historische imitation wiener türkis
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historische imitation wiener türkis
Gemmo News Ö.GEM.G. | Österreichische Gemmologische Gesellschaft Registriertes CIBJO Institut | ICA- Member | Goldschlagstraße 10 | 1150 Wien HISTORISCHE IMITATION WIENER TÜRKIS Ausgabe 29 03/2011 INHALTSVERZEICHNIS Opalisierende Fluoritknollen 3 Neue Rubin- und Saphirvorkommen in Pakistan 4 Labor News 5 Ulexit 5 Glasfiber 6 Vergleich Katzenaugen 6 Sugilith 7 Dubletten 8 Jade oder Smaragd 9 Titelblatt: Diamant - Teil 1 10 Loot, 200g Wiener Türkis Buchempfehlungen 13 Wiener Türkis 14 Leserbrief 17 FTIR-Spektroskopie 18 Von der Standard- zur Wissenschaftlichen Gemmologie 21 Schmuck- und Edelsteinraritäten 22 Gemmologische Prüfungsinfo 23 Impressum | Gemmo News Herausgeber und Medieninhaber: ÖSTERREICHISCHE GEMMOLOGISCHE GESELLSCHAFT (Registriertes CIBJO- Institut und ICA Member) Sitz und Labor: 1150 Wien, Goldschlagstr.10, Tel. 01/ 231 22 38, E-Mail: leopold.roessler@chello.at und oegemg-oegv@aon.at Redaktion: Prof. Leopold Rössler. Nicht namentlich gekennzeichnete Beiträge stammen von der Redaktion. Korrektur: G. Breisach, HR Dr. G. Niedermayr. Satz und Layout: Lex Oppia Sales & Marketing GmbH Fotorechte: Titelfoto: Prof. L. Rössler. Weitere: Österreichische Gemmologische Gesellschaft Archiv, Prof. L. Rössler, lt. Auszeichnung. Homepage: www.gemmologie.at | www.beyars.com NEUE EDEL- und SCHMUCKMATERIALIEN Opalisierende Fluoritknollen Im Herbst des Vorjahres kamen „opalisierende“ Fluoritknollen auf den europäischen Markt. Das Material stammte aus UTAH (USA), aus der bekannten Thomas Range- Mine. AlIe Knollen entstanden in wässrigen Lösungen, die unterirdisch durch nahe liegende vulkanische Tuffschichten zirkulierten. Als die Lösungen sich abkühlten, wurden sie als fluorithaltige Silikatknollen ausgefällt. Sie bestehen aus verschiedenen Silikaten (Chalcedon, Opal und Quarz) und anderen chemischen Elementen, die aus den umgebenden Gesteinen herausgelöst wurden, wie z.B. Fluorit (F), Uran (U) und Beryllium (Be). Im Fundgebiet der Fluoritknollen liegen 75% der weltweiten Beryllvorkommen, die zurzeit abgebaut werden. Nur etwa 75% der siliziumhaltigen Knollen enthalten Fluoritanteile, die in den Knollen unterschiedlich variieren. Dieser schwankende Fluoritanteil ist verantwortlich für die Vielzahl von ästhetischen und farbigen „Strukturen“ (Mustern). Die Farben liegen zwischen Hellblau und tief Violettrot. Die Hohlräume dieser Knollen sind -ähnlich wie Geoden mit Quarz- mit Fluoritkristallen, mit Opal und anderen Mineralien besetzt. Die Größe der Knollen ist unterschiedlich (zwischen 2,50 cm und 8,00 cm +/-). Manche sind dekorative Ausstellungsobjekte. Der Vorteil der Knollen ist, dass sie leicht bearbeitbar sind und daher viele Möglichkeiten bieten, vor allem auch für Schnitzarbeiten. Rohmaterial aus Utah (USA) Eine Besonderheit ist ihre Fluoreszenz, leider nicht immer bei allen Knollen beobachtbar. Die Ursache ist der Anteil an Fluorit. Das Angebot ist derzeit mittelmäßig. Dies hängt davon ab, dass nicht alle „Tuffvorkommen“ die opalisierenden Fluoritknollen enthalten, und wenn aus wirtschaftlichen Gründen der Tuffabbau stagniert, dann ist das Angebot ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, denn die Fluoritknollen selbst sind kaum von ökonomischem Interesse. Attraktive Muster können das Material als Schmuckstein auszeichnen. Material: W. Niemetz, Wolfgang Hufnagel Fotos: Prof. L. Rössler Rohmaterial im UVS 254 nm, bläuliches grün. Der geschliffene Anhänger zeigt z.B. keine Fluoreszenz. Modernes Design und Farbe sprechen die Mode an. Aus diesen Gründen werden so viele Gesteine -nicht immer um billiges Geld- verkauft, dafür aber gerne getragen. Wollen Sie mehr über die ÖSTERREICHISCHE GEMMOLOGISCHE GESELLSCHAFT wissen? Dann besuchen Sie uns auf unserer website: www.gemmologie.at | www.beyars.com Rauchquarz aus dem Waldviertel (NÖ) bezahlte Werbung NEUE RUBIN- UND SAPHIRVORKOMMEN IN PAKISTAN ENDLICH WIEDER EIN UNBEHANDELTER RUBIN/SAPHIR! Aus dem pakistanischen Kaschmirbereich (BATA – KUNOI) tauchen violettstichige Korunde (Rubine) auf dem Markt auf. Das Material ist naturbelassen und maximal mit Öl behandelt. Rohsteine, die leider stark zerrissen sind, erreichen Größen von 100 Gramm und mehr. Geschliffene Steine von ca. 6 ct wurden beobachtet! Interessant ist die Paragenese dieser neuen Fundstelle. Alle Korunde haben einen Graphitmantel, der stark an die bekannte österreichische Fundstelle AMSTALL in Niederösterreich erinnert. Leider kann man beim Einkauf von Rohsteinen nicht erkennen, ob das Material schleifbar ist oder nicht, was natürlich ein erhebliches Risiko bei der Bewertung des prozentuellen Schleifwertes darstellt. Es bleibt abzuwarten, welche Qualitäten bzw. Quantitäten des neuen Materials auf dem Markt erscheinen werden. 3,75 ct Rubin aus Pakistan 2,76 ct Saphir aus Pakistan UVL- Fluoreszenz 366 nm, wobei Unterschiede möglich sind. Rohkristall und zwei unterschiedliche RubinQualitäten. UVS- Fluoreszenz 254 nm, wobei Unterschiede möglich sind. Nicht alles, was blau ist, muss ein Saphir sein. Der blaue Stein ist ein Kyanit und wurde als Saphir aus dieser Lagerstätte von einem Händler angeboten. Polysynthetische Zwillingslamellierungen und Hohlkanäle. 25x Rückstände von Graphit. 45x Ungleiche Farbverteilungen. 45x Besondere diagnostische innere Merkmale konnten nicht beobachtet werden. Die Fluoreszenzerscheinung war bei diesem Rubin sehr schwach im UVL und fast nicht gegeben im UVS. Die violettrote Farbe, mehr oder weniger deutlich, konnte bei allen vorgelegten Rubinen beobachtet werden. Die wenigen zur Untersuchung gelangten Korunde aus dieser Lagerstätte zeigten für die einfache Gemmologie keine wesentlichen, diagnostischen Einschlussmerkmale. Alle waren unbehandelte Korunde – und das war erfreulich. Material: W. Niemetz und Lehrsammlung Prof. L. Rössler Fotos: Prof. L. Rössler Labor News Neben Rubinen, Saphiren, Smaragden, Turmalinen, Diamanten und dgl. gibt es viele, häufig vorkommende Schmucksteine und Imitationen, die ebenfalls zur Begutachtung und zu einer raschen Diagnostizierung gebracht werden. Einige Beispiele sollen wieder Anregung zur Weiterbildung geben. ULEXIT- IMITATION Eine relativ einfache Imitation aus „Glasfiberstäbchen“, meist eingefärbt, erzeugt eine sehr schöne Chatoyance (Katzenaugeneffekt) und war in der Vorweihnachtszeit an Ulexit den verschiedensten Weihnachtsmärkten zu beobachten. Oftmals als echter Schmuckstein angeboten! Oben: natürlicher Ulexit, chatoyierend. Unten: Kette aus Glasfibermaterial, chatoyierend. Ulexit ist kein besonders bedeutungsvoller Schmuckstein, da er auf Grund seiner geringen Härte und seiner anderen physikalischen Eigenschaften keine hervorragende Tragefähigkeit besitzt, jedoch im Handel immer wieder vorkommt. Glasfiber ist ein billiges Imitationsmaterial, das sehr widerstandsfähig ist und sich als Ersatz für Ulexit anbietet. Behandelter (oben) und unbehandelter Ulexit (unten), chatoyierend. ULEXIT – TELEVISION-STONE = FERNSEHSTEIN Name nach dem Chemiker ULEX seit 1849 Kristallisation Triklin Chemie Wasserhältiges Natrium-Calciumcarbonat, NaCa[B206OH)6] 5H2O Farbe Farblos, grauschwarz, chatoyierend. Härte 2 - 2,5 n. Mohs Dichte 1,95 +/- Fluoreszenz UVS und UVL - sehr unterschiedlich. Bläulichgrünlich, weißlichbläulich, violettweißlich - auch phosphoreszierend möglich. Lichtbrechung um 1,496 bis 1,519, Δ = 0,023 +/-, schwer ermittelbar. Glasfiber- Imitationskette mit Chatoyance. Material: Fr. Zotter und Lehrsammlung Prof. L. Rössler Text und Fotos: Prof. L. Rössler Links: Vier Glasfiber-Imitate. Rechts: Zwei natürliche Quarz- Katzenaugensteine. Unbehandelte Ulexite Erscheinung im UVS – 254 nm Erscheinung im UVL – 366 nm Aggregatverhalten am Polariskop Erscheinung im UVS – 254 nm (*) Erscheinung im UVL – 366 nm Labor News Erkennungsmerkmale für Glasfiber Links: Glasfiberimitation für Katzenauge ohne scharfer Lichtlinie. Oben: Seitenansicht, deutliche wabenförmige Glasfiberstruktur. Unten: Flacher, hochglänzender Unterteil mit deutlicher Faserstruktur. Kein Doppelcabochon- Schliff (siehe * unten) Zum Vergleich NATÜRLICHES QUARZ- KATZENAUGE <=> NATÜRLICHES CHRYSOBERYLL- KATZENAUGE Quarz- Katzenaugen werden sehr oft und sehr leicht mit dem Chrysoberyll- Katzenaugen verwechselt, wobei das letztgenannte Katzenauge das wertvollere ist. Quarz- Katzenauge mit seidig, wogender Lichtlinie, in der Aufsicht. Quarz- Katzenaugen werden sehr leicht mit dem ChrysoberyllKatzenauge verwechselt. Das einfachste Erkennungsmerkmal gegenüber dem Quarz- Katzenauge ist der hohe Glanz. Quarz- Katzenauge im Unterteil. Chrysoberyll- Katzenauge mit messerscharfer Lichtlinie, Chatoyance. Hoher Glanz. Chrysoberyll- Katzenauge Rückseite: „Auf Gewicht ausgerichtet geschliffen“. Doppelcabochon. (*) Meist ein Doppelcabochon- Schliff, weil die natürlichen Katzenaugen Steine fast immer auf Gewicht ausgerichtet geschliffen werden. (Material: Lehrsammlung Prof. L. Rössler; Fotos: Prof. L. Rössler) Labor News Gesteinsgemenge als SUGILITH angeboten Per Internet wurde Sugilith, nicht gerade um billiges Geld angeboten und verkauft. Die unnatürliche Farbe war auf den ersten Blick ein Hinweis, dass es sich nicht um Sugilith handeln könne. Eine Überprüfung mittels Röntgendiffraktionsanalyse (RDA) ergab ein Gemenge von Alunit, Antigorit und Quarz. Daher ist immer wieder Vorsicht bei Internetkäufen geboten! Natürlicher Sugilith aus Japan. SUGILITH Name nach dem japanischen Petrologen KEN-ICHI-SUGI Kristallisation Hexagonal, körniges Aggregat Chemie KNa2(FeMnAl2) Li13si12030 Farbe violettbräunlich, fleckig Härte 6 - 6,5 n. Mohs Dichte 2,75 +/- Fluoreszenz UVL - violettrot, UVS - weißlichviolett Lichtbrechung um 1,60 +/-, schwer ermittelbar Natürlicher Sugilith aus Südafrika. Imitation für Sugilith: Natürlicher Sugilith - Erscheinung im UVL Imitation für Sugilith. Natürliches, behandeltes Gesteinsgemenge aus Alunit, Antigorit und Quarz. Sugilith-Imitation (oben) Erscheinung im UVL (unten) Erscheinung im UVS Natürlicher Sugilith - Erscheinung im UVS (Fotos: Prof. L. Rössler) RuTech Rupp GmbH Siebensterngasse 30 1070 Wien Tel: +43 1 907 61 50-0 Fax: +43 1 907 61 50-22 Mail: info@rutech.at http://www.rutech.at bezahlte Werbung Labor News DUBLETTEN - und was es dabei alles geben kann? Erst kürzlich haben wir in unseren GEMMO NEWS 27 – 2010 (Rössler Dubletten und Tripletten) versucht, eine breite Information über diese Imitationen zu bringen – und schon wieder gibt es etwas Neues. Im gefassten Zustand sind diese Materialien sicher nicht einfach zu erkennen, vor allem dann, wenn die Dubletten in einer geschlossenen Fassung verarbeitet wurden. Rutileinschlüsse und Purpurit ergeben ein sehr attraktives Erscheinungsbild. Sehr aufwendig gestaltete Dubletten konnten beobachtet und angekauft werden. Die beiden Varietäten setzten sich im Oberteil jeweils aus einem „Rutil- Quarz“ und im Unterteil aus einem Feldspat (Labradorit) oder aus einem Purpurit (Mn3+[PO4]) zusammen. Die Erscheinungsbilder sind sensationell. Rutileinschlüsse und Labradorit ergeben ein sehr attraktives Erscheinungsbild. Aufsicht: OT – Rutilquarz / UT - Purpurit Aufsicht: OT – Rutilquarz / UT - Labradorit Unterteil: Purpurit -ein Manganphosphat Mn3+[PO4], Härte nach Mohs: 4 bis 4,5 Unterteil: Feldspat – Labradorit (Fotos: Prof. L. Rössler) auch bei uns gibt es Korallen... rufen Sie einfach an... MF- HANDELS GES.M.B.H. office@mfbernstein.at www.mfbernstein.at MOBIL 0650 317 65 73 bezahlte Werbung Labor News …und wenn beide nicht in Frage kommen, dann gefärbter Quarz (Quarzit) in Smaragdfarbe, und in diesem Fall war es so. Das Einschlussbild war charakteristisch für gefärbten Quarzit, das Chelsea-Filter Verhalten deutete eher auf Smaragd. Wenn nicht JADE - dann SMARAGD Kurz gesagt - im gefassten Zustand ein nicht uninteressanter Stein, der bei flüchtiger Betrachtung leicht als Smaragd diagnostiziert werden kann. Die chemisch-physikalischen Konstanten entsprachen einem grün behandelten Quarz (Quarzit), wobei eine Färbung bei beiden erkennbar sein kann. Beobachten kann man zwei farblich unterschiedliche Grün-Varianten von behandelten Quarziten. Die eine gleicht eher dem smaragdgrünen Jadeit, während die zweite Varietät dem Smaragd ähnlich ist. BEISPIELE VON GRÜN GEFÄRBTEN QUARZITEN VARIANTE 1) Diese befindet sich schon seit einigen Jahren auf dem Edelsteinmarkt und wird als grüne Imperial-Jade aus China angeboten: Lot von grünen Quarziten. Lichtbrechung ergibt Quarz und nicht Jadeit. Im Chelsea Filter gibt es keine Verfärbung. Das Polariskop zeigt eine Helligkeit an, das auf ein Aggregat hinweist. Kann verwirrend sein, da auch durchscheinende Smaragde diese Reaktion zeigen. Die inneren Merkmale zeigen ein für Quarzit typisches Bild und außerdem sind die Färbespuren erkennbar, 25x, Durchlicht. BEISPIELE VON GRÜN GEFÄRBTEN QUARZITEN VARIANTE 2) Eine etwas neuere Art hingegen gibt es seit kurzer Zeit, wobei Farbe und Aussehen auf den ersten Blick, oder im gefassten Zustand einem „Kolumbianischen Smaragd“ sehr ähnlich sind. Vor allem das Verhalten im Chelsea Filter kann täuschend sein. Bei genauerer Untersuchung sprechen die Konstanten für Quarz. Daher: Kaufe niemals ohne Kontrolle!!! Die inneren Merkmale verhalten sich so wie oben beschrieben. 25x, Durchlicht. Quarzit - Smaragdähnliches blaugrün Im Chelsea Filter zeigt sich eine Verfärbung, die einem Smaragd aus Kolumbien ähnelt. Das Polariskop weist ebenfalls auf ein Aggregat hin. (Material: Lehrsammlung Prof. L. Rössler; Fotos: Prof. L. Rössler) Diamant Erkennung - Imitationen - „Farbloser Stein”? Teil 1 Wie kannman einen Brillanten von einer Imitation einfach unterscheiden? Was lässt sich – ausgehend von der Rondiste - bei Diamant/Brillant und dessen Imitationen erkennen? Gegebener Anlass für diesen Artikel war eine alltägliche Situation im Schmuckverkauf bzw. bei der Reparaturannahme: „Ein Kunde brachte einen Ring zum Ändern in ein Juweliergeschäft. Bei der Ann a h m e schrieb die Verkäuferin unter der Rubrik „Stein oder Besatz“ am Serviceschein: „Farbloser Stein“. Der Kunde war empört, dass die Verkäuferin den Brillanten nicht erkannte und meinte dazu: „wozu gehe ich denn in ein Juwelengeschäft, wenn mein Produkt, das noch dazu vom gleichen Juwelier vor einigen Jahren verkauft wurde, so entwertet wird.“ Die Thematik ist allen im Schmuckhandel bekannt, wenn auch diese Reaktion des Kunden nicht so häufig vorkommen wird. Für die Verkäuferin eine schwierig zu lösende Situation, vor allem dann, wenn man nicht geübt ist. Wie schnell kann man am Verkaufspult diagnostische Merkmale erkennen? Wie weit lässt man sich vom Kunden beeinflussen und schreibt etwas nieder, das man im Moment gar nicht verifizieren kann? Vom amateurhaften zum professionellen Verhalten mit richtiger Einschätzung des kalkulierbaren Risikos liegt ein schmaler, langer Weg. Diese Problematik kennen übrigens auch Sachverständige und Gerichtsgutachter, die innerhalb kürzester Zeit – Aug’ in Aug’ mit dem Kunden oder Notar- ebensolche schnellen Diagnosen erstellen müssen. Natürlich könnte man sagen: „Es gibt doch genug Hilfsgeräte, die eine rasche Erkennung, ob Diamant/Brillant ja oder nein, ermöglichen.” Nur, wer hat solche Hilfsmittel immer bei der Hand? Kann er diese auch richtig handhaben, vor allem vor den Augen des Kunden? Alle schauen zu und fragen, was mit ihrem Stein passiert, usw. Eine Lupe hingegen ist ein einfaches Hilfsmittel, das optisch für den Kunden gut aussieht. Mit der sich sehr vieles erkennen lässt – „wenn man weiß, was man suchen soll“ – aber leider ist die Lupe ein nicht sehr beliebtes Hilfsgerät, um vor den Augen des Kunden eine Aussage zu treffen. Der nachfolgende mit Bildern dokumentierte Wegweiser soll für Lupenscheue eine Anregung sein, eine Lupe in die Hand zu nehmen und zu versuchen, auch in gefasstem Zustand Merkmale zu finden, die auf Diamant/Brillant oder auf eine Imitation hinweisen könnten. Bei Serviceleistungen im Juwelenbereich oder im Rahmen von SachverständigenTätigkeiten wird man feststellen, dass in der heutigen Zeit nicht alle als Diamant/ Brillant bezeichneten Steine auch solche sein müssen. der einzige Edelstein mit einer klar definierten Qualitätsrichtlinie, die - mit geringen Abweichungen- in der ganzen Welt ihre Gültigkeit hat. Ein Diamant/Brillant ist auch erkennbar an bestimmten äußeren Merkmalen, die eben nur ein geschliffener Diamant/ Brillant aufweisen kann. Alle Imitationen, auch die beiden genannten, zeigen solche Merkmale nicht. Generell sind die Merkmale der Imitationssteine anders im Aussehen. WARUM EINMAL DIAMANT UND DANN WIEDER BRILLANT? Nur die runde Form mit 57 Facetten des kristallisierten Kohlenstoffes (Diamant) darf lt CIBJO Brillant genannt werden. Alle anderen Schliffformen müssen mit dem Mineral (Diamant) vorbenannt werden, wie z.B. • Diamant Pendeloque (Tropfen), • Diamant Baguette, • Diamant Marquise usw. ÄUSSERE MERKMALE AUSGEHEND VON DER RONDISTE Solche äußere Merkmale befinden sich an der Rondiste oder von der Rondiste ausgehend. Es sind unter anderem auch Qualitätsmerkmale die den Schliff und die Reinheit beeinflussen können (Breisach/Rössler GEMMO NEWS Nr. 28). Siehe die darunterliegende Abbildung. D.h. an ungefassten oder an Brillanten Es gibt viele Imitationssteine für Diamant/ Brillant (siehe Tabelle nächste Ausgabe), jedoch nur zwei wirklich bedeutende: • Synthetischer Zirkonia (KSZ) seit ca. 1975 in Österreich und • Synthetischer Moissanit ca. 1998/2000 bekannt. seit Alle anderen Imitationen sind vom Diamant relativ leicht zu unterscheiden. Zuerst einige generelle Hinweise zum Diamant/Brillant. Er ist im Schmuckhandel der bedeutendste Edelstein der Welt und somit ein Stein mit großer Bedeutung und vielen Funktionsmöglichkeiten für den Laien. Außerdem ist ein Diamant/Brillant Grafische Darstellung: Äußere Merkmale, die bei einem Diamanten an einer Rondiste oder vom Rondistenrand ausgehend vorkommen können, wobei diese Merkmale bei Imitationen (Ersatzsteinen) nicht zu finden sind. mit einer offenen Fassung können bestimmte Merkmale vorkommen und daraus lassen sich einfache Schlüsse ziehen ob es ein Brillant oder kein Brillant sein kann. Prüfgeräte sind sicher einfacher – aber wenn man keine zur Hand hat – was dann? Mit Hilfe von Maßen und einer Formel lässt sich ohne Caratwaage das Gewicht des Diamant/Brillanten sowohl in gefasstem wie ungefasstem Zustand ermitteln – das wäre schon der erste Anhaltspunkt. OFFENE FASSUNG Bei dieser Art kann der Brillant seine volle Reflexion (Feuer) ausspielen und zeigen. Es ist jene Fassungsart, bei der die Rondiste deutlich sichtbar ist, und man von diesen freien Stellen den Stein auf äußere Merkmale untersuchen kann. Carmoisierte Fassung (Verwischte Fassung mit Millgriffrand) (Carmoisierung, so nennt man die Montageart, diese kann in den verschiedensten Design-Arten vorkommen). Rondiste (Rundiste) = Rand. Die Trennung zwischen Ober- und Unterteil bei einem Stein. Die Maße des Diamant/Brillanten werden an der Rondiste /Rondistdurchmesser) und der Gesamthöhe abgenommen. Damit lässt sich einerseits das Diamantgewicht berechnen, andererseits kann man durch Unterschiede zwischen errechnetem und tatsächlichem Gewicht sofort Hinweise auf Imitationen finden. WIE KANN EINE RONDISTE BEIM DIAMANT / BRILLANT BESCHAFFEN SEIN? Die klassische Fassungsart für einen Diamant/Brillant ist eine Krappenfassung, auch Solitärfassung genannt. (Weitere Handelsname z.B. Tiffany- Fassung usw.) Die Rondiste ist das augenfälligste Merkmal generell, daher ist das Erkennen von den unterschiedlichen Erscheinungsmöglichkeiten einer Rondiste in der Gemmologie von Wichtigkeit. Es gibt mehrere Befestigungsarten (Fassungen) von Diamant/Brillant im Schmuck. Die zwei bedeutungsvollsten sind: • Offene Fassung (Á jour-, Solitär- Châtonoder Krappenfassung, sowie Handelsnamen dieser Fassungen) • Geschlossene Fassung (Verwischte,- Kastenoder Angeschlagene Fassung und deren Handelsnamen.) Davon gibt es im Laufe der Zeit eine Menge Ableitungen. ÄUSSERE EF MERKMALE: Extra Facette N Naturals K Kerbe ΔΔΔ Ätzfiguren IIIIII Fransen Wie bereits erwähnt kann die Beschaffenheit der Rondiste qualitätsmindernd sein. Andererseits kann sie Merkmale aufweisen, die für Diamant/Brillant signifikant sind. Nachfolgende Beispiele sollen das Suchen erleichtern. Solitär- Fassung Die offene Fassung ist die klassische Art einen Brillanten zu Fassen. Bei einem Ring spricht man vom Solitär. Fassungsarten können sein: Krappen-, SolitärTiffani- Á jour- oder Chatonfassung. Leider auch „Strupftöter“- Fassung genannt. BESCHAFFENHEIT DER RONDISTE • Gerieben • Rauh • Facettiert • Poliert GESCHLOSSENE FASSUNG Die geschlossene Fassung, auch Verwischte,- Kasten- oder Angeschlagene Fassung genannt. Jene Fassungsart, die zurzeit modern ist, dem Brillanten aber „weh“ tut, denn er ist mit seiner Lichtreflexion eingesperrt. Die Rondiste ist nicht erkennbar und alle eventuellen Merkmale sind versteckt. RONDISTSTÄRKEN Extrem dünn Sehr dünn Dünn Mittel Dick Sehr dick Extrem dick Verwischte Fassung, Zargenfassung, usw. Alle Diamanten/Brillanten zeigen eine dieser Rondist- Versionen. Egal ob die Steine behandelt oder synthetisch sind. Die Beschaffenheit einer Rondiste bei Diamant/Brillant kann sein: Polierte Rondiste. Seitenansicht Geriebene (feinkörnige) Rondiste an einem Brillanten Raue ungleichmäßig starke Rondiste mit einer Extrafacette (EF) im UT (Pavillon) des Brillanten. Bei Fantasie- oder „Modifizierten“ Brillantschliffen (siehe letzte Abbildung unten links) ist die Rondiste immer hochglänzend poliert. Das Foto (oben) zeigt ein inneres Merkmal, das von der Rondiste ausgeht und sich in den Brillant hineinzieht. ÄuSSere Merkmale bei Diamant/Brillant können sein: Kerbe und Naturales an einer rauen Rondiste im OT (Krone) des Brillanten. Polierte Rondiste an einem Brillanten Naturals (N) an einer polierten Rondiste. Diamant im Triangel- Cut. Wellige Rondiste an einem Brillanten Raue (grobkörnige) Rondiste an einem Brillanten Naturals an der rauen Rondiste eines Brillanten in den UT (Pavillon) gehend. Kerbe und Naturals. Schwarzer Brillant (Carbonado) Facettierte Rondiste an einem Brillanten Raue ungleichmäßig starke Rondiste mit einer Extrafacette (EF) im OT (Krone) des Brillanten. Diamant im Emerald-Cut in Aufsicht und Seiteansicht Raue ungleichmäßig starke Rondiste an einem Brillant. Raue (grobkörnige) Rondiste mit Naturals. Schwarzer Brillant (Carbonado). Kerbe und Naturals an der geriebenen Rondiste eines Brillanten. BUCHEMPFEHLUNGEN Natural mit Ätzfigur an Brillanten in den UT hineingehend. einem Katzengold und Silberfisch Deutliche Kerbe an einer geriebenen (feinkörnigen) Rondiste. Beispiel: Diamant/Brillant in einer Solitärfassung Brillant in einer Solitärfassung. 10 fach Lupe. Facettierte Rondiste mit einem Einschluss (Merkmal) an der Rondiste. Bei einer Imitation niemals vorkommend, da Imitationen keine Innere Merkmale zeigen. Von Mineralen, die nach Tieren und Tieren, die nach Mineralen benannt wurden. • ISBN 978-3-85119-324-5 • Kosten: € 32,90 • 256 Seiten • Erhältlich: www.r-krickl.com Zum Buch: Wunderschöne Kristalle, spektakuläre Lebewesen, verblüffende Zusammenhänge - dies alles bietet dieses Buch, das den Leser auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Welt der Minerale und der Tiere entführt und erstmals die namentliche Verflechtung der beiden Reiche eingehend beleuchtet. Unter den beschriebenen Vertretern finden sich weltberühmte Edelsteine, das größte Tier der Erde und viele andere kuriose Vertreter. Die reich bebilderte Übersicht ist gespickt mit zahlreichen sorgsam recherchierten Geschichten zum Staunen, manchmal zum Nachdenken und oft auch zum Schmunzeln. Über den Autor: Rondistenmerkmal für Brillant. Das gleiche Foto wie oben, nur vergrößert dargestellt. Mit 10 fach Lupe erkennbar. Die gezeigten und genannten Merkmale sind typisch für Diamant/Brillant, aber bei den nachfolgend gezeigten Imitationssteinen nicht vorkommend. D.h. in ungefasstem Zustand sehr leicht, im gefassten Zustand jedoch nur bei „Offenen Fassungen“ erkennbar. Ende Teil I – Fortsetzung in der nächsten Ausgabe Dr. Robert Krickl ist promovierter Erdwissenschafter und selbstständig als Wissenschaftskommunikator tätig: er hält spannende Multimedia-Vorträge, tourt mit eigenen Wanderausstellungen durch das Land, bietet ein reichhaltiges Programm für Schulen und einiges mehr (Näheres unter www.r-krickl. com) um allen – von Kindergarten- bis Seniorengruppen – Wissen über unsere faszinierende Welt einfach und unterhaltsam näherzubringen. Bruder Bernward Schmid OSB • ISBN 978-3-200-022096-2 • Verlag Rosemarie Eichwalder 2010 Ein Muster an Bescheidenheit und ein außergewöhnlich glaubhafter Zeuge für das Leben eines Ordensmannes, das war Prof. Bruder Bernward Schmid OSB. Dieser aufwendig gestaltete Bildband skizziert sein Leben und verknüpft dieses mit Erinnerungen von Michael W. Wieser, einem seiner Schüler am Abteigymansium in Seckau und Lehrling in der von Bruder Bernward gegründeten Goldschmiede der Abtei. Paul Naredi-Rainer, ebenfalls einst Schüler von Bruder Bernward am Abteigymnasium Seckau und heute Professor für Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck, wirft ein Licht auf Bruder Bernwards schöpferisches Engagement und dessen bedingungslose Hingabe an die Kunst, indem er eine Auswahl seiner Werke vorstellt. Die Fotos Marcus Auer dokumentieren eindrucksvoll die besondere künstlerische Begabung von Bruder Bernward. ert und verarbeitet. Zu den damaligen Zeiten hat man bereits in Königsberg Ketten aus grünem und rotem Bernstein hergestellt. Die Farben sind sehr intensiv und können daher dem Pressbernstein aus dieser Zeit zugeordnet werden. Er wird noch immer im Schmuck angeboten. So ein Bernstein wird aus natürlichen Abfallprodukten, die bei der Bernsteinverarbeitung anfallen, hergestellt. Die durch Hitzeund Druck gewonnene Bernsteinmasse darf nicht als „NATURBERNSTEIN“ bezeichnet werden. Originalauszug von der Niederschrift aus 1890 Wiener Türkis Prof. L. Rössler EINSTIEG Ein Gemmologe und Sachverständiger sollte sich nicht nur mit den letzten Erkenntnissen aus der Gemmologie beschäftigen, sondern auch mit Teilgebieten der Kunstgeschichte, Stilkunde, Stilmerkmalen und welche Steine zu welchen Zeitstilen im Schmuck verarbeitet wurden. Eine „historische Brosche“ (leider misslang das Foto) und der Zugang zu einem Original Wiener Kunstprodukt -inkl. des Herstellungsrezeptes zur Imitation für einen nicht unbedeutenden Edelstein-, war die Ursache dafür, dass wir ein Thema behandeln können das bereits der Geschichte angehört, jedoch aber im Schmuck nach wie vor vorkommen kann. In diesem zur Untersuchung gelangten Schmuckstück aus dem beginnenden 20. Jh. (engl. Zeitstil) konnte ein blauer, undurchsichtiger Mittelstein als eindeutiger „Wiener Türkis“ diagnostiziert werden. Bei so einer Diagnostizierung, vor allem im gefassten Zustand, hat man das Problem des Türkis und seiner Imitationen - und das ist eine Auseinandersetzung, die immer schwieriger aber umso spannender wird. Aus der großen Fülle der Türkis-Imitationen heraus ist es diesmal die geschichtsträchtige Wiener Imitation, nämlich der „Wiener Türkis“. Er wurde noch in den 50/60er Jahren des 20.Jh. als Türkisersatz in der Edel- Bijouterie verwendet und von einer bekannten Wiener Edelstein-Grosshandllung verkauft. D.h. im Schmuck der genannten Jahre muss nicht alles Türkis sein, was bläulich ist. Gegen Ende des 19. Jh. hatte Wien im Hinblick auf Edelstein-Imitationen mitgesprochen, z. B. bei PRESSBERNSTEIN = „AMBROID“ …bereits um 1881 wurde in Wien industriell Bernstein verarbeitet. Man nannte ihn „Ambre reconstitué“ oder Pressbernstein. Die Wiener Firmen „Spiller und Trebitsch“ erzeugten damals als erste angesehene Wiener Firma „Raucherutensilien“ und in weiterer Folge Zigarettenspitze aus Bernstein. Die Nachfrage nach Bernstein war so groß, dass es bei der Beschaffung Schwierigkeiten gab Man dachte daher nach, was man mit dem Abfall von Bernstein bei der Schnitzerei und Drechslerei anfangen könnte. Und so entstand im Laufe der nächsten Jahrzehnte die Herstellung und der Begriff des „Pressbernsteines“, der bis zum heutigen Tag seine Bedeutung erhalten hat. Im Art Déco wurde Pressbernstein an der Königsberger Bernsteinmanufaktur produzi- In der Ortschaft Bernstein im Burgenland (Österreich) gibt es das Bernsteiner Felsenmuseum – Potsch (www.felsenmuseum.at) in dem man unter anderem die Geschichte des „Pressbernsteins“ nachvollziehen kann. Der Pressbernstein wird im 21. Jh. noch immer produziert. Der „Wiener Türkis“ hingegen wird nicht mehr produziert, dafür gibt es andere Ersatzmaterialien. WIENER TÜRKIS 1919 erhielt die Firma Roth und Kraus das Patent und die Genehmigung zur Herstellung von Türkisen – den so genannten „Wiener Türkisen“, aber bereits 1890 entstanden die Rezepte dazu. Die genannte Wiener Firma besitzt das Patent für die Produktion, die auch noch in Paris, London und Turnow (CZ) durchgeführt wurde. Die Redaktion der Gem-News besitzt die Originalniederschriften und die originalen Herstellungsrezepte von 1890. Die originale Patentniederschrift hingegen liegt im Stadtmuseum in Turnow auf. Als „Wiener Türkis“ ging die Produktion in die Edelstein- und Schmuckgeschichte ein. Das künstliche Material imitiert auf den ersten Blick den Türkis sehr gut. Es wird beschrieben, dass der Wiener Türkis aus einem fein gepulverten Gemenge von Aluminiumphosphat und einem Kupfersalz, das durch Sintern unter Druck verfestigt wurde, besteht. Dies ist eine Erklärung, die man in verschiedenen Fachliteraturen (z.B. EPPLER und SCHLOSSMACHER, EK 2, Gemmologische Akademie WIFI- Linz, Rössler/ Breisach) nachlesen kann. Die originalen Niederschriften werden wir aus bestimmten Gründen nicht veröffentlichen. Nachfolgende Kurzauszüge und Fotos sollen auf die geschichtliche Produktion hinweisen. Da im Zuge der Diagnostizierung mittels FTIR- Spektroskopie noch einige Ungereimtheiten auftraten, sind die wissenschaftlichen Untersuchungen zurzeit noch slowakei), betrieben. Heute wird kein Material mehr angefertigt und nur noch ganz selten etwas aus früherem Bestand geschliffen. Lot von unbehandelten “Persischen Türkisen”. nicht abgeschlossen (Teilergebnisse siehe im anschließenden FTR- Bericht). Sollten neue Ergebnisse bekannt werden, so werden wir diese ehest veröffentlichen. IMITATIONEN UND VERWECHSLUNGEN Prof. Dr. Schlossmacher schrieb 1933 in der Neuauflage von Max Bauer 1909 über den Wiener Türkis: …die Nachahmung des Türkis ist bis zu einem gewissen Grade in einer Masse gelungen, die man als „Wiener Türkis“ und fälschlich auch als „synthetischen“ Türkis bezeichnet hat. Sie hat fast die gleiche Zusammensetzung, Farbe, Glanz, Härte, Dichte, Bruch und Aussehen und besteht aus einem chemischen Niederschlag von phosphorsaurer Tonerde, der durch eine Kupferverbindung blau gefärbt wird; durch Zusammenpressen der lockeren Masse erhält man eine feste Substanz. Die Hauptfabrikation wurde in Wien, Franreich, England und Turnow (Tschecho- Recepte zu Wiener – Turquoises Erzeugungen! Fabrikation von Türkisen Die Möglichkeit der Unterscheidung beruht auf dem verschiedenen Verhalten bei der Erwärmung (allerdings wird dabei der Stein zerstört, so dass nur bei Proben aus größeren Posten oder an einem kleinen abgetrennten Splitterchen der Versuch möglich ist). • Der echte Türkis zerknistert beim Erhitzen heftig und zerfällt beim Glühen in ein schwarzbraunes Pulver oder gibt, ohne zu schmelzen, eine lockere Masse von dieser Farbe, die sich leicht zerpulvern lässt. • Der nachgeahmte Türkis dagegen schmilzt oder sintert zu einem harten, außen braunen Körper (Kugel) zusammen, der im inneren seine blaue oder blaugrüne Farbe beibehält. Manche Stücke schmelzen sogar ziemlich leicht zu einer schwarzen Kugel. Ferner sollen die unechten Steine beim Liegen in Wasser sofort dunkelblau werden und auf ihrer Oberfläche im nassen Zustand viele kreuz und quer verlaufende Risse zeigen, auch sollen sie in Wasser und Alkohol weicher werden. Neuerdings hat M.K. Hoffmann Zentrallabor für Mineralien 1927 A. 429.) über Türkis Synthesen berichtet. Man erhält eine Türkismasse durch Erhitzen von festen, fein gepulvertem Aluminiumsulfat, Aluminiumhydroxyd und Cuprisulfat mit Dinatriumphosphat und Auswaschen des gebildeten Natriumsulfats oder noch besser durch erhitzen einer Mischung von Malachit, Aluminiumhydroxyd und Phosphorsäure auf wenig über 100 Grad. Auch diese Produkte werden durch Pressen verfestigt. Dem Türkis werden verschiedene natürliche Substanzen untergeschoben.., • • • • • • • • Die Erkennungsmöglichkeit eines „Wiener Türkises“, vor allem in gefasstem, historischem Zustand, ist auf den ersten Blick nicht immer sehr leicht. WIENER TÜRKIS UND SEINE ERKENNUNGSMÖGLICHKEITEN nach der einfachen praktischen Gemmologie: Originalauszug von der Niederschrift aus 1890 • Farbe: Himmelblau mit grünlichgelblichen Tönungen, • Härte: 5 bis 6 +/• Dichte: nicht sehr leicht ermittelbar; von 2,16 bis 2,39 +/-, da beobachtet wurde, dass sich einige Türkise im Wasser „zerbröseln“? • Ein hochglanzpoliertes Plättchen ergab einen schwer ermittelbaren Brechungs- • • Zubereitung der Stoffe aus denselben Produkten wie der Echte Persische Türkis besteht Eisen Töpfe und Casserol. N.1, N.2, N.3 N.4…, Man nimmt 3 Kilo saures Natron gibt es in den Topf Nr. 2. Schüttet den Topf auf zu reinem Wasser, und lässt den Inhalt am Herd aufsieden. Dann bringt man aus leinenen Kuraziger Tuch über den Öffnung des Topfes Nr. 1 So gieße man den siedenden Inhalt zu Topf Nr. 2 …, Jedoch muss auf das Leinen 2 Bogen Filterpapier gelegt werden damit die sinkende Flüssigkeit nicht zu stark und … Wasser läuft. Dann nimmt man 1 Kilo Alaun in Casserol Nr. 4 oben voll Wasser, lässt es Sieden, legt zwischen ein Tuch und 1 Bogen Papier auf Topf Nr. 3 schüttet den Inhalt der Casserol .und wartet bis dass…, Dann nimmt man 140 Gramm Kupfer Vitriol gießt es voll Wasser …. aufkochen. …. Macht man das Filterpapier einen Trichter… Das Kupfervitriol … Dann stellt man den Topf Nr. 1 am Herd und lässt den Inhalt aufziehen. Stellt neben an den Topf Nr. 3 auf zum linken so dass damit beide Töpfe gleichzeitig in kommen. Den Topf Nr. 3 muss aber gleichzeitig reinem Wasser aufgefüllt werden. In dem Moment wo die beiden Töpfe im gleichen sind, schüttet man das Glas von Kupfer Vitriol in Topf Nr. 1 und wird nun mit einer Glasstange zusammen, dadurch entsteht das Kupfer und mischt mit dem phosphatsaurem Natron, dann schüttet man die……Geheimnis in den Topf Nr. 3. zusammen, dann nimmt man den Siedenden Topf Nr. 3 und schüttet den ganzen Inhalt in Topf Nr. 1… und mischt den ganzen Niederschlag zusammen mit den … somit ist der Stoff fertig bis zur… Zur…nimmt man 2 Schaffeln laut Zeichnung. Man bindet über der oberen Öffnung ein weißes Leinen Tuch fest geschnitten der Stoff in die 2 Schaffeln usw. >> Detail Auszug aus der Originalniederschrift zur Fabrikation „Wiener – Turquoises Erzeugungen“! Lot von Wiener Türkisen mit einem sehr natürlichem Türkis-Aussehen index von 1,45 bis 1,46+/-. • Mit Lupe und Mikroskop betrachtet, zeigen sich bei einigen Steinen Sprünge und weiße Partikeln, die aussehen als wäre das Gemenge nicht homogen in der Durchmischung (noch nicht erforscht). • Verdünnte Salzsäure zeigt ein gelblichgrünes Erscheinungsbild, das es bei einem natürlichen Türkis nicht gibt. • Das gesamte Erscheinungsbild hat, je nach Qualität, das Aussehen eines „Persischen Türkis“. SÄUREREAKTIONEN Der Wiener Türkis reagiert auf eine verdünnte Salzsäure mit einer gelblichgrünen Reaktion, die typisch für dieses Produkt ist. In der gemmologischen Praxis, wo oftmals rasche Entscheidungen getroffen werden müssen, können Säurereaktionen hilfreich sein. Solche Prüfungen müssen, vor allem wenn es ein gefasster Stein ist, mit Überlegung und immer an uneinsichtbaren Stellen durchgeführt werden, da meistens „Säureflecken“ am Stein bestehen bleiben. Original Rezept- Einkaufsrechnug aus 1903 Türkisimitationsmaterialien reagieren sehr unterschiedlich bis überhaupt nicht auf eine verdünnte Salzsäure. NACHTRAG … jedoch hat sich ein unbehandeltes natürliches Türkismaterial, dessen Fundort nicht realisiert werden konnte, mit gleichem Ergebnis gezeigt! Untersuchungen laufen noch. Türkis, ein wasserhaltiges Kupfer- Aluminiumphosphat CuAI6[(OH)2PO4]44H2O, ist ein Mineral, das im geschliffenen Zustand eine große Schmuckbedeutung erlangte, sehr beliebt ist, und für den Gemmologen bei einer Diagnostizierung zum Alptraum werden kann. Der natürliche, unbehandelte Türkis ist undurchsichtig und hat in der Regel eine himmelblaue bis gelblichgrüne Farbe, wobei alle Zwischenstufen möglich sind. Die Farbe geht auf Anteile von Kupfer-, Eisen- und Chromoxide zurück. Und gerade die Farbe ist seit mehr als einem Jahrhundert die Herausforderung, Türkise zu behandeln oder nachzuahmen. Bereits gegen Ende des 19. Jh. begann man sich damit zubeschäftigen. Unterschiedliche Qualitäten und Schliffformen Die Ausgangssituation war eigentlich jene, dass Türkise damals schon ausbleichten und man versuchte, sie chemisch nachzubearbeiten. Aus dieser Zeit heraus entstand auch der Gedanke, ein künstliches Material zu findet, dass dem Türkis ähnlich sieht – und sich nicht verfärbt. Typisch für Wiener Türkis sind die „Sprünge“ aber nicht bei jedem Stein vorkommend und die weißlichen „Partikeln“. (Die Redaktion ist schon seit längerer Zeit bemüht eine Sondernummer unserer Zeitung zu bringen, die sich nur mit dem Türkis beschäftigt. Nur gibt es stets neue Materialien – und diese müssen alle zuerst einer wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen werden, denn die einfachen gemmologischen Möglichkeiten sind bei diesem Schmuckmaterial sehr beschränkt anwendbar – aber wir sind dabei!) … die gleiche Reaktion zeigt sich bei Materialien aus einer Schachtel von „Wiener Türkisen“. Die Untersuchung mittels FTIR- Spektroskopie ergab, dass es sich um ein später hergestelltes Material handelte, das bereits mit Kunststoffgemenge produziert wurde. D.h. nicht alles, was als Wiener Türkis deklariert wird, muss auch einer sein. Genauere Untersuchungen laufen noch. Siehe FTIR- Spektroskopie Seite. AUS DER GESCHICHTE Leserbrief Mit dem Zeitalter des Biedermeiers begann in Wien der Aufschwung des Türkises im Schmuck. Alt Gold 1 = 7 Karat und 10 Grän = 326/000 fein Unsere Redaktion erhielt viele positive Rückmeldungen in Bezug auf das gelungene Einschlussbild in unserem Artikel „Taffeit – Etwas Seltenes“ von Rudolf Bulant. Zu diesem Titelbild einen Leserbrief von unserem Mitglied Sigi Plenk aus Mühlbach am Hochkönig/Salzburg: Alt Gold 2 = 13 Karat und 1 Grän = 545/000 fein An meinen lieben Freund und Lehrer Prof. Leopold Rössler Alt Gold 3 = 18 Karat und 5 Grän = 767/000 fein, Herzlichen Dank an Prof. L. Rössler für die Geduld und Liebe an der gemmologischen Arbeit und das fotografische Festhalten des Wechselspiels von Licht und Stein. Ein “Stern von Bethlehem” hat sich darin offenbart und uns erinnert an seine Legende, seine Kraft und an die Botschaft von Weihnachten. Man liebte es zu dieser Zeit, die damaligen drei Gold- Feingehalte „Wiener Türkis“ und ein mit einem Kunststoff abgebundenes Material, das zu einem späteren Zeitpunkt hergestellt wurde? auf Feingoldfarbe zu Färben und diese Kombination des “gefärbten Goldes” mit den blauen Steinen zu kombinieren. Aber bereits im 18.Jh. hatte man mit dem Türkis seine Probleme, denn man kann darüber bei Dr. Max Bauer Edelsteinkunde 1909, und später bei Dr. Max Bauer Edelsteinkunde, neu bearbeitet von Prof.Dr. Schlossmacher, dritte Auflage 1933 Folgendes nachlesen: BEHANDELN VON TÜRKIS „Das Ausbleichen der Farbe des Türkises und das Vorkommen häufig blasser und zu grün gefärbter Steine hat es mit sich gebracht, dass die Technik des Farbverbesserns sich hoch entwickelt hat. Dieses noch nicht genau identifizierte Material, das wie Wiener Türkis aussieht und auch so deklariert wurde, reagiert im Wasser mit einer Verfärbung, die durch die Wasseraufnahme entsteht – aber dann an der Luft „zerbröselt“. Das Verfahren ist einfach und besteht in einem Überziehen oder Imprägnieren mit Berlinerblau. Dabei dringt allerdings die Färbung nicht sehr tief ein und kann mit dem Messer abgekratzt werden, außerdem ist sie daran kenntlich, dass sie im Gegensatz zu den echten Steinen bei Lampenlicht unansehnlich grau erscheint. Bei Behandlung mit Ammoniak wird diese künstliche Farbe grün oder verschwindet ganz; es empfiehlt sich, bei dieser Probe den Stein vorher mit Alkohol abzuwaschen, um anhaftendes Fett zu entfernen, das die Berührung mit dem Ammoniak verhindern kann. Oft genügt bei Ringsteinen schon das Waschen der Hände mit Ammoniak zum Erkennen der Fälschung. Auch das Nilblau A der badischen Anilin- und Sodafabrik ist zur Färbung geeignet; die damit behandelten Steine werden in Ammoniak rot. Heute soll in größerem Umfange grünlicher amerikanischer Türkis nach einem Geheimverfahren in blauen umgefärbt werden. Fotos: Prof. L. Rössler Haarschmuck um1840, mit Türkisen als Besatz an einer Haarschließe Dunkelviolettblauer Taffeit, 3,84ct aus SriLanka Ein kometenhafter Fremdkristall umgeben von blütenartigen Heilungsrissen, 45x DIE LEGENDE VON DEN STERNENMENSCHEN (von Siggi Plenk, Gemmologe und Qigonglehrer) Ihre Liebe zu dieser Erde ist unendlich, wie ihr strahlendes Licht selbst. Sie kommen von weit her, um in Zeiten des Übergangs zu helfen. Ihre Heimat ist absoluter Friede und Harmonie. So gibt es für sie oft ein tiefes Erschrecken über die Gewalt und die emotionale Instabilität, die auf diesem Planeten herrscht. Es ist ihr Lächeln, das wärmt und Freude schenkt, und ihre Klarheit, die den Weg erhellt. So wie der Morgenstern mit Jesus ewig geht, sind die Menschen Sternenstaub. Jede Seele, die jetzt beginnt zu lächeln und die Freude und Liebe lebt, schenkt dieser Welt SEIN Licht und strahlt. Sterne am Himmel und Sterne auf der Erde. Sterne im Menschen und Sternenmenschen, Himmel und Erde sind EINS GÖTTLICHES SEIN. Alles Liebe Siggi JEDER TAG EIN GUTER TAG 02.12.2010 FTIR-Spektroskopie Untersuchung von vier türkisfarbenen Steinen Dr. Siegfried Schmuck | Analytisches Labor Schmuck Nr. 1 angeblich natürlicher persischer Türkis, Perle, gebohrt, 2,021 ct Nr. 2 natürlicher persischer Türkis, getrommelt, 19,82 ct 1 2 3 4 5 Nr. 3 angeblich „Wiener Türkis“, Rohstück, 2,405 ct Nr. 4 angeblich „Wiener Türkis, Perle, gebohrt, 4,041 ct Nr. 5 Imitation, möglicherweise Gibbsit?, 20,53 ct Im Zuge des Artikels über den „Wiener Türkis“ entstanden diese Untersuchungsergebnisse. Zur Untersuchung gelangten vier verschiedene türkisfarbene Steine (Nr. 1, 3, 4 und 5) Als Vergleich diente ein getrommelter, natürlicher, persischer Türkis (Nr.2). Bereits bei der Spektren-Aufnahme der angeblich natürlichen, persischen Türkisperle gab es ein Problem zu überwinden. Bisher wurden alle Versuche mit der größten Objektträgerblende (Abbildung 2) des FTIR- Spektrometers durchgeführt. Abb2: Verwendete Objektträgerblenden, d = 9,6 mm, 6,4 mm und 4,8 mm KOM. RAT W. GROSS NFG. INGE GROSS Siebensterngasse 29 1070 Wien EDELSTEINE, SCHMUCKSTEINE, SYNTHESEN UND PERLEN. ITALIENISCHE KORALLEN Gegründet 1836 Tel. und Fax: +43 1/ 522 55 77 SCHNÄPPCHEN SCHATZKISTE Große Auswahl an Ersatzsteinen für antike und sakrale Schmuck-Gegenstände bezahlte Werbung Stein Nr. 1 Natürlicher, persischer Türkis, Perle, gebohrt, 2,0205 ct Diese Türkisperle (Nr. 1) war so klein (Durchmesser d = 6,4-6,6 mm), dass mit der kleinsten Blende gearbeitet werden musste. Das Ergebnis war unbefriedigend und dem Spektrum des natürlichen, persischen Trommelsteines unähnlich. Siehe Abbildung 3. Abb3: Vergleich des natürlichen, persischen Türkistrommelsteins, große Blende, mit der natürlichen persischen Türkisperle, kleine Blende. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist auch die Form der Messfläche; während der Trommelstein eine sehr ebene Fläche aufweist, ist die Perle kugelförmig und weist demnach eine stark gewölbte Fläche auf. Dieser Einfluss konnte in der Folge nicht bestimmt werden, wohl aber die Größe der Objektblendenöffnung. Der Trommelstein wurde mit den verschiedenen Blendenöffnungen gemessen (Abbildung 4). Es ist mit abnehmendem Blendendurchmesser deutlich eine Verschlechterung des Signal/Rauschen- Verhältnisses festzustellen. Weiters treten besonders bei der mittleren Blende starke Interferenzen auf. Die typische Form und Lage der Banden zwischen 800 cm-1 und 1300 cm-1 für einen Türkis bleiben aber erhalten (siehe Tabelle). Abb4: Natürlicher, persischer Türkis, getrommelt, 19,82 ct, bei verschiedenen Blendendurchmessern. Lage der Bande in cm-1 Ausprägung der Bande 839 schwach 897 sehr schwach 1012 sehr schwach 1060 schwach 1120 sehr stark 1196 Schulter FTIR-Banden des Türkis, Aufnahmetechnik Reflexion 30° Ein Vergleich des FTIR- Spektrums des natürlichen, persischen Türkistrommelsteins mit dem der natürlichen, persischen Türkisperle zeigt demnach einen signifikanten Unterschied, speziell im Bereich zwischen 800 cm-1 und 1300 cm-1 (Abbildung 5). Die stärkste Bande in diesem Bereich ist nur als schwache Bande vorhanden. Abb5: Vergleich der natürlichen, persischen Türkisperle mit dem natürlichen, persischen Türkistrommelstein. Literatur: [1] L. Rössler, Ö.Gem.G. Kurzinfo Nr.18,(11/2006) | [2] L. Rössler, Ö.Gem.G. Kurzinfo Nr.23, (3/2009) | [3] L. Rössler, G. Breisach, Undurchsichtige und durchscheinende Edel- und Schmucksteine, WIFI- Linz, (2004) | [4] RRUFF- Datenbank, http://rruff.info/, (geöffnet April 2010 bis September 2010) | [5] W. F. Eppler, Praktische Gemmologie, Rühle-Diebener-Verlag, 6.Auflage, (1999) | [6] Handbook of Mineralogy, http://www. handbookofmineralogy.org/pdfs/turquoise.pdf, (geöffnet 30.08.2010) | [7] CIBJO, The Gemstone Book, http://download.cibjo.org/Gemstone_ Book_2010.pdf, (geöffnet 30.08.2010) Kontakt: Dr. Siegfried Schmuck | Analytisches Labor Schmuck | Kerscheckstraße 9 | A-8302 Vasoldsberg | laborschmuck@aon.at | http://als.8ung.at Stein Nr. 3 Wiener Türkis, Rohstück, 2,4045 ct Mit diesem Stein hatte ich insofern Glück, weil er eine so große Längsabmessung aufweist, dass er gerade noch nicht durch die große Blende durchfällt und eine relativ flache Stelle hatte. Es konnte als die große Blende verwendet werden. Das Ergebnis zeigt Abbildung 6. Abb6: Vergleich des „Wiener Türkis“, Rohstein, mit dem natürlichen, persischen Türkistrommler. Die beiden FTIR- Spektren stimmen im Wesentlichen überein. Im Spektrum des „Wiener Türkises“ sind zusätzlich Banden zwischen 2800 cm-1 und 3000 cm-1 deutlich erkennbar. Diese Banden sind typisch für C-H-Schwingungen und stammen von einem zur Stabilisierung dieses Türkises verwendeten Polymerharzes. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich dabei nicht um die übliche Rezeptur für Wiener Türkise handelt, sondern um einen rekonstruierten Türkis, hergestellt aus Türkispulver und einem Polymerharz. Stein Nr. 4 Wiener Türkis, Perle, gebohrt, 4,041 ct Abb7: Vergleich des „Wiener Türkis“, Perle oval, mit dem natürlichen, persischen Türkistrommler. Diese ovale Türkisperle aus synthetischem Wiener Türkis hätte zwar gerade Platz auf der mittleren Blende, da es aber gerade bei dieser Öffnung zu noch stärkeren Interferenzen kommt als bei der kleinen Blende, wurde diese Türkisperle auf der kleinen Objektträgerblende vermessen. Die Ergebnisse sind in Abbildung 7 zu ersehen. Eine sichere Zuordnung kann nicht getroffen werden. Das Untergrundrauschen ist zu hoch um eine verbindliche Aussage treffen zu können. Im Bereich von 1400 cm-1 bis 1600 cm-1 ist die Lage der Banden sehr unterschiedlich. Diesbezüglich bedarf es noch weiterführender Untersuchungen. Stein Nr. 5 Imitation (Gibbsit?), gebohrt, 20,53 ct Abb8: Vergleich der Imitation mit dem natürlichen, persischen Türkistrommelstein. Abb9: Vergleich von Magnesit (kunstharzstabilisiert) mit der Türkisimitation. Die Abmessungen der Imitation für Türkis, möglicherweise Gibbsit, waren wiederum groß genug, um mit der großen Blende zu arbeiten. Das Ergebnis ist in Abbildung 8 ersichtlich. Das FTIR- Spektrum unterscheidet sich signifikant von dem des natürlichen, persischen Türkis. Ein Vergleich mit Magnesit legt den Verdacht sehr, sehr nahe, dass es sich dabei um dieses Mineral handelt (Abbildung 9) Bei der Untersuchung dieser türkisfarbenen Steine konnten die Grenzen der FTIR-Spektroskopie mit dem verwendeten Gerät aufgezeigt werden. Mit abnehmenden Blendendurchmesser und Zunahme der Unebenheit des Messfleckes werden die Spektren unschärfer und eine verlässliche Aussage und Zuordnung wird schwieriger bzw. ist nicht mehr möglich. Eindeutig konnte die Imitation erkannt werden und auch die Verwendung eines Polymerharzes in Stein Nr. 3 konnte eindeutig erkannt werden. Von der Standard- zur Wissenschaftlichen GEMMOLOGIE Wissenschaftliche Publikationen über Edelsteine beinhalten meist eine Zusammenfassung von Untersuchungsmethoden, die im Rahmen von hoch spezialisierten Labors angewendet werden. Die Bezeichnungen der Methoden und die verwendeten Abkürzungen stiften oft Verwirrung. Untersuchungsmethode, Gerätebezeichnung Zu diesem Zweck soll eine tabellarische Auflistung der Kurzbezeichnungen und Anwendungsmöglichkeiten von Geräten, die zur Diagnostizierungen von Edelsteinen verwendet werden und über die Standardausrüstung eines Gemmologen hinausgehen, eine erste Einleitung geben. Beispiele dafür sind: „schwierige“ Synthesen, Gesteine, Bernstein/Kopal, Türkis, Jade, Diamanten (Synthesen und Behandlungen), usw. Die Auflistung beruht nicht auf Vollständigkeit. Beschaffenheit der Probe Information über geschliffener Stein Dünnschliff Rohstein kristalline und fluide EinEinschlussbild, flüssige oder feste Einschlüsse schlüsse Zwillingsbildung, Zonierungen, etc. geschliffener Stein Dünnschliff Rohstein optische Eigenschaften Zuordnung zum Kristallsystem Röntgenbeugungsanalyse (RBA), Röntgendiffraktionsanalyse (RDA) engl.: XRD, x-ray diffraction nur für kristalline Substanzen - Mineral-Pulver - Rohstein oder bearbeiteter Stein Mineralzusammensetzung (Phasenbestimmung) Bestimmung der kristallinen Substanz, Mineral, Gestein Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) kristalline Substanzen (“Presstabletten” aus Pulver) Gläser, Schmelzen beteiligte chemische Elemente Bestimmung der durchschnittlichen chemischen Zusammensetzung Elektronenmikroskop Feststoff Transmissions-ElektronenMikroskop (TEM) Lage von Atomgruppen Lage von Baueinheiten in einem Kristall, Baufehler Raster-Elektronenmikroskop (REM, engl. SEM) Oberflächenbeschaffenheit Aufwachsungen Lichtmikroskop GRUNDAUSRÜSTUNG Polarisationsmikroskop Polariskop GRUNDAUSRÜSTUNG Aussage über ElektronenstrahlmikrosondenAnalyse (ESMA), Kurzform: Mikrosonde engl.: (electron) microprobe (EPMA) kristalline Substanzen beteiligte chemische Elemente Elementverteilung in Mineralkörnern, Untersuchung von Zonarbau, Zusammensetzung von Mischkristallen Energiedispersives System (EDS), engl.: EDX kristalline und amorphe Substanzen beteiligte chemische Elemente punktgenaue Bestimmung der chemischen Zusammensetzung Kathodenlumineszenz (KL), engl. cathodoluminescence (CL) kristalline und amorphe Substanzen Lumineszenzerscheinungen Fremdionen in einem Mineral, Aussagen über natürlich und synthetische Steine möglich, Unterscheidung von Mineralen Spektralphotometer z.B. UV-VIS-NIR-Spektralphotometer kristalline und amorphe Substanzen Absorption von Licht Fremdionen in einem Mineral, Unterscheidung von Mineralen Raman-Spektroskopie Gase, Flüssigkeiten, Feststoffe, zerstörungsfrei Schwingungsfrequenzen der Atome/Moleküle als “Fingerprint” betrachtet zur Bestimmung der Substanz; Anwesenheit charakteristischer Atomgruppen, Molekülsymmetrie; Bestimmung von Einschlüssen, Rissfüllern etc. Infrarot-Spektroskopie (IR-Spektroskopie) Gase, Flüssigkeiten, Feststoffe, je nach Gerätetyp auch zerstörungsfrei Schwingungsfrequenzen der Atome/Moleküle, komplementär zu RamanSpektroskopie als “Fingerprint” betrachtet zur Bestimmung der Substanz; Anwesenheit charakteristischer Atomgruppen, Molekülsymmetrie; Bestimmung von Einschlüssen, Rissfüllern etc. In Kombination mit REM Fourier-Transform-IRSpektroskopie FT-IR- Spektroskopie SCHMUCK- UND EDELSTEINRARITÄTEN Besondere Steine in besonderen Größen aus der Sammlung Rössler Die Redaktion wird beginnend mit dieser Reihe interessante und seltene Edel,- Schmuck- und synthetische Steine die im Schmuckhandel in außergewöhnlichen Größen und mit besonderen Phänomenen vorkommen könnten, präsentieren. Farbloser Hiddenit | 181,71ct. Es soll damit auch das umfangreiche Gebiet der Gemmologie den jüngeren Gemmologen/in nahe gebracht werden. Ebenso setzen wir uns mit eventuellen Schwierigkeiten die bei Untersuchungen entstehen können auseinander. Die nachfolgenden Photos sollen zu Beginn einen kleinen Einblick geben. Seltene und auch häufig vorkommende Edel- und Schmucksteine sowie synthetische Produktionen aus Prof. Leopold Rössler’s Schatztruhe zeigen, welche Schönheiten die Natur hervorbringen kann. Gerne veröffentlichen wir auch Photos von Ihren Raritäten - wenn sie es wünschen auch ohne Namensnennung! Die Fundorte der unten gezeigten Objekte sind vielfach unbekannt. Pinkfarbiger Kunzit | 288,26 ct. Synthetischer farbloser Quarz aus Russland, 2,5 kg. „King of Australia Blackopal“ | 145,90g (291,80 ct) Matrix-Opal aus Australien | 127,02 ct. f Amazonit (Feldspat) aus Brasilien (Genauer Fundort unbekannt) „Knischka– Created– Ruby“, 41,67 ct. Zwillingskristall in dipyramidaler Form. Stern-Quarz | 152,87 ct. (Material: Lehrsammlung Prof. L. Rössler; Fotos: Prof. L. Rössler) GEMMOLOGISCHE PRÜFUNGSINFO Zum Gemmologen WIFI-AUSTRIA haben mit ausgezeichneten und sehr gutem Erfolgen die großen Fachprüfungen bestanden: Magdalena BLASCHKE - Wien Susanne BÜSING - Wien Michael KIPPERS - Wien Sonja PICHLER - Linz Birgit SCHNEIDER - Vorarlberg Flavia TRAMPOSCH - Tirol Maria ZOTTER - Wien Wir gratulieren recht herzlich! 2 1 3 4 5 6 Augen! Gutes für Ihre 1 NLite 24 Watt schlankes Tageslicht – ein wahres Schmuckstück. 2 DIALITE Flip klappt auf – macht an! 5 Immersions-Zusatz für Gemmoscope C LED – mit einem Handgriff umgebaut. 3 GEMMODUL modulare Geräteserie: Kaltlicht-Spektroskop 100W, UV kurz/ langwellig, Polariskop & Refraktometer. 4 GEMMOSCOPE C LED kompaktes Dunkelfeld-Mikroskop mit LED pin-pointer. Vergrößerungen 10/20/40/60x, max. 120x. 6 GEMMASTER StereoZOOM DunkelfeldMikroskop mit kühlem 6.000K Tageslicht im Dunkelfeld und Auflicht. LED pin-pointer mit USB-Anschluß. ZEISS oder LEICA Optiken von 6.3 – 80x wählbar, max. 125x. bezahlte Werbung SYSTEM EICKHORST ∙ D-22453 Hamburg ∙ Borsteler Chaussee 85-99 ∙ Fon +49-40-514000-13 ∙ Fax +49-40-514000-30 www.eickhorst.com info@eickhorst.com