Bankspiegel - GLS-Bank
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Bankspiegel Ausgabe 2/2011, Heft 212 Zeitschrift für ein modernes Bankwesen Herausgegeben von der GLS Bank Thema: Verbraucherschutz braucht faire Regeln ... ... und einen Blick auf das Leben und die Bedürfnisse der Menschen. Wir geben eine Übersicht über das Thema und stellen unterschiedliche Blickwinkel vor. Seite 9 GLS Eigenkapitalentwicklung nach Basel III Die Stärkung unserer Genossenschaft ist sinnvoll und zukunftsweisend. Seite 30 Die Ideale sind noch immer die gleichen Der Attac-Mitbegründer Sven Giegold über seine Tätigkeit als EU-Abgeordneter. Seite 32 I m p ress u m Editorial Bankspiegel, Heft 212 (Sommer 2011) 30. Jahrgang, ISSN 1430-6492 Der „Bankspiegel – Zeitschrift für ein modernes Bankwesen“ wird herausgegeben für die Mitglieder, Kunden und Freunde der GLS Bank. Über die Zusendung von redaktionellen Beiträgen und Leserbriefen freuen wir uns. Bitte verstehen Sie, dass wir nicht jeden Beitrag veröffentlichen können und eventuell Kürzungen vornehmen. Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autorinnen und Autoren verantwortlich. Sie stellen nicht unbedingt die Meinung der Heraus- geber dar. Der Nachdruck und die Vervielfältigung von Artikeln (auch auszugsweise) ist nur nach vorheriger Genehmigung durch die Herausgeber gestattet. Herausgeber: GLS Gemeinschaftsbank eG, Postfach 10 08 29, 44708 Bochum, Telefon 0234 5797-100, Telefax 0234 5797-222 Redaktion: Katrin Schaefer (verantwortlich), E-Mail: bankspiegel@gls.de Redaktionsrat: Thomas Goldfuß, Thomas Jorberg, Anita K. Kottke, Christof Lützel, Andreas Neukirch, Christina Opitz, Katrin Schaefer, Janina Zajic, Falk Zientz Erscheinungsweise: Alle vier Monate. Die nächste Ausgabe erscheint im Dezember 2011. Redaktionsschluss ist der 04. Oktober 2011. Abonnement: Der Bankspiegel kann für 12 Euro pro Jahr (drei Ausgaben) abonniert werden. Das Abonnement kann jeweils zum Ablauf eines Bezugsjahres gekündigt werden. Bestellen Sie den Bankspiegel telefonisch unter 0234 5797-100. Konto für Abobeiträge: Konto 9 978 200 500 bei der GLS Gemeinschaftsbank eG Bochum, BLZ 430 609 67 Anzeigen: Bezahlte Anzeigen im Bankspiegel sind nicht möglich. Wir sind aber gerne bereit, unsere Mitglieder, Kundinnen und Kunden in ihren öffentlichen Anliegen, auch durch die Veröffentlichung in der Rubrik Ideenreich, zu unterstützen. Gestaltung und Konzeption: <em>faktor, Stuttgart Bildquellen: GLS Archiv und Projekte, S. 3, S. 13, S. 14 unten, S. 27 oben links: Christoph Fein; S. 4 Mitte, S. 14 oben, S. 15 oben rechts: foodwatch/Dominik Butzmann; S. 6 oben, S. 26, S. 27 oben rechts, S. 30: Jens Braune Del Angel; S. 6 unten, S. 12, S. 15 unten, S. 28 rechts: Frank Rogner Fotografie; S. 14 Mitte: Verbraucherzentrale NRW; S. 15 oben links: Stephan Röhl; S. 17 Mitte: Anny Maurer-Hörsch; S. 18 Fotos Amaryllis: Gerd Hönscheid-Gross; S. 28 oben und links: Oikocredit; S. 29: Juwi; S. 33 oben links: Europäisches Parlament; S. 33 oben rechts: Finance Watch; S. 33 unten: Marc Doradzillo; www.fotolia.de (S. 1: Ildogesto; S. 33: Flexmedia); © Istockphoto.com (S.10: timsa; S. 21: Stephan Zabel, wakila; S. 34: largeformat4x5; S. 35: stockcam); www.photocase.de (S. 2, S. 8: giftgrün); www.123rf.com (S. 34: Carlos Castilla Jimenez) Druck: Offset Company, Wuppertal, gedruckt auf Envirotop, 100 % Recyclingpapier mit dem Blauen Engel (RAL-UZ 14), Auflage: 90.000 Exemplare Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Ausgabe stellen wir unterschiedliche Standpunkte zum Verbraucher schutz vor – mit dem Fokus auf den Bankbereich und dem Anspruch, Chancen und Perspektiven des Themas zu zeigen. Eins wird dabei deutlich: Verbraucherschutz muss sich in Zukunft stärker an den Lebensrealitäten und Bedürfnissen der Menschen orientieren. Informationen alleine reichen nicht. Lesen Sie mehr in unserem Titelthema ab Seite 9. Faire Regeln sind ein wichtiger Baustein für Verbraucherschutz. Die neuen Regelungen für Banken (Basel III) wiederum bringen Herausforderungen für unsere Eigenkapitalentwicklung mit sich. Die Stärkung der Genossenschaft durch mehr Mitglieder und Geschäftsguthaben ist in unseren Augen die einzig sinnvolle und zukunftsweisende Option. Diese stellen wir Ihnen ab Seite 30 vor. Noch mehr Einblick in das Thema Mitgliedschaft erhalten Sie auf Seite 17. Wie und wo Sie die GLS Gemeinschaft vor Ort erleben können, erfahren Sie in unserer Beilage. Besonders gefreut haben wir uns im Juni über unsere 100.000. Kundin. An unseren erfreulich wachsenden Kundenzahlen sehen wir tagtäglich, dass sich viele Menschen für unser sozial-ökologisches Bankgeschäft begeistern. Ich wünsche Ihnen spannende Lektüre und einen sonnigen Herbst! Mit herzlichen Grüßen Katrin Schaefer Chefredakteurin PS: Möchten Sie uns Ihre Gedanken und Meinungen zum Bankspiegel mitteilen? Dann schreiben Sie an bankspiegel@gls.de. Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 03 06 Bewegungsmelder Bewegendes rund um die GLS Bank ... ... feierlich, erfreulich, spannend und nachdenklich. 08 Titelthema Verbraucherschutz braucht faire Regeln ... Christoph Strünck hinterfragt das Leitbild des „mündigen Verbrauchers“ und zeigt Wege zu einer realistischen Verbraucherpolitik. 12 Die Qualität der Transparenz ist entscheidend Andreas Neukirch über ein Missverständnis beim Verbraucherschutz. 14 Zwischen „gut gemeint“ und „gut gemacht“ Ein Gespräch über die Reputation von Banken und mehr Orientierung bei Finanzgeschäften. 17 Gemeinschaftlich mehr erreichen 23 05 Neues von den GLS Mitgliedern. 18 Angebote mit Sinn Die Angebote der GLS Bank: menschlich, zukunftsweisend, ökonomisch. 21 Aktiv für Sie In guten wie in schlechten Zeiten ... Solidarität ist wesentlich für das zukunftsweisende Bankgeschäft der GLS Bank. 26 Jahresversammlung 2011 Gemeinsam Zukunft gestalten – 50 Jahre GLS Treuhand. 28 Ihr Geld – Ihre Zukunft Hilfe, die gut ankommt ... Mit dem neuen Oikocredit Sparkonto helfen Sie Menschen auf dem Weg aus der Armut. 29 GLS Energiewende-Sparbrief Investieren Sie jetzt in regenerative Energien. 29 Ankündigung: Genussschein juwi renewable IPP Energiewende mitgestalten – Zukunft sichern. 14 30 Weiter gedacht Basel III fordert von Banken mehr Eigenkapital GLS Bank strebt mit der Stärkung des Genossenschaftskapitals eine langfristige Lösung an. 32 Menschen im Gespräch Die Ideale sind noch immer die gleichen Der Attac-Mitbegründer Sven Giegold über seine Tätigkeit als EU-Abgeordneter. 34 Ideenreich Neues von Leserinnen und Lesern Interessante Initiativen, Projekte, Bücher. 35 Nicht verpassen Die GLS Bank vor Ort Unsere aktuellen Veranstaltungen, Vorträge und Messetermine. 22 36 02 33 08 Die aktuelle Kreditliste Wie Sie uns erreichen können Impressum Suchen Sie Aufgaben mit Sinn und Entwicklungsmöglichkeiten in einer einzigartigen Bank? Unsere aktuellen Stellenangebote: www.gls.de/karriere. Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Bewegungsmelder Gute Nachrichten aus Ägypten Unsere 100.000. Kundin (links) auf dem Schepershof in Velbert Bewegendes rund um die GLS Bank ... ... feierlich, erfreulich, spannend und nachdenklich Bereits zum zweiten Mal in Folge freuen wir uns über die Auszeichnung „Bank des Jahres“. Sie wurde verliehen vom Nachrichtensender n-tv und dem Anlegermagazin Börse Online. In einer Online-Umfrage benoteten mehr als 35.000 Bankkunden rund 100 Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Bewertet wurden unter anderem die Qualität von Angeboten und Beratung sowie Transparenz und Sicherheit der Institute. Die GLS Bank wurde dabei nicht nur zur besten Bank des Jahres 2011 gewählt, sondern gewann auch die Kategorie „Beste Spezialbank des Jahres 2011“. http://gls.li/bankdesjahres na iede eN Neu GLS Bank begrüßt ihre 100.000. Kundin Frankfurter Filiale bald hier! Insolvenz der Nestwerk-Stiftung betrifft auch Fondszeichner Das war für die GLS Bank ein bewegender Moment: Im Juni zählten wir erstmals 100.000 Kundinnen und nnel Der ägyptische Biopionier SEKEM hat sich in Anbetracht der Revolution und der anhaltenden Unruhen sowie im Vergleich zu anderen ägyptischen Unternehmen als sehr stabil erwiesen. Die Geschäftsführung geht davon aus, dass der Umsatz weiter steigt, was jedoch abhängt von der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Landes. SEKEM produziert und vermarktet biologische Lebensmittel, Textilien und pflanzliche Arzneimittel in Ägypten und international. 2003 wurde das Unternehmen mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Die GLS Bank und SEKEM pflegen seit vielen Jahren gute geschäftliche Beziehungen. So legte die GLS Bank 2007 erfolgreich den SEKEM-Fonds auf und ermöglichte damit wichtige Entwicklungsschritte. www.sekem.com u Kunden. „Wir freuen uns, dass wir diese Zahl erreicht haben“, so Vorstandssprecher Thomas Jorberg. „Die weiterhin hohe Nachfrage nach unseren Angeboten bestärkt uns in unserer werteorientierten Bankarbeit.“ Die Jubiläumskundin aus Hessen wurde zu einem besonderen Wochenende eingeladen: Den Auftakt bildete ein feierlicher Empfang in Bochum samt Hausführung und Gesprächen mit Mitarbeitern und Vorstand. Anschließend ging es zur Besichtigung des Schepershofs in Velbert – eines biologisch-dynamisch wirtschaftenden Betriebs, der zu den ersten Kreditkunden der GLS Bank zählt. Bei einer Hofführung und einem Blick in Ställe und Hofkäserei erlebte die neue Kundin unmittelbar, wie das angelegte Geld der GLS Kunden investiert wird. Das restliche Wochenende genoss sie gemeinsam mit ihrer Familie im Biohotel Werratal im Weserbergland. Caspar Dohmen (links) bei der Vorstellung seines Buches „Good Bank. Das Modell der GLS Bank“. City-Tu 06 GLS Bank wieder „Bank des Jahres“ Neue Bücher zur GLS Bank GLS Filiale Frankfurt zieht um Gleich drei Bücher möchten wir Ihnen vorstellen. Obwohl Unsere Filiale in Frankfurt finden Sie ab November sie sehr verschieden sind, haben sie doch eins gemeinsam: Sie erzählen von uns und von einem sinnvollen Umgang mit Geld. Das Jubiläumsbuch der GLS Treuhand „Da hilft nur Schenken“ handelt von Geldqualitäten und Schenken als gesellschaftlicher und persönlicher Aufgabe. Porträts und Beispiele zeigen die vielen Tätigkeitsfelder der GLS Treuhand. Unser ehemaliges Vorstandsmitglied Rolf Kerler blickt in seinem Buch „Eine Bank für den Menschen“ zurück und schildert, wie aus dem Eingehen auf menschliche Bedürfnisse die GLS Bank entstand. Caspar Dohmen, Redakteur der Süddeutschen Zeitung, gibt in seinem neuen Buch „Good Bank. Das Modell der GLS Bank“ einen Überblick über zentrale Prinzipien der GLS Bank. Es wird abgerundet durch Interviews mit verschiedenen Persönlichkeiten. http://gls.li/umgangmitgeld 2011 in der Mainzer Landstraße 50. Den genauen Termin geben wir auf unserer Internetseite bekannt. Die neuen Räumlichkeiten bieten einen geeigneten Ort für Beratung und Begegnung mit unseren Kundinnen, Kunden und Mitgliedern. Auch größere Veranstaltungen werden dort möglich sein. Langfristig planen wir zusammen mit Partnern aus dem GLS Netzwerk den Bezug eines nachhaltigen, zukunftsweisenden Gebäudes. Bis ein entsprechendes Neu- oder Umbaukonzept vorliegt, wollen wir an dieser Idee in der Mainzer Landstraße weiterarbeiten. Haben Sie Interesse, ein ökologisch vorbildliches Bürohaus mit zu beziehen, wenden Sie sich bitte an Achim Hänsel, Filialleiter Frankfurt, achim.haensel@gls.de, oder an Ihren Berater. Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Über die Nestwerk-Stiftung gegen Obdachlosigkeit und Wohnungsnot in Stuttgart wurde in den letzten Monaten in den Medien berichtet. Die Stiftung stellte Menschen in Not Wohnraum zur Verfügung und hatte zahlreiche Gebäude saniert oder gebaut. Im letzten Jahr musste die Stiftung Insolvenz anmelden. Ursache war das mutmaßlich betrügerische Handeln eines Vorstandsmitglieds. Auch die Fondszeichner des GLS Nestwerk-Fonds I GbR sind davon betroffen – das bedauern wir sehr. Rund 170 Gesellschafter sind an diesem Fonds beteiligt. Ursprünglich hatte dieser ein Darlehen in Höhe von 2,6 Millionen DM an die Stiftung vergeben. Bis 2009 wurde das Darlehen immer pünktlich bedient. Ein Betrag von rund 850.000 Euro sollte noch zurückgezahlt werden. Der in Rede stehende Betrug durch den Vorstand der Stiftung hat uns völlig überrascht, ein rechtswidriges Handeln war für uns nie erkennbar. Sofort haben wir uns gegenüber dem Insolvenzverwalter und den Gläubigerversammlungen für die Ansprüche des Fonds eingesetzt. 100.000 Euro konnten im Rahmen des Insolvenzverfahrens zugunsten des Fonds vereinnahmt werden. Auch für die Mieter gibt es Hoffnung: Die GWG-Gruppe aus Stuttgart hat den Großteil der rund 450 Wohnungen gekauft, sodass die Mietverhältnisse gesichert sind. Redaktion (alle Beiträge dieser Rubrik) 07 Th e m Verbraucherschutz braucht faire Regeln Christoph Strünck hinterfragt das Leitbild des „mündigen Verbrauchers“ Verbraucherschutz hat Konjunktur in Deutschland und Europa: Neue Fluggastrechte, Beipackzettel für Finanzprodukte oder Noten für die Qualität in Pflegeheimen sollen die Position der Konsumenten gegenüber den Produzenten stärken und dadurch den Wettbewerb beleben. Funktioniert das auch? Nicht unbedingt. Denn Rechte müssen wahrgenommen, Beipackzettel gelesen und Noten für Pflegeheime verglichen werden. Müssen wir als „mündige Verbraucher“ also mehr Eigenverantwortung übernehmen? Und müssen wir nicht auch stärker bedenken, welche Folgen unser Konsum für uns selbst, für andere und für die Umwelt hat? Ja, wahrscheinlich sollten wir das, aber häufig können wir es gar nicht. Regeln zum Schutz der Verbraucher gibt es zwar einige, wie etwa technische Mindeststandards, Rücktrittsrechte, Kündigungsfristen oder Schadenersatzansprüche. Doch viele Märkte werden immer unübersichtlicher und überfordern uns. Die Verbraucherpolitik steht vor neuen Herausforderungen. Am Beispiel von Finanzdienstleistungen wird gezeigt, wie realitätsfremd manche Ansätze des Verbraucherschutzes sind und wie manipulierbar der „mündige Verbraucher“ als Leitbild ist. Es wäre besser, eine realistische Vorstellung von Verbrauchern und Verbraucherpolitik zu entwickeln. Grundlagen des Verbraucherschutzes Warum und wie werden eigentlich Verbraucher geschützt? Wirklich existenziell sind gesundheitliche Gefahren durch Giftstoffe in Umwelt oder Lebensmitteln. Wir sind keine Experten, die solche Risiken rechtzeitig selbst erkennen könnten, wie jüngst der Fall EHEC gezeigt hat. Eine funktionierende Lebensmittelkontrolle oder gesetzliche Seuchenbekämpfung ist also wichtig. Bei ärztlicher Versorgung können wir allerdings erst im Nachhinein beurteilen, ob die Leistung gut war. Dann ist es aber möglicherweise schon zu spät. Nicht lebensbedrohlich, dafür aber nicht weniger dramatisch ist der Fall der Altersvorsorge. Entdecken die Versicherten später, dass die Beiträge zu hoch oder die Leistungen zu niedrig angesetzt sind, lassen sich die Verträge nur noch zu hohen Kosten verändern. Bemerken sie die Mängel sogar erst im Rentenalter, können sie an ihrer Situation kaum noch etwas ändern. Viele solcher Produkte sind so genannte „Vertrauensgüter“: Man kann ihre Qualität kaum vergleichen und muss den Anbietern vertrauen. Daher ist es gerechtfertigt, dass der Staat für solche Produkte und Dienstleistungen strenge Regeln erlässt, um Verbraucher vor existenziellen Risiken zu schützen. Zugleich sorgt der Staat damit für gleiche Wettbewerbsbedingungen, sodass verantwortungsvoll handelnde Unternehmen nicht bestraft werden. Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 09 Thema Verbraucherschutz Thema Verbraucherschutz Das ungleiche Verhältnis zwischen Verbrauchern und Anbietern 10 Was ist aber mit „harmlosen“ Produkten? Normalerweise ist der Preis die wichtigste Information, und er sollte auch etwas über die Qualität aussagen. Dazu müsste man Preise leicht erkennen und vergleichen können. Doch diese schlichte Anforderung ist in vielen Märkten gar nicht erfüllt. Das zeigt das Beispiel der Billig-Fluglinien oder der Handy-Tarife. Der Tarifdschungel, die vielen Miniatur-Fußnoten in Werbeprospekten oder die schwer zu findenden Zusatzkosten bei Internet-Buchungen verwirren mehr, als dass sie Klarheit schaffen. Warum präsentieren Anbieter ihre Tarif- und Preisstrukturen nicht auf einfache, nachvollziehbare Weise, sodass man leicht vergleichen kann? So sollten es selbstbewusste Unternehmen in einem fairen Wettbewerb eigentlich tun. Alleine diese Beispiele zeigen, dass das Verhältnis zwischen Verbrauchern und Anbietern in der Regel ein ungleiches ist. Ökonomen sprechen von „Informationsasymmetrien“: Der einzelne Verbraucher ist dem Anbieter unterlegen, der fast immer einen Informationsvorsprung hat. Außerdem entscheiden sich viele von uns häufig erst „an der Ladentheke“: Sie treffen spontan ihre Entscheidung, was mit einer bewussten Wahl wenig zu tun hat. Auf diese Weise kann der Wettbewerb aber nicht seine volle Wirkung entfalten. Um ein mögliches Marktversagen zu verhindern, braucht es transparente und neutrale Informationen über die Qualität von Produkten und Dienstleistungen. Darum kümmert sich in Deutschland vor allem die Stiftung Warentest. Sie wurde 1964 auf Beschluss des Deutschen Bundestages gegründet. Auch die Verbraucherzentralen beraten unabhängig von Anbieterinteressen und stellen neutrale Informationen zur Verfügung. Verbraucherpolitik in Deutschland folgt vor allem dieser Vorstellung: Wir benötigen bessere Informationen, um unsere Entscheidungen als Verbraucher eigenverantwortlich treffen zu können. Beipackzettel und Beratungsprotokolle: Scheinlösungen für die Finanzbranche Solche Entscheidungen können jedoch äußerst schwierig bis unmöglich sein. Das zeigt das Beispiel der Finanzdienst leistungen. Die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise hat offenbart, wie groß die Defizite bei vielen Banken und Versicherungen sind. Provisionen, nicht die Präferenzen der Kunden bestimmen die Beratung, die in erster Linie ein Verkaufsgespräch bleibt. Was bringen da verbraucherpolitische Instrumente wie das Beratungsprotokoll oder der Beipackzettel für Finanzprodukte? Nicht viel, sagen Experten. Was ist zum Beispiel die neue Verpflichtung wert, vor dem Verkauf von Finanzprodukten ein Beratungsprotokoll anzufertigen? Zum einen sind die meisten Protokolle unverständlich und überladen. Zum anderen besteht Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Wege zu einer realistischen Verbraucherpolitik die Gefahr, dass die rechtliche Position der Verbraucher sogar geschwächt wird. Versteht der Kunde nicht alles – was ziemlich wahrscheinlich ist –, unterschreibt aber, so wird er es bei einer möglichen späteren Klage schwer haben, eine falsche Beratung nachzuweisen. Die paradoxe Wirkung dieser Maßnahme des „Verbraucherschutzes“ besteht darin, dass vor allem Banken und Versicherungen besser geschützt sind. Es ist ein typischer Schnellschuss der Politik, mit hohen Kosten und eher geringem Nutzen. Der so genannte „Beipackzettel“ für Finanzprodukte krankt wiederum an einem Grundsatzproblem der Finanzbranche: Die Informationskriterien für sehr ähnliche Produkte variieren stark, auch die Risikoberechnung ist unterschiedlich. Anlageformen können so nicht miteinander verglichen werden, selbst nicht von wohlinformierten Verbrauchern. Und wer genau wissen möchte, wo sein Geld eigentlich investiert wird, der muss schon fast Detekteien beauftragen. Es kann also keine Rede davon sein, dass die Konsumenten „souverän“ sind und sich die Märkte nach ihren Bedürfnissen richten. Der Mythos vom „mündigen Verbraucher“ Es führt in die Irre, an die Eigenverantwortung von Verbrauchern zu appellieren, wenn die Voraussetzungen in den Märkten nicht stimmen. Der „mündige Verbraucher“ ist in erster Linie eine populäre politische Floskel: Niemand kann etwas dagegen haben, doch jeder versteht etwas anderes darunter. Das macht dieses Bild attraktiv für alle möglichen Lobbygruppen. Wenn wir zum Beispiel aktiv zustimmen sollen, bevor wir Daten im Internet weitergeben, dann ist das durchaus eine „mündige“ Entscheidung. Allerdings liegt das nicht unbedingt im Interesse von Unternehmen. Viele bevorzugen eine Lösung, bei der Kunden aktiv widersprechen müssen. Mit anderen Worten: Der passive Verbraucher ist nicht wenigen Unternehmen lieber als der aktive. Das entspricht nicht unbedingt der Vorstellung des mündigen Verbrauchers, ist aber nah an der Wirklichkeit. Denn als Verbraucher sind wir tatsächlich eher passiv als aktiv. Die verhaltensökonomische Forschung zeichnet ein relativ realistisches Bild: Die meisten von uns sind überlastet, haben wenig Zeit, sind nur bedingt kompetent und interessiert, und schon gar nicht immer diszipliniert. Aber wir sollen und müssen immer mehr Konsumentscheidungen treffen. Denn die „neuen“, liberalisierten Märkte wie Telekommunikation, Energie oder Altersvorsorge verlangen uns eben auch neue Entscheidungen ab. Das birgt Chancen, vor allem auf günstigere Preise und bessere Produkte. Die Risiken hingegen werden deutlich, wenn man sich das Beispiel der Finanzdienstleistungen vor Augen führt: Kaum ein Verbraucher ist in der Lage, hier eine eigenverantwortliche und wohlinformierte Entscheidung zu treffen. Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Wie können wir also eigenverantwortlich handeln? Wir können es nur dann, wenn wir relativ einfach zugängliche und verständliche Informationen über Produkte bekommen, die wirklich vergleichbar sind. Diese elementare Voraussetzung ist in erstaunlich vielen Märkten nicht gegeben. Das ist nicht im Sinne eines fairen Wettbewerbs. Die Verbraucherpolitik setzt vor allem auf mehr Informationen. Doch zu viele Informationen können sogar schaden, denn sie schrecken von Entscheidungen ab. Produktinformationen sollten daher stärker von Verbrauchern darauf getestet werden, ob sie wirklich verständlich sind. Außerdem müssen Informationskriterien soweit gesetzlich standardisiert werden, dass sich Produkte auch wirklich vergleichen lassen. Viele Internet-Portale gaukeln vor, auf einfache Art und Weise Preise und sogar die Qualität von Produkten vergleichen zu können. In der Praxis funktioniert das häufig nicht, weil die Voreinstellungen unterschiedlich und Gütesiegel undurchsichtig sind, etwa bei Öko-Strom. Selbst einfache und einfach zugängliche Informationen würden nicht automatisch dafür sorgen, dass der Wettbewerb im Interesse der Verbraucher läuft. Denn wir werden uns nicht alle unsere Kaufentscheidungen reiflich überlegen können. Häufig werden uns erst nach dem Kauf die Konsequenzen unserer Entscheidung bewusst, und wir holen weitere Informationen ein. Man kann also einen anderen Menschen fordern. Man kann auch über längere Fristen bei Rücktrittsrechten nachdenken. Und man könnte auch Klagebefugnisse erweitern und erleichtern, sowohl für Verbraucher als auch für Verbraucherorganisationen. Denn „mündig“ sind Verbraucher nur so weit, wie es Wirtschaft und Politik zulassen. Es wäre jedoch gerade für verantwortungsvolle und leistungsstarke Unternehmen wichtig, dass ihnen die Konsumenten auf Augenhöhe begegnen können. Denn nur so gibt es einen fairen Wettbewerb. Eine realistische Verbraucherpolitik könnte einiges dazu beitragen. Unser Autor Prof. Dr. Christoph Strünck lehrt Politikwissenschaften an der Univer sität Siegen und ist Mitglied des Beirats „Verbraucher- und Ernährungspolitik“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. 11 Thema Verbraucherschutz Thema Verbraucherschutz Die Qualität der Transparenz ist entscheidend Andreas Neukirch über ein Missverständnis beim Verbraucherschutz 12 Katrin Schaefer: Neben „Information“ und „Aufklärung“ ist „Transparenz“ ein Schlüsselwort im Verbraucherschutz und nährt die Vorstellung, viel Transparenz sei gut für den Verbraucher. Wie stehen Sie dazu? Andreas Neukirch: Transparenz über Wirkungszusammenhänge und Eigenschaften von Dienstleistungen und Waren ist zunächst die Voraussetzung, um bewusste Entscheidungen treffen zu können. In diesem Sinne ist Transparenz das Gebot der Stunde für mündige Verbraucher und Bürger. Das heutige Verständnis von Transparenz ist aber sehr quantitativ geprägt: In der Regel gilt sie als erfüllt, wenn alle Informationen zu einem Sachverhalt vorliegen. Mit dem Anspruch der Vollständigkeit geht man jedoch einen Weg, der suggeriert, die weit fortgeschrittene Arbeitsteilung in unserer Gesellschaft ließe sich so auf der Informationsebene aufheben. Das gute Gefühl, dass der Verbraucher in dieser arbeitsteiligen Welt über Dienste und Waren jederzeit verfügen kann, wird stark durch das schlechte Gefühl, dass man nicht weiß, wie diese Dinge zu Stande kommen, kompensiert. Trotz oder gerade wegen dieser Arbeitsteilung möchten wir möglichst viel darüber wissen, wie die Leistungen anderer für uns erbracht werden. Zu Ende gedacht ist das kaum realisierbar. Viel wichtiger wird es daher sein, die Qualität der Transparenz zu entwickeln. Also ist der Blick auf die Beschaffenheit der Transparenz wichtig ... Ja genau. Und hinzu kommt, dass wir in verschiedenen Rollen und Lebenssituationen ganz unterschiedliche Vorstellungen von Transparenz haben. Starke Triebfeder für diese unterschiedlichen Vorstellungen ist die persönliche Betroffenheit. Wenn wir zum Beispiel auf bestimmte Stoffe allergisch reagieren, ist es ganz wesentlich, dass wir alle dazu erforderlichen Informationen erhalten. Ohne diesen Gesichtspunkt sind uns die Inhaltsstoffe unserer Nahrungsmittel meist völlig gleichgültig. Wenn wir als Wähler unsere Politiker in die Parlamente schicken, sind uns mögliche Interessenkonflikte dieser Politiker durch ihre bisherigen Tätigkeiten sehr wichtig. Ein Politiker mit ausgeprägter Berufsbiographie sieht die Offenlegung seiner bisherigen beruflichen Verbindungen möglicherweise ganz anders und sehr kritisch. Ein besonders prominentes Beispiel für unterschiedliche Einschätzungen von transparenter Politik ist Stuttgart 21. Es gibt zwar ein Anhörungsverfahren, das im öffentlichen Baugenehmigungsverfahren vorgesehen ist, das aber über die Jahre derart inhaltsleer und formal geworden ist, dass die Bürger eben nicht das Gefühl hatten, etwas erfahren zu haben. Wie erleben Sie als Vorstand weitere Verbraucherschutzvorgaben im Bankbereich? Ein von mir gerne zitiertes Beispiel über Transparenz im Bankgeschäft macht sich am Beispiel der Aufklärung über Wertpapiergeschäfte fest. Unabhängig vom Umfang und Risiko eines getätigten Wertpapiergeschäftes muss eine Erstinformation über zig Seiten an den Bankkunden ausgehändigt werden. Hierin ist, getreu dem Vollständigkeitsprinzip, alles Mögliche geschildert, was rund um die verschiedenen Wertpapierarten geschehen kann. Damit ist man weder treffsicher, im Sinne der Betroffenheit eines Wertpapierkäufers, noch wirklich aufklärend, weil dort zahlreiche Spezialbegriffe und Phänomene erklärt werden, die bei vielen Wertpapiergeschäften unserer Kunden gar nicht vorkommen. Dieses Medium, das also den Kunden aufklären soll, droht zum Gegenteil von Transparenz zu werden. Aus meiner Sicht erfordern solche Entwicklungen eine besondere Aufmerksamkeit. Sie sind ein Zeichen dafür, dass wir uns in einer Übergangssituation befinden. Diese ist dadurch geprägt, dass wir heute ein ständiges Mehr an Informationen für eine größere Transparenz halten, aber gleichzeitig Wege finden wollen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Ohne Vertrauen zwischen Sender und Empfänger von Informationen werden wir in der Transparenz und dem Verbraucherschutz nicht besser werden können. Dieses Vertrauen zu rechtfertigen, ist ständige Aufgabe der Unternehmen und ihrer Führungskräfte. Können Sie ein Beispiel für die Weiterentwicklung von Transparenz nennen? Wenn Menschen sich beispielsweise für ein transparentes Bankgeschäft interessieren, suchen sie in einem ersten Schritt tatsächlich nach der Geldverwendung und fragen: Was verbirgt sich in dieser Black-Box Bank, was passiert mit meinem Geld? In der GLS Bank verbinden wir das mit dem Maßstab sozial ökologischer Wirkung der Kredite. Diese Maßstäblichkeit kann sehr individuell sein. Deshalb gilt es zu prüfen, für welche Entscheidungssituation welche Informationen die Wesentlichen sind. Wir müssen uns von der Vorstellung trennen, dass eine Information an sich objektiv zutreffend und vollständig transparent ist, unabhängig vom Empfänger und der Entscheidungssituation. Es wird in Zukunft immer mehr darauf ankommen, gemeinsam mit den Kunden zu erarbeiten, in welcher Entscheidungssituation welche Anforderungen an Informationen gestellt werden. So entwickelt sich Vertrauen über die Angemessenheit und Wesentlichkeit von Transparenz. Die GLS Bank zeichnet sich durch ihre transparente Mittelverwendung aus. Wie sieht es in anderen Bereichen aus? Wir werden von unseren Kundinnen und Kunden zu Recht mit einer hohen TransparenzErwartung konfrontiert und bewegen uns auf einem anspruchsvollen Spielfeld. Hinsichtlich der Geldverwendung ist Transparenz unsere Kernkompetenz. Dabei können wir immer wieder feststellen, dass die Kreditnehmer mit ihren Aktivitäten im Sozialen und Ökologischen gerne den Geldanlegern berichten bzw. durch uns berichten lassen. Wir haben aber noch Verbesserungspotenzial bei der Transparenz unserer Leistungsprozesse. Bei den Kundenaufträgen hat sich im Zeitalter digitaler Prozesse in großen Unternehmen viel getan. Vorreiter sind hier Handelsunternehmen oder Paketzusteller. Dort kann inzwischen jeder Kunde nachverfolgen, an welchem Punkt sich sein Auftrag gerade befindet. Bei uns bezieht sich diese prozessuale Transparenz auf Kreditentscheidungsgründe und Verfahrenswege, beispielsweise bis eine bestimmte Dienstleistung wie eine Kontoeröffnung erfolgt ist. Die Transparenz unter diesem Andreas Neukirch Gesichtspunkt ist im Wesentlichen eine Frage des Services, die ist Diplom-Kaufmann und seit 2002 als dem Kunden hilft, in seinen eigenen Aktivitäten besser planen und die Leistung der Bank gut nutzen zu können. Hier sind wir noch Vorstand der GLS Bank tätig. Als Mitglied nicht so gut, wie wir gerne sein würden und wie es viele Kunden im Vorstand von INAISE (International erwarten. Deshalb setzen wir in den nächsten Jahren einen besonAssociation of Investors in the Social Eco deren Schwerpunkt auf diese prozessuale, dem Service dienende nomy) engagiert er sich für die internatioEntwicklung von Transparenz. nale Zusammenarbeit sozial-ökologisch orientierter Banken. www.inaise.org Das Interview führte Katrin Schaefer Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 13 Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Thema Verbraucherschutz Thema Verbraucherschutz Zwischen „gut gemeint“ und „gut gemacht“ Ein Gespräch über die Reputation von Banken und mehr Orientierung bei Finanzgeschäften Dr. Thilo Bode studierte Soziologie und Volkswirtschaft. 1989 wurde er Geschäftsführer von Green peace Deutschland, 1995 von Greenpeace International. 2002 gründete er den Verein foodwatch e. V., der sich für qualitativ gute und gesundheitlich unbedenkliche Lebensmittel einsetzt. www.foodwatch.de Katrin Schaefer: Der Begriff Verbraucherschutz hat in meinen Augen einen negativen Beigeschmack, weil man scheinbar Menschen vor Dingen schützen muss, die andere Menschen tun. Dr. Thilo Bode: Der Begriff klingt sehr paternalistisch. Ich verwende gerne das Wort Verbraucherrecht – egal ob es der Verbraucher nutzt oder nicht. Aber dann ist der Aspekt von Unmündigkeit und Schutz nicht so stark im Vordergrund. Klaus Müller: Natürlich sind das Wichtigste die Verbraucherrechte. Es gibt aber große Verbrauchergruppen, die Schutz brauchen, weil sie mit der Vielfalt, der Geschwindigkeit, den Tricks und Schweinereien überfordert sind. Klaus Müller hat Volkswirtschaft studiert. Er war von 2000 bis 2005 Umwelt- und Landwirtschafts minister des Landes Schleswig-Holstein. Seit 2006 ist Klaus Müller Vorstand der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Er ist zudem Mitglied im Kuratorium der Stiftung Warentest. www.vz-nrw.de Thomas Jorberg ist Diplom-Ökonom. Seit 1986 ist er Mitarbeiter bei der GLS Bank, seit 1993 im Vorstand. Zudem ist er seit 2009 SteeringCommittee-Mitglied der Global Alliance for Banking on Values, einem internationalen Bündnis sozial-ökologisch orientierter Banken. www.gabv.org Thomas Jorberg: Es ist naiv zu glauben, dass man keinen Verbraucherschutz braucht. Aber man sollte differenzieren zwischen unterschiedlichen Branchen: Im Lebensmittelbereich ist bei unzureichendem Schutz womöglich die Gesundheit oder sogar das Leben gefährdet. Davon kann so unmittelbar im Bankenbereich nicht die Rede sein. Obwohl ein Unternehmen für seine Kunden arbeiten und deren Bedürfnisse befriedigen sollte, nehme ich wahr, dass zwischen Anbietern und Nachfragern immer mehr Feindbilder aufgebaut werden. Müller: Diese Feindbilder haben ja Gründe: Als Josef Ackermann, Vorstand der Deutschen Bank, sagte, sein Ziel seien 25 Prozent Eigenkapitalrendite, fragten sich viele Verbraucher, warum sie mit 3 Prozent Zinsen für ihr Tagesgeldkonto zufrieden sein sollten. Auch wenn die Verbraucher hier unterschiedliche Dinge miteinander verglichen haben, war das Gefühl von Ungerechtigkeit sehr groß. Zudem haben die hohen Gehälter von Investmentbankern moralische Fragen aufgeworfen und irreale Maßstäbe gesetzt. Und ein Großteil der Produkte, die rund um die Finanzmarktkrise angeboten wurden, hat im Nachhinein für viel Enttäuschung gesorgt. Das Finanzwesen hat einen weiten Weg vor sich, um sich seine Reputation zurück zu erarbeiten. Schaefer: Wie könnte dieser Weg für die Banken aussehen? Bode: Viele Banken haben jahrelang Produkte und Zertifikate vertrieben, die gesamtgesellschaftlich großen Schaden angerichtet haben. Sie haben damit die ganze Welt vor die Wand gefahren. Dass hier ein Misstrauen auf Seiten der Verbraucher besteht, ist selbstverständlich. Ich glaube, dass Verbraucherschutz Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 mit seinem Wunsch nach Transparenz und Sicherheit sowohl im Lebensmittel- als auch im Bankenbereich nur funktioniert, wenn bestimmte Produkte von vornherein verboten werden. Jorberg: Das fordern wir seit langem, nur Finanzprodukte zuzulassen, die nachvollziehbar der Realwirtschaft dienen. Problematisch sind aber auch die Erwartungen von Verbrauchern, wenn sie Höchstrenditen suchen, egal womit, aber ohne Risiko. Auch die Medien spielen mit, wenn sie verkünden, dass ein Girokonto kostenlos sein sollte. Auf den Lebensmittelbereich übertragen ist das so, als würde der Verbraucher erwarten, dass Brot nichts kostet. Bode: Das ist eine Folge des Wettbewerbs, und man kann es nicht den Verbrauchern vorwerfen. An Grundnahrungsmitteln verdienen die Lebensmittelhersteller tatsächlich nicht mehr. Und so müssen auch die Banken in anderen Bereichen ihr Geld verdienen, nicht beim Girokonto. Dass sie es nicht auf unseriöse Art verdienen, muss man ihnen verbieten. Wenn die Renditen runtergehen, dann stellt sich auch die Frage des Wettbewerbs anders ... Jorberg: ... und es wird klar, dass man gewisse Dienstleistungen nicht kostenfrei anbieten kann – auch kein Girokonto. Der Verbraucherschutz befindet sich doch in einem Kriegszustand, der durch die Juristen auf den jeweiligen Seiten entfacht wird: Prospekte müssen heute so umfangreich sein, dass sie absolut nicht mehr transparent sind. Kein Kunde kann sie verstehen. Folgerichtig erfolgte daraus eine neue Vorschrift, nämlich ein „Beipackzettel“, der erklärt, was der Prospekt nicht mehr erklären kann. Müller: Die Protokollierungsplicht bei Beratungsgesprächen war nicht die zentrale Forderung der Verbraucherschützer, sondern ist Ergebnis eines Aushandlungsprozesses. Wir haben 2009 eine Umkehr der Beweislast gefordert, weil es für den Verbraucher oftmals unmöglich ist zu beweisen, dass er von seiner Bank falsch beraten wurde. Wir wollten, dass die Banken die Versprechen in ihren Beratungen auch im Nachhinein nachweisen müssen. Die Finanzbranche hat sich dagegen vehement gesträubt. Daraufhin wurde eine, in der Tat, zweitbeste Regelung eingeBankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 führt: Nämlich die Protokollierung. Diese wird aber zunehmend missbraucht, weil beispielsweise nicht nur der Bankmitarbeiter unterschreiben soll, sondern auch der Verbraucher. Damit wird ihm das Instrument zur Stärkung seiner Position aus der Hand genommen. Die Diskrepanz zwischen „gut gemeint“ und „gut gemacht“ muss man hier immer im Blick behalten. Bode: Gute Absichten werden hier in der politischen Umsetzung umgedreht. Das ist meistens die Folge von wirtschaftlicher Macht. Zum Vorteil derer, die die Transparenz gar nicht wollen. Entsteht dieser irrsinnige Protokollierungsbedarf nicht auch dadurch, dass das Angebot der Finanztitel so intransparent ist? Wäre es nicht besser, bestimmte Angebote wie Credit Default Swaps (Kreditausfall-Swaps) zu verbieten? Müller: Ich glaube, dass ein Verbot in der Realität nicht funktioniert. Vielmehr müssen Angebote reguliert werden. Und es ist in der Tat eine Frage, an wen sie verkauft werden und für wen sie geschaffen sind. Es gibt hochprofessionelle Anleger, die genug von der Materie verstehen und für die diese Angebote sinnvoll sein können. Bestimmte Zertifikate sind in Deutschland an den Endverbraucher verkauft worden, die in den USA gar nicht an ihn hätten verkauft werden dürfen. Wir müssen über kluge Regulierungen nachdenken. 15 Thema Verbraucherschutz Gemeinschaftlich mehr erreichen Neues von den GLS Mitgliedern Schaefer: Sehen Sie andere Instrumente, die dem Verbraucher bei seinen Finanzentscheidungen mehr Orientierung geben? Bode: Vielleicht wäre für Finanzdienstleistungen ein Ampelsystem sinnvoll, wie foodwatch es für den Lebensmittelbereich fordert. Viele Verbraucher würden eine solche Orientierung begrüßen. 16 Müller: Ich befürchte leider, dass das Konzept nicht auf den Finanzbereich übertragbar ist. Bei Lebensmitteln sind Zucker- oder Fettgehalt relativ objektiv bewertbar. Die Entscheidungskriterien, für welchen Verbraucher welche Geldanlage oder Finanzierung geeignet ist, ist wesentlich komplizierter. Man müsste also genau schauen, wo eine Ampel funktionierten könnte. Neu eingeführt für eine bessere Orientierung der Verbraucher ist der sogenannte Beipackzettel. Er leidet meines Erachtens daran, dass er nicht von Bank zu Bank vergleichbar ist. Wir hätten uns hier eine Standardisierung gewünscht. Aber es gibt eine Reihe von Banken, die hier sehr transparent und einfach die Merkmale und Risiken ihrer Finanzprodukte darstellen. Jorberg: Der Beipackzettel ist eine Antwort darauf, dass die Prospekte nicht mehr transparent sind. Die Kernfrage ist auch hier, wie sich die Beipackzettel in der Rechtsprechung entwickeln. Das war bei den Prospekten schon das Problem: Sobald es eine neue Rechtsprechung gab, wurde der Prospekt ergänzt und damit umfangreicher und komplizierter. Entscheidend ist doch die Art und Qualität, wie ein Kundengespräch geführt wird und auf welche Bedürfnisse des Kunden eingegangen wird – ob auf inhaltliche Aspekte, oder eben nur auf Rendite. Wenn sich Akteure gegenüber stehen, denen es vorrangig darum geht, die Rendite zu erhöhen, egal mit welchen Mitteln, werden wir immer wieder einen Kriegszustand haben. Zum Glück macht ein Großteil der Bevölkerung bei dieser Jagd nach der höchsten Rendite nicht mit. Er hat zu durchschnittlichen Zinssätzen sein Geld bei Sparkassen und Volksbanken und natürlich bei der GLS Bank. Bode: Das Streben nach hoher Rendite ist ja nicht per se schlecht. Die von einigen Banken angebotenen Top-Zinsen und damit verbundenen Geschäftspraktiken sind natürlich fatal und bergen Risiken für die Gesamtbevölkerung. Das sind jedoch keine Probleme des Verbraucherschutzes auf der Ebene zwischen Kunde und Bankberater, sondern auf der Regulierungsebene des Finanzsektors. Müller: Für das Lösen von makroökonomischen Problemen ist der Verbraucherschutz in Deutschland nicht richtig ausgestattet. Keine der heutigen Organisationen verfügt über eine ausreichende volkswirtschaftliche Expertise. Und die Verbraucherforschung, die sich mit solchen Fragen befassen könnte, steckt noch im Säuglingsalter. Es wäre sehr wichtig, sich von der skandalgetriebenen Verbraucherpolitik zu lösen und zu einer systematischen, empirischen, unabhängigen Verbraucherforschung zu finden. Das wäre für Deutschland ein richtiger Gewinn. In Nordrhein-Westfalen wollen wir jetzt erste Schritte dazu unternehmen. Das Gespräch moderierte Katrin Schaefer Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Auch in dieser Ausgabe möchten wir Sie über Aktuelles zur GLS Mitgliedschaft informieren. Wie viele Bäume stehen schon im „Summenden Wald“, wer hat das erste GLS Elektrofahrrad gewonnen und wie funktioniert das neue GLS Spendenportal? Hier erfahren Sie mehr. 1432 Der GLS Wald wächst und wächst – mehr als 1.400 Bäume können wir bereits im „Summenden Wald“ pflanzen. Für diesen spendet die GLS Bank seit April für jedes neue Mitglied und jede Beteili gungserhöhung zehn Euro zur Stärkung und Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Verfolgen Sie, wie der Wald weiter wächst, unter www.gls.de/summenderwald. Am 16. November pflanzen wir gemeinsam die Bäume im Spessart und laden Sie zum Mitmachen herzlich ein. Weitere vielfältige Veranstaltungen exklusiv für GLS Mitglieder finden ab September an unseren Filial-Standorten statt. Lesen Sie Näheres dazu im beiliegenden Flyer. 17 Ich bin Mitglied ... Mitglied bei der GLS Bank sein macht Sinn – warum, erzählt uns diesmal Thomas Baumgärtel, der erste Gewinner eines GLS Elektrofahrrads. Er lebt in Bamberg und ist seit Mai 2011 GLS Mitglied. Warum sind Sie GLS Mitglied geworden? Ich möchte mit meinem Geld die alternative Energieerzeugung, E-Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz voranbringen, anstatt die Atom- und Rüstungsindustrie zu finanzieren. Auf der Suche nach einer alternativen Bank hat die GLS Bank von Anfang an einen sympathischen Eindruck auf mich gemacht und mich durch positive Bewertungen in zahlreichen Tests überzeugt. Endlich eine transparente Bank, der ich vertrauen kann und die ich durch meine Mitgliedschaft unterstützen möchte! Was haben Sie gedacht, als Sie erfuhren, dass Sie der Gewinner eines GLS Elektrofahrrads sind? Ich habe gar nicht mitgekriegt, dass es eine Verlosung gibt, daher war ich sehr überrascht. Meine Freude war umso größer, da ich schon länger über die Anschaffung eines Elektrofahrrads nachgedacht habe. So kann ich im Alltag auf das Auto verzichten. Und mein altes Fahrrad war auch suboptimal. Ich sehe den Trend zur E-Mobilität sehr positiv, das ist super für Klima und Wirtschaft! Blumige Glückwünsche von Anna Christina Ziegler für Thomas Baumgärtel, Gewinner des GLS Elektrofahrrads Werden Sie GLS Mitglied oder erhöhen Sie Ihre Anteile – und erleben Sie Ihre Bank! Einfach und schnell unter www.gls.de/mitgliedschaft oder über den beiliegenden Flyer. Sinnvoll spenden: das GLS Spendenportal Gemeinnützige Organisationen haben neuerdings die Möglichkeit, im GLS Spendenportal über ihr Anliegen zu informieren und zum Spenden aufzurufen. Voraussetzung für eine Anmeldung sind die GLS Mitgliedschaft und ein GLS Girokonto für die Spenden. Möchten Sie gerne sinnvolle Projekte unterstützen, die Ihnen am Herzen liegen? Dann suchen Sie in unserem Spendenportal gezielt nach bestimmten Themen- oder Postleitzahlengebieten und spenden Sie direkt online. Mehr erfahren Sie unter www.gls-spendenportal.de ... menschlich, zukunftsweisend, ökonomisch Angebote mit Sinn Altersvorsorge Als erste sozial-ökologische Universalbank der Welt legen wir Wert darauf, dass alle bei uns angelegten Gelder sinnvoll eingesetzt werden. Wir finanzieren damit ausschließlich Projekte und Unterneh men, die sowohl sozial als auch ökologisch Herausragendes leisten. Denn bei uns ist Geld für die Menschen da und nicht umgekehrt. Mit uns investieren Sie in die Verbesserung menschlicher Lebens grundlagen sowie in Entwicklungschancen für künftige Generatio nen und erhalten eine angemessene Rendite. So erzielen Sie einen dreifachen Gewinn: menschlich, zukunftsweisend, ökonomisch. Gemeinsam mit unserem Partner oeco capital Lebensversicherung AG unterstützen wir Sie bei Ihrer Finanzplanung fürs Alter: n n n n n n Lebensversicherungen Rentenversicherungen Riester-Rente Rürup-Rente betriebliche Altersvorsorge individuelle Anlageangebote www.gls.de/vorsorge Wir bieten Ihnen ein einzigartiges Angebotsspektrum vom Girokonto über Geldanlagen bis hin zu Beteiligungs- und Stiftungsangeboten. Als Hausbank sind wir Ansprechpartner für sämtliche Anliegen rund um Ihr Geld – wie sichere Geldanlagen, sinnvolle Kreditvergaben und den Zahlungsverkehr. Girokonto Mit unserem Girokonto erledigen Sie Ihre Bankgeschäfte per Tele fon, Internet oder Fax. Sie können wählen zwischen: n Privatkonto n Firmenkonto n Konten für junge Menschen in Ausbildung und Studium www.gls.de/giro An rund 18.600 Geldautomaten der Volks- und Raiffeisenbanken und Sparda-Banken können Sie kostenfrei Geld abheben. Da die Gelder hier langfristig angelegt sind, können wir ebenso langfristig Unternehmen und Projekte finanzieren. Finanzierung Mitglied werden Wenn Sie ein Vorhaben mit wirtschaftlicher Perspektive haben, das auch einen positiven gesellschaftlichen, kulturellen oder ökologischen Beitrag leistet, unterstützen wir Sie gerne, beispielsweise bei der Finanzierung von: Unsere Mitglieder bilden die Basis der Bank und ermöglichen mit ihrem Kapital das sozial-ökologische Kreditgeschäft. Mehr Mitgliedsanteile bedeuten mehr sinnvolle Unternehmen und Projekte. n n n n n n 5 Anteile à 100 Euro n monatliche Teilzahlungen Betriebsmitteln Geschäftsflächen Grundstückskäufen technischen Anlagen Unternehmensgründungen – auch mit Mikrokrediten www.gls.de/finanzierungen Einen umfassenden Überblick über die von uns finanzierten Unternehmen und Projekte finden Sie in unserer Kreditliste in jedem Bankspiegel. Anlegen und sparen Stiften und schenken Bauen und modernisieren Passend zu Ihrer persönlichen Lebens- und Vermögenssituation bieten wir Ihnen individuelle Anlageformen: Wenn Sie ihr Geld durch Schen kungen, Stiftungen und Testamente gemeinnützig einsetzen möchten, beraten wir Sie gerne dabei. Viel bewirken können Sie zum Beispiel in den Zukunftsstiftungen der GLS Treuhand. Deren Schwerpunkte sind: Möchten Sie ein Haus bauen oder modernisieren, eine Wohnung kaufen oder eine neue Heizungsanlage installieren? Wir unterstützen Sie bei der Finanzierung von: n n n n n n n Sparkonten Sparbriefe Festgeld Wachstumssparen Tagesgeld Beteiligungen Wertpapierdepot www.gls.de/geldanlagen Wir sind Mitglied des Bundes verbandes der Deutschen Volks banken und Raiffeisenbanken (BVR) und dessen Sicherungs einrichtung. Damit sind Ihre Einlagen in vollem Umfang geschützt. Bilder (GLS Kunden und Projekte, von links oben): Micaela Sauber, Märchen- und Geschichtenerzählerin; Solarpark Kaufbeuren; Windpark Schleiden; Wohnprojekt Amaryllis in Bonn; Bewohner von Amaryllis; Bio-Hotels; Ökodorf Brodowin; Molkerei Söbbeke GmbH; Dottenfelder Hof. n n n n n n Bildung Entwicklungshilfe Gesundheit Landwirtschaft Neue Energie Soziales Leben www.gls.de/schenken-und-stiften Gemeinsam mit Stifterinnen und Stiftern entwickelt die GLS Treuhand passgenaue Stiftungsund Förderinstrumente. Die Spannbreite reicht von der Gründung und Verwaltung selbstständiger Stiftungen bis hin zu kleineren Stiftungsfonds. n n n n n Haus- und Wohnungskauf Wohnprojekten energetischen Sanierungen Fotovoltaik-Anlagen Heizungserneuerungen www.gls.de/baufinanzierung Für ökologisches Bauen gibt es besonders günstige Konditionen. i Mehr Informationen und aktuelle Konditionen finden Sie hier: www.gls.de/unsere-angebote. Wir beraten Sie gerne telefonisch zu unseren Angeboten. Rufen Sie uns an: 0234 5797-100 von 100 Euro möglich n Kündigungsfrist fünf Jahre www.gls.de/mitgliedschaft Als bestehendes Mitglied können Sie Ihre Anteile erhöhen und so eine zukunftsweisende Bankar beit und Gesellschaftsentwicklung stärken. Angebote mit besonderer Wirkung Bei uns bestimmen Sie die Wirkung Ihres Geldes selbst. Sie entscheiden: n wo Ihr Geld verwendet werden soll. Bei vielen Angeboten können Sie wählen, ob Ihr Geld zum Beispiel in regenerative Ener gien, Gesundheit, Kultur, Bildung oder ökologischen Landbau investiert werden soll. n was Ihre Zinsen bewirken. Bei einigen Anlageangeboten können Sie wählen, wie viel von Ihren Zinsen Sie in Anspruch nehmen möchten. So können wir Kredite an gemeinnützige Projekte zu besonders günstigen Konditionen vergeben. Beim GLS Projektsparen fördern Sie zukunftsweisende Einzelprojekte durch die gezielte Spende Ihrer Zinsen. www.gls.de/kdu www.gls.de/projektsparen Aktiv für Sie Bankspiegel 2/2011 Gemeinsam mehr bewegen ... Bitte ganze Seite einsenden als Brief oder einfacher und schneller per Fax an: 0234 5797-222 Absender Name: An die Straße: GLS Bank Postfach 10 08 29 44708 Bochum PLZ, Ort: Bitte tragen Sie Ihre Kundennummer ein (falls zur Hand): In guten wie in schlechten Zeiten ... Solidarität ist wesentlich für das zukunftsweisende Bankgeschäft der GLS Bank 21 Die beste Werbung für die GLS Bank ist die Begeisterung, mit der Sie uns weiterempfehlen. Viele unserer neuen Kundinnen und Kunden kommen auf diesem Weg zu uns. Die persönliche Empfehlung freut uns besonders, denn sie ist ein Zeichen von Vertrauen und Zufriedenheit. Hierfür sagen wir ein herzliches Dankeschön. Unternehmer wissen, dass soziale oder wirtschaftliche Entwicklungen eintreten können, die ihr Vorhaben herausfordern oder sogar gefährden. Tritt eine schwierige Situation ein, prüfen Banken zunächst die Werthaltigkeit der vorhandenen Sicherheiten und stellen entsprechende Forderungen an die Kreditnehmer. Die GLS Bank hat darüber hinaus eigene Instrumente entwickelt, die auf Solidarität bauen und sich in Krisenzeiten bewährt haben. Ja, ich möchte die GLS Bank persönlich weiterempfehlen Ausg abe l sen s Bankwe moderne Ban k hrift fürvonein der GLS Zeitscgeg ebe n e ergiewend Prozent r eine Eneine Wendedazhinuzuab100 Seite 9. e stederZevoritAugfüen, wie wichtig e Beispiel höch ist wie ermutigend Es uns und rt a: n füh tive ... witena Seite 32 Themstrophe in Japan ten, Perspek gel. Pon r in fo Her aus rchiv Das Por überne to hm wir für en Sie. ke n Si da m it e, wa s Si e be kö nn GL S Ba Postf nk ac 4470 h 10 08 29 8 Boch um en . 97-100 Tragen Sie unten einfach die gewünschten Adressen ein. Bitte senden Sie mit herzlichen Grüßen von (= Angebotsbroschüre, Bankspiegel und Postkarte) an: E-Mail: ✁ Meine Freunde sollen das GLS Infopaket direkt erhalten bs0211 Herr 34 57 Telefon : r Telefo n 02 ktdate n: de ode Ihre Ko nta w.gls. Name: ✁ PLZ, Ort: Frau Sinnvoll Straße: Vornam e: Postkarte(n) Ich möcht e die GLS Bank wei Bitte sen teremp den Sie fehlen. mit her von mir zlichen ein GLS Grüßen -Infopa ket an: Frau Herrn Name: en td ec Straße: BARE N ENERGIE ... un d wi rk en t bew wohin nlage Ihr . gel ver irken.GLS In un Ban ld fließt serk, Chr Getraß öff und wa auf der entlichen er Kuists ndenz e 9, s Sie dawir eit D-4478 Home page die alle vergeb schrift Ba9 Bochum kun Wir bie nkspiedenbera enen Eigtun ten ena g@g nlals.d sozial-ö Ihnen ein eine gene der Kredite un d einzig GLS Ba kologisc Wir gar sinnvolle artige nk. Gelda an www.gls.d hes An Gelder tieren Ihn e nlage. gebotss s en ein in Unter pektrum e sozial oder kul nehmen un sinnvolle Inv . GLS-G Stan len, in d Projek estitio tur dort irokon GLS-G Hee: n Ihr welch Ber ell te, to: Mit iro en die lin, Bocrausragendes die ökolog er dem Ihre Ba konto erledi hum, Fran isch, leisten Hamburser Be nkgesc gen Sie kfurt/M che Ihr g, Münrei einen Sie wä zuverl häfte Frei. bur chen, Stu Geld., flie hdoppelt äss ein g, Sinn ttgart ßen können ig und sic fach, un en Ge soll. win her. Sie Ihnen d Rendite Uhr au online run gehöre n. eine sin d f tig ein n schrift Ihr Konto um die e markt nvolle Geldv zusamme zugrei lich abw n. erw üblich fen, alle maten e Verzin endung un Wir bieten der Vol ickeln und s per sung. d gleich eine da-Ba zeinken kosks- und Raiffean den run Telefon ode Seit üb sichere Ge d 18 r ise tenlos er Geld abh nbanken un .000 AutoBankd 30 Jahren ldanlage. ien d der GLS-S bie eben. Sparweg nic stleistungen tet die GL paran wie geb S Tag ht spe Ba ote: Mit esgeld nk nac kulati an. Unsere Sie in hh v und An sinnvo , Sparkonten den GL mi dadurc lagen sind altige S-S t lle ten ma paran ode Geld h besond durch umgebgeotehe rktüblich Unternehme r Sparbriefe ers sic nn n und inv e Kond est her. Projek itionen te und ieren . Weite erhalgliedsc re Angebote haft, Alte : Betei ligu rsvors orge un ngen und Fon d Finan zierun ds, Mitgen. ww PLZ, Ort : Bankspiegel Angebo te im Übe rblick: die aus führliche Angebo tsbroschü re Ein Exe mplar der Kunden zeitsch rift Ban zum Ken kspiegel nenlern en Le ge Ih r Ge WnirSisie nd fürldSinaech ha lti da g an ... Die GL 0234 5797-10 S Ban 0 k steh eine 023 579 t für: Wir sag transpa4ren 7-222 en Ihn te Gelda mi en, Geburts datum : Ja, ich und infomöchte jederz rmiert wer telefonisch eit wid errufenden. Selbst , verstä per E-Mail von . Unters ndlich chrift: kann der GLS Ban ich me in Ein k beraten verstä ndnis chte wis sen, woh Bitte sen in mein den Sie Geld flie mir: ßt! ERNEUER Kurzporträt(s) rm ier GLS-A von Irm en Sie , erlebt ge rn e! alität ... Deutschland gungsment. Energiepolitik in deln der Versor l. Seite 17 Raus aus ntwortlichem Han Antwor vera Bankspiege ... hin zu erreichenjetzt regelmäßig im tkarte hr me aftlich lieder – Ja, ich Gemeinsch mö unsere Mitg 0210 · photo Gedruckt auf case.de: S. 3 u.re.100% Recy Jürgen clingpapier Acker; Vincent · Bildnachw eis: fotoli Krons hage: S. 3 o.re., a.com: S. S. 2 u.li.; 3 o.li. .shoc Mauritius- k, S. 2 images: u.re. simonkr, S. 1; Klaus S. 5 Fröhlich:re. Eric Geva S. 3 u.li.; ert; alle ande ren: Fak Die Kata rgien ist. aren Ene erneuerb Bitte senden Sie mir: Angebotsbroschüre(n) Heft 211 ge Bankspie Seite für Neu: die 1/20 11, 0210 Gerne unterstützen wir Sie dabei, Ihren Freunden und Bekannten die GLS Bank und ihre Angebote näherzubringen. Geben Sie einfach an, wie viele unserer Medien wir Ihnen zusenden sollen. ein GLS Infopaket Name: Name: Straße: Straße: PLZ, Ort: PLZ, Ort: Hier abtrennen Banner-Konfigurator Mit unserem Banner-Konfigurator können Sie Ihr Lieblingsmotiv aus unserer Werbekampagne auswählen und auf Ihrer Homepage verlinken. Mehr unter: www.gls.de/banner. Der Beitritt der Kreditnehmer zum Ausgleichs- und Sicherungsfonds ist freiwillig. Er ist verbunden mit einem jährlichen Beitrag von 0,25 Prozent des jeweiligen Kreditsaldos. Die GLS Bank beteiligt sich jährlich mit 0,25 Prozent des Gesamtbestandes der Kredite. Die Verwaltung des Fonds erfolgt durch einen Treuhänderkreis, in dem auch die Kreditnehmer vertreten sind. Der Treuhänderkreis ist eigenverantwortlich für die Vergabe der Fondsmittel zuständig. Über die Verwendung der Fondsmittel wird im Jahresbericht regelmäßig informiert. Ein weiteres Instrument wurde 2003 in Trägerschaft der GLS Treuhand entwickelt: der Beratungskreis. In diesem arbeiten aktuell acht Beraterinnen und Berater zusammen. Mithilfe ihrer unterschiedlichen fachlichen und sozialen Kompetenzen wird eine fundierte Bestandsaufnahme existenzieller Fragen und Probleme erstellt. Sie soll dem Kunden als Basis dienen, um schnell und gezielt notwendige Sanierungsschritte einleiten zu können. Dabei kann die benötigte externe Sanierungshilfe auch über den Ausgleichs- und Sicherungsfonds finanziert werden. Ich verlinke die GLS Bank auf meiner Homepage GLS Link Wir freuen uns über jeden Link, der zu uns gesetzt wird. Ob Sie bei der Angabe Ihrer Bankverbindung auf uns hinweisen, unser Logo abbilden oder uns als Partner oder Finanzierer nennen – Ihr Link macht die GLS Bank bekannter. Bereits 1990 beschlossen einige Kreditnehmer der GLS Bank, einen freiwilligen Solidarbeitrag in einen Fonds zugunsten anderer Kreditnehmer einzuzahlen. Dieser sogenannte Ausgleichs- und Sicherungsfonds schafft einen Ausgleich zwischen großen und kleinen Krediten, wohlhabenden Einrichtungen und kleinen Initiativen, und leistet in Krisensituationen unbürokratisch Hilfe – mit der Übernahme von Beratungskosten und Bürgschaften sowie Beiträgen zur Entschuldung bis hin zu Liquiditätshilfen. Sowohl den Ausgleichs- und Sicherungsfonds als auch den Beraterkreis verstehen wir als Beitrag zu einem zukunftsweiBankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 senden Bankgeschäft, das einen „anderen“ Umgang mit Geld und eigenverantwortliches Handeln ermöglicht. Die Etablierung beider Instrumente unter dem Dach der GLS Bank verdeutlicht, dass die Kreditnehmer bei uns als wirkliche Partner angesehen werden – sowohl in guten wie in schlechten Zeiten. Unser Autor Michael Lieberoth-Leden ist seit mehreren Jahren als Mitglied im Beraterkreis und seit Juli 2010 im Vorstand der GLS Treuhand e. V. tätig. Er ist geschäftsführender Treuhänder des Ausgleichs- und Sicherungsfonds. Unser Autor Dr. Christoph von Carlowitz ist in der GLS Bank als Bereichsleiter für die Gesamtsteuerung des Konzerns verantwortlich. Er ist geschäftsführender Treuhänder des Ausgleichsund Sicherungsfonds. Weitere Informationen zum Ausgleichsund Sicherungsfonds Dr. Christoph von Carlowitz Postfach 10 08 29, 44708 Bochum Telefon: 0234 5797-209 E-Mail: christoph.carlowitz@gls.de Aktiv für Sie Aktiv für Sie Eindrücke von der Jahresversammlung 2011 26 27 Jahresversammlung 2011 Gemeinsam Zukunft gestalten – 50 Jahre GLS Treuhand Die Arbeit der GLS Bank hat Strahlkraft – das spiegelt sich in der erfolgreichen Jahresbilanz 2010 und der guten Entwicklung des laufenden Jahres wider. Entsprechend konnten die Bank-Vorstände Thomas Jorberg und Andreas Neukirch den Mitgliedern eine positive Bilanz präsentieren. 2010 kletterte die Bilanzsumme um 37 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro. Ende Mai dieses Jahres überschritt sie erstmals die 2-Milliarden-Grenze. Mit 18.000 neuen Kundinnen und Kunden entschieden sich 2010 mehr Menschen als je zuvor für einen Wechsel zur GLS Bank. Die Nachfrage ist auch in den vergangenen Monaten ungebremst: Seit Anfang Juni 2011 zählt die Bank über 100.000 Kundinnen und Kunden. „Wenn man etwas verändern möchte, muss man es selbst in die Hand nehmen“ – so beschrieb Mitinitiatorin Gisela Reuther den Impuls, aus dem heraus 1961 die GLS Treuhand und 13 Jahre später die GLS Bank gegründet wurden. In diesem Jahr feiert die GLS Treuhand ihren 50. Geburtstag. Unsere Jahresversammlung stand mit dem Thema „Geld schenken – Sinn stiften. Zukunft gestalten mit der GLS Bank“ ganz im Zeichen dieses Jubiläums. Über 800 Gäste folgten der Einladung nach Bochum. Den Auftakt bildete am Freitagmorgen die Jubiläumsfeier der GLS Treuhand. Viermal so viele Gäste wie erwartet nahmen daran teil. „Wir erleben täglich die beeindruckenden Wirkungen des Schenkens und Stiftens“, betonte GLS Treuhand-Vorstand Dr. Annette Massmann in ihrer Begrüßung. „Denn es bedeutet, Projekten und Initiativen Freiräume zu ermöglichen, um konkrete Alternativen des Wirtschaftens, des Miteinanderlebens, Arbeitens und Lernens sowie den Schutz von Umwelt und Natur zu entwickeln.“ Den Schwerpunkt des Programms bildeten Projektvorstellungen aus allen Förderbereichen der GLS Treuhand: Im Bereich biologisch-dynamischer Landwirtschaft gab der Dottenfelder Hof aus Bad Vilbel Einblicke in seine Arbeit. Mit der Präsentation der Initiative Grundeinkommen war der Förderbereich Soziales Leben vertreten. Ein Film über Projekte aus drei verschiedenen Kontinenten setzte die Arbeit der Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe ins Bild. In den 50 Jahren ihrer Geschäftstätigkeit förderte die GLS Treuhand rund 8.000 Projekte mit mehr als 100 Millionen Euro. Die Jahresversammlung der GLS Bank begann am Freitagnachmittag. Nach der Begrüßung durch Vorstandssprecher Thomas Jorberg beschäftigte sich eine lebendige Podiumsdiskussion mit der Bedeutung des Stiftens und Schenkens für eine nachhaltige Gesellschaftsentwicklung. Von Ingo Krampen, Aufsichtsratsmitglied der GLS Bank, geistreich und humorvoll moderiert, diskutierten Dr. Felicitas von Peter vom Forum for Active Philanthropy und Jörg Rohwedder von der Bewegungsstiftung mit Susanne Becher aus dem Pecunia-Netzwerk, Dr. Annette Massmann sowie Prof. Götz Werner, Gründer der dmdrogerie märkte und Aufsichtsrat der GLS Bank. Einig war sich die Runde darin, dass es von zentraler Bedeutung ist, genau hinzuschauen, wo und wie Geld gesellschaftlich impulsgebend wirkt, um nachhaltige Entwicklungen in Gang zu setzen. Konstanze Frischen Aufsichtsrat Rolf Kerler ging am Samstagmorgen auf den Kern und die Entwicklungsperspektiven der GLS Bank ein und bekräftigte dabei das gemeinsame Prinzip von Bank und Treuhand: „Sowohl beim Schenken wie beim Einlagen- und Kreditgeschäft kommt es uns darauf an, nicht den eigenen Vorteil zum obersten Prinzip zu machen, sondern immer das Allgemeinwohl im Blick zu haben. Das macht den Sinn der Banktätigkeit aus.“ Nach einem Bericht und der Entlastung des Aufsichtsrats und Vorstandes wurde Aufsichtsrätin Irene Reifenhäuser wiedergewählt. In den vergangenen Jahren hatte sich der Aufsichtsrat aus sechs Vertretern zusammengesetzt, nun wurden zwei weitere Mitglieder hinzugewonnen: Konstanze Frischen, Gründerin von Ashoka Deutschland, und Ulrich Walter, Gründer und Geschäftsführer des Naturkostunternehmens Lebensbaum, wurden von den Mitgliedern ins Amt gewählt. Frischen hat das Konzept der Social Entrepreneurship in Deutschland eingeführt und ist seit 2008 Vorstandsmitglied von Ashoka International, des weltweit größten Netzwerks zur Unterstützung von Sozialunternehmern. Walter bringt langjährige Erfahrungen aus unterschiedlichen Gremien mit, unter anderem als Verwaltungsratsmitglied einer Bank. Ulrich Walter Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Neben dem offiziellen Teil bot sich den Gästen ausführlich Gelegenheit zur Information und zum Austausch. So standen zahlreiche Workshops auf dem Programm – wie beispielsweise zu den Themen Nachhaltigkeitsmanagement und gesellschaftliche Wirkung von Kapitalanlagen oder zum Filialkonzept der GLS Bank. Beim Mitgliedschaftscafé trafen sich die Mitglieder zum Erfahrungsaustausch und beim Markenparcours hatten sie Gelegenheit, die Kernwerte der GLS Bank zu erleben. Das Theaterstück „Cyrano de Bergerac“ vom Schauspielhaus Bochum rundete das erlebnisreiche Programm ab. Unsere nächste Jahresversammlung findet am 15. und 16. Juni 2012 statt. Dazu möchten wir Sie schon heute herzlich einladen! Unsere Autorin Eva Schneeweiss ist Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der GLS Bank. Ihr Geld – Ihre Zukunft Ihr Geld – Ihre Zukunft GLS Energiewende-Sparbrief Investieren Sie jetzt in regenerative Energien Hilfe, die gut ankommt – das neue Oikocredit Sparkonto Mit unserem neuen Angebot helfen Sie Menschen auf dem Weg aus der Armut 28 Ermöglichen Sie „Hilfe zur Selbsthilfe“ und sorgen Sie gleichzeitig für eine alternative Finanzwirtschaft: Die GLS Bank gibt die angelegten Gelder als Kredit an Oikocredit – deren Partner in den Projektländern vergeben es wiederum als Darlehen an bedürftige Menschen vor Ort. Die Partner – Mikrofinanzinstitute, Genossenschaften, kleinere und mittlere Unternehmen – müssen strenge Auflagen erfüllen. So wird sichergestellt, dass die Hilfe gut ankommt. Mit Krediten und Kapitalbeteiligungen unterstützt Oikocredit bereits seit 1975 Menschen in Entwicklungsländern und erreicht derzeit rund 29 Millionen Menschen in Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa. Die internationale Genossenschaft mit über 35.000 Mitgliedern ist weltweit vertreten: Die Zentrale befindet sich in den Niederlanden, daneben existieren 35 Regional- und Länderbüros. In Deutschland können Anleger über einen der acht Förderkreise Einfluss auf die Geschäftspolitik nehmen. Bei der Auswahl ihrer Partner beachtet Oikocredit insbesondere Unternehmen und Organisationen, die im Aufbau sind oder sich in ländlichen Regionen befinden. Die Unterstützung der Menschen vor Ort erfolgt zum Beispiel in Form Hier wirkt das Oikocredit Sparkonto: Kreditgenossenschaft in Uganda Seit dem Tod ihres Mannes muss Giida Namirembe ihre 14-köpfige Familie alleine ernähren. Vom Oikocredit-Partner CEDO erhielt sie ein Darlehen in Form von ertragreichem Saatgut. Die Ernte kauft CEDO für einen vorher vereinbarten Preis. Mit den Einnahmen kann Giida eine Kuh kaufen und das Schulgeld bezahlen. CEDO stellt Mitgliedern wie Giida Mikrokredite und landwirtschaftliches Gerät zur Verfügung und bietet Aus- und Weiterbildungen an. Das Oikocredit Sparkonto bei der GLS Bank Kündigungsfrist 3 Monate Verzinsung variabel, derzeit 1,0 % p.a. Hinweis Beim Oikocredit Sparkonto können Sie pro Monat ohne Einhaltung der Kündigungsfrist über bis zu 2.000 Euro verfügen, ohne dass Vorschusszinsen anfallen. Mittelverwendung Oikocredit erhält Kredite in Höhe der angelegten Summe. von Mikrokrediten oder durch die Schaffung von Arbeitsplätzen. Schwerpunkt der Förderung sind Initiativen von Frauen, zum fairen Handel und zum Klima- und Umweltschutz. Der faire Umgang zwischen den Partnereinrichtungen und den Menschen, die eine Förderung erhalten, ist durch strenge Auflagen geregelt. Oikocredit analysiert regelmäßig, inwieweit Finanzierungsentscheidungen, Arbeit und Unternehmensführung positive soziale Wirkungen erzielen. Oikocredit setzt sich über die eigene Organisation hinaus für gerechte Bedingungen im Mikrofinanzsektor ein, beispielsweise mit der Unterstützung der Initiative Microfinance Transparency. Weitere Informationen: www. gls.de/oikocredit oder www.oikocredit.de/sparkonto Unsere Autorin Anna Christina Ziegler ist als Produktmanagerin im Marketing verantwortlich für den Bereich GLS Mitgliedschaft. Sie hat die Kooperation mit Oikocredit begleitet. Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Die Energiewende ist unabdingbar, um die natürlichen Lebensgrundlagen für künftige Generationen zu bewahren. Die GLS Bank setzt seit vielen Jahren auf den dezentralen Ausbau regenerativer Energien. Als Reaktion auf den Super-GAU in Tschernobyl finanzierten wir bereits 1987 ein Bürgerwindrad in Norddeutschland. Mit dieser Anlage und vielen Folgeprojekten haben wir die Entwicklung der erneuerbaren Energien mitgeprägt und als erste deutsche Bank ihr Potenzial erkannt. Mit dem neuen GLS Energiewende-Sparbrief können Sie die Energiewende aktiv und nachvollziehbar fördern. Ihr angelegtes Geld wird gezielt für den Ausbau der erneuerbaren Energien verwendet – zum Beispiel für Photovoltaik- und Windenergieanlagen. Der Sparbrief verbindet hohe Sicherheit mit garantiertem Zins in Höhe von aktuell 2,75 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von fünf Jahren. In jedem Bankspiegel sehen Sie, für welche Energieprojekte Ihr Geld eingesetzt wird: Die Rubrik „Regenerative Energien“ in der Kreditliste gibt darüber Aufschluss. Wir beraten Sie gerne ausführlich zum neuen GLS Energiewende-Sparbrief. Telefon: 0234 5797-100. Konditionen Zinsen 2,50 % p.a. Laufzeit 5 Jahre Mindestbetrag 1.000 EUR Stand 17.08.2011, Änderungen vorbehalten, Angaben ohne Gewähr. Ankündigung: Genussschein juwi renewable IPP Energiewende mitgestalten – Zukunft sichern Gemeinschaftlich mit Ihnen gehen wir einen weiteren Schritt in Richtung Energiewende: Nach der äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Energieerzeuger juwi renewable IPP im letzten Jahr setzen wir die Partnerschaft in diesem Jahr fort – mit dem Genussschein 2011 juwi renewable IPP. Das Besondere am Unternehmen juwi renewable IPP ist, dass es ein sehr breit gestreutes Kraftwerkportfolio besitzt. Mit dem zur Verfügung gestellten Kapital werden mehrere zukunftsweisende Energieprojekte entstehen, die als Joint Ventures mit kommunalen Stromanbietern realisiert werden. Als Anlage eignet sich der Genussschein 2011 juwi renewable IPP vor allem, wenn Sie ein sinnvolles und langfristiges Angebot suchen. Sie profitieren direkt von der dynamischen Entwicklung der juwi renewable IPP. Vor dem Hintergrund der jüngsten Weichenstellungen durch Bundesregierung und Europäische Union heißt es nun: „Taten statt Warten“. Wir informieren Sie gerne persönlich unter 0234 57 97-5454. Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Die leistungsstärkste Windenergieanlage der Welt am Schneebergerhof in Rheinland-Pfalz Genussschein 2011 juwi renewable IPP Mindestbetrag 5.000 Euro Laufzeit 10 Jahre Verzinsung circa 7 % p.a. Volumen 20 Millionen Euro 29 Weiter gedacht Vor diesem Hintergrund hat der GLS Vorstand gemeinsam mit dem Aufsichtsrat in den letzten Monaten intensiv folgende mögliche Handlungsalternativen geprüft und bewertet: Aktienkapital konträr zur GLS Unternehmenskultur 30 Beim Eigenkapital gilt zukünftig der Grundsatz, dass im Prinzip jede Rechtsform des Eigenkapitals zulässig ist – vorausgesetzt, sie ist genauso ausgestattet wie Aktienkapital. Es war daher naheliegend zu prüfen, ob ein Rechtsformwechsel in eine Aktiengesellschaft sinnvoll ist. Einerseits wäre die Aufnahme von neuem Eigenkapital über die Märkte einfacher. Andererseits passt die Form der Aktiengesellschaft nicht zur Unternehmenskultur der GLS Bank, denn sie baut nur auf anonymem Kapital auf. Vorstand und Aufsichtsrat haben daher Aktien als Option verworfen. Abstimmung der Mitglieder bei der Generalversammlung 2011 Stille Beteiligungen aufsichtsrechtlich nur bedingt geeignet GLS Eigenkapitalentwicklung nach Basel III – ein Bericht von der Generalversammlung 2011 Der Schock der Finanzmarktkrise war groß. Der Kollaps der Finanzsysteme konnte nur durch massives Bereitstellen von Liquidität durch die Notenbanken und zwei- bis dreistellige Milliardenbeträge, die die Regierungen den Banken als Eigenkapital zur Verfügung stellten, in letzter Minute verhindert werden. Entsprechend tiefgreifend sollte nach Auffassung des Baseler Ausschusses und der Europäischen Kommission die regulatorische Antwort ausfallen. Sie fordern nun umfangreiche Änderungen bei Eigenkapitalausstattung, Liquidität und Risikomesssystemen von Banken. Diese – als Basel III bekannten – verschärften Regelungen sind eine konsequente und notwendige Reaktion. Damit sind auch für die GLS Bank neue Herausforderungen und Chancen verbunden. Bisher mussten Banken die vergebenen Kredite und bestimmte andere Risiken mit mindestens 8 Prozent Eigenkapital unterlegen. Dabei konnte sich das Eigenkapital aus verschiedenen Qualitäten zusammensetzen. Mindestens 50 Prozent musste bislang Kernkapital darstellen, weitere 50 Prozent können durch sogenanntes Ergänzungskapital abgedeckt werden. Die GLS Bank verfügt aktuell mit rund 11 Prozent Eigenkapital (etwa 100 Mio. Euro) über eine solide Eigenkapitalausstattung. Das Kernkapital macht einen Großteil unseres Eigenkapitals aus. Es setzt sich zu etwa ¼ aus Mitgliedsanteilen (Geschäftsguthaben) und zu ¾ aus Stillen Beteiligungen ohne Stimmrechte zusammen. Das bietet für das heutige Bankgeschäft eine sichere und solide Grundlage. Neue Regelungen zielen auf Gestaltung des Kernkapitals Mit der Umsetzung von Basel III in europäisches und deutsches Recht werden sich die Anforderungen an das Eigenkapital ab dem 1. Januar 2013 deutlich ändern. Dabei sind drei Änderungen für die GLS Bank wesentlich: 1. 2. 3. Das Eigenkapital muss insgesamt erhöht werden (von 8 auf mindestens 13 Prozent bis 2019). Grundsätzlich gelten höhere Qualitätsanforderungen an das Eigenkapital. Eine besondere Rolle spielt das „harte“ Kernkapital. Das sind bei uns vor allem Geschäftsguthaben. Ungewiss ist, unter welchen Voraussetzungen Eigenkapitalinstrumente wie Stille Beteiligungen künftig noch als hartes Kernkapital anerkannt werden. Es wurde geprüft, ob die Stillen Beteiligungen so gestaltet werden können, dass sie auch zukünftig zum harten Kernkapital zählen. Dann dürften dort zum Beispiel keine Kündigungs möglichkeiten mehr vorgesehen sein. Ob und in welcher Ausprägung Stille Beteiligungen jedoch überhaupt als hartes Eigenkapital zulässig werden, wird derzeit noch auf europäischer Ebene diskutiert und muss gegebenenfalls noch mit deutschem Recht abgeglichen werden. Diese Option ist daher mit großer Unsicherheit behaftet. Eine starke Genossenschaft ist zukunftsweisend Eine Stärkung unseres Eigenkapitals durch mehr Mitglieder und Geschäftsguthaben ist für uns die einzig sinnvolle Option. Die Genossenschaft ist eine Form, die auf Menschen basiert und bei der jedes Mitglied die gleiche Stimme hat. Unsere an Werten, Inhalten und Sinn orientierte Kapitalbasis können wir nur auf diesem Wege vollständig beibehalten. GLS Bank baut auf Menschen, nicht auf anonyme Märkte Wir haben in diesem Jahr – durch die starke Bereitschaft, Genossenschaftsanteile zu zeichnen – bereits über 3 Millionen Euro neue Geschäftsguthaben hinzugewinnen können. Doch zur Erfüllung der Anforderungen aus Basel III reicht das bei weitem nicht aus. Die Entscheidung für die Beibehaltung der genossenschaftlichen Geschäftsgrundlage bedeutet für die GLS Bank eine notwendige Steigerung der Geschäftsguthaben um etwa 20-25 Millionen Euro pro Jahr. In der bisherigen Ausgestaltung der Mitgliedschaft ist das Eigenkapital in der geforderten Höhe nicht steigerbar. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, wird es deshalb zukünftig neben der Zeichnung von dividendenfreien Geschäftsguthaben auch die Möglichkeit geben, Geldanlagen in Form von dividendenberechtigten Genossenschaftsanteilen bei der GLS Bank zu tätigen. Eine große Anzahl von Mitgliedern hat erhebliche Geschäfts guthaben unter rein gemeinwohlorientierten Gesichtspunkten bei uns eingebracht. Diese Institutionen und Menschen haben dies in der Erwartung getan, das Geld langfristig zur Verfügung zu stellen und keinerlei Dividende oder Verzinsung dafür zu erhalten. Die dividendenfreien Genossenschaftsanteile waren und sind die wesentliche Kapitalgrundlage, die das Ziel der GLS Bank – einen menschlichen und zukunftsweisenden Umgang mit Geld – sicherstellen. Der Mitgliederversammlung, dem Aufsichtsrat und dem Vorstand ist es wichtig, die bisherige Qualität der dividendenfreien Geschäftsguthaben nicht zu verlieren. Mindestens die ersten fünf Mitgliedsanteile werden deshalb auch in Zukunft für jedes Mitglied dividendenfrei bleiben. Genossenschaftsanteile als attraktive Geldanlage Die GLS Bank schafft durch die Erweiterung ihres Angebots im Sinne des dreifachen Gewinnes „menschlich, zukunftsweisend, ökonomisch“ eine attraktive Option, sich an der GLS Bank zu beteiligen. Die mögliche Dividendenausschüttung ab dem 6. Genossenschaftsanteil liegt voraussichtlich zwischen zwei und fünf Prozent, je nach Gewinnlage. Wir gehen davon aus, dass sich sehr viele bisherige Mitglieder, Kundinnen und Kunden sowie sonstige Interessierte mit zusätzlichen Beiträgen an der Entwicklung der GLS Bank beteiligen werden. Durch diesen Schritt wird die GLS Bank noch unabhängiger von den anonymen Kapitalmärkten und verbreitert Ihre Mitgliedschaft und damit das Eigenkapital als stärksten Hebel für zukunftsweisende Bankarbeit deutlich. Die neuen Regelungen zur Dividendeneinführung sind auf der Generalversammlung grundsätzlich positiv aufgenommen worden. Sie bedürfen nun einer Satzungsänderung, um wirksam zu werden. Denn in unserer Satzung ist bisher festgelegt, dass keine Dividende gezahlt wird. Deshalb werden wir zum Samstag, den 3. Dezember 2011 eine außerordentliche Generalversammlung einberufen, in der über die Satzungsänderung entschieden werden soll. Darüber werden wir unsere Mitglieder rechtzeitig informieren. Thomas Jorberg Der Vorstand Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Andreas Neukirch 31 Menschen im Gespräch Menschen im Gespräch Die Ideale, für die ich streite, sind noch immer die gleichen Der Attac-Mitbegründer Sven Giegold über seine Tätigkeit als EU-Abgeordneter der Grünen und den Kern der aktuellen Finanzmarktkrise 32 33 Sven Giegold, Sie sind EU-Abgeordneter der Grünen und für viele Menschen immer noch das Gesicht von Attac – ein Homo politicus par exellence. Hatten Sie von Anfang an ein Bild davon, was Sie wollten, oder wussten Sie vor allem, was Sie nicht wollten? Jedes „Ja“ beginnt mit einem „Nein“. Ich komme aus dem Naturschutz, und der ist etwas sehr Konstruktives. Es gab immer das klare „Nein“ zur Zerstörung von Natur und gleichzeitig haben wir Biotope aufgebaut. Daraus hat sich mein politisches Engagement entwickelt: auf der einen Seite der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen und Naturzerstörung, auf der andern Seite das Eintreten für eine humane Gesellschaft, die auch die Natur erhält. Jenseits dieses Engagements steht nicht die eine große Ideologie. Da bin ich skeptisch. Schließlich haben die Versuche, mit den Mitteln der Politik die eigenen Visionen umzusetzen, bis heute zu einer Menge Elend in der Welt geführt. Über Finance Watch Finance Watch ist eine unabhängige Organisation. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, in der Debatte über die Regulierung der Finanzmärkte jene Stimmen in der Gesellschaft zu stärken und ihnen Gehör zu verschaffen, die nicht das Finanzgewerbe repräsentieren. 40 Organisationen (darunter Gewerkschaften, Verbraucherschutzorganisationen, Nichtregierungsorganisationen, Verbände von Privatinvestoren und Forschungseinrichtungen) sowie 17 Finanzexperten und -wissenschaftler haben Finance Watch ins Leben gerufen. Weitere Informationen zu Finance Watch unter www.finance-watch.org Mehr zu Sven Giegold unter www.sven-giegold.de Konstruktiv war und ist auch die Arbeit des Verdener Ökozentrums und der Genossenschaft „AllerWohnen eG“. Mit dem Projekt sind Sie seit Ihrer Studienzeit sehr verbunden und es ist, zumindest postalisch, immer noch Ihr Zuhause ... Die Verdener Projekte sind der Versuch, „anders“ zu leben und zu arbeiten. Dazu gehören ein ökologisches Zentrum in der Stadt, mehrere Wohnprojekte und insgesamt 50 Arbeitsplätze. Tatsächlich bin ich noch immer auf dem ökologisch sanierten Bauernhof zu Hause – zumindest habe ich dort ein Zimmer. Durch meine EU-Tätigkeit bin ich sehr oft in Brüssel und auf Reisen. Die wenige Zeit die mir als Europa-Abgeordneter bleibt, ist mit dieser sozialen Gemeinschaft leider schlecht vereinbar – dies ist ein eher schmerzhafter Aspekt meiner beruflichen Veränderung. War Ihr Schritt von Attac zum grünen EU-Parlamentarier die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln? Ging es Ihnen um größere Wirksamkeit? Mein Rückzug aus der ersten Reihe von Attac war bereits ein Jahr her, als die Anfrage von den Grünen kam. Nach sieben Jahren war ein Punkt erreicht, an dem ich etwas Neues machen wollte. Aber soziale Bewegungen sind jetzt genauso wichtig wie zur Gründungszeit von Attac und ich kann mir gut vorstellen, dass ich nach meiner Zeit im Parlament auch wieder in den Non-Government-Organisationen arbeiten werde. Mein „Ja“ zur Europapolitik war keine prinzipielle Entscheidung, ich musste mich auch nicht verbiegen. Die Ideale, für die ich streite, sind noch immer die gleichen und sie fühlen sich noch genauso an! Verändert hat sich lediglich das Umfeld. Es gibt in der Politik andere Codes, eine andere Art, miteinander umzugehen. Es geht auch um Machtfragen. Manches, was ich als Parlamentarier erlebe, ist auf der zwischenmenschlichen Ebene deutlich weniger „vergnügungssteuerpflichtig“ als das, was man in sozialen Bewegungen erlebt. Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Gegenwärtig ringen die EU-Finanzpolitiker um nächste Schritte zur Bekämpfung der griechischen Schuldenkrise. Worin sehen Sie den Kern dieser Krise? Eigentlich haben wir eine Krise des Vertrauens. Vertrauen in die verantwortlichen politischen Institutionen und in die Finanzmarktakteure. Dabei ist die Finanzkrise nur Teilaspekt einer dreifachen globalen Krise: die immer größer werdende soziale Kluft zwischen Arm und Reich, die sich verschärfende ökologische Krise und eine andauernde wirtschaftliche Instabilität. Die Regulierung der Finanzmärkte ist deshalb so schwer geworden, weil das globale Wirtschaften globale Probleme geschaffen hat, die durch nationalstaatliche Maßnahmen nicht mehr in den Griff zu bekommen sind. Damit einher gehen der Verlust zentraler Gemeinwohlgüter und das schwindende Vertrauen in die überwiegend nationalstaatlich organisierte Demokratie. Hat die Finanztransaktionssteuer in Europa eine echte Zukunft? Auf jeden Fall. Die EU-Kommission hat sich auf unseren gemeinsamen Druck hin verpflichtet, im Herbst einen Vorschlag vorzulegen. Und da wichtige Mitgliedsstaaten bereits erklärt haben, dass sie die Steuer wollen, gibt es eine reale Chance, in Europa damit zu beginnen. Welche Bedeutung kommt dabei den Non-Government-Organisationen oder, ganz allgemein, der engagiert artikulierten politischen Meinung zu? Eine Finanztransaktionssteuer muss immer vom Staat eingeführt werden. Und sie muss für alle Akteure verbindlich sein, sonst wäre sie keine Steuer, sondern eine freiwillige Abgabe. Natürlich muss die Gesellschaft Druck ausüben. Tatsächlich ist die Transaktionssteuer wohl die einzige Steuer, für die es europaweit eine Unterstützung von 61 Prozent der Bevölkerung gibt. Das wäre nicht so ohne eine Bürgerbewegung, die in vielen Teilen Europas eine Transaktionssteuer eingefordert Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 hat. Attac ist ein Teil dieser Bewegung, aber auch die Kirchen gehören dazu, viele progressive Parteien, die Gewerkschaften. Würde der Druck durch engagierte Bürger nachlassen, würde die Transaktionssteuer vermutlich nicht beschlossen werden. Wie kam es zur Gründung dieser neuen europäischen Institution? Finance Watch entstand aus Sorge um die Demokratie. Denn wenn die Regeln von denjenigen gemacht werden, die reguliert werden sollen, wirft das nach einer Finanzkrise, die viele Menschen getroffen hat, grundlegende demokratische Fragen auf. Es geht darum, dass Gemeinwohlinteressen auch im Bereich der Finanzmärkte nicht nur im Parlament eine lautere Stimme haben. Unser Autor Ralf Lilienthal ist Gartengestalter, Buchautor und Journalist. Er schreibt unter anderem für die Zeitschrift „a tempo“ sowie für die Magazine der Unternehmen Alnatura und Weleda. www.ralf-lilienthal.de Ideenreich Nicht verpassen Neues von Leserinnen und Lesern Interessante Initiativen, Projekte, Bücher Die GLS Bank vor Ort Unsere aktuellen Veranstaltungen, Vorträge und Messetermine Termine von September bis Dezember Vermögende fordern Vermögensabgabe 34 Die Initiative „Vermögender für eine Vermögensabgabe“ fordert: Wer mehr als 500.000 Euro besitzt, soll zunächst zwei Jahre lang fünf Prozent seines Vermögens weitergeben – danach in Form einer Vermögenssteuer jährlich ein Prozent. Mehr als 100 Milliarden Euro kämen so in den nächsten zwei Jahren zusammen. Das Geld soll gezielt in eine ökologische und nachhaltige Umgestaltung der Wirtschaft, in die Energiewende sowie in Bildungs-, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen investiert werden. Mehr dazu unter www.appell-vermoegensabgabe.de. Neu: Forum Aufsichtsrat – Austausch für Aufsichtsräte Das Forum Aufsichtsrat ist ein Gesprächsforum für Aufsichtsräte. Die Teilnehmer treffen sich zweimal im Jahr und tauschen sich neben wirtschaftlichen und rechtlichen Themen auch über spirituelle und anthroposophische Inhalte aus. Das erste Treffen findet vom 2. bis 3. November 2011 in Berlin statt und widmet sich dem Thema „Das ideale Aufsichtsratmitglied und seine Kernkompetenzen der wertschöpfenden Mitarbeit“ – weitere Themen sind bereits geplant. Informationen und Anmeldungen unter www.forum-aufsichtsrat.com. Schwul-lesbisches Jugendfernsehen prämiert queerblick e.V. bietet Deutschlands erstes Fernsehmagazin für junge Lesben, Schwule, Transidente und Bisexuelle im Alter von 15 bis 25 Jahren. Der Verein wurde aktuell von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ für seine Arbeit ausgezeichnet. Das Magazin berichtet über Themen wie Liebe und Sexualität, aber auch über Politik, Sport und Glaube. Queerblick e.V. bietet nicht nur Hilfe und Beratung an, sondern auch Videoworkshops für Jugendzentren. Der Verein möchte positive Beispiele zeigen und vermitteln, dass es gut ist, „anders“ zu sein. www.queerblick.tv Nachhaltig einkaufen im Avocado Store Mit mehr als 18.000 Angeboten von über 150 Anbietern ist der Avocado Store einer der größten Internet-Marktplätze für nachhaltige Produkte. Ziel der Gründer, Philipp Gloeckler und Stephan Uhrenbacher, war es, eine gemeinsame Plattform zu schaffen, in der auch kleine Unternehmen ihre Produkte anbieten können. Jedes Produkt im Avocado Store muss eines von zehn Nachhaltigkeitskriterien erfüllen – zum Beispiel „fair & sozial“, „ressourcenschonend“ oder „CO2-sparend“. Besuchen Sie den Avocado Store unter www.avocadostore.de. Glück ist Jetzt – Starthilfe für Unternehmer „Mach dein Ding“ ist der Slogan des Glück-ist-jetzt-Ladens in Frankfurt – betrieben wird er von Jan Philip Johl. Das Konzept: Die Räume des Ladens werden von Menschen genutzt, die dort ihre Produkte und Dienstleistungen vorstellen möchten – dafür zahlen sie eine geringe Miete. Vor allem für Unternehmensgründer ist diese Idee interessant, denn sie können Erfahrungen sammeln und sich ohne Risiko ausprobieren. Weitere Informationen gibt es unter www.glueckistjetzt.de. 23.09. – 25.09., Hamburg Norddeutsche Apfeltage; die GLS Bank ist mit einem Infostand vertreten; Ort: Botanischer Garten; www.apfeltage.info 27.09., Berlin Oikocredit: Mikrofinanzierungen in Deutschland und weltweit; Podiumsdiskussion u. a. mit Falk Zientz, Leiter der Abteilung Mikrofinanz der GLS Bank; Ort: GLS Filiale Berlin; 17.30 Uhr 27.09., Stuttgart Oikocredit: Mikrofinanzierungen weltweit, u. a. mit einer Oikocredit-Area-Managerin Ostindien; Ort: GLS Filiale Stuttgart 02.10., Augsburg BioSüd: Fachbesuchermesse; die GLS Bank ist mit einem Infostand vertreten; Ort: Messe Augsburg; 9.00 – 17.30 Uhr; www.biosued.de 15.10., Freiburg Grünes Geld: Messe mit Vortragsprogramm zu ethischen und nachhaltigen Geldanlagen, u. a. mit Vorträgen von Annette Bohland und Timo Steiner; Ort: GLS Filiale Freiburg; www.gruenes-geld.de 15.10 – 16.10., Hannover BioNord: Fachbesuchermesse für Naturkosthandel; Ort: Messe Hannover; GLS Stand: Halle 13, Stand Nr. 13-H19; www.bionord.de 21.10., Freiburg Erstsemester-Familiennachmittag an der Universität Freiburg; GLS Infostand auf dem Markt der Möglichkeiten im Kollegiengebäude I; Ort: Platz der Universität 3; 14.00 – 18.00 Uhr 27.10, Bochum „Landwirtschaft – Schlüsselfaktor des 21. Jahrhunderts?“ Vortrag von Oliver Willing, Geschäftsführer der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, mit anschließender Diskussion; Ort: GLS Bank Bochum; 19.00 Uhr Redaktion (alle Beiträge dieser Rubrik) Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 Bankspiegel I Ausgabe 2 I 2011 02.11. – 03.11., Nürnberg ConSozial – Fachmesse und Congress des Sozialmarktes; u. a. mit Carsten Schmitz, Leiter der GLS Filiale München; Ort: CongressCenter Nürnberg; www.consozial.de 04.11. – 05.11., Bochum Fortbildung „öffentlich wirken“ zum Thema Kommunikation und PR-Arbeit; auch Caspar Dohmen, Autor des Buches „Good Bank“, ist dabei (siehe auch Seite 6); Ort: Bochum; www.oeffentlich-wirken.de 05.11., Hamburg Hamburger Börsentag – Deutschlands größte eintägige Finanzmesse; die GLS Bank ist mit einem Infostand vertreten; Ort: Handelskammer Hamburg; www.boersentag.de 12.11. – 13.11., Bayerisch Gmain Herbstmarkt des Hauses Hohenfried e.V.; Infostand der GLS Bank; Ort: Haus Hohenfried e.V., Bayerisch Gmain; jeweils 10.00 – 18.00 Uhr; www.hohenfried.de 17.11., Freiburg „Dem Leben eine Zukunft geben“ – Veranstaltung im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums der Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe mit Dr. Annette Massmann, Vorstand GLS Treuhand e.V.; Ort: GLS Filiale Freiburg; 19.00 Uhr 18.11. – 19.11., Köln FinanceDays: Sonderbereich „Grünes Geld”, u. a. mit Thorsten Holstein von der GLS Bank; Ort: Koelnmesse, GLS Stand im Staatenhaus; www.financedays.de 19. – 20.11., Berlin Heldenmarkt – Messe für nachhaltigen Konsum; Ort: Postbahnhof am Ostbahnhof; www.heldenmarkt.de 03.12. – 04.12., Stuttgart Heldenmarkt – Messe für nachhaltigen Konsum; Ort: Alte Kelter, Fellbach; www.heldenmarkt.de Weitere Termine finden Sie unter www.gls.de/termine. 35 Hömma Schantalle, sarich, wie bis Du denn drauf? Sait wann is tat denn für Dich wichtich, wat in Daine Gummibärkes drinne is? Un wazzoll da schon drin sain: Gummi unt Bärkes, wattensonz? Dat brinkt mich unterm Rahsen unt Dich im Kittchen! Samma Acki, sachti Blondiene vorre Buude un hat dabai ihre Hant aufen Klingelknopp, heut bisse abba bisken lanksam odda? Achnee, sarich, die Schantalle, unsa blondet Gifft! Gezz hör ärssma auf, Stuam zu klingeln! Alter Mann is kain Deh-Zuch. Wat willze denn? Kannich bitte ne Tühte Waingummis haam, sachti Blondiene, abba mit nix drin wat irgenzwie schähtlich sain könnte. Unt Acki, waisse auch, datta aufe Vapackunk allet draufstehn muss, watta drin is? Dat bisse unz Vabrauchern nämmich schuldich, sonz kommsse mitten Eh-Uh-Recht im Konflickt. Sähr kohmisch, sachti Blondiene, abba dat könntoch auch mizzon Eh-Heck-Gedöns vaseucht sain. Dat brinkt mich unterm Rahsen unt Dich im Kittchen! Wat du alz nachhaltigen Buudenbesizzer machen muss, dat iss acktiewen Vabraucherschuzz. Unt gezz kuckma, Acki, watta drin is: Gluckose, Lacktose, Ommega-Fett un noch mär son Gifftzeuchs. Un sowat willze mich appgezockte Vabraucherin vakaufen? Dat is nich Dain Ärnst! Nä, isset nich, härzallaliepste Schantalle, sarich, an maine Buude is jeder für saim Schuzz sälps zuständich. Komm gipp die Tühte retuhr un allet is widda gut. Du kriss kain Eh-Heck un ich krich kaine Pimpernellen von Daine Prehdichten! Wennze willz kannze dafür ne Bräzzel haam, abba dat issja nix für Dich alz Blondiene ... Wieso dattenn? sachti Schantalle, pass blooß auf watte sachs! Na ganz aimfach, sarich, wailze den Knooten inne Bräzzel nich aufkrichs ... S chriftlich T elefonisch E lektronisch P ersönlich GLS Bank Postfach 10 08 29 44708 Bochum Fax: 0234 5797-222 0234 5797-100 Information & Service kundendialog@gls.de 0234 5797-200 Angebots- & Anlageberatung www.gls.de/service-portal 0234 5797-300 Kreditservice & -beratung www.gls.de Filialen: Berlin, Bochum, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, München, Stuttgart