historische imitation wiener türkis

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historische imitation wiener türkis
Gemmo
News
Ö.GEM.G. | Österreichische Gemmologische Gesellschaft
Registriertes CIBJO Institut | ICA- Member | Goldschlagstraße 10 | 1150 Wien
HISTORISCHE IMITATION
WIENER TÜRKIS
Ausgabe 29
03/2011
INHALTSVERZEICHNIS
Opalisierende Fluoritknollen
3
Neue Rubin- und Saphirvorkommen in Pakistan
4
Labor News
5
Ulexit
5
Glasfiber
6
Vergleich Katzenaugen
6
Sugilith
7
Dubletten
8
Jade oder Smaragd
9
Titelblatt:
Diamant - Teil 1
10
Loot, 200g Wiener Türkis
Buchempfehlungen
13
Wiener Türkis
14
Leserbrief
17
FTIR-Spektroskopie
18
Von der Standard- zur Wissenschaftlichen Gemmologie
21
Schmuck- und Edelsteinraritäten
22
Gemmologische Prüfungsinfo
23
Impressum | Gemmo News
Herausgeber und Medieninhaber: ÖSTERREICHISCHE GEMMOLOGISCHE GESELLSCHAFT
(Registriertes CIBJO- Institut und ICA Member)
Sitz und Labor: 1150 Wien, Goldschlagstr.10, Tel. 01/ 231 22 38, E-Mail: leopold.roessler@chello.at und oegemg-oegv@aon.at
Redaktion: Prof. Leopold Rössler. Nicht namentlich gekennzeichnete Beiträge stammen von der Redaktion.
Korrektur: G. Breisach, HR Dr. G. Niedermayr. Satz und Layout: Lex Oppia Sales & Marketing GmbH
Fotorechte: Titelfoto: Prof. L. Rössler.
Weitere: Österreichische Gemmologische Gesellschaft Archiv, Prof. L. Rössler, lt. Auszeichnung.
Homepage: www.gemmologie.at | www.beyars.com
NEUE EDEL- und SCHMUCKMATERIALIEN
Opalisierende Fluoritknollen
Im Herbst des Vorjahres kamen
„opalisierende“ Fluoritknollen auf den
europäischen Markt. Das Material stammte aus UTAH (USA), aus der bekannten
Thomas Range- Mine.
AlIe Knollen entstanden in wässrigen
Lösungen, die unterirdisch durch nahe
liegende vulkanische Tuffschichten
zirkulierten.
Als die Lösungen sich abkühlten,
wurden sie als fluorithaltige Silikatknollen ausgefällt. Sie bestehen aus verschiedenen Silikaten (Chalcedon, Opal
und Quarz) und anderen chemischen
Elementen, die aus den umgebenden
Gesteinen herausgelöst wurden, wie z.B.
Fluorit (F), Uran (U) und Beryllium (Be).
Im Fundgebiet der Fluoritknollen
liegen 75% der weltweiten Beryllvorkommen, die zurzeit abgebaut werden.
Nur etwa 75% der siliziumhaltigen
Knollen enthalten Fluoritanteile, die
in den Knollen unterschiedlich variieren. Dieser schwankende Fluoritanteil
ist verantwortlich für die Vielzahl von
ästhetischen und farbigen „Strukturen“
(Mustern).
Die Farben liegen zwischen Hellblau
und tief Violettrot. Die Hohlräume dieser
Knollen sind -ähnlich wie Geoden mit
Quarz- mit Fluoritkristallen, mit Opal und
anderen Mineralien besetzt. Die Größe
der Knollen ist unterschiedlich (zwischen
2,50 cm und 8,00 cm +/-). Manche sind
dekorative Ausstellungsobjekte.
Der Vorteil der Knollen ist, dass sie
leicht bearbeitbar sind und daher viele
Möglichkeiten bieten, vor allem auch für
Schnitzarbeiten.
Rohmaterial aus Utah (USA)
Eine Besonderheit ist ihre Fluoreszenz,
leider nicht immer bei allen Knollen
beobachtbar. Die Ursache ist der Anteil
an Fluorit.
Das Angebot ist derzeit mittelmäßig.
Dies hängt davon ab, dass nicht alle
„Tuffvorkommen“ die opalisierenden
Fluoritknollen enthalten, und wenn aus
wirtschaftlichen Gründen der Tuffabbau
stagniert, dann ist das Angebot ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, denn
die Fluoritknollen selbst sind kaum von
ökonomischem Interesse.
Attraktive Muster können das Material als
Schmuckstein auszeichnen.
Material:
W. Niemetz, Wolfgang Hufnagel
Fotos: Prof. L. Rössler
Rohmaterial im UVS 254 nm, bläuliches grün. Der
geschliffene Anhänger zeigt z.B. keine Fluoreszenz.
Modernes Design und Farbe sprechen die
Mode an.
Aus diesen Gründen werden so viele Gesteine
-nicht immer um billiges Geld- verkauft, dafür
aber gerne getragen.
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Rauchquarz aus dem Waldviertel (NÖ)
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NEUE RUBIN- UND SAPHIRVORKOMMEN IN PAKISTAN
ENDLICH WIEDER EIN UNBEHANDELTER RUBIN/SAPHIR!
Aus dem pakistanischen Kaschmirbereich (BATA – KUNOI) tauchen violettstichige Korunde (Rubine) auf dem Markt auf. Das Material
ist naturbelassen und maximal mit Öl behandelt. Rohsteine, die leider stark zerrissen sind, erreichen Größen von 100 Gramm und
mehr. Geschliffene Steine von ca. 6 ct wurden beobachtet!
Interessant ist die Paragenese dieser neuen Fundstelle. Alle Korunde haben einen Graphitmantel, der stark an die bekannte österreichische Fundstelle AMSTALL in Niederösterreich erinnert. Leider kann man beim Einkauf von Rohsteinen nicht erkennen, ob das
Material schleifbar ist oder nicht, was natürlich ein erhebliches Risiko bei der Bewertung des prozentuellen Schleifwertes darstellt. Es
bleibt abzuwarten, welche Qualitäten bzw. Quantitäten des neuen Materials auf dem Markt erscheinen werden.
3,75 ct Rubin aus Pakistan
2,76 ct Saphir aus Pakistan
UVL- Fluoreszenz 366 nm, wobei
Unterschiede möglich sind.
Rohkristall und zwei unterschiedliche RubinQualitäten.
UVS- Fluoreszenz 254 nm, wobei Unterschiede
möglich sind.
Nicht alles, was blau ist, muss ein Saphir sein.
Der blaue Stein ist ein Kyanit und wurde als
Saphir aus dieser Lagerstätte von einem Händler angeboten.
Polysynthetische Zwillingslamellierungen und
Hohlkanäle. 25x
Rückstände von Graphit. 45x
Ungleiche Farbverteilungen. 45x
Besondere diagnostische innere Merkmale konnten nicht beobachtet werden.
Die Fluoreszenzerscheinung war bei
diesem Rubin sehr schwach im UVL und
fast nicht gegeben im UVS.
Die violettrote Farbe, mehr oder weniger
deutlich, konnte bei allen vorgelegten
Rubinen beobachtet werden.
Die wenigen zur Untersuchung gelangten Korunde aus dieser Lagerstätte zeigten für die einfache Gemmologie keine wesentlichen, diagnostischen Einschlussmerkmale. Alle waren unbehandelte Korunde – und das war erfreulich.
Material: W. Niemetz und Lehrsammlung Prof. L. Rössler
Fotos: Prof. L. Rössler
Labor News
Neben Rubinen, Saphiren, Smaragden, Turmalinen, Diamanten und dgl. gibt es viele,
häufig vorkommende Schmucksteine und
Imitationen, die ebenfalls zur Begutachtung
und zu einer raschen Diagnostizierung gebracht werden.
Einige Beispiele sollen wieder Anregung zur
Weiterbildung geben.
ULEXIT- IMITATION
Eine relativ einfache Imitation aus „Glasfiberstäbchen“, meist eingefärbt, erzeugt eine
sehr schöne Chatoyance (Katzenaugeneffekt) und war in der Vorweihnachtszeit an
Ulexit
den verschiedensten Weihnachtsmärkten zu
beobachten. Oftmals als echter Schmuckstein angeboten!
Oben: natürlicher Ulexit, chatoyierend.
Unten: Kette aus Glasfibermaterial, chatoyierend.
Ulexit ist kein besonders bedeutungsvoller
Schmuckstein, da er auf Grund seiner geringen Härte und seiner anderen physikalischen Eigenschaften keine hervorragende
Tragefähigkeit besitzt, jedoch im Handel
immer wieder vorkommt.
Glasfiber ist ein billiges Imitationsmaterial,
das sehr widerstandsfähig ist und sich als
Ersatz für Ulexit anbietet.
Behandelter (oben) und unbehandelter Ulexit
(unten), chatoyierend.
ULEXIT – TELEVISION-STONE = FERNSEHSTEIN
Name
nach dem Chemiker ULEX seit 1849
Kristallisation
Triklin
Chemie
Wasserhältiges Natrium-Calciumcarbonat,
NaCa[B206OH)6] 5H2O
Farbe
Farblos, grauschwarz, chatoyierend.
Härte
2 - 2,5 n. Mohs
Dichte
1,95 +/-
Fluoreszenz
UVS und UVL - sehr unterschiedlich.
Bläulichgrünlich, weißlichbläulich, violettweißlich - auch
phosphoreszierend möglich.
Lichtbrechung
um 1,496 bis 1,519, Δ = 0,023 +/-, schwer ermittelbar.
Glasfiber- Imitationskette mit Chatoyance.
Material: Fr. Zotter und
Lehrsammlung Prof. L. Rössler
Text und Fotos: Prof. L. Rössler
Links: Vier Glasfiber-Imitate.
Rechts: Zwei natürliche Quarz- Katzenaugensteine.
Unbehandelte Ulexite
Erscheinung im UVS – 254 nm
Erscheinung im UVL – 366 nm
Aggregatverhalten am Polariskop
Erscheinung im UVS – 254 nm (*)
Erscheinung im UVL – 366 nm
Labor News
Erkennungsmerkmale für Glasfiber
Links: Glasfiberimitation für Katzenauge ohne
scharfer Lichtlinie.
Oben: Seitenansicht, deutliche wabenförmige
Glasfiberstruktur.
Unten: Flacher, hochglänzender Unterteil mit
deutlicher Faserstruktur.
Kein Doppelcabochon- Schliff (siehe * unten)
Zum Vergleich
NATÜRLICHES QUARZ- KATZENAUGE <=> NATÜRLICHES CHRYSOBERYLL- KATZENAUGE
Quarz- Katzenaugen werden sehr oft und sehr leicht mit dem Chrysoberyll- Katzenaugen verwechselt, wobei das letztgenannte Katzenauge
das wertvollere ist.
Quarz- Katzenauge mit seidig, wogender Lichtlinie, in der Aufsicht.
Quarz- Katzenaugen werden sehr leicht mit dem ChrysoberyllKatzenauge verwechselt. Das einfachste Erkennungsmerkmal
gegenüber dem Quarz- Katzenauge ist der hohe Glanz.
Quarz- Katzenauge im Unterteil.
Chrysoberyll- Katzenauge mit messerscharfer Lichtlinie, Chatoyance.
Hoher Glanz.
Chrysoberyll- Katzenauge Rückseite: „Auf Gewicht ausgerichtet
geschliffen“. Doppelcabochon. (*)
Meist ein Doppelcabochon- Schliff, weil die natürlichen Katzenaugen
Steine fast immer auf Gewicht ausgerichtet geschliffen werden.
(Material: Lehrsammlung Prof. L. Rössler; Fotos: Prof. L. Rössler)
Labor News
Gesteinsgemenge als SUGILITH angeboten
Per Internet wurde Sugilith, nicht gerade
um billiges Geld angeboten und verkauft.
Die unnatürliche Farbe war auf den ersten
Blick ein Hinweis, dass es sich nicht um
Sugilith handeln könne. Eine Überprüfung
mittels Röntgendiffraktionsanalyse (RDA)
ergab ein Gemenge von Alunit, Antigorit
und Quarz.
Daher ist immer wieder Vorsicht bei Internetkäufen geboten!
Natürlicher Sugilith aus Japan.
SUGILITH
Name
nach dem japanischen Petrologen KEN-ICHI-SUGI
Kristallisation
Hexagonal, körniges Aggregat
Chemie
KNa2(FeMnAl2) Li13si12030
Farbe
violettbräunlich, fleckig
Härte
6 - 6,5 n. Mohs
Dichte
2,75 +/-
Fluoreszenz
UVL - violettrot, UVS - weißlichviolett
Lichtbrechung
um 1,60 +/-, schwer ermittelbar
Natürlicher Sugilith aus Südafrika.
Imitation für Sugilith:
Natürlicher Sugilith - Erscheinung im UVL
Imitation für Sugilith.
Natürliches, behandeltes Gesteinsgemenge
aus Alunit, Antigorit und Quarz.
Sugilith-Imitation
(oben) Erscheinung im UVL
(unten) Erscheinung im UVS
Natürlicher Sugilith - Erscheinung im UVS
(Fotos: Prof. L. Rössler)
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Labor News
DUBLETTEN - und was es dabei alles geben kann?
Erst kürzlich haben wir in unseren
GEMMO NEWS 27 – 2010 (Rössler
Dubletten und Tripletten) versucht, eine
breite Information über diese Imitationen
zu bringen – und schon wieder gibt es
etwas Neues.
Im gefassten Zustand sind diese Materialien
sicher nicht einfach zu erkennen, vor allem
dann, wenn die Dubletten in einer geschlossenen Fassung verarbeitet wurden.
Rutileinschlüsse und Purpurit ergeben ein
sehr attraktives Erscheinungsbild.
Sehr aufwendig gestaltete Dubletten konnten beobachtet und angekauft werden. Die
beiden Varietäten setzten sich im Oberteil
jeweils aus einem „Rutil- Quarz“ und im
Unterteil aus einem Feldspat (Labradorit)
oder aus einem Purpurit (Mn3+[PO4])
zusammen.
Die Erscheinungsbilder sind sensationell.
Rutileinschlüsse und Labradorit ergeben
ein sehr attraktives Erscheinungsbild.
Aufsicht: OT – Rutilquarz / UT - Purpurit
Aufsicht: OT – Rutilquarz / UT - Labradorit
Unterteil: Purpurit -ein Manganphosphat
Mn3+[PO4], Härte nach Mohs: 4 bis 4,5
Unterteil: Feldspat – Labradorit
(Fotos: Prof. L. Rössler)
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Labor News
…und wenn beide nicht in Frage kommen, dann gefärbter Quarz (Quarzit) in
Smaragdfarbe, und in diesem Fall war es
so. Das Einschlussbild war charakteristisch
für gefärbten Quarzit, das Chelsea-Filter
Verhalten deutete eher auf Smaragd.
Wenn nicht JADE - dann SMARAGD
Kurz gesagt - im gefassten Zustand ein nicht
uninteressanter Stein, der bei flüchtiger Betrachtung leicht als Smaragd diagnostiziert
werden kann. Die chemisch-physikalischen
Konstanten entsprachen einem grün behandelten Quarz (Quarzit), wobei eine
Färbung bei beiden erkennbar sein kann.
Beobachten kann man zwei farblich unterschiedliche Grün-Varianten von behandelten Quarziten.
Die eine gleicht eher dem smaragdgrünen
Jadeit, während die zweite Varietät dem
Smaragd ähnlich ist.
BEISPIELE VON GRÜN GEFÄRBTEN QUARZITEN
VARIANTE 1)
Diese befindet sich schon seit einigen Jahren auf dem Edelsteinmarkt und wird als grüne Imperial-Jade aus China angeboten:
Lot von grünen Quarziten.
Lichtbrechung ergibt Quarz und nicht
Jadeit. Im Chelsea Filter gibt es keine
Verfärbung.
Das Polariskop zeigt eine Helligkeit an, das
auf ein Aggregat hinweist. Kann verwirrend
sein, da auch durchscheinende Smaragde
diese Reaktion zeigen.
Die inneren Merkmale zeigen ein für Quarzit
typisches Bild und außerdem sind die
Färbespuren erkennbar, 25x, Durchlicht.
BEISPIELE VON GRÜN GEFÄRBTEN QUARZITEN
VARIANTE 2)
Eine etwas neuere Art hingegen gibt es seit kurzer Zeit, wobei Farbe und Aussehen auf den
ersten Blick, oder im gefassten Zustand einem „Kolumbianischen Smaragd“ sehr ähnlich
sind.
Vor allem das Verhalten im Chelsea Filter kann täuschend sein. Bei genauerer Untersuchung sprechen die Konstanten für Quarz.
Daher: Kaufe niemals ohne Kontrolle!!!
Die inneren Merkmale verhalten sich so wie
oben beschrieben. 25x, Durchlicht.
Quarzit - Smaragdähnliches blaugrün
Im Chelsea Filter zeigt sich eine Verfärbung,
die einem Smaragd aus Kolumbien ähnelt.
Das Polariskop weist ebenfalls auf ein
Aggregat hin.
(Material: Lehrsammlung Prof. L. Rössler; Fotos: Prof. L. Rössler)
Diamant
Erkennung - Imitationen - „Farbloser Stein”?
Teil 1
Wie kannman einen Brillanten von einer Imitation einfach
unterscheiden?
Was lässt sich – ausgehend von der Rondiste - bei Diamant/Brillant
und dessen Imitationen erkennen?
Gegebener Anlass für diesen Artikel war
eine alltägliche Situation im Schmuckverkauf bzw. bei der Reparaturannahme:
„Ein Kunde brachte
einen Ring zum
Ändern in ein
Juweliergeschäft. Bei
der
Ann a h m e
schrieb die
Verkäuferin
unter
der Rubrik
„Stein oder
Besatz“ am
Serviceschein:
„Farbloser
Stein“.
Der Kunde war empört, dass die Verkäuferin den
Brillanten nicht erkannte und meinte
dazu: „wozu gehe ich denn in ein Juwelengeschäft, wenn mein Produkt,
das noch dazu vom gleichen Juwelier
vor einigen Jahren verkauft wurde, so
entwertet wird.“
Die Thematik ist allen im Schmuckhandel bekannt, wenn auch diese Reaktion
des Kunden nicht so häufig vorkommen
wird. Für die Verkäuferin eine schwierig zu
lösende Situation, vor allem dann, wenn
man nicht geübt ist. Wie schnell kann man
am Verkaufspult diagnostische Merkmale
erkennen? Wie weit lässt man sich vom
Kunden beeinflussen und schreibt etwas
nieder, das man im Moment gar nicht verifizieren kann?
Vom amateurhaften zum professionellen
Verhalten mit richtiger Einschätzung des
kalkulierbaren Risikos liegt ein schmaler,
langer Weg.
Diese Problematik kennen übrigens
auch Sachverständige und Gerichtsgutachter, die innerhalb kürzester Zeit
– Aug’ in Aug’ mit dem Kunden oder Notar- ebensolche schnellen Diagnosen erstellen müssen.
Natürlich könnte man sagen: „Es gibt
doch genug Hilfsgeräte, die eine rasche
Erkennung, ob Diamant/Brillant ja oder
nein, ermöglichen.”
Nur, wer hat solche Hilfsmittel immer
bei der Hand? Kann er diese auch
richtig handhaben, vor allem
vor den Augen des Kunden?
Alle schauen zu und fragen, was mit ihrem Stein
passiert, usw.
Eine Lupe hingegen
ist ein einfaches Hilfsmittel, das optisch
für den Kunden gut
aussieht. Mit der sich
sehr vieles erkennen
lässt – „wenn man weiß,
was man suchen soll“ –
aber leider ist die Lupe ein
nicht sehr beliebtes Hilfsgerät,
um vor den Augen des Kunden
eine Aussage zu treffen.
Der nachfolgende mit Bildern dokumentierte Wegweiser soll für Lupenscheue eine
Anregung sein, eine Lupe in die Hand zu nehmen und zu versuchen, auch in gefasstem
Zustand Merkmale zu finden, die auf Diamant/Brillant oder auf eine Imitation hinweisen könnten.
Bei Serviceleistungen im Juwelenbereich
oder im Rahmen von SachverständigenTätigkeiten wird man feststellen, dass in
der heutigen Zeit nicht alle als Diamant/
Brillant bezeichneten Steine auch solche
sein müssen.
der einzige Edelstein mit einer klar definierten Qualitätsrichtlinie, die - mit geringen
Abweichungen- in der ganzen Welt ihre
Gültigkeit hat.
Ein Diamant/Brillant ist auch erkennbar an bestimmten äußeren Merkmalen,
die eben nur ein geschliffener Diamant/
Brillant aufweisen kann.
Alle Imitationen, auch die beiden genannten, zeigen solche Merkmale nicht.
Generell sind die Merkmale der Imitationssteine anders im Aussehen.
WARUM EINMAL DIAMANT UND
DANN WIEDER BRILLANT?
Nur die runde Form mit 57 Facetten
des kristallisierten Kohlenstoffes
(Diamant) darf lt CIBJO Brillant genannt werden.
Alle anderen Schliffformen müssen
mit dem Mineral (Diamant) vorbenannt werden, wie z.B.
•
Diamant Pendeloque (Tropfen),
•
Diamant Baguette,
•
Diamant Marquise usw.
ÄUSSERE MERKMALE AUSGEHEND VON DER
RONDISTE
Solche äußere Merkmale befinden
sich an der Rondiste oder von der Rondiste ausgehend. Es sind unter anderem
auch Qualitätsmerkmale die den Schliff
und die Reinheit beeinflussen können
(Breisach/Rössler GEMMO NEWS Nr. 28).
Siehe die darunterliegende Abbildung.
D.h. an ungefassten oder an Brillanten
Es gibt viele Imitationssteine für Diamant/
Brillant (siehe Tabelle nächste Ausgabe),
jedoch nur zwei wirklich bedeutende:
•
Synthetischer Zirkonia (KSZ) seit
ca. 1975 in Österreich und
•
Synthetischer
Moissanit
ca. 1998/2000 bekannt.
seit
Alle anderen Imitationen sind vom
Diamant relativ leicht zu unterscheiden.
Zuerst einige generelle Hinweise zum
Diamant/Brillant. Er ist im Schmuckhandel der bedeutendste Edelstein der Welt
und somit ein Stein mit großer Bedeutung
und vielen Funktionsmöglichkeiten für den
Laien. Außerdem ist ein Diamant/Brillant
Grafische Darstellung:
Äußere Merkmale, die bei einem Diamanten
an einer Rondiste oder vom Rondistenrand
ausgehend vorkommen können, wobei
diese Merkmale bei Imitationen
(Ersatzsteinen) nicht zu finden sind.
mit einer offenen Fassung können bestimmte Merkmale vorkommen und daraus lassen sich einfache Schlüsse ziehen ob es ein
Brillant oder kein Brillant sein kann. Prüfgeräte sind sicher einfacher – aber wenn
man keine zur Hand hat – was dann?
Mit Hilfe von Maßen und einer Formel
lässt sich ohne Caratwaage das Gewicht des
Diamant/Brillanten sowohl in gefasstem
wie ungefasstem Zustand ermitteln – das
wäre schon der erste Anhaltspunkt.
OFFENE FASSUNG
Bei dieser Art kann der Brillant seine volle
Reflexion (Feuer) ausspielen und zeigen. Es
ist jene Fassungsart, bei der die Rondiste
deutlich sichtbar ist, und man von diesen
freien Stellen den Stein auf äußere Merkmale untersuchen kann.
Carmoisierte Fassung (Verwischte Fassung
mit Millgriffrand)
(Carmoisierung, so nennt man die
Montageart,
diese
kann
in
den
verschiedensten Design-Arten vorkommen).
Rondiste (Rundiste) = Rand. Die Trennung
zwischen Ober- und Unterteil bei einem
Stein.
Die Maße des Diamant/Brillanten werden
an der Rondiste /Rondistdurchmesser) und
der Gesamthöhe abgenommen. Damit
lässt sich einerseits das Diamantgewicht
berechnen, andererseits kann man durch
Unterschiede zwischen errechnetem und
tatsächlichem Gewicht sofort Hinweise auf
Imitationen finden.
WIE KANN EINE RONDISTE BEIM DIAMANT /
BRILLANT BESCHAFFEN SEIN?
Die klassische Fassungsart für einen Diamant/Brillant ist eine Krappenfassung,
auch Solitärfassung genannt. (Weitere
Handelsname z.B. Tiffany- Fassung usw.)
Die Rondiste ist das augenfälligste Merkmal generell, daher ist das Erkennen von
den unterschiedlichen Erscheinungsmöglichkeiten einer Rondiste in der Gemmologie von Wichtigkeit.
Es gibt mehrere Befestigungsarten
(Fassungen) von Diamant/Brillant im Schmuck.
Die zwei bedeutungsvollsten sind:
• Offene Fassung (Á jour-, Solitär- Châtonoder Krappenfassung, sowie Handelsnamen dieser Fassungen)
• Geschlossene Fassung (Verwischte,- Kastenoder Angeschlagene Fassung und deren
Handelsnamen.)
Davon gibt es im Laufe der Zeit eine
Menge Ableitungen.
ÄUSSERE
EF
MERKMALE:
Extra Facette
N
Naturals
K
Kerbe
ΔΔΔ
Ätzfiguren
IIIIII
Fransen
Wie bereits erwähnt kann die Beschaffenheit der Rondiste qualitätsmindernd sein.
Andererseits kann sie Merkmale aufweisen,
die für Diamant/Brillant signifikant sind.
Nachfolgende Beispiele sollen das Suchen
erleichtern.
Solitär- Fassung
Die offene Fassung ist die klassische Art
einen Brillanten zu Fassen. Bei einem
Ring spricht man vom Solitär. Fassungsarten können sein: Krappen-, SolitärTiffani- Á jour- oder Chatonfassung. Leider auch „Strupftöter“- Fassung genannt.
BESCHAFFENHEIT DER RONDISTE
•
Gerieben
•
Rauh
•
Facettiert
•
Poliert
GESCHLOSSENE FASSUNG
Die geschlossene Fassung, auch Verwischte,- Kasten- oder Angeschlagene Fassung genannt.
Jene Fassungsart, die zurzeit modern ist,
dem Brillanten aber „weh“ tut, denn er ist
mit seiner Lichtreflexion eingesperrt. Die
Rondiste ist nicht erkennbar und alle eventuellen Merkmale sind versteckt.
RONDISTSTÄRKEN
Extrem dünn
Sehr dünn
Dünn
Mittel
Dick
Sehr dick
Extrem dick
Verwischte Fassung, Zargenfassung, usw.
Alle Diamanten/Brillanten zeigen eine dieser Rondist- Versionen. Egal ob die Steine
behandelt oder synthetisch sind.
Die Beschaffenheit einer Rondiste bei
Diamant/Brillant kann sein:
Polierte Rondiste. Seitenansicht
Geriebene (feinkörnige) Rondiste an einem
Brillanten
Raue ungleichmäßig starke Rondiste mit
einer Extrafacette (EF) im UT (Pavillon) des
Brillanten.
Bei Fantasie- oder „Modifizierten“ Brillantschliffen (siehe letzte Abbildung unten
links) ist die Rondiste immer hochglänzend
poliert. Das Foto (oben) zeigt ein inneres
Merkmal, das von der Rondiste ausgeht
und sich in den Brillant hineinzieht.
ÄuSSere Merkmale bei Diamant/Brillant
können sein:
Kerbe und Naturales an einer rauen Rondiste
im OT (Krone) des Brillanten.
Polierte Rondiste an einem Brillanten
Naturals (N) an einer polierten Rondiste.
Diamant im Triangel- Cut.
Wellige Rondiste an einem Brillanten
Raue (grobkörnige) Rondiste an einem
Brillanten
Naturals an der rauen Rondiste eines Brillanten in den UT (Pavillon) gehend.
Kerbe und Naturals. Schwarzer Brillant (Carbonado)
Facettierte Rondiste an einem Brillanten
Raue ungleichmäßig starke Rondiste mit
einer Extrafacette (EF) im OT (Krone) des
Brillanten.
Diamant im Emerald-Cut in Aufsicht und
Seiteansicht
Raue ungleichmäßig starke Rondiste an
einem Brillant.
Raue (grobkörnige) Rondiste mit Naturals.
Schwarzer Brillant (Carbonado).
Kerbe und Naturals an der geriebenen
Rondiste eines Brillanten.
BUCHEMPFEHLUNGEN
Natural
mit
Ätzfigur
an
Brillanten in den UT hineingehend.
einem
Katzengold und Silberfisch
Deutliche Kerbe an einer geriebenen
(feinkörnigen) Rondiste.
Beispiel:
Diamant/Brillant in einer Solitärfassung
Brillant in einer Solitärfassung. 10 fach Lupe.
Facettierte Rondiste mit einem Einschluss
(Merkmal) an der Rondiste. Bei einer Imitation niemals vorkommend, da Imitationen
keine Innere Merkmale zeigen.
Von Mineralen, die nach Tieren und
Tieren, die nach Mineralen benannt
wurden.
• ISBN 978-3-85119-324-5
• Kosten: € 32,90
• 256 Seiten
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Zum Buch:
Wunderschöne Kristalle, spektakuläre
Lebewesen, verblüffende Zusammenhänge - dies alles bietet dieses Buch, das
den Leser auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Welt der Minerale
und der Tiere entführt und erstmals die
namentliche Verflechtung der beiden
Reiche eingehend beleuchtet.
Unter den beschriebenen Vertretern
finden sich weltberühmte Edelsteine,
das größte Tier der Erde und viele andere kuriose Vertreter. Die reich bebilderte Übersicht ist gespickt mit
zahlreichen sorgsam recherchierten
Geschichten zum Staunen, manchmal
zum Nachdenken und oft auch zum
Schmunzeln.
Über den Autor:
Rondistenmerkmal für Brillant. Das gleiche
Foto wie oben, nur vergrößert dargestellt.
Mit 10 fach Lupe erkennbar.
Die gezeigten und genannten Merkmale
sind typisch für Diamant/Brillant, aber bei
den nachfolgend gezeigten Imitationssteinen nicht vorkommend. D.h. in ungefasstem Zustand sehr leicht, im gefassten
Zustand jedoch nur bei „Offenen Fassungen“ erkennbar.
Ende Teil I – Fortsetzung
in der nächsten Ausgabe
Dr. Robert Krickl ist promovierter
Erdwissenschafter und selbstständig als
Wissenschaftskommunikator tätig: er
hält spannende Multimedia-Vorträge,
tourt mit eigenen Wanderausstellungen durch das Land, bietet ein reichhaltiges Programm für Schulen und einiges mehr (Näheres unter www.r-krickl.
com) um allen – von Kindergarten- bis
Seniorengruppen – Wissen über unsere
faszinierende Welt einfach und unterhaltsam näherzubringen.
Bruder Bernward Schmid OSB
• ISBN 978-3-200-022096-2
• Verlag Rosemarie Eichwalder 2010
Ein Muster an Bescheidenheit und ein
außergewöhnlich glaubhafter Zeuge
für das Leben eines Ordensmannes, das
war Prof. Bruder Bernward Schmid OSB.
Dieser aufwendig gestaltete Bildband
skizziert sein Leben und verknüpft
dieses mit Erinnerungen von Michael W.
Wieser, einem seiner Schüler am Abteigymansium in Seckau und Lehrling in
der von Bruder Bernward gegründeten
Goldschmiede der Abtei.
Paul Naredi-Rainer, ebenfalls einst
Schüler von Bruder Bernward am Abteigymnasium Seckau und heute Professor für Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck, wirft ein Licht auf
Bruder Bernwards schöpferisches Engagement und dessen bedingungslose
Hingabe an die Kunst, indem er eine
Auswahl seiner Werke vorstellt. Die
Fotos Marcus Auer dokumentieren eindrucksvoll die besondere künstlerische
Begabung von Bruder Bernward.
ert und verarbeitet. Zu den damaligen Zeiten
hat man bereits in Königsberg Ketten aus
grünem und rotem Bernstein hergestellt.
Die Farben sind sehr intensiv und können daher dem Pressbernstein aus dieser Zeit
zugeordnet werden. Er wird noch immer im
Schmuck angeboten.
So ein Bernstein wird aus natürlichen Abfallprodukten, die bei der Bernsteinverarbeitung anfallen, hergestellt. Die durch Hitzeund Druck gewonnene Bernsteinmasse darf
nicht als „NATURBERNSTEIN“ bezeichnet werden.
Originalauszug von der Niederschrift aus 1890
Wiener Türkis
Prof. L. Rössler
EINSTIEG
Ein Gemmologe und Sachverständiger
sollte sich nicht nur mit den letzten Erkenntnissen aus der Gemmologie beschäftigen,
sondern auch mit Teilgebieten der Kunstgeschichte, Stilkunde, Stilmerkmalen und
welche Steine zu welchen Zeitstilen im Schmuck verarbeitet wurden.
Eine „historische Brosche“ (leider misslang
das Foto) und der Zugang zu einem Original
Wiener Kunstprodukt -inkl. des Herstellungsrezeptes zur Imitation für einen nicht
unbedeutenden Edelstein-, war die Ursache
dafür, dass wir ein Thema behandeln können
das bereits der Geschichte angehört, jedoch
aber im Schmuck nach wie vor vorkommen
kann.
In diesem zur Untersuchung gelangten
Schmuckstück aus dem beginnenden 20. Jh.
(engl. Zeitstil) konnte ein blauer, undurchsichtiger Mittelstein als eindeutiger „Wiener
Türkis“ diagnostiziert werden.
Bei so einer Diagnostizierung, vor allem
im gefassten Zustand, hat man das Problem des Türkis und seiner Imitationen - und
das ist eine Auseinandersetzung, die immer
schwieriger aber umso spannender wird.
Aus der großen Fülle der Türkis-Imitationen heraus ist es diesmal die geschichtsträchtige Wiener Imitation, nämlich der
„Wiener Türkis“. Er wurde noch in den
50/60er Jahren des 20.Jh. als Türkisersatz in
der Edel- Bijouterie verwendet und von einer bekannten Wiener Edelstein-Grosshandllung verkauft.
D.h. im Schmuck der genannten Jahre
muss nicht alles Türkis sein, was bläulich ist.
Gegen Ende des 19. Jh. hatte Wien im
Hinblick auf Edelstein-Imitationen mitgesprochen, z. B. bei
PRESSBERNSTEIN =
„AMBROID“
…bereits um 1881 wurde in Wien industriell Bernstein verarbeitet. Man nannte ihn
„Ambre reconstitué“ oder Pressbernstein.
Die Wiener Firmen „Spiller und Trebitsch“
erzeugten damals als erste angesehene Wiener Firma „Raucherutensilien“ und in weiterer
Folge Zigarettenspitze aus Bernstein.
Die Nachfrage nach Bernstein war so groß,
dass es bei der Beschaffung Schwierigkeiten
gab Man dachte daher nach, was man mit
dem Abfall von Bernstein bei der Schnitzerei
und Drechslerei anfangen könnte. Und so
entstand im Laufe der nächsten Jahrzehnte
die Herstellung und der Begriff des „Pressbernsteines“, der bis zum heutigen Tag seine
Bedeutung erhalten hat.
Im Art Déco wurde Pressbernstein an der
Königsberger Bernsteinmanufaktur produzi-
In der Ortschaft Bernstein im Burgenland
(Österreich) gibt es das Bernsteiner Felsenmuseum – Potsch (www.felsenmuseum.at)
in dem man unter anderem die Geschichte
des „Pressbernsteins“ nachvollziehen kann.
Der Pressbernstein wird im 21. Jh. noch immer produziert.
Der „Wiener Türkis“ hingegen wird nicht
mehr produziert, dafür gibt es andere Ersatzmaterialien.
WIENER TÜRKIS
1919 erhielt die Firma Roth und Kraus
das Patent und die Genehmigung zur Herstellung von Türkisen – den so genannten
„Wiener Türkisen“, aber bereits 1890 entstanden die Rezepte dazu.
Die genannte Wiener Firma besitzt das
Patent für die Produktion, die auch noch in
Paris, London und Turnow (CZ) durchgeführt wurde. Die Redaktion der Gem-News
besitzt die Originalniederschriften und die
originalen Herstellungsrezepte von 1890.
Die originale Patentniederschrift hingegen
liegt im Stadtmuseum in Turnow auf.
Als „Wiener Türkis“ ging die Produktion
in die Edelstein- und Schmuckgeschichte
ein. Das künstliche Material imitiert auf den
ersten Blick den Türkis sehr gut.
Es wird beschrieben, dass der Wiener
Türkis aus einem fein gepulverten Gemenge
von Aluminiumphosphat und einem Kupfersalz, das durch Sintern unter Druck verfestigt wurde, besteht.
Dies ist eine Erklärung, die man in verschiedenen Fachliteraturen (z.B. EPPLER
und SCHLOSSMACHER, EK 2, Gemmologische Akademie WIFI- Linz, Rössler/
Breisach) nachlesen kann.
Die originalen Niederschriften werden wir
aus bestimmten Gründen nicht veröffentlichen. Nachfolgende Kurzauszüge und Fotos
sollen auf die geschichtliche Produktion hinweisen.
Da im Zuge der Diagnostizierung mittels
FTIR- Spektroskopie noch einige Ungereimtheiten auftraten, sind die wissenschaftlichen Untersuchungen zurzeit noch
slowakei), betrieben.
Heute wird kein Material mehr angefertigt
und nur noch ganz selten etwas aus früherem
Bestand geschliffen.
Lot von unbehandelten “Persischen Türkisen”.
nicht abgeschlossen (Teilergebnisse siehe im
anschließenden FTR- Bericht). Sollten neue
Ergebnisse bekannt werden, so werden wir
diese ehest veröffentlichen.
IMITATIONEN UND
VERWECHSLUNGEN
Prof. Dr. Schlossmacher schrieb 1933 in
der Neuauflage von Max Bauer 1909 über
den Wiener Türkis:
…die Nachahmung des Türkis ist bis zu
einem gewissen Grade in einer Masse gelungen, die man als „Wiener Türkis“ und fälschlich auch als „synthetischen“ Türkis bezeichnet hat.
Sie hat fast die gleiche Zusammensetzung, Farbe, Glanz, Härte, Dichte, Bruch
und Aussehen und besteht aus einem chemischen Niederschlag von phosphorsaurer
Tonerde, der durch eine Kupferverbindung
blau gefärbt wird; durch Zusammenpressen
der lockeren Masse erhält man eine feste
Substanz.
Die Hauptfabrikation wurde in Wien,
Franreich, England und Turnow (Tschecho-
Recepte zu Wiener –
Turquoises Erzeugungen!
Fabrikation von Türkisen
Die Möglichkeit der Unterscheidung
beruht auf dem verschiedenen Verhalten bei
der Erwärmung (allerdings wird dabei der
Stein zerstört, so dass nur bei Proben aus
größeren Posten oder an einem kleinen abgetrennten Splitterchen der Versuch möglich
ist).
•
Der echte Türkis zerknistert beim Erhitzen heftig und zerfällt beim Glühen in
ein schwarzbraunes Pulver oder gibt, ohne
zu schmelzen, eine lockere Masse von dieser
Farbe, die sich leicht zerpulvern lässt.
•
Der nachgeahmte Türkis dagegen schmilzt
oder sintert zu einem harten, außen braunen
Körper (Kugel) zusammen, der im inneren
seine blaue oder blaugrüne Farbe beibehält.
Manche Stücke schmelzen sogar ziemlich
leicht zu einer schwarzen Kugel. Ferner
sollen die unechten Steine beim Liegen in
Wasser sofort dunkelblau werden und auf
ihrer Oberfläche im nassen Zustand viele
kreuz und quer verlaufende Risse zeigen,
auch sollen sie in Wasser und Alkohol weicher werden.
Neuerdings hat M.K. Hoffmann Zentrallabor für Mineralien 1927 A. 429.) über
Türkis Synthesen berichtet. Man erhält eine
Türkismasse durch Erhitzen von festen, fein
gepulvertem Aluminiumsulfat, Aluminiumhydroxyd und Cuprisulfat mit Dinatriumphosphat und Auswaschen des gebildeten
Natriumsulfats oder noch besser durch erhitzen einer Mischung von Malachit, Aluminiumhydroxyd und Phosphorsäure auf
wenig über 100 Grad. Auch diese Produkte
werden durch Pressen verfestigt.
Dem Türkis werden verschiedene natürliche Substanzen untergeschoben..,
•
•
•
•
•
•
•
•
Die Erkennungsmöglichkeit eines „Wiener
Türkises“, vor allem in gefasstem, historischem Zustand, ist auf den ersten Blick
nicht immer sehr leicht.
WIENER TÜRKIS
UND SEINE ERKENNUNGSMÖGLICHKEITEN
nach der einfachen praktischen Gemmologie:
Originalauszug von der Niederschrift aus 1890
• Farbe: Himmelblau mit grünlichgelblichen Tönungen,
• Härte: 5 bis 6 +/• Dichte: nicht sehr leicht ermittelbar;
von 2,16 bis 2,39 +/-, da beobachtet
wurde, dass sich einige Türkise im Wasser
„zerbröseln“?
• Ein hochglanzpoliertes Plättchen ergab
einen schwer ermittelbaren Brechungs-
•
•
Zubereitung der Stoffe aus denselben Produkten wie der Echte
Persische Türkis besteht
Eisen Töpfe und Casserol.
N.1, N.2, N.3 N.4…,
Man nimmt 3 Kilo saures Natron
gibt es in den Topf Nr. 2.
Schüttet den Topf auf zu reinem
Wasser, und lässt den Inhalt am
Herd aufsieden. Dann bringt man
aus leinenen Kuraziger Tuch über
den Öffnung des Topfes Nr. 1
So gieße man den siedenden Inhalt
zu Topf Nr. 2 …,
Jedoch muss auf das Leinen 2
Bogen Filterpapier gelegt werden
damit die sinkende Flüssigkeit nicht
zu stark und … Wasser läuft.
Dann nimmt man 1 Kilo Alaun in
Casserol Nr. 4 oben voll Wasser,
lässt es Sieden, legt zwischen ein
Tuch und 1 Bogen Papier auf Topf
Nr. 3 schüttet den Inhalt der Casserol .und wartet bis dass…,
Dann nimmt man 140 Gramm
Kupfer Vitriol gießt es voll Wasser
…. aufkochen. …. Macht man das
Filterpapier einen Trichter… Das
Kupfervitriol …
Dann stellt man den Topf Nr. 1 am
Herd und lässt den Inhalt aufziehen. Stellt neben an den Topf
Nr. 3 auf zum linken so dass damit
beide Töpfe gleichzeitig in kommen. Den Topf Nr. 3 muss aber
gleichzeitig reinem Wasser aufgefüllt werden.
In dem Moment wo die beiden
Töpfe im gleichen sind, schüttet
man das Glas von Kupfer Vitriol in
Topf Nr. 1 und wird nun mit einer
Glasstange zusammen, dadurch
entsteht das Kupfer und mischt mit
dem phosphatsaurem Natron, dann
schüttet man die……Geheimnis in
den Topf Nr. 3. zusammen, dann
nimmt man den Siedenden Topf Nr.
3 und schüttet den ganzen Inhalt
in Topf Nr. 1… und mischt den
ganzen Niederschlag zusammen mit
den … somit ist der Stoff fertig bis
zur…
Zur…nimmt man 2 Schaffeln laut
Zeichnung.
Man bindet über der oberen
Öffnung ein weißes Leinen Tuch
fest geschnitten der Stoff in die 2
Schaffeln usw.
>> Detail Auszug aus der
Originalniederschrift zur Fabrikation
„Wiener – Turquoises Erzeugungen“!
Lot von Wiener Türkisen mit einem sehr
natürlichem Türkis-Aussehen
index von 1,45 bis 1,46+/-.
• Mit Lupe und Mikroskop betrachtet, zeigen sich bei einigen Steinen Sprünge und
weiße Partikeln, die aussehen als wäre das
Gemenge nicht homogen in der Durchmischung (noch nicht erforscht).
• Verdünnte Salzsäure zeigt ein gelblichgrünes Erscheinungsbild, das es bei
einem natürlichen Türkis nicht gibt.
• Das gesamte Erscheinungsbild hat, je
nach Qualität, das Aussehen eines „Persischen Türkis“.
SÄUREREAKTIONEN
Der Wiener Türkis reagiert auf eine verdünnte
Salzsäure mit einer gelblichgrünen Reaktion, die
typisch für dieses Produkt ist.
In der gemmologischen Praxis, wo oftmals
rasche Entscheidungen getroffen werden
müssen, können Säurereaktionen hilfreich
sein.
Solche Prüfungen müssen, vor allem wenn
es ein gefasster Stein ist, mit Überlegung und
immer an uneinsichtbaren Stellen durchgeführt werden, da meistens „Säureflecken“ am
Stein bestehen bleiben.
Original Rezept- Einkaufsrechnug aus 1903
Türkisimitationsmaterialien reagieren sehr
unterschiedlich bis überhaupt nicht auf eine
verdünnte Salzsäure.
NACHTRAG
… jedoch hat sich ein unbehandeltes natürliches
Türkismaterial, dessen Fundort nicht realisiert
werden konnte, mit gleichem Ergebnis gezeigt!
Untersuchungen laufen noch.
Türkis, ein wasserhaltiges Kupfer- Aluminiumphosphat CuAI6[(OH)2PO4]44H2O,
ist ein Mineral, das im geschliffenen Zustand
eine große Schmuckbedeutung erlangte, sehr
beliebt ist, und für den Gemmologen bei
einer Diagnostizierung zum Alptraum werden kann.
Der natürliche, unbehandelte Türkis ist
undurchsichtig und hat in der Regel eine
himmelblaue bis gelblichgrüne Farbe, wobei
alle Zwischenstufen möglich sind. Die Farbe
geht auf Anteile von Kupfer-, Eisen- und
Chromoxide zurück. Und gerade die Farbe
ist seit mehr als einem Jahrhundert die Herausforderung, Türkise zu behandeln oder
nachzuahmen. Bereits gegen Ende des 19.
Jh. begann man sich damit zubeschäftigen.
Unterschiedliche Qualitäten und Schliffformen
Die Ausgangssituation war eigentlich
jene, dass Türkise damals schon ausbleichten
und man versuchte, sie chemisch nachzubearbeiten.
Aus dieser Zeit heraus entstand auch der
Gedanke, ein künstliches Material zu findet,
dass dem Türkis ähnlich sieht – und sich
nicht verfärbt.
Typisch für Wiener Türkis sind die „Sprünge“
aber nicht bei jedem Stein vorkommend und die
weißlichen „Partikeln“.
(Die Redaktion ist schon seit längerer Zeit bemüht
eine Sondernummer unserer Zeitung zu bringen, die
sich nur mit dem Türkis beschäftigt. Nur gibt es stets
neue Materialien – und diese müssen alle zuerst
einer wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen
werden, denn die einfachen gemmologischen Möglichkeiten sind bei diesem Schmuckmaterial sehr beschränkt anwendbar – aber wir sind dabei!)
… die gleiche Reaktion zeigt sich bei Materialien
aus einer Schachtel von „Wiener Türkisen“. Die
Untersuchung mittels FTIR- Spektroskopie ergab,
dass es sich um ein später hergestelltes Material handelte, das bereits mit Kunststoffgemenge
produziert wurde.
D.h. nicht alles, was als Wiener Türkis deklariert
wird, muss auch einer sein. Genauere Untersuchungen laufen noch.
Siehe FTIR- Spektroskopie Seite.
AUS DER GESCHICHTE
Leserbrief
Mit dem Zeitalter des Biedermeiers begann in Wien der Aufschwung des Türkises
im Schmuck.
Alt Gold 1 = 7 Karat und 10 Grän =
326/000 fein
Unsere
Redaktion
erhielt
viele
positive Rückmeldungen in Bezug auf das gelungene Einschlussbild in unserem Artikel „Taffeit – Etwas Seltenes“ von Rudolf Bulant.
Zu diesem Titelbild einen Leserbrief von
unserem Mitglied Sigi Plenk aus Mühlbach am Hochkönig/Salzburg:
Alt Gold 2 = 13 Karat und 1 Grän =
545/000 fein
An meinen lieben Freund und Lehrer Prof.
Leopold Rössler
Alt Gold 3 = 18 Karat und 5 Grän =
767/000 fein,
Herzlichen Dank an Prof. L. Rössler für die
Geduld und Liebe an der gemmologischen
Arbeit und das fotografische Festhalten
des Wechselspiels von Licht und Stein.
Ein “Stern von Bethlehem” hat sich darin
offenbart und uns erinnert an seine Legende, seine Kraft und an die Botschaft von
Weihnachten.
Man liebte es zu dieser Zeit, die damaligen
drei Gold- Feingehalte
„Wiener Türkis“ und ein mit einem Kunststoff
abgebundenes Material, das zu einem späteren
Zeitpunkt hergestellt wurde?
auf Feingoldfarbe zu Färben und diese
Kombination des “gefärbten Goldes” mit
den blauen Steinen zu kombinieren. Aber
bereits im 18.Jh. hatte man mit dem Türkis
seine Probleme, denn man kann darüber bei
Dr. Max Bauer Edelsteinkunde 1909, und
später bei Dr. Max Bauer Edelsteinkunde,
neu bearbeitet von Prof.Dr. Schlossmacher,
dritte Auflage 1933 Folgendes nachlesen:
BEHANDELN VON
TÜRKIS
„Das Ausbleichen der Farbe des Türkises
und das Vorkommen häufig blasser und
zu grün gefärbter Steine hat es mit sich gebracht, dass die Technik des Farbverbesserns
sich hoch entwickelt hat.
Dieses noch nicht genau identifizierte Material,
das wie Wiener Türkis aussieht und auch so deklariert wurde, reagiert im Wasser mit einer Verfärbung, die durch die Wasseraufnahme entsteht –
aber dann an der Luft „zerbröselt“.
Das Verfahren ist einfach und besteht in
einem Überziehen oder Imprägnieren mit
Berlinerblau. Dabei dringt allerdings die
Färbung nicht sehr tief ein und kann mit
dem Messer abgekratzt werden, außerdem
ist sie daran kenntlich, dass sie im Gegensatz
zu den echten Steinen bei Lampenlicht unansehnlich grau erscheint.
Bei Behandlung mit Ammoniak wird diese
künstliche Farbe grün oder verschwindet
ganz; es empfiehlt sich, bei dieser Probe
den Stein vorher mit Alkohol abzuwaschen,
um anhaftendes Fett zu entfernen, das die
Berührung mit dem Ammoniak verhindern
kann. Oft genügt bei Ringsteinen schon das
Waschen der Hände mit Ammoniak zum
Erkennen der Fälschung.
Auch das Nilblau A der badischen Anilin- und Sodafabrik ist zur Färbung geeignet; die damit behandelten Steine werden
in Ammoniak rot. Heute soll in größerem
Umfange grünlicher amerikanischer Türkis
nach einem Geheimverfahren in blauen umgefärbt werden.
Fotos: Prof. L. Rössler
Haarschmuck um1840, mit Türkisen als Besatz an
einer Haarschließe
Dunkelviolettblauer Taffeit, 3,84ct aus SriLanka
Ein kometenhafter Fremdkristall umgeben von
blütenartigen Heilungsrissen, 45x
DIE LEGENDE VON DEN
STERNENMENSCHEN
(von Siggi Plenk,
Gemmologe und Qigonglehrer)
Ihre Liebe zu dieser Erde ist unendlich, wie
ihr strahlendes Licht selbst.
Sie kommen von weit her, um in Zeiten des
Übergangs zu helfen.
Ihre Heimat ist absoluter Friede und Harmonie. So gibt es für sie oft ein tiefes
Erschrecken über die Gewalt und die
emotionale Instabilität, die auf diesem
Planeten herrscht.
Es ist ihr Lächeln, das wärmt und Freude
schenkt, und ihre Klarheit, die den Weg
erhellt.
So wie der Morgenstern mit Jesus ewig
geht, sind die Menschen Sternenstaub.
Jede Seele, die jetzt beginnt zu lächeln und
die Freude und Liebe lebt, schenkt dieser
Welt SEIN Licht und strahlt.
Sterne am Himmel und Sterne auf der
Erde. Sterne im Menschen und Sternenmenschen,
Himmel und Erde sind EINS GÖTTLICHES SEIN.
Alles Liebe
Siggi
JEDER TAG EIN GUTER TAG
02.12.2010
FTIR-Spektroskopie
Untersuchung von vier türkisfarbenen Steinen
Dr. Siegfried Schmuck | Analytisches Labor Schmuck
Nr. 1
angeblich natürlicher persischer
Türkis, Perle, gebohrt, 2,021 ct
Nr. 2
natürlicher persischer Türkis,
getrommelt, 19,82 ct
1 2
3 4 5
Nr. 3
angeblich „Wiener Türkis“,
Rohstück, 2,405 ct
Nr. 4
angeblich „Wiener Türkis, Perle,
gebohrt, 4,041 ct
Nr. 5
Imitation, möglicherweise
Gibbsit?, 20,53 ct
Im Zuge des Artikels über den „Wiener
Türkis“ entstanden diese Untersuchungsergebnisse.
Zur Untersuchung gelangten vier verschiedene türkisfarbene Steine (Nr. 1, 3,
4 und 5)
Als Vergleich diente ein getrommelter,
natürlicher, persischer Türkis (Nr.2).
Bereits bei der Spektren-Aufnahme
der angeblich natürlichen, persischen
Türkisperle gab es ein Problem zu überwinden. Bisher wurden alle Versuche mit
der größten Objektträgerblende (Abbildung 2) des FTIR- Spektrometers durchgeführt.
Abb2: Verwendete Objektträgerblenden, d = 9,6 mm, 6,4 mm und 4,8 mm
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Stein Nr. 1
Natürlicher, persischer Türkis, Perle,
gebohrt, 2,0205 ct
Diese Türkisperle (Nr. 1) war so klein
(Durchmesser d = 6,4-6,6 mm), dass mit
der kleinsten Blende gearbeitet werden
musste. Das Ergebnis war unbefriedigend
und dem Spektrum des natürlichen, persischen Trommelsteines unähnlich. Siehe
Abbildung 3.
Abb3: Vergleich des natürlichen, persischen Türkistrommelsteins, große Blende,
mit der natürlichen persischen Türkisperle, kleine Blende.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist auch
die Form der Messfläche; während der
Trommelstein eine sehr ebene Fläche aufweist, ist die Perle kugelförmig und weist
demnach eine stark gewölbte Fläche auf.
Dieser Einfluss konnte in der Folge nicht
bestimmt werden, wohl aber die Größe
der Objektblendenöffnung. Der Trommelstein wurde mit den verschiedenen Blendenöffnungen gemessen (Abbildung 4).
Es ist mit abnehmendem Blendendurchmesser deutlich eine Verschlechterung des Signal/Rauschen- Verhältnisses
festzustellen. Weiters treten besonders
bei der mittleren Blende starke Interferenzen auf. Die typische Form und Lage
der Banden zwischen 800 cm-1 und 1300
cm-1 für einen Türkis bleiben aber erhalten
(siehe Tabelle).
Abb4: Natürlicher, persischer Türkis, getrommelt, 19,82 ct,
bei verschiedenen Blendendurchmessern.
Lage der Bande in cm-1
Ausprägung der Bande
839
schwach
897
sehr schwach
1012
sehr schwach
1060
schwach
1120
sehr stark
1196
Schulter
FTIR-Banden des Türkis, Aufnahmetechnik Reflexion 30°
Ein Vergleich des FTIR- Spektrums des
natürlichen, persischen Türkistrommelsteins mit dem der natürlichen, persischen
Türkisperle zeigt demnach einen signifikanten Unterschied, speziell im Bereich
zwischen 800 cm-1 und 1300 cm-1 (Abbildung 5).
Die stärkste Bande in diesem Bereich ist
nur als schwache Bande vorhanden.
Abb5: Vergleich der natürlichen, persischen Türkisperle mit
dem natürlichen, persischen Türkistrommelstein.
Literatur: [1] L. Rössler, Ö.Gem.G. Kurzinfo Nr.18,(11/2006) | [2] L. Rössler, Ö.Gem.G. Kurzinfo Nr.23, (3/2009) | [3] L. Rössler, G. Breisach, Undurchsichtige und durchscheinende Edel- und Schmucksteine, WIFI- Linz, (2004) | [4] RRUFF- Datenbank, http://rruff.info/, (geöffnet April 2010 bis
September 2010) | [5] W. F. Eppler, Praktische Gemmologie, Rühle-Diebener-Verlag, 6.Auflage, (1999) | [6] Handbook of Mineralogy, http://www.
handbookofmineralogy.org/pdfs/turquoise.pdf, (geöffnet 30.08.2010) | [7] CIBJO, The Gemstone Book, http://download.cibjo.org/Gemstone_
Book_2010.pdf, (geöffnet 30.08.2010)
Kontakt: Dr. Siegfried Schmuck | Analytisches Labor Schmuck | Kerscheckstraße 9 | A-8302 Vasoldsberg | laborschmuck@aon.at | http://als.8ung.at
Stein Nr. 3
Wiener Türkis, Rohstück, 2,4045 ct
Mit diesem Stein hatte ich insofern Glück, weil
er eine so große Längsabmessung aufweist, dass
er gerade noch nicht durch die große Blende
durchfällt und eine relativ flache Stelle hatte. Es
konnte als die große Blende verwendet werden.
Das Ergebnis zeigt Abbildung 6.
Abb6: Vergleich des „Wiener Türkis“, Rohstein,
mit dem natürlichen, persischen Türkistrommler.
Die beiden FTIR- Spektren stimmen im Wesentlichen überein. Im Spektrum des „Wiener
Türkises“ sind zusätzlich Banden zwischen 2800
cm-1 und 3000 cm-1 deutlich erkennbar. Diese
Banden sind typisch für C-H-Schwingungen und
stammen von einem zur Stabilisierung dieses
Türkises verwendeten Polymerharzes. Es kann
davon ausgegangen werden, dass es sich dabei
nicht um die übliche Rezeptur für Wiener Türkise handelt, sondern um einen rekonstruierten
Türkis, hergestellt aus Türkispulver und einem
Polymerharz.
Stein Nr. 4
Wiener Türkis, Perle, gebohrt, 4,041 ct
Abb7: Vergleich des „Wiener Türkis“, Perle oval,
mit dem natürlichen, persischen Türkistrommler.
Diese ovale Türkisperle aus synthetischem
Wiener Türkis hätte zwar gerade Platz auf der
mittleren Blende, da es aber gerade bei dieser Öffnung zu noch stärkeren Interferenzen
kommt als bei der kleinen Blende, wurde diese
Türkisperle auf der kleinen Objektträgerblende
vermessen. Die Ergebnisse sind in Abbildung 7
zu ersehen.
Eine sichere Zuordnung kann nicht getroffen
werden. Das Untergrundrauschen ist zu hoch
um eine verbindliche Aussage treffen zu können. Im Bereich von 1400 cm-1 bis 1600 cm-1
ist die Lage der Banden sehr unterschiedlich.
Diesbezüglich bedarf es noch weiterführender Untersuchungen.
Stein Nr. 5
Imitation (Gibbsit?), gebohrt, 20,53 ct
Abb8: Vergleich der Imitation mit dem natürlichen,
persischen Türkistrommelstein.
Abb9: Vergleich von Magnesit (kunstharzstabilisiert)
mit der Türkisimitation.
Die Abmessungen der Imitation für Türkis,
möglicherweise Gibbsit, waren wiederum groß
genug, um mit der großen Blende zu arbeiten.
Das Ergebnis ist in Abbildung 8 ersichtlich.
Das FTIR- Spektrum unterscheidet sich signifikant von dem des natürlichen, persischen
Türkis. Ein Vergleich mit Magnesit legt den Verdacht sehr, sehr nahe, dass es sich dabei um
dieses Mineral handelt (Abbildung 9)
Bei der Untersuchung dieser türkisfarbenen
Steine konnten die Grenzen der FTIR-Spektroskopie mit dem verwendeten Gerät aufgezeigt werden. Mit abnehmenden Blendendurchmesser
und Zunahme der Unebenheit des Messfleckes
werden die Spektren unschärfer und eine verlässliche Aussage und Zuordnung wird schwieriger bzw. ist nicht mehr möglich. Eindeutig konnte die Imitation erkannt werden und auch die
Verwendung eines Polymerharzes in Stein Nr. 3
konnte eindeutig erkannt werden.
Von der Standard- zur Wissenschaftlichen
GEMMOLOGIE
Wissenschaftliche Publikationen über
Edelsteine beinhalten meist eine Zusammenfassung von Untersuchungsmethoden, die im Rahmen von hoch spezialisierten Labors angewendet werden. Die
Bezeichnungen der Methoden und die
verwendeten Abkürzungen stiften oft
Verwirrung.
Untersuchungsmethode,
Gerätebezeichnung
Zu diesem Zweck soll eine tabellarische Auflistung der Kurzbezeichnungen und Anwendungsmöglichkeiten
von Geräten, die zur Diagnostizierungen von Edelsteinen verwendet werden
und über die Standardausrüstung eines
Gemmologen hinausgehen, eine erste
Einleitung geben.
Beispiele dafür sind: „schwierige“
Synthesen, Gesteine, Bernstein/Kopal,
Türkis, Jade, Diamanten (Synthesen und
Behandlungen), usw. Die Auflistung
beruht nicht auf Vollständigkeit.
Beschaffenheit der Probe
Information über
geschliffener Stein
Dünnschliff
Rohstein
kristalline und fluide EinEinschlussbild, flüssige oder feste Einschlüsse
schlüsse
Zwillingsbildung, Zonierungen, etc.
geschliffener Stein
Dünnschliff
Rohstein
optische Eigenschaften
Zuordnung zum Kristallsystem
Röntgenbeugungsanalyse (RBA),
Röntgendiffraktionsanalyse
(RDA)
engl.: XRD, x-ray diffraction
nur für kristalline Substanzen
- Mineral-Pulver
- Rohstein oder
bearbeiteter Stein
Mineralzusammensetzung
(Phasenbestimmung)
Bestimmung der kristallinen Substanz,
Mineral, Gestein
Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA)
kristalline Substanzen
(“Presstabletten” aus Pulver)
Gläser, Schmelzen
beteiligte chemische
Elemente
Bestimmung der durchschnittlichen chemischen Zusammensetzung
Elektronenmikroskop
Feststoff
Transmissions-ElektronenMikroskop (TEM)
Lage von Atomgruppen
Lage von Baueinheiten in einem Kristall,
Baufehler
Raster-Elektronenmikroskop
(REM, engl. SEM)
Oberflächenbeschaffenheit
Aufwachsungen
Lichtmikroskop
GRUNDAUSRÜSTUNG
Polarisationsmikroskop
Polariskop
GRUNDAUSRÜSTUNG
Aussage über
ElektronenstrahlmikrosondenAnalyse (ESMA),
Kurzform: Mikrosonde
engl.: (electron) microprobe
(EPMA)
kristalline Substanzen
beteiligte chemische
Elemente
Elementverteilung in Mineralkörnern,
Untersuchung von Zonarbau, Zusammensetzung von Mischkristallen
Energiedispersives System
(EDS), engl.: EDX
kristalline und amorphe
Substanzen
beteiligte chemische
Elemente
punktgenaue Bestimmung der chemischen Zusammensetzung
Kathodenlumineszenz (KL),
engl. cathodoluminescence (CL)
kristalline und amorphe
Substanzen
Lumineszenzerscheinungen
Fremdionen in einem Mineral, Aussagen
über natürlich und synthetische Steine
möglich, Unterscheidung von Mineralen
Spektralphotometer
z.B. UV-VIS-NIR-Spektralphotometer
kristalline und amorphe
Substanzen
Absorption von Licht
Fremdionen in einem Mineral, Unterscheidung von Mineralen
Raman-Spektroskopie
Gase, Flüssigkeiten, Feststoffe,
zerstörungsfrei
Schwingungsfrequenzen
der Atome/Moleküle
als “Fingerprint” betrachtet zur Bestimmung der Substanz; Anwesenheit charakteristischer Atomgruppen, Molekülsymmetrie; Bestimmung von Einschlüssen,
Rissfüllern etc.
Infrarot-Spektroskopie
(IR-Spektroskopie)
Gase, Flüssigkeiten, Feststoffe,
je nach Gerätetyp auch
zerstörungsfrei
Schwingungsfrequenzen
der Atome/Moleküle,
komplementär zu RamanSpektroskopie
als “Fingerprint” betrachtet zur Bestimmung der Substanz; Anwesenheit charakteristischer Atomgruppen, Molekülsymmetrie;
Bestimmung von Einschlüssen, Rissfüllern
etc.
In Kombination mit REM
Fourier-Transform-IRSpektroskopie
FT-IR- Spektroskopie
SCHMUCK- UND EDELSTEINRARITÄTEN
Besondere Steine in besonderen Größen aus der Sammlung Rössler
Die Redaktion wird beginnend mit
dieser Reihe interessante und seltene
Edel,- Schmuck- und synthetische
Steine die im Schmuckhandel in
außergewöhnlichen Größen und mit
besonderen Phänomenen vorkommen
könnten, präsentieren.
Farbloser Hiddenit | 181,71ct.
Es soll damit auch das umfangreiche
Gebiet der Gemmologie den jüngeren
Gemmologen/in nahe gebracht werden.
Ebenso setzen wir uns mit eventuellen
Schwierigkeiten die bei Untersuchungen entstehen können auseinander.
Die nachfolgenden Photos sollen zu
Beginn einen kleinen Einblick geben.
Seltene und auch häufig vorkommende Edel- und Schmucksteine sowie synthetische Produktionen aus Prof.
Leopold Rössler’s Schatztruhe zeigen,
welche Schönheiten die Natur hervorbringen kann.
Gerne veröffentlichen wir auch Photos
von Ihren Raritäten - wenn sie es wünschen auch ohne Namensnennung! Die
Fundorte der unten gezeigten Objekte
sind vielfach unbekannt.
Pinkfarbiger Kunzit | 288,26 ct.
Synthetischer farbloser Quarz aus Russland, 2,5 kg.
„King of Australia Blackopal“ | 145,90g (291,80 ct)
Matrix-Opal aus Australien | 127,02 ct.
f
Amazonit (Feldspat) aus Brasilien
(Genauer Fundort unbekannt)
„Knischka– Created– Ruby“, 41,67 ct.
Zwillingskristall in dipyramidaler Form.
Stern-Quarz | 152,87 ct.
(Material: Lehrsammlung Prof. L. Rössler; Fotos: Prof. L. Rössler)
GEMMOLOGISCHE PRÜFUNGSINFO
Zum Gemmologen WIFI-AUSTRIA haben mit
ausgezeichneten und sehr gutem Erfolgen die großen
Fachprüfungen bestanden:
Magdalena BLASCHKE - Wien
Susanne BÜSING -
Wien
Michael KIPPERS -
Wien
Sonja PICHLER -
Linz
Birgit SCHNEIDER -
Vorarlberg
Flavia TRAMPOSCH -
Tirol
Maria ZOTTER -
Wien
Wir gratulieren recht herzlich!
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Augen!
Gutes für Ihre
1 NLite 24 Watt schlankes Tageslicht –
ein wahres Schmuckstück.
2 DIALITE Flip klappt auf – macht an!
5 Immersions-Zusatz für Gemmoscope C
LED – mit einem Handgriff umgebaut.
3 GEMMODUL modulare Geräteserie:
Kaltlicht-Spektroskop 100W, UV kurz/
langwellig, Polariskop & Refraktometer.
4 GEMMOSCOPE C LED kompaktes
Dunkelfeld-Mikroskop mit LED pin-pointer.
Vergrößerungen 10/20/40/60x, max. 120x.
6 GEMMASTER StereoZOOM DunkelfeldMikroskop mit kühlem 6.000K Tageslicht
im Dunkelfeld und Auflicht. LED pin-pointer
mit USB-Anschluß. ZEISS oder LEICA
Optiken von 6.3 – 80x wählbar, max. 125x.
bezahlte Werbung
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