Global+52 D web

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Global+52 D web
NUMMER 52 | Winter 2013 / 1 4
Globalisierung und Nord / Süd-Politik
Arbeitsgemeinschaft Swissaid | Fastenopfer | Brot für alle | Helvetas | Caritas | Heks | www.alliancesud.ch
Wohin geht die Reise?
Ausblick 2014: Das sind
die Herausforderungen
Post-2015: Zweifelhafte
Finanzierungsideen
Weltklima: Die Schweiz
muss mehr tun
Kurz notiert
PPDPs der Deza ein Flopp?
ns. Mit der Botschaft 2013–16 zur Entwicklungshilfe verspricht die Deza, ihre Zusammenarbeit mit dem Privatsektor in
sogenannten öffentlich-privaten Entwicklungspartnerschaften (PPDP) zu intensivieren. International wollen alle westlichen
Regierungen Entwicklungsgelder für solche
Partnerschaften einsetzen, obwohl sie heftig umstritten sind. Deshalb regte Alliance
Sud die Deza an, neue Leitlinien für PPDPs zu
erstellen (siehe Global+ Nr. 50) und die bisherigen Partnerschaften zu evaluieren. Die
Deza liess einen externen Bericht erstellen,
war aber über dessen Ergebnisse wenig erfreut. Wie wir hören, fiel die Evaluation kritischer aus als erhofft und löste innerhalb
der Deza heftige Diskussionen über die Entwicklungswirkung von PPDPs aus. Nach drei
Monaten interner Debatte wird die Studie
nun Anfang Dezember endlich zusammen
mit einem erläuternden Direktionsbericht
auf der Deza-Website publiziert. Wir hoffen, darin – nach dem langen Zögern – «ungeschönte» Fakten zu finden.
Deutsche PPDPs unter Beschuss
ns. Deutsche NGOs fordern vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), die German Food Partnership
Impressum
GLOBAL +
erscheint viermal jährlich.
Herausgeberin:
Alliance Sud
Arbeitsgemeinschaft
Swissaid | Fastenopfer | Brot für alle |
Helvetas | Caritas | Heks
Monbijoustrasse 31, Postfach 6735, 3001 Bern
Tel. 031 390 93 30, Fax 031 390 93 31
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www.alliancesud.ch
Redaktion:
Daniel Hitzig (dh), Kathrin Spichiger (ks),
Tel. 031 390 93 34/30
Bildredaktion:
Nicole Aeby
Grafik: Clerici Partner Design, Zürich
Druck: s+z: gutzumdruck, Brig
Auflage: 2400
Einzelpreis: Fr. 7.50
Jahresabo: Fr. 30.–
Förderabo: mind. Fr. 50.–
Inseratepreise/Beilagen: auf Anfrage
Bildnachweis Titelseite: In Bel Ain, 100 Kilometer ausserhalb Dubais, werden frisch
geschnittene Rosen von den Gewächshäusern
ins Kühllager gefahren. © Meinrad Schade.
Die nächste Ausgabe erscheint im März 2014.
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GLOBAL + winter 2013 / 1 4
(GFP) einzustellen. Statt Armut und Hunger
zu reduzieren, betreibe die GFP «Entwicklungspolitik im Dienst deutscher Konzerne»
und unterwerfe Kleinbauern den Geschäftsinteressen der globalen Agrarindustrie. Die
angebotenen Lösungsansätze wendeten
sich lediglich an eine kleine Gruppe besser
gestellter kleinbäuerlicher Betriebe. Statt
lokale Sorten sowie Biodiversität fördern
sie Cash-Crops für den Export, die Direktbetroffenen werden absolut unzureichend
in die Programmplanung einbezogen, kritisieren die NGOs. Die GFP ist eine öffentlichprivate Entwicklungspartnerschaft, die
zusammen mit BASF, Bayer, Syngenta und
anderen die Wertschöpfung der landwirtschaftlichen Produktion in Schwellen- und
Entwicklungsländern steigern will.
Frankreich: Per Gesetz zur Wachsamkeit
me. Zwei sozialistische Abgeordnete haben
am 7. November in Frankreich einen Gesetzesvorschlag eingereicht, der Firmen und
deren Filialen sowie Zulieferer im Ausland
zur Wachsamkeit in Sachen Menschenrechte verpflichten soll. Es geht um Firmen mit
mehr als 500 Angestellten oder mehr als
100 Millionen Euro Umsatz. Der Text will im
Handelsgesetz die Verpflichtung festschreiben, dass Firmen gesundheitlichen, sozia-
len und Umweltschäden vorbeugen müssen. Wird das Gesetz angenommen, schafft
es zivil- und strafrechtliche Klagemöglichkeiten gegen Firmen, ausser diese können
beweisen, dass sie ihre Sorgfaltspflichten
wahrgenommen haben. Ziel des unter anderem mit der NGO Sherpa ausgearbeiteten
Vorstosses ist es, eine Balance zu finden
zwischen rein freiwilligen und als zu einschneidend empfundenen Massnahmen.
Neue Trägerschaft für STEP
dh. STEP, das seit 1995 existierende Label für
fair produzierte Teppiche, erhält eine neue
Trägerschaft. Brot für alle und Fastenopfer, beide Gründungsmitglieder von STEP,
übernehmen die Leitung des neuen Vereins «Label STEP – für faire Teppiche». Die
Max-Havelaar-Stiftung, bisher für STEP verantwortlich, will sich auf den Landwirtschaftssektor konzentrieren. Ab 2014 führt
der Verein STEP die Kontrolle der Arbeitsbedingungen in der Teppichindustrie nach
denselben Standards weiter. Sämtliche Verpflichtungen gegenüber Lizenznehmern
und Projektpartnern werden eingehalten. STEP ist in allen wichtigen Teppichherkunftsländern vor Ort aktiv: in Afghanistan, Indien, Iran, Kirgistan, Marokko,
Nepal, Pakistan und in der Türkei.
Alliance Sud auf einen Blick
Präsidium
Hugo Fasel, Direktor Caritas Schweiz
Geschäftsstelle
Peter Niggli (Geschäftsleiter)
Kathrin Spichiger, Rosa Amelia Fierro
Postfach 6735, 3001 Bern
Tel. 031 390 93 30
Fax 031 390 93 31
E-Mail: mail@alliancesud.ch
Entwicklungspolitik
– E ntwicklungszusammenarbeit:
Nina Schneider, Tel. 031 390 93 40
nina.schneider@alliancesud.ch
– H andel / WTO:
Isolda Agazzi / Michel Egger
Tel. 021 612 00 95
lausanne@alliancesud.ch
– I nternat. Finanz- und Steuerpolitik
Mark Herkenrath, Tel. 031 390 93 35
mark.herkenrath@alliancesud.ch
– I nternat. Umwelt- und Klimapolitik
Nicole Werner, Tel. 031 390 93 32
nicole.werner@alliancesud.ch
– M edien und Kommunikation
Daniel Hitzig, Tel. 031 390 93 34
daniel.hitzig@alliancesud.ch
Dokumentationszentrum Bern
Jris Bertschi / Emanuela Tognola / Renate Zimmerman
Tel. 031 390 93 37
dokumentation@alliancesud.ch
Regionalstelle Lausanne
Isolda Agazzi / Michel Egger / Frédéric Russbach
Tel. 021 612 00 95 / Fax 021 612 00 99
lausanne@alliancesud.ch
Dokumentationszentrum Lausanne
Nicolas Bugnon / Pierre Flatt / Amélie Vallotton Preisig
Tel. 021 612 00 86, doc@alliancesud.ch
Regionalstelle Lugano
Lavinia Sommaruga / Silvia Carton
Tel. 091 967 33 66, Fax 091 966 02 46
lugano@alliancesud.ch
Daniel Rihs
«Reform» ohne Strategie –
Unruhe im EDA
Aus dem Inhalt
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Weichenstellungen 2014/15
Drei grosse Herausforderungen
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Nachhaltige Uno-Entwicklungsziele
Drängenden Fragen wird ausgewichen
9
Menschenrechte und Unternehmen
Staaten machen nicht vorwärts
Die Schweizer Klima-Position
10 «Wir nicht, ihr aber auch!»
Globalisierter Welthandel
12 Mehr Risiken als Chancen
für die Ärmsten
Die Deza im Herbst: Exodus der Führung, Verunsicherung der Mitarbeitenden, verkorkste Kommunikation. Zum Verständnis der Vorgänge drei
Punkte:
Erstens die Reorganisation der Deza, die Micheline Calmy-Rey 2008
durchdrückte. Dazu zählten positive Änderungen der internen Organisation. Umstritten blieb aber die Auslagerung der Personal-, Finanz- und
Kommunikationsabteilungen in die Direktion für Ressourcen (DR). Externe Beurteilungen der Reorganisation kamen dieses Jahr zum Schluss,
Kostenersparnisse seien kaum auszumachen, dafür sei die Deza-Leitung
ihrer zentralen Führungsinstrumente beraubt worden.
Zweitens die überstürzte Einführung des «Neuen Führungsmodells
Bund» unter Didier Burkhalter. Ab 1. Januar 2014 soll das EDA organisatorisch wie ein einziges Bundesamt funktionieren mit einem einzigen
Rechnungskreislauf und neun Leistungsgruppen, die über Leistungsaufträge und Globalbudgets geführt werden. Die Einwände der DezaDirektion wies Burkhalter im Januar 2013 zurück. Es gibt keine Strategie
für diese weitreichenden Veränderungen – absichtlich, wie EDA-Generalsekretär Bättig sagt, damit die «Reform» nicht an internem Widerstand
scheitere.
Drittens die Einrichtung von fünfzig integrierten Botschaften: Dazu
werden die Koordinationsbüros (Kobüs) der Deza in die Botschaft integriert oder – wo es nur das Kobü gibt – in eine Botschaft umgewandelt.
Burkhalter zufolge würden integrierte Botschaften künftig «nur über ein
einziges Budget und eine einzige Struktur verfügen, sei es für die diplomatischen Aktivitäten, die Förderung der Wirtschaftsbeziehungen oder
die Entwicklungszusammenarbeit.» Es gibt viele Knackpunkte: So sind
die LeiterInnen der Kobüs neu dem Botschafter und dem/der zuständigen AbteilungsleiterIn der Deza doppelt unterstellt. Dann zahlt die Deza
an die integrierten Botschaften mit, wobei die DR den Finanzierungsschlüssel fixiert. Schliesslich müssen die Botschaften die Interessen der
Schweiz wahren, während sich die Deza an den Entwicklungsplänen der
Partner orientieren muss.
Zu den Vorgängen ist Folgendes festzuhalten: Die Deza kann nur als
eigenständiges Bundesamt den Auftrag des Entwicklungsgesetzes und
der Rahmenkredite – nämlich die Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern – erfüllen. Eigenständig muss sie auch sein, um bei entwicklungspolitischen Zielkonflikten in den Aussenpolitiken aller Departemente die Interessen der Entwicklungsländer einbringen zu können.
Dazu muss die Deza-Leitung über die nötigen Führungsinstrumente verfügen – ein Betrieb mit einem Zwei-Milliarden-Budget braucht
eigene Finanz- und Personalplanungs- sowie Kommunikationskompetenzen. Die neue Führungsperson der Deza, die das EDA sucht, sollte dies
einfordern, statt sich als «Abwicklerin» der Deza missbrauchen zu lassen.
Der Versuch, die Koordinationsfunktion der Botschaften für alle
Aussenpolitiken des Bundes vor Ort zu stärken, ist zu begrüssen. Problematisch sind aber die Vermischung der Kompetenzen und die Finanzierung aus Teilen des Entwicklungsbudgets. Bei integrierten Botschaften
sollte im Pflichtenheft der BotschafterInnen der Vorrang der Entwicklungspolitik festgehalten werden.
Peter Niggli, Geschäftsleiter Alliance Sud
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Was auf uns zu kommt. Nicht nur entwicklungspolitisch.
Schöne neue Welt
Peter Niggli
Die kommenden Jahre bringen deftige Kost – innenpolitisch,
aussenpolitisch, weltinnenpolitisch. Ohne grössere Anstrengungen wird
sich das Menü nur schwer verdauen lassen.
Die erste Herausforderung ist fiskalpolitisch. Das Finanzdepartement rechnet aufgrund von Steuersenkungsvorhaben, darunter die Unternehmenssteuerreform III, in den nächsten Jahren mit Mindereinnahmen von «mehreren» Milliarden Franken.
Weil die Europäische Union (EU) die kantonalen Sondersteuerregime nicht mehr akzeptieren will, mit denen ausländische
Konzernzentralen angelockt worden sind, steht eine generelle
Senkung der Unternehmenssteuern zur Diskussion. Zusammen
mit anderen geplanten Steuererleichterungen müssten Bund,
Kantone und Gemeinden massive Einnahmenausfälle verkraften und gleichzeitig die Lasten eines höheren Armeebudgets
und des neuen Kampffliegers schultern. Die Anhänger eines
«schlanken» Staates sehen dies natürlich als Chance. Der Präsident der nationalrätlichen Finanzkommission, Pirmin Schwander (SVP/SZ), will Einsparungen in der sozialen Wohlfahrt, der
Bildung, dem öffentlichen Verkehr und eventuell auch in der
Landwirtschaft, falls «andere bürgerliche Parteien dafür Abstriche bei ihrer Klientel machen – etwa bei der Entwicklungshilfe
oder der Bildung» (NZZ, 9.10.13). Das fiskalpolitische Streichkonzert wird allerdings auf starken Widerstand stossen. Die
erst 2012 beschlossene Erhöhung des Entwicklungsbudgets auf
0,5 Prozent des Bruttonationaleinkommens ist beim bevorstehenden Messerstechen am meisten gefährdet. Werden Bürgerinnen und Bürger soziale Grausamkeiten zugemutet, schwindet die Bereitschaft zu internationaler Solidarität.
Foto: Simon Tanner
Alte Fantasien neu aufgetischt
Die zweite Herausforderung ist aussenpolitisch. Die Schweiz
wird 2014/15 über zwei Volksinitiativen entscheiden, welche
Schöne heile Schweiz?
Stillleben
aus Meiringen/BE.
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ihre Stellung in Europa und damit in der Welt stark tangieren.
Die Masseneinwanderungs- und die Ecopop-Initiative könnten, falls angenommen, zur Kündigung der bilateralen Verträge mit der Europäischen Union führen. Zusammen mit dem
Austeritätsprogramm, das fiskalpolitisch angedacht wird, würde dies die Schweiz in die Wirtschaftskrise treiben, von der sie
bislang verschont geblieben ist. Die Chancen für beide Initiativen stehen nicht schlecht und werden durch den kläglichen
Zustand der Eurozone weiter befördert. Diejenigen, die gegenüber der EU auf Risikokurs fahren, reanimieren alte Fantasien, die Christoph Blocher schon 1989 in die Welt gesetzt hat,
dass sich nämlich die Schweiz durch besonders intensive Wirtschaftsbeziehungen mit fernsten Ländern (USA, China usw.)
aus der Abhängigkeit von der EU befreien und diesen fernen
Mächten gleichzeitig als Flugzeugträger oder Sprungbrett in
die EU dienen könne. Dann sollte man allerdings die bilateralen Verträge nicht gefährden, weil erst sie die Sprungbrettfunktion ermöglichen.
Den Initianten wird es leider nützen, dass Bundesrat Burkhalter rasch ein Rahmenabkommen mit der EU aushandeln und
die Auslegung der bilateralen Verträge dem Europäischen Gerichtshof unterstellen will – demselben Gericht, das seit Jahren
alle Arbeitnehmerrechte zugunsten der «freien» Bewegung der
Arbeitskräfte im Binnenmarkt aushebelt. Zusammen mit den
einwanderungsfeindlichen Initiativen ist dies ein Cocktail, der
schon in der Mitte der Legislatur die Basis für den Wahlkampf
2015 legt. Die SVP freut sich auf ein Remake von 1992 (EWR-Abstimmung), während die anderen Parteien im Moment nicht
erkennen lassen, wie sie das verhindern wollen (oder können).
Globaler Lastenausgleich trotz Konjunkturschwäche
Die dritte Herausforderung ist weltinnenpolitisch. In den kommenden zwei Jahren wollen die Regierungen Lösungen für Probleme finden, über welche sie sich in den letzten zehn Jahren
nicht einigen konnten. 2015 soll ein international verbindliches
Klimaschutzabkommen stehen. Und im gleichen Jahr wollen
sie eine ehrgeizige Agenda für nachhaltige Entwicklung mit
konkreten Zielen für alle Staaten verabschieden. Der erste
Punkt sollte allen wichtig sein, die Kinder und Enkelkinder haben – sie würden einen aus dem Ruder gelaufenen Klimawandel am eigenen Leib erfahren, auch in der reichen Schweiz. Der
zweite Punkt ist wichtig, um die krassen Ungleichheiten an Lebenschancen zu verringern und scharfe inner- und zwischenstaatliche Konflikte um knappe natürliche Ressourcen zu vermeiden. Das Problem: Beides verlangt einen internationalen
Lastenausgleich, bei dem die reicheren Länder den ärmeren unter die Arme greifen müssten.
Dem stehen die ungelösten weltwirtschaftlichen Probleme entgegen. Europa, vor allem die Eurozone, und die USA
zeigen keine wirkliche wirtschaftliche und soziale Verbesserung. Die Zentralbanken kämpfen mit Tiefstzinsen und massiver Geldschöpfung gegen deflationäre Tendenzen. Sie riskieren damit, die nächsten Spekulationsblasen vorzubereiten, während die Arbeitslosigkeit auf Rekordhöhe verharrt, die
Unternehmen Gewinne horten und Investitionen in die Realwirtschaft scheuen. Die gegenwärtige Austeritätspolitik, so
die ­britische Entwicklungsorganisation Oxfam kürzlich, werde
Europa das bescheren, was dieselbe Politik in den Achtzigerund Neunzigerjahren in Afrika und Lateinamerika angerichtet
habe – wachsende Armut bei stagnierender Wirtschaft.
Die Schwellen- und Entwicklungsländer haben sich entgegen weitverbreiteter Hoffnungen nicht von der Konjunktur der Industrieländer abkoppeln können. Zwar sind sie von
der Gros sen Rezession seit 2008 deutlich weniger betroffen
als von früheren globalen Rezessionen. Dieses Jahr brach jedoch die Konjunktur in gewichtigen Schwellenländern wie Indien oder Brasilien ein – die seit Jahren schwache Nachfrage
der kriselnden Industrieländer schlägt negativ auf den Exporterfolg der Schwellenländer durch. Gleichzeitig kämpfen die
armen Entwicklungsländer mit einem Rückgang der Rohstoffnachfrage aus China und Indien. Die geplante Umstellung der
chinesischen Wirtschaftspolitik – mehr Binnennachfrage, weniger ­Export; mehr Konsum, weniger Investitionen – dürfte dies
akzentuieren.
Der Versuch der G-20, eine langanhaltende Rezession durch
international koordiniertes Handeln zu vermeiden, ist seit 2010
erlahmt, der seinerzeit angedachte Green New Deal beerdigt.
Und neue weltwirtschaftliche Regelsetzungen im Handel und
grenzüberschreitenden Kapitalverkehr kommen, wenn überhaupt, nur millimeterweise voran. Entsprechend abwesend
sind denn diese Themen in der Vorbereitung der Agenda für
eine nachhaltige Entwicklung. Solange aber unter den Ländern
wirtschaftspolitisch die Devise herrscht, jeder rette sich, wie er
kann, steht die internationale Zusammenarbeit in allen anderen Gebieten auf tönernen Füssen.
Foto: KEYSTONE/Georgios Kefalas
«Die SVP freut sich auf ein Remake
von 1992, während die anderen
Parteien nicht erkennen lassen, wie
sie das verhindern wollen
(oder können)»
Flagge zeigen, Einwanderung einschränken?
Während der Fuss­-­
ball-WM 2010 in Basel.
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Der Fahrplan der Post-2015-Agenda
Grosse Worte,
schwache Substanz
Nina Schneider
An der Uno-Generalversammlung
im Herbst wurden die Eckwerte der künftigen
Entwicklungsagenda definiert. Es wurden
der Fahrplan vorgestellt und erste Antworten
gegeben, wohin ab 2015 die globale Reise
gehen soll. Der Zug Richtung echter Nachhaltigkeit droht frühzeitig zu entgleisen.
Im Kern wird die Post-2015-Agenda in einem einzigen, alle
Staaten verpflichtenden Rahmenwerk Nachhaltigkeit mit der
Bekämpfung von Armut und Hunger verknüpfen. Gegenüber
den Millenniumszielen (MDG) werden die Sustainable Development Goals (SDG) neu auch Frieden und Sicherheit, demokratische Mitsprache, Rechtsstaatlichkeit, Gleichstellung und
Menschenrechte garantieren. So weit, so gut. Auch punkto
Prinzipien – wie etwa die «gemeinsame, aber unterschiedliche Verantwortung» der Staaten – deckt sich der Uno-Konsens
mit den Forderungen der internationalen Zivilgesellschaft. Das
Aber folgt auf dem Fuss: Konkrete Vorschläge zur Lösung globaler Krisen haben ihren Weg nicht in die Schlusserklärung gefunden. Dort fehlt die Notwendigkeit der Transformation von
Finanz-, Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zugunsten
der armen Länder und einer Reduktion krasser Ungleichheiten. Zugespitzt gesagt: Nach vier Uno-Berichten, zwei Jahren
Beratung und Hunderten von Konsultationen mit Wirtschaft,
Wissenschaft und Zivilgesellschaft stehen moralethisch fundierten Zielen lediglich ein paar grob skizzierte Umsetzungsvorschläge gegenüber. Das zeugt von einem dürftigen politischen Willen, die Probleme an der Wurzel zu packen und einen
echten Wandel zu wagen.
Der Fahrplan
Bis zum Spätsommer 2014 sind die Uno-Konsultationen zu
neuen Entwicklungszielen auf Eis gelegt. Bis dahin tagen
zwei Gremien, die aus dem Rio+20-Prozess hervorgegangen
sind. Die Open Working Group (OWG) on SDG aus dreissig RegierungsvertreterInnen ist beauftragt, ein Set künftiger Ziele
und bessere finanz- und wirtschaftspolitische Bedingungen
für eine nachhaltige Entwicklung auszuarbeiten. Viele Länder
teilen sich einen Sitz, so etwa die Schweiz mit Frankreich und
Deutschland. Demgegenüber soll das Expertengremium für
eine nachhaltige Entwicklungsfinanzierung (ICE) aus dreissig
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hochkarätigen Finanz-, Entwicklungs- und UmweltexpertInnen, welche die fünf Uno-Regionalgruppen repräsentieren, die
Finanzierung der SDGs sicherstellen. In Zusammenarbeit mit
regionalen und internationalen Finanzinstitutionen ist das ICE
beauftragt, bestehende Finanzierungsinstrumente zu bewerten, regionale und thematische Bedarfsanalysen zu erstellen
und Empfehlungen zur Regulierung von Handel, Finanzwirtschaft und Entschuldung sowie der Eindämmung von Kapitalund Steuerflucht auszuarbeiten. Hier sitzt die Schweiz nicht
mit am Tisch, obschon sie in Sachen globaler Steuergerechtigkeit einiges zur Regulierung von Finanzflüssen beitragen
könnte. Diese Expertenrunde plante, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu verhandeln. Nach internationalem Protest erreichten die NGOs schliesslich, dass sie an allen fünf ICE-Treffen
einen halben Tag angehört werden.
Anfang September wird ein Uno-Ausschuss alle Berichte
des Post-MDG- und des SDG-Prozesses, Ländervorschläge und
Konsultationen für die Uno-Generalversammlung 2014 auf
einen Verhandlungsvorschlag eindampfen. Dieser bildet die
Grundlage für die Regierungsverhandlungen bis 2015.
Zweifelhafte Finanzierungsideen
Billig ist eine nachhaltige globale Entwicklungsagenda nicht,
aber doch vergleichsweise günstiger, als die Kosten für nicht
verhinderte Finanzkrisen oder Klimakatastrophen. Entscheidend ist also, ob die Finanzierung mit den Zielsetzungen harmoniert. Vorderhand versuchen die reichen Länder jedoch, finanziellen Verpflichtungen auszuweichen, weil ihre Kassen nach fünf
Jahren Krise oder wirtschaftlicher Stagnation «leer» sind, was
nicht heisst, dass sie für eigene Zwecke nicht milliardenschwere
Ausgaben tätigen. Stattdessen wollen sie andere in die Pflicht
nehmen. Ihr Diskurs privilegiert drei Finanzierungsquellen:
>Pandoras Büchse Privatsektor
Erstens den Privatsektor. Allerdings sind global tätige
Industrieunternehmen und Banken bislang nicht als
Avantgarde der Entwicklung oder einer ökologischen
Transformation in Erscheinung getreten. Inwieweit
Unternehmen diesbezüglich eine bessere Rolle spielen könnten, hängt von politischen Vorgaben ab, die
für alle gelten. Um solche drücken sich westliche Regierungen jedoch seit Langem. Hingegen möchten sie
künftig Auslandinvestitionen ihrer Unternehmen als
Beitrag zum internationalen Lastenausgleich anrechnen oder ihnen sogar mit etwas staatlicher Beihilfe
(etwa aus dem Entwicklungsbudget finanziert) einen
besseren Marktzutritt verschaffen.
Fotos: Meinrad Schade
Drei Viertel der Menschen in
Dubai stammen aus Indien,
Pakistan und Nepal. Szene aus
dem Camp Sonapur.
Dubai lässt bauen. Sind die Löhne
dafür Entwicklungshilfe?
>Was suchen Rimessen
in der Entwicklungsfinanzierung?
Drittens die Rimessen. Die privaten Rücküberweisungen von 232 Millionen Menschen, die fern ihrer Heimat
leben und arbeiten, wollen sich die westlichen Regierungen nun auch als ihren Beitrag an die Kosten von
Entwicklung anrechnen lassen. Um den Arbeits-MigrantInnen entgegenzukommen, wollen sie sich immerhin für eine Senkung der Transaktionskosten auf
fünf Prozent einsetzen. Ein altes Versprechen, realisiert wurde in den letzten acht Jahren aber lediglich
die Senkung um ein Prozent.
Dennoch überweisen die MigrantInnen mit jährlich gut 400 Milliarden Dollar viermal mehr in ihre armen Herkunftsländer als alle OECD-Geber zusammen.
Es sind meist versteuerte kleinste Lohnanteile, selten
mehr als monatlich 100 Dollar, schwer verdient und
vom Mund abgespart. Zu Hause sind die Überweisungen ein wichtiger Zustupf zur Grundversorgung, oft
ermöglichen erst sie den Schuleintritt oder einen Besuch beim Arzt. So tragen MigrantInnen tatsächlich
mehr zur Armutsreduktion bei als viele Programme
der MDG-Agenda.
Das sind die drei Finanzierungsquellen für globale Aufgaben,
welche die westlichen Regierungen in den Vordergrund rücken.
Mit diesen Quellen kann die beabsichtigte Agenda für nachhaltige Entwicklung nicht finanziert werden – die westlichen
Staaten wollen damit lediglich Finanzströme, die heute schon
fliessen, als eigene Leistung verkaufen. Sie müssten vielmehr
mit schon lange zur Diskussion stehenden «innovativen Finanzierungsinstrumenten» vorwärtsmachen, wie etwa der Finanztransaktionssteuer oder Ressourcenverbrauchsabgaben.
d
>Global abhängig und doch alleine schuld
Zweitens die Entwicklungsländer selbst. Sie sollen mit
Steuerreformen mehr eigene Mittel mobilisieren. Daran ist nichts auszusetzen. In den vergangenen zehn
Jahren haben sie in dieser Hinsicht denn auch vieles
verbessert. Was nach wie vor zu wünschen übrig lässt,
sind griffige Massnahmen gegen den legalen und illegalen Kapitalabfluss aus Entwicklungsländern, der
durch das Netz westlicher Offshore-Finanzplätze und
die gängigen Steuervermeidungskonstrukte trans­
nationaler Konzerne gefördert wird.
+
. . . mehr zum Thema.
Das E-Dossier «Welche Entwicklungsagenda nach
2015?» legt einen roten Faden durch den aktuellen Stand der Debatten innerhalb des Uno-Systems und in zivilgesellschaftlichen Kreisen –
mit elektronischen Dokumenten der wichtigsten
Akteure, Hinweisen auf Positionspapiere
und Kampagnenplattformen sowie einem
Medienspiegel.
www.alliancesud.ch/de/dokumentation/e-dossiers/
entwicklungsagenda-post-2015
GLOBAL + Winter 2013 / 1 4
7
Weiterbildungskurse in
Entwicklung und Zusammenarbeit
Frühjahrssemester 2014
Planung und Monitoring von Projekten
Finanzmanagement und Wirtschaftlichkeit von
Entwicklungsprojekten
24. – 28. Februar
10. – 14. März
für Fortgeschrittene 12. – 14. März
Privatsektorförderung
Evaluation von Projekten
Capacity Development in der internationalen Zusammenarbeit
17. – 21. März
25. – 28. März
2. – 4., 28. April
Klimawandel und Entwicklungszusammenarbeit
Kultur und Entwicklung: Die internationale Zusammenarbeit im
Spannungsfeld unterschiedlicher kultureller Orientierungen
Ökologisch nachhaltige Gewerbe- und Industrieentwicklung:
Konzepte und EZA-Interventionen
22. – 25. April
6. – 9. Mai
Friedensförderung in der internationalen Zusammenarbeit
12. – 16. Mai
Korruption und Korruptionskontrolle in Entwicklungsländern
21. – 23. Mai
Auskunft über Zulassung und Anmeldung: www.nadel.ethz.ch
8
8. – 11. April
GLOBAL + winter 2013 / 1 4
Unternehmen und Menschenrechte
Konkrete Massnahmen lassen auf sich warten
Michel Egger Die von John Ruggie formulierten Uno-Leitprinzipien
für Wirtschaft und Menschenrechte müssen von den Staaten
umgesetzt werden. Müssten, denn es dauert und hapert. Die
Prinzipien verlangen, dass die Staaten ihre Bevölkerungen vor
Menschenrechtsverletzungen durch Unternehmen schützen.
Nach ihrer Verabschiedung im Juni 2011 kündigte die EU für
Ende 2012 einen Bericht an, nach welchen Prioritäten die Leitprinzipien umgesetzt werden sollen. Seither herrscht Funkstille. Die Niederlande und Spanien wollen bis Ende dieses Jahres
Aktionspläne veröffentlicht haben; nationale Konsultationen
dazu gibt es in Frankreich, Dänemark, Schweden und Norwegen.
Einzig Grossbritannien hat im September einen Aktionsplan vorgestellt. Von den NGOs wurde er kühl aufgenommen.
Er enthält zwar auch Positives, so sollen bei Investitionsabkommen die Unternehmen angehalten werden, die Verantwortung für die Wahrung der Menschenrechte zu garantieren. Angesprochen ist auch die Erwartung, dass Unternehmen
über Risiken und Auswirkungen ihrer Tätigkeiten informieren,
beim Extraterritorialitätsprinzip gibt es eine kleine Öffnung.
Im Grossen und Ganzen geht der britische Aktionsplan aber
nicht über freiwillige Massnahmen der Unternehmen hinaus.
Er bleibt vage, enthält weder Zeitplan noch konkrete Verpflichtungen. Vor allem fehlt jeder Hinweis auf den Zugang zu Wiedergutmachung für Opfer von Menschenrechtsverletzungen.
Im Dezember 2012 hat der Nationalrat dem Bundesrat den
Auftrag erteilt, eine Schweizer Ruggie-Strategie auszuarbeiten. Zurzeit ist die Regierung daran, sich einen Überblick über
schon bestehende Instrumente zur Umsetzung der Uno-Leitprinzien zu verschaffen. Dazu wurde ein Berater engagiert, der
Gespräche führt mit Unternehmen und NGOs. Letztere erwarten von der Bundesverwaltung, dass genau hingeschaut wird,
wo noch Lücken bestehen, denn eine solche gap analysis ist bis
jetzt nicht vorgesehen. Eine derartige Analyse gehört zu zwölf
Empfehlungen, die Swisspeace abgegeben hat, damit strategische Prozesse «effizient und legitimiert» durchgeführt werden. Nur eine derartige Auflistung wird zu echten Verbesserungen bei der Einhaltung von Menschenrechten führen.
d
+
. . . mehr zum Thema.
Den Multis virtuell auf die Finger schauen? Auf
einen Blick macht dies die Zusammenstellung
der Newsfeeds einschlägiger Webseiten möglich.
www.netvibes.com/dokumentation#Multis
I N S E R AT
ICP
Institute for Conflict Transformation
and Peacebuilding
CAS «Die Kunst der Konfliktbearbeitung / Mediation»
Ab Januar 2014 führt das Institut für Konfliktbearbeitung und Friedensentwicklung (ICP) in Zusammenarbeit mit
dem Advanced Study Centre der Universität Basel den CAS Studiengang «Die Kunst der Konfliktbearbeitung»
zum siebten Mal durch. Der Studiengang berechtigt zum Erwerb des Titels «MediatorIn SDM». Seit Juni 2013 ist das ICP
zudem Eduqua-zertifiziert, was die Qualität der Kurse sichert. Nach Abschluss der Ausbildung sind die Teilnehmenden fähig,
• Konflikte unterschiedlicher Komplexität zu analysieren und mit den Parteien an kreativen Lösungsmöglichkeiten
zu arbeiten;
• die Phasen und Techniken des integrativen Mediationsverfahrens anzuwenden;
• weitere Ansätze der Mediation und Konfliktbearbeitung und die unterschiedlichen methodischen Verfahren in ihre
Arbeit einzubinden;
• unterschiedliche Kommunikationstechniken in schwierigen konfliktiven Situationen anzuwenden;
• die persönliche Mediationshaltung in konkreten Konfliktsituationen zu reflektieren und sich stetig selbst weiter zu
entwickeln.
Weitere Informationen und Anmeldung:
http://www.iicp.ch/drupal/cas
GLOBAL + Winter 2013 / 1 4
9
Zusätzlicher Klimagipfel für Herbst 2014 geplant
Schwächelnde
Schweizer Klimapolitik
Nicole Werner
Für Herbst 2014 lädt Uno-General­sekretär Ban Ki Moon Staats- und Regie-
rungschefs zu einem ausserordentlichen Klimagipfel. Bis dann erwartet er Zu­sagen für schärfere Klimaziele, die 2015 in einen neuen Klima­ver­trag einflies­sen
sollen. Die Schweiz fährt klimapolitisch weiterhin mit angezogener Handbremse.
Der neueste Bericht des Uno-Klimarats IPCC lässt keinen Zweifel: Der Mensch ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für den Klimawandel verantwortlich. Folglich haben es
die Menschen auch in der Hand, die Erwärmung des Planeten
durch eine angemessene Reduktion der schädlichen Klimagase
in Grenzen zu halten. Wir tun dies in eigenem Interesse, denn
das Überschreiten der Zwei-Grad-Erwärmungsgrenze wird uns
teuer zu stehen kommen. «Die kurzfristigen wirtschaftlichen
Auswirkungen, die sich ergäben, wenn sich der Übergang zu
­einer klimafreundlichen Wirtschaftsweise weiter verzögert, sind
vergleichbar mit den Kosten der gerade erlebten weltweiten Finanzkrise», kommentierte jüngst Gunnar Luderer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung seine neue Studie über
die kurzfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen des klimapolitischen Zauderns. Wie bei der Finanzkrise werden es nicht die
Verursacher der Misere sein, welche die Kosten zu tragen haben.
Die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten, ist
Voraussetzung dafür, dass der Klimawandel nicht zu einer Gefahr für die gesamte Menschheit wird. Eine zukünftig gerechte
2013
2014
Pro-Kopf-Verteilung der Emissionen ist notwendig, damit sich
die ärmsten Länder wirtschaftlich entwickeln können und die
globale Verteilung von Einkommen zumindest ein wenig gerechter gestaltet werden kann.
Klimaneutral in vierzig Jahren
Was aber ist nötig, um die viel zitierte Zwei-Grad-Grenze einhalten zu können und gleichzeitig den CO2-Ausstoss unter allen Menschen gerecht zu verteilen?
Die Atmosphäre hat sich gegenüber der vorindustriellen
Zeit bereits um 0,8 Grad erwärmt. Um unterhalb der ZweiGrad-Grenze zu bleiben, dürfen weltweit zwischen 2010 und
2050 maximal noch 750 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent
ausgestossen werden.1 Gleich hohe Pro-Kopf-Emissionen al­
ler Menschen im Jahr 2050 bedeutet, dass der Schweiz mit
etwa einem Tau­sendstel der Weltbevölkerung noch 750 Millio­
nen Tonnen (Mt) CO2-Äquivalent zustehen. Gemäss CO2-Gesetz sind davon bis 2020 bereits 330 Mt «verplant». Weitere
300 Mt sind bis 2050 für Flug- und Schiffsverkehr zu erwar2015
2020 2025 2030 2040
Ratifizierung
und
Implementierung
Vorbereitungen auf den neuen Vertrag (2015)
Sondergipfel
New York
Konferenz Lima
Konferenz Paris
Neuer Klimavertrag
0 Mrd.
US-$ 10
rung
ie
Finanz
emissionen
Treibhausgas
PEAK!
Ende der
Waldabholzung
Der Weg zu einem
neuen Klimavertrag.
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© Greenpeace 2013, Alliance Sud
GLOBAL + winter 2013 / 1 4
2050
Neuer
Klimavertrag
gilt
Foto: KEYSTONE/AP/David Guttenfelder
Ist die Klimaerwärmung schuld?
Nach dem Taifun
Haiyan in Tacloban,
Philippinen.
ten, die das ­CO2-Gesetz nicht umfasst. Bleiben also noch 120 Mt
für 2020 bis 2050. Dies entspricht schweizweit jährlich vier Mt
pro Jahr oder etwa einer halben Tonne pro Kopf. Zum Vergleich:
Heute liegt die Schweiz bei fast sechs Tonnen CO2 pro Kopf im
Jahr. Und das ohne die aus dem Ausland importierten grauen
­Emissionen. Je mehr wir in den 2020er-Jahren noch ausstos­­­­
sen werden, umso geringer wird unser Budget gegen Mitte
des 21. Jahrhunderts hin. Mit anderen Worten: In den 37 Jahren
von heute bis 2050 muss es die Schweiz schaffen, nahezu klimaneutral zu werden.
Erreichen können wir dieses Ziel nur, wenn die Schweizer
Emissionen bis 2030 um mindestens 60 Prozent fallen. Heute
liegt das bescheidene Reduktionsziel bei 20 Prozent bis 2020
gegenüber 1990.
«Wir nicht, ihr aber auch!»
An die Klimakonferenz nach Warschau reiste die Schweizer
Delegation im November erneut mit leichtem Gepäck. Weder
zum Klimaschutz noch zur Klimafinanzierung konnte sie bei
den Verhandlungen etwas in die Waagschale werfen, das den
genannten Erfordernissen genügt.
Mit der fadenscheinigen Begründung, die EU bleibe auch
bei ihrem 20-Prozent-Reduktionsziel, verweigert die Schweiz
eine Erhöhung ihres Klimaschutzziels. Damit blendet sie aus,
dass die EU ein Staatenbund mit wesentlich ärmeren Staaten
ist, in welchem die Klimaziele einer Lastenteilung unterliegen.
Im EU-Rahmen sind Deutschland und Dänemark zu jeweils rund
30 Prozent CO2-Reduktion verpflichtet. Als Einzelstaaten setzen
sich beide Staaten sogar jeweils ein Klimaschutzziel von 40 Prozent im selben Zeitraum. Innerhalb Europas ist die Schweiz also
bei Weitem nicht unter den ambitioniertesten Staaten.
Zögerlich ist die Schweiz auch bei der Finanzierung von
Klimamassnahmen in Schwellen- und Entwicklungsländern.
An den Klimakonferenzen in Kopenhagen (2009) und Cancún
(2010) sagten die Industriestaaten diesen Ländern für die Jahre 2010 bis 2012 durchschnittlich 10 Milliarden Dollar pro Jahr
zu. Ab 2020 sollen es 100 Milliarden jährlich sein. Die Zahlungen müssen also in den kommenden acht Jahren um jährlich
11,25 Milliarden Dollar wachsen. Die Schweiz stand in Warschau
erneut auf dem Standpunkt, lediglich das Niveau der aktuellen
Zahlungen beizubehalten. Weitere Zahlungen macht sie von
höheren Klimaschutzzielen der Schwellenländer abhängig.
Damit reiht sie sich ein in die – alles andere als zielführende
– «Wir nicht, ihr aber auch»-Haltung der Industrieländer. Seit
zwei Jahrzehnten machen die Industrieländer Versprechen, deren Einhaltung sie im Nachhinein mit Forderungen an die Entwicklungsländer koppeln. Kein Wunder, steigt das Misstrauen.
Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel
Seit dem Erdgipfel 1992 in Rio versprechen die Industrieländer, mehr Verantwortung zu übernehmen sowie den ärmeren
Ländern finanzielle und technologische Unterstützung zu leisten. Seither hat sich die Welt stark verändert. Einen Grossteil
der Emissionen verlagerten die Industrieländer ins Ausland,
vor allem nach China und in andere asiatische Länder. Dorthin,
wo Arbeitskräfte billiger und Umweltauflagen weniger restriktiv sind. Ohne ihre Versprechen gehalten zu haben, fordern
sie nun Taten von den aufstrebenden Entwicklungsländern. So
geht das Schwarzer-Peter-Spiel weiter, und der Klimawandel
schreitet ungehindert fort – zur Freude aller, die an Förderung
und Handel mit fossilen Energieträgern verdienen.
Im September 2014 wird Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon
die Staatschefs zu einem Klima-Sondergipfel in New York einladen. In der Hoffnung, dass sich dann alle Staaten die tatsächlich notwendigen Klimaziele stecken. Erhöht die Schweizer Regierung ihre Ziele bis dahin nicht, werden ihr die WählerInnen
nicht mehr glauben, wenn sie sich in Sachen Klimaschutz als
fortschrittlich darstellt.
1 Kassensturz für den Weltklimavertrag – Der Budgetansatz; Gutachten für die deutsche Bundesregierung: http://bit.ly/1hmUWjr
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Die Globalisierung der Produktion
Zweischneidiges Schwert
für arme Länder
Isolda Agazzi
Heute wird kein Produkt mehr von A bis Z in einem einzigen Land
hergestellt, Bestandteile kommen nicht selten aus allen Himmelsrichtungen.
Wie lässt sich den am wenigsten entwickelten Ländern helfen, damit sie in
den globalen Produktionsketten nicht zu kurz kommen?
«Made in the world» – mit diesem Slogan versuchte Pascal
Lamy, der abgetretene Direktor der Welthandelsorganisation
(WTO), klarzumachen, dass heute die meisten Produkte in verschiedenen Ländern hergestellt werden. Aufschriften und Etiketten wie «Made in Bangladesh» oder «Made in China» sind
irreführend, denn sie geben nur Auskunft, wo ein Produkt fertiggestellt bzw. zusammengesetzt wurde, selbst wenn seine
Bestandteile vorgängig unzählige Grenzen überquert haben.
Grenzüberschreitende Zwischenprodukte machen zwei Drittel des Welthandels aus, bei den Dienstleistungen sind es sogar 70 Prozent. Obwohl diese globalen Wertschöpfungsketten
(GVC) zur Energieverschwendung und der globalen Erwärmung
beitragen, so sind sie heute doch fester Bestandteil des internationalen Handels. Bleibt die Frage, wie sich die ärmsten Länder in dieses System einfügen und davon profitieren können.
Eine von ICTSD (International Centre for Trade and Sustainable Development), Alliance Sud und dem Overseas Development Institute in Auftrag gegebene Studie, die auf www.alliancesud.ch/handel zu finden sein wird, hat sich des ­Themas angenommen. Im Zentrum die Frage: Sind die GVC gut oder
schlecht für die am wenigsten entwickelten Länder? Die Antwort fällt uneinheitlich aus: Für gewisse Autoren hat die Aufsplitterung der Produktion dazu beigetragen, dass sich die
­ärmeren Staaten am Ende der Kette wiederfinden, dort wo­­
die einfachsten und am schlechtesten bezahlten Arbeiten ausgeführt werden. Am anderen Ende befindet sich die Vermarktung, die von multinationalen Firmen und Investoren kontrolliert wird, denn jede Wertschöpfungskette ist hierarchisch aufgebaut. Andere Autoren widersprechen, die Fragmentierung
der Produktion schaffe neue Möglichkeiten für die ärmsten
Länder, sie erlaube ihnen, sich in neuen modernen Export­
sektoren einzubringen, indem sie sich auf eine begrenzte Zahl
von Aufgaben spezialisierten, ohne einen Produktionsprozess
von A bis Z beherrschen zu müssen.
Letztlich bleiben die Ärmsten die Verlierer: Ihre Produktion beschränkt sich auf Sektoren, wo wenig Mehrwert generiert werden kann. Die Ausgangsprodukte, auf die sie spezialisiert sind, finden relativ wenige Abnehmer, was ihre Macht in
den Produktionsketten schmälert; auf grosse Nachfrage können sie schlecht reagieren, es fehlt an Logistik, um Investoren
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anzuziehen, und den Kompetenzen, um Verhandlungen über
internationale Handelsregeln in ihrem Sinn zu beeinflussen.
Und schliesslich handeln die ärmsten Länder oft mit denselben
Partnern, von denen sie Entwicklungshilfe beziehen, was die
Ungleichheit im Kräfteverhältnis noch zu zementieren droht.
Schnittblumen, Textilwaren ...
Und doch gibt es Beispiele, die zeigen, dass auch am wenigsten
entwickelte Länder vom globalisierten Handel profitieren können. In Äthiopien lassen niederländische Investoren seit Mitte der Neunzigerjahre Schnittblumen produzieren, unterstützt
von der niederländischen Entwicklungszusammenarbeit. Eine
einseitige Abhängigkeit von einem Land zwar, aber Äthiopien
ist in der EU zur Nummer zwei – hinter Kenia – unter den aussereuropäischen Produzenten von Schnittblumen aufgestie-
Kleiderproduktion
in Phnom Penh,
Kambodscha, für
GAP-Läden in Europa
und Nordamerika.
Foto: KEYSTONE/Alessandro Della Bella
Foto: Panos/Mikkel Ostergaard
Kleider ab der Stange in Zürich.
gen. Die Geber und die Regierung haben auch mit Ausbildung
und der Einhaltung von Qualitätsstandards dazu beigetragen,
dass diese Produktion aufgebaut werden konnte.
Im Textilbereich von Kambodscha haben multilaterale Organisationen ihre Anstrengungen auf die Einhaltung der Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) konzentriert. Das Land konnte sich damit trotz der Konkurrenz anderer
asiatischer Länder immerhin eine Nische erhalten. Allerdings
reicht die Kraft nicht, um in der Wertschöpfungskette aufzusteigen und einen höheren Mehrwert zu erwirtschaften. Kambodscha bleibt von – hauptsächlich asiatischen – Investoren
abhängig, bleibt eingeklemmt in Wertschöpfungsketten, die
nicht nur sehr hierarchisch, sondern auch stark dominiert sind
von den Einkäufern. Und so bleiben dem Land nur Zuschnitt
und Näharbeiten.
Anders sieht es in Lesotho aus, wo es grosse Unterschiede zwischen asiatischen (vornehmlich aus Taiwan) und südafrikanischen Investoren gibt. Beide sind zwar im Land, um von
einer Vorzugsbehandlung auf dem US- und dem südafrikanischen Markt zu profitieren; die Südafrikaner nützen dem kleinen afrikanischen Nachbarn aber mehr. Denn Südafrika lässt
nicht nur in Lesotho schneidern, seine Firmen haben zum Teil
auch die anspruchsvollere Verwaltung dorthin ausgelagert,
weil das kostengünstiger ist und die Arbeitsgesetze weniger
rigid sind als im eigenen Land. Und weil die südafrikanische
Textilindustrie nicht andernorts investiert ist, wird sie ihre Produktion auch nicht bei der leisesten Verschärfung der Gesetze
aus Lesotho abziehen. Solange Lesotho aber seine Produktion
nicht zu diversifizieren vermag, bleibt das Land sehr anfällig
gegenüber der Billigkonkurrenz aus China, Vietnam, Kambodscha oder Bangladesch.
... und Tourismus
Wer in Europa eine Reise nach Tansania bucht, kann davon
ausgehen, dass von den Kosten (inklusive Flug) für eine Kilimandscharo-Expedition vierzig Prozent und für eine Safari im
Norden des Landes 55 Prozent nach Tansania fliessen. «Sicher,
man kann beanstanden, dass Tansania nur rund die Hälfte des
ausgegebenen Geldes bekommt, verglichen mit anderen Produkten wie etwa dem Kaffee ist das schon beträchtlich: Jeder
Dollar, der für eine touristische Package-Tour ausgegeben wird,
nützt dem Land und seinen Menschen dreimal mehr als der
Dollar, der für einen Sack tansanischen Kaffees in Europa bezahlt wird», schreiben die AutorInnen der Studie.
Um den am wenigsten entwickelten Ländern dabei zu
helfen, in den globalisierten Produktionsketten aufzusteigen,
müssen in erster Linie deren Produktionskapazitäten verbessert werden, durch Know-how- und Technologie-Transfer, über
die Verbesserung von Logistik und Transport. Und weil Handelskosten in armen Ländern viel höher sind als in reichen, können auch Handelserleichterungen eine wichtige Rolle spielen.
Für die afrikanischen Länder südlich der Sahara hätten die
Vereinheitlichung, Vereinfachung und Automatisierung bei
der Geschäftsabwicklung den grössten Effekt. Die laufenden
WTO-Verhandlungen über Handelserleichterungen könnten
hier weiterhelfen, vorausgesetzt, dass die industrialisierten
Länder auch bereit sind, den Entwicklungsländern technische
und finanzielle Hilfe zu leisten bei der komplizierten und kostspieligen Umsetzung solcher Massnahmen.
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Kiosk
Neues Spiel für die Sekundarstufe II
«Bougouni»: Setzt eure Mittel clever ein
«Bougouni» ist ein Strategiespiel zu nachhaltiger Entwicklung im Sahel. Das Spiel
entstand als Gemeinschaftsproduktion von
Alliance Sud, dem Centre for Development
and Environment der Universität Bern, der
Pädagogischen Hochschule Bern (Institut
Sekundarstufe II) und éducation21. Ein Vorläufer von «Bougouni» wurde zu Ausbildungszwecken in der Entwicklungszusammenarbeit entwickelt. Das lernorientierte
Simulationsspiel wurde inhaltlich überarbeitet, aktualisiert und in die vorliegende
Form gebracht, in welcher es mit Gruppen
und Schulklassen gespielt werden kann.
Bougouni ist der Name einer Provinz und
ihres Hauptorts in Mali, 170 Kilometer südöstlich von Bamako, dort wo das Spiel angesiedelt ist. Die Spielenden müssen sich
als Grossfamilie den Herausforderungen
des Alltags in einem Entwicklungsland
der Sahelzone stellen. Dabei geht es darum, die begrenzten Mittel möglichst geschickt zu investieren, um den Lebensunterhalt zu sichern und gleichzeitig auf Risiken
wie Preisschwankungen, Dürren, politische
Unruhen oder Krankheiten vorbereitet zu
sein. Jede Grossfamilie (Gruppen von 3 bis
6 Spielenden) ist auch im Gemeinderat des
Dorfes vertreten, der die Entwicklung des
Dorfes unterstützen und vorantreiben kann.
Aber wollen alle in den Neubau des Gemeindehauses investieren? Oder ist das Geld
mit der Schaffung eines Veterinärdienstes besser angelegt?
Am Schluss gewinnt diejenige
Grossfamilie, welche sich mit einer nachhaltigen Strategie am
besten vor möglichen Risiken
schützt, bestehende Chancen
nutzt und ihre Lebenssituation
am erfolgreichsten verbessern
kann.
Eine umfangreiche Begleitbroschüre enthält die Spielregeln, didaktische Hinweise und
Hintergrundinformationen. In
der Rolle eines kleinbäuerlichen
Haushaltes in der Sahelzone er-
halten die Schülerinnen und Schüler einen
Einblick in die lokale Lebensrealität und
erkennen Chancen und Risiken einer auf
Nachhaltigkeit ausgerichteten Haushaltsund Dorfentwicklungsstrategie.
Urs Frankhauser
senschafter mit Nadel-Abschluss, geleitet. Er
ersetzt Zoltàn Dòka, der neu als Leiter des
Stabs tätig ist.
— Bei Brot für alle arbeitet neu Christian
Bosshard für den Internet-Auftritt und die
Sozialen Medien, er kommt von der Gesellschaft für bedrohte Völker.
— Bei Caritas betreut neu Sabine Schild
Äthiopien. Sie ersetzt Susanne Enz Dia, die
offen für Neues ist. Für Haiti ist neu Robert
Moosbrugger verantwortlich.
— Wechsel im Dokumentationszentrum
von Alliance Sud: Renate Zimmermann orientiert sich nach fast 25 Jahren Mitarbeit
neu, ihr Nachfolger ist Emanuel Zeiter.
— Neu bei der EvB arbeitet Silvie Lang als Fach-Assistentin. Sie kommt von Amnesty International (London).
— In der Deza-Direktion folgt Manuel Sager auf Kurt Kunz als Leiter Ostzusam­
menarbeit. Sager wird als Botschafter in
Washington durch den bisherigen DezaChef Martin Dahinden ersetzt, dessen Stelle
ausgeschrieben ist. Nachfolger von Michel
Mordasini, Leiter Globale Zusammenarbeit
(neu bei der IFAD, Rom) wird Pio Wennubst, bisher Chef des Teams ECOSOC bei
der Schweizer Uno-Vertretung in New York.
Bis zu dessen Amtsantritt im Februar hat
Christoph Graf die Bereichsleitung ad interim inne. Christina Stucky, bisher Info EDA
im Generalsekretariat des Aussendepartements wird neue Kommunikationsbeauftragte der Deza. Matthias Bachmann, bisher
stv. Chef in der Sektion Planung und Koordination in der Globalen Zusammenarbeit
wird neu stv. Direktor Kooperation im Kobü
in Kabul. Franziska Freiburghaus und
­Denise Lüthi werden Co-LeiterInnen in der
Abteilung Ostasien der Regionalen Zusammenarbeit. Freiburghaus war bisher stv.
Chefin in der Abteilung, Lüthi stv. Chefin der
Abteilung Afrika der Humanitären Hilfe und
SKH. Die neue Programmbeauftragte Arbeit
und Einkommen in der Abteilung Lateinamerika und Karibik heisst Andrea Inglin.
Neu Programmbeauftragte in der Abteilung
Südasien ist Renate Lefroy Braun.
«Bougouni» erscheint im hep-Verlag (Bern);
der Verkaufspreis beträgt 52 Franken.
Karussell
— Bei Swissaid ersetzt Fabio Leippert
Tina Goethe als Verantwortlicher Entwicklungspolitik (Dossier Ernährung).
— Patrick Renz, der neue Direktor des Fastenopfers, tritt die Nachfolge von Antonio
Hautle am 1. April 2014 an. Mathias Gut vom
Empfang wechselt ins RomeroHaus. Seine
Nachfolgerin heisst Claudia Auerswald.
— Carsten Schulz, bisher Agridea, ist neu
für Helvetas in Georgien tätig. Pierre-Yves
Suter, bisher Programmdirektor in Mali, und
Markus Ehmann, zuletzt Landwirtschaftsberater in Bosnien und Herzegowina, verlassen Helvetas und sind offen für Neues.
— Beim Heks wird Sara Pfister neue Leiterin Afrika/Lateinamerika. Sie ersetzt Peter
Merz, der seinerseits die Nachfolge von Esther Oettli (geht Ende Januar 2014 in Pension) als Bereichsleiter Ausland antritt. Neu
beim Heks ist Marc Gschwend als Programmverantwortlicher für den Libanon.
— Die Geschäftsleitung von Solidar Suisse
ist wieder komplett. Die Abteilung International wird neu von Felix Gnehm, Naturwis-
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Lesezeichen
«Eisfall-Doktoren» und Expeditionstourismus
«Machtkampf am Everest», die etwas andere
Jubiläumsschrift zu sechzig Jahren EverestErstbesteigung, liefert in 25 Einzelbeiträgen
Einblicke in die Auswüchse der Expeditionsindustrie. Die Konfrontation dreier europäischer Profi-Bergsteiger in Nepal mit einer
Gruppe Sherpas machte unlängst auf das
Aufeinanderprallen unterschiedlicher Kulturen und Wertsysteme aufmerksam.
Mittlerweile besuchen jedes Jahr über
eine halbe Million TouristInnen Nepal; der
Mount Everest ist das Traumziel vieler. Mit
über 370 Millionen Dollar Ertrag (2009) ist
der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig Nepals.
Die Aufsatz- und Interviewsammlung befasst sich aus verschiedenen Perspektiven
mit der Expeditions- und Tourismusindustrie sowie deren Kommerzialisierung. Sie liefert zudem spannende Einblicke in die Arbeit der «Eisfall-Doktoren». Mit Hilfe von
Leitern und Fixseilen bauen die Sherpas fast
täglich eine Route durch den schier unüberwindbaren Khumbu-Eisbruch. Dieses «Ticket
to hell», wie der Khumbu-Eisbruch auch genannt wird, ist für Apa Sherpa das eigent-
liche Tor zum Mount Everest. Hunderte von
Bergsteigern verlassen sich auf die Seile und
Leitern, die die Sherpas gelegt haben, ohne
deren Hilfe sie den Mount Everest nicht besteigen könnten.
> Im Dokumentationszentrum von Alliance Sud
ausleihbar unter der Signatur: AS/ne/45
Machtkampf am
Everest: Sherpas,
Bergsteiger und
die blutige Eskala­
tion eines Konflikts.
– München: Piper
Verlag, 2013. 174 S.
Nepal
Das «LIPortal» der GIZ bündelt entwicklungspolitisch relevante Informationen zu
Nepal: http://liportal.giz.de/nepal/
Erstbesteigung
Das Portal Mt.Everest.cc liefert einen geschichtlichen Abriss von der Erstbesteigung
des Mount Everest bis heute und zeigt die
Rolle der Sherpas auf: www.everest.cc/erstbesteigung.shtml
Ökotourismus im Himalaya
Was es für einen verantwortungsvollen
Tourismus braucht, zeigen Eco Himalaya:
www. ecohimal.org und die Initiative responsible travel Nepal: http://bit.ly/1hUHy7s auf.
«Sherpas – die wahren Helden
am Everest»
Eine dreiteilige Dokumentation von SRF über
eine Expedition am Mount Everest aus der
Sicht der Sherpas: http://bit.ly/1fcJzd4
Alliance-Sud-Pressearchiv
Nicht alles ist online: Das Geschehen in Nepal und die Beziehungen zur Schweiz lassen
sich auch über zahlreiche Printartikel in unserem Pressearchiv verfolgen.
Zeitschriften-Lese(n)
cher Bildungsinstitutionen den «Massive
Open Online Courses» renommierter Universitäten zu folgen; oder jene – zugegeben
naheliegende – Idee, die aus Gründen von
Gesundheit, Ökologie und Mobilität das
Velo als Fahrzeug der Zukunft propagiert.
www.ifa.de
Ideen mit weltveränderndem Potenzial?
«Kulturaustausch» schliesst das Ausgabenjahr 2013 auf originelle Weise: Mit «18
Dingen, die die Welt verändern». Etliche
Beispiele sind auch aus entwicklungspolitischer Warte interessant. So die Idee,
als proteinreiche Nahrungsquelle Insekten anstelle von Fleisch zu essen, um dem
Welthunger beizukommen. Oder – Internetzugang vorausgesetzt – fernab jegli-
Steuergerechtigkeit
in Lateinamerika ansteuern
Die heutige Praxis der Steuerpolitiken in
Lateinamerika steht im Fokus von «ila»,
November 2013. Ans Thema führt ein Rückblick auf das ausbeuterische Abgabensystem in kolonialer Zeit heran. Dazu gibt es
eine Übersicht über die Besonderheiten der
Steuersysteme, die beispielsweise den Besitz schonen zugunsten der Begüterten, ferner einen Beitrag zu den sozialen Folgen
steuerlicher Investitionsförderung. Danach
sind etwa Ansätze von Ländern beschrieben, (mehr) Steuereinnahmen zu generieren, um die Verpflichtungen im Sozialbereich zu erfüllen. www.ila-web.de
d
+
Das Dokumentationszentrum
von Alliance Sud –
wo Sie mit Ihrer Informationssuche richtig sind.
Persönlich oder online.
Monbijoustrasse 31, 4. Stock
3011 Bern
Öffnungszeiten: 13.30–17.30 h (Mo – Fr)
Telefon: +41 31 390 93 37
dokumentation@alliancesud.ch
www.alliancesud.ch/dokumentation
www.facebook.com/AllianceSudDok
www.twitter.com/dok_alliancesud
GLOBAL + Winter 2013 / 1 4
15
Von Alliance Sud ins Bild gesetzt.
Ein Drittel
Von den Rimessen,
die in Entwick­
lungsländer fliessen,
wird ein Drittel ­­
in I­ ndien und China
verdient.
Vom National­
einkommen von
­Tadschikistan
­stammt fast die
Hälfte aus Rimessen.
Die ­EZA trägt 5,5 Prozent bei.
Quellen: UN, World Bank
GLOBAL + Postfach 6735 | 3001 Bern
Telefon 031 390 93 30
E-Mail: globalplus@alliancesud.ch
www.facebook.com/alliancesud
www.alliancesud.ch
Foto: Pascal Mora
414 Mrd. Dollar
So viel überweisen
232 Millionen
MigrantInnen jähr­lich in Entwick­
lungsländer.
48 Prozent
Zahlen und Fakten zu Migration
und Rimessen:
Wohin geht die Reise? Ein skeptischer Blick aus Azaz, im syrisch-türkischen Grenz­
gebiet, Herbst 2012. Nach heftigen Kämpfen eroberte die Freie Syrische Armee das
Städtchen 45 Kilometer nördlich von Aleppo. Heute ist die Gegend unter der Kontrolle radikaler Islamisten von der Al-Nusra-Front oder der ISIS (Islamischer Staat im
Irak und der Levante). Für Medienschaffende eine no go area. Aktuell werden dort
rund dreissig Journalisten, jeweils zur Hälfte Syrer und Ausländer, vermisst.
Der Fotojournalist Pascal Mora lebt und arbeitet in Zürich und Kairo.