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„Geht mit euren Gattinnen ins Paradies ein und ergötzt euch daran“ „Man macht unter ihnen mit Schüsseln aus Gold und mit Humpen die Rinde, und es gibt darin was das Herz begehrt und woran sich das Auge erfreut.“ „Und ihr werdet ewig darin weilen. Dies ist das Paradies, das ihr als Erbe erhalten habt zum Lohn für das was ihr in eurem Erdenleben getan habt. Ihr findet ... darin viele Früchte, von denen ihr nach Belieben essen könnt.“ Koran, 43-70/73 Abb. 1 3 INHALTSVERZEICHNIS EIN PAAR WORTE ZUR EINLEITUNG.....................................................5 UNSER PROGRAMM................................................................................6 GESCHICHTE ANDALUSIENS.................................................................7 GESCHICHTE DER GARTENKUNST UND DES GARTENBAUS IN ANDALUSIEN UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DES MAURISCHEN EINFLUSSES..................... 10 DIE GESCHICHTE DER ALHAMBRA....................................................... 17 EL GENERALIFE....................................................................................... 30 MEDINA AZAHARA................................................................................... 36 PALACIO DE VIANA.................................................................................. 39 ALCAZAR DE LOS REYOS CRISTIANOS................................................ 42 CORDOBA – SCHAUPLATZ DER WELTKULTUREN............................... 45 GESCHICHTE CORDOBAS...................................................................... 49 JARDIN BOTANICO – DER BOTANISCHE GARTEN VON CORDOBA....................................... 55 PALACIO LA MORATALLA....................................................................... 57 CASA DE PILATOS................................................................................... 59 PARQUE DE MARIA LUISA...................................................................... 64 GARTEN DES REAL ALCAZAR................................................................ 68 SANTA OLALLA DE CALA........................................................................ 73 BODEGA BARBADILLO............................................................................ 75 SIERRA DE GRAZALEMA........................................................................ 77 ANDALUSIEN – BEVÖLKERUNG UND WIRTSCHAFT; RONDA UND UMGEBUNG....................................................................... 80 CASA DEL REY MORO............................................................................. 82 ZU GUTER LETZT.................................................................................... 87 LITERATURVERZEICHNIS....................................................................... 88 ABBILDUNGSVERZEICHNIS.................................................................... 89 4 Ein paar Worte zur Einleitung Andalusien – das klingt wie Sonne und Urlaub – also warum nicht eine Reise dorthin organisieren? Das hört sich gut an, und so verbanden wir ein Projekt damit. Die Arbeit begann: Bücher mussten gewälzt, das Internet durchforscht, Reisebüros belagert und Telefondrähte zum Glühen gebracht werden. Irgendwie hat dann eins zum anderen gepasst, und so saßen wir eines gar nicht so schönen Tages am Leipziger Flughafen und warteten auf den Abflug. Das Abenteuer Spanien begann! – mit Sonnenschein! Und das sollte sich die darauf folgenden elf Tage auch nicht mehr wesentlich ändern. Dieses kleine Büchlein soll allen Exkursionsteilnehmern noch einmal unsere gemeinsamen Tage in Andalusien in Erinnerung rufen. Hier findet ihr, wie auch andere Interessierte, Informationen zu den Gärten, die wir besichtigt haben und mit persönlichen Impressionen wiedergeben wollten Eindrücke, die wir zum Teil schon vor Ort in unserem Reisetagebuch festgehalten oder später aus unserer Erinnerung niedergeschrieben haben. Aber nicht nur Erinnerungen, sondern auch die Referate, welche die Teilnehmer der Exkursion zuvor ausgearbeitet hatten, sind mit eingefügt. Sie vertiefen das eigentliche Thema der Exkursion: „Der maurischislamische Einfluss auf Architektur, Gartenkunst und Gartenbau.“ So ist dieses Büchlein eine Mischung aus Informationsblatt und Reisetagebuch, durch das ein Jeder sein ganz persönliches Stück Andalusien mit sich nehmen kann. Euch allen sei noch einmal gedankt, dass ihr dazu beigetragen habt, diese Reise zu einem so schönen Erlebnis werden zu lassen. Ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle Uta, die vor Ort jegliche organisatorischen und übersetzerischen Aufgaben übernahm und immer Geduld mit uns bewies. Anja & Ina 5 Unser Programm Tag Ort 24.04. Anreise Mi Übernachtung in Granada 25.04. Granada Do Zeit 11.15 Treffpunkt Pförtner Wo Ca 14.30 Hinflug nach Malaga, Fahrt nach Granada 8.30-14.00 ab 14.00 „Alhambra“ & „Generalife“ 9.00 16.00-18.30 Weiterfahrt nach Córdoba „Medina Azahara“ 9.30-13.30 15.00-17.00 „Alcázar de los Reyes Cristianos“ “Mezquita” - Moschee mit Orangengarten 10.30-14.30 nachmittags Botanischer Garten von Córdoba „Jardines de Moratalla“ 9.00 13.00-19.00 Fahrt nach Sevilla „Casa de Pilatos“ 15.Jahrhundert, anschließend „Parque Maria Luisa“ 9.30-12.00 nachmittags „Gärten des Alcázar von Sevilla“ Besuch einer Ökofarm in Santa Olalla del Cala, nördlich von Sevilla Fahrt nach Sanlúcar de Barrameda Besuch der Sherry Gärten der Hafenstadt Sanlúcar, danach Sonnenbaden am Strand Übernachtung in Granada 26.04. Córdoba Fr Übernachtung in Córdoba 27.04. Córdoba Sa Übernachtung in Córdoba 28.04. Córdoba So Übernachtung in Córdoba 29.04. Sevilla Mo Übernachtung in Sevilla 30.04. Sevilla Di Übernachtung in Sevilla 01.05. Sanlúcar Mi 9.00 13.00 Übernachtung in Sanlucar 02.05. Sierra de Grazalema Do 9.00 Natur pur im „Parque Natural Sierra de Grazalema“ („das Wandern ist des Müllers Lust“) 9.00 Stadtbesichtigung, „Puente Nuevo“ 98m hohe Brücke „Casa del Rey Moro” – Hängende Gärten Fahrt nach Malaga Übernachtung in El Bosque 03.05. Ronda Fr nachmittags Übernachtung in Malaga 04.05. Malaga Sa 7.30 Fahrt zum Flughafen, Abflug 10.35 Uhr 6 Geschichte Andalusiens Prähistorische Zeit: 500.000 v. Chr. älteste Funde von Humanoiden (Homo erectus) • 35.000 v. Chr. Chromagnon - Mensch • 18.000-14.000 v. Chr. Höhlenmalereien Bsp. Nerja in Andalusien • um 6000 v. Chr. Anfänge von Agrarwirtschaft & Viehzucht in • Andalusien 1800-1000 v. Chr. El Argar Zivilisation (hochentwickelte Agrarkultur) • Keltisch – Iberische Zeit: 1200 v. Chr. Einwanderung der Kelten von Norden und ihre • Vermischung mit den spanischen Ureinwohnern (Iberer) Phönizier, Griechen und Karthager: 1100 v. Chr. erste Stadtgründungen durch die Phönizier im • rohstoffreichen Andalusien (Bsp. Malaga & Cadiz) 700 v. Chr. Gründung von griechischen Kolonien, welche von den • Phöniziern erobert wurden 500 v. Chr. Eroberung der phönizischen Kolonien durch die • Karthager 228 v. Chr. beherrschten die Karthager ganz Südostspanien • Römer & Goten: 218 –201 v. Chr. Eroberung Spaniens durch die Römer im 2. • Punischen Krieg daraufhin wird Spanien dem Römischen Reich angegliedert Romanisierung des Landes (Entstehung der heutigen spanischen Sprache) mit der Völkerwanderung kommt es zur Krise des Römischen • Reiches ab 400 wanderten germanische Völker ein (Wandalen und dann • die Westgoten) Wandalen wurden von Westgoten nach Nordafrika abgedrängt Mauren: 711-718 Zerschlagung des Westgotenreiches durch die Mauren • Mauren wurden als Hilfstruppen im Kampf um den westgotischen Thron angefordert auf Grund der gotischen Schwäche eroberten sie den Süden Spaniens Die Mauren nannten das Land Al Andalus ( „Land der Wandalen“) • 756 entsteht das Emirat von Córdoba (Dynastie der Omaijaden) • 929 wird Córdoba zum Kalifat – Anbruch eines goldenen Zeitalters • toleranter Staat (freie Religionsausübung) neue Methoden in Ackerbau und Viehzucht Wissenschaft erblüht 1031 Zerfall des Kalifates durch Machtkämpfe zwischen Arabern & • Berberstämmen Entstehung kleiner Königreiche (Taifas) 7 Anfänge der „Reconquista“: ab Ende des 10. Jahrhunderts • eroberten Christen Teile des Spanischen Nordens 1085 erobert Alfons VI. Toledo • kurzzeitige Beendigung der • internen maurischen Konflikte 1148 die erobern die Almohaden • (religiöse Bewegung der Berber) Sevilla neues AndalusZentrum ab 1224 Zerfall der • Almohadenmacht in der Schlacht bei Las Navas de Tolosa werden die Mauren vernichtend geschlagen unter Ferdinand III. fallen ab • 1230 immer mehr Orte an die Christen 1236 fällt Córdoba Abb. 2 Stich der Alhambra 1248 fällt Sevilla viele Mauren flüchten nach Granada, dem Zentrum des • Nasridenreiches kulturelle Blüte Bsp. Alhambra 1479 Vereinigung der Königreiche Isabellas von Kastilien und • Ferdinands von Aragon 1492 wird Granada als letzte maurische Bastion von Christen erobert • Zwangschristianisierung und Vertreibung von Juden und Moslems Katholische Könige: 1492 entdeckt Kolumbus Amerika und begründet somit den Beginn • des spanischen Weltreiches, o. a. großer Aufschwung der Hafenstädte 1529 Inquisitionsprozesse in Granada gegen die Morisken (Moslems, • die trotz Christianisierung an ihren Glauben festhielten) der Habsburger Karl V. (in Spanien Karl I.) wird Kaiser des Heiligen • Römischen Reiches Spanien wird Kernland der Habsburger nach dem Tode Philipp II.(Sohn von Karl I.) zerfiel das spanische • Weltreich, aber im 16./ 17Jh. Kulturelle Blüte: „Das goldene Jahrhundert“ (El Siglo Oro), Literatur z.B. Ceroantes (Don Quijote), Maler z.B. El Greco, Veláquez nach dem Tode Karl II. kam es zum spanischen Erbfolgekrieg (1701• 1714), dadurch Schwächung des Landes 1704 eroberten die Engländer Gibraltar 1805 verheerende Niederlage in der Schlacht von Trafalgar gegen • England, Bourbone König in Spanien 1808 wurde Spanien von Napoleons Truppen besetzt und sein • Bruder Joseph I. wird König 1814 wurde Spanien wieder unabhängig, doch weiterhin ist das Land • von Unruhen und Niederlagen geprägt 1898 verliert Spanien seine letzten Kolonien Kuba, die Philippinen • und Puerto Rico an die USA 8 Das 20. Jahrhundert: ab 1909 Expansionskrieg gegen Marokko (1912 spanisches • Protektorat) 1914 – 1918 Neutralität im I. Weltkrieg • 1921 kam es zu einer Niederlage in Marokko, welche zur Staatskrise • führte Diktator Primo de Revera puschte sich an die Macht 1930 Sturz des Diktators • 1931 Wahlsieg der Republikaner zweite Republik • 1933 Wahlsieg der Rechtsparteien • 1936 Wahlsieg der Volksfront • 1936 – 1939 kommt es durch den Putsch Francos zum Spanischen • Bürgerkrieg der mit dem Sieg Francos endet im 2. Weltkrieg bleibt das faschistische Regime neutral • ab 1950 kommt es trotz internationaler Isolation zu Abkommen mit • den USA 1975 stirbt Franco • konstitutionelle Monarchie ( Juan Carlos I.), 1977 erste demokratische Wahlen seit über 40 Jahren 1982 Beitritt zur NATO • 1986 Mitgliedschaft in der EG • Abschließend ist festzustellen, dass die maurische Kultur aufgrund ihres hohen Entwicklungstandes und ihres langen Einflusses bis in die Gegenwart Spaniens nachwirkt. Die zahlreichen liebevoll gestalteten Patios, Parkanlagen und die Bewässerungstechnik beweisen dies eindrucksvoll. Daran konnte auch die Reconquista nichts ändern, die bis heute in Form von Großgrundbesitz, speziell in Andalusien, und strenger katholischer Religiosität ihre Spuren hinterlassen hat. Trotz des Umbaus einiger muslimischer Bauwerke (z.B. Moscheen) für christliche Zwecke, ist der Einfluss der maurischen Kultur noch heute noch gut zu erkennen. Alexander Biene & Stephan John 9 Geschichte der Gartenkunst und des Gartenbaus in Andalusien unter besonderer Berücksichtigung des maurischen Einflusses Ursprünge des islamischen Gartens Ägypten Verschiedene Überlieferungen zeigen, dass es vor fast 5000 Jahren schon eine hoch entwickelte Gartenkunst gab. In Ägypten wurden wegen der jährlichen Überschwemmungen des Nils größere Baumpflanzungen nur an den Rändern des Tales und auf Anhöhen angelegt. Das Wasser gelangte mit Hilfe von Kanälen, Damm- und Schleusenbauten und menschlicher Arbeitskraft an diese Stellen. Der Ägypter verlangte von seinem Garten vor allem essbare Früchte und schattenspendende Bäume. Auch kultische Gründe waren der Anlass, einen Garten anzulegen, zum Beispiel zur Verehrung des Sonnengottes Amun–Ra der Tempelgarten der Königin Hatschepsut in Deir–el–Bahri um 1480 vor unserer Zeit. Die Größe der Gärten hing meist von der gesellschaftlichen Stellung des Betreffenden ab. Im Alten Reich (etwa 2950-2450 v. u. Z.) herrschten Baum-, Wein- und Gemüsegärten vor, im Neuen Reich dagegen wurden mehr planvolle Anordnungen und Gruppierungen verschiedener Pflanzen bevorzugt. Um Gärten und Parks mit fremdartigen Pflanzen bereichern zu können, starteten zahlreiche Pflanzenexpeditionen, so auch nach Palästina und Syrien, von denen Thutmosis III. alle wachsenden Pflanzen, die in Gottes Welt erblühen, mitbringen ließ. Der ägyptische Garten weist eine rechteckige Grundfläche auf und ist von Mauern unterschiedlicher Höhe umgeben, entweder aus bearbeiteten Steinen, aus Lehmziegeln oder aus Schlamm. Durch die Einfriedung sollte Abgeschlossenheit und Geborgensein erreicht werden. Der Zugang erfolgte über ein Portal, die Wegführung verlief immer geradlinig. Für das Wasserbecken gab es keinen festen Platz, es konnte sich sowohl in der Mitte des Gartens als auch am Rand befinden. Größere Gärten besaßen meist mehrere Bassins, die eine rechteckige, häufig jedoch die T-Form aufwiesen. Schattenspendende Bäume waren das bestimmende Element und galten außerdem dem Sichtschutz. Dattel- und Dumpalmen, Feigenbäume, Schwarze Maulbeerbäume, Sykomoren, Avokados, Akazien und Tamarisken wurden angepflanzt. Viele Blumen hatten religiöse und rituelle Bedeutung. Ägyptische Gärten sind recht einfach gehalten, da die Zweckmäßigkeit Vorrang hat. Das persische „Paradies“ Der Garten symbolisiert das Paradies auf Erden. Das älteste Zeugnis von einem persischen Gartenparadies ist die Beschreibung, die Xenophon von den Gärten des Kyros in Sardes gemacht hat. Spuren dieser Gärten fand man bei Ausgrabungen in den Resten der Palastanlage in Pasargadae. Steinerne Wasserführungen, ausgegraben im Bereich des Palastes, definieren einen großen rechteckigen Garten, der mit Kanälen und Wasserbecken geschmückt und mit Pavillons ausgestattet war, die sich an allen vier Seiten in Portiken öffnen. Der Garten war wahrscheinlich mit Obstbäumen bepflanzt. Hervorragende Auskunft über die Gartenkunst geben die sogenannten Gartenteppiche, von denen zwar 10 keine mehr aus der Zeit vor dem 17. Jahrhundert erhalten sind, jedoch als Miniaturmalerei existieren. Auffallend ist die immer wiederkehrende Regelmäßigkeit der Anlage. In der Mitte befindet sich ein Wasserbecken, von dem nach vier Richtungen Kanäle bzw. Flüsse ausgehen. Diese symbolische Vierteilung deutet auf das Paradies hin. Um das Wasserbecken legte man Wege an, dazwischen regelmäßige Blumenbeete. Ein weiteres Merkmal sind Pavillons und überdachte Sitzplätze, die um das Becken angeordnet wurden oder auf einer kleinen Insel im Mittelpunkt standen. Bäume hatten eine große Bedeutung aufgrund ihrer Schattenwirkung, ihrer Blütenpracht und der Früchte. Als Schattenspender dienten Platanen, Pappeln, Ulmen, Eschen, Ahorn, Eichen, Weiden, Zypressen und Pinien. Bedeutende Obstgehölze, die mit Blüten und Früchten aufwarteten, waren Mandeln, Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Feigen, Orangen und Zitronen. Weinreben, Blütensträucher und Stauden gehörten ebenso in einen persischen Garten wie der Gesang der Vögel in den Volieren. Die Tradition des Gartenparadieses ging auf die Dynastie der Sassaniden über, die sich im Jahr 226 nach Christus Persien bemächtigte. Diese Dynastie wurde ihrerseits im Jahr 637 von den Arabern gestürzt. Maurische Gärten in Spanien Im 7. Jahrhundert breiteten sich die Araber im Mittelmeerraum aus und brachten mit ihrer, von islamischen und orientalischen Einflüssen geprägten, Baukultur noch einmal einen Hauch alter persischer Baukunst mit. Sie ließen auch ihre Tradition der Wasserkünste aufleben. Der Omaijadenherrscher Abd–Al–Rahman I. legte seine neue Residenz in Córdoba in Form einer Villa nach dem Vorbild einer solchen in Damaskus an und führte syrische Pflanzen in seine Gärten ein, vor allem die Palme. Persische Einflüsse der Gartenplanung, aber auch der Ausgestaltung mit Springbrunnen, glasierten Kacheln und Gartenhäusern zeugten von einer Gartenkunst, die auch für die alten persischen Abb. 3 Zypressen bildeten eine zauberhafte Kulisse. Paradiesgärten typisch war. Kleine, aus dem Wasserspiel herausragende Pavillons waren ein unentbehrliches Schmuckstück arabischer Gärten. Häufig verwendete Blumen, die wegen ihrer Farben und Düfte bevorzugt wurden, waren Jasmin, Veilchen, Narzissen, rote Rosen, weiße Lilien, blaue Iris, Malven, Wasserlilien, Margeriten, Mohn, Lavendel und Lupinen. Durch ätherische Öle hervorgerufene Aromen lieferten Thymian und Pfefferminze. In Kübeln stand Oleander. Zur Dekoration wurden Myrten und Lorbeer in Kübel gepflanzt und zu Kugeln und Säulen geschnitten. 11 Birnen, Pflaumen, Äpfel, Maulbeeren, Mispeln, Quitten, Feigen, Kirschen und Wein dienten als Schattenspender und Früchtelieferanten. Das Koranische Paradies In der islamischen Religion ist der Garten ein fester Bestandteil. Im Koran wird das Paradies als Garten beschrieben, einen Ort, an den nur Weise gelangen können, die ihr Leben nach Gottes Regeln ausgerichtet haben und an dem sie nach ihrem Tode alle weltlichen Freuden in Ewigkeit genießen dürfen. Das islamische Paradies ist geprägt vom Vorhandensein der vier heiligen Elemente Luft, Wasser, Erde und Feuer, ein blühender Ort, belebt von den vier Flüssen der Glückseligkeit, die wiederum für die Befreiung von den physischen und irdischen Leiden stehen. In ihnen fließen Wasser, Wein, Milch und Honig. Darauf gründet sich die Komposition des Gartens, welcher im Idealfall von Mauern umschlossen ist, im Zentrum eine Quelle hat, von der vier Wasserläufe ihren Anfang nehmen und der reich an Obst- und anderen Bäumen ist. Gewisse Regeln und Elemente sind immer präsent, wie die Unterteilung des eingefriedeten Gartens in vier Quadrate, die ihrerseits die vier Elemente symbolisieren, immergrüne Gewächse, die für den Gedanken der Ewigkeit stehen, Farbe und Duft der Blumen, Schatten der Bäume, an Erinnerung an das Leben dort, wo immer Wüste ist und Wasser, stehend oder fließend, ruhig oder lebhaft, das höchste Symbol des Lebens und ein Element, das alles nährt. Der arabische Garten hat sein ästhetisches Vorbild in dem Koranischen Paradies. Sein Anliegen ist das Vergnügen der Sinne. 3. Sure 124 „Und wer rechtschaffen handelt, Mann oder Frau, und er ist ein Gläubiger, so gehen diese in den Paradiesgarten hinein...“ 6. Sure 100 Allah gibt das Wasser, die Quelle des Lebens, wie der Koran sagt: „Er ist es, der Wasser vom Himmel sendet; durch dieses bringen wir hervor den Samen aller Dinge und alles Grüne und das in Reihen wachsende Korn und Palmbäume, an deren Zweigen die Datteln gedrängt voll hängen, und Gärten mit Trauben, Oliven und Granatäpfeln aller Art“ 8. Sure 60 „Wer hat die Himmel und die Erde geschaffen und für euch vom Himmel Wasser herabgesandt? Und wir lassen für euch damit eingefriedete Gärten wachsen, mit Pracht.“ 37. Sure 42-48 „[die aufrichtigen Diener Allahs] sollen hoch geehrt werden, in Edens Garten auf erhöhten Ruhekissen einander gegenübersitzen. Ein Becher, gefüllt aus sprudelndem Quell, wird unter ihnen kreisen, ein klarer Trunk, eine Erquickung der Nippenden“ 76. Sure 13-15 „[Allah wird] sie belohnen für ihre ausharrende Geduld mit einem Garten und mit seidenen Gewändern, und sie werden dort auf Lagerkissen ruhen und weder Sonne noch Kälte mehr fühlen. Dichte Schatten werden sich behütend über ihnen ausbreiten, und Früchte werden tief herabhängen.“ 12 Die Patios Der maurische Garten in Spanien bildet mit den einzelnen Teilen des zugehörigen Hauses ein eng verflochtenes System von Innen- und Außenräumen. Ein typisches Element dieser komplexen Anlagen sind die PATIOS, die als geheiligte Bezirke, als Rückzugspunkte von der Öffentlichkeit ausschließlich der Familie sowie dem engsten Kreis Vertrauter vorbehalten bleiben und in denen Architektur und Natur ineinander übergehen. Die Entwicklung der Patios ging in zwei Richtungen. Als maurische Patios bezeichnet man diejenigen, die einen rechteckigen Grundriss haben und durch zwei senkrecht zueinander verlaufende Achsen gekennzeichnet sind, welche häufig Abb. 4 Alhambra: Myrtenhof durch Wasserlauf oder durch Vegetation markiert sind und das Areal in vier Bereiche teilen. Im Zentrum befindet sich ein Brunnen, in manchen Fällen von einer Pergola geschützt oder als Pavillon ausgebildet, aus dem das Wasser strömt. Manchmal zweigen vom Brunnen vier Kanäle als Symbol der vier Flüsse ab. Der römische Patio dagegen ist langrechteckig und an einer im Zentrum verlaufenden Hauptachse ausgerichtet. Das umgebende Gebäude öffnet sich in Form eines Portikus, des antiken Peristyls. Das lineare Element wird häufig durch einen Kanal repräsentiert, der im wesentlichen auf den Euripus, den langen und schmalen Kanal des klassischen römischen Gartens, zurückgeht. Für beide Typen gilt, dass das Wasser stets präsent, häufig sogar das wichtigste Element ist, ob als ruhiger Spiegel, als leichte Wellenbewegung oder aufschießender Strahl. Aus dem Zusammentreffen der römischen mit der arabischen Tradition sind die Höfe der Alhambra entstanden. Das lange Becken im Myrtenhof (Abb. 4) geht in seiner Form auf den Euripus zurück. Der Löwenhof übernimmt mit den feinen Wasserkanälchen die traditionelle Vierteilung der muslimischen Gärten (Abb. 5). Abb. 5 Alhambra: Löwenhof Zweigeschossig gebaut, besaßen auch die ärmeren Häuser einen Patio, der Licht und Luft in das Innere treten ließ und Zentrum des Familienlebens war. 13 Bedeutung des Wassers Die Allgegenwärtigkeit des Wassers ist ein untrügliches Merkmal islamisch maurischer Gartenbaukunst, ob in Form eines sprudelnden Strahls, einer marmornen Brunnenschale, eines moosbewachsenen Bassins oder als dahinplätscherndes Rinnsal. Im Palast des Islams läuft das Wasser von einem Springbrunnen oder einem Bassin zum anderen offen in einer Rinne, und um diese Rinne noch hervorzuheben, wird sie Abb. 6 meist mit farbigen Mosaiken verziert. Wasserbecken und Wasserschalen haben oft die Form eines Kreises, eines Kleeblattes oder einer halbierten Orange. Die Verwendung des Wassers ließ sich nirgendwo sonst so ausdrucksstark und universell umsetzen wie innerhalb der Gärten. Die damaligen Schöpfer maurischer Gärten nutzten das Wasser, um signifikante Freiräume zu schaffen, da Abb. 7 es sich nahezu jeder gewünschten Atmosphäre gestalterisch anpassen ließ und sogar diese noch in hohem Maße zu steigern vermochte. Auch bis weit in die Wohntrakte gezogene Kanäle trugen zur Einheit von Gebäude und Umfeld bei, wie beispielsweise in den Gartenhöfen der Alhambra. Der Blick wird lenkbar, und die Aufmerksamkeit des Betrachters wird auf das Wesentliche konzentriert, oder aber auch auf weniger Bedeutsames optisch reduziert. Bedeutung des Dekors und der Ornamentik Die Verbindung zwischen den baulichen und den gewachsenen Elementen vollzieht sich in den maurischen Gärten Spaniens über das Dekor. Darstellungen von Menschen und Tieren sind sehr selten, die Ornamentik bezieht ihre Motive vorwiegend aus dem pflanzlichen und dem geometrischen Bereich. Oft werden auch arabische Schriftzeichen mit Lobpreisungen Allahs oder einzelner Herrscher mit einbezogen. Den zierenden Strukturen werden in der maurischen Architektur keinerlei Grenzen gesetzt. Vor allem aber die Fayencen verleihen dem Maurischen das Unverwechselbare. Die glasierten Kacheln, genannt Azulejos, meist in Grün, der heiligen Farbe des Islams, oder Blau gehalten, waren bereits im alten Ägypten als Schmuckelement bekannt und erfuhren nun als dekorierendes Wandmotiv eine Art Renaissance. Abb. 8 14 Noch heute schmücken Fayencen und Mosaike die Patios in Córdoba und Sevilla. Durch die in geringer Höhe angebrachten Dekorbänder, die den gesamten Hof umlaufen, werden die Ebenen des Gartenbereiches abgegrenzt. Darüber erhebt sich erst das eigentliche Gebäude, die funktionale Architektur. Bedeutung der Bepflanzung Die Pflanzenvielfalt in den maurischen Gärten war beeindruckend. Rosen, die den Mauren heilig waren, Jasmin, Zitrusfrüchte und andere Pflanzen verströmten ihren Duft, während hohe Zypressen, Palmen, Eiben und Bananenstauden ihnen Schatten spendeten und als Hintergrund für sommergrüne Büsche und höher wachsende Stauden dienten. Neben dem Sehen und Riechen sollten auch noch andere Sinne geweckt werden, wie das Hören durch plätschernde Quellen, Vogelgezwitscher, das Schmecken durch köstliche Früchte und das Tasten durch das Verreiben aromatischer Blätter und das Eintauchen in das Wasser. Zypresse, Buchsbaum, Myrte, Lorbeer und Rosmarin dienten zur Einfriedung des Gartens, zur Umrandung der Blumenteppiche, der Begleitung des Verlaufs der Kanäle und der Einrahmung der Wasserspiegel. Eine besondere Spielart maurischer Gartenkunst waren die sogenannten „Senkbeete“. Diese mehr als einen halben Meter unterhalb des begehbaren Gartenniveaus gelegenen Gruben, in denen man Töpfe mit Blumen platzierte, deren Blütenköpfe genau mit der Wegoberkante abschlossen, weckten die Illusion, als wandle man inmitten eines Blütenteppichs. Bewässerungstechnik Die Talniederungen des Landes waren sehr fruchtbar, es fehlte lediglich an Wasser. Die Mauren perfektionierten die alte römische Technik der Bewässerungslandwirtschaft, indem sie tiefe Brunnen bohrten und das Wasser, falls notwendig, durch unterirdische Kanalsysteme zu den Feldern führten. Wasser konnte so auch auf weiter Abb. 9 entlegenen Feldern verfügbar werden. Riesige Schöpfräder, zum Beispiel in Córdoba, durch die Strömung der Flüsse angetrieben, förderten das Wasser auf höher gelegene Ebenen, von denen aus es wiederum über Kanäle auf die Äcker geleitet werden konnte. War die Kraft eines Flusses nicht nutzbar, wurden Maultiere zum Betreiben der Schöpfbrunnen eingesetzt. Solche ‚Noria’ genannten Schöpfbrunnen sind heute noch an manchen Stellen in der Mancha, der kastilischen Hochebene, zu finden. 15 Arabische Bäder Die verfeinerte Badekultur der Mauren ist kein arabisches Erbe. Als Vorbild dienten römische Thermen. Das öffentliche Bad, der Hammam, besteht seit dem 3. Jahrhundert nach Christus. Viele Elemente des römischen Bades wurden aufgegriffen, so auch die Abfolge verschieden temperierter Räume. Andere Komponenten wurden aufgegeben oder verändert. Die Bauten werden kleiner, die technischen Einrichtungen einfacher. Schwimmbassins und Außenanlagen wurden aufgegeben. Der Entkleidungsraum des antiken römischen Bades wird zu einem großen Ruheraum, dem Maslak, ausgeweitet, der zu Beginn und Ende des Badeaufenthaltes besucht wird. Der in der Wichtigkeit der Thermen eher untergeordnete Heißluftraum wird zum zentralen Raum, genannt Beit–al– Harar. Davon kreuzförmig gehen die anderen Einrichtungen und Wasserquellen ab. Die römischen Wasserbecken werden durch warme Steinflächen zum Sitzen ersetzt. Der extreme Heißluftraum der römischen Therme wird zu einem Dampfbad, dem Maghtas, das dem Ruheraum angeschlossen ist. In seiner Mitte befindet sich das einzige Becken des arabischen Bades. Es ist in den Boden eingelassen. Von diesen Dampfbädern gibt es zumeist zwei mit unterschiedlich hohen Temperaturen. In den arabischen Bädern gibt es halbdunkle Kuppelgewölbe, die den Badenden Ruhe und Abgeschlossenheit vermitteln. Die Wände und die Böden waren oft mit farbigen Fliesen oder gar mit Marmor ausgekleidet und teilweise sogar über Heißluftröhren beheizbar. Die Bäder dienten nicht ausschließlich der Hygiene und Körperpflege, sondern sie nahmen auch einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert ein. Das in Spanien gelegene Córdoba soll zu seiner Blütezeit ungefähr 1000 Bäder besessen haben. Die Banys Arabs in Palma de Mallorca, errichtet Ende des 9. Jahrhunderts unter der Regentschaft des maurischen Emirs Isam al–Jawlani, zeugen von einer ehemals blühenden Kultur. Der zentral gelegene Raum war dort für Dampfbäder bestimmt. Über die Verwendung der anderen Räume ist nichts bekannt. Die Bäder der Alhambra blieben weitgehend erhalten. Drei Zimmer, näher bezeichnet als Ankleide-, Bade- und Ruheraum, folgten in ihrer baulichen Zuordnung dem Ablauf des Badezeremoniells. Gartenkunst nach den Mauren Nach der Vertreibung der Mauren war die Gartenkunst stark von italienischen Einflüssen geprägt. Gärten wurden meist von italienischen Künstlern im Stil der Renaissance angelegt, ließen aber auch eine eigene nationale Note erkennen. Als Beispiel dient hierfür der Escorial, ein Palast mit Kloster und Garten, erbaut von 1563-1584 unter Phillip II., der seit 1556 König von Spanien war. Spanische Architekten wurden durch italienische Fachleute wie Giacomo Barozzi da Viguda beraten. Strenge Linienführung und einfache Architektur sind charakteristisch für diese Bauwerke. Der Palast besitzt prächtige Gärten, die ein klares Abbild des strengen Geschmacks Phillips II. sind. Auch der Generalife ging nach der Vertreibung der Mauren in den Besitz eines Italieners über, der einige Veränderungen vornehmen ließ. Silvia Martens & Kathrin Schmidt 16 25.04.2002 Granada Die Geschichte der Alhambra Die Ortsbezeichnung Alhambra wird erstmals gegen Ende des 9. Jahrhunderts in den Ausdrücken „Fluchtburg der Alhambra“, „Festung der Alhambra“ oder „die rote Zitadelle“ erwähnt. Letztere Bezeichnung leitete sich von den roten Mauern aus Lehm ab. Während der nasridischen Zeit waren die Wände allerdings geweißt. Im 9. Jahrhundert waren die Ausmaße der Burg allerdings relativ gering und boten wenig Schutz. Während der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts war die Burg zumeist verlassen. Zwischen 1052 und 1056 wurde sie von dem Wesir des König Badis der Ziridendynastie wiedererbaut und vergrößert. Später wurde die Burg von Badis Enkel, dem Emir Abd Allah, wie er sich selber nannte, noch einmal verstärkt. Während der folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen der Emire von Al-Andalus gegen die Almoraviden und später den Almohaden wurde die Alhambra in arabischen Texten oft erwähnt, allerdings hatten es die Belagerer immer relativ einfach in die Burg einzudringen. Im Gegensatz dazu konnte die Alcazaba Cadima auf der anderen Seite des Flusses Darro erfolgreich verteidigt werden. Die Alhambra der Nasriden Als Mohammed I. 1238 in Granada einzog, wählte er den nahe der Alcazaba gelegenen Palast von Badis als offizielle Residenz. Nur wenige Monate später ließ er die Alcazaba Alhambra, die sich in Größe und Bedeutung deutlich von der alten roten Burg unterschied, errichten. Zur gleichen Zeit entstand auch der Aquädukt, der das Flusswasser des Darro zum Generalife brachte und von dort aus in die Befestigungsanlage und die weiter unten liegende Stadt. Der Alhambra-Komplex war vermutlich beim Tode Mohammed I. noch nicht fertig gestellt. Der Wohnsitz in der Palastregion wird seinem Sohn, Mohammed II., zugeschrieben. Es wird vermutet, dass Mohammed I. im Torre del Homenaje (Huldigungsturm) und später in einem bescheidenen Haus an der Stelle des späteren Palastes Karl V. gelebt hat. Während der Regierungszeit Mohammed II. wurde die Befestigungsanlage schrittweise in eine Palaststadt umgewandelt. Unter seinem Sohn Mohammed III. wurden weitere Gebäude hinzugefügt. Die von Mohammed III., Ismail I., Yusuf I. und Mohammed V. vorgenommen Erweiterungen und Erneuerungen veränderten die ursprüngliche Alhambra, die noch nicht die heute bekannten Ausmaße hatte, beträchtlich. Der Partal (Portal = Eingangsbereich) wurde auf den Wällen der Alhambra erbaut und beherbergt wohl die ältesten noch erhaltenden Wohngemächer. Er soll auf Mohammed III. zurückgehen. Yusuf I. fügte später die kleinen islamischen Häuser und den nahe gelegenen Gebetsraum hinzu, die ebenfalls auf der Außenmauer des Komplexes errichtet wurden. Mohammed III. wird auch die Erbauung der königlichen Moschee, der Mezquita Real, mit ihren wunderschönen Mosaikverzierungen und Silberlampen zugeschrieben. Ebenfalls das davor liegende Bad ging auf seine Zeit zurück. Die Moschee stand auf dem Platz, an dem später die Kirche Santa Maria de la Alhambra erbaut wurde. 17 In der Zeit Yusuf I. und Mohammed V. entstanden die meisten Gebäude der Alhambra. Yusuf I. veränderte die Türme an den Mauern der Alhambra, so den Comares-Turm, die Torre de los Picos (Zinnenturm), den QuadiTurm und die Torre de la Cautiva (Gefangenenturm). Das Sieben-BodenTor (Siete Suelos) geht auch auf Yusuf I. zurück und steht im Süden des Alhambrahügels. Nachdem es beim Rückzug der Franzosen aus Granada im Jahr 1812 beschädigt wurde, ist es im vergangenen Jahrhundert restauriert worden. Mohammed V. vollendete einige Bauten seines Vaters, andere, die nicht in tadellosem Zustand waren, ließ er niederreißen. Er hatte vor, eine neue Alhambra nach seinem Entwurf zu schaffen. Hierzu zählte auch der Löwenhof mit seinen anschließenden Sälen. Der Alhambra-Komplex erhielt somit sein heutiges Aussehen wohl im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts. Nach dem Tod Peter I. von Kastilien gingen die Friedensjahre für das Reich von Granada zu Ende, so dass Mohammed V. sich nicht mehr ausschließlich dem Ausbau der Alhambra widmen Abb. 10 Alhambra: Partalgärten konnte. Unter seinen Nachfolgern gingen dann die Mittel zur Erneuerung der Paläste allmählich zur Neige. Durch die internen Konflikte der Dynastie wurde die Arbeit an der Alhambra ganz eingestellt. Lediglich Mohammed VII. begann seine Regierungszeit (1392-1408) mit dem Bau der Torre de las Infantas (Turm der Prinzessinnen). Der beeindruckende Befestigungskomplex ist trotz ständiger kriegerischer Auseinandersetzungen nie direkt angegriffen wurden. Die feindlichen Übergriffe endeten stets nahe den Stadtmauern von Granada. Die christliche Alhambra Die Alhambra ist nahezu der einzige Palast des islamischen Mittelalters, der nach der Reconquista relativ gut erhalten geblieben ist. Sie konnte überdauern, weil sie nach dem Sieg der katholischen Könige Isabel und Ferdinand ein Teil des königlichen Erbes geworden ist. Sie erklärten die Alhambra zur Casa Real, der königlichen Wohnstadt, und machten es sich zur Aufgabe, die gefährdeten Gebäude zu erhalten. Die Dokumente aus dieser Zeit erwähnen oftmals, dass die Restaurierung von Sarazenen oder Mudéjares (maurische Baumeister, die architektonische Formen der Christen mit islamischen Stilelementen kombinierten) durchgeführt wurde. Es war ihr Ziel die Alhambra als dauerhaftes Wahrzeichen der Reconquista zu erhalten. Auch in den Folgejahren wurde dies durch die königliche Familie fortgesetzt. 18 Nachdem Kaiser Karl V. nach seiner Hochzeit mit Isabel von Portugal 1526 in Granada ankam, entschied er, innerhalb der Alhambra einen Palast zu errichten. Hierfür wurde aus dem südlichen Teil des Patio de Comares ein Raum entfernt, der baugleich mit dem Sala de la Barca (Saal des Segens) war. Vom ehemaligen Cuarto de los Helios, der wahrscheinlich durch ein Feuer bereits in Mitleidenschaft gezogen worden war, blieb nur noch die Fassade stehen. In den folgenden Jahren ging die Fürsorge um die Alhambra jedoch zurück, und es wurden bald nur noch die allernötigsten Reparaturen vorgenommen. Als Napoleons Truppen Granada eroberten, richteten sie ihre Kaserne in der Alhambra ein. Sie sprengten allerdings alle Türme als sie 1812 die Stadt fluchtartig verlassen mussten. Nur durch den Einsatz eines spanischen Soldaten, der die Zündschnur durchtrennte, die alle Verteidigungsanlagen auf den äußeren Mauern miteinander verband, konnte die Zerstörung der Alhambra abgewendet werden. Nachdem das spanische Königshaus vom Volk entmachtet wurde, ging der königliche Besitz und somit auch die Alhambra in staatliches Eigentum über. 1870 wurde der gesamte Komplex zum nationalen Monument erklärt. Dies hatte zur Folge, dass eine bestimmte Summe des jährlichen Staatshaushaltes für die Pflege der Alhambra aufgewendet wurde. Nach etwa 200 Jahren des Verfalls und der Verwilderung setzte eine zum Teil radikale Restauration ein. So wurden zum Beispiel im Bereich des Partal und des Mexucar (Audienz- und Gerichtssaal) alle späteren Einbauten entfernt und die Fundamentreste freigelegt. Die heutige gesamte Gartensituation ist ebenfalls eine Folge der Überformung des 19. und 20. Jahrhunderts, denn wie beschrieben war die Alhambra ursprünglich eine dicht besiedelte königliche Stadt, in der es kaum Platz für Gartenanlagen dieser Ausdehnung gab. Vielmehr wurde versucht die freigelegten Fundamente und Ruinen in eine große, moderne Gartenanlage einzubinden, die durch die Bewässerung sicherlich eine große Vielfalt hervorbringt, jedoch dem historischen Charakter des Hügels in keiner Weise entspricht. So geschah es im Übrigen auch mit den umgebenden Anlagen des Generalife, die ursprünglich landwirtschaftlich genutzt wurden und im Zuge der Restaurierung des Generalife in eine Parkanlage umgewandelt wurden. „Der eigentümliche Reiz dieses alten, versonnenen Palastes liegt in seiner Macht, verschwommene Träume und Bilder der Vergangenheit in uns wachzurufen und auf diese Weise die nüchterne Wirklichkeit mit den Illusionen der Erinnerungen und Imagination zu umhüllen.“ Washington Irving „Die Alhambra“ 19 Die Alhambra Von der Plaza Nueva führt ein schmaler Weg, die Cuesta de Gomérez, hinauf zum monumentalen Renaissancetor, dass wohl unter Kaiser Karl V. erbaut worden ist. Hinter diesem Tor ändert sich das Bild. von hier an führt der Weg durch ein schattiges, mit Bäumen bestandenes Tal hinauf zur Alhambra. dieser Teil wurde etwa im 19. Jahrhundert parkartig angelegt. Vorbei an einem Brunnen, der ebenfalls unter Karl V. 1545 entstanden ist, führt der Weg zum Tor der Gerechtigkeit, dem größten und repräsentativsten. Es befindet sich noch in etwa dem Zustand, wie es von Ferdinand und Isabella im Jahr 1492 durchschritten wurde. Nachdem man das Tor passiert hat, führt der Weg weiter zur Plaza de los Aljibes, wo sich auf der einen Seite die mächtigen Mauern der Alcazaba erheben und auf der anderen Seite der Blick auf den nicht weniger imposanten Renaissancepalast Karls V. freigegeben wird. Die Mauern der Alhambra wurden direkt am steil abfallenden Hang des Sabikah-Hügels errichtet, weswegen nur wenige Verteidigungstürme notwendig waren. Diese wurden später auch zu Wohnzwecken genutzt bzw. extra dafür angelegt. An der Südfront liegt neben dem schon erwähnten Tor der Gerechtigkeit, das auf Yusuf I. zurückgeht, noch das Sieben-Boden-Tor, dessen äußere Verteidigungsanlagen jedoch bei den Zerstörungen durch die Franzosen 1812 verschwanden. Die Alcazaba Die Alcazaba ist durch zwei Mauerzüge mit dem Mauerring der Stadt Granada verbunden und ist die beherrschende Festung auf der westlichen Seite des Sabikah-Hügels, der somit zum Teil zur alten Stadtbefestigung Granadas wird, aber durch den selbstständigen östlichen Teil ein Eigenleben führt. Da das übrige Gelände fast komplett steil abfiel, waren nur an der westlichen Seite stärkere Befestigungen notwendig. Die nördliche Stadtmauer beginnt am Waffentor der Alcazaba und verläuft den steilen Hang hinab zum Darro, der dort in den Stadtbezirk fließt. Südlich führt der Befestigungsring zu den „Zinobertürmen“, die zu den größten Befestigungsanlagen der Stadt zählen. Nach etlichen Zerstörungen erfolgte im 13. Jahrhundert unter Mohammed I. der Ausbau dieser Zitadelle. Sein Sohn Mohammed II. vollendete schließlich den von seinem Vater begonnen Ausbau. Unter den nachfolgenden Herrschern des Nasridengeschlechtes wurde nur noch das Waffentor im 14. Jahrhundert hinzugefügt. Im Gegensatz zu den Palästen und vielen Türmen der Alhambra, war die Alcazaba nur zur Befestigung und Verteidigung gedacht, und ist dementsprechend eine auf diesen Zweck ausgerichtete Festungsarchitektur. Zur verwundbaren Seite nach Osten wurde die Alcazaba durch eine mächtige Schildmauer verstärkt, die in der Mitte durch einen mächtigen Turm dominiert wird. Innerhalb der Festung auf der Plaza de Armas müssen viele kleine Einzelhäuser gestanden haben, deren Fundamente in Ausgrabungen freigelegt wurden. Eine Zisterne und Badeanlage vervollständigen die Wohnanlage, die vermutlich für die Festungsbesatzung vorgesehen war. 20 Die Paläste der Alhambra Die Alhambra erfüllte als befestigter Regierungssitz die unterschiedlichsten Funktionen, so unter anderem als Residenz für die nasridischen Sultane. Im Gegensatz zu der unteren Stadt Granada war sie die königliche Stadt auf dem Berg. Sie repräsentierte sowohl die Macht des Nasridenreiches als auch die Schönheit der Künste: Bildhauerei, Poesie und Musik. Insgesamt umfasst die Alhambra sechs Paläste und dazu noch zwei Türme des Rundganges, die dem häuslichen Gebrauch angepasst worden waren. Vier der sechs Nasridenpaläste wurden in den Jahren zwischen 1492 und 1812 praktisch zerstört, während der Palacio de Comares und der Palacio de los Leones als Nebengebäude des Renaissancepalastes Karl V. die Zeit überdauerten. Mit Ausnahme weniger freier Plätze innerhalb oder in unmittelbarer Nähe der Paläste, war das gesamte Gelände, wie Granada selbst, durch enge, gewundene Straßen und schmale Gassen geprägt. Tatsächlich war die Alhambra dichter urbanisiert als Granada. Abb. 11 Übersichtsplan der Nasridenpälaste Palacio de Comares Der Originalzugang dieses Palastes ist heute, auf Grund der zahlreichen Veränderungen in mehr als fünf Jahrhunderten, unbekannt. Als Besucher betritt man den Palast über eine irreführende Ansammlung von Zimmern, Höfen und Galerien. Der Bau des Palastes wurde von Ismail I. begonnen, von Yusuf I. fortgeführt und von Mohammed V. im Jahr 1370 vollendet. Seither diente er als offizieller Sitz des Souveräns. Der Palast wurde hauptsächlich genutzt, um die Exekutive zu beherbergen, die eng mit der Verwaltung und der Gerichtsbarkeit verbunden war. Diese beiden Tätigkeitsbereiche wurden in Höfen durchgeführt, die in einer Reihe zu einer Zimmerflucht angeordnet wurden. Der Patio del Cuarto Dorado (Hof des goldenen Zimmers) trennte die Regierungsbereiche von der Verwaltung. An diesen schloss sich schließlich der Patio de Comares, auch als Patio de los Arrayanes (Myrtenhof) bezeichnet, an und bildete den Kern des gesamten Hofkomplexes, in dem die verschiedenen Verwaltungstätigkeiten ausgeübt wurden. In ihrer Abfolge bildeten die Höfe einen Paradeweg, der schließlich in der Präsenz des Sultans gipfelte. 21 Hierfür wurden hauptsächlich der Cuarto Dorado als öffentliches Gerichtsgebäude und der Salón de los Embajadores (Saal der Gesandten) für Audienzen genutzt. Letzterer war den privaten Wohngemächern des Sultans im Palast angegliedert. Der Patio del Cuarto Dorado bildete somit einen Übergang von den Abb. 12 Alhambra: Myrtenhof öffentlichen Nebengebäuden zum privaten Wohnsitz des Sultans. Die Rechtsprechung war allerdings auf die königliche Stadt der Alhambra beschränkt. Die Stadt Granada unterhielt eine eigene Rechtsprechung. Hierfür wurden hauptsächlich der Cuarto Dorado als öffentliches Gerichtsgebäude und der Salón de los Embajadores (Saal der Gesandten) für Audienzen genutzt. Letzterer war den privaten Wohngemächern des Sultans im Palast angegliedert. Der Patio del Cuarto Dorado bildete somit einen Übergang von den öffentlichen Nebengebäuden zum privaten Wohnsitz des Sultans. Die Rechtsprechung war allerdings auf die königliche Stadt der Alhambra beschränkt. Die Stadt Granada unterhielt eine eigene Rechtsprechung. Der Salón de los Embajadores liegt im Torre de Comares (Comares-Turm), der staatlichen Anlässen vorbehalten war. Durch seine blauweißen Fliesen mit den goldenen Verzierungen schimmerte der Fußboden wie Porzellan. Leider sind an dieser Stelle keine Bodenfliesen mehr erhalten, die in der arabischen Welt einmalig waren. Auf ihnen war der Name Gottes in goldenen Arabesken geschrieben. Sie trugen den Wahlspruch der Dynastie: „Es gibt keinen Sieger außer Gott.“ Diese Fliesen lagen in der Mitte des Fußbodens und wurden nie betreten. Die Decke im Salon de los Embajadores ist eine schematische Wiedergabe der sieben übereinanderliegenden Himmel des islamischen Kosmos, über denen der Thron Gottes steht. Den Haupthof umgaben fünf Häuser bzw. in sich abgeschlossene Wohnungen, der Versorgungstrakt und der Thronsaal. Die Privatgemächer des Sultans lagen nördlich des Patio de Comares und beinhalteten das Sommerquartier, den Sala de la Barca, zu ebener Erde, und das Winterquartier im Turm darüber. Falttüren schlossen den Sala de la Barca, der auch für Audienzen genutzt wurde, ab und sicherten die Intimität des Sultans. Der Torre de Comares wurde gleichzeitig auch als Wachturm für die Gemächer des Sultans genutzt. Die weit ausgedehnte Wasserfläche des Beckens im Patio de Comares diente zur Kühlung der angrenzenden Wohngemächer. Heute sind im Hof nur die Myrtensträucher noch erhalten. früher gediehen hier wie im Patio de los Leones auch Zitrusbäume. Die Wohnungen für die vier Frauen des Sultans (die Höchstzahl des islamischen Rechtes) waren gleichmäßig auf die Ost- und Westseite des Patios verteilt. 22 Die Südseite blieb der Dienerschaft und den Nebenfrauen vorbehalten. Jede Wohnung der Frauen bestand aus zwei Stockwerken mit einem Sommer- und einem Winterquartier. Auf der nordöstlichen Seite des Patio liegen in einem geräumigen Anbau unter dem Niveau des Myrtenhofes die Bäder, die wahrscheinlich auf Ismail I. zurückgehen, Sie waren unverzichtbarer Bestandteil der islamischen Palastanlagen. Auf Grund des steil abfallenden Geländes gelangte man vom Myrtenhof aus in das Obergeschoss der Bäder, wo sich die Empfangs- und Umkleideräume befanden. Über eine Treppe konnte man in die darunter gelegenen Ruheräume gelangen, von wo aus man in die eigentlichen Baderäume kam. Palacio de los Leones (Löwenpalast) Im Gegensatz zum Palcio de Comares enthielt der Palacio de los Leones keinen Paradeweg. Vielmehr wurde er durch einen unauffälligen Gang von der Straße betreten. Er wurde vermutlich zwischen den Jahren 1370 und 1380 unter Mohammed V. erbaut, und ist wohl der berühmteste Teil der Alhambra. Die wichtigen architektonischen Elemente sind hier um einen Hof, den Patio de los Leones, den Löwenhof gruppiert, der seinen Namen dem mittig im Hof stehenden Brunnen verdankt. Zwei Wasserachsen teilen den Hof, der durch einen Arkadengang aus zierlichen Säulen gesäumt wird, in annähernd gleiche Teile. Abb. 13 Alhambra: Löwenhof Der Grundriss des Palastes entspricht dem eines von Vitruv empfohlenen römischen Landhauses. Obwohl der Palast mit Schlafalkoven ausgestattet war, wurde er nicht für den ständigen Aufenthalt genutzt. Vielmehr handelte es sich hier um ein „Lustschloss“ mit vier Sälen, die der Unterhaltung sowie der Zerstreuung und Entspannung dienten. Die vier Säle beginnen jeweils am Ende der Wasserachsen. Im Osten die Sala de los Reyes (Königssaal) und gegenüberliegend im Westen die Sala de los Mocárabes (Saal der Muqarnas). Im Norden und Süden waren es die Sala de los dos Hermanas (Saal der zwei Schwestern) und die Sala de los Abencerrajes (benannt nach der gleichnamigen Familie). Während die beiden zuerst genannten Säle für Feierlichkeiten im Sommer genutzt wurden, waren die beiden 23 anderen wohl musikalischen Soireen vorbehalten, was die akustischen Decken erklärt. In den Obergeschossen der Säle sind Wachtürme zu finden, die den Hof überblicken. Der Hof selbst soll zu islamischen Zeiten ein blühender Garten gewesen sein, Heute jedoch ist er fast unbepflanzt. Wahrscheinlich gab es hier tiefer liegende Beete, die von den Wasserachsen aus bewässert wurden. Diese bilden ein griechisches Kreuz, an deren Ende jeweils ein Wasserbecken zu finden ist. Zwei Becken sind jeweils in der Mitte der zuletzt genannten Säle zu finden, die anderen beiden Becken befinden sich jeweils in Pavillons an der Ost-West-Achse, die den beiden anderen Sälen vorgelagert sind. Auch diese Säle tragen in den Obergeschossen Wachtürme. Im Norden und Süden waren es die Sala de los dos Hermanas (Saal der zwei Schwestern) und die Sala de los Abencerrajes (benannt nach der gleichnamigen Familie). Während die beiden zuerst genannten Säle für Feierlichkeiten im Sommer genutzt wurden, waren die beiden anderen wohl musikalischen Soireen vorbehalten, was die akustischen Decken erklärt. In den Obergeschossen der Säle sind Wachtürme zu finden, die den Hof überblicken. Der Hof selbst soll zu islamischen Zeiten ein blühender Garten gewesen sein, Heute jedoch ist er fast unbepflanzt. Wahrscheinlich gab es hier tiefer liegende Beete, die von den Wasserachsen aus bewässert wurden. Diese bilden Abb. 14 Alhambra: Löwenhof ein griechisches Kreuz, an deren Ende jeweils ein Wasserbecken zu finden ist. Zwei Becken sind jeweils in der Mitte der zuletzt genannten Säle zu finden, die anderen beiden Becken befinden sich jeweils in Pavillons an der Ost-West-Achse, die den beiden anderen Sälen vorgelagert sind. Auch diese Säle tragen in den Obergeschossen Wachtürme. Ursprünglich hatte der Palacio de los Leones zwei Terrassen – eine obere und eine untere. Der Hauptraum – die Sala de los dos Hermanas – ragte in die untere Terrasse hinein. Er bildete hier einen Säulengang in dem heute verschwundenen Garten. Von einem Aussichtsturm, den man im Obergeschoss betrat, konnte der Sultan die Schönheit des Gartens mit der dahinter liegenden Silhouette der granadinischen Landschaft genießen. 24 Der Palacio de los Leones war durch eine Straße von der Rauda getrennt. Die Rauda wurde als königliche Begräbnisstätte genutzt und glich ganz dem Vorbild des Paradieses oder dem Garten Eden, einem Garten aus Myrten, jedoch ohne Wasser. Es sei erwähnt, dass in der poetischen Vorstellung der Araber der Anblick eines Tautropfens auf den Pflanzen über den Gräbern,als Tränen des Himmels für den Begrabenen galten. Den optischen Höhepunkt des Palacio de los Leones bildet allerdings die Muqarhas- Kuppel im Saal der zwei Schwestern. Mehr als 5000 Zellen bilden hier eine Kuppel innerhalb der Kuppel. In der islamischen Welt Abb.14 Pavillon im Löwenhof bildet sie damit die komplexeste Decke und somit den Gipfel islamischer Kunst auf der iberischen Halbinsel. Die Verbindung beider Paläste und dem Palast Karls V. Der Palacio de Comares und Palacio de los Leones stehen für unterschiedliche Typen hispanoarabischen „Wohnungsbaus“. Während der Palacio de Comares in seiner strengen Form die Funktion und Erscheinung eines Stadthauses hatte, war der Palacio de los Leones vielmehr ein Landhaus, dem allerdings seine Nebengebäude fehlten, während der Palcio de Comares formell, feierlich und pompös gestaltet wurde, ganz den repräsentativen Absichten des Sultanats entsprechend, diente der Palacio de los Leones mit seiner intimen Atmosphäre der Entspannung. Im 16. Jahrhundert wurden beide Paläste mit dem Neubau des Renaissancepalastes Karls V. miteinander verbunden. Ursprünglich waren sie durch eine schmale Straße mit Brandmauern voneinander getrennt, die dem Gesinde als Zugang zum Heizkessel der Bäder des Palicio de Comares dienten. Mit dem Neubau des Renaissancepalastes verschwand die Straße und wurde in ein unterirdisches Gewölbe umgewandelt. Da in die Ostwand Öffnungen geschlagen werden mussten, um die Zirkulation zu verbessern, wurde daraus eine Loggia, die mit dem neugebauten Patio de Lindarja verbunden war. Durch das Einsetzen einiger Türen auf der südöstlichen Seite des Palacio de Comares wurde hier sehr einfach eine Verbindung zum Palacio de los Leones geschaffen, da beide Paläste an dieser Stelle nur durch eine Brandmauer getrennt waren. Dem Renaissancepalast musste allerdings die untere Terrasse des Palacio de los Leones weichen. Der Patio de Lindarja wurde aus dem Abbruchmaterial des nun nicht mehr benötigten Gartens und dem Palacio del Convento de San Francisco erbaut. Der zuletzt genannte Palast fiel übrigens als erster der Zerstörung anheim. Der Turm des Abu’ l-Haggag nördlich des Patio de Lindarja wurde durch wieder verwandte Säulen und Abbruchmaterial so eingebettet, dass er als Torre del Peinador de la Reina (Turm des Ankleidekabinetts der Königin) in seiner Renaissanceaufmachung praktisch vollkommen verändert wurde. Das südlichste Fenster auf der Ostseite des Torre de Comares wurde zu einer Tür umgebaut, die über eine Veranda einerseits zum umgestalteten Turm und andererseits durch einen neu errichteten Korridor über der ehemaligen Straße der Heizer zur Renaissancesuite Karls V. führt. Der Eingang zum Palacio de los Leones wurde durch den Umbau überflüssig und abgeschafft. 25 Der Partal Der Partal liegt östlich des Palacio de los Leones und war ursprünglich durch Straßen und Häuser von ihm getrennt. Vom Partal ist nur noch eines der ursprünglich vier Seitengebäude und eine Moschee erhalten geblieben. Oft wird der Partal fälschlicherweise für ein Gartenpavillon gehalten und mit den im Süden und Osten angrenzenden Gärten in Verbindung gebracht, die allerdings erst im Jahre 1920 aus der sich mittlerweile gebildeten Wildnis entstanden waren. Wie der Palacio de Comares, war auch der Partal ein Beispiel für ein Stadthaus wie fast alle anderen Gebäude in der königlichen Stadt. Abb. 15 Matthias, Uta und Katrin in den Partalgärten Palacio del Conde de Tendilla Dieser ausgedehnte Palast ist heute nur noch in Fundamenten erhalten und liegt südöstlich des Partal. Erbaut wurde er während der Herrschaft Yusuf III. (1407-17). Seinen Namen verdankt er jedoch dem Grafen Tendilla, der diesen als Wohnsitz nutzte. 1717 wurde der als offizieller Wohnsitz des „Alcante“ (Bürgermeisters) der Alhambra bezeichnete Palacio von Philipp V. zerstört, als er dieses Amt abschaffte, und somit der Wohnsitz überflüssig wurde. Ausgelöst wurde dies durch die Beteiligung des Grafen am spanischen Erbfolgekrieg, bei der er mit der Verliererseite sympathisiert hatte. Palacio del Convento de San Francisco Dieser Palast wurde unter Mohammed III. erbaut, unter Mohammed V. verändert und ist heute nur noch in spärlichen Resten erhalten. Zu diesen zählen der Mirador, eine etwa zur Hälfte noch vorhandene Wasserrinne, die den Hof längs durchläuft und eines von ursprünglich zwei Hauptgemächern, die jeweils am Ende der Rinne lagen. Im Grundriss gleicht dieser Palast dem Generalife, der ebenfalls unter Mohammed III. erbaut worden ist. Während der Generalife eine „Villa rustica“ ist, muss der Palacio del Convento de San Francisco wie der Palacio de los Leones auf Grund seines Standortes innerhalb der Mauern der Alhambra als „Villa urbana“ bezeichnet werden. 26 Die beiden Miradore – der des Generalife und der des Palacio del Convent de San Francisco – standen einander gegenüber, getrennt durch eine Schlucht. Der Palacio brach allerdings schon ein Jahr nach der Eroberung in sich zusammen. Die beiden angrenzenden Türme auf der Befestigungsmauer, der Torre de la Cautiva (Turm der Gefangenen) und der Torre de las Infantas (Turm der Prinzessinnen), sind Miniaturpaläste aus der Zeit Yusuf´s I. und Mohammed`s VII. (1392-1408) in Reihenfolge ihrer Nennung. Abb. 16 Ina Palacio de los Abencerrajes Der letzte große Palast der Alhambra ist nach der Familie Abencerraje benannt. Er war um ein ungewöhnlich großes Wasserbecken erbaut wurden, dass an der Torre de la Contaduria (Kontorturm), heute als Torre de los Abenncerrajes bezeichnet, lag. Im Jahre 1812 wurde dieser Palast wie die Puerte de Siete Suelos (Sieben-Boden-Tor) von den Franzosen auf ihrer Flucht gesprengt. 1957 erlitt er weitere Schäden, als die Ruine als Steinbruch für die Errichtung eines Parkplatzes am Generalife verwendet wurde. Die Reste wurden schließlich bei einer Ausgrabung freigelegt und ließen erkennen, dass es sich um einen Palast mit zwei Sälen gehandelt haben muss. Vom Grundriss her lässt er sich am ehesten mit dem Palacio de los Leones vergleichen und bildet somit die dritte „Villa urbana“ in der königlichen Stadt. Abgesehen vom Palacio del Conde de Tendilla und des Torre de las Infantas, entstanden die Paläste alle vor dem Palacio de Comares und dem Palacio de los Leones. Ebenso wie der Generalife wurden sie im frühen 14. Jahrhundert erbaut. Eine Ausnahme stellt dabei der Palcio de los Abencerrajes dar, der bereits im 13. Jahrhundert erbaut wurde. 27 Und so fing unser Alhambratag an: 6:45 Uhr Aufstehen (für Spanien viel zu früh!!!) 7:30 Uhr Aufbruch zur Alhambra Da es erst ab 8:30 Uhr in der Jugendherberge in Granada Frühstück gab, wurden wir mit einem sogenannten „Frühstücksbeutel“ abgefertigt. Ganz ehrlich hat dieses klägliche Etwas die Bezeichnung keineswegs verdient. Denn er bestand lediglich aus zwei Tetrapacks mit Saft und Schokomilch sowie ein paar Kekschen (drei oder vier) und ein kleines Stück Kuchen (oder so etwas ähnliches). Mit diesem "Schmalspurfrühstück" machten wir uns erst mal auf den Weg zur Bushaltestelle, um nicht den ganzen Weg bis zur Alhambra laufen zu müssen. Nachdem Uta herausbekommen hatte, welche die unsrige Richtung sein könnte, kam auch endlich ein Bus – die Zeit drängte, schließlich mußten unsere Karten zwischen 8:30 Uhr und 9:00 Uhr abgeholt werden. Wie sich später herausstellte sind wir jedoch ein oder zwei Haltestellen zu weit gefahren, so daß wir den direkten Weg durch das Renaissancetor Karl V. zum Sabikah-Hügel nicht gefunden haben und statt dessen der Autobeschilderung folgten, die uns sprichwörtlich mit der Kirche ums Dorf führte. Nach einem hektischen und anstrengenden Aufstieg passierten wir schniefend und schnaufend kurz nach 8:30 den Haupteingang zur Alhambra,. wo wir mit vielen anderen Touristen auf unseren Eintrittskarten warteten. Kurz nach 9:00 Uhr betraten wir trotz Zeitbeschränkung die Nasridenpaläste über den Mexuar (den Ratssaal). Es gab sofort zwei bleibende Eindrücke: 1. die Schönheit und der Reiz der maurischen Architektur und 2. die unglaublichen Besucherzahlen, die sich von einem Raum in den nächsten zwängten. So fiel es oft schwer, Architektur und Raumbildung zu genießen, da man leider viel zu beschäftigt war, einen günstigen Augenblick abzupassen, um ein gutes Foto zu machen. Dennoch war es irgendwie unglaublich, das zuvor Gelesene nun wirklich zu sehen. Allein das Baudekor war erstaunlich. Dies hat ebenso wie die Verwendung der Wasserbecken, -schalen und -spiele einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, wobei das Thema Wasser in der Stadt in den folgenden Tagen immer wieder in neuen und bald vertrauten Formen auftrat und so sicher für mich die bleibendste Erinnerung der Exkursion sein wird. Im Bezug zur Alhambra sei angemerkt, dass es hier die Kombination der einzelnen Elemente war, die dieses Objekt zu einem Einzigartigen machen, sowohl aus Sicht der Weltkultur als auch in den Erinnerungen. Anzumerken bleibt, dass viele Unklarheiten aus den Beschreibungen, die man vorher gelesen hat, erst durch den Besuch gelöst werden konnten. Denn es ist doch sehr schwer dieses komplexe Zusammenspiel aus Bauten und Freiräumen im Text so zu erklären, dass man ohne es einmal gesehen und erlebt zu haben, adäquat darüber berichten kann. 28 Abb. 17 Anja und Jörn bilden sich Eine weitere wichtige Erinnerung wird wohl der Blick vom Turm der Winde, der Alcázar der Alhambra, über die Stadt Granada, die Alhambra, den Generalife und die dahinterliegenden schneebedeckten Berge der Sierra Nevada bleiben. In Bezug auf die Gärten in der Alhambra selbst sei erwähnt, dass sie denen vom Generalife zwar nicht entsprechen konnten, allerdings waren zumindest die Partalgärten sehr sehenswert und während des Wartens auf Jakob Kachelmann ein angenehmer Ort zum Verweilen. Bedauert habe ich allerdings, daß es keine Publikationen über die Gärten gab, die ja größtenteils erst im 20. Jahrhundert angelegt wurden. An mancher Stelle wäre es auch schön gewesen, eine Informationstafel (wohlgemerkt: mehrsprachig) zu finden, wo man sich zum Beispiel über die Ausgrabung am Palacio de los Abencerrajes hätte informieren können. Doch bis auf Wegweiser und Namenstafeln war so etwas leider nicht zu finden. Dies mußte wohl dem Informationssystem mit diesen seltsamen „Telefonhörern“ weichen. Im Nachhinein betrachtet, wäre es vielleicht auch besser gewesen, die Alhambra erst gegen Ende der Exkursion im Programm zu haben, da man dann schon die vielen anderen Eindrücke aus Córdoba und Sevilla hätte nutzen können, um die Alhambra selbst aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Aber vielleicht fährt der eine oder andere ja bald mal wieder nach Spanien und gönnt sich einen weiteren Besuch der Alhambra, um neue – andere Eindrücke zu gewinnen. Ich denke, daß man hier öfter herkommen kann und immer wieder was Neues entdeckt, schließlich konnten wir auch nicht alles sehen, da es: 1. nicht zugänglich war oder 2. gerade restauriert wurde. “ Matthias Hensel An dieser Stelle sei noch einmal bemerkt, dass zur Alhambra ein separater Reader vorliegt! 29 Von der Alhambra ging es dann ohne Unterbrechung zu den Gärten des Generalife. Da Alhambra und Generalife ziemlich eng beieinander liegen, wäre uns der Übergang ohne die unvermeidlichen Kartenkontrolleure gar nicht weiter aufgefallen. So, da waren wir nun in den Gärten des... El Generalife Gegenüber der Alhambra und durch eine Schlucht getrennt, liegt auf dem Hügel Cerro del Sol, der Sonnenhügel, etwas höher als die Alhambra, El Generalife mit seinem Palast und seinen Gärten, die nirgendwo anders in Europa zu finden sind. Diese Gartenanlage ist die älteste in Granada und umfasst sowohl Gebäude als auch wunderschöne Gärten. El Generalife bedeutet „Garten des Erhabenen“ oder „Garten des Architekten“. Durch Wortableitungen kann er auch als „Der vornehmste aller Gärten“ bezeichnet werden. Von den Gärten ist nur wenig Authentisches erhalten geblieben, denn sie wurden unzähligen Veränderungen unterworfen. Doch die wenigen verbliebenen maurischen Elemente bestimmen noch immer sein Ganzes. Auch die nur noch zum Teil existierenden Gebäude wurden verändert, aber der maurische Charakter ist erhalten geblieben. Nach der Reconquista wurde der Generalife nach französischen und italienischen Vorbildern umgestaltet. Vielerorts wurden die filigranen, feinnervigen Motive islamischer Gartenkunst durch aufdringlich wirkende Schmuckelemente ersetzt. Am Ende des 13. Jahrhunderts wurde auf Anordnung Muhamads II. mit der Errichtung der Anlage begonnen. Im Jahre 1319 wurde sie von König Abu-l-Walid Ismail (Sultan Ismail I.) fertig gestellt. Vielleicht wurde die Anlage auch schon früher fertig gestellt, aber in diesem Jahr wurden Inschriften und Verzierungen an einem Aussichtsturm angebracht. Der Generalife wurde nicht als prunkvolle Residenz, sondern als ein einfaches Landhaus oder eine Art Sommerresidenz mit Nutz- und Lustgartenbereich konzipiert. So bildete er damals den Kernbereich eines Landgutes oder Gehöftes auf dem Obst, Gemüse und Heilkräuter angebaut wurden. El Generalife ist nicht nur ein dekoratives Beiwerk der Alhambra, denn wenn die Anlage bereits 1319 oder auch früher fertiggestellt wurde, ist sie älter als die wesentlichen Gebäude der Alhambra. Älter als die Geschichte der Gartenkunst ist die Bedeutung des Wassers als lebensspendendes Element und unersetzbare Voraussetzung für die Bodennutzung durch Pflanzen. Die Hänge des Sonnenhügels erfüllten die Voraussetzungen für Bodenbeschaffenheit und –feuchte zur Nahrungsmittelproduktion, denn mehrere Quellen haben auf dem Hügel ihren Ursprung. So entstanden vielleicht die ersten Gärten auf dem Sonnenhügel. Aber auch die Tatsache, dass der Generalife außerhalb der befestigten, mauerumschlossenen Anlage der Alhambra erbaut wurde, läßt darauf schließen, dass er wohl ursprünglich nicht als dauerhafte Anlage gedacht war, sondern nach und nach angepflanzt wurde, als man mehr Land zur Nahrungsmittelproduktion benötigte. Die Mauren terrassierten den Hügel, so dass ebene und gut nutzbare Gartenflächen entstanden. Heute existieren noch einige Überreste der Schutzwälle, die das Gelände früher umgaben. 30 Die „acequias“, die Bewässerungskanäle (als offene Kanäle und unterirdisch geführte Leitungen gebaut) verteilten vier mal so viel Wasser, wie die Bewässerungssysteme der Alhambra. Das ist wiederum der Hinweis darauf, dass hier das Wasser zur Bewässerung von Obst und Gemüse genutzt wurde. In den Generalifegärten haben die Araber ihr Wissen über den Gartenbau, das sie im Mittelalter in ganz Europa verbreiteten, angewandt. Dieses Wissen haben sie erlangt durch Übersetzungen von griechischen, persischen, ägyptischen, byzantinischen und römischen Texten und bildete die Grundlage für eigene Abhandlungen über den Gartenbau. Später siedelte sich die Landwirtschaft außerhalb Granadas an, so dass erste Umgestaltungen des Generalife stattfanden. Auf den Terrassen, wo vormals Obst und Gemüse wuchs, entstanden Gärten nach islamischem Muster mit schönen Gartenanlagen, Treppen, Wasserbecken und Brunnen. Ursprünglich konnte man den Generalife durch zwei voneinander unabhängigen Eingängen betreten. Der direkte Zugang erfolgte über einen bergauf führenden Pfad, der immer noch existiert, aber kaum noch genutzt wird. Man kam von der Alhambra, ging durch das Tor am Fuße des „Turms der Berggipfel“, dem Torre de los Picos, überquerte den „Weg der Toten“ (Camino de los Muertos), dann kam man in die Schlucht zwischen den Hügeln, heute heißt sie „Chinesenhang“ (Cuesta de los Chinos) und betrat den Generalife auf einer schmalen, mit Kieselsteinen gepflasterten und von hohen Mauern umschlossenen Gasse. So konnte man schnell die kleine Sommervilla der Sultane erreichen. Dieser Weg wurde für private Zwecke vom Sultan oder seinen Frauen benutzt. Der andere Zugangsweg an der Südseite, als Fuentepena bekannt, wird heute als der Haupteingang genutzt. Früher existierte dieser Eingang auch schon, der als Verbindung zur Außenwelt fungierte. Man erreicht den Generalife von dieser Seite, in dem man den Weg entlang einer Zypressenallee und Oleanderpromenade folgt, die in den eigentlichen Garten führen. Die Besucher werden zunächst durch die Gartenbereiche geführt, die erst im 20. Jahrhundert hinzugefügt wurden. Sie erinnern entfernt in ihrem Erscheinungsbild an die ursprüngliche Funktion des Gartens. Obwohl Brunnenschalen und Wasserspiele mit maurischen Motiven ausgestattet sind, überwiegt der italienische Einfluß. Aber die Annäherung entspricht dem islamischen Prinzip. Der Besucher sieht die Silhouette verschachtelter Fassaden und Dächer und nimmt die Terrassen von unterschiedlicher Höhe war. Abb. 18 Generalife: Zypressenhecken 31 Durch ein Eingangspatio auf der Nordseite, die Sala Regia, mit dem prachtvollem Dekor und ihren harmonischen Proportionen, gelangt der Besucher in die Gärten des Generalife. Die Sala Regia ist eines der schönsten Nebengebäude der Überreste der königlichen Villa. Am Eingangspatio sind noch Reste einer schattenspendenden Weinlaube und eine schmale Treppe vorhanden, die zum „riat“ führt. „Riat“ bedeutet „mauerumschlossener Garten“. Der Hof ist auch unter dem Namen Patio de la Ria oder Patio de la Acequia, Patio mit dem Wasserkanal, bekannt. Dieser Hof ist der wichtigste Teil des Generalife. Die Proportionen des Gartens sind durch das natürliche Gefälle des Geländes vorgegeben. Der Raum ist von vier Seiten durch Mauern umschlossen, von denen drei Gebäude sind. Der Garten weist eine langgezogene Gestalt auf und ist kreuzförmig gegliedert nach persischen Vorbildern angelegt worden. Die langgestreckte Gestalt wird durch vier ebenfalls längliche Beete betont. Den Mittelpunkt bildet die fast fünfzig Meter lange und gut einen Meter breite „acequia“, ein mit Steinen eingefaßter Kanal mit fließendem Wasser. Der Bach wird auch Acequia Real genannt, der die Alhambra mit Wasser versorgt. Ein Weg kreuzt den Kanal und teilt den Garten in vier Quadrate. Die heute mit Erde gefüllten Beete waren früher, wie noch im „Cruzero“ von Sevilla zu sehen, grabenartig geöffnet und mit Blumen geschmückt. Den Kanal, der mit Wasserspeiern verziert ist, säumen Myrten, Orangenbäume und Lorbeer. Auf der westlichen Längsseite verläuft ein Arkadengang, in dessen Mitte sich früher ein rosenberankter Pavillon befand, von dem aus der Sultan den Garten betrachten konnte. Früher war dieser Patio mit Bäumen, Sträuchern und Rabatten verschiedenster Blumen bepflanzt, Zypressen waren zu Bögen gezogen, Orangenbäume und Buchskugeln in Töpfen säumten den Kanal, der früher auch nicht durch Brunnen unterbrochen war, sondern den gesamten Hof in einem durchteilte. Heute ist die Bepflanzung entfernt worden oder vernachlässigt und auf einen Sommerflor reduziert. Von der einstigen Stimmung ist viel verloren gegangen. Abb. 19 Generalife: Hof der Sultanin 32 Das Kernstück des Palastes besteht aus zwei Pavillons, dem nördlichen und südlichen Arkadengang, die jeweils am Ende des Patio de la Acequia stehen. Die drei Mittelbögen des südlichen Bauwerks ruhen auf Säulen, deren Kapitelle Attawriq-Verzierungen aufweisen. Vollständiger und besser erhalten ist der Nordtrakt, dessen Oberbau nach der Nasridenzeit entstanden ist. Der untere Teil ist ein kleiner Palast mit einem fünfsäuligen Portikus, einem Saal mit Fenster-Balkonen und dem üblichen Dekor: Paneele und Decken mit Arabesken (in der islamischen Kunst verwendete Rankenornamente), mit Bandwerk-Intarsien und Stalaktiten. Während der Renaissance und der Romantik wurden die Gärten und die umgebenden Gebäude stark verändert. Der Gartenraum verlor an Intimität: Der Arkadengang erhielt Erker und der Pavillon in der Mitte wurde zu einem Belvedere umgestaltet, der einen Ausblick auf die Alhambra bietet. Der königliche Pavillon auf der Nordseite des Gartenraumes versah man mit einer Galerie. Die Bepflanzung ist mehrfach verändert worden. Heute sind die Beete weniger dicht bepflanzt als noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, aber die Springbrunnen mit ihren Wasserstrahlen, die im 19. Jahrhundert in den Kanal eingebaut wurden, stören den ursprünglichen Frieden des Patio de la Acequia. An der Ostseite des Patio de la Acequia steht ein Gebäude, das heute nicht mehr zugänglich ist. Es grenzt an den Hof des benachbarten, etwas höher gelegenen „Patio de la Sultana“ (Hof der Sultanin) oder auch „Patio de los Ciprese“ (Zypressenhof) genannt. Auch dieser Garten ist von einer Mauer umschlossen. Die Gartenanlage wurde im 16. und im 19. Jahrhundert verändert, so wurden viele Wasserspeier (von der Romantik inspiriert) neu hinzugefügt. In diesem Garten wachsen große Orleanderbüsche in heckengerahmten Beetgevierten. Über eine Treppe, die von den Mauern begrenzt ist, gelangt man auf eine höher gelegene Terrasse, von der aus der in der Romantik angelegte Gartenbereich seinen Ausgang nimmt, der stark italienisch geprägt ist. Dieser Teil des Gartens war bis 1921 im Besitz der Familie Grimaldi. Eine Begründung hierfür war leider nirgendwo herauszulesen. Dieser höher gelegene Bereich wird „Jardines Altos“, die „Hohen Gärten“ genannt. Erstaunlicherweise gibt es in diesem Bereich noch ein Gestaltungselement aus der Nasridenzeit, die Escalera del Agua, die Wassertreppe, die fast unverändert die Zeit überdauerte. Der Treppenlauf wird durch mauerumschlossene Podeste in drei Abschnitte eingeteilt. So kann der Besucher seinen Aufstieg unterbrechen und das herabplätschernde Wasser beobachten. Den Abschluß der seitlichen Begrenzungsmauer bilden grüne und türkisfarbene Dachziegel, die als Kanäle ausgestaltet sind, in denen das Wasser wild hinunterströmt. Die Escalera del Agua verfügte früher in der Mitte noch über eine Kaskade, die irgendwann einer „Verbesserungsmaßnahme für die Besucher“ zum Opfer fiel. Die Wassertreppe ist ein wesentlicher Bestandteil des Bewässerungssystems des Generalifes. Denn hier am höchsten Punkt des Gartens hat das gesamte Verteilungsnetz aus Kanälen, unterirdischen Leitungen, Becken, Bassins, Gräben und Brunnen seinen Ursprung, um die Höfe im Sommer mit angenehmer Kühle und rauschendem Wasser zu versorgen. Dies erfolgt mit Pumpen, Regulatoren und Ventilen. 33 Der weitaus größere Teil des Generalifegartens wurde in den 1950er Jahren von Pietro Moreno, dem für die Alhambra zuständigen Denkmalpfleger, umgestaltet und als „Jardines Nuevos“ bezeichnet. Mehrere Terrassenebenen des Gartens wurden zusammengelegt, um für eine Freilichtbühne Platz zu schaffen. Auf der Bühne finden Granadas Internationale Musik- und Tanzfestspiele statt. Beim Theater entstanden Gartenräume in einem pseudo-islamischem Stil mit Zypressenhecken und romantischen Wasserbecken mit einer Vielfalt von Blumen und Düften. Aus dem 19. Jahrhundert sind zwei Elemente von beträchtlicher Kunstfertigkeit erhalten: ein Orleandertunnel (Paseo de las Adelfas) und der Paseo de los Cipreses, eine Zypressenallee, die im Jahre 1862 anläßlich eines Staatsbesuches von Königin Isabella II. angelegt wurde. Ich betrat den Generalife durch die „Jardines Nuevos“ am Theater. Das Theater weist eine interessante Architektur und Gestaltung auf. Durch die Einsenkung erscheint es nicht aufdringlich und der Generalife an sich kann wirken. Abb. 20 Susan,Sylvia, Kathrin, Katja Die pseudoislamische Gartengestaltung der „Jardines Nuevos“ wirkte auf mich sehr interessant. Wen wundert es, dass dieser Gartenbereich ein beliebter Besuchermagnet ist und als Fotokulisse dient. Die geschnittenen Zypressenhecken stellen „grüne Mauern“ dar und bilden somit eine Art Irrgarten, der Kühle, Wasser, Schatten und Blumen geschickt miteinander verbindet. Die Bepflanzung besteht in diesem Gartenteil aus verschiedenartigen und duftenden Rosen und vor allem vielen Einjährigen, wie z.B. Tagetes. Auf den Wasserflächen der Becken können Teichrosen ihre volle Pracht entfalten. Bei der Bepflanzung vermißt man die einheimischen Arten, wie Lavandula oder Salvia. Es ist unverständlich, warum ein einjähriger Sommerflor verwendet wird, wenn man bedenkt, wie hoch der Wasserverbrauch ist und wie „heimatlich“ es wirkt. Die eigentliche Palastanlage des Generalife konnte nicht betreten werden, da der Patio de la Acequia momentan saniert wird. Von dieser Sanierung sind sowohl die Gebäude als auch der Gartenbereich selber betroffen. Bei einem Blick über die Absperrung ergab sich mir ein grausames Bild vom Gartenbereich. Eine Bepflanzung war nicht mehr vorhanden und das Wasserbecken führte kein Wasser. Da der Generalife schon mehrmals saniert wurde und noch mehrmals saniert wird, ist die Vermutung nahe, dass von der ursprünglichen Bepflanzung so gut wie nichts mehr vorhanden ist und auch nicht mehr geplant wird. 34 Der Patio de la Sultana stellt ein Ort der Ruhe und Kühle dar, der durch eine efeuberankte Mauer und lautem Wasserplätschern gekennzeichnet ist. Von der einstigen Größe der Zypresse zeugt heute nur noch ein Baumstumpf. Die Wassertreppe in den „Jardines Altos“ läßt nur schwer erahnen, wie sie zu Nasridenzeiten aussah. Von den türkisen und grünen Kacheln ist so gut wie nichts mehr vorhanden. Beim Betreten der Treppen lauscht der Besucher dem Plätschern des Wassers und dem Vogelgezwitscher und gelangt von dort in einen ebenfalls höhergelegenen kleinen Gartenbereich. Den Generalife verließ ich durch den Orleandertunnel, der wiederum den Besucher mit Kühle „überrascht“ und bei seinem Durchschreiten an sein Alter erinnert. Abschließend folgte ich der Zypressenallee, die auf mich wie ein mystischer Ort durch ihr Licht- und Schattenspiel wirkte. Katja Siebert Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch: „Wir haben Plattfüße, miefende Socken und einen schönen Abend hinter uns. Eigentlich kann man „schön“ auf den ganzen Tag ausdehnen: Vormittags, bzw. bis zur Siesta, wurde die Alhambra unsicher gemacht. (Der Aufstieg dahin war übrigens eine Herausforderung für Nicht – Landespfleger) - viel natursteinfarbene Architektur - sogar für Architekten sehr interessante Gärten in der Fassade sitzende Spatzen andauernd – vor – die Linse – springende – echt – lästige – Geduld – fordernde – Touris die Maoams von Jörn waren echt lecker, Pech für Jörn - Mittags gab´s dann nach langem Hin und Her keine Paella, sondern Nudeln in allen möglichen Variationen. Besuch der Kathedrale – haben Engagement gezeigt ☺ Gott, war das kalt drinnen...“ Katrin „Erste Blasen haben sich gebildet!“ (an den Füßen) 35 26.04.2002 Granada – Córdoba So, jetzt hatten wir das wichtigste von Granada gesehen – die Alhambra. Nun konnten wir auf dem schnellsten Weg nach Córdoba aufbrechen, bei schönstem Sommerwetter. Nach ein paar Stunden Fahrt kam dann auch Córdoba in Sicht. Da unsere Jugendherberge zentral in der Nähe der Mezquita liegen sollte, stürzten wir uns auch gleich mitten hinein.... Nun ja, die Mezquita fanden wir – wir machten auch gleich mit einigen Gassen der Juderia engste Bekanntschaft ... Unsere Jugendherberge fanden wir für´s erste nicht! Wie auch, man konnte sie nur zu Fuß erreichen, aber zentral lag sie – die Jugendherberge !!! Nachdem wir dieses Problem gelöst hatten, stand das nächste an – wo lassen wir unsere Busse? Parkplätze waren jedenfalls Mangelware hier. Nach der x-ten Runde im innerstädtischen Kreisverkehr (manche sind ihn bestimmt noch im Schlaf weitergefahren), entschieden wir uns, erst einmal den nächsten Programmpunkt abzuarbeiten. So begaben wir uns auf den Weg zur ... Medina Azahara Ctra. De Palma del Rio, Km.8 Eintritt frei (Gruppe!) Die Medina liegt im NW Córdobas, auf den orgelagerten Hügeln der Sierra Morena über dem Rio Guadalquivir. Aufgrund ihrer Lage an den Berghängen herrschte vor allem im Sommer ein angenehmeres Klima als in Córdoba. Abb. 21 Blich über die Medina So beschloß Kalif Abd ar-Rahman III 936 hier eine Stadt anzulegen, die das Kalifat Abbasiden und Bagdad an Schönheit und Macht weit übertreffen sollte. Eine wichtige Voraussetzung für den Bau war, dass Abd ar-Rahman seine Macht in Córdoba gesichert hatte, und er damit die Möglichkeit besaß, sich anderen Dingen zu widmen als der Kriegsführung. Es war die eigentliche Blütezeit seines Kalifats, zu der er die Stadt erbauen ließ. Es geschah auch zu Ehren seiner Lieblingsfrau Azahara, nach der die Stadt benannt wurde (azahara aus dem arab. „die Blume“). 36 Die Bauarbeiten wurden von Abd ar-Rahmans Sohn Al Hakem II. geleitet. 10000 Arbeiter waren damit beschäftigt, die erlesensten Materialien zu verbauen – roter, blauer und weißer Marmor, Ebenholz, Elfenbein, Gold.... aber natürlich wurden auch Kalkstein und Ziegel benötigt. Die Anlage und Gestaltung von Gärten befand sich zu jener Zeit auf dem Höhepunkt des wissenschaftlichen Interesses. Pflanzeneinführungen aus dem Osten verhalfen den Gärten zu nie dagewesener Schönheit. Schon nach ca. 25 Jahren war die Stadt vollendet und bot 30000 Menschen Platz. Deren größter Teil gehörte zum Hofstaat des Kalifen. Leider währte diese Pracht nicht lang. Bereits 1010 wurde die Stadt von Berbertruppen überfallen und dem Erdboden gleichgemacht. Die Berber empfanden den Prunk der Medina Azahara als gotteslästerlich. Der Untergang der Medina Azahara läutete auch den Untergang der Omajaden- Herrschaft ein. Später dienten die Ruinen der Stadt einem benachbarten Kloster San Jeronimo als Steinbruch. Erst Anfang des 20. Jh. erwachte wieder das Interesse an der Medina Azahara. Man begann mit Ausgrabungen und versuchte die ehemaligen Gebäude wieder aufzubauen, was an einigen Stellen ganz gut gelungen ist. Doch aufgrund der Größe (ca. 110 ha) ist bis jetzt nur ein kleiner Teil freigelegt worden, welcher jedoch detailgetreue Grundrisse der damaligen Stadt liefert. 1923 wurde die Medina Azahara zum Nationaldenkmal erklärt. Abb. 22 Dietmar und Andrea Dieses wollten wir nun betreten, aber nicht ohne vorher darüber belehrt worden zu sein, dass Essen oder Rauchen strengstens untersagt sind. Da der Eingang am höchsten Punkt der Stadt gelegen ist, konnten wir uns gleich einen Überblick verschaffen. Leider hielt dieser nicht ganz, was er versprochen hatte. Große Teile der ehemaligen Stadt waren nicht zugänglich und dazu gehörte leider auch der Garten. Aber das sah man erst, als man wieder mal an ein Verbotsschild gelangte. So machten wir uns frohen Mutes auf den Weg, die Stadt zu erkunden. Dieser führte vorbei an den Resten von Wohnhäusern, brachte uns dann zum Haus der Wesire und von dort durch eine Säulengangarkade, die einst den Zugang zum Alcazar bildete, zur Moschee. 37 Diese lag vor den Stadtmauern und war durch ihre Ausrichtung nach Mekka gut auszumachen. Von hier konnte man entlang des Gartens bis an das derzeitige Ende der Stadt gelangen. Wer dachte, hier in den Garten selbst gelangen zu können, wurde enttäuscht. Also machte man sich wieder auf den Rückweg und so gelangten wir zum Saal der Botschafter, dem Dar al Mulk, auch Salon Abd ar-Rahmans oder ´Salón rico´ genannt. Wie an so vielen, wurde auch an diesem Gebäude gerade gebaut. Trat man vor seine Tore, konnte man noch einmal einen Blick über den Garten erhaschen und den Gartenpavillion des Kalifen begutachten. Abb. 23 Medina Azahara: Treppe eines Wohnhauses Nun blieb uns aber nur noch der Weg zurück zum Eingang, da der gesamte westliche Sektor, der auch das Königshaus beherbergt, wegen Restaurierungsarbeiten für Besucher nicht zugänglich war. Zum Schluss genossen wir den Blick über die Stadt, und während wir auf die letzten warteten (zu diesen gehörte wie so oft Jakob), konnten wir einen Blick auf die kleine Ausstellung zur Geschichte der Stadt werfen. Ina Conrad Bald verließen wir die Hügel der Sierra Morena, um uns wieder nach Córdoba zu begeben und dort endlich unsere Jugendherberge, die für einige Tage unser zu Hause sein sollte, zu beziehen. Ihre Lage hatten wir ja schon ausfindig gemacht, aber wo es einen Parkplatz für unsere Busse geben könnte, wussten wir immer noch nicht. Die Suche nach einem solchen, sollte die Suche nach einem passenden Restaurant für unser Abendessen einleiten. Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch: „Stichwort des Tages: Parkplatz(suche), Jesus, welche Temperaturen, und wir nur auf PP-Suche. Schlechte Infrastruktur würde der Stadtplaner sagen, aber egal gegen 9.00 Uhr Abends hatten wir das Problem doch endlich mal lösen können. Unsere süßen Kleinbusse stehen jetzt am Bahnhof. Na hoffentlich tun sie das auch noch morgen und übermorgen. Danach schlenderten wir zurück in Richtung Juderia, hielten an einem Restaurant, um unseren Hunger zu stillen.“ Anja „Zum Glück hatten Didi + ich (Andrea) bei der PP-Suche den Corsa wegen der Klimaanlage!!! Wider Erwarten ist Didi auch bei der 4,5,6... Runde in der Stadt (sprich Kreisverkehr) relativ ruhig geblieben. Der Steinhaufen (Damit ist wohl die Medina gemeint) war eine willkommene Abwechslung an diesem Tag“ Andrea 38 27.04.2002 Córdoba Da der Alcazar von Córdoba erst 10.30 Uhr seine Pforten für die Besucher öffnete und unsere Projektleiter eifrig ihre Reiseführer studiert hatten, stand für diesen Morgen eine spontane Programmänderung auf dem Plan. Ein Besuch im... Palacio de Viana Plaza de Don Gome, 2 Preis: 2,50€ Mitten in Córdoba, etwas abseits des Zentrums, befindet sich dieses „Museum der Patios“. Eigentlich stand er ja gar nicht auf unserem Programm, aber diese kleine Änderung erwies sich als äußerst angenehme Überraschung. Nachdem wir uns durch das Gassengewirr um den Palacio gekämpft hatten (bei dem sich mal der eine und mal die andere im Karten lesen versuchte), gelangten wir wohlbehalten dort an und waren schon vom Empfangspatio beeindruckt. Abb. 24 Übersichtsplan Palacio de Viana Das sollte sich auch in den 11 weiteren Patios und einem Garten, die dieses Herrenhaus beherbergte, nicht ändern. Die Gebäude wurden vorwiegend im 16. Jahrhundert errichtet, und 1980 für Besucher freigegeben. Jeder der aneinander gereihten Gartenhöfe besitzt einen eigenen, faszinierenden Charakter. Die Elemente Kübelpflanzen, Springbrunnen, Parterres, Kieselmosaiks, Kletterpflanzen, Orangenbäume wiederholen sich und sind trotzdem immer wieder neu. Vor allem die vielen Springbrunnen und Wasserbecken verbreiten ein herrliches Gefühl der Ruhe und Gelassenheit. Die schönsten Orte waren neben dem Empfangspatio der Brunnen- und der Säulenpatio. 39 Der Empfangspatio: Es ist der Haupthof, der sich hinter dem Eingangstor im Renaissancestil auftut. Der ihn umgebende Säulengang hebt den herrschaftlichen Charakter hervor. Die steinernen Säulen, die halbrunden Bögen, die getünchten Wände, in denen sich blaue Fenster in der ersten Etage öffnen, und der mit Kieselsteinen ausgelegte Boden bilden mit den ihn schmückenden Pflanzen ein harmonisches Ganzes. Eine neue, junge Palme hat ihren Standplatz in der Mitte des Areals. Kletterpflanzen wie Blauer Dost, Bougainvillea und Rosen der Sorte Pitimini ranken an den Säulen empor und der Duft des Nachschattens erfüllt die Frühlingsnächte. In der Nähe des Eingangs kündigen verschiedene Inschriften auf Fliesen von königlichen Besuchen. Abb. 25 Palacio de Viana: Empfangspatio Der Empfangspatio: Es ist der Haupthof, der sich hinter dem Eingangstor im Renaissancestil auftut. Der ihn umgebende Säulengang hebt den herrschaftlichen Charakter hervor. Die steinernen Säulen, die halbrunden Bögen, die getünchten Wände, in denen sich blaue Fenster in der ersten Etage öffnen, und der mit Kieselsteinen ausgelegte Boden bilden mit den ihn schmückenden Pflanzen ein harmonisches Ganzes. Eine neue, junge Palme hat ihren Standplatz in der Mitte des Areals. Kletterpflanzen wie Blauer Dost, Bougainvillea und Rosen der Sorte Pitimini ranken an den Säulen empor und der Duft des Nachschattens erfüllt die Frühlingsnächte. In der Nähe des Eingangs kündigen verschiedene Inschriften auf Fliesen von königlichen Besuchen. 40 Der Brunnenpatio: Ein Brunnen in der Mitte des Hofes gibt ihm den Namen. Er befindet sich genau auf einem unterirdischen Flüsschen, was die immer gleichbleibende Wassermenge erklärt. Dieses wird auch zum Bewässern der Gärten und Springbrunnen verwendet. Im Brunnen fand man arabische Schöpfeimer, die wahrscheinlich von einem dort befindlichen Wasserrad stammten. Der Säulenpatio: Er ist vor einigen Jahren gebaut worden, Abb. 26 Steffi im Brunnenpatio um dem Palast eine große Fläche für musikalische und gesellschaftliche Abende zu geben. Augenmerk sind zwei Säulengänge. Der vom Eingang links gelegene eröffnet sogar durch vergitterte Fenster Einblicke in den angrenzenden Ziergarten. Über dem Vordach, das die erhöhte Dachfläche wie eine Bühne am Ende abschließt, sieht man den Glockenturm der nahen Kirche San Augustín. Der Boden ist kunstvoll mit Kieselsteinen ausgelegt. In der Mitte befindet ein langgezogener Springbrunnen nach granadiner Vorbild. Rosensträucher, Efeu und andere Kletterpflanzen überwuchern die Mauern. Gerade diesen Ort Abb. 27 Palacio de Viana: Säöulenpatio empfanden wir als atemberaubend in seiner Wirkung. Das lange Wasserbecken mit seinem Geplätscher, das in Tontrögen blühende Silberblatt, das strahlende Sonnenlicht und das tolle Kieselpflaster verbreiteten eine phantastische Atmosphäre und bezauberten die Sinne. Anderweitig faszinierend erschien uns die Handhabung der Bewässerung. Typisch wohlgeformte spanische Señore mit Zigarillos im Mundwinkel liefen mit unaufhörlich Wasser spuckenden Schläuchen durch die Gegend und ertränkten sowohl Pflanzen als auch Wände und Fußböden (für die, die nicht dabei waren, die diesen göttlichen Anblick versäumten: an den Wänden hingen etliche Töpfchen mit Pflänzlein, auf die nur so ungefähr der Wasserstrahl gezielt wurde und daraufhin ca. 80% des erfrischenden Nass die Wände wieder ungenutzt hinab floss, um sich auf dem Boden zur Verdunstung breit zu machen). Doch leider war es uns nicht vergönnt, diese spanische Bewässerungstechnik etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, da unser enger Zeitplan noch weitere Sehenswürdigkeiten für uns bereit hielt. Anja & Ina 41 So wendeten wir uns gegen Mittag wieder unserem eigentlichen Programm zu, dem... Alcázar de los Reyes Cristianos „Der Palast der Christlichen Könige“ befindet sich im Zentrum von Córdoba, unweit des Flusses Guadalquivir. Mit dem Bau des Alcazar wurde im Jahr 1328 unter der Herrschaft von Alfonso dem XI begonnen. Seit dieser Zeit diente der Palast gelegentlich als Sitz der spanischen Könige. Im Garten des Alcazar soll Columbus die Absprachen getroffen haben, die dann zur Entdeckung Amerikas führten. Im Zeitraum von 1482 bis 1821 beherbergte das Gebäude das Inquisitionstribunal. Seit 1951 befindet sich die Anlage im Besitz der Stadt Córdoba, die hier ein Museum einrichtete. Der Alcazar wurde auf einem trapezförmigen Grundriss errichtet, an dessen Ecken jeweils ein Turm steht, mit Ausnahme des Torre de la Vela, der im 19. Jahrhundert zerstört wurde. Die heute noch bestehenden Türme besitzen jeweils eine andere Grundform. Der Torre del Rio besitzt einen kreisförmigen und der Torre del Homenaje einen oktagonalen Grundriss. Der heute als Eingang dienende Torre de los Leones (Löwenturm) wurde auf einer rechteckigen Grundfläche errichtet. Abb. 28 Alcazar: Wasserbecken Durch diesen betritt man den Alcazar und kann von hier aus direkt in den Garten gehen. Es besteht aber auch die Möglichkeit über den Innenhof des Palastes in den Garten zu gelangen. 42 Vom Löwenturm kommend und an den oberen Bassins stehend, bietet sich ein erster Überblick über die Anlage des Gartens. Die oberen Becken, im Spanischen Albercas genannt, befinden sich auf der am höchsten gelegenen Ebene des terrassenförmig aufgebauten Gartens, der sich in mehrere verschiedene Teilräume gliedert, welche zum Teil auf unterschiedlichen Höhenniveaus liegen. (1) Von der höchsten Ebene gelangt man in den schattigen Teil des Gartens oder aber in den unteren, reich mit Stauden ausgestatteten, Gartenteil. Hier im oberen Bereich des Garten ist besonders die Sicht auf die Gesamtanlage zu erwähnen. (2) Dieser Teil des Gartens stellt eine Verbindung zwischen dem durch unterschiedliche Höhenniveaus unterteilten Eingangsbereich sowie dem eigentlichen Garten dar. (3) In diesem Bereich befinden sich die Wasserbecken, die auf beiden Seiten mit Orangenbäumen bestanden sind. In den Bassins wachsen verschiedene Wasserpflanzen. Der Hintergrund wird durch geschnittene Zypressen bestimmt. (4) Die Beete liegen in einem eher schattigen Teil des Garten, da hier auf beiden Seiten der Beetanlage Orangenbäume stehen. (5) Diese Anlage bildet den Abschluss des Gartens in Richtung der Wasserbecken. Die Beete mit ihrer Einfassung aus geschnittenen Zypressen liegen quer zu den anderen Pflanzungen und stehen zu diesem im Kontrast. (6) Das ist der mit Abstand farbenfroheste und blütenreichste Teil des Gartens, die Beete sind geometrisch angelegt und werden von Buchsbaumhecken umrandet. Viele farbkräftige Sommerblumen werden zur Beetbepflanzung verwendet. (7) Der zum Entspannen geeignetste Teil des Gartens befindet sich direkt an der Mauer des Alcazar. Er zeichnet sich durch die geschlossene Decke der Kronen der Orangenbäume aus. Hier ist es auch an sehr heißen Tagen gut auszuhalten. Die Wege führen entlang geschwungener Buchshecken und laufen auf einen kleinen „Platz“ zu, der in seiner Mitte einen Brunnen beherbergt. Dieser „Innenhof“ entspricht am ehesten dem Vorbild eines maurischen Gartens. In diesem Teil des Garten sieht man auch das typische Bewässerungssystem, das prägend für die Gärten im maurischen Stil ist. 43 Abb. 29 Übersichtsplan: Alcazar Die Bewässerung des Gartens erfolgte seit seiner Anlage ca. 1328 über ein sich am Guadalquivir befindliches hölzernes Wasserrad, an dem zum Befördern des Wassers Tonkrüge angebracht waren. Das Wasser wurde damit in die oberen Wasserbecken gefördert und bei Bedarf in die Beete im unteren Teil des Gartens geleitet. Die Wasserförderung mittels des Wasserrades wurde jedoch schon während der Herrschaft von Isabell und Ferdinand eingestellt. Dietmar Triebel Mit dem Besuch des Alcázars war der Vormittag beendet und wir konnten uns eine wohlverdiente Siesta gönnen - zwei Programmpunkte an einem Vormittag bieten genug Stoff zum Verarbeiten. Der Alcázar schnitt natürlich etwas schlecht ab nach dem Besuch des Palacio de Viana. Lediglich Abb. 30 Hibiscusblüte der Blick über die Wasserbecken und der etwas intimere Teil des Gartens wirkten interessant, während dessen der größte Teil des Gartens mit eher langweiligen Rosenpflanzungen versehen war, die nicht gerade zum Verweilen einluden. Vielleicht ist der Garten auch eher in Erinnerung der großen Ereignisse, die er einleitete, gestaltet wurden, woran ja auch ein Denkmal im Garten selbst erinnert. Nach einem mehr oder weniger üppigen Mittagsmahl hatten wir etwas Zeit für eine Siesta. Dann hörten wir Jörns Referat über Córdoba und seine Geschichte. Dies geschah noch in der gepflegten Atmosphäre unserer Jugendherberge. Danach begaben wir uns gut ausgeruht auf den kurzen Weg zur Mezquita, deren Besuch bei allen bleibende Eindrücke hinterlassen hat. 44 Córdoba - Schauplatz der Weltkulturen Córdoba gehört zu der autonomen Region Andalusien und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Stadt gehört zum touristischen Dreieck Sevilla, Córdoba, Granada. Als „Stadt der Kalifen“ wird sie gerne bezeichnet, anspielend auf die Blütezeit Córdobas, als sie für zweieinhalb Jahrhunderte die unumstrittene Metropole des maurischen Spaniens, ja des gesamten westlichen Mittelmeerraumes war. Dieses arabische Erbe scheint in der Wesensart der Bewohner immer noch durchzuschimmern: Gelten die Granadiner als ziemlich aufbrausend und die Sevillaner fast schon als übertrieben theatralisch, werden den Cordobesen Attribute wie „aristokratisch“, „auf Etikette bedacht“ und „still“ zugeschrieben - Eigenschaften, die wohl auch auf die arabischen Herrscher während des Emirats bzw. Kalifats von Córdoba zutrafen. (Auf unsere Erfahrungen, die wir mit den Cordobesen gemacht haben, treffen die oben genannten Attribute nicht zu. Die Cordobesen wirken weder „aristokratisch“ arrogant, noch halten sie ihre Nasen besonders hoch in die Luft. Auch als „still“ kann man sie nicht bezeichnen, sie sind wie alle Spanier sehr lebhaft und reden gerne und laut, zu meinem persönlichen Erstaunen reden die streng gläubigen Andalusier sogar in ihren Kirchen sehr laut, obwohl Kirchen eigentlich Orte der Ruhe sind. Oder sie sind doch still, wie laut müssen dann aber die anderen Spanier sein? Das was man den Cordobesen, allgemein den Andalusiern, zugestehen Abb. 31 Cordoba: Patio kann, ist ein nicht minder ausgeprägter Stolz, den sie auch zeigen. Eine stolze Cordobesin durften wir in Form einer Kellnerin in einem Restaurant erleben, die uns unsere leicht ungezwungene Gruppenatmosphäre so stark übelnahm, dass sie uns mit einer fast schon majestätisch-stolzen Nichtachtung bestrafte.) Auch die in Córdoba besonders gepflegte Patio-Kultur, die liebevolle Ausgestaltung der Innenhöfe mit schmiedeeisernen Gittern, AzulejoVerkleidungen, Wandschmuck und unzähligen Blumentöpfen, wurzeln tief in arabischen Traditionen. Das Bemühen der Bewohner, ihren Patio in ein farbenfrohes Blütenmeer zu verwandeln, wird jedes Jahr im Mai in einem eigenen Wettbewerb, dem „Concurso de los Patios Cordobeses“, zumindest für die Gewinner, reich honoriert. Nach dem Festival ist es mit der Sitte, jeden Besucher ins „Wohnzimmer im Freien“ einzulassen, aber wieder vorbei, und die vergitterten Eingangstore zur Straße schließen sich. 45 Abb. 32 Cordoba: Patio Das durch Schattenwurf, Springbrunnen und reichlich Pflanzenbewuchs stets etwas kühlere Mikroklima innerhalb des Patios wird für den Aufenthalt während der sommerlichen Hitze gern genutzt. (Patios gab es wirklich genug in der Stadt, in fast jeder Straße der Altstadt gab es mehrere Patios, die man sich, auch wenn hinter einem Gitter verborgen, ansehen konnte, wovon vor allem Jakob regen Gebrauch machte. Man fragte sich bei diesen schönen und doch so einfachen Innenhofgestaltungen, warum das in Deutschland nicht funktioniert. In Andalusien ist der Innenhof Lebensbereich, in Deutschland der Ort für die Mülltonnen. Schade.) Auch die lokale Küche hat noch viele Anklänge an die arabische Zeit. Zu den lokalen Spezialitäten gehört der Salmorejo, eine Tomatenkaltschale, dickflüssig und meist mit Ei und Schinken. Eine Besonderheit ist auch der perol, so benannt nach einem tiefen Topf, in dem nach Art einer Paella Reis mit verschiedenem Gemüse und ein wenig Fleisch gekocht wird. Eine beliebte kleinere Mahlzeit ist der flamenquin, in dem Fleisch, Schinken und Käse zu einem wurstähnlichen Gebilde zusammengerollt und dann paniert wird. Eine noch ins 16. Jh. zurückgehende Spezialität ist der rabo de toro (Stierschwanz). Damals entstanden Metzgereien, die das Fleisch der bei den Kämpfen ums Leben gekommenen Stiere weiter verwendeten - der Schwanz gilt als das schmackhafteste Stück. Viele Süßspeisen stammen noch aus mittelalterlicher Tradition, so z.B. der pastel judio ("Judengebäck"), das aus dem cabello dei angel (süßes Kürbismark) hergestellt wird. Den Arabern verdanken die Cordobesen die pestinos, in Honig getauchtes Ölgebäck. (Persönlich war ich ein wenig enttäuscht von der Küche in Andalusien. Ich bin mit riesigen Erwartungen, vor allem hinsichtlich einer richtigen spanischen Paella, die ich mir gönnen wollte, nach Andalusien gereist. Ich esse unheimlich gerne Paella aus der Tüte von Frostas [keine Schleichwerbung], und wenn die schon sehr lecker schmeckt, wie muss dann erst die frisch zubereitete Paella in Spanien schmecken. Ich wurde jedoch enttäuscht, zwei mal habe ich es probiert. Die erste war eine vegetarische in Granada, furchtbar, die zweite war eine normale in Córdoba, auch enttäuschend. Dann muss ich eben bei der Frosttütenpaella bleiben.) Auf nur 120 Meter Höhe gelegen und weit entfernt von kühlenden Seebrisen, kann Córdoba zusammen mit Sevilla und Jaen die höchsten Sommertemperaturen aller Provinzhauptstädte vorweisen. Werte um 48 Grad sind keine Seltenheit. Die Winter in der Stadt sind angenehm mild. 46 Córdoba liegt am Ufer des großen arabischen Flusses Guadalquivir. Der altehrwürdige Fluss durchquert die Provinz von Osten nach Westen und teilt sie in zwei sehr unterschiedliche Landschaftsbereiche auf: Im Norden das Gebirge Sierra Morena und im Süden die Campiña, das offene Anbauland. Die Sierra Morena ragt schützend hinter der Stadt Córdoba auf. Die Campiña, mit ihren Olivenhainen, Wein- Abb. 33 Cordoba: Guadalquivir bergen, Obst- und Gemüsegärten und unzähligen Hügeln, ist bezeichnend für die Landschaft Córdobas. In den heißen Sommern flüchten die Bewohner bevorzugt in die bewaldeten Hügel der nahe gelegenen Serrania de Córdoba zum traditionellen perol, einer recht aufwendigen Variante des Picknicks. Nördlich des Zentrums durchquert man die Vororte der betuchten Gesellschaft. Ein ganz anderes Bild bekommt man in den südlichen Außenbezirken an der Ausfallstraße Richtung Granada: hastig hochgezogene Wohnblocks für die weniger betuchten Cordobesen. Auch in der Innenstadt sind die Gegensätze deutlich spürbar: Hier die sorgfältig gepflegten Touristenmeilen in der westlichen Altstadt, dort unübersehbarer Verfall und Vernachlässigung in den östlichen Bereichen. Segen und Fluch zugleich ist der beständig wachsende Strom der Besucher, insbesondere ausländischer Touristen, für die Córdoba zum "Pflichtprogramm" gehört. So ist der erste Eindruck von der Stadt während der Saison möglicherweise eher ernüchternd: Endlose Blechlawinen und schiebende Touristenmassen. (ja, das war schön, unsere sehr zahlreichen Ehrenrunden mit dem Bus um diesen lauten großen 10 spurigen verkehrsreichen Platz am Rande der Altstadt, herrlich, oder unsere lange Suche nach der Jugendherberge von Córdoba, die irgendwo in der Altstadt lag, und das alles mit den Bussen und dem Corsa, die Straßen oder Gassen wurden immer enger, und wir mittendrin. Man muss aber sagen, so chaotisch und laut wie der Verkehr in Córdoba, Granada oder Sevilla auch war oder uns schien, so chaotisch war er gar nicht. Ich habe mich als Fahrer immer sehr sicher gefühlt, und obwohl die Spanier einfach mal so die Spur wechseln ohne Blinker, ständig Motorroller um Dich herumwuseln, hat man aber trotzdem das Gefühl, das dem alles ein ordnendes System zugrunde liegt und die Spanier alles mit Rücksicht machen.) Doch schon etwas abseits der touristischen Brennpunkte oder wenn die hereinbrechende Dämmerung den Trubel schlagartig abebben lässt, vermittelt ein Spaziergang durch das Gewirr der schmalen, gewundenen Gassen immer noch den Zauber der ehemaligen Kalifenstadt. Und wenn man erst einmal voller Erstaunen inmitten der schier endlosen Mezquita steht, wird man der Stadt gerne zugestehen, dass sie in die Reihe der "Großen Drei" (Sevilla, Granada, Córdoba) gehört. 47 Weniger bemerkenswert ist hingegen das sehr ruhige Nachtleben in Córdoba, das sich in erster Linie auf den Besuch der typisch cordobesischen Institution der Taberna beschränkt, wo man in geselliger Runde ein Glas Montilla und einen Imbiss zu sich nimmt. Menschengruppen, die wie in Sevilla und Granada von einer Bar zur nächsten ziehen, wird man kaum finden. (Diese Behauptung können wir nur bestätigen, nach 1.00 Uhr nachts war in der Innenstadt nichts mehr los, alle Kneipen und Restaurants geschlossen, die Straßen der Altstadt wie leergefegt. An den drei Abenden, die wir in Córdoba verbracht haben, waren wir immer in der selben Kneipe, nicht weil wir nicht wo anders hinwollten, es gab einfach keine Alternativen. Das hatte natürlich auch sein Gutes, der Wirt kannte uns schon nach dem zweiten Mal, aber das lag wohl vor allem daran, dass Biene, Johni und ich die Einzigen waren, die Bier getrunken haben. Die Cordobesen trinken abends nur Mixgetränke und Bier nur zum Mittagstisch, wie man uns erklärte.) Abb. 34 Cordoba: In der Altstadt 48 Geschichte Córdobas Man vermutet, dass um 1500 v. Chr. an den Ufern des Guadalquivir einfache strohgedeckte Hütten standen und der Fluss bereits damals für den Transport diverser Bodenschätze genutzt wurde. Von den reichen Erzvorkommen angelockt, hielten sich von den Tartessern über die Griechen bis zu den Karthagern praktisch alle handeltreibenden Völker des Mittelmeerraumes an diesem Ort auf. Nach der Vertreibung der Karthager 201 v.Chr. herrschten die Römer auf der iberischen Halbinsel. Claudio Marcelo ließ 169 v.Chr. auf dem Gebiet der bisherigen Siedlung die Colonia Patricia Corduba gründen, von der der heutige Stadtname abgeleitet wird. Rasch entwickelte die Römerstadt eine große administrative Bedeutung, die sie auch nicht verlor, als sie im römischen Bürgerkrieg des 1. Jh. v. Chr. von Julius Cäsar zerstört wurde, da sie zu seinem Rivalen Pompeus hielt. Unter Kaiser Augustus wurde Córdoba zur Hauptstadt der Provinz Hispania Baetica, was etwa dem heutigen Andalusien entsprach, und erfuhr ein beachtliches Wachstum. Córdoba hatte bei den Römern einen hohen strategischen Wert als der höchste schiffbare Punkt des Flusses Guadalquivir. Diesem Umstand verdankte Córdoba seinen schnellen Aufstieg zu einer der wichtigsten römischen Hafenstädte. Die Stadt war aber auch ein wichtiges Geisteszentrum des römischen Reiches. Bedeutende römische Gelehrte wurden in Córdoba geboren, so zum Beispiel der römische Philosoph Lucius Seneca, der als Berater von Kaiser Nero in Rom lebte, oder der Dichter Marcus Lucanus. Als das römische Imperium zerfiel, wanderten Sweben und Wandalen in die spanisch-römischen Provinzen ein. In dieser Zeit konnte sich Córdoba durch geschickte politische Manöver Zerstörungen und Plünderungen erwehren. 411 n.Chr. wurden die Sweben und Wandalen von den Westgoten im Verlauf der Völkerwanderung von der Halbinsel verdrängt. 584 n. Chr. marschierten die Goten in die Stadt ein. Im 5. Jahrhundert erlebte Córdoba unter den herrschenden Westgoten eine weitere Blütezeit in seiner Geschichte. An der Stelle der späteren Moschee entstand unter den Goten 500 n.Chr. eine christliche Basilika. Im Jahr 711 n. Chr. setzten die Araber auf die iberische Halbinsel über und übernahmen die Herrschaft. Die Hauptstadt des neuen, von Damaskus abhängigen Emirats, wurde 717 Córdoba. Die Muslime erkannten die günstigen Standortbedingungen Córdobas sehr schnell. Von einer Eroberung der Stadt durch die Mauren kann man allerdings nicht sprechen, denn die Stadt unterschrieb ein Abkommen für die Besetzung durch die Muslime und erwartete als Gegenleistung, dass die Lebensformen und die Religion der Bürger respektiert würden. In der neuen Hauptstadt des maurischen Reiches al-Andalus richtete sich ein arabischer Königshof ein. Im Jahr 752 errang in Córdoba die Familie der Omaijaden die Macht und sollte fast 300 Jahre über Andalusien herrschen. Abd ar-Rahman I. gründete 756 das selbständige Emirat von Córdoba. Unter seiner Ägide begann der Aufstieg Córdobas zur größten, reichsten und prächtigsten Stadt des Abendlandes. Vor den Toren der Stadt ließ der neue Kalif einen großartigen Palast bauen, den Kalifenpalast Madinat al-Zahra. Mit dem Bau der Aliama-Moschee, der Mezquita, wurde 785 begonnen. 49 Als Bauplatz wurde der Standort der westgotischen Basilika gewählt, deren Baumaterialien größtenteils auch als Material für die neue Moschee verwendet wurden. Die Moschee hatte aufgrund ihrer beeindruckenden Größe und Schönheit den Status eines Pilgerzentrums ähnlich dem Mekkas. Nach einigen Veränderungen im 10. Jh. war die Moschee von Córdoba die größte in der Welt. Ein späterer Herrscher über Córdoba, Abd ar-Rahman II. (822-852), trug viel zum Ruf Córdobas als Zentrum der Wissenschaften und Künste bei, indem er Dichter, Gelehrte, Kunsthandwerker, Mediziner und Philosophen bei Hofe aufnahm. Seine Blütezeit erreichte Andalusien unter dem Omaijaden Abd ar-Rahman III. (912-961). Er wollte seine Herrschaft dadurch krönen, dass er selbst den Kalifentitel annahm und damit Anspruch auf das höchste islamische Amt erhob. Hauptstadt des neuen unabhängigen Kalifats wurde Córdoba. Nachdem das Kalifat von Córdoba (929-1021) errichtet wurde, erlebte die Stadt eine Glanzzeit, und es begann eine Zeit der großartigen kulturellen Einrichtungen. Córdoba entwickelte sich im 9. und 10. Jahrhundert zur größten und zur reichsten Stadt Europas und zu einem der Zentren für Kunst und Wissenschaft in der damaligen Welt und war nach Damaskus zeitweise die wichtigste Stadt des islamischen Kalifenreiches. Besonders faszinierend ist das außerordentlich friedliche Zusammenleben der Angehörigen der drei großen Religionen. Von den geradezu paradiesischen Zuständen in der Kalifenstadt wurden Mitte des 10. Jh. viele Juden der gebildeten Stände aus dem östlichen Mittelmeerraum angelockt. Die meisten von ihnen sprachen perfekt arabisch, so dass sie auch wichtige Funktionen bei Hofe einnehmen konnten. Die Einwohnerzahl Córdobas wird für diese Zeit auf ca. 500.000 Einwohner geschätzt, und zwar zu einer Zeit, in der mit Ausnahme Konstantinopels keine europäische Stadt mehr als 30.000 Einwohner zählte. Die Stadt konnte auch ein ansehnliches Gesundheits- und Bildungswesen aufweisen. Córdoba soll nach Angaben der Geschichtsschreiber und Geographen über 900 öffentliche Badehäuser, etwa 1000 Moscheen, Straßenbeleuchtung sowie weitläufige Versorgung mit fließendem Wasser verfügt haben. Mit seinen 50 Hospitälern, 80 öffentlichen Schulen, 17 höheren Lehranstalten und Hochschulen und 20 öffentlichen Bibliotheken hätte Córdoba ohne weiteres das restliche Europa ausstatten können. Einige Bibliotheken enthielten hunderttausende Bücher, was für damalige islamische Verhältnisse nichts Außergewöhnliches war. Jeder Muslime, der etwas auf sich hielt, hatte zudem seine private Bibliothek. Weitere kulturelle Bedeutung errang Córdoba schließlich unter dem kunstsinnigen AlHakam II.. Abb. 35 Melia azedarach - Paternosterbaum 50 Er lud Gelehrte aus dem islamischen Osten nach Córdoba ein und schuf eine Bibliothek, die 400.000 Bände umfasste - eine ungeheure Zahl, bedenkt man den damaligen Kosten- und Zeitaufwand, den es zur Papierund Pergamentherstellung und zum Kopieren eines Buches bedurfte. Die Bibliothek vom Kloster St. Gallen, die zu der damaligen Zeit eine der größten und bedeutendsten Nordeuropas war, verfügte gerade über 600 Bücher. Nach dem Sturz der Omaijaden zerbricht das Kalifat von Córdoba, und das islamische Spanien zerfiel für 50 Jahre in rund 20 Taifa, kleine Fürstentümer und Stadtstaaten. Es begann eine Zeit der inneren Revolten und Kleinkriege. Córdoba wurde von Kriegen und Umstürzen heimgesucht, so dass viele Gelehrte in die Provinzhauptstädte flohen. Die Folge war nicht etwa ein kultureller Niedergang im Land, sondern die Ausbildung vieler neuer kultureller Metropolen an den Fürstenhöfen von Sevilla, Granada und Zaragoza, Toledo und Almería. Nur die Hauptstadt Córdoba verlor zunehmend ihre Sonderstellung als alleinige Metropole, wodurch die Stadt nach und nach an Glanz und Pracht einbüsste. Dennoch brachte die Stadt auch im 11. und 12. Jh. bedeutende Denker wie den Historiker, Philosophen und Poeten Ibn Hazm (994-1064), den Mediziner, Juristen und Philosophen Ibn Rushd, genannt Averroes (1121-1198), und den jüdischen Arzt, Theologen und Philosophen Mosheben Maimon, genannt Maimonides (1135-1204), hervor. In der politischen Bedeutung fiel Córdoba jedoch endgültig hinter das aufstrebende Sevilla zurück. Im Jahr 1236 fällt Córdoba an den kastilischen Herrscher Ferdinand III.. Den einmarschierenden christlichen Truppen bot die Stadt einen trostlosen Anblick, von den früheren herrlichen Bauwerken waren nur noch die Moschee und wenige andere gut erhalten geblieben. Nach der Eroberung Córdobas zeigten sich die neuen Herrscher zunächst recht tolerant, der kulturelle und ökonomische Abstieg der Stadt war jedoch schon vorgezeichnet. Während eifrig neue christliche Kirchen gebaut wurden, verfiel die berühmte maurische Bewässerungstechnik, die aus der Campina einst einen blühenden Garten gemacht hatte. Abb. 36 Cordoba: Mezquita 51 Mit der Zerschlagung der islamischen Herrschaft konnte auch die von den Muslimen geschaffene wirtschaftliche und kulturelle Hochblüte im ehemaligen al-Andalus nicht aufrechterhalten werden, was katastrophale Folgen für das Land hatte. Beispielhaft ist die Veranlassung des Baus einer großen gotischen Kirche inmitten der Moschee von Córdoba, der sogenannten Mezquita. Bei all ihrer Verachtung für die Muslime wussten die Christen, dass die Muslime ihnen in ihrer Bauweise weit voraus waren und sie bautechnisch hervorragende Leistungen vollbracht hatten. Daher erließ der Stadtrat von Córdoba 1523 ein Verbot, das Konzept einer Kirche in der Mezquita weiter umzusetzen, bevor nicht Karl V. über das Projekt entschieden habe. Dieser gab noch im selben Jahr seine Zustimmung zu dem Projekt. Scheinbar kannte Karl V. die Moschee zuvor noch nicht, sonst hätte er kaum zu den christlichen Bauherren gesagt: „Wenn ich gewusst hätte, meine Herren, was Sie vorhatten, hätte ich es nicht gestattet, denn was Sie hier gebaut haben, findet man überall, aber was Sie zerstört haben, gibt es nirgends auf der Welt.“ Während des Mittelalters verlor Córdoba immer mehr an Bedeutung. Im Laufe des 17. Jh. kam es durch mehrere Pestepidemien in Córdoba zu einem dramatischen Rückgang der Einwohnerzahl in der Stadt, die gewerblichen Aktivitäten waren zeitweise beinahe zum Stillstand gekommen. Heutzutage zählt Córdoba über 300.000 Einwohner. Im 20. Jahrhundert hat sich die Stadt durch Erneuerungen, Dynamik und Modernisierungen ausgezeichnet. Spötter meinen, auch heute noch würden die Cordobesen sehnsüchtig auf ihre vergangene Größe zurückblicken und allem Neuen sehr reserviert gegenüberstehen. Große Teile der Altstadt und die Moschee-Kathedrale wurden 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die schmalen, verwinkelten Gässchen des Altstadtkerns und die Besonderheit vieler Gebäudegrundrisse lassen die ehemals islamische Stadt noch erahnen. Zusammen mit Sevilla und Granada bietet Córdoba den besten Einblick in die vergangene Größe des arabischen Europas. Als weitere wichtige Sehenswürdigkeiten Córdobas wären zu erwähnen: Das Judenviertel (La Judería) Eines der bedeutendsten Stadttore Córdobas ist die Puerta de Almódovar, das Tor in das ehemalige Judenviertel. Dieses alte Stadtviertel, zurückgehend auf die Zeit der Römer und Goten, war stets ein bedeutendes kulturelles und intellektuelles Zentrum. Das sehenswerteste Bauwerk innerhalb des Judenviertels ist zweifellos die alte Synagoge von 1315. Es handelt sich hierbei um die einzige noch erhaltene Synagoge Andalusiens. Von dort gelangt man über die Calle de los Judios zum sogenannten Zoco, dem ehemaligen Marktplatz dieses Viertels. Heute wird der Platz von einem mit Bogengängen ausgestatteten, rechtwinkligen Gebäude umrahmt, in dem Kunstgewerbeläden eingerichtet sind. An einem nahegelegenen Platz befindet sich das Stierkampfmuseum, das Zeugnisse einer großen, in Córdoba gelebten Tradition vorweist. Die Stadt hat zahlreiche berühmte Toreros hervorgebracht. 52 Die Mezquita/ Kathedrale Neben der Altstadt ist die Mezquita die Hauptattraktion Córdobas, und eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Andalusiens überhaupt. Diese beeindruckende Moschee aus dem 8. Jahrhundert mit einer Ausdehnung von insgesamt 22.400 m², die drittgrößte Moschee der Welt, umgeben von gewaltigen Mauern, Abb. 37 Cordoba: Mezquita „Saal der 1000 Säulen“ beschrieb der britische Autor Gerald Brenan als „das schönste und originellste Bauwerk ganz Spaniens“. Nach außen zeigt sie sich relativ schmucklos. Einzig einige alte Tore lassen auf die innere Pracht schließen. Betritt man aber die Mezquita, verschlägt es einem fast den Atem. Auf einem Wald von über 800 Säulen ruhen die charakteristischen rotweißgestreiften doppelten Rundbögen. Seit ihrem Baubeginn im Jahre 785 n. Chr. war die Freitagsmoschee von Córdoba das Vorbild für die Sakralkunst von AI-Andalus schlechthin. Sie wurde durch zahlreiche Erweiterungen und Verschönerungen zu einer der prächtigsten Moscheen überhaupt, daran konnte auch der Einbau der christlichen Kathedrale im 16. Jh. nichts ändern. Diesem ziemlich gewalttätigen Eingriff verdankt die Mezquita eine einmalige Besonderheit: Bei keinem anderen Sakralgebäude auf der Welt sind die unterschiedlichen Konzepte christlicher und islamischer Architektur so augenfällig auf engstem Raum konzentriert wie hier. Im Jahr der Rückeroberung Córdobas durch die Christen, 1236, wurde die Mezquita zur christlichen Kathedrale geweiht. Bereits im 13. Jahrhundert führte man die ersten Änderungen durch und fügte die Capilla Real, die königliche Kapelle, hinzu. 1523 schließlich begann man nach dem Willen der katholischen Kirche und mit Unterstützung von König Karl V., gegen den Widerstand der Stadtverwaltung, mit dem Bau eines gewaltigen Kirchenschiffs im Inneren der Moschee. Die Arbeiten dauerten 234 Jahre, weshalb die Kathedrale, ursprünglich in gotischem Stil, auch Elemente der Renaissance und des Barock zeigt. Jörn Ebster Zur Mezquita gehört auch der „Patio des los Naranjos“ - der Orangenhof, benannt nach seinen im Rastermotiv gepflanzten Orangenbäumen. Dieser Ort war schon vor dem Bau der Moschee Versammlungsort und diente den rituellen Waschungen. Daher war der Hof im 9./10. Jahrhundert mit Brunnen ausgestattet und lediglich mit Palmen bepflanzt. Erst im 16. Jahrhundert traten Orangen an ihre Stelle. Seither wurden diese Bäume immer wieder im Patio gepflanzt. 53 Abb. 38 Cordoba: Mezquita - Orangenhof „Dieser Hof zählt auch heute noch zu den Gärten, die einen sehr anrühren, denn er ist der erste dieser Art in unserer Geschichte. Er ist der Obstgarten im heiligen Sinne, der die Seele nährt, wie seine Früchte den Körper nähren, und der, indem er alle Sinne weckt, das Herz erfreut und auf die mystische Begegnung vorbereitet.“ (Maurières, Arnaud und Ossart, Éric: Orientalische Gärten, München, 2001.) Diese als Bustân bezeichneten Gärten sind stets einheitlich nach einem schlichten Prinzip angelegt: Die Orangenbäume werden mit einem seitlichen Abstand von sechs bis acht Metern gepflanzt und verteilen sich über den gesamten Raum eines von einer Umrandungsmauer mit davor gelagerten überdachten Gängen gebildetes Viereck. Bei der Mezquita wird die Monotonie der Orangenbäume heute durch wenige Zypressen und Palmen sowie zwei Olivenbäumen unterbrochen. Der Boden ist aus Stein, und die Bewässerungskanäle sind ebenfalls in einem schlichten Raster angelegt. In der Nordwestecke steht der Glockenturm (1664 umgebaut). Er wurde in das ehemalige Minarett hineingebaut, welches im arabischen „al manara“, also „Ort des Lichts“ heißt. 54 Abb. 39 Cordoba: Mezquita - Minarett Die Mezquita machte mächtigen Eindruck auf uns alle. Zum einen durch ihre Größe, zum anderen wegen der vielen wunderschönen Marmorsäulen im Innern und des Spiels von Licht, Schatten und Farbe dazwischen. Die Freitagsmoschee von Córdoba war ein Ort der Besinnung – hier fühlte man sich der maurischen Geschichte am nahsten. Umso störender fanden wir die ins Zentrum gesetzte Kathedrale. Auf uns wirkte sie schlicht und einfach wie ein Fremdkörper. Dennoch vermochte der Einbau die Atmosphäre dieses Gotteshauses nicht zu schmälern. Auch der Orangenhof tauchte uns in ein Licht und Schattenspiel und faszinierte mit seiner Schlichtheit. Etliche Menschen scheinen ihn täglich aufzusuchen, - nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische, die am alten Barockbrunnen eine kleine Siesta einlegten. Anja Wendorf 28.04.2002 Córdoba Jardin botanico - der Botanische Garten von Córdoba Wenn man in Spanien die Straßen entlang nach Süden fährt, sieht man sich zunehmend einer anderen Flora gegenüber. Einerseits sind es einheimische, einem Nordeuropäer weniger bekannte Pflanzen und andererseits Gewächse, die aus anderen Gebieten mit einem gleichartigen Klima hierher gebracht wurden. Der Garten liegt südwestlich des Stadtzentrums am rechten Ufer des Guadalquivir. 1983 wurde begonnen, die Sammlung einheimischer Flora aufzubauen, der Botanische Garten von Córdoba ist somit einer der jüngsten botanischen Gärten Spaniens. Der Garten ist in mehrere Abschnitte untergliedert. Das Arboretum enthält immergrüne und Laub abwerfende Bäume, Palmen, Koniferen und Sträucher. Es gibt Sammlungen von Nutz-, Nahrungs- und Arzneipflanzen sowie industriell genutzte Pflanzen. In einem Garten für Blinde wachsen zahlreiche aromatische Kräuter und Pflanzen mit besonders strukturierten Blättern. Im Schauhaus kann man Sammlungen der kanarischen Flora in Spanien betrachten. Um einen achteckigen Brunnen wurde ein Rosengarten gestaltet. Meist umgeben Zitrushecken und niedriger Rosmarin die systematischen Beete im Garten. Zwergwüchsige Granatäpfel säumen die Beete. Des weiteren findet man zum Beispiel im Garten Maulbeerbäume, einige Pflanzen aus Japan, Korea und Sachalin, deren Blatt als Futter für Seidenraupen dient, oder der Papiermaulbeerbaum (Broussonetia papyrifera) und Laurus nobilis, einem immergrünen Strauch aus diesem Teil des Mittelmeerraumes, dessen Blatt wir aus der Küche als Lorbeerblatt kennen. Ebenso finden wir in den Anlagen den aus SW-Asien stammenden Zedrachbaum (Melia azedarach) oder den Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua). Im Herbst trägt er etwa 2 cm breite und bis zu 20 cm lange, platte Hülsen, die braune, kleine und harte Samen enthalten. Sie bilden eine sichere kleine Gewichtseinheit, die früher das Karatgewicht der Goldschmiede waren. 55 In einem anderen Teil des Gartens wurde Celtis austraIis, der Zürgelbaum, mehrmals angepflanzt. Natürlich ist auch die Quercus ilex, Mittelmeereiche, im Garten vorhanden. Diese Bäume mit breiter, flachrunder Krone kennzeichnen die Landschaft auf der Meseta unter Salamanca. Dort dienen sie als Schattenbäume auf den ausgedehnten Haziendas. Der Garten zeigt auch die Korkeiche (Quercus suber). Ebenso findet man im Aboretum Pinus canariensis, einem Baum, den man in Nordeuropa nicht und auf dem spanischen Festland nur in Arboreten antrifft. Abb. 40 Johne, die Wunderpflanze Der Besuch des botanischen Gartens sollte dem Besucher eine gute Übersicht über das, was in Spanien von Natur aus wächst, und von dem, was aus Regionen mit einem übereinstimmenden Klima importiert wurde, verschaffen. Jedoch wird der Garten diesem Anspruch nicht gerecht. Die Pflanzenauswahl ist für einen Botanischen Garten dieser Größe sehr gering, die im Prospekt angegebene Verweildauer im Garten von mehreren Stunden kann man relativ schnell auf höchsten eine dreiviertel Stunde kürzen, ohne dass man irgendetwas versäumt hätte. Das Schauhaus machte einen sehr desolaten und ungepflegten Eindruck, auch die Pflanzungen im Schauhaus waren sehr ungepflegt. Man kann sagen, der gesamte Botanische Garten war eine Enttäuschung. Jörn Ebster Nachdem wir den Vormittag in etwas gedrückter Stimmung verbracht hatten, zeigte sich mit der Siesta-Zeit auch wieder die Sonne - und wie sie das tat! Für uns hieß Siesta an diesem Tag aber, ab in die Autos und auf nach Moratalla. Keiner wusste, was uns dort erwarten sollte. 56 Palacio de Moratalla Moratalla Moratalla liegt außerhalb von Córdoba, genauer gesagt ca. 45 km westlich der Stadt und befindet sich in Privatbesitz des Duques de Panaranda, weshalb Führungen und Besuche nur nach vorheriger Anmeldung möglich sind. Abb. 41 Eingangspatio Der Palast aus dem 15. Jahrhundert befindet sich inmitten eines Zitrusanbaugebiets. Plantagen bilden einen Bestandteil des Gutes und sind auch eine der Einnahmequellen. Der Garten, besteht zum einen aus im 19. Jahrhundert angelegten Teilen und aus einem Anfang des 20. Jahrhundert´s von J.C.N. Forrestier gestalteten Bereich. Dieser formale Garten, mischt französische Formalität mit islamischen Einfluss. Wir trafen uns mit unserem Gartenführer, Senor D. Eleuterio Calleja (unterrichtender Landschaftsgestalter) vorerst an der örtlichen Tanke. Von dort leitete er uns über Feldwege Abb. 42 Hauptachse zum Herrensitz Moratalla. Die Führung begann in einem Patio, in dessen Mitte ein kleiner Pavillon stand, umgeben von geschnittenen Hecken. Durch ein Tor gelangten wir in den eigentlichen Garten. Ein eindrucksvoller Platanenwald bildete ein dichtes Blätterdach und empfing uns mit angenehmer Kühle. In seiner Mitte stand ein von Zantedeschias umgebener Springbrunnen. Von diesem gingen mit Buchsbaum gerahmte Beete ab, die mit Agapanthus bepflanzt waren. Hier eröffnete sich ein Blick über die beeindruckende von Myrthenhecken begrenzte Hauptachse des Gartens. Dahinter zeigte sich die Vegetation von ihrer üppigsten Seite: Ölweiden, Opuntien, Mispeln (schmecken übrigens sehr gut), Flieder, Scheinquitten, Oleander und natürlich Säulenzypressen. Die Mitte der Achse bildete eine Wasserrinne, welche durch verschiedenste Becken und Formen (z.B. ein Labyrinth) unterbrochen wurde. 57 Die leicht abfallende Achse beschloss am Ende ein reich verziertes schmiedeeisernes Tor. Dies war in früheren Zeiten sicher der Hauptzugang zu diesem Gut. Entlang der Hauptachse verbargen sich weitere Gartenräume, in denen immer wieder das Wasser eine Hauptrolle zu spielen schien, entweder als Brunnen oder als einfaches Becken. Abb. 43 Jakob Auf der Nordseite des Guts schlossen sich ein neu erbautes Gärtnerhaus und ein hauseigner Swimmingpool an. Dahinter konnten wir uns im weitläufigen Wald, der Grotten und ein Wasserbecken verbarg, nahezu verlaufen. Ein herrliches Gefühl, gänzlich von Bäumen umgeben, Wasser rauscht in der Ferne und die Gruppe aus den Augen verloren... Anja & Ina Dieser Ausflug war ein ganz besonderer Augen- und Gaumenschmaus. ... Keine drängelnden Tourimassen, eine Führung nur für uns –zwar auf Landessprache, aber Uta schlug sich wacker und dolmetschte so gut es ging. - und es ging sehr gut. Naja, was wir nicht verstanden haben, übersetzte der Garten. Das war eine Atmosphäre zum Genießen. Und dann die leckeren Orangen. Der gute Senor Calleja sah uns die hungrigen, gierig nach frischem Obst lechzenden Blicke wohl an. Jedenfalls erleichterte er doch glatt ein paar der schönen Orangenbäume Abb. 44 Manuela und Claudia um ihre Früchte. Hmmmm tat das gut, und welch einen Unterschied gerade gepflückte Orangen zu ihren im Supermarkt zu erstehenden Verwandten ausmachen! Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch: „Wir fanden ein nettes Restaurant, wo die Biergläser endlich mal so groß waren wie in Deutschland – sehr zur Freude der Herren der Schöpfung.“ Ina ...“Ach so, noch was, es macht einfach riesigen Spaß in diesen „chaotischen“ Großstädten Auto zu fahren.“ Jörn 58 29.04.2002 Sevilla „Sevilla empfing uns im strahlenden Sonnenschein, nachdem uns Córdoba mit bedecktem Himmel verabschiedet hatte. Die Jugendherberge fanden wir recht schnell, aber auch hier gab es keine Parkplätze – gibt´s die in Spanien überhaupt?!“ (Zitat Reisetagebuch) Irgendwie haben wir auch hier das Parkplatzproblem lösen können –hatten ja schon einige Übung aus Córdoba. Dann ging es los – wir konnten uns auf den Weg zu den Höfen der Casa de Pilatos machen. Casa de Pilatos Die Casa de Pilatos wurde im späten 15. und frühen 16. Jh. errichtet und liegt im Stadtkern von Sevilla. Dort gehört sie zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten. Die Besonderheit der Casa de Pilatos liegt in der Verschmelzung verschiedener Elemente, so zum Beispiel der Gotik, des Mudejar und der Renaissance. Am 27. September 1483 erwarben Don Pedro Enriquez, damaliger Gouverneur von Andalusien, und seine Frau Catalina de Ribera ein Anwesen, zu dem eine „huerta“ (Land für Gemüseanbau), ein Obst- und Gemüsegarten, eine Mehlmühle sowie ein Wasserlauf gehörte. Das Grundstück war an die Canos de Carmona, einer Wasserleitung, die frisches Wasser von einer 17,2 km entfernten Quelle nach Sevilla leitete, angeschlossen. Der Wasserlauf selbst war von besonderer Bedeutung, da fließendes Wasser damals als Eigentum des Königs galt. Das Privileg der Nutzung genossen nur der Klerus und wenige adelige Familien, so zum Beispiel die Stiftskirche El Salvador, die Klöster San Francisco, San Augustin, La Trinidad, die Paläste des Herzogs von Medina Sidonia, der Alcàzar, die Kathedrale sowie die Casa de Pilatos. Daraus resultierte ein hoher Kaufpreis für dieses Grundstück. Da jedoch der ursprüngliche Wohnbereich den Ansprüchen der Familie Enriquez de Ribera bald nicht mehr genügte, wurde ein an das Grundstück angrenzendes Gelände, welches mit einem Palast und einer Gartenanlage ausgestattet war, aufgekauft. Die prunkvolle Ausstattung der Casa de Pilatos ist auf Don Fadrique Enriquez de Ribera, den ersten Marquis von Tarifa, zurückzuführen. Dieser unternahm 1519 eine Wallfahrt nach Jerusalem, die ihn zunächst über Südfrankreich nach Italien führte. Dort lernte er die italienische Renaissance, die Künstler und deren Werke, kennen. Dazu zählte insbesondere Antonio Maria Aprile, dem Don Fadrique Enriqez de Ribera den Auftrag zur Gestaltung eines kompletten Marmorportals in Form eines römischen Triumphbogens, zweiunddreißig Säulen mit Kapitellen, zwei Springbrunnen mit oktagonalem Becken für den Haupthof (Patio) und den großen Garten gab. Es heißt, dass der Grundriß des Prätoriums des Pontius Pilatus in Jerusalem ihm als Vorbild für den Bau der Casa de Pilatos gedient hätte. 59 Im Jahr 1539 verstarb Don Fadrique Enriquez de Ribera. Aufgrund, fehlender Nachkommenschaft, fiel der Besitz an seinen Neffen Don Per Afàn Enriquez de Ribera III., der zwar die Arbeiten, welche Don Fadrique Enriquez Abb. 45 Eingangspatio mit bemerkenswerten Bougainvilleas de Ribera vor seinem Tod nicht mehr zu Ende führen konnte, abschloß, jedoch keine größeren Bauvorhaben am Palast vornahm. Ihm sind wahrscheinlich die zahlreichen römischen Statuen, Büsten und Marmorreliefs zu verdanken. Erst nach dem Einzug seines Urenkels Don Fernando Enriquez de Ribera III. wurden die Bauaktivitäten wieder aufgenommen, indem er neue Räume für seinen Hofstaat, dem Ärzte, Musiker, Astrologen sowie Bibliothekare angehörten, errichten ließ. Da während seiner Ehe kein Sohn geboren wurde, ging der gesamte Besitz nach seinem Tod 1637 an seine Tochter Dona Maria Enriquez de Ribera über, welche jedoch schon zwei Jahre später verschied, was zur Folge hatte, daß das gesamte Anwesen an ihre Kusine Dona Ana Maria Luisa Enriquez de Ribera y Portocarrero vererbt wurde. Da diese sich mit Don Antonio Juan Luis de la Cerda VII., Duque de Medinaceli, vermählte, wurden alle Titel und Ehrenämter der Familie Ribera auf das Geschlecht der Medinaceli übertragen. Mit dem Umzug der Herzöge von Medinaceli nach Madrid gingen bedeutsame Kunstwerke der Casa de Pilatos verloren und der Verfall des Palastes war damit besiegelt. Erst in der Mitte des 19. Jh. begannen die Herzöge mit den Restaurierungsarbeiten und ließen sich nach dem spanischen Bürgerkrieg erneut im Pilatus-Palast nieder und residieren seitdem in der Casa de Pilatos. Am Pilatus-Palast angekommen, fällt dem Besucher auch gleich der Platz vor dem Haupteingang ins Auge. Dieser war in früheren Zeiten Teil des Anwesens und bildet den ersten von insgesamt drei vorhandenen Höfen. Im nachhinein erscheint einem dieser Hof jedoch sehr klein, wenn man sich vor Augen führt, dass dieser Platz damals der Durchführung von Stierkämpfen, Pferdeparaden, religiösen Feierlichkeiten und diversen Festen und Spielen diente. Durchschreitet man das Triumphtor, so betritt man den Vorhof, den „Apeadero“, was soviel bedeutet, wie: “Trittstein zum Besteigen des Pferdes“, was daraus resultiert, dass auf diesem Hof damals die Pferdekutschen vorfuhren. 60 Vom „Apeadero“ aus gelangt man durch das von Don Fadrique Enriquez de Ribera in Auftrag gegebene und von Antonio Maria Aprile angefertigte, mit geschmackvollen Stuckrahmungen verzierte Eingangsportal in den quadratisch angelegten Haupt- und Repräsentationshof, den „Patio“, der das Kernstück des Palastes bildet. Umschlossen wird dieser 24 Meter lange und 25 Meter breite Innenhof von einer zweigeschossigen Galerie, bestehend aus einem Untergeschoß und einem Obergeschoss, die sich beide in Bezug auf die Gestaltung der Marmorsäulen und der gezähnten, mit feinst-gearbeitetem Stuck verzierten Arkadenbögen deutlich unterscheiden. Die reich mit Stuck verzierten Arkadenbögen weisen unterschiedliche Jochbreiten, von 2,37 Metern bis zu 3,50 Metern, auf. Die Arkaden im Untergeschoss werden durch insgesamt vierundzwanzig Säulen stabilisiert. Es wird vermutet, dass sechs dieser Säulen, die im Gegensatz zu den verbleibenden 18 Säulen vereinfachte korinthische Kapitelle mit abstrahierten Akanthus-Blättern aufweisen, von Antonio Maria April angefertigt wurden. Vom „Apeadero“ aus gelangt man durch das von Don Fadrique Enriquez de Ribera in Auftrag gegebene und von Antonio Maria Aprile angefertigte, mit geschmackvollen Stuckrahmungen verzierte Eingangsportal in den quadratisch angelegten Haupt- und Repräsentationshof, den „Patio“, der das Abb. 46 Casa de Pilatos: Innenhof Kernstück des Palastes bildet. Umschlossen wird dieser 24 Meter lange und 25 Meter breite Innenhof von einer zweigeschossigen Galerie, bestehend aus einem Untergeschoß und einem Obergeschoss, die sich beide in Bezug auf die Gestaltung der Marmorsäulen und der gezähnten, mit feinst-gearbeitetem Stuck verzierten Arkadenbögen deutlich unterscheiden. Die reich mit Stuck verzierten Arkadenbögen weisen unterschiedliche Jochbreiten, von 2,37 Metern bis zu 3,50 Metern, auf. Die Arkaden im Untergeschoss werden durch insgesamt vierundzwanzig Säulen stabilisiert. Es wird vermutet, dass sechs dieser Säulen, die im Gegensatz zu den verbleibenden 18 Säulen vereinfachte korinthische Kapitelle mit abstrahierten Akanthus-Blättern aufweisen, von Antonio Maria April angefertigt wurden. Eine sehr beeindruckende Wirkung auf den Besucher hat auch die ca. vier Meter hohe, im Mudejar-Stil angefertigte Holztür mit eingearbeiteten Intarsien, von der aus man vom Haupthof in den Salón del Pretorio gelangt. Eine Besonderheit liegt darin, dass man erst bei genauerem Hinschauen erkennen kann, dass sich hinter den Verzierungen dieser Tür, Inschriften verbergen. 61 Am Beispiel des Haupthofes wird die Verschmelzung der unterschiedlichen Stilelemente besonders deutlich. Während die Marmorsäulen der Arkadengänge der Renaissance nachempfunden sind, lässt sich bei den Bögen der Mudéjar-Stil erkennen. Die Balustrade wiederum weist den gotischen Stil auf. Besonders hervorzuheben sind die im Untergeschoss vorhandenen teppichhaften Wandverkleidungen sowie die an den Wänden angebrachten rechteckigen Dekorfelder, die u. a. auch Renaissance-Motive enthalten. Weiterhin sind die Wände mit Büsten vierundzwanzig römischer Kaiser ausgestattet. Im Untergeschoss sind außerdem die Repräsentationsräume und die Palastkapelle untergebracht. Über eine mit Fliesen bestückte Freitreppe gelangt man in das Obergeschoss, in dem hauptsächlich private Wohnräume zu finden sind. Schon vom „Apeadero“ aus ist der von Antonio Maria Aprile angefertigte und zentral im Haupthof gelegene Delphin-Brunnen mit dem darauf befindlichen Janus-Kopf zu erblicken. In den Stein eingearbeitete Delphine umspielen den Fuß der Brunnenschale. Von besonderer Bedeutung sind die von Don Per Afàn Enriquez de Ribera importierten und in den vier Ecken des Hofes aufgestellten Statuen der griechischen Mythologie, darunter eine Muse, eine Ceres sowie zwei römische Nachbildungen der Athena Medici (Höhe ca. 4, 00 Meter), die mit ernstem Blick auf den Besucher herabschauen. Es ist deutlich zu erkennen, dass an zwei dieser Figuren im Bereich der Gesichter Restaurationsarbeiten vorgenommen wurden. An den „Patio“ angeschlossen sind zur linken Seite der „Jardín Grande“, der „Große Garten“, und zur rechten Seite der „Jardín Chico“, der „Kleine Garten“. Der nach Nordwesten orientierte „Große Garten“, in dem noch deutlich der islamische Einfluss erkennbar ist, wurde an den Schmalseiten mit jeweils einer Loggia und darin aufgestellten Skulpturen und an einer der Längsseiten mit einem eingeschossigen Pavillon mit Säulengang ausgestattet. Der Jardín Grande ist auf dem ehemaligen Gelände der „huerta“ gelegen und bildet im Grundriss ein unregelmäßiges Rechteck. Die rasterförmig angelegten Wege unterteilen den Garten in noch kleinere Räume, welche mit Hecken aus japanischem Spindelstrauch eingefasst sind. Sie führen zu einem in der Mitte des Jardín Grande angelegten Brunnen, der die Besucher zum Verweilen und Entspannen anregt. Dort angebrachte Pergolen und mit Kachelbändern geschmückte Bänke sorgen für ein angenehmes Ambiente. Für diesen Garten typische Pflanzen sind Hanfpalmen, Dattelpalmen, Washingtoniapalmen, Howeia-Palmen und immergrüne Magnolien. Der in den ersten Jahren des 20. Jh. angelegte „Kleine Garten“ wurde nach Südwesten ausgerichtet. Er ist zu erreichen, indem man den Salón del Pretorio durchquert. Hier wird die Harmonie zwischen offenen und geschlossenen Räumen deutlich erkennbar. Der „Saal des Pätors“ fasziniert den Besucher sowohl durch seine mudejare Kassettendecke als auch durch die mit „Azulejos“ (dunkel glänzende Kacheln) bedeckten Wänden. 62 Charakteristisch für den „Kleinen Garten“ ist ein „Zaquisamì“. Das Wort stammt aus dem granadinischen Arabisch und bezeichnet ein kleines Häuschen mit einem Holzdach. Innerhalb dieses Häuschens, dem „Salón Dorado“, aus welchem man einen wunderschönen Blick in den Jardín Chico genießen kann, befinden sich bedeutende Skulpturen der klassischen Antike. Der Jardín Chico besteht aus vier kleinen, auf unterschiedlichem Niveau liegenden, geometrisch angeordneten, Gartenhöfen. Jeder einzelne Gartenhof fasziniert durch die in unterschiedlichen Formen angelegten und mit Buchsbaumhecken eingeschlossenen Beete. Dort angelegte Wasserbecken vervollständigen das Gesamtbild des Gartens, wobei das Bassin im unteren Teil des „Jardín Chico“ durch seine Größe eine sehr pompöse Wirkung mit sich bringt. Auf dem Rand dieses Wasserbeckens ist eine Figur in Form eines jungen Bacchus plaziert. Auffallend ist hier die filigrane Arbeit, mit welcher die Proportionen der Skulptur herausgearbeitet wurden. In Pflanzgefäßen üppig blühende Geranien erfreuen das Auge des Betrachters und erinnern sogleich an die für Spanien so typischen Hausinnenhöfe. Sehr eindrucksvoll wirkt auch die von den Wänden des auf höchstem Niveau liegenden Gartenhofes herabhängende, rosafarbene Bougainvillea der Sorte B. x buttinana „Crimson Lake“(Drillingsblume). Diese Pflanze ist an vielen Orten Andalusiens wiederzufinden und veranlasst den Betrachter durch ihre herrlichen und in diversen Farbtönen ausgebildeten Blüten zum Bestaunen und Verweilen. Charakteristische Pflanzen in diesem Garten sind außerdem Palmen, Jacaranda, Magnolien, Cycas sowie rosafarbene Rosenbüsche. Die Kreuzpunkte der Wege sind mit römischen Figuren, die als Symbol der adeligen Herkunft der Besitzerfamilie anzusehen sind, ausgestattet. Somit unterscheiden sich beide Gärten einerseits in der Größendimension, andererseits durch die Verwendung verschiedener Pflanzen, aber auch in Bezug auf die Anordnung der Wege und Pflanzbeete. Der Jardín Grande weist demnach eine, im Gegensatz zum frei gestalteten Jardín Chico, eher strenge Ordnung auf. Es ist festzustellen, daß der gesamte Baukomplex keine einheitliche oder strenge Ordnung aufweist, was einerseits damit zusammenhängt, dass es sich beim ursprünglichen Bau um ein arabisches Wohnareal handelte, andererseits wurde das Grundstück nach dem Erwerb der Familie Ribera durch den Ankauf angrenzender Anwesen vergrößert und damit in seiner Form verändert. Am 3. Juni 1931 erklärte man die Casa de Pilatos zum historisch und künstlerisch bedeutenden Baudenkmal. Vor einigen Jahren wurde der Palast für Besucher geöffnet und kann seitdem besichtigt werden. Susan Keil 63 Nachdem wir nun schon einiges gesehen hatten, war dieser Komplex zwar schön, und an anderer Stelle hätte er entsprechende Würdigung gefunden, aber durch den Besuch des Palacios de Viana, verblasste seine Wirkung. Beeindruckend an der Casa de Pilatos war die verschwenderische Pracht der Bouganvilleas und überhaupt sämtlicher Pflanzen. Die Höfe waren aufgrund dieser Pflanzenpracht sehr interessant und bildeten eine Ausnahme zu dem bisher Gesehenen. Nachdem wir die Casa de Pilatos verlassen hatten, wollten wir uns eigentlich eine Auszeit gönnen und erst mal unseren Hunger stillen. Angesichts der horrenden Preise der Restaurants in diesem Viertel, in dem wir auch nach ausgedehntem Suchen keine billigere Alternative fanden, blieb uns nichts weiter übrig, als uns eine ruhige Ecke zu suchen, um dort das zu verspeisen, was wir beim Besuch eines kleinen Supermarkts erstanden hatten. Diese ruhige Ecke fanden wir im... Parque de María Luisa Der Park der Maria Luisa ist möglicherweise einer der berühmtesten und schönsten Parkanlagen ganz Spaniens. Seinen Namen verdankt er der Prinzessin Maria Luisa Fernanda von Orléans, Herzogin von Montpensier und Schwester der spanischen Königin Isabell II., die ihn 1893 der Stadt stiftete. Der Platz, auf dem sich heute der Park befindet, gehörte ursprünglich zum Anwesen des Palastes San Telmo (Palacio de San Telmo), einem Bau aus dem 18. Jahrhundert im Barockstil, der 1849 durch Erlaß eines Gesetzes von Isabell II. in Besitz der Herzöge von Montpensier überging. Pläne von 1894 zeigen den Park im Anfangsstadium mit einer Fläche von 20,7 ha. Heute gehört der Park, zu dem auch der sog. Garden of Delights (Garten der Freuden) zählt, mit insgesamt 39 ha zur größten Grünfläche der Stadt. In seiner jetzigen Gestaltung wurde er zu Beginn des 20.Jahrhunderts vom französischen Landschaftsarchitekten Jean-Claude-Nicolas Forestier (1861-1930) entworfen (vgl auch Moratalla und Casa del Rey Moro in Ronda). Ihm gelang es, einen mit ausgewachsenen Bäumen ausgestatteten Platz, der durch eine Vielzahl historischer Hintergründe geprägt war, in einen verzaubert anmutenden öffentlichen Park mit Elementen der maurischen Gartenkunst zu verwandeln. Auf geschickte Weise wurde er den zwei Bestimmungen des Parkes, sowohl als Ort der Erholung und Entspannung für die Bevölkerung als auch als Austragungsort einer großen Internationalen Ausstellung, gerecht. Geschichte des Platzes Der Platz liegt direkt südlich des alten Stadtteils von Sevilla zwischen dem Puerte de Jerez und dem Fluss und ist benannt nach dem heiligen Patron der Seefahrer – San Telmo. Im Jahre 1560 fasste man den Entschluss, eine Hochschule für Seefahrer zu bauen, die 1628 gegründet wurde. 1681 wurden dann erste Pläne für den Bau einer Marine-Universität gemacht. 64 Bis 1724 war der Bau, der heute als Palacio de San Telmo bekannt ist, größtenteils fertiggestellt, wurde aber noch bis in die 1770er Jahre durch einige Anbauten erweitert. Entworfen wurde der Palast San Telmo vom Architekten Leonardo de Figueroa (1650-1730), dem Begründer des Sevillanischen Barock-Stiles. Abb. 47 Plaza de Espana Ebenfalls in den 70er Jahren des 18. Jahrhundert fertiggestellt wurde die angrenzende Tabakfabrik – bekannt als Schauplatz der berühmten Oper von Bizet „Carmen“ (1875) - in der heute die Universität von Sevilla untergebracht ist. Mit seinem ungewöhnlichen Ausmaßen von 250 m Länge und 180 m Breite ist der Bau das zweitgrößte Gebäude in Spanien. Bis 1847 beherbergte der Palast San Telmo die Marine-Universität. Danach wurde er zeitweise als Bürogebäude für die Bahn sowie als Literarische Universität genutzt, bevor er 1849 von den Herzögen von Montpensier erworben wurde. Nach dem Tod des Herzoges Antonio von Borbón 1890 begannen Verhandlungen mit der Stadt, die den Platz der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Zum einem um bessere Verkehrsbedingungen zwischen dem Fluss im Westen und der Bahnstation im Nordosten zu schaffen, zum anderen um dem wachsenden Bedarf nach gesunden städtischen Lebensbedingungen und der Möglichkeit der öffentlichen Erholung gerecht zu werden. 1893 stimmte Maria Luisa dann zu, den Platz der Stadt zu stiften. Der Palast selbst gehörte ihr weiterhin, bis er nach ihrem Tod 1897 Eigentum der Stadt und von dieser als Seminargebäude genutzt wurde. Aufgrund der Weltausstellung 1992 wurde das Gebäude restauriert und ist heute Sitz des Präsidenten von Andalusien. Erst im Jahre 1909 wurde der Vorschlag unterbreitet, auf dem Gelände des Parkes die Ibero-Amerikanische-Ausstellung zu veranstalten. 65 Man sah die Ausstellung als Möglichkeit, den wirtschaftlichen und kulturellen Handel mit Amerika wiederzubeleben, der durch den Verlust der spanischen Kolonien im 19. Jahrhundert zum Erliegen gekommen war. Von 1893 bis zur Genehmigung des Platzes als Austragungsort für die Ausstellung durch König Alphonso XIII. 1910 war der Park völlig verwildert. Im Januar 1911 wurde Forestier schließlich beauftragt, den Park wiederherzustellen und ihn als Höhepunkt für die geplante IberoAmerikanische-Ausstellung 1914 zu gestalten. Dies musste mit Ausbruch des 1. Weltkrieges jedoch verschoben werden und konnte erst 1929 stattfinden. Anlässlich der Ausstellung wurde der Park dann 1929 mit Wasserbecken, Wasserspeiern und Kunstkeramiken ausgestattet. Des weiteren wurden die berühmte Plaza de España und die Plaza de América angelegt. Beide wurden vom Architekten Aníbal González entworfen. Die Plaza de España mit dem spanischen Pavillon, ist ein im Halbkreis angelegter Platz mit einem halbrunden Gebäude, an deren Enden sich zwei Türme von 82 m Höhe erheben. Am Sockel des Gebäudes befinden sich auf sog. azulejos (glasierte Kacheln) Szenen aus der Geschichte der 52 spanischen Provinzen. Der Halbkreis wird eingerahmt von Backsteinbänken mit Zierkacheln und Elementen aus der arabischandalusischen Volksbaukunst. Die Plaza de América, im Volksmund auch „Platz der weißen Tauben“ genannt, ist ein gutes Beispiel für das neugestaltete Stadtbild nach der Ausstellung. Sie wird von drei bedeutenden Bauwerken gesäumt. Dem Königspavillon (Pabellón Real oder Junta de Andalucia), Sitz der andalusischen Autonomieregierung, dem Mudejar-Pavillon (Pabellón Mudéjar ), der heute das Museum für Volkskunst und Volksbräuche beherbergt sowie dem Renaissance-Pavillon (Pabellón de Bellas Artes), in dem das Archäologische Museum, eines der bedeutendsten seiner Art im Lande, untergebracht ist. Hier sind u.a. prähistorische Funde (der Schatz von El Carambolo), iberische Reliefs, römische Mosaiken und Statuen aus Italica, westgotische, arabische und Mudejar-Gegenstände ausgestellt. Gestaltungskonzept Die Größe und Nähe zum dichtbebauten Stadtzentrum machen den Park zu einer beliebten Fußgängerzone für Einheimische und Touristen. Er besitzt ein stark lineares Muster. Der zentrale Parkabschnitt wird von einem etwa nordwest- bis südost-ausgerichteten Rechteck von etwa 600 m Länge und 300 m Breite gebildet. Am nördlichen Ende schließt sich ein etwa 180 m Halbkreis – die Plaza de España – an und im Osten die Plaza de América. Am südlichen Ende, getrennt vom restlichen Park durch die Avenida de las Delicias, befindet sich der Garden of Delights. Der überwältigende erste Eindruck vom Park ist der tiefe Schatten, der durch die regelmäßigen Reihen der hohen, ausgewachsenen Platanen geschaffen wird und den Spaziergänger durch sein Baldachin von der Intensität des andalusischen Sommers abschirmt. 66 Die Alleen, die durch die Bäume gebildet werden, stehen im kompletten Gegensatz zu den offenen, heißen und großen, rauhen Plätzen Plaza de España und Plaza de América. Diese Grundstruktur wird untergliedert in heiligtumsartige Gärten, den sog. glorietas, die über den gesamten Park verteilt sind. Hierbei handelt es sich um Lauben, die heimischen Bildhauern, Künstlern, Schriftstellern und Dichtern der 20er Jahre gewidmet sind. Jede glorieta enthält symbolische Statuen und Sitzbänke und ist bestückt mit Elementen der maurischen Gartengestaltung wie besondere Kachelarbeiten und Wasserspiele. Im Park befinden sich gegenwärtig mehr als 3500 Bäume, nahezu 1000 Palmen und mehr als 1000 Orangenbäume. Insgesamt gibt es hier mehr als 100 verschiedene Baumarten, darunter mächtige Exemplare von Magnolia grandiflora. Nachdem wir uns persönlich von der Größe und Schönheit des Parks überzeugen konnten, gibt es dem bereits Gesagten kaum etwas hinzuzufügen. Leider blieb keine Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang durch die riesige Anlage, so daß wir nur einen kleinen Teil des Parks zu Gesicht bekamen. Dies war dennoch ausreichend, um einen ersten Eindruck zu gewinnen, der im Großen und Ganzen das bestätigt, was Büchern und diversen Reiseführern über den Park zu entnehmen war. Sehr beeindruckend waren sowohl die riesigen Platanen als auch die Magnolienbäume mit teilweise beachtlichen Stammumfängen, die das hohe Alter der Bäume nur erahnen lassen. Die zwei Hauptattraktionen des Parks, die Plaza de Espana und die Plaza de América, haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Da nur relativ wenige Menschen in den frühen Abendstunden unterwegs waren, konnten wir die Größe und Weite der beiden Plätze voll auf uns wirken lassen. Die Plaza de América machte ihrem Zweitnamen 'Platz der weißen Tauben' alle Ehren; es wimmelte dort nur so von diesen. Auch wenn unsere 'Entdeckungsreise' durch den Park der Maria Luisa nur von kurzer Dauer war, der Besuch hat sich gelohnt und ist für alle die zu empfehlen, die zumindestens für einige Stunden der Hektik und Hitze der Stadt Sevilla entfliehen wollen. Claudia Scharfe Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch: „Den Abend haben wir gemütlich in der JH verbracht – zum Leiden der Aufzeichnungen in diesem Buch – es fehlt die gemütliche Kneipe ...“ 67 30.05.2002 Sevilla Nun doch schon etwas müde von den gesammelten Eindrücken, machten wir uns auf den Weg zu den... Gärten des Real Alcázares Plaza del Triunfo (Eintritt: 1€) Bei den Gärten des Reales Alcázares handelt es sich um Gärten, die zu einer königlichen Festung aus dem 10. Jh. gehören. Genau wie die Festung wurden die Gärten im Laufe der Epochen durch die jeweiligen Herrscher verändert und erweitert. Am Anfang gab es nur einen maurischen Lustgarten, von dem allerdings nur noch eine Mauer erhalten ist. Heute umfassen die Gärten ein Gelände von ca. 7 ha. Durch die verschiedenen Einflüsse der Epochen und Stile ist eine vielfältige Gartenanlage, die zu einem harmonischen Ganzen geworden ist, entstanden. Die einzelnen Gärten unterscheiden sich sowohl durch ihr Entstehungsdatum als auch ihren Raum, den sie einnehmen. Sie wurden an Stelle der alten Nutzgärten angelegt, ohne ein einheitliches Konzept zu verfolgen. Nach der Machtübernahme durch die Christen wurde der Garten weitgehend neu angelegt. Als erster christlicher Herrscher ist Peter der Grausame um 1360 zu nennen. Dieser beschäftigte für die Umgestaltung Mudejar-Handwerker, so daß viele islamische Elemente wie Wasser in Brunnen und Kachelmosaiken, den sogenannten Azulejos, weiterhin zur Ausführung kamen. Insgesamt gibt es 18 Gärten zu besichtigen. Man tritt aus dem Palast in mehrere Patios ein. In der Nähe des Palastes sind diese von Mauern umgeben und relativ streng gestaltet. In größerer Entfernung zum Palast werden die Gärten weiträumiger, obwohl auch sie ummauert sind. In der Anlage finden sich überall Sitzplätze zum Verweilen. Abb. 48 Übersichtsplan Alcazar (Sevilla) 68 Patio del Yeso (Gips-Hof) Erinnert in Habitus und Ausstattung an eine verkleinerte Ausgabe des Myrtenhofes der Alhambra in Granada und trägt noch viele almohadische Gepräge. Seine Fassade ist in drei Abschnitte (ein zentraler Spitzbogen und zwei arkadenförmige Blattbögen) unterteilt. Patio Levies, Patio de Joaquim Romero Murube, Patio de Marantes Diese drei Höfe sind nur durch zwei Sichtmauern voneinander getrennt, an denen rotblühende Rosensträucher emporranken. Hier finden sich alle wesentlichen Elemente maurischer Gartenkunst zu einem unaufdringlich wirkenden, in sich geschlossenen Ensemble zusammen: die marmorne Brunnenschale, von einem kaum hörbar dahinplätschernden Wasserstrahl mit Leben erfüllt; das kanalartige Wasserbecken; die blau eingefärbten Keramikbänder, die das dunkle Rot der Ziegel akzentuieren, die in diagonaler Anordnung den Boden bedecken. In diesen Gartenhöfen kann man die Verschmelzung von Ost und West deutlich nachvollziehen. Patio da las Doncellas (Hof der Jungfrauen) Dies ist der wohl am meisten beachtete Haupthof des Alcázar. Um ihn herum gruppieren sich die offiziellen Räumlichkeiten, allen voran der Gesandtensaal sowie der „Patio de las Munecas“. In diesem Hof fühlt man sich in die Märchenwelt der Alhambra versetzt. Hier läßt sich die filigrane Formenwelt der Mudejarkunst betrachten, zum Beispiel in Form von aus dem Stuck herausgeschnittenen Ornamentbögen der Fenster. Ursprünglich dienten diese Durchbrüche nur der Luftzirkulation und sorgten für den nötigen Lichteinfall, also ein ebenso effektives wie formschönes Gestaltungselement. Südöstlich des Palastes befinden sich die eigentlichen Alcázar-Gärten. Sie erstreckten sich früher bis an die Ufer des Guadalquivir, wo sich heute der Maria Luisa Park befindet. Der Eingang zu den heutigen Gärten erfolgt durch ein schmales Tor im Anschluss des „Palacio Gotico“. Eindrucksvoll erscheint die „Galería de Don Pedro I.“ genannte Mauer, die sich mehr als hundert Meter weiter gen Süden erstreckt. Ein beengter Treppenflur führt gleich hier zur Galerie hinauf. Dieser Aufstieg empfiehlt sich besonders bei einem ersten Besuch, denn von dort oben erhält man einen informativen Rundblick über die gesamte Gartenanlage. Jardín del Estanque oder Estanque de Mercurio Es handelt sich hierbei um einen viereckigen Bereich, der von einem Wasserbecken und dem Springbrunnen mit einer Skulptur des römischen Gottes Merkur dominiert wird. Der Merkur ist ein Werk des Bildhauers Diego de Pesquera aus den Jahren 1576 - 1577 und wurde von Bartolomé de Morel gegossen. Sie schufen auch die vier Löwen in den Ecken des Wasserbeckens. 69 Der Garten wird auf seiner östlichen Seite von der Galeria de lo Grutesco (Galerie der Grotesken) begrenzt. Dies ist ein Werk des Architekten Vermondo Resta aus den Jahren 1612 – 1613. Der untere Teil besteht aus geschlossenen Arkaden und der obere Teil aus einer Bogengalerie mit zwei seitlichen Öffnungen, die einen guten Ausblick gewährt. Diese Gartenempore verweist eindeutig auf barocke Einflüsse, die fehl am Platz erscheinen. Westlich des „Jardín del Estanque“ befinden sich eine Reihe kleiner Gartenhöfe, die eher dem maurischen Ideengut verpflichtet sind. Heute dominieren aber Elemente aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Jardín de la Danza (Garten des Tanzes) Über eine Treppe aus dem 18. Jahrhundert kommt man zu diesem rechteckigen Garten, der auf zwei Ebenen angelegt ist. In der ersten fallen zwei Marmorsäulen ins Auge und in der Mitte der zweiten befindet sich ein vielkantiger Brunnen, der mit Kacheln ausgelegt ist und einen bronzenen Wasserspeier aus dem 16. Jahrhundert hat. Die Vegetation besteht hier hauptsächlich aus Orangenbäumen, die sich an die Mauern schmiegen, aus Myrtenhecken und Ficus-Sträuchern. Von diesem Hof erzählt man, dass er die Geburtsstätte des Balletts sei. Jardín del Crucero (Kreuzförmiger Garten) oder Banos de Dona María de Padilla (Bäder der Dona María de Padilla) Rechts vom „Jardín de la Danza“, wenn man einige Stufen hinabsteigt, befindet man sich in einem mit Backsteinbelag versehenem Raum, durch den man zur unteren Ebene des „Jardín del Crucero“ kommen kann. Diesen Ort nennt man die Bäder der Dona Maria de Padilla. Ursprünglich war es ein im 12. Jahrhundert von den Almohaden kreuzförmig angelegter Garten mit einem rechteckigen Grundriss. Er bestand aus zwei Ebenen. Während des 16. Jahrhunderts wurde hinten am rechten Ende des Wasserbeckens ein Grottenbrunnen errichtet und mit Figuren geschmückt. Auf diese Weise verwandelte sich der mittelalterliche Garten in einen Garten der Renaissance. Nach dem Erdbeben von Lissabon im 18. Jahrhundert wurde der Garten stark beschädigt, heute hat er aber zum Teil sein ehemaliges Aussehen zurück erhalten. Jardín de Troya Der Name von Troya kommt von dem Steinlabyrinth, welches der Fußboden im 16. Jahrhundert aufwies, aber heute nicht mehr vorhanden ist. Der jetzige Boden besteht aus Backsteinen und kleinen Keramikkacheln. In der Mitte befindet sich ein vieleckiger Brunnen. Besonders erwähnenswert ist die Galerie links, sie bildet die Verbindung zum „Jardín de las Damas“. Die Galerie wurde 1606 von dem Architekten Vermondo Resta geschaffen. Ihre Verzierung besteht aus rustikalen Feldsteinen. Ursprünglich besaß sie eine Freskomalerei. 70 Jardín de la Galera (Galeerengarten) Durch einen halbrunden Bogen, der in die Trennmauer eingezogen wurde, erreicht man einen rechteckigen Garten, dessen Vegetation sich in vier Beete gliedert, die durch Myrtenhecken abgegrenzt werden. In der Mitte befindet sich eine Säule, die die Stadtverwaltung 1991 in Erinnerung an den König Almutamid aufstellen ließ. Die Säule besitzt vorne und hinten Inschriften zum Gedenken an den König und Dichter Almutamid Ibn Abbad. Der Garten hat seinen Namen von den Galeeren, die ihn im 17. Jahrhundert verzierten. Sie waren aus Myrtenhecken geschnitten und einige Wasserstrahlen täuschten eine Wasserschlacht vor. Jardín de las Flores (Blumengarten) In der hinteren Mauer des „Jardín de la Galera“ öffnet sich ein Bogen, der ihn mit dem nächsten Garten verbindet. Dieser besitzt ein rechteckiges Wasserbecken, das von zwei der umliegenden Mauern abgegrenzt wird. Vor diesem Wasserbecken befand sich eine Grotte oder eine Klippe, deren Reste noch vorhanden sind. Sie bestand aus porösem Stein und Figuren aus gebranntem Ton. Die Wände des Wasserbeckens sind mit schönen Kacheln verziert, die aber schon etwas beschädigt sind. An diesen Kacheln kann man die Technik der flachen vielfarbigen Keramik erkennen, die von Niculoso Pisano aus Italien nach Sevilla gebracht wurde. Jardín del Príncipe (Prinzengarten) Um hierhin zu gelangen, muss man zum „Jardín de la Galera“ zurück, um dann den Laubengang hochzugehen, der sich neben den Palastmauern befindet. Dann muss man sich nach links wenden. Früher erreichte man diesen Garten vom Jardín de las Flores aus über eine Treppe. Es ist der letzte Garten des ersten Abschnitts und der Älteste von allen. Er stammt aus dem Jahre 1478 und wurde von der Königin Isabella als „Spielzimmer“ für ihren Sohn Don Juan erbaut. Blaue Mosaike tupfen das Ziegelpflaster und verleihen dem Patio eine heitere Note. Jardín de Don Alfonso XIII Dieser sehr geschlossen wirkende Hof ist reichhaltig mit Orangenbäumen und Stauden bepflanzt. Ein Gitterfenster in der Mauer, das mit schönen Fayencen versehen ist, läßt in den parkähnlichen südlichen Teil der Anlage blicken. Jardín de las Damas (Garten der Damen) Es ist einer der größten Gärten des alten Bereiches, er ist rechteckig angelegt und wurde mit allen seinen dekorativen Elementen von dem bereits erwähnten mailändischen Architekten Vermondo Resta entworfen. Er verwandelte diesen Garten in den modernsten und schönsten manieristischen Garten, der damals im Spanien der Habsburger existierte. Die Arbeiten an dem Garten begannen im Jahre 1606 und dauerten bis zum Jahr 1624 an. 71 In den Mauern, die ihn umgaben, wurden Portale und Fenster italienischen Ursprungs im Stile des Manierismus eingesetzt, sowie eine Grotte, deren tönerne und eiserne Figuren verschiedene mythologische Fabeln darstellen. Das größte Objekt von allen war eine hydraulische Orgel, die durch Wasserdruck erzeugte Töne hervorbrachte, aus diesem Grund wird in den Plänen des 18. Jahrhunderts diesem Garten der Name Jardín de Aguas (Wassergarten) oder Jardín de Trompetas (Trompetengarten) zugeteilt. In den Kreuzungen der Wege befinden sich drei Brunnen. Die äußeren zwei sind niedrig und islamischer Art. Der mittlere ist ein Marmorbrunnen aus Genua, der von einer Bronzestatue des Neptuns gekrönt wird. Eines der wichtigsten Elemente dieses Gartens ist die Galeria de lo Grutesco (Groteskengalerie), die sich als erhöhte Aussichtsgalerie über die gesamte Ostseite erstreckt und auch noch bis in die angrenzenden Gärten hineinreicht. Sie wurde von Vermondo Resta zwischen 1613 – 1621 erbaut. Er verwendete für das Mauerwerk Vulkangestein, um so die Natur nachzuahmen, was eine typisch manieristische Bauweise ist. Die Galerie war genauso wie alle Mauern, Tore und Grotten mit Freskomalereien versehen. Es wurden Szenen aus der klassischen Mythologie dargestellt, die leider heute nicht mehr zu sehen sind. Den heutigen hohen Pflanzenbewuchs gab es ursprünglich nicht. Die einstige Bepflanzung unterstrich die geometrischen Anordnungen des Gartens. Patio de la Cruz (Kreuzgarten) Dieser Garten grenzt an die Westmauer des „Jardín de las Damas“. Im 17. Jahrhundert wurde dieser Garten „Jardín del Laberinto“ wegen seines Labyrinthes aus Myrtenhecken genannt. Dieses Labyrinth erstreckte sich über einen großen Teil des Gartens und umgab den vieleckigen Teich, in dessen Mitte ein kleiner Hügel in Form einer Grotte herausragt. Das Labyrinth existiert nicht mehr, aber der Teich und der Hügel sind erhalten geblieben. Leider sind sie stark beschädigt und einige Figuren sind ganz verschwunden. Die hohen Pflanzen wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts gepflanzt. Jardín del Cenador de la Alcoba (Garten mit dem Alkovenpavilon) Dieser Garten erhielt seinen Namen wegen dem ehemaligen Gebetshaus. Es wurde in den Zeiten Kaiser Karl V. (1543 – 1546) in eine Gartenlaube oder Pavillon umgewandelt. Es besteht aus einem würfelförmigen Kern, der von einer Kuppel verdeckt wird und auf allen vier Seiten von Bogenarkaden umgeben ist, die sich auf Marmorsäulen genuesischen Ursprungs stützen. 72 Abb. 49 Phytolacca dioica - Kermesbeere Vor den Säulen sind ausgekachelte Mauerbänke angebracht. Die Wände (innen und außen) sind mit den gleichen Kacheln versehen. Im obersten Teil der Außenwand befinden sich Gipsarbeiten im Mudéjar-Stil. Diesem Pavillon gegenüber steht der Pabellón del Léon (Löwenpavillon). Sein Name kommt von dem Löwen, der den davorliegenden Teich bewacht. Abb.50 Phytolacca dioica - KermesbeereAn der vorderen Seite des Gartens hat man ein Myrten - Irrgarten gepflanzt, in dem versucht wird, den ehemaligen des Alcázares nachzuahmen. Patio de Banderas Dieser Patio wurde im 12 Jahrhundert auf Resten eines etwa einhundert Jahre älteren Gartens angelegt. Er gibt Auskunft über die damals üblichen Gestaltungselemente. Jardín Inglés (Englischer Garten) Dieser Garten grenzt an die Westseite der alten Gärten. Seine Formen sind sehr viel freier als die vorangegangenen Gärten und erinnert, wie sein Name schon vermuten lässt, an englische Landschaftsgärten. Stefanie Zurbrüggen Dies war sicher eine der schönsten Anlagen die wir gesehen haben. Aber leider erst am Schluss, wo allen die Müdigkeit schon anzumerken war. Was ich sehr bemerkenswert fand, ist, das in Sevilla allgemein größte Pflanzenauswahl zu finden war. Es waren nicht nur Rosen und Lebensbaum- und Buchshecken zu sehen, sondern auch etliche einheimische Pflanzen. Eine lustige Abwechslung bot der Irrgarten – war man groß genug konnte man zwar über die Hecken schauen, aber leider half das nicht wirklich weiter. Ansonsten ist diese eine der größten Gartenanlagen gewesen, die wir hier gesehen haben. Santa Olalla del Cala Nachdem wir nun eine Woche lang Gärten bestaunt hatten, war die Option aufs Land zu fahren eine sehr willkommene Abwechslung zumindest für einige von uns. Nicht alle wollten spanische Landluft schnuppern – sie bevorzugten noch etwas Kultur und die Straßen von Sevilla – eigentlich sehr lobenswert. Abb. 50 Unser Vortrag 73 Aber 11 der Kultur überdrüssige Leute machten sich dennoch auf den Weg in das 70 km entfernt liegende Santa Olalla del Cala. Schon die Fahrt dorthin war sehr interessant, die Landschaft wurde abwechslungsreich – keine Olivenbaum Monokultur mehr, sondern Weiden und so etwas, was die Spanier als Wald bezeichnen. So erreichten wir zur Abb. 51 Vier Herrlichkeiten Siesta-Ruhe das verschlafene Örtchen Santa Olalla del Cala und überraschten unsere drei nichts ahnenden Kommilitonen, Martin, Uli und Tino. Sie absolvierten dort grade ein Praktikum. Trotz aller Überrumpelung bewiesen sie Improvisationstalent und machten einen Kurzbesuch auf der „Dehesa de San Abb. 52 Landschaft Francisco“, ihrem Praktikumsplatz, für uns möglich. Die Vize-Chefin nahm sich sogar Zeit, uns etwas über die Struktur dieser Farm und die dahinter stehende Stiftung zu erzählen. Die Dehesa de San Francisco hat es sich zur Aufgabe gemacht, ökologischen Landbau in Spanien zu betreiben. Eine Idee, die bei uns nicht ganz neu ist, aber in Spanien noch nicht so viele Anhänger hat. So ist diese von Deutschland ausgehende Stiftung, die im Zuge der EXPO`92 entstand, eine bleibende Erinnerung an die Teilnahme an der Ausstellung und eine grenzüberschreitende Initiative für den Arten- und Naturschutz. So werden hier nun Schweine gemästet und die dafür notwendigen Korkeicheichen angebaut und auch in traditioneller Art und Weise genutzt, wodurch die ursprüngliche Form der spanischen Kulturlandschaft erhalten wird. Danach führten uns Martin und Tino über die am besten ausgebaute Straße der Welt (arme Stoßdämpfer) zum naheliegenden, in ein kleines Tal eingebetteten Fluss Olalla. Hier staksten wir (große Kieselsteine verhinderten ein schnelleres Fortbewegen) hocherfreut ins erfrischende Nass. Gewisse kleinere Persönlichkeiten nutzten auch gleich die Chance und weiteten das Fußbad zu einem Vollbad aus. Verhaltenere begnügten sich mit bloßem gegenseitigem Nassspritzen – tat ebenso seine Wirkung. Leider hat auch dieser Ausflug wie alles mal ein Ende und wir fuhren zurück nach Sevilla, wo wir in einer Tapas-Bar wider Erwarten unseren Hunger stillen konnten.... Ina & Anja 74 01.05.2002 Sanlúcar de Barrameda – Chipiona „Heute haben wir die Großstädte für´s erste verlassen. Gegen 10.00 Uhr fuhren wir los in Richtung Sanlúcar die Barrameda. Anja hatte leichte Probleme mit der Karte und so konnten wir uns noch die Außenbezirke von Jerez anschauen.“ Am späten Vormittag gelangten wir wohlbehalten in Sanlúcar an und fanden nach einigen kurzen Fragen auch den Ort, an dem man uns die Sherry – Herstellung erklären sollte... Da wir noch etwas Zeit hatten, nutzten wir diese um ein wenig von der Stadt zu sehen. Um 13.00 Uhr war dann unsere Führung durch die... Bodega Barbadillo. Barbadillo Luis de Eguilaz n°11, CP 25 Preis: 3.00€ (Gruppentarif) Nun konnten wir genießen, wie Spanier englisch sprechen – sie machen eine sehr melodische Sprache daraus! Der Geruch, den wir nun schon den ganzen Vormittag mehr oder weniger stark bemerkt hatten kam zu seiner vollen Entfaltung, als wir die Hallen des Sherrys betraten. Die alkoholische Gärung – man wurde ja schon vom Geruch benommen! Sherry ist eine Weinart, die nur in dieser Region angebaut wird, dem sogenannten Sherry- Dreieck, bestehend aus den drei Städten Jerez, Sanlúcar und Puerto de Santa Maria. Ideale Grundlage für den Wein ist der kalkhaltige Boden dieser Region. Und auch die salzhaltige Luft tut ihr übriges, dem Wein seine ganz besondere Note zu verschaffen. Sir Francis Drake verschaffte dem Sherry seinen heutigen Bekanntheitsgrad. Bei einem Überfall im Jahre 1587 auf Cádiz entführte er unzählige Schläuche mit diesem edlen Wein in seine Heimat. Hierin ist auch die Ursache zu suchen, dass es so viele Abfüller mit englischem Firmennamen gibt. Aber erst im 18. Jahrhundert findet der Handel mit dem Sherry seinen Anfang. Die Herstellung des Sherrys unterscheidet sich stark von dem anderer Weine. Man lagert die Fässer aus amerikanischer Eiche nicht in Kellern, sondern in bodegas, großen überirdischen Hallen, auch Kathedralen des Weins genannt. Diese müssen immer gut durchlüftet sein und annähernd die gleiche Temperatur aufweisen – um die Hefebakterien, die für den Reifeprozess benötigt werden, am Leben zu erhalten. Sherry ist kein Jahrgangswein. Die Fässer sind in mehreren Reihen übereinandergestapelt (3 oder 4). Jede dieser Reihen enthält Wein einer anderen Reifestufe, wobei die unterste Reihe den ältesten Wein enthält. Aus diesen (untersten) Fässern wird der Sherry abgefüllt, aber nur ein Drittel wird aus diesen Fässern entnommen und aus den darüberliegenden mit der gleichen Menge wieder nachgefüllt. Dieser Prozess wiederholt sich nun fortlaufend bis zur obersten Reihe, in deren Fässern sich der jüngste Wein befindet. So wird eine immer gleichbleibende Qualität des Weins garantiert. Diese Art, den Wein zu verschneiden, wird Solera – Verfahren genannt. 75 Eine weitere Besonderheit der Sherry – Herstellung ist es, dass die Fässer nur zu 4/5 gefüllt sind, um den Flor aus Hefepilzkulturen auszubilden, der nötig ist, um die geschmackliche Beeinflussung durch die Eichenholzfässer zu vermeiden. Aber wenn wir unsere Expertin richtig verstanden haben (wie gesagt spanisch-englisch) ist dieses nur bei einer bestimmten SherrySorte, dem fino, der Fall. Den Abschluss unseres Besuches der Bodega bildete eine kleine Verkostung des Sherrys. Als erstes wurde uns natürlich der für Sanlúcar typische Sherry, der Manzanilla angeboten, als doch recht trockener Wein hat er den meisten nicht wirklich gut geschmeckt. Aber es gab zum Schluss auch noch etwas Süßeres zum Kosten, was die Sache dann zu einem genüsslicherem Abschluss führte. Damit hatten wir für diesen Tag unser Kultur- und Informationsprogramm erfüllt und es ging auf nach Chipiona an den Atlantik. Was für ein Luxus erwartete uns hier!!! Die richtige Atmosphäre zum entspannen und erholen. Nachdem wir unser Hotel, welches alles bisher gesehene in den Schatten stellte (OK wir waren auch nur in Jugendherbergen gewesen – aber trotzdem) bezogen hatten, ging es auf kürzestem Wege zum Strand - und hinein in die Fluten. Das Wasser war angenehm warm, auch wenn es nicht alle wagten sich persönlich davon zu überzeugen. Das Problem danach bestand nämlich darin: Wie komme ich schnellstmöglich aus dem Wasser raus, hin zu meinem Handtuch, ohne mir sämtliche Körperteile abzufrieren? - denn der Wind blies einem mächtig um die Ohren. Hätte man sich auf seinem Handtuch nicht ab und zu gedreht und gewendet, wäre man in kurzer Zeit als Sanddüne in die Landschaft integriert worden Später am Abend, nachdem uns eine heiße Dusche wieder aufgewärmt und den Sand aus den Poren gespült hatte, begaben wir uns auf die übliche Suche (dadurch lernten wir Chipiona kennen) nach einem kleinen Restaurant, wo es zur Abwechslung mal richtig gut schmeckte. Anja & Ina Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch: „Jörn hat sich am Fuß verletzt, als er durchs kühle Nass gewetzt. Bienchen ließ sich ebenfalls nicht lange bitten und hat sich am Fuß geschnitten. Ja so sind sie, diese Lieben, nur ich bin heute heil geblieben!“ Johni 76 02.05.2002 Chipiona – El Bosque Der Tag begann mit einiger Aufregung – der Zündschlüssel von einem der Busse war verschwunden, oder genauer gesagt – er fiel der Ordnungsliebe seines Verwalters zum Opfer – dieser hatte ihn einfach nur sehr gut weggelegt. Aber was soll`s, wir fanden ihn wieder und so konnte der Tag doch noch mit etwas Verspätung beginnen. Wir fuhren auf kurvenreicher Strecke nach El Bosque, stellten dort unsere Taschen und den Corsa unter und begaben uns zum Ausgangspunkt unserer Wanderung durch die... Sierra de Grazalema Der Nationalpark liegt zwischen den Regionen der Gebirgsbereiche von Grazalema und Ronda. Der Park ist ein westlicher Ausläufer der Gebirgskette Sierra de Ronda und schließt sich nördlich fast direkt an den Naturpark Alcornocales an. Die natürliche Park-Gebirgsstrecke Grazalemas ist 51695m lang und streift die Provinzen Malaga (im Nordwesten) und Cadiz (im Nordosten). Die Fläche des Naturparks beträgt gut 47.000 ha. Der höchste Gipfel ist 1654m (Gipfel Torreon) hoch und 250m beträgt die geringste Erhöhung. Die Durchschnittstemperatur im Sommer beträgt 26°C und die durchschnittliche Temperatur im Winter liegt bei 10°C. Der durchschnittliche Niederschlag der Region liegt bei 2200 mm und es ist somit das regenreichste Gebiet Spaniens. Die Regenfälle konzentrieren sich aber auf die Wintermonate. Durch seine Fülle und biologische sowie geologischer Vielfalt wurde das Gebiet bereits 1977 zum Biosphärenreservat (erstes in Spanien) durch die UNESCO erklärt. Aber dieser Name war nur symbolisch. 1984 wird sie von Seiten Andalusiens zur natürlichsten Parkgebirgsstrecke Grazalemas benannt und zur Schutzzone erklärt. Auch ein spezielles Schutzgebiet für Vögel wurde eingerichtet. Die auffälligste Eigenschaft des natürlichen Parks von Grazalema ist zweifellos das Vorhandensein des Wassers. Im natürlichen Park haben die Lebewesen gelernt, mit Wasser und seinem „ätzenden“ Effekt auf dem Land zu koexistieren. Das Wasser sorgt aber auch für eine reiche und ganz besondere Vegetation von Fauna und Flora. Die Gebirgsstrecke ist so durch das Wasser modelliert worden. Abb. 53 Asphodelus species - Affodill 77 Die Igeltanne (Abies pinsapo) ist das Symbol des Parks, sie wächst nur an feuchten Nord- und Nordosthängen in Höhen zwischen 900 und 1800 m Höhe und ist ein lebendes Fossil, da sie eine auf das Tertiär zurückgehende Koniferenart ist. Es ist der einzige noch erhaltende Pinsapo-Wald in Europa. Igeltannen sind zylinderförmige Bäume, die 25 bis 30 m hoch werden und bis zu 1m dick (den ältesten dort wachsenden Bäumen wird ein Alter von über 500 Jahren zugeschrieben). Ihre Nadeln wachsen rund um den Zweig, daher kommt auch ihr Name - Igeltanne. Obwohl das Holz der Tannen nur eine mittlere Qualität besitzt, wurde es trotzdem genutzt, z.B. für Abb. 54 unser Weg Sitzbänke in der Stierkampfarena von Ronda. Diese Tannen sind inzwischen als Zierpflanzen in Europa verbreitet. Gut zu sehen sind diese Wälder von der Strasse von Grazalema nach Zahara de la Sierra, hinter dem Pass Puerto de las Palomas. Dieses für Wanderungen ideale Gebiet ist jedoch nur schwer zugänglich. Von Juli bis September wird es gänzlich gesperrt, während der restlichen Monate bedarf es für einen Besuch der Genehmigung der Umweltbehörde Agencia de Medio. Kontrollen der Wandernden werden durch Ranger durchgeführt und man muss die Anzahl der Personen sowie den Tag der Wanderung vorher angeben. Es gibt auch umfangreiche Eichenwälder, aus Korkeichen, Portugiesischen Eichen (wurden früher zur Holzkohlegewinnung beschnitten / meiden die Kälte der höheren Lagen) und Steineichen. Auch Johannisbrotbäume (je weiter man „absteigt“, desto häufiger werden sie), wilde Olivenbäume und zahlreiche Orchideenarten gedeihen hier. Es wachsen hier typische Felspflanzen z.B. der endemische Mohn Papaver rupufragum, Narzissen, Helianthemum und Igelpolstersträucher (Erinacea anthyllis). Ebenso findet man Paeonien (Pfingstrosen), Veronica bellidioides, Helleborus foetidus, Daphne laureola ssp.latifolia, Crataegus, Iris foetidissima, Vinca minor, Centranthus calcitrapa und die spanische Wildhyazinthe (Hyacinthoides hispanica). Der geschützte Wald ist ein ideales Refugium für wilde Ziegen sowie Rotwild, Otter, Füchse, Gänsegeier (im Flug an ihrer riesigen Spannweite von bis zu 2,5 m zu erkennen), Stein-, Schlangen- und Zwergadler, Habichte, Bussarde, Falken und andere Greifvögel. 78 Für Besucher gibt es ausgewiesene Reisewege, Kletterwände, Wassersport auf Flüssen und auch kleinere Jagden. Die Jagdnutzung wurde eingeschränkt und kontrolliert, seitdem die staatliche Naturschutzorganisation ICONA Anfang April der 70er Jahre den Wald am Nordhang der Sierra del Pinar gekauft hat. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich eine lange Wanderung durch die Grazalema auf jeden Fall lohnt. Manuela Lasch Ja, nachdem wir also die stürmische See mehr oder weniger heil überstanden hatten, offenbarte uns Uta die nächste Herausforderung - das regelrechte Erklimmen (uff) und wieder Hinabsteigen (oder Stolpern) der Klippen der Sierra de Grazalema. Und als wäre das nicht genug der Anstrengung, wurden wir auch noch genötigt, uns unbekanntes Grünzeug mit botanischen Namen anzusprechen. Aber hart wie wir Bernburger Studenten sind, meisterten wir das alles schon irgendwie (na ja gut, manchmal mit kleinen Hilfestellungen). Auch wenn wir völlig erledigt und auf verschiedenen Wegen in unserer Pension ankamen, gelohnt hat sie sich - die Wanderung durch die tolle Landschaft der Sierra. Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch: „Wort des Tages: Don Tomato – Biene mit vom Wandern verbrannten, Blasen schlagenden Kopf.“ „Schönemansiehtsieja, Seltenheiten kannakenndse.“ Jakob und die botanischen „Mit qualmenden Füssen und stinkenden Socken, kamen wir vom Berge und blieben noch trocken. Denn hinter uns am Bergesrand, zog auf eine dunkle Wolkenwand. Auf eine heiße Dusche freuten wir uns sehr, doch dazu kam es leider nicht mehr. Das warme Wasser blieb aus und wollte nicht kommen Wir zitterten sehr und waren benommen.“ Manu & Claudi „Eine Flotte ist nur so schnell wie ihr langsamstes Schiff. – Wichtig ist das Ziel! Nicht die Zeit!“ Katrin „Jede Reise (bzw. Gewaltmarsch) beginnt mit dem kleinsten Schritt.“ Katrin 79 03.05.2002 Ronda Etwas gerädert begannen wir diesen Tag. Zuerst versuchten wir in der Nationalpark – Information zu dem gestern Gesehenen noch neue Eindrücke und Erklärungen zu finden, was nicht so ganz gelang, und dann stiegen wir immer noch lahm und müde in unsere Autos, um uns nach Ronda zu begeben. Dort angekommen, begaben wir uns zur Ponte Nuevo, aber leider nur von oben, das eigentlich beeindruckende der Brücke – die Höhe von fast 100m – ging dadurch verständlicherweise fast vollständig verloren. Direkt an dieser Brücke hörten wir dann Andreas Referat, was angesichts der Tatsache das die Ponte Nuevo ein Touristenmagnet ist, ein etwas schlecht gewählter Platz war. Nichts desto trotz hörten wir jetzt am Ende unserer Reise etwas über... Andalusien – Bevölkerung und Wirtschaft; Ronda und Umgebung Andalusien ist eine historische Landschaft in Südspanien, welche die acht Provinzen Almería, Cádiz, Granada, Huelva, Jaén, Málaga und Sevilla umfasst. Zusammen machen sie eine Fläche von 87.268 km² aus und ca. 7,2 Mill. Einwohner wohnen in dieser Region. Seit 1982 ist Andalusien eine autonome Region. Die Bevölkerung ist über das Gebiet Andalusiens sehr unterschiedlich verteilt: Dicht besiedelte Ballungsräume rund um Sevilla, Málaga und Cadíz stehen ländlichen Gebieten mit kleinen Ortschaften gegenüber. Die heutige Gesellschaftsstruktur ist in drei Schichten aufgeteilt; der kleinen Elite der Oberschicht, der konservative Mittelstand und der Klasse der Arbeiter und Armen. Zu den Randgruppen gehören noch die Zigeuner und eine kleine Gruppe der Muslimen. Die Hauptstadt ist Sevilla. Diese drittgrößte Stadt Spaniens zählt dank ihres fröhlichen Ambientes und der großartigen Bauwerke zu den beliebtesten Zielen der Touristen. Die 500 Jahre anhaltende Maurenherrschaft hat hier zahlreiche Spuren hinterlassen. Herausragend sind die enorme gotische Kathedrale mit ihrem maurischen, 93 m hohen Glockenturm, Giralda; der ebenfalls maurische Festungsturm Torro del Oro und der alte Stadtteil Barrío Santa Cruz. Andalusien ist auch das Mutterland jener spanischen Bräuche, die aus Spanien wohl die bekanntesten sind: hier kann man die Magie des Flamenco sowie den Stierkampf in ihren wohl authentischsten Formen erleben. Auch Mythen wie die von Don Juan und Carmen wurden hier geboren. Andalusien besteht aus zwei gegensätzlichen Naturräumen: • Im Nordwesten das durch die Sierra Morena im Norden abgeschlossene und vom Guadalquivir durchströmte Andalusische Tiefland. Es ist ein welliges Hügel- und Terrassenland mit ausgedehnten Sümpfen im Mündungsgebiet (Marismas), das durch eine sandige Nehrungsküste vom Meer getrennt ist. • Im Südosten das Andalusische Gebirgsland , die „Betische Kordillere“ , ein bis zu 150 km breites und 600 km langes Kettengebirge, das aus einer Vielzahl von Einzelmassiven zusammengesetzt ist. 80 Als Land zwischen zwei Meeren hat Andalusien die unterschiedlichsten Küstenformen zu bieten. Die Küsten von Huelva und Cadíz, die sogenannte Costa de la Luz, am Atlantischen Ozean gelegen, zeichnen sich durch Strände mit besonders feinem Sand aus. Der ziemlich konstant wehende Seewind türmt den Sand zu mächtigen, bis zu 32 Metern hohen Dünen auf. Die Mittelmeerküste, von der Straße von Gibraltar bis Almeria, bietet dafür sanfteres Klima mit weniger Wind und höheren Wassertemperaturen. Das Klima in Andalusien ist mediterran mit heißen Sommern und geringen Niederschlägen. Die Vegetation ist subtropisch bis tropisch. Neben dem fruchtbaren, gut bewässerten Gartenland gibt es auch großen Flächen an Steppe. Andalusien hat reiche Mineralvorkommen und ist ein wichtiges Anbaugebiet für Oliven, Weintrauben, Apfelsinen und Zitronen. Über 70% der fruchtbaren andalusischen Fläche werden landwirtschaftlich genutzt: Die landwirtschaftliche Flächen sind überwiegend in Großgrundbesitz, vor allem der Besitz der Katholischen Kirche, die sich weitgehend des Pachtsystems zur Bestellung ihrer Flächen bedient. Weitere Erzeugnisse der Landwirtschaft sind auch Weizen, Mais, Baumwolle, Reis und Zuckerrohr. Daneben werden in Korkeichenwälder Kork gewonnen und in Eichenhainen werden Schweine gemästet. Auf den Steppen herrscht Viehzucht vor, gehalten werden Schafe, Pferde, Rinder und Kampfstiere. Auch die Fischerei ist eine Einnahmequelle. Generell bietet der nährstoffreichere Atlantik die ergiebigeren Gründe für den Fischfang als die andalusische Mittelmeerküste. Der Bergbau liefert Kupfer, Zink, Blei, Silber und Eisen. In Sevilla versucht sich der Maschinenbau zu etablieren. Es werden unter anderem auch Flugzeuge hergestellt. An der Küste und in den Bergregionen etabliert sich der Fremdenverkehr erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit. Mit 3000 Sonnenstunden jährlich und kilometerlange ausgezeichnete Strände dürften aber Grund genug für viele Urlauber sein, einmal nach Andalusien zu fahren. Trotzdem ist Andalusien eine der ärmsten Regionen Spaniens, mit der höchsten Arbeitslosigkeit. Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren stellen in ganz Spanien den größten Anteil der Arbeitslosen. Die Kriminalität und der Drogenmißbrauch steigt proportional dazu stetig an. ist eine Ronda wunderschöne Stadt, inmitten beein-druckender Berglandschaft gelegen. Sie „klebt wie ein Adlerhorst auf einem Hochplateau“. Markantestes Bauwerk ist die Steinbrücke, die sich über die Schlucht des Guadelevín-Flusses spannt und Alt- und Neustadt miteinander verbindet. Abb. 55 Puente Nuevo 81 Mehrere prähistorische Funde bezeugen die Urgeschichte dieser Region, darunter die Cueva de la Pileta, eine Höhle mit großartigen Wandmalereien und das Dolmen de Chopo. Nahe Ronda befinden sich die Reste der römischen Siedlung Acinipo, die unter anderem in den Schriften von Plinius erwähnt wird. Besonders gut erhalten aus dieser Zeit ist das Amphitheater. Unter den Mauren hieß Ronda Izn-Rand Onda und war eine der wichtigsten Städte im muslimischen Spanien. Erhalten sind die arabischen Bäder, die Brücke Puente Viejo, sowie zwei kleinere Paläste: Casa del Gigante und Casa de Mondragón. Letzterer wurde von den katholischen Königen nach der Eroberung Rondas von den Mauren – einem wichtigen Prestigeerfolg auf ihrem Zug nahe Granada – bewohnt. Das herausragendste Bauwerk aus der Zeit der Rückeroberung ist das Kloster Colegiata de Santa Maria la Mayor, erbaut an jener Stelle, wo sich zuvor die maurische Moschee befunden hatte. Trotz der wichtigen Rolle, die Ronda in früheren Epochen gespielt hatte, stammen die eindruckvollsten Monumente aus dem 18. und 19. Jahrhundert. An erster Stelle steht die Puente Nuevo, die neue Brücke, die sich in einer Höhe von fast 100 Metern über den Fluß Tajo spannt. Sie sieht zwar ähnlich aus wie ein römisches Aquaedukt, wurde aber im 18. Jahrhundert erbaut. Das andere interessante Bauwerk ist die Plaza del Toros, eine sehr originelle Stierkampfarena im neoklassischen Stil, erbaut 1784. Sie spielte in der Geschichte des Stierkampfes eine wichtige Rolle: der legendäre Torero Pedro Romero begründete hier die „Escuela Rondena“, die rondenische Schule des Stierkampfes, die im Gegnsatz zur bis dahin tonangebenden sevillanischen Schule stand. Nicht weit von Ronda entfernt beginnt die Route der weißen Dörfer: Arcos de la Frontera, Setenil, Antequera, um nur einige zu nennen. Die kleinen weißgetünchten Häuschen schmiegen sich malerisch an die Hänge der Hügellandschaft. Andrea Zsofi Nach dem ausgiebigen Genuß des Verkehrs an der Puente Nuevo begaben wir uns etwas schwerfällig und lustlos zum... Casa del Rey Moro Calle de Marques de Paradas Der Garten der Casa del Rey Moro wurde 1912 von dem bekannten französischen Landschaftsarchitekten Jean Claude Nicolas Forestier (1861 - 1930) gestaltet. Er kombinierte die Gestaltung der spanischen Muslime und des traditionellen West-Europas. Forestier achtete bei der Gestaltung des Gartens auf die Verbindung dieser beiden Stile. In Ronda integrierte er die Landschaft durch Blickbeziehungen zum im Tal liegenden Fluss Tajo und den im Hintergrund sichtbaren Bergen rund um Ronda. Abb. 56 bepflanzter Brunnen 82 Der Garten ist in drei Ebenen unterteilt. Er ist in seiner gesamten Form mehr langgestreckt und läuft zum Ende hin schmal zu. Von oben ausgehend ist der Garten von der rechten Seite durch eine Wand abgegrenzt. Linkerhand liegt die Schlucht des Tajo. Am Ende des Gartens genießt man einen wunderschönen Blick in die Landschaft. Viele Kübelpflanzen verschiedener Arten wurden im Garten aufgestellt. In der ersten, obersten Ebene wird der Garten von einem Springbrunnen dominiert, der zugleich den Beginn des Wasserlaufes markiert, der in einen Teich in der untersten Ebene mündet. Der Springbrunnen weist eine achteckige Form auf. Mit farbigen Mosaiken ist der Brunnen sowie die darum angeordneten, in Blickrichtung zum Garten ausgerichteten, Bänke gestaltet. Auch an den Seiten des Springbrunnens sind Bänke aufgestellt. Zur mittleren Ebene ist die Obere durch vier quaderförmige Säulen, die ebenfalls farbig, passend zum Brunnen und zu den Bänken, gekachelt sind, abgegrenzt. Die Wand an der rechten Seite wird durch eine mit Blauregen bewachsene Pergola gestaltet. An der linken Seite befindet sich ebenfalls eine quadratische Pergola, welche die Treppe hinab zur mittleren Ebene markiert. Der Bodenbelag ist mit rotem Ziegelpflaster gestaltet. Die Treppe führt mit blauweiß gemusterten Stufen hinunter. Die mittlere Ebene wird von dem schmalen Wasserlauf symmetrisch in zwei Hälften geteilt. Zwei lange rechteckige Rosenbeete mit Buchseinfassungen dominieren diesen Teil des Gartens. An der rechten Wand ist ebenfalls eine Pergola angeordnet, an der sich Wein hinaufrankt. Die Pergola wurde um zwei Stufen erhöht errichtet. Die linke Seite des Gartens wird durch eine Baumreihe eingefasst. Der Bodenbelag ist wie in der oberen Ebene mit Ziegelpflaster gestaltet. Im Vergleich zur oberen Ebene wirkt dieser Teil des Gartens durch den hohen Baumbewuchs und damit verbundenen Schattenwurf viel kühler und frischer. Zur untersten Ebene gelangt man über eine geschwungene Treppe, unterhalb derer der Wasserlauf in einen Teich endet, welcher mit Goldfischen bestückt ist. Die Beete sind mit Buchs eingefasst und z. B. mit Clivia und Acanthus bepflanzt. Das Ende des Gartens wird mit einer bepflanzten Amphore gekennzeichnet. Hinter dieser Amphore befindet sich versteckt noch eine kleine Sitzbank, von der man den prächtigen Blick in das Bergland von Ronda genießen kann. Andrea Zsofi Eigentlich ist die Casa del Rey Moro ein wunderschöner Garten gewesen, aber wirklich würdigen konnten wir das ganze nicht, da wir mit uns selbst zu kämpfen hatten. Die Wanderung steckte noch allen in den Knochen. Von diesem Garten hatte man jedoch einen atemberaubenden Blick auf Ronda und die umgebende Landschaft. 83 Als weiteren Punkt unseres Ronda Besuches standen jetzt auch noch die arabischen Bäder an. Zum Leidwesen vieler (vielleicht auch aller) befanden sich diese noch weiter unten im Tal als die Casa del Rey Moro, so dass unsere armen, leicht angeschlagenen Muskeln doch wieder mehr leisten mussten, als sie eigentlich gewohnt waren. Aber auch diese Sehenswürdigkeit wurde von uns gewürdigt, wenn auch nicht mehr mit dem Enthusiasmus der ersten Tage... Und dann hieß es auch von Ronda Abschied nehmen, da wir uns noch auf den Weg nach Málaga begeben wollten, um dort Quartier für unsere letzte Nacht in Spanien zu beziehen. In Málaga angekommen, beschlossen wir, diesen letzten Abend gemeinsam auf die Suche nach einem passenden Restaurant zu gehen und so kam es, dass wir zum zweiten Mal bei unserer Exkursion fast alle zusammen speisten. Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch: „Unwort des Tages: Aua meine Waden!“ – Nachwirkungen des Wanderns „Nach sehr vielen Kurven (die Spanier können keine geraden Straßen bauen) und noch mehr Landschaft kamen wir nach Malaga. Nun sitzen wir hier an langer Tafel und warten auf unser Abendessen. Das Brot ist schon fast alle...“ Ina 04.05.2002 Málaga – Leipzig Ja da war er nun, der Tag der Abreise. Wir saßen gemeinsam unsere Müdigkeit teilend am Flughafen und warten auf unsere Boeing. Da blieb uns etwas Zeit, unser Spanientagebuch noch einmal auf die Reise zu schicken und alle um ein kurzes oder auch längeres Schlusswort zu bitten. Hier sind einige davon: „Hätte nicht gedacht, dass man mit „Landis“ so viel Spaß haben kann, trotz Plattfüßen und lateinischen Pflanzennamen ohne Ende.“ Katrin „Eindrucksvoll waren nicht nur die Gärten etc. in Andalusien, sondern auch die Schmerzen in den Beinen.“ Kathrin & Silvia „Blasen an den Füßen, Muskelkater in den Beinen, ABER nichts desto trotz war Spanien super!!!“ Susan „Cogito ergo sum!“ Katja „Hilfe!!! Ich will wieder zurück!! Wo sonst kann ich so viel spanisch sprechen??(und versuchen zu verstehen...)“ Uta 84 „Was wir vermissen werden: unsere Top 10 das üppige und vielseitige Frühstück (lecker Toast) die schönen Spanier Einheimische im Jogginganzug das Wühlen im Wörterbuch, bei dem Versuch die Speisekarte zu übersetzen (siehe „gebügelter Fisch“) Kreisverkehr & verzweifelte Parkplatzsuche Langes Warten in der Gruppe & orientierungsloses Umherschauen Unsere leuchtend roten Nasen in der Nacht Intensiver Hallenbadgeruch unserer Zimmer Gesellige Abende bei Wein und Cracker diverse Lachanfälle Danke für die schönen Tage! Eure Manu & Claudi“ „Bei soviel Andalusien fehlen mir einfach die Worte. Der Abschied will mir glatt das Herz zerreißen! Der Schrecken fährt mir in die Glieder! Jetzt heißt´s mich zusammenreißen! Andalusien ich komme wieder!“ Johni „Eine anstrengende Reise; anstrengend jedoch nur körperlich und hier speziell für die Beine. Ansonsten gingen die Tage wieder viel zu schnell vorbei, leider!“ Jörn „So nun sitzen wir im Flugzeug und elf Tage sind vorbei. Insgesamt glaub ich, kann man mit unserer Gruppe zufrieden sein,... So entpuppten sich auch einige Gärten als „naja, kann man mal gesehen haben“ & und einige als „super Sache“. Wobei ich die Alhambra nicht als super Sache einstufen würde – Geschmackssache. Für mich persönlich waren der Palacio de Viana, der Garten des Guts Moratalla die faszinierensten Gärten... Beim Wetter war alles in bester Ordnung – wie bestellt. Selbst beim Abflug gab es Sonnenschein pur und nun wo wir im Flugzeug sitzen und Spanien verlassen, hören wir vom Kapitän, dass es in Leipzig leicht regnet & nur 10°C sind. Eine ganz traurige Angelegenheit....“ Biene „... Alles wesentliche ist schon aufgeschrieben. Nur das Essen war sehr gewöhnungsbedürftig. Schöne Exkursion – na dann bis zum nächsten Mal“ Dietmar 85 „Was nehme ich alles von dieser Exkursion mit: Als 1. wohl die maurischen Gärten (war ja auch das Thema...), dann dass das Leben in Spanien sehr entspannt, die Menschen sehr offen & chick gekleidet sind. Und das Weißbrot allein nicht glücklich macht. Von all den Gärten, Patios & Gartenhöfen hat mich der Löwenhof in der Alhambra am meisten beeindruckt, weil er alle drei monotheistischen Religionen vereinigt. Ist das nicht auch ein Ansatz für heute? Aber was eigentlich die wichtigste Erfahrung war & ist, ist mit Menschen wegzufahren, mit denen man vorher z.T. nix zu tun hatte, sich kennen zu lernen & elf Tage miteinander (mal mit viel Spaß & mal mit extrem dummen Kommentaren) zu verbringen. Danke an Euch & besonders an Uta & ihre Geduld all die Pflanzen immer wieder zu erklären.“ Steffi „Hab nicht mehr zu sagen, als alle anderen vor mir. War ´ne schöne Zeit, und bis zum nächsten Mal!?“ Andrea Abb.57 hinten v.l.: Stephan, Claudi, Jörn, Anja, Stephanie, Sylvia davor: Jakob, Uta, Katrin, Susan, Katja, Andrea auf Knien: Matthias, Kathrin, Manuela, Dietmar, Ina und Alexander (die Biene) als Fotograf 86 Zu guter letzt Das Abenteuer Andalusien liegt nun hinter uns. Die Tage vergingen wie im Fluge. So viel Schönes hatten wir in den letzten eineinhalb Wochen gesehen und erlebt, dass es zu Anfang schwer fiel die Unmengen von Eindrücken zu sortieren und zu verarbeiten. Glanzstücke dieser Reise waren sicherlich die Alhambra mit ihren weltberühmten Palästen und Höfen - auch wenn dort etwas zu viele Touris herumsprangen; der Palacio de Viana mit seinen bezaubernden Patios und nicht zu vergessen Moratalla, dieses wunderschöne Privatgut im Westen Codobas. Aber wir bestaunten nicht nur Gärten und Städte. Auch Südspaniens Landschaft hinterließ bleibende Eindrücke, sowohl positive als auch negative. Während die Olivenmonokulturen auf Dauer langweilten und uns der Landstrich zwischen Córdoba und Sevilla gar erschrecken ließ, zeigte sich die Gegend um Santa Olalla unglaublich abwechslungsreich und faszinierend. Ein weiterer Höhepunkt war die Sierra de Grazalema, auch wenn die Wanderung dort etwas anstrengend war - dafür bleibt sie auch in Erinnerung. Was diese Exkursion außerdem hervorbrachte, ist, dass die spanische Küche schlechter ist, als ihr Ruf. Auch das spanische Nachtleben hält nicht unbedingt, was Reiseführer versprechen. Wir versuchten, uns dem spanischen Tagesrhythmus anzupassen und aßen kaum einen Abend vor 10 Uhr zu Abend aber danach war auch schon Schluss - nix mit „Fiesta“. Dies unterstützte jedoch ein Mindestmaß an Schlaf. Aber nun ist alles vorüber und uns bleiben nur die Erinnerungen, ein paar Fotos und dieses Büchlein hier. 87 Literaturverzeichnis: - Von Denffer, Ahmad: Der Koran, München, 1998. Andalusien, Knauers Kulturführer, 1985. Petruccioli, Attilio: Der islamische Garten, Deutsche Verlags – Anstalt, Stuttgart, 1995. Die Alhambra von Granada: Klassische Reiseziele, Atlantis, 1989. Die Alhambra, Reader von Matthias Hensel, 2002. Pizzoni, Filippo: Kunst und Geschichte des Gartens – Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 1999. George, Michael und Correcher, Consuelo M.: Spanische Gärten, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1997. Hälker, Anna Maria: Andalusien, DuMont, Köln, 2000. Hobhouse, Penelope und Taylor, Patrick: Gärten in Europa, Führer zu 727 Gärten und Parkanlagen; Ulmer, Stuttgart, 1992. Kuhnke, Rainer W.: Die maurischen Gärten Andalusiens, Diederichs, München, 1996. Kummert Fritz: In dem Wald aus Igeltannen, Gartenpraxis 11/2000, Ulmer-Verlag Stuttgart 2000 Maurières, Arnaud und Ossart, Éric: Orientalische Gärten, Inspiration für die Gestaltung, Christian Verlag, München, 2001. Neukirchen, Petra und Bauer, Wolfgang: Andalusien; Reise Know-How Verlag Peter Rump, Bielefeld, 2001. Paeger, Jürgen: Wandern in Andalusien, Dumont, Köln 2000. Petruccioli, Attilio: Der islamische Garten, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1995. Schröder, Thomas: Andalusien, Michael Müller Verlag GmbH, Erlangen 1996. Segall, Barbara: Gärten in Spanien und Portugal, Ein Reiseführer zu den schönsten Gärten, Birkhäuser, Berlin, 2000. Sevilla/Andalusien, DuMont Reiseführer, Köln 1998. Spanien, Reiseführer Polyglott, München, 1988. Wengel, Tassilo: Gartenkunst im Spiegel der Zeit, Edition, Leipzig, 1985. Yücelen, Yüksel: Was sagt der Koran dazu, Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co. KG, München, 1991. Internet: Clara Fritsch: Die Geschichte des Badens http://www.andaluz.ch/provinzen/Córdoba/Córdoba.html - top http://www.cplingua.de/geschibi.htm - volk 88 Abbildungsverzeichnis Abbildung Quelle 1 36 37 Mauriéres & Ossart: Orientalische Gärten, Christian Verlag, 2001. Matthias Hensel, Script über die Alhambra nicht angegeben Ina Conrad Neukirchen & Bauer: Andalusien; Reise Know- How Verlag Peter Rump GmbH; 1999 Alexander Biene Alexander Biene Anja Wendorf Anja Wendorf Anja Wendorf Katrin Gädeke Anja Wendorf Anja Wendorf Anja Wendorf Ina Conrad Ina Conrad Anja Wendorf Palacio Museo de Viana: Die Innenhöfe des Viana-Palastes Ina Conrad Ina Conrad Ina Conrad Alexander Biene Dietmar Triebel Ina Conrad Jakob Kachelmann Jakob Kachelmann Jakob Kachelmann Matthias Hensel Mauriéres & Ossart: Orientalische Gärten, Christian Verlag, 2001. Postkarte Katrin Gädeke 38 39 40 Anja Wendorf Anja Wendorf Alexander Biene 2 3-9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 89 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 Ina Conrad Alexander Biene Anja Wendorf Anja Wendorf Alexander Biene Ina Conrad Ina Conrad Jakob Kachelmann Alexander Biene Alexander Biene Ina Conrad Ina Conrad Ina Conrad Alexander Biene Postkarte Ina Conrad Alexander Biene 90