Unsere Steinkohle - Route der Industriekultur

Transcription

Unsere Steinkohle - Route der Industriekultur
Benno Bergmann erklärt
Unsere Steinkohle
und das Revier
Woher kommt die Steinkohle?
Was bedeutet sie für uns?
Inhalt
1. Teil
Aus Kohle wird Wärme, Strom und Stahl
Licht an!
– Strom verändert die Welt
– Ohne Sonne geht gar nichts
4
4
6
Wie kam die Kohle in die Erde?
8
Die Kohle kommt ans Tageslicht14
– Moderne Steinkohlenbergwerke in Deutschland
14
16
– Von Kopf bis Fuß
– Ein Blick in die Grubenwarte
18
19
– An der Hängebank
– Unter Tage
20
– Die Kohle ist über Tage
26
– Die Kohle ist ein wichtiger und vielseitiger Rohstoff 28
Strom: Energie, die aus der Kohle kommt30
Aus Steinkohle wird Koks34
Leuchtendes Europa36
2. Teil
Wie das Ruhrgebiet entstand und sich entwickelte
Die Sage vom
Muttental
Aus Bauern werden Bergleute38
Das Ruhrgebiet entsteht42
– Die Dampfmaschine bekommt Räder
44
Das Ruhrgebiet der Urgroßeltern46
Wanderung der Arbeiter ins Revier48
Traditionen entwickeln sich50
3. Teil
Unterwegs im Revier
Auf Spurensuche54
– Kohleabbau verändert die Landschaft
55
Museen und Besucherbergwerke58
Begriffe aus dem Bergbau59
2
Hallo
Dein Name
Zuerst will ich mich mal vorstellen:
Ich bin Benno Bergmann.
Und ich heiße nicht nur Bergmann,
ich bin auch einer. Ich arbeite im Steinkohlenbergbau. Altmodisch, meinst du?
Mein Beruf ist von vorgestern?
Wozu heute noch Steinkohle fördern?
Da habe ich eine Überraschung für dich.
Klar, kaum jemand hat noch einen Kohleofen zum Heizen in der Wohnung. So wie
Oma und Opa früher einen hatten. Aber
Steinkohle wird trotzdem gebraucht.
Denn aus Kohle wird Strom erzeugt,
und davon verbrauchen wir jede Menge.
Außerdem wird Steinkohle für die
Erzeugung von Stahl und in anderen
Bereichen der Industrie benötigt.
Auch in Deutschland gibt es Steinkohle.
Sie wird hier „unter Tage“ in Bergwerken gefördert. Zwar sind viele davon in
den letzten Jahrzehnten geschlossen
worden, doch die verbliebenen Betriebe
sind hochmoderne Industrieanlagen mit
einer großen Fördermenge.
Wie die Steinkohle vor Jahrmillionen in
die Erde kam und wie die Kohle an das
Tageslicht gefördert und verarbeitet
wird, davon berichte ich in diesem
Heft. Du kannst mich begleiten und
abtauchen in die Vergangenheit, als in
unserer Heimat noch Urwälder wuchsen
und Saurier lebten.
Im zweiten Teil dieser Broschüre erfährst
du, wie die Kohle an der Ruhr entdeckt
worden ist, warum der Bergmann die Steinkohle auch das „schwarze Gold“ nennt und
wie das Ruhrgebiet sich entwickelte.
Ich begleite dich. Ich gebe dir Tipps zum
Nachlesen, zum Basteln und natürlich für
schöne Ausflüge. Denn, wer so viel über
Kohle gelernt hat wie du, der hat sicher
Lust, auf eine Entdeckungsreise zu gehen.
Im dritten Teil findest du einige Anregungen dazu.
Bergbau- und Naturkundemuseen, Besucherstollen, Bergehalden und stillgelegte
Zechen geben dir einen guten Eindruck,
wie die Arbeit eines Bergmanns war und
ist und wofür unser Land die Steinkohle
heute noch verwendet.
Denk mal darüber nach, wenn du heute
Abend die Nachttischlampe anknipst.
Auch der Strom in deiner Wohnung wird
zum Teil aus Kohle gemacht.
Glück auf!
3
1. Teil: Aus Kohle wird Wärme, Strom und Stahl
Licht an!
Strom verändert die Welt
Der Wecker klingelt, wir knipsen das Licht
an. In der Küche läuft die Kaffeemaschine,
im Toaster werden Toastscheiben geröstet.
Die Heizung verbreitet eine wohlige Wärme.
Ein Morgen wie jeder andere. Aber nur, solange die Stromversorgung funktioniert.
Ohne Strom wäre es in der Wohnung kalt und
dunkel. Das kann man sich kaum vorstellen.
Aber selbstverständlich ist dies nicht. In vielen Ländern der Welt haben die Menschen zu
wenig oder gar keinen Strom.
Wer weiß aber, dass bei der Stromversorgung auch Kohle eine wichtige Rolle spielt?
Sie wird in Kraftwerken zu Strom umgewandelt. Und der kommt dann aus der Steckdose und macht unser Leben angenehm und
bequem.
Kein Computer funktioniert ohne Strom
Meine Oma hat früher darüber gestaunt,
wie ausdauernd ich im Garten getobt habe. Sie hat dann
immer gesagt: „Der Benno hat ja viel Energie!“
Überlegt mal, wo euch der Begriff „Energie“
in der Alltagssprache schon
begegnet ist.
Das Wort Energie kommt aus dem Griechischen
. Das spricht man „energeia“, und das
bedeutet so viel wie „wirkende Kraft“. Die Energie selbst
ist unsichtbar, aber man kann ihre Wirkung sehen und
spüren:
energeia
Zum Beispiel als Licht, als Wärme oder in der Bewegung
von Maschinen. Als elektrischer Strom kann Energie
über große Strecken transportiert werden. Auch in den
Materialien selbst ist Energie enthalten, so wie z. B. in
der Kohle. Energie kann nicht erzeugt oder vernichtet
werden, sondern immer nur von einer Energieform in eine
andere Energieform umgewandelt werden.
Info: Strom
Strom ist elektrische Energie
Wasser
Wind
Erdöl
Erdgas
6%
2%
Schau Dir einmal das
Tortendiagramm an. Es zeigt, woraus
unser Strom in Deutschland erzeugt wird.
Von welchen dieser „Energieträger”
wird besonders viel benötigt?
Sonstige
3%
10 %
18 %
Steinkohle
13 %
25 %
Kernenergie
23 %
Braunkohle
= 43 % Kohle
Der größte Teil der Energie, der zu Strom
umgewandelt wird, stammt aus der Erde:
Dort finden Geologen Kohle, Erdöl und
Erdgas.
Die Kohle hat sich vor Millionen von Jahren
aus Resten von Pflanzen gebildet. Erdöl und
Erdgas entstanden aus großen Massen von
abgestorbenen kleinsten Tieren und Pflanzen. Außerdem wird Uran aus der Erde gewonnen, das in Kernkraftwerken eingesetzt
wird. Alle diese Energiequellen sind irgendwann aufgebraucht.
Auch aus der Sonnenstrahlung, dem Wind
und der Wasserkraft kann man nutzbare Energie gewinnen. Mit Hilfe von Solardächern,
Windparks und Wasserkraftwerken wird
Strom erzeugt. So wird die Stromversorgung
ergänzt. Ersetzen können diese Energien
Kohle, Öl und Gas aber nicht, dazu ist die
erzeugte Strommenge viel zu gering.
Kohle ist also sehr wichtig für die Stromerzeugung in Deutschland. Früher wurde sehr
viel Kohle gebraucht, um Maschinen anzutreiben und Wohnungen zu beheizen. Aber in der
Kohle steckt noch mehr.
Aus Kohle werden auch Koks und Briketts
gemacht. Koks benötigt man, um Stahl zu
erzeugen und Briketts kann man zum Heizen
benutzen. Farben, Kunststoffe und Medikamente können aus Kohle und Erdöl hergestellt werden.
Doch der Strom ist für uns das wichtigste
Produkt. In der Industrie und in unseren
Haushalten wird er eingesetzt, um Licht und
Wärme zu erzeugen und Maschinen anzutreiben.
5
Du kannst es den Steinzeitmenschen
nachmachen und selbst versuchen, mit Hölzern Feuer
zu machen. Dazu benötigst du zwei trockene Brettchen,
einen runden Stab und ein langes Band. Das wird um den Stab
gewickelt. Nun zieht einer abwechselnd an den beiden Bandenden,
damit sich der Stab dreht, während ein Zweiter das obere Brettchen
festdrückt. Bald wirst du feststellen, dass durch das Reiben
und Drücken Hitze entsteht. Mit viel Ausdauer und Geschick
beginnt es zwischen den Brettchen
zu kokeln.
Das solltest du aber nur mit einem
Erwachsenen zusammen machen –
und nicht im Wohnzimmer!
Ohne Sonne geht gar nichts
Unsere Sonne ist die älteste Energiequelle.
Ohne sie wäre Leben auf der Erde nicht möglich. Bis die Steinzeitmenschen vor vielleicht
400.000 Jahren lernten Feuer zu machen,
war die Sonne ihre einzige Licht- und Wärmequelle.
Mit dem Feuer konnten sich die Menschen
seitdem vor Kälte schützen. Sie konnten ihre
Nahrung nun kochen oder braten. Durch den
Lichtschein des Feuers konnten sie auch
nach Sonnenuntergang noch arbeiten.
6
Schon vor 10.000 Jahren nutzten die Steinzeitmenschen das Feuer auch zur Arbeitserleichterung. Sie erhitzten Kalkgestein sehr
stark und gossen dann kaltes Wasser darüber. Die Steine zersprangen, und der im Kalkstein enthaltene Feuerstein wurde freigelegt.
Aus dem Feuerstein sind dann Waffen und
Werkzeuge hergestellt worden.
Info: Feuerstein
Mit Feuerstein kann man auch Feuer
machen. Wenn die Steine aneinandergeschlagen werden, entstehen Funken.
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Später haben die Menschen häufig Tiere genutzt, um sich ihre Arbeit zu erleichtern. So
wurden zum Beispiel Ochsen vor einen Pflug
gespannt.
Doch auch durch menschliche Muskelkraft
allein wurden beeindruckende Dinge geschaffen. Unzählige Arbeiter haben Pyramiden,
Brücken und Paläste gebaut.
Gleichzeitig haben die Menschen schon seit
langem Wind- und Wasserkraft genutzt. So
gab es vor 2000 Jahren Wasserräder als
Schöpfvorrichtung. Inder, Ägypter und Chinesen nutzten sie zur Bewässerung ihrer Felder.
Bereits vor über 1000 Jahren gab es in
Persien, dem heutigen Iran, Windmühlen.
Segelschiffe nutzten schon vorher auf
allen Meeren die Windenergie.
Mit der Erfindung der Dampfmaschinen in
England um 1765 brach ein neues Zeitalter
an. Diese Maschinen wurden mit Steinkohle
befeuert und erleichterten die Arbeit des
Menschen erheblich.
Um 1900 begann eine weitere gewaltige industrielle Entwicklung. Die Stromerzeugung
war erfunden worden und schon wenige Jahre später wurde in großen Kraftwerken Kohle
in Strom umgewandelt. Seitdem können wir
jeden Morgen sagen: Licht an!
Heute
Altertum
Steinzeit
7
Wie kam die Kohle in die Erde?
Deutschland heute
Deutschland in der
Kreidezeit
Deutschland lag einmal am Äquator.
Das ist kaum vorstellbar, aber wahr – allerdings
war das vor rund 300 Millionen Jahren!
Die Kontinente haben seitdem ihre Form und Lage stetig
verändert. Sie wandern immer noch, vier bis zehn Zentimeter im Jahr – so schnell wie Fingernägel wachsen.
Wie sich die Lage Deutschlands im Laufe der Zeit
verschoben hat, kann man auf den
Karten sehen.
Deutschland in der Karbonzeit
Info: Tiere
im Karbon
Äquator
8
Die Libelle „Meganeura monyi“ lebte im Karbon und war mit 75 cm
Flügelspannweite eines der größten Insekten aller Zeiten.
Amphibien und Lurche sind Tiere, die als Larven meistens im Wasser
leben und nach einer Umwandlung später auch an Land leben können.
Sie leben häufig in der Nähe von Gewässern, so auch der Frosch.
Reptilien sind Wirbeltiere, die sich an Land
kriechend fortbewegen. Das Krokodil gehört dazu.
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Geologische Zeittafel
Heute
Quartär
Mammut
vor 2,5 Millionen Jahren
Tertiär
Krokodil
vor 65 Millionen Jahren
Kreide
Ammonit
vor 140 Millionen Jahren
Jura
Flugsaurier
vor 210 Millionen Jahren
Trias
Landsaurier
vor 250 Millionen Jahren
Perm
Fischsaurier
vor 295 Millionen Jahren
Karbon
Tausendfüßler
vor 360 Millionen Jahre
Im Zoo waren sicher alle schon einmal –
auch im Tropenhaus, wo exotische Tiere in
sehr warmer und feuchter Luft leben. Auch
ungewöhnliche Pflanzen wachsen hier.
So muss man sich das Klima vorstellen, das
in Deutschland vor rund 300 Millionen Jahren
geherrscht hat: warm und feucht.
Damals lebten zahlreiche Insektenarten,
auch die Vorfahren der heutigen Libellen.
Dinosaurier gab es noch nicht.
Es war die Zeit der Amphibien und Lurche.
An Land traten die ersten Reptilien auf, die
Ähnlichkeiten mit den heutigen Krokodilen
hat ten. In den Meeren wimmelte es von
Fischen.
9
So stellen sich
die Geologen den
„Steinkohlenwald” vor.
Stell dir einmal
folgende Situation in deiner
Turnhalle vor: Der stärkste Junge
aus deiner Klasse legt sich flach auf den
Boden. Er soll die abgestorbenen Pflanzen
darstellen. Darüber kommt eine Turnmatte, das soll
der Sand sein, der die Pflanzenschicht abdeckt. Dann
legt sich wieder ein Schüler darauf, der auch mit
einer Matte abgedeckt wird. Noch weitere und
schon wirst du hören: „Hört auf, wir werden ganz
platt gedrückt und warm ist uns auch.“
Die tropischen Sumpfwälder am Äquator
wurden immer wieder von Wasser überflutet.
Die Wurzeln verfaulten, so dass die Bäume
abstarben und schließlich umstürzten.
Meer und Flüsse brachten Sand und Ton in
das überschwemmte Gebiet und bedeckten
damit die abgestorbenen Pflanzen. Luft kam
hier nicht mehr dran. Die Pflanzenteile verfaulten nicht mehr, sondern wurden zu Torf.
Der Torf und die Ton- und Sandschichten
kamen wie bei einem Sandwich übereinander zu liegen. Dieser Vorgang wiederholte
sich mehrere hundert Mal. Dadurch wurden
die Schichten immer stärker zusammengedrückt und das Wasser heraus gepresst. Die
Torfschicht wird nun Flöz genannt. (1)
Die Flözbildung im Karbon
Torfflöz
Ton
Grundgebirge
10
1
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Hier bildet sich
heute Torf.
Der Torf wurde immer fester und in der Tiefe
auch immer wärmer. Denn die Temperatur
der Erde nimmt zur Tiefe hin zu. Das waren
ideale Bedingungen für die Kohleentstehung.
Aus dem Torf wurde so über Jahrmillionen
Braunkohle. (2,3)
Später wurde daraus Steinkohle, die heute in
vielen hundert Metern Tiefe lagert. (4)
Braunkohle
Info: Karbon
Diese Zeit, in der die Kohle entstand,
nennt man Karbon nach dem lateinischen Wort „carbo“ für Kohle.
Steinkohle
Flöz E
Wasser
Sand
Torfflöz
braunkohleartiges Flöz
Ton
Sand (Sandstein)
braunkohleartiges Flöz
Ton (Schieferton)
2
3
Flöz D
Flöz C
Steinkohleflöz B
Flöz A
4
11
Kräfte in der Erde haben diese Schichten
später zusammen geschoben, gefaltet, gebrochen und schief gestellt. So entstand in
Mitteleuropa am Ende der Karbonzeit ein Gebirge. (5)
Deutschland wanderte weiter nach Norden.
In der Folgezeit wurde das Klima heiß und
trocken, Flüsse und Seen trockneten aus.
Das Gebirge wurde durch Wind und Wasser
wieder abgetragen. (6)
Die Reise Deutschlands ging immer weiter Richtung Norden. In der Kreidezeit war
das Klima bei uns wie heute am Mittelmeer.
Dinosaurier besiedelten das Land, riesige
Tintenfische mit schneckenartigem Gehäuse,
die so genannten Ammoniten, die Meere.
Sandstein
Kohleflöz
Schieferton
In dieser Zeit senkte sich der Norden des heutigen Europas, und das Meer überschwemmte diesen Bereich. Der Strand dieses Kreidemeeres lag im Süden des Ruhrgebiets.
Im Münsterland lagerten sich in der Kreidezeit bis zu 1000 m dicke Schichten aus Kalk,
Sand und Ton ab. Da diese wie eine Decke
über den alten Gebirgsresten aus der Karbonzeit liegen, nennt man sie auch Deckgebirge. Darunter liegt die Kohle. (7)
Steinbruchwand im Muttental
Faltung am Ende des Karbon
Abtragung im Perm
Überdeckung in der Kreide
Flö
z
Flö
E
z
Flö
z D
C
Wasser
12
Deckgebirge
5
6
zB
Flö
zA
Flö
F
Flölöz
z D
C
zB
Flö
zA
Flö
Flö
Flö z D
z
C
zB
Flö
zA
Flö
7
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Steine mit Pflanzen- oder
Schalenabdrücken sehen wunderschön aus.
Man kann sie in Bergbau- oder Naturkundemuseen
anschauen. Solch ein Kunstwerk der Natur kannst du mit
einem Stück Ton, Knete oder Gips und Blättern, Muschelschalen oder Schneckengehäusen auch nachmachen.
Dein Werk ist natürlich nicht so alt wie das im Museum,
aber sicher genau so schön.
Die Bergleute müssen deshalb auch erst
einen Schacht durch dieses Deckgebirge
treiben, bis sie die Kohlenflöze abbauen können.
An der Ruhr im Süden des Ruhrgebiets kommen die Kohlenschichten dagegen bis an die
Oberfläche. Der Bergmann sagt dann:
„Die Kohle streicht aus.“ (8)
Farnabdruck
aus dem Karbon
Farn heute
Norden
Süden
F
Fl l.D
.C
1. Sohle
2. Sohle
8
zB
Flö
zA
Flö
Info: Fossilien
Steinkohlenabbau heute
Spuren aus der Zeit der Kohleentstehung findet man heute
noch als Fossilien. Das sind die versteinerten Reste von Tieren
und Pflanzen. Häufig sind nur die Abdrücke von den harten Pflanzen
oder Schalenteile erhalten geblieben. Die meisten Fossilien findet
man in Gesteinen, die früher einmal vom Wasser bedeckt waren.
Wissenschaftler können die Entwicklung des Lebens auf der
Erde erklären, indem sie die versteinerten Tiere und Pflanzen genau
untersuchen. Mit Hilfe von Fossilien kann so die Erdgeschichte in
einzelne geologische Zeitabschnitte (zum Beispiel Karbon oder
Kreide) gegliedert werden.
13
Die Kohle kommt ans Tageslicht
Moderne Steinkohlenbergwerke in Deutschland
HB
HH
H
D
MZ
SB
SN
MD
P
B
Ruhrrevier
Marl
Dinslaken
KampLintfort
Hamm
r
Ruh
Saarrevier
Osnabrück
Saarlouis
S
e
Lipp
Recklinghausen
Gelsenkirchen
Herne Dortmund
Bottrop
Duisburg
Bochum
Essen
DD
EF
WI
hr
Ru
KI
Sa
ar
M
Saarbrücken
Ibbenbüren
Bergwerke
Bergwerke,
die bis 2012/13
stillgelegt
werden sollen
Nun wollen wir mal sehen,
wie die Kohle abgebaut wird.
Das kann man sich am besten vorstellen,
wenn man den Tagesablauf eines
Bergmanns verfolgt. Du erfährst auch,
was es mit meiner Kleidung auf sich hat.
Die ist sehr praktisch und schützt
mich bei der Arbeit.
Im Jahr 2009 arbeiteten in Deutschland rund
27.000 Menschen in sechs Bergwerken im
Ruhrgebiet, im Saarland und in Ibbenbüren.
Sie förderten 14 Millionen Tonnen Steinkohle, die an Kraftwerke und die Stahlindustrie
geliefert wurden.
➂
➀ Förderturm (Kohleförderung)
➀
➁
➁ F ördergerüst
(Material; Bergleute)
➂ Kohlenaufbereitung
➃
➄
14
➃ Kaue und Verwaltung
➄ Materiallager
Luftaufnahme des Bergwerks
Auguste Victoria in Marl
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Frühmorgens:
Auf dem Bergwerk
Umziehen in
der Schwarzkaue
Die anstehende Arbeit
wird besprochen
Schichtbeginn:
Einfahrt in die Grube
Transport mit der Bahn zum
Arbeitsplatz
Der eine Bergmann arbeitet im Streb…
… ein anderer
arbeitet im
Streckenvortrieb
Schichtende: Ausfahrt
15
Von Kopf bis Fuß
Auf seinem Weg zur Arbeit wird noch niemand
den Bergmann an der Kleidung erkennen. In
der Weißkaue, so nennt man den großen
Umkleideraum auf dem Bergwerk, zieht der
Bergmann seine Straßenkleidung aus.
Schränke gibt es hier nicht. Die private Kleidung wird an einen Haken gehängt und mit
einer langen Kette an die Kauendecke hochgezogen. Die Kette wird mit einem Schloss
gesichert.
Dann geht er nebenan in die Schwarzkaue.
Die heißt so, weil die Bergleute hier ihre Arbeitskleidung, die vom Kohlenstaub häufig
schwarz ist, anziehen.
Schwarzkaue
16
Die Kopflampe mit dem Akku
und den Filter-Selbstretter gibt es in der
Lampenstube. Hier werden nach der Arbeit
auch die Akkus wieder aufgeladen.
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Nach der Schicht legen sie hier ihre Arbeitskleidung auch wieder ab und ziehen sie zum
Lüften unter die Decke. Dann gehen sie in die
Dusche. Die liegt zwischen der Schwarz- und
Weißkaue. So kommt die saubere Kleidung
nicht mit Kohlenstaub in Berührung.
Schutzhelm
mit Kopflampe
Schutzbrille
Zunächst zieht der Bergmann natürlich Unterwäsche, Arbeitssocken, Hose, Hemd, Jacke und ein Halstuch an. Dann folgt die Sicherheitsausrüstung: Sicherheitsschuhe mit
Stahlkappe, Schienbeinschoner, Schutzbrille,
Handschuhe, Helm, Kopflampe mit Akku,
Ohrenstöpsel, Staubschutzmaske und der
Filter-Selbstretter für Notfälle.
Gehörschutz
Staubschutzmaske
Akku
Info: Sicherheit
Der Filter-Selbstretter ist eine Atemschutzmaske. Er ist wichtig, obwohl die
meisten Bergleute ihn noch nie benutzt
haben. Sollte es unter Tage doch mal
brennen, so kann der Bergmann damit
weiteratmen und zum Schacht kommen.
FilterSelbstretter
Schutzhandschuhe
Schienbeinschoner
Sicherheitsschuhe mit
Stahlkappen
17
Ein Blick in die Grubenwarte
Alles, was unter Tage geschieht, wird über
Tage überwacht. In der Grubenwarte sitzen
die Mitarbeiter vor Bildschirmen. Mit einem
Blick können sie feststellen, ob die Maschinen arbeiten oder still stehen. Maschinenschäden werden sofort angezeigt.
Hier können die aktuellen Fördermengen abgelesen, der Stand des Grubenwassers gemessen und die Zusammensetzung der Luft
unter Tage überprüft werden.
Die Frischluftzufuhr kann von hier genau so
gesteuert werden wie die gesamte Stromversorgung und der Zugverkehr. Außerdem
kann der Grubenwart per Sprechfunk jederzeit mit den Bergleuten vor Ort Kontakt aufnehmen, wenn es Probleme gibt.
18
Aber nicht nur die Kontrolle geschieht von
oben, sogar die Maschinen wie der Walzenschrämlader und die Förderbänder werden
von über Tage gesteuert. Das macht die Arbeit für die Bergleute unter Tage leichter.
Bevor es nun endlich zum Schacht geht,
wird jeder Bergmann an einer Zeitschranke
erfasst.
Dieses System gibt genau Auskunft, wer sich
gerade unter Tage befindet. Nach der Arbeit
kommen die Bergleute wieder an der Zeitschranke vorbei und melden sich ab.
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Info: Sicherheit
An der Hängebank
ACHTUNG:
Rauchen am Arbeitsplatz unter Tage ist strengstens verboten. Aber
auch Uhren mit Batteriebetrieb, Feuerzeuge oder Handys dürfen auf
keinen Fall mitgenommen werden. Durch solche Geräte, die nicht
speziell für den Einsatz im Bergbau ausgerüstet sind, könnten
Funken eine Gasexplosion auslösen - und das ist lebensgefährlich!
Die Geschwindigkeit eines Autos
wird in Kilometer pro Stunde berechnet.
Wie schnell ist der Förderkorb?
Kannst du das ausrechnen?
An der Hängebank
Den Eingang in die Tiefe markiert das Fördergerüst. Unter diesem Wahrzeichen eines
Bergwerks befindet sich der Schacht. Der
Förderkorb mit mehreren „Etagen“ hängt an
einem starken Stahlseil, das über eine riesige Seilscheibe geführt wird.
Die Bergleute sammeln sich in der Schachthalle für die Grubenfahrt. Mit einer Geschwindigkeit von acht bis zehn Metern pro Sekunde
geht es dann abwärts, oft über 1000 Meter
tief.
19
Strecke? Streb?
Was ist eigentlich was, werdet
ihr euch fragen. Also, von einer
Strecke spricht der Bergmann, wenn
er die Tunnel meint. Der Streb ist
dagegen der eigentliche Abbauraum der
Kohle. In dem Blockbild auf der
Rückseite dieses Heftes kannst du
den Weg des Bergmanns zum
Streb verfolgen.
Unter Tage
Angekommen. In der Bergmannssprache
heißt diese Stelle, wo die Strecke am Schacht
ankommt, Füllort. Denn hier wurde früher die
abgebaute Kohle zum Transport nach über
Tage verladen.
Hier sieht es kaum anders aus als in einem
modernen U-Bahnhof. Groß und gut ausgeleuchtet ist es, und es fahren tatsächlich
Züge. Sogar feste Fahrpläne gibt es.
Bis zum Arbeitsplatz haben die Bergleute
noch ein paar Eisenbahn-Kilometer vor sich.
Die Züge transportieren Bergleute und Material zum Streb, wo die Kohle abgebaut wird.
Bis zu sieben Meter breit und über fünf Meter hoch sind die Tunnel, durch die die Züge
fahren. Spezielle Vortriebsmaschinen graben
sich wie riesige Bohrer durch den Berg, um
diese Strecken anzulegen.
Auch mit Sprengstoff wird dabei gearbeitet. Dazu werden Löcher ins Gestein gebohrt und mit Sprengstoff gefüllt. Der wird
20
Streckenvortriebsmaschine
dann gezündet. Die lockeren Gesteinsbrocken werden mit Seitenkippladern auf ein
Transportband geladen.
Anschließend muss dieser Hohlraum gegen
herabfallendes Gestein gesichert werden.
Dazu werden zunächst Löcher ins Gestein
gebohrt, in die man Eisenstangen schiebt.
Diese werden im Gestein verklebt und mit
einem Stahlgitter verschraubt. Dieses Korsett nennt man Ankerausbau, weil es im
Berg verankert ist. Häufig nutzt man auch
Stahlbögen, die das Gestein abstützen.
1. Teil Hier werden die Löcher
für die Anker gebohrt.
Von den Ankern selbst
sieht man anschließend nur
noch die Verschraubung.
Erst ein System aus zwei Schächten macht
die Bewetterung möglich. Durch den Einziehschacht gelangt frische Luft in die Tiefe,
durch den Ausziehschacht wird die warme,
verbrauchte Luft nach oben geleitet.
Info: Wetterführung
Unter Tage weht immer eine frische Brise.
Wetter nennt das der Bergmann. Frische Luft
ist wichtig in dieser Tiefe. Denn je tiefer man
in die Erde eindringt, umso wärmer wird es:
Alle 100 Meter um etwa drei Grad. So hat
das Gestein in 1000 Metern Tiefe eine Temperatur von 45 Grad und mehr. Viel zu warm
zum Arbeiten. Durch die frische Luft und mit
Kühlmaschinen werden die Wetter gekühlt.
Ausziehschacht
Einziehschacht
Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Damit die Luft zirkulieren kann, saugen die
Lüfter, die am Ausziehschacht angebracht
sind, bis zu 26.000 Kubikmeter Luft in jeder
Minute an.
Auch in entfernten Winkeln müssen die Bergleute noch genügend Frischluft bekommen.
Deshalb wird dort die Luft mit Ventilatoren
durch große Kunststoffschläuche geblasen.
Sechs Kubikmeter Frischluft in der Minute
werden pro Mann gerechnet.
Das ist hundert Mal mehr, als ein Bergmann
zum Atmen braucht. Und dennoch wird ihm
warm bei der Arbeit.
21
Die Luft wird aber noch zu etwas anderem
benötigt: In der Kohle sind kleine Mengen
Grubengas (Methan) enthalten. Das hat sich
bei der Entstehung der Kohle entwickelt. Die
frische Luft verdünnt das Grubengas, denn in
einer bestimmten Konzentration in der Luft
könnte das Grubengas explodieren.
Deshalb wird in deutschen Steinkohlenbergwerken die Gaskonzentration ständig gemessen. Sind unter Tage die Werte zu hoch,
wird der Strom automatisch abgeschaltet.
Die Maschinen stehen dann still. Die Zufuhr
von frischer Luft wird sofort erhöht, bis die
Werte wieder normal sind. Dann kann der
Strom wieder angeschaltet werden. Außerdem werden vor dem Abbau der Kohle die
Flöze angebohrt und vorhandenes Grubengas abgesaugt. Durch diese Vorbeugung hat
es in Deutschland zum Glück schon lange
kein großes Grubenunglück mehr gegeben.
Vorbereitung zur Gasabsaugung
22
Computer unter Tage
An einem Computer kann der Bergmann unter Tage
alle wichtigen Daten abrufen. Auch über das Internet
kann er mit dem Service eines Maschinenherstellers
Kontakt aufnehmen.
Früher
war man schon froh, wenn
das Grubengas keinen Schaden
mehr anrichten konnte. Heute ist es
sogar nützlich. Es wird gesammelt,
nach über Tage geleitet und kann wie das Erdgas - zur Wärme- und
Stromerzeugung eingesetzt
werden.
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Jetzt wird es lauter. Im Streb ist ein Walzenschrämlader in Aktion. Diese 20 Tonnen
schwere Maschine fährt an dem Kohlenflöz
entlang.
Einschienenhängebahn
Von der Haltestelle des Zuges gehen die
Bergleute zu Fuß weiter - auch das nennt
der Bergmann „fahren“! Auf dem Weg zum
Kohlenstreb kommt ihnen eine EinschienenHängebahn entgegen.
Gleise können auf dem unebenen Boden
der Strecken nicht verlegt werden. Deshalb
wird eine Schiene an der Streckendecke aufgehängt. Mit der Hängebahn wird vor allem
Material bis vor Ort befördert. Es gibt sogar
schon automatisch fahrende Hängebahnen.
Von der Strecke gelangt man in den Streb.
Hier ist es deutlich wärmer und feuchter als
am Füllort. Dunkler und enger ist es auch.
Dabei brechen zwei sich drehende Walzen
die Kohle los. Ferngesteuert von einem
Bergmann erledigen sie, was in früheren
Zeiten viele Bergleute in Schwerstarbeit
schafften.
Mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern
in einer Minute fährt der Walzenschrämlader.
Zahlreiche Düsen sprühen Wasser auf die
Kohle, damit es nicht so staubt. Hin und her
fährt der Schrämlader und löst jedes Mal 80
Zentimeter von der Kohleschicht aus dem
Berg.
Die Kohle fällt in eine Stahlrinne. An Ketten
befestigte Stege schieben sie bis zur Strecke. Dort wird sie dann auf einem Förderband abtransportiert.
Walzenschrämlader
23
Die Bergleute, die den Abbau kontrollieren,
tragen Staubmasken und Schutzbrillen. Sie
stehen im Streb. Dort sind sie durch Stahlplatten vor herabfallendem Gestein geschützt.
Diese Schilde stehen dicht nebeneinander.
Sie rücken automatisch nach, je weiter sich
der Walzenschrämlader vorgearbeitet hat.
Schritt für Schritt. Hinter den Schilden, da
wo die Kohle bereits abgebaut worden ist,
bricht das Gestein von oben nach. Doch die
Bergleute stehen sicher unter dem stählernen Dach.
Der Walzenschrämlader wird nur eingesetzt,
wenn das Kohlenflöz mächtig genug ist.
Wenn die Kohleschicht dünner ist, kommt
der Kohlehobel zum Einsatz. Der saust mit
einer Geschwindigkeit von 30 bis 90 Meter
pro Minute am Flöz entlang und trägt jedes
Mal bis zu zehn Zentimeter Kohle ab.
Die Kohle und das Gestein werden von Transportbändern bis zum Füllort gebracht, meist
über viele Kilometer.
Um das Gebirge abzustützen,
braucht man einen Schild. Richtig: Es heißt hier
der Schild, so wie der Schild des Ritters. Schließlich
ist es kein Verkehrsschild. Für den Nicht-Bergmann
ist die Bergmannssprache schon schwierig. Und ein
Flöz ist nicht dick, sondern mächtig. Es befindet
sich auch nicht in 1000 m Tiefe,
sondern Teufe.
Hier wird gerade ein Schildausbau in einem sehr mächtigen Streb eingerichtet.
24
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Kohlehobel
Bandanlage
Füllort
Am Füllort wird das Material unterirdisch in
einem Kohlenbunker gesammelt. Aus diesem
Bunker wird die Kohle automatisch in große
Behälter gefüllt. Die werden Skips genannt.
Mit ihnen kommt die Kohle Millionen Jahre
nach ihrer Entstehung ans Tageslicht.
Füllort
Info: Skip
Skip ist das englische Wort für ein geschlossenes
Fördergefäß aus Stahl, das ungefähr 17 Meter
hoch, 3,50 Meter lang und 2 Meter breit ist.
Transportband
Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 km
pro Stunde rasen zwei Skips über 30-mal in der
Stunde durch den Schacht von der Oberfläche
zum Füllort und zurück – vollautomatisch.
Kohlenbunker
Skip
Wenn der eine Skip unten ist, ist der andere oben.
So werden bis zu 1000 Tonnen Kohle in der Stunde gefördert.
25
Die Kohle ist über Tage
Was die Skips ans Tageslicht befördern, ist
nur zur Hälfte reine Steinkohle. Die andere
Hälfte ist Gestein. Genauer gesagt Sandstein
oder Tonschiefer.
Denn zwischen diesen Gesteinen lagert die
Kohle in den Flözen. Und wenn der Walzenschrämlader oder der Kohlehobel die Kohle
aus dem Flöz löst, wird auch viel von diesem
Gestein mitgenommen. Der Bergmann nennt
das Berge.
Als die Bergleute noch mit Schlägel und Eisen und später mit dem Presslufthammer
arbeiteten, war das anders. Da haben sie die
dicken Gesteinsbrocken gleich vor Ort aussortiert und unter Tage gelassen.
Dafür schaffen die modernen Maschinen
heutzutage aber viel mehr in einer Schicht
als die Bergleute früher. An einem normalen
Arbeitstag werden pro Bergmann heute rund
7000 Kilogramm Kohle gefördert. Vor 50
Jahren waren es noch 1500 Kilogramm.
Transportbänder bringen die Kohle vom Kohlenbunker am Förderschacht in eine riesige
Kohlenmischhalle. Sie sieht fast aus wie ein
Ufo, das auf dem Zechengelände gelandet
ist.
Hier wird die Kohle aufgeschüttet und gemischt. Das macht man, um eine gleichmäßige Qualität der Kohle zu erreichen.
Dann wird sie über ein Band zur Aufbereitungsanlage befördert. Dort trennt eine
Siebmaschine die Ladung nach der Größe in
verschiedene Gruppen, vom dicken Brocken
bis zum feinen Kohlenstaub. Und hier wird
tatsächlich gewaschen.
26
Kohlensieberei
Kohlenmischhalle
1. Teil Nun glaub mal nicht,
dass die Bergleute mit Seife an der Kohle
herumschrubben. Aber sauber getrennt wird
die Kohle schon, denn das mitgeförderte
Gestein wird hier aussortiert.
Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
In der Kohlenwäsche wird nämlich die Kohle
vom Gestein getrennt. Das ist ziemlich einfach, weil die Kohle etwas leichter ist als das
Gestein.
So hilft ein sprudelndes Wasserbad, die Materialien zu trennen. Bei der Auf- und Abbewegung der Teilchen im Wasser werden die
leichteren Kohlenstücke etwas weiter nach
oben getrieben, die schweren Gesteinsteilchen sinken zu Boden.
Die Kohle wird an der Wasseroberfläche abgeschöpft, der Sandstein und der Tonschiefer bleiben am Boden. Jetzt muss die Kohle
nur noch getrocknet werden, dann ist sie fertig für den Verkauf.
Und was macht man
mit dem Sandstein und dem Tonschiefer,
fragst du dich jetzt bestimmt.
Das Bergematerial, so sagen wir Bergleute
dazu, wird nun wirklich zu Bergen.
Aufgeschüttet bildet das Gestein aus der Erde
nun Berge über Tage. Wie schön die sein
können, das erfährst du
auf den Seiten 55- 57.
27
Förderung
Rohkohle
Aufbereitung
aufbereitete
Haushalt und Industrie
Wärme
Kraft- und Heizwerke
Baustoffe
Fernwärme
Der Einsatz
deutscher Steinkohle
1980
28
Kraftwerke42%
Stahlindustrie40%
Wärmeerzeugung9%
Andere Verwendung 9%
2009
Kraftwerke77%
Stahlindustrie20%
Wärmeerzeugung3%
Strom
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Straßen, Dämme
Berge
Grünanlagen
Steinkohle
Hüttenwerke
Kokereien
Vergasungsund Hydrieranlagen
Koks
Eisen und Stahl
Industriegas
Dünger
Chemische Produkte
Heizgas
Treibstoff
Die Kohle ist ein wichtiger und vielseitiger Rohstoff
Die Absatzstruktur der deutschen Steinkohle
hat sich in den zurückliegenden Jahren erheblich verändert. Heute wird die meiste Kohle
an Kraftwerke verkauft. Aus Kohle kann man
aber noch mehr als Strom und Koks machen.
Chemische Produkte und Treibstoffe werden heute zumeist nicht aus Kohle, sondern
aus Erdöl hergestellt. Wird es teurer, so wird
sich der Einsatz der Kohle vielleicht wieder
ändern.
29
Strom: Energie, die aus der Kohle kommt
Strom gehört für uns zum täglichen Leben.
Ganz selbstverständlich. Er ist immer da und
wird auch jederzeit gebraucht. Zum Kochen,
Heizen, Musik hören...
Die Steinkohle sorgt mit dafür, dass immer
genügend Strom aus der Steckdose kommt.
In Kohlekraftwerken wird die Kohle in Strom
umgewandelt. Dazu braucht man, neben der
Kohle unter anderem auch Wasser.
Kohlekraftwerke sind die größten Kunden der
Bergwerke. Von 10 t geförderter Steinkohle
werden rund 8 t in Strom umgewandelt. Per
Bahn oder Schiff wird die Kohle angeliefert.
Am Kraftwerk wird die Kohle zunächst auf
den Lagerplatz geschüttet und noch einmal
gemischt. Von dort geht es über ein Transportband in die Kohlemühle. Hier wird die
Kohle zu feinem Kohlenstaub gemahlen.
Mit vorgewärmter Luft wird dieser schwarze
Staub dann in die Brennkammern eines riesigen Heizkessels geblasen.
Bei einer Temperatur von 1300 °C wird der
Kohlenstaub dort verbrannt. Die heißen Gase,
die dabei entstehen, erhitzen das Wasser in
einem Leitungssystem. Dadurch verdampft
das Wasser.
Schornstein
Wasserdampf
Kesselhaus
Abgasreinigung
Steuerwarte und
Verwaltung
Kühlturm
Kanal-Hafen
Transportbänder
Kohlenmischlager
Strommast
Steinkohlenkraftwerk Bergkamen
30
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Strom
Rauchgas
Dampf
Turbine
Wasser
Filter
Kohle
Schornstein
Luft
Generator
Luft
Heizkessel
Kondensator
Wasser
Kühlturm
Die Kohle wird zunächst in Wärmeenergie umgewandelt. Das Wasser im Leitungssystem
wird zum Sieden gebracht und verdampft. Dieser Dampf treibt eine Turbine an. Die
Wärmeenergie wird dabei in Bewegungsenergie umgewandelt. Der Generator erzeugt
schließlich elektrische Energie – den Strom.
Info: Energieumwandlung
Um das Prinzip des
Wasserkreislaufs im Kraftwerk
zu verstehen, kannst du auch mal
Dampf machen – aber nur mit deinem
Lehrer oder den Eltern! Dazu brauchst
du eine Kochplatte, einen Topf mit Wasser,
ein Backblech, einige Eiswürfel und natürlich
Handschuhe. Nun erhitzt du das Wasser, bis es
heftig kocht. In einem Abstand von etwa 40
Zentimetern hälst du dann das Blech mit
den Eiswürfeln über den Topf. Du wirst feststellen, dass der aufsteigende Dampf an der
Unterseite des Backblechs kondensiert: Es
bilden sich Tropfen, die zurück in den
Topf fallen. Genauso funktioniert
es im Großen auch im
Kondensator.
31
Ein kleines Kraftwerk hat
jeder Radfahrer an seinem Fahrrad, den Dynamo.
Der besteht aus einem Antriebsrad, einem Magneten
und einer Spule. Wenn man bei Dunkelheit nun kräftig
in die Pedale tritt, dreht das Antriebsrad vom Dynamo
einen Magneten in einer Spule aus Kupferdraht. Mehr
ist nicht notwendig, um Strom fließen zu lassen.
Die Lampe leuchtet auf, solange du
trampelst.
Antriebsrad
Spule
Magnet
Stromkabel
Bei modernen Fahrrädern ist
der Dynamo nicht mehr sichtbar,
er ist in der Radnabe eingebaut.
Der Dampf in den Rohren ist über 500 °C
heiß und steht unter hohem Druck. Damit
treibt er eine Turbine an, die sich etwa 3000
Mal in der Minute dreht.
Diese Turbine ist mit einem Generator gekoppelt. Dort dreht sich ein Magnet in einer
elektrischen Spule und erzeugt auf diese
Weise Strom.
Nachdem der Dampf in der Turbine ganze
Arbeit geleistet hat, muss er im Kondensator abgekühlt werden. Der noch heiße Dampf
trifft dort auf ein Rohrsystem, durch das
kaltes Wasser vom Kühlturm geleitet wird.
Hier ist eine Turbine
geöffnet worden,
um sie zu prüfen.
32
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Der Dampf kondensiert an den Rohren. Aus
Wasserdampf wird Wasser, das zurück in
den Heizkessel geleitet wird. Dort wird wieder Wasserdampf erzeugt. Der Kreislauf des
Wassers ist geschlossen.
Ein zweiter Wasserkreislauf geht vom Kühlturm zum Kondensator. Dort nimmt er die
Wärme des Wasserdampfes aus dem ersten
Wasserkreislauf auf. Rund 30 °C warm ist
das Wasser, wenn es dann im Kühlturm in die
Höhe gepumpt wird. Von da rieselt es nach
unten und kühlt dabei wieder ab.
Wasserdampf entweicht aber auch nach
oben. Dicke weiße Wolken über den Kühltürmen sind ein typisches Bild. Doch das
meiste Wasser wird zurück in den Kühlkreislauf geleitet.
Bei der Verbrennung der Kohle entsteht auch
Rauchgas. Das wird mit Hilfe modernster
Filtertechnik von Staub und Schadstoffen
gereinigt.
Gipsplattenproduktion
Erst dann lässt man es über hohe Schornsteine in die Luft entweichen. In der Filteranlage bleiben Asche und Gips zurück. Diese
Rückstände bilden die Grundlage für die Herstellung von Bausteinen und Gipsplatten, die
in der Industrie eingesetzt werden.
Info: Klimaschutz
Kg
Steinkohle
Die gereinigten Rauchgase bestehen vorwiegend aus Kohlendioxid.
Dieses Gas wirkt sich auf das Klima aus. Je weniger Kohle für eine
Kilowattstunde Strom benötigt wird, desto umweltschonender ist dies.
In den letzten Jahrzehnten konnte dieser Wirkungsgrad deutlich verbessert
werden, von früher 30 % auf heute schon 45 % – und bald sollen es
50 % oder gar 60 % werden.
2,5
2,0
1,5
So viel Kohle wurde 1950 benötigt,
um 1 Kilowattstunde Strom zu erzeugen.
1,0
0,5
1900
1950
2000
Zukunft
33
Aus Steinkohle wird Koks
Vieles, was wir täglich benutzen, wird aus
Eisen oder Stahl hergestellt. Nicht nur Autos, Motor- und Fahrräder, auch viele Dinge
im Haushalt wie Töpfe und Besteck sind aus
Eisen. Reines Eisen kommt in der Natur aber
nicht vor.
Um es herzustellen, braucht man vor allem
Eisenerz, Schrott und Koks. Das Eisenerz
wird in Hochöfen geschmolzen und zu Eisen
umgewandelt. Und dazu braucht man Koks.
Wasserdampf
Kein Auto ohne Kohle!
Damit ist nicht das Geld gemeint,
das wir ja auch gern so nennen, sondern die
echte Kohle, von der in diesem Heft die Rede ist.
Denn für die Herstellung eines Autos wird viel
Eisen benötigt, und zur Produktion von Eisen
wird Kohle gebraucht. Steinkohle, die zuvor
besonders behandelt worden ist. Sie wird
veredelt und heißt dann Koks.
Koks wird in einer Kokerei aus Kohle hergestellt. Eine Kokerei ist im Prinzip nichts
anderes als eine Reihe von Backöfen für
Kohle.
Diese Öfen sind beeindruckend groß: Sechs
bis sieben Meter hoch, 15 Meter lang und
rund einen halben Meter breit ist jeder Ofen.
Weil 35 bis 40 solcher Öfen nebeneinander
stehen, spricht man von einer Koksofenbatterie.
„Weiße Seite”
(Schau auf
Seite 28/29)
Werkstatt
Koksofenbatterie
Kokskohlenmühlen und -silo
Gasbehälter
Kohlenmischlager
Kokslöschturm
34
„Schwarze Seite“
Kokerei Prosper
in Bottrop
1. Teil Kohle
Kohlesilo
Kohleeinfüllöffnung
Gasreinigung
Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Füllwagen
Löschturm
Gassammelleitung
Koksdrückstange
Koks
Koksofenbatterie
Koksofenkammer
Heizung
Löschwagen
Jeder dieser Öfen fasst etwa 80 Tonnen
Kokskohle. So nennt man die Mischung verschiedener Kohlearten, die zusammen die
optimale Koksgüte ergeben. Die Öfen werden einer nach dem anderen befüllt, damit
sie nie ausgehen.
Bei 350 °C wird die Kohle weich. Bei der weiteren Erhitzung zersetzt sich die Kohle und
es entweicht Gas. Dieses sammelt sich im
oberen Teil des Ofens und wird abgeleitet.
Mit einem Teil des Gases werden die Öfen
beheizt.
Bei 1200 bis 1350 °C wird die Kohle zu Koks
umgewandelt. Nun muss die Kohle im Ofen
noch garen. Das dauert 20 bis 30 Stunden.
Mit der Zeit wird die zum Koks umgewandelte Kohle wieder fest.
Danach ist sie um ein Drittel leichter und hat
ganz viele Poren. Sie besteht jetzt beinahe
aus reinem Kohlenstoff. Nun werden die
seitlichen Ofentüren geöffnet und der „Kokskuchen“ herausgedrückt.
Befüllung des
Löschwagens
Es gibt auch eine „weiße Seite“. So nennt
man den Bereich einer Kokerei, in der das
Koksofengas gereinigt und aufgearbeitet
wird. Die vielen Rohrleitungen und Gasbehälter sehen aus wie eine chemische Fabrik und
das ist es auch.
Aus dem Koksofengas werden viele verschiedene Stoffe gewonnen, die für die chemische
Industrie großen Wert haben. Neben dem
Gas werden Stoffe gewonnen, die z. B. zu
Düngemittel, Farben und vielen chemischen
Produkten weiterverarbeitet werden.
„Weiße Seite“
der Kokerei
Der glühende Koks fällt in einen Löschwagen. Der bringt ihn sofort zum Löschturm,
wo der Koks mit Wasser abgelöscht wird.
Sonst würde er an der Luft verbrennen. Der
Bereich einer Kokerei, wo die Kohle in Koks
umgewandelt wird, heißt „schwarze Seite“.
35
Leuchtendes Europa
Leg doch mal einen
Atlas neben das Satellitenbild.
Welche Länder und Regionen
kannst du zuordnen?
36
Europa leuchtet bei Nacht. Von einem Satelliten ist das gut zu erkennen. Das zeigt, dass
viel Strom gebraucht wird.
1. Teil Aus Kohle
wird Wärme,
Strom und
Stahl
Millionen
Kilowattstunden
700
594
550
600
500
Wind
Erdgas
468
Mineralöl
Kernenergie
400
300
Steinkohle
200
Braunkohle
100
0
Stromerzeugung
in Deutschland
Ein Teil des Stroms wird – das haben wir in den
vorherigen Kapiteln erfahren – aus Steinkohle hergestellt. Doch die allein reicht nicht aus.
Auch Braunkohle, Erdgas und Erdöl, Kernenergie und erneuerbare Energien wie Wasser, Wind und Sonne werden heute genutzt.
Eine bunte Mischung, doch die ist wichtig.
Falls die Lieferung aus einer Quelle mal
Schwierigkeiten machen sollte, gibt es zum
Glück noch die anderen Energiequellen.
Auf die Mischung kommt es also an. Dann
ist unsere Stromversorgung gesichert. Und
die Kohle spielt dabei auch in Zukunft eine
wichtige Rolle – die heimische Kohle, wie
die aus dem Ausland.
In der Vergangenheit ist der Stromverbrauch ständig gestiegen. Das
kann man an der Höhe der
einzelnen Säulen erkennen.
Wasserkraft
und Sonstiges
1980
1990
2009
Und noch etwas sieht man: Der Wind spielt
erst in der Gegenwart eine Rolle. Die Kernenergie soll nur noch als Übergang genutzt
werden bis die erneuerbaren Energien einen Großteil der Stromerzeugung erbringen
können. So steht es im Energiekonzept der
Bundesregierung. Es wäre gut, wenn ein Teil
der dann noch benötigten Kohle aus eigenen
Bergwerken kommt.
Mit einem Gesetz wurde allerdings beschlossen, die Bergwerke in Deutschland,
die auf Geldzuschüsse vom Staat angewiesen sind, bis 2018 zu schließen. Vielleicht
sind aber die Kosten oder die Risiken für
die Einfuhr von Energie aus anderen Ländern dann noch höher als heute schon.
Man kann daher diskutieren, ob es Sinn
macht, Bergwerke auch in Deutschland weiter zu betreiben. Die Bergwerke heute sind
bereits auf dem neuesten technischen Stand
und weltweit die modernsten.
37
2. Teil: Wie das Ruhrgebiet entstand…
Aus Bauern werden Bergleute
Niemand weiß genau, wann der Steinkohlenbergbau an der Ruhr begonnen hat. Ebenso
wenig kennt man den Ort, an dem die Kohle
entdeckt wurde.
Es gibt eine Sage, die erzählt, dass sich ein
Schweinehirte im Muttental bei Witten abends
an einem Feuer gewärmt hat. Am nächsten
Morgen fand er noch glühende Steine in der
Feuerstelle. Das waren Kohlen.
E
Ein Junge, der hier einst seine
Schweine hütete, sah sich nach einer geeigneten
Stelle um, wo er Feuer machen könnte.
Er bemerkte, dass ein Mutterschwein (eine Mutte)
am Fuße eines Baumes ein Loch gewühlt hatte,
das ihm als Feuerstelle passend erschien.
Er trieb die Sau weg und machte Feuer, das sich
merkwürdiger Weise lange hielt.
Selbst am Abend, als er seine Schweine eintrieb,
war das Feuer noch nicht erloschen und
am anderen Tag, als er wieder zu der Stelle kam,
fand er zu seiner Verwunderung eine große Glut,
die sich nicht durch Holz,
sondern durch schwarze Erde hielt.
Zu Hause erzählte er seinem Vater,
wie er im Walde schwarze Steine
gefunden hätte, die eine viel größere
Glut gäben, als das bloße Holz.
Der Vater untersuchte die Stelle,
die nun „Op de Mutte” genannt
wurde und begann, die erste
Steinkohle zu fördern.
38
Diese Sage vom Muttental bei Witten an der Ruhr erzählt man sich
in ähnlicher Form aber auch in anderen alten Bergbaugebieten.
...und sich entwickelte
Mit einiger Sicherheit lässt sich sagen, dass
bereits um das Jahr 1000 an der Ruhr nach
Steinkohle gegraben wurde. Es gibt eine Urkunde aus dem Jahre 1302, die das Recht
erteilte, an der Ruhr bei Dortmund Steinkohle zu brechen.
Schmiede
Info: Herstellung von Holzkohle
Die einzelnen Holzstücke werden zu einem
kegelförmigen Haufen geschichtet und mit
Erde und Rasen abgedeckt. So ein Haufen wird Meiler genannt. Nur durch kleine
Öffnungen im Meiler gelangt Luft unter die
Abdeckung.
Eine Industrie gab es damals noch nicht,
aber Handwerker wie Schmiede, Sattler
und Tischler. Köhler stellten aus dem Holz
der Wälder Holzkohle her, die vor allem die
Schmiede benötigten.
Auch Eisen wurde zunächst mit Holzkohle
aus Erz erschmolzen. Die meisten Menschen
arbeiteten aber in der Landwirtschaft.
Das Ziel ist es, möglichst nicht das Holz,
dafür nur die aus dem erhitzten Holz entweichenden Gase zu verbrennen. An dem
aufsteigenden Rauch kann der Köhler sehen,
ob die Verkohlung gelungen ist. Dann verschließt er die Luftöffnungen und der Meiler
kühlt langsam wieder ab. Die Holzkohle ist
fertig.
Heute gibt es in manchen Waldgebieten
Köhler, die dieses alte Verfahren vorführen.
39
Die Anfänge des Kohleabbaus im Ruhrgebiet
lagen im Tal der Ruhr. Der Fluss hat sich hier
tief in die Gesteinsschichten eingeschnitten.
An den Hängen traten die Steinkohlenflöze
an die Erdoberfläche und konnten leicht gefunden werden.
Zu jener Zeit ist noch nicht täglich Steinkohle
abgebaut worden. Wahrscheinlich haben die
Bauern in den Monaten, in denen sie auf den
Feldern wenig zu tun hatten, nach Kohlen gegraben. So haben sie sich etwas Geld dazu
verdient. Man sprach damals auch noch nicht
von Bergbau, sondern von der „Kohlengräberei.“ Bei der Suche nach neuen Flözen waren
Info: Schlägel und Eisen
Schlägel und Eisen
wurden zum Symbol
für den Bergbau. Schon
im Mittelalter taucht das
Zeichen in vielen Stadtwappen auf.
Peißenberg
Herne
40
Maulwürfe prima „Spürnasen.“ Dort, wo ihre
Hügel schwarz waren, gab es im Untergrund
Kohle.
Das Grundwasser machte den Kohlengräbern die größten Schwierigkeiten. Um die
tiefer in der Erde liegende Kohle erreichen
zu können, wurden vom Tal Stollen bis zur
Kohle gegraben.
Die Stollen hatten ein leichtes Gefälle. So
konnte das Grundwasser abfließen. Später
wurden diese Stollen mit einem Schacht, der
von der Höhe aus im Flöz nach unten führte,
unterirdisch verbunden (siehe auch S. 46).
Schlägel und Eisen waren im frühen Bergbau
die wichtigsten Arbeitsgeräte der Bergleute. Der Schlägel ist ein kurzer Hammer, das
Eisen ein spitzer Meißel mit Griff. Damit konnten die Männer Kohle und Gestein abbauen.
Das kostete viel Kraft, denn allein der Schlägel wog zwischen 1,5 und 2 kg. Damit haben
sich die Bergleute an einem Arbeitstag nur
wenige Zentimeter in den „Berg“ vorarbeiten
können.
Auch heute noch sind Schlägel und
Eisen in manchen Stadtwappen enthalten, so zum Beispiel in St. Andreasberg/Harz, wo Erz abgebaut
wurde, oder in den Bergbaustädten Gelsenkirchen und Herne im
Ruhrgebiet, St. Ingbert im Saarrevier oder Peißenberg in Bayern.
Auch auf Landkarten findet man
das Symbol als Kennzeichnung für
ein Bergwerk. Steht das Zeichen
auf dem Kopf, zeigt es ein stillgelegtes Bergwerk an.
So sieht das Stollenmundloch
der ehemaligen Zeche
Friedlicher Nachbar heute aus
2. Teil Wie das Ruhrgebiet
entstand und
sich entwickelte
Zuerst gruben die Bauern
an den Berghängen und auf den Höhen nach Kohlen.
Wenn das Loch voll Wasser lief, begannen sie daneben neu.
So entstanden ganze Reihen von Gruben, auch Pingen
genannt. Ein anderer Begriff für diese trichterförmigen
Gruben war Pütt. Diesen Ausdruck hört man auch
heute noch oft im Ruhrgebiet.
Die Gruben hießen „Friedlicher Nachbar“,
„Fröhliche Morgensonne“, oder nach den Flözen „Dickebank“ und „Finefrau“. Zahlreiche
Straßennamen im Ruhrgebiet erinnern daran.
Der Bedarf an Brennstoffen hatte mittlerweile stark zugenommen. Mit Holz und Holzkohle ließ sich die Nachfrage einer beginnenden
Industrie und wachsenden Bevölkerung nicht
mehr befriedigen. Zu viel Wald wurde gerodet. Daher befahl der Staat, Steinkohle anstelle von Holzkohle zu verwenden. Wer dies
nicht befolgte, wurde bestraft.
Nun regelte der preußische Staat den Kohleabbau und beendete die Zeit der Kohlengräberei. Aus alten Erzabbaugebieten wurden Bergleute angeworben. Ihr technisches
Wissen kam nun dem Bergbau im Steinkohlenrevier zugute.
1755 gab es im heutigen Ruhrrevier an die
200 Zechen und rund 650 Bergleute. Es
waren also meist sehr kleine Betriebe und
etwa die Hälfte lag still. Eine Grube mit 22
Arbeitern war schon ein Großbetrieb.
Im 18. Jahrhundert
brauchte eine Postkutsche für die Strecke
von Dortmund nach Duisburg rund 15 Stunden!
Auf der Karte unten kannst du die Entfernung abschätzen.
Wer ist schon einmal mit dem Auto so eine Strecke gefahren?
Kannst du dich in etwa an die Fahrtdauer
erinnern?
0
5
10
km
Dortmund
Duisburg
Essen
Bochum
41
Das Ruhrgebiet entsteht
Der Transport der Kohle zum Verbraucher
war lange Zeit ein großes Problem. Die Wege
waren sehr schlecht und nicht befestigt. Man
musste erst breite und feste Wege bauen, um
die Kohlen mit Pferdewagen transportieren
zu können. Trotzdem konnten auf dem Landweg nur geringe Mengen befördert werden.
Segelschiffe auf der Ruhr brachten einen
großen Fortschritt. Doch weil die Ruhr ein
flacher Fluss mit Gefälle ist, mussten erst
16 Schleusen gebaut werden, um den Fluss
aufzustauen.
Mit bis zu 150 Tonnen Kohlen beladen fuhren
die Lastkähne flussabwärts bis nach Duisburg und sogar bis nach Holland.
Wenn die Ruhraaken
ihre Ladung gelöscht hatten, wurden sie
auf der Ruhr an langen Leinen von Pferden
wieder flussaufwärts gezogen.
Dazu wurden neben dem Flusslauf Leinpfade
angelegt. Heute sind das beliebte
Wander- und Radfahrstrecken.
Die Lastkähne, auch Ruhraaken genannt,
hatten deshalb besonders flache Böden.
Im Jahr 1780 war dann eine durchgehende
Schifffahrt bis zum Rhein möglich.
42
Dieser Nachbau einer Ruhraake
ist in Witten, beim LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall, zu sehen.
2. Teil Wie das Ruhrgebiet
entstand und
sich entwickelte
Noch vor 200 Jahren prägten ausgedehnte
Wälder, viele Felder und kleine Dörfer das
heutige Ruhrgebiet.
Dinslaken
Holten
Gleichzeitig wurde im Ruhrtal die Steinkohle
gewonnen und über die Ruhr verschifft. Viele
kleine Metall verarbeitende Firmen hatten
sich in den Tälern des nahen Sauerlands anDie Stadt Essen, in der heute 571.000 Bür- gesiedelt. Sie nutzten die Nebenflüsse der
ger leben, hatte um das Jahr 1800 nur 3.500 Ruhr und betrieben ihre Maschinen mit WasRecklinghausen
Einwohner. Die lebten vom
Handwerk und Lünen
serkraft.
Camen
Em
sch
vom Handel. Auf dem so getnannten Hellweg
er
Werl
reisten die Händler von Duisburg über Essen
BesiedelungStraßen
FlüsseKanäle
Unna
Sterkrade
und
Dortmund bis nach Magdeburg.
Dortmund
Bochum
Ruhrort
Duisburg
Ruh
r
Essen
Steele
Witten
n
Mühlheim Rhei
Menden Lünen
Camen
Werl
Herdecke
Wetter
Hagen
Iserlohn
e
nn
Le
Hattingen
Holten
Sterkrade
Werden
Em
sch
er
Ruh
r
Dinslaken
Rheinberg
Kettwig
EisenbahnAutobahn
Ruhr
Hörde
Recklinghausen
Schwerte
Unna
Dortmund
hein
Bochum
Ruhrort
Meurs
Ruh
r
Duisburg
Herdecke
Wetter
Hagen
Iserlohn
Rhe
in
in
Rhe
Dinslaken
Lünen
Bottrop
Werl
Dortmund
Herne
Unna
Gelsenkirchen
Hamborn
Bochum
Oberhausen
Mörs
Ruh
r
Hattingen
Rhe
in
Ruhr
Witten
Mühlheim
Kettwig
Uerdingen
Hörde
Steele
Essen
Ruhr
Duisburg
Menden
Schwerte
Herdecke
Wetter
Iserlohn
Hagen
Werden
Velbert
Lünen
Recklinghausen
Bergkamen
Bönen
Voerde
in
Rhe
Gladbeck
Dinslaken
Rheinberg
KampLintfort
Altenessen
Hamborn
Ruhrort
Homberg
Huckingen
Uerdingen
Rhe
in
Das Ruhrgebiet heute
Saarn
Essen
Mühlheim
a. d. Ruhr
CastropRauxel
Huckarde
Herne
Kettwig
Wattenscheid
Lütgendortmund
Bochum
Langendreer
Velbert
Unna
Dortmund
Holzwickede
Wickede
Fröndenberg
Hombruch Hörde
Schwerte
Ruhr
Witten
Menden
Herbede
Hattingen
Werden
Werl
Derne
Steele
Ruh
r
Ruhr
Rheinhausen
Borbeck
Oberhausen
Duisburg
Kamen
Gelsenkirchen
Sterkrade
Repelen
Herten
Buer
Horst
Bottrop
Walsum
Moers
Kamen
Em
sch
er
Buer
Rheinberg
NeukirchenVluyn
e
nn
Le
Werden
Recklinghausen
Um das
Jahr 1900
Menden
Ruh
r
Kettwig
Uerdingen
Schwerte
Witten
Mühlheim
Hattingen
Um das
Jahr 1840
Ruhr
Hörde
Essen
Steele
Sprockhövel
Wetter
Herdecke
Hagen
Haspe
Iserlohn
Letmathe
Hohenlimburg
Hemer
NeheimHüsten
Die Dampfmaschine
bekommt Räder
Mit der Erfindung der Dampfmaschine veränderte sich die Region. Im Jahr 1835 fuhr in
Deutschland die erste Dampfeisenbahn. Das
Streckennetz wuchs schnell.
Immer mehr Dampfloks brauchten immer
mehr Kohle. Gleichzeitig wurde auch viel
Kohle für die Produktion von Eisen und Stahl
gebraucht, um Schienen und Loks zu bauen.
Dieser Zeitpunkt wird als Beginn des Industriezeitalters gesehen.
Heute sieht man in den
Bahnhöfen moderne Intercity-Züge.
Die werden mit Strom betrieben.
Auch die Güterlokomotiven, die viele Waggons
und Container ziehen, sind Elektroloks.
Doch es gibt noch echte Dampfloks. Zum Beispiel
im Eisenbahn-Museum von Bochum-Dahlhausen.
Das wäre doch mal ein schöner Sonntagsausflug mit
der Familie. An manchen Sommertagen kann man
mit der historischen Ruhrtalbahn sogar ein Stück
fahren. Auch in anderen Regionen Deutschlands
kannst du solche historischen Dampflokstrecken noch finden.
44
Dampffördermaschine
Auch der Kohleabbau selbst profitierte von
der neuen Technik. Die Entwässerung der
tieferen Schächte erfolgte mit Pumpen, die
durch Dampfmaschinen angetrieben wurden.
Nun konnte viel mehr Kohle gefördert werden.
2. Teil Wie das Ruhrgebiet
entstand und
sich entwickelte
Kohleabbau 1925
Im Jahr 1848 wurde die Bergisch-Märkische
Eisenbahn von Wuppertal-Elberfeld über Witten nach Dortmund in Betrieb genommen.
Dadurch konnten sie die Verkaufsmenge
steigern. Außerdem waren sie nicht mehr
abhängig vom Wind und vom Wasserstand
der Ruhr.
Viele Zechen ließen nun ihre Kohle mit der
Eisenbahn und nicht mehr auf Ruhrschiffen
transportieren. Sie bauten Zubringerbahnen
zu dieser Strecke und konnten so noch mehr
Kohlen in kürzerer Zeit transportieren.
Als im Jahr 1862 auch noch die direkte Eisenbahnverbindung zwischen Witten und
Duisburg fertig gestellt war, war das Ende
der Ruhrschifffahrt gekommen. 1890 wurde
die letzte Ruhraake an Land gezogen.
Zeche Sälzer-Neuack in Essen 1880
45
Das Ruhrgebiet der Urgroßeltern
Die Entwicklung des Steinkohlenbergbaus
ging rasant weiter. Im Jahr 1850 arbeiteten
in 198 Zechen 12.700 Bergleute. Das sind
im Schnitt jeweils 64 Bergleute auf einer
Zeche. Um das Jahr 1910 sind es durch Zusammenschlüsse zwar 25 Zechen weniger,
doch arbeiten inzwischen auf einer Zeche im
Durchschnitt fast 2.500 Mann, das sind insgesamt über 350.000 Bergleute.
Bergmann mit Preßlufthammer (um 1950)
Kohlengräberei
Stollen
Ruhr
2
Stollenbau
Zeche
Ruhr
1.Sohle
1
öz
Fl
3
Tiefbau
46
2 .Sohle
Vor allem an Berghängen
wurden schon kurze Zeit
später waagerechte Stollen
in den Hang getrieben, um
noch mehr Kohle abbauen
zu können. (2)
Mit senkrechten Schächten drangen die
Bergleute auch zu tief gelegenen Flözen vor.
Ein weiterer Schacht versorgte die Bergleute
unter Tage mit Frischluft.
Schacht
öz
Fl
Zuerst wurde die Kohle
an der Erdoberfläche
ausgegraben. Deshalb
sprach man auch von
Kohlengräberei. (1)
2
Aber erst mit der Erfindung der Dampfmaschine konnte in der Tiefe gegraben werden.
Denn das Grundwasser konnte nur mit ihrer
Hilfe abgepumpt werden. (3)
Info: Kohlengräberei
1
2. Teil Wie das Ruhrgebiet
entstand und
sich entwickelte
Die Kohleflöze tauchen im Erdinnern nach
Norden hin immer tiefer ab. Die Bergleute
folgten ihnen. Im Bereich der Lippe, wo heute die Steinkohle abgebaut wird, liegen die
Steinkohlenflöze in 1.400 Meter Tiefe.
Seitdem man Schächte senkrecht in die Tiefe
bauen kann, ist das Fördergebiet der Kohle
im Ruhrgebiet um das Vierfache gewachsen.
Aber auch überirdisch hat sich in jenen Jahren viel getan. An vielen Orten entstanden
Industriebetriebe wie Krupp, Thyssen und
Hoesch, die in Hochöfen Eisen herstellten
und verarbeiteten. Das ging nur mit Kohle.
Essen um 1890
Um eine Tonne Eisenerz zu Eisen zu schmelzen, brauchte man etwa zwei Tonnen Kohle.
Deshalb war es praktisch, die Eisenhütten
dort zu bauen, wo man die Kohle ohne weite
Wege und ohne teure Transportkosten bekommen konnte.
Um 1900 entwickelte sich das Ruhrgebiet
zu einer der erfolgreichsten Regionen der
Eisen- und Stahlproduktion. Das Schienennetz gehört noch heute zu den dichtesten
der Welt.
Könnt Ihr die Münsterkirche
auf allen drei Fotos erkennen?
Essen heute
47
Wanderung der Arbeiter ins Revier
Viele Menschen kamen ins Ruhrgebiet, um
hier zu arbeiten und zu wohnen. So entstanden rings um die Zechenstandorte Siedlungen. In Essen lebten im Jahr 1900 fast
120.000 Menschen. Nur fünf Jahre später
waren es schon 230.000 Einwohner.
In den Bergwerken und den Industriebetrieben wurden viel mehr Arbeiter gebraucht, als
in der Region lebten. Deshalb wurden Arbeitskräfte im Ausland angeworben. Den Anfang
machten Polen, die schon vor rund hundert
Jahren nach Deutschland kamen, um hier
zu arbeiten. In vielen Gemeinden betrug der
Anteil der polnischen Mitbürger um das Jahr
1900 fast 30 Prozent. So manches polnische
Wort hat die deutsche Sprache in dieser Zeit
aufgenommen. Ein Beispiel ist das polnische
Wort „Mlotek“ für Hammer, der im Ruhrgebiet auch heute noch „Mottek“ genannt wird.
48
2. Teil Wie das Ruhrgebiet
entstand und
sich entwickelte
Über die Familiennamen kann man häufig die
Herkunft der Familien ableiten.
Ein halbes Jahrhundert später kamen viele
Gastarbeiter, etwa aus Italien, Spanien, Portugal, Jugoslawien, der Türkei und Griechenland, weil sie in ihrer Heimat keine Arbeit
fanden. Bei uns wurden sie gebraucht. Sie
brachten nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern
auch typische Speisen mit.
Allen voran die Italiener. In dieser Zeit wurden
im Ruhrgebiet viele Eisdielen und Pizzerien
eröffnet. Pizza und Spaghetti gehören heute
bei vielen zu den Lieblingsgerichten.
Beim Schnellimbiss ist der Döner heute sehr
gefragt. Dieses Fleischgericht ist mit der
letzten großen Zuwanderung von Arbeitern und ihren Familien aus der Türkei nach
Deutschland gekommen. Es ist die erste
große Bevölkerungsgruppe, die einer anderen Religion angehört. Heute erleben wir,
wie Muslime in unserer Nachbarschaft den
Ramadan und ihr Zuckerfest feiern, in die
Moschee gehen und beten.
Weil in vielen Familien nicht deutsch gesprochen wird, haben vor allem manche Kinder
anfangs Schwierigkeiten mit der deutschen
Sprache. Bei den Eltern war das am Arbeitsplatz nicht anders.
Das Zusammenleben war und ist nicht immer
einfach, wenn Menschen mit verschiedenen
Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen aufeinander stoßen. Im Bergbau hat dies aber
recht gut funktioniert: Der Kollege war ein
„Kumpel”, jemand auf den Verlass ist. Denn
das musste sein: unter Tage muss man sich
auf „seinen Kumpel” verlassen können.
Die Zuwanderungen zeigen, dass das Ruhrgebiet ein Schmelztiegel vieler Nationalitäten
geworden ist. Sie haben mehr mitgebracht
als Pizza und Döner. Die Kultur ist vielfältiger
geworden.
Ansicht des Dortmunder
Hauptbahnhofs auf
einer Ansichtskarte.
49
Traditionen entwickeln sich
Als vor rund 150 Jahren die ersten Zechen im
heutigen Ruhrgebiet gebaut wurden, war die
Region noch überwiegend von der Landwirtschaft geprägt. Das änderte sich rasch, weil
die Zechen viele Arbeitskräfte brauchten.
50
Ganz in der Nähe siedelten sich fast immer
kleine Geschäfte und Kneipen an. Auch ein
Sportplatz fehlte nicht.
Um 1850 lebten hier rund 375.000 Menschen, 1925 waren es fast 3,8 Millionen. Sie
alle brauchten Wohnraum. Und so entstanden meist direkt neben den Zechen Bergarbeitersiedlungen.
So hatten die Bewohner alles nah beieinander: Arbeiten, Wohnen und Freizeit. Auch
Krankenhäuser entstanden in dieser Zeit. Das
Bochumer Knappschaftskrankenhaus gibt es
heute noch. Es gilt als modernes fortschrittliches Krankenhaus, das mit der Universität
Bochum zusammenarbeitet und forscht.
Für den Bau von Kirchen und Schulen gaben
die Zechengesellschaften Geld dazu.
Wichtig war für die Bergleute auch ein eigener
Garten, der hinter jedem Häuschen zu finden war.
Heute sind die Häuser der ehemaligen Zechensiedlungen
meistens modernisiert und sehr begehrt.
Die Namen zahlreicher
Spieler aus früherer Zeit
verraten, dass z. B. viele polnische
Zuwanderer den Fußball im Ruhrgebiet berühmt gemacht haben.
2. Teil Wie das Ruhrgebiet
entstand und
sich entwickelte
Der Anbau von Gemüse, Kartoffeln und Obst
war ein notwendiges Zubrot für die Familien.
Außerdem hielten die Bergarbeiterfamilien
oft Tiere, um ihren Speiseplan zu ergänzen.
Neben Hühnern, Kaninchen und Schweinen
gab es besonders viele Ziegen. Im Volksmund wurden sie auch „Bergmannskühe“
genannt, weil die Familien die Ziegenmilch
getrunken haben.
Wenn der Vater unter Tage arbeitete oder
die Kinder in der Schule waren, schliefen die
Untermieter in ihren Betten. Es wurde also
nicht nur in Schichten gearbeitet, sondern
auch geschlafen.
Trotzdem reichte dies alles kaum aus, eine
Familie zu ernähren. Durch die Vermietung
von Zimmern oder Schlafplätzen wurde die
Haushaltskasse aufgebessert.
Im Sport fanden viele junge Männer einen
Ausgleich zur harten Arbeit unter Tage. Viele
bekannte Fußballvereine im Ruhrgebiet wie
Schalke 04, BVB 09 (Borussia Dortmund),
Rot-Weiss Essen, Hamborn 07 oder der Meidericher SV (heute MSV Duisburg) sind zu
Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden. Im
Stadion des VfL Bochum grüßt der Stadionsprecher die Fußballfans heute noch mit dem
Bergmannsgruß „Glück auf!“.
Diese „Schlafgänger“ machten um das Jahr
1890 in Gelsenkirchen fast ein Viertel der Bevölkerung aus. In Duisburg-Hamborn lebten
in einem Bergmannshaushalt oft vier bis fünf
Personen, die nicht zur Familie gehörten.
Andere alleinstehende Bergleute lebten in
Ledigenheimen, wo sie auch ihre Mahlzeiten
bekamen.
51
Die heilige Barbara ist die Schutzpatronin
der Bergleute. Sie gilt als die Retterin aus
Not und Bedrängnis und steht für die Sehnsucht des Bergmanns nach Licht.
Der Begriff „Knappe“
kommt dir sicher komisch vor.
So wurden früher die Bergleute
genannt, wenn sie ihre Ausbildung
abgeschlossen hatten.
Bei Handwerkern sagt man „Geselle“.
Um Steiger und damit „Chef“ zu werden,
mussten die Bergleute
noch eine weitere
Ausbildung
machen.
Info: Heilige Barbara
Noch heute wird der alte Brauch gepflegt,
am 4. Dezember, dem Namenstag der heiligen Barbara, einen Kirschzweig in die Vase
zu stellen. Nach 21 Tagen, also genau zu
Weihnachten, blühen diese Zweige. Die Blüten sind ein Symbol für das Licht. Sie erinnern die Menschen auch daran, dass der
Frühling nicht mehr fern ist.
Diese Legende wird in vielen Variationen erzählt, hier ist eine davon:
Barbara wurde von ihrem Vater in einem Turm
gefangen gehalten. So wollte er seine Tochter
vom Christentum abbringen. Dennoch ließ sie
sich heimlich taufen.
Vor der Wut des Vaters flüchtete sie zu den
Bergleuten in den dunklen Stollen. Schließlich
konnte sie die Finsternis nicht mehr ertragen.
Obwohl sie wusste, dass der Vater sie draußen
ergreifen würde, verließ sie den Stollen.
Der Vater selbst hat sie enthauptet. Nach
dieser schrecklichen Tat bekam der Vater
umgehend seine gerechte Strafe: Er wurde
vom Blitz erschlagen.
Die Bergleute ziehen zu besonderen Anlässen ihren Kittel an, das ist eine schwarze Uniform. Eindrucksvoll ist es, wenn sie auf einer
Bergparade zusammen mit vielen anderen
Bergleuten durch die Straßen ziehen.
Vorneweg wird die Fahne des Knappenvereins getragen. An diesem Tage darf auch
das Steigerlied „Glück auf“ nicht fehlen.
52
2. Teil Wie das Ruhrgebiet
entstand und
sich entwickelte
Steigerlied
Glück auf! Glück auf!
hat sein hel - les Licht bei der Nacht
Der
Stei - ger
und er
kommt
hat sein hel
Licht bei der Nacht schon an - ge - zündt,
und er
-
les
schon an - ge - zündt,
Hat`s angezündt! ´S wirft seinen Schein,
{: und damit so fahren wir bei der Nacht: }
{: ins Bergwerk ein. :}
Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut sein,
{: die da graben das Silber und das Gold
bei der Nacht, :}
{: aus Felsgestein. :}
Der eine gräbt das Silb´r,
der andere das Gold,
{: doch dem schwarzbraunen Mägdelein
bei der Nacht, :}
{: dem sein sie hold. :}
Ade, ade! Herzliebste mein!
{: Und da drunter im tiefen,
finsteren Schacht bei der Nacht, :}
{: da denk ich dein. :}
Knappenchor
Und kehr´ich heim zur Liebsten mein
{: dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht :}
{: Glück auf! Glück auf! :}
Die Bergleute sein kreuzbrave Leut´´
{: denn sie tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht, :}
{: und saufen Schnaps. :}
Alle Bergleute waren in einer Knappschaft
organisiert. Die Mitgliedschaft war Pflicht,
auch die Zahlung eines „Groschen“ für die
Sozialkasse. Die Knappschaft war die erste
Sozialversicherung: Krankenversicherung und
Rentenversicherung.
Auch junge
Bergleute singen
im Knappenchor
Aus der „Gnadengroschenkasse“ bezahlten
die Knappschaften kranken Bergleuten den
Lohn und gaben Beihilfen zum Begräbnis.
Witwen und Waisen erhielten eine kleine Pension, die Bergleute bekamen von der Knappschaft nach dem Berufsleben eine Rente.
53
3. Teil: Unterwegs im Revier
Auf Spurensuche
Betrachtet man eine neue Karte vom Ruhrgebiet (siehe Seite 43), dann ist zu sehen, dass
die Städte im Revier noch größer geworden
sind. Sie sind nahezu zusammengewachsen.
Autobahnen, Bundesstraßen, Eisenbahnschienen und Kanäle durchziehen das Revier.
Der Kohleabbau ist noch weiter nach Norden
gewandert. Dort sind die Bergwerke, wo heute die Kohle gefördert wird. Die Landschaft
an der Ruhr, wo der Kohlenabbau einst begonnen hatte, ist dagegen wieder grün geworden.
In vielen Regionen
Deutschlands gab es oder gibt es
heute noch Bergbau. Hör dich doch einmal um.
Wohnst du auch in einer Bergbauregion?
Dann findest du auch in deiner Stadt bestimmt
einige Straßennamen, die an den Bergbau
erinnern.
54
Hier wird Kohle
abgebaut: Schacht
Prosper 10 im
Norden von Bottrop
Hier erholen sich viele der rund 5 Millionen
Bürger des Ruhrgebiets an Flüssen und Stauseen. Freizeitvergnügen bieten sogar ehemalige Zechenstandorte.
Manch ein historisches Gebäude wurde zu
einem Museum oder einer Freizeitstätte.
Schaut man genau hin, findet man aber überall Spuren des Bergbaus, z. B. in Straßenund Ortsnamen.
Die Halde Hohewart
in Herten wird
noch aufgeschüttet
Schieflage
Senkung
Pressung
Zerrung
Ursprüngliche
Tagesoberfläche
Sand
Deckgebirge
Steinkohlengebirge
Kohleflöz
Kohleflöz
Abgebautes Flöz
Schema
einer Bergsenkung
Kohleabbau verändert die Landschaft
Der Kohleabbau unter Tage hat auch die
Landschaft über Tage verändert. Nicht nur
die Zechengebäude, Fördertürme und Kokereien prägen das Gesicht der Region.
Auch die Erdoberfläche selbst ist anders als
noch vor hundert Jahren. Einerseits sackte
die Landschaft an manchen Stellen ab, weil
unter der Erdoberfläche durch den Abbau
der Kohle riesige Hohlräume entstanden
sind. Durch diese Bergsenkungen haben sich
manchmal sogar Seen gebildet.
Andererseits wurde das Bergematerial, das
mit der Kohle nach oben befördert worden
ist, aufgehäuft. So entstanden richtige Berge, Halden genannt, die bis über 100 Meter
hoch sein können.
Für viele Menschen ist die Bergehalde ein Ort
der Erholung: Wandern, Spielen und ein Picknick machen in schöner Natur. Und kaum einer weiß, warum sich in der eigentlich recht
„platten“ Landschaft des Ruhrgebiets ein
Berg erhebt.
Sie sind heute beliebte Ausflugsziele oder
bieten zahlreichen Pflanzen und Tieren einen
geschützten Lebensraum.
Hast du in deiner Nähe
eine Bergehalde? Schau dich doch
mal dort um. Wo Fuchs und Kaninchen
ihren Bau haben, findet man Spuren
von dem Material, aus dem die Halde
aufgebaut ist.
55
Vor rund 40 Jahren gab
es im Revier ungefähr 170 Spitzkegelhalden.
Die schwarzen Berge waren ziemlich hässlich.
Heute sind sie verschwunden. Das Material wurde wieder
abgetragen, im Erd- und Straßenbau verbaut oder
zu den neuen Landschaftsbauwerken umgeformt.
Und die können sich wirklich sehen lassen.
Spitzkegelhalde
Früher hatten die Zechen das mit geförderte
Gestein einfach über Förderbänder aufgeschüttet. Das Ergebnis waren schwarze spitze Berge.
Tafelberg
Landschaftsbauwerk
Später wurde das Bergematerial mit Lastwagen in Schichten aufgeschüttet und verdichtet. So entstanden gestufte Halden, die man
Tafelberge nennt.
Heute werden die neuen Halden als Landschaftsbauwerke geplant und gestaltet. Sie
sehen natürlich aus und sind vor allem schön
bewachsen.
Nicht nur zahlreiche Pflanzenarten, auch viele
Tiere haben sich hier angesiedelt. Pflanzen
und Tiere, die Jahrzehnte lang kaum mehr
Platz hatten im Ruhrgebiet. Jetzt sind sie zurückgekehrt.
Gestaltete Landschaft
einer Halde
56
3. Teil Unterwegs
im Revier
Alpincenter Bottrop
Wer heiß auf Eis ist, findet
in Bottrop gleich nebenan eine Bergehalde:
Die wurde genutzt, um eine überdachte
Skipiste zu bauen. Hier kann man auch
im Sommer Ski laufen.
Tetraeder in Bottrop
So sind diese Landschaftsbauwerke eine
Bereicherung für die Region. Ein unverwechselbares Gesicht verliehen ihnen außerdem
Künstler.
Auf der Bottroper Halde steht zum Beispiel
ein Tetraeder. Das ist eine große Pyramide
aus Stahl, die man begehen kann. Mutige
trauen sich bis oben hinauf, obwohl die Treppenstufen schwanken und man nach unten
hindurch sehen kann.
57
Museen und Besucherbergwerke
Grubenfahrten in aktiven Bergwerken
sind leider nicht möglich. Als Gruppe
kann man aber das in einer Halde
eingerichtete Trainingsbergwerk der
RAG Deutsche Steinkohle besuchen
(bitte vorher anmelden):
Trainingsbergwerk
RAG Deutsche Steinkohle
Wanner Straße 30
45661 Recklinghausen
Telefon: 0 23 61/30 82 23
E-Mail: uwe.reichelt@rag.de
In Deutschland gibt es viele Museen,
die über den Bergbau berichten.
In einigen kann man sogar in ein
Schaubergwerk gehen. Die beiden
größten sind:
Deutsches Bergbau-Museum
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum
Telefon: 02 34/58 77-0
www.bergbaumuseum.de
Eine Auswahl von Bergbau-Museen, in denen der
Steinkohlenbergbau gezeigt wird, und ein Lehrpfad
sind hier aufgeführt:
Bergbau Rundweg Muttental
(NRW), südlich von Bochum
Information:
Stadtmarketing Witten GmbH
Ruhrstraße 43
58452 Witten
Telefon: 0 23 02/1 22 33
Hüttenstollen Osterwald
(Niedersachsen),
Tourist-Information
Hauptstraße 2
31020 Salzhemmendorf
Telefon: 0 51 53/8 08 80
www.bergwerk-osterwald.de
www.stadtmarketing-witten.de
Bergbaumuseum
Grube Anna II
(NRW), Herzogenratherstr. 101
52477 Alsdorf
Telefon: 0 24 04/5 58 78-0
www.bergbaumuseum-grube-anna2.de
Saarländisches
Bergbaumuseum
(Saarland),
Niederbexbacher Straße
66450 Bexbach (Saar)
Telefon: 068 26/48 87
Bergbaumuseum Peißenberg
(Bayern), Am Tiefstollen 2
82380 Peißenberg
Telefon: 0 88 03/51 02
www.museen-in-bayern.de
Besucherbergwerk
Rabensteiner Stollen
(Thüringen), Netzkater 8
99768 Ilfeld
Telefon: 03 63 31/4 81 53
www.rabensteiner-stollen.de
www.saarl-bergbaumuseum-bexbach.de
Deutsches Museum
(Bergbau-Abteilung)
Museumsinsel 1
80538 München
Telefon: 0 89/2 17 91
www.deutsches-museum.de
Bergbaumuseum Oelsnitz/
Erzgebirge
(Sachsen), Pflockenstraße
09376 Oelsnitz/Erzgebirge
Telefon: 03 72 98/1 26 12
www.bergbaumuseum-oelsnitz.de
Über das Ruhrrevier erfährt man
sehr viel im neuen Ruhr Museum:
Ruhr Museum
Zollverein, Schacht XII, A 14 Kohlenwäsche
Gelsenkirchener Straße 181
45309 Essen
Telefon: 02 01/8 84 52 00
www.ruhrmuseum.de
58
Über weitere Museen und Lehrpfade
informiert die Broschüre Vor Ort
des Herausgebers. Adresse
siehe rechte Seite.
3. Teil Unterwegs
im Revier
Begriffe aus dem Bergbau
Anker
In einem Bohrloch verklebte Stahlstange.
Sie wirkt wie eine Schraube in einem Dübel.
Damit können Gesteinsplatten zusammen
gehalten und Strecken gesichert werden.
Ausfahren
Das Grubengebäude unter Tage verlassen.
Berge
Gesteinsstücke, die beim Abbau mitgewonnen werden.
Deckgebirge
ist die jüngste Ablagerungsschicht, die bis
an die Oberfläche reicht und keine Kohlevorkommen enthält.
Einfahren
Sich in das Grubengebäude begeben.
Fahren
Sich Fortbewegen unter Tage – auch zu Fuß.
Flöz
Eine in das Gestein eingebettete Kohleschicht.
Förderkorb
Mehrstöckiger Fahrstuhl in den Schächten
des Bergwerks. (Früher: ein Korb).
Füllort
Geräumiges Gewölbe am Schacht auf jeder
der Untertageetagen (Sohlen). Dort werden
die Förderkörbe „gefüllt”.
Gebirge
Bergleute bezeichnen mit diesem Ausdruck
nicht nur Erhebungen wie die Alpen,
sondern auch den vom Bergbau
erfassten Teil
der Erde unter
Tage.
Glück auf
Gruß der Bergleute. Im Erzbergbau
wünschte man sich damit gegenseitig
Glück beim Auffinden einer Lagerstätte.
Halde
Die Anschüttung der bei der Kohlegewinnung anfallenden „Berge” (=Gestein).
Auch Kohlen- und Kokslager.
Hängebank
Oberes Ende des Schachtes, wo Material
be- und entladen wird und Personen die
Förderkörbe besteigen oder aussteigen.
Hauer
Fachkraft unter Tage.
Hobel
Gerät, das am Flöz entlanggezogen wird
und mit Meißeln Kohle aus dem Flöz wie
ein Hobel herausschält.
Kaue
Umkleideraum der Bergleute.
Lampenstube
Raum, in dem Grubenlampen gewartet
und aufbewahrt werden.
Mächtigkeit
Dicke eines Flözes.
Kettenförderer
Stahlrinne, in der Ketten Metallstege
ziehen. Auf den Förderer fällt die herausgelöste Kohle und wird von den Stegen
aus dem Streb geschoben.
Revier
Ein Bereich des Grubengebäudes unter
Tage. Über Tage wird auch die Gegend,
in der Bergbau betrieben wird, als
Revier bezeichnet.
Schacht
Die senkrechte Röhre im Gestein, in dem
der Förderkorb auf- und abbewegt wird.
Schicht
Arbeitszeit des Bergmanns.
Schild
Stütz- und Schutzgerät auf Gleitkufen, dessen
oberer Teil schildartig geschlossen ist. Er wird
von hydraulischen Stempeln gegen die Decke
des Strebs gepresst, wo die Kohle abgebaut wird.
Steinkohlengebirge
Alle übereinander folgenden Schichten, in denen
Steinkohleflöze auftreten.
Seilfahrt
Personenbeförderung in einem Schacht.
Steiger
Ingenieur, der als Aufsichtsperson unter
Tage arbeitet.
Stollen
Tunnel, der von der Tagesoberfläche aus
waagerecht in den Berg vorgetrieben wird.
Stollenmundloch
Eingang eines Stollens.
Streb
Unterirdischer Gang, in dem Kohle abgebaut
wird.
Strecke
Unterirdischer Tunnel, in dem keine Kohle
abgebaut wird. Strecken führen zum Beispiel
zum Abbau (Streb). Sie sind die (meistens)
waagerechten Gänge im Grubengebäude.
Walzenschrämlader
Maschine mit zwei rotierenden, mit Meißeln
zum Schneiden bestückten Walzen, die sich
auf einer Schiene im Streb bewegt und Kohle
aus dem Flöz herausschneidet.
Wetter
Luft unter Tage. Frische Wetter = Frischluft.
Zeche
Schachtanlage, Grube, Bergwerk.
Die vorliegende Broschüre ist insbesondere für Schüler des 4. bis 6. Schuljahres konzipiert.
Herausgeber:
Gesamtverband Steinkohle e. V., Postfach 101829, 44608 Herne
Kommunikation, Shamrockring 1, 44623 Herne, Tel.: 0 23 23/15-43 20
E-Mail: kommunikation@gvst.de, Internet: www.gvst.de
Für Unterstützung und Bereitstellung von Fotos bedanken wir uns bei:
Bund Deutscher Bergmanns,- Hütten- und Knappenvereine, Deutsches Bergbau Museum,
Debriv, Evonik Steag GmbH, LWL Freilichtmuseum Hagen, LWL Industriemuseum, Stadtarchiv Essen, Stadtbildstelle Essen, RAG Aktiengesellschaft, Ruhr Museum.
Weitere Fotos: GVSt, Nasa, Riedel
Autor und didaktische Beratung: Dr. Herbert Lüftner
Redaktion: Dr. Detlef Riedel, Andreas-Peter Sitte
Gestaltung und Druckvorstufe: Witzgall-Design GmbH, Bochum
Grafiken: Buergle, Witzgall-Design (Benno-Illustrationen von Dieter Müller)
Druck: B.o.s.s Druck, Goch
3. Auflage 2010
59
Bergehalde
Fördergerüst
Nebenschacht
Kraftwerk
Kühlturm
Kohlenlager
Kesselhaus
0 Meter
Aufbereitung
Hauptschachtanlage
Das Blockbild zeigt vereinfacht, wie in einem modernen Bergwerk
die Lagerstätte der Steinkohle erschlossen wird und wo der
Bergmann im Streb die Kohle abbaut.
Um die unterirdischen Anlagen im Bild darstellen zu können, musste
der Zeichner einen Teil des Gebirges weglassen. Wie das Bild zeigt,
führen die Schächte von der Tagesoberfläche senkrecht durch
das Deckgebirge in das Steinkohlengebirge. Vom Schacht aus führen
tunnelartige Strecken ins Grubenfeld zu den oft weit entfernten
Abbau-Revieren. Dort im Streb wird die Kohle – hier mit einem
Walzenschrämlader – gewonnen.
Jedes Bergwerk verfügt über mehrere Schächte. Sie sind über ein
weit verzweigtes, kilometerlanges Streckennetz miteinander verbunden. In den Strecken fahren Züge, die Kohle und Gestein zum Schacht
und Material und die Bergleute vor Ort bringen. Die unterirdische
Ausdehnung des Bergwerks ist mit der einer Stadt vergleichbar.
Deckgebirge
Schacht
500 Meter
Strecke
Steinkohlengebirge
Füllort
Streb
Walzenschrämlader
Flöz
Bandförderung
Einschienenhängebahn
1000 Meter
Streckenvortrieb
2