Umweltschutz in Behörden

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Umweltschutz in Behörden
Bayerisches Landesamt für
Umwelt
Umweltschutz in Behörden
Ratgeber zur Berücksichtigung von
Umweltgesichtspunkten
in öffentlichen Einrichtungen
Leitfaden
Bayerisches Landesamt für
Umwelt
Umweltschutz in Behörden
Ratgeber zur Berücksichtigung von
Umweltgesichtspunkten
in öffentlichen Einrichtungen
UmweltThema
Leitfaden
Impressum
Umweltschutz in Behörden –
Ratgeber zur Berücksichtigung von
Umweltgesichtspunkten
in öffentlichen Einrichtungen
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Titelbild:
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Stand:
August 2014
Diese Druckschrift wurde mit großer Sorgfalt zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und
Voll­ständigkeit kann dennoch nicht übernommen werden. Sofern in dieser Druckschrift auf Internetangebote
Dritter hingewiesen wird, sind wir für deren Inhalte nicht verantwortlich.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
5
Grundlagen: Möglichkeiten und Notwendigkeit der
Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen
Beschaffung
6
Rechtliche Rahmenbedingungen
7
Empfehlungen zur praktischen Einbeziehung von Umweltaspekten
in Ausschreibungen
9
16
Umfassendes Umweltmanagement
1 Büro, IT, allgemeine Ausstattung
18
1.1
Möbel
18
1.2
Papierwaren
19
1.3
Büromaterialien
22
1.4
Bürogeräte, IT
24
1.5
Kommunikations- und Medientechnik
25
1.6
Batterien
27
1.7
Textilien
28
2 Energie
29
2.1
Elektrischer Strom
29
2.2
Raumwärme, Warmwasser
33
3 Wasser
35
4 Mobilität, Fahrzeuge, Fuhrpark
37
4.1
Mobilitätsmanagement
37
4.2
Dienstfahrten
39
4.3
Fuhrparkmanagement
39
4.4
Kommunalfahrzeuge, Omnibusse und sonstige Fahrzeuge
42
5 Kantine, Gästebewirtung, Veranstaltungen
44
5.1
Elektrogeräte im Küchenumfeld
44
5.2
Lebensmittel
45
5.3
Großveranstaltungen
46
6 Reinigung und Hygiene
48
6.1
Elektrogeräte für Reinigungsmaßnahmen
48
6.2
Gebäudereinigung/Wasch- und Reinigungsmittel/
Ausschreibung von Reinigungsdienstleistungen
49
Schädlingsbekämpfung
52
6.3
Bayerisches Landesamt für Umwelt
3
Inhaltsverzeichnis
7
Bauliche Maßnahmen, Gebäude
53
8
Garten- und Landschaftsbau
55
9
Sonstige Baumaßnahmen (Straßenbau, Lärmschutz etc.) 59
10
Winterdienst
60
11
Sicherheitseinrichtungen, -material
62
12
Entsorgung
63
Anregungen,
Hinweise
Haben Sie Anregungen, Hinweise oder Wünsche, die
bei der nächsten Überarbeitung des Leitfadens berücksichtigt werden sollten?
E-Mail an:
leitfaden.umweltschutz@
lfu.bayern.de
4
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Einleitung
Einleitung
Die Bayerische Nachhaltigkeitsstrategie fordert von Verwaltungen die
Wahrnehmung ihrer Vorbildfunktion
für Wirtschaft und Gesellschaft. Die
öffentliche Hand in Bayern richtet
unter Berücksichtigung des Vorrangs
der fachlichen Ziele das Beschaffungs-,
Bau- und Förderwesen auch an Nachhaltigkeitskriterien aus, achtet auf einen sparsamen Rohstoffverbrauch und
prüft, inwieweit neben ökonomischen
auch ökologische und soziale Belange
berücksichtigt werden können. Sie
trägt auch für eine effiziente Energiebewirtschaftung Sorge.

Die wichtigsten
Grundlagen für
umweltfreundliche
Beschaffung
• Bayerische Verfassung
• Bayerisches Abfallwirtschaftsgesetz
• Umweltrichtlinie
Öffentliches Auftragswesen
Ebenso beauftragt Art. 141 Abs. 1 der
Bayerischen Verfassung die staatliche Verwaltung mit dem Schutz der
natürlichen Lebensgrundlagen. Mit
Naturgütern ist schonend und sparsam
umzugehen. Zu den vorrangigen Aufgaben von Staat, Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts gehört es, Boden, Wasser und Luft als
natürliche Lebensgrundlagen zu schützen und auf einen möglichst sparsamen
Umgang mit Energie zu achten sowie die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts zu erhalten.
Umweltaspekte sind deshalb ebenso wie die haushaltsrechtlichen Grundsätze von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit auch bei der Vergabe öffentlicher Aufträge von Bedeutung.
Die Bayerische Staatsregierung weist in den „Richtlinien über die Berücksichtigung von Umweltgesichtspunkten bei der Vergabe öffentlicher Aufträge“
ausdrücklich darauf hin.
Die Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Beschaffung ist
nicht Option oder gar vernachlässigbar, sondern rechtliche Pflicht!
Ziel dieses Leitfadens ist die Berücksichtigung von Umweltkriterien bei der
öffentlichen Beschaffung sowie im Behördenalltag. Der Leitfaden soll Anreiz
und Hilfestellung sein, eine umweltfreundliche Beschaffung und umweltgerechtes Handeln rechtssicher und möglichst einfach umzusetzen. Er richtet
sich an alle für Beschaffung und Betrieb Zuständige sowie die Umweltbeauftragten der Öffentlichen Hand.
• Bayerische Nachhaltigkeitsstrategie
Inhalte dieses
Leitfadens
Der vorliegende Leitfaden erhebt nicht den
Anspruch, alle relevanten
Informationen komplett
und abschließend darzustellen. Stattdessen wird auf
offizielle Informationsangebote verlinkt, die relevante Informationen aktuell
bereitstellen. So ist eine
hohe Aktualität und Informationsfülle gewährleistet,
die in dieser Breite sonst
kaum zu realisieren ist. Eine
umfassende und rechtsverbindliche Auskunft ist
mit diesem Leitfaden nicht
verbunden. Er kann und will
eine im Einzelfall notwendige Rechtsberatung nicht
ersetzen.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
5
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
Grundlagen: Möglichkeiten und Notwendigkeit
der Berücksichtigung von Umweltaspekten bei
der öffentlichen Beschaffung
Der Umfang der öffentlichen Beschaffung in Deutschland liegt nach Schätzungen bei fast 400 Mrd. Euro jährlich, was einem Anteil von rund 15 % des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Bei dieser Marktmacht der öffentlichen Hand
gibt es gute Gründe für eine umweltfreundliche Beschaffung:
• Ethische Gründe: Ein verantwortlicher Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen heute und für künftige Generationen ist Verpflichtung für
Behörden, Wirtschaft und Bürger.
• Rechtliche Grundsätze: Verfassungsrechtliche Vorgaben und einzelrechtliche Bestimmungen verpflichten Behörden zur Berücksichtigung von Umweltaspekten in ihrem Handeln.
Markteinfluss
von Behörden
Die behördliche Beschaffungstätigkeit hat durch
den Umfang der Ausgaben
eine steuernde Wirkung auf
den Markt. Wenn Behörden
umweltbewusst einkaufen,
fördert dies in hohem Maße
die Marktfähigkeit umweltverträglicherer Alternativen
bei Produkten und Dienstleistungen und damit eine
ökologische Verbesserung
des Marktes.
• Wirtschaftliche Anforderungen: Bei einer Lebenszyklusbetrachtung (z. B.
Betriebskosten, Entsorgungskosten) können umweltfreundliche Produkte
trotz höherer Beschaffungskosten mittel- und langfristig Kostenvorteile
haben.
Behörden können eine positive Wirkung durch ein umweltfreundliches Beschaffungsverhalten erzielen:
• Reduzierung der Umweltbelastung
• Stärkung der Nachfrage nach umweltverträglicheren Alternativen bei
Produkten und Dienstleistungen
• Anregung und Unterstützung von Innovationen zur Minderung von Umweltbelastungen
• Wirtschaftlich positive Auswirkungen, v. a. bei der mittel- bis langfristigen
und einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung (Lebenszykluskosten)
Das Wissen um umweltfreundliche Aspekte bei der Beschaffung und Auftragsvergabe ist die Basis für rechtskonformes Handeln. In der praktischen
Umsetzung ist dies im Detail nicht immer einfach umzusetzen.
Folgende Ausführungen geben die notwendige Hilfestellung, um Ausschreibungen und die Auftragsvergabe rechtlich sicher zu gestalten.
6
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
Rechtliche Rahmenbedingungen
Öffentliche Auftraggeber sind grundsätzlich verpflichtet, dem wirtschaftlichsten Angebot den Zuschlag zu erteilen. Behörden sind jedoch auch gefordert,
Umweltaspekte und die Betrachtung von Lebenszykluskosten bei der Vergabe
öffentlicher Aufträge zu berücksichtigen. Mit der Umsetzung europäischer Vorgaben in nationales Recht wurde der Umweltschutz als zu berücksichtigender
Aspekt bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ermöglicht und gesetzlich verankert. So regelt zum Beispiel der § 97 Absatz 4 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) die Berücksichtigung von Umweltaspekten bei
der Auftragsvergabe:
„Aufträge werden an sachkundige, leistungsfähige sowie gesetzestreue und
zuverlässige Unternehmen vergeben. Für die Auftragsausführung können
zusätzliche Anforderungen an Auftragnehmer gestellt werden, die insbesondere soziale, umweltbezogene oder innovative Aspekte betreffen, wenn sie im
sachlichen Zusammenhang mit dem Auftragsgegenstand stehen und sich aus
der Leistungsbeschreibung ergeben.“
Vergaberecht
Früher war die öffentliche Vergabe vor allem durch das Haushaltsrecht geprägt, das als wesentliche Grundsätze Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit bei
einer gesicherten Deckung des Bedarfs vorschrieb.

Übersicht über rechtliche Regelung für
Umweltaspekte in Ausschreibungen
Die beste Übersicht über
die rechtliche Situation
zur Einbeziehung von
Umweltaspekten in Ausschreibungen bietet das
Umweltbundesamt mit dem
Rechtsgutachten umweltfreundliche öffentliche
Beschaffung.
Durch das stärkere Zusammenwachsen im europäischen Binnenmarkt eröffneten sich neue Wege für die Berücksichtigung von Umweltaspekten in
der Beschaffung. Vor allem durch die Neuregelungen des Gesetzes gegen
Wettbewerbsbeschränkungen (GWB, speziell im 4. Teil „Vergabe öffentlicher Aufträge“) kam es ab 1998 zu größerer Rechtssicherheit und vermehrter
Berücksichtigung von umweltfreundlichen Kriterien in der öffentlichen Beschaffung.
Im Jahr 2009 hat der Bund durch das „Gesetz zur Modernisierung des Vergaberechts“ das GWB geändert und die umweltfreundliche Vergabe geregelt.
Das GWB schreibt nun fest, dass Anforderungen, „die insbesondere soziale,
umweltbezogene oder innovative Aspekte betreffen“ bei der öffentlichen
Vergabe gestellt werden dürfen. Sie müssen dabei allerdings „im sachlichen
Zusammenhang mit dem Auftragsgegenstand stehen und sich aus der Leistungsbeschreibung ergeben“ (jeweils § 97 Absatz 4 GWB).
In einer Reihe von gesetzlichen und behördlichen Regelungen werden die
Rahmenbedingungen für eine umweltfreundliche öffentliche Beschaffung
definiert. Eine hilfreiche Übersicht bietet dabei das „Rechtsgutachten umweltfreundliche öffentliche Beschaffung“ des Umweltbundesamtes. Nachfolgend
die wichtigsten Regelungen auf nationaler Ebene und in Bayern.
Umweltaspekte in
Ausschreibungen
Die Einbeziehung von Umweltaspekten in Ausschreibungen ist – im Rahmen der
übergeordneten relevanten
Gesetzgebung – rechtlich
verpflichtend.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
7
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
Soziale Aspekte in
Ausschreibungen
Die Einbeziehung sozialer
Aspekte in Ausschreibungen ist – mit Ausnahme der
Erklärung zur Vermeidung
ausbeuterischer Kinderarbeit (siehe unten) – bislang
rechtlich noch nicht eindeutig geregelt. Dies soll bis
2016 durch die nationale
Umsetzung von neuen EURichtlinien erfolgen, die am
17.4.2014 in Kraft getreten
sind.
Aktuell ist das LANDMARK
Projekt mit praktischen Leitfäden eine gute Hilfe, um
der bestehenden Rechtsunsicherheit zu begegnen. Die
Leitfäden und Instrumente
zur Umsetzung sozialverantwortlicher Beschaffung
finden sich auf der Internetseite des Landmark-Projekts.
Wesentliche rechtliche Grundlagen für eine umweltfreundliche
öffentliche Beschaffung in Deutschland
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)
Bezweckt die Erhaltung eines funktionierenden, ungehinderten und möglichst vielfältigen
Wettbewerbs und regelt Anforderungen bei
der Vergabe, die insbesondere soziale, umweltbezogene oder innovative Aspekte betreffen.
Verordnung über die Vergabe
öffentlicher Aufträge –
Vergabeverordnung (VgV)
Regelt das Verfahren bei der Vergabe von
öffentlichen Aufträgen sofern die EU-Schwellenwerte erreicht oder überschritten werden.
Verordnung über die Vergabe
von Aufträgen im Bereich des
Verkehrs, der Trinkwasserversorgung und der Energieversorgung
– Sektorenverordnung (SektVO)
Regelt die Vergabe von Aufträgen im Bereich
des Verkehrs, der Trinkwasserversorgung und
der Energieversorgung.
Vergabeverordnung Verteidigung
und Sicherheit (VSVgV)
Regelt die Auftragsvergabe bei Verteidigungsund sicherheitsrelevanten Liefer- und Dienstleistungsaufträgen
Vergabe- und Vertragsordnungen
(VOL, VOB, VOF)
Regeln die Vergabe von Leistungen (VOL),
Bauleistungen (VOB) und freiberuflichen Leistungen wie beispielsweise von Architekten und
Ingenieuren (VOF).
In Bayern bilden v. a. folgende Richtlinien den Rahmen für eine umweltfreundliche öffentliche Vergabe:
Wesentliche rechtliche Grundlagen für eine umweltfreundliche
öffentliche Beschaffung in Bayern
!
Ausbeuterische
Kinderarbeit
Die staatlichen Vergabestellen haben bei der Vergabe
öffentlicher Aufträge in
begründeten Fällen eine Eigenerklärung zu verlangen,
die ausbeuterische Kinderarbeit im Zusammenhang mit
dem Beschaffungsvorhaben
ausschließt (Bekanntmachung der Bayerischen
Staatsregierung: Öffentliches Auftragswesen:
Vermeidung des Erwerbs
von Produkten aus ausbeuterischer Kinderarbeit).
8
Richtlinien über die Berücksichtigung von Umweltgesichtspunkten
bei der Vergabe öffentlicher Aufträge
Schreiben vor, dass Behörden und öffentliche Einrichtungen in Bayern die Ziele Abfallvermeidung, Schadstoffminimierung und
Energieeffizienz ebenso wie Sparsamkeit
und Wirtschaftlichkeit bei der öffentlichen
Beschaffung berücksichtigen müssen.
Energieeinsparung im öffentlichen
Bereich, insbesondere bei den
Dienststellen des Freistaates Bayern
Schreibt bereits seit 1980 den sparsamen
Umgang mit Energie in bayerischen Behörden vor.
Hinweise des Bayerischen Umweltministeriums und des Bayerischen
Wirtschaftsministeriums zur
Berücksichtigung von EMAS bei
öffentlichen Aufträgen
Beschreibt mögliche Fälle zur Berücksichtigung von EMAS bei öffentlichen Aufträgen.
Bekanntmachung des Bayerischen
Staatsministeriums des Innern zur
Vergabe von Aufträgen im kommunalen Bereich
Regelt unter anderem die Wertgrenzen im
Unterschwellenbereich und enthält Angaben
zur Anwendung von Wertungskriterien.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
Auftragsvergabe unter- und oberhalb der EU-Schwellenwerte
Generell unterscheidet das Vergaberecht nach Aufträgen unterhalb und oberhalb der EU-Schwellenwerte. Während unterhalb der Schwellenwerte das
Haushaltsrecht und die nationalen Regelungen der Vergabe- und Vertragsordnungen zur Anwendung kommen, hat bei Aufträgen ab Erreichen der
Schwellenwerte das Wettbewerbsrecht (GWB in Verbindung mit der Vergabeverordnung und den „EG-Paragraphen“ der Vergabe- und Vertragsordnungen)
Vorrang.
Die Europäische Kommission hat die Schwellenwerte mit Wirkung zum
1. Januar 2014 angepasst und im Amtsblatt der Europäischen Union am
14. Dezember (L 335) veröffentlicht.

Aktuelle EU Schwellenwerte für die öffentliche Vergabe, veröffentlicht
von der EU-Kommission
In der Praxis wird von vielen Beschaffungsstellen meist nicht mehr bei
den Vergabeprozessen unterhalb und oberhalb der Schwellenwerte
unterschieden, sondern es werden vielmehr die Anforderungen berücksichtigt, die an EU-weite Ausschreibungen oberhalb der Schwellenwerte gestellt werden.

Dynamik der
Schwellenwerte
Die EU-Schwellenwerte
werden von der Kommission alle zwei Jahre geprüft
und durch Verordnung geändert. Sie gelten unmittelbar
in jedem Mitgliedsstaat. Die
Mitgliedsstaaten können
aber niedrigere (strengere)
Schwellenwerte vorgeben.
Eine gute Übersicht und nähere Beschreibung der Vergabearten bietet
das „Merkblatt Öffentliche Aufträge in Deutschland“ des Auftragsberatungszentrums Bayern e. V. (ABZ).
Nationale Vergaben unterhalb des
Schwellenwertes:
• öffentliche Ausschreibung
• beschränkte Ausschreibung
• freihändige Vergabe
EU-weite Vergaben ab Erreichen des
Schwellenwertes:
•
•
•
•
offenes Verfahren
nicht offenes Verfahren
Verhandlungsverfahren
wettbewerblicher Dialog
Empfehlungen zur praktischen Einbeziehung von Umweltaspekten
in Ausschreibungen
Umweltaspekte lassen sich in allen Phasen eines Vergabeverfahrens berücksichtigen. Bereits bei der Festlegung des Auftragsgegenstandes besteht die
Möglichkeit, eine umweltfreundliche Alternative zu wählen. In die Leistungsbeschreibung können Umweltanforderungen durch technische Spezifikationen
einfließen. Mittels Eignungsprüfungen darf bei Bau- und Dienstleistungsaufträgen gefordert werden, dass der Bieter bestimmte Normen für das Umweltmanagement erfüllt, wenn diese für die Auftragsausführung von Bedeutung sind.
Umweltaspekte können zudem als Zuschlagskriterien in die Angebotsbewertung und die Ausführung des Auftrages einbezogen werden.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
9
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
Ausschreibungsplanung
Notwendigkeit einer
Beschaffung
Wichtig ist auch die Vorüberlegung, ob die Beschaffung überhaupt notwendig
ist oder ob und unter welchen Kriterien evtl. darauf
verzichtet werden kann.
Keine Beschaffung ist oft
die umweltfreundlichste
Option!
Vergabeverfahren erfordern bereits im Vorfeld einige Überlegungen, deren
Berücksichtigung später von großer Wichtigkeit sein kann:
• Anforderungen an die Produkte/Dienstleistungen
• In Frage kommende Ausführungsvarianten
• Möglichkeiten zur Zusammenfassung mehrerer Bedarfe/mehrerer Bedarfsstellen
• Zulassung von Nebenangeboten, Anforderungen für Nebenangebote
• Sichtung von Musterartikeln
• Möglichkeiten zur Informationseinholung über Produkt-/ Dienstleistungseigenschaften
In sieben Schritten zur umweltfreundlichen Ausschreibung
Um den Vorüberlegungen ausreichend Rechnung zu tragen, können bei jedem
Beschaffungsprozess die folgenden Schritte durchgeführt werden:
Schritt 1: Bedarfsanalyse
Zuerst gilt es, schriftlich zu fixieren, welches funktionale Ziel mit dem Beschaffungsvorhaben verfolgt wird bzw. welcher Zweck hinter dem Vorhaben
steht. Wichtig ist dann, den Bedarf so festzulegen, dass er der Zielerreichung
genügt, nicht jedoch darüber hinausgeht. Dabei sind alle Alternativen zu berücksichtigen und (möglichst in tabellarischer Form) für einen Vergleich übersichtlich nebeneinanderzustellen. Die Auswahl für die ideale bedarfsgerechte
Option fällt damit leichter.
Schritt 2: Definition des Auftragsgegenstands
Der Beschaffungs-/Auftragsgegenstand muss unter Berücksichtigung der Bedarfsanalyse so genau wie möglich spezifiziert werden. Hierbei ist die Einbeziehung umweltrelevanter Kriterien bereits ein wesentlicher Aspekt, bei dem
dieser Leitfaden wichtige Hilfestellungen bietet.
• Die Vergaberichtlinien schränken den Auftragsgegenstand als solchen nicht
ein. Sie regeln vielmehr, auf welche Weise beschafft werden darf. Dies
ermöglicht grundsätzlich die Entscheidung, umweltfreundliche Produkte und
Dienstleistungen auszuschreiben.
• Es muss jedoch die Chancengleichheit für alle Anbieter in Europa gewährt
werden. Der Auftragsgegenstand muss so definiert sein, dass für Wirtschaftsteilnehmer aus anderen EU-Ländern der Zugang zu einzelstaatlichen
Märkten nicht beeinträchtigt wird.
10
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
Schritt 3: Festlegung der Leistungsbeschreibung und der Spezifikationen
Die meisten Umweltkriterien können bereits in der Leistungsbeschreibung
genannt werden. Geben Sie hier z. B. Obergrenzen für Verbräuche oder Grenzwerte für Schadstoffe an. Auch Kriterien, wie sie in den Anforderungen von
Umweltzeichen festgelegt sind oder sogar organisatorische Aspekte wie die
Forderung eines Umweltmanagementsystems als Eignungskriterium kommen
hier zur Anwendung.
Technische Spezifikationen umfassen die technischen Anforderungen, die zur
Erfüllung des vorgegebenen Verwendungszweckes notwendig sind.
• Produktspezifikationen: Bestimmte Materialien können vorgeben werden,
wenn sie Gegenstand des Auftrags sind. So kann z. B. eine Mindestvorgabe
für einen bestimmten Anteil von Recyclingmaterial in einem Produkt gestellt
werden.
• Herstellungsverfahren: Umweltfreundliche Produktionsprozesse und -methoden dürfen in den technischen Spezifikationen gefordert werden, wenn
sich das Herstellungsverfahren in den Produkten wiederfindet. So können
z. B. umweltfreundliche Herstellungsprozesse, wie „ökologischer Landbau“
oder „grüner Strom“ festgelegt werden.
• Umweltzeichen: Es können bei der Leistungsbeschreibung Kriterien von
Umweltzeichen wie Blauer Engel, Euroblume oder Energy Star gefordert
werden. Jedoch muss deutlich werden, dass auch andere Belege vom Anbieter erbracht werden können, die die geforderte Umweltqualität nachweisen. Rechtlich sicher ist es, nicht das Umweltzeichen in der Leistungsbeschreibung zu verlangen, sondern die Kriterien des Umweltzeichens konkret
anzugeben.
• Varianten (Nebenangebote): Es können auch Nebenangebote bzw. Varianten zur Leistungsbeschreibung zugelassen werden. Die Bieter können
Änderungsvorschläge vorlegen, die neben den Hauptangeboten in die
Wertung gelangen, wenn sie bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. So
können umweltfreundliche Alternativen zu der ausgeschriebenen Leistung
angeboten werden. Es muss aber bereits in den Vergabeunterlagen und bei
der Ausschreibung unter Angabe der Mindestanforderungen darauf hingewiesen werden, dass Nebenangebote zugelassen sind.
Nutzung von
Umweltzeichen
Bitte beachten Sie, dass
nicht spezifisch das Vorhandensein eines bestimmten
Umweltzeichens verlangt
werden darf, sondern nur
dessen Kriterien. Der Nachweis durch den Bieter, dass
er diese Kriterien einhält,
muss auch durch andere
geeignete Beweismittel,
wie technische Unterlagen
des Herstellers oder Prüfberichte, möglich sein.
Formulierungsbeispiel für
die Ausschreibung:
„Die angebotene Ware entspricht den Anforderungen
zur Vergabe des Umweltzeichens RAL-UZ 38.“
Optionale Ergänzung:
„Der Nachweis hierfür
kann anhand eines Messprotokolls, ausgestellt von
einem unabhängigen Labor,
erbracht werden und ist
dem Angebot beizulegen.“
Schritt 4: Festlegung der Wertungskriterien und gegebenenfalls der
Eignungskriterien der Bieter
Umweltaspekte, die im Rahmen der Leistungsbeschreibung nicht ausreichend
berücksichtigt werden können, sollten dann in den Wertungskriterien genannt
werden. Dies setzt jedoch eine eindeutige Vergleichbarkeit voraus und kann
bei der späteren Wertung der Angebote Zusatzaufwand verursachen.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
11
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
Eignungskriterien für die Auswahl der Bieter
• Ausschluss der Bieter: Ein Bieter kann vom Vergabeverfahren ausgeschlossen werden, wenn er wegen eines rechtskräftigen Urteils aus Gründen
bestraft worden ist, die seine berufliche Zuverlässigkeit in Zweifel stellen.
Hierzu zählt bei relevantem Ausschreibungsinhalt auch ein Verstoß gegen
das Umweltrecht.
• Bewertung der technischen Leistungsfähigkeit: Nach den europäischen
Vergaberichtlinien kann ein Nachweis für erforderliche spezifische Erfahrungen im Umweltbereich verlangt werden, wenn er für die auszuführenden
Arbeiten notwendig ist.
• Umweltmanagementsysteme wie EMAS oder DIN EN ISO 14001 können
als Nachweis für die Leistungsfähigkeit bei öffentlichen Bau- und Dienstleistungsaufträgen gefordert werden, nicht aber für Lieferaufträge. Gleichwertige Nachweise müssen ebenfalls akzeptiert werden.

Rechtsgutachten
umweltfreundliche
öffentliche Beschaffung
Weiterführende Informationen über die Möglichkeiten,
Vorgaben und Grenze zur
Berücksichtigung von Umweltaspekten in öffentlichen
Vergabeverfahren enthalten
das
„Rechtsgutachten – Umweltfreundliche öffentliche
Beschaffung“ (Umweltbundesamt 2012)
sowie die
Schulungsskripten des
Umweltbundesamts zur
umweltfreundlichen Beschaffung.
Schritt 5: Ausschreibung, Angebotseinholung und Zuschlagserteilung
Diese Schritte erfolgen wie im Ablaufplan zur Auftragsvergabe des Auftragsberatungszentrums Bayern e. V. (ABZ) beschrieben.

Checkliste des ABZ Bayern für öffentliche Auftraggeber inkl. Ablaufplan
zur Auftragsvergabe
Schritt 6: Auftragsausführung
Bei der Ausführung des Auftrags darf von den Bietern ein umweltfreundliches
Verhalten gefordert werden, sofern sich dieses auf den Auftragsgegenstand
und dessen Ausführung bezieht und nicht allgemein auf das Umweltverhalten
des Auftragnehmers. Dies umfasst beispielsweise Anforderungen an die Lieferung von Waren, ihre Verpackung oder Rücknahmeverpflichtungen. Ebenso können Ausführungsanforderungen bei Bau- oder Dienstleistungen oder
bezüglich der Umweltschulung von Mitarbeitern des Auftragnehmers gestellt
werden.
Schritt 7: Vergabevermerk
Der Auftraggeber muss über die erfolgte Vergabe einen Vergabevermerk
erstellen. Mit dieser Dokumentation des durchgeführten Vergabeverfahrens
kann, neben anderen Anforderungen, auch die korrekte Einbeziehung von
Umweltaspekten nachgewiesen werden.
12
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
Gestaltung der Vergabeunterlagen
Die rechtskonforme Gestaltung der Vergabeunterlagen mit der Einbeziehung
aller umweltrelevanten Aspekte ist wichtigster Bestandteil jedes Beschaffungsvorhabens.
Folgende Übersicht zeigt die wesentlichen Bestandteile:
i
Teil der Vergabeunterlagen
Einbeziehung von Umweltaspekten
Anschreiben, Aufforderung zur Angebotsabgabe
Hinweis auf die Ausschreibung einer
„nachhaltigen Leistung“ bzw. „umweltfreundlicher Produkte“ etc.
Weisen Sie möglichst schon im Titel der
Ausschreibung auf die Umweltanforderung
hin!
Bewerbungsbedingungen
spezielle umweltrechtliche Bedingungen
Vertragsunterlagen: LeistungsbeMindestanforderungen und Mindestkriteschreibung und Vertragsbedingungen rien
Eignungskriterien
beispielsweise Umweltmanagementsysteme (nur als Eignungskriterium bei Bau- und
Dienstleistungsaufträgen)
Zuschlags-/Wertungskriterien
Bewertbare Umweltleistungen, -ergebnisse, Gewichtung z. B. durch Punktevergabe
Umweltschutz durch papierlose Ausschreibungen
Umweltfreundliche Beschaffung fängt bei der eigenen Arbeit der Beschaffungsstelle an! Bei allen Ausschreibungen sollte je nach Verfügbarkeit die
Möglichkeit zur papierlosen Ausschreibung und Angebotseinholung genutzt
werden. Die Vergabeunterlagen selbst sollten in jedem Fall nur noch auf elektronischem Weg bereitgestellt werden. Bei Nutzung entsprechender Vergabemanagementsysteme können auch die Angebote auf elektronischem Weg
eingereicht werden.
Sonderfall Lebenszyklusbetrachtung
Eine der einfachsten und dabei umfassendsten Möglichkeiten zur Berücksichtigung von Umweltkriterien bei der Beschaffung von Standardprodukten
ist die Lebenszykluskostenberechnung. Lebenszykluskosten umfassen alle
Kosten, die während der Herstellung, der Nutzung und der Entsorgung eines
Produktes entstehen, also auch umweltrelevante Aspekte wie Energie- und
Wasserverbrauch, Entsorgungskosten etc. In verschiedenen Studien wurde mittlerweile aufgezeigt, dass höhere Anschaffungskosten, die durch die
Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Vergabe entstehen, bei der
Betrachtung des gesamten Lebenszyklus meist ausgeglichen werden.
Einfache Integration
von Umweltaspekten
in die Ausschreibung
Für alle Ausschreibungen
ohne besondere Anforderungen wie Spezialprodukte
oder maßgeschneiderte
Lösungen empfiehlt sich die
Einbeziehung der Umweltkriterien in die Leistungsbeschreibung, evtl. ergänzt um
klar definierte Vorgaben zur
Angabe von Wertungskriterien.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
13
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
Um das wirtschaftlichste Angebot zu ermitteln, wird bei Ausschreibungen des
Bundes nach der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung energieeffizienter Produkte und Dienstleistungen (AVV-EnEff) neben den Anschaffungskosten auch der Energieverbrauch über die gesamte Nutzungsdauer
berücksichtigt. Dies ist nach den Umweltrichtlinien Öffentliches Auftragswesen im Rahmen der Lebenszykluskostenbetrachtung bei Lieferleistungen auch
für Ausschreibungen bayerischer Behörden der Fall.
Eine Lebenszyklusbetrachtung kann über verschiedene Tools selbst vorgenommen werden. Alternativ kann man sie vom Anbieter berechnen lassen.

Eine Übersicht über empfehlenswerte Tools finden Sie beim Umweltbundesamt. Einen online-Lebenszykluskostenrechner bietet das EUProjekt „Smart SPP“
Soll die Lebenszykluskostenberechnung vom Anbieter durchgeführt werden,
müssen zur Wahrung der Vergleichbarkeit folgende Angaben/Vorgaben in die
Ausschreibungsunterlagen integriert werden:
• Welcher Lebenszykluskostenrechner soll verwendet werden?
• Alle für die Lebenszykluskostenberechnung relevanten Angaben wie Nutzungsdauer, Nutzungshäufigkeit, Einsatzzweck etc.:
Um keine Angaben zu vergessen empfiehlt sich, vor der Ausschreibung die
Lebenszykluskostenberechnung einmal mit dem gewählten Lebenszykluskostenrechner anhand eines Musterprodukts durchzuführen.
Berücksichtigung von
Umweltzeichen
Bitte beachten Sie, dass
nicht spezifisch das Vorhandensein eines bestimmten
Umweltzeichens verlangt
werden darf, sondern nur
dessen Kriterien. Der Nachweis durch den Bieter, dass
er diese Kriterien einhält,
muss auch durch andere
geeignete Beweismittel,
wie technische Unterlagen
des Herstellers oder Prüfberichte, möglich sein.
Siehe auch die Ausführungen im Kapitel „Rechtliche
Rahmenbedingungen“.
14
So besteht die Möglichkeit, bei der Wertung der Angebote nicht nur den
Kaufpreis sondern auch die Lebenszykluskostenberechnung des Anbieters zur
Entscheidung heranzuziehen.
Wenn bereits Erfahrungen mit den Lebenszykluskosten eines Produktbereichs
vorliegen, können auch eine Obergrenze für die Lebenszykluskosten oder die
jährlichen Betriebskosten in die Leistungsbeschreibung integriert werden.
Berücksichtigung von Umweltzeichen
Im vorliegenden Leitfaden wird (zum Teil über Links und Verweise) auf geeignete Umweltzeichen zur Berücksichtigung hingewiesen.

Eignung und Bewertung von Umweltzeichen können über die zentrale
Datenbank des Bundesverbands Die Verbraucherinitiative e. V. geprüft
werden: www.label-online.de

Soll direkt auf die Kriterien von Blauem Engel oder EU-Umweltzeichen
verwiesen werden, können diese Kriterien direkt über folgende Links
eingesehen werden: www.blauer-engel.de / www.eu-ecolabel.de
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
i
Die wichtigsten Tipps für eine rechtssichere und effiziente
Berücksichtigung von Umweltaspekten im Vergabeprozess
1. Nachhaltige Beschaffung in der Verwaltung verankern: Die Verankerung einer konsequent umweltfreundlich ausgerichteten Beschaffung in
der Behörde ist entscheidend. Nur so lassen sich die rechtlichen Spielräume im Vergaberecht nutzen. Jede Behörde sollte interne Regelungen
zur grundsätzlichen Berücksichtigung umweltfreundlicher Aspekte bei
der Beschaffung festlegen. Benennen Sie Verantwortliche für umweltfreundliche Beschaffung bzw. bilden Sie Arbeitsgruppen, die sich mit
dem Thema befassen!
2. Mit kleinen Schritten zum Erfolg: Beginnen Sie bei einzelnen Produkten oder Dienstleistungen, Umweltaspekte in den Vergabeprozess zu
integrieren. Besonders eignen sich dafür Produkte wie energiesparende
Bürogeräte, bei denen der wirtschaftliche Vorteil umweltfreundlicher
Alternativen klar auf der Hand liegt.
3. Gute Vorbereitung ist alles: Die Vorbereitungsphase einer Vergabe
ist ausschlaggebend, um Umweltaspekte rechtssicher und effizient in
die Vergabe aufzunehmen. Dabei gilt es, die Umweltanforderungen für
Ausschreibung und Bewertung klar zu definieren und Ausschlusskriterien
möglichst zu vermeiden.
4. Den Markt analysieren und informieren: Die rechtzeitige Information
des Marktes über geplante Auftragsvergaben ermöglicht es Anbietern,
sich auf die geforderten Umweltanforderungen vorzubereiten.
5. Wirtschaftlichkeit über den gesamten Lebenszyklus hinweg betrachten: Bei der Vergabe zu Gunsten des wirtschaftlichsten Angebotes sollten auch Umweltaspekte wie Lebenszykluskostenrechnungen
berücksichtigt werden. Darüber hinaus können gemeinsame Beschaffungsaufträge, Rahmenvereinbarungen oder Energieleistungsverträge
dazu beitragen, die durch umweltorientierte Auftragsvergabe möglichen
Kosteneinsparungen zu realisieren.
6. Mitarbeiter informieren und qualifizieren: Die Berücksichtigung von
Umweltaspekten in der Beschaffung ist ein komplexes Thema. Die Information und Qualifizierung der Mitarbeiter sind daher wichtige Bausteine
für ein erfolgreiches umweltfreundliches Beschaffungswesen. Bieten Sie
eigene Schulungen an bzw. ermöglichen Sie verantwortlichen Mitarbeitern die Teilnahme an Fachschulungen zur umweltfreundlichen Beschaffung!
Kompetenzstelle
für nachhaltige
Beschaffung
Das Beschaffungsamt des
Bundes betreibt die Kompetenzstelle für nachhaltige
Beschaffung. Aufgabe
der Kompetenzstelle ist
die Beratung öffentlicher
Auftraggeber aus Bund,
Ländern und Kommunen
zu konkreten Einzelfragen
der nachhaltigen Beschaffung. Eine webbasierte
Informationsplattform, die
auch eine eigene bayerische
Länderseite umfasst, bietet
konkrete Handlungshilfen
für eine wirkungsvolle Einbeziehung von Aspekten
der Nachhaltigkeit bei der
Beschaffung von Liefer- und
Dienstleistungen.
7. Umweltbewusstsein fördern: Das Wissen um umweltrelevante Aspekte allein genügt nicht für funktionierenden Umweltschutz in Behörden.
Vielmehr müssen alle Beteiligten die nötige Motivation entwickeln, um
Hürden zu identifizieren und aus dem Weg zu schaffen. Erst dann kann
umweltbewusstes Verhalten gelingen.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
15
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
Umfassendes Umweltmanagement
Umweltschutz betrifft fast alle Tätigkeitsfelder im behördlichen Handeln. Die
Berücksichtigung aller umweltrelevanten Anforderungen und Auswirkungen
führt jedoch oft weit über die Aufgabenbeschreibung der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinaus.
Hier bieten sich Umweltmanagementsysteme als Hilfestellung, Richtschnur
und Leitlinie an.
Nutzen von Umweltmanagementsystemen
Nicht nur die Umwelt profitiert von einer geregelten umweltorientierten Betriebsführung. Auch für die Behörden selbst ergibt sich eine Reihe von Vorteilen:
• Kosteneinsparungen durch Optimierung von Stoff- und Energieströmen
• Verringerung des Risikos von Betriebsstörungen und Unfällen sowie rechtlicher und finanzieller Konsequenzen
• Verbesserung des Images
• Glaubwürdigkeit bei Bürgern und Kunden durch Transparenz
• verbesserte Informationsbeschaffung und schnellerer Zugriff auf interne
Umweltdaten
• klare Verteilung von Zuständigkeiten
• Mitarbeitermotivation und -beteiligung
Die gängigsten Normen für Umweltmanagementsysteme sind EMAS (freiwilliges Instrument der Europäischen Union) und DIN EN ISO 14001 (Internationale Umweltmanagementnorm). EMAS ist das von der Bayerischen Staatsregierung bevorzugte System und wird im Folgenden näher erläutert. Da EMAS
die DIN EN ISO 14001 beinhaltet, empfiehlt sich auch aus Kostengründen, die
Validierung des Umweltmanagements nach EMAS und die Zertifizierung nach
DIN EN ISO 14001 in einem Schritt durchzuführen. Dies gilt in besonderem
Maße, wenn der höhere Bekanntheitsgrad der internationalen Norm für die
Behörde von Bedeutung ist.
EMAS
EMAS-Leitfaden
Der Leitfaden „EMAS – Das
Umweltmanagementsystem
der EU in der Praxis“ stellt
die Grundzüge des Systems
dar, informiert über die
Inhalte und zeigt Parallelen
zur ISO 14001 auf.
16
Auch im Verwaltungsbetrieb ist der anspruchsvollste Standard für Umweltmanagement das von der EU entwickelte Eco-Management and Audit Scheme
(kurz EMAS), auch bekannt als EU-Öko-Audit. Als Gemeinschaftssystem aus
Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung eignet es sich für alle Organisationen, die ihre Umweltleistung verbessern, klar organisieren und transparent gestalten wollen.
Die Einführung eines Umweltmanagementsystems nach EMAS verlangt eine
externe Überprüfung und die Veröffentlichung einer validierten Umwelterklärung. Die Vorteile einer Validierung und externen Begutachtung liegen in der
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Grundlagen: Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der öffentlichen Beschaffung
damit erreichten objektiven Bewertung der Leistungsfähigkeit der Umweltorganisation. Denn die größte Stärke von EMAS ist die Messung und Veröffentlichung der Umweltauswirkungen des Unternehmens und die Verbesserung im
Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.
i
Ein Umweltmanagementsystem nach EMAS besteht im
Wesentlichen aus den Teilen:
• Umweltpolitik und -strategie als interne Leitlinie für Umweltengagement
• Umweltbetriebsprüfung zur Identifikation der Umweltauswirkungen und
-leistungen der betrachteten Organisationseinheiten
• Regelungsbereiche des Umweltmanagementsystems inkl. deren Dokumentation und einem Umweltrechtskataster
• Umweltprogramm mit Zielen und Maßnahmen zur Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes
• Veröffentlichung der Ergebnisse in der Umwelterklärung
• regelmäßige Überprüfung und Auditierung des Systems

Umfassende Informationen zu EMAS finden Sie hier:
EMAS
• EMAS-Homepage
• EMAS-Verordnung
• EMAS-Kommunalrichtlinie
• EMAS-Praxisleitfaden für KMU
Bayerisches Landesamt für
Umwelt (LfU)
• EMAS beim LFU
Bayerisches Landesamt für
Umwelt – Infozentrum
UmweltWirtschaft
• Meldungen zum Thema Umweltmanagement
Bayerisches Landesamt für Umwelt
17
Büro, IT, allgemeine Ausstattung
1 Büro, IT, allgemeine Ausstattung
Für die meisten Mitarbeiter in Behörden und staatlichen Einrichtungen ist der
Büro-Arbeitsplatz das typische berufliche Umfeld. Daher ist die Berücksichtigung und Umsetzung von Umweltanforderungen in diesem Arbeitsumfeld von
besonderer Bedeutung. Bei der Beschaffung kann durch gezielte Produktauswahl zum Umweltschutz beigetragen werden. Weiter können durch die interne
Organisation der Verwaltungsabläufe Umweltbelastungen vermieden werden.
1.1 Möbel
Bei Büromöbeln handelt es sich meistens um langlebige Produkte. Zu ihrer
Herstellung werden überwiegend Materialien wie Holz, Metalle, Kunststoffe,
Textilien und Leder eingesetzt. Die Verarbeitung erfolgt meist unter Einsatz
von Chemikalien, von denen einige belastend für Umwelt und Gesundheit sein
können. Bei der Beschaffung von Büromöbeln wie (Schreib-) Tischen, (Büro-)
Stühlen, Schränken oder Regalen sind als wesentliche umweltrelevante Kriterien folgende Punkte zu berücksichtigen:
• Herkunft des eingesetzten Holzes: Berücksichtigung der Anforderungen der
Holzverordnung (HolzVO). Sie schreibt ein Verbot der Einfuhr von Holz (-produkten) aus illegaler Waldbewirtschaftung fest.
• Spezielle Umwelteigenschaften: Bei Holzprodukten sollte die Verwendung
von Rohstoffen aus nachhaltiger Forstwirtschaft (nachgewiesen durch die
Einhaltung der Kriterien des FSC oder PEFC), in die Leistungsbeschreibung
aufgenommen werden. Bei Möbeln aus anderen Materialien als Holz kann
der Einsatz von Recyclingmaterialien Berücksichtigung finden.
• Emissionsarmut: Sowohl durch das Ausgangsmaterial von Büromöbeln als
auch durch deren Oberflächenbehandlung und eventuell aufgebrachten Lackierung können Umwelt- und Gesundheitsbelastungen entstehen.
Speziell für den Einsatz von Möbeln in Innenräumen ist zu berücksichtigen,
dass die Emissionswerte und damit die Belastungen für die Mitarbeiter so
niedrig wie möglich sind. Auch bei Bezugsstoffen aus Leder, Kunststoffen,
Textilien oder anderen Fasern sind die Anforderungen von Umweltzeichen
wie dem Blauen Engel vorzugeben und durch den Bieter entsprechend einzuhalten und nachzuweisen.
• Entsorgung: Es sollte geprüft werden, ob bei der Ausschreibung die Vorgabe einer Rücknahme ausgedienter Möbel mit dem Ziel einer stofflichen
Verwertung gemacht werden kann. Alternativ kann die Behörde andere
Möglichkeiten der Weiterverwendungen prüfen, z. B. für karitative Zwecke.
Die Entscheidung, ob Möbel aus Vollholz oder Spanplatten etc. beschafft
werden, ist aus ökologischer Sicht nicht maßgeblich. Beide Varianten haben
Vor- und Nachteile, die in den Links der folgenden Tabelle zum Teil thematisiert werden. Folgende Aspekte sollten Sie in Ihre Beschaffungsentscheidung
einbeziehen:
18
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Büro, IT, allgemeine Ausstattung
i
Umweltaspekte
Herkunft von Holzprodukten
und Produkten mit Holzbestandteilen
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Nachweis der Herkunft aus nicht-illegaler Waldbewirtschaftung gemäß HolzVO
Abstammung des Holzes aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung,
siehe Umweltbundesamt, Themenportal nachhaltige
Waldwirtschaft
Emissionsarme Produkte
(Materialien, Oberflächenbehandlung, Lackierung etc.)
Emissionsarme Polstermöbel, Schaumstoffe,
Faserpolster, Bezugsstoffe,
Textilfarbstoffe
Entsorgung

Einhaltung der Vorgaben der Gefahrstoffverordnung
Die Kriterien des Blauen Engel und des Europäischen Umweltzeichens für emissionsarme Produkte eignen sich am besten für die Aufnahme in die
Leistungsbeschreibung.
Berücksichtigung geeigneter Umweltzeichen (siehe
unten stehende Links des Bundesumweltamtes).
Vorgabe der Rücknahme ausgedienter Büromöbel
mit anschließender, möglichst stofflicher Verwertung
Umfassende Informationen zu Büromöbeln finden Sie hier:
Umweltbundesamt
• Themenportal nachhaltige Waldwirtschaft
• Datenbank Umweltkriterien Büromöbel
• Datenbank Umweltkriterien Bürostühle
Papierverbrauch in
Deutschland
1.2 Papierwaren
Papier ist das wohl bedeutendste Verbrauchsmaterial im Büro. Trotz der zunehmenden Virtualisierung des Schriftverkehrs und der Kommunikation nimmt
der Papierverbrauch nicht ab.
Im Hinblick auf die Aspekte Ressourcenverbrauch, Abwasserbelastung, Wasser- und Energieverbrauch schneidet Recyclingpapier sehr viel günstiger ab als
Papier aus Primärfasern (Holz). Darüber hinaus bietet die Auswahl an Recyclingpapier am Markt heute alle Qualitäten in verschiedenen Weißegraden, die
für den Bürogebrauch benötigt werden. Auch hinsichtlich von Kosten oder der
Eignung in Elektrogeräten wie Druckern oder Kopierern spricht nichts gegen
Recyclingpapier. Deshalb wird in vielen Behörden bereits eine 100-ProzentQuote für Recyclingpapier vorgegeben. Dies sollte ebenso wie der beidseitige
(Duplex-) Druck Standard sein.
Die Verwendung von Papier aus Primärfasern sollte ausschließlich in speziellen Bereichen in Frage kommen, bei denen aus technischer Sicht kein Recy-
Rund 20 Millionen Tonnen
Papier werden jährlich in
Deutschland verbraucht.
Um diese Menge aus Holz
zu produzieren, werden
50 Millionen m³ Holz und
260 Millionen m³ Wasser
benötigt. Das entspricht
einem Holzwürfel mit einer
Kantenlänge von sieben Kilometern und zwei Mal der
gesamten Wassermenge
des großen Brombachsees
bzw. der zwanzigfachen
Wassermenge des Altmühlsees.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
19
Büro, IT, allgemeine Ausstattung
clingpapier zugelassen ist. In solchen Fällen sollte unbedingt darauf geachtet
werden, dass das Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Darüber
hinaus darf aus ökologischer Sicht kein Chlor zur Herstellung von Papieren
Verwendung finden.
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Recyclingpapier genügt
heute fast allen Ansprüchen
des Büroalltags. Im Schriftverkehr ist Recyclingpapier
deshalb alternativlos. Doch
auch für alle anderen Einsätze, die von technischer
Seite den Einsatz von Recyclingpapier erlauben, sollte die Verwendung Standard
sein.
Bezüglich manchmal vorgebrachter Bedenken zur Archivierbarkeit von Recyclingpapieren veröffentlichte das Umweltbundesamt im Februar 2014 ein
Positionspapier. Demnach sind bei graphischen Papieren, die den Kriterien
des Blauen Engels entsprechen, die Anforderungen der Lebensdauerklasse
LDK 24–85 erfüllt und sie gelten damit als alterungsbeständig. So können an
diese Papiere laut der DIN 6738 bei schonender Behandlung und Lagerung
höchste Anforderungen an ihre Lebensdauer gestellt werden.

Informationen zur Archivierbarkeit von Recyclingpapier finden Sie hier:
Umweltbundesamt
Positionspapier zur Archivierbarkeit von Recyclingpapier
Alle Beschaffungsstellen sollten mit gutem Beispiel voran gehen und Recyclingpapier einsetzen und fördern.
i
Umweltaspekte
Herkunft des Papiers
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Vorgabe: 100 % Recyclingpapier
Wenn wegen nur noch selten vorkommender spezieller technischer Anforderungen Papier aus Primärfasern
benötigt wird:
• Herstellung ohne Einsatz von Chlor (bei der Bleiche)
• Herkunft aus nachhaltiger Forstwirtschaft (wie beispielsweise FSC, PEFC)

Umfassende Informationen zu Papier und Druckerzeugnissen
finden Sie hier:
Umweltbundesamt
• Themenportal nachhaltige Waldwirtschaft
• Papier und Druckerzeugnisse
• Produkte aus Recyclingkarton
• Datenbank Umweltkriterien Papier
• Datenbank Umweltkriterien Recyclingkarton
• Datenbank Umweltkriterien Druckerzeugnisse
Bayerisches Landesamt • Recyclingpapier im Büroeinsatz
für Umwelt – Infozentrum UmweltWirtschaft
20
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Büro, IT, allgemeine Ausstattung
Druckaufträge
Bei der Vergabe von Druckaufträgen an externe Druckereien können durch die
Beachtung einiger Aspekte in der Ausschreibung Umweltbeeinträchtigungen
vermieden werden.
i
Umweltaspekte
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Papier
Beachtung der Umweltkriterien, wie in Kapitel
„1.2 Papierwaren“ beschrieben
CO2-neutraler Druck
Verfahren oder Prozesse, die durch hohe CO2Emissionen gekennzeichnet sind, können durch
Kompensationsmaßnahmen CO2- bzw. klimaneutral gestaltet werden. Hierfür gleicht die Druckerei
mit der Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen
die CO2-Emissionen ihrer Tätigkeit aus. Die meisten Druckereien verfügen über Kooperationspartner wie z. B. ClimatePartner, die solche Kompensationsmaßnahmen vornehmen.
In der Leistungsbeschreibung kann die Klimaneutralität der Druckaufträge gefordert werden.
Umweltfreundliche Herstellungsverfahren
Der Nachweis umweltfreundlicher Herstellungsverfahren für Druckereien kann über Labels oder
den Nachweis ähnlicher Standards erfolgen.
Die bekanntesten Labels und Standards sind:
• Biodruckfarben, die die Standards SO 2846-1,
EN 71/3 (Sicherheit von Spielzeug) oder andere
einhalten
• Umweltzeichen Blauer Engel oder Nachweis
der Einhaltung des entsprechenden RAL-Standards (RAL-UZ 72)
• FSC- und PEFC-Zertifizierung oder Nachweis
adäquater Leistungen
• Umweltmanagementsysteme wie EMAS, ISO
14001 oder adäquate Systeme
Dabei dürfen in der Leistungsbeschreibung nur
die Kriterien gefordert werden, nicht einzelne
Umweltzeichen oder spezifische Managementsysteme.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
21
Büro, IT, allgemeine Ausstattung
1.3 Büromaterialien
Neben Papier sind auch andere Büromaterialien Basis für Ressourcenverbrauch und hohes Abfallaufkommen. Vor allem die zunehmende Menge von
Druckmaterialien in Druckern und Kopierern fordert eine stärkere Berücksichtigung von Umweltaspekten. Doch auch alle übrigen Büromaterialien bieten oft
noch hohes Potential für die umweltfreundliche Beschaffung.
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Bei der Beschaffung von
Büromaterialien ist in jedem
Fall auf wiederbefüllte oder
wiederbefüllbare Systeme
zu achten. Bei Materialien
aus Papier/Pappe sind Produkte aus Recyclingpapier
zu bevorzugen.
Am Einfachsten ist die Berücksichtigung von Umweltaspekten beim Einkauf,
indem Sie die Hinweise auf umweltfreundliche Büromaterialien in den vorliegenden Katalogen (Rahmenvereinbarungen, Büromittelkataloge etc.) beachten. Doch auch bei individuellen Ausschreibungen spielen Umweltaspekte
eine Rolle:
Druckertinte-/toner
Tinten- oder Tonermodule für Drucker und Kopierer enthalten häufig nur einen
relativ geringen Anteil an Tinte oder Toner. Der Großteil der Module besteht
aus Gehäuse, Steuersystemen, Düsen und Trommeleinheiten. Sie sollten
immer einer Wiederbefüllung zugeführt werden. Ideal ist die Beschaffung von
wiederbefüllten Einheiten.
i
Umweltaspekte
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Recyclingmaterialien
Weitestmöglicher Einsatz von Recyclingmaterialien
Nachfüllbarkeit
Vorgabe von wiederbefüllten oder nachfüllbaren Systemen (mit Funktionsgarantie und Haftung für evtl.
Schäden)

Umfassende Informationen vom Umweltbundesamt:
• Einkaufs-/Arbeitshilfen zu wiederaufbereiteten Druckmodulen mit Toner
• Datenbank Umweltkriterien Tinten-/Tonermodule
22
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Büro, IT, allgemeine Ausstattung
Schreibutensilien
Für Schreibutensilien wie Kugelschreiber, Textmarker etc. sollten Nachfüllsysteme eingesetzt und/oder Umweltzeichen beachtet werden.
i
Umweltaspekte
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Recyclingmaterialien
Weitestmöglicher Einsatz von Recyclingmaterialien
Nachfüllbarkeit
Vorgabe von wieder befüllten oder nachfüllbaren
Systemen (mit Funktionsgarantie und Haftung für evtl.
Schäden)

Umfassende Informationen vom Umweltbundesamt:
• Einkaufs-/Arbeitshilfen zu Schreibutensilien
• Datenbank Umweltkriterien Schreibutensilien
Ordnungsmittel
Für Ordner, Umlaufmappen, Versandtaschen, Registraturhilfen etc. gelten die
Ausführungen zu Recyclingpapier in Kapitel „1.2 Papierwaren“.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
23
Büro, IT, allgemeine Ausstattung
1.4 Bürogeräte, IT
Bei der Beschaffung von elektronischen Bürogeräten wie Kopiergeräten,
Druckern, Computern oder Telekommunikationsgeräten sind als wichtigste
umweltrelevante Kriterien folgende Punkte zu berücksichtigen:
• Ein niedriger Energieverbrauch ist wesentliches Umwelt- und Kostenkriterium. Gute Orientierung bietet das Energielabel, siehe
www.stromeffizienz.de.
• Umweltaspekte beim Betrieb, bei Wartung und Materialverbrauch:
Vor allem bei Kopiergeräten und Druckern übersteigen die Kosten- und
Umweltbelastungen beim Betrieb oft die Werte bei der Anschaffung. Dabei
interessieren vor allem die Betriebsstoffe (z. B. Toner) sowie die Nutzungsmöglichkeiten (z. B. Verwendung von Recyclingpapier).
• Entsorgung
Fragen der Entsorgung haben seit Einführung der rechtlichen Verpflichtungen zur Elektrogeräterücknahme und -verwertung nur noch nachrangige
Bedeutung.
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Die Beachtung der Energie- und Rohstoffkosten im
Betrieb ist ein zwingend
notwendiges wirtschaftliches
und ökologisches Kriterium
bei der Ausschreibung.
i
Umweltaspekt
Lebenszykluskosten
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalwert nach Kriterienvorgabe durch Vergabestelle
ODER
Wertungskriterium
Lebenszykluskosten bei vorgegebenen Kriterien und
definiertem Lebenszykluskostenrechner
Energieverbrauch
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Mindest-Energieeffizienzklasse, Maximalverbrauchswert
ODER
Wertungskriterium
Energieverbrauch pro Leistungseinheit (z. B. pro Druckseite, pro Betriebsstunde)
Betrieb/Wartung
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Umweltkriterien wie Mehrweglösungen, Serviceleistungen, Eignung für Recyclingpapier, Schadstoff-/Strahlungsgrenzwerte, Möglichkeiten zur Auf-/Umrüstung
UND/ODER
Wertungskriterium
Kapazität (z. B. Seiten pro Tonerkartusche)
24
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Büro, IT, allgemeine Ausstattung

Lebenszykluskostenberechnung
Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen
Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
• Bayerische Staatsregierung, Leitfaden Klimaschutz im IT-Umfeld
• Leitfaden Klimaschutz im IT-Umfeld
• Öko-Institut e.V. - EcoTopTen
• Kaufempfehlung und Einkaufshilfen
• dena Initiative Energieeffizienz
• Kaufempfehlungen und Einkaufshilfen
• Portal zu GreenIT
• Umweltbundesamt
• Empfehlungen für Ausschreibungen
• Datenbank Umweltkriterien
• Bayerisches Landesamt für Umwelt - Infozentrum UmweltWirtschaft
• Fachwissen GreenIT
• Produktempfehlung: Flachbildschirme,
Computer und Drucker
• Umweltzeichen „Blauer Engel“
• www.blauer-engel.de
• EU-Ecolabel
• www.eu-ecolabel.de
• Buy Smart+ der Berliner Energie
GmbH
• Leitfaden Bürogeräte
Alle Aspekte können
unkompliziert über eine
Lebenszykluskostenberechnung berücksichtigt werden. Geeignete Lebenszykluskostenrechner können
von Ihnen selbst zum
Angebotsvergleich herangezogen werden oder – zur
Arbeitsersparnis – bei der
Ausschreibung als Angebotselement vom Lieferanten
gefordert werden.
Siehe hierzu auch die
Ausführungen im Kapitel
„Gestaltung der Vergabeunterlagen“.
1.5 Kommunikations- und Medientechnik
Durch verstärkte Nutzung von Kommunikations- und Medientechnik können
umweltschonend Postaufkommen und Transporte reduziert und Dienstreisen
eingespart werden. Die Allgemeine Geschäftsordnung für die Behörden des
Freistaates Bayern (AGO) fordert im § 26 (2) die vorrangige Nutzung elektronischen Dokumentenaustauschs beim Schriftverkehr innerhalb und zwischen
Behörden.
Papierloses Büro
Vor allem zur Reduzierung des Papierverbrauchs kann die moderne Kommunikations- und Medientechnik einen großen Beitrag leisten. Die Nutzung von
E-Mails kann heute in vielen Bereichen den klassischen Schriftverkehr ablösen
und spart neben Kosten auch Ressourcen und Zeit. Dies gilt jedoch nur dann,
wenn die technischen Möglichkeiten gezielt genutzt werden und der Papierverbrauch nicht z. B. durch unnötige Ausdrucke wieder erhöht wird.
Verringern Sie deshalb konsequent Ihre Ausdrucke: Drucken Sie E-Mails und
Dateien nur aus, wenn unbedingt nötig. Drucken Sie nicht jede Entwurfsfassung aus, sondern korrigieren Sie direkt am Bildschirm.
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Die Nutzung von E-Mail
anstelle von Papier-Post ist
bei der informellen Kommunikation zu bevorzugen.
Auch beim Dokumentenaustausch sind die papierlosen Online-Varianten
vorzuziehen.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
25
Büro, IT, allgemeine Ausstattung
Video- und Telefonkonferenzen
Nicht nur im Schriftverkehr bietet die elektronische Datenübertragung erhebliche
ökologische Vorteile gegenüber klassischen Kommunikationsformen wie zum
Beispiel standortübergreifenden persönlichen Treffen. Video- und Telefonkonferenzen ermöglichen persönliche Gespräche, ohne umweltbelastende und zeitraubende Dienstfahrten auf sich nehmen zu müssen.
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Telefonkonferenzen sind von
jedem Arbeitsplatz aus möglich und stellen eine umweltfreundliche und günstige
Alternative zu vielen Dienstfahrten dar.
Die Möglichkeiten, Telefonkonferenzen zu schalten, sind in den meisten Behörden über die Telekommunikationsanlage bereits vorhanden, evtl. sind in
Besprechungsräumen Konferenztelefone installiert, die es erlauben, weitere
Besprechungsmitglieder aus anderen Standorten in die Diskussion einzubeziehen.
Gerade Behörden, die öfters größere Besprechungen mit externen Personen
durchführen, sollten die Anschaffung solcher Konferenztelefone prüfen.
Sollten im Ausnahmefall keine technischen Möglichkeiten für Telefonkonferenzen
vorhanden sein, bietet sich die Nutzung externer Telefonkonferenzanbieter an, die
oft kostenlose virtuelle Konferenzräume zur Verfügung stellen.

Anbietervergleiche von (zum Teil kostenlosen) Telefonkonferenzen
finden Sie bei teltarif.de oder bei billiger-telefonieren.de.
Videokonferenzen bieten zudem die Möglichkeit Präsentationen einzuspielen oder
Dokumente während der Konferenz auszutauschen. Gerade beim Bedarf regelmäßiger Besprechungen in einem homogenen Personenkreis an verschiedenen
Standorten bieten Videokonferenzen die beste Alternative zu persönlichen Treffen, die immer mit Dienstreisen verbunden wären.
Besonders komfortabel ist die Nutzung eines Videokonferenzsystems, das kompatibel zu den Systemen am Standort Ihres Gesprächspartners ist und oft sogar
über mobile Geräte genutzt werden kann. Immer mehr Behörden investieren in
solche Systeme, um deren Vorteile nutzen zu können. Angebote von Videokonferenzsystemen finden sich bei den größeren Telekommunikationsanbietern und
den meisten Anbietern von professionellen IT- und TK-Lösungen.
Staatliche Behörden können ihre Endsysteme für Videokonferenzen bei einer
neuen Videokonferenzvermittlungsplattform des IT-Dienstleistungszentrums des
Freistaats Bayern registrieren lassen und damit die Netzübergänge (DOI, Internet
und ISDN) dieser Plattform nutzen.
Kontakt: Thomas.Winkelbauer@lfstad.bayern.de
Einfacher und kostengünstiger in der Anschaffung, teils sogar kostenlos, sind
Softwarelösungen, die auf den PCs der Besprechungsmitglieder installiert werden. Bei zusätzlicher Installation einer Kamera bieten auch solche Lösungen
vollwertige Videokonferenzmöglichkeiten.
Die Dynamik auf diesem Markt bringt laufend Änderungen beim Angebot von
Videokonferenz-Lösungen mit sich. Das für Ihre Ansprüche am besten geeignete System lässt sich am einfachsten über aktuelle Berichte und Vergleiche von
Online-Magazinen über die gängigen Suchmaschinen im Internet finden.
26
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Büro, IT, allgemeine Ausstattung
1.6 Batterien
Batterien bieten elektrische Energie ohne Netzbindung und sind deshalb für
viele Anwendungsbereiche unabdingbar.
Da Batterien Schadstoffe enthalten, die die Umwelt schädigen können und
Probleme bei der Entsorgung verursachen, sollte auf folgende Punkte geachtet werden:
• Oft ist der Einsatz batteriebetriebener Geräte nicht erforderlich und kann
durch die Nutzung netzgebundener Geräte substituiert werden. PC-Mäuse
zum Beispiel sind auch schnurgebunden komfortabel zu bedienen.
• Statt Einwegbatterien sollten möglichst schadstoffarme Akkus zum Einsatz
kommen. Empfehlenswert sind wiederaufladbare Alkali-Mangan-Batterien,
Nickel-Metallhydrid-(MH-)Akkus oder Lithium-Akkus.
• Auch für den Einsatz in Spezialbereichen gibt es meistens umweltfreundliche Alternativen, die beim Gerätehersteller erfragt werden können.
i
Umweltaspekte
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Schadstoffbelastung
Vorgabe schadstoffarmer wiederaufladbarer Akkus
wie Alkali-Mangan-Batterien, Nickel-Metallhydrid(MH-)Akkus oder Lithium-Akkus
Entsorgung
Nachweis der Beteiligung an einem Rücknahmesystem für Batterien bzw. Darlegung des Eigenrücknahmesystems

§
Batterieentsorgung
Das Batteriegesetz verbietet
die Entsorgung von Batterien
über die Mülltonne. Batterien
und Akkus müssen zu einer
Sammelstelle gebracht und
getrennt entsorgt werden.
Sammelstellen (insbesondere
die grünen Boxen des GRS)
finden Sie am örtlichen Recyclinghof und im Einzelhandel.
Innerhalb der Behörde sollten
Sammelbehälter aufgestellt
werden, die auch von Mitarbeitern genutzt werden
können.
Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen
Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
• Umweltbundesamt
Empfehlungen für solarbetriebene Produkte
• Gemeinsames Rücknahmesystem Batterien
(GRS)
Allgemeine Informationen zu Batterien
und zum GRS-Rücknahmesystem
• CCR Rebat Batterierücknahmesystem
Informationen zum Rebat-Rücknahmesystem
• European Recycling
Platform (ERP)
Deutschland GmbH
Informationen zum Rücknahmesystem ERP
• ÖcoReCell Batterie
Rücknahme System
Informationen ÖcoReCell-Rücknahmesystem
Bayerisches Landesamt für Umwelt
27
Büro, IT, allgemeine Ausstattung
1.7 Textilien
Textilien durchlaufen in ihrer Entstehung eine Vielzahl von Produktionsschritten, die unterschiedliche Umweltauswirkungen haben. Von der Gewinnung
der Fasern über deren Bearbeitung und Färbung bis hin zum Transport können
fast alle Schritte in der Produktionskette erhebliche Umweltbeeinträchtigungen oder auch gesundheitliche Probleme verursachen. Die Berücksichtigung
ökologischer Kriterien ist damit auch bei Textilien von hoher Bedeutung.
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Die Einhaltung der Schadstoffgrenzwerte nach
Öko-Tex Standard 100 sollte
immer verlangt werden, da
dies heute von den meisten
Anbietern gewährleistet
werden kann und sicherstellt, dass Mitarbeiter,
die mit den Textilien in
Berührung kommen, keine
gesundheitlichen Beeinträchtigungen hinnehmen
müssen.
Bei Bekleidungstextilien interessieren vor allem gesundheitliche Aspekte wie
Schadstoffarmut aber auch ökologische Aspekte wie die Herkunft der Ausgangsmaterialien aus kontrolliert biologischem Anbau (bei Naturfasern und
Fasern aus Zellulose).
i
Umweltaspekte
Ausgangsmaterialien und
Herstellungsverfahren
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Verweis auf Herstellungsstandards wie GOTS (Global
Organic Textile Standard) und ähnliche. Hier fließt die
Berücksichtigung von Umweltaspekten in der Herstellung in die Produkteigenschaften ein. Auch soziale
Kriterien können Bestandteil der Standards sein.

Schadstoffarmut
Einhaltung des Öko-Tex Standards 100 als Mindestanforderung


28
Global Organic Textile Standard
Prüfkriterien des Öko-Tex Standard 100
Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen
Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Umweltbundesamt
Datenbank Umweltkriterien
Die Verbraucher Initiative
e.V.
Geeignete Umweltzeichen für Bekleidung und Schuhe
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Energie
2 Energie
Jede Behörde und öffentliche Einrichtung ist selbst Energieverbraucher und
sollte deshalb einen vorbildlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Denn ein
rationeller und sparsamer Umgang mit natürlichen Ressourcen zur Energieund Wärmegewinnung gehört zu den wichtigsten Herausforderungen unserer
Zeit, um Wohlstand, ökologisches Gleichgewicht und klimatische Bedingungen stabil zu halten. Die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand verlangt deshalb gerade von behördlichen Einrichtungen besonderes Engagement beim
Energieeinsatz.
Effiziente Energienutzung ist in allen Tätigkeitsfeldern öffentlicher Aufgabenerfüllung möglich. Die gesellschaftliche Verantwortung für ressourcenschonendes Handeln findet sich deshalb auch als unbedingtes Kriterium bei der
öffentlichen Beschaffung und beim Verhalten im Arbeitsalltag.
2.1 Elektrischer Strom
Ökostrom
Mit dem Bezug von Ökostrom kann die öffentliche Hand die Treibhausgasemissionen unmittelbar senken.
Die Beschaffung von Ökostrom ist dank einer Arbeitshilfe des Umweltbundesamtes in der praktischen Umsetzung äußerst einfach und komfortabel. Die
Arbeitshilfe unterstützt bei der europaweiten Ausschreibung der Lieferung von
Ökostrom im offenen Verfahren. Zudem stehen Muster-Vergabeunterlagen für
eine europaweite Ausschreibung von Ökostrom nach dem in der Arbeitshilfe
beschriebenen Konzept zur Verfügung.
i
Umweltaspekte
Öko-Strom
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Vorgabe: Strom aus regenerativen (erneuerbaren)
Energien oder Mindestanteil regenerativer Energien am Energie-Mix
Aufgrund eines Ministerratsbeschlusses vom 18. März 2003 hat die Oberste
Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern (OBB) allen zur
Ausschreibung verpflichteten bayerischen Dienststellen und Hochschulen
angeboten, eine zentrale Ausschreibung des Strombezugs durchzuführen.
Kontakt: poststelle-obb@stmi.bayern.de, Telefon: 0 89 21 92-02.
Ökostrom für
bayerische Behörden
Die Bayerische Staatsregierung hat sich durch einen
Ministerratsbeschluss vom
8. Juni 2011 verpflichtet,
bei allen künftigen zentralen Ausschreibungen der
Stromlieferung für die staatlichen Behörden zu fordern,
dass die gesamte gelieferte
elektrische Energie aus
erneuerbaren Energien
erzeugt werden muss.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
29
Energie

Arbeitshilfe und
Vergabeunterlagen
vom Umweltbundesamt
• Arbeitshilfe „Beschaffung
von Ökostrom“
• Arbeitshilfe zur europaweiten Durchführung der
Ausschreibung
Weitere Informationen zum Thema:

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Bayerisches Landesamt für
Umwelt
• Themenportal Energie – intelligent
gewinnen und nutzen
Bayerisches Landesamt für
Umwelt – Infozentrum UmweltWirtschaft
• Infoportal Energie/Klima
Umweltbundesamt
• Datenbank Umweltkriterien
Buy Smart+
• Leitfaden Ökostrom
• Muster-Vergabeunterlagen (Word-doc)
Stromsparen
Maßnahmen zur Reduzierung des Stromverbrauchs können Verhaltens- und
technische Maßnahmen sein:
• Verhaltensmaßnahmen sind in der Regel kostenlos und ohne große Einschränkung umsetzbar, indem das eigene Verhalten den EnergieeffizienzAnforderungen angepasst wird. Im Büro- und Arbeitsalltag bietet sich vor
allem das Abschalten von Geräten und Beleuchtung bei Nichtgebrauch an.
• Da solche Maßnahmen aber immer von der Motivation und Bereitschaft der
Mitarbeiter abhängen, sind sie nur durch laufende Motivierung, Anweisungen oder formelle Regelungen umsetzbar. Gute Anleitungen zur Nutzermotivation bietet die deutsche Energieagentur (dena). Zur Motivation können
die Poster des Bayerisches Landesamtes für Umwelt – Infozentrum UmweltWirtschaft verwendet werden:

• dena Initiative Energieeffizienz, Portal „Nutzermotivation“
• Bayerisches Landesamt für Umwelt – Infozentrum UmweltWirtschaft:
Poster zur Mitarbeitermotivation (Poster 2+3)
In vielen Fällen, in denen die Nutzermotivation nicht den gewünschten Erfolg
erzielt, bietet es sich an, stromsparendes Verhalten durch Automatisierung zu
bewirken, z. B. durch Bewegungsmelder oder Dämmerungssensoren zur Beleuchtungssteuerung. So werden erforderliche Verhaltensmaßnahmen durch
technische Maßnahmen ergänzt.
• Technische Maßnahmen verlangen oft Investitionen, bauliche Änderungen
oder die Berücksichtigung von Energieeffizienzkriterien bei der Beschaffung, was normalerweise Mehrkosten zur Folge hat. In den meisten Fällen
und unter Berücksichtigung der steigenden Strompreise rechnen sich diese
Investitionen jedoch oft schon in kurzer Zeit.
Energieeffizienzkriterien sind bei den einzelnen Beschaffungsbereichen detailliert erläutert. Darüber hinaus bieten folgende Anwendungen erhebliches
Stromsparpotential:
30
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Energie
Anwendungsbereich
Beleuchtung

Weiterführende Links
• dena Initiative Energieeffizienz,
„Lotse energieeffiziente Innenbeleuchtung“
• dena Initiative Energieeffizienz,
„Wegweiser für eine effiziente Straßenbeleuchtung“
„Lotse energieeffiziente Straßenbeleuchtung“
• Buy Smart+ Leitfaden Beleuchtung
Gebäudetechnik
siehe Kapitel „5 Kantine, Gästebewirtung, Veranstaltungen“
Green IT
siehe Kapitel „1.4 Bürogeräte, IT“
Büro
siehe Kapitel „1 Büro, IT, allgemeine Ausstattung“
Eigenstromerzeugung
Für die eigenständige Stromerzeugung im Rahmen behördlicher Aufgaben
bieten sich vor allem Photovoltaikanlagen an, die je nach Einsatzzweck unterschiedlich dimensioniert sind:
• Eigenstromerzeugung in größerem Rahmen für Eigenverbrauch oder Netzeinspeisung: Hierfür sind große Dach- oder Freiflächen erforderlich, die Planung und Realisierung kann nur durch Fachfirmen erfolgen. Bei Ausschreibungen für solche Gewerke sind keine besonderen Umweltanforderungen
zu beachten.
• Stromerzeugung für Anwendungen im Inselbetrieb, wenn ein Anschluss
ans öffentliche Stromnetz nicht oder nur mit erheblichem Aufwand möglich
ist: Typische Anwendungsfälle sind Parkscheinautomaten, Notrufsäulen,
Baustellenbeleuchtung, Stauwarnanlagen, Beleuchtung von Wartehallen,
Fahrplan- und Hausnummernbeleuchtung oder ähnliches.
• Bei der Neuinstallation oder Änderung solcher Anwendungen sollte die
Stromversorgung über Photovoltaik bereits in die Planung integriert und zumindest optional in den Ausschreibungsunterlagen berücksichtigt werden.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
31
Energie
Energiemanagement
In der Industrie haben sich Energiemanagementsysteme längst durchgesetzt.
Doch auch in öffentlichen Einrichtungen kann sich die Einrichtung eines Energiemanagements lohnen, um den Energieverbrauch transparenter zu machen,
bewusst zu steuern und zu verringern. Vor allem in Kombination mit Umweltmanagementsystemen ist der Nutzen erheblich höher als der Aufwand bei
Einrichtung und Pflege eines solchen Systems.
Auch bei Ausschreibungen kann der Nachweis eines Energiemanagementsystems verlangt werden, wenn es sich um die Vergabe eines Dienstleistungsauftrags handelt, zu dessen Erfüllung hoher Energieeinsatz erforderlich ist. Bei
Lieferaufträgen ist eine solche Forderung nur im Ausnahmefall rechtlich möglich, wenn es sich um wiederkehrende Leistungen handelt, deren Qualität und
Kosten in hohem Maße durch ein Energiemanagement beeinflusst werden.
i
Umweltaspekte
Energieverbrauch
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Nachweis eines Energiemanagementsystems,
das sicherstellt, dass die Auftragserfüllung mit
minimalem Energieeinsatz erfolgen kann.
Informationen und Hilfestellungen zu Energiemanagementsystemen:

32
Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Bayerisches Landesamt für
Umwelt
Energiemanagement in kommunalen Liegenschaften und weitere Informationen
Umweltbundesamt
Umwelt- und Energiemanagement
dena Initiative Energieeffizienz
Energiemanagement
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Energie
2.2 Raumwärme, Warmwasser
Heizung, Klimatisierung und Warmwasser tragen fast zur Hälfte des gesamten
Energieverbrauchs von Behörden und öffentlichen Einrichtungen bei. Damit
haben Einsparungen beim Heizenergieverbrauch erhebliches Gewicht. Deshalb sind Behörden hier doppelt gefordert: Als Informationsgeber und Motivator sowie als Planer, Regulierer und Vorbild.
Wie bei allen Formen der Energieeinsparung sind auch bei der Wärmeenergie
zwei wesentliche Angriffspunkte zu nennen:
• Nutzerverhalten und Betrieb bestehender Anlagen
• bauliche und technische Maßnahmen
Überhöhte Raumtemperatur als
Energiefresser
Nutzerverhalten
Basis für sparsame Heizung, Klimatisierung und Warmwasserverbrauch ist
die laufende Motivierung der Nutzer. Gute Anleitungen zur Nutzermotivation
bietet die deutsche Energieagentur (dena):

dena Initiative Energieeffizienz, Portal „Nutzermotivation“
Gerade bei Heizungen zeigt die Erfahrung jedoch, dass unterschiedliches Wärmeempfinden und Frischluftbedarf eine große Hürde für sparsames Verhalten
sein kann. Deshalb ist vor allem bei der Raumwärme die Nutzung von automatischen Regelungen und Betriebseinstellungen vorteilhaft. Thermostatgesteuerte und programmierbare Raumtemperaturüberwachung und -regelung,
automatische Nachtabsenkung, effiziente Lüftungseinstellungen und regelmäßige Wartung der Heizungsanlage sind erfolgversprechende Beispiele.

Bei einer Außentemperatur
von 0°C verursacht die Erhöhung der Raumtemperatur
von 20°C auf 21°C eine Erhöhung des Energiebedarfs
um ganze 5 Prozent!
Gute und vollständige Empfehlungen gibt die deutsche Energieagentur
(dena) in dem Portal „Zukunft Haus“.
Bauliche und technische Maßnahmen
Bei alten Heizungs-/Klimatisierungsanlagen, Defekten der Heizungsanlage
oder renovierungsbedürftigem Gebäudebestand bietet sich eine Modernisierung der Gebäudeheizung/-klimatisierung und Wärmedämmmaßnahmen an.
Durch geeignete Investitionen können hier große Mengen an Energie eingespart und klimaneutrale Energieträger verwendet werden. Dies wird in der
Regel durch eine Erhöhung des Wirkungsgrads, verbesserte Isolierungen und
die Nutzung regenerativer Energien erreicht.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
33
Energie
i
Umweltaspekte
Energieverbrauch bei der
Gebäudeklimatisierung
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Forderung der Erstellung eines Energieausweises
(ideal: Bedarfsausweis), Verbesserung der aktuellen
Werte um einen festgelegten Prozentsatz oder Vorgabe eines maximalen Energiebedarfs
ODER
Wertungskriterium
Forderung der Erstellung eines Energieausweises
(ideal: Berechnung Bedarfsausweis), Vergleich der
Angebote und Erstellung einer Energiebedarfsrechnung für mindestens 10 Jahre. Einbeziehung und
Wertung dieser Energiekosten.
Für baulich technische Maßnahmen findet sich eine große Fülle an Informationen im Internet, die jedoch nicht immer neutral und objektiv sind und nicht auf
jeden Anwendungsbereich passen. Die besten und umfassendsten Informationsangebote kommen von offiziellen Stellen:
§
Energieeinsparverordnung

Energiesparen bei der
Gebäudeheizung und -klimatisierung ist gesetzlich
vorgeschrieben. Bei Neubau oder Änderungen sind
die Vorschriften unbedingt
einzuhalten.
34
Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Bayerisches Landesamt für
Umwelt
• Energieoptimiertes Sanieren und Bauen
Deutsche Energieagentur
(dena)
• www.zukunft-haus.info
Umweltbundesamt
• Datenbank Umweltkriterien
Bayerisches Landesamt für Umwelt
• Energieeffiziente Lüftung, Klimatisierung und
Heizung
Wasser
3 Wasser
Der sparsame Umgang mit Trinkwasser, ein besserer Gewässerschutz und
die Verringerung der Abwasserbelastung standen in den letzten Jahren kaum
mehr im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion und wurden von Energieeffizienz und Klimaschutz zunehmend in den Hintergrund gerückt.
Dennoch sind diese Themen nach wie vor von unverminderter Bedeutung
und bilden eine wichtige Grundlage für eine intakte Umwelt und ein gesundes
Leben.

Einen umfassenden Überblick über die Bedeutung von Wasser und die
Vielfalt der Betrachtungsweisen bietet das Bayerische Landesamt für
Umwelt im Themenportal Wasser sowie beim Bayerischen Infozentrum
UmweltWirtschaft in einem umfassenden Infoportal Wasser.
Behörden bzw. die öffentliche Verwaltung sind Wasserverbraucher, können
aber auch Anbieter von Wasserversorgungseinrichtungen, Betreiber von
Abwasseranlagen oder Anlagen, in denen Wasser eine gewichtige Rolle spielt,
wie z. B. Schwimmbäder sein.
Sie sind in der Verantwortung, sparsam mit der wichtigen Ressource Wasser
umzugehen. Wasser sparen bedeutet auch Energie sparen und ist damit
doppelt wichtig. Auch hier kann in zwei wesentlichen Vorgehensweisen agiert
werden:
• Nutzerverhalten
• bauliche und technische Maßnahmen
i
Umweltaspekte
Wasserverbrauch
Wasserverbrauch
in öffentlichen
Einrichtungen
Ca. neun Prozent des in
Deutschland verbrauchten Trinkwassers werden
für Toilettenspülungen in
öffentlichen Einrichtungen
verwendet.
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Vorgabe wassersparender Maßnahmen (technische
Maßnahmen oder Verhaltensvorgaben)
Bayerisches Landesamt für Umwelt
35
Wasser
Folgende Übersicht zeigt Beispiele für Wassersparmaßnahmen:
§
Regenwasser-/
Brunnennutzung
Auch die Nutzung von Regenwasser oder Brunnenwasser
ist je nach Anwendungsbereich rechtlich reglementiert.
Achten Sie auf die regional
geltenden kommunalen Satzungsbestimmungen!
Anwendungsbereich
Nutzerverhalten
Technische/Bauliche
Maßnahmen
Bewässerung von
Grünanlagen
Bewässerung in den kühleren
Tageszeiten, Einbringen des
Wassers direkt in den Boden,
kein Sprühen
Installation von Regenwassersammelbecken, Pflanzen
von trockenheitsresistenten
Pflanzen
Fahrzeugwäsche,
Nutzung von Waschanlagen
Reinigungsarbeiten mit Wasserkreislaufführung,
Nutzung von Regenwasser
Installation von Waschanlagen mit Wasserkreislaufführung, Regenwassersammelbecken
Sanitäre Anlagen
Installation von Wasserspararmaturen, zusätzliche
Kreisläufe für Regenwassernutzung in Toilettenspülungen
sparsames Verhalten bei
sanitären Anwendungen
Wasserspararmaturen und
wassersparende Spülkästen
finden sich beim Umweltzeichen Blauer Engel
Küche
Wassersparende Spülmaschinen, Kaufempfehlungen
bei
• EcoTopTen-Kaufempfehlung und Einkaufshilfen
(Öko-Institut e.V.)
• dena Initiative Energieeffizienz Kaufempfehlungen und Einkaufshilfen
Wassersparaspekte und die Reduzierung potenzieller Abwasserbelastungen
sollten bei allen relevanten Ausschreibungen berücksichtigt werden.
36
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Mobilität, Fahrzeuge, Fuhrpark
4 Mobilität, Fahrzeuge, Fuhrpark
Die Umweltbelastung durch den Verkehrssektor ist hoch. Zwar konnten die
durchschnittlichen Schadstoffemissionen der individuellen Verkehrsmittel in
den letzten 20 Jahren deutlich reduziert werden, die Treibhausgasemissionen
verringerten sich jedoch nur wenig; bei PKW z. B. nur um durchschnittlich
neun Prozent. Insgesamt werden heute durch die steigende Zahl von LKW
und PKW auf deutschen Straßen sogar mehr Treibhausgase emittiert als noch
in den 90er Jahren.
Da die öffentliche Hand auch beim Verkehr und dessen Umweltbelastung
einen hohen Anteil hat, stehen alle öffentlichen Einrichtungen in der Pflicht,
ihr Mobilitäts- und Fuhrparkmanagement in ökologischer Hinsicht zu optimieren. Der erste Schritt sollte die Einrichtung eines strukturierten Mobilitätsmanagements sein, um die genauen Bedarfe und Optimierungsmöglichkeiten zu
erkennen, Verbesserungen einzuleiten und Mitarbeitern das für den jeweiligen
Zweck umweltschonendste Verkehrsmittel anbieten zu können.
4.1 Mobilitätsmanagement
Im Klimaschutzprogramm und in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung spielt Mobilitätsmanagement eine bedeutende Rolle. Das Ziel einer
nachhaltigen Mobilität führt nicht nur zu geringeren Umweltbelastungen und
höherer Lebensqualität, sondern darüber hinaus auch zu langfristigen Vorteilen
für Wirtschaft und Beschäftigung, ohne dass Mobilitätsbedürfnisse eingeschränkt werden müssen.
i
Wichtige Schritte zur Optimierung der Mobilität
Reduzierung des Nutzungsbedarfs und Erhöhung der Auslastung von individuell genutzten Kfz durch eine Bedarfsanalyse, z. B.:
• Ist die Fahrt / der Transport überhaupt notwendig oder gibt es Alternativen (z. B. Kapitel „Video- und Telefonkonferenzen“)?
• Welche Faktoren sind für die Fahrt von besonderer Bedeutung (Zeit/
Schnelligkeit, Langstreckenkomfort, lokale Mobilität etc.)? Hierzu
werden objektive Kriterien genutzt (z. B. Länge der Dienstfahrt, Anzahl
Personen).
Vermeidung der Nutzung überdimensionierter Verkehrsmittel mit zu hoher
Umweltbelastung durch geeignete Verkehrsmittelwahl, z. B.
• Welche Verkehrsmittel sind für den ermittelten Bedarf die günstigsten
und zugleich umweltfreundlich?
• Welche dieser Verkehrsmittel stehen zur Verfügung?
Bayerisches Landesamt für Umwelt
37
Mobilität, Fahrzeuge, Fuhrpark
Vergleich: TreibhausgasEmissionen pro km und
Person
Vermeidung unnötiger Emissionen und Verringerung des Kraftstoffverbrauchs infolge des Nutzungsverhaltens, z. B.
• Wie wird ein PKW am sparsamsten bewegt? Gibt es geeignete Fahrkurse?
• Können noch Kollegen mitgenommen werden, die die gleiche Strecke
fahren? Welche Kompromisse müssen hierfür in Kauf genommen werden?
Am Bedarf ausgerichtetes Mobilitätsangebot ohne den Zwang zur Nutzung überdimensionierter Mobilitätsformen durch regelmäßige Analyse
der Bedarfe und der Entwicklung der verwendeten Verkehrsmittel, Anpassen des Verkehrsmittelangebots.
Flugzeug
Fahrrad
Bahn Fern
Reisebus
ÖPNV Nah
PKW
Erhöhung der Akzeptanz umweltfreundlicher Mobilitätsangebote durch
Information und Motivation der Nutzer über bedarfsgerechte und umweltfreundliche Mobilität.
Datenquelle: Hintergrundpapier Treibhausgasemissionen der Verkehrsmittel
im Vergleich
Öko-Institut e.V. - Stand: 08.01.2014
Die Entscheidungsträger der öffentlichen Hand sind dabei gefordert, diese
Schritte zu ermöglichen und zu fördern, indem sie z. B. Bahnfahrten oder
ÖPNV-Karten als Alternative anbieten, einen entsprechend sortierten Fuhrpark
(auch mit Kleinwägen und Fahrrädern) vorhalten oder an Car-Sharing-Programmen teilnehmen. Zudem sollte geprüft werden, inwiefern Elektrofahrzeuge
bzw. besonders schadstoffarme Fahrzeuge in den jeweiligen Fuhrpark integriert werden können. Wenn das Angebot umweltfreundlicher Verkehrsmittel
von den Nutzern nicht in ausreichendem Maße angenommen wird, sollte auch
über Maßnahmen nachgedacht werden, die die Nutzung dieser Verkehrsmittel verpflichtend fordert – so z. B. die Herausgabe eines großen PKW erst ab
bestimmten Personenzahlen pro Fahrt und/oder Mindestentfernungen.
Auch bei Ausschreibungen kann ein entsprechendes Mobilitätsmanagement
verlangt werden, wenn es sich um die Vergabe eines Dienstleistungsauftrags
handelt, dessen Erfüllung hohe Anforderungen an Personenmobilität oder
Warentransporte stellt.
i
Umweltaspekte
Energieverbrauch, Schadstoffausstoß, Klimaschutz
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Darstellung des internen Mobilitätsmanagements,
das sicherstellt, dass die Auftragserfüllung klimaschonend, energiesparend und schadstoffarm erfolgt.
Mobilitätsmanagement hat je nach Einsatzbereich viele Facetten und bietet
weitreichende Möglichkeiten zur Kosteneinsparung und umweltfreundlicher
Mobilität.
38
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Mobilität, Fahrzeuge, Fuhrpark
Gute Einführungen und Hilfestellungen zu Mobilitätsmanagement finden Sie
hier:

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Umweltbundesamt
• Themenportal Verkehr
Deutsche Energieagentur (dena)
• effizient mobil – Das Aktionsprogramm für
Mobilitätsmanagement
4.2 Dienstfahrten
Die Praxis zeigt, dass der Individualverkehr über PKW nach wie vor die beliebteste Art für Dienstreisen darstellt. Dies liegt zum einen an der Flexibilität und
Unabhängigkeit, zum anderen aber auch an der mangelnden Verfügbarkeit von
Alternativen – sei es aus internen organisatorischen Gründen oder aufgrund
lückenhafter ÖPNV-Netze.
Deshalb sollte vor der Betrachtung eines optimalen Fuhrparkmanagements die
Frage gestellt werden, wie alternative Mobilitätsformen, hierbei vor allem Bus
und Bahn, gefördert werden können. Vor allem innerstädtische Dienstfahrten
sollten in erster Linie mit dem Fahrrad (Dienstrad) oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchgeführt werden.
• Wichtig ist vor allem das Angebot seitens der Behörde. Die Gewährung von
Bahn-Cards sowie Job- und Firmentickets sollten heute Standard sein.
• Das zweite wichtige Standbein zur Förderung von ÖPNV ist die Information und Motivation der Nutzer. Hierfür bietet die deutsche Energieagentur
(dena) eine Fülle von Materialien und Arbeitshilfen.

effizient mobil – Motivations- und Arbeitshilfen
4.3 Fuhrparkmanagement
Dennoch werden die meisten Behörden nicht auf einen eigenen Fuhrpark oder
das Angebot von PKW zur individuellen Dienstreisenutzung verzichten können.
Hierfür ist ein sinnvolles, an ökologischen Kriterien ausgerichtetes Fuhrparkmanagement unabdingbar.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
39
Mobilität, Fahrzeuge, Fuhrpark
Lebenszykluskostenberechnung
Lebenszykluskosten beziehen Treibstoffverbräuche
ein. Geeignete Lebenszykluskostenrechner können von Ihnen selbst zum
Angebotsvergleich herangezogen werden oder – zur
Arbeitsersparnis – bei der
Ausschreibung als Angebotselement vom Lieferanten gefordert werden.

Link zu einem vergleichenden Lebenszykluskostenrechner:
EU-Projekt clean vehicle
Gesamtfahrwiderstand
(ursächlich für den
Kraftstoffverbrauch)
eines durchschnittlichen PKW in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit
i
Folgende Anforderungen sollten bei der Zusammenstellung des Fuhrparks und in relevanten Ausschreibungen berücksichtigt werden:
• Geeignete Fuhrparkzusammensetzung:
Erst eine Analyse der typischen Dienstreisegewohnheiten gibt Aufschluss darüber, welche Fahrzeuggröße sinnvoll und aus ökologischer
Sicht ausreichend ist. Anhand dieser Kenntnisse sollte der Fuhrpark aus
verschiedenen Fahrzeugen unterschiedlicher Klassen zusammengestellt
werden. Heute sind in den Fuhrparks in der Regel zu viele Mittelklasseoder Kompaktfahrzeuge und zu wenige Kleinst- oder Kleinwagen vorhanden. Die Bereitstellung von Elektrofahrzeugen vor allem für innerstädtische Dienstreisen bietet sich ebenfalls als sinnvolle Alternative an.
Das Angebot von Dienstfahrrädern sollte in keinem Fuhrpark fehlen.
• Auswahl geeigneter Fahrzeuge:
Nicht die reinen Anschaffungskosten bestimmen die echten Kosten
eines PKW. Vielmehr sind es auch hier die Lebenszykluskosten, die am
Ende zu Buche schlagen. Vor allem der Treibstoffverbrauch ist ausschlaggebend für Kosten und Umweltbelastung. Diese Lebenszykluskosten sind ein wichtiger Faktor und unbedingter Gegenstand
jeder Ausschreibung.
• Bedarfsgerechte Herausgabe der Fahrzeuge:
Für eine innerstädtische Dienstreise werden viele Nutzer gerne freiwillig auf den Kleinstwagen zurückgreifen, um sich die Parkplatzsuche zu
erleichtern. Dieses begrüßenswerte Verhalten darf jedoch nicht unbedingt in jedem Fall vorausgesetzt werden. Vielmehr ist es in größeren
Fuhrparks mit vielen Nutzern sinnvoll, klare Regeln zu definieren, welche
Fahrzeugklasse zu welchem Zweck bereitgestellt wird. Hierfür kann die
Personenzahl für die Dienstreise genauso Kriterium sein wie die zu fahrende Strecke gemäß Reiseplan.
Besonders wirksam ist solch ein Regelsystem bei zusätzlichem Angebot
von Routenoptimierungen.
170 km/h
150 km/h
130 km/h
110 km/h
90 km/h
70 km/h
• Angebot von Bonussystemen für sparsame Fahrweise:
Solche Angebote setzen die Auswertung des Fahrverhaltens voraus –
evtl. anhand der Einträge im Fahrtenbuch und der Treibstoffmengen.
Die Erkenntnisse können dazu dienen, besonders sparsamen Nutzern
Boni zu gewähren oder Fahrtrainings anzubieten.
Sinnvoll ist eine parallele Information und Motivation der Nutzer zu
treibstoffsparender Fahrweise – siehe hierzu die Links oben zu den
Motivation- und Arbeitshilfen bei „effizient mobil“.
Datenquelle:
Spritmonitor.de – Stand: 2005
40
• Regelmäßige Wartung und effiziente Reifenwahl unter Beachtung ökologischer Aspekte:
Leichtlauföle oder Spritsparreifen tragen zur weiteren Optimierung der
ökologischen Eigenschaften eines PKW bei. Hierbei werden die nötigen
Investitionen oft schnell durch Kosteneinsparungen gedeckt.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Mobilität, Fahrzeuge, Fuhrpark
Von besonderer Wichtigkeit ist die Berücksichtigung der Verbrauchswerte in
Ausschreibungen.
i
Umweltaspekt
Lebenszykluskosten
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalwert nach Kriterienvorgabe durch Vergabestelle
ODER
Wertungskriterium
Lebenszykluskosten bei vorgegebenen Kriterien und definiertem Lebenszykluskostenrechner
Verbrauchskriterien
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalverbrauch nach Drittelmix, maximale CO2-Emissionen, Abgasnormen
ODER
Wertungskriterium
Angabe/Vergleich der Verbrauchswerte nach Drittelmix
Weitere Informationen und vor allem detaillierte Hilfestellungen finden Sie hier:

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Buy Smart+
• Leitfaden Fahrzeuge
VCD-Leitfaden, angeboten
vom Umweltbundesamt
• Leitfaden Effizienter Fuhrpark (pdf)
Europäische Kommission
• Portal „clean vehicle“, besonders geeignet für
Lebenszykluskostenberechnung
Umweltbundesamt
• Themenportal Nachhaltige Mobilität
• Leitfaden zur umweltfreundlichen Beschaffung
von Fahrzeugreifen
• Datenbank Umweltkriterien „Fahrzeugwesen“
EcoTopTen (Öko-Institut e.V.)
• Hilfestellung, Kaufempfehlung und Einkaufshilfen zum Thema Mobilität
Bayerisches Landesamt für Umwelt
41
Mobilität, Fahrzeuge, Fuhrpark
4.4 Kommunalfahrzeuge, Omnibusse und sonstige Fahrzeuge
Die Anforderungen und Besonderheiten bei Beschaffung und Einsatz von
Kommunalfahrzeugen, Transportern und Omnibussen übersteigen die von
PKW um ein Vielfaches.
Die wesentlichen ökologischen Kriterien sind zwar dieselben, werden aber um
weitere Aspekte wie Lärmbelastung, Schadstoffausstoß, Straßenbelastung,
Betriebsmittelverbräuche etc. ergänzt. Noch diffiziler und spezieller ist die Situation bei Betrachtung von Schienenfahrzeugen, Wasserfahrzeugen, Krafträdern oder Arbeitsmaschinen.
Doch auch hier gilt der Grundsatz, dass ökologische Kriterien wichtiger Inhalt
von Bedarfsplanungen und Ausschreibungen sein müssen. Bei Betrieb und
Wartung sind die ökologischen Anforderungen meistens sogar noch deutlich
höher als bei PKW. Die Möglichkeit zur Lebenszykluskostenberechnung sollte
deshalb auch hier bei der Beschaffung unbedingt Berücksichtigung finden.
Das Angebot der EU-Kommission zur vergleichenden Lebenszykluskostenberechnung erstreckt sich auf den Bereich der Kommunalfahrzeuge und Omnibusse (Link siehe unten).
Die Beachtung dieser ökologischen und langfristig wirkenden Kostenaspekte
bei Ausschreibungen ist absolut verpflichtend.
i
Umweltaspekt
Lebenszykluskosten
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalwert nach Kriterienvorgabe durch Vergabestelle
ODER
Wertungskriterium
Lebenszykluskosten bei vorgegebenen Kriterien und
definiertem Lebenszykluskostenrechner
Verbrauchskriterien
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalverbrauch nach Drittelmix, maximale CO2-Emissionen
ODER
Wertungskriterium
Angabe/Vergleich der Verbrauchswerte nach Drittelmix
Sonstige Betriebskostenaspekte
Leistungsbeschreibung/Vertrag
klare Umweltkriterien, Schadstoff-/Lärmgrenzwerte, Möglichkeiten zur Auf-/Umrüstung, Maximalwerte für Verbräuche etc.
UND/ODER
Wertungskriterium
Verbrauchswerte
42
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Mobilität, Fahrzeuge, Fuhrpark
Spezielle Arbeitshilfen zur umweltfreundlichen öffentlichen Beschaffung von
Kommunalfahrzeugen und Omnibussen finden Sie hier:

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
siehe Links unter Kapitel „4.3 Fuhrparkmanagement“ zusätzlich relevant:
Umweltbundesamt
Arbeitshilfen für Kommunalfahrzeuge und
Omnibusse
Bayerisches Landesamt für Umwelt
43
Kantine, Gästebewirtung, Veranstaltungen
5 Kantine, Gästebewirtung, Veranstaltungen
Im Kantinenwesen und bei Bewirtungen sind mehrere Umweltaspekte von
Bedeutung:
5.1 Elektrogeräte im Küchenumfeld
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Die Beachtung der Kosten
für Energie, Wasser und
Betriebsstoffe im Betrieb
ist absolut notwendiges
wirtschaftliches und ökologisches Kriterium bei der
Ausschreibung.
Nicht nur in Kantinen und Großküchen wird viel Energie und Wasser aufgewendet, um Speisen und Getränke zuzubereiten, zu lagern oder Geschirr zu
reinigen. Auch kleine Teeküchen sind oft vollwertig ausgestattet und werden
entsprechend stark genutzt. Die Beachtung von Umweltaspekten ist hier also
von großer Bedeutung:
• Ein niedriger Energie- und Wasserverbrauch ist wesentliches Umweltund Kostenkriterium. Eine gute Orientierung bietet das Energielabel, siehe
www.stromeffizienz.de.
• Entsorgung
Entsorgungsfragen haben seit Einführung der rechtlichen Verpflichtungen
zur Elektrogeräterücknahme und -verwertung nur noch nachrangige Bedeutung
i
Umweltaspekt
Lebenszykluskosten
ODER
Wertungskriterium
Lebenszykluskosten bei vorgegebenen Kriterien und
definiertem Lebenszykluskostenrechner
Energieverbrauch
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Mindest-Energieeffizienzklasse,
Maximalverbrauchswert
ODER
Wertungskriterium
Energieverbrauch pro Leistungseinheit (z. B. pro Betriebsstunde)
Wasserverbrauch
Siehe hierzu auch die
Ausführungen im Kapitel
„Gestaltung der Vergabeunterlagen“.
44
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalwert nach Kriterienvorgabe durch Vergabestelle
Lebenszykluskostenberechnung
Alle Aspekte können
unkompliziert über eine
Lebenszykluskostenberechnung berücksichtigt
werden. Geeignete Lebenszykluskostenrechner können von Ihnen selbst zum
Angebotsvergleich herangezogen werden oder – zur
Arbeitsersparnis – bei der
Ausschreibung als Angebotsselement vom Lieferanten gefordert werden.
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalverbrauch pro Zyklus
ODER
Wertungskriterium
Wasserverbrauch pro Zyklus
Kantine, Gästebewirtung, Veranstaltungen

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Öko-Institut e.V. –
EcoTopTen
• Kaufempfehlung und Einkaufshilfen
dena Initiative
Energieeffizienz
• Kaufempfehlungen und Einkaufshilfen
Umweltbundesamt
• Umweltkriterien Mikrowellen
• Umweltkriterien Kühl-/Gefriergeräte
• Umweltkriterien Geschirrspüler
• Umweltkriterien Backöfen
5.2 Lebensmittel
Herstellung, Umgang, Verarbeitung und Vertrieb von Lebensmitteln sind in
starkem Maß rechtlich geregelt, bieten aber trotzdem viel Spielraum für Optimierungen in ökologischer und gesundheitlicher Sicht.
Jedes Kantinenangebot sollte heute Produkte und Gerichte aus ökologischen
Lebensmitteln enthalten. Die Verwendung von frischen und saisonalen Produkten bei der Gästebewirtung trägt zu höherer Qualität bei. Auch das Angebot fair gehandelter Lebensmittel erfüllt verschiedene Umweltanforderungen
und soziale Aspekte.
i
Umweltaspekte
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Eine Auswahl von BioLebensmitteln sensibilisiert
und regt das Verantwortungsbewusstsein an.
Solche umweltfreundlichen
Alternativen sollten in keinem Angebot fehlen.
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Herkunft und
Herstellung
• Bio-Lebensmittel, die den Anforderungen der EGÖko-Basisverordnung (EG) Nr. 834/2007 entsprechen,
• bestimmte Anforderungen, die z. B. dem Fair-TradeSiegel zugrunde liegen und im Zusammenhang mit
dem Auftragsgegenstand stehen,
• Vorgaben zur Verwendung saisonaler und frischer
Lebensmittel.
Verpackung
• Nutzung von Mehrwegsystemen bei Getränken und
bei der Lebensmittelbelieferung: Artikel 2 (Abs. 2
Satz 1) Bayerisches Abfallwirtschaftsgesetz verpflichtet zur Berücksichtigung abfallvermeidender Maßnahmen bei der Beschaffung. Dies wird in der Regel vor
Ort in kommunalen Satzungen festgeschrieben.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
45
Kantine, Gästebewirtung, Veranstaltungen

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Umweltbundesamt
Datenbank Umweltkriterien für Lebensmittel und
Catering
Verbraucher Initiative e.V.
Label-online-Datenbank
5.3 Großveranstaltungen
Einen Sonderfall der Gästebewirtung bilden Großveranstaltungen. Sie gehen
häufig mit großem Abfallaufkommen, hohem Ressourcenverbrauch und Lärmbelästigungen einher.
i
Umweltaspekte
Energie und Klima
Ansätze für Umweltschutz
• Verringerung der Umweltbelastungen durch An- und
Abreise mit der Bahn
• Auswahl eines gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln
erreichbaren Veranstaltungsorts
• Berücksichtigung der Klimarelevanz von Veranstaltungen, Kompensation der durch die Veranstaltung
verursachten Treibhausgas-Emissionen; Klimaneutralität bei Flugreisen
• Maßnahmen zum sparsamen Energieverbrauch
Catering/Lebensmittel
• Möglichst hoher Anteil von Produkten aus ökologischem Landbau, die den Anforderungen der EGÖko-Basisverordnung (EG) Nr. 834/2007 entsprechen,
• Möglichst hoher Anteil von Produkten, die bestimmten Anforderungen entsprechen, die z. B. dem Fairtrade-Siegel zugrunde liegen und im Zusammenhang mit dem Auftragsgegenstand stehen,
• Vorgabe/Bevorzugung frischer, saisonaler Lebensmittel
Abfallmanagement
• Abfallvermeidung oder zumindest Reduktion des
Abfallaufkommens, z. B. Einsatz von Mehrweggeschirr, Mülltrennung, Wiederverwendung
• Einsatz ökologisch optimierter Verpackungen, Verzicht aus Einwegverpackungen und Plastiktüten
46
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Kantine, Gästebewirtung, Veranstaltungen
Um diese Umweltauswirkungen sicher zu beherrschen, empfiehlt sich eine
genaue Planung der Veranstaltung, die alle relevanten Aspekte einbezieht.
i
Umweltaspekte
Durchführung von
Großveranstaltungen
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Optionale Vorgabe eines Nachhaltigen Veranstaltungsmanagements nach ISO 20121 bzw. entsprechend der
dort skizzierten Anforderungen
Weitere Vorgaben siehe Kapitel „5.1 Elektrogeräte im Küchenumfeld“ und „5.2 Lebensmittel“
Als Hilfestellung bei solchen Planungen bieten sich folgende Leitfäden an:

Leitfäden für umweltbewusstes Veranstaltungsmanagement
ISO 20121 für Nachhaltiges
Veranstaltungsmanagement
• www.iso20121.org
Umweltbundesamt
• Ausschreibungsempfehlungen für nachhaltige
Veranstaltungen
• Datenbank Umweltkriterien Nachhaltige
Veranstaltungen
Bayerisches Landesamt
für Umwelt – Infozentrum
UmweltWirtschaft
• Umweltgerechte Gestaltung von Open-Air-Veranstaltungen
Bayerisches Landesamt für Umwelt
47
Reinigung und Hygiene
6 Reinigung und Hygiene
Reinigungsmaßnahmen helfen, die Nutzungsmöglichkeit von Gegenständen
und Immobilien zu erhalten, ihre Lebensdauer zu erhöhen und frühzeitige Ersatzbeschaffung zu vermeiden. Auch Mehrwegsysteme werden durch Reinigungsmaßnahmen erst möglich.
Andererseits belasten auch Reinigungsvorgänge die Umwelt. Deshalb ist die
Berücksichtigung von Umweltaspekten in diesem Bereich äußerst wichtig.
6.1 Elektrogeräte für Reinigungsmaßnahmen
Zur Reinigung von Textilien oder Geschirr kommen in der Regel Wasch- oder
Spülmaschinen zum Einsatz. Die Verwendung solcher Geräte ist normalerweise deutlich umweltschonender als z. B. das Waschen oder Spülen von Hand,
da moderne Elektrogeräte sparsamer mit Wasser und Energie umgehen und
Reinigungsmittel effizienter einsetzen.
i
Umweltaspekt
Lebenszykluskosten
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalwert nach Kriterienvorgabe durch Vergabestelle
ODER
Wertungskriterium
Lebenszykluskosten bei vorgegebenen Kriterien und
definiertem Lebenszykluskostenrechner
Energieverbrauch
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Höchste Energieeffizienzklasse
Wasserverbrauch
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximaler Energie-/Wasserverbrauch pro Nutzungszyklus
ODER
Wertungskriterium
Angabe/Vergleich der Verbrauchswerte
48
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Reinigung und Hygiene

Nähere Informationen zu Reinigungsgeräten
Textilwäsche
Lebenszykluskostenberechnung
• Umweltbundesamt, Einkaufshilfe für Waschmaschinen
• Umweltbundesamt, Datenbank Umweltkriterien:
Waschmaschinen
• EcoTopTen-Kaufempfehlung und Einkaufshilfen:
Waschmaschinen
• EcoTopTen-Kaufempfehlung und Einkaufshilfen:
Wäschetrockner
• dena Initiative Energieeffizienz Kaufempfehlungen
und Einkaufshilfen: Waschmaschinen und Trockner
Spülmaschinen
• Umweltbundesamt, Datenbank Umweltkriterien:
Spülmaschinen
• EcoTopTen-Kaufempfehlung und Einkaufshilfen:
Spülmaschinen
• dena Initiative Energieeffizienz Kaufempfehlungen
und Einkaufshilfen: Spülmaschinen
Staubsauger
Alle Aspekte können
unkompliziert über eine
Lebenszykluskostenberechnung berücksichtigt werden. Geeignete Lebenszykluskostenrechner können
von Ihnen selbst zum
Angebotsvergleich herangezogen werden oder – zur
Arbeitsersparnis – bei der
Ausschreibung als Angebotselement vom Lieferanten
gefordert werden.
Siehe hierzu auch die
Ausführungen im Kapitel
„Gestaltung der Vergabeunterlagen“.
• Umweltbundesamt, Datenbank Umweltkriterien:
Staubsauger
• EcoTopTen-Kaufempfehlung und Einkaufshilfen:
Staubsauger
6.2 Gebäudereinigung/Wasch- und Reinigungsmittel/
Ausschreibung von Reinigungsdienstleistungen
In öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen werden regelmäßig Reinigungsarbeiten durchgeführt. Die Verwaltung muss dabei darauf achten, dass Umwelt
und Gesundheit möglichst wenig beeinträchtigt werden. So können beispielsweise Wasch- und Reinigungsmittel umwelt- und gesundheitsgefährdende
Inhaltsstoffe enthalten. Diese können über das Abwasser und die Kläranlage
in den Wasserkreislauf gelangen. Deshalb ist neben dem sparsamen Umgang
mit Reinigungsmitteln eine umweltverträgliche Auswahl nötig.
Allerdings werden heute immer mehr Reinigungsarbeiten von Fremdfirmen
übernommen. Damit steht neben der Beschaffung der Reinigungsmittel
verstärkt die Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Beauftragung von
Gebäudereinigungsfirmen im Vordergrund.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
49
Reinigung und Hygiene
§
Mitarbeiterentlohnung
bei Fremdreinigungsfirmen
i
Umweltaspekte
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Das Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AEntG) schreibt die
Einhaltung der in Bayern für
Tarifvertragsparteien geltenden Lohntarife vor.
Schadstoffbelastete
Inhaltsstoffe
Vorgabe von nicht zu verwendenden Stoffe oder
Einhaltung von Grenzwerten bestimmter umweltund gesundheitsgefährdender Inhaltsstoffe wie sie
beispielsweise in den Anforderungen verschiedener
Umweltzeichen festgelegt sind.

Schulung der Mitarbeiter
Vorgabe der regelmäßigen fachlichen Schulung der
zum Einsatz kommenden Mitarbeiter zur sachgerechten und sparsamen Verwendung der eingesetzten
Wasch- und Reinigungsmittel.
Entsorgung
Bei Reinigungsmitteln, die nicht verbraucht oder über
Abwasser entsorgt werden bzw. bei Restmengen:
Nachweis ordnungsgemäßer Entsorgungssysteme
AEntG

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Umweltbundesamt:
Beschaffung von Reinigungsmitteln und Reinigungsdienstleistungen
• Hilfestellung zur umweltfreundlichen Beschaffung
von Reinigungsmitteln
• Leitfaden zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung von Reinigungsdienstleistungen und -mitteln
• Reinigungsmitteln in der Datenbank Umweltkriterien
Hygienepapiere und Händetrocknung
Hygienepapiere wie Toilettenpapier sollten ausschließlich aus 100-ProzentRecyclingpapier bestehen. Zur Händetrocknung bieten sich verschiedene
Systeme an, die mit Ausnahme der Papierhandtücher aus Zellstoff alle aus
ökologischer Sicht weitgehend gleichwertig sind. Auf Papierhandtücher aus
Zellstoff sollte verzichtet werden, da sie aufgrund des hohen Rohstoffverbrauchs ökologisch nachteilig sind.
Geeignete Systeme für Sanitär-, Küchen-, Kantinen- und Reinigungsbereich
sind je nach Anforderung und Zweck
• Warmlufthändetrockner
• Recyclingpapierhandtücher
• Baumwollhandtuchrollen
50
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Reinigung und Hygiene
i
Umweltaspekt
Lebenszykluskosten
bei Warmlufttrocknern
und Handtuchrollen
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalwert nach Kriterienvorgabe durch Vergabestelle
ODER
Wertungskriterium
Lebenszykluskosten bei vorgegebenen Kriterien und
definiertem Lebenszykluskostenrechner
Energieverbrauch bei
Warmlufttrocknern
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Bei allen Einsatzbereichen
von Hygienepapier, sei
es als Handtuch oder als
Toilettenpapier, sollte ausschließlich auf Produkte aus
Recyclingpapier zurückgegriffen werden.
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalverbrauch pro Anwendung, Mindest-Energieeffizienzklasse
ODER
Wertungskriterium
Energieverbrauch pro Anwendung
Waschmittel bei Handtuchrollen
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Ressourcenschonung
bei Hygienepapieren
Leistungsbeschreibung/Vertrag

Vorgabe umweltschonender Waschvorgänge
Ausschluss von Papier-Hygienetüchern aus Zellstoff,
Vorgabe von 100% Recyclingpapier
Nähere Informationen und konkrete Hilfen bei der Ausschreibung von
Hygienepapieren und Händetrocknungssystemen
Umweltbundesamt
• Ausschreibungsempfehlungen für Hygienepapiere
• Ausschreibungsempfehlungen für System
Stoffhandtuchrollen im Handtuchspender
• Umweltkriterien Hygienepapiere
• Umweltkriterien Händetrocknung
Bayerisches Landesamt für Umwelt
51
Reinigung und Hygiene
6.3 Schädlingsbekämpfung
Die Schädlingsbekämpfung erfordert höchste Sorgfalt und einen gezielten und
fachkundigen Einsatz von risikoarmen Mitteln und Verfahren. Dies kann in der
Regel nur von Fachfirmen gewährleistet werden und sollte nicht von Behörden in Eigenregie erledigt werden.
i
Umweltaspekte
Schadstoffe für Mensch
und Umwelt

52
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Vorgabe des Einsatzes von Schädlingsbekämpfungsmitteln, die den Anforderungen des Umweltzeichens Blauer
Engel entsprechen
Nähere Informationen zur Schädlingsbekämpfung bieten die
Anforderungen des Umweltzeichens Blauer Engel.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Bauliche Maßnahmen, Gebäude
7 Bauliche Maßnahmen, Gebäude
Baumaßnahmen an staatlichen Gebäuden werden in der Regel durch die
Staatlichen Bauämter durchgeführt. Als Betreiber von Bauhöfen oder Auftraggeber für Bauunternehmen stehen dennoch viele öffentliche Einrichtungen
regelmäßig vor der Herausforderung, Umweltschutzthemen in diesem Zusammenhang berücksichtigen zu müssen.
Besonders relevant sind dabei die Anforderungen zum Ressourcenschutz. Bei
größeren Baumaßnahmen ist eine bodenkundliche Baubegleitung sinnvoll.
Umfassende Informationen für Anforderungen baulicher Maßnahmen liefern
folgende Informationsangebote:

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten bei Baumaßnahmen finden Sie hier:
Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz Bau
und Reaktorsicherheit
• Informationsportal nachhaltiges Bauen
• Leitfaden Nachhaltiges Bauen
Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau
und Verkehr
• Infoportal „Gebäude und Energie“
• Vergabe- und Vertragswesen
• Arbeitsblätter zum Wohnungsbau:
- Umweltverträgliches Bauen und gesundes
Wohnen, Neubau
- Umweltverträgliches Bauen und gesundes
Wohnen, Bestand
Umweltbundesamt
§
Baumaßnahmen sind
in hohem Maße rechtlich reglementiert
Eine Übersicht über allgemeines Baurecht finden Sie beim
Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und
Verkehr:

Baurecht
• Datenbank Umweltkriterien „Bauwesen“
Bayerisches Landesamt für • Broschüre Bauen und sanieren für die Zukunft
Umwelt (LfU)
• Planungshilfe Effiziente Energienutzung in Bürogebäuden
• Broschüre Energiesparfenster
Ökologische Aspekte bei Baumaßnahmen werden in der Regel in Ausschreibungen Berücksichtigung finden. Folgende Übersicht gibt bei der Planung
Orientierung und bietet weiterführende Informationen:
i
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
Detaillierte Erklärungen der unten genannten Umweltaspekte finden Sie hier:
• Wecobis – Ökologisches Baustoffinformationssystem
• Baustoffdatenbank „Ökobau.dat“
• Institut Bauen und Umwelt e.V. – Umwelt-Produktdeklaration EPD
• UBA-Datenbank Umweltkriterien „Neubau und Sanierung“
• siehe auch Kapitel „2.2 Raumwärme, Warmwasser“
Bayerisches Landesamt für Umwelt
53
Bauliche Maßnahmen, Gebäude
i
Umweltaspekt
Baustoffe allgemein,
Energieverbrauch bei
der Gebäudeklimatisierung
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Forderung der Erstellung eines Energieausweises (ideal: Berechnung Bedarfsausweis),
Verbesserung der aktuellen Werte um einen festgelegten Prozentsatz oder Vorgabe
eines maximalen Energiebedarfs
ODER
Wertungskriterium
Forderung der Erstellung eines Energieausweises (ideal: Berechnung Bedarfsausweis),
Vergleich der Angebote und Erstellung einer Energiebedarfsrechnung für mindestens
10 Jahre. Einbeziehung und Wertung dieser Energiekosten.
Wärmedämmung,
Schalldämmung
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Obergrenze absolute Wärmeleitfähigkeit bei definiertem Anwendungsgebiet,
Mindestwert Rohdichte (für Schalldämmung)
ODER
Wertungskriterium
Angabe relative Wärmeleitfähigkeit, Rohdichte, Umweltzeichen
Fenster
Leistungsbeschreibung/Vertrag
maximaler U-Wert, Unbedenklichkeitsbescheinigung für Holzschutzmittel und Lackierungen, Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft, Schadstofffreiheit bei Kunstofffenstern
ODER
Wertungskriterium
Angabe U-Wert zum Vergleich, verwendete Hölzer und Werkstoffe
Holzbaustoffe
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Nachweis nachhaltiger Forstwirtschaft (z. B. FSC, PEFC), Nachweis der Einhaltung der
Holzhandelsverordnung
ODER
Wertungskriterium
Herkunftsnachweis, Umweltzeichen
Oberflächenbehandlungen
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Wasserdampfdurchlässigkeit Mindest-/Höchstwert, Unbedenklichkeitsbescheinigung
für Holzschutzmittel und Lackierungen
ODER
Wertungskriterium
Angabe Wasserdampfdurchlässigkeit, weitere Eigenschaften, Umweltzeichen
Recyclingbaustoffe
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Mindestanteil Recyclingmaterial
ODER
Wertungskriterium
Angabe zu Recyclingmaterialanteil
54
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Garten- und Landschaftsbau
8 Garten- und Landschaftsbau
Umweltschutz lässt sich in kaum einem Bereich so direkt und nah erfahren
wie bei der Anlage und Pflege von Außenanlagen. Im kommunalen Bereich
betrifft dies auch Garten-, Park- und Landschaftspflegemaßnahmen oder die
Friedhofsbewirtschaftung.
Beim Garten- und Landschaftsbau können wichtige ökologische Gegebenheiten maßgeblich beeinflusst werden:
•
•
•
•
•
•
Wasserschutz und Abwasserverminderung
Bodengesundheit, Flächennutzung und -schonung
Biotope und Artenschutz
Kleinklima
natürliche Stoffkreisläufe
natürlicher regionaler Umweltcharakter
Einen guten Überblick über grundlegende natürliche Zusammenhänge ohne
besondere Berücksichtigung kommunaler Garten- und Landschaftsbaumaßnahmen bieten folgende Portale:

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Bayerisches Landesamt für
Umwelt
Themenportal „Natur – Vielfalt statt Einfalt“
Praxisbeispiel „Außenanlagen des LfU“
Bayerisches Landesamt
für Umwelt – Infozentrum
UmweltWirtschaft
Infoportal Natur
Planung/Änderung von Gärten und Parks
Bereits bei der Planung neuer kommunaler Garten- oder Landschaftsanlagen
oder Änderungen bestehender Anlagen sollten ökologische und gestalterische
Anforderungen höchste Aufmerksamkeit genießen.
Hierfür müssen die regionalen oder lokalen Standorteigenschaften berücksichtigt werden. Pauschale Vorgaben zur optimalen Gestaltung sind somit nicht
möglich. Dennoch müssen einige wesentliche Fragestellungen in jedem Fall
berücksichtigt werden.
i
Umweltaspekte
Ökologisch wertvolle Außenanlagen,
Parks, Landschaftsgestaltung
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Je nach Standortgegebenheiten und Nutzungsvorhaben Vorgabe von Kriterien nach unten genannten Fragestellungen.
Bei relevanten Dienstleistungsaufträgen auch Nachweis
eines Umweltmanagementsystems.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
55
Garten- und Landschaftsbau
i
Besonderes Augenmerk gilt folgenden Fragestellungen, die je nach
örtlicher Gegebenheit ergänzt werden sollten:
• Wie kann das ökologische Potenzial (Boden, Relief, Wasser, Stadt- und
Kleinklima, Besonnung, Arten, Biotope und Kleinstrukturen) in ökologischer Hinsicht besonders genutzt, gefördert oder wieder hergestellt
werden?
• Welche Anforderungen des Biotop- und Artenschutzes können umgesetzt werden? Wie kann die Vielfalt bei Fauna und Flora erhöht werden?
• Wie kann der Boden bei den Baumaßnahmen bestmöglich geschont
werden?
• Können Materialien verwendet werden, die den Gegebenheiten des örtlichen Naturraums entsprechen und wiederverwendbar, kompostierbar
und recyclebar sind? Können für Pflanzungen Komposte statt torfhaltige
Erden verwendet werden?
• Wie können natürliche jahreszeitabhängige Vorgänge (z. B. Brutzeiten)
bei Arbeiten (z. B. bei der Gehölzpflege) berücksichtigt werden?
• Wie kann eine ökologische Pflege (ohne Pestizide, Fungizide, Düngemaßnahmen etc.) verwirklicht werden? Welche Pflanzen benötigen
keine Bewässerung?
• Können Dächer, Fassaden oder Innenhöfe begrünt werden?
• Lassen sich Versiegelungen vermeiden oder sogar Entsiegelungen verwirklichen? Kann Regenwasser ausreichend versickern? Können Wege
wasserdurchlässig angelegt werden?
Gartengeräte und -maschinen
Bei der Pflege von Garten- und Parkanlagen sowie Grünstreifen etc. sind
Gartengeräte unerlässlich. Die umweltschädlichen Nebenwirkungen wie Lärm,
Abgase und Energieverbrauch sind dabei auf ein Minimum zu begrenzen.
56
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Garten- und Landschaftsbau
i
Umweltaspekt
Energieverbrauch,
Lärmschutz und Abgasvermeidung
i
Umweltaspekt
Lebenszykluskosten
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
bei der Dienstleistungsvergabe
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Vorgabe zur Nutzung energieeffizienter, schadstoffarmer
und lärmarmer Geräte/Maschinen, möglichst Verzicht auf
Laubsauger und -bläser.
Berücksichtigung bei Ausschreibungen
beim Kauf von Geräten/Maschinen
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalwert nach Kriterienvorgabe durch Vergabestelle
ODER
Wertungskriterium
Lebenszykluskosten bei vorgegebenen Kriterien und
definiertem Lebenszykluskostenrechner
Verbrauchskriterien
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Maximalverbrauch nach Drittelmix, maximale CO2-Emissionen, Abgasnormen, Mindest-Energieeffizienzklasse
ODER
Wertungskriterium
Energieverbrauch pro Leistungseinheit (z. B. pro Betriebsstunde), Verbrauchswerte nach Drittelmix
Betrieb/Wartung
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Umweltkriterien wie Serviceleistungen, Möglichkeiten zur
Auf-/Umrüstung
UND/ODER
Wertungskriterium
Kapazität je Materialkosten
Lärm
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Lärmgrenzwerte
ODER
Wertungskriterium
Lärmemissionen
Schadstoffe
Leistungsbeschreibung/Vertrag
Schadstoffgrenzwerte
ODER
Wertungskriterium
Schadstoffemissionen/-werte
Bayerisches Landesamt für Umwelt
57
Garten- und Landschaftsbau
i
Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Umweltbundesamt:
• Empfehlungen für die Ausschreibung von Gartengeräten
• Datenbank Umweltkriterien „Garten- und Landschaftsbau“
• Umweltzeichen „Blauer Engel“ für Gartengeräte und Gartenhäcksler
Bei Gartengeräten bietet sich bei Ausschreibungen vor allem die Integration
von Grenzwerten in die Leistungsbeschreibung an.
58
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Sonstige Baumaßnahmen (Straßenbau, Lärmschutz etc.)
9
Sonstige Baumaßnahmen (Straßenbau,
Lärmschutz etc.)
Tiefbaumaßnahmen, vor allem im Straßenbau, stellen direkte und indirekte
Anforderungen an den Umweltschutz, die vom Grundwasserschutz über Entsorgungsmaßnahmen bis hin zu Lärmvermeidungskonzepten reichen. Dabei
muss berücksichtigt werden, dass die Baumaßnahmen oft zu Umweltbeeinträchtigungen führen, die erst in Folge der Bauarbeiten entstehen, wie Lärm
durch erhöhtes Verkehrsaufkommen.
Da bei Tiefbauprojekten die Berücksichtigung von Umweltanforderungen
durch rechtliche Reglementierung, Genehmigungsverfahren und aufwändige
planerische Maßnahmen in der Regel gewährleistet ist, beschränkt sich dieser
Leitfaden auf besondere und generelle Hinweise zur Beachtung bei der Initiierung solcher Projekte.
i
Umweltaspekte
Baustoffe
Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
• Recyclingstoffe, wie mineralische Abfälle zur Verwertung,
Recyclingkunststoffe oder Altgummi
• Recyclingfähigkeit der eingesetzten Stoffe, Recycling
verbrauchter Stoffe
• Keine Verwendung gesundheitsgefährdender Stoffe
• Berücksichtigung von Umweltanforderungen, die sich im
zukünftigen Betrieb stellen: z. B. lärmmindernde Straßenbaustoffe, Lärmschutzwände mit Begrünung
Lärmschutz
• Verwendung lärmarmer Baumaschinen
• Nachweis der Einhaltung der zulässigen und darüber
hinausgehenden Immissionsrichtwerte für Lärm

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten bei Baumaßnahmen finden Sie hier:
Umweltbundesamt
Themenportal Verkehr | Lärm
Umweltzeichen „Blauer Engel“
„Blauer Engel“ für lärmarme Baumaschinen
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Lärmschutz in Kommunen
Bayerisches Landesamt für Umwelt – Themenportal „Lärm“
Infozentrum UmweltWirtschaft

Eine Hilfe für zukünftige Tiefbaumaßnahmen kann das von der bayerischen Forschungsstiftung geförderte Projekt „Entwicklung hochwertiger
umweltfreundlicher Infrastrukturprodukte für den Einsatz im Tiefbau“
sein.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
59
Winterdienst
10 Winterdienst
Neben den Ausführungen zu kommunalen Fahrzeugen im Kapitel 4.4 Kommunalfahrzeuge, Omnibusse und sonstige Fahrzeuge spielen beim Winterdienst vor allem die Salzstreuung sowie Lärmbelästigung eine wichtige Rolle
bei der ökologischen Betrachtung.
Das wichtigste Instrument beim Winterdienst ist die Schneeräumung mit geeigneten Räumgeräten. Die Lärmbelästigung kann hierbei verringert werden,
wenn bei den Räumschildern Gummilippen Verwendung finden.
i
Umweltschonende Glätteverhinderung
Abstumpfende
Streumittel
Glätte kann in vielen Bereichen (zum Beispiel Parkplätze,
Gehwege) mit abstumpfenden Mitteln (zum Beispiel Splitt,
Granulat oder Sand) bestreut und damit mechanisch beseitigt werden. Abstumpfenden Mitteln, die mit dem Blauen
Engel ausgezeichnet sind, sollte dabei der Vorzug gegeben
werden. Energieintensiv hergestellte Streumittel (zum Beispiel Blähton) sollte nur sparsam eingesetzt werden.
Zeitnahe Schneeräumung
Je kürzer die Zeit zwischen Schneefall und Räumung, desto
leichter lässt sich der Schnee vollständig von der Straße
entfernen. Oft kann dann auf Streumittel verzichtet werden
oder es genügt der Einsatz von abstumpfenden Streumitteln. Dies wird aber nur bei kurzem Schneefall oder auf
wenig befahrenen Straßen und Wegen möglich sein.
Bedarfsgerechte
Streuung
Nicht jede Fläche oder Straße muss immer komplett von
Glätte befreit sein. Auf Parkplätzen, Nebenstraßen, Gehwegen etc. genügt oft das mechanische Räumen evtl. in
Verbindung mit moderater Streuung abstumpfender Mittel.
Feuchtstreuung
von Salz
Wenn sich die Streuung von Salz regelmäßig nicht vermeiden lässt, sollte in Streugeräte für Feuchtstreuung
investiert werden. Feuchtsalz haftet besser auf der Straßendecke, verweht nicht und hat eine geringfügig bessere
Tauwirksamkeit. So ist ein geringerer Salzverbrauch bei der
Streuung die Regel.
Alternative Auftauund Enteisungsmittel
Die bekannten Alternativen zu Streusalz (auf Basis von
Harnstoff, Alkohole, Ether, Formiate, Acetate) sind aufgrund ihrer Umweltgefährdung oder anderer Aspekte wie
Kosten, Energieverbrauch bei der Herstellung etc. kaum als
Salzersatz für den Winterdienst geeignet.
Doch gerade in bayerischen Wintern reicht die reine mechanische Entfernung
der Schneedecke nicht aus, um auf intensiv befahrenen Straßen die Unfallgefahr zu minimieren. Deshalb kommen zur Glättebekämpfung Streumittel zum
Einsatz. Zwar lässt sich deren Ausbringungsmenge verringern, der vollständige Verzicht oder die alleinige Verwendung abstumpfender Streumittel wäre
60
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Winterdienst
meistens unzureichend, um Straßenglätte zu verhindern bzw. zu beseitigen.
Salz jedoch belastet die Natur stark. Auch Gegenstände können durch Streusalz Schaden nehmen, vor allem Gebäude aus Sandstein und Beton oder Fahrzeuge sowie Metallgegenstände. Deshalb sollte Salz als Streumittel so selten
und so wenig wie möglich eingesetzt werden.

Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Umweltbundesamt
Streusalz im staatlichen und kommunalen
Winterdienst
Bayerisches Landesamt für
Umwelt – Infozentrum UmweltWirtschaft
Straßenunterhalt
Bayerisches Landesamt für Umwelt
61
Sicherheitseinrichtungen, -material
11 Sicherheitseinrichtungen, -material
Umweltschutz bedeutet auch Risikovorsorge. Die größten Umweltbelastungen entstehen bei Not-, Stör- und Unfällen wie Bränden, unbeabsichtigten
Emissionen etc.
Die Verhütung solcher Fälle ist nicht nur aus Sicht des Umweltschutzes
oberstes Gebot. Genauso wichtig ist auch die Bereithaltung von Mitteln, um
im Notfall geeignete Maßnahmen einleiten zu können. Der Nutzen solcher
Mittel für die Umwelt ist allein durch ihren Einsatz außerordentlich hoch. Noch
umweltfreundlicher werden sie bei Beachtung einiger wichtiger Aspekte.
i
Umweltaspekte
Schadstoffe
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Zwingend ist vor allem das
ausreichende Bereithalten
von Sicherungseinrichtungen oder -material, um
Umweltauswirkungen durch
Notfälle verhindern oder
eindämmen zu können.

Berücksichtigung in der Leistungsbeschreibung
Ausschluss bzw. Grenzwerte für Schadstoffe in Lösch- und
Bindemitteln, Vorgabe des Einsatzes von Flammschutzmitteln, die den Anforderungen des Umweltzeichens Blauer
Engel entsprechen.
Nähere Informationen und konkrete Hilfen zu speziellen Umweltaspekten beim Kauf finden Sie hier:
Feuerlöschmittel
und -geräte
Pulverlöscher können hohe Konzentrationen an Umwelt- und
wassergefährdenden Stoffen enthalten.
• Deshalb sollten nach Möglichkeit filmbildende Schaumlöschmittel Verwendung finden.
• CO2-Brandlöschanlagen sind die saubersten und umweltfreundlichsten Löschanlagen, können aber nur in speziellen
Bereichen eingesetzt werden.
Flammschutzmittel
Flammschutzmittel verhindern Brände, können aber aufgrund
ihrer Beschaffenheit Gesundheitsprobleme verursachen.
• Deshalb sollten beim Kauf von Produkten, die mit Flammschutzmitteln behandelt wurden (in der Regel sind dies
Kopiergeräte, Drucker und Fernsehgeräte) die Anforderungen des Blauen Engel beachtet werden.
• Halogenorganische Verbindungen wie PBDE oder Chlorparaffine dürfen keine Verwendung finden. Kunststoffe
sollten nach der ISO 1043-4 gekennzeichnet sein. Der
Hersteller kann hierzu Auskunft geben.
Ölbindemittel
62
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Im Bereich der öffentlichen Hand sollten nur Ölbinder verwendet werden, die den Anforderungen an Ölbinder vom
Umweltbundesamt genügen.
Entsorgung
12 Entsorgung
Entsorgungsmaßnahmen stehen immer am Ende jeder Nutzungsphase von
Produkten, müssen aber oft schon beim Einkauf und der Nutzung berücksichtigt werden.
Die Vermeidung von Abfall ist ein wichtiges Ziel in der Umweltpolitik und
muss deshalb bei allen relevanten Beschaffungsmaßnahmen wie auch in der
täglichen Arbeit beachtet werden.
Maßnahmen zur Abfallvermeidung, -reduzierung und Wiederverwendung sowie sachgerechten und umweltfreundlichen Verwertung bzw. Entsorgung von
Abfällen sind in den Erläuterungen zu den einzelnen Produkten und Dienstleistungen zu finden.

Nähere Informationen bietet das Landesamt für Umwelt im Themenportal Abfall und der Abfallratgeber Bayern.
Folgende Entsorgungsthemen sollten bereits bei der Beschaffung und im
behördlichen Alltag Beachtung finden:
Die Berücksichtigung einiger Aspekte hilft dabei, Abfall zu vermeiden.
Verpackungen
• Mehrwegverpackungen statt Einweg
• Kartonagen aus Recyclingkarton
• Prüfung möglicher Rücknahmeverpflichtungen durch den
Lieferanten
Wertstoff/Abfallsammlung
• Angebot von Sammelbehältnissen mit getrennter Sammlung von Papier/Karton, Glas (weiß, grün, braun), Bioabfall,
Verpackungen, Restmüll an jedem Standort, für jeden
Mitarbeiter ohne großen Aufwand verfügbar
!
Das geht immer!
Mindestanforderungen
Die Getrenntsammlung von
Wertstoffen sollte in allen
Einrichtungen der öffentlichen Hand ermöglicht werden, indem entsprechende
Sammeleinrichtungen zur
Verfügung gestellt werden.
• Sammeleinrichtungen am Arbeitsplatz für Papier.
• Getrennte Sammlung von Problemabfällen und Sondermüll in Kleinmengen wie Batterien, Leuchtstofflampen,
Tonerkartuschen, Tintenpatronen etc.
Problemabfälle in
größeren Mengen
• Für Abfälle, die anlässlich behördlicher Verfahren in größerer Menge anfallen (wie z. B. Bauschutt), müssen Konzepte
erstellt und Entsorgungswege definiert werden, um Umweltaspekte zu berücksichtigen.
Bayerisches Landesamt für Umwelt
63