Unverhofft kommt oft - dbb beamtenbund und tarifunion
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Unverhofft kommt oft - dbb beamtenbund und tarifunion
7/8 dbb magazin Juli/August 2009 – 60. Jahrgang Finanzkontrolle Schwarzarbeit: Postvertriebsstück • Deutsche Post AG „Entgelt bezahlt“ Unverhofft kommt oft Seite 4 > Interview Peter Schaar, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Seite 6 > dbb Bundeshauptvorstand Timmendorfer Beschlüsse dbb > aktuell Ein zentraler Teil der Dienstrechtsreform – die Weiterentwicklung des Besoldungs- und Versorgungsrechtes – ist am 1. Juli 2009 in Kraft getreten. Bei den langwierigen Verhandlungen über die Neuordnung der Besoldung und Versorgung ist es dem dbb durch intensives und beharrliches Einwirken gelungen, nachteilige Veränderungen des Besoldungs- und Versorgungsniveaus zu Lasten der Beamten, Soldaten und Richter des Bundes zu vermeiden. > Schwerpunkt: Steuerhinterziehung – Schwarzarbeit > > > 7 > > > > > 8 > > > > So ist trotz anfänglicher Erwägungen weder eine Absenkung des Eingangsamtes noch des Endamtes erfolgt. Die Sonderzahlung konnte nicht nur dauerhaft gesichert und in ihrem Bestand vollständig in die Grundbezahlung integriert werden, sondern sie wird auch zum 1. Januar 2011 wieder auf das Niveau von 60 Prozent (Versorgungsempfänger 50 Prozent) eines Monatsgehaltes angehoben. So ist bereits heute das Wiederaufleben des bis 2010 abgesenkten Teils gesetzlich gewährleistet. Im Versorgungsrecht konnte der dbb den zunächst verfolgten Ansatz abwehren, das Versorgungsniveau erneut zu Lasten aller vorhandenen und zukünftigen Beamten und Versorgungsempfänger abzusenken. Stattdessen ist es uns gelungen, eine einheitliche Tabelle für Besoldungs- und Versorgungsempfänger zu erhalten. Aufgrund der vielen Fragen zu diesem Thema hat der dbb eine leicht verständliche und übersichtliche Zusammenstellung der besoldungs- und versorgungsrechtlichen Schwerpunkte in Form von Faltblättern „Besoldung und Versorgung kompakt“ herausgegeben. Betroffene und Interessierte finden diese ebenso auf der Homepage des dbb unter www.dbb.de wie die neuen Tabellen selbst. sm 14 > > > > > 20 > > > > 28 > > > Impressum: Herausgeber: Bundesleitung des dbb beamtenbund und tarifunion – Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, 030.4081-40, Fax 030.4081-5599. Internet: www.dbb.de. E-Mail: magazin@dbb.de Chefredakteur:Dr. Walter Schmitz (sm); Redaktion: Christine Bonath (cri), Jan Brenner (br). Mitarbeiter dieser Ausgabe: Alexander Schrader (as), Cornelia Krüger (coc). Redaktionsschluss am 10. jeden Monats. Namensbeiträge stellen in jedem Falle nur die Meinung des Verfassers dar. Gestaltung: Marian-A. Neugebauer. Fotos: dbb, MEV, Project Photos, www.fotolia.de: Simone van den Berg, Qiun, Yvonne Prancl, bilderbox, jaddingt, Alex Hinds, Aleksandar Videnovic, Pixel. Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift für Beamte, Angestellte und Arbeiter erscheint zehnmal im Jahr. Für Mitglieder ist der Verkaufspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Der Abonnementpreis für Nichtmitglieder des dbb beträgt jährlich 32,90 Euro inkl. Porto und Umsatzsteuer. Der Bezugspreis für das Einzelheft 3,90 Euro inkl. Porto und Umsatzsteuer. Bezug durch die Post. Einzelstücke durch den Verlag. Verlag: dbb verlag GmbH, Internet: www.dbbverlag.de, E-Mail: kontakt@dbbverlag.de. Verlagsort und Bestellanschrift: Friedrichstr. 165, 10117 Berlin, 030.7261917-0, Telefax 030.726191740, Commerzbank Berlin: Konto 0 733 998, Sparkasse Köln/Bonn: Konto 21 006 903. Versandort: Düsseldorf. Herstellung und Anzeigen: Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Höherweg 278, 40231 Düsseldorf, Internet www.vva.de, E-Mail info@vva.de. Anzeigenleitung: Ulrike Niggemann. Anzeigenverkauf: Panagiotis Chrissovergis, 0211.7357-841, Anzeigendisposition: Anke Stemmerich, 0211.7357-563, Fax 0211.7357-507, Anzeigentarif Nr. 50 (dbb magazin), gültig ab 1. 10. 2008. Druckauflage: 768 550 Exemplare (IVW 1/2009). Vertrieb: 0211.7357-155, Fax 0211.7357-891. Anzeigenschluss: 6 Wochen vor Erscheinung. Gedruckt auf Papier aus elementar-chlorfrei gebleichtem Zellstoff. ISSN 0941-8156 > > 34 > > > > 42 > aktuell Interview mit Peter Schaar, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit dbb Bundeshauptvorstand: Timmendorfer Beschlüsse Personalentwicklung: Krise für Neueinstellungen nutzen KV-Urteil des BVG Beamtenstatus und Dienstrecht Fortentwicklung des öffentlichen Dienstes Tarifverhandlungen Sozial- und Erziehungsdienst Häusliches Arbeitszimmer 4 6 7 8 10 12 13 13 fokus reportage: Finanzkontrolle Schwarzarbeit – Unverhofft kommt oft standpunkt: Schuldenbremse – und was dann? 9. Deutscher Seniorentag meinung: Schwarzarbeit – Kein Kavaliersdelikt nachgefrag bei Ulrich Müting: Steuerhinterziehung dbb akademie mitgliederservice Internationaler Tag des öffentlichen Dienstes 14 18 19 20 21 22 24 25 spezial frauen: 7. Frauenpolitische Fachtagung – Sind Männer und Frauen gleich? senioren: Auswandern und Sozialleistungen jugend: Jugendpolitische Veranstaltung t@cker europa: Europawahlen 2009 glosse: Geheimtipp Leserbriefe freizeit: Deutsches Zollmuseum Hamburg 26 28 30 30 32 34 34 38 finale dbb online: Neue Medien – Die Welt spricht Twitter mitgliedsgewerkschaften kulisse: Geschmackssachen 3 42 43 47 > dbb magazin | Juli/August 2009 editorial Neues Besoldungsrecht dbb > aktuell dbb magazin 1977 wurde das erste Datenschutzgesetz verabschiedet. Eine Reform ist dringend erforderlich. Warum tut sich der Deutsche Bundestag so schwer, das Notwendige auf den Weg zu bringen? > interview 4 Schaar Richtig ist, dass die Grundfiguren des heutigen Datenschutzes aus dem letzten Jahrhundert stammen und dringend modernisierungsbedürftig sind, obwohl das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) seit 1977 einige Änderungen erfahren hat, zuletzt im Zuge der Anpassung an europarechtliche Vorgaben im Jahr 2001. Dabei sind auch einige Neuerungen in das Gesetz eingefügt worden, etwa das Gebot der Datenvermeidung und Datensparsamkeit, die Regelung zur Videoüberwachung öffentlicher Räume und Vorgaben zum Umgang mit Chipkarten. Allerdings war allen Beteiligten seinerzeit durchaus bewusst, dass eine viel weitergehende Modernisierung notwendig ist, damit das Datenschutzrecht mit den technologisch bedingten Herausforderungen Schritt halten kann. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 standen die Zeichen dann aber auf Sicherheit, der Datenschutz geriet leider ins Hintertreffen und die Modernisierungspläne verschwanden in den Schubladen. Es ist aber unübersehbar, dass in den letzten Jahren, insbesondere seit den Datenschutzskandalen in der Privatwirtschaft, wieder Bewegung in die Datenschutzdebatte gekommen ist. Daher begrüße ich die jetzt vom Bundestag beschlossenen Änderungen zur Stärkung des Datenschutzes ausdrücklich, sie sind – trotz aller Kritikpunkte im Detail – ein Schritt in die richtige Richtung. Ich hoffe jedoch sehr, dass in der nächsten Legislaturperiode die überfälli- > dbb magazin | Juli/August 2009 Peter Schaar, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit ge umfassende Modernisierung endlich angegangen wird. > dbb magazin Die Liste der Datenskandale – von der Deutschen Bahn über Handelsunternehmen bis zur Telekom – wird immer länger. Trotz aller Gegenmaßnahmen kennt der Datenmissbrauch offenbar kaum noch Grenzen. Kämpfen Sie gegen Windmühlenflügel, Herr Schaar? > Schaar Dass es sich beim Datenmissbrauch um mehr handelt als um einen Ritter, der irrtümlich Windmühlenflügel als Bedrohung wahrnimmt, dürfte angesichts der Datenschutzskandale inzwischen wohl jeder verstanden haben. Hier rächt sich die gröbliche Vernachlässigung des Datenschutzes in den vergangenen Jahren. Viele Politiker gewichteten Sicherheit vor Datenschutz, in der Wirtschaft waren unternehmerische Interessen wichtiger. Aber auch viele Bürgerinnen und Bürger hielten Datenschutz eher für ein Thema aus der Mottenkiste. Außerdem dachten viele, mich betrifft dieses Thema nicht, „ich habe ja nichts zu verbergen“. Diese Einstellungen haben sich jetzt – glücklicherweise – geändert, sodass wir die Chance zu einem echten Richtungswechsel haben. Richtig ist aber auch, dass sich viele Unternehmen über Jahre an einen ungezügelten Umgang mit persönlichen Daten gewöhnt haben und nun gegen jede Einschränkung Sturm laufen. Ich begreife mich daher keineswegs als Don Qui- Foto: Eduard N. Fiegel > Datenschutz ist Bürgerrecht jote mit seinem erfolglosen Kampf gegen die Windmühlenflügel. Er lehnte sich gegen die fortschreitende Technik auf. Ich kämpfe nicht gegen die Informationstechnik an sich, sondern trete für den Erhalt und den Ausbau der informationellen Selbstbestimmung ein. Es geht doch nicht darum, einer verlorenen Vergangenheit nachzutrauern, sondern die Zukunft so zu gestalten, dass sie auch unter sich verändernden technologischen Bedingungen lebenswert und demokratisch bleibt. > dbb magazin Ihr letztes Interview mit dem dbb magazin liegt weit über ein Jahr zurück. Sie forderten damals Verbesserungen beim Arbeitnehmerdatenschutz. Was hat sich in diesem Bereich inzwischen getan? > Schaar Durch die Datenschutzskandale des letzten Jahres wurde der Missbrauch von sensiblen Beschäftigtendaten endlich zum Thema der Medienberichterstattung. Das hat auch in der Politik Wirkung gezeigt. Ich sehe es deshalb positiv, dass inzwischen weitgehende Übereinstimmung darüber zu bestehen scheint, den Datenschutz im Arbeitsverhältnis gesetzlich zu verbessern. Jetzt kommt es darauf an, dass der gemeinsame Wille zügig umgesetzt wird. Mit der Einfügung einer Regelung über den Umgang mit Daten in Beschäftigungsverhältnissen ins BDSG wird als erster Schritt eine verbesserte Zweckbindung des Umgangs mit Beschäftigtendaten festgelegt werden. Darüber hinaus befasst sich eine interministerielle Arbeitsgruppe mit der Erarbei- dbb > aktuell dbb magazin > Die Kreditwirtschaft setzt zur Überprüfung der Zahlungsmoral von Kunden nach wie vor auf das so genannte Scoringverfahren. Wie wollen Sie die Bürger vor diesem „unüberprüfbaren Schubladenverhalten“ – so die Meinung vieler Kritiker – schützen, und was können die Betroffenen selber dagegen tun? Schaar > Am Beispiel der Scoringverfahren erkennt man die Gefahren der langen Passivität im Datenschutzrecht. Seit Jahren warnen Daten- und Verbraucherschützer vor den Konsequenzen sozialer Diskriminierung, die mit diesen Verfahren einhergehen können. Ich halte es für eine deutliche Verbesserung der Rechtslage, dass der Bundestag mit seiner am 29. Mai 2009 getroffenen Ent- > scheidung über Änderungen im Bundesdatenschutzgesetz endlich für mehr Transparenz gesorgt hat. Allerdings ist die Novelle doch recht zaghaft, etwa, wenn es um das Verbot der Nutzung von Informationen über die Wohngegend zur Ermittlung eines Scorewertes geht. Immerhin kann jeder aber jetzt erfahren, welche Angaben in den Scorewert eingeflossen sind. Dies muss ihm dann erklärt werden; entweder vom Vertragspartner, der den Scorewert einsetzt, oder von demjenigen, häufig einer Auskunftei, von der der Vertragspartner den Scorewert eingekauft hat. Außerdem soll jeder die Gelegenheit bekommen, zu erfahren, weshalb sein Scorewert nicht so gut wie erwartet ausgefallen ist. Darüber hinaus kann man einmal im Jahr kostenlos bei den Auskunfteien eine Auskunft über seine dort gespeicherten Daten erhalten – bisher musste man dafür zahlen. Ich kann nur jedem empfehlen, von diesem Recht Gebrauch zu machen, denn bisweilen stellt sich heraus, dass die Bonitätsbewertungen auf Irrtümern oder falschen Angaben beruhen. Info Foto: Bundestag Peter Schaar ... ... geboren 1954 in Berlin, ist seit 2003 Bundesbeauftragter für den Datenschutz, seit Januar 2006 Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit. Nach Stationen in der Hamburger Senatsverwaltung und nach seiner Tätigkeit als Mitglied in der Begleitkommission zur Modernisierung des Datenschutzrechts gründete der diplomierte Volkswirt ein Datenschutzberatungsunternehmen, das er bis Oktober 2003 als Geschäftsführer leitete. Sein weiteres Engagement gilt der Gesellschaft für Informatik, der International Working Group on Data Protection in Telecommunications (IWGDPT), der Hamburger Datenschutzgesellschaft (HDG) sowie der Humanistischen Union. Schaar wurde vom Deutschen Bundestag am 26. November 2008 für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt. > dbb magazin 2011 steht die nächste Volkszählung an, auf deren datenschutzrechtliche Problematik Sie in Ihrem 22. Tätigkeitsbericht hingewiesen haben. Was haben Sie erreicht, und was bleibt noch zu tun, um sensible Personendaten einerseits korrekt zu erfassen, andererseits aber auch vor Missbrauch zu schützen? > Schaar Das für die Volkszählung vorgesehene Verfahren besteht aus einer Kombination von Registerzusammenführungen und Befragungen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung wird durch die Erhebungen nicht direkt in Anspruch genommen, da ein Großteil der Daten aus staatlichen Registern übernommen wird. Das vom Bundestag beschlossene Zensusgesetz sieht eine strikte Trennung von Statistik und Verwaltung vor; ein Rückfluss in der Statistik korrigierter Verwaltungsdaten in die Ursprungsregister wäre demnach unzulässig. Im Gesetzgebungsverfahren konnte ich auch erreichen, dass die adressscharfe Zuordnung der Zensusdaten mithilfe der im Anschriften- und Gebäuderegister enthaltenen geografischen Koordinaten unterbleibt. Als nach wie vor datenschutzrechtlich problematisch sehe ich allerdings die vorgesehene Datenerhebung in sensiblen Sonderbereichen, wie zum Beispiel Haftanstalten und Krankenhäusern. Zur Verminderung der Gefahr einer sozialen Abstempelung wäre es datenschutzfreundlicher gewesen, in diesen Bereichen die Erhebungen in anonymer Form durchzuführen. Die Begleitung der Volkszählung und die Prüfung, ob dabei die datenschutzrechtlichen Vorgaben eingehalten werden, wird selbstverständlich einen Schwerpunkt meiner zukünftigen Arbeit bilden. > dbb magazin Wie kann/muss Datenschutz gewährleistet bleiben, wenn das staatliche Sicherheitsinteresse im Widerstreit zur Privatsphäre des Bürgers steht – oder fragen wir Sie nach der Quadratur des Kreises? > Schaar Datenschutz und Sicherheit bilden keinen unauflösbaren Widerspruch. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist eine besondere Ausprägung des grundgesetzlich geschützten allgemeinen Persönlichkeitsrechts und damit ein zentraler Bestandteil der verfassungsrechtlichen Freiheitsgewährung. Dies hat das Bundesverfassungsgericht – beginnend mit dem sog. Volkszählungsurteil im Jahr 1983 – in vielen weiteren – auch aktuellen – Entscheidungen stets betont. Das Recht, selbst über die Preisgabe seiner Daten bestimmen zu können, ist angesichts der rasanten technischen Entwicklung und des grundlegend gewandelten gesellschaftlichen Kommunikations- und Informationsverhaltens wichtiger denn je. Technisch ist es heute schon möglich, durch Zusammenführung vorhandener Daten der Sicherheitsbehörden (und auch privater Stellen) weit reichende Persönlichkeitsprofile von Bürgerinnen und Bürgern zu erstellen. Eine derartige Profilbildung hat das Bundesverfassungsgericht bereits im Jahr 1983 als unzulässig erachtet. Es ist die Aufgabe des Staates, dieser verfassungsgerichtlichen Vorgabe zu entsprechen. Dies bedeutet auch, dass Datenschutz und Sicherheit wechselseitig so ausgestaltet werden müssen, dass sie den demokratischen Rechtsstaat als gleichrangige Säulen tragen. Hier ist leider das ein oder andere Mal die Säule Datenschutz ins Wanken geraten, wir müssen sie stabilisieren und Übertreibungen bei der Überwachung rückgängig machen. Das sehe ich als eine meiner wichtigsten Aufgaben an. > dbb magazin | Juli/August 2009 5 interview tung eines Gesetzentwurfs zum Arbeitnehmerdatenschutz. Ich hoffe, dass diese Aktivitäten nach den Bundestagswahlen fortgeführt und zu einem guten Ende gebracht werden. dbb > aktuell dbb Bundeshauptvorstand: Timmendorfer Beschlüsse Der dbb Bundeshauptvorstand hat vom 15. bis 17. Juni 2009 in Timmendorfer Strand getagt. Auf der Tagesordnung standen unter anderem die Verabschiedung eines „Lehrerleitbilds“ sowie die jüngsten Entwicklungen in der Gesundheits- und Sozialpolitik wie das Urteil des BVerfG zur privaten Krankenversicherung. berufspolitik 6 > dbb Chef Peter Heesen (links) begrüßte gemeinsam mit seinen Stellvertretern Dieter Ondracek (2. von links) und Heinz Ossenkamp (rechts) den schleswig-holsteinischen Finanzminister Rainer Wiegard als Vertreter der Landesregierung beim dbb Bundeshauptvorstand in Timmendorfer Strand. In seinem Lagebericht vor den rund 120 Delegierten hat dbb Chef Peter Heesen noch einmal die Festschreibung der Schuldenbremse im Grundgesetz kritisiert und Gegner in den Ländern dazu ermutigt, vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Nicht zuletzt, > weil die Parteienlandschaft in Deutschland künftig Zwei-Drittel-Mehrheiten kaum noch erwarten lasse, seien spätere Korrekturmöglichkeiten an den jetzt getroffenen Festlegungen fast ausgeschlossen, gab er zu bedenken. „Und wir dürfen nicht vergessen: Sparmaßnah- men werden immer auch und vor allem auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen.“ Der Bundeshauptvorstand diskutierte und verabschiedete unter anderem eine aktualisierte Beitrags- und Rechtsschutzordnung sowie ein Lehrerleitbild. Es soll als Grundla- ge für die Positionierung des dbb in der öffentlichen Debatte zu diesem brisanten Thema dienen und auch im Mittelpunkt eines Bildungskongresses stehen, den der dbb im Sommer ausrichten will. Der schleswig-holsteinische Finanzminister Rainer Wiegard (CDU), der am Auftakttag Gast der Tagung war, lobte in seinem Vortrag „Kompetenz, Einsatz und Zuverlässigkeit des öffentlichen Dienstes – auch im internationalen Vergleich“. Dadurch erhöhe sich die Attraktivität des Standortes Deutschland, daraus erwachse aber auch eine besondere Fürsorgepflicht der Politiker für den öffentlichen Dienst. Mit Blick auf die Föderalismusreform I machte Wiegard klar: „Schleswig-Holstein wollte die Bürde der Dienstrechtskompetenz nicht“, nun müsse man aber damit leben. Angesichts des demographischen Wandels, so der Finanzminister, sei eine Anhebung der Regelaltersgrenze alternativlos. Darüber hinaus müsse es mehr Flexibilität bei der Wochenarbeitszeit geben – so könnten etwa jüngere Lehrer mehr Wochenstunden arbeiten als ältere. Das vom Bundeshauptvorstand verabschiedete Lehrerleitbild wird der dbb im Herbst 2009 auf einer bildungspolitischen Großveranstaltung im dbb forum berlin der Öffentlichkeit vorstellen. Info Neue Besoldungstabellen Ab 1. Juli 2009 gelten für Beamte und Versorgungsempfänger des Bundes neue Besoldungstabellen, die sich zwar im Einstiegs- und Endamt an den bisherigen Tabellenwerten orientieren, ansonsten aber eine völlig neue Struktur aufweisen. Die Neuordnung ist Bestandteil des Dienstrechtsneuordnungsgesetzes (DNeuG). Für alle am 30. Juni 2009 beim Bund vorhandenen Beamten, Richter und Versorgungsempfänger mit aufsteigenden Gehältern gilt vom Stichtag an > dbb magazin | Juli/August 2009 die Besoldungsüberleitungstabelle 2009, für nach dem Stichtag ernannte Beamte gilt die Besoldungstabelle (Neuverbeamtung) 2009. Bei der Überleitung werden vorhandenes Grundgehalt und allgemeine Stellenzulage, soweit gewährt, durch den Einbau der anteiligen monatlichen Sonderzuwendung um 2,5 Prozent erhöht. Auf dieser Basis erfolgt die Zuordnung zu einer Stufe oder Überleitungsstufe der Überleitungstabelle. dbb weblink: www.dbb.de dbb > aktuell Personalentwicklung: Krise für Neueinstellungen nutzen Der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen hat die öffentlichen Arbeitgeber aufgefordert, die gegenwärtige Wirtschafts- und Finanzkrise für Neueinstellungen im öffentlichen Dienst zu nutzen. Der Stellenabbau der vergangenen Jahre – seit der deutschen Wiedervereinigung wurde die Zahl der Stellen um jährlich etwa 1,5 Prozent reduziert – habe dazu geführt, dass die Personaldecke „zu dünn“ geworden sei, sagte Heesen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Ausgabe vom 26. Mai 2009). Diese Auffassung teile inzwischen selbst len Schulformen würden benötigt, etwa 10000 Polizisten, aber auch 1200 bis 1500 Lebensmittelkontrolleure und 5000 Ingenieure, die beispielsweise bei der Bundeswehr gesucht würden. Heesen schlug vor, die Arbeitgeber sollten deshalb von dem Grundsatz ausgehen: „Wir wollen jetzt mehr einstellen, als wir nach dem gegenwärtigen der Finanzminister. Hinzu komme, dass in den kommenden Jahren größere Jahrgänge in den Ruhestand gehen und dies zusammentrifft mit dem demographisch begründeten Rückgang von Berufseinsteigern. Stellenschlüssel unbedingt bräuchten, weil wir damit auf die kommenden Jahre mit den großen Pensionierungsjahrgängen vorgreifen möchten und der Arbeitsmarkt heute mehr Chancen für die Nachwuchsgewinnung bietet als dies 2014, 2015 der Fall sein wird.“ Er werbe nicht für ein „Konjunkturprogramm Personal“, das erfahrungsgemäß keine Chance auf politische Zustimmung habe, machte der dbb Chef klar. Vielmehr müsse nach Segmenten argumentiert und auf die jeweiligen Arbeitgeber eingewirkt werden. So fehlten allein bei der Steuerverwaltung etwa 10000 Mitarbeiter, 20000 Lehrer in al- Der Staat müsse, das habe die Krise gezeigt, „in bestimmten schlechten Zeiten Dinge tun, die er in guten Zeiten nicht tun darf“, zeigte sich Heesen überzeugt. Dazu gehöre auch die Aufnahme von Schulden, die nötig wäre, um mehr Personal einzustellen. > dbb magazin | Juli/August 2009 dbb > aktuell KV-Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Basistarif – „unter Beobachtung“ Das Bundesverfassungsgericht hat am 10. Juni 2009 Verfassungsbeschwerden von fünf Krankenversicherungsunternehmen und drei privat krankenversicherten Beschwerdeführern zurückgewiesen und dabei alle angefochtenen Neuregelungen der Gesundheitsreform von 2007 im Einklang mit dem Grundgesetz gesehen. sozialpolitik 8 Das Gemeinwohl erlaube solche Eingriffe wie die Einführung eines bei Beiträgen wie Leistungen an der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) orientierten Basistarifs, die teilweise Mitnahme der Altersrückstellungen beim Wechsel des Versicherers oder die Ausdehnung der zwingenden Verweildauer in der GKV vor einem Wechsel in die Privatversicherung auf drei Jahre. Damit würden weder die Grundrechte auf Eigentum, Berufs- oder Vereinigungsfreiheit der Unternehmen ver- > „Karlsruhe hat den Kurs fortgesetzt, dem Gesetzgeber bei der Ausführung des Sozialstaatsgebots einen weiten Handlungsspielraum zu lassen“, sagte der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt. Info letzt, noch die Versicherten unzumutbar belastet. Allerdings habe der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts gleichzeitig Grenzen gezogen und das Parlament verpflichtet, die Entwicklung auf dem Versicherungsmarkt aufmerksam zu verfolgen und bei Veränderungen, die nicht seinen Prognosen entsprächen, sondern systemzerstörende Auswirkungen für die PKV entfalten, Korrekturen herbeizuführen. „Wir teilen die Einschätzung der Verfassungshüter, dass der > Basistarif kein attraktives Modell ist und damit keine akute Gefährdung für das PKV-Geschäftsmodell darstellt“, kommentierte Dauderstädt die Urteile. Entscheidend seien vielmehr die Bejahung der Zweigleisigkeit des deutschen Krankenversicherungsmarktes und die Verpflichtung des Gesetzgebers, die Funktionsfähigkeit der privaten Versicherungsunternehmen zu sichern. Dies setze auch Plänen für eine Bürgerversicherung deutliche Grenzen. Info Krankenversicherungspflicht für Beamte Schwerbehinderten-AG der Länder Das Bundesministerium des Innern hat durch Rundschreiben Hinweise zur Beihilfegewährung im Hinblick auf den Nachweis einer beihilfeergänzenden Versicherung gegeben. Seit dem 1. Januar 2009 besteht auch für Beamtinnen und Beamte – wie für jede Person mit Wohnsitz im Inland – eine Krankenversicherungspflicht. Mit Rundschreiben vom 24. April 2009 (Az.: D 6 – 213 100-69/2) hat das BMI für die Fälle, die bereits einen ergänzenden Versicherungsschutz vor dem 1. April 2007 abgeschlossen haben, dahingehend ergänzt, dass nunmehr entweder ein Vertrag über ambulante oder stationäre Leistungen in einer privaten Krankenversicherung als ausreichend angesehen wird. Die bisherigen Verwaltungsvorschriften sahen für diese Fälle den Nachweis eines Versicherungsnachweises für ambulante und stationäre Leistungen vor. Unter der Schirmherrschaft des dbb mecklenburg-vorpommern hat vom 22. bis 26. Juni 2009 bei Schwerin die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Schwerbehindertenvertretungen der Länder stattgefunden. Nach einem Grußwort des Vorsitzenden der dbb AG Behindertenpolitik, Heinz Pütz, wurden aktuelle behindertenpolitische Themen diskutiert. So lag ein Schwerpunkt der erstmals in Mecklenburg-Vorpommern stattfindenden Versammlung in den Komplexen barrierefreies Bauen und barrierefreie Kommunikation. Daneben wurde über neue landesspezifische Regelungen im Beamtenrecht, Fragen des SGB IX, EU-Recht, leistungsorientierte Bezahlung und Beurteilungswesen diskutiert. Auch die Beteiligungsrechte der Schwerbehindertenvertretung beim Betrieblichen Eingliederungsmanagement wurden beraten, die in der Arbeit der dbb AG Behindertenpolitik eine zentrale Rolle spielen. > dbb magazin | Juli/August 2009 dbb > aktuell Beamtenstatus und Dienstrecht: Der Staat muss handlungsfähig sein Der Ruf nach seiner Abschaffung ist wahrscheinlich so alt wie das Berufsbeamtentum selbst. Immer wieder wird er laut, mit Argumenten wie zu teuer, zu unflexibel, zu unzeitgemäß. Und immer wieder erweist er sich als falsch. Schlicht, weil das Beamtentum größtmögliche Sicherheit bei der Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben garantiert und weil Leistung nicht vom Status der Beschäftigten abhängt. Das ist im Sinne der Bürger und in Krisenzeiten gefragt wie nie. hintergrund 10 Jüngst hat der ehemalige Ministerpräsident NordrheinWestfalens und Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement in diese Kerbe geschlagen und die fast zehn Jahre alten Vorschläge der „Bull Kommission“ als Argumente gegen das Berufsbeamtentum ins Feld geführt. „Stellt bloß keine Beamten mehr ein“, hieß es in einem Kommentar für die „Welt am Sonntag“ vom 5. Juli 2009. Dass es Clement dabei wohl nicht um vordergründige Beamtenschelte gehen kann, liegt auf der Hand. Schließlich hat er sich als Spitzenpolitiker lange Jahre auf die hohe Qualität und Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes und seiner Beschäftigten verlassen können. pertenkommission“ unter dem Vorsitz von Professor Hans Peter Bull für einen NordrheinWestfalen einen umfassenden Reformvorschlag vorgelegt und ein völlig neues Dienstrecht für den öffentlichen Dienst gefordert, das für bisherige Beamte, Angestellte und Arbeiter gleichermaßen gelten sollte und den Beamtenstatus abschafft. Bull begründete diesen Vorstoß damals damit, dass Leistungen nicht in der notwendigen Qualität erbracht würden. Es gebe aufgrund fehlenden Wettbe- werbs keine Leistungssteigerungen. Es mangele an Bürgerund Kundenorientierung. Führungskompetenzen seien unterentwickelt. Das Bezahlungssystem sei falsch, und die Beamtenversorgung stelle den deutschen Staat vor massive Finanzprobleme. dbb Chef Peter Heesen hält dagegen. Es sei unbestreitbar, schreibt Heesen in einem offenen Brief an Clement, dass Post, Telekom und Postbank ihre aktuellen Personalprobleme nicht allein mit Hilfe modernen Personalmanagements, sondern partiell auch auf Kosten der Steuerzahler lösten. Verantwortlich dafür seien neben den handelnden Managern allerdings auch die Politiker in Bund und Ländern, die bei der Privatisierung der Post 1994 den gesetzlichen Rahmen hierfür geschaffen hätten. Mit dem Stellenwert und der Zukunft des Beamtenstatus habe das aber nichts zu tun. Die Thesen seien 2009 immer noch genau so falsch wie 2001: „Sie können nicht einfach per Gesetz ein einheitliches Dienstrecht für den öffentlichen Dienst schaffen und dann einzelnen Beschäftigtengruppen – die weiterhin für die hoheitlichen Kernaufgaben zuständig sein sollen – wichtige Grundrechte wie die Koalitionsfreiheit oder das Streikrecht einschränken. Das wäre heute genauso verfassungswidrig wie 2001. Auch deshalb ist das Bull-Konzept gescheitert“, schreibt Heesen. Zudem sei die Annahme, durch die Geltung eines allgemeinen Arbeits- und Tarifrechts ergäben sich automatisch Leistungssteigerungen im öffentlichen Dienst, Bürger- und Kundenorientierung, Mobilität der Beschäftigten, Führungskompetenz oder ein leistungsgerechtes Bezahlungssystem, geradezu abwegig: „Leistungssteigerung erreichen Sie beispielsweise durch effektive Anreiz- und Sanktionssysteme; Bürger- und Kundenorientierung mit Hilfe veränderter Arbeitsabläufe, längerer Öffnungszeiten und Mitarbeiterschulungen; Führungskompetenz schafft man über Fortbildung und die Zuweisung neuer Verantwortung in flacheren Entscheidungsstrukturen, und Mobilität erhöhen Sie etwa durch eine flexiblere Laufbahngestaltung oder die Mitnahmefähigkeit von Versorgungsansprüchen über die Trennung der Systeme.“ Warum muss aber dann tief in die argumentatorische Mottenkiste gegriffen werden, um ausgehend von aktuellen Frühpensionierungswellen bei den Postnachfolgeunternehmen den Bogen zurück zur Staatsrückbaudiskussion der 90er-Jahre zu schlagen. Bei all diesen schnell realisierbaren Maßnahmen spielt der Status der Beschäftigten gar keine Rolle, betont Heesen und erinnert daran, dass Clement selbst dem Kabinett angehört habe, das diese Vorschläge des dbb im Einklang mit dem damaligen Bundesinnenminister Otto Schily bereits 2004 in einen Gesetzentwurf zur Dienstrechtsreform gegossen hatte. Clement bezieht sich auf das Jahr 2001. Damals hat eine „Ex- „Das Beamtensystem passt hervorragend in die Zeit, ist fle- > dbb magazin | Juli/August 2009 dbb > aktuell daraus resultierende Wettbewerb mit der Privatwirtschaft um die ,besten Köpfe‘ wird schwer genug.“ Dass im Sinne der dringend notwendigen Nachwuchsgewinnung in vielen Bundesländern auch die Altersgrenzen für Verbeamtungen nach oben korrigiert werden, macht durchaus Sinn, denn gerade bei Mangelberufen, etwa bei Technikern und im IT- oder Bildungsbereich fördert das den Quereinstieg dringend benötigter Fachkräfte. Das sieht auch Peter Heesen so, denn „mit viel Geld wird der öffentliche Dienst dabei auch in Zukunft nicht locken können, wohl aber mit sicheren Arbeitsverhältnissen.“ Diese Argumente zeigen deutlich: Die Vorschläge der BullKommission gingen schon vor zehn Jahren am eigentlichen Problem vorbei. Wer einen leistungsstarken, modernen, flexiblen und kostengünstigen öffentlichen Dienst mit motivierten und kundenorientierten Mitarbeitern will, muss keine Statusdiskussion führen, weil diese Fragen nicht vom Status der Beschäftigten abhängen, sondern von den Arbeitsbedingungen und der Verwaltungsorganisation. Hier müssen die Debatten ansetzen, nicht bei einer überflüssigen Verfassungsdiskussion. Der besondere Status ist allein der staatlichen Handlungsfähigkeit geschuldet. Und die ist angesichts der Finanzund Wirtschaftskrise mehr gefragt denn je. br Am 22. Juni 2009 hat im Willy-Brandt-Haus in Berlin ein Meinungsaustausch zwischen der dbb Bundesleitung und dem Vorstand der SPD stattgefunden. Erörtert wurden insbesondere die den öffentlichen Dienst betreffenden Themen, die im SPD-Regierungsprogramm für die Bundestagswahlen 2009 enthalten sind. Neben weitgehenden Übereinstimmungen, etwa im Hinblick auf Vorschläge zur Tarifautonomie, Arbeitsmarkt- und Finanzpolitik sowie zur Mitbestimmung, vertrat die Bundesleitung eine konträre Position zu der von der SPD favorisierten Bürgerversicherung. Diese sei mit den eigenständigen Versorgungs- und Beihilfesystemen der Beamten unvereinbar. Geleitet wurden die Delegationen von Franz Müntefering (zweiter von links) und Peter Heesen (dritter von rechts). > Foto: Jan Brenner 11 Info > Erholungsurlaubsverordnung Der dbb hat am 18. Juni 2009 im Bundesinnenministerium in Berlin am Beteiligungsgespräch zum Entwurf einer Verordnung zur Änderung der Erholungsurlaubsverordnung teilgenommen und den Entwurf grundsätzlich begrüßt. Die dbb Delegation kritisierte jedoch, dass die zugrunde liegende EuGH-Entscheidung vom 20. Januar 2009 nicht komplett umgesetzt wird. Falls Beamtinnen und Beamte nach der Dienstunfähigkeit in den vorzeitigen Ruhestand versetzt werden, fehle eine Regelung. Der dbb hat vorgeschlagen, in diesen Fällen den Eintritt in den Ruhestand um die Urlaubstage hinauszuschieben. Bezüglich des Zusatzurlaubes für Wechselschichtdienstleistende hat der dbb die Maßnahme begrüßt, dass Zusagen der Politik bezüglich der Erhöhung des Ruhestandseintrittsalters zeitnah umgesetzt würden. Scharf kritisiert wurde jedoch, dass die Schichtdienstleistenden von der Erhöhung der Zusatzurlaubstage ausgenommen werden. > Leistungsbesoldung Die Bundesregierung hat einen Verordnungsentwurf vorgelegt, der die mit dem Dienstrechtsreformgesetz eingeführten Leistungsbezahlungselemente der Leistungsprämie, Leistungszulage und Leistungsstufe, die bisher nur beim Bund vollständig umgesetzt und in drei verschiedenen Verordnungen geregelt waren, in einer Verordnung zusammengefasst und einheitliche Verfahrensregelungen geschaffen hat. Bei einem Beteiligungsgespräch am 19. Juni 2009 im BMI hat der dbb betont, die Einführung von Leistungselementen sei erfolgreich verlaufen und treffe auf hohe Akzeptanz. Hinsichtlich der Weiterentwicklung kritisierte der dbb die Vergabequote von 15 Prozent, die fehlende Transparenz im Vergabeverfahren sowie Probleme im Zusammenhang mit der Gewährung von Teamprämien. Die im Entwurf enthaltenen Verbesserungen, insbesondere die vorgesehene Anhebung der Höchstgrenzen für Leistungsprämien und -zulagen an Teams von 150 auf 250 Prozent, hat der dbb ausdrücklich begrüßt. > Erörterungsgespräch In einem Erörterungsgespräch zur Übergangsregelung des § 147 BBG am 19. Juni 2009 im BMI hat der dbb erhebliche Nachteile angeführt. Betroffene, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des Dienstrechtsneuordnungsgesetzes ihre Probezeit absolvieren, können erst mit Vollendung des 27. Lebensjahres auf Lebenszeit ernannt werden. Beamtinnen und Beamte, die noch nicht in ein Probe-Beamtenverhältnis ernannt wurden, können schon nach Absolvierung der Probezeit auf Lebenszeit berufen werden und damit teilweise weit vor dem 27. Lebensjahr. Nachteile können eintreten, wenn nach der Probezeit eine Dienstunfähigkeit eintritt, die nicht auf einem Dienstunfall beruht. Beamtinnen und Beamten zur Anstellung würden dann mangels gesundheitlicher Eignung entlassen. Ein Lebenszeitbeamter bleibe im aktiven Dienst, sofern er nicht dauerhaft dienstunfähig ist. Dies wirke sich besonders bei der Bundespolizei aus, die in ihren Einsätzen mit einem hohen Verletzungsrisiko konfrontiert ist. > dbb magazin | Juli/August 2009 hintergrund xibel, mobil, wettbewerbsfähig und sichert zugleich durch Streikfreiheit die dauerhafte Handlungsfähigkeit des Staates, wenn es entsprechend justiert wird“, bekräftigt Heesen. Wettbewerbsuntauglich dagegen seien die Einkommen im öffentlichen Dienst. „Hier liegt eine zentrale Herausforderung für die Nachwuchsgewinnung. Während der öffentliche Dienst überaltert, trocknet gleichzeitig die demographische Entwicklung den Arbeitsmarkt aus. Der dbb > aktuell Fortentwicklung des öffentlichen Dienstes: Effizient und kostengünstig Eine höhere Wertschätzung des öffentlichen Dienstes seitens der Politik hat der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen unter anderem auf dem Gewerkschaftstag des dbb brandenburg am 26. Juni 2009 in Potsdam eingefordert. Statt weiterer Kürzungen und > Haushaltsanteil festschreiben > Damit nicht von Haushalt zu Haushalt erneut die Frage nach Einsparmöglichkeiten gestellt wird, schlug Heesen vor, einen festen Anteil der Haushalte von vornherein für den öffentlichen Dienst einzuplanen und festzuschreiben: „Das würde den Staat nicht nur weniger anfällig für Krisen machen, sondern seine Beschäftigten auch besser vor finanziellen Eingriffen schützen.“ Heesen begründete seinen Vorschlag unter anderem mit der nicht zuletzt im Zuge der Krise zu beobachtenden Rückbesinnung der Politik auf die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes, indem Privatisierungen zunehmend zurückgenommen würden, weil der Staat in vielen Bereichen eben doch verlässlicher und kostengünstiger arbeiten könne als private Anbieter. Darüber hinaus forderte Heesen, Kosten für Einsätze bei kommerziellen Veranstaltungen nicht der Allgemeinheit aufzubürden. „Es kann nicht sein, dass zum Beispiel der öffentlich rechtliche Rundfunk die Summen für Übertragungsrechte der Bundesliga nicht mehr aufbringen kann, während die Sportwirtschaft immer mehr Geld scheffelt. Man sollte ernsthaft darüber nachdenken, den Vereinen > dbb magazin | Juli/August 2009 Leistungen angemessen bezahlen „Was der Staat bedingt durch Fehlleistungen einiger Manager jetzt auf den Tisch legen muss, steht in keinem Verhältnis dazu, was der Staat für die guten Leistungen seiner Beschäftigten zahlt.“ Das sagte dbb Chef Peter Heesen am 19. Juni 2009 auf dem Gewerkschaftstag des dbb nrw in Bochum. Die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise zeige, dass die These ,Privat sei besser als Staat‘, getrogen hat. Angesichts dieser Krise seien 70 Prozent der Bevölkerung nicht mehr überzeugt, dass Private alles besser machen. Foto: Marco Urban perspektiven 12 Einsparungen brauche der öffentliche Dienst mehr Verlässlichkeit von der Politik. Weitere Herausforderungen und Perspektiven für den öffentlichen Dienst zeigte der dbb Chef auf den Gewerkschaftstagen in Nordrhein-Westfalen und Hessen auf. > „Ich halte die These ,Privat ist besser als Staat‘ für höchst bedenklich“, erklärte dbb Chef Peter Heesen auf dem Gewerkschaftstag des dbb hessen in Friedberg. die Kosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen in Rechnung zu stellen.“ > Weitere Privatisierungen verhindern Auf der Eröffnungsveranstaltung des Gewerkschaftstages des dbb hessen am 29. Juni 2009 in Friedberg hat dbb Chef Peter Heesen sich kritisch mit der Privatisierung der Leistungen des öffentlichen Dienstes auseinandergesetzt und auf deren Nachteile für Bürger und Beschäftigte hingewiesen. „Ich halte die These ,Privat ist besser als Staat‘ für höchst bedenklich“, erklärte Heesen. Der öffentliche Dienst laufe Gefahr, nur noch für den „Schrott“ zuständig zu sein. Die privaten Bewerber seien nur daran interessiert, die Teile der öffentlichen Verwaltung zu übernehmen, die sich finanziell lohnen. „Das muss verhindert werden.“ „Wir sind stolz darauf, dass es uns immer gelungen ist, trotz des dramatischen Personalabbaues seit 1993 immer gute Arbeit abzuliefern. Der öffentliche Dienst ist effizient und kostengünstig“, so Heesen weiter. Außerdem forderte der dbb Chef „ein bisschen mehr Gerechtigkeit“ ein: Es sei kaum nachvollziehbar, dass die Polizei die Sicherung von Bundesligafußballspielen kostenlos gewährleistet, die hochbezahlten Fußballer aber im steuergünstigen Ausland lebten und dennoch die gute Infrastruktur Deutschlands in Anspruch nähmen. dbb > aktuell Tarifverhandlungen Sozial- und Erziehungsdienst: Arbeitgeber machen Rückzieher Mit deutlicher Kritik hat die dbb tarifunion auf die Kehrtwende der kommunalen Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst reagiert. und Bildung. Dementsprechend müssen auch Arbeitsbedingungen für das Personal geschaffen werden, die dieser Qualitätserwartung angemessen Rechnung tragen. Ich erinnere daran, dass wir uns tarifpolitisch gemeinsam bereits 2003 auf den Weg einer Tarifreform gemacht haben, von der wesentliche Bausteine – nämlich die der Bezahlung zugrunde liegenden Eingruppierungsregelungen – nach wie vor fehlen.“ Insbesondere für die Kolleginnen und Kollegen, die an der Verwirklichung gesell- Häusliches Arbeitszimmer: Absetzbar Im Streit über die steuerliche Absetzbarkeit eines Arbeitszimmers in den eigenen vier Wänden hat sich erneut ein Finanzgericht auf die Seite der Steuerzahler gestellt. Das niedersächsische Finanzgericht verurteilte das Finanzamt, die von einem Lehrerehepaar beantragten Freibeträge für ihre Arbeitszimmer auf den Lohnsteuerkarten für 2009 einzutragen. Das Niedersächsische Finanzgericht erklärte mit Beschluss vom 2. Juni 2009 (Az.: 7 V 76/09), dass es erhebliche Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der durch das Steuer- änderungsgesetz 2007 eingeführten Einschränkung der Abziehbarkeit des häuslichen Arbeitszimmers habe. Damit stellten die Richter in Hannover die seit 2007 geltende > Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske und dbb Verhandlungsführerin Sieglinde Hasse auf der Pressekonferenz. schaftlicher Ziele wie Chancengerechtigkeit, Integration und Schutz des Kindeswohls arbeiteten, gebe es bei der Honorierung dringenden Weiterentwicklungsbedarf. Die Tarifgespräche über die Entgeltordnung und den betrieblichen Gesundheitsschutz waren am 15. Juni 2009 in Fulda weitergeführt und nach einer zweitägigen Runde nach Berlin verlagert worden. Eine Annäherung zwischen Gewerk- schafts- und Arbeitgebervertretern schien zunächst nicht ausgeschlossen. Die Arbeitgeber sprachen sich für eine Aufwertung der sozialen und erzieherischen Berufe aus. „In die Verhandlungsrunden ist viel Kraft investiert worden. Umso enttäuschter sind wir von der Mitteilung der VKA. Sie wirft die Kolleginnen zurück, die ja den Großteil der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst ausmachen“, so Hasse. Neuregelung in Frage – wie zuvor schon das Finanzgericht Münster Anfang Mai 2009. Auf Grund der erreichten Vorläufigkeit der Steuerbescheide hinsichtlich der Abziehbarkeit des häuslichen Arbeitszimmers sieht der dbb für die Eintragung eines Freibetrags auf der Lohnsteuerkarte nach der Einzelfallentscheidung des Niedersächsischen Finanzgerichts keine Notwendigkeit. Durch die Vorläufigkeit der Steuerbescheide bleiben die Rechte des Steuerpflichtigen auch ohne Eintragung eines Freibetrages bis zur abschließenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gewahrt. > Info Neuer Personalratsbrief Der vierte Personalratsbrief liegt als PDF-Datei auf der Homepage des dbb vor. Er widmet sich dem Thema „Arbeit der Schwerbehindertenvertretung- Beteiligungsrechte“ und gibt Antworten auf die Fragen, welche Aufgaben hat die SchwbV, wie ist sie zu unterrichten, welche Folgen hat es, wenn die Beteiligung der SchwbV unterlassen wird? Der Personalratsbrief kann in Einzelstücken auch bei der dbb Bundesgeschäftsstelle als Druckversion bestellt werden. > dbb magazin | Juli/August 2009 13 tarifpolitik „Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hat ein Angebot vorgelegt, das de facto den Stand von 1990 wiedergibt und das keinerlei Aufwertung beinhaltet. Auch beim Thema betrieblicher Gesundheitsschutz haben die Arbeitgeber einen Rückzieher gemacht“, sagte Siglinde Hasse, stellvertretende Vorsitzende und Verhandlungsführerin der dbb tarifunion, am 19. Juni 2009 auf einer Pressekonferenz in Berlin. „Die Gesellschaft will das Beste für die frühkindliche Betreuung dbb > fokus Finanzkontrolle Schwarzarbeit: Unverhofft kommt oft Sie tauchen unangemeldet überall dort auf, wo gearbeitet wird. Sie besuchen Firmen, Baustellen oder landwirtschaftliche Betriebe. Sie stellen Fragen – höflich aber bestimmt. Sie sind bewaffnet und tragen im Einsatz Schutzwesten. Auf ihren Fahrzeugen prangt ihr Arbeitsziel: www.zoll-stoppt-schwarzarbeit.de. Das dbb magazin hat Fahnder der Finanzkontrolle reportage 14 Schwarzarbeit (FKS) des Hauptzollamtes Potsdam einen Tag lang begleitet und bei ihrem Job zur Aufdeckung illegaler Beschäftigung und Schwarzarbeit über die Schultern geschaut. – Unser Eindruck: Unverhofft kommt oft, und ein bisschen schlechtes Gewissen spielt offenbar immer mit, auch dann, wenn niemand etwas zu verbergen hat Pünktlich um 7.30 Uhr finden wir uns zum Einführungsgespräch bei Detlef R. Szesny, dem Pressesprecher des Hauptzollamtes Potsdam ein. Viel Zeit bleibt uns dafür nicht, denn bereits um 8.00 Uhr ist Abrücken „unserer“ Kontrollgruppe angesagt. Das Ziel: Reiterhöfe im Großraum Potsdam. 212 Kilometer Fahrstrecke liegen heute noch vor uns, sechs Höfe stehen auf dem Programm. Gestern waren es acht. Aber das erfahren wir erst später. Learning by doing ist für uns angesagt. „Kommen Sie einfach mit …“. Szesny erzählt von den spektakulären Fällen, die durch die Medien gehen und die Arbeit der FKS bekannt machen: von 40, 80 oder noch mehr ermittelten Schwarzarbeitern auf Großbaustellen; von Unternehmern, die jahrelang Dutzende von Schwarzarbeitern beschäftigt haben und bei unangemeldeten Kontrollen aufgeflogen sind; vom Taxigewerbe, das einen traurigen Spitzenplatz in der Beschäftigung illegaler Arbeitnehmer einnimmt. Es gibt nahezu keine Branche, in der nicht am Fiskus vorbei gearbeitet wird. Jede vierte Handwerkerleistung wird inzwischen „ohne Rechnung“ erbracht. Die Steuerverluste summieren sich auf Milliarden. Allein im vergangenen > dbb magazin | Juli/August 2009 > Die Schutzwesten werden angelegt. Wer sichert? Wer fragt? Das weitere Vorgehen wird in einer kurzen Einsatzbesprechung vor dem ersten Reiterhof geklärt. Jahr belief sich die Schadenssumme nur im Rahmen der straf- und bußgeldrechtlichen Ermittlungen auf knapp 550 Millionen Euro, 11,6 Millionen Euro fielen davon im Bereich des Hauptzollamtes Potsdam an. „Aber“, so erklärt Szesny weiter, „die großen Erfolge bestimmen nicht unser Tagesgeschäft. Wir gehen überall hin, wo gearbeitet wird. Jeder, der irgendwo arbeitet, ob als Tannenbaumverkäufer oder Autohändler, muss damit rechnen, vom Zoll kontrolliert zu werden.“ Im vergangenen Jahr waren das bundesweit immerhin 488 996 Arbeitnehmer und 46 058 Arbeitgeber, denen unverhofft der Zoll auf den Füßen stand. Beim Hauptzollamt Potsdam sind für die Kontrollen vor Ort zwölf Kolleginnen und Kollegen der „Prävention“ aus dem Sachgebiet C (Kontrollen) zuständig, die den 60 Beamten des Sachgebiets E (Prüfungen und Ermittlungen) zuarbeiten. Deren Ergebnisse werden schließlich von den 25 Beamten des Sachgebiets F (Ahndung) abschließend ausgewertet und führen gegebenenfalls zu Strafanzeigen oder Bußgeldbescheiden. Doch bevor es soweit ist, müssen zuerst einmal Kontrollen vor Ort durch- geführt werden, auf deren Grundlage die Schwarzen Schafe ermittelt werden können. „Was zu prüfen ist, wird nicht im Detail vorgegeben“, erläutert Zolloberinspektor Peter Franz, den wir mit seinem Team begleiten werden, „lediglich die zu kontrollierende Branche wird festgelegt. Die Wochen- und Tagesspläne und die Routen stellen wir selbst zusammen.“ Wir treffen Franz und sein Team vor dem Haupteingang, machen uns mit Zollhauptsekretärin Angela Große und den beiden Zollbetriebsinspekto- dbb > fokus Niemand zuhause: Die verdachtsunabhängige Kontrolle wird nicht wiederholt. ren Lutz Lenk und Michael Lossau bekannt. Mit dabei sind auch die beiden Zollsekretärsanwärterinnen Kristin Teuber und Dayjana Henke, die seit knapp einem Jahr dabei sind und ihre Entscheidung, zum Zoll zu gehen, bislang nicht bereut haben. Im Gegenteil: Der Dienst sei interessant und die Ausbildung mit ihren Praxisteilen sehr abwechslungsreich. > Man weiß nie, was passiert … Die Zusammensetzung der heutigen Einsatzgruppe ist allerdings nicht ganz nach Franz‘ Geschmack. Zum einen müssen die erfahrenen Zollbeamten die beiden „Zivilisten“ unter ihre Fittiche nehmen und zum anderen auch auf die beiden Anwärterinnen achten. Sie verstärken zwar das Team, tragen aber keine Waffen und benötigen – schließlich sollen sie etwas lernen – zusätzliche Anweisungen und Hilfestellungen, die sie im Laufe des Tages bereitwillig und geduldig von allen Kolleginnen und Kollegen auch bekommen. Die Einsatzbesprechung vor dem Abrücken dauert kaum fünf Minuten. Franz wird mit einem VW-Bus, ausgestattet mit PC, Fax, Funk und Telefon, die Führung übernehmen, die übrigen Kollegen mit zwei Kombis folgen. Alle wissen, was sie zu tun haben, Fragen sind unnötig, und einige Be- merkungen nur für die Anwärterinnen (und uns) gedacht. Das erste Ziel liegt in der Nähe von Jüterbog. – Wir fahren los, sitzen auf der „Armesünderbank“ im Bus und wecken, wenn wir die Blicke von Passanten richtig deuten, offenbar deren Neugier: „Was die beiden wohl ausgefressen haben?“ Der kleine Konvoi ist schließlich kein alltäglicher Anblick in den zum Teil idyllischen Dörfern, die wir durchqueren. Die drei Fahrzeuge in grün-weiß tragen die Aufschrift www.zoll-stopptschwarzarbeit.de „Die Leute sollen ruhig sehen, warum wir unterwegs sind“, meint Franz. „Auch Präsenz zeigen gehört zum Geschäft“, fügt er lächelnd hinzu. Drei Kilometer vor dem ersten Objekt erfolgt nochmals ein kurzer Stopp. Die Beamten streifen ihre Schutzwesten über und legen fest, wer vorangeht und fragt, wer sichert und welche der Anwärterinnen wen begleitet. Dann geht es weiter. Doch vor dem Ziel finden wir eine kleine „Schikane“, die Zufahrtstraße zum ausgewählten Reiterhof ist komplett gesperrt. Es geht zurück, um den zweiten Hof auf der Liste zuerst zu besuchen. Hof 1 soll danach über eine Nebenstrecke angesteuert werden. Nach weiterer kurzer Fahrt parken wir auf dem Gästeparkplatz vor dem Restaurant des Erleb- nishofes in Jüterbog-Werder. Der Besitzer hat uns – wie alle anderen im Nachhinein auch – die Erlaubnis erteilt, „Ross und Reiter“ zu nennen und auch zu fotografieren: „Wir haben schließlich nichts zu verbergen.“ Aber unser lockeres Gespräch findet erst am Ende des Besuches statt. Zu Beginn herrschen Ratlosigkeit und auch ein wenig Furcht und Sorge vor. „Man kriegt schon eine Gänsehaut, wenn so eine bewaffnete Armada reinkommt“, erklärt uns der Geschäftsführer. „Schreiben Sie das ruhig. Aber als ich hörte, dass Sie Schwarzarbeiter suchen, ging es mir sofort wieder besser.“ Er lacht, wünscht uns – ironisch oder ernst gemeint? – einen erfolgreichen Tag. > Pressesprecher Detlef R. Szesny: „Jeder, der arbeitet, muss damit rechnen, vom Zoll kontrolliert zu werden.“ > Das war eine Premiere … Das Team trennt sich: Die eine Gruppe kontrolliert die Beschäftigten in den Stallungen, die andere die Geschäftsführung, den Reitlehrer und die Kellnerinnen im Restaurant. Wir sind bei der Gruppe um Teamleiter Peter Franz geblieben, weil wir auf die Reaktion des Reiterhofchefs gespannt sind. Diese Arbeitsteilung wird auch bei den später kontrollierten Höfen von den Zollbeamten eingehalten. Nochmals informiert über den Grund des Besuches, entspannt sich der zurückhaltendkonsternierte Gesichtsausdruck des Hofbesitzers deutlich, und auch seine beiden Begleiter, Geschäftsführer und Reitlehrer, atmen sichtbar auf. „Schwarzarbeiter? Da sind Sie bei uns falsch. Wir beschäftigen nur angemeldete Kräfte.“ Bereitwillig werden Ausweispapiere herbeigeholt, die Erfassungsbögen ausgefüllt, gestempelt und unterschrieben. Alles in Ordnung. Unter den 21 Beschäftigten und den drei Azubis des Erlebnishofes findet sich kein Schwarzarbeiter. Die ausgefüllten Erfassungsbögen werden im Hauptzoll- > dbb magazin | Juli/August 2009 15 reportage > Doch soweit sind wir – wie gesagt – noch nicht. Franz stellt sich vor, erläutert hier wie später auf den anderen Höfen auch, dass es sich um eine Kontrolle nach dem Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz handelt und fragt nach dem Chef oder dem Geschäftsführer. Die angesprochene Mitarbeiterin, die sich mit dem Abbau des Frühstücksbuffets beschäftigt hat, bietet sofort an, beide zu holen und macht sich – froh der geballten Staatsmacht zu entgehen – sofort auf dem Weg ins Büro. „Bitte kommen Sie gleich wieder“, ruft Franz ihr nach. „Wir haben noch ein paar Fragen an Sie, und bringen Sie Ihren Ausweis mit.“ dbb > fokus lich informiert. Die Gerüchteküche in Grüna wird brodeln … > reportage 16 Auf dem Pferdehof Neubeeren beantwortet Karin Größler für die Geschäftsführung die Fragen der Zollbeamten. amt allerdings nachgearbeitet. Wenn sich dabei herausstellt, dass der Arbeitnehmer angemeldet ist und sich auch sonst keine Auffälligkeit ergibt, wird „abgeheftet“, im Zweifel jedoch weiter ermittelt – bis zum Bußgeldbescheid oder zum Strafverfahren. Wir fahren zurück zu Hof 1, den wir dank Einsatz des privaten Navis von Peter Franz über Umwegen problemlos erreichen. Zwischen dem Erlebnishof in Werder und dem Reiterhof in Grüna liegen Welten. Dort eine gepflegte, weiträumige Anlage mit Hotelbetrieb, Restaurant und mehreren Reitplätzen und Stallungen, hier ein kleiner Familienbetrieb, in > dessen offenem Stall nur vier magere Pferde und ein einsamer Ziegenbock stehen. Es ist offenbar niemand zuhause. Das Haus ist verschlossen. „Was nun?“ wollen wir wissen, „kommen Sie heute oder morgen nochmal wieder?“ „Nein“, stellt Franz fest, „wenn wir bei einer verdachtsunabhängigen Kontrolle niemanden antreffen, wird die Prüfung nicht wiederholt. Das würden wir nur tun, wenn Hinweise vorliegen.“ Anzeigen oder anonyme Hinweise auf Schwarzarbeit gibt es übrigens nur sehr selten. Aber eines ist sicher: Der Hofbesitzer wird von seinen Nachbarn, die uns ohne Unterlass beobachtet haben, über den Besuch des Zolls ausführ- Bei Marén Frychel vom Reit- und Fahrstall Großbeeren ist alles im grünen Bereich. > dbb magazin | Juli/August 2009 Die Fahrt geht weiter. Das Ziel: Gestüt und Reiterhof Brennabor in Reinsdorf. Das idyllisch gelegene Gehöft ist ebenfalls im Vergleich zum Erlebnishof in Werder nur klein und wird von den „Bereiterinnen“ Kerstin Dötschel und Britta Krohn in Eigenregie betrieben. „Mitarbeiter?“ lacht Frau Dötschel, die wir allein antreffen, „haben wir nicht. Wir sind selbstständig und arbeiten deshalb > > Die Ergebnisse sind gut … Das nächste Ziel liegt fast an der Berliner Stadtgrenze, eine gute Stunde dauert die Fahrt durch die Dörfer und über die Autobahn. Wir steuern nach einer kurzen Toilettenpause den Pferdehof Neubeeren an, eine 56 Hektar große Hoffläche, auf der insgesamt 160 Pferde stehen – das Sahnestück (von der Größenordnung betrachtet) der heutigen Kontrollen. Der Hof wird von der „Schwarzarbeiter? Nicht bei uns!“ Karin Dötschel betreibt ihr Gestüt in Reinsdorf mit einer Geschäftspartnerin in Eigenregie. selbst und ständig.“ Die Zollbeamten sehen sich dennoch auf dem Hof um. Es ist niemand zu finden, der Hofhund lässt uns gewähren. Kerstin Dötschel steht derweil bereitwillig Rede und Antwort, der Erfassungsbogen füllt sich schnell. Die junge Frau überspielt ihre Unsicherheit mit Lachen und scherzhaften Zwischenbemerkungen. Nach gut zehn Minuten ist sie den unangemeldeten Besuch wieder los. „Das war eine Premiere für mich“, stellt sie am Schluss erleichtert fest. „So was hatten wir noch nie.“ Fast hören wir die unausgesprochene Zusatzbemerkung: „Muss aber nicht nochmal sein.“ Otto Pohl GmbH betrieben und ist zum Teil unterverpachtet. Einer der beiden Geschäftsführer ist der Bundestagsabgeordnete Dr. Peter Danckert, der zugleich Vorsitzender des BT-Sportausschusses ist. Danckert befindet sich in Berlin, aber sein Mitgeschäftsführer Dr. Rainer Raack erlaubt unsere Berichterstattung gern und stellt den Zollbeamten für Auskünfte und als Führerin durch das weitläufige Anwesen seine Büroleiterin Karin Größler zur Verfügung. „Mehrere Hallen sind unterverpachtet“, erklärt sie. „Über das Personal dort sind wir nicht informiert, aber alle Beschäftigten, die zur Otto Pohl GmbH dbb > fokus Auf dem Hof sind zwölf Mitarbeiter und einige Teilzeitkräfte beschäftigt. Bei den Befragten ist wohl alles in Ordnung. Eine junge Frau erhält allerdings Sozialleistungen, hat ihren Job auf dem Pferdehof aber (noch nicht) angegeben. Ein Bußgeld könnte ihr ins Haus stehen. Inzwischen ist die Gruppe um Franz zum Reit- und Fahrstall Großbeeren geschlendert, wo wir von Pächterin Marén Frychel neugierig begrüßt wer- den. Die junge Pferdewirtschaftsmeisterin beschäftigt einen Facharbeiter, vier Lehrlinge und zwei so genannte „EQJ-ler“, die ein Langzeitpraktikum absolvieren als Einstiegsqualifizierung in den späteren Beruf. Alle, auch die Inhaberin, werden befragt. Auch hier ist offenbar alles in Ordnung. Das gilt auch für Mitarbeiter des Dressurstalls Vetters, der die Dressurausbildung auf dem Hof bis zur höchsten Klasse durchführt. Eine Mitarbeiterin der GmbH steigt grußlos in ihren Pkw und will das Gelände verlassen. Sie wird von den Beamten angehalten und überprüft. Auch hier findet sich nichts Offensichtliches zu beanstanden. Sie hat schlicht Feierabend und nicht die Absicht, sich einer Kontrolle zu entziehen. Aber wie sagte Franz zu Beginn unserer Tour: Schließlich weiß man nie genau, was passieren wird. Wir fahren zurück zum Hauptzollamt Potsdam. Gut sechs Stunden haben wir das Kontrollteam begleitet. Mit Vorund Nachbereitungszeit geht eine Achtstundenschicht ohne besondere Vorkommnisse zu Ende. Die Zollbeamten um Peter Franz sind mit dem Nega- > Abmarsch: Auf dem Erlebnishof in Werder ist ebenfalls alles in Ordnung. tivergebnis ihrer Kontrollen aber durchaus zufrieden. „Keine Schwarzarbeiter zu finden ist für den Fiskus ein gutes Resultat“, bringt Pressesprecher Detlef Szesny das Ergebnis auf den Punkt. „Und abschreckende Wirkung für die Zukunft hatten unsere Besuche bei den Leuten allemal.“ Mittwoch bis Freitag stehen weitere Kontrollen auf Reiter> höfen kreuz und quer durch den Zuständigkeitsbereich des Hauptzollamtes Potsdam an. In der kommenden Woche wechselt dann die Branche, die unangekündigt und verdachtsunabhängig kontrolliert wird. – Wie schon gesagt: Unverhofft kommt oft … Text: Dr. Walter Schmitz Fotos: Jan Brenner Info Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) Seit 1991 leistet die Zollverwaltung einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von illegaler Beschäftigung und Schwarzarbeit. Die Beschäftigten der FKS, die den Hauptzollämtern angehören, führen verdachtsunabhängige Prüfungen durch und kontrollieren, ob Sozialleistungen nach dem SGB II und dem SGB III zu Unrecht bezogen werden oder wurden, bei ausländischen Arbeitnehmern die erforderlichen Arbeitsgenehmigungen vorliegen, Ausländer nicht zu ungünstigeren Arbeitsbedingungen als vergleichbare deutsche Arbeitnehmer beschäftigt werden, Arbeitgeber ihren Meldepflichten nachkommen und die Arbeitsbedingungen nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz eingehalten werden. Diese Prüfungen erfolgen sowohl stichprobenweise, als auch aufgrund risikoorientierter Analysen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind gesetzlich verpflichtet, bei diesen Prüfungen mitzuwirken. Sie müssen die erforderlichen Auskünfte erteilen, Unterlagen vorlegen und das Betreten der Grundstücke und der Geschäftsräume dulden. Seit 1998 sind die Beschäftigten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft. Ebenso wurden ihnen Polizeibefugnisse übertragen. Sie müssen alle Maßnahmen treffen, um Straftaten und Ordnungswidrigkeiten aufzuklären: Identitätsfeststellungen, erste Vernehmungen, Sicherstellungen oder Beschlagnahmen von Beweismitteln, Durchsuchungen, Anordnungen von Sicherheitsleistungen, Aufforderung zur Benennung eines Zustellungsbevollmächtigten und vorläufige Festnahmen bei Straftaten (Quelle: www.zoll.de). dbb web links: www.zoll-stoppt-schwarzarbeit.de > Kontrolle auf der Koppel: „Können Sie sich ausweisen?“ > dbb magazin | Juli/August 2009 17 reportage gehören, zeige ich Ihnen gerne.“ Die beiden Kontrollteams machen sich an die Arbeit, erfassen Stallpersonal und Handwerker, und auch Karin Größler wird gebeten, sich auszuweisen und einen Erfassungsbogen auszufüllen. Auch auf dem Pferdehof Neubeeren handelt es sich um eine Premiere. „Kontrolliert worden sind wir hier noch nie“ stellt Frau Größler fest und versteht es, dass Unangenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und die Werbetrommel zu rühren. „Schreiben Sie bitte auch, dass wir Ende Juni hier das „Young-Neighbours-Meeting 2009“ ausrichten und internationale Gäste erwarten.“ Leider wird das Reitturnier vorbei sein, bevor unser Magazin erscheint … dbb > fokus Schuldenbremse – und was dann? Noch befinden wir uns in der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. Bei allen ihren negativen Folgen ermöglicht die Krise einen wertvollen Erkenntnisgewinn. Sie macht deutlich, welche selbstzerstörerischen Kräfte einem ungezügelten Markt innewohnen, und wie wichtig es ist, einen leistungsfähigen und mit ausreichenden Ressourcen ausgestatteten Staat zu haben. standpunkt 18 Nur Dank des raschen Eingreifens von Regierungen und Notenbanken konnte verhindert werden, dass das globale Finanzsystem im September 2008 ähnlich spektakulär in sich zusammengebrochen ist wie sieben Jahre zuvor das World Trade Center. Nur Dank der umfangreichen Konjunkturprogramme ist uns eine Wiederholung der schrecklichen Entwicklungen erspart geblieben, wie sie die Welt Anfang der dreißiger Jahre erfasst hatten. Wenn man ideologisch nicht völlig verblendet ist, kann man aus der Krise zudem die Einsicht ableiten, wie unzutreffend der oft zu hörende Vorwurf ist, der Staat könne nicht mit Geld umgehen. Auch wenn die Landesbanken in der Krise keine gute Figur machten, besteht kein Zweifel, dass es vor allem der Markt war, der für die Billionenbeträge fauler Kredite verantwortlich ist. Wie unspektakulär sind im Vergleich dazu die in den Berichten der Rechnungshöfe ermittelten Summen öffentlicher Verschwendung. Doch mitten in dieser Krise entschließen sich die Mitglieder des Bundestags mit einer verfassungsändernden Mehrheit dafür, dem Staat die Möglichkeit der Verschuldung weitgehend zu entziehen. Das mag > dbb magazin | Juli/August 2009 auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, da dadurch nach dem krisenbedingten Anstieg der Neuverschuldung ein starker Zwang zur Konsolidierung ausgelöst wird. Aber es läuft diametral der durch die Krise eröffneten Einsicht zuwider, dass es äußerst gefährlich ist, die Gestaltung einer Gesellschaft weitgehend dem Markt zu überlassen. Die größte Gefahr der Schuldenbremse besteht darin, dass sie alsbald den von 1999 bis 2008 zu beobachtenden Prozess der Entstaatlichung wieder in Gang setzen wird. Die Staatsquote, das heißt die Staatsausgaben relativ zur Wirtschaftsleistung, lag im Jahr 1999 bei 48,2 Prozent, im Jahr 2008 betrug sie nur noch 43,9 Prozent. In Euro ausgedrückt bedeutet das, dass der Staat im Jahr 2008 über rund 100 Milliarden Euro weniger an Mitteln verfügte als bei einer konstanten Staatsquote. In unserem Nachbarland Frankreich ist demgegenüber die Staatsquote im gleichen Zeitraum bei unverändert 52,5 Prozent geblieben. Nebenbei bemerkt, war das Wachstum dort im gleichen Zeitraum deutlich höher als bei uns. Das Muster dieses Prozesses ist einfach. Nachdem nun die Betonmauer der Schuldenbremse etabliert worden ist, muss man jetzt einfach die Steuern weiter senken. Schon jetzt kann man von Verfechtern der Schuldenbremse Forderungen nach weiteren Steuersenkungen vernehmen. Die Konsequenz ist naheliegend. Es muss dann eben bei den öffentlichen Ausgaben gespart werden. Es lässt sich einfach > Info Prof. Dr. Peter Bofinger, Jahrgang 1954, ist Ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre, Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Würzburg. Seit März 2004 ist er Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. prognostizieren, dass am ehesten dort gespart wird, wo es keine Lobbies gibt. Es ist vor allem die Zukunft, die ihre Interessen nicht laut genug artikulieren kann. Die Abmagerungskur des deutschen Staates hat dazu geführt, dass wir bei den öffentlichen Investitonen auf dem zweitletzten Platz der EU liegen. Auch bei den Bildungsinvestitionen liegt Deutschland – allen Sonntagsreden zum Trotz – unter dem OECDDurchschnitt und meilenweit unter den Spitzenwerten. Um das dänische Niveau zu erreichen, müssten wir jährlich rund 90 Milliarden Euro mehr für unsere Kinder ausgeben. Es wird somit zur traurigen Ironie der Schuldenbremse gehören, dass ein Mechanismus, der den nachfolgenden Generationen etwas Gutes tun wollte, die Zukunftschancen des Landes massiv gefährdet. Denn anders als in der alten Fassung des Grundgesetzes ist es für den Staat in Zukunft nicht mehr möglich, für Investitionen, die nicht über Steuern finanziert werden können, Kredite aufzunehmen. Wenn man diesen gefährlichen Tendenzen der Schuldenbremse entgegenwirken will, bietet es sich an, einen Zukunftsrat für Deutschland zu schaffen. Seine Aufgabe sollte darin bestehen, fortlaufend die zukunftsrelevanten Ausgaben von Bund und Ländern zu erfassen und dabei ein Benchmarking mit anderen Staaten durchzuführen. Vor jeder Steuersenkung wäre eine Stellungnahme des Rates einzuholen, in der die Folgen für die Zukunftsinvestitionen darzulegen wären. Nur wenn es gelingt, dass die aktive Zukunftsvorsorge in den Bereichen Bildung, Umwelt und Infrastruktur transparent und für jeden Bürger erfassbar wird, kann ein für Wirtschaft und Gesellschaft gefährlicher Marsch in den Minimalstaat noch verhindert werden. Peter Bofinger dbb > fokus 9. Deutscher Seniorentag Rund 15 000 Besucherinnen und Besucher des 9. Deutschen Seniorentages nutzten vom 8. bis 10. Juni 2009 im Congress Center Leipzig die Gelegenheit, sich über eine Vielzahl von seniorenspezifischen Angeboten zu informieren und aktuelle politische Themen zu diskutieren. Unter dem Motto „Alter leben – Verantwortung übernehmen“ luden über 100 Veranstaltungen zum Zuhören, Mitreden und Mitmachen ein. Unter den zahlreichen Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft war auch die Schirmherrin der Veranstaltung, Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Heinz Ossenkamp stellte auf einem Forum des Seniorentages klar, dass „Renten und Pensionen Entgelt für geleistete Arbeit und keine sozialen Wohltaten sind“. Da das Rentenniveau in der Zukunft weiter absinken wird, steigt das Risiko der Altersarmut auch nach langjähriger Erwerbstätigkeit. „Hier besteht eindeutig Handlungsbedarf“, sagte Ossenkamp. Um geringverdienenden Menschen mit langjähriger Erwerbsbiographie Rentenansprüche oberhalb des Grundsicherungsniveaus zu sichern, sollte die Weiterführung der Rente nach Mindesteinkommen erwogen werden. Fast 20 Jahre nach dem Fall der Mauer müsse endlich auch der aktuelle Rentenwert, der in den neuen Bundesländern noch immer zwölf Prozent niedriger als > Heinz Ossenkamp: Renten und Pensionen sind keine sozialen Wohltaten. im Altbundesgebiet sei, angeglichen werden. Seit Jahren stagniere der Anpassungsprozess, so der dbb Vize in Leipzig. Zwar stieg in diesem Jahr die Rente zum 1. Juli mit 3,38 Prozent in den neuen Ländern im Vergleich zu 2,41 Prozent in den alten Ländern erstmals seit Langem wieder stärker an und verringerte so die Lücke zwischen Ost und West geringfügig. Dennoch sei mit einer baldigen Angleichung nicht zu rechnen. Auf der in Verbindung mit dem Seniorentag stattfindenden Seniorenmesse „SenNova“ präsentierten über 200 Aussteller aus den Bereichen freiwilliges Engagement, Reise und Bildung, Internet und Technik, Wohnen, Gesundheit, Vorsorge sowie Verbraucherschutz ihr Angebot. Unter den Ausstellern war erstmals auch der dbb mit einem eigenen Stand vertreten. Gemeinsam mit der komba gewerkschaft, BRH und BDZ wurde über die aktuelle gewerkschaftspolitische Arbeit informiert. Zahlreiche Menschen ergriffen die Gelegenheit, sich am dbb Stand zu treffen und mit den Gewerkschaftern auszutauschen. 19 kongress Leipziger Allerlei > dbb magazin | Juli/August 2009 dbb > fokus Schwarzarbeit: Kein Kavaliersdelikt Anfang Juni dieses Jahres druckte die FAZ eine bemerkenswerte Karikatur ab: Zu besichtigen waren allerlei windige Zeitgenossen, die in grotesk überhöhten Sprechblasen ihr „Recht“ auf staatliche Rettung einforderten. Darunter fand sich auch der Schwarzarbeiter als Prototyp desjenigen, der nicht faul ist, aber auf Kosten der Allgemeinheit agiert und folglich von Beginn an jeden Anspruch verwirkt hat, bemitleidet oder gar öffentlich honoriert zu werden. Soviel karikierende Überhöhung, wie in Form der Hohnsprechung auf Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft vorgeführt, darf in kritischen Zeiten sein. die andere meinung 20 Es gibt keinen Zweifel, der Schwarzarbeiter und sein Förderer begleiten alle Phasen des Wirtschaftszyklus. Sie suchen ihr „Auskommen“ in Krise und Hochkonjunktur gleichermaßen, sie sind in der selbstständigen wie der unselbstständigen Arbeit anzutreffen, im Staub der Baustellen ebenso wie im Reinraum von Rechenzentren, in schmuddeligen Hinterhof-Werkstätten wie in steril anmutenden Chef-Büros. Wie groß der Umfang der Schwarzarbeit hierzulande oder in der EU ist, lässt sich allenfalls ahnen und schätzen. Denn das ist ja gerade das Makabre an diesem Phänomen: Weil „schwarz“ geleistete Erwerbsarbeit nicht ordnungsgemäß angezeigt wird, lässt sie sich statistisch nicht erfassen. Doch dass es um Milliardenbeträge geht, die dem Staat auf diesem Wege vorenthalten werden, wissen alle, denen eine gerechte Funktionsweise unserer Wirtschaftsordnung am Herzen liegt. Jeder kennt die Bilder aus den Nachrichten – da tauchen auf einer Baustelle von Amts wegen urplötzlich Kontrolleure auf, die nicht mehr sehen wollen als den dokumentierten Nachweis legaler Arbeit, und eine Schar von > dbb magazin | Juli/August 2009 Aufgescheuchten verlässt in heilloser Flucht die Baustelle. Diejenigen, die schamlos die wirtschaftliche Not wirklich Bedürftiger ausnutzen, tauchen in der Regel im Bild nicht auf. Dabei sind es meist diese „Cleveren“, die den Anstoß zur Schwarzarbeit geben und prächtig daran verdienen, wenn der Staat um Steuern und Sozialabgaben geprellt wird. Sobald die Kragen weißer und manche Geschäfte schmutziger werden, ist die Sache undurchsichtiger als auf dem Bau. Wer weiß schon, für welche Arbeit eine Rechnung gestellt und welche Beschäftigung nach Recht und Gesetz angezeigt wurde? Dabei schaden diejenigen, die Schwarzarbeit organisieren, ebenso wie diejenigen, die sie leisten, dem Gemeinwesen. Qualifikationen, die in öffentlich finanzierten Bildungseinrichtungen erworben wurden, oder eine auf Staatskosten gut ausgebaute Infrastruktur für den Weg zum Arbeitsort verlangen nun einmal, dass diejenigen, die Nutznießer sind, je nach ihrer individuellen Leistungsfähigkeit den Kreislauf aus Einnahmen und Ausgaben zum Nutzen der Allgemeinheit weiterhin aufrecht erhalten. In einer langen Entwicklungsgeschichte hochkomplexer Marktwirtschaften hat sich ein vielschichtiges System der Besteuerung herausgebildet, das zu einem großen Teil auf geleisteter Arbeit beruht. Wie massiv gelegentliche Verwerfungen und vielerlei Ungereimtheiten in diesem Mechanismus sind, spürt jeder, oder man kann es in mehr oder weniger skandalisierenden Berichten nachlesen. Eines geht jedoch nicht – den Makel mancher Regelung oder die Höhe mancher Abgabe als Rechtfertigung für trickreiche, eigennützige Umgehungen des vorgeschriebenen Regelwerks zu benutzen. Konsequent zu Ende gedacht liefe eine solche Organisation der Arbeit dann schnell auf eine Art Faustrecht hinaus, bei dem die Rechts- und > Info Der Autor (Jahrgang 1953) studierte Anfang der 1970erJahre Wirtschaftswissenschaften in Moskau; anschließend Promotion und Habilitation in Leipzig; seit 1991 journalistisch tätig. Nach ausführlicher wissenschaftlicher und publizistischer Beschäftigung mit Strategien internationaler Konzerne wandte sich sein Interesse in letzter Zeit vor allem der Wettbewerbsfähigkeit von Regionen und der Rolle von Großstädten im Prozess der Globalisierung der Wirtschaft zu. Sozialordnung, eben das Soziale der Marktwirtschaft, die Bindekraft verlöre. Dass in diesem Zusammenhang die Forderung nach Beseitigung von Ungereimtheiten des Steuersystems sich ständig Gehör verschaffen muss, bleibt unbenommen und ist Teil der Ordnung der Wirtschaft. Schwarzarbeit und ihre negativen Folgen für das reibungslose Funktionieren unserer Wirtschaftsordnung und für die Gesellschaft insgesamt sind kein Kavaliersdelikt. Schwarzarbeit wird folglich auch als Ordnungswidrigkeit verfolgt und geahndet. Oder um es plastisch zu beschreiben: Wer schon einmal im Mittleren Westen der USA unterwegs war, wird in vielen Geschäften einen Aufkleber gesehen haben, der fordert: „Trust in God, love your country, pay taxes.“ Das mag ein bisschen spleenig daherkommen und sogar fundamentalistisch scheinen, aber es bringt einfache Wahrheiten auf den Punkt. Nicht die Gesellschaft wirft einen Schatten auf jenen Teil der Erwerbsarbeit, der im Verborgenen blüht, sondern die Schwarzarbeit wirft einen hässlichen Schatten auf die Gesellschaft. Gegen diesen Missstand und seine Ausbreitung vorzugehen, bleibt eine Daueraufgabe aller, die es ehrlich meinen mit der Sozialen Marktwirtschaft – sozial groß geschrieben. Dr. Helge-Heinz Heinker dbb > fokus Was hilft gegen Steuerhinterziehung? Nachgefragt bei Ulrich Müting, Oberfinanzpräsident der Oberfinanzdirektion Rheinland ? Müting Das Steuerhinterziehungsbekämpfungsgesetz mit seinem stark vom Präventionsgedanken geprägten Charakter ist ein richtiger Schritt zur Herstellung von mehr Steuergerechtigkeit. Die Intention des Gesetzes, die Umsetzung der von der OECD (Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung) entwickelten Standards zu fördern und die Ermittlungsmöglichkeiten der Steuerbehörden bei Geschäftsbeziehungen zu unkooperativen Staaten zu verbessern, ist aus Sicht der Finanzverwaltung nicht hoch genug einzuschätzen. Die Nachrichten der letzten Tage und Wochen zeigen, dass das Gesetz schon vor seinem in Kraft treten Wirkung zeigt. Länder wie die Schweiz, Luxemburg, Österreich, Belgien und andere erklären sich erstmals dazu bereit, die Standards der OECD zu erfüllen. Es sind neben dem Steuerhinterzie- hungsbekämpfungsgesetz natürlich eine Vielzahl weiterer Gesetzesänderungen denkbar, man sollte aber nicht über das Ziel hinausschießen. Es ist bei allem Interesse der Ermittlungsbehörden an Informationen, der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz zu beachten. Die vollständige Abschaffung des Bankgeheimnisses wäre wohl ein solcher Schritt zu weit. Im Übrigen hat der Gesetzgeber ja zum Beispiel bereits die Möglichkeiten der Telekommunikationsüberwachung im Jahre 2008 auf die bandenmäßige Umsatzsteuer-Hinterziehung erweitert und so die Arbeitsmöglichkeiten der Fahndungen entscheidend verbessert. Seit Jahren erfolgt in den Landesfinanzbehörden ein erheblicher Personalabbau bei gleichzeitigen organisatorischen Veränderungen und wachsenden Aufgaben. Schadet das nicht dem Ziel, die Gleichmäßigkeit der Besteuerung in Deutschland zu verbessern? Welche Mittel sind darüber hinaus notwendig, um grenzüberschreitende Steuerhinterziehung wirksamer zu bekämpfen? ? Müting Für Nordrhein-Westfalen kann ich einen Personalabbau im Bereich der Steuerfahndung nicht bestätigen. Im Gegenteil: Die Finanzämter für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung sind zu 100 Prozent besetzt (Soll gleich Ist). NRW stellt circa 25 Prozent der Fahnder in der internationalen Ermittlungsbehörden. Ein schneller und effizienter Informationsaustausch zwischen den Staaten ist für eine erfolgreiche Verbrechensbekämpfung sicherzustellen. Es wird eine wesentliche Aufgabe der kommenden Jahre sein, hieran weiter und noch intensiver zu arbeiten. Wobei ich betonen möchte, dass die Kontakte zu unseren europäischen Nachbarn bereits jetzt sehr gut sind und in vielen Fällen zu erheblichen Fahndungserfolgen geführt haben. > Ulrich Müting Bundesrepublik. Wir haben in NRW mit der Einrichtung der Zentralstelle zur Umsatzsteuerbetrugsbekämpfung (ZEUS) sogar zusätzlich neue Wege zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung, beispielgebend für die anderen Länder, beschritten. Wirtschaftskriminalität kennzeichnet sich seit einigen Jahren vermehrt durch kriminelle Organisationsstrukturen und internationale Verflechtungen. Steuerhinterziehung ist in diesen Fällen vielfach nur eine von vielen Straftaten (Menschenhandel, Drogenhandel, Geldwäsche, Terrorismus). Zur Bekämpfung dieser Form von Verbrechen sind Kontakte zu externen Ermittlungsbehörden von existenzieller Bedeutung. Zu nennen sind neben den inländischen Polizeibehörden und dem Zoll auch die Zahlreiche prominente Steuersünder wurden lediglich zu Bewährungsstrafen verurteilt. Wie bewerten Sie das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung, die solche Urteile als Skandal und eher als Motivation empfindet, selbst Steuern zu hinterziehen? ? Müting Die Verurteilung der Straftäter ist Aufgabe der Justiz. Natürlich könnten auch wir uns zum Teil härtere Strafen vorstellen. Aber gerade die letzten Entscheidungen des BGH zur Strafzumessung bei Steuerhinterziehung zeigen, dass auch die Justiz die Zügel anzieht. Ich glaube, dass damit auch in der Bevölkerung das Bewusstsein geschärft wurde, dass Steuerhinterziehung eben kein Kavaliersdelikt ist. Vielfach wird allerdings übersehen, dass eine empfindliche Geldstrafe oder Auflage Steuerhinterzieher in aller Regel mehr beeindruckt als eine letztlich zur Bewährung ausgesetzte Haftstrafe. > dbb magazin | Juli/August 2009 21 nachgefragt Steuerhinterziehung ist vor allem seit dem Liechtensteinskandal und der Verurteilung des ehemaligen Postchefs Klaus Zumwinkel in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Der Entwurf des Steuerhinterziehungsbekämpfungsgesetzes befindet sich im parlamentarischen Verfahren. Lässt sich die Steuerhinterziehung mit den geplanten Maßnahmen wirksam genug bekämpfen oder halten Sie weitere legislative Schritte, wie die Abschaffung des Bankgeheimnisses in § 30 a Abgabenordnung für notwendig? dbb > fokus Symposium am 3. September 2009 in Köln: Was ist Arbeit heute noch wert? „Was ist Arbeit heute noch wert?“ Dieser Frage gehen dbb akademie und dbb tarifunion auf ihrem gemeinsamen Symposium am 3. September 2009 in Köln nach. Mit der eintägigen Veranstaltung im Hilton Hotel in Köln setzen dbb akademie und dbb tarifunion damit ihre erfolgreiche Reihe von Symposien fort. akademie 22 „Mit unserer Fragestellung nach dem Wert von Arbeit haben wir ein zentrales Thema aus der Tarifpolitik in den Fokus gestellt, das auch im aktuellen Bundestagswahlkampf auf Resonanz stoßen wird“, so umreißt Willi Russ, Vorsitzender der dbb akademie und 2. Vorsitzender der dbb tarifunion die Zielsetzung der Veranstaltung. „Wir sind sicher, dass dieses tarifpolitische Thema zahlreiche Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung ansprechen wird.“ Die Suche nach einer modernen und gerechten Bezahlung steht im Mittelpunkt der Tarifverhandlungen zu einer neuen Entgeltordnung. Von daher wird dieses Thema, aber auch der Bereich Mindestlohn behandelt. Weitere Schwerpunkte des Symposiums betreffen u.a. die Ausgründung von Unternehmensbereichen, die Zukunft von leistungsorientierter Bezahlung und die Angemessenheit von Managergehältern. Drittes Quartal 2009: Neue Seminare > ... aus dem Tarifrecht „Stufenzuordnung im TVöD und TV-L“ – die größere Flexibilität richtig nutzen! Q 165 EB Mainz (Stufenzuordnung Länder und VKA) am 10. 9. 2009 Q 167 EB Berlin (Stufenzuordnung Bund) am 12. 10. 2009 Q 166 EB Bonn (Stufenzuordnung Bund) am 6. 10. 2009 Auch als Inhouseschulung möglich. Teilnahmegebühr: 150,– € (inkl. Mittagessen). dbb akademie unterstützt Deutsche Krebshilfe Die alljährliche Tombola des 10. eGovernment-Kongresses neueVerwaltung erbrachte die stolze Summe von 11 000 Euro. In Anwesenheit von Prof. Dr. Dagmar Schipanski, Schirmherrin der Tombola und Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, sammelten dbb akademie und dbb bereits zum neunten Mal für die Deutsche KinderKrebshilfe. Am 8. Juli 2009 überreichten im Thüringer Landtag dbb Chef Peter Heesen (links) und der Vorsitzender der dbb akademie Willi Russ den Scheck an Prof. Dr. Dagmar Schipanski. Zahlreiche renommierte Referenten werden die Veranstaltung mit ihrem Sachverstand bereichern und sich dem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln nähern. Dr. Thomas Böhle (Präsident der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeberverbände), Thomas Sattelberger (Personalvorstand Deutsche Telekom) und Gisbert Schlotzhauer (Vorstand Personal Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG) sowie zwei Bundestagsabgeordnete jeweils von CDU und SPD blicken auf den Problemkreis, was in der heutigen Zeit Arbeit wert ist. In den Vorträgen wie auch in der Podiumsdiskussion wird über Möglichkeiten diskutiert, was in der heutigen Zeit ein auskömmliches Entgelt darstellt und wie die Abwärtsspirale der Einkommen aufzuhalten ist. Die eintägige Veranstaltung (10.00 Uhr bis 16.30 Uhr) findet am 3. September 2009 im Hilton Hotel Köln statt. Die Teilnehmerkosten betragen 75,– Euro (inkl. Kaffeepause, Mittagessen und Tagungsgetränken). Wenn Sie sich weiter informieren möchten, steht Ihnen auf unserer Homepage www.dbbakademie.de das komplette Veranstaltungsprogramm zur Verfügung. Für weitere Informationen und die Anmeldung wenden Sie sich bitte an: c.vissers@dbbakademie.de Teilnahmegebühr: 300,– € (inkl. Mittagessen) Ansprechpartnerin: Elke Bamberg, Tel.: 02244.882201, E-Mail: e.bamberg@dbbakademie.de Unsere detaillierten Programme finden Sie auf unserer Homepage: www.dbbakademie.de > … aus Beamtenrecht und rechtliche Spezialthemen Q 026 MH Korruptionsbekämpfung in der öffentlichen Verwaltung (Grundlagenseminar) im dbb forum siebengebirge, 255,– € dbb Mitglieder, 450,– € Nichtmitglieder Q 030 MH Vergaberecht – Vergabe von Leistungen im dbb forum siebengebirge, 255,– € dbb Mitglieder, 450,– € Nichtmitglieder 8. bis 10. 9. 2009 15. bis 17. 9. 2009 Ihre Ansprechpartnerin: Elke Bamberg, Tel.: 02244.882201, E-Mail: e.bamberg@dbbakademie.de Q 028 MH Europarecht im deutschen Verwaltungshandeln 21. bis 23. 9. 2009, dbb forum siebengebirge, 255,– € dbb Mitglieder, 450,– € Nichtmitglieder > Vertiefungsveranstaltungen „Stellenbeschreibungen“ – Fallstudien, praktische Beispiele und Übungen Q 030 MH Vertragsrecht 10. bis 12. 11. 2009 dbb forum siebengebirge, 255,– € dbb Mitglieder, 450,– € Nichtmitglieder Q 168 EB Bonn Q 169 EB Berlin Ansprechpartnerin: Maria Herkenhöner, Tel.: 0228.8193171, E-Mail: m.herkenhoener@dbbakademie.de > dbb magazin | Juli/August 2009 am 21. bis 22. 9. 2009 am 28. bis 29. 9. 2009 dbb > fokus Q 170 AB Köln am 26. 8. 2009 Q 171 AB Frankfurt/Main am 27. 8. 2009 Q 172 AB Berlin am 2. 9. 2009 Teilnahmegebühr: 200,– € (inkl. Mittagessen) Ihre Ansprechpartnerin: Angela Borrmeister-Berger, Tel.: 030.40816545, E-Mail: a.borrmeister@dbbakademie.de … aus der Informations- und Kommunikationstechnik Q 117 MH Linux als Server 1. bis 2. 9. 2009 Q 118 MH Internetseiten erstellen mit HTML 10. bis 11. 9. 2009 Q 119 MH Erfolgreich präsentieren mit MS mit MS PowerPoint 16. bis 17. 9. 2009 Q 120 MH Digitale Fotografie erfolgreich einsetzen 26. bis 27. 9. 2009 Q 121 MH Design von WEB-Seiten mit Adobe Dreamweaver 30. 9. bis 1. 10. 2009 Q 122 MH Umstieg auf MS Vista und MS Office 2007 7. bis 8. 10. 2009 Q 124 MH Bildbearbeitung mit Adobe Photoshop 2. bis 3. 11. 2009 Q 125 MH Digitale Bildbearbeitung effektiv nutzen Q 126 MH Digitale Fotografie und Bildbearbeitung 14. bis 15. 11. 2009 30. 11. bis 1. 12. 2009 Die Seminare finden im dbb forum siebengebirge statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 170,– € für dbb Mitglieder, 300,– € für Nichtmitglieder. Ansprechpartnerin: Maria Herkenhöner, Tel.: 0228.8193171, E-Mail: m.herkenhoener@dbbakademie.de > … aus der politischen Bildung Q 007 MO Islam und westliche Welt im dbb forum siebengebirge, 120,– € dbb Mitglieder, 150,– € Nichtmitglieder Q 008 MO Quo vadis – USA und Russland nach den Präsidentschaftswahlen im dbb forum siebengebirge, 160,– € dbb Mitglieder, 200,– € Nichtmitglieder Q 009 MO Zwischen Umweltkrise und Verdrängung – Klimawandel und seine Folgen im dbb forum siebengebirge, 160,– € dbb Mitglieder, 200,– € Nichtmitglieder 7. bis 9. 9. 2009 14. bis 17. 9. 2009 22. bis 25. 9. 2009 Q 010 MO „Multikulti“ – aber wie? Migration und Integration in Deutschland 5. 10. bis 8. 10. 2009 in Herrsching, 200,— € dbb Mitglieder, 260,– € Nichtmitglieder Q011 MO Praxis Bürgerbeteiligung – Neuanfang am Ende des Arbeitslebens 26. bis 30. 10. 2009 im dbb forum siebengebirge, 200,– € dbb Mitglieder, 250,– € Nichtmitglieder Ansprechpartnerin: Margret Odijk, Tel.: 0228.8193136, E-Mail: m.odijk@dbbakademie.de 23 akademie > Info-Veranstaltungen: Konjunkturpaket II – Jetzt besonderen Korruptionsgefahren vorbeugen > dbb magazin | Juli/August 2009 dbb > fokus Rechtsschutzversicherung: > Recht? – Aber sicher … Nicht ohne Grund heißt es im Volksmund: Auf hoher See und vor dem Gesetz ist man in Gottes Hand. So scheuen viele, ihr gutes Recht einzufordern oder gar einzuklagen, denn ein Prozess kann auch verloren gehen. Und wer trägt dann die Anwalts-, wer die Gerichtskosten? Für dbb Mitglieder und deren Angehörige gibt es darauf eine klare Antwort: ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG mit seiner Konzerntochter Jurpartner, die in Kooperation mit dem dbb vorsorgewerk eine hochwertige rechtliche Absicherung bietet. mitgliederservice 24 Streitigkeiten gibt es überall, ob über den Gartenzaun hinweg, bei Unstimmigkeiten von Kaufverträgen oder bei Unzufriedenheit mit einer Handwerkerleistung, die trotz wiederholter Aufforderung nicht nachgebessert wird. Allein eine anwaltliche Grundberatung und ein einfacher Schriftwechsel bis zu einer (hoffentlich) gütlichen Einigung ohne Gerichtsverfahren können locker mit bereits mit mehreren Hundert Euro zu Buche schlagen. Ein Beispiel: Karl-Heinz und Petra Berger (Namen geändert) stellen fest, dass sich in ihrem Badezimmer ein Schimmelfleck gebildet hat. Der Vermieter behauptet, es sei nicht ausreichend gelüftet worden und verweigert eine Schadensbehebung. Das wollen die Bergers nicht auf sich sitzen lassen und nehmen die Beratung eines Anwalts in Anspruch. Schließlich wird zur Klärung des Sachverhalts vom Gericht ein Sachverständiger beauftragt. Die entstandenen Kosten für Anwalt, Gericht und das Gutachten belaufen sich schließlich auf 5 400 Euro. Ganz andere Summen kommen zustande, wenn der Rechtsstreit durch mehrere Instanzen geht und zu den Anwalts- und Gerichtskosten noch Zeugengebühren und weitere Sachverständigenhonorare hinzukommen. Nicht selten wachsen die > dbb magazin | Juli/August 2009 Info Informieren Sie sich über die Top-Konditionen mit den exklusiven Mitgliedsvorteilen beim Service-Team des dbb vorsorgewerk. Sie erreichen es Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 18.00 Uhr unter der Rufnummer: 0180-52 22-170 (14 Cent/ Minute aus dem deutschen Festnetz). Oder fordern Sie online Informationen an unter: www.dbb-vorsorgewerk.de Über Neuigkeiten rund um die Angebote des dbb vorsorgewerk informiert Sie der kostenlose Newsletter per Mail. Die Bestellung erfolgt ganz einfach online unter www.dbb-vorsorgewerk.de Sichern Sie sich bis zum 30. September 2009 als Dankeschön für Ihre Anmeldung ein kostenloses HalbjahresAbonnement der hochwertigen Zeitschrift BÜCHER. dann entstehenden Kosten derart an, dass ein Betroffener ohne finanziellen Rückhalt die Belastung gar nicht tragen kann. Recht mit Sicherheit gewährt nun eine Rechtsschutzversicherung, die für dbb Mitglieder und deren Angehörige erfreulich wenig kostet trotz der immensen Summen, die ein langwieriger und komplizierter Rechtsstreit verschlingen kann – vom Ärger und dem Zehren an der Nervensubstanz ganz zu schweigen. Das dbb vorsorgewerk bietet ab sofort über seinen neuen Kooperationspartner eine Rechtsschutzversicherung für den Ernstfall zu besonders günstigen Konditionen an: Jurpartner bietet hohe Versicherungssummen und eine geringe Selbstbeteiligung, übernimmt Kosten, Gebühren und Honorare je Rechtsschutzfall bis zu 500 000 Euro und stellt zusätzlich zur Versicherungssumme eine Strafkaution, etwa zur Verhinderung von Untersuchungshaft, bis zu 100 000 Euro als Darlehen zur Verfügung. Und da ein Risiko nicht doppelt abgesichert sein muss, wird für dbb Mitglieder der Arbeitsrechtsschutz im Privat-, Berufs- und Verkehrsrechtsschutz ausgeklammert. Dafür sind die Mitglieder der dbb Fachgewerkschaften bereits über ihren Mitgliedsbeitrag abgesichert und bei den Juristen der dbb Dienstleistungszentren in besten Hän> den. Für Familienangehörige kann der Arbeitsrechtsschutz selbstverständlich zusätzlich abgedeckt werden. Und auch der günstige Abschluss einer separaten Verkehrsrechtsschutz-Versicherung für ein Fahrzeug oder die Familie befindet sich im Angebot. Weitere Informationen und einen Antrag für ihre passgenau kombinierte Rechtsschutzversicherung finden dbb Mitglieder auf der Homepage des dbb vorsorgewerk unter: www.dbb-vorsorgewerk.de as Unser neuer Partner Auf die ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG vertrauen rund 1,1 Millionen Kunden. Von der über 50-jährigen Erfahrung des Spezialanbieters, der sich zur Nummer vier im Markt entwickelt hat, profitieren auch die Kunden der Tochtergesellschaft Jurpartner. Jurpartner ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG, die zum ROLAND-Konzern mit Sitz in Köln gehört. Der Konzern ist ein europaweit agierenden Spezialistenverbund mit zwei Geschäftsfeldern: dem Service rund ums Recht mit den Gesellschaften ROLAND Rechtsschutz, Jurpartner Rechtsschutz und ROLAND ProzessFinanz sowie dem Service rund um Mobilität und Dienstleistungen mit den Gesellschaften ROLAND Schutzbrief und ROLAND Assistance. dbb > fokus Internationaler Tag des öffentlichen Dienstes: Personalabbau stoppen Vor einer sinkenden Konkurrenzfähigkeit des Staatsdienstes auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat der dbb am Internationalen Tag des öffentlichen Dienstes (23. Juni 2009) gewarnt. BundesHinzu komme, dass auch aus Gründen der Altersstruktur in den nächsten Jahren eine große Zahl frei werdender Stellen besetzt werden müssten, während gleichzeitig das Angebot auf dem Arbeitsmarkt sinkt. „Der öffentliche Dienst gerät also zwangsläufig in verschärfte Konkurrenz zur Privatwirtschaft. Darauf muss man sich einstellen. Bislang wird aber dieses Problem von der Politik weitgehend ignoriert.“ Heesen erneuerte in diesem Zusammenhang seinen Vorschlag, gerade in Zeiten der Krise Neueinstellungen über Bedarf vorzunehmen, damit der öffentliche Dienst für die kommenden Jahre mit den großen Pensionierungsjahrgängen gerüstet sei. Verbessert werden müssten auch die Bezahlung für Berufseinsteiger, die Aufstiegschancen und die Fortbildungsmöglichkeiten. „Der Staatsdienst muss für die besten Leute wieder eine lohnende Alternative zur Wirtschaft sein – etwa für Steuerfachleute, IT-Experten, Techniker, Lehrer und Polizisten. Sonst bleibt die Gestaltung der Zukunft im staatlichen Sektor auf der Strecke.“ dbb vorteilswelt: 25 Bei Neuanmeldung Gutschein im Wert von 20 Euro Die dbb vorteilswelt ist eine internetbasierte Einkaufsplattform und bietet Ihnen als dbb Mitglied vielfältige Angebote zum Shoppen, Verreisen, Versichern und Informieren mit attraktiven Rabatten. Um sich die lukrativen Angebote namhafter Firmen in der shoppingwelt anzuschauen, ist eine Anmeldung erforderlich. Diese funktioniert ganz einfach und kostet Sie als Mitglied keinen Cent – im Gegenteil: So erwarten Sie satte Preisnachlässe zwischen zwei und zehn Prozent in der dbb vorteilswelt. Sie sind noch nicht angemeldet? Dann nutzen Sie jetzt die Möglichkeit und sichern Sie sich schnell mit Ihrer Neuanmeldung einen von 500 Warengutscheinen* von neckermann.de im Wert von 20 Euro. Übrigens: Damit können Sie auch gleich von unserer aktuellen Sonderaktion profitieren: Vom 27. Juli. bis zum 31. August 2009 erhalten Sie acht Prozent Bonus bei hagebau.de – dem größten Online-Baumarkt. * einlösbar bis 30. 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Frauenpolitische Fachtagung: „Männer und Frauen sind zwar verschieden, aber gleich viel wert. Man darf deshalb nicht mit Einheitsmaßstäben messen, sondern muss jeden für sich betrachten.“ Dieses Resümee zog die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, im Rahmen der 7. Frauenpolitischen Fachtagung am 25. Juni 2009 in Berlin. Auch dieses Jahr wurden den rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wieder interessante Vorträge und eine Podiumsdiskussion geboten, die sich rund um das Thema „Sind Männer und Frauen gleich?“ drehten. frauen 26 Wie wirkt sich der Unterschied der Geschlechter auf die Gesellschaft aus? Und wie beeinflusst das Geschlecht unser Streben nach Familie, Karriere, Geld und Macht? Wildfeuer stellte zu Beginn der Tagung fest, dass Männer und Frauen vor dem Gesetz durchaus gleich seien, die Praxis aber vielfach ein anderes Bild zeichne. So würden Frauen im Berufsleben schlechter entlohnt als Männer und in den Führungsetagen seien sie immer noch unterrepräsentiert. Im öffentlichen Dienst lägen die Ursachen dafür bereits in der Beurteilung. Statistiken würden deutlich machen, dass Frauen und Teilzeitkräfte im Durchschnitt schlechter beurteilt würden. „Arbeitszeit ist kein Maßstab für Leistung“, stellte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretrung fest und forderte umfassende Auswertungen der Beurteilungen im öffentlichen Dienst. Die Bundesvorsitzende kritisierte außerdem, dass die Politik nicht bereit sei, die eigenen Gesetze in Sachen Gleichstellung einzuhalten. „Man lässt sich erst einmal verklagen und ändert nur das, was man muss.“ Gerade was die Auswirkung von Kindererziehungszeiten auf > dbb magazin | Juli/August 2009 das berufliche Fortkommen, die gesundheitliche Versorgung und die Absicherung im Alter anbelange, müssten Frauen oft in langjährigen Verfahren vor Gericht um ihre Rechte kämpfen. Dies sei nicht richtig. > Gleichbehandlung in der DDR – Anspruch und Wirklichkeit Zum Thema Gleichstellung der Geschlechter in der DDR erläuterte die Präsidentin des Thüringer Landtags, Prof. Dr. Dagmar Schipanski, das politische und ideologische Ziel der DDR, Frauen in den Erwerbssektor einzubinden. Die flächendeckende Kinderbetreuung sei zur Umsetzung ein entscheidender Faktor gewesen. Die Berufstätigkeit der Frauen sei aber nicht nur hehres Ziel, sondern wirtschaftlich unerlässlich gewesen. Ohne die Frauen wäre der Wiederaufbau in der DDR in Anbetracht der Bevölkerungsverluste durch Krieg und Abwanderung nicht möglich gewesen. Andererseits hätte das Lohnniveau in der DDR das Ein-Ernährer-Modell in aller Regel gar nicht zugelassen. Auch das durchaus gute Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten habe den fahlen Bei- Fotos: Friedhelm Windmüller Sind Männer und Frauen gleich? > Lebhafte Diskussion: Beate Lohmann (BMI), Barbara Steffner (EU-Kommission), Moderator Andreas Ulrich (rbb), Samiha Shafy (Der Spiegel) und Maik Wagner (dbb sachsen-anhalt). geschmack gehabt, dass der Staat so Einfluss auf die ideologische Erziehung der Kinder nehmen konnte. Doch trotz der staatlich verordneten Gleichberechtigung und einer Frauenerwerbsquote von über 90 Prozent blieben auch in der DDR Führungspositionen eher Männern vorbehalten. Die Doppelbelastung mit Familie und Beruf habe auch im Osten den Alltag der Frauen geprägt. Abschließend appellierte Schipanski dafür, nicht so sehr die Geschlechterverteilung, sondern die Familie in den Vordergrund zu rücken. Wenn Politik, Arbeitswelt und Gesellschaft > familienfreundlicher würden, wäre auch viel für die Emanzipation der Frauen getan. > Wege zur Entgeltgleichheit Es ist eine Tatsache, dass das Lohnniveau bei Frauen geringer ist als bei Männern. Mit Hintergründen und Lösungsansätzen befasste sich die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Dr. Martina Köppen. Die Entgeltgleichheit sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur tatsächlichen Gleichstellung, da es hier nicht nur um den Lohn an sich, sondern ebenso um die Fragen der wirt- Im Gespräch: Helene Wildfeuer und Dagmar Schipanski. dbb > spezial schaftlichen Unabhängigkeit von Frauen, des Armutsrisikos Alleinerziehender und der Altersarmut gehe. Die Gesetzeslage verpflichte Arbeitgeber bereits seit langem zur Entgeltgleichheit, trotzdem betrage der EU-weite Entgeltunterschied zwischen Mann und Frau 15 Prozent, in Deutschland sogar 22 Prozent. Die klassischen Rollenbilder hielten sich immer noch in den Köpfen beider Geschlechter. Frauen seien vermehrt in Berufen tätig, die gesellschaftlich nicht so hoch angesehen und damit auch nicht so hoch entlohnt würden wie klassische Männerberufe. Auch sei zeitli- > > Meinungsaustausch über Männer und Frauen Abschluss der Frauenpolitischen Fachtagung war die Podiumsdiskussion am Nachmittag. Wie schon im Vorjahr moderierte Andreas Ulrich vom rbb unterhaltsam und hintergründig. Teilnehmer waren die ständige Vertreterin der Abteilung Z im Bundesministerium des Innern, Beate Lohmann, die Abteilungsleiterin der EU-Kommission in Deutschland, Barbara Steffner, die Journalistin beim Magazin „Der Spiegel“, Samiha Shafy, und der Vorsitzende des dbb sachsen-anhalt, Maik Wagner. Aufmerksame Zuhörerinnen: die stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden Kirsten Lühmann und Astrid Hollmann. che und räumliche Flexibilität ein Faktor, den Arbeitgeber lohnsteigernd bewerten würden. Frauen könnten aufgrund der Doppelbelastung mit Familie und Beruf aber oftmals nicht flexibel sein. Die Diskussion erwies sich trotz unterschiedlichster thematischer Ansätze als „runde Sache“. Es wurde über Unterschiede in den Genen von Mann und Frau sowie eventuelle Folgen und Folgerungen geredet. Die Politik sei gefordert, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Frauen gleichberechtigt am Arbeitsmarkt teilnehmen könnten. Interessant sei, dass in Ländern mit überdurchschnittlicher Frauenerwerbsquote nicht nur das Lohngefälle niedriger sei, sondern bemerkenswerterweise auch die Geburtenrate höher. Aber auch die Gläserne Decke, an die Frauen oftmals auf dem Weg in die Führungsebenen stoßen, wurde analysiert, auch unter dem Aspekt, ob Führungspositionen teilzeitfähig seien. Diskussionspunkt war natürlich auch die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nicole Kittlaus > dbb magazin | Juli/August 2009 dbb > spezial Auswandern und Sozialleistungen: Für immer Sommer Das Arbeitsleben ist passé, Rente oder Pension sind erreicht: Viele Senioren zieht es zum Lebensabend ins Ausland. Wärmeres Klima, geringere Lebenshaltungskosten, Steuervorteile und lockere staatliche Auflagen sind oft schlagende Argumente für das späte Auswandern. Zumindest, wenn die Altersresidenz im europäischen Ausland liegen soll, vollzieht sich der Wechsel relativ unproblematisch. Auf einige Besonderheiten sollten Pensionäre und Rentner aber trotzdem achten. senioren 28 Vor dem ruhigen Lebensabend im Ausland steht der Papierkrieg, denn nicht nur Haus oder Wohnung müssen gefunden, gemietet oder gekauft werden. Daneben wollen die Meldebehörden in Deutschland und im Auswanderungsland Bescheid wissen, Verträge über Strom, Gas und Wasser müssen gekündigt und neu beauftragt, Fahrzeuge um- oder abgemeldet und Bankkonten geändert werden. Eine Checkliste mit den wichtigsten Punkten, die auf keinen Fall vergessen werden dürfen, findet sich in unseren Webtipps. > Pension Beamtenpensionen werden von der Pensionskasse anstandslos auf ein Konto im EU-Ausland überwiesen. Steuerpflichtig bleibt der Pensionär aber in der Regel in Deutschland, weil die Leistung aus inländischen öffentlichen Kassen bezogen wird. Zwischen Deutschland und vielen anderen Staaten bestehen jeweils Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), die allerdings differieren können. Beispiel Spanien: Dort unterliegen deutsche Beamtenpensionen nicht den spanischen Steuergesetzen, sondern werden in Deutschland besteuert. Auswanderungswillige sollten in jedem Fall einen Steuerfachmann zu Rate zu ziehen, um steuerliche Fragen für diesen und andere Aspekte der Auswanderung prüfen zu lassen. Mögliche Nachteile können so bereits im Vorfeld erkannt und vermieden werden. > dbb magazin | Juli/August 2009 > Ob spanischer Strand … > … oder Südtirol: Wer mit Pension oder Rente auswandert, muss vieles bedenken. Rente Auch die Rente können sich deutsche Senioren grundsätzlich von der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) ins Ausland überweisen lassen. Dazu wird weder ein deutsches Konto noch ein Zweitwohnsitz in Deutschland benötigt. Weil es aber sein kann, dass bei einem Auslandskonto möglicherweise Buchungsgebühren oder Verluste wegen Währungsschwankungen entstehen, kann es sich lohnen, weiter ein deutsches Konto zu führen. Darüber hinaus sollten Auswanderer die BfA rund vier Monate vor der Ausreise in Kenntnis setzen. Eine Ausnahme gilt für die Riester-Rente: Wer dauerhaft aussiedelt, kann die Riester-Rente nicht mehr in Anspruch nehmen, weil die Leistung zwingend nach deutschem Recht besteuert werden muss. Wer sich die eingezahlten Beiträge auszahlen lassen will, muss zunächst die staatlichen Zuschüsse zurückzahlen. Steuerlich gilt für die Rente: Wer nur bis zu sechs Monate pro Jahr im Ausland verbringt, wird nach deutschem Steuerrecht veranlagt. „Echte“ Auswanderer dagegen unterliegen dem Steuerrecht des Auswanderungslandes. Auch hier ist also der Rat von Steuerprofis gefragt. > > Beihilfe Beamte und Versorgungsempfänger sind im Ausland grundsätzlich beihilfeberechtigt. Als Auswirkung des EU-Binnenmarktes werden dabei Aufwendungen für Leistungen in einem Mitgliedsstaat der EU wie im Inland entstandene Aufwendungen behandelt. Bei innerhalb der EU entstandenen – grundsätzlich beihilfefähigen – Aufwendungen einschließlich stationärer Leistungen in öffentlichen Krankenhäusern wird dazu kein Kostenvergleich durchgeführt, beihilfefähige Höchstbeträge, Ausschlüsse und Eigenbeteiligungen sind dabei ebenfalls zu beachten. Eine Vergleichsberechnung wird nur bei der Behandlung in privaten Krankenhäusern durchgeführt. Um mögliche Probleme zu vermeiden und Unsicherheiten auszuräumen empfiehlt es sich, Zweifelsfälle möglichst vor Beginn der Behandlung mit der Beihilfestelle abzuklären. > Krankenversicherung Aufgrund zwischen- und überstaatlichen Rechts bleibt der deutsche Krankenversicherungsschutz freiwillig versicherter Rentnerinnen und Rentner bei Verlegung des Wohnortes in einen Staat des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) bestehen. > dbb weblinks Raphaelswerk: http://www.raphaels-werk.de Informationen für Auswanderer vom Bundesverwaltungsamt: http://bit.ly/AyLaS Informationen der deutschen Sozialversicherung zur auslandsrente (PDF): http://bit.ly/16GeCV Eine von vielen Checklisten für Auswanderer: http://bit.ly/opFPn Am neuen Wohnort muss also in der Regel keine zusätzliche Krankenversicherung abgeschlossen werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Betroffenen keine zusätzliche Rente im Ausland erhalten oder dort sozialversicherungspflichtig arbeiten, sondern lediglich die Rente aus der deutschen Rentenversicherung beziehen. Die Beiträge werden weiterhin an die Krankenversicherung in Deutschland entrichtet. Zum Europäischen Wirtschaftsraum gehören alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie Island, Lichtenstein und Norwegen. Art und Umfang der Leistungen in Staaten des EWR richten sich allerdings nach den Bestimmungen des neuen Wohnstaates, ebenso wie die Antwort auf die Frage, ob eine mitziehende Person familienversichert ist. Daher kann ein in Deutschland anspruchsberechtigtes Familienmitglied möglicherweise im Ausland nicht als familienversichert gelten. Zur Behandlung genügt es, den Leistungserbringern im Ausland im Bedarfsfall die Europäische Krankenversicherungskarte vorzulegen. In einigen Staaten ist die Vorlage eines Auslandskrankenscheins notwendig. In den meisten Ländern ist die ärztliche Behandlung dann kostenlos, in einigen muss sie zunächst vorfinanziert werden. Dennoch müssen Versicherte sich eingehend informieren, denn in Spanien übernimmt die Sozialversicherung zum Beispiel nicht jeden Arzt oder jedes Krankenhaus. Eine private Zusatzversicherung kann also sinnvoll sein. Mit welchen Ländern außerhalb der EU bilaterale Sozialversicherungsabkommen geschlossen wurden, sollte vor der endgültigen Ausreise unbedingt mit der Krankenkasse geklärt werden. Bei Mitgliedern der privaten Krankenversicherung (PKV) dagegen gilt der Versicherungsschutz in der Regel auch im Ausland, egal, wie lange man dort lebt. Trotzdem schadet es nicht, Art und Umfang des Versicherungsschutzes vor der Ausreise mit der PKV abzuklären und ihn gegebenenfalls anzupassen oder über eine zusätzliche Versicherung nachzudenken. br dbb > spezial Jugendpolitische Veranstaltung: Es wird nichts Gutes, außer man tut es – Diese Anleihe an Erich Kästner trifft den Kern der Großveranstaltung, die die dbb jugend am 6. Juli 2009 im dbb forum berlin durchgeführt hat. Kompetente Referenten sowie betroffene Schülerinnen und Schüler befassten sich mit den Möglichkeiten und Erfordernissen, Chancenlosigkeit bei Jugendlichen und Kindern abzubauen, um dadurch Extremismus zu verhindern. Nach einer Begrüßung durch den Vorsitzenden der dbb jugend Michael Westphal führte die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Astrid Hollmann in ihrem Grußwort in die Problematik ein. > jugend/tacker 30 Die neue Gesellschaft Sie verwies auf die zentrale Bedeutung der frühkindlichen Bildung für die erfolgreiche Integration von Kindern mit Migrationshintergrund: „In dieser Gesellschaft kommt nur der zurecht, der gut deutsch spricht. Schulen und Kitas haben also eine elementar wichtige Integrationsaufgabe.“ Hollmann wies zudem darauf hin, dass eine erfolgreiche Integration nicht nur eine Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft sein kann, sondern immer auch die Schaffung einer neuen gemeinsamen Gesellschaft bedeuten müsse. „Bei gelungener Integration ist der Migrationshintergrund kein Makel mehr, sondern eine Zusatz- qualifikation“, so Hollmann. Der öffentliche Dienst könne Vorbildfunktion übernehmen und sich bei der Nachwuchsgewinnung mehr Bewerbern mit Migrationshintergrund öffnen. „Ein integrierter öffentlicher Dienst spiegelt auch beim eigenen Personal die gesamte Gesellschaft wieder. > Engagement mit Geduld Mit dem Bekenntnis „Ich mag das Wort Migrationshintergrund nicht“ referierte Wolfgang Thierse zum Thema „Die Bedeutung der Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund für eine gelungene Integration“. Der Bundestagsvizepräsident erinnerte daran, dass seit dem Zuzug der ersten Gastarbeiter Deutschland ein Einwanderungsland, ein Schmelztiegel von Menschen und Kulturen geworden sei. Der Integrationsprozess erfordere von den Zuwanderern, die Landesprache t@cker Wo soll die Reise hingehen? Die dbb jugend hat den Sprung in den Nahen Osten gewagt und mit einer israelischen Jugendorganisation ein Austauschprogramm auf die Beine gestellt. Was die Reisegruppe auf der Kick-Off-Tour rund um den Gaza-Streifen und die Mittelmeermetropole Tel Aviv erlebt hat, erzählt die t@cker story: Grenzerfahrungen. „Getwittert“ wurde dabei allerdings nicht, aber überall sonst. t@cker hat den Nachrichtendienst Twitter unter die Lupe ge- > dbb magazin | Juli/August 2009 Fotos: Jan Brenner Chancenlosigkeit abbauen – Extremismus verhindern! > Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (Mitte) mit Mitgliedern der dbb Bundesjugendleitung, dem Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland Kenan Kolat (links) und der stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden Astrid Hollmann (zweite von links). zu erlernen, um Zugang zu Politik, Arbeit und Bildung zu erhalten. Die Deutschen müssten die Integration durch Aufgeschlossenheit fördern. Thierse sprach sich dafür aus, mehr Lehrer mit Migrationshintergrund einzustellen. Der öffentliche Dienst sei in der Pflicht, Migrantenkindern eine Ausbildung zu ermöglichen. „Tun Sie mit!“ appellierte der Bundestagsvizepräsident an die ausländischen Eltern: Niemand kann Ihre Kinder besser vertreten als Sie selbst.“ Thierse verwies darauf, dass aus Unwissenheit und Angst Extremismus gestärkt werde. Ungeduld schadet der Integration“, warnte er. „Wir brauchen Engagement mit Geduld.“ > Schattenseiten Die Pressesprecherin des Bundesamtes für Verfassungsschutz Tania Puschnerat erläuterte anschließend, was extremistische Positionen attraktiv macht und bewertete Extre- mismus als die „Schattenseite mangelnder Integration“. Extremistische Organisation suggerierten Jugendlichen klare Ziele, Gemeinschaft und Anerkennung. Gelungene Integration sei das wichtigste Element gegen politischen Extremismus und Terrorismus. > Gemeinsam engagieren Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland Kenan Kolat beschäftigte sich mit der Integrationsfähigkeit des deutschen Schulsystems. Er forderte eine Verbesserung der Lehrerausbildung im Hinblick auf die Integrationsproblematik und die Einführung des Faches Deutsch als Zweitsprache. Ferner müssten Wertschätzung, Kooperation, Motivation und Förderung einschließlich der Sprachkompetenz vor der Einschulung beachtet werden. „Es ist gut, wenn alle mitmachen. Es ist gut, wenn alle sich gemeinsam engagieren. Es ist gut für Deutschland.“ nommen. Wie und ob das virtuelle Gezwitscher unsere Kommunikationsgewohnheiten verändern wird, klären die t@cker-tipps. Bildung als Schlüssel zur Integration ist beinahe schon zu einem geflügelten Wort geworden. Am 6. Juli 2009 hat die dbb jugend Experten aus Politik und Bildung sowie Schüler und Schülerinnen eingeladen zum Thema Integration an Schulen zu diskutieren. Den ausführlichen Bericht zur Veranstaltung gibt es im t@cker-special. Und natürlich wie immer das Neueste aus der Berufs- und Jugendpolitik. Mehr: www.tacker-online.de dbb > spezial > Gewinn für alle Der Berliner Migrationsbeauftragte Günter Piening fragte schließlich nach der Rolle des öffentlichen Dienstes. Durch die migrationsbedingten Veränderungsprozesse in der Gesellschaft gebe es auch dort großen Handlungsbedarf. Die Vermittlung interkultureller Kompetenz für alle Mitarbeiter sei notwendig. Ferner müssten mehr Beamte, zum Beispiel bei der Polizei oder in den Kommunen, mit Migrationshintergrund eingestellt werden, damit Migranten den öffentlichen Dienst nicht > Darüber hinaus fordern die Schülerinnen und Schüler mehr Engagement der Lehrer. An den beiden Schulen funktioniere dieses „Geben und Nehmen“ gut. Anderswo sieht es mitunter aber ganz anders aus: „Solange selbst Lehrer nicht an uns glauben und die Gesellschaft uns als Auslän- Schülerinnen und Schüler diskutierten im dbb forum berlin. überwiegend als etwas Fremdes wahrnehmen und die Verwaltung zudem ihre Zukunftsfähigkeit sicher stelle. Das neue Gesicht des Amtes müsse „bunt sein und könne auch das ein oder andere Kopftuch zeigen“, sagte Piening. „Wenn wir gemeinsam daran arbeiten, gewinnen wir letztlich alle.“ > Leben begegnen. Aber trotz unterschiedlicher persönlicher Erfahrungen sind sie der Auffassung, dass Migranten sich anpassen sollten, ohne dabei aber ihre Wurzeln zu verleugnen: „Wer sich nicht anpasst, kommt in der Gesellschaft nicht weiter“. Lehrer gefordert Zum Abschluss der Veranstaltung diskutierten arabisch- und türkischstämmige Schülerinnen und Schüler von der Herbert-Hover-Oberschule und des privaten Tüdesb Gymnasiums Berlin über ihre Erfahrungen. Sie fühlen sich im Großen und Ganzen gut integriert. Dennoch bemerken sie immer wieder die leisen Ressentiments, die ihnen im täglichen der betrachtet, fällt die Integration schwer“, brachte die Schülerin Fatma es auf den Punkt. > Schlüssel zur Zukunft In seinem Schlusswort betonte der stellvertretende Jugendvorsitzende Thomas Löwe nochmals, dass der Weg zur Integration über die Bildung gehe. „Die Themen Bildung und Integration sind Zukunftsfragen, die in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gehören.“ Politik, Eltern und Schüler dürften nicht nachlassen, positive Akzente zu setzen, damit der pädagogische Anspruch von Schulen wie des Tüdesb Gymnasiums und der Herbert-Hover-Oberschule nicht Sonderfall bleiben, sondern zum Regelfall werden. br/sm > dbb magazin | Juli/August 2009 dbb > spezial Europawahlen 2009: Neues Parlament, alte Konstellationen Die siebten Wahlen zum Europäischen Parlament waren Wahlen der Superlative: Bei der größten länderübergreifenden demokratischen Wahl aller Zeiten stimmten erstmals Bürger aus 27 Staaten über ein gemeinsames Parlament ab. Zur Wahl aufgerufen waren etwa 375 Millionen Menschen. Ein – allerdings negativer – Rekord wurde auch bei der Wahlbeteiligung erreicht: Nur noch knapp 43 Prozent der Wahlberechtigten hatten von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. europa 32 Abgesehen von wenigen Ausnahmen verloren bei den Wahlen vor allem die Regierungsparteien massiv an Zustimmung. Bestätigt wurde neben dem Trend zur Protestwahl bei Europawahlen aber auch eine andere Tendenz, die seit einigen Jahren in der europäischen Politik auf der Ebene der Mitgliedsstaaten zu beobachten ist: Das politische Spektrum wird breiter, und die Parteienlandschaft zersplittert mehr und mehr. Die einzelnen Gruppierungen werden noch deutlich vielschichtiger. In Deutschland verloren die Unionsparteien CDU und CSU über sechs Prozent der Stimmen, werden aber mit knapp 38 Prozent und 42 Abgeordneten noch klar die stärkste deutsche Gruppe im Europaparlament stellen. Die SPD verlor auf bereits niedrigem Niveau noch einmal 0,7 Prozent, konnte aber die Anzahl von 23 Abgeordneten halten. Gewinner waren in Deutschland klar die kleineren im Bundestag vertretenen Oppositionsparteien: Die FDP gewann knapp fünf Prozent auf nun elf Prozent (12 Sitze), die Grünen verbesserten ihr Ergebnis leicht auf 12,1 Prozent (14 > dbb magazin | Juli/August 2009 Sitze) und die Linkspartei stieg auf 7,5 Prozent (acht Sitze). Die sonstigen Parteien waren mit knapp elf Prozent verhältnismäßig stark, aber dennoch schaffte keine Gruppierung den Sprung über die Fünf-ProzentHürde, wobei die Freien Wähler mit 1,7 Prozent noch das stärkste Einzelergebnis erreichten. Auch wenn sich die Sitzverteilung im neuen Europaparlament deutlich verändert hat, die politischen Kräfteverhältnisse werden annähernd gleich bleiben: Die EVP-Fraktion stellt zukünftig vermutlich 264 Abgeordnete (bislang 285), die SPEFraktion wird 161 Mitglieder haben (215), die Liberalen 80 (102), die Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke wird 32 Abgeordnete stellen (41), die „Union für das Europa der Nationen“ erreicht etwa 35 Mitglieder (44) und die Fraktion Unabhängigkeit/ Demokratie wird voraussichtlich 18 Mitglieder (24) haben. Die Grünen sind voraussichtlich die einzige der etablierten Fraktionen, die gestärkt aus den Wahlen hervorgeht und mit 53 Abgeordneten nun zehn mehr stellen kann, als zuvor. Zusätzlich haben die britischen Tories angekündigt, mit der polnischen PiS und anderen Gruppierungen zusammen eine weitere und in der Grundausrichtung europaskeptische Fraktion zu gründen. Im Einzelnen betrachtet, lässt sich europaweit eine deutliche Stärkung der europaskeptischen und radikalen Parteien feststellen. Dies kann aufgrund der Ausbreitung solcher Parteien in nahezu allen EU-Ländern nicht ausschließlich als Protest gegen die etablierten Parteien verstanden werden, sondern muss als politische Strömung ernstgenommen werden. Am ehesten wird die Mischung aus Protest und Europaskepsis in Großbritannien deutlich. Vor den Europawahlen erschütterte ein massiver Spesenskandal das Land, der fast alle etablierten Parteien betraf. Die regierenden Sozialdemokraten unter Labour-Premierminister Gordon Brown wurden nur noch drittstärkste Kraft hinter der zweitplatzierten United Kingdom Independent Party (UKIP), die Großbritannien langfristig aus der Europäischen Union herausführen will, und den erstplatzierten konservativen Tories unter Oppositionsführer David Cameron. Auch wenn der unmittelbare Sturz der nationalen Regierung von Premierminister Gordon Brown abgewendet wurde, ist eine vorgezogene Neuwahl des britischen Unterhauses noch in diesem Jahr nicht völlig auszuschließen und würde nach jetzigem Stand vermutlich zu gänzlich anderen Mehrheiten führen, die sich auch auf die Europapolitik des Landes auswirken würden. So hat der Torie-Vorsitzende David Cameron für den Fall eines Wahlsieges angekündigt, eine Volksabstimmung über den bereits ratifizierten Vertrag von Lissabon abzuhalten. Die Tories lehnen den Vertrag ab und wollen eine Mehrheit gegen eine endgültige Ratifizierung auf europäischer Ebene erreichen. In den Niederlanden wurde die rechtspopulistische „Partei für die Freiheit“ von Geert Wilders zweitstärkste politische Kraft, knapp hinter den niederländischen Christdemokraten von Ministerpräsident Jan Peter Balkenende. Wilders´ Partei ist klar gegen eine weitere europäische Integration und will die Niederlande wieder stärker national ausrichten. Dass dies mehr als ein reines Protestergebnis ist, dbb > spezial Eine klare Ausnahme von diesem europäischen Trend des „Abstrafens“ der Regierungen stellt in diesem Zusammenhang Frankreich dar. Die regierende UMP von Präsident Nicolas Sarkozy konnte ihr Ergebnis von 16,6 Prozent im Jahr 2004 auf nun 27,8 Prozent verbessern und erreicht somit 29 Sitze. Die Sozialisten verloren etwa 12 Prozent und liegen mit nun noch etwa 16,5 Prozent und 14 Sitzen gleichauf mit den Grünen. Somit ist hier eine Umkehr der politischen Verhältnisse von 2004 festzustellen, die auf Grund der allgemeinen politischen Stimmung so nicht erwartet wurden. Einen noch größeren Zustimmungsanstieg konnte die christlich-liberale „Bürgerplattform“ (PO) des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk verzeichnen, die ihr Wahlergebnis von 2004 mit jetzt 44 Prozent beinahe verdoppelte. Ein gutes Beispiel für die stärker werdende Differenzierung ist der Einzug der schwedischen Internetpartei der „Piraten“ in das Europäische Parlament. Die Partei hatte es hauptsächlich mit der Forderung nach weniger Beschränkungen im Internet und weniger staatlichem Eingriff in die Online-Welt geschafft, junge Wähler anzusprechen und somit auf Anhieb über sieben Prozent, bei den unter 30-Jährigen sogar fast 20 Prozent, zu erreichen. Die größere Zersplitterung des europäischen Parteienspektrums und das im Vergleich zu nationalen Wahlen unterschiedliche Wahlverhalten der Bürger können aber trotz Allem positive Ergebnisse hervorbringen. Durch den Vertrag von Lissabon wäre die Aufteilung der Legislative zwischen EU-Rat und Parlament der Normalfall. Unterschiedliche politische Ausrichtungen dieser beiden Organe würden langfristig durchaus zu einer Belebung der politischen Kultur führen, da weniger nationale Belange, sondern politische Interessen in den Vordergrund gestellt werden müssten. Das Parlament ist hier politisch in der Verantwortung, die Chance auf inhaltliche Profilierung noch stärker zu nutzen. Interessant wird diese neue Konstellation erstmalig bei der Wahl beziehungsweise Bestätigung der neuen Kommission in diesem Herbst. Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat bereits angekündigt, für eine zweite Wahlperiode zur Verfügung zu stehen und kann sich dabei auch auf die Unterstützung der EVP-Fraktion verlassen. Zusätzlich haben einige Regierungschefs wie zum Beispiel Bundeskanzlerin Angela Merkel Rückhalt signalisiert. Allerdings formiert sich gegen eine Wiederwahl auch Protest im Parlament. Dieser wird vor allem durch die Grünen repräsentiert, die angekündigt haben, eine Mehrheit gegen Barroso organisieren zu wollen. Auch Teile der Liberalen haben Skepsis gegenüber dem jetzigen Kommissionspräsidenten angemeldet und werden vermutlich klare Bedingungen formulieren. Selbst wenn Barrosos Wiederwahl letztlich gelingen sollte, wird das Parlament wahrscheinlich deutlich stärker als 2004 sein Recht auf Befragung der neuen Kommissare in Anspruch nehmen. Perspektivisch werden die Arbeitsfähigkeit des neuen Parlaments und der neuen Kommission aber auch vom Resultat der voraussichtlich im Herbst 2009 stattfindenden, erneuten Volksabstimmung über den Vertrag von Lissabon in Irland abhängen. Das Wahlergebnis der Europawahlen in Irland, das vor allem durch nationale Befindlichkeiten bestimmt war, lässt wenige Rückschlüsse auf ein mögliches Abstimmungsergebnis im Herbst zu. Allerdings musste die europaskeptische Partei Libertas von Declan Ganley eine starke Niederlage einstecken und zieht nicht ins Europaparlament ein. Ganley, einer der bislang einflussreichsten Gegner des Lissabon-Vertrages, kündigte nach der Wahl seinen Rückzug aus der Politik an und gestand seine Niederlage klar ein: Somit fehlt der Protestbewegung für das Referendum, der wichtigste Fürsprecher. Zugleich mehren sich die Anzeichen, dass die Zustimmung der Iren zum LissabonVertrag, auch angesichts der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise höher ausfallen könnte. Wie die nächste Europawahl 2014 verlaufen wird, ist bislang völlig offen. Vermutlich werden dann mindestens 28 Staaten abstimmen, da eine Erweiterung der Union um Kroatien noch in dieser Legislaturperiode sehr wahrscheinlich ist. Darüber hinaus hat das neue Parla- ment nun wieder die Chance, über einen Vorstoß zu länderübergreifenden Kandidaturen für die Europawahl 2014 zu entscheiden. Allerdings fand der Vorschlag, zehn Prozent der Sitze über transnationale Listen zu vergeben, bislang außerhalb des Parlaments keine politische Mehrheit. Die Zukunft wichtiger Gesetzesvorhaben auf europäischer Ebene wie zum Beispiel der im Frühjahr vorerst gescheiterten Arbeitszeitrichtlinie wird hauptsächlich von der Ausrichtung der nächsten Kommission abhängen. Da sich die politischen Mehrheitsverhältnisse sowohl im Rat als auch im Parlament aber nicht grundlegend geändert haben, ist keine absolute Kehrtwende zu erwarten. Die neue Ratspräsidentschaft, die am 1. Juli von den Schweden übernommen wurde, steht dennoch vor großen Herausforderungen: Das Europaparlament wird so viele Gruppierungen und Fraktionen haben wie nie zuvor, das Gerangel um die Kommissionsposten hat gerade erst begonnen, und ein Scheitern des Lissabon-Vertrages, der verhindern soll, dass die alten politischen Strukturen Entscheidungsfindungsprozesse behindern und erschweren, könnte unberechenbare Konsequenzen haben. Das Parlament muss seine Legitimation, die durch eine geringe Wahlbeteiligung immer wieder in Zweifel gezogen wird, in dieser Konstellation immer wieder neu beweisen. Somit können die kommenden Monate entscheidende Impulse für die zukünftige Politikgestaltung geben. Thomas Bemmann > dbb magazin | Juli/August 2009 33 europa legen Umfragen für die nationalen Wahlen im nächsten Jahr nah. Eine Koalition zwischen den Christdemokraten und der Freiheitspartei wird nicht mehr gänzlich ausgeschlossen. dbb > spezial Geheimtipp glosse/leserbriefe 34 In Berlin gibt es nichts, was es nicht gibt. Das gilt auch für die kulinarische Vielfalt der Hauptstadt. Ob ein verwöhnter Gourmet nun original Berliner Currywurst (ohne Darm) an Schrippe mit Champagner genießen oder doch lieber frittierte Maden möchte, jeder wird fündig und kann nach seiner Façon satt und selig werden. Mag es am verwöhnten Schickeria-Publikum liegen, das immer neue Gaumenfreuden und schrille Lokale sucht oder schlicht an der Findigkeit der Berliner Köche, die nicht müde werden, ultimative Eventgastronomie zu kreieren: Es gibt stets etwas Neues. Allerdings tut die Mundzu-Mund-Propaganda schnell ein Übriges, und ruckzuck wartet das neue Glanzstück der hauptstädtischen Gastronomie mit Wartezeiten auf, länger als beim Coiffeur – leider ausgebucht. Aber keine Sorge, der ultimative Insidertipp für ein et- > was anderes Szenerestaurant bietet ungeahnte Möglichkeiten und Plätze ohne Ende. Das Geheimnis dort liegt in der Schlichtheit der Speisen und Getränke sowie in der nahezu spartanischen Art und Weise der Restaurantausstattung. Dennoch ist die Menüauswahl so bunt gemischt wie die Gäste, die ausnahmslos von Papptellern, -tabletts oder -schalen speisen und ihre Getränke zumeist aus ebensolchen Bechern oder Tassen genießen. Besonders gerne gegessen wird das „deutsch-türkische Nationalgericht“ Döner in allen Variationen, Chinapfanne, Sushi sowie Pizza, sorgfältig in mundgerechte Portionen zerteilt. Sehr beliebt ist auch immer wieder Currywurst mit Pommes in den frühen Morgenstunden, dazu ein lauwarmes Flaschenbier. Je nach Tageszeit überwiegen Laugenbrezeln, belegte Baguet- tes, Kaffee und Kuchen oder Obst. Das Gemisch der Gerüche lässt so manchem Gast, der sich nur seinem Kaffee und seiner Zeitung widmet, das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und zum guten Ton gehört es, nach beendeter Mahlzeit Teller und Becher neben sich zu stellen oder unter seiner Sitzgelegenheit verschwinden zu lassen. Emsiges Personal ist daran gewöhnt und fegt und wischt, bevor die neuen Gäste Platz neh- men und ihrerseits lustvoll zu speisen beginnen. Sind Sie neugierig geworden und wollen sich auch einmal ein Plätzchen in diesem außergewöhnlichen Restaurant sichern? Keine Sorge, Wartezeiten gibt es hier so gut wie keine – außer durch höhere Gewalt, und ausgebucht ist es nie. Ach ja, das Restaurant heißt U-Bahn, S-Bahn oder Tram. Sie finden es überall in Berlin. Guten Appetit. sm Leserbriefe (Zum Bericht über das Beihilferecht, April-Ausgabe 2009) Chip-Karte? Das Beihilferecht der Beamten war einst ein Privileg, heute wird es immer stärker ausgehöhlt. Durch die Änderungen der Bundesbeihilfeverordnung wurde die Pflicht zur Restkostenversicherung eingeführt, ein erheblicher Nachteil für Kinderreiche und Beamte, die hohe Risikozuschläge zahlen. Zentrale Forderung sollte die Einführung einer Chipkarte sein, damit endlich Vorauszahlungen und Zwischenfinanzierung zumindest von hohen Krankenhausrechnungen künftig für Beamte und Pensionäre entfallen. Walter Bormann, 48565 Steinfurt > dbb magazin | Juli/August 2009 Falsche Endungen? Mit Interesse lese ich immer das dbb magazin und freue mich in der Regel auch über gute Sprache und Ausdrucksweise darin. Ein Lapsus war aber jetzt auffällig: der falsche Gebrauch des Suffixes „-fähig“. In Nr. 4 des Magazins las man auf Seite 12 und 13 von „berücksichtigungsfähigen Angehörigen“ und „beihilfefähigen Aufwendungen“. Es geht aber gar nicht darum, wozu die Angehörigen oder Aufwendungen fähig sind, sondern was mit ihnen getan werden kann. Solche passiven Konstruktionen müssen das Suffix „-bar“ oder auch „-tauglich“ oder „-geeignet“ erhalten, auch wenn es sich vielleicht etwas „eckiger“ spricht. Dr. Boris Lindenberg, 15344 Strausberg Früher Getreidelager und Hauptzollamt, heute Deutsches Zollmuseum in der Hamburger Speicherstadt. Vor dem Museum liegt der Zollkreuzer „Oldenburg“ vor Anker. Deutsches Zollmuseum in Hamburg: freizeit 38 Geld stinkt – und wann wurde die Maut erfunden? Bringt man einen „Grünen Elefanten“ oder einen „Wolf im Schafspelz“ in Verbindung mit dem Zoll? Aber ja, jedenfalls nach einem Besuch des Deutschen Zollmuseums in seinem schönen Domizil in Hamburgs historischer Speicherstadt. Mehr als 100 000 Besucher aus dem In- und Ausland lassen sich hier alljährlich auf interessante und unterhaltsame Begegnungen mit Vergangenheit und Gegenwart der Zollverwaltung ein. Von der vergilbten Zollquittung aus dem Altertum bis zur Prüfanlage von heute, die in Minutenschnelle ganze Containerladungen durchleuchtet, erzählen rund 1 000 Ausstellungsstücke Geschichten über den Zoll. Die Anfänge reichen ins Germanien der vorchristlichen Zeit zurück, als in den römischen Provinzen bereits Ein- und Ausfuhrzölle, aber auch Markt- und Passierzölle erhoben wurden, berichtet Zollbetriebsinspektor Dieter Schmidt, der dem Zollmuseum seit seiner Gründung verbunden ist, an der > dbb magazin | Juli/August 2009 gab es beispielsweise über 40 Stationen, an denen die Schiffer zahlen mussten, darunter eine Insel mitten auf dem Fluss. Verbreitet war die „Torschlusspanik“: Es empfahl sich, vor Einbruch der Dunkelheit innerhalb der Stadt zu sein. Denn dann wurden die Tore geschlossen, und wer außerhalb übernachten mus- ste, wurde nicht selten ausgeraubt. Handels- und Zollhemmnissen, wie sie zu Zeiten der deutschen Kleinstaaterei gang und gäbe waren, wurde 1834 ein Ende gesetzt: Mit dem Zusammenschluss zum Deutschen Zollverein war der Weg frei für einen Wegfall der Binnenzölle, zollfreien Waren- Gestaltung mitgearbeitet hat und sich dort unter anderem um Führungen und Pressebetreuung kümmert. Kontrolle des Warenverkehrs und der Zollerhebung lagen in den Händen verdienter Soldaten, die Sklaven als Bedienstete hatten. > Von Torschlusspanik und Kolonialwaren Im Mittelalter, als Zollstätten an allen wichtigen Verkehrswegen eingerichtet wurden, entwickelte sich der Zoll immer mehr zu einer begehrten Einnahmequelle. Am Rhein > „Hätt‘ ich den Zoll am Rhein, so wär‘ Venedig mein“, lautete ein mittelalterliches deutsches Sprichwort. Für den Unterhalt der Verkehrswege zu Wasser und zu Lande wurden Passierzölle erhoben, aber auch Geleit-, Wege-, Brücken-, Tor- und Marktzoll zählten zu den Pflichtabgaben. dbb > finale Im Kaiserreich von 1871 blieb die Erhebung der Zölle und Verbrauchsteuern den Zollverwaltungen der Länder überlassen, wurde aber von Kontrollbeamten des Reichs überwacht. Zöllner waren auch in ihrer Freizeit strengen Regeln unterworfen, etwa ihren Hausstand ordentlich zu führen und stets uniformiert zu sein. Im Zuge der imperialistischen Kolonialpolitik waren Zöllner unter anderem in Kamerun, Togo, im heutigen Namibia, Tansania und einem Teil Chinas eingesetzt, wo sie Ein- und Ausfuhr kontrollierten. In den heimischen „Kolonialwarenläden“ hielten Kaffee und exotische Gewürze Einzug und Kaiser Wilhelm II. führte die Sektsteuer ein – eine Verbrauchsteuer zur Finanzierung der kaiserlichen Flotte. In der Weimarer Republik wurden alle zollpflichtigen Waren im so genannten Bülow-Tarif erfasst - 946 Nummern, denen die Waren zugeordnet wurden. Das düstere Kapitel der Nazizeit, als Reichszollbeamte zur systematischen Ausplünderung jüdischer und anderer Emigranten, etwa durch die Reichsfluchtsteuer, eingesetzt waren, wird im Zollmuseum anhand einer authentischen Familiengeschichte do- > Typischer Arbeitsplatz eines Zollvorstehers um die Jahrhundertwende. Die Welt wurde durch schnellere Verkehrsmittel kleiner, und Waren aus den Kolonien wie Kaffee und Gewürze machten die Zolltarife umfangreicher. 39 freizeit verkehr zwischen den einzelnen Staaten, gemeinsame Schmuggelabwehr – und nicht zuletzt einheitliche Münz-, Maß- und Gewichtssysteme. Vorbei die Zeit also, als ein und derselbe Mensch in Preußen, Bayern und Sachsen unterschiedlich groß und schwer war und man in deutschen Landen mit 123 verschiedenen Währungen bezahlte. > dbb magazin | Juli/August 2009 dbb > finale le, Quizfragen in Ton und Bild – die vor allem Kinder und Jugendliche unter den Museumsbesuchern begeistern. Auch Tonnen von Rauschgift, auf jede nur erdenkliche Weise geschmuggelt, stellt die Zollfahndung alljährlich sicher. Dass Spürhunde des Zolls, die diese gefährliche Fracht erschnüffeln, dafür „süchtig“ gemacht werden, verbannt Schmidt sofort in den Bereich der Legenden. Genutzt werden dafür vielmehr der enorme Spieltrieb der Tiere und ihre Hoffnung auf Belohnung in Form von Leckerbissen und Lob durch den Ausbilder. Zollhunde finden mit ihrer feinen Nase übrigens auch versteckte Geldscheine – von wegen „Geld stinkt nicht“... dem Jahr 1951. Das Motorrad verdankt seinen Namen der Lackierung in „Zoll-Grün“ und der Tatsache, dass die Maschine stark genug war, die damals sagenhafte Geschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stunde zu erreichen – unschätzbarer Vorzug unter anderem für die Verfolgungsjagd von Zöllnern auf Kaffeeschmuggler an der deutschen Westgrenze, denn in den Nachkriegsjahren war Kaffee in Deutschland hoch besteuert und der Schmuggel über die belgische Grenze deshalb ein lukratives Geschäft. Neueren Datums ist der „Wolf im Schafspelz“. Als solcher entpuppte sich ein launiges Kinderbuch über Rotkäppchen, in dessen Innerem ein Absender aus Polen Schlaftabletten nach Deutschland geschickt hatte, obwohl die Einfuhr von rezeptpflichtigen Arzneimitteln im Postverkehr durch Privatpersonen verboten war und bis heute ist. Und die Maut ist keine reine Erfindung von Bundesverkehrsministerium und Toll Collect. Schon 1555 wurde eine handgeschriebene Mautordnung verfasst. Das Original liegt im Deutschen Zollmuseum. cok Zurück zum Anfang: Der „Grüne Elefant“ ist eine Zündapp KS 601 mit Seitenwagen aus Mehr Infos, auch zum Förderkreis des Museums, unter www.museum.zoll.de kumentiert. Weitgehend unbekannt ist auch, dass der damalige etwa 60 000 Mann starke Zollgrenzschutz von 1944 bis 1945 dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler, unterstellt war. > freizeit 40 Literaturkiste und Kaffeetank Wie sich die Zollverwaltungen in der DDR und in der Bundesrepublik entwickelten, machen zwei Ausstellungsabschnitte mit außergewöhnlichen Exponaten deutlich. Zum einen etwa die „Literaturkiste“, ein großer briefkastenähnlicher Behälter, in den DDR-Zöllner an der Grenze konfiszierte „West-Lektüre“ ungelesen einwerfen mussten und die nur mit einem Spezialschlüssel zu öffnen war. Zum anderen ein BMW-Motorradtank aus den 1950er Jahren, der für Kaffeeschmuggel genutzt wurde, während ein zweiter kleinerer Tank nur so viel Benzin aufnahm wie zum Überqueren der Grenze notwendig war. > Viagra und Elefantenfuß Mit der Zollunion schuf die Europäische Gemeinschaft 1968 einen einheitlichen Handelsraum, in dem Waren frei verkehren. Grenzkontrollen zwi- > Verstoß gegen den Artenschutz und makabres Touristensouvenir: Für den Hocker wurde ein Elefantenfuß verarbeitet. > dbb magazin | Juli/August 2009 > Sportartikel, Hightech, Alkohol, Zigaretten und Medikamente – Fälschungen von Markenartikeln sind ein Riesengeschäft. Plagiate machen heute acht Prozent des Welthandels aus. schen den Staaten der EU nimmt der Zoll seit 1993 nicht mehr vor. Wie vielfältig seine Aufgaben dennoch sind, macht der Rundgang durchs Erdgeschoss des Zollmuseums klar. Wichtigste Einnahmen des Zolls und ein entscheidender Beitrag zum Staatshaushalt, aus dem damit zum Beispiel Bildung, Verkehrswege und soziale Leistungen finanziert werden, sind die Verbrauchsteuern. Jährlich kommen mehr als 60 Milliarden Euro zusammen. Verbrauchsteuern etwa auf Zigaretten, Sekt, Branntwein oder Zwischenerzeugnisse werden vom Hersteller oder Händler bezahlt, aber über den Verkaufspreis an den Kunden weiter gegeben. Bis auf die Biersteuer, die den Ländern zusteht, fließen diese Einnahmen in den Bundeshaushalt. Globalisierung und ständig wachsender internationaler Handel bringen schließlich auch Schmuggel, Dumping und Schwarzarbeit, Produktpiraterie (Fälschungen machen inzwischen acht Prozent des Welthandels aus), Falschanmeldungen und Verstöße gegen die Produktsicherheit mit sich. Gesundheitsriskante gefälschte Viagra-Pillen oder ein Elefantenfuß-Hocker, trauriger Verstoß gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen von 1973, machen deutlich, welche Bandbreite krimineller Machenschaften der Zoll im Auge haben muss. Gerade in diesem Bereich des Museums gibt es viele Möglichkeiten interaktiver Information – Filme, Hörbeispie- > Info Das waren noch Zeiten… „Der Zolldienst ist ein Geschäft, womit große körperliche Anstrengungen verbunden sind. Der Körper der Zöllner muss gegen die Einwirkung des Schweißes und der Witterung geschützt werden. Um den Körper abzuhärten, ist das Waschen im kalten Brunnenwasser allmorgendlich sehr zu empfehlen. Bei feuchter oder rauer Witterung und auf der Vigilanz in sumpfigen Gegenden ist der mäßige Genuss von Branntwein unschädlich und trägt zur Abhärtung bei. Durch die imponierende Uniform, durch seine Haltung, seinen Gang, seinen freien und durchdringenden Blick sowie durch sein determiniertes Auftreten kann der Zöllner den Leuten schon Furcht vor ungesetzlichen Handlungen einflößen und in entscheidenden Augenblicken einem Widerstand vorbeugen. Die Uniform muss so geschnitten sein, dass der Zöllner behufs Verfolgung oder Anhaltung von Schmugglern einen sicheren Sprung tun und auf einem Brett oder Stamm balancieren kann. Er muss sich leichten Ganges befleißigen, sich geräuschlos bewegen können. ohne dass sich dabei die Rockschöße bewegen.“ Aus dem Leitfaden für den Grenzaufsichtsdienst in Schleswig-Holstein von 1857. dbb > finale Neue Medien: Die Welt spricht Twitter Kaum ein Internet-Service hat seinen Bekanntheitsgrad in den vergangenen Monaten so sehr steigern können wie Twitter. Spätestens seit der Bundespräsidentenwahl 2009 hat fast jeder Bundesbürger den Begriff zumindest schon einmal gehört: Twitter ist in allen Zeitungen, im Radio, im Fernsehen. Aber was ist das überhaupt, und wozu taugt es? Das dbb magazin spürt einem Kommunikationsphänomen nach und beleuchtet, ob Twitter sich auch im gewerkschaftlichen Bereich sinnvoll einsetzen lässt. online 42 Nach der Präsidentschaftswahl im Iran steht das Land am Rande eines Bürgerkrieges. Mögliche Wahlfälschungen treiben Hunderttausende in Teheran auf die Straßen, während das Regime den Polizeistaat probt und die Medien zensiert. Dass trotzdem im Stundentakt aktuelle Videos, Fotos und unzensierte Informationen aus dem Iran in die Welt dringen, ist nicht zuletzt auf den Onlineservice „Twitter“ und seine Möglichkeiten zur Vernetzung mit anderen Online-Diensten zurückzuführen. Erfunden wurde Twitter ursprünglich, um die interne Kommunikation einer amerikanischen Internetfirma zu verbessern. Die Idee: Mitarbeiter sollten über das Internet mit knappen 140 Zeichen Textnachrichten versenden können, ohne den lästigen Umweg über E-Mail oder SMS. Daraus wurde zunächst ein für Jedermann zugänglicher Online Dienst und dann in Rekordzeit ein regelrechter „World Wide Hype“. Nur drei Jahre später „twittert“ (englisch für zwitschern) jeder, der etwas auf sich hält und glaubt, etwas zu sagen zu haben. > Schnell, schneller … Wer sich auf der Internetseite www.twitter.com kostenlos anmeldet, kann sofort loslegen und seine Kurznachrichten versenden. Das Besondere an Twitter ist, dass dort alle Zwitschereien, die so genannten „Tweets“, öffentlich lesbar sind. Darüber hinaus können > dbb magazin | Juli/August 2009 Nutzer die Tweets anderer Nutzer wie einen Newsletter abonnieren und verpassen so keine Äußerung, denn was der eine twittert, erscheint ohne zeitliche Verzögerung beim Abonnenten. Diese werden dadurch zu so genannten „Followers“ und verknüpfen den Dienst zum Beispiel mit ihrem internetfähigen Handy, um die Twitter-Nachrichten auch mobil zu empfangen und darauf reagieren zu können. Weil sich in die Kurzmeldungen auch Links einbauen lassen, die dann zum Beispiel auf Internetangebote wie den Videodienst Youtube, den Fotodienst Flickr oder auf die eigene Homepage verweisen, erreicht Twitter einen Grad an Vernetzbarkeit und Aktualität, der bisher so nicht möglich war: Twitter ist schneller als die Nachrichtenticker der Agenturen. Viele Ereignisse auf der ganzen Welt werden mittlerweile zuerst über Twitter bekannt. Deswegen verfügt der große Redaktionsraum der renommierten britischen Tageszeitung Daily Telegraph bereits über eine Große Twitter-Wand, auf der die Redakteure Nachrichtentrends bereits erkennen können, bevor die Agenturen sie melden. Kurz: Mit Twitter ist eine neue digitale Revolution ins Rollen gekommen, die nicht nur die Arbeitswelt der Medienbranche verändern wird, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung wichtiger Ereignisse. Selbstverständlich haben auch Konzerne, Organisationen und Parteien die neuen Möglichkeiten entdeckt und nutzen Twitter als kostenlose Werbeplattform oder als politisches Informationsmedium. Was auf der einen Seite ein Segen für Meinungsfreiheit und Kommunikation ist, wird auf der anderen Seite natürlich auch missbraucht, denn radikale Organisationen vernetzen sich ebenso über Twitter wie Witzbolde Schabernack damit treiben. So gib es zum Beispiel mehrere gefälschte Angela-Merkel-Tweets. > Bundespräsidentenwahl 2009: Das Ergebnis wurde vorab in die Welt „getwittert“. Ganz zu schweigen davon, dass Twitter auch zur Plage werden kann, etwa, wenn technikbegeisterte Politiker Inhalte aus nicht öffentlichen Sitzungen des deutschen Bundestages zwitschern oder bei der Bundespräsidentenwahl das Wahlergebnis 20 Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe in die Welt gepustet wurde, was vorzeitig eine Blaskapelle samt Blumenmädchen für Horst Köhler im Marsch setzte: „Nachzählung bestätigt: 613 Stimmen. Köhler ist gewählt!“, sendete der Abgeordnete Ulrich Kelber. Ein paar Minuten später folgte seine Fraktionskollegin Julia Klöckner mit „Bundesversammlung Leute, Ihr könnt in Ruhe Fußball gucken. Wahlgang hat geklappt!“ Ein Fall, der für politische Verwicklungen und heftige Diskussionen gesorgt hat. Im Bundestag wird es möglicherweise bald ein „Twitter-Verbot“ geben. Ohnehin muss jeder Nutzer Wahrheitsgehalt und Herkunft der Informationen kritisch prüfen. Und weil jeder Tweet weltweit öffentlich sichtbar ist, sollte Vorsicht walten: So mancher Zeitgenosse soll sich schon um Familie, Job, Kopf und Kragen getwittert haben. Darüber hinaus wächst mit der steigenden Beliebtheit von Twitter auch die Virengefahr. Im- mer öfter knacken Hacker die Accounts prominenter Nutzer, um von dort aus zum Beispiel auf virenverseuchte Internetseiten zu verweisen. > Der dbb twittert Seriöse Informationen aus Vertrauen erweckenden Quellen sind dagegen immer gefragt. So gibt es gute Nachrichtentweets zum Beispiel von der Tagesschau, der Rheinischen Post oder freien Jornalisten. Und auch einzelne dbb Gewerkschaften nutzen die neuen Möglichkeiten mittlerweile. Zum Beispiel der dbb hessen und die dbb jugend nrw, die Twitter für ihre Mitgliederkommunikation entdeckt haben. So informierte der dbb hessen über die Vorbereitungen und Teilnahme am Hessentag 2009. Von der dbb jugend nrw erfährt der Nutzer, dass die dbb Mannschaft vor 70 000 Zuschauern in Duisburg den zweiten Platz bei der Drachenbootregatta gemacht hat, natürlich mit Link zum Bericht auf der Homepage. Seit Januar 2009 twittert die dbb jugend nrw und hat im Mai auf diesem Wege live von ihrem Landesjugendtag berichtet. Auch das soziale Netzwerk Xing und der Fotodienst Flickr werden von der dbb jugend nrw rege genutzt. Ein Podcast und eine nicht öffentliche Newsgroup sollen folgen. br dbb > finale > dbb Hamburg Auf seinem 28. Landesgewerkschaftstag hat der dbb hamburg am 14. Mai 2009 Rudolf Klüver für weitere vier Jahre zum Landesvorsitzenden gewählt. Bei der öffentlichen Veranstaltung des Gewerkschaftstages wies Klüver darauf hin, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten der öffentliche Dienst mehr denn je gefragt sei. Mit Blick auf das Motto des Gewerkschaftstages „Mit Sicherheit Leistung – der öffentliche Dienst in Hamburg“ sagte Klüver, Politik und Bürger der Stadt „können sich auf ihren öffentlichen Dienst verlassen – er ist die Grundlage für > Rudolf Klüver, Vorsitzender des dbb hamburg ein gut funktionierendes Staatswesen“. Seine Wertschätzung für die Beschäftigten machte auch der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Ole von Beust, deutlich. Er versicherte, weitere Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienst werde es nicht geben. Am Vortag hatte der Haushaltausschuss der Hamburger Bürgerschaft das Besoldungsund Versorgungsgesetz 2009/2010 verabschiedet und damit den Weg frei gemacht , das Tarifergebnis vom März 2009 zeit- und inhaltsgleich auf die Beamtinnen und Beamten sowie Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger zu übertragen. > Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) hat am 3. Juni 2009 sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Heute verstehe sich der BDF – aufgrund der Diversifizierung des Berufsbildes – als Interessenvertreter aller Menschen mit forstlicher Ausbildung. Dies seien Förster, Forstwissenschaftler, Forstwirte, Waldpädagogen, selbstständige Dienstleister, Forstunternehmern, und Baumpfleger. BDF-Vorsitzender Hans Jacobs bekräftigte zum Jahrestag die Ablehnung einer rein wirtschaftlich orientierten Bewirtschaftung vor allem der öffentlichen Wälder. Vielmehr müssten ökonomische und ökologische Anforderungen berücksichtigt werden. dbb rheinland-pfalz Der Gewerkschaftstag des dbb rheinland-pfalz hat am 27. Mai 2009 in Mainz Lilli Lenz zur > > Info Bis zu drei Millionen Rentnerinnen und Rentner müssen Anfang nächsten Jahres Steuern nachzahlen. Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG), Dieter Ondracek, in Berlin. Grund für die Nachforderungen sei, dass viele Rentner ihre Steuererklärungen der vergangenen Jahre entweder falsch oder gar nicht ausgefüllt hätten. Auf die Steuerbeamten komme deshalb viel Arbeit zu, verursacht durch die notwendig werdenden Korrekturbescheide. „Die Beamten könnten dann nur noch oberflächlich prüfen“, so Ondracek. Er sprach sich für eine Bagatellgrenze von 500 Euro pro Jahr und Fall aus. Rentnerinnen und Rentner, die darunterfallen, würden dann vom Finanzamt nicht behelligt. Lilli Lenz, Vorsitzende des dbb rheinland-pfalz neuen Landesvorsitzenden gewählt. Die 46-jährige Verwaltungsfachwirtin löst Brigitte Stopp ab, die nach 15 Jahren Landesvorsitz nicht mehr kandidierte. Auf der öffentlichen Veranstaltung erteilte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck Besoldungswettläufen zwischen den Dienstherren um einzelne Bedienstetengruppen eine klare Absage. dbb Chef Peter Heesen kritisierte mit Blick auf die Finanzkrise, dass der Steuerzahler für die „Honorierung“ von Fehlleistungen im privaten Bankensektor in viel höherem Maß aufkommen müsse, als für die Bezahlung qualitativ hochwertiger öffentlicher Dienstleistungen. Dabei sei ein gut funktionierender öffentlicher Dienst in schweren Zeiten erst recht wichtig. Die Delegierten beschlossen ein Leitbild zur Dienstrechtsreform: Der Standortfaktor öffentlicher Dienst müsse durch möglichst einheitliche Rechtssetzungen im Bund und in den Ländern sowie durch Schaffung eines modernen Dienstrechts mit funktions- und leistungsgerechter Bezahlung stabilisiert werden. Info > Info Enttäuscht haben sich die Vorsitzenden des DPhV, Heinz-Peter Meidinger, und des VBE, Udo Beckmann, über die Entscheidung des Bundesgerichtshofs gezeigt, die Onlinebenotung von Lehrern im Internet zuzulassen. Damit habe der BGH – so Meidinger – den unhaltbaren Zustand akzeptiert, dass für Lehrer die Persönlichkeitsschutzrechte nicht im gleichen Umfang wie für Normalbürger gelten. Auf spickmich würden – so Beckmann – Aburteilungen von Lehrerinnen und Lehrern ermöglicht, die allein auf Stimmungslagen und Meinungsmache basierten. Aus diesem Grund habe der VBE der Internetplattform bereits im Februar 2009 seinen Negativpreis „Nasser Schwamm“ verliehen. > Info Der Bundesvorsitzende des Verbandes der Beschäftigten der obersten und oberen Bundesbehörden (VBOB), Hans Ulrich Benra, hat sich an Bundeskanzlerin Angela Merkel und den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer als Vorsitzende von CDU und CSU gewandt und sich entschieden gegen eine Integration der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAfin) in die Deutsche Bundesbank ausgesprochen. Die Diskussion über eine teilweise Verlagerung der BAFin von Bonn nach Frankfurt sei für den VBOB und die betroffenen Beschäftigten nicht nachvollziehbar. Der VBOB fordert, eine mögliche Zusammenführung der Bankenaufsicht unter dem Dach einer Holding eingehend zu überdenken und auf mögliche Verlegungsentscheidungen der BAFin zu verzichten. > dbb magazin | Juli/August 2009 43 mitgliedsgewerkschaften Gewerkschaftstage > dbb > finale > Chronische Überlastung vieler Polizisten in Nordrhein-Westfalen hat die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) kritisiert. Deshalb hätten viele Polizisten mit gravierenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Mindestens ein Fünftel der Beamten sei mehr als sechs Wochen im Jahr dienstunfähig, erklärte DPolG-Chef Rainer Wendt. Gewerkschaftstage > dbb schleswigholstein Auf dem 20. Landesgewerkschaftstag des dbb schleswigholstein ist Anke Schwitzer am 28. Mai 2009 erneut zur Landesvorsitzenden gewählt worden. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen gratulierte und zollte dem dbb Landesbund Respekt für die Arbeit der zurückliegenden Jahre. Die Delegierten verabschiedeten eine Resolution unter dem Motto „Mit uns ist Staat zu machen“, in der sie sich für einen zukunftsfähigen öffentlichen Dienst einsetzen und die politisch Verantwortlichen auffordern, Lösungen zu den Herausforderungen der nächs- mitgliedsgewerkschaften 44 > Anke Schwitzer, Vorsitzende des dbb schleswig-holstein ten Jahre zu erarbeiten und umzusetzen – etwa die Bereitstellung notwendiger Finanzmittel sowie die Reaktion auf die demographische Entwicklung und die Nachwuchsgewinnung. Der Landesgewerkschafstag beriet 56 Anträge und fasste Beschlüsse, die Richtschnur für die politische Tätigkeit in den kommenden vier Jahren sein werden. > > > > dbb nrw Meinolf Guntermann ist auf dem Gewerkschaftstag des dbb Landesbundes am 19./20. Juni 2009 in Bochum zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Guntermann tritt die Nachfolge von Ralf Eisenhöfer (63) an, der Seniorenverband BRH Der Bundesvertretertag des BRH wählte am 4. Juni 2009 im dbb forum berlin Dieter Berberich zum neuen Bundesvorsitzenden des Seniorenverbandes. Der neue Vorsitzende forderte > dbb magazin | Juli/August 2009 > Meinolf Guntermann, Vorsitzender des dbb nordrhein-westfalen Info Im bundesweiten Vergleich verdienen Berliner Beamte am wenigsten. „Die Staatsdiener in der Hauptstadt erhalten gut ein Zehntel weniger als ihre Kollegen in anderen Bundesländern. Selbst ‚arme‘ Länder wie das Saarland und der ebenso wie Berlin überschuldete Stadtstaat Hamburg zahlen ihren Beamten deutlich mehr“, zitiert die Berliner Zeitung (Ausgabe vom 5. Juni 2009) Informationen aus einer Studie des dbb berlin. Die Konsequenzen lägen auf der Hand: Standortnachteil für Berlin und sinkende Attraktivität für qualifizierten Nachwuchs im öffentlichen Dienst, da auch die Anwärterbezüge deutlich geringer ausfallen als andernorts. Dieter Berberich, Bundesvorsitzender des BRH ein angemessenes Alterseinkommen, Planungssicherheit und mehr Achtung vor der Lebensleistung der älteren Generation. Gleichzeitig kündigte er verstärkten Einsatz zur Wahrung erworbener Rechtsansprüche an. Bei der Abschlusskundgebung warnte Berberich vor jeder weiteren Absenkung des Renten- und Versorgungsniveaus. Rentner wie Ruhestandsbeamte hätten in einem langen Arbeitsleben das Anrecht auf eine angemessene Altersversorgung erworben, die man ihnen nicht stückweise bis hin zur Armutsgrenze wegnehmen dürfe. „Sozialwidrig und würdelos“ sei, dass 20 Jahre nach der Wiedervereinigung noch immer an einer Ost-West-Trennung festgehalten werde. Info > Info Die Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM) kritisiert Pläne der Deutschen Post AG, die Zustellung an Montagen auf vollbezahlte Briefe und Zeitungen beziehungsweise Zeitschriften zu beschränken. Das Vorhaben sei „kunden- und mitarbeiterfeindlich“. Der stellvertretende DPVKOM-Bundesvorsitzende Karlheinz Vernet Kosik forderte die Arbeitgeber am 8. Juni 2009 auf, die Planungen aufzugeben. > Info Der BBW Beamtenbund und Tarifunion hat Ministerpräsident Günther Oettinger eindringlich davor gewarnt, das Pensionsalter bereits bis 2020 auf 67 anzuheben. „Das ist ein heißes Eisen für den Ministerpräsidenten“, warnte Landesvorsitzender Volker Stich, damit gehe der Ministerpräsident ein großes Risiko ein. Bei der CDU und bei der FDP gebe es Abgeordnete, die eine rasche Anhebung des Pensionsalters nicht mittragen wollen. > Info Die sächsische Staatsregierung plant, den gesundheitlichen, wirtschaftlichen und technischen Verbraucherschutz in einem Ministerium zusammen zu führen. Diese auf den ersten Blick verbraucherfreundlich erscheinende Strukturänderung bedeutet in der Konsequenz jedoch nicht mehr, sondern weniger Verbraucherschutz, erklärte der sbb am 3. Juli 2009. nicht mehr kandidierte. Die Sonderopfer müssten ein Ende haben, forderte der neue Landesvorsitzende auf der öffentlichen Veranstaltung. Die Beschäftigten dürften nicht länger als Personalkostenverursacher und als „Sparschweine“ betrachtet werden. Guntermann forderte die Landesregierung auf, durch Zuverlässigkeit das verloren gegangene Vertrauen wieder herzustellen. Defizite in der Attraktivität des öffentlichen Dienstes räumte Landesfinanzminister Helmut Linssen ein. Dennoch machte er den Delegierten auch für die nächsten Jahre keine Hoffnung auf „große Sprünge“. Mit Blick auf die Wirtschafts- und Finanzkrise forderte der Finanzminister eine Kurskorrektur mit Vernunft und Verantwortung. > dbb brandenburg Auf dem 4. Gewerkschaftstag des dbb brandenburg am 26 Juni 2009 in Potsdam wurde der bisherige Landesvorsitzende Heinz-Egon Müller wurde wiedergewählt. Thematisch stand der Gewerkschaftstag unter dem Leitmotiv „Öffentlicher Dienst ist was wert“. Damit wurde die Bedeutung des öffentlichen Dienstes für die dbb > finale > > mitgliedsgewerkschaften 46 Heinz-Egon Müller, Vorsitzender des dbb brandenburg Daseinsvorsorge und die Sicherung und Gewährleistung eines funktionierenden Staatswesens für die Umsetzung politischer Ziele als auch der Wert seiner Beschäftigten angesprochen. Ministerpräsident Matthias Platzeck würdigte in einem Grußwort die konstruktive Auseinandersetzung mit dem dbb brandenburg als Gewähr dafür, dass neben den Herausforderungen vor denen das Land Brandenburg steht, auch den Interessen der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes das nötige Gewicht verliehen und durch vielfältige Vereinbarungen, wie auch dem Tarifvertrag zur Begleitung des Verwaltungsumbaus in Brandenburg Rechnung getragen wird. > dbb hessen Am 29. Juni 2009 hat in Friedberg der Gewerkschaftstag des dbb hessen unter dem Motto „Zukunft gestalten“ stattgefunden. Die Delegierten bestätigten den bisherigen Landesvorsitzenden Walter Spieß im Amt. Zu Beginn der Tagung standen Reden des stellvertretenden hessischen Ministerpräsidenten Jörg-Uwe Hahn und des dbb Bundesvorsitzenden Peter Heesen. Hahn bekannte sich im Namen der Landesregierung zum Wert des öffentlichen Dienstes: „Gerade in Krisenzeiten hat sich der öffentliche Dienst bewährt.“ Man benötige für die Verwaltung auch in Zukunft geeignete, gut ausgebildete neue Kräfte, und vorhandenes Personal müsse entsprechend weiter fortgebildet werden, um die > dbb magazin | Juli/August 2009 VBE sich verändernden Bedingungen angehen zu können. Ziel der Landesregierung sei es, für die Bediensteten angemessene, vernünftige Arbeitsbedingungen zu schaffen und eine ordentliche Bezahlung sicherzustellen. Im Mittelpunkt der Arbeitssitzung stand ein Leitantrag zur Dienstrechtsreform. Spieß kündigte an, der dbb hes- > Walter Spieß, Vorsitzender des dbb hessen sen werde sich engagiert und couragiert an der Diskussion beteiligen und die Entwicklung des Allgemeinen Dienstrechts, des Laufbahnrechts und insbesondere des Besoldungs- und Versorgungsrechts konstruktivkritisch begleiten. > Auf einer Festveranstaltung zum Abschied von Dr. Ludwig Eckinger am 22. Mai 2009 im dbb forum berlin zum Thema „60 Jahre Grundgesetz“ würdigten VBE-Vorsitzender Udo Beckmann, KMK-Präsident Henry Tesch sowie dbb Chef Peter Heesen die Verdienste Eckingers, dem der Titel „Ehrenvorsitzender des VBE“ verliehen worden ist. Ludwig Eckinger habe als Vorsitzender der dbb Fachkommission Schule, Bildung, Wissenschaft wesentlichen Anteil daran, dass die Lehrerverbände und -gewerkschaften zu konstruktiver Zusammenarbeit gefunden haben, sagte Heesen. Damit sei eine solide Basis für das Finden eines gemeinsamen Weges und auch für die Zusammenarbeit mit der KMK geschaffen worden. Der dbb Chef zeichnete Eckinger für seine Verdienste mit der Goldenen Ehrennadel des dbb aus. Den Festvortrag zur Veranstaltung hielt der Berliner Erziehungswissenschaftler Heinz-Elmar Tenorth zum Thema „Die pädagogische Dimension des Grundgesetzes“. > Zu ihrer ersten Fachtagung Nahverkehr hatte die komba gewerkschaft am 30. Juni 2009 nach Frankfurt am Main eingeladen. Thematischer Schwerpunkt waren die Herausforderungen, denen sich kommunale Unternehmen im Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) künftig stellen müssen, teilte die komba am 3. Juli 2009 mit. Unter anderem ging es darum, dass das Personenbeförderungsgesetz noch nicht an die neue EU-Verordnung zur Gewährleistung von Dienstleistungen im ÖPNV angepasst ist, sodass hier in einigen Fragen keine eindeutige Rechtslage gegeben ist. GDBA Kein Aussetzen der Tarifregelungen Die Verkehrsgewerkschaft GDBA hat Forderungen der Deutschen Bahn AG, vereinbarte Tarifregelungen wegen der Wirtschaftskrise auszusetzen, > Klaus-Dieter Hommel, Bundesvorsitzender der Verkehrsgewerkschaft GDBA eine klare Absage erteilt. „Die Beschäftigten haben in der Vergangenheit genug Vorleistungen erbracht. Das Unternehmen wird auch in diesem Jahr trotz Krise schwarze Zahlen Info > Info Der dbb nrw hat die Kabinettsentscheidung vom 30. Juni 2009 zur Anhebung der Altersgrenze zur Verbeamtung von 35 auf 40 Jahre ausdrücklich als ersten Schritt in die richtige Richtung begrüßt. Damit habe die Landesregierung auf das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom Frühjahr reagiert, in dem das Höchstalter für die Verbeamtung von Lehrern für unzulässig erklärt wurde. Demnach konnten nur Lehrer in Mangelfächern zehn Jahre länger, also bis zum 45. Lebensjahr, verbeamtet werden. In allen anderen Bereichen galt weiterhin das Höchstalter von 35 Jahren. schreiben. Zunächst muss ein gemeinsames Verständnis erreicht werden, wohin die DB AG steuert und welche Maßnahmen das Unternehmen selbst ergreifen will“, hieß es nach der Tagung der Verbandstarifkommission der Tarifgemeinschaft Transnet/GDBA am 6. Juli 2009. Derzeit würden Gegensteue- rungsmaßnahmen zu Lasten der Beschäftigten entschieden abgelehnt. Beraten wurde ferner der Stand der Verhandlungen zur Neugestaltung der Tarifstruktur. Die Schaffung eines Basistarifvertrages (BasisTV) und funktionsspezifischer Tarifverträge „nehmen Formen an“, hieß es. dbb > finale Geschmackssachen Whisky trotzt Krise – besonders der schottische. Das harte Getränk ist im Ausland so beliebt wie nie. Der Exportwert stieg 2008 auf 3,43 Millionen Euro und überschritt erstmals die Drei-Millionen-Marke. Allein der Absatz nach Deutschland steigerte sich um 14 Prozent, wobei ein deutlicher Trend zum teuren Produkt festgestellt werden konnte. Der Rekordumsatz zeige, so ein Sprecher der Scotch Whisky Association, dass sich der schottische Whisky als krisenfest und sich als wichtiger Industriezweig für die britische Wirtschaft erweise. Kunststück – bei den Prozenten … Ein Bestseller in Deutschland – ist etwas, was > es gar nicht gibt: die russische Zigarettenmarke Jin Ling. Sie wird ausschließlich für den illegalen Export produziert und ist nicht im Handel erhältlich. 2,5 Millionen Stück werden mittlerweile jährlich abgesetzt. Damit hat sich die Phantommarke zur achtgrößten in Deutschland entwickelt und liegt noch vor „Camel“ oder „HB“. Zigarettenschmuggel bringt dem organisierten Verbrechen allein in Deutschland jährlich 500 Millionen Euro Gewinn ein – und entzieht zugleich dem Fiskus Steuereinnahmen in Höhe von rund vier Milliarden Euro. Jede fünfte in Deutschland gerauchte Zigarette löst sich „steuerfrei“ in blauen Dunst auf. Allein in Berlin hat der Zoll im letzten Jahr an die 1,5 Millionen illegaler Glimmstängel sichergestellt. Kein Kröver Nacktarsch – aber Schleswig-Hol> steiner Landwein soll es werden. Vor Kurzem sind in Keitum auf Sylt, dem nördlichsten Weinberg Europas, die ersten Rebstöcke gepflanzt worden. Den Weg dafür ebnete die Kieler Landesregierung dem Land Rheinland-Pfalz, das die Anbaurechte für zehn Hektar Reben erhielt. Der Wein soll „55° Nord – Solaris/Rivaner“ heißen und 2012 erstmals zu haben sein. Besonders in kühlen Regionen habe die Solaris-Rebe schon hervorragende Ergebnisse erzielt. Jim Knopf und die Wilde 13 – waren nicht beteiligt, > aber 13 Feuerwehrleute im Einsatz, um eine verunglückte Radfahrerin aus misslicher Lage zu befreien. Eine 19-Jährige war mit ihrem Fahrrad in Neuffen (Baden-Württemberg) so unglücklich gestürzt, dass sie zwischen Lenker und Querstange eingeklemmt blieb. Passanten konnten ihr nicht helfen, sodass die Feuerwehr herbeigerufen werden musste. Zwei Wehren rückten aus, um dem Fahrrad mit einer Hydraulikschere zu Leibe zu rücken. Die 13 Rettungskräfte leisteten ganze Arbeit und entwirrten Frau und Fahrrad binnen Kurzem. Die Radlerin blieb unverletzt und kam mit dem Schrecken davon. > Nie wieder ans Steuer – darf ein russischer Verkehrsrowdy aus Sibirien. Der Mann hatte immer wieder rote Am- peln ignoriert, war unzählige Male zu schnell gefahren und meistens mit Alkohol im Blut unterwegs. Die Stadt Barnaul verhängte deshalb gegen ihn ein Fahrverbot von insgesamt 158 Jahren. Unwahrscheinlich, dass er seinen Führerschein im Jahr 2167 wieder abholen wird. Besonders viel zu tun – hat zurzeit der Reptilien-Rettungsdienst in Johannisburg. Die Tiere fliehen vor den Bauarbeiten zur Fußball-WM 2010 und verkriechen sich in Wohnhäusern, Schulen und anderen > hatten 15 Mähtraktoren auf einen zuvor aus einem Lebensmittelmarkt nebenan gestohlen Transporter geladen. Von dieser Anstrengung offenbar hungrig geworden, schafften sie Abhilfe, indem sie einen Imbiss auf dem Gelände knackten und sich dort ungeniert ein spätes Abendessen brutzelten. Der Wert des Diebesgutes einschließlich Würsten und Pommes: etwa 70 000 Euro. Ein Eldorado für Vegetarier – will die belgische > Stadt Gent werden: Vor Kurzem 47 Kulisse > öffentlichen Gebäuden der Millionenstadt. Sie mögen weder Baulärm noch Erderschütterungen, erläuterte ein Sprecher des Reptilien-Rettungsdienstes. In den letzten Wochen wurden bereits 18 zum Teil höchst giftige Schlangen eingefangen. WM-Besuchern empfiehlt ein Experte allerdings, die Ruhe zu bewahren. Schlangen seien wahrscheinlich die entspanntesten Tiere der Welt. > Arbeit macht hungrig – bemerkten Langfinger im fränkischen Ansbach nach „schwerem“ Diebstahl. Unbekannte Täter waren in einen Baumarkt eingebrochen und erklärte sie sich zur Vegetarierhauptstadt Europas. Die 240 000 Einwohner sollen sich schriftlich verpflichten, einmal pro Woche kein Fleisch zu essen. Der Donnerstag wurde zum „Veggie-Tag“ ausgerufen, an dem es künftig in den städtischen Kantinen überwiegend Fleischloses geben wird. Auch in den Schulen soll ab September donnerstags nur noch Vegetarisches auf den Teller kommen. Gent bringt für die Idee, sich zur europäischen Vegetarierhauptstadt zu erklären, gute Voraussetzungen mit: Es gibt dort in Relation zur Einwohnerzahl mehr fleischlose Restaurants als in Berlin oder London. > dbb magazin | Juli/August 2009