sinne des Investitionsschutzes für die Kunden den Fortbestand zu sichern und unternehmerisch und ethisch korrekt zu handeln. Auch deshalb setzt sich die Vitodata AG für den Branchenverband VSFM (www.vsfm.info) und das Thema Datenaustausch (siehe www.smeex.ch) aktiv und auf allen Ebenen ein. Anmeldung und Auskunft www.fmhservices.ch oder FMH Consulting Services, Sandra Stadelmann, Burghöhe 1, 6208 Oberkirch, Tel. 041 925 00 77, Fax 041 921 05 86. Praxisübergabe / -übernahme • Nachfolgeplanung und -regelung • Unternehmenswertberechnungen / Praxisverkauf • Praxisvermittlung Allfinanzlösungen • Versicherungslösungen • Umfassende Vorsorge- und Finanzplanung • Neutrale Vermögensverwaltung • Optimierte Steuerplanung Seminarangebot • Seminare zu Themen wie Praxiseröffnung / -übernahme, Praxisübergabe, Buchhaltung / Steuern, EDV-Workshop und viele andere Treuhand • Finanz- und Rechnungswesen • Analysen • Steuern Praxis- und Stellenplattform • Insertionsplattform in der Ärztezeitung / Stellen- und Praxisofferten sowie Gesuche • Stellenmarkt unter www.fmhjob.ch • Praxismarkt unter www.fmhprax.ch Inkasso • Bonitätsprüfung (online via my.inkas) • Vorrechtliches und rechtliches Inkasso • Verlustscheininkasso Factoring • Management der Honorarforderungen FMH Services • Burghöhe 1 • 6208 Oberkirch • Telefon 041 925 00 77 • Fax 041 921 05 86 • mail@fmhservices.ch • www.fmhservices.ch Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 899 FMH SERVICES Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation R e d a k t i o n e l l e Ve r a n t w o r t u n g : F M H S E R V I C E S Sorgenfrei in die Pensionierung blicken Wissen Sie, welche Leistungen Ihnen nach der Pensionierung zustehen? Haben Sie berechnet, ob Sie sich eine Frühpensionierung leisten können? In einer Pensionsplanung zeigen wir Ihnen auf, wie Sie Ihren dritten Lebensabschnitt optimal finanzieren können. Wir berechnen Ihnen Ihre Leistungen aus den Sozialversicherungen und der beruflichen Vorsorge und zeigen Ihnen, wo Sie Ihre Steuern optimieren können. Gemeinsam erarbeiten wir ein Konzept, damit Sie sorgenfrei in die Zukunft blicken können. Sind Sie sicher? � Ich will mich auf meine Pensionierung freuen können und möchte mich beraten lassen. Bitte rufen Sie mich an. � Vorname/Name Adresse PLZ/Ort Geburtsdatum Telefon Privat/Geschäft Beste Zeit für einen Anruf E-Mail-Adresse Antworttalon: bitte einsenden oder per Fax an 031 959 50 10 Roth Gygax & Partner AG � Koordinationsstelle Moosstrasse 2 � 3073 Gümligen Telefon 031 959 50 00 � Fax 031 959 50 10 mail@fmhinsurance.ch � www.fmhinsurance.ch IN2310a FMH SERVICES Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation R e d a k t i o n e l l e Ve r a n t w o r t u n g : F M H S E R V I C E S Prévoyance professionnelle LPP on iliati s é r i de Déla . 6. 2010 30 Ne négligez pas votre instrument le plus important de prévoyance! Bien que la plus grande partie de votre fortune soit placée dans votre Caisse de pension, ce domaine est souvent négligé. Cela vaut la peine de le contrôler régulièrement pour savoir quelle est la solution qui vous convient le mieux. Ci-dessous vous disposez d‘une check-liste des points les plus importants que vous devez absolument contrôler: o Montant des cotisations d‘épargne Pour chaque plan de prévoyance, la cotisation d’épargne peut être adaptée jusqu’à 25 % du montant du salaire assuré. Avec cette augmentation des impôts peuvent être économisés. De plus cela ouvre une nouvelle possibilité de rachat. o Montant des cotisations de risque Certains désirent assurer leur famille en cas de décès, d’autres ont besoin d’une haute rente d‘invalidité. Quels sont vos besoins? o Rendement En principe votre Caisse de pension LPP vous assure un taux de 2,00 %. Mais que se passe-t-il pour la partie surobligatoire? o Forme de placement de votre capital prévoyance Connaissez-vous les possibilités des placements orientés sur le rendement de la partie surobligatoire de votre avoir-vieillesse? o Risque et frais d‘administration Quels sont les coûts du risque et des frais d’administration dans votre fondation? Existe-t-il des solutions plus avantageuses? o Taux de conversion Quel est le taux de conversion lors du paiement de la rente de votre fondation? Est-il prévu que la partie surobligatoire offre un taux plus bas? o Possibilité de rachat Disposez-vous encore d’un potentiel de rachat? Comment peut-il être augmenté et quand le rachat au niveau fiscal est-il le plus intéressant? o Répartition de la fortune Connaissez-vous la répartition de votre fortune et savez-vous quel pourcentage représente votre Caisse de pension? Agissez encore aujourd’hui La plupart des contrats LPP sont résiliables fin juin pour la fin de l’année. Afin de disposer de suffisamment de temps pour trouver une solution optimale, nous vous proposons de vous laisser conseiller. N’hésitez pas et envoyez-nous aujourd’hui même le coupon ci-dessous afin que le conseiller FMH Insurance Services de votre région puisse prendre contact avec vous. Talon-réponse Prière de l’envoyer ou de le faxer au: 031 959 50 10 Prénom / Nom Adresse NPA / Lieu Date de naissance Téléphone privé / cabinet Atteignable le plus facilement (heure) Adresse e-mail � Je désire faire analyser ma prévoyance professionnelle LPP. Prière de m’appeler afin de fixer un rendez-vous. � Je suis aussi intéressé à: � Caisse maladie � Prévoyance liée (3a) � Planification financière � � Planification de la retraite � Assurance ménage � Assurance RC professionnelle Roth Gygax & Partner AG n Service de coordination Moosstrasse 2 n 3073 Gümligen Téléphone 031 959 50 00 n Fax 031 959 50 10 mail@fmhinsurance.ch n www.fmhinsurance.ch Talon-Code: IN2310 / BVG � FMH SERVICES Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation R e d a k t i o n e l l e Ve r a n t w o r t u n g : F M H S E R V I C E S Seit Jahren bin ich jeden Tag pünktlich. Warum dürfen meine Zahlungseingänge nicht auch mal pünktlich sein? Inkassodienstleistungen für Ärzte NEU mediserv AG n Koordinationsstelle Neuengasse 5 n 2502 Biel Telefon 032 560 39 10 n Fax 032 560 39 11 mail@fmhfactoring.ch n www.fmhfactoring.ch Honorarabrechnung für Ärzte inklusive Übernahme des Verlustrisikos und Auszahlung innert Sekunden Antworttalon: Bitte einsenden oder per Fax an 032 560 39 11 o Bitte senden Sie mir unverbindlich und kostenlos Unterlagen über das komplette Leistungspaket von: o FMH Inkasso Services Ansprechpartner: Adresse / Stempel: o FMH Factoring Services o Ich wünsche eine persönliche Beratung. Bitte rufen Sie an: Telefon: Name der Praxis: Beste Anrufzeit: 35/09 23/10 Inkassostelle Encath AG n Koordinationsstelle Neuengasse 5 n 2502 Biel Telefon 032 344 39 69 n Fax 032 344 39 66 mail@fmhinkasso.ch n www.fmhinkasso.ch Remise et reprise de cabinets médicaux FMH Consulting Services réunit au bon moment vendeurs et acquéreurs de cabinets Recherche d’un successeur Le passage à la retraite, accompagné de la vente du cabinet, n’est pas facile et nécessite des démarches complexes. Il est donc particulièrement important de planifier ces démarches de manière consciencieuse et en temps utile. Elles seront couronnées de succès dans la mesure où elles auront été effectuées de manière professionnelle. “FMH Consulting Services vous aide à planifier et à réaliser votre projet.” “Comment puis-je trouver un acquéreur approprié pour mon cabinet?” Pour effectuer cette recherche avec succès, il faut connaître parfaitement le marché, disposer d’une documentation professionnelle, estimer la valeur entrepreneuriale du cabinet, mener des activités publicitaires, conclure un contrat et régler le financement avec le successeur. FMH Consulting Services dispose d’un large réseau ainsi que d’une banque de données complète et régulièrement mise à jour. Grâce à notre longue expérience, nous vous fournissons notre soutien dans toutes les démarches d’une recherche ciblée d’un successeur et dans son choix. Recherche d’un cabinet “Poursuivre mon activité en tant que médecin hospitalier ou me rendre indépendant et détenir mon propre cabinet?” Chaque médecin se pose cette question un jour ou l’autre. La reprise d’un cabinet place vendeurs et acquéreurs face à des défis élevés. Il leur faut élaborer et définir des objectifs, analyser le marché et examiner les objets possibles. La recherche d’un cabinet est donc un projet dispendieux en temps et en coûts, impossible à réaliser parallèlement à une activité professionnelle menée à plein temps. Estimation du cabinet Avez-vous besoin d’une estimation professionnelle et d’une documentation pour vous préparer à la vente de votre cabinet? Pas de problème! Nous procédons au calcul de sa valeur et nos chiffres, qui sont reconnus, vous documentent de manière complète et conforme au marché. “FMH Consulting Services offre un soutien professionnel éprouvé dans la recherche d’un successeur ou d’un cabinet médical” Pour que vos démarches soient couronnées de succès, FMH Consulting Services vous offre les prestations suivantes: • Recherche d’un successeur avec estimation du cabinet (estimation du goodwill et de l’inventaire) • Recherche d’un successeur avec estimation du goodwill ou de l’inventaire • Recherche d’un successeur • Recherche d’un cabinet médical • Estimation du cabinet médical (estimation du goodwill ou de l’inventaire) N’hésitez pas à étudier notre offre et à nous téléphoner. Nous nous ferons un plaisir de vous offrir nos services. www.fmhprax.ch – le marché des cabinets médicaux Vous trouverez sur notre site internet les offres actuelles d’achat et de vente de cabinets. “Forte de sa longue expérience, FMH Consulting Services vous offre un soutien éprouvé et effectue les recherches à votre place.” FMH Consulting Services Burghöhe 1 • Case postale 246 • 6208 Oberkirch Téléphone 041 925 00 77 • Fax 041 921 05 86 mail@fmhconsulting.ch • www.fmhconsulting.ch TRIBÜNE Recht Arbeitsunfähigkeitszeugnisse: Kantonale Vereinbarungen geben mehr Sicherheit Der nachstehende Beitrag zeigt Fallstricke rund ums Arbeitsunfähigkeitszeugnis auf. Er beschreibt die notwendigen Inhaltspunkte und er plädiert für ausführliche(re) Zeugnisse. In verschiedenen Kantonen haben die Sozialpartner und die Ärztegesellschaften im Bezug auf das Arbeitsunfähigkeitszeugnis (AUF) Vereinbarungen getroffen – was sowohl aus sozialpartnerschaftlicher wie auch aus rechtlicher Sicht sinnvoll ist. Den Vorteil für das Klima beschrieb die NZZ im Juli 2007 so: «Bereits nach der Pilotphase im sankt-gallischen Rheintal habe sich gezeigt, dass die Kommunikation zwischen Arzt und Arbeitgeber besser geworden sei und dabei auch das gegenseitige Vertrauen zugenommen habe, erklärte Peter Bürki, Sekretär des Arbeitgeberverbandes des Rheintals» [1]. Die kantonalen Vereinbarungen fördern zudem die Rechtssicherheit auch für den Arzt. Denn sie unterscheiden typischerweise zwischen zwei Zeugnistypen: – – dem einfachen, kostenlosen AUF-Zeugnis für die vielen unbestrittenen Fälle und dem ausdrücklich vom Arbeitgeber in Auftrag gegebenen, bezahlten und auf eine von ihm gelieferte Arbeitsplatzbeschreibung gestützten ausführlichen AUF-Zeugnis, das der Arzt nur ausstellt, wenn der Patient einverstanden ist. Damit werden die Rollen sinnvoll geklärt. Der Arzt kann in jedem Fall zunächst das einfache Zeugnis ausstellen, das für alle Kosten spart. Er weiss, dass ihm kein Arbeitgeber vorwerfen wird, er habe damit eine problematische Arbeitsunfähigkeit kaschieren wollen. Denn der Arbeitgeber, der dieses Zeugnis erhält, kann ja einfach den Auftrag für das ausführliche Zeugnis erteilen. Hanspeter Kuhn, Fürsprecher und stv. Generalsekretär der FMH 1 Lbr, Kosten sparen mit einem Zeugnis weniger – NZZ, 17. Juli 2007 Eine rechtliche Bestandesaufnahme mit Empfehlungen für die Praxis Arbeitsunfähigkeitszeugnisse: Ärzte zunehmend im Fokus der Justiz (Teil 2) Im ersten Teil dieses Beitrags, erschienen in der letzten SÄZ-Ausgabe, wurden an einem Fallbeispiel die rechtlichen Grundlagen für die Erstellung ärztlicher Zeugnisse dargestellt. Im folgenden werden Empfehlungen für die tägliche Praxis gegeben, die es Ärzten ermöglichen sollen, sich vor rechtlichen Angriffen zu schützen. Roger Rudolph Korrespondenz: Dr. iur. Roger Rudolph Streiff Pellegrini & von Kaenel Rechtsanwälte Bahnhofstrasse 67 CH-8620 Wetzikon rudolph@streiffpartner.ch Die schon seit längerem bei Arbeitgebern zu beobachtende Tendenz, ärztlichen Zeugnissen zu misstrauen, hat in den letzten Jahren eher noch zugenommen. Als Folge davon müssen sich Ärzte immer häufiger für die Qualität der von ihnen ausgestellten Zeugnisse verantworten, sei es gegenüber Vertrauensärzten, als Zeugen in einem arbeitsrechtlichen Zivilprozess oder gar als Angeschuldigte in einem Strafverfahren. Ausführlichere Zeugnisse schützen Arzt und Patienten ber nach den Regeln des Obligationenrechts eine mehrmonatige Verschiebung des Arbeitsvertragsendes, verbunden mit empfindlichen Lohnfortzahlungsfolgen [1]. Sehr häufig handelt es sich um psychisch oder mobbingbedingte Krankmeldungen. Wenn der Arbeitnehmer in einem solchen an sich schon von gegenseitigem Misstrauen geprägten Umfeld auch noch ein rudimentäres und häufig auch noch rückwirkendes ärztliches Attest vorlegt, muss man Verständnis dafür haben, dass der Arbeitgeber eine solche Krankmeldung nicht einfach ergeben abnickt. Ausgangslage Arbeitgeber misstrauen ärztlichen Zeugnissen vor allem dann, wenn sie von nur geringer inhaltlicher Aussagekraft sind. Es ist verständlich, dass Zeugnisse, die in einem einzigen Satz eine «Arbeitsunfähigkeit von 100% bis auf weiteres» bescheinigen, von Arbeitgebern kritisch hinterfragt werden. Erst recht gilt dies, wenn das Zeugnis im Umfeld einer sich abzeichnenden oder bereits erfolgten Kündigung ausgestellt wird. Denn in diesem Fall droht dem Arbeitge- Minimaler Zeugnisinhalt Wie im ersten Teil in Heft 22 der SÄZ dargestellt, fehlen konkrete gesetzliche Vorgaben, wie ein ärztliches Zeugnis formuliert sein muss. Dennoch hat sich in der Praxis ein gewisser Mindeststandard herausgebildet. In diesem Zusammenhang sind als sinnvolle Ergänzung auch die in verschiedenen Kantonen praktizierten Vereinbarungen zwischen den Arbeitgeberverbänden und kantonalen Ärzteschaften zu erwähnen [2]. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 912 TRIBÜNE Recht Certificats d’incapacité de travail: les médecins toujours plus dans la ligne de mire de la justice (2e partie) Même s’il manque des dispositions légales concrètes, une norme minimale s’est établie dans la pratique pour la forme et le contenu des certificats. Elle consiste en la description du début, du degré et de la durée probable de l’incapacité de travail, aussi en la distinction entre maladie et accident. En outre, le médecin doit dater et signer le certificat, y indiquer ses coordonnées et son titre de spécialiste. Ce contenu minimal n’est toutefois pas suffisant dans bien des cas, il peut être contreproductif pour le médecin et le patient ou même s’avérer dangereux s’il est toujours limité à un minimum. C’est particulièrement vrai pour les certificats établis rétroactivement ou qui ne peuvent pas être fondés sur Sich Zeit zu nehmen für ein ausführlicheres Arbeitsunfähigkeitszeugnis, kann späteren Ärger vermeiden. des constatations objectives, comme c’est souvent le cas pour les maladies psychiques, l’épuisement professionnel ou le mobbing. Si un médecin ne peut Selbstverständlich ist zunächst, dass der Arzt nur solche Tatsachen bescheinigen darf, die er nach seiner sorgfältigen und fachkundigen Einschätzung auch für wahr hält. Das heisst nicht, dass sich ein Arzt nie irren darf, denn das Irren allein begründet weder zivil- noch strafrechtlich eine Haftung. Erst wenn der Irrtum auf Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz zurückzuführen ist, kann der Arzt zur Rechenschaft gezogen werden. Zum minimalen Zeugnisinhalt zählen Beginn und Grad sowie voraussichtliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit. Aus versicherungsrechtlichen Gründen ist weiter zwischen Krankheit und Unfall zu unterscheiden. Ausserdem sollen die Adresskoordinaten des Arztes ersichtlich sein (durch Stempel oder Brief- Erst wenn ein Irrtum auf Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz zurückzuführen ist, kann der Arzt zur Rechenschaft gezogen werden papier) und ist das Zeugnis zu datieren und zu unterzeichnen. Nach Art. 34 der Standesordnung FMH ist schliesslich der Adressat des Zeugnisses zu nennen, also in der Regel der Arbeitgeber [3]. Zurückhaltung ist bei rückwirkenden Zeugnissen geboten, wenn also der Arzt den Beginn einer Arbeits- s’appuyer que sur la description du patient et qu’il ne le mentionne pas dans le certificat, il doit s’attendre rapidement à des conséquences juridiques. De surcroît, des certificats plus explicites ont une plus grande force de persuasion face aux employeurs qui les acceptent bien mieux. Il est donc dans l’intérêt des médecins et des patients que les certificats médicaux contiennent davantage d’informations. unfähigkeit für einen Termin vor der Erstkonsultation bescheinigen soll [4]. Das ist zwar als solches nicht unzulässig, zumal wenn der Patient bei der Erstkonsultation noch immer krank ist. Nach den Empfehlungen der Ärzte-Gesellschaft des Kantons Zürich (AGZ) soll es sich aber um Ausnahmefälle handeln und darf die Rückwirkung eine Woche nicht überschreiten [5]. In jedem Fall ist eine eigene Untersuchung unentbehrlich, denn eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die ausschliesslich auf die Schilderung des Patienten abstellt, hat von vornherein keinen Beweiswert [6]. Plädoyer für ausführlichere Zeugnisse Die arbeitsrechtliche Beratungspraxis zeigt, dass es sowohl für den Arzt wie für den Patienten bzw. Arbeitnehmer meistens von Vorteil wäre, wenn das ärztli- Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 913 TRIBÜNE Recht che Zeugnis gegenüber dem vorhin umrissenen Minimalinhalt einen etwas höheren Detaillierungsgrad aufweisen würde. Dies gilt jedenfalls für bestimmte typische Konstellationen, auf die gleich noch eingegangen wird. Mit einem höheren Detaillierungsgrad ist nicht die Diagnose gemeint, denn diese muss der Arbeitnehmer gegenüber seinem Arbeitgeber nicht gegen seinen Willen offenbaren [7]. Es geht vielmehr um ergänzende Informationen, welche die Modalitäten der Untersuchung näher umschreiben und deren proaktive Offenlegung die Glaubwürdigkeit des Zeugnisses erheblich steigern kann. Zu denken ist hier je nach konkreter Situation an folgendes: – Chronologie der Behandlung: Nennung der Daten der Erstkonsultation, der weiteren bereits erfolgten Konsultationen sowie des nächsten bevorstehenden Termins (bzw. des Zeitpunkts der Neubeurteilung). Letzteres ist vor allem dann angezeigt, wenn eine Arbeitsunfähigkeit auf unbestimmte Dauer bescheinigt wird; – Bei Teilarbeitsfähigkeit: Angabe, ob sich die reduzierte Arbeitsfähigkeit auf die Arbeitszeit oder die Arbeitsleistung bezieht und welche Arbeiten davon betroffen sind. Letzteres bedingt, dass sich der Arzt beim Arbeitnehmer oder – mit dessen Zustimmung – beim Arbeitgeber über die Art der auszuführenden Arbeiten erkundigt [8]. – Nicht überprüfbare Angaben: Soweit dem Attest nicht überprüfbare Angaben des Patienten zugrunde liegen, sollte dies im Zeugnis wertungsfrei vermerkt werden. Es ist dies vielleicht die wichtigste Massnahme, die ein Arzt vorsorglich treffen kann, um sich selber zu schützen. Diese Empfehlung gilt neben objektiv kaum fassbaren psychischen Leiden, Burn-out oder Mobbing vor allem auch für rückwirkende Zeugnisse, wenn der Arzt aufgrund seiner eigenen Untersuchung rückwir- Mit Hilfe einer sorgfältig dokumentierten Krankengeschichte kann der Vorwurf einer unsorgfältigen Untersuchung meist rasch entkräftet werden kend keine Arbeitsunfähigkeit mehr feststellen kann. Diesem Umstand kann der Arzt mit der Ergänzung «nach Angaben des Patienten» im Zeugnis Rechnung tragen, allenfalls präzisiert durch ein «ganz» oder «teilweise» [9]. Andernfalls droht ihm der nicht ganz von der Hand zu weisende Vorwurf, eine blosse – und möglicherweise falsche – Parteibehauptung des Arbeitnehmers durch seine ärztliche Autorität fahrlässig veredelt zu haben. Im schlimmsten Fall könnte bereits dies genügen, um ein Verfahren wegen falschen ärztlichen Zeugnisses ins Rollen zu bringen. Ge- – nau dies ist in dem im ersten Teil des Beitrags (SÄZ 22/2010) geschilderten Fall dem Psychiater widerfahren, der sich deswegen vor Gericht verantworten musste [10]. Das Obergericht des Kantons Zürich hat ihn zwar vom Vorwurf des vorsätzlichen falschen Zeugnisses bzw. der Beihilfe zum Betrug freigesprochen. Das Gericht hat in seinen Erwägungen aber durchblicken lassen, dass eine Strafbarkeit wegen fahrlässigen falschen Zeugnisses durchaus denkbar gewesen wäre. Dass sich der Psychiater unter diesem Gesichtspunkt nicht verantworten musste, hing einzig mit einer prozessualen Nachlässigkeit der Staatsanwaltschaft zusammen, die es versäumt hatte, neben dem Vorsatz- auch den Fahrlässigkeitstatbestand rechtsgenügend anzuklagen. Bei arbeitsplatzbezogener Arbeitsunfähigkeit: Wenn die Arbeitsunfähigkeit z.B. mobbingbedingt ist, sollte angegeben werden, ob und inwiefern der Patient in einem anderen personellen Umfeld beim Arbeitgeber beschäftigt werden kann [11]. Auch hier können Erkundigungen beim Arbeitgeber sinnvoll sein, was aber erneut die Zustimmung des Arbeitnehmers voraussetzt. Aus ärztlicher Sicht liegt der Vorteil solcher situativ erweiterten Zeugnisse zunächst darin, dass der Arzt dadurch dokumentiert, dass er sorgfältig gehandelt, seiner Diagnose eigene Untersuchungen zugrunde gelegt und eine differenzierte Beurteilung vorgenommen hat. Damit beugt er auch dem Vorwurf vor, er habe ein unrichtiges Zeugnis ausgestellt. Schliesslich ist es auch weniger wahrscheinlich, dass er als Zeuge in einem Zivilverfahren oder gar als Angeschuldigter in einem Strafverfahren auftreten muss. Denn die Praxis zeigt, dass ausführlichere Arztzeugnisse bei Arbeitgebern auf deutlich grössere Akzeptanz stossen als wenig bis nichtssagende Kurzbescheinigungen. Aus den gleichen Überlegungen liegt es auch im Interesse des Patienten bzw. Arbeitnehmers, ein etwas aussagekräftigeres Zeugnis vorlegen zu können, da er dadurch dem latenten Verdacht, gar nicht arbeitsunfähig zu sein, zu einem guten Teil den Wind aus den Segeln nehmen kann [12]. Man könnte sich fragen, ob der Arzt auftragsrechtlich nicht sogar verpflichtet ist, den Patienten über die Vorteile eines aussagekräftigeren Zeugnisses aufzuklären. Eine Klarstellung ist notwendig: Die vorstehenden Ausführungen wollen nicht so verstanden sein, dass allein aus Furcht vor hypothetisch drohenden Rechtshändeln nur noch Zeugnisse in Überlängen ausgestellt werden. In den meisten Fällen wird der zuvor geschilderte Mindestinhalt genügen. Dort aber, wo die erwähnten besonderen Umstände vorliegen, insbesondere bei objektiv kaum nachprüfbaren Befunden, bei rückwirkenden Attesten oder bei rein arbeitsplatzbezogenen Arbeitsunfähigkeiten, sind die empfohlenen Ergänzungen sinnvoll. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 914 TRIBÜNE Recht Abschliessende Empfehlungen Neben dem vorstehenden Plädoyer für situativ aussagekräftigere Zeugnisse ist aus anwaltlicher Sicht schliesslich die Befolgung folgender Empfehlungen ratsam: – Es ist auf das Führen einer vollständigen und präzisen Krankengeschichte zu achten. Insbesondere sollten die vorgenommenen Untersuchungen und erhobenen Befunde dokumentiert werden. Die Krankengeschichte kann für den Arzt im Ernstfall, z.B. wenn gegen ihn ein Strafverfahren wegen falschen ärztlichen Zeugnisses eröffnet wird, zur veritablen «Lebensversicherung» werden. Denn mit Hilfe einer sorgfältig dokumentierten Krankengeschichte wird er den Vorwurf einer unsorgfältigen oder gar unterlassenen Untersuchung meist rasch entkräften können. – Grosse Zurückhaltung ist bei der Auskunftserteilung an den nachfragenden Arbeitgeber oder im kollegialen Gespräch mit dem Vertrauensarzt angezeigt. Es gilt die strikte Regel: keine Kommunikation ohne Entbindung vom Berufsgeheimnis durch den Patienten [13]! Vor allem bei telefonischen Anfragen stellt sich das Zusatzproblem der Identifikation der anfragenden Person, d.h. ob es sich bei ihr tatsächlich um einen legitimierten Vertreter des Arbeitgebers handelt. Sofern hier Zweifel bestehen, ist es geboten, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. So kann das Telefonat zunächst höflich abgebrochen werden, um den Anrufer anhand der angegebenen Telefonnummer vor dem Rückruf zu überprüfen. Am besten wäre es ohnehin, wenn der Patient die auskunftsberechtigte Person mit Namen und nicht einfach nur mit «Arbeitgeber» bezeichnet [14]. Die Entbindungserklärung sollte ferner für den Konfliktfall eigentlich immer beweisbar vorgelegt werden können. Dies würde streng genommen stets eine formelle Bestätigung des Patienten (z.B. schriftlich oder per E-Mail) bedingen, was aber von diesem als überzogene Massnahme oder gar Ausdruck des Misstrauens ihm gegenüber verstanden werden kann. Ein pragmatischer Ansatz kann sein, die Entbindung mündlich in der Sprechstunde vom Patienten einzuholen und in der Krankengeschichte eine entsprechende Aktennotiz anzufertigen. – Trotz all dieser Vorkehrungen können Ärzte in Zivil- oder gar Strafverfahren involviert werden. Dass ein Arzt in einem arbeitsrechtlichen Zivilverfahren als Zeuge angerufen wird, ist heute gang und gäbe und braucht als solches nicht zu beunruhigen. Auch den gelegentlich vorkommenden Provokationen durch Parteianwälte, sei es im Rahmen vorprozessualer Korrespondenzen (Beispiel aus einem Anwaltsbrief: «Als einfacher Hausarzt sind Sie absolut unfähig, eine Depression zu erkennen») oder bei der Befragung im Zeugenstand, wird am besten mit souveräner Gelassen- heit begegnet. Delikater ist die Situation, wenn der Arzt selber in den Fokus einer Strafuntersuchung gerät. Auch hier gilt es, Ruhe zu bewahren. Die Eröffnung einer Strafuntersuchung muss nicht viel bedeuten, wie das im ersten Teil erwähnte Fallbeispiel belegt. Dennoch ist es empfehlenswert, sich frühzeitig einen Überblick über die zur Verfügung stehenden Verfahrensrechte zu verschaffen und allenfalls rechtliche Unterstützung beizuziehen [15]. Als erste Anlaufstelle bieten sich die Ärzteverbände mit ihren Rechtsdiensten oder allenfalls abgeschlossene Rechtsschutzversicherungen an. Diese Stellen können auch bei der Entscheidung helfen, ob der Beizug eines Anwalts notwendig ist, und nötigenfalls entsprechende Kontakte vermitteln. Literatur 1 Art. 324a und Art. 336c OR. 2 Vgl. die einleitenden Anmerkungen von Hanspeter Kuhn, Seite 912 oben. 3 Art. 34 der Standesordnung der FMH verlangt letzteres ausdrücklich. 4 Nicht zu verwechseln mit rückdatierten Zeugnissen, wenn also der Arzt in Bezug auf das Ausstellungsdatum des Zeugnisses ein falsches Datum einträgt. Solche Rückdatierungen sind in jedem Fall unzulässig. 5 Abrufbar via www.aerzte-zh.ch. 6 Streiff U, von Kaenel A. Arbeitsvertrag. 6. Auflage, Zürich, Basel, Genf; 2006, N 12 zu Art. 324a/b OR, mit weiteren Hinweisen auf die Rechtsprechung. 7 Er kann aber die Offenlegung der Diagnose ohne weiteres bewilligen. 8 Ebenso Müller AR: Arztzeugnisse in arbeitsrechtlichen Streitigkeiten. AJZ 2/2010. S. 168. 9 So auch die Empfehlungen der Ärzte-Gesellschaft des Kantons Zürich. 10 www.saez.ch 3 Archiv 3 2010 3 22 11 Egli HP. Der Beweis der Arbeitsunfähigkeit – Probleme mit Arztzeugnissen. In: Entscheide des Arbeitsgerichts Zürich. 2008. S. 49 f. 12 Zum Ganzen und weiterführend, insbesondere zu beweisrechtlichen Fragen: Kälin O. Das Arztzeugnis als Beweismittel bei arbeitsrechtlichen Streitigkeiten. ZZZ, 2006; S. 340–1. 13 Eine Ausnahme kann höchstens darin gesehen werden, dass der Arzt gegenüber dem zweifelsfrei identifizierten Arbeitgeber jene Angaben bestätigen darf, die bereits aus dem Zeugnis hervorgehen. Denn insofern offenbart der Arzt nicht mehr, als dem Arbeitgeber durch die Vorlage des Zeugnisses bereits bekannt ist. Allerdings: Allein deswegen, um das Zeugnis zu bestätigen, wird kaum ein Arbeitgeber den Kontakt mit dem Arzt suchen. Auch hier ist also Vorsicht angebracht. 14 Müller RA. a. a. O. S. 170. 15 Dazu der Beitrag von Tanja Knodel. Strafuntersuchung gegen Ärzte – wie sollen sich Betroffene verhalten? Schweiz Ärztezeitung. 2009(90)46:1804–5. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 915 TRIBÜNE Standpunkt Gesellschaft, Wirtschaft und Psychiatrie – vom modernen Leiden an sich selbst Die Gesundheits- und Krankheitskonzepte in der Psychiatrie haben sich im 20. Jahrhundert grundlegend gewandelt: Zunächst galt der Verstoss gegen eine geistige oder physiologische Ordnung als krank, dann mangelhaftes Anpassungsvermögen und heute gestörtes Wohlbefinden. Entsprechend haben sich die Anforderungen an die Therapie geändert. Daniel Hell Was als psychisch krank definiert wird, ist von kulturellen Bedingungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen abhängig [1]. Letztlich entscheiden gesellschaftliche Prozesse darüber, wo die Grenzen zwischen gesund und krank gezogen werden. Dass psychische Störungen nicht einfach «natürliche Tatsachen» sind, zeigt sich auch am historischen Wandel des Krankheitsverständnisses und der damit zusammenhängenden Krankheitskriterien. Trends im 20. Jahrhundert bis heute So haben sich die Kriterien für psychische Krankheiten allein im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrfach grundlegend geändert. Im Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert wurde krank als das definiert, was einer geistigen oder physiologischen Ordnung widersprach. Dazu gehörte damals auch die Homosexualität, weil sie sozial-darwinistisch als deviant und ordnungswidrig eingeschätzt wurde. Befindlichkeitsstörungen, die früher als normal angesehen wurden, sind zu behandlungsbedürftigen Krankheiten geworden Korrespondenz: Prof. Dr. med. Daniel Hell Privatklinik Hohenegg Postfach 555 Hohenegg 4 CH-8706 Meilen Tel. 044 925 12 12 Fax 044 925 12 13 Im Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts veränderte sich die Situation. Das starre Ordnungsdenken wurde durch tiefgreifende Kriegserfahrungen und soziale Umwälzungen erschüttert. Gleichzeitig rückte die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen durch ein entsprechendes Anpassungsvermögen zu meistern, in den Vordergrund. Was die Definition der Gesundheit betrifft, wurde nun das Kriterium einer stabilen Ordnung zunehmend durch das Kriterium einer flexiblen Anpassung ersetzt. So definierte Sigmund Freud psychische Krankheit als Störung der Arbeits- und Liebesfähigkeit und es wurden vermehrt Anpassungsstörungen diagnostiziert. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts rückte ein drittes Unterscheidungsmerkmal in den Vordergrund. Anstelle von Ordnung und Anpassung entschied nun vermehrt das Befinden der Menschen über Krankheit oder Gesundheit. Nach der aktuellen Definition der Weltgesundheitsbehörde ist ein Mensch krank, wenn sein Wohlbefinden gestört ist. Damit bekommt das individuelle Erleben Vorrang vor jedem anderen Kriterium. Konsequenterweise werden Befindlichkeitsstörungen (wie Verstimmungszustände vor der Menstruation oder Schüchternheit), die früher als normal angesehen wurden, zu behandlungsbedürftigen Krankheiten. Auch leichtere depressive Verstimmungen erhalten Krankheitswert. Hingegen ist Homosexualität – früher als Ordnungsstörung disqualifiziert – nach den neuen Kriterien keine Krankheit mehr. Diese Veränderung von Gesundheits- und Krankheitskonzepten in der Psychiatrie ging mit gesellschaftlich bedingten tiefgreifenden Veränderungen im Gesundheitswesen des 20. Jahrhunderts einher. Stand zunächst die patriarchalisch getönte Fürsorge ganz im Vordergrund, wurden später im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft integrative und partnerschaftliche Momente wichtiger. Schliesslich erhielten im Neoliberalismus Kundenorientierung und Selbstbestimmung besondere Aufmerksamkeit. Damit wurden auch im Gesundheitswesen die Rechte des Individuums zum Teil über die Rechte der Gesellschaft gestellt und die Verantwortungspflicht für die Gesundheit vermehrt dem Bürger und weniger dem Staat zugeordnet. Für die Entwicklung der Psychiatrie in den letzten Jahrzehnten sind auch tiefgreifende Veränderungen des Arbeitsmarktes wichtig. War die Arbeitssituation vor 50 Jahren noch stark von der Industrialisierung geprägt und damit der Arbeiter vor allem körperlich herausgefordert, so sind heute über 70 % der Menschen in Dienstleistungsbetrieben tätig und dank Computerisierung und Flexibilisierung vor allem emotional und mental gefordert. Konsequenterweise hat die öffentliche Wahrnehmung psychischer Probleme in den letzten Jahren stark zugenommen. Heute sind viel mehr Menschen durch emotionalen und psychi- Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 916 TRIBÜNE Standpunkt schen Stress herausgefordert als durch körperliche Überforderung. Zudem hat die lokale Verwurzelung vieler Menschen zugunsten einer globalen Orientierung abgenommen und die Vereinzelung bzw. der Verlust an tragenden Beziehungen zugenommen. Zunahme psychiatrischer Diagnosen und Behandlungen Es ist deshalb kaum überraschend, dass psychische Störungen heute viel häufiger diagnostiziert und behandelt werden (Übersicht bei [2]). Selbst bei der Berentung haben psychische Störungen die früher dominierenden Krankheiten des Bewegungsapparates überholt. Auch die Art der psychischen Störung hat durch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen einen Wandel durchgemacht. Die häufigsten Störungen der Moderne sind geprägt von sogenannten Problemen des «Selbst». Dazu zählt z. B. ein verletztes Selbstwertgefühl. Emotionale Überforderungen führen als sogenannte Stresserkrankungen zu Burn-out, Depression und zu Angststörungen. Anderseits kann eine verminderte Ich-Stärke (infolge vieler biographischer Brüche) unter Stress zu Identitätsstörungen führen, wie z. B. zu Borderline-Persönlichkeitsstörungen und Essstörungen (mit gestörtem Körper- oder Selbst-Bild). Die Tendenz zu solchen Störungen wird noch dadurch verstärkt, dass im Zusammenhang mit dem ausser- Die WHO geht davon aus, dass depressive Episoden bald die zweithäufigste Ursache für soziale Einschränkungen, z. B. der Berufstätigkeit, sein werden. ordentlichen technisch-wissenschaftlichen Fortschritt die Ausrichtung nach dem äusserlich Sichtbaren und Materiellen das Selbstverständnis vieler Menschen prägt. Damit erhöht sich aber auch für viele Menschen das Risiko, dass ihre innerseelische Entwicklung, insbesondere die Ausdifferenzierung der Emotionalität, zu kurz kommt und dass sie auf äussere Demütigungen oder Arbeits- und Liebesverlust verletzlicher reagieren. Auch der Verlust an sozialer Verankerung trägt dazu bei, dass Menschen heute Stressanforderungen mangels zwischenmenschlicher Unterstützung eher schlechter abfedern können. Aufgrund vielfältigster Fallstudien kann zur Zeit davon ausgegangen werden, dass etwa 2–4 % der Bevölkerung an einem Stichtag eine psychische Störung erheblichen Ausmasses (mit psychosozialer Einschränkung) aufweisen und fachspezifische Hilfe benötigen. Heute gehören psychische Störungen zu den häufigsten Erkrankungen in der medizinischen Praxis. Zum Beispiel sind 10–20 % der Kranken, die einen allgemeinen Arzt oder Internisten aufsuchen, depressiv. Bei vorsichtiger Schätzung wird davon ausgegangen, dass ein Drittel bis zur Hälfte der Menschen einmal im Leben eine psychische Störung durchmacht. Die WHO geht davon aus, dass depressive Episoden in naher Zukunft unter allen Erkrankungen am zweithäufigsten zu sozialen Einschränkungen (z. B. der Berufstätigkeit) führen werden. Gegenwärtig stehen depressive Störungen in dieser Hinsicht unter allen medizinischen Erkrankungen an vierter Stelle. Was bedeuten diese Entwicklungen für das Gesundheitswesen? Man muss also davon ausgehen, dass psychische Störungen in den nächsten Jahren nicht ab-, sondern eher zunehmen werden. Zugleich wachsen die Erwartungen, die Menschen an das Gesundheitswesen (inkl. Psychiatrie und Psychotherapie) haben, ständig an. Diese Erwartungen sind aber im Zeitalter der Postmoderne, die ein gemeinsames Menschen- und Kulturverständnis verloren hat, immer vielfältiger und pluralistischer. Entsprechend ist es im Gesundheitswesen immer weniger damit getan, sich mit Einheitslösungen zu begnügen. Es sind vielmehr diversifizierte Angebote für unterschiedliche Problemlagen und Bedürfnisse nötig. Auch die medizinische Entwicklung mit ihrer rasanten Wissenszunahme lässt eine fortschreitende Spezialisierung und Subspezialisierung erwarten. Schon heute ist angesichts der Wissensexplosion in Psychiatrie und Psychotherapie eine stetige Aufsplitterung des Fachgebietes zu beobachten, z. B. eine Spezialisierung bzgl. Persönlichkeitsstörungen, Affektstörungen, Süchten, Psychosekrankheiten usw. Auch in methodischer Hinsicht differenziert sich die Psychiatrie und Psychotherapie immer weiter aus, z. B. in Richtung Früherkennung und Prävention, Rehabilitation, Psychotherapie, Pharmakotherapie, Soziotherapie, Neuropsychiatrie usw. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 917 TRIBÜNE Standpunkt Durch diese Entwicklung lässt sich die provokative Frage nicht vermeiden, inwieweit integrative Versorgungsmodelle zukünftig durch postintegrative (ein Begriff von T. Brühlmann) ergänzt werden müssen. Persönlich habe ich als Kommissionspräsident des «Zürcher Psychiatriekonzepts» die integrative Sektorisierung bzw. die Regionalisierung des Versorgungsangebotes stark gefördert. Ziel der Sektorisierung ist es bekanntlich, ambulante, teilstationäre und stationäre Angebote integrativ und unter einheitlicher Leitung anzubieten, sodass schwer erkrankte Menschen zwischen ambulanter, teilstationärer und stationärer Behandlung nicht in ein Loch fallen, sondern durch institutionelle Vernetzung eine möglichst optimale und kontinuierliche Behandlung erhalten. Dieses Modell ist für schwerer Kranke, die sozial desintegriert und psychisch fragmentiert sind, gemäss empirischen Prognosestudien nach wie vor richtig und wichtig. Andererseits ist die rasante Individualisierung unserer Gesellschaft nicht zu übersehen. Vom Einzelnen wird vermehrt erwartet, dass er sich ausreichend informiert, selbstverantwortlich handelt und das für ihn Richtige auch im Krankheitsfall tut – soweit sein Zustand es erlaubt. Diese gesellschaftliche Erwartung an den mündigen Bürger widerspricht dem Vereinheitlichungs- streben von lokal vorgegebenen Angebotsstrukturen mindestens dann, wenn deren Benutzung direkt oder indirekt (mittels Kostenfolgen) vorgeschrieben wird. Es kann erwartet werden, dass die Individualisierung der postmodernen Gesellschaft noch vermehrt nach postintegrativen Strukturen, die kein engmaschiges Netz bilden, rufen wird. Im Privatsektor, also bei Menschen mit Zusatzversicherungen, wird bereits heute «postintegrativ» gehandelt, indem es dem Patienten weitgehend überlassen wird, welchen ambulanten oder stationären Behandlungsort er aufsucht. Vieles spricht dafür, dass sich dieses Modell nicht auf den Privatsektor beschränken lässt, auch wenn diese Ausweitung eine grosse gesundheitspolitische Herausforderung darstellt. Literatur 1 Hell D. Seelenhunger – Der fühlende Mensch und die Wissenschaften vom Leben. Bern: Hans Huber; 2004. 2 Sturny D, Hell D. Psychiatrie, Psychotherapie, Psychologie. In: Kocher G, Oggier W (Hrsg.) Gesundheitswesen Schweiz 2007–2009. Bern: Hans Huber; 2007. S W I S S M E D I C A L W E E K LY Ausgabe 23/24 erscheint am 12. Juni 2010: Established in 1871 Formerly: Schweizerische Medizinische Wochenschrift 23 24 12. 6. 2010 Vol. 140 Swiss Medical Weekly Hematopoietic stem cell transplantation in Switzerland Jakob Passweg, Helen Baldomero, Martin Stern, Mario Bargetzi, Michele Ghielmini, Kurt Leibundgut, Michel Duchosal, Urs Hess, Reinhard Seger, Eva Buhrfeind, Urs Schanz, Alois Gratwohl The European Journal of Medical Sciences Original article Haematopoietic stem cell transplantation in Switzerland: a comprehensive quality control report on centre effect 326 Jakob Passweg, Helen Baldomero, Martin Stern, Mario Bargetzi, Michele Ghielmini, Kurt Leibundgut, Michel Duchosal, Urs Hess, Reinhard Seger, Eva Buhrfeind, Urs Schanz, Alois Gratwohl Original article CT and MR imaging of chronic subdural haematomas: a comparative study 335 Senem Senturk, Aslan Guzel, Aslan Bilici, Ilker Takmaz, Ebru Guzel, M. Ufuk Aluclu, Adnan Ceviz Original article Pain in the emergency department: adherence to an implemented treatment protocol 341 Frank-Peter Stephan, Christian H. Nickel, Jaqueline S. Martin, Daniela Grether, Karen Delport-Lehnen, Roland Bingisser Original article “I’II look it up on the Web first”: Barriers and overcoming barriers to consult for sexual dysfunction among young men 348 Christina Akre, Pierre-André Michaud, Joan-Carles Suris Supported by the Swiss Academy of Medical Sciences (SAMS), the FMH (Swiss Medical Association) and by Schwabe AG, the long-established scientific publishing house founded in 1488 Editores Medicorum Helveticorum Official journal of the Swiss Society of Infectious Diseases, the Swiss Society of Internal Medicine and the Swiss Respiratory Society Das «Swiss Medical Weekly» ist eine international beachtete, peer reviewte Forschungszeitschrift auf Open-Access-Basis. Mit Ihrem Abonnement der gedruckten Ausgabe unterstützen Sie diese insbesondere für den akademischen Nachwuchs in der Schweiz wichtige wissenschaftliche Plattform: Jahresabonnement (25 Ausgaben): 150 Franken exkl. Versand Bestellung per E-Mail an auslieferung@ emh.ch, im Internet unter www.smw.ch oder telefonisch unter 061 467 85 75. The data indicate comparable quality among centres in Switzerland. Mandatory data collection and systematic review of all cases within a comprehensive quality management system might serve as a model to ascertain the quality of other cost-intensive therapies in Switzerland. CT and MR imaging of chronic subdural hematomas Senem Senturk, Aslan Guzel, Aslan Bilici, Ilker Takmaz, Ebru Guzel, M. Ufuk Aluclu, Adnan Ceviz MR imaging is more sensitive than CT in determining the size and internal structures of chronic subdural hematomas. Pain in the emergency department: adherence to an implemented treatment protocol Frank-Peter Stephan, Christian H. Nickel, Jaqueline S. Martin, Daniela Grether, Karen Delport-Lehnen, Roland Bingisser The benefits of pain management protocols are proven. However, adherence to these protocols needs to be monitored regularly in order to optimise pain management. I’ll look it up on the web first: Barriers and overcoming barriers to consult for sexual dysfunction among young men Christina Akre, Pierre-André Michaud, Joan-Carles Suris Results suggest that Internet-based tools should be developed to become an easy access door to sexual health services for young men. Wherever they consult and for whatever problem, sexual health must be on the agenda. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 918 TRIBÜNE Spectrum Propagation du VIH en Suisse: la distribution de seringues ne profite pas qu’aux toxicomanes Pour la première fois, des chercheurs de l’Etude suisse de cohorte VIH ont reconstitué au plan moléculaire la façon dont le VIH s’est propagé en Suisse au cours des trente dernières années. Leurs données montrent que l’introduction, en 1986, de la distribution de seringues stériles a préservé de nombreuses personnes Im Herznotfall rasch und richtig gehandelt Wer einem Menschen bei Herzinfarkt, Hirnschlag oder Herz-Kreislauf-Stillstand beisteht, kann Leben retten. Der HELP-Preis 2010 der Schweizerischen Herzstiftung wurde an drei Helfer für ihren erfolgreichen Einsatz verliehen. Jedes Jahr erleiden in der Schweiz rund 8000 Menschen einen HerzKreislauf-Stillstand. Die unverzügliche Hilfe durch zufällig anwesende Personen – meist medizinische Laien – ist für das Überleben entscheidend. Die Schweizerische Herzstiftung ruft die Bevölkerung auf, sich die einfach zu erlernende Technik der Herz-Lungen-Wiederbelebung anzueignen. Dies kann in einem Kurs, z. B. beim Schweizerischen Samariterbund, oder mit dem Selbstlern-Kit MiniAnne (www.swissheart.ch/shop) erfolgen. Für Betriebe, die ein internes Laien-HELP-Team ausbilden möchten, stehen mobile HELP-Kurse der Herzstiftung zur Verfügung (www.helpbyswissheart.ch). (Schweizerische Herzstiftung) Samariterbund Bei einem Herznotfall ist oftmals rasche und kompetente Hilfe durch medizinische Laien entscheidend. d’une contamination, et pas seulement les toxicomanes. Un signal important, surtout pour les pays SWiNG – ensemble contre le stress au travail n’ayant toujours pas introduit la distribution de seringues. (FNS) Aphasie-Chor am Stimmen-Festival Weil Menschen, die durch einen Hirnschlag, Tumor oder Unfall ihre Sprache verloren haben, dennoch singen können, gründete Bernadette Schaller, Geschäftsführerin von aphasie suisse, vor gut zwei Jahren den Aphasiechor. Seither treffen sich 35 Sängerinnen und Sänger aus der ganzen Deutschschweiz jeden Monat in Luzern zur Gesangsprobe. Während sie in den ersten Monaten vor allem Volkslieder sangen, erklangen dieses Jahr am Stimmen-Festival Ettiswil bereits Le projet SWiNG veut déceler et éliminer les causes de stress sur le lieu de travail. Promotion Santé Suisse et l’Association Suisse d’Assurances (ASA) mettent à disposition des entreprises, avec leur projet SWiNG, des instructions spécifiques pour déceler et éliminer les causes de stress sur le lieu de travail. Les deux organisations veulent également montrer que la promotion de la santé en entreprise est payante pour les collaborateurs, mais aussi pour l’entreprise elle-même. Le projet se base sur des critères de qualité acceptés au plan européen et examine par une évaluation importante les impacts et les avantages économiques des mesures mises en œuvre. Le projet SWiNG est actuellement en cours comme projet pilote dans neuf entreprises de toute la Suisse. Les organisateurs du projet financent l’analyse dans l’entreprise ainsi que les coûts de l’évaluation. Les frais des interventions sont à la charge des entreprises participantes. (Promotion Santé Suisse) anspruchsvollere Werke, u. a. von Thalis, Beethoven und Bach. (Fragile Suisse) Universität Zürich: Check-up für Nachwuchsförderung und Gleichstellung Frauen sind in höheren akademischen Positionen untervertreten. Eine Studie zeigt mögliche Gründe hierfür am Beispiel der Theologischen Fakultät der Universität Zürich. Der Frauenanteil im Mittelbau ist deutlich höher und sinkt auf der Stufe der Habilitation stark ab, obwohl die Fakultät grundsätzlich gute Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Laufbahn und Privatleben bietet. Die Befragungen zeigten, dass für manche Frauen das Pfarramt vor allem wegen einer besseren Ver- einbarkeit mit der Familienarbeit attraktiver als eine wissenschaftliche Karriere ist. Es wurde der Wunsch nach Teilzeitprofessuren geäussert und nach der Möglichkeit, dass Eltern Vollzeit-Arbeitspensen für einen gewissen Zeitraum reduzieren können. Das aus der Studie entwickelte «Check-up-Instrument» zur Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Laufbahn und Privatleben steht demnächst der ganzen Universität zur Verfügung. (Universität Zürch) Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 919 Horizonte Streiflicht Dopage et genre: à propos de la recherche d’équité dans le sport* ethique sportive Jean Martin Nous sommes dans la saison des grands Tours cyclistes, qui trop souvent ont connu des affaires liées au dopage au cours des dernières années. La Coupe du monde de football de juin attire les regards sur l’Afrique du Sud mais aussi, à certains égards, sur la lutte contre la fraude dans le sport en général. Ici et ailleurs, des observateurs – même des médecins – se sont demandés si, pour clarifier (?) une situation très complexe, de continuelle partie de «gendarmes et voleurs», on ne devait pas plutôt libéraliser ce domaine en laissant chacun se préparer à sa guise avec des produits ou méthodes biologiquement et pharmacologiquement actifs. Dans sa dernière livraison le toujours intéressant Hastings Center Report, de l’institut de bioéthique connu, publie un dossier sur la recherche d’équité dans le sport, notamment le dopage. Des différences acceptables et d’autres pas L’équité dans les compétitions sportives ne peut exiger, à l’évidence, que les athlètes soient égaux à tous égards imaginables: il est favorable d’être grand pour jouer au basket-ball ou explosif pour les sprints, avoir un coach particulièrement compétent est un avantage, les facilités pratiques d’entraînement sont très différentes selon la partie du monde où l’on vit. Cela étant: «Le point à partir duquel les différences existant entre eux passent de ce qui est inévitable et acceptable à ce qui est inéquitable et déplorable doit être débattu et réglé par les personnes qui participent, comprennent et aiment le sport, pas par des philosophes distants», dit Thomas Murray, président du Hastings Center [1] (il a aussi publié récemment un ouvrage sur le sujet [2]). Ce serait une «catastrophe de santé publique» si on devait choisir de tout permettre * Dans cet article nous utilisons les mots équité et équitable pour rendre compte de l’anglais fairness et fair. jean.martin@saez.ch A son avis, s’agissant des produits améliorant la performance et de la panoplie des interventions qui sont bannies du sport de compétition, la question est une problématique de sens aussi bien que d’équité. Les limites que chaque sport choisit pour lui-même rendent compte d’une compréhension partagée de ce que ce sport est sensé illustrer et récompenser. Les règles d’un sport sont arbitraires en ceci qu’elles pourraient être autres, en pratique elles sont sujettes à modifica- tions. L’important est que la communauté des acteurs concernés accepte que les nouvelles règles maintiennent vivantes les valeurs attachées à un sport donné. Une idée évoquée par S. Gilbert [3], qui discute des passeports biologiques introduits depuis peu, est de faire en sorte de récompenser les athlètes qui ne se dopent pas; en relevant qu’un passeport biologique «clean» donne l’occasion au sportif d’affirmer «Je suis clean», et d’en tirer une certaine satisfaction. Pourquoi pas? Lever les prohibitions? Certains continuent à estimer qu’il conviendrait d’abandonner la doctrine et la pratique actuelles de prohibition de l’usage de substances définies, de laisser à chaque athlète le soin de décider celles qu’il utilise. Le débat a été relancé au moment des Jeux Olympiques de Pékin [4, 5]. Pour Murray, «cette position est naïve. Si l’interdiction est levée, la pression de se doper sera forte sur tous les athlètes (…) La performance de chacun deviendra de plus en plus fonction de manipulations expertes et moins du talent et de l’engagement de l’athlète. Je n’arrive pas à voir, dit-il, comment cela peut être une bonne chose pour les athlètes, les sports et tous ceux qui s’y intéressent.» Et il prédit une «catastrophe de santé publique» si on devait choisir de tout permettre. Le propos ici n’est pas de débattre longuement du scénario-catastrophe auquel correspondrait la levée des interdictions mais ma conviction est la même que celle de Murray: les dégâts aux personnes, à de nombreuses personnes, seraient graves. Ce qu’il faut souligner c’est que, en dépit de l’attitude la plus ouverte, une totale liberté de choisir n’est simplement pas imaginable dans un monde raisonnable: peut-on permettre sans autres d’user de produits entraînant des risques d’altérations majeures pour sa santé et pour sa vie (plus dangereux encore – on n’arrête pas le progrès! – que ceux qui ont donné lieu à des morts et accidents graves dans le passé); quid de l’emploi de substances qui rendent plus violent, plus agressif, qui altèrent le discernement? Mettre des limites s’avérera toujours inévitable. Alors, autant les poser aux endroits «les moins injustes» du point de vue de ceux qui connaissent le sport et ses contraintes, en limitant au maximum les aides qui promeuvent l’inéquité. Ceci tout se souvenant que certaines différences sont normales, «naturelles» (cf. supra) et ne sauraient être éliminées. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 920 Horizonte Streiflicht Dans une contribution des époux Jan et Terry Todd [6], toux deux enseignants universitaires et anciens haltérophiles de niveau mondial, sur leur efforts de plusieurs décennies pour maintenir propre leur sport, on note cette opinion: «Durant notre carrière, les sports de force ont été saisis, dominés et bouleversés par les substances dopantes à un degré qui n’a probablement été dépassé que dans le culturisme de compétition et le cyclisme professionnel.» Intéressant, non? (Le 2 mai dernier, un cycliste gagnait le Tour de Romandie au milieu de questions sur ses possibles liens avec le dopage). Les cyclistes roulent au milieu de questions sur leurs liens avec le dopage. Détermination du sexe ou vérification du genre? En rapport avec des avantages qui, pour être naturels semblent néanmoins inéquitables, on trouve un utile article de Dreger sur la détermination du sexe dans le sport de compétition [7], faisant référence notamment à l’athlète d’Afrique du Sud Caster Semenya, vainqueur de courses féminines aux derniers Championnat du monde de Berlin. Un avis – interpellant – propose d’adopter une politique de vérification du genre plutôt que de détermination biologique du sexe, à savoir: si vous avez réellement été élevée comme une fille, vous pouvez concourir chez les femmes. Ce qui demanderait que la communauté sportive internationale apprenne à vivre avec les inévitables variations physiologiques parmi les personnes élevées comme des filles. Caster Semenya, les tumultes autour de son sexe/ genre). Je ne saurais dire quelles sont ses chances d’être adoptée. Dreger elle-même note qu’on pourra alors imaginer/craindre que des gouvernements peu fiables fassent élever comme filles des enfants intersexués pour en faire plus tard des athlètes femmes – notre monde montre des potentialités ébouriffantes de dérives… Cela étant, il paraît probable que cet intéressant principe sociologique serait difficile à circonscrire par des critères adéquatement objectifs et précis. «Le problème c’est qu’il n’existe pas de marqueur simple de la différence sexuelle», dit François Ansermet, professeur de pédopsychiatrie à Genève. «Entre le sexe chromosomique, le sexe endocrinien, le sexe cérébral, le sexe morphologique, le genre, le choix de chacun… difficile d’apporter une réponse simple» [8]. Commentaire conclusif Les débats sur l’équité sportive, particulièrement en rapport avec les «aides» légitimes ou pas dont les athlètes bénéficient, ont encore de beaux jours devant eux. Sans doute y a-t-il là une dimension de course jamais gagnée, de «plus ça change, plus c’est la même chose». Trop souvent on constate une faiblesse – qui peut être opportuniste – des déterminations politiques et sociétales sur le sujet [9]. Il reste que, malgré le côté élégamment simplificateur, à première vue, qu’aurait la grande libéralisation que certains aimeraient, la raison pratique demande de poursuivre la laborieuse entreprise de poser des limites et d’en contrôler l’observation – quand bien même cette dernière reste-t-elle imparfaite. Pour finir avec un sourire, cette formule de Groucho Marx: «La clé de la réussite dans la vie, c’est d’être honnête et fair-play: si vous pouvez feindre de l’être (if you can fake that), vous avez gagné!» références 1 Murray TH. Making sense of fairness in sports. Hastings Center Report. 2010;40(2):13–5. 2 Murray TH. Performance-enhancing technologies in sports: Ethical, conceptual and legal Issues. Baltimore: Johns Hopkins Univ. Press; 2009. 3 Gilbert S. The biological passport. Hastings Center Report. 2010;40(2):18–9. 4 Fost N. A level playing field? Nature. 2008; 454:667. «La clé de la réussite dans la vie, c’est d’être honnête et fair-play: si vous pouvez feindre de l’être (if you can fake that), vous avez gagné!» (Groucho Marx) D’un point de vue psychosociologique en tout cas, c’est une option qui a des mérites (notamment si on veut bien considérer les perturbations personnelles que peuvent entraîner chez un(e) athlète, par exemple 5 Tierney J. Let the Games be doped. New York Times. August 14; 2008. 6 Todd J, Todd T. Scenes from the Front lines. Hastings Center Report. 2010; 40(2):15–8. 7 Dreger A. Sex Typing for Sport. Hastings Center Report 2010;40(2):22–4. 8 Cité dans Beauté B. Ni homme, ni femme: entre deux. Reflex (magazine de l’EPFL, Lausanne). Décembre 2009; p. 29–31. 9 Martin J. Dopage: rien de changé depuis Rome et «panem et circenses»? Bull Méd Suisses. 2006;87(41):1791–2. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 921 ZU GUTER LETZT Fussball und Medizinethik – was, wenn wir die Tore vergessen hätten? Ein böser Traum: Fussball wird nur noch im Anstosskreis gespielt. «Der moderne Fussball ist die optimale Bewirt schaftung von Zeit und Raum», zitiert meine Frau aus einem Buch, das sie gerade liest, lächelt, steht auf und sagt: «Ich gehe noch kurz in die Stadt, dann geht’s endlich los mit dem Eröffnungsspiel.» Das Fernsehge rät läuft schon. Bin ich froh, dass ich eine Frau gehei ratet habe, die begeistert Fussball schaut. Endlich: Fussballweltmeisterschaft 2010. Ja, es stimmt, der moderne Fussball ist viel schneller, effektiver und nutzt den Raum ganz anders als früher. Irgendwie klingt das Wort «modern» in meinen Ohren nach, Fussballsport, Geschichte, Müdigkeit, ich schlafe auf der Couch ein und verliere mich in folgendem Traum: Die menschliche Zivilisation ist untergegangen, und auf der Welt ist nichts mehr so, wie es einmal war. Nur ein paar Menschen haben überlebt und gründen eine neue Zivilisation. Dann, nach Hunder ten von Jahren, finden die neuen Menschen ein ganz Die Spieler meinen es alle gut, sind engagiert, geschickt, aber niemand zielt auf ein Tor * Dr. phil., dipl. biol. Rouven Porz ist Leiter der Ethikstelle des Inselspitals in Bern, Gastwissenschaftler im Institut für Biomedizinische Ethik in Zürich und Mitglied der Redaktion Ethik der SÄZ. altes Bild der Fussballweltmeisterschaft 2010. Das Bild zeigt zwei oder drei Spieler in der Mitte eines Fussballfeldes, im Anstosskreis. Man sieht, wie die Männer sich einen Ball zuschiessen. Zeitgleich finden die neuen, modernen Menschen der Zukunft auch einen Basketball und halten diesen fälschlicherweise für einen Fussball. Und so würde dann wieder ein altes neues Spiel entstehen, die zukünftigen Men schen würden dem Spiel den überlieferten Namen ge ben: Fussball. Dieses neue Spiel würde – gemäss dem einen Bild, das überliefert wurde – nur auf einer klei nen runden Fläche gespielt, im ehemaligen Anstoss kreis, ein paar Männer (und vielleicht auch Frauen) würden sich mit viel Geschick einen viel zu schweren Basketball mit den Füssen zuschiessen oder mit dem Kopf zuköpfen. Natürlich, sie würden Geschicklich keiten entwickeln, Meisterschaften austragen, ein ständiges HinundHerGeschiebe eines viel zu schwe ren Balles in einem viel zu kleinen Feld. Niemand käme auf die Idee, ein Tor zu schiessen, man wüsste ja nichts mehr von den Toren. Und das wäre es dann, was man Fussball nennt. Plötzlich muss ich an die Disziplin der Ethik den ken. Ein ähnliches Schicksal? Wir versammeln uns in einem Kreis und werfen uns übergrosse Basketbälle zu auf denen z.B . «Patientenautonomie» steht. Gut ge meint, aber viel zu grosse Konzepte für solch ein enges Spielfeld. Der neue Mitspieler versucht zu köp fen und bricht unter der Last des Basketballes beinahe zusammen. Ein anderer ruft «Fürsorge» – «Nicht Schaden» – «Gerechtigkeit» – das Spiel der Medizin ethik. Man kann den Spielern keinen Vorwurf ma chen, sie meinen es alle gut, sind engagiert, geschickt, aber niemand zielt auf ein Tor. Sie wissen ja nicht, dass es einmal Tore gab. Niemand traut sich aus dem Mittelkreis hinaus, keiner läuft in den freien Raum. Sie wissen ja nicht, dass es mal freie Räume gab. En gagiert, aber zu eng. Geschickt, aber zu ängstlich. Meisterschaften werden ausgetragen, ein professio nelles HinundHerGeschiebe nimmt seinen Lauf. Ich erschrecke kurz und wache auf. Ich muss mich schütteln, irgendwie befremdlich, das Eröff nungsspiel hat noch nicht angefangen. Otto Reh hagel spricht über die griechische Nationalmann schaft. Weiss wirklich niemand mehr, wo die Tore stehen? Ich nicke wieder ein, und finde mich plötz lich im alten Griechenland wieder. Die narrativ verschachtelten Epen des Homer, griechische Tragödien, weite Räume, Differenziert heiten von Gut und Schlecht, von Schicksal und Eigenbestimmung. Es hatte doch alles einmal so gut angefangen mit der europäischen Ethik. Verständnis für Situationen, Kontexte, Beziehungen, Menschen, für richtige und falsche Zeitpunkte und Demut. Dann Aristoteles, eine Strebensethik skizzierend, die jedem Einzelnen genug Platz lässt, um an den eigenen Feh lern zu lernen, um die eigenen Möglichkeiten auszu nutzen. Ziel, Schuss, Tor. Charaktertugenden, Ver standestugenden und immer wieder Klugheit, trainie ren, mutig zum Torschuss ansetzen, dem Mitspieler eine steile Vorlage in den offenen Raum legen, solida risch, kleine Bälle, leicht zu bewegen, keine Basket bälle … «Schläfst Du etwa?» Meine Frau ist zurück und sagt bestürzt: «Das Spiel fängt doch jetzt an!» «Ich hatte einen ganz romantischen Traum vom alten Griechenland.» Sie schüttelt den Kopf. Anpfiff. Eröff nungsspiel. Rouven Porz* Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum 922 ANNA www.annahartmann.net Die letzte Seite der SÄZ wird von Anna frei gestaltet, unabhängig von der Redaktion. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2010;91: 23 Editores Medicorum Helveticorum