jahresbericht 2011 - Diakonie de La Tour

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jahresbericht 2011 - Diakonie de La Tour
JAHRESBERICHT 2011
RESPEKTVOLL. MITEINANDER.
I NH ALT SV ER Z E I C H NIS
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Vorwort von Hubert Stotter, Rektor der Diakonie de La Tour
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Fachbereich Menschen im Alter
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Pastorale Dienste in der Diakonie de La Tour - Seelsorger Lukas Wagner im Interview
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Fachbereich Menschen mit Behinderung
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Kunst in der Diakonie de La Tour - Galeristin Christine Stotter im Interview
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Fachbereich Bildung
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Das Personalmanagement der Diakonie de La Tour - HR�Referentin Susanne Prentner im Interview
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Fachbereich Service und Berufliche Integration
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Bioressourcenmanagement in der Diakonie de La Tour Wirtschaftsdirektor Walter Pansi und der Leiter der Liegenschaftsverwaltung Thomas Brunner im Doppelinterview
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Fachbereich Gesundheit
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Das Projektmanagement der Diakonie de La Tour - Planungsspezialist Christian Ruppert im Interview
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Fachbereich Jugendwohlfahrt
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Das Krisenmanagement der Diakonie de La Tour - Pressesprecher Hansjörg Szepannek im Interview
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Rückblick Landesausstellung
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Alles neu: Die Markenumstellung der Diakonie de La Tour
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Personal� und Finanzstatistik
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Informationen - Standorte, Kontakt, Spendenkonten und Ansprechpartner
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Anzeigen und Impressum
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V O R W O RT
Li eb e Les er i n n en u n d Les er !
Deswegen achten wir auf einen sparsamen und wirtschaftli�
chen Betrieb unserer Einrichtungen.
„Respektvoll miteinander“ – das soll die Grundhaltung sein,
mit der wir die uns anvertrauten Menschen begleiten wollen
und die unser Miteinander und unseren gesellschaftlichen
Beitrag prägen sollen. Wir tun dies nicht aus Idealismus,
sondern aus dem Glauben und
der Erfahrung, dass Gott jeden
Menschen mit Würde ausge�
stattet hat und ihm respektvoll
begegnet. In Christus ist diese
respektvolle Zuwendung Gottes
sichtbar und für den Menschen
erfahrbar geworden.
Respektvolles Miteinander
aber ist keine Selbstverständ�
lichkeit mehr, im Gegenteil:
Der uns umgebende Zeitgeist
und die daraus resultierenden
Umgangsformen bis hin zur
Sprache sind immer seltener
Ausdruck eines respektvollen
Miteinanders.
Das ist in allen Bereichen unserer Gesellschaft zu beobachten,
angefangen von der Politik bis hin zur Wirtschaft.
Es gibt jedoch bei uns auch Bereiche des Engagements,
welche nicht kostendeckend sind bzw. für welche wir gar kein
Geld bekommen. Sie sind uns aber wichtig, denn sie gehören
zu unserem zentralen Auftrag und zu unserer Identität und
darum engagieren wir uns weiter und halten diese Bereiche
aufrecht. Dazu gehören beispielsweise die Arbeit der
Hospizbewegung oder die Seelsorge und Verkündigung durch
haupt� und nebenamtliche Pfarrer und Diakone.
Hierfür bekommen wir weder vom Land noch von der Kirche
eine finanzielle Unterstützung.
Auch die Künstler aus dem Atelier in Treffen werden seit mehr
als dreißig Jahren von uns gefördert und sind weit über die
Grenzen Österreichs durch ihr Wirken bekannt.
Darum sind Oasen respektvollen Miteinanders - Orte, wo
Menschen Wertschätzung und Orientierung empfangen
können - so nötig.
Unsere Wohnungen für Jugendliche, für Menschen im Alter
und Menschen mit Behinderung sowie unsere Krankenhäuser
und Bildungseinrichtungen versuchen solche Oasen zu sein.
Hierfür ist vor allem die tägliche Arbeit unserer Mitarbeiter
von entscheidender Bedeutung und ihnen gebührt Dank und
Anerkennung, gerade im Rahmen eines Jahresberichtes.
Respektvoll wollen wir auch mit den uns anvertrauten
Ressourcen umgehen und darum ist ein verantwortungsbe�
wusstes und gleichzeitig professionelles Umwelt� und
Bioressourcenmanagement integraler Bestandteil unserer
Arbeit.
Seit dem Jahr 2011 firmieren die zwei traditionellen
diakonischen Werke in Kärnten, die Evangelische Stiftung
de La Tour und die Diakonie Waiern, unter der Marke
„Diakonie de La Tour“. Weil wir mittlerweile auch in der
Steiermark tätig sind und unsere Arbeit auch auf weitere
Bundesländer ausweiten werden, soll unser Markenname
keine regionale Begrenzung in sich tragen.
Damit diese „missionarisch�expansive“ Entwicklung gut
gelingt, muss man sich seiner Wurzeln bewusst sein, diese
respektieren und in die Gegenwart und Zukunft übersetzen.
Der nun vorliegende Jahresbericht dokumentiert unser
Bemühen, traditionelle Verwurzelungen zu wahren und
gleichzeitig immer wieder Neues zu wagen.
Ich lade Sie ein, uns dabei zu begleiten und wünsche Ihnen
eine interessante und anregende Lektüre!
Ihr
Pfr. Mag. Dr. Hubert Stotter
Rektor der Diakonie de La Tour
Ebenso wäre es unverantwortlich, Arbeitsbereiche auf Dauer
mit einem finanziellen Verlust zu führen. Damit würden wir
sowohl Betreuungs� als auch Arbeitsplätze gefährden.
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M EN SC H E N IM ALTER
Bewohner des Altenwohn- und Pflegeheims Maria Gail blicken auf ihr erstes
Jahr im neuen Zuhause zurück. Einige von ihnen erhalten regelmäßig Besuch
ehrenamtlicher Mitarbeiter. Die wurden wiederum im Jahr 2011 von der
EU-Kommission gewürdigt. Die Hospizbewegung Kärnten, eine Bewegung der
Diakonie, lebt ausschließlich vom Engagement Freiwilliger.
H o sp i z b e g l e i tu ng: „Wi r a l s G esel l sch aft
müs s e n u n s d a s l ei st en wo l l en! “
„Der Mensch lebt bis zum letzten Atemzug“, schickt Doris
Scheiring gleich voraus. Die Leiterin der Hospizbewegung
Kärnten hat selbst einiges an Erfahrung vorzuweisen. „Wir
begleiten Menschen während ihres letzten Lebensabschnitts
und versuchen, die Tage, die ihnen noch bleiben, lebenswert
zu gestalten“, erklärt Scheiring die Motivation der Hospiz�
mitarbeiter. „Es ist gewiss nicht ganz einfach, Menschen zu
finden, die sich freiwillig in der Hospiz engagieren. Und doch
treten oft einige an uns heran und wollen aktiv werden. Meist
ist der Beweggrund ein persönlicher, man hat selbst einen
Freund oder ein Familienmitglied sterben sehen. Allerdings ist
es wichtig, dass die Hospizbegleitung nicht als Aufarbeitung
der eigenen Geschichte betrachtet wird, deswegen sollen
Ehrenamtliche in der Hospiz im letzten Jahr vor ihrem Einsatz
keinen Todesfall in der Familie gehabt haben“, so Scheiring.
Neu organisiert: 2011 erfolgte organisatorisch eine Umstruk�
turierung. Die Hospizbetreuung wird nun zentral vom
Diakonie�Rektorat in Harbach aus koordiniert. „Die Umstellung
wurde notwendig, da wir gewachsen sind. Mittlerweile haben
wir gut 500 Mitglieder, davon werden 150 regelmäßig aktiv“,
erzählt Scheiring. Die Mitarbeiter der Hospizbewegung
arbeiten allesamt ehrenamtlich. Dabei leisten die freiwillig
Engagierten Enormes: Allein 2011 wurden 15.000
Stunden Freiwilligenarbeit in der Hospizbewegung Kärnten, die
übrigens als eigenständiger Verein gilt, jedoch in Kooperation
mit der Diakonie de La Tour agiert, verbucht. „Davon waren
11.101 Stunden reine Begleitungszeit.“
Hospizmitarbeiter absolvieren keine Behördenwege, Einkäufe
oder Ähnliches, dafür sind Heimhilfen zuständig. Jedoch wird
bei Bedarf vernetzt: „Wir halten Adressen von Pflegeanbie�
tern und Sozialdiensten bereit, damit Betroffene und deren
Angehörige professionelle Unterstützung erhalten“, erklärt
Scheiring.
Eine Arbeit, die belastet?
„Manchmal kann sie schon belastend sein, schließlich wird
man dabei permanent mit der eigenen Endlichkeit konfron�
tiert. Es ist aber gleichzeitig eine wunderschöne Erfahrung,
einen Menschen während seines letzten Lebensabschnitts zu
begleiten. Viele Klienten haben das Bedürfnis, ihre Lebens�
geschichte aufzuarbeiten. Auch Glaubensfragen werden in der
Hospizbewegung sehr ernst genommen - deswegen stellen
wir auf Wunsch gerne den Kontakt mit einem Seelsorger her.
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Das Konfessionsübergreifende ist uns jedoch sehr wichtig.
Was aber in der Arbeit auffällt ist, dass in der letzten
Lebensphase selbst jene, die sich Zeit ihres Lebens als
Atheisten bezeichneten, sich irgendeine Form des Lebens
danach vorstellen können“, erzählt Scheiring.
Benefizkonzert: Im Oktober 2011 wurde ein großes Konzert zu
Gunsten der Hospizbewegung veranstaltet. „Es war mitunter
eine Würdigung jener, die den Kurs zur Hospizschulung
absolviert haben - eine schöne Veranstaltung. Gut 150
Besucher waren in den Veldener Festsaal gekommen.“
2011 wurde übrigens auch die Erweiterung der Hospizbe�
treuung beschlossen. Ab 2013 werden in Altenwohn� und
Pflegeheimen der Diakonie de La Tour jeweils zwei Betten
für Hospizbetreuung bereit stehen. „Da sind dann Pflege und
palliative Betreuung inkludiert. Für Angehörige kann das schon
eine Erleichterung sein, denn die sind oft hoffnungslos über�
fordert“, meint Scheiring.
Die Grundschulungen zur Hospizbegleitung laufen seit 2011
über die Akademie de La Tour. „Danach absolvieren die Mitarbeiter zunächst ein Praktikum. Am wichtigsten ist, dass die
Ehrenamtlichen auf die Bedürfnisse der Klienten sensi�
bilisiert werden. Im Vordergrund steht nicht der Tod, sondern
das Leben! Und das soll auch im letzten Abschnitt lebenswert
sein. Wenn es Tage gibt, an denen der Klient den Wunsch zu
Sterben äußert, soll man darauf eingehen und herausfinden,
was den Menschen so depressiv stimmt. Auch Sexualität und
Zärtlichkeit werden immer mehr zum Thema. Dennoch ist jede
Begleitung anders.“
Die Ehrenamtlichen finanzieren ihre Grundschulung (300 Euro)
selbst - Supervision und Fortbildungen werden jedoch vom
Verein getragen. Scheiring: „Natürlich kostet das etwas - aber
wir als Gesellschaft müssen uns das leisten wollen!“
Übe r 100 Mens c he n in der D iakonie
de L a Tour fr e iw illig im Eins atz
Nicht nur in der Hospizbegleitung wird ein hohes Maß an
Freiwilligenarbeit verzeichnet. Auch in anderen Bereichen der
Diakonie de La Tour sind Menschen ehrenamtlich im Einsatz
- vor allem die Bewohner der Altenwohn� und Pflegeheime
profitieren davon, aber auch in den Bereichen der Jugend�
wohlfahrt oder der Behindertenarbeit findet das Engagement
der Ehrenamtlichen Anwendung.
„Man darf auch nicht jene vergessen, die den Kranken im
PASTORALE DIENSTE
Spital Besuche abstatten oder die, die im Bereich Pastorale
Dienste tätig werden“, ergänzt Hubert Stotter, Rektor der
Diakonie de La Tour. „Etwa 100 Menschen engagieren
sich in unserer Organisation freiwillig. Durch ihr Engagement beweisen Ehrenamtliche, dass sie um die Bedeutung
christlich�sozialer Verantwortlung wissen“, so der Rektor.
„Sie erkennen, wie wichtig es ist, Menschen in verschiedenen
Lebenssituationen zu begleiten und sie auf ihrem manchmal
schwierigen Weg zu unterstützen.“
Jedes Jahr wählt die Europäische Union ein politisches
Thema, dem sie sich das ganze Jahr über mit Veranstaltungen,
Konferenzen und gegebenenfalls mit konkreten Gesetzesini�
tiativen widmet. 2011 rief die EU�Kommission das Europäi�
sche Jahr der Freiwilligentätigkeit aus. Organisationen aus
ganz Europa erhielten dadurch die Möglichkeit zur Zusammenkunft und zum gegenseitigen Austausch.
In der Diakonie de La Tour zeichnet seit Jänner 2011 Walter
Becker für den Bereich „Ehrenamt“ verantwortlich. Zu seinen
Aufgaben zählen unter anderem die administrative Erfas�
sung der ehrenamtlichen Helfer, die Klärung verschiedener
Bedingungen, Versicherungen beispielsweise, die Vernetzung
zu anderen Organisationen und intern die Begleitung der
verschiedenen Gemeinschaften sowie die Strukturierung von
Fortbildungsangeboten für freiwillige Helfer.
„Wir blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Das Jahr der
Freiwilligentätigkeit war eine sinnvolle und schöne Aktion und
ich denke schon, dass die Bevölkerung für die Bedeutung des
Ehrenamtes sensibilisiert werden konnte“, resümiert Becker.
Z w e i Wi n te r g är t en über drei St o ckwer ke
u n d g an z v i e l Wo hl f ühl a t mo sphä re
Es ist eine besondere Stimmung, die im Altenwohn� und
Pflegeheim Maria Gail herrscht: Lichtdurchflutete Gänge, zwei
riesige Wintergärten, die sich über drei Stockwerke ziehen,
offene Küchen� und Essbereiche, gemütliche Zimmer, indi�
viduell gestaltet, denn in Maria Gail begrüßt man es, wenn
Bewohner ihre Zimmer nach eigenem Geschmack einrichten,
mit antiken Möbeln versehen, Bilder aufhängen, die Kommode
mit Handarbeiten dekorieren ... Schon lange sind Einrich�
tungen für Menschen im Alter nicht mehr nur Heime, die auf
Pflege reduziert sind und an Krankenhäuser erinnern. Neben
der bestmöglichen Betreuung und Pflege stehen vielmehr auch
Wohnlichkeit und Wohlfühlen im Vordergrund.
So auch in Maria Gail: Im Mai 2011 konnte das moderne
Altenwohn� und Pflegeheim offiziell eingeweiht werden.
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Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich zahlreiche Gäste
ein, um mit den Bewohnern und Betreuern zu feiern.
Das Betreuungsangebot in Maria Gail umfasst Platz für 81
Menschen.
Die Bewohner - auch jene mit Demenzerkrankungen - sollen
ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen.
Für sein besonderes Ambiente und die gelungene architekto�
nische Umsetzungen wurde das Altenwohn� und Pflegeheim
Maria Gail beim
Landes�
architekturpreis
Kärnten als einer
von fünf Preis�
trägern ausge�
zeichnet. Damit
wurde bewiesen,
dass Qualität nicht
automatisch mit
hohen Kosten
gleichzustellen ist: In intensiver Auseinandersetzung mit dem
Projektmanagement der Diakonie de La Tour und der Leitung
des Fachbereiches „Menschen im Alter“ fand Architekt Dietger
Wissounig auf ideale Weise die Lösung, in einem großen Haus
eine familiäre Atmosphäre mit viel Licht entstehen zu lassen.
Besonders stolz ist man darauf, die Jury nicht mit Hilfe hö�
herer Baukosten beeindruckt zu haben, sondern vielmehr mit
einer lösungsorientierten Planung, in die alle Erfahrungen aus
dem Fachbereich einflossen, verbunden mit professionellem
Baumanagement.
Lukas Wagner blickt auf sein erstes Jahr als Leiter der
Pastoralen Dienste der Diakonie de La Tour zurück. Im Einsatz ist der
Pfarrer häufig in Altenwohn- und Pflegeheimen oder auch im Krankenhaus de La Tour, wo er mit Suchtpatienten arbeitet. Im Interview zieht
der Seelsorger eine erste Bilanz:
Wagner: Es ist wichtig, ein niederschwelliges Angebot zu offerieren. Oft
ergeben sich Gespräche zwischen Tür und Angel. Manchmal werden
Patienten auch von Therapeuten zu mir geschickt.
Sie sind der erste Leiter Pastoraler Dienste in der Diakonie de La Tour.
Eine Herausforderung, eine neu geschaffene Stelle anzutreten?
Wagner: Derzeit sind wir 13. Die Zusammenarbeit funktioniert gut. Dreimal
im Jahr treffen wir uns zu einem Jour fixe, einmal jährlich haben wir einen
Klausurtag. 2011 war unser großes Thema die Arbeit am Leitbild der
Diakonie. Dabei geht es um die Frage, wie das Diakonische in der Diakonie
im Alltag zum Tragen kommt: durch Hilfestellungen, im Gespräch etc. Die
Diakonie lebt aus dem christlichen Glauben heraus - das war ja auch die
Intention der Gründer Ernst Schwarz und Elvine de La Tour; es geht darum,
die Würde des Menschen zu bewahren.
Lukas Wagner: In gewisser Hinsicht schon. Wenn man als erster eine
Stelle ausfüllt, die es vorher noch nicht gegeben hat, ist das mit einer
gewissen Unsicherheit verbunden, weil man nicht an die Arbeit eines
Vorgängers anknüpfen kann. Gleichzeitig bedeutet es jedoch auch eine
spannende Herausforderung. Bevor ich im Amt war, waren die Pastoralen
Dienste Aufgabe des Rektors. Nachdem die Diakonie de La Tour jedoch
so stark gewachsen war, brauchte man jemanden, der diese Aufgabe
übernehmen konnte.
Wieviele Diakone gibt es eigentlich in der Diakonie de La Tour?
Gerade in der Arbeit mit Menschen in Altenwohn- und Pflegeheimen
gibt es diakonisch viel zu tun. Lässt das Alter ein stärkeres Bedürfnis
nach Religion aufkommen?
Zu Ihren Aufgaben zählt auch die Seelsorge ...
Wagner: Allerdings. An diesem Bereich habe ich besonders viel Freude,
weil dort eine meiner Stärken liegt. Durch die Seelsorge bin ich auch in die
Diakonie hineingewachsen, denn ich war schon acht Jahre bevor ich Leiter
der Pastoralen Dienste geworden bin, als Seelsorger in der Diakonie tätig
- und zwar im Krankenhaus de La Tour.
Wie kann man sich Seelsorge in einer Klinik für Menschen mit
Suchtproblematiken vorstellen?
Wagner: Spannend und umfassend. Denn im Krankenhaus de La Tour bin
ich in das therapeutische Team mit eingebunden. Die Seelsorge ist ein
Angebot, das unterschiedlich stark wahrgenommen wird. Häufig werden
Themen wie Trauer oder Schmerz besprochen, Gefühle, die beispielsweise
mit Alkohol weggeschüttet werden. Auch das Thema „Schuld“ wird oft
behandelt. Bei der Seelsorge kommt mir meine Erfahrung als Lebensbe�
rater zugute. Dadurch kann ich den Dingen besser auf den Grund gehen:
Was geht in dem Menschen vor? Welche Gefühle regen sich in ihm?
Was steckt hinter der Sucht? Die Vernetzung mit den Therapeuten ist
wichtig, denn es ist notwendig, sich auszutauschen. Dadurch kann dem
Patienten besser geholfen werden. Innerhalb des Teams herrscht natürlich
strikte Schweigepflicht.
Haben viele Patienten nicht auch Scheu davor, die Seelsorge in Anspruch zunehmen?
Wagner: Es suchen sich schon einige gezielt ein Wohnheim der Diako�
nie aus, weil sie Wert auf seelsorgerliche Begleitung, Gottesdienste oder
Begegnungen im christlichen Sinne legen. Wir begleiten den Jahreskreis
bewusst, feiern Weihnachten mit einer Krippe und nicht mit Santa Claus.
Darauf legen viele Menschen Wert. Mit dem Alter dringt das Sterben
natürlich auch in den Vordergrund. Wenn es zu Ende geht, werden wir,
Kollege Franz Fröschl oder ich, häufig von Pflegeteams angerufen. Wir
versuchen den Sterbenden und die Angehörigen zu unterstützen und
bieten im Fall des Ablebens eine Aussegnungsfeier an, im Zimmer der
verstorbenen Person oder in der Kapelle. Es ist ein Ritual, das den ver�
storbenen Menschen würdigt, man führt mit ihm sozusagen in der Gruppe
ein letztes Gespräch. Dabei kommt es oft zu einer Nähe, die bei einem
Begräbnis in dieser Form nicht möglich wäre.
Bringt Sie die Arbeit - es geht ja doch oft um sehr schwierige Aspekte
des Menschseins - nicht auch an Ihre Grenzen?
Wagner: Natürlich brauche ich auch persönliche stille Zeiten. Da muss
ich dann die Bremse ziehen und bei meinen Freunden und meiner Familie
auftanken. Aber ich habe niemals das Gefühl, dass ich ein Einzelkämpfer
bin - das ist ein ganz wichtiger Punkt. Das gute Miteinander bringt viel
Freude und Motivation. Beruflich kann ich mir eigentlich nichts Besseres
vorstellen: Meine Arbeit erfüllt mich in gesundem Maße. Damit bin ich
wirklich privilegiert!
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M EN SC H E N MIT
B EH I N D E RUNG
Im Fachbereich „Menschen mit Behinderung“ kamen
2011 unter anderem zwei Großprojekte zum Abschluss:
Der Umbau des Ateliers de La Tour sowie der Neubau des Wohnhauses
De-La-Tour-Straße, beide in Treffen. Einen großen Erfolg kann der Fachbereich zudem mit dem Projekt „Gartenhof“ in Waiern verzeichnen.
N e ue s Zu h au s e f ür z a hl rei che K l i ent e n
d e r Di ak on i e d e La To ur i n Tref f en
Gemüs e aus dem „Gar tenhof“ s c hmackhaft und e r s tklas s ig
Es sieht aus wie ein Lehmbau mit Holzverkleidung - groß und
doch sehr heimelig, eingebettet in wunderschöner Lage mit
Blick auf Felder und Waldrand. Belebt ist das Gebäude, or�
dentlich sogar, obwohl es vor kurzem noch leer gestanden ist.
Mit der neuen Umgebung verändert sich auch der Alltag der
Bewohner, und zwar beträchtlich, denn so haben sie noch nie
gewohnt: betreut und doch eigenständig, mit großen Badezim�
mern und voll ausgestatteter Küche. „Als wir vom Umzug ge�
hört haben, war das schon sehr aufregend“, erzählt Bewohner
Andreas Gergely. „Aber es ist richtig schön geworden!“
Schattiger Wald, fruchtbare Wiesen und ein Bach, der sich
durchs Gelände schlängelt: ein landwirtschaftliches Juwel,
das seinesgleichen sucht ...
Das haben auch die Initiatoren des Projekts „Gartenhof“ in
Waiern erkannt - 2011 wurde mit der Gemüseproduktion
gestartet. Bereits in der ersten Saison konnten große Erfolge
verzeichnet werden: Versorgt werden Diakonie�Küchen aber
auch „ab Hof“ wird verkauft.
Peter Compen, Heinz Milautz und Christina Riedel�Nidetzky
vom David�Zentrum in Waiern arbeiten schon seit einiger Zeit
an dem Projekt, das 2011 endlich umgesetzt werden konnte.
Nach und nach soll nun der Ausbau folgen: Als spezielles
Arbeitsangebot bietet der „Gartenhof“ Menschen mit Behinde�
rung einen Arbeitsplatz mit Freiraum, Bewegungsmöglichkeit,
körperlicher Auslastung und räumlicher Weite. Im klassischen
Werkstattbereich mit vorwiegend sitzender Tätigkeit sind die
Arbeitsbedingungen anders - eben nicht ideal für jeden.
Zum Gemüseanbau, der durch den „ab Hof“�Verkauf auch zur
Integration der Beschäftigten in die Gesellschaft beiträgt, soll
in Zukunft auch eine kleinstrukturierte Tierhaltung kommen.
Die Betreuung und Pflege der Tiere fördert das Verantwor�
tungsbewusstsein der Klienten und ermöglicht den Aufbau
von emotionalen Bindungen. Steile Hänge sollen von Schafen,
Ziegen und Pferden abgegrast werden. Die Pferde sollen auch
für hippotherapeutische Angebote genutzt werden.
Die grobe Arbeit auf den Feldern wird mit Maschinen be�
werkstelligt - das Hegen und Pflegen und die Ernte geschieht
jedoch durch Menschenhand und bietet den Beschäftigten
wertvolle und sinnstiftende Arbeit, die sich durch körperliche
Betätigung an der frischen Luft und sichtbare Erfolgserlebnis�
se positiv auf die seelische Gesundheit auswirkt.
Seit November 2011 bewohnt Gergely eine der sechs Grup�
pen des Wohnhauses De�La�Tour�Straße in Treffen. Sein
Leben ist seither stärker von Autonomie geprägt, denn die
neue Wohnform bringt viel mehr Selbstbestimmung mit sich.
Teamleiterin Doris Bergner: „Das fängt bei schlichten Dingen
an wie damit, dass nun in der Gruppe über den wöchentlichen
Menüplan bestimmt werden kann. Früher wurde das Essen
von der Zentralküche geliefert - da war man natürlich an die
fixen Speisen gebunden -, nun können die Bewohner selbst
entscheiden, was sie essen wollen. Im alten Wohnheim gab es
für 19 Leute nur einen Aufenthaltsraum. Klar wurde da ums
Fernsehprogramm gestritten. In der Früh brach oft Hektik aus,
weil sich alle ein Minibad teilen mussten. Jetzt gibt es pro
Einheit, in der jeweils sechs Leute zusammen wohnen, ein
großes, behindertengerechtes Badezimmer.“
Die neuen Spezialbäder ermöglichen Menschen, die mit kör�
perlicher Beeinträchtigung leben, entsprechende Pflege.
Barrierefrei sind alle Wohnungen.
Neu in Treffen ist auch, dass Männer und Frauen zusammen
wohnen, denn vor dem Umzug herrschte Geschlechtertren�
nung. Auch der Haushalt wird fortan gemeinsam geführt.
Die Hilfe im Haushalt sowie die gegenseitige Unterstützung
der Bewohner ist besonders sinnvoll, wie Fachbereichsleiter
Michael Mellitzer erklärt:
„Es ist gut, wenn es Bewohner gibt, die verschiedene Tätig�
keiten ausüben können, dadurch werden soziale Kompetenzen
gefördert.“ Freuen dürfen sich die Bewohner des Wohnhauses
De�La�Tour�Straße übrigens auch auf den weiteren „Aus�
bau“ - Streichelzoo, Schaukel und Trampolin sollen bald die
Wohnanlage ergänzen.
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L ic htdur chflute te s Ate lier als ide ale r
Ar be its platz für die Tr e ffene r Küns t l er
Lichtdurchflutete Räume und Künstler voller kreativem Ta�
tendrang: Es ist ein besonderer Ort, das Atelier de La Tour
in Treffen. Schon der erste Blick auf das renovierte Gebäude
zieht Besucher in Bann, denn bereits die Fassade selbst er�
strahlt als Kunstwerk. Am 28. Oktober 2011 wurde das Atelier,
eines der ältesten für Menschen mit Behinderung, in neuer
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KUNST - GALERIE DE LA TOUR
Gestalt eröffnet - Rektor Hubert Stotter freut sich sicht�
lich über den Erfolg des Großprojekts: „Besonderer Dank gilt
dem Land Kärnten und der Aktion Licht ins Dunkel“, erklärt
er. „Ohne die Unterstützung der vielen Spender von Licht
ins Dunkel hätte die Renovierung in dieser gelungenen Form
sicher nicht erfolgen können.“
Den Umbau dringend erforderlich machten unter anderem der
nicht barrierefreie Eingangsbereich und die nicht behin�
dertengerechten Sanitäranlagen. Notwendig war auch die
Schaffung des dringend benötigten Platz für Archivierungs�
schränke. Das erneuerte Atelier ermöglicht den Künstlern nun
endlich ideale Arbeitsbedingungen.
Vor über dreißig
Jahren entstand die
Kunstwerkstatt, resul�
tierend aus Willi�
bald Lassenbergers
Leidenschaft zum
Zeichnen und Malen.
Mittlerweile arbeiten
zehn Künstlerin�
nen und Künstler im
Atelier, zwei davon als
Holzbildhauer.
„Als Künstler werden bei uns diejenigen definiert, die neben
Talent und Können auch Kreativität, Einfallsreichtum und eine
gewisse Kontinuität im künstlerischen Schaffen beweisen. Ein
gelungenes Werk allein reicht nicht aus, das wäre ein Zu�
fallstreffer“, so Atelierleiterin Christine Stotter, die auch für
das Kunstmanagement und die Leitung der Galerie de La Tour
(siehe unten und Interview S. 11) verantwortlich zeichnet.
Christine Stotter - Hintergrundgedanken zur Galerie und
dem Kunstmanagement: „Die Idee der Eröffnung und Führung
einer Galerie wurde aus dem Wunsch heraus geboren, Werke
von Menschen mit einer Beeinträchtigung, die als Künstler
arbeiten, vermehrt einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu
machen. Also ohne dem Atelier de La Tour gäbe es die Galerie
de La Tour, die im Sommer 2003 eröffnet wurde, nicht. Die
Galerie de La Tour wird das ganze Jahr über bespielt.
Künstler aus dem Atelier de La Tour, aus Ateliers und Werk�
stätten aus Österreich und anderen Ländern der Welt sowie
„externe“ Künstler stellen aus.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines erweiterten Kunst�
managements. Es ist eine Schnittstelle zwischen der Arbeit,
10
die im Atelier vonstattengeht und der „Außenwelt“.
Es geht dabei auch um viel Administration wie Archivierung
der Werke und der damit zusammenhängenden Arbeit, der
Organisation und Zusammenstellung von Ausstellungen im In�
und Ausland und somit den Kontakt mit anderen Galeristen
und Künstlern, der Teilnahme an Wettbewerben auf nationaler
und internationaler Ebene, die Durchführung verschiedener
Projekte, die damit verbundene Kommunikation nach innen
und außen, die Organisation und Erstellung von Drucksorten
wie Kunstkalendern, Katalogen bis hin zu Postkarten, Bil�
lets, Verhandlungen mit Druckereien, Sponsorensuche, Kontakt
zur Presse. Ein sehr breitgefächertes und interessantes
Arbeitsgebiet.“
N eue Tages s tr uktur für Mens c he n
mit Autis mus
In speziellen Wohngruppen des Köraus, einem Wohnhaus für
Menschen mit Behinderung der Diakonie de La Tour, leben
jeweils acht Menschen mit autistischer Wahrnehmungsstö�
rung. Früher mussten die Wohnräumlichkeiten auch für das
tagesstrukturierende Angebot genutzt werden, im Mai 2011
wurden jedoch Arbeit und Wohnen für einen Teil der Bewohner
getrennt.
„Für die Betreuer, aber auch die Klienten bedeutet das eine
enorme Entlastung. Die Klienten haben nun die Möglichkeit,
sich mit anderen außerhalb ihrer Wohngruppe auszutauschen
und vermehrt Normalität zu leben“, erklärt Sylvia Röckel,
Leiterin der Tagesstrukur.
Zur Förderung zählen kognitives Training (erlernte Fähigkei�
ten sollen nicht verloren gehen, sondern ausgebaut werden),
Wahrnehmungsschulungen (Stimulationen der verschiedenen
Sinne), Sport, kreatives Gestalten oder die Erlebnispädagogik.
„Für unsere Klienten bedeutet diese gezielte Förderung in der
Tat Arbeit, denn eine bewusste Auseinandersetzung mit der
Umwelt fällt Menschen mit schwerer autistischer Wahrneh�
mungsproblematik sehr schwer“, erklärt Röckel.
Mit dem Training im Rahmen eines strukturierten Tagesablaufs
sollen den Klienten größtmögliche Selbständigkeit vermittelt
und Ängste abgebaut werden.
Zehn unter Vertrag stehende Künstler arbeiten täglich im Atelier de La
Tour in Treffen - eines der ältesten Ateliers für Menschen mit Behinderung. Ihre Werke werden regelmäßig in der Klagenfurter Galerie de La
Tour präsentiert. Zudem zeigt die Galerie immer wieder Ausstellungen
renommierter internationaler Künstler. Kuratorin Christine Stotter gibt
im Interview Einblick in die Arbeit des Kunstmarketings:
Wie viele Ausstellungen organisieren und kuratieren Sie im Jahr?
Christine Stotter: Durchschnittlich 15 Ausstellungen. 2011 waren es
allerdings nur 14. Unsere Ressourcen waren anderweitig gebunden, da wir
wegen der Renovierung der alten Werkstatt vorübergehend in ein anderes
Gebäude übersiedeln mussten und nach Fertigstellung der Umbauarbeiten
die Umsiedelung ins neue Atelier zu bewältigen hatten.
Warum ist die Galerie de La Tour sowohl eine Plattform für Menschen
mit Behinderung, ihre Arbeiten zu zeigen, als auch eine Ausstellungsmöglichkeit für nichtbehinderte Künstler?
Stotter: Bei der Kunst geht es nicht darum, ob es Kunst von Menschen mit
Behinderung ist oder nicht. Es geht allein um Kunst. Um das zu ver�
deutlichen, zielt das Konzept der Galerie auf Ausstellungen mit diversen
Künstlern. Für die Künstler aus dem Atelier de La Tour geht es aber zudem
auch um Integration und zwar nicht im Sinne von Angleichung an z. B.
zeitgenössische Ausdrucksformen oder bestimmte stilistische Anpassung
der Kunst, das hat hier nichts verloren – gerade in der Kunst ist „Un�
terscheidung“ angesagt -, sondern um die Möglichkeit der Teilhabe am
kulturellen Geschehen, sowie jeder andere Künstler auch daran teilnimmt
und um die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit anderen Künstlern.
Die Galerie de La Tour ist ein Ort der Kommunikation, des Austausches und
der Inspiration sowohl für die Künstler als natürlich auch dem interes�
sierten Rezipienten. Im südlichen Raum Österreichs hat sich die Galerie
jedoch unter anderem auch als Galerie für die sogenannte „art brut“ oder
„outsider art“ etabliert.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Künstler aus?
Stotter: Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Es geht hier natürlich
einerseits um das Werk, andererseits aber auch um die Auseinander�
setzung mit dem Künstler und seinen Arbeiten. Was möchte der Künstler
aussagen? Wie setzt er dies um? Passt die Arbeit in unser Ausstellungs�
konzept? Und gleichzeitig spielt auch immer eine subjektive Wahrnehmung
mit, die einhergeht mit persönlichem Empfinden, dem Berührtsein und
Staunen.
Was braucht es, um eine Galerie zu führen?
Stotter: Unbedingt Neugierde. Neugierde auf Neues und Ungewohntes, das
Hinterfragen nach dem, was sich unter der Oberfläche befindet. Es braucht
die Fähigkeit des Sichbewegens in Zwischenwelten. Es braucht die Lust
des Schauens und des Gestaltens. Neben der vielen Organisation, dem
Denken in wirtschaftlichen Belangen und anderen Notwendigkeiten sind
es die Neugierde und das Interesse für die Arbeit, die ausschlaggebend
sind. Aber ich denke, das gilt für viele andere Tätigkeiten auch.
Welchen Stellenwert sollte Kunst in der Gesellschaft haben?
Stotter: Kunst hat von jeher zum Menschsein gehört, wenn auch der
Kunstbegriff sich immer wieder verändert hat und verändert. Kunst ist
etwas, was den Menschen inspiriert, ob das ein Bild, ein Buch, ein
Theater� oder Musikstück ist. Erst durch emotionales Berührtsein wird
der Boden bereitet für eine intellektuelle Auseinandersetzung. Das heißt,
Kunst kann Kreativität anregen und die Auseinandersetzung mit sich und
der Umwelt fördern. Somit kann der Stellenwert der Kunst in unserer von
Konsum geprägten Gesellschaft nicht hoch genug geschätzt werden.
Ihre Highlights 2011? Gab es besondere Herausforderungen?
Stotter: Neben vielen interessanten Ausstellungen und Projekten war si�
cherlich die Ausstellung in Fresach im Rahmen der Landesausstellung ein
besonderes Ereignis. Es gab zudem eine Zusammenarbeit mit dem Ca�
rinthischen Sommer. Die Künstler aus dem Atelier de La Tour stellten sich
einem bestimmten Text und erarbeiteten diesen. Die dazu entstandenen
Werke wiederum inspirierten verschiedene Komponisten. Uraufführungen
gab es sodann seitens des Carinthischen Sommers im Sommer 2011.
Die Herausforderung bestand darin, die Arbeiten der Künstler in den
verschiedensten Techniken und Formaten als Gesamtwerk und als eine
Einheit zu konzipieren und in der Fresacher Kirche zu präsentieren.
Ein weiterer Höhepunkt war die Teilnahme und Ausstellung bei der Kunst�
messe „2x2 Forum für Outsider Art“ in Münster, wo den Arbeiten unserer
Künstler großes Interesse entgegengebracht wurde und die sogar zum
Ankauf von Arbeiten seitens eines Museums führte. Und ein ganz beson�
deres Ereignis war die Eröffnung des neu renovierten Ateliers im Oktober
mit einer Ausstellung in den neuen Räumlichkeiten.
Die Arbeiten des Ateliers de La Tour finden auch international Anerkennung. Weshalb sind solche Erfolge so wichtig?
Stotter: Zwei Ausstellungen gab es in Wien und eine im Kunsthaus Kannen
in Münster, Deutschland. Im Jahr zuvor war Christoph Eder nominiert für
INSITA in Bratislava. Erfolge sind wichtig: Sie honorieren nicht nur die
Leistungen, die erbracht werden, sondern sind auch in gesellschafts�
politischer Hinsicht relevant. Denn sie zeigen, dass Menschen in einer
schwierigen Ausgangslage Großartiges erbringen können, wenn ihr Talent
entdeckt, gefördert und gelebt werden kann. Sie führen uns weg von
einem defizitorientierten hin zu einem ressourcenorientierten Denken. So
sind sie in dieser Weise auch Mutmacher für die Gesellschaft.
11
B I L DU N G
30 Jahre sinnstiftende Berufsausbildung in Waiern: Zum Jubiläum gab’s
eine Enquete und den ersten SOB-Ball. In Klagenfurt freuen sich die
Schüler der Lernraum-Montessorischule de La Tour seit Herbst 2011
über zweisprachigen Unterricht. Und auch die Fortbildungsinstitution
Akademie de La Tour blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück.
Si nn st i f t e n d e r Ber uf für Gener ali sten:
30 Jahre SOB
Als Lehrgang, der wegen des dringenden Bedarfs an geschul�
tem Fachpersonal entstand, war der „Lehrgang für Behin�
dertenarbeit für Berufstätige“ der Beginn der heutigen SOB,
Schule für Sozialbetreuungsberufe der Diakonie de La Tour.
2011 feierte die Schule ihr 30�jähriges Bestehen. Schon im
ersten Ausbildungsjahr, 1981, war die Ausbildung für Berufs�
tätige gedacht, die bereits im Sozialbereich arbeiten.
„Der Lehrgang dauerte damals nur drei Semester“, erzählt
Martin Hildebrandt, Direktor der SOB. „Zu Beginn gab es
eine Klasse. Heute haben wir neun Klassen, die Ausbildung
dauert zwei bis vier Jahre, abhängig davon, ob man sich für
den Fach�Sozialbetreuer oder den Diplom�Sozialbetreuer
entscheidet.“
Der Erfahrungsschatz der vergangenen drei Jahrzehnte zeigt,
dass die starke Einbindung der Praxis den Erfolg am Arbeits�
platz sichert: „Es wird kaum noch jemand ohne einschlägige
Ausbildung aufgenommen. Mit einem Abschluss sind die Job�
aussichten gut“, so Hildebrandt. Der Bedarf an Pflegepersonal
steige zudem permanent an.
Neben dem Bereich der Behindertenbetreuung bietet die SOB
auch die Bereiche Behindertenarbeit und Altenarbeit an. „Der
Unterschied zwischen Behindertenbetreuung und �arbeit be�
steht darin, dass in der Behinderten� und Altenarbeit auch die
Pflegeausbildung integriert ist“, erklärt der Direktor.
Spezialisierung sei keine vonnöten: „Es ist eine Ausbil�
dung für Generalisten. Wir legen die Basis für ganzheitliche
Begleitung von Menschen, die in irgendeiner Form Assistenz
brauchen, unterrichten eine Vielfalt an Gegenständen, denn es
muss ein ganzheitlicher Zugang bestehen. Wenn beispiels�
weise ein Schlaganfallpatient nicht sprechen kann, muss der
Betreuer das Bedürfnis des Klienten erkennen können.“
Ballpremiere: Gefeiert wurde das 30�Jahr�Jubiläum bei
einer Enquette, wo über die Entwicklung von Sozialberufen
diskutiert wurde und im Rahmen des ersten Schulballs der
SOB, der im Juni 2011 über die Bühne ging.
D as M o t t o se i t 2011: Zw e i S pr achen,
m e h r M ö g l i c h k ei ten
Ein ambitioniertes Vorhaben wurde in der Klagenfurter Mon�
12
tessorischule de La Tour (auch als „Lernraum“ bekannt) 2011
umgesetzt: Seit Herbst werden die Schüler zweisprachig un�
terrichtet - Englisch und Deutsch dienen dabei gleichwertig
als Umgangs� und Arbeitssprache.
„Es besteht große Nachfrage nach zweisprachigem Unter�
richt“, erzählt Doris Trattnig�Sax, Leiterin des Lernraums.
„Unsere Schülerzahlen steigen an, gerade jetzt, wo wir
bilingualen Unterricht anbieten. Dass zwei Sprachen auch
mehr Möglichkeiten bedeuten, wird vielen Eltern immer mehr
bewusst.“
Unterrichtet wird nach der Immersionsmethode.
„Immersion bedeutet Eintauchen in eine Sprache, nachemp�
funden der Art, wie wir unsere Muttersprache sprechen ler�
nen“, erläutert Trattnig�Sax. „Unsere Englischlehrer sind
Native Speaker amerikanischer, südafrikanischer oder
britischer Herkunft. Sie unterhalten sich mit den Kindern
auf Englisch - und die machen nach kleinen anfänglichen
Unsicherheiten im Eiltempo Fortschritte und haben sichtlich
Freude an der Zweisprachigkeit.“
Die Umsetzung des bilingualen Konzepts habe am Anfang eine
Herausforderung bedeutet, so die Direktorin weiter, „aber es
hat sich schnell herausgestellt, dass die zweite Sprache und
die Erweiterung des Teams kein Hindernis darstellen.“
Vokabeln werden nicht in Hefte geschrieben und auswendig
gelernt, neue Wörter fügen sich wie selbstverständlich durch
den alltäglichen Sprachgebrauch ein. In Gruppenarbeiten
werden englische Bücher gelesen, Worksheets durchgenom�
men oder Lieder und Gedichte einstudiert.
So zeigten sich die Schüler von den Abenteuern des „Gruffa�
lo“, von „Winni the witch“, „Fred and Ted“ und zu Weihnach�
ten vom „Jinglebell Rock“ begeistert.
Die Kinder der dritten und vierten Klasse bauten ihre Eng�
lischkenntnisse zudem in Rollenspielen und durch das Lesen
von Büchern, wie „The Little Critters“ oder „Clifford The Big
Red Dog“, die sprachlich durchaus eine Herausforderung
bedeuteten, aus.
Mit dem Projekt werden neue Wege beschritten: Bisher gab es
noch keine bilinguale Montessori�Volksschule in Österreich.
Die Diakonie de La Tour wird in Zukunft verstärkt mehrspra�
chigen Unterricht anbieten, denn ab dem Schuljahr 2012/13
wird das Projekt auf das Montessori�Bildungszentrum in
Treffen ausgeweitet - profitieren können Schüler der ersten
bis zur achten Schulstufe.
13
DAS Personalmanagement DER DIAKONIE DE LA TOUR
N e u i m P r o g r a mm der Akademi e de La
To ur : P syc h o l ogi sc he F or tbil dunge n
Die Akademie de La Tour bietet Fort� und Weiterbildungen in
den Bereichen Alten� und Krankenpflege, Behindertenhilfe,
Berufliche Integration, Jugendwohlfahrt und Reformpädagogik
an. Neben diesen bisher schon bestehenden Fortbildungsbe�
reichen wurde das Angebot 2011 um einen weiteren Themen�
kreis erweitert: die psychologischen Themen.
Dabei handelt es sich einerseits um Seminare, die für alle
Interessierten offen sind, andererseits um solche, die speziell
auf Klinische� und Gesundheitspsychologen zugeschnitten
sind und die durch die Qualifikationen der jeweiligen Refe�
renten für die verpflichtende Fortbildung angerechnet werden
können.
„Wir konnten im ersten Jahr gleich so namhafte Referen�
ten wie Professor Peter Fiedler von der Universität Heidel�
berg, der über Persönlichkeitsstörungen informierte, und
Dr. Sigrid Alvin aus Wien, die über den Umgang mit Klienten
mit Borderlinestörungen sprach, gewinnen“, erzählt Astrid
Egger, zuständig für die Seminarorganisation der Akademie
de La Tour. Entsprechend schnell waren diese Seminare auch
ausgebucht.
„Gerade bei den
psychologischen und
reformpädagogischen
Seminaren haben wir
vermehrt Teil�
nehmer, die nicht in
der Diakonie de La
Tour arbeiten und so
konnten wir 2011 den
Anteil der externen
Teilnehmer auf 40
Prozent steigern“, erzählt Egger. „Dies zu erreichen, bedurfte
vermehrter Werbetätigkeiten und Öffentlichkeitsarbeit. Neben
den Aussendungen des Fortbildungskatalogs gibt es auch zu
den einzelnen Bildungsbereichen entsprechende Informati�
onsfolder und seit Herbst 2011 auch einen eigenen News�
letter, der zirka alle drei Wochen an unsere Interessenten
verschickt wird und über die Neuigkeiten aus der Akademie
und die aktuellen Restplätze informiert.
Die breite Öffentlichkeit konnten wir auch mit unseren
zwei reformpädagogischen Vorträgen von Gernot Candolini
14
und Lienhard Valentin erreichen, da beide Herren von Radio
Kärnten in die Sendung „Radio family“ eingeladen wurden und
dort gemeinsam mit Rektor Hubert Stotter über die Veranstal�
tung informierten.“
Der Vortrag „Montessori mit Matura“ von Candolini war ein
besonderer Höhepunkt dieses Jahres. Einerseits natürlich
durch die aktuelle Thematik, die sehr viele Besucher in die
Beschäftigungswerkstätte am Steinbruch lockte, aber ande�
rerseits auch durch den besonderen Veranstaltungsort, der von
Silvia Karner, Leiterin der Treffener Beschäftigungswerkstätte
für Menschen mit Behinderung, zur Verfügung gestellt wurde.
Der Verkaufsshop mit den von den Klienten erzeugten Pro�
dukten aus Keramik, Holz, Filz und anderen Materialien fand
großen Anklang bei den Besuchern und durch die engagierte
Mitarbeit der Klienten der Beschäftigungswerkstätte im Café
wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt.
Im Jahr 2011 besuchten übrigens knapp 1.000 Teilnehmer die
insgesamt 66 Veranstaltungen der Akademie de La Tour.
Hinter den Kulissen war das Jahr 2011 geprägt von der Re�
strukturierung der gesamten Seminarorganisation. „Ziel dieser
Umstrukturierungen war, die verschiedenen Bereiche wie Se�
minaranmeldung, Rechnungslegung, Adressenverwaltung usw.
in ein einheitliches System zu bringen“, so Egger.
„So konnten wir mit Ende 2011 auf unser neues Seminarver�
waltungssystem umstellen, welches uns eine effektivere und
besser strukturierte Seminar� und Kundenverwaltung ermög�
licht.“
Mit über 1.000 Angestellten gehört die Diakonie de La Tour in Kärnten
mittlerweile zu den größten Unternehmen des Landes. Das gesamte
Recruiting inklusive Ehrenamt und der Einsatz von Zivildienern sowie
Personal- und Führungskräfteentwicklung werden über das Personalmanagement koordiniert. Leiterin Susanne Prentner-Vitek beschreibt
im Interview, welche Möglichkeiten und Herausforderungen auf die
Mitarbeiter eines Unternehmens auf Expansionskurs warten:
Die Diakonie de La Tour ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Viel Arbeit für Sie?
Susanne Prentner-Vitek: Allerdings. Die Diakonie hat sich in den vergan�
genen Jahren massiv verändert, ist ständig gewachsen. Damit waren wir
besonders im Recruiting gefordert.
Wie hoch sind die Anforderungen, die die Diakonie de La Tour an ihre
Mitarbeiter stellt?
Prentner-Vitek: Die Anforderungen im Sozialbereich sind insgesamt sehr
hoch. Daher ist der Auswahlprozess sehr aufwendig - für gewisse Stellen
gibt es ja auch sehr genaue Vorgaben vom Land, was der Mitarbeiter
ausbildungsmäßig mitbringen muss. Wir setzen aber nicht nur Dinge
voraus, wir bilden unsere Mitarbeiter auch weiter. Einer unserer
Schwerpunkte lag im vergangenen Jahr in der Führungskräfteentwicklung,
an der über 60 Teamleiter teilnahmen. Um dies finanzieren zu können,
haben wir 2011 über 100.000 Euro AMS�Förderungen für Weiterbildungen
erhalten. Zudem werden auch immer wieder Coaching und Supervision
angeboten.
Wie viele Interessierte haben sich im vergangenen Jahr bei der
Diakonie de La Tour beworben?
Prenter-Vitek: 2011 haben wir insgesamt 113 Stellen ausgeschrieben
und 1.433 Bewerbungen bearbeitet. Im Vergleich zu 2010 hatten wir mehr
Bewerber - trotzdem haben wir für Inserate 2011 nur 16.674,39 Euro,
also 5000 Euro weniger als im Jahr davor, ausgegeben, da wir verstärkt
auf Evidenzbewerbungen zurückgreifen.
2011 war das Europäische Jahr des Ehrenamts. War das freiwillige
Engagement in der Diakonie spürbar?
Prenter-Vitek: Das ist es eigentlich immer. Derzeit engagieren sich rund
100 Menschen ehrenamtlich in der Diakonie de La Tour - viele davon ar�
beiten in Altenwohn� und Pflegeheimen oder in der Hospizbegleitung. Seit
2011 ist endlich gewährleistet, dass alle Ehrenamtlichen während ihrer
Tätigkeit versichert sind; ein wichtiger Schritt! Diakonische Helfer hatten
wir im vergangenen Jahr elf, darunter erstmals drei aus Ungarn. Sie wur�
den großteils in der Behindertenhilfe und im Bildungsbereich eingesetzt.
Sind das auch die Bereiche, wo am meisten Zivildiener zum Einsatz
kommen?
Prenter-Vitek: In der Behindertenhilfe schon, im Bildungsbereich weniger.
Zivildiener arbeiten bei uns auch vermehrt in Altenwohn� und Pflegehei�
men oder in der Jugendwohlfahrt. Insgesamt waren 38 bei uns tätig. Es
kommt regelmäßig vor, dass Zivildiener nach ihrem Einsatz eine Ausbil�
dung im Sozialbereich beginnen und weiterhin bei uns arbeiten.
Im Bereich der Sozialen Arbeit sind Mitarbeiter stets mit besonderen
Herausforderungen konfrontiert. Wie stark ist die Fluktuation?
Prentner-Vitek: Es gibt Bereiche, wo die Fluktuation höher ist; in der
Jugendwohlfahrt arbeiten beispielsweise viele Psychologen und Pädago�
gen - die sind breit ausgebildet, jedoch nicht unbedingt für diese spezielle
Aufgabe. Zum Arbeitsalltag gehört beispielsweise auch die Haushalts�
führung; das lernt man an der Sozialakademie, jedoch nicht auf der Uni.
Deshalb gibt es bei uns in diesem Fachbereich mittlerweile die Auflage,
dass jeder Bewerber schnuppern muss, damit gleich von Beginn an klar
ist, welche Aufgaben zu bewältigen sind.
Ist es manchmal schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden?
Prentner-Vitek: Teilweise schon - in der Jugendwohlfahrt, aber auch
Ärzte, vor allem Psychiater, oder diplomierte Krankenschwestern sind nicht
immer einfach zu finden. Allerdings ist der Ruf des Unternehmens gut und
wir erhalten viele Evidenzbewerbungen; aus diesem Pool heraus besetzen
wir immer wieder Stellen nach. Manches müssen wir nicht extra aus�
schreiben, weil wir die passenden Kandidaten schon parat haben. Unsere
neue Jobhomepage, die 2011 online gegangen ist, erleichtert das ganze
Recruiting�System erheblich.
Zur Ihrem Referat gehört auch die Akademie de La Tour. An den Schulungen nehmen auch Externe teil - wie gut wird das Angebot insgesamt angenommen?
Prentner-Vitek: Sehr gut. Die Akademie de La Tour hat sich in den ver�
gangenen Jahren stark etabliert. 2011 veranstalteten wir 63 Seminare,
insgesamt haben daran 965 Personen teilgenommen, 40 Prozent der
Teilnehmer waren Externe. Im Vergleich zu 2010 haben wir die Anzahl der
Schulungen und der Teilnehmer damit verdoppelt.
15
S ER VIC E U ND
B ER U FLIC H E INTEGRATION
Mit 1. Jänner 2011 entstand in der Diakonie de La Tour der
neue Fachbereich „Service und Berufliche Integration“.
Neben dem Seminar- und Gästehaus „Philippus“ gibt es in diesem Bereich auch das
Haus „Ausblick“, eine Einrichtung für Jugendliche, die eine Anlehre absolvieren,
sowie das zentral gelegene Klagenfurter Stadtcafé.
Se rv i c e & B e r ufli c he Integr ati on Ei n Fa c h b e r e i ch stel lt si c h vor !
Neu ist das Angebot der beruflichen Integration eigentlich
nicht. Schon seit über 40 Jahren wird zum Beispiel Menschen
mit Behinderung im „Haus Ausblick“, einer Ausbildungsstätte
mit dazugehörigem Internat, eine Anlehre zu qualifizierten
Helfern in Handwerksberufen (Malerei, Tischlerei, Gärtne�
rei ...) angeboten.
Neben der „fähigkeitsorientierten Beschäftigung für Men�
schen mit Behinderung“ in eigenen Werkstätten wurde dieser
Bereich in den vergangenen Jahren aber immer weiter aus�
gebaut und entwickelt.
So war es an der Zeit, auch organisatorisch darauf zu re�
agieren und den neuen Fachbereich „Service und Berufliche
Integration“ zu schaffen. Gleichzeitig wurde der Bereich des
„Wohnens“ und des „Arbeitens“ von Menschen mit Behin�
derung gemeinsam im Fachbereich „Menschen mit Behinde�
rung“ zusammengeführt und aufgabenmäßig neu strukturiert.
Neben dem „Haus Ausblick“ gibt es seit acht Jahren das
Stadtcafé der Diakonie. Im Herzen Klagenfurts gelegen, wer�
den Gäste in einem idyllischen Innenhof kulinarisch verwöhnt.
Für den Gast eigentlich unbemerkt wird hier Jugendlichen,
ihren Bedürfnissen entsprechend, eine fundierte Ausbildung
für gastronomische Berufe geboten. Mit entsprechender
sozialpädagogischer Unterstützung und einer verlängerten
Lehrzeit (integrative Lehre) schaffen viele den regulären
Lehrabschluss oder eine Qualifikation in Teilbereichen und
somit den Einstieg ins normale Berufsleben.
Angeboten wird im Stadtcafé auch ein tägliches Mittagsmenü.
Mehrmals wöchentlich verwandelt sich das Café in ein Spra�
chencafé – in Kooperation mit der Volkshochschule werden
direkt im Caféhaus Sprachkurse angeboten. Seit 2011 gibt
es auch einen Seminarbetrieb, die angrenzende Galerie de La
Tour verwandelt sich dann in einen kunstvollen Seminarraum.
All diese Angebote sollen dazu dienen, die Kundenfrequenz zu
erhöhen und die Möglichkeit bieten, viele Aspekte gastrono�
mischer Angebote kennenzulernen.
„Wie am freien Markt“ bedeutet für unsere Servicebetriebe
wie das Stadtcafé, ihr Angebot ordentlich zu vermarkten. So
wurde 2011 die Speisekarte professionell gestaltet, Gäste
werden nun über oft unbemerkte Besonderheiten der integra�
16
tiven Berufsausbildung in diesem Kaffeehaus informiert.
Die Ausbildung der Lehrlinge zur Restaurantfachkraft erfolgt
nicht nur im Stadtcafé. Auch in der Zentralküche Harbach der
Diakonie wird die integrative Berufsausbildung zum Koch an�
geboten. Von dieser Küche aus werden Bildungseinrichtungen
und Einrichtungen für Menschen im Alter versorgt, 250 Essen
werden täglich frisch zubereitet.
Für die auszubildenden jungen Menschen ist es enorm wich�
tig, dass sie in Betrieben ausgebildet werden, die Bedingun�
gen wie am freien Markt bieten. Nur so ist es möglich, eine
Qualifikation zu erreichen, die dann auch zu einer dauerhaf�
ten Anstellung am Arbeitsmarkt führt.
Finanziert wird das Projekt „Stadtcafé“ nicht aus Mitteln der
Behindertenhilfe, sondern vom Bundessozialamt, dem Eu�
ropäischen Sozialfond und dem Land Kärnten.
Ein weiterer Dienstleistungsbetrieb der Diakonie de La Tour
ist das Seminar� und Gästehaus „Philippus“. Neben dem Se�
minar� und Beherbergungsangebot bietet das Haus Platz für
Feiern, macht Catering und hat eine täglich geöffnete Cafete�
ria. Hier wurde im Jahr 2011 mit der „touristischen Anlehre“
begonnen. Der Anstoß dazu kam aus einem EU geförderten
Projekt mit dem Namen „ability@work“.
An diesem Projekt beteiligten sich fünf Einrichtungen aus
Deutschland, den Niederlanden und Österreich, um gemein�
sam Konzeptansätze für berufsfeldübergreifende und be�
triebsnahe Qualifizierungen für Menschen mit Behinderung zu
entwickeln und zu erproben.
Ziel der touristischen Anlehre im Seminar und Gästehaus
„Philippus" ist es, junge Menschen, die den Anforderungen
einer normalen bzw. auch integrativen Berufsausbildung nicht
gewachsen sind, zu qualifizierten Helfern in den Bereichen
Service, Küche und Reinigung auszubilden.
Den Ergebnissen aus dem Projekt „ability@work“ folgend,
wird neben der Vermittlung fachlicher Kompetenz besonderer
Wert auf zwei weitere, oft wenig beachtete Schlüsselquali�
fikationen gelegt: die Selbstkompetenz und die Sozialkompe�
tenz. Ein Projektergebnis war, dass junge, fachlich eigentlich
gut qualifizierte Menschen, im Berufsleben nicht Fuß fassen
können, weil ihnen beispielsweise Selbstvertrauen, die rea�
listische Einschätzung eigener Fähigkeiten, der Umgang mit
Kritik, kommunikative Fähigkeiten oder auch Teamfähigkeit
fehlen. Deshalb wird in der Ausbildung und der begleitenden
17
BIORESSOURCENMANAGEMENT IN DER DIAKONIE DE LA TOUR
sozialpädagogischen Betreuung darauf besonders Wert gelegt.
In der Anlehre wird das Modell des informellen Handlungsler�
nens praktiziert. Es verlangt Eigenaktivität und die Möglich�
keit des selbständigen Erprobens. Um Handlungskompetenz
aufzubauen, muss man selbst handeln.
Die Rolle des Ausbildners ist nicht die es Unterweisers, son�
dern des Beobachters und Lernbegleiters.
Das Ausbildungsprogramm beinhaltet auch ein notwendi�
ges Scheitern in manchen Situationen, um das Erlernte zu
festigen. Tägliche Reflexion mit den Ausbildnern ist beson�
ders wichtig, um sich dem Lernertrag bewusst zu werden und
Orientierung zu finden. Das in der Anlehre gelebte „informelle
Lernen“ ist so im besonderen Maße ein kompetenzentwi�
ckelndes Lernen, das nicht nur auf den Erwerb fachlicher
Fähigkeiten fokussiert.
Neben der touristischen Anlehre wird im Seminar� und Gäste�
haus „Philippus“ auch die integrative Berufsausbildung
angeboten, zurzeit
absolvieren hier zwei
Jugendliche ihre Aus�
bildung zur Res�
taurantfachkraft. Das
Team des Seminar�
und Gästehauses
„Philippus“ übernahm
bei der Landes�
ausstellung 2011 in
Fresach die gastrono�
mische Versorgung
der fast 70.000 Besucher und zeigte dadurch, wie gut sich
besondere Ausbildungsformen für junge Menschen mit einem
marktorientierten Gastronomieangebot professionell verbin�
den lassen.
Das erste Erfahrungsjahr mit dieser Form der Anlehre ist
sehr positiv. Im Jahr 2011 wurden 50 junge Menschen in
den unterschiedlichen Ausbildungsangeboten der Diakonie
begleitet. Diesen Schwerpunkt auszubauen und ihn wie den
gesamten Bereich der beruflichen Integration weiterzuentwi�
ckeln ist unser zukünftiges Ziel, um jungen Menschen einen
dauerhaften Arbeitsplatz und somit ein selbstbestimmtes
Leben zu ermöglichen.
18
Reno viertes „Haus Ausblick“: Der
Start in ein selbstbestimmtes Leben
Eine abgeschlossene Ausbildung, ein geregeltes Anstel�
lungsverhältnis, eine gesicherte Zukunft – schon lange keine
Selbstverständlichkeit mehr. Für diejenigen, die nicht über
ideale Grundvoraussetzungen verfügen, ist das Bestehen am
Arbeitsmarkt ungleich schwerer. So benötigen etwa Jugend�
liche, die unter Lernschwäche, beeinträchtigter Motorik oder
Konzentrationsdefizit leiden, spezielle Förderungen, um in der
Arbeitswelt Fuß zu fassen. Genau hier setzt das Ausbil�
dungsprogramm des „Hauses Ausblick“ an. „Es geht nicht
nur darum, berufsspezifische Qualifikationen zu erwerben“,
erklärt Martina Michorl, Fachbereichsleiterin für Service und
Berufliche Integration. „Die Ausbildung zielt darauf ab, Soft
Skills zu vermitteln, die im Berufsleben unumgänglich sind.
Fachliche Kompetenz allein bringt am Arbeitsmarkt nichts,
wenn z.B. die Fähigkeit der Teamarbeit nicht vorhanden ist.
Zudem haben unsere Klienten unterschiedliche Bedürfnisse.
Wir passen uns ihren Entwicklungsschritten an und sind be�
müht, die Jugendlichen nach der dreijährigen Ausbildung am
Arbeitsmarkt unterzubringen.“
Zum Jubiläum frisch renoviert: 2011 feierte das „Haus Aus�
blick“ sein 40�jähriges Bestehen. Bewohner und Betreuer
durften sich freuen - denn pünktlich zum Jubiläum wurden
auch die Renovierungsarbeiten abgeschlossen.
In Wohngemeinschaften gegliedert, stehen den Bewohnern
nun helle, geräumige Zimmer, schöne Bäder und große Ge�
meinschaftsküchen zur Verfügung.
518.000 Euro wurden mit großzügiger Unterstützung von
„Licht ins Dunkel“ in den Umbau investiert.
Bisher nur Burschen vorbehalten, ist das Haus seit 2011
auch auf Mädchen ausgerichtet. Ihre Ausbildung können die
Jugendlichen in den Bereichen Gärtnerei, Tischlerei, Malerei
oder in der Gastronomie absolvieren. „Es ist schön, auf die
erfolgreichen Jahre zurückblicken zu können“, meint Hubert
Stotter, Rektor der Diakonie de La Tour.
Ursprünglich ein Wohnhaus für Menschen mit Behinderung,
sind seit 1980 benachteiligte Jugendliche im Haus unter�
gebracht, um hier ihre Anlehre zu absolvieren. „Seit damals
konnten wir zahlreichen Jugendlichen den Einstieg in ein
selbstbestimmtes Leben erleichtern.“
Bioressourcenmanagement - ein Schlagwort, das gut klingt, unter dem
sich jedoch viele nichts Genaues vorstellen können. In der Diakonie de
La Tour spielt der Begriff mehr und mehr eine Rolle. Wirtschaftsdirektor
Walter Pansi und Thomas Brunner, Leiter der Liegenschaftsverwaltung,
erklären im Interview, wie gut ökologische mit ökonomischer Verantwortung vereinbar ist:
Es heißt, Sie wollen auch auf die Technologie der Photovoltaik zurückgreifen? Was ist das genau?
Die Diakonie de La Tour betreibt über 60 Einrichtungen - wie stark wird
ein gut durchdachtes Bioressourcenmanagement, wie energieeffizientes Heizen oder der Einsatz ökologisch sinnvoller Technologien, in den
Betrieb der Häuser miteingeplant?
Wie weit muss man eigentlich vorausplanen, um nachhaltig zu wirtschaften?
Walter Pansi: Wir versuchen, auf allen Ebenen ressourcensparend zu
arbeiten. Unser Hauptaugenmerk liegt im Moment und in naher Zukunft
sicher auf der Ausnutzung sämtlicher Energiesparpotenziale im Gebäude�
bereich: Wir setzen dabei auf thermische Sanierung wie Wärmedämmung
oder sparsame Beleuchtungs� und Heizsysteme.
Die Diakonie de La Tour betreibt sogar eigene Heizsysteme ...
Pansi: Ja, in Treffen haben wir zum Beispiel ein Mikronahwärmenetz im
Bereich der „Meierei“, in Waiern ein Hackschnitzelwerk, die Nahwärme
Waiern, das neben diverser Abnehmer alle Einrichtungen der Diakonie in
Feldkirchen versorgt - bis auf das „Haus Bethanien“, das ist vom Netz zu
weit weg. Im Grunde genommen geht es uns darum, vom Energieträger Öl
so rasch wie möglich wegzukommen. Bis 2013 möchten wir alle Einrich�
tungen ölfrei beheizen.
Thomas Brunner: Wir rüsten teilweise um auf Pelletskessel und verwen�
den Hackgut aus eigenen Wäldern für unsere Biomasse�Heizanlagen.
Wie viel kann man damit einsparen?
Pansi: Rein rechnerisch gesehen ist vom derzeitigen Ölpreis zum Hackgut
nicht viel um. Es ist unsere Überzeugung, mit dem Energieträger Holz zu
arbeiten und die Wertschöpfung in Österreich zu belassen und nicht Öl aus
dem Ausland zu importieren. Wir suchen aber auch nach neuen Wegen.
Derzeit läuft im Altenwohn� und Pflegeheim St. Peter ein Pilotprojekt mit
Solarenergie - nicht das erste dieser Art, auch im Kinderheim „Herrnhilf“,
der WG kids und im Rektorat in Harbach haben wir Solaranlagen, aber
das Heim in St. Peter bedeutet für uns eine neue Dimension. Wir haben
einen theoretischen Ansatz zur Wirtschaftlichkeit vorgelegt bekommen
- laut dieser Rechnung sollte sich das System nach zwölf bis 15 Jahren
amortisieren. Echtwerte werden derzeit mit Messprotokollen nachgewiesen. Nach einem Jahr wissen wir wirklich, was an Energie praktisch - und
nicht aus einem theoretischen Rechenansatz heraus - produziert wird.
Brunner: Im Unterschied zur Solarenergie, wo Wasser durch Sonnenener�
gie aufgeheizt wird, erzeugt die Photovoltaik direkt aus den Solarzellen
Strom, der dann ins Netz eingespeist wird.
Pansi: Projekte mit erneuerbarer Energie werden sich voraussichtlich
in einem Zeitraum von 15 bis 20 Jahren amortisieren. Damit sparen wir
langfristig bestimmt einiges an Kosten, denn die Preisentwicklung beim
Öl haben wir nicht im Griff, die mögliche Nutzung von Holz aus eigenen
Wäldern ist hingegen für uns eine sichere Option.
Brunner: Wir besitzen 230 Hektar Wald, damit könnten wir theoretisch alle
unsere Heizsysteme betreiben. In Treffen machen wir das auch - in Waiern
ist derzeit die Zulieferung aus umliegenden Sägewerken kostengünstiger.
Unsere Wälder werden jedenfalls alle selbst bewirtschaftet, Holz, das wir
nicht selbst nutzen, verkaufen wir.
Es heißt, Sie planen auch die Anschaffung eines Elektroautos?
Brunner: Vielleicht sogar zwei. Zum einen für die Haustechnik in Waiern,
zum anderen hat auch der „Gartenhof“ Bedarf. Eine Tankstelle steht ja
bereits vor Ort. Die Hürde ist nach wie vor der Preis, denn die Anschaffung
ist fast doppelt so teuer wie bei herkömmlichen Autos.
Pansi: Elektroautos sind sicher umweltfreundlicher, weil wir damit keine
Abgase verursachen, allerdings wissen wir nicht, wie der Strom erzeugt
wird. Es gibt den Grundsatz, dass wir in der Diakonie Ökostrom beziehen.
Definitiv ausgeschlossen - das ist auch vertraglich festgehalten - ist die
Verwendung von Atomstrom. Aber da sind wir natürlich auf die Glaubwürdigkeit des Lieferanten angewiesen.
Brunner: Wir wollen, was den Fuhrpark betrifft, jedenfalls in den nächsten
Jahren auf neue Technologien umstellen und Fahrzeuge mit geringem
CO2�Ausstoß und wenig Verbrauch anschaffen.
Was für Veränderungen stehen in den kommenden Jahren noch bevor?
Pansi: Wie schon erwähnt, planen wir die schrittweise thermische Sanie�
rung aller Gebäude, rüsten um auf neue energiesparende Technologien.
Brunner: Bis 2015 planen wir eine Energieersparnis von 20 Prozent. Das
werden wir auch umsetzen.
19
G E S UN D H E IT
Zwei Krankenhäuser, zwei neue Führungskräfte: Primarius Richard
Gaugeler (Krankenhaus Waiern) und Primaria Renate
Clemens-Marinschek (Krankenhaus de La Tour, Treffen) blicken auf ihr
erstes Jahr als medizinische Leiter zurück. Neuerungen gab es 2011
nicht nur in den Krankenhäusern, auch die Suchtambulanzen haben ihr
Angebot ausgeweitet.
Su c h tth e r ap i e i n Tref f en und Vi l l a ch
b lic k t au f e r fol grei ches Ja hr z urück
Spezialistin der Suchttherapie als neue Primaria: Bereits
während des Turnusses an der Abteilung für Neurologie
und Psychosomatik beschäftigte sich die Villacherin Renate
Clemens�Marinschek mit der Behandlung von Abhängigkeits�
erkrankungen. Als neue Ärztliche Leiterin des Sonderkran�
kenhauses de La Tour in Treffen wurde sie im Februar 2011
offiziell in ihr Amt als Primaria, Nachfolgerin von Universi�
tätsprofessor Herwig Scholz, eingeführt. „Die Führungsposi�
tion brachte einige Herausforderungen wie wirtschaftliches
Denken, Teamleitung, organisatorische Anforderungen oder
öffentliche Aufgaben mit sich“, erzählt die Primaria.
„Mit Professor Scholz hatte ich einen vorbildlichen Lehr�
meister. Beeindruckt hat mich sein wertschätzender Um�
gang mit Suchtkranken. Sein primäres Anliegen war es, eine
Abhängigkeitserkrankung als gut behandelbare Krankheit der
Öffentlichkeit nahezubringen.“ Das sei auch ihr sehr wichtig,
so Clemens�Marinschek.
„Das in der Gesellschaft noch verbreitete Stigma einer
Suchterkrankung macht es Betroffenen schwer, sich recht�
zeitig in Behandlung zu begeben. Daher sollten Personen, die
einen problematischen Umgang mit Alkohol aufweisen, wert�
frei darauf angesprochen werden, um ihnen den Weg in eine
Behandlung zu erleichtern. Es ist notwendig, die ambulanten
Versorgungsstrukturen im Sinne einer effizienten Vor� und
Nachbetreuung kärntenweit auszudehnen und zu etablieren!“
Erweitert wurde 2011 beispielsweise das Gruppenangebot der
Ambulanz de La Tour im LKH Villach: durch Schaffung einer
Angehörigengruppe sowie einer spezifischen Gruppe für alko�
holauffällige Fahrzeuglenker.
Auch im Krankenhaus de La Tour gibt es ein breiteres Angebot
als in den Jahren zuvor: Seit Sommer 2011 besteht nämlich
die Möglichkeit, dass das stationäre Therapieangebot auch
von Kaufsüchtigen in Anspruch genommen werden kann.
„Ich lege großen Wert auf eine adäquate Behandlung von
eventuellen Grunderkrankungen wie Depressionen, Burn�
out�Syndrom und anderen psychischen Erkrankungen“, so
Clemens�Marinschek. „Wichtig erscheint mir auch eine gute
Vernetzungsarbeit mit den Abteilungen für Psychiatrie des
Landes Kärnten und anderen suchtspezifischen Einrichtungen
sowie eine effektive Vor� und Nachbetreuung der Patienten.“
20
Jubiläum: Ihr einjähriges Bestehen feierte 2011 die Spiel�
suchtambulanz de La Tour in Villach. Seit ihrer Eröffnung 2010
verzeichnet die Ambulanz einen regen Zulauf von betroffe�
nen Spielsüchtigen und Angehörigen. Dennoch ist in Zu�
kunft mit einer verstärkten Behandlungsbedürftigkeit von
Online�Süchtigen zu rechnen. Das Team der Spielsuchtambu�
lanz ist bemüht, sich den Anforderungen, die sich insbeson�
dere bei einer Online�Sucht ergeben, zu stellen; Betroffene
ziehen sich oft vollkommen zurück, verlieren das Interesse
an sozialen Kontakten etc.
Auch Kaufsüchtige nehmen vermehrt das Angebot der Ambu�
lanz in Anspruch.
Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Angehörigenberatung
dar, denn nicht nur Spielsüchtige sind von ihrer Sucht betrof�
fen, es leiden oft ganze Familien darunter. Das Team bietet
Angehörigen von Spielsüchtigen in dieser schwierigen Zeit
Unterstützung an.
Vielv e r s pr e che ndes Pilotpr ojekt und
mehr fach aus gezeic hnete s L abor
Geriatrische Nachsorge: Bei einem Forschungsprojekt in
Zusammenarbeit mit der Alpen�Adria�Universität Klagenfurt
hat das Krankenhaus Waiern ein Nachsorgeprogramm nach
dem stationären Aufenthalt für ältere, geriatrische Patienten
entwickelt. Österreichweit erhobene Zahlen zeigen, dass ge�
rade für diese Patientengruppe das Nachsorgeprogramm äußerst
bedeutend ist, da bei bis zu dreißig Prozent der älteren Patienten
psychische Leiden als Begleit� oder Haupterkrankung auftreten.
Im Krankenhaus Waiern wird diesem Bedarf besonders Rechnung
getragen. Effiziente Untersuchungsmethoden und intensive Ein�
zel� und Gruppentherapieangebote durch Psychologen, Physio�
und Ergotherapeuten sowie des gesamten geriatrischen Teams
ergänzen während des stationären Aufenthaltes das internistische
Therapieangebot. Nach dem Aufenthalt wird dieses Angebot in
Form der „Ger�N“ (Geriatrische Nachsorge Waiern) durch wö�
chentliche psychologische Gruppentherapien fortgeführt.
ÖQUASTA�Ehrung: Für die hervorragende Qualität des hausinter�
nen Labors wurde das Krankenhaus Waiern 2011 mit der jährlich
vergebenen Auszeichnung der ÖQUASTA (Österreichische Gesell�
schaft für Qualitätssicherung und Standardisierung
medizinisch�diagnostischer Untersuchungen) prämiert.
Das Wairer Labor, das von Elke Preininger und Ingrid Zeilinger
betreut wird, konnte die Auszeichnung in allen Untergruppen der
Laboranalysen erreichen.
21
DAS Projektmanagement DER DIAKONIE DE LA TOUR
N e ue s Er s c h e i n ungsbi l d: K ra nkenha u s
Wa ie r n h ü l l t s i ch i n neuen M a nt el
Das stete Wachstum der Diakonie de La Tour bringt die Not�
wendigkeit der ständigen Weiterentwicklung mit sich. So sind
auch 2011 wieder zahlreiche Projekte umgesetzt worden.
Der Umbau und die Generalsanierung des Krankenhauses
Waiern sollen in nur drei Jahren von der Planung bis zur
Fertigstellung abgeschlossen sein. Im April 2011 erfolgte der
Spatenstich, gegen Ende des Jahres waren die Bauarbeiten,
die 2012 fertiggestellt werden, weit vorangeschritten.
Ein ausgeklügelter Zeit� und Detailplan, entwickelt vom
Projektmanagement der Diakonie, ermöglicht den Ablauf der
Umbau­a rbeiten mit zwei neuen Stockwerken und Umbauten im
gesamten Untersuchungs� und Therapiebereich auch w
­ ährend
des Vollbetriebes im Krankenhaus.
Gerade in Zeiten, in welchen die Geldmittel im Gesundheits�
wesen knapper werden, ist es entscheidend, die Investitionen
an für die Zukunft wichtigen und richtigen Stellen einzu�
setzen. So hat sich
das Krankenhaus
Waiern mit seinen 62
stationären Bet�
ten in den letzten
Jahren in Richtung
eines modernen, be�
darfsangepassten und
ökonomisch sinnvollen
Modellkrankenhauses
entwickelt.
Für die kärntenweite Versorgung psychosomatischer Erkran�
kungen ist die zentrale Lage im Herzen Kärntens optimal.
Die Abteilungen für Innere Medizin und Akutgeriatrie garantie�
ren der Bevölkerung im Bezirk eine lebensnahe und qualitäts�
volle Versorgung und ergänzen die notwendige internistische
Versorgung für psychosomatische Patienten.
„Mit der Investition von 4,9 Mio. Euro werden die Spitals�
betten, die schon bisher zu den kostengünstigsten in Kärnten
zählten, noch effizienter betrieben, da es durch den Neubau zu
einer deutlichen Verbesserung des Funktionsgefüges kommt“,
erklärt Wirtschaftsdirektor Walter Pansi.
Bereits in der Planungsphase wurden dem Motto des Hauses
„Der Mensch im Mittelpunkt“ entsprechend die Interessen
der Patienten und Erfahrungen der Mitarbeiter miteinbezogen.
22
Das Architektenteam Klammer & Rauchenwald & Zimmermann
erhielt daher den Auftrag, ein Krankenhaus zum Wohlfühlen
zu entwerfen, in welchem Arbeitsabläufe ökonomisch und
effizient möglich sind und welches modernsten Anforderungen
entspricht. Alle Patienten können in den neuen Zimmern die
schöne Aussichtslage über Feldkirchen genießen.
Einerseits wird eine geordnete Struktur in den drei Stationen
und im Therapie� und Ambulanzbereich vorzufinden sein, an�
dererseits zeichnet sich das Haus weiterhin durch kurze Wege
für Patienten und Personal aus. Der neue Eingangsbereich im
Norden soll die Freundlichkeit widerspiegeln, welche schon
heute den Mitarbeitern des Krankenhauses nachgesagt wird.
Eine wichtige Verbesserung stellt die Erneuerung und Ver�
größerung des medizinischen Labors dar.
Das 2011 von der ÖQASTA wegen seiner hohen Quali�
tät ausgezeichnete Labor führt auch die Untersuchun�
gen für das zweite Diakonie�Krankenhaus in Treffen durch.
Eine weitere Verbesserung wird auch im Endoskopiebereich
(Magen�Darm�Spiegelungen) aus hygienischer wie auch aus
Sicht der Arbeitsabläufe möglich sein.
„Die Umbaumaßnahmen geben uns noch besser die Mög�
lichkeit, die Menschen in ihrer Gesamtheit als körperliche,
seelische und soziale Individuen zu sehen und zu behan�
deln“, betont der Ärztliche Leiter, Primarius Richard Gauge�
ler. „In Zukunft wird auch die räumliche Struktur unsere
medizinisch�fachliche Kompetenz sowie die umfassend the�
rapeutische Qualität und das pflegerisch�fachliche Bemühen
unterstützen.“
„Unmittelbar sichtbar und spürbar für die Patienten, aber auch
für die Mitarbeiter werden die neugestalteten, vergrößerten
und auch rollstuhlgerechten Patientenbäder sein. In unserem
nach christlichen Werten ausgerichteten Haus sind mir zu�
friedene Patienten und zufriedene Mitarbeiter wichtig“, meint
Pflegedienstleiter Marko Buttazoni.
Schon in der letzten kärntenweit vergleichenden Patientenzu�
friedenheitsstatistik 2009 fand sich das Öffentliche Kran�
kenhaus Waiern an erster Stelle in der Gesamtzufriedenheit.
Auch in Zukunft sollen die innovativen Therapiekonzepte die
Bedürfnisse des Menschen in den Vordergrund stellen. Mit
modernster Krankenhausarchitektur soll die medizinische
Qualität unterstützt werden. Das Modellkrankenhaus Waiern
zeigt, dass Qualität und Kosteneffizienz auch in einer klei�
nen Struktur möglich sind und diese Kleinheit gleichzeitig die
Möglichkeit von Menschlichkeit und Individualität in sich birgt.
Für die Durchführung von Projekten wie den Umbau des Krankenhauses Waiern zeichnet das Projektmanagement der Diakonie de La Tour
verantwortlich. Referatsleiter Christian Ruppert erzählt, was es braucht,
um derartige Projekte reibungslos und professionell umzusetzen:
Wie viele Projekte wurden 2011 realisiert bzw. begonnen?
Christian Ruppert: 2011 haben wir 24 Projekte bearbeitet - einige kleine
und sieben Großprojekte.
Wie ist das Projektmanagement eigentlich aufgestellt?
Ruppert: Es gibt zwei Projektleiter im Bereich Architektur, einen Projekt�
leiter bezüglich der Einrichtungsplanung - ihm steht ein Lehrling zur Seite
- und zudem eine Servicestelle, die für Ausschreibungen, Vertragsgestal�
tung, Förderungen und Rechnungsprüfungen zuständig ist. Ich selbst bin
im Bereich Projektentwicklung tätig und als Referatsleiter gesamtverant�
wortlich für alle Projekte.
Worauf muss man bei der Realisierung besonders achten?
Zu den großen Projekten zählt ja auch der Um- und Zubau des
Krankenhauses Waiern ...
Ruppert: Genau. Die erste Umbauphase ist abgeschlossen - die neuen
Bettenstationen wurden bereits eröffnet, die Ambulanz und das Altgebäude
gestalten wir in einer zweiten Phase neu. Mit dem Bau haben wir ein star�
kes architektonisches Zeichen an einem exponierten, erhabenen Ortsteil
der Stadt Feldkirchen gesetzt. Alle Patientenzimmer sind nun nach Süden
mit Blick auf die Stadt ausgerichtet - ein Krankenhaus mit Hotelcharakter.
Was sind die Herausforderungen bei der Realisierung von so einem
Großprojekt?
Ruppert: Nun, beim Krankenhaus Waiern bestand seit vielen Jahren die
Angst, dass es zugesperrt werden könnte. Durch die Spezialisierung auf
die Fachgebiete Psychosomatik, Akutgeriatrie und Interne Medizin war der
Grundstein für den Fortbestand gesichert und das Gebäude sollte aufge�
stockt werden. Zunächst war geplant, nur ein Geschoss zu bauen, man hat
aber bald erkannt, dass größere Schritte notwendig sind - auf der Station
Akutgeriatrie gab es zum Beispiel kein einziges Zimmer, das barrierefrei
war! Also wurde das Projektmanagement beauftragt, ein Konzept zu erar�
beiten, eine Kalkulation zu erstellen und einen Förderantrag zu verfassen.
Wir kamen auf Kosten von 4,8 Mio. Euro! Ich war mir sicher, ich höre nie
wieder von dem Projekt. Die Geschäftsführung hat es jedoch geschafft,
den Umbau durchzuboxen. Daraufhin gab es einen Architekturwettbewerb.
Wir haben uns Zeit genommen, in Workshops ein Konzept erarbeitet, selbst
einen Plan erstellt und geschaut, ob und wie die Anforderungen theore�
tisch umgesetzt werden können. Der Bau musste für die bestmögliche
Betreuung und Pflege optimiert sein - eine schöne Optik sollte die Drauf�
gabe sein. Neben den neuen Bettenstationen wurde auch eine komplette
Neuorganisation des Gebäudes geplant - im Prinzip hat man die gesamte
Struktur des Krankenhauses verändert. Die Stationen waren früher alle im
Gebäude zerstreut - nun schaffen wir Kompetenzzentren für die verschiedenen Abteilungen. Der Eingangsbereich wird ebenfalls neu errichtet und
gestaltet. Eine besondere Herausforderung bei dem Umbau ist, dass er im
Vollbetrieb des Krankenhauses passiert.
Ruppert: Das Allerwichtigste ist, dass die Gebäude funktionieren. Da
ist sehr viel Know�how drin. Ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist,
bestimmte Dinge intern zu erarbeiten, ist die Einrichtungsplanung. Der
externe Architekt weiß nicht genau, welche Tagesstruktur unterstützt wer�
den soll. Wir orientieren uns an den Bedürfnissen von Klienten, Betreuern
und den gesetzlichen Vorschriften. Alles muss von Beginn an passen. Wir
übergeben fertige Projekte, die komplett ausgestattet sind - das geht bis
hin zu den Suppentellern.
Eine hohe Verantwortung ...
Ruppert: Ja, denn das Falsche in die Landschaft zu stellen kommt teuer!
Deshalb ist es am Anfang so wichtig, nachzudenken, was man wirklich
braucht. Diese Zeit ist gut investiert, schließlich ist man an ein Baupro�
jekt die nächsten 25 Jahre gebunden. Manchmal kommt natürlich auch
Zeitdruck dazu - ist man nicht schnell genug, kann es passieren, dass
Projekte gecancelt werden; zudem muss man immer auf die Kosten
aufpassen: Die Diakonie steht für Qualität, wir dürfen aber nicht teurer sein
als Mitbewerber. Ein Spagat zwischen hartem Verhandeln und knapper
Kalkulation ist meist notwendig. Wir haben aber tolle Partner in der Indus�
trie, deren soziales Gewissen wir immer wieder ansprechen und die uns
oft sehr entgegenkommen.
Welche großen Projekte stehen für 2012 noch an?
Ruppert: Neben der zweiten Baustufe des Krankenhauses Waiern sind wir
unter anderem mit Altenwohn� und Pflegeheimen beschäftigt. In Kla�
genfurt sind wir am Bauen, am Plan stehen auch zwei weitere, in Treffen
und in Spittal/Drau - jeweils für 85 Personen konzipiert.
Wie hoch sind die Kosten, die jährlich in Bauprojekte der Diakonie de La
Tour investiert werden?
Ruppert: Im Jahr 2011 waren es rund 15 Millionen Euro. Prinzipiell kann
man sagen, dass wir jährlich gut zehn Millionen Euro verbauen.
23
J UG E N D WOHLFAHRT
Jugendliche, die in sozialpädagogischen Einrichtungen der Diakonie
de La Tour wohnen, werden seit 2011 von einem Jobcoach bei der
Arbeitssuche unterstützt. Kurz nach Start verzeichnet
das Pilotprojekt bereits große Erfolge.
Schock nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen aus der
Vergangenheit - was kann man tun, um solche Fälle zu verhindern?
F it f ü r d e n A r b ei t sma rkt : B eruf sst a rt mit
Unt e r s tü tz u n g ei nes Jo bco a ches
Für viele Jugendliche erweist sich die Suche nach einer
geeigneten Lehrstelle als schwieriges Unterfangen. Unsicher�
heit, mangelnde Erfahrung, schlechte Noten - Stolpersteine in
der Zukunftsplanung.
Junge Menschen, die in einer der sozialpädagogischen
Einrichtungen der Diakonie de La Tour leben, profitieren seit
2011 von Jobcoach Daniela Lackner. Die Absolventin der
Fachhochschule Feldkirchen für Soziale Arbeit unterstützt
Jugendliche bei der Arbeitssuche, hält aber auch Kontakt zu
den Lehrherren und begleitet ihre Klienten in schwierigen
Situationen am Lehrplatz.
„Die Betreuung der Jugendlichen erfolgt bedarfsorientiert“,
erzählt Lackner. „Meine Arbeit erledige ich in enger Zusam�
menarbeit mit den Teamleitern und Bezugsbetreuern. Es ist
wichtig, individuell auf die Jugendlichen einzugehen: Wer sind
sie? Was brauchen sie? Wo liegen ihre Interessen? Nur wenn
man sich diese Fragen stellt, kann man gewährleisten, dass
die Berufswahl nachhaltig bleibt.“
Nachhaltigkeit bewirke Stabilität, denn wenn die Jugendlichen
ihren Ausbildungsplatz behalten und so am Arbeitsmarkt Fuß
fassen, verbessere das ihre Autonomie und ihr Potenzial, sich
im Erwachsenenalter selbst zu versorgen.
Zielgruppe des Jobcoaches sind junge Klienten der Diakonie
de La Tour aus dem Raum Klagenfurt, Feldkirchen und Villach,
die eine der folgenden Problematiken aufweisen: erfolglose
Suche nach einer Lehrstelle und bereits mehrfach Ablehnun�
gen auf Bewerbungsschreiben; selbstverschuldeter Verlust
einer Lehrstelle und daher schwer vermittelbar; aufgrund
kognitiver oder sozialer Beeinträchtigung bestehender Bedarf
einer integrativen Lehrstelle oder eines Anlehrplatzes; fehlen�
de Motivation, Selbständigkeit, Eigeninitiative oder Zukunftsvisionen.
„Die ersten Erfahrungen zeigen bereits deutliche Erfolge“, so
Lackner. „Wir haben im März 2011 mit dem Projekt begonnen
und die Arbeit mit drei Jugendlichen aufgenommen. Bereits im
April konnte eine vierte Jugendliche in das Projekt mitein�
bezogen werden. Alle vier haben einen Arbeitsplatz gefun�
den. Mittlerweile betreue ich zehn Jugendliche und stehe bei
Bedarf Jugendlichen aus allen Einrichtungen für Fragen und
Informationen zur Verfügung.“
24
Neben Lehrstellen werden vom Jobcoach auch Schnupper�
praktika und Ferialjobs vermittelt. Zudem ist Lackner erste
Ansprechperson in Bezug auf Fragen zur Ausbildung: „Be�
vor ich Soziale Arbeit studiert habe, war ich einige Zeit im
Tourismus und Gastgewerbe tätig, vor allem als Rezeptio�
nistin. Das kommt mir in meinem Beruf als Jobcoach sicher
zugute. Zum einen ist es von Vorteil, wenn man auch Kenntnis
einer Branche hat, die nichts mit Sozialarbeit zu tun hat, zum
anderen bin ich Schriftverkehr gewohnt und kann mich gut auf
unterschiedlichste Menschen einstellen“, erzählt Lackner.
Wie erfährt man eigentlich von offenen Lehrstellen?
„Unterschiedlich. Manches läuft über ausgeschriebene
Lehrstellen, anderes durch die Vernetzung mit anderen
sozialen Unternehmen; man bekommt ab und zu einen Tipp,
wo beispielsweise Schnupperpraktika - aus denen ergeben
sich auch oft Lehrstellen - möglich sind. Manchmal rufe ich
auch initiativ bei Betrieben an und frage nach.“
Im ersten Jahr Pilotprojekt, hat sich der Jobcoach aufgrund
seines Erfolges nun selbst einen fixen Arbeitsplatz geschaffen:
„Ich denke, es ist eine wichtige Ergänzung zum Alltag in einer
sozialpädagogischen Einrichtung; Betreuer haben einfach
nicht die Zeit, sich dermaßen intensiv um Lehrplätze zu be�
mühen. Ich bin mobil und flexibel, kann mehrere Jugendliche
in unterschiedlichen Einrichtungen betreuen - damit ist es
möglich, schneller die passende Lehrstelle zu finden und auch
bei Fragen oder Problemen sofort zur Stelle zu sein.“
Vermittelt wird übrigens in unterschiedlichste Branchen: Ob
KFZ�Mechaniker, Frisör oder Angestellter im Einzelhandel mit Hilfe des Jobcoaches wird der Karrierestart mit Sicherheit
ein Stück barrierefreier.
Pr äv e ntion v on Mis s br auc h:
„ He ute w ir d nicht mehr r elativ ier t“
2011 war das Jahr, in dem Missbrauchsvorfälle im ehemali�
gen Kinderheim „Herrnhilf“ der Diakonie aus den 1960er und
1970er Jahren bekannt wurden. Die Vorfälle waren ein Schock
für die heute Verantwortlichen in der Diakonie, denn, so Rek�
tor Stotter:„Wir mussten erkennen, dass wir hier an Kindern
zutiefst schuldig geworden sind.“
Neben dem angebotenen Dialog mit den damaligen Opfern
25
Das KRisenmanagement DER DIAKONIE DE LA TOUR
und der Aufarbeitung über den „Weissen Ring“, verbunden
mit finanziellen Entschädigungen der ehemaligen Kinder,
richteten die Verantwortlichen in der Diakonie den Fokus auch
auf die heutige Präventionsarbeit zum Thema Missbrauch.
Diese Arbeit ist mittlerweile vielfältig, relativiert wird nicht
mehr, denn im Vergleich zu den 1960er und 1970er Jahren
haben sich die Rahmenbedingungen und pädagogischen Kon�
zepte in der Arbeit mit Kindern deutlich verbessert.
Am augenschein�
lichsten wird dies
in der Abkehr von
großen Heimen hin
zu differenzierten,
sozialpädagogischen
Wohngemeinschaften,
in denen nun nur
maximal zwölf
Kinder und Jugend�
liche begleitet und
betreut werden. An Rahmenbedingungen hat sich beispiels�
weise der Personalschlüssel deutlich verbessert: So wurden
im Jahr 1963 44 Kinder und Jugendliche von nur acht Perso�
nen betreut. Heute arbeiten alleine in einer sozialpädagogi�
schen Jugendwohngemeinschaft mit zwölf Kindern acht bes�
tens ausgebildete Pädagogen.
Aber nicht nur Anzahl und Ausbildung der Betreuer haben sich
verändert. Die Offenheit der Einrichtung mit externen Kon�
trollen und ausführlichen Dokumentationen sind nicht mehr
vergleichbar. Besonders wichtig sind auch die angebotenen
Reflexionsmöglichkeiten erzieherischen Verhaltens, beispiels�
weise durch Supervisionen, in denen das eigene Tun ständig
kritisch betrachtet wird.
Ein wichtiger Punkt zum Thema „Offenheit“ ist auch, dass den
Kindern externe Vertrauenspersonen zur Verfügung stehen und
auch Angebote von Beratungsstellen (z.B. die Kinder� und
Jugendanwaltschaft) von allen Kindern leicht zugänglich
genutzt werden können.
In der heutigen Präventionsarbeit geht es aber nicht nur
darum, Missbrauch in Einrichtungen der Diakonie zu vermei�
den. Bei uns werden auch heute Kinder betreut, die außer�
halb unserer Einrichtungen zu Missbrauchsopfern geworden
sind. Neben der hier notwendigen Hilfe geht es auch darum,
Kindern generell mitzugeben, dass es Grenzen gibt und dass
26
diese Grenzen nicht überschritten werden dürfen.
Neben ausreichend Platz für Privatsphäre, dem bewussten
Thematisieren, Reflektieren, Erarbeiten und Begleiten von
adäquaten Verhaltensweisen zum Thema Körpergrenzen, einer
altersgerechten Aufklärung, unterschiedlichen Projekten und
Workshops gibt es auch einen eigenen psychologischen Dienst
in der Diakonie, der die Arbeit von Pädagogen mit Kindern un�
terstützt. Mitarbeiter werden auch diakonieintern geschult und
weitergebildet; das geschieht in Zusammenarbeit und Vernet�
zung mit externen Schulungs� und Beratungsstellen.
Besonders nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle
aus der Vergangenheit wurde deutlich, dass Missbrauch auch
heute noch überall, so auch bei uns, passieren kann.
Unsere Verantwortung ist es, sich diesem Thema offensiv zu
stellen und alles Erdenkliche zu tun, um Kindern in unseren
Einrichtungen Geborgenheit, Begleitung, notwendige Förde�
rung und Betreuung zu sichern.
In der Aufarbeitung der Missbrauchsvorfälle werden wir
weiterhin mit dem Weissen Ring kooperieren, um hier
geschehenes Unrecht bearbeitbar zu machen. Das sind wir
den Kindern von damals schuldig.
Im Jahr 2011 begann in der Diakonie de La Tour die Aufarbeitung eines
dunklen Kapitels der langen Geschichte der Organisation. Ausgelöst
wurde dies durch ein ehemaliges Heimkind, das in einer Zeitung über
sexuellen Missbrauch im einstigen Kinderheim „Herrnhilf“ in Treffen
sprach. Wie sich herausstellte, war sein Fall leider kein Einzelschicksal.
Für den Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Hansjörg Szepannek, bedeutete
die Kommunikation der geplanten Schritte durch die Diakonie und das
enorme mediale Interesse an dem Fall eine große Herausforderung:
Ein Missbrauchsfall in den Medien, der das Unternehmen betrifft. Ein
Albtraum für den Pressesprecher?
immer eine sehr offene Kommunikation. An erster Stelle steht aber natür�
lich immer der Schutz der Betroffenen - über die Opfer wurden keinerlei
Informationen weitergegeben.
Was bedeuten Missbrauchsvorwürfe für ein Unternehmen - wie sehr
kann es Schaden nehmen?
Szepannek: Ich glaube, hier falsch zu reagieren und nicht zu unserer
Verantwortung zu stehen, wäre ein neuerlicher Schlag in das Gesicht der
Opfer. Und es würde auch kein gutes Licht auf die heutige Arbeit werfen,
das Vertrauen in unsere Arbeit würde enorm leiden.
Hansjörg Szepannek: Ein Albtraum wohl eher für das Opfer! Das Thema
„Missbrauch“ wurde durch den Anruf eines Journalisten bekannt, somit
war die Öffentlichkeitsarbeit von Anfang an informiert und in den Prozess
miteingebunden. Theoretisch waren wir auf so einen Fall vorbereitet:
Schon als die Katholische Kirche in Österreich mit Missbrauchsvorwürfen
konfrontiert war, gab es auch in der Evangelischen Kirche und der Diako�
nie Überlegungen, wie wir eventuellen Fällen begegnen könnten. Damals
wurden von der Geschäftsführung bereits Kontakte zum Weissen Ring ge�
knüpft, um den Ansprüchen der Opfer gerecht werden zu können. Dieser
„Notfallplan“ erwies sich als enorm wichtig, da es mit dem Weissen Ring
sofort einen unabhängigen Ansprechpartner gab. Gleichzeitig haben wir
eine E�Mail�Adresse bekannt gegeben, über die sich Betroffene direkt an
den Rektor der Diakonie de La Tour, Hubert Stotter, wenden konnten. Es
gab von Anfang an keinen Grund, an den Erzählungen des ehemaligen
Heimkindes zu zweifeln, die Fakten sprachen für sich. Klar war auch, dass
wir den uns nun bekanntgewordenen Vorfällen offensiv begegnen wollten,
denn nur so war es möglich, glaubwürdige Aufklärung zu betreiben.
Wo liegt der Verantwortungsbereich der heutigen Diakonie de La Tour?
Stichwort Aufklärung: Was genau war Ihre Aufgabe dabei?
Gibt es weitere Konsequenzen? Wie kann man vermeiden, dass
derartige Verbrechen an schutzbefohlenen Kindern und Jugendlichen
nie wieder geschehen?
Szepannek: Meine Aufgabe war es, als Schnittstelle zwischen der
Öffentlichkeit und den Beteiligten zu fungieren, Informationen einzuholen
und weiterzuleiten. Die direkten Gespräche mit den Opfern führte Rektor
Stotter, auch für die damaligen Heimkinder waren diese Gespräche enorm
wichtig, da ihnen hier erstmals zugehört und auch geglaubt wurde. Wichtig
war auch das Kontakthalten und der Informationsausstauch mit den
Medien. Zum Glück begegneten wir sehr verantwortungsvollen
Journalisten, denen es nicht um „Sensationsgeschichten“, sondern um
transparente und sachliche Information ging.
Worauf muss man beim Umgang mit Medien besonders achten?
Szepannek: Strafrechtlich ist wahrscheinlich vieles, was vorgefallen ist,
verjährt. Dennoch war es dem Rektor beziehungsweise der Geschäfts�
führung besonders wichtig, hier auch außerhalb einklagbaren Rechtes zu
unserer Verantwortung zu stehen. Was vorgefallen ist, ist in Einrichtungen
der Diakonie geschehen, auch wenn wir heute unter anderem Namen und
mit anderen Verantwortlichen auftreten.
Wie werden Sie weiter vorgehen? Wird es Entschädigungszahlungen an
die Opfer geben?
Szepannek: 2011 wurden noch keine Entschädigungen ausbezahlt, dies
wird aber im Jahr 2012 der Fall sein, wenn alles das „Clearingverfahren“
des Weissen Rings durchlaufen hat. Natürlich stehen wir auch weiterhin
zu unserer Verantwortung, Betroffene können sich nach wie vor bei uns
melden.
Szepannek: Die Wichtigkeit des Bereiches der Prävention von Missbrauch
in den heutigen Einrichtungen der Jugendwohlfahrt wurde wieder beson�
ders deutlich. Hier wird und wurde viel getan. Zudem fließen die Fälle aus
den Einrichtungen der Diakonie anonymisiert in eine Studie des Institutes
für Psychologie der Universität Wien ein. Auf diese Ergebnisse sind wir
schon sehr gespannt. Wir haben mit Sicherheit aus der Vergangenheit
gelernt und werden alles, was in unserer Macht steht, dafür tun, dass es
zu keinerlei Missbrauch, zu keinem Ausnutzen von Autoritätsverhältnissen
oder zu sonst einer Verletzung von Kinder� und Persönlichkeitsrechten in
all unseren Arbeitsbereichen und Einrichtungen mehr kommt.
Szepannek: Dabei gilt sicher: „Ehrlich währt am längsten.“ Wir betreiben
27
R ÜC KB LIC K KÄRNTNER
LA N D E SA U SS TELLUNG 2 011
Ein reger Besucherstrom, interessante Exponate und ein vielseitiges Rahmenprogramm: Die Kärntner Landesausstellung „Glaubwürdig bleiben - 500
Jahre protestantisches Abenteuer“ begeisterte 2011 zahlreiche Menschen
aus dem In- und Ausland. Die Diakonie de La Tour zeichnete dabei
für die Projektträgerschaft verantwortlich.
E no r me r Ei n s at z und ei n E rgebni s,
d a s al l e Er w ar t ungen überst i eg
Die Erwartungen waren hoch gesteckt: 60.000 Besucher wollte
man zur Kärntner Landesausstellung 2011 „Glaubwürdig blei�
ben - 500 Jahre protestantisches Abenteuer“ nach Fresach
locken. Gekommen sind schließlich noch mehr, knapp 70.000
Interessierte traten von Mai bis Oktober in einen Dialog mit
der Geschichte. „Es war ein erstaunliches Kontinuum an Be�
suchern“, meint dazu der wissenschaftliche Kurator Wilhelm
Wadl vom Kärntner Landesarchiv. „Man muss bedenken, was
das bedeutet, umgelegt auf 150 Tage. An manchen Tagen
musste eine Zahl von Besuchern durchgeschleust werden,
die für das kleine Ensemble wirklich grenzgängerisch war.“
Für die Diakonie de La Tour, die als Projektträger der Lan�
desausstellung 2011 fungierte, eine Herausforderung: „Mit
bescheidenen Mitteln auf kleinstem Raum das Größte leisten
- das ist nicht einfach. Aber hier ist es gelungen“ resümiert
Hubert Stotter, Rektor der Diakonie de La Tour. „Wir haben
eine wirklich sehenswerte Landesausstellung gestalten kön�
nen, die nachhaltig wirkt.“
Beeindruckt waren Besucher nicht nur von dem eigens er�
richteten Museum, das mit dem Kärntner Landesbaupreis
ausgezeichnet wurde (der Entwurf stammt vom Vorarlberger
Architektenteam marte.marte) und mittlerweile als Diöze�
sanmusum genutzt wird, sondern unter anderem auch vom
Einsatz jugendlicher Guides, die mittels eines speziellen
Vermittlungskonzepts für bleibende Eindrücke bei den Gästen
sorgten. „Der enorme Einsatz der jungen Leute war nicht
selbstverständlich“, so Wadl. „Sie haben dem umfangreichen
Ausbildungsprogramm einige Wochenenden geopfert und ihre
Sache wirklich außerordentlich gut gemacht. Ich sehe auf
jeden Fall abseits der Quanten den geistigen Ertrag“, so der
wissenschaftliche Kurator.
„Was das für ihr weiteres Leben bedeutet, können wir noch
gar nicht abschätzen“, ergänzt Rektor Stotter, der sich von der
Arbeit der Guides auch tief beeindruckt zeigte.
Das Rahmenprogramm der Landesausstellung konnte sich
ebenfalls sehen lassen: So gab es beispielsweise gleich zwei
Uraufführungen: das Konzert „Psalm 148“, eine Auftragskom�
position des Carinthischen Sommers in Zusammenarbeit mit
dem Atelier de La Tour und die Kirchenoper „Ecce Homo“, für
die Bernd Liepold�Mosser (er führte Regie und schrieb das
Libretto) die Kärntner Erfolgsband „Naked Lunch“ gewinnen
28
konnte. Zum Ensemble von „Ecce Homo“ gehörte übrigens
auch Schauspieler Andreas Kiendl, der durch Kinofilme wie „In
drei Tagen bist du tot“ oder „Die unabsichtliche Entführung
der Frau Elfriede Ott“ einem breiten Publikum bekannt wurde.
Die jüngsten Besucher zeigten sich vom Animationsfilm „Der
barmherzige Vater“ begeistert, an dem Kinder der Volksschule
Fresach zwei Jahre lang gearbeitet hatten.
Fakten zur Landesausstellung: In Zahlen lässt sich die Kärnt�
ner Landesausstellung 2011 wie folgt zusammenfassen: 4,5
Millionen Euro Investitionskosten, davon wurden 2,3 Milli�
onen für die Gesamtkosten (Museumsbau und Renovierung der
bestehenden Gebäude sowie die Gestaltung der Außen�
anlagen) und 2,2 Millionen für die Ausstellung verwendet.
Das Land Kärnten übernahm mehr als 80 Prozent der Kosten,
die Gemeinde Fresach brachte rund 400.000 Euro ins Projekt
ein. Die restliche Summe wurde von der Evangelischen Kirche
sowie den Umlandgemeinden aufgebracht.
Die Ausstellungs� und Nutzfläche betrug 800 Quadratmeter.
Vom 7. Mai bis zum 31. Oktober bot sich für Interessierte die
Gelegenheit, die Landesausstellung in Fresach zu besuchen.
Unter den knapp 70.000 Besuchern befanden sich 9.000
Schüler.
Die Besucherzufriedenheit war sehr hoch, so haben im Sep�
tember beispielsweise 99 Prozent der Gäste die Ausstellung
mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet.
Die Nationalitäten der Besucher waren breit gestreut: Na�
türlich waren viele Kärntner unter den Gästen, aber auch die
restlichen Bundesländer Österreichs waren gut vertreten,
zudem kamen Menschen aus Deutschland, Neuseeland, aus
den rumänisch�ungarischen Regionen Siebenbürgen und Ba�
nat, aus Slowenien, Italien, der Schweiz, Israel, den USA, den
Niederlanden, Polen sowie aus Großbritannien nach Fresach.
Knapp 100 geschulte Jugendliche sowie eine Vielzahl an eh�
renamtlichen Mitarbeitern führten durch die Ausstellung.
Neben der Diakonie de La Tour als Projektträger waren auch
die Evangelische Diözese Kärnten, die Evangelische Kirche
Österreich, die Evangelische Pfarrgemeinde Fresach, das Amt
der Kärntner Landesregierung (Abteilung 6 - Kultur; Gemein�
deabteilung 3), der Museumsverein Fresach, das Landesarchiv
Kärnten, die Gemeinde Fresach sowie die Mirnockgemeinden
an der Kärntner Landesausstellung 2011 beteiligt.
29
M A R KE N U MS TELLUNG
D I A KON I E DE LA TOUR
Ein neuer Name für ein starkes Unternehmen: Als sich die Diakonie Waiern
und die Evangelische Stiftung der Gräfin de La Tour 2005
zusammentaten, trat zunächst die Diakonie Kärnten auf den Markt der sozialen
Anbieter. 2011 wurde daraus die Diakonie de La Tour: Ein Unternehmen, das
sich durch Professionalität und ein respektvolles Miteinander auszeichnet.
R e sp e k tv ol l . M i t ei na nder. Aus „Di a konie
Kä rn te n “ w i r d „Di a ko ni e de La To ur“
Das Jahr 2011 war für unser Unternehmen ein Jahr der
Veränderungen: Als sich die Diakonie Waiern und die Evan�
gelische Stiftung der Gräfin Elvine de La Tour 2005 unter ein
gemeinsames Dach begaben, war das bevorstehende Wachs�
tum noch nicht vorauszusehen. Doch schon nach kurzer Zeit
ist die Diakonie mit dem ortsgebundenen Zusatz „Kärnten“ an
die geografischen Grenzen des Bundeslandes gestoßen.
Weder im Burgenland noch in der Steiermark hatte es sich als
Vorteil erwiesen, als „Diakonie Kärnten“ Fuß fassen zu wollen.
Deswegen war es notwendig, einen neuen Markennamen zu
finden.
Also wurde im März 2011 aus der „Diakonie Kärnten“ die
„Diakonie de La Tour“ - ein Name, der der Verbindung der
beiden Geschwisterwerke Ausdruck verleiht:
Die Geschichte und der Begriff „Diakonie“ sind untrennbar mit
Pfarrer Ernst Schwarz und der Diakonie Waiern verbunden; die
diakonische Arbeit in Kärnten nahm hier ihren Anfang. Mit dem
Zusatz „de La Tour“ wurde ein weiterer etablierter Marken�
name hinzugefügt. Das seit über 130 Jahren gewachsene
Vertrauen der Bevölkerung in die diakonische Arbeit liegt nun
gebündelt in der Marke „Diakonie de La Tour“.
„Unter dem neuen Markennamen wird es auch außerhalb
Kärntens leichter möglich, die Werke und diakonischen Auf�
gaben, welche bei Pfarrer Ernst Schwarz und Gräfin Elvine de
La Tour ihren Anfang nahmen, in der heutigen Zeit fortzufüh�
ren“, so Hubert Stotter, Rektor der Diakonie de La Tour. „Gut
gelingen wird uns das, wenn wir weiterhin ein respektvolles
Miteinander in allen Bereichen leben und einfordern.“
Was genau ist neu? Der neue Markenname hatte einige Ände�
rungen zur Folge: Briefpapier und �kuverts, Stempel, Visiten�
karten, Haus� oder Fahrzeugbeschriftungen wurden allesamt
mit dem neuen Logo, das auch den Slogan „Respektvoll.
Miteinander.“ beinhaltet, versehen. Auch die Telefonansagen
mussten angepasst werden.
Folder, Broschüren und alle anderen Printprodukte der Diako�
nie de La Tour werden seit der Markenumstellung 2011 nach
und nach an das neue Corporate Design angepasst.
Im neuen Layout wurden Grafik und Bildsprache aufeinander
abgestimmt - das ursprüngliche Diakonie�Blau wurde ein paar
Nuancen dunkler und mit einen Braunton ergänzt, der sich in
allen Printprodukten der Diakonie de La Tour wiederfindet.
2011 wurde auch begonnen, die neue Homepage der Diakonie
de La Tour zu entwickeln.
„Wir wollen als unverwechselbares Unternehmen am Markt
sichtbar werden“, so Hansjörg Szepannek, Leiter der Öffent�
lichkeitsarbeit der Diakonie de La Tour. „Die Konzeption des
Corporate Designs musste unter Berücksichtigung der Kom�
munikationsziele erfolgen. Bevor wir an die Arbeit gegangen
sind, haben wir deswegen einen Wettbewerb ausgeschrieben,
an dem vier Kärntner Agenturen teilgenommen haben, die in
einem Briefing über unsere Vorstellungen informiert wurden.
Unsere Werte zu kommunizieren war uns ein wichtiges Anlie�
gen. Zudem sollte die Diakonie de La Tour weiterhin als Teil
der Diakonie Österreich erkennbar bleiben. Besonders wichtig
war jedoch auch, dass unser Erscheinungsbild nach außen die
Professionalität unseres Unternehmens und den respektvol�
len Umgang, den unsere Mitarbeiter und Klienten miteinander
pflegen, widerspiegeln sollte. Ich denke, das Ergebnis kann
sich sehen lassen.“
„Respektvoll. Miteinander.“ lautet auch der Slogan, der seit
der Markenumstellung das Logo der Diakonie de La Tour ziert,
entworfen von Werbeprofi Brandy Brandstätter, der für die
grafische Neugestaltung der Marke verantwortlich zeichnet.
Unterstrichen wird der Slogan von Gerhard Maurers Bildspra�
che - Fotografien, die den Alltag in den Einrichtungen der
Diakonie de La Tour auf respektvolle Weise widerspiegeln.
„Bei allem professionellen Marketing ist es die tägliche Arbeit
unserer Mitarbeiter, die unseren Markenkern bildet und die
Besonderheit der Marke ,Diakonie de La Tour‘ ausmacht“,
so Stotter.
30
31
PER SO N AL- UND
F I N A N Z STATIS TIK
A n zah l d e r M i ta rbei t er
Um s ätz e n ach Fach b er ei ch en
5,76 %2,30%
2,74 %
1,68 %
1,56%
6,52 %
4,21 %
6,04 %
4,21%
6,52%
3,50%
22,09%
22,09 %
6,04%
11,15 %
Fachbereich
Mitarbeiter
%
Menschen im Alter
Menschen mit Behinderung
Krankenhäuser & Ambulanzen
Krankenhäuser & Ambulanzen
Jugendwohlfahrt
Berufliche Integration
& Service
Jugendwohlfahrt
Bildung
Berufliche
Integration & Service
Zivildiener
Bildung
Sonstige Bereiche
Zivildiener
Sonstige Bereiche
199,59
181,77
162,59
107,34
100,73
54,61
38,00
58,95
22,09%
20,12%
17,99%
11,88%
11,15%
6,04%
4,21%
6,52%
Menschen im Alter
11,15%
Menschen mit Behinderung
20,12%
11,88 %
11,88%
20,12 %
22,09%
17,99%
Gesamtergebnis
Alter
Menschen
mit Behinderung
Menschen
mit Behinderung
Krankenhäuser
& Ambulanzen
Krankenhäuser
& Ambulanzen
Jugendwohlfahrt
Jugendwohlfahrt
Berufliche
Integration
& Service & Service
Berufliche
Integration
Bildung
Bildung
Zivildiener
Zivildiener
Sonstige
Bereiche
Sonstige
Bereiche
903,57
30,77%
18,73%
22,78 %
1,56%
23,71 %
30,77%
16,95%
17,99 %
Menschen
im Alterim
Menschen
20,12%
3,50%
2,30%
28,03 %
15,30
%
16,95%
26,19%
100,00%
Menschen
im Alterim
Menschen
Bereich
Menschen im Alter
Menschen im Alter
Menschen mit Behinderung
Menschen mit Behinderung
Krankenhäuser & Ambulanzen
Krankenhäuser & Ambulanzen
Jugendwohlfahrt
Jugendwohlfahrt
Bildung
Bildung
Berufliche Integration
Sonstige Bereiche Berufliche Integration
Sonstige Bereiche
Summe
EUR
Umsatz %
13.087.876,85
11.072.797,41
10.637.036,07
7.141.850,84
2.689.813,76 1.279.719,30 782.312,64
28,03%
23,71%
22,78%
15,30%
5,76%
2,74%
1,68%
46.691.406,87
100%
Alter
Menschen
mit Behinderung
Menschen
mit Behinderung
Krankenhäuser
& Ambulanzen
Krankenhäuser
& Ambulanzen
Jugendwohlfahrt
Jugendwohlfahrt
Bildung
Bildung
Berufliche
Integration
Berufliche
Integration
Sonstige
Bereiche
Sonstige
Bereiche
18,73%
26,19%
A u f t e i l u n g K ost en
3,05
3,05%%
S p en d en
0,14 %
2,55 % 2,05%
2,05 %0,14%
3,00 % 2,55%
3,00%
7,71 %
7,71%
11,72 %
11,72%
69,78%
69,78 %
Personalkosten
Personalkosten
Materialkosten
und Fremdleistungen
Materialkosten
und Fremdleistungen
Kosten
Personalkosten
Personalkosten
Materialkosten und Fremdleistungen
Materialkosten und Fremdleistungen
Miet- und Pachtkosten
Miet� und Pachtkosten
Betriebskosten
Betriebskosten
übrige Sachkosten
Instandhaltung,
Wirtschaftsgüter
übrigeGeringwertige
Sachkosten
Abschreibungen
Instandhaltung, geringwertige Wirtschaftsgüter
Finanzierungskosten
Abschreibungen
Finanzierungskosten
Kosten %
Summe
100%
69,78%
11,72%
7,71%
3,05%
3,00%
2,55%
2,05%
0,14%
Spendenmittel
EUR
Spendenmittel gem. 25a
Spendenmittel gem. 25b
Erträge aus Kapitalvermögen gem. 25c
Auflösung Rücklagen
319.242,89
18.378,70
17,45
Spendenmittel
337.639,04
Spendverwendung
EUR
Gartenhof
Atelier de La Tour
FB Menschen mit Behinderung
FB Berufliche Integration
FB Menschen im Alter
FB Jugendwohlfahrt
FB Bildung
FB Krankenhäuser
Sonstige Bereiche * Verwaltungskosten
Dotierung Rücklagen
51.117,50
176.000,00
9.059,81
300,00
12.775,32
24.928,11
20.178,55
20,00
41.369,53
390,22
1.500,00
Spendenverwendung
337.639,04
Mietund Pachtkosten
Miet�
und Pachtkosten
Betriebskosten
Betriebskosten
übrige
Sachkosten
übrige
Sachkosten
Instandhaltung,
Geringwertige
Wirtschaftsgüter
Instandhaltung,
geringwertige
Wirtschaftsgüter
Abschreibungen
Abschreibungen
69,78%
Finanzierungskosten
Finanzierungskosten
32
* Spenden ohne bestimmte Zweckwidmung
33
I NF ORMAT IONEN
St a n d or te
Waiern / Feldkirchen
Altenwohn� und Pflegeheime
Arbeits�, Wohn�, Therapie� und Freizeitangebote für Menschen
mit Behinderung
Berufliche Integration
Kindergärten in Glanhofen, St. Martin, St. Ulrich und Waiern
Krankenhaus Waiern
Seminar� und Gästehaus „Philippus“
SOB - Schule für Sozialbetreuungsberufe
Sozialpädagogische Wohngemeinschaften für Kinder und
Jugendliche
Nahwärme Waiern
Spittal
Altenwohn� und Pflegeheim „Bethesda“
Beratungsstelle für Menschen mit Alkoholproblematik
Hermagor
Sozialpädagogische Wohngemeinschaft für Jugendliche
„cowota Hermagor“
Afritz
Kindergarten
Feld am See
Kindergarten
Deutschlandsberg
Montessorischule „Sternschule“
Klagenfurt
Altenwohn� und Pflegeheim Harbach
Altenwohn� und Pflegeheim St. Peter
Berufliche Integration
Galerie de La Tour
Montessorizentrum de La Tour
SES de La Tour - Schule für soziale und emotionale Stärkung
Stadtcafé Klagenfurt
Sonderhort de La Tour
Sozialpädagogische Wohngemeinschaften für Kinder und
Jugendliche
Rektorat
Hospizbewegung Kärnten
Knittelfeld
Kinderbetreuung „Sonnenschein“
Montessorischule im Aichfeld
Villach
Altenwohn� und Pflegeheim „Maria Gail“
Ambulanz de La Tour am LKH
Spielsuchtambulanz de La Tour
Rektorat
Rektor: Pfarrer Mag. Dr. Hubert Stotter
Wirtschaftsdirektor: Mag. Walter Pansi
Treffen
Altenwohn� und Pflegeheime
Atelier de La Tour
Arbeits� Wohn� und Freizeitangebote für Menschen mit
Behinderung
Berufliche Integration
Krankenhaus de La Tour
Life Tool - Beratungsstelle
Montessorizentrum de La Tour
Sozialpädagogische Initiative für Kinder und Jugendliche
„Haus Herrnhilf“
Bodensdorf
MOKIBODO - Montessori Kindergruppe
34
Adressen und Informationen zu allen Einrichtungen der
Diakonie de La Tour erhalten Sie auf unserer Homepage:
www.diakonie�delatour.at
Kontakt
Diakonie de La Tour
gemeinnützige Betriebsgesellschaft m. b. H.
Harbacher Straße 70
9020 Klagenfurt am Wörthersee
(+43) 0463 32303 � 0
rektorat@diakonie�delatour.at
www.diakonie�delatour.at
Bildung
Mag. Doris Trattnig�Sax (Schulen und Horte)
(+43) 0463 32303 � 461
Andrea Broschwitz (Kindergärten)
(+43) 0463 32303 � 207
Berufliche Integration
Mag. Martina Michorl
(+43) 0463 32303 � 205
Gesundheit
Krankenhaus Waiern
(+43) 04762 2201 � 300
Krankenhaus de La Tour
(+43) 04248 2557 � 20
Ambulanz de La Tour im LKH Villach
(+43) 04242 208 � 2249
Spielsuchtambulanz de La Tour � Villach
(+43) 04242 24368 � 10
Beratungsstelle für Menschen mit Alkoholproblematik Spittal
(+43) 04762 36672
Jugendwohlfahrt
Mag. Gudrun Holzinger
(+43) 0463 32303 � 204
Kunst
Mag. Christine Stotter
(+43) 04248 2248
Presse
Mag. Hansjörg Szepannek
(+43) 0463 32303 � 309
In Deutschland
Stadtsparkasse Freudenberg
Kto. 70000971, BLZ 46051733
IBAN: DE68 4605 1733 0070 0009 71 und BIC: WELADED1FRE
lautend auf Diakonie de La Tour gemeinnützige
BetriebsgesmbH
In der Schweiz
PostFinance Die Schweizerische Post
Kto. 80�54843�5, BLZ 9000
IBAN: CH10 0900 0000 8005 4843 5 und BIC: POFICHBEXXX
lautend auf Evang. Diakoniewerk Waiern
Ihre Spenden an die Diakonie de La Tour gemeinnützige
Betriebsges.m.b.H. sind in Österreich absetzbar.
Unsere vom BMF erteilte Registriernummer für Spendenbe�
günstigung lautet: SO 1315.
Ansprechpartner Spenden
Dr. Günther Karner
(+43) 0463 32303 � 306
Au fs i ch ts r at
Mitglieder
Dr. Gerwin Müller (Vorsitzender)
DI Hans Nageler (stv. Vorsitzender)
Ingeborg Jost
Mag. Heide Unterlercher
Erika Kogler
Ferdinand Maschek
S p en d en k o n ten
Menschen im Alter
Akad. GPM Johann Peter Gunhold MBA MEd und
Akad. GPM Peter Grünwald
(+43) 0463 32303 � 200
In Österreich
Sparkasse Feldkirchen/Kärnten
Kto. 0000-040006, BLZ 20702
IBAN: AT42 2070 2000 0004 0006 und BIC: SPFNAT21XXX
lautend auf Diakonie de La Tour gemeinnützige
BetriebsgesmbH
Menschen mit Behinderung
Mag. Michael Mellitzer
(+43) 0463 32303 � 203
Mag. Corina Strohmeier
(+43) 0664 87 93 826
Volksbank Feldkirchen/Kärnten
Kto. 3006608�0012, BLZ 42600
IBAN: AT20 4260 0300 6608 0012 und BIC: VOFFAT21XXX
lautend auf Diakonie de La Tour gemeinnützige
BetriebsgesmbH
35
Absender:
Diakonie de La Tour
gemeinnützige Betriebsgesellschaft m.b.H.
Harbacher Straße 70
A 9020 Klagenfurt am Wörthersee
Österreichische Post AG / Sponsoring.Post GZ: 05Z036249 S
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www.diakonie-delatour.at
Impressum: Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Diakonie de La Tour gemeinnützige Betriebsgesellschaft m.b.H., Harbacher Straße 70, 9020 Klagenfurt am Wörthersee
Firmenbuchgericht: Klagenfurt, FN: 257008d, UID: ATU 61392399. Jahresbericht 2011 (Sonderausgabe der "MITMENSCHEN") Redaktion: Gudrun Zacharias MA, Mag. Hansjörg Szepannek. Fotos: dermaurer - die
Arbeiten aus der Ausstellung „Alltag sichten“ (S.1, 5, 9) wurden mit freundlicher Genehmigung des Fotografen kostenlos zur Verfügung gestellt. Druck: Satz� und Druckteam. www.diakonie�delatour.at
(c) 2011 Diakonie de La Tour. Auf Grund der leichteren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsneutrale Form verzichtet, die männliche Schreibform schließt immer auch die weibliche Form mit ein.