Innotech 02/2010 - Innovationspark Wuhlheide
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Innotech 02/2010 - Innovationspark Wuhlheide
innotech 02 / 2010 Das Magazin der Technologieregion Berlin Südost 03 Produkte und Innovationen 04 Neu im IPW und TGS 07 Der erste Technologiepark in den neuen Bundes ländern 10 Das »Objekt Wuhlheide« 12 Vom TAZ zum Gewerbezentrum 15 Unternehmer seit 1990 20 Nach haltigkeit 22 Erbpacht 25 Wirtschaftsförderung 26 Veranstaltungen Innotech 02/2010 Editorial Editorial 20 Jahre – 2010 ein Jubiläum nicht nur für die Einheit Deut schlands, sondern auch für alle nachhaltigen Initiativen, zu denen im Jahr des Umbruchs der Grundstein gelegt wurde. Der Innovationspark reiht sich hier nicht zufällig als erstes Techno logie- und Gründerzentrum (TGZ) in den neuen Bundesländern ein. Als Standort des Ministeriums für Wissenschaft und Tech nik und des Forschungsrates der DDR verfügte man hier früh zeitig über die erforderlichen Kenntnisse und Potentiale, die zu einer solchen Initiative erforderlich waren und Impulse für den Aufbau weiterer Zentren in Ostdeutschland geben konnten. 20 Jahre später gibt es allen Grund zu feiern – das Förderziel, einen neuen, wissensbasierten und technologieorientierten Mit telstand in Ostdeutschland aufzubauen, wurde erreicht. Was 1990 bereits vor dem Einigungsvertrag initiiert und gefördert von den Wissenschaftsministerien in Ost und West mit dem Auf bau von 16 TGZ in Ostdeutschland begann, erwies sich als ein Erfolg aktiver Wirtschaftsförderung und des Strukturwandels. Heute sind die Zentren in Deutschland etabliert und nach wie vor Impulsgeber für notwendige politische und wirtschaftliche Maßnahmen, um die Entwicklung des innovativen Mittelstandes voranzutreiben. Zum Jubiläum »20 Jahre IPW« geben wir diesem Heft viel Raum für einen Rückblick auf die spannenden Jahre der Wiederver einigung, Beispiele mutiger Unternehmensgründungen, die kon tinuierliche Entwicklung des IPW und seine Initiativen. Heute ist die Aufbruchstimmung der Wendezeit verflogen, vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftslage und der Lage Europas mag manches unbedeutend oder zu wenig nutzbringend erscheinen. Dabei ist es wichtiger denn je, Verzagtheit und Bürokratie zu überwinden und Wege zur nachhaltigen Sicherung einer starken deutschen Wirtschaft zu finden. Der Bundesverband ADT e.V. hat zum Beitrag der Zentren und der KMU ein Positionspapier vorgelegt, das wir auszugsweise wiedergeben. Im Rahmen der Festveranstaltung am 26. Mai wird mit der II. Wuhlheider Erklärung wieder vom IPW ein politischer Impuls für die Stärkung des innovativen Mittestandes ausgehen, der hoffentlich auch dementsprechendes Handeln bewirkt. 2 Dipl-Ing. (FH) Carola Reiblich, MBA, Geschäftsführerin SEK GmbH, Betrei bergesellschaft des TGS; Klaus-Henry Koch, Geschäftsführer der IMG mbH, Betreibergesellschaft des IPW I n h a lt/ I m p r e s s u m Inhaltsverzeichnis Produkte und Innovationen 3 Bi-Ber GmbH — Machine - Vision - Lösungen rap.id GmbH — Fortschritt in der Partikelanlaytik 3 3 Neu im TGS und IPW 4 Age of Wind AG — Windmessgeräte für den Weltmarkt European Association of Tissue Banks Aus AGOWA genomics wird LGC Genomics Reiner Lemoine Institut gGmbH 4 4 5 5 20 jahre Innovationspark Wuhlheide 6 Grußwort, Bezirksbürgermeisterin Gabriele Schöttler 6 Der erste Technologiepark in den neuen Bundesländern7 Das »Objekt Wuhlheide« 10 Vom TAZ zum Gewerbezentrum 12 Nachhaltigkeit 20 Unternehmer seit 1990 15 Optotransmitter-Umweltschutz-Technologie e.V. Abfalltrennprozesse Dr. Ingeborg Pagenkopf HTM Reetz GmbH BioGenes GmbH EuroNorm GbmH 15 16 17 18 19 Standort 22 99 Jahre Erbpacht im IPW 22 Wirtschaftsförderung Treptow/Köpenick 24 Veranstaltungen 26 I mpressum Innotech wird herausgegeben von der Innovations park Wuhlheide Managementgesellschaft mbH, Köpenicker Straße 325, 12555 Berlin T ext und Redaktion Reimund Lepiorz Gestaltung Bildmitte — Büro für Gestaltung, Matthias Nichelmann, www.bildmitte.de Fotografie Projektfoto Richter und Archiv IPW, außer Seite 6 links oben: Archiv Bezirk Treptow-Köpenicke Anschrift der Redaktion IMG mbH, Köpenicker Straße 325, 12555 Berlin, Tel: 6576 2431, Fax: 65 76 2799, img@ipw-berlin.de, www.ipw-berlin.de Druck Agit Druck GmbH, Mai 2010 Innotech 02/2010 P r o d u k t e u n d i n n ovat i o n e n Die Bildaufnahme wird mittels des Lichtsensors ausge löst, der eine vorhandene Flasche in der Prüfposition meldet. Die Bedienung erfolgt mittels des TouchscreenMonitors. Das System ist für helle oder dunkle Flaschen mit oder ohne Gewinde geeignet und erkennt Ausbrüche, Risse und starken Abrieb. Die Auswertezeit für jeden Prüfvorgang beträgt etwa 60 ms. Die erfassten Daten werden vom Bildverarbeitungsrechner in einer Textoder Bilddatei protokolliert und an die übergeordnete Steuerung weitergeleitet, sodass fehlerhafte Flaschen ausgesondert und nach einer letzten manuellen Inspek tion entsorgt oder wieder verwendet werden können. Das System erreicht eine Höchstleistung von 42.000 Flaschen je Stunde. Das 1997 gegründete Berliner Unternehmen Bi-Ber entwickelt und produziert Bild verarbeitungssysteme für die produktionsbegleitende Qualitätskontrolle. Zum Kundenkreis gehören neben Unternehmen aus der Süßwarenindustrie auch Anwend er aus der Medizintechnikbranche sowie der Automo bilzuliefer- und Elektronikindustrie. Bi-Ber GmbH & Co. Engineering KG im TGS Die Systeme der rap.ID GmbH erkennen Partikel vollautomatisch Produkte und Innovationen Flascheninspektion nach Baukastenprinzip Die Inspektion von Mantelflächen, die in vielen indus triellen Anwendungen derzeit aufwändige Bildverar beitungslösungen erfordert, lässt sich mit dem vom Bildbearbeitungsspezialisten Bi-Ber entwickelten PRIS MAGIC-System – einer Spiegeloptik mit integrierter Beleuchtung – einfach lösen. PRISMAGIC-Spiegelköpfe können mit individuell auslegbaren Hardware- und Soft warekomponenten zu einem Komplettsystem zusam mengesetzt werden. Solche Machine Vision-Lösungen bewähren sich bereits in zahlreichen Anwendungen, so etwa in der Leerfla scheninspektion, in der die Gewinde und Mündungen von Glasflaschen auf Beschädigungen oder Verschmut zungen überprüft werden. Für eine süddeutsche Brau erei hat Bi-Ber beispielsweise gemeinsam mit einem Branchenfachmann ein neues Inspektionssystem in eine existierende Anlage integriert. Hardware- und Software-Komponenten wurden von der Bi-Ber GmbH bereitgestellt – zum Lieferumfang gehörten unter an derem ein PRISMAGIC-Modul mit Kamera, Objektiv, LED-Ringleuchte und Spiegelgehäuse, ein externer PC für die Bildverarbeitung, ein TFT-Touchscreen-Monitor, ein Lichtsensor sowie die von der Bi-Ber GmbH ent wickelte Software BottleInspect. Die eingesetzte Ka mera hat eine Auflösung von 1.388 x 1.038 Pixeln und überträgt Bilddaten per Firewire-Schnittstelle an den angeschlossenen Rechner. Tel.: 030. 5304 1253, www.bilderkennung.de Fortschritt in der Partikelanlaytik Die rap.id Particle Systems GmbH erweitert das Spek trum der Spurenanalytik. Der neue Single Particle Explorer SPE 5 raman.ID + metal.ID erkennt vollautoma tisch die chemische Struktur eines nur 15 µm großen Teilchens und dessen elementare Zusammensetzung. Auf der Basis eines optischen Mikroskops zählt der SPE 5 raman.ID + metal.ID die Partikel und leitet dann aufgrund der erfassten Partikelform oder Partikelgröße automatisch eine chemische Analyse ein. Dies spart wertvolle Stunden Analysenzeit und liefert eine hohe Reproduzierbarkeit des Ergebnisses. Neben der enormen Zeitersparnis geht auch keine wert volle Faserspur mehr bei der Analyse verloren, da die Umpräparation entfällt, die sonst bei der Verwendung zweier unterschiedlicher Analysemethoden beim Trans fer in ein zweites Messgerät erforderlich ist. Ermöglicht wird dieser Fortschritt durch die Kombinati on zweier komplementärer laserbasierender Verfahren: der bereits seit zehn Jahren bei rap.ID etablierten Ra man Spektroskopie und der Laser Induced Breakdown Spectroscopy (LIBS). Da LIBS vor allem die Element verteilung in einem Partikel erkennt, wurde diese junge Technik metal.ID getauft. Die Vorteile zeigen sich vor allem bei der kriminalis tischen Spurenzuordnung, aber auch in der so genannten industriellen Schadens- und Kontaminationsanalytik, bei der Verunreinigungen von nur ein hundertstel Millime ter Größe möglichst rasch den Verursachern zugeordnet werden müssen. rap.id Particle Systems GmbH im IPW Tel.: 030. 6576 3440, www.rap-id.de 3 Innotech 02/2010 N eu I n I PW un d TG S präzisen Windenergieprognosen in naher Zukunft mög lich. Die Age of Wind AG wird Planungsbüros, WindparkProjekt-Entwickler, Windenergieanlagenhersteller und Windparkbetreiber mit neu entwickelten Messgeräten beliefern. Die Entwicklung der Messgeräte wurde seit 2008 durch das Programm zur Förderung von For schung, Innovationen und Technologien (ProFIT) von Land Berlin und der EU gefördert. Der Vertrieb erfolgt europaweit, wobei viele der Kunden schon seit mehre ren Jahren mit den beiden Unternehmern zusammen arbeiten und nun erstmals mit den neu entwickelten Geräten beliefert werden. Age of Wind beschäftigt zehn Mitarbeiter. Anfang des Jahres suchte man einen Produktionsstandort mit ent sprechender Ausstattung und fand ihn im IPW. »Tech nische Ausstattung und Räumlichkeiten sind ideal und genau das, was wir benötigen«, so Michael Kubatzki. Age of Wind AG, Tel.: 030. 21 28 00 20, www.age-of-wind.de Eine Messstation der Age of Wind AG; Rechts im Bild: Unternehmensgründer Michael Kubatzki NEu Im I PW Windmessgeräte für den Weltmarkt 4 Michael Kubatzki und Christian Melzer arbeiteten seit den frühen achtziger Jahren in verschiedenen Ingenieur büros an der Entwicklung von Windmessgeräten. Nach gemeinsamer Gründung einer Genossenschaft 1985 gründete Christian Melzer 1889 eine Vertriebsgesell schaft für ihre Messgeräte. 2008 beschlossen sie, neu artige und verbesserte Windmessgeräte zu entwickeln, die mit der neuesten Nachrichten- und IuK-Technologie zu weltweit einsetzbaren Windmessstationen kombi niert und mit dem Internet verbunden werden können. Dazu entstand am 30. September 2008 die Age of Wind AG, die sich mit der Herstellung und Produktion von Windmessgeräten beschäftigt und auch die Datenfern übertragung und die Auswertung der Daten per Inter net anbietet. Es handelt sich also um komplette Mess stationen, inklusive Messmasten von bis zu 120 Meter Höhe, für die ein Full-Service von der Installation der Messstation über die Betreuung der Messungen bis zur Auswertung der Daten angeboten wird. Schon heute werden in Norddeutschland an Spitzen tagen gut 50 Prozent der Energie aus Wind gewonnen. An normalen Tagen sind es rund 20 Prozent. Und im Bundesgebiet werden derzeit zunehmend alte Anlagen der ersten Stunde durch neue ersetzt, die oft die drei bis vierfache Kapazität haben. Je mehr Windstrom allerdings angeboten wird, desto wichtiger wird es, den Strom geregelt in das Netz einzuspeisen. Das heißt, die Betreiber müssen in der Lage sein, an den Strombörsen zuverlässige Aussagen über ihre Kapazitäten zu machen. Mit den Messstationen der Age of Wind AG sind solche EATB eröffnet Büro im Innovationspark Die »European Association of Tissue Banks« (EATB) wur de im Jahre 1991 anlässlich eines Kongresses in Berlin gegründet. Mittlerweile gehören der medizinischen Fachgesellschaft über 300 Mitglieder auch über Europas Grenzen hinaus an. Vertreten sind Körperschaften oder Personen, die in dem Fachgebiet tätig sind, Landes vereinigungen wie die British Association of Tissue Banks und zahlreiche institutionelle Mitglieder, zum Beispiel Gewebebanken einzelner Kliniken oder Forschungsinsti tute – wobei kommerzielle Firmen wegen der strengen ethischen Richtlinien in diesem Fachbereich von einer Mitgliedschaft ausgeschlossen sind. Die EATB ist für ihre Mitglieder Fachforum, Entwicklungs plattform und erarbeitet fachliche Standards. Sie sieht ihre Aufgabe nicht zuletzt darin, die Produktqualität von Gewebespenden zu verbessern und Gewebespenden zu befördern. In den vergangenen Jahren hat die EATB darauf hingewirkt, Standards und Empfehlungen für die Arbeit der Gewebebanken in Europa zu entwickeln. In diesem Zusammenhang bietet sie Behörden die Zusam menarbeit bei der Ausarbeitung von Gesetzesvorhaben oder Expertisen an. So waren Experten der EATB zin die Ausarbeitung der EU-Direktive 23/2004, die 2007 in nationales Recht (Deutsches Gewebegesetz) überführt wurde, beratend tätig. 2005 war die EATB am Zustan dekommen der World Union of Tissue and Cell Banking Associations (WUTCBA) beteiligt. Der Vorstand der EATB wechselt alle zwei Jahre, und um die administrativen Belange an einem Ort zu bündeln, fiel nun der Beschluss, ein eigenständiges Büro der Organisation in Berlin zu schaffen. In den vergangenen 15 Jahren hatte Hans Joachim Mönig, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Zell- und Gewebeersatz mit Sitz im IPW die Funktion des »Administrative Directors« inne. In dem eigenständigen Büro im Innovationspark Innotech 02/2010 N e u I n I P W u n d T G S Prof. Dr. Peter Kayser und Prof. Dr. Joachim Twele leiten gemeinsam das Reiner Lemoine Institut im TGS. LGC Genomics GmbH, Tel.: 030. 53 04 22 00, Das Reiner Lemoine Institut Reiner Lemoine zählt zu den Pionieren im Bereich der regenerativen Energien. In den 90er Jahren baute er heute bekannte Firmen wie die Solon AG und die Q-Cells AG auf. Kurz vor seinem Tod im Jahre 2006 gründete er die nach ihm benannte Stiftung, die For schung, Wissenschaft und Entwicklung auf dem Gebiet der regenerativen Energien betreibt. Am 1. April dieses Jahres ging aus der Stiftung, die auch hundertprozen tiger Gesellschafter ist, das Reiner Lemoine Institut als gemeinnützige GmbH hervor. Sie betreibt Forschungen auf dem Gebiet der regenerativen Energien, insbeson dere zur Vernetzung regenerativer Energien und der Kombination der einzelnen Energieformen. Ein zweiter Punkt ist die Integration der regenerativen Energien in herkömmliche Systeme und Übergänge in etablierte Stromnetze. Dabei stellt die Schnittstelle zu alterna tiven Mobilitätskonzepten, wie der Elektromobilität, ein weiteres Themenfeld dar. Das Forschungskonzept, das in den nächsten Jahren umgesetzt werden soll, entwickelte Prof. Dr. Joachim Twele im Zuge der Insti tutsgründung. Er lehrt an der HTW u.a. »Regenerative Energiekonzepte« und leitet zusammen mit Prof. Dr. Peter Kayser, ebenfalls HTW, das Institut. Neben den beiden Professoren beschäftigt das Reiner Lemoine Institut in der Startphase vier Mitarbeiter/-innen. »Das Institut ist gut vernetzt«, so Prof. Dr. Twele. Es bestehen Kooperationen mit Unternehmen, zu denen natürlich auch die von Reiner Lemoine gegründeten zählen, zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Mit der HTW verbindet das Institut ein Kooperationsvertrag. Das Institut versteht sich als hochschulübergreifender Netzwerkpartner. Reiner Lemoine Institut gGmbH, www.lgcgenomics.com Tel.: 030. 53 04 20 00, www.reiner-lemoine-stiftung.de sieht er die ideale Lösung, die Qualität der Fachgesell schaft weiter zu entwickeln. Der Park selber, so Herr Mönig, stellt mit der ausgebauten Infrastruktur alle Bedingungen, die für den Betrieb eines zentralen und international vernetzten Büros wichtig sind. European Association of Tissue Banks (EATB) office@eatb.eu, www.eatb.org T. 6576-3050, www.eatb.org NEu Im TG S Aus AGOWA genomics wird LGC Genomics AGOWA genomics ist seit Ende 2007 Mieter im TGS. Im Jahre 2005 wurde AGOWA genomics Teil des britischen LGC-Konzern, eines in Europa führenden Anbieters von analytischen, forensischen und diagnostischen Dienst leistungen sowie Referenzstandards. Seit April 2010 firmiert AGOWA genomics unter dem Namen LGC Ge nomics. Die Markteinführung von LGC Genomics als neuer Geschäftsbereich innerhalb der LGC-Gruppe ist Teil einer größeren Unternehmensumstrukturierung. Al le bestehenden Dienstleistungen und Produkte werden unter der Marke LGC Genomics weitergeführt. »Die Entscheidung, den Geschäftsbereich LGC Ge nomics zu etablieren, spricht für LGC’s Ambitionen, das Angebot an Dienstleistungen und Produkten wie Nukleinsäureextraktion, DNA-Sequenzierung, Next Generation Sequenzierung und molekularbiologische Dienstleistungen zukünftig noch zu erweitern und darü ber hinaus in Mitarbeiter, Anlagen und Technologien in Berlin zu investieren,« so Dr. Steffen Krüger, Geschäfts führer der LGC Genomics GmbH. 5 Innotech 02/2010 G r u SSwo r t 20 Jahre IPW Wenn es um Erfolgsgeschichten aus dem Bezirk Treptow-Köpe nick geht, fällt sicher nicht den meisten dazu gleich der Innova tionspark Wuhlheide ein. Dabei gehört der IPW ganz vorne dazu. Denn mit der Gründung des »Technologie- und Ausstellungs zentrums« in der Wuhlheide wurde bereits Anfang 1990 das erste Zentrum in Ostdeutschland geschaffen, dessen Ziel die Unterstützung von Gründungen und beim Wachsen junger tech nologieorientierter kleiner und mittlerer Unternehmen darstell te. Neben sofort verfügbarer Infrastruktur stellten die Ange bote für Konferenzen und Ausstellungen einen guten Rahmen zu dieser Aufgabe her. In dieser Zeit des Aufbruchs und dann auch in all den Folgejahren gingen immer wieder wesentliche Impulse für den Strukturwandel in unserem Bezirk und darüber hinaus vom Innovationspark aus. Dafür zolle ich den mehr als 155 Unternehmen des Parks und dem Parkmanagement höch sten Respekt. Unser schöner Bezirk hier im Berliner Südosten vereint in seiner Lage alle Vorzüge eines modernen urbanen Raumes. Arbeiten, Wohnen, Leben – das bietet er seiner Bürger schaft in hoher Qualität. Es stimmt uns alle sehr froh, dass es in den zurückliegenden 20 Jahren gelungen ist, Wachstum vor allem durch den Ausbau von Arbeitsplätzen in Forschung und Entwicklung und die Gründung bzw. Ansiedlung wissensbasier ter Unternehmen in Wachstumsbranchen als Schwerpunkt zu verwirklichen. Das Technologieband im Südosten Berlins, vom größten deutschen Wissenschaftscampus Adlershof über das Technologie- und Gründerzentrum Spreeknie bis hin zum In novationspark Wuhlheide, stellt eine einzigartige Kraft in der Zusammenarbeit von Hochschulen, Universitäten und Einrich tungen der Grundlagen- und angewandten Forschung mit einer hochinnovativen mittelständisch geprägten Wirtschaft dar. Es lebt vor allem aber auch durch den Mut und die Risikobereit schaft vieler junger Menschen, den Schritt in die Selbständig keit zu wagen und ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Das alles gibt uns sehr viel Vertrauen für die Zukunft. Zwanzig Jahre erfolgreicher Strukturwandel eines Wirtschafts standortes wie der in der Wuhlheide, das ist natürlich ein Anlass zu feiern. Ich gratuliere den Unternehmen und dem Manage ment des Parks sehr herzlich zu diesem Jubiläum, verbunden mit den besten Wünschen für die Fortsetzung dieser Erfolgsge schichte. Für uns ist das, was in den zurückliegenden Jahren nicht zuletzt mit sehr viel investiver Unterstützung durch Bund und Land geschaffen wurde, Bestätigung dafür, wie sehr es sich lohnt in Bildung, Kultur und in Infrastruktur zu investieren, um Raum für schöpferisches Wirken unserer Bürger und Bürge rinnen zu schaffen. Und diesen Weg wollen wir auch weiterhin gemeinsam beschreiten. 6 Gabriele Schöttler, Bürgermeisterin des Bezirks Treptow-Köpenick 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e Innotech 02/2010 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e 1989/1990 Der erste Technologiepark in den neuen Bundesländern Raum für Ideen Der Mauerfall im November 1989 als Signal zurück gewonnener Freiräume zur Entwicklung neuer Ideen und Perspektiven ei ner demokratischen Entwicklung war auch Initialzündung für einen radikalen Umbau der staatlichen Institutionen in der DDR. Nun wurde es auch möglich, vorgedachte aber bislang blockierte Reformvorstellungen in der staatlichen Wirtschafts politik umzusetzen. In der Wuhlheide hatte der neue Minister für Wissenschaft und Technologie, Prof. Dr. Peter-Klaus Budig, als einen ersten Schritt der Neuorientierung den Aufbau des TAZ, eines Technologie- und Ausstellungszentrums vorgegeben. Zwei Mitarbeiter der Maschinen- und Fahrzeugbauabteilung des MfWT, Dr. Dietrich Reiblich und Dr. Karl Rasch, stellten sich der Herausforderung. Das TAZ trat seit März 1990 als Rechtsträger der volkseige nen Immobilie »Köpenicker Straße 325« mit dem Ziel auf, hier den »Innovationspark Wuhlheide« zu errichten und die Funktion eines Technologie- und Gründerzentrums auszufüllen. Nach bundesdeutschen und internationalen Vorbildern sollte den Initiativen zur Gründung junger innovativer Unternehmen in Ostberlin Raum und Unterstützung gegeben werden. Mit dem TAZ war die Richtung in der Wuhlheide also früh vorgege ben. Die Entwicklung war damit plötzlich auch Teil des allgegen wärtigen Strukturwandels in den westlichen Industrienationen, der sich nun auch in Ostdeutschland fortsetzen konnte und in den das Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MfWT) unmittelbar eingebunden war. Die Geschichte der Technologiezentren selber reicht jedoch um einiges zurück; für die Gründung der Technologiezentren in Ostdeutschland, den späteren neuen Bundesländern, sind 1990 wesentliche Impulse von der Wuhlheide ausgegangen. Fehlender Mittelstand Die ersten Technologiezentren entstanden in den fünfziger Jahren in den USA. Seit den achtziger Jahren finden sich auch in Europa, zunächst in Frankreich und Großbritannien, immer mehr dieser Einrichtungen. In der Bundesrepublik begann die »Zentrenstory« 1983 in Berlin und Aachen. Das Berliner Inno vations- und Gründerzentrum (BIG) im Wedding war es dann später, das dem ersten Zentrum in Ostdeutschland im Innova tionspark Wuhlheide hilfreich zur Seite stand. Die Zentren in der Bundesrepublik erwiesen sich bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens als wirkungsvolles Instrument der Technologie- und Innovationspolitik, die gerade KMU po sitiv beeinflussten. Als eine Art »Inkubatoren« trugen Sie dazu bei, akademische Erkenntnisse junger Unternehmer rasch und ohne wesentliche Reibungsverluste in wirtschaftliche Ergeb nisse umzusetzen. Mit betriebswirtschaftlicher Flankierung durch ein Centermanagement hatten Gründer aus dem Techno logiebereich besseren Zugang zu Finanzierungen, zum Markt und bessere Chancen, sich ganz auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren. Nicht zuletzt waren die Zentren auch in der Lage, einen Beitrag zur regionalen Wirtschaftsentwicklung zu leisten. In den neuen Bundesländern kamen zwei der besondere 7 Innotech 02/2010 F aktoren hinzu: Partei- und Staatsführung der DDR hatten in den sechziger Jahren die letzten verbliebenen mittelständischen Strukturen zerschlagen. Es durften keine privaten Forschungs einrichtungen betrieben werden. Die Industrieforschungsein richtungen der DDR waren bei der Neustrukturierung der Wirt schaft nach 1990 benachteiligt. Die Industriebetriebe fanden meist nur als Produktionsstätten ihre neuen Eigentümer – an den Forschungsbereichen bestand wenig Interesse. So sind be reits nach kurzer Zeit von ehemals ca. 86.000 Ingenieuren und Wissenschaftlern nur noch 25.000 in Forschung und Entwick lung tätig. Die Förderung von Technologiezentren war damit zugleich Aspekt der Unterstützung des Aufbaus eines neuen Mittelstandes mit innovativen technologieorientierten Unter nehmen und des Aufbaus privater Forschungseinrichtungen und hatte somit wesentlichen Einfluss auf den Strukturwandel in den neuen Bundesländern. Um den Aufbau eines innovativen, technologieorientierten Mittelstandes zu fördern, initiierte 1990 das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) unter damaliger Leitung des heutigen Alterspräsidenten des 17. Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, unter an derem das Projekt »Modellversuch TOU-NBL«: technologieorien tierte Unternehmensgründungen in den neuen Bundesländern. Zentrenaufbau in Verbindung mit dem Modellversuch sollte den Innovationsfortschritt in Ostdeutschland beschleunigen. Im Zuge einer tief greifenden Umgestaltung der Forschungs- und Wissenschaftslandschaft ging es schließlich auch darum, neue Katalysatoren für Innovation und nicht zuletzt neue Denkweisen der unternehmerischen Selbstständigkeit zu begünstigen. Ein grundsätzliches Konzept mußte her Am 28. Februar 1990 lud Prof. Dr. Budig unter dem Thema »Die 8 Gründung von technologieorientierten Unternehmen« zu einer programmatischen Konferenz in die Wuhlheide, auf der Wege 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e zur Förderung der Gründung innovativer Unternehmen disku tiert wurden. Prof. Budig war von Oktober 1989 bis März 1990 Minister für Wissenschaft und Technologie der DDR und löste den scheidenden langjährigen Minister Dr. Herbert Weiz ab, der das Amt seit 1974 innehatte. Mit dem TAZ in der Wuhlheide hatte Prof. Budig im Frühjahr 1990 zwar schon »sein« Tech nologiezentrum geschaffen, aber ihm war auch klar, dass ein grundsätzliches Konzept her musste, um die Initiative in ganz Ostdeutschland zu starten. Mit dem früheren stellvertretenden Minister für Wissenschaft und Technik, Dr. Karl Heinz Klinger, von 1974 bis 1979 erster Wissenschaftsrat der DDR in Bonn und damit exzellenten Ver bindungen zu den Bonner Ministerien, hatte er einen profunden Kenner der Zentrenszene in seinem Stab. Ihm war das Konzept der Technologie- und Gründerzentren in der BRD bekannt und so konnte er unmittelbar aktiv werden, um im direkten Kon takt mit den zuständigen Mitarbeitern im Bundesministerium 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e für Forschung und Technologie (BMFT) – Verantwortlicher auf Seiten des Bonner Ministeriums war Dr. Hans Peter Lorenzen – die notwendige Entscheidungsgrundlagen für eine Zentren initiative in Ostdeutschland zu schaffen. Dr. Klinger begleitete in der Folge mit seinem Unternehmen Technostart GmbH im Auftrag der Bundesregierung noch eine Vielzahl von Zentren planungen und – Zentrengründungen in Osteuropa. Der Startschuss Am 21. Mai 1990 kam es in Bonn zu einem Treffen der For schungsminister aus Ost und West, das als offizieller Start schuss für den Auf- und Ausbau der Technologiecenter in den neuen Bundesländern nach Vorbild bestehender Zentren gilt. Kurz darauf, am 18. Juli 1990, erfolgte die Bekanntmachung des MfWT über die Förderung des Auf- und Ausbaus von Techno logiecentern auf dem Gebiet der DDR. Ursprünglich sollte die finanzielle Förderung schon damals vom BMFT übernommen werden. Da es aus juristischen Gründen zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war, übernahm das BMFT die weitere Förderung erst nach der vollzogenen deutschen Einheit. Die Bestimmung des BMFT zur Förderung des Auf- und Ausbaus von 16 Techno logie- und Gründerzentren im Beitrittsgebiet folgte somit am 5. Juni 1991. Insgesamt kamen in der ersten Runde damit 15 Standorte und 16 Center (in Rostock wurde die Förderung auf zwei Techno logiecenter verteilt) in den Genuss der Förderung von gut 2,5 Millionen DM pro Center. Projektträger im Auftrag der Bun desregierung wurde nach der Wiedervereinigung das VDI/VDE Technologiezentrum Informationstechnik GmbH Berlin. Als sehr hilfreich sollte sich die Entscheidung zeigen, den Zen trenaufbau Ost durch Kooperationen mit erfahrenen Partnern aus Westdeutschland zu unterstützen. So wurde das Technolo giecenter in Dresden beispielsweise von Dortmund unterstützt, Innotech 02/2010 Freiberg von Bremen, Schwerin von Lübeck, Jena von Erlan gen und das TAZ in der Wuhlheide durch das BIG im Berliner Wedding gecoacht. Man kann hier ohne Übertreibung vom ersten groß angelegten Erfahrungstransfer von West nach Ost sprechen und aus den damaligen Arbeitsbeziehungen haben sich Freundschaften der Akteure entwickelt. Die Innovationspark Wuhlheide GmbH Im TAZ in der Wuhlheide hatte der Zentrenbetrieb schon zu einer Zeit begonnen, in der an anderen Standorten der ehemaligen DDR noch konzeptionelle und planerische Vorbereitungen getroffen wurden. Dennoch war allen Beteiligten in der Wuhl heide klar, dass der Anspruch an ein Technologiezentrum einer entsprechenden Unternehmensstruktur bedarf. Im Juli 1990 lag das Konzept zum Umbau des TAZ in eine Kapitalgesellschaft, die Innovationspark Wuhlheide GmbH (IPW), vor, zu dessen Um setzung im August durch Ministerverfügung der Weg geebnet war. Einen Monat später, am 26.09.1990, konnte der Gesell schaftsvertrag unterzeichnet werden. Einziger Gesellschafter war zu diesem Zeitpunkt die Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums (Treuhandan stalt), die die Privatisierung ehemaliger volkseigener Betriebe überwachen und steuern sollte. Für die Führung der Gesell schaft bestellte sie das bisherige Management des TAZ, Dr. Reiblich als Geschäftsführer und Dr. Rasch als Leiter des Tech nologie- und Gründerzentrums im Innovationspark Wuhlheide. Das TAZ hatte als bisheriger Rechtsträger die volkseigene Immobilie »Köpenicker Straße 325« mit einer Vielzahl leer stehender Gebäude in die Gesellschaft eingebracht. Zum damaligen Gebäudebestand des TAZ zählten die Bauten des M fWT, darunter die Paulick-Hallen. Erst später standen die frei gewordenen Gebäude des Staatssicherheitsdienstes für den Innovationspark mit zur Verfügung. 9 Innotech 02/2010 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e 1968 — 1989 Das »Objekt Wuhlheide« Vom Bildungszentrum zur Akademie Ende der sechziger Jahre beschloss die Parteiführung der SED im Stadtforst Wuhlheide ein Informations- und Bildungszentrum zu errichten, in dem leitenden Kadern der Wirtschaft moderne Prinzipien der Wirtschaftsführung näher gebracht werden sollte. Auf dem Lehrplan standen vor allem dreimonatige Lehrgänge in Theorie und Praxis der EDV. Der Beschluss fiel in eine Phase der DDR-Geschichte, in der unter Führung von Walter Ulbricht mit dem so genannten »Neuen ökonomischen System« verstärkt Wissenschaft und Technik als Produktivkraft für die sozialistische Wirtschaft nutzbar gemacht werden sollte. Mit deren Hilfe beabsichtigte man aktuelle wirtschaftliche Probleme zu lösen. Ulbricht sah dabei die wissenschaftliche Leitung von Politik und Wirtschaft und die Befähigung der Führungskader für diese Aufgabe als dringend erforderlich. Der Baubeginn des Großprojektes war Ende November 1968. Vorgesehen waren neben Ausbildungsstätten ein Kongresszen trum mit Hotel, Fitnesszentrum mit Sporteinrichtungen. Richard Paulick (1903 bis 1997), Bauhausschüler und Assistent von Wal ter Gropius, war mit Prestigebauten wie dem Wohnblock C-Nord an der Karl-Marx-Allee in Berlin oder dem Wiederaufbau der 10 Staatsoper unter den Linden bekannt geworden. In der Wuhl heide realisierte er einen von der Fachwelt damals sehr beach teten innovativen »Musterbau«, der allerdings schon bei seiner Fertigstellung einige bautechnische Mankos aufwies und sich im Laufe der Jahre nicht für alle gedachten und neu definierten Zwecke als nützlich erwies. Als das Bildungszentrum nach 238 Tagen Bauzeit anlässlich des 20. Jahrestages der DDR im Oktober 1969 eröffnet wurde, standen auf mehr als 15.000 Quadratmetern Grundfläche fünf Hallen mit vier Atrien und einem Mehrzweckgebäude mit Hör saal, Kino und Gaststätte. Seine spätere Bestimmung erhielt der Komplex offenbar recht spontan. »Was, das soll ein Bil dungszentrum sein?«, soll Ulbricht bei der Eröffnung ausgerufen haben. »Ich sage ihnen: Das ist eine Akademie!« So wurde aus einem Seminar für Wirtschaftskader die AMLO, die Akademie der Marxistisch-Leninistischen Organisationswis senschaften – ein Zentrum für Wissenschaftsorganisation. Die eigentliche Aufgabe der AMLO ist bis heute allerdings schwer zu fassen. Sie war primär ein ideologisches Produkt der Ära Ul bricht mit ihrem unrühmlichen Ende. Folglich war der Akademie der Marxistisch-Leninistischen Organisationswissenschaften auch kein langes Dasein beschieden. 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e Die Ära Honecker – Das MfWT Auf dem VIII. Parteitag der SED im Juni 1971 löste Erich Honecker Walter Ulbricht als Ersten Sekretär des ZK ab. Mit dem neuen Mann an der Spitze wurde die Wirtschaftspolitik umdefiniert und viele Projekte, die sein Vorgänger anstieß, gerieten nun in Misskredit. Neue Hauptaufgabe war eine «weitere Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes« und eine Förderung konsumnaher Wirtschaftsbereiche, nachdem die Schwerpunkte unter Honeckers Vorgänger wirtschaftlich nicht die erhofften Erfolge zeigten und eine Wachstumskrise hervorgerufen hatten. Die AMLO fiel dem neuen Kurs nach nur knapp zweijährigem Bestehen zum Opfer. An ihrer Stelle zogen staatliche Instituti onen wie das Zentrale Institut für Information und Dokumen tation in die Gebäude ein. Gleichzeitig wurden die Hallen als Ausstellungsfläche und für Konferenzen genutzt, die in erster Linie offenbar die Leistungsfähigkeit sozialistischer Produktion und deren technologischer Güter zur Schau stellen sollten. 1973 zählte man in einer der ersten Ausstellungen, »Der Fortschritt der Wissenschaft und Technik – Hauptfaktor bei der Schaffung der materiell-technischen Basis des Kommunismus«, zum Bei spiel 850.000 Besucher und präsentierte ihnen »synthetische Diamanten« oder die »Orbitalstation Sojus«. 1978 bezog das Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MfWT) in der Wuhlheide einen vom Stahlleichtbaukombinat Plauen errichteten Bürokomplex. Das MfWT verlagerte seinen Standort von der Köpenicker Straße in Berlin Mitte in die Köpe nicker Straße in der Wuhlheide und sorgte damit gelegentlich noch in den späteren Jahren für einige Verwirrung bei Besu chern. Neben dem MfWT nahm auch der Forschungsrat der DDR, 1957 als Pendant zum Wissenschaftsrat der BRD gegrün det, hier seinen Sitz. Das höchste beratende Organ in Fragen von Forschung und Entwicklung in der DDR setzte sich aus 100 führenden Wissenschaftlern des Landes zusammen. Eines seiner Gründungsmitglieder war der spätere Namensgeber des Gewerbezentrums: Manfred von Ardenne. Maßgebliche wissen schaftlich- technische Spitzenleistungen in der DDR gehen auf das erfolgreiche Wirken dieses Gremiums zurück. Innotech 02/2010 Der Stasi- Nachbar Die oben genannten Institutionen waren allerdings nicht die einzigen Nutzer des 32 Hektar großen Geländes in der Wuhl heide. Sie belegten sogar die kleinere Fläche – jene entlang der Köpenicker Straße. Gut die Hälfte der Fläche unterlag strengster Geheimhaltung und war durch einen Zaun von den übrigen Gebäuden abgetrennt. Am gesicherten Eingang stand ein Schild mit der Aufschrift »ITU – Institut für technische Untersuchung«. Dahinter verbarg sich der zentrale Dienstsitz der Hauptabtei lung III (HA III) des Ministeriums für Staatsicherheit (Stasi) und seit den 70er Jahren auch deren zentrales Rechenzentrum. Die HA III befasste sich mit Funkaufklärung und Funkabwehr, sprich: von dort aus wurden unter anderem Telefongespräche westlicher Diplomaten und Politiker in Berlin abgehört und protokolliert. Die HA III beschäftige wohl um die 2.300 Mit arbeiter, von denen rund 500 ihre Tätigkeit, unter anderem die Entwicklung und der Bau von Geräten und Ausstattungen der »Aufklärung«, auf dem Gelände des so genannten »Zentral objektes Wuhlheide« aus verrichteten. Die Hinterlassenschaft dieses »Nachbarn« sollte den späteren Nutzern der Immobilien noch viel zu schaffen machen. 11 Innotech 02/2010 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e 1990 — 2000 Vom TAZ zum Gewerbezentrum Die Paulick-Hallen Die ersten Jahre des Technologiezentrums standen im Zeichen eines schrittweisen Umbaus, um die infrastrukturellen Voraus setzung für einen langfristigen und gesicherten Betrieb der Immobilie zu schaffen. Schon Ende 1990 waren im Techno logie- und Ausstellungszentrum TAZ bereits 34 Unternehmen registriert, die sich entweder hier neu gegründet hatten oder den IPW als Sitz des jungen Unternehmens wählten. Die Infra struktur der früheren AMLO-Hallen bot ausgezeichnete Voraus setzungen für Treffen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Wuhlheide wurde zum gesuchten Tagungs- und Messe standort für nahezu alle großen wissenschaftlichen Einrich tungen wie Fraunhofer Gesellschaft, Max-Planck-Gesellschaft und von Wirtschaftsverbänden. Das trug mit dazu bei, wesent liche Impulse für die Entwicklung eines neuen Mittelstandes in 12 den neuen Bundesländern auszusenden. Die Facilität bot die Möglichkeit, Tagungen und Ausstellungen in einem Maße zu verbinden, wie dies nur an wenigen Orten Berlins möglich war. Die ersten »Hochschultage« der IBM Deutschland in den neuen Bundesländern fanden im IPW statt, die erste Jahrestagung den ADT in den neuen Bundesländern, die erste Gesamtkonferenz aller Standorte der Treuhandgesellschaft, zahlreiche Wirt schaftsforen und Fachmessen. Noch kurz vor der Schließung der Ausstellungshallen 1994 waren es allein 15 Messen und Ausstellungen. Der ganze Park Bis 1992 verwaltet die IPW GmbH circa ein Drittel des 32 Hek tar großen Grundstücks, während die übrige Fläche, inklusive ehemaliges Stasi-Gelände, von der interflug, der Deutschen 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e Post, der Allianz Versicherungs-AG Ost und anderen kleinen und mittleren Firmen genutzt wurde. Im Jahr 1992 erfolgte dann die Restitution der Gesamtimmobilie zu Gunsten des Landes Berlin. Der Park erhielt damit eine öffentliche Trägerschaft. Das Management des Treuhandunternehmens IPW GmbH erwarb auf dem Weg eines MBO die Geschäftsanteile dieser Gesellschaft und betrieb nunmehr im Auftrag des Landes Berlin, Bezirk Köpenick, den Innovationspark als Ganzes. Gemeinsam mit der Bezirksverwaltung, unter Leitung des damaligen Bürgermeisters Dr. Ulbricht, begannen Planungen, den Park zu einem moder nen, von innovativen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) geprägten Wirtschaftsstandort auszubauen. Dazu suchten Betreiber und der Bürgermeister den Erfahrungsaustausch mit erfolgreichen Zentren in den alten Bundesländern und fanden, neben der bewährten Zusammenarbeit mit BIG im Wedding, unter anderem auch Unterstützung in den Technologie- und Gründerzentren Dortmund und Stuttgart. Revitalisierung und Provisorien In Berlin fand das Projekt »Innovationspark« breiten Zuspruch - aus der Senatsverwaltung unter anderem von Senator El mar Pieroth, Staatssekretär Kremendahl mit der Wirtschafts verwaltung, von der Berliner Wirtschaftsförderung, der ADT e.V. mit Heinz Fiedler als deren Geschäftsführer und den Wirtschaftsverbänden und Projektträgern wie dem VDI/VDE Technologiezentrum e.V. Deren Vertrauen in des Projekt war für die erfolgreiche Revitalisierung der gesamten Immobilie mit entscheidend. Um den vielen neu- oder ausgegründeten Unternehmen gute Standortbedingungen zu bieten, wurden, zwar mit geringen finanziellen Mittel, aber dafür umso mehr Ideen und unter Einbe Innotech 02/2010 zug aller zur Verfügung stehenden »Provisorien«, nach und nach nahezu alle verfügbaren Flächen des baulichen Bestandes für neue Nutzungen erschlossen. So kam es beispielsweise, dass die HTM Reetz GmbH und KBB GmbH ihre Firmengeschichte in Hallen der ehemals betrieblichen Feuerwehr starteten. Der Ausbau ermöglichte im Jahr 1994 einen überwiegend techno logieorientierten KMU-Bestand von insgesamt 120 Firmen im Park, davon 54 im TGZ. Synergieeffekte in Schlüsseltechnologien Die Ansiedlungspolitik des Park- und Zentrumsmanagements orientierte sich maßgeblich an den Synergieeffekten aus dem Mit- und Nebeneinander von Kleine und Mittelständische Unter nehmen in Schlüsseltechnologien. So entstand im Park bereits im Verlauf der ersten Jahre nach Gründung ein Branchenmix mit besonderem Schwerpunkt auf der Werkstoff- und Prozess technik und mit starker innerer Vernetzung einer Vielzahl von Firmen im Park. Mit einer Expertise im Jahre 1997 bestätigt die Fraunhofer Managementgesellschaft den Betreibern die Rich tigkeit des eingeschlagenen Kurses. Ein wichtiger Bestandteil der Center-Managementleistung des IPW war von Anfang an der Ausbau internationaler Beziehungen. Immer wieder war der Park gesuchter Partner beim Erfahrungsaustausch zu Zielen und We gen des Aufbaus von Zentren in Osteuropa und Asien. Mit dem Kaliningrader Innovations- und Technologiezentrum KITZ ent stand ein Kooperationsvertrag zur Unterstützung des dortigen Zentrenaufbaus, mit dem Technopark Zürich eine informelle Partnerschaft für Probleme der baulichen Entwicklung und des Innovationstransfers. Das Institut für gewerbliche Wirtschaft an der Hochschule Sankt Gallen beriet das Parkmanagement in Fragen der strategischen Ausrichtung der Parkentwicklung. 13 Innotech 02/2010 Eine verbesserte Infrastruktur 1994 begann die Realisierung der ersten Infrastrukturprojekte. Das alte Kohlekraftwerk wich einem modernen Blockheizkraft werk, welches die Versorgung mit Fernwärme und Elektro energie übernahm. Gefördert aus Mitteln der Gemeinschafts aufgabe von Bund und Land Berlin zur Verbesserung der wirtschaftsnahen Infrastruktur wurden Versorgungsnetze und Verkehrsanlagen im Umfang von ca. 16 Mio Euro neu errich tet. In diesem Zuge begann der Abbruch der Paulick-Hallen, die auf Grund ihres unzureichenden Sicherheitsstandards den neuen Planungen weichen mussten. Die Planungen, den Park weiter auszubauen, mündeten 1997 in ein auf breiter Ebene ab gestimmtes Konzept, das eine starke ökologische Verankerung der Parkgestaltung verbunden mit adäquater wirtschaftlicher Flächennutzung, quasi als ein Alleinstellungsmerkmal, vorsah. Es schuf die Basis, die Vision eines modernen Technologieparks - beginnend mit dem Bau des Manfred von Ardenne Gewerbe zentrums - Wirklichkeit werden zu lassen. Dieser Neubau wurde mit ca. 43 Mio Euro ebenfalls durch Bund und Land Berlin aus Mitteln der GA-Infra zu Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur finanziert. Nach knapp drei jähriger Bauzeit konnte das Gewerbezentrum am 24.09.1999 mit den 3. Köpenicker Wirtschaftstagen eröffnet und seinen Nutzern übergeben werden. Das Manfred von Ardenne Ge werbezentrum ist einer der attraktivsten Zentrenneubauten in Deutschland. Bereits in der Planung wurden die zukünftigen Nutzer mit ihren spezifischen Anforderungen einbezogen. Ent standen ist ein hochflexibler, multifunktionell nutzbarer Bau, der aus drei Komplexen besteht und Büros, Werkstätten und Manfred von Ardenne Mit der Eröffnung des Manfred von Ardenne Gewerbezentrums am 24. September 1999 begann ein neuer Abschnitt in der Entwicklung des Innovationsparks Der Name sollte auch die Vision für das Zentrum und den gesamten Park verdeutli chen: die unternehmerische Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Entwicklung neuer Produkte und Tech nologien. Mit »Manfred von Ardenne« ist dies gelungen. Das Zentrum wurde noch zu Lebzeiten und mit der ausdrücklichen Zustimmung des Forschers nach ihm benannt. Professor Dr. h.c. mult. Manfred von Ardenne (1907 bis 1997) war Physiker und Unternehmer. Er gründete seine erste Firma bereits mit 21 Jahren, das erste Patent erhielt 14 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e L abore, Produktionshallen, Seminar- und Tagungsräumen bietet. Allein die vermietbare Fläche umfasst 13.000 Quadrat meter - alles in allem Platz für rund 70 Firmen und etwa 800 Beschäftigte. Bereits kurz nach seiner Fertigstellung zogen die ersten 45 Mieter ein. Der Facility Management Preis 1995 führten das ausgeprägte Umweltbewusstsein bei der Park entwicklung und dem Parkbetrieb, außerdem eine beachtliche technologische Breite hier angesiedelter Unternehmen der »Umweltbranche«, zu der Projektidee »Innovations- und Öko park Wuhlheide«. Mit ihr bewarb sich der Park 1996 im Vorfeld der Expo 2000 in Hannover an der Ausschreibung »Dezentrale Projekte« des Landes Berlin. Ziel war die besondere infrastruk turelle Lage des Parks zu nutzen, um mit hier angesiedelten Unternehmen neue Umwelttechnologien und Umwelttechnik quasi im »Feldversuch« zu vernetzen und zur Anwendung zu bringen. Es stellte sich heraus, dass die Zeit nicht reif für der artige Experimente war, das Projekt wurde abgebrochen. Das Engagement des Parkmanagements für eine umweltgerechte Betriebsführung und Bauentwicklung setzte sich allerdings fort. Flankierend dazu baute der Betreiber das ganzheitliche Dienst leistungsangebot für Unternehmen im IPW auf, damit sich die Firmen auf ihr »Kerngeschäft« konzentrieren können. Für die herausragenden Facility Managementleistungen beim Betrieb des Innovationspark erhielt der Betreiber mit Frau Marion Kohlenbach an der Spitze 1998 als erster in der Kategorie »Gewerbliche Großimmobilie in Deutschland« den »Facility Management Preis«. er mit 15 Jahren und schrieb durch Weg weisende Entwick lungen im letzten Jahrhundert Wirtschaftsgeschichte. Bereits im Alter von 19 Jahren war er mit der Idee der MehrsystemElektronenröhre bekannt geworden. Es war Grundlage für den Rundfunkempfänger. 1928 gründete er in Berlin das VON ARDENNE-Laboratorium für Elektronenphysik, von 1928 bis 1945 entwickelte er das Rasterelektronenmikroskop. Bahn brechend waren seine Forschungsleistungen zur Katho denstrahlröhre, mit der 1930 die erste vollelektronische Fernsehübertragung möglich wurde. In der Zeit von 1945 bis 1955 arbeitete von Ardenne mit anderen namhaften Wissenschaftlern in der Sowjetunion. Nach seiner Rückkehr gründete er sein privates Forschungsinstitut in Dresden, in dem die Forschungslinien der frühen Jahre erfolgreich fortge setzt wurden. Ab den sechziger Jahren arbeitete der Physiker vor allen Dingen in der medizinischen Forschung. Bekannt wurde er hier besonders durch die Sauerstoff- MehrschrittTherapie. Manfred von Ardenne gehörte über Jahre dem Forschungsrat der DDR an, der seinen Sitz neben dem Mini sterium für Wissenschaft und Technologie auf dem Gelände des heutigen Innovationsparks Wuhlheide hatte. Er starb am 26.05.1997 im Alter von 90 Jahren in Dresden. Unternehmer Innotech 02/2010 O.U.T. — Optotransmitter-Umweltschutz-Technologie — e.V. Das Jahr 2009 war tatsächlich das erfolgreichste in der Geschichte des OUT e.V. Nie zuvor waren mehr Forschungsprojekte in Arbeit. Die Zahl der Mitarbeiter stieg in den vergangenen Jahren kontinu ierlich an und liegt jetzt bei 42. »Mehr als zu Beginn«, resummiert Dr. Henning Dittmann. Am 19. Juni 1991 trafen sich eine Handvoll Ingenieure und Wissen schaftler aus dem Werk für Fernsehelektronik im »Mittelpunkt der Erde«, einer Kneipe in Schöneweide. Sieben waren es mindestens, erinnert er sich, denn soviel sind nötig, um einen Verein zu grün den. Es stand von Anfang an fest, dass es sich um einen gemein nützigen Verein handeln sollte. Der Plan sah vor, anwendungsnahe Forschung in Mikro- und Optoelektronik sowie Umweltschutz für KMU zu betreiben. Die ersten Projekte wurden im Rahmen von ABMMaßnahmen eingeworben. Anzahl der Mitarbeiter: 35. Man konnte mit hundertprozentiger Förderung rechnen und begann mit einer technischen Grundausstattung, die überwiegend aus dem Werk für Fernsehelektronik stammte – ein Teil davon ist heute noch in Gebrauch – und Räumlichkeiten, die buchstäblich im Schatten des Fernsehwerkes lagen. Als die Räumlichkeiten 1996 dem TGS in Schö neweide weichen mussten, begann die Suche nach einem neuen Standort, einem nahe liegenden. Und nichts lag näher als das IPW. Gleichzeitig stellte sich ein neues Problem: »Mit dem Auslaufen der hundertprozentigen Förderung von BMWi-Projekten mussten wir uns fragen, ob wir den nötigen Anteil an Eigenmitteln zur Kofinanzierung geförderter FuE-Projekte beschaffen können.« Man beschloss die Flucht nach vorn anzutreten. Aber es war schwierig. Die Mitarbeiter zahl sank auf zwölf, die jetzt auch Analysen übernahmen, Gutachten schrieben, mit Beratungsleistungen und anderen Dienstleistungen die nötigen Gelder als Eigenmittel beschafften. Das Profil änderte sich, es bildete sich eine Struktur mit Ge schäftsfeldern und Kernkompetenzen heraus. Heute führt der OUT e.V. FuE-Tätigkeit in den Bereichen »LED-Entwicklung«, »Optische Messtechnik«, »Dünnschichttechnologie« und »Optoelektronische Sensorik« auf höchstem Niveau durch und erbringt umfangreiche Managementleistungen – besonders im Rahmen der vom OUT e.V. getragenen Netzwerke sowie von FuE-Verbundprojekten – vor allem für FuE-treibende KMU. Auf Basis erfolgreich durchgeführter FuEProjekte stieg die Anzahl an Forschungsaufträgen. Nach 19 Jahren, ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Ein kleines Jubiläum ist erreicht. In diesem Jahr wird das hundertste Forschungsprojekt abgeschlossen. OUT e.V., Köpenicker Straße 325, Haus 201, 12555 Berlin, Tel.: 030. 65 76 26 71, www.out-ev.de 15 Innotech 02/2010 Unternehmer Abfalltrennprozesse Dr. Ingeborg Pagenkopf Über eines war sich Frau Dr. Pagenkopf immer im Klaren: »Unsere Spezialisierung bringt eine beständige Forschungs- und Entwick lungsarbeit mit sich, wenn wir auf dem Markt bestehen wollen«. Die Recyclingbranche unterlag in den vergangenen Jahren einem ständigen Auf und Ab. Sie bekam es zu spüren. Heute beschäftigt Frau Dr. Pagenkopf zwölf Mitarbeiter. Es waren schon 22. Dr. Ingeborg Pagenkopf arbeitete im Institut für chemische Techno logie der Akademie der Wissenschaften. Im Rahmen des Instituts befasste sie sich früh mit der Gründung technologieorientierter Unternehmen, belegte Lehrgänge und stellte sich irgendwann die Frage – oder die Aufgabe: »Wie sehen die Chancen aus, das, was man jahrelang entwickelt hat, nun tatsächlich auch auf dem Markt umzusetzen?« Das Initial war also eine gehörige Portion Neugierde, sagt Frau Dr. Pagenkopf Also gründete sie zunächst mit einem Mitarbeiter im Jahre 1993 ein beratendes Unternehmen in der Kunststoffrecyclingindustrie und begann erst 1996 die eigene Produktion. Heute betreibt sie zwei Recyclinganlagen in der Wolfener Straße in Marzahn, die jährlich 7.500 Tonnen Wertstoffe umsetzen. Den Anfang machte die selek tive Trennung von Polystyrol aus Bechern, ab 1998 von Polystyrol aus 16 Kühlgeräten. Bis 2010 produzierte ihr Unternehmen unter anderem 30.000 Tonnen Polystyrol für die Kunststoffverarbeitende Industrie im Sink-Schwimm- und später im Zentrifugalverfahren. Der Vorgang basiert auf der von ihr entwickelten Dichtefraktionsanalyse (DFA). Die mittlerweile weltweit patentierte Analyse war dann auch die Basis für weitere Anwendungen und Verfahrensentwicklungen, mit denen Kunststoffe wie Polystyrol, Polyamid oder Blends wie PC/ ABS getrennt werden. Diese Branche stelle immer wieder neue Herausforderungen: neue Materialien, instabile Märkte, die Globalisierung. Ihr neues Verfahren nennt sich TOA – Thermooptische Analyse und dient dazu, schwarz zu sehen: schwarze Polymermischungen in der Kunststoffart zu unterscheiden. Ein bisher ungelöstes Problem der Sortierung. Es geht also erneut um Grundlagenwissen, um Know-how, das die neu entstandenen Probleme löst. »Und irgendwie geht es mit der neuen Fragestellung auch wieder von vorne los«, sagt Frau Dr. Pagenkopf. Abfalltrennprozesse Dr. Ingeborg Pagenkopf, Köpenicker Straße 325, 12555 Berlin, Tel.: 030. 65 76 26 98, www.abfalltrenn.de Unternehmer Innotech 02/2010 HTM Reetz GmbH Ihr Logo ziert ein kleines Teufelchen, das den Betrachter mit glut rotem Blick ansieht. Wenn Dr. Roland Reetz sich prüfend ins Innere eines mannshohen Ofens beugt, scheint er sich immer auch beiläufig bei ihm zu erkunden: »Stimmt die Temperatur so?« – »Ja, danke, angenehm.« Es ist heute kaum vorstellbar, dass die Brüder Dr. Roland Reetz (rechts) und Professor Dr. Teja Reetz ihre ersten Hochtemperatur geräte 1991 in einer Garage bauten, einer geräumigen Feuerwehr garage immerhin. Die allerdings war unkompliziert innerhalb eines Tages zur Verfügung, während sie an anderen Standorten auf der Warteliste für einen Raum standen. »Außerdem gab es den unschätz baren Vorteil«, erinnert sich Dr. Reetz, »dass wir in der Durstphase die Möglichkeit hatten, die Miete gestundet zu bekommen.« Sie starteten mit einer Förderung des BMWi für technologie orientierte Unternehmen. Als wichtigstes Kapital sehen sie aber ihr Know-how – ihre Kenntnis der Materialkunde, der Verknüpfung von Temperatur, Gasflüssen und Bewegung für die Steuerung komplexer Anlagen. Mit ihrer Firma knüpften sie quasi an Forschungen an, die beide Jahre zuvor an der Akademie der Wissenschaften begannen. 16 Mitarbeiter fertigen heute auf einer Produktionsfläche von 580 Quadratmetern Öfen nach spezifischem Bedarf für Kunden auf der ganzen Welt. Eigentlich sind die Hochtemperaturgeräte mit dem Begriff »Ofen« nur sehr unzureichend beschrieben. Geräte bis zu vier Metern Durchmesser entstanden hier. Wolframöfen, Kammer öfen, Thermomigrationsanlagen. In einer Ecke stehen blendend weiße Yttriumoxid-Rohkörper aus eigener Entwicklung, die den Kör per eines Vakuum-Rohrofens bilden werden und bei 45 Millimetern Rohrdurchmesser einer Temperatur bis 2.200 Grad Celsius standhal ten. Es geht aber noch kleiner. Nur zwei Zentimeter Kammerdurch messer misst das kleinste Produkt aus den Laboren der HTM Reetz. Es diente der Züchtung von Kristallen unter Bedingungen der Mikro gravitation und erzeugte um die 1.700 Grad Celsius. Und es geht freilich auch heißer: bis 2.500 Grad Celsius – das Teufelchen lacht. Werbung haben die Unternehmensgründer nie gemacht. Es sprach sich in Fachkreisen bald rum, was hier zu bekommen war. »Wer ein spezielles Gerät sucht, der findet uns außerdem im Internet«, erklärt Dr. Reetz lakonisch. Fündig wurden bisher: BASF, die Max-Planck- Institute, Diamantenproduzent de Beer aus Kapstadt, Siemens, Fraunhoferinstitute, die BAM, die PTB, Universitäten, Erdölunter nehmen aus Baku, Wissenschaftler vom MIT… HTM Reetz GmbH, Köpenicker Straße 325, Haus 131, 12555 Berlin, Tel.: 030. 65 76 2254, www.htm-reetz.de 17 Innotech 02/2010 Unternehmer Biogenes Gmbh Dr. Alexander Knoll (links) und Dr. Sergej Ovodov waren Angestellte im Institut des Kombinates GERMED. Nach der Wende ging es mit dem Kombinat stetig bergab. Die beiden Wissenschaftler machten Verbesserungsvorschläge, um den Prozess aufzuhalten, drangen bei ihren Vorgesetzten jedoch nicht durch und beschlossen, quasi aus dieser Notlage heraus, aber mit festem Unternehmensziel vor Augen, sich 1992 selbständig zu machen. Fünf Jahre danach war BioGenes in der Lage, für die Entwick lung von Antikörpern eine Garantie zu bieten. Das war seinerzeit für die Biotech-Branche einmalig und brachte dem jungen Unter nehmen einiges an Reputation ein. Heute, weitere 13 Jahre später, zählt BioGenes zu den führenden Serviceanbietern bei immunolo gischen Dienstleistungen und der Antikörperentwicklung in Europa. »In Deutschland waren wir so ziemlich die ersten, die Antikörper anboten«, erinnert sich Dr. Knoll. In den vergangenen Jahren hat BioGenes seine Position allerdings auch auf dem internationalen Markt stetig ausgebaut. Der Exportan teil stieg durch Kooperationen in Kanada, Großbritannien und Asien. Derzeit beliefert BioGenes Kunden in 26 Ländern, und lässt man die Referenzliste Revue passieren, dann gibt es schon hierzulande kaum 18 ein größeres Unternehmen der Pharmaindustrie, der Lebensmitteldi agnostik oder der Medizin, das nicht zum Kundenkreis von BioGenes zählt: Aventis, Bayer, Merck, die BASF oder Schering, Boehringer Ingelheim, Merckle, Novartis, Hoffmann la Roche usw. Langsam aber stetig wollte man wachsen. Faktisch lag das jährliche Unternehmenswachstum bei rund fünf bis zehn Prozent, stetig. Die Zahl der Mitarbeiter ist mit dem Erfolg von anfänglich zwei auf 24 angestiegen. BioGenes ist allerdings nicht nur eines der ersten Unternehmen im Innovationspark Wuhlheide. Es ist von Anfang an hier. In einem Ge bäude, das zu den älteren Jahrgängen gehört. Aber auch die seien nicht zu verachten und mittlerweile sind die Räume nach mehreren Umbauten und Erweiterungen bestens auf die eigenen Verhältnisse zugeschnitten. Für Dr. Knoll war ein Fakt besonders wichtig. »Es wird mit den Firmen gedacht und dabei geht es vollkommen unbürokratisch zu.« Und auch das von Anfang an. BioGenes GmbH, Köpenicker Straße 325, 12555 Berlin, Tel.: 030. 65 76 23 96, www.biogenes.de Unternehmer Innotech 02/2010 EuroNorm GMBH Der allererste Mieter: Im Februar 1990 machten sich drei Angestellte selbständig. Ihr Unternehmen nannten sie Forschungsagentur Berlin GmbH. Claudia Herrmann-Koitz, Bertold Hellriegel (Bild rechts) und Dr. Bernd Hunger arbeiteten beim Forschungsrat der DDR und ahnten schon, dass es ihre bisherigen Arbeitsplätze nicht mehr lan ge geben würde. Ihre Geschäftsidee lässt sich mit Transparenz und Technologietransfer überschreiben – ein Nachschlagewerk über For schungsstätten und Forschende in Ostdeutschland und eine Analyse der Forschungspotenziale. Das Kompendium, herausgegeben vom Hoppenstedt-Verlag in Darmstadt, brachte es zu vier Neuauflagen, bis sich die Landschaft geordnet hatte und der Titel auslief. In diese Zeit fiel die erste Projektträgerschaft, ein Auftrag des Bun desministeriums für Wirtschaft und Technologie für das IFP – In novationsförderungsprogramm. Die Bundesregierung wollte den Neuaufbau der ostdeutschen Industrieforschung unterstützen und stellte dafür Fördermittel bereit. Mehrere hundert kleine und mitt lere Unternehmen kamen über die Forschungsagentur Berlin GmbH zu Fördermitteln für ihre Innovationsvorhaben. Auch heute noch ist Frau Herrmann-Koitz den damaligen Auftraggebern für ihr Vertrauen dankbar. »Nur wenn man Aufträge bekommt, kann man zeigen, was man zu leisten vermag«. Derzeit begleitet die EuroNorm GmbH fast viertausend Unternehmen in sieben Programmen. Das bekannteste ist vielleicht ZIM Solo – Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand, Teil Einzelprojekte von kleinen und mittleren Unternehmen. Bis 1996 blieben sie im IPW, dann zog das Unternehmen in eigene Büroräume nach Neuenhagen. Gemeinsam mit Dr. Karsten Koitz (Bild links) wurde 1994 die EuroNorm Gesellschaft für Qualitätssicherung und Innovationsmanagement mbH gegründet. Später fusionierten dann beide Unternehmen. Im Geschäftsbereich Management beratung und –training betreut die EuroNorm GmbH heute einen großen Mandantenstamm bei der Entwicklung und Vervollkomm nung ihrer Managementsysteme. Das neueste Produkt ist »KiQu«, eine Software zu Selbstbewertung der Qualitätslage in Kindertages stätten. Die EuroNorm GmbH beschäftigt aktuell 80 Mitarbeiter und die Auftragslage ist gut. »Mit unserer konsequenten Dienstleistungs orientierung haben wir alle Antennen auf die Kundenwünsche ausge richtet«, erklärt Dr. Koitz die positive Entwicklung des Unternehmens. Das Leitbild »Mit Qualität und Innovation zum Erfolg« hat sich als treffend erwiesen. Euronorm GmbH, Rathausstraße 2a, 15366 Neuenhagen, Tel.: 033 42. 25 47 41, www.euronorm.de 19 Innotech 02/2010 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e 2000 — 2010 Nachhaltigkeit Ein neues Profil In dieser Zeit begann eine neue Etappe in der Parkentwicklung. Die Leitkonzeption »Arbeitswelt’21« definierte das komplexe Entwicklungsprojekt IPW. Die Pilotlösung einer lokalen Agenda 21 wurde unter dem Begriff »Köpenicker Modell« deutschland weit bekannt. Ihr Ziel lautete »Nachhaltiges Wirtschaften in der vernetzten Technologieregion Berlin-Südost durch die konse quente Einführung von Umweltmanagementsystemen«. Ergänzt durch die Gestaltungskonzeption 2000 wurden die planerischen Grundlagen für die weiteren Entwicklungsmaßnahmen, das zu realisierende Profil und Erscheinungsbild des Parks geschaffen. Es sieht unter anderem die Bereitstellung von kleingliedrigen Entwicklungsflächen für Investitionen von KMU in eigene Grund stücke und Gebäude mit dem Schwerpunkt der Erbpacht vor. Als erste Firma nutzte die CrysTec GmbH im Jahr 2000 das Angebot. Sie war in einem jener provisorischen Objekte des ehemaligen MfWT gewachsen, die nach und nach verschwan den und weiteren bauliche Maßnahmen mit Mitteln der GA zur Verbesserung der Infrastruktur Platz machten. 20 Gefördert aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Land Berlin zur Verbesserung der wirtschaftsnahen Infra struktur wurden innere Erschließungsstraßen errichtet und die Zufahrt zum IPW erheblich verbessert. 2005 wurde das ehema lige Dienstgebäude des MfWT der DDR grundlegend saniert. Das stellte in Verbindung mit dem Neubau eines Laborgebäu des den zweiten Bauabschnitt des Technologie- und Gründer zentrums dar. Sanierung und Neubau mit Gesamtkosten in Höhe von 14,5 Mio Euro sind aus Mitteln der Gemeinschafts aufgabe »Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur« gefördert und durch die EU (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) kofinanziert. Auf insgesamt 7.000 Quadratmeter vermietbarer Fläche stehen weitere interessante Angebote an Labor-, Büro- und Schulungsflächen zur Verfügung. Der Park gewann mit der einladenden Fassade zugleich ein attraktives »Gesicht« am Haupteingang. Gemeinsam mit dem Manfred von Ardenne Gewerbezentrum sind somit 20.000 Quadratmeter ver mietbare Fläche vornehmlich für KMU vorhanden. Bis heute wurden weitere 1,5 Mio Euro in den Abbruch von Gebäuden, die Herrichtung der Flächen für Unternehmensan siedlungen und die verkehrstechnische Verbindung der Zufahrt des IPW mit den inneren Erschließungsstraßen über vorgenannte GA-Mittel investiert. Damit wurde 2009 der vorletzte Abschnitt der geplanten Infrastrukturentwicklung abgeschlossen. Weiterbildung und Netzwerke Aus- und Weiterbildung hatte von Anfang an einen hohen Stellenwert. Das Parkmanagement organisierte über drei Jahre (2000 – 2002) eine Sommerakademie zur Unternehmerweiter bildung und führte sie anschließend in Einzelveranstaltungen im Jahresverlauf weiter. Der Anteil von Unternehmen der Ausund Weiterbildung im Park stieg auf acht Prozent. Sie bauten die Arbeitsbeziehungen zu den Fachhochschulen, der HTW in Berlin-Karlshorst und der TFH in Wildau kontinuierlich aus und Innotech 02/2010 2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e schufen mit ihnen Projektverbünde in Forschung und Entwick lung. Kooperationsentwicklung unter Führung von im Park an sässigen Unternehmen wird in diesen Jahren zu einem Schwer punktthema. Die Netzwerke fördern den Technologietransfer, stärken die Partner am Markt und eröffnen neue Möglichkeiten der Entwicklung von Spitzenprodukten und -technologien. 2002 rief die BioGenes GmbH das Netzwerk SciTrix ins Leben, das im Verbund mit anderen Firmen unterschiedlicher Kompetenz Großaufträge einwarb. Herausragendes leistete der Förder verein erneuerbare Engergien (FEE) e.V. Das Förderprojekt NEMO – Netzwerk Management Ost des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie schuf für den Optotransmitter Umweltschutz-Technologie (OUT) e.V. und für die fm-one Ma nagementservices GmbH die Grundlage für erfolgreiches Netz werkmanagement der Netzwerke »OptoBioNet – Optoelektronik in der Biotechnologie« mit zehn Partnern, »tusec – Tunnelsicher heit« und »siu-x – Sicherheit in unterirdischen Verkehrsanlagen« mit jeweils 13 Partnern und »ne-sis – Systeme für integriertes Sicherheitsmonitoring«, an dem 14 Partner beteiligt waren. Umweltgerecht zertifiziert nach DIN ISO 14001 Mit der Grundüberzeugung »Nachhaltigkeit und lokales Enga gement« brachte sich der Betreiber des IPW in die eingangs erwähnte »Lokalen Agenda 21« des Bezirks ein und beteiligt sich am Berliner Projekt »ÖKOPROFIT«. 2002 erhielt er den Titel »Ökoprofit-Betrieb«. Damit wurde zugleich der Grundstein für die TÜV-Zertifizierung des IPW Umweltmanagementsystems 2005 gelegt. Am 16. März 2005 erhielt das IPW vom TÜV Rhein land das grüne Gütesiegel nach DIN ISO 14001 und wies den Park, der übrigens im Landschaftsschutzgebiet liegt, als ersten umweltbewusst betriebenen Technologiepark in Deutschland aus. Die wiederholte Zertifizierung im Jahre 2009 belegt, dass das Management gesteigerten Wert auf Kriterien wie die Ab fall- und Abwasserentsorgung, Umwelt- und Arbeitsschutz legt. Stabiles Wachstum Als sich der Bundesverband ADT e.V. 2003 entschied, die Ju biläumskonferenz »20 Jahre TGZ in Deutschland« im IPW zu begehen, würdigte er damit auch die Rolle und das politische Engagement dieses Zentrums und des Bezirks Treptow-Köpe nick bei der erfolgreichen Entwicklung mittelständischer Struk turen. Durch die Nähe des Managements zu den Unternehmen und deren Entwicklungsproblemen kam ihm in den letzten Jah ren allerdings auch die Rolle eines Vermittlers und Fürsprechers im Prozess politischer Meinungsbildung zu. Das Engagement mündete in der »Wuhlheider Erklärung« der technologieorien tierten Mittelstandsverbände im Jahr 2006 zur Stärkung der Basis kleiner und mittlerer technologie- und wissensbasierter Unternehmen für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland. Mit ihr wurden unmittelbar politische Entscheidungsprozesse zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und gezielter För derung des innovativen Mittelstandes beeinflusst. Ein Beispiel ist das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand – ZIM. Die allerjüngsten Kennzahlen in der Wuhlheide zeigten eine auch in der aktuellen Wirtschaftskrise bemerkenswert stabile Entwicklung. Der Mix an Unternehmen in Hochtechnologieb ranchen mit hohem Synergieeffekt hat maßgeblich zu dieser Stabilität beigetragen – die innere Vernetzung ist vorangeschrit ten. 2009 bis einschließlich Januar 2010 haben sich 30 neue Unternehmen im Park niedergelassen, davon waren fünf Neu gründungen. Dagegen standen 18 Auszüge und nur eine Insol venz. Derzeit arbeiten 155 Unternehmen mit insgesamt 1.200 Mitarbeitern im IPW. Vier von ihnen haben Erbpachtverträge mit dem Bezirk Treptow-Köpenick unterzeichnet, oder nehmen, wie die Firma GESIMAT, neue Produktionsanlagen in Betrieb und bauen die internationalen Beziehungen aus. Sie erhoffen sich ein weiteres gutes Vorankommen des Standortes und Verbesserungen der Rahmenbedingungen für wissensbasierte Unternehmen - insbesondere bei Forschung und Entwicklung. 21 Innotech 02/2010 S e rv i c e 99 Jahre Erbpacht Im Innovationspark Wuhlheide haben sich mittlerweile vier Unternehmen entschieden, einen eigenen Firmensitz auf Basis der Erbpacht zu errichten. Am frühen Vormittag des 18. Januar 2007 traf ein Schwerlast konvoi auf dem Gelände ein. Die Transporter mit Überbreite waren seit dem Vortag unterwegs und überführten 465 Qua dratmeter Arbeitsfläche: Büro- und Reinraumlabore. Insgesamt sieben Module, die Ende August bei einem Fürther Spezialisten für hochgradig ausgerüstete und spezialisierte Fertiggebäude bestellt und vor Ort in Trockenbausweise hergestellt worden waren. Sie wurden noch am selben Tag in unmittelbarer Nähe des Manfred-von-Ardenne Gewerbeparks aufgestellt und in den nächsten Wochen komplett montiert. Nur wenige Monate später waren die neuen Räume des DIZG, des Deutschen Instituts für Zell- und Gewebeersatz bezugsfer tig und betriebsbereit. Das DIZG ist seit 2001 Mieter im IPW. Es beliefert Krankenhäuser und Kliniken mit autologen Zellkulturen, 22 die in den eigenen Reinräumen entstehen und mit allogenen Gewebetransplantaten. Bis zu diesem Zeitpunkt betrieb das Institut ein weiteres Labor in Leipzig. Mit der Investition in die neuen Gebäude verlagerte das Institut seinen Standort ganz nach Berlin und schuf eine langfristige Handlungsperspektive. Flexible und individuelle Lösungen – speziell für KMU Um die Rahmenbedingungen für ein unternehmerisches En gagement attraktiver zu gestalten, bietet das Land Berlin die Errichtung eines eigenen Unternehmensstandortes zu gün stigen Bedingungen im Erbbaurecht an. Die Verträge werden für eine Dauer von 66 Jahren mit der Option auf Verlängerung um bis zu 33 Jahren geschlossen. Die Erbpächter zahlen so ihren Pachtzins und erhalten Recht und mithin auch die Pflicht, auf dem Gelände zu bauen. Das Erbbaurecht kann später in Abstim mung mit dem Verpächter auch belastet werden. Die Firmen erwerben damit nicht allein erschlossenes Bauland innerhalb des Campus, um ihre Räumlichkeiten dauerhaft den eigenen Innotech 02/2010 S e rv i c e Bedürfnisse entsprechend zu entwickeln. Sie erwerben Eigen tum an Grund und Boden, ohne ihr Eigenkapital zu belasten, profitieren von relativ geringem Pachtzins und verschaffen sich langfristige Planungssicherheit. Langfristig Sicherheiten schaffen Erster Erbpächter auf dem Gelände des IPW war im Jahre 2001 die CrysTec GmbH. Sie entwickelt und vertreibt einkristallines Substratmaterial. Als das Unternehmen Ende der neunziger Jah re wuchs, beschloss man in einen Neubau zu investieren. Heute stehen 800 Quadratmeter auf zwei Etagen zur Verfügung und das gesamte Gebäude ist auf die besonderen Bedürfnisse der Kristallproduktion zugeschnitten. »Für uns war die Entscheidung richtig«, stellt Geschäftsführer Knut Peters fest. Er würde bei stabiler unternehmersicher Basis und langfristiger Geschäfts perspektive auf jeden Fall zu der Investition raten. In 2009 ging ein langjähriger Mieter im IPW einen Sonderweg: im Rahmen der Erbpacht wurden drei aufstehende Gebäude übernommen. Der Umbau der ehemaligen Bürogebäude für die individuell zugeschnittene Labornutzung stellte sich als große Herausforderung für die micro resist technoloy GmbH (mrt) heraus, die erfolgreich gemeistert wurde. Zu Jahresbeginn ging das Laborgebäude in Betrieb. Die mrt produziert und vertreibt anorganisch-organische Hybridpolymere für Anwendungen in der Mikrooptik und Photonik. In diesem Jahr folgt eine weitere Firma dem Beispiel der CrysTec und der DIZG. Die Heinz Jahn Modell- und Formenbau GmbH wurde vor 16 Jahren in Köpenick gegründet und ist erst seit kurzer Zeit Mieter im IPW. »Für uns bedeutet die Errichtung eines eigenen Unternehmenssitzes ein Mehr an Planungsstabi lität«, erklärt Heinz Jahn. Seine neue Produktionsstätte ist nach nur acht Monaten der Vertragsverhandlungen zur Erbpacht und der Genehmigung bereits im Bau. Bilder oben: Das Labor des Deutschen Instituts für Zell- und Gewebeersatz wird angeliefert (www.dizg.de). Bilder links: Der erste Erbpächter, die CrysTec GmbH (www.crystec.de) und das neue Gebäude der micro resist technology GmbH (www.microresist.de). Bild links: Spatenstich für die Niederlassung der Heinz Jahn Modell- und Formenbau GmbH (www.modellbau-jahn.de). Das Management hilft mit Bei der Wahl der Fläche und der Suche nach möglichen Finan zierungspartnern steht das Campus-Management den Unter nehmen zur Seite. Es nimmt als Verbindungsstelle zwischen Behörden und Investoren Verwaltungsaufwand ab und forciert Verfahrensabläufe. »Diese Schaltstellte zu den jeweiligen Ämtern war uns eine große Hilfe bei der unkomplizierten Abwicklung«, urteilt Hans Joachim Mönig, Geschäftsführer des DIZG. So war es dem Institut möglich, den modernen und hochkomplexen Neubau in extrem kurzer Zeit zu realisieren. 23 Innotech 02/2010 s e rv i c e Deutsche Innovationszentren haben ihre Hauptaufgabe erfolgreich erfüllt Der Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologieund Gründerzentren e.V. (ADT), in dem auch die Zentren der Technologieregion Berlin Südost organisiert sind, zieht in seinem jüngsten Positionspapier Bilanz des erfolgreichen Wirkens der Innovationszentren bei der Entwicklung wissensbasierter Wirtschaftsstrukturen. Hier ein Auszug: Analysiert man die Arbeit der Zentren in den vergangenen 25 Jahren, so kommt man zu positiven Einschätzungen. In den deutschen Innovationszentren konnten mehr als 180.000 inno vative Arbeitsplätze in insgesamt rund 20.000 neu gegründeten Unternehmen geschaffen werden. Bei den Gründungen in den Innovationszentren wird eine Überlebensquote von mehr als 90 Prozent verzeichnet. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Neugründungen von Unternehmen in den Innovationszentren unabhängig von Krisen bei jährlich circa. 900 auf hohem Niveau geblieben. Damit entstehen bezogen auf die Gesamtzahl der in den Zentren angesiedelten Unternehmen jährlich circa. 15 Prozent Neuzugänge. Die Auslastung der deutschen Innovati onszentren lag Ende 2008 bei mehr als Dreiviertel der Zentren über 80 Prozent. Diese Zahlen machen anschaulich deutlich, dass die Zentren ihre drei Hauptaufgaben, Initiierung von wis sensbasierten Gründungen, Unterstützung des Technologie Präsident des ADT e.V., Dr. Bertram Dressel 24 transfers und Realisierung von Wirtschafsförderungsaufgaben, sehr erfolgreich erfüllt haben. Die Zentren bieten beste Vo raussetzungen für erfolgreiche innovationsbasierte Gründungen und ergebnisorientierten Technologietransfer. Wesentlich für den Erfolg der Arbeit der Innovationszentren war und ist eine enge Verzahnung mit wissenschaftlichen Einrichtungen, beste henden Wirtschaftsstrukturen sowie mit anderen Akteuren der Gründerunterstützung. Hier wird deutlich, dass regionale Bündnisse sehr erfolgreich und ergebnisorientiert zusammenwirken. Über diese regionalen Netzwerke hinaus ist jedoch auch die überregionale Vernetzung der Innovationszentren wesentliche Erfolgsbasis. In modernen Wissensgesellschaften ändern sich Wesen und Bedingungen von Wertschöpfung und Konkurrenz grundlegend. Wissen wird zur wichtigsten Grundlage für neue Produkt- und Leistungsangebote. Wer das vernetzt, dezentral und interdis ziplinär vorhandenes Wissen effektiv nutzt, hat Wettbewerbs vorteile. In dieser Entwicklung erweisen sich Innovationszentren und -parks in allen Erdteilen zunehmend als Schlüsselinstru mente erfolgreichen Technologietransfers. Sie bilden essentielle Standortfaktoren im globalen Wettbewerb. Räumliche Nähe und fließende Übergänge speisen in diesen Zentren kommunikativen Austausch und interdisziplinäre Interaktionsprozesse zwischen Personen aus Forschung und Wirtschaft. Die Zentren prägen mit ihrer Arbeit wesentlich das Innovations klima der jeweiligen Region. Ihre Arbeit ist insofern sehr regional orientiert. Mit ihrer Affinität zur Vernetzung zwischen Wissen schaft und Wirtschaft sind sie in der Lage, regionalwirtschaft liche Entwicklungen anzuregen und zu moderieren. Wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit der Zentren ist und bleibt es, wissensbasierte Gründungen zu generieren und zu unter stützen. Diese Kernkompetenz gilt es weiter auszuprägen und mit steigenden Erfolgen dabei erhebliche regionalwirtschaft liche Effekte zu generieren. Schlüssel für den Erfolg wird hier sein, die Gründerunterstützung als Prozess zu erkennen und umzusetzen. Es wird deutlich, dass die deutschen Innovationszentren beste Voraussetzungen bieten, zukünftig eine wichtigere Rolle im Pro zess der Innovation zu spielen. Sie benötigen dafür zugeschnit tene Unterstützungsleistungen, die die notwendige Flexibilität aufweisen, auf sich schnell entwickelnden Gebieten stets die passenden Angebote aufzubauen. s e rv i c e Innotech 02/2010 Wirts chaftsförderung Be z ir k Unternehmer- und Ausbildungstag Süd-Ost 2010 Am 03. September veranstaltet die Wirtschaftsförderung Trep tow - Köpenick den Unternehmer- und Ausbildungstag Süd-Ost 2010. Veranstaltungsort ist das Freizeit- und Erholungszentrum (FEZ) Berlin, Straße zum FEZ 2, 12459 Berlin. Über 80 Unter nehmen und Institutionen zeigen Schülerinnen und Schülern, welche beruflichen Zukunftschancen sich regional und über regional bieten. Die Messe wird in der Zeit von 10 - 18.00 Uhr über 90 verschiedene Ausbildungsberufe präsentieren. Die Veranstaltung wird lebendige Eindrücke von den Inhalten, Anforderungen und Entwicklungsperspektiven in vielen attrak tiven Ausbildungsberufen und Ausbildungseinrichtungen ver mitteln. Unternehmen bietet sich bei der Veranstaltung nicht nur die Chance, sich zu präsentieren, sondern auch geeigneten Nachwuchs zu bewerben und zu beraten. Dabei sind vor allem jene Unternehmen angesprochen, die eine langfristige Ent wicklung ihrer Nachwuchsplanung im Blick haben und über die Messepräsentation zur Netzwerkbildung und Unternehmens bindung beitragen möchten. Das BOB – Partner der mittelständischen Wirtschaft Schon seit Längerem wünschen sich Unternehmen auch die zukünftigen Abiturienten zu erreichen. Die Arbeitswelt verlangt nach immer besser ausgebildeten Fachkräften. So wird erstmalig die Initiative »BOB – Berufsorientierung und Bewerbung« als inte graler Bestandteil der Unternehmer- und Ausbildungsmesse auftreten. BOB vermittelt verschiedene Aspekte betrieblicher Personalauswahlverfahren. In praktischen Übungen lernen Schülerinnen und Schüler, sich gezielt um einen Ausbildungs-, Studien-, Praktikums- oder Arbeitsplatz zu bemühen. Auch das Projekt BOB versteht sich insbesondere als Partner der mittel ständischen Wirtschaft. BBI – Chancen für den Bezirk und die Region Die Besucher erwartet ein interessantes und zukunftsorien tiertes Rahmenprogramm. Ein wesentlicher Punkt auf der Tagesordnung ist auch in diesem Jahr wieder ein Wirtschafts thema, das ganz besonders die Bedarfe der Unternehmen in der Region und des Bezirks berücksichtigt. Ein Jahr vor der Eröff nung des BBI, des Flughafens Berlin Brandenburg International, steht das Großprojekt im Mittelpunkt unseres Interesses. Es werden Chancen für unseren Bezirk und die Region bespro chen, die sich im Umfeld des BBI ergeben. Zu diesem Thema hat die Wirtschaftsförderung kompetente Referenten geladen. Die endgültige Liste der Referenten entnehmen Sie bitte den aktuellen Hinweisen im Internet. Neuer Standort Die Wirtschaftsförderung Treptow-Köpenick zieht am 20.05.2010 in das Rathaus Köpenick (Räume 301-308), Alt- Köpenick 21, 12555 Berlin. Tel.: 030. 90297 2500, wirtschaftsfoerderung@batk.berlin.de; www.wirtschaftsfoerderung-treptow-koepenick.de 25 Innotech 02/2010 S e rv i c e Veranstaltung 26 Ein Fest für die Wuhlheide Der Innovationspark Wuhlheide hat sich in den ver gangenen 20 Jahren zu einem der wichtigsten Wirt schaftsstandorte im Südosten Berlins entwickelt. Er ist Beispiel eines erfolgreichen Strukturwandels, der Revitalisierung und der Förderung mittelständischer Strukturen in den neuen Bundesländern. Der Campus begeht sein 20jähriges Jubiläum am 26. Mai 2010 mit einer Festveranstaltung, zu der hochrangige Gäste ge laden sind. Um 11 Uhr eröffnet der ehemalige Geschäftsführer der Innovationspark Wuhlheide Managementgesellschaft mbH, Prof. Dr. Dietrich Reiblich, die Festveranstaltung. Nach einer Grußansprache von Frau Ingeborg JungeReyer, Bürgermeisterin und Senatorin für Stadtent wicklung, wird ein Grußwort des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie, Rainer Brüderle, verlesen. Weiter Grußworte halten die Bezirksbürgermeisterin von Treptow-Köpenick, Frau Gabriele Schöttler und der Prä sident des ADT-Bundesverbandes, Dr. Bertram Dressel. Ein Höhepunkt des ersten Veranstaltungsblockes ist der Beitrag von Prof. Dr. Peter-Klaus Budig, Mini ster a.D. und heute Geschäftsführer der EAAT GmbH Chemnitz. Er spricht über »Wege in die Verantwortung – Erinnerungen eines Ministers«. Prof. Dr. Budig trug als Minister für Wissenschaft und Technologie der DDR in der Wendezeit wesentlich zum Aufbau der Techno logiezentren in den neuen Bundesländern und beson ders dem Innovationspark Wuhlheide bei. Der Vormittag schließt, nach Beiträgen von Claudia Herrmann-Koitz, geschäftsführende Gesellschafterin der EuroNorm GmbH und Klaus-Henry Koch, Geschäftsführer der Innovationspark Wuhlheide Managementgesellschaft mbH, mit einer feierlichen Baumpflanzaktion im Beisein von neun Unternehmern der ersten Stunde. »Wissensbasierte mittelständische Unternehmen sichern die industrielle Zukunft« – so das Motto des zentralen Festkolloquiums ab 14 Uhr. Dr. Klaus Ulbricht, Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick a.D., er öffnet mit einer Rede zu »Technologieorientierten Unternehmen des Mittelstandes – Basis einer neuen Industrialisierung«. Anschließend berichtet Frau Al muth Nehring-Venus, Staatssekretärin in der Senats verwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen über die Wirtschaftspolitik des Berliner Senats und die Stärkung des technologieorientierten Mittelstandes. Vor der Pause hören die Gäste zwei Erfahrungsberichte erfolgreicher Unternehmer: Gabi Grützner von der mrt GmbH, die im IPW ansässig ist, und Dr. Peter Lenk, ehe maliger Geschäftsführer der VON ARDENNE ANLAGEN TECHNIK Dresden GmbH. Am Nachmittag kommen drei Referenten wissenschaft licher Institute zu Wort. Prof. Oliver Günther, Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der HumboldtUniversität und Direktor des Instituts für Wirtschafts informatik, spricht zu Verbundprojekten als Instru ment zur Förderung des Mittelstandes. Prof. Dr. Klaus Semlinger, Vizepräsident der HTW Berlin, berichtet über Potentiale Berlins für »Neue Industrien« im Wett bewerb der Regionen und abschließend hält Dr. Kurt Hornschild vom Deutschen Institut für Wirtschaftsfor schung ein Referat über die Rolle der modernen Indus trien im Transformationsprozess. Das Festkolloquium endet mit der Verabschiedung und Unterzeichnung der »Wuhlheider Erklärung II« durch die Vorsitzenden und Präsidenten der mittelständischen Innovations- und Technologieverbände. Die Wuhlheider Erklärung II Anfang 2006 haben die Unterzeichner die I. Wuhlheider Erklärung vorgelegt. Ziel war es, die Aufmerksamkeit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für die beson dere Bedeutung innovativer KMU und wissensinten siver Dienstleister für wirtschaftliches Wachstum und Innotech 02/2010 S e rv i c e Beschäftigung in Deutschland zu erhöhen. Gleichzeitig wurden dringende Maßnahmen zur Stärkung dieser Wirtschaftsbereiche vorgeschlagen. Die Resonanz auf diese Erklärung war ein Erfolg. Bund und Länder haben ihre Unterstützungsmaßnahmen verstetigt und sogar aufgestockt. Wirtschafts- und Finanzkrise, engere staatliche Haus haltskassen bei Bund und Ländern, Personal- und Aus bildungsdefizite, auch die wieder aktuelle Diskussion über die steuerliche Gestaltung der Förderung von FuE, Innovation und Technologie bereiten Unternehmen der unterzeichnenden Verbände Sorge. Sie befürchten, dass die Rahmenbedingungen so verändert werden, dass sie nicht mehr den Entwicklungsanforderungen der Internationalisierung der Wirtschaft entsprechen und die Wettbewerbsfähigkeit der innovativen KMU eingeschränkt wird. Die Verbände stellen weiterhin Rückstände in der Innovationsdynamik Deutschlands im internationalen Wettbewerb fest, vor allem bei Spitzentechnologien und wissensintensiven Dienstlei stungen. Daher fordern sie Bund und Länder auf, die Förderung in Qualität und finanziellem Umfang in den nächsten Jahren unbedingt fortzusetzen. Die Erklärung enthält zehn Forderung, in denen Problemfelder an gesprochen werden. Dazu zählen unter anderem die Unterstützung der Gründung innovativer Unternehmen und der Bildung innovativer Netzwerke; Sicherung der Fortsetzung der Projekt- und einzelbetrieblichen Förde rung und Beschränkung der steuerlichen FuE-Förderung auf Großunternehmen; Präferierung der FuE-Förder maßnahmen in strukturschwachen Regionen, um dort auch den regionalen Strukturwandel zu beschleunigen. Die Verbände empfehlen, dass Bundes- und Landes regierungen, Wirtschaftsverbände und Wissenschafts organisationen gemeinsam ein Konzept für die FuE-, Innovations- und Technologieförderung mindestens für einen Zeitraum der nächsten fünf Jahre erarbeiten, und dass es trotz angespannter Kassenlagen durch Bund und Ländern umgesetzt wird. Sie erklären sich bereit, die Ausarbeitung eines solchen Konzeptes zu unterstüt zen und an der unmittelbaren Umsetzung mitzuwirken. Der Abend – Freibier gebraut im IPW Ab 16 Uhr laden Unternehmen aus dem Manfred von Ardenne Gewerbezentrum zum Rundgang zu Ausstel lungen und Fachvorträgen. Die mrt GmbH gewährt Einblick in ihr neues Laborgebäude, das in Erbpacht auf dem Gelände entstand. Um 18 Uhr läutet der stell vertretende Bezirksbürgermeister Michael Scheider die Abendveranstaltung ein. Die Gäste erwartet Musik, kulinarisches vom Grill und ein speziell zu diesem Anlass im IPW gebrautes Festbier. © Foto: Christian Thiel / OSTKREUZ Viel erlebt. Viel geschafft. Noch viel vor. Seit 60 Jahren. 27 Andere bleiben klein – Sie wollen wachsen. Unternehmer schaffen Arbeitsplätze, wir unterstützen Sie dabei: Ob Wachstum oder Innovation, die IBB ist Ihr verlässlicher Finanzierungspartner. Wir beraten Sie gern: Telefon: 030 / 2125-4747 E-Mail: zukunft@ibb.de www.ibb.de/wachsen