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Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Vorstellung der Modellvorhaben Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen Impressum Herausgeber Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) Invalidenstraße 44 10115 Berlin Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Deichmanns Aue 31-37 53179 Bonn Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen Ein Forschungsfeld im Forschungsprogramm “Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ Bearbeitung / Forschungsassistenz Forschungs- und Informations-Gesellschaft für Fach- und Rechtsfragen der Raum- und Umweltplanung mbH (FIRU mbH) Bahnhofstraße 22 67655 Kaiserslautern Gestaltung FIRU mbH Druck V+V Sofortdruck GmbH, Bonn Bonn, Kaiserslautern Oktober 2004 Inhaltsverzeichnis Vorwort Vorwort 5 Die Gestaltung zukunftsfähiger wohnungs- und städtebaulicher Strukturen ist eine vielfältige und komplexe Aufgabe. Angebotsüberhänge und Wohnungsleerstände in manchen Regionen stehen angespannten Märkten in anderen Regionen gegenüber. Auch zahlreiche Wohnungsbestände in den Stadtkernen der entspannten Märkte entsprechen den heutigen qualitativen Anforderungen nicht mehr oder sie weisen städtebauliche Defizite auf. Die Folge ist, dass die Nachfrage – insbesondere nach großen Wohnungen und nach selbstgenutztem Eigentum – in das Umland ausweicht. 6 Zugleich zeigen alle Prognosen, dass die Bevölkerung in Deutschland insgesamt schrumpfen und strukturell altern wird. Die Anzahl der Haushalte aber wird bis etwa 2020 weiter steigen. Diese demografischen Entwicklungen werden allerdings nicht alle Regionen gleichermaßen treffen. Während viele Regionen von Stagnation oder Schrumpfung gekennzeichnet sein werden, wird in wirtschaftlich starken Regionen der Druck auf die Wohnungsmärkte nicht nachlassen. Dabei gilt es, die Anstrengungen für die Innenentwicklung weiter zu verstärken, um robuste und sozial ausgewogene Siedlungsstrukturen zu gewährleisten. Der Stadtumbau und die Nachfrage erfordern hier wie dort Wohnungsneubau. Gerade in den prosperierenden Regionen wird der Neubau in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen. Einleitung Das ExWoSt-Forschungsfeld „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ Portraits der Modellvorhaben Bremen - Organisierter Selbstbau 10 Leipzig - Ein Projekt im Rahmen des Selbstnutzer-Programms 12 Osnabrück - Impuls zur Quartiersentwicklung 14 Erding, Fürth, Germering, Ingolstadt - sml hauskonzept / cohousing 16 Worms - Das Lebenszyklushaus 18 Baden-Baden, Freiburg, Heidelberg - Würfelhäuser 20 Weitere Informationen 22 Aus diesen strukturellen Veränderungen der Wohnungsmärkte und einer moderaten Wirtschafts- und Einkommensentwicklung erwachsen neue Anforderungen an die Politik. Es gilt, bei engen fiskalischen Spielräumen die Versorgungschancen der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum als wichtige politische Aufgabe auch künftig sicher zu stellen. Deshalb ist das kostengünstige und zugleich qualitätvolle Bauen ein wesentlicher Baustein der Wohnungspolitik der Bundesregierung. Es bietet zahlreiche Ansatzpunkte, die Eigentumsbildung breiter Bevölkerungskreise, die eine starke Kraft auch der zukünftigen Wohnungsnachfrage ist, zu ermöglichen und zugleich die städtebaulichen Strukturen zu verbessern. Mit dem neuen Forschungsfeld „kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ des Programms Experimenteller Wohnungsund Städtebau greift die Bundesregierung diese Problemlage auf. Mit Modellvorhaben, die konkrete Möglichkeiten des kostengünstigen und qualitätsvollen Neubaus von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen erproben, wollen wir bezahlbare und gleichzeitig städtebaulich gut eingepasste Lösungen aufzeigen. Die hier gewonnenen Erkenntnisse können aber auch für die Stadtumbaustrategien schrumpfender Regionen nutzbare Informationen liefern. In dieser Broschüre werden jene 6 Modellvorhaben vorgestellt, die in dieses Forschungsfeld einbezogen sind. Im Vordergrund der Modellvorhaben stehen kleine Projekte wie Baulückenschlüsse, maßvolle Arrondierungen oder Nachverdichtungen in bestehenden städtebaulichen Strukturen. Ich wünsche allen Modellvorhaben gute Erfolge für ihr Projekt. Aus der wissenschaftlichen Begleitforschung erwarte ich zukunftsfähige Erkenntnisse für den Wohnungs- und Städtebau der nächsten Jahre. Alle Interessierten lade ich ein, den weiteren Projektverlauf zu begleiten. Über den Projektfortschritt zum Forschungsfeld wird das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung fortlaufend berichten. Tilo Braune, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen 4 Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ 5 Einleitung Das ExWoSt-Forschungsfeld „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ Kiel SchleswigHolstein Rostock MecklenburgVorpommern Lübeck Schwerin Hamburg Bremerhaven Hamburg Oldenburg Bremen Bremen Niedersachsen Berlin Osnabrück Berlin Hannover Braunschweig Potsdam Magdeburg Bielefeld Münster SachsenAnhalt Paderborn Dortmund Essen Brandenburg Hildesheim Cottbus Göttingen Leipzig Halle Krefeld Sachsen Düsseldorf Nordrhein-Westfalen Köln Erfurt Siegen Chemnitz Thüringen Aachen Bonn Gera Hessen Zwickau Koblenz Frankfurt RheinlandPfalz Mainz Darmstadt Würzburg Erlangen Worms Saarland Dresden Im Herbst 2001 hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) zur Förderung der Wohneigentumsbildung gemeinsam mit über 20 Partnern aus der Bau- und Wohnungswirtschaft, der Architektur, den berufsständischen Organisationen, der Kreditwirtschaft und den Verbraucherverbänden die Initiative „kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ gestartet. Ziel der Initiative ist es, neue Impulse für umweltgerechtes, innovatives und bezahlbares Bauen zu geben. Mit der Initiative sollen die Prinzipien des kostengünstigen und qualitätsbewussten Bauens sowohl im Gebäudebestand als auch im Neubau einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Kaiserslautern Nürnberg Mannheim Heidelberg Saarbrücken Fürth Heilbronn Bayern Karlsruhe Pforzheim Stuttgart Regensburg Ingolstadt Baden-BadenReutlingen BadenWürttemberg Ulm Augsburg Freiburg Prosperierende Regionen Erding München Organisatorische Basis bilden die beim BBR eingerichtete Geschäftsstelle sowie ein nationales Kompetenzzentrum beim Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V. (IEMB) an der TU Berlin. Das Kompetenzzentrum bündelt vorhandene Fachinformationen zum qualitätsbewussten, umweltgerechten und bezahlbaren Bauen, bereitet Informationen auf und gibt sie an Interessierte weiter. Eingebunden in das Aktionsfeld zum kostengünstigen und qualitätsbewussten Bauen ist das neue Forschungsfeld des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt) „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“, das Aktivitäten und Inhalte der Initiative vorbereiten und unterstützen soll. Mit dem Forschungsprogramm Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) fördert der Bund in Form von wissenschaftlich begleiteten Modellvorhaben innovative Planungen und Maßnahmen in wichtigen städtebau- und wohnungspolitischen Forschungsfeldern. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) betreut dieses Programm und veröffentlicht regelmäßig die Ergebnisse aus den Forschungsfeldern und Modellvorhaben. der Wohneigentumsbildung (Wohnstandort, Wohnform, flexible Wohnkonzepte, Kosten) sowie die Wertbeständigkeit der Immobilie an Bedeutung. Trotz der demographischen und sozioökonomischen Entwicklungen schreitet der Suburbanisierungsprozess in prosperierenden Regionen weiter fort, mit Folgen für den Landschaftsverbrauch, das soziale Gefüge und die kommunalen Haushalte in den Kernstädten. Gerade in den Kernstädten prosperierender Regionen ist die Diskrepanz zwischen gewünschter Wohnform und dem vorhandenen Angebot an Wohnobjekten besonders hoch. Hier ist daher verstärkt auf eine Innenentwicklung in Form von Baulückenschlüssen, Brachflächenrevitalisierungen, Arrondierungen, Nachverdichtungen und eine Verbesserung der städtebaulichen Qualität zu setzen. Die Thematik des kostengünstigen und qualitätsbewussten Neubaus von Ein- und Zweifamilienhäusern stellt sich in prosperierenden Regionen besonders deutlich. Vielfach sind diese sog. prosperierenden Regionen bereits heute durch Engpässe auf dem Wohnungsmarkt und hohe Bodenpreise gekennzeichnet. Vor allem in den Kernstädten prosperierender Regionen ist die Befriedigung der Nachfrage nach kostengünstigem und gleichzeitig qualitätsbewusstem Wohnungsneubau - vor allem nach Ein- und Zweifamilienhäusern - ein Problem. Hier geht die Schere zwischen bezahlbarem Angebot und Nachfrage am weitesten auseinander. Insbesondere Haushalte mit geringem und durchschnittlichem Einkommen haben in diesen Regionen Probleme, Wohneigentum zu bilden und wandern daher in das Umland der Städte ab. Das ExWoSt-Forschungsfeld „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ ist in mehrere Projektphasen unterteilt. In einer vorbereitenden Phase des Forschungsfeldes (Projekt-Phase I) wurden einschlägige Modell- und Forschungsvorhaben der letzten zehn Jahre im Hinblick auf Strategien, Handlungsansätze und Instrumente in verschiedenen Aktionsfeldern zum kostengünstigen und qualitätsbewussten Bauen ausgewertet. Im Übrigen wirkt sich eine Vielzahl von Neuerungen und Novellierungen im rechtlichen und technischen Zusammenhang auf die Gestehungspreise im Wohnungsneubau aus. Dies sind z.B. geänderte rechtliche Rahmenbedingungen (z.B. BauGB, BNatschG, Bauordnungsrecht), sich ggfs. ändernde ökonomische Anreizsysteme (z.B. Verringerung oder Wegfall der Eigenheimzulage) sowie zunehmende technische und umweltschutzbezogene Anforderungen (z.B. Energieeinsparungsverordnung). Aufbauend auf diesen Erkenntnissen werden in einem nächsten Schritt (Projekt-Phase II) Modellvorhaben „Kostengünstiger und qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ durchgeführt. Das Forschungsfeld beleuchtet vor diesem Hintergrund durch die Begleitung und Unterstützung von sechs Modellvorhaben die konkreten Möglichkeiten des kosten- und qualitätsbewussten Neubaus von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen. In einem weiteren Schritt (Projekt-Phase III) schließt sich die „Kostengünstige und qualitätsbewusste Entwicklung von Wohnobjekten im Bestand“ an. Das Forschungsfeld mit Modellvorhaben will die Erkenntnisse auf eine breite Basis stellen und den weiteren Wohnungsneubau mit Qualität und hoher Kostengunst in Kernstädten propagieren und dabei die Zielgruppen ansprechen, denen diese Wohnform zunehmend verwehrt bleibt. Damit soll auch ein Beitrag zur Bevölkerungsstabilität und gegen Abwanderung geleistet werden. Thematische Einordnung des Forschungsfeldes und der Modellvorhaben Die Entwicklung der Nachfrage nach Wohnraum und die Kosten für die Wohneigentumsbildung unterliegen verschiedenen Einflussfaktoren, die gegenwärtig in erheblichen Wandel begriffen sind. Erwartungen und Ziele Die demografischen Entwicklungen sind ein wesentlicher Faktor für die zukünftige Wohnungsmarktentwicklung. So haben die Stagnation, Schrumpfung oder das Wachstum der regionalen Bevölkerung und die Überalterung der Gesellschaft einen maßgeblichen Einfluss auf die Anzahl, Struktur und Größe von Haushalten. Damit verbunden sind neue Anforderungen an Wohnformen. In den Modellvorhaben „Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ sollen Strategien im Vordergrund der Betrachtung stehen, die für die Bewältigung der spezifischen Herausforderungen in prosperierenden Regionen und der zukünftigen Veränderungen des Wohnungsmarktes von besonderer Relevanz sind. Die bereits vorliegenden Erkenntnisse zur Kostenreduzierung beim Bauen und zur Steigerung der Qualität werden auf die Thematik in prosperierenden Regionen spezifiziert. Die sozioökonomische Entwicklung, d.h. die wirtschaftliche Gesamtentwicklung ist gegenwärtig schwierig, die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, der Einkommenssituation und der Sozialsysteme sind gravierend. Berufliche Flexibilität und räumliche Mobilität werden notwendig. In diesem Zusammenhang gewinnen zukunftsfähige Lösungen 6 Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ Im Vordergrund stehen kleinteilige Lösungsvorhaben, Baulückenschlüsse in bereits bestehenden städtischen Quartieren, städtische Brachen, maßvolle Arrondierungen und Nachverdichtungen bestehender Stadtquartiere. Die Integration der kleinteiligen Wohnprojekte in vorhandene städtebauliche Strukturen ist dabei von zentraler Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ 7 Bedeutung, auch vor dem Hintergrund der Attraktivitätssteigerung der Kernstädte für die Eigentumsbildung und der Verringerung der Suburbanisierung. Die Integration von Wohnobjekten in vorhandene städtebauliche Strukturen benötigt eine besondere Berücksichtigung der Dimensionierung des Projektes, der Gestalt und der Nutzungskonzeption. Dabei sollen in den Modellprojekten gute und gleichzeitig kostengünstige Lösungen erprobt werden. In der Kleinteiligkeit von Projekten liegen besondere Herausforderungen. Von Interesse ist, welche spezifischen Kostenstrategien bei kleinteiligen Lösungen erfolgreich sind und welche Grenzen bei Kostensenkungsstrategien bestehen. In diesem Rahmen sollen innovative Bau- und Wohnformen des Ein- und Zweifamilienhausbaus untersucht werden, die zum einen auf die Kleinteiligkeit und zum anderen auf die spezifischen Wohnbedürfnisse der Bauherren und Nutzer reagieren. Wichtig ist es, die bevorzugten Objekteigenschaften, die Bauherren dem freistehenden Einfamilienhaus zuschreiben, in kernstadtverträgliche neue Bau- und Wohnformen zu überführen und bei den Bauherren und Nutzern das Bewusstsein auszubilden, dass die von ihnen bevorzugten Objekteigenschaften nicht nur über traditionelle Bau- und Wohnformen realisiert werden können. Die spezifischen Wohnbedürfnisse der (potentiellen) Bauherren und Nutzer sind frühzeitig einzubeziehen und darauf abgestimmte Konzepte zu entwickeln. Wesentlich auf die Kosten beim Hausbau wirkt sich ein optimaler Planungs- und Bauprozess aus. In der Regel sind bei der Realisierung von Neubauten eine Vielzahl von Akteuren involviert. Dies sind beispielsweise der Bauherr, ggfs. Architekten oder Bauträger, Handwerker, Bauunternehmer usw. Der Kooperation und Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren kommt daher eine hohe Bedeutung zu. Die an der Planung und am Bau beteiligten Akteure setzen im Hinblick auf Qualität häufig unterschiedliche Prioritäten und subjektive Erwartungen, die auf Grund ihrer tradierten Rolle innerhalb des Baugeschehens begründet scheinen. Dabei spielen unterschiedliche Kriterien, wie z.B. Standortqualität, Verfahrensqualität, städtebauliche Qualität, Objektqualität, Nutzungsqualität, ökologische und energetische Qualitäten eine Rolle. Da bei vielen Akteuren eine ganzheitliche Betrachtungsweise zugunsten einer Durchsetzung vermeintlich eigener Interessenschwerpunkte in den Hintergrund tritt, ist Qualität bei manchen Architekten eher eine Frage von Design, Trend und äußerem Erscheinungsbild. Bei Bauträgern wird die Frage der Qualität vorrangig mit bautechnischer Qualität und Wirtschaftlichkeit, bei Finanzierern mit Marktgängigkeit und Wertbeständigkeit beantwortet, während die Qualitätsansprüche der Bauherren als Nutzer oftmals gar nicht erfragt werden und vom Nutzer häufig nicht angemessen kommuniziert werden (können). Hier ist zu differenzieren und zu untersuchen, welche Maßstäbe für den Nutzer tatsächlich wichtig sind und wie diese Qualitätsvorstellungen gesichert werden können. Zur Bewusstseinsbildung über die eigenen Vorstellungen des Objektes insbesondere seitens des Bauherren und Nutzers gilt es deshalb, die Kooperations- und Kommunikationsprozesse zwischen den Projektbeteiligten zu begleiten, zu analysieren und daraus Konsequenzen abzuleiten. Innovationen Im Rahmen des Forschungsfeldes „Kostengünstiger und qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ wird die klassische Idee des kostengünstigen Bauens vor dem Hintergrund spezifischer Herausforderungen in prosperierenden Regionen und zukünftiger Veränderungen des Wohnungsmarktes beleuchtet. Der Fokus wird auf die kostengünstige und qualitätsbewusste Umsetzung kleinteiliger innovativer Wohnformen insbesondere im urbanen Raum gerichtet. Deshalb wird nur auf solche Regionen Bezug genommen, die durch hohe Baulandpreise und Baukosten gekennzeichnet sind und in denen die Eigentumsbildung von Haushalten mit geringen bis durchschnittlichen Haushaltseinkommen gegenwärtig erschwert ist. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie ansprechende, nachgefragte Wohnformen, wie Ein- und Zweifamilienhäuser im Rahmen von Innenentwicklung, Arrondierung, Baulückenschlüssen und Nachverdichtung kostengünstig und qualitätsbewusst umgesetzt werden können. Insbesondere wird das Kriterium des „qualitativen Bauens“ einbezogen. Unter Beachtung der Bedürfnisse verschiedener Nachfrager (Familien, Singles, altengerechtes Wohnen) und der unterschiedlichen Vorstellungen von Qualität bei den beteiligten Akteuren werden Ansätze beleuchtet, die durch kostengünstige und qualitative Lösungen das Wohnen in der Stadt attraktivieren. Im Einzelnen werden mit diesem Forschungsvorhaben folgende innovative Ansätze verfolgt: Steigerung der Attraktivität der Kernstädte für die Eigentumsbildung von Ein- und Zweifamilienhäusern zu tragbaren Kosten, Integration kleinteiliger Wohnprojekte in vorhandene städtebauliche Strukturen, Anpassung der Bau- und Wohnformen an zukünftige Bedürfnisstrukturen von Bauherren und Nutzer, Innovative Wege zur Qualitätssicherung, Innovative Ansätze zur Steigerung der Kostenssicherheit. In diesem Zusammenhang sind neue Wege der Kommunikation, Kooperation und Koordination zu beschreiten. Kommunikationsprozesse zwischen den Akteuren werden beleuchtet und befördert, um Handlungslogiken der am Bau beteiligten Akteure aufzudecken und die Akteure für das kostengünstige Bauen zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Einsparmöglichkeiten bestehen in allen Phasen des Bauens, also in der Planungs-, Bau- und Nutzungsphase. Deshalb ist es wichtig, bei der Kostenbetrachtung den gesamten Lebenszyklus eines Hauses einzubeziehen und eine Gesamtstrategie zur Kostenreduzierung zu entwickeln. Im Mittelpunkt sollen keine isolierten Einzelmaßnahmen zum Kostensparen stehen, sondern es sollte eine Gesamtstrategie durch alle Phasen des Planungs- und Bauprozesses und über alle denkbaren Kostensparansätze verfolgt werden, die die besonderen Rahmenbedingungen in prosperierenden Regionen berücksichtigt. Ausblick auf das weitere Vorgehen Dabei sind auch innovative Wege zur Steigerung der Kostensicherheit und Qualitätssicherung zu verfolgen. Qualitätssicherung und nachweisbare Qualitäten spielen vor dem Hintergrund der Wertbeständigkeit der Immobilien eine zunehmende Rolle. Insbesondere ist der Zusammenhang zwischen Kosten und Qualität sowie die Transparenz der Kosten herauszuarbeiten. Die Modellvorhaben werden wissenschaftlich begleitet, beobachtet und unterstützt. Im Rahmen von verschiedenen Veranstaltungen, Vor-Ort-Gesprächen und Projektwerkstätten wird ein umfassender Erfahrungsaustausch und der Transfer von Hintergrundinformationen initiiert sowie Expertenwissen eingebracht. 8 Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ Die Auftaktveranstaltung am 10. November 2004 in Leipzig bildet den Anfang der experimentellen Phase des ExWoSt-Forschungsfeldes mit Modellvorhaben „Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“. Im Verlauf von zwei Jahren setzen die Modellvorhaben Ansätze und Strategien zum kostensparenden und qualitativen Bauen und kooperativen Planen im Rahmen des konkreten Planungs- bzw. Bauprozesses um. Die Erfahrungen sind durch Berichte zu dokumentieren. Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ 9 Portraits der Modellvorhaben Bremen - Organisierter Selbstbau vor dem Hintergrund neuer rechtlicher, technischer und wohnungspolitischer Rahmenbedingungen Ausgangslage Das Projekt „Organisierter Selbstbau“ ist durch eine Arbeitsgruppe von Mitgliedern des BDB (Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V.) entstanden. Der BDB ist der größte Berufsverband für Architekten und Ingenieure in Deutschland. Bauwilligen Familien in Bremen, die nur über geringe Eigenmittel verfügen und Wohneigentum bilden möchten, soll mit dem Projekt „Organisierter Selbstbau“ (OSB) der Erwerb von Eigentum ermöglicht werden. Durch den gezielten Einsatz von Eigenleistung (Muskelhypothek) kann der Bau eines Einfamilienhauses für handwerklich geschickte Bauherren eine gute Alternative darstellen, die den Wunsch nach Eigentum in den eigenen vier Wänden erfüllt. Das OSB- Projekt soll dazu beitragen, das Bauen in Bremen weiter zu stärken und führt damit die Intention des seit Jahren verankerten spezifischen Bremer Programms „Bauen in Bremen“ mit einem innovativen Ansatz fort. Von dem Senator für Bau, Umwelt und Verkehr wird eine städtische Grundstücksfläche im Stadtteil Huchting („Zwischen Dorpen“) für dieses Modellprojekt zur Verfügung gestellt. Das Baugebiet ist direkt an die „Grüne Mitte Huchting“ angeschlossen und bietet mit dem angrenzenden Sodenmattsee (Badesee) eine hohe Freiraumqualität im Stadtteil. Mit dem Baugebiet erfolgt eine Arrondierung einer umgebenden Bebauung aus den 60- und 70-er Jahren. Das Umfeld ist geprägt von einer Wohnbebauung mit z. T. zweigeschossigen Reihenhäusern oder auch eingeschossigen Flachdachgebäude für ältere Menschen im Bereich der Tegeler Plate. Dort ist ebenfalls eine Altenwohnanlage der Bremer Heimstiftung sowie 3-4 geschossiger Mehrfamilienhausbau zu finden, der als geförderter Wohnungsbau errichtet wurde, für den aber keine Bindung mehr besteht. In der Nähe liegen Einkaufsmöglichkeiten wie zum Beispiel das Rolandcenter, ein Einkaufszentrum mit vielen kleinen und großen Geschäften, für die Versorgung des täglichen Bedarfs. Andere kleine Geschäfte, Dienstleister sowie Kleingewerbe runden das Bild der Nahversorgung ab. Schulen, Schwimmbad, Alteneinrichtungen, Sport und Freizeiteinrichtungen sind in unmittelbarer Nähe gelegen. Die Anbindung an den ÖPNV ist als gut zu bezeichnen. Die Bremer Innenstadt ist in nur 12 Minuten mit dem ÖPNV zu erreichen. Das Gebiet ist damit ideal geeignet, insbesondere jungen Familien ein neues zu Hause zu bieten. Innovationen und Ansätze zu Kostengunst und Qualität Die besonderen Merkmale des Projektes lassen sich wie folgt zusammenfassen: In enger Kooperation mit der Stadt ist ein Reihenhaustyp mit zwei Vollgeschossen und einem Flachdach entwickelt worden, das um ein Staffelgeschoss ergänzt werden kann. Die Grundrisse sind im Sinne eines Lebenszyklushauses variabel. Nur Bauwillige mit handwerklichen Fähigkeiten können ein Reihenhaus als Rohbaupakt erwerben. Der Bauwillige wird vertraglich verpflichtet, den Ausbau in Eigenarbeit zu leisten. Die geringste Selbstbauleistung sind Maler- oder Fußbodenarbeiten. Der schlüsselfertige Erwerb eines komplett ausgebauten Hauses ist bei diesem Projekt ausgeschlossen. Jeder Bauwillige soll entsprechend seinen handwerklichen Fähigkeiten den Selbstbauanteil aus verschiedenen Ausbaupaketen auswählen und damit den Einstandspreis des Hauses bestimmen können. Die Projektgruppe liefert den Rohbau des Hauses. Die Gebäude haben eine einheitliche Ziegelsteinfassade und werden als baulich geschlossene Grundelemente, einschl. Fenster und Türen übergeben. Die Bauwilligen können die Innenplanung individuell vervollständigen und bei Bedarf Anleitungen zur Grundrissgestaltung erhalten. Durch die Bildung der Baugruppen lässt sich der Ausbau zwischen den einzelnen Hauserwerbern im Sinne von Nachbarschaftshilfe organisieren. Das schafft Synergieeffekte, die Kosteneinsparungen ermöglichen. Die individuellen Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen werden innerhalb der Baugruppe in gemeinsamen Gesprächen und Treffen zwischen den Selbstbauern ausgetauscht. Bei baulichen Problemen und Fragen ist die Projektgruppe der Ansprechpartner. 10 Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ Die Bauwilligen werden bei Erwerb, Finanzierung, Planung und Bau durch die Planungsgruppe „Organisierter Selbstbau“ beraten. Sie bildet Gruppen von Bauwilligen und koordiniert Planung und Durchführung der Maßnahmen und leitet die Selbstbauenden an. Die Projektforschung, die von dem Bremer Planungsbüro protze + theiling durchgeführt wird, begleitet diesen Prozess intensiv. Parallel dazu erfolgt eine Zusammenarbeit mit der zuständigen Vertreterin des Senators für Bau, Umwelt und Verkehr. Die Architekten- und Ingenieurleistungen der Projektgruppe werden nach HOAI erbracht, die in den Rohbaukosten des Hauses enthalten und mit dem Erwerb abgegolten sind. Die in diesem Prozess außergewöhnlichen Betreuungsleistungen des Selbstbaues sind Bestandteil des begleitenden Forschungsprozesses. Fragen zu Erwerberwünschen, Wohnqualitäten, Kostengunst sowie Kommunikationsprozessen zwischen den Selbstbauern sind Bestandteil der Projektforschung im ExWoSt - Programm. Durch die Aufnahme des Projektes in das Forschungsfeld besteht die Möglichkeit, intensiv die Machbarkeit und die Umsetzung von gemeinschaftlichem Selbstbauen unter neuen rechtlichen, technischen und wohnungspolitischen Rahmenbedingungen zu erforschen. Die Bauwilligen kommen damit in den Genuss von umfangreichen Betreuungsleistungen, die bisher bei Planung und Bau von eigengenutztem Wohnraum unüblich sind. Beispielhaft soll in diesem Projekt untersucht und erforscht werden, ob und wie in der Praxis ein organisierter Selbstbau umsetzbar und leistbar ist. Aus den Erkenntnissen werden dann Leitlinien entwickelt, die zukünftig als Handlungshilfe angeboten werden könnten. Einzelfaktoren einer „Gebrauchsbeschreibung“ für die spätere Nutzung eines Hauses werden bereits Grundlage der Planungsentscheidung und Konzeption des Hauses sein. Forschungsansatz Das Projekt des „Organisierten Selbstbaus“ wird durch eine klassische Projektforschung ergänzt. Dabei soll entlang der vier Fragenpakete des ExWoSt – Programms eine systematische Darstellung und Bewertung der Projektphasen und -inhalte erstellt werden. Begleitende Befragungen und vergleichende Darstellungen anderer Selbstbauprojekte sowie deren jeweilige sozioökonomischen und zeitgeschichtlichen Hintergründe ergänzen dies. Es wird ein Forschungsansatz verfolgt, der alle Phasen des Bauprojektes begleitet, systematisch darstellt und bewertet. Zugleich werden auch vergleichende Übersichten zu ähnlichen Projekten erstellt. Damit sollen am Ende Leitlinien für den Organisierten Selbstbau formuliert werden, die empirisch aus der unmittelbaren, beispielhaften Projektbegleitung wie aus einer systematisch vergleichenden Forschung gewonnen wurden. Das gilt auch für die Beschreibung der Möglichkeiten für den Hausgebrauch in Abhängigkeit von Grundriss, Kosten und Qualitäten („Gebrauchsbeschreibung“). Ansprechpartnerin: Regina Schröder Der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Dienstgebäude Contrescarpe 72 28195 Bremen Tel.: 0421/3614045 E-Mail: regina.schroeder@bau.bremen.de Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ 11 Leipzig - Ein Projekt im Rahmen des Selbstnutzer-Programms der Stadt Leipzig Ausgangslage Innovationen und Ansätze zu Kostengunst und Qualität Das Leipziger Selbstnutzermodell Grundsätzlich wird als Innovation des Modells das Selbstnutzerverfahren gesehen: Die Eigentumsbildung und Vermarktung, die Qualifizierung der Käufergruppe durch Weiterbildungsangebote zu finanziellen, baurechtlichen und technischen Aspekten, die Initiierung von Bietergemeinschaften als Käufergemeinschaft und die Begleitung der Bauherrengruppe durch das Verfahren. Neue Denkansätze und Konzepte sind gefragt, damit vor allem in den urbanen Kernen der Städte für jetzige und zukünftige Bewohner das Wohnen wieder an Attraktivität gewinnt. Zu diesem Zwecke hat die Stadt Leipzig 2001 das „Leipziger Selbstnutzer Programm“ entwickelt und auf den Weg gebracht. Der Schwerpunkt des Programms bezog sich in der ersten Phase auf Kauf und Sanierung von Gründerzeithäusern durch Selbstnutzer. Mit diesem Programm verfolgt die Stadt bei der Bildung von Wohneigentum eine einheitliche Vorgehensweise. Die wesentlichen Merkmale des von der Stadt koordinierten Verfahrens sind: die Auswahl der Objekte, Absprachen mit den Eigentümern, Städtebaulich - architektonische Aufbereitung, Akquirierung von Interessenten (Internet, Bustouren, Ausstellungen, Messen, Newsletter, Prospekte, Informationsveranstaltungen) Fachvorträge zu Bau-/Gesellschaftsrecht, Energiesparmaßnahmen und Finanzierung Bildung von Bauherrengruppen in einer Planungs-GbR Sicherung der Reservierungen für bestimmte Wohnungen/Nutzungen im Rahmen der GbR Betreuung der Bauherrengruppen und Vermittlung von Architekten (Vorentwurf/Kostenschätzung) Durch das Verfahren in der Bauherrengruppe erfolgt gleichzeitig eine Kostenreduzierung des SelbstnutzerStadthauses von ca. 20 % der Gesamtkosten durch Verminderung der „weichen“ Kosten gegenüber einem Bauträgerprojekt (Grunderwerbssteuer und Notarkosten auf Grundstückskaufpreis, nicht auf Baukosten; kein Aufschlag für Zwischenerwerb des Grundstücks, kein Bauträgergewinn, keine Maklergebühren). Gleichzeitig erfolgt eine Anpassung der Bodenrichtwerte seitens der Stadt für das neue Nutzungsmaß von innerstädtischen Brachflächen. Weitere Einsparungen sind durch Eigenleistungen möglich. Nicht zu unterschätzen sind die Zeit- und Wegeeinsparungen, bedingt durch die innerstädtische Lage: kurze Erreichbarkeit sämtlicher infrastruktureller Einrichtungen, Freizeitangebote und Nähe zum Arbeitsplatz, wodurch häufig nur noch ein Auto benötigt wird. Die Bauherren von Stadthäusern bestimmen die Ausführung des Hauses und entscheiden nach der Ausschreibung der einzelnen Gewerke über Qualität und Standard selbst. Forschungsansatz Folgende Fragestellungen können mit dem Projekt vertieft werden: Durch dieses Verfahren bestimmen die Bauherren Art und Umfang der Sanierung des Altbaus, sparen Makler- und Erwerbskosten (bezogen auf den Kaufpreis) und entscheiden selbst über Mitkäufer und die zeitliche Abwicklung des Vorhabens. Die Kostenersparnisse liegen bei 500 bis 800 €/m² Wohnfläche (Kauf und Bau). Lässt sich das oben beschriebene Selbstnutzermodell für Gründerzeithäuser im großen Rahmen auf Stadthäuser anwenden? Kann das Absatzpotenzial von Brachflächen von Käufergemeinschaften erschlossen werden? Halten Bietergemeinschaften den Durchführungsprozess finanziell und privat durch? Das Modellvorhaben Gibt es eine maximale Größe der GbR, damit sie noch funktioniert ? Können Käufergemeinschaften effektive Baupreise durchsetzen, ähnlich wie Bauträger? Wie viel Eigenleistung ist notwendig, um „Schwellenhaushalten“ den Eigenheimbau zu ermöglichen? Sind Architekten-Käufer-Werkstätten ein geeignetes Instrument zur Vermarktung und Entwicklung von Konzepten? Können Architekten als Bauträger fungieren? (Prozessbeschleunigung/Finanzierungssicherheit) In welchem Maße können die beteiligten Ämter der Stadt Leipzig ihre internen Abstimmungs- und Genehmigungsprozesse beschleunigen? Wie kann die Verwaltung gesonderte, vorgezogene Genehmigungsverfahren zum Planungsrecht sicherstellen? Ausgehend von den erfolgreichen Erfahrungen mit Gründerzeithäusern wurde Ende 2002 der Versuch gestartet, das Modell auf Einfamilienhäuser zu übertragen. Die städtebauliche Zielsetzung, die Qualität und das Angebot an gutem Wohnraum in der Innenstadt zu steigern, Baulücken oder Brachen im Umkreis von 3 km zur Innenstadt wieder zu reaktivieren, wurde verknüpft mit der Zielsetzung die Eigentumsquote zu erhöhen, die Abwanderung ins Umland zu stoppen und soziale Mischung zu initiieren. Im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus wird nun ein Projekt des Selbstnutzerprogramms - Stallbaumstraße in Leipzig-Gohlis - begleitet. Das Grundstück wurde bereits in einem kombinierten Gutachterverfahren für Architekten und Investoren ausgeschrieben. Bauträger und Selbstnutzergruppen konnten sich gleichberechtigt bewerben. Auf Grundlage der vorgelegten Entwürfe wurde bereits ein Bebauungsplan aufgestellt. Weitere Bauherren werden über Architekten-Käufer-Werkstätten gefunden. 12 Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ 13 Ansprechpartner: Stefan Gabi Stadt Leipzig Dezernat Stadtentwicklung und Bau Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung Prager Straße 26 04103 Leipzig Tel.: 0341/1235455 E-Mail: sgabi@leipzig.de Osnabrück - Impuls zur Quartiersentwicklung Ausgangslage Die Stadt Osnabrück hat bis Mitte der 90er Jahre, bereits „im Schatten“ erster Schrumpfungsprozesse z.B. in Zentren des Ruhrgebietes, eine sehr dynamische Entwicklung durchlaufen: Zwischen 1987 und 1995 stieg die Bevölkerungszahl durch Zuwanderung um 11% auf mehr als 168.000 Einwohnerinnen und Einwohner an. Seither sind leichte Abnahmen zu verzeichnen, die auch einer konstanten Umlandwanderung geschuldet sind. Die aktuelle Raumordnungsprognose 2020 des BBR geht von einem weiterhin relativ hohen Zuzug, auch aus dem Ausland, in die Region aus. Chancen und Herausforderungen für die Stadt sind Realisierung einer nachhaltigen Entwicklung durch konsequente Innenentwicklung, Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern durch soziale und städtebauliche Quartiersentwicklung, Schaffung attraktiver, kostengünstiger Wohnangebote zur Eigentumsbildung in der Stadt als Alternative zum freistehenden Einfamilienhaus im Umland. sich die bereits vorhandene kleinteilige Eigentümerstruktur im Quartier erweisen. Eine wichtige Frage könnte daher sein: Welche Kommunikationsstrukturen können aufgebaut werden, um die Bedürfnisse der heterogenen Zielgruppe zu ermitteln, das architektonisch anspruchsvolle Konzept an die Nutzerinnen und Nutzer sowie die Nachbarschaft heranzutragen und schließlich Menschen zusammenzuführen, die an diesem Standort leben wollen? Das städtebauliche Konzept sieht eine Hofbebauung mit freistehenden Einfamilienhäusern und Doppelhäusern vor, die die Dimensionen und Proportionen der vorhandenen Strukturen übernimmt und weiterentwickelt. Hierfür wurden moderne Wohnungstypen entwickelt, die auf sehr kleinen Grundstücken bei sparsamer Erschließung errichtet werden können, aber dennoch eine hohe Wohnqualität haben. Für die Realisierung sind mit den beteiligten Akteuren geeignete Verfahren zu entwickeln, um Kostenstrukturen im Projektverlauf günstig beeinflussen zu können. Dies gilt sowohl für das Bauland als auch für die Erschließung und die Baukosten. Bei der Umsetzung sollen vor allem heimische Unternehmen berücksichtigt werden. Es ist beabsichtigt, Bauherren zu fördern, die ökologische und energetische Standards oberhalb der gültigen Norm realisieren. Das Modellvorhaben „Rosengärten Osnabrück“ widmet sich allen drei Aufgaben. Es wird in sehr zentraler Lage, 500 m von der Innenstadt entfernt, im Sanierungsgebiet „Quartier Rosenplatz“ realisiert. Dieses Wohnquartier wird von einer drei- bis viergeschossigen gründerzeitlichen Blockstruktur geprägt, in der auch das sogenannte „Osnabrücker Haus“, eine regionale Sonderbauform, zu finden ist. Die Sozialstruktur ist gemischt, hier leben viele Menschen mit Migrationshintergrund (ca. 18%, überwiegend türkischstämmig), davon leben viele bereits in 2. und 3. Generation in der Stadt. Um die Kommunikation zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern zu fördern und eine Selbstverwaltung für gemeinschaftlich genutzte Flächen zu gewährleisten, beabsichtigt der Projektentwickler, einen Verein oder eine Genossenschaft für die zukünftige Eigentümerschaft zu installieren. Hiermit soll auch nach Bezug der Wohnung ein aktives Gemeinwesen gewährleistet werden. Im Rahmen der Sanierung des „Quartiers Rosenplatz“ soll auf den verfügbaren Flächen des Blockinnenbereichs des von Osningstraße, Wörthstraße, Iburger Straße und Meller Straße begrenzten Baublocks ein ergänzendes Wohnungsangebot entstehen. Entsprechend der sozialen Zielsetzung der Sanierung des Quartiers Rosenplatz sollen insbesondere geeignete Wohnformen zur Eigentumsbildung für junge Familien aus dem Quartier geschaffen werden, angesprochen sind aber auch Familien aus anderen Stadtteilen. Aufgabe der Forschung ist die Erarbeitung sowohl konzeptioneller als auch verfahrensbezogener Empfehlungen für einen kostengünstigen, qualitätsbewussten Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in einer prosperierenden Region. Der Forschungsansatz ist mit mehreren Bausteinen prozessbegleitend angelegt, so dass auch Beratungsleistungen im Projektverlauf auf Basis erster Ergebnisse möglich sind. Als Ergänzung zur Wohnnutzung ist eine öffentlich nutzbare Grün- und Freifläche geplant, ggf. erweitert um Spielflächen und Angebote zur Kinderbetreuung. Der Bau der öffentlichen Erschließung ist vom Investor zu übernehmen. Die Stadt Osnabrück hat im Dezember 2003 ein auf 5 - 7 Teilnehmer begrenztes Auswahlverfahren ausgelobt, um ein qualitätsvolles Konzept sowie eine kurzfristige und hochwertige Umsetzung zu erreichen. Erwartet wurden städtebaulich, architektonisch sowie freiraumplanerisch erstrangige Vorschläge für die Realisierung der gewünschten Baumaßnahmen. Bei diesem Verfahren setzte sich der Projektentwickler RBO mit dem Planungsvorschlag der PPL durch. Innovationen und Ansätze zu Kostengunst und Qualität Die spezielle Zielgruppe des Projektes setzt entscheidende Rahmenbedingungen: junge Familien, Migrantinnen und Migranten vor allem der zweiten Generation, aus dem Quartier und der Stadt, die kostengünstig innerstädtisches Eigentum als Alternative zum freistehenden Einfamilienhaus im Umland erwerben wollen. Dies setzt voraus, dass die Wohn- und Freiraumqualität mit denen freistehender Einfamilienhäuser konkurrieren kann. Andererseits müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, den Wohnraum kostengünstig anzubieten, um die gewünschten Bevölkerungsgruppen auch zu erreichen. Das Modellvorhaben „Rosengärten Osnabrück“ ist auch ein Baustein zur Aufwertung des Quartiers durch ein attraktives Angebot an modernen Wohnformen, ohne dabei Verdrängungsprozesse auszulösen. Als Vorteil kann 14 Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ Forschungsansatz Projektspezifischer Kriterienkatalog zur Bewertung der Qualitätsmerkmale des Modellvorhabens Qualitäten und Kostenaspekte des Projektes lassen sich nur regional differenziert, mit Blick auf das Quartier, auf Zielgruppen und Nachbarschaften beurteilen. Im Modellvorhaben „Rosengärten Osnabrück“ wird ein projektspezifischer Kriterienkatalog zur Bewertung der Qualitätsmerkmale des Modellvorhabens auf unterschiedlichen Qualitätsebenen (z.B. Nutzungsqualität) erarbeitet und fortgeschrieben. Evaluierung von Akteurslogiken Das Modellvorhaben ist in spezifische Akteursstrukturen eingebettet. Alle Beteiligten bringen spezifische Erfahrungen, Interessenlagen und Erwartungen an das Projekt mit. Es ist Aufgabe der Forschung, diese Aspekte bereits im Prozess zu erfassen und im Hinblick auf die Zielsetzungen im Modellvorhaben zu bewerten, um frühzeitig Handlungsempfehlungen für das weitere Verfahrensmanagement zu geben. Elemente dieser Evaluierung sind Befragungen, Intensivinterviews und Planungszirkel. Bewertung und Gestaltung von Prozessqualität Zwischen den heute vorliegenden Entwürfen für das Modellvorhaben „Rosengärten Osnabrück“ und dem im Jahre 2006 bezogenen Quartier liegt ein noch offener Prozess der Projektentwicklung und -realisierung, der Marktanalyse und Vermarktung, des Planens und Bauens. Dieser Prozess wird unter Beratung und Bewertung der Forschung gestaltet, z.B. mit Round-Table-Gesprächen zur Präzisierung von Wohnbedürfnissen und zur laufenden Abstimmung zwischen den am Planungs- und Bauprozess beteiligten Akteuren sowie den vorhandenen/künftigen bzw. potenziellen Bewohnerinnen und Bewohnern Rosengärten. Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ 15 Ansprechpartner: Herr T. Rolf Stadt Osnabrück Fachbereich Städtebau Hasemauer 1 49034 Osnabrück Tel.: 0541/323-4262 E-Mail: rolf.th@osnabrueck.de “sml hauskonzept / cohousing“ - Balance zwischen innovativem Wohnkonzept und tradierten Wohnleitbildern Ausgangslage Die Projektentwicklungsgesellschaft b+ m mbH hat ein standardisiertes Hauskonzept mit einem „Bauentwurfssatz“ entwickelt, mit dem qualitativ hochwertige und kostengünstige Ein- und Zweifamilienhäuser in unterschiedlichen und auch komplizierten städtebaulichen Konfigurationen und für unterschiedliche Wohnformen realisiert werden sollen. Bei der Entwicklung des Konzepts standen folgende zentrale Anliegen im Hintergrund: In der Diskussion über nachhaltige Stadtentwicklung wird immer wieder beklagt, dass es wenig Beispiele für familienfreundliche urbane Wohnformen gibt, dass also auf ein wichtiges Motiv für die Abwanderung in das Umland keine entsprechende Antwort gegeben wird. Der Geschosswohnungsbau wird von dieser Nachfragegruppe immer weniger akzeptiert. Hinzu kommt, dass Vorbehalte gegenüber der fremdverwalteten Eigentumswohnung bestehen. Deshalb war ein Entwicklungsziel, ein Haus zu konzipieren, das auf sehr kleinen Grundstücken realisiert werden kann und die heute geforderten Kriterien erfüllt wie: Individualität, Privatheit, Freiraumqualität. Schon seit längerem besteht selbst in prosperierenden Regionen beim mittleren Marktsegment eine große Zurückhaltung der Käufer. Teils mag das der gegenwärtigen allgemeinen Verunsicherung der Menschen in dieser Umbruchzeit geschuldet sein, teils aber ist die Zurückhaltung mit Blick auf die städtebauliche Konfiguration (Eintönigkeit) und die architektonische und bautechnische Qualität der angebotenen Häuser gut zu verstehen. Hinzu kommt, dass die Käufer bei den üblichen Angeboten praktisch keine über marginale Bereiche hinausgehenden Gestaltungsmöglichkeiten haben. Mit den Modulen können vielfältige städtebauliche und bauliche Konfigurationen generiert werden, die den heutigen Anforderungen an Individualität und Privatheit genügen. Dieser Anspruch wurde in früheren Konzepten so nicht gestellt. Die einzelnen Elemente bzw. Module des Hauses werden quasi virtuell vorgehalten. Sie werden bautechnisch optimiert. Das „Grundhaus“ (Tragwerk und Hülle) besteht aus industriell hergestellten Komponenten. Es gibt feste Preise für Grundhaus und Module. Die Bauzeit ist kurz. Ebenso gibt es feste Preise für Planung, Organisation und Vertrieb pro Haus ungeachtet des Haustyps und des Planungsaufwands (Querschnittskalkulation). Inbegriffen sind auch die „Verfahrensmodule“ (Vertragsmuster je nach Baurechtsform). Im Zuge der Planungsbeteiligung kommt die Zweckmäßigkeit von Investitionen zur Sprache (Förderung der Entscheidungskompetenz). Erfahrungsgemäß führt Planungsbeteiligung zu einer höheren architektonischen Qualität und zu einer höheren Zufriedenheit der Bewohner mit ihrem Haus. Je nach Umfang der Beteiligung wird auch der Grundstein für gute Nachbarschaft gelegt. Forschungsansatz Folgende Themen können mit den Projekten im Rahmen des Forschungsprojekts vertieft werden: Wie kann eine Balance gefunden werden zwischen den bei Nachfragern und Anbietern sowie Verwaltungen vorherrschenden tradierten Wohnleitbildern und einem innovativen Wohnkonzept? Denn ohne Anpassungen sind Innovationen nicht marktfähig. Deshalb war ein zweites Entwicklungsziel, ein quasi „serielles Produkt“ zu entwickeln, um hierdurch hohe Bauqualität, günstige Kosten und einen schnellen Bauablauf zu erreichen. Ziel war nicht ein neues Fertighaus, sondern ein vom Käufer selbst zusammenzustellendes Haus, vergleichbar dem Autokauf, wo auf gleicher Basis eine große Variationsbreite in Ausformung und Ausstattung besteht. Wie kann im Zuge eines „normalen“ Marktgeschehens (Vertrieb) ein Kommunikationsprozess etabliert werden, Das modular aufgebaute System umfasst nicht nur die Elemente des Hauses, sondern auch Verfahrensbestandteile, zum Beispiel die den jeweiligen Verhältnissen entsprechenden Verträge. Im Hintergrund steht hier auch das Ziel, „partizipativen“ Wohnungsbau einer breiteren Nachfragegruppen zu ermöglichen. Die Trägerschaft ist dabei nicht festgelegt. Informationsform gegenüber sind die Kunden aufgeschlossen (Internet, Broschüren, Modelle, Veranstaltungen)? Maßgeblich für das Projekt ist, dass durch die Kombination der Entwurfsmodule ganz offensichtlich eine irgend „andere“ Architektur entsteht, die mit dem die Kunden bzw. Bauherrn in die Lage versetzt werden, eigenständige Entscheidungen zu treffen? In welchem Umfang ist es möglich, die Bauherrn zu „schulen“? Welche Sprache (Slogans, Motive, Bedürfnisse) wird von den Kunden, die das innovative Projekt mit den Konkurrenzangeboten vergleichen, verstanden? Welcher Wie können einerseits verbindliche, andererseits flexible Kooperationsformen zwischen Planung, Herstellung und Vertrieb etabliert werden, damit das Produkt in jeweils spezifischer örtlicher Ausformung am Markt bestehen kann? Der erwartete Erkenntnisgewinn soll allgemein für Modulbauweise anwendbar sein. Auch mit anderen Hauskonzepten mit gleicher Zielsetzung dürften die Realisierungsprozesse ähnlich verlaufen. Zu erwarten sind: sich vom Einerlei der Reihenhauszeilen und Doppelhaushälften abhebt (keine Schubladenarchitektur), Hinweise über die Akzeptanz von qualitätsvollen und kostenbewussten modular standardisierten Hauskonzepten das Angebot zur Planungsbeteiligung (Moduloptionen, Grundrissgestaltung, Außenbereiche) einer bei unterschiedlichen Nachfragegruppen, Nachfragegruppe angeboten wird, die davon bisher ausgeschlossen war, Vorschläge, wie die Akzeptanz von Modulkonzepten verbessert werden kann, eine vergleichsweise gute Qualität zu günstigen Preisen angeboten wird, Empfehlungen an Städte und Gemeinden, welche planungsrechtlichen Voraussetzungen innovative ein transparentes (Vertragswesen) und effektives Verfahren mit Partnern in der Herstellung und beim Hauskonzepte unterstützen, Vertrieb vorgestellt wurde. Vorschläge, wie Architekten, Wohnungsunternehmen und Bauträger, Hersteller von Komponenten, Handwerker Innovationen und Ansätze zu Kostengunst und Qualität und Generalunternehmer sowie Vertriebspartner kooperieren sollten, um kostenbewusste und qualitätsvolle Angebote zu entwickeln. Die modulare Aufbereitung des Wohnhauses ist vom Prinzip nichts Neues. Sie wurde schon in den 20er-Jahren von Walter Gropius propagiert. Auch die Fertighaushersteller arbeiten modular. Das Innovative des sml-Konzepts ist folgendermaßen zu beschreiben: 16 Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ 17 Ansprechpartner: Dr. Joachim Brech Projektentwicklungsgesellschaft b+m mbH Frohschammerstraße 14 80807 München Tel.: 089/35746824 E-Mail: Joachim.Brech@t-online.de “Liebenauer Feld“ - Das Lebenszyklushaus Ausgangslage Forschungsansatz Nachdem 1999 die amerikanischen Streitkräfte Worms verließen, stand das ausschließlich zu Wohnzwecken nebst notwendiger Infrastruktur (Schule, Einkauf, Kasino) genutzte innerstädtische Gelände seitens des Bundes zum Verkauf an. Erst im Jahre 2002 wurde dann eine Lösung gefunden, die sofort Modellcharakter entwickelte: Mit der Liebenauer Feld GmbH, benannt nach dem zentral gelegenen städtebaulichen Filetstück, entstand eine „Public Private Partnership“ (PPP) bestehend aus der WiKa-Bauträgergesellschaft des lokalen Bauunternehmers KarlWalter Berkes und der im städtischen Besitz befindlichen Wohnungsbau GmbH Worms. Die Geschäftsführer agieren in paritätischer Partnerschaft mit hohem unternehmerischen Antrieb. Diese technische Modularität mit der dadurch gegebenen Anpassung an künftige veränderliche Bedürfnisstrukturen hinsichtlich einer attraktiven und qualitätsvollen Transparenz, Verständlichkeit und breitenwirksamen Akzeptanz zu kommunizieren und verkaufsfördernd umzusetzen, wird zu einer weiteren spannenden und wissenschaftlich interessant zu begleitenden Herausforderung. Der Weg für eine innovative Reihenhaus- und Doppelhausbebauung wurde durch den Abriss von zwei Dritteln der vorhandenen, mit sich ständig wiederholenden Grundrissen ausgestatteten Gebäude der Familienangehörigen von amerikanischen Soldaten freigemacht. Anstelle von Eintönigkeit in Gestalt von 4-geschossigen Flachdachbauten mit einer Monostruktur der Bewohnerschaft entsteht eine Vielfalt für junge und ältere Singles, Partnerschaften bzw. Familien mit wechselnden Teilnehmern bis hin zur klassischen 1- bis 3-Kindfamilie. Vielfalt auch in finanziellen Hürden, die Eigentümer überspringen müssen, vom sehr kostengünstigen Wohnen im Erdgeschoss eines Sanierungsgebäudes über das kostengünstige Reihenmittelhaus bis hin zum großen Reihenendhaus bzw. der Penthousewohnung, letztere vor allem in der Blockrandbebauung bzw. in den Stadtvillen, welche im parkähnlichen Grün mit altem Baumbestand angedacht sind. Hier war eine Architektur für die Reihen- und Doppelhausbebauung gefragt, die die Ideen nicht nur aufnimmt, sondern sie aktiv weiterentwickelt. Innovationen und Ansätze zu Kostengunst und Qualität Ein ebenfalls spannender und herausfordernder Aspekt in dem Ansatz ist die stufenweise aufgebaute Information und Kommunikation. Welche Stufen der Informierkunst werden hinsichtlich Zeitpunkt, Quantität, Qualität und Tiefe erforderlich und sind einzusetzen, um die Projektstufen Zielgruppenidentifikation, Kommunikation, Untersuchung der Akzeptanz, Infomodule, Interessentenbetreuung (Vertrauenskultur) zu einem akzeptanzfördernden ganzheitlichen Erfolgsprozess zu generieren? Dabei sind Kommunikationsprozesse um das Bauteam „Entscheidungsträger“, Kernbauteam, Bauteam „Technik“, Bauteam „Vertrieb“, Bauteam „Objektüberwachung“, Projektsteuerung und externe Qualitätssicherung, die für die Zielerreichung hinsichtlich Kosten und Qualität entscheidend sind, von hoher Bedeutung. „Das Reihenhaus mit dem Einfamilienhausgefühl“ soll entstehen. Hier spielen Blickbeziehungen innerhalb der eigenen Grundstücksgrenze eine ebenso wichtige Rolle wie die Verhinderung von Einblicken. So entsteht eine Frucht mit hartem Kern und weichem Kerninnern. Eine Doppelfrucht haben wir, wenn man das ganze Projekt betrachtet, durch einen städtebaulich geschlossenen, harten Rand gegenüber einem weicheren Inneren, gestaltet durch ein verzweigtes, gestuftes Wegenetz. Deshalb gilt städtebaulich ebenso wie in der Architektur des einzelnen Hauses: „Einblicke verwehren, Ausblicke ermöglichen, das Reihenhaus mit Einfamilienhausgefühl, Kommunikation oder Rückzug“. Verifiziert wird dieser Ansatz durch eine vielfältige, bauliche Modularität von der „Loft-Struktur“ bis zum „HomeOffice“ im Garten. Diese Modularität wird durch ein Modul- und Preisbuch (wie eine Art einfache „Zubehörliste“, z. B. Warmkellerpaket, Wintergartenpaket, Home-Office-Paket und weitere) belegt werden. Die Konstruktionsdetails hierfür sind so zu entwickeln, dass sie eine eigenständige, mit geringem zeitlichem, technischem und logistischem Aufwand umzusetzende Ausführung der Module zu einem frei gewünschten Zeitpunkt ermöglichen und ihr Einfluss auf die Kosten der Basisstruktur gering bleibt. Die kostensteigernde Vorhaltung von Anschlusspunkten in der Basisstruktur für alle Einheiten („für den Fall des Falles“) muss vermieden werden. Zu entwickeln ist hinsichtlich der Kostengünstigkeit nicht der „Legobaukasten“ (alles möglich, alles wollend, mit geringer Kostensicherheit und sich multiplizierendem Fixkostenanteil = TEUER) sondern eine zu bestimmende aber begrenzte Anzahl von definierten, vernünftigen und zum Produkt (Gesamtobjekt) passenden Wahlmöglichkeiten entsprechend der Lebenszyklusebenen des Hauses. 18 Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ Ansprechpartner: Peter Straube Liebenauer Feld GmbH Stralenbergstraße 1 67549 Worms Tel.: 06241/933310 E-Mail: peterstraube@wohnungsbau-gmbhworms.de Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ 19 “Würfelhäuser“ Mit Typisierung zu geringeren Kosten und mehr Qualität Ausgangslage Im Wohnungsmarkt werden Wohnstandard und Ausführungsqualität all zu oft nach unten auf vermeintliche Durchschnittsanforderungen nivelliert. Neben anerkennenswerten Beiträgen zur Kostensenkung geschieht dies jedoch meistens auf Kosten der Vielfalt und der Qualität. Die derzeit weit verbreitete Reihenhausbebauung wird zwar dem Wunsch nach dem eigenen Haus, nicht jedoch anderen Qualitäten wie Belichtung von mehr als zwei Seiten, eigene geschützte Freiflächen, Ablesbarkeit des eigenen Zuhauses / der eigenen Wohnung, dem Um-das-Haus-Herumlaufen-Können gerecht. Zudem birgt diese Bauform oftmals Probleme im Bereich des Schallschutzes und der Benutzbarkeit der Garten-Freiflächen. Innovationen und Ansätze zu Kostengunst und Qualität Die Innovation der Würfelhäuser als Haustyp besteht in ihrer prägnanten städtebaulichen Anordnung, der gestalterischen Qualität des Hauses und der typisierten Bauweise. Die Würfelhäuser leisten einen Beitrag zum individuellen Bauen und erfüllen gleichzeitig die Anforderungen an einen anspruchsvollen Städtebau. Mit den Würfelhäusern als ein Haustyp werden Vorteile eines Einzelhauses auf der Grundstücksfläche eines Reihenhauses angeboten, den es auf dem Wohnungsmarkt bisher nicht gab. Die Würfelhäuser stellen einen neuartigen Siedlungsbaustein dar und tragen zur Qualität des öffentlichen Raumes bei. Durch ihre Prägnanz werden Orientierung und Identifizierung unterstützt. Es entstehen räumlich Situationen, die an jeder Stelle ein sehr unterschiedliches und in der Gesamtheit vielseitiges Bild ergeben. Der Wunsch der Käufer nach Individualität ihres Wohnhauses kann bei entsprechender Qualität auf die Siedlung übertragen werden. Durch Beteiligungsverfahren oder Bauherrengruppen eröffnete Freiräume können den Wunsch nach individuellem Bauen kompensieren. In städtebaulicher Hinsicht entsteht durch die versetzte Bauweise ein gelungenes Gleichgewicht von nachbarschaftlichem Miteinander und individuellen, geschützten Wohn- und Freibereichen. Dadurch wird ein Beitrag zur Attraktivitätssteigerung des Wohnens in Kernstädten geleistet. Die Anordnung der Gebäude auf bzw. nahe der Grundstücksgrenze schafft zusammenhängende und gut nutzbare Freiflächen bei gleichzeitig verdichteter Bauweise. Durch das Instrument der Flächenbaulast entfallen die ansonsten bei freistehenden Einfamilienhäusern notwendigen Abstandsflächen. Die Errichtung von mehreren, äußerlich gleichen Häusern stellt schon für sich genommen einen Beitrag zur Kostenreduzierung dar. Durch Vorfertigung und Elementierung kann zusätzlich eine hohe Fertigungseffizienz erreicht und die Bauzeit erheblich verkürzt werden. Durch den frühen Zusammenschluss der am Projekt beteiligten Planer (Architekt, Tragwerksplaner, Haustechnikplaner) gestaltet sich die Planungsphase effizient. Durch Systematisierung und Vorstrukturierung der individuellen Wünsche werden die üblicherweise hohen Kosten für die Ausführung von Sonderwünschen vermieden. Die Ausführungsqualität wird durch die witterungsunabhängige Vorproduktion im Werk und den Einsatz von computergesteuerten Maschinen gesichert. 20 Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ Die Hausinstallationen werden auf das erforderliche Minimum bei gleichzeitig gutem Ausstattungsstandard reduziert. Es gibt es nur einen Installationsschacht mit kurzen horizontalen Leitungswegen. Forschungsansatz Ziel ist die Analyse und Auswertung der Erfahrungen bei bisherigen und zukünftigen Projekten nach den Leitfragen des Forschungsvorhabens. Dabei wird besonderer Wert auf die weitere Optimierung des Modellvorhabens und die Entwicklung eines Instrumentariums für den Neubau von kostengünstigen und qualitätsbewussten Ein- und Zweifamilienhäusern in Reaktion auf die sich spürbar verändernden Rahmenbedingungen des Wohnungsmarktes gelegt. Schwerpunkte hierbei sind: Kostensituation von Typenhäusern und Ableitung von Strategien für das kostengünstige Bauen Auswertung des Bauprozesses und Ableitung von Strategien für einen störungsarmen Bauprozess Untersuchung der Projektverfahren / Baugruppenprozesse und Ableitung von Strategien zur Optimierung der Verfahren / Prozesse Bewerten der Einflussgrößen auf die Kaufentscheidung und Entwicklung von zielorientierten Vermittlungs- und Akzeptanzstrategien Analyse der Einflussgrößen auf die Projektentwicklung und Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Rahmenbedingungen Abschätzung der Grundstücksbedingungen für die Projektentwicklung und Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Grundstücksvorgaben Neben der Auswertung des bereits realisierten Referenzvorhabens wird für die geplanten, weiteren Würfelhausprojekte darüber hinaus ein jeweils eigener Forschungsansatz formuliert: Gegenüberstellung der Bauweisen Holzbau und Massivbau hinsichtlich Kosten- und Qualitätsmerkmalen Gegenüberstellung der Realisierungsverfahren Bauherrengemeinschaft und Bauträgerprojekt Gegenüberstellung des Grundtyps der Würfelhäuser als Haustyp mit einer stadtraumbildenden Weiterentwicklung zu einem modifizierten Haustyp Erwartet werden Vergleichswerte sowohl innerhalb der Gruppe der Würfelhausprojekte als auch gegenüber anderen qualitätsbewussten und kostengünstigen Wohnbauprojekten. Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ 21 Ansprechpartnerin: Frau Dipl.-Ing. Zschocke Projektgemeinschaft Würfelhaus evaplan - Architektur + Stadtplanung Gilbert - Holzapfel Freie Architekten Ahaweg 6-8 76131 Karlsruhe Tel.: 0721/27805 E-Mail: evaplan@web.de Weitere Informationen Weitergehende Informationen über das ExWoSt-Forschungsfeld finden Sie im Internet unter www.bbr.bund.de Begleitforschung Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Krausenstraße 17-20 10 117 Berlin Deichmanns Aue 31-37 Internet: www.bmvbw.de 53179 Bonn Karin Lorenz-Hennig Telefon: 0 18 88 / 4 01 15 27 Telefax: 0 18 88 / 4 01 15 19 E-Mail: Karin.lorenz-hennig@bbr.bund.de Internet: www.bbr.bund.de Kompetenzzentrum kostengünstig qualitätsbewusst Bauen Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V. (IEMB) Salzufer 14 (hier auch Geschäftsstelle der Initiative Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen) 10587 Berlin Telefon: 0 30 / 3 99 21-8 88 E-Mail: kompetenz@iemb.de Forschungsassistenz Internet: www.kompetenzzentrum-iemb.de Forschungs- und Informations-Gesellschaft für Fach- und Rechtsfragen der Raum- und Umweltplanung mbH (FIRU mbH) Bahnhofstraße 22 67655 Kaiserslautern Dipl.-Ing. Andreas Jacob Bezugshinweise Die vorliegende Broschüre kann auf der Internetseite des BBR unter www.bbr.bund.de unter ExWoSt heruntergeladen werden. Dipl.-Ing. Sonja Mazak Dipl.-Ing. Sabine Richter Telefon: 06 31 / 3 62 45-0 Telefax: 06 31 / 3 62 45-99 E-Mail: FIRU-KL1@FIRU-mbH.de Internet: www.firu-mbh.de Bildnachweis Die Fotos, soweit nicht im Besitz der FIRU mbH, wurden freundlicherweise von den Modellvorhaben zur Verfügung gestellt. in Kooperation mit Dipl.-Ing. Klaus Beck, Architekt dwB Büro für Architektur und Stadtplanung Baringdorfer Straße 141 32139 Spenge Telefon: 0 52 25 / 85 95 15 Telefax: 0 52 25 / 85 95 16 E-Mail: beck-spenge@t-online.de 22 Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ Vorstellung der Modellvorhaben “Kostengünstiger qualitätsbewusster Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern in prosperierenden Regionen“ 23